Abonnement: 70 Pfennig monatlich. Gringerlohm 80 Pfg⸗ monatlich, Durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ auſſchlag M..4 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 3 Pfg. Iun ſera te: Die Colonel⸗Zeile.„ 25 Pfg. Auswärtige Inſerate 80„ Die Reklame⸗Zeile 1 Mark Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Umgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr⸗ der Stadt Mannheim und umgebung. * Anabtzängige Tageszeitung. Täglich 2 Husgaben (ausgenommen Sonntag) Eigene Redaktionsbureaus in Berlin und Äarlsruhe. Telegramm⸗Adreſſe: „General⸗Auzeiger Maunnheim“, Telefon⸗Nummern: Direktionu. Buchhaltung 1449 nahme v. Druckarbeiten 341 Redaktionn 377 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung Mannheimer Volksblatt.) r. 417. Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 12 Seiten. Telegramme. Vorbereitungen auf die Reichstagswahlen. E! Berlin, 8. Sept.(Von unſerm Berliner Bureau.) Die Nationalliberalen des ſchleſiſchen Reichstagswahlkreiſes Gurau⸗ Steinau⸗Wohlau werden anſtelle des zurückgetretenen Maler⸗ meiſters Lemcke den Gutsbeſitzer Reinecke, einen Poſener Anſiedler, als Kandidaten aufſtellen. Ein Beſuch bei Hofrichter. +Berlin, 8. Sept. Aus Wien wird berichtet: Der Rechts⸗ anwalt der Fran Hofrichter, die ſich von ihrem Manne ſcheiden laſſen will, ſtattete geſtern dem ehemaligen Ober⸗ leutnant Hofrichter einen Beſuch in der Strafanſtalt ab. Der Rechtsauwalt erzählte, daß Hofrichter das typiſche Bild keines Kerkerſträflingsbiete. Das Geſicht ſei blaß und aufgedanſen, von einem langen brannen Bart umrahmt. Kopf⸗ und Baorthaar ſeien forgfältis gepflegt. Hofrichter trügt keine Sträflingskleider, ſondern einen braunen Sacco und Drillichhoſe, eine ſchwarze Offizierskappe ohne Kokarde und Goldborte. Auf deas Erſuchen des Rechtsauwaltes, in die Scheibung einzuwilligen, ſchlug Hofrichter mit der Fauſt auf den Tiſch und ſagte: Nie! Meine Fraun hat gar keinen Anlaß, ſich von mir abzuwenden. Da offen und frei ins Geſicht zu blicken. Der Tag, an dem meine Un. ſchuld bewieſen wird, kann nicht mehr ſern ſein und mein Kind laſſe ich mir nicht rauben. Um des Kindes willen iſt dieſes uner⸗ recögliche Leben noch ebenswert. Man hat auf mein Geſtändnis (in der Vorunterſuchung einen Schluß auf meine Schuld gemacht. Das Geſtändnis iſt erzwungen. Der Pfychiater erklärte, ich ſei verrückt und würde ſtraflos ausgehen. Meine Umgebung ſagte mir, das Geſtänbuis würde die Situation günſtiger geſtalten. Allerdings ſitze ich nun hier. Beim Abſchiednehmen, als der An⸗ walt ihm die Haud reichte, brach Hofrichter in lautes Schluchzen aus. 1 . Sondon, 8. Sept.(Bon unſerm Londoner Bureau. Das Reuterſche Bureau meldet aus Teheran, Sardar Ar⸗ ſchad hade am Vorabend ſeiner Hinrichtung beiläufig ge⸗ Autzert, er und der frühere Schah Mohammed Ali hätten bei zwei Gelegenheiten mit dem ruſſiſchen Botſchafter in Wien Beſprechungen gehabt. Der Botſchafter er⸗ klarte auf die Frage, ob Rußland die Rücktehr von Mohammed Ali nach Perſien begünſtigen würde, Rußland und England Hätten ſich gegenſeitig verpflichtet, ſich in die inneren Angelegen⸗ heiten Perſtens nicht einzumiſchen. Rußland könne deswegen weder eine finanzielle noch eine anderweitige Beihilfe leiſten. Aber wenn Mohammed Ali verſuchen ſollte, den Thron wieder zu gewinnen, würde Rußland ſich neutral verhalten und die Ausführung dieſes Planes nicht hindern. Auf die Frage, wie der Transport der Kanonen für den ehemaligen Schah durch Rußland bewerkſtelligt worden ſei, erwiderte Arſchad, die Ge⸗ ſchütze hätten die Zollſchranke als Mineralwaſſer deklariert paſſiert. Die Verſchwörung von 1903. * ſchwörung vom Jahre 1903 führt Nowakowitſch aus, daß er die Thronkandidatur Peter Karageorgewitſch beantragt habe, während Gentſchitſch für einen ruſſiſchen Prinzen eingetreten ſei. Im Ok. Fktober 1902 hätten die Verſchwörer einen ſchriftlichen Eid abgelegt, nach Beſeitigung König Alexanders Peter Karageorgewitſch zum König ausrufen zu laſſen. gen zu Gefäng ute abend ſcheute in der Bis⸗ bttenburg unmittelbar vor dem Eingang der Belgrad, 7. Sept. In ſeinen Aufzeichnungen über die Ver⸗ Vor der Strafkammer des 4. dlung gegen den früheren und Leihkaſſe Schweig⸗ Freitag, 8. September 1911. Untergrundbahnhalteſtelle das Pferd eines Breaks vor einem Automobilomnibus. Das Pferd ſprang ſeitwärts und rutſchte über die Bordſchwelle, ohne zu fallen, mitſamt dem Wagen, in dem ſich zwei Inſaſſen befanden, die Bahnhofstreppe hinab bis zum Schal⸗ terraum. Weder die Inſaſſen noch Pferd und Wagen erlitten Schaden. Der Führer brachte das Pferd ſelbſt wieder auf die Straße. Der Wagen wurde von der Feuerwehr nach oben geſchafft. 5 * Belgrad, 7. September. Von maßgebender Stelle wird er⸗ klärt, daß die Nachrichten über die Beſuche König Peters in Berlin und des bulgariſchen Königs in Belgrad ſeien, da für das laufende bloße journaliſtiſche Kombinatjonen 12 nur in Wien und Paris in Jahr Beſuche des ſerbiſchen Kön Ausſicht genommen ſeien. Die Notlage der Landwirtſchaft und die Teuerung. ) Karlsruhe, 7. Sept. Verſchiedene Landwirt⸗ ſchaftliche Intereſſenverbände ſind mit dem Wunſche an die großh. Regierung herangetreten, es möchten ihnen Darlehen aus Mitteln der Amortiſationskaſſe gewährt werden, da die ihnen zur Verfügung ſtehenden Betriebsmittel in dieſem Jahre bei weitem nicht ausreichten, um den an ſie herantretenden An⸗ forderungen zur Beſeitigung oder Linderung der durch die außergewöhnliche Trockenheit und durch die Maul⸗ und Klauen⸗ ſeuche verurſachten Notlage der Landwirtſchaft zu genügen. Das Finanzminiſterium hat im Benehmen mit dem Miniſterium des Innern dieſem Wunſche entſprochen und die Staatsſchulden · ee angewieſen, dieſen landwirtſchaftlichen ant⸗ en wirtſchaftlicher Vereinigungen, dem Badiſchen Bauernverein e. V. und dem Verbande der landwirtſchaftlichen Kreditgenoſſen⸗ ſchaften im Großherzogtum Baden Darlehen im Geſamtbetrage von 600 000 ſtellen. »»Stuttgart, 7. Sept. Im Hinblick auf die drohende Futterknappheit fand dieſer Tage unter dem Vorſitz des Vor⸗ ſtandes der Zentralſtelle für die Landwirtſchaft eine Beſprechung ſtatt, zu welcher außer den Mitgliedern des Verwaltungs⸗ ausſchuſſes einige weitere Landwirte aus verſchiedenen Gegen⸗ den des Landes, Vertreter der Kaufſtelle des Verbandes der Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften und der Zentralgenoſſen⸗ ſchaft der Oberſchwäbiſchen Landwirtſchaftlichen Vereine ge⸗ laden und erſchienen waren. Nach den bei den Landwirtſchaft⸗ lichen Bezirksvereinen angeſtellten Erhebungen werden die Rauh⸗ futtervorräte(Heu, Stroh, Oehmd) bei richtiger Einteilung im allgemeinen ausreichen, ohne daß eine nennenswerte Verringe⸗ rung der Viehbeſtände vorgenommen werden muß. Im gleichen Sinne haben ſich auch die anweſenden Landwirte geäußert. Von einem Notſtand kann in Bezug auf die Rindviehhaltung nicht geſprochen werden und es liegt daher auch kein Anlaß zu über⸗ eiltem Viehverkauf bei gedrückten Preiſen vor. Dagegen liegen die Verhältniſſe für die meiſten Landwirte inſofern ungünſtig, als die Erzeugungskoſten für Vieh und Viehprodukte infolge des ungewöhnlich ſtarken Zukaufs von Kraftfuttermitteln, Skreu⸗ materialien und zum Teil auch von Rauhfutter in die Höhe gehen werden beziw. bereits in die Höhe gegangen ſind. Es wäre den Landwirten zu gönnen, bieten würden. Kraftfuttermitteln, Streumaterialien und Sämereien haben die landwirtſchaftlichen Vereinigungen rechtzeitig die erforderlichen Einleitungen getroffen. den Zoll auf Mats ſogar als wenig zweckmäßig bezeichnet, weil nicht mit Beſtimmt⸗ heit zu erwarten ſei, daß die Verbraucher einen entſprechenden Nutzen davon haben. Dagegen wurde von allen Seiten ge⸗ wünſcht, daß der Zoll auf Mais und Futtergerſte an Land⸗ wirte, welche den Mais und die Futtergerſte während der Kampagne 1911/12 in ihren eigenen landwirtſchaftlichen Brennereien verarbeiten oder als Futtermittel in ihren land⸗ wirtſchaftlichen Betrieben verwenden, ſowie an landwirtſchaft⸗ liche Vereinigungen, welche Mais und Futtergerſte zum gleichen Zweck an ihre Mitglieder und an andere Landwirte abgeben, zurückvergütet wird; weiter, daß für Mais und Futtergerſte, ſoweit dieſelben als Futtermittel in landwirtſchaftlichen Be⸗ trieben verwendet und in landwirtſchaftlichen Brennereien ver⸗ arbeitet werden, die 50prozentige Frachtermäßigung, und zwar auch auf den außerwürttembergiſchen Eiſenbahnſtrecken, gewährt wird. Die Zentralſtelle wurde erſucht, die erforderlichen Schritte nach dieſen beiden Richtungen hin zu tunmn. M. gegen mäßige Verzinſung zur Verfügung zu wenn etwas höhere Preiſe für tieriſche Erzeugniſſe wenigſtens teilweiſe einen Ausgleich Wegen des gemeinſchaftlichen Bezuges von 871 nämlich dem Genoſſenſchaftsverband badiſcher kand⸗ Was die von den Landwirtſchaft⸗ lichen Bezirksvereinen geſtellten Anträge und Wünſche anbelangt, ſo iſt zunächſt zu erwähnen, daß ein Antrag, de und Futtergerſte für einen beſtimmten Zeitraum aufzuheben, weder geſtellt noch befürwortet wurde; dieſe Maßnahme wurde mus aufhetzt. D. Red.) (Kittagblatt.) Ein Hilfsfonds. 22 Darmſtadt, 6. Sept. Die in Ausſicht ſtehende Teuerung veranlaßte die Bürgermeiſterei Darmſtadt zu einem Ausſchreiben zwecks Bildung eines Hilfsfonds für Familien der kleinen Ge⸗ werbetreibenden, Beamten und Arbeiter. Es wird auf den Preis⸗ aufſchlag der Milch hingewieſen, dem alsbald die Preiſe für Fleiſch, Kartoffeln, Gemüſe und Kohlen nachfolgen werden. Die Hilfe iſt ſo gedacht, daß Perſonen bis zu einer beſtimmten Einkommens⸗ grenze, oder ohne Rückſicht darauf ſolche, die wegen ſtarker Famil oder anderer Umſtände, beſonders bedürftig erſcheinen, auf A fordern einen angemeſſenen Zuſchuß zu den Koſten der genannt Waren erhalten ſollen. In Darmſtadt hat nach der Zählung vom Jahre 1900 mehr als der vierte Teil der Einwohner ein Einkom⸗ men unter 2600 Mk., es muß alſo eine erhebliche Hilfsaktion ei treten, wenn auch nur ein verhältnismäßig kleiner Teil dieſer Perſonen von der zugedachten Unterſtützung Gebrauch machen will und das verlangt erhebliche Opfer ſeitens der ſogenannten Beſſe geſtellten. Darmſtadt iſt vorzugsweiſe Beamtenſtadt, die ſtaatlichen Beſoldungen ſind ſehr beſcheiden und ſeit Jahren nicht aufgebeſſert worden, während Steuern und Schulgeld, Gebühren und Stempel fortgeſetzt erhöht worden ſind. Die Ausdehnung des Ausnahmetarifs über ganz Deukſchland. Wie der„Information“ mitgeteilt wird, iſt vom 1. September 1911 ab der preußiſch⸗heſſiſche Ausnahmetarif für Futter⸗ und Streumittel über alle deutſchen Staats⸗ und Privatbahnen aus⸗ gedehnt worden. Es ſind nur folgende Etuſchränkungen von dem geſamten deutſchen Bahnnetz zu erwähnen: Im Verkehr mit den württembergiſchen Staatseiſenbahnen beſteht der Ausſchluß von Häckſel, Hen und Stroh, und im Verkehr mit den bayriſchen Staatseiſenbahnen ſind einzelne Futtermittel ausgenommen. Am 10. September 1911 wird der Tarif mit dem vollſtändige⸗ tungsbereich nen herausgegeben werden. Der Kampf um Marokko. Der Staud der deutſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen JBerlin, 8. Sept.(Von unſerm Berliner Burean Die neue Zuſammenkunft zwiſchen dem Staatsſekretär des Aus⸗ wärtigen Amts v. Kiderlen⸗Wächter und dem franz ſiſchen Botſchafter Jules Cambon, in der, wie man annimmt die formelle Uebergabe der deutſchen Antwort an den der franzöſiſchen Regierung erfolgte, hat geſtern Abend ſtatt gefunden. Es ſind im Laufe des Tages mehrfache Kon⸗ ferenzen innerhalb der deutſchen Regi vorangegangen Der Reichskanzler hat bereits am Dienstag Abend gleich ſeiner Rückkehr von Kiel mit Herrn von Kiderlen⸗Wächter Beſprechung gehabt. Geſtern Nachmittag hatte d kanzler mit dem Staatsſekretär des Auswärtigen und ſtaatsſekretär Zimmermann im RNeichskanzlerpalais einſtündige Beſprechung zwiſchen 4 und 5 Uhr. Beratung hatte dann auch von Kiderlen⸗Wächter ſationen ſo groß, daß die franzöſiſche Nation, wenn werden, ſehr erſtaunt wenn nicht verzweifelt darüber (Man beachte, wie England wieder den franzöſiſchen Dafür entſchädige aber das, was Frankreich in verlange, denn es handle ſich nicht nur umpolitiſch dern auch um militäriſche Rechte, die in einem ſtimmten Vertrag feſtgelegt werden würde zwar nicht nur mit Deutſchland allein, ſondern auch m anderen europäiſchen Mächten und ſogar mit den Vere Staaten von Nordamerika. Wenn Deutſchland einv ſei, würden auch Oeſterreich⸗Ungarn und Ital ſtim während England und Rußland Der beabſichtigte Vertr zwiſchen Deutſchland und 2. Sefle. Mannheim, 8. September. Mas In dem neuen Vertragsinſtrument ſeien diemilitäriſchen Rechte Frankreichs ausdrücklich betont. Es werde ferner ausgemacht, daß wenn mit Bezug auf dieſen Vertrag irgendwelche Schwierigkeiten in der Auslegung heſtehen ſollten, dieſelben den europäiſchen Mächten und den Vereinigten Staaten zur Entſcheidung vorgelegt werden müſſen. Frankreich werde Deutſchland keine Konzeſſionen ünd anderweitige wirtſchaftliche Rechte in Marokko zugeſtehen, heißt es weiter, die nicht die anderen Mächte auf Grund des Vertrages von Algeciras gleichfalls beſitzen. Die Republik habe ja auch gar nicht das Recht dazu. Auf der anderen Seite ſei Frank⸗ reich jedoch gewillt, weitere und beſtimmtere Garantien für die Erhaltung der offene Tür in Marokko zu geben. Weiter erfährt der Diplomat, daß zu Beginn der Ver⸗ handlungen der deutſche Staatsſekretär von Kiderlen⸗Wächter ausdrücklich erklärte, er ſuche keine beſonderen Vorrechte und Konzeſſionen in Marolko, aber im Laufe der Unterhaltungen ſeien dieſe Erklärungen immer unbeſtimmter geworden, ſodaß man ſchließlich den Eindruck gewann, Deutſchland ſuche in Marokko Vorrechte, die anderen Mächten vorenthalten werden ſollten. So lägen die Schwierigkeiten in Marokko ſelbſt. Die Entſendung von deutſchen Kriegsſchiffen nach Agadir habe aber die Erwartung gewiſſer Kreiſe Deutſchlands außerordentlich hoch geſpannt und jetzt fürchte man in der Wilhelmſtraße die Entſcheidung. Jetzt zeigten ſich erſt die großen Schwierigkeiten, mit denen der deutſche Staatsſekretär zu rechnen hat. Furcht vor den Wahlen werde die Verhandlungen jedenfalls noch länger hinauszögern. Es tauchten aber noch andere Schwierigkeiten auf. In Deutſch⸗ land iſt alles auf Kredit geliefert, Induſtrie, Handel und Finanz und es ſei viel ausländiſches Kapital im Laufe der Zeit in Deutſchland angelegt worden. Die Stimmung im deutſchen Volke. Während in Berlin unſere Diplomaten den bisher noch be⸗ ſtrittenen Beſitz Frankreichs an Marokko in einen unbeſtrittenen umzuwandeln ſich bemühen und Garantien für Fortentwicklung des deutſchen Handels unter einem Protektorat Frankreichs über Marokko herausklügeln— ſie könnten genau ſo nützlich ſich mit der Quadratur des Zirkels befaſſen—, während unſere Offiziöſen in einer geradezu frivolen Weiſe dieſen Kampf um Dentſchlands Weltgeltung als leidigen Handel(„Frankfurter Zeitung“), als unſeligen Marokko⸗Zank(„Kreuz⸗Zeitung“) herabwürdigen, wächſt im deutſchen Volke die Empörung über die kraft. und würdeloſe Vertretung der deutſchen Intereſſen durch unſere Diplomatie und einen Teil der deutſchen Preſſe. Von nah und fern erhalten wir Zuſchriften aus unſerem Leſerkreiſe, die dieſer Empörung Ausdruck geben und eine ener⸗ gäſche nationale Politik fordern, wie Frankreich und England ie betreiben. Es fehlt uns der Raum, ſie alle wiederzugeben, einer Zuſchrift vom geſtrigen Tage aber möchten wir doch gerne pweitere Verbreitung geben, da ſie recht gut in kurzen Worten die bittere Enttäuſchung und den Unmut der weiteſten nationalen KFreiſe zum Ausdruck bringt. Wir erhalten von einem Leſer eine Karte folgenden Inhalts: „Sehr geehrter Herr Chefredakteur! Es iſt dem Unterzeich⸗ neten ein Bedürfnis, Ihnen ſeinen Dank auszuſprechen für die national⸗mannhaften Worte, die Sie im heutigen Mittag⸗ wie Abendblatte zur Marokkofrage gefunden haben. Wenn man die Haltung der weitaus zahlreichſten Zeitungen beobachtet, möchte einen nicht nur ein pſychiſches, ſondern ein geradezu phyſiſches Mißbehagen beſchleichen ob ſolch de⸗ und wehmüligen Erſterbens gegenüber den Affronts ſeitens Frankreichs und den„unerforſch⸗ lichen“, aber im Sinne dieſer Preßorgane auf jeden Fall heil⸗ bvollen Entſchließungen unſeres Auswärtigen Amtes. Angeſichts ſolcher Zuſtände wäre es ſehr am Platze, ein Dichterwort vari⸗ ierend auszurufen: weh dir, daß du ein Deutſcher biſt! Bleiben „Sie feſt! möchte ich Ihnen zurufen! Es iſt ja, wie Figurae zeigen, heutzutage vieles möglich! Es ſollte mich darum nicht beſonders wundern, wenn demnächſt der Vorſchlag auftauchte, den lieben Französlein um des lieben Friedens willen das Protektorat über Deutſchland oder doch über ein Stück davon zu offerieren. Alſo, bitte, nochmals: nunquam retrorsum!“ 55 Wir möchten anfügen die Zuſchrift eines hervorragenden bdeutſchen Staatsrechtslehrers an die„Münch. N..“, in der es heißt: Jeder Gebildete, der Vaterlandsſinn hat, muß einer Politik der internationalen Verſtändigung das Wort reden, aber er kann es nur tun im Vertrauen auf eine Regierung, welche die Macht General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) weichen einer kleinen Macht kann nach Umſtänden durch Schweigen gedeckt werden. Das Zurückweichen einer Macht wie Deutſchland aber muß offen und laut mißbilligt werden, denn das Zeichen des mangelnden Selbſt⸗ verkrauens macht all ihre Macht zunichte und ſetzt ſie außer⸗ ſtand, ferner eine Politik der internationalen Ver⸗ ſtändi gung zu betreiben. Sie erſchwert ſich nur ihre Selbſt⸗ behauptung. Reiſen und Reden können dieſe Hinterhändigkeit dann ebenſowenig ausgleichen, wie Drohungen, denen die Tat nicht folgt. Die Achtung, welche eine Regierung in ihrem eigenen Lande zu ſuchen berechtigt iſt, wird ſtets an der Achtung zu meſſen ſein, die ihr das Ausland und beſonders ihre Feinde im Ausland zollen. * Wiesbaden, 7. Sept. Eine Marokkokundgebung, an der zirka 700 Perſonen teilnahmen, fand heute abend in der „Wartburg“ ſtatt. Nach einem Vortrag des Profeſſors Du Moulin⸗Eckart(München) wurde eine Reſolution an den Reichskanzler abgeſandt, in der Verwahrung dagegen eingelegt wird, daß die deutſchen Anſprüche an Marokko gegen irgendwelche Entſchädigungen im äquatorialen Afrika aufgegeben werden. Durch das Eingreifen Englands ſei die marokkaniſche Angelegenheit zu einer Ehren⸗ und Machtfrage für Deutſchland geworden, bei der es ein Zurück nicht geben lönne. Die deutſche Staats⸗ leitung dürfe ſich verſichert halten, daß eine ſtolze Politik auf die begeiſterte Zuſtimmung des deutſchen Volkes rechnen könne, das zur Wahrung ſeiner Ehre und zur Sicherung ſeiner Zukunft jedes Opfer bringen werde. Der Wert der Kompenſationen. Die bekannten offiziöſen Aeußerungen, die der öffentlichen Meinung den Marokkorückzug ſchmackhaft machen ſollten, haben den Herausgeber von„Deutſch⸗Ueberſee“, Johannes W. Harniſch, veranlaßt, bei dem Direktor der Deutſchen Togo⸗ geſellſchaft, Herrn Hupfeld, eine Unterredung nachzuſuchen, die Herr Hupfeld ihm gewährte. Wir geben die Unterredung wieder, ſoweit ſie ſich auf die Kompenſationen in Franzb⸗ ſiſch⸗Kongo bezieht: 5 „Wie denken Sie über dasgroße innerafrikaniſche Zentralreich, das uns in etwas myſtiſchen Wendungen verheißen wird?“ „Sehr ſkeptiſch. Einen gewiſſen Wert würde ich allerdings der Erwerbung von Spaniſch⸗Guinea zuerkennen— ohne frei⸗ lich unterſuchen zu wollen, ob wir das nicht jeden Augenblick für billiges Geld direkt in Madrid hätten bekommen können. Die Hafenſtadt Eloby an der Corisco⸗Bay hätte ſicher einen gewiſſen Wert für die Erſchließung von Südkamerun und des Hinterlandes, die ſich von Duala aus ſo günſtig nicht bewerk⸗ ſtelligen ließe. Auch wäre es ganz gut, wenn wir die Befrie⸗ dung des Munilandes, gegenwärtig der Schlupfwinkel des übel⸗ ſten Geſindels, das ſeines Halſes in Kamerun und im franzö⸗ ſiſchen Kongo nicht ſicher iſt, in die Hand nehmen könnten.“ „Und das große zentralafrikaniſche Kolonialreich, zu dem uns franzöſiſche Abtretungen im Hinterlande ver⸗ helfen ſollen?“ 5 „Dieſe Erwerbungen ſcheinen mir, nach meinen geographi⸗ ſchen Kenntniſſen, nur einen ſehr problematiſchen Wert zu haben; vor allem kann ich nicht den geringſten Vorteil darin ſehen, daß wir dann von Deutſch⸗Oſtafrika nur durch den Kongoſtaat getrennt wären. Die Erwerbung des Kongoſtaates ſteht doch garnicht in Frage; und unſere Kolonial⸗ politik muß doch vorläufig noch im Rahmen der realen Ver⸗ hältniſſe dieſer Erde, kann nicht in den ſicher angenehmeren Utopien getrieben werden. Was ſoll nun gar der ganz unmög⸗ liche Gedanke einer Eiſenbahnverbindung von Kame⸗ run nach Deutſch⸗Oſt⸗Afrika? Mir will faſt ſcheinen, als ob der Wunſch, eine Transverſalbahn zu bauen, da England die Longi⸗ tudinalbahn Kap⸗Kairo erſtrebt, der Vater des ganz unmög⸗ lichen Gedankens geweſen ſei. Wie Sie auf der Karte ſehen, würde eine ſolche Bahn all die ſchiffbaren Flüſſe des Kongo⸗ ſyſtems ſehräg ſchneiden, die ihr ſelbſtverſtändlich alle Frachten wegnehmen würden. Unrentabel wäre ſie alſo ſicher für undenk⸗ liche Zeiten. Sie würde aber auch nicht den Vorteil einer nähe⸗ ren Verbindung nach der Heimat bieten. Denn bekanntlich fährt man nach Kamerun ziemlich genau ebenſolange wie nach Dar⸗ es⸗Salam.“ „Auch Sie ſind alſo durchaus nicht von dem„großzügigen“ Plane der Erwerbung von Kongohinterland entzückt?“ „Wie ſollte ich» Man muß doch berückſichtigen, daß wir hier ein Gebiet überhaupt erſt zu erobern hätten, das beſtem Vernehmen nach von einer unkultivierten und vermut⸗ lich nur ſehr ſchwer kultivierbaren Bevölke⸗ rung bewohnt und von der Schlafkrankheit durch⸗ ſeucht iſt.“ * Tanger, 7. Sept. General Dalbiez iſt am 4. Sep⸗ tember in Sefru angekommen. Er nahm die Unterwerfung der Häuptlinge der Aityuſſi dort entgegen. angenommen. Politische Aebersſeht. * Mannheim, 8. September 1911. Die Einführung von grieftelegrammen. Brieftelegramme werden, wie die Korreſpondenz Groß⸗ Berlin mitteilt, am 1. Oktober in ganz Deutſchland verſuchs⸗ weiſe eingeführt. Es ſind dies Telegramme, die in der Nacht an den Beſtimmungsort telegraphiert und dort wie gewöhnliche Briefe möglichſt mit der erſten Beſtellung abgetragen oder Nö⸗ holern in der üblichen Weiſe ausgehändigt werden. Jedes Wort koſtet 1 Pfennig, mindeſtens aber 50 Pfennig für jedes Telegramm mit Abrundung auf je 5 Pfennig nach oben. Dieſe Brieftelegramme dürfen nur von 7 Uhr abends bis 12 Uhr nachts aufgeliefert werden. Das kann bei allen Annahmeſtellen für Telegramme erfolgen. Sie können auch brieflich aufgeliefert werden; Vorausſetzung für die Beförderung iſt natürlich ein entſprechender Nachtdienſt. Die neue Einrichtung beſchränkt ſich deshalb auf den Verkehr zwiſchen folgenden Orten: Aachen, Augsburg, Bamberg, Barmen, Berlin mit dem ganzen Rohrpoſtbezirk, Bielefeld, Bonn, Braunſchweig, Bre⸗ men, Breslau, Bromberg, Chemnitz, Danzig, Darmſtadt, Deſſau, Dortmund, Dresden, Düſſeldorf, Duisburg, Elberfeld, Emden, Erfurt, Eſſen, Eydtkuhnen, Flensburg, Frankfurt a. Main, Frankfurt a. d.., Freiburg i.., Gera, Gießen, Gör⸗ litz, Göttingen, Halle, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kaſſel, Kiel, Koblenz, Köln, Kolmar, Königsberg, Köslin, Kre⸗ feld, Kuxhaven, Leipzig, Liegnitz, Ludwigshafen, Lübeck, Magdeburg, Mainz, Mannheim, Metz, Mülhauſen i.., München, München⸗Gladbach, Münſter, Nordhauſen, Nürn⸗ berg, Oldenburg, Osnabrück, Paſſau, Plauen, Poſen, Pots⸗ dam, Regensburg, Roſtock, Saarbrücken, Schwerin, Stettin, Stralſund, Straßburg, Stuttgart, Thorn, Trier, Wiesbaden, Würzburg und Zwickau. Brieftelegramme können aber auch über dieſe Orte hinaus innerhalb Deutſchlands mit der Poſt weitergeſchickt werden. Die Telegramme erhalten den gebührenpflichtigen Vermerk„Bft.“ oder„Brieftelegramm“ vor der Adreſſe; ſie dürfen nur in offener Sprache abgefaßt ſein. Die Wortzahl iſt ſchon vom Abſender anzugeben. Es iſt auch eine vereinbarte abgekürzte Adreſſe und die Bezeichnung„Poſtlagernd“ zuläſſig. Die Ver⸗ merke„dringend“,„Antwort bezahlt“,„Vergleichung“,„Tele⸗ graphenlagernd“,„Empfangsanzeige“,„mehrere Adreſſen“ und „Einſchreiben“ werden dagegen nicht zugelaſſen. Die Adreſſe lautet z. B.— Bft.— Johann Müller, Leiterſtraße 17, Bonn; oder:— Bft.— Poſt— Schubach, Euskirchen⸗Köln. Eine Eilbeſtellung iſt nicht zuläſſig. Eine Nachſendung erfolgt brief⸗ lich ohne Gebühr. Unbeſtellbare Brieftelegramme werden wie unbeſtellbare Telegramme behandelt. Der Einpfennigtarif findet nur auf das Telegramm ſelbſt Anwendung, nicht aued auf gebührenpflichtige Dienſttelegramme, die durch ein Brief⸗ telegramm veranlaßt werden oder ſich auf ein ſolches beziehen. Die Gebühr wird auf Antrag nur dann erſtattet, wenn das Brieftelegramm durch Verſchulden des Telegraphenbetriebs ver⸗ loren gegangen oder ſpäter angekommen iſt, als es bei Auf⸗ gabe und Beförderung als gewöhnlicher Brief mit der Poſt an⸗ gekommen wäre. Köln in Not. Die Deutſche Vereinigungs⸗Korreſpondenz gibt unker dieſer Ueberſchrift eine ausführliche Schilderung der unſeren Leſern bekannten heißen Kämpfe zwiſchen Köln und dem Anhang des Grafen Oppernsdorff und weiſt dann darauf hin, daß, während dieſer Kampf noch erſt im Entſtehen ſei, ſchon ein neuer folgenſchwerer Konflikt drohe: Die Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung bringt ſeltſame Mit⸗ teilungen aus der diesjährigen Fuldaer Biſchofskon⸗ ferenz. Darnach hat Kardinal Kopp dem Mainzer Katho⸗ likentag brieflich die Forderung zukommen laſſen, daß jede Er⸗ örterung von Organiſationsfragen ſozialer Vereinigungen zu unterbleiben habe, da die Beratungen hierüber der diesjährigen Biſchofskonferenz vorbehalten werden müßten. Auf der Ful⸗ daer Biſchofskonferenz hatte ſodann der Referent der am 14. Dezember 1910 von den Biſchöfen in Fulda eingeſetzten Studien⸗ kommiſſion für die ſoziale Frage, Biſchof von Paderborn, be⸗ richtet, daß die Kommiſſion eine Eingabe an den Papſt mit dem Erſuchen einer definitiven Entſcheidung vorſchlage. Dieſer Vorſchlag der Kommiſſion wurde von der Biſchofskonferenz Dieſe Nachricht findet in ihrem erſten Teil eine gewiſſe Beſtätigung durch einen auffallenden Umſtand auf dem Mainzer Katholikentag. Bekanntlich hat der Biſchof Kirſtein von Mainz einige Monate vor dem Katholikentag verkündet, daß die katholiſche kaufmänniſche Vereinigung alles daran ſetzen werde, daß der Beſchluß vom vorigen Katholikentag betreffs des chriſtlichen oder Tonfeſſtoneklen Charakters der kaufmänni⸗ Feuilleton. Die Rieler Flottenreune. Die diesjährige deutſche Flottenparade in Kiel hatte eine be⸗ ſondere Bedeutung durch die kriegsdrohende Lage, durch die kurz Fbaupor ſtattgefundene franzöſiſche Flottenrevue, bei der kriegeriſche Worte fielen und durch die Anweſenheit des öſterreichiſchen Thron⸗ folgers als Gaſt des Kaiſers, was wohl ein treues Zuſammenhal⸗ ten mit Deutſchland in ſchwieriger Zeit dokumentieren ſollte. Es nimmt alſo kein Wunder, wenn diejenigen, die dem Schauſpiel bei⸗ wohnten und die den Eindruck nachträglich wiedergeben, in ihren Schilderungen Stimmungen wiederklingen laſſen, die ſich aus der augenblicklichen Situation ergaben. Wir finden dieſe auch wieder in den anſchaulichen Berichten des Sonderberichterſtatters der „Tägl..“, die wir auszugsweiſe hier mitteilen wollen. Wir leſen Wir ſind an der Bake von Stollergrund Süd. Wir fahren Gabelsflach zu in offener See. Der Dampfer der kai⸗ ichen Werft, auf dem ich ſtehe, fährt unter Reichsdienſtflagge, t unter Befehl eines liebenswürdigen Herrn vom Marineamt zarf allen vorausfahren. Weit oben, in Nordnordoſt, ent⸗ mnſere Gläſer einen Dunft im Dunſt, eine Andeutung von Kommendem: die Flotte. Von Kiel oder ſchon von Fried⸗ her aber donnern dumpfe Schläge über das Meer. Die efahrtsverhältnis, liegenden drei Ueber⸗ ine Kreuzer und die Uferbatterien des VBakerlandes und ſeine Ehre zu vertreten weiß, Das Qurück⸗ ganſſators aus Pola, des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oeſter⸗ reich. Ihr Rot⸗Weiß⸗Rot mit dem Wappen im weißen Felde flattert überall. Hie French, hie Franz! Niemand iſt darüber im Zweifel, wer wohl die erfreulicheren Bilder ſieht, der engliſche Feldmarſchall in den franzöſiſchen Sperrforts oder der öſterrei⸗ chiſche Thronfolger in unſeren ſtählernen Seefeſtungen. Halb zehn Uhr. Der himmliſche Wettermacher hat den Ka⸗ nonenſchuß gehört. Mit einem Ruck reißt er den Wolkenvorhang auseinander, blendendes Sonnenlicht ergießt ſich über die weite See, ſilbern bereift erſcheint die unendliche Reihe der 34 Panzer in Kiellinie am Horizont, und von Südſüdweſt naht in elaſtiſcher Fahrt die blütenweiße„Hohenzollern“. Dichtauf in ihrem Kiel⸗ waſſer der„Sleipner“ und das andere Depeſchenboot, wie treue Jagdhunde auf der Ferſe des Herrn. Das Dampfergewimmel löſt ſich bon dem Platze am Bülker Feuerſchiff, das allein zurückbleibt, wie ein gekochter Rieſenhum⸗ mer, während die lebendigen ſchwarzen davonkrabbeln. Ein Brau⸗ ſen, mißtönig, aber herzerhebend, übertönt das Keuchen der Ma⸗ ſchinen: wer noch einen Ton in der Kehle hat, ruft Hurra oder ſingt Vaterlandslieder. Jeder will den Kaiſer auf der Kommando⸗ brücke der„Hohenzollern“ erkannt haben. Die Hüte ſind wie auf Kommando von den Köpfen geflogen, mit grauen und blonden Locken ſpielt der Wind. Der Kaiſer, der Kaiſer! In dieſem Augen⸗ blick iſt alles vergeſſen, was man ihm je vorgeworfen, wo man ſeiner gewaltigſten Schöpfung entgegenfährt, unſerer deutſchen Flotte. Nun iſt er nur noch der oberſte Kriegsherr, des Reichs⸗ ſchwertes Schmied, der Grenzen Bewahrer. Mit leuchtenden Augen erzählt einer von der letzten Heerſchau in Koblenz, die einſt König Wilhelm in heißen Julitagen kurz vor der großen Entſchei⸗ dung abhielt.„So iſt es heute, genau ſo!“ Nuün gleitet in langſamer Fahrt die Flotte heran. Backbord in ihrer Normalformation in ſtumpfer Staffel die Flottillen warz, finſterer Nächte Traut⸗ 85 — geſellen. Die Nordſee mit ihrem unſichligen Wetter iſt ihr Re⸗ vier, da pürſchen ſie ſich heran, da ſchmettern ſie wie Thors Ham⸗ mer auf den Feind, da bricht der eine, der andere der Feinde wie bvom Blitz getroffen zuſammen und wankt aus der Reihe oder ſinkt todwund in die Tiefen. Sie fliegen das Wattenmeer entlang, pre⸗ ſchen dann bald hier hervor, bald dort, und halbe Arbeit, ſo wie ſie von Ruſſen und Japanern in Oſtaſien geſchah, iſt wahrlich nicht ihre Sache. Einige neue Boote ſcheinen auch ein ungewohnt großes Kaliber von Ausſtoßrohren zu haben. Ich laſſe mich hän⸗ gen, wenn das nicht mindeſtens 53 Ztm. ſind ſtatt der früheren 45, — da hält kein Panzer ſtand. Und mir klingt und ſingt es im Herzen, was der alte Liebermann v. Sonnenberg, der ewig junge Premierleutnant des großen Krieges, nach der letzten Flottenfahrt der Reichsboten in Begeiſterung niederſchrieb, damals, als ihnen die große Offenbarung aufging, was Wilhelm II. und ſein getreue⸗ Tirpitz geleiſtet: 8 Es ſchleudert des Feindes Panzerkoloß Verderben nach unſeren Küſten Aus ſicherer Fern'; ihn erreicht kein Geſchoß, Uns dient kein ähnlicher Kampfesgenoß, Drum darf er ſich rühmen und brüſten: „Fürchtenichts ward mir als Name erdacht!“ Hüte dich, Prahler, Drachen halten die Wacht! Es heult der Sturm und die Woge brauſt, Die Fluten deckt nächtliches Dunkel,— Da kommen die Schwarzen herangeſauſt. Der Mann am Ruder mit nerviger Fauſt Braucht nicht führender Lichter Gefunkel; Der Kompaß in deutſcher Seemannsbruſt Iſt ſich des Kurſes feindwärts immer bewußt. Der junge Führer erſpäht den Koloß—— 5 5 Nun, Drache, ſpei' deine Gluten! 9 7 4 3 Mannheim, 8. September. General⸗Anzeiger.(Nittagblatt.) ſchen Vereinigung abgeändert werden ſolle. Man war nun geſpannt, ob die Sache auf dem Mainzer Katholikentag zum Austrag kommen ſollte. Biſchof Kirſtein war anweſend, ſprach auch in der katholiſchen kaufmänniſchen Vereinigung, aber von dem Antrag war mit keinem Wörtchen die Rede. Da man nicht annehmen kann, daß Biſchof Kirſtein von ſeinem ſo öffentlich angekündigten Vorhaben aus Furcht vor dem Volksverein ab⸗ geſtanden iſt, ſo iſt ein ſolches Eingreifen von Kardinal Kopp, wie es die Rheiniſch⸗Weſtfäliſche Zeitung mitteilt, wohl anzu⸗ nehmen. Im übrigen handelt es ſich hier in der Hauptſache um den Streit zwiſchen chriſtlichen Gewerkſchaften und katholiſchen Fachabteilungen, und es wird abzuwarten ſein, ob in dieſem Streit eine Entſcheidung, die in Deutſchland tiefgreifende Wirkungen nach ſich ziehen würde, getroffen werden wird. Auf dem Katholikentag in Mainz war die Mahnung„Seid einig!“ der Kern und Stern faſt jeder Rede. Aber Einigkeit kann ohne innere Wahrhaftigkeit nicht auf die Dauer beſtehen, das ſollten die Herren allmählich einſehen. Das Zentrum als eine interkonfeſſtonelle Partei darzuſtellen, dabei konfeſſionelle Politik mit nur konfeſſionellen Mitteln und faſt ausſchließlich konfeſſionellen Vereinen zu be⸗ treiben, iſt eine Unwahrhaftigkeit, die auf die Dauer nicht zu ertragen ift. Badiſche Politik. Die Reichstagserſatzwahl im 1. badiſchen Wahlkreis. Wie das Zentrum den Wahlkampf führt, zeigt folgende Mahnung der nationalliberalen Konſtanzer Zeitung: s ſcheint, als ob die Freie Stimme beabſichtigt, ſchon jetzt einen Rekord in perſönlichen Angriffen auf unſeren Kandidaten Schmid aufzuſtellen. Was ſie ſich in ihrer geſtrigen Nummer 205 an Unverſchämtheiten, um es noch gelinde auszudrücken, leiſtet, kann wohl kaum noch überboten werden. Doch ſoll dieſes Vorgehen uns und der geſamten übrigen liberalen Preſſe als abſchreckendes Beiſpiel dienen, wie wir den Kampf nicht führen ſollen. Wir erklären daher ausdrücklich, daß uns die Perſon des Zentrumskandidaten, des Herrn Land⸗ gerichtsdirektors v. Rüpplin unantaſtbar während des ge⸗ ſamten Wahlkampfes bleiben wird, daß wir dagegen mit den ſchärf⸗ ſten Waffen das Zentrum und den Ultramontanismus bekämpfen werden. Wir bitten auch die liberalen Zeitungen im Bezirk, ſich ebenfalls unbedingt dieſes Grundſatzes befleißigen zu wollen, damit am Ende des Wahlkampfes wir vor uns ſelbſt fleckenlos daſtehen können, die Schmach der befleckten Waffen aber aus⸗ ſchließlich auf das Zentrum fällt.“ Folgende Notiz ſteht in der Radolfzeller„Freien Stimme“: „Die Liberalen halten am Samstag und Sonntag 16 Verſamm⸗ lungen im Wahlkreiſe ab. Gute Verrichtung! Wegbleiben! muß die Parole der Unſerigen ſein.“— Wegbleiben! Was iſt das anders, als eine durch die Angſt vor den Wahrheiten der liberalen Agitation eingegebene Weiſung an die Anhänger des Zentrums, von den liberalen Verſammlungen fernzubleiben; als der Ausdruck der Furcht vor einer öffentlichen Abrechnung mit der Zentrums⸗ führerſchaft und ſeiner das Volk ſchwer belaſtenden Reichsfinanz⸗ politik, deren Wirkungen bei den von der gegenwärtigen Trocken⸗ heit noch beſonders nachteilig beeinflußten ungünſtigen Verhält⸗ niſſen unſeres Landes nur um ſo drückender empfunden werden. Dieſe Abrechnung wird gefürchtet und darum die Parole an die Zentrumsanhänger, deren man nicht mehr ſicher iſt: Wegbleiben! ANus Stadt und Land. „Maunheim, 8. September 1911. Aus dem Geſchüftsberiuht der Handwerkskammer Mannheim. 1 Die Handwerkskammer Mannheim hak ſoeben ihren Ge⸗ ſchäftsbericht für die Zeit vom 1. April 1910 bis 31. März 1911 herausgegeben. Wir entnehmen daraus folgendes: Die Regelung des Lehrlingsweſens erforderte auch im Berichtsjahr fortgeſetzte Tätigkeit. Die neuen Vorſchriften haben ſich gut bewährt, wenn es auch noch vorkommt, daß einzelne Lehrherren durch Strafen und Strafandrohung an ihre Pflichten ihren Lehrlingen gegenüber erinnert werden müſ⸗ ſen. Die große Mehrheit fügt ſich gerne und willig in die neue Ordnung und der Erfolg iſt auch ein durchſchlagender, wie jeder⸗ mann zugeben wird, der die Entwicklung des Lehrlingsweſens im letzten Jahrzehnt mit Aufmerkſamkeit verfolgt hat. Eine weſent⸗ liche Förderung hat auch die Regelung des weiblichen Lehr⸗ lingsweſens erfahren. Nachdem bereits im Spätjahr 1910 der Sekretär der Kammer im hieſigen Frauenvereinsverband Schon ziſcht durch die Wogen das Drachengeſchoß, Der Fürchtenichts bäumt wie ein ſchäumendes Roß, Und er dreht ſich und taucht in die Fluten. Wer hat den Rieſen zum Sinken gebracht? Das war Tirpitz' wilde verwegene Jagd! Heia, das iſt ein Lied zum Tanze; nach dieſer Fiedel würden die Hochſeeboote gern ſich heben. Ich gedenke manchen Geſprsches mit den reiferen unſerer Seeoffiziere, von denen keiner nach roma⸗ niſcher Art oder nach der Eiſenfreſſermanier germaniſcher Vettern ſich zur„Kriegspartei“ bekennt; es ſind alles weltmänniſche Leute, die ihre Zunge im Zaum halten und denen nur tief innen das Feuer glüht. Aber noch vor acht, noch vor ſechs Jahren waren ſie abgearbeitet und nervös im unerbittlichen Training, das gegen⸗ über den Uebermächtigen doch nutzlos ſchien, und jetzt— iſt die Nervoſität verſchwunden.„Sie ſind, um in der Sprache des Trai⸗ ners zu reden,„tit and well“, ſie haben— bildlich geſprochen— kein Lot überflüſſigen Fleiſches mehr am Leibe. Ein prächtiges, nerviges Geſchlecht, das aus harten, klaren Augen blickt und mit der freudigen Ruhe des Mannes, der ſeine Pflichten kennt, dem großen Extemporale der Weltgeſchichte entgegengeht. Das wiſſen ja auch alle die Zuſchauer, die richtigen Seebären, die Flottenvereinler und die Nichts⸗als⸗Landratten. In ſtolzer Freude laſſen ſie die Torpedoflottillen vorübergleiten und ſtraffen ſich dann für den ſchönſten, erhabenſten Anblick, für das Defilieren der Panzerkoloſſe, unſerer fliegenden Stahlfeſtungen, die in kraft⸗ voller Ruhe herandampfen. Schon iſt die„Hohenzollern“ in Sa⸗ lutnähe, da blitzt auf der„Deutſchland“, dem Jlottenflagaſchiff, der erſte Schuß aus den Geſchüßpforten, und einen Herzſchlag ſpäter ſpeien Hunderte von Kanonen aus der unabſehbaren Linie der Kampfſchiffe ihren donnernden Gruß, milchweiße dichte Rauchwol⸗ ken wehen ſeewärts, ſcharf abgezirkt gegen den ſchwarzen Qualm der Schlote, und vor dieſem leuchtenden Hintergrund zieht die eiſen⸗ graue Maſſe der Panzer vorüber, ein herrliches, ein wunderbar kriegeriſches Bild derer, die ihren Cäſar grüßen, zum Sterben und zum Siegen bereit. 215 Schnurgerade gerichtet, wie von Geiſterhänden gelenkt. Jeder Kuoloß furcht das Kielwaſſer des Vordermannes. Alle haben voll⸗ kommen gleiche Fahrt. Von Kommandobrücke zu Kommandobrücke ſcheidenem Maße erfüllt haben. einen orientierenden Vortrag über„Die Frau im Handwerk“ ge⸗ halten und der Vorſtand in ſeiner Sitzung vom 4. Januar 1911 zu dieſer Angelegenheit Stellung genommen hatte, fand am 24. Januar auf Veranlaſſung der Handwerkskammer eine Verſamm⸗ lung ſtatt, die ſich mit der Regelung des weiblichen Lehrlings⸗ weſens beſchäftigte und einen recht befriedigenden Verlauf nahm. An den Geſellenprüfungen haben ſich mit Erfolg beteiligt: im Jahre 1910 956 Lehrlinge und im Frühjahr 1911 857 Lehrlinge. Vorbereitungskurſe für die Meiſterprüfungen wurden im Berichtsjahr an nachfolgenden Gewerbeſchulen ange⸗ gliedert: Gewerbeſchule Buchen 1 Kurs, Gewerbeſchule Eberbach 1 Kurs, Gewerbeſchule Heidelberg 3 Kurſe, Gewerbeſchule Mann⸗ heim 1. Kurs, Gewerbeſchule Mosbach 1 Kurs, Gewerbeſchule Schwetzingen 1 Kurs, Gewerbeſchule Tauberbiſchofsbheim 1 Kurs, Gewerbeſchule Weinheim 1 Kurs. Der für dieſe Kurſe auf die Kammer entfallende Koſtenanteil beträgt 330.40 Mark. Außer⸗ dem wurden mit Unterſtützung des Großh. Landesgewerbeamts und der Handwerkskammer von den Gewerbevereinen Adelsheim, Aglaſterhauſen, Bopberg, Külsheim, Sandhofen, Strümpfelbrunn, von der Bäcker⸗Zwangsinnung Mannheim Vorbereitungskurſe veranſtaltet. Für dieſe wurden verausgabt 396.57 M. Auf Ver⸗ anlaſſung des Großh. Landesgewerbeamts fand in Mannheim ein Meiſterkurs für Schreiner ſtatt. An den dom Großh. Landes⸗ gewerbeamt veranſtalteten Meiſterkurſen haben 66 Handwerks⸗ meiſter aus dem Kammerbezirk Mannheim teilgenommen. Die Beteiligung an den Meiſterprüfungen war auch im Be⸗ richtsjahr eine ſtarke. Angemeldet haben ſich 254 Kandidaten, be⸗ ſtanden ſind 229. Beſonders ſtark vertreten waren das Bäcker⸗ handwerk mit 63, das Maler⸗ und Tüncherhandwerk mit 14, das Metzgerhandwerk mit 43, das Schmiedehandwerk mit 12 und das Schreinerhandwerk mit 19 beſtandenen Prüflingen. Das Genoſſenſchaftsweſen hat auch im Berichtsjahre eine recht erfreuliche Entwicklung ge⸗ nommen. Gegenwärtig beſtehen im Kammerbezirk Mannheim folgende Genoſſenſchaften: Süddeutſche Fettſchmelze mit dem Sitz in Mannheim, Schuhmacher⸗Einkaufsgenoſſenſchaft mit dem Sitz in Mannheim, Bäckermeiſter⸗Einkaufsgenoſſenſchaft mit dem Sitz in Mannheim, Malex⸗ und Tünchermeiſter⸗Einkaufsgenoſſenſchaft mit dem Sitz in Mannheim, Rohſtoff⸗ und Werkgenoſſenſchaft für das Metallgewerbe mit dem Sitz in Mannheim, Parfümerie⸗ Einkauſsgenoſſenſchaft für Friſeure mit dem Sitz in Mannheim, Einkaufsgenoſſenſchaft der Bäckermeiſter mit dem Sitz in Heidel⸗ berg, Einkaufsgenoſſenſchaft der Maler⸗ und Tünchermeiſter im Main⸗ und Taubergau mit dem Sitz in Tauberbiſchofsheim, Ein⸗ kaufgenoſſenſchaft für Holzbearbeitungsgewerbe mit dem Sitz in Seckach, Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft der Schreinermeiſter in Eppingen, Unterbadiſche Baumatertalien⸗Einkaufsgenoſſenſchaft mit dem Sitz in Mannheim, Einkaufsgenoſſenſchaft für flüſſige Maſchinenkraftſtoffe mit dem Sitz in Karlsruhe, Bad. Brauerei⸗ Einkaufsgenoſſenſchaft mit dem Sitz in Karlsruhe. Die beiden letzteren für das Großherzogtum Baden. Neu errichtet iſt die Unterbadiſche Baumaterialien⸗Einkaufsgenoſſenſchaft. Submiſſionsweſen. In unſerem letztjährigen Geſchäftsbericht haben wir den Wortlaut der Vereinbarungen, die zwiſchen dem Stadtrat in Mannheim und der Handwerkskammer getroffen wurden und die ſich in der Hauptſache auf die Zuziehung von Sachverſtändigen bei den Submiſfionsbergebungen beziehn, hingewieſen und dieſes Jahr ſind wir in der angenehmen Lage anzuführen, daß der Stadtrat in Heidelberg das gleiche Entgegenkommen gezeigt hat. Was nun die Erfahrungen betrifft, die wir mit der neuen Ein⸗ richtung gemacht haben, ſo kann bei der Kürze der Zeit, in der ſie beſteht, ein abſchließendes Urteil noch nicht abgegeben werden; immerhin dürfen wir aber ſagen, daß die Hoffnungen, die ſeitens des Handwerkerſtandes daran geknüpft wurden, ſich nun in be⸗ In einzelnen Fällen— ins⸗ beſondere wird dies von Heidelberg mitgeteilt— iſt es den er⸗ nannten Sachverſtändigen gelungen, die Bauämter und den Stadtrat zu überzeugen, daß zu den eingereichten Mindeſtpreiſen eine meiſtermäßige Arbeit ohne Verluſt des Submittenten nicht erwartet werden kann und daß infolgedeſſen die entſprechend höheren Angebote berückſichtigt wurden. In der Regel erhielt aber das billigſte Angebot den Zuſchlag, ſelbſt dann, wenn es nicht nur erheblich die Koſtenberechnung des Sachverſtändigen, ſondern auch den Voranſchlag des Bauamts überſchritten hat. Eine Ausnahme konnten wir nur dann feſtſtellen, wenn— in durchaus dankenswerter Weiſe— eine größere Arbeit in Loſe zer⸗ teilt wurde und ein Submittent in allen oder doch einzelnen Loſen ſtets der billigſte war. In dieſem Falle bekam der billigſte Anbieter faſt regelmäßig nur ein Los, der zweitbilligſte dann das folgende uff. Die mühevolle und zeitraubende Arbeit des Sach⸗ verſtändigen war alſo ſehr häufig umſonſt geleiſtet und es iſt be⸗ greiflich, daß in den beteiligten Kreiſen nach und nach eine ge⸗ wiſſe Mißſtimmung Platz greift. ——————— ꝗÄ:HZ————. ttttB————BB—BBBBrrr 300 Meter— drei Hektometer, ſagen unſere Seeoffiziere— Ab⸗ ſtand. Da wir Panzerkreuzer von 180 Meter Länge haben, gur⸗ gelt mancher Heckwirbel ſchon in die Bugwelle des nächſten hinein. Dichtauf folgt ein Rieſe dem andern. Und doch iſt die ganze Linie zwölf Kilometer lang. Ein herrliches Wandelbild, dieſes Vorüber⸗ gleiten der Flotte an der„Hohenzollern“, zu der die„Deutſchland“ jetzt eingeſchwenkt iſt. Auch ſie fährt, den Chef der Hochſeeflotte an Bord, die Front ab. Eine Front von Stahl, aus der überall⸗ die mächtigen Geſchütze gegen den hellen Himmel ſtarren. In Reihen ſtehen die Mannſchaften, die Arme geſpreizt(„aus⸗ gelegt“, wie früher auf den Ragen) auf der Reeling, in Parade an Deck und begrüßen den oberſten Kriegsherrn. Das iſt einer der Höhepunkte im ſeemänniſchen Daſein. Viel friſche Luft genießen ja ſonſt unſerxe blauen Jungens nicht, denn ihr Werk bannt ſie in Panzerwände von 30 Zentimeter Dicke, in Räume ſo eng wie Telephonzellen, zwiſchen Schotten und Geſchützen, wo jeder Ge⸗ viertmeter dem einzigen, dem Kampfzweck, dient, oder Verſchwen⸗ dung iſt. Welch himmliſche Luſt iſt Reitertod in freiem Blachfeld, wie verblutet in Gottes Nähe unter ſeinem Himmel der Musketier, wie grandios iſt der Ikarusſturz des Luftſchiffers! Aber der moderne Seemann ſchuftet in einer feuerſpeienden Hölle und unter ihm gähnt der Rachen zur See. Da iſt mehr Heldentum, als in allem marſch marſch hurra. Kein Denkmal iſt hoch genug, um ſolche Arbeit zu lohnen,— das kann nur ein Dichter tun, der uns erſt noch geboren werden ſoll. Die Unterſeeboote marſchieren an der Queue. Da iſt das le⸗ bendig gewordene Grauen. Unter den Tauſenden von Zuſchauern wird alles ſtill. Die„höchſte Hausnummer“ iſt U 11. Still, ſtill, — ich weiß ſchon, was ihr ſagen wollt. Wenn mobil gemacht wird, haben wir mehr. Jeder weiß ſie, niemand nennt die Zahl. Auf der„Hohenzollern“ flirrt ein Signal an der Flaggen⸗ leine in die Höhe:„Einlegen!“ Im ſelben Moment hat es der Wiederholer, der Kreuzer weit vorne emporſchnellen laſſen, und auf allen Schiffen verſchwinden die Mannſchaften in dem Bauch der Ungeheuer. Die Parade iſt zu Ende, die Arbeit beginnt. Nun ſteht jede„Rolle“ bereit, ſchrill tönt die Pfeife des Oberboots⸗ mannsmaats, der Geſchützführer lugt bewegungslos durch die ſchmale Beobachtungsritze, der Kommandant ſteht im Befehlsturm, keine Aenderung eintritt, wird der Handwerker mit einer Bezah, lung ſeiner Arbeiten zufrieden ſein müſſen, die den gemachte Aufwendungen für Material, Arbeitskraft und Zeit, ſowie de allgemeinen Lebensverhältniſſen nicht entſpricht. Das ſind un haltbare Zuſtände, die dringend einer baldigen Remedur be⸗ dürfen. Wir haben bereits im vorigen Jahresbericht bemerkt daß gelegentlich einer Verſammlung, die aus Angehörigen al Berufsſtände beſucht war, von dem Sekretär der Kammer Leitſätze zur Reform des Submiſſionsweſens begründet w die auch Zuſtimmung und Annahme fanden. Durch Einführun⸗ des Grundſatzes, daß für eine gute Arbeit ein angemeſſene Preis bezahlt wird, daß alſo der Leiſtung auch die Gegenleiſtung entſprechen muß, wäre eine Beſſerung auf dieſem wichtigen Ge⸗ biet des gewerblichen Lebens zu erwarten. 5 emeeeeee= * Die Freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roken Kreuz hall des Amtsbezirks Mannheim veranſtalten Sonntag, de September, nachmittags halb 3 Uhr, in Sandhofen eine g ſame Schlußübung. Der Uebung liegt folgende Id grunde: In der nahe der Juteſpinnerei bei Sandhofen ge Ziegelei iſt ein Ofen geplatzt. Hierbei ſind nicht nur die um liegenden Gebäude in Brand geraten, ſondern ein Teil der S pen iſt auch eingeſtürzt und hat eine größere Anzahl Arbeite⸗ unter ſich begraben. Die Feuerwehren und die Freiwillige Sani tätskolonnen der Umgegend werden alarmierk. Die letzte⸗ er halten die Aufgabe, die Verletzten aus den Trümmern h ſchaffen, Notverbände anzulegen, einen Hilfslazarettzug rüſten, die Verletzten zu verladen und nach Sandhofen zu portieren. In Sandhofen ſind die Verunglückten im neuen S haus, welches als Notlazarett einzurichten iſt, weil das Krank haus vollſtändig beſetzt iſt, unterzubringen. Annahme: Die gelei liegt von Sandhofen 5 Kilometer entfernt.— Die Ab der Mannſchaften erfolgt um.55 Uhr nachmittags vom 52 Neckarſtadt aus. Außerdem fährt ein Sonderzug als Hilfslazaret zug um.30 Uhr nach Sandhoſen, der auch Zuſchauer befß ert Für die Rückfahrt ſorgt ein Extrazug, der Sandhofen u Uhr verläßt. An die Uebung ſchließt ſich ein Banke tt im des Gaſthauſes„Zur Reichspoſt“ in Sandhofen. * Einen frühen und ſtreugen Winter ſtellen uns Bi⸗ züchter in Ausſicht. Sie tun dies auf Grund des Verhalte Bienen, das ſehr auffallend ſei. Mitte Juli, alſo inmitten de⸗ Hochtracht, hat die Arbeit aufgehört und trotz der furcht Hitze begannen die Bienen alle Ritzen und Fugen mit P verkleben und ſich für die Einwinterung vorzurichten und ſo, als wäre in kurzer Zeit große Kälte zu erwarten und ſtünde der Winter vor der Türe. Nach dieſem Verhalten klugen Tiere zu urteilen, haben wir einen baldigen Winte mit ſtarker Kälte zu erwarten, oder zum mindeſten Eintritt ſcharfer Nachtfröſte in kürzeſter Zeit großes Sterben der Maulwürfe macht ſich allen gegenwärtig im Lande bemerkbar, offenbar eine Folge der und Dürre. Die Tiere laufen erregt auf der Oberfläche der herum, wo ſie wahrſcheinlich durch Hunger verenden, denn bei anhaltenden Dürre gibt es keine Würmer und Kerbtie⸗ Aus demſelben Grunde ſind in dieſem Jahre die Zugpöge zeitig fortgezogen, da ſie infolge der Dürre nicht genügend rung fanden. 4. Ansſtellung. Intereſſante Gegenſtände ſind in dem Schau fenſter von Uhrmacher Braun in der Heidelbergerſtraße(P Nr. 36) ausgeſtellt. Es handelt ſich um Preiſe des deuf Schützenvereins Windhuk(Deutſchfüdweſtafrika). Polizeibericht vom 8. September 1911I. Mordverſuch: Aus Eiferſucht ſenerte geſtern vo 11 Uhr ein verheirateter, von ſeiner Ehefrau getrenn Bahnarbeiter von Mundenheim, wohnhaft in der Neckar dieſer engen„eiſernen Jungfrau“, in der in zahlloſen Hebeln Strängen und Schaltbrettern das Zentralnervenſyſte es Sch ſes ſich verdichtet, die Telefunken beginnen zu knattern, ſchwader ſchwenken nach verſchiedenen Richtungen ausein Von der„Deutſchland“ aus folgt der Kaiſer mit ſeinen ft rſtlic Gäſten dem Exerzieren. Zwei Parteien treffen aufein⸗ nachdem ſie kurz vorher noch am Horizont verſchwundet Drei Kreuzer eilen weit voraus als Späher, als Aufklärer erhalten die erſten Schüſſe von dem in Dwarslinie in voller Fe heranrauſchenden Gegner, dann kehren ſie eilends um, wäh, die Schlachtſchiffe nahen, werden aber von Torpedobooten lich umſchwärmt, die ſie vergeblich abzuwehren verſuchen. Weißer Giſcht bäumt ſich vor der wilden Jagd. Die? wird zerſchnitten und türmt ſich zu beiden Seiten hoch das Torpedobdot in tiefem Tale zwiſchen Waſſerbergen ei Nerven, Nerven! Eiſern und unerſchütterlich ſteht der junge tänleutnant auf ſeinem Renner. Und doch iſt in ihm ein zen. Nur einmal wirklich kämpfen dürfen! Nur einmal det terlande zeigen, was man kann, was der Wille zum Siege rme Thjeater, Kunſt und Wiſfenſchaf Theater⸗Notiz. 5 Im Hoftheater abends 7 Uhr:„Die Jourttaki Wie bereits mitgeteilt wurde, geht Samstag, 9. ds., Flo komiſche Oper„Martha“ neueinſtudiert in Szene⸗ Beſetzung iſt die folgende: Lady Harriet Durham— Roſe nert, Naney— Betty Kofler, Lord Triſtan Mikleford— Hu Voiſin, Lyonel— Friedrich Bartling, Plumkett— Mat Frank, Der Richter— Karl Marx. Regie— Eugen Gebr Dirigent— Erwin Huth. 352 5 Sonntag, den 10. ds., finden folgende Vorſtellungen Im Hoftheater: Carmen“. Beginn 7 Uhr,.— In Ni Theater wird Kotzebue's Luſtſpiel„Die deutſchen ſtädter“, das bei ſeiner Neueinſtudierung tage des Autors großen Erfolg hatte 1 krankung einiger Mitglieder ruhen aufgenommen. Beginn Uhr, 4. Seite. Gencral⸗Auzeiger. Mittagblatt.) Mannheim, 8. September. Hofe eines Hauſes der Bürgermeiſter Fuchsſtraße drei ſcharfe Revolvperſchüſſe auf ſeine Frau ab. Dieſelbe wurde durch einen Schuß in die rechte Hüfte ſchwer, jedoch nicht lebensgefährlich, verletzt und mit dem Sanitätswagen in das Allgemeine Kranken⸗ haus verbracht. Der Täter ſtellte ſich freiwillig bei der Polizei und wurde verhaftet, Vergnügungen. Apollotheater. Wir machen hiermit nochmals auf den heute abend im Trocadero ſtattfindenden Künſtler⸗Abend auf⸗ merkſam. Die Wolkowsky's werden beſtimmt heute abend auf⸗ treten. Der Abend verſpricht ſomit ein höchſt genußreicher zu werden. Zu den Itadtverordnetenwahlen. Nur nuch wenige Tage ſtehen zur Vervollſtändigung der Wählerliſten zur Verfügung. Wer bis jetzt keine Wahlkarte er⸗ halten und noch keinen Einſpruch erhoben hat, gehe unverzüg⸗ lich auf das Rathaus, N 1, 2. Stock, Zimmer Nr. 20. Es be⸗ ſtätigt ſich leider, daß die Wählerliſten ſehr große Lücken ent⸗ halten. Bei dieſer Gelegenheit möchten wir auch unſerem Er⸗ ſtaunen Ausdruck geben über die Wahl des Termins für die Offenlage der Wählerliſten. Dieſer Termin iſt höchſt ungeſchickt · gewählt. Der September iſt ein ausgeſprochener Ferienmonat. Viele Beamte und Angeſtellte in mehr oder minder leitender Stellung haben aufangs September ihre Ferien angetreten. Dieſen iſt es unmöglich, eine Kontrolle darüber auszuüben, ob ſie in den Wählerliſten enthalten ſind. Hierdurch werden vor allem die bürgerlichen Parteien ſehr benachteiligt. Dies⸗ mal züäßlt jede Stimme. Das Richtigſte wäre geweſen, wenn man die Offenlage ſo angeſetzt hätte, daß die Friſt die letzten Tage des Monats Auguſt und die erſten Tage des Monats September umfaßt hätte. Dann wäre es ſowohl ben Auguſt⸗ wie September⸗FJerienreiſenden möglich geweſen, etwaige Ein⸗ ſprachen zu erheben. Der Fehler iſt nicht mehr gut zu machen. Vielleicht könnten die Nachteile dadurch etwas gemildert werden, daß man die Offenlage verlängert. Ob dies möglich iſt, ent⸗ zieht ſich unſerer Kenntnis, jedoch möchten wir nicht verfehlen, die Anregung hierzu zu geben. Kungreß der Anternationalen Rereinigung für vergleichende Rechtswiſſenſchaft und Volks⸗ wirtſchaftslehre. III. N. Heidelberg, 7. Sept. Aus der Fülle der geſtrigen Sektionsvorträge ſeien hier nur einige wenige Themata hervorgehoben. 5 1 7— Prof. Dr. Hol latz⸗Neuchatel wies in ſeinem Vortrag „Suftrechtliche Gedanken in der Vergangenheit nach, daß die Probleme des Luftrechts längſt vor Entwicklung der Luftſchiffahrtstechnik bedeutende Autoren, wie Agricola, Rouſſeau, Raieckt, Rivacol u. a. beſchäftigt haben. Strafrechtliche und völker⸗ vochtliche Fragen werden von ihnen erörtert; in erſterer Hinſicht gab man der Befürchtung Ausdruck, daß die Luftfahrt eine erſchreckende Zunahme von Diebſtahl, Raub, Entführungen zur Folge haben werde. Iu bölkerrechtlicher Beziehung wird von einigen Autoren im Luft⸗ ſchiff ein eminentes Miitel zur Kriegsführung erblickt, andere, wie Tennyſon und Viktor Hugo vertreten die Auffaſſung, daß die Ent⸗ wicklung der Luftfahrt die Völker einander nähern und zur Erfüllung des Menſchheitsträumes vom Weltfrieden führen werde. Der Vortrag des Herrn Prof. Dr. Panzataro⸗Neapel über „Grundlage und Greuzen einer internationalen Regelung der Luft⸗ chiffahrt“ gipfelte in der ſolgenden, der⸗ Vereinigung vorgelegten Reſolutlon:„Die Hauptverſammlung der Internationalen Ver⸗ einigung für vergleichende Rechtswiſſenſchaft und Volkswirtſchafts⸗ lehre iun Heidelberg beſtätigt die Prinzlpien der Freiheit der Luft und die Notwendigkeit, einheitliche Grundſätze für die internationale Zuftſchiffahrt zu ſchaffen. Sie wünſcht, daß man den Begriff eines Eigentums und der Souveränität über die Atmoſphäre und eines kerritorialen Luftraumes verläßt und in einem zukünftigen inter⸗ Kationalen Geſetzbuch der Luftſchiffahrt anerkennt, daß das Prinz ip der Freiheit der Luft einzig ſeine Grenzen findet in dem Rechte des Schutzes, welches die Sopuveränität jedes Staates in Auſehung der einzelnen Punkte ſeines Territoriums hat“. Die Reſolution wurde nach längerer lebhafter Debatte abge⸗ Jehyt. In der 5. Sektion ſprachen Herr Prof. Dr. Heinsheimer⸗ Heidelberg über„Das Privalrechtim ſozialen Kampfe“. Der Redner erörterte die Frage, inwieweit die im ſozialen Kampfe vorgenommene Augriffshandlung(Streik, Ausſperrung ete.) eine Schadenerſatzpflicht auslöſe. An den mit großem Beifall aufgenom⸗ menen Vortrag ſchloß ſich eine längere lebhafte Diskuſſion. Herr Juſtizrat Dr. Edwin Katz⸗Berlin behandelte das hoch⸗ aktuelle Thema:„Vorbereitende Studien für ein Welt⸗ Patentrecht und Weltmarkenrecht“. Der Redner führte etwa folgendes aus: Der rechtliche Grundgedanke für die Extetlung des Pateniſchutzes iſt in der geſamton Welt der gleiche; die Gleichhelt des rechtlichen Grundes rechtfertigt die Gleichheit der rechtlichen Ord⸗ nung, die ebenſo für den Erfinder, wie für den Gewerbetreibenden, welcher die Erfindung benutzen will, ein dringendes Bedürfnis iſt. Die Patentgeſetzgebung faſt aller Länder der Erde entſtammt der allerfüngſten Zeit; ſie beruht im weſentlichen nicht auf einem Zu⸗ ſammenhang mit der geſchichtlichen Entwicklung des Rechts des ein⸗ zelnen Landes, noch wurzelte ſie in der beſonderen Eigenart der ſittlichen Grundanſchauungen des Landes; ſie iſt vielmehr überall mit er Eigenart des zu ſchützenden Rechtsgutes, der techniſchen Erfin⸗ dung, verknüpft: deshalb liegt in der Geſamtheit der geltenden Ge⸗ ſetze bereits die Grundlage für eine einheitliche Ordnung des Rechls. Von der Filchnerſchen Südpolexpedition. Nach einem ſoeben von dem Leiter der deutſchen Südpol⸗ expedition, Oberleutnant Filchner, aus Buenos⸗Aires ein⸗ egangenen Telegramm hat die argentiniſche Regierung den Bau einer großen Telefunkenſtation auf der Neujahrsinſel an der Südſpitze Feuerlands zugeſagt, um den Verkehr des Polar⸗ ſchiffes„Deutſchland“ während ſeines Aufenthalts in der ebdelſee mit dem Kontinent ſicherzuſtellen. Die Station ſoll bis zum Dezember in Betrieb geſetzt werden. Die argentiniſche Regierung hat auch ſonſt in entgegenkommendſter Weiſe der Expedition jede Unterſtützung zugeſagt. Durch dieſe Tele⸗ funkenſtation wird es wahrſcheinlich möglich ſein, die Verbin⸗ dung zwiſchen der„Deutſchland“ und der Heimat noch lange Zeit aufrecht zu erhalten, ſo daß Nachrichten über den Fortgang — auch nach der Erreichung der Eisgrenze zu er⸗ e Suche nach der Monna Liſa. Aus Madrid wird gemeldet: wurden 2 Au en in deren Beſitz ſich ein die Gioconda 8 In Deutſchland wie in allen anderen Kulturſtaaten werden Kom⸗ miſſionen zu bilden ſein, von denen eine jede das Geſetz ihres Heimat⸗ ſtaates mit den Geſetzen der anderen Länder zu vergleichen und zu unterſuchen haben wird, inwieweit ſich bereits Uebereinſtimmungen vorfinden, inwieweit Abweichungen beſtehen, welche nicht auf grund⸗ ſätzlich verſchtedener Grundlage beruhen, und daher ohne Schwierig⸗ keit ausgeglichen werden können, und iuwieweit weſentliche treunende Grundſätze vorhanden ſind. Die Ergebniſſe der Arbeiten werden auf einem internationalen Kongreß beraten und deſſen Be⸗ ſchlüſſe von einer jeden Kommiſſion der Regierung ihres Staates als Material für einen internationalen Staatsvertrag zur Schaffung eines einheitlichen Patentrechtes zu übergeben ſein. Für das Markenrecht ſind dieſe Arbeiten bereits im Gang. Der Kaufmann, welcher ſeine Waren unter dem Warenzeichen ſeines heimatlichen Ge⸗ ſchäftshauſes über die Meere führt, hat ein dringendes Intereſſe daran, daß ſeine Marke überall den gleichen Schutz genſeßt, und ins⸗ beſondere daran, daß er den Juhalt dieſes Schutzes genau keunt, bevor er die Ware entſendet. Die Vorſchriften der geltenden Geſetze beruhen auf dem gemeinſamen Rechtsgedanken, daß das Weſen der Marke in der Fähigkeit beſteht, durch den Inhalt des Warenzeichens die Waren eines Gewerbetreibenden von den Waren anderer zu unterſcheiden. Dieſe gemeinſame Grundlage läßt erwarten, daß auf dem Gebiet des Markenrechts eine befriedigende Löſung der einheit⸗ lichen Geſtaltung eines Weltmarkenrechts zu erreichen ſein wird. Mit dieſer Arbeit iſt bereits eine Kommiſſion mit dem Sitze in Berlin befaßt, die in gleicher Weiſe wie für das Patentrecht die vergleichende Unterſuchung zwiſchen dem deutſchen Recht und den Rechten des Aus⸗ landes vornehmen wird; auch die Bildung gleichartiger Kommiſſionen in zahlreichen außerdeutſchen Ländern iſt angeregt. Dieſe Arbeiten ſollen dazu dienen, die einheitliche Regelung des Patentrechts und Markenrechts mit Geltung für den ganzen Erdkreis zu fördern und Hand zu leiſten, um einen Weg für den Völkerfrieden zu ebnen. Sportliche RNundſchau. Vorherſagungen für in⸗ und ausländiſche Pferderennen. (Von unſerem ſportlichen Spezialberichterſtatter.) Freitag, 8. September. Fontainebleau. Zrix des Chemius de Fer: Gul— Pampa. Prix Prineipal: Accroche Coeur— Noſtradamus. Prix de la Sociéte: Raeine— King Henry. Prix de Fontainebleau: Manifeſto— Rialto. Prix de Sport de Frauce: Beériot— üpari III. 3. Prix des Steeplechaſes: Talmout Headed Fox. Hoppegarteu. Ermunterungs⸗Reunen der Stuten: Rejbice— Veronika. 6. Klaſſen⸗Erſatz⸗Preis: Vorwand— Jupiter. Stuten⸗Biennial 1910—11: Homicie— Royal Flower. Wahlſtatt⸗Reunen: Stall Schmieder— Bluff. 7. Klaſſen⸗Erſatz⸗Preis: Amethyſt— Stall Graditz. Oſtara⸗Rennen: Jburnaliſt— Traviata. Nikloi⸗Rennen: Rauhreif— Apache. Flieger⸗Kataſtrophen. Das Fliegerunglück auf dem Forchheimer Exerzierplatz. ſoll darin ſeine Urſache haben, daß der Flieger Senge von der untergehenden Sonne geblendet wurde. Der Ab⸗ ſturz erfolgte mit der neueren Flugmaſchine der beiden Pforz⸗ heimer Herren Lamprecht und Gerſtel, mit derſelben Maſchine, mit der Herr Senge, an den vorhergehenden Tagen einige bemer⸗ kenswerte Aufſtiege unternahm. Das Unglück war umſo tragiſcher, als der Vater des verunglückten Fliegers, der hier in der Körner⸗ ſtraße ein Schulhaus beſitzt, Augenzeuge des Unfalls war. Auf dem Flugplatz waren außer Herrn Senge ſen. auch die beiden Er⸗ finder und Konſtrukteure der neuen Flugmaſchine, ſowie mehrere Pforzheimer Herren anweſend. Herr Senge machte einen ſehr ſchönen, ruhigen Flug mit dem Pforzheimer Apparat. Um ½7 Uhr beſtieg er ihn aufs neue, um eine zweite Runde zu machen. Er umkreiſte den Platz etwa viermal in ſchönem Flug in Höhe von etwa 120 Metern, immer in der gleichen Richtung. Dann änderte er die Richtung, wie um einen ger zu beſchreiben. In dieſem Augenblick, nach einem Flug von 7% Minuten ſcheint ihn nun die untergehende Sonne geblendet zu haben, denn man merkte ſofort ſeine Unſicherheit. Senge ging plötzlich auf 80 Meter herab und dann in ſteilem Gleiten, während er den Motor ſtoppte, zu Boden; zuletzt mit dem rechten Flügel borausſtürzend. Als die Zuſchauer herbeieilten, fanden ſie den Flieger etwas abſeits des zertrümmerten Apparates auf dem Benzinbehälter bewußtlos liegen. Er hatte bei dem Sturz, der wahrſcheinlich die Folge einer augenblicklichen Verwirrung war, einen Schädelbru ch erlitten. Ein Pforzheimer Herr brachte den Schwerverletzten is Karlsruher ſtädtiſche Krankenhaus. Seit geſtern morgen iſt dort der Ver⸗ unglückte wieder bei Bewußtſein; es dürfte Hoffnung auf Er⸗ haltung des Lebens vorhanden ſein. Die Fliegerkatſtrophe im Elſaß. Die„Straßb. Poſt“ bringt über den Doppeltodesſturz der bei⸗ den elſäſſiſchen Flieger noch folgende Einzelheiten: Der Fliegerunfall, dem der 33 Jahre alte Oberleutnant im Infanterie⸗Regiment Nr. 142 in Mülhauſen Hans Neumann ſowie der 28jährige Fluglehrer Lecomte von der Aviatik⸗Schule Mülhauſen⸗Habsheim zum Opfer fielen, ereigneten ſich etwa 100 Meter öſtlich der Hauptſtraße Heiligkreuz—Meienheim, unweit der Unglücksſtätte von der Prinz⸗Heinrich⸗Fahrt 1910. Die Aus⸗ ſagen der Augenzeugen widerſprechen ſich vielfach; jedoch dürfte die Annahme, daß die Flieger um 6,10 Uhr etwa im Gleitfluge niedergehen wollten; und kurz vor der Landung etwa in einer Höhe von 15 bis 20 Metern eine falſche Manöbrie⸗ rung vornahmen ſodaß ſich der Apparat kurz überſchlug und mit großer Gewalt und Getöſe zu Boden ſtürzte, der Wahrheit am nächſten kommen. Die beiden Verunglückten ſollen ſofort tot ge⸗ weſen ſein und haben frei auf dem Boden gelegen. Zwei Jäger, die die Fahrt des Flugzeugs beobachteten, ſahen, wie es, über die Bäume der Landſtraße hinſtreichend, heftig ſchwankte und dann etwa 150 Meter weit im freien Felde aus etwa 20 Meter Höhe faſt ſenkrecht zu Boden ſtürzte. Beide Flieger ſtürzten kopf⸗ über aus dem Flugzeug und brachen das Genick. Als die Jäger herbeieilten atmete Lecomte noch ſchwach während Ober⸗ leutnant Neumann kein Lebenszeichen mehr gab. Die Leichen wurden auf ein Automobil gebracht und zunächſt in das Haſenrain⸗ ſpital in Mülhauſen gebracht. Beide, beſonders die des Ober⸗ leutnants Neumann, ſind arg verſtümmelt. Oberleutnant Neumann, der ſportliche Leiter der unlängſt auf dem Habsheimer Flugfeld veranſtalteten Flüge, war erſt ſeit kurzem mit einer Dame aus Mülhauſen verlobt. Sein Flugexamen hatte er vor etwa 14 Tagen beſtanden. Lecomte, ein früherer Automobilführer war ſeit einiger Zeit Fluglehrer der Aviatik.⸗G. und verheiratet. Seine Frau erſchien kurz nach dem Unfall mit dem Aviatiker Büchner auf der Unglücksſtätte. Beide Flieger waren unterwegs zu dem Manßver, dem Oberleutnant Neumann als Militärpilot und Le⸗ comte als Paſſagier beiwohnen ſollten. Die Schreckenskunde von dem Todesſturz der beiden hoff⸗ nungsvollen Flieger Lecomte und Oberleutnant Neumann haben mige endet die er dem Dortmunder Chor⸗ boltſchneider widmet. Den Text hat der Komponiſt aus den pfa uſammengeſtellt.(„Ach mich nicht in Deſnem Zorn Wers ſchließt mit eit angelegten Doppelſuge. ich arbentet der Meiſter an der Muſik zu Reſponſorten, die ihm von de ganz Mülhauſen in Trauer und Aufregung verſetzt. Die Leich nants Neumann war gräßlich verſtümmelt, . während die ſeines Benletters nur beringe Verlezungen oufwieß Nach Ausſage eines Augenzeugen ſoll der Unfall infolge einer Exploſion des Motors erfolgt ſein. Es iſt aber leicht möglich daß der Knall durch unregelmäßiges Arbeiten des Motors hervorgerufen wurde, wie das ja auch bei Automobilen der Fall iſt, und daß ſich die beiden Flieger daraufhin eben veranlaßt ſahen, niederzugehen. Lecomte widmete ſich ſeit mehr als einem Jahre dem Flugſport und war wegen ſeines liebenswürdigen und freund⸗ lichen Weſens einer der beliebteſten Fluglehrer der Abiatik⸗A.⸗G., die große Hoffnungen auf ihn ſetzte. Er hinterläßt eine kinderloſe junge Witwe. OberleutnantReumann ein erfahrener Sports⸗ mann, hatte vor etwa drei Wochen ſeine Pilotenprüfung beſtanden und ſeither nahezu tagtäglich Flugübungen unternommen. Er war ein jovialer Offizier, der bei der geſamten Bebölkerung ſich der größten Sympathien erfreute. Einen ſchweren Schlag hat aber auch die Apiatikgeſellſchaft erlitten, die nun in kurzer Zeit zwed Fluglehrer durch Unglücksfälle verloren hat. Der Flug, der ſo unglücklich enden mußte, war eine rein mili⸗ täriſche Dienſtangelegenheit. Oberleutnant Neumann hat die Marſchorder bekommen, mit einem Aviatik⸗Zweidecker vom Flug⸗ platze Habsbeim aus aufzuſteigen, zunächſt Straßburg zu errei⸗ chen, von da nach entſprechendem Raſttag gen Achern zu ſegeln, um bei den Manövern des 14. Korps den Aufklärungsdienſt zu übernehmen. Bis Straßburg ſollte auf Wunſch des eben erſt zum Piloten anvancierten Offiziers der Chefmonteur der Aviatikwerke, Lecomte, ſeinen ehemaligen Schüler auf dieſem Fernfluge begleiten. Letzte nachrichten und Telegramme. Der Kampf in der Metallinduſtrie. JBerlin, 8. Sept. In einer geſtern nachmittag in Leißzig abgehaltenen Verſammlung der ausſtändigen Gelb⸗ metallarbeiter wurde über die von dem Fabrikanten⸗Verband gemachten Zugeſtändniſſe Bericht erſtattet. Hiernach ſollte eine Arbeitszeitverkürzung auf 36 Stunden wöchentlich und eine Ausgleichszulage von—-2 Pfg. pro Stunde erfolgen. Dieſes Zugeſtändnis wurde als nicht ausreichend erachtet, weil damit die Arbeiter gegenüber ihrem jetzigen Verdienſt eine Einbuße erleiden würden. Die Verſammlung beſchloß darauf einſtim⸗ mig, die Vorſchläge der Arheitnehmer abzulehnen. Durch dieſen Beſchluß iſt eine Einigung in der Metallarbeiteraus⸗ ſperrung abermals hinausgerückt. 2. Der Kampf gegen die Teuerung. Berlin, 8. Sept. Aus Brüſſel wird gemeldet: In der Umgebung von Pons ſind in der letzten Nacht in verſchiedenen Dörfern mehrere Bauernhöfe infolge von Brandſtiftung einge⸗ äſchert worden. Man nimmt an, daß dieſe Brände im Zuſammen⸗ hang mit den Marktkrawallen ſtehen. Die in der Hauptſache auf die belgiſchen Induſtrieorte beſchränkten Unruhen haben ſich ſeit geſtern auch auf Flandern ausgedehnt. In Inove, namentlich aber auch in Oſtende, kam es zu ſtürmiſchen Tumulten. Der Her⸗ gang iſt immer derſelbe. Zu Hunderten und Tauſenden rotten ſich die Arbeiterfrauen in aller Frühe zuſammen, erwarten auf dem Markt die Ankunft der Bauern mit ihren Vorräten, um jeden von ihnen widerſtandslos zu mißhandeln und nach Zerſtörung der Waren zu verjagen, wer für Butter mehr als 3 Frs. per Kilo und für Milch mehr als 20 Centimes verlangt. Die Preiſe für Butter ſind allerdings bis auf.75 Frs. geſtiegen. Einzelne Produzenten verkaufen zu billigeren Preiſen, die meiſten bleiben jedoch den Märkten fern, auf denen der Handel vollkommen ſtockt. *Paris, 8. Sept. Die Kundgebungen in der Provinz wegen der Lebensmittelteuerung dauern fort. In Breſt fand eine Ver⸗ ſammlung in der Arbeiterbörſe ſtatt, an die ſich eine Kundgebung anſchloß, wobei die Polizei einſchreiten und mehrere Leute verhaf⸗ ten mußte. In Cherbourg ſetzte eine Verſammlung ein Komitee von 20 Hausfrauen ein, das den Widerſtand organiſieren ſoll. In Roubaix überfielen die Demonſtranten einen Fleiſcherladen und mehrere Buttergeſchäfte, die ſie durch Steinwürfe ſtark be⸗ ſchädigten, ſodaß die Kavallerie einſchreiten und mehrere Mann verhaften mußte. Auch bei den Unruhen in der Gemeinde Wigu⸗ chines in der Nähe von Fouemiens ging die Kavallerie zum An⸗ griff über, wobei mehrere Perſonen verwundet wurden. 1 Der Rampf um Marokko. Die Berliner Verhandlungen. m. Paris, 8. Sept.(Priv.⸗Tel.) Obwohl über den Stand der Berliner Verhandlungen keine beſtimmten Meldungen vorliegen, ſtellt eine halbamtliche Rote eine befriedigende Entſpannung der Lage feſt. Es wird beſtäkigt, daß Frankreich Aber die durch Cambon überreichten Kompenſations⸗ vorſchläge nicht hinausgehen werde. Deutſchland habe ſich im Großen und Ganzen auch mit ihnen zufrieden gegeben. W. Paris, 8. Sept. Ueber die deutſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen gab der Miniſter des Aeußern de Selves nach dem geſtrigen Miniſterrat einem Mitarbeiter des„Matin“ gegenüber folgende Erklärung ab: Man muß ſich gegenwärtig ebenſo ſehr vor einem lächelnden Optimismus als vor einem übertriebenen Peſſimismus hüten. Mein Eindruck iſt— es iſt nur ein Eindruck— daß die Berlin angeknüpften Verhand⸗ lungen noch lange dauern werden. Die„Beſcheibenheit“ der franzöſiſchen Chauviniſten. Berlin, 8. Sept. Aus Paris wird gemeldet: Die Preſſe der Kolonialpartei, die ſich einige Tage lang zuwartend verhielt, gefällt ſich wieder in ſcharfen Drohungen gegen die franzöſiſche Regierung. So behauptet das führende an der Kolonialpartei, es widerſpreche dem Wortlaut wie dem Geiſte der Cambonſchen Inſtruktionen, wenn er von Herrn v. Kiderlen⸗ Wächter Gegenvorſchläge anzunehmen ſich bereit zeige. Die Folge des ganz unangebrachten Entgegenkommens ſei, daß ſich Deutſchland berechtigt glaube, den Alimafluß als Grenze verlangen und mit dieſer Annahme iſt der ganze Handel Frage geſtellt. Niemals würde das franzöſiſche Parlament eine ſolche Preisgebung eines für Frankreich mit den größten Opfern ergiebig gemachten Gebietes billigen. Holländiſche Sorgen. (J Berlin, 8. Sept. Aus Amſterdam wird ge⸗ meldet: Trotz aller beruhigenden Verſicherungen d ſich die holländiſche Regierung über den Verlauf der Marokkofrage ſtark nervös. Geſtern hätten die Reſerviſten von der Waffenübung entlaſſen werden 5 ſie bleiben jedoch ſtatt 26 Tagen 49 Tage unter den Waffen. Die Forts werden mit Munition verſehen. In der Nordſee finden Uebungen der Flotte ſtatt. Es iſt unerklärlich, warum die politiſchen Kreiſe in den letzten Tagen von einem auffallenden Peſſimismus bezüg ⸗ lich des Endes der Maroktoverhandlungen er t ſind. 8 + Mannheim, 8. September. 1 Geueral⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 5. Seite. Dolkswirtschaflt. Süddeutſche Eiſenbahn⸗Geſellſchaft, Darmſtadt, Der Geſchäftsbericht für 1910/11 ergibt eine Steigerung der Einnahmen um M. 429 000, während die Ausgaben ſich um M. 180 000 erhöht haben. Der Betriebsüberſchuß iſt mithin gegen das Vorjahr um M. 242000 geſtiegen. Für Anleihe⸗ tilgung waren M. 17000 mehr auszugeben, doch wurden von den insgeſamt für Tilgungszwecke verwandten M. 161 000 der Bilanzreſerve M. 94 940 zugeführt. In den Erneuerungsfonds floſſen M. 30 000 mehr als im Vorjahr. Auf dubioſe Forde⸗ rungen wird eine Abſchreibung von M. 31384 vorgenommen. Der Reingewinn bleibt ſchließlich um M. 111000 höher als im Vorjahr und einſchließlich des Vortrags ſtehen M. 239 000 mehr zur Verfügung Die Dividende wird, wie beretis früher mitgeteilt, wieder mit 6 Prozent beantragt, wobei erſtmals einem Dividenden⸗Ausgleichsfonds M. 200 000 zugewieſen wer⸗ den und der Gewinnvortrag ſich noch um M. 8000 erhöht. Der Bericht führt aus, daß bei einem Teil der Bahnen ungünſtige Faktoren nachteilig eingewirkt haben; ſo wurde der Verkehr der Wiesbadener Straßenbahnen durch die vorjährige Verringe⸗ rung beeinträchtigt, doch iſt im laufenden Geſchäftsjahre der Beſuch wieder geſtiegen. Die Sprendlingen⸗Fürfelder Bahn, die Selztalbahn und die Kaiſerſtuhlbahn wurden durch die Weinmißernte betroffen. Auf den Karlsruher Lokal⸗ bahnen machte ſich die Arbeitseinſtellung der Bauhandwerker fühlbar. Neubauten wurden nur in ſehr geringem Umfange 1 ausgeführt, nur die Eſſener Straßenbahnen erhielten einen Zuwachs durch die am 15. November 1910 in Betrieb genom⸗ menen doppelgleiſigen Linien von Eſſen nach Borbeck, mit Ab⸗ zweigung nach Feintrop. Gegen die vom Oberlandesgericht Darmſtadt genehmigte Eintragung der Statutenänderungen dom September 1909 ins Handelsregiſter erhob die heſſiſche Regierung Einſpruch. Da durch einen etwaigen Widerſpruch die inzwiſchen erfolgte Gründung der Oberrheiniſchen Eiſenbahn⸗Geſellſchaft eine weitere Verzögerung erfahren hätte, ſo hat die Geſellſchaft auf einen Einſpruch ver⸗ 3 zichtet. Aus der Bilanz iſt zu erwähnen, daß ſich durch Neuanſchaffungen und Neubauten das Bahnanlagekonto um M. 1,87 Mill. auf M. 50,34 Mill. erhöht hat. Dazu traten diesmal für die noch nicht abgerechneten Neu⸗ und Erweiterungs⸗ bauten nur M. 12 462(i. V. M. 409 161). Der Umlauf an Obligationen beträgt M. 2,01 Mill., abgeſehen von M. 1,48 Mill. ausgeloſten Stücken. Daneben verzeichnet die Bilanz an ſonſtigen Kreditoren M. 1,44 Mill.(M. 1,08 Mill.), während jin bar und Bankguthaben M. 1,39 Mill.(M. 1,93 Mill.) vor⸗ handen waren und bei Debitoren M. 0,58 Mill.(M. 0,59 Mill.) ausſtanden. Der Erneuerungsfonds enthält M. 4,50 Mill. (M. 4,06 Mill.), der konzeſſionsmäßige Reſervefonds Mark 160 346(M. 152 308), die Bilanzreſerve M. 254 600(wie i..), wozu noch M. 956 325 treten als Rücklagen, die in der Amorti⸗ ſation der Obligationen enthalten ſind. Der Abſchreibungs⸗ fonds wird mit M. 230 399(M. 206 450) ausgewieſen. Unter den Aktiven befinden ſich M. 4,19 Mill.(M. 4,07 Mill.) Be⸗ ſtände der Fonds, darunter M. 1,98 Mill. eigene 3½prozentige Obligationen. ** 85 (Privattelegramm des General⸗Anzeigers.) * London, 7. Sept.(Schluß). Welzen ſchwimmerrd: feſt im Einklang mit Amerika. Verkauft: 1 Teilladung Karachi Choice full Outt. r. t. unterwegs zu 35/4½, per 492 lßs. Mais ſchwimmend: williger. Verkauft 1 Ladung Galatz Foxanian⸗Beſſarabien full Outt. r. t. D. per Okt.⸗Nov. zu 29/—, per 492 lbs. alten Styls. Ger ſte ſchwimmend: ſtetig, ohne beſondere Einflüſſe. Verkauft 1 Teilladung Azof⸗Black⸗Sea per Aug.⸗Sept. zu 22/3, per 400 lbs. t. g. Hafer ſchwimmend: feſt aber nicht lebhaft. Verkauft, 1 Teilladung La Plata 35/36[bs. per Jan.⸗Febr. zu 16,/9. 5 * Newyork, 7. Sept. Kaffee feſter auf anregende Kabel⸗ berichte aus Frankreich, Hauſſeunterſtützung, Deckungen der Baiſſiers und Käufe für Rechnung einiger Intereſſenten. Schluß behauptet. Baumwolle anziehend auf Deckungen der Kontremine und auf anregende telegraphiſche Berichte. Späterhin ſchwächer infolge größerer Zufuhren, Abgaben einiger Lokowarenintereſſenten, in Er⸗ wartung eines a la Baiſſe lautenden Ginners⸗Berichts und unter dem Druck von Realiſationen. Im ferneren Verkehr gewannn dann eine feſtere Stimmung wieder die Oberhand, wozu a la Hauſſe lau⸗ tende private Ernteberichten, beſſere Nachrichten aus Maucheſter und die ſich zeigende ſtärkere Exportnachfrage beitrugen. Schluß ſtetig. * Newyork, 7. Sept.(Produktenbörſe). Weizen ſetzte in feſter Haltung, mit Dez. 8 c. höher ein. Im allgemeinen war der Markt denſelben Einflüſſen unterworfen wie der Cicagder. Schluß ſtetig, Preiſe—½ c. höher. Verkäufe für den Export: 15 Boot⸗ ladungen. Umſatz am Terminmarkte: 1 100 000 Buſhels. Mais eröffnete in kaum ſtetiger Haltung. Im weiteren Ver⸗ laufe verkehrte der Markt im Einklang mit Chicago. Schluß ſtetig. * Cincinneti, 7. Sept. Dem dieswöchentlichen Bericht des Eincinnati Price Current zufolge hat der Stand des Mais keine weſentliche Aenderung erfahren. Eine leichte Beſſerung war für ein⸗ zelne Gegenden zu konſtatieren. Die ſehr früh angebauten Felder ſind jetzt geſichert. Das Ausdreſchen des Frühjahrsweizens macht ſchnelle Fortſchritte. Die Erntebewegung iſt gering, doch war in Qualität eine gewiſſe Beſſerung feſtzuſtellen! Die Vorbereitungen für die Neubeſtellung der Felder iſt in gutem Fortſchreiten begriffen. Die Ausſaat wird in kurzem allgemein vorgenommen werden. Ehicago, 7. Sept.(Produktenbörſe.) Weizen eröffnete auf anregende Berichte aus Liverpool und Berlin, Käufe für aus⸗ ländiſche Rechnung und in Exwaxrtung geringe indiſcher Verſchif⸗ fungen, in feſter Haltung, mit Dez. s c. über dem geſtrigen amtlichen Schlußkurſe; dann Preiſe noch weiter ſteigend auf Deckungen der Baiſſiers per Dezember. Im ferneren Verkehr trat dann eine Ab⸗ ſchwächung ein, da infolge günſtiger Erntenachrichten aus Argen⸗ tintien die Kommiſſionshäuſer zu Abgaben ſchritten. Auch Berichte aus dem Nordweſten über beſſere Wetterverhältniſſe ſowie der a la Baiſſe lautende Bericht des Eincinnate Price Current wirkten verſtimmend. In der letzten Börſenſtunde kam aber wieder eine ſeſtere Tendenz zum Durchbruch. Anlaß hierzu gaben ungünſtige Erntenachrichten aus Rußland, Käufe der Kommiſſionshäuſer und Gerüchte, nach denen Frankreich die Aufhehung des Importzolles auf Futtermittel zuge⸗ billigt habe. Schluß ſtetig, Preiſe—½ c. höher. Mais ſetzte unter dem Einfluß günſtiger Witterungsberichte aus dem Weſten und Abgaben der Kommiſſionshäuſer in kaum ſtetiger Haltung, mit Dezember 8 c. niedriger ein. Die rückläufige Be⸗ wegung macht dann noch weitere Fortſchritte, da die Spekulation zu Realiſierungen ſchritt, aus dem Innern größere Ankünfte gemeldet wurden und aus dem Staate Michigan ein a la Baiſſe lautender Be⸗ richt einlief. Gegen Schluß wieder befeſtigt infolge kleineren Au⸗ gebots ſeitens der Farmer und auf die verbreiteten Gerüchte hinſicht⸗ lich der Aufhebung des Einfuhrzolles auf Futtermittel in Frankreich. Schluß ſtetig und Preiſe nur noch 76—28 C. niedriger. Frankfurter Abendbörſe. Umſätze bis 6½ Uhr abends. Kredit⸗ Dresbner Bank %½ G. Dz., Bal⸗ 4proz. bz. ept., Gelſen⸗ * Frankfurt, 7. Sept. aktien 204 bz., Diskonto⸗Kommandit 185—186½ bz., 1547% bz. Staatsbahn 158 bz., Lombarden 226 P. timore und Ohio 1007 bz. South Weſt⸗Afrikan. 159 ½ Chineſen 99.50 bz. Bochumer 224½ bz. ult., 225 bz. ſen kirchen 19338 bz. ult., Harpener 179 bz. ult. 179.40 bz. ept, Phönix Bergbau u. Hüttenbtr. 2477½ bz. ult. 247.80 bz. ept., D. Luxemburger 1877—1866 bz. ult., Fahrzeug Eiſenach 143.25 bz.., Heidelberger Zement 162.50 bz.., Maſchin. u. Armat. Fabr. Klein 145 bö. G. Elektr. Voigt u. Häffner 186.75 bz.., Elektr..⸗Ueberſeceiſche 173 5 63., Elektr. Brown Boveri 126 bz. G. 6½ bis 6½% Uhr: Phönix 24795 bis 24875 bis 24776, D. Luxemburger 187½. An der Abendbörſe lagen befeſtigte Pariſer und beſſere Londoner Kurſe für Minenaktien nor, die aber die Tendenz unſeres Verkehrs wenig beeinflußten. Die Spekulation blieb zurückhaltend, die Mittagsſchlußkurſe konnten ſich jedoch auf den meiſten Gebieten behaupten. Baltimore und Ohio gaben auf ſchwaches Newyork ca. i Proz. nach. Bei Schluß zogen Phönix und Diskonto⸗Kommandit auf Deckungskäuſe an, die mit der rompten Fortſetzung der Marokkoverhandlungen begründet wurden. rung des Fremdenbeſuches und die ungünſtige Sommerwitte⸗ Produkte. New-MPort 7. Sept Kurs vom 6. 755 Kurs vom 6. 7. Baumw.atl. Hafen.000 8 00, Schm. Roh. u. Br.) 1015 10.30 „ atl. Golfh. 15.000 90(Schmalz(Wilcog 1015 10.30 „ im Innern 10.000 18.00 Drlg prima Eit 7 0 7 „Exp..Gr. B. 00.000 18.00 ſcker Muskov. de.06.11 „ Exb. n. Kont..000.000KaffeeRioRo.7lel. 13.% 13%8 Baumwolle loko 11.60 11 70( do. Auguft———.— do. Auauſt—.——.— do. Sept. 12.35 12.40 do. Sept. 11.48 11.330 do. Okt. 12.04 12.10 do. Okt. 11.38 11.52 do Novbr 11885 11 do. Nov. 11.40 11.44] do. Dezb. 1177 188 do. De br. 11.48 11.56 do. Januar 11.69 11 70 do. Jan. 11.44 1 52 do. Februar 11.31 1172 do. Febe. 11.47 11.50 do. Mär; 11.63 11.70 do. März 11.54 11.62] do. Avril 11.53 11.70 do. April 1156 11.66 do. Mat 11.53 11.70 VBaumw. i. New⸗ do. Juni 11.51 11.70 Orl. loko 11½ 11½ do. Jult 1151 11.70 do. per Sept. 11.48 11.5. Weiz. red. Wint.l. 99— 99 1 do. per Dez. 11.43 11.40 do. Auz. Petrol. raf. Caſes.75.75 do. Sept. 99— 99 do. ſtand. white. do. Dez. 102 163 Mew Pork.25.25 Mais Sep—— Petrol.ſtand. whtt. do. Dez.—— Philadelphia.25.25] MehlSp..eleare.05.05 Vert.⸗Crd. Balaue 130.30Getreidefrachtnay 8 Derpen. Mem-⸗ork 55 ½% 55 52 Liverpool 2 75 2 do. Savanah. 51 51 ½ do. London 2%. Schmalz⸗W. ſteam.8 10.—] do. Autwerp. 2 2 do. Rotterdam 3— 6— Chiecago, 7. Sept. Nachm. 5 Uhr. Kurs vom 6. 72 Kurs vom 6. 75 Weizen Sept. 92 ½ 92 ½ Leinſaat Sept. 260— 262— Del⸗ 96. 97— Schmalz Sept..50.55 „ Mai 102/ 102% 5.57.62 Mais Sept. 66 ½% 66 ½„ 940.42 VDe 64 ½/ 63˙% Pork Scept. 1575 15.75 „ Mai 66 ½ 66— Okt. 16.27 16.30 Roggen lolo 85 ½% 86— Jan⸗—.——aU—uÿ Sept————Rippen Sept..05.05 ——.12.10 Hafer Sept. 46% 46 ½„ Jon.42.87 „ 49 7% 49— Leinſaat loes 260— 265—.25.25 Ziverpool, 7. Sept.(Schluß.) Weizen voler Winter ſtetig 6. 7. Differen; F 708 ½ 774.. + 55 der Dez 705— 775/ Nais kruhig Dunter Amerila per Sept. 5/10¼ 5010% + 1 8a Plata per Okt. 518— 5/8ʃ10 + 81 Neuß, 7. Sept. Fruchtmarkt. 20.—, III Weizen neuer Ia. 21.—, II. Roggen neuer Ia. 16.80, IIa. 15.80, IIIa —.— Mek. Hafer alter Ia. 17.00 Mk., IIa. 18.— Mk. Rüböl 71.00, faßweiſe 73.00, gereinigtes Oel 74.00 Mk. für 100 Kilo. Heu.70 bis.20, für 1000 Kilo. Kleie 6,20 Mk. Kbln, 7. Sept. Rüszl in Poſten von 5000 kg 78.— Okt. 72.50., Rotterdam, Margarine: ſeſt. 72— 7. Luzerner Heu.50 Mk. die 50 Kilo, Preßkuchen 104 Mk. . 5 Sept. Kaffee: feſt. Zucker: feft. Zinn: ruh. Rübenzucker,[fd. Sicht fl. 21.—, Margarine prima amer. 70.— Zinn. Banka prompt fl. 114¼, Gutora Java⸗Kaffeeloc 47.— Hamburg, 7. Sept. Kaffee goocl average santes—.—, Sept. 60¼, per Dez. 61—, per März 61.—, per Mai 60/%. Sal⸗ peter ſtet..42, Sept.⸗Okt..42 ½, per Febr.⸗März.87. Liverpool, 7. Sept. Baumwollenmarkt. Es notieren Middl. amerikan..16—, per Sept..67—, per ungen. per Schluß⸗Notier⸗ Sept.⸗Okt..20, per Okt.⸗Nov..15½, der Nov.⸗Dez..11, per Dez.⸗ Jan..10½, per Jan.⸗Febr..10¼, per Febr.⸗März.72—, per März⸗ April.13½, per April⸗Mai.11½ per Mai⸗Juni.12½, per Junf⸗ Eiſen und Metalle. Juli—.—. London, 8. 3 Mon. 58.18.9, Sept. (Schluß). Kupfer ruhig, per Kaſſa 56..0 Zinn matt, per Kaſſa 188.10. 3 Mon. 185.10, Blei ſpaniſch, ſtetig, 14..9, engliſch 14.12.6, Zin! tuhig, gewöhnl. Marken 27.12.6, Spezial⸗Marken 28.05.0 5 Glasgow, 8. Sept. rants, per Kaſſa 46/11 per Monat 47½/. Roheiſen ſte ig, Middlesborough war⸗ Amſterdam, 8. Sept. Banca⸗Zinn Tendenz: feſt, loco 115 ½. Auktion 114½. Newyork, 8. Kupfer Superior Ingots vorrätig Zinn Straits Roh⸗iſen am Northern 2 Stahl⸗Schienen Waggon fret öſtl. Frbr,. Zufuhr Kälber Schafe .) Stallmeſtſchafe b) Weidemaſtſchafe Schweinc KLuxuspferde Arbeitspferde Pferde Milchkühe Ferkel Ziegen Zicklein Lämmer Sept. — Foundrtz Nr. 2 p. Tonne Heute Zuſammen 2235 Stück mäßig. Vor Kurs 12—/1215ʃ12—1215 4225/—4250/—— 1525/1550 1525/1550 1¹0 174 Viehmarktbericht. Mannheim, den 7. September 1911. per 50 Kilo Lebend⸗ Schlacht⸗ gewicht 1. Qual.—— 57 9⁵ 224„ 54 90 51 85 55„—— 1. Qual.—— 2. 55 41 82 2 38 76 1. Qual.—— 2 335 70 1. Qual.—— 55—— 8. 51¹ 66 NVF 52 67 52 67 47—48 60—62 Es wurde bezahlt für das Stück: 67— 5. 5 00—00 —„ 2 5 5 000—000 —„zum Schlachten 90—00 — 5„— 00—00 486„ 35355—12 198 8 10—18 2 755 17„ 8 00—00 ——„„„%%%ͤ ¾ /wß Bemerkungen: heimer Hafenverkehr. Hafenbezirk Nr. 1. Angekommen am 6. September. C. J. Poppelier„Maria Eliſabeth“ v. Antwerpen, 3170 Dz. Getreide. Mart. Fickus„Gardeſtern“ von Rotterdam, 7660 Dz. Stückgut u. Getr, Schiffahrts⸗Rachrichten im Mann⸗ Handel mit Schweine lebhaft, mit Kälber und Ferkel mittel⸗ Ernſt Seibert„Badenia 41“ von Karlsruhe, 1200 Dz. Stückgut. Jak. Hep„Mannheim 40“ von Rotterdam, 9000 Dz. Stückgut u. Getr. Hch. Schneider„Rembrandt“ von Rotterdam, 3025 Dz. Getreide. Frz. Rollar„Fendel 16“ von Karlsruhe, 330 Dz. Stückgut. Joh. Hömmerich„Köln 6“ von Köln, 2000 Dz. Stückgut. Nik. Schauſt„Fendel 17“ von Antwerpen, 10020 Dz. Saat u. Getr. Otto Reibel„Otto Heinrich.“ von Köln, 7000 Dz. Stückgut u. Getr. Fr. Vetter„Karlsruhe 10“ von Rotterdam, 7000 Dz. Stückg. u. Getr Karl Heck„Badenia 84“ von Düſſeldorf, 3600 Dz. Stückgut und Mehl. Valt. Hermann„Alfon“ von Speyer, 440 Dz. Backſteine. Bernh. Hermann„Lud. Otto“ von Speyer, 370 Dz. Backſteine. Hch. Welker„Badenia 28“ von Antwerpen, 10000 Dz. Stückg. u. Getr, Hafeubezirk Nr. 2. Angekommen am 7. September.„ Bopp„Vereinigung 29“ von Antwerpen, 957 Dz. Stückgut Getreide. Witter„Vereinigung 65“ von Rotterdam, 1080 Dz. Stückg. u. Getr, Hafenbezirk Nr. 3. Angekommen am 6. September. 5 Hch. Meiſen„Kehl“ von Ruhrort, 9850 Dz. Kohlen. Seb. Rempf„Badenia 4“ von Ruhrort, 4000 Dz. Stückgut. W. Volkenborn„Zwillingsbrüder“ von Ruhrort, 4100 Dz. Kohlen. Herm. Scheelen„Graf Moltke“ von Ruhrort, 6150 Dz. Kohlen. Wilh. Hüſer„Klara de Gruyter“ von Alſum, 9930 Dz. Kohlen. Gg. Anſtatt„Johann Anna“ von Amöneburg, 5600 Dz. Zement. Wilh. Faſtrich„Eliſabeth“ von Ruhrort, 5550 Dz. Kohlen. Hafenbezirk Nr. 4. Angekommen am 6. September. Wilſon„Oskar Willi“ von Antwerpen, 3000 Dz. Mais. Urmetzer„Imperator“ von Rotterdam, 5000 Dz. Getreide. van Bardwiyk„Feuvial 14“ von Antwerpen, 5300 Dz. Getreide. Hafenbezirk Nr. 5. 18 8 Angekommen am 7. September. Terjung„Gerh. Hch.“ von Ruhrort, 8400 Dz. Kohlen. Kleppner„Eliſe“ von Duisburg, 9270 Dz. Kohlen. Dorweiler„Harpen 48“ von Ruhrort, 5250 Dz. Kohlen. Kraus„Eleonore“ von Amſterdam, 4850 Dz. Chinacley. Hafenbeßirk Nr. 7. Aungekommen am 6. September. G. Witthans„Kath, Luiſe“ von Homberg, 6450 Dz. Kohlen. W. Hunderop„Sibilla“ von Rotterdam, 8310 Dz. Holz. Hch. Nalbach„Echo“ von Rotterdam, 9000 Dz. Holz. J. Irmgarts„Baſalt 11“ von Rotterdam, 9000 Dz. Holz. G. Zimmermann„Barbara“ von Mülhofen, 5000 Dz. Roheiſen. N. Walldorf„Ver. Frkf. Reed. 37“ von Alſum, 9200 De. Kohlen. 1 Holzfloß angekommen. 18 85 1 Holßzfloß abgegangen. Waſſerſtandsnachrichten im Monat September. Pegelſtationen Datum vom Rhein: 3. 4.. 8. 2. 3.] Vemerkunger Foufan!;: Walbshut Häningen?)...87 1,31 1,31 128 1,25 1,20 Abds. 6 Uh Sehl J2,18 2,08 2,07 2,01 2,00 1,98 6 U Lanterburg Abds. 6 Uhr Magau J3,48 3,44 8,39.37 3,31 3,29 2 15 Weymersheim.-P. 19 Uhr Nanubeim 258 2,54 2,46.47 2,40 2,36 Morg. 7 uU Wains J0,28 0,28 0,22 0,20 0,15.-P. 12 Dinget 10 Uh Wanb. 4 124 1,82 1,29 1,27.,25 1,23 2 Uor Hoblengz 10 Uhr Nöln J0,94 0,93 0,91 0,87 0,85 2 Uhr Nuhrort 6 Uhr vom Necar: 5 Nanadeim 22,54 2,49 2,44 2,43 2,37 2,844 B. 7 Heilbrenn 0,16 0,20 0,14 0,18 0,16 0,12] 8. 7 5) windſtill, hetter, f. 18˙ b. Waſlerwärme des Nheins am 8. Sept.: 17½ R, 22˙ 0 Mitgetellt von der Bade⸗Anſtalt Leop. Sänger. 5 Witterungsbesbachtung der meteorologiſchen Station Maunheim. „ 2——5 55 8 328 8 Datum Zeit 8 82 2 5 25 5 332 5 S28 88 3 3 um 8 38— 5— 7. Sept. Morg. 780762,0 15.8 ſtill 7J.„[Mittg. 2v780,6 27,4 N2 7„ fubds.%760, 2 21,7 ſutn 8. Sept. Morg.%759,5 15, N2 Höchſte Temperatur den 7. September 28, 0e, Biefſte 85 nom./8. Sept. 18,6 * Mutmaßliches Wetter am Samstag und Sonntag. Der Hochdruck leiſtet den Luftwirbeln im Norden und Oſten kröfti Widerſtand. Für Samstag und Sonntag iſt trockenes und warmes Wetter zu erwarten. Witterungs⸗Bericht übermittelt von der Amtlichen Auskunftsſtelle der Schweiz Bundesbahnen im Internationalen öffentlichen Verkehrsburean, Berlin., Unter den Linden 114 am 7. Auguſt 1911 um 7 Uhr morgens. Höhe der Tempe⸗„ Stationen Statienen ratur Witterungsverhältniſſe über Meer o Celſius 280 Baſel 16 ſehr ſchön, windſtill 543 Bern 14 1 587[Chur 17 7 7 5 1543 195 1 55 1 1 632 Freiburg 5 2„ 394[Genf 19 ſehr ſchön, windſtill 475 ͤGlatus 13 5 110)9(Göſchenen 17 5 1 566 Interlaken 17 1 1 2 995 La Chaux⸗de⸗Fonds 12 ſehr ſchön, windſtill 450 Lauſanne 2¹ 208 Locarno 1 5 5 338 Lugano 20 7 775 439 Luzern 18 398 Montreux 21 ſehr ſchön, windſtill 482 Neuchatel 19 55 45 505 Maga; 17 175 673 St. 1160 0 15 5 5 1856 St. Moritz(Engadin 407 Schaffhauſen 16 etwas bewölkt, windſti 537 Stere 562 Thun 15 ſehr ſchön, windſtill 389 Bevey 21 5 5 5 1809 ermatt 9 4 5 3 410 Bürich 16 Verauntworilich: Für Poltttk: De. Frig Goldenbaum: 5 für Kunſt und Feuilleton: Julius Wittt; für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Richard Schönfel für Volkswirtſchaft und den übrigen redaktionellen T J..: Richard Schönfelder. für den Inleratenteill und Geſchältliches: Frisß Druc urd Berlag der Dr. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. Direktor: Exuſt Müller. General-Anzeiaer.(mittaablatt.) September 1911 Mannheim, den 8. DAS BESTE ist gerade gut genug, ist unsere Richtschnur bei der Auswahl der Rohstoffe zur Herstellung der Salamanderstiefel —— ——— Verlangen Sie Puzin- Blechfiaschen nur rut ges. gesch. Spürtropf. DRprtent 228272. K Fanbelsprel 12⁵⁰² Luxusausführung„„ 3 M. 16.30 Fordern Sio Musterbuck. 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[Nachdruck verboten.) 14 Fortſetzung. „Nein— oder doch!“ ſtotterte James perlegen.„Das heißt, ich denke es in allernächſter Zeit zu werden— ich bin Hildens Bräu⸗ tigam!“ Ihre Augen exweiterten ſich ein wenig, ob im Staunen über dieſe unerwartete Eröffnung, oder aus einem anderen Grunde, blieb ungewiß. „Hilde?“ fragte ſie befremdet. „Die Tochter des Hauſes!“ Ein Freudenſchein ging über Eleonorens Geſicht, und in kind⸗ lichem Jubel ſchlug ſie die Hände zuſammen, ſo daß der Vivlin⸗ kaſten ins Schwanken geriet und von ihren Knien gefallen wäre, wenn James nicht zugegriffen hätte. „Sehen Sie wohl, daß Ihre Geige doch beſſer bei mir auf⸗ gehoben iſt!“ bemerkte er lächelnd; aber ſie ueachtete weder den gut⸗ mütigen Spott ſeiner Worte, noch wehrte ſie ihm, als er das In⸗ ſtrument jetzt an ſich nahm. „Alſo ein junges Mädchen iſt auch da?“ jubelte ſie glückſelig, und alle Zurückhaltung vor dem fremden Mann, deſſen Bekannt⸗ ſchaft ſie ſoeben erſt gemacht hatte, war wie weggeweht.„Sie können ſich gar nicht denken, was für eine freudige Ueberraſchung Sie mirx mit dieſer Nachricht bereiten, denn— ich will ganz auf⸗ richtig ſein und Ihnen ein Geheimnis verraten— ich habe mich entſetzlich vor dem fremden Hauſe gefürchtet, noch mehr aber vor der fremden Frau, der ich unendlich viel Dankbarkeit ſchulde, wie mir Frau Lehnhardt, unſere Penſionsvorſteherin, bei jeder Ge⸗ legenheit bemerkte, aber eben das drückt und ängſtigt mich, mehr, als ich ſagen kann!“ Der frühreife, faſt trübe Ernſt beſchattete wieder auf Momente ihre Stirn, doch ein anderer Gedanke. der wie Sonnenſchein das liebe Geſichtchen durchleuchtete, und ihm ſeinen berückenden Zauber wledergab, verſcheuchte ihn ſofort. „Aber nur iſt alles gut,“ fuhr ſie in dem früheren jubelnden Ton fort.„Ich werde mir Hildens Freundſchaft ſchon erringen, denn das glaube ich zu verſtehen, und dann fürchte ich nichts. Hilde iſt gewiß in meinem Alter, nicht wahr?“ „Nein, ſie iſt bedeutend älter!“ Terſon ſchlug verwirrt die Augen zu Boden vor dem großen, erſtaunten Blick, in dem eine „Wer iſt das?“ ſtumme Frage zu liegen ſchien, und heiße Röte ſchlug ſo jäh bis in ſeine Stirn hinauf, daß er, ärgerlich über ſeine Beklommenheit, dieſem halben Kinde gegenüber, unmerklich die Brauen runzelte. „Wirklich?“ fragte das junge Mädchen enttäuſcht.„Der Rosengartenstr. 32. 5 Geſucht zum Abonnement t e Neltegte Aaagelern- Aengung-Aitalt Vollk fN gen F 2 a h. e f0 j ertümliche abe auch außerhalb. anter eceee 10 1 152086[1 Soleeen en lampe al zu maier Goldberg ———— Pafterreloge. Näh. E 6, 1. 3, 17, pait. 63284[ Schwetzingerſtraße 149. ſel uſw. Unterſchied zwiſchen Ihrer Braut und mir kann aber kein über⸗ triebener ſein und wird uns hoffentlich nicht hindern, Freundinnen zu werden!“ „Doch, er iſt bedeutend, Fräulein Eleonore,“ entgegnete Ter⸗ ſon ruhig, und kämpfte tapfer ſeine letzte Verlegenheit nieder, die ihn, aus weiß Gott welchen Gründen, ganz zur Unzeit befiel. „Hilde iſt achtundzwanzig Jahre alt, der Unterſchied alſo ein recht bedeutender, denn zehn Jahre machen in dieſer Lebensperiode viel aus. Ungeachtet deſſen glaube ich, daß Sie meine Braut lieb⸗ gewinnen werden. Sie iſt das edelſte, aufopfernde Geſchöpf, das die Erde trägt, wer ſie kennt, muß ſich zu ihr hingezogen fühlen, den ihre Herzensgüte, ihr kriſtallklares Gemüt, dem jede klein⸗ liche Regung fremd iſt, bezauberte jeden. Sie iſt der gute Geiſt des Hauſes, der Schutzengel aller Kranken, Leidenden und Bedrückten, und wenn unſere Religion Heilige anerkennte, ſie verdiente dieſen Titel.“ Der nachdenklich erſtaunte Zug in Eleonorens Geſicht wich allmählich bei ſeiner warmen Schilderung und machte geſpanntem Intereſſe Platz. Mit glänzenden Augen hörte ſie ihm zu, und als er ſchwieg, huſchte ein Lächeln über ihre Lippen. „Wie ſchön Sie das alles ſagten, und wieviel Tröſtendes, wie⸗ viel Beruhigendes für mich in dieſen Worten liegt,“ ſagte ſie mit tiefem, erleichtertem Aufatmen.„In einem Hauſe, wo ſolch ein guter Geiſt waltet, kann auch mir nichts Böſes geſchehen, nicht wahr?“ „Gewiß nicht!“ „Glauben Sie, daß Hilde mich liebhaben wird?“ „Ich bin überzeugt davon.“ „Gott gebe, Sie hätten Recht“, flüſterte ſie, die Hände faltend, während über ihr zartes Geſicht ein kindlich⸗gläubiges Lächeln huſchte, das den Eindruck von etwas Unentweihtem, Unberührtem in Terſons Seele zurückließ.„Sie wiſſen gar nicht, wie nötig ich ein wenig Liebe habe, wie ich mich nach ein Paar Armen ſehne, in die ich mich einmal, ein einziges Mal nur, recht feſt hineinſchmie⸗ gen könnte. Wenn man ſo liebeleer aufgewachſen iſt, wie ich, iſt ein ſoſcher Wunſch verzeihlich, nicht wahr?“ Ihre Augen ſchimmerten feucht, etwas unendlich rührendes lag in der heißen Inbrunſt, mit der ſie von ihrer Sehnſucht nach jenen lieben Armen ſprach, und wieder durchſchauerte es Terſon wie lodernder Feuerbrand, wie ein elektriſcher Strom, der jeden Nerv ſeiner Seele in Spannung hielt. „Sie werden mich gewiß für ſehr kindiſch halten,“ fuhr ſie nach einigen Augenblicken, wieder ernſt werdend, fort.„Ich weiß auch gar nicht, weshalb Sie mir ſo viel Vertrauen einflößen, denn in der Regel bin ich gegen Fremde nicht ſo— mitteilſam! Aber Sie haben ein gutes Geſicht und ſind vor allen Dingen Hildens Bräu⸗ tigam, deshalb wollen wir auch ſogleich gute Kameradſchaft ſchlie⸗ Sie hielt ihm errötend die Hand hin, und feſt umſchloſſen ſeine nerbigen Finger die kleine, weiche Mädchenrechte. „Gewiß, das wollen wir,“ ging er bereitwillig auf ihren Vor⸗ ſchlag ein, und ſeine Augen tauchten dabei ſekundenlang ernſt, beinahe feierlich in ihr liebliches, von tiefem Purpur überhauchtes Geſicht.„Das wollen wir! Alſo auf gute Kameradſchaft, kleiner Kamerad.— Nun aber ſehen Sie dorthin, Nora! In der Tal⸗ ſenkung kaucht eben Ihre neue Heimat auf. Wir ſind allerdings noch ein gutes Stück von ihr entfernt, aber da wir uns auf einer Anhöhe befinden, überſehen wir alles, was tiefer unter uns liegt. Die Villa hat eine ſchöne Lage, nicht wahr?“ „Wundervoll!“ ſtimmte ſie bei, aber in ihrer Stimme klang kein Entzücken, ſondern geheime Furcht, und halb beluſtigt, halb übermütig ſah er ſie an. „Sie werden ſich doch am Ende nicht ernſtlich fürchten, jetzt, nachdem wir ein Schutz⸗ und Trutzbündnis geſchloſſen haben?“ fragte er neckend und beugte ſich tiefer vor, um ungeniert in ihr erblaßtes Geſicht zu ſehen. Seine frühere Schüchternheit war gänzlich geſchwunden, er fühlte ſich als der Stärkere, als der Be⸗ ſchützende, ſah in ihr nichts als ein ſchutzbedürftiges, reizendes Kind und war ſtolz auf die neue Rolle eines Freundes und Be⸗ raters, die ſich ihm vertrauensvoll angeboten hatte. „Doch, ich fürchte mich, ſo lächerlich es Ihnen auch ſcheinen mag,“ erwiderte ſie beklommen. „Das iſt nicht mehr nötig, kleiner Kamerad!“ lachte er ſorg⸗ los während zwei Reihen wundervolle Zähne unter dem blonden Schnurrbärtchen hervorblickten und ſeinem Geſicht etwas knaben⸗ haft Uebermütiges gaben, das ſie auch anſteckte. „Meinen Sie?“ fragte ſie mit einem halben Lächeln. „Gewiß, meine ich das! Der Teufel iſt übrigens niemals ganz ſo ſchwarz wie er gemalt wird, um die alte Redensart zu benutzen.“ „Iſt ſie ſehr ſtreng?“ „Wer? Die Frau Konſul?“ fragte er beluſtigt.„Kennen Sie denn meine künftige Schwiegermutter gar nicht?“ (Fortſetzung folgt.) elektrischer Licht- u. 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Er ſaß nun ohne einen Pfennig Geld im der Taſche in Berlin feſt. In dieſer fatalen Situation kam er auf eine gewiß vriginelle Idee. Er beſchloß, ſich das für die Fahrkarte nötige Geld zuſammen zu borgen und zwar bei den auf der Straße poſtierten Schutzleuten. Er trat an einen Be⸗ amten heran und bat ihn, ihm doch 50 Pfennig zu leihen, die ihm angeblich zu einer Rückfahrkarte nach Aſchersleben fehlten. Da er einen durchaus vertrauenerweckenden Eindruck machte, gab ihm der Beamte nicht nur die verlangten 50 Pfennig, ſon⸗ dern gleich 2., nachdem ihm der Angeklagte ſeine Adreſſe mit⸗ geteilt und ihm verſprochen hatte, ſofort nach ſeiner Ankunft das Geld zurückzuſenden. Als der Schutzmann dann zur Revier⸗ wache zurückkam und ſein Erlebnis erzählte, machte er ein nicht ſehr geiſtreiches Geſicht, als ihm drei Kollegen mitteilten, daß es ihnen genau ebenſo ergangen ſei. Es wurde nun ſofort an die benachbarten Polizeireviere telephoniert. Von dort kam die Mitteilung, daß auch dort mehrere Schutzleute Beträge bis zu 2 M. geopfert hatten. Es ſtellte ſich heraus, daß der Angeklagte das Kunſtſtück fertiggebracht hatte, etwa 20 Schutzleute anzu⸗ pumpen. Vor Gericht beſtritt der bisher unbeſtrafte Angeklagte, irgendwelche betrügeriſchen Abſichten gehabt zu haben. Er ſei bereit, die einzelnen Beträge ſofort zurückzuzahlen. Er hätte dies ſchon längſt getan, wenn er die Adreſſen der einzelnen Be⸗ amten nicht verloren hätte. Das Gericht kam zu einer Frei⸗ ſprechung des Angeklagten. Die Tatſache, daß er den einzelnen Beamten ſeine richtige Adreſſe angegeben habe, laſſe erkennen, daß er keinerlei betrügeriſche Abſichten gehabt habe. Der Ange⸗ Hagte hielt auch ſein Verſprechen und zahlte auf dem Korridor dann die einzelnen Beträge an die als Zeugen erſchienenen —Fürſtliche Wäſchegeheimniſſe iu alter Zeit. Ein bekanntes Wort bezeichnet den Verbrauch an Seife als den zuverläſſigſten Kulturmeſſer. Man könnte vielleicht etwas allgemeiner ſagen, daß überhaupt das Reinlichkeitsbedürfnis ein ſicheres Kultur⸗ barometer bildet. Gar nicht allzu weit braucht man in der Ge⸗ ſchi zurückzugehen, um auf Zuſtände zu ſtoßen, die uns völlig Uunglaubwürdig erſcheinen müßten, wären ſie nicht zuverläſſig verbürgt. Da ſtarb in den Tagen Heinxrichs IV. von Frankreich — desſelben Heinrich, der jedem franzöſiſchen Bauern ſeinSonn⸗ tagshuhn wünſchte— eine Hofpwäſchelieferantin, über deren Nachlaß dem Könige die Verfügung zufiel. Er überließ ihn im übrigen verſchiedenen Mitgliedern des Hofes, aber ein paar Waſcheſtücke, als z. B. ein paar Bettücher, behielt er ſich ſelbſt vor. Denn derartige Wäſcheſtücke waren ſelbſt am Hofe des ——————— frunzöſiſchen Königs dazumal noch koſtbare und rare Dinge. B Es Att bezeugt, daß Heinrich als König von Navarrg alles in MAHASEENBTSBETGESEESEIITEESEIEEEEBEDTDEBEITSaAEITIEEsEAEIIIABIAdleg. möbl. Zim. mit Fa⸗ mustergültigen Fabrikat gemacht. baren Stücke ſämtlich zerriſſen waren. Der König von Navarra in zerriſſenem Hemd iſt eine Vorſtellung, die uns wenig königlich anmuten will. 1585 ſcheint er, als er ſich im Felde befand, über⸗ haupt kein Hemd mit ſich gehabt zu haben, denn er ſchrieb dem Schatzmeiſter von Bearn, ihm eins zu ſchicken. Erſt gegen das Ende ſeiner Regierung beſſerten ſich die Verhältniſſe der könig⸗ lichen Wäſchekammer, ſo daß ſein Nachlaßinventar doch endlich 23 feine Leinen⸗ und Seidenhemden aufzuweiſen hatte. Aber das war denn auch eine königliche Wäſchekammer, die ſich zu jener Zeit ſehen laſſen konnte! Eine der angeſehenſten Prinzeſ⸗ ſinnen des franzöſiſchen Hofes aber hatte ein Taghemd und ein Nachthemd, und nachts wurde das Taghemd, am Tage aber das Nachthemd gewaſchen, ein Verfahren übrigens, das die Prin⸗ zeſſin ſelbſt für recht unbequem erklärte Man kann ſelbſt in noch ſpätere Zeit herabgehen, um unglaubliche Zuſtände anzutreffen. Eine Modeneuheit, die am Hofe Ludwigs XV. eingeführt wurde, gab ſeiner Gemahlin Maria Leſzinſka Anlaß, ſich über den einreißenden Sittenverfall auszuſprechen. Sie fand, daß die neue Mode nach Protzentum ſchmecke.„Wir anderen Damen vom Hofe hatten nur zwei Hemden; wenn ſie gebraucht waren, wurden ſie erneuert; wir ſahen nicht, wie die Fräulein von heute, wie Griſetten aus.“ Was würde die Gemahlin Lud⸗ wigs XV. dann wohl ſagen, wenn ſie einen Blick in den Wäſche⸗ ſchrank einer heutigen Modedame werfen könnte! — Duftende Schmetterlinge. An die wenig beachtete Tat⸗ ſache, daß zahlreichen Schmetterlingen ein ganz ausgeſprochener Geruch eigen iſt, erinnert eine italieniſche naturwiſſenſchaftliche Zeitſchrift. In Europa ſind es vor allem drei Arten des bekann⸗ ten Kohlweißlings, an denen dieſe Eigenſchaft leicht konſtatiert werden kann. Ihr Geruch exinnert an den des Jasmins oder des Geißblatts. Geradezu unerträgliche Gerüche dagegen ſon⸗ dern viele außereuropäiſche Schmetterlinge ah, und zwar ſind es gerade die größten und farbenprächtigſten Arten, die in dieſer Beziehung am meiſten auffallen. Ein derartiger übler Geruch hat mit dem Geſchlecht offenbar nichts zu tun, denn er findet ſich bei den männlichen, wie bei den weiblichen Exemplaren in gleicher Weiſe. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß er einen Selbſtſchutz bedeutet, und zwar einen Schutz gegen die Gefräßig⸗ keit der Vögel, die er abſchrecken ſoll. Andererſeits gibt es, wie beim Kohlweißling, aber auch„angenehme Gerüche“, die Männ⸗ chen und Weibchen einander zuführen. — Amerikaniſche Armeebienen. Eine wunderliche Geſchichte läßt ſich der Korreſpondent von ſeinem Berichterſtatter aus Amerika melden: Mit großem Ernſte ſetzt das Blatt auseinan⸗ der, daß der amerikaniſche Generalſtab gegenwärtig umfang⸗ reiche Verſuche über die Verwendung von Bienen beim mili⸗ täriſchen Nachrichtendienſt veranſtaltet. Die Tatſache, daß trotz der drahtloſen Telegraphie die ſichere und ſchnelle Nach⸗ richtenübermittlung im Kriegsfalle mit mannigfachen Hinder⸗ niſſen und Gefahren zu rechnen hat, hat nach den Ausfüh⸗ rungen des Korreſpondenten die amerikaniſchen Generäle auf den Gedanken gebracht, in den Dienſt der Kriegsführung jenen wunderbaren Inſtinkt zu ſtellen, der jede Biene auch auf große Entfernungen ſicher und ſchnell ihren Korb wiederfinden läßt. Natürlich erhob ſich die ſchwierige Frage, in welcher Form man den braven Inſekten die wichtigen militäriſchen Meldungen an⸗ vertrauen könnte, da man bisher kein Mittel befitzt, lesbare Mitteilungen ſo winzig klein und federleicht zu geſtalten, daß eine fliegende Biene ſie tragen kann. Bis ſchließlich— entweder einem amerikaniſchen Generalſtäbler oder dem phantaſievollen tter— der geniale Einfall kam, mit Hilfe eines be⸗ — Die peinliche Berücksichtigung aller Details in der Fabrikation haben die Marke Mercedes zu einem Mercedes- Stiefel werden verkauft zu Mk. 12.50 und 18.50 für Damen und Herren. Versandt nach Auswärts. Katalog gratis, Schuhhaus Mercedes E J, 5 55 Breitestrasse 2 J, 5 Lrr 5 Allem nicht mehr als elf Hemden beſaß, und daß dieſe elf koſt⸗ eiürich Lanzſtr. 7 1 Tr. iſt milienanſchl. bei einer kinderloſen Beamt.Familie an ält. Herrn od. Dame per Okt. zu verm. 5278 Gr. Merzelſtr. 6. 1 Tr. Schön möbliertes Balkonzim. in der Nähe des Bahnhofs z. v. 24440 (nähe Hauptbahnhof) möbl. Zimmer zu verm. 5774 Riedfeldſtr. 13 1 Tr. gut möbl. Balkonz. m. v. Penſ. bill. zu verm. Näh. part. 5875 12, 2 Tr. links, Wohn⸗ u. Schlafzimmer, eleg. mbl., mit Balk. in ruh. ſein. Hauſe bei kl. Fam., an nur beſß Herrn billig zu verm. 532³* 5 12 Noſengakkenſt. 32, J. S. Eleg. möbl. 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Die wunderliche Idee ſtammt aus Amerika, wo ſie bei den oberen Vierhundert begei⸗ ſtertes Entzücken erweckte und ſchnell heimiſch geworden iſt; nun aber vermag auch das ſonſt auf ſeinen konſervativen Sinn ſtolze, vornehme London dieſer Verlockung nicht mehr zu widerſtehen, und jeder Dandy, jede elegante Frau, die etwas auf ihren Ruf halten, müſſen ſich in Morpheus' Armen durch die Kamera ver⸗ ewigen laſſen. In den Schaufenſtern der eleganten Photogra⸗ phen ſieht man überall dieſe neuen Aufnahmen ſchlafender Schönheiten und ſchlafender Kinder, und dieſe Mode wird natur⸗ gemäß noch begünſtigt durch die Neugierde jedes Einzelnen, der gern einmal ſehen möchte, wie er im Schlafe eigentlich aus⸗ ſieht. Die Vorkämpfer der„Schlafphotographie“ verteidigen ihre Meinung freilich mit wichtigeren Gründen.„Gewiß.“ ſo ſagen ſie,„bei der Photographie eines Schlafenden fällt die Ausdrucksfähigkeit des Auges weg, aber damit bei manchen auch audere Einzelheiten des Geſichtes, auf die man gern verzichtet. Es gibt unzählige Menſchen, die ihr ganzes Leben lang eine Maske tragen, anfangs mit Vorbedacht und ſpäter vielleicht aus Gewohnheit; der Schlaf aber wiſcht jede Pofe und jedes Anders⸗ ſcheinen⸗wollen aus dem Antlitz, und aus der Photographie eines Schlafenden gewinnen wir den Einblick in den wirklichen, ungekünſtelten Menſchen.“ Die engliſchen Zeitungen haben ſich bereits an Bildhauer und Maler gewandt, um die Meinungen der Künſtler über dieſe wichtige Angelegenheit zu hören, und es fehlt auch nicht an Anſchauungen, die dieſe neue Modelaune begünſtigen.„Ich will nicht behaupten, daß die Aufnahme oder Wiedergabe eines ſchlafenden Menſchen eine größere Aehnlichkeit bietet,“ ſo äußerte ſich ein bekannter Londoner Bildhauer,„aber auf alle Fälle wird die„Schlafphotographie“ intereſſant ſein. Der Vergleich einer gewöhnlichen Aufnahme mit einer„Schlaf⸗ photographie“ des gleichen Modells wird ſicherlich manche lehr⸗ reichen Züge und Verſchiedenheiten aufweiſen, die in ihrem Verhälknfs oder in ihrem Gegenſatze zueinander Schlüſſe uber jenes Rätſel zulaſſen, das wir das wirkliche Wefen etnes Men ſchen nennen 8 ** — Wann dalles teirer wird! Jüungſt ſtand ein „Strizzi“ vor dem Bezirksrichter, um ſich wegen der Verabreichung einer„Watſchen“ zu rechtfertigen. Da das nicht möglich war, verur⸗ teilte ihn der Richter zum grenzenloſen Erſtannen des Angeklagten, der ſich auf die ortsübliche Strafe von fünf Gulden(zehn Kronen) gefaßt gemacht hatte, zu dem doppelten Betrage.„Wieſo denn ſo vüll?“ fragte er wie geiſtesabweſend.„J hab' immer glaubt, a Watſchen koſt't an. Finfer.“ Da ertönt eine Stimme aus dem Zu⸗ 3 hörerraum:„Is! halt a teirer worden! Wann valles teirer wirdk“ — Augſtvor Einbrechern. Berliu, 7. Sept. Als der 5jährige Knabe und die 6jährige Tochter des Privatiers t geſtern abend kurze Zeit in der Wohnung allein waren, klingekte es öfters ſtark an der Wohnungstüre. Aus Furcht vor Spitzbuben ſprangen die Kinder aus dem erſten Stock des Gebäudes in den Hof. Nachbarn, die zufällig da waren, fingen die Kinder auf, ſodaß dieſe mit einigen ſchmerzhaften Wunden davon kamen. 55 5 4 2 1 — m. 8 18 7 Marnheim, 8. September 1911 General⸗Anzeiger Mittaablakt.) 11. Seite 21 8 2*„— WMannheimer Singverein e. V. R 0 Freitag, den 15 1911, abends 9 5 2 Au Verkaufen 5 5. Se r uds 85 5 im Vereinslokal„Wilder Mann“ N2, 1¹ KURSE DER MODERNEN TANZKUNST Ei ch faſt ſt 94 2*. K K. K K... K.* K K. K N.. K. K. K K&. K. K. K. K K. K. n noch faſt neuer Kaſten⸗ 5 außerordentliche Generalperſammlung waeee de ön Tages-Ordnung: 5 107 Erwachsene 2. Stock. 68294 846 1. Ergänzungswahl in den Vorft Ur Kinder 8 engl. 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