Abonnement: Badiſche Volkszeitung.) 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 30 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pto Quartal. Emzel⸗Nummer 5 Pfg. In ſera te: Die Colonel⸗Zeile. 28 Pfg⸗ Auswärtige Inſerate 80„ Die Reklame⸗Zeile.. 1 Mark Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. Schluß der Inſeraten⸗Aunahme für das Mittagsblatt Morgens ½ 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. Badiſche Neueſte Nachrichten Anabhängige Tageszeitung. Täglich 2 Husgaben (ausgenommen Sonntag) Eigene Redaktionsbureaus in Berlin und Karlsruhe. Crtannheimer Voltsblatt) elegtunmAdreſte „General⸗Auzeigen, Maunheim“, Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten 341 Redaktioaa„n 377 Expedition und Verlags⸗ 85 buchhandlungg 218 Nr. 362. Montag, 8. Auguſt 1910. (Abendblatt.) Franzöſiſche oder deutſche Kultur in der Türkei? Eine der hervorragendſten Perſönlichkeiten der neuen Türkeſ, der Finanzminiſter Diavid Bey, hat bei ſeinem Aufenthalte in Paris ſich gegen einen Ausfrager des„Temps“ u. a. dahin ausgeſprochen:„Kein anderes Land ſteht uns in moraliſcher Hinſicht näher als Frankreich, das ſich in poli⸗ tiſcher Hinſicht in vollſter Harmonie mit uns befindet. In materieller Hinſicht endlich hat kein Land ſo viel Kapitalien in der Türkei engagiert als Frankreich.“ Und weiter:„Unſer Wunſch wäre, euch immer zahlreicher die jungen Ottomanen au ſchicken. Dieſe moraliſche Durchdringung hat für uns einen ungeheuren erziehlichen Wert“. Der Miniſter ſpröcht hier den Satz von der engen Ver⸗ bindung zwiſchen Kultur und Wirtſchaftsleben aus, der gerade in den Beziehungen der Türkei zu Frankreich mit Händen zu greifen iſt. Das franzöſiſche Kapital in türkiſchen Unternehmungen beträgt 2 Milliarden 600 000 Franks gegen 750 Millionen engliſches und 900 Millionen deutſches Kapital, 55 pCt. der ottomaniſchen Schuld ſind in franzöſiſchen Hänmden, 36 des fremden Kapitals in der Türkei ſtanumt aus Frankreich. Eben erſt ſind von den 10 000 Kilo⸗ metern neuer Straßen, die in den nächſten 2½ Jahren in der Türkei gebaut werden ſollen, 9000 an eine franzöſiſche Geſellſchaft vergeben worden. Das würde nicht entfernt in dieſem Maße der Fall ſein, wenn die junge Türkei nicht ihre Kultur aus Frankreich bezogen hätte. Die jungtürki⸗ ſchen Patrioten haben alle in Frankreich ſtudiert; franzöſiſch iſt die Sprache, die jeder gebildete Türke ſpricht; aus den franzöſiſchen Blättern bezieht die Türkei meiſt ihre euro⸗ päiſchen Nachrichten; die franzöfiſchen Journale„Stamboul“ und„La Turquie“ find die geleſenſten von den in Weſb⸗ lärdiſcher Sproche erſcheinenden Zeitungen Konſtantinopels. Dieſe Verbreitung der franzöſiſchen Sprache und Kultur aber iſt das Ergebnis der weitſchauenden Poltitik Napoleons III., der ſeine Profeſſoren nach Galata⸗Serai, der einzigen wirk⸗ lirhen höheren türkiſchen Schule neben der Univerſität ent⸗ ſandte; iſt der Erfolg der reſtloſen Arbeit der Miſſion Caique, die mit ihren 800 Schulen und der Subventionierung des franzöſiſchen Unterrichts an den türkiſchen Schulen allen anderen Nationen bei weitem den Rang abgelaufen hat. Seit der Begründung der Konſtitution hat Frankreich weitere un⸗ geheure Fortſchritte gemacht. Die junge Türkei dürſtet nach Bildung. Der Kultusdirektor Muſtafa Beha Bey drückte das Fürzlich ſo aus:„Was fehlt den Völkern des ottomaniſchen Reichs, um gegen den Fortſchritt hin zu marſchieren? Nur die Bildung. Die Bildung iſt das einzige Mittel zur Be⸗ freiung des menſchlichen Geiſtes. Ohne ſie iſt jede Tat leer, jedes Bemühen kindiſch“ Die Bildung aber, die ſie ſo er⸗ ſehnt, ſucht die neue Türkei jetzt in Frankreich. Eben jetzt veranſtalten die Cours de Francais in Konſtantinopel unter der Protektion der franzöſiſchen Geſandtſchaft und des offizisſen jungtürkiſchen Journals„Tanin“ eine Studien⸗ reiſe nach Frankreich, die Exkurſtoniſten werden in den franzöſiſchen Kollegs und Lyceen wohnen; bei dem geringen Preis von 25 türkiſchen Pfund für die Reiſe ntit allen Aus⸗ gaben iſt eine ſehr ſtarke Teilnahme ſicher. Soeben hat der türkiſche Unterrichtsminiſter Ferienkurſe für den Unterricht in der franzöſiſchen Sprache an der Konſtantinopeler Uni⸗ verſität eingerichtet. Ueber 400 junge Ottomanen ſtudieren gegenwärtig in Frankreich, davon 150 als Stipendiaten der türkiſchen Regierung und 50 mit Subvention des Komitees „Einigkeit und Fortſchritt“. Wenn Deutſchland in der Türkei einigermaßen konkurrenzfähig bleiben, einigermaßen ſich einen Einfluß ſichern will, muß es verſuchen, den Weg auch zu beſchreiten, den Frankreich gegangen iſt. Bisher ſind die Beſtrebungen, deutſche Kultur nach dem osmaniſchen Reiche zu tragen, mehr als dürftig geweſen. Die deubſchen Schulen in Saloniki, Konſtantinopel, Smyrna und die Miſſionsſchulen der deut⸗ ſchen Orientmiſſion ſind faſt die einzigen Verſuche in dieſer Richtung geweſen, und wie wenig hat das Reich übrig gehabt für dieſe Kulturmittelpunkte, die doch in erſter Linie den eigenen Volksgenoſſen zu gute kommen! Die Kurſe der deutſchen Schule in Konſtantinopel in der deutſchen Sprache für Offiziere und Kaufleute ſind das Einzige, was ſeit der Konſtitution von deutſcher Seite unternommen iſt. Dabei ſind Anknüpfungspunkte wohl vorhanden. Vor⸗ läufig weniger bei den Türken, als bei dem Volk, das ſehr bald in der neuen Türkei eine noch viel bedeutſamere Rolle ſpielen wird, als es das jetzt ſchon tut: bei den Armeniern. Die Türken mit ihrer angeborenen Herrſcher⸗ natur haben von je die fleißigen und intelligenten Armenier für ſich arbeiten laſſen. Armenier ſitzen überall in den Bureaus, deren Vorſtand natürlich ein Türke iſt; der türkiſche Miniſter für die öffentlichen Arbeiten, der die Konzeſſionen zu vergeben hat, war bisher ſtets ein Armenier. Die Armenier aber wiſſen den Wert der deutſchen Kultur zu ſchätzen. Aus dem ruſſiſchen Armenien ſtudieren üher 200 junge Leute auf deutſchen Hochſchulen: die Armenier ſind die Träger der deutſchen Kultur im Kaukaſus, ſie haben es zuwege gebracht, daß an den Gymnaſien in Tiflis die deutſche Sprache die franzöſiſche immer mehr verdrängt. Auch die führenden armeniſchen Kreiſe in der Türkei ſind deutſcher Kultur zugänglich. Der armeniſche Patriarch Turian, dem das geſamte armeniſche Schulweſen in der Türkei unterſteht, erklärte ſich einem Mitarbeiter der „Deutſch⸗aſiatiſch⸗afrikaniſchen Korreſpondenz“ gegenüber im vorigen Jahre bereit, deutſche Lehrer an ſeinen Schulen an⸗ zuſtellen, wenn ſie ihm aus Deutſchland geliefert würden. Der Chefredakteur einer der bedeutendſten armeniſchen Zei⸗ tungen Konſtantinopels machte gleichfalls den Vorſchlag, in Adana, das ſehr bald nach Weiterführung der Bagdadbahn ein Zentralpunkt Kleinaſiens werden wird, eine deutſche Hochſchule ähnlich dem Robert College in Konſtantinopel und der Beiruter Hochſchule zu errichten. Jedes ziviliſatoriſche Unternehmen in Adana dürfte gerade jetzt, wo die Wunden des Maſſacres vom April 1909 noch nicht vernarbt ſind, ſo⸗ wohl bei dem armeniſchen wie dem armeniſch⸗katholiſchen Patriarchen(der vorher Biſchof in Adana war) jeglicher Unterſtützung ſicher ſein. Wir brauchen einen deutſchen Schulverein für den Orient, der mit Unterſtützung der Regierung dieſe ausfichtsvollen Aufgaben in die Hand nähme! Stimmen abgegeben worden: Politische Uebersicht. * Mannheim, 8. Auguſt 1910. Sozialdemokratie und ihre Mitläufe Die ſozialdemokratiſche„Arbeiterztg.“ in Dortmu warnt ihre Parteigenoſſen, ſich bei der Spekulation auf 1 Reichstagsmandate allzuſehr auf die Mitläufer zu verl Sie ſchreibt:„Kein Zurechnungsfähiger wird behaupten, da die Zahl der überzeugten Sozialdemokraten ſich ſeit 190 verdreifacht habe.“— Angeſichts dieſer Warnung vor d Hoffnung auf die Mitläufer iſt die Frage berechtigt: We iſt Sozialdemokrat und wer Mitläufer? Nach dem ſozi⸗ demokratiſchen Organiſationsſtatut„gehört zur Partei Perſon, die ſich zu den Grundfätzen des Parteiprograr bekennt und Mitglied der Parteior gan ſation iſt.“ Danach wären alſo wirkliche Sozialdemo⸗ kraten nur die Mitglieder der ſozialdemokratiſchen Wahl⸗ veveine und alle andern ſozialdemokratiſchen Reichstags⸗ wähler lediglich Mitläufer. Nun iſt am Dienstag in Generalverſammlungen der ſozialdemokratiſchen Verei Berlin feſtgeſtellt worden, daß dieſe Vereine gegenwär genden Mitgliederbeſtand an Männern und Frauen beſitze wobei in Klammern die Zahl der weiblichen Mitglieder gegeben iſt: Berlin 1 848(105), Berlin 2 4781(36. Berlin 3 2494(etwa 150), Berlin 4 22 927(2796), Berlin 1795(195), Berlin 6 28 981(3509)., Bei den letzten Reichs tagswahlen im Januar 1907 aber ſind ſozialdemokratiſche in Berlin 1 5042, Berli 35 286, Berlin 3 14259, Berlin 4 82 039, Berlin 5 15 029 Berlin 6 99 560. Damach ſtetzen alfo 251 215 ſozia Swählern in Berlin 61826 kratiſchen Reichstagswähle FV die Frauen und die Männer in noch nicht wahlb Alter mitgezählt ſind. Werden dieſe mit etwa gerechnet, ſo ſind unter rund 250 000 ſozialdemokr i Reichstagswählern etwa 50 000 wirkliche Parteim auf die die Beſtimmung des Organiſationsſtatuts „Zur Partei gehört jede Perſon, die ſich zu den Grund des Parteiprogramms bekennt und Mitglied Partejorganiſation iſt.“ Der Verein für Handlungs⸗ non 1858, der über 100 000 Mitglieder zählt, hielt in Dresden u zahlreicher Beteiligung ſeiner Delegierten den z Voreinstag ab. Das erſte Referat hielt das Verwaltungsmitg Heinrich Meyer⸗Hamburg über„die Beſtrebungen Verſtaatlichung des kaufmämniſchen Stel nachweiſes und ihr Einfluß auf die Gehaltsreform Handlungsgehilfen. Nach einem allgemeinen Ueberblie ——— Feuilleton. Das Mozartfeſt in Salzburg. (Eigenbericht des Mannheimer„General⸗Anzeiger.) III. Die Konzerte. Eine Reihe Monſtrekonzerte begleitete die Theaterauffüh⸗ rungen des Feſtes. Nicht weniger als deren ſechs waren darin enthalten. Ein Chorkonzert leitete ein. Es enthielt das Ave verum und das Requiem, Mozarts herrlichen Schwanengeſang; hier führte Reiter, der Direktor des Salzburger Mozarteums. Dem folgten zwei Kammermuſikmatineen und zwei Symphonie⸗ Konzerte. Die erſte der Matincen beſtritten die Quartettver⸗ einigung Fitzner, die Farrar und Ernſt v. Dohnanyi, der meiſter⸗ liche Mozartſpieler. Nicht oft gehörte und altbekannte Werke Mozarts, wie die Symphonie in D⸗dur und die in.moll— die ſo charakteriſtiſche für den ſpäteren Mozart— und das Violin⸗ konzert in-dur, das der vornehme Geiger Profeſſor Fleſch ſtatt Marteau ſpielte, wechſelten da miteinander, unterbrochen mit Mozart'ſchen Kurioſitäten wie dem Hornquintett, in dem die Hornſtimme konzertiert und die Streichinſtrumente, ſelbſtändig und charakteriſtiſch behandelt, begleiten, der Arie der Aminta aus II re pastore, einer für Hoffeſtlichkeiten in Salzburg komponier⸗ ten Gelegenheitsoper, u. a. neuartig in Zuſammenſetzung wie im Gegebenen war das letzte Kammermuſikkonzert. Es brachte zwei ſelten gehörte Werke für Blasinſtrumente, ein Quintett für Kla⸗ vier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott und die Serenade für 13 Blasinſtrumente, zwiſchen denen ein paar Geſangsduette— auch wegen der ſehr unvorteilhaften Ausführung. durch eine Leip⸗ geſättigten Klang, der Ausführung kommen, ziger und eine Berliner Sängerin, denen ſchon die Unverträglich⸗ keit zwiſchen Berlin und Leipzig am richtigen Zuſammengehen hinderlich ſein mußte— hübſch beſcheiden verſchwanden. So war ein einheitlicher Eindruck da, aber er konnte dauernd nicht feſſeln. Die Blasinſtrumente haben für Kammermuſik den Nachteil— für die Zuhörer wie für die Ausführenden— daß ſie zu ſchnell ermüden. In ihrem Enſemble ſelbſt ergeben ſich für den ſie Mei⸗ ſternden wundervolle Klangwirkungen und ſatte, dunkel und tief⸗ glühende Farben, melancholiſch⸗düſter und ſchmerzlich⸗ſehnend, ſelten ganz ausgelaſſen und heiter. Auf ſchwer wogendem Grunde kann ſich wie in der Serenade— nur Wagner hat noch ſolche Effekte— ſehnend der Klang der Oboe oder der Klarinette ſchweben ſie können ſich mit immer neuem Reiz ablöſen und ſich mit ein⸗ ander verbinden zu kräftig geſteigerten Akzenten. Das Fagott kann einen derben, groben Humor ſpielen laſſen und die anderen Inſtrumente ihn ebenſo und in einigen feineren Nuancen mit⸗ machen. Aber ſie ermöglichen trotzdem zu wenig dauernden Reiz, zu wenig dynamiſche Schattierung, nicht genug ſchwellenden, kon⸗ nicht die unerſchöpfliche Wirkſamkeit der Streicher, ihre rhythmiſche Präziſion, den Schwung und die voll⸗ endete Ruhe ihres Tons. So mochte es zuſammen mit den ungewöhnlichen Schwierigkeiten und der Unzubverläſſigkeit daß die Blasmuſik ein Stief⸗ kind der Kammermuſik wurde. So auch, daß der Eindruck ſchnell verblaßt und die Aufnahmefähigkeit ſelbſt bei ſo gedankentiefen Werken wie dem Klavierquintett und bei ſo gra⸗ zibs zierlichen kleinen Formen wie denen der Serenade ermüdet. Und das war wegen der nur ſelten getrübten Ausführung durch die tüchtigen Muſiker des Wiener Philharmoniſchen Orcheſters gewiß ſchade. Einen letzten Höhepunkt gab danach das ſechſte Feſt⸗ konzert unter Dr. Muck. Es war eine wahrhafte Krönung des Feſtes, ein Abſchluß, deſſen ſieghafter Glanz noch lange nach⸗ eröffnete. Ein lleines Labinetiſtück, friſch und lebhaft Farben, jugendlich drängend und männlich tief, klar un kt der leichten Tändelei des Schlußſatzes noch an Haydn gemahnend, aber von innerem Leben befeelt, das Muck mit Wiener Philharmonikern ſprühen und voll aufglühen ließ gleich lebensvoll, tiefer und eigener, der Melancholie de und der unberwüſtlichen Daſeinsfreude des Meiſters vo darauf das-moll Klavierquartett, eines der zu Unr t gekannten und ſelten geſpielten. Ein kraftvolles Allegr ein, ein zartduftiges Geranke leichter Formen und inniger Rokokopoeſie iſt ſein Kern, in luſtigem, ausge doch immer anmutigem Allegretto klingt es aus. Gabriele Leſchetizky(Wien) hat es geſpielt, klar und der Auffaſſung, für eine Frau mit auffallender Größe u im Anſchlag, kräftig im Baß und mit leichter Zierlichke Melodieführung, nur gelegentlich mit einer gewiſſen Nüchtern und eckig, wenn der Gedankenflug von der ſonnigen Höhe Mozartſchen Kunſt ſich herabſenkte zur ſchwerlaſtenden Erden Dagegen gehalten, wirkte ganz von Begeiſterung getragen un vollſtem Mitfühlen gegeben Lillt Lehmanns Arie der Fio aus Coſt fan tutti, einer jener vielen Perlen des unglü Werkes. Sie ſcheint in Mozart wirklich aufzugehen und Kunſtbegeiſterung hatte ſichtlich das Feſt und das Bewußtſe ſeines Wertes noch die eigene Note gegeben. Darum konnte m dieſe Begeiſterung und ſolchen Willen getroſt hinnehmen f Tat, die damit nicht ganz ſich deckte, und darum zuma weil dieſe Begeiſterung ſich hinüberſchlug auf den Abſchlu Abends, die große Jupiterſymphonie, Mozarts ſympf Meiſterwerk voll titianiſcher Kraft und herrlicher Ti⸗ müts. Die Wiener Philharmoniker mit Dr. Muce 8 2. Seite. Seueral⸗Auzeiger.(Abendblatt.) Manuheim, 8. Auguſt. ſplittern, die Frauenarbeit im Handelsgewerbe gefördert und das der männlichen Handlungsgehilfen herabgedrückt würde. ‚ Ueber„die ſozialpolitiſchen Ergebniſſe des gegenwärtigen Reichstages für die Privatangeſtelkten, insdefondere die Handlungs⸗ gehi[fen“ ſprach hierauf das Verwaltungsmitglied Georg Dicßzke⸗Hamburg. Die Verſammlung nahm im Anſchluß am das Referat faſt einſtimmig folgende Entſchließung an:„Der Vereinstag des Vereins für Handlungs⸗Commis von 1858 richtet im Namen von mehr als 100 000 Mit⸗ gliedern an Bundesrat und Reichstag das dringende Erſuchen, im der Sozialpolitik für das Handelsgewerbe nunmehr ſo manche ſpruchreife, kaum noch ernſtlich beſtrittene Fragen zur geſetzgeberiſchen Löſung zu bringen. Zu dieſen Fragen rechnet der Vereinstag in erſter Linie die Neuregelung der Sonntagsruhe im Sinne ſeiner Eingabe vom Februar 1910, die Regelung der Arbeitszeit in den Kontoren im gleichen Sinme, die zweifelsfreie Faſſung des§ 63..B. gemäß den wiederholten Beſchlüſſen des Reichstages, die Abänderung der§8 74 und 75 H..B. durch vollſtändige Aufhebung der Konkurrenzklauſel oder eine ſonſt einwandfreie Reform, welche jeden wirtſchaftlichen Nachteil für die Angeſtellten aus⸗ ſchließt, die Sicherung des Vereinigungsrechts aller Arbeit⸗ wehmer, die reichsgeſetzliche Einführung des obligatoriſchen Fortbildungsſchulunterrichts für alle Jugendlichen unter 18 Jahren. Ferner wünſcht der Vereinstag nachdrücklichſt: Kaufmannskammern mit paritätiſcher Beſetzung, möglichſt ſchon auf der Grundlage des gegenwärtigen Geſetzentwurfs über Arbeitskammern, als ſelbſtändige Angeſtelltenabtei⸗ Fungen für das Handelsgewerbe; Handelsaufſichbehörden nach dent Vorbilde der Gewerbeinſpektionen und mit handels⸗ fachlich ausgebildeten Beamten; den einheitlichen Ausbau der Kaufmannsgerichte zu Bezirksgerichten, damit die allen deut⸗ ſchen Handelsangeſtellten ohne Rückſicht auf den Wohnort zu Gute kommen. Wenn ſchließlich der Vereinstag noch zu den lartfenden Arbeiten des Reichstages Stellung nimmt, ſo be⸗ grüßt er darin die Beſtrebungen zur Vereinheitlichung und Ausgeſtaltung des fozialen Verſicherungsweſens, insbeſondere die Einbeziehung des Handelsgewerbes in die Unfallverſiche⸗ rung, wie ſie in der Reichsverſicherungsordnung ihren Aus⸗ druck findet, muß jedoch daran feſthalten, daß den berechtig⸗ ten Sonderbedürfniſſen der Angeſtellten durch Beibehaltung der freien Hilfskaſſen entſprochen werde.“ Den letzten Vortrag hielt Verwaltungsdirektor Dr. Thiſſen über„die Konkurrenzklauſel und andere Unfreiheiten des kaufmänniſchen Dienſt⸗Vertrages.“ Der Redner verwarf jede Konkurrenzklauſel und ſprach ſich auch gegen geheime Abmachungen unter Firmen und Verbänden gegenüber dem Stellenwechſel der Angeſtellten aus. Eine weitere Unbilligkeit ſeien die hohen Konventionalſtrafen oder Gehaltsabzüge für Fehler der Angeſtellten. Angeſtellten⸗ Ausſchüſſe müßten einen Erſatz der früheren perſönlichen Fühlung zwiſchen Angeſtellten und Arbeitgebern bilden. Non den badiſchen Ataatsbahnen. Betriebsjahr 1909. I. Auch die Arbeiten für die Verlegung des Karlsruher Per⸗ ſonen⸗Bahnhofs nahmen einen guten Fortgang. Von den zu be⸗ fördernden Abtragsmaſſen wurden 1950000 Ebm., etwa 60 Proz. abgetragen. Von neuen Bahnen iſt die Fortſetzung der Murgtalbahn von Weiſenbach bis zur Landesgrenze zu erwähnen. An chienengleichen Wegübergängen wurden im Berichtsjahr 34 beſeitigt, was einen Koſtenaufwand von 912 549 Mark verurſachte. Es treffen ſomit auf eine Beſeitigung durch⸗ ſchnittlich 26840 Mark. Ende 1909 ſind noch 1454 Wegübergänge borhanden. Von 1900 bis 1908 einſchließlich wurden insgeſamt 146 Uebergänge beſeitigt. Von dem erwähnten Bauaufwand entfallen 1909 auf Fahr⸗ zeuge 9 742 198,64 Mk. Lokomotive ſind 1909: 825(1908: 815); Perſonenwagen 1909: 2048,(1908: 1954), Laſtwagen 1909: 18 114, (1908: 16 925) vorhanden. Die Zahl der Beamten betrug 1909 11619(1908: 10 389), die der Arbeiter 16079(1908: 17 381). Der Aufwand für die ſämtlichen letat⸗ und nichtetatsmäßigen) Beamten belief ſich auf 25 702 901(1908: auf 23 267 223) Mk., derjenige für die Arbeiter auf 21 274 303(1908: 23 199 235) Mk. Für die Wohlfahrtszwecke wurden außerdem 4 150 413(1908: 3 374 269) Mk. aufgewendet. Im Berichtsjahre wurden insgeſamt 50 031658(1908: 48 096 898 Perſonen befördert, was einer Einnahme von 27 096 514(1908: 25 904 866) Mk. entſpricht. Nach Prozenten ſtellten: J. Kl. 3,64(3,69), II. Kl. 16,81(17,81), IIIa⸗Kl. 33,37(32,33) IIIb⸗Kl. 44,04(44,42), Militär 2,14(1,75) Prozent.— Güter lohne Poſt⸗, Militär⸗ und Dienſtgut) wurden 17832 489 Tonnen (17045 714.) befördert, die mit den Nebenerträgen eine Summe von 58 578 337 Mk.(57 182 072 Mk.) einbrachten. Rechnungsergebniſſe des Bahnbetriebs. Betriebsrechnung weiſt aus: 1909 Die 1908 Geſamteinnahme 101 153 335,28 Mk. 98 382 958,16 Mk. Geſamtausgabe 77 565 344,93 WMk. 84 531971,37 Mk. Betriebsüberſchuß 28 587 990,35 Per. 18 850 986,79 Det. 1909 gegen 1908 Geſamteinnahme 2770 377,12 Mk.. 2,82 9% Geſamtausgabe— 6 966 626,44 Mk.— 8,24 0½ Betriebsüberſchuß + 9 737 003,56 Mk. + 70,30% Die Geſamtausgabe beträgt in Hundertteilen der Geſamt⸗ einnahme(Betriebskoeffizient): 1909 1908 1909 gegen 1908 76,68 85,92— 9,24 1840 wurden insgeſamt 772 214576 Mk. Ueberſchüſſe er⸗ zielt. Weltkongreß für freies Chriſtentum. (Eigener Berichi). Wiiee 5 sh. Berlin, 7. Auguſt. Der zweite Tag des Weltkongreſſes für freies Chriſtentum und religiöſen Fortſchritt brachte, nachdem die Teilnehmer von dem Ausfluge nach Potsdam zurückgekehrt waren und gelegent⸗ lich des geiſtlichen Konzerts in der Marienkirche einen Kranz mit weißer Schleife am Luther⸗Denkmal niedergelegt hatten, vier gleichzeitige Sonderverſammlungen. Die wichtigſte dieſer, wie ſchon aus der Zahl der Beſucher zu erkennen war, tagte im Kaſinoſaal unter dem Vorſitze des Paſtor Lic. Schneemelcher (Berlin) und beſchäftigte ſich mit dem Thema: Die Religion und der Sozialismus. Den einleitenden Vortrag hielt Paſtor Elie Geunelle, der Herausgeber der„Revue du Chriſtianisme Sozial“ (Paris). Er führte u. a. aus: Wir dürfen nicht das Proletariat einfach als eine Gefahr für die Zukunft anſehen, wir müſſen uns bemühen, das Volk in ſeinem Beſtreben, nach oben zu kommen, zu verſtehen. Das Volk muß merken, daß ihm von ſeiten der Beſſergeſtellten Liebe entgegengebracht wird. Dazu kommen noch andere Beweggründe für uns Chriſten. Wir müſſen nach dem Vorbilde der Lehre Jeſu neu geboren werden, es muß eine Wandlung unſeres inneren Lebens vor ſich gehen, wenn wir praktiſch ſozial tätig ſein wollen. Früher ſuchte der einzelne nur ſein Seelenheil, Rauſchenbuſch ſtellte zum erſtenmal ein neues Ideal des Chriſten auf, das dahin geht, daß die heilige Geſellſchaft der Zukunft nicht nur das perſönliche Wohl erſtreben ſoll, ſondern auch das ſoziale Wohl. Die Perſönlich⸗ keitsidee von Jeſus muß in uns wachſen. Unſere ganze Kultur, die durch die moderne Theologie eine anthropozentriſche gewor⸗ den iſt, muß wieder chriſtozentriſch werden. Wir müſſen Chriſtus als den Menſchen begreifen und lieben lernen, der keine Geſetze geben, ſondern nur Befreiung bringen wollte.(Lebhafter Beifall). Der ſozialdemokratiſche Schriftſteller Dr. Max Mauren⸗ brecher(Erlangen) behandelte das Thema: Der Sozialismus als eine neue Stufe der Religion. Er führte aus: Unſere Arbeiter hatten von den Kulturgütern keine Ahnung, ſie waren ja keine freien amerikaniſchen Bür⸗ ger, ſondern in Oſtelbien Jahrhunderte von allem geiſtigen Leben abgeſchnitten. Die Kirche hat ſie etwas auswendig lernen, aber nichts erleben laſſen. Das erſte was ſie erlebten, war der⸗ Gedanke: wir ſind eine Maſſe, die gemeinſam die weltgeſchicht⸗ liche Aufgabe hat, der Menſchheit eine neue Zukunft zu ſchaffen, eine neue Periode der Weltgeſchichte durch unſere Arbeit und unſeren Willen herbeizuführen. Dadurch, daß ſie wie eine Offen⸗ barung in die Tauſende hineinfiel, die vorher kot waren, dadurch haben die Arbeiter etwas unbewußt geleiſtet, für das die Reli⸗ gionsgeſchichte tauſende von Jahren bedurft hat. Sie haben die Frage beantwortet, die ſchwere Frage nach ihrem perſönlichen, nach dem Warum für das Leid, in dem ſie ſitzen. Wir wohnen auf der Schattenſeite des Lebens, wir haben keine Freude von den Schätzen unſerer Arbeit, warum müſſen gerade wir, die wir auch fühlende Menſchenherzen haben, in dieſem Zuſtande geboren ſein und tauſend anderen geht es gut. Warum das Leid? Das Chriſtenkum kennt immer nur dieſelbe Antwort: zur Prüfung und Bewährung und Belohnung im Jenſeits. Und ſo bald die Hoffnung auf das Jenſeits ſchwand, ſeitdem das Weltbild der realen Wirklichkeit die Gemüter der Menſchen erfaßte, und ihnen die Welt des Glaubens ſchwand, da fiel dieſe Löſung der Frage nach dem Warum wieder zuſammen. Erſt der Sosialis⸗ mus hat auf dieſe Frage die Antwort gefunden: Das Leid hat haben damit ſich ſelbſt übertroffen. Worte können nicht genügen, den Eindruck feſtzuhalten, dieſen ſieghaften Glanz des Orcheſters, dieſe kraftgeſättigte Fülle und Schönheit des Klanges zu zeichnen. Hier war eine Gehobenheit der Stimmung die Grundlage des Nachſchaffens, die allein zu der Höhe der Kunſt führt, hier jedes Inſtrument von der Vollendung, die Mozart vorſchwebte und die ſo ſelten aus dem Ideal zur Wirklichkeit wird. Eine Klangſchön⸗ beit und ein Schwung bei den Streichern, von den Geigern bis zn den wundervoll feſten und ſchönen Bäſſen, eine Weichheit der Bläſer, eine Disziplin im ganzen und im Eingehen auf jede Nuance, die geradezu überwältigte. Auch Dr. Muck hatte an Dieſer Lebensfülle ſeinen Anteil. Er brachte ſie in Form und gab nen Maß, er meiſterte dieſe Maſſen mit einer Ruhe und Sicher⸗ Heit, die dieſem glühenden Leben gerade entgegengeſetzt ſchien und es doch in ſich trug. Das war Jupiters Allmacht, in die Gewalt der Tönen ge⸗ zzwungen, das höchſter Flug menſchlichen Denkens, der weit hin⸗ ausführt über die Schwere irdiſchen Seins. Dieſe Befreiung, dießes herrliche Leben, das da entgegenſchlug, wird dem unver⸗ geſſen bleiben, der es mitlebte. Dieſer Glanz wird hinausſtrahlen Aber das Feſt, ein leuchtendes Vorbild und immer lebendige Er⸗ Annerung. Die Ovationen des Publikums, wie ich ſie nur ſelten erlebt, zeigben, wie ſehr dieſe Gewalt gegründet, und dem Kritiker ſtärkten de die Gewißheit, daß er wirklich ein Diener der Kunſt ſein kann. enn er ſolchen Eindrücken das verbreitende Wort reden 5 Dr. H. Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Die Ehe Felix Mottls iſt gerichtlich geſchieden worden. Anderf⸗ Halb Jaßhrzehnte war Felix Mottl mit ſeiner bisherigen Gattin, hartner, ſeiner Wiener Landsmännin, — Standhartner war ſeiner Zeit die gefeierte jugendlich dramatiſche Sängerin des Karlsruher Hoftheaters, als Mottl dort die Oper leitete. Die ſchöne und ſehr begabte Künſtlerin war nun anſcheinend für den bürgerlichen Hausfrauenberuf nicht ſo recht begabt, und die Schwierigkeiten, in die Mottl dadurch zeit⸗ weilig geriet, ſind gelegentlich einer großen Münchener Prozeß⸗ verhandlung Gegenſtand der Erörterung geworden. Ein ſehr laut auftretendes— ſo laut, daß die Diskretion nicht mehr möglich und nicht mehr nötig iſt— Münchener Gerücht beſagt, Mottl würde ſich mit der Münchener Opernſängerin Zdenka Faßbender ver⸗ heiraten. „Der diplomatiſche Urſprung des Krieges 1870—71“ ſo betitelt ſich ein Werk, das binnen kurzem in der Verlagsanſtalt für Literatur und Kunſt, Berlin NW. 23, erſcheint. Es iſt dies die einzig autoriſierte Ueberſetzung des zu gleicher Zeit in franzöſiſcher Sprache erſcheinen⸗ den Diplomatenwerkes„Les Origines Diplomatiques de la Guerre 1870—71“, das in etwa 8 Bänden im Auftrage der franzöſiſchen Re⸗ gierung vom Miniſterium des Auswärtigen herausgegeben wird. Das Werk bringt im beglaubigten Wortlaut alle geheimen Urkunden, De⸗ peſchen und den Briefwechſel zwiſchen den intereſſierten europäiſchen Regierungen, Fürſtlichkeiten, Staatsmännern und Diplomaten, die direkt oder indirekt auf die Entſtehung des Krieges von 1870—71 von Einfluß waren. Der Urſprung des Krieges wird, ſo ſchreibt der Ver⸗ lag, bis auf das Jahr 1863 zurückgeführt, und erhalten wir ſomit gleichzeitig genaue Kenntnis von den wirklichen diplomatiſchen Vor⸗ gängen in den Jahren 1864 und 1866, ſodaß das Werk gleichſam eine kontrollierende Geſchichte des däniſchen und öſterreichiſchen Krieges 57 ſämtlichen der Oeffentlichkeit bisher unbekannt gebliebenen etails iſt. Jebe Schlaf hat, wie wir mitgeteilt haben, in„Nord und Süd“ einen Aufſatz„Unhaltbarkeit der kopernikaniſchen Auffaſ⸗ ſung“ veröffentlicht. Schlaf hat wenigſtens eines erreicht: Eine An⸗ zahl der von ihm allerdings nicht beſonders hochgeſchätzten Fach⸗ gelehrten hat ſich die Mühe gemacht, Schlaf zu widerlegen. Sie beſorgten es mit Eifer und mit Erfolg. Schlaf wird nun wohl ſelbſt zur Einſicht kommen, daß es nicht ſo leicht iſt, das Koperni⸗ kaniſche Syſtem umzuſtoßen. Ein Nachklang zu dem Streit um die Florabüſte. Profeſſor Wilhelm Bode, Generaldirektor der königlichen Muſeen hat jetzt eiwe geharniſchte Philippika unter dem Titel„Leonardo da Vinci“ fertig geſteln, in der et die von ſeinen Gegnern erhobenen Vor⸗ gar keinen Sinn und iſt an ſich brutal und ſinnlos, wenn du nicht einen Sinn hineingießen willſt. Was du daraus machſt, was du durch Kraft und Willen umbiegſt für dein Schickſal, was du tuſt, um das Leid zu bekämpfen, das hat für dein perſönliches Schickſal einen Zweck. Damit hat der Sozialismus erreicht, was alle Religionen vorher verſucht haben: den Anſchluß des kleinen Einzelichs an den gewaltigen Fluß des Geſchehens, der burch die Welt geht und der die Weltgeſchichte iſt. Hier haben wir den Punkt, wo wir ſagen können: Wir ſind verbunden mit der Geſamtheit des Geſchehens. Jeder, der in dieſem Sinne ſein Leben lebt, der darf ſich ruhig ſchlafen legen mit dem Gefühl: Ob groß oder klein, das können wir nicht entſcheiden, aber es kann von jedem eine Welle ausgehen, die eine Teilkraft iſt in der Geſamtwelle des Geſchehens. Der Zweck der Not iſt, was wir durch Willen und Kraft aus ihm machen. Hier taucht eine neue Stufe der Religion auf. Alles, was bei den alten Reli⸗ gionen weſentlich war, iſt auf das Individuum beſtimmt. Die katholiſche Kirche iſt die Gnadenanſtalt, die dem einzelnen ſeine ewige Seeligkeit garantiert, aber der Menſchheit im ganzen überhaupt keine poſitive Aufgabe geſtellt hat, und die lutheriſche Kirche ſteht nicht viel anders da. Die Fragen des Katholizis⸗ mus gruppieren ſich um die Frage der Errettung des Menſchen, des Menſchen als Einzelweſen. Ich will das Problem Religion and Sozialismus nicht beantworten, aber ich möchte es ſtellen und präziſieren. Und da heißt es: Wenn der Gedanke von ſozialen Reformen innerhalb der chriſtlichen Religionen nur ein Gedanke neben anderen iſt, wenn die Religion den Sozialiſten ſagt, das haben wir alles auch und noch viel mehr, dann iſt damit für den Sozialiſten entſchieden, daß wir im Kern des religiöſen Erlebniſſes geſchieden ſind und geſchieden bleiben. Denn für uns iſt das religiöſe Erlebnis ein Glied des Einen, und das Eine iſt ein freſſendes Feuer, ein Sturm, ein Gott, der keine anderen Götter neben ſich duldet. Wem willſt du dienen, der Entwicklung der Menſchheit? Dann iſt das die ganze Auf⸗ gabe, und in der Unbedingtheit dieſer ſittlichen Idee, liegt für uns die Ausſchließlichkeit dieſes Gedankens. Wenn aber die hiſtoriſche Religion ſich auf ihren Urſprung beſinnt, dann iſt es möglich, daß der Sozialismus, den wir erlebten, der Inhalt der ganzen chriſtlichen Frömmigkeit wird, dann ſind wir im Kern des religißſen Erlebniſſes miteinander verbunden, mag die Theorie und der Begriff auch noch ſo verſchieden ſein. Aber was fragen wir nach Begriffen, wir ſind keine Verſammlung von Theologen, ſondern von Menſchen, die ſich über die Fortſchritte der Religion ausſprechen wollen, und wenn wir auf dieſem Standpunkte ſtehen, dann verſtehen wir uns im Tiefſten und Innerlichſten, nämlich in der Form des religiöſen Erlebniſſes ſelbſt.(Anhaltender Beifall). Das Schlußwort hielt Pfarrer Lic. Traub(Dortmund), der das Thema behandelte: Unſere heutige ſoziale Pflicht. Der Redner führte aus: Wir müſſen uns hüten, in der Be⸗ ſchäftigung mit der ſozialen Frage einen Erſatz für unſere reli⸗ giöſe Arbeit zu erblicken, denn dann ſind beide Teile verloren. Wir müſſen uns weiter hüten, uns mit der religiöſen Frage zu beſchäſtigen um einer Nebenabſicht willen und zu glauben, weil man ein guter Chriſt ſei, ſei man bereits fähig in ſozialen Angelegenheiten zu raten. Rein gefühlsmäßige Stimmungen können eher ſchaden wie hüten. Beſonders die Theologen müſſen die Idee aufgeben, daß die wirtſchaftliche Betätigung als Unternehmer an ſich ſittlich gefahrvoller ſei wie andere Berufs⸗ arten. Es iſt ein Irrtum zu meinen, daß das Leben eines Kauf⸗ manns für ein empfindliches Gewiſſen größere ſittliche Kon⸗ flikte in ſich ſchließe, als das Leben des Bauern oder Pfarrers oder Richter. Die Heuchelei, die der thevlogiſche Beruf als eine Gefahr ſtetig mit ſich ſchleppt, die Ungerechtigkeit, die der Rich⸗ ter um des Geſetzes willen auf ſich nehmen muß, ſind um kein Haar leichter zu rechtfertigen, als ein ungerechtfertigter Preis⸗ aufſchlag auf eine Ware. Ich wüßte nicht, was ſchwerer wiegt, ein abenteuerliches Differenzgeſchöft an der Börſe oder das in⸗ haltloſe Pathos einer Grabrede. Die Gewiſſenskonflikte hängen nicht ab von dem Stoff, an dem man arbeitet, ſondern von der Empfindlichkeit des Gewiſſens. Es darf nicht verſchwiegen wer⸗ den, daß jeder von uns ſchon in dem Kreiſe ſeines Hauſes und ſeiner Arbeit eine Menge Anreize zu ſozialer Betätigung fin⸗ det. Dieſe werden dadurch nicht geringer, daß ſie ſcheinbar ſo klein iſt. Führt nun ein Weg von der Religion zur ſozialen Frage? Nach den geſchichtlichen Nachweiſen trug das Reich Gottes im weſentlichen die Züge einer Gemeinſchaft ſozialer Gerechtigkeit und ſozialen Friedens, aber nicht in der Form einer erarbeiteten Kulturgemeinſchaft, ſondern als eines Gottesgeſchenkes. Und gerade darum verliert es wohl für unſer ſittliches Empfinden an Wert. Die Miſerabilitätsſtimmung, die das früheſte Chriſtentum begleitete, wird und muß ſich ändern. Denn entweder hat das Chriſtentum nur den Kreiſen etwas Wirk⸗ liches zu ſagen, die ſich etwa jetzt als fünfter Stand hinter dem vierten erheben, oder die in Jahrzehnten als ſechſter Stand ſich erheben werden. Es wird ſtets nur zu denen gehen, die unter würſe zurückzuweiſen verſucht. Bode gibt darin ſeiner Anſicht Aus⸗ druck, daß die im Kaiſer Friedrich⸗Muſeum befindliche Wachs⸗ büſte der Flora ein Original Leonardo ſei, wenn auch die Echtheit der Büſte urkundlich nicht mehr nachgewieſen werden könne. Gegen die„Fälſchungsriecherei“, ein Schlagwort, das er gegen die Art⸗ griffe ſeiner Gegner in der Flora⸗Angelegenheit geprägt hat, äußerte ſich Geheimrat Bode in einem Schreiben an die Akademie der Wiſfenſchaften folgendermaßen: Man kann darüber ſtreiten, ob ein Werk von dieſem oder jenem Meiſter herrührt, ob es für die Entwickelungsgeſchichte von Bedeutung iſt ufto., aber einig ſollte man ſich darüber ſein, ob es künſtleriſch wertvoll iſt oder nicht. Wer aber ſeine Originalität darin ſucht, das, was andere bisher einmütig bewunderten, für„Fälſchung“,„ſchlechte Nachahmung“ oder„elendes Machwerk“ zu erklären, bekundet dadurch nur ſeine eigene Unfähigkeit, den künſtleriſchen Wert zu erkennen, echt und unecht zu unterſcheiden.“ Eine intereſſante Erfindung Mascagnis. Die„Daily Mail“ weiß von einer Erfindung Pietro Mascagnis zu berichtet, die zwei⸗ fellos, wenn ſie ſich bewährt, in Mufikerkreiſen das größte Intereſſe finden wird. Mascagni, der gegenwärtig eine Konzerttournee in Amerika abſolviert, hat nämlich eine Vorrichtung erfunden, die mit einem Pianino verbunden wird und die Noten, wie ſie geſpielt werden, ſofort zu Papier bringt. Man wird mit Hilfe dieſer Vor⸗ richtung jetzt imſtande ſein, jede muſikaliſche Improviſation ſofort in einer Abſchrift feſtzulegen. — Eine Vereinigung zweier großer Opernhäuſer wird aus London angekündigt. Dort hat ſich der Kapellmeiſter und Opern⸗ unternehmer Beecham entſchloſſen, dem Covent Garden⸗Theater Konkurrenz zu machen und eine große Oper in dem vollſtändig um⸗ gebauten Drury Lane⸗Theater ins Leben zu rufen. Da ihm ſelber wieder eine Konkurrenz entſtand, indem kürzlich ein neues großes Opernunternehmen in London angekündigt wurde, verband ſich Beecham, um dieſem die Spitze zu bieten, mit der Newyorker Metropolitanoper und traf mit ihr eine Vereinbarung, nach der beide Opernhäuſer ihre Repertoires austauſchen, und zwar nicht nur mit allen Dekorationen und Koſtümen, ſondern auch ihr⸗ Starz, die abwechſelnd in Newyork und London ſingen werden. 5 * Maunheim, 8. Auguſt. General⸗sugeiger. Abendblatt.) 3. Seite. Der Sozial⸗Ethiker muß daher für den leiſtungsfähigſten Betrieb volle Sympathie haben. Es gibt eine quietiſtiſche Religioſität, welche der großen Auseinanderſetzung bon Kapital und Arbeit ferneſtehen will. Das Erbe des Prote⸗ ſtantismus verlangt aber von uns, daß wir es verwalten. In unſerem Proteſtantismus iſt von vornherein eine andere Frömmigkeit in die Welt getreten als die kirchliche früherer Zeiten. Die Religion muß ihr Sonntagskleid ausziehen und muß grundſätzlich untertauchen in die ſozial⸗ethiſchen Gedanken⸗ gänge, in welchen ſich ein Stück von Gottes Weſen offenbart. Denn ſicher iſt er da, wo die Menſchheit eine Stufe höherſteigt. Die Aufgabe unſerer Zeit heißt: ſoziale Wiedergeburt und Um⸗ geſtaltung der Völker. Vor dieſer Frage darf ſich die Religion nicht ſcheu zurückziehen. Wenn die Religion neue Arbeit vor⸗ findet, wird ſie leben. Darum dürfen wir gerade den ſtärkſten Kämpfern im ſozialen Kampfe die religiöſe Sehnſucht und den Kampf um den religiöſen Frieden nicht rauben. Die beſten Güter der menſchlichen Seele liegen doch in dieſen letzten Fragen. Von ihnen zehren wir. Die Seele des Menſchen wartet allezeit, daß ihr einer antworte auf ihr fragendes„Ich“ mit einem er⸗ löſenden„Du“,(Lebhafter, anhaltender Beifall). Das Zentralſchiedsgericht im Gipfer⸗ gewerbe. .C. Karlsruhe, 7. Aug. Das Zentralſchiedsgericht verhandelte am Freitag öffentlich über die Berufungen der Städte Kolmar, Pirmaſens, Kaiſerslau⸗ tern, Straßburg, Lörrach und Stuttgart. Die an das örtliche Schiedsgericht zurückverwieſene Karlsruher Angelegenheit ging auch geſtern nicht ohne Zwiſchenfälle vorüber. Die Verhandlungen über die örtlichen Beſtimmungen von Karlsruhe, die von 2 Uhr mit⸗ tags bis abends 9 Uhr dauerten, brachten das gewünſchte Er⸗ gebnis nicht. Am Samstag früh 9 Uhr wurden die Verhandlungen fortgeſetzt und zwar die Berufungsſachen über die Städte Mül⸗ hauſen, Mannheim, Lahr, Offenburg und Heidelberg. Die Verhandkungen dauerten den ganzen Tag. Am Dienstag wer⸗ den vorausſichtlich die Schiedsſprüche für die Berufungsfälle ge⸗ fällt. Eingangs der Verhandlungen wurde durch den Vorſitzenden feſtgeſtellt, ob die Arbeit auch überall aufgenommen iſt, wie es zwiſchen den Zentralverbänden beider Organiſationen aufgrund einer Abmachung vom 29. Juli 1910 vereinbart wurde. Es konnte erfreulicherweiſe feftgeſtellt werden, daß in allen Städten den An⸗ ordnungen Folge geleiſtet wurde, mit Ausnahme Mannheim. In Mannheim weigern ſich die Gehilfen, die Arbeit aufzunehmen, trotzdem ſie von ihrer Zentralorganiſation dazu aufgefordert wur⸗ den. Man will in Mannheim erſt abwarten, was das Zentral⸗ ſchi icht zu der von den Gehilfen eingereichten Berufung ſagt. Das Zentralſchiedsgericht läßt aber wie aus nachſtehendem Schieds⸗ ſpruch hervorgeht, in keiner Weiſe einen Druck von ſich ausüben. Wie bereits gemeldet, hat das örtliche Schiedsgericht in der Karlsruher Angelegenheit ebenfalls keinen endgiltigen Entſcheid gebracht und mutzte ſich das Zentralſchiedsgericht wohl oder übel mit der Angelegenheit nochmals befaſſen. Die Par⸗ zeien haben erklärt, daß ſte nunmehr dieſe örtliche Regelung dem Zeutralſchiedsgerichte unterſtellen. Dieſes wird den Ortstarifver⸗ trag für den Lohnbezirk Karlsruhe feſtſetzen, ſobald es über die Berufungen und notwendigen Ergänzungen in den anderen Lohn⸗ begzirken des Vertragsgebietes ſich ſchlüſſig gemacht hat. In Pforzheim lag die Sache eigentümlich. Die dortigen Gipfermeiſter hatten nicht ausgeſperrt, da ſie keine organiſierten Gehilfen hatten. Aber während der Lohnbewegung iſt die Gehilfen⸗ organiſation von 10 auf ca. 90 Mann angewachſen, ſodaß auch für dort ein Arbeitsvertrag abgeſchloſſen werden ſoll. Auf Vorſchlag des Zentralſchiedsgerichtes am 6. Auguſt 1910 kam eine Verein⸗ barung zuſtande, nach der im Laufe der nächſten Woche Verhand⸗ lungen zum Abſchluß eines Tarifvertrages auf der Grundlage des Zentralbertrags und Ortsvertragsmuſters in Pforzheim zu be⸗ ginnen und wenn dieſelben nicht zur Einigung führen, ſie einem nach Paragr. 8 des Ortsvertrags einzuſetzenden Schieds⸗ gerichte zur endgültigen Regelung zu unterbreiten haben. e Hlus Stadt und Tand. * Maunhein, 8. Auguſt 1910. Gedüchtnisfeier für Albrecht Dieterich. und Ehrenpromotion unſeres Ehrenbürgers Geheimer Kommer⸗ zienrat und Generalkonſul Dr. h. c. Reiß⸗Mannheim. Ueber die Gedächtnisfeier für Albrecht Dieterich und die GEhrenpromotivn unſeres Ehrenbürgers, Herrn Geheimer Kom⸗ merzienrat und Generalkonſul Dr. h. o. Reiß ſchreibt heute die„Heidelberger Ztg.“ wie folgt: Heidelberg, 8. Auguſt. (Von der Univerſität.) Wie ſchon gemeldet, wurde Herr Geh. Kommerzienrat Karl Reiß in Mannheim am vergangenen Freitag bei der Gedächtnisfeier für Albert Dieterich durch den Dekan der philoſophiſchen Fakultät zum Dr. phil. honoris cauſa promoviert. Die Auszeichnung erfolgte, wie der Dekan Prof. Boll in ſeiner Anſprache ausführte, in Anerkennung der gro⸗ ßen Verdienſte, die ſich Herr Geheimrat Reiß um die Förderung von Kunſt und Wiſſenſchaft in unſe⸗ rer engeren und weiteren Heimat, namentlich auch durch ſeine verſtändnisvolle Tätigkeit in der erſten Kammer ſeit vielen Jahren erworben hat. Das Diplom rühmt ihn als einen hochverdienten Mann. Qui summa liberalitate atque humanitate in verbem Terram- que patriam ipsamque Germanjam beneficia omnis generis eonferre solet: qui ut mercaturae commereique ita etiam bonarum artium Studiorumque seientiae cum omnino fautor adliutorque exstitit, tum in maiorum ordinum conventu semper amicus fuit et eonsiliarius et auxiliarius: qui Uni- versitatis nostrae olim alumnus gratum in Alman Matrem animum tam verbis honorifieis quam factis munifieis prodidit. Zum Schluß wird noch der am gleichen Tage erfolgten Auf⸗ ſtellung des von Dieterichs Freunden und Schülern geſtifleten Porträtreliefs des verſtorbenen Gelehrten inmitten ſeiner Biblio⸗ thek gedacht, durch deren Ankauf und Schenkung durch Herrn Geh. Rat Reiß der Bibliothek des philologiſchen Seminars tine in ihrer Art einzige höchſt wertvolle Berei⸗ Er * Erfolge der Straußtſchen Milchpaſteuriſatiun. Es iſt eine bekannte Tatſache, daß die hohe Kinderſterblichkeit auf ſchlechte Milchverſorgung zurückzuführen iſt. Das geht ſchon zur Genüge daraus hervor, daß z. B. in Amerika in allen den Orten, wo der bekannte Philantrop Nathan Strauß die Paſteuriſation der Milch einführte, die Kinderſterblichkeit mit einem Schlag geſunken iſt. Aehnliche Erfolge erzielte Strauß auch in Baden. So wird aus Sandhauſen bei Heidelberg, einer Ortſchaft von 3600 Ein⸗ wohnern, wo Strauß die Paſteuriſation der Milch eingeführt hat, berichtet, daß während des Monats Juli kein einziges Kind unter zwei Jahren geſtorben iſt. Die Durchſchnittsmortalität vor Ein⸗ führung der paſteuriſierten Milch war 5 bis 6 im Monat. Es iſt dies ein ſchlagender Beweis, da alle Kinder im Dorfe bis zu zwei Jahren die Milch gebrauchen; das zeigt, was zu leiſten iſt, wie viele Menſchenleben gerettet werden können. Sandhauſen iſt ein armes Dorf. Es zeichnet ſich in keiner Weiſe von anderen Dörfern dieſer Art aus. Es iſt nicht ſauberer als ſie, zeigt dieſelbe Nachläſſigkeit in der Milchbehandlung u. dieſelbe Vernachläſſigung in der Pflege der Kinder, da die Frauen meiſtens in Fabriken arbeiten uſw. Auch in Karlsruhe, wo Strauß dem Badiſchen Frauenverein eir Laboratorium für Milch⸗Paſteuriſation errichtete, iſt die Sterb⸗ lichkeit der Kinder nur noch halb ſo groß wie vor Einführung der paſteuriſierten Milch. * Der Odenwaldklub, Sektion Mannheim⸗Ludwigshafen, ent⸗ führte geſtern ca. 430 ſeiner Mitglieder und Gäſte nach den be⸗ waldeten Höhen des Taunus. Ein Sonderzug brachte ſie über Dornberg⸗Großgerau ohne Aufenthalt nach Wiesbaden, von dort begann nach kurzer Beſichtigung der Kuranlagen, des Kurhauſes und des Kochbrunnens die Fußwanderung über die hohe Wurzel nach Schlangenbad, dem herrlich gelegenen Taunusbade. Das Wet⸗ ter war ziemlich hell und es eröffnete ſich an manchen Punkten eine genußreiche Fernſicht auf die benachbarten Höhen und die Rheinebene. Von Schlangenbad brachten verſchiedene Sonderzüge der Kleinbahn die Teilnehmerſchar nach Eltville, teilweiſe machte man auch den Reſt der Wanderung direkt oder über Rauental zu Fuß. In Eltoille ſtand der Morgens in Wiesbaden veriaſſene Extrazug wieder zur Abfahrt bereit und er brachte die Teilnehmer um 10 Uhr wieder nach Mannheim⸗Ludwigshafen. Vollverſammlung der Handwerkskammer Mannheim. In der heute nachmittag ſtattgefundenen 1. Sitzung(ohne Geſellenaus⸗ ſchuß) wurde die Zuwahl von 4 Mitgliedern und 4 Erſatzleuten gemäߧ 5 des Statuts getätigt. Es wurden durch Zuruf ein⸗ ſlimmig wiedergewählt die Herern Malermeiſter Oehl⸗ dorf⸗Heidelberg, Schuhmachermeiſter Helffrich⸗Heidelberg, Steinmetzmeiſter Buſam⸗Mannheim und Schmiedemeiſter Se e⸗ ber⸗Buchen. Als Erſatzleute wurden beſtimmt die Herren Spenglermeiſter Wunder, Schloſſermeiſter Wieſſe, Maurer⸗ meiſter Noll und Sattlermeiſter Bärenklau, ſämtlich in Mannheim. Die morgige Hauptſitzung mit Geſellenausſchuß be⸗ ginnt um ½10 Uhr im Saale der Handwerkskammer, M 5, 5. *Parkfeſt Ludwigshafen. Anläßlich der heute abend ſtatt⸗ findenden Beleuchtung bietet das Terraſſen⸗Reſtaurant, Stefanienpromenade 15, Beſitzer Aug. Zillhardt, wunder⸗ ſchönen Ausblick auf den Rhein und Umgebung. Kein Spazier⸗ gänger ſollte verſäumen, dieſem vorzüglich geführten Reſtaurant einen Beſuch abzuſtatten. * Aus Ludwigshafen. Die Gründung einer Sterbekaſſe un⸗ ternahmen die Beamten der Anilin⸗ und Sodafabrik. Der Verein erhielt den Namen„Verein der Angeſtellten der Badiſchen Ani⸗ lin⸗ und Sodafabrik Ludwigshafen a. Rh.“ Außer der Errich⸗ tung einer Sterbekaſſe für die Mitglieder und dexen Frauen veranſtaltet der Verein eine Reihe von belehrenden Vorträgen, Unterhaltungen uſw., unter Ausſchluß der Erörterung politiſcher oder religiöſer Angelegenheiten. Beim Ableben eines Mitglieds oder deſſen Frau wird den Hinterbliebenen eine einmalſge Uf⸗ terſtützung in Form eines Sterbegeldes gewährt. Die Höhe des⸗ ſelben beziffert ſich je nach der Mitgliederzahl. In entgegen⸗ kommender Weiſe wirkt der Verein inſofern, daß wenn ein Mit⸗ glied penſioniert wird oder aus den Dienſten der Badiſchen Ani⸗ lin⸗ und Sodafabrik ausſcheidet, es weiter in der Sterbekaſſe verbleiben kann. Dieſe Vergünſtigung wird auch den Witwen verſtorbener Mitglieder zuteil. Dem Verein traten bei der Grün⸗ dung ſofort 700 Perſonen als Mitglieder bei.— Am 11. September iſt eine Beſichtigung der beiden Kuranſtalten der Anilin⸗ und Sodafabrik in Kirchheimbolanden und Dannenfels geplant. Von der Direktion wurde die Beſichtigung genehmigt. Ferner hat Herr Geh. Kommerzienrat Dr. von Brunk dem Ver⸗ ein auf Anfuchen den Beſuch ſeines herrlichen Schloßparks in Kirchheimbolanden in anzuerkennender Weiſe geſtattet. * Teure Bierreiſe eines Deutſch⸗Amerikaners in Mainz. Auf ſeiner Deutſchlandsreiſe kam vorgeſtern ein etwa 30 Jahre alter Deutſch⸗Amerikaner nach Mainz, wo es ihm gut gefiel. In ſeiner Freude befuchte er eine Wirtſchaft nach der anderen, und als er ſchließlich gar ein ihm holderſcheinendes Mägdelein kennen lernte, da ſetzte er mit ihr ſeine Bierreiſe zuſammen fort. Mainz war ihnen zu klein, und ſo erprobten ſie auch noch in mehreren Mom⸗ bacher Wirtſchaften die Güte des dort gebotenen Stoffes. Mit dem letzten Zug ging es dann in die Heimat des Mädchens nach Ingelheim, und geſtern morgen— wachte dort der unternehmungs⸗ luſtige Reiſende auf. Die treue Gefährtin ſeiner Bierreiſe war zwar noch vorhanden, dagegen fehlten ihm 200 Dollar(über 800 Mark) in Papiergeld, während er außerdem nachrechnete, daß ihm der Bummel vom Tage zuvor 200 M. gekoſtet haben muß. Denn ſo viel fehlt ihm an ſeiner deutſchen Barſchaft. Um wenigſtens wieder zu ſeinen 200 Dollars zu kommen, hat er geſtern nach⸗ mittag Anzeige bei der Polizei gemacht. * Das ſeltene Schauſpiel einer Waſſerhoſe(Trombe) bot ſich dieſer Tage den Bewohnern von Bergheim an der Donau. Dem „St..“ wird darüber berichtet: Den ganzen Tag über hatte ein orkanartiger Sturm, der von ſtarken Regengüſſen unterbrochen war, geherrſcht. Gegen 5 Uhr nachmitkags ſahen die Leute, die auf den Feldern in der Nähe der Donau arbeiteten, auf dem Strom eine ſchwarze turmhohe Waſſerſäule in wirbelnder Be⸗ wegung dahineilen. Die Regenwolken ſenkten ſich tief bis faſt auf den Waſſerſpiegel der Donau und wurden mit in die auf⸗ und niederſteigenden Wirbel gezogen. Sobald die Trombe dem Ufer nahe kam, ergriff ſie Aeſte und Zweige und riß ſie mit großer Ge⸗ walt in die Höhe. Während der ganzen Erſcheinung vernahm man ein Krachen und Rauſchen. Mit größter Geſchwindigkeit glitt die Erſcheinung auf dem Waſſerſpiegel hin und hinterließ einen eigenartigen an Schwefel erinnernden Geruch, den man in der ganzen Umgegend wahrnahm. Die Waſſermaſſen ſtürzten dann plötztich in ſich zuſammen. Polizeibericht vom 8. Auguſt. (Schluß.) 5 Körperberletzungen. Anläßlich einer Schlägerei in der Wirtſchaft„zur fröhlichen Zeit“, Gärtnerſtr. Nr. 57, geſtern abend 8 Uhr wurden mehrere Gäſte erheblich verletzt und ein Teil des Wirtſchaftsmobiliars zertrümmert. Das Wirtſchaftskokal mußte polizeilich geräumt und geſchloſſen werden, da weitere Aus⸗ ſchreitungen durch die infolge der gröblichen Vorgänge von allen Seiten herbeieilenden, nach Hunderten zöhlenden Menſchen be⸗ fürchtet werden mußten. Weitere Körperverlezungen wurden verübt auf dem Hohwieſenweg, am Neckarrorland, auf der Stockhornſtraße hier und vor dem Hauſe Kurze Mannheimerſtraße Nr. 22 in Käfertal. —— ſchlag ließ die Befürchtung aufkommen, daß es irgendwo einge⸗ übt habe, der ihmmehrere Tauſend Mark einbrach Der Verdacht ſei damals auf den Akziſor gefallen und ſei gegen 6 Uhr abends verkündet wurde, lautete dahin, Wallſtadt, 6. Aug. Einem hieſigen Kaufmang war es ſchon längere Zeit aufgefallen, daß aus ſeiner Laden⸗ kaſſe öfters Geld entwendet wurde. um dem abzuhelfen, ſchaffte er ſich Buſchs„Spitzbubenfalle“ an. Und ſiehe da, ſchon am erſten Tage klingelte die Kaſſe, während die Frau des Kaufmanns in der Küche beſchäftigt war. Sprachlos vor Schrecken ſtand die Ehefrau eines hier ſehr bekannten Mannes im Laden und ſtierte den„verherten“ Geldkaſten an. Seitdem ſtimmt die Kaſſe. * Plankſtadt(b. Schwetzingen), 6. Aug. Die jüngſte Pilz. vergiftung erforderte zum Glück nur ein Opfer, das 5jährige Söhnchen der Familie Klein. Klein, deſſen Frau und die anderen 3 Kinder ſind nun wieder aus dem akademiſchen Krankenhauſe Heidelberg zurückgekehrt; doch iſt es noch nicht ſicher, ob die Ver⸗ giftung keine weiteren Folgen hinterläßt. * Heidelberg, 8. Aug. Am Samstag nachmittag zog Heidelberg ein ſchweres Gewitter hin. Ein heftiger Blitz⸗ ſchlagen habe. Dieſe Befürchtung beſtätigte ſich, doch war es zu⸗ Glück ein ſogenannter kalter Schlag, von dem zwei Leute au der Neuenheimer Landſtraße getroffen wurden. Hier arbeiteie am Hauſe Nr. 50 ein älterer Mann und ſein Sohn. Sie verfſucht vor dem Unwetter in einem anderen Hauſe Schutz zu ſuchen wurden auf dem Wege dahin vom Blitz getroffen. Penſionäre d Anſtalt für moderne Sprachen von Frau Lina Scherrer nahmen ſich der Getroffenen ſofort an, von denen der ältere wohl infolge des Schreckens gelähmt war, der jüngere die Sprache verloren hatt Heute vormittag geht es den Beiden wieder ſo weit gut. * Pforzheim, 6. Aug. Das belgiſche Königspa das heute früh 6 Uhr im Automobil von Brüſſel abgereiſt iſt, abends 8 Uhr hier eingetroffen und im Hotel„Poſt“ mit ſe Begleitung abgeſtiegen. Morgen erfolgt die Weiterreiſe Baden⸗Baden. * Ottenau(Murgtal), 6. Aug. Heute abend 5 Uhr ſchlu der Blitz in das 1½ſtöckige Wohnhaus der drei Geſchwiſter Kr Das Haus brannte in kurzer Zeit bis auf den Grund niede 8 Schweine und 1 Kuh konnten gerettet werden. Der Schaden trägt etwa 4500 M. Die Abgebrannten ſind verſichert. be. Freiſtett, 7. Aug. Der in hieſiger Gegend auf den Feldern angerichtete Hochwaſſerſchaden wird auf 60 000 M. geſchätzt, der Ausfall an Heu auf 20— 50 000 Me. Die Wieſen an der Rench ſind noch ungemäht, das Futt iſt infolge des Waſſers wertlos. oc. Freiburg, 7. Aug. Wie feſtgeſtellt wurde, beträgk der in der Stadt angerichtete Schaden durch das Unwetter über 12 000 M. oc. Freiburg, 7. Aug. Beim Spielen auf der Str⸗ geriet geſtern ein—9 Jahre altes Mädchen unter eine Laſtwagen und wurde ſoſort getötet. Den Lenker des Wagens trifft keine Schuld. oc,. Dürrheim, 7. Aug. Der bei der Hirſchha ums Leben gekommene Schwenninger Fuhrmann iſt d 45 Jahre alte Bauer Joh. Bürk. oc. Villingen, 7. Aug. Das gerichtliche Unter⸗ ſuchungsverfahren gegen den wegen abſichtlicher und wiſſent⸗ licher Bilanzfälſchung egageklagten früheren Geſchäftsführet des hieſigen Konſumvereins, Herrn Joſeph Bob, iſt von der Gr. Staatsanwaltſchaft nunmehr eingeſtellt worde. eS tigeun fen, Kug, Geſtern nachmittag wur 22 FJahre alte Joſephine Hiß von Eſchbach beim binden vom Hitzſchlag betroffen, dem nach 2 Stunde Tod folgte.„ Pfalz, Beſſen und Amgebunag. JEstal, 7. Aug. Vergangene Nacht wurden dem Stock hier in ſeinem Garten zahlreiche wertvolle Roſenſtöck andere Pflanzen abgeſchnitten. Man vermutet einen Ra akt, weshalb in Mannheim ein Polizeihund beſtellt w der heute mittag in Begleitung eines Schutzmannes hier eintra und auch die Spur nach dem Dorf, verfolgte, ohne jedoch den Täte⸗ feſtzuſtellen. Eine große Menſchenmenge fand ſich als Zuſchauer eil ——— Gerichtszeitung. * Heidelberg, 7. Aug. Die geſtrige Strafkan verhandlung war ein Nachſpiel zu der Sitzung vom 28. Janua⸗ in der zwei gefährliche Einbrecher wegen ſchweren Diebſtahl beſtraft wurden. In der Sitzung vom Januar wurden die Händler Ludwig Gidini von Lovore und Carlos Cont von Meſſina zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, weil ſie i der Nacht vom 17. auf 18. Auguſt v. Is. in dem Hau Speyererlandſtraße 3 einen verſchloſſenen Kleiderſchrank er brochen und aus dieſem eine Kaſſette mit Wertgegenſtä entwendet hatten. Im Zuchthauſe zu Bruchſal, wo die bei Verurteilten untergebracht wurden, machte der Sträfli Gidini nun ein Geſtändnis dahingehend, daß er und bei dem Diebſtahle nur der ausführende Teil geweſen Sie hätten damals zwei Helfershelfer gehabt, von denen der Plan des Einbruchs ausgeheckt worden ſei. Dieſe b Helfershelfer ſeien der Italiener Alfred Mascagn Grizzano und deſſen Geliebte, die ehemalige Wirtſchaf des Krenkel, Anna Reisler aus Stuttgart. Bei geſtrigen Verhandlung nun waren die Angeklagten? cagni und Reisler der Beihilfe zum Diebſtahl beſchul Ein goßer Zeugenapparat war zur Beweisaufnahme auf⸗ geboten. Unter den Zeugen befanden ſich auch die bei n bereils verurteilten Italiener Gidini und Conti in Sträf⸗ lingskleidung. Sie wurden während der Verhandlung vo Kriminalbeamten bewacht. Der Verteidiger der Angeklagten ſuchte die beiden Hauptbelaſtungszeugen Gidini und Cont als unglaubwürdig hinzuſtellen; nun ereignete ſich hi Zwiſchenfall, wie er wohl ſo leicht nicht wieder in ein Kriminalprozeſſe vorkommen dürfte. Bei den Worten Verteidigers, mit denen er Gidini als unglaubwürdig hit ſtellte, ſprang dieſer guf und rief:„Wenn Du auch ein Rechts⸗ antvalt biſt, Dukannſt mich nicht beleidigen, mei Verbrecherehre laß ich mir nicht von Dir nehmen. Bei ſeiner Ueberführung ins Amtsgericht legte er darauf zum Beweiſe ſeiner Glaubwürdigkeit und zum Be⸗ weiſe dafür, daß er die Wahrheit ſage, ein Geſtändnis ab, wonach er vor ſeiner Verhaftung im letzten Jahre bei dem Akziſor in Neckarau einen Einbruch ve der Diebſtahl bis heute noch nicht aufgeklärt. Der Ge hof zog ſich daxauf zur Beratung zurück. Das U Angeklagte der Mittäterſchaft reſp. Beihilfe ſtahl für ſchuldig befunden wurden. Masdagni 4. Seite. Geueval⸗Augelger.(Abendblatt.) Mannheim, 8. Auguſt. Jahren Zuchthaus, Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre und Stellung unter Polizeiaufſicht verurteilt. Anna Reisler erhielt ein Jahr Gefängnis. Sportliche Fundschau. Schwimmſport. *Schwimmklub„Poſeidon“, Mannheim. Bei dem geſtrigen Nationalen Schwimmfeſte in Alzey gelang es obigem Verein, 7 Preiſe zu erringen. Konrad Freilän der ſiegte in ſchönem Stil im Juniorrückenſchwimmen. In der Juniorenſtafette wurde die Mannſchaft„Eichhorn, Schmitt und Veith“ Erſter. Im Senioren⸗ ſchwimmen vermochte Heinrich Kling den z. Zt. beſten Strecken⸗ ſchwimmer F. Beckenbach vom Salamander zu beſiegen. Gin wei⸗ terer glänzender Sieg war dem Klub beſchieden, indem er mit der Mannſchaft„Schmitt, Kling, Freiländer und Lang“ die Haupt⸗ ſtafette um den Ehren⸗Bürgerwanderpreis der Stadt Alzey gegen Erſter Frankfurter Schwimmklub und Schwaben⸗Stuttgart gewann. Freiländer wurde im Juniorhandüberhandſchwimmen um 26 Sek. Zweiter. Zweite Preiſe erhielten noch Karl Lang in der Kurzen Strecke und Karl Stahl im Kopfweitſprung. Nicht unerwähnt mag auch bleiben, daß der Klub bei dem Kreisſchwimmfeſt in Mainz zwei erſte Preiſe errang und zwar die Juniorenſtafette und das Seniorſeiteſchwimmen(Hch. Kling). Pferderennen. Köln, 7. Aug. Beim Start zum Rheiniſchen Zucht⸗ rennen der Zweijährigen zeigte der Weinbergſche Hengſt Deſpot Unruhe und verurſachte einigen Aufenthalt. Tarnkappe ſcheute, ſprang zur Seite und verlor mehrere Längen. Lichten⸗ ſtein und Deſpot übernahmen die Führung. An der Einmün⸗ dung der runden Bahn in die Gerade hatte Tarnkappe das ver⸗ lorene Terrain aufgeholt und ging an die Spitze vor Deſpot, der in der Diſtanz vergeblich verſuchte, an die Stute heranzu⸗ kommen. Tarnkappe gewann mit anderthalb Längen gegen Deſpot. — Einige Unfälle ſind zu verzeichnen: Im Damenpreis ver⸗ lor der Reiter von Radium, Herr W. Schulz, im Einlauf die Bügel, ſtürzte und erlitt eine leichte Gehirnerſchütterung. Im Kronprinzeſſin Cecilie⸗Jagdrennen kam lt. Frkf. Ztg. Tabou zu Fall. Höllenſohn karambolierte mit einer Stange und warf ſeinen Reiter, Herrn von Weſternhagen, ab, der leichte Quetſchungen davontrug. In dem gleichen Rennen ſtürzte nach dem letzten Sprung Lt. v. Görne auf Baldur und trug eine Gehirnerſchütterung davon. Vor 40 Jahren. * Berlin, 7. Aug. Paul Pauli, der bekannte Schau⸗ ſpieler vom Leſſing⸗Theater und gegenwärtig der älteſte dramatiſche Lehrer in Berlin, der vor kurzem ſein 50jähriges Bühnenjubiläum feierte, begeht heute einen eigenartigen 40jährigen Gedenktag. Der Künſtler teilt der„Tägl. Rund⸗ ſchau“ folgende Epiſode mit, welche die Stimmung jenes be⸗ deutungsvollen Tages kennzeichnet: 5 Am Tage nach der Schlacht von Wörth, am Sonntag, den 7. Auguſt, als ich mich vormittags gegen 11 Uhr unter vielen Tauſenden gerade vor' dem königlichen Palais befand, begegneten mir die(inzwiſchen verſtorbenen) Herren königlicherHofſchauſpieler Karlowa und General⸗Muſikdirektor Wiepricht. Als wir drei, durch die große Menſchenmenge gedrängt, dem Seiten⸗ eingang ſtanden, der zwiſchen dein könſglichen und dem Nicbtrlän⸗ diſchen Palais in das erſtere führk, kam aus dem königlichen Palais ein Kabinettskurier, den ber General⸗Muſikdirektor mit der Frage begrüßte:„Was gibts Neues?“ Der Kabinettskurier teilte mit, daß er der Königin ſoeben zwei Depeſchen übérbracht habe, deren Abſchrift er noch in der Hand hielt.—„Was? Sie haben Depeſchen?— rief Wieprecht.„Karlowa! Vorleſen! Vorleſen!“ Und„Vorleſen!!“ ertönte es aus vielen hundert Kehlen. Karlowa mußte ablehnen, da er leider an dem Tage ganz und gar heiſer war. Da ergriff ich die Gelegenheit und erklärte mich zum lauten, deutlichen Vorleſen ſofort bereit. Mehr gehoben, als hinaufgeſtie⸗ gen, faßte ich an der Treppe des Niederländiſchen Palais zwiſchen dem einen Säulenpaar Platz und begann mit der ganzen Kraft meiner mir von der Natur gerade nichl kärglich bemeſſenen Lunge die beiden Depeſchen zu verleſen, von denen die erſte Göbens Bericht über den Kampf bei Spicheren enthielt und die andere an die Königin Auguſta gerichtet war. Einmal, zweimal, dreimal mußte ich unter den toſenden Zu⸗ rufen der überaus begeiſterten Menge die Siegesberichte wieder⸗ holen,— beim dritten Male war eine Kirchenſtille. So oft ich dabei in der an die Königin gerichteten Depeſche die Worte verlas: „Welches Glück, dieſer neue große Sieg durch Fritz!! Preiſe nur Gott für ſeine Gnade! Gewann einige dreißig Geſchütze, zwei Abdler, ſechs Mitrailleuſen, 4000 Gefangene. Es ſoll Viktoria ge⸗ ſchoſſen werden!! Wilhelm.“— da durchbrauſte unaufhaltſam im⸗ mer aufs neue ein unbeſchreiblicher Jubelſchrei die Luft. Noch heute fehe ich in voller Lebendigkeit den Augenblick vor mir, welcher meiner Vorleſung nunmehr folgte. Ein alter, ariſtokratiſch ausſehender Herr flüſterte mir in äußerſter Begeiſterung die Worte herauf:„Laſſen Sie unſeren guten König Wilhelm als Deutſchen Kaiſer hochleben!!“— und ich ſchrie in ebenjo großer Begeiſterung mit der ganzen Kraft meiner Kehle in die viel⸗ tauſendköpfige Menge hinein:„Es lebe Wilhelm der Erſte, Kaiſer von Deutſchland!!!“ Vieltauſendſtimmige Hochs ertönten zurück unter unbeſchreiblichem Jubel. Und jenes erſte„Hoch“, jenes vielleicht in ganz Deutſch⸗ land erſte„Kaiſer⸗Ausrufen“, welches am Sonntag, den J. Auguſt 1870, am Eingange des Niederländiſchen Palais Itattfand, es iſt am 18. Januar 1871 zur Wahrheit ge⸗ worden!“. 8 Von Tag zu Tag. — Vom Dr. Crippon. Wie die„Morningpoſt“ aus Quebec kabelt, hat das Einwanderungsbureau geſtern den Rücktransport Dr. Crippens und Miß Le Neves nach England beſchloſſen, mit der Begründung, daß beide als flüchtige Verbrecher keinen Zutritt zu der Kolonie erhalten können. Damit iſt ein Proteſt Crippens, daß er nordameri⸗ kaniſcher Bürger ſei, wirkungslos geworden. Im übrigen haben ſich auch die Verdachtsmomente gegen ſeine Begleiterin ernſtlich verſtärkt, da die Polizei ermittelt hat, daß ſie bei dem Gifteinkauf Dr. Crippens zugegen war. Zwei Männer in einem Brunnenſchacht tö d⸗ lich verunglückt.[J Berlin, 8. Aug. Heute früh um 5 Uhr ereignete ſich im Brunnenſchacht 6 des Pankower Waſſer⸗ werkes ein ſchwerer Betriebsunfall, dem der 24 Jahre alte Pump⸗ werlmeiſter Otto Kummer und der Betriebsleiter, Maſchinen⸗ meiſter Thierbach, der ihm zu Hilfe eilen wollte, zum Opfer fielen. Der Pumpwerkmeiſter Kummer wollte ſich in den Brunnenſchacht ß begeben, um eine Reparatur vorzunehmen, vergaß aber die bon der Leitung vorgeſchriebene Vorſicht, eine Viertelſtunde den Motor laufen zu laſſen, um durch die Luftzirkulation die giftigen Gaſe herauszubefördern. Er wurde wahrſcheinlich beſinnungslos. Als der Pumpbwerkmeiſter nicht aus dem Schacht zurückkehrte, ſtieg der Maſchinenmeiſter Thierbach nach. Auch er wurde infolge der Gaſe Talnrt beiinminaslos und ſtürate in die Tiefe. Die Pankower * Feuerwehr förderte die beiden Männer als Leichen an die Ober⸗ fläche. Sofort vorgenommene Wiederbelebungsverſuche führten zu keinem Erfolg. — Plötzlicher Tod. w. Lichtenberg i. Odenwald, 8. luguſt. Heute morgen wurde ein geſtern abend hier eingetroffener Kurgaſt, der penſionierte Werkführer Georg Fiſcher aus Mainz, im Abort tot aufgefunden. Man nimmt an, daß ihn ein Schlag⸗ anfall getroffen hat. — Ein Poſten überfallen.[.] Berlin, 8. Auguſt. Heute morgen gegen 3 Uhr wurde der Poſten am Pulverhaus des Potsdamer Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regrments zwiſchen Stedlitz und Fahrlans von 3 Perſonen, die ſich dem Gebäude näherten, on⸗ geſchoſſen. Die Angreifer ergriffen hierauf eilig die Flucht. Bei der Ablöſung meldete der Poſten, der in den linken Unterarm ge⸗ troffen worden war, den Ueberfall. Er wurde ſofort ins Garniſons⸗ Lazarett gebracht. Die Kugel konnte entfernt werden. Es wurde ſofort eine Unterſuchung eingeleitet, doch fand man bisher keinen Anhaltspunkt. — Tragiſcher Tod auf der Jagd. Belzlig, 8. Aug. Auf dem Jagdgebiet des Grafen von Fürſtenſtein in Wieſenburg ſtürzten geſtern der zum Beſuche weilende Baron König aus Belzig und der ihn begleitende Förſter Engelmann wobei ſich das Gewehr des Barons entlud. Die Kugel traf den Förſter, der ſofort tot war. Letzte Nachrichten und Telegramme. * Hagen, 8. Aug. Geſtern ſtarb hier der frühere Reichstagsabg. und Serausgeber der, Weſtd. Volks⸗Zeitung“ Fusangel. Berlin, 8. Aug. Zu dem geſtrigen Beginn des 10. Ver⸗ bandstages deutſcher Juweliere hatte die Handels⸗ kammer zu Berlin den Landtagsabgeordneten Roſenow entſandt. Auch der Hanſabund ließ ſich beſonders vertreten.— Dem„Berl. Tagebl.“ zufolge traf Handelsminiſter Sydow zum Ferienauf⸗ enthalt in San Martino di Caſtrozza ein.— Der Sommer⸗ feldzug der Berliner Heilsarmee, der am Samstag mit einer großen Verſammlung in der Tonhalls ſeinen Anfang nahm, fand am Sonntag nachmittag ſeine Fortſetzung in einer Heerſchau auf dem Tempelhofer Felde. W. Nancy, 8. Aug. Zwei von Offizieren geführte Aeroplaue, die nachmittags in Mourmelon aufgeſtiegen waren, ſind um 7 Uhr abends in Naney glatt gelandet. Eine Neuwahl zur Erſten Kammer. * Harlsruhe, 7. Aug. Durch das Ableben des Oekonomierats Frank wird eine Neuwahl zur Erſten Kam⸗ mer notwerdig. Auf den Landtagen der Jahre 1905⸗06 und 1907⸗08 war neben Oekonomierat Frank noch Privatier Kipsner Vertreter der landwirtſchaftlichen Intereſſen in der Erſten Kammer. Beide gehörten der nationalliberalen Partei an. Im vorigen Jahre hat die Landwirtſchaftskammer an Stelle des Privatier Kirsner den Bürgermeiſter Vierneiſel von Lauda, der dem Zentrum angehört, gewählt. Die Erſatz⸗ wahl, bei der wahrſcheinlich wieder ein Liberalen in Betracht kommen wird, erfolgt aber laut„Straßb. Poſt“ nicht ſo hald, da der Landtag vorausſichtlich erſt am Schluß des nächſten Jahres einberufen wird. 55 Tagung des Verbandes deutſcher Kriegsveteranen. *Saarbrücken, 8. Aug. Geſtern hielt hier der Ver⸗ band Deutſcher Kriegsveteranen, Sitz Leipzig, ſeinen 26. Ver⸗ bandstag ab. Auf der Tagesordnung ſtand als wichtigſter Punkt die Wiederannäherung des Verbandes Deutſcher Kriegsveteranen an den Deutſchen Kriegerbund. Nach längerer Debatte wurde eine Reſolution angenommen zwecks „Wiederannäherung an den Deutſchen Kriegerbund eine Kom⸗ miſſion zu wählen, unter der Hinzufügung, daß die heutige Generalverſammlung ſich im Prinzip für die Angliederung ausſpreche. Deutſche Reichsanleihe und Preußiſche Konſols. * Berlin, 8. Aug. In neueſter Zeit beſchäftigt man ſich mehrfach mit der Frage, ob das Reich und auch Preußen bis ins nächſte Jahr hinein ohne eine neue Anleihe auskommen wird. Nach Informationen der„Frkf. Ztg.“ iſt hieran nicht zu zweifeln, daß Deutſchland über genügende Mittel verfügt und ſelbſt, wenn ſich ein Geldbedarf einſtellen ſollte, man dieſen keinesfalls durch eine neue Anleihe decken wird. Man iſt ſich darüber völlig im klaren, daß der Anleihemarkt unbedingt Ruhe haben muß, insbeſondere auch ſolange, als das Anleihekonſortium ſich immer noch nicht hat auflöſen können. Preußen hat reiche Mittel und daher iſt es über⸗ haupt ausgeſchloſſen, daß an eine neue Anleihe gedacht wird. Man wird im Gegenteil, wie dies übrigens früher ſchon bemerkt worden 155 verſuchen, im nächſten Jahre ganz ohne neue Anleihen auszu⸗ ommen. 85 915** de. *⁴ Franzöſiſches Flugmeeting. wW. Paris, 8. Aug. Die Klaſſifizierung der Teilnehmer an der geſtrigen erſten Etappe des Circuit de leſt Paris iſt fol⸗ gende: 1. Leblanc auf Monoplan Bleriot 1 Stunde 32 Min. 20 Sekunden. 2. Aulerun auf Monoplan Bleriot 1 Stunde 37 Minuten 25 Sekunden. 3. Lindpaintner auf Biplan Sommer 2 Stunden 25 Minuten. 4. Legatneux auf Biplan Farman 3 Stunden 39 Minuten 35 Sekunden. 5. Weymann auf Biplan Farman 4 Stunden 56 Minuten 45 Sekunden. 6. Mamet auf Monoplan Bleriot 5 Stunden 8 Minuten 19 Sekunden. 22. Die Straßenkämpfe in Teheran. * Teheran, 8. Aug.(Reuter.) Bei den geſtrigen Kämpfen wurden auf Seiten der Regierungstruppen etwa 12 Perſonen getötet oder verletzt, ſeitens der Fidais etwa 30. 300 Fidais ſind gefangen genommen. * Teheran, 8. Aug. Die Artillerie verſtärkte ihr Feuer. Gleichzeitig drangen die Bachtiaren in den Garten ein. Wie ich höre, nahmen ſie viele Mudjaheddin gefangen. Nur wenige Verwundete wurden aufgefunden. Viele Un⸗ beteiligte, Männer und Frauen, befinden ſich unter den Ge⸗ fangenen. Auch Satar Khan und Baghir Khan ſind lt.„Frankf. Ztg.“ von den Bachtiaren gefangen ge⸗ nommen. 5 * Teheran, 8. Auguſt. Die geſtern erbetene Bedenkzeit war bis heute mittag verlängert worden. Faſt alle europäiſchen Geſandtſchaften waren in der Stadt und machten Vermittlungs⸗ verſuche. Satar Khan verlangte Amneſtie. Die Regierung wollte die in ſeiner Truppe ſich befindlichen politiſchen Mörder aus⸗ ſchließen. Mittags ſchien alles friedlich enden zu wollen. Es war lt. Frkf. Ztg. von den Geſandten vereinbart, Satar Khan ſolle die Waffen in der türkiſchen Botſchaft abliefern, die für die Zah⸗ lung des rückſtändigen Soldes Garantie übernahm. In der per⸗ ſiſchen Miniſterberatung war man zuerſt unentſchloſſen. Schließ⸗ lich ſtellte man ſich auf den Standpunkt der Regierungsprokla⸗ mation, die derlangte, Satar Khan ſolle zuerſt die Waffen ab⸗ liefern. Eine Kommiſſion ging nachmittags in den Park Atabeg, um die Gewehre in Empfang zu nehmen. Dort vatten ſich inzwi⸗ ſchen alle Mudjahedins verſammelt. Als die Kommiſſion ankam, lief ein Mudjaheddin aus dem Gartentor und ſchoß auf die Poſten ſtehenden Bachtiaren, die erwiderten. Dies geſchah um halb 2 Uhr. Seitdem hört man ununterbrochen langſames Jeuern. ſollen. Um halb 8 Uhr zog perſiſche Infanterie mit Maſchinengewehren und Schneiderkanonen zum Park, der von allen Seiten einge⸗ ſchloſſen wurde. Um 5 Uhr fiel der erſte Kanonenſchuß. Jetzt um 8 Uhr dauert die Beſchießung fort. Man wollte noch vor Ein⸗ bruch der Dunkelheit einen Sturm verſuchen, doch ſcheint dies zu ſpät geworden zu ſein. Deshalb blieben die Truppen die Nacht hindurch bei der Beſchießung. Der Sturm wird morgen ſtatt⸗ finden. Es gab viele Verwundete. Auf Seiten der Regierung zählte man 20, bei Satar Khans Truppen viel weniger. Die Regierung befürchtete die Erhebung des Volkes, doch blieb alles ruhig. Große Truppenabteilungen beſetzten den Baſar. Man hört jetzt auch ſchwere Belagerungsgeſchütze, und dies alles, um ein paar hundert Mann zu vernichten, deren größter Teil dem Volke die Freiheit erkämpft hat. Vor 3 Monaten hat Teheran Satar Khan und ſeinen Leuten beim Einzug zugejubelt. Heute ſieht man ſtumm ihrer Vernichtung zu. Berliner Drahtberucht. [Von unſerem Berliner Bureau.) Generalleutnant v. Spitz f. J Berlin, 8. Auguſt.(Von unſ. Berl. Bur.) Aus Han⸗ nober wird gemeldet: Generalleutnant Wilhelm v. Spitz, der Bruder des in voriger Woche verſtorbenen Vorſitzenden des deut⸗ ſchen Kriegerbundes iſt geſtern nachmittag hier bei einem Spaziergang infolge eines Schlaganfalles plötzlich verſchieden. Generalleutnant von Spitz, der ſeinem Bruder ſo raſch in den Tod folgte, ſtand im 74. Lebensjahre. Der Kampf zwiſchen den Revolutionären und Regierungstruppen in Perſien. Berlin, 8. Auguſt.(Von unſ. Berl. Bur.] Aus Teheran wird gemeldet: Geſtern abend kurz vor 10 Uhr erfolgte nach heftigem Feuer der Regierungstruppen vom Stadtinnern aus der geplante Sturm der Bachtiaren auf die Repolutionären im Park. Die Bachtiaren ſprangen von der Stadtſeite in den Park. Nach kurzem Gefecht ergaben ſich die Aufſtändiſchen Mudjahiddins. Sie wurden nebſt ihren Führern gefangen genommen. Sadar Khan wurde verwundet. Im Park befanden ſich viele Unbeteiligte Die beiderſeitigen Verluſte während des Kampfes ſind nur gering; ſie betragen 10 ſchwer u. leicht Verwundete. Zur Zeit iſt alles ruhig. Ein Interview mit dem türkiſchen Botſchafter in Paris. J Berlin, 8. Auguſt.(Von unſ. Berl. Bur.) In einem Interview, das Nanin Paſcha, der türkiſche Botſchafter in Paris dem Vertreter des„Pariſer Journal“ gewährte, äußerte ſich der Diplomat auch über die jüngſte Orientierung der türkiſchen aus⸗ wärtigen Politik. Er vermied es jedoch auf die Frage, ob die Pforte Anſchluß an den Dreibund beabſichtige, eine bündige Ant⸗ wort zu geben. Der Türkei liege daran, mit allen Mächten gute Beziehungen zu unterhalten. Die Gerüchte von einer Annäherung an Deutſchland und Oeſterreich ſeien nur durch den Umſtand her⸗ vorgerufen, daß der Großvbeſir ins Marienbad eine Kur mache. Die Schiffsankäufe hätten mit der Politik nur entfernt Beziehun⸗ gen. Die politiſche Richtung der jungen Türkei habe ſich nicht geändert. Den Erklärungen des Miniſters des Neußern über dieſe Politik habe er nichts mehr hinzuzufügen. 5 Das neue franzöſiſche„Auſterlitz“. Berlin, 8. Auguſt. Aus Paris wird gemeldet: rec Die ganze Pariſer Preſſe iſt heute voll von begeiſterten Ar⸗ tkeln über den triumphalen Verlauf der glänzenden Ueber⸗ landflüge. Am überſchwänglichſten ſchreibt der„Matin“, der die Aeroplan⸗Luftfahrten veranſtaktete. Die Ueberſchrift ſeines heutigen Leitartikels lautet: Das Auſterlitz der fran⸗ zöſiſchen Abiatik. Die Reſultate über den geſtrigen Tag faßt das Blatt folgendermaßen zuſammen: Um von Paris nach Troyes zu fliegen, brauchte Leblanc einen Flug von 1 Stunde 32 Minuten, Aubrun 1 Stunde 37 Minuten. Es gibt keinen Schnellzug, der fähig wäre, ſolches zu leiſten. Selbſt die ſchnellſten Eilzüge der Oſt⸗Kompagnie bauchen mindeſtens 1 Sunde 47 Minuten. So haben geſtern die Vogelmenſchen den Dampf geſchlagen. Mit ihren leichten Apparaten haben ſie ausgeführt, was ſelbſt die beſten Lokomotiven nicht leiſten können. Kaum 2 Jaßhre der Mühe zeitigen ein Ergebnis, das die tüchtigſten Ingenieure mit den ausgezeichnetſten Werk⸗ zeugen und Milliarden von Koſten in einem halben Jahr⸗ hundert der Arbeit nicht erreichen konnten. 8 Weltkongreß für freies Chriſtentum. j Berlin, 8. Aug. Der Weltzkongreß für freies Chriſtentum ſetzte heute vormittag ſeine Verhandkungen fort. Die Verſammlung im Landwehrkafino wurde vom Reichstags⸗ abgeordneten Karl Schrader eröffnet, der als Präſident der diesjährigen Lagung des Weltkongreſſes die Verſammelkten mit herzlichen Worten begrüßte. Er erörterte dann ausführ⸗ lich das diesjährige Programm, deſſen Verhandkungen vor⸗ nehmlich zeigen ſollen, wie die Grundgedanken des Kongreſſes ſich zu den zu behandelnden Fragen verhalten. Man mag dem Kongreß vorwerfen, daß es nicht praktiſch ſei, was in dieſen Tagen beſprochen werde. Das ſoll und werde ja nicht vom Staat oder den Kirchenbehörden in kurzer Zeit verwörk⸗ licht. Nicht das ſei das Ziel der Beratungen, aber ſie wür⸗ den darum nicht unfruchtbar ſein. Nicht durch Geſetze und Verordnungen vollzieht ſich die Entwicklung. Dieſe folgen vielmehr ihr nach. Die Idee iſt es, welche diie Welt beherrſſcht und deshalb ſei ihre Fortbildung, ihre ſtets neue un Vertretung die nötige Vorausſetzung jedes Erfolges. Wir ſind der Ueberzeugung, daß aller Religion die Freiheit iſt, daß nur durch ſie der Religion, welche Form ſie auch haben mag, die rechte Innerlichkeit gegeben werden könne. Drum vertreten wir die Idee der Freiheit. Zeigen wir, wie ſie auf allen Gebieten wirkt und gewirkt hat. Daß dieſe Idee immer mehr bald an dieſer, bald an jener Stelle neue Freunde ge⸗ winnt, und ſchließlich zur Durchführung kommen werde, dazu ſollen dieſe Verhandlungen beitragen. Der Kongreß werde eine Vereinigung ſein und bleiben, die alle für religiöſe Frei⸗ heit begeiſterten zu immer neueren und immer tieferen Ideen zuſammenſchließe. So hoffe der Kongreß, beizutragen zur Förderung der Religion, des religiöſen Friedens und des Fortſchritts. Hierauf erſtattete der Generalſekretär des Kongreſſes, Rev. Charles Wendte aus Boſton, den ausführlichen Jahres⸗ bericht. Weiter iſt noch zu berichten, daß auf Anregung des Pfarrers Behrend eine Reſolution angenommen wurde, die dahingeht, ein Komitee zur Pflege der freundlichen Bezieh⸗ ungen zwiſchen franzöſiſchen und deutſchen Geiſtlichen zu gründen, dem die franzöſiſchen Profeſſoren Bonet⸗Maury und Ruyſſern ſowie Paſtor Behrend und Profeſfor Rade angehören Zuckerwarenfabrik Gutekunſt Hergel u. Cie. G. m. b. H. Daunheim, 8. Auguſt. Geusval⸗Auzeiger.(Abendblatt.) 5. Seite. Dolkswirtschaft. n. Mannheimer Produktenbörſe. Trotz der von den ameri⸗ raniſchen Märkten am Samstag gemeldeten ſchwächeren Kurſe war die Tendenz am hieſigen Markt behauptet, da das Ausland in ſſeinen Forderungen nicht nachgiebiger war. Die Umſätze in Wei⸗ zen blieben aber beſchränkt, weil über den Bedarf hinaus keine Käufe gemacht werden. In Roggen war der Verkehr etwas lebhafter. Neue Ware wurde in der Preislage von M. 15—15.25 per 100 Kg. ab Stationen gehandelt. In Braugerſte iſt das Geſchäft noch immer unentwickelt; das Angebot war heute größer, die Qualitäten ſind aber vielfach nicht befriedigend, und dadurch erſchwert ſich das Geſchäft. In Farbe iſt die neue Gerſte ſehr ver⸗ ſchieden. Die Notierungen im hieſigen offiziellen Kursblatt wur⸗ den für pfälziſchen Weizen etwas erhöht, norddeutſcher Roggen er⸗ fuhr eine Preisbeſſerung um 25 Pfg. per 100 Kg. ab Mannheim. Die Notiz für pfälziſche Gerſte wurde für geringe Sorten um 50 Pfennig ermäßigt, während beſſere Qualitäten ihren Preisſtand behaupten konnten. Donaumais wird heute mit M. 15.25(etzte Notig M. 15) per 100 Kg. bahnfrei Mannheim notiert. Vom Ausland werden angeboten die Tonne, gegen Kaſſa, cif Rotterdam: Weizen Laplata⸗Bahia⸗Blanca oder Barletta⸗ Ruſſo 78 Kg. per ſchwimmend M. 162—164, dito ungariſche Ausſaat 78 Kg. per ſchwimmend M. 163—165, dito ungariſche Santa Je 78 Kg. per Januar⸗Februar—.—, Redwinter 2 per Auguſt 166—167, Hartwinter 2 per September M.—.—, Ulka 9 Pud 30⸗35 ſchwimm. M. 166—167 Ulka 10 Pud M. 167—168, Azima 10 Pud 5⸗10 ſchwimmend Mark 170—171, Rumänier 78.79 Kg. per Auguſt⸗Sept. M. 156—157, dito 3 Proz. blaufrei prompt Mk.—.—, Rumänier 79⸗80 Kg. 3 Prozent blau⸗ frei M.—.—, dito per Auguſt⸗September 158—159. Roggen ruſſiſcher 9 Pud 10⸗15 per Auguſt⸗September M. 110—111, dito 9 Pud 20⸗25 per Auguſt⸗September Mark dito 9 Pud 30⸗35 per Auguſt⸗September, M. 112 bis 113. Gerſte ruſſiſche 59⸗60 Kg. per Auguſt⸗Sept. M. 98—99 dito 58⸗59 Kg. per Auguſt⸗September M. 99—100, rumäniſche 59⸗60 per Auguſt⸗September M. 100—101. Mais. Laplata gelb rye terms ſchwimmend Mk.—.—, dito Auguſt M. 105—105.50, dito Auguſt⸗Sept. M. 104.50 bis 105, Donau Galatz Foxnanian ſchwimmend M. 104—104.50, Odeſſa Mark—.—, Novoriſſik weiß per prompt M.—.—, Mixed per April⸗Mai M.—.—. Hafer ruſſiſcher 46⸗47 Kg. prompt M. 99—99.50, dito 47⸗48 Kg. prompt 100—400.50, Donau 46⸗47 Kg. prompt M. 100 bis 100.50, dito 4748 Kg. prompt Mk. 100.50—101. Berliner Maſchinenbau⸗Akt.⸗Geſ. vorm. L. Schwartzkopff. Wir berichteten bereits, daß eine franzöſiſche Eiſenbahngeſell⸗ ſchaft eine größere Beſtellung rollenden Materials an deutſche Fabriken vergeben hat. Hierzu erfahren wir weiter, daß ein anſehnlicher Teil der Beſtellung der Berliner Maſchinenbau⸗ Akt.⸗Geſ. vorm L. Schwartzkopff zugefallen iſt; der Geſellſchaft ſind zwanzig Lokomotiven in Auftrag gegeben worden. Die Be⸗ ſtellerin iſt die Paris—Lyon⸗Mittelmeerbahn. Mülheimer Bank in Mülheim(Ruhr). Der Halbjahrs⸗ abſchluß weiſt bei erhöhten Umſätzen eine kleine Steigerung des Ertrags gegen das Vorjahr auf. Portlandzementfabrik vorm. Heyn Gebrüder.⸗G. in Lüne⸗ burg. Die Verwaltung berichtet, daß die Geſellſchaft durch ihre Verkaufsſtelle in Hamburg einen Verluſt von annähernd M. 300 000 erleidet. Im übrigen ſei der Geſchäftsgang normal. Das umlaufende Gerücht, wonach die Geſellſchaft mit der Niederdeut⸗ ſchen Bank in Beziehungen geſtanden habe, wird als falſch be⸗ zeichnet. Die Geſellſchaft, die ein Kapital von 1 540 000 M. be⸗ ſitzt, hat eine Dividende im abgelaufenen Jahre nicht verteilt. ſondern mit Rückſicht auf die ſchlechten Ausſichten den Gewinn für 1909 von 37048 M. auf neue Rechnung vorgetragen. Anfechtung eines Kaufvertrages. Die Dortmunder Brauhaus⸗A.⸗G., eine Gründung der Niederdeutſchen Bank, hatte ſeinerzeit das Bürgerliche Brauhaus in Hagen, das dem verſtorbenen früheren Abg. Lenzmann gehörte, zum Preiſe von 520 000 Mark erworben. Nun iſt von den Erben des verſtorbenen Lenzmann der Kaufvertrag angefochten wor⸗ den und es iſt auch bereits ein⸗ Gerichtsbeſchluß erzielt worden, wonach das Dortmunder Brauhaus ſich jeglicher Verfügung über die angekaufte Hagener Brauerei enthalten muß. Zahlungseinſtellungen. Ueber das Vermögen der im Jahre 1906 mit M. 82 000 Stammkapital gegründeten Elſäſſiſchen in Biſchweiler, mit Zweigniederlaſſungen in Straßburg, Kolmar und Frankfurt a. M. wurde das Konkursverfahren eröffnet. ** Dielegraphiſche Handelsberichte. eis vom 6. Auguſt 1910, eee 9 gegen die Aktiva: BVorwoche. Metall⸗Beſtand 1046 291000— 5 681 000 Darunter Gold 764 604 00— 6 811 000 Reichs⸗Kaſſen⸗Scheine„ 63 720 000— 438 000 Noten auderer Banken 18 174000 8 971 000 Wachſelbeſtand„„„„ 891 445 000— 51 481 000 Lombarddarlehen N 74 247 000— 17 261 000 Effeltenbeſtand„„„„ 95 472 000 + 23 126 000 Sonſtige Aktina.„„„„ 169 610 000— 18 211 00⁰ P Grundkapital. 2 „%„ — 2 „%„„%„„„„ 2 155 180 000 C0⁰ Ae Reſerveſonds„%„„ 64814000 unverändert e 2 2 1569 461000— 47 485 000 Dopoſiten„„„„509 852 000— 20 826 000 Sonſtige Paſſtvaga.. 44 852 000 296 000 deutſche Reichsbank verfügt über eine ſteuerfreie Notenreſerve von— 31 9985 eine ſolche von Mk. 18 286 000 am 30. Juli 1910 und gegen eine ſteuerfreie Notenreſerve von Mk. 177151 000 om 7. Auguſt 1909, 5 Neues vom Dividendenmarkt. +Alfeld a. Leine, 8. Aug. Die Verwaltung der Alfelder Bank .⸗G. ſchätzt die Dividende wiederum auf 7 Prozent. 8 Konkurſe. [Hanau, 8. 18 1 G. m. b. H. in Beer⸗ iſt in Konk 0 8 353 115 Hütten⸗Aktien⸗Geſellſchaft, Friedrichshütte iu Herdorf. Der Bruttogewinn für das Ge⸗ die Frkf. Ztg. mitteilt, nach Abzug Für Abſchreibungen ſollen 290 756 M. Es wird die Verteilung vorgeſchlagen. Mannh, Damoſſchl.—.— 43.— bearbeitungsfabrik von Guſtav Wegener in Pilmersdorf ihre Zahlungen eingeſtellt. Die beiden Firmen unterhielten einen ſtarken Wechſelverkehr. Die Paſſiven werden auf mehr als 100 000 Mark geſchätzt. Der vorhandene Beſitz iſt bis zur Wertgrenze belaſtet. Man beziffert die Konkursquote auf höchſtens 10 Proz. Beteiligt ſind neben Lieferanten mehrere Banken. Das Unter⸗ nehmen ſoll unter der bereits gegründeten Guſtav Wegener G. m. b. H. weitergeführt werden. Verkaufsvereinigung Deutſcher Hochofenwerke. * Gſſen, 8. Aug. In der heutigen Mitgliederverſammlung der Verkaufsvereinigung Deutſcher Hochofenwerke wurde lt.„Frkf. Ztg.“ die Aufnahme von 6 weiteren Hochofenwerken, die bisher der Verkaufsvereinigung nicht angehörten, vollzogen. Ueber die Frei⸗ gabe des Verkaufs für 1911 und über die Verkaufspreiſe ſind Be⸗ ſchlüſſe nicht gefaßt worden. Verſand des Stahlwerkverbandes. * Eſſen, 8. Aug. Nach einer vorläufigen Schätzung betrug im Juli ds. Is. der Verſand des Stahlwerkverbandes in Produkten A insgeſamt 391000 Tonnen Rohſtahlgewicht. Davon entfallen auf Halbzeug rund 152 000, auf Eiſenbahnmaterial rund 143 000 Tonnen und auf Formeiſen rund 146000 Tonnen. Der endgültige Verſand im Juni ds. Is. betrug 448 181 Tonnen. Davon entfallen auf Halbzeug lt.„Frkf. Zig.“ 133 124, auf Eiſenbahnmaterial 171.119 und auf Formeiſen 168888 Tonnen *** Telegraphiſche Börſen⸗Berichte. (Privattelegramme des General⸗Anzeigers.) „ Frankfurt a.., 8. Aug.(Fondsbörſe). Bei Eröffnung der neuen Woche verriet die Börſe wenig Neigung eine größere ge⸗ ſchäftliche Tätigkeit zu entfalten. Die Grundtendenz blieb auf den meiſten Gebieten feſt. Am Montanmarkte hatte ſich die Gunſt der Spekulation den Aktien der Harpener, Phönix⸗Bergbau, Deutſch⸗ Luxemburger und Larauhütte zugewandt. Die freundliche Dispoſition wurde erneut durch die befriedigenden Meldungen aus der heimiſchen Induſtrie, welche durch gute Nachrichten aus den rheiniſch⸗weſtfäliſchen Induſtriebezirken unterſtützt wurden. Die Andauer des beſſeren Ver⸗ ſandtes von Kohlen und Koks, ſowie Preisbeſſerungen für Eiſen wirkten anregend auf die Haltung der Börſe ein. Unter dieſen Um⸗ ſtänden wies die Börſe eine ausnahmsweiſe feſte Haltung auf, welche ſich im weiteren Verlaufe noch weiter beſſerte, da auch Kaufordres in größerem Umfange vorlagen. Von elektriſchen Werten, welche im allgemeinen ruhiger lagen, waren Deutſch⸗Ueberſee bevorzugt, Ediſon und Schuckert gut gehalten. Transportwerte waren in guter Stim⸗ mung. Staatsbahnen lebhaft und höher, Lombarden behauptet, Bal⸗ timore und Ohio auf beſſere Nachrichten und den befriedigenden Jahresausweis feſt, Shantung⸗ und Ortentbahn feſt. Schiffahrts⸗ aktien behauptet. Der Bankenmarkt lag ruhig und feſt. Berliner Handelsgeſellſchaft, Deutſche Bank und Diskonto⸗Kommandit lebhaft. Auf dem Fondsmarkt ſind die Kursveränderungen geringfügig, die Stimmung mit wenig Ausnahmen ruhig, die Tendenz behauptet. In Kaſſainduſtriewerten ſind chemiſche Werte feſt, Maſchinenfabrik Witten 5½% pCt. höher. Die gute Stimmung erhielt ſich auch gegen Schluß. Beſonders zeichneten ſich Schiffahrtsaktien durch lebhafte Geſchäfts⸗ tätigkeit aus. Phönix⸗Bergbau auf Käufe für Berlin ſehr feſt. An der Nachbörſe blieb die Tendenz feſt. Nordd. Lloyd bis 11194 Prozent anziehend, Laurahütte 170 bis 180. Es notierten: Kredit 209, Diskonto 187½, Dresdner 15878, Staatsbahn 16058, Lombarden 2176, Baltimore und Ohio 10898, Berliner Handelsgeſellſchaft 168½, Phönix⸗Bergbau 28056 a 231 a 230½6, Nordd. Lloyd 1104 a 11194. * Berlin, 8. Aug.(Fondbörſe). Gleich bei Beginn eut⸗ wickelte ſich heute ein recht lebhaftes Geſchäft bei feſter Tendenz. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich auf den Montanmarkt, wo Kursſteigerungen bis zu 2 pCt. zu verzeichnen waren. Am lebhafteſten begehrt waren Phönixaktien, die zu ſteigenden Kurſen aus dem Markte genommen wurden, im Hinblick auf angeblich außerordentlich gute Abſchlußziffern. Auch die anderen Papiere dieſes Gebietes waren gefragt, zumal auch ſeitens der Provinz umfangreiche Kauf⸗ ordres vorlagen. Für elektriſche Werte zeigte ſich anfangs bei behaupteten Kurſen gleichfalls Begehr, der aber im Verlaufe erheblich nachließ, wenn ſich auch ſchließlich die Kurſe weiter hoben. Bahnen lagen im Auſchluß an Newyork, beſonders Kanada, feſt, während ſich die ſonſtigen Kursſchwankungen in mäßigen Grenzen hielten. n Fonds und Schiffahrtsaktien war das Goſchäft ſtit wäh⸗ rend am ankeumarkte heute etwas lebhafterer Verkehr herrſchte. Von öſterreichiſchen Werten waren Lombarden im Anſchluß an Wien höher, während Kreditaktien ſtärker angeboten wurden. Im weiteren Verlaufe nahm die Aufwärtsbewegung an Umfang zu, wo⸗ von beſonders Laurahütte, Bochumer und Harpener, profitierten. Tägliches Geld 3½ pEt. In dritter Börſenſtunde blieb die Ten⸗ denz feſt bei ruhigem Verkehr. Als höher ſind noch zu nennen Schiff⸗ fahrtswerte, öſterreichiſche Staatsbahn, Prinz Heinrich und Shan⸗ tungbahn⸗Aktien. Induſtriewerte des Kaſſamarktes waren durchweg befeſtigt. * Berlin, 8. Aug.(Pproduktenbörſe). Trotz der matten Haltung war hier zu Beginn die Stimmung für Brotgetreide feſt, in⸗ folge der regneriſchen Witterung. Auf beſſere Wetterprognoſen ſtellte ſich jedoch ſpäter ein Tendenzwechſel ein, ſodaß die Preiſe zum Teil, noch unter den Samstagsſtand gingen. Hafer büßte mehrfach im Verlaufe einen Teil der anfänglichen Steigerungen ein. Mais war ſtill. Rüböl unter Schwankungen behauptet. Wetter: regneriſch. **¹ 18 20 Mannheimer Effektenbörſe. Vom 8 Auguſt.(Offizieller Bericht.) Die heutige Börſe zeigte recht feſte Haltung, beſonders für Indu⸗ ſtrie⸗Aktien. Zuckerfabrik Waghäuſel⸗Aktien wurden zu 206 pCt. um⸗ geſetzt. Ferner waren höher: Weſteregeln 215., Waggonfabrik Fuchs 190., Koſtheimer 225 G. und Süddeutſche Drahtinduſtrie 150 G. Von Brauereien wurden Meſſerſchmitt zu 38 pCt. geſucht.— Ebenſo Mannheimer Dampfſchleppſchiffahrt zu 43 pCt. und Frankona notierten 1260 bez, u. G. 1 5 25 ienz Bauken. Brief Geld Brief Geld Badiſche Bank—.— 134.—Mannh. Lagerhaus—.— 85.— Gewrbk. Speyer50¼ E—.——.—Frankona, Rück⸗ und Pfälz. Bank—.— 101.40] Mitverſ. vorm. Bad. Pfälz. Hyp.⸗Bauk 195.50 194.59] Rück⸗ u. Mitverj.—.— 1260 Rhein. Freditbank 139.50 139.— Fr. Transp.⸗Unfall u. Rhein. Hyp.⸗Bank 198.— 197.— Glas⸗Verſ⸗Geſ.—.— 2200 Suͤdd. Bank—.— 117.50 Bad. Aſſecuranz—.— 1925 Südd. Disc.⸗Geſ.—.— 117.80—.— 87 annh. Verſickerung—.— 690.— Chem. Juduſtrie. 2 Verſich.Gef 0 Bad. Anil.⸗u. Sodafbr. 480.——.— Württ. Transp.⸗Verſ.—.— 648.— Chem. Fab. Goldenbg. 210.——.— Induſirie. Verein chem. Fabriken 326.— 824.— Verein eiabke f Dingler'ſche Mſchfbr. 109.——.— Weſt..⸗W. Stamm— 18. Emailiw Mafkammer— 105.— 5 e Ettlinger Spinnerei—.— 99.— Brauereien. H. Fuchs Wgf. Holbg.—.— 190.— Hüttenh. Spinnerei 68.— 67.— eddernh. Kupferw. u. Bad. Brauerei Durl. Hof vm. Hagen—— 282.— rei 110.50—.—] Südd. Kabelw. Frkf.—.— 128.— Kleſde Nißl, Werns 90.50—.—Kailsr. Maſchinendau—.— 210.— Br. Ganter, Freibg. 91.——.— Nähmfür Halv u. Neu——243.— Kleinlein, Hedelberg—.— 189.— Hoſth Segeu Papeerf:—— 225.— Hombg. Meſſerſchmitt—.— 38.— Mapnz. Gum u. Asb.—.— 148.— Ludwigsh. Aktienbr. 218.——.— Macchinen. Badenſa—.— 200.— — 135.— Oberrh. Elektrizitätt—.— 19.— Mannh. Aktienbr. Brauerei Sinner Br. Schrödl, Heidlbg.—.— 185.50 „Schwartz, Speyer 127.——.— „ S. Weltz, Speyer—— „ 3. Storch., Speyer Bfälz. Mühlenwerke 50.——.—„„„ Portl.⸗Zement Holbg. 148.50—.— Rh. Schuckert⸗Geſ. Südd. Draht⸗Induſt.—— 150.— —.——.— Br. Werger, Worms 83.——.— eee 120.— 9 2 Syrit!—.——„Speyr. 1 Pf. Preßh⸗u. Spritſb. 187.— Würzmühle Neuſtadt———.— Trausport Zellſtoffabk. Waldhof—.— 257.— u, Verſicherung-.. uckerfbr. Waghäuſel—.— 206.— B..⸗G. Rhſch. Seetr.—.— 80.— Zuckerfbr. Frankenth.—.— 382.— Zuckerraff. Mannh⸗—.— — — 5* 0 Pf.Nähm..Fahrradf. 145.50 148.— 129.l——.— „Pfälzer neu Gerſte, ungariſche Ruſſ. Futtergerſte Rursblatt der Mannheimer Produktenbörſe vom 8. Auguſt. Die Nolierungen ſind in Reichsmark, gegen Barzahlung per 100 Kg. bahnfrei hier. Weizen, pfälz. 20.50—21.—Hafer, bad. 15.75—16. „ Rheingauer—.——.—Hafer, nordd.—.— „ norddeutſcher 21.25—21.50 Hafer, ruſſiſcher 16.50—17.— „ ruſſ. Azima 23.25—283.50„ La Plata 15.75—.— „ Ulka 22.75—23.25 Mais, amer. Mixed—.— „ Theodoſia 24.——24.25„ Donau 15.25—.— „ Taganrog 22.75—23.25l„ La Plata 15.255 X „ Saxonska 23.——23.25 Kohlreps, d. 24.50—24 76 „ rumäniſcher 22.75—28.25Kleeſamen, dentſch.——— „ aän?r! 7„ I— „ Manitoba Kk—„ Luzerne ital.——— „ Provenc.——— „ Kanſas II—.—.—„ Eſparſette—.—— „ Auſtralier———— Isoder Rotklee—— „ La Plata 22.50—29.75 Leinöl mit Faß 82.— Kernen, 20.50—20.75 Rüböl in Jaß 64.— Roggen, pfälzer neu 15.50——.—Backrüböl 69.— „ruſſiſcher 16.75—17.—Fein⸗Sprit Ia., verſt. 100% 179.80 norddeutſcher 16.25—16.500„„„ unverſt. 55.80 „ amerik..—Roh⸗Kakt. ſprit verſt. S0ſ88 176.80 Gerſte, hieſ. neu 15.50—16.— 15.50—16.50 ——.— „ unverſt. 5 54.80 Alkohol hochgr.,„ 92 94 54.80 „ 88/00 53.00 Weizenmehl Roggenmehl Nr. 0) Roggen: Sept. Nov Kreditattien ise.⸗Kommandit Staatsbahn Lombarden Bochumer Kredit⸗Aktien Diskonto Komm. 3 c% Rente Spanier Türk. Looſe Banque Ottomane Tinto Kreditaktten Länderbank Wiener Bankverein Staatsbahn Lombarden Marknoten Wechſel Paris Wien, 8. Augu Kreditaktien Oeſterreich⸗Ungarn Bau u. Betr..⸗G. Wieuet Bankverein Länderbank Türk. Loſe Alpine Tabakaktien Nordweſtbahn taatsbahn Lombarden März—— Berl Berlin, 8. Auguſt. 27 L 12.25——.— Nr. 00 0 1 2 3 4. 82.75 31.75 29.75 22.76 24.50 1) 21.50. Tendenz: Weizen behauptet. Roggen zlemlich unverändert. Braugerſte immer noch unentwickelt. Futkergerſte unverändert. und Mais unverändert. Maunheim, 8. Auguſt. Leinſaat 35.50 Mk. 5 Rursblatt der Mannheimer Produktenbörſe. 5 (Handelsrechtliches Lieferungsgeſchäft.)) Montag, den 8. Auguſt 1910. 3 Die Preiſe verſtehen ſich pro 1000 kg. Weizen: Sept. 213— B. 210—G6.[Hafer: Sept.—— Nov. 209— B. 206— G. März 215—.—— Nov. 153%½ G. i —— Mais: Sept. Nov. Mär, 1* * 1* 209.50—.— 186.½ 187./ 158.J 180,½ Harpener 21.— 21.,75 282.J. 286.% Tend. ſeſt. (Schlußkurſe.) Laurahlültte Phönix Privatdiskont 3½% W. Berlin, 8. Auguſt.(Telegr.) Nachbörſe. 209,% 209,50 Staatsbahn 186.½ 187.25 Lombarden Tariſer Bürſe. Paris, 8. Auguſt. Anfangskurſe. Debeers Eaſt rand Goldfield Randmines 97.62 97.27 94.30 94.72 —.— 22150 692.— 695.— 1694 1699 Wiener Vörſe. Wien, 8. Auguſt. Vorm. 10 Ubr. 668.20 668.200 Oeſt. Kronenrente 518.20 514.]„ Papierrente 97.50 547.50 548.—„ Sllberrente 97.50 745.50 748.20 Ungar. Goldrente 110.— 112.— Kronenrente 117.50 117.52 95.31 95,31] Tend.: feſt. ſt. Nachm..50 Uhr. 28.25 26.75 iner Effektenbörſe. Berlin, 8. Auguſt.(Anfangs⸗Kurſe.) Alpine Montan Tend.: ruhig. Hafer —. 178. 227.5½%—.— 197.75 201.50 142.70 143.20 Wechſel London 20.45 20.445 Reichsbank 1. Wechfel Paris 81.07 81.10Rhein. Kreditbank 139 20 139. 90% Reichsanl. 102.10 102.10] Nuſſenbank ö 40%„ 100 de e Schaaffb. Bankv. e ee 98.10 Südd. Disc.⸗G.⸗A. 4%„ 1909—.——.—Staatsbahn 30% Relchsäuleihe 84.10 84.— Lombarden 4% Gonſols 10240 102.40] Baltimore u. Ohio 8. 405„ 1909—.——.— Ganada Paciſte 184.% 3½ ½„ 93.10 93.10 715788 Packet 142.— 8%„ 1909—.——.—Nordd. Lloyd 110.— 11 4 5 84.— 84.— Bochumer 233 25 30% Bad. v. 191—.——.—Dautſch⸗Huxembg. 202.75 30%„„ 1908/09 101.80 101.50 Dortmunder 93.75 8%„ conv.———.— Gelſenkirchner 211.½ 8%„ 19009/07—.——.—] Harpener 195.— 83%% Bayern 91.90 91.80 Laurahütte—— 355% Heſſen 9160 91.40 Phönix 227.10 8 9 80.80 80,75 Weſteregeln 214 20 8 achſen 83.50 836.25 Allg. Eloktr.⸗Geſ. 279,60 4½ Japauer 1905 98.— 97.70 Anilin 476.90 4e% Italiener—.——.—Anilin Treptow 370.— 40% Ruſſ. Anl. 1902 92.80 92 50 Brown Boveri 166.80 4e% Bagdadbahn 87.— 86.75 Chem. Albert 480.70 Oeſter. Krebitaktien 209 50 209 25] D. Steinzeugwerke 237— Berl. Handels⸗Geſ. 167.% 167.% Elberf. Jarben 491 50 Darmftädter Bank 130./½ 181.— Celluloſe Koſtheim 218.— Deutſch⸗Aſtat. Bank 144.— 144.— Rüttgerswerken 184.50 Bank 252.2% 252.75 Tonwaren Wiesloch—.— 106. Disc.⸗Kommandit 186% 187.½ Wf. Draht-Langend. 232.— 243. Dresdner Bank 158 25 158,/ J Zellſtoff Waldhof 258.70 256 159.½ 21.. 904.15 668.— 667.—Buſchtehrad. B.— 1764 1778 Oeſterr. Papierrente 97.55 97 55 ———„ Silberrente 97.55 97.55 622.— 622.—fP„ Goldrente 861.— 858.— Ungar. Goldrente 847.— 848.— Kronenrente 513.— 518.— Wch. Hoada viſta 257.— 257.—„ London„ 742.— 746.—-„ Paris„ 95.31 ————, Amſterd.„ 199.15 —.——— Napoleon 2550 2550 Marknoten 745.50 749.50 Ultimo⸗Noten 110.—113.— 8. Seite. Seueral⸗uugertger. A bendblatt.) Mannheim, 8. Auguſt. Stellen finden. Mb. Slodt⸗d. 1907 100 25 100.30 Türk iſch · 181.20 180.80 Dreſen„Gebr. Dörtelmann 3“ von Alſum, 12 850 Dz. Kohlen. X. Jander Geſucht Platvertreter für den Verkauf von Schuh⸗ von emi a Ackermau un& Co..⸗G. ſchw. i. B. Suche p. 1. Sept. ein brav. lüchtiges Mädchen, das gut bürgerlich kochen kann u. häusl. Arbeiten verrichtet. 35439 5——.— Stollen suchen. Ein älterer zuverl. Schloſſer u. Mechaniker, ſucht Stell⸗ als Anſchläger, Montcur oder in 83 6, 1, 4. Stock rechts. 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Frkf. 32 5 132.75 Deutſche Südſeephosphat.⸗G. 1913zfr—— „Dez.——— Roggenmehl 20 30 20.50 8 115 108.— Spichee 78 80 79.50 1195 ie 101— Mh9. en⸗Brauerei 18—.—Spi eder 102.— 102. ahr Gebr ⸗Gef., Pirmaſens— Budapeſter Produktenbörſe. Parkakt. Zweibrücken 91 50 91 50 Dabeee Wale 160.— 160,— Flilterfabrit Enzinger, Worms— 17⁰ Budapeſt, 8. Auguſt. Getreidemarkt.(Telegramm.) Weltzz. Sonne, Speyer 88. 88 ſeldlerfahrradw. Kleye 427.85 425 75 Flink, Eiſen⸗ und Broneegießeret, Nannheim—— 4. 8 Cementwerk Heidelbg. 46 80 46 90 Maſchinenfbr. Hilpert 85 85,.—[Herrenmühle vorm. Genz. Heidelberg 96— 1 50 5 Cementfabr. Karlſtast 125.— 125—Maf 199 0 Badenia 204 80 204.80] Herzogpark, Terrain⸗A⸗G. München— 1243fl 5— Badiſche Anilinfabrik 476— 476 25/ Dülr 431 25 432.— Kühnle, Kopp u. Kauſch,.⸗G. Frankenthal— 93 Weizen por Okl. 9 53—— feſt 953— feſt Ch. 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Auguſt: Wenig verändert, ſchwül, warm, Neigung durz 999 Paris 81.10 81 25 3½„e 88 4% 10912 100— 100.— zu Gewitter. elgten 766 50.775 Ba 81 083 81.088 7 100.20 100. 20: Mei Italten„ 80.588 80.616 Saen Plätze„ 80 925 80.988 320 Pfd. 88986 9050 0 145 19 0 01.— 101.. ⁵ Check London 20.45 7 20.4⁵„ 85.05 85.066 4%„ Goc.⸗Odl. ſbI½ verſchied. 91.— 91.— Berantwortlich: London 20.48 20.48 Rarohonsdot 16.2 16.22.Aul. 16 100 30 11¹ 1 82.— 91.— 5 5 11.5 1,uuf 30 100 80/ J½,„ 1914 Für Volitir: Dr. Fritz Golbenbaum; ng—— lrtvafdiskonto 8 8¼ 3% el 1½% Rh..⸗B..O 91.— 91.— für Kunſt und Seuflleton: Julius Witte. 7 Staatspapiere. A. Deutſche. 5 G0 1 87 91.40 91.40 55 für Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: J..: Franz Kircher; 6 8. 90%0 91.40 91.40 W Pf. 8—„.—— für Bolkswirtſchaft und den übrigen redakt. Teil: Frauz Kircher. 4 445 Pr. Pfob. unk, 09 99.30 99.30 1 Ital ſttl. g..B.—— für den Juſeratenteil und Geſchäftliches: Fritz Joos. 4 bodeutſch. Reichzan 102.15 162.15[ Mh. 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