Abonnement: 70 Pfg. monatſich, Bringerlohn 50 Pfg., durch die Poſt inkl. Poſtaufſchlag Mk..42 pro Quartal. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. Inſerate: Kolonel⸗Seile 30 Pfg. Reklame⸗Seile.20 Uk. Täglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Beilagen: Geleſenſte und verbreitetſte Feitung in Mannheim und Amgebung Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 9 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 5 Uhr Kmtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Beilage für Literatur und Wiſſenſchaft; Techniſche Rundſchau; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Revue; Wandern und Reiſen und Winterf Anzeiger heim und Umgebung lichlen Telegramm⸗Adreſſe: „General⸗Anzeiger mannheim⸗ Telephon⸗RNummern: Direktion und Buchhaltung 1449 Buchdruck⸗Abteilung... 341 Redaltion Expedition und Verlags⸗ buchhandlung... 218 u. 7569 Eigenes Redaktionsbureau in Berlin Unterhaltungsblatt; Beilage für Cand⸗ und Hauswirtſchaft; port; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. Nr. 374. Mannheim, Donnerstag, 13. Auguſt 1914. ree (Abendblatt. Bündnispolltif. Bon Oberverwaltungsgerichtsrat Eug. Schiffer, Mitgl. d.., Mitgl. d. A. Was war das für eine Seligkeit in Frank⸗ reich, als nach langem Warten und Werben die Stunde ſchlug, die der Republik die Ausſicht öffnete, in des ruſſiſchen Zaren Gunſt und Gnade aufgenommen zu werden! Mit urendlicher Sorgfalt warde das zarte Pflänzchen der jungen Liebe gehegt und gehittet und als es nun wirk⸗ lich erſtarkte und 68 als die An⸗ näherung zur Freun„die Verſtändigung zum Biünderks 51 als 1 8 5 5 ſich auch noch um ſeegewaltige Eng ang da ſchien den Franzofen das Ziel ihrer heiße en Wünſche in greifbarer Nähe zu ſein. Frei⸗ lich hatte der Weg, dep ſie zum Gipfel tragen ſollte, durch allerlei Niederungen und Abgrümde geführt; das reiche Frankreich hatte tief in den Beutel greifen müſſen, um den unerſättlichen Partner an der Newa den ewigen Goldhunger zu ſtillen; und das ſtolze Frankreich hatte ſich tief demittigen müſſen, um 99 5 das von gufgerichtete Joch von Faſchoda zu gehen. 2 h 28, ſache, daß nunmehr die Höhe erreicht ſchien und, was ſo ein ſchöner Traum geweſen, lebendige Wirklichleit zu werden Gewiß: Frankreich ſteht gemeinſam mit Ruß⸗ land und England gegen Deutſchland im Felde. Aber iſt es Frankreich, das in dieſem Awen ing hat? Wird er um Frankreich willen 9 7 Iſt Frankreich wieder die„große Na⸗ tion“, die der europäiſchen Politik Grundlage und Richtung gibt? Nichts von alledem. Ruß⸗ land führt; um Rußlands willen wird ge⸗ ſochten; in Rußlands Schlepptau führt Frank⸗ reichs Schiff. Ja noch mehr: nicht einmal Ruß⸗ land, ſondern Serbien iſt es, das den Weltbrand entfacht hat. Serbien zieht Frankreich hinter ſich her. Deshalb war es auch nicht mehr als recht und billig, daß die franzöſiſchen Deputierten dem ſerbiſchen Volle Gruß und Glückwunſch ent⸗ boten. Hätten ſie ganz folgerichtig handeln wollen, ſo mußten ſie freilich ihre Huldigung jenem Mordbuben darbringen, ſeinen Browning das ganze Unheil in Bewegung ge⸗ ſetzt hatte; letzter Linie hat doch er das glorreiche Fvankreich auf den Plan gerufen. Wie kläglich wirkt die Verleugnung der Vergan⸗ genheit, wenn Präſident Poincars in ſeiner Bot⸗ ſchaft an die Kammer erklärt, daß ſeine Lands⸗ leute ſeit mehr als 40 Jahren in echter Friedens⸗ liebe auf den Wunſch berechtigter Wiederher⸗ ſtellung verzichtet hätten. Ein bewußt geführter Fauſtſchlag in das Antlitz der Wahrheit. Da⸗ gegen mag es wohl der Wahrheit entſprechen, wenn Sir Edward Grey im engliſchen Unter⸗ hauſe ausführte, daß keine Regierung und kein Land weniger gewünſcht habe, an dem öſter⸗ keich ſerbiſchen Streit beteiligt zu werden, als Frankreich; mur ehrenhalber ſei es durch ſeine Verpflichtungen hineingewickelt worden. Iſt aber dieſe Tatſache richtig, ſo bedeutet ſie ein voll⸗ kommenes Scheitern der franzöſiſchen Bündnis⸗ politik, die doch ſicherlich nicht dazu beſtimumt war, Frankreich gegen ſeinen Wunſch in einen Krieg um Rußlamds willen zu treiben. Auch ſonſt iſt aus der Nede des engliſchen Miniſters die Wahrheit unſchwer zu erkennen. Das bezieht ſich natürlich nicht auf ſeine Be⸗ hauptung, daß England zum Schwert greifen naüiſſe, um das Recht der Neutralität zu verteidi⸗ gen. Sie iſt nicht ernſt gemeint und will wohl auch nicht ernſt genommen werden. Die belgiſche Neutralität ſpielt nicht als Rechts⸗, ſondern als Machtfrage eine Rolle; und genau ebenſo ſteht 2fü⸗ England um die Bümdnisfrage. Es fällt ihn gar nicht ein, um des Bündniſſes ſelbſt Der w willen vom Leder zu ziehen; gleichgültig würde es— Bündnis hin, Bündnis her— Frankreich feinem Schickſal überlaſſen, wenn nur Deutſch⸗ land ſich vom Aermelbanal und ſeiner Umgebung fern hielte. Der von Deutſchland angebotene Verzicht auf die Beſetzung der franzöſiſchen Nordküſte iſt Herrn Grey eine„zu ſchmale Baſis“ für einzugehende Verpflichtungen. Man muß dieſen Ausdruck ganz wörtlich nehmen: das zu ſchonende Territorium ſoll verbreitert, näm⸗ lich auf Belgien ausgedehnt werden, um England ſeiner Bündnispflicht gegen Frankreich zu ent⸗ ledigen. Das heißt mit anderen Worten, daß Deutſchland, wenn es an der franzöſiſchen und belgiſchen Küſte ſteht, für England ſelbſt geführ⸗ lich wird; und dagegen, aber auch nur dagegen muß Vorſorge getroffen werden. Schlotternde Angſt um die eigene Sicherheit, nicht Bündnis⸗ tveue und Rückſicht auf die franzöſiſchen Inter⸗ eſſen laſſen England am Kriege teilnehmen. Auch hier 0 die franzöſiſche Bündnispolttik Fiasko gemacht. Frankreich und England glaubten den ruſſi⸗ ſchen Bäven vor ihren Triumphwagen ſpannen und nach Belieben lenken zu können. Er indes ſpottet ihrer Zügel und reißt ſie mit ſich— in den Abgrund hinein. Ein geſchichtliches Bild vort grotester Getwalt und grauſiger Komik. Der Feloͤzug der Lüge. Die Schlacht bei mülhauſen in engliſcher Beleuchtung. Unſern Leſern haben wir ſchon manche koſt⸗ bare Probe des Feldzuges der Lüge vorgeſetzt, den unſere Gegner gegen uns führen, anſcheinend aus dem Gefühl der Ungewißheit heraus, ob ſie mit ehrlichen Waffen uns beſiegen können. 10 Auguſt 85 Londoner Blätter vom Auguſt erzählen von dem weſtlichen Kriegs⸗ ſchauplatz die bedeutendſten Evpfolge de v Franzoſen und Belgier mit allerlei hämiſ chen Bemerkungen über den Mangel am Tapferkeit bei den deutſchen Truppen, ihre Entmmtigung und die Not an Lebensmitteln und dergleichen. Zu einem großartigen Gemälde geſtalten ſich nun die Mitteilungen über den franzöſiſchen Vorſtoß im Elſaß, den z. B. das Daily Chronicle, wie es behauptet, nach Angaben des franzöſiſchen Kriegsminiſters folgendermaßen ſchildert: Gerade bei Beginn der Nacht kam am 8. Au guſt eine Brigade der franzöſiſchen Vorhut in Altkirch an. Die Stadt war mit recht ſtarken Erdwerken verſchanzt und die Umgegend von einer deutſchen Brigade beſetzt. Die franzöſiſchen Truppen Zingen ſofort mit prachtvollem Schneid zum Angriff üder. Beſonders ein Infanterie⸗Regiment nahm mit einem wütenden Angriff die deutſchen Linien nach einem ſchweren Kampf davor. Franzöſiſche Ba⸗ jonettangriffe warfen die Deutſchen in die Flucht. So iſt es ſeit dem Beginn des Feldzuges geweſen. Die Deutſchen zogen ſich in großer Unopdnung zu⸗ rück, gaben die zweite Linie der Verſchanzungen, die ſie noch hätten halten können, auf und räumten die Stadt. Sofort ſetzte ein franzöſiſches Dra⸗ gonerregiment zur Verfolgung der Deutſchen auf Wallheim, Tagolsheim und Elfurth an, erreichte die Deutſchen und brachte ihnen beträchtliche Ver⸗ luſte bei. Ein Oberſt und ſieben Offiziere des Regiments wurden dabei verwundet. Die Deut⸗ ſchen entkamen im Schutz der Dunkelheit und die Franzoſen gingen daran, Altkirch zu beſetzen. Die ganze elſäſſiſche Stadt bereitete ihnen einen er⸗ ſchütternden Empfang. Ein gewaltiger Freuden⸗ ſchrei drang aus den Straßen herauf, als die fran⸗ zöſiſchen Truppen ſichtbar wurden, und alte Män⸗ ner ſtürzten ſich auf die Soldaten, um ſie zu um⸗ armen. Es war ein Augenblick höchſter Erregung. Mit Tagesanbruch ging eine Brigade der Vorbut borwärts, ohne auf deutſche Truppen zu ſtoßen. Nachmittags erreichten die vorgeſchobenen Pa⸗ trouillen eine Anzahl wichtiger Erdwerke und mel⸗ deten, daß ſie verlaſſen ſeien. Um fünf Uhr ſtan⸗ den die Kolonnen vor Mülhauſen. Die Elſäſſer eltkrieg. kamen aus der Stadt heraus und begrüßten die franzöſiſche Fahne mit grenzenloſer Begeiſterung. Ein rieſiger Zug wurde ſofort gebildet und Hochs auf die Soldaten ausgebracht. In weniger als einer Stunde war Mülhauſen beſetzt. Die fran⸗ zöſiſche Reiterei ging im Galopp durch die Stadt und verfolgte die deutſche Nachhut. Vorgeſchobene franzöſiſche Poſten ſtanden nördlich der Stadt. Es wäre verfrüht, die Folgen dieſes erſten Erfolges der franzöſiſchen Waffen anzugeben. Der natür⸗ liche Schluß murß daraus gezogen werden, daß eine franzöſiſche Brigade eine deutſche in verſchanzter Stellung angegriffen und ſie hinausgeworfen hat. Nur der Ausdruck Zerſprengung(Rout) paßt auf die deutſche Niederlage. Die franzöſiſchen Ver⸗ luſte ſind im Vergleich zu den errungenen Erfol⸗ gen nicht übermäßig. Die Beſetzung von Mül⸗ hauſen, dieſes großen Mittelpunktes von Induſtrie und Bildung in dem Elſaß, wird einen ungeheuern Eindruck im Elſaß und Europa machen. Eine andere Depeſche desſelben Blattes vom 9. Auguſt nachmittags 5 Uhr 30 Min. berichtet dann, daß auch Kolmar nach einer neuen ſiegreichen Schlacht von den Franzoſen genommen worden ſei. Die deutſchen Verluſte ſeien ungeheuer. Aus Brüſſel läßt ſich das Chronicle noch melden, bei der belgiſchen Regie⸗ nung eingelaufene Berichte beſagten, daß die Deutſchen bei Mülhauſen denſelben Mangel an Schneid wie bei Lüttich bewieſen hätten. Dieſen Meldungen, die wir wörtlich dem engliſchen Blatt entnehmen, um ſie nicht in ihrer Urteilsloſigkeit und Voreinge⸗ nommenheit abzuſchwächen, wollen wir nur noch hinzufügen, was dort über ein Telegramm des franzöſiſchen Kriegsminiſters aus Paris an den Oberbefehlshaber General [Joffre geſagt wird Es ſoll gelautet haben: Der Einzug der franzöſiſchen Truppen in Mül⸗ hauſen und die Freudenausbrüche der elſäſſiſchen Bevölkerung erregen hier die größte Begeiſterung. Gleichzeitig bin ich feſt überzeugt, daß der weiltere Feldzug uns Erfolge bringen wird, deren militä⸗ riſche Bedeutung den heutigen übertrifft. Aber am Anfang des Krieges gibt die kräftige und glänzende Offenſive, die Sie in das Elſaß begonnen haben, uns eine moraliſche Unterſtützung, die für uns eine Quelle großer Anfeuerung iſt. Es macht mir hohe Freude, Ihnen im Namen der Regierung meinen tiefſten Dank auszuſprechen. Wir wollen an den franzöſiſch⸗ engliſchen Nachrichten nur die Kritik üben, auf die kurzen Telegramme hinzuweiſen, in denen unſer Generalſtab die wahre Lage der Dinge be⸗ richtet hat. Wir ſtimmen aber mit dem franzö⸗ ſiſchen Kriegsminiſter darin überein, daß der der Erfolg eine moraliſche Unterſtützung gibt, die eine Quelle großer Anfeuerung iſt, nur mit dem kleinen Unterſchied, daß ſie Deutſchland und nicht Franfreich und ſeine Bundesgenoſſen zu den größten Anſtrengungen und Ofern anſpornt. Der Berein für das Deutſchtum im Ausland bitlet uns um Veröffentlichung des folgenden Aufrufs, den wir allgemeiner Nachachtung empfehlen: Der Ring der Feinde hat ſich geſchloſſen. Das deutſche Volk iſt vielleicht auf Monagte hinaus von jedem unmittelbaren Verkehr mit dem Aus⸗ land, vor allem dem überſeeiſchen, abgeſchnitten. Unſere Feinde haben die Bahn frei, draußen, zumal in Amerika, mit den gefährli en Kampf⸗ organen, Reuters Bureau und Agence Havas, wie mit den ſonſtigen Mitteln der ſeit langem organiſierten Verleumdung gegen uns zu arbeiten. Schon haben ſie mit der gleichen Ver⸗ logenheit, die den frivolſten aller Kriege herauf⸗ beſchwor, über deſſen wirkliche Urſachen die gröbſten Unwahrheiten verbreitet. Sie werden fortfahren, die Welt mit Lügennachrichten zu überſchwemmen, und dafür zu ſorgen, daß Deutſchland als der Friedensſtörer erſcheiut. Deutſche Waffenerfolge werden verſchwiegen oder ins Gegenteil verkehrt werden— alles wird geſchehen, um das arobe ae uns, die Sym⸗ pathien für unſere große gerechte Sache und den bei uns felſenfeſten Glauben an unſeren endlichen Sieg zu zerſtören. Da gilt es Mittel zu finden, um dem mit aller Energie ſyſtematiſch entgegenzutreten. Viele Tauſende deutſcher Familien haben Verwandte und Freunde in Ueberſee. Ihnen private Nach⸗ richten zugehen zu laſſen, wird— wenn auch auf Umwegen— immer möglich ſein. Der Verein für das Deutſchtum im Ausland bittet deshalb dringend, alle Zeitungsberichte, die ein klares Bild der wahren Kriegsurſache geben, insbeſondere die von der„Nordd. Allg Zeitung“ veröffentlichte Vorgeſchichte des Krieges, die Berichte über die denk⸗ würdige Reichstagsſitzung vom 4. Auguſt d.., alle Reden und Auf⸗ ruſe des Kaiſers ſorgfältig zu ſammeln und als unverſchloſſene, aber verſchrürte Druck⸗ ſache an Verwandte und Bekannte hinaus zu ſenden Die in Deutſchland noch weilenden Ameri⸗ kaner können hier den beſten Beweis der Sympathien liefern, die ſie in weit überwiegen⸗ der Zahl uns täglich bekunden. Bald werden ſie in die Heimat zurücklehven. Mögen alle, die mit ihnen perſönliche Fühlung haben, dafur ſorgen, daß die Heimpeiſenden die Wahrheit über den Krieg mit hinaus nehmen und drüben in ihver Preſſe verbreiten! Die Reinheit unſerer Sache iſt ſo ſonnenklar, daß alle Verleumdung an der Wahrheit zerſchel⸗ len nuiß, wenn ſie nur da bekannt wird, wo fie für uns Segen zu ſtiften berufen iſt. der Seekrieg. Togo und die Engländer. John Bulls Fiſchzug im Trüben hat be⸗ gonnen: dort, wo die Gefahr am kleinſten und deutſche Kugeln am wenigſten zu fürchten ſind. Unſere kleine Togo⸗Kolonie, die den Briten von Anfang an ein Dorn im Auge war, iſt be⸗ ſetzt, und Kamerun wird vielleicht bald folgen. Wie dürfen dieſen ſtrategiſch vollkommen zweck⸗ und bedeutungsloſen Heldentaten der Englän⸗ der gelaſſen zuſehen, ſie bringen uns keine Ueberraſchungen und ſind nur die logiſche Fort⸗ ſetzung jenes wühleriſchen Neides und ſener habgierigen Mißgunſt, mit denen wir ſchon hart zu kämpfen hatten, als bereits in den 7oer Jahren die kühne Unternehmungsluſt Ham⸗ burger Kaufleute Weſtafrikas Handel für das deutſche Reich zu erobern begannen. Woermann und dann Jantzen und Thormählen gründeten in dem mit dem Schickſal Togos ſo eng ver⸗ knüpften Kamerun die erſten deutſchen Fak⸗ toreien, und ihr Aufſchwung wurde bald ſo be⸗ deutend, daß ſchon 1882 neiderfüllte engliſche Händler die Negerhäuptlinge aufſtachelten, Eng⸗ land zu bitten, das Protektorat über jene Länderſtriche zu übernehmen. Aber einmal war doch draußen Michel ſchneller als John Bull, und im Mai 1884 ging unſere kleine„Möve“ mit Guſtav Nachtigall, dem bisherigen deutſchen Generalkonſul in Tunis, von Gibraltar aus in See und hißte in Klein⸗Popo an der Togo⸗ küſte die ſchwarz⸗weiß⸗rote Flagge. Schon 1880 hatten hier deutſche Kaufleute Nieder⸗ laſſungen angelegt; und das unausbleibliche Echo alles deutſchen Unternehmungsgeiſtes war auch nicht ausgeblieben: ſofort begannen die gehäſſigen Wühlereien der Engländer und führten bald zu einem Zuſtande, der die Deut⸗ ſchen zwang, ihr Vaterland um Schutz zu er⸗ ſuchen. Damals war die Fregatte„Sophie“ vor Togo erſchtenen und hatte ſchnell Ruhe geſchafft; aber kaum war das Kriegsſchiff ver⸗ ſchwunden, ſo begann wieder die Minierarbeit der Engländer. Bis dann am 5. Juli, alſo vor 30 Jahren, endgültig die deutſche Flagge an der Togo⸗Küſte hoch ging. Nun meldeſen ſich auch die Franzoſen, es gab Proteſte und Differenzen, ſie wollten Klein⸗Popo und Porto Seguro für die Republik. Aber in Berlin blieb man feſt, und 1885 leiſtete Frankreich ſchließlich Verzicht. Die„Möve aber fuhr damals von der Togoküſte nach unſerem Kame⸗ run. Alle Hebel hatten unſere britiſchen Nach⸗ 2. Seite General-Ameiger.— Badiſche Neueſte Aachrichten.(Abensblatt) Donmerstag, den 13. Auguſt 1914. barn in Bewegung geſetzt, um uns zuvor zu kommen, hatten am 10. Juli ein Kanonenboot den Kamerunfluß hinaufgeſchickt, um die Neger äinzuſchüchtern. Aber noch war der engliſche Konſul nicht an Bord, er ſollte erſt geholt wer⸗ den. Das waren bange Tage, die Briten hatten den Negerhäuptlingen gedroht, ihre Dörfer in Brand zu ſchießen, wenn ſie vor Rückkehr der Engländer mit den Deutſchen Verträge ſchlöſſen. Aber endlich, am 12. Juli erſchien ein Schiff im Kamerunfluß und Schwarz⸗weiß⸗ rot wehte es am Heck: es war die„Möve“. Unter ihrem Salut ging am 14. Juli auf der Joßplatte die deutſche Flagge hoch, und als am 19. Juli das engliſche Kanonenboot„Flirt“ eintraf, gab es nichts mehr zu flirten, nur geharniſchte britiſche Proteſte folgten. In Togo aber war es dem Neide unſerer Nachbarn doch jelungen, unſeren Küſtenſaum eng einzu⸗ ſchnüren, England drängte uns vom Voltafluß ab, Frankreich auf der andern Seite. Aber am kleinlichſten benahmen ſich damals doch die Briten; kaum war die„Möve“ verſchwun⸗ den, ſo begannen engliſche Intriguen bei den Negern, Herabſetzungen Deutſchlands, Hetze⸗ reien, die ſchließlich zu Negeraufſtänden führ⸗ ten und nicht eher endeten, bis ein deutſches Geſchwader von vier Schiffen in Weſtafrika er⸗ ſchien und den Eingeborenen zeigte, daß der „King of Hamburg“ mehr als ein Schifflein hatte. John Bull hat uns das nie ganz ver⸗ ziehen; und nun ſucht er auf ſeine Weiſe kriege⸗ riſche Lorbeeren, indem er als erſte Waffentat die kleine deutſche Kolonie überfällt, die ihm bei einem Flächengehalt von über 85 000 qkm als würdigen Gegner eine im ganzen Land verſtreute ſchwarze Polizeitruppe von kaum 400 Mann entgegenſtellen kann. In dem kleinen hübſchen Lome weht nun alſo der Union Jack. Es iſt eine hübſche kleine Stadt mit feſten Straßen und einer ganzen Reihe ſchöner neuer Bauten; faſt europäiſch ſieht das kleine Ge⸗ meinweſen aus mit ſeiner ſtattlichen katholiſchen Kirche, die zwei Türme aufweiſt, und dem ſchönen evangeliſchen Gotteshaus. Etwas ab⸗ ſeits von der eigentlichen Stadt liegt das Ge⸗ lände, wo die Regierungsbauten ſich erheben, die Maſchinenhalle, das Gerichtshaus, das Ge⸗ fängnis.„Moabit“ heißt dieſer Stadtteil von Lome, und hier können die Engländer jetzt auch im Vollbewußtſein kriegeriſchen Helden⸗ mutes im Schatten des„Grunewald“ von Lome luſtwandeln. Dieſer Grunewald iſt ein gar ſtattlicher Hain von Eiſenholzſtämmen mit ſchönen Kokosalleen. Die Engländer in„Moa⸗ bit“ und im„Grunewald“— auf europäiſchem Boden wären ſolche Trauben dem britiſchen Fuchs wohl gar zu ſauer geweſen, und ſo be⸗ gnügt er ſich denn mit ungefährlicheren Aben⸗ teuern: mit dem Grunewald von Lome. Englands und Geſterreichs Seeſtreitkräfte im Mittelmeer Vor wenigen Tagen machte England Oeſterreich den Vorſchlag natürlich nur zur Vermeidung weiteren unnützen Blutvergießens! daß zwiſchen beiden Staaten nach wie vor Frieden bleiben ſolle. Da weite Kreiſe der Meinung ſind, daß die engliſche Flotte der öſterreichiſchen Flotte auch im Mittelmeer weit überlegen iſt, dürfte es ſich empfehlen, die tatſächlichen Machtverhältniſſe der beiden Staaten einander gegenüber zu ſtel⸗ len. Wir entnehmen dieſe Zahlen Weyers Taſchenbuch der Kriegsflotten(München, J. F. Lehmanns Verlag), einem Buche, das neben zahlreichen vergleichenden Tabellen auch von allen Kriegsſchiffen der Welt gute Abbildungen Und ausführliche Stärkenangaben enthälk. Die Mittelmeerflotten der beiden Länder haben nach Weyer folgende Stärke: Oeſterreich⸗Ungarn Linienſchiffe 15 mit 181100 Tonnen Panzerkreuzer 22 0 79 Geſchützte Kreuzer 6„ 17550 Außerdem Torpedoboote 50 England Linienſchiffe——— Panzerkreuzer 8 mit 133000 Tonnen Geſchützte Kreuzer 4 18109 55 Außerdem Torpedoboote 34 Demnach verfügt die 1 ber 20 öſterreichiſche Flotte Tonnen, die engliſche Mittelmeerflotte nur über 12 mit 151 400 Tonnen. In einer Schlacht zwiſchen den beiderſeitigen Streitkräften würde die engliſche Flotte wohl ſo geſchwächt werden, daß ſie vorerſt dem be⸗ deutenden engliſchen Handel im Mittelmeer keinen genügenden Schutz mehr gewähren könnte. Da im Jahre etwa 13 000 engliſche Schiffe den Suezkanal durchfahren, iſt es be⸗ greiflich, daß England jetzt das gleiche Oeſter⸗ veich umſchmeichelt, gegen das es früher oft in der infamſten Weiſe gehetzt hat. Milliarden ſtehen für England auf dem Spiel. Würde Italien ſeine Bündnispflicht erfüllen, ſo wäre die vereinigte öſterreichiſche und italieniſche Flotte der engliſchen und franzöſiſchen durchaus gewachſen. Aber auch allein iſt die öſterrei⸗ chiſche Flotte, dank ihrer geſchützten Stellung im adriatiſchen Meer, durchaus in der Lage, die feindlichen Flotten in Schach zu halten und den engliſchen und franzöſiſchen Handel durch Aufbringung zahlreicher Priſen völlig lahm zu legen. Wir zweifeln nicht, daß es dieſe wichtige Aufgabe mit aller Energie durchführen wird. Die Streifzüge der Xreuzer „Gsben“ und„Breslau“. W. Wien, 13. Aug. Die Blätter widmen den Streifzügen der„Göben“ und „Breslau“ Worte hoher Anerken⸗ nung und ſehen in dieſer Tat der beiden deut⸗ ſchen Kriegsſchiffe einen neuerlichen Be⸗ weis mutigen Enbſchluſſes und dabei überlegten Geiſtes, der die deutſche Marine beſeelt. Auch die Fahrt der deutſchen Unterſee boote längs der engliſchen Küſte mniß lebhafte Bewunderung hervorrufen. Aegypten im Xriegszuſtand mit Deutſchland. Rom, 13. Aug.(Priv.⸗Tel.) Aus Kairo wird gemeldet: Der Miniſterrat erklärt Aegypten mit Deutſchland im Kriegszuſtand und vertraut das Land dem engliſchen Schutze an. Die engliſchen Streitkräfte können daher im ganzen Lande und allen Häfen Kriegsrechte ausüben. Deutſche Minen an der engl. Küſte. W. Berlin, 13. Aug. Gegenüber anders⸗ lautenden engliſchen Nachrichten des„Foreign Office“ ſind wir von maßgebendey Stelle er⸗ mächtigt, zu erklären, daß leineswegs in der Nopdſee deutſche Kontakt⸗ minen gelegt ſind, welche die neutrale Schiffahyt gefährden, ſondern einzig und allein in unmittelbarer Nä he der engliſchen K üb ſt e. Der Urieg mit Rußland. Statt Konſerven Sand. 1Berlin, 13. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) In einer der„B. Z. am Mittag“ zur Verfügung geſtellten Poſtkarte wird die Tatſache beſtätigt, daß viele Ruſſen über die Greuze kom⸗ men und ſich ergeben mit der flehentlichſten Bitte, daß man ihnen etwas zu eſſen geben müge. Sie erzählen, daß ſie bitter Hunger leiden müſſen, denn als ſie ihre Konſerven⸗ büchſen öfneten, hätten ſie darin ſtatt der Kon⸗ ſerven Sand vorgefunden. Ein bezeichnender Beitrag für die Korruption im ruſſiſchen Ver⸗ pflegungsweſen. * *Chriſtiania, 13. Aug. * (Priv.⸗Tel.) moderne Schlachtſchiffe mit 212350 eeeeeee. 8— D Aus Tromſoe wird gemeldet, K e die Ruſſen hätten deutſche Handelsſchiffe in Archangelsk 4 Leuilleton Kriegsgedichte. Das Gedicht einer Achtjährigen. Nicht nur die Dichter von Beruf ſind es, die dem einig gewordenen deutſchen Volke neue vdeeeg 80 300 %hee. Begeiſterung ins Herz ſingen— aus dieſem Volke ſelbſt ſchlägt das Feuer heißer Vater⸗ lands⸗ und Fürſtentreue in ungezählten poetiſchen Flammenzungen. Der Gedichte, die namentlich den Redaktionen auf den Tiſch gelegt werden gehen in die Hunderte, köſtliche Beweiſe der treuen und edlen Geſin⸗ nung, der heiligen Vaterlandsliebe, der gewal⸗ tigen Seelen. und Herzensſtürme, die heute jeden, auch den, der es wirklich nicht kann, ein⸗ fach zwingen ein Gedicht zu machen oder doch zu verſuchen. Unſere Sammlung hat das dritte Hundert ſchon bei weitem über⸗ ſchritten und die liebenswürdigen Einſenderin⸗ nen und Einſender werden einſehen, daß an die Veröffentlichung dieſer Fülle einzigartiger vaterländiſcher Begeiſterung einfach nicht zu denken iſt. Einmal verbietet's der beengtere Raum, und dann die gebotene Rückſichtnahme auf die— anderen, die auch gedichtet haben und auch geleſen ſein möchten und ſehr böſeß ſein würden, wenn gerade ſie zurückgeſetzt würden. Der herrliche Ueberfluß alſo iſt es, der ſoviele Proben deutſcher Kriegspoeſie ver⸗ hindert ans Licht zu treten. Und wir wiſſen, daß unſere weiblichen und männlichen Lilien⸗ crone, denen es ja doch wie jedem guten Deut⸗ ſchen heute nur um»die große vaterländiſche Sache und nicht um ihre Perſon geht(alles Kleinliche liegt weit, weit hinter uns!), das Ge⸗ wicht dieſer Gründe würdigen und dem Vater⸗ lande auch noch dieſes Opfer bringen werden, nicht veröffentlicht zu werden. Ein kleines Gedichtchen aber möchten wir heute doch veröffentlichen. Es ſind die Verſe einer noch nicht achtjährigen Offiziers⸗ tochter, die von den Eltern ihrer Verfaſſerin der Kreuz Zeitung vorgelegt werden. Das tapfere deutſche Mädchen dichtet: Der Krieg hat ſchon begonnen, Die Welt hat ſich beſonnen Und ein gar mächt'ger Ruf erſchallt, Hurra, hurra, ſo jubelt's bald. Hinein, hinein nach Welſchenland— Die Welſchen ſind uns wohlbekannt. Kommt nur mal her Franzoſen, Ihr kriegt was auf die Hoſen. Und ob die Schlacht ſchwankt hin und her, beſchlagnahmt und ihre Beſatzung an Land ge⸗ bracht. Die Nanden der S hiffe ſind nicht zu erfahren. Vier Schiffe ſind bei der Hafen⸗ einfahrt verſenkt worden. Dieſe Mitteilung ſtammt von dem norwegiſchen Dampfer„Eid⸗ vold“ aus Bergen und ſcheint zuverläſſig. Gegen Frankreich und Belgien. Ueber die Einnahme von Einzelheiten. So in ſchreibt ein Mitkämpfer der „Köln. Volksztg.“: Wir hatten es auf das linke Brücken geſprengt. Und ſo mußten denn andere Auskunftsmittel ergriffen werden. Als wir von digte uns die belgiſche Artillerie von jenſeits ſtarker Aufmerkſamkeit; die Dörfchen um Viſs, Gehöfte um Viſs ſelbſt— alles litt ſchwer unter den landsmänniſchen Geſchoſſen, und Brand auf Brand brach aus. Die Wut der Einhei⸗ miſchen darüber kehrte ſich naſver⸗ aber auch ſehr bedenklicherweiſe gegen uns, ſo daß ſchwere Strafen verhängt werden mußten. Gegen die Forts diesſeits der Maas war ſchon brave Ar⸗ beit geleiſtet worden; zwei Regimenter haben das nördlichſte derſelben einfach geſtürmt, ſie werden mit Ruhm genannt werden. Wir mußten hinüber, wo das vordere öſtliche Fort wütend ſchoß und uns vor allem den Maasüber⸗ gang ſtreitig machen wollte. Das war keine kleine Aufgabe und koſtete Opfer. Zuvorkom⸗ menderweiſe hatte das holländiſche Rote Kreuz im benachbarten Grenzſtädtchen Eysden, aber auch in Maſtricht, umfaſſende Vorkehrungen ge⸗ troffen. klöſter in Eysden hatten Hunderte Betten für die Verwundeten zur Verfügung geſtellt. Bel⸗ giſche Infanterie, die auf der ſteilen, an hundert Meter hohen jenſeitigen Uferböſchung lag, ſuchte unſere durchſchwimmenden Reiter und die Flöße flußab zu ſchicken, aber durchgeſetzt haben wir uns ſchließlich doch, trotz Granaten und Flinten. Einem Bericht der„Köln. Ztg.“ netnehmen [wir folgende Stelle: Ein Augenzeuge, ein Nymeger, der von Maaſtricht aus ſehr viel ge⸗ fſehen hat von den Dingen, die ſich auf bel⸗ giſchem Boden während der letzten Tage ab⸗ geſpielt haben, rühmt die Mäßigung der deut⸗ ſchen Truppen, die ſich günſtig abhebt von dem Verhalten vieler belgiſcher Dorfbewohner, na⸗ mentlich der von Berneau. Die benahmen ſich wie vertiert und hätten das Doppelte und Dreifache der Strafen verdient, die ſie getroffen haben. Hier einige Beiſpiele ihrer Taten: 1. Ein Landgut liegt in Berneau an der Maas⸗ ſeite offen; jenſeiks liegen die Bewohner in den Kreidegruben. Als die holländiſche Abteilung vom Roten Kreuz herankommt, um die verwun⸗ deten belgiſchen Bürger zu verbinden, ſchießen dieſe Bauern auf die Männer vom Roten Kreuz! 2. Bei Harcourt hängen 14 Bauern, von denen ſieben als Hyänen des Schlachtfeldes ertappt wurden; die übrigen hatten das Rote Kreuz beſchoſſen. 3. Der Arzt(Name des Truppenteils) teilte unſerm Gewährsmann mit, daß am Samsdbagmorgen ein zehnjähriges Mäd⸗ chen durch einen Arzt vom Roten Kreuz ge⸗ fangen genommen wurde, als es einem ver⸗ wundeten wehrloſen Soldaten die Augen aus⸗ ſtach; ferner, daß vier Bauern aus Berneau er⸗ griffen wurden, weil ſie auf dem Schlachtfeld verwundeten deutſchen Soldaten Hände und Füße abhackten. Und der Beiſpiele ließen ſich zum Ueberfluß anführen. Nicht ein Kraftwagen des Roten Kreuzes aus Maaſtricht, der nicht von der belgiſchen Landbevölkerung an⸗ geſchoſſen worden wäre, iſt vorhanden. Die Menſchen ſind wie wahnſinnig. Weiter heißt es: Viſs iſt zwar hart mit⸗ genommen, aber nicht verwüſtet.— Das Dorf Argenteau, deſſen Bevölkerung ſich ruhig ver⸗ hielt, iſt ganz verſchont geblieben.— Bernau jedoch, deſſen Einwohnerſchaft ſo undlaublich Doch niemals weicht das deutſche Heer. roh auftrat, iſt infolgedeſſen ganz und gar ver⸗ Haut die Franzoſen kurz und klein! Doch auch nach Rußland drängt der deubſche Schwarm. O, deutſche Männer, haut die reichen Ruffen arm. Und haut das große Rußland klein, Hurra, hurra, nach Rußland fröhlich rein. Und auch nach England dringt herein, Und haut die Inſel in das Meer hinein.— Ja, ſchwere Tage werden wohl noch kommen, Doch, deutſches Volk, das tapfere Heer wird vim⸗ mer dir genommen. Der liebe Gott, er geb' uns wieder Sieg.— Ein guter Deutſcher immer tapfer blieb.— Stephanie v. Below. Antwerpens Schande. Von Paul Schweder. „Zum Andenken an den Beſuch in Ant⸗ werpen! Juni 1914. Ed. Schwenn.“ Mit feſten markigen Schriftzügen hat der ehrwür⸗ dige Antwerpener Ratsherr, einer der älteſten und angeſehenſten Bürger der ſtolzen Handels⸗ ſtadt an der Schelde mir dieſe Widmung auf den „Führer“ durch das weltberühmte Muſeum Plantin⸗Moretus in Antwerpen geſchrieben, das ich vor wenigen Wochen noch unter ſeiner Führung beſitchigen konnte und das für jeden den Höhen rechts der Maas herabkamen, wür⸗ Die Frauenklöſter und die Männer⸗ Du deutſches Volk ins Feuer mutig reiñ wüſtet.— In dem von Deutſchen ganz beſetzten Lüttich geht Leben und Treiben wieder den gewohnten Gang. Durch Eingreifen der Deutſchen ſſt der Straßenbahnverkehr wieder geordnet. Vier große Fabriken ſind in vollem Betrieb. Die Verheerungen ſind weit weniger bedeutend, als gemeldet worden iſt. Heute(Sonntag) beſuchen Holländer vom Roten Kreuz, befreundete Be⸗ hörden und ſogar Damen aus Maaſtricht die Stadt Lüttich auf Einladung des deutſchen Kom⸗ mandanten. Bewundernswert iſt die Sorgfalt, die das deutſche Militär den holländiſchen Ab⸗ teilungen zuwendet, deren Leiſtungen es hoch anſchlägt. Das Vertrauen der deutſchen Sol⸗ TCütctick daten auf die Stärke ihres Heeres iſt un⸗ 5 5 2 geſchwächt. Sogar die Sterbenden in den bringen jetzt verſchiedene Zeitungen intereſſante Maſtrichter Lazaretten erklären noch:„In 14 Tagen ſind wir in Paris“. Maasufer abgeſehen. Dazu mußten wir bei] Intereſſante„„ Viſs und Argenteau hinüber. Leider hatten die Belgier gerade vorher die dortigen beidenentnehmen wir einem Berichte, den einer der Autoführer mitteilt: Von Aachen fuhren wir mit 16 Automobilen unter Leitung eines Hauptmannes der Landwehr nach Lüttich, um Verwundete zu holen. Zunächſt kamen wir über Aachen bis Neutral⸗Moresnet. Man merkte hier nichts vom Kriege, die Bevölkerung ging ruhig ihren Geſchäften nach, das Vieh war auf der Weide, und wenn man nicht die durchmarſchierenden Truppenabteilungen ge⸗ ſehen hätte, hätte man das Bild des vollſtändi⸗ gen Friedens vor ſich gehabt. Bei Neutral⸗ Moresnet ſchwenkten wir rechts ab und fuhren über Bleyberg⸗Homburg bis Aubel. Alle Dör⸗ fer waren wie ausgeſtorben, die Rolläden an den Fenſtern heruntergelaſſen, die Häuſer un⸗ verſehrt. In Aubel hing aus jedem Fenſter und aus jeder Tür ein weißes Bettuch, wohl zum Zeichen der Ergebung. Kein Menſch zeigle ſich dort auf den Straßen, das Dorf war voll⸗ ſtändig tot. Ob die Bewohner in den Häuſern waren, konnte man nicht feſtſtellen. Wir kamen nach Battice. Hier bot ſich uns ein grauenvoller Aublick. Es war kein Haus in dem Städtchen, das unverſehrt war. Alle lagen zuſammenge⸗ Efärgt da, zum Teil ausgebrannt. Es ſchwälte in den Trümmern. Die Kirche hatte keinen Turm mehr, er war zuſammengeſtürzt. Auch die Kirche war vollſtändig ausgebrannt. Neben der Kirche ſtand ein Gebäude, welches den Ein⸗ druck eines Rathauſes machte, auch dieſes war vollſtändig ausgebrannt. Die Brandwache er⸗ zählte uns dort, daß man vom Kirchturme von Battice 2 Maſchinengewehre herunter geholt habe, welche von Zivil⸗ perſonen bedient worden waren, wie ſich über⸗ haupt die ganzen Gefechte dort hauptſächlich gegen die aufrühreriſche Zivilbevölkerung ge⸗ richtet hätten. Ein Mädchen von 16 Jahren habe einem verwundeten deutſchen Soldaten in ihrem Haß beide Augen ausgeſtochen. Der Wider⸗ ſtand aufgehetzter Maſſen iſt wohl die Urſache der ſchweren Heimſuchung dieſes Ortes. Wir fuhren weiter nach Herve. Die Rauchwolken konnten wir noch über Lüttich ſehen. Herve hat man gnädiger behandelt. Es waren wenig⸗ ſtens noch einige Meuſchen in dem Ort, welche das Feuer— verſchiedene Häuſer ſtanden in Brand— löſchten. Herve war beſetzt. Die Seite nach der Bahn hin, die ungefähr Kilo⸗ meter lang war, war ebenfalls vollſtändig zer⸗ ſtört und ausgebrannt. Auf der Terraſſe einer Villenbeſitzung ſaß der Beſitzer mit ſeiner Fa⸗ milie beim Abendbrot. Als wir mit unſerem Wagen vorbei fuhren, ſtanden ſämtliche Fami⸗ lienangehörigen, welche am Tiſche Platz hatten — s Perſonen— auf und hiekten die Hände in die Höhe, um zu zeigen, daß ſie keinerlei Waffen in der Hand hatten. Dieſe Beſttzung Kein FJenſter war ent⸗ von Herve war beinahe gänzlich verſchont ge⸗ blieben von den Schrecken des Krieges. Die Leute waren faſt alle geflüchtet. Der Komman⸗ dant von Herve hatte den Bürgermeiſter und die fünf angeſehenſten Leute von Herve ge⸗ fangen genommen und ihnen eröffnet, für Fall, daß ein einziger ſcharfſer Schuß auf An⸗ tomobile oder auf Angehörige des Heeres ab⸗ gegeben würde, würden er und die fünf Mann ſofort erſchoſſen werden. Die richtige Behand⸗ lung dieſer Franktireur⸗Bande! Die Nachricht das Muſeum der Buchdruckerkunſt, eine der größten Sehenswürrdigkeiten Guropas enthält. Durch drei Jahrhunderte verolgt man hier in der ehemaligen Behaufung der berühm⸗ 5 Plantin⸗Moretus die Entwick⸗ ung der Buchdruckerkunſt, N Druckpreffen und Typenkäſten die ätteſten und koſtbarſten Druckſchriften der Welt und neben uralten Mönchshandſchriften eines der erſtgedruckten Exemplare der Luther⸗Bibel, deren Wert heute nach Millionen geſchätzt wird. — Und in dieſer Stadt, die ein ſolches Empo⸗ rium der Wiſſenſchakt umſcheießt, in deren Mauern der Kampf der freien Niederländer gegen die unduldfame ſpaniſche Oberherrſchaft ausgetragen wurde, die nach dem Sinken der Stadt Brügge zu Anfang des 16. Jahrhun⸗ derts zum bedeutendſten Handelsplatz Europas heranwuchs und allen Künſten und Wiſſen⸗ ſchaften zur höchſten Blüte verhalf, haben ſich in dieſen Tagen Vorgänge ereignet, wie ſie ſich nicht einmal in den mit uns von Anfang an im Kriege ſtehenden Staaten abgeſpielt haben. — Man faßt ſich unwillkürlich an den Kopf, wenn man bedenkt, wie noch vor zwei Monaten dieſe Stadt eine Anzahl deutſcher Gäſte an⸗ ſcheinend mit der größten Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit bei ſich aufgenommen hat. Damals kam eine Gruppe deutſcher Jour⸗ naliſten, beſonders aus den deutſchen Hanſe⸗ ſtädten, von London her die Schelde herauf⸗ geſchwommen, um im Anſchkuß an die deurſch⸗ engliſche Journaliſten⸗Zuſammenkunſt in Lon⸗ don einer Einladung des Bürgermeiſters von von höchſtem Intereſſe iſt, es Ant folgend, die b. Haudeks⸗ weteaoe z Peſcegen, e e Donnerstag, den 13. Auguſt 1914. General-Ameiger.— gadiſche Neueſte Nachrichten. Abendblatt) 3. Seite. iſt der Bevölkerung, ſoweit noch eine ſolche vor⸗ handen war, in Form einer Proklamation be⸗ kannt gegeben worden. Nachdem die Automo⸗ bile in Herve Verwundete eingeladen hatten, ſetzten ſie ſich langſam in Bewegung und nah⸗ men nun zur Rückfahrt einen anderen Weg, und zwar über Battice nach Henri⸗Chapelle. Der Haß der Bevölkerung kennzeichnet ſich ſo recht darin, daß man unſeren Truppen mit allen Miteln den Einmarſch erſchweren wollte. Alle zehn Meter war die ſonſt ſo ſchöne Chauſſee durch regelrechte 60—70 Zentimeter breite Gräben unterbrochen. Natürlich waren von unſeren Truppen die Gräben ſchon wieder zugeworfen worden, aber das Sacken des Erd⸗ bodens hatte bewirkt, daß große Löcher ent⸗ ſtanden. Wir mußten mit unſeren braven ver⸗ wundeten Helden die holprige Straße zwei Kilometer weit durchfahren. Links und rechts vom Wege lagen die großen Ulmen, welche ab⸗ geholzt waren und beim Erſtürmen des Ortes Hinderniſſe für unſere Truppen gebildet hatten. Als wir durch Henri⸗Chapelle fuhren, den Ort, den ich am 6. Auguſt ſchon einmal durchfahren hatte, machte ſich ſchon wieder etwas mehr Leben dort bemerkbar. Am 6. Auguſt war der Ort wie ausgeſtorben und am 8. Auguſt, abends gegen 9 Uhr, hatte die Bevölkerung zum Teil ſchon wieder ihre alltägliche Beſchäftigung auf⸗ genommen. Die Leute ſaßen vor den Türen und winkten uns zu, als wenn nichts geſchehen ſei. Was die franzsſiſchen Gefan⸗ genen erzählen. Der Frankfurter Zeitung wird eine Aeuße⸗ rung mitgeteilt, die die in Frankfurt für kurze Zeit untergebrachten franzöſiſchen Gefangenen getan haben:„Wir haben die Deutſchen nur geſehen, wenn ſie im Laufſchritt auf uns zu⸗ kamen. Unſere Toten hatten faſt nur Kopf⸗ und Bruſtwunden. Bei Mühlhauſen waren die Deutſchen uns einmal auf 50 Meter nahe⸗ gekommen und ſchoſſen alles über den Haufen. Unſer Leutnant ſagte: Wo ſtecken ſie nur? Auch er ſah trotz des Feldſtechzrs nichts— alles war grau. Die Erde und die ſeldgrauen Unifor⸗ men ſahen ſich ähnlich, wie ein Ei dem anderen. Wir haben unſere alten Exerzieruniformen be⸗ halten und mit dieſen ſind wir aus Belfort ausgerückt, weil nichts anderes da war!“— In einem Bericht über die Unterbringung der Ge⸗ fangenen in Frankfurt ſchreibt dasſelbe Blatt: Nur ganz allmählich erfahren ich, daß faſt alle dieſe Leute aus Belfort und Umgebung ſtammen und in Belfort in Garniſon lagen und daß es das ſiebente Korps unter General Bonneanu und eine Diviſion war, die auf franzöſiſcher Seite im Kampf ſtanden. Viele von ihnen ſind übrigens Reſerviſten, die erſt vor vierzehn Ta⸗ gen eingezogen ſind, und die faſt keine Vorſtel⸗ lung haben von dem, was um ſie her vorging. Am Mittwoch ſind ſie von Belfort abmarſchiert, wo alles ruhig war. Dann waren ſie zwei Tage unterwegs, und am Sonntag um halb zwölf Uhr morgens begann vor Mülhauſen— Schlacht, die furchtbar war. Ein Mann von den 133ern ſagte glücklich lächelnd, daß er von den 40 bis 50 Mann ſeiner Sektion der einzige Ueberlebende ſei! Bis zum Abend um 11 Uhr dauerte das Feuer, und ſelbſt in den Straßen von Mülhauſen und in den Gärten ſei ge⸗ kämpft worden. Hierbei ſeien einzelne von ihnen abgeſprengt und gefangen genommen worden. Andere ſind in der Nacht vom Sonn⸗ tag zum Montag auf dem Marſche überraſcht und 1 längerem Kampfe gefangen genommen worden. Die Stimmung der Franzoſen. W. Wien, 18. Aug. Das„Neue Wiener Tagbl.“ beröffentlicht eine Zuſchrift zweier in Wien leben⸗ der Frawzöſinnen, in welcher dieſe im Na⸗ men ihrer in Wien lebenden Landsleute ihre Trauer über die Verfolgung der Oeſter⸗ reicher in Franbreich ausſprechen, und dies umſo mehr, als die Mitglieder der fran⸗ zöſiſchen Kolonie in Wien ſich ſtets aller Shm⸗ pathien zu erfreuen hätten. Schließlich wird den Oeſterreichern für ihre edelmütige Handlung Dank und Bewunderung ausgeſprochen. rrrrrrrre meiſters, der jetzt durch eine amtliche Publi⸗ kation über den angehlichen Einfall deutſcher Truppen im benachbarten Holland die Gemüter der Vlamen im belgiſchen Antwerpen aufs äußerſte gereizt haben ſoll. Ich hatte mich der Gruppe als Berichterſtatter angeſchloſſen und kann nur ſagen, daß ich alles andere von der friedlichen und gutmütigen Bevölkerung Ant⸗ werpens erwartet hätte als ihr jetziges Ver⸗ halten den für ihr Vaterland in den Krieg ziehenden deutſchen Männern und deren ſchutz⸗ loſen Frauen und Kindern gegenüber. Ebenſo wie uns in London nicht nur die Mitglieder des Unterhauſes, ſondern auch der Vertreter Mr. Ed. Grey's, ferner Sir Owen Philipps als Vertreter der größten engliſchen Schiffahrts⸗ geſellſchaft und der Lordmajor jedes nur mög⸗ liche Entgegenkommen erwieſen hatten, war man uns auch in Antwerpen in der liebens⸗ würdigſten Weiſe entgegengekommen. Was Ant⸗ werpen Deutſchland zu verdanken hat, das wurde u. a. in einer Begrüßungsanſprache an uns ausgeführt, in der darauf hingewieſen wurde, daß die Hamburg⸗Amerika⸗Linie, der Norddeutſche Lloyd, die Deutſch⸗Oſtafrika⸗Linie, die Hanſa⸗Dampfſckfahrts⸗Aktiengeſellſchaft und der Hamburger Dienſt der„Union Caſtle⸗ Line“ eigene Quaianlagen in dem großen Ant⸗ werpenerr Hafen, den zweitgrößten des Kon⸗ kinents, beſitzen, daß Antwerpen zahlreiche deutſche Bankhäuſer, große Hotels, Waren⸗ bäuſer, Fabriken und große Werkſtätten aller Art beſitzt und daß daher, wenn Deutſchland heute ſein Kapital aus dieſer Stadt heraus⸗ ziehen würde, die Stadt mit ihren 40 000 Häu⸗ ſern und rund 330 000 Ginwohnern unmittelbar vor dem Ruin ſtehen würde. Und ein anderer Redner, der eingangs er⸗ währte greiſe Ratsherr Ed. Schwenn, deſſen Wiege in Lübeck ſtand, der aber über 40 Jahre Die Neutralen. Die Rumänen vor der Ent⸗ ſcheidung. w. Budapeſt, 13. Aug. Miniſterpräſident Graf Tisza hat an den Abgeordneten der ru⸗ mäniſchen Partei, Alexander Wayda, den er in einer Sitzung der letzten Parlamentsſeſſion in⸗ folge eines von dem panſlaviſtiſchen Agitator Gerowſzky an Wayda gerichteten Schreibens der Teilnahme an der panflaviſtiſchen Agitation beſchuldigt hatte, ein offenes Schreiben gerichtet, in dem er an eine von Wayda beim Kriegs⸗ ausbruch im Bukareſter„Adeverul“ veröffent⸗ lichte dreibundfreundliche Erklärung anknüpft und bereitwillig anerkennt, daß durch Waydas jetziges Auftreten des Miniſters frühere An⸗ nahme widerlegt werde. Tisza fährt dann fort: Wir erleben jetzt entſcheidende Stunden. Das rumäniſche Volk muß zeigen, ob es eine Verſtändigung und ein Zuſammen⸗ wirken mit dem Deutſchtum und dem Ungarntum wünſcht, oder ob es ſich dem panſlawiſtiſchen Koloß in die Arme werfen will. Jeder Akt treuer Vaterlands⸗ liebe bildet einen Granitwürfel zu dem Fun⸗ dament einer ſchöneren, ſich auf gegenſeitigem Vertrauen und gegenſeitiger Sympathie auf⸗ bauenden Zukunft. Berlin, 13. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Die am letzten Freitag erſchienene Nummer des Bukareſter Regierungsblattes„Seara“, ver⸗ öffentlicht auf der erſten Seite das Bildnis des geweſenen liberalen Miniſterpräſidenten Sturdza mit der Unterſchrift„Der freurigſte Unterſtützer des Dreibundes und entſchloſſene Feind Rußlands“. Sodann äußert ſich das Blatt über die Stellungnahme Rumäniens zum europäiſchen Krieg. Der Artikel iſt über⸗ ſchrieben„Wir gehen mit dem Dreibund“ und lautet in der Wiedergabe der ungariſchen Blät⸗ ter wie folgt: Rumänien wird ſofort mobil machen, wie Rußland und Deutſchland mobil gemacht haben. Der Krieg zwiſchen der Monarchie und Serbien hat die ganze Welt überraſcht, am meiſten Rumänien. Der Standpunkt Ru⸗ mäniens war ſeit dem Zarenbeſuch ungewiß. Die öffentliche Meinung ſtand unter dem Ein⸗ druck des Zarenbeſuchs und jedermann konnte denken, daß Rußland an der Seite Rumäniens bliebe. Der unter bengaliſchem Feuer erfolgte Beſuch von Conſtanza und die damals gewech⸗ ſelten pathetiſchen Trinkſprüche haben die ganze Welt irregeführt. Es gab nur einen einzigen Mann, der von dem Beſuch des Zaren vollauf ergriffen zu ſein ſchien, der aber bei ſeiner Ueberzeugung verblieb— und das war der König. Er ſetzte ſich ans Werk und be⸗ ſprach ſich zuerſt mit den Führern der verſchie⸗ denen Parteien, die er vollkommen überzeugte, und machte dann auch die hochgeſtellten Offtziere mit ſeinem Programm bekannt. Der König hatte eine ſchwere Aufgabe, weil es der ruſſen⸗ freundlichen Partei gelungen iſt, auch den Thronfolger zu gewinnen. Geſtern war ein Miniſterrat in Sinaia, in welchem der König ziffernmäßig nachwies, daß Deukſchland auch allein ſtark genug ſei, um ſelbſt ohne Oeſterreich und ohne Italien Rußland und Frankreich zu ſchla⸗ gen. Die Ausführungen des Königs dauerten 2 Stundeu, worauf der Miniſterrat im Einvernehmen mit dem Miniſterpräſidenten be⸗ ſchloß, daß ſich Rumänien dem Drei⸗ bund anſchließe. Der König erklärte, es ſei eine ſtaatsbürgerliche Pflicht, ſich jeder po⸗ litiſchen Empfindſamkeit zu enthalten und es ſei die elementarſte Pflicht Rumäniens, die Zi⸗ viliſation an den Ufern der Donau vor der ſla⸗ wiſchen Wildheit zu ſchützen. Wir ſind glücklich, daß die Nachricht zuerſt und allein die„Seara! meldet. Wir ſtellen auch feſt, daß wir je in⸗ niger und ſtärker wir uns dem Dreibunde und der weſtlichen Kultur anſchließen, uns und ganz Europa um ſo ſicherer gegen die ruſſiſche Knute verteidigen. 232EbC1C•(•(ͤ A rrrerr. Cieferung engliſcher Rohlen an Italien. Rom, 3. Aug.(Priv.⸗Tel.) Auf Exſuchen Italiens erklärt ſich die engliſche Regierung da⸗ mit einverſtanden, daß engliſche Kohle an Italien geliefert wird. Die Lieferung erfolgt auf Grund beſonderer Vereinbarungen. —— Deutſchland u. Geſterreich im Kriege. DBepeſchenwechſel zwiſchen Erzherzog Franz Salvator und General Pfuel. W. Wien, 13. Aug. Der Generalinſpekteur der freiwilligen Sanitätsflege Erzherzog Franz Salvator hat an den Vorſitzenden des Zentralkomitees der deutſchen Vereinigung vom Roben Kreuz General der Kavallerie Pfuel ein Telegramm gerichtet, in dem es heißt:„In dem Augenblick, wo die verbündeten Armeen Deutſchlands und Oeſter⸗ reich⸗Ungarnsin engſter Waffen⸗ brüderſchaftgegen den Feind gehen, drängt es mich, als Generalinſpelteur der frei⸗ willigen Sanitätspflege und Stellvertreter ſeiner Majeſtät im Protektorat beider Sanitäts⸗ inſtitutionen vom Roten Kreuz in der Monarchie Ihre Exzellenz zu begrüßen. Unſere humani⸗ tären Korporationen werden alles aufbieten, un⸗ ſeren tapferen Kriegsleuten mit vereinten Kräf⸗ ten helfend und lindernd zur Seite zu ſtehen. Gott beſchütze unſere verbündeten Streitkräfte! General Pfuel antwortete: Euve k. k. Hoheit bitte ich namens des deut⸗ ſchen Roten Kreuzes den wärmſten Dank für Euer k. k. Hoheit geneigtes Telegramm entge⸗ genzunehmen. Unſere freundſchaftlichen Be⸗ ziehungen zur öſberreichiſch⸗-ungariſchen Schwe⸗ ſterorganiſation werden durch eine Jahrzehnte alte Tradition aufrichtig gepflegt. Sie ſind uns im dieſer ernſten Zeit doppelt heilig. Gott ſchenke der Arbeit des öſterreichiſch⸗ungariſchen Roten Kreuzes ſeinen Segen und verleihe den Waffen unſerer Verbündeten den Sieg in ihrer ge⸗ rechten Sache. Die Sezialdemokratie und der Arieg. Von Intereſſe iſt, daß in dey ſozialdemokrati⸗ ſchen Preſſe jetzt Ausſprüche von Bebel und Liebknecht über den Krieg zitiert werden. So ſagte Bebel auf dem Eſſener Par⸗ teitag im Jahre 1907:„Vor ca. 7 Jahren führte ich aus, daß, wenn es zu einem Krie mit Rußland käme, das ich als Feiwb aller Untevdrückten nicht nur im eige⸗ nen Lande, ſondern auch als den gefährlichſten Feind von Europa und ſpeziell für uns Deutſche anſehe, auf den ſich in erſter Linie die deutſche Reaktion ſtützt, dann ſei ich alter Knahe noch be⸗ reit, die Flinte auf den Buckel zu nehmen und in den Krieg gegen Rußland zu ziehen. Man mag darüber lachen, aber mir war es mit dem Worte bitter ernſt. Wir haben in den nächſten Jahren das hundertjährige Jubiläum des Auf⸗ ſtandes der Tiroler gegen die napoleoniſche Fvemdherrſchaft. Damals zogen viele Alte mit in den Kampf und ich weiß nicht, ob ich nicht in einem ähnlichen Falle auch zur Flinte greifen würde, ich glaube, ich habe noch die Kraft, die Flinte zu tragen.“— Und Wilhelm Lieb⸗ knecht erklärte auf dem Nürnberger Arbeiter⸗ tage im Jahre 1868:„Einer der Vorredner hat für die allgemeine Entwaffnung geſprochen. Auch ich bin Dafür. Aber ſie kann eiſt eintreten, wenn in Antwerpen lebt, wies darauf hin, daß noch vor wenigen Jahren am unteren Hafen das große Hanſahaus geſtanden habe, das die Stätte der alten deutſchen Hanſa durch Cornelius de Vriendt von 1564—1584 er⸗ bauen ließen und als Lagerhaus der Hanſa benutzten, bis es 1863 für die Ab⸗ löſung des Scheldezolles an Belgien abgetreten wurde. Trotz ſeines großen hiſtoriſchen Wer⸗ tes müſſen die Antwerpener aber wohl wenig aufmerkſam mit ihm verfahren fein, denn das für die Geſchichte der deutſchen Hanſs unerſetzliche Haus wurde im Jahre 1894 in wenigen Stunden ein Raub der Flammen. Aber bis zu dieſem Zeit⸗ punkte, ſo ſagte man uns, ſtanden die Namen aller deutſcher Hanſeſtädte in Goldſchrift mitten im Antwerpener Hafengebiet zu leſen als ein Zeichen der inneren Zuſammengehörigkeit der zweitgrößten Handelsſtadt und zugleich der ſtärkſten Feſtung Europas. Nach dieſen ſchönen Reden führte man uns zu⸗ nächſt durch das wundervolle, ebenfalls von de Vriendt geſchaffene Rathaus, in deſſen von 1409 ab lückenlos geführten Bürgermeiſter⸗Re⸗ giſter ſich zahlreiche deutſche Namen befinden und das zum großen Teil aus gutem deutſchem Dukatengold erbaut iſt, da es ſeine Entſtehung auf den prunkliebenden Karl V. zurückführt, deſſen Schuldſcheinen ſchließlich einer der Fug⸗ ger dadurch ein Ende bereitete, daß er ſie in einem Kamin des jetzigen„Hotels zu den drei Mohren“ in Augsburg vor den Augen des Kaiſers in einem Zimtholzſeuer verbrannte.— Und tauſend andere Erinnerungen und Zeichen deutſchen Einfluſſes beherbergt Antwerpen. Sein größtes, bei den letzten Unruhen in einen Trümmerhaufen verwandeltes Hotel Weber lehrer, war deutſch, ja ſelbſt ſein großartiger zoolo⸗ giſcher Garten, einer der älteſten Europas, iſt erſt noch in allerfüngſter Zeit von Hagenbeck in Hamburg vollkommen erneuert worden, und ſogar eine deutſche Zeitung erſchien für die deutſchen Bewohner der Stadt. Und was kann deutſcher anmuten als die alten Gildehäuſer der Stadt, allen voran das„Haus der Schützen“ und die alte Fleiſcherhalle? Deutſch waren auch die Lieder, die während unſerer Anweſenheit das weltberühmte, von zwei lothringiſchen Gießern geſchaffene Glockenſpiel der Antwer⸗ pener Kathedrale, der größten und ſchönſten Kirche Belgiens mit den drei Rubens'ſchen Haupugemälden(Kreuzesabnahme, Kreuzes⸗ erhöhung und Maria Himmelfahrt) darin, zum Beſten gab. Auf dem freien Platze aber vor dem Antwerpener Rathaus ſteht der von Lam: beaux geſchaffene Springbrunnen, der den Gründungsmythus von Antwerpen verherr⸗ lichen ſoll. Er beſagt, daß einſt ein Rieſe, An⸗ tigonus, an der Schelde hauſte und von allen Schiffern einen Zoll forderte. Den Wider⸗ ſtrebenden hackte er die rechte Hand ab und warf ſie in die Schelde. Antigonus wurde je⸗ doch von einem römiſchen Hauptmann, Sal⸗ vius Brabo, überwunden, der ihn das gleiche Schickſal erleiden ließ. Den Augenblick, wo Brabo die abgeſchlagene Hand des Rieſen fort⸗ ſchleudert, hat der Bildhauer in ſeinem Denk⸗ mal zur Darſtellung gebracht. Nun, nachdem der Antwerpener Pößbel einem deutſchen Schul⸗ der am Mobilmachungstage nach Deutſchland abreiſen wollte, den rechten Arm abgehackt und ihn im Triumph durch die Straße getragen hat, empfiehlt es ſich wohl, daß die Stadt das Lambeauxſche Werk entſernt und dieſen Vorgang in Erz darſtellen läßt als ein unverlöſchbares Denkmal von Antſwerpens Schande.— alle Feinde der Völkey unſchädlich gemacht ſind, und das wird noch lange dauern. Für Deutſch⸗ land und Frankreich ſcheint mir die Stunde der Befreiung nicht ſehr fern. Doch mit unſerer Be⸗ freiung ſind wir nicht am Ziel, es bleiht uns noch eine blutige Arbeit zu verrichten und eine heilige Pflicht zu erfüllen: die Zertvümme⸗ rung Rußlands An die deutſchen Schauſpieler! In dieſen großen Zeiten tritt die Wichtigkeit des Berufs in den Hintergrund. Auch wir dar⸗ ſtellenden Künſtler ſind jetzt nur Deutſche. Viele von uns durften zu den Fahnen eilen. Andere dienen dem Vaterland als Kranken⸗ pfleger. Wieder andere ſind unter die Ernte⸗ arbeiter gegangen. An die Aufgabe des Theaters denkt man nicht gern, weil der Beruf des Schauſpielers in keiner Berührung zu ſtehen ſcheint mit den Pflichten dieſer Zeit. Scheint — aber der Schauſpieler iſt von altersher der Verkündiger der Begeiſterung geweſen. Die deutſchen Theater dürfen ihre Pforten nicht ſchließen! Deutſchland braucht den Geiſt eines Kleiſt, eines Schiller, eines Wagner in dieſen Schickſalstagen. Wir wiſſen: es hat dieſen Geiſt; doch das Theater vermag zu ſteigern; es verſteht, flammende Be⸗ geiſterung auszuprägen. Jetzt kann es wirklich zeigen, daß es nicht nur eine Vergnügungs⸗ ſtätte iſt! Spielt Theater, ihr Schauſpieler! Seid be⸗ geiſtert! Tragt euern edlen Beruf überallhin! Denkt an Ernſt Moritz Arndt und Schenken⸗ dorff— ktpvagt ihre Begeiſterung in die Männer neben euch, wenn ihr Soldaten, Samariter, frei⸗ willige Arbeiter ſeid— tragt Jubel in eure Familien— euere Kraft, in das Volk! Und ſpielt Theater! Das edle Thenter einer edlen Zeit! Leopold Jeßner, Hamburg, Mitglied des Zentralausſchuſſes der Genoſſen⸗ ſchaft Deutſcher Bühnenangehörigen. An alle deutſchen Arbeitgeber richtet der Deutſche Privat⸗Beamten⸗ Verein die herzliche, eindringliche Bitte, ihren Angeſtellten, die zum Kriegsdienſt ein⸗ berufen ſind oder ſich freiwillig geſtellt haben, das Gehalt weiterzuzahlen, damit insbeſondere auch die Familien und unterſtützungsbedürftige Angehörige der Verteidiger unſeres lieben Vaterlandes vor Not bewahrt bleiben. Allen Mitgliedern, die zum Kriegsdienſt ein⸗ berufen ſind oder ſich freiwillig geſtellt haben, ruft der Verein ein herzliches Glück⸗ auf zu. Alle daheim bleibenden Mitglieder bittet er, ſich insbeſondere der Angehörigen der Vereinsmitglieder mit Rat und Tat anzu⸗ nehmen und den Aufrufen zur freiwilligen Kriegsfürſorgearbeit Folge zu leiſten. Mit Gott zur Pflicht! An alle nicht aktiv am Kriege teilnehmenden Mitglieder, die ihr Gehalt weiterbeziehen, er⸗ geht die Bitte, allmonatlich einen Betrag zur Unterſtützung von Kriegsteilnehmern bezw. von deren Angehörigen ſreiwillig an den Verein av⸗ zuführen. Ueber alle Eingänge und über ihre Verwendung wird in der Privat⸗Beamten⸗ Zeitung berichtet. Der Schulbetrieb während der Kriegszeit. Das neueſte Schulverordnungsblatt enthält eine Bekanntmachung des Unterrichtsminiſte⸗ riums an die ihm unterſtellten Organe über den Schulbetrieb der Volksſchulen während der Kriegszeit. Infolge der zahlreichen Einberufungen von Lehrern zum Kriegsdienſt oder zum Sanitätsdienſt wird in der nächſten Zeit der Schulbetrieb in den Volksſchulen des Landes, ſoweit er überhaupt möglich iſt, vorausſichtlich nur in beſchränk⸗ tem Umfange aufrecht erhalten werden. In Schulen mit erweiterter Unterrichtszeit iſt ſoweit nötig, einfache Unterrichtszeit einzu⸗ führen. Schulen, die vollſtändig verwaiſt ſind, werden von Nachbarorten mit verſehen. Hier⸗ für ſind beſondere Beſtimmungen getroffen. Die noch nicht verwendeten Schulkandidaten können in Dienſt geſtellt werden. Auch können während der Seminarferien Zöglinge der 2 oberſten Seminarkurſe zur Aushilfe in beſon⸗ ders dringlichen Fällen beigezogen werden. Die Volksſchukrektorate der Städteordnungsſtädte haben durch die Vermittlung der Kreisſchul⸗ ämter dem Miniſterium einen Vorſchlag darüber einzureichen, wie der Schulbetrieb in den Städten nach Beendigung der Herbſtferien eingerichtet werden kann. Ein Gruß des Miniſteriums des Kultus und Unterrichts. * Das Schulverordnungsblatt für das Groß⸗ herzogtum Baden“ enthält folgenden Exlaß des Kultusminiſters: Mit ſtolzer Freude und inniger Rührunſer nehmen wir täglich wahr, wie ünſere Lehnen und Lehrerinnen, Schüler und Schülerinelan⸗ in heller Begeiſterung dem Rufe des Vate Lau⸗ * des, dem Ruſe des Kaiſers und unſeres * 4. Seite. General-Auzeiger.— Hadiſche Reueſte Aachrichten.(Abendblatt) — Donnerstag, den 13. Auguft 1914. desherrn folgen und ihre Kräfte, Gut und Blut inn Felde oder in der Heimat der be⸗ drohten heiligen Sache weihen. Wir rufen allen herzliche Grüße zu und begleiten ſie mit Urſern inmigſten Wünſchen auf ihren ſchweren Wegen. Möge Gott ihren Opfermut und ihre Pflichttreue mit ruhmvollen Siege und einem ehrenreichen Frieden belohnen!! In der Heimat wird die Arbeit der Schule, ſoweit und ſobald es der Kriegszuſtand zuläßt, mit den vorhandenen Lehrkräften in den zu Gebote ſtehenden Räumen weiter geführt wer⸗ den. Auch in Kriegszeiten bleibt die Unter⸗ weiſung und Erziehung der Jugend eine eynſte und heilige Pflicht, die unſere zurückbleibenden Lehrer und Lehrerinnen trotz der allgemeinen Erregung der Gemüter und ungeachtet der großen äußeren Schwierigkeiten gewiß mit oft bewährter Hingabe und Treue in ruhiger Arbeit erfüllen werden. Sie helfen damit an ihrem Teile, deutſche Geiſtesarbeit, deutſche Geſittung und die hohe vaterländiſche Geſin⸗ nung zu erhalten und weiter zu pflegen, die dieſe ſchwere Zeit ſo groß und herrlich macht. Eine Erinnerung an 1870. Als im Juli 1870 die franzöſiſche Kriegs⸗ erklärung gegen Deutſchland in Amerika be⸗ kannt wurde, ſetzte ein reicher Franzoſe in San Francisco eine Prämie von 300 Dollars aus für denjenigen franzöſiſchen Soldaten, welcher die erſte deutſche Kanone erobern würde. Als Antwort bot der„Deutſche Verein“ in San Francisco Fünf Dollars für das Dutzend von den Deutſchen eroberter fran⸗ zöſiſcher Geſchütze. Notprüfungen. „ Berlin, 13. Aug. Von dem Königlich Techniſchen Prüfungsamt ſind in der Zeit vom .—6. Auguſt ds. Is. 35 Regierungsbau⸗ führer unter Befreiung von den Klauſur⸗ arbeiten der mündlichen Prüfung unterzogen worden. Darunter befanden ſich 9 Regierungsbauführer des Hochbaufaches, 9des Waſſerbaufaches, 16 des Eiſenbahnbau⸗ ſaches und 2 des Maſchinenbaufaches. Alle ha die Prüfung beſtanden. In den nächſten Tagen ſollen auch noch diejenigen Regierungs⸗ bauführer, die zur Erſatzreſerve, zum Land⸗ ſturm oder als Kriegsfreiwillige einberufen worden ſind, zu einer Notprüfung zu⸗ gelaſſen werden. Die pflicht der Geheim⸗ haltung. 5 W. Berlin, 13. Aug. Es muß nochmals dringend auf die Bekanntmachung des Reichs⸗ kanzlers vom 31. Juli hingewieſen werden, nach der die Namen der höheren Truppen⸗ führer nicht veröffentlicht werden dürfen. Derartigen Mitteilungen gleich zu ordnen ſind auch die Verröffentlichungen von Bildern höherer Offiziere in den illuſtrierten Blättern und den Beilagen der Zeitungen. Dieſe ſind für unſere Gegner von dem größten Intereſſe. werden ſtreng geahndet(Verbot der Zeitungen). * Berlin, 13. Aug.(Von unf. Berl. Bur.) Von dem nationalliberalen Reichstagsabgeord⸗ neten Zimmermann, der kurz vor dem Kriegsausbruch von Norwegen nach Archangelsk in Rußland reiſte, wurde von dem ſchwediſchen Konſul den Angehörigen Zimmermanns ein Telegramm übermittelt, wonach ſich dieſer wohl⸗ befinde. Der Reichstagsabgeordnete Zimmer⸗ mann dürfte in Rußland keinerlei Gefahren ausgeſetzt ſein, zumal er ruſſiſcher Kommerzien⸗ rat iſt und bei den ruſſiſchen Behörden in gutem Anſehen ſteht. Hannover, 15. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Der nationalliberale Landtags⸗Abge⸗ ordnete Stabsarzt Dr. Arning, der ſich wäh⸗ rend des Kriegsausbruches im Mittelmeer auf emer Forſchungsreiſe nach Afrika befand, und Üüber deſſen Schickſal bisher Ungewißheit herrſchte, iſt, nach hier eingetroffenen Tele⸗ grammen wohlbehalten in Tangar in Deutſch⸗ „Oſtafrika eingetroffen. . Wien, 13. Aug. Der franzöſiſche Bot⸗ ſchafter Dumain iſt mit Familie und dem Perſonal der Botſchaft geſtern abend im Sonderzug über die Schweiz nach Frankreich abgereiſt. . Wien, 13. Aug. Die amtliche Wiener Zeitung veröffentlicht eine kaiſerliche Ver⸗ ordnun, worin dieRegierung ermächtigt wird, den Straßenverkauf von Sonder⸗ ausgaben der Zeitungen an beſon⸗ dere Bedingungen zu knüpfen. Um der Kriegsfürſorge neue Mittel zu verſchaffen, wird von jedem Exemplar einer ſolchen Sonderausgabe eine Abgabe von zwei Hellern erhoben werden. Bad Iſchl, 12. Aug. Heute Vormitag iſt auf dem Friedhofe am Wolfgangſee die Leiche der Fürſtin Leontine zu Fürſtenberg proviſoriſch beigeſetzt worden. An der Leichenfeier nahmen die Schwiegertochter der Verſtorbenen, Prin⸗ zeſſin Fürſtenberg, ſowie deren Enkelkinder teil. Die beiden Söhne, Fürſt Max Egon, der un⸗ mittelbar vor dem Einrücken als Ordonnanz⸗ Loffisier in die deutſche Armee ſteht, und Prinz Karl Emil, der als öſterreichiſch⸗ungariſcher Botſchafter in Madrid weilt, und der von dem Hinſcheiden ſeiner Mutter noch nicht verſtändigt werden konnte, haben an der Leichenfeier ni Mannheim. Beratungsſtelle für Frauen und Angehörige von heerespflich⸗ tigen Ladengeſchäftsinhabern und ſonſtigen Kleingewerbetreibenden. Wie die Handelskammer mitteilt, hat Herr Kaufmann Emanuel Hochſtetter, N 4, 11⸗12 (Fernſprecher Nr. 1064), in dankenswerter Weiſe mit Zuſtimmung der Handelskammer, zugleich zur Entlaſtung derſelben angeſichts ihrer auf allen Gebieten des Wirtſchaftslebens durch den Krieg ungemein geſtiegenen Tätigkeit, ſowie zur Bequemlichkeit für Kleinkauf⸗ leute les heißt nicht mehr Detailliſten) eine Beratungsſtelle mit Fernſprecher, Schreib⸗ maſchinenkräften ſowie den nötigen Schreibge⸗ genſtänden uſw. zur Verfgüung geſtellt. Aus den Reihen der zahlreich für freiwillige Hilfe⸗ leiſtung bei der Kammer angemeldeten Hilfs⸗ kräfte aus dem Kleinhandel, dem Bankgewerbe, dem Rechtsanwaltsſtande uſw. ſind der Be⸗ ratungsſtelle die nötigen Herren beigegeben. Die Beratungsſtelle ſoll täglich, auch Sonntags bis 12 Uhr, Werktags nachm. von—6 Uhr, für jedermann offen ſein und ſich mit folgenden Angelegenheiten befaſſen: Bücher und kaufmän⸗ niſchen Briefwechſel zu führen, Rechnungen zu prüfen, Geldeinzug zu beſorgen, Mahnungen in geeigneter Form zu erlaſſen, Auskunft aus der Praxis über Miets⸗, Angeſtelltenfragen, Verhältniſſe von Lieferanten und Abnehmer. Eine Hauptbeſtrebung ſoll ſein: Rechtsſtreitig⸗ keiten zu verhindern, alſo auch die Gerichte zu entlaſten, Vergleiche herbeizuführen oder Auf⸗ ſchub zu erwirken, Kündigungen von Rechtsver⸗ hältniſſen zu Ungunſten ihrer Schützlinge zu verhüten. Etwaige Beſchwerden über die Be⸗ ratungsſtelle ſind an die Handelskammer zu richten, mit der die Stelle in engſter Fühlung ſteht. * Kinderleſehalle. Der Verein gegen den Mißbrauch geiſtiger Getränke hält ſeine Kinderleſehalle in der Meerfeldſtraße 80 täglich von—12 und von—6 Uhr für Kinder über 10 Jahren ge⸗ öffnet. —* Merkwoerte. „Wir werden mit eiſernem Schritte zermal⸗ men, was der Herſtellung deutſcher Nation in ihrer Herrlichkeit und Macht entgegenſteht!“ Bismarck am 23. März 1870 im Reichs⸗ tage.“ * Nicht zu viel„Ehrenamtlich“! Hunderttauſende von jungen Leuten haben ſich, ſo ſchreibt man uns, als Kriegsfreiwillige mit Be⸗ geiſterung dem bedrohten Vaterland zur Ver⸗ fügung geſtellt. Dem ungeheuren Andrang konnte ſelbſtverſtändlich nicht entſprochen werden und ſo wurden viele junge Leute wieder in ihre Heimat zurückbefördert. Mit nicht vermindertem guten Willen bieten ſie hier der Vaterſtadt ihre Dienſte an. Der Bedarf iſt zumeiſt gedeckt; wenn nicht, ſo werden die jungen Leute ohne Ausnahme darauf bingewieſen, daß ihre Verwendung nur ehren⸗ amklich“, d. h. ohne jede Vergütung, berückſichtigt werden könne. Ja, von was ſollen denn dieſe Leute leben! Wie viele von ihnen ſind Waiſen, vater⸗ oder mutter⸗ los! Wie viele können in der Lage ſein, in dieſer ſchweren Zeit arme Eltern zu unterſtützen uſw. Alſo, eines geht nicht für alle! Eine Hauptauf⸗ gabe tritt jetzt an unſere Behörden und Arbeits⸗ ämter heran: ſo ſchnell als möglich gegen mäßige Vergütung dieſen jungen Leuten Arbeitsgelegen⸗ heit zu verſchaffen, damit die Begeiſterung nicht ins Gegenteil umſchlage. Auch unſere Indu⸗ ſtriellen ſollten ihre Betriebe nach Möglichkeit auf⸗ recht zu erhalten ſuchen. In unſerm badiſchen Oberland ſteht eine Ernte, ſchön wie ſelten, doch noch nicht eine Garbe liegt. Welch ungeheuren Werte können uns dort verloren gehen, wenn dieſe Frucht nicht vechtzeitig eingebracht wird. Ordnung muß ſein! Doch nur praktiſch und einſichtig ar⸗ beiten. Außerordentliche Zeiten verlangen andere Maßnahmen— fort mit„Schema“. Das be⸗ dingt unſere ernſte und ſchwere, doch auch große und heilige Zeit. * Arbeit, keine Armenunterſtützung. In Ihrem geſch. Blatt vom 10. und 12. er. be⸗ handeln, ſo ſchreibt man uns, verſchiedene Artikel unter„Kriegsnot⸗Unterſtützung“ die plötzliche Ar⸗ beitsloſigkeit vieler hieſiger Einwohner. Auch ich möchte zu all dem Geſagten noch einiges anfügen. Ich bin Architekt, ſchon über 2 Jahre iſt infolge der Hypothekennot mein Verdienſt ein ſehr ge⸗ ringer und ich darf ruhig behaupten, von 100 hie⸗ ſigen ſelbſtändigen Architekten wird es 90 ſo er⸗ gehen. Gerade wir in unſerm Beruf haben recht ſchlimme Zeiten durchgemacht und Erſparniſſe auf⸗ gebraucht oder ſich ſehr beſcheiden und unter großer Entſagung durchs Leben ſchlagen müſſen. Wieder⸗ holt wurde in hieſigen Zeitungen reklamiert, daß hieſige oder in Baden geborene Architekten bei der Stadtverwaltung nichts gelten. Auch darf bei der Stadt niemand über 40 Jahre alt ſein, da kann er nicht mehr arbeilen, obwohl doch bekanntlich beim Militär Leute bis und über 45 Jahre zu viel größeren körperlichen und geiſtigen Anſtrengungen und ungeheuren. Strapazen eingeſtellt werden. Bei den verſchie⸗ denen ſtädtiſchen Bauämtern ſollen über 200 Be⸗ amte, beim Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektrizitätswerk, Straßenbahn, Maſchinenamt etc. über 250 Becmte, überhaupt aus allen ſtädtiſchen Büros im ganzen ca. 1000 Beamte zum Kriegsdienſt herangezogen teilnehmen können. ſein. —. Statt nun hieſigen arbeitsloſen Architekten, In⸗ genieuren, Technikern, Kaufleuten, Agenturbeam⸗ ten, kleinen Geſchäftsleuten, Handwerkern fortzu⸗ helfen und Arbeitsgelegenheit durch Beſetzung der frei gewordenen Stellen zu geben, werden bei un⸗ ſerer Stadtverwaltung— ſcheinbar nach einem ganz neuen, kleinſtädtiſchen, knickerigen Syſtem— unentgeltliche Arbeitskräfte eingeſtellt. Mit vielen anderen habe ich mich für die ſtädt. Bürger⸗ wehr, für das Rote Kreuz, für Schreibarbeiten bei der Stadt gemeldet, jedoch ſoll dorten alles un⸗ entgeltlich, ehrenamtlich, wie man ſagt, geleiſtet werden. Wovon ſollen wir mit unſerer Familie en und Miete, Steuern, Gas, Waſſer uſw. zah⸗ Gibt uns dieſes auch die Stadt unentgelt⸗ 1 len? lich? In allen ſtädtiſchen Büros, ſogar im Leih⸗ herus, ſind freiwillige, unentgeltliche A tskräfte, junge Damen, junge Herren, Gymnaſiaſten und Schüler eingeſtellt und die Türen werden den durch den Krieg unverſchuldet arbeitsloſen und asbeit⸗ ſuchenden hieſigen Perſonen geſperrt. Wo bteibt da Gerechtigkeit? Könnte nicht an den großen ſtädtiſchen Bauten, am Kra is, den Schulen, Erweiterung des ſtädt. Gas⸗, Waſſer⸗ und Glektrizitätswerks weiter gearbeitet werden? Es ſind doch noch genug Menſchen über 45 Jahre in Deutſchland vorhan⸗ den, welche gern Beſchäftigung haben möchten und die Zufuhr von Materialien kann jetzt per Bahn und Waſſer feſt geordnet wie früher gehen. Es iſt nicht abzuſehen, wie lange der Krieg dauert, ſollen die angefangenen Bauten den Unbilden der Witterung preisgegeben werden? Arbeiter, Per⸗ ſonal Material zur Vollendung der ſtill⸗ liegenden Bauten iſt reichlich vorhanden, Tauſende ſind in Mannheim, welche Arbeit haben wollen, aber keine Armenunterſtützung. Für Herſtellung von Straßenbauten und Parkanlagen kommen doch nur Arbeiter in Frage, aber nicht die eingangs er⸗ wähnten arbeitsloſen Berufsarten. Wir hofſen, daß der Stadtrat ſich der arbeitslos gewordenen Familienväter annehmen wird und die Stadt Mannheim nur bezahltes Perſonal einſtellt. * Auskunftsſtellen. Es hat ſich als notwendig erwieſen, daß in dieſer ernſten Zeit der Einwohnerſchaft eine Auskunftſtelle im Rathaus zur Ver⸗ fügung geſtellt wird, wo jedermann— wie bereits nütgeteilt wurde— in allen Fragen, die mit den durch den Krieg geſchaffenen Verhält⸗ niſſen zuſammenhängen, unentgeltlichen Rat und Auskunft erhalten kann. Es ſei ausdrück⸗ lich betont, daß durch dieſe Auskunftsſtelle an den bereits vorhandeuen Einrichtungen nichts geändert wird. Der Verein Rechts⸗ ſchutzſtelle für Frauen und Mädchen hält Montags und Donnerstags im alten Rat⸗ und hauſe, Zimmer Nr. 12, verbunden mit der ſtädtiſchen Rechtsauskunftſtelle, ſeine Sprechſtunden ab(nachmittags—17% Uhr). Auch an dieſer Stelle wird unentgeltlich Rat und Auskunft erteilt; Eingaben und Geſuche werden dort unentgeltlich abgefaßt. * Deutſchnationaler Bandlungsgehilfen⸗Verband. In letzten Tageu, ſo ſchreibt man uns, vernahm man in Angeſtelltenkreiſen vielfach die bange Frage: „Was wird aus unſerer Organiſation?“ Dieſe Frage iſt berechtigt in einem Lande, deſſen Bevölkerung mit einem Organiſationsſinn ohne gleichen begabt iſt. Nun greift der Krieg mit rauher Hand in die organi⸗ ſatoriſchen Gefüge und verweiſt die Leiter der Berufs⸗ verbände auf ihre tatfrohe Geſinnung, nach dem Kriege das halbzerſtörte Werk wieber aufzubamen⸗ Der Deutſchnationale Handlungsgehil⸗ fsfen Verband, der die größte der Angeſtellten⸗ organiſationen iſt, wird von dieſem Kriege wohl am meiſten betroffen, weil die große Maſſe ſeiner Mii⸗ glieder— es waren bei Ausbruch des Krieges rund 160 000 vorhanden den jüngeren, wehrfähigen Schichten angehört. Nach vorläufiger Ermittelung ſtehen beiſpielsweiſe von den 1100 Mitgliedern der Ortsgruppe Maunheim rund 500 unter den Fahnen. In den größeren Ortsgruppen des Gaugebtetes(Ba⸗ den, Pfalz, Elſaß⸗Lothringen und ſüdliches Rhein⸗ preußen) wird das Verhältnis ähnlich ſein. Die Mehr⸗ zahl der mittleren und gauz beſonders der kleineren Ortsgruppen iſt für die Dauer des Krieges in ihrem Beſtande geradezu in Frage geſtellt. Immerhin ver⸗ dient hervorgehoben zu werden, daß gerade die loth⸗ ringiſchen Ortsgruppen noch in den letzten Tagem in regem Verkehr mit der Verbandsleitung ſtanden. Das Grenzervolk bewahrt Kaltblütigkeit. Die Verbandsleitung hat unterdeſſen mit einer umfaſſenden Hilfstätigkeit für die Famikien der im Felde ſtehenden Kollegen begonnen. Sie legt den daheim gebliebenen Mitgliedern eine Kriegs⸗ ſteuer von 50 Pfg. im Monat auf und verwendet die eingehende Summe, die aus allgemeinen Ver⸗ bandsmitteln verſtärkt wird, zu Hilfszwecken um beſonderen örtlichen Notſtänden zu genügen, hat ſich außerdem in Mannheim ein Ortsausſchuß ge⸗ bildet, dem der Geſchäftsſtellenleiter und der Orts⸗ gruppenvorſtand vorſtehen. Anfragen und Geſuche ſind an die Geſchäftsſtelle T 6, 20 zu richten. Deutſch⸗ nationale Hilfsbereitſchaft wird ſich auch in einem un⸗ ter Umſtänden langen Kriege bewähren. * All Ihr Mütter u. werdenden Mütter ſchützt und hütet Euxe Kinder. Hütet die, die da ſind, ſchützt die, die da im Werden begriffen ſind. Werdet Euch klar, daß Eurer Obhut Deutſchlands künftige Generation auvertraut iſt. Hunderte und Tauſende von Männern ziehen heute hinaus, ihr Leben einzuſetzen für die Ehre unſeres Vaterlandes, für den Beſtand ſeiner Größe. Unſere Siege werden Opſer von uns verlangen. Unzählige werden von dem fürchterlichen Orkan niedergeriſſen. Neu auf⸗ bauen heißt es. Schon jetzt muß unſere— der Zurückbleibenden— Sorge dem jungen, dem werdenden Menſchengeſchlecht gelten. Mütter und Ihr, die Ihr die Kinder noch unter dem Herzen tragt, werdet Euch bewußt, daß Ihr Euer Beſtes einſetzen müßt, Eure Kinder zu kraftvollem Sein zu fördern. Eine kleine Kommiſſion hat ſich zu⸗ ſammengetan, um unentgeltlich jeder Schwangeren, jeder Mutter ärzt⸗ lichen und juriſtiſchen Rat, jede Art Auskunft zu vermitteln. Für Hebammen und Wochenpflege wollen wir ſorgen, ſie auf die Wichtigkeit des Stillens, auf die Milchküche uſw. aufmerkſam machen, ge⸗ funde Mütter und geſunde Kinder dem Staate zu erhalten. Wir haben zu dieſem Zwecke eine Sprech⸗ ſtunde eingerichtet täglich von—7 Uhr im Wilhelmshof, 2. Stock, Friedrichsring 4. Jedermann erhält dort bereitwilligſt Rat und Hilfe. Die Auskunftsſtelle für Mutter⸗ und Säuglingsſchutz. * Bohnen zum Einmachen. Wir machen darauf aufmerkſam, daß unſer Markt momentan mit grünen Bohnen ſehr reich⸗ lich verſehen iſt. Die Preiſe dafür ſind außer⸗ ordentlich niedrig und ſchwanken je nach Qualität der Ware zwiſchen 8 und 12 Pfg. pro Pfund. Die Zufuh⸗ ren werden noch eine bedeutende Steigerung erfahren, da jetzt die Getreideernte vielerorts eingebracht iſt und bei der Landwirtſchaft dadurch die nösigen Ar⸗ beitskräfte zum Abmachen der Bohnen und die Fuhr⸗ werke zum Verbringen derſelben auf die ſtädtiſchen Märkte frei werden. Die Marktverwaltung hat deshalb in Vorausſicht dieſer bedeutenden Zufuhren Bohnenmärkte eingerichtet, die Montags und Donnerstags vormittags auf dem Marktplatze an den kleinen Plauken abgehalten werden.— Wir empfeh⸗ len unſeren Hausfrauen von dieſer günſtigen Ein⸗ baufsgelegenheit eines billigen Nahrungsmittels vecht ausgiebig Gebrauch zu machen. Bekanntlich können dieſe Bohnen auf ſehr einfache Weiſe eimgemacht und für den Winterbedarf aufbewahrt werden. Die ver⸗ ſchiedenen Konſervierungsweiſen ſind wohb allgemein bekannt; ſehr einfach iſt folgendes uns dankeuswerter Weiſe von einer hieſigen Hausfrau mitgeteilte Ver⸗ fahren des Einlegens zu Salzbohnen. Dabei wird auf je 10 Pfund Bohnen ein Pfund Sals gebraucht. Die Bohnen werden mit einem Tuch abgerieben, nach dem Abziehen der Seidenfüden geſchnitden oder gebrochen. ſodann in einen Steintopf gelegt und zwar immer ſchichtweiſe Salz und Bohneu. Man kann größere Mengen, gut mit Salz vermiſcht, unter Druck eines Feldſteines, der auf ein ſauberes, die Oeffnung des Steintopfes völlig bedeckendes Tuch gelegt iſt, ſehr lange Zeit aufheben und beliebig von dem Bohmen⸗ vorrat brauchen. Beim Gebrauch weicht man die Boh⸗ nen eine Nacht ein, ehe man ſte kocht. Das Tuch iſt öfters auszuwaſchen bezw. zu wechſeln. An Salz zum Einmachen fehlt es auch wicht mehr, da die Stadt⸗ verwaltung die Verſorgung der Kleinhändler mit die⸗ ſem Artikel in die Wege geleitet hat. Städtiſches Hafen⸗ und Induſtrieamt als Zentrale für Lebens⸗ mittelbeſchaffung. * Das Liebeswerk. Ein Quartiergeber hat den bei ihm einquartier⸗ ten Soldaten eine größere Anzahl Badekarten des Eliſabethbades zur Verfügung geſtellt, wonach die Soldaten je nach Wunſch Schwimm⸗ oder Wannenbäder nehmen können. Dieſes edle Vor⸗ gehen verdient Nachahmung! * Die Firma Gebr. Stoklwerck.⸗G. im Köln hat dem Roten Kveuz den Betrag von 10 000 Mark überwieſen und ferner zur Erfriſchung Dder durchziehenden Truppen Schokolade für 200 000 Taſſen, ſowie 20 000 Pakete mit Schokolade, Pfef⸗ ferminzpaſtillen und Zitronenbonbons Zur Ver⸗ fügung geſtellt. Von dem Geſamtperſonal der Firma ſind etwa 600 Mann eingegogen. Dieſen werden in regelmäßigen Zeitbabſchrritten Fekdpoſt⸗ briefe mit nährkräftigen Fubribaten, wie Lor⸗ ſtehend, nachgeſandt. Außerdem wird die Firma den Familien der verheirgteten Einberufewen bis auf weiteres je nach Dienſtalter und Zahl der Kinder das Ein⸗ bis Zweifache derjenigen monat⸗ lichen Unterftützung zukommmen laſſen, die das Reich gemäß dem am 4. Auguſt ds. Is. beſchloſſenen Ge⸗ fetze gewährt, auch wird ſie je nach den beſonderen Verhältniſſen über dieſe Mändeſtunterſtätzung Wie wir hören, hat der zer Ckuß iu ſeiner geſtrigen Mitgliederverfammlung mit Einmütigkeit beſchroſſen, die dum ud bean⸗ M. für Undenſtützueigen tragte Summe von 1000 gutzuheißen, wovon 500 M. dem Roten Kreuz und 500 M. für die zurückgelaffenen Angehörgen der Krieger überwieſen wer⸗ Der Glferrat des 5 an das Rote Keeuz Faßort 8 18= zuzahlen und für die Fameen der im dem Krieg ausgezogenen Mitglieder eiuſtweflen 400 M. aus⸗ zufetzen. * Eine wirkliche Ciebesgabe. Jns Hauptdepot des„Roten kam ute früh ein Herr, nahm ſeine Uhr 5 der Kette und Abergab ſie freudigft zum Beſten des„Roten Kreuzes der Bitte, „ungenannt“ zu bleiben. Bravo! Der deutſche cuftfabrer⸗ vVerband. erläßt an ſeine Vereine folgendes Rund⸗ ſchreiben: Seit einigen Tagen iſt der Krieg in volle Gange. Unſere Waffen haben ſich bereits mit Ruhm bedeckt. Auch der Deutſche Luſt⸗ fahrer⸗Verband mit ſeinen 92 Vereinen alles getan, was in ſeinen Kräften ſtand, um unſere Kriegsrüſtungen zu ſtärken. Generalinſpektion der Verkehrstruppen haben die Vereine ſämtliche Luftfahrzeuge zur Ver⸗ fügung geſtellt. Alle Freiballonführer und Flugzeugführer haben dem Ruf zum Heere Folge geleiſtet. Naturgemäß wird die Tätigkeit des Ver⸗ bandes von jetzt ab in den Krdegszeiten in — —— bergeld iſt 6 ſt 3* Landwirtſchaftliche Verwalter walter, Aufſeher ferner Studierende der Land⸗ AKͥurtſchaft die ſchon über die nötigen praktiſchen Dumterstag, den 13. Auguſt 1914. General-Anzeiger.— Sadiſche Meueſte Nachrichten.(Abendblatt) 5. Seite. hohem Maße eingeſchränkt ſein Doch dauern die Pritfungen von Pilotenaſpiranten, die ſchnell ihr Pilotenzeugnis erwerben wollen, auf verſchiedenen Flugplätzen fort. Der Ver⸗ band hat bis jetzt die Schwierigkeiten, jetzt noch die nötigen Sachverſtändigen hierfür zu ſtellen, überwinden können. Durch dieſes Schreiben will ich alle Verbandsmitglieder bitten, in allem zu helfen, wo es bei der deut⸗ ſchen Luftfahrt nottut. Von beſonderem Nutzen wird es ſein, wenn unſere Vereine das planlofe Schießen auf fliegende Flugzeuge verhindern können. Gerade die techniſchen Kenntniſſe unſerer Mitglieder werden hier von Nutzen ſein. Auf eine Tätigkeit möchte ich beſonders hinweiſen, bei der alle, auch die Familien⸗ mitglieder, mitwirken können. Das iſt die Pflege der Verwundeten. Gerade den luftfahrenden Kriegern wird ſich das Herz unſerer Vereinsmitglieder zuwenden. Die Aat ſe die— 1 können wir agen— von dem Deutſchen Luftfahrer⸗Verbande wohl in erſter die ſtolze Höhe geführt iſt, auf der ſie jetzt 21— 8 im Schuldigkeit tun 1 Heldentaten üthren. Deſſen ſind wi ale ſtherl führen. Deſſen ſind wir Der Präſtdent: H. Her eſell. Der Verein für e e in e eng ur Unterſtützung für ge von Kriegsteilnehm Mk Abenpen 9³ hmern 600 Mk. ** Aufruf: Mit Zuſtimmung des hohen Protektors des Kronprinzen des Deutſchen Reiches und vo Preußen. 5 Deutſche Frauen! Deulſche Männer! Deutſchlands Söhne ſtehen im Felde. ie wir aus Erfahrung wiſſen, heißt 155 1 5 die geiſtigen Bedürfnifſe unſerer Krieger zu oflegen und zu befriedigen. Ob unſere Sebne vor dem Feinde ſtehen oder als Verwundete im Lazarett weilen: Sie müſſen geiſtige Nah⸗ 1 7 7 885 aus der Heimat, eri über ortgan eldzuges erhalten. 55 „Dieſe Aufgabe muß großzügig, um⸗ ſfaſſend und planmäßig gelöſt werden. Eine Arbeit, die in das Aufgabegeb'et unſeres Vereins fällt, für die wir eingerichtet, in der wir erfahren ſind. Die Löſung der Aufgabe erfordert aber große Mittel, Mittel, die weit über unfſere Kräfte gehen. Wir wenden uns daher an alle Deutſche ohne Unterſchied des Standes und des Ge⸗ ſchechts— mit der Bitte: Helft uns arbeiten im Sinne des uns Allerhöchſt verliehenen Leit⸗ wortes: Wirke im Andenken an Kai⸗ ſer Wilhelm den Großen! Berlän, den 6. Auguſt 1914. KaiſerWilhelm⸗Dank, Verein der Soldatenfreunde. 45 von Graberg, 75 General der Infanterie z.., 1. Vorſitzender. Geldſendungen bitten wir zu richten: An den Kaiſer⸗Wilhelm⸗Dank, Kriegstonto, Verlin W. 35. Bücher erbitten wir unter der gleichen Adreſſe, von den Herren Buch⸗ händlern auch durch Herrn Carl Fr. Fleiſcher, Leipzig. ** Jur Beruhigung im Zahlungs⸗ verkehr. Die„Karlsr. Zeitung“ veröffentlicht halbamtliche Bekanntmachung: In einzelnen Kreiſen der Bevölkerung iſt eine Beunruhigung dadurch entſtanden, daß öffentliche Kaſſen, um ihre Goldbeſtände nicht zu ſehr zu Kindern, ſtatt Eyldgeldes Bautnoten und Kaſſen⸗ ſcheine verausgabten. Zu einer Beunruhigung iſt aber beinerlei Grund vorhanden, da, wie auch in anderen Tagesblättern ſchon hervorgehoben wor⸗ den iſt, nach Art. 3 des Reichsgeſetzes vom 1. Juni 1909 und nach Paragr. 1 des Reichsgeſetzes vom 4. Auguft 1914 betr. die Reichskaſſenſcheine und die Banknoten, die Noten der Reichsbank wie die Reichskaſſenſcheine geſezliches Zahlungs⸗ mittel, alfo dem Goldgeld vollſtändig gleich⸗ geſtellt ſind und in Zahlung genommen ſberden mrüſſen. Der Empfänger von Reichsbanknoten und keichsbaſſenſcheinen erleidet mit der Annahme ſol⸗ cher Zahkungsmittel durchaus keinen Schaden. Bei dieſem Anlaß ſei die ſchon mehrfach ausgeſprochene Mahnung an das Publikum wiederholt, nicht in unbegründeter Befürchtung größere Beſtände an Gold⸗ und Silbergeld zurückzubehalten und damit dem Verkehr zu entziehen. Der in letzter Zeit ſich da und dort bemerkbar machende Mangel an Sil⸗ hauptſächlich auf dieſes unvernünftige ebaren zurückzuführen. folgende und Aufſeher geſucht. Es find bei der Landwirtſchaftskammer Nach⸗ fragen nach Verwaltern u. Aufſehern ſür Güter, von denen die Beſitzer oder Be⸗ amten einrücken mußten, eingelaufen. Wir rich⸗ ten daher an alle diejenigen, die in der Lage ſind eine derartige Stelle vorübergehend aus⸗ zufüllen, frühere Gutsbeſitzer, Pächter, Ver⸗ e verfügen uſw. die dringende Bitte, ſich zu dieſem Zwecke zur Verfügung zu ſtellen und ſofort unter Angabe von Alter, und land⸗ irtſchaftlichem Bildungsgang uſw. ihre genaue Stefanienſtraße 4 einzuſenden. Auch Gutss⸗ beſitzer und Landwirte, die ſolche Kräfte be⸗ dürfen, bitten wir, ſich an die Landwirtſchafts⸗ kammer zu wenden. * Aufruf an die im Auslande lebenden Deſterreicher und Oeſterreicherinnen! Das hieſige öſterreichiſch⸗-unga⸗ riſche Kon ſulat übermittelt uns einen Aufruf an die im Ausland lebenden Oeſter⸗ reicher und Oeſterreicherinnen. Der Kaiſer, ſo ſchreibt es in dem Aufruf u.., hat unſere Söhne zu den Fahnen berufen. FTreudig und begeiſtert werden ſie kämpfen. Darum iſt es in dieſen Tagen die heiligſte Pflicht, unſerer ruhmreichen Armee zu gedenken. Jeder Oeſterreicher im Auslande, welchem Volke, welchem Glauben, welcher Par⸗ tei er auch angehören möge, tue das Seine, die Leiden jener Tapferen zu lindern, die im Kampfe für das Vaterland verwundet oder von Krankheit heimgeſucht werden. So ergeht denn an alle unſere Landsleute im Aus⸗ lande, die guten Herzens ſind, der Ruf: Hel⸗ fet unſeren Soldaten! Sendet Geild'ſpenden! Soll jedoch das Werk der Liebe, zu dem ſich die Allgemeinheit aufſchwingt, ſeinen Zweck erreichen, ſo muß eine einheitliche, großzügige Aktion erzielt werden. Um dieſe Einheitlichkeit und Gemeinſamkeit der Hilfs⸗ aktion im Kriege zu organiſieren und zu ſichern, iſt ſeinerzeit auf Grundlage der Genfer Kon⸗ venton die Oeſterreichiſche Geſell⸗ ſchaft vom Roten Kreuze unter dem Protektorate unſeres Kaiſers gegründet worden. In Erfüllung ſeiner ſchwierigen Miſſion wen⸗ det ſich nun das Oeſterreichiſche Rote Kreuz an alle im Auslande lebenden Deſterreicher und Oeſterreicherinnen mit der Bitte, Geldſpen⸗ den für unſere verwundeten oder erkrankten Krieger an das nächſte kaiſerliche und königliche öſterreichiſch⸗ungariſche Konſularamt zu ſenden. Mitbürger! Die Aufgabe des Oeſterreichiſchen Roten Kreuzes iſt ſchwierig! Sie kann nur er⸗ füllt werden, wenn jeder nach Kräften hilft und vaſch hilft. Aus Kampfes Saat blühe Men⸗ ſchenliebe! Ihr wollen wir dienen im Zeichen des Wahlſpruches unſeres geliebten Kaiſers: Mit vereinten Kräften! * Jeitgemäße Mahnungen. Die qualvolle Spannung der erſten Kriegstage iſt nun überwunden. Mit ruſſiſchen, belgiſchen und fvanzöſiſchen Truppen haben ſich die Unſern ge⸗ meſſen und auch mit den ſeegewaltigen Englän⸗ dern kam es zum Zuſammenſtoß. Ueberall war der Erfolg auf deutſcher Seite Trotzdem müſſen wir uns bewußt bleiben, daß es der Aufbietung all unſerer Kräfte bedarf, um uns der Meute zu er⸗ wehren, die uns umgibt und uns erdrücken will. Vor allem iſt es fetzt nötig, daß die Aengſtlichen und Ueberängſtlichen im eigenen Volke mehr Zu⸗ verſicht in die eigene Leiſtungsfähigkeit bekommen. Unſere Truppen, Soldaten und Führer, haben uns jetzt ja ſchon gezeigt, daß ſie allen Feinden gewachſen ſind. Daß ſich an allen Orten mehr Leute zu den Waffen geſtellt haben, als wir für die erſte Zeit nötig haben, iſt ja auch allgemein bekamnt. Wir dürfen ſtolz darauf ſein, daß wir ge⸗ rüſtet und ſtark genug ſind, um den Weltkrieg er⸗ tragen zu können und auf Sieg hoffen zu dürfen. Weniger erhebend aber war das Schauſpiel, das die Aengſtlichen und Ueberklugen in den erſten Tagen des Auguſts uns gegeben haben. Der An⸗ ſturm auf die Sparkaſſen und auf die Lebensmit⸗ telgeſchäfte war unwürdig und das Mißtrauen gegen die Banknoten geradezu kläglich. Da es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß irgend ein blinder Lärm oder ein wixrklicher Rückſchlag zaghafte See⸗ len wieder zu gleichen unüberlegten Handlungen hinreißt, muß mit aller Klarheit geſagt werden, daß ſolche Ausflüſſe unſinniger Angſt katſächlich zu großen Mißſtänden führen können. Wie hört es ſich doch an, wenn ſich einſolch„Weitblickender“ rähmt, daß er für ſeine aus 4 Perſonen beſtehende Fa⸗ milie drei Zentner Mehl, 50 Pfund Bohnen, 50 Pfund Erbſen, 50 Pfund Reis, 25 Pfund Salg, faſt 20 Doſen condenſierte Milch— weil davon nicht mehr im Laden war—, und noch manches andere gefauft habe. Solcher Unſinn iſt durchaus nicht vereinzelt vor⸗ gekommen. Ein ganz Schlauer erzählt, daß er an einem Vormittag bei kleineren Einkäufen in 5 verſchiedenen Geſchäften jeweils einen Hundert⸗ markſchein habe wechſeln laſſen und ſo auf einige Zeit hinaus genügend mit Metallgeld verſehen ſei. Sagt men dieſen überklugen Leuten, daß ſie mit ihren Handlungen die Allgemeinyet. ſichädigen, ſo begreiſen ſie das zunächſt gar nicht und wenn ſie es endlich begreifen, meinen ſie ſich damit entſchuldigen zu können, daß jetzt jeder ſelbſt der Nächſte ſei. Glücklicherweiſe iſt dem Unfug ja bald durch das Eingreifen ſtädtiſcher und ſtaatlicher Behörden entgegengeſteuert wordon, aber es muß doch darauf rbeitet werden, daß allgemein eingeſehen wird, wie verderblich ſolch eigennützige Rückſichtsloſigkeit des Ein⸗ Des zelnen für die Geſamtheit wirken muß. Vielleicht iſt es gut, gerade die Ueberängſtlichen darauf auf⸗ merkſam zu machen, daß ſie mit ſolch unüberleg⸗ tem Handeln dem Minder bemiktelten die Beſchaffung ſeines täglichen Bedarfs ſehr er⸗ ſchweren, und daß durch ſie arme Leute, die ſich täglich verdienen müſſen was ſie brauchen, ge⸗ radezu zum Bettel, Diebſtahl oder Raub genötigt werden können. Die übertriebene Fürſorge für das eigene Wohlergehen iſt zur gegenwärtigen Zeit ein Verbrechen gegeu die Allge⸗ meinheit. Kann die Torheit der vergangenen Tage nicht ſcharf genug getadelt werden, ſo ſei gleich vor einem Fehler gewarnt, der in den nächſten Tagen mit Sicherheit da und dort auftreten wird. Es iſt das allzugroße Entgegenommen, die allzu zart⸗ liche Fürſorge für verwundete und unverwundete Gefangene. Wir vollen gewiß das ſchmähliche, ſchändliche Verhalten der Belgier nicht mit Gleichem vergelten, aber wir Adreſſe nebſt event. Ver der 7 des Unrecht gegen unſere Soldaten iſt, wenn wir ihren Gegnern übermäßig Gutes erweiſen, während unſere eigenen Leute im Feld gerade das Nöligſte haben. Eine meiner lebhafteſten Erin⸗ nerungen aus dem Kriege 1870%/1 ſtammt aus einem Beſuch, den ich als achtjähriger Knabe in einem Lagarett machte. Ein preußiſcher Land⸗ wehrmann beklagte ſich bitter darüber, daß er mit anſehen mußte, wie Zuaven und Turkos beſtändig beſchenkt wurden, während die deutſchen Verwun⸗ deten wenig beachtet wurden. Es mag ſein, daß er überempfindlic) war, aber ich habe als häßliche Erinnerung den Anblick, wie eine feingekleidete Dame mit großer Herzlichkeit ſich von einem Turko verabſchiedete und im Fortgehen noch dieſem und jenem Zuaven und Turko wie gute Betaunte freundlich zuwinkte. Es war leider eine Deut⸗ ſche. Hoffentlich ſind ſich unſere Frauen und Mädchen, aber auch unſere Männer und Knaben heute ihrer Würde mehr bewußt. Anſtändige Behandlung mit ernſter Zurückhal⸗ tung wollen wir unſeren Gegnern gewähren, wir wollen ihnen geben, was für ſie nötig iſt und ſie als Leute achten, die für ihr Vaterland gekämpft haben, was aber darüber hinaus geht, das wollen wir denen zugute kommen laſſen, die für uns ihr Blut vergoſſen haben und noch vergießen. B..C. Aus Sem Großherzogtum. ):(Wertheim, 12. Aug. Fürſt Alois zu Löwenſtein⸗Wertheim⸗Roſenberg hat ſein Schloß in Kleinheubach als Lazarett füc die ver⸗ wundeten Kriegsteilnehmer zur Verfügung ge⸗ ſtellt. Ebenſo hat der Fürſt angeordnet, daß kein Wein mehr aus der fürſtlichen Kellerei verkauft werden darf, ſondern daß er als Stärkung für die verwundeten Soldaten in den Spitälern Verwendung finden ſoll. Karlsruhe. 12. Aug. Die Sinalco⸗ .⸗G. hat dem Kriegsminiſterium 100 000 Liter Sinalcogetränke als Kriegsſpende zur Verfügung geſtellt. (Baden⸗Badeu, 12. Auguſt. Eine Anzahl von Amerikanern im Stefanienbad in Baden haben 8600 für das badiſche Rote Kreuz zuſammen⸗ geſchoſſen. Pfalz, Beſſen und Umgebung. * Zweibrücken, 10. Aug. Der Stadt⸗ rat trat zu einer außerordentlichen Sitzung zuſammen, um Maßnahmen für die Stadt aus Anlaß der Mobilmachung zu treffen. Der Vorſitzende kam auf den Lebensmittel⸗ wucher der letzten Tage zurück und erwähnte U.., daß Landwirte aus Webenheim ſich nicht ſchämten, für den Zentner Kartoffel 12 Mark zu verlangen. Aufgrund des neuen Reichsge⸗ ſetzes betr. den Nahrungsmittelwucher ſetzte der Stadtrat ſogann folgende Höchſtpreiſe feſt: Kartoffel 5 M. per Zentner und 6 Pfg. per Pfund, Butter.20., Gier 10 Pfg., Salat per Stock 4 Pfg., Gelbrüben per Pfund 6 Pfg., Kraut per Zentner 3.; außerdem darf kein Händler vor Beendigung des Marktes Einkäufe machen. Der Stadtrat beſchloß ferner, zurErhöhung der reichsgeſetzlichen Unterſtützung der zurückbleibenden bedürftigen Angehörigen von Einberufenen die Summe von 20 000 M. vorläufig zur Verfügung zu ſtellen und ſämr⸗ lichen ſtädtiſchen Beamten, Bedienſteten und Arbeitern, foweit ſie dauernd angeſtellt und verheiratet ſind, während ihrer Abweſenheit den vollen Gehalt weiter zu zahlen. Das ſtäd⸗ kiſche Waiſenhaus wird zur Aufnahme eltern⸗ los gewordener Kinder der Gemeinde zur Ver⸗ fügung geſtellt; da faſt fämtliche Polizeibeamte am 21. Mobilmachungstag einzurücken haben, ſoll eine aus 15 Mann beſtehende Bürger⸗ wehr gegen eine Tagesentſchädigung von.50 Mark eingeſtellt werden. Eine Bewaffnung der Schutzleute mit Brownings, wie vom Po⸗ lizeikommiſſar beantragt, wurde abgelehnt. Ein Kriegsfonds in Höhe von 100 000 M. als Kredit für alle entſtehenden Koſten wurde ſchließlich einſtimmig genehmigt: 1870 waren zum gleichen Zweck 100 000 Gulden bewilligt worden. Zum Schluß der Sitzung nahm der Stadtrat Kenntnis von einem Abſchiedsſchreiben des einzigen zur Armee eingerückten Stadt⸗ rgtsmitgliedes, des zum 23. Inf.⸗Regt. einge⸗ rückten ſozialdemokratiſchen Stadtrates Chri⸗ ſtian Schwartz. Nus Staot und Land. Manuheim, 13. Auguſt. Pyſtaliſches. Für die Bezirke der Ober⸗Poſt⸗ direktlonen Trier, Königsberg(Pr.), Dan⸗ ig, Bromberg, Poſen, Breslau und Oyppeln, in denen nach der Bekanutmachung vom 1. Auguſt das Poſtanweiſungs⸗, das Poſtkreditbrief⸗, das Poſtnachnahme⸗ und das Poſtauftragsverfahren ſowie der Einzahlungs⸗ und Auszahlungsverkehr im Poſtſcheckdienſt eingeſtellt worden iſt, wird der Poſt⸗ anweiſungs⸗, Zahlkarten⸗ u Zahlungs⸗ anweiſuugsverkehr mit der Maßgabe wie⸗ der zugelaſſen, daß die genaunten Ober⸗Poſt⸗ direktionen berechtigt ſind, in Grenzteilen ihrer Be⸗ zirke, wo es die Sicherheit erfordert, den Verkehr durch Verfügung an die Poſtanſtalten auszuſchließen. Da es nach Lage der Verhältniſſe nicht angängtg iſt, von ſolchen Ausſchließungen die anderen Poſtanſtal⸗ teu zu benachrichtigen, müſſen die Abſender von Poſt⸗ auweiſungen nach Orten im Grenzgebiete die Gefahr in Kauf nehmen, daß die Auszahlung nicht möglich iſt. Die Poſtanweiſungen und Zahlungsanweiſungen werden in ſolchen Fällen mit Angabe des Grundes zurückgeleitet. Das Poſtkreditbrief⸗„ das Poſtnach⸗ nahme⸗ und das Poſtauftragsverfahren in den ge⸗ naunten Ober⸗Poſtdirektionsbezirken kaun noch nicht mieder zugelaſſen werden. Hinſichtlich der Ober⸗ Poſtdtrektzonsbezirke Straßburg(Elſ.), Metz u. Gumbinnen bleiben die in der Bekauntmachung vom 1. Auguſt angeordneten Verkehrsbeſchränkungen weiter voll in Kraft. Perſonalveränderungen in der Armee in⸗ nerahlb des 14. Armeekorps. Zu Leutnants vorläufig ohne Patent befördert: Die Fähn⸗ riche Schrader, Füſ.⸗Regt. 40, Stadel⸗ mann, Gren.⸗Rgt. 110, Sedlmayr, Inf.⸗ wollen uns deſſen bewußt ſein, daß es ein ſchreien⸗ Rgt. 111, Fleck und Moll, Inf.⸗Agt. 112, Inf.⸗Rgt. 114, Winter, Inf.⸗Rgt. 169, Bahl, Inf.⸗Rgt. 170, Kemöpf und Neu⸗ majer, Inf.⸗Rgt. 172, Maehler Pion.⸗B. 14, Schwab, Train.⸗B. 14, Braun und d. Pavel,.⸗Gren.Rgt. 100, Wilhelmi, Füſ.⸗Rgt. 40, Pfeiffer, Inf.⸗Agt. 11¹, Ribſtein und Frhr. v. Holzſchuher, Inf.⸗Kgt. 114, Baron, Juf.⸗Rgt. 142, Han⸗ ger und Hofmann, Inf.⸗Rgt. 109, Satb⸗ Jer,.⸗R. 170, Benkieſer, Feldart.⸗R. 76, Bilabel,.⸗R. 143, König, Inf.⸗R. 171, Ruef, Feldart.⸗Rgt. 66, Wegener, Jäg.⸗ Bat. 14, Kiſtner, Fußart.⸗Rgt. 14, Drum und Reimann, Pion.⸗B. 14, Stemmer⸗ maun, Telegr.⸗B. 4, Thürwächter, Train⸗Abt. 14. Im Beurlaubtenſtand 3u Hauptleuten befördert die Oberleutnants: Stoy(3. Berlin) Inf.⸗Rgt. 112, Frhr. R6⸗ der von Diersburg(5. Berlin) Drag.⸗ Rgt. 20. Zu Lt. d. Reſ. befördert: von den Steinen(2. Düſſeldorf) Feldart.⸗NRgt. 14. Zu Fähnrichen befördert der Unteroffizier Thoene, Feldart.⸗Rgt. 76. Im Beurlaub⸗ tenſtande zum Hauptmann befördert: Schno⸗ verer d. Inf. 1. Aufg.(Mosbach). Zu Ober⸗ leutnants befördert die Leutnants der Reſerve: Sprenger(Stockach),.⸗Gren.⸗Rgt. 109, Engler(Karlsruhe), Drag.⸗Rgt. 22, Ernſt (Bruchſal), Feldart.⸗Rgt. 15, Maurach(Ra⸗ ſtatt), Feldart.⸗Rgt. 61. Die Leutnants Wag⸗ ner(Bruchſal) d. Inf. 1. Aufg., Bopp(Frei⸗ burg) der Landw.⸗Feldart. 1. Aufg. Zu Leut⸗ nants d. Reſerve befördert der Vizefeldwebel Keller(Mannheim), Inf.⸗Rgt. 172. Die Vizewachtmeiſter: Götz(Karlsruhe), Feldart.⸗ Ngt. 30, Stoll(Karlsruhe), Feldart.⸗Rgt. 50, Beutler(Freiburg), Feldart.⸗Rgt. 55, Neu⸗ ſchwender(Karlsruhe), Feldart.⸗RKgt. 61, Meyer(Freiburg), Feldart.⸗Rgt. 66, Mein⸗ zer und Dimer(Mannheim), Boländer (Karlsruhe), Train⸗B. 14, Pitz(1. Mül⸗ hauſen), Train⸗B. 16. Zu Oberleutnants be⸗ fördert: Lt. d. Reſ. Delhaes(Graudenz), Feldart.⸗Rgt. 76. Im Sanitätskorps. Zu Aſſiſtenzärzten befördert die Unterärzte Bottler, Inf.⸗Rgt. 172. Im Beurlaubten⸗ ſtand zu Oberärzten befördert die Aſſiſtenzärzte der Reſerve Doerr(Mosbach); zu Aſſiſtenz⸗ ärzten befördert die Unterärzte der Reſerve Roſenberg(Freiburg), Dr. Hintzel⸗ mann(Heidelberg), Dr. Scheer(Pforzheim). Zu Veterinären befördert: der Unterveterinär der Reſerve Dr. Honold(Freiburg.) * Kranzniederlegeung. Am heutigen Jahres⸗ tag des Hinſcheidens des Oberbürgermeiſters Martin iſt an dem Grabe des Heimgegan⸗ genen von einer Abordnung des Stadtrats ein Kranz niedergelegt worden. Eine militäriſche Beiſetzung erfolgte— wie uns ein Mannheimer Landwehrmann aus Ladenburg ſchreibt— dieſer Tage in Neckar⸗ hauſen. Dort verſtarb nach längerer Krank⸗ heit der Landwirt und Kriegsveteran Johann Schreckenberger, ein bekannter Bürger von Neckarhauſen, der ſich bei allen Gemeinde⸗ gliedern des beſten Anſehens erfreute und auch in Ladenburg eine gern geſehene Perſönlichkeit war. Als der dienſttuende Feldwebel des Brückenſchutztommandos Ladenburg, Herr Bickel⸗Feudenheim Kenntnis von dem Hin⸗ ſcheiden des alten Kriegskameraden erhalten hatte, ordnete er die Beteiligung ſämtlicher dienſtfreien Mannſchaften bei der Beerdigung an, um dem Dahingeſchiedenen die letzten mili⸗ täriſchen Ehren zu erweiſen. Die Mannſchaften marſchierten unter dumpfem Trommelwirbel an der Spitze des Leichenkonduktes, nach ihnen der Militärverein Neckarhauſen. Der Sarg wurde von Landwehrmännern getragen. Am Grabe ſprach Pfarrer Kühn. Während die Mann⸗ ſchaften präſentierten und der Spielmann einen Ueberreſte des Verſtorbenen in die kühle Erde zum ewigen Schlummer gebettet. Von den üb⸗ lichen drei Ehrenſalven mußte wegen des Krieges Abſtand genommen werden. Das Kommando führte Landwehr⸗Unteroffizier Freund⸗Mannheim. Die ſtattliche Betei⸗ ligung der Landwehrleute an der Beerdigung ihres Kriegskameraden hinterließ in ganz Neckarhauſen, das ſich recht zahlreich an der Leichenfeier beteiligte, den beſten Eindruck. * Lebensrettung. Beim Baden im Neckar HSam⸗ merſchleuſe) wäre geſtern Abend ein Junge im Alter von 12 bis 14 Jahren beinghe ertrunken, wenn ihn nicht vier beherzte junge Leute gerektet hätten. Deshalb größere Vorſicht beim Baden in offenen Gewäſſern. Polizeibericht Fahrläſſige Körperverletzung Von noch unbekanntem Täter wurde geſtern abend, etwa 75½ Uhr, in der Einfahrt des Hauſes Seckenheimer ſtraße Ny. 23 eine 13 Jahre alte Volksſchülerin durch einen ſcharfen Terzerolſchuß in die rechte Bruſtſeifte leicht verletzt. Verhaftet wurden 10 Perſonen wegen ver⸗ ſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter eine von der Staatsanwaltſchaft Karlsruhe wegen Betrugs verfolgte Kellnerin aus Neuenburg, ein Schmied von Roßwag wegen Widerſtand gegen die Staatsgewalt und ein Taglöhner von Feudenheim wegen Dieb⸗ ſtahls. Kunſt und LDi Das Mainzer Stadttheater kann nicht ſpielen. Aus Mainz wird der„Frankf Ztg.“ gemeldel; Der vor einigen Tagen gemeldete Konkurs der Bankfirma Carlebach u Cahn hat ein trau riges Nachſpiel. Unterrichteten Kreiſen war es danten Behrend an das Mainzer S theater berufene Dirvektor Hans Islg durch Herrn Carlebach, den einen Inhaber Bankfirma, der als ſehr intimer Freund des ters bekannt war, zümteil pekunjär geh werde. Infolge des Zuſammenbruchs des hauſes kann nun Herr Islauß ſeine Faligtee Stadttheater nicht beginen. Er hat dent gefamten Perſonal getündigt, und das Thegtet wird im Flad, Inf.⸗Rgt. 113, Fiſchler und Seiz, beginnen können dumpfen Wirbel ſchlug, wurden die irdiſchen ſienſchaf längſt bekaant, daß der als Nachfolger des Inga- kommenden Monat nicht mit den Aufführunge — 8. Seſte Geueral-Aunzeig.— Zadiſche Reueſte Nachrichten.(Abendblatt) Donnerstag, den 13. Auguſt 1914. Die Kti Dem Bürgerausſchuß lagen in ſeiner heuti⸗ gen Sitzung die vom Stadtrat beſchloſſewen Kriegsvorlagen zur Genehmigung vor. Die Denkwürdigkeit der Sitzung fand auch beim Publikum entſprechende Würdigung durch ſehr ſtarken Beſuch der Galerie. Unter den Zu⸗ hörern befand ſich auch eine Anzahl Damen. Die Sitzung wurde um ½5 Uhr dunch Ober⸗ büürgermeiſter Dr. Kutzer in Anweſenheit von 118 Mitgliedern eröffnet. Stadtv. Thor⸗ beicke erſcheint in Reſerveoffizierunifbem. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer nimmt vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort zu ſolgenden Ausführungen: Meine Herren! Die heutigen Vorlagen, die wir in einer Zeit erledigen, die ſonſt für viele nor uns der Erholung dienten, ſind alle ver⸗ aulaßt durc) die kriegeriſchen Ereigniſſe, in welche mit dem deutſchen Vaterlande auch unſere be Stadt Mannheim verwickelt iſt. Es iſt in eſem Saale und in dieſer Verſammlung nicht nörig, auf den Ernſt der Zeit hinzuweiſen. Wir aber wollen die Pflichten, die uns ſchwierige Verhältniſſe kferlegen, zu erfaſſen und zu er⸗ fülben ſuchen und dadurch mitwirken an dem Wohlergehen unſeres Landes und unſerer Stadt. In dieſem Sinne möchte ich Sie bitten, in die heutigen Verhandlungen einzutreten. Es wird wohl Ihre Meinung ſein, wenn wir die Vorlagen einzeln behandeln. Man könnte aber auch über den Zuſammenhang des Gan⸗ zen vorher ſprechen wollen. Wenn das nicht ge⸗ wünſcht wird, treten wir in die Beratung der einzelnen Vorlagen ein. Lebensmittelverſorgung. Zu Maßnahmen der Verſorgung der Be⸗ ierung mit Lebensmitteln wird ein Kredit AUunbeſchränkter Höhe eröffnet. Der Bürger⸗ ausſchutz wird um Zuſtimmung zu dieſem Be⸗ hluſſe des Stadtrats gebeten. Stv.⸗V. Pfeiffle führt aus, daß der Stadt⸗ verordnetenvorſtand wie der Vorſitzende der Meinung ſei, daß in diefer Zeit keine Meinungs⸗ verſchiedenheiten ausgetragen werden dürften. Deshalb ſollten die Vorlagen auch ſummariſch behandelt werden. Der Redner geht dann kurz auf die Vorlagen ein und weiſt auf ihre Dring⸗ lichkeit hin. Man habe deshalb auch von einer Friſtbemeſſung abgeſehen. Redner empfahl die einſtimmige Annahme der Vorlage. Stv. Levi führt aus: Namens meiner Freunde habe ich die Erklärung abzugeben, daß ſie die durch die Verhältniſſe notwendig ge⸗ wondenen Vorlagen einſtimmig annehmen werden in der Annahme, daß die Stadtverwal⸗ tung die Gelder zweckentſprechend und mit weiſer Sparſamkeit verwendet. Jeh möchte die Gelegenheit nicht vorübergehen laſſen, auch hier zum Ausdruck zu bringen, welche warmen und herzlichen Wünſche die vaterländiſchen Kämpfer begleiten, die ins Feld bereits gezogen ſind und noch ins Feld ziehen werden. Wünſche, die dahin gehen, es möge ihnen gelingen, durch recht baldige entſcheidende Siege dahin zu kom⸗ men, daß ſie recht bald in die Heimat körper⸗ lich und geiſtig geſund zurückkehren und uns damit den Frieden wieder bringen und die Sicherheit und die ſo notwendige Erwerbsmög⸗ lichkeit für unſer liebes Vaterland.(Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauſes.) Sto. König: Es drängt mich, dem Herrn Sto. Levi von Herzen zu danken für die Worte, die er eben geſprochen hat. Es iſt uns Herzens⸗ bedürfnis, die Freude darüber auszuſprechen, daß wir in dieſer ernſten Sache geſchloſſen Mann für Mann auf ein Ziel hinarbeiten. Den Vor⸗ lagen, wie ſie gemacht ſind, ſtimmen wir zu. Genau ſo, wie an den Grenzen Mann neben Mann einer für den andern andern auftritt, ſo wollen wir Bürger einer neben dem andern ſtehen und einer dem andern helfen, wie er kann.(Starker Beifall.) Stv.⸗V. Gießler erklärt namens ſeiner Freunde, daß ſie ebenfalls der Vorlage einmütig zuſtümmen würden. Rebmer begrüßt die Aus⸗ führungen der Vorredner. Wir wollen, ſo führt der Redner weiter aus, zuſammenſtehen als Bürger einer Stadt und eines Vater⸗ Iandes. Und ſo wollen wir einſtinnnig wün⸗ daß unſere ins Feld gezogenen Krieger Sieger zurückkehren und uns den Frieden gen.(Lebhafter Beifall) . Dr. Jeſelſohn weiſt namens ſeiner nde darauf hin, daß ein einheitlicher Ge⸗ .alle beſeelt und alle Parteigegenſätze und ſonſtigen Differenzen erledigt ſind. Seine Parteifreunde würden ſämtliche Vorlagen an⸗ iegsvorlagen vor dem Bürgerausſchuß. druck geben, daß ſämtliche Maßnahmen in der lohalſten, großzügigſten Weiſe erledigt werden und keinerlei kleinliche Geſichtspunkte zutage treten. Er habe weiter den Wunſch, daß die freiwilligen Arbeiten bei der Stadt nicht in den Vordergrund treten. Es müſſe in erſter Linie die Möglichkeit gegeben werden, daß auch die arbeitsloſen Angeſtellten und Handwerker Ver⸗ dienſt erhalten. Redner ſchließt ebenfalls mit dem Wunſche, daß unſeren Truppen ein recht baldiger Sieg beſchieden ſein möge.(Leb⸗ hafter Beifall!) Stv. Wendling gibt ebenfalls ſeiner Zu⸗ ſtimmung zu den Vorlagen Ausdruck. Redner ſpricht ſeine Freude darüber aus, daß die Stadt in ſo weitgehendem Maße ihren Verpflichtungen nachkommt. Da niemand mehr das Wort zu dieſer Vor⸗ lage ergreift, wird zur Beratung der nächſten Vorlage übergegangen. * Am Schluſſe der Bürgevausſchußſitzung um 46 Uhr hatten ſämtliche Vorlagen einſtimmige Annahme gefunden. Oberbürgermeiſter Dr. KHutzer gedachte als⸗ dann des heutigen Todestages des Oberbürgermeiſters Martin und forderte die Verſammlung auf, zum ehvenden Gedenken ſich von den Sitzen zu erheben. Letzte Meldungen. Die preußiſchen Polen gegen KRußland. W. Poſen, 13. Aug. Die Bistumsverweſer von Poſen und Gneſen erließen am 1. Auguſt in Poſen und Gneſen folgenden Aufruf an die Geiſtlichleit und die Gläubigen beider Diözeſen: Geliebte Diözeſanen! Ein überaus ernſter Augenblick, wie bis dahin kein anderer in der Weltgeſchichte, iſt es, in welchem wir unſer Hirtenwort an Euch richten, die Geſchicke der Völker, alſo auch unſeres Volkes, harren der folgenſchweren Entſcheidungen. In ganz Mittel⸗ europa lodert die Kriegsfackel, angefacht durch die ruſſiſche Regierung, unter deren Grauſamkeib unſer Volk in religiöſer und nationaler Be⸗ ziehung über hundert Jahre hinduoch ſchmerzlich gelitten hat. Es iſt Euch geliebte Diözeſanen doch nicht unbekannt, wie viele Millionen der mitverbrüderten Uniten mit Gewalt und barba⸗ riſcher Unmenſchlichleit der ruſſiſchen Orthodoxie zugeführt wurden, wieviele Tauſende von Söhmen unſerer heimatlichen Erde ihrer von den Vätern ererbten Habe beraubt, und nach Sibirien vertrieben wurden, wo ſie zum Teil der graufamen Kälte zum Opfer fielen Ihr wißt auch ſehr gut, unter welchem Druck noch bis jetzt die katholiſche Kirche im Be⸗ reiche von Kongreßpolen und Littauen ſeufzet. Die unſerer Nation und unſerer Kirche feind⸗ lichgeſinnte Regierung hat in hinterliſtiger Weiſe die größere Hälfte Europas in einen feurigen Kriegsherd verwandelt und unſeren allergnädigſten und greiſen Kaiſer von Oeſter⸗ reich gezwungen, mit Waffenger⸗alt die gerechte Sache und ſein Land zu verteidigen. Ohne Zweifel iſt jeder Krieg ein großes Un⸗ glück, aber er iſt manchmal unvermeidbar, denn in den gegenſeitigen Beziehungen der Staaten treten ab und zu wichtige Lebensfragen auf, die nur durch die Schärfe des Schwertes ent⸗ ſchieden werden können. Eine ſolche Stunde hat nun für uns geſchlagen. Jeder Krieg iſt ein Unglück, denn er entfeſſelt Störme von Blut und Tränen und erfordert große Opfer an Le⸗ ben und Tod. Vielleicht auch noch kein Krieg früherer Jahrhunderte hat ſchwerere Opfer ver⸗ langt, als der, der ſich gegenwärtig zwiſchen den mächtigen Reichen abſpielt. Auch ihr Geliebte, ſeid nun als Untertanen des deutſchen Reiches und Königs von Preußen berufen, an dieſen Opfern teilzunehmen. Eure zu den Fahnen einberufenen Ehemänner, Brü⸗ der und Söhne haben ſchon angefangen zu kämpfen und ſie werden weiter kämpfen gegen die verbündeten Feinde Deutſchlands und Oeſterreichs, beſonders gegen die Feinde jenſeits unſerer nahen Oſtgrenze gegen Rußland. In dieſen Kämpfen wird mancher von ihnen ſein Leben hinopfern, aber mögen Euch für alle Opfer groß und klein das Bewußtſein wecken, daß ihr die Darbringer für eine gerechte Sache ſeid, ich weiß wohl, daß infolge der Ausnahme⸗ geſetze, deren Wirkungen wir ſeit einer Reihe längerer Jahre ſchmerzlich empfinden, das Ver⸗ trauen der polniſchen Bevölkerung zur ſtaat⸗ lichen Regierung ſich vermindert hat, aber ich weiß auch, daß unter uns das Gefühl der Pflicht gegen die uns von Gott gegebene Obrig⸗ keit nicht verſchwunden iſt, daß wir vielmehr immer der Mahnung des Apoſtel Paulus ein⸗ gedenk bleiben, jegliche Stelle ſei den vorgeſetz⸗ ten Gewalten untergeben. Es gibt keine Gewalt außer der von Gott. Die es aber ſind, ſind von Gott geſetzt.(Römer 13, Vers.) Erfüllt alſo als würdige Söhne einer ritter⸗ lichen Nation mutig Eure Pflicht int Kampfe. Ihr anderen aber, die Ihr am häuslichen Herde verbleibet, verhaltet Euch ruhig, vertraut auf Gott. Schenkt insbefondere keinen verdächtigen Agenten und Friedensſtörern Vertranen, daß Ihr in dieſer großen, überaus wirkungsvollen Zeit treu und mutig zu Eurem Monarchen halte und durch Eure loyale Geſinnung zum Siege des tapferen Heeres beitraget. Euer Landesherr wird in ſeinem edlen Herzen Eure gerechten Forderungen erfüllen und alles das beſeitigen, was uns drückt. Ver⸗ traut auch, daß wir durch unſere ganze Art zum Siege der kaiſerlichen Armee und damit unſeren leidenden Brüdern jenſeits der Grenze zum Er⸗ ringen einer beſſeren Zukunft mitverhelfen werden. Da jedoch die Geſchichte der Völker in guter Hand ruhen und im gegenwärtigen Krieg von ihr abgewogen werden, wendet Euch auch in Gemeinſchaft mit Euren Seelenhirten in täg⸗ lichem Gebet zum Herrn der Heerſcharen und fleht ihn an, er möge in ſeiner Gnade das kaiſerliche Heer, dem auch Eure Männer, Brüder und Söhne angehören, nach dem Kriege mit Siegesruhm umkrönt, in die heimatlichen Fluren zurückführen. Der Aufruf ſchließt mit Vorſchriften für die zu verrichtenden Gebete. Der Bistum⸗Verweſer: Dr. Eduard Likowsky, Prälat, Dorszeweski. Serbiſche Lügenmeldungen! W. Wien, 13. Aug(Wiener Korr.⸗Bur.) Das ſerbiſche Preßbureau fährt fort, Lügen über die Vorgänge auf dem ſüdlichen Kriegs⸗ ſchauplatz zu verbreiten, die dadurch den Ein⸗ druck einer größeren Wahrſcheinlichkeit machen ſollen, daß angeblich mit Erfolgen der Serben endende Zuſammenſtöße, unter Angabe des Datums, mitgeteilt werden. Dieſe Meldungen ſind deshalb nicht weniger erfunden. Es iſt unrichtig, daß eine Gruppe von 200 Muſel⸗ manen und öſterreichiſch⸗ungariſcher Soldaten von den Serben zerſtveut, daß ein Angriff auf das Blockhaus Ploca zurückgewieſen und bei Gujuklitſche die Oeſterreicher durch ein mörderiſch ſerbiſches Gewehrfeuer am Ueberſchreiten der Drina gehindert wurden. Eine neuerliche Feſtſtellung, daß ſich kein Fuß breit und kein Punkt öſterreichiſch⸗ungari⸗ ſchen Teritoritums im Beſitze der Serben befin⸗ det widerlegt genügend die Behauptung des Preſſebureaus, nachdem eine Reihe von Ort⸗ ſchaften in der bosniſch⸗herzogewiniſchen Grenze, welche willkürlich mit Namen angeführt wer⸗ den, von den Serben beſetzt wären. Dieſe Art der Berichterſtattung, welche aus dem Balkan⸗ krieg bekannt iſt, vermag niemand über die Wahrheit hinwegzutäuſchen. Die Behauptung des ſerbiſchen Preſſebureaus jedoch, daß öſter⸗ reichiſch⸗ungariſche Soldaten ihre Ausrüſtung und Munition weggeworfen hätten und ge⸗ flohen wären, iſt eine unerhörte Verleumdung, die allerdings den in der ganzen Welt bekann⸗ ten Ruf von Diſziplin und dem Mute der öſter⸗ reich⸗ungariſchen Armee nicht beflecken kann. * § Stuttgart, 12. Aug. Der Köwig dat geſtern den Grafen Zeppelin in Audienz empfangen. Die König in verabſchiedete geſtern im Karl⸗Olga⸗Krankenhaus die zunächſt zur Dienſt⸗ leiſtung einberufenen Schweſtern und arbeitete mit den Damen der Abteilung für Verbändeher⸗ ſtellung im Garniſonlazarett. W. Berlin, 13. Aug. Der Kaiſer empfing den Beſuch des Fürſten Hans von Bülow und des Generals Eckardt, der bisher in Cetinje war. von Tag zu Tag. — Von der Leibenszeit einer Herzogin weiß das „Coburger Tageblatt“ allerlei intereſſante Einzel⸗ heiten mitzuteilen. Bekanntlich entſtammt die Her⸗ zogin Marie von Coburg dem ruſſtſchen Kaiſerhaus und es war in Coburg bekannt geworden, daß bis vor Kurzem auch der ſeinerzeit wegen ſeiner heimlichen Eheſchließung mit der Herzogin Melitta vielgenannte Großfürſt Kyrill zuſammen mit ſeiner jetzigen Gattin in Coburg geweilt habe. In Unkenntnis der inzwiſchen erſolgten Abreiſe des Großfürſtenpaares wurde nun in der letzten Woche das Automobil der Herzogin Marie, die ſich mit der Fürſtin zu Hohenlohe und der Prinzeſſin Beatrice, vom Herzoglichen Luſtſchloß Roſenau kommend, zu einer Sitzung des Roten Kreuzes in Coburg begeben wollte, in dem Städtchen Dörfles bei Coburg von auf⸗ geregten jungen Leuten gröblich inſulttert. Erſt nach langem Verhandeln konnte das Automobil paſſieren. (Wie inzwiſchen bekannt geworden iſt, hat die jetzige Gemahlin des Großfürſtin Kiryll, Ber von ſeiner erſten Gemahlin, der Herzogin Melitta, geſchieden wurde, aus Rußland für das Deutſche Rote Kreuz 8000 Mark geſandt.) Weit ſchlimmer aber erging es der Herzogin auf der Rückfahrt; denn abermals hatte ſich das Gerücht verbreitet, daß neben der Herzogin und der Fürſtin zu Hohenlohe⸗Langenburg ſich auch die Großfürſtin Kiryll im Wagen befinde, und ſo kam es, daß das Auto über eine Stunde lang unter Dro⸗ hungen und Verwünſchungen der Menge feſtgehalten wurde, bis es dem aufgebotenen Militär und der Gendarmerie gelang, dem Wagen den Weg nach Ro⸗ ſenau freizumachen. Voll Schreck über das Erlebte erklärte jedoch die Herzogin, ihren Wohnſitz in Ro⸗ ſenau aufheben zu wollen und ſie hat inzwiſchen das Palais Edingburg in Coburg bezogen.— Dieſe Vor⸗ fälle ſind umſo bedauerlicher, als die Herzogin mit ihren Töchtern tagtäglich für das Rote Kreuz tätig iſt und ihre Villa im Hofgarten in Coburg als Kriegs⸗ lazarett zur Verfügung geſtellt hat Ebenſo hat ſie inzwiſchen für die zurückbleibenden Familien der ins Feld ziehenden Krieger die Summe von 10 000 und für das Rote Kreuz 5000/ geſpendet. Schließlich zahlt die Herzogin auch während des ganzen Feld⸗ zuges das volle Gehalt für ihre zur Fahne eingezo⸗ genen Angeſtellten.— Aehnliche unangenehme Vor⸗ fälle ſind noch zahlreichen Automobilreiſenden in die⸗ ſen Tagen paſſiert, weshalb ja auch der Große Gene⸗ ralſtab inzwiſchen erneut und eindringlich eine War⸗ nung davor hat ergehen laſſen, auf der Fahrt beßind⸗ liche Automobile anzuhalten. Von den noch nicht all⸗ gemein bekannt gewordenen Fällen ſei vor allem der eines Pforzheimer Pfarrers hervorgehoben, der bei ſeinem in Saarbrücken wohnenden und dort eingezo⸗ genen Sohn die Kriegstrauung vornehmen wollte, dazu aber nicht mehr kommen konnte, weil das Auto⸗ mobil ſowohl auf der Hin⸗ wie auf der Rückfahrt ſtän⸗ dig angehalten und einmal von einem allzu pflichteifrigem Gendarmen beſchoſſen wurde. Aus dem Großherzogtum OSchriesheim, 12. Aug. Am 11. ds. Mts. begingen die Eheleute Georg Riehl f. das Feſt der goldenen Hochzeit. Herr Bürgermeiſter Hartmann überreichte dem Ju⸗ belpaare die vom Großherzog verliehene Ehe⸗ jubiläumsmedaille. Die beiden Jubilare er, freuen ſich voller Rüſtigkeit. Herr Riehl gehörte viele Jahre dem Gemeinderatskollegium an. Zentern(Amt Bruchſal), 10. Auguſt. Der 75 Jahre alte Landwirt Hyronimus Schmitt machte ſich beim Verladen von Heu an einem Leiterwagen zu ſchaffen, als plötzlich die Deichſel umſchlug und dem alten Mann einen Stoß an den Kopf verſetzte, der eine Ge⸗ hirnerſchütterung und bald darauf den Tod des zu den geachteſten und beliebteſten Bürgern zählenden Veteranen zur Folge hatte. )(Wiesloch, 12. Aug. Geſtern war im Römer⸗ hofe im Stadtteile Altwiesloch Feuer ausge⸗ brochen. Durch das raſche Eingreifen der Feuer⸗ wehr wurde das Feuer bald auf ſeinen Herd be⸗ ſchränkt. Das Vieh konnte auch noch gerettet wer⸗ den. Ein großer Teil der Ernte⸗Erträgniſſe wurde jedoch ein Raub der Flammen. Das Wohn⸗ haus blieb unverſehrt. Die Entſtehungsurſache iſt nicht bekannt⸗ )Wertheim, 9. Aug. Hier werden zur Zeit das Hoſpital, das geſchloſſene Hotel Held am Main und die ehemalige Nationalſchule zu Mäülitär⸗ Lazaretten eingerichtet und dieſe unter die drei hieſigen Aerzte: Medizinal⸗ rat Dr. Mees, Dr. Camerer und Dr. Haas geſtellt. Der Männerhilfsverein hat dank der großen Opferwilligkeit hieſiger Einwohner ſchon faſt ſämtliches Mobiliar beiſammen. Ein Sa⸗ mariter⸗Kurs in zwei Abteilungen mit gegen 50 Damen iſt bereits im Gange, geleitet von dem Gr. Bezirksarzt, Medizinalrat Dr. Mees, Fleißige Hände helfen dem Frauenverein Wäſche und Bettzeug anzufertigen, um für alle Fälle gerüſtet zu ſein. Karlsruhe, 10. Aug. Kaufmann Jakob Kern und ſeine erblindete Ehefrau begehen morgen das Feſt der goldenen Hochzeit. ):(Karlsruhe, 11. Aug. Der langjährige Vertreter einer hieſigen Weingroßhandlung, der Zdjährige Kaufmann Wilhelm Lechner von Degerloch, wurde auf der Rückkehr von einer geſchäftlichen Tour auf ſeinem Rade bei Platten⸗ hardt von einem zur Bürgerwehr eingeſtellten Taglöhner aus dem genannten Ort erſchoſ⸗ ſen. Lechner ſtürzte mit ſieben Schußwunden in der Bruſt tot vom Rade. Der Taglöhner gibt an, Lechner hätte auf ſeinen Anruf nicht ſofort gehalten, worauf er geſchoſſen habe. )(Pforzheim, 12. Aug. Jetzt iſt noch ein weiterer, 20 Jahre alter Sohn des Bürgers Morlok einberufen worden. Um ihren 8 Brüdern nicht nachzuſtehen, hat ſich die einzige Tochter des Herrn Morlok, die Rote Kreuzſchweſter iſt, gleichfalls * Freiburg, 12. Aug. Tot aufgefun⸗ den wurden geſtern abend bei der Stephanien⸗ ruhe, oberhalb der Bodlesau, ein Mann und eine Frau. Gerichtszeitung. 8 Mannhetm, 11. Auguſt.(Jerienſtraf⸗ kammer.) Vorſ.: Landgerichtsrat Dr. Heintze. In einem ſogenannten objektiven Verfahren wurde gegen den Rennwettvermittler Louis Häu⸗ ſer verhandelt Es handelt ſich um die Beſchlagnahme eingezahlter Wettbeträge von achtmal je 10 4 und dreimal je 5, Das Gericht beſchloß dieſe Beträge einzugztehen. Wegen Sittlichkeitsverbrechens wird über den 9 Jahre alten Schloſſer Martin Glatting aus Kirch⸗ heim, der am 29. Junj ds. Is. in der Eiſenbahn⸗ betriebswerkſtätte in Schwetzingen ſich an einem zwölffjährigen Kinde in ſcheußlicher Weiſe verging, eine Gefängnisſtrafe von zwei Jahren verhängt und zugleich der Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren ausgeſprochen. Glatting erklärte, die Strafe nicht anzunehmen, da er nicht der Täter ſen. Durch die Beweisnaufnahme aber war er, wie in der Urteilsbegründung bemerkt wurde, über⸗ führt Der 19 Jahre alte Friedrich L. und der 16 Jahre alte Adam R. erbrachen in der Nacht vom 7. zum 8. März ds. Js. das im Verbindungskanal liegende Boot eines fliegenden Händlers und nahmen daraus Milch, Butter, Zigarren und Zigaretten im Werte von 80 an ſich. Das Urteil gegen L. lautet auf fünf Monate, gegen R. auf zwei Monate Gefängnis. Im Schlafe beſtohlen wurde am 20. Juni ds. Js. der Arbeiter Simmet in Neckarau. Er nahm an einer Hochzeitsfeier teil, die in der Wirtſchaft„zum Engel abgehalten wurde und als er genug getrunken hatte, neigte er ſein Haupt und verſank in Schlummer, Die⸗ fen Zuſtand benützte ein anderer Hochzeiksgaſt, der 21jährige Arbeiter Otto Penn, um dem Schlaſenden nicht nur das bare Geld zu ſtehlen, ſondern ihm auch noch einen Ring vom Finger zu ziehen. Der Dieb war heute völlig geſtändig, nur beſtritt er die Angabe eines Polizeiſergeanten, daß er zugegeben habe, er habe das Geld genommen, um eim bevorſtehendes Turnfeſt mitzumachen Als rückfälliger Dieb wurde Penn zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Freiburg, 10. Aug. Schwere Ver⸗ brechen nach§ 178 Ziffer 3 verübte der 49 Jahre alte Gypſer Chriſtoſtomus B. aus Herten, wohnhaft in Weil, Vater von 12 Kindern. Der bisher unbeſtrafte Mann, der dem Alkohol er⸗ geben iſt, vergurg ſich an drei ſeiner Kinder. Die Strafkammer verurteilte ihn zu 3 Jahren Ehrverluſt. Ein Zuchthaus und 3 Monat Unterſuchungshaft wiro angerechnet. Briefkaſten. Abonn. J. H. Da Sie nicht Kriegsteilnehmer ſind, müſſen Sie Ihre Vertrasspflicht dem Ver⸗ mieter gegenüber einhalten. Es empfiehlt ſich, mit dem Vermieter wegen einer gütlichen Löſung des Vertrags zu verhandeln und die Wohnung auf den nächſt zuläſſigen Termin zu kündigen. Abonnentin A. M. Da Ihr Mann zum Kriegs⸗ dienſt einberufen iſt, ſo kann nach dem neuen Geſetz vom 4. Auguſt 1914 eine Zwangsvollſtreckung in ſein Vermögen wegen ſeiner Zahlungsverpflich⸗ tungen nicht durchgeführt werden, ſolange der Kriegszuſtand dauert. Sie ſelbſt ſind zur Leiſtung einer Zahlung aus Ihrem eigenen Vermögen im vorliegendem Falle überhaupt nicht verpflichtet. Wenn die Kriegszeit beendet iſt, können natürlich die rückſtändig gebliebenen Zahlungen wieder don Ihrem Manne verlangt und eingetrieben werden. 2 hän⸗ bleil drüc dem dem (vg1 A ein, Krié Wei Sons dessen ILAgerbestfinde, General Anzeiger.— Zadiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblatt) 7. Seite. Zur Verteuerung Ger lebensmittel. Der Verband deutscher Brotfabri- kanten schreibb uns: „Die Versorgung unseres Volkes mit Brot wäh⸗ rend der kommenden kriegrischen Zeiten ist die wientigste Aufgabe. Leider hat man jeststellen können, daß seitens der Großmühlen, die gewaltige Lagerbestände aàn Getreide und Mehl haben, die ersten Tage der Mobilmachung benutzt worden sind, um die Preise für Mehl gewaltig in die Höhe 2u schrauben. Das muß als unberechtigte Aus- nutzung der Notlage betrachtet werden, denn die Mühlen nehmen die gewaltig gesteigerten Preise 4 für das Mehl, zudem sie das Korn zu den früheren niedrigeren Preisen gekauft haben. Der Verband Deutscher Brotfabrikanten hat sich deshalb veranlaßt gesehen, am 3. August sich drahtlich an den feichskanzler zu wenden mit fol- gender Eingabe: „Eurer Exzellem beilen wir mit, daß nachi Be- richt unserer Mitglieder, seitens der Mimlen durch die Lage nicht gerechtfertigte Preissteige- rungen vorgenonmnen werden. Welzenmenl mitflerer Güte kostete am 27. juli M. 2550; jetzt M. 40.—; gleiche Qualität Rog- genmenl M. 25.—; jetzt M. 35.—; Hiergegen ist unser Gewerbe machflos. Die Preise miissen bezahlt werdlen, weil kurz vor der Ernte Läger der Bächer meist leer. Wir bitten um Mafßnahmen, damit unser Ge- werbe nicht unverdient dem Vorvrurf der Brot- vertener ung ausgesetzt wird. Es dürfte die Fest- stellung der Maximalpreise für die Produzenten der Materialien angezeigt sein.“ Der Neichskanzler hat auf diese Eingabe ge- antwortet, daß er die Angelegenheit dem preußi- schen Handelsminister zur Erledigung mit ent- sprechender Weisung übergeben habe. Der Ver- band hat sich daher an den Handelsminister ge- wandt, damit von dort entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Um die Versorgung des Landes mit billigem Brot sicher zu stellen, und um jede Uebervortei- lung hintenan zu halten, wird es dringend notwen- dig sein, daß die Maximalpreise dem Produzenten gegenüber, sowie dem Großhandel, in Bezug auf festgelegt werden. Erst daun Kßt sich der Maximabppreis im Detaimandel ſeststellen. Unbedingt zu verurteilen ist es, daß in diesen Zeiten der Not, die Großmühlen, Großhäudler usw. die Hunderttausende Sack Mehl auf Lager haben, Millionengewinne auf Kosten des Volkes einheim- Sell 6. So weit die Zuschrift. In ihr werden sehwere Vorwürfe gegen die Großmühlen und Groß- Händler erhoben, die wohl nicht unbeantwortet bleiben werden. Wir haben an dieser Stelle nach- drücklich darauf hingewiesen, daß es nicht angeht, dem Detailhandel die Preise vorzuschreiben und dem Großhandel keinerlei Schranken aufzuerlegen. Ggl. das Mittagsblatt vom 11. August.) Auch darin stimmen wir mit der Zuschrift über- ein, daß die Mehlpreise in der ersten Zeit nach der Kriegserklärung in ungerechtfertrigter Weise gesteigert wurden. Während der Presse Sonst regehnäßig die Preisveränderungen des Wei⸗ zenmehls angezeigt wurden, konnte man dieseſben längere Zeit nur mit der größten Mühe feststelben. Jetzt, Wo es sich um Preisherabsetzun- gen handelt, finden die Münlen wieder den Weg Zzur Presse. Nur muß man natürlich nicht alles auf böse Absicht zurückführen und jede Preissteigerung aur künstliche Preistreiberei zurücklühren. Dis Großmühlen haben in der ersten Zeit eine gauz auherordentliche Nachfrage befriedi- gen müssen. U. ao. mußten sie einen großen Teil ihrer Vorräte den Städten zu verhältnismägig billi⸗ gen Preisen abgeben. Auch wurden im Ant⸗ Werpener und Petersburger Hafen eine Reihe von Getreidedanpiern beschlagnakint, die für deutsche Firmen bestimmt waren und deren Ladung schon bezahlt war, Daß der Mehlpreis unter diesen Um- ständen anziehen muß, wal jedem einigermaßen Volkswirtschafflich Gebildeten von vorneherein klar. Wir möchten dem Verband Deut- scher Brotfabrikanten nochi entgegen- halten, daß das Gewicht von Brot und Backwaren in der ersten Woche des Krieges stellenweise stark Zzürückgegangen ist. Wir zweifeln keinen Augen⸗ blick, daß er gegen diese Auswilchse in den eige- nen Reihen mit derselben Energie eintreten wird, mit der er die hohen Mehlpreise bekämpft. seiemariet, Bank- und Börsem- WeSDNR nie Emtwertung der französischen and bussischen Rente. Auf Unwegen sind der Köln. Zig. von der Dariser Börse Mitteilungen zugegangen, die einen Finblick in die Kursbewegungen der am dortigen Markte gehandelten, jetzt besonders interessieren- 85 Werte gestatten! Allerdingns datieren die be- vom 7. August, sind also schon einige Tage alt; sie beleuchten aber gleich- Wohl noch die gegenwärtige Lage und zeigen deut- lich, weichen scharfen Entwertungsprozeg sowohl die russische wie die französische Rente durchge- macht haben. Zur Veranschaulichung dieses Vor- gangs geben Wir im nachstehenden einen Ueber- blick üker die Kursentwicklung dieser Werte seit dem 23. y. Mts. Danach sind namentlich die russischen Werte gewaltig im Kurse gesunken. 79,90 78,40 77,25 3% französ. Rente 81,10 75.—. 3½%% französ. tilg- baxe Rente 90,20 88,50 87,75 85.— 82.50 4% Russen 84,95 88,50 82,.5090— 79,90 50% Russen 1906 100,50 99,70 98,15—— ½% Russen 1909 94,6) 93,.— 93,.——— Für die Sproz. und die%yproz. Anleihen haben Kurse überhaupt nicht mehr festgestellt werden können. Wie sich die Lage seit dem 7. d. Mts. in Paris gestaltet haß, läßt sich in Ermangelung ausreichender Nachrichten nicht erkennen. Ge- bessert dürkte sie sich indes kaum haben. Das ist bei dem gewaltigen Besitz, den gerade Franlcreich an russischen Werten hat, besonders bedeutungs- voll; liegen darin doch empfindliche Verluste der französischen Kapitalkraft. Bei der Beurteilung des Kursrückgangs der französischen Rente muß man berücksichtigen, daß diese zu einem sehr gro- Ben Teil in den Händen der Sparkassen ist, die sie selbstverständlich nicht an den Markt werfen. NHandel und industrie. Stahlwerksverband und Trägerbhandel. Der Stahlwerksverband hat bekanntlich der Rheinisch-Westfälischen Träger⸗ händler-Vereinigung mitgeteilt, daß er durch die eingetretenen kriegerischen Verwick⸗ lungen gezwungen sei, von dem 8 3 der allge- meinen Verkaufsbedingungen Gebrauch zu machen. Er erachte sich für die laufenden Abschlüsse be- reits erteilter, aber noch nicht ausgeführter Spezi- fikationen von der Einhaltung zugesagter Liefe- rungszeiten als entbunden; soweit die Abschlüsse noch nicht ausspezifiziert seien, annuliere er sie für diesen Teil. Die Mitglieder der Vereinigung möchten sich wegen eines jeden neuen Ausfüh- rungsauftrags mit dem Verband in Verbindung setzen. Die Händlervereinigung hat einen Juristen um Rat gefragt und darauf dem Stahl- Werksverband laut Köln. Ztg. mitteilen lassen, daß der§ 3 der allgemeinen Bedingungen dem Ver- band nicht das Recht gäbe, die bestehenden Ab- schlüsse einfach zu streichen. Es sei darin viel- mehr nur bestimmt, daß der Verband im Kriegs- fall von der Verpflichtung zur vollständigen Lie- ferung entbunden wäre. Die Lieferungsverträge und die daraus entstehenden Lieferungsverpflich-⸗ tungen blieben an sich bestehen, nur werde inbe⸗ zug auf die Art der Erfüllung derselben die Ex- leichterung gewährt, daß der Verband nicht mehr im vollen Umfang zu liefern brauche. In welchem Grade diese Erleichterung eingeräumt werden soll, sei im Wege der Auslegung zu bestimmen. Diese habe nach Treu und Glauben zu erfolgen. Hlier- nach könne nicht angenommen werden, daß die Lieferungsbedingungen im einseitigen Interesse auszulegen seien. Es seien vielmehr die Interessen des Stahlwerksverbandes und diejenigen der Ab- nehmer gleichmäßig zu berücksichtigen. Gehe man hiervon aus, so könne eine teilweise Entbindung von den Lieferungsverpflichtungen nur dahin ver- standen werden, daß der Stahlwerksverband nicht den ganzen Teil der Verpflichtungen unerfüllt lassen könne, sondern daß er nur von der Erfül- lung desjenigen Teiles befreit werde, dessen Ex- füllung durch den Ausbruch des Krieges unmög- lich gemacht oder doch so sehr erschwert werde, daß der Verband dadurch erhebliche wirtschaft- liche Nachteile erleide. Davon, daß letzteres be- züglich der gesamten noch rückständigen Liefe- rungsverpflichtungen vorliege, könne keine Rede sein, da noch außerordentlich große Vorräte auf den Werken vorhanden seien, zumal die Rheinisch- Westfälischen Walzwerke ihre Herstellung nicht eingestellt hätten Hierauf hatte der Stahlwerks- verband geantwortet, er werde einstweilen Form- eisen zu den bisherigen Preisen verkaufen, jedoch behalte er sich in den Fällen eine Mehrberechnung vor, in denen die Materialbeschaffung nicht anders als unter Aufwendung besonderer Kosten möglich Sei. VerseRerungswesen. DUmentgeltliche Beratung in Versicherungsangelegenheiten während des Krieges. Der Deutsche Versicherungs-Schutzverband(ein- gelragener Verein) in Berlin W. 30, Viktoria⸗ Luisenplatz 10, eine im Jahre 1901 begründete Or- ganisation der Versicherten zur gemeinsamen Wahrung ihrer Interessen hat eine Auskunfts- stelle über die mit dem Kriege zusammenhän- genden Versicherungsſragen, besonders in bezug auf das private Versicherungswesen eingerichtet. Alle mit dem Kriege in Zusammenhang stehenden Versicherungsfragen werden bis aui weiteres nicht nur den direkten Mitgliedern sowie den Mitglie- dern der angeschlossenen Korporationen bezu,. den Wahlberechtigten der angeschlossenen Han- delskammern, sondern auch sonstigen Interessen- ten, besonders allen Kriegsteilnehmern und ihren Augehörigen kostenlos beantwortet. Mündliche Beratung täglich von 10 bis 2 Uhr. Bei schrift- lichen Anfragen ist das Rückporto beizufügen. Die Her- und Rücksendung von Versicherungsdoku- menten muß eingeschrieben erfolgen. Der Schutzverband macht bezüglich der Lebens- versicherung noch auf folgendes aufmerksam: Nicht nur diejenigen Lebensversicherten, die das Kriegs- risiko weder durch die Bedingungen noch durch besonderen Nachtrag in die Versicherung haben einschließen lassen, also gegen die Kriegsgefahr bis jetzt noch nicht gedeckt sind, dies aber nun- mehr beabsichtigen, sondern auch die bereits gegen Kriegsgefahr Versicherten müssen unverzüglich bei der Direktion ihrer Gesellschaft Antrag auf Einschluß der Kriegsversicherung stellen bezw. Mitteilung von der erfolgten bezw. bevorstehenden Einberufung machen. Ob alle Gesellschaften ange. sichts des Kriegsausbruchs das Kriegsrisileo ein- schließen werden, ist fraglich. Nach einer vwom Schutzverband in Berlin vorgenommenen Umrage bei zahlreichen Gesellschaften bezw. hren Berliner Subdirektionen werden wohl viele Gesellschaften gegen einen entsprechenden Prämienzuschlag und innerhalb einer bestimmten Frist auch jetzt noch Deckung gegen Kriegsgefahr gewähren. Auch werm das Kriegsrisiko nicht eingeschlossen ist, besteht in jedem Falle Anspruch auf die volle Pra- mienreserve. Auf die, einige— in der Regel wenigstens drei— Jahre bestehenden Lebensven- sicherungen gewähren die Gesellschaften Darlehen in Höhe von regelmäßig bis 75 Prozent der Prä- mienreserve gegen einen Zinszuschlag, der in nox- malen Zeiten 5 Prozent für das Jahr beträgt. f. Anewlrtschaft. der wir die wichtigsten Zahlen entnehmen: in Weizen-Welternte. 4. Das englische Fachblatt Beerboom gibt eine 215 Quarters(1 Quakter We Ubersicht der Weltweizenernte in diesem Jahre, Ien 1( 295 in 1914 1913 1912 1911 1910 OGesterredselklknk 8 000 8 600 8 900 7500 7 500 Ia 17 500 21100 23 000 24 000 22 700 Buülgsgrieen 6 000 6 600 7000 8 500 7100 FFFrC 37 000 39 900 41 800 40 800 31 500 Deutschlannete 20 500 21 400 20 000 18.700 17 70⁰ Italien„3CCGCCCGC0 26 100 20 800 24 000 19 200 ee,, 8 000 10 800 11 100 12 500 13 400 Russland.„%;ͤ¶́ů᷑ iI' 119 500 90 500 67 000 102 800 Serbien** 1 600 1500 1700 1900 1 650 Spanien 15 500 13 900 13 700 18 500 17 200 Grossbritannien 740⁰0 7000 7 10⁰ 8 000 720⁰0 Gesamt Europa. 244 000 281 950 251 450 287 150 253 300 Sigieeet unis 4000 5 300 3000 5 500 5 700 Argentinien 17 00⁰ 14 000 21 000 20 700 18 200 Australien 3 13 00⁰0 13 500 12 000 9 900 13 100 BEGü 24 000 29 500 28 000 27 000 18 700 FDüliee 8 39 000 44 70⁰ 45 800 46 300 44 600 Ver. Staaten 114 000 95 400 91000 78 000 79 400 Ausser-Huropa 221 000 212 600 211 100 198 600 100 000 Zusammen 455 0500 454 550 162 550 435 750 448 300 Das englische Fachblatt bemerkt hierzu, daß es die amerikanische Ernute mit 900 Mill. Bushels ein- gesetzt habe. Da nun jetzt die amtliche August- laxe mit 910 Mill. Bushels erschienen ist, so haben wir diese Ziffer der Kalkulation zugrunde gelegt. Die für Australien und Argentinien angegebenen Ziffern stellen den Durchschnitt der letzten Jahre dar und sind nur der Vollständigkeit halber mit aufgeführt. Bekanntlich sind in beiden Ländern die Ernten erst im Dezember reif. Für Rußland hat das Beerbohmsche Blatt 95 Mill. Quarters an- genommen gegen 119½ Mill. im Vorjahre. Doch glaubt das Organ, daß die Schätzungen in diesem Jahre ebenso wie im vorigen noch zu hoch gegrif- fen seien. Im übrigen wird darauf hingewiesen, daß der Weizenverbrauch von Jahr zu Jahr wegen der Zunahme der Bevölkerung um 5 Mill. Quar- ters steigt, ganz abgesehen von dem Mehrver- brauch, der durch den Ubergang von der Roggen- brotnahrung zum Weizenbrotkonsum entsteht. Bemerkenswert ist, laut Voss. Zig., daß in Europa nur für Spanien und England etwas gröhere Erntezahlen als im Vorjahre eingestellt werden. Diese haben für Spanien zweifellos Be- deutung, für England aber gar nicht, denn bei diesem beträgt das Plus nur 300 000 Quarters, und diese fallen bei einem Importbedarf von 22 Mil- lionen Quarters überhaupt nicht ins Gewicht. Für Deutschland xaxiert Beerbohm den Weizenertrag um 000 000 Quarters geringer als in 1913, doch zieht er dabei nicht die diesmal soviel bessere und mehlergiebigere Qualität in Betracht. In anderen Weltteilen wird nur für die Vereinigten Staaten ein wichtiges Plus gegen 1913 in Rechnung ge- stellt. Die Annahme einer besseren Ernte der La- plata-Staaten hat noch keine Bedeutung. Somit zeigt auch diese Statistik, daß in diesem Jahre einzig und allein die Union eine weit stärkere Ernte als im Vorjahre gemacht hat, daß deren Uberschuß aber bei weitem nicht das Defizit des Ausfalls in den übrigen Ländern aufwiegt. Im übrigen möchten wir darauf hinweisen, daß im Vorjahre eine Rekordernte erzielt wurde und auch diesmal eine übermittlere Ernte zu erwarten ist. Für uns in Deutschland kommt neben dem Weizen, wie schon bemerkt, auch der Roggen und die Kartoffel sehr in Betracht. Daß wir darin den anderen Staaten weit überlegen sind, wurde schon gestern hervorgehoben. SMabe Handelsnechelehten. W. Berlin„13. August. Von der Firma Hal- gasen u. Co. in Newyork traf heute ſol- gende Kabelmeldung ein: Die Effektenbörse von Newyork bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die Banken stellten die Geldzahlungen ein. Dagegen würden Clearinghousenzertifikate ausgegeben. Ferner gestattet die Regierung den Banken die für außerordentliche Zwecke vorgesehene Ausgabe von Notstandspannoten, Zeitgeld ist nicht er- hältlich, tägliches Geld nominell, 6 bis 8 Prozent. Es findet kein offizieller Umsatz statt, indessen steht in beschränktem Umfange ein Privatverkehr auf ungefährer Grundlage der letztnotierten Preise. In Kanadien Pacific Aktien findet kein Markt statt. Die allgemeine Ausicht ist, daß die getroffenen Vorkehrungen zur Beherrschung der Situation ausreichend sind. Der Getreidemarkt verlehrt sehr ruhig, die Einteilung über die Liquidationspreise liegt noch nicht vor. Doch scheinen die neulich ge- nannten Notierungen Aussicht zu haben, beim Bundesrat durchzugehen. Hier wird heute Weizen und Roggen um etwa 2 Mal höher taxiert. Hafer unverändert. Für österreichische Noten haben die Interessen nachgelassen. Für russische ist die Nachfrage bestehen geblieben. JBerlin, 13. August.(Von uns. Berl. Bur.) Außer dem russischen Staatsbankguthaben sind nunmehr auch die Staatsbankguthaben von Finn⸗ land von der deutschen Regierung mit Beschlag belegt worden. Es handelt sich auch hierbei nicht um Privatgelder, sondem um Guthaben des russi- schen Staates. JBerlin, 13. August.(Von uns. Berl. Bur.) Die Vereinigung der am Berliner Platehokhandel beteiligten Firmen, die Vereinigung der Berliner Platzholzhändler und der Verein für den Hanclel mit überseeischen Hölzern haben sich vereinigt, um über Maßnahmen zum Schutze des Hokhan- dels und der Möbelindustrie wahrend des Krieges auch insbesondere darüber zu beraten, in welcher Weise dem Zusammenbruch von gewerblichen Be- trieben zu begegnen ist. Zu diesem Zwecke findet am Donnerstag in den Numen der Berliner Han- delskammer eine Versammlung statt. Berliner Getreidemarkt. Berlin, 13. August.(Getreidemarkt.) Bei stillem Geschäft war die allgemeine Tendenz flir Lokoware leicht befestigt, da einzenne Deckimgs- Käufe stattlanden und das Angebot, infolge der Verzögerung der Wagengestellung, gering War. SERILIN, 12. August 1814. 18. 12. Welzen: behauptet 212—215 210—212 Boggent fester 185—188 182 Hafer: stelgend 190—198 190 5 mitte]———— neuer: rukig—— 4— Aals runder: fest 178—188 178—186 Welzenmehl;: dehauptet 38—40 38.—39 Roggenmehl: behauptet 27—29 27—30 die Preise versteben sloh für Lokoware jn Nark per Tonns. Ueberſeeiſche Schiffs⸗Nachrichten. Drahtbericht des Königl. Lloyd, Amſterdam. Buenos Airezs, 8. Auguſt. Der Dampfer „Hollandia“ am 15. Jult von Amſterdam, iſt hente nachmittag angekommen. (Mitgeteilt durch Gundlach& Bärenklan Nachf., Mannheim, Bahnhofplatz 7, direkt am Hauptbahnhof., Telephon No. 72¹5.) Verautwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; kür Kunst⸗ und Feuilleton: I..: 5 Dr. Fritz Goldenbaum. für Lokales, Provinziales und 55 Richard Schönfelder; für den- Handelsteil: Pr. Adoll für den Inseratenteil und Geschaft ſches Fritz Joos: 55 Oruck und Verlag der Dr. H. Haas'schen We G. m.. Direktor: Exust Mülle 8 Seite General-Auzeiger.— Gadiſae Reueſte Nachrichten.(Abendblatt) Donnerstag, den 13. Auguſt 1914. Bekauntmachung. Seine Majeſtät der Sultan hat die allgemeine Mobilmachung der Kaiſerl. Türkiſchen Armee mit Ausnahme des 7. Armeetorps und der 21. und 22. ſelbſt⸗ ſtändigen Diviſion am 3. Anguſt befohlen. Türkiſche Untertanen, anf welche dieſe Ordre zutrifft, werden hiermit aufgefordert, ſich den türkiſchen militäriſchen Behörden ſofort zu ſtellen. 15758 Maunheim, den 12. Auguſt 1914. Der Kaiſ. Türkiſche Conſul Reiſer. Sammlung für Oeſterreich. Unter Oeſterr. Dauk. Transport „ 30. Ing. Chem. B. C. Deutſch Mann⸗ ——F ĩ» 10.05 innerrtr 10.— Fron Lotte Traulb„ 50.— Mk. 192.05 Zuſammen Zur Entgegennahme von weiteren Gaben iſt ſtets gerne bereit 77 die Expedition. Iauae e liefert schnell und billig Dr H. Haas'sche Buchdruckerei. Todes-Anzeige. Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, dass meine liebe Mutter, Frau 6171 Helene Etzkorn Wwe. nach lauger Krankheit sanft ver- schieden ist. Mannheim, U3, 10, 13. August 1914. In tiefer Trauer: August Etzkorn, leuptehrer. Die Beerdigung findet Samstag, den 16. August, nachm. ½5 Uhr statt. Dies statt besonderer Anzeige. A. Freimũller De nliſt Gyrechſtunden⸗ Manuheim =i unò 2= Ahr D 2, 9 Statt besonderer Anzeige. ½½ Mittwoch nachmittag 6 Uhr verschied plötzlich unsere liebe ATgot an Herzschwäche im Alter von 6 Monaten. P. Schlohach u. Frau Helene geb. Decker. Beerdigung Freitag nachm. 5¾% Uhr von der Leichenhalle des Friedhofes aus 15 — Den Großverkauf von Bohnen ꝛc. betr. Der diesjährige Bohnen⸗ markt wird ab Montag, den 17. d. Mts. auf den kleinen Planken Montags gens 6 Uhr s mittags 1 uhr abgehglten. 3711 Maunheim, 10. Aug. 1914 Bürgermeiſteramt: von Hollander. Schieß. 1 21 Bli borzü gl. Verpflezung nehme aus Privathand —5 Mann Einquar⸗ tierung an. 95427 2 13, 1. Etage. Beſſ. Dame die zurückgezogen zu leben wünſcht, find. freundl. Auf⸗ Spar! Martin vis--Ns Ff mülum mulm durch Benutzung der nenesten Pfaf Jonder Apparat Sie geben den Nänarbeiten eim hübscheres u. schöneres Aussehen Man verlange gratte Prospekt and kostenose Verführung. Zelt und Geld Deeker, A 3, 4 dem Hoftheater. nahme in gut. Hauſe. Adr.— erb. ſub 6162 an die Exped. Bücherreviſor übern. Geſchäftsführung und Ueberwachung, auch ſtundenweiſe. Off. u. Nr. 95299 an die Exp. ds. Bl. Füör Mannhbeim(8 6, 20), Aachen, Oberlahnstein, Stuttgart, von der Leichenhaſſe aus statt. Statt besonderer Anzeige. Todes-Anzeige. Hierdurch die traurige Mitteiſung, dass mein teueter Gatte, unser lieber guter Vater, Schwieger⸗ vater, Grossvater, Bruder, Schwager und Onkel Skäele. Oberbuehhalte früh 2 Uhr im Aſter von nahezu 358 Jahren nach kurzem schwerem Leiden sanſt entschlafen ist. den 13. August 1914. Die foftrauernden Hinterhliehenen. Die Beerdigung findet Samstag nachm. ½ 4 Uhir reeeeee Eingnartierung bei gut. Verpfleg. u. gut. Bett, werd. angeuommen. Heinrich Lanzſtr. 33, 1 Tr. 95439 — 2 Eine ſchwarze, glatte Brieftaſche mit Adreßkarten, Paß und Papiergeld verl. gegangen. Gegen gute Belohnung ab⸗ zugeben. 95440 Carolaſtraße 12. me Tnlaen ſchwarzer Entlaufen Dae⸗ mit zerbiſſenen Ohren. Abzugeben geg. Belohn. R 4, 15, 4. Stock. 6169 3805g 8 mit dem Sitze in Cöln. — — Junger 6175 Schnauzer oder Kriegshund reiuraſſig und fehlerfrei geſucht. Sophienſtr. 3. Zu kaufen geſucht: Größere Poſten gebrauchte Bretlter und Pfoſten. 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Bekanntmachung. Die vorübergehende Einfüh⸗ rung der Paßpflicht betr. Zum Vollzug von 8 4 der Kaiſerlichen Verord⸗ nung vom 31. Juli 1914, die vorübergehende Einfüh⸗ rung der Paßpflicht betr., Reichsgeſetzblatt S. 264, wird folgendes beſtimmt: Wenn die Beſchaffung eines Paſſes oder einer Paßkarte nicht möglich iſt, können ſich Ausländer bis auf Weiteres durch Staatsaugehörigkettsausweiſe, Heimatſcheine, Beſcheinigungen der Konſulate und andere unverdächtige von Behörden ausgeſtellte Ur⸗ kunden über ihre Perſon ausweiſen. Mannheim, den 10. Auguſt 1914. Großh. Bezirksamt.— Polizeidirektion Abt VIa. Gräſer. 3689 Die Beförderung von Perſonen mit Motorbobten auf dem Rhein, dem Neckar oder in einem der Hafengebiete betr. Nachſtehend bringen wir die mit Zuſtimmung des Stadtrats Mannheim erlaſſene und von Großh. Herrn Vandeskommiſſär mit Erlaß vom 4. lf. Mts. No. 4741 für vollziehbax erklärte ortspolizeiliche Vorſchrift obi⸗ gen Betreffs mit dem Anfügen zur öffentlichen Kennt⸗ uts, daß diefelbe am 1. Oktober lf. Is. in Kraft tvitt. Manunhei m, den 8. Auguſt 1914. Großh. Bezirksamt.— Polizeidirektion Abt. VIa. Ortspolizeiliche Vorſchrift. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ſowie zur Abwendung von Gefahr bei der Beförderung von Perſonen mit Motorbooten wird 55§ 61 V. V. O. 8 P. St. G. B. ortspolizeilich vorge ſchrieben, was folgt: 3 1. „Wer mit einem Motorboot unter 15 Tonnen Trag⸗ fähigkeit auf dem Rheine, Neckar oder in einem Hafengebiet gegen Entgeld Perſonen fahren will, be⸗ darf hierzu eines Erlaubnisſcheines. 8 2. Beſitze Motorbootes unter 15 Ton⸗ nen Tragfähigkeit, das obigem Zweck dienen ſoll, iſt verpflichtet, bevor er es zur Perſonenbeförderung be⸗ nützt, dasſelbe beim Bezirksamt anzumelden behufs Unterſuchung hinſichtlich ſeiner Tauglichkeit, Ausrit⸗ ſtung und Ladefähigkeit und der Feſtſtellung der höchſt zuläſſigen Fahrgaſtzahl. Nach Ablauf eines Jahres Jeder Beſitzer eines Mannheim, den 13. Auguſt 1914. 8 8. Als Führer der Motorboote werden nur ſchiff⸗ fahrtskundige, unbeſcholtene Perſonen, die minde⸗ ſtens 21 Jahre alt ſind und ein Jahr auf einem Mo⸗ torboot als Gehilfe gefahren ſind, zugelaſſen. Sie haben ſich einer Prüfung zu unterziehen, ob ſie die zur Führung erforderlichen Kenntniſſe in der Schiff⸗ fahrt beſitzen, mit den Verhältniſſen der Stromſtrecke und mit der Bedienung der Maſchinen hinreichend vertraut ſind, ſowie die einſchlägigen polizeilichen Be⸗ ſtimmungen kennen. Nach beſtandener Prüfung erhalten ſie von Großh. Bezirksamt einen Fahrberechtigungsſchein Nicht mit einem Fahrſchein verſehenen Perſonen darf die Führung des Motorbootes nicht anvertraut werden. 8 4 Für die Unterſuchung der Boote und Prüfung der Führer wird eine Kommiſſion beſtellt, die aus einem ſchiffahrtskundigen, einem maſchinenkundigen und einem ſchiffsbaukundigen Mitgliede beſteht. Die Kommiſſion prüft das vorgeführte Fahrzeug für die Gewäſſerſtrecke, für welche es beſtimmt iſt, auf ſeine Tauglichkeit, ſetzt die höchſt zuläſſige Einſen⸗ kungstiefe feſt und bringt zu beiden Seiten Einſen⸗ kungsklammern von 15 em Länge und 2,5 em Höhe an, beſtimmt die zuläſſige Fahrgaſtzahl und ſtellt die erforderlichen Ausrüſtungen, Rettungsmittel und Be⸗ mannung feſt. Tragfähigkeit und Fahrgaſtzahl ſind am Schiffe mit Oelfarbe in leicht kenntlicher Weiſe aufzumalen. Fahrzeuge, welche von einer Schiffsunterſuchungs⸗ kommiſſion ſchon unterſucht wurden und für die nach⸗ geſuchte Fahrſtrecke mit Schiffsatteſt verfehen ſind, un⸗ terliegen dieſer Unterſuchung nicht. Die Kommiſſion prüft ferner den Führer auf ſeine Tauglichkeit gemäߧ 3 dieſer Vorſchrift. Ueber das Ergebnis der Prüfung wird eine Niederſchrift ge⸗ fertigt und dem Gr. Bezirksamte zur Ausſtellung des Fahrſcheines mitgeteilt Ergeben ſich bei der Unterſuchung oder Prüfung Anſtände, ſo ſind dieſe namhaft zu machen. Die Er⸗ laubnis kaun erſt nach Beſeitigung derſelben und er⸗ folgter Nachprüfung erteilt werden. 8 5. Die Koſten der Unterſuchung und Prüfung hat der Bootsbeſitzer zu bezahlen. Sie beſtehen aus: 1. den wirklichen Auslagen für Anbringen der Ein⸗ und Aufmalen der Fahrgaſt⸗ zahl. 2. Den Gebühren der Kommiſſion mit 154 9. Bei Zuzug auswärtiger Kommifſſionsmitglieder aus dem Erſatz der Reiſeauslagen und bem ge⸗ ordneten Tagegeld, bei privaten Perſonen nach der vierten Klaſſe des Tarifs. men werden, als die amtlich feſtgeſetzte Tragfähig⸗ keitsziffer beſtimmt. Im Boote muß die vorgeſchrie⸗ bene Ausrüſtung in gutem und ſtets gebrauchsfähi⸗ gem Zuſtande vorhanden ſein. Der Führer hat den für das Boot ausgeſtellten Erlaubnisſchein, den auf ſeinen Namen ausgefertigten Fahrſchein, ſowie einen Abdruck dieſer ſowie der ſonſtigen für die zu befah⸗ rende Gewäſſerſtrecke geltenden ſchiffahrtspolizeilichen Vorſchriften ſtets bei ſich zu führen und auf Verlan⸗ den dem kontrollierenden Waſſerbau⸗ oder Polizei⸗ beamten vorzuzeigen. 8 7. Bei Nebel, Sturm und Eisgang ſowie in Zeiten, wo die Schiffahrt infolge Hochwaſſer eingeſtellt wird, iſt auch die Fahrt mit den Motorbooten unterſagt. Bei Fahrten während der Dunkelheit ſind die nach den Vorſchriften der Polizeiordnung für die Schiffahrt und Flößerei auf dem Neckar, bezw. der Rheinſchiffahrts ⸗Polizeiordnung vorgeſchriebenen Signallichter zu führen 8 8. Motorboote dürfen an anderen Fahrzeugen nur in ſolcher Entfernung und mit derart ermäßigter Ge⸗ ſchwindigkeit vorbeifahren, daß Gefährdungen und Beläſtigungen der Inſaſſen dieſer Fahrzeuge ausge⸗ ſchloſſen ſind. § 9. Die Boote dürfen nur an leicht zugänglichen Ufer⸗ ſtellen, deren Beſchaffenheit eine Geführdung der Fahrgäſte beim Ein⸗ und Ausſteigen ausſchließt, an⸗ legen. Zur Erſtellung von beſonderen Landungsvor⸗ richtungen(Landepritſchen und dergleichen) iſt die Ge⸗ nehmigung der Gr. Rheinbauinſpektion erforderlich. Das gleichzeitige Landen zweier oder mehrerer Boote an einer Landeſtelle von nicht genügender Aus⸗ dehnung iſt verboten. Zu anderen Zwecken als zur Aufnahme oder zur Ausſchiffung von Fahrgäſten dür⸗ ſen die Boote an den öffentlichen Landeſtellen Bicht ſtilltegen. Dieſe ſind durch das Motorboot frei zu machen, ſobald die Fahrgäſhe ausgeſtiegen ſind und ein anderes Fahrzeug mit Fahrgäſten heranfährt. § 10. Auf jedem zur Perſonenbförderung dienenden Motorboot iſt an einer für die Fahrgäſte ſichtbaren und leicht zugänglichen Stelle eine Tafel anzubriu⸗ gen, auf welcher die Fahrpreiſe für die einzelnen Fahrten und Strecken in deutlicher unverwiſchbarer Schrift aufgezeichnet ſind. Aufſchriften, die geeignet ſind, das Publikum über die Höhe des Fahrpreiſes irrezuführen, ſind verboten. Trinkgelder zu fordern iſt unterſagt. Den Bvotsführern und ihrem Perſonal iſt verbo⸗ ten, ſich gegenſeitig zu behindern, das Publikum auf den Anlandeſtellen oder in deren Umgebung durch Nr. 58. 8. 1. Das Zeichen zur Abfabrt der Boote mit Perſonen⸗ beförderung iſt mit der Grecke zu geben. Mehr als zweimaliges Läuten, das halben Minute keinenfalls ſtatthaft jeweilgs die Dauer einer überſchretten darf, iſt nu⸗ § 12. nd Mannſchaft der Motorboote zur Per⸗ Führer u ſchaf beinlich ſonenbeförderung müſſen im Dienſte ſtets gekleidet und nüchbern ſein; ſte haben ſich den Fahr⸗ gäſten gegenüber höflich und anſtändig zu betragen. Das Rauchen iſt 155 Fahrt Für die Fahrten der verboten. Motorboole finden autzer dieſer ortspolizetlichen Vorſchrift die ſonſtigen für die in Betracht und ſchifffahrtpolitzeilichen Anwendung. 8 1 Zuwiderhandlungen gegen dieſe den, wenn nicht höhere Strafen verwirkt ſi § 366 R. St. G..,§ 108 Geld oder mit Haft beſtraft. E den Gewäſſer geltenden hafen⸗ ommenden wer⸗ iffer 5 P. St G. B. m 38 3690 Außerdem kann den Motorboptbeſitzern ſowie den Führern die Erlaubnis zum Fahren enlzogen werden. Die Mannheimer Bau⸗ ordnung betreffend. Ortspolizeil. Vorſchrift. Mit Zuſtimmung des Stadtrats und Vollzieh⸗ barkeitserklärung Großh. Herrn Landeskommiſſärs vom. Anguſt 1914 Nr. 4807 wird§ 112 Ziffer 2[it. b der Mannheimer Bau⸗ ordnung folgendermaßen abgeändert: 3692 Zu ſtreichen in der An⸗ lage V B Ziffer 70 „Zwiſchen Käfertaler und Geibelſtraße“ Mannheim, 6. Aug. 1914. Gr. Bezirksamt Abt. V. Stehle. Herrenloſes Pferd betr. Eingefangen und im ſtädtiſchen Schlacht⸗ und Viehhof hier untergebracht ein Pferd, Fuchs. Wallach mit weißen Feſſeln. 3691 Mannheim, 8. Aug. 1914. Großh. Bezirksamt Polizeidirektion Abt. VId. Impfung betreffend. Juli 53. Js. im mpften Kindern eine größere gur 3 können bis zum 22. Au⸗ Dr. Schleid, nachmittags von—3 Uhr zur Nachſchan gebracht werden, worauf bermpf⸗ ſchein unentgeltlich 0 wird. Mannheim, 10. Juli 19ʃ4 Zum Handelsregiſter B Band I.⸗Z. 21, Firma „Aktiengeſellſchaft 9 5 Seilinduſtrie vorma Ferdinand Wolff“ in Mannheim wurde 5 5 eingetragen: Frau Ferdinand Wolff, Manuheim, iſt für 115 Zeit bis 1. unar 191 als Vorſtandsſtellvertre⸗ ter beſtellt und für ſich allein zur Vertretung der Geſellſchaft und Zeichnung deren Firma berechtigt kann durch das Gr. Bezirksamt jeweils Wiederholung 8 6 8 815 hetm, 10. Aug. 1914 j ru zur Fahrt aufsufordern oder in ſonſtiger Von den in den Mona⸗ ann„ De Anterfuchung angeordnet werden. In kein Boot dürfen mehr Perſonen aufgenom⸗ Weiſe zu elünzeen ten April, Mat, Juni u. G5. Amtsgericht Z. 1. —— Verantwortlicher Redakteur Fritz Joos.— Druck und Verlag Dr. H. Haas'ſche Buchdruckerei G. m. b. H. S. geſc