wer⸗ inter Ru. Kurt — — Abonnement: 20 Pfg. monatſich. Bringerlohn 30 Pfg. durch die poſt tnul. Poſtaufſchlag Ntk..42 pro Muartal. Einzel⸗Rr. 5 Pfg. Inſerate: Kolonel⸗Seile 50 Pfg. Reklame⸗Seile.20 Nck. Cäglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Beilagen: N 5 7 25 555 2 5 B 9 Pnbl I Geleſenſte und verbreitetſte Feitung in Mannheim und Umgebung Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 0 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 5 Uhr Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Handels⸗ und Induſtrie⸗Zeitung für Südweſtdeutſchland; Beilage für Literatur und Wiſſenſchaft; Unterhaltungsblatt, Beilage für Land⸗ und Hauswirtſchaft; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Revue; Wandern und Reiſen und Winterſport; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. Telegramm⸗Adreffe: „General⸗Anzeiger Mannheim“ Telephon⸗RNummern: Direktion und Buchhaltung 1449 Buchdruck⸗Kibteilung.... 341 Redaktion Exped. u. Verlagsbuchholg. 218 Eigenes Redaktionsbureau in Berlin Nr. 576. De eeeeereeeeeee N Mannhei m, Donnerstag, 11. Dezember 1913. — (Mittagsblatt.) Die heutige Mittagsausgabe umfaßzt 20 Seiten. Telegramme. Die Entwicklung auf dem Balkan. Die Wahlen in Bulgarien. * Sofia, 10. Dez. Die Führer der drei Re⸗ gierungsparteien Radoslawow, Ghenadiew und Tontſchew ſind heute vom König in Audienz empfangen worden, um über die durch das Wahlergebnis geſchaffene Lage zu beraten. Nach Mitteilung von zuſtändiger Stelle ſind keine Beſchlüſſe gefaßt worden. Die Regierung werde vorläufig abwarten und verſuchen, mit den Bauernbündlern ein Kompromiß zu ſchließen. Droht ein bewaffneter Aufſtand um die Südgrenze von Albanien? Berlin, 11. Dez.(Von unſ. Berl. Bur.) Aus Wien wird der„Voſſ. Ztg.“ gemeldet: In allernächſter Zeit, wenn die Entſcheidung der Mächte in Bezug auf die albani gefallen iſt, werden die Griechen haben. Bon griechiſcher Seite iſt jedoch für dieſen Fall ein bewaffneter Aufſtand vorbereitet worden. Aus Kreta und aus Griechenland treſfen unausgeſetzt Männer in Sübdalbanien ein, welche den„heiligen Bataillonen“ zugeteilt werden. Alle Waffen⸗ fühigen des beſetzten Gebietes, ſofern ſie Grie⸗ chen ſind, werden zum Eintritt in die Kampf⸗ organiſation gezwungen. Dieſe verfügt gegen⸗ würtig über 17 000 Mann, wovon 1000 Mann allein auf Taninn entfallen. Sie ſind mit tür⸗ kiſchen 6 min⸗Mauſergewehren bewaffnet und beſitzen eine Maſchinengewehr⸗Batterie. Es iſt beabſichtigt, nach Abmarſch der regu⸗ lären Truppen eine Erhebung gegen die alba⸗ niſche Regierung zu bewerkſtelltgen. Eine An⸗ zahl griechiſcher Offiziere werden in dieſem Augenblick die Uniform ablegen und das Kom⸗ mando der heiligen Bataillone übernehmen. Mehrere tauſend Kretenſer haben bereits dieſe Bataillone verſtärkt. Die Inſurgenten wollen in die albaniſchen Dörfer eindringen und die Bewohner Südalbanjens zwingen, die albaniſche Regierung nicht anzuerkennen und ſich zu einet autonomen Provinz unter der Krone Griechen lands zu konſtitutieren. Mehrere griechiſche Offi⸗ ziere, die im mazedoniſchen Aufſtand mitge⸗ kämpft haben, haben ihre Entlaſſung gegeben und ſich an die Spitze der Organiſation geſtellt. Unter ihnen hefinden ſich mehrere bekannte Bandenführer. * Scheidemann als Fraktionsvorſitzender. Berlin, 11. Dez.(Von unſ. Berl. Bur.) Die ſozialdemokratiſche Fraktion wählte in ihrer geſtrigen Sitzung anſtelle des verſtorbenen Abg. Bebel den Abg. Scheidemann zum Fraktions⸗ vorſitzenden. In den Seniorenkonvent wurden außer den Abgeordneten, die dieſer Korporation bereits angehören, noch die Abgg. Ledebour und Scheidemann delegiert. Wie der„Vorwärts“ meldet, wird die ſozial⸗ demokratiſche Fraktion in der mecklenburgiſchen Verfaſſungsfrage eine Interpellation einbringen Sonnino über Italiens innere Politik. 1. Rom, 10. Dez. In der Kammer machte Sonnino in der Frage des allgemeinen Ver⸗ trauens zum Kabinett die größten Vorbehalte, erklärte aber, in der libyſchen Frage für das April ds. Is, in nichts nachſtanden. Kabinett ſtimmen zu wollen, weil es ſich hier um das Vertrauen zu Libyen und um Italiens Miſſion im Mittelmeer handle. Sonnino be⸗ tonte die Notwendigkeit der Einrichtung einer Altersverſicherung für die Arbeiter nach eng⸗ liſchem Syſtem. Was die Beziehungen zwiſcher Staat und Kirche betreffe, ſo wünſchen die Libe⸗ ralen keine Konflikte zwiſchen den beiden. Wenn aber gegen ihren Wunſch ſolche Konflikte ent⸗ ſtehen ſollten, ſo ſeien die Liberalen feſt ent⸗ ſchloſſen, für den Staat einzutreten, dem ſie das ſouveräne Recht zuerkennen, alles zu regeln, was die äußeren Akte des bürgerlichen, politi⸗ ſchen und ſozialen Lebens betrifft.(Sehr leb⸗ hafter Beifall.) Der Dreibund. * Wien, 10. Dez. In Beſprechung der Rede des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg ſchreibt die„Wiener Allgemeine Zeitung“: Herr v. Bethmann Hollweg hat in eindrucksvoller und impoſanter Weiſe die Grundzüge der auswär⸗ tigen Politik des Deutſchen Reiches dargelegt und in dieſem Zuſammenhang für das Drei⸗ bundverhältnis, namentlich für die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn Worte gefunden, welche ſeinen bedeutſamen ſchwerwiegenden Erklärungen im Februar und Untergang eines engliſchen Unterſeebootes. OLondon, 11. Dez.(Von unſ. Lond. Bur.) Zu dem Untergang des Unterſeebootes„C 15“% der geſtern abend bei der Einfahrt in den Hafen von Plymouth erfolgte, werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Das Unterſeeboot, das in Devenport ſtationiert war, gehörte zu der 3. Flottille und kam mit vier anderen Unterſee⸗ booten von einer Uebung zurück. Es war 7½ Uhr abends und natürlich bereits ſtockfinſter, weshalb die nötigen Lichter brannten. Das be⸗ treffende Unterſeeboot fuhr an zweiter Stelle Bei der Einfahrt zum Hafen, die ſehr eng iſt, begegneten der Flottille mehrere der Hafen⸗ hehörde gehörigen Boote. Das erſte Unterſes⸗ bopt kam glücklich durch, aber das zweite wurds von einem der entgegenkommenden Boote ange⸗ rannt. Der Offizier des Unterſeebootes, Leut⸗ nant Naper, befand ſich am Ausguck. Die Mannſchaften waren unten und wurden bei dem Zuſammenſtoß, der mit großer Heftigkeit er⸗ folgte, durcheinander geworfen. Sofort befahl der Offizier den Mannſchaften, nach oben zu eilen, widerrief aber im nächſten Augenblick die Ordre und ließ die Pumpen in Gang bringen. Das Unterſeebodt begann ſich inzwiſchen mit Waſſer zu füllen. Aber infolge der ausgezeich⸗ neten Diſziplin, die für die engliſche Marine charakteriſtiſch iſt, gelang es doch noch, das Unterſeeboot einige Minuten noch über Waſſer zu halten. Das Boot, das das Unglück verur⸗ ſacht hatte, konnte keine Hilſe leiſten. Es gab aber Signale, worauf andere Schiffe von der Einfahrt des Hafens herbeieilten und ſowohl den Leutnant Naper, wie auch die 19 Mann Beſatzung aufnahmen. Gleich darauf verſank das Unterſeeboot, obſchon auch die größtmög⸗ lichſten Verſuche gemacht worden waren, es vor dem Sinken zu bewahren und in den Hafen ein⸗ zuſchleppen. Von dem Augenblick des Zuſam⸗ menſtoßes an bis zum Verſinken dürften 6 Mi⸗ nuten verſtrichen ſein. Es war dies geſtern in der britiſchen Marine das erſte Mal, daß es bei einem Unterſeeboot⸗ unglück gelang, die Bemannung zu retten. ** * Trieſt, 10. Dez. Im Zuſammerchang mit der Lohn bewegung des Buchdrucker⸗ perſonals in ganz Oeſterreich iſt auch hier in der Mehrzahl der Buchdruckereien mit der paſſiven Reſiſtenz begonnen worden. OLondon, 11. Dez.(Von unſ. Lond. Bur.) Aus Durban wird der„Daily Mail“ gekabelt daß der Dampfer„Comrie Caſtle, ein Schiff von über 5000 Tonnen Waſſerverdrän⸗ gung, mit 250 Mann Militär an Bord in der Nähe von Beira an der portugieſiſchen Küſte von Oſtafrika, ungefähr 850 Meilen von Durban entfernt, ſtrandete. Einer ſpäter eingetrof⸗ fenen Funkenmeldung zufolge, gelang es in⸗ deſſen, das Schiff wieder flott zu machen Es waren ihm einige Dampfer zu Hilfe geſchickt worden. * Hankau, 10. Dez. Die Abreiſe des Viz e⸗ präſidenten Liyueanhung nach Pe⸗ king, die geſtern abend erfolgte, wurde ſtreng geheim gehalten. Der Vinzepräſident, der ſeit ſeiner Erwählung in Wutſchang reſi⸗ dierte, beſtieg außerhalb Hankau den Sonder⸗ zug, der ihn nach Peking bringt. Der Kriegs⸗ miniſter Tuanchiju, der anſtelle des Vizepräſi⸗ denten den Oberbefehl in Wuſchang übernimmt, traf mit 1500 Mann Kerntruppen dort ein. die deutſche Milttärmiſfon Die Unzufriedenheit der ruſſiſchen Diplomatie. ..b. Petersburg, 5. Dez. In der ruſſiſchen Diplomatie herrſcht inſolge der durch den Sultan erfolgten Ernennung des Generals Sanders zum Beſehlshaber des Kon⸗ ſtantinopeler Korps ſtarke Unzufriedenheit. Glei nach Eintreffen 2 Nachricr fand u 95 Außenminiſter Saſonow und dem deutſchen Botſchafter am ruſſtſchen Hofe Graf Pour⸗ tales eine langdauernde Unterredung ſtatt. Gleichzeitig wurde dem ruſſiſchen Botſchafter in Berlin Swerbejew der telegraphiſche Auf⸗ trag erteilt, genaue Einzelheiten über dieſe An⸗ gelegenheit in Berlin zu erbitten. Wie ver⸗ lautet, hat der Außenminiſter ſeiner großen Ver⸗ wunderung über die vollzogene Tatſache Aus⸗ druck gegeben, weil die Ernennung in geſchehener Form, mit den zwiſchen den leitenden Staats⸗ männern Deutſchlands und Rußlands kürzlich in Berlin ſtattgehabten Beſprechungen, nach Petersburger Auffaſſung, nicht in Einklang zu bringen ſind. Die voraufgegangenen Verhand⸗ lungen zwiſchen Petersburg und Konſtantinopel waren einzig aus diefem Grunde unterbrochen worden. Die heutige Abendpreſſe ſpricht ſogar von einem in den allernächſten Tagen zu erwar⸗ tenden Proteſt des in dieſer Frage völlig einigen Dreiabkommens gegen den Er⸗ nennungsbefehl des Sultans. Selbſtverſtänd⸗ lich würde das nichts an der beſtehenden Tat⸗ ſache änbern: Auch iſt anzunehmen, daß die vorübergehende Verſtimmung ſehr bald ruhigerer Beurteilung Platz machen wird. „Erkundigungen“ des Drei⸗ verbandes in Konſtantinopel. Ein direkter Proteſt iſt nun zwar bis zur Stunde nicht erhoben worden, aber ſeitens des Dreiverbandes iſt doch eine Aktion eingeleitet worden, die eine etwas höflichere Form der Ein⸗ rede darſtellt. Wir erhalten die folgende Draht⸗ meldung: wW. London, 10. Dezember. Wie das Reuterſche Bureau erfährt, iſt be⸗ ſchloſſen worden, daß die engliſche, die fran⸗ zöſiſche und die ruſſiſche Regierung in Konſtantinopel Erkundigungen einziehen, ab es wahr ſei, daß die kürkiſche Re⸗ gierung einem deutſchen Offizier ein Oberkom⸗ mando in der türkiſchen Armee übertragen habe und bis zu welchem Grade dies die Lage in Konſtantinopel berühren werde.— Die Unter⸗ redungen, die zwiſchen dem ruſſiſchen Botſchaf⸗ ter und ber deutſchen Regierung in Berlin ſtatt⸗ fanden, trugen ein ſehr freundliches Gepräge und Deutſchland hat Kenntnis von der Abſicht der drei Mächte, in Konſtantinopel Erkunbi⸗ gungen einzuziehen. Der Herr Reichskanzler hat vorgeſtern be⸗ kanntlich eine überaus zuverſichtliche und optimiſtiſche Anſchauung über die Beziehungen Deutſchlands zu den europäiſchen Mächten, vor allem zu England und Rußland vorgetragen, ein Bild europäiſcher Harmonie gezeichnet, das faſt zu ſchön erſchien, um wahr zu ſein. Wir haben nun in der kombinierten Aktion der Dreiverbandsmächte in Konſtanti⸗ nopel einen ſo offenkundigen Akts der Un⸗ freundlichkeit gegen Deutſchland vor uns, daß es uns doch ſehr geraten er⸗ ſcheint unſere europäiſche Situation eiwas ſkep⸗ tiſcher und weniger vertrauensſelig aufzufaſſen. Was nützt uns denn die„Beſſerung unſeres Verhältniſſes zu England“, was nützen uns „unſere freundſchaftlichen Beziehungen zu Ruß⸗ land“, wenn wir immer wieder, ſobald land irgendwo in der Welt ſich regt, ſich als gleichberechtigte Großmacht auswirken will, der alten zähen Feindſeligkeit der Einkreiſungsmächte begegnen? Was in der Frage der deutſchen Militärmiſſion uns ſchon an Unfreundlichkeiten geboten worden iſt, das erfüllte uns nicht gerade mit jener ver⸗ trauensſeligen Stimmung, die der Reichskanzler zu beſitzen behauptet. Die nunmehr drohende kombinierte„Erkundigungs“aktion der Dreiver⸗ bandsmächte in Konftantinopel ſetzt dieſem Trei⸗ ben gegen uns die Krone auf. Es iſt aber zu erwarten, daß die deutſche Regierung feſt bleiben und der Türkei ihre moraliſche Unterſtützung leihen wird, ſobald die zudringliche Erkundigung onhebt. So wenig Deutſchland mit der Militär⸗ miſſion politiſche Abſichten verſolgt, die Mächte des Dreiverbandes bilden die ganze Angelegen⸗ heit zu einer Kraftprobe im Ringen der Mächte um Einfluß und Geltung um, in der es für Deutſchland ein Zurückweichen nur unter ſchwerſten Demütigungen geben könnte. Noch bis in die letzten Tage glaubte man in politiſchen Kreiſen, es handle ſich bei den in Konſtantinopel gegen die deutſche Militärmiſſion aufgebotenen Anſtbengungen nur um Treibereien der franzöſiſchen und ruſſiſchen Organe des be⸗ kannten Preßzuſammenhangs. Man wies es in publiziſtiſchen Kreiſen Londons u. a zurück, daß die Aktion vom Dreiverband als ſolchem ausge⸗ gangen oder wenigſtens von England unterſtützt worden wäre. Man konnte und wollte es ſich nicht vorſtellen, daß England, das die ganze türkiſche Flotte und ihren Betrieb in der Hand habe und leite, Deutſchland wegen der neuen Militärmiſſion Steine in den Weg werfen würde. Die Meldung des Reuterſchen Bureaus zeigt, daß jene Publiziſten nicht Recht behalten, die meinen, England werde ſich nicht durch Hetzereien guter Freunde wieder in die alte Rich⸗ tung hineinlocken laſſen, nachdem auf eine längere Periode gereizter Stimmung wieder die Herrſchaft der Ruhe und Beſonnenheit und des geſunden Menſchenverſtandes gefolgt ſei. Eng⸗ land nimmt an dem Proteſt teil; dieſem Proteſt aber wird der Stachel, die ſcharfe Spitze gegen Deutſchland dadurch nicht genommen, daß er die verbindliche Form einer„Erkundigung“ be⸗ lommen hat und auch dadurch nicht, daß Deutſch⸗ land von dieſer Erkundigung vorher in Kenntnis geſetzt worden iſt. Talgat Bei über die Militär⸗ miſſion. Die Teilnahme Englands an der„Erkund gung“ erſcheint um ſo auffälliger, als gerade vor einigen Tagen Talaat Bei, der türkiſche Miniſter des Innern, im Laufe einer Unter redung mit dem Konſtantinopeler Berichterſtalter des Daily Telegraph neuerdings Gelegenheit genommen hat, die Sachlange auch für diejeni⸗ gen Leute klarzuſtellen, die ſich hier etwa durch Redensarten betören ließen. Danach ſagte de Miniſter: Ich kann durchaus nicht verſtehen, warum das Eintreffen dieſer Militärmiſſion ſoviel Au regung und hier und da ſo bittere Anſchuldi gungen veranlaſſen ſollte. Wenn man die d Punkte, die man uns beſonders zum Vorwur macht, ruhig und vernünftig ins Auge faßt, ſind ſie gar nicht der Rede werk. Man hat uns und durchaus nicht ohne Grund zur Laſt geleg 2. Seite. Geueral-Anzeiger.— Badiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt.) Donnerstag, den 11. Dezember 1913. wir zögen fremde Fachleute hierher, um not⸗ wendige Reformen einzuführen, und gewährten ihnen dann nicht genügende Vollmacht und Spielraum, um wirklich nützlich zu wirken. Nun haben wir uns die gute Arbeit, welche die fran⸗ zöſtſche mit weiten Vollmachten ausgeſtattete Militärmiſſton für Griechenland zu tun in der Lage geweſen iſt, zur Lehre dienen laſſen und beſchloſſen, es in der Türkei ebenſo zu machen und der deutſchen Miſſion genügende Macht⸗ befugniſſe zu gewähren, damit ſie unſere Offi⸗ ziere in genauen Methoden in der Kriegszucht und überhaupt in den fachmäßigen Gepflogen⸗ heiten heranbilden kann, ohne die moderne Kriegführung unmöglich wird. Daraufhin ſich aber einbilden zu wollen, daß der detuſche Genue⸗ fral, der beſtimmt iſt, als oberſter Juſtrukteur zu wirken, irgendeine politiſche Rolle ſpielen oder Konſtantinopel beherrſchen würde, wäre ebenſo lächerlich, wie zu behaupten, daß die franzöſi⸗ ſchen Offtziere die Herrſchaft über Athen aus⸗ übten. Der Grund, warum gerade das Kom⸗ mando in Konſtantinopel in die Hände der deut⸗ ſchen Miſiſion gekegt wird, beſteht einmal in dem Umſtand, daß ſämtliche Militärſchulen ſowie die Hauptquartiere der Kavallerie, Artillerie uſw., wo Reformen in Frage kommen, in der Haupt⸗ ſtadt vereinigt ſind, und ferner gerade weil der Vorſteher der Miſſion mit dem wirklichen Kom⸗ mando über das hieſige Korps betraut wird, das er zu einem Muſterkorps machen ſoll, wird das Vertrauen, das wir den neuen Lahrmeiſtern entgegenbringen, wie ich offen ge⸗ 8 55 uns beſtimmen, den Erfolg ihres Werkes Aunter den Augen der Regierung im ganzen und des verautwortlichen Kriegsminiſters insbeſon⸗ dere ruhig abzuwarten 1 Was unſer Vorgehen anbelangt, inſofern wir gerade in Deutſchland um Militärlehrer nach⸗ ſuchten, iſt zu bemerken, daß wir, wenn wir ſie von anderswoher bezogen hätten, doch nicht wohl die Methoden unſerer mikitäriſchen Aus⸗ bildung, die ſeit dem Zeitpunkt vor dreißig Jahren, wo die franzöſiſche Regierung ſich wei⸗ gerte, eine neue Militärmiſſion nach der Türkei zu ſenden, umſtürzen oder Deutſchland geger⸗ über ein Verfahren einſchlagen konnten, das es mit vollem Rechte als beleidigend und unver⸗ dient betrachtet haben würde. Und worüber hat ſich denn auch im Grunde Euvopa, und insbe⸗ ſondere England und Frankreich zu beklagen? Der engliſche Admiral Limpus iſt unſer Flotten⸗ berater. Er hat einen zahlreichen engliſchen Stab zur Seite, der demnächſt noch weiter ver⸗ ftarkt werden wird. Wir haben ſoeben be⸗ ſchloſſen, für einen Zeitraum von dreißig den Neubau und die Einvichtung unſerer ocks und Avſenale engliſchen Fachleuten zu übergeben, die von den britiſchen Firmen Arm⸗ ſtrung und Vickers geſtellt werden. Ein Eng⸗ länder, Sir Richard Erawford, iſt unſer finan⸗ zieller Ratgeber. Ein Franzoſe, General Hau⸗ mann, iſt das Haupt der Gendarmerie. Ein weiterer Franzoſe, Herr de Montreal, iſt Ge⸗ neralinſpekteur des Finanzweſens. Noch ein Franzoſe, Herr Picard, iſt Berater fütr das Ingenieurweſen im Miniſterium für öffentliche Arheiten, und es werden noch andere wichtige Ernennungen fſolgen. Was will man denn noch mehr? Die Wahrheit zu ſagen, werden wir uns ſchließlich die Frage ſteklen müſſen: Will Europa die Türkei leben laſſen der möchtees ſie zugrunde richtend Sämtliche Kanzleien verfichern uns, ſie möchten uns am Leben halten. Warum denn macht man Ans auf Schritt und Tritt Schwierigkeiten und weigert uns die Mitwirkung, um die wir nach⸗ geſucht haben, und die man uns in der Tat ver⸗ ſprochen hat? Warum droht man uns jedes⸗ mal auszuhungern, wenn wir doch nur entweder Aunſere Unabhängigkeit zu wahren oder die nötigen Schritte zu tun ſuchen, um wirkſame Reformen einzuführen? Zabern Die Kriegsgerichtsverhandlung gegen die Zaberner Rekruten. er. Straßburg, 10. Dez. Vor dem Kriegsgericht der 30. Diviſion wird morgen die Verhandlung gegen die Rekruten Henk, Scheibel und Blelly 39%%%%% 2 Ein verfaſſungsgeſchichtlicher Rückblick. Von Dr. K. Durand. (Schlußz. Es leuchtet ſofort ein, daß ſelbſt ein rein eoretiſcher Ausgleich dieſer ſich hundertfach derſprechenden Verfſaſſungsideale unmöglich war. Und jedes praktiſche Ergebnis, wie es auch eſtaltet war, hatte nur immer nur eine Minder⸗ heit, nie die ganze öffentliche Meinung hinter Keine Verfaſſung konnte mit jener ein⸗ ütigen Gutheißung ins Leben lreten, welche die ewähr der Dauer iſt, weil ſie die Zuftimmenden rpflichtet. Aber war es nicht überhaupt der rundirrtum der Zeit von 1815 wie ſpäter von 8480, daß man glaubte, eine Verfaffung ſei das Refultat von Reden und Mehrheitsbe⸗ ſchlüſſen?— Sie kommt doch nur zuſtande unter dem Zwang der Verhältniſſe, wobei ſich die Ge⸗ ſchichte mit Vorliebe der geniglen ſtaatsmänni⸗ ſchen Perſönlichkeit bedient. Deren Aufgabe iſt es dann, die politiſche Weisheit mit alles nieder⸗ zwingender Beweiskraft den Widerſtrebenden oft geradezu aufzudrängen. Ihr iſt es eigen, politiſche Verhältniſſe zu ſchaffen oder wenigſtens in ganz klarer Erkenntnis gegen die§§ 92, 93 und 101 des Militärſtraf⸗ geſetzbuches ſtattfinden. Die Rekruten ſind unter folgende Anklage geſtellt: ſie gehörten der 5. Kompagnie des ober⸗ rheiniſchen Infanterieregiments Nr. 99 in Za⸗ bern an. Nachdem es an die Oeffentlichkeit gedrungen war, daß Leutnant von Forſtner die Elſäſſer mit„Wackes“ tituliert hatte, ließ der Regimentskommandeur von Reutter die Kom⸗ pagnie antreten. Er ermahnte die nicht das, was im Dienſt vorkomme an die Oeffent⸗ lichkeit zu tragen. Musketier Henk berichtete trotzdem dem Zaberner Berichterſtatter des „Elſäſſer“ die Aeußerung Leutnants v. Forſt⸗ ner über die franzöſiſche Fahne. Dieſes Schrei⸗ ben wurde von den beiden Mitangeklagten mit⸗ unterſchrieben. In letzterem erblickt die Anklage ein Vergehen gegen§ 101 des Militärſtrafgeſetz⸗ buches, welches das Sammeln von Unterſchrif⸗ ten zu gemeinſchaftlichen Beſchwerden ſowie das Geben von Unterſchriften unter Strafe ſtellt. * w. Straßburg i.., 10. Dez. Die in der heutigen Reichstagsſitzung vom Grafen v. Weſtarp kritiſierte Auslaſſung der„Straß⸗ burger Korreſpondenz“ lautete an der entſpre⸗ chenden Stelle:„Der Statthalter erhielt durch eine kaiſerliche Willensäußerung die feſte Ge⸗ währ dafür, daß die verfaſſungsmäßigen Zu⸗ ſtändigkeiten künftig allgemein ſtrenge(nicht ſtrengere) Beachtung finden werden. Politiſche Ueberſicht. Mannheim, den 11. Dezember 19138. Die Krankenkaſſen und die deutſchen Aerzte. Von einer führenden Perſönlichkeit der Aerzte⸗ bewegung in der Rheinprovinz erhalten wir folgende Mitteilung mit der Bitle um Ver⸗ öffentlichung: Am 7. Dezember wurde in Leipzig in der Vertrauensmänner⸗Verſammlung der wirtſchaft⸗ lichen Abteilung des Deutſchen Aerztevereins⸗ bundes(des Leipziger Verbandes), in der ſämt⸗ liche Verbandsſektionen des Deutſchen Reiches vertreten waren, 1. folgender gefaßt: „„Nachdem durch den Erlaß der drei preußi⸗ ſchen Miniſter(des Handelsminiſters, des Landwirtſchaftsminiſters und des Miniſters des Innern) zu dem Bundesratsbeſchluß betr. S 370 der Reichsverſicherungsordnung vom 2. Dezember 1913 die Aerzteorganiſation als vertragſchließende Partei ausgeſchloſ⸗ ſen werden ſoll, halten es die am 7. Dezember 1913 in Leipzig verſammelten Vertretungen der Aerzteorganiſation(Geſchäftsausſchuß des Deutſchen Aerztevereinsbundes, Auffichtsrat, Beirat, Vorſtand und Vertrauensmänner des Leipziger Verbandes) für die einzig rich⸗ tige Antwort, nunmehr in Preußen und in allen Bundesſtaaten, die den preußiſchen Er⸗ laß aufnehmen, alle örtlichen Ver⸗ tragsverhandlungen abzubrechen.“ 2. fand folgende Entſchließung einſtim⸗ mige Annahme: „Geſchäftsausſchuß des Deutſchen Aerztevereinsbundes, Aufſichtsrat, Beirat, Vorſtand und Vertrauensmänner des Leip⸗ ziger Verbandes ſtimmen den Worten, mit denen ihhre Vorfitzenden ſich zu Verhandlungen mit den großen Kaſſenverbänden bereit erklärt haben, ausdrücklich zu und bedauern es aufrichtig, daß durch das Verhal⸗ ten des Reichsamtes des Innern und die ablehnende Haltung der Kaſſen verbände dieſe Verhandlungen und damit die letzte Gelegenheit zur Beendi⸗ gung des Kampfes vor dem Eintreten des vertragloſen Zuſtandes vereitelt worden ſind.“ Obwohl die Aerzte nunmehr zur Notwehr und zum Kampfe gedrängt ſind, erklären ſie dennoch, Leute, — einſtimmiger Beſchluß daß ſie gewillt ſind die Gefahren nach zur Grundlage ihres Handelns zu machen. Eine Verfaſſung, welche den geſchichtlich gegebenen Tatſachen nicht Rechnung trägt, iſt aber zur Lebensunfähigkeit verdammt. Das läßt ſich eber den Entwürfen der feinſten politiſchen Köpfe der Zeit nachſagen, daß ſie fehlten in der Erkennung des Gegenſatzes, der die deutſche Geſchichte ſeit des Großen Kurfürſten Tagen beſtimmend durch⸗ zieht. Dies gilt für Stein, Gardenberg, Hum⸗ boldt. Sie machten ihr künftiges Reich nicht allein mit, ſondern zum Teil unter der Lei⸗ tung Oeſterreichs, wie denn Stein die Kaiſer⸗ krone ohne Bedenken dem Hauſe Habsburg über⸗ tragen hätte. Alſo auch wenn ihre Vorſchläge ganz durchgegangen wären, ſo wäre kein auf die Dauer brauchbares Ergebnis erzielt worden. Verhältnismäßig leicht iſt denn auch die Ver⸗ faſſung gann geſtaltet worden; die Sorge um die Gunſt der kleinen Staaten in deft neuen Bunde brachte es mit ſich, daß ſelbſt Preußen ſeine berechtigten Großmachtsintereſſen zurück⸗ ſtellte. Aber wie dem auch ſei, man iſt ja dazu gekommen, die Nachteile der Bundesverfaſſung als ihre Vorzüge zu betrachten. Dies allerdings nur im Hinblick auf das, was nach dem Bunde kam. Denn— ſagt man— dies iſt die Bedeu⸗ tung der Bundesverfaſſung, daß ſie die Sehnſucht des deutſchen Volkes unbefriedigt ließ und die Wurzel aller ſtaatlichen Gebrechen, den unheil⸗ vollen Dualismus in ſeiner Sünden Blüte auf⸗ deckte. 5 Bleiben ſo die Vorſchläge zur Löſung der deut⸗ Möglichkeit abzuwenden, die der am 1. Januar 1914 eintretende vertragloſe Zuſtand nicht nur für die Verſicherten, ſondern auch für die Allgemeinheit mit ſich bringen muß; ſie erblicken aber ſchon jetzt in den Be⸗ ſchlüſſen der Bundesratsvertreter der Einzel⸗ regierungen zum§ 370 der Reichsverſicherungs⸗ ordnung, noch mehr aber in dem Erlaß der preußiſchen Miniſterien des Innern, für Handel und Gewerbe und für Landwirtſchaft vom 2. Dezember 1913 eine durch nichts gerechtfertigte, außerordentlich bedenkliche Verſchärfung dieſer Ge⸗ fahren. Es läßt ſich nicht vorausſehen, ob und wieweit es Ehre und Gewiſſen den Aerzten erlauben werden, neben den von den Bundesratsvertretern als Krankenbegutachter empfohlenen Kaſſenkontrolleuren, Gemeinde, und Hausvorſtehern, Arbeitgebern, Hebammen, Schweſtern oder anderen Perſonen von hinrei⸗ chender Zuverläſſigkeit und Sachkunde über⸗ haupt noch tätig zu ſein. Sollte durch dieſes Beiſeiteſchieben der Aerzte die allgemeine Geſundheitspflege emp⸗ findlich Not leiden, ſollten durch zu ſpät erkannte und zu ſpät bekämpfte Epidemien Krankheit und Leid über weite Bezirke Deutſchlands verbreitet werden, ſo trifft die Verantwortung dafür alle diejenigen, die den Kampf geſchürt, Verhandlungen vereitelt und dem vertragloſen Zuſtande dieſe unheilvolle Schärfe gegeben haben. Deipzig, 10. Dez. Sämtliche medizini⸗ ſche Fakultäten der deutſchen Univerſitäten haben ſich in einer Eingabe an den Reichskanzler ge⸗ wandt, um einer allgemeinen Einigung zwiſchen der Aerzteorganiſation und den Krankenkaſſen im Reiche die, Wege zu ebnen. Die Stellung des Naufmanns zu den Erſatzkaſſen. Zu der urſprünglich von der Kaufmänniſchen Ortskrankenkaſſe Düſſeldorf ausgegangenen Dar⸗ hielt, der Arbeitgeber riskiere Strafe, wenn er ſich hielt, der Arbeitgeber riskiereStrafe, wenn er ſich nicht dauernd Überzeuge, ob die Verſicherungs⸗ pflichtigen noch in der Erſatzkaſſe ſind, die auch von anderen Kaſſenverwaltungen aufgenommen worden iſt, bringt die„Deutſche Krankenkaßfen⸗ zeitung“ in Nr. 33 vom 21. November 1913 fol⸗ gende berichtigende Notiz: „Dieſe Darſtellung iſt falſch. Der Arbeitgeber hat weder ein Recht noch die Pflicht, Erſatzkaſ⸗ ſenmitglieder daraufhin zu kontrollieren, ob ſie ihre Beiträge regelmäßig zahlen und ob ſie wirklich Mitglied einer Erſatzkaſſe ſind, und es iſt ebenſo falſch, aus der Unterlaſſung dieſer nicht vorgeſchriebenen Kontrolle eine Beſtrafung der Arbeitgeber zu folgern.“ Die Sache iſt, wie der Verband Deutſcher Handlungsgehilſen zu Leipzig mitteilt, kurz die: Der Arbeitgeber hat künftig alle verfiche⸗ rungspflichtig Beſchäftigten bei der Kranken⸗ kaſſe anzumelden, einerlei, ob ſie einer Erſatz⸗ kaſſe angehören oder nicht. Kommt der Arbeit⸗ geber dieſer Pflicht nach, dann kann ihm nie⸗ mals ein Schaden erwachſen, erſt recht nicht hin⸗ ſichtlich der Erſatzkaſſenmitglieder. Verſtößt er gegen die Meldevorſchriften, dann kann er in die in der obigen Notiz erwähnte Strafe genom⸗ men werden. Will nun das Mitglied einer Er⸗ ſatzkaſſe von der Beitragspflicht zur Kranken⸗ kaſſe befreit ſein, dann hat es ſelbſt oder im Falle des Paragr. 519 Abſ. 2.⸗V.⸗O. die Er⸗ ſatzkaſſe einen dahingehenden Antrag bei der Krankenkaſſe(nicht beim Arbeitgeber) zu ſtellen und dabei die Zugehörigkeit zu der Erſatzkaſſe nachzuweiſen(Paragr. 519 Abf. J.⸗V.⸗O.). Weiter hat die Erſatzkaſſe der Krankenkaſſe nach Paragr. 521.⸗V.⸗O. das Ausſcheiden Ver⸗ ſicherungspflichtiger ſowie den Uebertritt ſolcher zu einer niedrigeren Mitgliederkaſſe, die den Anforderungen des Paragr. 517 Abf. 1.⸗V.⸗ Ordnung nicht genügt, in jedem Falle anzu⸗ zeigen. Unterläßt die Erſatzkaſſe dieſe Anzeige, tritt Beſtrafung nach Paragr. 530 Abſ. 3.⸗ .⸗O. ein. Es kommt alſo in erſter Linie auf die recht⸗ zeitige Stellung des Antrags an. Ob der An⸗ ken, ſo entbehren ſie nicht des geſchichtlichen In⸗ tereſſes; wie jeder ehrliche Verſuch die Ver⸗ faſſungskrankheit des deutſchen Staates zu heilen, verdienen ſie ſogar unſere Anerkennung. In⸗ haltlich kommen ſie über das Arndtſche: Freiheit und Oeſterreich! Franz unſer Kaiſer! nicht hin⸗ aus. Doch iſt auch nicht zu vergeſſen, welche Ueberfülle der ſtaatlichen Aufgaben die Zeit ſtellte und wie ſchon allein die Hauptfrage nach war durch die gleichzeitige Aufrollung der Frage nach dem Anteil des Volks an der Regierung des zu gründenden Staatsverbandes. Eine Frage, welche auch heute noch nicht gelöſt iſt, weil ſie den eigentlichen Kernpunkt der ganzen inneren Poli⸗ tik jedes Staates bildet und im Grunde die Frage nach dem Ausgleich des Individualismus und des Sozialismus iſt⸗. unſer politiſches Leben von der Frage des Na⸗ tionalſtaates befreit, welche recht eigentlich das Problem der Zeit vor hundert Jahren war. Die Ideen über die Geſtaltung Deutſchlands, welche die beſten Männer der Freiheitskriege bewegten, ſind der Beachtung wohl wert; insbe⸗ ſondere wo die hundertjährige Erinnerung jene Zeit wieder lebendig vor ſollte nicht vergeſſen werden, daß die Bedeutung der Zeit nicht erſchöpft iſt in dem Ringen gegen den äußeren Feind. Für alle Zeiten Muſter⸗ gültiges in der Darſtellung dieſer Gedanken hat uns Heinrich von Treitſchke in ſeiner„Deutſchen Geſchichte“ hinterlafſſen, ſein phantaſievolles ſchen Frage im Halben und Unzulänglichen ſtek⸗ Auge ſieht hinter den theoretiſchen Vorſchlägen das lebendige, bens, welches ergeben hätte, ſtellungskunſt veranſchaulicht uns, was gut und ſchlecht an ihnen geweſen. der„Parallelismus“. trag rechtzeitig und ordnungsmäßig geſtellt iſt, hat die Krankenkaſſe zu prüfen, bei der er ein⸗ geht. Dann auf den Nachweis der Mitgliedſchaft zur Erſatzkaſſe. Auch dieſer iſt der Krankenkaſſe zu erbringen. Und von jedem Ausſchluß infolge Beitragsrückſtandes hat die Erfatzkaſſe der Kran⸗ kenkaſſe bei Strafandrohung Mitteilung zu machen. Die Rolle, die die erwähnte Notiz dem Arbeitgeber zuweiſt, kommt ſomit nach dem Ge⸗ ſetze lediglich der Krankenkaſſe und der Erſatz⸗ kaſſe zu. Das einzige Intereſſe, welches der Ar⸗ beitgeber an der Sache hat, iſt, daß er weiß, wer von ſeinem Perſonal von der Beitrags⸗ pflicht zur Krankenkaſſe befreit iſt, weil er für dieſe Perſonen nur das eigene Beitragsdrittel an die Krankenkaſſe zu zahlen hat und ihnen folglich den Anteil der Verſicherten an dem Krankenkaſſenbeitrag nicht vom Lohn abziehen darf. In der Praxis werden die Erſatzkaſſen⸗ mitglieder, wie das unter dem Krankenverſiche⸗ rungsgeſetz notwendig war, wahrſcheinlich auch in Zukunft ſpäteſtens bei der erſten Lohnzah⸗ lung freiwillig ihr Mitgliedsbuch vorzeigen. Erzwingen kann der Arbeitgeber einen ſolchen Nachweis jedoch nicht. Will er ſich Sicherheit darüber verſchaffen, ob die Rechte und Pflichten des Verſicherten bei der Krankenkaſſe auch tat⸗ ſächlich ruhen, und will er damit nicht bis zur erſten Beitragszahlung warten, dann muß er ſich an die Krankenkaſſe wenden. Dieſe darf ihm nach Paragr. 519 Abſ. 3.⸗V.⸗O. Auskunft, aber auch nur darüber erteilen, ob die Rechte und Pflichten des Verficherten ruhen, nicht aber, welcher Erſatzkaſſe er angehört. Damit iſt ſo⸗ gleich bewieſen, daß der Arbeitgeber gar nicht einmal die Möglichkeit, wieviel weniger eine Pflicht zur Kontrolle hat. deutſches Reich. — Einen gewiſſen Stillſtand in der Entwicke⸗ lung der Sozialdemokratie Sachſens haben deut⸗ lich auch die Stadtverordnetenwahlen ergeben, die in den letzten Wochen in Sachſen ſtattgefunden haben. Beſonders deutlich zeigte es ſich in Dresden, wo die nationalen Parteien ganz weſentliche Erfolge zu verzeichnen hatten. Aber auch in den Mittelſtädten Sachſens, dar⸗ unter ſogar in einigen ſozialdemokratiſchen Hoch⸗ burgen, wie in Annaberg und Frankenberg, haben die Sozialdemokraten Verluſte aufzuwei⸗ ſen. Beſonders bemerkenswert iſt es, daß viel⸗ ſach die Arbeiter ihr Wahlrecht nicht ausübten. In ſozialdemokratiſchen Kreiſen hat man dar⸗ über bereits lebhafte Beſorgniſſe. Badiſche Politik. An die Zentrumspreſſe. Aus nationalliberalen Parteikreiſen geht uns der folgende offene Brief an die wohllöbliche Zentrumspreſſe zu: „Sie halten ſich darüber auf, daß die Land⸗ tagsabgeordneten Dr. Wagner, Sidler, Gerber, Dr. Blum für einen ſozialdemo⸗ kratiſchen Vizepräſidenten in der 2. Kammer geſtimmt haben. Sie ſind der Meinung, daß ſich dieſe Abſtim⸗ mung nicht mit der Stellung der genannten Herren im Militärvereinsweſen verträgt. Sie ſind natürlich weit entfernt, mit Ihren„Hin⸗ weiſen“ Denunziationen zu begehen, ſondern Sie wollen lediglich für die Durchführung der Mili⸗ tärvereinsſtatuten beſorgt ſein.— Wie nett von Ihnen! Nun hätten auch wir einige„Anfragen“, auf die Sie jedenfalls in gewohnter Gründlichkeit antworten werden. Nämlich: Iſt es wahr, daß die Mannheimer Zentrums⸗ fraktion des Rathauſes unter Führung des Großherzoglich Badiſchen Amtsgerichtsdirektors Gießler für die Wahl der Sozialdemokraten Pfeiffle und Geiß(denſelben Geiß, der Vizeprä⸗ ſident des Landtags iſt) in den Stadtver⸗ ordnetenvorſtand geſtimmt hat? 15 Iſt es wahr, daß noch andere Großherzoglich Badiſche Beamte außer dem genannten Herrn für die beiden Republikaner geſtimmt haben? Iſt es wahr, daß ähnliches auch in anderen badiſchen Städten vorgekommen iſts Iſt es wahr, daß drüben in der Pfalz ein hervorragender katholiſcher Geiſtlicher mit den Sozialdemokraten Vahlbündniſſe geſchloſſen hat? farbenfriſche Bild ſtaatlichen Le⸗ die Verwirklichung dieſer Ideen und ſeine unübertreffliche Dar⸗ Die Zerfahrenheit in den politiſchen Zielen ergibt ſich am deutlichſten aus dem Vergleich der Ideen von Stein, Hardenberg und Humboldt welche die Führung der preußiſchen Politik in der Verfaſſung unendlich verwickelt und erſchwert Händen hatten. ſchriften nahm Stein zur deutſchen Frage Stel⸗ lung und es iſt ſchwer feſtzuſtellen, welche nun ſein endgültiges Programm enthält. zen erkennt man aber, Kaiſertum, die Verfaſſung des älteren deutſchen Reichs ſein Ideal war. regierung durch Aber wenigſtens iſt altmodiſchen Standpunkt des Reichsritters, der er ſelbſt war; ſein Reichstag iſt eine Standes⸗ vertretung, entſcheidende Einfluß Auseinanderſetzung mit Humboldt und Harden⸗ berg verfiel er ſpäter troisieme Allemagne: durch einen engen Zuſam⸗ menſchluß der Mittel⸗ unſere Augen ſtellt,] merkwürdigerweiſe In fünf verſchiedenen Denk⸗ Im Gan⸗ daß das mittelalterliche In der Frage der Mit⸗ das Volk ſteht Stein auf dem in welcher den Standesherren der zugedacht war. In der auf den Gedanken der und Kleinſtaaten ſollte der ö5iſterreichiſch⸗preußiſche Gegenſatz niedergehalten und die Einheit Deutſch⸗ lands geſichert werden. Man ſieht die Triasidee, den Lieblingsgedanken des ſpäteren Maximilian II. von Bayern bei Stein entſtehen. Hardenbergs und Humboldts Schlagwort war Es war die Frucht eines ehrlich berſuchzen Ausgleichs zwiſchen den bedden 1 ß errrrrrnne Aoaonoe— SSIS o n El — jener Zeit Donnerstag, den 11. Dezember 1913. General-Anzeiger.— Vadiſche Aeueſte Nachrichten. Mittagblatt.) 3. Sefte. Daß dadurch tauſende von Militärvereinsmit⸗ gliedern„rot“ wählen mußten? Daß ſogar ein Königlicher Dberſtleutnant a. D. als Wahlmann für die Republikaner geſtimmtꝰ Iſt ähnliches auch in Baden vorgekommen? Hat ein hervorragender Zentrumsführer ſ. Zt. die Bedenken darüber, daß die Großherzogliche Reſidenz den Republikanern ausgeliefert wird, nicht abgetan mit den Worten:„Traurige Geſtalten von Volksmännern, die in der Wahl eines Sozialdemokraten ein Unglück ſehen“ꝰ Sie werden zugeben müſſen: Das iſt alles Wahrheit! Sie werden ferner ſagen: Wenn Großherzoglich Badiſche Beamte einen oder zwei Sozialdemokraten in den Stadtver⸗ ordnetenvorſtand wählen, ſo iſt das keine Betätigung einer ſozialdemokratiſchen Geſin⸗ nung. Dieſe Sozialdemokraten ſind nun ein⸗ mal da, ob man ſie gern hat oder nicht. Wenn der Erzbiſchof von München, ehemals Pfarr⸗ herr von Speyer, mit den Herren Ehrhardt und Profit auch Wahlbündniſſe ſchließt, ſo iſt er doch noch kein Sozialdemokrat. Wenn Herr Wacker die Reſidenz den Genoſſen auslieferte, ſo iſt er doch Zentrumsmann geblieben. Wenn ſich die Militärvereine da hineinmiſchen wollen, ſo geht ſie das garnichts an. So ſagen ſie. Und ſie ſprechen weiter: wenn Militärvereinsvor⸗ ſitzende einen Sozialdemokraten zum„Land⸗ tagsvize“ wählen, ſo hat niemand drein zu re⸗ den; eine Beſchneidung der verfaſſungsmäßigen Rechte des Volkes und der Abgeordneten wird das Zentrum niemals——— halt Bauer, das iſt ja etwas ganz anderes. Dieſe Leure ſind ja nationalliberal. 5 Die gehören überhaupt aus den Militärver⸗ einen hinaus. Und wenn die Vereine dabei in Trümmer gehen. Denn„wir vom Zentrum haben ja nur die Vereinsintereſſen im Auge. Wir ſind monarchiſch und ſozzengegneriſch bis dorthinaus. Bis nämlich einmal eine andere Konſtellation kommt! Die Heil⸗ und Pflegeanſtalten. X Karlsruhe, 10. Dez. Die bisherigen Sitzungen der Zweiten Kammer wanen mit Aus⸗ nahme jener, in der die Präſidentenwahl vor⸗ genommen wurde, nicht von beſonderer Bedeu⸗ tung, denn es Naee 9 0 25 1 65 ledigung geſchäftlicher Angelegenheiten. Um ſo ee ſtach die heutige ab. Auf der Tages⸗ ordnung ſtand der Voranſchlag für die Heil⸗ und Pflegeanſtalten. Dieſer wurde hauptſäch⸗ lich deshalb aus dem Budget des Miniſteriums des Innern herausgeriſſen, damit die Bauarbei⸗ ten keine Unterbrechung erleiden. Der Bericht⸗ erſtatter(Dr. Schofer vom Zentrum) beantragte die Genehmigung der angeforderten Summen und dankt den Wärtern für ihre aufreibende Ka e des Zentrums, Räckel, der während ſeiner ganzen Rede über die Wünſche des Perſonals nicht hinauskommt. Umſo wohltuender wurden die Ausführungen des Abg Dr. Gerber(Ntl.) empfunden. Dr. Gerber gehört bekanntlich dem Landtag erſt ſeit den diesjährigen Wahlen am. Er iſt Arzt und als ſolcher weiß er auf dem Gebiete des Irrenweſens natürlich beſſer Beſcheid wie die Laien. Dem Staate dankt er für die großen Mittel, die für unſere badiſchen Heil- und Pflegeanſtalten aufgewendet werden ſollen. Dann ging er in glänzender Rede auf die Urſachen der Geiſteskrankheit ein: der heiße, leidenſchaftliche Kampf ums Daſein, der Alkohol und die Syphilis. Drei Bundesgenoſſen, die nicht ſelten vereint einen Menſchen in die Heil⸗ anſtalt bringen Die Rede Dr. Gerbers, die beim Haus recht beifällige Aufnahme fand, hätte auch als Vortrag vor fachmänniſch gebildeten Kreiſen gehalten, gwoße Wirkung erzielt. Die Ausführungen der übrigen Redner, die natürlich alle das beſte wollten, bewegten ſich in lleinſten Secſichtskreiſen. Das Zentrum ſandte noch zwei Abgeordnete vor, die aber beide in der Haupt⸗ ſache nur Klagen des Perſonals der Wieslocher Anſtalt vorbrachten. Gegen Mittag vertagte ſich das Caus af morgn, 1+ Wahlprüfungskommiſſton. * Karlsruhe, 10. Dez. Die Wahl⸗ prüfungskommiſſion der Zweiten Kammer fuhr heute nachmittag um 1 Uhr nach Offenburg, um dort wegen der Beanſtandung der Wahl des Abg. Hauſer(3tr.) eine Beſichtigung ver⸗ ſchiedener Wahlräume vorzunehmen. Aus der Beamtenkommiſſion. JKarlsruhe, 10. Dez. Einem Beſchluſſe der Zweiten Kammer zufolge wurden folgende Abgeordnete in die Sonderkommiſſion für die Beamtenvorlagen gewählt: von Gleichen⸗ ſtein, Hauſer, Wiedemann und Dr. Wirth vom Zentrum; Bitter, Kölblin und Krauth von der nationalliberalen Partei; Geiß und Röſch von der Sozialdemokratie; Vendey(F..), Fiſcher(R..) Die Kommiſſion hielt im An⸗ ſchluß an die Plenarverſammlung der Kammer heute Vormittag eine Sitzung ab, um ſich zu konſtituieren. Es wurden gewählt zum erſten Vorſitzenden Abg. Kölblin(natlib.), zum zwei⸗ ten Vorſitzenden Wiedemann(Ztr.) und zum Schriftführer Röſch(Soz.); die Verteilung der Referate erfolgt in der nächſten Sitzung. Der Donaueſchinger Wahlproteſt. 8 Donaueſchingen, 10. Dez. Der hie⸗ ſige ultramontane„Donaubote“ ſuchte bekannt⸗ lich ſchon vor der Wahl des nationalliheralen Abgeordneten Dr. Wagner Anfechtungs⸗ gründe. Er fand ſchließlich ſolche. Sie waren aber auch darnach. Da wurde im Wahlproteſt ein Wähler aus Hauſenvormwald angeführt, der zwei Beiſpiele von Wahlbeeinfluſſungen angeben ſoll. Nun erklärt aber der Mann im „Tagblatt“, daß er die betreffenden Auslaſſun⸗ gen nicht gemacht bzw. nicht gehört habe; was der„Donaubote“ und ſeine Hintermänner im Wahlproteſt angegeben haben, ſei purer Schwindel. Man ſieht hier wieder, wie ge⸗ ringwertig die ultramontanen Wahlanfech⸗ tungsgründe im allgemeinen ſind. Arbeitsloſenfürſorge in Frankfurt. Frankfurt, 10. Dez. Der Magiſtrat hat dem gemiſchten Ausſchuß zur Beratung einer Arbeitsloſenfürſorge einen Antrag unterbrei⸗ tet, der eine Arbeitsloſenfürſorge noch vor der Durchführung der geplanten Verſicherung auf folgender Grundlage vorſieht:„Von den be⸗ reits angeſammelten 30 000/ ſollen 10 000% zur Verfügung des Magiſtrats geſtellt werden, um damit durch Vermittlung der ſtädtiſchen Arbeitsvermittlungsſtellen Unterſtützungen an Angehörige der Berufe, für die die Arbeitsver⸗ mittlungsſtelle zurzeit Arbeit vermittelt, d. ſ. die handarbeitenden Klaſſen, auszahlen zu laſſen. Dieſe Unterſtützungen, auf die kein Rechtsanſpruch beſteht, gelten nicht als Ar⸗ menunterſtützung. Sie werden nur an ſolche Arbeitsloſe ausgezahlt, die ſeit einem Jahre ununterbrochen hier wohnen und dauernd als Arbeitnehmer beſchäftigt gewefen ſind und zurzeit aus Gründen, die nicht in ihrer Per⸗ ſon liegen, arbeitslos und zu gleicher Zeit mittellos geworden ſind. Die Unterſtützung, die 70 8 für Unverheiratete und für Verheiratete je nach der Zahl der Kinder bis zu 1,50% täglich, auch an Feiertagen, beträgt, wird erſt vom ſechſten Tage der Anmeldung und nur dann gegeben, wenn der Arbeitsloſe aus der Mitgliedſchaft in einem Berufsverein oder aus ſonſtigen Quellen weniger als 2„/, täglich bezieht. Vorausſetzung der Unterſtützung iſt, daß der Arbeitsloſe ſich täglich bei der Ver⸗ mittlungsſtelle meldet und ſich nicht weigert, Arbeit, die ſeinem Beruf und ſeinem bisheri⸗ gen Verdienſt entſpricht, innerhalb der Stadt⸗ grenze und 2 Kilometer jenſeits der Grenze Deeeereeere Der rb anzunehmen. Unverheiratete müſſen auch ver⸗ mittelte Arbeit außerhalb der Grenze anneh⸗ men, ſofern ſie das Fahrgeld vergütet erhalten. Stellen, die durch Ausſtand oder Ausſperrung frei geworden ſind, brauchen nicht angenommen zu werden.“ Ein weiterer Magiſtratsantrag ſieht die Errichtung einer Arbeitsloſenverſiche⸗ rung auf der Grundlage des Kölner Syſtems vor. * * München, 10. Dez. Die Regierung brachte im Landtag eine Vorlage ein, die 75 000 Mark für Zuſchüſſe an Gemeinden fordert, die die Arbeitsloſenverſicherung einführen. Aus Staot und Land. Mannheim, den 11. Dezember 1018. Beſtattung des Berrn Stadt⸗ pfarrers Albert Böhler. Außerordentlich unfreundlich war geſtern der Witterungscharakter, ſo unfreundlich, daß man nur höchſt ungern den Fuß ins Freie ſetzte. Ein heftiger Wind fegte in der vierten Nachmittags⸗ ſtunde durch die Straßen und ſchleuderte den Paſſanten eiſigkalten Regen enkgegen. Dazu war das Tageslicht ſo trübe, daß mau in den unteren Stockwerken eigentlich den ganzen Tag über die künſtlichen Lichtquellen nicht entbehren konnte. Aber wir glauben, ſelbſt wenn das Wetter noch ſchlimmer geweſen wäre, die Leidtragenden, die den Entſchluß gefaßt hatten, dem am Montag in o jungen Jahren verſtorbenen Stadtpfarrer Albert Höhler die letzte Ehre zu erweiſen, hätten ſich nicht abhalten laſſen, nach der letzten Ruheſtätte der Toten zu wandern. Es befanden ſich viel ein fache Leute unter den Trauergäſten, ein beredtes Zeugnis dafür, daß ſich der Heimgegangene be⸗ allen Gliedern ſeiner Gemeinde, bei Hoch und Niedrig, der gleichen Beliebtheit erfreute. Wie bel allen Beerdigungen von beſonderer Bedeutung ſo vermochte auch diesmal nicht die Kavelle dr Leichenhalle alle Erſchienenen zu faſſen. Wer ſich nicht zeitig genug einfand mußte draußen ſtehen bleiben, ſodaß viele ſich auf die andere Seite be gaben und dort die Ueberführung der Leiche zue Grabe erwarteten. Zu beiden Seiten des Sarges, der reich geſchmückt war mit den letzten Zeichen der Liebe und Verehrung, ſaßen die nächſten An⸗ verwandten. Sämtliche Pfarrer und Vikare um⸗ gaben im Ornat im Halbkreis die Bahre ihres heimgegangenen Amtsbruders. Sehr zahlreich bertreten waren die kirchlichen Behörden, Kirchen⸗ gemeinderat und Kirchengemeindeverſamat⸗ lung, ſowie die kirchlichen Vereine, denen der Ver⸗ blichene ſeine beſondere Fürſorge widmete. Auch don der hieſigen katholiſchen Geiſtlichkeit bemerkter wir mehrere Herren, u. a. Herrn Profeſſor Meck Das Halbdunkel, das die bereits hereinbrechende Dämmerung erzugte, erhöhte die erſchütternde Stimmung, die über die Trauerverſammlung aus⸗ gegoſſen war. Ein Trauerlied des Kirchenchves der Friedenskirche leitete um halb 4 Uhr die Trauerfeier ein. Dann ergriff Herr Stadtpfarrer Achtnich der den Heimgegangenen zu ſeinen liebſten Freun⸗ den zählte, das Wort zur Trauerrede, der er das Schriftwort aus dem Evangelium Johannis, Kap. 11, Vers 28:„Der Meiſter iſt da und rufet dich“ zugrunde legte.„Tiefbewegt“ ſo führte der Geiſt⸗ liche aus,„ſtehen wir alle an dieſem Sarge, der die Hülle eines Mannes enthält, der uns allen irgendwie nahe geſtanden und vielen zum Segen geworden iſt. Noch können wir das Unglaubliche nicht faſſen. Zu ſchnell und unerwartet iſt bie Trauerkunde über uns gekommen. Heute vor drei Wochen erteilte der Entſchlafene noch Unter⸗ richt an ſeine Konfirmanden, die ihm jedesmal ſo am Herzen lagen. Es war die letzte Amtshand⸗ lung, die er vollzog. Dann legte er ſich aufs Krankenlager, daß nach Gottes berborgenem Rat, bor dem wir uns beugen wenn wir ihn auch nicht ſtehen, z. Sterbelager werder ſollte. Mitten 1n. EEDe der Blüte und Kraft des Lebeas iſt an ihn das Wort ergangen:„Der Meiſter iſt da und rufel dich!“ Wir ſtehen vor einer jener Führungen Gottes, die das Wort auf die Lippen legen:„Für⸗ wahr, du biſt ein verborgener Gott, du Gott Is⸗ raels.“ Da kann nur das eine tröſten und dit Herzen zur Ruhe bringen, die Gewißheit, es iſt der Meiſter, der gerufen hat. Es iſt uns Bedürfnis, noch einmal das Bilb des Entſchlafenen uns zu bergegenwärtigen. Aber zuvor wendet ſich unſere herzliche Teilnahme den ſchwer geprüften Angehörigen zu, die ſein Heim⸗ gang in die tiefſten Tiefen des Leides führt. Wir gedenken in herzlicher, aufrichtiger Teilnahme der Gattin des Entſchlafenen und ſeiner drei noch unmündigen Kinder, die noch nichts ahnen bon der Größe und Schwere des Verluſtes, der ſie betroffen hat. Gott der Herr wolle der tiefgebeng. ten Gattin zur Seite ſtehen in 0 Tagen und in den ſchweren Tagen, die noch kommen werden. Die Gattin des Entſchlafenen 110 5 während der ſe rankung ihres Gatten habe ſie es geſpü i ſie von viel Fürbitte getragen werde. Mge fe treue Fürbitte ſie auch fernerhin geleiten. Cebenſo empfehlen wir die Kinder des Entſchlafenen, die ſeine ganze Freude waren, mit denen er wahrhafk väterlich umzugehen wußte, der Gnade und Treue unſeres Gottes, daß er ſie in ſeinen beſonderen Schutz nehme und ſie leite nad führe an ſeiner ſarken, treuen Hand. Auch elien, die mit den Eneſchiiſenen verwand chaftlz h derbunden wacen, zuyor den Eltern und Geſchwiſtern, die den ein⸗ Golt der Herr die Herz geben. Ich will nicht reden davon, was der Entſchlafene den Seinen geweſen iſt. Das ſteht geſchrieben in ihr Herz beſſer, als ich, es ſagen könnte. Ebenſo wenig will ich, ſo ſehr mein Herz mich dazu drängt, etwas darüber reden, was er mir perſönlich ge⸗ rechten Troſtgedanken ins Verkehr mit dem lieben treuen zeit mir abgeſchnitten iſt, daß die Lippen, die ſy verſtändig zu reden wußten, ür immer ſtumm geworden ſind. Aber eins wollen wir tun. Wir wollen uns noch einmal vergeg⸗nwärtigen das Bild des treuen Seelſorgers und Hirten der ihm anbertrauten Gemeinde. Wir können ſeine Per⸗ ſon und ſein Wirken nicht voneinander krennen, ſeine Perſon ging auf in ihrem Wirken und ſeen Wirken war nur die Ausſtrahlung ſeiner inner⸗ Freund für alle⸗ ein innerlich gereifter Mann. Und dieſe innere Abgeklärtheit, die ihn kennzeichnete, hat ſich mit den Jahren nur noch mehr verkieft, Es lag eas ſo ungemein wohltuendes in dor Ruhe ſeine We⸗ ſens, in der Ruhe, mit der er zuhörte, und in der Ruhe, mit der er redete. Und mit dieſer Ruhe berband ſich bei ihm ein wirmes treues Herz Mit ganzer Liebe hing er der ihm anber⸗ trauten Gemeinde der Friedensfirche. Und wie viel iſt er in dieſer kurzen Zeit ihr geweſen, der Jugend, für die er ein beſonderes Verſtändn 3 hatte, den Männern, die er um ſich geſammelt, den Jamilien, denen er ſeelſorgerlich dienen konnte! Er wußte es, daß die Arbeit eines Seef⸗ ſorgers vor Allem auf der Treue im Kleinen tuht. Da war ihm keine Mühe, kein Gang, kein Brief, kein Opfer zu viel. Kein Wunder, daß und ihm herzliches Vertrauen entgegenbrachte. Und Gott hat es ihm nicht ergehen laſſen, wie manchem treuen Knecht, daß er hätte ausrufen müſſen:„Ich arbeite vergeblich und bringe meine Kraft unnütz“. So kurz ſeine Wirkſamkeit war, hat er doch reiche Frucht ſchauen dürfen, Frucht aus ſeiner Arbeit an der Jugend, Frucht aus ſeinen Predigten, Frucht aus ſeiner Seelſorge. Das Ge⸗ heimnis ſeiner Wirkſamkeit aber lag darin, daß e3 ihm nicht zu tkun war um äußere Erfolge, nein er wollte etwas anderes, er wollte ſeinem Herrn dienen, ihm den Weg bereiten, ihm Frucht ſchaffen.“ ... ͤKd ͤ ˙·—w]̃ Großmächten. Alles beruhte hier auf Ueber⸗ einſtimmig der Großſtaaten, beide ſollten z. B. allein das Recht haben, Krieg und Frieden zu ſchließen, aber nur in Uebereinſtimmung mit⸗ einander. Der Fehler war hier, daß die Mittel⸗ ſtaaten zu kurz kamen und der Vorſchlag alſo für dieſe unannehmbar war. Und wie, wenn nun dieſe Uebereinſtimmung Oeſterreichs und Preu⸗ ßens einmal nicht vorhanden war? Dann war der Staat lahmgelegt. Es bleibt das unverlierbare Verdienſt des weimar'ſchen Miniſters Gersdorff, daß er, ab⸗ ſeits von der berufenen preußiſchen Diplomatie, und kaum beachtet, in ſeinem Entwurf eines norddeutſchen Bundes unter preußiſcher Füh⸗ rung die einfachſte aber zukunftsreichſte Löſung all der Wirrniſſe gezeigt hat. Er ſteht damit am Anfang einer glänzenden Reihe, die über Niebuhr, Dahlmann, Fr. v. Gagern, Paul Pfizer. Ranke bis zur Kleindeutſchen Partei im Frank⸗ furter Parlament führt. Und Bismarck hat dieſe Gedanken praktiſch vollendet. Wie weit entfernt war dann doch die Er⸗ füllung in der Bundesverfaſſung von dem Pro- gramm, das mit hunderten andern Enkwürfen in dem rieſigen Papierkorb des Wiener Kon⸗ greſſes verſchwand— der brauchbarſte von aller. Er iſt wohl wert, der unverdienten Vergeſſenheit entriſſen zu werden, denn er zeigt, wie wir ia auch auf berfaſſungsgeſchichtlichem Gebiete Anſätze finden, auf denen ſpätere Ge⸗ ſchlechter erfolgreich weiterbauen konnten. Wos die Bedeutung der Befreiungszeit nur erhöht und unſere Einſicht in das Werden der Gegen⸗ wart nur vertieft. ——— Großh. Bof⸗ und National⸗ theater Mannheim. Ariadne auf Naxos. „Zu ſpielen nach dem Bürger als Edelmann des Moliére“, ſo verlangen die Verträge, die Richard Strauß mit den Bühnen ſchließt. Und weder vor noch nach ſeiner„Feuersnot“ darf ein anderes Werk gegeben werden, ſo verlan⸗ gen dieſelben Autorenverträge. Es wäre aber beſſer, man entfſernte aus Feuersnot Kunrads Zwanzigminutenmonolog, man endete Ariadne mit dem Verklärungſchluſſe in Des⸗Dur, führte Feuersnot und Ariadne an einem Abend auf, und vereinigte die ſchönſten Muſikſtücke aus dem Bürger als Edelmann zu einer „Moliére⸗Suite“. Dieſe würde eine Zierde unſeres Konzertrepertoire ſein, und allen wäre geholſen, den Verleger mitgezählt. Wie die Sache heute ſteht, iſt man nach Molisre ab⸗ geſpannt, nach Ariadne ermüdet. Auch geſtern war der Schlußbeifall der Ermüdung konform. Ffül lag dies keineswegs, denn ſis war gut vorbereitet und verlief unter Leitung des Herrn Bodanzky vortrefflich⸗ Vermehrte Ruhe und Annäherung an Richard Strauß zeigte ſchon das Larghetto der OQuver⸗ küre, ſorgſam nachgefeilt war das erſte Quin⸗ tett, auch die Durchführung des orcheſtralen Teils ſtand auf voller Höhe; dazu war Herr Bo⸗ danzky in günſtigſter Verfaſſung, ſeine Ruhe teilte ſich dem Ganzen mit, und ſo geriet alles hüben und drüben ſehr wohl. Der Dirigent hat an ſolchen Abenden— wir hatten zwei Gäſte und zwei Neubeſetzungen!— ein ſchwe⸗ res Amt. Aber unſere Gäſte ſind ihrer Sache ſicher, Fräulein Melitta Heim hat die Zerbi⸗ netta ſchon in der letzten Spielzeit in Mann⸗ heim geſungen, und Frau Hedy Jracema⸗ Brügelmaun(Kammerſängerin aus Stuttgart) wird uns ſtets eine dankenswerte Aushilfe ſein. Ueber Fräulein Heim iſt nichts neues zu berichten, ihr ſchöner Sopran und ihre poeſtievolle Ausführung der ſchwierigen Ziergeſangpartie werden jeden Kenner ent⸗ zücken und jeden Kunſtfreund ſympathiſch ſtim⸗ men, ſofern er nicht die Quantität, ſondern die Qualität des Geſangstones bewertet. Für ihr Fach hat Fräulein Heim übrigens eine„un⸗ heimlich“ ſchöne Stimme wie ein Frankfurter Epigrammatiker jüngſt ſagte. Frau Iracema Brügelmannzs äußere Erſcheinung läßt auf eine hochdrama⸗ ktiſche Sängerin ſchließen, die Künſtlerin ent⸗ faltet auch in den hohen Lagen Pracht und Glanz der Heldin, aber auf Koſten einer eben⸗ mäßigen Mittellage. Die Durcharbeitung der ſchwierigen Geſangspartie war mit großer Sorgfalt geſchehen, Frau Itacema ſang die Ariadne ſpäter erſcheint, iſt wirkſamer! Hier Darſtellung ein wahrhaft ſchönes Bild. Sehr nachahmungswert iſt, daß dieſe Ariadne zu⸗ erſt in ſchwarzer Gewandung auftritt; der Uebergang zu dem Tiefblau, in welchem Ariadnee ſpäter erſcheint, iſt wirkſamer! Hier ſteht eben— wie ſo oft— die Bühnenwirkung über dem Geſchichtlichen, und daß in Stuttgart bei der Uraufführung„ſchwarz und blau“ die Loſung war(während die Griechen in weißer Trauerkleidung gingen), ſei bei dieſer Gele⸗ genheit angemerkt. Glänzend ſang Herr Cor⸗ field den Bacchus, in vortrefflicher Auffaſ⸗ ſung, in vorzüglicher Dispoſition. Solche Ge⸗ ſangspartien ſind ſein Reich, denn nunmehr paßt alles zuſammen: Lage, Klang und natür⸗ liche Ausbildung Die große Liebesverklärung geriet, da auch Frau Iracema⸗Brügelmann in dieſem Finale die volle Höhe ihrer ſtimmlichen Fähigkeiten erreichte, in lobenswertſter Weiſe. Noch iſt zu erwähnen, daß Herr Mang den Truffaldino übernommen hatte und daß ſein wohlklingender Baß dem Quintett wohl zuſtatten kam. Die Herren Felmy, Bark⸗ ling und Kromer ſind früher mit gebüh⸗ render Anerkennung genannt worden, ſte ver, dienen wiederholte Anerkennung, denn es iſt ſchwer, ſehr ſchwer, bei aller Beweglichkeit dieſe Gefänge ſauber und konſchön dürchzuführen. Summa: die vier Liebhaber der Zerbinetta machten ihre Sache tadellos, und Herrn Geb⸗ dieſen ſchweren ſchweren Er⸗ ziger Sehn und Bruder zu Grabe tragen, wolle weſen iſt. Ich kann es noch nicht faſſen, daß der ſten Perſönlichkeit. Als der Catſchlafene bor Jahren hierher kam, da war er krotz ſeiner Jugend ſeine Gemeinde mit ſo großer Liebe an ihm hing J. Seite. General-Auzeiger.— FVadiſche Reueſte Nachrichten. Mittagblatt.) Donnerstag, den 11. Dezember 1913. Die Rede, die in ihrer ſchlichlen Einfachheit ſo überaus lebenswahr das Bild des Entſchlafenen zeichnete, löſte tiefe Ergriffenheit aus. Die Reihe der Kranzniederlegungen eröffneſe nunmehr Herr Dekan Simon der dem heimgegangenen Amtsbruder namens der Diözeſe Mannheim einen überaus ehrenden Nachruf widmete. Der Vollendete, ſo führte er aus, war ein pflichtbewußter, ungemein befähigter Geiſtlicher, ein unermüdlich treu arbeitender Seel⸗ ſorger, ein wohlgeſinnter, bewöhrter Freund aller Bedrückten. Seiner großen Bezirksgemeinde wid⸗ mete er ſeine volle Zeit und ſcine ganze Kraft mit edler Selbſtverleugnung und Treue. Die Be⸗ ſtrebungen der Vereinigungen der Gemeinde för⸗ derte er durch Wort und Tat. Ganz beſonders hing er an ſeinem Jugendverein, den er mit voller Hingabe pflegte und ihn zu einer ſchönen Höhe führte. Von der Synode hat er vor einigen Jahren die Aufgabe übernommen, über ein beſtimmt:s Thema alljährlich Bericht zu erſtatten. Seine Ausführungen waren jedesmal äußerſt intereſſant, anregend und lehrreich. Dabei war er tätig als Vertrauensmann und Geſchäftsführer der Luther⸗ ſtiftung, wobei er ſich gerne der Mühewaltung un⸗ terzog die damit verbunden war. Er war auch kätig für die Pflege der Geſchichte der badiſchen Landeskirche und beteiligte ſich gern an allem, was damit verbunden war. Füt alle dieſe Dienſt⸗ leiſtungen ſei ihm hier an ſeinem Sarge herz⸗ licher Dank geſagt. Wir wollen nicht vergeſſen, was er getan hat. Herr Stadtpfarrer v. Schöpffer ſprach im Namen der Mannheimer Geiſt⸗ lichen tiefempfundene Worte der Anerkennung und des Dankes. Der Entſchlafene ſei eine Zierde ſeines Standes geweſen, ein Vorbild, dem man nacheifern wolle. Herr Kirchenälteſter Berrer legke im Namen des evangeliſchen Kirchen⸗ gemeinderats den wohlberdienten Lorbeer an der Bahre nieder. Der ſo früh Dahingeſchie⸗ dene, der eine überaus ſegensreiche Wirkſamkelt in der Gemeinde entfaltet habe, habe ſich durch ſeine von echter Brüderlichkeit zetragenes Wirken ein dauerndes Andenken geſichert. Herr Kirchenälteſter Klos ſprach namens der hieſigen Sladtmiſſ ion, des Vereins chriſtlicher junger Män⸗ Rer, U 8, 28 u. der Poſitiven Vereinig⸗ un g, die in dem Entſchlafenen einen lieben treuen Freund und Seelſorger verlieren. Ein Vertreter der Evang. Männer⸗ und Arbeitervereine Mannheims fand be⸗ ſonders ehrende Worte des Dankes und der Aner⸗ kennung für all das, was der Heimgegangene für dieſe Vereinigungen geleiſtet hot. 9 5 Herr Dirktor Caspary widmete namens des Lehrerkollegiums des Karl Friedrich⸗Gymnaſiums dem Heim⸗ gegangenen einen überaus ehrenden Nachruf. Dem Verblichenen ſei es durch ſeinen lauteren Charakter und durch ſein freundliches Weſen gelungen, eine feſte Stellung im Lehrerkollegium zu gewinnen. Mit manchem aus dem Kollegium hat ihn Freund⸗ ſchaft verbunden. Den Schülern war er ein pflicht⸗ kreuer und freundlicher Lehrer, der die ſittlichen Tugenden bei Jedem zu ſtärken wußte. Sein Lehr⸗ beruf war ihm ein Herzensbedürfnis. Ein Herzen⸗ bedürfnis war es ihm auch, ſeine ganze Perſönlich⸗ keit in ſein Wirken hineinzulegen. Deshalb ſind ihm ſeine Schüler auch mit großer Liebe zugetan geweſen. Die Schüler haben gefunden, daß ihnen in ihrem Lehrer auch ein väterlicher Freund zur Seite ſtand der ſein warmes Intereſſe für fie auch über die Schulzeit hinaus aufs höchſte betätigt hat, darum werde man ſein Gedächtnis in Treue und Dankbarkeit ſtets bewahren. Im Namen des Jünglingsvereins der Friedenskirche rühmte ein Vertreter die unvergeßlichen Verdienſte des väterlichen Freun⸗ des um dieſe Vereinigung. Ein Moment, der allen beſonders zu Herzen ging, war es, als nunmehr mehrere Konfirmandinnen an die Bahre traten und ihrem treubeſorgten, geliebten Pfarrer, der ſie zum erſtenmal zum Tiſch des Herrn geleiten ſollte, mit einigen rührenden Worten das letzte Liebeszeichen widmeten. Namens der Männervereine der Friedenskirche ſprach ein Vertreter ebenfalls Worte des Dankes, die ſo recht aus dem Innerſten quollen. Auch die in Mannheim und Umgebung wohnenden Mitglieder des Wingolfbundes hatten einen Vertreter entſandt, der der tiefen Trauer um den Heimgang des treuen Verbin⸗ dungsbruders Ausdruck gab. Nachdem noch Ver⸗ treter der Gemeinſchaft der evangeli⸗ ſchen Vereine der inneren Miſſion augsburgiſchen Bekenntniſſeſ und der Basler Miſſion geſprochen hatten, legte Herr Stadtpfarrer Weißheimer im Auftrage des ebangeliſchen Kirchengemeinderats Freiburgs einen Kranz nieder, als Ausdruck des treuen Gedenkens an die Amtstätigkeit des Verblichenen an der Chriſtuskirche in Freiburg. Ein Trauerlied des Chors der Friedenskirche be⸗ ſchloß die Feier. Herr Stadtpfarrer Achtnich ſprach noch Gebet und Segen und dann öffnete ſich der Pforte. Sarg wurde hinausgetragen und hinter ihm reihten ſich die Leidtragenden zu ſchier endloſem Zuge. Direkt hinter dem Sarge ſchritt mit den nächſten Anhörigen und der Geiſt⸗ lichkeit eine Deputation der Heidelberger Verbin⸗ dung„Wingolf“ mit umflorter Fahne. Hunderte, die ſchon zum Grabe geeilt waren, umdrängten die Trauerverſammlung. Unter den Gebeten und dem Segen des Herrn Stadtbikars Weißer, der die verweiſte Pfarrei nunmehr verwaltet, wurde der Sarg der Erde übergeben. Zuerſt traten ſämtliche Stdatpfarrer und Vikare an die Gruft. Ein Bibelſpruch begleitete jeweils die üblichen drei Schaufeln Erde. Auch hier er⸗ folgten noch Kranzniederlegungen. Ein Mitglied der Deputation der Verbin dung„Win⸗ golf!, der der Verblichene 1897/)8 aktiv ange⸗ hörte, widmete als letzten Scheidegruß das Ver⸗ bindungsband. Ferner ſprachen noch Vertreter des Jungfrauenvereins, der Helfer und Helferinnen des Kindergottes⸗ dienſtes, der Friedenskirche und des Evan⸗ geliſchen Arbeitervereins Mann⸗ heim. Kein Auge blieb trocken, als der Vater des ſo früh Heimgegangenen ſeinem heißgeliebten Sohne noch einige ergreifende Worte widmete. Dann löſte ſich tief ergriffen die Trauer⸗ verſammlung auf und bald umfing die Dunkelheit das Grab de sMannes, der im Leben mit ſo viel Eifer und feinem Verſtändnis beſtrebt war, Licht und Freude in die Herzen ſeiner Mitmenſchen zu ſenden. Der * Auszeichnungen für den Sicherheitsdienſt Der Kaiſer hat anläßlich ſeines jüngſten Aufent⸗ haltes in Donaueſchingen an 12 Beamte der Gen⸗ darmerie verliehen, die den betreffenden Beamten vor einigen Tagen durch Geh. Regierungsrat Dr. Strauß in Gegenwart des Gendarmeriediſtrikts⸗ kommandantur Graf von Hennin(Konſtanz) und des Polizeiinſpektors Meng(Mannheim) übergeben wurden. Wie wir hören, erhielten von hier Sergeant Bächle das allgemeine Ehrenzeichen und Schutzmann Stoll die Me⸗ daille zum Roten Adlerorden. * Verſetzt wurde Amtsvorſtand Oberamtmann Alfred Tritſcheler in Schönau in gleicher Eigenſchaft nach Sinsheim und Amtmann Guſtav Wöhrle in Mannheim in gleicher Eigenſchaft nach Karlsruhe. * Hebertragen wurde Oberamtmann Adolf Kopp in Karlsruhe die Verwaltung des Be⸗ zirksamts Schönau. Beigegeben wurde Regierungsaſſeſſor Dr. Karl Zeiler aus Mannheim unter Verleihung des Titels Amtmann dem Bezirksamt Mann⸗ heim als Beamter. *Das Fürther Kollegium hat beſchloſſen, die durch die Wahl Dr. Kutzers zum Oberbürger⸗ meiſter von Maunheim erledigte evſte Bür⸗ germeiſterſtelle auszuſchreiben. Die Frage des Schutzes der Arbeitswilligen beſchäftigt in letzter Zeit lebhaft die beteiligten Kreiſe des Wirtſchaftslebens. Von Gewerk⸗ ſchaften, Kongreſſen, wirtſchaftlichen Verbänden, den Parteien uſw. wird das Problem nach allen Seiten beleuchtet, vielfach allerdings auch agita⸗ toriſch einſeitig dargeſtellt. Der Junglibe⸗ rale Verein Mannheim, der eine Reihe ſozialpolitiſcher Diskuſſionsabende abhält, wird die Frage des Arbeitswilligenſchutzes am mor⸗ gigen Freitag, abends 8½ Uhr, im„Wil⸗ helmshof“(Friedrichsring) zur Beſprechung ſtellen. Das Referat erſtattet Herr Handwerks⸗ kammerſekretär Haußer jun., das Korreferat ... ——— und Staatspolizei Auszeichnungen der Vorſitzende des Liberalen Arbeitervereins, Herr Libbach. Es iſt alſo Gewähr dafür vor⸗ handen, daß die Frage von verſchiedenen Ge⸗ ſichtspunkten beleuchtet und damit der Diskuſſion die geeignete Grundlage geſchaffen wird. Ge⸗ rade der letzte Diskuſſionsabend über gewerk⸗ ſchaftliche Fragen brachte eine Ausſprache, die ſich auf bemerkenswerter Höhe bewegte und eine Fülle neuer Anregungen gab. So iſt auch von dem morgigen Erörterungsabend ein intereſſan⸗ ter und informierender Inhalt zu erwarten. Der Liberale Arbeiterverein ladet eben⸗ falls zum Beſuche ein. Die Mitglieder des Nationalliberalen Vereins ſind wie immer gerne willkommen. * Fyeireligiöſe Gemeinde. Die kommende Sonntagsfeier am Sonntag, den 14. Dez. vormittags 10 Uhr, in der Aula des Realgym⸗ naſiums, Tullaſtraße 4, wird eine ſtille Erinne⸗ rungsfeier an Friedrich Nietzſche ſein. Friedrich Nietzſche iſt in dieſen Tagen vor 25 Jahren unheilbar erkrankt. Geſtorben iſt er zwar erſt im Jahre 1900. Aber feine geiſtige Schaffenskraft erlahmte ſchon mit jener Erkran⸗ kung im Dezember 1888. Das iſt alſo nun ge⸗ rade 25 Jahre her, für alle ſtillen Verehrer des Philoſophen Grund genug, in dieſen Wochen dankbar ſeiner und ſeines Lebenswerkes zu ge⸗ denken. Darum ſoll dieſe Sonntagsfeier vor Weihnachten dem Andenken an Nietzſche ge⸗ widmet ſein, über den der Prediger im erſten Jahre ſeines hierſeins ein ganzes Jahr hin⸗ durch Predigten gehalten hat und deſſen Ge⸗ danken auch ſonſt immer wieder in die Sonn tagsfeiern der Freireligiöſen Gemeinde hinein⸗ geklungen haben. Alle Freunde des Philo⸗ ſophen find zu dieſer ſtillen Stunde herzlich ein⸗ geladen. Der Stoff ſelbſt wird es mit ſich brin⸗ gen, daß auch die Adventsſtimmung zu ihrem Rechte kommt. * Handels⸗Hochſchule. In den„Kurſen für Kaufleute“ ſprach am Dienstag Profeſſor Dr. Rumpf in der Aula der Handels⸗Hoch⸗ ſchule über„Das Rechtim Kampfegegen den unlauteren Wettbewerb“. Wett⸗ bewerb, ſo führte der Vortragende aus, wird nie aufhören, ſolange es einen Handel gibt. Im⸗ merhin aber iſt heute im Handel, wie überhaupt in unſerem Wirtſchaftsleben ein Bedürfnis nach Ruhe und Sicherung unverkennbar. Das hat ſchon heute vielfach zu einer Zurückdrängung der freien Konkurrenz geführt. Dieſem Zuge Unſerer Zeit entſprechend haben neueſtens auch Unſere Geſetze den Kampf gegen die Auswüchſe des freien Wettbewers aufgenommen. Redner beſprach dann in großen Zügen ben Inhalt des Geſetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wett⸗ bewerbes und erläuterte dabei die Rechtslage in Fragen, die heute den Handel beſonders be⸗ wegen. Unter anderem ſprach er von der Stel⸗ lung des Rechts gegenüber Schleuderpreiſen, gegenüber der Gewährung von Sonderrabatten und den Ausverkäufen und erörterte die Be⸗ deutung von Verkäufen zu„Selbſtkoſtenpreiſen plus 10 Prozent“. * Zur Aufklärung veröffentlicht der Verein der Dentiſten Mannheim Ludwigs⸗ hafen eine Warnung gegen die ſogen. Zahn⸗ hauſierer, auf die wir auch an dieſer Stelle hinweiſen. * Durchgegangen. Geſtern vormittag 10 Uhr wurde das Pferd eines Geflügelhändlers auf der Meerfeldſtraße ſcheu und ging durch. Es raſte mit dem Wagen auf dem Bürgerſteig ent⸗ lang über den Lindenhofplatz, durch die Unter⸗ führung und wurde auf der Bismarckſtraße an⸗ ehalten. Bei dem Wagen war die hintere Rolle gebrochen Den Kutſcher trifft keine Schuld, da ſich das Pferd bäumte und im Galopp davon⸗ raſte. Perſonen ſind nicht verletzt worden. Berſicherung für Arzt, Apothete und Kran⸗ kenhauspflege. Wieder iſt es der von Franz Thorbecke 1890 gegründete Neue Medi⸗ zinal⸗Verein“ Mannheim und Vor⸗ brte, der feinen Mitgliedern eine ſchöne, ſegensreiche Weihnachtsfreude macht indem die Kaſſe ab 1. Jauuar 1914 die Krankenhaus⸗ koſten der Mitglieder auf die Dauer von 13 Wochen für Kinder mit.50 M. und für Er⸗ wachſene mit 3 M. pro Tag bezahlt. Seit Jah⸗ ren machte der Vorſtand die Wahrnehmung, darßz —.————— raths Spielleitung hatte alles aufs beſte an⸗ geordnet. Wenn trotz alledem der Schlußbeifall nicht über die Grenzen der Achtung und gaſt⸗ freundlichen Höflichkeit hinausging, ſo wiſſen wir nunmehr den wahren Grund. Man ſollte eben Ariadne auf Naxos ohne den Bürger als Edelmann„des Moliere“() ſpielen —— A. Bl. Ronzert Fritz Birt. Im Keaſinoſaale gab der durch frühere Sonaten⸗ abende hier beſtens bekannte Heidelberger Violiniſt, err Fritz Hirt, unter Aſſiſtenz des Herrn Otto oß. Direktors der Heidelberger Muſikakademie, geſtern ein Konzert, das einen künſtleriſch höchſt au⸗ kregenden Verlauf nahm. Schou das Programm, welches durch die Namen J. M. Jeclair, J. S. Bach, Mozart, Kreisler und E. Dſaye charakteri⸗ ſiert war, bekundete den ernſten Kunſtgeſchmack, die in die Tiefe gehende Richtung und Vielſeitigkeit und die Durchführung bewies, daß Frltz Hirt ſein großes techniſches Können nie als Selbſtsweck betrachtet, londern ſtets in den Dienſt des Muſikaliſchen ſtellt. Zwar zeigte das Inſtrument, welches Hirt geſtern benützte nicht gerade einen ſinnlich ſchönen Ton, aber die männlich ernſte Art, das urgefunde Empfinden, der ſchlicht natürliche Ausdruck ſeines Spiels feſſel⸗ ten vom erſten bis zum letzten Augenblick. J. M. Leclairs Dedur Sonate eröffnete den Abend, ein reizvolles Werk, welches das Tonalitäts⸗ gefühl in allen Sätzen mit ſeltener Konſequenz feſt⸗ hält. Die Wiedergabe gewann durch den rhythmiſchen Schwung und das belebende Temperament, mit dem alle Sätze geboten und charakteriſtert erſchienen Dax⸗ auf ſpielte der Geiger Bach's berühmte Demoll Tha⸗ conne für Biöline allein, das Werk, das noch heue als ein Probeſtück echter Bioliniſten gilt, Und Hirt beſtand dieſe Probe. Er brachte das eminent ſchwie rige Stück zu einer kechniſch wie muſikaliſch höchft beifallswürdigen Wiedergabe. Anmut und Schön⸗ heit ſtrahlte das Spiel in Mozart's dur Rondo und im Eedur Adagiv aus, und ſriſch belebt und fein nuanciert gab er Tartini⸗Kreisler's Variationcn über ein Thema von Corelli in Pedur. Der Schluß gehörte dem Vortragskünſtler und Virtuoſen. Kreisleres Esedur Romauze op. 4 und die ebenſo bvriginelle als ſchwierige Tambourin chinvis op. 3 in Bedur erfuhren wie Eugene Yſayes „Caprice'après'etude en fo de valse de Saint⸗Saens“ eine bravouröſe Ausführung. Allen dieſen verſchiebenen Aufgaben und Stil⸗ richtungen wurde Herr Hirt, der in Herrn Direktor Ott Voß einen feinfühligen, verſtändnisvollen Be⸗ gleiter gefunden hatte, in jeder Hinſicht gerecht. . Der künſtleriſche Erfolg ſtand in umgekehrtem Verhältnis zu dem leider nur ſchwachen Beſuch der Veranſtaltung. CK. Aus dem Nannheimer Nunſt⸗ leben. 2. Kammermuſikabend des Mannheimer Streich⸗ guartett. Der 2. Kammermuſikabend des Mannheimer Streichguartett(Hugo Birkigt, Rich. Heſſe, Franz Neumaier und Karl Müller) findet nun⸗ mehr beſtimmt am Montag, den 15. Dez ge⸗ abends 8 Uhr, ſtatt. Der füür dieſen Abend vorgeſehene 2. Tribabend des Mannheimer Trio (Willy Rehberg, Hugo Birkigt und Karl Müller) mußte daher verlegt werden, und findet nun⸗ mehr Aufang nächſten Jahres ſtatt. Beim AQuarkett⸗Abend gelangen buaghebenbe Werke CCC..c zur Aufführung: Reger, Fis moll, op. 121, Schubert, K moll, op. 29, Häydn, B dur, op. 76 Aer. 1, Quartett Nr. 71(nach Peters Nr. 49). Beſonders möchten wir auf Regers Werk auf⸗ merkſam machen, das in Maunheim bis jetzt nloch nicht aufgeführt wurde, Akademie für Jebermann. Heute Donnerstag abend ſpricht für die Hörer zon Abteilung 2(blauer Zettel! Herr Dr. F. Wichert⸗Mannheim über Arnold Böcklins Phau⸗ taſie⸗ und Märchenwelt. Arnold Böcklin(1827—1901) iſt eine der machtvollſten Erſcheinungen der neueren Kuuſtgeſchichte. Sein Ziel war freilich nicht, neue Mittel zür Wiedergabe der Wirklichkeit zu entdecken, jondern„iunere Welten lebendig zu machen, Emp⸗ findungen. durch bildliche Darſtellung aufzurütteln und abzuſpiegeln“. Ein Vortrag über ſeine Kunſt wird immer ſein wie eine Wanderung durch die be⸗ Zaubernden Geſilde erdichteter und erkräumter Welten. Bon Kunſt, Wiſſenſchaft u. Leben. Das Befinden Coſima Waguers. Wie aus Bayreuth gemeldet wird, gibt das Befinden Co ſima Waguners neuerdings wieder 3¹ Beunruhigung Anlaß. Der Zuſtand der Greiſin, die ſeit langem kränkelt, hat ſich nicht unbedenklich verſchlimmert. Parſtfal⸗Aufführungen. Während das Charlottenburger Obernhaus die Erſtaufftihrung des Parſifal ſür den 1. Januar angekündigt hat und weitere Vorſtellungen im Laufe des Jauuar folgen Deutſche laſſen wird, geht Parſifal an der Königl. ſpäteſtens am 7. Januar zum erſten Male die meiſten Mitglieder weder Vorſchüſſe, noch 1 die ganzen Krankenhauskoſten bezahlen konnten Aus dieſem Grunde unterbreitete der Vorſtand dem Ausſchuß in der kürzlich ſtattgefundenen außerordentlichen Ausſchußſitzung den weittra⸗ genden Vorſchlag, die Krankenhauskoſten zu be⸗ willigen. Der Vorſchlag wurde von den Aus⸗ ſchußmitgliedern mit Freuden begrüßt und ein⸗ ſtimmig genehmigt. Es wurde lebhaft betont, daß hiermit der rührige Vorſtand eine ſoziale Tat beging. Während noch vor kurzer Zeit die Mitglieder die Hälfte der Operationskoſten zu zahlen hatten, ſind ſie jetzt auch von dieſer Laſt befreit und erhalten vom kommenden Jahr ab noch die Krankenhauskoſten, gleichviel, welche Anſtalt aufgeſucht wird, in obigem Umfang er⸗ ſetzt. Damit hat der„Neue Medizinal⸗ Verein“, der auch in ſämtlichen Vororten Filialen unterhält, dem begonnenen Werk die Krone aufgeſetzt. Möge die Kaſſe, Haupt⸗ bureau Mannheim, 8 2, 4, unter ihrer derzeitigen umſichtigen Leitung zum Wohle ihrer Mitglieder weiterwachſen, blühen und in der Entwicklung weiterſchreiten. * Mutmaßliches Wetter am Freitag und Samstag. Ganz Nord⸗Europa wird nunmehr von der neuen Depreſſion beherrſcht. Rand⸗ wirbel ſind auch bis zu uns vorgedrungen. Nach ihrem Vorübergang iſt für Freitag und Sams⸗ tag bei nordweſtlichen Winden teils aufklären⸗ des, teils bewölktes Wetter mit Schneefällen zu erwarten. Polizeibericht bom 11. Dezember 1913. Aufgefundene Kindesleiche. Am 2. v. Mis. wurde im Rhein bei Braubach die Leiche eines neugeborenen Kindes, weiblichen Geſchlechts geländet, das nach der Geburt gelebt und offenbar längere Zeit in Waſſer gelegen hat. Um ſachdienliche Mitteilungen zur Feſtſtellung der Perſönlichkeit der noch un⸗ bekannten Kindesmutter erſucht die Schutzmann⸗ ſchaft. Unfälle. In einem Neuban i Rheinan ſtürzte am 8. d. Mts. ein 21 Jahre alter lediger Zimmermann von dort von einer Leiter herunter und brach den linken Unkerarm. Ein Rangierer von Plankſtadt wurde am gleichen Tage beim Rangieren von Wagenabteilungen auf dem Güterbahnhof gegen eine Mauer gebdrückt n. an der Bruſt ſo erheblich gegquetſcht, daß er in das Allgem. Krankenhaus verbracht werden mußte.— In einem Schaufenſter des Hauſes H 2, 14 explodierte geſtern Abend 6% Uhr ein Kaffeeröſtapparat vermutlich durch Entzündung angeſammelter Gaſe. Das Schaufenſter wurde vollſtändig zertrümmert, und erlitt ein davor ſtehender 14jähriger Schüler durch umher⸗ fliegende Glasſplitter eine Verlezung am Kopfe. Der Schaden welcher als erheblich bezeich⸗ net wird, iſt durch Verſicherung gedeckt. Tobſüchtig wurde heute früh 5½ Uhr ein 19 Jahre alter Malergehilfe in ſeiner in der Schwetzingerſtraße gelegenen Wohnung und mußte er mittelſt Sanitätswagens in das Allgem. Kran⸗ kenhaus überführt werden. Vergnügungen. * Konzert der Leibgreuadier⸗Kapelle im Roſeu⸗ garten. Die Kapelle des 1. Bad. Leib⸗Greua⸗ dier⸗Regiments Nr. 109 aus Karlsruhe ver⸗ anſtaltet am nächſten Sonutag, 14. Dezember abends 8 Uhr, im Nibelungenſaal ein großes Konzert unter Leitung ihres ſchneidigen Dirigen⸗ ten, Ferrn Muſikmeiſter Beruhagen. Das Pro⸗ gramm dieſes Konzertes enthält, wie ſchon der Titel „Weihnachtskonzert“ beſagt, verſchiedene An⸗ klänge an das nahende Weihnachtsfeſt, verzeichnet aber auch andere Muſikſtücke, ſo daß jeder Geſchmack auf ſeine Rechnung kommt. Herr Bernhagen ge⸗ nießt bereits den Ruf eines feinfühligen, küchtigen Dirigenten, ſo daß allen Freunden guter Muſik ein Beſuch des Konzertes warm empfohlen werden kann. Eintritt 50 Anfang 8 Ühr. Die Direktion des Union⸗Theaters, P 6, 2/½4 teilt uus mit, daß„Der Shylock von Krakau“ mit Rudolf Schildkraut in der Titelrolle fiufolge anderweitiger kontraktlicher Abmachungen nur noch 2 Tage(bis inkl. Freitag) gezeigt wird. Da dieſer Film Monppol des Union⸗Theaters iſt und daher in keinem andern hieſigen Kinotheater gebracht werden kann, ſollte niemand verſäumen, ſich dieſes Meiſter⸗ werk der Lichtſpielkunſt im Union⸗Theater anzuſehen. Ab Samstag gelangt die glänzende, aktuelle, drei⸗ aktige Film Burleske„Die Tango⸗Königin“ mit der ausgelaſſenen Berliner Range Hauni Weiße in der Hauptrolle zur Vorführung. TTT..!......ß ͤvcc Szene. In der Titelrolle werden Kirchhoff und Berger abwechſeln. Huchſchulnachrichten. Zum Nachfolger von Geheimerat Koenigs⸗ berger, der bekanntlich am 1. April kommen⸗ den Jahres in den Ruheſtand tritt, wurde der außerordentliche Profeſſor an der Univerſität Tübingen Dr. Oskar Perron nach Heidel⸗ berg berufen. Prof. Perron, der den Lehr⸗ ſtuhl für Mathematik an der Heidelberger Uni⸗ verſität übernimmt, iſt 36 Jahre alt und ſtammt aus Frankenthal. Er hat dem„Tagblatt“ zu⸗ folge den Ruf angenommen. Kleine Mitteilungen. Zu einer würdigen Feier vereinigten ſich am Sonntag in Engen eine Anzahl freunde zur Einweihung einer Schefſel⸗ Gedenktafel am Hotel Sternen⸗Poſt, wo Viktor Scheffel allfährlich mehrere Wochen Naſt hielt. Die Feſtrede hielt Rechtsanwalt Dr. Weiß. Auch der dejährige Hegau⸗Sänger Stocker⸗Waldshut ließ ſeine Lieder zur Ver⸗ herrlichung des Feſtes erklingen. Der ſeit 16 Jahren als Oberregiſſeur des Schauſpiels am Stuttgarter Hoftheater ange⸗ ſtellte Geh. Hofrat Hans Meery zieht ſich mit Ablauf der jetzigen Spielzeit ins batleben zurück. Er wird ſeinen Wohnſitz in der Um⸗ gebung von München nehmen, wo er einen Landſitz erworben hat. 3 5 5 3—— . e T 2 A — 4 dga 2 .e Donnerskag, den 11. Dezember 1918. Geueral⸗Auzeiger.— Zadiſche Neueſte Nachricten. (Mittagblatt.) 5 Sefta. Ueues aus Ludwigshafen. Diebſtahl. In den letzten Tagen wurde aus einer Manſarde eines Hauſes in Frieſenheim nach Oeffnen derſelben mit einem falſcher Schlüſſel ein Dutzend Damenhemden, ein Dutzend Damenjacken und ebenſoviel Damen⸗ unterhoſen im Werte von 120 Mark geſtohlen die als Ausſtattungsgut dienen ſollten. Der Dieb wurde bis jetzt nicht ermittelt. Letzte Nachrichten und Telegramme. m. Kölnu, 11. Dez.(Priv.⸗Tel.) einer Newyorker Depeſche der„Köln. Ztg. der deutſche Dampfer„Mecklenburg“ au der Küſte von Nordkarolina aufgelau⸗ fen. Es beſteht aber keine unmittelbare Gefahr. * Berlin, 11. Dez. Die im Frühjahr 1912 88 Nach 4 17 Bauſchwindel, die eine Stellungnahme zu der Frage ermöglichen ſoll, ob der zweite Teil des Geſetzes über Sicherung der Bauforderungen einzuführen iſt, ſoll nach der„Poſt“ im weſent⸗ lichen fertig geſtellt ſein. ſe] Berlin, 11. Dez.(Von unſ. Berl. Bur.) Der zweite Vizepräſident des Reichstages, Geh. Juſtizrat Heinrich Doye feiert heute jeinen 69. Geburtstag. Dove vertritt im Reichstage die alte Lutherſtadt Wittenberg und gehört dem Reichs⸗ tag nunmehr ſeit 10 Jahren an. Dove iſt ein Sohn des bekannten Berliner Phyſikers. Er war lange Zeit als Richter tätig, wurde 1898 zum Syndikus der Aelteſten der Berliner Kaufmannſchaft, 4 Jahre Handelskammer berufen. Schriftſtelleriſch hat ſich Dove durch die Kommentierung der Handelsgeſetze hervorgetau. Ber n, 10. Dez. In der heutigen Sitzung des Nationalrates wurde von den Sozialdemokraten ein Antrag eingereicht, daß die Frage der Einführung einer direkten Bundesſteuer auf Vermö⸗ gen und Einkommen vom Bundesrat geprüft werden ſolle. Der Betrag ſoll zur Durchführung einer grundfätzlichen Aenderung der Finanzpolitik des Bundes verwendet werden, insbeſondere zur Erzie⸗ lung einer Herabſetzung der Zölle. W. Paris, 11. Dez. Der Heeresausſchuß hat die vom Budgetausſchuß vorgenommene Solderhöhung für Offiziere vom Major abwärts nicht unbeträchtlich vermehrt. Die dadurch ver⸗ urſachte Ausgabe würde ungefähr 3 Millionen Franes betragen. W. Paris, 11. Dez. Das Appellations⸗ gericht von Orleans hat den Erzbiſchof von Reims, Kardinal Lucon wegen eines im Jahre 1909 erlaſſenen Hirtenbriefes, über die Glaubensgefährlichkeit der Volksſchulen zur Zah⸗ lung eines Schadenserſatzes von 500 Fres. an verurteilt. 5 W. Paris, 11. Dez. Der jüngſt gemaß⸗ zegelte General Faurie hat gegen die Entſchei⸗ dung des Disziplinarrates, wonach er mit einem halben Sold in den Ruheſtand verſetzt werden ſoll, beim Staatsrat Einſpruch erhoben, mit der Begründung, daß ein amtlicher Mißbrauch vor⸗ liege und daß der Disziplinarrat unregelmäßig zuſammengeſetzt geweſen ſei. W. Paris, 11. Dez. Nach einer dem Kriegsminiſterium auf funkentelegraphiſchem Wege zugegangenen Nachricht hat Oberſt Lar⸗ geau am 8. Dezember die Feſte Ain⸗Galata, den Hauptſitz der Senuſſi, nach lebhaftem Kampfe beſetzt. Die Senuſſi erlitten beträchtliche Ver⸗ luſte. Auf franzöſiſcher Seite ſoll ein Leumant gefallen ſein. Durch die Einnahme von Ain⸗ Galata iſt die Verbindung der franzöſiſchen Kolonien mit Weſt⸗ und Aequatorialafrika ge⸗ ſichert. * Petersburg, 10. Dez. Der Ausſchuß der Reichsduma für die Reform des Polieiweſens hat einſtimmig den erſten 2 Borherſagungen für in⸗ und ausländiſche Pferderennen. (Von unſerm Spezial⸗Mitarbeiter.) Donnerstag, 11. Dezember. Antenuil. Prix de la Porte Dauphine: Radis Rouge— Satilla. Prix de Saint⸗Georges: Capricieux— Herminette. Prix Delatre: Grand Duc III1— Impur. Prix Paul's Gray: Lilium— ZQui. Prix Trocadero: Kamrel— Prince Chriſtian. Priz Cap: Lynx Eyed— Uſurier. * Pferdeſport. V. Baden⸗Baden, 10. Detz. e Inkevrnatio⸗ nalen Iffezheimer Reunen erforderten geſtern die Aufmerkſamkeit der Rennſtallbeſitzer und Züchter in hohem Maße. Für die nächſtjährigen beiden klaſſiſchen Rennen, den„Großen Preis von Baden“ und das„Fürſtenberg Memorial“ war die Zahlung des vorletzten Einſatzes zu entrichten. Das „Fürſtenberg⸗Memortal 1915“ erinnerte au die Auf⸗ kechterhaltung der vor Jahresfriſt abgegebenen Nen⸗ nungen, während für die im Jahre 1915 bezw. i918 zum Austrag gelangenden beiden gleichnamigen klaſſiſchen Ausſchreibungen die Anmeldungen zu erfolgen hatten. Das Nennungsergebnis bezw. die Zahlung der höheren Einſüätze iſt im großen und ganzen befriedigend ausgefallen. Im nächſt⸗ jährigen Großen Preis von Baden ſind von Pferden 52 teilnahmeberechtigt geblieben(14 Deutſche, 1 Ruſſe und 37 Franzoſenſ; das Fürſten⸗ berg⸗Memorfal 1914 vereinigt nach der geſtri⸗ gen Reugelderklärung von 46 Pferden noch 31(18 Deutſche und 13 Franzoſen) während im Fürſten⸗ berg⸗Memorial 1915 von 119 Unterſchriften 67(35 Deutſche, 2 Oeſterreicher und 30 Franzoſen) ſtehen blieben. Was nun die Nennungen für den Großen Preis von Baden 1915 und das Fürſtenberg Memo⸗ rtal 1916 betrifft, ſo ſind die für das erſtere Rennen geſorderten 110 Unterſchriften genau zuſammen⸗ ekommen, und zwar von deutſcher Seite 35, von Nnatcher yN WMüneend Fdin iüe nswiennese Di It in Angriff genommene Denkſchrift über den ſpäter zum Syndikus der neubegründeten Berliner die Lehrervereinigung des Marne⸗Departements —— Antrag des Berichterſtatters angenommen, durch welchen das Gendarmeriekorps von der Unter⸗ ſuchung politiſcher Delikte entbunden wird und die Unterſuchungsrichter allein mit der Vor⸗ unterſuchung bei politiſchen Delikten beauftragt werden. SHongkong, 11. Dez.(Reuter) Der britiſche Dampfer Sajtoi, der hier eingetroffen iſt, meldet, daß er von einem portugieſiſchen Dampfer das Signal erhalten habe, wonach deſſen Kapitän von Piraten erſchoſ⸗ ſen worden ſei. . Chicago, 11. Dez.(Reuter.) In Miami(Florida) iſt William Deering, der Be⸗ gründer der Harveſter⸗Company, geſtorben. Sein Vermögen wird auf 50 Millionen Dollars ge⸗ ſchätzt. Calumet(Michigan), 11. Dez.(Reut.) Bei einem Zuſammenſtoß mit ſtrei⸗ kkenden Bergleuten wurde ein Polizei⸗ beamter getötet und zwei verwundet. Die Strei⸗ kenden ſollen auf die Beamten geſchoſſen haben Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Kanzlerrede über die auswärtige Politik. W. Paris, 11. Dez. Der„Petit Pariſien“ ſchreibt: Die Erklärungen des Reichskanzlers werden in ihrer Mehrheit in Europa gut auf⸗ genommen werden, denn ſie verſtärken die opti⸗ miſtiſche und friedliche Auffaſſung, die wir in den Darlegungen von Grey, von Saſſanow und von Berchtold, ſowie in der italieniſchen Thron⸗ rede gefunden haben. Die von dem Reichskanz⸗ ler erwähnten Verhandlungen Deutſchlands mit Rußland, England und Frankreich zeigen, daß der Kontinent die ſeit dem Jahre 1909 auf ihm laſtende Kriſe endlich überwunden hat. Frankreich und Spanien w. Paris, 11. Dez. Der„Figaro“ behaup⸗ tet, daß Finanzminiſter Caillaux dem heute im Elyſe zu Ehren des Königs von Spanien ſtatt⸗ findenden Frühſtückstafel nicht beiwohnen werde und erzählt im Anſchluß an dieſe Mel⸗ dung, Caillaux habe vor zwei Jahren gelegent⸗ lich der ſpaniſch⸗franzöſiſchen Marokkoverhand⸗ lungen in einem Geſpräch mit dem ſpaniſchen Botſchafter angedeutet, daß die franzöſiſche Re⸗ gierung, falls König Alfons nicht nachgeben ſollte, die Ueberwachung der ſpaniſchen Inter⸗ eſſen an der Pyrenäengrenze nicht mehr ſo ſtreng durchführen würde. Dieſe Drohung habe namentlich bei der Königin⸗Mutter Marie Chri⸗ ſtine lebhafte Entrüſtung hervorgerufen. Neue Militärrevolte in China? OLondon, 11. Dez.(Von unſ. Lond. Bur.) Aus Schanghai ſmelden die dortigen Korre⸗ ſpondenten des„Daily Telegraph“ und der „Morning Poſt“ übereinſtimmend, daß der General Tſchan Hfun und deſſen Armee ent⸗ laſſen werden ſollen. Man befürchte aus die⸗ ſem Grunde Militärrevolten. Das Programm des neuen franzsſiſchen Nabinetts. wW. Paris, 11. Dez. In der Erklärung des Kabinetts, das morgen verleſen werden wird wird deutlich verſichert, daß es der Wille des Kabinetts ſei, ſich ausſchließlich auf eine Mehr⸗ heit der Linken zu ſtützen. Das Miniſte⸗ rium ſei entſchloſſen, die Laienſchule zu verteidigen und die Geſetze der Republik zur An⸗ erkennung zu bringen. Die Erklärung wird nicht von der Anleihe ſprechen, deren Erörte⸗ rung der Sturz Barthous unterbrochen hat, ſondern wird darauf hinweiſen, daß die Regie⸗ rung bei der nächſten großen finanziellen Dek⸗ kung erkennen laſſen werde, wie ſie der Situa⸗ tion abzuhelfen gedenke. Die Erklärung wird . 358 Memorial 1916 gewünſchte gleiche Anzahl Nennungen nicht genau erreicht worden iſt, indem nur 108 Unter ſchriften gezeichnet wurden. Dieſes Reſultat iſt ſehr überraſchend, da das Renn⸗Komitee von den Ställen eine größere Beteiligung erwarten durfte, nachdem es den bisherigen Einſatz in der großen Drei⸗ jährigen⸗Prüfung von 700 Mark auf 550 Mark er⸗ mäßigt hatte. Der Ausfall an Nennungen liegt allein bei den deutſchen Ställen, die das Entgegen⸗ kommen des Renn⸗Komitees ſchlecht belohnt haben, denn unſere weſtlichen Nachbarn haben ſich durch Ab⸗ gabe von 64 Nennungen noch etwas zahlreicher be⸗ teiligt, als im vergangenen Jahre. Aviatik. * Der Mülhauſer Flieger Stieſpater hat ſich zu einem Eugagement auf 1. Januar bei dem Prinzen Sigismund von Preußen verpflichtet, sr. Für den internatlonalen Steruflug nach Mo⸗ naco, den der International⸗Sporting⸗Club anläßlich des Motorboot⸗ u. Waſſeräroplan⸗Meetings im April zum erſten Male veranſtalten will, ſind fetzt die ver⸗ ſchiedenen Strecken genau feſtgelegt worden. Man hat zunächſt ſieben Startplätze und entſprechend ſieben verſchiedene Strecken in Ausſicht genommen. Die erſte führt von Paris über Angers, Toulduſe und Toulon nach Monte Carlo, die zweite belgtiſche be⸗ ginnt in Brüſſel und führt über Calais, Dijon und Toulon zum Ziel. Die engliſche Flugſtrecke begtunt in London und nimmt dann über Calais den gleichen Weg. Die deutſchen Teilnehmer ſtarten in Gotha und fliegen über Frankfurt a. M. gleichfalls über Dijon und Toulon nach Monte Carlo Für die Oeſterreicher führt der Weg über Wien, Agram, Ve⸗ nedig und Genua nach Monte Carlo, für die Italie⸗ ner von Rom über Turin, Venedig und Genug nach Monaco und für die ſpaniſchen Flieger von Madrid itber Bilbao, Toulouſe und Toulon nach Monte Carlo. Wie ſchon früher berichtet, ſind au Preiſen im ganzen 75000 Franes ausgeſetzt. Für die beſte Zeit ſollen 25 000 Franes gegeben werden. Je 500 Fraucs erhalten die ſchnellſten Flieger auf jeder Strecke. Der Reſt iſt für Spezialpreiſe beſtimmt. Die Ankunft in Monte Carlo wird in der Zeit vom 1. bis 15. April gewertet. Der Start wird vom 31. März an kreige⸗ n ee e DDDNe 0 welche das Land erwartet und von derjenigen, welche den erworbenen Reichtum treffen ſoll. Weiter wird die Erklä⸗ rung die Kammer auffordern, ſich mit der Be ratung des Budgets zu beeilen und wird vor dem Senat den von der Kammer angenommenen Geſetzentwurf über die Einkommenſteuer Unterſtützen, der alle Einkommen treffen ſoll. Das Kabinett werde ſich bemühen, eine Ueber⸗ einſtimmung zwiſchen der Kñammer und dem Senat über die Wahlreform herbeizufüh⸗ ren, aber es müſſe darauf hingewieſen werden, daß infolge der Kürze der Zeit vor den Wahlen die Frage von den Wählern gelöſt werden müßte. Hinſichtlich des Dreijahresge⸗ ſetzes ſagt die Erklärung, das Geſetz ſei an⸗ genommen und die Regierung ſei daher ver⸗ pflichtet, es zur Ausführung zu bringen. Sie ſehe nicht, wie ſie ſich dieſer Verpflichtung, die ihr durch den gemeinſamen Willen des Senats und der Kammer diktiert wurde, entziehen könne. Sie werde daher das Dreifahresgeſetz in loyaler Weiſe zur Anwendung bringen, um⸗ ſomehr, als die Umſtände, unter denen das Geſetz angenommen wurde, noch immer vorhan⸗ den ſeien. Was die auswärtige Politik anbetrifft, wird in der Erklärung von dem Werte geſprochen werden, welche die Regie⸗ rung dem Bündnis mit Rußland, dem inti⸗ men Verhältnis zu England und der Herz⸗ lichkeit der Beziehungen Frankreichs zu den anderen Mächten beimißt und daß Frankreich den Wunſch habe, zum allgemeinen Frieden bei⸗ zutragen, ohne indes zu dulden, daß man ſeine Würde antaſte. W. Paris, 11. Dez. Der Miniſterpräſident und der Miniſter des Aeußern erklären, daß das neue Kabinetr entſchloſſen ſei, die Konſinuität der auf dem Bündnis mit Rußland und der Freundſchaft mit England beruhenden auslän⸗ diſchen Politik Frankreichs zu ſichern. Die Re⸗ gierungserklärung werde in dieſer Beziehunf ſehr beſtimmt lauten. Der Kriegsminiſter Nou⸗ lens verſicherte, daß das Geſetz über die drei⸗ jährige Dienſtzeit loyal und gewiſſenhaft vom Kabinett durchgeführt werde, was umſo notwen⸗ diger erſcheine, als die äußeren Verhältniſſe, durch welche das Geſetz veranlaßt worden ſei, ſich nicht geändert hätten. Die Entwicklung auf dem Balkan. Kabinettskriſe in der Türkei. * Wien, 10. Dez. Die„Neue Freie Preſſe“ meldet aus Konſtantinopel: Der Groß weſir unterbreitete heute Vormittag dem Sultan ſeine Demiſſion. Der Sulan bat ihn durch ſeinen zweiten Kämmerer, ſein Geſuch zurückzu⸗ ziehen, doch beharrte der Großweſir auf ſeinem Entſchluß. Ein heute Nachmittag unter dem Vor⸗ ſitz des Scheich ül Islam tagender Miniſterrat erörterte die Kriſe. Erwogen wurden ſolgende Kombinationen: Kriegsminiſter Jözek Paſcha als Großweſir, Marineminiſter Mamut als Kriegs⸗ miniſter oder Präſident des Slaatsrats und Platz⸗ kommandant, Dſchemal als Marineminiſter. Generalſtabschef Hadi Paſcha, ein Gegner der deutſchen Militärmiſſion ſoll zurücktreten. Steuern ſprechen, — Das Programm des neuen bulgariſchen Kabinetts. * Sofia, 10. Dez. Das offiziöſe Blatt„Na⸗ rodni Prava“ erklärt, das neue Kabinett ſei ent⸗ ſchloſſen, mit der neuen Kammer zu regieren. Die Sobranje trete bald zuſammen und die Regie⸗ rung hoffe bei ihr die notwenbige Unterſtützung zu finden. Sie werde nicht zögern, wenn nötig, bei einer Gruppe der Oppoſition aktive Mitarbeit 5 bei dieſer Gelegenheit von den demokratiſchen ranje geſtatte kaum die Bildung eines anderen Kabinetts, das aus ihrem Schoße hervorgegangen wäre. Was die Bildung eines außerparlamen⸗ kariſchen Kabinetts betreffe, ſo komme das der Auflöſung der Sobranje gleich, was nicht zuge⸗ laſſen werden dürfe. In verſchiedenen politiſchen Kreiſen werde verſichert, daß gewiſſe oppoſttio⸗ nelle Gruppen der Sobranje die Regierung unter⸗ ſtützen würden. Die vereinigten Staaten und Mexiko. Newyork, 10. Dez.(Reuter.) Nach einem Telegram maus Veracruz haben die Rebellen heute mitag mit dem Sturm auf Tampico be⸗ gonnen. DBerlin, 11. Dez.(Von unſ. Berl. Bur.) Dem„Lokalanzeiger“ wird aus Newyork gemeldet: Die Kommandanten der vor Vera⸗ cruz liegenden europäiſchen Kriegsſchiffe ſollen nach Meldungen von Mexiko den Entſchluß gefaßt haben, ſofort Marinemannſchaften nach der Hauptſtadt zu entſenden, falls der Re⸗ bellengeneral Caramza ſich ihr näher ſollte. Ein Angriff der Aufſtändigen auf Tampico wird ſtündlich erwartet. Admiral Fletcher beabſich⸗ tigt Truppen in Tampico zu landen, um die Ausländer zu ſchützen und ſie ev. an Bord zu nehmen. Der Kapitän des deutſchen Kreuzers „Bremen“ bot ſeine Hilfe an. —— Telegraphische Handelsberlehte, Bierbrauerei-Gesellschaft vorm. Lederer in Nürnberg. Nürnberg, 1I. Dez. Die gestrige Gene⸗ raſxersammlung genehmigte die Zusammen- legung der Aktien im Verhältnis von 873, soWie die Ausgabe von 1 Million Mark Vorzugsaktien, Dividendenschätzungen. 5 EBerlin, 1I. Dez. Die Dividende der Preußischen Zentralbodenkre⸗ dit-Aktienbank wird auf wiederum 9½ Prozent geschätzt.— Die Allgemeine Deut- Sche Kreditanstalt in Leipzig dürfte wWiederum eine Dividende von 8½ Prozent aus- schütten. Vom deutschen Bleiweißkartell. r. Düssel dor f, 11. Dez.(Priv-Tel) Wie das Kartell uns mitteilt, hat es seine Preise für Trocken-Bleiweiß mit sofortiger Wirkung um I M. pro Dz. herabgesetzt. Die bisherige Spannung zwischen Pulver- und Oelbleiwelß bleibt unverändert. Vom Roheisenverbanld r. Düsseldorf, 11. Dez.(Priv.-Tel) Wie Wir hören, kindet die nächste Mitglieder⸗ Versammlung am Donnerstag, den 18. ds. Mts. statt. Auf der Tagesordnung stehen neben der Erstattung des Marktberichts die üblielen Regularien. Die Meldung der„Rhein. Westf. Zlg.“, wonach die Eisenindustrie zu Menden und Schwerte für den Verkauf der Quote der stillelegten Hochofenwerke von dem Roheisenverband eine jährliche Entschadigung von M 100 o00 erhalte, wird uns von mäaßgeben⸗ der Seite als unrichtig bezeichnet. Jedoch sind von den Beteiligten die richtigen Einzel- heiten nicht zu erfahren. 5 Run auf eine Bank. Berlin, II. Dez.(Von uns. Berl. Bur)“ Aus Madrid wird gedrahtet: Infolge von Ge⸗ rüchten über einen Krach wurde die hiesige Spanische Landesbank, deren Aktienkapi- tal 110 Milllonen beträgt, gestern von unge heuren Menschenscharen bestürmt. Die Polizei hatte Mühe, die Ordnung unter der von einer Panik ergriffenen Kundschaft der Bank aufrecht zu erhalten. An 20 ⸗Millionen wurden im Laufe des gestrigen Pages Zu⸗ rückgezahlt. Heute sollen die A u 8 z a hlung en fortdauern. Wenn sich die Ge- rüchte bestätigen sollen, so sind zahlreiche finanzielle Zus ammenbrüche zu er- warten. zu ſuchen. Die Zuſammenſetzung der neuen Sob⸗ Nationen. Ebenſo iſt es den Fliegern überlaſſen, ob ſie den ganzen Flug auf einer kombinierten Land⸗ oder Waſſerflugzeugmaſchine abſolvieren wollen, oder ob ſie für den letzten Teil, der über das Mittelmeer geht, die Landapparate in Waſſerflugzeuge umlauſchen wollen. Die Waſſerſtrecken beginnen für die von Oſten kommenden Flieger in Genua und für die vom Weſten kommenden in Toulon. Sr. Camille Jenatzy. Der auf ſo tragiſche Weiſe bei einem Jagdausflug bei Brüſſel ums Leben ge⸗ kommene Camille Jenatzy hat beſonders im Automo⸗ bilſport eine große Rolle geſpielt. Schon als Zwan⸗ ziglähriger war er als Konſtrukteur tätig. Seinen erſten großen Erfolg errang er für deutſche Far⸗ ben durch den Sieg im vierten Gordon Bennet⸗Ren⸗ nen 1903 in Irland auf einem Mereedes⸗Wagen. Im 5. Gordon Bennet⸗Rennen bei Bad Homburg im Taunus mußte ſich der„rote Teufel“, welchen Spitz⸗ namen ihm ſein roter Bart und ſein glänzendes Fah⸗ ren eingetragen hatte, mit dem zweiten Platz hinter Thery begnügen. Größere Erfolge hatte er dann erſt wieder im Jahre 1910 in Oſtende zu verzeichnen, wo er, wiederum auf Mercedes, vier erſte Preiſe gewann, Zuletzt war Jenatzy als Direktor einer Pueumattk⸗ fabrik bei Brüſſel tätig. Motorſport. Sr. Ein Juterngtionales Automobil⸗ und Flug⸗ zeugmeeting, das mit Preiſen im Geſamtbetrage von 200 000 Lire dotiert werden ſoll, wird im Frühjahr 1914 in Mailaud abgehalten werden. Radſport. sr. Der erſte Tag des Newyorker Sechstage⸗Ren⸗ neus hat keine wefentlichen Veränderungen in dem Felde gebracht. Wie uns ein Priv.⸗Telegr. meldet, wurden lediglich Kopsky⸗Keefe, zwei im eurppäiſchen Rabrenuſport gänzlich unbekannte Leute, zweimal überrundet. Bei zwei Maſſenſtürzen in der neunten Stunde erlitt der Auſtralier Pye derartige Kuiever⸗ letzungen, daß er bald darauf aufgeben mußte. Auch John Bedell ſchied wegen Krankheit aus. Ihre bei⸗ den Partner Walker und Corry bildeten mit einer Verluſtrunde eine neue Mannſchaft. Nach 26 Stun⸗ den waren von der aus 14 Maunſchaften beſtehenden Seeeeee rngfegt. 5 Met, Oly der Olympia⸗Propagandareiſe 5 mpiade. 5 5 „Beendigung Der Großherzog von Heſſen wohnte am Montag in Darmſtadt dem die füddeutſche Propaganda⸗ Reiſe abſchließenden Olympia⸗Vortrage der beiden Generalſekretäre des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Olympiſche Spiele, Hauptmann Roesler und Carl Diem, bei. Der Großherzog hatte bereits von dem Bericht der nach Amerika ent⸗ ſandten Sport ⸗Studienkommiſſion eingehend Kenntnis genommen und zeigte ſich für die Ver⸗ breitung der drüben gewonnenen Erfahrungen ſehr intereſſiert. Er ſtellte es als die wichtigſte Aufgabe des Reichsausſchuſſes hin, für die ſport⸗ liche Betätigung der Allgemeinheit im Volke zu ſorgen. Er hat bereits in Gießen die Anlage von Volks⸗Sportplätzen unter perſönlichen Aufwen⸗ dungen in die Wege geleitet. Nehen dem Gefolge des Großherzogs wohnten auch die Spitzen der Behörden dem Vortrage bei. General Freiherr von Heyl trat dem Reichsausſchuß als Förderer bei⸗ Telegr. Sport⸗Nachrichten. Tod des franzöſtſchen Fliegers Letort. 5 ſeBerlin, 11. Dez.(Von unſ. Berl. Bureau). Wie aus Paris telegraphiert wird, hat geſtern in Barbezieux bei Bordeaux der Avialiker Le⸗ tort ſeinen Tod gefunden. Der Flieger, der auf einem Farman⸗Zweldecker von Paris kam und ſich um den Streckenpreis des franzöſiſchen Avfal Klubs bewarb, hatte in Barbezieur eine Notlandung vorzunehmen. Der Apparat prallte dabet ſo heftig auf den Boden nieder, daß er ſich völllg überſchly Der Pilot wurde von dem ſchweren Motor buchſte lich zermalmt. Durch den Tod des Flieger 1 tort verliert die franzöſiſche Aviatik einen ihrer 5 Piloten. In Deutſchlaud war Letort bekann ſeinen aufſehenerregenden Flrug P 3* lin ohne Zwiſchenlandung. Letort war zu dieſ Flug am 13. Juli aufgeſtiegen und brauchte er über 900 Km. ne zeit von 6. Seite. General-Anzeiger.— Zadiſche Reueſte Nachrichten. (Mittagbfatt.) Donnerstag, den 11. Dezember 1913. Volkswirtschaft. A. Schaaffhausen'scher Bankverein. Heute kindet eine Aufsichtsratssitzung des A. Schaaff- hausenschen Bankvereins in Köln statt, in der man sich nochmals mit der Dividenden- Irag e beschäftigen wird. Vermutlich dürfte man sich auf ein Programm einigen, in wWel⸗ chem die Verwendung der Extrareserve von M..30 Mill. zu Extraabschreibungen auf un⸗ notierte Werte und ähnliche Posten eine Rolle spielt, ferner der Gedanke einer nochmaligen Reduktion der Dividen d eauf viel- leicht 3 Prozent schwerlich darunter. Die Divi- dendenreduktion würde erlauben, auf Debitoren noch Reserven zu schaffen« Dagegen scheint eine Strömung., die Dividende ganz ausfallen zu lassen, keine Majorität zu finden. Das Ge- schäftserträgnis an sich würde die Verteilung von wieder 5 Prozent gestatten, und es sind auch in letzter Zeit von früheren Abschreihun- en auf börsengängige Werte bereits Teile durch Kurssteigerung wieder hereingekommen. Aber man schätzt die Debitorenrücklage, die aus Vorsicht angesichts des Rückganges der Ron- junktur geschchen konnte, auf vielleicht Mark Millionen und scheint nun die gleiche Divi- dende aus dem Gewinn des laufenden Jahres einbehalten zu wollen, um bei etwaigen Kon- junkturschäden nicht auf die Gewinne suöterer Jahre zurückgreifen zu müssen, vielmehr dann noch ewisse stille Reserven zur Hand zu haben, Vereinigte Filzfabriken Giengen a. Brenz. Die Gesellschaft teilt auf Anfrage mit, dabß die Verhältnisse des Unternehmens keine Erklä- rung für den plötzlichen Kursrückgang geben; die Verwaltung glaubt denselben auf das gleich- zeitige Angebot einer größeren Anzahl von Ak⸗ tien zurückführen zu sollen. Eine Schätzung der Dividende sei zur Zeit noch nicht möglich, zumal die auswärtigen Unternehmungen den VUeberblick erschweren. Daß die Geschäftslage zur Zeit in der Filzbranche eine außber- gewöhnlich ungünstige ist, dürfte bekannt sein, Die Gesellschaft hat außerdem in der letzten tnung der Gebühren für die Begl g von Ursprungszeugnissen nach ich eine AKenderung ein. Statt wie bisher 6 Frs. wird von dem genannten Termin ab eine Gebühr von 12 Frs., für die konsularische Beglaubigung von Ursprungszeugnissen nach Frankreich be- rechnet. Zuckerfabrik Rheingau Aktiengesellschaft in Worms. Die Zahl der hiesigen industriellen Werke erfährt erfreulicherweise durch die An- siedlung einer Rohzuckerfabrik eine weitere Vermehrung. Die Stadtverordneten-Versamm- lung genehmigte den mit der Zuckerfabrik Rheingau.-G. Worms getätigten Kaufvertrag, Wonach diese Firma zur Errichtung einer Roh- zuckerfabrik 80 o0 qam Geläande erwirbt. Letz. teres Unternehmen soll dazu dienen, die seither aus Rheinhessen und der Pfalz nach Holland verladenen Rüben, welche auch teilweise im Wormser Hafen zum Umschlag gelangten, für die Folge am hiesigen Platz zu verarbeiten. Leipziger Pianofortefabrix Gebr. Zimmer- mann. In der Kundmachung, auf Grund deren 800 o0 M. neuer Aktien an der Berliner Börse zugelassen sind, wird u. a. folgendes ausge-⸗ führt: Zur Zeit sind alle drei Betriebe voll be- schäftigt, es liegen bis auf weiteres belang- reiche Aufträge vor. Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr berechtigen, wenn uncht außergewöhnlicne Ereignisse eintreten, zu der Erwartung eines befriedigenden Ergebnisses. Königsbacher Brauerei Koblenz. In der gestrigen Hauptversammlung der Königsbacher Brauerei Form. Jos. Thillmann),.-G. in Kob- lenz, in der acht Aktionäre 1 363 000 Mark Ak tienkapital vertraten, wurde der Abschluß ge⸗ nehmigt, dlie Dividende auf 8 Prozent kestgesetzt und ein der Reike nach ausscheiden- des Aufsichtsratsmitglied wiedergewählt. Wie mitgeteilt wurde, ist der Bierverkauf gegen das V orjahr um 7 Prozent gestiegen und Wae bei günstigem Sommerwetter um 10 bis 12 Prozent Weiter steigen. Es sei auf eine Mehrerzeugu von go ooo hl zu rechnen. Die Generalversammlung der Gelsenkirche- ner Gußstahl- und Eisenwerke vormals Mun⸗ Trotzdem hoffe die Verw altuns, auf Grund der vorliegenden Ab- 1 ad Bezilehungen zum Auslande das J auch Weiterhin voll beschäftigen zu können. In Rädern und Radsätzen, die im Martinwerk II hergestellt werden, seien Auf⸗ träge in der letzten Zeit derart umfangreich eingegangen, daß jetzt schon mit voller Be-⸗ schäftigung für das ganze laufende Geschäfts- jahr gerechnet werden könne. Das Gewinn- ergehnis der ersten drei Monate des neuen Ge- schäf hres sei um 25 Prozent höher als das der gleichen Zeit des Vorjahres. Wenn nicht unvorhergeseh ene Ereignisse eintreten, sei auch kür 1913⸗14 ein befriedigendes Ergebnis zu er- Warten. Zum Konkurs der deutſchen Glühlampen⸗Akt.⸗ Geſ. in Plauen wird aus Leipzig gemeldet: Nach dem Status beziffern ſich die buchmäßigen Aktiven auf 903 526% Nach Abzug der Vorrechtsforderungen, Maſſenſchulden uſw. in Höhe von 843 526/ ſowie nach Abſchreibungen an den Werten ſelbſt verbleibt ein Maſſenbeſtand von rund 60 000 Die voraus⸗ ſichtliche Dividendenguote wird erſt nach Beilegung des ſchwebenden Prozeſſes mit der Auergeſellſchaft, bei dem ein Vergleich angeſtrebt werden ſoll, feſtge⸗ ſtellt werden. Nach Mitteilung des Konkursverwal⸗ ters hat bereits bei Beginn der Geſellſchaft eine Ueberſchuldung vorgelegen und ſich die Geſellſchaft nur durch Darlehen längere Zeit halten können. * 7* Frankfurter Abendbörse. Frankfurt, 10. Dez. Umsätze bis.1I5 Uhr abends. Kreditaktien 20398 bz., Dresdner Bank 150 bz. G. ept., Da ter Bant 116 bz.., Schaaffhausen. Bankverein 103½ bz., National- bauk:f d ir b Amsterdaster Bank 183.30 bz.., Intern. Handelsbank 204 ᷓ ι b. err. Landerbank 137.80 bz. ., Berl, Hypoth.-Bank 117.25 bz. G. Staatsbahn 156½ bz., Lombarden 22 bz. U1. Grohe Berl. Straßenb. 16494 br. Schantunbahn 126%½ bz. Hamburg-Amerik. Paket Lloyd 1197½ bz. 3proz. D. Reichsanl. Pr. Nonsols p. lande etwas nachgelassen. / tilt., ult., Spt., 1356 Nordd. bz., p. 1918 98 bz.., 8 98 bz.., 4Droz. 4broz. Pr. Schatz- Hüttenbetrieb 2357 bz., Riebeck Montanwerke 192 bz.., Eschweiler 218.40 bz.,.-Luxem- burger 134%—98 bz., Hoch- und Tiefbau 60.80, Deutzer Gasmotoren 120 bz.., Nähmaschinen- fabrik Heide u. Neu 306 bz.., Adlerwerke 70 bz.., Mannesmann- Röhren 218.78 Heidelberg 144.80 bz.., Wag⸗ 1 Fuchs-Heidelberg t41 bz.., Bad. e 201 bz.., N. Boden-Aktiengesell- schaft 97.75 bz. G. .15 bis.30 Uhr:—. An der Abendbörse trat der Rentenmarkt, an dem sich Anlagekäufe bemerkbar machten, etwas mehr in den Vordergrund. 4proz. in- ländische Anleihen konnten sich befestigen, 4proz. Oesterreichische Goldrente gewannen 0 90. Montanwerte, Schiffahrts- und Elektrizi- tätsaktien behaupteten die unefähren Schluß. notierungen der Mittagsbörse. Am Kassamarkte verloren Kleyer 3 Prozent. —„— Wasserstanflsnaahrlanten 7 Aonst Dez. Pogelstatlon vom Datum 9915 6. 7..] 4. 10. 11. semertengen Hünlagen“).522.03 2432.10.83..] Abends 8 Uhr KSIIlI 240.80.05/3 08.89.80 fachm, 2 Uhr Haxan.97.04/ 444.81 463 4 43J kachm. 2 Uhr Mannhelm.30.25.443.89.05.87/ Aorgegs 7 Uhr „.10,.38 1 19 1171.38.B. 12 Uhr 3.21/2.12/2 102.29/2.55 Vorm. 7 Uhr .53 1— 2432 77 Hachm. 2 Uhr vom Neckar: 25 Hannhem 242.32 9 45.87.05 3 68 Vorm. 7 Uhr Hlellbronn.33.03.00] 0. 994035.52 Lorm. 7 Bur ) Windstlil, Regen 40 BDÄNUBBB..———— WIttetungsdeobachtungen d. metsofl. Stalos Aaagheſt „„ Datum Zelt 88 28 38 5 5. 8 52 3 83288 mm—* 3 92 10. Der. Aorgens 7⁰ 754.8.0 82 0,5 1 Mittaga 2758.5.8 W3 19 Abende 9˙ 755.6.0*3 11. bez. Horgens 7736.3.8 W3 0,5 Höchste ſemperstur den 10, Dez, 6,0 Flstste Temperatu, vom 10.—11. bez.—.80. 8 Scheine p. 1917 98.20 bz.., Aproz. Unar. per Zeit zwei Brandschäden erlitten. scheid, in der sechs Aktionare 696 00 Mark 1913 90.80 bz.., Aproz. Gold-Rente Matteraussleht. f. mehrere Tage J. Voraus Beglaubigung von Ursprungszeugnissen nach Kapital vertraten, setzte die sofort zahlbare] 89.20 bz.., 0702. Oesterr. Staats Rente Auf brund der Depeschen des Heishs-Walter-Diensles. Frankreich.(Mitgeteilt von der Handelskam-Dividende auf 6 Prozent fest. Ueber die 9236 bz. ult., 92.40 bz. G. opt., 3% proz. Buenos] 14. ber.: Feuoht, aune Winde, Aledersonläge. mer für den Kreis Mannheim.) Wie das Aussichten für das laufende Geschäftsjahr] Aires 6778 bz. ult. 15. Dez,; Malkalt Miedersohläee, trübe. Französische Konsulat der Handelskammer] teilte die Verwaltung mit, in Stahlformguß-] Aumetz-Friede 1576 bz., Gelsenkirchen 181½] 16, bez.: Sedeokt, trübe, fouont, kalt. mitteilt, tritt am 1. Januar 1914 in der Berech-stücken hätten die Spezifikationen aus dem In-bz., Harpener., Phönix Bergbau- und 17. dez,: Wolkig, melst bedsokt, milder. ſecaa Backartike Prima Welrenmehl bei 5 Pfd. per Pfd. 7 Backpulver oder Vanillezucker 3 Pak ete 18 Brosse Nosinen oder NHorinthen Pfd. 48 Kristallzucker Pfd 20 Pf Kunsthonig Pfd. 38 gene Hasselnusskerns.. Pid. von 95 Pl. Sultaninen ½ Pid. 45 Pf Pudetzucker Pfd 27 Barhoblgten. Zitranat und Oranseat hilſigst ſcaaaaaaamaaseanaanaaaaachaaagaaaaaa Nur Donnerstag, Freitag und Samstag ——— — von Qualita Pf. Frische Palmbutter pf. Gelbe Pllanzenmargarine Pf ff. Pflanzenhutter(Margatine) Pf. bei 5 Pſd Pid 75 Pf an Blockschokolade gr. Bl. 52 Cacao ½ Pfd 45 Pf. Pſ. 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Etdnũsse Pfd. 43 Pf. eeeee 105 u. 25 8 5 1 2 5 ctische Singapore-Ananas Hamburger Tropfen 90 u.713 Grobelneklge Pealnse 155 pid. 0 Reis Pid 18 und 29 EI 9288 5. 621 5 5 Likörbohnen ½¼ 38, Tneatet Aelegge ½ 25Pl Gtünkern Pid 27 5 Pfd 20 Pl. Schok. Plätzehen ½ 28, Zucket-Erbsen 22 bf Haſertlocken oder-grütze Pid 25 PI Walnüsse. Pid 48 f klaselntsse fd. 58 fl. Sgdwelne v. l. 0s an. Bordeaux-Melne v.. 38 M. an. Mandelschnitte oder Lebkuchenherzen 8 P Gebt. Kaltee ½ Pid sd u 70, Zchofle Pid. 24 PI Kranzeigen Pid. 30 Pi. Daftoln /½ Pid 38 Pl. Boslen-Sekt v.78 an, Weid-Welne v..00 M. an weinnachtsbackwen ½ Pid von 18 Ple an Bouillonwürfel 10 St 20 Pl., Nudeln bid 33 P. Sirnenschnitee od Zwetschgen. Pid N Pt. Kupletberg-Gold.Henkel-Ttocken, Zurgeft⸗Grün, ahne-, Milch- oder Mocca-Schobolade F35 PEI Pfd 27 Fl., Oel und Essig billiast Mischohs: Pid. 48 Pf. Anrikosen ½ Pid. 48 Pl. 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Wie eine Seherin, ein ganz frem⸗ des Weſen, erſchien ſie ihm, als ſie jetzt mit ſtarren Augen die ſoeben in der Ferne auftau⸗ chende Burg ſuchend, leiſe ſagte: Und des Nachts, wenn alles ſchläft, dann ſteigt es aus dunklen Tiefen auf, das alte Lied der Schuld. Die weiße Frau ſingt es, und die weiße Frau, die da unten in den dunklen Kam⸗ mern der Burg, Jahrhunderte lang ihr Weſen treiht, die weiße Fran bin ich ſelbſt.“ Eine heiße Angſt quoll plößlich in dem Her⸗ zen des Mannes auf. Barmherziger Gott, das war ja der helle Wahnſinn. Nur eine Kranke konnte ſo reden. „Karinta,“ rief er erſchreckt.„Kommen Sie doch zu ſich. Denken Sie doch, daß jede Schuld, auch die ſchwerſte, ſich fühnen läßt. Schuldig ſind wir ja mehr oder weniger alle, aber einem jeden iſt es doch in die Hand gegeben, gut zu machen.“ Die blaſſe Frau in ihrem weißen, wallenden Kleide, ſah den Doktor mitleidig an „Es geſchehen Dinge, für die es keins Sühne gibt. Die Schuld trägt ihre Strafe in ſich ſelbſt, das iſt ſchlimmer als Tod. Sie keuſten das Gefühl der Schuld nicht. In Ihron Büchern, die ich kenne und liebe, ſagen Sio au irgend einer Stelle:„Es iſt keine Sünde ſo groß, als daß ſie ſich nicht in Segen verwandeln Nährmittel Kaufen Sie in hester Oualität bei uns. Alkoholfreie Wormser Weine bestes Stärkungs-Getränk Flasche 50 Pfg. bis.50 Mk. Auss-Sohrotbrot Stüick 30 Pig. Dieselben sind unges., u. sehr nährsalzhaltig. nicht verstopkend u. erhitzend ½ Pfd. 60 Plg. Albers Reform- FErsatz für denschädlichen chin. Cobirgs-Haferfocken erstklass. Qual. Pfd. 40 Pfg. Nährsalz-, Schrot- und Paket 15 und 20 Plfg. Weizen-, Hafer- Butter- und Frucht- Nahrsafz;räparate wie: Nervensalz, Hämatin- Eisen usw. Beffocknete Bananen aden, n 30 fr Biomalz Malzextr., Hygiama, Touristenproviant. Hefler-Verment zur Bereitung von Kefier. Nähe Wasserturm Ludwigshafen: Frinz Regentenstr. 27. und der Selbſtverleugnung haben. Mir beweiſt dieſer Ausſpruch, daß Sie das iunerſte Weſen Keine Reue, keine könnte, man muß nur den Mut der Entſagung Ortkranhenkaſſe Belauntmachung. Die Herren Vertrete der Arbeitgeber auliche mit zu einer Außerordentlichen Dejember l. J8. abend gebenſt eingeladen. Tagesordunng: 1. Beſchluß f Stück 25 Pfg. ganz leicht nach§ 347 Abſ. 1. der Albers Matu-Reis Magenkranken sehr z. empf. Reichs⸗Verſ.⸗Ordnung 27 aufzuſtellende Kranken⸗ ungebläut und unpoliert Früchtebrot— Ordnung, PId. 32 Pig, 5 Id. à 30 Pelg. Bananenbrot 2. Bericht der von der Ge⸗ neral⸗Verſammlung ge wählten Kummiſtton. „ 9 Manuheiu, 15. Dezb. 1919 ſteform Hafergries Albers Der Vorſtand rtig für S Breie Tür die Kinder Mährsalz 8 Cacad 87910 Kräuter-Tee Freitag, 12. Dez. 1913, nachmittags 2 Uhr, Tee. Paket von 50 Pfg. an. werde ich im Pfaublokal 1 3 5 9 Pfd.-Dose 5 2 5, 2 dahier gegen bare Sonſtiges. Mährsalz-Audeln Menenen, geenenter ölebend an M 75 wieback e und 2 Nährsalz-Maccaroni unerreicht in Güte u. Geschm. 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In allen Fenſtern, auf allen Zinnen glühte es wie von Purpurrofen, und Lvon dem grauen Turm des Markgrafenhauſes ſpannten ſich roſen⸗ rote Schleier, bis hinunter ins Dorf, um ſich dort über die blanken Schieferdächer der ſtillen Hütten zu legen, die im Abendfrieben träumten. „Wie zauberhaft grüßt uns die Burg, Ka⸗ rinta, ſehen Sie doch,“ rief Peter Jürgens ent⸗ zückt,„ſie will uns ſagen, daß aus dunklem Leid, das Morgenlicht eines neuen Tages ſteigt. Laſ⸗ ſen Sie uns einen Augenblick hier auf der Bank raſten. Nirgends iſt der Blick auf die Zurg ſo hervlich wie gerade hier.“ Karinta nahm ſtill an ſeiner Seite Platz. Es war dieſelbe Bank, auf der Peter Jürgens vor⸗ hin geträumt. Eine Weile ſaßen ſie, ſtill in Schauen verſun⸗ ken, dann nahm Peter vorſichtig die Hand der blaſſen Frau auf, die ihr ſo matt im Schooße lag, und drückte heiß ſeine Lippen darauf. Sie ließ es ruhig geſchehen, ein ſeliges Leuch⸗ ten in den groß geöffneten, ſchwe Samet⸗ augen.„Karinta,“ flüſterte Peter Jürgens leiſe, den Arm gauz ſacht um ihre Schulter legend.„Karinta, Sie haben mir noch kein 8 Wort gegöunt, ob Sie mir ein Recht geben, Ihnen noch einmal zu ſagen:„Ich liebe dich!“ Sie ſenfte den dunklen Kopf tief herab auf die Bruſt— kein Laut kam von ihren Lippen— die Augen geſchloſſen, hattie ſie das Antlitz einer Sterbenden. Er lehnte ſein bärtigeg Alltlitz dlaſſe, eiskalte Wange. Er fühlte; ihr Beben, aber ſie ſprach Sein Mund ſuchte den ihren. ihre Lippen blieben kalt, leidenſchaftlichen Küſſen. „Geliebte, Süße, ſtammelte er. Work, ein einziges Wort, daz Du und alles, alles iſt gut!“ Einen Augenblick blickte ſie derſtört zu ihm auf dann brach es wie ein Vergioeiflungsſchrei don ihren Lippen. Beide Arme warf ſie um ſein en ihre By Zittern, kein Wort. Er fand ihn, aber unter ſeinen heißen, gegen Nur eiei mich liebet d. Bl. Mannheim und Vororte. 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Er löſte ſanft Kaxintas chn umſchlingenden Arme von ſeinem Halſe, und ſagte, indem er aufſtand: „Komm nach Hauſe, mein Lieb, ich werde noch heute mit Deinem Manne reden.“ Karinta ſtrich mit ihrer Hand über ihre bren⸗ nende Stirn, als müſſe ſie ſich erſt beſinnen, „Mit meinem Manne?“ fragte ſie, und die irre Angſt flammte wieder in ihren Augen auf. „Das können Sie bequemer haben, mein ver⸗ ehrter Herr Doktor,“ höhnte Profeſſor von Ritt⸗ bergs Stimme dicht hinter ihnen, und mit einem kühnen Sprung ſprang ſich Rlbergs muskelloſe Geſtalt die kleine Böſchung bis zu ihnen hinab, dent Paar ſo gewiſſermaßen uf dem kleinen Vorſprung Landes, das jäh ins Tal abfiel, den Weg verſperrend. Die beiden Augenpaare der Männer mit wildem Funkeln ineinander. „Geben Sie den Weg frei“, „augenblicklich.“ „Ich denke nicht daran,“ ht flammten gebotk Peter, trinnen können, ſollen S ort geben.“ Ich ſtehe Ihnen ſederzeit zur Verfi ſöllen noch heute von mir hören.“ Der Profeſſor lachte ſarkaſtiſch auf. „Ihr habt eine ſeltſame Art, hier in Deutſch⸗ land, Feindſeligkeiten zum Auslrag zu bringen. Oeh glonde ieinen Sekundanten, deyv allerlet albernes Ze Tdek end ellerte Formenkram zum Ausdruck bringt, und daun ſchießt man ſich. Zuweilen krifft die Kugel und einer bon den beiden, die ſich beſehden, muß ins Ihr ſchickt Nener Medieinal-Verein lleenelne fanllen- ind kzshperslchenng für feſt auf ſeinen Mund ol der Vefkauf 105 Ihrem Schaufensfer abhängen? so wenden Sie sich an 726 Berth. dacoby, F 2, 2. Sohaufenster- Dekorateur aller Branchen. Gras beißen, oder aber man reicht ſich verſöhnt die Hände, wenn die Kugel ihr Ziel verfehlt, und man erklärt ſich gegenſeitig für einen Ehren⸗ mann. Wir aber, mein verehrter Herr Doktor, wir Männer des Nordens, wir haben noch eine andere Art— obwohl es auch bei uns einige Hohlköpfe gibt, die meinen, durch ein Dnell ſei ihre Ehre wieder hergeſtellt— wir üben Selbſthilfe, mein Herr, ſehen Sie mal— ſo.“ Mit einem kühnen Griff hatte er Karintas ſchlanke Geſtalt, die vor Schreck auf der Bank zu, ſammengeſunken war, ergriffen, und nun hield er ſie mit eiſerner Fauſt freiſchwebend über die Tiefe. Jürgens ſchwindelte es vor den Augen. Schon ſah er den Körper der geliebten Frau im Geiſte da unten zerſchmettert liegen. Wie ein gereißtes Tier, jede Muskel anſpannend, beugte er ſich vor, um Karinta den Armen ihres Veinigers zu eni⸗ reißen. Der ſtellte aber, ehe Jürgens ihn erreichte, Karinta wieder behutſam auf ihre Füße, und ſagte hohnvoll, mit einem überlegenen Jöcheln: „Sie ſcheinen eine ſehr ſchlechte Meinung von mir zu haben, mein Herr. Sehe ich aus, vie ein Mörder? Und ſo unklug, ſogar in Gegen⸗ wart bon Zeugen? Nein, mein Lieber, ich wollte Ihnen nur zeigen, daß, wer bei uns die Gewalt hat, auch das Recht beſitzt.“ Der Doktor hatte ſich ſchon ieder gefaßt. „Ihre Rechte intereſſieren mich nicht, mein Herr, ich weiß nur, daß Sie Ihre ſogenannten Rechte mißbrauchen, und die Frau dort, die Ihrem Schutze anvertraut iſt, quälen und mis⸗ handeln.“ Fortſetzung folgt. Eicktnm SeriIAON- eee ee. bt becenen„ 688/ felebn 662,980,2032 Donnerstog „den 11. Dezember 19 13— NHeuef- 9 a cgceceee Weihnach 1S 5 — — 8 Haus der OGelegenheitskäufe und vorteihaften Manufakturwaren Erstes und größtes Geschäft seiner Art Planken 9 3, 7 Dart. u. I. Etage T i, 1IMANNHEIN Raskarskatßt. Barktalan m. d. H. 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Die Kommiſſion hat die Frage bejaht und beantragt, von dieſem Beſchluß dem Reichskanzler Kenntnis zu geben. Abg. Dr. Arendt(Rp.): Es wäre erfreulich, wenn dieſe wichtige Frage endlich einmal zu einer grundſätzlichen Regelung kommen würde. Aber das kann man nicht mit einer Interpretation erreichen. Das müßte im Wege einer Aenderung des Geſetzes geſchehen. Aber was ge⸗ ſchieht, wenn ein eingetragener Wähler inzwiſchen die Eigenſchaft als Wähler verliert? Dann darf er doch nicht mehr wählen. Leute, die keinen Zuſammenhang mit dem Wahlkreiſe mehr haben, ſollen dort noch wählen? Das geht nicht. Gewiß, unſere Wählerliſten laſſen viel zu wünſchen übrig. Sie werden in großer Eile angefertigt und weiſen biele Verſtöße auf. Wir ſollten eine ſtändige Wählerliſte einrichten. Der Vor⸗ ſchlag der Kommiſſion verſtößt gegen unſer juriſtiſches Gewiſſen. Wir ſollten die Frage in einer beſonderen Kommiſſion von 14 Mitgliedern prüfen. Abg. v. Veit(Konſ.) ſpricht für die Minderheit der Wahlprüfungskommiſſion ebenfalls gegen den Kommiſſionsbeſchluß. Das Wahlrecht iſt doch zunächſt für die bodenſtändigen Elemente. Wer herumzieht im Lande, ſoll nach dem Wahlgeſetz von der Wahl ausgeſchloſſen ſein. In der Kommiſſion hat der Regierungskommiſſar unſeren Standpunkt geteilt. Geheimrat Lewald: Es iſt im allgemeinen üblich, daß der Reichskanzler bei Ver⸗ handlungen über Wahlprüfungen ſich nicht vertreten läßt. Der Reichstag prüft die Legitimgtion ſeiner ſelbſtändig. Es handelt ſich aber hier nicht um eine Wahlprüfung, ſondern um eine Auslegung des Wahlgeſetzes. Da gelten die Beſtimmungen der Verfaſſung, daß der Kaiſer die Aufſicht über die Ausführung der Reichsgeſetze hat. Aus dieſer Erwägung heraus hat die Wahlprüfungskommiſſion den Reichskanzler erſucht, einen Kommiſſar zu entſenden und ſeine del elkang darzulegen. Der Kommiſſar Dat alg des Reichskanzlers und der ver⸗ bündeten Regierungen das Wahlgeſetz dahin ausgelegt, daß bei Nachwahlen ein Wähler nur dann ſein Wahlrecht ausübhen kann, wenn er noch in dem betreffenden Wahlkreiſe ſeinen Wohnſttz hat. Mit dieſer Erklärung ſtimmt auch heute noch nach erneuter Prüfung die Auffaſſung des Reichskanzlers überein. Abg. Dr. Paaſche(Natl.): Ein Teil meiner politiſchen Freunde trägt Bedenken, dem Kommiſſionsbeſchluß beizutreten. Schon aus rein prinzipiellen Gründen, weil hier die Auslegung eines Geſetzes beſchloſſen werden ſoll. Das iſt im Reichstag noch nie borgekommen. Wir haben auch keine geſetzlichen Grundlagen dafür. Wir ſollen alſo heute beſchließen, daß das Geſetz in Zukunft ſo und ſo ausgelegt werden ſoll. Der nächſte Reichstag kann aber gerade das Gegenteil beſchließen. Wir haben nun die gegenteilige Meinung des Reichskanzlers gehört. Was hat es alſo für Be⸗ deutung, wenn wir dem Reichskanzler nun zur Kenntnis geben, daß unſere Auffaſſung ſo und ſo iſt. Wir können nicht jetzt zwiſchen Tür und Angel— mitten in der großen Etats⸗ debatte— eine ſo wichtige grundſätzliche Frage zur Erledigung bringen. Ich bin auch ſachlich mit dem Vorſchlage der Kommiſſion nicht einverſtanden. Denn im Wahlgeſetz ſteht ausdrücklich, daß wahlberechtigt derjenige iſt, der im Wahlbezirk ſeinen Wohnſitz hat und der in die Wählerliſten eingetragen iſt. Dieſe Vor⸗ bedingungen müſſen erfüllt werden. Ich bin einverſtanden, daß die Frage in einer beſonderen Kommiſſion geprüft wird. Berichterſtatter Abg. Dr. Pfleger(Zentr.) bekämpft den Antrag Arendt. Darauf wird der Antrag Arendt abgelehnt. Die Vorſchläge der Kommiſſion werden angenommen. Die internationale Uebereinkunft über Maßregeln gegen Peſt, Cholera und Gelbfieber wird in erſter und zweiter Leſung angenommen. Die deulſche Ausſtellung in Jan Iranz sko. Ein von 200 Abgeordneten aller Paxteien, mit Ausnahme der Konſervativen, unkerzeichneter Antrag Baſſermann(ntl.) will in Form eines Nachtragsetats für die Beteilesung Deutſch⸗ lands an der Weltausſtellung in San Franzisko zwei Mil⸗ Jlionen Mark bewilligen. Abg. Dr. Arendt(Rp.): Gewichtige Bedenken ſprechen gegen die Vorlage. Die Welt⸗ ausſtellungen haben ſich überlebt, ſie ſind zu Jahrmärkten und Rummelplätzen geworden. Fachausſtellungen ge⸗ hört die'ikunft. In Geat, wo wir eine private deutſche Aus⸗ ſtellung hatten hat wohl jeder Deutſche das Gefühl gehabt, ſie wäre beſſer unterblieben. Wir können die Induſtrien, die ſich nicht be⸗ teiligen wollen, nicht zwingen, nach Franzisko zu gehen. Die Ständige Ausſtellungstommiſſion hat ſich gegen die Beteiligung ausgeſprochen. Und der verſtorbene Vorſitzende dieſer Kommiſſion, Geheimrar Goldberger, war nicht nur ein Kenner des Ausſtellungs⸗ weſens, ſondern auch ein bervorrageader Kenner Amerikas. Des⸗ halb iſt dieſe Stimme beſonders zu beachten. Gewiß hat unſere Schiffahrt großes Intereſſe an der Ausſtellung. Aber deshalb brauchen wir noch nich zwei Millionen für die Ausſtellung be⸗ willigen. Daß wir neue Abſatzmärkte durch die Ausſtellung uns erobern, halte ich für höchſt zweifelhaft. Die St. Louis⸗Aus⸗ ſtellung war in dieſer Beziehung eine große Enttäuſchung. Es entſtünde endlich auch die Gefahr, daß das deutſch⸗engliſche Ab⸗ kommen über die Nichtbeteiligung an Weltausſtellungen hinfällig wird. Ich bitte deshalb den Anktrag abzulehnen. Der Antrag wird ohne weitere Debatte an die Budget⸗ kommiſſion verwieſen. 8 Erſte Leſung des Clals. (Dritter Tag.) Abg. Graf Weſtarp(Konſ.): Die Geſundung der Finanzen wäre unmöglich geweſen, wenn wir nicht 1909 die Reichsfinanzreform beſchloſſen hätten.(Reichs⸗ kanzler v. Bethmann Hollweg erſcheint im Saal.) Die Erhöhung der Beträge fü die Veteranen iſt zu begreifen. Erfreu⸗ lich an dem Etat 1914 iſt, daß an den Grundſätzen für Schulden⸗ kilgung und Aufnahme neuer Anleihen feſtgehalten wird. Das Anwachſen der feſten Schuld iſt zu einem Rückgang gebracht, und die Ausſicht iſt vorhanden, daß von Jahr zu Jahr dieſe Entwicklung weiter geht. Auch die ſchwebende Schuld ich erheblich verringert. Die Bedeutung der Beſitzſteuer iſt in einem Teil der Preſſe überſchätzt worden. Auf eigene Füße war das Reich ſchon vorher geſtellt! Der Abg. Baſſermann hat ſich gegen die Kritik über die Deckungsvorlagen im ſächſiſchen Landtag gewandt. Aber ich meine, die beſchloſſene Zuwachsſteuer iſt ein erſter Schritt einer Entwicklung, deren Endziel wir verurteilen.(Sehr richtig! rechts.) Die Quellen, aus denen der Eta“ geſpeiſt werden ſollte, fangen an zu verſagen. Wir müſſen für ihn auf den Wehr⸗ beitrag zurückgehen. Der Schatzſekretär hat gemeint, er werde rund 1200 Millionen bringen. Dieſer Auffaſſung kann ich mich nicht anſchließen. In den ſehr ausführlichen Beſprechungen der Kommiſſion ſind wir ausdrücklich auf die Rentabilitätsrechungen eingegangen und haben niemals mehr als 1000 Millionen heraus⸗ rechnen können. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß der Wehrbeitrag uns ein gewaltiges Defizit bringt. Jedenfalls darf er nur für den Zweck verwendet werden, für den er bewilligt wurde. Er iſt eine einmalige Ausgabe für einen einmaligen Zweck. Seine Sätze halten wir für zu hoch und er enthält auch einen bedenk⸗ lichen Eingriff in das einzelſtaatliche Finanzſyſtem. Wir dürfen ihn alſo in keiner Form zu einer dauernden Ein⸗ richtung machen. geſchloſſen. Soweit fortlaufende Ausgaben aus ihm gedeckt wer⸗ den ſollen, dürfen nur ſolche für die bewilligte Heeresvorlage in Betracht kommen. Niemals dürfen neue Ausgaben aus Bequem⸗ lichkeit auf den Heeresbeitrag abgewälzt werden. Mintſter⸗ präſident v. Hertling hat vor neuen Rüſtungsausgaben gewarnt. Auch wir wünſchen, daß in den nächſten Jahren keine Rüſtungsausgaben mehr nötig werden. Jedenfalls darf aber auch für neue Rüſtungsforderungen der Wehrbeitrag weder erhöht noch wiederholt werden, noch darf eine Ver⸗ wendung ſeines Ertrages für etwaige neue Rüſtungszwecke in Betracht kommen.(Sehr richtig! rechts.) Die Vorgänge auf dem Balkan, die Verlpicklungen nach dem erſten Kriege hat unſer ver⸗ ſtorbener Fraktionsführer Graf Kanitz vor einem Jahre richtig vorausgeſagt. Es war uns eine Genugtuung, vom Reichskanzler zu hören, daß mit dem Konfliktſtoff auf dem Balkan aufgeräumt worden iſt.(Beifall rechts) Einen Krieg wollen wir nur führen, wenn es ſich um die Exiſtenz und die Ehre des Vaterlandes handelt. Wir haben niemals einer Preſtigepolitik Oeſterreich⸗Ungarns unſere eigenen Intereſſen geopfert. Mit der Regelung der albaniſchen Frage können wir uns ein⸗ berſtanden erklären. Ebenſo nennen bir den Bukareſter Frieden erfreulich und billigen auch die anſchließenden Verhandlungen. Wir ſind auch damit einverſtanden, daß wir im Einver⸗ nehmen mit England die wirtſchaftlichen und territorialen Intereſſen der Türkei ſchützen und in ihrem Beſtande erhalten. Daß die Türkei neuerdings deutſche Offiziere anſtellt, be⸗ weiſt, daß eine Verherrlichung unſeres Heeres unnötig iſt. Wir haben ohnehin das Vertrauen, daß unſer Heer volles Vertrauen berdient. Erfreulich iſt, daß der Draht mit Rußland wie⸗ der richtig funktioniert. Die Verhandlungen mit England über unſere wirtſchaftlichen Intereſſen in Aſien und Afrika begrüßen wir. Auf ſie einzugehen iſt angeſichts des Schwebens der Verhandlungen zwecklos. Die Beteiligung an der Ausſtellung von San Fran⸗ 3is ko wird ſebr verſchieden beurteilt. Weite Induſtriekreiſe be⸗ teiligen ſich nicht und die Regierung hält eine finanzielle Bekeiligung des Reichs nicht für geboten. Dieſer Stand⸗ punkt ſcheint uns gerechtfertigt. Wir ſtehen vor einer erfreulichen Entſpannung der auswärtigen Lage. Bei der Wehrbporlage ſind wir über das Ziel trotzdem nicht hinausgeſchoſſen. Nun die innere Politik. Wir wollten die Vorgänge, die ſich an den Namen Zabern knüpfen, eigentlich nicht beim Etal vor⸗ bringen. Nicht die Ausführungen Scheidemanns, ſondern andere Dinge zwingen mich dazu, es doch zu tun. Scheidemann ſagte, das ganze Volk habe am 3. und 4. Dezember hinter dem Reichstag geſtanden. Unſer Eindruck von der Sache iſt allerdings weſentlich anders(Sehr richtig! links). Wir ſind der Meinung, daß ſehr große und ſehr wertvolle Beſtandteile des deutſchen Volkes in dieſer Frage nicht hinter dem Reichstage ſtanden, ſondern unſere Auffaſſung teilten(Beifall rechts). Scheidemann ſprach von den beiden bürgerlichen Abgeordneten, die am 3. Dezember ſprachen, als von den Helden des Tages. Ich ſchätze die beiden Herren perſönlich ſehr hoch, deshalb tut es mir leid, daß ſie ſein ſolches Lob aus ſolchem Munde hören müſſen(Beifall rechts). Ich gebe zu, daß der Eindruck des 3. Dezember dieſer Bezeichnung wohl etwas Vorſchub geleiſtet hat. In dieſer Halle des hohen Hauſes erſcholl bei den Reden der beiden Herren Händeklatſchen, Hochrufe, kurzum Beifallbezeugungen, die bisher im Reichstag noch nicht üblich geweſen ſind(Sehr richtig rechts). Ich habe aber die Empfindung, daß das hochlodernde Feuer der Begeiſterung in⸗ zwiſchen etwas zuſammengeſunten iſt(Sehr gut! rechts). Auf die Vorgänge in Zabern einzugehen, zwingen mich Darlegungen Dr. Spahns und Baſſermanns. Dr. Spahn meinte, das Milikär habe ſich Geſetzwidrigkeiten zuſchulden kommen laſſen. Da muß ich ausdrücklich erklären, daß in Zabern vor und nach der Inſtruktionsſtunde vom 28. Oktober fortdauernd Beleidigungen und Beſchimpfungen der Offiziere erfolgt ſind, daß das Militär auf der Straße bubenhaft beſchimpft worden iſt. Mit aller Entſchiedenheit muß ich betonen, daß gegenüber ſolchen Vorfällen das Militär nicht nur die Berechtigung, ſondern auch die ernſte Pflicht hatte, ſich zu wehren und gegen dieſe Vorfälle einzuſchreiten.(Lebhafter Beifall rechts.) Beleidigungen und Beläſtigungen der Uniform und des Militärs dürfen nicht ge⸗ duldet werden.(Lebhafter Beifall rechts.) Zur Begründung unſerer Auffaſſung weiſe ich auf Jhering hin, der in„Zweck und Recht“ geſagt hat: Jeder muß wiſſen, daß er mit der militäriſchen Gewalt nicht ſpielen darf, und daß er der Klinge des Soldaten ebenſo wenig zu nahe kommen darf, wie den Rädern und Meſſern einer Maſchine.(Lebhafte Zuſtimmung rechts. Große Unruhe links.) Weiter heißt es da. Der Soldat muß wiſſen, daß, wenn er den Kugeln des Feindes entrinnen will, der Degen des Offiziers droht. Den Degen aber der im Frieden in der Scheide rüht, fürchtet er auch in der Schlacht nicht.(Beifall rechts, lebhafte Unruhe links.) Das iſt der Standpunkt von Ihering, das iſt auch unſer Standpunkt.(Sehr richtig! rechts, lebhafte Unruhe links, Ueberſchüſſe aus ihm ſind vorläufig aus⸗ * lärmende Zurufe bei den Soz.) Ich habe dem nichts weiter 4 zuzufügen. Wir wiſſen es dem Kriegsminiſter Dank, daß auch er auf unſerem Standpunkte ſteht.(Beifall rechts.— Uncuhe links. —. Pfuirufe bei den Sog.) Wir danken de m Kriegs⸗ miniſter, daß er der Berechtigung des Militärs, ſich gegen Be⸗ leidigungen zu cchützen, Ausdruck gegeben hat.(Peifall rechts— ſtürmiſche Pfuiru e bei den Soz.) Wenn Sie mich mit dem Aus⸗ druck Pfui beſchimpfen, ſo iſt das mir gleichgültig. der Soz.) 5 Vizepräſident Dr. Paaſche: Pfui⸗Rufe ſind nicht zuläſſig. Ich weiß nicht, wer Pfui ge⸗ rufen hat, ſonſt würde ich den Betreffenden zur Ordnung rufen. Abg. Graf Weſtarp(Konſ.):„ Der Kriegsminiſter hat auch durchaus recht, wenn er den Grundſatz aufſtellte, daß die Militärgewalt nicht den Forderungen der Straße und hetzeriſchen Preßorganen ſich zu fügen hat. Auch wir halten an dieſem Grundſatze entſchloſſen feſt. (Beifall rechts.— Unruhe links.) Wir ſehen in allem einen Verſuch, das Heer zu demokratiſieren.(Sehr richtig! rechts.) Darin ſind wir beſtärkt worden durch die geſtrigen Ausführungen Scheidemanns. Sie ſind ein Glied in der Kette zur Demokratiſierung der Armee, zur Beugung des Heeres unter das Parlament.(Lachen bei den Soz.) Was ay⸗ gefangen wurde bei den Reſolutionen zur Heeresverſtärkung, ſoll jetzt bei der Etatsberatung fortgeſetzt werden. Wir wollen und können nicht glauben, daß die maßgebenden Stellen dasjenige antreten, was man einen Rückzug nennt. Wir würden darin einen überaus traurigen ernſten Vorgang ſehen.(Sehr richtig! rechts.) Gegenüber der Verlegung der Zaberner Truppen nach dem Truppenübungsplatz halten wir uns zurück. Wir wollen nicht vergeſſen, daß es ſich dabei um eine Maßnahme des Oberbefehls handelt.(Lachen bei den Soz.) Eins aber müſſen wir mit größter Entſchiedenheit kritiſteren, und das iſt das Verhalten der Beamten der Zivilverwal⸗ tung in Elſaß⸗Lothringen, namentlich, wie es nach dem 4. De⸗ zember bekannt geworden iſt. Der Staatsſekretär Zorn von Bulach, der— wie mir wahrſcheinlich vorgehalten werden wird, und deshalb ſetze ich es voran— früher der konſervativen Partei angehörte.(Unruhe— Lachen links.) Ich kann die Bemerkung nicht unterdrücken, daß wir nach den neueſten Greigniſſen aller⸗ dings zu der Meinung gekommen ſind, daß die damalige zeitliche und örkliche Entfernung zwiſchen...(Gr. Unruhe— anhaltendes Lachen links.) Was ſoll man dazu ſagen, wenn ein Staatsmann in einer ſo ernſten Lage, wie ſie hier entſtanden war, am 6. De⸗ zember an den Lokal⸗Anzeiger telegraphierte— es iſt nicht demen⸗ tiert worden, es wird alſo wahr ſein—:„Ich habe jetzt gar keine Verankaſſung mehr, den Abſchied einzureichen.“(Hört, hört! rechts.) Wir können es auch nicht für 5 halten, daß der Staatsſekretär in dieſer Situation durch einen Berichterſtatter der Berliner Morgenpoſt— daß es nicht der vom Vorwärts war, er⸗ kenne ich durchaus an..(Anhaltende Unruhe links— die weiteren Worte gehen in dem Lärm verloren.) Auch die amtliche Straßburger Korreſpondenz hat mehrere Erklärungen veröffentlicht, und auch in dieſen wird gegen die Militärverwaltung in einer Weiſe Stellung genommen, wie es von der Zentralſtelle hier nicht geſchehen iſt. Es bleibt eine Differenz zwiſchen dieſer Darſtellung und der der„Norddeutſchen Allgemeinen. Wir verſtehen es nicht und können es nicht gut⸗ heißen, wie der Staatsſekretär nachträglich die Dinge ſo hin⸗ ſtellte, als ob hier ein Sieg der Zivilberwaltung über die Militärverwaltung vorliegt.(Sehr richtig! rechts.) Das lag nicht in dem Dementi dev Zentralſtelle und kann auch nicht der Wahrheit entſprechen, wenn ein gutes Verhältnis zwiſchen Zivil⸗ und Militärberwaltung beſtehen ſoll.(Unrußhe links.) 5 Auch mit unſerem Urteil über die Lokalbehörden können wir nicht zurückhalten. Zwei Aufforderungen des Kreisdirektors Mahl liegen vor. Was beſagen ſie eigentlich, Zum Himmel⸗ donnerwetter, als ich Lanbrat war...(Schallende Heiterkeit links— andauernde Unruhe— die weiteren Worte gehen in dem Tumult verloren). Wir wollten die Frage der Verfaſſung Elſaß⸗Lothringens nicht anſchneiden, weil das gwecklos erſchien. Der Reichskanzler hat in ſeiner Rede ausdrücklich hervor⸗ gehoben, daß die Zaberner Vorfälle ihm keine Veranlaſſung gehen, ſeine Auffaſſung zu ändern. Auch für uns liegt eine ſolche Ver⸗ anlaſſung nicht vor.(Sehr richtig! rechts). Die elſaß⸗lothringiſche Bevölkerung iſt ein Jahrhundert lang während ihrer Zugehörigkeit zu Frankreich von Präfekten regiert worden, ohne viel gefragt zu werden.(Unruhe bei den Sog.— Zuruf: Himmeldonner⸗ wetter!— ſchallende andauernde Heiterkeitl) Wir geben der ernſten Sorge bieler vaterländiſcher Kreiſe Ausdruck, wenn wir die 1 tung ausſprechen, daß der eingeſchlagene Weg nicht zum Ziele führen wird, die Elſaß⸗Lothringer in das deutſche Vaterland ein⸗ zugliedern, wie es im eigentlichen Intereſſe der Bevölkerung ſelbſt erwünſcht und für die Sicherhejt und den Beſtand des deutſchen Reiches erforderlich iſt.(Beifall rechts). 1 Der Beſchluß vom 4. Dezember iſt verſchieden ausgelegt worden. Zwei Meinungen ſtehen ſich ſchroff und unvereinbar gegenüber. Die der antragſtellenden Sozialdemokratie iſt uns geſtern mitgeteilt worden, der Reichskanzler ſei damit aufgefordert worden, ſein Amt niederzulegen. Infolge der Rei enfolge der Redner wiſſen wir noch nicht, ob die Fortſchrittler ſich auf den⸗ ſelben Standpunkt ſtellen oder nicht.(Unruhe links.) 155 der freiſinnigen Preſſe iſt es geſagt worden. Die Nationalliberalen und das Zentrum ſind dieſer Auslegung nicht gefolgt. Beide haben geſtern erklärt, es habe ſich für ſie nur darum gehandelt, in einem ganz ſpeziellen Falle dem Reichskanzgler zu ſagen, daß ſie mit ſeiner Behandlung der Frage nicht einverſtanden ſind⸗ (Widerſpruch und Unruhe.) Wenn ich annehme, daß es zukrifft, daß die eee Partei und die Fortſchrittliche Volkspartei in dem Mißtrauens⸗ votum die Aufforderung erblicken für den Reichskanzler, zu demiſſionieren, und die anderen Parteien, die ſich an dem Beſchlüß beteiligt haben, eine ſolche Auffaſſung nicht haben, ſo würde die Hälfte der Stimmen für die eine, die andere Hälfte für die andere Auslegung ſein. Welche Folgerungen gezogen werden, das haben wir erlebt. Wir haben Aeußerungen Scheidemanns gehört, in denen er in einer— ich will mich vorſichtig ausdrücken— jeden⸗ falls vom Reichskanzler mit Recht ſcharf zurückgewieſenen perſön⸗ lichen Feindſeligkeit davon geſprochen hat, es ſei für den Ren⸗ kanzler ein unwürdiger Zuſtand, daß er nach dieſem Mißtraurets votum hier noch auftritt. Der ſozialdemokratiſche Redner hat an den Reichskanzler die Frage gerichtet, ob er ſich noch geeignet 1 unſere Vertretung dem Auslande gegenüber zu führen. Wir haßen weiter erlebt, daß die freiſinnige Preſſe gleichfalls in der leß teſten Weiſe zum Ausdruck gebracht hat, das Votum m zur Demiſſion führen, und wir haben geſeben, de Auslande, wo man unſeren verfaäſſungsrechklichen V Exner ſteht, dieſe Auffaſſung bon weiten Kreiſen der Preſſe ge⸗ teilt wird.(Hört! hört! bei Der Reichskanzler iſt mit ge Auffaſſung entgegengetreten, und er hat d jenigen ſozialdemokratiſchen Redner zitiert, Erlaß der Geſchäftsordnungs mungen aus ſolches Mißtrauensvotum ſoll nur eine Einzelfalles und nier 1 miſſionierung bedeuten. Der Abg. Led perſönlichen Bemerkung— ja, ich will nicht Prämien ausſetzen (Heiterkeit), ſonſt würde es nahe liegen, einen Taler für den auszuſetzen, der ihn verſtanden hat— verſucht, das abzuleugnen. Wir haben ſeinerzeit vorausgeſagt, daß die Sozialdemokraten ſpäter zu ſolchen Folgerungen kommen würden.(Hört! hört! rechts— Lachen bei den Soz.) Nun hat der Abg. Baſſermann geſtern geſagt, die Faſſung dieſer Geſchäftsordnungsbeſtimmungen ſei damals zwiſchen Kommiſſion und Reichsregierung vereinbart worden. Nach meiner Auffaſſung trifft das nicht zu. Die Reichsregierung hat ſich den Kommiſſionsberatungen fern ge⸗ halten und ſich in einer Erklärung des Staatsſekretärs Delbrück auf den Standpunkt geſtellt, daß es ſich um eine interne An⸗ gelegenheit des Reichstags handele, in die ſie ſich nicht einmiſchen wolle. Aber nachdem das eingetreten iſt, was wir vorausgeſagt haben, wäre es da nicht richtiger geweſen für die Reichsregie⸗ rung, wenn ſie einen ſchärferen Widerſtand erhoben hätte?(Sehr richtig! rechts— Unruhe links.) Auch an die bürgerlichen Parteien möchte ich dieſelbe Frage richten. Nach der Auslegung, die namentlich der Abg. Baſſer⸗ mann vertreten hat, bedeutet der Beſchluß vom 4. Dezember nichts weiter als ein Urteil über die Zaberner Angelegenheit ſelbſt, über einen ganz ſpeziellen Fall. Es handelt ſich hier alſo um ein Urteil über ſchwebende Angelegenheiten, das in die Unabhängigkeit der Gerichte eingreifen will.(Sehr richtig! rechts. Lachen links.) Wünſchen Sie, daß der Reichs⸗ kanzler und die vorgeſetzten Behörden, denjenigen Behörden, die das Urteil fällen, Direktiven geben, wie ſie urteilen ſollen?(Un⸗ ruhe links) Es iſt geſagt worden, die Würde des Reichskags und das Anſehen des Reichstags hätten dieſen Beſchluß erforder⸗ lich gemacht. Ich gebe Ihnen auheim, zu beurteilen, ob die Szenen hier im Reichstag, die ſich inm Zuſammenhang mit der Interpellation über die Vorgänge in Zabern ereignet haben, dieſe Fülle der Zurufe und Unterbrechungen, bei denen die Zu⸗ rufenden ſelber nicht beanſpruchten, für geiſtreich gehalten zu werden, ſondern die nur kränken und den Miniſter nicht zu Worte kommen laſſen ſollten— ob dieſe Vorgänge der Würde des Reichstags und ſeinem Anſehen entſprochen haben. Was wird nun aus dem Beſchluß? Wird er ausgelegt als Auf⸗ forderung zur Demiſſion oder als ſpezielles Urteil für einen Einzelfall? Was wird ſtagtsrechtlich aus dem Beſchluß? Kann der Bun⸗ desrat dazu überhaupt Stellung nehmen? Scheidemann hatte darin recht, daß er ſagte, der Beſchluß, wie er gefaßt ſei, mit den Konſequenzen, die daraus gezogen werden, iſt ein Nichts. Er wandert daher dahin, wohin er gehört— in den ſtenographiſchen Bericht.(Sehr richtig! rechts.— Lachen links.) Die wichtigſte Aufgabe unſerer inneren Politik beſteht darin, daß Staatsverwal⸗ tung und Geſetzgebung Stellung nehmen gegenüber dem Staat im Staate, zu dem ſich die ſozialdemokratiſchen Organiſa⸗ tionen ausgewachſen haben.(Lachen bei den Soz.) Die Verhand⸗ lungen bei dem Jenger Parteitage haben uns genug gezeigt. Scheidemann hat erklärt daß der Mafſenſtreikeine poli⸗ tiſche Notwendigkeit ſei. Erſt rot— dann Brot!l Das iſt die ſozialdemokratiſche Parole. Wir ſind der Meinung, daß es eine der wichtigſten Aufgaben unſerer Geſetzgebung iſt, daß wir gegen dieſen Staat im Skaate Stellung nehmen, daß wir dem ſozialdemokratiſchen Zwang, dem ſozialdemokratiſchen Terror entgegentreten.(Bravo! rechts.— Unruhe bei den Soz.) Wir haben im vorigen Jahre den Antrag auf einen beſſeren Schutz Jer Arbeitswilligen geſtellt und dieſen Antrag in dieſem Jahre wiederholt. Bei unſerem Antrage handelt es ſich um eine Forde⸗ bung des Mittelſtandes. Wir waren die erſten, die ſich des Mittelſtandes angenommen haben.(Lachen links.) Auch der Induſtriebeirat des Hanſa⸗Bundes verlangt den Schutz der Arbeits⸗ willigen. Allerdings hat das Direktorium des Han ſa⸗ Bundes dieſe Forderungen abgeſchwächt. Wir begrüßen es, daß die Nationalliberalen ſich ernſtlich mit der Frage des Schutzes der Arbeitswilligen beſchäftigen. Ohne ein Verbot des Streikpoſtenſtehens kommen wir nicht aus. Die Ini⸗ kiative gebührt aber der Regierung. Auf ſie ſchieben wir die Berantwortung. Es handelt ſich um ein dringen⸗ des Lebensbedürfnis der Nation. Wird gegen den ſozialdemo⸗ kratiſchen Terrorismus nicht eingeſchritten, dann ſehen wir mit ernſter Sorge in die Zukunft. Die Regierung mu ß boran! Sie wird bei uns volles Verſtändnis finden.(Beifall rechts, Lachen links.), den St i aben, ein eines Schatzſekretär Kühn Beſtreitet gegenüber einer Bemerkung des Vorredners, daß der Etat nicht mit der nötigen Vorſicht aufgeſtellt ſei. Graf Weſtarp hat auch bemängelt, daß für laufende Ausgaben ſchon Beiträge aus dem Wehrbeitrag eingeſetzt ſind. Dazu waren wir berechtigt, denn gewiſſe fortlaufende Ausgaben können als ein⸗ malige Ausgaben behandelt werden. Es iſt richtig, daß der Wehrbeitrag keine dauernde Einrichtung ſein wird. Dieſe Auffaſſung des Vorredners deckt ſich durchaus mit dem Standpuntt der Reichsregierung. Der Reichstag hat ja auch einen ſehr kräftigen Riegel dem Verſuche, den Wehrbeitrag zu herlängern, vorgeſchoben, indem er die Beſitzſteuer beſchloß. Denn es iſt bei dem engen Zuſammenhang zwiſchen Zuwachs⸗ ſteuer und Wehrbeitrag gar nicht möglich, von 1917 an den Wehrbeitrag weiter zu erheben. Abg. Dr. Wiemer(Vp.) Die Neugierde des Grafen Weſtarp, ſdie wir uns 3 dem Beſchluß des 4. Dezember ſtellen, will ich ſogleich befrie⸗ igen. Wir weichen von dem Zentrum und den Nationalliberalen ab, ohne die Schlußfolgerungen der Sozialdemokratie zu ziehen, weil die VVVVE Vorausſetzungen dafür nicht gegeben ſind. Scheidemann erklärte, es ſei unmöglich mit Bethmann e zuſammenzuarbeiten. Da dieſer nicht zu⸗ rücktritt, müßte eigent ah die Sozialdemokratie die Mitarbeit ein⸗ ſtellen. Das wäre noch törichter als der Streik in der Rüſtungskommiſſion. Die Abſtimmung vom 4. Dezem⸗ ber iſt nicht die Aufwallung eines Augenblicks geweſen und nicht uhne 5 5 Bedeutung. Es befremdet, daß der Reichskanzler ſich geſtern bemühte, die politiſche Bedeutung dieſer Kundgebung ichſt herabzuſetzen. Es wäre harmlos, anzunehmen, daß nur Jürſt Büloc hat ja ſeinen Abſchied genommen, als die Rechte nd die ihm die abgelehnt hatte. Dieſe lt Sozialdemokratie ziehen. Iſt Mahl iſt es zu verdanken, wenn es nicht noch ärtzer geworden iſt —* Graf Weſtarp wollte recht ſchneidig vorgehen. Ach, Herr Graf, mit Ihrem Himmeldonnerwetter hätten Sie den Elſaß⸗Lothringern teufelt wenig imponjert.(Beifall) Soll vielleicht der ter alle Jahre ein paarmal nach Berlin kommen, um beim konſerbative Himmeldonnerwetter⸗ 15 Heiterkeit links.) Das deutſche Volk iſt iuß vom 4. Dezember. Selbſtverſtänd⸗ zu wahren, obwohl wir keinen und militäriſcher Ehre auf dem Boden der ſtaatlichen etze. Profeſſ 0 hat das Verhalten des Militärs als rechtsver⸗ letzende Willkür bezeichnet.(Hört! hört!) Wir proteſtieren da⸗ gegen, daß hier der konſervative Graf Weſtarp die Geſetzesver⸗ letzungen des Militärs beſchönigt und verteidigt.(Beifall links.) Die Konſervativen ſind am wenigſten dazu berufen, die Pürde des Reichstags zu ſchützen. Einer von ihnen hat es ja dem men? ſtolz auf lich hat d 31 rf gemacht, daß er dieſe Bude hier nicht längſt ausgeräumt habe.(Hört! hört! links.) In der braunſchweigiſchen Frage iſt ein Bundes⸗ ratsbeſchluß umgeſtoßen worden. Solche Beſchlüſſe ſind aber doch nicht ewig und unverrückbar. Wir wollen noch ganz andere Bundesratsbeſchlüſſe umſtoßen.(Beifall links.) Aber die Ent⸗ ſcheidung in der Sache war richtig. Auch die Erklärung des Herzogs iſt ausreichend. In Mecklenburg herrſcht noch immer die reaktionäre Ritterſchaft. Hier muß das Reich jetzt eingreifen. Der bisherige Zuſtand iſt ein Hohn auf den modernen Staatsgedanken.(Sehr richtig! links.) Die Mahnung des Schatzſekretärs zur Spar⸗ ſamkeit haben wir gern gehört. Hoffentlich wird ſie aber auch vom Bundesrat beachtet, beſonders bon Herrn v. Tirpitz und vom Kriegsminiſter. Leider war Herr v. Tirpitz bei dieſer Rede nicht zugegen. Ich hätte ſeine Miene ſehen wollen. Er hat ſich freilich ſehr in der Gewalt, damit er ſpäter nicht immer zu ſagen braucht:„Ick dementiere mirl“ Wir verlangen, daß unſere Anregungen auf militäriſche Reformen ernſte Beachtung finden. Leider ſcheint der Kriegsminiſter um ein Jahrhundert und mehr zu ſpät auf die Welt gekommen zu ſein.(Sehr gut! links.) Ernſt⸗ hafte Vorſchläge auf Einſchränkung der Rüſtungen müſſen geprüft werden. Alle Beſtrebungen auf eine internationale Ver⸗ ſtändigung ſind zu unterſtützen. Die Treibereien des Wehr⸗ bereins mahnen zur Aufmerkſamkeit. General Keim macht ſchon wieder Stimmung für neue Rüſtungen.(Hört! Hört! links und im Zentr.) Dieſem Chauvinismus muß entgegenge⸗ wirkt werden. Alldeutſche Tendenzen dürfen nicht in unſere Jugend hineingetragen werden. Das führt zu einer ruhm⸗ redneriſchen Ueberſchneidigkeit und Kraft⸗ meierei.(Sehr gut! links.) Das letzte Steuerwerk verteidi⸗ gen wir freudig. Es hat auf die Bedürfniſſe des Volkes Rück⸗ ſicht genommen. Wir lachen aller Unkenrufe. Warum wird der Bankdiskont nicht endlich herabgeſetzt? Dann der Arbeits⸗ willigenſchutz! Graf Weſtarp hat nicht das Recht, hier im Namen des Mittelſtandes zu ſprechen. Die Arbeitsfreiheit muß natürlich geſchützt werden. Die beſtehenden Geſetze reichen aber dagu aus. Den erneuten konſervativen Vorſtoß haben ja auch die chriſtlichnationalen Arbeiter abgelehnt. Wir — verlangen eine Aenderung und Beſſerung unſerer Zoll⸗ und Handelspolitik. Gewiß, eine ſtarke Landwirtſchaft iſt wirtſchaftlich, national und ſozial links. Zurückzuweiſen aber iſt die Behauptung des Fürſten Bülow, notwendig.(Sehr richtig! daß die Politik des Grafen Caprivi die Landwirtſchaft dem Ruin entgegengeführt hat.(Sehr richtig! links). bende Landwirtſchaft ſoll geſtärkt werden. innere Koloniſation erforderlich. Die auswärtige Politik! Die Reform des diplomati⸗ ſchen Dienſtes begrüßen wir. weitert werden. Kommiſſion noch näher behandelt wird. Sein Fehler war, daß er ſich zu viel den Intereſſen des deutſchen Handels angenommen Die Viehzucht trei⸗ Dazu iſt planmäßige ges und beſonnene d ſie nicht geſtört durch impu treibung von Titeln ſives Eingreifen, wie Ver⸗ Orden und Preußiſcher Kriegsminiſter von Falkenhayn: Ich halte es für meine vornehmſte Pflicht, hier Angehörige der Armee, wie ich dem Abg. Wiemer gegenüber bemerken möchte, mit Ausnahme von mir gegen Angriffe, die ich nach ſorgfältiger Prüfung nicht für berechtigt halte, in Schutz zu nehmen. Es iſt verſchiedentlich betont worden, die Zuſpitzung der Verhältniſſe in Zabern ſei dem Umſtande zuzuſchreiben, daß der betreffende Offi⸗ zier nicht ſchnell genug aus der Garniſon ent⸗ fernt, und daß in der Sache ſeiner Beſtrafung Geheimnis⸗ krämerei getrieben ſei.(Sehr richtig! links.) Ich halte beide Vorwürfe nicht für richtig.(Sehr richtig! rechts und Heiterkeit.) Was die Verhandlung anlangk, ſo iſt es nötig, ſich immer wieder zu vergegenwärtigen, wie ſich die Dinge abgeſpielt haben. Der Zeitungsartikel vom 6. November, in dem die Anſchuldigungen gegen den Offizier enthalten waren, iſt am 7. November dem Regimentskommandeur bekannt geworden. Er hat den Offizier ſofort zur Rechenſchaft gezogen, und es iſt am 8. November in einer Zaberner Zeitung, am 9. und 10. November in großen Straß⸗ burger Zeitungen feſtgeſtellt worden, daß von einer beabſich⸗ tigten Beleidigung der elſäſſiſchen Bevölkerung gar keine Rede ſein kann.(Lachen links und Unruhe— Glocke des Präſidenten). mehr Rekruten, die in der Inſtruktion anweſend waren, eingeleitet worden. Denn nur aus deren Ausſage konnte feſtgeſtellt werden, in welchem Umfange Beleidigungen dieſer Leute vorgekommen waren. Aber ehe noch dieſe Vernehmungen abgeſchloſſen waren und abgeſchloſſen ſein konnten, ſetzten die Straßenaufläufe und die Preßkampagne mit neuen Anſchuldigungen gegen den Offigier ein. Daß nun von einer Verſetzung keine Rede mehr ſein konnte, ehe nicht ordnungs⸗ und geſetzmäßig die Sache klargeſtellt war, das glaube ich hier im Hauſe ſchon ein⸗ gehend dargelegt zu haben. Es iſt dann ferner hier geſagt worden, daß das, was nach⸗ träglich in der Norddeutſchen Allgemeinen über die Beſtrafung des Offiziers und Unteroffiziers wegen wörtlicher Beleidigung ihrer Untergebenen geſtanden habe, auch in dieſem Hauſe bei der Verhandlung hätte geſagt werden können. Das iſt geſchehen. (Sehr richtig! rechts.) Und zwar durch mich. Als ich, ſobald ich durch die Ausführungen des Abg. Fehrenbach— ich muß ſagen zu meiner Ueberraſchung— erfuhr, daß trotz der ganz klaren Ge⸗ ſetzesbeſtimmungen über dieſer Frage Zweifel beſtanden, bin ich ſofort aufgeſtanden und habe genau dasſelbe geſagt, was ſpäter in der offigiöſen Verlautbarung geſagt worden iſt.(Lachen links.) Mehr kann ich nicht ſagen und kann ich auch heute nicht ſagen. Denn es, widerſpräche ſowohl dem Weſen als auch dem Zweck. der Diſzißlinarſtrafgewalt, wenn man ihre Ausübung im eingelnen der öffentlichen Kritik preis⸗ geben wollte, Nicht einmal die direkten Vorgeſetzten dürfen eingreifen in dieſe Allsübung, es ſei denn, das es ſich um Ver⸗ ſtöße gegen geſetzliche Beſtimmungen handelt oder um Unterlaſ⸗ Der Kreis der Anwärter muß er⸗ Ich nehme an, daß der Fall Schlieben in der Politik geleitet hat. Hoffent⸗ Gleichzeitig ſind die Vernehmungen der 75 oder ſung der Ahndung eines Vergehens. Wollte man anders ber⸗ fahren, ſo würde man ſie denjenigen, die im Kriegsfalle die Ver⸗ antwortung in den höchſten Momenten der Gefahr allein tragen könnten und damit im Frieden allein tragen müſſen, aus der Hand winden und würde damit den Grundſtein unterhöhlen, auf dem unſere Armee ruht.(Sehr wahr! recht.— Lachen links.) And wenn ich mich nicht irre, ſo iſt in dieſem Hauſe ſchon häufig darauf hingewieſen und betont worden und zwar nicht bloß bon dieſer Bank, ſondern auch von den Bänken im Saale, daß es unbedingt nötig ſei, dem zuſtändigen Diſziplinarvorgeſetz⸗ ten die Befugniſſe zu geben, die er zur Ausführung dieſer Diſziplinargewal! braucht: Selbſtän⸗ digkeit und richtiges Dienſtanſehen. Wie aber ein Diſsiplinarvorgeſetzter ſelbſtändig fühlen ſoll und ſein Dienſt⸗ anſehen ſein ſoll, wenn ſeine Diſziplinarmaßregeln im einzel⸗ nen der Kritik der Oeffentlichkeit ausgeſetzt werden, das weiß ich nicht.(Sehr richtig! rechts.— Lachen links.) Sie ſtören mich gar nicht mit Ihren Unterbrechungen, aber ich möchte bitten, daß Sie in mir den Vertreter der Armee ſprechen laſſen. Mir per⸗ ſönlich wäre das ganz gleichgültig. Vizepräſident Dove: Ich bitte um Ruhe, aber ich muß bemerken, daß die letzten Unterbrechungen doch nicht derartig waren.(Beifall.) Preußiſcher Kriegsminiſter von Falkenhayn: Es iſt dann über die Verlegung der beiden Ba⸗ taillone geſprochen worden. Ich möchte den Erörterungen darüber nicht folgen, für wen ſie eigentlich eine Strafe ſein ſoll, wer dadurch mehr geſchädigt wird, ob die Garniſon oder die Unteroffiziere und die Mannſchaften. Denn es handelt ſich um eine Maßregel, die, wie auch hier anerkannt worden iſt, notwendig war, und wenn eine Maßregel notwendig war und iſt, wie hier vorher geſagt wurde, um Ruhe und Frieden zu ſtiften, dann kann man ſchließlich nicht lange bedenken, ob irgend jemand dabei geſchädigt wird. Sobiel über Zabern. eingegangen worden auf den Fall Knittel. Landwehr Knittel hat, ſoviel ich weiß, Reviſion gegen das ihm ungünſtige Urteil eingelegt, und ich möchte deshalb in Uebereinſtimmung mit dem Abg. Sperlich von der Zentrumspartei im einzelnen nicht darauf ein⸗ gehen. Aber das eine kann ich ſchon heute erklären, daß ichmit meinen beiden Herren Amtsvorgängern in dieſer Frage auf ganz demſelben Stand⸗ punkte ſtehe. Und zwar: die Betätigung eines Offiziers des Beurlaubtenſtandes in politiſchem Sinne iſt erlaubt. Ein Offizier aber, der ſich im antinationalen oder antimonarchiſchen Sinne betätigt, kann nicht im Heer belaſſen werden; in einer monarchi⸗ ſchen und nationalen Armee ſind ſolche Führer undenkbar. Da er noch heute als Offizier des Beurlaubtenſtandes der Armee an⸗ gehört, trotzdem gegen ihn und ſein Verhalten bei uns nach der Landtagswahl von 1906 die Unterſuchung längſt durchgeführt und abgeſchloſſen iſt, dürfte das eine zweifellos feſtſtehen, daß an maß⸗ gebender Stelle dem Leutnant der Landwehr Knittel der Vorwurf antinationalen und antimonarchiſchen Verhaltens nicht gemacht worden iſt. Es iſt dann noch von Dr. Spahn Der Leutnant der Abg. v. Morawski(Pole) beſpricht die Jeſuitenfrage. Auf meine kurze Anfrage wurde erklärt, man habe noch kein Material. Seitdem habe ich nichts mehr von der Regierung gehört. So darf man einen Reichstagsabgeordneten nicht behandeln! In der Handhabung des Jeſuitengeſetzes iſt zweifellos eine Verſchärfung eingetreten. Der Fall Zabern iſt typiſch für den Militarxismus. Auch die Polen ſeufzen unter dem Militär und unter der Bureaukratie. Wir leiden hundertmal mehr als die Elſaß⸗Lothringer. Dieſes Regierungsſyſtem iſt unmoraliſch.(Der Redner er⸗ hält einen Ordnungsruf.) Abg. Frhr. v. Gamp(Rp. Zweifellos flauen unſere wirtſchaftlichen Verhältniſſe ab. Ich fürchte, die bevorſtehende Herabſetzung der Kohlen⸗ preiſe wird nicht ohne Einfluß auf die Löhne der Bergarbeiter ſein. Beſonderer Dank gebührt dem Schatzſekretär für die Unter⸗ ſtützung der Altpenſionäre. Erfreulich iſt, daß die Oſt⸗ markenzulage wieder in den Etat eingeſtellt iſt.(Sehr gut! rechts.) Zu beklagen iſt die ſtarke Beteiligung Deutſchlands an aus⸗ ländiſchen Emiſſionen. Sie iſt die Urſache unſerer Geldnot. Wir brauchen das heimiſche Kapital für den heimiſchen Markt. Jetzt muß man bei uns ſchon 4% Proz. für erſtſtellige Hybo⸗ theken zahlen. Das iſt eine risſenhafke Belaſtung, die geradezu zur Kataſtrophe führen muß. Dieſer hohe ab ff. be⸗ einträchtigt die ganze wirtſchaftliche Lage Deutſchlands. Unſer Bankdiskont iſt viel zu hoch. Er belaſtet Induſtrie und Handwerk. Dieſe Sache iſt ernſter als die von Zabern und manche andere.(Sehr richtig! rechts.) Der Reichskanzler ſollte eine Enquetekommiſſion zur Unterſuchung der Diskontfragen einſetzen. An unſeren Börſen ſollten nur Papiere ſolcher Staaten zugelaſſen werden, von denen wir politiſche und wirtſchaftliche Vorteile er⸗ warten können. Der Schutz der Arbeitswilligen muß ſernſthaft ins Auge gefaßt werden.(Zuruf: Scharfmacher!) Ach, bringen Sie doch dieſen Ausdruck auf die Rumpelkammer. Bei dem Kohlenſtreik vor zwei Jahren hat das Erſcheinen des Mili⸗ tärs beruhigend gewirkt. Nach Zabern möchte man faſt wünſchen, daß Militär bei ſolchen Bewegungen nicht eingreift. Dazu iſt auch die Polizei da. Sie muß das ihre tun, ſolange wir nicht brauch⸗ bare haben. Selbſt der ſoweit links ſtehende Hanſa⸗ Bund hat die Notwendigkeit eines ſolchen Geſetzes im Intereſſe der Arbeiter ſelbſt anerkannt. 8 Wie die Dinge liegen, muß man den Arbeitswilligen einen Revolver zu ihrem Schutze in die Hand geben. (Grgße Unruhe, Lärm und Zurufe bei den Sozialdemokraten; Präfident Dr. Kaempf erteilt wegen eines Zurufes einen Ord⸗ nungsruf.) Der Schutz der Arbeitswilligen iſt gerade auch im Intereſſe der Arbeiter. meinſames Handinhandgehen die Klaſſengegenſätze mildern kann. Beim ruſſiſchen Handelsvertrag ſagte mir der Reichs⸗ kanzler Graf Caprivi als mein Vorgeſetzter, ich könnte doch als Vortragender Rat nicht gegen den Handelsvertrag ſtimmen. Wäre dieſe Beeinfluſſung nicht erfolgt, dann hätte ich mich vielleicht der Abſtimmung durch eine dringende Reiſe entziehen können.(Heiter⸗ keit.) So aber ſtimmte ich gegen den ruſſiſchen Handelsvertrag. (Beifall.) Sie ſehen alſo, daß auch Vortragende Räte nicht ſo unſelbſtändig ſind.(Heiterkeit.) Warum hat man im Zaberner Falle nicht mitgeteilt, welche Strafen verhängt worden ſind? Zweifellos waren auch die Zivilbehörden nicht auf dem Poſten. Die Erklärung des Statthalters, die das Militär bloß⸗ ſtellt, iſt durchaus unzuläſſig, dagegen ſollte der Kanzler auftreten, (Beifall bei der Reichspartei.) Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg: Ich gehe auf einige Fragen ein, die im Laufe der Debatte erörtert worden ſind, zunächſt auf die vom Grafen Weſtarp an⸗ geſchnittene und jetzt auch von Freiherrn v. Gamp aufgenommene Frage des Schutzes gegen den Mißbrauch des Koalitions⸗ rechtes. Selbſtverſtändlich kann ich während der Etatsberatung dieſen Gegenſtand nicht in ſeinen letzten Konſequenzen berfolgen. Ich weiſe hin auf das, was ich vor drei Jahren im Hauſe ſagte. Das war anläßlich der Interpellation über die Moabiter Gyzeſſe. Ich faßte damals meine Meinung dahin, daß gegen Auswüchſe des Koalitionsweſens nicht eingeſchritten werden kann durch Ausnahmegeſetze, ſondern uur auf dem Boden des gemeinen Rechts, und daß dabei Eingriffe in die Koalitionsfreiheit nicht erfolgen dürfen.(Beifall links.) Ich nehme an, nach den Aeuße⸗ rungen, die bisher im Hauſe gefallen ſind, daß dieſe Grundſätze Es gibt Arbeitsgebiete, auf denen ein ge⸗ 9— — die Zuſtimmung der bürgerlichen Parteien finden. den Soz.) Daß in die Koalitionsfreiheit nicht eingegriffen Werden darf, iſt ſelbſtverſtändlich. Das Koalitionsweſen iſt eine Erſcheinung, die bei uns ebenſo gut wie in anderen Ländern durch die wirtſchaftliche Entwicklung zur Notwendigkeit für die Arbeiterſchaft und für das Unternehmertum geworden iſt. Es wäre ein ausſichtsloſes törichtes Unternehmen, durch Akte der Geſetzgebung einer ſolchen Entwicklung das Leben abſchneiden zu wollen. Dieſer Grundſatz ändert aber nichts daran, daß wir Auswüchſen, wo ſie konſtatiert werden— und ſie ſind konſtatiert worden— entgegentreten müſſen.(Zuruf der Soz.: Aber paritätiſch!) Gewiß, durchaus paritätiſch muß vor⸗ gegangen werden; das liegt eben in dem Grundſatz, daß die Abhilfe auf dem Boden des gemeinen Rechts zu ſchaffen iſt. Als Abhilfe iſt vorgeſchlagen einmal die Reviſion des Strafgeſetzes und zweitens die zivilrechtliche Haftung der Koalitionen. Gegenüber der großen Macht, die die Koalitionen ausüben, u. a. auch durch das große Vermögen, das ſie beſitzen, drängt ſich von ſelbſt die Erwägung auf, ob als Gegenſtück hierzu die zibilrecht⸗ liche Haftung einzuführen iſt, eine Hoftung für den Schaden, den die Koalitionen durch Beauftragte anderen im Widerſpruch mit den Geſetzen zufügen. Im Zuſammenhang mit dieſer Frage ſteht be⸗ kanntlich die Frage der Rechtsfähigkeit der Berufs⸗ vereine, eine Frage, die zu löſen ja ſchon einmal geſetzgebe⸗ riſch unternommen worden iſt, aber vergeblich. Ich glaube auf keinen Widerſtand zu ſtoßen, wenn ich ſage, daß dieſe Fragen der zivilrechtlichen Haftung der Koalitionen und die Frage der Rechts⸗ fähigkeit der Berufsvereine, ſo oft ſie auch draußen und hier im Reichstag verhandelt worden iſt, noch keineswegs zu einem geſetz⸗ geberiſchen Akt reif iſt. Was die Reviſion der Strafgeſetze anlangt, ſo habe ich, als ich vor drei Jahren über dieſe Frage hier ſprach, darauf hinge⸗ wieſen, daß die Kommiſſion, die mit der Reviſton des Straf⸗ geſetzbuches befaßt iſt, der Anſicht iſt, es müſſe in dieſem revidierten Strafgeſetzbuch die Freiheit und das Selbſtbe⸗ ſtimmungsrecht des Individuums ſchärfer geſchützt werden als bisher. Es ſind von der Kommiſſion entſprechende Paragraphen in den jetzigen Entwurf eines neuen Strafgeſetz⸗ buches aufgenommen worden. Als unſer Strafgeſetzbuch erlaſſen wurde, befand ſich das Koalitionsweſen im Vergleich zu heute noch zu ſehr in den Anfängen, und als der Geſetzgeber die Paragraphen zum Schutze der perſönlichen Freiheit faßte, hatte er im weſentlichen im Auge Angriffe auf die perſönliche Freiheit des Individuums durch ein drittes Individuum, aber nicht An⸗ griffe, die ſich auf die Macht von Koalitionen gründen. Wenn nun die tatſächliche Entwicklung uns gezeigt hat, daß die Freiheit des Individuums jetzt in anderer Form wie früher und auch von anderen Subjekten aus, von den Koalitionen, eingeengt wird, ſo muß die Geſetzgebung dieſem Gange der Entwicklung folgen. Das halte ich für eine Notwendigkeit. Dieſer Idee muß in einem revidierten Strafgeſetzbuch Rechnung getragen werden. Ich möchte, wenn ich das ſage, aber doch gleichzeitig glauben, daß man ſich täuſcht, wenn man dieſer Reviſion des Straf⸗ geſetzbuches eine gar zu große Wirkung zuſchreibt. Die Er⸗ fahrung hat uns gezeigt, daß, wenn jetzt der Terrorismus ſich überall vordrängt und nicht genügend zurückgewieſen wird, das in unzähligen Fällen nicht am Tatbeſtand des öffentlichen Straf⸗ rechts liegt, ſondern weil es ſehr vielfach an den nötigen Zeugen fehlt. Dann aber kommt noch ein zweiter und wie mir ſcheint wichtigerer Punkt hinzu. Gerade in der empfindlichſten (Unruhe bei Form des Terrorismus, als die ich beiſpielsweiſe nenne den wirtſchaftlichen, den geſellſchaftlichen Boykott und den Bohkott auf der Arbeitsſtätte, gerade dieſe FJormen des Terrorismus, die um ſo emp⸗ findlicher berühren, ſind in der Regel nicht ausgedrückt in Angriffen, in aktiven Angriffen, ſondern in Unter⸗ laſſungen. Und dieſe Unterlaffungen werden wir durch das Strafgeſetzbuch, auch wenn es revidiert iſt, nicht faſſen können. Ich will damit ſagen, daß ſich auf dieſem Gebiete eine Ab⸗ änderung des Strafgeſetzbuches nicht empfehlen würde. Ich habe nur davor warnen ſollen, zu glauben, daß die großen Schäden, die wir tatſächlich haben und die von beiden Seiten der Be⸗ völkerung empfunden werden, nun damit beſeitigt werden könnten. Es iſt im Gegenteil die Beſorgnis auszufprechen, daß gerade die Formen des Terroris mus, die am emp⸗ findlichſten ſind, vom Strafrichter nicht gefaßt werden. Wir haben erhebliche Erfahrungen im Laufe der Dinge bereits gemacht. N Gerade dieſe Formen des Terrorismus werden beſonders ſtark gefühlt und ſehr bitter empfunden, wo der wirtſchaftliche und geſellſchaftliche Bohkott, der auf der Arbeitsſtätte, ſo groß wird, daß der Bedrohte ſich vor dem Ruin ſeiner ganzen Exi⸗ ſtenz ſieht, wenn er dem Bohkott nicht nachgibt. Ich glaube, Hilfe auf dieſem Gebiet, wirkſame Hilfe wird nur dann geſchaffen werden können, wenn ſich das allgemeine Volks⸗ empfinden gegen die Einſchnürung der per⸗ fönlichen Freiheit auflehnt(Sehr gut!), wenn es den Terrorismus von ſich abweiſt. Ohne dieſe Hilfe werden auch neue Paragraphen..(Gr. Unruhe, Lärm bei den Soz. Rufe: Militärbohkott) Ich glaube, ohne dieſe Hilfe werden auch neue Paragraphen ſehr leicht nur auf dem Papier ſtehen bleiben. Nun bin ich der Anſicht und ich glaube, Sie wiſſen auch, daß ſich unſer Volksempfinden bei Ueberſpannung des Koalitionsgedankens immer energiſch tatſächlich auf⸗ gelehnt hat gegen den Bohkott, wie ich ihn kurz geſchildert habe. Ich ſtimme mit dem Freiherrn von Gamp vollkommen überein; man kann dieſe Stimmungen nicht ablehnen, wie es die Sozial⸗ demokraten tun, mit dem Hinweis auf die Scharfmacher. Damit iſt gar nichts getan.(Lachen und Unruhe bei den Soz.) Die Mitteilungen, die uns geſtern Herr Baſſermann gemacht hat, waren doch recht bezeichnend, und ebenſo bezeichnend iſt die Haltung einer großen Zahl von Handelskammern, die Kund⸗ gebungen des Handwerkerſtandes und ſchließlich die Stellung des Direktors des Hanſabundes.(Lachen und Unruhe bei den Soz.) Die Regierung— und das ſage ich auch zu den Herren auf der rechten Seite des Hauſes— iſt ſich der Verantwortung, die ſie gegenüber den tatſächlichen Erſcheinungen und Stim⸗ mungen im Volke hat, voll bewußt, und ich ſtimme dem Grafen Weſtarp durchaus darin zu, daß in dieſer unſer Volks⸗ leben ſo tief berührenden Frage die Regierung eine führende Rolle zu ſpielen hat, und ſie wird dem Reichskag eine Aktion vorſchlagen, ſobald ſie glaubt, daß die Vorbedingungen für eine ſolche gegeben ſind. Ich habe ſchon vor längerer Zeit den Staats⸗ ſekretär des Junern gebeten, die Erfahr ungen, die in dem ganzen Verlauf der deutſchen Arbeitsſtreiligkeiten geſam melt wurden, und die Erfahrungen, die in anderen Ländern geſammelt worden ſind, feſtzuſtellen. Ich nehme an und hoffe, daß in nicht zu ferner Zeit dem Reichstag dieſe Arbeit vorgelegt wird. Sie wird nicht nur, was ich für durchaus erwünſcht halte, wertbolle Fingerzeige geben über die beſtehenden Geſetze, ſondern ſie wird uns auch die Grundlage geben für die weitere Behandlung dieſer Frage.(Hört! Hörtt) Ich muß des weiteren auf die Kritik eingehen, die geſtern der Abg. Baſſermann und heute Freiherr von Gamp, wenn auch nur in berhältnismäßig kurzen Worten, an der Haltung des Bundes⸗ rats in der braunſchweigiſchen Frage geübt hat. Der Abg. Baſſermann hat dem Bundesrat den doch immerhin recht ſchweren Vorwurf gemacht, daß er in dieſer jetzt abgeſchloſſenen, aber politiſch wichtigen Frage, die im Laufe dieſes Sommers eine große Erregung der öffentlichen Meinung hervorgerufen hat (Lachen bei den Soz. und Unruhe), umgefallen iſt. Ich halte dieſen Vorwurf in keiner Weiſe für berechtigt.(Widerſpruch.) Dabei iſt überſehen, daß der Bundesratsbeſchluß von 1907 ebenſo⸗ wenig ein Definitivum hat ſchaffen wollen, wie der von 1885. Beide Beſchlüſſe wollten und konnten im Hinblick auf das von niemand beſtrittene Thronfolgerrecht des welfiſchen Hauſes in Braunſchweig nur ein Proviſorium herſtellen, rebus sic stantibus. 1885 und 1907 kam der Bundesrat zu der Erkenntnis, daß die Thronbeſteigung des Herzogs von Cumberland in Braun⸗ ſchweig unvereinbar ſei mit den Grundprinzipien der Reichsverfaſſung und den zu Grunde liegenden Bündnis⸗ verträgen. Aenderten ſich die Verhältniſſe— und daß ſie ſich ge⸗ ändert haben, kann von niemand beſtritten werden—, ſo entſtand für den Bundesrat die Pflicht, neuerdings zu prüfen, ob dieſe Un⸗ vereinbarkeit noch fortbeſtehe. Wer jetzt dem Bundesrat eine In⸗ konſequenz vorwirft, einen Umfall, weil er die Verzichtforderung fallen gelaſſen hat, der kann mit demſelben Recht dem Bundesrat von 1907 eine Inkonſequenz gegenüber dem Bundesrat von 1885 vorwerfen. Der Bundesratsbeſchluß von 1885 kennt nicht die Ver⸗ zichtforderung als Vorausſetzung für die Thronbeſteigung in Braunſchweig. Die Verzichtforderung iſt im Jahre 1907 neu enk⸗ ſtanden, und zwar waren es die damals borliegenden Verhältniſſe, welche zu der Verzichtforderung geführt haben. Im Jahre 1906/07 bot der Herzog von Cumberland für ſeinen Sohn, den Prinzen Ernſt Auguſt, der den Braunſchweiger Thron beſteigen ſollte, den Verzicht auf Hannober an. Dagegen ſollte der älteſte Sohn des Herzogs, der Prinz Georg Wilhelm, nicht verzichten. Durch dieſe Stellung konnte nur der Eindruck erweckt werden— ob er gewollt war, laſſe ich dahin⸗ geſtellt— daß gewiſſermaßen zwei welfiſche Linien gebildet werden ſollten, eine braunſchweigiſche und eine andere, für die der Verzicht ausdrücklich abgelehnt wurde, und wo die bermeintlichen Rechte auf Hannover weiter behauptet wurden. Dieſe Differenzierung war ſelbſtverſtändlich für den Bundesrat nicht annehmbar und hat zur Forderung des Verzichts für alle Glieder des Hauſes Cumberland geführt. Seit dem Tode des Prinzen Georg Wilhelm iſt der Prinz Ernſt Auguſt der einzige Erbe des Hauſes, und damit ſind die ſachlichen Umſtände, die 1907 zur Verzichtsforderung führten, weggefallen. Der Bundesratsbeſchluß von 1885 ſtellt alſo den Verzicht nicht als Vorausbedingung für die Thronbeſteigung in Braunſchweig auf. Ausſchlaggebend für den Bundesrat im Jahre 1885 war die Ueberzeugung, daß im Falle der Thronbeſteigung des Herzogs von Braunſchweig Braunſchweig zum Stütz⸗ und Mittel⸗ punkt der gegen den Beſtand Preußens gerichteten hannöve⸗ riſch⸗welfiſchen Beſtrebungen werden würde. Das war für Bismarck und die Verbündeten Regierungen allein das Entſcheidende. Der Fürftenhof eines Bundesſtaates durfte nicht ſozuſagen das Hauptquartier werden für Beſtrebungen, die gegen einen anderen Bundesſtaat gerichtet waren. Das war es, worin die Unvereinbarkeit mit dem Friedensſtande unter den Bundes⸗ gliedern zu finden war und mit dem, was die Bundesverträge fordern und garantieren. Von dieſem Geſichtspunkt aus mußte der Bundesrat auch jetzt die Situation prüfen. Er hat ſie geprüft und ſich alſo ſtrikt auf den Stkandpunkt geſtellt, auf die Grundlage, die 1885 gelegt worden war. Von einem Umfall iſt alſo in keiner Beziehung die Rede. Der Bundesrat iſt zu der Ueberzeugung gekommen, daß die hannövberiſch⸗welfiſchen Aſpirationen in Braunſchweig unter der Regierung des Prinzen Ernſt Auguſt keinerlei Unterſtützung finden würden. Der Bundesrat gründete dieſe Ueberzeugung auf die Vermählung des Prinzen mit der Tochter des Kaifers, auf ſeinen Eintritt in die preußiſche Armee, auf ſein mit dem Fahneneid für Lebens⸗ zeit übernommenes feierliches Verſprechen, nichts zu tun und nichts zu unterſtützen, was darauf gerichtet iſt, den jetzigen Beſitz⸗ ſtand Preußens zu verändern, auf das Bekenntnis des Prinzen zur Verfaſſung und zu den Pflichten, welche ihm gegen ſeine Verbündeten obliegen. Die Vedeutung dieſer Garan⸗ tien an ſich iſt wohl nicht beſtritten worden. Aber es iſt ge⸗ ſagt worden, dieſe Garantien lägen auf ſentimentalem Gebiet, es fehle die ſtaatsrechtliche Grundlage, und dieſe ſtaatsrechtliche Grundlage könne nur geſchaffen werden durch den Verzicht. Dieſer Standpunkt iſt doch ein reichlich formaliſtiſcher, ich möchte beinahe ſagen, bureaukratiſcher(Heiterkeit), er iſt auch juriſtiſch ſehr ſchwankend. Was würde denn mit dem ſtaats⸗ rechtlich bindenden Verzicht für das Reich oder Preußen erreicht werden? Die Situation iſt doch die, Hannover iſt eine preußiſche Propinz kraft preußiſchen Geſetzes. Und Preußen iſt auf Grund der Reichsverfaſſung ein Glied des Deutſchen Reiches mit Ein⸗ ſchluß der Provinz Hannover. Es gibt keinen Staat Hannoper und es gibt keine Monarchie in einem Stagt Hannober. Ein Verzicht auf monarchiſtiſche Rechte kann aber nur dem eigenen Staat, nicht einem anderen Staat gegenüber ausgeſprochen wer⸗ den. Dieſer eigene Staat beſteht nicht. Ein rechtlicher Verzicht gegenüber Preußen wäre juriſtiſch inhaltlos, weil Preußen keine Rechte auf Hannover kennt, ſondern höchſtens vermeintliche An⸗ ſprüche auf die Wiederherſtellung des Zuſtandes vor 1866. Was den Verzicht der etwaigen Nachkommen anlangt, ſo überwiegt in der Staatsrechtslehre die Anſicht, daß der Verzicht nur für die Perſon des Verzichtenden ſelbſt und nicht für die Nachkom⸗ men ausgeſprochen werden kann. Alſo diejenigen, die da glauben, unter juriſtiſchen und ſtaatsrechtlichen Geſichts⸗ punkten den Verzicht fordern zu müſſen, befinden ſich in einem Irrtum. Aber, wie geſagt, ich halte den ganzen Standpunkt, der mit dem Verzicht und ſeiner ſtaatsrechtlichen Bedeutung opexiert, für einen kheoretiſchen und formaliſtiſchen Er geht an dem Kern der Sache vorbei. Die Bürgſchaft, die der Prinz Ernſt Auguſt für eine der Reichsverfaſſung ge⸗ treue, ſeinen Pflichten gegen die Verbündeten Regierungen ent⸗ ſprechende Regierung in Braunſchweig abgegeben hat, ſein Ver⸗ ſprechen, daß er Anſprüche auf Wiederherſtellung eines ſelb⸗ ſtändigen Hannobers nie und nimmer in keiner Form betreiben oder unterſtützen werde, dieſe Garantien ſind genau ſo bindend, ob ſie mit oder ohne Verzicht gegeben ſind.(Sehr richlig!) Wenn dieſe Garantien, die jetzt ohne Verzicht abgegeben ſind, verſagen, dann würden ſie auch zuſammenfallen, wenn der (Sehr richtig!) über Aber beides iſt Verzicht ausgeſprochen wäre. Zweifel erhabenen ausgeſchloſſen wegen der jeden Lohglität des Prinzen Erüſt Aügn. Wen minn aber die Vorausſetzung dafür vorlag, daß die Regierung des Prinzen Ernſt Auguſt in Braunſchweig mit dem von der Reichs⸗ verfaſſung garantierten Stande unter den Bundesgliedern in jeder Beziehung vereinbar war, dann hatte Braunſchweig e in Recht darauf, daß Prinz Ernft Auguft den Thron ſeiner Väter beſtieg.(Sehr richtig!) Von dieſem Rechte Braun⸗ ſchweigs iſt in der ganzen Polemik dieſes Sommers mit keinem Worte die Rede geweſen. Allerdings hatte Braunſchweig, dieſes kerndeutſche Land, das immer treu zu Kaiſer und Reich ge⸗ ſtanden hat, das den Einbruch hannöveriſch⸗welfiſcher Aſpirationen in das Land der Vergangenheit nicht gewollt hat und in der Gegenwart und in Zukunft nicht will, einen Anſpruch auf das Recht auf die Thronbeſteigung des Thronerben, ſobald es feſt⸗ ſtand, daß er ebenſo treu zu Kaiſer und Reich ſtehen würde, wie das Land ſelbſt, und daß hannöveriſch⸗welfiſche Treibereien keine Unterſtützung bei ihm finden würden. Nur ganz wenige Worte über die hannöpverſchen Welfen. Der Herr Abgeordnete Freiherr von Gammp hat ge.⸗ meint, durch dieſe Regelung der braunſchweigiſchen Frage hätten wir die welfiſche Agitation in Hannover geſtärkt. Meine Herren, da möchte ich einmal die Gegenfrage ſtellen, ob wir nicht die welfiſche Bewegung in Hannover in verhängnisvoller Weiſe geſtärkt hätten, wenn wir um dieſes bedeutungsloſen Verzichtes willen den Prinzen Ernſt Auguſt zum Märtyrer des Welfentums gemacht hätten. Indem wir das Gegenteil getan haben, haben wir der welfiſchen Bewegung in Hannover für die Zukunft ihren ſtärkften Stützpunkt genommen.(Sehr richtig! rechts.) Gewiß, meine Herren, mir iſt geſagt worden, es gäbe in Hannober Welfen, die da ſagten, der Prinz Ernſt Auguſt hat ſovtel gemacht, er hat eine Kaifertochter auf dem braunſchweigiſchen Thron, jetzt wird es ihm auch noch gelingen, ein ſelbſtändiges Hannober herzuſtellen. Meine Herren, wenn es richtig iſt, daß es ſolche Leute gibt, ſo ſind das, wenn ich mich höflich aus⸗ drücken will, jedenfalls keine bon den Klugen. Die nicht intranſigenten Führer des Welfentums ſollten ein⸗ ſehen, daß ſich diejenigen Welfen, welche ſich mit ſolchen utopiſchen Forderungen tragen, für eine ganz aus⸗ ſichtsloſe Idee einſetzen, und ſte ſollten dafür wirken, daß dieſe ihre Führung im Volke aufhött. Hannover iſt und bleibt eine preußiſche Provinz. Kein preußiſcher König, keine preußiſche Landesvertretung wird ſich je dazu bereit finden, rückgängig zu machen, was in der Erſtarkung Preußens, die zum Deutſchen Reich geführt hat, Geſchichte geworden ift. Einer ſolchen Verfündigung am eigenen Leibe iſt kein Preuße fähig. Und wahrlich, man hat Preußen eine ängſt⸗ liche und kleinmütige Polikik zugemutet, wenn man von Preußen verlangte, daß es aus Furcht vor einer zum Ab⸗ ſterben verurteilten Bewegung, die von einer fleinen Gruppe Unberſöhnlicher genährt wird, ſeine Haltung im Bundesrat und Braunſchweig gegenüber regulieren ſoll.(Sehr richtig!) Ich⸗ habe eine ſolche Politik abgelehnt, und indem ich es ktat, habe ich nichts von den alten Traditionen preisgegeben, ſondern ich habe geglaubt, an der Herſtellung eines Zuſtandes mitgewirkt zu haben, der mit der Beſeitigung alten Haders nützlich wirkt. Zum Schluß noch wenige Worte mit Beziehung auf die Interpeklationsdebatte über Zabern. 8 Im Gegenſatz zum Abgeordneten Scheidemann haben ſich dis Führer des Zentrums und der Nationalliberalen in der Frage der politiſchen Bedeutung eines Mißtrauensbotums auf ber⸗ faſſungsmäßigen Boden geſtellt. Der Abg. Wiemer hat es zwar abgelehnt, ſich die Anſchauungen der ſozialdemokratiſchen Fraktion über die Tragweite des Mißtrauensvotums oder Mißbilligungs⸗ votums, es ſind ja verſchiedene Worte vom Reichstag dafür ge⸗ braucht worden, anzueignen; er hat aber recht unwillige Aeuße⸗ rungen darüber gemacht, daß ich im Laufe der Etatsdebatte auf die Zaberner Angelegenheit nicht noch einmal zurückgekommen birt, und daß dem Reichstage keine amtlichen weiteren Erklärungen zu⸗ gegangen ſind. Ja, was ſoll ich denn bon der Sache weiter er⸗ zählen, nachdem am 3. Dezember geſagt und öffentlich bekannt ge⸗ kworden iſt, daß der Interpellationsgegenſtand einem gerichtlichen Verfahren unterliegt.(Lachen links.) Wohin führen uns die jetzigen weiteren Debalten! Es wird Partei er⸗ griffen auf der einen Seite für das Militär, auf der anderen Seſte für das Zivil. Der eine wirft dem Kreisdirektor Vernachläfſigung ſeiner Pflichten vor, greift den Statthalter und den Staatsſekretar an; der andere richtet Angriffe gegen den Kommandierenden General. 5 Ich habe ſchon am 8. erklärt, daß ich auf Grund der mir vorliegenden einander widerſprechenden Berichte über das Ver⸗ halten der Behörden und über das Verhältnis, das zwiſchen Zivil und Militär geherrſcht hat, mit Sicher heit nicht ent⸗ ſcheiden kann, wo Recht und Unrecht liegt. Ich kann nur bedauern, daß bei dieſem unſieren Stande hier ſchon gand kate goriſchgeurteilt wird, und insbeſondere, daß hier Angriffe gegen einzelne Perſonen gerichtet wurden,(Zuruf des Abg. Ortel Konſ.). Das könnte mißverſtanden werden nach den Aeußerungen, die ſoeben der Abg. Oertel hier macht. Ich habe ausdrücklich geſagt, ich hätte nicht entſcheiden können, ob die Berichte des Militärs richtig ſind oder die Berichte des Zivils, die den Bericht des Militärs verneinen, wo akſo nun Recht oder Unrecht iſt. Darum ſage ich, es iſt bedauerlich, wenn ſchon jetzt kategoriſche Urteile über Pflichtwidrigkeiten des Kreisdirektors, oder wenn auf der anderen Seite— damit wende ich mich(nach links) an die Herren— ebenſo kategoriſche Urteile über das Verhaften des kommandierenden Generals gefällt werden. Ich muß mir bei dieſem unſicheren Stanbd derꝛ Dinge Reſerve auferlegen. Das eine aber kann ich ver⸗ ſichern, daß in der amtlichen Behandlung und Beurteilung der ganzen Sache infolge der Interpellation kein Umſchwung ein⸗ getreten iſt, die Annahme des Abgeordneten Wiemer iſt falſch und ebenſo— mit der gleichen Beſtimmtheit ſage ich das— daß von dem Rückzug, wie ihn Graf Weſtarp zu befürchten ſchien, in keiner Weiſe die Rede iſt.(Hört! hört!) Das Zurückgreifen des Abg. Scheidemann auf die Inter⸗ pellationsdebatte hat wenigſtens das eine Gute gehabt, daß es offenbar machte, daß eine Homogenität unter den Parteien, die ſich auf das Mißbilligungsvotum geeinigt hatten, in keiner Weiſe vorhanden iſt. So wenig eine Einmütigkeit beſtand über die Tragweite, ſo wenig beſtand eine Einmütigkeit üßer die Motivbe. Die Aeußerungen der ſozialdemokratiſchen Preſſe und zugleich die Aeußerungen der ſozialdemokratiſchen Wortführer in dieſem Hauſe haben— darin ſtimme ich Graf Weſtarp durchaus zu— keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß die Sozialdemokratie die Vorfälle in Zabern zum willkommenen Anlaß genommen hat, unt gegen die verfaſſungsmäßigen Rechte des Kai⸗ ſers und oberſten Kriegsherrn einen heftigen Sturm einguleiten.(Lebhafte andauernde Unruße bei den Soz.) Hier ſcheiden ſich die Geiſter— hier iſt die Sogialdemokratie iſoliert, und ſie wird es hoffentlich auch immer bleiben!(Beiſall recht.— Lachen und Unruhe bei den Soz) Donnerstag 11 Uhr: Weiterbergtung⸗ Beachten Sle dle De n D Aus dem Großherzogtum. N. Heidelberg, 9. Dez. In einer dom Deutſch⸗ Evangeliſchen Frauen⸗ bund, dem Badiſchen Frauenverein und dem Verein Frauknbildung Frauenſtudium gemeinſam einberufenen, ſehr zahlreich beſuchten Verfſammlun g ſpraſ Montag abend Prof. Dr. Brunner Berlin Früh. Pforzh. über das Thema:„Die Kinder als Opfer moderner Vergnügungs⸗ ſucht“. Kein Berufenerer konnte das Thema behandeln; hat doch der Redner als pädagogiſcher und literariſcher Beirat des Kgl. Polizeipräſi⸗ diums in Berlin in beſonders hyhem Maße einen Einblick gewonnen in die Gefahren, die dem Kindesalter drohen. In erſchütternden, aus der polizeilichen Praxis herausgegriffenen V⸗⸗ ſpielen ſchilderte der Redner zunächſt, wie die Kinder die Opfer der Vergnügungsſucht der eige⸗ nen Eltern werden. In Vergnügungslokale aller Art, die ſowohl in geſundheitlicher wie in mora⸗ liſcher Hinſicht für Kinder durchaus ungeeignel ſind, in Wirtſchaften, Bierkonzerte, Tingeltangel und beſonders in die„Kintöppe“ werden die Kinder mitgenommen, oft bis in die ſpäten Nacht⸗ ſtunden— nur damit die Eltern ungeſtört ſich ihren Vergnügungen hingeben können. Ja, die Kinos waren in Berlin geradezu„Ablagerungs⸗ ſtätte für fberflüſſige Kinder“. Für 5 Pfennig ſchickten die Mütter ſie dorthin, damit ſie„unter⸗ gebracht“ ſeien:; es iſt beobachtet worden, daß Kinder bis 7 Stunden ununterbrochen von den Müttern im Kino gelaſſen wurden. Der poli⸗ zeiliche Erlaß, der für Kinder bis zu 6 Jiehren den Beſuch des Kinos völlig berbietet und Kin⸗ dern von—16 Jahren nur den Beſuch ſpezieller „Kindervorſtellungen“ geſtattet, hat dem Un⸗ weſen geſteuert, es aber nicht beſeitigen können; 3. Zt. wird ein Erlaß vorbereitet, der die bewußt unwahren Altersangaben der jugendlichen Kino⸗ beſucher mit Strafen bedroht. Wie ſehr der Ge⸗ ſchäftsſinn der Kinobeſitzer gerode auf den Kin⸗ derbeſuch ſpekuliert batte und zwar mit großem Erfolg, geht aus der Tatſache hervor, daß zahl⸗ reiche Kinos in Berlin nach dem Verbot der Kinos für Kinder zugrunde gingen. Als Obiekt der Vergnügungsſucht der Erwachſenen dient das Kind da, wo es zu Schauvorſtellun⸗ gen gewerbsmäßige Verwendung findet. Das Kinderſchutzgeſez von 1903, welches das Auf⸗ treten von Kindern nur geſtattet, wenn ein höheres Kunſtintereſſe dafür geltend gemacht werden kann, wird ſelten beachtet und meiſt über⸗ treten;„Wunderkinder“, jngendliche Akrobaten ccccc Das schönste Sle 5s Manufaktur-, Welsswaren- und Ausstattungs-Geschäft Schaufenster! Beche Mitel- une Schimperstrasse und Zirkuskünſtler unter 14 Jahren dürfte es nach dem Geſetz in Deutſchland nicht geben— und wie zahlreich ſind ſie noch immer! Die Ver⸗ wendung von Kindern im Theater läßt ſich nicht verbieten, weil das Verbot viele Aufführungen unmöglich machen würde; les gibt Theaterkinder. die Eltern und Geſchwiſter direkt ernähren mit ihrem Einkommen), doch iſt jetzt das Auftreten von Kindern unter 6 Jahren überhaupt verboten, weil dieſe bei einer Panik die erſten Opfer ſein würden. Die jetzt in Großſtädten aufkommende Sitte, Kinder als Kapellmeiſter oder als Prolog⸗ ſprecher vor die Oeffentlichkeit treten zu laſſen, verdient die ſchärfſte Bekämpfung; denn hier handelt es ſich nicht um ein„höheres Kunſt⸗ intereſſe“, ſondern man will den betr. Veran⸗ ſtaltungen durch Verwendung von Kindern einen beſonders pikanten Reiz geben. In ſeinen wei⸗ teren Ausführungen wies der Redner auf die Gefährdung des jugendlichen Alters durch das Kino hin, ſoweit es ſich um das Kin o⸗Drama handelt, und zeigte dann, wie notwendig die Ueberwachung der Jahrmarkksbuden ſei, die oft in kraſſeſter Weiſe die Senſationsſucht nähren, ſo vor allem die Schaubuden mit„Oel⸗ gemälden“ der„großen Mörder“, die zu den be⸗ rühmteſten Helden des Volkes geſtempelt werden. (Neueſtes Berliner Budenbild: Lehrer Wagner ſchlachtet ſeine Familie ab.] Eine beſonders große Gefahr für das jugendliche Alter bietet die Schundliteratur, die nach langjähriger erfolgreicher Bekämpfung jetzt zu neuer Blüte gelangt unter dem Deckmantel, erziehlich wirken zu wollen. Vier neue Serien dieſes Schund⸗ genres erſcheinen zur Zeit, unter ihnen der „Fremdenlegionär“ und der„Pfadfinder“ in wöchentlich 100 000 Heften. Der Redner führte aus, daß dieſe Lektüre zweifelſos der Fremden⸗ legion Anhänger gewinnt, ſtatt ſie zu bekämpfen. — Der Redner ſchloß mit dem Appell, daß Be⸗ hörden, Geiſtliche, Lehrer und Eltern mitwirken möchten zu einer energiſchen Durchführung der Maßnahmen zum Schutz des Kindes. In der 14ſtündigen Diskuſſion wurde faſt ausſchließlich die Frage der künſtleriſchen Bedeutung des Kinos behandelt. Der Redner, deſſen amtlicher Zenſur täglich viele Tauſende bon Metern neuer Kinofilms unterliegen, äußerte ſich dahin, daß die geniale Erfindung des Kinos noch ungeahnte⸗ kulturell höchſt wertvolle Entwicklungsmöglich⸗ keiten bietet, ſoweit der Kinematograph der Wiedergabe der Wirklichkeit dient. (Sonnenfinſternis, Wachſen der Blumen, Tier⸗ beobachtung ete.). Mit größter Entſchfedenheit betonte der Redner aber, daß dem Kinodrama Weneral-Ameiger.— Sadiſche Keueſte Nachrichten.(Mittagsblatt) — 5 ts⸗ Fermsgrecher 7516 l N das wirklich Künſtleriſche fehlt und daß es nach dem Urteil ſachkundiger Kreiſe unter den Ge⸗ bildeten keine Zukunft hat. Als Hauptargument führte der Redner ins Treffen, daß(z3. B. bei der Wiedergabe klaſſiſcher Dramenß der ſeeliſche In⸗ halt fehlt, da er nicht durch das Wort übermittelt werden kann, und daß das kraſſeſte Aeußerliche — wie der Held Arme und Beine bewegt, wie er fällt ete.— zur Hauptſache wird.— Der Redner erntete reichen Beifall. 1222 Gerichtszeitung. * Vom Schöffengericht. Durch Indizienbeweis wurde vor dem Schöffengericht der Taglöhner Georg Schmadl aus Schönmünzach überführt, am 20. Oktober d. Is. aus der Büffetkaſſe de⸗ Wirtſchaft von Frau Lindemann in Neckarau einen 50⸗Markſchein ſtibizt zu haben, den er andern Tags klein machte, worauf er daun bei dem Wirte Mörgel in Neckarau gegenüber ſeinen Zechgenoſſen den Protzen ſpielte und ihnen cinen 20⸗Markſtück zum Zechen hinwarf. Die ganze Woche arbeitete er nicht und am Sonntag war das Geld alle. Dann pumpte er die Wirtin Mörgel unter allen möglichen Vorſpiegelungen um 3 Mark an, die er aber nicht erhielt. Sie gewährte ihm nur die Zeche, die ſich ſchließlich auf Mk..60 belief. Der erheblich vorbeſtrafte, wild und ſtruppig wie ein auſtraliſcher Buſchmann ausſehende Angeklagte wurde zu einer Gefängnisſtrafe von 3 Monaten verurteilt.— In einer ſchlimmen Lage befand ſich in der Nacht zum 17. November der Schutz⸗ mann Fröhle, als er in der Wirtſchaft T 3, 21 den Taglöhner Peter Backfiſch feſtnehmen wollte, der ihm bei der Feſtſtellung der Perſo⸗ nalien der Gäſte wegen Ueberſitz den Namen ver⸗ weigerte. Backfiſch widerſetzte ſich dem Schuß⸗ mann ganz energiſch und ſeine beiden Freunde, der Taglöhn. Karl Sigmund und der Schloſſer Franz Hämmerle, fielen gleichfalls über den Schutzmann her und mißhandelten ihn. Der letz⸗ tere ſchlug ihn mit einem harten Gegenſtand mit ſolcher Wucht auf den Kopf, daß der Getroffene bewußtlos zuſammenbrach und ſchwer verletzt wurde. Dabei gebrauchten die Exzedenten die gröblichſten Schimpfwörter. Während des Vor⸗ ganges, der ſich zumeiſt auf der Straße abſpielte, hatte ſich eine große Menſchenmenge angeſammelt. Backfiſch und Sigmund wurden vom Schöffenge⸗ richt zu Gefängnisſtrafen von 3 Mon. 10 Tag. u. Hämmerle zu einer ſolchen von 4 Monaten 10 Tagen verurteilt.— Der Taglöhner Waſyl u⸗ lük riß einer Frau auf der Seckenheimerſtraße eine Taſche aus der Hand, in der ſich ein Geld⸗ le's Do Knaben und Mädchen lst: 2 Sweater tetter Babattmarken! SGrüne beutel mit 6 Mark befand. Als der Räuber ſich verfolgt ſah, warf er die Taſche wieder weg. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu einer Gefäng⸗ nisſtrafe von 6 Wochen. Milchpanſcher. Der Milchhändler Lubdwig Eifler von Sandhofen iſt ein weißer Rabe unter den Milchfälſchern. Er geſtand geſtern am Schöffen⸗ gerichte zu, am 7. Oktober vier 20⸗Liter⸗Kannen Milch je einen halben Liter Waſſer beigemiſcht zu haben. Das Maß für die Kundſchaft ſei zu knapr geweſen, ſagt er. Schon einmal hat man ihm 50 wegen Vergehens gegen§ 10 N. G. aufgebrannt, Sein Geſtändnis ſchützt ihn vor Gefängnis, aber der neueren Rechtſprechung gemäß wird er wegen Be⸗ trugs zu einer Geldſtrafe von 75 ½ verurteilt. kann bei Betrugsſtrafe nicht er⸗ folgen. gerade als den ſchlimmeren Teil. Darmſtadt, 9. Dez. Wegen Biga⸗ mie wurde heute vor der Strafkammer gegen den Kaufmann Franz Röth aus Lampertheim verhandelt. Es hatte ſchon ein⸗ mal eine Verhandlung ſtattgefunden, in welcher Zweifel auftauchten, ob die erſte Frau über⸗ haupt noch am Leben ſei. Die ange ellten Nach⸗ forſchungen haben nun ergeben, daß die erſte Frau die als Kellnerin in der Welt umherirrt, im September einen Brief geſchrieben hat, in welchem ſie ihrem jetzt 5 Jahre alten Kinde zum Geburtstag gratuliert. Damit galt für das Ge⸗ richt als erwieſen, daß die Geſuchte, deren Auf⸗ enthalt bisher mit Sicherheit nicht zu ermitteln war, noch am Leben iſt und ſo wurde R. zu 1 Jahr vier Monaten Gefängnis verurteilt. Frau überhaupt nichts mehr von ſich hören ließ und daß auch die Umſtände den R. gewiſſer⸗ maßen zu der zweiten Heirat drängten.— Fort⸗ geſetzte Unterſchlagungen hat der etwa 50 Jahre alte Buchhalter Joh. Rückert I. aus Heppen⸗ heim zum Nachteil der Granit⸗Syenitwerke Wundiedel in Heppenheim zu Schulden kommen laſſen. Er hat durch Fälſchung der Lohnliſten etwa Mk. 6000.— unterſchlagen und wurde wegen dieſer Unredlichkeit von der Firma ohne Anzeige entlaſſen. Ohne Wiſſen der Firma wurde er nun von dem Geſchäftsführer auf Wunſch weiter beſchäftigt, ohne dafür Lohn zu erhalten. Hierdurch gekang es ihm, genau die⸗ ſelben Betrügereien weiter zu treiben, ohne daß die Firma oder der Buchhalter ſeine raffinſerten Fälſchungen der Bücher und Lohnliſten merkte, da ſie ſchlecht kontrollierten. R. wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. * Leipzig, 9. Dez. Die Reviſion des Alt⸗ händlers Rudolf Händel von Potsdam, der vom Schwurgericht wegen ſchweren Raubes zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, wurde heute vom Reichsgericht in Leipzig verworfen, 7 eil er bei geringem Stromverbrauch eine enorme Saugleiſtung entwickelt CXNXX gite leicht transportabel ist und von jedem ungeschulten Personal be dient werden kann, Veilber gewiſſenhafte Fachmann erkannt hat, daß gerade auf dieſem Gebiete das Beſte das Billigſte iſt O eil Brown, Boveri& Cie., in Schokoladdenfig Marzipan, seine gediegene, einfache Konſtruktion Turbinenſyſtem· für undegrenzte Lebensdauer unb ſtets eeec e bouea e, e, e. gleichbleibende Wirkungsweise Gewähr leiſtet. Derlangen Sie unverbindlich ausführliehe Literatur! uren, gefülſten Sonbo Rheinische Kakao u. Schokoladen-Werke Mannheim. Vertriebsſtellen für Mannheim: .⸗G. Abtl. Inſtallationen, Joſef Blum Nachfg., Maunheim 9 Köhler Spiller u. 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Der Verein der Dentiſten Mannheim⸗Ludwigshafen, welcher es als ſeine vornehmſte Aufgabe betrachtet, gegen alle unlauteren Elemente auf dem Gebiete der Zahnheilkunde energiſch vorzugehen, ſieht ſich im Intereſſe des zahnleidenden Publikums veraulaßt, auf die großen Ge⸗ fahren in geſundheitlicher Beziehung, welche durch die ſogenaunten Zahnhauſterer verurſacht werden können, hinzuweiſen. Dieſe Per⸗ ſonen, meiſt keine gelernten Fachleute, gehen von Haus zu Haus und dasſelbe Juſtrument, welches ſoeben im Munde eines an Tuberkuloſe oder Syphilis Erkrankten gebraucht wurde, findet ohne jede Desinfek⸗ ttion weitere Verwendung. Daß es dieſen Leuten nicht darauf ankommt, auch Zähne zu ziehen, welche bei fachmänniſcher Behandlung ihrem Be⸗ ſitzer noch lange gute Dienſte geleiſtet hätten, ſei nur nebenbei erwähnt, Trotzdem die Zahnheilkunde im Umherziehen verboten und trotz empfindlicher gerichtlicher Beſtrafung ſolcher Zahnhauſierer wegen Geſundheitsſchädigung, war es bis jetzt nicht möglich, dieſem Treiben Der obengenannte Berein ſieht ſich deshalb veranlaßt, die Namen ſeiner Mitglieder bekannt zu geben, mit dem Bemerken, daß dieſelben die geſchilderten Vorkommniſſe auf das ſchärfſte verurteilen und denſel⸗ Karl Neher, Rohrbach, K. Lorbeer, F. Lotz⸗Neu⸗ W. Noſenfelder, C. Rubin, Pf. Meinhardt, G. Eger, M. Frey, T. Löb, H. Stein, R. Eigl, E. Heymann, E. Wiede⸗ Th. Beißer, Julius Maier. 5 8 8 2 34253 maunn, Anna Arbeiter⸗Kühner, C. Oberhofer, E.—— Herdle. C. Häfker, Freimüller, F. Rupp⸗Lampert⸗ Nachahmung heim, F. Straub⸗Neckarau, J. Roth, J. Eckard, erdoten. SSSSscgessse 8 Lokal der Schützen⸗Kapelle, Seckenheimerſtraße 19. EVdÚrłeuunte Schlachtfeſt —— mit Konzert. 34234 Wellfleiſch mit Kraut, ſowie Sonntag, den 14. Dezember Salonkonzert wozu freund⸗ lächſt einladet F. Seezer. Aufpolieren Spezialität: Wichſen, Fär⸗ ben, Vergolden gravierter Möbel, unter Zuſicherung guter Arbeit u. Material empfiehlt ſich 84007 Karl Wißler, F 5, 19. lese eeeeemdee molgen Referenzen zu Dienſten. kannte 33401 ſaſgggggpnmgmgg 75 deneceecheeee eeeeee Auadhammamgaemmme GES(HENKE Ae faſmacanmagnnggmcnngngggaeg D.6 MANNNEIA 75 eeeeeeee auneeemuſle Herrenkleider Uu. Damenkoſtüme werden reinigt, aufgeb. u. wie neu herger. Spezialt i. Umänd,. v. ſchlecht paſſ. Kleidungsſt. G. Schweickart, Schneider⸗ Mehr als 15000 Ubren wurden in der kurzen Zeit von 5 Jahren in mein. Geſchäft repariert. Bei Annahme von Re⸗ paraturen wird der ge⸗ naue Preis gleich aus⸗ gemacht. Goldwaren ganz billig. Kein Laden. Fachmän⸗ niſche Garantie, Leopold Pfeiffer fac .6 οhοj, Uhrmacher, 4, 9. —Im Boxkampf mit Maeterlinck. Der Weg zum Herzen Maeterlincks führt durch den Box⸗ handſchuh— das iſt der Eindruck, den der be⸗ engliſche Journaliſt Ward Price von ſeinem Borkampfe mit dem Dichter von„Peleas und Meliſande“ davongetragen hat. Ward Price, der ſelbſt ein ſehr tüchtiger und erfahrener Boxer iſt, hat Maeterlinck in ſeiner ſchönen Villa bei Nizza beſucht, mit ihm geplaudert, vor allem aber: mit ihm geboxt, und er ſelbſt geſteht es, daß Mgeterlinck erſt dann mit ihm nicht ſehr aheſtehenden Menſchen einen gefühlsmäßigen Lontakt gewinnt, wenn ein anderer höchſt ma⸗ kerieller Kontakt voraufgegangen iſt: wenn im Boxkampf ſeine Fauſt mit dem Kiefer des Geg⸗ lers Fühlung gewonnen hat. Ein kräftiger Mann in Sweater, Kniehoſen und derben brau⸗ nen Strümpfen, deſſen volles bereits mit grauen Strähnen durchzogenes Haar ein Geſicht um⸗ kahmt, das die rote Farbe der Geſundheit zeigt, ein Mann mit einem harten ſchweren Kinn und charf ausſchauenden aufmerkſamen blauen Augen en„Schatz der Armen“ q: 8 5 2 8 5 Bienen“ ſchrieb. Und auf drei Minuten“, ſo er⸗ —das iſt der Maeterlinck, dem Ward Price, die Borhandſchuhe an den Händen, ſich gegenüber Maurice Maeterlinck, der Philoſoph und ichter der Seele der Träumer und Denker, der und das„Leben der zählt der Engländer in der Daily Mail,„ſollte ich das Recht, ja die Pflicht haben, dieſem Manne nach allen Regeln der Kunſt und beſtem Können keine Fäuſte ins Geſicht zu ſch'agen.“ Aber nicht umſonſt boxt Mgeterlinck ſeit brei Jahren mit der Gewiſſenhaftigkeit eines echten Enthuſtaſten Anweigerlich Tag um Tag. Es iſt garnicht ſo keicht, bei Monſieur Maeterlinck einen richtig ſtenden Hieb„an den Mann zu bringen“; ſelbſt ber erfahrene Boxer ſieht ſich hier einem ſehe lichtigen Gegner gegenüber, die ſtämmigen kräf⸗ 1 5 Beine des Dichters entwickeln eine erſtaun⸗ lche Elaſtizität und Fixigkeit. Immer wieder 5Maeterlinck meiſterhaft mit einem Sprunge oder einer Parade dem Hiebe auszuweichen, gehr blitzſchnell zum Gegenangriff vor, und ehe der Engländer es ſich verſieht, hat Maeterlinck zwei⸗ mal einen„eroß right“ am Kopfe ſeines Gegners „gelandet“. 24 Jahre Vorteil hat Ward Peice auf ſeiner Seite, aber er geſteht, daß er nicht ein einziges dieſer Jahre vermißt haben möchte. Maeterlinck boxt engliſch. Hoch aufgerichtet ſteht er da, hält ſeine Rechte ziemlich weit empor und die Linke etwas mehr als üblich gekrümmt, ſodaß beide Boxhandſchuhe nahe an ſeinem Geſicht ſtehen. Seine Abwehr iſt ganz ausgezeichnet, er „ſteht“ dabei feſter und beſſer als die meiſten Menſchen ſeines Alters;„und als nach drei Mi⸗ nuten unſer Gang vorüber iſt“, berichtet Price, „hatte ich eine wogende Bruſt und ein wild ar⸗ beitendes Herz, während Maeterlinck nach der vorſchriftsmäßigen Pauſe von nur einer Minute zu einem neuen Gang mit ſeinem Boxlehrer be⸗ reit ſtand.“ Vordem war Macterlinck, wie faſt immer gegen Beſucher, mehr als ſchüchtern ge⸗ weſen, ſchien ſich unbehaglich und unſicher zu fühlen; aber wenn er einen Gaſt erſt einmal tüchtig verböxt hat, ſind die Hemmungen ge⸗ ſchwunden. Dann fällt jeder Zwang von ihm ab, dann wird er herzlich, ungezwungen und vergnügt und erzählt. Vom Boxen natürlich. Das Boxen ſolle die Menſchen gewalttätig machen? Aber aͤber:„Das Boxen iſt doch gerade die Bezäh⸗ mung der Gewalttätigkeit. Iſt ein Boxer je ein roher Menſch oder ein Kampfhahn? Nein, im Gegenteil, die Gewißheit, ſich ſchützen zu können, verleiht ihm Selbſtvertrauen und Ruhe. Der Menſch iſt ein höchſt empfindliches Weſen, beſon⸗ ders gegenüber ſeiner eigenen Meinung. Iſt er beleidigt oder in Gefahr und weiß er, daß er keine Gewandtheit in der Verteidigung beſitzt, dann wird er nervös.„Ich wäre alſo ein Feig⸗ ling?“ fragt er ſich ſelbſt, und um ſich darüber zu beruhigen, wird er zum Angreifer. Und er greift feige zu Meſſer und Revolver. Der Boxer aber, der ſeiner Verteidigungskraft ſicher iſt, iſt geduldig und langmütig.“ Dann kam das Ge⸗ ſpräch auf Maeterlincks Arbeit. Zwei neue Auf⸗ gaben beſchäftigen ihn gegenwärtig, ein Buch „Der unbekannte Gaſt“, ein Betrachtung über das überirdiſche Bewußtſein, und einen Bühnen⸗ werk, das den Titel erhält„Die Heirat Tyltyls“, eine Fortſetzung des„Blauen Vogels“. kolonie der deutſchen Jugendwehr, deren Gäſte — Von der Tſingtauer Jugendwehr. Das Schutzgebiet Kiautſchou iſt in der großen deut⸗ ſchen Jugendwehrbewegung nicht hinter dem Heimatland zurückgeblieben. Vor etwa drei Jahren wurde in Tſingtau eine Kompagnie des deutſchen Jugendkorps gegründet, die, außer bei ihren wöchentlichen Uebungen, auch ge⸗ legentlich bei andern Anläſſen mit ihren ſchmucken Uniformen vorteilhaft in die Erſchei⸗ nung tritt. Die Kompagnie zählt 35 Mann, die faſt ausſchließlich Schüler der Kaiſerlichen Gou⸗ vernementsſchule ſind. Unter Leitung eines Gouvernementsbeamten veranſtaltet die Jugend⸗ wehr jeden Samstag Uebungen, die aus Feld⸗ und Pionierdienſt, Exerzieren, Dauermärſchen und ſportlichen Veranſtaltungen beſtehen. Eine außergewöhnliche Abwechslung in die intereſ⸗ ſanten wöchentlichen Uebungen brachte ein Aus⸗ flug der Kompagnie nach der deutſchen Berg⸗ werkskolonie Fangtſe, die in mehrſtündiger Fahrt auf der Schantungbahn von Tfingtau aus zu erreichen iſt. In Fantſe beſteht eine Zweig⸗ die jungen Krieger aus Tfingtau waren. Die dort verlebten Tage werden den Jungen immer in Erinnerung bleiben. Es gab keine Familie in Fangtſe, die nicht für den ihr zugeteilten „Blau⸗Weiß⸗Blauen“ aus Tſingtau ein behag⸗ liches Quartier bereitet hätte. Bald nach der Ankunft wurden den Gäſten aus Tſingtau die „Sehenswürdigkeiten“ Fangtſes gezeigt? unter ſachkundiger Führung machten ſie einen Rund⸗ gang durch die Bergwerksanlagen über Tag. Am nächſten Morgen ging es mit klingendem Spiel in die Umgebung, damit ſich die Schüler in dem Gelände brientieren lernten. Am drit⸗ ten Tag fand dann ein ausgedehntes Kriegsſpiel ſtatt, das aus zwei Aufklärungsübungen und einem Sturmangriff auf eine markierte Stellung beſtand. Die chineſiſche Bevölkerung war aus den umliegenden Dörfern herbeigeſtrömt, um das Treiben der Jugendwehr zu beobachten; beſonders die Chineſenjugend folgte ihren gleich⸗ altrigen Genoſſen aus dem Weſtland ins Ge⸗ lände, und man konnte aus ihren Augen ableſen, wie gern ſie ſich in die Schützenlinie geworfen und mitgekämpft hätten. Daß auch die deutſche Jugendwehr in China des Nachts auf ihrem Poſten iſt, bewies ein unerwarteter Alarm; in kurzer Zeit ſtanden die Jungen feldmarſch⸗ mäßig zum Ausrücken bereit. Die ſchönen Tage in Fangtſe gingen nur zu raſch vorüber. Bei der Abfahrt der Tſingtauer Blau⸗Weiß⸗Blauen hatten ſich alle Deutſchen Fangtſes eingefunden⸗ und brachten den jungen Gäſten aus Tſingtau reichliche Azung für die Fahrt und Feldblumenn ſträuße für Vater und Mutter. Der erfreuliche Stand der deutſchen Jugendwehrbewegung in China zeigt, daß auch fern der Heimat die jungdeutſchen Ideale nicht roſten. — Der Kampf der Schneider um ihr Urheber⸗ recht. Seit längerer Zeit ſchon tritt bei den Pariſer Schneidern das Beſtreben hervor, ihren Modellen vor dem Geſetze das Anſehen von Kunſtſchöpfungen zu verſchaffen, um auf dieſem Wege der Pariſer Mode den Schutz des Urheber⸗ rechtes zu erobern. In dieſer Richtung bewegt ſich auch der Schritt, den die Vertreter der be⸗ rühmteſten Modehäuſer jetzt gemeinſam beim Polizeipräfekten unternommen haben und der ſich gegen die Photographen richtet, die der Modeſpfionage und der ſchweren Schädi⸗ gung der Pariſer Modeintereſſen bezichtigt wer⸗ den. Es handelt ſich darum, daß Dutzende von Photographen auf den Rennplätzen elegante Damen und auch die„Mannequins“ photo⸗ graphieren, dieſe Photographien verbreiten oder verkaufen und damit den Konkurrenten der Pariſer Modeinduſtrie, den Londoner, New Norker, Pariſer und Wiener Schneiderateliers die Möglichkeit geben, ſich von den Pariſer Kregtionen inſpirieren zu laſſen und womöglich Paäriſer Modelle einfach zu kopieren. Die Be⸗ ſchwerde beim Polizeipräfekten, die von Poiret, Paquin, Cheruit, Drecol und Beſchoff— David Unterzeichnet iſt, macht großes Aufſehen, weil die Schneiderfirmen fordern, daß den Photo⸗ graphen die Aufnahme neuer Koſtüme auf den Rennplätzen ſtreng verboten werden ſoll. Die Schueider machen geltend, daß ihnen durch die Verbreitung der Photographien große Ein⸗ nahmen entgingen, da ausländiſche Firmen, die bisher die Modelle in Paris kauften und teuer bezahlten, jetzt die Annahme der neuen Mydelle verweigern, weil die Kreationen durch Photo⸗ graphien bereits bekannt ſeien und daher nicht mehr den Wert von Neuheiten hitten. Auf bdieſe Weiſe würden die Pariſer durh die Tätigkeit der Photographen um ihre Modelle und die aus ihnen zu erzielenden hohen Verbienſte beſtohlen: New Pork, London, Berlin, Wien und Peters⸗ burg kopieren die beſten Schöpfungen. Allein einſtweilen beſteht kaum eine geſetzliche Handhabe, um den Photographen ihre Tätigkeit zu unter⸗ ſagen, und es ſcheint auch, als habe der Pariſeßx Polizeipräfekt ſich bei aller Sympathie für Geſchäftsintereſſen der Schneider außerſtande regeln. klärt, dieſe Frage durch Polizeiverfüügungen zu ſchnell u. bill. repar., ge. meiſter, R 4, 19/20. Neue Uhren und 1 08 16. Seite General-Ameiger.— Fadiſche MHeurſte Aachrimten.(Mittaablatt.) Juwelen, Die heliebteſten Geſchenke für Meihnachten ſind Beßlecke in Gilber. Brillaul- Gamudt in gan; euormer Auswahl zu aufjergewohulich billigen Nreiſen. hren unò Golòwaren Et Gilber und verfilberte Gegeuſtanòe Beſlece, ſchwer verſilbert Brillantringe, Coliier, Ohrriuge Broſchen, Armbander uſw. uſw. Caſchen · Ahren zu Golb, Gilber, Zula Mreiſe. Abſolut gute Hager am Mlahe. Außergewöhnlich billige unò Gtagl. Größtes Fabrikate. Broſchen, Ohrringe, Medaillons Armbnder, Manſchetlenkndyſe Arawattennadeln. Echt Norwegiſcher Gomudt. Damen· und Herrenringe unũberlroſſeue Auswahl für jeden Geſchmac Giegelringe um Gravieren. igaretten-&tuis, Gazierſtodie Moòerner Gomudt, Aparte Qeuheil Damentaſchen Vrima Qualital. in echt undò verftlbert. Mieſige Auswaßl. Goldene Damen· und Herren- Heltten, Armbatider in groß. Auswaßl J, 3 Breiteſtra⸗ Die große Modòͤe. Ahrarmbndͤer in Golo, Lula, Gilber unò Double. 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Arbeitsvergebung. Für den Erweiterungsbau der Friedrichſchule in Sandhofen ſollen im Wege des öffentlichen An⸗ gebots vergeben werden: 1. Ausführung der Glaſerarbeiten, 2. Herſtellung der Fenſterbeſchläge. Angebote hierauf ſind verſchloſſen und mit ent⸗ ſprechender Aufſchrift verſehen bis ſpäteſtens Mittwoch, den 17. Dezember 1913, vormitt. 11 uhr an die Kanzlei des unterzeichneten Amts,(Rathaus N I, 3. Stock Zimmer Nr. 125) einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung der Angebote in Gegenwart etwa erſchtenener Bieter oder deren bevollmächtigte Vertreter erſolgt. Angebotsformulare ſind im Baubürv(Ausgaſſe 4) in Sandhofen erhältlich, woſelbſt auch nähere Aus⸗ kunft erteilt wird. 2707 Städtiſches Hochbanamt: Perrey. Süddeutsche Bank Abtellung der Pfälzischen Bank. D 4,%0. Mannheim. 4, 9/10. Telephon Nr. 2660, 341 und 1864. Hapital u. Reserve Mk. 60,000,000 Eröllnung von lautenden Rechnungen mit und obhne Kreditgewahrung. Frovisionsfreie Scheck- Rechnungen und Annahme verzinslicher Bar-Depositen. Annahme von Wertpapieren zur Auf. bewahrung in verschlossenem und zur Ver- Waltung n oſfenem Zustande. Vermietung von Tresorfächern unter Selbstverschluss der Mieter in geuertest. Gewölbe. An- und Verkauf von ertpapieren. sowie Ausführung von Börsenaafträgen an der Maunheimer und allen auswartigen Borsen. Besondere Abteſlung für den Am- und Verkauf von Werten ohne BRörsemnetiz. Diskontierung und Hinzug von Wechseln auf dus In- und Ausland zu billigsten Sätzen. Ausstellung von Schecks und Accreditiven auf alle Handels- und Verkehrsplätze. Eimzug von Coupons, Dividenden⸗ scheinen und verlosten Eflekten. 29585 Versticherung verlosbarer Wert apiere gegen Kursverlust und Controle der Verlosungen. Kanfmänniſher Verein, Mannheim.⸗VB. Der auf Donmnerstag, 11. 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Jamilie nicht ſtattfinden und muß auf ſpäter ver⸗ Großh. Notarigt 1: Pichler. Stelle lür Unhemittelte. Ladw. Gstelmans ſchoben werden. Der Vorſtand. 64 Mayer. 1198 Schloſſermeiſter, E., 15 Die Herſtellung der Gasſteigleitungen ab Haupt⸗ hahn im Keller bis zum Aufſtellungsort der Gas⸗ meſſer, das Herſtellen der Leitungen etc. für Gas⸗ automateneinrichtungen ſoweit letztere vom Gaswerk ütbernommen werden, ſowie das Aufſtellen der Gas⸗ meſſer und Gasautomaten an die Leitungen ſoll fütr 2 Bezirke und zwar 1. Schwetzingerſtadt, 2. Oſtſtadl mit Neuoſtheim im Ganzen oder geteilt und zwar bis zum 31. Juli 1915 neu vergeben werden. Die Grenzen der Bezirke bilden die Ringſtraße— Kaiſer⸗ ring, Friedrichsring— und die Seckenheimerſtraße. Leiſtungsfähige Inſtallateure wollen ihre Ange⸗ bote bis 2695 Montag, den 29. Dezember 1913, vormittags 11 Uhr bei der unterzeichneten Direktion einreichen. Die Bedingungen können während der üblichen eeee in unſerem Verwaltungsgebäude K 7, ½— Zimmer 3— in Empfang genommen werden. Mannheim, den 28. November 1918. Die Direktion der ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke: beginnen am Donnerstag, den 11. De⸗ zember 1913 und endigen am Samstag, den 3. Jan. 1914. 2715 Mannheim, 11. Dez. 1913. Das Rekiorat: J..: M. Hauck. Die Sprechſtunden finden ſtatt Montags und Donnerstags von 6 bis 8 Uhr im Zimmer 10 des alten Rathanſes. Stallt. Rechtsauskunlt- eeeeee + 27 3 4 Hel⸗Lieferung. wege vergeben wi oder geteilt 800 Ztr, pra. Blaukleeh 800 Ztr. pra, ſüßes. zu Grunde gelegt. 9 wird nur prima unberg Räucher ⸗Ofen in jeder Größe fertigt Imm Ex Weihnachtsgebäck gut gerät das Sinner⸗Vackpulver Bertretung: Alfred Honeck, Mannheim, O 5, 14. Telephon 3522.