Beingerlohn 0 Pfg. monatlich, durch die Boſt bez, tecl. Poſt⸗ onfſchlag N..40 pro Quaxtal. Eimzel⸗Nummier 8 g. In ſera te: Die Colonel-Zeile. 28 Pfg. Answärtige Inſerate 80„ Die Neklame⸗Zeile 1 Mark Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens ½9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uuzr. IAnabhängige Tageszeitung. Täglich 2 Ausgaben (ausgenommen Sonntag) Eigene Redaktionsbureaus in Verlin und Karlsruhe. (Maunheimer Volksblatt.) relegrumm Nbrefſe⸗ Geueral⸗Auzei ei, Teleſon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1an Druckerel⸗Burean(An⸗ nahme v. Druckarbetten 54¹ Redaltion 3177 Expedition und Berlags⸗ buchhandtung 19 Nr. 599, Dienstag, 19. Dezember 1911. (Mittagblatt.) Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 20 Seiten. Telegramme. Das deutſch- framöſiſche Abkammen vor der frauzöfiſchen Kammer. W. Paris, 18. Dezember. Das Hans iſt in Erwartung der Rede Caillaux dicht beſetzt. In der Diplomatenloge ſind auch heute Botſchafter Freiherr von Schön und Tittoni anweſend. Nach einer eingehenden ſachlichen Begründung durch Berichterſtatter Long, ergriff Caillaux unter großer Spannung des Hauſes das Wort. Gleich der Be⸗ ginn ſeiner Rede, in welcher er daran erinnerte, daß ſein Mini⸗ ſterium wegen des Abkommens vom 4. November genau ſo an⸗ gegriffen worden ſei, wie ſeinerzeit Jules Ferry, der Frankreich Tunis und Indochina gegeben habe, rief ſichtliche Bewegung her⸗ vor. Die Regierung habe keine anderen Pläne und kein anderes Verdienſt gehabt, als die 1800 begründete Herrſchaft in Nord⸗ afrika weiter zu befeſtigen. Der Zweck des Algecirasvertrags, eine internationale Verwirklichung der Reformen herbeizuführen, konnte nicht erreicht werden; denn er legte wohl Frankreich die Pflicht, aber gleichzeitig die Unmöglichkeit auf, zu handeln. Das Abkommen mit Deutſchland von 1909 ſei erfreulich, aber unwirk⸗ ſam geweſen; denn die Grenzen zwiſchen wirtſchaftlichen und poli⸗ tiſchen Intereſſen konnten unmöglich genau geregelt werden. Eine neue Konferenz hätte abermals nur einen Zwitterzuſtand ſchaffen können. Es galt Maroklo von der auf ihm laſtenden deutſchen Hwpothek zu befreien. Frankreich habe ein Opfer bringen müſſen, das gewiß grauſam empfunden wurde, aber für derartige Opfer biete die Kolonialgeſchichte zahlreiche Beiſpiele. So habe Deutſch⸗ land von England, Frankreich von England und Belgien eine Ge⸗ bietskompenſation erlangt, und er könne nicht umhin, daran zu erinnern, daß das von Belgien an Frankreich abgetretene Kongo⸗ territörium faſt einen Flächeninhalt von 270 000 Quadratkilo⸗ meter habe, wie jenes Gebiet, welches Frankreich an Deutſchland abtrete. Was Marokko anlangt, ſo behauptet man, Deutſchland habe mit der einen Hand genommen, was es mit der anderen ge⸗ geben habe, und daß die Franzoſen bei dem Handel die Rolle der Betrogenen ſpielen, das ſei unrichtig. Das Abkommen ſei dem Vertrag von Barbo, durch welches Frankreich Tunis erghielt, gleichwertig und gebe Frankreich dieſem gegenüber noch einen Vorſprung von 18 Jahren. Man habe verſchiedene Beſtimmun⸗ gen des Vertrags getadelt, ſo die betreffend die Submiſſionen der Eiſenbahnen und Staatsbank. Da müßte er nun erklären, daß das Regime der offenen Tür das einzige ſei, welches aufs neue in erſchloſſenen Ländern angewendet werden könnte. Man dürfe ein ſolches Land im eigenen Intereſſe und im Intereſſe des Schußg⸗ ſtaates nicht mit allzu ſchweren Koſten belaſten. Die Schieds⸗ gerichtsklauſel ſei eine wertd Friedensbürgſchaft, aber das Weſentliche ſei die Methode, mit welcher der Vertrag durchgeführt werde, dieſer Vertrag, welcher zwiſchen zwei großen Bölkern ab⸗ geſchloſſen wurde, die fähig ſeien, einander zu achten und ſich zum großen Wohle des Friedens und der Menſchheit mit ernander zu verſtändigen.[Lebhafter Beifall bei den Sozialiſten und Radi⸗ kalen.] Nach einer ſehr verſöhnlichen Bemerkung über die Ver⸗ handlungen mit Spanien und einem Hinweis auf die Freund⸗ ſchaft und auf das Bündnis mit Rußland, ſchloß Caillauz, indem er eine ſtarke Militärmacht als die beſte Friedens⸗ bürgſchaft und die Haltung des franzd der letzzen Monate als eis bewundernswertes Beiſpiel bezeichnete, ſeine mit ſtürmiſchem Beifall aufgenemmene Rede, welche auf das ganze Haus offenbar einen tiefen Eindruck gemacht hat. Der Anſchlag auf Llond Seorges. Berlin, 19. Dez. Von unſerm Berkkner Bureau) Aus Zondon wird berichtet: In dem Bem⸗Street⸗Polizeigericht wurde geſtern der 18jährige Allen Roß Maerdougall, ein Schrei⸗ ber in einem Geſchäft der Ciin, wegen des Attentats auf den Schatzkanzler Lloyd GSeorges, als diefer am Samstag abend nach der Frauenſtimmrecht⸗verſammlung in der Hortitulturale⸗ hall fortfuhr zu 2 Monaten Gefängnis mit Zwangs⸗ arxbeit verurteilt Der Schaszkanzler, mit einer Schramme auf der Wange, war mit ſeiner Tochter e 12 9 nis ab und erklarte dabei, daß er ni des Angreifers dringen wolle. Diei tung ein ſchriftliches Geſtändnis abgelegt, daß er zwar die Tat begangen habe, doch ohne Abſicht, dabei jemanden zu verletzen. Er habe nur das Fenſter des Lloyd Georgeſchen Wagens ein⸗ werfen wollen. Der Staatsanwalt ſetzte deshalb mit Zuſtim⸗ mung des Vorſitzenden und des Schatzkanzlers die urſprünglich auf gefährliche Körperverletzung feſtgeſetzte Strafe auf eine ſolche wegen einfacher Körperverletzung herab. Perſiens Verzweiflungskampf um ſeine nationale Selbſtändigkeit. OLondon, 19. Dez.(Von unſerm Londoner Bureau.) Ueber die Lage in Perſien liegen heute folgende Meldungen der„Times“ aus Teheran vor: Die Beziehungen zwiſchen Rußland und der Türkei ſtehen im Vordergrunde des Intereſſes der diplomatiſchen Kreiſe. Es wird zugeben, daß die Pforte die denkbar ſchärfſten Vorſtellungen in Petersburg we⸗ gen der Beſetzung von Khoi machte. Man erwähnt, daß die ruſ⸗ ſiſchen Truppen den Vormarſch auf Kaswin am Don⸗ nerstag beginnen werden. Die Truppen des früheren Schahs gehen bereits vor, ſie haben auch ſchon das Danghan beſetzt. Der Exſchah ſelbſt befindet ſich noch immer in Cumeſontepo. Die Bachtiaren ziehen ſich in Teheran zuſammen. Heute dürften dort ſchon 2500 Mann ſtehen. Große Kampfesluſt herrſcht unter der perſiſchen Frauenwelt. Dieſe hat ſich in Teheran bewaffnet. Scharenweiſe durchziehen die Weiber mit Geweh⸗ ren und Revolvern ausgerüſtet, die Straßen und fordern zum Kampfe auf. Eine Abordnung von ihnen begab ſich auch zum Premierminiſter und zum Präſidenten des Parlamentes und er⸗ klärten ihnen, daß ſie alleihre Juwelen auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern bereit ſeien, und daß ſie jeune Männer erſchießen würden, die ſich weigern ſoll⸗ ten, für das Vaterland zu kämpfen. Dann machten ſie den beiden Würdenträgern bittere Vorwürfe darüber, daß ſie Morgan Shuſter nicht die nötige Unterſtügung angedeihen laſſen. Keine engliſch⸗japaniſche Intervention in China. O London, 19. Dez.(Von unſerm Londoner Bureau.) Die „Morning Poſt“ erfährt, daß die geſtern erwähnte, von einer japa⸗ niſchen Zeitung gebrachte Meldung, die britiſche Negierung werde zuſammen mit der japaniſchen in China intervenieren, vollkom⸗ men auf Erfindung beruht. Wie zu erwarten war, ſeien die beiden Regierungn von Anfang an natürlich in engſter Jüh⸗ lung miteinander geblieben. Sie haben auch die Vorgänge in China auf das aufmerkſamſte verfolgt, aber ein Eingreiſen ſei niemals von ihnen beabfichtigt worden. Die beiden Staaten haben ſich pielmehr die Einhaltung der ſtrikteſten Neutra⸗ lität und Unparteilichkeit zur Pflicht gemacht. Dagegen iſt der Vertreter der britiſchen Regierung in Peking dahin inſtruiert worden, alles zu tun, was in ſeiner Macht liege, um einen Frie⸗ densſchluß zwiſchen den kaiſerlichen Truppen und den Re⸗ bellen herbeizuführen. In London hält man es für wahrſcheinlich, daß der Wunſch der japaniſchen Kaufleute, denen natürlich ſehr viel daran liegt, den Frieden ſo ſchnell wie möglich wieder herzu⸗ ſtellen, zu ſehen, der Vater des Interventionsgedankens war, dem die betreffende japaniſche Zeitung Ausdruck gab. Es ſei offenes Geheimnis, daß die Rebellion in China einen großen Teil der japaniſchen Induſtrie ünd des japaniſchen Hau⸗ dels an den Rand des Abgrundes gebracht habe, da der Expurt nach China faſt vollſtändig in⸗ Stocken geriet. Rußland und die Bereinigten Staaten * Newpork, 18. Dez. Präſident Taft hat Rußland mit⸗ geteilt, daß die Vereinigten Staaten den Handelsvertrag vom Jahre 1822 kündigen würden. Damit iſt eingetroffen, was vorausgeſagt wurde und, nach⸗ dem die letzten Tage kein Einlenken Rußlands gebracht hatten, auch geſchehen mußte. Die Vereinigten Stagten ſind nicht ge⸗ willt, Rußland die Verletzung daß Handelsvertroges, den die liten, die auf Srund jenes Vertrage⸗ und mit amerifaniſchen Päſſen verſehen, nach Rußland reiſen wallen, freien Eintritt zu geſtatten. Von der Art und Weiſe, wie die Angelegenheit nun weiter im amerikaniſchen Senat und in der amerikaniſchen öffentlichen Meinung behandelt werden wird, wird es ab⸗ hängen, oh der Gegenſatz ſich in den nachſten Tagen noch weiter zuſpisen wird oder nicht.. BVre meldet: enhei⸗ Der Reichshaushaltsetat. W. Berlin, 18. Dez. Die„Norddeutſche Allgemeimne Zeitung“ ſchreibt: Schon das wenige, was bisher über den Reichshaushaltserat für 1912 bekannt geworden iſt, genügt, um eine Diskuſſion darüber anzufachen, ob die verbündeten Regierungen in ausreichendem Maße darauf bedacht ſind, daß unſere militäriſchen Machtmittel der Sicherung des Landes und der ſtetigen Entwicklung flür alle Fälle Rechnung tragen. Den in dieſer Weiſe mit dem bevorſtehenden Etat in Verbindung gebrachten Erörterungen muß mit aller Entſchieden⸗ heit entgegengetreten werden. Die Nation weiß, daß die ver⸗ bündeten Regierungen in der Erhartung und Entwicklung unſerer Wehrmacht allezeit eine ihrer ernſteſten Aufgaben er⸗ blicken und nie zögern werden, danach zu handeln. Im Anſchluß daran werden über den Aufbau des neuen Etats allgemeine Mitteilungen gemacht. Darin heißt es: 1. Reichshaushaltsetat. 1. Etatsgeſetz enthält die Beſtimmung, daß ein etwaiger Ueberſchuß in den eigenen Ein⸗ nahmen des Reichs ſowie ein das Soll überſteigender Betrag an Ueberweiſungsſteuern zur Abbürdung der bisher der Heeres⸗ verwaltung zur Beſchaffung der Reſerven an Verpflegungs⸗ mitteln und Materialien, ſowie der Marineverwaltung zur Bereitſtellung von Betriebsmitteln für die Bekleidungsämter gewährten Vorſchüſſe, ſodann zur Deckung der außerordentlichen Ausgaben, die nach den Anleihegrundſätzen auf den ordentlichen Etat gehören und endlich zur Tilgung der Anleihe zu verwenden iſt, die zur Deckung der geſtundeten Matrifularbeiträge der Jahre 1906 bis 1908 und der Fehlheträge der Jahre 1907 und 1908 begeben wurde. Die gleiche Verwendung wird für das Ergebnis des Rechnungsjahres 1911 in Ausſicht genom⸗ men. 2. Das Etatsgeſetz ſtellt wie im Vorjahre, die Er, mächtigung des Reichskanzlers außer Zweifel, den zur Schulden⸗ tilgung beſtimmten Betrag entweder vom Soll der Anleihe ab⸗ zuſchreiben oder, wie dies dem§ 5 der Reichsſchuldenordnmung zunächſt entſpricht, zum Rückkauf der Schuldverſchreibungen zu verwenden. 3. Der Schatzanweiſungskredit wird von 375 auf 350 Millionen Mark herabgeſetzt. 4. Der Fehlbetrag des Rech⸗ nungsjahres 1900 hat am Schluſſe des Rechnungsjahres 1910 nur noch 5 233 225 M. betragen, die 1911 getilgt werden Die durch den Etat von 1911 und darüber hinaus bereitgeſtellten 34 543 904 M. ſollen nach dem Etatgeſetz zur Abbürdung fin geſtundete Matrikularbeiträge und frühere Fehlbeträge einer begebenen Anleihe verwendet werden. 5. Der ordentliche Etat ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 1 684 890 367., 22 923881 M. weniger als im Vorjahre ab. Hierbei aber iſt zu berückſichtigen, daß im Etat für 1911 Ueberweiſungen miſ 163 492 700 M. als Ausgabe erſcheinen, während ſie jetz gegen die Matrikularbeiträge aufgerechnet werden. Es ergibt ſich daraus, daß der neue Etat tatſächlich ein Mehr von 140 568 819 M. bringt. 6. Die Mehrerträge aus den be ſtehenden Zöllen, Steuern und Gebühren ſowie den Aus⸗ gleichungsbeträgen dafür werden auf 78 073 672 M. angenom⸗ men. 7. Die Ueberſchüſſe im ordentlichen Etat ſind veranſchlagt bei der Poſt auf 89 613 929 M.(mehr 17 448 714.), bel der Reichs druckerei auf 3 138 347 M.(weniger 549 844.), bei der Eiſenbahnverwaltung auf 23 575 149 M.(mehs 807 654.). 8. Aus dem Bankweſen werden erwartet 5 938 000 M.(mehr 348 00), 9. Der Reichs validenfond iſt aufgezehrt. 10. Die ungedeckten Matrikularbeiträge werden nach dem Satze von Pfg. für den Kopf der Bevölkerung von 1910 auf 51 940 794 ark bemeſſen. 11. Die Koſten der Heeresverſtürkung anläß⸗ des Friedenspräſenzgeſetzes von 1911 ſind jetzt in den all⸗ teinen Stat der Verwaltung des Reich⸗heere⸗ eingeſtellt. 2. Der Etat bringt zum erſten Male die Ausgaben für die Sinterbliebenenverſicherung, denen eine entſprechende Einnahme aus dem Hinterbliebenen⸗Verſicherung⸗fonds gegenu ht, Der Beſtand des Hinterbliebenen⸗Verſich rungsfonds in Wert⸗ papieten belauft ſich nach dem Stande vom 16. Oktober 1911 auf 51 817 600 M.(Nennwert, 13. Zur Schulden. tilgung werden bereitgeſtellt: 4) Von der Poſtverwaltung 3 078 468., b) von der Eiſenbahn verwaltung 1 — 5 — I N 8 88 2 — der Ueberſchuß aus dem 14. Nach Ziffer 13 ſollen zur Schuldentülgung insgeſomt 85 264 929 N aufgewendet werden gegen 114 946 565 M. im Borjahr Somweit hiermit Schuldverſchrelbungen angelauf wer prechenden Belräge der für 1912 beg ſe zu Abgeſehen hiervon iſt ein⸗ Anleihe mit gegen 97 500 0086 im Voriahr in Ausſich 22 15831 2 gwie den Zu⸗ des Floten⸗ en zmwecen aus ſich noch nicht erreichen 2. Softe General⸗Auzeiger.(Mittagblatt. Mannheim, 19. Dezember. noch Ausgaben zu nicht werbenden Zwecken in Höhe von 12 619 572 M. 15. Die Reichsſchuld betrug Ende 1910 4934 201 000 M. und es waren an offenen Krediten noch vorhanden 198 943 213 Mark. Für 1911 war ein Anleihekredit bewilligt in einer Höhe von 97 735 488 M. Im Laufe des Jahres 1911 ſind hinzugetreten 122 249 766 M. und weiter treten durch den Etat für 1912 43 758 372 M. hinzu. Die Reichsſchuld könnte alſo im Rechnungsjahr 1912 einen Höchſtſtand erreichen von rund 5 396 887 801 M. Im Hausha Setat für die Schutz⸗ gebiete wurde die Ermächtigung zur Gewährung von Reiſe beihilfen für Familienmitglieder und Bräute der Kolonial⸗ beamten auf Kiautſchou ausgedehnt. Die eigenen Einnahmen der Schutzgebiete ſind insgeſamt um 4192 693 M. geſtiegen. Togo und Samoa bedürfen keines Reichszuſchuſſes. Die Reichszuſchüſſe der übrigen Schutzgebiete betragen zuſammen 28 596 406., das heißt 2 860 655 M. mehr als im Vor⸗ jahre. Dagegen tragen die Schutzgebiete zur Verzinſung und Tilgung der Reichsanleihe 243 732 M. mehr als im Vor⸗ nungsjahr 1911 bei. Die Bürgſchaftszahlungen des Reichs für die Stammſtrecke der Zentralbahn in Oſtafrika und die Nordlandbahn in Kamerun ſind mit 1 088 009 M. veranſchlagt. Davon trägt das Schutzgebiet Oſtafrika 713178 M. für die Zentralbahn und erſtattet dem Reiche gleichzeitig für dieſe Bahn die im Vorjahre geleiſtete Bürgſchaftszahlung mit 713 190 M. zurück. Die Reichsleiſtung verringert ſich für beide Jahre zu⸗ ſammen um 1 426 368 M. Die Einnahmen und Ausgaben der Reichsvoſt⸗ und Telegraphenverwaltung des Schutzgebietes er⸗ gaben dem Reiche 1 606 292 M. Ausgabeüberſchuß. Für 1911 iſt ein Anleihekredit bewilligt von 38 850 847 M. Durch den Etat für 1912 treten 34 037029 M. hinzu. Die Schutz⸗ gebietsſchuld könnte im Rechnungsjahre 1912 einen Höchſt⸗ ſtand erreichen von rund 171 480 597 M. wohl aber kam man ihm näher. In der Anleiheſumme ſtecken * 2 2 2 2 Die Vorbereitungen zu den Reichstags⸗ wahlen. Die reichsparteiliche Kondidatur in Freiburg. Was will die Reichspartei mit ihrer ausſichtsloſen Kandi⸗ datur erreichen, fragt Friedrich Meinecke, der Freiburger Hiſtoriker, in einem ausgezeichneten Aufſatz der„Straßb. Poſt und gibt auf die Frage folgende ausgezeichnete Antwort: Wer einen der Schnell⸗ und Dauerredner des Bundes der Landwirte ſich kommen, durch die Dörfer ziehen und mit be⸗ denklichen Mitteln dort wühlen läßt, will mehr, als nur den paar Mitgliedern des Vereins Gelegenheit geben, ihre ſtaats⸗ bürgerliche Wahlpflicht zu erfüllen und ihre Unzufriedenheit mit den drei ernſtlich um den Erfolg ringenden Kandidaten des Zentrums, der Liberalen und der Sozialdemokratie dabei zu demonſtrieren. Nein, es wurden große Töne geredet von einer hohen patriotiſchen Pflicht, der ſich Herr Schinzinger Unterzogen habe. Beim erſten Wahlgang von 1907 hatten Zen⸗ trum rund 13 500, Nationalliberale 10 500 und Sozialdemokra⸗ ten 6300 Stimmen erhalten, und der Zentrumsmann, Bäcker⸗ meiſter Hauſer, hatte in der Stichwahl geſiegt, weil die Sozial⸗ demokraten zumeiſt Gewehr bei Fuß ſtanden. Diesmal würden ſie, wenn der Liberale Schulze⸗Gävernitz in die Stich⸗ wahl käme, vorausſichtlich ihm zum Siege verhelfen. Aber da ſie felbſt inzwiſchen ſtark gewachſen ſein können, ſo vermögen ſie ihn vielleicht aus der Stichwahl zu verdrängen und würden dann, da die meiſten Liberalen das Zentrum in der jetzigen Lage als das größere Uebel anſehen, mit liberaler Hilfe ſiegen. Von wenigen hundert Stimmen alſo kann die Entſcheidung im erſten Wahlgang abhängen, und über dieſe gebietet die Reichspartei. Der einzige praktiſche Erfolg, den ihre Kandidatur haben kann, iſt alſo, daß der Sozial⸗ demokrat ſtatt des Prof. v. Schulze⸗Gävernitz gewählt würde. Dieſe eherne, unumſtößliche Tatſache hat man der Reichspartei immer wieder vorgehalten und Aufklä⸗ rung über ihre Motive gefordert. Sie zieht, ſo muß jeder Ver⸗ ſtändige folgern, einen Sozialdemokraten, als das geringere Uebel, einem Mann vor, der zwar der Volkspartei angehört, aher den Nationalliberalen ganz nahe ſteht, einem Vor⸗ kämpfer deutſcher Seemacht und Weltpolitik, der iunerhalb der Volkspartei ſegensreich wirken und zur wei⸗ teren Politiſterung und Nationaliſierung dieſer Partei bei⸗ tragen könnte. Allerlei Antworten haben wir nun in der Freitagsverſamm⸗ lung von der Reichspartei auch bekommen. Es wurde aus⸗ drücklich zugegeben, daß es die Wirkung ihres Vorgehens ſein könne, Schulze⸗Gävernitz aus der Stichwahl zu verdrängen, aber es ſei nicht die Abſicht! Nur Kinder können glauben, daß das, was eine Partei als Wirkung ihres Handelns vorausſieht, ihr nicht aucherwünſcht wäre. Die Reichsparteiler aber hatten den Mut, zu ſagen, das glaube doch bloß ein politiſches Kind, daß ſie den Sozialdemokraten in den 281 Sattel helfen woll⸗ ten. Ihr Liberale vielmehr, viefen ſie uns zu, könnt ja den Sieg des Sozialdemokraten in der Stichwahl, und zwar mit Leichtigkeit, verhindern. Auch das iſt wieder Taſchenſpielerei. Wir ſtrengen die äußerſte Kraft an, den Sozialdemokva⸗ ten nicht in die Stichwahl gelangen zu laſſen, und werden darin von den Reichsparteilern, die es i erſter Linie in der Hand haben, den Sozialdemokraten zurück⸗ t! Und dabei ſieht die Reichspartei in der Soz elt Gegner, als wir es tun, und mußte von ihren eigenſten Vor⸗ ausſetzungen aus den Sozialdemokraten von vornherein ent⸗ gegenwirken. Die Liberalen nehmen das moraliſche Recht für ſich in Anſpruch, bei Stichwahl zwiſchen Z3 demokratie für letztere als das gerin el zu ſtimmen. Da den Reichsparteilern die Sozialdemokratie das Uebel aller Uebel iſt, hat ſie kein moraliſches Recht dazu, durch ihre Taktik dieſer den Weg zum Erfolge zu bahnen. Eein Mann, der mit reichsparteilichen Auſchauungen Füh⸗ lung hatte, ſagte uns:„Ich habe den Eindruck, daß die Konſer⸗ vativen auf keine lange Dauer des nächſten Reichs⸗ tags rechnen.“ So verſteht man es, daß ſie es geſchehen laſſen, daß der Wahlkreis in ſozialdemokratiſche Hände fällt. Das wäre alſo die Heydebrandſche Deſperato⸗ politik, die darauf zu ſpekulieren ſcheint, daß, je röter der nächſte Reichstag wird, um ſo ſchwarzblauer, nachdem die Sozialdemokraten ſich abgewirtſchaftet haben, der über⸗ näſch ſte ausfallen werde; bei dieſer Gelegenheit würde dann auch der Liberalismus zermahlen werden zwiſchen den zwei Mühlſteinen von rechts und links. Oder er könnte auch ſo zahm werden in der Not, daß er den Konſervativen aus der Hand fräße. Noch hat ſich kein Reichsparteiler zu dieſem bös⸗ artigen Plau, der unſer öffentliches Leben vergiften würde, offen bekannt. Aber ihre Taktik könnte, wenn dieſer Plan beſtünde, gar nicht anders ſein, als ſie jetzt iſt. * Die Zentrumsmeute kneift. Ueberlingen, 18. Dez. Der nationolliberale Reichs⸗ und Landtagsabgeordnete Schmid ⸗Singen, der den beſonderen Zorn der großen und kleinen Zentrumspreſſe ſeit der Zeit erregt, ſeit er ihnen den Singener Landtagswahlkreis und den Konſtanzer Reichstagswahllreis entriſſen hat, wird tagtäg⸗ lich vom Zentrum mit Verdächtigungen und Verleumdungen aller Art überſchüttet. Wenn er jedesmal gegen die Ver⸗ unglimpfungen durch das Zentrum die richterliche Hilfe in An⸗ ſpruch nehmen wollte, ſo käm er aus dem Amtsgericht gar nicht mehr heraus. Meiſtens laſſen ihn die Schmähungen kühl, nur gegen die allergröbſten Ausfälle geht er ab und zu einmal vor. So hätte ſich dieſer Tage vor dem hieſigen Schöffengericht Redakteur Hubert vom hieſigen ultramontanen„Linzgauer Bote“ wegen Beleidigung Schmidts verantworten ſollen. Hubert ließ ſich vom Erſcheinen entbinden und ſein Vertreter erſchien überhaupt nicht. Unter dieſen Umſtänden blieb dem Verteidiger Schmids, Rechtsanwalt Venedey, nichts anderes übrig als die Verhandlung vertagen zu laſſen. Aus dem Ver⸗ halten der wackeren Zentrumskämpen geht zur Genüge hervor, mit welcher Angſt das Zentrum dem Ausgang der Prozeſſe ent⸗ gegenſieht. Die heſſiſche Regierung und die Reichstagswahlen. Das großherzoglich⸗heſſiſche Staatsminiſterium hat an ſämt⸗ liche Behörden und Beamten ein Schreiben gerichtet, in dem es als eine patriotiſche Pflicht aller ſtaatstreuen Bürger bezeichnet wird, bei den bevorſtehenden Reichstagswahlen von ihrem Wahl⸗ recht Gebrauch zu machen. Ihnen wird empfohlen, ſich darüber zu vergewiſſern, ob ſie in die Wählerliſten eingetragen ſind. Schließlich iſt von den Behörden Sorge zu tragen, daß den Be⸗ amten zur Ausübung des Wahlrechts an den Wahltagen die nötige dienſtfreie Zeit gewährt wird. * * Saarlouis, 18. Dezbr. Die nationalliberale Partei beabſichtigt, in dieſen Tagen im Wahlkreis des Zentrums⸗ abgeordneten Roeren(Saarburg⸗Merzig⸗Saarlouis, Trier IV) einen nationalliberalen Arbeiterkandidaten auf⸗ zuſtellen. Gelegentlich der Aufſtellung Roerens war ein heißer Preſſekampf zwiſchen ultramontaner Arbeiterpreſſe und der kle⸗ rikalen Akademikerrichtung entbrannt. An die nationalliberale Parteileitung iſt nun aus Arbeiterkreiſen der Wunſch gelangt, dem Akademiker Roeren einen liberalen Arbeiter entgegenzuſtellen, ein Verlangen, das in dieſen Tagen Erfüllung finden ſoll. Politische Klebersicht. * Mannheim, 19. Dezember 1911. Der Kaiſer über die Reichspoſt-Vermaltung. Das Amtsblatt des Reichspoſtamts veröffentlicht folgen⸗ den an den Reichskanzler gerichteten allerhöchſten Erlaß:„Aus zund Krankenkaſſen zu erkennen hat. poſt⸗ und Telegraphenweſens von 1906—1910 habe ich mit Befriedigung erſehen, daß innerhalb dieſer weitverzweigten Ver⸗ waltung wiederum unverkennbare Fortſchritte erzielt worden ſind. In beſonderm Maße gilt dies von der Ausgeſtaltung des Fernſprechweſens und der Funkentele⸗ graphie. Letztere erreichte in kurzer Zeit eine beachtens⸗ werte Stufe der Vollkommenheit, nachdem es gelungen iſt, die ihren Fortſchritt hemmenden, vornehmlich aus der Verſchieden⸗ heit der Syſteme herrührenden Beſchränkungen auf dem Wege internationgler Vereinbarungen ſowie durch Gründung der Deutſchen Betriebsgeſellſchaft für drahtloſe Telegraphie zu be⸗ ſeitigen und dem freien Wettbewerb die Wege zu öffnen. Nicht minder erfreulich ſind die Ergebniſſe des in der Berichtszeit zur Einführung gelangten Poſt Ueberweiſungs⸗ und Scheckverkehrs, die Fortſchritte im Ausbau der Verkehrs⸗ einrichtungen innerhalb der deutſchen Schutzgebiete, die Ver⸗ beſſerung der Fahrpläne und des Schiffsmaterials auf den Reichs⸗Poſtdampferlinien, die Erweiterung des deutſchen Unter⸗ ſee-Kabelnetzes durch Herſtellung einer direkten Verbindung mit Südamerika. Mit lebhafter Genugtuung erfüllt mich ferner die in der Berichtsperiode durchgeführte Aufbeſſerung der Beſoldungen. Ich erachte es für eine beſonders an⸗ erkennenswerte Leiſtung der Verwaltung, daß trotz der durch jene Maßnahme bedingten erheblichen Steigerung der Aus⸗ gaben eine nachhaltige Schmälerung der dem Reich zufließen⸗ den Reineinnahmen vermieden und im letzten Jahr der Berichts⸗ zeit ſogar ein Ueberſchuß von zuvor nicht erreichter Höhe erzielt worden iſt. Ich ermächtige Sie, dem Staatsſekretär des Reichs⸗ poſtamts und den Beamten ſeiner Verwaltung für ihre treue und erfolgreiche Pflichterfüllung meinen Dank auszuſprechen Neues Palais, den 11. Dezember. Wilhelm l..“ Badiſche Politik. Bürgerausſchußwahlen. Neckargemünd(A. Heidelberg), 18. Dez. Bei ſtarker Wahlbeteiligung fanden am Samstag die Bürgerausſchuß⸗ wahlen zur erſten Klaſſe ſtatt. Bei dem Wahlgang auf 6 Jahre wurden gewählt 5 Nationalliberale, 3 Fortſchrittler und 2 Zen⸗ trumsleute, auf 3 Jahre 4 Nationalliberale, 4 Fortſchrittler und 2 Zentrumsmänner. Im neugewählten Bürgerausſchuß ſitzen nunmehr 19 Nationalliberale, 14 Vertreter der Fortſchrittlichen Volkspartei, 12 Vertreter des Zentrums, 10 Sozialdemokraten und 5 Vertreter der Kleingemünder. — Durlach, 18. Dez. Bei der Wahl der erſten Klaſſe zumBürgerausſchuß erhielten die vereinigten Lüberalen 16, die freie Bürgervereinigung und Hausbeſitzer 10 und die Sozial⸗ demokraten 2 Mandate. Im neugewählten Bürgerausſchuß bilden die Liberalen mit 33 Sitzen die ſtärkſte Partei, dann kommt die Sozialdemokratie mit 31 Sitzen und die freie Bürger⸗ vereinigung mit 20 Sitzen. »Windenreute(A. Emmendingen), 18. Dez. Ende voriger Woche fanden hier die Bürgerausſchußwahlen ſtatt. Während in der dritten Klaſſe bei ſehr ſchwacher Wahlbetei⸗ ligung die Sozialdemokraten ſämtliche 6 Sitze behaupteten, ſiegte in der zweiten und erſten Klaſſe die Liſte der Liberalen. Badiſcher Landtag. (Karlsruhe, 18. Dez. Die Kommiſſion für Juſtiz und Verwaltung der 2. Kammer hielt heute nachmittag eine Sitzung ab. Es wurde zunächſt beſchloſſen, das Referat über die Wahl der Abgeordneten in den großen Städten dem Abg. Kölblin(natl.), den Bericht über den Geſetzentwurf betr. die Gebäudeverſicherung dem Abg. Kopf(Ztr.), den Bericht über den Geſetzentwurf betr. die Reichsverſicherung dem Abg. Willi(Soz.) und den Bericht über den Geſetzentwurf betr. die Aenderung des Geſetzes über die Wandergewerbeſteber dem Abg. Dr. Vogel(Fortſchr. Volksp.) zu übertragen. Sodann trat die Kommiſſion in die Beratung des Ausführungsgeſetzes über die Reichsverſicherungsordnung ein. Die wich⸗ tigſte Beſtimmung des Entwurfs beſteht darin, daß neben den allgemeinen Ortskrankenkaſſen keine Landkrankenkaſſe eingeführt und das Landesverſicherungsamt beſtehen bleiben ſoll. Nach den Beſtimmungen der Reichsverſicherungsordnung müſſen vier Oberverſicherungsämter im Lande errichtet werden. Der Be⸗ richterſtatter empfahl die Annahme des Geſetzentwurfs, die im weſentlichen durch die Beſtimmungen der Reichsverſicherungs⸗ ordnung bedingt iſt. Die vier Oberverſicherungsämter treten an die Stelle der bisherigen Schiedsgerichte, ihre Tätigkeit iſt aber eine umfangreichere. Auch die Spruchtätigkeit des Landes⸗ verſicherungsamtes erfährt ebenfalls eine Ausdehnung inſofern, als dasſelbe künftig noch über Reviſionen betr. die Invaliden⸗ In der Kommiſſion wird — Feuilleton. und Nationaltheater in Mannheim. Zum erſten Male: Der Bergſee. Ein Vorſpiel und zwei Akte von Julius Bittner. Von Hugo Wolf erzählt man ſich eine hübſche Geſchichte. Er traf zur Hauptprobe ſeiner Oper„Der Korregidor“ ein, und der Regiſſeur fragte den Tondichter, ob ihm das Bühnen⸗ bild zum zweiten Akte ſo, wie es geſtellt wäre, gefalle. Da ſoll Hugo Wolf geantwortet haben:„Daran habe ich noch garnicht gedacht.“ Julius Bittner iſt nun ein ganz Anderer: ihm iſt das Schauen in Bühnenbildern das Erſte, das Natürlichſte! Die Feſte Hohenſalzburg, die Waldwieſe am Bergſee, die Seeklauſe Uund die Sperre, der Waſſerſturz, endlich die ruhig fließenden Waſſer, das hat der Dichter erlebt. Und darum kann der in Tönen dichtende Mufiker Bittner dies Alles zu ſo glänzendem Klangleben erwecken. Bittner kennt auch die Umwelt, er kennt die Bauern des Bergſees, den Oberhofer und den Grünhofer, er zeichnet uns mit wenigen Strichen den Fiſcher aus dem Un⸗ terland, er prägt Charakterbilder des Kanzlers und des Feld⸗ hauptmanns, er fühlt mit dem Naturmenſchen Jörg Steinlech⸗ ner, mit der Gundula, die des Fiſchers Weib geworden, um die Heimat zu retten Aber dann verſagt die Kraft des Dich⸗ ters. Soleh eine wilde Liebe, wie ſie das Buch auf Seite 30 und 31 darſtellt, mag urkundlich zu belegen ſein, aber der Dichter kann ſie uns nicht glaubhaft 855 Der Uebergang zum„eri⸗ men vis“ iſt zu wenig vorbereitet. Und wie ſie dann„wild über die Bühne ringen“, wie Er„nach und nach ſiegt“, wie Gundula „mit wildem Schrei“ Ja ſagt: das iſt gewiß ehrlich geſchildert, ohne jede moderne Begierde nach ſinnlich⸗erregenden Schauſtel⸗ Großh. Bad. Hoſ⸗ lich iſt die Rede Gundulas: lungen, aber es wird ſtets mehr befremden als erfreuen! Häß⸗ „Wart ein biſſel! Ich bet' noch für ſeine arme Seel'! Dann komm ich gleich.“ Freilich: ſolche Bauersleut' aus dem 16. Jahrhundert reden pfeilgrad' daher, wie ſie's meinen! Der Jörg ſagt:„Ich hab dem Biſchof den Eid gebrochen um dich. Nun kommt's mir auf eine Todſünd' nicht mehr an.“ Und Gundula iſt nun, da der Fiſcher im Kampfe mit den Biſchofsknechten gefallen, frei. Sie macht keine Umſtände. Aber der Dichter hätte uns wohl etliche ſolche Ein⸗ zelheiten erſparen können... Es mag zu hoch gegriffen er⸗ ſcheinen, an Julius Bittner Forderungen zu ſtellen, die eben nur ein Dichter erfüllen kann. Wir dürfen aber ſolche Anſprüche erheben, denn Bittner iſt mehr als Einer, der ſich der Einfach⸗ heit halber ſein Textbuch nach alter Lübrettiſtenweiſe ſelbſt zim⸗ mert. Er iſt ein Dichter, das Herz des Dichters geht in ſchnel⸗ len, heftigen Schlägen und der Aufbau des Ganzen hat echt dramatiſche Wärme. Die Sprache hat gedrungene Kraft, Mark, volkstümliehe„Bildhaftigkeit“, Alles lebt das Leben wahrer Heimatkunſt und manche Vergleichungen mit Schönherrs „Glaube und Heimat“ mögen ſich darbieten. Nun kommt das Aber: fir die Wirkung der Muſik iſt faſt Alles zu lang geſponnen. Sogleich im Anfang iſt eine Ausein⸗ anderſetzung zwiſchen dem Feldhauptmann und dem Kanzler. Was hier im Buche ſteht, iſt im Drama durchaus richtig, aber in Muſik läßt ſich dergleichen nicht auflöſen. Für das Muſikdrama muß die Expoſition ungefähr ſo zuſammengezggen ſein, wie ich ſie in meiner Vorbeſprechung(Samstagabend⸗Nummer) gegeben habe. Offenbar iſt die Dichtung das Primäre geweſen, und dies ehrt den Dichter Bittner! Der Muſiker aber kam hier, wie ſpäter noch des öfteren, in eine peinliche Lage: er mußte Gründe des Verſtandes, Beweiſe der Vernunft in der Sprache der Empfindung wiedergeben. Die Tonkunſt iſt Sprache der Empfindung, aber ſoll ſie daherreden von der alten Sage, daß der wilde Wode auf den käme, der das Sonnkar zwingen wolle, ſoll ſie Klangbilder finden für den Ver⸗ gleich, den der Feldhauptmann von der Sage auf das„widerbellende Volk“ macht, ſo entſteht ein gewiſſes muſikaliſches Etwas, davon Niemand erfreut spird. So eine Art Muſik⸗Surrogat, man könnt' es Drama⸗Muſizin⸗Präparate nennen! Von dieſer Nahrung wird Keiner ſatt, und der Tondichter müht ſich auf dieſem ſteinigen Boden vergebens. Auch der Monolog des Jörg leidet an dieſen Längen. Wenn man von den 12 Seiten Text, den das Vorſpiel einnimmt, genau ein Drittel ſtreicht, iſt Alles gut und richtig. Natürlich kann hier kein Rotſtift helfen, wohl aber wird Bittner ſelbſt gut tun, ſpäter einmal ſolche Nacharbeit an ſeiner Partitur vorzunehmen. wir der Kunſt des Muſikdramas einen weit ausgreifenden Fort⸗ ſchritt wünſchen, noch eine beſondere Bitte: mehr Einfachheit der Orcheſtration! Wagners Vorbild hat manche ſeiner Nachfahren verwirrt! Als Wagner ſeine Walküre ſchuf, lebte er in der Ver⸗ bannung. Er hatte mit dem Theater gebrochen und ſein reger Geiſt weilte in einer Welt der Zukunft. Da ſollte das Orcheſter ein großes Ideal des Vollklanges ergeben, es ſollte etwa ſo erklin⸗ gen, wie wir es hören, wenn wir an einem ſtillen Abend eine Symphonie draußen vom Konzertſaal hören. Da ſollten die Streichinſtrumente ſingen wie die Holzbläſer, dieſe ſollten dem zart geſponnenen Ton den Reiz des Saitenklanges und zugleich die Fülle der ſchöngebildeten Menſchenſtimme verleihen, die Hör⸗ ner ſollten zwiſchen den drei Gruppen vermitteln, im feinſten Pianiſſimo ſich dem Saitenquintett angleichen, im heldiſchen For⸗ tiſſimo den Trompeten und den Poſaunen ähnlich ſein, dieſe bei⸗ den Gruppen endlich ſollten dem Ganzen Kraft und Glanz geben. Um ſolchen Tonbildern ſeiner Audition Wirklichkeit zu verleihen, erfand der große Meiſter das„verdeckte“ Orcheſter, wie wir es noch heute in Bayreuth hören. Wenn heute in unſern Theatern mit ſeinen un verdeckten Orcheſterräumen, Alles zu ſehr parzel⸗ liert, zu voll, zu maſſiv klingt, ſo kann der Schöpfer der„Meiſter⸗ ſinger von Nürnberg“ dafür nicht verantwortlich ſein. Wir müſſen uns eben mit dem böſen Querſtande abfinden, denn wer wollte wohl wagen, eine Wagnerſche Partitur abzuändern? Keiner von Für dieſe epikritiſche Arbeit haben wir Alle, die * 1 —..2T5ꝗßxðvꝓ;.e —— 9 rrnebee eee rr griff zum guten Gelingen prompt Mannheim, 19. Dezember. von einer Seite gewünſcht, daß die Feſtſetzung des Jahres⸗ arbeitsverdienſtes der Betriebsunternehmer im Geſetz feſtgelegt wird und nicht den Verſicherungsämtern überlaſſen wird. Der Beichterſtatter erklärte den Wunſch für berechtigt aber landes⸗ geſetzlich nicht durchführbar. Eine Ueberſicht über die Jahres⸗ arbeitsverdienſte und die Ortslöhne wird von der Regierung vorgelegt. Der Berichterſtatter befürwortete die Ausdehnung der Verſicherungspflicht auf die Kinder unter 12 Jahren der Betriebsunternehmer. Seitens der Regierung wurden dagegen Bedenken geltend gemacht. Die Beſchlußfaſſung über den Geſetzentwurf wurde zunächſt ausgeſetzt. Aus Stadt und PLand. * Maunheim, 19. Dezember 1911. Die Erziehung der Jugend zur Woehrtüchtigkeit. Mit Unrecht wird unſere moderne Zeit oft mit dem Be⸗ griffe des Rein⸗Materiellen identifiziert, in der die ideellen Dinge ein kümmerliches Daſein friſten müſſen. Es ſcheint dies beſonders bei einem Ueberblick über das geſamte Schaffen und Streben unſerer deutſchen Kultur, die ſich nach der wirtſchaft⸗ ſchaftlichen Seite auf dem Weltmarkte geltend machen will, her⸗ vorzugehen. Doch will' es einem bei genauerem Zuſehen dün⸗ ken, daß unſere Zeitverhältniſſe auch dazu angetan ſind, gerade durch die bedingte Gegenſätzlichkeit den ideellen, bei uns Deut⸗ ſchen ſpeziell ausgeprägten, Gütern wieder höhere Geltung zu verſchaffen. Und es mag vielleicht hiermit die Erkenntnis reifen, daß die Ideagle ſtets die Bahnbrecher für die reale Kul⸗ tur geweſen ſind und daß dieſe erſt durch ſie bodenſtändig wer⸗ den konnte. Und kein geringes Stückchen Idealismus ſteckt in dem großen Gedanken der Schaffung einer deutſchen Jugendwehr. Seitdem aus dem Munde des Feldmarſchalls Freiherrn von der Goltz, dieſes hervorragenden Mannes, der Aufruf an„Jung⸗Deutſchland“ erſcholl, da regt es ſich überall in unſerem Vaterlande, um dieſe große Idee zur nationalen Tat werden zu laſſen. Und mit echt deutſchem Opferſinn wurde das nationale Werk begonnen, das nunmehr verheißungsvoll vur unſeren Augen erſteht. Um es aber zur Vollendung zu bringen, wird es noch mancher Arbeit von ſelbſtloſen, hin⸗ gebungsvollen, von vaterländiſcher Begeiſterung durchglühten Männern bebürfen. Und ſo war es zu begrüßen, daß ſich Herr Leutnant Droht aus Weißenburg(ein geborener Mannheimer) zur Aufgabe ge⸗ macht hat, auch in Mannheim den„Jungdeutſchland“⸗Gedanken in Wort und Bild zu propagieren. in einem Schülervortrag, der in der Aula des Realgym⸗ naſiums ſtattfand und zu dem die Direktion dieſer Anſtalt ein⸗ geladen hatte, Gelegenheit gegeben, den zahlreich anweſenden Schülern, Lehrern und Jugendfreunden die Grundlagen und Beſtrebungen der deutſchen Jugendwehr darzulegen. Die recht Hegchtenswerten, temperamentvoll vorgetragenen Ausführungen klangen aus in der Aufforderung zur Gründung eines Mann⸗ heimer Wehrkraftvereins, zu dem nach der Anſicht des Redners hier in Mannheim günſtiger Boden iſt, beſonders hinſichtlich der praktiſchen Ausübung dank des edlen Vermächt⸗ niſſes der Faſaneninſel an die Mannheimer Jugend durch ihren warmherzigen Freund und Förderer, Herrn Geh. Kommerzien⸗ rat Dr. Karl Reiß. Der Vortragende führte ungefähr folgen⸗ des aus: Die Frage einer wehrkräftigen Jugenderziehung hat im letz⸗ ten Jahrzehnt in allen Ländern der Erde bedeutende„Jugend⸗ bewegungen“ zur Folge gehabt. Leider ſind wir Deutſche den Aus⸗ ländern, was dieſe moderne Jugenderziehung anbetrifft, noch weit zurück. Gewiß treiben unſere Schulen, ſoweit es mit der geiſtigen Erziehung vereinbar, regen Sport, doch er genügte bisher nicht, um eine allgemeine Wehrtüchtigkeit zu gewährleiſten. Was ge⸗ ſchieht außerdem mit den Jungens, die in frühem Alter aus der Schule entlaſſen werden Ich denke hierbei an die Jungen, welche im Wirtshauſe hocken, rauchen, trinken und ſich Zoten leiſten, die die Wehrtüchtigkeit eines Volkes herabdrücken. Ich denke aber auch an Jugens, die man„gebildet“ nennt und von denen der bayeriſche Oberleutnant Graf von Bothmer ſagt, daß ſie dieſen Ehrentitel mit Brillen, ſchiefen Schultern und ſchlechten Zügen bezahlen. Wer kann helfen und wie kann geholfen werden? Um uns über eine allgemeine deutſche Jugendbewegung klar zu wer⸗ de, müſſen wir uns zunächſt über den Stand der Jugendbeweg⸗ ungen in Länder, die uns voraus ſind, ein beſtimmtes Urteil gründen. Wenn Frankreich den Maßſtab für ſeine Wehrtüchtigkeit. anlegt, ſo war es ſicher Deutſchland, in dem es ja immer noch den Gegner der Zukunft ſieht. Frankreich hat für ſeine Jugend Turn⸗ Schieß⸗, Reiter⸗ und allgemeine militäriſche Vorbereitungs⸗ vereine. Vor dem Dienſteintritt legen die Zöglinge dieſer Vereine eine Prüfung ab, auf Grund derer ſie ein ſtaatliches, militäriſches Befähigungszeugnis erhalten. Hierbei wird verlangt: 2 Märſche Schießen, Turnen, Kartenleſen, Geſundheits⸗ und Körperpflege. Die Inhaber des militäriſchen„Befähigungszeugni es ich uns. Wohl aber können üunſere heutigen Tonſeßzer, Theater ſchreiben, unſern wirklichen Verhältniſſen Rechnung tra⸗ gen: ſie mögen einfacher ſchreiben, weniger ſtark, weniger polyphon. Man verſtehe recht: alle modernen Fortſchritte ſollen gelten, die weitberzweigte Harmonik, der dreifache melodiſche Kontrapunkt, die kühn geſpannten Bogen der Kantilene, Bühnenmuſik u. a. Aber man möge für das Theater faßlicher ſchreiben als für den Konzert⸗ ſaal, man möge nicht zu viel„ſymphoniſieren“, man möge die Fä⸗ higkeiten und Vorteile der einzelnen Stimmcharaktere beſſer zu Rate ziehen, man möge endlich die Orcheſtration dem Geſang an⸗ paſſen. Hier erwarten wir gerade von Julius Bittner viel, denn ihm iſt viel gegeben. Wer den Anfang des Vorſpiels geſchrieben hat, wer uns den leuchtenden Bergſee in ſolchen Tönen hingemalt, wer den Aufſtand der Bauern, ihr Trutzlied und ihre Einſegnung gegeben, wer die letzten Seiten der Bergſee⸗Partitur zu Papier gebracht hat, der iſt noch zu Größerem berufen! Die Aufführung war mit großem Fleiße vorbereitet und alles ineinander. Herr Profeſſor Gregori hatte ſich die Bühnenleitung vorbehalten und vrehalf den Intentionen des Dichters überall zu treffendem Ausdruck. Im allgemeinen ſind dieſe Muſikdramen von heute nicht ſo ſchwer zu inſzenieren, denn ſie gehören der naturaliſtiſchen Richtung an. Zudem iſt alles in der Partitur verzeichnet, was von Regie wegen anzuorbnen iſt. Endlich iſt vieles den Inhabern der einzelnen Rollen anheimgegeben, und dieſe machen ſich— ſofern ſie Bühnen⸗ erfahrung haben— ſchon ihre Aufgabe ſelbſtändig zu eigen. Unter⸗ ſtützt werden muß aber der„Iſzenator“ ſolcher Werke durch die Leſter des techniſchen Teiles, und insbeſondere im„Bergſee“ von dem Maler. Und hier muß mit beſonderer Anerkennung Direktor Oskar Auer genannt werden. Die Bilder der Feſte Hohenſalz⸗ burg, des Bergſees, der Fiſcherklauſe mit Wehr und Waſſer waren don großer Schönheit. Sie verhalfen dem Werke des Dichter⸗ komponiſten zu lebhafteſter ſinnlichſter Anſchauung. Auch der Schluß gelang auf unſerem Hoftheater ſo gut, wie er nur möglich iſt, in jedem Falle viel beſſer als bei der Wiener Uraufführung. „ Ihm war geſtern abend bon je 24 Kilometer, der zweite 24 Stunden nach dem erſten 3. Sce. teres Unteroffizieraſpiranten und können nach 9 Monaten zum Unterofſfizier befördert werden. Sie werden bei allen Komman⸗ dierungen vorgezogen und die beſten unter ihnen erhalten 500 Frs. als Belohnung. Die franzöſiſche Regierung unterſtüht die Wehrkraftmachung ihrer Jugend mit allen möglichen Mitteln. In dieſem Jahre hat ſie allein für die Schießausbildung rund zwei Millionen Franes ausgegeben. Lehrer, welche die; Schieß⸗ ausbildung fördern, haben hiermit Anwartſchaft auf die ſogen. ſilberne Medaille, mit deren Verleihung eine Lebensrente von jährlich 100 Franes verbunden iſt. Eine Folge dieſer regen Jugendbewegung iſt, daß im Jahre 1910 etwa 8000 Rekruten bor ihrem Dienſteintritt das militäriſche Befähigungszeugnis abgelegt hatten. Wir kommen zu dem Schluſſe, daß Frankreich eine rein militäriſche Jugenderziehung hat. Auch Italien arbeitet eifrig an ſeiner Jugenderziehung. Die Ausbildung liegt in Händen von Privatgeſellſchaften, die aber unter Kontrolle der ſtaatlichen Behörde ſtehen. Italien hat eine „Nationale Schießgeſellſchaft“ und einen„Freiwilligen Radfahr⸗ und Automobilperein“. Den Vereinen gehören die Leute vor und nach der Dienſtzeit an. Die Gründung eines Radfahr⸗ und Auto⸗ mobilvereins hat ſeine Berechtigung in der Bewachung, welche Italien ſeinen lang ansgedehnten Küſten zukommen läßt. Es hat außerdem ein berittenes freiwilliges Gardekorps zum Schutze von Venezien, ein Lagunenkorps zum Schutze der Inſelwelt Venedigs und ein Alpinikorps zur Verteidigung der Alpen. Rußland hat ſich erſt im letzten Jahre ſeiner wehrkräftigen Jugenderziehung zu widmen verſucht. Soweit man ſich aus Büchern ein Bild machen kann, beſteht die ruſſiſche moderne Jugenderziehung lediglich aus Soldatenſpielerei. Oeſterreich hat ebenfalls ſeit kurzem eine militäriſche Jugenderziehung an ſeinen Mittelſchulen eingeführt.—2 Nachmittage ſind außer den oprhandenen Turnſtunden für die körperliche Ausbildung frei ge⸗ macht. Offiziere leiten die Schießausbildung, der ſich außerdem Kartenleſen, Erzählung von kriegsgeſchichtlichen Epiſoden und Be⸗ ſuche von allerhand militäriſchen Einrichtungen anſchließen. Alles iſt freiwillig, doch denkt man bereits an eine geſetzliche Teilnahme. Ein Volk, welches mit bewundernswerter Energie zum Sol⸗ datenvolk erzogen wird, iſt das japaniſche. In den Schulen wird mit der körperlichen Ausbildung im zweiten, mit der mili⸗ täriſchen Ausbildung im dritten Schuljahre begonnen. Die Lehr⸗ pläne und Einrichtungen für die militäriſchen Uebungen ſind ſorgfältig vorbereitet. Jede Schule beſitzt Mauſergewehre, mit denen die älteren Schüler durch aktive Offiziere, Reſerveoffiziere und Lehrer ausgebildet werden. Die militäriſche Jugenderziehung⸗ der Japaner geht ſoweit, daß ſie mit ihren Schülern Kompagaie⸗ egerzieren abhalten. Die Ferien ſind lediglich der Erziehung zum Soldatenſtande gewidmet und werden durch richtige Manöver zweier Parteien ausgefüllt. Den Erfolg dieſer militäriſchen Jugenderziehung haben wir im ruſſiſch⸗japaniſchen Kriege geſehen. Ein deutſcher Offizier, der längere Zeit in Japan geweſen, ſagt, daß der japaniſche Offizier nur den Dienſt kennt, alles andere iſt ihm vollkommen gleichgültig. Er ſpricht nur über militäriſche Dinge. In England muß die Frage der Jugenderziehung brennender als in allen übrigen Ländern ſein. Von der zukünf⸗ tigen engliſchen Generation wird es abhängen, ob ſich Kanada, Auſtralien und Afrika von dem britiſchen Weltreiche loslöſen oder ob der Brite ſein Ziel erreicht, in Politik und Kulturfragen an der Spitze ſämtlicher Nationen zu marſchieren. Daß er dieſes Ziel verfolgt, iſt troz ſeiner Entgegnungen heute nicht mehr zu berleugnen. England arbeitet daher eifrig an der Wehrkraft⸗ machung ſeine Jugend. Die ſogenannten Cadets werden in allen militäriſchen Zweigen ausgebildet. Dieſen ſtehen die Boys Scvuts gegenüber, die mehr eine Jugenderziehung durch ſport⸗ liche Betätigung verlangen. In England hat man ſich zurzeit dahin geeinigt, daß der Brite bis zum 16. Lebensjahre Boys Scout und von da ab Cadet ſein ſollte. Geld iſt in England für die Jugend⸗ erziehung in Maſſe vorhanden und alle Parteien widmen ihr das größte Intereſſe. Welche Lehren können wir nun aus den beſtehenden Einrich⸗ tungen fremder Länder ſchöpfen? Für eine kritiſche Betrachtung bliebe nur noch Frankreich und Japan übrig. Was mir in beiden Ländern beſonders gefällt, iſt die Vereinigung von körperlicher und militäriſcher Ausbildung. Wenn hierbei auch in Frankreich die militäriſche Ausbildung den Ausſchlag 5 ſo hat dieſes ſeinen Grund darin, daß ja Frankreich in ſeiner militäriſchen Jugenderziehung lediglich einen Ausgleich gegenüber einer ge⸗ ringen Kopfzahl ſucht. Leute haben wir Deutſche aber genug, wir wollen nur wehrkräftigere Rekruten. Wir wollen eine Jugend, in der auch, wenn ſie ſpäter nicht bei der Fahne dient, Volkskraft ſtrozt. So glaube ich, daß in erſter Linie Sport, danebez Felddienſtübungen die Parole deutſcher Jugenderziehung ſein muß. Zugunſten des Sports verzichte ich auf den militäriſchen Drill der Franzoſen und Japaner. Auch mit der Schießausbildung, Schießſport gedacht, kann in mäßigen Grenzen begonnen erden. Dieſe Jugendbewegung muß ſich auf zwei Kategorien bon Menſchen erſtrecken. Die eine beſteht aus Schülern, die andere aus den ſchulentlaſſenen Jungen, den ſogenannten Fortbil⸗ ungsſchülern. Was die Mittelſchule anbetrifft, ſo will ich zunächſt noch er! daß nach der n⸗ Statiſtik von d n großes für unſere techniſche Oberleitung ein großes Verdienſt. Freilich, mit dem Wiener Orcheſter können wir unſere orcheſtralen Mittel nicht vergleichen. Da iſt vorallen Dingen das Stte quintett ſtärker und ſchöner klingend beſetzt, da hat man zwei Harfen zur Verfügung, da ſind alle Holzbläſer doppelt, Es leuchtet ein, daß dieſe Wiener Maaße ein ganz anders gefärbtes Tonbild bedingen und von ſelbſt ergeben. Bittners Fantaſie mag ein ſolcher Klang vorgeſchwebt haben. Wie weit unſere hieſigen Verhältniſſe dem Urbilde ähnlich geweſen, läßt ſich aber nur danſt ſicher beurteilen, wenn man die Partitur gründlich ſtudiert hat. Aus dem vortreff⸗ lich ausgearbeiteten Klabierauszuge(Jungdeutſcher Verlag, Ber⸗ lin 1911), iſt davon wenig zu erſehen. Wohl aber war zu hören, mit welcher Sorgfalt Herr Bodanzky die Partitur durchgearbeitet hat. Die Vorſicht, mit der unſer Operndirektor das ganze ab⸗ dämpfte, um dem geſugenen Worte zur vollen Deutlichkeit zu verhelfen, verdient eine beſondere lobende Erwähnung. Wo dies nicht gelang, da trug eben Bittners Orcheſtration die Verant⸗ wortung. Aber deſſen iſt ſchon oben gedacht, und ich komme nicht weiter darauf zurück. Dagegen fordert es die Gerechtigkeit, einen großen Teil des Beifalls den Bemühungen und der Tatkraft des Herrn Bodanzky zu überweiſen. Er hatte einen ſehr guten Abend, und ſolche Werke, die er mit Ruhe vorbereiten kann, leitet er auch mit Ruhe und mit all ſeinen guten Eigenſchaften! Die Geſangspartien ſind ſehr ungünſtig geſchrieben, und für den Laien klingt es des öfteren gengu ſo, als wenn die„Beſetzung“ nicht die richtige wäre. Vielleicht hätte Herr Vogelſtrom aus dem Jörg Steinlechner ein Mehr ſtimmlicher Wirkungen heraus⸗ geholt. Vielleicht auch nicht. Denn viel zu holen“ iſt da nicht! Herr Rud. Jung tat jedenfalls, was in ſeinen Kräften ſtand, ünd ſein Fleiß verdient unſere Anerkennung. Die geſtrige Erſt⸗ auführung des„Bergſee“ ſcheint mir aber nicht der rechte Zeit⸗ punkt, näher und nochmals auf das Problema ſeiner Stimme ein⸗ zugehen. Die Gundulc war die beſſere Hälfte, denn Frau Haf⸗ gren⸗Waags ſcharſer Bühnenverſtand hatte die heikle Rolle ſo treffend gezeichnet und anderſeits ſo fein und ſinnreich gemildert, 7 in dieſem Jahre nach dem Manöver gegründet und be Werke durchaus lobenswert heraus. Herrn Felmys He Anlaß geben, denn aus ihnen iſt wahrlich nicht vi Angehörigen der Oberklaſſen mehr als die Hälfte, von den S denten 71 Prozent kurzſichtig ſind. Dieſen 71 Prozent ſtehen England die von 14 Prozent gegenüber. Unter unſeren deutf Studenten ſind alſo 57 Prozent mehr kurzſichtig, als unter engliſchen Studenten. Die Anforderungen, welche an das A des Soldaten geſtellt werden, ſind aber außerordentlich hohe. Ei Zukunftskrieg verlangt außerdem von den Soldaten moraliſch und Nervenkraft. Aber imwer noch ſind kurzſichtige und körp lich faſt unbrauchbare Fahnenjunker und Einjährigfreiwillige a der Tagesordnung. Und doch ſind es gerade unſere Schule welche einen außerordentlichen Einfluß auf die Wehrtüchtig unſerer Jugend ausüben können. Nicht auf die Zahl der Tu und Spielſtunden, ſondern auf den Geiſt, mit dem ſie betrie werden, kommt es an. Die Jugend muß die Ueberzeugung hab daß auf ihre körperliche Ausbildung ein beſonders großer W gelegt wird.—5 Wie ſieht es nun mit unſeren Fortbildungsſchüle aus? In Deutſchland wachſen—5 Millionen junge Leute im Alter von 14—18 Jahren auf, welche von ihren Eltern größten⸗ teils ſo gut wie unbeaufſichtigt ſind. Ihre körperliche Ausbildung iſt volllommen vernachläſſigt. 4 Millionen von ihnen haben keine Turnſtunde und keine Bewegung. Die kaufmänniſche Fortbil ungsſchule ſtellt an Stelle der 55 Prozent des landwirtſchaftliche Bezirks nur 16 Prozent zu den Waffen. Wir müſſen einſehen, daß gerade hier, im Alter der Entwicklung, viel Volks⸗ und Wehr kraft verloren geht. Die Erziehung der deutſchen Jugend zur Volks⸗ und Wehrkraft haben ſich auch bisher verſchiedene Verein zur Aufgabe gemacht, ſo der Pfadfinderbund, der Münchene Wehrkraftverein, Jugendwehrvereine u. a. m. Nicht zu verkenne iſt die von ſämtlichen Sport⸗ und Wandervereinen geleiſtet Arbeit. Uns genügen aber nicht einzelne Vereine. Wir brauchen das ganze Jungdeutſchland, das ſich der Erſtarkung der künftige: Volks⸗ und Wehrkraft widmet. Wir müſſen alle in gleicher tung gehende Beſtrebungen zuſammenfaſſen und ſie unter ein einheitliche Leitung bringen. So hat ſich unter dem Vorſitze Seiner Exzellenz des Herrn Generalfeldmarſchalls Freiherrn von der Goltz der Bund Jung⸗Deutſchland gebildet, an deſſen Spitze eine Bundes leitung ſtehen ſoll. Wir müſſen mit Schülern, ſchulentlaſf Jungens rechnen. Mit letzteren muß die Bundesleitung dahi unterhandeln, daß ſie gewiſſe Beſtrebungen in ihr Programm a nehmen. Geſchieht dieſes, ſo kann das ganze Turnen den T vereinen überlaſſen werden; im übrigen werden Juge kompagnien zuſammengeſtellt. Offiziere und Lehrer übe⸗ men die Leitung dieſer Kompagnien. Für die Fortbildungsſe kommt nur der freie Sonntag in Frage. Ich meine, daß Offiziere und Lehrer ſoviel Opferfreudigkeit beſitzen müſſen, wir gerne mit der deutſchen Jugend in Gottes wunderſchöne 2 hinausziehen und ſo mithelfen, daß das Schwert, weſches großer Bismarck dem Deutſchen aufgeſchmiedet hat, nicht roft Dieſe Führer der Kompagnien unterhandeln mit fämtliche⸗ Sportvereinen und Schulen, mit den ſtädtiſchen Behörden mit den Leitern der Betriebe. Sind auf dieſe Weiſe Kompagnien zuſammengeſtellt, ſo tr an die Führer die Frage heran, was zu üben iſt. Ich ſchlage hi⸗ für folgendes vor: Zur Stählung des Körpers: T nen, Sportſpiele, Wanderungen, verbunden mit Hriegsſpiele zwe Parteien, Singen und Sehübungen. Zur Vorbereit für einen ſpäteren Heeresdienſt: Kartenleſen, Ko übungen, Zelte⸗ und Brückenbau, Uebungen im Sanitätsdienft und Schießſport. Es werden ferner Vorträge über deutſche Helden und über Körper⸗ und Geſundheitspflege gehalten. Auf dieſen Grundſätzen iſt der Wehrkraftverein Weißenbu die erſte Jugendbewegung im Elſaß, aufgebaut. Er wurde 2 Kompagnien. Die erſte Kompagnie hat ihren Erſatz aus Fortbildungsſchülern und zählt rund 70 Köpfe; die zweite K pagnie hat ihren Erſatz aus den Oberklaſſen des und zählt rund 40 Köpfe. An die Formierung einer 3. Kompagnie beſtehend aus der oberſten Klaſſe der Volksſchule, wird bereits gedacht. Die erſte Kompagnie hat 4, die zweite Kompagnie 2 K. poralſchaften. An der Spitze jeder Korporalſchaft ſteht ein poralſchaftsführer. Jede Kompagnie hat außerdem al 1 der Kompagnie“ einen Feldwebel. Korporalſchaftsführer u Feldwebel ſind von den Jungens ſelbſt gewählt. Trotz der Kür der Zeit ſind beide Kompagnien bereits eingekleidet und ein Trommler⸗ und Pfeiferkorps. Die Jungens ſind in di fallsverſicherung, die Offiziere in die Haftpflichtperſicheru geommen werden. Die hierzu notwendigen Geldmittel haben Sammlungen und Wohltätigkeitsveranſtaltungen aufgebracht. Die Begeiſterung in der Weißenburger Jugendwehr iſt eine bis ungeahnte. Unſere erſte Kompagnie iſt gewiſſermaßen Muſt⸗ kompagnie für das Elſaß. Der Redner führte nach dieſen Darlegungen die Kompa in Lichtbildern vor. Man bekam zu ſehen: Formierung der Ko pagnie, Fußballſpiel, Eskaladieren, Schießſport, Sanitätsdier Ausrücken der Kompagnie, Kriegslage für den 10. Dezembe 00 rägt ſich 5 ihre Gundula beinahe möglich erſchien. Daß äuch die g Kunſt zu ſingen, über die Frau Hafgren ſo frei und ſicher verfi hier unüberwindliche Hinderniſſe vorfand, war zu beklagen, ſchon aus dieſem Klar jerauszuge im voraus zu erſehen. ſind noch zwei Rollen als hervortretende zu beſprechen, der O hofer und der Grünhofer. Der Grünhofer ließ wegen Heiſe um Nachſicht bitten, der Oberhofer ſchien nicht bei günſtiger Dis, ppſition. Bittner hat ſich wohl eine vollere, dunklere Baßft gedachte, als die Herrn Fentens Organ, aber Herrn Bühnenſicherheit und ſeine Kunſt vorzutragen, half übe Mißlichkeit hinweg und brachte ſeine beiden Monologe a er mußte kot war wohl in gewiſſer Beziehung zu ſeinem Glück weiſe einteilen, er mußte ſeine ganze Technik aufbi den Hetzer nicht ſo ſtark auf die Spitze treiben. Ui dieſe Geſangspartie weniger häßlich als ſie in Note ausmalt. Daß Herr Felmy den Grünhofer als ein Bergſee hinſtellte, war vielleicht manchem befremdl ber Wi Wiener Vertreter des Grünhofer hat, ſo weit au⸗ den W Zeitungen zu erſehen iſt, das gleiche getan. Wie ſollte la Grünhofer wohl anders darſtellen? Die übrigen. Rollen können zu beſonderer Beſprechung kein⸗ Was aus dem Kanzler des Erzbiſchofs von Salzbu war, das brachte Herr Decker zur Geltung, H gab ſeinem Feldhauptmann treffende Charakteriſtik mer ſchuf in dem Fiſcher vom Bergſee eine lebens und Herr Franz Bartling ſtellte einen tapfern Land ſang auch ſein Lied ſo gut es ging. Das Lied liegt günſtig, denn es liegt mehr in der Bariton als in dei Umgekehrt ſchreibt Bittner die Baßlage mit Vorliebe die Baritonlage des Fiſchers beinahe„tenorhaft“ der Tonſetzer bon den Bäuerinnen mehr als Wa die Damen Elſe Tuſchkau, Thereſe W rethe Beling⸗Schäfer und Jane Fre beſtes. und der ganze Auftritt geht zum Glück eite. Seneral⸗Anzeiger.(Mittagblatt) theim, 19. Dezemder er Gründung von Jugendkompagnien abwartet, bis von der Zundesleitung her beſtimmte Pläne bekannt werden oder ob man erartige Vereinigungen ſofort gründet. Ich meine: Friſch hinein! zur Tat! In allen Städten Deutſchlands muß ſofort mit der krbeit begonnen werden. Und wo der Wille vorhanden, da iſt nch der Weg leicht zu finden. Am beſten eignen ſich für die orga⸗ iſatoriſche Tätigleit aktive Offiziere, denn dieſen ſtehen die lokwendigen Hilfsmittel, wie Spielleute, Karten, Zelte uſw. ſofort ur Verfügung. Ein Leutnant oder Hauptmann beſpricht ſich mit en Vorſtänden der Schulen und zieht mit der Jugend ſofort ins freie zu Wanderungen und Kriegsſpielen hinaus. Bald wird ſe Zahl der Teilnehmer größer, man gründet Kompagnien und chließt ſich als Ortsgruppe dem Bunde„Jung⸗Deutſchland“ an. 30 könnte auch das Fundament für einen Mann heimer Behrkraftverein gelegt werden. Gerade der Mannheimer Vehrkraftverein könnte ſtolz gegen Weſten ſchmettern:„Feſt ſteht ind treu die Wacht am Rhein!“(Starker Beifall.) Evangeliſche Rirchengemeinde⸗ verſammlung. Geſtern Abend fand in den Konfirmandenſälen der Chriſtuskirche ine evangeliſche Kirchengemeindeverſammlung tatt, die bis gegen 210 Uhr dauerte und zit recht eingehenden Er⸗ krtexungen führte. Die von 62 Mitgliedern beſuchte Verſammlung burde um 48 Uhr von dem Vorſitzenden, Dekan Simo n, mit einer Urzen Begrüßungsanſprache eröffnet. Redner begrüßte die ueu⸗ ingotretenen Mitglieder, Stadtpfarrer Dr. Le hmann, Ingenieur zuüd wig und Bureaugehilfe JZietſch. Dr. Lehmann wünſchte eine ihn ſelbſt befriedigende Tätigkeit und eine der Gemeinde zum segen gereichende Wirkſamkeit, während er bezüglich des KGM. Lu d⸗ gig ſeiner Freude über den Wiedereintritt einer ſo bewährten Kraft Ausdruck gab. Es wurde alsdann in die Tagesordnung eingetreten. ſebernahme der Beiträge zu den Gehalten des 1. Pfarrers in deu keckargärten, des Pfarrers an der Oſtpfarrei der Chriſtuskirche und des 1. Stadtvikars auf Ortskirchenſteuer. .G. M. Stiefel erklärte, daß die Volkskirchliche Vereinigung ür die Vorlage angeſichts der Unzulänglichleit der Mittel für die irchliche Armen⸗ und Krankenpflege ſtimmen werde. .G. M. Rudolf Kramer albt die gleiche Erklärung namens der ziberalen Vereinigung ab..G. M. Dr. Clemm teilt die rdnung in dringliche und nichtdringliche Punkte. Bei der Ab⸗ Dringlichkeit nicht anerkennen, weil er die Konſequenzen nicht über⸗ ehen könne. Die jetzige Begründung ſtehe in direktem Widerſpruch u den früheren Ausführungen, die in früheren Kirchengemeinde⸗ erfammlungen gemacht worden ſeien. Nach der Berechnung des Redners ſind 97626.% durch Ortskirchenſteuer zu decken. Der Vor⸗ ſchlag für 1912 werde tatſächlich höher werden, als derjenige von ., Schlage man die angefſorderte Summe hinzu, ſo werde man von bruherein zu einer beträchtlichen Erhöhung des Voranſchlages Immen. Redner bemängelte, daß am Schluß des Jahres eine der⸗ Atige Vorlage gemacht werde, mit der man der künftigen Vor⸗ Anſchlagsgeſtaltung vorgreife. Man werde unter dieſen Umſtänden tit einer weiteren Erhöhung der Kirchenſteuer rechnen müſſen. Er älte es für richtiger gehalten, weun die Vorlage zu einer Zeit vor⸗ ekegt worden wäre, wo man die Wirkung der Bauüberſchreitung auf en Voranſchlag und damit auf die örtliche Kirchenſteuer hätte richtig Inteſſen können. Der Vorſitzen de ſtellt feſt, daß die Abrechnung icht eher erfolgen lounte. K..R. Wel kerr meint, der Amtsvorſtand ſehe elwas zu ſchwarz. Iglaube nicht, daß wegen der Bauüberſchreitung eine Erhöhung der Jitzchenſtener zu befürchten ſei. Der Kirchengemeinderat wäre nicht idieſer Vorlage gekommen, wenn er nicht geglaubt hätte, ſie ver⸗ woren zu können, Die Kirchengemeindeſteuerzugänge des laufen⸗ nes wären ſo beträchtlich geweſen, daß ruhig ein Teil für den fwand für die Chriſtuskirche verwendet werden könne. Die en 35 000 ½ könnten eingeſtellt werden, ohne daß das Budget güßpie gefährdet werde. Der Kirchengemeinderat habe die finan⸗ ie Tragweite der Vorlage wohl erwogen. Nach ſeiner Kenntnis ſefſtehend, daß man bei weiterer vorſichtiger Aufſtellung des Vor⸗ Uchlages mit den jetzigen Steuerſätzen auskommen werde, wenn aeh dle diesmal augeforderten Beträge auf die Ortskirchenſteuer iommen werden...M. Dr. Clemm iſt von den Aus⸗ zungen des Vorredners nicht vollſtändig überzeugt worden. Ge⸗ ſo gut, wie man teilweiſe auf den 1. Oktober zurückgreife, hätte ii im Zeböruar beſchließen können, daß vom 1. Januar an die an⸗ Aderten Beträge auszugeben ſind. Daun hätte man einen po⸗ en zahlenmäßigen Nachweis. Darüber ſeien ſich wohl alle klar, mwenn man wiederum mit einer Steuererhöhung komme, es erordentlich mißlich in der Gemeinde empfunden werde. Seine uregung gehe dahin, daß in Zukunft derartige Anträge am Schluß zes, Jahres gebracht würden. Der Vorſitzende erklärt, der kirchengemeinderat werde die Anregung in Erwägung ziehen. In zer darauffolgenden Abſtimmung wird der Antrag des Kirchen⸗ teteinderats einſtimmig angenommen. Der Antrag geht Zahin, augeſichts der Unzulänglichteit der zur Verfügung ſtehenden — ührung der Ortskirchenſteuer auf den Kirchen⸗ und Almoſenfond bernommenen Beiträge für neu errichtete Stellen mit Wirkung vom Jaunax 1912 auf Ortskirchenſteuer zu übernehmen. In Betracht gommen jährlich 2521. Berſehung des Sekretärdienſtes und Aunſtellung eines weiteren Bureaugehilfen beim Kirchenſteuererheber. Die Vorlage ruft eine längere Debatte hervor...R. Lud⸗ wig erklärt namens der Liberalen Vereinigung, daß ſeine Freunde der Porlage freudig zuſtimmen werden, weil dadurch Steuerkommiſſär Widmann noch längere Zeit dem Kirchengemeinderat erhalten zeibe..G. M. v. Harder ſpricht ſich namens der Volkskirchlichen Vereinigung gegen die Vorlage aus, weil ſeine Freunde es für einen züßergewöhulichen Zuſtand hielten, daß Jemand, der als Kirchen⸗ Ilteſter gewählt ſei, ein beſoldetes Amt der Kirchengemeinde wahr⸗ hehme. An der weiteren Debatte beteiligen ſich K..R. Welker, .R. v. Harder,.G. M. v. Hollander, Stadtpfarrer Dr. Da auch die kleinen Rollen(von den Herren Nieratzky, Lan⸗ Dhry, zöller und Frauh) ohne Tadel durchgeführt wurden, da der Männerchor wohl einſtudiert war und ſein Trutzlied wuch⸗ gund wacker ſang, ſo iſt über die Erſtaufführung in ihrer Ge⸗ ſamtheit nur Gutes zu berichten. Der Erfolg war ein entſchiedener, denn Julius Bittner gürde nach dem erſten Akte wie zum Schluſſe je—6 Male her⸗ borgerufen. A. Bl. Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben. Theater⸗Notiz. ittags 3 Uhr wird das Weihnachtsmärchen„Goldreif⸗ enu!, das bei der erſten Aufführung ſehr gefiel, zum erſten Male wiederholt und abends 8 Uhr gehen die drei Stücke: Michelangelo“ von Gobineau,„Der Barbier von Berriac“ von Max Mell und L. Thomas neuer Einakter Lottchens Geburtstag“, deſſen Erſtaufführung außer⸗ rdentlichen Erfolg hatte, wieder in Szene. Philharmoniſcher Verein. Ueber die von dem Philharmoniſchen Verein für den 10. ud 11. Mai 1912 geplante Mahlergedenkfeier hat der roßherzog das Protektorat übernommen. Kleine Mitteilungen. Aug. Strindbergs„Totentanz“, der auch hier in Mann⸗ m noch unter Hagemann zur Aufführung kam, gelangte am eſidenzthegter in München zur Aufführung, und zwar beide elle der Dichtung an einem Abend. Das Werk fand ein ver⸗ Svolles Publikum. Nach den erſten Akten machte ſich ſpruch bemerkbar, der aber bald ſchwieg. Gerade der erſte wirkte von der Bühne herab am ſtärkſten. Die Uraufführung des neuen Hal be'ſchen Dramas„Der ug des Gauklers“ wird am 6. Januar n. J. in Mün⸗ 5 ſtattfinden. In Berlin geht das Werk im Deutſchen Theater Szene. Tages⸗ echnung über den Neubau der Chriſtuskirche z. B. könne er eine Mittel für die kirchliche Armen⸗ und Krankenpflege, die vor Ein⸗ Mittwoch, den 20. ds., finden 2 Vorſtellungen ſtatt: Nach⸗ [Hoff, Stadtpfarrer Klein und der Vorſitzende. Mit Aus⸗ nahme der Sprecher der Volkskirchlichen Vereinigung treten alle Redner mit Wärme für die Vorlage ein, die denn auch mit allen gegen 14 Stimmen angenommen wird. 5 Neuregelung der Organiſteugehalte. K..R. Lamerdin iſt dafür, daß die Organiſtin au der Neckar⸗ ſpitze 200 ſtatt 150 bekommt. K..M. Weber erklärt namens der Volkskirchlichen, K..M. Hechler namens der Liberalen Ver⸗ einigung, daß ſie für die Vorlage ſtimmen würden. Die Annahme erfolgt einſtimmig. Die Anregung auf Erhöhung des Gehalts für die Organiſtin an der Neckarſpitze auf 200% wird der Kirchengemeinde⸗ rat jedenfalls in zuſtimmendem Sinne berückſichtigen. Neuregelung der Einkommens⸗ und Penſionsverhältniſſe, ſowie der Hinterbliebenenverſorgung der Kirchendiener. Stadtpfarrer Dr. Lehmaun gibt ſeinem Bedauern darüber Ausdruck, daß er, obwohl er zum erſteumale der Kirchengemeinde⸗ verſammlung beiwohne, über eine Vorlage in ablehnendem Sinne ſprechen müſſe. Er würde ſein ganzes ſoztalpolitiſches Nenomméaufs Spiel ſetzen, wenn er nicht gegen die Vor⸗ lage das Wort ergreifen würde. Es ſei anzuerkennen, daß inbezug auf die Witwen⸗ und Waiſenverſorgung ein tüchtiger Schritt vor⸗ wärts gemacht werde. Was aber ſonſt die Anſtellung der Kirchen⸗ diener ſelbſt betreffe, ſo könne er in der finanziellen Seite nicht irgendwelchen beſonderen Fortſchritt finden. So könne man ſich auf die Gehaltshöhe der Kirchendiener nicht viel einbilden, wenn man bedenke, daß in Maunheim der Durchſchnittsgehalt eines aus⸗ gelernten Arbeiters 1630 ½/ betrage. Vor allen Dingen müßf einem Beamtenſtatut ein Syſtem von Alterszulagen geſchaffen werden. Bet den Grundſätzen über die Penſionjerung ſcheine man die Tragweite nicht genau überlegt zu haben. Wenn ein Kirchen⸗ diener mit 30 Jahren angeſtellt und nach 10 Jahren penſionsberechtigt werde, komme er mit 83—85 Jahren in den Genuß des Höchſtgehaltes (Hört, hört!). Er müſſe denn doch ſagen, daß man es nicht damit zu tun habe, was ein verſtorbener Kirchendiener an Penſion erhalten hälte, weun er nicht geſtorben wäre. Die ganze Sache, die nur für zwei Kirchendiener in Betracht komme, ſei eine durch die Form eines Tarifes herbeigeführte Verſchleierung eines ganz anderen Zuſtandes. Weun man Beamte anſtelle, daun ſtelle man ſie rechtlich ſo ſicher, daß ſie von keiner Willkür abhängig ſeien. Aber hier ſei alles in das Belieben des Kirchengemeinderats geſtellt. Die Tragweite der ganzen Sache ſei, daß durch eine Dienſtentlaſſung die aufgeſtellten Grundſätze illuſoriſch gemacht werden. Allein ſchon der§7 der Grundſätze mache es ihm unmöglich, die Vorlage anzunehmen. Es ſei für ihn eine Ungeheuerlichkeit, wenn man verlange, daß ein Kirchendiener auf Verlangen noch Arbeiten auszuführen habe, wenn er penſioniert ſei. Die Grundſätze müßten geſtrichen werden. Man müſſe ſehen, daß mau auf anderer Grundlage ein wirkliches Beamtenſtatut mache. Es handle ſich bei dieſer Vorlage um das ſoztalpolitiſche Ren o m me der evangeliſchen Kirchengemeinde Mannheim. Redner namens der Volkskirchlichen Ver⸗ macht einigung den Vorſchlag, die Erhöhung der Ruhegehälter zu geneh⸗ migen, den Kirchengemeinderat aber zu beauftragen, aus ſozialem Geiſt heraus geborene Grundſätze aufzuſtellen und ein wirkliches Beamtenſtatut zu ſchaffen. sſührungen des Stadtpfarrers Dr. Lehmann rufen eine lange Erörterung hervor..G. M. Kramer erklärt namens der Liberalen Vereinigung, daß ſeine Freunde der Vorlage zuſtimmen wiürden, weil ſie der Anſicht ſeien, daß der Kirchengemeinderat ſein möglichſtes getan habe und daß die neugeregelten Bezüge der Kirchen⸗ diener ausreichend ſeien. Stadtpfarrer Klein bemerkt, man könne ſich über die Sache nicht ſo leicht hinwegſetzen. Es habe auf ihn einen ſlarken innerlichen Eindruck gemacht, daß Dr. Lehmann, der in ſozialer Beziehung über ein großes Wiſſen und eine reiche Erfahrung verfügt, die Verſammlung an ihre ſoziale Plicht gemahnt habe. Ein Statut einer Kirchengemeinde müſſe ein ſozial unanfechtbares Statut ſein. Er appelliere an ſeine Kol⸗ legen und erſuche ſie, die Vorlage zurückzuverweiſen an eine Kom⸗ miſſion. Der§ 6 der Grundſätze erinnere beinahe an die Zeit der Leibeigenſchaft(Unruhe) und an die Gutsherrſchaft in Preußen. (Beifall.]) K..M. v. Hollander beantragt die Zurückverweiſung der Vorlage an den Kirchengemeinderat. Jedeufalls könne man nicht über die vorgebrachten Bedenken zur Tagesordnung übergehen. An der weiteren Debatte beteiligen ſich Stadtpfarrer Dr.§ of f, Stadt⸗ pfarrer Dr. Lehmann, K..M. v. Harder, Stadtpfarrer v. Schöpffer, Stadtpfarrer Klein, die..M. Kramer, Weber und Martin und..R. Welker. Es wird ſchließlich beſchloſſen, die ganze Vorlage an den Kirchengemeinderat zurückzuver⸗ weiſen. Erhöhung des Gehalts des Kirchenſtenermahners. Der Kirchenſteuermahner Braun ſoll ſtatt 1000% 1200% Jahres⸗ vergütung erhalten...M. v. Harder frägt au, ob es ſtatthaft ſei, daß der Mahner an entfernt wohnende Gemeindeglieder ſchrift⸗ liche Mahnungen ſchicke. Steuerkommiſſär Widmann erklärt, daß eine Anzahl Perſonen vor der perfönlichen Mahnung ſchriftlich an die Bezahlung der Kirchenſteuer eriunnert worden ſeien. Es habe ſich anderer ſeits herausgeſtellt, daß ein Hilfsmahner ſchriftliche Mah⸗ nungen verſchickt habe. Das ſei unſtatthaft und werde nicht mehr vorkommen. Die Vorlage wird hierauf einſtim mig an⸗ genommen. Neparaturarbeiten au der Einfriedigung der Friedeuskirche. Die durch Ortskirchenſteuer zu deckende Anforderung beträgt rund 1100% Die Vorlage wird ohne Debatte einſtimmig an⸗ genommen. 25 Vorlage der Abrechnung über den Neubau der Chriſtuskirche mit Pfarrhäuſern, Konfirmandenſälen und Kirchendienerwohnung. Der Mehraufwand für die Kirche im Betrage von 270717% iſt, wie bereits mitgeteilt, bis auf etwa 35 000 gedeckt, die auf Orts⸗ kirchenſteuer übernommen werden ſollen..G. M. Ludwig kon⸗ ſtatiert, daß die Beſchlüſſe der Kommiſſion einſtimmig waren. Nie⸗ mand werde irgend etwas von dem miſſen wollen, was für beſſere Ausſtatung ausgegeben wurde. Im Auftrage der Kommiſſion ſchlage er vor, die Mehrforderung einſtimmig zu bewilligen...M. W. a Lch ſpricht namens der Volkskirchlichen Vereinigung ſeine Freude über das Gelingen des Bauwerkes aus, auf das Mannheim ſtolz ſein könne...M. Naupp meint, derartige Ueberſchreitungen ſollten in Zukunft nicht mehr vorkommen. K. G. M. Kramer erklärt ſeine Zuſtimmung zu der Vorlage namens der Liberalen Vereinigung und daukt allen denjenigen, die an der Errichtung des Bauwerkes beteiligt waren. Die Vorlage wird ſodaun einſti mmi gangenommen. Wahlen. Den Schluß der Sitzung, die gegen halb 10 Uhr erſolgte, bildete die Vornahme von Wahlen. Es wurden gewählt: a) als Almoſen⸗ pfleger: 1. Eberhardt Karl, Reallehrer, 2. Reinhardt Wilhelm, Kaufmann, 3. Sommer David, Tapeziermeiſter; b) als Mitglie⸗ der des Verwaltungsrats für den Pfarrwitwen⸗ und Waiſenfonds: 1. Stiefel Wilhelm, Hauptlehrer, 2. Hechler Karl, Hauptlehrer, 3. Landſittel Georg, Weinhändker. Die Notwendigkeit der Einführung der ungeteilten Arbeitszeit in Mannheim. Die Einführung der ungeteilten Arbeitszeit in den hieſigen größeren Ekabliſſements war ſchon öfters Gegenſtand lebhafter Erörterungen. Nachdem nun kürzlich der Angeſtelltenausſchuß bei der Handelskammer ſich mit dieſer Frage befaßte, wird die Handelskammer in ihrer demnächſtigen Plenarſitzung hierzu Stel⸗ lung nehmen. Um nun die Stellung zu der Einführung der engli⸗ ſchen Arbeitszeit unter den hieſigen Privatbeamten feſtzuſtellen, fand geſtern abend im Nebenzimmer des Café„Germania“ eine Verſammlung ſtatt, der die Vertreter der verſchiedenen hieſigen Handelsgehilfenverbände beiwohnten und die ſich eines guten Be⸗ ſuches erfreute. Herr Rentlinger eröffnete die Verſammlung, indem er alle Anweſenden, insbeſon⸗ dere die Herren Kommerzienrat Engelhard, Generaldirektor Spielmeyer und Dr. Kampffmeyer begrüßte und darauf hinwies, daß der Zweck der heutigen Zuſammenkunft nur ein in⸗ formatoriſcher ſei. Man wolle der Frage der Notwendigkeit der Einführung der ungeteilten Arbeitszeit in Mannheim etwas näher treten um ſie dann mit aller Energie zu vertreten. Herr Dr. Kampffmeyer⸗Karlsruhe, der Vorſitzende des auf Veranlaſſung des Miniſterium des Innern gegründeten Badiſchen Landeswohnungsvereins, der durch ſeine wiederholten Vorträge in hieſiger Stadt in weiteſten Kreiſen be⸗ kannt iſt, hielt hierauf einen kurzen inſtruktiven Vortrag über die Notwendigkeit der Einführung der ungeteilten Arbeitszeit in Maunbeim Der Referent beſprach zunächſt das Wachstum der Städte und die Flucht der Induſtrie und der Einwohnerſchaft in die Vorſtädte. Man habe ſoviel von den Schäden der Großſtädte gehört, daß Peſſimiſten ſchon vielfach die Großſtädte verdammten, und nur in dem Rufe„Zurück zur Natur“ eine Rettung erblicken können. Auf das eigentliche Thema des Abends übergehend, führte Redner aus: In England nimmt der Arbeiter in einer halbſtündi⸗ gen Mittagspauſe ſein Eſſen ein, was den Vorteil den Weg nach Hauſe und zum Geſchäft ſpart. Er hat daun Zeit, ſich zuhauſe noch häuslichen Geſchäften zu widmen. Der Vorteil der engliſchen Arbeitszeit beſteht darin, daß der Arbeiter keine Zeit verliert. Die engliſche Arbeitszeit ſteht in enger Ver⸗ bindung mit der Wohnungspolitik. Man muß ſuchen, die Vorteile zu verſtärken und die Nachteile zu vermindern. Eine vernünftige Wohnungspolitik unter Mitwirkung der Kommunen iſt vor allem notwendig. Ich gebe dem Wunſche Ausdruck, daß es zu einer Ausſprache kommen möge, wozu meine kurzen Ausführungen eine Grundlage geben ſollen. Herr Rechtsauwalt Dr. Simon verwies auf die Entwicklung von Berlin, die deswegen recht in⸗ tereſſant ſei, weil ſie im engen Zuſammenhang mit der Boden⸗ politik von Berlin ſtehe und fuhr dann fort: Die engliſche Arbeits⸗ zeit ſei ökonomiſch; die jetzige Arbeitszeit unökonomiſch. Die jetzige Arbeitszeit ſei eine Verſchwendung des köſtlichſten Gutes der Arbeitskraft. Während der beſten Arbeitsſtunden des Tages, wo⸗ es am hellſten ſei, dürfe nicht pauſiert werden zur Einnahme eines zu häufig reichlichen Mittageſſens, worauf man meiſtens weniger Luſt zum arbeiten habe. Herr Kommerzienrat Engelhard, der Vorſitzende der Handelskammer, betrachtete die Frage der Ein⸗ führung der engliſchen Arbeitszeit in hieſigen Betrieben im Ge⸗ genſatz zu den beiden Vorredner mehr von der realen Seite aus und bemerkt dann: Wie lange es bei uns noch dauern wird, bis die engliſche Arbeitszeit eingeführt wird, das läßt ſich nicht ſagen. Die Entwicklung geht voran. Das muß feſtgeſtellt werden. Wir können hier in Mannheim nicht einen Beſchluß faſſen, daß wir von morgen ab die engliſche Arbeitszeit einführen. Das geht nicht. Das Ergebnis wäre ein Mißerfolg. Wir ſind hier in Mannheim noch nicht ſo weit, um die engliſche Arbeitszeit ein⸗ hat, daß er führen zu können. Das einzige iſt, immer wieder auf die gro⸗ ßen Vorteile dieſes Syſtems der Arbeitseinteilung hintzu⸗ weiſen, immer wieder neue Kreiſe für die engliſche Arbeitszeit zu intereſſieren und zu veranlaſſen, dieſe Arbeitszeit einzuführen. Wenn wir das konſequent tun, dann wird auch der Erfolg nicht ausbleiben. Die Handelskammer hat ſtets in dieſem Sinne ge⸗ wirkt. Sie hat alles getan, um die Löſung der Frage zu for⸗ dern. Sie hat ſchon im Frühjahr 1907 eine große Entquete bei den hieſigen größeren Firmen veranſtaltet über die Frage der engliſchen Arbeitszeit. Viele Betriebe ſind deshalb nicht zur eng⸗ liſchen Arbeitszeit übergegangen, weil dieſe von den Beamten nicht gewünſcht werde. Und warum nicht? Weil ſie die Hausfrau nicht wünſchte! Es gehört einmal zur engliſchen Arbeitszeit, daß die Schulſtunden darnach eingerichtet werden, daß für den Be⸗ amten nicht allein gekocht werden muß, wenn er nach Hauſe kommt. Es gehört ferner dazu, daß ſich unſere Damen an die engliſche Arbeitszeit gewöhnen. Die Handelskammer wird alles tun, um die Angelegenheit zu fördern; ſie wird ferner alles tun, um ſie in Fluß zu halten; die Handelskammer wird auch gerne bereit ſein, eine Enquete zu veranſtalten und die Frage bei einer größeren Zuſammenkunft, bei der auch Vertreter der Stadt an⸗ weſend ſind, zu behandeln. Herr Sekretär Krauth— vom Kaufmänniſchen Verein vertritt gleichfalls die engliſche Ar⸗ beitszeit. Die Preſſe ſolle hierüber aufklärend wirken. Die Er⸗ ſparniſſe bei der ungeteilten Arbeitszeit ſind ſehr große. Da er⸗ ſparte die Stadt Düſſeldorf M. 75000. Dieſer Betrag iſt ein ſo großer, daß er auch für Mannheim in die Wagſchale fallen dürfte. Er glaube, daß ſich bei gutem Willen die engliſche Ar⸗ beitszeit leicht einführen laſſe. Der Widerſtand gegen dieſe Ar⸗ beitszeit iſt lediglich darauf zurückzuführen, daß viele junge Leute befürchten, daß ſie bei der engliſchen Arbeitszeit noch länger arbeiten müſſen als wie bei der geteilten. Mit der Einführung der engliſchen Arbeitszeit muß die Arbeitszeit im allgemeinen ge⸗ regelt werden. Redner iſt für die Veranſtaltung einer Enquete bei den an dieſer Fraoe intereſſierten Kreiſen. Herr Fabrikant Herbſt wendet ſich gegen die Ausführungen des Herrn Rechtsanwalts Dr. Simon, als ob die Leute zu viel zu Mittag ſpeiſten. Dieſe Er⸗ fahrung habe er noch nie gemacht. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen pflichtet der Redner den Darlegungen des Herrn Kommerzienrats Engelhard bei. wendet ſich alkechf lls die Aus vom Leipziger Verband wendet ſich gleichfalls gegen die Aus⸗ e des Herrn Dr. Simon, obwohl dieſer ſeine Ausfüh⸗ rungen nochmals präziſiert hatte. Er könne ſagen, daß die An⸗ geſtellten nicht in der Lage ſeien, ein allzu reich bemeſſenes Mittageſſen einzunehmen. Das Einkommen der Angeſtellten reiche hierzu gar nicht aus. Mit der gegenwärtigen Mittags⸗ zeit von zwei Stunden komme man nicht aus. Man müſſe das Eſſen haſtig hinunterſtürzen und dann ſofort wieder an die Arbeitsſtätte eilen. 9 5 err Genergldirektor Spielmeyer 85 bemerkte ghnteend ſeiner längeren Ausführungen, daß ſeine Frau den Anlaß gab, daß in dem von ihm vertretenen Etabliſſe⸗ ment ſchon vor 9 Jahren die engliſche Arbeitszeit eingeführt wurde. Da bei der Fabrik kein Reſtaurant in der Nähe ſei, werde das Eſſen aus der Volksküche geholt, denn was ein Arbeiter eſſen könne, könne auch ein Beamter. Das Eſſen iſt ſehr gut und es geht ſo reinlich zu wie in einem Reſtaurant. Es iſt gut möglich, hier in Mannheim die ungeteilte Arbeits⸗ zeit einzuführen, denn die Verhältniſſe dazu ſind vorhanden. Die engliſche Arbeitszeit bringt, ſo führte Redner aus, Vorteile für die Beamten und Arbeiter wie für den Chef. Ich möchte gerade die Beamten darauf aufmerkſam machen, daß ſie Peti⸗ tionen an ihre Chefs betreffs Einführung der engliſchen Arbeits⸗ zeit richten. Wenn der Chef ſieht, daß die Beamten dafüt ſind, ſo wird er die ungeteilte Arbeitszeit auch einführen. Ich halte es für abſolut unrichtig, wenn bei der engliſchen Arbeitszeit länger gearbeitet werden ſolle. Bei uns wird um 8 Uhr ange⸗ fangen und um 4 Uhr geſchloſſen. Wichtige Angelegenheiten kann man allerdings nicht liegen laſſen, die müſſen noch er⸗ ledigt werden. Die Arbeitseinteilung für das Dienſtperſonal wie für die Hausfrau iſt bei der engliſchen Arbeitszeit eine viel angenehmere. Bezüglich des Eſſens iſt Rͤdner der Anſicht, daß die Quantität aus der Volksküche gerade ausreiche. Man müſſe ſich daran gewöhnen, etwas weniger zu eſſen. Die Arbeit iſt bei ungeteilter Arbeitszeit eine viel intenſivere. Er ſei ein enk⸗ ſchiedener Befürworter der engliſchen Arheitszeit und er ſei überzeugt, daß ſich dieſe in Mannheim gut einführen laſſe. Herr Menges vom 58. Verein betont, daß ein Beamter, wenn er dem Geſchäft ſeine volle Arbeitskraft widmen ſoll, ſich geſund erhalten muß. Da⸗ durch, daß man heutzutage die Induſtrie in die Vororte verlegt, iſt man gezwungen, die elektriſche Straßendahn zu benützen. Es muß deshalb von den Angeſtellten darauf hingearbeitet werden, daß die engliſche Arbeitszeit eingeführt wird, die Gartenſtandtbemeauno 5 Mannßeim, 19. Dezember. General⸗Auzeiger.(Mittagblatt.) 25 mehr an Boden gewinnt und die Preiſe für die elektriſche Stra⸗ zenbahn ermäßigt werden. Herr Enter bom Leipziger Verband wies darauf hin, daß bei der Eingemein⸗ dung von Feudenheim die Wohnungspreiſe ſofort in die Höhe ſtie⸗ gen. Ein Drittel oder ein Viertel des Gehalts müſſe für die Woh⸗ nung hingelegt werden. Nach Abzug der Steuern etc. bleibt nicht mehr viel für die Ernährung. Tatfſächlich werde oft viel gegeſſen in den Kontoren. Der elektriſche Vorortsverkehr ſei viel zu teuer. Wenn alle Faktoren zuſammenwirken, werde die engliſche Arbeitszeit auch hier in Mannheim eingeführt werden können. Herr Grande vom Verband techniſch⸗induſtrieller Beamter, redet ſehr tempe⸗ ramentvoll der Einführung der engliſchen Arbeitszeit das Wort und führte aus: Man muß Zeit haben, ſeinen Geiſt und ſeine 7 Nerven ausruhen zu laſſen. Er ſtimme mit Herrn Generaldirektor Spielmeyer damit überein, daß bei der engliſchen Arbeitszeit ent⸗ ſchieden mehr gearbeitet werde als bei der geteilten. Nachdem noch die Herren Hauenſtein und Dellinger geſprochen, wurde nachſtehende Reſolution einſtimmig angeno⸗ men und die Verſammlung geſchloſſen: „Die am 18. Dezember im„Cafs Germania“ ſtattgefundene Verſammlung begrüßt lebhaft die in die Wege geleiteten Beſtre⸗ bungen auf die Einführung der ungeteilten Arbeitszeit. Sie er⸗ klärt ſich mit der von der Handelskammer in Ausſicht genom⸗ menen Schrift durchaus einverſtanden und erwartet von den hier vertretenen Vereinen daß ſie die Sache weiter fördern.“ *5 8 4 eeeen, 4 5. * Kommerzienrat Dr. Carl Glaſer, nach Bruncks Tode noch der einzige Ueberlebende aus der Reihe der langjährigen, jetzt im Ruheſtand lebenden Direktoren der Badiſchen Anilin⸗ und Sodafabrik, wurde die Ehrenmitgliedſchaft der Hei⸗ delberger Chemiſchen Geſellſchaft übertragen. 4* Ein herrliches Weihnachtsmärchen, betitelt:„Der Prin⸗ zeſſin Weihnachtswunſch“, und 2 weitere intereſſante⸗ Dramen, ſowie den großartigen Kunſtfilm„Die vier Teufel bringt das 155 Vitaſcope⸗Theater k1 6, 10 dieſe Woche zur Vor⸗ führung. Der„Verein für das Deutſchtum im Aus land“(Deutſcher Schulverein) hat in der geſtrigen Vorſtandsſitzung die Vertei⸗ lung der Weihnachtsgaben vorgenommen. Dank der Gebe⸗ freudigkeit einer Anzahl von Freunden und Gönnern könnten auch diesmal wieder die verſchiedenen Gemeinden an der Sprachgrenze in Oeſterreich, die wir in Pflege genommen haben, berückſichtigt werden, während ſte ohne dieſe Hilfe der flaviſchen und italieniſchen Flut rettungslos preisgegeben wären. Wir möchten herzlich bitten, uns auch dieſes Jahr wieder eine kleine Weihnachtsſpende zugehen zu laſſen, über deren guten Zweck, nach den politiſchen Ereigniſſen dieſes Som⸗ mers, wohl e herrſchen kann. Ringsum von Fein⸗ ngeben, gilt es nicht nur, ge der e Zuſammenfaſſen aller Kräfte des Deutſchtums Uns auch innerlich ſo ſtark zu machen, daß ein Angriff auf unſer Vaterland auch für den ſtärkſten Gegner ein gewagtes Spiel bleibt. Unſer Rechner, Herr Rechtsanwalt Dr. Otto Stoll, I. 2, 14, ſowie Herr Kaufmann Friedrich Bender, L8, 10, ſind bereit, gefl. Gaben in Empfang zu nehmen. * Einſchränkung des Extemporales. Der preußiſche Kultus⸗ miniſter hat einen neuen ſehr beachtenswerten Erlaß über das Extemporale herausgegeben, in dem es u. a. heißt:„Damit der Lehrer Sicherheit darüber gewinnt, int hüle den durchgenommenen Lehrſtoff verſtanden und ſich angeeignet vaben oder ob einzelne Teile noch weiter mit ihnen durchgearbei⸗ et und befeſtigt werden müſſen, ſind in größeren Zeitabſchnitten, etwa alle—6 Wochen, aus dem bis dahin gewonnenen Sprach⸗ 1 material Arbeiten zuſammenzuſtellen. Die Texte ſind den Schülern im Zuſammenhang zu diktieren oder hektographiert in die Hand zu geben, bei der Bearbeitung iſt reichliche Zeit zu gewäh · ren. In dieſen zu zenſierenden Klaſſenarbeiten iſt eine Häufung grammatiſcher Schwierigkeiten und abſonderlicher Wendungen und Konſtruktionen zu meiden. Wenn der Schüler den vom Lehrer beabſichtigten Ausdruck nicht trifft, aber eimen ſolchen, der ſich im Sinne der fremden Sprache rechtfertigen läßt, ſo iſt ihm deshalb kein Fehler anzurechnen. Bemerkt der Lehrer bei der Korrektur, daß ein erheblicher Teil, etwaein Viert el, der Arbeiten der Klaſſe geringer als genügend ausgefallen iſt, ſo hat er von der Zenſierung dieſer ſämtlichen Arbeiten abz ſchriftlichen Klaſſenarbeiten im Rechnen und in der Mathematik, übungen auf der unteren und mittleren Stufe ſind in entſprechen⸗ der Weiſe zu behandeln.“ 5 5 * Apollotheater. Nach dem Neſſen der, Oukel, vder, deutlie er ausgedrückt, nach Sylveſter Schäffer ir. Rudolf Krauß⸗ Segommer. Die Direktion des Apollotheaters, die mit ebenſoviel Geſchick wie Gliſck nach Kapazitäten fahudet, hätte für die Feſttage leine beſſere Attraktion finden können. unerreicht u die phänomenale Verwandlungsfähigkei 8 e Segommer ſpielt mit Hilfe von beweg⸗ der ſich„Zeppelin kommt“ be⸗ die man bisher hier zu ſehen Das Beſondere, vor m m Arme. Beſonders ver⸗ Jubel ein. pelin ebenſo täuſchend wie alle äußerlich gerüſtet zu ſein, ſon⸗ inwieweit die Schüler iſt möglich, daß er den herben Schickſalsſchſag ohne danernd abzuſehen. Die Segommer iſt wie ſein und Vielſeitigkeit, konnte immer nur *Elektriſche Bahn Mannheim Dürkheim. Auf einen kaum zu erwartenden Widerſtand ſtieß die Vorlage zur Aufnahme eines Anlehens von 20 000 Mark zur unentgeltlichen Abtretung des Geländes für die Straßenbahnlinie Mannheim⸗Dürkheim in Lambsheim. Die Bürgerverſammlung lehnte die Vor⸗ lage mit 239 gegen 28 Stimmen ab und motivierte die Ab⸗ lehnung damit, daß ſie jetzt bereits 380 Prozent Umlagen zahlen. Die Bürgerverſammlung von Maxdorf nahm aber die Vor⸗ lage mit 230 Stimmen einſtimmig an und und ſo ergab ſich, die Stimmen beider Gemeinden zuſammen genommen, dennoch wie bereits itgeteilt, ein Mehrheitsbeſchluß für das gemeinſchaft⸗ lich aufzunehmende Anlehen. *Wahl der Vertreter der Lehrerſchaft in die ſtädtiſche Schulkommiſſion. Geſtern fanden die Wahlen der Vertreter der hieſigen Lehrerſchaft in der Städt. Schulkommiſſion ſtatt. Gewählt wurden: Hauptlehrer Berg mit 313, Hauptlehrer Weißert mit 290 Stimmen, Oberlehrer Wilh. Schmidt als Vertreter der Oberlehrer und Frl. Kohl als Vetreterin der Lehrerinnenſchaft einſtimmig. Für die erſten zwei Sitze waren Gegenkandidaten aufgeſtellt. Der Gegenkandidat des Herrn Nerz, Herr Hauptlehrer Frank, erhielt 237, derjenige des Herrn Weißert, Herr Hauptlehrer Kurz, 255 Stimmen. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 603. Die Wahl begegnete in der Lehrerſchaft diesmal ganz beſonderem Intereſſe, was ſchon daraus hervorgeht, daß für zwei Sitze Doppelkandidaten aufge⸗ ſtellt waren. Radikale und gemäßigte Richtung ſtanden ſich gegenüber. Die Wahl iſt inſofern befriedigend ausgefallen, als die zwei umſtrittenen Sitze auf die beiden Richtungen gleich⸗ mäßig verteilt wurden. * Viehmarktverlegung. Der auf den 27. d. M. fällige Groß⸗ vieh⸗ und Kälbermarkt wird verlegt auf Donnerstag, den 28. d. M. * Kranzniederlegung. Zur Erinnerung an den Gedenktag des am 18. Dezember 1870 ſtattbehabten Gefechtes von Nuits legte der Verein der Kaiſergrenadiere(110er) einen prächtigen Kranz am Grabe des in dem Gefechte als Führer des hieſigen Regiments gefallenen und hier beerdigten Oberſten von Renz nieder. * Zur Affäre des Vizefeldwebels Eiſenhuth wird uns mit⸗ geteilt, daß E. am Samstag infolge einer Reiſe nach Paris, die er während ſeines 6wöchentlichen Urlaubes unternahm, infolge Denunziation zu einer gelinden Ar reſtſtrafe von 8 Tagen verurteilt wurde und dieſe Strafe bereits angetreten hat. Von einer Verhaftung kann alſo keine Rede ſein. Es iſt auch unrichtig, daß E. ein lockeres Leben führte, denn die Zeug⸗ niſſe ſeiner Behörde beweiſen gerade das Gegenteil. Richtig iſt, daß er auf Pferderennen ſein Glück verſuchte. Seine Vermögens⸗ lage, die als gut zu bezeichnen iſt, geſtattete ihm dies. Bemerkt ſei noch, daß E. 14 Jahre im Dienſt ſteht und ſeine Entlaſſung per 1. Januar ſelbſt eingereicht hat. Es iſt daher die ihn getrof⸗ fene Strafe doppelt hoch zu nennen. 55 * Eiſenbahnunfall. Amtlich wird gemeldet: Vergangene Nacht gegen 5412 Uhr entgleiſte beim Manöver des Eilzuges Nr. 81 auf hieſiger Station der Packwagen mit einer Achſe infolge Auf⸗ ſtoßens auf zwei ſtillſtehende Perſonenwagen. Perſonen ſind nicht verletzt worden. Die Beſchädigungen von Wagen ſind ganz uner⸗ heblich. Der Zug erlitt etwa 34 Stunden Verſpätung. * Zur Familientragödie in der Schwetzingerſtadt. Der Friſeur Molz, der wegen Irrſinns infolge des Selbſtmordes ſeines Sohnes in das Allgem. Krankenhaus verbracht werden mußte, befindet ſich erfreulicherweiſe auf dem Wege der Beſſerung. Es igung ſeines Geiſteszuſtandes überwindet. 1 00 *Todesfall. In der Nähe Freiburgs verſtarb, wie be⸗ reits mitgeteilt, im vollendeten 38. Lebensjahre der Grundherr zu Hainſtadt und Eubigheim Friedrich(Fritz) Otto Karl Frei⸗ her Rüdt von Collenberg. Der Heimgegangene wurde zu Meßkirch als älteſter Sohn des 1900 zu Mannheim verſtorbe⸗ nen großherzoglich badiſchen Kammerherrn und Geheimen Ober⸗ Regierungsrats ſowie Landeskommiſſärs Freiherrn Rudolf von Rüdt und deſſen Gemahlin Mathilde geb. von Noel geboren. Ver⸗ mählt war Freiherrn Fritz von Rüdt ſeit 1904 mit Sibylla, des großherzoglich ſächſiſchen Kammernherrn Moritz von Noſtitz und Maria geborenen von Donoß Tochter. Die jüngere Schweſter Elſa des Verſtorbenen iſt ſeit 1899 mit dem Hauptmann der Kai⸗ ſowie die orthographiſchen und ſtiliſtiſchen deutſchen Klaſſen⸗ ſerlichen Schutztruppe Heinrich Böttlin vermählt, mit dem ſich die tapfere Badnerin damals als junge Frau nach Rehoboth be⸗ gab. Die Rüdt von Collenberg entſtammen dem Uradel der fränkiſchen Ritterſchaft, Kantons Odenwald, ſie wurden d. d. Graz 13. November 1589 mit Wappenbeſſerung zu erbländiſchen öſterreichiſchen Freiherrn erhoben. Das hauptſächlich in Baden nicht ſehr zahlreiche Geſchlecht teilt ſich in zwei Linien, von denen ſich die 1. Bödigheim, die 2. Eberſtadt nennt. Leitztere ſpaltet ſich wiederum in zwei Aeſte: Eberſtadt und Hainſtadt. Freiherr Frit war der Aelteſte des Aſtes Hainſtadt, der nun von einem 1905 ge⸗ borenen Sohne Alwin allein noch im Mannesſtamme fortgeführt wird. * Mutmaßliches Wetter am Miltwoch und Donnerstag. Bei Irland befindet ſich ein Luftwirbel von 735 Millimeter, während im hohen Oſten ein Hochdruck von 775 Millimeter ſteht. Die Wetterlage hat dadurch einen unbeſtändigen Charakter erhalten und für Mittwoch und Donnerstag iſt vorwiegend bedecktes, weniger kaltes Wetter zu erwarten. Polizeiberichet vom 19. Dezember 1911. Selbſtmord beging geſtern Vormittag ein 22 J ahre alter lediger Schloſſer von Rüßwil(Schweiz) in ſeiner Woh⸗ dunkle(2) Hoſe, weißer Umlegekragen mit ſchwarzer Kraw licher Höhe Steine, die dem Arbeiter Albert Albrecht den link gebracht, wo er kurz darauf ſtar b. Der Verunglückte war de Sohn des Bürgermeiſters Hermann Albrecht. der 36 Jahre alte Monteur arbeitertarif für die Buchdruckereibetriebe zu ber verhandelte als Berufungsinſtanz die Klage des Kö Kontraktbruch. Es verurteilte Burrian zur voll Schü⸗ liberalen Entente beſchließt, von dem Präſidenten d Eiſenbahnkataſtrophe ſtatt. Ein Nachzug ſchwarzer ſteifer Filzhut; ſprach hieſigen Dialekt. 5 Geflügeldiebſtähle: In der Nacht vom 17 auf 18. d. Mts, ſtahlen Unbekannte hinter der Eichbauſt brauerei hier 3 kaffeebraune, 3 hellbraune und 9 weiße Enten und 10 verſchiedenfarbige Hühner. Um ſachdienliche Mi teilungen an die Schutzmannſchaft wird erſucht. Aus dem Großherzogtum. „ Karlsruhe, 18. Dez. Da mit der unentgeltlichen abreichung von wärmenden und durſtſtillenden Getränken und Kaffee) an Arbeiter der hieſigen ſtädtiſchen Betriebe befr digende Erfahrungen gemacht worden ſind, beſchloß der Sta rat, dieſe Vergünſtigung noch weiteren Arbeitergruppen zukg men zu laſſen und zu dieſem Zwecke im nächſtjährigen Voranſchl ſtatt bisheriger 3000 M. 5000 M. vorzuſehen. * Detzeln(A. Waldshut), 18. Dez. Freitag abend ſtürz im Minerſchen Steinbruch nach erfolgtem Schießen aus betr Oberarm, den linken Oberſchenkel und die Rückenwirbel ſchlugen. Der Schwerverletzte wurde in das elterliche Wohnhaus Berichtszeitung. * Der Bauunfall bei der Abmontierung der alten Ki halle im Gaswerk Luzenberg beſchäftigte geſtern nachmittag Schöffengericht. Angeklagt war der Schloſſermeiſter Guſtat Dietz, bei der von ihm unternommenen Arbeit nicht die n Vorſorge zur Verhütung von Unfällen getroffen zu habe Joſeph Groß durch Herahſtür⸗ eines Binders einen Beckenbruch und ſonſtige erhebliche Verle ungen erlitt. Die Verhandlung, auf die wir noch ausführlich 15 werden, endete mit der Freiſprechung geklagten. 8 Lette nachrichten und Celegramme mehr als 12ſtündiger Beratung gelang es, eine Einigun beizuführen, wonach ein Hilfsarbeitertarif auf die Dau fünf Jahren für die genannten Städte abgeſchloſſen 5 Kammerſänger Buriaus Verurteilung. Prag, 19. Dez.(Priv.⸗Tel.) Das Oberlandes rich von Sachſen gegen den Exkammerſänger Burrian we ventionalſtrafe von 30000 Mark, vier Prozent Zit ſen und zu den Koſten. beide Parteien Beruf ſchluß gefaßt, auf den Plan der Auflöſung de verzichten. Wenn dieſe das Amendement betre faſſung ablehnen ſollte, würde der Kriegsminiſter treten.„ ., Konſtantinopel, 18. Dez. Die Kammer verh trag des Abgeordneten Ferid, daß mit Rückſicht rungsentwurf betreffend eine Abänder ung ſng, welchen Entwurf die Kammer aller Wahrſchei; lehnen würde, der Senat aufgefordert werde, den Verfaſſung zu interpretieren, um feſtzuſtellen, v das ſeine Demiſſion gegeben hat, wieder ernan Obwohl die Majorität dieſen Antrag bekämpft, w 90 gegen 78 Stimmen auf die Tagesordnung geſetz ſetzte ferner den Antrag der Albaneſen, worin die La banien auseinandergeſetzt und die Durchführ chenen Reformen verlangt wird, auf die Tagesord fen' dgülti Antrages nicht zulaſſen wollen, entſteht großer Lärm. Heidar(Jungtürke) hebt einen Stuhl auf, um den Abg. labedin,(liberale Entente), der ſich auf ihn geſtürz hat, zu treffen. Es entſteht eine allgemeine Verwirry Abgeordnete erheben ſich von ihren Sitzen und erörter fall. Der Präſident hebt die Sitzung auf. Die der Geſchäftsordnung gegen den Abg. Heidar und di der Verleſung des Antrages Baſri zu berlangen verweigert die Zulaſſung der Verleſung. Da die ſchließen, der Sitzung fernzubleiben, iſt die Fortſetz unmöglich. Wie berlautet, e —; FJurchtnaß Berlin, 19. Dez. morgen fand bei Odeſſa im der Chicago⸗Milwaukee, St. Paul Ei 6. Seite Geusral⸗Anzeiger(Mittagblatt.) Uolkswirtschaft. Personalien. Die Mannheimer Metzger-Wäsche-Fabrik Hermann Hirsch jr. teilt uns mit, dass sie ihren seitherigen Prokuristen Herrn Berthold Starauss mit Wirkung vom T. Januar 1912 als Teilhaber in ihr Geschäft aufnimmt. Die Firmierung bleibt dadurch unverändert. Gelegraphiſche Börfen⸗gerichte. London, 18. Dez.„The Baltic“ Schluss. Weizen schwimmend: fest aber nicht lebhaft. Verkauft: Laduns Walla-Walla C. t. per Okt. zu 36%/— 500 lbs. Ladung Südaustralian A. t. per Aug. zu 36/—, 480 lbs. Mais schwimmend: fest bei kleinem Angebot. Verkauft: 1 Ladung Salatz-Foxanian-Bessarabien full Gutt. r.., alte Ernte un⸗ terwess zu 30/%, per 492 lbs. Gerste schwimmend: fest, Ver- Kkäufer reserviert. Hafer schwimmend: fest aber nicht lebhaft. Newyork, 18. Dez. Kaffee fester auf Käufe per Dezember und März seitens der Package houses, Käufe für europäische KRechnung, bessere Nachfrage nach Lokoware und auf ge⸗ ringes Angebot. Schluss fest. Baumwolle schwächer auf entmutigende Kabelkerickte, Abgaben der Wallstreet Spekulation, à la Baisse lautenden Ginner Bericht. Liduidationen und Baissemanipulationen, Späterhin befestigt auf Käufe für New-Orleanser Rechnung, Hausseunterstützung, bessere Nachrichten von den südlichen Lokomärkten, und Deckungen der Baissiers. Gegen Schluss Hieder abgeschwscht infolge von Realisierungen und Verkäufe für New-Orleanser Rechnung. Schluss willis. Newpork, 18. Dez.(Produktenbörse.) Weizen setzte inn kestet Haltung, mit Mai 36 c. höher ein. Im allgemeinen war der Markt denseiben Einflüssen unterworfen wie der Chicagoer. Schluss fest, Preise 7g e. höher. Verkäufe für den Exbort: 12 Bootladungen. Umsatz am Terminmarkte: 300 000 Bushels. Mais eröffnete in kester Haltung Im weiteren Verlaufe Kehrte der Markt im Einklang mit Chicago. Schluss fest. Vierkäufe für den Export: 6 Bootladungen. Umsatz am Perminmarkte: o Bushels. Chicago, 18. Dez.(Produktenbörse.) Weizen setzte auf nregende Kabelberichte aus Liverpool und faste Berichte von den Inlandsmärkten, in fester Haltung, mit Mai e. über der letzten amtlichen Schlussnotierung ein; dann Preise noch weiter steigend auf ungünstige Nachrichten aus Argentinien, eckungen der Baissiers, hausselautenden Ausweis über die hwimmenden Voträte, Kufe der Kommissionshäuser, Mel- ngzen aus Minneapolis über bessere Nachfrage nach Loko- Ware, kleinere Ankünfte im Innern, Deckungen der Contre- e und Käufe für Liverpooler Rechnung, Schluss fest, e 1 bis 8½/ c. höher. Mais lag bei Beginn, da Berichte über unbeständiges er stimulierten, fest, und der Anfangskurs per Mai setzte her ein. Im ferneren Verkehr machte die Aufwärts⸗ ung weitere Fortschritte, da kleinere te für morgen angekürdigt würden, die Kommissions- zu Deckungen schritten, sich eine bessere Exportnach- krage zeigte und die feste Haltung am Weizenmarkte anregte. Sehluss fest. Preise 34g c. höher. Frankfurter Abendbörfe. Krankfurt, 18. Dez. Umsätze bis 6½% Uhr abends. reditaktien 203 bz., Diskonto-Kommandit 192½—98 bz. 192 be, ept., Nationalbank f. P. 1273½ bz., Mitteldeutsche itbane 1el.s bz. G. D. Asiat. Bank 131 bz.., Eisen- Bank 143.70 bz. u. G. aatsbahn 155½ bz., Lombarden 19 bz., Baltimore und 10 104% bz. G. Nordd. Lloyd 104 bz. Bochumer 231½ bz., Gelsenkirchen 1999½ bz., Harpener 47⁶ bz., Phönix Bergbau- u. Hüttenbtr. 257 6 bz.,.-Luxem- 191% bae, Alleali Westeregeln 207 bz.., Maschinen- k Mönus 392.8 bz.., Fahrzeug Eisenach 133 bz.., ummiwaren Peter 149,80 bz.., Badische Zucberfabrik 205.50 bz.., Zuckerfabrik Frankenthal 488 bz., Scheideanstalt Seoes ba.., Badische Anilin 520 bz.., Rütgerswerke 199.50 Heidelberger Zement 189.90 bz.., Chem. Albert bz., Maschinenfabrik Dürkopp 485 bz. G. Adlerwerke er 480 bz.., Aumetz Friede 200.28 bz. G. ept. ektr. Allgem.(Edison) 264% bz, Elektr. Schuckert bz. Elektr. D. Uebersceische 1814 bz. * bis 6% Uhr: er Abendbörse zeigten sich Montanwerte und Banken ungefähre Mittassschlusskurse im Ganzen gut behauptet. Produkte. Neunß, 18. Dezb⸗. Fruchtmarkt. Welzen neuer ta 21.— II. IIIad.— Mk. Roggen neuer Ta. 16.80, TIa. 15.80, IIIa. Ar Haſer alter Ia. 17.00 Mk., IIa. 16.— Mk. Rüböl 68.— e 68.—, gereinigtes Oel 69.— Mk. für 100 Kilo. Heu.70 20. Luzerner Heu.50 Mk. die 50 Kilo, Preßkuchen 104 Mk. 000 Kilo. Kleie.20 Mk. 2250 böl in Poſten von 5000 kg 60.— prima amer. 68.— org Java⸗Kaffeeloe 38 b, Sood average santes——, pei „ per März. 66½ per Mai 66 ½, ver Sept 66., Sal⸗ t..87 ½, Febr.⸗März.87, per Mal.77%. pool, 15. Dez. Baumwollenmarkt. Schluß⸗Notier⸗ notſeren Midöl amerſkan..03.—, per Dez..90 0, per ab. Ok.⸗Nov..00—, p. Nov.⸗Dez.—, per Der per Jan.-Febr..90, per Febr.⸗Mär;.92— per März⸗ er April⸗Mai.95 ½ ver Mat⸗Juni.98, per Juni⸗ uli⸗Aug..02 5, Aug.⸗Sept 503% 18. Dezbr. Schluß⸗) 7 3 18. Differen 5 714— e 5 Eisenbahn- und gegen eine ſteuerfreie MWaunzeim Wand. 7+3 New⸗Pork 18. Dezbr KNurs vom 13. Baummw.atl. Hafen 28 800 „ all Golfh. 38.000 „ im Innern 24.000 „ Exp. u. Gr. B. 27.000 „ Exb. n. Kont. 27.000 Baumwolle loko.20 Dezbr..95 Jan..62 Febr..66 März.78 April.77 Mai.88 Junt.87 Juli.93 Nov.—.— Baumw. l. New⸗ Orl. loko do. per Jan. do. per April WPetrol. raf. Caſes do. Rand white. em Pork.35 Petrol.Rang. whtl. Philabelphia Pert.Erb. Jalaue Terpen. Nem⸗ ork do. Savanah. Schmalz⸗ W. ſteam 18. 39 001 2300 38.00 .001 .000 .45 .22 .84 Kurs vom Schm. Roh. u. Br.) Schmalz Wilcoh Talg prima Citty Zacker Muskov. de affee io No. 7 leł. do. Januar do. Februar do. Mär⸗ 8 90 do. Aypril .96] do. Mat .02] do. Junt .07 do, Juli 9 12] 30. Auguſt .18] do Sept. —.— do. do. do. Dezb. Weiz. red. Wint. lk. do. Dez. bdo. Mat do. Jult 5Mais Dez. do. Mat Mahl Sp. W. eleave Getreidefrachtnach Viverpool de. London do. Antwerp. do. Notterdam 5 Uhr. Kurs vom 93* Leinſaat Dez. 97% 90%Schmalz Dez. 94 8ẽ 95%„ Jan⸗ 63— Mai 31 68 98 7 9*—, .81 .87 .85 9 4 .0 .09 .35 180 53„½. 49 7. .30 Ghieago, 18. Kurs vom Weizen Dez. Mat Dezbr. 16. Rippen Nov. 55 „ Mat Spett 19 0 43% 45¼ 203 4 211 Sißen und Metulle London, 18. Dez.(Schluß). Kupfer feſt, per Kaſſa 62.07.06, 3 Mon. 63 05.0, Zinn ſtetig, per Kaſſa 205.00.0, 3 Mon. 194.10, Blei ſpaniſch, ruhig, 15.08.09, engliſch 15.17.6, Zink ruhig, gewöhnl. Marken 26.45.0, Spezial⸗Marken 27.05.0 5 5 17 Glasgow, 18. Dez. Roheiſen, rants, per Kaſſa 49/ per Monat 49/% Amſterdam, 18. Dez. Banca⸗Zinn Tendenz: ſtetig, Auktion 120.—. Newyork, 18. Dez. Mai oes Leinſaat Middlesborough war⸗ loco 123— Vor Kurs 1848/1360 4375/42⁵ 165—/1525 10. Heute Kupfer Superior Ingots vorrätiz J1850,1875 00 ↄ ↄ( 4450/46— Ro haEiſen am Northern Foundry Nr. 2 p. Tonne 15—4¹525 Stahl⸗Schlenen Waggon frei öſtl. Frbr. (Mill. Mk.) egen die orwoche, 7 289 090 4667 000 Dentſchon Reichsbanl⸗KAusweis vom 15. Dezbr. 1911. Aktivs: Metall⸗Beſtand Darunter Gold Reichs⸗Kaſſen⸗Scheine Noten anderer Banken Wochſelbeſtand Lombardsarlehen Effeltenbeſtand Sonſtige Aktiva. 5 Pa Grundkapital, Moeſervefonds„„ Noteuumlauf 1076 197 000— 791 051 000 41 975 000 187 00⁰ 29 699 000 + 9 493 000 .258 477 000 + 128 521 000 86 142 000 + 15 846 000 83 951 000— 4962 000 159 463 000— 4860 000 E622„„„ aa%„ unverändert 64 814 000 nuverändert 1701 982 000— 1114 000 Depoſtten 736 5 70 000— 185 877 000 Sonſtige Paſſiva 26652558 000 2173 000 Die Deutſche Reichshank befindet ſich mit Mk. 4091 000 in der Notenſteuer gegen eine Notenſteuer von Mk. 7 598 000 am 7. Dezember Noienreſerve von Mk. 27 388 000 am 15. 180 000 000 % 2% „ Dezember 1910. Schiffahrts⸗Aachrichten im Mannheimer Bafenverkehr. Hafenbezirk Nr. 1. —5 Augekommen am 16. Dezember. Wüſt„Egan 26“ von Rotterdam, 700 Dz. Stückgut. Weber„Fendel 15“ von Antwerpen, 7000 Dz. Stückgut u. Getreide. Wecks„Joh Wilhelm“ von Alſum, 8800 Dz. Kohlen. Buſſemer„Fendel 8“ von Karlsruhe, 720 Dz. Stückgut. Binenmann Egan 38“ von Antwerpen, 1780 Dz, Stückgut. Kraft„Köln 55“ von Rotterdam, 5500 Dz. Getreide und Stückgut. Hafenbezirk Nr. 2. Angekommen am 16. Dezember. H. Staab„Vereinigung 5“ von Keſtert, 2000 Dz. Getreibe. Ir, Klee„Fr. Eugen“ von Nuhrort, 3450 Dz. Kohlen. Fr. Gehrig„Heinrich“ von Jagſtfeld, 350 Dz. Steinſalz. Fr. Wieder„Friedrich“ von Jagſtfeld, 350 Dz. Steinſalz. er. Oes„Hornberg“ von Jagſtfeld, 350 Dz. Steinſalz. Ernſt Neuer„Johauna“ von Jagſtfeld, 950 Dz. Steinſalz. Hafenbezirk Nr. 3. Angekommen am 16. Dezember. Tepper„Rheinau“ von Alſum, 8600 Dz. Kohlen. Walter„Väter Rhein“ von Ruhrort, 5700 Dz. Kohlen. Hafenbezirk Nr. 6. Angekommen am 16. Dezember. 825 Knobel„Anna“ von Hochhauſen, 500 Dz. Gips. ak. Götz„Jak. Götz“ von Hochhauſen, 650 Dz. Gips. Haſenbezirk Nr. 7. Angekommen am 16. Dezember. Eug. Schlebach„Via Media“ von Rotterdam, 9000 Dz. Holz. Waſſerſtandsnachrichten im Monat Dezemder. Podelſtatlonen Dat u m von Nhein: 14. 16 16. 17. 18. 19. Jottanz 5 Waldahunt 5 Suningen!) 9,81 0,85 eh!i! 460.61 Sasterberg Natau Wermersheim W. W. 0,85 .64 8,09 .0 0,88 0,85 1769 1,60 1,66 .05 3,04 8,14 3,16 3,12 2,14.12 211 2⸗0 0,00 0,01 2,20 2,22.20 NMainz 9,03 9,01 Wüngen 1,14 1/15 4,16 1,17 52 1,41 1,38 141 1½12 1761 1,61 Köian Sutvort 2 vbvos Neckar: anndeim ldeo 142.2 2,½13 3 8 0, 4 .20 2,20.20 Vemerkungen ——— Mannheim, 19. Dezember. „35 Eug Schlebach„Haſſia II“ von Rotterdam, 9000 Da. Hol. A. Hufen„Freya“ von Portz, 4400 Dz. Roheiſen. J. Roßbach„Berolina“ von Rotterdam, 8250 Dz. Holz. Wiiterungsbesbachtung der metevrologiſchen Statlon Wannheim. arometer⸗ tand geit Prozent Windrichtung Nieder⸗ ſchlagsmenge Ulter perx am Celſ. Zuftfeuchtigt. und Stärte (IO⸗theilig). wm Zufttemperat Morg. 75276,4 +2.8 +0,2 —0,2 2 5 Mittg.%758,8 18.„ fAbbs. 9½758,8 19. Dez. Morg. 775/½7 Sbchſte Temperatur den 18. Dezember 8,0⸗. Vieſſte vom 18./19. Dez.—1,0 Witterungs bericht über die Winterſtationen der Schweiz übermittelt durch die Amtliche Auskunftsſtele der Schwelzeriſchen Bundesbahnen im internationalen öffentlichen Berkehrgburean, Berlir., Unter den Linden 14, vom 18. Dezember 8 Uhr morgens. eegce Witterungs⸗ Stationen verhältniſſe Statlonen üb. Meer » Celſtus Höbe der Adelboden Andermatt Aroſa Les Avants Caux Davos⸗Platz Engelberg Grindelwald Gſtaab⸗Saanen Kanderſteg Kloſters⸗Platz Lenzerheide Leyſin Lugano Montreux Mürren Rigi⸗Kaltbad Ste. Ecoix⸗Les Raſſes St. Moriß⸗Dorf Villars⸗Cheſtères Weißenſtein Wengen Zweiſimmen wolkenlos, windſtill wolkentos, windftil bewölkt leicht bewölkt 5 wolkenlos, windſtill wolkenlos, windſtil bedeckt 25 wolkenlos, windſtill wolkenlos, windſtil wolkenlos, windſtill bewölkt wolkenlos, windſtill leicht bewölkt wolkenlos, windſtil leicht bewölkt —10 über 100 10—20 10 20 10—20 —10 Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunſt und Fenilleton: Julins Witte; für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Richard Schönfelder; für Volkswirtſchaft und den übrigen redaktion. Teil: Franz Kircher⸗ flür den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Fritz Joos. Druck und Verlag der Dr. Haas'ſchen Buchbruckerei, G. m. b. O. Direktor: Ernſt Müller. Matrapas% Fkeinste Jualifästs-Cigarefte „res bis 3 Pfg per Stücde. In Henen-Jerlapp Loihrig erscheint Leben Liebe Ernst Krauss (ehemals in Mannhelm). 11072 Wir machen unsere Leser darauf autmerksam, dass die Zerhner Schirm- Industrie, Max Lichtenstein, D 3, 8 Planten, einon grösseren Weih nachtsverkaut in Schrmen veranstaltet und ist dieses einse Wiricllch günstige Gelegenhei für passende Weihn chtsgese enke. zf —— 72 8 General- Vertretung: Beruhard Tobar; Hannhem, G 8, 2. Telephen 88 Du trauter, Heber einziger Mann! 2 Wie ich dir danke, daß du mir Fays ächte Sodener Mineral⸗ Paſtillen mit ins Haus gebracht haſt. Die kleinen Dinger nehmen ſich ſo angenehm und ich fühle mich rieſig wohl dabet. Aber warum muß man denn Fays ächte verlangen?— Weii Nes, 2 nur Fays ächte Sodenet aus den berühmten zur brauchten Heilquellen der Gemeinde Soden am Tau wonnen ſind, weil nur ſie die Beſtanddeile dieſer enthalten, und evben darum ähnlich wie die wirken nur natürlich viel ſchne er, als eine Sodenuer koſten 85 kann. 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Oder glau⸗ ben Sie, Fräulein Renate, daß wir drüben nicht wiſſen, wie es hier eigentlich ſteht! Daß er Ihren Herrn Vater bei der Maſchi⸗ nenbeſtellung ſo ſans faſſon beiſeite geſchoben hat. Empört ſind wir alle darüber, und wenn mich Herr Talhaus fragen würde, ich ſag's ihm ſchon noch einmal. Ueberhaupt er weiß gar nicht mehr, was er will! Hat denn dies ganze Tollen von ihm in Ham⸗ burg einen Zweck? Iſt das nicht eine grobe Verletzung ſeiner Pflichten, wenn er auch noch ſoviel Geld beſitzt? Ja, wenn er es ſich noch ſelbſt erworben hätte! Sein Vater hinterließ es ihm aber, da muß er es wenigſtens richtig anwenden.“ Karl Falkenberg war bei ſeinen Worten immer heftiger ge⸗ worden. Eine Weile hörte ihn Renate ruhig an, dann unter⸗ 1 ie ihn plötzlich: 5 e Sie dürfen doch einen Abweſenden nicht ſchmöhen, da er ſich nicht verteidigen kann.— Paul iſt noch jung, alles gärt in ihm, er muß ſich erſt darein einfinden den hohen Wert ſeines Berufes richtig zu erfaſſen. Eines Tages kommt dies ganz von ſelbhſt. Ich bin feſt überzeugt, daß er einſt ein tüchtiger Leiter für Talhauſen werden wird. Freilich, ſetzte ſie dann ſeufzend hinzu,„augenblicklich hat mein Vater einen ſchweren Stand bei Wie viel Dank iſt er Ihrem Herrn Vater ſchuldig, und anſtatt es wenigſtens anzuerkennen, bereitet er ihm die größten Schwie⸗ rigkeiten.— Ich muß jetzt aber fort, Fräulein Renate, und zur FJabrik hinüber, ſonſt ſchilt mein Onkel. Es freut mich ſo ſehr, Sie noch einmal vor Ihrer Abreiſe zu ſehen. Laſſen Sie ſichs vecht wohl in der Ferne gehen und denken Sie auch manchmal an Talhauſen zurück. Ich ſchreibe Ihnen, wie der Garten aus⸗ ſieht, und dann— wie ſonſt alles wird.“ Renate wurde über dieſen Nachſatz ſtußig. „Wie ſonſt noch alles wird,“ wieberholte ſie.„Steht irgend⸗ eine Veränderung bevor, Herr Fallenberg?“ Einen Augenblick zögerte er zu antworten, dann erwiderte er haſtig: „Ja— vielleicht! Ich weiß es ſelbſt noch nicht. Aber wenn man in einem ſolchen Zwieſpalt verſetzt wird— und dann die ganze Behandlung von Herrn Talhaus——“ „Sie wollen doch nicht etwa fort, Herr Falkenberg!“ rief Renate aus.„Sie ſind ja eine der feſteſten Stützen für Paul in der Fabrik.“ Der junge Mann machte eine heftige Bewegung mit der Hand, und in ſeinen dunklen Augen funkelte es wild auf. „Ich möchte es ſein, und ich könnte es auch ſein, Fräulein Renatel Aber wie behandelt er unſereins! Wagt er es ſchon Herrn Direktor Bendemann gegenüber, ſo läßt er es uns drüben in der Fabrik doppelt und dreifach ſpüren. Es iſt kein Wunder wenn man es ſatt bekommt und eines Tages das Angebot der Konkurrenz annimmt.“ „Herr Falkenberg!“ rief Renate entſetzt aus,„dies durften Sie mir nicht ſagen! Wie könnten Sie je ſo etwas tun! Ich würde dann die ganze Achtung vor Ihnen für immer berlieren“ Eine Weile hindurch zuckte und wetterte es in den Zügen Karl Falkenbergs. Ein lange verhaltener Groll ſuchte ihn zu über⸗ wältigen. „Wenn Sie wüßten, Fräulein Renate, wie es in mir tobt,“ ſchlug er mit der Hand auf die hochgewölbte Bruſt,„und wie es in meinen Gedanken ausſieht! önnte ich nur wie ich wollte! — Wären Sie nicht, Fräulein Renate——“ „Herr Falkenberg, Ruhe, Mäßigung! Sie machen es mir ja doppelt ſchwer, von hier fortzugehen. Ich muß ja nach dem ſoeben Gehörten fürchten, daß vieles geſchieht, von dem Paul nichts ahnt. Wenn ſelbſt Sie, der zu ihm halten ſollte, dem er doch nur Gutes erwieſen hat, ſo von ihm ſprechen.“ Ihre blauen Augen flammten in ehrlichem Zorne auf.„Das habe ich von Ihnen nicht erwartet! Nein, nein, Sie tun es auch nicht. Sie dürfen der Fabrik nicht untreu werden und würden es bitter bereuen,“ ſie ſchien alsdann ihre Worte mildern zu wollen und ſtreckte ihm die Hand entgegen.„Bitte, Herr Falkenberg, ver⸗ ſprechen Sie es mir, ſonſt kann ich Talhauſen wirklich nicht rüthig verlaſſen.“ Einen Moment ſchüttelte es den jungen Mann, als ob ihn ein Fieber befiel. Er bezwang gewaltſam ſeine Erregung dann ſchlug er in Renates ausgeſtreckte Hand ein. Sie ſollen nicht irre an mir werden, Fräulein Bendemann! Ich werde alle Verlockungen von mir weiſen. Sie wiſſen nicht, welch ſchönes Ziel ich damit aufgebe. Und doch— vielleicht kommt die Stunde, wo ich Sie daran erinnern darf. Sie werden mir einſt recht geben müſſen, daß Herr Paul Talhaus Ihre warme Verteidigung nicht verdient hat.“— Er preßte noch einmal ihre Hand und eilte dann mit ſchnel⸗ len Schritten den Gartenweg hinunter und dem Fabrikhof zu.— Renate blieb eine Zeitlang in Gedanken ſtehen. ie war innerlich noch ganz entſetzt über das ſoeben Vernommene. Sie fürchtete jetzt, daß in Talhauſen nicht mehr alles ſo ſtand, wie der Beſitzer es glauben mußte. Ach, wenn nur nicht ihr Unglücksfall und dadurch ſein Konflikt mit ihrem Vater gekommen würe. So lange deſſen Auge über Talhauſen wachte, konnte ſie ja ruhig ſein. Aber was würden die nächſten Monate nun bringen?— Ein dü⸗ ſteres Geſpenſt ſtieg hinter der Weltfirma Robert Talhaus auf, dazu rüttelte die freie induſtrielle Konkurrenz mit ſchwerer Hand an ihren Fundamenten. ———— Die Trauung von Paul Talhaus mit Erna von Grotening fand ſtatt. Außer den Trauzeugen waren nur wenige Bekannte des jungen Paares in der Kirche zugegen. Trotzdem trug Erna ein überaus prächtiges Brautkleid. Ein koſtbares Halsband von großen Diamanten, das Paul ihr geſchenkt, erregte die Bewunde⸗ rung des Publikums, das ſich vor der Kirche aus Neugierde einge⸗ funden hatte. Als die Zeremonie vorüber war, ſchloß die Mafſorin von Gro⸗ tening ihren Schwiegerſohn bewegt in ihre Arme. „Du biſt ein guter Menſch, lieber Paul, und ſtreuſt ein ganzes Füllhorn von Güte über uns aus.“ [Fortſetzung folgt.!] „Es iſt dies eine ſeiner unglaußlichſten Rückſichtsloſigkeiten! B. Kaufmann& Co. Damen- Beste ung hilligste Bezugsquelle für moderne 551 2 u. Kinderkonfektion Einfache doppelte und ameri- Kanische Buchführung kaufmänn. Rechnen, Stenographie, Maschinenschreiben etce. F 2, 16 gegen Blutarmut 5 5 ärztl. empfohlen e ½ Pfd. 60 Pfg. Chscoladen⸗Greulich Tel. 5971 Heidelbergerſtr. 0 8, 3. 64975 Weihnachts Möbel! enler wearktsrenad in unserem Laden 0C, 16. Fotenständer, Büsten- ständer, Bücher-Etageren Bauerntischehen, Rauch- tische, Nähtische, Servier- tische, Hausapotheken, Paweelbretter, Klavier- Stühle, weisse Blumen-⸗ krippen u. Ballustraden, Triumpfstühle, Flurgarderoben ete. ete. 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Er wollte mit ſeinem Heer zum Islam übertreten und, geſtützt auf die Hilfs⸗ truppen der ihm ergebenen Araber, ſich zum„Kaiſer des Orients“ in Indien machen. Ein gigantiſcher Plan für einen knapp 30jährigen General! Dabei erhält man aus Napoleons Darſtellung den Eindruck, daß die Erreichung dieſes Zieles wirklich nicht außerhalb des Bereichs der Möglichkeit lag, als er vor Akkon Nachrichten aus Frankreich bekam, die ſeinen Plänen eine andere Richtung gaben, die Richtung auf ſein abendländiſches Kaiſerreich. Daß aber Napoleon auch als Erſter Konſul noch mit dem Gedanken umging, Indien zu erobern, geht aus der folgenden Stelle ſeiner Memoiren hervor, die wir dem neueſten Band dieſes Werkes entnehmen: „Wenn Kaiſer Paul von Rußland nicht ermordet worden wäre, hätten die Engländer Indien verloren. Paul und Na⸗ poleon(Napoleon ſpricht von ſich in der dritten Perſon) hatten den Entſchluß gefaßt, ſich gemeinſam Indiens zu bemächtigen. Den Plan dazu hatte Napoleon ausgearbeitet. Franzoſen und Ruſſen ſollten je 30 000 Mann auserleſener Truppen ſtellen, die Ruſſen außerdem noch 40 000 Koſaken. Napoleon hatte für eine Summe von 10 Millionen Franken Sorge zu tragen, als Bei⸗ ſteuer zum Ankauf von Kamelen und allem Nötigen, um die Wüſte zu durchſchreiten. Beide Kaiſer wandten ſich mit der Bitte an den König von Preußen, er möge den franzöfiſchen Truppen den Durchzug durch ſein Land geſtatten. Zu gleicher Zeit wurde ſeitens Napoleons dieſelbe Bitte dem Schah von Perſien unterbreitet, der ſicherlich ſeine Zuſtimmung gegeben hätte, da die Perſer ihren Nutzen dabei fanden. Die franzö⸗ ſiſchen Truppen ſollten ſich in Warſchau mit den Ruſſen und Koſaken vereinigen. Von dort wäre die vereinigte Armee an das Kaſpiſche Meer marſchiert und von dort wäre, je nach den Umſtänden, der Zug zu Lande oder zu Waſſer fortgeſetzt wor⸗ den. England war durch die Geſandtſchaft des Kaiſers nach Perſien gewarnt worden.“ Die von Heinrich Conrad beſorgte deutſche Ausgabe von Napoleons Memoiren, ein wahres Monumentalwerk, wird gegenwärtig noch zu einem ermäßigten Subſkriptionspreis ver⸗ kauft, der nach Weihnachten eine Erhöhung erfährt. Wir wollen nicht unterlaſſen, dies zur Kenntnis zu bringen. — Neue Hochzeitsſitten in England. Während man früher in der engliſchen Ariſtokratie bei Hochzeiten höchſten Prunk und Pracht entfaltete, herrſcht heute eine beabſichtigte Einfach⸗ heit in allen Sitten und Formen vor. Möglichſt teuer und möglichſt ſchlicht, das iſt die Deviſe. Der einzige Luxus, der ſich in der Ausſchmückung des Feſtes bemerkbar macht, iſt die Verwendung von Blumen, die zu dem Namen der Braut in Beziehung ſtehen oder ihre Lieblingsblumen ſind. Eine der füngſten vornehmen Hochzeiten im Hauſe eines engliſchen Peers hatte als einzige charakteriſtiſche Nuance eine Dekoration von ſchneeweißen Blumen, die das ganze Haus in einen früh⸗ lingshaften, jungfräulichen Blütenſchimmer hüllten. Die Blu⸗ men waren in flachen Silbergefäßen geordnet, und dieſer Zu⸗ ſammenklang des lichten Metalls mit den zarten Blumen bot den ſchönſten Rahmen für die Jugend und Lieblichkeit der Braut. Auffallend war, daß Braut und Bräutigam beim Empfaug möglichſt weit von der Tür entfernt ſtanden, wäh⸗ rend die Eltern zunächſt die Gäſte begrüßten. Eine kleine Revolution ward auch dadurch erregt, daß die Braut nicht wie ſonſt üblich diskret aus der Geſellſchaft verſchwand, um die Hochzeitsreiſe anzutreten, ſondern daß ſie nach Ablegung des Brauffleides im Reiſekoſtüm wieder in der Geſellſchaft erſchien, unter den Kameraden ihm große Libationskoſten verurſachen um ihren und Freunden Lebewohl zu ſagen. würdige Sitte beibehalten, nach der ihr unter fröhlichem Lachen und Jubel der ganzen Geſellſchaft ein weißer Seidenpantoffel nachgeworfen wurde. Auch ſonſt ſpielten die uralten glück⸗ bringenden Vorſtellungen des Volkes ſelbſt in der kühlen Sphäre der hohen Ariſtokratie noch immer ihre geheimnisvolle Rolle. Natürlich hat bei jeder„großen Hochzeit“ die Zeitung eine wichtige Aufgabe, damit das Publikum rechs genau über alle Einzelheiten unterrichtet werde. Nicht ſelten werden in neueſter Zeit alle Arrangements in die Hände eines„Geſell⸗ ſchaftsjournaliſten“ gelegt, der ſehr hoch bezahlt wird und dafür alle Informationen gibt und die Berichterſtattung ordnet. Das iſt zwar nicht ſehr romantiſch, aber dafür deſto praktiſcher. — Vergeſſene Helden des Tages. Aus Paris wird uns be⸗ richtet: Das unbegründete Gerücht, nach dem die einſt ſo berühmte Thereſe Humbert ihr friedliches Heim in einem Vor⸗ orte von Paris geräumt und ſtatt deſſen Quartier in einem Irrenhauſe genommen haben ſollte, lenkt den Blick auf jenes Haus in Asnisres, wo die Heldin des großen Humbert⸗Pro⸗ zeſſes den Reſt ihrer Tage verbringt. Von der Madeleine er⸗ reicht man mit der Trambahn in 20 Minuten den ſtillen Vor⸗ ort, wo die Humberts ſich zuſammengetan haben, um gemein⸗ ſam ihren Kampf ums Daſein zu Ende zu führen. Freédorie malt Bilder und ſeine Frau verkauft ſie für ihn. Sie beſorgt auch den Verkauf von anderen Kunſtwerken, die man ihr kom⸗ miſſionsweiſe überläßt. Romain Daurignac, der Bruder The⸗ reſens, iſt„irgendwo in der Stadt“, und das kleine Einkommen der alten Frau Humbert, die die Witwe eines früheren Juftiz⸗ miniſters iſt, bildet die Hauptſtütze für den Unterhalt der Ja⸗ milie. In Asnieres lebte bis vor kurzem auch Frau Stein⸗ heil. Sie pflegte ziemlich oft nach England zu reiſen, aber ſeit kurzem iſt ſie aus Asnieres verſchwunden; der Portier und die Nachbarn verſichern, ſie ſei nach Portugal gereiſt. Noch eine geſunkene Größe der Senſation weilt jetzt in Paris. Durch Zufall wurde ein Journaliſt Augenzeuge einer kleinen Szene, die an einen der größten geſellſchaftlichen Skandale von Paris erinnert. In einem Cafékonzert, wo die Gäſte Bier trinken und der Muſik lauſchen, dirigiert ein bleicher Herr mit verwit⸗ terten Zügen und einem ſchwarzen Schnurrbart ein kleines Orcheſter. Er trägt unzählige Ringe, billige Imitationen, und lächelt ſehr ſelbſtbewußt. Vor einigen Tagen ſaß eine hoch⸗ gewachſene Dame mit den Spuren früherer Schönheit an einem Tiſche nahe dem Orcheſter. Während einer Pauſe näherte ſie ſich dem Podium und ſprach mit dem Dirigenten; ſie war von ihrer Tochter, einem blonden, etwa zehnjährigen Mädchen, be⸗ gleitet. Ein paar Worte wurden gewechſelt, dann wandte ſich die Dame zum Gehen, ſchüttelte dem Muſiker die Hand und ſagte auf Engliſch:„Well, goodbye, dear.“ Es war Clara, Exprinzeſfin von Chimay mit ihrer Tochter. Der Mann mit dem ſchwarzen Schnurrbart und dem melancholiſchen Lächeln war Rigo, ihr vorletzter Gatte — Aus der Jugend. Programmblüte. Von einem Feſt des„Liederkranzes“: Nr. 4. 1I. Teil.„Durch den Wald, den dunklen geht“: Frl. Klara Hirſch, Begleitung Lehrer Bau⸗ mann. In einer renommierten Kachſchule— dem Kurſe, welchen zumeiſt höhere Töchter aus feinen Bürgerhäuſern frequen⸗ tieren— antwortete eine Schülerin bei Beſprechung der Rezepte auf die Frage, wie ſie Nudelteig bereiten würde:„Da gebe 55 Mehl aufs Brett, mache ein Grübchen und— lege ein Ei hinein.“ Ein jung verheirateter Leutnant muß zum Manöver aus⸗ rücken. Man erwartet den erſten Sprößling. Die klugen Tan⸗ ten und weiſen Frauen haben ausgerechnet, daß es ein Mädchen ſein wird. Vor dem Abrücken bittet er ſeine Gattin um ein Telegramm nach Eintritt des großen Ereigniſſes. Sie ſuchen eine für Dritte unverſtändliche Form, da das Bekanntwerden nächſten Verwandten würde. Nach mehrfachem Hin und Her vereinbaren ſie das Als ſie ihren Wagen betrat, war jedoch die alte merk⸗ Stichwort„Sophakiſſen“. Die klugen Tauten waren wie öſters doch nicht kſug genug und es erſchien ein Junge. Wie num PPPP———————————— dem Vater die Sache unter Ausſchluß der Oeffenklichkeit bei⸗ bringen? Das Telegramm lautete:„Sophakiſſen mit Quaſte.“ Ein Lehrer fragt ſeine Schüler nach dem Beruf der Eltern und kommt auch an einen kleinen Kerl, der unter bitterlichem Weinen und Schluchzen herausbringt, ſein Vater ſei Dienſt⸗ mann. Darauf ſagt der Lehrer, daß er da doch nicht zu weinen brauche, Dienſtmann ſei doch ein ſehr ehrlicher Beruf. „Ja a, aber meine Mutter hat die Nummer von dem Dienſt⸗ mann vergeſſen.“ Nuszug aus dem Standesamtsregiſter für den Stadtteil Neckarau. 8. Verkündete. 5. Taglöhner Franz Wendelin Zöller und Anna Fiſcher. Hilfsmonteur Karl Arnold und Luiſe Karoline Krapf. Schloſſer Joh. Karl Jul. Pfeiffer und Anna Marie Klee. Eiſendreher Edmund Straub und Marg. Hartmann. 888 16. Gummiarbeiter Karl Moravee und Agnes Voda. Getraute: 16. Gipſer Friedrich Seitz mit Marg. Kath. Eder. Dez, Geborene: 3. d. Fabrikarb. Hermann Moritz Hörſt e. T. Kath. Johanna. 1. d. Gummiarbeiter Guſtav Martin Werdan e. T. Eliſabetha! 5. 8. Heizer Ferdinand Straßburger e. S. Wilhelm. 3. d. Schloſſer Rudolf Gund e. T. Frida. 5. d. Taglöhner Rudolf Halter e. S. Hermann u. e. S. Joſef. 6. d. Fabrikarbeiter Karl Penner e. S. Max Engelbert. 6. d. Schloſſer Chriſtian Walther e. S. Hermann. 7. d. Eiſendreher Karl Hilbert e. T. Eliſe. 5. d. Güterarbeiter Gg. Friedr. Walz e. S. Artur Wilhelm und e. S. Hugo Ludwig. 7. d. Hilfsarbeiter Julius Striehl e. S. Julius. 7. d. Ingenieur Jakob Römer e. S. Erwin Rudolf. 7. d. Landwirt Gg. Friedr. Orth e. S. Emil Georg. 11. d. Hilfsarbeiter Jakob Rupp e. T. Maria Anna. 9. d. Fabrikarbeiter Peter Friedrich Koch e. T. Anna Marg. 10. d. Landwirt Karl Gg. Schuhmacher e. S. Herbert Peter. 11. 5. Taglöhner Heinrich Leirich e. S. Heinrich Karl. 11. d. Muſtiker und Seilfabrikarb. Paul Wilhelm Richter e. S. Karl. 10. d. Juwelier Valentin Laſt e. S. Walter Valentin. November 29., d. Eiſendreher Jakob Keitel e. T. Anna Marg. Deg. Geſtorbene: 2. 1 5 geb. Rinklef, 54 J. 28., Witwe von Fabrikarb. Adam Moſer. Suſanna Katharina, 9 M. 8., T. d. Fabrikarb. 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