Wonnement: 70 Pfg. monatltch. Bringerlohn 30 Pfg. durch die Poſt inkl. Poſtaufſchlag Nk..42 pro Muartal Einzel⸗NRr. 5 Pfg. Inferate: Kolonel⸗Seile 80 Pfg. Reklame⸗Seile„.20 MNk. Täglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) 4808 Beilagen: Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Umgebung Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 0 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 3 Uhr Amtliches Derkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Handels⸗ Unterhaltungsblatt; Beilage für Cand⸗ und Induſtrie⸗Seitung für Südweſtdeutſchlan und Hauswirtſchaft; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Revue; Wandern und Reiſen und Winterſport; Rode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt Celegramm-⸗Adreſſe: f „General⸗Anzeiger Manntel Celephon⸗Nummern: pPirektion und Buchgaltung 7 Buchdruck⸗Abteilung... 34 Redaktteen. Exped. u. Verlagsbuchholg. 228 Eigenes Redaktionsbureau in Berlin d; Beilage für Literatur und Wiſſenſchaftz Nr. 536. Mannhei m, 2 N—5 Dienstag, 18. November 1913. 12 ———— (Mittagsblatt.) — 2 Die heutige Mittagsausgabe umfaßzt 16 Seiten. Telegramme. Goldbarren im Werte von 100 000 M. geſtohlen. (]Berlin, 18. Nov.(Von unſerm Berliner Bureau.) Aus Paris wird gemeldet: Am 13. November wurden auf dem Pariſer Nordbahn⸗ hofe das Fehlen einer großen Quantität Gold⸗ barren aus einem plombierten Wagen, der mit einem Expreßzuge von Konſtantinopel über Berlin und Köln eingetroffen war, feſtgeſtellt. Dieſe Goldbarren bildeten einen Teil der Re⸗ ſerven, die die kaiſerliche Ottomanbank an die Ottomanbank in Paris überſandt hatte. Es waren 40 Kiſten mit Gold feſt verſiegelt und mit ſchmiedeeiſernen Bändern beſchlagen. Jede Kiſte enthielt 5 Säcke und wog 39 580 Kg. Sie waren in Konſtantinopel in Gegenwart verſchiedener Bankbeamten verladen worden. Der Wert jeder Kiſte beziffert ſich auf 125 000 Frs. Die Total⸗ ſumme betrug alſo 5 Mill. Frs. Bei der An⸗ kunft in Paris wurde der Wagen in das Zoll⸗ depot gebracht und dort pon Angeſtellten der Ottoman⸗Bank, von Eiſenbahnbeamten und Po⸗ lizeibeamten bewacht und ſchließlich in deren Gegenwart die Siegel geprüft. Die Plomben u. die Siegel waren an der franzöſiſchen Grenze 7 angelegt und erwieſen ſich unverſehrt. Erſt als eine* man ſpäter zur Verladung der Kiſten zum 18 Transport nach der Bank ſchritt, bemerkte man den Diebſtahl. Es ergaben ſich bei den Kiſten erhebliche Gewichtsdifferenzen. Das Aeußere Pr. zꝛeigte abſolut nichts Auffälliges, die Siegel waren ordnungsgemäß und auch die ſchmiede⸗ eiſernen Bänder waren unverletzt. Die Diebe mußten alſo während der Fahrt Zeit genug ge⸗ habt haben, den Verſchluß wieder herzuſtellen. — Der Polizeikommiſſar des Nordbahnhofes er⸗ öffnete ſofort eine Unterſuchung, aus der ſich bisher nur ergab, daß der Raub vor dem Ein⸗ treffen des Wagens an der franzöſiſchen Grenze, wo er verſiegelt und plombiert wurde, geſchehen ſein kann. Der Wert der vermißten Goldbarren ſtellt ſich auf 4600 türk. Pfund, das ſind etwa 1ᷣ00 000 Mark. Der Perlenhalsbandprozeß. wW. London, 17. Nov.(Pr.⸗Tel.) Vor dem Zuchtpoligeigericht in Olbbailey begann heute der Perlenhalsbandprozeß gegen die vier Angeklagten Loeckett, Grizzarb, Silperman und Gutwirth. die beſchuldigt werden, ein Perlenhalsband im Werte von 117000 Pfund Sterling auf dem Transport bon Paris nach London geſtohlen zu haben. Nach den Ausführungen des Staatsan⸗ walts wurde die Verhandlung auf morgen ver⸗ tagt. Ausſtand der Inder. Durban, 17. Nov. Der Ausſtand der Inder iſt allgemein geworden. Die Kutſcher, Buten, Köche, Kellner und andere ſchloſſen ſich dem Ausſtande an. In den Zuckerplantagen bei Durban nimmt die Lage ein ernſteres Aus⸗ ſehen an. Eine Anzahl Inder, die verſuchten, ihre Landsleute zu überreden die Arheit nieder⸗ zulegen, leiſtete der Polizei Widerſtand und griff zu Stöcken und Steinen. Ein Polizeibeamter und ungefähr dreißig Inder wurden verwundet. Ju verſchiedenen Orten ſollen die Inder ver⸗ ſuchen, die Weißen in Schrecken zu ſetzen, indem ſie das Zuckerrohr in Brand ſteckten. An einer Stelle ſind unter dem Jubel der anweſenben Inder 150 Aeres in Flammen aufgegauzen. Neue Verſuche Marconis. London, 18. Nov.(Von unſerm Londoner EIe 1 85879 1 einige Tage dort. den Cap Bretonſchen Inſeln, alſo ausNeuſchott⸗ land, wird der„Daily Mail“ gekabelt, daß Ver⸗ ſuche, die Marconi dort mit einem neuen drahtloſen Fernſprecher zwiſchen Clif⸗ den und Glake Bew in Neuſchottland machte, zu einem ſehr günſtigen Ergebnis führten. Es ge⸗ lang auf die Entfernung von einer halben Stunde hin deutlich zu verſtehende Geſpräche zu führen. 4 a 5 Die internationale Lage. Der ruſſiſche Miniſterpräſident in Berlin. W. Berlin, 17. Nov. An dem zu Ehren des ruſſiſchen Miniſterpräſidenten Koko wiß o w und deſſen Gemahlin vom ruſſiſchen Botſchafter Swerbejew veranſtalteten Diner nahmen außer den Mitgliedern der Botſchaft und deren Damen der Reichskanzler v. Bethmann Hollpeg mit Gemahlin, Staatsſekretär des Reichsſchatzamts Kühn, Unterſtaatsſekretät im Auswärtigen Amt Dr. Zimmermann, Geheimer Legationsrat Graf Wedel, der Direktor der Kre⸗ ditkanzlei im ruſſiſchen Finanzminiſterium Da⸗ wydew, der Sekretär des Finanzminiſters Dor⸗ liak mit Gemahlin und Baron Uexkuell teil. Der Beſuch des Erzherzogs Franz Jerdinand in England. 4 OLondon, 18. Nov.(Von unſ. Lond. Bur.) Obſchon der Beſuch des Erzherzog⸗Thronfolgers Franz Ferdinand in England als durchaus privat bezeichnet wird, fahren die Zeitungen fort, auf die politiſche Bedeutung des⸗ ſelben hinzuweiſen und ſogar ſchon von einer engliſch⸗öſterreichiſchen Entente zu ſprechen, die ſich vor allem auf die Aufrecht⸗ erhaltung des Gleichgewichts im Mittelmeere und auf die albaniſche Frage beziehen ſoll. Auffallend iſt es jeden⸗ falls, daß ſich gleichzeitig mit dem Erzherzog folgende politiſchen Perſönlich⸗ keiten in Windfor befinden. Der Staats⸗ ſekretär des Aeußern Sir Edward Grey, der geſtern abend in Windſor eintraf, Sir Arthur Nicolſon, der ſtändige Unterſekretär des Auswärtigen Amtes, ferner der neue britiſche Botſchafter am Wiener Hofe Sir Maurice de Bunſen und endlich der öſterreichiſch⸗un⸗ gariſche Botſchafter am engliſchen Hofe Graf Mensdorff⸗Pouilly. Der Erzherzog und die Herzogin von Hohen⸗ berg, ſeine Gemahlin, fuhren geſtern abend um 5 Uhr nach Windſor, wo ſie von dem König und der Stadtverwaltung begrüßt wurden. Der Bürgermeiſter von Windſor verlas eine Adreſſe in engliſcher Sprache, worauf der Thronfolger Franz Ferdinand kurz in deutſcher Sprache ant⸗ wortete. Der König überſetzte das, was der Erzherzog geſagt hatte, ins Engliſche. Die hohen Herrſchaften aus Oeſterreich ſind außerordentlich befriedigt von ihrem Eindruck in London und dem herzlichen Empfang ſeitens der Bevölkerung. w. London, 17. Nov. Sir Edward Grey trifft heute abend in Windſor ein und verbleibt Die Mittelmeerfrage. *Malta, 17. Nov.(Reuter.) In wohl un⸗ terrichteten Kreiſen glaubt man tüglich mehr, daß in der Stellung der britiſchen Marine im Mittelmeer in kuzer Zeit wieder wichtige Veränderungen vorgenommen werden, welche ſie an den ehe⸗ maligen Platz bringen werde. Die Ab⸗ mirglitüt full beabſichtigen, die Mittelmreer⸗ flotte durch Einverleibung des vier⸗ ten Schlachtſchiffgeſchwaders, dem gegenwärtig Malta als Hilfsſtügpunkt dient, zu bisher grundſätzlich den Einzelſtaaten vorbehal⸗ dierte Geſchwader durch mehrere, augenblfelich dem erſten Schlachtſchiffgeſchwader angehörende alte Dreadnoughts verſtärkt werden. Die Vereinigten Staaten und Mexiko. Ein Staatsſtreich gegen Huerta. OLondon, 18. Nov.(Von unſerem Londoner Bureau.) Aus Mexiko wird dem„Newyork Herald“ telegraphiert, daß ein Staatsſtreich gegen den General Huerta unmittel⸗ bar bevorſtehe. An der Spitze der Verſchwörung ſteht der General Blanquet, der ſich bereits die Unterſtützung aller höheren Offiziere der Armee zu ſichern wußte. General Huerta ſoll gefangen genommen werden. Man hofft auf dieſe Weiſe die Ruhe und Ordnung in Mexiko wieder herzuſtellen. In der Hauptſtadt herrſcht ſchwüle Stim⸗ mung, wie vor dem Ausbruche eines Gewit⸗ ters. Die Maſſenabreiſe der Auslän⸗ der dauert an und wird umſo mehr beſchleu⸗ nigt, als man, wie die„Daily Mail“ aus Mexiko ſich kabeln läßt, befürchtet, daß die Rebellen die Eiſenbahn nach Veracruz unterbrechen könnten, die einer engliſchen Geſellſchaft gehört. Um dies zu verhindern, hat General Huerta alle Trup⸗ pen, die ihm im Augenblick zur Verfügung ſtehen, zuſammengezogen und gegen Orizaba geſandt, wo fich die Rebellen verſammeln, um von dort aus gegen die betreffende Bahnlinie vorzuſtoßen. — * W. Waſhington, 17. Nov. Präſident Wilſon erklärte, daß dem amerikaniſchen Ge⸗ ſchäftsträger in Mexiko weder die Päſſe zuge⸗ ſtellt wurden, noch daß er den Auftrag erhalten habe, abzureiſen. Der Präſident gab zu ver⸗ ſtehen, daß die ſchwankende Lage in der Stadt Mexiko nicht das Vertrauen der Vereinigten Staaten zu einer friedlichen Löſung der mexikaniſchen Frage verminderte. Die Weiterentwicklung der Reichs⸗ u. Landesſteuern“.) Vom Reichstagsabgeordneten Otto Keinath. Die Erörterungen über die neuen Reichs⸗ ſteuern von 1913 haben ſich nach der Beſchluß⸗ fäͤſſung des Reichstags und des Bundesrats vornehmlich der Unterſuchung der Wirkung auf den Einzelhaushalt und auf einzelne Wirt⸗ ſchaftsgruppen zugewandt. Dagegen iſt die andere Seite der Frage in der öffentlichen Er⸗ örterung ſtark in den Hintergrund getreten, die bei den Vorbereitungen des Entwurfs und bei den nachfolgenden parlamentariſchen Verhand⸗ lungen eine ſehr große Rolle geſpielt haben, nämlich das Verhältnis der neuen Reichsſteuern zu der einzelſtaatlichen Beſteuerung, oder die Einwirkung der Reichsbeſteuerung auf die ein⸗ zelſtaatlichen Finanzen. Und doch iſt gerade hier der Eingriff des Reichs ein überaus fühl⸗ barer, nicht bloß infolge der unmittelbaren Weg⸗ nahme bisheriger Steuereinkünfte durch die Stempelſteuer und bei einigen Bundesſtaaten, durch die in der Zuwachsſteuer enthaltene Erb⸗ ſchaftsſteuer, ſondern auch infolge der mit der Zuwachsſteuer erfolgten weſentlichen Einſchrän⸗ kung der Ausdehnungsmöglichkeiten für die einzelſtaatliche Beſteuerung Es kommt hinzu, daß auch die Zukunft weiterhin gefahrdrohend für die Einzelſtaaten erſcheinen muß, inſofern die Reichsbeſteuerung immer näher rückt dem tenen Steuergebiet. Verbrauchsſteuern, Be⸗ ſteuerung von Rechtsvorgängen(Stempel⸗ ſteuern), Erbſchaftsſteuer, Vermögenszuwachs⸗ ſteuer, das iſt die geſchichtliche Aufeinanderfolge 2 Anm. d. Rebaktion: Das gleiche Thema klaug ſehr vernehmlich— auch in der neueſten ſächſiſchen Thronrede an. Umſo mehr dürfen die Ausführungen des Abg. Keinath, eines ungemein unterrichteten und Bureau.) Aus Sidney wird gemeldet: Von verſtärken. Bevor dies geſchieht, ſoll das eifrigen Manues, auf das lebhafte Intereſſe unſerer der Ausdehnung der Reichsbeſteuerung und der fortſchreitenden Einengung der Bewegungs⸗ freiheit des einzelſtaatlichen Steuerweſens. Dieſe Entwicklungslinie rückt unverkennbar näher dem Rückgrat der einzelſtaatlichen Finanzen, der Vermögens⸗ und Einkommensſteuer, ohne die zur Zeit eine Erfüllung der einzelſtaatlichen Kulturaufgaben eine Unmöglichkeit wäre. Es iſt verſtändlich, daß der Bundesrat, in dem nach ſeiner Zuſammenſetzung die einzelſtaatlichen Finanzintereſſen viel unmittelbarer als im Reichstag zur Geltung kommen, dem Vorrücken dieſer Entwicklungslinie ſehr nachdrücklichen Widerſtand entgegenſetzte und ſeine Zuſtimmung zu der Reichsvermögenszuwachsſteuer nur unter ſtarken Bedenken und nur unter dem Druck der Unmöglichkeit einer anderen Löſung des Finanz⸗ problems gab. Soll und wird die weitere Ent⸗ wicklung in der Zukunft die Inanſpruchnahme der Vermögens⸗ oder Einkommensſteuer für das Reich bringen? Das iſt die Frage, welche durch die letzten Entſcheidungen ſehr ernſtlich auf⸗ gerollt wurde. Die Auffaſſung dieſer Frage wird von vorn⸗ herein eing weſentlich verſchiedene ſein bei den Regierungen, bei der Wiſſeuſchaft und hei den Abgeordneten. Auch bei dieſen wird eine Differenzierung eintreten, je nachdem der Einzelne ſtärker im Reichstag oder in einem Landtag wurzelt. Für die verbündeten Regie⸗ rungen iſt die möglichſt unverſehrte Aufrecht⸗ erhaltung der Trennungslinie zwiſchen reichs⸗ und bundesſtaatlicheg Steuergebieten eine Selhſtverſtändlichkeit und im Beſonderen die möglichſte Beſchränkung des Reichs auf allge⸗ meine Verbrauchsſteuern. Die Frage der Ver⸗ teilung der Geſamtlaſten nach der ſteuerlichen Leiſtungsfähigkeit des Steuerzahlers wird dabei näturgemäß in den Hintergrund treten. Für den Volksvertreter im Reichstag aber wird die zweck⸗ mäßige Verteilung der Reichslaſten für ſich allein betrachtet und die Rückſichtnahme auf das Volks. empfinden in erſter Linie ſtehen. Dagegen wird er der Gefahr ausgeſetzt ſein, die Belaſtung des einzelnen Steuerzahlers durch bundesſtaatliche und kommunale Steuern zu unterſchätzen und für die Rückſichtnahme auf die einzelſtaatlichen Finanzen nur in dem Maße zuügänglich ſein, wie ſein Heimatſtaat leicht oder ſchwer über die durch die Eingriffe des Reichs geſchaffenen Schwierigkeiten hinwegkommen kann. Die in preußiſchen Wahlkreiſen gewählten Abgeordne⸗ ten z. B. werden im Blick auf die günſtige finanzielle Lage des preußiſchen Staates finan⸗ zielle Schwierigkeiten der Bundesſtgaten weni⸗ ger beachten, als die Abgeordneten aus den ſüd⸗ deutſchen oder thüringiſchen Stagten. Nun iſt aber die Lage in den letztgenannten Staaten zweifellbs ſo, daß die weitere Entzieh⸗ ung von Steuerquellen die ſchwerſten Bedenken hervorrufen müßte. Eine materielle Entziehung der Vermögensſteuer oder gar der Einkommens⸗ ſteuer würde für dieſe Staaten eine unheilvolle Wirkung haben und würde unter anderem zur Folge haben, daß die Gehaltsordnung der ge⸗ nannten Staaten mit der in Preußen und im Reich unmöglich mehr Schritt halten könnten und daß zahlreiche wichtige Kulturaufgaben ernſtlich Not leiden würden. Und die weitere Folge dieſes Zurückbleibens wäre auch eine Hemmung des wirtſchaftlichen Lebens, die in ihrer Rückwirkung auf die Staatsfinanzen einen erneuten Druck hervorrufen würde. Ich möchte glauben, daß man mit den letzten Beſchlüſſen ſchon bis an die äußerſte Grenze— wenn nicht ſchon über dieſe äußerſte Grenze hinausgegangen iſt in dem materiellen Eingriff in das einzel⸗ ſtaatliche Finanzweſen. Weniger bedenklich wäre ein nur formeller Eingriff beiſpielsweiſe durch die Einführung einer Reichsvermögens⸗ ſteuer unter gleichzeitiger Schadloshaltung der Bundesſtaaten durch entſprechende Ueberweiſun⸗ gen oder durch Zuweiſung bisheriger Steuer. quellen des Reiches. Ein formeller Eingriff dieſer Art wäre von geringer Bedeutung, da der Wehrbeitrag und die eee vuchsſt ohnedies ſehr raſch die Einzelſtaaten zu Anpaſſung ihrer Vermögensſteuern und zu einer Vereinheitlichung der B zwingen wird. Darauf hat ſch Leſer rechnen. ſchlußfaſſung im Reichstag gegeniber 2. Seite. Geueral-Anzeiger.— Badiſche Neneſte Kachrichten.(Mittagblatt.) Dienstag, den 18. November 1913. gierungsentwurf Dr. G. Strutz in ſeiner Schrift „Reichs⸗ und Landesſteuern im Hinblick auf die Deckungs⸗ und Wehrvorlagen“ aufmerkſam ge⸗ macht, indem er, allerdings als Gegner der Reichszuwachsſteuer unter anderem ſchreibt: „Man kann nicht eine und dieſelbe Vermögens⸗ zuwachsſteuer im verſchiedenartigen oder doch verſchieden geſtalteten Vermögens- und Ein⸗ kommensſteuern verkoppeln“. Sicherlich würde auch das ſteuerzahlende Publikum nichts gegen die völlige Vereinheitlichung der direkten Steuern einzuwenden haben. Die bisherige Verſchieden⸗ heit wird namentlich von den gewerblichen Kreiſen, deren Betriebe empfindlich auf Steuer⸗ veränderungen u. Steuerverſchiedenheiten reagie⸗ ren, als ein Hemmnis betrachtet. Die Verhält⸗ niſſe drängen unverkennbar auch auf dem Gebiet des Steuerweſens in der Richtung der Verein⸗ heitlichung, der Herſtellung einer wirklichen und wirtſchaftlichen Einheit im Deutſchen Reich. Theoretiſch betrachtet wäre die Erhebung der direkten Steuern auf Grund von Reichsgeſetzen, zugunſten der einzelſtaatlichen Finanzverwal⸗ tungen um der Gleichmäßigkeit willen ein nicht umweſentlicher Vorteil für unſer wirtſchaftliches Leben, und materiell kein Nachteil für die Einzel⸗ ſtaaten. Aber leider würde es vergeblich ſein, in den Einzelſtagten um das Vertrauen zu werben, daß das Reich dauernd die Erträgniſſe ſolcher Steuern den Einzelſtaaten überlaſſen würde. Bei dem chroniſchen Geldmangel des Reiches wäre es nur eine Frage der Zeit, daß das Reich auch materiell die direkten Steuern oder wachſende Anteile daran an ſich ziehen würde unter leicht⸗ herziger Zuſchiebung der wirklichen Löſung des Finanzproblems an die Einzelſtaaten. Da aber die Steigerungsmöglichkeit bei den direkten Steuern naturgemäß eine begrenzte iſt, ſo würde eben auch bei dieſem Verfahren der finanzielle Zuſammenbruch der ſchwächeren Staaten ein⸗ tteten müſſen. Ohne lückenloſe Garantien gegen eine fortſchreitende materielle Ausſaugung der Vermögens⸗ und Einkommensſteuerquellen für das Reich werden daher die verbündeten Regie⸗ rungen auch einer nur formellen Regelung durch das Reich ihre Zuſtimmung kaum geben und geben können. Sicherlich aber iſt mit der Ver⸗ mögenszuwachsſteuer, wenn auch nicht formell, ſo doch praktiſch ein großer Schritt vorwärts ge⸗ ſchehen in der Richtung der Vereinheitlichung auch des direkten Steuerweſens der deutſchen Staaten. Die einen werden dies begrüßen, die anderen werden es bedauern. Bedauerlich aber iſt jedenfalls, daß der Widerſtand der Konſerva⸗ tiven und des Zentrums und die Unentſchloſſen⸗ heit der Regierung die Einführung der reinen Reichserbſchaftsſteuer auf Kinder und Ehegatten verhindert und damit die nach Lage der Dinge einzige Möglichkeit einen materiellen Eingriff in das Steuergebiet der Einzelſtagten zu ver⸗ meiden, zerſtört hat. politiſche Ueberſicht. Mannheim, 18. November. Der Iwiſchenfall in Jabern. Am Samstag hat das nationale Zen⸗ trumsorgan„Der Elſäſſer“ eine neue Schauergeſchichte aus Zabern gemeldet, wonach der Leutnant FIrhr. v. Forſtner eine ſchmähliche Keußerung über die franzöſiſche Fahne getan haben ſollte. In dankenswerter Schnelligkeit erfolgt zu dieſer Meldung des nationalen Blaktes, das dem Zaberner Fall in böswilliger Abſicht wohl eine Wendung ins Internationaldiplomatiſche zu geben verſuchen wollte, eine entſchiedene Falſcherklärung durch das General⸗ Fommando des XV. Armeekorps. Es keilt der Straßburger Poſt kurz und bündig mit, daß die von hieſigen Zeitungen gebrachten WMeldungen, Leutnant Frhr. v. Forſtner habe in der Inſtruktionsſtunde bei Beſprechung der franzöſiſchen Fremdenlegion eine beleidigende Aeußerung über die franzöſiſche Fahne getan, Unwahr ſind. Die Aeußerung lautet viel⸗ mehr nach der Ausſage der vernommenen 22 Zeugen, von denen 13 Elſäſſer waren:„Auf den Dienſt in der Fremdenlegion könnt Ihr uſw.“ Gegen die Verbreiter wird Strafantrag geſtellt werden. Auch die elſaß⸗lothrin⸗ giſche Regierung läßt der Straßburger Poſt eine Erklärung zugehen. Das Blatt hatte heute Mittag in einem Artikel dem Stand⸗ punkt der Regieurng in der Zaberner An⸗ gelegenheit zwar Gerechtigkeit widerfahren laſſen, aber hinzugefügt, es ſei nicht gerade klug und weiſe, daß ſie, nachdem die Erregung einmal dageweſen ſei, dieſen ihren Standpunkt nicht amtlich und öffentlich zur Kenntnis ge⸗ bracht habe. Dazu wird nun heute Abend der Straßburger Poſt von zuſtändiger Seite mit⸗ geteilt, daß die Regierung bei dem Zaberner Jorfall durchaus nicht müßig geweſen ſei, ſon⸗ dern ſofort in Fühlung mit der Militärbehörde getreten ſei, und ſich über die Vorgänge unter⸗ richtet habe, ſoweit ſie für die Zivilverwaltung von Intereſſe geweſen ſeien. Zu einem Her⸗ vortreten in die Oeffentlichkeit, ſei die Zivil⸗ behörde— abgeſehen von den Maßnahmen der Aufrechterhaltung der Ordnung— nicht ver⸗ anlaßt geweſen, nachdem durch die militäriſche Unterſuchung feſtgeſtellt worden ſei, daß es ſich ber den Aeußerungen des jungen Offiziers nicht um eine Beleidigung der elſäſſiſchen Be⸗ völkerung gehandelt habe. deutſches Reich. — Die Oſtmarkenzulage. Die„Tägl. Rund⸗ ſchau“ will erfahren haben, daß das Reichs⸗ poſtamt auch in den diesjährigen Etat wieder die Oſtmarkenzulage einſtellen wird. Das Reichsſchatzamt habe ſich damit einverſtanden erklärt. — 242 Badiſche Politik. Das Unſchuldslamm. Der Geiſtliche Rat Wacker wehrt ſich in einer Zuſchrift an den„Bad. Beobachter“ gegen den Vorwurf der„Miniſterſtürzerei“, der wegen einer von ihm kürzlich in Freiburg gehaltenen Rede gegen ihn in dem zentrumsgegneriſchen Teile der badiſchen Preſſe erhoben wurde. Geiſtlicher Rat Wacker ſagt in der Zuſchrift wörtlich: „In Wirklichkeit habe ich das direkte Ge⸗ genteil von dem getan, was mir zu ſehr durchſichtigen Zwecken aller Wahrheit zum Hohn nachgeſagt wird. Nachdrucksvollſt habe ich den Standpunkt vertreten, daß wir einer ſtarken Regierung bedürfen und daß wir vom Zentrum eine andere Regierung als eine ſtarke nicht wünſchen. Mit gutem Grunde konnte ich darauf hinweiſen, daß wir vom Zentrum und ich perſönlich jederzeit dieſen Standpunkt vertreten haben. Ich fügte noch bei, daß ich auch dann eine andere als ſtarke Regierung der Kammer gegenüber nicht wünſchen würde, wenn ſie in ihrer Mehrheit aus Zentrumsleuten beſtände.“ Herr Wacker wird ſich vergeblich bemühen, Eindruck und Abſicht ſeiner Freiburger Worte zu verwiſchen und zu entſtellen. Er hat in jener Rede„den einen oder andern von den Miniſtern“ höflich aber dringlich aufgefordert den Platz zu räumen, die Großblockfreunde im Miniſterium hätten eine ſchwere Niederlage erlitten und es wäre ein„Gebot politiſcher Schicklichkeit“ daß ſie die Konſequenzen zögen. Andernfalls werde das Zentrum„dieſen“ Mi⸗ niſtern die Zähne zeigen. Der klare Sinn dieſer klaren Worte iſt der: entweder richten Herr von Duſch und Herr von Bodman ſich genau nach dem Willen der neuen Zentrums⸗ fraktion oder das Zentrum macht ihnen das Leben ſo ſauer, daß ſie des Amtes müde wer⸗ den. Gewiß hat Herr Wacker mit den Worten von deme„ſtarken Miniſterium“, das er wünſche, ſich ein Hintertürchen offen gehalten, durch das der Miniſterſtürzer nunmehr hinauszuſchlüpfen ſucht, nachdem er den ihm mißfälligen Re⸗ gierungsmännern die Fauſt gezeigt. Aber im Lichte ſeiner ſonſtigen, oben von uns wieder an⸗ geführten Worten erſcheint Wackers Verlangen nach einem„ſtarken Miniſterium“ der Wahr⸗ heit nicht beſonders verdächtig. Wenn er ein ſtarkes Miniſterium wünſcht, ſo doch eines, das ſeine Stärke nur gegen den Liberalismus, aber nicht gegen die Rechte betätigt, das ſtark iſt nach dem Rezept: Und der König abſolut, Wenn er unſern Willen tut. Vom Bund der Landwirte wird uns geſchrieben, die von uns gebrachte Mitteilung, der Landwirt Eduard Bohr⸗ mann in Feudenheim habe bereits vor einem Jahr ſeinen Austritt aus dem Bund der Landwirte erklärt, ſei unrichtig. Herr Bohr⸗ mann habe lediglich bei Einſendung der Bei⸗ tragsliſte für 1912 gebeten, ihn von ſeinem Amt als Vertrauensmann zu entheben. Einen Antrag aber, ihn als Mitglied zu ſtreichen, habe Herr Bohrmann nicht geſtellt. Er habe alſo tat⸗ ſächlich bis zu ſeinem vom Vorſtand des Bundes der Landwirte herbeigeführten unfreiwilligen Ausſcheiden dem Bund der Landwirte als Mit⸗ glied angehört. Wir haben von dieſem Schreiben unſerm Parteifreund Kenntnis gegeben. Herr Bohr⸗ mann bleibt ihm gegenüber darauf beſtehen, daß er aus dem Bunde der Landwirte ſ. Zt. ausgetreten iſt. Ein entſprechendes Schreiben muß ſich bei der Geſchäftsſtelle in Karlsruhe be⸗ finden. Herr Bohrmann kann ſich ferner darauf berufen, daß er in Gegenwart der Herren Ge⸗ meinderechner Bentzinger und Gipſermeiſter Schaaf dem Vertrauensmann des Bundes der Landwirte ſeinen Austritt mitgeteilt hat und hinzufügte, daß er keinen Beitrag mehr bezahle. Herr Bohrmann kann ferner darauf hinweiſen, daß er ſeitdem keinen Pfennig an die Bundes⸗ kaſſe mehr bezahlt hat und daß er die ihm trotz⸗ dem weiter zugeſandte Bundeszeitung abgelehnt hat, indem er die Zahlung des Poſtbeſtellgeldes verweigerte. Vielleicht ſieht die Karlsruher Geſchäftsſtelle einmal ihre Beitragsliſten nach. Aerzte und Krankenkaſſen. * Harlsruhe, 17. Nov. Die Verhand⸗ lungen zwiſchen der ärztlichen Landes⸗ zentrale in Baden und der freien Ver⸗ einigung badiſcher Krankenkaſ⸗ ſen haben zu einem erfreulichen Erfolg geführt. In allen weſentlichen Fragen wurde Ueber⸗ einſtimmung erzielt. Eine Unterzeichnung des Vertrags erfolgt aber erſt dann, wenn der Friede zwiſchen den Zentralorganiſationen für das geſamte Reich geſichert iſt. Wie zuverläſſig verlautet, hat ſich die badiſche Regie⸗ rung mit der bayriſchen und würt⸗ tembergiſchen wegen etwaiger, beim Reichsamt des Innern vorzunehmender Schritte ins Benehmen geſetzt. Sayeriſ che und pfälziſche Politik. Ein klerikales Schulgeſetz. Der Landesverband der katholiſchen geiſtlichen Schulvorſtände Bayerns hat außer den bereits erwähnten Petitionen, die ſich gegen das Ein⸗ dringen des freireligiöſen Moral⸗Unterrichts in Reihe weiterer Eingaben an den Landtag ge⸗ richtet, in denen er u. a. die Vorlage eines Schulgeſetzes verlangt. Ein ſolches ver⸗ möge erſt das weitverzweigte Gebiet des Volks. ſchulweſens in allen Punkten einheitlich zu regeln und dauernde Rechtsnormen zu ſchaffen. Die geiſtlichen Schulvorſtände wiſſen nur zu gut, daß ein Schulgeſetz nie wieder ſo ganz nach ihrem Wunſche ausfallen könnte, wie unter dem gegenwärtigen klerikalen Regime. Die Gelegen⸗ heit ſcheint ihnen günſtig und ſie drängen darauf, ſie nicht ungenützt verſtreichen zu laſſen. Die Spionageaffäre in Genf. Wie wir geſtern meldeten, iſt in Genf nach einer auf Veranlaſſung des Bundesauwalts Kronauer und des Generalſtaatsanwalts Na⸗ vazza geführten Unterſuchung betreffend die internationale Spionage⸗Agentur, der Ingenieur im franzöſiſchen Kriegsminiſterium und Haupt⸗ mann der Infanterie Larguier verhaftet worden. Nach einer Meldung der„Frankf. Ztg.“ aus Genf iſt Larguier auch mit einem Landwehrleutnant in Mannheim in Verbindung getreten, mit welchem er eine Zuſammenkunft in Baſel hatte. Es war das im Jahre 1911, nachdem der Landwehrleutnant ihm vorher eine rein kommerzielle Auskunft über die Fabrik Lanz in Mannheim geliefert hatte. Ueber dieſe Beziehungen erhalten wir weiter folgende Telegramme: Berlin, 18. Nov.(Von unſ. Berl. Bur.) Die Beziehungen des Leiters des franzöſiſchen Spionagebureaus, Hauptmanns Larguier zu dem Mannheimer Landwehrleutnant bezweckten, wie ſich der Lokalanzeiger aus Genf melden läßt, Auskünfte zu er⸗ halten über die Luftſchiffwerft Schütte⸗Lanz. Sie waren zunächſt rein geſchäftlicher Natur. In Baſel erfolgte dann eine Zuſammenkunft mit dem Offizier, weil dieſer erklärte nicht nach Paris kommen zu kön⸗ nen. Durch einen hieſigen Offizier wurde hier⸗ von das deutſche Konſulat verſtändigt. Der damalige deutſche Konſul gab dem aber keine Folge. Einen anderen nach Genf gekommenen deutſchen Offizier, deſſen Adreſſe Larguier er⸗ fahren hatte, ließ er überwachen, um im geeigne⸗ ten Moment mit ihm in Verbindung zu treten. Der ſchweizeriſche Oberſt Eggli, der beim Staatsanwalt das beſchlagnahmte Material nachprüft, ſprach ſein Erſtaunen über die Wich⸗ tigkeit zahlreicher Dokumente aus, die nament⸗ lich die Landesverteidigung der der Schweiz be⸗ nachbarten Länder Deutſchland, Italien und Oeſterreich⸗Ungarn betreffen. Obwohl behaup⸗ tet wird, daß die Unterſuchung gegen Larguier ſchon ſeit Wochen im Gange iſt, ſcheint der Stein erſt durch die Verhaftung Menozzis in Italien ins Rollen gekommen zu ſein da man vermutete, daß Larguier auch Spionage gegen die Schweiz betrieben habe. Nur deswegen kann Larguier vor das Bundesſchwurgericht geſtellt werden. Für Spionage gegen andere Länder erfolgt lediglich Ausweiſung. JBerlin, 18. Nov.(Von unſ. Berl. Bur.) In der Angelegenheit der internationalen Spionageagentur, die in Genf von dem fran⸗ zöſiſchen Hauptmanne und Ingenieur Lar⸗ guier geleitet wurde, iſt noch eine Verhaftung erfolgt. Hierüber wird der„Berliner Morgen; poſt“ von ihrem Genfer Korreſpondenten mitk⸗ geteilt: Der bei der Regierung beſchäftigte offtzielle Ueberſetzer Roſſely wurde feſtgenommen, nackdem feſtgeſtellt war, daß er mit Larguier in ſtändiger Verbindung ſtand. Es iſt jetzt er⸗ wieſen, daß das Spionagebureau zu Gunſten Frankreichs arbeitete und zwar gegen Deutſch⸗ land, Oeſterreich und Italien. Die Unter⸗ ſuchung der Angelegenheit dauert bereits 25 eeeeeeeeeeeeeee teeeeeeteettetee Feuilletone eeneeeeeeee e t dne? Shaw und wWedekind. Frauk Wedekind hat beute in Deutſchland Roch nicht die verdiente Anerkennung gefunden. Zwar iſt er berühmt— aber man ſieht in ihm eigentlich weniger den großen Dichter, als viel⸗ mehr ein Kurioſum. Man beſtaunt ihn wie ein Wundertier in der Menagerie. Und viele bekreuzigen ſich vor ihm wie vor dem böſen „Für die brave Mittelmäßigkeit gibt es auch literariſche Teufel, und am liebſten würde man ſich vor ihnen mit Weihwaſſer ſchützen wie vor dem leibbaftigen Beelzebub. Edhe Wedekind populär wurde, känwften Wir geden dieſen feinſinnigen Eßſau gerne wie⸗ der, weunn auch nicht obne inneren Vorbeball. Das Bild Sdaws ſcheint nus richtig gezeichnet. Ob auch das Wedekinds? Wör zweiſeln. Weil deſtimmte Strö⸗ mungen unſeres gegenwärtigen Kulturlebens in ſei⸗ ner Dichtung ein getreues Spiegelbild finden, weil er die geiſtige und eibiſche Serriſſenbeit gewiſſer zeitge⸗ nöſſiſcher Kulturkreiſe in ſich erlebt und mit ſtarker und zeichnet— muß er desbald uns ein großer ichter, ein Füdrer— im eigentlichen Sinne Vates ſein? Uns will ſcheinen, er ſei und werde mur denen groß und dämoniſch ſein, die in ibm ihre eigene Zerriſſenheit deſaßt füdken. an derſelden Krankheit leiden wie er. Da iſt es die Liede des Verwandten, die ihm Gröde leigt Doch iſt es immerhin lehrreich, Wedekind auch einmal ſo zu zeigen, wie gleichgeſtimmte und verwandte See⸗ 59 999909„ 699 nur wenige Literaten für ihn. Sie haben ſich tapfer für ihn geſchlagen und mit Philoſophie den Vorwurf der Pbiliſter ertragen, ebenſo verrückt zu ſein wie er. Sie haben ihn allerdings gründlich mißverſtanden, und manchmal werden ihm ſeine Freunde mehr Kummer bereitet haben als ſeine Feinde. Man hat ihn früher viel mit Bernard Shaw verglichen— und es ſo dar⸗ geſtellt, als wären die beiden zwei ähnlich ge⸗ artete Brüder. Doch hat man ſich bier von Aeußerlichkeiten täuſchen laſſen. Nach Kunſt⸗ form und Abſichten ſind beide grundverſchieden. Gemeinſam haben ſie beide ein großes ſatiri⸗ ſches Temperament, das aber bei Shaw viel ſtärker hervortritt als bei Wedekind. Bei letz⸗ terem iſt der Hohn karger, aber viel greifbarer, als bei dem klugen Shaw, der ſeine Satire. maskiert und mehr als einen irreführt. Mit welchem Haß hat Wedekind nicht das Lehrer⸗ Kollegium in„Frühlingserwachen“ gezeichnet. Er macht alle, die er treffen will zu Idioten. Nehmen wir zum Vergleich Shaw's Aerzte au the Doctors Dilemma“. Wie verſteckt iſt hier der Hohn! Und wir glauben nicht, daß Shaw die Aerzte mehr liebt, als Wedekind die Lehrer. — fühlt ſich faſt immer als Kritiker der Zeit und ihrer geiſtigen Strömungen. Er iſt ein genialer dramatiſcher Publiziſt. Wedekind iſt ein Dichter der Leidenſchaften. Er iſt nicht der Beherrſcher der Form wie Shaw, deſſen Stücke geſchliffen ſind wie edle Kriſtalle. Nichts iſt elegant bei ihm, alles unſtät. Seine Form iſt willkürlich ſeine Technik zerfahren. Er iſt ganz ee der nur das bringt, was ken ihn empfinden. D. Schriftl. immer gut verſteckt. Aus welcher Perſon ſpricht er? Bei Wedekind fühlen wir ſogleich, daß er aus allen ſpricht. Er ſcheint ſeine Seele zer⸗ riſſen und ſeinen Geſchöpfen gegeben zu haben. Deshalb iſt der Eindruck ſeiner Stücke ein ſo dämoniſcher. Wir hören den Dichter von ſeinen Irrungen, Leiden und Kämpfen reden. Er gibt ſein geheimſtes, intimſtes Ich preis. Man hat ihn ſchamlos genannt.— Aber hat nicht auch Rouſſeau ſeine„Confeſſions“ geſchrieben? **** Shaw iſt ein kritiſcher Geiſt. Wedekind emp⸗ findet lyriſch, er iſt ein Nachkomme der deut⸗ ſchen Romantik. Seine Sprache iſt nicht ſcharf wie die Shaws, ſie iſt bewegt und wird oft faſt rhythmiſch. Er hat ein Kennzeichnen der deut⸗ ſchen Romantiker: das tiefe Staunen vor der Wunderlichkeit des Lebens. Wie Omar Khay⸗ jam ſieht er das Leben und die Menſchen an ſich vorüberziehen:„For in and dut, above, about below,'is nothing but a Marie Shadow— ſhow, play'd in a Box whoſe candle is the Sun, round which we Phantoms Figures come and go.“ Mit einem Zauberſpiegel möchte er feſthalten was ihn umſchwebt. Als echten Ro⸗ mantiker locken ihn die Verwirrungen zur Nach⸗ bildung an. Darſtellen will er die großen Rätſel— nicht erklären. ** In dem Ironiker Shaw finden ſich Ariſtopha⸗ nes und Voltaire wieder. In dem grotesken Wedekind kämpft Shakeſpeare mit Swift. Keiner behält dauernd die Oberhand. Aber weil er ſo zwieſpältig iſt. gibt er ein großartiges m weſentlich erſ und ihn intereſſtert. Alles andere wird flüchtig abgetan.— Shaw iſt ſchaften. Mit ruhiger Gleichmäßigkeit ſpielen ſich bei ihm die abſurdeſten Dinge ab. Der Ironiker liebt keine ſtarken Ausdrücke. Alle Akkorde ſind dezent und gedämpft. Götter, Helden und Napoleon ziehen ohne ſonderlichen Lärm an uns vorüber und ſein Maler Dubedat ſtirbt ſozuſagen geräuſchlos. Die Witwe geht in ihr Boudoir und kleidet ſich um Das iſt nun alles. i dieſe Dezenz nicht. Er iſt kein Freund halber Töne. Sturm geht von ſeiner Perſon aus. Glukhauch atmen ſeine Werke. Das Sexpuelle nimmt bei ihm den größten Raum ein. So un⸗ geſchminkt hat noch niemand dieſe Probleme be⸗ handelt. Shaw führt die ſittlichen Anſchau⸗ ungen unſerer Zeit geiſtreich ad absurdum. Wedekind vergröbert und übertreibt. Auf Wahrſcheinlichkeit verzichtend, ſucht er irgend einen Ausnahmefall durch kühne Geſtaltung zum Allgemeingültigen zu erheben. Er will ein Gleichnis finden für all das Gären und Drängen der Seele. Mag er manchmal ironiſche Li aufſetzen, er wilk nur eines darſtellen: den Auf⸗ ruhr der Leidenſchaften. ** In einem Werk überragt Wedekind alle mo⸗ dernen deutſchen Dramatiker, in der Lulu⸗ Tragödie. Sie zerfällt in zwei Teile:„Erd⸗ geiſt und„Die Büchſe der Pandora Wir ſehen die Laufbahn einer Dirne. Ihren Auf⸗ ſtieg und Glanz, ihren Niedergang und ihr grauſiges Ende. In dieſem Werke ſind die Ab⸗ ſichten des Dichters am reinſten zu erkennen. In dieſer Lulu, die wie ein chter Bild von allen Kämpfen und Nöten der Zeit. Shaws kultivierte Form bändigt alle Leiden⸗ FJeuerbrand über di„ ran ie ehrt, die mit iür in Berübrung konrmen, lebt —— FFCTCTCTCTCCTCC 5e — 222 — — 2 — * 9 ———— — ſere Phantaſſe ein. e Zm han ſeiner Selbſtbeherrſchung iſt klüger. Mit einem diskreten Lächeln macht er vor den letzten Dienstag, den 18. Nopember 1913 General-Auzeiger.— Badiſche Reuelte Nachrichten. Mittagblatt.) 3, Seſte. Tage. 40 Zeugen wurden verhört und es er⸗ gab ſich die Tatſache einer internationalen Spionage größten Umfanges. Ein ganzes Netz von Agenten arbeitete in Genf. Die Verhaftung wurde von der Unter⸗ ſuchungskommiſſion nach Zuſtimmung des Eidgenöſſiſchen Juſtizdepartements beſchloſſen. Larguier, der früher franzöſiſcher Offizier und nach Erreichung der Altersgrenze von dem franzöſiſchen Kriegsminiſterium nach und nach in Paris, Marſeille, Lyon und Genf, im letzten Orte ſeit 5 Jahren, beſchäftigt. Man fand nach einer Hausſuchung bei ihm Dokumente aller Art über die Verteidigung der verſchiedenen Länder und geheime Inſtruktionen über das Schießweſen der Artillerie, an der Spitze Deutſchland u. ſ. w. Die Spfionage hat ſich übrigens hauptſächlich gegen Deutſch⸗ land und Ikalien, weniger gegen die Schweiz gerichtet. Larguier hat auch in Verbindung mit einem Landwehroffizier aus Mannheim geſtanden, die damit begann, daß dieſer Auskünfte über die Konſtruktion des Lanzſchen Lenkballons gab. Auch hat Larguier angeblich noch mit einem zweiten deutſchen Offizier in Genf Zuſammen⸗ künfte gehabt. Aus Stadt und Land. Mannheim, 18. November. * Handelshochſchule. Bei Fortſetzung des Kur⸗ ſes für Arbeiter ſpricht Prof. Dr. Pöſchl heute Dienstag abend 8 Uhr in der Aula der Handels⸗ Hochſchule über Fleiſch, Fiſche, Eier und Honig. — Profeſſor Dr. Nickliſch hält im Kurs für Kaufleute von—10 Uhr einen zweiten Vortrag über das Thema Freiheit und Gebundenheit und ihre Bedeutung für den heutigen Handel. 100jähriges Regiments⸗Jubilaum. Das K. Bayer. 1. Schwere Reiterregiment „Prinz Karl von Bayern“ feiert im Juni 1914 ſein 100jähriges Beſtehen. Es werden deshalb alle ehemaligen Regiments⸗ angehörigen, auch diejenigen, die noch als Kit⸗ raſſiere im Regiment ſtanden, hierzu freundlichſt eingeladen. Wegen Aufſtellung der Teilnehmer⸗ liſten werden die Kameraden erſucht, ihre Adreſſe unter Angabe des Berufes und des früheren Dienſtverhältniſſes, Eskadron im Regi⸗ ment ete., dem Obmann Eugen Dirr, Mann⸗ heim, C 7 Nr. 11, bekannt zu geben. Ein zweites Handwerkererholungsheim. Der Präſident des Landesverbandes der badiſchen gewerbe⸗ und Handwerkervereinigungen, Land⸗ tagsabgeordneter A. Niederbühl, hat das Kurhaus St. Leonhard bei Ueberlingen, das einen Geſamtwert von 110 000 M. repräſentiert, zum Preiſe von 23 500 M. angekauft. Wie wir erfahren, ſoll das Anweſen zu einem zweiten Erholungsheim eingerichtet werden; un⸗ beſchadet der Abſicht, ebenfalls noch ein ſolches im Odenwald zu erſtellen. * Unfall. Aus Weinheim wird uns von unſerm dortigen ⸗Korreſpondenten unterm 17. ds. berichtet: Der 30jährige Arbeiter Peter Geier aus Mannheim, beſchäftigt in der Fa⸗ brik von Heinrich Lanz, verunglückte geſtern nachmittag hier durch eigene Unvorſichkigkeih Er wollte an der Moltkeſtraße auf den ſchon in der Abfahrt begriffenen Zug der Nebenbahn Weinheim⸗Mannheim aufſpringen, rutſchte aber vom Trittbrett ab und wurde ein Stück mitge⸗ ſchleift. Durch einen Zufall geriet er nicht unker die Räder und kam daher mit verſchiedenen Quetſchungen und Hautkontuſionen davon. Nachdem ihm Dr. med. Hausmann die erſte Be⸗ handlung hatte zuteil werden laſſen, wurde er durch Samariter und Sanitäter ins hieſige ſtädtiſche Krankenhaus überführt, wo er vor⸗ läufig noch verbleiben muß. * Mutmaßliches Wetter am Mittwoch und Dennerstag. Von Südweſten her breitet ſich nunmehr der Hochdruck aus. Die Depreſſion berlagert ſich nordwärts. Für Mittwoch und Donnerstag iſt aufheiterndes und kühles Wetter zu erwarten. ——— In der geſtrigen Mittagsnummer unſerer Zei⸗ tung haben wir kurz mitgeteilt, daß zum Ober⸗ bürgermeiſter unſerer Stadt der bisherige Ober⸗ bürgermeiſter von Fürth i. Bayern, Herr Kutzer auserſehen iſt. Die Kommiſſiou, die zur Vorbereitung der Oberbürgermeiſterwahl vom Stadtrat eingeſetzt worden iſt, und deren Vorſitz das dienſtälteſte Stadtratsmitglied, Herr Reichstagsabgeordneter Baſſermann, führt, hatte am Sonntag vormittag eine Sitzung ab⸗ gehalten, in der ſich Herr Kutzer vorſtellte, nach⸗ dem die beiden anderen mit ihm noch in engeren Wettbewerb ſtehenden Herren ſich ſchon vorher dieſer Kommiſſion präſentiert hatten. Die Kommiſſion kam in ihrer Sonntagsſitzung einmütig zu der Auffaſſung, daß Herr Oberbür⸗ germeiſter Kutzer von Fürth unter Berückſich⸗ tigung aller Verhältniſſe und aller Begleit⸗ umſtände die geeignetſte Perſönlichkeit ſei, an die Spitze unſerer Stadtverwaltung zu treten. Die Kommiſſion beſchloß deshalb, den einzelnen Fraktionen des Bürgerausſchuſſes zu empfehlen, ſich einſtimmig für die Wahl des Herrn Kutzer zu erklären. Zugleich faßte aber auch die Kommiſ⸗ ſion den Entſchluß— und ſie verpflichtete ihre Mitglieder zur ſtrikten Befolgung des⸗ ſelben— daß unter keinen Umſtänden von der Entſcheidung der Kommiſſion eine Mitteilung in die Preſſe gelangen dürfe. Die Kommiſſion ging dabei von der unſeres Erachtens zutreffenden Erwägung aus, daß erſt den Fraktionen Ge⸗ legenheit gegeben werden müſſe, zu der Kandida⸗ tur Kutzer Stellung zu nehmen, ehe die weitere Oeffentlichkeit von ihr Kenntnis erhält; ferner wurde ſie geleitet von der weiteren ebenfalls nur zu billigenden Erwägung, daß eine verfrühte Be⸗ kanntgabe des Namens des Oberbürgermeiſter⸗ kandidaten ſehr leicht ſtörend und verwirrend auf die glückliche Erledigung der Angelegenheit ein⸗ wirken könne, was geeignet ſei, die Intereſſen der Stadt auf das ſchwerſte zu ſchädigen. Leider hat die„Neue Badiſche Landeszeitung“ dieſem wohl⸗ erwogenen Beſchluß der Kommiſſion ſtrikte zu⸗ widergehandelt und ſich dadurch eines ſchweren Vertrauensbruches ſchuldig gemacht, daß ſie die Nachricht von der Aufſtellung des Herrn Kutzer zum Oberbürgermeiſterkandidaten ſchon geſtern früh, oder vielleicht ſchon am Sonntag abend das wiſſen wir nicht— in die Welt poſaunte Aund ferner ſchon in ihrem geſtrigen Vormittags⸗ blatt einen längeren Artikel über die Perſön⸗ lichkeit des Herrn Kutzer brachte. Die anderen hieſigen Zeitungen waren, nachdem ihnen in den geſtrigen Morgenſtunden von auswärtigen Tele⸗ graphen⸗ und Korreſpondenzbureaus die Nach⸗ richt von dem Beſchluſſe der Kommiſſion zuging, naturgemäß gezwungen, auch ihrerſeits von dem Beſchluſſe der Kommiſſion Kenntnis zu nehmen, jedoch begnügten ſie ſich mit Rückſicht auf den Wunſch der Kommiſſion mit der Wiedergabe einer kurzen Notiz. Dieſe Nachricht waren ſie ihren Leſern ſchuldig, nachdem die„Neue Bad. Landeszeitung“ ſich über den Wunſch der Kom⸗ miſſton ſo nichtachtend und rückſichtslos hinweg⸗ geſetzt hatte. Der„Mannheimer Generalanzeiger, Bad. Neueſte Nachr.“, hätte den untenfolgenden, die Perſönlichkeit und Bedeutung des Herrn Kutzer würdigenden Artikel auch ſchon geſtern veröffentlichen können, ſie hat es aber unter⸗ Wir konſtatieren dies nicht etwa, um es Zur Oberbürgermeiſterwahl. Uns zu einem beſonderen Verdienſt anzurechnen, daß wir den Wunſch der Kommiſſion reſpektiert haben, ſondern nur aus journaliſtiſchen Grün⸗ den. Wir brauchen wohl kaum darauf hinzu⸗ weiſen, daß die uns zur Verfügung ſtehenden Quellen, aus denen uns in der Oberbürger⸗ meiſterfrage die Nachrichten zugefloſſen ſind, ge⸗ nau ſo gute, ſo zuverläſſige und raſche waren, als wie die der„Neuen Badiſchen Landes⸗ zeitung“, Geſtern abend haben nun die verſchiedenen Fraktionen in geſonderten Sitzungen zu dem Be⸗ ſchluſſe der Kommiſſion Stellung genommen. Die nattonalliberale Fraktion tagte im alten Rathaus Die Verhandlungen waren ſehr eingehende und ernſte. In ſchärfſter Weiſe wurde von maß⸗ gebender Stelle die Indiskretion der„Neuen Badiſchen Landeszeitung“ gebrandmarkt und hingewieſen auf die ſchweren Folgen, die dieſe Indiskretion für die Stadt hätte haben können, wenn vielleicht die Fraktionen— was abſolut nicht unmöglich war— dem Beſchluſſe der Kom⸗ miſſion nicht beigetreten wäre. Die national⸗ liberale Fraktion faßte nach eingehender Bera⸗ tung der Angelegenheit den Beſchluß, ein⸗ ſtimmig für die Wahl des Herrn Kutzer zum Oberbürgermeiſter der Stadt Mannheim einzutreten. Wie wir hören, iſt der gleiche Beſchluß auch von den Fraktionen der Fortſchrittlichen Volkspartei, der Zentrumspartei und der Sozialdemokratie ge⸗ faßt worden. Dem Vollzuge der Oberbürgermeiſterwahl ſteht nun nichts mehr im Wege, ſie iſt, nachdem die einzelnen Fraktionen zu ihr Stellung ge⸗ nommen haben, eigentlich nur noch eine Form⸗ ſache. Vorausſichtlich dürfte die Wahl ſchon in allernächſter Zeit ſtattfinden. Wir begrüßen dieſen Ausgang der Ober⸗ bürgermeiſterwahl im Intereſſe des weiteren Aufblühens unſeres ſtolzen Gemeinweſens und ſeiner Zukunft. Herr Kutzer genießt den Ruf eines hervorragenden Verwaltungsbeamten und Kommunalpolitikers, einer hochintelligenten weitausſchauenden, energiſchen, zlelbewußt vor⸗ wärtsſtrebenden Perſönlichkeit, die die Zeichen der Zeit verſteht und von der man hoffen barf, daß ſie die vielgeſtaltigen bedeutungsvollen Auf⸗ gaben, die unſerer Stadt im kommenden Jahr⸗ zehnt harren, in glücklicher und für unſere Stadt fruchtbringender Weiſe löſen wird. und Wirkungskreis unſeres neuen Stadtober⸗ hauptes. *** Wir möchten bei dieſer Gelegenheit noch einen kurzen Rückblick werfen auf den ganzen Verlauf der Oberbürgermeiſterangelegenheit, inſoweit be⸗ reits mehr oder minder bekannte Momente in Frage kommen. Interne Vorgänge möchten wir auch heute nicht berühren, auf ſie wird viel⸗ leicht ſpäter zurückzukommen ſein. Es hat mehrere Monate erfordert bis die Oberbürgermeiſterfrage auf den heutigen Stand⸗ punkt, der eine nach jeder Richtung hin befriedi⸗ Aunſeres„Früheren Hochwerdienten Im übrigen verweiſen wir auf den untenfol⸗ genden Artikel über den ſeitherigen Lebensgang gende Löſung verſpricht, gekommen iſt. Es war vorauszuſehen, daß die Wahl des Nachfolgers Stadtober⸗ 55 haupts erhebliche Schwierigkeiten bieten werde und daß es ein hohes Maß von Klugheit und Entſchloſſenheit bedürfe, um dieſe Schwierig⸗ keiten ſo zu überwinden, wie es nach der Auf⸗ faſſung weiteſter Kreiſe im Intereſſe unſerer Stadt liegt. Ein Gefühl der Beruhigung trat in der Bürgerſchaft ein, als die Tatſache bekannt wurde, daß auf Veranlaſſung des Herrn Reichs⸗ tagsabgeordneten Baſſermann eine aus Mitgliedern des Stadtrates, des Stadtverord⸗ neten⸗Vorſtandes und der verſchiedenen Frak⸗ tionen des Stadtverordneten⸗Kollegiums be⸗ ſtehende Kommiſſion zur Erlebigung der Ober⸗ bürgermeiſterfrage eingeſetzt worden war und daß dieſe unter dem Vorſitz des Herrn Baſſer⸗ mann, als dienſtälteſtem Stadtratsmitglieb, ſtand. Die Ueberzeugung, daß dieſer Weg den beſten Erfolg verſpreche, und die ſicherſte Ga⸗ legenheit, war allgemein. Die Kommiſſton faßte ſchon in einer ihrer erſten Sitzungen den Entſchluß, die Oberbürgermeiſter⸗ ſtelle auszuſchreiben, und zwar ſollte die Ver⸗ öffentlichung der Annonce in den Blättern der verſchiedenſten Parteirichtungen erfolgen. Das war ein ganz ſelbſtverſtändlicher, den einfachſten Verhältniſſe kennen, unverſtändlich, wie aus⸗ regung geraten konnten, daß die Ausſchreibung der Oberbürgermeiſterſtelle auch im Berliner Sozialdemokratie, erfolgte. Allerdings war vorauszuſehen, daß die Veröffentlichung der Anzeige in dieſem Blatte auf die Beſetzung un⸗ ausüben konnte, denn es war nicht anzunehmen, wärts“ angehört, zum Leiter unſerer Stadt be⸗ rufen werden würde. Aber die ſozialdemokratt⸗ ſchen Vertreter in der Kommiſſion wünſchten bei dem Ausſchreiben auch die Berückſichtigung ihrer Preſſe und dieſer Wunſch war begreiflich und verſtändlich; ihm nicht zu entſprechen, wäre eine Torheit, eine Brüskierung der Sozialdemokratie geweſen, die leicht verſtimmend hätte wirken und die Löſung der ganzen Oberbürgermeiſterfrage und auch nicht im Intereſſe des friedlichen Zu⸗ Auf das Ausſchreiben waren im ganzen 37 Be⸗ werbungen eingelaufen. In den engeren Wett⸗ hatte ſich ſelbſt gemeldet, vielmehr waren ſte ſämtlich von der Kommiſſion auf die Kandidaten⸗ liſte geſetzt worden. In erſter Linie kam als Oberbürgermeiſterkandidat ———üᷓ̃——— Ein vernachläſſigter Schnupfen rächt ſich oft bitter. der Geſſt der Erde ſelbſt. Das ſeelenloſe, bru⸗ tale Leben, an dem alle verderben müſſen, die nicht ſtark ſind. Der Erdgeiſt hält eine fürchter⸗ liche Ausleſe unter allen ſchwachen, unfreien Individuen. Ob ſie auch entrinnen wollen, ſie bleiben an ſeinem hölliſchen haften und müſſen vergehen. Ganz abfurde aber witzige Szenen ſind in dieſem Stück. Die jäh auf⸗ blitzende Ironie wirkt oft wie ein ſchlechter Spaß. Aber es ſind auch Szenen von Shake⸗ ſpeareſcher Gewalt darin. Wir werden zugleich gefeſſelt und abgeſtoßen— doch gleichgültig bleibt niemand. * Shaw appelliert an den Intellekt. Wedekind drängt ſich in die Seele. Seine dämoniſchenGe⸗ ſtalten ſchreiben ſich mit Flammenſchrift in un⸗ Ohne Zweifel, Shaw in ** Problemen das Daſeins Kehrt. Er iſt der be⸗ deutendere Menſch. Wedekind der ſtärkere Dichter. Vielleicht liegt hierin der Unterſchted zwiſchen deutſchem und engliſchem Geiſte. Der engliſche Dichter rechnet klug mit dem Mög⸗ lchen und fühlt ſich als Vorkämpfer jener Ideen, die von der Gegenwart in die Zukunft führen. Er iſt der Logiker. Der deutſche Dich⸗ ter möchte in blaue Fernen ſchweifen, ſeine Phantaſſe durch Himmel und Hölle ſchicken um ein Abbild des Lebens zu ſchaffen, wie es ſich in ſeiner Seele ſpiegelt. Er träumt von einer idealen Welt, von Paradieſen, die nie kommen werden. Aber beide Dichter ſind charakteriſtiſch für unſere Generation, die ſo ſeltſam zwiſchen heute und morgen ſteht. Beide ſind Zerſtörer kiner alten Welt, um Raum für eine neue zu ſchafſen. Das iſt das Gemeinſame an ihnen, die ſonſt nach Kunſtform und Tendenzen ſo ver⸗ ſchieden find. Brüder ſind ſie nicht aber Vettern ge⸗ boiß! Konzertchronik. Heidelberger Bachverein. Beethovenabend. Soliſt: Marteau⸗Berlin. Ein klaſſiſch ſchöner Abend!— Er war anuf den Namen des Meiſters aller Meiſter, Ludwig Beethoven, geſtimmt, deſſen unvergängliche Werke den ruhigen feſten Pol bilden in der Er ſcheinungen Flucht. Die achte Symphonie op. 98, jene Fund⸗ grube Beethovenſchen Humors gab die Ein⸗ leitung. Sie erſcheitzt in den letzten Jahren öfters auf den Programmen unſerer Konzertin⸗ ſtitute im Gegenſatz zu früherer Zeit. Knappe Gedrungenheit kennzeichnen den erſten Satz. Zu zündender Wirkung gelangen die nach dem zwei⸗ ten Thema aufblitzenden Funken des Humors im Durchführungsteil. Die erheiternde Komik des zweiten Satzes iſt ein Unikum in der muſikali⸗ ſchen Literatur und zeigt, wie fein unſer Meiſter zu charakteriſieren wußte. Eine glücklich heitere Stimmung liegt über dem dritten Saß. Er iſt ein Menuett im alten Stil der Spießbürgerzeit. Die beiden Mittelſätze ſind Genrebilder; in bei⸗ den archaiſiert Beethoven. Der Hbhepunkt aber liegt im Finale in Sonatenform. Es ſprudelt Henri Herr Generalmuſikdirektor Dr. Wolfru m krachte mit dem durch Mitglieder der Karlsruher Hofkapelle verſtärkten ſtädtiſchen Orcheſter die Symphonie in ſubtiler techniſcher Ausarbei⸗ tung und feiner Charakteriſierung der einzelnen Sätze zu trefflicher Wirkung. Dem zweiten Satz klieb der Scherzocharakter beſtens gewahrt; im Trio des dritten entging der Dirigent ſehr glück⸗ lich der Gefahr einer zu ſchnellen Temponahme, dor der Richard Wagner warnt, und dadurch ka⸗ men die Soloſtellen des erſten Horns, des Cellos und der Klarinette zu köſtlicher Wirkung. Das Finale nahm Herr Prof Wolfrum etwas breiter und ſicherte ihm dadurch die Klarheit der Glie⸗ derung. Darauf betrat Herr Profeſſor Henri Marteau das Podium und gab uns in den zwei Romanzen op. 40 in G⸗dur und op. 30 in F⸗dur Proben einer gereiften Künſtlerſchaft, ſeines herrlich ſchönen Spiel. In Maxteau verkörpert ſich klaſſiſſicher Geiger par erzellenz. Wie er ſelbſt halb deutſcher, halb franzöſiſcher Abſtam⸗ mung iſt(ſein Vater, ein franzöſiſcher Offizier heiratete die Tochter eines deutſchen Offiziers), ſo vereinigt auch ſein Spiel deutſche Empfin⸗ dungstiefe mit franzöſiſcher Glätte und Eleganz. Auch in den Momenten höchſter Temperament⸗ entfaltung wird er nſe zum Gewalthaber ſeines Iyſtruments. Sein blühend ſchöner Ton bleibt ſtets demantklar. Die beiden Romanzen, welche Wolfrum äußerſt dezent und anſchmiegend mit Orcheſter begleitete, kamen deshalb in ihrer kan⸗ tabilen Schönheit zu lebendigem Erblühen. Noch förmlich von Humor, Frohſinn und Heiterkeit. herrlicher konnte ſich ſeine Kunſt in Beethovens eingigem Viblifkönzert oßp. 61 entfalten, das er in einer nicht zu überbietenden Vollendung ſammenarbeitens aller Frakttonen des Bürger⸗ ausſchuſſes, das ja bisher erfreulicherweiſe in Mannheim in ſo weitem Maße beſtand, gelegen. rantie biete für eine glückliche Löſung der Ange, Gründen der Gerechtigkeit entſprechender Be⸗ ſchluß, und es war allen, welche die Mannheimer wärtige bürgerliche Blätter darüber in Auf⸗ „Vorwärts“, dem Zentralorgan der deutſchen ſerer Oberbürgermeiſterſtelle keinerlei Einfluß daß ein Mann, der der Parteirichtung des VBor ungünſtig hätte beeinfluſſen können. Dies hätke ſicher nicht im Intereſſe der Stabt, nicht im Intereſſe des zukünftigen Oberbürgermeiſtets 55 bewerb kamen 5 Herren, aber keiner von dieſen wieder Herr Mini⸗ erſtehen ließ. Das unvergleichliche Gedur⸗Larg ketto war lauteſter Geſang. Da auch das Or⸗ cheſter den Intentionen des Soliſten feinfühlig ſich anſchmiegte, wurde dieſe Wiedergabe zum ungetrübteſten Kunſtgenuſſe. Vorher ſpendete das Orcheſter zwei Sätze aus dem Ballet „Die Geſchöpfe des Prometheus“ Geben, die ebenſowohl vom hiſtoriſchen als muſi⸗ kaliſchen Standpunkt zu begrüßen waren. Beide Stücke, ſowohl das Bedur⸗Andante mit ſeinen reizbollen Geſängen der Klarinette und Flöte, dem Celloſolo und Harfenklange als die in D⸗dur anhebende, dann nach Moll ausweichende und ſich nach und nach immer wilder geſtaltende beroiſche Tanzmuſik kamen unter Wolfrums ſickerer Leitung zu zündender Wirkung. Das Konzert war gut beſucht— ein beredtes Zeichen, daß Beethoben noch nichts von ſeiner Aniehungskraft verloren— und mit dem äußeren Erfolg ging das künſtleriſche Hand in Hand. eh⸗ Kunſt, wiſſenſchaft u. Seben. Theaternotiz. Morgen findet die erſte Wiederholung di „Jeuersnot“ von Richard Strauß ſtatt Anfang 7½ Uhr, 5 „Die e des Schwanke „Das Tal des Lebens“ von M 15 iſt für Samstag den 22. d.., angeſe Regie führt Emil Reiter. 4. Seite. General-Anzeiger.— Sadiſche Neueſte Rachrichten. WMittagblatt.) Dienstag, den 18. November 1913. ſterialdirektor Dr. Glockner in Karlsruhe in Betracht, der ſchon nach dem Ableben des Herrn Oberbürgermeiſters Beck von hieſigen maß⸗ gebenden Perſönlichkeiten für den Oberbürger⸗ meiſterpoſten mit in Ausſicht genommen worden war. Die Kommiſſion hatte ſich auf dieſen Namen einſtimmig geeinigt und auch von den verſchiedenen Fraktionen ſtand in Ausſicht, daß ſie nahezu einmütig für Herrn Dr. Glockner eintreten würden. Zweifellos wäre Herr Mini⸗ ſterialdirettor Dr. Glockner für den Mann⸗ heimer Oberbürgermeiſterpoſten eine äußerſt ge⸗ eignete Perſönlichkeit geweſen, denn er gilt mit für eine der erſten, befähigſten und tüchtigſten Beamten des badiſchen Landes. Da kam plötz⸗ lich der Rücktritt des ſeitherigen Präſidenten des Oberverwaltungsgerichtshofes in Karlsruhe, Herrn Geheimerat Lewald. Die Stelle des Präſidenten des Oberverwaltungsgerichtshofes iſt eine der angeſehenſten und begehrteſten Po⸗ ſten des badiſchen Landes. Herr Miniſterial⸗ direktor Dr. Glockner galt ſeit Jahren bei einem epent. Rücktritt des Herrn Geheimerats Lewald als deſſen Nachfolger. Ob nun die in Ausſicht genommene Wahl des Herrn Mini⸗ ſterialdirektors Dr. Glockner zum Oberbürger⸗ meiſter unſerer Stadt in zeitlicher Verbindung ſteht mit dem Rücktritt des Herrn Geheimerats Lewald, können wir nicht unterſuchen, die Vermutung liegt jedoch nahe. Jedenfalls ſtand, nachdem der Rücktritt des Herrn Geheimerats Lewald angekündigt wurde, es für die Einge⸗ weihten ſo ziemlich feſt, daß Herr Miniſterial⸗ direktor Dr. Glockner für die Beſetzung unſeres Oberbürgermeiſterpoſtens ausſchied. Die amtliche Mitteilung von der Ernennung des Herrn Dr. Glockner als Nachfolger des Herrn Geheimerat Lewald ließ denn auch nicht Lange auf ſich warten. Die Kommiſſion mußte nunmehr ihre Arbeit wieder von vorn beginnen und eine neue geeignete Perſönlichkeit ausſuchen. In dem neuen Stadium der Angelegenheit kamen 3 Herren in Frage, darunter Herr Ober⸗ bürgermeiſter Kutzer von Fürth. Wie ſchon oben mitgeteilt, haben ſich dieſe 3 Herren ſämt⸗ lich der Kommiſſion perſönlich vorgeſtellt. Alle drei Herren ſind hervorragende, geiſtig hoch⸗ ſtehende, äußerſt tüchtige Männer, von denen jeder das Zeug in ſich hat, das Oberhaupt einer ſo vorwärts ſtrebenden, aufblühenden Stadt, wie Mannheim es iſt, zu werden. Wenn ſchließ⸗ lich die Wahl der Kommiſſion auf Herrn Kutzer fiel, ſo waren hier beſondere Gründe maß⸗ gebend, die man nur als recht und billig be⸗ zeichnen kann. Wünſchen wir, daß die Hoff⸗ nungen und Erwartungen, die auf unſer neues Stadtoberhaupt geſetzt werden, in Erfüllung gehen. Mannheim hat eine große Vergangenheit hin⸗ ter ſich, eine ebenſo große Zukunft ſteht dieſer Stadt bevor, wenn ſie die richtigen Männer an ihrer Spitze hat. Schwere Wetterwolken tauchen an dem wirtſchaftlichen Horizont unſeres ſtädti⸗ ſchen Gemeinweſens auf. Sie zu bannen und zu verſcheuchen, wird die Aufgabe des neuen Lei⸗ ters unſerer ſtädtiſchen Geſchicke ſein. Als ſolche Wolken betrachten wir die Oberrheinregulierung mit ihrer immer weiteren Verſchiebung des Um⸗ ſchlagshandels nach den oberrheiniſchen Häfen, die bevorſtehende Einführung der Schiffahrtsab⸗ gaben mit ihrer ſchweren Schädigung unſerer einheimiſchen Schiffahrt, die immer raſcher vor⸗ wärtsſtrebende Verſorgung des platten Landes mit elektriſcher Energie und die dadurch bedingte Erhöhung der Anziehungskraft der ländlichen ã ydãã ĩ ͤ dd ͤ Akademie für Jedermann. In dem Zyklus„Die Zeiten und ihre Künſte“ hielt geſtern abend Dr. G. F. Hart⸗ laub den dritten Vortrag„Die Kunſt des Mittelalters“. Aus der Entwicklung der finnlichen Befangenheit in der drientaliſchen Kunſt zur ſinnlichen Freiheit der griechiſchen bil⸗ det ſich die überſinnliche Gebundenheit der mit⸗ telalterlichen chriſtlichen Kunſt. Dieſe oder die neuere Kunſt überhaupt ſetzt die ſichtbare Form in Beziehung zur unſichtbaren, die ſinnliche zur überſinnlichen. Die vollendete Verkörperung Dieſer Kunſt iſt die Gotik, die erſtmals den Raum darſtellt als jenes Unfaßbare, Unſtoffliche, daß mit dem Ukeberſinnlichen zuſammenzuhäugen ſcheint. Aber der chriſtliche Gedanke konnte nicht momentan auf die naturfrohen, friſchen Kelten und Germanen übertragen werden und ſo bildet ſich noch ein Stil, der dieſem Ausdruck gibt, der romaniſche. Währenddem ſchufen aber die leich⸗ texun den Goten verwandten Gallier frei von allem griechiſch⸗nömiſchen Anhang, den neuen Stil. Gegenüber dem plaſtiſch⸗finnlichen griechi⸗ ſchen Tempel ſteht der unplaſtiſche, überſinnliche chriſtliche Kirchenbau. Deſſen Urſorm, die Ba⸗ ſtlika iſt zunächſt ein Zweckbau, deſſen Hauptteil, das Langſchiff durch ruhige ſchmuckloſe Wände von den beiden kleineren Seitenſchiffen getrennt iſt. In dery Plaſtik und Malerei treten die glei⸗ chen Momente hervor, die Frontalität iſt von der brientaliſchen Kunſt übernommen, jedoch mit ſoeliſchem Ausdruck. Auch in den Formen iſt eine Aenderung eingetreten. Intereſſant iſt hier⸗ zei die Gegenüberſtellung eines alten Elfenbein⸗ reliefs aus Ravenna mit reinen Naturformen und einem nordiſchen Relief, deſſen Formen und Figuren, unförmlſch und unproportioniert, die Gegenden für induſtrielle Niederlaſſungen und was dergleichen wirtſchaftliche Erſcheinungen der Neuzeit mehr ſind. Das ſind Sturmzeichen, deren Nichtbeachtung oder Unterſchätzung von der verhängnisvollſten für unſere Stadt ſein könnte. * Der Lebensgang des Herrn Oberbürgermeiſters Kutzer. Wie bereits gemeldet, ſchlägt die Kommiſſion, die zur Vorbereitung der Oberbürgermeiſterwahl eingeſetzt wurde, Herrn Oberbürgermeiſter Kußer von Fürth(Bayern) vor. Wir erfahren über den Lebensgang des zukünftigen Mann⸗ heimer Stadtoberhauptes folgende Einzelheiten: Herr Theodor Kutzer, 1864 als Sohn eines Studienlehrers in Amberg geboren, wurde nach glänzender Abſolvierung ſeiner Studien— er war durch Aufnahme ins Kgl. Maximilianum in München ausgezeichnet worden nach den erforderlichen praktiſchen Probeleiſtungen bei der Münchner Stadtverwaltung angeſtellt, in der er als Rechtsrat bis zum Herbſt 1899 wirkte. Hier war er die rechte Hand des Bür⸗ germeiſters v. Widenmeher. Seine ausgedehnten amtlichen Arbeiten machten ihn mit allen Teilen des in einer Großſtadt wie München beſonders ſchwierigen Gemeindeverwaltungsdienſtes be⸗ kannt. Von liberaler Geſinnung, Mitglied der Liberalen Vereinigung und von„Frei München“, war er eine Stütze des liberalen Stadtregiments, dem München in der Hebung aller ſeiner Ver⸗ hältniſſe viel zu danken hat. Mit tiefem Bedauern ſah man dieſe außer⸗ ordentlich begabte Arbeitskraft aus München ſcheiden, als Herr Kutzer, der auch literariſch eine rege Tätigkeit entfaltete, 1899 in den Dienſt der Stadt Düſſeldorf als Bei⸗ geordneter(2. Bürgermeiſter) trat. Für Herrn Kutzer war dieſe hervorragend dotierte Sdellung in Düſſeldorf die willkommene Ge⸗ legenheit, auch die preußiſche Stadtverwaltung aus der Praxis kennen zu lernen. Düſſeldorf war hierfür ein umſo geeigneteres Objekt, als dieſe Stadt ſchon damals inbezug auf Erweite⸗ rung, Verſchönerung und moderne Organiſation zu den im glänzendſten Aufſchwung befindlichen Städten der Rheinlande zählte. Es konnke für einen Verwaltungsbeamten von der eminenten Befähigung des Herrn Kutzer keine beſſere Ge⸗ legenheit gefunden werden, alle praktiſchen Auſ⸗ gaben moderner Städteentwicklung an der Quelle zu ſtudieren. Daher war es nur ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß das Fürther Gemeindekolle⸗ ginm freudig der Kandidatur Kutzers gegen⸗ überſtand und einſtimmig ſich bemühte, für Fürth eine ſolche hervorragende Perſönlichkeit als Führer und Berater der Stadt zu gewinnen. Der Wahlakt in Fürth vollzog ſich am 18. Oktober 1901. Die Beſtätigung erfolgte durch Ent⸗ ſchließung des Kgl. Staatsminiſteriums pom 21. November und die Amtseinweiſung fand am 10. Dezember 1901 ſtatt. Nach Ablauf des dreijähri⸗ gen Proviſoriums beſtimmte das Gemeindekol⸗ legium am 21. September 1904 die Wiederwahl des Oberbürgermeiſters auf 12 Jahre. Dieſe Wiederwahl wurde am 19. Oktober 1904 vom kgl. Miniſterium beſtätigt. Herr Oberbürgermeiſter Kutzer erfreut ſich in Fürth allgemeiner Sympathien und zwar bei allen Parteien. Seine Tätigkeit auf ſozialem Gebiete, wozu er in Fürth ein überaus fruchtbares Feld gefunden hat, iſt direkt muſtergültig. Herr Kutzer gilt in Fürth als ein hervorragend befähigter Beamter, als ein Mann, der in der Kommunalpolitik eine bedeutende Rolle zu ſpielen imſtande iſt, äuch wenn dieſe weit über den engen Rahmen hinaus⸗ geht, der einer Stadt wie Fürth naturgemäß ge⸗ zogen iſt. Auf die Initiative Kutzers ſind ganz enorme Stiftungen und Schenkun⸗ gen, die ſich auf viele Millionen belaufen, zu⸗ CCCCCCCC....ͥ 5·0 2I ³¹· ¹mA— rückzuführen. Zu erwähnen wäre hier in erſter Linie das große Volksbildungsheim, das„Be⸗ rolzanum,, das vorbildliche Säuglings⸗ und Wöch⸗ nerinnenheim, das„Nathanſtift“, etc. Er ver⸗ ſtand es, große Induſtrielle und andere Private für ſeine Ideen zu gewinnen und in den Dienſt der Wohltätigkeit zu ſtellen. Eine beſondere Fürſorge hat er dem ſtädti⸗ ſchen Beamtenkörper ſtets gewidmet. Eine ſeiner letzten Schöpfungen für Fürth war die Arbeitsloſenfürſorge, für die er ſich mit der ganzen Kraft ſeiner Perſönlichkeit ein⸗ ſetzte. Im übrigen hat er nie verſäumt, das not⸗ wendige Rückgrat der Regierung gegenüber zu zeigen. Doch war es andererſeits auch ſein Be⸗ ſtreben, der Stadt Fürth durch perſönliche Ini⸗ tiative bei der Königl. Regierung in Ansbach und beim Miniſterium in München Vorteile zu ver⸗ ſchaffen. Es iſt bewundernswert, daß Herr Ober⸗ bürgermeiſter Kutzer ſich als Juriſt derart in techniſche Fragen hineingefunden hat, daß es ihm möglich wurde, ſelbſt berufsmäßigen Tech⸗ nikern mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen. Herr Kutzer iſt auch ein eminent fleißiger Arbei⸗ ter, der ſeine Aufzeichnungen uſw., ſelbſt für ſeine Beamten, ſtenographiſch macht. Er iſt für große und weitausſchauende Projekte ſtets eingetreten, wenn auch die ſchwache Finanzkraft der Stadt Fürth vieles ver⸗ hinderte, was ſich in ſeinem Kopfe zu Projekten verdichtete hatte. Die Vereinigung der Nachbar⸗ ſtädte Nürnberg und Fürkth war eine ſeiner Hauptbeſtrebungen. Doch mußte auch dieſer Plan infolge Parteihaders unausgeführt bleiben. Herr Oberbürgermeiſter Kutzer iſt verheiratet. Die Ehe iſt mit einer Tochter geſegnet. * Hanſa⸗Bund⸗Verſammlung. Geſtern abend fand im großen Saale des Ballhauſes eine gut⸗ befuchte Verſammlung des Hanſfabndes ſtatt, der auch ſehr viele Damen beiwohnten. Der Vorſitzende des Bundes, Herr Fabrikant Richard Lenel, begrüßte alle Erſchienenen namens des Bundes und bemerkte, daß das Intereſſe an Oſt⸗ aſien in letzter Zeit bedeutend geſtiegen ſei. Des⸗ halb habe der Hanſabund einen Redner für den heutigen Abend gewonnen, der aus eigenen An⸗ ſchauungen Land und Leute zu ſchildern vermöge⸗ Der Vorſitzende erteilte hierauf dem Referenten, Herrn Redakteur Dr. Fritz Wertheimer das Wort zu ſeinem Vortrag über„Deutſche Wirtſchafts⸗Intereſſen in Oſtaſien.“ In fließender, klarer Redeweiſe warf Redner zu⸗ nächſt einen Ueberblick über die heutige Lage in Japan und China. Japan iſt ein Land, das früh⸗ zeitig daran gegangen iſt, ſein Ziel, ein England des Oſtens zu werden, zu verwirklichen. Es zieht eine Induſtrie heran, die den Import verdrängt und langſam aber ſicher ſelbſt zur Induſtrie übergeht. Wir können nichts von Japan be⸗ ziehen, das für unſer Wirtſchaftsleben die Roh⸗ materialien liefert. Japan ſpielt deshalb für Deutſchland keine Rolle. Anders aber iſt es mit China, das noch mit keiner ſolchen Zollmauer umgeben iſt, wie Japan. Jede Provinz in Ehina iſt beinahe ſo groß wie Deutſchland. Deutſchland hat nur ein General⸗Konſulat in China, und zwar in Shanghai, während England und Japan in jeder der 15—18 Provinzen Generalkonſulate haben. Unſere Kaufleute haben ſich nicht die chin. Sprache in dem Maße angeeignet, wie es not⸗ wendig geweſen wäre. Daß die Deutſchen auf dem Gebiete der Sprache nicht energiſcher waren, rächt ſich heute ſehr in China. Doch wird die Sache dadurch wieder gut gemacht, daß deutſche Schulen gegründet wurden. Dieſe Schulen aber ſind Anfänge, die wir mit größter Beſchleunigung ausbauen ſollten, wenn der deutſche Handel wei⸗ ter ſeine großen Chancen behaupten will. Die Zahl der Deutſchen in China iſt die geringſte. England und Amerika haben 40 000 Miſſions⸗ ſchüler, die Deutſchen 3000. Die Amerikaner hatten die Großzügigleit, die 12 Millionen Ent⸗ ˙AAA——a½a½ Schwerfälligkeit erkeunen laſſen. Das Langhaus der Baſilila betont mit ſeinen tragenden Säulen noch ganz die Horizontaltendenz, die aber bald durch den Säulenpfeilerbau zerſtört wird, bis ſich die Vertikaltendenz der Gotik durchringt. Gleich der Philoſophie und dem geiſtigen Leben der Zeit entſprechend beginnt in der Frühgotik ein„Auf gen Himmel“, bis das Material in ſeiner ſtofflichen Form aufgelöſt nur noch zur andeutenden Geſtaltung des Raums dient. Auch am Profanbau und dem Bürgerbau iſt die gleiche Eutwicklung zu erkennen und Plaſtik und Male⸗ rei ſind vom gleichen Geiſte beſeelt, der in Math. Grünewald Ausdruck gefunden hat. Endlich löſt ſich die Plaſtik von der Architektur, und dieſe be⸗ nutzt den konſtruktiven Aufbau zum dekorativen Ausdruck. Das iſt das Ende der Gotik, das Ende des Mittelalters mit ſeiner dogmatiſchen, myſtiſchen himmelweiſenden Gebundenheit, ein neues Zeitalter, die Renaiſſauce bricht heran. Die Hörer folgten aufmerkſam den Ausführun⸗ gen und Bildern und dankten beifällig. E: Otto Röhr im Kaſiupſaal. Der Klavierhumoriſt Otto Röhr hatte an ſeinem geſtrigen„Luſtigen Abend“ das Mann⸗ heimer Publikum überaus raſch für ſich gewon⸗ nen. Seine Gaben waren echte Perlen von köſt⸗ lichem Humor und feinſinniger Satire und die muſikaliſche und geiſtige Gewandtheit des Pia⸗ Ueſten und Vortragskünſtlers, der meiſt eigene Dichtungen wiedergab, ſtanden auf gleicher Höhe. Cleich einem luſtig zwitſchernden Vogel hüpfte Otto Röhr auf dem Baume des Humors von einem Zweig auf den anderen, pickte da und dort an den ergötzlichſten Früchten und hielt ſo ſein Publikum an die 17 Stunden lang in der an⸗ genehmſten Stimmung. Auf die einzelnen Dar⸗ bietungen einzugehen, bedarf es wohl nicht; wie Raketen ziſchten die köſtlichen Sachen und Sächel⸗ chen auf, eines unmittelbar auf das andere. Der herzliche Beifall des Mannheimer Publikums— und herzlicher konnte ihn Otto Röhr kaum er⸗ wartne— möge den Künſtler recht bald an die Erfüllung ſeines Verſprechens gemahnen, das er ſeinem Auditorium geſtern zurief: Auf Wieder⸗ ſeben! d. Von der Heidelberger Univerſität. Dem„Staatsanzeiger“ zufolge hat der Groß⸗ herzog mit Wirkung vom 1. April den ordent⸗ lichen Profeſſor der Mathematik an der Univer⸗ ſität Heidelberg Dr. Leo Königsberger auf ſein Anſuchen wegen vorgerückten Alters unter Anerkennung ſeiner langjährigen treuge⸗ leiſteten und ausgezeichneten Dienſte und unter Ernennung zum Wirkl. Geh. Rat in den Ruhe⸗ ſtand verſetzt und ihm gleichzeitig den Charakter als ordentlicher Honorarprofeſſor an der Uni⸗ verſität Heidelberg verliehen. * Eine neue Univerſität in Dresden. Der Rat der Stadt Dresden genehmigte, wie unſer Berliner Bureau mitteilt, den Antrag des Oberbürgermeiſters, daß die tierärztliche Hoch⸗ ſämle in Dresden verbleibe und eine neue Uni⸗ verſität errichtet werde. Die erſte Forderung hierfür beträgt 8 Millionen Mark. Ausgrabungen am Aachener Münſter. Nach Beendigung der umfangreichen Ausgrab⸗ ungen im Innern des Aachener Münſters und nach kurzer Unterbrechung hat man jetzt wieder ſüdlich und nördlich vom Münſter mit Grabungen ſchädigung für den Boxeraufſtand China zu ſchen. ßere Anzahl chineſiſcher Studenten die amerikani. ſchen Hochſchulen beſuchen. Redner ſprach darauf über Tſingtau, eine echt deutſche, für ganz Ching vorbildiche Stadt. Tſingtau habe ungefähr 250 Millionen Reichsmark verſchlungen, die aber dem geſamten deutſchen Handel genützt haben. Allge⸗ meine Anerkennung verdienten die deutſchen Eiſenbahnen in China. Kulturmuſeen ähnlich derjenigen der Amerikauer und Engländer ſollten in großzügiger Weiſe gegründet werden. Was nunz in China fehlt, iſt eine energiſche Initatipe, die vom Kaufmann ausgehen ſollte und die nicht im⸗ mer von der Diplomatie und der konſulariſchen Vertretung richtig aufgenommen wird. Die wirtſchaftlichen und die kulturellen Inkereſſen gehen in China Hand in Hand. Nirgends drängl ſich der Handel hin, wo ihm die Sprache nicht vorgearbeitet hat. Unſere Kaufleute müſſen ſich mit vollem Eifer der chineſiſchen Sprache wid⸗ men und dieſe lernen, das iſt die Hauptſache, die wir in China zu vollbringen haben. Dazu bedarf es der Anſpannung aller Kräfte. Der gegenwär⸗ tige Zeitpunkt iſt der geeignetſte für das wirt⸗ ſchaftliche Vordringen der Deutſchen in Ching, tereſſen zu ſchaffen, die von einer Hand aus ge⸗ lingt, die allgemeinen Intereſſen in China, die jetzt ſo brach liegen, zu gewinnen, dann erſt wer⸗ den wir eine Rolle in China ſpielen. Und hierzn iſt die jetzige Zeit ſehr günſtig, denn die Repoln⸗ tion hat den chineſiſchen Volkskörper erſchüttert. Dieſe Erſchütterung iſt tiefer als man glaubt. Muantſchikay hat ſich als der richtige Mann er⸗ wieſen; er hat die Zügel feſt in ſeiner Hand und er iſt ein warmer trefflichen Ausführungen des Redners erfuhren eine hübſche Illuſtration. Die Bilder zeichneſen ſich durch eine ſeltene Klarheik aus und ießen recht deutlich den deutſchen Einfluß in China er⸗ kennen. Leider aber ſind einige der von deutſcher Tatkraft geſchaffenen Werke in engliſchen Beſiz übergegangen. Lebhafter Beifall belohnte den Redner. Die Verſammlung wurde darauf vom Vorſitzenden mit Worten des Dankes geſchloſſen. * Hoher Waſſerſtand. Rhein und Neckar ſtei⸗ gen infolge der regneriſchen Witterung immer noch. Der Rhein iſt von geſtern auf heute von 4,80 auf 5,10, der Neckar von 4,84 auf .25 Meter geſtiegen. *Zugverſpätung wegen Eutgleiſung eines Güter⸗ 5 85 Auf der an der Riedbahn dicht vor Mann⸗ heim gelegenen Blockſtation„Rennbahn“ ent⸗ aleiſte am ſpäten Samsbag abend ein Güterwagen, der ſich quer über beide Hauptgeleiſe legte und dieſe vollſtändig ſperrte. Die über die Riedbahn kommen⸗ den und gehenden D⸗ und Eilzüge mußten über Darmſtadt⸗Friedrichsfeld und umgekehrt geleitet wer⸗ den. Sie erhielten 40 bis 60 Minuten Verſpätung. Polizeibericht vom 18. November. Selbſtmord. Nach vorausgegangenem Wortwechſel mit ihrem Ehemann hat ſich in ver⸗ gangener Nacht 2 Uhr die 27 Jahre alte Ehefrau eines Finanzbeamten in ihrer Wohnung in der Max Joſephſtraße dahier durch Vergiftung das Leben genommen. emnresiges, ſugendfris ches Antlitz und einen blendend acαhSen Teint, Alles dies erzeugt die echte 2* die beste Lillenmſlchselle deal. Faeigz St. 50 Kr. f Lallenmilch Cream ammistweich, Tube 50 Ef. 28980 CC..... begonnen. An der Südſeite wurde, wie der Leiter der Ausgrabungen, Regierungsbaumſtr. Schmidt, im Aachener Geſchichtsberein berichtete, unlängſt ſchon eine römiſche Thermenanlage bloßgelegt, deren Ausgrabung jetzt fortgeſetzt wird, ferner karlingiſches und romaniſches Mauerwerk. Die Funde an dieſer Stelle ſind bis jetzt tadellos er⸗ haltene römiſche Heizanlage und zwei römiſche Piscinen, eine große und eine anſchließende klei⸗ nere. Zu der großen Piscine führen fünf breite Stufen hinab. Unter dem Betonboden dieſer Badeanlagen fand man eine große Anzahl römi⸗ ſcher Ziegeln mit Inſchriften und Stempeln. Das kleinere römiſche Bad iſt von dem großen durch eine breite Mauer mit Holzſchicht, wahrſcheinlich Iſolierſchicht, getrennt. An der Nordſeite des Münſters, mitten auf dem Katſchhofe, wurde ein mächtiger karolingiſcher Mauerblock bloßgelegt, von dem Regierungsbaumeiſter Schmidt an⸗ nimmt, daß er vielleicht das Fundament des von Karl dem Großen aus Ravenna nach Aachen ge⸗ brachten Theodorich⸗Denkmals war. Ein Jun⸗ dament von derartigen Abmeſſungen iſt bisher noch nicht aufgedeckt worden. Auf dem ganzen Katſchhofe iſt man auf römiſches Mauerwerk ge⸗ ſtoßen; man will in erſter Linie das Grundriß⸗ ſchema der karolingiſchen und dann dasjenige der römiſchen Fundamente feſtzuſtellen ſuchen. Man fand dort auch einen Feuerofen mit Bronzereſten und zerſchlagene Bronzegußformen; es hat hier alſo eine Gießwerkſtätte beſtanden. Auch ein Glasſchmelztigel wurde gefunden. Die Funde ſind zum größten Teile in einem proviſoriſchen Münſtermuſeum in den Räumen der früheren Domſchule untergebrachht. 9 ken unter der Bedingung, daß jährlich eine grö. denn es ſind gerade jetzt Schritte im Gange, um eine Zentralſtelle für die chineſiſchen In⸗ leitet werden ſollen. Wenn es uns Deutſchen ge⸗ Freund Deutſchlands. Die ſodann durch die anſchließenden Zichtbilder — ediger Schiffsheizer von hier aus und zog ſich etwa um 2 Uhr wurden zwei von ihren Arbeits⸗ treterſitzung vom 14. d. Mts., die außerordent⸗ — Dienstag, den 18. November 1913. General-Auzeiger.— Vadiſche Reueſte Nachrichten. Mittagblatt.) 5. Seite. Unfall. Auf dem Deck des bei Bingen im Rhein vor Anker liegenden Schiffes„Mann⸗ heim 5“ glitt am 8. ds. Mts. ein 28 Jahre alter beim Sturze auf den Boden ſo ſchwere Kopf⸗ verletzungen zu, daß er am 16. ds. Mts. in das Allgem. Krankenhaus hier aufgenommen werden mußte. Raubanfälle. In vergangener Nacht ſtellen nach den Wohnungen heimkehrende Kell⸗ nerinnen von einer noch unbekannten Mannes⸗ perſon bei Q 6, 5 und an der Ecke R 7, 34, hier angefallen und ihre Handtäſchchen zu ent⸗ reißen verſucht. In einem Falle gelang ihm ſein Vorgehen, und wird der Täter wie folgt be⸗ ſchrieben: Alter: 28—30 Jahre, 1,62 bis 1,65 Mtr. groß, ſchlank, kleiner Schnurrbart. Klei⸗ dung: dunkler Anzug und ſchwarzer ſteifer Filz⸗ hut. Um ſachdienliche Mitteilungen erſucht die Schutzmannſchaft. Vereinsnachrichten. »»Bund der Staatsbeamtenvereine. In der Vor⸗ lich gut beſucht war, wurde Preisausſchreiben über Beamtenaus ſchüſſe eine befriedigende Löſung nicht gezei⸗ tigt hat. Der Vorſtand wird die Sache weiter be⸗ handeln. Bezüglich des Wohnungsgeldes er⸗ ſtattete ein Vertreter der mittleren Poſtbeamten einen außerordentlich intereſſanten Bericht und hob hervor, welche Schritte bei den Behörden und bei den Abgg. Geh. Rat Beck und Neuhaus unternommen worden ſind. Eine Abordnung, beſtehend aus dem Vorſitzen⸗ den und einem Vertreter der Reichsbeamten, wird bei Gr. Miniſtertum in Karlsruhe nochmals vorſtellig werden, damit die Beamten Mannheims eine den hie⸗ ſiere hohen Mieten entſprechende Einreihung er⸗ fahren. * Grund⸗ und Hausbeſitzer⸗Verein Mannheim. In⸗ ſolge fortgeſetzter Unpäßlichkeit hat Herr Baumeiſter Wittemann die Stelle als 1. Vorſitzender des hieſigen Grund⸗ und Hausbeſitzer⸗Vereins freſwillig niedergelegt. Bei der daraufhin erfolgten Erſatz⸗ wahl wurde der Landesverbandsvorſitzende, Herr N. Hoffmann, als 1. Vorſitzender des Vereins er⸗ wählt. Wir hoffen und wünſchen, daß unter deſſen Leitung der Verein einer ſchönen Zukunft entgegen⸗ geht. Das Geſchäftszimmer bleibt wie bisher in M4, 7. Der Vorſtand ehrte den Herrn Wittemaun dadurch, daß er ihn zum Beirat in den Vorſtand erwühlte. Möge Herr Wittemann dieſe Stelle noch recht lange bekleiden. Neues aus Ludwigshafen. Das Genick gebrochen wurde geſtern nach⸗ mittag dem 37 Jahre alten verheirateten Arbeiter Joh. Altmonn aus Neuhofen in der Pfalz. Der bei den Guilliniwerken beſchäftigte Mann war mit dem Ausladen von Salpeterſäcken aus einem im Rheine verankerten Schiffe beſchäftigt. Von der dabei beſchäftigten Huppe löſte ſich ein Tauende und die darauf ſtehenden Säcken fielen aus 6 Meter Höhe auf Altmann und erſchlu.⸗ gein ihn.—— Eine ſchmerzliche Li feſtgeſtellt, daß das ücke hat der Tod in die Reihen der hieſigen Schußzemannſchaft ge⸗ riſſen. Der verdienſtvolle Polizeioberwachtmeiſter Scheib, der durch ſein langjähriges Wirken in hieſiger Stadt und ſein beſcheidenes, freund⸗ liches Weſen allſeits geachtet und geehrt war, ſtorb geſtern früh 11 Uhr in Heidelberg infolge eines Herzſchlages. Scheib, der in Heidelberg Er⸗ hylung von ſeinem Leiden ſuchte, ſtand in den 5her Jahren. Er wurde 1897 zum Sergeanten, 1910 zum Wachtmeiſter und 1. Januar 1913 zum Oberwachtmeiſter ernannt. Sportlſehe Rundschau. Vorherſagungen für in, und ausländiſche Pferderennen. (Von unſerm Spezial⸗Mitarbeiter.) Dienstag, 18. November. Enghien. Prix de la Lys: France— Ibidem. Prix de la Bresle: Climax— Elsgant Jvoire. Prix du Tardenvis: Lelic IV— Valeérta. Prix de'Amiendvis: Capitaine Fracaſſe— Panix. Prix du Soiſſonnais: Tripot II— Aveyron, Prix de la Sambre: Romarin II— Ormußzd. Landung eines franzöſiſchen Ballons in Württemberg. ** 5 Pferderennen. *Strausberg, 17. Nov. Fahrwohl⸗Hürden⸗ rennen. 2000 1. A. Wagners Erarch(§. Teich⸗ maun], 2. Parbleu, 3. Fagott. 3710; 20, 28, 48:10.— November⸗Preis. 2300 ½ 1. A. v. Hanſemanns Manusfeld(It. v. Falkenhauſen), 2. Mark Gamp, 3, Kings Love. 36:10; 13, 21, 16:10.— 3. Preis von Ahrensfelde: 2000.% 1. K. v. Tepper⸗Laskis Giahar (v. Tucholkah, 2. Saltimbangue, 3. Jeanne la Folle. 28:10: 14, 15, 16:10.— Abſchied⸗Jagdrennen: 2300% 1, Dr. V. Saloſchins Eilig(Et. v. Falkenhauſen), 2. Vogelfrei, 3. Scherz. 21:10; 15, 34:10.— Kehrwie⸗ der⸗Jagdrennen. 2000 1. J. Selten u. J. Davids San Pedro(Fiſcher), 2. Reine du Jour, 3. Tal⸗ mont. 436:10; 76, 33, 26:10.— Troſt⸗Handicap. 2000 Mark. 1. R. Jaeck⸗Jaffes Kaſſala(Theilen), 2. Galazi, 3. Fife honours. 37.10; 13 16, 18:10. *Saitut⸗QJuen, 17. Noy. Prix de la Taren⸗ taſe. 3000 Frs. 1. Comte de Kerhallets Louiſa (Berteaux], 2. Mille Pardons, 3. Chalmont. 295.10; 98, 16.10.— Prix de la Maurienne. 3000 Frs. 1. Ro⸗ bert Lazards Le Tremblay('Connor), 2. etit Zouzou 3. Minoture, 3010; 12, 15, 15110.— Prix du aint⸗Bernard. 5000 Frs. 1. Camille Blanes Or⸗ muz d(Thibault), 2. Facility, 3. Valérig. 1910f 16, 26210.— Prix des Alpes. 4000 Frs. 1. L. Olry⸗Roe⸗ rers Beriot(M. Barat), 2. La Beaude, 3. Sa⸗ bacane II. 119:10; 39, 23, 143:10.— Prix Guliſtan. 10000 Frs. 1. A. Veil⸗Picards Romarin II(Par⸗ 2, Kom Ombo, 3. Le Morran. Ferner: frement), Francois Joſeph, Akbar I1, Maſtigadour, Caenais, Ampelopſis, Pretty Alice. 33:10; 12, 13, 12:10.— Prix du Mont⸗Cenis. 4000 8. 1. Levy Picards Papa⸗ geua(Higſon), 2. Marinette V. 3. Rive Gauche. 34:10; 16, 25, 36:10. Raſenſpiele Die 1. Mannſchaft der Sportabteilung des Turn⸗ vereins Maunheim von 1846 und Sportverein Maun⸗ heim⸗Neckarau ſpielten am vergangenen Sonntag, wo⸗ bei die Turner mit:2 ſiegten. Sportverein, die kör⸗ perlich und auch techniſch ſchwächere Mannſchaft ſuchte dem Geſamtkönnen durch reichlich maſſives Spiel nachzuhelfen, konnte aber au dem Reſultat nichts än⸗ dern. Die T..⸗Mannſchaft zeigt z. Zt. ein für die (Klaſſe hochentwickeltes Können und beſteht aus durchweg ausdauernden, kräftigen Spielern. Hervor⸗ zuheben wären die Gebrüder Stahl, Schnechen⸗ berger und der als Turner und Leichtathlet beſt bekannte Julius Frey. Mit dieſem Spiele bürfte wahrſcheinlich dieccaumeiſterſchaft entſchieden ſein. D. 0 * Bon Tag zu Tag. — Gemeinſamer Selbſtmord. Chemnitz, 17. Nov. Die beiden Brüder Paul, Inhaber einer Drogengroßhandlung, im Alter von 52 und 51 Jahren, verübten gemeinſam Selbſt⸗ mord. Sie wurden im Geſchäftsraum erhängt aufgefunden. Ueber die Gründe der Tat iſt bis⸗ her nichts bekannt geworden. — Eine zatägige Fahrt im Motorboot. London, 17. Nov. In Port Churchill an der Weſtküſte der Hudſonbai in Kanſas iſt der Kapitän Nelſon mit ſeinem nur 19 Meter langen Motorboot und vier Mann Beſatzung nach einer Zitägigen Reiſe von Port Patance in Cornwallis eingetroffen. Auf der Fährt geriet er wiederholt in Gefahr, zwiſchen ge⸗ waltigen Eisbergen zu kentern. Auch hatte er bei einem ſchweren Sturm Defekte an der äußeren Schraubenwelle. Schließlich gelangte er glücklich nach Port Churchill. — Von einem kollwulverdächtigen Hunde gebiſſen. Walona, 17. Nov. Das deutſche Mitglied der Kon⸗ trollkommiſſion, Legationsrat Winckel, wurde von einem tollwutverdächtigen Hunde gebiſſen. Er begab ſich nach Neapel in das Paſteurſche Inſtitut. Letzte Rachrichten und Telegramme. JBerlin, 18. Nov.(Von unſ. Berl. Bur.) Der Vorſtand des Deutſchen Bankbe⸗ amtenvereins hat ſich in ſeiner letzten Sitzung mit dem Antrage des Induſtrie⸗ rates des Hanſabundes wegen des Schutzes der Arbeitswilligen beſchäftigt und fol⸗ gende Entſchließung einſtimmig angenom⸗ men: Der Vorſtand hat mit lebhaftem Befremden aus den Tageszeitungen von den Vorſchlägen des Induſtrierates des Hanſabundes Kenntnis ge⸗ nommen. Dieſe Vorſchläge, die nur den ein⸗ ſeitigſten Intereſſen der Arbeitgeber entſpringen und auf die berechtigte Forderungen und An⸗ ſprüche der Arbeitnehmer nicht die mindeſte Rück⸗ ſicht nehmen, ſind u. E. nur geeignet, die ſozialen Kämpfe zu verſchärfen Der Vorſtand proteſtievt deshalb entſchie⸗ den gegen die Vorſchkäge des Induſtrierates und erwartet von dem Direktorium und dem Präſi⸗ dium des Hanſabundes, daß ſie dieſen Vor⸗ ſchlägen die Zuſtimmung verſagen und es ab⸗ lehnen, ſie den geſetzgebenden Körperſchaften zu unterbreiten. W. Paris, 17. Nop. Das ſpaniſche Königspaar iſt heute Abend hier ein⸗ getroffen. Zum Empfange am Bahnhofe hatten ſich u. a. der Miniſter Pichon und der Vertreter Poincarés eingefunden. W. Paris, 17. Nov. Die Budgetkommiſſion der Kammer hörte heute Nachmittag den Mi⸗ niſterpräſidenten Barkhou und den Finanz⸗ miniſter Dumont an. Dieſer Beſtand auf der Dringlichkeit der Beſchlußfaſſung über die An⸗ leihe, da eine Verzögerung die Unter⸗ bringung auf dem Markte ſchwierig wenn nicht unmöglich machen könnte. Dumont erſuchte Kammer, die Prüfung aller Budgetfragen ſo lange aufzuſchieben, bis die Frage der Anleihe erledigt ſei. Dumont, der neben bei auch von militäriſchen Ausgaben ſprach, gab an, daß die für die Kaſernenbauten notwendigen Kredite die Höhe von 580 Millionen erreichen würden und nicht 440 Millionen, wie urſprünglich an⸗ genommen worden ſei. Auf alle Fälle hofft der Miniſter die Ziffer von 1300 Millionen aufrecht erhalten zu können. W. Paris, 18. Nov. Auf furchtbare Weiſe verunglückten geſtern Nachmittag der Loko⸗ motivführer Barthöſemy auf der Staatsbahn⸗ linie von Verſey. Beim Verlaſſen eines Tun⸗ nels beugte er ſich vor, um den Regulator zu richten; in demſelben Augenblick wurde ihm von der Lokomtive eines aus der entgegen⸗ geſetzten Richtung kommenden Zuges der Kopf abgeriſſen. W. Paris, 18. Nov. Wie aus Leus ge⸗ meldet wird hat der Ausſchuß der Bergarbeiter geſtern beſchloſſen, die Bergleute in einem Aufruf zu einem Geſamtausſtand auf⸗ des Senats über die Zulaſſung von Ueberſtun⸗ den zu proteſtieren. W. Paris, 18. Nov. Die vor ſechs Jahren in Choiſy le Roi gegründete Arbeiter⸗ Glasfabrik mußte, trotz der ihr vor ſechs Monaten von der Regierung gewährten bedeu⸗ tenden Unterſtützung, infolge finanzieller Schwierigkeiten ihren Betrieb einſtellen. Sämtliche Arbeiter wurden ent⸗ laſſen. Von den Landesuniverſitäten. )(Heidelberg, 17. Nov. Bei der Im⸗ matrikulation am Samstag wurden eingeſchrie⸗ ben: in der theologiſchen Fakultät 5 Studierende, in der juriſtiſchen Fakultät 15, in der medizini⸗ ſchen Fakultät 27, in der philoſophiſchen Fakul⸗ tät 22, in der naturwiſſenſchaftlich⸗mathema⸗ tiſchen Fakultät 8 Studierende; zuſammen 77 Studierende. Die Geſamtfrequenz berechnet ſich wie folgt: Stand im vorigen Semeſter 2629 Studierende, Abgang 912, bleiben 1717 Stu⸗ dierende; Zugang 678, Geſamtbeſtand 2395 Studierende Im vorigen Winterſemeſter war der Geſamtbeſtand an immatrikulierten Studie⸗ renden 2264; er hat alſo demgegenüber in die⸗ ſem Winterſemeſter um 131 zugenommen; dazu kommen dann noch die Hörer. )(Freiburg, 17. Nov. Bei der dritten und letzten Immatrikulation(15. November) wurden 124 Studierende neu aufgenommen. Davon entfallen 6 auf die theologiſche Fakultät, 38 auf die rechts⸗ und ſtaatswiſſenſchaftliche, 51 auf die mediziniſche, 22 auf die philoſophiſche und 7 auf die naturwiſſenſchaftlich⸗mathematiſche Fakultät. Unter den Immatrikulierten befinden ſich 11 Frauen. Nach der proviſoriſchen Feſt⸗ ſtellung beläuft ſich die Geſamtfrequenz des Winterſemeſters 1913/14 auf 2563 Studierende (gegen 2627 im vorigen Winter). Die Gelder für die Kehlheimer Feier. München, 18. Nov. Die Aeußerung des bahriſchen Miniſterpräſidenten im Finanzaus⸗ ſchuß der bayriſchen Kammer, die Mittel zur Kehlheimer Feier ſeien von privater Seite dem Hofe zur Verfügung geſtellt worden, wird im Fi⸗ nanzausſchuß als eine Bloßſtellung der Krone bezeichnet. Ueber die Koſten der Kehl⸗ heimer Feier beſtehen jedoch übertriebene Vor⸗ ſtellungen. Dem Hofe hat die ganze Regie des Kehlheimer Fürſtenbanketts einſchließlich der zweimaligen Speiſung einer nach hunderten zählenden Diener⸗ und Aufwärterſchaft nicht mehr als 25000 Mark gekoſtet. Die Halle iſt von einem Zimmermeiſter geliehen worden, ſodaß die Koſten für die Bauvorſchläge und die Dekora⸗ tonen keine allzuhohen geweſen ſind. Die„Mün⸗ chener Neueſten Nachrichten“ erklären, authen⸗ * Paris, 17. Nov. Die Unterſuchung hat ergeben, daß der Goldbarrendiebſtahl anſchei⸗ nend zwiſchen Köln und der belgiſchen Stadt Erquelines begangen wurde. Die Türkei und Italien. wW. Paris, 18. Nov. Das„Echo de Paris“ meldet aus Konſtantinopel, daß die kür⸗ kiſche Regierung demnächſt Jtalien amt lich erſuchen werde, entſprechend dem Friedens vertrag von Ouchy, die Inſeln des Arx⸗ chipels zu räumen. 05 Die franzöſiſche Wahlreform. * Paris, 17. Nov. Die Kammer beriet heute über die Wahlreform. Sie nahm mit 296 gegen 251 Stimmen einen Zuſatzantrag Ma⸗ ginot an, wonach die Zahl der Sitze nach der Ziffer der eingeſchriebenen Wähler berechnet werden ſoll. Die Wahlkommiſſion hatte vor⸗ geſchlagen, die Sitze nach der Einwohnerzahl zu berechnen. Der Miniſte rdes Innern ver⸗ teidigte in der ziemlich bewegten Kammer⸗ ſitzung den Text der Kommiſſton. 5 Rußland und die Mongolei. w. Petersburg, 17. Nov. Die hier ein⸗ getroffene mongoliſche Miſſion wird fünf bis ſechs Tage hier verweilen und dann nach Zi⸗ vadia abreiſen. Die Miſſion beabfichtigt, die Hauptinduſtriezentren Rußlands zu beſuchen. Sie bezweckt die Erweiterung der ruſſiſch⸗mon⸗ goliſchen Handelsbeziehungen, wobei die Mon⸗ golei auf die finanzielle Unterſtützung der ruſ⸗ ſiſchen Regierung rechnet. * —94 Das demoraliſierende Schau⸗ ſpiel W. Paris, 17. Nov. Der ſtrafweiſe in den Ruheſtand verſetzte Kommandeur des 16. Armee⸗ korps, General Faurie veröffentlicht heute die Berichte der Generale Joffre und Chomer über ſeine Manöverführung. General Joffre tadelt u.., daß gewiſſe Befehle des Generals Faurie ſchwer ausführbar geweſen ſeien und daß die Aufklärungskavallerie häufig und in wenig klugey Weiſe verwendet wurde, ebenſo, daß deſſen Unentſchloſſenheit den Truppen übe⸗ flüſſige Anſtrengungen auferlegt habe. Ferner 0 wird gegen Faurie der Vorwurf erhoben, daß ſein Generalſtab, ſowie der Proviantdienſt mangelhaft gearbeitet hätten. General Chomer tadelt u.., daß Faurier jeder Verantwortlich⸗ keit aus dem Wege gegangen ſei. General Faurie weiſt dieſe Kritiken, die er bereits in ſei⸗ nem an den Kriegsminiſter gerichteten offenen Schreiben als ungerechtfertigt zurückgewieſen hatte, in eingehender Weiſe zurück. tiſch zu wiſſen, daß die Brüder Ludwig und Wil⸗ heljm Gerngroß die Stifter ſeien.— Die „Bayriſche Staatszeitung“ ſpricht jedoch ausdrück⸗ Gerngroß iſt der ältere Geh. Kommerzienrat b. Gerngroß, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg. An einen Rücktritt des Kabinetts wird nicht gedacht, es handelt ſich vor allem jetzt darum, die Frage der Throndotation ſo raſch wie möglich zu genehmigen. Ein ungetreuer Poſtbeamter. Berlin, 18. Nov.(Von unſ. Berl. Bur.) Aus Hamburg wird gemeldet: Nach Unter⸗ ſchlagung von etwa 40 000 Mark an baarem Gelde iſt der 25 Jahre alte Poſt⸗ aſſiſtent Hermann Taube von Altona flüch⸗ tig geworden. Taube nahm in der Nacht zum Sonntag einen Wertbrief an ſich und ergriff die Flucht. Bis jetzt iſt es noch nicht gelungen, eine Spur des Defraudanten zu finden, auf deſſen Ergreifung 500 M. Belohnung aus⸗ geſetzt ſind. Hochwaſſer. * Köhn, 18. Nov. Im Rhein⸗ und Ruhr⸗ gebiet mußte wegen des rapid ſteigenden Waſſers die Kohlenverladung eingeſchränkt werden. Die Wupper überflutet weite Strecken und zwingt zahlreiche kleine Fabriken, den Be⸗ trieb einzuſtellen. Artikel 15 des franzöſiſchen Zollgeſetzes. . Paris, 18. Nov. Neben dem inter⸗ nationalen Zollkongreß, deſſen Eröffnung heute ſtattfindet, wird hier eine von franzöſiſchen und deutſchen Kaufleuten und Induſtriellen be⸗ ſchickte Verſammlung tagen, welche ſich haupt⸗ ſächlich mit der Auslegung des Artikels 15 des franzöſiſchen Zollgeſetzes befaſſen wird, nach dem alle nach Deutſchland eingeführten Waren den Vermerk„Importe'Allemagne“ tragen müſſen. Der Goldbarrendiebſtahl. *Par i s, 17. Nov. Der Wert Ottomanbank entwendeten Goldes beträgt nicht 46 000 türkiſche Pfund, ſondern 46 000 Franes. Geſtohlen wurden zwei Goldbarren von 14,48 Kilo Geſamtgewicht, deren jeder des der zufordern, um durch dieſen gegen den Beſchluß 23.000 Franes wert iſt. lich nur von einem Stifter. Von den Brüdern Berichte der Generäle Joffte und Chomer und . Paris, 18. Nob. Die konſervative Preſſe kritiſiert in ſcharfen Wi die durch den General Faurie veranlaßte Veröffentlichung der erklärt, es ſei dies ein beklagenswertes und demoraliſierendes Schauſpiel und ein ſchwerer Schlag, welcher dem Anſehen und der Disziplin der Armee verſetzt werde. 55 Die Pereinigten Staaten und Mexiko. 5 W. Mepiko, 18. Nov.(Reuter.) Der aus dem Amte geſchiedene Miniſter des Innern Al⸗ dape hat ſich mit ſeiner Familie an Bord des Dampfers„Eſpange“ begeben. Er geht als mexikaniſcher Geſandter nach Frankreich. Aus der Hauptſtadt ſind 8 amerikaniſche Familie gekommen, die berichten, daß ein allgemeiner Auszug der Ausländer begonnen habe. W. Mexiko, 18. Nov. Die Kammer nahm in ihrer geſtrigen Sitzung mit 350 gegen 216 Stimmen den Paragraphen an, der beſagt, daß jeder Wahlkreis auf 22 500 eingeſchriebene Wähler einen Deputierten wählt, und darüber auf jeden Bruchteil der größer iſt, als 11 250 gleichfalls. Der Miniſter des Innern Klotz er⸗ klärte, dies vermindere die Zahl der Abgeord⸗ neten auf 520. w. Mexiko, 18. Nov. Eine für die Be. ſchlußfähigkeit des Oberhauſes genügende Zahl von Senatoren iſt geſichert. Es wird ver⸗ mutet, daß der Kongreß am Donnerstag zu⸗ ſammentreten wird. w. Newyork, 18. Nov. Nach einer Zei⸗ tungsmeldung aus Mexiko beabſichtigt General Blanquet die Diktatur an ſich zu reißen. . Newyork, 18. Nov.(Reuter.) Nach einem Telegramm aus Mexiko ſei dort die Nachricht eingegangen, daß General Huerta zurückzutreten beabſichtige, ſobald der Kongreß in regelmäßige Seſſion am Donners⸗ tag zuſammengetreten iſt. Die Nachricht ſtützt ſich auf eine Bemerkung die von einem Mit⸗ glied der neuen Deputiertenkammer gemacht worden ſein ſoll. LI ———u— ſpafe Machen. Iperinen de Erhaͤltlich bei⸗ Wilhelm Prinz, eeneene 2 4 6 75 Inſt, Gg. Perthun, Mannheim. 8. Seite. General-Anzeiger.— Badiſche Neueſte Aachrichten.(Mittagblatt.) Dienstag, den 18. November 1918. Volkswirtschaft. Deutscher Reichsbank-Ausweis vom 15. Nov. 1913. (MIII. Mx.) geg. Aktlva: dſe Vorwoche. Metall-Bestanng.508 718 000 24 890 000 Darunter Gold. 1232 115 000— 16 727 000 Relohs-Kassen-Sohelne 56 802 000— 13 111 000 Hoten anderer Banken. 27817000 38 234 000 Wechselbestandg. 697 271 000— 48 008 000 Lombarddarlehen 57392000— 6547 000 Eftoktenbestannaga.201 190 000— 5157000 Sonstſge AKtͤau„„1564 452 000— 20 989 000 Passiva: grundkapfta, Ite 0 1280 000 000 unverändert Reservefonadeses 70 048 000 unverändert „1927 637 000— 90 561 000 „675 703 000, 53 434 000 Sonstigs Passs.. 70 014000 28661 000 Die Deutsche Relochsbank verfugt über elne steuerfrele Hotensreserve xvon 212,500,000 Mk. gegenuber siner solohen von 75,70,000 Mk. am 7. Novemh. 251 gegenüber elner Hoten- stener von 127,624,000 Mk. am 15. Mov. 1912. —— Pfälzische Nahmaschinen- u. Fahrräder-Fabrik vorm, Gebr. Kayser, Kaiserslautern. In der gestern stattgefundenen Aufsichtsrats- Sitzung der Pfälzischen Nähmaschinen- und Fahrräder-Fabrik vorm. Gebr. Kayser in Kai- serslautern wurde der Abschluß für das mit dem 30. September a. c. abgelaufene Geschäfts- jahr vorgelegt. Nach Vornahme der ordentlichen Abschrei- bungen in Höhe von M. 68 627(i. V. 78 513), Extra-Abschreibungen in Höhe von M. 78 o0⁰ (voſ ooο), Zuwendung zum Reservefonds und Deleredere Konto in Höhe von M. 32 460(i. V. 40 o0 und Talonsteuer-Rückstellung in Höhe von M. 8000(7ο wurde beschlossen, der am Montag, I5. Dezember 1913 stattfindenden Ge- neralversammlung eine Dividende von 12 Prozent(i. V. 12 Prozent) in Vorschlag zu bringen, wobei ein ungefähr gleicher Saldo wWie im Vorjahr in das nächste Geschäftsjahr vorgetragen wird. —— RNheinisch-Westfälisches Kohlen-Syndikat in Essen. In der gestrigen Sitzung des Beirats wurden die Umlagen für das letzte Vierteljahr 1913 für Kohlen auf 7 Prozent(wie bisher), für Koks auf 3 Prozent(wie bisher) und für Bri- ketts auf 3 Prozent(wie bisher) festgesetzt. So- dann erfolgte die Festsetzung der Richtpreise, die bekanntlich nicht die Verkaufs- pPreise sind, sondern als Grundlage für die Ver- rechnungs- und Verkaufspreise dienen. Abge-⸗ sehen von den Preisen für Hochofenkoks und Kokskohlen gelten die neuen Richtpreise für zas ganze Abschlußjahr 1913-183. Für Hochofen- koks und Kokskohle erfolgte gestern die Preis- festsetzung für die Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1914. Die Richtpreise für Hoch- ofenkoßzs wurden um 1,s0 M. und kfür Koks' kohle um 1 M. für die Tonne ermäßigt Für die übrigen Kokssorten wurde eine Preisermäßi. gung von 0,s—2 M. beschlossen. Die Richt-⸗ preise für Kohlen wurden im Betrage von o,530 bis 1 M. und für Briketts von s0—975 Pfg. für die Fonne herabgesetzt. Die nachträglich auf die Pagesordnung gesetzte Berufung der Berg- Bau-A. Concordia gegen die Entscheidung der Kokskommission wurde Lerwörfen. Die im Anschluß daran abgehaltene Zechenbesitzer- Versammlung setzte die Beteiligungsanteile für Dezember 1913 in Kohlen auf 85(bisher 87½ Prozent, in Koks auf. 38(bisher 65) Prozent, in Briketts auf 85(wie bisher) fest. Sodann erstattetg der Vorstand den üblichen Monats- bericht. Zu Geschäftliches wurden nur Mit⸗ teilungen interner Art gemacht. Earlsberg-Brauerei in Homburg(Pfalz). Der Kuksichtsrat schlägt eine Dividende von wieder 6 Prozent vor. Vereinsbank Nürnberg. Die Direktion der Bank schäatzt die Dividende auf wieder 12 Pro- zent. Zuckerfabrik Stuttgart. Die Fabrik ermäßigt für 191213 die Dividende von 14 Prozent auf rsent. Die Verteilungsstelle für Kaliindustrie Hat für kolgende Kaliwerke mit Wirkung vom 1. November 1913 ab festgesetzt: eine endgültige Beteiligungsziffer von 6,5118 Tausendsteln für das Kaliwerk Torthun 2(preußischer Fiskus); Vorlaäufige Beteiligungsziffern.45/2 bzw. 2,3869 Pausendsteln für die Kaliwerke Grasleben und Heidwinkel der Gewerkschaft Braunschweig⸗ Lüneburg. .-G. für landwirtschaftliche Maschinen in Würzburg. Vor der Zivilkammer des Land- gerichts Würzburg stand gestern die Klage des Aktionärs Moses Adler in Frankfurt a. M. gegen die Gesellschaft zur Verhandlung. Auf Antrag des Klägers Adler wurde der Termin Abgesetzt und eine neue Verhandlung auf den 4. Dezember anberaumt. Der Vorsitzende regte an, die Sache außergerichtlich zu regeln, um einen langwierigen Prozeß zu vermeiden. FEisenbahnbank in Frankfurt a. M. Der Ge⸗ Winn beträgt 382 234(345 465) M. Davon er- Helt die Disagioreserve 101 800(180 o0)., die Diyidende beträgt 8,5(8) Prozent. Vorge- tragen werden 247 900(216 4000 M. r Vom Westdeutschen Eisenhändler-Kaxtell. Wie wir hören, hat nunmehr auch die Nieder- rheinische Gruppe dieses Kartells beschlossen. ihre Lagerpreise für Bandeisen um 5 M. und ckiejenigen für Bleche um 10 M. zu ermägigen. 1. Krefelder Stahlwerk,.-., Krefeld. Wie Wir hören, ist für das am 31. Dezember ab⸗ laufende Geschäftsjahr mit einer Dividende in mindestens der Höhe des Vorjahres(12 Proz) zu rechnen. Der vorhandene Auftragsbestand reicht noch für längere Zeit. Auch die Beschäf- tigung des Tochteruntefnehmens, der Maschi- nen-Fabrik Rheinland, ist andauerad befrie⸗ digend. 8 r. Preisermäßigung im Siegerlander Ei stein-Syndikat. In der gestrigen Beixatssitzu wuürde beschlossen, de Preise für Absehlüsse f Semester 1914 herauszugeben. Rohspat de um s M. und Brauneisenstein um 8 bezw. pro 10 Tonnen ermäzigt, wogegen ge⸗ Spateisenstein unverändert geblieben Rotenumlauf Deposten „ *2 4 „*2* ist.— Freise noch c. höher. altſmore-Ohlo 0. besapeake-Ohlo bungen eine Dividende von wieder 10 Prozent wWie im Vorjahre vorzuschlagen. Telegraphische Börsenberlehte. London, 17. Nov.„The Baltic.“ Schluß. Weizen schwimmend: fest bei guter Nach- frage und Preise 3 d höher. Mais schwimmend: fest auf ungünstige Ernte- und Wetteraussichten aus den Donau-⸗ ländern. Gerste schwimmend: fest aber nicht leb⸗ haft. Hafer schwimmend: fest aber nicht leb- Haft. New Lork, 17. Nov. Kaffee nahm heute einen durchweg schwa- chen Verlauf, da enttäuschende Kabelberichte, Abgaben seitens einiger Importeèeure und Ab- gaben für Wallstreeter Rechnung verstimmten. Die Schlußtendenz war schwach. Baumwolle setzte auf enttäuschende Kabelberichte und Abgaben für auswärtige Rechnung mit schwächeren Kursen ein, be⸗ festigte sich aber späterhin als à la Hausse lautende Ernteschätzungen bekannt wurden und die Baissjers daraufhin zu Deckungen schritte. Auch offizielle ungünstige Wetter- nachrichten regten die Unternehmungslust an, doch verfiel der Markt gegen Schluß wieder in eine ruhigere Haltung, wozu Meldungen über größere Zufuhren, Abgaben für New Orleanser Rechnung und Verkäufe seitens einiger Loko- wareninteressenten den Anlaß gaben. Schluß willig. New Lork, 17. Nov. Weizen. Die Er- öffnung vollzog sich auf hausselautende Kabel- berichte von Buenos Aires sowie gutes Export- geschäft in fester Haltung, doch schwächten sich im weiteren Verlaufe die Preise ab, da der Saatenbericht aus dem Staate Missouri und größere Zufuhren enttäuschten. Schluß kaum stetig. Die Preise hatten gegen Samstag noch Avancen von durchschnittlich c. aufzu⸗ Weisen. Verkäufe für den Export: 8 Bootladungen. Mais verkehrte ohne nennenswerte An- regung. 85 Chicago., 17. Nov. Weizen: Auf hausse- und baisselautende Kabelberichte von Buenos Aires lautende Kabelberichte, ungünstige Be- richte von Argentinien sowie die Festigkeit der Produktenmärkte in Winnipeg eröffnete der Markt in fester Haltung bei Preisbesserungen bis 98 c. Als dann größere Zufuhren und baisse- lautende Kabelberichte von Buenos Aires ein- liefen, schwächte sich die Tendenz unter Ab- gaben der Firma Armour per Mai ab. Die Preisrückgänge setzten sich gegen Schluß noch wWeiter fort, da der Saatenstandsbericht des Staates Missourei der Baisse günstig lautete und die Visible Supply-Ziffern enttäuschten. Die Preise waren gegen Samstag unverändert bezw. bis 6 niedriger. Mais. Der à la Hausse lautende Wochen- ausweis der Weltverschiffungen sowie hausse- lautende Kaßelberſchte veranlagten zu Beginn die Baissjers zu Deckungen und auf Meldun- gen über ungünstiges Wetter für das Zumarkte- bringen eröffnete die Börse in fester Haltung bei Preisbesserungen bis c. Abgaben der Firma Armour per Mai veranlaßten dann einen Rückgang und unter Realisationen schloß der Markt in kaum behaupteter Haltung. Die Waren aber immerhin gegen Samstag Frankfurter Abendbörse. Frankfurt, 17. Noyv. Umsätze bis.15 Uhr abends.— EKreditaktien 19006 bz, Diskonto-Komman- dit 183½ bz., Dresdner Bank 14%/6 bz., Petersb. Intern. Handelsbank 203,75 Bz. Staatsbahn 18176 bz., Lombarden 2298 bz., Baltimore und Ohio 93,28 bz. Alte Lombard. Pr, 83,10 P. 53. Laura 140 bz., Gelsenkirchen 1½2 bu., Phönix Bergbau- und Hüttenbetr. 230,50 bz., Concordia 208 bz.., D. Luxemburger 1348 bz., Steaua Romana 146,253 bz.., Karlsruher Maschinenfabrik 134 bz.., Holzverkohlung 289 bz.., Höchster Farbwerke 588,50 bz.., Scheideanstalt 588,30 bz., Adlerwerke Kleyer 354,50 bz.., do. junge 337,50 bz. G. Elektr. Allgem.(Edison] 23998 bz., Elektr. Schuckert 147 bz., Elektr. Rhein. Schuckert 139,75 bz. u. Brf., Elektr. Brown Boveri u. Cie. 439 b2. Mangels neuer Anregungen blieb das Ge- schäft an heutiger Abendbörse sehr still. Mon- tanwerte und Elektrizitätsaktien waren unver⸗ andert. Am Kassamarkte konnten Kleyer auf das Dementi bezüglich größerer Arbeiterentlas- sungen 2½ Prozent anziehen, Steaua Romana gewannen ca. 1, Scheideanstalt notierten 2½ Prozent unter heute mittag. Effekten. Brüssel, 17. November.(Sohluss-Kurse.) Kurs vom 4% Brasillauische Anlelhe 1889 1 4% Spanlsche Aussare Anleike(Exterleurs] 4% Türken unfflafert Türken-Lose Ottomandannkk Luxomburgische Prinde Hourlbangn Warschau-Wlener Valparaisc 17. November. New-Vork, 17. November. Kure vom 17. 14. Geld auf 24 Std. Durohsohnittsrat. 3½ 3. do. letzte Darleh.%.(4½ Weohsel Berlln 84½ 94½ Weohsel Paris 521./ 821.J/. do. London 60 Tg. 481.— 481.— Dablo Trausfers Wechsel London 4385.85 435.70 Sülbor Bouillon 59.— 59.4½ Atoh. Top. u. St. Fe donv. 4% Bonds 4% Oolorado 8. 8. Morth. Pac.3% Bds. 10. 4% Prlor, Llen. 2 rof. 40% 8. Pa. o. 4½ 1529 Union Paolfio oonv. Atohls. Topeka o. 72 8 88 3 81 * * 4 0 * „* —— 4 Wechsel auf London 88¾1 Kurs vom Texas oomm. Texas pref. Missouri Paolfſo l. Natlonal Rallroad of Mexlko pref. do, 2ud pref. New-Vork Zentra New-Vork Ontarto and Western Norfolk u. West o. Rorthern Paeiflo o. Pennsylvanla doom. Reading oomm. Rock Island Comp. do. do. pref. Southern Faclflo 8 South. Rallßway o. 21.½ do. pref. Unlon Paoiflo oom. do. pret. Wabash. pref. Amalgamat. Copp. Amerloan Can, pr. 30.ʃ2 do. Loo. oom. 29. 29.— Amerte. Smelt. o. do. gar o. 197.— 107.— Anadonda Copp. o. do. Ist. pret..—eneral Eleotr. o. great lorthern 123.½ 123.% U. St. Steel Vorp. o. Ilnols Zentral 108.½ 105— 40. pref. 104.% 105.— 25.0 31.— 13.13 12.7½ 95./ 25.½ 25.½ 1 82.½ 4 8 Onloago Alwauk, 80.— 99.— Oolorade Sth dom. 27½ 27 denv u. Rlo Grd.o, 17.— 175% do. pret. 20.— 28.0 Erle domm. aolſto 7. Düsseldorfer Eisenhütten-Gesellschaft Dei Aufsichtsrat beschloß, bei höheren Abschrei dom. 43. 48. 130.% 131.—Virglnla Carol, a. 27. 2705 Missdurl Kansas Ssars fobeuok o, 175.— 175.— Produkte. New-Vork, 17. NMovember. Kurs vom 17, 14. Kurs vom 17,. 14. Zaumw. atl. Haten 39.000 58.000 Sohmalz WIloex 11.75 11.65 do. atl. Golfh. 33.000 36.000Talg prima Olty./.% do. im lanern 47.000 27.000 Zucker Husko,.14.14 do, Exp..Gr.B. 23.000 34,000Kaffee Rlo ſooe.—5.7 do, Exp..Kont. 29.000 24.000] do,. November.06.22 Baumw. looo 13.70 13.90 do. derember.14.32 do. Hovbr. 13.02 13.26 do. lanuar.27.47 do. Dezember 13.42 13.58 do. Februar.40.61 do, Januar 13.13 13.35 po. Närz.53.78 do, Febr. 13.11 13.32 do. Aprll.55.88 do, Rärz 13.22 13.47] do. na.76.99 d, Aprll 13.14 13.38 do, Juni 9 86 10.09 do, Nal 13.160 13.40 do, juli.96 10.18 do. Junſ 13.11 13.31] do. August 10.08 10.29 do, julſ 13.06 13.29 do. September 16.16 19.38 do. in Hew⸗ do. Oktober 10.18 10.4 Orl. looo 13/ö46 13¾ Wolzen Nr. 2 looo 99. 98.— do. Des. 13 13.43 do. Deremder 98.½ 96. do. März 13.40 13.58 do, Mal 99./½ 98./ Fotrol. raf. Oasse 11.— 11.— do. Iufl—— do. stend. wihte Mals Nr. 2 80.% 60.½% Hew-Vork.70.70 do, Dezbr. do, stang. lhte Hehl sprlng wheat.75 3,75 Phlladelphla.70.70Getreldefracht n. Fotr.-Ored. Balauns.50.50 Liverpoo 2— 2— Terpent.New-Vork 44. 46.¾ do. London 2½% 2½½ do, Savanah 43./ 43.½ do. Antwerpen./.¼ Sohmalz-Mestern 11.18 11.30] de Fotterdam.½ 5½l%½ 4o,(Roh. Br 11.75 11.85 Ohloage, 17. November,. Nachm., 5 Uhr. Kurs vom 12,. 14. Kurs vom 1 14. Melren DLer. 85.¼ 58.—Lelnsaat Dez. 138.½ 134. do, fal 91% 90% Sohmalz How. 1086 10.98 do. Juft 88 ½ 389.4% d0. Jan. 10.82 11.02 Hals Dez. 71./ 69.7½ do, Mal 11.12 11.22 do. Naſ 71.½ 70.% Pork Jan. 20.87 20.55 40. Iull 70.½ 68.¾ do. Nal 29.87 20.65 Roggeon looo—.———do, Jull—.——.— do. Sopt.—.———Rippen Novbr.—.— 10.85 do. Oxkt.—— 9. lan, 10.88 11.05 Hafer Dez..% 38.½ do, Mal 10.87 11 15 dd. Mal 42.½ 42.½ Speok 11.50 11.25 Lensaat Nov. 136.½ 135.— Llverpool, 17. Movember.(Sohluss.) Welzen roter Winter stetig 17. 15. olfkerenz per doD 71 7/0˙% + der März 77255 772 + Mals fost Bunter Amerlka per Dez, 4/% 4/05½ + 8 La Plata per lan. 4708580 4707˙ +1 Speloher-Vorrat Welren 140 000 Tonnen gegen 144 000 Tonnen in der Vorwoohe MHals: 121 000„*119000„5 15 Antwerpen, 17. November.(Sahluss.) Wolzon fest 1 Gorste 17. 14. por Dez. 19.17 19.02 per dezember 13.57 13.47 per NHär:. 19.67 19.55 per Nal. 14.25 14.10 por NMal 19.50 19.35 por Soptör. 14.27 14.22 —— Eisen und Metalle, London, 17. Mov.(Sobluss) Kupfer stetig per Kasse 67.17.6 3 Honate 66.17.06, elsotrolytie 70%-71½, bestseleoteo 74.—75.— Zlan ruhlg, per Kasse 180,02.5, 3 Ronate 181.07.06 Blel spanfach, ruhlg, 19.00.0, englisdh 19.10.0 10 gewöhnlioche Harken 20.¼ 0-——. Sperlal-Barken 1. 22.— Glasgow, 17. Rov. Rahelsen stetig Aiddlssboreugs warants per Kassa 48/09% ger Monat 48/01— per 3 onat 49/05— Amsterdam, 17. Nov. Banoa-Zink. Tendent träge looo 109.¾ Auktlon 109% New-Vork, 17 Nov. noute Vor. Kurs Kupfer Superlor ingots vorrätig——ÿ————.— Einn Straltses3975/0 25 40%1 Rohelsen am Hothern Foundth ur 2 der Tonne 15 50/%0 25 Stahi-Sohlenen Wagg. frel ösu Frbr. 10 —— Mehmarktbericht. Mannhelm, 17. Movember 1913. per 50 Kllo Lebend-Schlachtgewloßt 1. Aualſtat 94.— 98 Mk 2 Oohsen„ 20 Stüok 3. 5 48—19 38— 90 2 „ 148—48 86— 90„ — 50—52 90— 92 Buflen(Farren). 100 aue.%%«˙ Jͤ;ͤ́ ꝓwi 8 1 49—50 91— 98 Fürsen(Kuhe) 574 Stuok„* 48— 88* und Rinder. Hierunter be- 5 5 50 82—— 1 kinden sloh— St. Oohsen 4* 31—38 7 74 u. Farren aus Frankreſoh 5, 1 21—31 56— 64 5 7—— Mk 63—66 105—110„ Külber. 285 Stück J 3. 5 60—63 100—1 5 4. 755 37—80 95—100„ 51—5¹ 88— 90„ Sohafe 2233—— 7 a) Stallmastsoh.— s00 38— 86„ 3,„ W. b) Weidmastsoh. 70 Stück 0 4 92—00—— 5 15— 5 „„ Sochwelne, 1977 Stüok 4. 10 59—80 78— 77 5 7 76.— 5 5 Ee wurde bozahlt für das Stüok Luxuspferde— Stok. 0000000 Ferkel— Stuoeck 00—00 Arbeltspfd. 68„ 300—1200 zlegen 19g„—22 Pferde 75 St. 2. Schl, 50—150Zloklen-„ 00 Mllochkune— Stüok 000—000 Lämmer 00—00 Zusammen 3379 Stuok Handel mit Großbvleh zu Beginn des Harktes lobhaft, gegen Sohlub schfeppend, mit Külbern lobhaft, mit Sohwelnen rufig, mit Pferden mittelmässig. —— Schiffahrts⸗Kachrichten vom Mannheimer Hafenverkehr. Hafenbezirk Nr. 1. Anugekommen am 15. November. „Wilhelmine“, Deis v. Kölu, 4430 Dz. Stückgut. „Mannh. 11“, Raſtert v. Rott., 7500 Dz. Gtr. u. Stckg. „Induſt.“, Schmahl v. Duisburg, 3000 Dz. Stückg. „Alida Johanna“, Hoevert v. Rott., 9290 Getreide. „Fendel 44“, Nink v. Ruhrort, 3000 Dz. Stückgut. „Gg. Heinrich“, Staab v. Frankfurt, 1500 Dz. Mehl. „Mannh. 57“, Walter v. Rott., 9450 Dz. Gtr. u. Stckg. Hafenbezirk Nr. 3. Angekommen am 15. November. „Anna Gertrude“, Fell v. Rotterd., 4730 Dz, Stückg., Getreide u. Holz. „Gerit Jau“, Werburg, v. Rott., 8500 Dz. Stückgut u. Getreide. 8 „Greta“, Krapp v. Düſſeldorf, 3600 Dz. Mehl. „Köln 56“, Chriſt v. Straßburg, 730 Dz. Stückgut. „Alt Heidelberg“, Bauhardt v. Heilbr., 75 Dz. Stückg. Hafenbezirk Nr. 5. Anugekommen am 15. November. „Harpen 58“, Klockner v. Ruhrort, 5500 Dz. Kohlen. „Z. W. Speyer 11“, Dittenberger von Weſſeliug, 2200 Dz. Briketts. „Katharina“, Rodekirchen v. Weſſeling, 2800 Dz. Brik, „Marta“, Geis v. Rotterd., 4770 Dz. Bretter. „Harpen 64“, Rein v. Ruhrort, 7500 Dz. Kohlen. „Conform“, vau Loghem v. Amſt., 2140 Dz. Chinaklay. „Raab K. 23“, Metzger v. Duisburg, 9000 Dz. Kohlen. Hafenbezirk Nr. 8. Angekommen am 15. November. „Agnes“, Köhnen v. Ruhrort, 700) Dz. Kohlen. „Hugo Stinnes“, Döppenbecker v. Duisb. 5100 Dz. Kohlen. „Rheinperle“, Herrmann v. Speyer, 610 Dz. Baäkelſt. Hafenbezirk Nr. 7. Angekommen am 14. November. „Joſephine“, Geenen v, Antwerpen, 3000 Dz. Getr. „Birtus“, Bretzel v. Straßburg, 2750 Dz. Backſteine. Wasserstaudsnachrichten v. NMonat Noy. Pegelstailon vom Datum 7 Hheln 13.J 14.J 15. 18,17. 116. gomerküageg Uunlngene). 1 702.30.00.02.27.60 Abends 6 Ue 2 264 374 24.25.53J Aachm. 2 Ohg Aazau 43.494.90 27.22 5 37J Hachm. 2 Ubr Hannheim.034.52.84.80.70 Horgens 7 Uhr Halnx.40.38 90 18⁴.-B. 12 Uhr Kaud 1552.00 28.38 Vorm. 7 Uhr Kö(a.86200 75.50 Hachm. 2 Uhr vom Neckar: Zannhem 493.93.87.85.84/.5 Verm. 7 ur Rellbronn...38.40 2 40.85/.43 Vorm. 7 har „) WIndstlll, ͤ WItterusgsbecbachtusgen d. Asteorl. Statlon Aaugkels 7 7 23 33 Datum Zolt 8 3 22 385 48 8 S88 25338 2 mm 23 325 17. Rov. Horgene*759.0.8 8 2 94 Aktaga 2 780.0 10.4 83 1 Abende 8% 702.0 98 till 18. Nov Hergens 7˙ 782.4.4 82.5 Höochete Temporatur den 17. Nov. 11½ Ffetete Temperatur vom 17.—18. Nov. 6,80, Witterumgs-Bericht Ubermlttelt von der Amtl. Auskunftssteile der Schwelz Bundesbahnen im internatioaalen öffentſionhen Vorkehrebureazu Berlla., Unter den Liaden 14. Am 17. Kkov. 1918 um 7 Unr morgens. — 222222ßß ̃˙ 1iZ—— 985 dor 4 remper tatlonen Statlonen tterungsvorhät üder Heer Lig⸗ 2³⁰ 10 dedeckt, Windstil 5⁴³ Born— 5 6* 75 887 Chur— 5 3 Regen, windtill 1543 Da%ose—1 Sohnes, windstin 632² Freldurg 7 Regon, windstin 394 efF 9 belseke Windstilt 475⁵ Glarus 5 Regen, windstilt 1109 Aöschenen 2 Sohnee, windstill 568 Interlaken 7 bedeckt, windstill 995 La Ohaux-de-Fds. 4 bedeokt, Westwind 450 Lausanne 9 bedeokt, windstil 20³ Looarno 12 sehr sohön, windstill 333 Lugano 13 1 2 5 439 9 Regen, windstill 398 Hontroun 9 Ibedeokt, windstilt 492 NHeuchätel. 9 5 17 5⁰⁵ faga: 5 Bogen, Windstin 67⁸ St. Galſfen 6 Regen, Westwing 1855 St. Morltz(Eng.)—1 Sohnee, windstill 407 Sohaffhausen, 8 dedeokt, Westwind 837 Slders 5 etwas bewölkt, windstill 562 TDunn 2 dedeokt, winsstill 389 VoVe7 9 dodeokt, wWindstilt 600 Termatt 14¹0 i 8 Regen, Westwind DEDEDEDErEUEUDrrUrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrn Verantwortlicht Für Politik: Dr. Frita Goldeubaum:; für Kunst und Feuilleton: I..2 Dr. Fritz Goldenbaum. für Lokales, Provinziales und Gerichtszeitung Richard Schönfelder. ſür Volkswirtschaft und den übrigen redeh Teil Franz Kircher; kür den Inseratenteil und Geschäftliches: Frita Joos. Bruck und Vertag des Dr. H. Haas' schen Buchdruckerel. G m, K. H Direktort Ernest Müfler. 100000Proben umsonst. Uebermorgen erſcheint in unſerem Blatte eine an dieſem Bild kenntliche Sonderbeilage, auf die wir ſchon heute unſere Leſer aufmerkſam machen. 1 mit seidenen Samimel⸗ Wappenbildern Auch Sie, verehrte Leſerin werden ſich ſchon oft die Frage vorgelegt haben, was zur Pflege des Teint wirklich zweckmäßig ſei? Darauf gibt es nur die Autwort: Myrrholinſeife benützen! Ihre über⸗ raſchend günſtige Einwirkung auf ſpröde, riſſige Haut iſt eben das Geheimnis— ein offenes Geheim⸗ nis, denn der ſpezifiſch wirkſame, hugieniſche Grund⸗ ſtoff dieſer Idealſeife iſt das Myrrholin(geläuterter Extrakt des Myrrhenharzes), ſchon vor Jahrtauſenden bekaunt und geſchätzt als verläßliches Hautpflege⸗ mittel. Machen Sie einen Verſuch, Sie werden ent⸗ aückt ſein. 2295 ill dstill Dienstag, den 18. November 1913. General-Anzeiger.— Zadiſche Aeueſte Nachrichten.(Mittagblatt.) 7. Selte. 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Das beſte Mittel der Reklame ſind natürlich die Zei⸗ tungen.“ „Allerdings,“ gab der Jüngere zu.„Aber man lieſt doch immer von den amerikaniſchen Rekla⸗ men; da bringt ein Farmer ſeinen Namen auf Kürbiſſen an, da läßt ein Wurſtgeſchäft eine Reklame auf lebende Schweine aufmalen, da laufen die Sandwichmänner mit ihren Tafeln herum.“ „Ganz gut,“ erwiderte der ältere Herr, ein vermögender Kaufmann,„aber das iſt nicht nachhaltig und verlangt immer neue Tricks. Hahaha,“ lachte er plötzlich auf,„da fällt mir die Geſchichte eines ſolchen Reklamehelden ein, der auf ſeinen eigenen Wegen wandelte.“ „Bitte, erzählen Sie!“ „Alſo, es war der Inhaber eines großen Hut⸗ geſchäfts in der Rue Richelieu, namens Mar⸗ liche. Ich wohnte damals in dem Hauſe, in dem er ſeinen Laden hatte, und erfuhr durch ihn ſelbſt und andere, was ich weiß. „Als eines Tages ein Lufthallon im Bouloge⸗ ner Wäldchen aufſtieg, ſorgte Marliche dafür, daß eine Unmenge Empfehlungskarten mit ſei⸗ ner Firma herausgeworfen wurden. Sie ſollten in die Volksmenge fallen, da ſich aber der Wind drehte, gingen ſie meiſt auf die Bäume her⸗ nieder, und die Vögel und Eichhörnchen dürften nicht allzuviel von ſeinen Hüten gekauft haben. Ein andermal ſandte Marliche an eine Anzahl von Leuten Briefe, denen er je eine Fünfzen⸗ times⸗Briefmarke beigelegt hatte, um, wie es in ſeinem Zirkular hieß, dem Empfänger Erſatz 46 Sorten Knorr⸗Suppen. 1 würfel 5 Teller 10 Pfg. 8 2 Akte! Das beste Wild-West Drama: eaiser Vebertrifft sämtliche bis jetzt ge- zeigten Films dieses Genres hei Woitem! weizengriesfabrik Lam⸗ brecht. 87187 Mannheim, 16. Nov. 1919 Scheuber, Gerichtsvollzieh. Zwangsverſteigerung. Mittwoch, 19. Novu. 1913, nachmittag 2 Uhr, werde ich in Seckenheim beim Rathauſe bezw. am Pfandorte gegen bare Zah⸗ Iung i. Vollſtreckungswege öſſentlich verſteigern: 500 Topfpflanzen, 1 Läuferſchwein und ver⸗ ſchied. 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Temisohtes D Montag: Knorr⸗Grünkernſuppe Dienstag: kessſuppe wene, wenn:;:; 2 8„Fierri lrzten, iſt am Donnerstag Mittwoch: Knorr-Eierriebeleſuppe ̃ +55 20. und Samstag, den Donnerstag:„ Blumenkohlſuppe 22.Nov. bekder Plakakfäule 3 0 auf dem Wochenmarkt zu Freitag: Knorr⸗Hausmacherſuppe zu Gen, Bitte 695 itbriugen. 2 Sonnabend: 50 Frankfurterſuppe Der Films.— —„HKönigi Ilde ere, Sonntag: Knorr Königinſuppe Wie Löwen, Piger, Leoparden, Bären, zu leiſten für die zwei Minuten Zeit, die er ihm abverlangte, ſeine Preisliſte durchzuſehen. Ob es etwas genützt hat, weiß ich nicht, er be⸗ hauptete es. Als die Automobile aufkamen, ließ Marliche mit großen Unkoſten Gummireifen anfertigen, die auf ihrer Außenſeite ſeine Geſchäftsreklame in erhabener Form eingegoſſen zeigetn. Dieſe Reifen liefen durch ein Reſervoir mit weißer Farbe, ſo daß das Auto in den Straßen, und zwar hauptſächlich den asphaltierten, eifrig druckte. Kaum hatte jedoch die Polizei den Un⸗ fug bemerkt, ſo machte ſie kurzen Prozeß, ſie ver⸗ bot dieſe Straßenabſtempelung und legte dem guten Marliche auch noch die Koſten der Rei⸗ nigung auf. Dann noch ein Trik! Es ſollte damals eine Hinrichtung vollzogen werden. Marliche ſetzte ſich mit der Frau des Delinquenten in Verbin⸗ dung, damit dieſer Herr vor ſeiner Kopfkürzung dem verehrlichen Publikum mitteilen ſollte, die beſten Hüte gäbe es bei Marliche. Er zahlte der Frau einen anſehnlichen Betrag, und ihr Mann war auch willens, noch„ein letztes Wort“ zu ſprechen. Als er jedoch ausgerufen hatte:„Was ich noch zu ſagen habe, iſt: Die beſten Hüte gibt es bei—“ da beendete ein Wink des Staats⸗ anwalts dieſen Unfug, und Marliche bekam eine empfindliche Strafe. So tüftelte er ſich denn immer neue Triks aus, die aber ebenſo wenig zogen wie die alten. Beinahe wollte er ſchon an ſeiner Politik ver⸗ zagen und künftig in Zeitungen inſerieren, da fiel ihm etwas Neues ein. Er ſuchte durch Vermittelung eines Theater⸗ dieners zwei Schauſpieler, die einen Reklame⸗ trik ausführen ſollten. Es ſollten dies jedoch ſolche Bühnenhelden ſein, die keine großen Rol⸗ len ſpielten und mehr im Hintergrunde ſtanden, denn die Sache war ziemlich heikel. Schließlich erſchienen denn auch zwei ent⸗ ſchloſſene junge Männer bei dem vielerfahrenen Marliche. Dieſer komplimentierte ſie in ſein Privatkontor hinein, in dem allerdings ein vierter Menſch kaum Platz gefunden hätte, und begann:„Meine Herren, ich habe Sie gebeten, einen Reklametrik auszuführen. Da Sie der Der Gipfelpunkt der Komik und ressur. Hlefanten, Affen ete., in den Strassen einer Stadt atoraufnahmen- — Nacbolderberr⸗Sat 33743 173 f war l. Aktuattaten! Forterrier tgan ge 5(vor Ankauf wirdgewarnt) ahzugeben Langſtr. 74/6 bei Horn. 25492 Bühne angehören, wird es Ihnen an dem nöti⸗ gen Aplomb des Auftretens nicht fehlen.“ „Sehr verbunden,“ erwiderte der eine,„wir müſſen jedoch gleich von vornherein bemerken, daß wir auf unſerem Theater keine öffentliche Reklame für Sie machen können.“ „Das dachte ich mir,“ ſagte Marliche,„und ſo etwas beabſichtige ich daher auch nicht. habe eine andere Idee, die mir ſehr glücklich erſcheint. Sie beide nehmen nebeneinander lie⸗ gende Sperrſitze in einem großen Theater. In der Zwiſchenpauſe geraten Sie in Streit und einer von Ihnen gibt dem anderen eine ſchal⸗ lende Ohrfeige.“ „Die müſſen Sie bekommen, Barbouge,“ rief der eine Schauſpieler,„Sie ſind der Jüngere.“ „Allerdings,“ beſtätigte Marliche,„der jün⸗ gere der beiden Herren müßte dieſe Rolle über⸗ nehmen.“ „Ja, iſt denn aber die Ohrfeige unerläßlich?“ fragt Barbouge kleinlaut. „Unerläßlich,“ betonte Marliche,„denn ſonſt glaubt das Publikum nicht an den Ernſt des Streits und ſchöpft Verdacht.“ „Sie brauchen ja nicht derb zuzuhauen,“ meinte Barbouge, und der andere, namens Ger⸗ lon, erwiderte:„Ich werde ſo viel als möglich meine Hand zügeln.“ „Schön geſagt,“ lobt Marliche,„doch bitte nun weiter! Sie, mein Herr,“ wandte er ſich an Barbouge,„erheben ſich nun, ziehen würde⸗ voll eine Karte aus der Taſche und reichen ſie Ihrem Gegner mit den Worten:„„Ich werde Sie morgen töten, mein Herr!““ Das wird mächtigen Effekt machen. Dann gehen Sie fort.“ „Das werde ich ſehr gern tun“, warf Bar⸗ bouge mit Galgenhumor ein. „Sie, mein Herr,“ wandte ſich nun Marliche an Gerlon,„erheben ſich dann ebenfalls und leſen die Karte laut vor. Zuerſt murmeln Sie undeutlich einen beliebigen Namen, dann aber leſen Sie mit lauter, deutlicher Stimme den Zuſatz: Angeſtellter bei Marliche, Rue Riche⸗ lieu, dem beſten Hutgeſchäft in Paris. Vorzüg⸗ liche Hüte aller Art zu jedem Preis.“ ſorgfältig eingeübten Streit. ut empfohl. Köchin, Zimmer⸗, Haus⸗, Al⸗ leinmädchen, Stütze, Kin⸗ derfräul. per 1. Dez. geſ. Frau Anna Engel, gewerbsmäßige Stellen⸗ vermittlerin,§S 1, 12. 87171 Zuarbeiterinnen ſofort geſucht. Hedwig Wollen⸗ berger, E 3, 1, Robes. 0 Elfenſtraße 20 Werhſtatt zu vermiet. LEI Mhekvilenſraße 2(am Johomnisplah Schön ausgeſtattete elegante 6 Zimmer⸗Wohnung mit Zubehör lelektr. Beleuchtung) per 1. April 191 zu vermieten. Zu erfrag. Rheindammſtr. 64.(ce⸗ huſiaſtiſch aus. Dieſer Trick wird reiche Früchte tragen.“ „Wenn nur die Ohrfeige nicht wärel,, ſeufzte Barbouge. Indeſſen wurde er überredet, mit⸗ zuwirken und auch die Honorarfrage wurde zu⸗ friedenſtellend erledigt. Nun gingen die beiden Mimen an die Proben, bei denen die Ohrfeige natürlich nur marktiert wurde. Als ſie die Generalprobe in Marliches Miniaturkomptoir abhielten, kam ich zufällig vorüber und hörte, wie ſie mit Stentorſtimmen ihre Rollen ſpielten. Ich kannte natürlich zu⸗ erſt den Zuſammenhang nicht und lauſchte an der Tür; als ich mich dann bei Marliche erkun⸗ digte, erfuhr ich den großartigen Trick, und er nannte mir als vorſichtiger Mann den Namen eines anderen Theaters als dasjenige, in dem ſich die hochdramatiſche Szene abſpielen ſollte. Sie wurde mir dann von Augenzeugen genau geſchildert. Die beiden Herren nahmen neben⸗ einander auf dem Sperrſitz eines der größten Theater, in dem man ſie nicht kannte, Platz, ohne ſich zu grüßen. Dicht hinter ihnen ſaß als Kontrolleur Herr Marliche. Im erſten Zwiſchenakte begannen ſie ihren Eben hatte nach einigen Redewendungen Gerlon ſein Kraftwort „Mein Herr, Sie werden beleidigend!“ aus⸗ gerufen und machte ſich eben bereit, die viel⸗ beſprochene Ohrfeige Barbouges Märtyrerantlitz zu applizieren, als er ſich plötzlich von zwei kräftigen Fäuſten angefaßt fühlte. Ehe er ſich noch von ſeinem Staunen erholen konnte, wurde er von zwei Polizeibeamten, die irgendwo ver⸗ ſteckt geſtanden und ſich nun ſchnell durch die Sitzreihen gedrängt hatten, gepackt und fort⸗ geführt, und Barbouge hatte— es ging wie der Blitz— gleich darauf dasſelbe Schickſal⸗ Dann wurden beide Herren, die gar nicht vichtig zur Beſinnung kamen, mit der größten Schnellig⸗ keit auf die Straße hinausbefördert. Unſer verehrter Freund Marliche, der dieſe Szene mit offenem Munde und aufgeriſſenen Augen genoß, inſerierte künftig und ließ ſich auf Tricks nicht mehr ein. „Eine vorzügliche Reklame!“ rief Gerlon ent⸗ 8. Seite. General⸗— Badiſche Neueſte Nachrichten.(Qittagsblath). Dienstag, den 18. November 1913. Trolh. Hor-I. Matiozt-leater MANNHEIM. Dienstag, 13. Novbr. 1913 4. Volks-Vorstellung 2z. Elinheltspreis (40 Pfennig der Platz) Phädra Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Jean Racine Ueberſetzt von Friedrich von Schiller Regie: Der Intendanut. Perſonen: Theſeus, König von Athen Fritz Alberti Phädra, ſeine Gemahlin, Tochter des Minos und der Paſtphae Tereſina Oſter Hippolyt, Sohn des Theſeus und der Antiope, Königin der Amazonen Articia, aus dec königlichen Geſchlechte der Pallantiden zu Athen. Margarete Köckeritz Theramen, Erzieher des Hippolyt Wilhelm Kolmar Denone. Amme und Vertraute der Phädra Toni Wittels Ismene, Vertraute der Aricia Poldi Dorina Panope, vom Gefolge der Phädra Olly Boeheim Anfang 8 Uhr Ende ¼11 Uhr Die Darſteller leiſten den Hervorrufen des Publi⸗ kums erſt nach Schluß des letzten Aktes Folge. Pauſe nach dem 3. Akte. Georg Köhtler Im Großh. Boftgheater. Mittwoch, 19. Novbr. 15. Vorſtellung i. Abonn D Feuersnot. Anfang 7½ Uhr. Jen liehf ein zartes, reines Geſicht, jugendfr. Ausſehen u einen ſchönen Teint, d. gebrauche Steckenpferd⸗ Seife 1. Stück 50 Pfg. Die Wir⸗ kung erhöht 30127 Dada⸗Cream welcher rote u. riſſige Haut weiß u. ſammetweich macht. Tube 50 Pfg. bei Engel⸗Apotheke, Neckarvorſtadt, Hirſchapoth.,S Stern⸗Apotheke, T 3, 1, 5 Sonnen⸗Apothete Laugerötter⸗ ſtraße 60. Adler⸗Apotheke, H 7, 1. Veckar⸗Apothele, Langſtr. 41, RNoſenapoth., Schwetzingerſtr.77 M. Sttinger Nfl. F2, 2Marktſt., Ludwig KSchütthelm, Hofdrog. 0 4. 3 nu. Friedrichspl. 19, Karl Edler Merkur⸗Drogerie, Gontardpl. 2, mit seinem Kolle-. Geyer, Drog. Mittelſtr. 60, gen„Nicki“ IJ. Brunn Nfl., Hofl. Q 1, 10, eEdm. Meurin, F 1, 8, Chr. Molz, Schwetzingerſtr. 146, Gg. Schmidt, Seckeuheimerſt. 8, Ludwig Büchler, L 10, 6, Gebr. Ebert, G 3, 14, Adler⸗Drogerie, R 3, 10, J. 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Er ſchritt rüſtig aus, von Probſtzella kommend, das Loquitztal hinauf, dem einſam aufſteigenden Bergkegel zu, von dem die alte, krotzige Burg Lauenſtein weit hinein in das Frankenland grüßt, und gleichſam Wache hält über die grünen Thü⸗ ringer Berge, deren Grenzwarte ſie bildet. Ietzt pfiff der Wandersmann ein munteres Lied, und wie heimliches Lachen zuckte es um ſeinen breiten, energiſchen Mund, den ein kurzgeſchnit⸗ tener, dunkelblonder Schnurrbart leicht beſchat⸗ tebe. Es war doch eine tolle Idee, wie ein Schul⸗ junge heimlich auszukneifen, nur weil eine alte Burg ihn lockte, und Geiſtergeſchichten, die man von ihr erzählte, ihm ſchneller das Blut durch die Adern jagten.— Ganz vergraben wollte er ſich da Lauenſten. Man ſollte ihn in Ruhe draußen in der Welt. Er hafte genug von dem unruhigen Getriebe, genug bis zum Ekel. Einſam, ganz einſam wollte er einmel den Frühling genießen, ſo recht aus Herzensgrunde. Einen Augenblick hielt der Wanderer inne, weit breſtete er die Arme der Sonne entgegen. Die murtere Loquitz, der Bergbach, der, vom Rennſtieg kommend, den Lauenſtein umkoſte, rauſchte ind murmelte ſeltſame Lieder, und der Wandersnann lachte hell in ſich hinein. Plötzlich ſtand er ſtill. Wie Andacht glomm es in feinen großen, dunkelbewimperten Augen auf. Au hoher Bergkuppe wurde eine mächtige Burg mit zahlreichen Erkern, Türmen und Söllern iber dem maiengrünen Wald ſichtbar. Rote Soinenlichter umglühten das alte Gemäuer und ſchmickten ſeine Zinnen mit Purpurſäumen. „Bin ch denn verzaubert?“ murmelte der Mann. Iſt denn der Lenz nicht immer ſo licht ins Land gekommen? Rauſchen denn hier die Quellen enders als daheim?“ Er ſträcht mit der Hand über die leichtge⸗ bräunte Stirn, als wollte er etwas Dunkles fortwiſchel. „Nun ehlt mir nur noch eine Märchenfraa, die durch den lenzfrohen Wald wandelf,“ dachte der Wanſersmann, als er ſich dem Wege rechts, oben auf laſſen da J Und plötzlich war es ihm. als ob durch das lichte Grau, eine hohe, weißgekleidete Frauenge⸗ ſtalt auf ihn zuſchwebe. Betroffen ſtand er ſtill. Hatte er denn Viſt⸗ onen? Begegnete ihm hier ſchon die weiße Frau, die er auf der Burg Lauenſtein ſuchte? Kam ſie, ihm den Eingang zu wehren? Die ſchöne Gräfin von Orlamünde, deren Wiege auf Lauenſtein geſtanden, die weiße Frau des Hauſes Hohenzollern, die immer nur erſchien, um den Tod eines Hohenzollern zu künden, die hatte ihn ja hierher gelockt, nun war er in ihrem ann. Seltſam, wie das weiße Kleid, das ſo lang her⸗ niederwallte, die königlichen Glieder der ſchnell abwärts Eilenden umflatterte, es ſah in der Entfernung faſt aus, als fliege ſie durch die Luft, als berührten ihre Füße kaum den Boden. Noch mußke ſie ihn nicht erblickt haben, denn kein Erſchrecken hemmte ihren eiligen Lauf. Wie auf der Flucht ſchien ſie ihm. Aber der Wald⸗ weg war ſo ſchmal, daß ſie geradewegs in ſeine Arme fliegen mußte, wenn ſie ſo weiter haſtete. Entſchloſſen blieb er ſtehen, ſo der Hinabeilen⸗ den den Weg verſperrend. Plötzlich begann das Herz des Mannes ganz ungeſtüm zu klopfen. War denn das wirklich ein Weſen von Fleiſch und Blut, das da auf ihn zukam? Aus dem weißen, ſtarren, wunderſamen Antlitz, von kohl⸗ ſchwarzem Haar umrahmt, bohrten ſich ihm plötz⸗ lich ein paar nachtdunkle Sammetaugen, un⸗ heimlich aufglühend, ins Geſicht. Maßloſes Erſchrecken, faſt wie Todesangſt, zuckte in den dunklen Frauenaugen auf. „Karinta!“ rief der Fremde wie unter einem Bann der blaßen Frau zu, dicht vor ſie hintre⸗ tend. Wie gelähmt blieb ſie ſtehen. Verſtört ſtrich die feine, blaſſe Hand über das dunkle Haar, das ein weißer Schleier leicht gefeſſelt hielt. „Wer ruft mich?“ fragte ſie, wie auf einen fernen Klang lauſchend.„Wer ruft mich mit Namen, auf den ich als Kind gehört?“ Wieder ſtockte der Herzſchlag des Mannes. Et⸗ was ſeltſames ſchnürte ihm die Bruſt zuſammen. „Karinta,“ ſprach er dann langſam, ſeine blauen Augen feſt in die berängſtigten der weißen Frau ſenkend,„Karinta nannte man einſt die ſchöne Gräfin v. Orlamünde, die dort oben auf der alten Buürg, alle ſieben Jahre am Allerſeelentage durch die Säle ſchreitet. Ihr gleicht der Stamm⸗ mutter dieſer Burg, ſchönſte Frau.“ Abwehrend hob die Frau beide Hände empor. „Schuld drückte die Seele, Karintas Schuld,“ murmelte ſie, ſcheu um ſich blickend,„aber noch bin ich ſchuldlos, noch kann ich frei die Augen zur Sonne heben, die da berglüht, aber jſetzt gebt frei, Herr, ich habe Eile.“ Und ehe der Fremde es hindern konnte, war der in du Wald hinein führte, zuwandte und Sagten afwärtg ſtieg ihr weißes Kleid zwiſchen dem lichten Grün der Birken wehen, dann war ſie ſeinen Angen ent⸗ ſchwunden. Betroffen blickte ihr der Wanderer nach. Wie ſeltſam, daß ſie Karinta hieß, wie die weiße Frau vom Lauenſtein, und wie ſeltſam, daß ſie den⸗ ſelben heißen, dunklen Blick hatte, wie die ſchöne Sünderin, die einſt auf Lauenſtein gehauſt, von der man ſagte, daß ſie mit dieſem Blick zaubern konnte. Höchſtes Glück und tiefſtes Leid ſollte ja die nachtdunklen Augen der weißen Frau ver⸗ heißen.— Ein Poltern über ihm ſchreckte den Fremden auf. Den ſteilen Weg ſtürzte ein Mann verſtört und eilig hinab. Er ſtolperte faſt über Steine und Geröll. Er war ohne Hut. Eine mittel⸗ große, elegante Erſcheinung mit glatigeſchorenem Haar, von dem man nicht wußte, war er grau oder blond. Um den bartloſen Mund grub ſich ein harter, faſt grauſamer Zug, und in den licht⸗ grauen Augen, ſo verſtört ſie jetzt aufflackerten, ſtand ein eiſerner Wille. „Verzeihen Sie, mein Herr,“ rief er den Auf⸗ wärtsſteigenden atemlos zu,„iſt Ihnen nicht ſo⸗ eben eine weißgekleidete Dame begegnet?“ Der Angeredete lüftete flüchtig den Hut, und, er wußte ſelber nicht, wie es kam, er zuckte be⸗ dauernd die Achſeln und ſagte kurz: „Auf dieſem Wege nicht, mein Herr.“ Das war nun ganz richtig, denn der Wanders⸗ man war unwillkürlich in einen anderen, ſchma⸗ len Seitenweg eingebogen. Einen Augenblick trafen ſich die Blicke der beiden Männer wie zwei ſchneidende Schwerter. Etwas Feindſeliges glomm von einem zum an⸗ dern, dann blitzten die grauen Augen des Mannes mit dem kahl geſchorenen Kopf ſpöttiſch auf, und wie ein Lachen kam es von ſeinen ſchmalen, roten Lippen. Verwundert folgte der Fremde dem Blick des abwärts Eilenden und mit tiefem Erſchrecken ge⸗ wahrte er, daß da unten auf dem ſchmalen Wege, der nach dem Hammer Falkenſtein führte, das wehende, weiße Kleid der Fliehenden ſichtbar wurde, das wie eine lichte Fahne im Winde flatterte. Unwillfürlich vertrat der Fremde dem Manne, der die Frau augenſcheinlich verfolgte, den Weg. Er hatte plötzlich das Gefühl, als müſſe er das blaſſe, verängſtigte Weib ſchützen, als dürfe er nicht dulden, daß dieſer da ſich ihr auch nur um Haaresbreite näherte. Und der Mann mit den kalten, grauen Augen, als berriete er die Gedanken des neuen Burg⸗ gaſtes, bemerkte mit malitiöſem Lächeln: „Die Frau dort iſt krank, mein Herr, außerdem iſt ſie noch meine Frau.“ Und ehe ſich der Fremde faſſen konnte, hatte ihn der andere ſcharf auf die Seite gedrängt und war haſtig der weißen Frau nach, den ſchmalen Weg abwärts geeilt. und ſie an ihm vorbeigeſchlüpft. Noch einmal ſah er Einen Augenblick ſtand Holm Rendefähr wi⸗ erſtarrt. „Seine Frau?“ dachte er.„Freilich dann hatte er ſelber ja kein Recht, die Frau zu ſchützen Aber ſchien ſie nicht von ihrem Manne verfolgt? Konnte der Mann ihn nicht getäuſcht haben, nur um zu verhindern, daß er der Frau zu Hilſe kam?“ Geſpannt blickte Holmm den Weg hinab. Der Verfolger hatte jetzt die Fliehende erreicht. Ein Worte von ihm ließen die abwehrend erhobenen Hände der Frau müde herniederſinken, und das Haupt tief geſenkt, wandte ſie ſich und ſchritt, wenn auch augenſcheinlich widerwillig, an der Seite ihres Begleiters mit müden Schritten dem Burgweg wieder hinan. „Womit hat der Kerl das ſchöne Weib nur ge⸗ zwungen?“ dachte Holm, während er langſam weiter wanderte.„Er muß ja eine ganz eigene Macht über die blaſſe Frau haben, murmelte er vor ſich hin.„Im Uebrigen ſcheinen ſie jg auch auf dem Lauenſtein zu wohnen. Da muß ich mich eilen, daß ich vor ihnen die Burg er⸗ reiche.“ Rüſtig ſchritt Holm Rendefähr bergan. Aber ihm war, als ſei ein Schatten über all die Früh⸗ lingsherrlichkeit gefallen.— Nun führte der Weg ganz ſteil hinan, halb hatte Holm die aufwärts führende Straße er⸗ reicht. Er ſtand im unmittelbaren Bannkreis der Burg. Stolz und wuchtig hoben ſich die uralten, ge⸗ waltigen Mauern mit ihrem im Sonnenlicht blinkenden Fenſtern u. ihren leuchtenden Zinnen vbor ihm empor. Die Anlagen des Burgberges entlockten ihm faſt einen Schrei des Entzückens. Die ganze Welt hier ſtand in Blüten. Und Holm ſchaute und trank in durſtigen Zügen die Schön⸗ heit dieſer Einſamkeit. Die ſchweren Trauben des flimmernden Goldregens miſchten ſich mit denen des tiefdunklen Flieders und dem weißen und mattroſa Blütenſchnee der Obſtéäume. Links am Wege, wahrhaftig, da winkte ja ein enkzückendes, altfränkiſches Bauernhäuschen, ganz von wilden Heckenroſen umwuchert. Fortſetzung folgt depalaturen UDe FErweiterungen Slektrischer Hicht-uKraftarſſagen Schnell und sachgemãg FF abt. InsdHatioenvorn t0tns Cie BlebGmb, e F * 64.8/9 ſelefon 562 980 2085 FF 3185⁴ . SeN 5 ſlenmdsehles Discontierung v. Buchforderungen ſ. nur La. Firm., Finanzierungen, Beſchaffung v. Teilhabern, Patent⸗ und Teſtament⸗ Verwert., Hypothekenbe⸗ ſchaffungen, Verk. v. Reſt⸗ kaufſchillingen ete. werden prompt ausgeführt. 85707 Seo Breidenbach Noſengartenſtr. 30. Tel. 5134. 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Schreiber dieſes, Inhaber einer Bäckerei, ver⸗ braucht pro Nacht 90 Pfg. für Gas und muß zſich mit einem Licht, das jeder Beſchreibung ſpottet, zufrieden geben. Der Grund iſt, daß Anſtatt Kohlengas Waſſergas geliefert wird. Es iſt zu begrüßen, daß der Preis für Gas herab⸗ Beſetzt worden iſt, aber wenn es nicht anders Mmöglich iſt, als daß die Qualität darunter leidet, daun möchte ich doch lieber etwas mehr bezahlen. Es würde ſicher jeder Geſchäftsmann in der Lage ſein, auf Koſten der Qualität große Er⸗ ſparniſſe zu machen, wenn er Abnehmer fin⸗ den würde. Vor zwei Jahren haben wir im Dezember und Januar dasſelbe Gas gehabt, Reklamationen von verſchiedenen Seiten haben Richts genützt. Ich bin perſönlich auf dem Bureau geweſen. Ein Beamter erwiderte mir, die Bäcker ſollten ſich auch Glühlichter anſchaffen. Als ich daraufhin bemerkte, daß es unmöglich iſt, am Backofen Glühlichter anzubringen, ver⸗ ſprach ex, den Herrn Direktor in Kenntnis zu fetzen. Eine Beſſerung iſt aber nicht eingetreten, bis in der Bürgerausſchußſitzung reklamiert wuürde. Es wäre zu wünſchen, daß die Stadt⸗ verwaltung in dieſer Sache Ordnung ſchafft. Ein Bäckermeiſter. Gerichtszeitung. fFarlsruhbe, 16. Nov. Strafkammer! ſtand ein Schmuggler⸗ fall zur Verhandlung, aus dem wir das Fol⸗ gende hier wiedergeben. Vor einiger Zeit wurde eines Morgens die hieſige Kriminalpolizei be⸗ nachrichtigt, daß auf dem badiſchen Bahnhof Baſel ein Säckchen Saccharin gefunden wor⸗ den ſei, das allem Anſchein nach von einem in den hier von Baſel um 11 Uhr ankommenden Eilzug eingeſtiegenen Reiſenden verloren wor⸗ den ſei. Da dieſer Zug immer ſehr ſtark beſetzt iſt, ſo geſtalteten ſich die Nachforſchungen ſehr ſchwierig und man ordnete die Ueberwachun der Bahnhöfe an, in denen der Zug hielt. Auch Vor der hieſigen rant, wohin die Verdächtigen ſich gewandt hat⸗ ten. Dort ſtellte der Beamte den Fremden zur Rede und fragte ihn nach dem Inhalt ſeiner Pakete. Der Schmuggler,— denn um dieſen handelte es ſich tatſächlich, wollte dieſe von einem Unbekannten in Straßburg erhalten haben, der ihm geſagt habe, es ſei weiße Farbe, darin, und er ſolle die Pakete in München im Bahnhofreſtaurant zweiter Klaſſe abgeben. Da die Geſchichte von dem geheimnisvollen Unbe⸗ kannten den Beamten etwas ſonderbar an⸗ mutete, nahm er den Reiſenden einſtweilen feſt. Als man ſich nach ſeiner Begleiterin umſah, war dieſe inzwiſchen verſchwunden. Bei der Durchſuchung des Feſtgenommenen fand man bei dieſem in den Paketen und in zwei Schmugglerweſten, die er auf dem Körper trug, insgeſamt ca. 29 Kilo Saccharin. Unter⸗ deſſen hatte man die Frauensperſon auch auf⸗ gegriffen; ſie hatte ſich inzwiſchen, wie ſie an⸗ gab, die Stadt angeſehen; zu welchem Zweck, dürfte leicht erklärlich ſein, wenn man die Tat⸗ ſache in Betracht zieht, daß einige Tage ſpäter bei der Parkſtraße in der Nähe des Friedhofes ein Schugglerrock, der ebenfalls mit der ſüßen Ware gefüllt war, gefunden wurde. Die einge⸗ leitete Unterſuchung ergab, daß man es mit einem wegen allerlei Schwärzereien ſchon be⸗ ſtraften Schmugglerpaar, dem Händler Wenzel Beneda aus Mokruſch und der Hauſiererin Marie Dietel aus Budweis, zu tun hatte. Es wurde Anklage gegen beide erhoben wegen Vergehens gegen das Süßſtoffgeſetz, die vor dem hieſigen Schöffengericht verhandelt wurde. Seiner Zeit erfolgte Verurteilung des Beneda 8u 4 Monaten Gefängnis und 720 M. Geldſtrafe und der Dietel zu 3 Monaten Gefängnis. Außerdem wurde die Einziehung des beſchlagnahmten Süßſtoffs angeordnet. Gegen das ſchöffen⸗ gerichtliche Urteil legen beide Verurteilte Be⸗ rufung ein, die vor der Strafkammer verhan⸗ delt wurde. Auch in der heutigen Verhandlung erzählte Beneda die Mär von dem„großen Unbekannten“, er will auch ſeine Begleiterin rein zufällig in Appenweier getroffen haben, trotzdem erwieſen iſt, daß beide ſchon über 12 Jahre zuſammenleben. Das Gericht erlangte die volle Ueberzeugung, daß hier ein bewußtes ungshaft auf die Strafe nicht an. Freiburg i. Br., 13. Nov. Aus einem Zuge, der don Boſel einlief, wurden bor einigen Wochen am Hauptbahnhof drei Angehörige der Schmugglerzunft verhaftet. Den Süßſtoff, zuſam⸗ men 32 Kilo, führten ſie in Röcken und Weſten auf dem Körper verborgen. Die erſte der Ange⸗ klagten, die Frau des Saccharinſchmugglerz Alois Cxoner in Zürich, erhielt zwei Monaie zwei Wochen, die Köchin Eva Wellhöfer 8 Wochen Gefängnis. Der dritte Angeklagte, ein Hausbeſitzer aus der Umgebung Zürichs namens Jakob Häberling, will es mit dem Schmug⸗ gel nur verſucht haben, um die Mittel zur Be⸗ zahlung drückender Schulden zu erlangen. Er erhielt 2 Monate 2 Wochen Gefängnis. Aus dem Großherzogtum. IBuchen, 13. Nov. Zwiſchen der hieſigen Gemeinde und den Architekten G. u. H. Schmitt⸗ Frankfurt a. M. wurde ein Vertrag geſchloſſen, nach welchem die Herren im Frühjahr eine Villenkolonie von 10 Gebäuden und inner⸗ halb 30 Jahre jedes Jahr zwei weitere Villen zu errichten haben. *Baden⸗Baden 13. Nov. In den letzten Tagen wurde die Augenklinik des Badi ſchen Frauenvereins, welche aus der v. Hoffmannſchen Augenklinik hervorgegangen iſt, nach jetzt vollendeter vollſtändigen Renova⸗ tion einer eingehenden Beſichtigung durch maß⸗ gebenden Perſönlichkeiten des Badiſchen Frauen⸗ vereins unterzogen. Im Anſchluß hieran hatte ſie auch die Ehre des Beſuches der Großher⸗ zogin Luiſe von Baden. Ihre Königliche Hoheit hielt ſich mehrere Stunden in der Anſtalt auf und äußerte wiederholt ihre hohe Befriedi⸗ gung über das Geſehene. Auch die anderen Herr⸗ ſchaften waren nur einer Meinung, daß die Klinik in ihrem jetzigen Zuſtande wohl allen An⸗ ſprüchen genügen dürfte. verſchiedenen wiſſenſchaftlichen Kongreſſen, zuletzt auf dem Londoner internatlonalen Kongreß für Eugenik, auf die Notwendigkeit hingewieſen, die große Maſſe des Volkes mehr als bisher über die Urſachen auf⸗ zuklären, die zum Untergang der alten Kulturvölker führten und die unter den heutigen Verhältniſſen auch vielfach in Erſcheinung treten. Soll die Raſſe nicht Schaden leiten, iſt erhöhte Aufmerkſamkeit von Nöten, Das vorgenannte Buch will den erwüähnten Zwecken dienen. Am Torwarthäuschen. Kindergeſchichten von Maria Batzer. Mit 44 ganzſeitigen Bildern, vornehm gebunden, 250 Seiten Mk. 4. Dasſelbe in 2 Halb⸗ bänden je Mk..80. Verlag C. Niſter, Nürnberg. 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Einſt war ſie eine der geſelertſten Liederſänger⸗ innen Frankreichs. Sie diente der leichtgeſchürz⸗ ten Muſe und trat in jenen Singſpielhallen auf, in denen der Pariſer am Abend Erholung und Zerſtreung von der Arbeit des Tages ſucht. Wunderhübſch und mit einem zarten, aber ſehr ausdrucksvollen Stimmchen begabt, trug ſte⸗ namentlich Walzer mit feinem Verſtändnis vor und war ein Liebling des Pariſer Publikums. Ja, man konnte ſie zu den Berühmtheiten von Paris rechnen. Berühmt war ſie auch durch den fürſtlichen Luxus, mit dem ſie ſich umgeben konnte. Jetzt, nach ihrem Tode, ſind all die Herr⸗ lichkeiten, die ihr Eigentum waren, öffentlich perſteigert worden und die Ankündigung, daß ſich darunter auch Gegenſtände ihres perſönlichen Gebrauchs, Kleider uſw. befinden würden, hatte Scharen von Neugierigen, darunter viele Damen der beſten Geſellſchaft herbeigelockt. Es wurden zum Teil fabelhafte Preiſe erzielt, die man ſich nur dadurch erklären kann, da es den Käufern darauf ankam, ein Andenken an Jane Duparc zu erwerben. So wurde ein Sonnenſchirm, deſſen Griff aus altem Chantilly⸗Porzellan beſtand und für den anfangs nur 200 Frs. gefordert warea, daß er ſchließlich für 1380 Frs. fortging. Alſo für rund elfhundert Mark. Wer der glückliche Käufer war, entzieht ſich der Kenntnis, doch darf man wohl annehmen, daß es ein Sammler ge⸗ weſen iſt, in deſſen Kollektion die Marke„Jane Duparc“ noch fehlte. eeeen: Leuilleton. 7 — Der Wäſcheverbrauch auf den Ozean⸗ dampfern ae auß 85 forderungen unſerer Tage, außerordentlich gro und beläuft ſich bei den großen Reedereien jähr⸗ lich auf eine Stückzahl von vielen Millionen. Als Beweis dürfen die letzten der erbrauch an amburg⸗Amerika Linie über den äſche auf ihren Dampfern im Jahre 1912 gelten. Aus dem Wäſchereigebäude der ge⸗ numnten Geſellſchaft wanderten im Laufe des Berichtsjahres auf die ausgehenden fer 374000 Stück Badewäſche, 2 710 000 Stück Wittſchaftswäſche, 3 000 000 Stück Tiſch⸗ wüſche, 3 271000 Stück Bettwäſche und 105.000 Jacken, Hoſen und Schürzen als Frei⸗ wäüſche für das Bedienungs⸗ und Küchenperſo⸗ nal. Für dieſe Berechnung, die gleichzeitig einen Begriff von dem großen Wäſchereibetrieb der Hapag gibt, kommen 51 große Paſſagierdampfer mit 297 Reiſen und 123 kleine Paſſagier⸗ und Frachtdampfer mit 267 Reiſen in Betracht. Hierzu kommt noch die Verbrauchsziffer an Wäſche im Atlasdienſt und weſtindiſchen Interkolonialdienſt, die bei 400 Reiſen rund eine Million Stück beträgt. — Der Kampf um die„ſtille Hochzeit“. Die mexikaniſche Wetterwolke, die noch immer rätſel⸗ ſchwer und drohend über dem weißen Hauſe in Wafhington liegt, vermag die eifrigen Vorberei⸗ tungen zur Hochzeit der Präſtdententochter Jeſſie Woodrow Wilſon mit dem jungen Mr. Francis Sayre, der ſeinem künftigen Schwiegervater ſo ſelſſam ähnlich ſieht, nicht zu verzögern. Frau Wilſon durchlebt Stunden, in denen Freude und Sorgen ſich vermiſchen; ihr Traum war die „ſtille Hochzeit“, eineFeier im engſten Familien⸗ kreiſe, aber ſie hat längſt einſehen müſſen, daß die Wilſons ſich einen ſolchen„Luxus“ nicht mehr leiſten können, ſeitbem ihr Mann als Präſident im Weißen Hauſe waltet. Eine Konzeſſion mußte der anderen folgen, und aus dem Traume einer intim ſchlichten Feier hat Frau Wilſon mit be⸗ kümmertem Herzen eine„ſtille Hochzeit“ werden ſehen, an der Hunderte von Gäſten teilnehmen müſſen. Alle Ankündigungen, alle Bitten um Rückſicht, alle Drohungen und alle Verſprech⸗ ungen ſind vergeblich geweſen: der Moloch der Geſellſchaft fordert ſein Opfer, und im Hauie des Präſidenten der Vereinigten Staaten krium⸗ phiert nicht der Wille des Hausherrn, ſondern der Wunſch des Volkes. Das„Volk“ vertreten hler die Beamten und Parlamentarier der Bun⸗ deshauptſtadt: und die ſind zahlreich, ach, nur allzu zahlreich. Mit ſchwerem Herzen ſah Frau Wilſon die Liſte der Gäſte zur ſtillen Hochzeit au⸗ wachſen, 500 550, 600,— da aber raffte ſie ſich auf und erklärte kategoriſch: jetzt aber Schluß! Nun iſt dieſe Liſte der 600 feſtgeſtellt und ver⸗ öffentlicht, aber die Hoffnung, daß jetzt Ruhe herrſchen werde, war ein Trugbild der Phan⸗ kaſie. Eine wahre geſellſchaftliche Revolution iſt nun in Waſhington ausgebrochen, alle die ehr⸗ geizigen Geſellſchaftsdamen, die ihre Namen in der Liſte der 600 vermiſſen, ſind in hellem Auf⸗ ruhr, ſind empört und haben ſich gegenſeitig zu⸗ geſchworen, koſte es, was es wolle, eine Einla⸗ dung zu erzwingen. Die Senatoren und Parla⸗ mentarier ſind belagert: und Tag und Tag er⸗ gießt auf die unglückliche Brautmutter eine wahre Sintflut von Brieſen, die alle in dem einen Wunſch gipfeln; wir wollen dabei ſein, wir müf⸗ ſen dabei ſein— bei der„fſtillen Hochzeit“ — Der Lebenslauf einer Abenteuerin. Ein buntes Sammelſurium von Wuchergeſchäften, Heiratsſchwindeleien und anderen Betrugsfällen bildet den Hintergrund der Anklage, die in dieſen Tagen gegen die Gräfin Treuberg zur Verhandlung kommen wird. Die Angeklagte hat ſchon in jungen Jahren in der Welt, in der man ſich nicht langweilt, eine große Rolle geſpielt. Sie wurde in Frankfurt a. M. als Tochter eines einfachen Schneidermeiſters geboren und hei⸗ ratete im Alter von 18 Jahren einen Herru Mietho, von dem ſie ſich aber bald wieder ſchei⸗ den ließ. Eine zweite Ehe, die aber mehr Namensheirat war, ging ſie in London mit dem Grafen Fiſchler v. Treuberg ein. Als Gräfin hatte ſie nunmehr Zutritt in beſſere Kreiſe der Geſellſchaft und dieſe Möglichkeit nutzte ſie denn auch aus, um auf krupelloſe Weiſe in den Beſitz von Mitteln zu gelangen. Eines ihrer Opfer war ein Burggraf, der ein Darlehen zur Ablöſung einer Hypothek ſuchte. Die Angeklagte verkaufte dem Geldſucher eine Villa und ließ ihn für den Verkaufspreis Wechſel unterſchreiben. Schließlich war der Burggraf Verbindlichkeiten in Höhe von einigen Hundert⸗ tauſend Mark eingegangen, wofür er ganze 46 000 Mark erhielt. Es braucht nicht Wunder zu nehmen, daß die Gräfin Treuberg ſich auch an die ewig geldbedürftige Prinzeſſin Luiſe von Belgien heranmachte. Sie bot der Prinzeſſin ihre Vermittlung in Darlehensgeſchäften an und verſchaffte ihr tatfächlich auch einmal, natürlich gegen horrende Zinſen, einen größeren Betrag. Als Helfer bei dieſem Geſchäft figurierte der verſchwundene Rechtsanwalt Hailliant, der nach umfangreichen Betrügereien im Grunewald die Komödie des in Schnee und Eis verirrten Sportsmanns in Szene ſetzte. Mehrfach han⸗ delte die Gräfin auch nur als Agentin des Wu⸗ cherers Pariſer, berüchtigten Angedenkens. In verſchiedenen Fällen wurden den Geldſuchenden Waren aufgehängt, die ſie nur mit großem Ver⸗ luſt los werden konnten. So kaufte ein Leut⸗ nant, um ſich Geld zu verſchaffen, von der Grä⸗ fin für 30 000 Mark Bücher, für die er beim Wiederverkauf nur wenige Tauſend Mark be⸗ lam. Bei den Heiratsſchwindeleien ſpielten reiche Erbinnen, Doppelwafſen mit einer Million Mitgift, die die Gräfin im Hintergrunde er⸗ ſcheinen ließ, die Rolle des Köders. Ein Regierungsrat, der auf eine Annonce der An⸗ geklagten hereinfiel, machte mit ihr eine Reiſe nach Frankfurt a.., um die Heiratskandida⸗ tinnen zu beſichtigen und ſah zu ſpät ein, daß ihm falſche Angaben gemacht worden waren. Bei den Erzählungen über ihre guten und vor⸗ nehmen Beziehungen figurierte auch eine Prin⸗ zeſſin zu Iſenburg⸗Büdingen, die die Ange⸗ klagte anſcheinend durch Vermittlung Pariſers kennen gelernt hat. Andere Leidträgende bei den Heiratsſchwindeleſen waren ein öſterreichi⸗ ſcher Offizier und ein armeniſcher Student. Letzterer hatte ſich in die Tochter der Angeklag⸗ ten verliebt und machte für dieſe und die Mutter große Ausgaben, da er glaubte, es mit elner ſertöſen Familie zu tun zu haben. Er führte die Damen ins Theater, in feine Reſtaurants und bezahlte hohe Zechen. Die Anklage ſteht auf dem Standpunkt, daß es dem Studenten aus dem Armenterland nicht eingefallen wäre, die hohen Geldausgaben zu machen, wenn er gewußt hätte, wes Geiſtes Kind die Gräfin ſei. 9 85 3 5 die Gräfin nſofern geſchützt, a enbarungseid geleiſtet hatte. Die Anklage behauptet aber, daß ſie trotzdem einen enormen Aufwand getrieben 10 und ſich daher ihren Lieferanten gegenüber des Betruges ſchuldig gemacht habe. Die Angeſchul⸗ digte behauptet, daß ſie nicht normal ſei. Sie leide ſeit ihrer Jugend au hyſteriſchen Anfällen, auch ſei ſte leidenſchaftliche Morphiniſtin und dem Alkoholgenuß übermäßig ergeben. Dadurch ſei ihre Willenskraft gelähmt. Sie iſt auch auf ihren Geiſteszuſtand hin wührend der Unter⸗ ſuchungshaft beobachtet worden, doch ſcheinen ſich Momente nicht ergeben ſtrafausſchließende zu haben. — Indiſche Gifte. Die Bewohner Indiens, des Wunderlandes, ſind mehr als andede Sterhbliche von Gefahren bedroht. ir⸗ ger“ iſt freilich verſchwunden, wenigſtens krilt ſie nicht mehr unter dieſem Namen auf, aber andere Mächte bedrohen das Land und die Be⸗ völkerung. Dadurch, daß ſie im Geheimen ar⸗ beiten, iſt es natürlich außerordentlich ſchwer, ihnen irgendwie beizukommen. Die Daturiahs und die Meetawallas arbeiten mit ihren Giften ſo, daß man kaum ahnen kann, wie ſie eß den Opfern beibringen, und wie ſie ſich die Opfer wählen. Der Name der Sekte bezeichnet bereits eines ihrer Lieblingsgifte, das Daturah, das diejenigen bekommen, die einem Racheakte zum Opfer fallen. Das Gift wird demjenigen, der es bekommen ſoll, ſehr mundgerecht gemacht, ge⸗ ſüßt, und auf die verwegenſte und ſchlaueſte hlunganngmmunnadundnnnmnmnennenmeeeenmenm Die Sekte der„Erwür⸗ Weiſe beigebracht. Die Rachſucht und der Fana⸗ tismus fordern zahlreiche Opfer in dieſer Hin⸗ ſicht, und man hat im Laufe weniger Jahre in Bombay allein 1087 Vergiftungen gehabt, von denen mehr als zwei Driktel mit dem Tode ab⸗ gingen. Auch das Opium ſpielt hierbei eine be⸗ deutende Rolle, das umſo lieber genommen wird, als es die wunderbarſten Träume hervor⸗ ruft. Zahlreich ſind 1 die Selbſtverglftungen, ſo kommt es trotz der fortſchrittlichen Zeit noch immer häufig genug vor, daß Frauen, die ihre Männer verloren haben, ſich den Daturiahs ſfreiwillig auslieſern, da man ſie dem alten Brauch nach, nicht mehr verbrennen will und das Leben, das ihrer nach dem Tode des Man⸗ nes hart, wenige Reize für ſie haben kann. Krankheiten ſind nicht felten ein Grund dafür, ſich den Meetwallas auszuliefern, die einen un⸗ heilbaren Kranken mit deſſen Einwilligung iu ein beſſeres Jenſeits befördern. 22———— * f0 1 fahitnunaangddanenmangagdnennenenmen 64,15 Schöne Wohnung 8 Dienstag, den 18. November 1915. General⸗Auzeiger.— Zadiſche Neueſte Aachrichten. (Mittagsblatt) — 1 7 4 für Nachmittags-Kleider, Diner- und AbendeTofletten Besonclere Gelegerheit urWWeihmachtseinkäufe Wir laden zur Besichtigung freundhichst ein, Seiden-Crępe und Crèpe de Chine imit. 5 858 Pfl. und 528 Extra-Angebot aus unserer Seicdenstoff-APteilurig. Seiden-Damasse 12 N clien modernen Farben 1 75 Per Meter een e An 1 ESll per Meter * 7 7* eSCHW Alssberg 2 Tr. hoch, ſchön. helles leeres Zimmer mit ſep. Eingang entl. als Büro an einzeln. Herrn per 1. Dez. zu verm. Näheres E 3, 3 Laden. Telephon 2657. 43560 Hagsta-Jlage 10 u. Stock hochherrſchaftlich ausgeſt. Zimmerwoh⸗ Rnung, Diele ꝛe., Lift, Va⸗ enummaſchine, Hausmeiſt. per Januar oder ſpäter zu verm. Näh. Prinz Wil⸗ helmſtr. 4 part. 43562 Parkring 3, parterre, 1 Zimmer und Küche ſofort od. ſpäter zu verm. 25443 Tullaſtr. 12 Herrſchaftliche 8⸗Zimmer⸗ wohnung mit Zubehör, Treppen, wegzugshalber per 1. April nächſt. J. zu bermieten. Anzuſehen v. 115 Uhr. Näh. 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Einflüſſen der decken. farben. as der javaniſchen Sprache entlehnte Wort„Batik“ ließe ſich mit „Wachszeichenkunſt“ überſetzen, denn man„batikt“ einen Gegen⸗ ſtand, ein beliebiges Gewebe, indem man die aufgepauſte Zeichnung mit flüſſigem Wachs nachzieht, um dieſe vor den Einflüſſen der Farb⸗ bäder zu ſchützen. Man kann auf den verſchiedenſten Arten von Material, wie Stoff, Holz und Metall, mit Hilfe der Batik Flächen und plaſtiſche Verzierungen anbringen, 1 5 deren Wirkungen von keiner anderen Technik 7 auch nur im geringſten 7 Will man auf irgend ein Ge⸗ webe, Baumwolle, Neſſel, Batift, Leinen, Seide, Sammet, Chiffon uſw., batiken, ſo zeichnet man auf und beginnt dann mit dem Auftragen des Wachſes, das entweder mit einem Pinſel oder mit einemder X ſogen.„Batikſtifte“ ge⸗ 8 Iſt der Wachss⸗ auftrag erſtarrt, ſo legt man den Stoff in das Farbbad. Die mit Wachs gedeckten Teile der Zeich⸗ nung werden von den Farbe nicht berührt, wohingegen die ungedeckten Teile des Muſters die Farbe annehmen. Nach dem nun die K Trocknen entfernt man das Wachs durch Plätten oder burch Waſchen in Zum Färben Benzin. Man ſieht nun die gefärbten Teile des Muſters dunkel auf dem hellen, urſprünglich mit Wachs gedeckten Grunde ſtehen. Will man ein Muſter mehrfarbig haben, ſo kann man den Stoff in mehrere Farbbäder legen und muß dann immer die Teile des Muſters, die die Farbe nicht annehmen ſollen, vorher mit Wachs Zum Färben ſelbſt nimmt man die überall käuflichen Braunſchen Bluſen⸗ kunſtliebenden Damen Freude machen. weiße Seide. Man deckt den ganzen Stoff mit Wachs und läßt nur das 2 Tablettdeckchen mit Batik⸗Arbeit. Pinſel einen Pinſel lila. bordeauxrot eingefärbt. Stoff bis auf den äußeren R Konturen des Muſters man ihn in ein braunes Farbbad. Man erhält onturen der Borte braun auf dem hellgrünen Grunde. der Punkte zieht man um jeden Punkt mit dem g. Muſter zur Serptettentaſche Abb. 2. Wachsdamm und färbt dann die Punkte mit dem 855 Bei der Tablettdecke Abh. 3 iſt der Stoff hellblaues Leinen, das Muſter iſt Für die Tablettdecke aus weißem Leinen, Ab b. 4, deckt man den ganzen D YYßßß YTYT ÄTVbTbVbTbTbTbTbbbbb f ᷣ ᷣ ᷣ᷑ ᷣᷣ ̃²——sDÄ ⁵r'.. 5. Borte, in Batik⸗Arbeit, bellebig zu verwenden. 5 SSree 7. Muſter zum Tablettdeckchen Abb. 8. r. e * 2— N Ein kleiner Verſuch wird allen 1 9. ü . . i i 4 1 1 1* 5 2 25 7 eeeeee I. 8I N S — . 8 „Muſter ſtehen. Dann legt man den Stoff in ein orangegelbes Farb⸗ bad. Nach dem Trocknen und Entfernen des Wachſes ſteht das Muſter orangefarben auf dem weißen Grun⸗ de. Für die Ser⸗ biettentaſche nimmt man hollgrüne Seide und deckt den Stoff einſchließlich der Punkte und ausſchließlich der nit Wachs. Dann legt ,, ee 3 e,—5— and und färbt dann grün. Darauf deckt man auch den Rand und läßt nur die Konturen der Blätter und die Punkte ſtehen. Den Wachsauftrag des Mittelteiles der Decke bricht man willkürlich. Dann legt man die Decke in ein ſchwarzes Farbbad, wodurch die Konturen und die Punkte ſchwarz und der Mittelteil geädert werden, da die ſchwarze Farbe durch die feinen Sprünge des Wachsauftrags ebenfalls eindringt. ) Entnommen dem Buche„Batik⸗Arbetten“. Verlag von Otto Beyer, Leipzig. 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