Abonnement: 70 pfg. monatlich, Bringerlohn 30 Pfg., durch die Poſt inkl. Poſtaufſchlag k..42 pro Quartal. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. Inſerate: Kolonel⸗Seile 30 Pfg. Reklame⸗Seile.20 Mk. Beilagen Täglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 9 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 3 Uhr „ Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Handels⸗ und Induſtrie⸗Zeitung für Südweſtdeutſchland; Beilage für Literatur und Wiſſenſchaft; » Unterhaltungsblatt; Beilage für Cand⸗ und Hauswirtſchaft; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Revue; Wandern und Beiſen und Winterſport; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. der Stadt Mannheim und Umg Geleſenſte und verbreitetſte Jeitung in Mannheim und Amgebung Eigenes Redaktionsbureau in Berlin Telegramm⸗Kdreſſe: „Henetal⸗Anzeiger Maunheim“ Telephon⸗Nummern: Direktion und Buchhaltung 1449 Buchdruck⸗Abteilung Redaktion Mi a nhei m, Dounerstag, 13. Jebrnar 1913. 34¹ „„„„„„46 (Mittagblatt.) —— Volkes, der ganzen Ein⸗ wohnerſchaft: den 70. Ge⸗ burtstag des Herrn Geheim⸗ rüt Generalkonſul Dr. Carl Reiß, unſeres Mit⸗ und Ehrenbürgers. Schon ſeit Wochen rüſtet ſich Mannheims Einwohner⸗ ſchaft zu dieſer Feier, die ſich zu einem lokalgeſchicht ⸗ lichen Ereignis geſtalten dürfte, an dem der zukünftige Chroniſt mit beſonderer Liebe und Freude verweilen wird. Und gern und mit inniger Freude wird man ſich noch nach Jahren oder Jahrzehn⸗ ten erzählen von dem erin⸗ nerungsreichen Tag, an dem einer unſerer beſten, geachtet⸗ ſten, beliebteſten und volks⸗ tümlichſten Bürger das Feſt ſeines 70. Geburtstages be⸗ ging. Ja volkstümlich— das iſt das richtige Wort für die Geſinnungen und Em⸗ pfindungen, die die Mann⸗ heimer Einwohnerſchaft dem Jubilar gegenüber erfüllen. Wer kennt nicht„unſeren Reiß“, wer freut ſich nicht, wenn er dieſem ſchlichten, gegen jeden, wer es auch ſei, ſtets liebenswürdigen und freundlichen Mann begeg⸗ net, wer verweiſt nicht mit Stolz auf ihn, wenn es gilt unſere Vaterſtadt und den Gemeinſinn ihrer Bürger zu rühmen? Viele hohe und ſeltene Ehrungen werden Carl Reiß an ſeinem morgigen Tage zu teil werden; aber was können all dieſe Auszeich⸗ nungen und Anerkennungen, wie tiefempfunden und herzlich ſie auch gemeint ſein mögen, be⸗ deuten gegenüber der Tatſache, daß Carl Reiß an ſeinem 70. Geburtstag in ſich tragen darf Geljeimral Dr. Carl Reiß Zu ſeinem 70. Geburtstag. das Bewußtſein, daß er immerdar und jeder⸗ Stadt Mannheim; ein Feſt, an dem teilnimmt zeit ſeine Pflicht als Menſch und Bürger er⸗ alt und jung, reich und arm, hoch und nieder, ein Feſt ſo recht heraus aus dem Herzen des Ein Bürgerfeſt feiert am morgigen Tage die füllt, daß er nie verſagt, wo man ihn rief zu Stelle, wenn es galt Nächſten⸗ und Menſchen⸗ liebe zu üben, Not und Elend zu lindern, daß er nie die irdiſchen Güter als Selbſtzweck, ſondern ſtets nur als Mittel zu dem Zweck betrachtete, ſie der Allgemeinheit dienſt⸗ und fruchtbar zu hin ſichtbar Auf ein reiches Leben darf Carl Reiß zu⸗ rückblicken: es war jederzeit erfüllt von edlem Wollen und Streben von nimmermüdem Drang zu raſtloſer Arbeit, von froher Schaffensluſt und vorwärtsſchauendem Tatendrang. Carl einer guten und edlen Tat, daß er ſtets zur]Reiß iſt nie ein Mann der pflegſamen Ruhe, des Geſchehen⸗ und Gehenlaſ⸗ ſens geweſen, ſondern ein Mann, ſtets bereit, auf die Geſtaltung der Dinge, moch⸗ ten ſie individueller oder all⸗ gemeiner Natur ſein, ſeinen Einfluß auszuüben, einen Einfluß, der weitab lag von kurzſichtiger Engherzigkeit und berechnendem Egois⸗ mus, ſondern der ſeine Quelle hat in dem breiten großen Strom opferfreudigen Allgemeinſinnes, begeiſterter Vaterlandsliebe und treuc⸗ ſter Anhänglichkeit an das ſtädtiſche Gemeinweſen, in dem ſeine Wiege geſtanden und an das er mit allen Faſern ſeines reichen In⸗ nern auf das engſte geknüpft iſt. Die heutige Zeit, ſo hört man oft ſagen, hat keint Ideale mehr, ſie ſei in⸗ folge ihres materialiſtiſchen Grundzuges unfähig, Men⸗ ſchen hervorzubringen von ſtarkem Allgemeinſinn, dem ſich alles auch die eigenen Intereſſen, unterordnen muß. Carl Reiß hat durch ſeinen Lebensgang, ſein Wirken und ſeine Taten beſpiefen, daß auch in der gegenwär⸗ tigen Zeit Männer reifen können, die in ihrem Denken, Fühlen und Handeln weit über dem menſchlichen Klein. kram ſtehen, die von der hohen Warte aus⸗ geprügten Staats⸗ und Allgemeingefühls weit ⸗ emporragen als leuchtendes Beiſpiel für das heranwachſende Geſchlecht. iſt, daß gerade ſolche Männer, die ſich nicht verlieren in dem verbittern⸗ den Alltagskampf, die trotz aller trüben Er⸗ fährungen und Enttäuſchungen nicht irre wer⸗ 32 vdeeeseee 299889% SSS— SSSn —— 75 * —— 8 — 2* — 2 —— — — — — — —— — —— — 5 — 8 —ů — —— 992— ſ 22 — * 7 — W 2 2. Sette. General Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten(Mittagblatt; Mannheim, 13. Februar. den an der Menſchheit, die die größten Freunde der Kinder, der heranwachſenden Generation, der Vertreter der Zukunft ſind. Auch bei Carl Reiß iſt dies der Fall. Für ihn kann es keinen erhebenderen Anblick geben als eine frohe muntere Kinderſchaar. Sein Herz ſchlägt warm für die Jugend. Die Tage, an denen er Mannheims heranwachſende Jung⸗ Bürger und Jung⸗Bürgerinnen auf ſeiner Reiß⸗ inſel zu Gaſte hatte, waren, wie man wiederholt von ihm hören konnte mit die ſchönſten, genuß und erinnerungsreichſten Stunden ſeines Lebens Die Jugend aber iſt auch dankbar, ſie vergilt Gleiches mit Gleichem, Anhänglichkeit mit An⸗ hänglichkeit, Liebe mit Liebe. Daher ſteht auch ſie in der Reihe derjenigen, die Carl Reiß an ſeinem 70. Geburtstag ein hohes Maß voll Ver⸗ ehrung und Liebe zum Ausdruck bringen werden, an vorderſter Stelle und die Stunde, in der aus etwa 100 friſchen Knabenſtimmen dem Jubilar der Geburtstagsgruß in harmoniſchen Tönen entgegenſchallt, wird ihm jedenfalls zu den ein⸗ drucks⸗ und weihevollſten Momenten der Jubel⸗ feier zählen. Carl Reiß entſtammt einer alten Mannheimer Blürgerfamilie, die ſchon ſeit Jahrhunderten hier anſäſſig iſt und aus der mehrfach Männer her⸗ vorgegangen ſind die in unſerer Stadt eine führende Rolle ſpielten und ſich durch ihr Wirken hohe Verdienſte um das ſtädtiſche Gemeinweſen erwarben. Carl Friedrich Reiß, wie ſein voller Name heißt, wurde am 14. Februar 1843 ge⸗ byren. Sein Vater war der Großkaufmann Guſtav Friedrich Reiß, der in dem 1849er Re⸗ volutionsjahre als ſtaatlich beſoldeter Ober⸗ hürgermeiſter an der Spitze unſerer Stadtperwal⸗ tung ſtand. Wenn Guſtav Friedrich Reiß auch nicht durch die Wahl der Bürger, ſondern auf dem Wege der ſtaatlichen Ernennung die ſtädti⸗ ſchen Regierungszügel in die Hand gegeben wur⸗ den, ſo wußte er doch, ſich durch eine tolerante, weitſichtige und vornehme Geſchäftsführung die Achtung und das Vertrauen ſeiner Mitbürger zu erwerben. In dieſen ſturmbewegten Zeiten war der loyal denkende, menſchenfreundlich geſinnte, mild urteilende Guſtav Friedrich Reiß der rich⸗ lige Mann, um die brauſenden politiſchen Wogen möglichſt zu glätten. Auch der Urgroßvater des Jubilars, Johann Wilhelm Reiß, ſtand an der Spitze der Mann⸗ heimer Stadtverwaltung und zwar in den Jahren 1813/14, einer Zeit, in der durch die Freiheits⸗ kriege ein hoher patriotiſcher Schwung durch das deutſche Volk ging. Johann Wilhelm Reiß hat ſich in dieſer ſchwierigen und verantwortungs⸗ reichen Epoche durch ſein energiſches und ge⸗ ſchicktes Vorgehen große Verdienſte um die Stadt Mannheim und die Intereſſen ihrer Bürgerſchaft erworben. Mütterlicherſeits entſtammt Carl Reiß der alten Mannheimer Patrizierfamilie Reinhardt. Seine Mutter Wilhelmine war die Enkelin des Oberbürgermeiſters Johaun Wil⸗ helm Reinhardt, der unter äußerſt ſchwierigen Verhältniſſen in den wechſel. und ſchickſals⸗ teichen Zeiten des Beginns des 19. Jahrhun⸗ derts die Geſchicke unſerer Vaterſtadt lenkte. Carl Reiß beſuchte zunächſt die Volksſchule im R 2⸗Schulhaus und kam dann ſpäter in die im Jahre 1840 gegründete höhere Bürgerſchule. Urſprünglich hatte er die Abſicht, nach Abſol⸗ vierung der Schule und Vollendung ſeiner Aus⸗ bildung ſich der Offizierslaufbahn zu widmen. Dieſen Gedanken mußte er aber aus Geſundheits⸗ gründen aufgeben. Im Jahre 1862 bezog Carl Reiß die Univerſität Heidelberg, wo er ſich zwei Jahre lang juriſtiſchen und kameraliſtiſchen Studien widmete. Im Jahre 1864 ging er ins Ausland, um dort ſeine kaufmänniſche Aus⸗ bildung zu vollenden. Der Weg führte ihn zu⸗ nächſt nach Palermo, dann nach Bordeaux, Paris und ſchließlich nach London, wo er längere Zeit verblieb. Als im Jahre 1866 der Krieg zwiſchen Preußen und Oeſterreich aus⸗ brach, weilte Carl Reiß zufällig auf Beſuch in Mannheim. Sofort ſtellte er ſich in den Dienſt der freiwilligen Krankenpflege und zwar war ſein Tätigkeitsgebiet im Odenwald. In dieſer Eigenſchaft leiſtete er Hervorragendes und ſicherte ſich ſchon damals den Ruf eines gemeinſinnigen und aufopferungsfähigen, von glühender Vater⸗ landsliebe beſeelten Mannes. Nach Beendi⸗ gung des Krieges kehrte Carl Reiß nach London zurück. Sofort reiſte er aber wieder nach Mann⸗ heim, als der deutſch⸗franzöſiſche Krieg ausge⸗ brochen war. In dieſem Kriege ſtand Carl Reiß im Sanitätsweſen in vorderſter Linie. Was er hier geleiſtet, iſt von berufener Feder geſchil⸗ dert worden und werden wir Anlaß nehmen, bierauf noch zurttzutommen. Bis zur Beendigung des Krieges blieb Carl Reiß als eine führende Perſönlichkeit im Kranken⸗ und Sanitätsweſen im Felde, alle ihm geſtellten Aufgaben, und mochten ſie noch ſo ſchwierig und gefahrvoll ſein, zur höchſten Zu⸗ friedenheit der zuſtändigen Stellen löſend. An dem Anfang März 1871 ſtattfindenden Einzug der deutſchen Truppen in Paris konnte Carl Reiß ebenfalls teilnehmen. Seine eminenten Verdienſte, die er ſich in dem Kriege erworben hatte, fanden durch die höchſten Stellen gebührende Anerkennung. So erhielt er vom deutſchen Kaiſer das eiſerne Kreuz 2. Klaſſe am weißen Bande; der Großherzog von Baden verlieh ihm den Zähringer Löwenorden 2. Klaſſe mit Schwertern und der König von Bayern das bayeriſche Sanitätsverdienſtkreuz. Nach dem Kriege ließ ſich Carl Reiß dauernd in Mannheim nieder, wo er ſich an zahlreichen induſtriellen und kommerziellen Unternehmungen beteiligte. Durch ſeine Tätigkeit auf dieſem Ge⸗ biet hat er ſich um die wirtſchaftliche Entwicklung unſerer Stadt unvergängliche Verdienſte er⸗ worben. Durch die unter ſeiner Mitwirkung ins Leben gerufenen Gründungen haben tauſende von Beamten und Angeſtellten ihr tägliches Brot erhalten. Darum dürften auch dieſe Kreiſe am morgigen Tage dankbar des Namens Reiß ge⸗ denken. Ganz beſonders hervorheben möchten wir, daß die unter Carl Reiß' Mithilfe ins Leben gerufenen Inſtitute auf ſtreng ſoliden kauf⸗ männiſchen Prinzipien aufgebaut wurden, ſich in der Folge alle lebensfähig und kräftig er⸗ wieſen, heute glänzend proſperieren und ſich weit über die badiſchen Grenzen hinaus im ganzen deutſchen Reiche wie auch im Auslande des beſten Anſehens erfreuen. Mit ſeltener Geiſtesſchärfe verſtand er es, ſtets die richtigen Männer an die verantwortlichſten Poſten zu be⸗ rufen, die unter ſeiner eifrigen nimmermüden und vorbildlichen Tätigkeit das von ihm be⸗ gonnene Werk fortſetzten und neuer Blüte ent⸗ gegenführten. So war es ſchon anfangs und Ende der 60er Jahre ſein eifrigſtes Beſtreben, den Handel wie den Handwerkerſtand eifrigſt zu fördern und durch Heranziehen von Induſtrie Mannheim zu einer Induſtrie⸗ und Handelsſtadt auszugeſtalten. Und wenn Mannheim heute als Südpweſtdeutſche Handelsmetropole einen Welt⸗ ruf genießt, ſo iſt es nicht zum wenigſten auch das Verdienſt unſeres Ehrenbürgers Dr. Carl Reiß, der die Grundlagen hierzu feſtlegen half. Sein Beſtreben ging vor allem dahin, Bank⸗ Inſtitute ins Leben zu rufen. So entſtand durch ſeine Initiative und durch ſeine Mitwirkung im Jahre 1870 die Rheiniſche Creditbank, in der er erſt in der Verwaltung und ſpäter als Delegier⸗ ter des Aufſichtsrats und ſchließlich als Präſi⸗ dent desſelben wirkte, Letztere Stelle bekleidet der Jubilar heute noch, und der glänzende Auf⸗ ſchwung dieſes hervorragenden Bankinſtimts, dem nicht nur unſere Stadt, ſondern das ganze badiſche Land und die benachbarte Pfalz einen großen Teil ihrer wirtſchaftlichen Blüte ver⸗ danken, iſt mit auf ſeine weitausſchauende, ener⸗ giſche Tätigkeit zurückzuführen. An der Grün⸗ dung der Rheiniſchen Hypothekenbank war Carl Reiß ebenfalls beteiligt. Auch dieſem Unter⸗ nehmen widmete er mit beſonderer Liebe ſeine großen geſchäftlichen Kenntniſſe und Erfahrun⸗ gen. Lange Zeit war er Direktor der Rheini⸗ ſchen Hypothekenbank, ſpäter trat er als Mitglied in den Auſſichtsrat ein, bald darauf wurde er ſtellvertretender Vorſitzender und nach dem Hin⸗ ſcheiden Seipios iſt ihm das wichtige und ſchwierige Ant des Präſidenten des Auſſichtsrats übertragen worden. Im Jahre 1879 wurden unter ſeiner Mitwirkung die Mannheimer Verſiche⸗ rungsgeſellſchaft und im Jahre 1884 die Con⸗ tinentale Verſicherungsgeſellſchaft in Mann⸗ heim gegründet. Dieſe beiden Geſellſchaf⸗ ten haben ſich zu den größten Verſiche⸗ rungs⸗Unternehmungen der Welt entwickelt; von ihnen wurde der Name der Stadt Mannheim in alle Weltteile getragen und dort zu hohem Anſehen gebracht, Bei beiden Geſell⸗ ſchaften bekleidet Carl Reiß heute noch die Stelle des Präſidenten des Aufſichtsrats. Noch an einer erheblichen Anzahl anderer induſtrieller und kommerzieller Unternehmungen nahm der Jubilar teil. Heute gehört er noch den Auf⸗ ſichtsräten nachſtehender Aktiengeſellſchaften an: „Atlas“ Lebens⸗Verſicherungs⸗Geſellſchaft in Ludwigshafen a. Rh., Deutſche Bank in Berlin, Dingler'ſche Maſchinenfabrik in Zweibrücken, Hannover'ſche Bodenkreditbank in Hildesheim, Pfälziſche Bank in Ludwigshafen a. Rh., Pfäl⸗ ziſche Hypothekenbank in Ludwigshafen a. Rh., Pfälziſche Nähmaſchinen⸗ und Fahrräderfabrik in Kaiſerslautern, Benz& Co. in Mannheim, Rheiniſche Automobil⸗Geſellſchaft Mannheim und Gebr. Fahr in Pirmaſens. Politiſch zählte ſich Carl Reiß ſtets zu der nationalliberalen Partei. Eine glühende Liebe zu Kaiſer und Reich, zu ſeinem weiteren und engeren Vaterlande erfüllte von früher Jugend ſein Inneres. Nach dieſem Empfinden richtete er auch ſein ganzes Handeln. Ueberall ſtellte er ſich in den Dienſt vaterländiſcher Beſtrebungen. Wo ſich ihm Gelegenheit bot, ſuchte er ſowohl in den erwachſenen ſowie in den heranreifenden jüngeren Generationen den Patriotismus zu wecken, zu hegen und zu pflegen, Begeiſterung zu entzünden für die nationalen Zukunftsfragen Deutſchlands. Mit beſonderer Vorliebe benützte er auch jeden Anlaß, um den Kriegsveteranen eine Aufmerkſamkeit zu erweiſen. Gerne pflegte er mit ihnen die Erinnerung an die vergangenen großen Zeiten. Unter ihnen fühlte er ſich ſtets am wohlſten; er empfand immer als ein echter alter Soldat, wenn er auch nicht ſelbſt des Kaiſers Rock getragen. So veranſtaltete er an⸗ läßlich des 40jährigen Gedenktages an die Schlacht bei Nuits am 18. Dezember 1910 im Saale des Friedrichsparks hier ein Eſſen für alle in unſerer Stadt noch lebenden Veteranen. Etwa 600 alte Krieger wurden damals von ihm bewirtet. Erwähnt ſei auch noch die rege Unter⸗ ſtützung, die er dem im Mai 1910 zu Gunſten der Veteranen ſtattgefundenen Kornblumentag zuteil werden ließ. Der Initiative des Jubilars iſt ferner die Errichtung des Kriegerdenkmals und des Moltkedenkmals entſprungen. Im Komitee für Errichtung des Kriegerdenkmals bekleidete er die Stelle des Vorſitzenden. Den Kommiſſionen für die Erſtellung des Moltke⸗ denkmals und Kaiſerdenkmals gehörte er als Mitglied an. Ebenſo iſt er jetzt Mitglied der Kommiſſion für das Großherzogdenkmal. Auf parlamentariſchem Gebiete war Carl Reiß nach verſchiedener Richtung hin tätig. Im Jahre 1887 wurde er in Gemeinſchaft mit Kommerzienrat Carl Ladenburg und Anton Baſſermann, damals Landgerichtsdirektor, in die zweite badiſche Kammer gewählt, in der er bis zum Jahre 1891 verblieb. Im Jahre 1898 erfolgte ſeine Berufung in die erſte badiſche Kammer, in der er eine umfaſſeude Tätigkeit entfaltete. Wiederholt ergriff er das Wort, wenn es ſich um Mannheimer Angelegenheiten, oder um wichtige handelspolitiſche und Verkehrs⸗ fragen handelte. Im gleichen Jahre war Carl Reiß von der nationalliberalen Partei des Reichstagswahlkreiſes Mannheim—Weinheim Schwetzingen als Reichstagskandidat aufgeſtellt worden. Leider gelang es nicht ihn in das deutſche Parlament zu entſenden, dem er ſicher zur Zierde gereicht hätte. Seit vielen Jahren gehört Carl Reiß dem Mannheimer Stadtver⸗ ordnetenkollegium an, in dem er eines der an⸗ geſehenſten und einflußreichſten Mitglieder der Nationalliberalen Fraktion bildet. Auch im Be⸗ zirksrat für den Amtsbezirk Mannheim hat Carl Reiß lange Jahre wertvolle Dienſte geleiſtet. Ein Kapitel für ſich iſt, was Carl Reiß in Gemeinſchaft mit ſeiner um einige Jahre älteren Schweſter, Fräulein Anna Reiß, in der Wohl⸗ tätigkeit und Wohlfahrtspflege getan. Wohl niemand hat vergeblich an die Türe dieſes edlen Geſchwiſterpaares geklopft, das miteinander wetteiferte in dem Beſtreben, Not zu lindern, den Armen zu helfen und Tränen des Schmer⸗ zes und Kummers zu trocknen. Es wird in Mannheim kein der Wohltätigkeit dienender Verein exiſtieren, der nicht Carl Reiß und ſeine Schweſter zu ſeinen Mitgliedern und jederzeit hilfsbereiten Gönnern zählt. Wenn es galt, eine Veranſtaltung zu treffen zu Gunſten der minder⸗ bemittelten Klaſſen oder ſonſtiger bedürftiger Kreiſe, ſtand das Geſchwiſterpaar Reiß an erſter und führender Stelle. So haben Beide ein Leben voll Wohltun und praktiſcher Nächſten⸗ liebe hinter ſich. Auch zahlreichen ſonſtigen Vereinen gehört Carl Reiß an. Vor allem iſt er ein begeiſterter Anhänger des deutſchen Männergeſangs und gerne weilt er deshalb im Kreiſe der Mann⸗ heimer Liedertafel. die ihr treues und lang⸗ jähriges Mitglied geſtern abend durch ein Ge⸗ ſangſtändchen ehrte. In der Bekundung des Bürger und Gemeinſinnes dürfte Carl Reiß unerreicht daſtehen. Noch klingt in uns nach die große Freude über die hochherzige Millionen⸗ ſtiftung die er vor Wochen der Stadt Mann⸗ heim machte und von der man erwarten darf, daß ſie den Ruhm unſerer Stadt erneut in alle Lande trägt. Möge dieſer fürſtlichen Stiftung reicher Segen entſprießen. Hingewieſen ſei ferner auf die reiche Schenkung, die die Slabt Mannheim durch die ihr teſtamentariſch zufal⸗ lende Reiß'ſche Inſel erhalten hat. Noch vielt andere kleinere Stiftungen der verſchiedenſten Art ſind Carl Reiß zu danken. Carl Reiß iſt ein vielgereiſter Mann. Er hat ſich in der Welt umgeſehen, fremde Welt⸗ teile beſucht und die dortigen Menſchen und Verhältniſſe ſtudiert. Aber immer kehrte er wie⸗ der gerne und froh nach Mannheim zurück, denn kein Fleckchen der Erde, ſo ſchön es auch ſein mochte, konnte ihm die Heimatſtadt erſetzen. Die reichen Erfahrungen und die vielſeitigen Kennt⸗ niſſe, die er auf dieſen umfangreichen Reiſen ſam. melte, ſuchte er im Intereſſe unſerer Stadt und ihrer Bürger zu verwerten. Carl Reiß hat während ſeines Lebens viele Ehrungen erhalten. Eine ganze Anzahl Orden wurde ihm verliehen, ferner erhielt er vom Großherzog von Baden ſchon vor Jahren den Titel Kommerzienrat, ſpäter wurde er Geheimer Kommerzienrat und in den letzten Tagen iſt ihm die hohe Auszeichnung der Ernennung zum Ge⸗ heimrat II. Klaſſe zuteil geworden. Die Uni⸗ verſität Heidelberg ernannte Carl Reiß zum Ehrendoktor und von der Stadt Mannheim er⸗ hielt er die Würde eines Ehrenbürgers ver⸗ liehen. So ſteht vor uns ein Mann an der Schwelle des bibliſchen Alters, deſſen Leben reich an Arbeit, reich an Erfolgen und reich an Ehrungen; ein Mann, der weit empor⸗ ragt aus der breiten Maſſe der Bevölkerung, aber doch wieder mit ihr aufs engſte verknüpft und verbunden iſt, in ihr wurzelt mit allen Faſern ſeines Seins; ein Mann, erfüllt von ſtolzem Bürgerſinn, aber andererſeits wieder weitab von überhebender Unnahbarkeit; ein Mann, deſſen Herz ſtets für alles Schöne und Gute ſchlägt und die ihnen dienenden Beſtrebungen und Strömungen jederzeit gern und opferfreudig unterſtützt und fördert; ein Mann, der es verſtan⸗ den hat, ſich die Liebe und Zuneigung einer ganzen nach hunderttauſenden zählenden Bevölke⸗ rung zu erringen und zu erhalten, ohne jemals um deren Gunſt gebuhlt zu haben; ein Mann, von dem auch heute noch ausgeht ein Strom von Lebensmut und Lebensfreude; ein Mann hoch⸗ gemuten Sinnes und edlen Herzens, erfüllt von einem nie verſiegenden Optimismus, von dem unerſchütterlichen Glauben an den Sieg des Guten im Menſchen trotz aller Nöten und Finſter⸗ niſſe. Möge uns Mannheimern dieſer vortreffliche und vorbildliche Mann noch recht lange erhalten bleiben; möge er noch viele Jahrzehnte in geiſti⸗ ger und körperlicher Rüſtigkeit unter uns weilen, ihm und uns zur Freude und zum Stolz; möge es ihm vergönnt ſein, noch aufgehen zu ſehen die herrliche Frucht, zu der er durch ſeine hochſin⸗ nigen reichen Stiftungen den glückverheißenden Samen gelegt. Heute und morgen aber wollen wir uns des ſchönen Feſtes freuen, heute und morgen wollen wir feiern, jeder in ſeiner Art und in ſeiner Weiſe: dieſer durch aktive Teilnahme an den vorgeſehenen Veranſtaltungen, jener durch ſtilles freundliches, herzliches Gedenken. So feiere denn Du ſchönes ſtolzes aufblühendes Mannheim den Jubeltag Deines Ehrenbürgers, Deines würdigen Dir ſo ergebenen und Dich ſo herzlich, ſo innig liebenden Kindes Deines für Dich ſo aufopferungsfähigen Dir ſo dankbaren Sohnes Carl Reiß. E. M. **** Als das große Hochwaſſer im 5 1882 über Mannheim hereinbrach, und durch den Oppauer im unter Waf Ortſchaften Oppau und Frieſenheim unter Waſſer geſetzt wurden war Carl Reiß einer der erſten, der ſich an die S der Hilfsaktion ſtellte und die in Lebensgefahr befindlichen Leute, die ſich in die oberen Stock werke ihrer Häuſer geflüchtet hatten, von hier aus in den Nachen rettete'ter Einſetzung ſeines eigenen Lebens beteiligte ſich Herr Reiß Tage lang an den Rettungsarbeiten, die durch emen heftigen Sturm und grimmige Kälte 15 erſchwert wurden. Unter dem Anprall Wogen ſtürzten viele Gebäude, ſo in Frieſenheim, in ſich zuſammen. Die geretteten Perſonen, unter denen ſich ſehr viele Kinder befanden, wurden nach Ueberwindung zahlreicher Beſchwerden in den maſſiveren Gebäuden wie z. B. dem Schulhauſe in Frieſenheim, unter⸗ gebracht. Augenzeugen, ſowie die an dem Ret⸗ tungswerk tätigen Männer, von denen mur noch wenige am Leben ſind, ſprechen heute noch in höchſter Anerkennung von dem unerſchrockenen und wagemutigen Vorgehen des Herrn Reiß; der bei dieſem fürchterlichen Hochwaſſer vielen Menſchen ein Retter in der Not war. Die älteren Mannheimer werden ſich dieſer Ueber⸗ ſchwemmung, bei der durch Umkippen eines Rettungsnachens 14 Perſonen ertranken, noch Mannheim, 13. Februar. Grnerdi⸗Aunzeiger, Babnche ceueſte ducyrrchten(Weittagblatt) 3. Seite. gut erinnern können. Als das Hochwaſſer endlich nach Verlauf von 8 Tagen zurückging, war Herr Reiß wiederum einer der erſten, der durch ſeine hilfreiche Hand viele Tränen trocknete und ſeinen Mitbürgern mit einem leuchtenden Beiſpiel vor⸗ * Carl Reiß. Herbei ſtrömt das Volk aus allen Pfaden Schon dicht gedrängt die Menſchen ſind, Sie kommen alle ſchlicht und ungeladen Wie eine Mutter zu ihrem Kind. Ihre Augen ſtrahlen hell glänzend wie die Sonne, Ein ſchöner Zauber ruht auf ihrem Angeſicht; Sie laſſen ſich drücken— vor— zurück— voll Wonne Und ſeh'n ſie auch nur fern von der Villa„Reiß“ das Licht. Mit wie viel heißer Liebe gab Gewähren Uns„Carl Reiß“ von ſeinem Gut. Der Vaterſtadt bracht er viele Opfer, oft gar ſchwere, Weil ſie ihm liebend an dem Herzen ruht. Drum bitte ich: Geht alle betend durch der Kirche Pforte Und ſprecht mit Gott, ohne daß das Herz wird 5 ſchwer „Für unſern Reiß, mit einem Worte, Laß Allgütiger, hundert Jahre ſinken Lebensmeer.“ ins Er opfert uns Vermögen und ſein Leben, Sein höchſtes Gut legt er in unſre Hand, Mehr kann ſelbſt ein König nimmer geben Was uns Carl Reiß anvertraut als Pfand, Drum ruft ihm Worte zu voll ſeligem Jubel, Die aus Eurem Herzensſchrein ſind aufge⸗ glommen. „Carl Reiß gehört uns,“ ſo in den Trube Und von keinem wird er uns genommen. Emilie Baſtian⸗Stumpf. * Die Gratulanten. Eine Ovation des deutſchen Liedes. Ver⸗ leihung der Ehrenmitgliedſchaft durch die WMannheimer Liedertafel.“ Das deutſche Lied huldigte zuerſt dem Jubi⸗ lar. Die Mannheimer Liedertafel brachte Herrn Geh. Rat Dr. Reiß geſtern abend ein Ständchen, mit dem die Ueberrei⸗ chung des Ehrenmitgliedſchafts⸗ diploms verbunden war. Die Aktivität der Liedertafel trat zwiſchen/ und ½9 Uhr nahe⸗ zu vollzählig am Treffſpunkt: Kriegerdenkmal ein und begab ſich dann unter Vorantritt des Vor⸗ ſtandes und der beiden Ehrenpräſidenten Küll⸗ mer und Irſchlinger in den Garten der Reiß'ſchen Villa. Als ſich die ſtattliche Sänger⸗ ſchar am Fuße der zum Garten führenden Treppe im Halbkreis gruppiert hatte, brauſten die Akkorde des ſo dankbaren Chores„Gruß ans Badner Land“ durch den Garten und brachen ſich machtvoll an der Häuſerfront. Herr Geh. Rat Dr. Reiß, der mit ſeiner Frl. Schweſter und einigen nahen Freunden in der Gartenhalle verſammelt war, dankte lebhaft für die Ovation. Der Präſident der„Liedertafel“, Herr Haupt⸗ lehrer Hechler, ergriff hierauf das Wort zu folgender Anſprache: Hochgeehrter Herr Geheimer Rit! Wenn ſich heute u. morgen die verſchiedenen Vereine und Korvorgtionen, ja die ganze Be⸗ völkerung der hieſigen Stadt, einſtellen, um dem hochgeſchätzten Ehrenbürger der Stadt Mann⸗ heim zu ſeinem 70. Geburtstage die herzlichſten Glückwünſche zu Jüßen zu legen, um dadurch einen Teil der Dankesſchuld für erwieſene Liebe, Treue und Anhänglichkeit abzutragen, ſo darf unter den Gratulanten die Mannheimer Lieder⸗ tafel gewiß nicht fehlen. Wir ſind daher in corpore hier erſchienen, um auch unſererſeits gegenüberliegenden gegenüber durch Lied u. Wort den herzlichſten Glückwünſchen zum(0. Geburtstage beredten Ausdruck zu verleihen. Wir haben auch ein Ge⸗ burtstagsgeſchenk mitgebracht. In dankbarer Anerkennung Ihrer großen und vielfachen Ver⸗ dienſte auf allen Gebieten der offentlichen Wohl⸗ fahrt, ſowie insbeſondere der hingebungsvollen Anteilnahme und tatkräftigen Förderung der Kunſt, der Muſik und des deutſchen Männerge⸗ ſangs hat der Vorſtand und die Akttvität den einſtimmigen Beſchluß gefaßt, Sie, hochgeehrter Geh. Rat, zum Ehrenmitgliede der Mannheimer Liedertafel zu ernennen und Ihnen das Ehrendiplom zu überreichen Es gereicht uns zu ganz beſonderer Ehre und wir ſind ſtolz darauf, Ihren hochgeſchätzten Namen in der Liſte unſerer Ehrenmitglieder führen zu dürfen. Möge es Ihnen, hochgeehrter Herr Geh. Rat, vergönnt ſein, mit Ihrer hochgeſchätzten und hochverehrten Frl. Schweſter, der jüngſten Ehrenbürgerin unſerer Stadt, ſich noch recht viele Jahre in ungetrübter Geſundheit der Früchte und Segnungen Ihres gemeinſamen Lebenswerkes zu erfreuen und mögen Sie, ge⸗ tragen von der Liebe, Hochachtung und Wert⸗ ſchätzung der Mannheimer Einwohnerſchaft, noch recht viele frohe und ſonnige Tage mit⸗ einander verleben, Ihnen zum Wohle, der Stadt Maunheim zur Ehre und der Liedertafel zur Freude. Sie aber, meine Sangesfreunde, fordere ich auf, mit mir auszurufen: Unſer hochgeſchätztes Ehrenmitglied, Herr Geh. Rat Dr. Karl Reiß lebe hoch! hoch! hoch! Begeiſtert brauſte, während das eingerahmte Ehrendiplom überreicht wurde, das auf das jüngſte Ehrenmitglied durch den Garten u. eben⸗ ſo begeiſtert erklang das muſikal. Hoch. Zwei Chöre wurden noch mit der gewohnten Prä⸗ ziſion und Empfindung geſungen: Der ſtim⸗ mungsvolle, taufriſche„Morgen im Walde“ und der frohbewegte, flotte„Jäger aus Kurpfalz“, der dem Nimrod beſondere Freude bereitet haben mag. Dann folgte die Sängerſchar ber Einladung des Geſchwiſterpaares zu einer Er⸗ friſchung. Es wurden Sekt und belegte Bröt⸗ chen gereicht. Das Geſchwiſterpaar machte in der ihm eigenen liebenswürdigen Weiſe die Hon⸗ neurs. Nach einem weiteren Liedervortrag er⸗ griff Geh. Rat Dr. Reiß das Wort zu folgen⸗ den Ausführungen: Meine ſehr geehrten Herren! Es ſind mir in den letzten Tagen Beweiſe von Anerkennung meiner Beſtrebungen, die ich ein Menſchenalter hindurch verfolgt habe, von hoher und allerhöchſter Seite, aber auch mitten aus den Kreiſen der Bürgerſchaft eutgegen⸗ gebracht worden, wie ſie ſelten einem Manne zuteil werden. Eine Ovation, wie mir morgen von der ganzen Mannheimer Bürgerſchaft zu⸗ gedacht iſt, wird kaum eine Stadt Deutſchlands jemals erleben. Ich bin mir wohl bewußt, daß ich dieſe Ovgtion nicht verdiene, daß ich nyr ge⸗ tan habe, was jeder auſtändige Kerl tut, wenn er nicht das Glück hat, eine Familie zu haben, daß er dafür ſorgt, daß ſeine Hinterlaſſenſchaft richtig verwaltet wird. Und da habe ich rund⸗ weg geſagt: Meine Verwandkſchaft iſt die Allgemeinheit!](Lebhafter Beifall.) Meine Verwandtſchaft iſt die Stadt Mann⸗ heim und die ſoll in Gottes Namen haben, was außer dem, was wir verſchenken, übrig bleibt, wenn meine Schweſter und mich der grüne Hügel deckt. Es preſſiert uns damit übrigens nicht ſo ſehr.(Heiterkeit.) Ich kann Ihnen ſeſt verſichern, daß eine der liebſten Ovationen mir die heutige iſt. Geht ſie doch hervor aus dem echten kernigen Stamm der Mannheimer Bürgerſchaft, aus einer unſe⸗ rer eingeſeſſenen Geſellſchaften, die die verſchie⸗ denſten Stände in ſich vereinigt, einer Geſell⸗ ſchaft, die, wenn auch die politiſchen Wogen hochauf gebrauſt ſind, ſich immer wieder zurecht gefunden hat unter dem alten Sängerruf:„Rein in Ton und wahr im Wort, Deutſches Lied ſei unſer Hort!“ Unter dieſem Wahlſpruch hat ſich die Liedertafel immer wieder zuſammengefun⸗ den. Politiſche Meinungen konnten nicht platz⸗ G r die Lieb E eee Kunſt, Wiſfenſchaft u. Leben. Theater⸗Notiz. Infolge verſchiedener Erkrankungen muß die Erſtaufführung der Operette„Der liebe Augu⸗ ſtin“ verſchoben werden. Es findet dafür im Abonnement C eine Vorſtellung von Puc⸗ einis„Boheme“ ſtatt. Am Freitag geht zur Feier von Otto Ludwigs hunderkſten Geburtstag„Der Erbförſter“ neu einſtudiert in Szene. Es ſind beſchäftigt die Damen: Paula Binder, Poldi Dorina, Ju⸗ lie Sanden und die Herren: Rudolf Aicher, Emil Hecht, Georg A. Koch, Georg Koehler, Alexander Kökert, Wilhelm Kolmar, Meinhard Maur, Karl Neumann⸗Hoditz, Paul Richter, Otto Schmöle, Karl Schreiner, Paul Tietſch, Regie: Max Krüger. Für den erkrankten Herrn Godeck ſpielt Herr Karl Dapper vom Hoftheater in Karlsruhe die Rolle des Stein. Beendigung der Intendantenkriſe? Wie der Berliner Börſen⸗Kurier zu melden weiß, iſt die Neubeſetzung des Mann⸗ heimer Intendantenpoſtens in dieſer Woche beſtimmt zu erwarten. Der ſtädtiſche Theaterausſchuß habe die Beſtimmung getroffen, deiß die gegenwärtige proviſoriſche Leitung des Mannheimer Hof⸗ und Nationaltheaters mit Ablauf dieſer Saiſon ihre Geſchäftsführung niederlegt und die neue Saiſon bereits von dem neuen Intendanten geleitet wird. Für dieſen Poſten ſeien über 100 Bewerbungen eingegangen. n, langjährigen Mitgliede Dieſe ſollen im Lau greife um Vaterland ſe der letzten Woche gefichtet worden ſein. Man habe eine Auswahl von vier Bewerbern getroffen, die jetzt zu engerer Wahl ſtehen. Die Entſcheidung ſei in allerkürzeſter Friſt zu erwarten. Aus der Kunſthalle. Uns wird geſchrieben: Wir machen die Hörer des gelben Zettels nochmals darguf aufmerk⸗ ſam, daß der Vortrag Dr. Karl Hage⸗ manns über„Bühnenkunſt“(Ohr oder Auge?) wegen der Reißfeier nicht beute Donners⸗ tag, ſondern morgen Freitag, den 14. Jebr., punkt 9 Uhr, ſtattfindet. Der Eingang zum Leſeſaal der Kunſthalle be⸗ findet ſich während der baulichen Veräuderun⸗ gen, die heute ihren Anfang genommen haben, auch tagsüber(von 10 bis 1 und 2 bis ½6) in der Roonſtraße gegenüber dem Gymnaſium. Aus der Leſe. Der Otto⸗Ludwig⸗Abend der Mann⸗ heimer Leſe muß von Freitag, den 14., auf Sams⸗ tag, den 15. Februar verſchoben werden. Am Grabe Otto Ludwigs. Aus Dresden wird uns berichtet: Die letzte Ruheſtätte des Dichters Otto Ludwig auf dem Dresdner Trinitatisfriedhofe war geſtern das Ziel zahlreicher Verehrer des Dichters und in ſinnigem Gedenken hatte man ſein Grab mit Blumen und Kränzen in faſt überreicher Weiſe geſchmückt und unter den mit prachtvollen Schleifen niedergelegten Kränzen bemerkte man ſolche der jetzt lebenden 8 chriftſteller Gerhart zur Vaterſtadt, die die Sänger immer wieder zuſammengeführt hat. Ich möchte wünſchen, daß dieſer Geiſt ſtets unter Ihnen weile, daß dieſer Geiſt in der jungen Generation— ich freue mich, ſo viele jüngere Leute unter Ihnen zu ſehen—, weiterlebt. Geſtatten Sie mir noch, daß ich Ihnen meinen herzlichen Dank ausdrücke für die heutige Ehrung, für die Ver⸗ leihung der Ehrenmitgliedſchaft, die ich in vol⸗ lem Maße zu würdigen und einzuſchätzen weiß. Ich danke Ihnen, daß Sie in mein Haus ge⸗ kommen ſind und mich auf Sängerart geehrt haben. Stimmen Sie mit mir ein in den Ruf: Die Mannheimer Liedertafel lebe hoch! hoch! hoch! 5 Als der badiſche Sängerſpruch, der dem freudig aufgenommenen Hoch folgte, verklungen war, ſeierte der zweite Vorſitzende, Herr Rudolf Kra⸗ mer, mit kurzen, packenden Worten die Schwe⸗ ſter des Jubilars, Frl. Anna Reiß. Wir Lie⸗ dertäfler, ſo führte er aus, ſind ſtolz darauf, auch unſere jüngſte Ehrenbürgerin in unſeren Mitglie⸗ derliſten führen zu dürfen. Wir wiſſen ferner, daß ſie mit ihrem Herrn Bruder an den groß⸗ artigen Stiftungen beteiligt iſt, die unſerer Vater⸗ ſtadt gewidmet worden ſind. Wir wiſſen auch, daß ſie begeiſtert iſt für alles Schöne, Wahre, Gute und Edle, begeiſtert für Geſang und Kunſt. Wir wiſſen auch, daß ſie manchem aufſtrebenden Talent den Weg zur Höhe der Kunſt geebnet hat. Die Bürgerſchaft iſt ſtolz darauf, ſie zu ihren Ehrenbürgern zählen zu dürfen und auch wir Liedertäfler entbieten ihr herzlichen Dank und vollſte Anerkennung, Frl. Reiß, unſere hochge⸗ ſchätzte Ehrenbürgerin, lebe hoch! hochl hoch! Frl. Anng Reiß dankte für die Ehrung, indem ſie bemerkte:„Ich kann nur erwidern mit dem einſtimmigen Hoch auf die Liedertafel!“ Die Sänger antworteten mit dem muſikaliſchen Hoch und trugen dann noch den in dieſer feſtlichen Stunde beſonders ins Herz dringenden Chor „Das iſt der Tag des Herrn“ vor. Herr Rudolf Kramer dankte dem Geſchwiſterpaar, das über die muſikaliſche Ovation ſichtlich innige Freude empfand, herzlich für die gaſtfveundliche Auf⸗ nahme und forderte die Sängerſchar auf, den deutſchen Sängerſpruch anzuſtimmen.„Auf Wie⸗ derſehen in 5 Jahren!“ rief der Herr Geh. Rat den Sängern zum Abſchied zu. Als Andenken an die unvergeßliche Stunde wurden den„Lieder⸗ täflern“ Zigarrentaſchen überreicht, auf denen in Goldaufdruck zu leſen iſt:„12. Februar 1913.“ * Gratulation des„FJeuerig“. Geſtern abend ½7 Uhr erſchienen die beiden Feueriopräſidenten und überreichten ein Porträt(Oel), Herrn Geh. Rat Dr. Reiß darſtellend, gemalt von dem Mannheimer Maler Birkenmayer. Eine ſinnige Blumenum⸗ rahmung umgibt ein„Rieſen⸗F.“ mit den Herr Geh. Rat Dr. eiß war ſichtlich über das Geſchenk überraſcht. Die Ausführung des Bildes iſt eine ausge⸗ zeichnete„% ᷣ VTT%%V 5* Der Sackelzug, die impofante Huldigung der Geſamthürgerſchaft, beginnt heute abend um 949 Uhr. Der Zug wird aus 94 Vereinen mit über 6000 Teilnehmern be⸗ ſtehen. 19 Vereine ſind außerdem durch Deputa⸗ tionen beim anſchließenden Bankett im Nibe⸗ lungenſaal vertreten. Die Aufſtellung des Zuges erfolgt in den Straßen um den Waſſerturm herum von der Roſengartenſtraße bis zur Tatter⸗ fallſtraße. Die Einteilung des Zuges iſt in acht Gruppen erfolgt, die bon Gruppenführern gelei⸗ tet werden. Das Zugsgerippe iſt durch Nummern⸗ lampions feſtgelegt, ſodaß die Teilnehmer ihren Platz leicht finden können. Die Gruppen haben nachſtehende Reihenfolge: 1. Sänger, 2. Sanitäts⸗ kolonne und Sänger, 3. Turn⸗, Ruder⸗, Radfah⸗ rer⸗ und ſonſtige Sportsvereine, 4. Militärverein, 5. Kaufmänniſche Vereine, 6. Schwimm⸗ und Raſenſportvereine, 7. Poſtunterbeamten, Feuerio, Schifſer⸗ und Arbeitervereine, 8. Feuerwehr und N chzügler. dem ſechs Hauptmann, Ernſt u. a. Auch von auswärtigen Theater⸗ Intendanten waren koſtbare Erinnerungszei⸗ chen niedergelegt worden. An Otto Ludwigs Seite ſchlafen deſſen Gattin und Cordelia Lud⸗ wig, die Tochter des Dichters, die unter dem Pfſeubonym Ludwig Erard im Jahre 1909 eine Sammlung feindurchdachter Schilderungen her⸗ ausgab, die die Dichterin„Erlebte Gedanken“ betitelte. Au dem ſchlichten einfachen Grabe fand eine kurze Gedentfeier ſtatt. Im Jahre 1908, noch zu Lebzeiten Cordelia Ludwigs, traten Männer wie Intendant Graf Seebach, Oberbürgermeiſter Geheimerat Dr. Beutler, Geh. Hofrat Prof. Dr. Walzel, Geh. Hofrat Dramaturg Dr. Zeiß, Oberregiſſeur Lewinger und Hofbuchhändler Hofrat Lehmann zu einem engeren Ausſchuſſe zuſammen, der ſich die Er⸗ richtung eines Otto Ludwig⸗Denkmals auf der letzten Ruheſtätte auf dem Trinitatisfriedhofe als Aufgabe ſetzte. Die erforderlichen Mittel waren bald aufgebracht, und auf den Wunſch von Cordelia Ludwig wurde der Münchener Beutlers ge⸗ zur Verwaltung und Café Carl Theodor. * Stadt, ebenſo wie das Muſik⸗ und Trommlerkorps marſchieren, von einer Reitergruppe, geſtellt vom Landwirtſchaft⸗ lichen Bezirksverein Mannheim, dann folgt das Komitee und hieran ſchließen ſich die Gruppen in der erwähnten Reihenfolge. Der Zug mar⸗ ſichert 16reihig. Die äußeren beiden Glieder tra⸗ gen Wachsfackeln, die übrigen rotweiße Lampions. Der Abmarſch des Zuges erfolgt, wie er⸗ wähnt, punkt 349 Uhr am Waſſerturm und be⸗ wegt ſich auf dem direkteſten Wege durch die Heidelbergerſtraße, die Planken und die Rhein⸗ ſtraße zur Reißſchen Villa. Nach einer kurzen Huldigungsfeier, bei der der Zug in je zwei Gruppen auf Vordermann rückt, erfolgt der Ab⸗ marſch mit einer Linksſchwenkung durch die Haſenſtraße, Akademieſtraße, Luiſenring, Kir⸗ chenſtraße. An der Ecke der Rhein⸗ und Hafen⸗ ſtraße wird wieder in die Rheinſtraße einge⸗ ſchwenkt und nun erfolgt unter Hochrufen der Vorbeimarſch des Zuges. Der Rückweg erfolgt wie der Anmarſch durch Planken und Heidel⸗ bergerſtraße zum Roſengarten. Beim Ueber⸗ ſchreiten des Straßenbahngeleiſes am Waſſer⸗ turm ſind die Fackeln auszulöſchen. Nun keilt ſich der Zug. Die Gruppen 1 und 2 ziehen durch die Schulſtraße zum Hauptportal des Roſen⸗ gartens, die übrigen Gruppen durch den Ein⸗ gang zum Verſammlungsſaal und durch das Beethoven⸗ und Mozarttor. Wir machen aus⸗ drücklich darauf aufmerkſam, daß die Rheinſtraße Ecke E 7 bis zur Hafenſtraße abgeſperrt iſt Alle Verſuche, in die Rheinſtraße zu gelangen, A alſo keinen Zweck. Die Polizei läßt keinen Urch. Ein Auskunftsbureau iſt heute abend unter dem Treppenaufgang zum Verſammlungsſaal(Eingang Friedrichsplatz; eingerichtet. In dem Bureau, das von 7 Uhr ab geöffnet iſt, werden alle Auskünfte über der Zug und das Bankett erteilt. Das Bankett. 8 Außer dem Nibelungenſaal müſſen der Ver⸗ ſammlungsſaal und der Bierkeller zur Unter⸗ bringung der Zugsteilnehmer in Auſpruch ge⸗ nommen werden. Nach dem aufgeſtellten Pro⸗ gramm wird ſich die Feier ſehr eindrucksvoll ge⸗ ſtalten. Die Feſtanſprache hält der Direktor der Leſſingſchule, Herr Dr. Blum. Geſänge eines Maſſenchores, turneriſche Aufführungen und ſonſtige Darbietungen werden das geſprochene Wort umrahmen. Geſchenke und Gratulationen. Ueberaus viele Geſchenke, in der Hauptſache Blumenarrangements, ſind ſchon während des geſtrigen Tages in der Villa Reiß abgegeben worden. Es befinden ſich darunter wahre Prachtwerke gärtneriſcher Bindekunſt. In den heutigen Morgenſtunden ſind außer⸗ ordentlich viel telegraphiſche und briefliche Glückwünſche eingelaufen. Während d zen Tages folgt Deputation auf Deputat Den Reigen eröffnete um 10 Uhr die Gem vertretung von Neuhofen— die Gemeind hofen hat bekanntlich Herrn Geh. Rat D zum Ehrenbürger ernannt—, mit den Jä die im pfälziſchen Jagdgebiet in Dienſt des J bilars ſtehen. Nachmittags um halb 6 Uhr wird Mannheims Volksſchulfugend dem Herrt Geh. Rat ihre Glückwünſche durch eine Köpfe ſtarken Knabenchor darbringen laſſen, d ſich aus ſtimmbegabten Kindern der oberſt Klaſſen zuſammenſetzt und von Herrn Oberle rer Heiß geleitet wird. * Photographiſche Ausſtellung⸗ Von unſeren Ehreubürgern Fräulein An Reiß und Herrn Geheimrat Dr. Carl Re lind im Auftrage Neuaufnahmen anläßlich Feſttages von Herrn Hofphotograph G. T Schaufenſte ſehr große den. v. einigen Jahren eine Otto Ludwig⸗Herme, eir Widmung der Dresdener Tiedge⸗Stiftung, von dem Bildhauer Arnold Kramer ausgefül enthüllt worden. Man ſieht, die Stadt, in de Mauern Otto Ludwig ſorgenvolle ſchwer Zielen verbringen mußte, hat ſeiner nicht v geſſen! 55 Kleine Mitteilnngngn 5 Im Landshuter Stadttheater ſand Uraufführung des engliſchen Luſtſpiels„ fehlt ihm“ von L. M. Barrie, deutſ Karl Lindau, überaus beifällige Aufnahme Tages⸗Kalender. Donerstag, 13. Februar, Großh. Hoſ⸗ und Natſanaltheater. 7 Uhr:„Rienz Abpflotheater. Abends 8 Uhr: Varisté⸗Vorſtellung. Im Trocaderv: Abends nach Schluß der Vo⸗ ſtellung Kabaret. Allabendlich K Im Neſtaurant'Alſace: Konzerte. Unfonthegter. Moderne Lichtſpiele. Saalbau⸗Thegter. Kinematographiſche Vorführu⸗ Palaſt⸗Lichtſpiele,[1, 6. Erſtklaſſiges Programm. Reſtauration„Zum wilden Maun“. Täglich groß Konzerte. 5 Tüglich Künſtler⸗Konzerte Caſe Börſe, Täglich Künſtler Konzerte, Cafe Waldbauer, O 1, 4. Täglich Künſtler⸗KRonzerte Cafe Dunkel E 3. Täglich Konzerte Café Corſo, J 1, 6. Täglich Künſtler⸗Ko Weinreſtauraut„D⸗Zug“, P 2, 3. Tägl Konzerte. Cafs Continental, P 5. Täglich 4. Sette. General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten(Mitta Mannheim, 3. Februar. Amerikaniſch⸗kanadiſche Reiſeeindrücke. Von Dr. Guſtav Streſemann. IV. Das politiſche und wirtſchaftliche Kanada. (Schluß.) Die Entwicklung der kanadiſchen Induſtrie iſt unter der Periode einer Hochſchutzzollpolitik eine gute geweſen, wenn auch der Export mit Aus⸗ nahme von landwirtſchaftlichen Maſchinen noch unbedeutend iſt. Im weſentlichen aber beruht natütrlich die kanadiſche Entwicklung auf ſeiner Landwirtſchaft, die noch großer Ausdehnung ſähig iſt und deren Produkte ſich den Weltmarkt in noch höherem Maße erobern dürften, je mehr die Vereinigten Staaten von Nordamerika in ihrer Induſtriealiſierung fortſchreiten und da⸗ durch als Verſorger der Welt mit landwirtſchaft⸗ lichen Erzeugniſſen nicht mehr in demſelben Maße wie früher in Betracht kommen. Die Zif⸗ fern des Jahres 1912 werden bereits zeigen, in wie hohem Maße ſich der kanadiſche Anteil an der Verſorgung Deutſchlands an landwirtſchaft⸗ lichen Produkten geſteigert hat. Für die deutſch⸗kanadiſchen Verhältniſſe iſt Kanadas Zollpolitik von entſcheidender Bedeu⸗ tung. Nachdem erfreulicher Weiſe der Zollkrieg zwiſchen beiden Ländern erledigt und ein Han⸗ delsabkommen herbeigeführt worden iſt, hat ſich in den Beziehungen beider Länder ein bemerkens⸗ werter Umſchwung geltend gemacht. In einer Anſprache an die Handelskammer von Toronto und den kanadiſchen Fabrikantenverein konnte ich darauf hinweiſen, daß ſeit dem Inkrafttreten dieſes Handelsabkommens Kanadas Einfuhr nach Deutſchland ſich um 50 pCt., Deutſchlands Ausfuhr nach Kanada ſich um 35 pCt. gehoben hat. Das Jahr 1912 wird dieſes Verhältnis noch weiter zugunſten Kanadas gefördert haben. Man wird annehmen können, daß es dem Empfinden weiteſter Kreiſe der kanadiſchen Han⸗ delswelt entſprach, als der Präſident der Han⸗ delskammer Toronto in Erwiderung auf meine Ausfüthrungen der Meinung Ausdruck gab, daß bisher Deutſchland als Abſatzmarkt für kanadiſche Produkte noch viel zu wenig von Seiten Kanadas in Betracht gezogen ſei und daß die kanadiſche Handelswelt einem ſpeziellen Uebereinkommen mit Deutſchland zur Feſtigung der beſtehenden Handelsbeziehungen ſympathiſch gegenüberſteht, was auch daraus hervorgeht, daß beide Korpo⸗ krationen, ſowohl die Handelskammer als auch der kanadiſche Fabrikantenverein beſchloſſen haben, die auf Herbeiführung dieſer Beziehungen hinzielenden Ausführungen, die ich vor dem Präſidium beider Korporationen halten konnte, im Wortlaut ſämtlichen Mitgliedern— der kanabiſche Fabrikantenverein zählt 3000 Mit⸗ glieder— zu übermitteln, was inzwiſchen auch geſchehen iſt. Zwei Einſchränkungen wird man aber hierbei machen müſſen. Einmal werden wir mit dem Syſtem der engliſch preference, alſo dem Syſtem der Vorzugsbehandlung engliſcher Waren, als einer Tatſache rechnen müſſen, die nicht mehr aus der Welt zu ſchaffen iſt und weiterhin wird die Zeit für einen neuen deutſch⸗kanadiſchen Han⸗ Helsvertrag erſt gekommen ſein, wenn die Dread⸗ Ubughtsfrage ihre Erledigung ſo oder ſo gefun⸗ den hat. Das iſt die Stimmung, die man drüben hei ben Politikern als herrſchend ſieht: erſt mit England ins Reine kommen, es der unbedingten Unterſtützung ſeiner Kolonien verſichern, dann, weun dies erreicht iſt, auch freundliche Beziehun⸗ gen zu anderen Ländern. Viel würde für die deutſch⸗kanadiſchen Wirt⸗ ſchaftsbeziehungen allerdings gewonnen werden, wenn die Spannung England⸗Deutſchland ſich mindern ließe. Seltſamerweiſe beſteht auch in Kanada die vorgefaßte Meinung von einem be⸗ abſichtigten Angriff Deutſchlands auf England, Wwenn man auch andererſeits zu der Tri Friedens.] Auregungen finden liebe des Kaiſers großes Vertrauen beſitzt. Ein⸗ ſichtige engliſche Kaufleute legten dem gegen⸗ über allerdings auch dar, daß England ſelbſt Deutſchland zu ſeinen Flottenrüſtungen zwänge, da es ſich weigere, die Handelsflotte im Kriege anzuerkennen. Sie betonen, daß man es Deutſch⸗ land nicht verdenken könne, bei ſeinen ausgedehn⸗ ten weltwirtſchaftlichen Beziehungen ſeinen Han⸗ del entſprechend zu ſchützen und bekämpfen ziem⸗ lich lebhaft die Haltung, die England in der Kaperfrage eingenommen hat. Wie weit im übrigen Kanada ein Feld für deutſche Artikel und Waren werden kann, wird neben den Zollverhältniſſen von der Intenſität abhängen, mit der die für den Export maßgeben⸗ den Firmen das Land bearbeiten und ſeine Be⸗ dürfniſſe ſtudieren. Anſcheinend geſchieht aber nach dieſer Richtung auch ſehr viel. Einer ſpe⸗ ziellen Anregung möchte ich bei dieſer Gelegen⸗ heit Erwähnung tun. In Toronto findet all⸗ lährlich die große nationale Ausſtellung Kana⸗ das ſtatt, die von etwa 1 Million Menſchen be⸗ ſucht zu werden pflegt und zu der Einwohner aus dem ganzen Lande herbeiſtrömen. Von dem Direktor dieſer Ausſtellung wurde mir gegenüber betont, daß man mit Bedauern die Zurückhal⸗ tung der deutſchen Kunſt gegenüber dieſer Aus⸗ ſtellung empfinde. Bisher habe überwiegend Frankreich ſeine Gemälde auf dieſe Ausſtellung geſandt. Die ſeien aber auf derartige Ablehnung geſtoßen, daß die Volksmeinung teilweiſe ihre Entfernung aus der Ausſtellung verlangt habe. Gute deutſche Bilder der alten Schule(alſo große Berliner Kunſtausſtellung nicht Sezeſſion) wür⸗ den in Kanada ſicher Abnahme finden und zu ongemeſſenen hohen Preiſen im Lande unterzu⸗ bringen ſein. Alle möglichen Erleichterungen für die Verſendung der Gemälde würden dabei ge⸗ währt werden können. Vielleicht trei⸗y die in Betracht kommenden„ieiſe dieſer Arregung ein⸗ mal näher. Das Deutſchtum in Kanada ſpielt bei ſeiner zahlenmäßigen Schwäche naturgemäß nicht die Rolle wie in den Vereinigten Stagten von Nordamerika, hat ſich aber in den großen Städten mit großer Opferwilligkeit der Einzelnen auch ein deutſches Klubleben geſchaffen, daß namentlich angeſichts der außergewöhnlichen ſtrengen Tem⸗ perenzbewegung in Kanada dem Deutſchen das ſo gewohnte geſellige Leben ermöglicht. Da, wo die Deutſchen ſelber Städte begründet haben, haben ſie ſowohl in der Namengebung der Städte wie Berlin, Dresden, Waterloo, als auch in der Schaffung von deutſchen Zeitungen für die Auf⸗ rechterhaltung des Zuſammenhanges mit dem deutſchen Mutterlande gewirkt. Wenn der kon⸗ ſervative Premierminiſter Borden bei einer Agi⸗ tationsreiſe in dieſen Bezirken in der Stadt Ber⸗ uin, um ſich die Sympathien der Deutſchen zu ver⸗ ſchaffen, Schillers„Taucher“ deklamierte, dann zeugen dieſe kleinen Vorkommniſſe doch jedenfalls davon, daß das bedingungsloſe Untergehen im fremden Volkstum für den Deutſchen der Gegen⸗ wart nicht mehr zu befürchten iſt. Allerdings Heginnt ſich auch hier Frauenenergie oft als ſtär⸗ ker zu erweiſen, als die Energie der Männer und da wo die engliſche Frau dem Deutſchen zur Seite tritt, iſt das Deutſchtum der Kinder ge⸗ wöhnlich bedroht oder teilweiſe verloren. Ge⸗ länge es den Strom der deutſchen Auswanderung nach Kanada zu lenken, und könnten wir der kanadiſchen Regierung bezüglich der deutſchen Auswanderung Vergünſtigungen gewähren, ſo würden wir bei dem Dräng Kanadas, Menſchen zu gewinnen, ſicherlich große handelsvertragliche Vorteile eintauſchen können. Aber für uns er⸗ freulicher und für Kanada unerfreulicher Weiſe iſt unſere eigene Handelsbilanz ſo ungünſtig, daß Kanada für die Zukunft wohl auf eine intenſiv deutſche Einwanderung nicht wird rechnen kön⸗ nen. Wer aber eine Zeit ſeines Lebens zum Studium dort verbringen will, der wird nament⸗ lich in der kanadiſchen Landwirtſchaft und in dem ſich mächtig entwickelnden kanadiſchen Weſten die ihm für ſein Vorwärts.“ kommen in Deutſchland gewiß von Vorteil ſein werden. Aus dieſem Grunde iſt es auch zu be⸗ grüßen, daß mit Unterſtützung der kanadiſchen Regierung auf Anregung des Herausgebers der „Leipziger Illuſtrierten Zeitung“ in dieſem Jahr ein Beſuch Kanadas durch maßgebende In⸗ duſtrielle und Kaufleute erfolgen ſolle. Trotz aller Bekundungen der Zugehörigkeit zu England iſt ir dem Kanadier begreiflicherweiſe der Stolz auf ſein junges mächtig ſich entwickelndes Land ſtark ausgeprägt und ein Beſuch Kanadas durch hervorragende Vertreter des deutſchen Wirt⸗ ſchaftslebens wird ſicherlich einer künftigen Beſ⸗ ſerung der Handelsbeziehungen zwiſchen beiden Ländern beitragen können. Hohenzollern und Cumberland. Die Verlobung im Kaiſer⸗ hauſe. * Karlsruhe, 12. Febr. Die Kai⸗ ſerin reiſte heute abend.20 Uhr mit der Prinzeſſin Viktoria Luiſe und dem Prinzen Os⸗ kar von Preußen hier ab. Die Großherzogin Luiſe und das Großherzogspaar gaben den hohen Gäſten das Geleite zum Bahnhof. Gleich⸗ zeitig mit der Kaiſerin reiſte auch das Prinzen⸗ paar Max von Baden und Prinz Auguſt von Cumberland nach Berlin. Zur Verabſchiedung auf dem Bahnſteig waren ferner erſchienen der kommandierende General des 14. Armeekorps und der preußiſche Geſandte v. Eiſendecher. Vor dem Bahnhofsgebäude hatte ſich ein über⸗ aus zahlreiches Publikum angeſammelt, das den Fürſtlichkeiten lebhafte Ovationen darbrachte. Bei der Abfahrt des Zuges aus dem Bahnhof winkte die Prinzeſſin fortgeſetzt Abſchiedsgrüße zu. *Kaärlsruhe, 12. Febr. Die Karls⸗ ruher Feſttage fanden heute abend leider einen bedouerlichen Abſchluß durch einen Ungſecksfall, der ſich kurz nach 7 Uhr in der Alodemieſtaße ereignete. Das Automobil des Prinzen Ernſt Auguſtvon Cum⸗ berland, des Verlobten der Kaiſertochter, in dem der Prinz ſelbſt ſaß, überfuhr den 16 Jahre alten Lehrling Ludwig Gänger, wohnhaft in der Waldhornſtraße, der beim Spielen mit Ka⸗ meraden blindlings in das Automobil hinein⸗ gerannt war und von dieſem überfahren wurde. Der junge Mann trug einen Schädel, und einen Armbruch und außerdem mehrere Rip⸗ penbrüche davon und wurde ſchwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Prinz hatte ſich an der Verbringung des Verletzten in das Krankenhaus noch beteiligt worauf er in einem dem Prinzen Max gehörenden Automobil die Fahrt zum Bahnhof fortſetzte. Die Fortſetzung des Krieges. Die Kriegslage. Ww. Wien, 12. Febr. Die Neue Freie Preſſe meldet aus Konſtantinopel: Geſtern wurde der erneute Verſuch der Bulgaren, bei Jenikoej, ſüdweſtlich vom Derkes⸗ See, die Tſchataldſchalinie zu durchbrechen, nachheftigem Kampf ſiegreich abgewehrt. Der Geſchütz⸗ donner war bis ſpät abends in Vororten Peras hörbar. OLondon, 13. Febr.(Von unſ. Lond. Bur.) Aus Odeſſa wird der Daily Mail be⸗ richtet, daß die Paſſagiere eines ruſſiſchen Dam⸗ pfers, der geſtern vom Bosporus ankam erzähl⸗ 115 daß ſie vier große Transportſchiffe vollge⸗ Ofrop von Kleinaſien nach der bulgariſchen Küſte im Schwarzen Meer unterwegs angetroffen haben. Der Rampf um Adrianopel. OLondon, 13. Febr.(Von unſ. Lond. Bur.) Der Daily Mail wird aus Belgrad ge⸗ meldet, daß aus zuverläſſiger Quelle verlautet, daß Bulgarien von Serbien verlangt habe, es möge ſofort zwei weitere Diviſionen mit zuſam⸗ men 27 000 Mann nach Adrianopel ſchicken. Serbien habe zugeſagt, die gewünſchte Truppen⸗ verſtärklkung unverzüglich nach Adrianopel ab⸗ gehen zu laſſen. Rumünien und Bulgarien. * Sofia, 12. Febr. Der bulgariſche und der rumäniſche Delegierte, Sarawoff und Chika, hatten heute nachmittag im Miniſte⸗ rium des Aeußern ihre erſte Unterredung, die eine Stunde dauerte. Die Delegierten tauſch⸗ ten im Laufe der Unterhaltung in freundſchaft⸗ licher Weiſe ihre Anſchauungen über eine Ber⸗ ſtändigung in den ſchwebenden Fragen aus. Die Revolution in Mexiko. * Waſhington, 12. FJebr. Das Quartiermei⸗ ſteramt gibt bekannt, daß die Vorbereitungen für die Abſendung von Truppentrans⸗ porten von Newport⸗News nach Mexiko be⸗ endet ſind. Ob noch weitere Vorſichtsmaßregeln getroffen würden, wird wahrſcheinlich durch die Entwickelung der Dinge heute beſtimmt. Es be⸗ fänden ſich jetzt zwei amerikaniſche Kontreadmi⸗ rale in den mexikaniſchen Gewäſſern, einer an der Weſtküſte, ein anderer an der Oſtküſte. Alle Schiffe, die für den Dienſt in den mexikaniſchen Gewäſſern beordert worden ſeien, wären Schiffe erſten Ranges die eine Beſatzung von insgeſamt von je 700 Mann hätten. So würde die Be⸗ ſatzung der Schiffe der Vereinigten Staaten in den dortigen Gewäſſern noch vor Ende dieſer Woche eine Stärke von 5000 Mann haben. Die Kommandanten der Kriegsſchiffe ſollten ſowohl den Schutz der Europäer und Aſiaten, wie der Amerikaner übernehmen. * Newyork, 12. Febr. Nach Telegrammen aus Mexiko ſind die Aufſtändiſchen heute mor⸗ gen um 9 Uhr gegen den National⸗ palaſt vorgerückt. Sie ſchienen heute ſchwerere Geſchütze als geſtern zu benutzen und richteten ihr Feuer gegen den Palaſt und gegen höhere Gebäude im Geſchäftsviertel. Auf vielen von dieſen Gebäuden ſtellten die Bundestrup⸗ pen Maſchinengewehre und Scharfſchützen auf. Das vierſtöckige, maſſive Gebäude der Mutual Life Inſurance Company wurde durch die Auf⸗ ſtändiſchen in Brand geſchoſſen. * Mexiko(City), 12. Febr. Im weiteren Ver⸗ laufe des Kampfes ſind zwei Granaten in die Kabelſtation eingeſchlagen. Dieſelbe wurde ſtark beſchädigt. 300 Anhänger des General Zapata ſind in die Stadt eingerückt und haben die Bun⸗ destruppen angegriffen. OLandon, 13. Febr.(Von unſerm Londoner Bureau.) Der Korreſpondent der„Daily Mail“ in Mexiks telegraphierte ſeinem Blatte geſtern abend, daß ein Amerikaner namens White während der Kämpfe getötet und zwei Ame⸗ rikanerinnen, Hommot und Greffith, ſchwer verwundet wurden. Sie befanden ſich vor ihren Häuſern, nahmen aber an dem Kampfe keinen Anteil. Im ganzen ſollen über 1000 Per⸗ ſonen während des zweitägigen Straßenkam⸗ pfes getötet worden ſein. Die Zahl der Ver⸗ wundeten iſt unbekannt, ſie beträgt jedoch un⸗ zweifelhaft einige Tauſende. Der deutſche Ge⸗ ſandte Admiral v. Hinze und der amerikaniſche Geſandte begaben ſich zum Präſidenten Ma⸗ dero und ſandten gleichzeitig einen Vertreter zum General Diaz mit der Aufforderung, die Schlacht in den Straßen ſofort einzuſtellen, da ein ſolcher Kñampf gegen die Geſetze des Völkerrechts verſtoße. Daraufhin hörte das Feuer in den Straßen nach und nach auf. Die Einwohner ſtehen durchaus nicht auf Seiten des Generals Diaz. Das Feuer war ge⸗ ſtern ſtärker als am Tage vorher. Die Luft, ſo meldet der betreffende Korreſpondent, war voll von krepierenden Granaten. Sehr viele Häuſer wurden mehr oder minder ſtark beſchädigt. Das t mit ſchen Soldaten auf dem Wege]Gebäude des Vereins chriſtlicher lunge Män⸗ Feuilleton. Wie ſah Martin Luther aus? „Die unterhaltendſte Fläche auf der Erde für uns Menſchen iſt das menſchliche Geſicht.“ Dies Wort Lichtenbergs paßt ganz beſonders auf die äußere Erſcheinung der großen Männer. Im geiſtigen Verkehr mit dieſen Genies wird es uns zum perſönlichen Bedürfnis, auch zu wiſſen, wie ſie ausſehen. Den Veröffentlichungen, die ſich in letzter Zeit mit den Bildniſſen Goethes, Schillers, Rembrandts, Wagners und Bismarcks beſchäftigt haben, reiht ſich nun eine Sammlung von Luther⸗ Bildniſſen an, die Dr. Hans Preuß im Rahmen bon„Voigtländers Quellenbüchern“ herausgibt. Zum erſten Mal erhalten wir hier die literari⸗ ſchen und künſtleriſchen Dokumente kritiſch geſich⸗ tet und geordnet. Lukas Cranach, dem wir die authentiſchſten Darſtellungen des Doktor Martinus verdanken, hat auch ſeine Eltern in prächtigen Porträts feſt⸗ gehalten. Die derben, arbeitsbraunen Bauern⸗ geſichter der beiden Akten, aus denen der harte Daſeinskampf und die Strenge gegen ſich ſelbſt beredt zu uns ſprechen. zeigen große Aehnlichkeit mit den Zügen des Sohnes. Wenngleich der Re⸗ ſormator mehr dem Vaker ähnelt, ſo wird uns doch aus dem Bild der Mutter das Staunen Spa⸗ latins verſtändlich. der Luther in Beweaung und Geſichtsſchnitt ſeiner Mutter ſo fabelhaft gleich fand. Die älteſte Beſchreibung der äußeren Erſchei⸗ nung Luthers hat der Leipziger Humaniſt Moſel⸗ lanus 1519 gegeben:„Martinus iſt von mittlerer Größe. Sein Leib iſt mager, von Sorgen und Studieren ſo ausgeſogen, daß man, wenn man ihn in der Nähe betrachtet, beinah alle ſeine Knochen zählen kann. Er ſteht noch in kräftigem Mannes⸗ alter.“ Ein Jahr ſpäter erblicken wir ihn in dem erſten Kupferſtich, den Eranach von ihm geſchaf⸗ ſen. Es iſt ein herrliches Bild mit dem feinen ernſt geſchloſſenen Mund, der geſchwungenen Oberlippe, der kräftigen Naſe und den Augen voll ſchwermütigen Sinnens. Als Junker Jörg zeigt ihn das erſte der drei Cranachſchen Gemälde, die allein unter den maſ⸗ ſenhaften Produkten ſeiner Werkſtatt für zweifel⸗ los echt gelten können. Hier iſt er der ritterliche Reitersmann der Wartburgzeit„mit einem dicken Bart über all ſeinen Mund und Wangen!“ wie ihn ein Bericht aus dem Januar 1522 ſchildert, die rechte Hand auf den Knauf des Schwertes ge⸗ ſtützt, ſo wie ihn zwei Schweizer Studenten da⸗ mals im Schwarzen Bären zu Jena fahen. Nach ihrer Angabe„war er von einer natürlichen ziemlichen Feiſte, einem aufrechten Gang, alſo daß er ſich mehr hinter ſich, denn vor ſich neiget, mit aufgehobenem Angeſicht gegen den Himmel.“ Die beiden anderen Bilder Cranachs zeigen Luther als jungen Ehemann und erinnern an die Worte des GErasmus Alber:„Ein fein klar und tapfer Geſicht und Falkenaugen hatte er und war von Gliedmaßen eine ſchöne Perſon.“ Als Gegenſtück erſcheint neben ihm ſeine Frau Käthe, deren Geſicht gewiß nicht„wunderhübſch“ iſt, wie Erasmus allerlei Klatſch nachſprach, aber mit den klugen Augen und ſtarken Backenknochen ſo vecht die nüchtern tatkräftige Hausfrau veran⸗ ſchaulicht. Am wenigſten erfahren wir aus die⸗ ſen Bildern von Luthers Augen, die doch den größten Eindruck an ihm hervorriefen. Schon der erſte Rektor der Wittenberger Univerſität Pollich foll von dem jungen Mönch geſagt haben:„Dieſer Bruder hat tiefe Augen; er wird wunderſame Phantaſien haben.“ Und der Kardinallegat Ca⸗ jetan meinte nach der Unterredung, wie Myko⸗ nius berichtet:„Ich will mich nicht mehr mit die⸗ ſer Beſtie unterreden, denn ſie hat tiefe Augen und wunderliche Gedanken in ihrem Kopfe.“ An ſeinen braunen Augen bewunderte Melanchthon die freudige Helle; andere berichten von der Milde, die aus ihnen ſtrahlte, und Selneccer vergleicht ſie mit„Luchs⸗Adler⸗Habichts⸗ und Falkenaugen. ſo weit dieſe alle zu brennen ſcheinen.“ Wo aber den Freunden das Genie leuchtete, da glühte den Feinden der Wahnſinn. Aleander berichtet nach Rom von den„dämoniſchen Augen, mit denen ſich Luther bei ſeiner Ankunft in Worms umge⸗ blickt habe,“ und Dantiscus ſchrieb:„Seine Augen haben ein gewiſſes furchtbares Blitzen, wie man's hier und da bei Beſeſſenen findet.“ Leider haben die heute allgemein bekannten und verbreiteten Lutherbilder nichts von der feurigen und edlen Kroft. die dieſe echten Bildniſſe und Berichte ausſtrahlten, ſondern gehen auf ein ſchlechtes Bild aus Cranachs Werkſtatt zurück, das die behäbige Fülle des Alters in matte Ver⸗ ſchwommenheit ausarten läßt und nur die ſaufte Freundlichkeit des„frommen und teuren Haus⸗ vaters“ feſthält. Wie andersartig, wie viel kraft⸗ voller und genialer iſt dieſes authentiſche Luther⸗ bild, das uns aus den Zeugniſſen des ſchönen Buches entgegentritt! Hagemann in der Akademie für Zederamnn. Daß Hagemann ein volles Haus erhalten würde, war vorauszuſehen, beſonders in unſe⸗ rer Zeit der akuten Intendantenkriſe. Tatſäch⸗ lich war der Beſuch ſehr ſtark und noch viele mußten abgewieſen werden. Die Zugkraft Hagemanns liegt in ſeiner Perſönlichkeit, der man, man mag zu ſeinen künſtleriſchen Aeuße⸗ rungen ſtehen wie man will, mit Intereſſe be⸗ gegnen muß. Seine Draufgängerart, ſein im⸗ pulſives und doch ſicheres Vorwärtsſchreiten, ſein ſelbſtverſtändliches, faſt despotiſch zu nen⸗ nendes Künſtlerweſen imponiert, ebenfalls ſeine klare, faßliche Art zu ſprechen. Da iſt kein Wort zu viel, keine überflüſſige Gfühlsäuße⸗ rung, ſondern Satz reiht ſich an Satz in kon⸗ zentrierteſter, aber leicht faßlichſter Weiſe. Ebenfalls ſo knapp und prägnant ſind alle Er⸗ läuterungen. Es war ein wirklicher Genuß den Hagemannſchen Ausführungen zu folgen. Dr. Hagemanns Thema„Ohr oder Auged“ beantwortet ſich für jeden Einſichtigen ſchon —— Mannheim, 13. Februar. General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten(Mittagblatt). 5. Seite ner erhielt beſonders viele Granatſchüſſe, da die eine Partei den Turm dieſes Hauſes beſetzt hatte, der natürlich von den Kanonen des Geg⸗ ners aufs Korn genommen wurde. Auch das Gebäude der britiſchen Geſandtſchaft ſtand eine zeitlang unter Feuer, desgleichen die Bauwerke verſchiedener amerikaniſcher und engliſcher Ge⸗ ſchäftsunternehmungen und Geſellſchaften. Nach einer Standard⸗Meldung aus Mexiko ſind 3000 Gefangene, die die Partei⸗ gänger Diaz' vorgeſtern abend aus den Gefäng⸗ niſſen entließen, um ſie zu bewaffnen und als Hilfstruppen zu verwenden, zu einer furcht⸗ baren Gefahr für die Stadt geworden und auch für das Land. Mit den Waffen in der Hand begehen ſie allerlei Ausſchreitungen und brandſchatzen die Bevölkerung. Man befürchtet, daß ſie ſich, wenn es zu einer Ver⸗ ſtändigung zwiſchen beiden Parteien kommen ſollte, einfach auf das Land hinaus flüchten werden, um dort Räuberbanden zu bilden. Aus Newyork wird dazu berichtet, daß Präſident Taft noch immer zögert zu in⸗ tervenieren, obgleich alle Vorberei⸗ tungen zu einem bewaffneten Ein⸗ ſchreiten der Vereinigten Staaten bereits getroffen ſind. Man zieht Truppen zuſam⸗ men, die mittels Transportſchiffen nach Vera⸗ eruz geſchickt werden ſollen, um von dort nach der Stadt Mexiko zu marſchieren, wenn ſich dies als notwendig erweiſen ſollte. Mehrere nord⸗ amerikaniſche Schlachtſchiffe und Kreuzer ſind bereits nach mexikaniſchen Gewäſſern unter⸗ wegs. Der Raiſer im Deutſchen Landwirtſchaftsrat. * Berlin, 12. Februar. Die heutige zweite Sitzung des Deutſchen Land⸗ wirtſchaftsvats erhielt, wie bereits berichtet, durch die Anweſenheit des Kaiſers einen beſonderen Glanz. Mit ihm waren auch der Reichskanzler und die Miniſter Dr. Delbrück und Dr. Frhr. v. Schorlemer und der Staatsſekretär Dr. Solf und andere mehr erſchienen. Nachdem der Präſident Graf Schwerin⸗Löwitz den Kaiſer begrüßt und feinen Glückwunſch zur Verlobung im Kaiſer⸗ hauſe angefügt hatte, wofür der Kaiſer mit einer Verbeugung dankte, wurde ſogleich in die Tages⸗ idnung eingetreten und als erſter Punkt die Moßnahmen behandelt, die zur weiteren Pro⸗ duktionsſtelgerung der deutſchen Lanbwirtſchaft notwendig ſeien. Die drei Referenten hatten einen Beſchlußantrag vorgelegt, wonach es außer Zweifel ſtehe, daß die Deutſche Landwirtſchaft techniſch imſtande ſei, nicht nur die jetzige Bevölkerung des Reiches, ſondern auch die künftige vermehrte Volksmenge mit den wichtig⸗ ſten Nahrungsmitteln, insbeſondere mit Brot, Fleiſch und Kartoffeln in genügender Menge zu verſorgen. Es ſei nur nötig, zur Löſung dieſer Aufgabe alle betriebstechniſchen Errungenſchaften der Neuzeit auszunützen. Als erſter Redner ſprach über die Maßnahmen zur weiteren Pro⸗ duktionsſteigerung der deutſchen Landwirtſchaft auf der bisherigen Fläche Rittergutsbeſitzer von Lachow⸗Petkus. Der Redner zeigte, daß es möglich iſt, allein durch zweckmäßige Züchtung auf dem Gebiete der Pflanzen⸗ und Tierzucht unter Zuhilfenahme zweckmäßiger Ernährung, Bodenbearbeitung und Bodenhaltung faſt ungeahnte Werte zu ſchaffen und die Ernährung des deutſchen Volks durch eigene Produktion ſicherzuſtellen. Davauf richtete der Kaiſer, wie ſchon kurz be⸗ richtet, eine Anſprache an die Verſammlung. In dem Vortrag über die Erfolge der bei Kadinen unternommenen Meliorationen führte er an Hand ſiatiſtiſchen Materials, das er zur Verleſung brachte aus, daß die Melivrationen eine bedeu⸗ tende Steigerung des Getreidebaues, eine be⸗ trächtliche Vermehrung des lebenden Inventars und ein beſſeves Erträgnis an Futtermitteln er⸗ möglichten. Damit ſei der Beweis erbracht, daß die deutſche Landwirtſchaft tatſächlich ihre Pro⸗ puktivn erheblich ſteigern könne, ſodaß ſie den Be⸗ darf des deutſchen Volkes an Fleiſch und Brot⸗ getreide übernehmen könne. Allerdings wurde bei Kadinen hervorragendes Material auch an Saatgetreide und Saatkartoffeln verwendet. Die gewiß nicht unbeträchtlichen Aufwendungen hätten ſich aber doch gut verzinſt. Unter Heiterkeit der Anweſenden meinte der Kaiſer noch, man erwarte gewiß von ihm Mitteilung, was aus dem Bos indicus major geworden ſei. Er könne ſagen, daß auch dieſer Verſuch ſehr günſtige Reſultate ergeben hätte.(Händeklatſchen und Bravo.) Badiſche Polittk. Zwieſpalt im badiſchen Zentrum. In der letzten Zeit erhielt die Oeffentlichkeit wiederholt Kunde davon, daß innerhalb der ba⸗ diſchen Zentrumspartei nicht alles ſo einig und friedlich iſt, wie man es den Gläubigen vorzu⸗ täuſchen ſucht. Bald nach Beginn des Jeſuiten⸗ rummels, im Dezember vorigen Jahres, veröf⸗ fentlichte das Hauptorgan des badiſchen Zen⸗ trums, der„Badiſche Beobachter“ einen Artikel, in welchem den badiſchen Landtags⸗ abgeordneten ob ihrer Zahmheit und Fromm⸗ heit der badiſchen Regierung gegenüber ge⸗ hörig der Text geleſen wurde. Der Rüffel war damals wirklich nicht von ſchlechten Eltern, er ſcheint auch teilweiſe gewirkt zu haben, denn auf der Cohausz⸗Verſammlung vor etwa 2 Wochen in Karlsruhe ſchwur der Landtagsabgeordnete Neuhaus der Regierung gewaltige Rache. Allem Anſchein nach ge⸗ nügte das aber denen um Wacker noch nicht, denn in dem bekannten jungklerikalen Natur⸗ burſchen am Neckar, dem„Pfälzer Bote“ waren in der vergangenen Woche zwei Ar⸗ tikel enthalten, die mit denen um Fehren⸗ bach bös umſprangen und der beſtimmten Hoffnung Ausdruck gaben, daß Wacker, den vor kurzem ein bayeriſches Blatt den„Fluch der Politik des badiſchen Landes“ nannte, wieder in die Landtagsfraktion zurückkehren möge. Im„Pfälzer Bote“ wurde noch bedeutend ſchärfer als im„Badiſchen Beobachter“ dem Abg. Fehrenbach zu verſtehen gegeben, daß eine ſtattliche Anzahl von Zentrumsleuten mit der Art, wie er und ſein Anhang im letzten Landtag die Geſchäfte erledigt haben, nicht einverſtanden iſt. Der Riß im badiſchen Zentrums⸗ turm muß alſo ſchon ziemlich tief ſein, wenn gleich zwei Parteiorgane es unternehmen können, in breiter Oeffentlichkeit an der Ge⸗ ſchäftsführung der Landtagsfraktion Kritik zu üben. In Zeiten der Zwietracht und des Haders, die übrigens beim Zentrum keines⸗ wegs ſo ſelten ſind, als manche Nichtzentrums⸗ leute annehmen, werden bekanntlich Himmel und Hölle in Bewegung geſetzt, um Unſtim⸗ migkeiten nicht allzu laut werden zu laſſen, auf daß ſie das Licht der Oeffentlichkeit nicht erblicken. Und nun erheben zwei Zentrums⸗ blätter und zwar keine von den unbedeutenden, Anklage gegen die Landtagsfraktion, Anklage gegen Fehrenbach. Daraus ergibt ſich mit un⸗ leugbarer Deutlichkeit, daß die Uneinigkeit im badiſchen Zentrum größer iſt, als die meiſten es ahnen. Daß die beiden Zentrumsführer Wacker und Fehrenbach nicht an einem Strang ziehen, iſt eine alte, bekannte Tatſache. Wacker iſt trotz ſeiner großen Anzahl an Lebensjahren noch immer der tatendurſtige, ſtürmiſche Draufgänger, während Fehrenbach beſſer zu fahren glaubt, wenn er mehr diplomatiſche Wege einſchlägt. In einem der beiden Artikel des„Pfälzer Bote“ wird in dieſer Hinſicht mit Fingern auf Fehrenbach gedeutet; es heißt dort ausdrücklich: „Diplomaten und Friedensapoſtel haben noch nie eine Partei zum Siege geführt.“ Hinter Fehrenbach ſteht ſo ziemlich der Neee Zum Gewichte von 11 Pfd.= 5 Kilo zugelaſſen. größte Teil— und damit die Hauptmacht— der Partei und— der Preſſe. Daß nicht die geſamte Zentrumspreſſe Wacker zu Füßen liegt, erhellt daraus, daß Ende des Jahres 1907 in Freiburg, wo der„Freiburger Bote“ 42 Jahre lang die Intereſſen der Zentrums⸗ partei mit allem Nachdruck vertreten hatte, ein zweites Zentrumsblatt, die„Freiburger Tagespoſt“ gegründet wurde, die in den erſten Jahren ihres Daſeins manches Gerücht über ihre Exiſtenzunfähigkeit zu dementieren hatte. Gewiſſe Leute waren im Sommer 1907 ſo boshaft, zu behaupten, die„Tagespoſt“ ſei nur deshalb ins Leben gerufen worden, weil die Mitarbeit Wackers am„Freiburger Bote“ lange Jahre vorher nur noch in der Einſen⸗ dung von Berichtigungen auf Grund des§ 11 des Preſſegeſetzes beſtand. Ob das wahr iſt, wiſſen wir nicht, aber damals wurde es in Freiburg feſt behauptet. Der„Tagespoſt“ bedienen ſich hauptſächlich Wacker und ſein Adlatus Dr. Schofer. Feh⸗ renbach dagegen ſtehen die Spalten des„Fr. Bote“ offen. Dieſer iſt nun mit den Hieben, die ſein ſchwarzer Couleurbruder in Heidel⸗ berg, Fehrenbach Genoſſen verſetzte, nicht einverſtanden, ſondern charakteriſiert die Ar⸗ tikel als unartig und ſchreibt dann: „Was will der„Pf..“ damit erreichen, daß er Herrn Wacker gegen Herrn Feh⸗ renbach ausſpielt? Wir können die Ant⸗ wort ruhig offen laſſen, ſagen aber dem „Pf..“:„Das war ein ſchlechter Streich, Oktaviol“ Nach alle dem, was man in der letzten Zeit las, dürfte es nicht unwahrſcheinlich ſein, daß Wacker wieder in den Landtag einzieht und die Zügel wieder ſelbſt in die Hand nimmt. Aus Stadt und Land. *Mannheim, 13. Februar 1918. Das Bekleibungsamt bes 14. Armeekorps in Karlsruhe hat für das laufende Jahr die An⸗ fertigung einer größeren Zahl von Waffen⸗ röcken zu vergeben und wäre geneigt, hierbei auch Handwerksmeiſter zu berückſichtigen, ſo⸗ fern dieſe die erforderliche Sicherheit für probe⸗ mäßige und pünktliche Ausrüſtung bieten. Wenn mehrere Meiſter ſich zu gemeinſamer Uebernahme einer Lieferung vereinigen, dann hätte einer dem Bekleidungsamt gegenüber die Verantwortung zu übernehmen. Die Uniform⸗ röcke werden zugeſchnitten einſchließlich des er⸗ forderlichen Packmaterials den Unternehmern frei ins Haus geliefert. Die näheren Bedin⸗ gungen können vom Bekleidungsamt bezogen oder auf den Handwerkskammern eingeſehen werden. Angebote für die Anfertigung von Waffenröcken mit und ohne Litzen müßten bis ſpäteſtens 19. Februar bei den Handwerkskam⸗ mern eingereicht ſein. f * Einführung des Poſtpaketdienſtes in den Vereinigten Staaten von Amerika. In den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika iſt die Poſtver⸗ waltung mit der Einführung des Poſt⸗ paketdienſtes nunmehr vorgegangen. Bis dahin befaßte ſich die dortige Poſt nur mit der Beförderung kleinerer Warenpäckchen bis zum Gewicht von 4 Pfd., die als Briefpoſtgegen⸗ ſtände behandelt wurden. Das amerikaniſche Publikum war daher hinſichtlich des Paketver⸗ kehrs auf die Vermittelung von Expreßkompan⸗ nien angewieſen, die auch den Eiſenbahn⸗Eilgut⸗ verkehr in Händen haben. Mit der Zeit emp⸗ fand das Publikum die Monopoliſierung des geſamten Paketverkehrs in den Händen einiger wenigen großen Expreßkompanien, die die Ta⸗ rife nach Belieben feſtſetzen konnten, als drückende Laſt, und ſo gelang es jetzt der Re⸗ gierung, die Genehmigung des Parlaments zur geſetzlichen Einführung eines Poſtpaketdienſtes in den Vereinigten Staaten zu erhalten. Nach dem Geſetze ſind ſeit 1. Januar Poſtpakete bis Die Portoberechnung geſchieht wie in Deutſch⸗ land nach einem Zonentarif. Für die Zonen⸗ bildung wird das Gebiet der Vereinigten Staaten in Taxquadrate von rd. 55 Kilometer Seitenlänge eingeteilt. Die erſte Zone erſtreckt ſich, vom Mittelpunkte des Taxquadrats, in dem der Aufgabeort liegt, gemeſſen auf alle Taxqua⸗ drate, die ganz oder zum Teil im Umkreis von 50 brit. Meilen⸗ 80 Kilomtr. liegen, die 2. Zone auf die weiterhin im Umkreis von 150 Meilen gelegenen Taxquadrate, die dritte Zone bis 300 Meilen, die 4. Zone bis 600 Meilen, die fünfte Zone bis 1000 Meilen, die ſechſte Zone bis 1400 Meilen, die ſiebte Zone bis 1800 Meilen und die achte Zone für den Reſt der Taxquadrate. Alle Poſtpakete müſſen vom Abſender frankiert werden. Die Taxe beträgt für Pakete bis ein Pfund: 5 Cents für Sendungen nach der erſten Zone, 6 Cents nach der zweiten, 7 Cents nach der dritten, 8 Cents nach der vierten, 9 Cents nach der fünften, 10 Cents nach der ſechſten, 11 Cents nach der ſiebten und 12 Cents nach der achten Zone. Für Pakete von mehr als 1 Pfd. werden erhoben für das erſte die vorſtehenden Sätze, für jedes weitere Pfund 3 Cents nach der erſten Zone, 4 Cents nach der zweiten, 5 Cents nach der dritten, 6 Cents nach der vierten, 7 Cents nach der fünften, 9 Cents nach der ſech⸗ ſten, 10 Cents nach der ſiebenten und 12 Cents nach der achten Zone. In deutſchem Gelde be⸗ wegen ſich danach die Portokoſten für ein 5 Kilo⸗ gramm⸗Paket zwiſchen.47 Mk. lerſte Zone) und.54 Mk.(achte Zone). * Vorſicht bei Annahme von Dienſtbotenſtellen in Frankreich. Die kaiſerlichen Konſularbehörden in Frankreich werden in weitgehendem Umfang mit Vermittelungsanträgen deutſcher Dienſtboten befaßt, die ſich durch die Be⸗ handlung ſeitens ihrer franzöſiſchen Dienſtherrſchaft beſchwert fühlen. Deut⸗ ſchen Mädchen, die nach Frankreich in Dienſt gehen wollen, wird auf Grund der von den Konſularbehörden gemachten Erfahrungen emp⸗ fohlen, ſich vor Annahme einer Stellung über die Perſönlichkeit der Dienſtherrſchaft, erforder⸗ lichenfalls unter Inanſpruchnahme des zuſtän⸗ digen Konſulats, zu erkundigen. Vor Antritt des Dienſtes werden ſie ſich zweckmäßig mit einem Geldbetrage zu verſehen haben, der es ihnen, wenn ſie die Stellung etwa aufgeben, er⸗ möglicht, heimzureiſen oder wenigſtens ſich zu behelfen, bis ſie eine andere Stelle oder fremde Hilfe gefunden haben. Dem„Notadreſſenbüch⸗ lein des Internationalen Verbandes der Freun⸗ dinnen junger Mädchen“ wird in ſolcher Lage die erforderliche Belehrung zu entnehmen ſein. Dieſes, ſowie zur Legitimation einen Reiſepaß oder Heimatſchein ſollte ſich daher die in Frank⸗ reich Dienſtnehmende unbedingt beſchaffen. Vor der Annahme ſogenannter Stellungen„au pair“ iſt grundſätzlich zu warnen. Unter allen Um⸗ ſtänden empfiehlt ſich ein ſchriftlicher, zwei⸗ ſprachig abgefaßter Vertrag. Die hierbei zu be⸗ rückſichtigenden Geſichtspunkte ſind dem von dem Kaiſerlichen Konſulat in Paris gefertigten zweiſprachigen Vertragsmuſter zu entnehmen. Dieſe Vertragsmuſter werden von den Bezirks⸗ ämtern, Bürgermeiſterämtern und den öffent⸗ lichen Arbeitsnachweiſen unentgeltlich abge⸗ geben. Auch erhalten Mädchen, welche eine Dienſtſtelle in Frankreich annehmen wollen, bei den genannten Stellen unentgeltlich Rat. * Beſuch einer Heilsarmceekapelle aus Berlin. Daß die Heilsarmee in England und anderen Län⸗ dern ganz hervorragende Muſikkorps beſitzt, die ſich unſeren beſten Militärkapellen an die Seite ſtellen können, dürfte wohl ziemlich allgemein bekannt ſein. Nun wird der Beſuch der Stabs⸗ muſik dieſer Heilsarmee aus Berlin angekündigt, der beſten Kapelle der Heilsarmee in Deutſchland, die auf einer Muſikreiſe durch Württemberg, Baden, Elſaß⸗Lothringen und Thüringen begrif⸗ fen iſt und auch in unſerer Stadt ein beſonderes geiſtliches Konzert veranſtalten wird. Die Veranſtalkung findet am 22. Februar, um 8½% Uhr abends, im Ballhaus ſtatt. Auf dem Programm ſtehen außer Heilsarmeemürſchen und Kompoſitionen auch Excerpte aus den gro⸗ ßen deutſchen Meiſtern, wie Beethoven, Bach, Meherbeer, Mendelsſohn, Mozart, ſowie Män⸗ Abſt. Für die Bühnenkunſt beißt es„Ohr und linge⸗ und in dieſem Sinne beantwortete es auch der Vortragende. Er definiert im An⸗ fang ſeines Vortrages die Bühnenkunſt dahin, daß ſie eine tranſitoriſche(vorübergehende) Kunſt ſei, die ſich in der Zeit vollende. Das Bühnenbild, ſo führte er aus, ſei ein Kunſtwerk im Raum, wie das Bild. Die Doktorfrage ſei nur: in welchem Verhältnis ſtehen, theoretiſch und praktiſch geſprochen, bie einzelnen theatrali⸗ ſchen Kunſtwerke. In der Vergangen⸗ heit erinnert man ſich des Gegenſatzes zwiſchen Laube und Dingelſtedt. Laube bevor⸗ zugte die ſprachkünſtleriſche Wirkung und Din⸗ gelſtedt diejenige, die von der maleriſch durch⸗ gebildeten Szene ausgeht. Hieraus mußte ein Mittelweg geſucht werden und er wurde geſucht durch Richard Wagner und den Herzog von Meiningen. Aber beiden ſollte es doch nicht ganz glücken. Der Herzog von Meiningen war vorwiegend antiquariſch und auch Wagner vermochte ſich noch nicht zu der bildmäßigen Wirkung durchzuringen. Ihre Form der Büh⸗ nenkunſt konnte noch nicht zu einem Sieg der Harmonie der künſtleriſchen Idee werden. Die⸗ ſes durchzuſetzen vermochte erſt der moderne Regiſſeur oder Bühnenkünſtler. Auch wir er⸗ kennen den Wert des Dichterwortes durchaus an, auch wir berückſichtigen die hiſtoriſchen Werte, machen uns aber nicht zu deren Sklaven. Wir gehen vom räumlich Plaſtiſchen aus und berückſichtigen, daß jedes Werk ſeinen eigenen Stil hat. 8 Hagemann fkigzierte dann an einer Tafel den Gegenſatz in der Inſzenierung von Meiningen Und heute an dem zweiten Akt der Maria Stuart. Der Herzog von Meiningen ſchickte ſeinen Bühnenmeiſter nach London, um in hiſtoriſcher Treue den Saal zu erhalten, in dem die drei Szenengruppen des 2. Aktes ſpielen. Wir Heu⸗ tigen konſtruieren einen Raum, in dem wir die Geſchehniſſe ſich vollziehen laſſen. Um das Hiſtoriſche kümmern wir uns zunächſt garnicht. Der Herzog inſzenierte aus dem Hiſtoriſchen her⸗ aus, wir aus der Szene Hagemann verwies auf die in der Theater⸗ kunſt⸗Ausſtellung vorhandenen Skizzen und ſuhr dann fort: Hier haben wir nur feſthalten kön⸗ nen, was zunächſt feſtzuhalten war, was auch zu ſchauen iſt. Doch damit iſt das Schau⸗Pro⸗ blem noch nicht erſchöpft. Das eigentliche Schau⸗ problem iſt der Schauſpieler; nicht allein, ſon⸗ dern in beſtimmten Beziehungen zum Raume und zu den übrigen Mitwirkenden. Die Grup⸗ pierung gilt uns als das Wichtigſte. Das ſind aber die ſtetigen Veränderungen, die nicht feſt⸗ zuhalten möglich ſind. Der Vortragende kommt dann auf die Grund⸗ prinzipien der modernen Regie zu ſprechen und ſchickt eine kurze hiſtoriſche Einleitung vor weg. Nach ſeiner befinden wir uns augenblicklich in der ſechſten Phaſe, die ſich durch Ibſen und Strindberg kennzeichnet und ſt uern ſo langſam einer neuen, die durch Herbert Eulenberg zu bezeichnen iſt, entgegen. Hagemann ließ dann im Lichtbild die verſchie⸗ denen Formen der Bühne vorüberziehen und bezeichnete hierbei das Mannheimer Theater als das ſchönſte der Schillerperiode. Um bei den Inſzenierungen zur Form zu kommen, müſſen wir zunächſt ſeben. was wir ſpielen wollen. Es ſind zwei Gruppen zu unter⸗ ſcheiden. Erſtens, die aus dieſer Zeit, der Illu⸗ ſionsbühne, entſtanden ſind, und zweitens alle die Stücke, die zeitlos ſind(Shakeſpeare, Hebbel U..). Bei dieſen letzteren iſt man gezwungen zu ſtiliſieren und es war unſinnig, dieſe in einem naturaliſtiſchen Rahmen zu geben. Die Forderung erhebt ſich hier nach einem idea⸗ liſtiſchen Rahmen, der aus dem betreffenden Stücke ſich ergibt. Es ergeben ſich alſo zwei zu löſende Probleme: 1. Wie verbeſſern wir un⸗ ſere Illuſionsbühne und 2. wie verſchaffen wir uns eine Idealbühne, die wir für Shakeſpeare ete, brauchen. Hagemann erläutert an einer Skizze dann die alte Kuliſſen⸗ und die neuere Bühne mit dem Rundhorizont und erläuterte die Vorteile des letzteren. Dieſen verwandte er hier zuerſt bei ſeiner Meiſterſingeraufführung. Mit der Illuſionsbühne kommen wir nicht mehr aus. Für Shaleſpeare iſt durchaus eine Idealbühne zu verlangen, eine bühnenmäßig empfundene. Die Dekorationen ſind ihrer eigentlichen Beſtimmung zurückzugeben, den Rahmen zu umſchließen. Zu erſtreben iſt eine durchaus maleriſche Wirkung im ſtiliſierten Raum. Die Hamlet⸗Aufführung am 19. 11. 07 im Mannheimer Hoftheater war in dieſer Be⸗ ſtrebung ein Markſtein. Im Lichtbild erſcheinen hierzu die Szenen⸗ bilder aus dem Hamlet, Taſſo und Gyges. Doch mit den dekorativen Beſtrebungen auf der Szene iſt es noch nicht getan. Ein weiteres wich⸗ tiges Element iſt die Gruppierung der Darſteller, die ſich nach beſtimmten Geſichtspunkten regelt. Der Regiſſeur muß dieſe bis zu den letzten Fein⸗ heiten feſtlegen. Prafktiſche eſhiſche und dramafur⸗ giſche Bedingungen ſind hier zu erfüllen. Der Bühnenkünſtler iſt nicht nur ein Bildner, ſondern hat auch die Figuren zu bewegen. Es handelt ſich um die dramaturgiſch⸗logiſche und äſthetiſch⸗dich⸗ teriſche Gliederung des Aktes. Aufgabe der Regie iſt die ſichtbane und hörbare Schöpfung des Büh⸗ nenwerkes, das aus der Grundidee des Werkes entſteht. An einer Szenenzeichnung des Oſter⸗ ſpazierganges und einer Szene aus Wallenſtein (dieſe gelang ihm hier in Mannheim noch nicht ganz, denn, wie Hagemann humorvoll ſagte, ſind ihm die guten Ideen erſt ſpäter eingefallen), ver⸗ deutlichte das Dr. Hagemann an der Tafel. Auch an Stücken Oskar Wildes demonſtrierte er Aufgaben der modernen Regie, wobei Hage⸗ mann eine ſcharfgeiſtige Analyſe des engliſchen Charakters zum beſten gab. Zum Schluſſe erörterte dann der Vortragende das Körperkultur⸗Problem für den Schauſpieler, In ausführlicher Weiſe ging er auf das Syſtem der Duncan und des Profeſſor Daleroze ein. Von dieſem letzteren würden die Schüler zu Kapell⸗ meiſtern erzogen. Dieſen Grundfehler habe die⸗ Duncan nicht, denn ſie ſei zum Glück unmuſikaliſch. Sie kommt vom freien Tanz. Nicht rhythmiſche Gymnaſtik ſei die Forderung, ſondern gymna ſtiſches Tanzen, um die Ausdrucksmöglichkeiten zu fördern. Ein künſtlertſches Theater würde nur dann möglich ſein, wenn die Darſteller künſtleriſch vollendete Ausdrucksmöglichkeiten beſitzen. Die können ſie aber nur durch eine gymnaſtiſche Kör verkultur erreichen. 6. Seite. General⸗Anzeiger, Badiſche Nenen Nricklen(Mittaahlatt) Mannheim, 13. Februar. nerchorgeſänge. Den Vorſitz führt Kommandeur Mac Alonan, der Leiter der Armee in Deutſchland. Handels⸗Hochſchule Mannheim. Die neuen Prüfungsordnungen ſind von der Großh. Regierung genehmigt worden und treten mit dem 15. April d. IJs. in Kraft. Die Aenderungen gegen früher ſind grundſätzlicher Art. Es galt bei der ver⸗ hältnismäßig ſehr kurzen Dauer des Studiums vor allem, den Studierenden durch die Umgeſtaltung der Prüfungsordnung eine weſentliche Ver⸗ tiefung ihrer Hochſchulbildung zu er⸗ mögllchen. Deshalb die Beſchränkung der allgemei⸗ nen Diplom⸗ und der Lehramtsprüfung auf 2 Haupt⸗ und 2 bezw. 3 Nebenfächer; deshalb die wiſſenſchaft⸗ liche ſchriftliche Arbeit, die ſechs Wochen vor dem Prüfungstermin abzugeben iſt. Neben der all⸗ gemeinen iſt eine höhere Diplomprüfung eingerichtet, welche Studierende, die die allgemeine abgelegt haben, zu einem beſonderen Berufsſtudium auregen ſoll. Vorausſetzung dieſer Prüfung iſt das akabemiſche Triennium. Die neue Orbdnung der Diplomprüfung ermöglicht es ferner, daß Hoſpi⸗ tanten, deren Vorbildung den Anforderungen für ordentliche Studierende entſpricht, wenn ſie den Nach weis erbringen, daß ſie mit Erfolg die grundlegen⸗ den Vorleſungen gehört haben, bei ihrer Ein⸗ ſchretbung als ordentliche Studierende behufs Ab⸗ legung der kaufmännichſen Diplomprüfung bis zu 2 Semeſtern angerechnet werden können. Die Prüfung für das Lehramt an Handelsſchulen iſt aus ähnlichen Gründen, wie bei der Diplomprüfung ausgeführt, in eine handelswiſſenſchaftliche und eine ſprachliche Prüfung zerlegt. Die Prüfungsordnungen enthalten ſchließlich für Herren und Damen, die die Hochſchule bereits verlaſſen haben, eine ganze Reihe von Mög⸗ lichkeiten der Weiterbildung. * Handels⸗Hochſchule. Am Freitag, den 14. Fe⸗ bruar findet eine warenkundlich technologiſche Ex⸗ kurſion zur Beſichtigung der Oberrheini⸗ ſch en Metallwerke ſtatt. Zuſammenkunft vor der Fabrik 3 Uhr nachmittags Fabrikſtattonsſtraße (inie 7 der Straßenbahn). Am Samstag, den 15. Februar wird die Maſchinenfabrik von Brown, Boveri u. Eo. Akt.⸗Geſ. beſichtigt. Verſamm⸗ lung der Teilnehmer 9,15 Uhr vor der Fabrik. Vor⸗ findet Donnerstag, 18. Februar in Saal ſtatt. *Maunheimer Altertumsverein. Auf dem nächſten Vereinsabhend, der Montag, 17. FTebruar, abends 0 Uhr, im Saale der Loge „Karl zur Eintracht“(L. 8, 9) ſtattfindet, wird Herr Großh. Oberbauinſpektor Dr. phil. Fritz Hirſch gus Bruchſal einen Vortrag über das Bruch⸗ faler Schloß halten. Der Redner, unter deſſen Leitung die Wiederherſtellung dieſes hervorragenden geſchichtlichen Baudenkmals vollendet worden iſt, darf wohl als der beſte Kenner des Bruchſaler Schloſſes und ſeiner Baugeſchichte gelten. Der Vortrag wird daher zweifellbvs in weiteſten Kreiſen beſonderes Intereſſe erwecken. Der Zutritt iſt für Jedermann frel; die Mitglieder der hieſigen Architekten⸗ und In⸗ genieur⸗Vereine ſind beſonders dazu eingeladen. * Der Storch hat ſich bereits in verſchiedenen Gegenden der Pfalz eingeſtellt, ein Zeichen eines ungewöhnlich frühen Frühlings. * Mit den Vorarbeiten zum Bau des Werkes der Heberlandzentrale in Homburg iſt bereits be⸗ gonnen worden. An der Blies wird zwiſchen Bliesbergerhof und Beeden eine große Stauan⸗ lage errichtet. Das hieraus gewönnene Waſſer wird in einem ein Kilometer langen Kanal dem Ueberlandwerke als Kühlwaſſer für den von den Turbinen verbrauchten Dampf in Oberflächen⸗ kondenſatoren zugeführt, um ſodann der Blies wieder zugeführt zu werden. Am 25. Februar findet in Beeden ein Verhandlungstag über die Hergabe des notwendigen Gebäudes ſtatt. Verhaftung. Der Chauffeur Heinrich Lach⸗ ner aus Schweisweiler wurde geſtern hierſelbſt derhaftet unter der Beſchuldigung, ein Sitt⸗ lichkeitsverbrechen begangen zu haben. Er ſollte ſich vorgeſtern wegen Beleidigung eines Schußmannes vor dem Schöffengericht verank⸗ worten, erſchien aber nicht zu dem Termine. Geſtern nachmittag kam er mit ſeinem Auto von Straßburg zurück und wurde wegen des genann⸗ ten Verbrechens in Haft genommen. * Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Heinrich Ernſt, Stamißſtraße 4 hier, wurde das Konkursverfahren er⸗ öffnet. Konkursverwalter iſt Kaufmann Theod. Michel, K 3, 17. Konkursforderungen ſind bis zum J. März anzumelden. Prüfungstermin am 11. März. *Mutmaßliches Wetter am Freitag und Sams⸗ tag. Unter dem Einfluß des über Weſteuropa liegen⸗ den Hochdrucks, deſſen Kern ſich jetzt mit 780 mm üÜber Englaud befindet, iſt für Freitag und Sams⸗ tag fortgeſetzt trockenes und auch mehrfach heiteres, tagsüber ziemlich mildes, nachts zu Froſt geneigtes Wetter zu erwarten. * Berichtigung. Wir brachten in der letzten Nummer die Mittetlung, daß Zimmermann Johann Ehriſtian Muth von Oftersheim wegen Verdachts CCCCCCCCCCCCTCTTTCTCCTTTTVTVTPVPPGTVTGTbTGTGGTGTGTGVTVTVTVTTVTCTVT(TTTV—— des Meineids verhaftet worden ſei. Herr.⸗A. Dr. Deutſch erſucht uns nun aufgrund des§ 11 des Preßgeſetzes, dieſe Nachricht dahin zu berichtigen, daß es ſich nicht um eine Verhaftung ſeines Clienten, ſondern um den Vollzug eines Vorführungs⸗ befehls zum Verhandlungstermin vom 12. Fe⸗ bruar gehandelt hat. Muth iſt auch nicht wegen Meineids, ſondern wegen fahrläſſigen Falſcheids an⸗ geklagt geweſen und geſtern freigeſprochen worden. 8 Vereinsnachrichten. Die Ortsgruppe Ludwigshafen⸗Mannheim des A. U. R. hielt am Dienstag ihre monatliche Mitgliederverſammlung ab. Für den plötzlich erkrankten Redner trat der erſte Vorſitzende, Dr. Wolf, ein. Er ſprach über den pfälzer Helden Franz v. Sickingen und zeichnete ihn als den tapferen Beſchützer der Bedrückten und als welt⸗ klugen, weit über die Mehrzahl ſeiner Zeitgenoſſen ſtehenden Staatsmann, den ein tragiſches Geſchick auf der Höhe ſeines Ruhmes zu Boden ſchmetterte. Mit einem Hinweis auf die am Donnerstag im „Pfälzer Hof“ ſtattfindende öffentliche Ver⸗ ſammlung, in der Generalſekretär Wahl über „Die ultramontane Preſſe“ ſpricht, wurde die gutbeſuchte Verſammlung geſchloſſen. Vergnügungen. * Roſengarten⸗Konzert. Die Kapelle des In⸗ fauterie⸗Regiments Prinz Karl(4. Gr. Heſſ.] Nr. 118 aus Worms veranſtaltet unter Lei⸗ tung des Herrn Ober⸗Muſikmeiſter Röſel am Sonntag, den 16. Februar, abends 8 Uhr, im Nibe⸗ lungenſaal einen Operettenabend, in deſſen Verlauf Ouverturen und Bruchſtücke aus den belieb⸗ teſten Operetten zur Wiedergabe gelangen. Ein⸗ trittspreiſe 50 3. OGeffentliche Vechniker⸗ verſammlung. vom Deutſchen Techuiker⸗ verband(Zweigverwaltung Mannheim) im großen Saal des„Rodenſteiner“ veranſtalteten öffentlichen Verſammlung behandelte Herr Architekt J. Bender⸗München das Thema:„Die tech⸗ niſchen Beamten und Angeſtellten und das öffentliche Leben“. Der Referent be⸗ zeichnete einleitend den Technikerverband als ein Produkt der neuen wirtſchaftlichen Entwicklung nach der Einführung der Gewerbefreiheit. Er umfaßt heute in den Stgats⸗, Gemeinde⸗ und Privatbetrie⸗ ben Deutſchlands eine Maſſe von 2 Millionen An⸗ geſtellten. Aber dieſer wirtſchaftliche Aufſchwung hatte neben der Umformung von beſtehenden Zuſtän⸗ den, z. B. auf dem Gebiete des Städtebauweſens, im Gefolge, daß die ſelbſtändigen Betriebe mehr und mehr ſich verringerten und die Zahl der abhängigen Angeſtellten immer größer wurde. Bei aller Wür⸗ digung der kulturellen und wirtſchaftlichen Ver⸗ dienſte der Technik müſſe aber feſtgeſtellt werden, daß mit dieſer Aufwärtsbewegung die Verbeſſerung in der wirtſchaftlichen Lage ber techniſchen Angeſtellten nicht gleichen Schritt gehalten hat. Die neueſten Er⸗ mittelungen des Deutſchen Technikerverbandes haben z. B. ergeben, daß 50 Prozent aller techniſchen An⸗ geſtellten unter 2000% Einkommen beziehen. Neben den ſchlechten Gehältern habe man aber auch über ſchlechte Arbeitsverhältniſſe, wie hohe Arbeitszeit ete. In einer zzu klagen. Weiter liege die Sonntagsruhe im tech⸗ niſchen Stand ſehr im axgen und im Reichstag müſſe man ſehen, daß eine Beſeitigung der Schäden der Konkurrenzklauſeln nur den kaufmänniſchen An⸗ geſtellten und nicht„den Pinonieren der Kultur“ zugebilligt werden ſoll. Baden habe ſich für die Intereſſen der techniſchen Angeſtellten nicht als „Muſterländle“ erwieſen; denn in der badiſchen Eiſenbahnverwaltung ſehen ſich viele nichtetatmäßige techniſche Beamten der Gefahr ausgeſetzt in nächſter Zeit vor die Türe geſetzt zu werden. Es iſt be⸗ merkenswext, daß unter den Mitgliedern der ſtaat⸗ lichen und gemeindlichen Körperſchaften ſich faſt gar keine Techutker befinden. Eine Verbeſſerung der wirtſchaftlichen und ſozialen Lage der techniſchen An⸗ geſtellten kann nur herbeigeführt werden, wenn auch die techniſchen Berufsaugehörigen das erkennen, was andere Stände längſt erkannt und praktiſch ange⸗ wandt haben: Das Machtmittel der Or⸗ ganiſation. Da von dem gegenwärtigen Reichs⸗ tag für die techniſchen Angeſtellten wenig zu erhoffen ſei, ſo bleibe nur der Weg der Selbſthilfe lübrig, die in den verſchiedenen Verbandseinrich⸗ tungen zum Ausdruck kommt. Der Redner bezeich⸗ nete es als eine Pflicht eines jeden Standesangehö⸗ rigen ſich in den politiſchen Parteſen einzu⸗ finden und in ihnen für die Angelegenheiten des Technikerſtandes zu wirkeu. Der Referent umſchreibt dann noch in längeren Ausführungen die Bedeutung des Organiſationsgedankens und warnt zum Schluß vor jedweder Abſplitterung von der Organiſation des Deutſchen Technikerverbandes, insbeſondere zu Gunſten der beabſichtigten Gründung eines Deutſch⸗ nationalen Technikerverbandes. Die Verſammlung quittierte die temperament⸗ 1 755 Ausführungen des Referenten mit lebhaftem eifall. In der angeordneten Diskuſſion wurde das Wort nicht begehrt. In ſeinem Schlußwort wies der Referent nochmals auf die ungünſtige Lage des Tech⸗ nikerſtandes u. auf das Erfordernis des organiſato⸗ riſchen Zuſammenſchluſſes hin und empfahl ſchließ⸗ lich den Beitrikt zum D..⸗V. Hierauf ſchloß um 11 Uhr der Vorſitzende die Verſammlung. 5 eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Aus dem Großherzogtum. Schwetzingen, 10. Febr. Unter dem Vorſitze des Herrn Geh. Regierungsrats Dr. Aſal hier fand geſtern die ſehr gutbeſuchte General⸗Verſammlung des Land⸗ wirtſchaftlichen Bezirks vereins Schwetzingen in der Glashalle zum„Wil⸗ den Mann“ hier ſtatt. Der Vorſitzende begrüßte die Erſchienenen und gab den Tätigkeitsbericht für das abgelaufene Vereinsjahr bekannt. Das Jahr 1912 habe einen befriedigenden Verlauf ge⸗ nommen. Die Mitgliederzahl ſei von 581 auf 568 zurückgegangen. Dieſe Abwärtsbewegung werde auch anderwärts beobachtet und ſie ſcheine noch nicht am Ende angelangt zu ſein. Die Gründe ſeien einmal in der fortſchreitenden In⸗ duſtriealiſierung unſeres Bezirks, dann aber auch in der ausgebreiteten Tätigkeit der Landwirt⸗ ſchaftskammer zu ſuchen, die den landwirtſchaft⸗ lichen Bezirksvereinen die Hauptarbeit abgenom⸗ men habe. Dem Bericht iſt u. a. noch zu ent⸗ nehmen, daß durch die Vermittelung des Vereins für über 300 M. Obſtbäume bezogen und die Mitglieder mit einem Nachlaß von 35 Pfg. pro Baum(wovon der Kreis 20 Pfg. und der Verein 15 Pfg. trug), abgegeben wurden, daß die beiden Ziegenzuchtvereine Schwetzingen und Altlußheim ſich der Kreis⸗ und Vereinsbeihilfe würdig erwie⸗ ſen haben und daß die Erfahrungen mit der Ge⸗ flügelprämiierung(115 M. Aufwand für Preiſe) nur gute waren. Redner bedauerte den geringen Beſuch der landwirtſchaftlichen Kreiswinterſchule Jadenburg aus den Orten des Amtsbezirks. Hinſichtlich der Hagelverſicherung ſollte in den einzelnen Gemeinden erheblich mehr geſchehen. Nachdem der Vorſitzende noch auf die Haftpflicht⸗ verſicherung bei der Landwirtſchaftskammer hin⸗ gewieſen hatte, gab er bekannt, daß die im März d. J. ſtattfindende Saatgut⸗ und Kartof⸗ felausſtellung nach den eingelaufenen An⸗ meldungen gut beſchickt werde Der Kaſſenbericht ſchließt mit einem Ueberſchuß von 419 M. Dem Rechner Schilling wurde mit dem Danke für ſeine ſorgfältige Kaſſenführung Decharge erkeilt. Der Voranſchlag 1913 erhielt die Zuſtimmung der Verſammlung, ebenſo ein Antrag Schrank⸗ Hockenheim, für Schweinezucht 200 M. einzu⸗ ſtellen. Bei Punkt„Verſchiedenes“ verbreitete ſich Herr Bürgermeiſter Ding⸗Edingen in län⸗ geren Ausführungen über den Beſuch der land⸗ wirtſchaftlichen Winterſchule in Ladenburg, über Kreisbeihilfen, Ziegenzucht, Hagel⸗ und Haft⸗ pflichtverſicherung. Ueber die Verwendung eines ev. größeren Kreisbeitrags für Ziegenzucht gab Herr Profeſſor Treiber⸗Plankſtadt einige An⸗ regungen. Herr Landwirt Geiſt⸗Ketſch er⸗ mahnte die Landwirte, mehr Viehzucht zu treiben und die Kälber ſelbſt aufzuziehen. Für das aus dem Bezirk verzogene Direktionsmitglied, Guts⸗ verwalter Hagenbucher:Inſultheimerhof wurde deſſen Nachfolger, Herr Verwalter Dahm, durch Zuruf gewählt. Mit der üblichen Geräteverloſung ſchloß die Verſammlung. )6Karlsruhe, 7. Febr. Den Verfaſſern der preisgekrönten Entwürfe für die Bebau⸗ ung des alten Bahnhofgeländes und des Feſtplatzes(Architekt und Kunſtmaler Wilhelm Lingenfelder, Architekt Ernſt Staiger und Dipl.⸗Ingenieur Hans Schmidt) wird je ein Preis von 2000 M. nach dem Spruche des Preisgerichts ausbezahlt. (Pforzheim, 11. Febr. Der Unbekannte, der vor einigen Tagen im Walde bei Hohenwart eine Krankenſchweſter überfiel, ſie ihres Handtäſchchens beraubte und an ihr ein Sittlich⸗ keitsverbrechen zu verüben ſuchte, konnte nun ermittelt werden. Es iſt der Schneider S. Braun aus Freudenſtadt. Er wurde verhaftet. Pfalz, Heſſen und Amgebung. p. Neuſtadt a.., 11. Febr. Pfälzer Blät⸗ ter berichteten kürzlich von einem Ueberfall auf eine Frau am Eingange des Schöntals. Der Unbekannte ſollte der Frau ein mit Jod ge⸗ tränktes Tuch über den Kopf geworfen haben, wodurch ſie betäubt wurde. Der Mann habe ſie dann in den Wald geſchleppt, um ein Sitt⸗ lichkeitsverbrechen an ihr auszuüben. Jetzt Dr. Hagemann, der ſchon zu Anfang recht leb⸗ haft begrüßt wurde, fand für ſeine Ausführungen reichen Beifall. In überaus ausführlicher und intereſſanter Weiſe hat übrigens Dr. Hagemann das in dieſem Vortrag behandelte Problem in ſeinem Buch „Regie, die Kunſt der ſzeniſchen Dar⸗ ſtellung“, das bereits in dritter Auflage bei Schuſter und Löffler, Leipzig, erſchien, krörtert. Die Fülle des darin niedergeleg⸗ ten hiſtoriſchen Wiſſens, die Gründlichkeit der Be⸗ handlung, die feſſelnde Darſtellung, machen das Buch zu einem wirklichen„Handbuch“ ſowohl für den Fachmann wie Laien. Kunſt, Wiſſenſchaft u. Leben. Wie trägt man den Handſchuh? Die Antwort erſcheint zunächſt ſehr einfach auf der Hand. Aber das iſt nur halb richtig. Die Mode, die ſich über die nüchternen Geſete der Zweckmäßigkeit gern mit launiſcher Anmut hinwegſetzt, will es ſeit einiger Zeit anders: und ganz London gehorcht ihr bereits aufs Wort. Die wahrhaft elegante Dame und ebenſo der echte Gentleman— ſie tragen den Handſchuh nicht mehr ganz in der Hand, ſie tragen ihn nur noch halb.„Niemand, der heute auf ſeine äußere Erſcheinung und auf ſeine Kleidung Wert legt und nur als halbwegs gutgekleidet gelten will, zieht den Handſchuh noch ganz an und knöpft ihn ordentlich am Handgelenk zu.“ Der Leiter eines der faſhionableſten Handſchuhgeſchäfte Lon⸗ dons erzählte das, diskret lächelnd, dem Mitar⸗ beiter eines engliſchen Blattes; und nach einer Pauſe ſtiller Nachdenklichkeit fügt er hinzu:„Die einzige korrekte Art, heutzutage einen Handſchuh zu tragen, iſt folgende: man zieht den Handſchuh über die Finger und über den Handrücken. Aber man hüte ſich, ihn bis zum Handgelenk hinauf⸗ zuziehen oder gar zu ſchließen. Das wäre ein Verſtoß gegen die Mode. Nein, man klappt die oberen Handſchuhenden zurück und zwar ſoweit, daß das zurückgeklappte Ende genau die Hand⸗ knöchel erreicht. Es iſt wichtig, daß der zurück⸗ geſchlagene Saum genau mit den Fingerknöcheln abſchneidet, man hüte ſich um Gottes willen, ihn weiter vorſtehen zu laſſen oder kürzer umzuklap⸗ pen, denn ſonſt iſt man nicht ganz up to date. Und das gilt für die Damen ebenſo wie für die Herren. Der Kultus des halbzurückgeklappten Handſchuhes hat ſich ſo ſchnell und ſo allgemein eingebürgert. daß neulich ſogar ein funger Sweſ zu mir kam und mich fragte, ob ich die Hand⸗ cchuhe nicht gleich zurückgefſappt herſteſlen könnte genau ſo, wie das eine Zeit lang mit den aufge⸗ krempelten Beinkleidern bei den Herren Siftte war.“ Immerhin, dieſer Kultus verdient Be⸗ achtung: als die einzige Mode, die nicht beſondere Koſten verurſacht —— . rrr 2 5 2 In Nenedig. Dem Manen Richard Wagners vyn Frauz Held. Weiche Nacht belzeidet köſtlich grün den großen Kanal, wie eine leiſe Zofe. Ueber dem Palazzo Vendramin ſtand der Vollmond in milchweißem Hofe. All die Scheine der Heiligen, lang von Stolen, die im Dom verzerrte Geſichter kränzen, Pah, was ſind ſie gegen die Ton⸗Gloriolen, die des Santo Picardo Stirn umglänzenl Von der Piazza, wie aus Inferno Toren, ſtöhnt des Fliegeuden Holländers Menſchenqual. Ueber⸗Götter alle, die Wagner geboren, ſeh ich ſchweben längs dem großen Kanal. Lohengrin auf dem Schwanenkahne gleitet. Brünhild jach den rieſigen Rappen reitet: Starr zwei ſchwarze Pfähle ſeh ich dort ragen: Hundings Speer und jenen des grimmen Hagen. Fenſterſäulchen, gereiht, wie Orgelpfeifen— Die Choräle der Büßer pilgernd ſchweifen, und mich rüttelt ein pochendes Glockenläuten: Ritter des Grals, die vom Meergrund lichtwärts ſchreiten. Im Palaſt Moncenigo— der Gondoliere ſagts, hat Byron gewohnt einſt—„eceo qua!“ Ach, was kommt er mit Namen mir in die Quere, während ich bete? Was iſt mir Hekuba? Was lſt mir Byron, wenn ich mich ſchauernd verſenke in ſenes Halbgotts ſchmetterndes Sphärenkreiſen? Weltbürger rühm ich mich— doch wenn 7 85 enke erfüllts mich mit hohem Stolz, ein Deutſcher zu heißen. wurde feſtgeſtellt, daß die Frau, eine Witwe, ſich ſchon längere Zeit in anderen Umſtänden befindet und den Ueberfall zur Wahrung ihrer Frauenehre nur fingiert hat.— Die hieſigen Schuhmacher beſchloſſen in Anbetracht der hohen Lederpreiſe die Einführung eines Min⸗ deſttarifs, der einen Lohnaufſchlag von 10 bis 15 Prozent für Schuhmacherarbeit vorſieht. Lampertheim, 11. Febr. In einer geſtern dahier ſtattgehabten gutbeſuchten Ver⸗ ſammlung der vereinigten Land⸗ wirte wurde zu der Frage des Vertrags⸗ abſchluſſes mit den Zuckerfabriken Stellung genommen. Die weitaus größte An⸗ zahl der Anweſenden erklärte ihren Beitritt zur Vereinigung rübenbauender Landwirte Heſſens und der Pfalz. Man war ſich einig in der Ab⸗ ſicht, unter dem vorjährigen Preis von.20 M. pro Zentner keine Zuckerrüben zu bauen. Es ſind jetzt hier ca. 200 Morgen zum Verband an⸗ gemeldet.— Nicht weniger als 8 Perſonen mur⸗ den heute hier wegen Bettelns von der Po⸗ lizei feſtgenommen und dem Amtsgericht vorgeführt. Weitere zwei angeblich beſſergeklei⸗ dete Bettler, die die Leute mit Schießen bedroh⸗ ten, wurden von Gendarmerie und der Polizei bis nach Hofheim verfolgt, konnten jedoch leider nicht feſtgenommen werden. Gerichtszeitung. * Als einen gewöhnlichen Schwindler ent⸗ larvte man den Schuhmacher Leonhard Spil⸗ ger, der diesmal nicht aus einer Großſtadt, ſondern vom Lande, aus Fürth im Odenwalde, kam, um umgekehrt einmal die Großſtädter her⸗ einzulegen. Sein Vater hatte in Rimbach i. O. ein gut gehendes Schuhwarengeſchäft, das der Bruder Leonhard Spilgers in der ſeitherigen Weiſe weiterführt. Leonhard Spilger ſucht ſich auf deſſen Koſten Waren zu erſchwindeln. So beſtellte er bei der Schuhwarenftrma Nußbaum Schuhe und Stiefel im Betrage von 164 Mark. Die Firma geſtattete ihm für 74 Mark Schuhe mitzunehmen. Als er aber bereits fort war, bemerkte ſie, daß er alle Schuhe mitgenommen hatte, ohne einen Pfennig bezahlt zu haben. Außerdem hatte er noch für 5000 Mark Stiefel nachbeſtellt, die per Scheck nach Rimbach geſandt werden ſollten. Die Firma batte aber bereits Kenntnis von der Zahlungsunfähigkeit des Be⸗ ſtellers erhalten und hütete ſich vor weiterem Schaden. Auch die Firma Menges u. Reiß in Frankfurt a. M. wurde von dem Angeklagten hereingelegt. Er kaufte dort Schuhe im Be⸗ trage von 53 Mark und für 1500 Mark auf ſpätere Lieferung. Auch dieſe Firma erhielt noch zur rechten Zeit äußerſt ungünſtige Refe⸗ renzen über den Angeklagten, der die Schuhe wieder im Ramſchverkauf zu Geld machte. Beide Firmen hatten gemeint, es handle ſich um den kreditwürdigen Bruder des Angeklagten und der Angeklagte beſtärkte ſie ſtets in dem Glauben. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten zu einer Gefängnisſtrafe von drei Monaten. Wegen ähnlicher Schwindeleſen war er in einer früheren Sitzung des Schöffenge⸗ richts freigeſprochen. Diesmal langte es aber zu einer Verurteilung. * Landau, 8. Febr. Vor dem en Kriegsgericht fand, wie mitgeteilt, heute die Verhandlung gegen den 1859 geb. Oberſten und Regimentskommandeur Emil Jul. Henigſt vom 22. Infanterie⸗Kegiment in Zweibrücken wegen leichter vorſätzlicher Körperverletzung ſtatt. Der Angeklagte war beſchuldigt, am 5. Januar 1913, mittags 12 Uhr, auf ſehr belebter Straße in Zweibrücken dem Journaliſten Loth⸗ Zweibrücken ohne weiteres mit der Hand einen Schlag auf das linke Ohr gegeben zu haben, ſodaß Loth heftige Schmerzen verſpürte. Der Angeklagte gab die Tat zu und ging näher auf die gegen ihn gerichteten Zeitungsartikel ein. Beſonders der Artikel vom 31. Dezember 1912 in der„Augsburger Poſtzeitung, der mitteilt, daß Offiziere des Regiments eine politiſche Ver⸗ ſammlung beſuchten, habe ihn ſehr in Erregung gebracht. Darauf habe er beſchloſſen, Loth eine Züchtigung zu erteilen. Am 5. Januar 1913 habe er Loth in einer ſehr belebten Straße Zwei⸗ brückens geſehen, ſei auf ihn zu⸗ i und mit den Worten:„Habe ich die Ehre mit Herrn Loth?“ angeſprochen. Der Angeſprochene ant⸗ wortete mit:„Jawohl!“, worauf ihm der An⸗ geklagte mit einer Hand einen Schlag ins Geſicht gab. Darauf ging er zu einer Gruppe Bekann⸗ ter und erwartete ſeine Frau. Er wollte eine abſichtliche perſönliche Züchtigung mit der Tat bezwecken. Einen Beweis, daß Loth der Ver⸗ faſſer der Artikel war, konnte er nicht erbringen. Der Anklagevertreter legte dem Oberſten die Frage vor, ob er jemals den Verſuch gemacht habe, Loth gerichtlich zu belangen. Das ver⸗ neinte der Oberſt. Die Artikel ſeien ſo abgefaßt geweſen, daß er den Verfaſſer nicht habe über⸗ führen können. Zeuge Loth, der ſich als Redak⸗ teur vorſtellt, erzühlte dann nochmals den gan⸗ zen Vorfall. Er gab an, daß er heute noch Schmerzen im Ohr verſpüre. Das Gehör ſei geſchwächt. Es wurden dann ſämtliche Artikel verleſen. Oberſt Henigſt gab an, daß die Offi⸗ ziere keine politſſche Verſammlung beſucht hätten. Zwei Offiziere hätten an einem Vortrag über„Balkan und Balkanvölker“ teilgenommen; er ſei der Anſicht, daß der Beſuch ſolcher Vor⸗ träge erlaubt ſei. Mit dem Schießen im Offi⸗ zierskaſino ſei es auch nichts. Ein Offizier wollte ſeinem Freund in der Neujahrsnacht das Neu⸗ jahr anſchießen, wobei ihm der Feuerwerkskör⸗ ver ſchon in der Hand losging und ihn verletzte. Der Vertreter der Anklage hob iasbeſondere die Entrüſtung des Angeklagten über die Artikel hervor. Aber trotzdem hätte er ſich nicht hin⸗ reißen laſſen dürfen, Loth auf der Straße zu ohrfeigen. Das Urteil lautete, wie mitgeteilt, auf 50 Mark Geldſtrafe oder 5 Tage Gefängnis und Tragung der Koſten. Hierauf erklärte Oberſt Henigſt erregt, Loth nenne ſich Redakteur und ſei es gar nicht. Er wäre es wohl einmal geweſen, als er die„Zweebricker Latern“ redi⸗ gierte. Aber der Laterne ſcheine das Oel aus⸗ gegangen zu ſein Er wurde ſo erregt, daß ihm 5 Mannheim, 13. Februar. General⸗Anzeiger, Badiſche Neneſte Nachrichten(Mittagblatt). 7. Seite⸗ vom Verhandlungsführer Einhalt geboten wurde. Seine letzten Worte waren, er ſei der Anſicht, daß die Ohrfeige im Geſicht des Herrn Loth am rechten Platz ſitze. Lehte Nachrichten und Telegramme. Hedwig von Bismarck f. * Berlin, 12. Febr. Die„Kreuzzeitung“ mel⸗ det: Geſtern abend iſt die Seniorin des Bis⸗ marckſchen Geſchlechts, Fräulein Hedwig von Bismarck, eine Kouſine und Spielgefährtin des Reichskanzlers, im 88. Lebensjahre ent⸗ ſchlafen. Die Verſtorbene war am 10. Auguſt 1815— wenige Monate nach der Geburt ihres Vetters— in Schönhauſen geboren. Sie ſchrieb im Alter von 95 Jahren ihre Lebenserinne⸗ rungen. Vom deutſchen Tandwirt⸗ ſchaftsrat. * Berlin, 12. Februar. Die Maßnahmen zur weiteren Produktions⸗ ſteigerung der deutſchen Landwirtſchaft vom Stand⸗ hunkte einer Vermehrung der Kulturfläche be⸗ handelt Rittergutsbeſitzer Beſeler⸗Zunrau, als dritter Redner ſpricht Profeſſor Dr. Se⸗ ringBerlin über die innere Koloniſation. An den Vortrag ſchließt ſich eine lebhafte Ausſprache. Geheimrat Profeſſor Dr. Delbrück weiſt da⸗ rauf hin, daß es nicht nur darauf ankommt, die Produktion zu ſteigern, ſondern ſie auch zu erhal⸗ ten. Er empfiehlt daher ein beſonderes Trock⸗ nungsverfahren für Kartoffelkraut und Rüben⸗ blätter, was deren Verwendung zu Futterzwecken in hervorragendem Maße ermöglichen würde. Der Redner beantragt daher einen Zuſatz zu dem An⸗ trag des Referenten:„Gleichbedeutend mit einer Produktionsſteigerung iſt eine beſſere Konſer⸗ vierung der Ernte.“ Kammerherr v. Oldenburg⸗Januſchau wendet ſich zunächſt gegen einzelne Ausführungen von Profeſſor Sering über die Geſchichte der preußiſchen Agrarverfaſſung und beſpricht dann ausführlich die Frage der inneren Koloniſation. Er richtet an den preußiſchen Landwiriſchafts⸗ miniſter die dringende Aufforderung: Zerſchlagen Sie den preußiſchen Domänen⸗ beſitz nicht mehr, als es abſolut notwendig iſt. Der preußiſche Domänenpächter iſt eine der ſegens⸗ reichſten Inſtitutionen der preußiſchen Monarchie; man kann ſie zerſchlagen, aber nicht wieder her⸗ ſtellen. Ich weiſe darauf hin, daß ein Stand der Domänenpächter, wie ich mir ihn vorſtelle, in Deutſchland einmal nur noch in Mecklenburg vor. handen iſt.(Heiterkeit.) Mecklenburg iſt mir auch daburch beſonders ſympathiſch, und ich ſage das ſelbſt auf die Gefahr hin, mit dieſer Anerkennung in der Oeffentlichkeit noch mehr in Mißkredit zu kommen.(Stürmiſche Hei⸗ terkeit.) Ich geſtehe der preußiſchen Regierung übrigens ohne weiteres zu, daß ſie es ebenſo wie Mecklenburg immer verſtanden hat, ſich den Do⸗ mänenpächtern gegenüber außerordentlich wohl⸗ wollend zu ſtellen. Wir können die Domänen⸗ pächter und Großgrundbeſitzer bei uns nicht enk⸗ behren, ſchon allein als politiſchen Machtfaktor in unſerm Vaterland. Eine Produktionsſteigerung kann nur erfolgen dadurch, daß die Moore in größerem Maße erſchloſſen werden. Damit ſchloß die Beſprechung. Der Kaiſer war den Vorträgen der Referenten und den Ausfüh⸗ rungen der Debattenredner mit großem Intereſſe gefolgt und hatte ſich an den Beifallsbezeugungen und den mehrfachen Heiterkeitsausbrüchen lebhaft beteiligt. Er verabſchiedete ſich hierauf vom Prä⸗ ſidenten Grafen Schwerin⸗Löwitz mit einem Hände⸗ druck und verließ in Begleitung des Reichskanz⸗ lers und der Miniſter den Saal, während Vize⸗ präſident Frhr. v. Cetto⸗Reichertshauſen ein be⸗ geiſtert aufgenommenes dreifaches Hoch auf den Kaiſer ausbrachte. Nachdem der Kaiſer ſich entfernt hatte, machte Geheimrat Prof. Dr. Sering noch einige Ausführungen im Schlußwort, die ſich gegen Irhrn. v. Oldenburg richteten. Dieſer habe ſo viele Einwendungen gemecnt, daß man damit das große Werk ruinieren würde. Er wolle nur auf zwei Punkte eingehen. Herr v. Oldenburg habe geſagt, es würde an Anſiedlern ſehlen. Nach den Ermittlungen ader in Pom⸗ mern und Brandenburg ſei das nicht der Fall. Es ſeien noch vor wenigen Jahren aus Deutſch⸗ land alljährlich 250000 Menſchen nach den Ver⸗ einigten Staaten ausgewandert. Wir hätten ge⸗ nutz Menſchen, man müſſe ſie nur ausgraben. Gewiß ſei auch er der Meinung, daß nicht jede Domäne parzelliert werden müſſe, aber es gebe FFFPFCCCbCCC00C0 TTVTVTVTPTCTCTbTGT„„TCTbTbTbTT—TTTTTT Runſt, Wiſſenſchaft u. Leben. Zur Kataſtrophe der eugliſchen Südpolarexpedition. Aus London wird uns von unſerem dortigen Bureau gemeldet: Der Korreſpondent der„Daily Mail“ in Chriſtchurch meldet ſeinem Blatte, daß in Terra Nova der„Fyttleton“ ankam. Die über⸗ lebenden Offtziere der Expedition Scott halten mit ihren Mitteilungen ſehr zurück und weigern ſich, irgendwelche Auskünfte zu geben. Sie erklären, daß die Tagebuücher der Expedition Seott, die bei den anderen Mitgliedern der zu Grunde gegangenen Ex⸗ pedition aufgefunden wurden, nicht geöffnet, ſondern verſchloſfſen deren Angehörigen über⸗ geben werden würden. „Der Korreſpondent des„Daily Chronikle“ begab ſich an Bord des„Luttleton“, Er ſuchte von den überlebenden Ofizieren eine Aufklärung darüber zu erhalten, ob es wahr ſei, daß Scott und ſeine Leute vorwiegend deshalb den Tod fanden, weil Scott zu wenig Feuerungsmaterial mitgenommen hatte. Leut⸗ nant Evans, der geſtern das Kommando über die Expedition hatte, weigerte ſich, eine Auskunft dar über zu geben. Er antwortete ausweichend und meinte, die Frage ſei nicht wichtig genug um von den Zeitungen beſprochen zu werden Alles würde ſpäter aufgeklärt werden genug Domänen, die es verdienten. Es komme nicht ſelten vor, daß Domänen mittelmäßig be⸗ wirtſchaftet würden, und daß Domänenpächter bankerott machten. In allen dieſen Fällen müſſe man das Land im allgemeinen öffentlichen In⸗ tereſſe für Bauernanſiedlung verwenden. Er finde ſich da in guter Geſellſchaft, nämlich in der des ganzen preußiſchen Abgeordnetenhauſes, das ſich im vorigen Jahr auf denſelben Standpunkt geſtellt habe. Ihm als Profeſſor bitte er es nicht übel zu vermerken, wenn er noch die Bemerkung des Herrn b. Oldenburg über Agrarreform im Anfang des vorigen Jahres als nicht zutreffend bezeichne. Aber darauf komme es ja gar nicht an, man ſei ja hier keine Akademie für Sozial⸗ und Agrarwiſſenſchaft.(Heiterkeit.) Darauf wurde der Antrag der Referenten mit den geſtellten Zuſatzanträgen einſtimmig ange⸗ nommen. Nach einer Pauſe wurden noch techniſche Fragen erörtert und ſchließlich die weiteren Ver⸗ handlungen auf morgen vertagt. Die Heeresvorlage. Eine Rede des Reichskanzlers. wW. Berlin, 12. Februar. Der Deutſche Landwirtſchaftsrat veranſtaltete heute abend ein Feſteſſen im Hotel Adlon, an dem etwa 150 Perſonen teilnahmen, darun⸗ ter der Reichskanzler, mehrere Staatsſekretäre und Miniſter. Als erſter Redner ſprach der Präſident des Deutſchen Landwirtſchaftsrats Graf v. Schwerin⸗Löwitz, der einen Rück⸗ und Ausblick über die wirtſchaftliche, na⸗ mentlich die landwirtſchaftliche Entwicklung des verfloſſenen Jahres gab. Er erinnerte daran, wie das Jahr 1912 für die deutſche Landwirt⸗ ſchaft beſonders reich an ſchönen großen Hoff⸗ nungen, zugleich jedoch auch an ſchweren Ent⸗ täuſchungen geweſen ſei, und wie namentlich auch die Winzer ſchwer enttäuſcht worden ſeien. Das deutſche Volk, das ſein ganzes Ka⸗ pital in gewerblichen und landwirtſchaftlichen Unternehmungen anlege, habe es ganz beſonders notwendig, ſich gegen Kriegsſchäden zu ver⸗ ſichern. Eine ſolche Verſicherung ſtelle die Unter⸗ haltung unſeres Volksheeres dar. Neben den nationalen und ideellen Geſichtspunkten ſeien es daher auch rein praktiſche wirtſchaftliche Er⸗ wägungen, die das deutſche Volk verpflichteten, für die Verſicherung des Nationalvermögens durch eine ausreichende Heeresmacht zu ſorgen. Die Rede ſchloß mit einem dreifachen Hurra auf den Kaiſer und König, die deutſchen Fürſten und die freien Städte. Der zweite Vorſitzende toaſtete auf die erſchienenen Gäſte. Sodann erhob ſich der Reichskanzler und hielt folgende Anſprache: Hochverehrte Herren! Die freundliche Be⸗ grüßung des zweiten Vorſitzenden erwidere ich— und ich bin ſicher, im Namen aller Gäſte ſprechen zu können— mit herzlichem Dank. Ich bin der ltebenswürdigen Einladung zu dem heutigen Feſtmahl mit Freuden gefolgt. Freilich, neben der Ernte— wie ſoll ich ſie qualifizieren!— für den Landwirt iſt es ein heikles Ding, zu ſagen, wie die Ernte geweſen iſt. Ich möchte ſagen, neben der guten Ernte brachte uns das Jahr ſelbſt auch einige Meinungs⸗ verſchiedenheiten. Ich weiß die Land. wirte billigen nicht alles, was ich in letzter Zeit im volkswirtſchaftlichen Gebiete veranlaßte: Trotzdem mütſſen Sie mir geſtatten, daß ich gerne zu Ihnen komme, daß ich mich wohl bei Ihnen fühle.(Beifall.) In der Einladung ſehe ich ein Zeichen, daß es nur die Ueberzeugung iſt, was uns in den Fällen trennt, wo wir einmal glau⸗ ben, verſchiedene Wege gehen zu müſſen. Wir haben die Ernte des letzten Jahres in Frie⸗ den bergen können und ich lebe der Hoff⸗ nung, daß der deutſche Landmann auch fürderhin ungeſtört ſeiner Arbeit wird nachgehen können. (Beifall.) 8 Das Friedensbedürfnis, das, wie ich glaube, alle Großmächte beſeelt, und das uns hoffentlich auch über die Balkankriſe hin⸗ werghelfen wird, hat die geſundeſte Grundlage in dem überall lebendigen Bedürfnis, die Kräfte der Nationen in immer fortſchreitender Arbeit zu wirtſchaft darauf angewieſen iſt, immer mehr zu ſchaffen und zu produzieren, um ihren Platz im Volksganzen auszufüllen, das wiſſen Sie ſelbſt am beſten, das haben uns die letzten Jahre und das haben uns die Verhandlungen von heute vormittag eindringlich gelehrt. Ich bitte den Deutſchen Landwirtſchaftsrat, wie bisher, ſo auch fernerhin, dieſe Entwicklung kräftig zu fördern. Ich voffe daß ich in der großen Frage der in ⸗ neren Koloniſation im Deutſchen Land⸗ wirtſchaftsrat immer einen treuen und ſtarken Bundesgenoſſen haben werde.(Beifall.) In dem Jahre, das wir begonnen haben, wird es kein Feſt und keine Feier geben, in die nicht Hundertjahr⸗Erinnerungen hinüberklingen. Laſ⸗ ſen Sie uns als beſtes davon den Opfermut feſthalten, der 1813 unſere Väter erfüllte. Wir werden in dieſem Jahre unſere Rüſtungen zu Lande verſtärken müſſen(Lebh Beifall.) Darin ſind alle ver antwortlichen Stellen, das will ich bier bervor heben, eines Sinnes.(Lebh Bravo) Und das Volk, wenn ich es recht verſtehe will daß wer wehrfähig iſt auch Soldat wird(Lebh Bei. fall.) Reich. Staat, Haus und Hof ſind uns mit allem, was ſie an Hab und Gut für Seele und Leib umſchließen, zu heilig als daß wir ſie nicht mit den äußerſten Mitteln geaen den Krieg und die Kriegsgefahr zu ſichern und verteidigen entſchloſſen wären.(Beifall.) Darin iſt davon entwickeln. In welchem Maße die deutſche Land. bin ich überzeugt, die Nation einig und wird es auch bleiben, wenn wir im Reichstag—, um Oſtern wird es ſein—. die Vorlagen verhandeln.(Beifall.) Aber Opfer wird es koſten. Gott hat dem deutſchen Volk eine Stelle auf dem Erdball angewieſen und unſere Ge⸗ ſchichte ſo gefügt, daß Opfer, große Opfer unſer ſchweres Erbteil ſind. Sie willig zu bringen, ſei unſer Stolz.(Beifall.) Sie, meine Herren, und ich darf mich zu Ihnen rechnen, ſind als Landwirte mit dem Boden der Heimat beſonders eng verwachſen. Aus dieſem Heimatsboden ſprießt nicht nur Korn, das uns nährt, ſondern aus ihm ſollen ſich immer aufs neue Fleiß, Zähigkeit, Genügſam⸗ keit und Zuverſicht verjüngen, die im Wechſel von Jahrzehnten und Jahrhunderten un⸗ ſere Väter und unſere Urväter im Schweiße ihres Angeſichts im Saatkorn in ihn eingeſät haben. Halten Sie dieſe Güter auch fernerhin in für⸗ ſorglicher Obhut, dann wird der Boden, auf dem wir ſtehen, niemals wanken. Daß ſich dies be⸗ wahrheiten möge, darauf erhebe ich mein Glas mit dem Rufe: Die Deutſche Landwirtſchaft lebe hoch!(Lebhafter Beifall.) Hohenzollern u. Cumberland. Die Verlobung im Kaiſerhauſe. „ Karlsruhe, 12. Febr. Heute mittag empfing die Kaiſerin in Gegenwart der Prin⸗ zeſſin Viktoria Luiſe und deren Verlobten des Prinzen Ernſt Auguſt von Cumberland eine Deputation des Stadtrates von Karlsruhe mit Oberbürgermeiſter Siegriſt an der Spitze, welcher einen prachtvollen Roſenkorb über⸗ reichte Der Oberbürgermeiſter ſprach die herzlichſten Glückwünſche der Bevölkerung aus und gab ſeiner beſonderen Freude darüber Ausdruck, daß die Verlobung in Karlsruhe ſtattgefunden habe, als der Reſidenz des badiſchen Landes. Braunſchweig, 12. Febr. Auf das von dem Braunſchweiger Landtage an den Herzog Ernſt Auguſt abgeſandte Glückwunſch⸗ telegramm iſt folgende Antwort eingegangen: Gmunden, 11. Febr. Die uns von dem Landtag des Herzogtums Braunſchweig und der geſamten Bevölkerung in ſo warmer und herzlicher Weiſe ausgeſprochenen Glück⸗ und Segenswünſche zur Verlobung unſeres Sohnes mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzeſſin Viktoria Luiſe erfreuten uns innig. Wir danken aus tief bewegtem Herzen und bitten dieſen Dank den Abgeordneten und der Be⸗ völkerung zur Kenntnis zu bringen. Ernſt Auguſt. Auf das an die Prinzeſſin Viktoria Luiſe geſandte Telegramm iſt folgende Antwort ein⸗ getroffen: Karlsruhe, 13. Febr. Ihre Königliche Hoheit die Prinzeſſin Viktoria Luiſe von Preußen dankt dem Landtage des Herzogtums Braunſchweig tief gerührt für die freundlichen Glückwünſche. gez., von Eulenburg. Berlin, 13. Febr.(Von unſ. Berl. Bur.) Prinzeſſin Viktoria Luiſe und ihr Bräu⸗ tigam Prinz Ernſt Auguſt von Cum⸗ berland treffen heute abend um 29 Uhr in Berlin ein. Die Einzelheiten des Empfangs werden durch ein offiziöſes Tele⸗ gramm näher bekannt gegeben. Prinzeſſin Viktoria Luiſe iſt die erſte Prinzeſſin von Preußen, die von einem königl. Vater als Braut in Berlin beim Einzug begrüßt wird. Das Huſarenregiment von Ziethen, welches heute zum Teil den feſtlichen Einzug des Brautpaares begleiten wird, zum anderen Teile vor dem Schloſſe Aufſtellung findet, traf heute nacht zwiſchen 2 und 5 Uhr in einzelnen Abteilungen in Berlin ein. Die Mannſchaften wurden in den Kaſernements des 4. Garde⸗ Regiments untergebracht. Geſtern abend wurde eifrig an der Ausſchmückung des Pots⸗ damer Bahnhofes gearbeitet. Seit heute morgen ſind die öffentlichen Gebäude Ber⸗ lins beflaggt. Die Straßen, durch welche das Brautpaar fährt, zeigen ebenfalls zahlreichen Flaggenſchmuck. Sie werden eine Stunde vor dem Einzug des Brautpaares für den Ver⸗ kehr völlig geſperrt. Der Bräutigam der Prinzeſſin, Prinz Ernſt Auguſt von Cumber⸗ land wird im Königl. Schloſſe Wohnung ngehmen. Vor dem Eingang zur Wohnung wird ein Doppelpoſten des 2. Garderegiments zu Fuß ſtehen. Prinz und Prinzeſſin Max von Baden werden gleichfalls im Königl. Schloſſe Wohnung nehmen. Außer dem Prinzenpaar Max von Baden wird heute nachmittag.40 Uhr in Berlin Prinz Carol von Rumänien eintreffen. Uebermorgen um halb 5 Uhr wird der Großherzog und die Großherzogin von Sachſen⸗Weimar in Verlin ankommen. Auch dieſe Gäſte werden im Kgl. Schloß abfteigen. Die welfiſche Frage. Berlin, 12. Fobr. Nach Anſicht maß⸗ ſebender Perfönlichfeiten der Provinz Han⸗ nover empfiehlt es ſich dringend, wegen der Entwickelung der welfiſchen Frage vorläufig ſtrengſte Zurückhaltung zu beobachten. MHebrigens müſſe es der deutſch⸗honnoverſchen Partei zunächſt ſelbſt überlaſſen bleiben, wie ſie ſich mit den neuen Verhältniſſen abzufinden gedenkt. Berlin, 13. Febr. Von unſ. Berl. Bur. Aus Gmunden wird gemeldet: Der Bürger⸗ meiſter von Gmunden mit zwei Gemeinde⸗ räten wurden geſtern mittag vom Herzogpaar von Cumberland in Gratulationsaudienz empfangen. Der Herzog dankte innig für dis Anteilnahme der Bevölkerung an dem frohen Ereignis. Er betonte, daß der Tod des Prinzen Georg Wilhelm den Auſtoß zur Ausföhnung der Fürſtenhäuſer gegeben habe. Er bezeich⸗ nete das frohe Ereignis als Fügung Gottes und ſagte, daß an dem Glücke ſeines Sohnes das ganze Haus innigen Anteil nimmt. Der Herzog ſpendete zur Ausſtattung des neuen Operationsſaales im Gmundener Spital den Betrag von 3000 Kr. JBerlin, 18. Febr. Von unſ. Berl. Bur. Die geſtern abend in Hannover abgehaltene Verſammlung der Vertrauensmänner der welfiſchen Partei hat folgende Reſolution gefaßt: Gegenüber den durch die Preſſe verbreiteten Behauptungen über eine Auflöſung der deutſch⸗hannoverſchen Partei ſtellen wir feſt, daß für eine Einſtellung unſerer politiſchen Tätigkeit ein Anlaß nicht vorliegt Wir werden nach wie vor in niederſächſiſcher Zähigkeit und in ſtets anhaltendem Vertrauen den Kampf für die unverjährbaren Rechte des Hauſes Braunſchweig⸗Lüneburg und des hannover⸗ ſchen Volkes fortſetzen, zum Segen unſerer Heimat und des geſamten deutſchen Volkes. Für uns wird es ſtets und immerdar heißen: Mit Gott, für Fürſt und Vaterland! Durch Kampf zum Sieg! Der Hochzeitstag. Berlin, 12. Febr. Durch die Preſſe gingen Mitteilungen über den Zeitpunkt der Hochzeit der Prinzeſſin Viktorig Luiſe. Einer⸗ ſeits meint man, daß die Hochzeit am 22. Okt. ſtattfinde, andererſeits, daß ſie in die Zeit des Regierungsjubiläums des Kaiſers verlegt werden ſoll. Alle dieſe Mitteilungen beruhen auf Mutmaßungen. Ueber den Zeitpunkt der Hochzeit iſt noch nichts beſtimmt. ** U w. Karlsruhe, 13. Febr. Der 16fähr. Lehrling, der geſtern Abend, wie gemeldet, von dem Automobil des Prinzen Erſt Auguſt von Cumberland überfahren worden iſt, ſtear b um 9 Uhr abends an den ſchweren hierbei erlittenen Verletzungen. Der neue Utieg. Neue Friedensverhandlungen. m. Konſtantinopel, 13. Febr. Der über die Wahrheit der Nachrichten aus London, daß man kurz vor der Wiederaufnahme der Frie⸗ densverhandlungen ſtehe, befragte Großweſir erklärte: Die Nachrichten entbehrten nicht der Wahrheit. Die Wiederaufnahme der Friedens⸗ verhandlungen oder die Fortſetzung der Beſpre⸗ chung mit den Mächten, ſo fuhr der Großweſir fort, iſt natürlich. Die Verhandlungen können auf Grund der Antwortnote der Pforte wieder aufgenommen werden. Er habe das Großweſir⸗ rat übernommen nicht allein zu dem Zweck, den Krieg fortzuſetzen, ſondern dazu, alle Anſtren⸗ gungen zu machen, um unter folgenden Bedin⸗ gungen, die ſoviel als möglich die Intereſſen des Landes wahren, den Frieden zu ſchließen. Die Regierung werde den Krieg fortſetzen, wenn ſie es für dieſen Zweck für nützlich erachtet. Die militäriſchen Aktionen zeigen, mit welcher Ener⸗ gie die Regierung entſchloſſen iſt, das Land zu verteidigen, aber es iſt die Pflicht der Regie⸗ rung, auf diplomatiſchem Wege auf den Fyie⸗ den hinzuarbeiten. Die Regierung beſchäftigt ſich alſo mit dem Schickſal der den Mächten überreichten Antwortnote und werde ſich he⸗ mühen, auf der Grundlage dieſer Antwortnote den Frieden zu ſchließen. 10 Ww. Konſtantinopel, 12. Febr,.(11.50 Uhr abbds.) Wie verſichert wird, ſandte die Pforte an ihre Botſchafter eine Zirkularnole, in der es heißt: Da die letzte Antwortnote von der Pforte für geeignet befunden worden ſei, die Grundlage für weitere Friedensverhandlun⸗ gen zu bilden, ſollten die Botſchafter in dieſem Sinne die Mächte ſondieren. Die Zirkularnote iſt im Sinne der vom Großweſir abgegebenen Erklärungen gehalten. 8 Das Schickſal der Europäer in Abrianopel. W. Paris, 13. Febr. Nach einer Meldung aus Sofia hält man es doch für ſehr wahr⸗ ſcheinlich, daß die bulgariſche Regierung den in Adrianopel eingeſchloſſenen Europäern die Er⸗ laubnis zum Verlaſſen der Stadt erteilen wird. Hierbei wird von bulgariſcher Seite darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß mehrere Vertreter Bul⸗ gariens im Auslande ſchon während des Waf⸗ fenſtillſtandes dieſe Frage aufgeworfen haben und daß die bulgariſche Regierung darauf er⸗ widert habe, ſie wolle den Europäern die Er⸗ laubnis zum Verlaſſen von Adrianopel gewäh⸗ ren, falls die Mächte einen diesbezüglichen Wunſch vor der Wiederaufnahme der Feind⸗ ſeligkeiten ausſprechen ſollten. Dies ſei jedoch nicht geſchehen. 85 Die Revolution in Mexils. Waſhington, 12. Febr. Nach einer lin, geren Konferenz mit dem Präſidenten Taft bat das Kabinett beſchloſſen, daß, falls die Zuſtände in Mexiko ſich ſo verſchlimmern, daß die Lendung zmerikaniſcher Truppen notwendig werde, der Präſident die Angelegenheit im Kongreß in ein⸗ Spezialbotſchaft unterbreiten ſoll. 8z 000 Man der Armee und Marine werden in Bereitſcha gebalten. 8. Seite. General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten(Mittace Mannheim, 13. Februar. Aus dem Großherzogtum. il Nimburg a.., 6. Febr. An einem der letzten Abende hatte ſich das 17 Jahre alte Dienſt⸗ mädchen des Kronenwirts Mick mit einem Milch⸗ eimer in die Stallungen begeben, wo ein Knecht mit dem Fortſchaffen des Dunges beſchäftigt war. Dieſer ſah die Eintretende nicht und traf ſie bei einer Wendung mit der Dunggabelſpitze ſo un⸗ glücklich in das rechte Auge, daß es ſofort auslief. Die Verletzte wurde alsbald nach Freiburg in die Klinik verbracht. Dort liegt ſie nach einer Meldung der„Freib. Ztg.“ an der einen Seite gelähmt darnieder und hat nun auch am linken Auge die Sehkraft verloren. Der Zu⸗ ſtand des Mädchens iſt ein ſehr bedenklicher. Volkswirtschaft. Chemische Fabrik Griesheim-Elektron. Von der Chemischen Fabrik Griesheim.-Elek- tron wird uns folgendes mitgeteilt: Das Königl. Landgericht in Wiesbaden hat die von der„Industriegas“-Gesellschaft für Sauerstoff- und Stickstoff-Anlagen m. b. H. in Berlin gegen die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen.-G. in München-Wiesbaden und deren Nebenintervenientin, die Chemische Fa. brilk Griesheim-Elektron erhobene Feststel- lungsklage, die darauf gerichtet war, daß mit den von der Industriegas-Gesellschaft ker- gestellten Apparaten das Linde'sche, die Rek tifikation flüssiger Luft zur Gewinnung reinen Sauerstoffes schützende D. R. Patent Nr. 173 620 iicht verletzt werde, mit Urteil vom 3. Januar ds. Js. kostenpflichtig abgewie 5en. Von den Abnehmern dieser von der Industriegas-Gesellschaft vertriebenen Sauer- stoffapparate Hildebrandt'schen bezw. Indu- strlegas-Systems, wurden früher bereits zur Unterlassung ihrer Benutzung verurteilt: die Deutschen Sauerstoffwerke in Düsseldorf-Un- termaubach und die Preß- und Stanzwerke in Lenhausen. Nunmehr sind mit der am 7. ds. Mis. ver- kündigten und gegen Sicherheitsleistung für vorläufig vollstreckbar erklärten Entschidung des Kgl. Landgerichts in Wiesbaden infolge Verletzungsklage der Gesellschaft für Linde's Eismaschinen und der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron folgende weitare Firmen bei Strafe von M. 1800 für jeden Zuwiderhand- lungsfall verurteilt worden, die Benutzung der Sauerstoffapparate der Industriegas-Gesellschaft Zzu Uunterlassen: 1. Buntweberei Sulz a.., Ge. brüder Stehle in Kulz a.., 2. Gewerkschaft Bernhardshall in Salzungen, 3. Karl Schmel- zer sen,, Lichtentanne i.., 4. Oberschlesische Eisenbahnbedarfsaktiengesellschaft, Abteilung Huidschinsky-Werke in Gleiwitz, 5. Südd. Industrie-Gasgesellschaft m. b. H. in Mann- heim, 6. Sauerstoff. u. Stickstoffwerke„Hansa“, Helfers u. Co., Bremen, 7. Gewerkschaft Badu. hild in Wickede, 8. Sauerstoffabrik Berlin G. m. b, H. in Berlin., 9, Schwelmer Fisenwerk Müller u. Co.,-., Schwelm i.., 10. Saline Lüneburg[Preuß. Fiskus), Abteilung Sauer⸗ stoff, 11. Elektrizitätswerk(Abt. Sauerstoff), Kassel-Wilhelmshöhe, 12. Exzelsior Fahrrad- Werke Brandenburg, 13. Hannoversche Sauer- stoffwerke G. m. b.., Hannover, 14. Dr. Schuster u. Kähler in Danzig(Ostdeutsches Sauerstoffwerk), 18. Maschinenfabriſk Humbold in Köln-Kalk, 16. Preß- und Stanzwerk in Lenhausen. Die zweite Klage gegen die Preß⸗ und Stanzwerke in Lenhausen war dadurch veranlaßt, daß diese gleich den anderen eben genannten Firmen den früher von ihnen be⸗ nutzten Hildebrandtschen Apparat durch einen etwas abgeänderten ersetzt hatten, den die Industrie-Gasgesellschaft zu dem Zwecke ge- liefert hatte, dem Schutzbereich des D. R. Pa- tentes Nr. 173 620 zu entgehen. Die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron ist, weil sie mit der Gesellschaft für Linde's Eismaschinen zur wirtschaftlichen Verwertung des vorgenannten Patentes liiert ist, an allen diesen Prozessen als Nebenintervenientin neben der Linde-Gesellschaft beteiligt. .-G. Kuntze, Wassergas-Schweißwerk in Worms. Die mit den Mannesmann-Röhren- Werken zusammenhängende.-G. Eustav Kuntze, Wassergas-Schweißwerk in Worms, kaufte die Firma Würfel u. Neuhaus in Bochum auf, wodurch die Mannesmann-Gruppe eine Er- Weiterung erfährt. Deutsche Vereinsbank, Frankfurt am Main. In der gestern stattgehabten Plenar-Sitzung des Aufsichtsrates legte die Direktion die Bi- lanz pro 1912 vor, die nach den üblichen Do- terxungen und besonderen Rückstellungen einen Reingewinn von M. 2752 885(. Vorjahre M. 2 726 803) ausweist. Es wurde beschlossen, der auf den 6. März ds. Js. einberufenen Ge⸗ Heral-Versammlung vorzuschlagen, eine Divi- dende von 6 Prozent— wie seit Jahren — zur Verteilung zu bringen und dem behufs Bestreitung der zu zahlenden Palon-Steuer für die Aktionäre errichteten Konto, wie in den Worzahren, M. 30 o00, sowie mit Rücksicht auf die im Jahre 1913 vorzunehmende Erneuetung der Dividendenbogen für die alten 40 000 Aktien weitere M. 126 000 zu überweisen. Hier⸗ nach würden rund M. 413 000(Segen M. 512 00⁰0 im Vorz.) als Vortrag auf neue Rechnung ver- bleiben. Industrie-Terrain Dlüisseldorf-Reisholz.-., Düsseldorf. Der Aufsichtsrat beantragt die Voerteilung von 10 Prozent Dividende. Gewerbebank Aalen, e. G. m. b. H. Nach dem Bericht ergibt sich für 1912 ein Reinge⸗ Winn von M. 28 184(i. V. 20 6ro), aus dem wWie- der 3% Prozent Dividende verteilt werden bei M. 291 201(283 161) Geschäftsanteilen. Die Debitoren betragen M. 1,26(1,18) Mill. Die Zahl der Mitslieder ist um 17 auf 342 gestie- gen, deren Haftsumme beträgt M. 300 o00(NM. 290 500). Zahlungsschwierigkeit einer Kleiderstoff Feberel. Man schreibt uns: Die seit 34 Jahren bestehende angesehene Kleiderstoff-Webereil Alfred Münc hin Gera R. befindet sich, wie der„Manufakturist“ meſdet, in Zahlungs- schwierigkeiten. Die Passiven werden mit drei Millionen beziffert. Die Firma hat ihren Gläubigern einen außergerichtlichen Vergleich von 60 Prozent vorgeschlagen. Allgemeiner Deutscher Mietversicherungs- verein(auf Gegenseitigkeit) in Berlin. Wie Dr. L. Jaccb mitteilt, hat er am 10. ds. Mts. sein Amt als Vorstandsmitslied des Mietver- sicherungsvereins niedergelegt, da er infolge des Verhaltens der Inhaber der Anteilscheine in der Frage der Geldbeschaffung eine Weiter führung der Geschäfte des Vereins nicht mehr verantworten könne. Auch der Syndikus des Vereins, Rechtsanwalt Dr. Apfel, hat sein Amt niedergelegt, da er nicht das Vertrauen habe, daß von der künftigen Verwaltung lediglich die Interessen der Versicherten gewahrt werden würden. Die für gestern einberufene Versamm- lung des Vereins, die sich mit den Wiederauf- richtungsvorschlägen der Verwaltung zu be⸗ schäftigen hatte, war so zahlreich besucht, daß die Versammleng in einen größeren Saal ver- legt werden mußte. Gleichwohl dürfte die Versammlung nicht beschlußfähig sein. In einer Vorbesprechung richtete ein Mitglied An- grifte gegen die Verwaltung und sprach sich gegen die Bewilligung neuer Einschüsse aus;: er empfahl vielmehr die Anmeldung des Kon kurses. Direktor Langenhorst empfahl in einem längeren Exposè lebhaft die Sanierung und warnte vor einem Konkurs oder einer etwaigen Liquidation. Die für Ende 1912 auf- gestellte Bilanz ergibt nach seinen Ausführun⸗ gen bei Ausschaltung aller späteren Verluste und bei 25 Prozent Prämienübertragung einen Fehlbetrag von 750 0 Mark. Bezüglich einer eventuellen Liquidation sei zu berück⸗ sichtigen, daß der nach seiner Meinung zu recht bestehende Vertrag mit der Süddeutschen Rückversicherungs-Gesellschaft in München ein sehr wertvolles Akktivum darstelle. Das Problem der Mietsversicherung sei nicht ge- scheitert. Während man bisher die Prämien nach den leerstehenden Wohnungen berechnet habe, würde sich nach dem jetzigen Tarif eine sogenannte Gefahrenklasse einschalten. Für 1913 würden sich die Verwaltungskosten um M. 200 o auf etwa 120 o00 verringern. Auch Gehälter, Reklamen und Reisespesen würden sinken. An Prämieneinnahmen könne man mit einem Betrag von M. 608 oo rechnen. Im weiteren Verlaufe der Versammlung sprachen sich zwei Mitglieder der Revisionskommission für Fortführung des Vereins aus. Rechtsan- walt Hagelberg befürwortete aber die Reso- lution. Dazu erklärte der Vertreter des Kai- serlichen Aufsichtsamtes, es könte sich nach seiner Meinung auch darum handeln, ob sich der Verein freiwillig auflöse oder ob das Kai- serliche Aufsichtsamt ihm den Betrieb unter. sage. Er empfehle schon im Interesse einer schnelleren Erledigung die freiwillige Auflö sung und befürworte zu diesem Zwecke die baldige Einberufung der Generalversammlung. Diese Ausführungen fanden den Beifall der überwiegenden Mehrheit der Versammelten. Ein Beschluß konnte nicht gefaßt werden. Von der Berliner Börse. Der Rückgang der Daimler Motoren-Aktien um 4½ 90 wuürde in Zusammenhang gebracht mit der Möglichkeit, daß die Dividende wieder nur 10 Prozent betragen werde und nicht mehr. Die Naphta-Ges. Gebr. Nobel in St. Peters- burg soll nach einer Meldung der„Voss. Ttg.“ im Begriff stehen, der Vereinigten Eisenbahn- bau- und Betriebsgesellschaft in Berlin einen gröberen Auftrag zu erteilen. Der Abschluß dürkte nächstens perfekt werden. Die Königsberger Walzmühle.-G. ist, wie schon mitgeteilt, nicht in der Lage, eine Di⸗ vidende auszuschütten, da hauptsächlich in- folge verlustbringender Kleieabschlüsse ein Gewinn nicht verblieben ist(i, V. nach Mark 14 366 Abschreibungen M. 129 000 Reingewinn, Woraus 6 Prozent Dividende verteilt wurden). Zur Deckung der erforderlichen Abschreibun- gen muß der Reservefonds herangezogen wer- den.(Ende 1911 enthielten die beiden Reserve- fonds M. 255 000.) Konkurse. Bäckermeister Friedrich Dahn, AT. Ettlingen. Ehefrau Thekla geb. Kunz in Malsch. 3. März. PT. 11. März 1913. Schiffahrt. Dulsburg-Ruhrort, 12. Febr. Amtlloke Notlerungen der Sohlffer- börse zu DBulsburg-Ruhrort. Bergfahrt: Frachtsätze für elserne Kähne, del Abladungen auf Wasserstand(fur dle Tonne zu 1000 Kg) in Mark: nach Coblenz.—, St. G0ar.—, Bingen.—, Malnz-Justeavsburg.75, Nalnplätze bis Frankfurt a. N..85, Mannheim.75. Karlsruhe.95, Lauterburg.05, Strassburg l. E. .35.— Sohlepplöhne für dle Tonne zu 1000 kg) nach St. Goar 0,45—.00 Mk., nach Malnz-Gustavsburg.60—0,65 Mk., nach Hann- nelm.70-.75 Mk. Talfrachton für Kohlenladungen(für die Tonne zu 1000 kcg) Holland. Arnhelm: grobe Sohlffe nledr. Satz.20 Mk. Sofledam: mittlere Sohiffs niedr. Satz.50 Mk. Telegraphische Börsenberlehte. London, 12. Febr.„The Baltic“ Schlußb. Weizen schwimmend: willig. Mais schwimmend: fest, Verkäufer reser- vlert. Gerste schwimmend: ruhig bei kleinem Handel. Hafer schwimmend: fester. Frankfurter Abendbörse. Frankfurt, 12. Febr. Umsätze bis.18 Uhr abends. Kreditaktien 198,25 bz. Staatsbahn 131½5 bz., Lombarden 237%., 94 G.(sollten heute mittag von 12.15—.15 Uhr 2386——96 bz. notiert sein.) Hamburg-Amerik. Paket 150,50 bz., Nordd. Lloyd 1164—96 bz. Gelsenkirchen 194/ α bz., Harpener 192½ bz., Phönix Bergbau- und Hüttenbetrieb 289,28 bz.., Friedrichshütte 183.23 bz.., Esch- weiler 203,75 bz. ult., 203,.70 P. 60 G. cpt., D. Luxemburger 162— bz., Maschinenfabrik Moenus 313.50 bz.., Scheideanstalt 653,758 bz. ., Adlerwerke Kleyer 617,50 bz. G. Elektr, Schuckert 145,25 bz. .15—.30 Uhr: Nordd. Lloyd 116½ bz.., Phönix 289½%—8. Die Abendbörgse zeigte lustlose Haltung. Waährend die unklare politische Situation und die Lage des Geldmarktes die anhaltende Tu- rückhaltung veranlassen, war abends noch ein weiterer Grund zur Reserve in der matten Ten- denz der heutigen New Lorker Börse gegeben. Das Geschäft blieb daher auf allen Gebieten äuberst gering. Von Kassawerten gewannen Moenus 2 Prozent, Kleyer hatte 1½ Prozent Kursverlust aufzuweisen. Produkte. Liverpool, 12. Febr,(Sohluss.) Welzen roter WInter willig 12. 11. Olfferenz FFFCr 780%— per Mal 8 703ʃ½ 773—— Hals träge Bunter Amerlka per Feb. 35/5 55½—1 La Plata per März 5/0%½ 51— Antwerpen, 12. Febr.(Sohluss.) Wolren willig, 12, 17. Jerste 22 per Härz„ 20.77 20.82 per Dezember.—— per Hal... 20.27 20.27 per Nal. 17.17 17.17 per Jull 20.15 20.22 per Septbr.. 15.77 15.80 Eisen und Metalle, London, 12 Febr.(Sohluss.) Kupfer k. stetig, per Kasse 66..0 3 Honate 65.J0.00, eleotrolytio 75.00.00, bestssſeoteo 74.—-75.— Zlun ruhig per Kasse 222.10.00, 3 Monate 220.00.00. Blel spagisoh, rnhig 16.11.03, onglisch 17.01.03 Zink runlg, gewöhnſlohe Marken 25%—25½ Sperlal-Marken 26.—26.½. Glasgow, 12. Febr. Rohelsen stetig. Mlddlesborougs Wwarants per Kassa 64/3. per Honat 65/—, Amsterdam, 12. Febr. Sanda-Zink. Tendenz träge, looo 135/8 Auktlon 134.½ New-Vork, 12 Februar. Houte Vor Kurs Kupfer Superlor ingots vorrätlg. 14 50/—— 14.50/—.— lnn Straltese 4912/49 37 49 25/49 75 Rohelsen am Mothern Foundth Nr. 2 16 25/16 75 4 ber üls 16 25/16 75 Stahl-Sohlenen Wagg, frel östl Frbr. 170 Süddeutsche Fettschmelze elngetragene Genossensohaft m. b.. Mannhelm, 12. Feb, 1913. Bel der heute stattgehabten Auktion Wurden nachstehende Prelse erzlelt: Kunhäute bis 59 Pfd. 72,5 Pfg., 60—69 Pid. 75 Pfg., 70—79 Pid. 75 Pfg., 80—99 Pfd. 74—74,5 Pfg., 90—99 Pfd. 72—72.5 Pfg., 100 und mehr Pfd. 72,5 Pfg., Landhaute— pfg., besohätligte dis 79 Pfd. 72—72.5 Pfg., beschädigte bis 80 und mehr pfd. 71.5 Pig., NMorddeutsohe 68,5 Pfg. Farrenhäute unter 100 Pfund 64—64,5 Pfg., uber 100 Pfund 59—60,4 Pfg., unter 100 Pfd. ohne Kopf uncᷣ tells ohns Füsse 66.5 Pfg., über 100 Pfd. ohne Kopf und teils opne Füsse 62.5 Pfg., beschädigte unter 100 Pfd. 60,5 Pfg., beschädigte Uber 100 Pfd. 57 Pfg., besonkdlgte unter 100 Pfü. ohne Kopf und tells ohne Füsse 6⁴ Pfg., boschädigte über 100 Pfd. ohne Kopf und tells ohne Füsse 58 Pfg. Rlndshäute bis 59 Pfd, 73,5—76,5 Pfg., 60—89 Pfd. 75,5—77 Pfg, 70—79 Pfd. 78—70,5 Pfg., 60—99 Pfung 78—78.5 Pfg., 90 und mehr Pfund 78 Pfig,, Landhäute bis 69 Pfd.— Pig., Land- häute 70 ung mehr Fid.— Pig., beschädigte unter 60 Pfd. 78 Pfg., beschädigte 60—79 Pfd. 74.—75 Pfg., boschädigte e0 und mehr Pfd, 74 Pfg., Norddeutsohe 68 Pfg. Cohsenhäute bis 59 Pfund 71 Pfg., 50—69 Pfund 73.—74 Plg., 70—79 Pfd. 74.5 Pfg., 80—89 Pig. 74,5 Pfg., 90—99 bfd. 73—73,5 Pfg., 100—109 Pfd. 71,5 Pfü., 110—119 ffd. 70 Fig., 129 und menr Pfd. 69,5 Pfg., Landhäute— Pfg., besohädigte unter 70 Pfd, 71 Pfg., beschädigte von 70—99 Pfd. 72,5 Pfg.; besohädigte von 90—99 Pfd. 71.5 Pfg., beschädigte 100 und mehr Pfd. 69,5 Pig. NRorddeutsohe 69 Pig. Kalbfelle ohne Kopf. I. Gewiohtsklasse uher 12 Pid. M. 13.15 per Stüok. II., dewichtsklasse von 10—12 Pfd. M. 11.66—42.25 p. Stllok, IIl. Gorsfohtsklasse von—40 Pfd. M. 11.20—11.60 p. Stüok. IV. gewiohtsklasse von—6 Pfd. M..30—40.80 per Stülck, V. dewlohtsklasse unter 6 Pfd. H..95 per Stüok.— Hammelfellen Mk..70 per Stllok. eeeeeee. Wasserstaudsnashriehten v. Aonat Februar Pogelstatſon vom Rhein Zemorkungen Datum 8 9. J 10. 11.] 12.J18. Huningen)..60 1 55,.48.40.351.310 Abends 6 Uhr 5 770.48.50.48 289.34/ Nachm, 2 Uhr Mexau.48.35.25.12.04.98 flachm. 2 Uhr Mannheim.15.96.86.71.57.47] Rorgens 7 Uhr NHMalnz.12 190 45.701,87.-B. 12 Uhr Kaubbvvbb.45.28 3 03.67.70 Vorm. 7 Uhr KLIT 4 320 38375 3,51 Nachm, 2 Uhr vom Neckar: Mannhem..09.12.00.84.70.59 Jorm. 7 Uhr llellbronn.65.70.50.50.43 Vorm. 7 Uhr „) WIndstill, Heiter,—40. WItierungsbeobachtungen d. meteorl. Statlon Mannhelm a zelt 85 AS Datum 0 8 5 S8 2 38 5 mm—* 8 55 12. Februar] Horgens 7 769.9.0 still Mlttags[769.6.8 stliſf 12. 57 Abends 9˙ 769.5.0 stilt 13, Februar] Norgens 7˙˙ 768.0—.2 88E 2 Höchste Temperatur den 12. Feb..5, Flefste Temperatur vom 12.—13. Fob uar—1,00. Witterungs-Beriecht über die Winterstatlonen der Sohwelz, Ubermlttelt duroh dle amtllohe Auskunftsstelle der Sohwelzerlsohen Bundesbahnen im internatlonalen öffentliohen Verkehrsbureau, Berlin., Unter den Linden 14, vom 12. Februar 8 Uhr morgens. —————— ttrtrZ᷑ßBßBBBBrr— —„—— t 285 statlonen 2Mitterungsverhälin.]Sehneeh 22 E —..— 258 om 1350 Adelsboden 2 Wolkenlos, wWindstin 20—39 1444] Andermatt.9 55 10 uber 100 1858 Aroses[5wolkenlos, WIndstiui 89—275 991[Les Avants2 5 55 20—30 1052 Caun Wolkenlos, WIndstifi 29—30 1052 Ohampéer7/2 57 17 20—39 1551 Davos-Plat: 9 wolkenlos, windstiti 60—75 1019 Engelberg.. 4 75 57 30 40 1050Grindelwalg“!. 2 wolkenlos, windstill 30—40 1053 Gstaad-Saanen—4— 7 30——40 1169 Kandersteg 5 wolkenlos, wWIndstili 20—39 1180Klosters-Platz—5 lelcht bewölkt 75—100 1477[Lenzerheide-8bewölkt 60—75 1450 Leysn Wolkenlos, Wind 60—75 277kugeno 4 17 1 376 Hontreun Wolkenlos, WIndstill 18 00 1650 Mürren 5— 1440 Bigl-Kaltiac.—2 wolkenlos, winästiuf 25—30 1068 St. Orolx L. Rass.—1 1 51 10—20 1628 St. Moritz-borf, 8 wolkenlos, wWInästinl 40—50 1275 Litars-Cbesfer.—4„ 50—0 1139 Waldhaus-Flims—1 bewölkt 50—0 1300[Welssenstein-2 wolkenlos. Wind 40—50 1278 Wengen 3wofkenjos, WInastif 30—40 945 Zwelsimmen 8 15 5 30—40 Wetteraussicht. 1. mehrere Tage J. Voraus Aul Grund der Gepeschen des Heiohs-Wetter-Dienstes. 16. Fobruar: Wolkig mit Sonnenschein um Rull herum, 17. Fobruar: Tags milde, früh Frost, meist heiter Nebel. 18. Februar: Bewölkt, melst trübe, wieltach Nebel. 19. Februar: Nebel, dedeokt, feuehtkall, Frost. Schiffahrts⸗RKachrichten vom Mannheimer Hafenverkehr. Hafenbezirk Nr. 1. Angekommen am 11. Februar. Loh„Stinnes 4“ von Alſum, 15 000 Dz. Kohlen. Gerlach„Maunh. 28“ v. Straßburg, 800 Dz. Stückg. Eichelhardt„Bad. 52“ v. Straßburg, 600 Dz. Stückg. Reibel„Otto Hch..“ v. Antw., 7200 Dz. Stg. u. G. Dietz„Mannh. 12“ v. Rotterd., 7190 Dz. Stg. u. G. Vermeulen„Joſeph Marie“ v. Amſtd., 5700 Dz. Stg. Kaſſel„Egan 17“ v. Rotterd., 3000 Dz. Stückgut. Schauſt„Fendel 17“ v. Antw., 11 800 Dz. Stg. u. G. Reinecker„Fendel 27“ v. Karlsruhe, 200 Dz. Stückg. Hafenbezirk Nr. 2. Angekommen am 11. Februar. Holler„Magdalena“ v. Jagſtfeld, 2100 Dz. Salz. Kuſſel„Mina“ v. Jagſtfeld, 1600 Dz. Salz. Schmitt„Karolina“ v. Jagſtfeld, 1818 Dz. Salz. Seibert„A. Clemm“ v. Jagſtfeld, 2000 Dz. Salz. Veith„Eliſabeth“ v. Jagſtfeld, 1150 Dz. Salz. Morgenſtern„Vereinig, 19“ v. Rotterd., 13 700 Dz. Stückgut und Getreide. Oſtertag„Fendel 58“ v. Straßburg, 6500 Dz. Stückg. H. in t VBeld„Taventa“ v. Erwich, 2017 Dz. Lein⸗ öl und Firniß. Hafeubezirk Nr. 3. Angekommen am 11. Februar. Senftleber„Mannh. 52“ v. Rottd., 13 450 Dz. Stg. Sellerbeck„M. Stinnes 36“ v. Ruhrort, 13 325 Dz. K Bretzel„Ludwig“ v. Rotterd., 9000 Dz. Stückgut. Gilsdorf„Worms J1“ v. Worms, 70 Dz. Stückgut. Saam„Friedr. Anna“ v. Rottd., 7000 Dz. St. u. G. Fellmann„Eliſe“ v. Amſterdam, 2200 Dz. Stückgut Hafenbezirk Nr. 4. Angekommen am 11. Februar. v. d. Licht„Stompwiyk“ v. Amſterd., 4500 Dz. Stückg. Richter„Hollandia“ v. Rotterd., 1600 Dz. Stückgut. Salm„Fendel 22“ v. Ruhrort, 7500 Dz. Kohlen. Höhr„Fritz“ v. Ruhrort, 2500) Dz. Kohlen. Ziegler„Kairos“ v. Rotterd., 10 300 Dz. Getreide. Wiſſing„Barbara“ v. Rotterd., 550 Dz. Getreide. Hafenbezirk Nr. 6. Angekommen am 11. Februar. Leib„Vorwärts“ v. Jagſtfeld, 2525 Dz. Salz. Kinzler„Suſanna Sophie“ v. Jagſtf., 1714 Dz. Salz. Bußemer„Gott mit uns“ v. Jagſtfeld, 1488 Dz. Salz. Wäſch„G. M. Neuer“ v. Heilbronn, 1620 Dz. Salz. Zimmermann„Katharina“ v. Heilbr., 1342 Dz. Salz. Boßmann„Regentes“ v. Ruhrort, 1820 Dz. Kohlen. Herz„Heinrich Wilhelm“ v. Weſſeling, 5000 Dz., Braunkohlenbriketts. Hafeubetzirk Nr. 7. Angekommen am 11. Februar. v. d. Heiden„Naphtaport“ v. Amſt., 11925 Dz. Petr. Weber„Vorwärts“ v. Amöneburg, 5820 Dz. Phosph. v. Keſſel„Firmine II“ v. Rotterd., 6000 Dz. Getr. 1 Geſchäftliches. Bereits am 20., 21. und 22. Fehruar findet un⸗ widerruflich die Ziehung der Wohlfahrts⸗ Gelds⸗Lotterie ſtatt, deren Loſe ſeit vielen Jah⸗ ren ſtets ſo gern gekauft wurden, da die Gewinn⸗ chancen außerordentlich günſtig ſind. 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Peoerſil!“ Da lacht der Herr Lehrer verwundert:„Soviel Ich weiß, iſt die„Erde“ das vierte im Bund.“ Doch Elschen, mit nichten verlegen, tut kund: „Als Mama vor kurzem die Waſchfrau bekam, Die neue, die ſie auf Empfehlung hin nahm, Da fragte die Frau, ob„Perſil“ ſei im Haus, Sonſt könnt' ſie nicht kommen, ſonſt hielt' ſie's nicht aus: „Zum Waſchen ich dieſes allein nur verwend'; Denn Henkel's Perſil iſt mein Elementl“ W. H Der Lehrer ſpricht beim Unterricht: „Hans Müller, du gefällſt mir nicht! Ein Bub wie du, das präg dir ein, Darf nicht ſo bleich, ſo blutarm ſein! Sag einen Gruß an die Mama, Ein gutes Mittel wüßt' ich da, Das hülfe dir preſtiſſimo, Der Kaſſeler Hafer⸗Kakao.“ Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunst un Feuilleton: julius Witte; für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Richard Schönfelder; für Volkswirtschaft und den übrigen redakt. Teil: Franz Kircher; kür den Inseratenteil u. Geschäftliches: Fritz Joos. Druck und Verlag der Dr. H. 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Sie wollte ibre Liebe töten, und wenn ſie ſelbſt dar⸗ über ſterben ſollte— und da plötzlich tauchte der Gedanke an Selbſtmord in ihrem fiebernden Gehirne auf. Ja, ſterben, einſchlafen, allen Kummer von ſich werfen, welch befreiender, tröſtlicher Gedanke. Ihr fiel ein Fläſchchen Optum ein, das zu⸗ fällig in ihrem Beſitz war, da ſie es einmal gegen Zahnſchmerzen gebraucht hatte. „Sie ſtand auf und trat kalt und ruhig an ihren Toilettentiſch, wo ſie das Gift mit anderen Medikamenten zuſammen aufbewahrte, und ein flüchtiges Lächeln glitt über ihr blaſſes Geſicht, als der Gedanke mehr und mehr Gewalt über ſie gewann. Sie hatte es in der Hand, ihrem Leben ein Ende zu machen, dieſem Leben, das ſo bitter und ſo nutzlos war. 22. Kapitel. Die Verführerin. Cheſters Gedanken waren weit, weit weg von Suſan, als er nach Berkſhire Houſe zurückfuhr. Wenn er geahnt hätte, was in der Seele ſeiner Frau vorging, ſein Herz hätte ſtillgeſtanden vor Entſetzen, die bitterſten Vorwürfe würde er ſich gemacht haben. So aber war er der fröhlichſten Laune und ſeine Gedanken eilten voraus zu den Jrcſten Stunden. Welch ein Glück, mit Hen⸗ riette zu plaudern, ihre lieblichen Züge zu be⸗ bundern, ihr in die Augen zu blicken, ihr die Hand zu drücken. Er dachte nicht daran, daß ſchon ſolch ein Gedanke eine Untreue gegen Suſan bedeutete, denn er war ſich wohl ſelbſt laum der Tiefe ſeiner Gefühle für Henrietta, der Leidenſchaftlichkeit ſeiner Neigung bewußt. Er hatte ſich in den frommen Betrug einge⸗ wiegt, daß ihre Freundſchaft auf platoniſchen Grundſätzen aufgebaut ſei, er überſah gefliſſent⸗ lich, daß ſein Herz in Gegenwart der Herzogin ſchneller ſchlug, er fragte ſich nicht, warum ihn der Druck ihrer Hand, der Duft ihres Haares mit Glücksempfindungen erfüllte. Weaer lang geſchmachtet. Welt Er hatte es ſchmerzlich empfunden, daß die „die er zu erobern trachtete, ſeiner nicht achtete, daß er ſeinen Freunden und Bekannten nicht mehr galt, als jeder andere reiche Mann auch. Er war in ihren Augen nur der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns geweſen, der den Einfall gehabt hatte, in eine ariſtokratiſche Fa⸗ milie hineinzuheiraten, der ſich für ſein Geld eine Frau gekäuft hatte. Das alles war ihm ſo unſagbar kränkend ge⸗ weſen, und dann, wenn es ihm auch nicht viel⸗ leicht voll zum Bewußtſein gekommen war, die Liebe Suſans hatte ihm doch gefehlt, denn, wie alleMänner, bedurfte auch er des Beifalls, der Aufmunterung einer Frau.— Er hatte ſolch einſames Leben geführt, ſeine Kindheit war einſam geweſen, entſetzlich einſam und ſein ſpäteres Leben war nicht beſſer. Nun aber hatte ſich alles gewandelt, und nur einer, nur einer einzigen verdankte er das. Wie er an Henrietta dachte, ſchwellte heiße Dankbarkeit ſein Herz. Wie konnte er jemals alles wieder gut machen, was ſie für ihn getan hatte. Der Wagen näherte ſich ſeinem Ziel, und er bemerkte mit Genugtuung, daß ſchon wenige Wagen draußen warteten und daß viele Gäſte die Treppe herabkamen. Da würde er bald mit Henrietta ungeſtört ſprechen können, er ſehnte ſich danach, er wußte ſelbſt kaum wie ſehr. Nicht, daß er ihr beſonders viel zu ſagen gehabt hätte, ihm lag nur an dem Gefühl enger Kamerad⸗ ſchaft, das ihm dieſe Unterhaltungen gewährten. Es war ein erhebendes Gefühl, daß Henrietta etwas darauf gab, mit ihm allein zu ſein und zu plaudern, während ſie ſich andern verſagte. Heute aber hatte er eine beſondere Veranlaſ⸗ ſung, weshalb er ſie noch ſprechen wollte. Am nächſten Tage ſollte er ſeine Jungfernrede im Parlament halten, ſo hatte es der Herzog be⸗ ſtimmt und ſein Wunſch war Befehl. Cheſter, wenn ihm auch ein wenig vor dieſer Feuer⸗ probe bangte, war doch ſtolz, daß ſein Chef ſo viel Vertrauen auf ihn ſetzte. Er war dem großen Politiker ſehr nahe ge⸗ treten und jetzt, wo er den Herzog beſſer kannte, wunderte er ſich nicht mehr über den großen Einfluß, den dieſer ſcheinbar ſtumpfe und apha⸗ tiſche Mann auf ſeine Anhänger ausübte. Es gab Augenblicke, wo es Cheſter ſchien, als habe Er war ſo nnendlich glücklich und zufrieden, denn er hatte noch niemand die wahre Natur Berkſhires ken⸗ nen gelernt, und wehe dem Widerſacher, der das erlebte. Er verkannte auch nicht, Kraft nichts gegen die des Herzogs bedeutete und er verſtand nicht, daß Henrietta, dieſe kluge Menſchenkennerin, dies nicht erkannte. er wußte, ſie ſelbſt hatte es ihm oft genug ge⸗ daß ſeine bar. Alle ſeine törichten Befürchtungen waren traf, für ihrem Gatten überlegen hielt; und gerade in dieſem Punkte irrte ſie ſich. Wie ſehr ſie ſich hierüber täuſchte, erkannte er von Tag zu Tag mehr, denn er verließ den Herzog nie— und ſie ſahen ſich jetzt faſt täglich— ohne von ſeiner Größe erfüllt zu ſein, und zwar frei von echter Neid, in aufrichtiger Bewunderung Größe. „Sie ſind alſo doch zurückgekommen?“ Hen⸗ rietta grüßte ihn mit einem ſtrahlenden Lächeln. Sie hatte ſich mit dem ruſſiſchen Geſandten un⸗ terhalten als Cheſter eintrat, aber ſie entließ den grotßen Mann mit einer leichten Bewegung ihres Fächers, als ſie Pauls anſichtig wurde, und wandte ſich Cheſter zu. Es ſchmeichelte ihm, wie ſollte es auch anders, wenn er ſich auch ſagte, daß ſie unvorſichtig war, denn er ſah auf Rupert Temples Lippen, der ſich im Hintergrunde hielt, ein tete ſich vorwurfsvoll auf ihn. Es war nicht das erſte Mal, daß Pater Hilary ihn ſo fragend und kraurig angeſehen hatte, und Cheſter hatte immer den brennenden Wunſch gehabt, dieſen feinen, alten Mann ins Ver⸗ trauen zu ziehen, ihm zu ſagen, daß er nichts zu fürchten habe, daß er niemals vergeſſen würde, was er dem Herzog ſchuldig wäre, nie⸗ mals zum Verräter an der Ehre ſeines Hauſes werden würde. „Ja, ich bin zurückgekommen,“ ſagte er leiſe, ſelbſt im Zweifel, ob es gut und klug von ihm war, noch einmal zu kommen, denn in Hen⸗ riettas Augen lag etwas, das ihn erregte und beunruhigte, ihr Lächeln gab ihm Rätſel auf. „Ich bin ſo froh, Paul, ſo glücklich.“ Sie legte einen beſonderen Ton auf ſeinen Vor⸗ namen und, mit ihrem Fächer ſpielend, ſetzte ſie ganz leiſe hinzu: „Morgen iſt ein großer Tag für Sie— hof⸗ fentlich— und ich muß heute noch mit Ihnen über ſo vieles ſprechen— ganz ernſthaft.“ „Jaꝰ“ gab er ebenſo leiſe zurück. Er bemerkte, wie die Leute nach ihnen hinfahren, und wurde plötzlich verlegen und befangen. „Später, wenn der ganze Schwarm fort iſt,“ ſagte ſie und beugte ſich ſo dicht zu ihm herüber, daß ihr Atem ſeine Wange ſtreifte,„dann wol⸗ len wir mit dem Herzog zuſammen ein kleines Souper einnehmen, ganz unter uns. Es iſt Ihnen doch recht?“ „Natürlich, ſehr gern,“ antwortete er dank⸗ zerſtreut, wo er ſah, daß ſein Chef offenbar ſeine Denn Rückkehr gewünſcht hatte. „Gut denn.“ Sie berührte leicht, faſt Lieb⸗ ſagt, daß ſie ihn, was geiſtige Regſantkeit anbe⸗ koſend ſeine Hand mit dem Fächer.„Ich kann boshaftes Lächeln, und auch ein anderes Augenpaar rich⸗ jetzt nicht länger mit Ihnen ſprechen. Da ſind noch eine Menge Leute, die ſich verabſchieden wollen. Warten Sie in irgendemem ſtillen Winkel, ziehen Sie ſich ins Rauchzimmer zu⸗ rück. Ich laſſe Sie holen, ſobald ich die Geſell⸗ ſchaft verabſchiedet habe.“ Sie lachte ihr köſtliches, wunderſames Lachen— und rauſchte davon und ihm Augen⸗ blick war ſie wieder der Mittelpunkt eines glän⸗ zenden Kreiſes. Er begab ſich in das Rauch⸗ zimmer, wo er ſich allein aufhielt. Wundervoll geſchnitzte mauriſche Läden, mit Perlmutter eingelegt, ſchützten die Fenſter und ein gewaltiger Diwan nahm die Mitte des Rau⸗ mes ein. Ein Springbrunnen plätſcherte luſtig in einem Winkel und ergoß ſich in ein marmor⸗ nes Becken und kleine elektriſche Lampen, die künſtlich in den Händen lebensgroßer Bronze⸗ ſtatuen nubiſcher Sklaven befeſtigt waren, er⸗ füllten den Raum mit rubinrotem Licht. Der ganze Raum hatte etwas Bizarres und ſtand in ſtarkem Gegenſatz zu den Staatsgemä⸗ chern in Berkſhire Houſe. Es war eine von Henriettas Launen, ein orientaliſches Rauch⸗ zimmer zu haben, und der Herzog ließ ſie in dieſem, wie in anderen Stücken gewähren. Cheſter drängte ſich, während er ungeduldig auf und ab ging, der Gedanke auf, daß das Zim⸗ mer das Spiegelbild der Herzogin ſei, in ihr lag ſo viel Orientaliſches. Sie war verſchlagener als Abendländerinnen ſonſt ſind, auch ihr Far⸗ benſinn war faſt zum Kultus ausgebildet und keine Sultana konnte es Henrietta an den ſtar⸗ ken Parfums, die ſie ſo liebte und an der Pracht der Juwelen gleichtun. Die Zeit verging, das Rollen der Wagen wurde ſchwächer und ſchwä⸗ cher, eine tiefe Stille legte ſich über das große Haus, die Stille des Schlafes. [Fortſetzung folat.) Mannheimer Elgenhaus.. erbaut 27021 Landhäuser und Vilen 6 In allen Stadt-⸗ Iageu. Günstige Bedingungen.— Finanzlerung dureh die Gesellschaft.— Solideste Bauweises unter weitgehendster Garantie u. Ausschluß jeder Nack- korderung. Atrrohmarkf Sureau P 4, 18 Jelepk. 705 10. Seite. General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrfenten(Mittechlatt) Mannheim, den 13. Februar 1913. — m Kirchen⸗Anſage.———— Vortrüge Thorbecke, ̃ f˖:: Handels⸗Hochſchule erstkl 75 Ebangeliſch⸗proteſtantiſche Gemeinde Sämtliche Neuheiten in„„Mannbeim. oppel. Donnerstag, den 13. Februar 1913. Mit Rückſicht auf die am dehranbes Donnerstag, 13. Februar Da Konkordienkirche. Abends 6 Uhr Predigt, Stadt⸗ PDte ſtattfindende Feker zu Shren des Herrucheheimen dei mässigen Preisen und Rats Pr. Reiß iſt der erſte vorzüslioh. Verpflegung der Vortrag des Herrn Prof. f ID be ber Holland Amertka LInie „Kamerun“ verlegt wor⸗ iotterdam-Ner Vork den. Der Zyklus beginnt vin Moulogne s. M. nun am Dienstag, den F 25 55 schr.- pfer 18. Februar, abds. 8 Uhr.„Statendam“, 32500 Reg. Karten zn M..— für Tons= 45000 Tons Wasser- vikar Waag. 7 Kurt Lehmann Ol, 1 vis--vis Kaufhaus. sind elngetroffen und bitten um Besichtigung unserer Schaufenster. D K f f N 2 8 N 2 8 ee e verdräng. im Bau. aufsſtellen. 1547 Abfahrt öchentli o. 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Spätere Einwem Jrene, ſeine Schweſter Roſe Kleinert dungen dagegen ſind nicht zuläſſig. 85 2 ſeine Schw Ro le ee eeeee amilte Colonna Zilhelm Feuten 92 1 Wabte eſ eed 115 Betty Kofler 15 Der 3 Dr. Finter. ablo Orſini, Hauptder Familie ee 95 8 Ppachim Kromer Bekanntmachung. Raimondo, päpſtlicher Lega Mathieu Frank— 4 Baroncelli römiſche Friedrich Bartling Die Sinſchätzung der Grundſtücke des Rheinau⸗ L. Cecco del Vecchto Bürger Karl Marx 0 gebietes betreffend. 1 Ein Friedensbote Elſe Tuſchkau Infolge der Abtretung des Rheinaugebietes und G Vereinigung mit der Stabtgemeinde Maunheim war eſandte der lombardiſche Städte Neapels, Bayerns, eine Neueinſchätzung der Grundſtücke des Stadtteils Böhmens uſw., römiſche Nobili, Bürger und Bürge⸗ Rheinau zur Steuer vorzunehmen. 2¹1 rinnen Roms, Friedensboten, Prieſter und Mönche Das Protokoll über dieſe Einſchätzung iſt wäh aller Orden. Römiſche Söldner. reud der drei Wochen 1 Rom um die Mitte des 14. Jahrhunderts. vom 13. Februar 1918 bis mit 6. März 1913 ‚ im Geſchäftszimmer des Gr. Steuerkommiſſärs in Kaſſeneröff. 7 uhr Anf. 7 Uhr Ende n. 11 Uhr. A 55 8 Flügel 2. Stock, 2. immer 6 öffen aufgeleg Nach dem 2. und 3. Akte größere Pauſen 2öblegen we ee Sebtee we vun, Ermäßigte Preiſe. vend dieſer Friſt bei dieſer e 9 ——VVVVVV 0 ai Spätere Einwen dungen dagegen n zu läſſig. Ain doronh Mannheim, den 10. Februar 1915. Freitag, 14. Febr. 1918 20. Vorſt. i. Abonn. D 5 Das Bürgermeiſteramtz Neu einſtudiert: Dr, Finter 2 Nur echt mit dieser Schutzmarke 58 5 Nr. 5985 J. An der hieſigen Volksſchule ſind auf De seit langem geschätzt und berühmt. Bestgn des 7 Schullahres(1. 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B. iſt zehn⸗ —7 5— llicher die des Deutſchen Reiches von einer harmoniſchen Geſtaltung des Ver⸗ Nei FPe und direkten Wahlrechts gewährt hat, wird auch in de Stenographiſcher Reichala aunheimer Geuere — Mb. Deutſcher Reichstag. 110. Sitzuag, Mittwoch, den 12. Februar. Die Tiſche des Bundesrats ſind leer. Bizepräſident Dr. Paaſche cröffnet die Sitzung um 1 Uhr. Der ſo faldemoktaliſche Wahlrechtsantrag. Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Beratung des von den Abgg. Albrecht(Soz.) und Genoſſen eingebrachten Entwurfs eines Geſetzes über die Voltsvertretung in den Bun⸗ desſtaaten und in Elfaß⸗Lothringen. Der Geſetz⸗ entwurf umfaßt nur einen einzigen Artikel. Er will dem Art. 3 der Reichsverfaſſung folgenden Zuſatz geben: In jedem Bundesſtaat muß eine auf Grund des allge⸗ meinen, leichen, direkten und geheimen Wahlrechts gewählte Vertretung beſtehen. Das Recht, zu wählen und gewählt zu werden, haben alle über zwan⸗ zig Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unter⸗ —02 des Geſchlechts in dem Bundesſtaat, in dem ſie ihren obnſitz haben. Die Zuftimmung dieſer Vertretung iſt zu jedem Geſetz und zur Feſtſtelung des Staatshaushaltsetats erforderlich Abg. Wels(Soz.) begründet den Antrag: Der Antrag iſt Ihnen nicht unbekannt, uch ich kann Ihnen nicht viel neues ſagen. Wenn wir immer und immer wieder unſere Klagen und Forderungen vorbringen müſſen, ſodaß dieſes Haus ſchon eine Halle der Wiederholungen genannt worden iſt, ſo trifft uns keine Schuld. Warum kommt man unſeren Wünſchen nicht nach? Warum wird das preußiſche Wahlrecht nicht reformiert? Vor dem Richterſtuhl der Vernunft und der Gerechtigkeit iſt das Dreiklaſſenwahlrecht längſt verurteilt und verbrannt und ſeine Aſche iſt in alle Winde zerſtreut. Es hat äber ein ſehr dickes Fell und beſteht immer noch. Man muß ihm daher jetzt von Reichswegen zu Leibe gehen. Das preußiſche Wahlrecht beſonders iſt nur noch eine Macht⸗ frage. Ebenſo lächerlich wie das Dreiklaſſenwahlrecht iſt aber mal klüger als viele ſeiner Fraktionskollegen. Wenn er damit aber ihnen ſeinen Willen auferlegen wollte, ſo würde man das ver⸗ kzückt nennen. Was im kleinen Kreiſe ſo als Verrücktheit gilt, wird von nationalliberalen Theoretikern als Ausfluß höchſter Staatsweisheit geſchildert, wenn es ſich um größere Dinge han⸗ ür das Wahlrecht der Frauen kreten nach und nach alle Parteien ein, ſelbſt das Zentrum, da können auch die Zzwanzigjährigen, wie wir beantragen, dasſelbe Recht erhalten⸗ Die Balkanvölker haben ein beſſeres Wahlrecht als die reußen. Die Unmoral der öffentlichen Wahl hat außer anderen auch bie preußiſche Regierung in der Wahlrechtsreform von 1910 anerkannt. Die Konſequenz der Nationalliberalen iſt freilich eine konſequente Entwickelung nach rechts. Die Initia⸗ tivde in dieſer Frage gehört mit Recht dem Reichstage. Der Krieg von 1870 hat dem Volte die Freiheit nicht gebracht und auch nicht daß Jubiläumsjahr von 1813, wo das Volk alles für die Wieder⸗ gufrichtung der Hohenzollernmacht geopfert hat. Das Volk wartet bis heute auf den Dank vom Hauſe Hohenzollern. Man hat immer neue Verſprechungen gemacht. In Braunſchweig ſoll jetzt Jeſtesfreude herrſchen. Aber am Eingzugsta gedes jungen Paaxes wird ſich der Ruf des Volkes nach einem freien Wahl⸗ recht laut und deutlich in das Glockengeläute miſchen. Wir geben dem Zentrum mit unſerem Antrag Gelegen⸗ heit, zu zeigen, 27 es ihm ernſt iſt mit ſeiner Stellungnahme gegen alte Ausnahmegeſetze. Das preußiſche Dreiklaſſenwahl⸗ 79 0 iſt ein Ausnahmegeſetz und muß fallen. Eine Aenderung mif geſetzgeberiſchem Wege in Preußen iſt bei den gegenwärtigen Harteiverhältniſſen nicht zu erwarten. Darum müſſen wir den Reichstag aufrufen, um dieſen politiſchen Notſtand in Preußen zu beſejtigen Mit dem Antrag Pachnicke iſt das nicht zu erreichen. Darum werden wir ihn ablehnen. Wir wollen auf geſetzlichem Wege die Wahlreform»rreichen. Aber was ſollen wir den Leuten antworten, die zu uns ſagen: Ihr ſeht doch, daß auf Wege nichts zu erreichen iſt, daß das Verſprechen der Krone nicht gehalten wird? Der Haß und die Erbitterung, die ſo entſtehen muß, iſt nicht der ſozialdemokratiſchen Agitation zuzu⸗ ſchreiben. Wer dem Verlangen des Volkes ſich entgegenſtemmt, der gefährdet den Staat. Wir warnen Sie vor den ſchlimmen Folgen, die Ihr Verhalten zeitigen kann. Wir vertrauen darauf, daß die Maſſen ihre Forderungen durchſetzen werden, ob mit oder gegen Sie, daß iſt Ihre Sache. Abg. Dr. Spahn(Zentr.): Ich kann mich darauf beſchränken, eine Erklärung zu verleſen bie der Abg. Graf Hompech ſchon zweimal abgegeben hat. Er hat erklärt am 9. Februar 1906: Meine politichen Freunde halten in Uebereinſtimmung mit früheren Erklärungen an der Auffaſſung feſt, daß die Geſtaltung des Wahlrechts in den Einzelſtaaten zur Zuſtändigkeit derſelben gehört und der Beſchlußfaſſung im Reſche entzogen 55 Andererſeits bringt die Entwickelung immer deut⸗ atſache zum Bewußtſein, daß das Wohl und Wehe faſſungslebens nicht zu trennen iſt. In einem Staatsweſen, in welchem die grundſätzliche allgemeine Schulpflicht, allgemeine Wehrpflicht und allgemeine Steuerpflicht zur Durchführun ge⸗ langt find, erſcheint es als ein Widerſpruch. wenn einzelne Telle der Bevölkerung von einer wirkſamen verfaſſungsmäßigen Ver⸗ tretung ihrer Rechte und ſind. Was das ſeiner Bügern durch Gewährung des allgemeinen, gleichen, en Einzelſtaaten den Bürgern in entſprechender Weiſe dewilligt werden müſſen. An dieſer Stelle hat Graf Hompeſch am 22. Januar 1908 5 eingefügt: Dieſer Widerſpruch wird um ſo peinlicher empfunden, Er iſt unſerer Ueber⸗ je, länger er aufrecht erhalten wird. nicht entſprechend, 168 5 nach dem Staatswohl londern ſchädlich. Eine Frage von ſolcher Bedeutung und Trag⸗ weite kann, wie die Erfahrung lehrt, eine befriedigende Löſung Für finden, wenn ſie in Zeiten des Friedens in Angriff ge⸗ nommen wird. Nach Art. 3 der Reichsverfaſſung iſt der Reichs⸗ ag nicht in der Lage, dieſe Initiative nach dieſer Seite zua ergreifen. Wenn aber die verbündeten Regierungen nach Maß⸗ Hgabe der 1 dem Reichstage einen Geſetz⸗ en laſſen, durch welchen in Erweiterung der Zuſtändigteit des Reiches die Einführung des Algemeinen geheimen gleichen unmittelbaren Wahlrechts in den Einzelftaaten in Vorſchlag gebracht wird, ſo ſind wir bereit. der⸗ unſere Zuſtimmung zu erteilen. Dieſe Erklärung 0 das, was auch ich Ihnen in dieſem Stadinne au erklären habe. meine Worte ſchlienen —....—̃⅛˙—!,— eee Abg Baſſermann(Natl.): Ich habe namens meiner Fraktion eine Erklärung dahin ab⸗ zugeben: Die Frage, ob und inwieweit dem Rechie eine Einwir⸗ kung auf die Verfaſſung der Einzelſtaaten zuſteht, iſt im Reichs⸗ tage wiederholt erörtert worden. Wir haben dabei unſeren Stand⸗ punkt jeweils dargelegt und begründet und haben keine Ver⸗ anlaffung, heute von unſerer Auf faſſung ab⸗ zugehen Wir erkennen dem Reiche das Recht zu, für jeden Einzelſtaat eine aus Wahlen der Be⸗ völker ung her vorgehend Vertretung zu ver⸗ angen, deren Zuſtimmung hei jedem Landesgeſetz und bei der Feſtſtellung des Staatshaushalts erforderlich iſt. Dieſes Verlangen iſt für uns unabweislich, weil die ſtaatsrechtliche und politiſche Natur und Betätigung des Reiches eine konſtitutionelle Verfaſſungsform aller ſeiner Gliedſtaaten zur VBorausſetzung hat. Tarüber hinauszugehen und drie Ernzel heiten erner ſolchen Verfaſungsform vorzu⸗ ichreiben, lehnen wir, wie bisher, ab. Abg. Graf Kanuitz(Konſ.): Namens der deutſchkonſervativen Fraktion habe ich folgende Erklärung abzugeben: Der ſozialdemokratiſche Antrag verlangt, daß durch das Reich in allen Bundesſtaaten allen über 20 Jahre alten Reichsangebörigen ohne Unterſchied des Geſchlechts, das ak⸗ tive und paſſive Wahlrecht für die Volksvertretung gewährt werde. Damit verſtößt der Antrag gegen die Grund⸗ lagen der Reechsverfaſſung. Die Ausnahmebeſtim⸗ mung der Artikel 78 der Reichsverfaſſung kommt hier nicht in Be⸗ tracht. Im übrigen iſt die Regelung der inneren Verfaſſung der Bundesſtaaten bei Gründung des Reiches nicht der Reichsgeſetz⸗ gebung übertragen worden. Sie würde nicht ihr übertragen wer⸗ den können, ohne die Souveränität der Einzel⸗ ſtaaten zu berühren und dadurch den bundes⸗ ſtaatlichen Charakter des Reiches ins Wanken z u bbrivyben, Letzteres entſpricht den Beſtrebungen der So⸗ ztaldemokraten, das Reich in einen Einheitsſtaat auf demokratiſcher Gcundlage zu verwandeln. Der vorliegende Antrag ſtelll nur ein Glied in der Kette dar, um auf dieſem Gebiete weiterzukommen. Wir erheben gegen dieſe fortgeſetzle unſerer Ver⸗ fafſung Einſpruch(Lachen bei den Soz.) und wir lehnen es grundſätzlich ab, uns auf eine Erörterung über dieſe An⸗ trag einzulaſſen und an den anſchließenden Beſprechungen über die Ausgeſtaltung des Wahlrechtes in den Einzelſtaaten teilzu⸗ nehmen, weil der Reichstag durch eine ſolche Erörterung ſeine Zuſtändigkeit überſchreitet.(Lebhafter Bei⸗ fall rechts) Abg. Kopſch(Vy.): Die Erklärungen der Parteien haben bewieſen, daß der An⸗ krag, der von uns ſchon vor Jahrzehnten geſtellt iſt, in ſozialiſti⸗ ſchem Gewande nicht an Sympathien gewonnen hat. Die Reichs⸗ verfaſſung ſetzt unwiderſprochen voraus, daß die Einzelſtgaten eine Verfaſſung haben müſſen. Wir verlangen für die Einzel⸗ ſtaaten ein Wahlrecht nach Maßgabe des Wahlrechts für den Reichstag. In der ſogenannten Volksvertretung in Preußen haben ſich Vorgänge abgeſpielt, die erkennen laſſen, daß bei den maßgebenden Parteien nicht immer der Wille vorhanden iſt. Dem nachzukommen, was Reichstag und Bundes⸗ rat für gut und nützlich im Intereſſe des deutſchen Volkes halten. Die Reden der Rechten im Abgeordnetenhauſe haben einzelne Parteien dieſes Hauſes und des Bundesrats, ſogar Bundesſtaaten, angegriffen und mit Vorwürfen belegt, die wir hier zurückweiſen müſſen. Durch die Art und Weiſe, wie man gegen den Staatsſekretär Delbrück vorgeht, untergräbt man die Autorität der Reichsregierung. Herr v. Dallwitz ſagt, das breußiſche Wahlrecht iſt gut, und die Leiſtungen des Landtags ſind vorzüglich. Hat Herr v. Dallwitz vergeſſen, daß er ſelbſt mit, die bedeutungsvolle Vorlage des Mittellandkanals zu Fall gebracht hat? Und iſt die preußiſche Steuerpolitik wirklich immer ſo vorzüglich geweſen? Herr v. Dallwitz ſollte doch die Autorität Bismarcks reſpektieren, der ſeinerzeit das preußiſche Wahlrecht bekanntlich als das elendſte aller Wahlrechte be⸗ zeichnet hat. 1 Wenn die Sozialdemokraten das Wahlrecht fordern für die Jugendlichen vom 20. Jahre ab, aktiv und paſſiv, dann verkennen ſie das Weſe des Stgates. Die Sympathien für das Frauenwahlrecht ſind durch die verbrecheriſchen Taten der Frauenrechtlerinnen in England ſehr vermindert worden. Mit 20 Jahen gehen noch viele in die Schule. Wer die Schul⸗ bank noch drückt, der braucht noch kein Wahlrecht zu haben. Es fehlt ihm noch das Intereſſe und das Verſtändnis für politiſche Fragen. Für dieſes Wahlalter ſind wir alſo nicht. Auch hier ſieht man wieder daß durch übertriebene radikale Forderungen eine an ſich gute Sache geſchädigt wird. Wir müſſen uns auf das beſchränken, was als Mindeſtforde⸗ rung von den breiten Schichten der Bevölkerung anerkannt iſt. Wir nehmer von dem Antrag nur den erſten Satz an und den letzten. Abg. Seyda(Pole): Der Grundgedanke des Antrags iſt uns durchaus ſympathiſch. Wir haben das lebhafteſte Intereſſe, daß Preußen endlich eine wirkliche Volksvertretung erhält. Denn der jetzige Ausnahme⸗ zuſtand in Preußen richtet ſich vor allem gegen uns Polen. In einem Lande mit einer richtigen Volksvertretung wäre ein Ent⸗ eignungsgeſetz unmöglich. Wir nehmen alſo den erſten und letzten Satz an, legen uns aber auf das 20. Lebensjahr nicht feſt. Auch in der Frauenfrog ⸗ſind die Anſichten bei uns ge⸗ teilt, Wir können auch nicht von Reichs wegen den Bundesſtaaten annheden ſe aufzwingen, die nicht einmal im Reichstagswahlrecht vorhanden ſind. Abg. Mertin⸗Oels(Rp.): Ich habe namens der Reichspartei eine kur se Erklä⸗ rung abzugeben: Es widerſpricht dem grundſätzlich feſtgeſtellten förderaliſtiſchen Charakter des Deutſchen Reichs und ſeiner Ver⸗ faſſung, Aenderungen vorzunehmen, die das Verhältnis des Reichs u den einzelnen Bundesſtaaten und deren Selbſtändigkeit in er e berühren. Die Reichspartei lehnt ſchon aus dieſem Grunde den vorliegenden Antrag ab, ohne auf deſſen maßloſe Forderungen(Lachen der Soz.) im einzelnen ein⸗ zugehen.(Beifall rechts.) Abg. Dr. Burckhardt(Wirtſchl. Vgg.): Wir ſtehen auf dem Standpunkt der Konſervativen und der Reichspartei. Wir Chriſtlichſozialen ſind im preußiſchen Landtag nicht vertreten. Wir wollen auch hinein und wünſchen daher ein beſſeres Wahlrecht. Wir wollen geheime Wahl. Als die Volkspartei im Abgeordnetenhaus die Mehrheit hatte, hat ſie das Wahlrecht nicht geändert.(Sehr richtig! rechts.) Sogial⸗ beri Malen anerkannt, daß die Maſſen für ſchwerwiegende Fragen noch nicht zeif ſind. Die Vereinigten Staaten und England, deren freiheit⸗ lichen Einrichtungen ſo gerühmt werden, haben ein Wahlrecht, das nicht ſo weit geht, wie das preußiſche. Der Antrag dient nur zur Agitation, um die Maſſen aufzuregen. Wären die Sozial⸗ demokraten nicht da, ſo würde Preußen wahrſcheinlich ſchon längſt ein beſſeres Wahlrecht haben.(Gelächter der Soz.) Es wird nicht beſſer werden, ſo lange wir mit einer ſozialiſtiſchen Bewegung rechnen müſſen.(Beifall rechts.) Der nächſte Redner, der vom Vigepräſidenten aufgerufer wird— Dr. Herzfeld(Soz.)— iſt nicht im Saal. Vizepräſident Dove: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.(Heiterkeit und Bewegung.) Damit iſt die erſte Leſung des Antrags erledigt. Eine Kommiſſionsberatung Wir kommen alſo zur zweiten Leſung. Abg. Dr. Liebknecht W90 Das Verhalten der Rechten beweiſt die Notwendigkeit unſeres Antrags. Die gegenwärtigen ſchmachvollen Zuſtände in Preußen müſſen beleuchtet werden.(Große Unruhe rechts und Rufe: Schmachvoll!) Vizepräſident Dove: Dieſe Aeußerung berührt nicht Perſonen, ſondern Zuſtände und Zuſtände unterliegen der Beurteilung.(Sehr gutl) Abg. Dr. Liebknecht: Wenn es ſich um Württemberg oder Baden handelte, von Reichs wegen einzugreifen gegen die Demokratiſierung, dann wür⸗ den ſich die Rechtsparteien nicht ſo aufbäumen wie hier, wo es ſich um ihr geliebtes Preußen und Mecklenburg handelt. Mit Mitteln der Demagogie und der politiſchen Intrigen geht das Zentrum vor. Vizepräſident Dove: Wenn Sie mit ſolchen Ausdrücken Mitglieder des Hauſes bezeichnen 2 5 Dr. Liebknecht: Nein.(Große Heiterkeit.) Das Zentrum hat ſich im Abgeord⸗ netenhauſe mit den Konſervativen gegen unſeren Wahlrechtsantrag vereinigt, um gemeinſam mit ihnen das Volk über den Loöffef zu barbieren. iſt nicht beantragt Vigepräſident Dove: Damit können Sie aber nicht Leute außerhalb des Hauſes ge meint haben.(Heiterkeit.) Abg. Dr. Liebknecht: Nein. Das habe ich auch nicht.(Unruhe im Zentrum.) Vizepräſident Dove: Ich bitte, ſolche Ausdrücke zu unterlaſſen. Abg. Dr. Piebknecht: Das Zentrum hat damals im Abgeordnetenhauſe Dutzen de abkommandiert, um ſeinen Freunden von der Rechten zu helfen. Die Nationalliberalen haben nicht viel beſſer gehandelt. Es iſt ein offenes Geheimnis, daß viele Nationalliberale, die bei der Abſtimmung fehlten, im Hauſe anweſend waren, ſie ſaßen im Lefezimmer, ſie wollten nicht abſtimmen.(Oho⸗Rufe bei den Nationalliberalen.) So ſehen wir auf der Rechten eine FJeindſchaft gegen jede Reform des Dreiklaſſenwahlrechts und beim Zentrum und bei den Nationalliberalen eine Abneigung gegen jede gründliche Reform. Eine ganz eigen⸗ tümliche Rolle haben in der Wahlrechtsfrage die Freikonſer⸗ vativen geſpielt. Von dieſer Partei wird ſyſtematiſch auf eine Verſchlechterung des Wahlrechts und eine Minderun Volks⸗ rechte hingearbeitet, und dieſe Partei nennt ſich„Reichspartei“. Im Grunde iſt es aber gar keine Partei, ſondern nur eine Koterie.(Lachen rechts.) Sie ſind unſere beſten De⸗ wir Sie ſo gern auf und präparieren Sie vor dem ganzen Lande. 11 9 und Unruhe rechts.) Ihre Bedeutungsloſigkeit wird da⸗ durch natürlich nicht vermindert. Vom Herrenan wird berſucht, auf eine reaktionäre Geſtaltung des Reichstagswahlrechts einzu⸗ wirken. Wenn wir aber uns hier um das Landtagswahlrecht kümmern, dann heißt es: Noli me tangere! Das unhaltbare Verhältnis Preußens zum Reich konnte nicht beſſer illuſtriert werden, als durch die arrogante Rede des Abg. v. Kardorff. Das Junkertum möchte wohl dem Volk das Wahlrecht nehmen, aber das Zahlrecht möchte ſie ihm laſſen.(Lachen rechts.) Herr von Dallwitz der heimliche Kaiſer der Reichsregierung, hilft ihnen dabei. Die Politik der Sozialdemokratie geht da n, das Junker⸗ breußen zu zertrümmern und ein freies Preußen au ſchaffen. (Lärm rechts.) Kaempf: Sie dürfen einer Partei des Reichstags nicht vorwerfen, ſi⸗ wolle Preußen zertrümmern.(Große Heiterkeit.) 5 85 Abg. Dr. Liebkuecht: Die Gefahren der Zukunft werden durch beſchworen, durch die ſogenanate preußiſche räſident Kaempf rdnung. Abg. Sivkowich(Vp.)) beſpricht die mecſenburgiſche Verfaſſungsfräage. Es ſſt eine deutſche Frage Die Konſervativen ſagen, die mecklen⸗ burgiſche Verfaſſung ſei ein altes ehrwürdiges Kleid, das man achten müſſe. Nein, es iſt ein alter ſchäbiger Rock, der das Volk ſchändet Unſer ſchönes Land wird von 700 Rittern und 40 Bürgermeiſtern regiert. Das Volk hat nichts zu ſagen. Die Geſchichte der mecklenburgiſchen iſt ein Trauerſpiel. Auch nach dem neueſten erfaſſungsentwurf der mecklenburgiſchen Regierung würde das Volk rechtlos bleiben. Die Verſtändnisloſigkeit der Rikter iſt nicht mehr 95 übertreffen. Was Elſaß⸗Lothringen recht iſt, das iſt uns ecklenßurgern billig! Wir wollen nicht länger in zwingender Abhängigkeit ſein von einer Körperſchaft, die nur nackte Intereſſenpolitik treibt. Wir von der Volkspartei fordern das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht auch für Mecklenburg. Wir uns aber im Notfalle auch mit einer Abſchlagszahlung, vorausgeſetzt, daß das neue Sie herauf⸗ Regierung. ruft den Redner zur Gebilde den Ehrennamen einer Volfsverkretung verdient.(Beifall.) Abg. Dr. Herzfeld(Soz) behandelt ebenfalls die mecklenburgfſche Frage. Die Abgg. Hoffmaan(Soz.) und Wurmm 0 ſprechen über die rudolſtädtiſchen und reußiſchen Verhältniffe. Dann wird der Antrag in allen ſeinen einzelnen Teilen ab⸗ gelehnt, womit eine dritte Leſung ſich erübrigt. demokratiſche Politiker haben ſelbſt zu wiederholten Doynerstag 1 Uhr: Juſtig⸗ und tat. Schluß 85 6 Uhr. 8 monſtrationsobjekte für die preußiſche Reaktion. Deshalb ſpießen Mannheim, oen 13. Februar 1913. General⸗Anzeiger. Badiſche Neueſte Nachrichten(Mittoablo tt). 18. Seite. Straßenbahn. Am Donnerstag, den 13. Februar, wird die neue Linie— 12— in Betriel enommen. Dieſelbe fährt hofſtraße, e weiter zur Kammerſchleuſe von der Friedrichsbrücke(Stadtſeite) durch die Wald⸗ über die Diffensbrücke zur Frieſenheimerſtraße und und auf demſelben Wege wieder zurück. Die Abfahrtszeiten dieſer nur an Wochentagen verkehrenden Linie ſind ſolgende: 1546 Ab Friedrichsbrücke: Vorm..31,.41,.51 uſw. alle 10 Minuten zur Kammerſchleuſe: bis.11, ſodann.31,.51„„ 20 75 „ Hil,„„ 10 5 .31,.51 20 5 0 51, 7 7.41 Gugleich letzter Wagen). Ab Kammerſchleuſe: Vorm..55,.05..15 uſw. alle 10 Minuten zur Friedrichsbrücke: bis.25, ſodann.45,.05„ 20 88 „ l,,„ iee 5 „„ dis„ 0 +.05,.15,.25 5 5 17.05(zugleich letzter Wagen). Mannheim, den 19. Februar 1913. Pekauntmachung. Holzverſteigerung im Waldpark und in der Stephanienpromenade betr. Am Dienstag, den 18. Uhr beginnend, verſtei⸗ gern wir an Ort u. Stelle das bei den Säuberungs⸗ arbeiten in der Stepha⸗ nienpromenade und Wald⸗ park ſich ergebene Brenn⸗ holz öffentlich und losweiſe an den Meiſtbietenden. 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Febr. 1913 nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokal 2, 6 dahier, gegen bare Zahlung im Vollſtreck⸗ ungswege öffentlich ver⸗ ſteigern:(9818 1 Piano, Mibel und Sonſtiges. Mannheim, 12. Febr. 1918. Weber, Gerichtsvollzteher. Handels⸗ Hochſchule Mannheim. Das Vorleſungsverzeich⸗ nis für das Sommer⸗ ſemeſter 1913 iſt erſchie⸗ nen und wird an Intereſ⸗ ſenten an folgenden Stel⸗ len unentgeltlich 1105 geben: 1. bei 2 d 2 Vandels daner 9. ei BVerkehrsverein (Rathaus) bei den kaufmänniſchen Vereinen „beim Zeitungskiosk bei der Annoncenexpe⸗ dition D. Frenz, E 2, 18 7. bei den Aletter, O 3, Hermann, 0 3 Nemnich, N 3, 718 Mannheim, 25. Jan. 1919. Der Rektor. Vefmischtes 5 Gärtnerlebranstalt Köstrite (Thüringen). Höh. Facht gule ſ. Gärluer. Mau verl. f. Söhne d ſich d. Gartenbau und d. Gartenkunſt widm reſp noch die Berechtigung z. 1 jähr. reiw. Dienſt erlang. ſoll., Proſp. d. 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Ob⸗ wohl der Redner ſtreng obſektiv blieb und ſich von Politik fernhält, waren ſeine Ausführungen ge⸗ rade vom politiſchen Standpunkte jedes Deutſchen aus äußerſt aufklärend. Es wax intereſſant, dite Entwicklung und den Sileg des Parlſamenta⸗ rismus über die Krone zu verfolgen, 1832 das Eingreifen des liberalen Bürgertums zu ſehen, das 1867 einer wachſenden Demokratiſtierung weichen muß. Zu den zweil alten Adelsparteien, den libe⸗ nalen Whigs und kouſervativen Tories, trat allmäh⸗ lich eine Arbeiterpartei, die das Zünglein an der Wage bildet. Daneben bildete ſich eine zu rückſichts⸗ loſem Vorgehen entſchloſſene iriſche Partei. Hatte ſich das Parlament in jahrhundertelangem Kampf den höchſten Grad der Selbſtverwaltung errungen, ſo trieb die Obſtruktionspolitik der Jren das Par⸗ lament ſelbſt 2 r Einſchränkung der Rechte der Ab⸗ geordneten. er Sprecher(Präſident) des Unter⸗ hauſes hat heute Vollmachten, wie ſie in keinem an⸗ dern Parlamente ſchärfer ſind. Zwei Fragen be⸗ herrſchen die engliſche innere Politik: die Arbſche Frage(Home rule Heimatsregterungf und die Arbeiterfrage. In letzterer ſcheint'es, als ob die alten Gewerkſchaften der gelernten Arbeiter all⸗ mählich von der größeren Maſſe der ungelernten unterdrückt würde. Auffallend iſt, wie im Muſter⸗ land der Selbſtverwaltung der ſtraffe Bureaukratts⸗ mus immer größere Fortſchritte macht. Neben dieſen inneren Verſchiebungen der Machtverhältniſſe gehen die äußeren her. Seit 1874 ſetzt die weltbeherrſchende engliſche Kolonialpolitik ein, und zwar haupfſächlich als Abwehrmaßregel gegen das ruſſiſche Vordringen in Aſien. Redner ſchilderte dann die einzelnen Phaſen dieſes Ringens um die Vergrößerung und Feſtigung der Vormachtſtellung, beſonders des In⸗ einandergreifen der Vorgänge auf dem großen Welttheater. Er zeigte, wie nacheinander Frank⸗ veich, Rußland, Deutſchland, Amertka, Jaßan mit hineingeriſſen werden, wie England immet beſtreht war, mit Hklfe anderer den ſtärkſten Rivalen nieder⸗ zuringen, was in den letzten Jahren gegen uns Deutſche verſucht wird. Er hob aber auch hervor, wie die alte Geguerſchaft Rußland⸗England ſchon wieder auftauche, wie durch den Pangmakanal Amerika aufſteigt, ſodaß wir hoffen dürfen, daß das engliſche Vorgehen gegen uns in abſehh arer Zeit durch andere Faktoren gehemmt und⸗ a dene wird. langanhaltendet 15 all dankte dem feſſelnden Rebner, dem wir mit d em Ge⸗ fühl zurufen: Auf Wiederſehen! *Jugendbund für en Erziehung⸗ In ſeinem Vortragszyklus„Die poflitiſchen Parteien“, den gegenwärtig der Jugendbund für ſtaatsbürgerliche Erziehung abhält, ſprach am ver⸗ gangenen Freitag Arbeiterſekretär Thomas(Hei⸗ delberg) übr die Sozialdemokratle. In der Diskuſſion gab der Referent auf verſchtebene An⸗ fragen Auskunft, wonach der Verſammlungsleiter unter Hinweis auf die nächſten Freitag ebenfalls in der Kurfürſtenſchule ſtattfindende Zyklusfortſetzung, die ſich mit dem„Zentrum“ beſchäftigen wird, den ſehr anregenden Abenb ſchloß. Aus dem Großherzogtum. rr. Baden⸗Baden, 11. r. Einer der äderſtadt, Herr Medizinalrat Dr. Julius Baumgäßtner, iſt nach nur kurzer Krantheit im Alter von 75 Jahren aus dem Leben geſchieden. Lange Jahre war der Verſtorbene Chefarzt des hieſigen Städt. Krankenhauſes und durfte als ſolcher auf eine ſegensreiche Tätigkeit zurückſchauen. Großer Beliebtheit erfreute er ſich in allen Kreiſen der Einwohnerſchaft, hoher Wertſchätzung im Kreiſe ſeiner Kollegen und ein freundlicher Helfer und Berater war er den Kranken. Als Stadtverord⸗ neter wirkte er lange Zeit auch im Dienſte der Allgemeinheit, bis er ſich des vorgeſchrittenen Alters wegen vor einigen Jahren ins Privat⸗ leben zurückzog. Die Nachricht von ſeinem Hin⸗ ſcheiden wird überall herzliches Bedauern her⸗ vorrufen. B. Freiburg, 12. Febr. Die hieſige Stadt⸗ verwaltung hat vor einiger 12 5 die Errichtung eines Denkmals für die im Jahre 1713 bei der Belagerung Freiburgs gefallenen öſter⸗ reichiſchen Grenadiere beſchloſſen. Zur Erlan⸗ gung eines geeigneten Denkmal⸗Entwurfs wurde ein Wettbewerb unter den badiſchen Künſtlern veranſtaltet. Von den hierauf ein⸗ gelaufenen 57 Entwürfen hat das Preisgericht nunmehr folgende preisgekrönt: 1. Preis(500 Mark) Wilhelm Rahtz, Bildhauer in Mann⸗ heim, 2.(300 Mk.) Karl Albiker, Bildhauer in Ettlingen, 3.(200 Mk.) C. A. Meckel, Archi⸗ tekt in Freiburg. Außerdem wurde noch zum Ankauf empfohlen die Entwürfe von Arnold Rickert, Bildhauer in München und von Otto Feiſt, Bildhauer und Lehrer an der Großh. Kunſtgewerbehalle in Karlsruhe. Das Denk⸗ mal ſoll noch in dieſem Jahre errichtet werden. b. Freiburg, 6. Febr. Wie in früheren Jahren, ſo wurde auch am 31. Dezember wieder eine Aber15 ſenzählung in hieſiger Stadt vorgenommen. Dieſe ergab 84 männliche Arbeitsloſe gegen 100 im Vorjahr. Dis größte Zahl entfällt auf das Baugewerbe, das hier ſeit Jahren ſehr darniederliegt. Das ſtädtiſche Tief⸗ bauamt beſchäftigte am Zähltage 195 Arbeitsloſe die nicht mitgezählt wurden Konfirmanden- und? Kommunikantenkleider General⸗Anzeiger, Badiſche Neueſte Nachrichten(Mittagblatt). Mannheim, den 13. Februar 1913 mmbekannt bester Verarbeitung, in all. Grössen + u. Preislagen, in grosser Auswahl vorrätig 1 Tacher. Miegel,El,., ein Medu:; Nürnberg. Größter ſüdd. kanfm. Verein. Atdenährte Stellenvermittlung Koſtenkrei f. Prinzi⸗ pale u. Mitgl. Hilfs⸗ 05 ſſe.ſtellenl. Mitgl., Krankenkaſſe, Wilw. u. Waiſenkaſſeg echts⸗ ſchutz, Monatsblatt, Jahrbuch u. ſ. w. Der Orts⸗Verein Maunheim⸗Ludwigs⸗ hafen tagt jed. Diens⸗ tag im Gaſthof„Zur Morgeuröte“, 8 26. 77925 d. f Wſad ſen deae Jahre, welche in fürſtl., gräfl. u. herrſch. Häuſern Diener werd. Proſp. frei. 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Vielleicht iſt der millionärsfamilien Maclean und Walſh, denen hatte, da ſie einmal ihre eigene Wirtſchaft haben Kamillentee nach einem üppigen Mahl geſund. ſeine Eltern angehören. Die Beſitzungen, die — Die Brautausſtattung der Prinzeſſin. Es würde. So manches Stück iſt von ihrem Taſchen⸗ Möglich auch, daß er nur moraliſch iſt und ſo ſeine beiden Großväter, der Colonel Maclean heißt diesmal nicht, ſo wird uns aus Berlin gelde erſtanden, ſo manches Bild, das ihr Wohl⸗ gewiſſermaßen eine Selbſtſtrafe für das allzu und Mr. T. F. Walſh erworben haben, reprä⸗ ten. geſchrieben, der„Trouſſeau“, es heißt die gefallen erregte, befindet ſich darunter. Denn üppige Leben bedeuten ſoll. Eine Buße für die ſentieren zuſammen einen Wert von nicht weni⸗ „Brautausſtattung“ der Prinzeſſin Viktoria wenn der Kaiſer ſeiner Tochter auch am liebſten läſterliche Köſtlichkeit einer jungen gefüllten ger als 320 Millionen Mark. So iſt der kleine Nuiſe. Die Verlobung des jüngſten Kaiſer⸗ jeden Wunſch, den ſie ausgeſprochen, erfüllt Wachtel, eines zarten Real Turtle⸗Ragout oder Vinſon auch noch veicher mit irdiſchen Gütern geſegnet als der 12jährige John Nicholas 1 530⁰ — ündes lenkt natürlich das Intereſſe auf die Aus⸗ ſtattung, die die Prinzeſſin Viktoria Luiſe in die Ehe mitbringt. Die Kaiſerin, die wie jede gute Mutter den Wunſch hatte, daß ihre Tochter den Mann ihrer Wahl finden möge, beſchäftigte ſich ſchon ſeit langer Zeit mit der Ausſtattung hätte, die Kaiſerin legte oft ein Veto dagegen ein, und die Prinzeſſin mußte wie andere junge Mädchen auf die Erfüllung des einen oder des anderen Wunſches ſo lange warten, bis ſie ſelbſt ihn ſich aus eigenen Mitteln leiſten konnte. Unter ihren Ausſtattungsſtücken wird ſich daher gar manches befinden, was ſeit Jahren in ihrem einer raffinierten Kombination von Sorbet, Eis und ſeltenen Früchten. Wie dem auch ſei, der Kamillentee als„Afterdinner⸗Getränk“ hat nicht nur einen bitteren, ſondern auch einen komiſchen Beigeſchmack. Und er charakteriſtert unſere Zeit der Gegenſätze mit ihrem intenſiven Sport und den ſchwachen Nerven, dem Kraftmeiertum und Brown, der von ſeinem Vater 20 Millionen Mark erbte, als er 9 Monate alt war. Zur ſelben Zeit verlor er auch ſeinen Onkel, der ihm weitere 20 Millionen Mark vererbte. Seine Großmutter Mrs. John Carter Brown, die dieſen Enkel über alles liebt, iſt trotzdem in net⸗ ührer Tochter. Man kann ſich wohl vorſtellen, W 5 95 1 in im paß die Prinzeſſin bereits einen Teil der Dinge, Beſitz iſt. So ſah ſie auf ihrer Reiſe nach Eng⸗ der Hyſterie. Flirt und Kamillentee— auch bas Sorge über ſein Fortkommen, und ſo hat ſie ſich die ſie für ihre Ausſteuer nötig hat, beſttzt. Der land eine prachtvolle Decke, die ſie gern beſäſſen ſind Symbole. vor 3 Jahren entſchloſſen, ihm noch bei Leb⸗ 1638 Geſchmack der Prinzeſſin ebenſo wie der der hätte. Die Prinzeſſin liez ſich nach dem Preis— Amerikaniſcher Humor. Beim Früſtück zeiten von ihrem Rieſenvermögen 60 Millionen ., ſaaiſerin geht dahin, das Schöne mit dem Prak⸗ und der Herkunft bieſer Decke erkundigen, und am Neujahrstage erſchien der Oberſt mit ver⸗ Mark abzutreten, damit der junge Millionärs⸗ —iſchen zu verbinden. Die Wäſche, die die Prin⸗ es wurde ihr ein ziemlich hoher Preis mit dem bundener Hand; man erkundigte ſich teilnahms⸗ ſohn ein„ſtandesgemäßes“ Vermögen hat. zeſſin Viktoria Luiſe für ihre Ausſteuer mit⸗ Bemerken gemacht, daß dieſe Decke echt ſchleſiſche voll nach der Urſache ſeiner Verletzung:„Wo Später wird Maſter Broton in den Beſitz noch bekommt, iſt durchweg deutſches Fabrikat. Klöppelarbeit ſei, die mit Häkelſpitzen kunſtvoll haben Sie ſich das zugezogen, Herr Oberſt?“— weiterer zahlreicher Millionen gelangen. Nächſt 4. Deutſche Leinwand und deutſche Spitzen wurden] verziert war. Nun zögerte die Prinzeſſin nicht„Das verdanke ich ſolch einem verdammten den amerikaniſchen„Dollarkönigskindern ſind zoh⸗ da8t verwendet, nur an einigen beſonderen länger, ſie erſtand im Auslande die deutſche grünen Jungen. Wir feierten geſtern abend die Babys einiger engliſcher Ariſtokraten vom no, Prunkſtücken befinden ſich altererbte Brüſſeler Decke, die ihren Schatz ziert. Silveſter in herkömmlicher Weiſe, und unter Schickſal am meiſten verwöhnt. Ein Millionen⸗ forl. Einſätze und Spitzen. Die Prinzeſſin ſelbſt— Kamillentee ſtatt Mokka. Eine Dame den Gäſten befand ſich ſo'n dummer Junge, der erbe iſt z. B. der 2jährige Sohn des Carl Fitz bat auch den Wunſch geäußert, daß alles, was ſchreibt der„N. Fr. Pr.“: Man kann nicht ſich derart betrank, daß er beim Verlaſſen des William Sein Vater iſt einer reichſten eng⸗ für ihre Ausſtattung noch erforderlich iſt, aus länger achklos an einer neuen Erſcheinung Saales mir auf die Hand trat liſchen Peers und beſitzt in England und Ir⸗ Dr. Crabbe hatte mit Mühe und Not das land 115000 Aeres, auf denen große Bergwerke deutſchen Fabrikaten hergeſtellt werden ſoll. Sie hat für die Tiſchwäſche und für einzelne Prunk⸗ unſeres geſellſchaftlichen Lebens vorübergehen. Denn es handelt ſich nicht um eine momentane aufdringliche und redſelige Fräulein Gaſſoway liegen. Seine Einnahmen betragen daher aus ſeinen engliſchen Beſttzungen jährlich gegen 2 Ing. o. 14 17 81 711 255 57 28 2 2 5 5 5 , ftücke ſchon ſeit langer Zeit die Muſter beſtimmt, Modelaune, ſondern um eine Inſtitution, die überzeugt, daß es ſich bei ihr nicht um ein ern⸗ ſeine. 1925 und zwar hat ſie einen Teil der Webemuſter ſich ſeit drei oder vier Jahren in London und ſſtes Leiden handelte. Sie erhob ſich endlich Millionen Mark und e 99 0 Be⸗ arl felbſt entworfen. Eine Tiſchdecke aus dem wun⸗] Paris eingebürgert und ſeit Jahr und Tag auch und aufatmend geleitete ſie der Doktor zur Tür. ſitzungen 1 9 5 „bervollſten Leinen dürfte mehr in das Gebiet in Wien ihr vornehmes Heim gefunden hat. Da blieb ſie plötzlich ſtehen und bemerkte vor⸗ deren Herr der iscoun 5 15 der Kunſt als in das der Induſtrie gehören.] Man höre, ſtaune und ſchaudere: der Kamillen⸗ wurfsvoll:„Aber, Herr Doktor, Sie haben ja wird, 400 geſcheet Mit ihm 17 mer Im Webemuſter befinden ſich zierliche und ele⸗ tee wurde zum Tafelgetränk ernannt, jenes gelb⸗ die Hauptſache vergeſſen. Sie haben ſich nicht 50 Millionen 15 85 leue] gante Biedermeiergeſtalten, Männlein und liche und ſtark duftende Gebräu, das uns an einmal überzeugt, ob meine Zunge belegt iſt!“ ſich dereinſt an 15 iſchen 8 pe Walden Irs.] Weiblein, bis ins feinſte Detail iſt im Webe⸗ fatale Momente unſerer Jugendzeit erinnert,—„Das iſt vollkommen überflüſſig, mein Fräu⸗ Sohn e Lor nuen e 5 109 iſt 55 Muſter alles berückſichtigt, jedes Geſicht der ein⸗ iſt zum Epilog des großen Diners, zum Erſatz lein, ich weiß, daß es nicht der Fall iſt... auf ann ae 15 bdg l bag zdne zelnen Figuren trägt einen anderen Ausdruck; für das köſtliche Täßchen Mokka geworden. Das einer Rennbahn wächſt kein Gras!“ 50,.. Mutt df uch Ann einte igen man erkennt in den Augen das Lachen, den iſt kein Scherz, kein verfrühter Aprilwitz, auch.— Die veichſten Babys der Welt. Als dem ebr 5 1 Länft ſich alif Schalk und den Humor. Und um die Figuren nicht die Erfindung eines ſenſationslüſternen unglücklichen, bei der Titanic⸗Kataſtrophe zu ſehr 8 9 kann 110 570 winden ſich Roſenkränze, bei denen jede Roſe Millionärs in Chicago, ſondern eine inter⸗ Grunde gegangenen Colonel Aſtor ein nach⸗ erma 31 76 mt giuen ldenen ge ſegar ibren eigenen Ausdruck beſitzt. Jedes nationale Tatſache, die gute Sitte von heute geborener Sprö ling im Auguſt vorigen Jahres 5 0 5 99 90 Wördent iſt 1 Zu den 94. latt iſt von dem anderen unterſchieden. Die in jenen beneidenswerten Kreiſen, die durch ihr als Erbe ſeines Rieſenvermögens erſtand nannte uſetenn Aebeen 5 e Welt ört aah dazugehörigen Servietten tragen das gleiche Geld oder ihren Rang tonangebend ſind. Es man den kleinen John Jacob das reichſte Baby reichſten 85 115 15 ge 5 125 be 8. Maſter in derſelben Ausführung, Die Prin⸗ gibt beute in London, in Paris, in Wien und der Welt, und gewis beſaß der Säugling be⸗ Fiährige So 7 8 55 892 land, der Baß zeſſin ſelbſt, die als gute Haustochter von ihrer Berlin kaum noch ein wahrhaft vornehmes reits ſo gewaltige Schätze, wie kein anderes folk, 15 8 7 dbeſtg h 1 nd e u eheures 15 Kaiſerlichen Mutter erzogen worden iſt, hat von Haus, in dem der livrierte Lakal nicht nach dem gleichaltriges Kind der Welt. Den Titel des 50 10 Acres 115 0 97 10 0 Be⸗ bar jeber ein lebhaftes Intereſſe für ihre Wäſcheletzten Gang in den üblichen großen Teeſchalen reichſten Babys aber darf der Aſtor⸗Sproß wohl Einkommen 9 5 h aus ſeinen 15 und Ausſtattung gezeigt. Ganz wie andere Kamillentee herumreichen würde Und wer auf nicht in Anſpruch nehmen denn das Vermögen, ſitzungen genießt. dah lunge⸗Mädchen richtete ſie ſich eines Tages einen lich hält der wird nich e Zucker in den! das der Zährige Vinſon Walſb. 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