22—— —— Abounement: 70 pfg. monatlich, Bringerlohn 30 Pfg., durch die Poſt inkl. Poſtaufſchlag mtz..42 pro Guartal. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. Inſerate: Kolonel⸗Seile 30 Pfg. Reklame⸗Seile.20 M. Cäglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 49 Uhr, für das Abendblatt nachmittags Kumtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbe Teckhniſche Rundſchau; Mannheimer Schachzeitun Beilagen: Geleſenſte und verbreitetſte Feitung in Mannheim und Amgebung zirk Mannheim; Beilage für Literatur und Wiſſenſchaft; Unterhaltungsblatt; Beilage für Land⸗ g: Sport⸗Revue; Wandern und Reiſen und Winterſport; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. zeiger „Seneral⸗Anzeiger Mannheim“ Telephon⸗RNummern: Direktion und Buchhaltung 1449 Buchdruck⸗Abteilung... 34 Nedantionnnn: Expedition und Verlags⸗ buchhandlung. 218 M. 7569 Eigenes Redaktionsbureau in Berlin 3 Uhr und Hauswirtſchaft, Nr. 375. Maunheim, Freitag, 14. Auguſt 1914. (Mittagsblatt.) — Germanentum und Kultur gegen ruſſiſche Barbarei. Die Mordbefleckten. Ein Mitglied der deutſchen Geſandtſchaft in Petersbburg ermordet. wie dem geiſtigen England dieſe Zu⸗ ſammenhänge nicht mehr lange verborgen bleiben werden. Und wir hoffen, daß das Strafgericht der Weltgeſchichte, das über den Hauptſchuldigen ſchon hereingebrochen iſt, auch die Mitſchuldigen e. Rußland hat ſich und ſeine Bundesgenoſſen furchtbar treff durch einen zweiten Mord befleckt. Es wollte der Welt nochmals dartun, daß dieſer Krieg ein Krieg der Barbarei i pätſche Krieg an, Ruß land, Frankreich, England ließen durch ſerbiſche Mordbuben den öſterreichiſchen Thronfolger ermorden; die feige tückiſche Tat ſollte das verhaßte Oeſterreich· Ungarn zu innerlicher Auflöſung bringen, das ſie in offenem ritterlichen Waffengang zu über⸗ winden ſich nicht getwauten. Die Morddbat von Serajewo, die im Schuldbuch der Weltgeſchichte für ewig Rußland, Frankreich und England an⸗ bleiben wird, hat das Gegenteil be⸗ wirkt: Oeſterreich iſt erwacht, der öſterveichiſche Staatsgedanke flanumt mächtig empor und wirft ſeine ge⸗ ſchloſſenen Völker gegen den Feind. Das Oeſterreich, das die Mordtat von Sevajewo innerlich zerrütten ſollte, hat heute ſeine Heere auf dem Boden Rußlands ſtehen; unter dem geſtrigen Datum wird gemeldet, daß die öſterreichiſch⸗ungariſchen Truppen weiter in Ruſſiſch⸗Polen eingerückt ſind. In dem mord⸗ befleckten Rußland aber löſen ſich immer mehr die Bande ſtaatlicher Ordnung und militäriſcher Disziplin, der neueſte Beleg: 700 vuffi⸗ ſche Deſerteure ſind in Linz, Salzbrumn und Innsbruck eingebracht worden. Ueber eine Mordtat hin nup konnte Frank⸗ reich den Krieg beginnen, es mußte erſt Jaurss ermorden, den edlen Friedens⸗ freund, ehe es wagen konnte, das Schwert für den Steg der vuſſiſchen Unkultur und Barbarei in Europa zu ziehen. Denn dem leihen das Land Shake⸗ ſpeares und die Heimat Voltaires —5 Waffen, ob ſie es wahr haben wollen oder nicht. Es iſt ein Krieg der Barbarei gegen die euro⸗ päiſche Kultur. Die dritte Mordtat, die die Tripel⸗Entente beſudelt, iſt neuer Be⸗ weis. Nicht nur haben die echt ruſſiſchen Leute das deutſche Botſchafterpalais in Petersburg verwüſtet, es ſtellt ſich jetzt heraus, daß bei der Plünderung auch ein alter Beamter der deutſchen Geſandtſchaft, Hofrat Kattner, der ſeit über 30 Jahren im deutſchen iplomatiſchen und konſulariſchen Dienſt in Ruß⸗ land tätig war und bei der kürzlich erfolgten Abreiſe des Grafen Pourtales in Petersburg zurlückgeblieben war, von dem blut⸗ dürſtigen Mob ermordet worden iſt. Die Organe des ruſſiſchen Staates aber ſahen der rohen und gemeinen Mißhandlung des Völker⸗ techtes und der Kulturbegriffe untätig zu, ſie hütten ja zweifellos Plünderung wie Mord hindern können, aber ſie wollten nicht. Der Petersburger Mob, der die Schandtat ausführte, der ruſſiſche Staat, der ſie geſchehen ließ— ſie ſtehen auf derſelben Höhe allgemeiner und poli⸗ liſcher Sittlichkeit. Man würde von einem Rückfal! in mittelalterliche oder aſtatiſche zurbarei veden können, wenn Rußland je aus dieſem Zuſtande herausgekommen wäre. Immer wieder aber iſt zu betonen, daß die beiden Kulturnationen England und Frank⸗ reich die Mitſchuldigen der ſich auf Europa werfenden(freilich wohl ſchon faſt kalkegevorfenen) rufſiſchen Barbarei ſind. Wir agen auch ſie der Morde und der Verletzung des Völkerrechts an, das in jahrhundertelanger ſüttlicher Arbeit endlich die Unverletzlichkeit der fremden Geſandtſchaften feſtſetzte. Dieſe Mit⸗ ſchuld weſteuropäiſcher Kulturnationen an dem neuen Hunnenſturm ſtempelt dieſen Krieg recht Agentlich zu einem Veybrechen an der Wenſchheitz wir hoffen, daß dem geiſtigen * Ueber die Ermordung des Hofrats Kattner wir noch folgende belegraphiſche Mel⸗ *Berlin, 13. Auguſt. Der„Berl. Lokalanzeiger“ ſchreibt: Ein beſtialiſcher Mord iſt an einem bewährten Be⸗ amten unſerer bisherigen Botſchaft in Peters⸗ burg von dem ruſſiſchen Pöbel verübt worden. Hofrat Alfred Kattner, der ſeit über dreißig Jahren in dem deutſchen konſulariſchen und diplomatiſchen Dienſt in Rußland tätig war, und der bei der kürzlich erfolgten Abreiſe des Grafen Pourtales zurückgelaſſen worden war, iſt ein Opfer des blutdürſtigen Petersburger Mobs geworden. Die grauenvolle Nachricht iſt bereits vor eini⸗ gen Tagen zugegangen, es mußte aber aus naheliegenden Gründen von der Bekanntgabe Abſtand genommen werden. Heute aber ſtehen wir nicht mehr an, unſeren tiefen Abſcheu über die empörende Bluttat vertierter ruſſiſchen Horden auszudrücken. Daß ſie möglich war, beweiſt den Tiefſtand der ruffiſchen Kultur und die wahren Geſinnungen der dortig'en Machthaber, die es nicht einmal für nötig erachteten, unſerer Bot⸗ ſchaft und ihrem Beamten jenen Schutz ange⸗ deihen zu laſſen, auf den auch der Vertreter einer feindlichen Macht im Kriege bisher An⸗ ſpruch erheben durfte. Wie ſich jetzt heraus⸗ ſtellt, iſt die mordgierige Volksmaſſe ungehin⸗ dert in die im Zentrum Petersburgs gelegene Botſchaft eingedrungen, machte zuerſt den greiſen deutſchen Beamten in beſtialiſcher Weiſe nieder, plünderte die Räume und ſteckte das Palais in Brand. Als die Polizei und die Feuerwehr heranrückten, war das Entſetzliche bereits geſchehen. 8 Hofrat Kattner, der aus Schleſien ſtammte, machte als Kriegsfreiwilliger den Feldzug 1870⸗71 mit Auszeichnung mit. Nach Beendi⸗ gung des Krieges bezog er die damals noch deutſche Univerſttät in Dorpat in Livland, wo er beſonders mit dem Korps der Kurländer in beſonders nahe Beziehungen trat. Bis an ſein Lebensende unterhielt er mit den baltiſchen Deutſchen, die ſeine ungewöhnlichen geiſtigen und geſellſchaftlichen Gaben hochſchätzten, enge Freundſchaftsbande. Das deutſche Gegenbild. W. München, 14. Aug. Eine Anzahl Ruſ⸗ ſen, die augenblicklich ſich als Kriegsgefangene in Lindau am Bodenſee aufhalten, gaben in der dortigen Preſſe folgende Erklärung ab: Ueberall auf deutſchem Boden, beſonders auch in Lindau, wo wir uns ſeit dem Ausbruch des Krieges befinden, iſt uns ſeitens der Be⸗ hörden die vornehmſte Behandlung zuteil geworden, wie uns auch die Bevölkerung in taktvollſter Weiſe entgegenkommt. Wir ſprechen dafür den Behörden wie der Bevöl⸗ kerung unſern Dank aus. Deutſchlands Nampf— ein Kampf für das Germanentum. W. Berlin, 13. Aug. Die norwegiſche Kolonie richtete an den Kaiſer folgendes Telegramm: Ew. Majeſtät! In der ſchickſalsſchweren Zeit, in welcher das deutſche Volk, von Fein⸗ den umringt, unter Führung Ew. Majeſtät den Kampf für ſeine Exiſtenz, für die ꝗKultur und das Wohlergehen des geſamten Germanentum auf⸗ nimmt, bittet die hieſige norwegiſche Kolonie Ew. Mafjeſtät, den Ausdruck ihrer warmen Sympathie und ihres aufrichtigen Herzens⸗ anteiles darbringen zu dürfen. Mit ſtaunen⸗ der Bewunderung ſtehen wir vor dieſem bei⸗ ſpielloſen Opfermut und der begeiſterten Kampfesfreude, mit welcher das edle deutſche Volk, jung und alt, ohne Unterſchied des Standes, wie ein Mann ſein erprobtes Schwert ergreift, um ſeinen Herd und ſeine Ideale gegen eine Welt der Mißgunſt und des Neides zu verteidigen. Mit ehrlicher Begeiſterung erfüllt, begleiten wir ſtammver⸗ wandte Norweger dieſen Heldenkampf unſeres edlen Brudervolkes. Wir hegen die felſen⸗ feſte Ueberzeugung, daß die heilige Be⸗ geiſterung und die deutſche Zähig⸗ keit Ew. Majeſtät ruhmvollen Fahnen die machtvolle Erhaltung Deutſch⸗ lands, worin wir die Vorbedingung für das Wöhlergehen der ge⸗ ſamten ziviliſierten Menſch⸗ heit und ein zuverläſſiges Un ber⸗ pfand des dauernden Welt⸗ friedens erblicken, ſichern werden Mögen Ew. Majeſtät geruhen, den Dank der norwegi⸗ ſchen Kolonie für die ihr in Deutſchland zu⸗ teil gewordene gige Gaſtfreundſchaft und die empfangenen Kulturgſter entgegen⸗ zunehmen. Die Kolonie leitete unter ihren Mitgliedern eine Sammlung ein, deven Ertrag die Kolonie glücklich ſein wird, dem Roten Kreuz über⸗ weiſen zu dürfen. Auf das Telegramm der norwegiſchen Kolonie in Berlin iſt folgendes Antworttele⸗ gramm eingegangen: Der Kaiſer und König haben mich beauf⸗ tragt, dem norwegiſchen Klub in Berlin für die im Namen der hieſigen norwegiſchen Kolonie in ſo warmen herzlichen Worten aus⸗ gedrückte Anteilnahme an Deutſchlands Ge⸗ ſchick in dieſer ernſten Stunde ſowie für das hochherzige Anerbieten zur Linderung der Wunden des Krieges, den allerhöchſten Dank zu übermitteln. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg. Der Aufruf der norwegiſchen Kolonie in Berlin hat folgenden Wortlaut: Jeder auch nur kurze Zeit in Deutſchland lebende Norweger mird die ihm ſeitens der deutſchen Nation ge⸗ botenen Förderungen und Annehmlichkeiten hoch einſchätzen und wird daher das Herzensbedürf⸗ nis empfinden, ſich in dieſer für die deutſche Nation ſchweren Zeit erkenntlich zu zeigen. Es hat ſich in Berlin ein norwegiſches Komitee ge⸗ bildet, um eine Sammlung für das Rote Kreuz zu veranſtalten. Die in Berlin und auch in den anderen Städten Deutſchlands, in denen keine beſonderen Sammlungen ſtattfinden, wohnenden Norweger werden hiermit aufgefordert, Beiträge, jeder nach ſeinen Kräften, an den ſeitens des Komitees mit der Verwaltung der Sommelſtelle betrauten Direktor Grude, Berlin S. W. 11, Deſſauerſtraße 28/29, baldigſt einzuſenden. Das Komitee, W. Berliu, 14. Aug. Die ſchwediſche Ko⸗ lonſe ſendet uns folgende Kundgebung: Wir Scheweden in Berlin möchten hierdurch unſeren deutſchen Stammesverwandten die wärmſte Sympathie und unſer feſtes Zugehörig⸗ leitsgefühl bekunden. Sowie uns in den langen Friedenszeiten die ſchönſte Gaſtfreundſchaft er⸗ wieſen wurde, wollen auch wir in dieſen ernſten Zeiten mit unſeren deutſchen Freunden Leid und Freude teilen. Der Kaiſer und das Volk erfüllen uns mit tiefſter Verehrung und Be⸗ wunderung. Der gewaltige Kampf gilt nicht nur allein Deutſchlands politiſcher Machtſtel⸗ lung, ſondern iſt zugleich der Kampf des Germanentums für Freiheit und Kultur. Die Geldſpende ſeitens der Mitglieder der ſchwediſchen Kolonie für die verwundeten Krie⸗ ger und deren Familien werden entgegenge⸗ nommen von Sanau, Unter den Linden 19 und Paſtor Sebardt Friedenau, Brunhildenſtr. 6. Außerdem wird bei dem ſchwediſchen Gottes⸗ dienſt am 16. Auguſt in der Oranienſtraße 76 eine Kollekte für dieſe Zwecke veranſtaltet. Der Vorſtand des ſchwediſchen Klubs teilt mit, daß der Klub ſeine Räumlichkeiten dem Roten eult in beliebiger Weiſe zur Verfügung ſtellt. Steigendes Vertrauen zur deutſchen Sache. Berlin, 14. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Aus Kopenhagen wird dem Berliner Lokal⸗ anzeiger gemeldet: Die in den letzten Tagen von deutſcher Seite ausgegebenen amtlichen und halbamtlichen Meldungen über die wirkliche Lage auf den Kriegsſchauplätzen, haben überall in Skandinavien den günſtigſten Eindruck her⸗ vorgerufen. In ihrem ſachlichen und wür⸗ digen Ton wirkten ſie als durchaus wahrheits⸗ getreu und vertrauenerweckend und ſind in hohem Maße geeignet, das Lügengewebe zu zer⸗ reißen, in das die ausſchließlich aus engliſcher und franzöſtſcher Quelle ſtammenden Meldun gen, über fortgeſetzt glänzende Siege der Geg⸗ ner Deutſchlands die öffentliche Metnung der norwegiſchen Länder gehüllt hat. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die Bevölkerung nicht zum wenigſten diejenige Dänemarks, trotz des dauernden Verſuches deutſchfeindlicher Be⸗ einfluſſung ſtets eine muſtergiltige Haltung be⸗ wahrt hat und ſich niemals zu unüberlegten Kundgebungen hinreißen ließ. Wie die däniſche Regierung von Begin des Krieges an beſtrebt war, die von ihr erklärte Neutralität nach allen Seiten ſtreng durchzuführen, ſo konnte man auch überall den Willen des däniſchen Volkes und der däniſchen Preſſe erkennen, Deutſchland darin zu unterſtützen. Ein Beweis dafür, daß man der deutſchen Erklärung über Achtung fremden Gebiets völlig traut, iſt, daß Däne⸗ mark die allgemeine Mobiliſterung noch nicht durchgeführt hat. Die ruhige beſonnene Haltung des däniſchen Voltes während der jetzigen Kriſe wird ganz beſonders von den in Däne⸗ mark lebenden Deutſchen anerkannt. Die hier zurückgebliebenen Deutſchen können ungeſtört und unbeſorgt in Dänemark leben und ihren Geſchäften nachgehen. Amerikaniſche Sympathie für Deutſchlands Kampf. W. Berlin, 14. Aug. Der Millionär N. J. Guggenheim aus Newyork, der gegen⸗ wärtig in Berlin weilt, ſtiftete für die Hinter⸗ bliebenen der eingezogenen Krieger 20 000 Mk. um ſeiner Sympathie für Deutſchland Ausdruck zu verleihen, nachdem er geſtern im Berliner Rathauſe an der Veranſtaltung zu Ehren der Amerikaner teilgenommen hatte. Guggenheim iſt Mitinhaber der bekannten Newyorker Kaffeefirma gleichen Namens. * Der Juſammenbruch. Revolution und Mangel an Lebensmitteln in Rußland. m. Köln, 14. Aug. Zahlreiche in Fin⸗ land anſäſſige Lübecker, die letztägig nach Deutſchland zurückgekehrt ſind, verſichern, wie der Kölniſchen Zeitung aus Lübeck gemeldet wird, daß in Finland großſe Not um Le bensmittel beſteht und für ruffiſche Syl⸗ daten faſt gar nicht geſorgt wird. Bei der Ab⸗ * * reiſe erklärte man den Deutſchen beſtimmt, 2. Seite. Geucral-Anzetiger.— Gadiſche Neueſte Rachrichten.(Mittagblatt) Freitag, den 14. Auguſt 1914. daß ein finniſcher Lotſe einen gro⸗ ßen ruſfiſchen Panzer in den finniſchen Schären auf Grund ge⸗ ſetzt, um ihn gefechtsunklar zu machen. Die Auſſen Sffnen die Gefängniſſe. W. Tſchenſtochau, 14. Aug. Das Kra⸗ kauer Blatt„Nova Reforma“ meldet, daß die ruſſiſchen Behörden vor dem Verlaſſen der geöffnet in Patrikau der aus dem Gefängniſſe dem Gefängnis (Ruſſiſch⸗Polen) wurde auch Tſchenſtochauer Mordprozeß bekannte Pater Damahr Marzoch freigelaſſen. Unter den Freigelaſſenen befinden ſich viele Mörder und Banditen. Kriegführung der Barbaren. W. Amſterdam, 14. Aug. Das„Allg. Handelsblatt meldet aus Rotterdam: Der mwie derländiſche Dampfer„Aleor“ iſt nicht, wie anfünglich angenommen wurde, in⸗ folge eines Unglücksfalls, ſondern, wie ſich jetzt herausſtellt, von der ruſſiſchen Flotte in der Oſtſee zum Sinken gebracht worden. Es iſt die Mutmaßung gerechtfertigt, daß die Ruſſen das Schiff zu irgendwelchem Zweck ge⸗ brauchten, alſo einfach beſchlagnahmten, um es, nachdem die Mannſchaft in Sicherheit gebracht war, ſinken zu laſſen. Der Jar und die Juden. Wir erhalten folgende Zuſchrift: Werte Redaktion! Als ruffiſcher Jude kann ich nicht umhin zunt Aufruf des Zaren an die ruſſiſchen Juden Stellung zu nehmen. Den Aufruf als naiv zu bezeichnen, iſt zu gelinde, vielmehr muß er als durch umd durch faul und lügenhaft bezeichnet werden. Ich glaube kaum, daß irgend ein ruſ⸗ ſiſcher Jude auf dieſen Schwindel hereinfallen wird, da die vielen Verſprechungen des Jahres 1905 allen Juden noch gut erinnerlich ſind, und gerade ſeit dieſer Zeit, waren die Juden einer Schmach und Verfolgungen ausgeſetzt wie nicht einmal unter Pobedonoſzew während der Re⸗ gierung des Zaren Alexander III. Erſt vor 2 Jachren war es ſehr nahe daran nach dem Vor⸗ ſchlag des berühmten Panſflaviſten Puriſchke⸗ witſch die Juden aus dem Heere qutszurſtoßen, urd nur durch verſchiedene dringendere Ange⸗ legenheiten wurde dieſe Frage zurückgeſtellt. Nun ſollen die Juden auf einmal gut genug ſein zur Rettung Rußlands einzutreten. Es iſt noch jedem friſch im Gedächtnis der Antrag über Nationaliſierung des Kredits um dadurch den Juden jeden Kredit zu nehmen, ferner die Maſſenausweiſungen aus den Städ⸗ ten Kiew, Charkow, Nikolajew etc., wodurch viele jüdiſche Familien total ruiniert wurden. Ich glaube jeder Jude denkt noch mit Schrecken an die von den„echt ruſſiſchen Leu⸗ ten“ unter dem Protektorat der Regierung organiſierten Pogroms. Die im Jahre 1905 gegebene„Verfaſſung“ verſprach den Juden alles mögliche; wie Ge⸗ wiſſensfreiheit, unbeſchränkte Anſiedlung, un⸗ beſchränkte Aufnahme in allen Schulen ete.— Dieſe Verſprechungen ſind bis jetzt nur noch auf dem Papier geblieben, denn ganz Rußland wird nur von außerordentlichen Geſetzen re⸗ gtert, da die ordentlichen Geſetze bis jetzt noch nücht in Kraft getreten ſind. Ich glaube, daß nach dieſen Verhältniſſen die ruffiſchen Juden den Sieg für Deutſchland und die Niederlage Stadt alle haben. Aus Feuilleton Ein Mahnruf des deutſchen Kronprinzen. Einen ehernen Klang haben heute die Worte, ntit denen unſer Kronprinz das Vorwort des non ihm herausgegebenen Buches„Deutſchland in Waffen“ ſchloß:„Mehr wie andere Länder iſt unſer Vaterland darauf angewieſen, ſeiner guten Wehr zu vertrauen. Schlecht geſchützt Durch ſeine ungünſtigen geographiſchen Grenzen, im Zentrum Europas gelegen, nicht von allen Nationen mit Liebe beobachtet, hat das Deutſche Reich vor allen anderen Völkern unſerer alten Erde die heilige Pflicht, Heer und Flotte ſtets auf der größten Höhe der Schlagfertigkeit zu erhalten. Nur ſo, auf das gute Schwert geſtützt, können wir den Platz an der Sonne erhalten, der uns zuſteht, aber nicht freiwillig eingeräumt wird. Und desbalb muß ein jeder, dem ſeine Heimat lieb iſt und der an eine große Zukunft unſeres Volkes glaubt, freudig mitarbeiten für ſein Teil, daß der alte ſoldatiſche Geiſt unſerer Väter nicht verloren geht, nicht von des Ge⸗ dankens Bläſſe angekränkelt werde. Denn das Schwert ſelbſt macht die Salle nicht allein, ſondern der in Uebung geſtählte Arm der es führt. Jeder einzelne von uns muß ſich waffen⸗ fähig erhalten und auch innerlich vorbereitet für Rußlanderflehen müſſen. Nur durch eine furchtbare Niederlage kann das ſiſche Volk von dem Joch der Puriſchkewitſch, Kruſchewan und anderer befreit werden. Nur eine Niederlage Rußlands kann dem ruſ⸗ Lamde Ordnung bringen, auf die man ſchon ſeit Be⸗ ſtehung des Hauſes Romanow wartet. erſte vom Hauſe Romanow Michael Feodoro⸗ witſch iſt vom Volke mit folgenden Worten ge⸗ holt worden: Unſer Land iſt groß und reich, aber es fehlt ihm Ordnung: Kommt und regiert.“ Dieſe erſehnte Ordnung iſt leider bis jetzt noch nicht eingetroffen; drum muß die Loſung allch für das ruſſiſche Volk ſein: Die deutſche Fahne muß ſiegreich hervor⸗ gehen, denn nur dann kann der Welt der Friede und demruſſiſchen Volk ſeine Er⸗ löſung von dem Abſolutismus ge⸗ ſichert werden. Englands Kriegserklärung an Geſterreich⸗Ungarn. w. Mien, 13. Aug. Heute mittag.30 Uhr erſchien der engliſche Botſchafter im Mini⸗ ſterium des Aeußern und er⸗ klärte, daß ſich England von geſtern, alſo non Mittwoch, ab (von Mitternacht an) als im Kriegszuſtande mit OGeſter⸗ reich⸗Ungarn betrachte. Gleich⸗ zeitig forderte der Votſchafter ſeine Päſſe. Ww. Wien, 14. Aug. Das Wiener Korr.⸗ Bur, teilt mit, daß die engliſche Kriegserklärung in folgender Form erfolgt ſei. Der Botſchafter Großbritanniens erſchien im Miniſterium des Aeußeren, um zu erklären, daß Frankreich ſich als im Kriegszuſtande mit Oeſterreich⸗un⸗ garn betrachte, da dieſes den Bundesgenoſſen Frankreichs— Rußland bekämpfe und Frank⸗ reichs Feind, das deutſche Reich, unterſtütze. Zugleich erklärte der Botſchafter, daß mit Rück⸗ ſicht auf das Verhalten Frankreichs auch Gruoß⸗ britannien ſich als im Kriegszuſtande mit der Monarchie betrachte. Der * Der Krieg Englands mit Oeſterreich⸗Ungarn wird ein Seekrieg ſein mit einem nicht geringen Riſiko für Groß⸗ britannien. Wir haben ſchon im geſtrigen Abendblatt das Problem behandelt und wie⸗ derholen kurz die dort gemachten Ausfüh⸗ rungen: Die öſterreichiſche Flotte verfügt über 23 moderne Schlachtſchiffe mit 212 350 Tonnen, die engliſche Mittelmeerflotte nur über 12 mit 151 400 Tonnen. In einer Schlacht zwiſchen den beiderſeiti⸗ gen Streitkräften würde die engliſche Flotte wohl ſo geſchwächt werden, daß ſie vorerſt dem bedeutenden engliſchen Handel im Mittelmeer keinen genügenden Schutz mehr gewähren könnte. Da im Jahre etwa 13 000 engliſche Schiffe den Suezkanal durchfahren, war es be⸗ greiflich, daß England jetzt das gleiche Oeſter⸗ reich umſchmeichelte, gegen das es früher oft uns nicht mehr ſelbſt, ſondern nur noch dem Vaterland mit all unſeren geiſtigen und körper⸗ lichen Kräften gehören; da all dieſe Fähigkeiten zur höchſten Anſpannung gebracht werden müf⸗ ſen zu jenem„Willen zum Siege“, der noch nie⸗ mals in der Geſchichte erfolglos geweſen iſt. Wenn ſo das ganze deutſche Volk entſchloſſen iſt, Gut und Leben freudig einzuſetzen, dann kann die Welt voll Teufel ſein und gegen uns in Waffen ſtehen, und wir wollen mit ihr ſchon fertig werden, und wäre die Not der Stunde noch ſo groß. Dann halten wirs mit dem Herold des neuen Deutſchen Reiches, mit Emanuel Geibels zuverſichtlichen Verſen: Und wenn uns nichts mehr übrig blieb, So blieb uns doch ein Schwert, Das zorngemut mit ſcharfem Hieb Dem Trutz des Fremdlings wehrt. So blieb die Schlacht als letzt' Gericht Auf Leben und auf Tod. Und wenn die Not nicht Eiſen bricht, Das Eiſen bricht die Not. E. M. Arndt „Katechismus für den deutſchen Kriegs⸗ und Wehrmann“. 1813. Zweites Kapitel. Von Zwietracht und Krieg. Hader begann auf Erden, ſobald mehr Men⸗ ſein auf die ernſte große Stunde, da der Kaiſer zu der Fahne ruft. Auf jene Stunde da wir ſchen als zwei lebten, und ein Bruder erſchlug den andern, und mußte Kain unſtet und flüch⸗ Fme,. 22 FffF N I eee l Mamburg 878 55 Cb, l, Hse gein, 5 2 2 Leee in der infamſten Weiſe gehetzt hat. Milliarden ſtehen für England auf dem Spiel. Würde Italien ſeine Bündnispflicht erfüllen, ſo wäre die vereinigte öſterreichiſche und italieniſche Flotte der engliſchen und franzöſiſchen durch⸗ aus gewachſen. Aber auch allein iſt die öſter⸗ reichiſche Flotte, dank ihrer geſchützten Stel⸗ lung im Adriatiſchen Meer, durchaus in der Lage, die feindlichen Flotten in Schach zu hal⸗ ten und den engliſchen und franzöfiſchen Han⸗ del durch Aufbringung zahlreicher Priſen völlig lahmzulegen. Wir zweifeln nicht, daß es dieſe wichtige Aufgabe mit aller Energie durchführen wird. * Der Geiſt der öſterreichiſchen Truppen. W. Wien, 14. Auguſt. Bezeichnend für den Geiſt der öſterreichiſchen Truppen iſt die Tat⸗ ſache, daß ein in Gefangenſchaft geratener Huſar am nächſten Tage auf einem Koſaken⸗ pferd zu ſeiner Abteilung zurückkehrte. Gegen Frankreich und Belgien. Eine franzöſiſche„Proklama⸗ tion an die Elſaß⸗Cothringer Eim franzöſiſcher Flieger zeigte ſich, wie die Forbacher Zeitung berichtet, am Sonntag vormittag um 9 Uhr über Forbach. Er wurde heftig von Infanterie beſchoſſen. Der Flieger ließ ganze Haufen von Zetteln falben, die in deutſcher Ueberſetzung folgenden Inhalt hatten: Proklamation an die Elſaß⸗Lothringer. Frankreich, Rußland, England und Belgien ſtehen im Krieg mit Deutſchland, deſſen Un⸗ verſchämtheit und Grobheit Europa aufgewie⸗ gelt hat. In Frankreich haben alle Parteien ihren Streit vergeſſen, um ſich in bewunderns⸗ werter Begeiſterung zu vereinigen. Die jungen Leute, die noch nicht dienſtpflichtig ſind, die Männer über 45 Jahre kommen in Maſſen, um einzutreten. Selbſt die Ausländer, die in Frankreich wohnen, bilden Korps, um ihrr Streitkräfte mit den unſerigen zu vereinen.— Die Mobilmachung geht mit voller Ruhe und Ordnung und freudiger Zuverſicht vor ſich. Es iſt ein heiliger Krieg, der beginnt. Das ganze franzöſiſche Volk iſt entſchloſſen, eure ver⸗ gangenen Leiden zu rächen und endlich den Elſaß⸗Lothringern die Befreiung zu bringen, die ſie ſeit mehr als 40 Jahren erwarten. Es lebe Elſaß⸗Lothringen, es lebe Frankreich! Die Forbacher Zeitung bemerkt dazu: Der Flieger und diejenigen, die ihm abgeſandt chaben, ſind offenbar über die Stimmung im Reichsland ſehr ſchlecht unterrichtet, ſonſt wür⸗ den ſie ſich die Druckkoſten für dieſe Prokla⸗ mation ſparen. Die Elſaß⸗Lothrünger ſtehen alle auf deutſcher Seite mit den Waffen in der Hand und wünſchen nichts ſehnſüchtiger, als daß keim Feind reichsländiſchen Boden betreten möge. Der Flieger iſt, wie man hört, bei Dudweiler infolge ſchwerer Verwundung ge⸗ zwungen worden, zu landem. Die erſten franzsſiſchen Gefan⸗ genen in Mainz. JMainz. 13. Aug. Mam hatte faſt gefliſſent⸗ lich darüber Stillſchweigen bewahrt, daß in der Nacht von Mittwoch auß der erſte frangöſäſche Gefungenentrausport in Mainz eintreffen würde. Nur werrige wußten Dawunt und dieſe meift nicht ganz beſtimmt, wann der Transport zu erwarten ſei. So ram es, daß jede Anſammlung von Menſchen mit eventuell un⸗ liehſamen Szenen wie in Frankfurt vermieden wurde. Aus der elften Stunde wurde es nachts halb 3 Uhr, bis der ziemlich lange Zug, von Worms kommend, im die Halle des Hauptbahnhofes einlief. 768 Frangoſen brachte er, meiſt Infante⸗ riſten, dann auch einige Kavalleriſten und Artil⸗ Jeriſten. Offtziere waren nicht darunter. Eine ziemliche Anzahl hatte leichtere Kopf⸗ und Bruſt⸗ verbetzungen, einer der Verletzten mit einer Schuß⸗ verletzung im Unterbeib wurde in das Mainzer Garniſonlagarett übergeführt. Die Gefangenen, deren Gemütsverfaſſung augenſcheinlich nicht die ſchlechteſte war, wiſſen ſie doch, daß ſie in Deulſch⸗ land gut behandelt wperden, machten in witä⸗ riſcher Hinſicht einen ungünſtigen Eiudrucl. Beſonders das Schuhwer ließ vielſach zu wünſchen übrig. Die Leute ͤ ſich Möglich⸗ keit mit den Deutſchen und gaben Ae und tig werden, weil Abels Blut von ſeiner Keule troff. Und es ward Neid und Haß und Zwietracht und Mord und Krieg ſeit jenem Tage auf Erden, und iſt nicht geſtillt worden bis heute. Und die ganze Geſchichte des menſchlichen Ge⸗ ſchlechts redet nur von zerſtörten Völkern und Städten, von geſchleiften Mauern und er⸗ ſchlagenen Männern, und wie die einen kom⸗ men und die andern verſchwinden, und die einen ſteigen und die andern ſinken— und erſcheint niehts Bleibendes auf Erden. Doch hat Gott die Liebe des Friedens und die Sehnſucht nach Frieden in unſere Bruſt ge⸗ pflanzt als ein Zeichen ſeines himmliſchen Ebenbildes: und das Chriſtentum ermahnt uns, daß wir ſollen barmherzig und freundlich ſein gegen alle Menſchen und unſern Nächſten lieben wie uns ſelbſt. Wie darf denn Krieg ſein in der Weltꝰ ſeine Geſchichte und Offenbarung, und ſie wer⸗ den dir antworten; frage das Leben und die Erfahrung des Lebens, und ſie werden dir die Worte deuten. Du ſollſt den Frieden begehren, aber die lieben, aber die Welt haſſet die Ruhe. Darum iſt Krieg Durch Unglück und Not ſollen wir lernen zum Himmel aufſchauen u. bedenken, daß hiernieden nicht unſeres Bleibens iſt, ſondern daß wir das Unvergängliche ſuchen ſollen. Durch Unglück und Not werden unſere Kräfte geübt, daß wir Gott nicht vergeſſen und nicht in eitler Faulheit und Wolluſt vergehen. Du Törichter gehe hin und frage Gott und⸗ Welt begehret den Krieg, du ſollſt den Frieden Denn unſere Unvollkommenheit köunte den Kaker der Weichtihsgt annd Schene und ge, er der ichli und heit würden in demſelben die lezte Dugend der Menſchen ausrotten. Weil wir ſo böſe ſind, darum iſt Krieg, und weil wir ſo nichtig find, darum iſt das Uebel. Wehe aber dem Manne, der nach unſcheldigem Blute dürſtet, der unſchuldige Völker zu unter⸗ drücken trachtet! Seine Bosheit fällt auf ſeinen Kopf zurück, und Goit im Himmel wird den Wüterich ſtraſen. Fümftes Kapitel. Vom 8 chten und ungerechten Krieg. Wer Tyrannen bekämpft, iſt ein 3 Mann, und wer Uebermut ſtenert, Gottes 8 Das iſt Krieg, welcher Herrn das 105 deſſen Dropfen Himmel zählt. 2 Und wer ſo mit den Vorderſten fällt in der Schlacht und decket die 11 des Sieges, unes ſpäteſtes Geſchlecht geſegnet, und ſeine Kindeskinder wohnen n Freude und Ruhm. 95 Und ſein Gedächtnis iſt heilig ſeinem Volte, und ſeine Enkel beten an der Stärde, wy er für das Vaterland ffel. im So keimet unſterbliche Tugend aus Tugend, und ein freies Geſchlecht erblichet aus vedkichem Mut. Darum ziehet getroſt in ſolchen Panier ſtreitet fröhlich unter dem der Gerech⸗ S J. SSS n e 72 5 * AAneee Aeen neee en ce de 2 4 Knspfe als Andenken. fangenen gehörte den Regimentern 40 und 585 de n ee Freitag, den 14. Auguſt 1914 Grueral-Anzeiger.— Badiſche Neueſte Vachrichten.(Mittagblatt) 3. Seite. Die Mehrzahl der Ge⸗ an. Um 3 Uhr nachts erfolgte der Weitertransport nach einer niederrheiniſchen Feſtung. Das Cand der Freiheit, Gleich⸗ heit und Brüderlichkeit. w. Wien, 14. Aug. Zu dem franzöſiſchen Kommmiqué, nach welchem den öſterreichiſch⸗ ungariſchen Staatsangehörigen die Gegend von Nogent⸗le-Rotrou als Zufluchtsſtätte für den Krieg zugewiefen wurde, bemerkt die Wiener Allgemeine Zeitung: Während bei uns kein einziger Franzoſe, der ſich anſtändig benahm, anders behandelt wurde, als ein Angehöriger der Monarchie, hat die franzöſiſche Regierung alle Oeſterreicher und Ungarn, auch Deutſche, die jahrzehmtelang in dem ſogenannten Land der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wohnten, ſofort vertrieben und diejenigen, welche nicht rechtzeitig fliehen konnten, einfach interniert und zwar zu einem Zeitpunkt, wo zwiſchen Oeſter⸗ reich⸗Ungarn und Frankreich die diplomatiſchen Beziehungen noch nicht abgebrochen waven. Man will ſogar unſere Bürger zu landwirtſchaft⸗ lichen Arbeiten evtl zwingen. Mit der Maß⸗ regel hat Frankreich das Maß des Möglichen überſchritten. Nach dieſen Vorgängen kann nicht mehr überraſchen, was Frankreich, das auch zu dem Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen mit der Monarchie die Initiative ergriffen hat, gegen uns unternehmen wird. Iwiſchen Neutralität und Mobilmachung. Die Baltung Rumäniens. Berlin, 14. Aug.(Von unſ. Berl. Bur. Ueber die Haltung Rumäniens waren geſtern Nachrichten verbreitet, denen ein amtlicher Charakter zugeſchrieben wurde und denen zu⸗ folge Rumänien ſich bereits auf die Seite Deutſchlands und Oeſterreich⸗Ungarns geſtellt haben ſoll. Nach den Erkundigungen des Ber⸗ liner Lokalanzeigers in hieſigen Diplomaten⸗ kreiſen kann dieſes Blatt erklären, daß irgend eine amtliche Kundgebung der rumäniſchen Re⸗ gierung in dieſer Hinſicht noch nicht vorliegt. Die Budapeſter Regierungsorgane beobachten über die ganze Frage noch eine ſehr reſervierte Haltung. Bulgarien für Anſchluß an den Dreibund. W. Sofia, 14. Aug. Das Blatt„Kam⸗ banas“ führt in ſeinem Leitartikel aus, daß Bulgarien keinesfalls mit Rußland gehen dürfe, weil ſelbſt in dem unwahrſcheinlichſten Falle eines Sieges Serbien nur auf Koſten Bulgariens groß werden würde. Bulgarien müſſe jedenfalls alles aufbieten, um zur Ver⸗ nichtung Serbiens beizutragen undmit der Türkei und dem Dreibund inni⸗ gen Anſchluß ſuchen. Jede andere Politik könne für Bulgarien böſe Folgen haben. Die Vorbereitungen der Türkei. . Konſtantinopel, 14. Aug. Die Be⸗ amten in einer Anzahl von Provinzſtädten haben auf ihr Gehalt zugunſten der Flotte ver⸗ zichtet. Nach einer offiziellen Bekanntmachung wurden alle noch in den Höfen der Moſcheen zurückgebliebenen Eingerückte nach Hauſe ent⸗ laſſen unter der Bedingung, daß ſie einer evtl. Einberufung ſofort Folge leiſten. Berlin, 14. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Wie der Berliner Lokalanzeiger von gut unter⸗ richteter türkiſcher Seite erfährt, i Die Mobil⸗ machung in der Türkei mit einem weit über te Erwartungen hinausgehenden Reſultat durchgeführt worden. Dem Rufe zu den Fahnen ſind in einzelnen Diſtrilten zwei⸗ bis dreimal mehr als vorgeſehen Geſtel⸗ lungspflichtiger gefolgt, ſodaß die Ergänzung der Kadres ohne Schwierigkeiten vor ſich gehen konnte. Beſonders trat dies auch unter anderem bei der Kavallerie zutage. Als beſonders günſtig iſt noch zu bezeichnen, daß die Durch⸗ ſchnittsernte in der europäiſchen, wie auch in der aſiatiſchen Dürkei eine vor⸗ zügliche genannt werden kaunn, ſodaß auch in dieſer Hinſicht die völlige militäriſche Bereitſchaft der Türkei gewähr⸗ leiſtet iſt. Die Baltung Japans. JBerlin, 14. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Aus Hamburg wird gemeldet: Das japaniſche Generalkonſul in Hamburg teilt dem Hamburger Fremdenblatt mit, daß die Nachrichten von der Einberufung von Japanern in Deutſchland un⸗ zutreffend ſeien. Tatſache ſei, daß die vielen japaniſchen Studenten in Deutſchland wegen Stockung des Verkehrs über Sibirien auf dem Seewege keine Geldſendungen aus der Heimat empfangen und deshalb in große Not geraten ſind. In Deutſchland befinden ſich zur Zeit 5000 japaniſche Studenten. deutſchland u. Oeſterreich im Kriege. Aus den erſten Kämpfen. W. München, 14. Aug. In einem der letzten Gefechte hat Prinz Heinrich von Bayern mit ſeiner Eskadron eine Abteilung franzöſi⸗ ſcher Dragoner angegriffen und vernichtet. W. Berlin, 14. Aug. Der„Berl. Lokal⸗ anzeiger“ meldet, daß der Oberbürger⸗ meiſter von Schöneberg, Domini⸗ kus, als Hauptmann an der Spitze ſeiner Kom⸗ pagnie beim Sturm auf Lagarde leicht verwundet worden iſt. Der Verwundete bleibt bei ſeinem Truppenteil. Anfragen über die Verluſte. W. Berlin, 14. Auguſt. Ueber die Ver⸗ luſte in den Kämpfen um Lüttich ſind bei dem Zentralnachweisbureau des Kriegsminiſteriums Berlin, Dorotheenſtr. 48, bereits ſehr viel Anfragen eingegangen. Ihre Beantwortung wird, wie wir hören, lei⸗ der erſt in einigen Tagen möglich ſein, da die Berichte der Truppen noch nicht eingetroffen ſind. Im allgemeinen Intereſſe iſt es wün⸗ ſchenswert, daß die Anfragen recht kurz gehal⸗ ten werden, denn die Durchſicht erfordert ſonſt ſoviel Zeit, daß die Auskunft erheblich verzö⸗ gert wird. Die vorſchriftsmäßigen, bei der Poſt erhältlichen Doppelkarten werden zuerſt beant⸗ wortet, ſie ſind alſo das beſte Mittel, um ſchnell die gewünſchte Auskunft zu erhalten. Der Ge⸗ ſamtheit wird ferner zugute kommen, wenn die Anfragen auf ſolche Fälle beſchränkt werden, wo die Vermutung wirklich begründet iſt, daß der Familienangehörige, um den es ſich han⸗ delt, auch tatſächlich an einem Gefecht teilge⸗ nommen hat. Es verſteht ſich wohl von ſelbſt, daß das Zentralnachweisbureau, ſobald es Nachrichten hat, mit unbedingter Offenheit Auskunft erteilen und nichts verheimlichen —— Ein Aufruf des Kriegsminiſteriums zur För⸗ derung des nationalen Flugweſens. w. B erlin, 14. Aug. Das Kriegsminiſterium erläßt folgenden Aufruf: Die glänzende Ent⸗ wicklung unſeres nationalen Flugweſens darf durch den Krieg nicht zum Stillſtand kommen, ſie muß im Gegenteil weiter geförderr werden, damit die jüngſte Waffe mit vollem Erfolg für die Verteidigung des Volkes miteingeſetzt wer⸗ den kann. Der Nachſchub von Flugzeugen an das Heer und die Marine iſt durch beſondere Maßnahmen, durch Verwendung von Zivil⸗ perſonen im Heer⸗ und Marinedienſt eingeleitet. Die Flugſchulen ſetzen ihren Ausbildungs⸗ betrieb fort, aber die Möglichkeit großen Ab⸗ ganges, mit der im Kriege naturgemäß noch mehr als im Frieden zu rechnen iſt, zwingt zu rechtzeitiger Vorſorge für die Aus⸗ bildung weiterer Flugzeugführer für den Krieg. Die Meldungen Kriegsfrei⸗ williger überſchreiten zwar wie bei allen Waffen ſo auch bei den Fliegertruppen den augenblick⸗ lichen Bedarf weitaus. Indeſſen muß hier eine beſonders ſorgfältige Auswahl getroffen wer⸗ den. Auch von den Ausgewählten werden im Laufe der Ausbildung noch viele zurücktreten müſſen. Es kommt deshalb darauf an, von vornherein die geeigneten Kriegsfreiwilligen einzuſtellen, d. h. ſolche, die neben der erforder⸗ lichen Intelligenz und tüchtigen Charaktereigen⸗ ſchaften auch ſchon Vorkenntnis in der Bedie⸗ nung und Pflege von Flugmotoren beſitzen. Solche Perſönlichkeiten werden ſich namentlich unter denjenigen Studierenden der techniſchen Hochſchule und anderer techniſchen Lehranſtalten finden, die ſich dieſem Sonderfach zugewendet haben. Auch werden geübte Mechaniker und Monteure gebraucht. Kriegsfreiwillige melden ſich zur Ausbildung als Flugzeugführer oder zur Einſtellung von Hilfsmonteuren bei der Königlichen Inſpektion der Fliegertruppen, Berlin⸗Schöneberg, Alte Kaſerne, Fiskaliſche Straße. Auswärtige ſchriftlich. * m. Köln, 14. Aug. Nach einer Kopen⸗ hagener Depeſche der Köln. Zeitung, beſchloß die vereinigte Dampfſchiffgeſellſchaft den Ver⸗ kehr mit England in beſchränktem Umfang wieder aufzunehmen und die Route bedeutend nördlicher zu legen. Berlin, 13. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Auſ München wird gemeldet: Der preußiſche Geſandte in München von Treutler iſt als Vertreter des auswärtigen Amtes für das kaiſerliche Hauptquartier auserſehen. Die Münchener Geſandtſchaft über⸗ nimmt der bisherige deutſche Botſchafter in Paris Freiherr v. Schön, der bereits ſeit eini⸗ gen Tagen bei ſeinem Bruder in München weilt. Herr v. Schön hatte ſich in Berlin gleich nach ſeiner Rückkehr aus Paris für den Militärdienſt gemeldet, ſoll bis auf Weiteres aber doch eine diplomatiſche Verwen⸗ dung finden. wW. Berlin, 14. Aug. Die zweite Kriegs⸗ ſitzung der Berliner Stadtverordneten, die ge⸗ ſtern ſtattfand, beſchäftigte ſich im weſentlichen mit den Vorlagen, die mit der Unter⸗ ſtützung der bei uns lebenden Angehöri⸗ gen öſterreichiſcher Krieger und der Lebensmittelverſorgung Ber⸗ lins zuſammenhängen. Die öſterreichiſchen Familien, deren Ernährer in den Kampf ge⸗ zogen ſind, werden nach Maßgabe der bei uns üblichen Beträge unterſtützt, wie auch die Deut⸗ ſchen in Oeſterreich nach den dort üblichen Be⸗ trägen unterſtützt werden. Die Vorlagen wur⸗ den ohne Debatte angenommen. Ww. Berlin, 14. Aug. Das Schulſchiff des deutſchen Schulſchiffvereins„Prinzeſſin Eitel Friedrich“ iſt von Swinemünde nach Stettin⸗ Berlin übergeführt worden, wo die Fortbil⸗ dung der Zöglinge ihren Fortgang nimmt. W. Turin, 14. Aug. Vanderbilt iſt nach einer Mitteilung aus Genua auf dem Dampfer„Prinz von Udine“, den er unter großen Opfern gechartert hatte, von Genua mit 430 Paſſagieren, die er in den letzten Wochen aus allen Teilen Europas in Genua konzentriert hatte, unter italieniſcher Flagge nach Newyork abgereiſt. Mannheim. Eine wichtige Bekannt⸗ machung. Die Mannheimer Polizeidirektion macht hier⸗ mit dringend darauf aufmerkſam, daß auf Am⸗ ruf eines jeden Poſtens(Polizei oder Militär) Fußgänger, Radfahrer, Automobile uſw. ſo⸗ fort zu halten haben, widrigenfalls ſcharf geſchoſſen wird. ** Militärlokalzüge. Mit Wirkung vom 14. Auguſt kommen auf der Strecke Mannheim⸗Heidelberg zur Beför⸗ derung von Perſonen, Milch und Lebensmitteln außer den bisherigen Zügen noch folgende wei⸗ tere Züge täglich bis auf weiteres zur Aus⸗ führung: 1. Richtung Mannheim⸗ Heidelberg: Mannheim ab 12.20 nachm., Heidelberg an 1,10 nachm., Mannheim ab 11.20 nachts, Heidelberg an 12,10 nachts. 2. Rich⸗ tung Heidelberg⸗Mannheim: Heidel⸗ berg ab.40 vorm., Mannheim an.27 Uhr vormittags. Bitte an kinderloſe Eheleute. Schweren Herzens müſſen die Väter, die 3, 4 und noch mehr Kinder beſitzen, ihre Familien verlaſſen. Mit banger Sorge muß eine ſolche Frau, die in be⸗ dürftigen Verhältniſſen ſich befindet, an die Zukunft denken. Hier nun könnten kinderloſe Eheleute und ſolche mit wenig Kindern helfend eingreifen, wenn ſie ſich anbieten würden, ein Kind der Familie während der Dauer des Krieges an Kindesſtatt anzu⸗ nehmen und hierfür zu ſorgen. Erleichterten Herzens und weniger ſorgenvoll würde dann ſo mancher Fa⸗ milienvater ins Feld ziehen, hinaus, um Deutſch⸗ lands Ehre, um unſere Heimat zu ſchützen. * Rheinüberfahrt. Auf Grund der verſchiedenen Eingeſandts über die derzeitige Perſonenbeförderung über den Rhein erſucht uns die Geſchäftsführung der Mannheim⸗ Ludwigshafener Lokalſchiffahrtsgeſellſchaft Arn⸗ heiters Erben darauf aufmerkſam zu machen, daß die ſämtlichen 7 Fahrzeuge der Firma von der Militärbehörde benötigt worden ſind. Die Beſchaf⸗ fung von Erſatzſchiffen war in den erſten Tagen der Mobilmachung vollkommen unmöglich, da faſt alle Schiffsinhaber für ihve Fahrzeuge Kriegsordre hatten. Nachdem inzwiſchen die Ausmuſterung boll⸗ zogen worden iſt, hat die Firma Arnheiter ent⸗ ſprechende Fahrzeuge beſchafft, ſodaß von heute ab der Dienft außer mit dem Dampfer„Mann⸗ heimia“ noch mit drei großen Motor⸗ booten durchgeführt werden kann. Skonts⸗Abzug für Zwecke des Roten Kreuzes. Hierzu möchten wir im Auftrag einiger hieſigen Geſchäftsleute bemerken, daß es höchſt merkwürdig berührt, wenn der betr. Kauf⸗ mann mit dem Geld Anderer(ſeiner Lieferanten) Gutes tun will. Iſt es denn nicht ſelbſtverſtändlich, daß Jedermann, der es halbwegs eimrichten kann, ſelbſtggibt und hoffentlich ſchon gegeben hat? Wir wür⸗ den uns derartige„Bevormundung“(um keinen kräftigeren Ausdruck zu gebrauchen) unbedingt verbitten und auf keinen Fall der⸗ artige Abzüge anerkennen und ſind überzeugt, daß auch die übrigen Kaufleute ähnlich vor⸗ gehen, was übrigens auch ſchon im„General⸗ Anzeiger“ zum Ausdruck gekommen iſt. 8. Der Dank der Einquartierung Das Kgl. Kommando des J. Bataillons Landwehr⸗Infanterie⸗Regiments Nr. 40 hat vor dem Ausmarſch des Bataillons in einem Schreiben an den Oberbürgermeiſter der Stadt Mannheim und ihren Bürgern für den Empfang und die gute Aufnahme ſowie Verpflegung der Offiziere und Mannſchaften anläßlich der Einquarkierung in hieſiger Stadt den verbindlichſten Dank ausgeſprochen. Wer aber für den Tyrannen ſicht und gegen die Gerechtigkeit das mordiſche Schwert zieht, des Name iſt verflucht bei ſeinem Volke, und ſen Gedächtnis blüht nimmer unter den Men⸗ Sondern wo Raben krächzen, da wird er ver⸗ 2 85 und auf dem Rabenſtein, da glänzt ſeine Ehre. Und wer die Freiheit zu unterdrücken aus⸗ zieht, und damit unſchuldige Völker als Knechte dienen, der erhebet das Schwert gegen Gott den Herrn, und treffen wird ihn, der die Blitze vom Himmel wirft. Denn früher oder ſpäter findet Gott den und miſſet jeglichem ſeinen gebühren⸗ Zehntes Kapitel. Von Liebe und Verträglichkeit. Darum ſo ihr wieder ein Volk werden wollet und herz 2 inniglich fühlen, daß alle Deutſche ſind, müſſet ihr vor allem nach der Leebe trachten, und wie ihr durch Freundlichkeit 0 Sanftmut die deutſchen Herzen gewinnen möget. „Und ſolltet ihr nicht mehr tun, wie ihr getan habt in den 26 des Haders und Unheils, daß die Menſchen der einen deutſchen Lanv⸗ die Menſchen der andern Landſchafr haſſen, und daß ein deutſcher Mann den an⸗ Venn verſpottet. Denn dadurch ſeit ihr die Knechte der Kuechte geworden und mußtet euch vor dem ſklavi⸗ Volke auf Erden beugen. „Ihr mußtet kriechen vor denen, welche die Freißeit nicht kennen, und welche alles Heilige wie Brüder, alle, die in deutſcher Zunge reden, von der Oſtſee bis zu den Alpen und von der Nordſee bis zum Niemenfluß. Daß hinfort nicht mehr gehöret werde Oeſter⸗ reich und Preußen, Bayern und Tirol, Sachſen und Weſtfalen, ſondern Deutſchland, deutſche Ehre, deutſche Freiheit, deutſche Tugend der allgemeine Klang ſei und die Loſung, die gegen die Franzoſen gerufen wird. Darum ſo eure Brüder in manchen Land⸗ ſchaften andere Sitten und Bräuche haben als ihr, ſo ſolltet ihr des nicht ſpotten, ſondern alle Verſchiedenheit freundlich ertragen und bedenken, welchen großen Krieg ihr führet, und daß nur Einmütigkeit euch ſiegreich machen kann. Und ſollet es alles zum beſten kehren, auch wo etwas ungleich und ungrad iſt, und gegen die Irrenden ſanftmütig und gegen die Törich⸗ ten liebreich ſein. Denn ein freundliches Herz gewinnt ſelbſt die Feinde, aber ein ſtörriſcher Sinn ſäet Zwietracht aus. Und es wird der Satan der Bosheit nicht ſchlummern, und die Hinterliſt, die in euren Feinden lauert, nicht raſten. Und ſie werden rufen: Hie Papſt! Hie Luther! Hie Kalvin! Merkt auf, was ihr kut; horcht auf, was die wollen, die euch zum Kriege ver⸗ ſammeln. Und ſie möchten euch gern verwirren und die alten Streite über die Religionen erneuern und euch die Hände in Bruderblut baden laſſen, damit ſie die Herren bleiben. Ihr aber ſolltet nicht hören auf dieſe, ſon⸗ dern bedenken, daß ich der ewige Gott bin, und daß mir alle geſallen, die reines Herzens Sondern ſollet einander lieb und wert haben ſind und mit einfältigen Sinnen ſich zu mir wenden. 5 Denn, wer ich bin, das mag kein Sterblicher durchdringen, und ſie ſehen die Schatten des Himmels kaum wie lallende Kinder ſtammeln ſie vor mir, wie geblendete Vögel flattern ihre Gedanken im Dunkeln. Darum ſollen ſie auch freundlich und ver⸗ träglich ſein miteinander und der verſchiedenen Arten und Gottesdienſte nicht ſpotten. Wer anders tut, werde wie ein Frevler be⸗ ſtraft und wie ein Verräter aus dem Volke ver⸗ tilgt. Denn durch die Eintracht will ich dein Helden⸗ tum erneuern, und durch die Liebe ſoll der Ruhm deiner Väter erſtehen. Zwölftes Kapitel, Von und Vaterland. Wo dir Gottes Sonne zuerſt ſchien, wo dir die Sterne des Himmels zuerſt leuchteten, wo ſeine Blitze dir zuerſt ſeine Allmacht offenbarten und ſeine Sturmwinde dir mit heiligem Schrecken durch die Seele brauſeten, da iſt deine Liebe, da iſt dein Vaterland. Wo das erſte Menſchenaug' ſich liebend über deine Wiege neigte, wo deine Mutter dich zu⸗ erſt mit Freuden auf dem Schoße krug und dein Vater dir die Lehren der Weisheit und des Chriſtentums ins Herz grub, da iſt deine Liebe, da iſt dein Vaterland. Und ſeien es kahle Felſen und öde Inſeln, und wohne Armut und Mühe dort mit dir, du muſt das Land ewig lieb haben; denn du biſt Freiheit A iſt die Freiheit kein leerer Traum und bein Buſter Wahn, ſondern in ihr lebt dein Mut und dein Stolz und die Gewißheit, daß du vom Himmel ſtammſt. Da iſt Freiheit, wo du leben darfſt, wie es dem tapfern Herzen gefällt, wo du in den Sitten und Weiſen und Geſetzen deiner Väter leben darfſt; wo dich beglücket, was ſchon deinen Ur⸗ ältervater beglückte; wo keine fremden Henker über dich gebieten und keine fremden Treſher dich trieben, wie man das Vieh mit dem Stecken treibt. 2 Dieſes Vaterland und dieſe Freiheit ſind das Allerheiligſte auf Erden, ein Schatz, der eine unendliche Liebe und Treue in ſich verſchließt, das edelſte Gut, was ein guter Menſch auf Erden beſitzt und zu beſitzen begehrt. 5 Darum auch ſind die gemeinen Seelen ein Wahn und eine Torheit allen, die für den Augenblick leben. Aber die Tapfern heben ſich zum Himmel empor und wirken Wunder in dem Herzen der Einfältigen. Auf denn, redlicher Deutſcher! Bete täglich zu Gott, daß er dir das Herz mit Stärke fülle und deine Seele entflamme mit Zuverſicht und Mut. Daß keine Liebe dir heiliger ſei als die Liebe des Vaterlandes, und keine Freude dir füßer als die der Freiheit, Damit du wieder gewinneſt, worum dich Ver⸗ räter betrogen, und mit Blut erwerbeſt, was Toren verſäumten. 35„„ Denn der Sklap' iſt ein liſtiges und geiziges Tier, und der Men ſch ohne Vaterland ein Menſch und ſollſt nicht vergeſſen, ſondern behalten in deinem Herzen. der unſeligſte von allen. 8 4. Seite. Erzeral-Anzeiger.— Zadiſche Neneſte Aachrichten.(Mittagblatt) Freitag, den 14. Auguſt 1914. Immer noch gehen uns Dankſagungen von Kriegern, zu, die hier einquartiert waren oder noch eingquartiert ſind. Auch per ſönlich ſprechen die Leute bei uns vor und überbringen mündlich oder ſchriftlich ihren Dank. Wir haben bereits betont, daß wir von vornherein als ſelbſtverſtändlich augenommen haben, daß die weitaus größte Zahl der Quar⸗ liergeber die Krieger gut aufnehmen wird. Und wenn ein Quartiergeber ſich in der Aufnahme und Verpflegung der Leute beſonders hervor⸗ getan hat, ſo wird ihm der herzliche Dank der ins Feld Ziehenden vollkommen genügen. Oeffentlicher Lobpreiſung bedarf es nicht. Wir müſſen deshalb zu unſerem Bedauern von dem weiteren Abdruck derartiger Dankſagungen Ab⸗ ſtand nehmen. Beſchwerden über mangel⸗ hafte Verpflegung bitten wir dem Quartieramt direkt zu übermitteln. * Die UAnterſtützung der Angehsrigen Sſterreichiſcher Kriegsteilnehmer. Wir können den Angehörigen der zur Fahne einberufenen Oeſterreicher die Mitteilung machen, daß das öſterreichiſche Hilfskomitee bei Herrn Bürgermeiſter v. Hollander nachge⸗ ſucht hat, es möchte die den Angehörigen deut⸗ ſcher Kriegsteilnehmer zukommende Unter⸗ ſtützung auch den öſterreichiſchen Staatsange⸗ hörigen gewährt werden. hat dieſem Anſuchen, da ja Deutſche und Oeſterreicher in treuer Waffenbrüderſchaft Schulter an Schulter kümpfen, in entgegenkom⸗ mender Weiſe ſtattgegeben. Es werden ſonach die unterſtützungsbedürftigen Frauen der ein⸗ berufenen Oeſterreicher wie die Frauen der deut⸗ ſchen Kriegsteilnehmer behandelt werden. Die Unterſtützungsgeſuche ſind bei der Armenkom⸗ miſſton einzubringen. Infolge dieſes dankenswerten Entgegenkom⸗ mens hat das Komitee der öſterreichiſchen Hilfs⸗ aktion beſchloſſen, die ihm durch die eingeleitete Sammlung zugehenden Beträge dem Liebes⸗ gabenfonds zu überweiſen. Wir machen alle hier lebenden Oeſterreicher auf dieſe Sammlung Herr v. Hollander aufmerkſam und bitten um Gaben, zu derer Eutgegennahme unſere Expedition gern be⸗ veit iſt. * Beiträge und Leiſtungen der Krankenkaſſen während des Krieges. Wir verweiſen auf eine im Inſeratenteil dieſer Nummer erſcheinende Bekanntmachung der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe über Beiträge und Leiſtungen wäh⸗ rend des Krieges. Um die Leiſtungen der Krankenkaſſen ficher zu ſtellen, hat der Reichstag am 4. Auguſt ein Geſetz erlaſſen, wonach mit ſofortiger Wirkung die Leiſtungen der Kranken⸗ kaſſen auf die Regelleiſtungen und die Beiträge auf 4½ vom Hundert feſtgeſetzt werden. Die von den Krankenkaſſen ſatzungsgemäß feſtgeleg⸗ ten Mehrleiſtungen wie erhöhtes Hausgeld, Schwangergeld, Sterbegeld an Familien⸗An⸗ gehörige kommen hiernach während des Krieges in Wegfall. * In Kriegsgefangenſchaft. Von einem Lörracher Herrn, der in Geſchäf⸗ ten geſtern hier eintraf, wird uns folgendes erzählt: Dem Zug, der mich von Lörrach nach Mannheim brachte, wurden auf einer größeren oberbadiſchen Station zwei Wagen mit franzöſiſchen Kriegsgefangenen angehängt. Es waren Teilnehmer an der Schlacht bei Mülhauſen. Selbſtverſtändlich er⸗ regte der Transport das beſondere Intereſſe der Reiſenden. Auch ich ſah mir die Leute etwas näher an. Auf einmal hörte ich meinen Namen rufen. Als ich näher zuſah, entdeckte ich unter den Kriegsgefangenen einen Be⸗ kanntenaus Baſel. Der Mann, der ſchon ſeit vielen Jahren in Baſel anſäſſig iſt, iſt von Geburt franzöſiſcher Schweizer. Er hatte verſäumt, ſich naturaliſieren zu laſſen und mußte infolgedeſſen, als die franzöſiſche Mohiliſierungsordre erging, ſich in Frankreich ſtellen. Nach der Schlacht bei Mülhauſen war⸗ tete er die erſte Gelegenheit ab und ergab ſich mit einer ganzen Sektion den Deutſchen. Nicht aus Feigheit, ſondern weil er ſich als Schweizer fühlt und infolgedeſſen mit den Deutſchen ſympathiſtert, mit denen ihn ſo viele perſönliche und geſchäftliche Beziehungen verbinden. Wir könnens dem Mann nachfühlen. Wozu ſoll er ſich für Frankreichs Ehre zum Krüppel oder gar totſchießen laſſen? Das Tiebeswerk. Der Mannheimer Journaliſten⸗ umnd Schriftſteller⸗Verein“ hat dem Roten Kreuz fünfhundert Mark, der Ge⸗ ngverein„Liederkranz E..“ Mannheim, für den gleichen Zweck fünf⸗ zehnhundert Mark überwieſen. Außer⸗ dem hat der letztgenannteVerein ſein geräumiges Vereinslokal im erſten Stockwerk ſeines Geſell⸗ ſchaftshaufes der Behörde zur beliebigen Ver⸗ wendung zur We geſtellt. Die Firma Glogowski u. Co., O 7, 5, (Heidelbergerſtraße), fertigt ſchriftliche Arbeiten auf der Schreibmaſchine an und hat ſich bereit erklärt, den Erlös dafür vollſtändig dem Roten Kreuz zu überweiſen. * Arankenthal, 183. Aug. Die Zucker⸗ abi Frankeuthal hat dem Roten Kreuz Ge Die — Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer: Stadtrat iſt mit mir ſicherlich hocher⸗ freut von der einmütigen Kundgebung für unſer Vaterland, die uns zeigt, daß in dieſer ernſten Stunde alle Parteien ohne Unterſchied ſich dem Dienſte des Ganzen weihen. Auch wir ſind von dem Wunſche erfüllt, daß Deutſchland ſich ſtark Der allen Feinden gegenüber zeigen möge und daß ge die Deutſchen bald zur neuen Kulturarbeit ſieg⸗ reich nach Hauſe kehren mögen. Der Wunſch, der vorhin geäußert worden iſt, daß wir die Hilfskräfte, die wir brauchen, nicht nur aus Freiwilligen entlehnen, ſondern auch Kräfte D gegen Entgelt berückſichtigen ſollen, iſt zum ge⸗ ge wiſſen Grade auch unſer Wunſch. Meine Herrn! Aber Sie dürfen nicht überſehen, daß 9) ungewohnte en lange in den erſten Tagen, als dieſe Aufgabe an uns herantrat, wir nicht ſuchen konnten, daß wir alſo namentlich die Durchführung der Einguartierung, dann aber auch bei Durchführung der Kriegsunterſtützun⸗ gen, bei welcher wir zeitlich den allermeiſten deutſchen Städten vorangegangen ſind, eine große Zahl von kundigen und opferwilligen Helfern brauchen, die in ihrer Verwendung die Direktiven befolgen mußten, die ihnen erteilt werden und bei denen es auch auf eine gewiſſe Vorbildung ankommt. Dieſe werden ja nicht auf die Dauer beſtehen, wir werden in ruhigere Verhältniſſe übertreten— auch wenn der Krieg noch andauert— und es wird uns in gewiſſem Maße möglich ſein, die Zahl der Mitarbeiter an die Stelle der ehren⸗ amtlichen Kräfte treten zu laſſen. Wir werden dieſer Frage ſorgfältige Aufmerkſamkeit zuwen⸗ den. Ich ſchlage vor, nochmals in die Beratung einzutreten. Hierauf wird übergegangen zu Punkt 2 der Tagesordnung: Familienunterſtützungen. Den Familien der zum Kriegsdienſt einge⸗ zogenen ſtäbtiſchen Arbeiter ſoweit ſie nicht lediglich zu vorübergehenden Arbeiten auf be⸗ ſchränkte Zeit eingeſtellt waren, wird auf die Dauer des Krieges zu der ihnen reichsgeſetzlich geleiſteten Unterſtützung in widerruflicher Weiſe eine Ergänzung auf den Lohnbezug des einbe⸗ rufenen Arbeiters gewährt. Die Deckung des erforderlichen Aufwandes wird beſonderer Be⸗ ſchlußfaſſung vorbehalten. Der Bürgerausſchuß wird um Zuſtimmung zu dieſem Beſchluſſe des Stadtrates erſucht. Zunächſt ergreift Stadty. Böttger im Namen ſeiner Partei das Wort um darauf hinzuweiſen, daß verſchiedene Vorfälle bezüg⸗ lich der Familienunterſtützung in weiten Kreiſen ziemliche Beunruhigung hervorgerufen haben. Redner hegt den Wunſch, daß es gelingen möge, feſte Normen zu ſchaffen und daß die be⸗ treffenden Organe das nötige ſoziale Empfin⸗ den und das nötige Verſtändnis für die in Frage kommenden Bevölkerungskreiſe an den Tag legen. Es wird Frauen ohne Weiteres zu⸗ gemutet, ſich nach Arbeit umzuſehen, wo es doch ſtadtbekaunt iſt, daß es dem Arbeitsnachweis nur beſchränkt möglich iſt, Arbeitskräfte zu ver⸗ mitteln, weil die Nachfrage gleich Null iſt. Stadtv. Böttger ſchließt ſeine Ausführung zu⸗ ſammen, daß es den Komiteen und den Herren, die darin tätig ſind, gelingen möge, alle dieſe Beunruhigung in weiteren Kreifen der Bevölke⸗ rung zu beſeitigen. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer fügt hinzu, daß es nicht Sache des Stadtrats iſt, die Kriegsunterſtützung zu gewähren, ſondern daß dies den Amtsbezirken und den Gemeinden des Amtsbezirks zukommt. Zu der zuſtändigen Kommiſſion hat die Stadtverwaltung ein Mit⸗ glied entſandt, das ermächtigt iſt, hinſichtlich der Höhe der Unterſtützung erheblich über das hinauszugehen, was nach dem Geſetze vorge⸗ ſehen iſt. Wir wiſſen wohl, daß jetzt auch nach dem neuen Geſetz, das am 4. Auguſt ſanktioniert worden iſt, die Unterſtützung, die 9 Mark be⸗ tragen hat, auf 18 Mark monatlich bemeſſen worden iſt, und daß wir für jedes Kind noch weitere 9 Mark gewähren, ſodaß z. B. eine Frau mit 5 Kindern in den Genuß einer Unter⸗ ſtützung von 63 Mark treten würde. In Bezug auf die Ausführungen des Sty. Levi erklärt Herr Dr. Kutzer, daß bis zum 12. Auguſt nicht weniger als 3400 Geſuche zuſtim⸗ mend erledigt und nur einige—400 abgelehnt oder zurückgeſtellt wurden. Es iſt durchaus richtig, daß in den erſten Tagen, in welchen die Kommiſſion arbeitete, die Geſichtspunkte ſich noch nicht ſo geklärt hatten, nach welchen Fra⸗ gen die Bedürftigkeit zu entſcheiden iſt. Man iſt bei der Prüfung dieſer Bedürftigkeitsfrage ein wenig zu vorſichtig geweſen, da bei nicht genügend nachgewieſener Bedürftigkeit das Reich die Unterſtützung verweigert und der Stadt nichts vergütet. Aber ich glaube, das jetzt mit Sicherheit ſagen zu dürfen, daß jetzt eine mil⸗ dere Auffaung Platz gegriffen hat, daß nament⸗ lich die Möglichkeit eines Erwerbs als ſolche nicht genügt, um die Unterſtützung auszu⸗ ſchließen. Ebenſo ſteht feſt, daß irgendein Spargut⸗ haben, das man beſitzt, nicht genügt, um Unter⸗ ſtützung auszuſchließen und die Bedürftigkeit zu verneinen. Perſonen, denen man im Hinblick auf ein Sparkaſſenguthaben nicht ſofort Unter⸗ ſtützung gewährte, ſind nicht dauernd abgewie⸗ ſen worden, ſondern nur zurückgeſtellt. Auch ſonſt ſind mancherlei Klagen erhoben worden. Man hat den Organen, die mit der Unterſuchung betraut waren, Schnüffelei vor⸗ geworfen und daß ſie in die Verhältniſſe einzu⸗ dringen ſuchten. Meine Herren! Wollen Sie das dem zu gute halten, däß eine Unzahl von zu erledigen war daß man Recherchen muß, daß man Perſonen damit beauf, Einrichtungen den haben, haben ſie ſofort Unterſtützung be⸗ ——.— 2*7 Kriegsvorlagen vor dem Bürgerausſchuß. tragen mußte, die vielleicht im Uebereifer zu weit gingen. Stv. Müller: Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters Kutzer ſind ſehr dan⸗ keuswert und erfreulich. Was Herr Stadtv. Böttger ausgeführt hat, entſpricht den Tat⸗ ſachen. Auch mir iſt eine Reihe von Fällen mit⸗ eilt worden, in denen, um mit Herrn Ober⸗ germeiſter Kutzer zu ſprechen, etwas zu vor⸗ tig borgegangen iſt. Die Kommiſſion möge Geſuche wohlwollend prüfen und N7 Die recht zäre es möglich, daß die 300 Geſuche, geſtellt worden ſind, nochmals nach⸗ werden. lus fdie 2 1 18* Redner, erklärt klä daß es ein Beſchluß der Kom⸗ miſſion war, den kinderloſen Frauen in ihrem eigenen Intereſſe Gelegenheit zur Arbeit zu ſchaffen, weil ſte dadurch viel beſſer ihr Fort⸗ kommen finden könnten, als mit der Unter⸗ ſtützung von 18 Mark. Zugleich wurden die Frauen aufgefordert, ſich vom Arbeitsamt be⸗ ſtätigen zu laſſen, ob ſie Arbeit gefunden oder nicht. Im Falle ſie keine Beſchäftigung gefun⸗ kommen. Im übrigen kann ich beſtätigen, daß in weitwerziger Weiſe verfahren wird. Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer bemerkt er⸗ gänzend, daß die Auskunft über Sparguthaben nicht von der Sparkaſſe verlangt werde, die nach wie vor das Geheimnis über die Sparein⸗ nahmen wahrt. „Bürgermeiſter von Hollander: Ich glaube, daß kein Anlaß dazu vorliegt, daß die Bevölkerung inbezug auf die Geſuche um Un⸗ terſtützung ſich einer Befürchtung hingibt. Es iſt natürlich, daß in einem oder dem anderen Fall auch ein Mißgriff vorkommt. Es iſt eben⸗ ſo natürlich, daß die Komiſſion in den erſten Zeiten vorſichtiger war, als ſie jetzt künftig ſein wird. Es iſt immer leichter, die Anſprüche all⸗ mählich zu erhöhen, als abzugehen von dem, was man anfänglich gegeben hat. Nach dieſer Richtung hin iſt der Kommiſſion Vorſicht drin⸗ gend anzuempfehlen. Heute iſt man ſich über die Grundſätze ziemlich klar. Zu der Zeit zu der die Kommiſſion ins Leben gerufen wurde, war noch nicht vorauszuſehen, daß die Arbeits⸗ loſigkeit ſo groß werden würde, wie ſie ſich heute herausgeſtellt hat. Heute wiſſen wir, daß wir keine Arbeit für weibliche Arbeitskräfte haben. Die Bedürftigkeit muß geprüft werden, weil man ſich ja ſonſt dem ausſetzt, daß von Seiten des Reiches nichts gewährt wird. Es ſoll weit⸗ herzig verfahren werden, beſonders bei den Sparguthaben nicht engherzig jedes Spargut⸗ haben angerechnet werden. Ich möchte wünſchen, wenn einzelne Fälle von Beſchwerden vorkommen— und ſie werden vor⸗ kommen—, ſie uns zur Kenntnis zu bringen; einer von uns wird ſich mit der Kommiſſton ins Benehmen ſetzen, und es iſt nicht notwendig, daß dieſe Fälle in die Oeffentlichkeit gelangen. Es wird alles einheitlich und nach Kräften zur Zufriedenheit aller geregelt werden. Sie wer⸗ den einſehen, meine Herren! daß wir nicht alle zufrieden ſtellen könnei, aber das Möglichſte ſoll geſchehen. Stadtv. Levi führt aus: Die Meinung des Kollegiums iſt, daß wenn auch eine Rückver⸗ ſicherung nicht zu gewärtigen iſt, auch dann weitherzig vorgegangen werden ſoll. Dann möchte ich anregen, daß die Herren Kontrolleure dahin Weiſung erhalten, in welcher Weiſe ſie nach der Meinung des Kollegiums vorgehen ſollen. Punkt 3 der Tagesordnung findet keine Debatte: Armenhilfe; Unterſtützungen an Vereine und Anſtalten. Jufolge des Krieges wird wahrſcheinlich trotz der zu erwartenden privaten Hilfe der im Vor⸗ ſchlag für 1914 vorgeſehene Bedarf der Armen⸗ pflege nicht ausreichen. Der Bürgerausſchuß wird gebeten, von den möglicherweiſe eintreten⸗ den Ueberſchreitungen Kenntnis zu nehmen und zuzuſtimmen, daß nötigenfalls Zuſchüſſe oder erhöhte Zuſchüſſe an Vereine und Anſtalten ge⸗ währt werden. Die einzelnen Maßnahmen ſind vom Stadtrat unter Zuziehung des Stadtver⸗ ordnetenvorſtands zu beſchließen. Die Deckung des Aufwandes bleibt ſpäterer Beſchlußfaſſung vorbehalten. Der nächſte Punkt lautet: Vereitſtellung von Arbeiten. Falls in nächſter Zeit größere Arbeitsloſigkeit eintreten ſollte, iſt durch die Stadt nach Mög⸗ lichkeit Arbeitsgelegenheit zu ſchaffen. Zu die⸗ ſem Behufe ſind vorzugsweiſe Straßen zu bauen und Grünanlagen(Herzogenriedpark) vorzube⸗ reiten. Die einzelnen Maßiahmen werden vom Stadtrat unter Zuziehung des Stadtverordne⸗ tenvorſtande 8 beſchloſſen. Die Deckung des Aufwandes bleibt beſonderer Beſchlußfaſſung vorbehalten. Der Bürgerausſchuß wird vom Stadtrat um Zuſtimmung zu dieſem Beſchluſſe gebeten. Mit dieſer Angelegenheit beſchäftigte ſich ein⸗ gehender Bürgermeiſter Dr. Finter, deſſen Urteil aber ungünſtig ausfällt Er führte u. a. aus: Diejenigen, die dort täglich verkehren, werden zugeben müſſen, daß in der kurzen Zeit alles geſchehen iſt, was in der Sache hat ge⸗ ſchehen können. Diejenigen Leute, die damit nicht zufrieden ſind, glaube ich, überſehen die ungeheuren Hinderniſſe und die ſchiffahrts⸗ techniſchen Schwierigkeiten. Sie müſſen dabei nicht berhhcheigen. daß der Beädtewedche ja gng 80, 8 plötzlich eingeſtellt wurde, in einem Augenblick in dem Fahrzeuge zur Beförderung mittels einer Fähve überhaupt nicht zur Verfügung ſtanden, weil das Militär alle Fahrzeuge beſchlagnahmt hatte. Es müſſen erſt dieſe Fahrzeuge beſchafft werden. Dies iſt nicht von einer Stunde auf die andere möglich. Es iſt aber in ganz kurzer gelungen, zwei Fähren zu ſchaffen— die terſche und die Köln⸗Düſſeldorfſche. Aus kangel aber an geeigneten Arbeitskräften für dieſen außerordentlich wichtigen und ſchwie⸗ rigen Dienſt hat ſich ergeben, daß die Fähre nicht ſo von Anfang an funktionierte, wie die meiſten, die Eile hatten, gewünſcht haben Wir ſind auch dauernd bemüht, die Berhältniſſe noch mehr zu verbeſſern. Erſt heute ſind nach zwei weitere Boote eingeſtellt worden.— Mit der Stadt Ludwigshafen ſind wir in der Weiſe einig geworden, daß wir die Koſten beilen. Das zu dem Perſonenverkehr! Nun ſind wir auch von Anfang an bemüht geweſen, eine Bootsfähre für den Fuhrwerk⸗ verkehr einzurichten. Vorerſt mußten wir uns mit Hilfsmitteln bedienen, die nicht an der Brücke liegen— einer Fähre in Altripp. Es ſoll in dieſen Tagen eine beſondere Fähre in Oppau eingerichtet werden, und wir werden auch eine Bootsfähre neben der Brücke ſchaffen Sie iſt ſchon in Arbeit und wird hoffentlich noch im Laufe dieſer Woche in Betrieb genommen werden. Es iſt auch Klage geführt worden über die Preiſe, die dort verlangt wurden. Wir ſind eim⸗ geſchritten, und die Geſellſchaften haben bereit⸗ willigſt Abhilfe geſchaffen. Es werden für eint Perſon 5 Pfg., für Arbeiter und Kinder 3 Pfg. verlangt. Auch die Ueberführungspveiſe füm Lebensmittel ſind erheblich ermäßigt worden. Hierzu führt Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer aus, daß die Begründung des Antrags bereits durch die Ereigniſſe überholt ſei, denn es iſt be⸗ veits eine erhebliche Arbeitsloſigkeit da. Ein⸗ zelne Arbeiten, die momentan eingeſtellt werden mußten, können fortgeſetzt werdei. Aber dieſe Arbeiten reichen bei weitem nicht aus, um die große Anzahl von Arbeitern zu beſchäftigen, die hier in Frage ſtehen, und wir werden an außerordentliche Mittel denken müſſen. Stv. Strobel führt im Anſchluſſe daran aus: Meine Herren! Sie wiſſen bereits, daß die Zuſtimmung gegeben worden iſt, die mög⸗ lichſt weitgehende Sorge zu tragen für die Unterſtützung der Arbeitsloſen. Es ſind die Klagen ſehr heftig geworden, daß die ehrenamt⸗ liche Beſchäftigung im Staats⸗ und Gemeinde⸗ betrieb doch einen allzu großen Umfang an⸗ genommen hat. Ich hege den dringenden Wunſch, daß die Inſtitutionen in erſter Linie Arbeitskräfte einſtellen, die arbeitslos geworden ſind und dieſe den entſprechenden Verhältniſſen gemäß zu entlohnen. Wer freiwillig und ehren⸗ amtlich Arbeiten ausführen will, ſoll ſich an das Rote Kreuz wenden. Dort gibt es Arbeit in Hülle und Fülle Ich möchte um weitgehendſte Rückſichtnahme den Stadtrat erſuchen, daß man alles tun möge, um den inneren Frieden zu er⸗ halten. Denn wenn die Arbeitsloſigkeit eine viel größere, umfangreichere werden wird, als wie ſie jetzt ſchon iſt, gilt es Sorge zu treffen. Denn mit der Arbeitslofigkeit ſetzt Not, Elend und Hunger ein. Ich möchte weiter empfehlen, daß man ſtädtiſche Arbeiten, die in Bälde aus⸗ geführt werden ſollen, nicht auf die lange Bank ſchiebt. Es tritt in die Erſcheinung, daß im Holzgewerbe ganze Betriebe ſtill gelgt werden, und beſonders ſolche Betriebe, die ſtädtiſche Ar⸗ beiten auszuführen haben. Denn nicht allein ſind durch die Arbeitsloſigkeit, hervorgerufen durch den Kriegsausbruch, die Arbeiter allein in Mitleidenſchaft gezogen, ſondern auch die Arbeitnehmer müſſen in gleicher Weife darunter leiden, und Aufgabe der Stadt iſt es, chre Für⸗ ſorgetätigkeit auf dieſes Gebiet zu lenken. Da niemand das Wort wünſcht, wird gleich übergegangen zu dem Antrag eimer Fähre zwiſchen Mannheim und Ludivigshafen. Die auf 6000 Mark geſchätzten e Er⸗ richtung einer für Fuhrwerke Dampffähre unterhalb der Rheinbrücke wurden vom Stadtrat vorbehaltlich der Stadt Ludwigshafen genehmigt. Die iſt nach Vereinbarung mit der Stadt Ludwigs⸗ hafen zu betreiben. Die Koſtendeckung, b ſie nicht durch die zu erhebenden Fahrge 5 erfolgt, bleibt ſpäterer Beſchlußfaffung behalten. Der Bürgerausſchuß wird um Zu⸗ ſtimmung zu dieſem Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer ſtellt die er⸗ freuliche Tatſache feſt, daß der Donnerstag⸗ Markt beſchickt war, wie ſeit heng nicht mehr. Jedenfalls würde dieſe auch einen günſtigen Einftuß auf die ausüben. Damit wird auch dieſer Punkt verkaſſen. Errichtung einer Bürgerwehr. Die für die Einrichtung und Unterhaltung einer Bürgerwehr erforderlichen Mittel werden vom Stadtrat g Beſchkucßzfaſſung über die Deckung bleibt vorbehalten. 7 5 8 um Zuſtimmung zu ſem Beſchluſſe e ht. 125 5 Stv. Wendling wünſchb unter Heiterkeit des Kollegiums mehr Zucht und nung bei der Bürgerwehr. Man ſollte abh entſchieden gegen diejenigen vorgehen, 122 die in die micht fügen wollten. wäre die Erlaſſung einer Mitglieder der Wehr zu wünſchen. Das Fehlen einer 1 e könne zu unliebſamen Vorkommniſſen führen. Str. Dr. Alt, der Kommandant der Bürger⸗ wehr, ergreift unter großer Heiterkeit das Ich weiß ni, ſo führt der Redner aus, w 70 Herr Wendling die Mißſtände in der Wehr genau kennt, daß er bei einer Inſtitution. —. a S Fi S FSAn S 22 2 e 8 e. C Freitag, den 14. Auguſt 1914.— eneral-Anzeiger. Fadiſchr Aeueſte Nachrichten.(Mittagblatt) 3. Seite iſt ſelbſtverſtändlich, daß eine Bürgerwehr nicht ohne weiteres kommandiert werden kann, wie eine militäriſche Truppe, ſondern man kann nur allmälig denjenigen Grad von Diſziplin erzielen, der ſelbſtverſtändlich in letzter Linie auch für die Bürgerwehr notwendig iſt. Ich laun verſichern, daz ich mir auch umgelehrt herben Tadel wegen einer ſolchen Diſziplinie⸗ rung zugezogen habe, nachdem mir das Kom⸗ mando übertragen worden iſt. ES verſteht ſich, daß dieſe Diſziplinierung nur allmälig geſchehen kann. Heute können noch nicht einmal die Um⸗ riſſe mitgeteilt werden, weil noch nicht einmal pollſtändig das Ziel feſtſteht und weil die Grup⸗ pen noch nicht vollſtändig organiſiert ſind, die die einzelnen Objekte zu bewachen haben. 8 Es wird noch mehrere Tage dauern, bis alles zu Ende geführt iſt. Dieſenigen Herren, die ſich der Mühe unterzogen haben, die Organiſation ins Leben zu rufen und mich dabei zu unter⸗ ſtützen, haben ihre Pflicht in vollem Maße ge⸗ tan und ich nehme Gelegenheit, an dieſer Stelle ihnen dafür zu danken.(Beifall.) Ich wünſche, daß die Sache ſo weitergeht und ich hoffe, daß ſchließlich zu aller Zufriedenheit das Inſtitut tet hat, wenn wir 1 8 5 Frieden zurück⸗ ſehven.(Lebhafter Beifall.) 5 Damit 5 die Ausſprache über dieſen Gegen⸗ ſtund erledigt. Arbeitsloſenfürſorge. Ziffer II Paragr. 1 bis 8 der Beſtimmungen die Arbeitsloſenfürſorge findet für die Dauer des Kriegszuſtandes auch ſinngemäße Anwendung auf Perſonen, die nicht Arbeit⸗ nehmer ſind, wenn ſie infolge Ausbruchs des Krieges die gewöhnliche, ihrenUnterhalt ſichernde Beſchäftigung nicht ausüben können. Der Bürgerausſchuß wird um Zuſtimmung zu dieſem Beſchluß gebeten. zürgermeiſter Dr. Kuczer weiſt dar 25 daß es notwendig iſt, den Kreis der jetzigen Arbeitsloſenfürſorge etwas zu erweitern Es iſt möglich, daß in dieſen ſchweren Zeiten, namentlich, wenn der Krieg von langer Dauer iſt, die jetzigen Beſtimmungen nicht ausreichen, eimmal, il die Unterſtützung nur 60 Tage ge⸗ währt wird, und zum andern, weil die Unter⸗ kätzungsſätze nicht genügen Wir haben uns geſagt, daß wir eine ziemliche Verlängerung der Unterſtützungsdauer und eine Erhöhung der Bezüge eintreten laſſen müſſen. Der Stadtrat bittet um die Ermächtigung, dies tun zu dürfen. Es ſoll nicht heißen, daß es von heute auf morgen geſchieht, aber wir wollen, ohne daß wir den Bürgerausſchuß hören müſſen, in der Lage ſein, wenn die Umſtände es bedingen, weiter zu gehen, als die jetzigen Beſtimmungen es erlauben.(Beifall) Damit iſt die Ausſprache über ſämtliche Vor⸗ den Abſtimmung werden In der darauffolgenden ſtimm fämtliche Vorlagen einſtimmig an⸗ genommen. bürgermeiſter Dr. Kutzer dankt herz⸗ lich für die einmütige Annahme der Vorlagen. che er aber die Sitzung ſchließe, erlaube er ſich noch einmal das Wort zu nehmen. Genau bor einem Jahre, am 13. Auguſt 1913, iſt Amtsvorgänger, Herr Dberbürdermeiſte Rartin, der ſich ſo hohe Verdienſte um die Stadt Mannheim erworben hat, uns entriſd worden. Ich bitte Sie, das Andenken an dieſen edlen Mann dadurch zu ehren daß Sie ſich von ihren Sitzen erheben.(Geſchieht.) Ich danke Ihnen und ſchließe die Sitzung. Schluß der Sitzung 5¼½ Uhr. Zur geſtrigen Bürgerausſchuß⸗ 9 ſitzung. Es war eine bemerkenswerte, erinnerungs⸗ reiche Sitzung, die der hieſige Bürgerausſchuß geſtern abhielt. Der Ernſt der Zeiten, in wir leben, lagerte über der kurzen, aber inhalts ichweren Tagung. Es galt, verſchiedenen Vor⸗ lagen des Sdadtrats zuzuſtimmen, die das Ziel verfolgen, die Not des Krieges zu lindern, 85 weit dies überhaupt in der Möglichkeit eines ſtädtiſchen Gemeinweſens liegt. Sieben Vor⸗ lagen umfaßte die Tagesordnung und zwar: 1. Die Regelung der Lebensmittelverſorgung, 2. Familienunterſtützung. 3. Armenhilfe: 9 85 terſtützung an Vereine und Anſtalten. 4. Be⸗ reitſtellung von Arbeiten. 5. Fähre zwiſchen Mannheim und Ludwigshafen. 6. Errichtung einer Bürgerwehr. 7. Ausdehnung der Arbeits⸗ loſenfürforge. Vor Eintritt in die Beratung fanden Herr Oberbürgermeiſter Kutzer fowie die Vorſitzen⸗ den der verſchiedenen Fraktionen ſchlichte aber deſto ergreifendere, zu Herzen gehende Worte über die ſchweren Schickſalsſtunden, die über unſer deutſches Vaterland hereingebrochen ſind. Der innige Wunſch, der aus allen Reden klang, daß die ſchwere Prüfungszeit an uns bald und gkückkich vorübergehen möge, entſprach den Empfindungen, die das ganze Haus beherrſchte. Ueber die Vorlagen ſelbſt entſpann ſich nur eine kurze Erörterung. Mit der Tendenz der ſtädträtlichen Anträge war der Bürgerausſchuß eiumütig einverſtanden. Die Anregungen, die aus ſeiner Mitte geäußert wurden, hatten die⸗ Tendenz, die Fürſorge noch zu ergänzen und zu erweitern. Zwei Wünſche waren es ins⸗ beſondere, die geäußert wurden und die wir noch nachträglich vertreten möchten. Der erſte Wunſch ging dahim, bei den ſtädtiſchen Aemtern möglichſt nur bezahlte Kräfte anzuſtellen. So dankenswert es iſt, wenn ſich viele junge Leute in aufopferumgsvoller Weiſe in den Dienſt der Weeeinhbeld Peilen, ues auch an ihrem Teil an der Erfüllung der großen Aufgaben, die von deutſchen Volke zu löſen ſind, mitzuwirken, ſo darf durch dieſe opferfreudige Mitarbeit doch nicht den Familienvätern Verdienſt und Brot entzogen werden. Die letztere Sorge iſt viel⸗ mehr in den Vordergrund zu rücken. Herr Oberbürgermeiſter Kutzer hat geſtern in dieſer Frage eine ſehr ſympathiſche Erklärung abge⸗ geben, die ſicher beruhigend wirken wird. Wir hoffen, daß ſeine Ausführungen vor allem die Beachtung der ſtädtiſchen Betriebe finden. Hier kann ſehr viel geſchehen, um der Arbeitsloſigkeit zu ſteuern. Wir begnügen uns für heute mit dem kurzen Hinweis, werden aber, wenn es nötig erſcheinen ſollte, im Intereſſe der arbeits⸗ loſen Einwohnerſchaft näher darauf eingehen. An die Privatbetriebe wird tagtäglich die Mah⸗ nung gerichtet, möglichſt keine oder doch nur die notwendigſten Entlaſſungen vorzunehmen, damit der Arbeitsmarkt nicht allzuſehr über⸗ völkert wird. Die ſtädtiſchen Betriebe haben die Pflicht, hier vorbildlich vorzugehen und für das in das Feld gerückte Perſonal die notwen⸗ digen Ergänzungskräfte aus der großen Zahl derjenigen zu nehmen, die ihre ſeitherige Ar⸗ beitsſtelle verlaſſen mußten. Gewiß werden der Stadt dadurch höhere Ausgaben entſtehen, aber das ſind eben Folgen des Krieges, die wir tragen müſſen und die von der Bürgerſchaft auch gern getragen werden. Haben wir wieder Frieden, dann wird die Stadt ſchon Mittel und Wege finden zur Deckung der in den Kriegs⸗ zeiten entſtandenen Ausgaben. Vor allem wird es auch möglich ſein, manche beabſichtigte Auf⸗ wendung auf ſpätere beſſere Zeiten zu ver⸗ ſchieben und dadurch die ſtädtiſchen Finanzen zut entlaſten. Doch das ſind ja alles Sorgen, die erſt in zweiter Linie ſtehen und die vollſtän⸗ dig verſchwinden vor den großen Pflichten, die unſer ſtädtiſches Gemeinweſen heute gegen⸗ über dem Vaterlande und unſerer Einwohner⸗ ſchaft zu erfüllen hat. Es darf hier wohl kon⸗ ſtatiert werden, daß die Bürgerſchaft unſerer Stadt mit großem Vertrauen auf Herrn Ober⸗ bürgermeiſter Kutzer blickt, erfüllt von der feſten Ueberzeugung, daß dieſer Mann in den heutigen ſchlimmen Zeiten für die von den Folgen des Krieges am meiſten heimgeſuchten Schichten der Bevölkerung tun wird, was er tun kann und daß er ſeine geſtern gemachten Verſicherungen auch in die Tat umſetzen wird. Der zweite in der geſtrigen Bürgerausſchuß⸗ ſitzung geäußerte Wunſch ging dahin, es möge bei der Prüfung der Unterſtützungs⸗ frage für die Familien der ins Feld gezogenen Kriegsteilnehmer mög⸗ lichſt weitherzig und wohlwollend verfahren werden. Die Kommiſſion, die von dem für die Gewährung dieſer Unter⸗ ſtützungen eingeſetzten Lieferungsverband mit der Prüfung der Unterſtützungsgeſuche beauf⸗ tragt worden iſt, ſcheint nach den uns gewor⸗ denen Mitteilungen tatſächlich zu vorſich⸗ tig, wie ſich geſtern Herr Oberbürgermeiſter Kutzer„ſehr vorſichtig“ ausdrückte, verfahren zu ſein. Die Kommiſſion wird aus den geſtrigen Verhandlungen des Bürgerausſchuſſes erſehen haben, daß ſie mit dieſer zu weitgehenden Vor⸗ ſicht nicht im Sinne der überwiegenden Mehr⸗ heit des Bürgerausſchuſſes gehandelt hat u. hof⸗ fentlich die entſprechende Nutzanwendung ziehen. Jede Härte muß vermieden werden und bei der Beurteilung der Unterſtützungs⸗ notwendigkeit iſt nicht ſchematiſch, ſondern nur von Fall zu Fall zu verfahren. Wir ſind der ſicheren Hoffnung, daß die Beſchwerden, die in der Frage der Gewährung der Unterſtützung an die Familien der Kriegsteilnehmer in den letzten Tagen von verſchiedenen Seiten erhoben worden ſind, raſch verſchwinden werden. Dafür bürgen auch die Männer, die in der Prüfungs⸗ kommiſſion ſitzen und die doch nur von dem einen Beſtreben geleitet ſind, ihre mühe⸗ und dornenvolle Aufgabe nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen zu löſen. Man möge dieſen Män⸗ nern Vertrauen entgegen bringen. Sollte irgend jemand ſich benachteiligt fühlen, ſo wird, davon ſind wir überzeugt, das Bürgermeiſter⸗ amt und vor allem unſer Oberbürgermeiſter raſch nach dem Rechten ſehen und Abhilfe ſchaf⸗ fen. Am Schluſſe der Sitzung erinnerte unſer Oberbürgermeiſter in pietätvoller Art daran, daß heute der Jahrestag des Hinſcheidens des um unſer Gemeinweſen hochverdienten Ober⸗ bürgermeiſters Martin ſei. Seinem Erſuchen, das Haus möge ſich zum Zeichen ehrenden Ge⸗ denkens an den Verblichenen von den Sitzen erheben, wurde ernſt und einmütig entſprochen. Aus Stadt und Land. Mannheim, 14. Auguſt. *Poſtaliſches. Im Verkehr mit Oeſter⸗ reich⸗Ungarn nebſt Bosnien⸗Herzegowina und Liechtenſtein und mit den öſterreichiſchen Poſtanſtalten in Kreta und der Türkei wird der Poſtanweiſungs., Poſtauftrags⸗ u. Nachnahmedienſt eingeſtellt. * Uebertragen wurde dem Gewerbelehrer Adolf Müller in Ettlingen die Stelle des Vorſtehers der Gewerbeſchule in Ettlingen unter Ernennung zum Rektor. *Zurückgeſtellte Verſetzungen. Die für die höhe⸗ ren Lehranſtalten auf 14. September ausgeſprochenen Berſetzungen des Lehrerperſonals kom⸗ men zunächſt nicht zur Ausführung. * Die Konſuln der Vereinigten Staaten von Amerika in Mannheim und Kehl haben— jeder für ſeinen Dienſtbezirk— den Schutz der großbritanni⸗ ſchen Staatsangehörigen übernommen. * Wiedereröffnung der Rheinbäder. Das Rhein⸗ brütckenkommando teilt mit, daß das Sänge ſche Bad und das Schwimmbad von Herweck nunmehr wieder geöffnet ſind und zwar von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr, jedoch iſt der Weg zu den Bädern nur vom Jean Becker⸗Denkmal aus zu nehmen. *Vom Scharhof. Auch hier hat ſich eine etwa 30 Mann ſtarke Bürgerwehr gebildet. Sie iſt eine Abteilung der Bürgerwehr Sandhofen und ſteht unter Leitung des Herrn Georg Treiber.— In der konſtituierenden Ver⸗ ſammlung unſerer Bürgerwehr ſtellte Herr Alt⸗ gemeinderat Seitz den Antrag, daß das Bar⸗ vermögen des früheren hieſigen Geſangvereins „Einheit“ im Betrage von etwa 80 Mark dem Roten Kreuz überwieſen werden ſolle. Dieſer Antrag fand freudige und einſtimmige Annahme ſeitens der noch vorhandenen Mitglieder. *Mutmaßliches Wetter am Freitag und Sams⸗ tag. Ganz Mitteleuropa wird immer noch durch Hochdruck beherrſcht. Für Freitag und Samstag iſt fernerhin trockenes und warmes Wetter zu er⸗ warten. Einquartierung. Die Umquartierung des Erſatz⸗ Bataillons Reſerve⸗Infanterie⸗ Regiments Nr. 40 erfolgt heute nachmit⸗ tag. Neu belegt werden die Quadrate L 11 bis L 15, N 3 bis N 5, O 4 bis 0 7, P 1 bis P 7; ferner der vordere Teil der Oſtſtadt, Friedrichsplatz, Friedrichsring, Prinz Wilhem⸗ ſtraße, Lameyſtraße, Roſengartenſtraße und Kaiſerring, ſoweit die Quartiere in den ge⸗ nannten Straßen noch nicht belegt waren. Die Einquaxtierung wird durch einen quarktier⸗ machenden Unteroffizier den einzelnen Fami⸗ lien beſonders angeſagt. * Die erſten Gefangenen ſind nun auch hier eingetroffen. Es ſind 350 belgiſche Soldaten, die im Kreisgefängnis in 6 untergebracht wurden. Da der Transport nachts hier eintraf, erfuhren nur Wenige von dem unfreiwilligen belgiſchen Befuch. Das Ciebeswerk. )Oftersheim, 12. Aug. Beweiſe gro⸗ ßer Opferwilligkeit werden gegenwärtig viel gegeben. Alles wetteifert die durchfahrenden Truppen zu unterſtützen. So brachte der in den Pfaudlerwerken beſchäftigte Arbeiter Joh. Bauſt von hier, Vater von 8 Kindern, 3 große Kannen Milch, 2 Leib Brot, 1 Korb Obſt und ein Körbchen Eier. Heidelberg, 11. Kuguſt. Der hieſigen Lie⸗ besgabenſtelle wurde von unbekaunter Seite ein Schächtelchen übergeben, in dem ſich zwei goldene Trauringe befanden. Auf einer beigelegten Karte ſtanden nur die ſchlichten, ergreifenden Worte:„Die Eheringe meiner verſtorbenen Eltern!“ (Freiburg, 12. Auguſt. Das Kartell der Südweſtaruppe deutſcher Luftfahrer⸗ vereine hat zugunſten des Rotes Kreuzes 10000% gezeichnet. (Donaueſchingen, 13. Auguſt Fürſt und Fitrſtün von Fürſten berg haben dem Roten Kreuz einen Betrag von 15 000 geſpendet. Das y. Badenweiler, 11. Aug. Friedrich⸗Hilda⸗ Geneſungsheim der Arbeiterpenſionskaſſe der Gr. Badiſchen Stagatseiſenbahnen und Salinen iſt zur Auf⸗ nahme von Verwundeten bereitgeſtellt worden, Die auf der Schwärze herrlich gelegene, fuſt überall von ſchönen ozonreichen Waldungen um⸗ gebene Heilſtätte kann ca 80—100 Kranke auf⸗ nehmen. * W. Berlin, 14. Aug. Die Morgenblätter melden aus Aachen: Der Landkreis Aachen be⸗ willigte 150 000 Mark für die Zwecke des Roten Kreuzes und zur Unterſtützung der milien einberufener Krieger. Ferner ſtellten die Stadt Aachen und mehrere Landgemeinden tauſend Betten zur Aufnahme von Verwundeten und Kranken zur Verfügung. JBerlin, 14. Aug.(Von unſ. Berl. Bur.) Die geſtrige Kriegsſitzung der Spandauer Stadtverordneten bewilligte einen Kredit von 500000 M. für Unterſtützungen der Familien der Spandauer Kriegsteilnehmer, für die Verſorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel und für die Beſchaffung von Liebesgaben für die ins Feld Einrückenden. W. Berlin, 13. Aug. Die„Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Leipzig: Die Leipziger Lebensverſiche⸗ rungsgeſellſchaft(Alte Leipziger) und die Sächfiſche Waggonfabrik.⸗G. in Werdau haben für die Zwecke des Roten Kreuzes je 50 000 M. geſtiftet. W. Berlin, 14. Aug. Der Staatsvertreter ſämtliche Reichspoſtanſtalten, Poſtämter, Poſt⸗ agenturen und Poſthilfeſtellen Spenden für die nationale Stiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen ent⸗ gegennehmen können. Das Bureau der natio⸗ nalen Stiftung befindet ſich in Berlin.W. 40, Allenſtraße 11. tralen und die örtlichen Organiſationen des Kriegsliebesdienſtes 500000 Mark zur Verfügung geſtellt. Englands Kriegserklärung an Oeſterreich⸗Ungarn. W. Berlin, 14. Aug. Zur Kriegserklärung Englands an Sſterreich⸗Ungarn bemerkt die „Tägliche Rundſchau“: Damit iſt die letzte Lücke der Gegner Deutſchlands und Oſterreichs ausgefüllt. Aber es ſei nicht damit geſagt, daß die Situation für Deutſchland und Oſterreich damit ſchlimmer geworden wäre. Nach dem ruſſiſch⸗engliſchen Marine⸗Abkom⸗ men ſollen, wie Profeſſor Schiemamn im der „Kreuzzektung“ aus unbedingt zuverläſſiger ruſſiſcher Quelle feſtſtellt, ruſſiſche Trup⸗ pen auf engliſchen Schiffen in Pommern landen. Die Verhandlungen darüber werden in London dem Marine⸗Be⸗ vollmächtigten Wolkow übertragen und der Botſchafter von Benkendorf wäre über den ganzen Plan unterrichtet. Der Abſchluß der Konvention ſollte erfolgen, wenn Prinz Lud⸗ wig von Battenberg im Auguſt in Petersburg eintrifft. Der Prinz iſt nicht nach Rußland gefahren; der von Rußland uns oktroyrte Krieg machte es unmöglich. W. Wien, 14. Aug.(K. u. K. Korr.⸗Bur.) Der öſterreichiſch-ungariſche Botſchafter in Lon⸗ don hat geſtern eine Note des engliſchen aus⸗ wärtigen Amtes, folgenden Inhaltes, erhalten: Da die franzöſiſche Regierung nicht mehr in der Lage iſt, unmittelbar mit der öſterreichiſch⸗unga⸗ riſchen Regierung zu verkehren, habe ich Eurer Exzellenz folgende Mitteilungen zu machen: Die öſterreichiſch⸗ ungariſche Regierung hat ſich, nachdem ſie an Serbien den Krieg erklärt und ſomit in Europa den Beginn der Feindſelig⸗ keiten eröffnet hat, ohne jede Provokation ſeitens der franzöſiſchen Regierung in den Kriegszuſtand mit Frankreich geſetzt. 1J. Hat Oeſterreich⸗Ungarn, nachdem Deutſch⸗ land erſt Rußland und dann Frankreich den Krieg erklärt hat, in einem Konflikt Partei ge⸗ nommen, indem es an Rußland d. Krieg erklärte, das bereits an der Seite Frankreichs im Kampfe begriffen war. Nach zuverläſſigen und Zlaub⸗ würdigen Informationen hat Oeſterreich⸗Ungarn Truppen an die deutſche Grenze geſchickt unter Bedingungen, die einer ſchwierigſten Bedrohung Frankreichs gleichkommen. Angeſichts der Tar⸗ ſache iſt die franzöſiſche Regierung gezwungen, der öſterreichiſch⸗ungariſchen Regierung zu ey⸗ klären, daß ſie alle Maßregeln ergreifen wird, um dieſen Handlungen und Drohungen ent⸗ gegentreten zu können. Anſchließend an dieſe Note hat Sir Edward Grey dem öſterreichiſch-ungariſchen Botſchafter in London erklärt: Nachdem der Bruch zwiſchen Oeſterreich Ungarn und Frankreich in der ange⸗ gebenen Weiſe erfolgt ſei, ſehe ſich die Königlich Kaiſerliche Regierung genötigt, zu erklären, daß dieſe Mitternacht der Kriegszuſtand auch zwi⸗ ſchen Großbritannien und Oeſterreich⸗Ungarn eingetreten ſei. In dieſer Darlegung der engliſchen Note iſt vor allen Dingen zu bemerken, daß der Konflikt Oeſterreich⸗Ungarns mit einem unabhängigen Staate wie Serbien, ſpeziell in der Frage, welche die intereſſierende europäiſche Politik nicht be⸗ trifft, nicht als der Grund der Feindſeligkeiten zwiſchen den europäiſchen Mächten betrachtet werden kann. Was die ſpezielle Begründung der fran⸗ zöſiſchen Kriegserklärung anbelangt, ſo wäre hervorzuheben: 1. Dieſelbe geht über das gewiß weſentliche Moment hinweg, daß Oſterreich⸗Ungarn ſchon deshalb genötigt war, an Rußland den Krieg zu erklären, weil dieſes die Monarchie durch an ſeiner Grenze vorgenommene Mobiliſie⸗ vung offenkundig bedrohte. 2. Oſterreich⸗Ungarn hat keine Truppen an die franzöſiſche Grenze geſchickt und dieſer Um⸗ ſtand iſt der franzöſiſchen Regierung auch auf eine von ihr geſtellte Anfrage durch eine offi⸗ zielle Erklärung bekanntgegeben worden. Die Argumentation des franzöſiſchen Kabinetts iſt daher nicht bloß eine willkürliche Entſtellung der Tatſache, ſondern auch eine bewußte Lüge Wenn England ſich entſchloſſen hat, die tradi⸗ tionellen Freundſchaften, die es mit der Mo⸗ narchie verband, ſo leichten Herzens aufzu⸗ geben, um die Sache Frankreichs zu vertreten, ſo iſt dies eine bedauerliche Tatſache, die aber die Monarchie nicht unvorbereitet trifft und die ſie, im Bewußtſein, daß das gute Recht auf ihrer Seite ſteht, mit Gleichmut hinnimmt. Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunst- und Feuilleton: I..: Dr. Fritz Goldenbaum. für Lokales, Provinziales und Gerichtszeitung Richard Schönfelder; für den Handlelsteil: Dr. Adoll E„ kür den Inseratenteil und Gesch es? Fritz Joos: Druck und Verlag der W. Eſſen⸗Ruhr, 14. Aug. Frau Fried⸗ rich Alfred Krupp hat für verſchiedene Zen⸗ Dr. H. Haas'schen Buchdruckerei, G. m. b. Direktor: Erust Müller. 6. Seite. Generol-Ameiger.— Sadiſche Aeueſte Nachrichten. Mittagblatt) 5 1 Seldmarkt, Sank-· und Börsen- eSDnd. FVostscheckverkehr. Im FReichspostgebiet ist die Zahl der Konto- mhaber im Postscheckverkehr Ende juli 1914 auf 100 104 gestiegen.(Zugang im Monat Juli 4273.) Auf diesen Postscheckkonten wurden im juli ge- bucht 1720,2 Millionen Mark Gutschriften und 1727,6 Millionen Mark Lastschriften. Bargeldlos wurden 1833,7 Millionen Mark des Umsatzes be- glicten. Das Gesamiguthaben der Kontoinhlaber betrug im juli durchschnittlich 208,2 Millionen Mark. Im internationalen Postüberweisungsver- kehr wurden 8,8 Millionen Mark umgesetzt. Vertagung der Ultimoliquidation an der Berliner Effektenbörse. Berlin, 13. August.(Von uns. Berl. Bur.) Der Verein für die Interessen der Effektenbörse in Berlin beschloß in seiner heutigen Sitzung ein- stimmig, dem Börsenvorstand die Vertagung der UItimoliquidation bis Ultimo September vorzu- schlagen. Wie der Lokalanzeiger weiter hört, dürfte im Zusammenhang hiermit dann auch eine Erhöhung der Prolongationssätze bis Ende vori- gen Monats auf ca. 4 Prozent erfolgen. Handel und lndustrie. Dine Mahnung des deutschen Handels- tages. Vom Deutschen wWir folgende Zuschrift: „Durch den Krieg sind für Handel und Industrie außerordentliche Schwierigkeiten entstanden. Sie zu überwinden, bedarf es großer Besounen- heit. Unbesonnen war es, daß über das Maß des Notwendigen hinaus Geld ahgehoben und dem Ver- kehr entzogen wurde, und es ist zu hoffen, daß die auf diesem Gebiete inzwischen eingetretene Besse- rung sich fortsetzten wird. Unbesonnen würde es sein, wenn über das Maß des Notwendigen hinaus die Kreditgewährufg eingeschränkt und strengste Innehaltung der Zahlungsverpflich- tungen gefordert würde. Einige Erleichterungen sind bereits durch Verordnungen des Bundesrats gewährt worden. Außerdem muß es aber als Pflicht der Gläubiger bdzeichnet Werden, sich jeder Härte gegenüber der durch den Krieg geschaffenen Notlage der Schuldner zu enthalten. Jeder Schuldner muß es als Ehrensachie betrachten, seine Verpflichtungen auch während des Krieges 80 ollständig und so pünktlich wie nur irgend möglich zu erfüllen. Dafür muß aber auch der läubiger den Kriegsverhältnissen Rechnung tra- gen. ſeder ist auf den anderen angewiesen, und das Interesse des Vaterlandes erheischt es, daß nie- mand den Untergang des anderen verschuldet. In 5o schwerer Zeit steigert sich die Verantwortlich- beit des einzelnen gegen seine Mitbürger und ge⸗ gei die Gesamtheit. An unsere Mitglieder richten wir die Bitte, im Kreise der Kaufleute und Industriellen ihrer Be- zirke im Sinne der vorstehenden Ausführungen zu Wirken und namentlich sich dagegen zu wenden, claß von Verbänden und Lieferanten den Abneh- Handelstag erhalten Flfegerlentnant Bärenſprung. Roman von Paul Burg. (Copyright 1914 by Grethlein& Ca. G. m. b. HI. Leipzig.) +. Ordonnanzen trugen die Kaffeetaſſen ab und hoben die Abſchiedsbowle auf den Tiſch. Der Derſtleutnant winkte ihnen zu, mit dem Gläſer⸗ füllen zu warten, und erhob ſich. „Sie haben alſo vorläufig zum letzten Male in unſerm Kreiſe Ihr Mittageſſen genommen, Oberleutnant von Bärenſprung. Ich über⸗ treibe nicht, wenn ich ſage, daß Sie der kräftige Sproß eines angeſehenen alten Schwedenſtam⸗ mes, uns allen immer ein lieber und guter Kamerad geweſen ſind und ein guter Reiter⸗ offtzier in Seiner Majeſtät Regiment. Aber ſeit dem Sie damals bei der Beſichtigung von unſerm höchſten und gnädigen Chef das Kom⸗ mando zur Fliegerſchule ausbaten, ſeitdem — kann ich wohl ſagen— ſind Sie unſer Stolz. Und wir alle, die wir hier ſind, ſamt dem Re⸗ giment hoffen, daß Sie als ordentlicher Ka⸗ valleriſt auch in dem neuen Sattel da oben zurechtkommen, gut ſitzen und brav abſchnei⸗ den. Und dann ein frohes Wiederſehen, mein lieber Bärenſprung!“ Damit reichte er dem ihm gegenüberſtehenden Offtzier beide Hände hin und drückte die des Kameraden feſt und herzlich. e Offiziere hatten ſich erhoben, ſchüttelten ihm die Hände. Anterdes füllten die Ordo⸗ naunzen mit Eifer die Glaſer. Der Oberſtleutnant ſtand ſinnend und ſtrich ſich ſeinen breiten grauen Schnauzbart. Er blickte auf den Scheidenden. Bärenſprung war ganz vom nordiſchen Schlage, ein ſehniger, hoch⸗ gewachſener Offizier. Ein ernſter Zug lag um den ſchmalen Mund. Die ſteile Stirn, das ſcharfe Kinn verrieten eher einen grübleriſchen Ge⸗ lehrten in dem roten Attila als einen Reiter⸗ offiszter. Freilich der bürſtenkurze Schnurrbart, das ſchlichtgeſcheitelte Blondhaar, die roſige Ge⸗ ſichtsfarbe eigneten keinem Stubengelehrten. Der Oberſtleutnaut hob ſein Glas gegen das mern ohne Unterschied erklärt wird, daß auf Kre- ditgewährung nicht meir zu rechnen sei und rück- sichtslos auf Einhaltung der Zahlungsbedingungen bestanden werde. Wie die eiuzelnen Handelskammern usw/. es sich angelegen sein lassen werden, der Kaufmannschaft unter Berücksichtigung der durch den Krieg her- beigeführten besonderen Verhältnisse und beson- deren Bestimmungen zu diesen, so stellt sich auch der Deutsche Handelstag hierfür zur Ver- fügung, indem er sich namentlich zur Auskunfts- erteilung und zu persönlicher Verhandlung mit den Zentralbehörden erbietet. Der Präsident: Dr. Kaempf. Landuvirtschaft. Nrntevorschätzung für Preußen. Berlin, 13. August. Die Statistische Korres- pondenz veröffentlicht die Erntevorschätz- ung für Preußen nach dem Standde von Au- fang August voraussichtkcher Ertrag in Tomen, für 1914 1913 Winterweizen 2288 760 2568 604 Sommerweizen 340 133 374 0⁴43 Winterroggen 8949 230 9 207 176 Sommerroggen 73 40⁰ 77 979 Wintergerste 70 363 2107158 Sommergerste 1832 862 2107 158 Hafer 6235574 0559 911 Die Beteiligung an den vorläufigen Schätzungen ist infolge der eingetretenen Mobilmachung schwach zu nennen. Vielfach wird bemerkt, die Erträge ließen sich noch nicht zuverlässig au- geben Schätzungsangaben liegen von 3489 ver- trauensmännern gegen 3867 Vertrauensmännern im August des Jahres 1913 vor. Warenmärkte. Mannheimer Frodaktenbörse. n. Die TJendenz amgestrigen Markttage charakterisierte sich als ruhig und es ging im all. gemeinen nur wenig um. Als Käufer war wiiede- rum das Proviantamt am Markte. Die Preise stellen sich im allgemeinen etwas niedriger, zumal nun auch Ware aus neuer Ernte angeboten wird. Dieselbe ist in Beschaffenheit recht gut und unser Weizen dürfte sich in diesem Jahre zu Müllerei- zwecken recht gut eignen. Die Forderungen für neuen Weizen aus Baden, Pfalz und Nheinhessen stellen sich auf 25.— bis 25.50 M. per 100 kg bahn- frei Mannheim. In Braugerste aus neuer Ernte War auch heute noch kein Angebot am Markte. Neuer Hafer dagegen wird bereits offeriert. Für neuen Hafer aus hiesigen Gegenden forderte man 22.— bis 22.50 M. per 100 kg bahnfrei Manneim. Im hiesigen offiziellen Kursblatt wurden die Preise für Weizen um 0,50, für Roggen um.— M. und für Platamais um.50 M. per 100 kg ermägigt. Während der Preis für alten Hafer um etwa 1 M. die 100 kg bahnfrei Mannheim anziehen konnte. Am Mehlmarkte war die Stimmung ruhiger und die Preise wurden im Anschluß an die von der Süddeutschen Mühlenvereinigung vorgenommene Preisreduzierung ebenfalls ermä Bigt. Königsbild im prunkvoll breiten Goldrahmen an der Längswand des einfachen Saales. zUnſerm gnädigen Chef zum Gruße!“ Von der engen Empore ſchmetterte der Prä⸗ ſentiermarſch der roten Leibhuſaren hinter dem Königsgruße drein. Ueberraſcht wandte ſich der Oberſtleutnant herum und blickte den Kaſinochef fragend an. „Verzeihen, Herr Oberſtleutnant! Die Leut⸗ nants wollten ſich das nicht nehmen laſſen; ſie haben den Bärenſprung viel zu gern. Und die Muſik bot ſich ſelbſt an“, rief es durch den Lärm des Marſches. „So, das gefällt mir.“ Er lauſchte in die dröhnenden mitreißenden Marſchtakte. „Wenn Sie da oben mal nicht wiſſen, wo und wie, Bärenſprung, dann denken Sie an unſern Marſch; das gibt Feuer ins Blut. Und ver⸗ geſſen Sie den lieben Herrgott nicht, wenn Sie ihm am nächſten ſind.“ „Nein, Herr Oberſtleutnant.“ Einer der Mafore lehnte ſich über den Tiſch. „Sind ja nicht weit weg, können ja bald mal 118 Frühſtück rüber kommen, Bärenſprung, nich?“ „Sehr liebenswürdig Herr Major, aber vor⸗ ie „Na, ja, ſpäter, ſpäter. Wollen Sie denn wahrhaftig heute Nachmittag mit dem dem Ingenieur losgondeln nach Ihrem neuen Be⸗ ſtimmungsorteß“ „Jawohl, Herr Major. Doktor Heidemann, mein Inſtrukteur an der Fliegerſchule, hat tele⸗ phoniert, daß er um 3 Uhr auf dem fleinen Exerzierplatz landet. Jetzt iſt es halb drei.“ „Na, da wollen wir doch mal ſehen Oberleutnant von Bärenſprung dankte mit herzlichem Nicken, wenn ihm einer zutrank, nahm aber nur immer einen kleinen Schluck. freute ſich unbändig auf ſeine erſte Fahrt im Flugzeug und wollte dabei völlig klaren Kopfes Ein Der Oberſtleutnant trank ihm zu; ihm gefiel ein mäßiger, nüchterner Offizier, ſtreng hielt er darauf, daß bei den Leibhuſaren keine Trink⸗ unſitten einriſſen, überhaupt kein Prunk und Pomp. Seiner Majeſtät Leibregiment wurde darum oft von hoher Stelle anderen als leuch⸗ tendes Vorbild mahnend vorgehalten. und Industrie-Zeihng Die offiziellen Notierungen stellten sich per 100 Kilo bei sofortiger Zahlung, bahnfrei Manmheim: Weizen hierländischer beuer August-Lieferung 25 50, ausländischer 20.50, Roggen hierländischer neuer August-Lieferung 2250, Futtengerste 21, Hafer aiter 20, neuer August-September 22, Plata- mais 20, Weizenmehl 00 43, 0 42, à 40, 3 37, 4 38, Roggenmehl. O 37.50, 1 35.50. Tendenz: Getreige ruhig. New-Lorker Warenmarkt. W. Newyork, 12. August.(Verspätef erst am 13. ds. Mits. eingetroffen.) Weizen Sept. 98 (99.75), Dezhr. 104(105.75), Baumwolle Loko 11 (lehlt), Schmalz West..95(.85), Kaffee Rio Loko 85%(ſehl), Zucker.88(5,27), Petroleum Credit Balances.55(lehlt). Baumwollsaatöl Loko.24 (.20), Dez..14(.28). Chiengoer Hetreidemarkt. Chicago, 12. August. Der Weizen markt eröffuete mit 2½ c. niedrigeren Kursen, da die Ungewigheit hinsichtlich des Exportgeschäfts und die matte Haltung des Minneapoliser Marktes so- wie die Zunahme der Vorräte, den Käufern starke Zurückhaltung auierlegten. Im weiteren Verlaufe zogen die Preise an, im Zusaminenhang mit Käu- ſen der Lokohäuser und infolge des geringen An- gebots, das aus dem Inland vorlag. Bei Schluß War die Tendenz als fest zu verzeichnen, doch wiesen die Preise gegen gesſern noch Einbußen von 7s bis C. auf. Mais selzte zu gut behaupteten Preisen ein, auf die amtliche Einschränkung der Verschiffungen von Mais in Argentinien. Meldungen über höhere Preise für greifbare Ware und Berichte über ge⸗ ringe Zuiuhren boten dem Markte späterhin eine gute Stütze. Der Schlußverkehr vollzog sich in ausgesprochen fester Haltung bei 1½ bis 1 c. höheren Kursen. W. Ohicago, 12. August.(Verspätet erst am 13. ds. Mts. eingetroffen.) Die heutigen Notierun- gen stellten sich wie folgt: Weizen Sept. 9394(v. K. 94.50), Dezbr. 9096(100.50), Mai 107(107.75), Mais Sept. 80(78.50), Dezbr. 7008(6996), Mai 72.25(7078), Haſer Mai 4878(477½), Schmakz Sept. .60(.55), Okt..80(.72), Jan. 10.12(.95), Pork Sept. 22.28(21.95), Jan. unnot.(21.65). fippen Sept. 12.72(12.50), Okt. 12.45(12.17), Jan. 11.15(1090). Speck Loko 12.37—12.85(11.25—11.62), Schweine leichte.85—.50(—10), desgl. schwere.40 bis .30(.75—.85), Zufuhren 114.000(65.000), davon in Chicago 38.000(19.0000). Zahlungseinstellungen und Kon · Kkurse. Honkurse in MDeutschland. Augsburg: Bankier Robert Uhl; Barr: Polsterer Emil Hoffmann; Berlin: Förster S. Rünge, G. m. beh b..; Bleicherode: Kaufmann Artur Beume; Breslau: Witwe Nosina Schmidt geb. Hauke; Bünde, Westf.: Witwe Kaufmann Heinrich Geilker geb. Johanne Dicks; Charlottenburg: Kaufmann Thomas Wulff; Dresden: Naufmann Friedrich Hänel; Düsseldorf: RNaufmann jean Hönscheid; Die Muſik ſpielte Abſchiedslieder, die Offiziere Er Forst, Lausitz: Fabrikbesitzer Alois Brück; Gel- plauderten, rauchten und tranken. Unvermerkt trat der Kaſinoſergeant hinter den Stuhl des Kommandeurs und flüſterte ihm eine Mel⸗ dung zu. Das getragene Spiel der Regimentsmuſik überſchallte ein heftiges Knattern und Krachen vom Kaſernenplatze her, wie von einem anfah⸗ renden Automobil, immer lauter, unterſchied⸗ licher. „Der Flieger!“ Alle ſtürmten an die Fenſter, ſuchten mit lau⸗ ten Rufen den Himmel ab. Da hing er hoch über den alten Pappeln an der Reitbahn, ſtand faſt unbeweglich wie ein Punkt in der Luft. Nein, er bewegte ſich, flog auf die Kaſernen zu. Ganz hoch über den Pappeln und ſehr ſchnell, kaum größer als eine Mücke. Aber es iſt ja erſt dreivierteldrei Uhr——2“ „Und der kleine Exerzierplatz iſt doch auf der andern Seite——2“ Die Offiziere liefen auf die Veranda, in den Garten, legten die Köpfe in den Nacken und ſtarrten mit blitzenden Augen hinauf in die flimmernde Fülle zerſtreuten Mittagslichts, verfolgten den hunderte von Metern über ihnen fliegenden ſchwarzen, knatternden, aus ſich herauswachſenden Vogel. „Und da will der Bärenſprung mit? Donner⸗ wetter!“ Jetzt kam es näher da oben, wafidte ſich. Sie erkannten etwas wie ein Vogelgerippe, Flügel, Leib und Schwanz. Mitten auf dem Rumpf ſaß es wie ein Knopf. „Das iſt der Flieger, ich ſehe ihn!“ rief ein Leutnant ſtaunend und ſetzte den Feldſtecher ab. Der Kommandeur ſchickte eine Ordonnanz, der kleine Exerzierplatz ſei abzuſperren. Regimentskapelle hatte die Muſikempore ver⸗ laſſen und trottete über den Kaſernenhof. Hu⸗ ſaren liefen aus allen Türen hinterdrein. Alles fand ſich zuſammen: der Nachmittag war dienſt⸗ frei, und man wußte es ſchon im ganzen Regi⸗ ment, daß Oberleutnant Bärenſprung über Mittag abfliegen wollte. Die Offiziere verfolgten den Flieger mit ſtau⸗ Die nenden Blicken. senkirchen: Vereinigte Ahlener-Gelsenkirchener Stanz- und Emaillierwerke.-.; Lederhäncherin Heinrich Fusbahn; Gleiwitz: Naviertechmiker R. Kemmelmeyer; Graudenz: Gustav Meutz; Gum- mersbach: Hotelbesſtzer Georg Stöppelkamp; Ha- dersleben, Schlesw..: Schiffer Alfred Thomson; Hannover: Kaufmann Henry Plaut; Fabrikant Jul. Jungit; Höchstädt, Donau: Satilermeister G. Baterz Hültschin: Kaufmann Max Schymura. Versieherungswesen. W. Kö I n, 14. August. Nachdem hier die Kar. toffelpreise auf 12 und 15 Mark pro Zentuer in die Höhe geschnellt sind, verfügte der Ober bürgermeister, daß fortan alle Kartoffeln in Mengen von 1 bis 3 Zentner mit 6, und Hcleinere Mengen mit 7 Mark bezahlt werden. W. Berlin, 13. August. Das durch Verord- nung des Bundesrats vom 8. August 1914 be⸗ stimmte Verfahren der Einführung der Ge- schäftsaufsicht zur Abwendung des Konkurses wird in seiner prakctischen Durch- lührung sehr wesentlich davon abhängen, daß die amtlichen Gerichte die geeigneten Aufsichtsper- sonen aufstellen. Der Justizminister hat sie des- halb angewiesen, sich mit den Handelsvertretungen in Verbindung zu setzen und sich von ihnen zu diesem Amte beſähigte und geeignete Personen vorschlagen zu lassen. Unter diesen Umständen Wird es doch zweckmäßig sein, Rechtsanwälte als Aufsichtspersonen zu bestellen. Der Vorstand der Auwaltskammer in Berlin hat sich bereits in dan- kenswierter Weise den Berliner Gerichten erboten, bei der Auswahl kiefül geeigneter Anwälte be⸗ hülflich zu sein. Es steht zu erwarten, daß auch die Vorstände der übrigen Anwaltskammern die- sem Beispiel folgen werden. In den jetzigen wirt. schaftlichen Schwierigkeiten wird es als ein Uebel⸗ stand empfunden, daß iu den Konkursen erhebliche Vermögenswerte festgelegt sind, die eine beson- dere Verwendung finden könnten. Dem kann je- doch, abgesehen davon, daß häufig die Schlußver- teilung nicht vorgenommen werden kann, beson- ders dadurch ſeilweise abgeholfen werden, daß die Konkursverwaltungen, soweit irgend möglich Abschlagserteiſungen vornehmen. Der Justiz- minister hat daher sämtlichen Gerichten Auwei⸗ sung gegeben, auf die Ronkursverwaltungen in dieser Hinsicht einzuwirken, damit die in den Konkursen verfügbaren Gelder den Gläubigern möglichst bald ausbezahlt werden. ——————ñ1—..̃— Wasserstandsbeobachtungen im Monat Aug Fegelstation vom Datum Rheln 9 10.11 J 12. 13. 14.] Sewerkungen Euningen?) 3,17.27 3 2103 09ſ 2 05ʃ.00 Abende 6 Uhr enhl...03 409.50 3 904 82.76 Nachm. 2 Uhr gara...5 588.78 8 88.56 Nachm 2 fh Hannbeim.50.72.79.48, 5 28.12 Rorgens 7 hn „ 246283 244 250 FB. 12 Uhr Kaub 4363 3,74.80 Vorm, 7 Uhr .84 Macht.& Uh vom Neekar: Haunheim 5 43.70 869 7 daeegG Verm. 1 Uhr Hellbronn.92.88(0 60.74 0690,58J Verm. 7 Ulr e) Windstill, Ne bel 15. Da, jetzt war es ſtill; geſetzt. Um Gotteswillen! Nun ſtürzte er ab. Wie oft hatte man davon in den Zeitungen geleſen! „Jetzt geht er im Gleitflug nieder“, erklärte ihnen ſachkundig Oberleutnant von Bären⸗ ſprung. wahrhaftig. Und was für einen , Bogen!“ „Aus ſo großer Höhe abzugleiten, iſt un⸗ möglich. Man verſucht in Spiralen ohne Mo⸗ torkraft niederzukommen.“ „Famos, großartig!“ Die Offiziere mußten ihre beobachtende Stellung mehrmals ändern, denn der Flieger glitt lautlos in weitem Bogen um die Kaſerne. „Bär, du kannſt ja ſchon alles!“ ſtaunte ein Leutnant den ſcheidenden Kameraden an. Der Oberleutnant lächelte. Ein bißchen Theorie ſchon. Aber das da oben iſt doch was anderes.“ Bald erſchien der Flieger wieder bei den Pappeln, wo man 55 zuerſt erblickt hatte. Aber er flog jetzt ſo niedrig, daß die Leunants erſchreckt riefen: „Da wird er hängen bleiben!“ Man rief, winkte und eilte aus dem Kaſino⸗ garten über den Hof. Als die Offiziere den bereits von Huſaren rings umſtandenen Exerzierplatz betvaten, ſetzte der Flieger am Sprungwall auf. Knatternd ſprang der Motor wieder an, und in kleinen ruckenden Sprüngen hüpfte die Flugmaſchine mitten auf den Platz. Wie ein eilender Vogel. Da ſtand ſie plötzlich ſtill. Nur die Propefler ſchlugen ihre beiden Arme noch ein, zwei Mal läſſig um ſich, und der Motor ſchnaufte den letz⸗ ten Atem aus. Eine vermummte Geſtalt, wie ein Taucher, kletterte aus dem bootförmigen Bau des Nlug⸗ zeuges und entſtieg dem Geſtänge. Die Offi⸗ ziere traten auf den ſeltſamen Gaſt zu, der ſeine große Schutzbrille herunterriß und die an den dickwulſtigen Rand der ſtarren Sturz⸗ kappe legte. „* FJortſezeang olgt 4 — —e 5 ls a ND—— aor 12 —— — 2 2—— 2 FCCCCCͤ VTVTVVbwVbbbb 5 f. 5 f A A el Be . ers * N n * — 7 Buntes Feuilleton. — 7. Seite. Fveitag, den 14. Auguſt 1914. 7 Guggenbühler⸗Hanfstaengl'sches Pädagogium für Musik Konservatorische Musikbildungs- anstait, zugl. Selo-Gesangschule Mannheim, 4, 8. 35468 Frequenz 1912/18: c. 130 Schüler Zahl der Lehr- kräfte: 10. Srügdlicher Hlementar-Unterricht in Klavier. und Wolinspiel Finzeſunterricht) wöchentlich 2 mal halbstdg Jahreshonorar(10 Unterrichts-Monate) 80 Mark. heorleclassen. 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Jede General-Anzeiger.— Sadiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt) für unsere Söhne und Brüder im Feldzuge und das beste Nähr- und Kräftigungsmittel, sind gute werck- ladden und Plefermünz-Pasſillen Eine besondere Abteilung unserer Fabrik, die KAbteilung, ist organisiert um Tag, oder sonst nach Wunsch der Ange- hörigen, durch Feldpostbrief, der 250 Gramm wiegen darf, den Truppen nachzusenden. Mit Hilfe der ihr vom Generalstab zustebhenden Listen wird die Kaiserl. post, die heute noch besser wie 1870/71 organisiert ist, täglich über den Standort der Wir empfehlen in Briefen zu 250 Gramm brutto Proviant-Schokolade zum Essen kerner Pfeffermünz-Pastillen in praktischen Rollen, die ein wahres Labsel bei Ermüdung, Durst usw. sind. Die Pakete können im Tornister oder in der Reiterpacktasche als eiserner Be. Die Fabrikate bieten in allen erdenklichen Feldzugsnöten eine stets willkommene Abwechslung in der Ernährung und sind dem erschlaffenden Krieger in allen Witterungslagen und bei grossen Anstrengungen eine kräftige, augenblicklich wirkende Erquickung. Das mehr denn 40-jährige Ansehen unserer Firma bürgt für gewissenhafte und zuverlässige Ausführung aller Aufträge und für nur tadellose Qualitäten. Genaue Angabe über wöchentliche Versendungszahl, ob abwechselnd Schoko- lade- oder Pfeffermünz- Pastillen und genaueste Mitteilung der Adressen— Vor- und Zuname, Dienstgrad, Korps, Division, Regiment, Kompagnie, Eskadron, Batterie— unter Beifügung des Betrages mit Postanweisung oder Einschreibebrief erbeten. debrüder Stollwerek.-., NT-Abteilung KOLN-BERLIN-MUNCHEN-BREMEN. Verkaufsstelle unserer Fabrikate nimmt Bestellungen entgegen. Poſtamt Waldhof. Während der Kriegszeit: 1) Schalterdienſtſtunden: 28—12 vorm.—7 nachm. Werktags, 7/8—9 und 11½—12½ vorm., Sonn⸗ und Feiertags. 2. Briefkaſtenleerungen: Werktags—10 vorm.,—3 nachm. und—7 nachm., Sonntags—10 vorm. und—4 nachm. 3. Beſtellungen: 7 vorm., 2 nachm. und 6 nachm. (nit Rückſicht auf den eiungeſchränkten Poſtengang). Näheres iſt durch Aushang zu erſehen. 388055 Feld⸗ ausbruches iſt der Einreichung würfe für die Bebauung der Ge⸗ wanne Schafweide und Altwaſſer auf unbeſtimmte Zeit verlegt worden. 707 Bekanntmachung. Nr. 328441. Jufolge des Kriegs⸗ Termin für die der Wettbewerbsent⸗ Mannheim, den 10. Auguſt 1914. Bürgermeiſteramt: Dr. Finter. Fehl. 3802⁵5 per Feldpostbrief (einschließlich 20 Porto) Mk..—. Kirchen⸗Anſagen. Ebangeliſch⸗proteſtantiſche Gemeinde Kriegsandacht. Freitag, den 14. Auguſt 1914. Jonkordienkirche. 8 Uhr, Stadtpfr. v. Schpepffer. Johanniskirche. 8 Uhr, Stadtpfarrer Weißheimer. Samstag, den 15. Auguſt 1914. Chriſtuskirche. 8 Uhr. Stadtpfarrer Klein. Lutherkirche. 8 Uhr, Stadtpfarrer Dr. Lehmann 8. Ifraelitiſche Gemeinde. — In der Haupt⸗Synagoge. Freitag, den 14. Auguſt, abends.30 Ithr. Samstag, den 15. Auguſt, morg..30 Uhr. Abends 30 Uhr. 8 Au den Wochentagen: Morgens 6¾ Uhr.— Abends 6˙½ Uhr. In der Clausſynagoge: Freitag, den 14. Auguſt, abends.30 Uhr. Samstag, den 15. Auguſt. morg. 8 Uhr. Abends 30 Iihr. An den Wochentagen: Parkring 39 befinden. 05 wird belrnntgegeben daß ſich die Dienſträume der Hafenkommandautur im Gebäude der Großh. Rheinbau⸗Inſpektion Die Hafenkommandantur: Oelker, Major z. D. 38054 Sonntags: 10—12 7 5 Im Zeichen des Eiſens. Hereingebrochen iſt die eiſerne Zeit, die der vor hundert Jahren gleicht, dem Frühjahr des Freiheitskrieges von 1813, da der Dichter ſang: Das Volk ſteht auf, der Sturm bricht los! Unſer Kaiſer hat das Zeichen des Eiſens ge⸗ geben: das eiſerne Kreuz von 1813 und von 1870 hat er erneuert, weil der heilige Krieg, in dem nur das Eiſen gilt, wiedergekommen iſt. Zweimal haben wir unter dem eiſernen Zeichen des Kreuzes geſiegt. Unter ihm werden wir auch das drittemal ſiegen. Eiſen brauchen wir jetzt:„Denn nur Eiſen kann uns retten!“ Und wir haben Eiſen über⸗ all: eiſernen Ernſt, eiſerne Entſchloſſenheit, eſſernen Willen. Das ganze daitſche Leben iſt in Eiſen umgewandelt. Ein Eiſen ing umſchließt alle, das Volk in Waffen und auch das Volk daheim, das alles einſern, um der eiſernen Zeit ſich würdig zu zeigen. Des Dichters Wort aus dem erſten Eiſenſahre von 1813 iſt wieder Wahr⸗ heit und Wirklichkeit; das Volk iſt aufgeſtanden, und keiner läßt die Hände feig im Schoße liegen und wenn er ſie auch nur krampfhaft ballt, als wollte er mit Eiſen dreinſchlagen. Eiſen iſt Aller Lofung, auch der Greiſe, der Frauen und der Kriegsuntüchtigen. Der Kriegsruf läßt keinen unberührt. Ueberall Kriegsberatungen, Kriegsſitzungen, Kriegsaufrufe, Kriegsopfer. So oder ſo will jeder in der Eiſenzeit dem Vater⸗ land ſein Scherflein widmen. Keine Körper⸗ ſchaft will tatenlos bleiben, und überall iſt es der freie Wille, der für die heilige Sache mit⸗ arbeiten möchte. Ein 65jähriger 1 der Batterie Artillerieregiments, bei der be Das iſt ein Fall für viele. Ehemalige Offiziere, die wie dieſer Veteran zu Kriegsfreiwilliger meldet ſich eines Berliner Garde⸗Feld⸗ er 1870 gedient hatte. Hauſe bleiben müſſen, erbieten ſich, Kriegsfreiwillige während der Zeit, bevor ſie eingereiht werden, auf den Waffen⸗ dienſt vorzubereiten. Jeder, wer er auch ſei, wird jetzt in Krieg Aſens zu leben. tiefinnerſtem Erleben inne, was der bedeutet, was es heißt, in der Zeit des Ein Knirps ruft auf der Dr. Straße in Berlin einem höheren Offizier zu: „Mein Vater jeht auch mit in'n Krieg!“ Der Offizier ſchüttelt dem Kleinen die Hand:„Das iſt brav; grüß' Deinen Vater!“ Die eiſerne Zeit flößt auch der deutſchen Frau eiſernen Mut ein. Wer nicht als Krankenſchweſter oder Pflegerin dienen kann, ſucht den Willen für das Vater⸗ land auf andere Weiſe in die Tat umzuſetzen. Jeder trachtet danach, irgendwie in den Dienſt des Eiſens zu treten. Alte Mitglieder von Kriegervereinen, die nicht mehr ins Feld können, bilden Bürgerwehren. Im Augenblick des Abſchieds, wenn die Frage des Wiederſehens weh ans Herz ſich Fdrängt, ſteigt mit Recht die Träne ins Auge, auch dem, der unbeteiligt ſcheint und es doch nicht iſt. Aber zuletzt drängt die Träne tröſtend der eiſerne Gedanke zurück, daß unter dem höch⸗ ſten Zeichen, unter dem des Eiſens, der Ehre höchſte der Tod für das Vaterland bleibt. Im Zeichen des Eiſens gibt es nur einen Ehren⸗ gruß, den Gruß vor den Kriegern; und wenn Trupps von denuen, die eingekleidet, mit dem jetzt ſchönſten Ehrenkleid des Soldaten beehrt werden ſollen, ſingend vorüberziehen, ſo ziehen auch die den Hut, die vielleicht kurz vorher von dem Soldatentum nichts wiſſen wollten. Weg⸗ geblaſen hat die Zeit des Eiſeus die militär⸗ feindlichen Stimmungen, die hier und dort ſich zeigten. Nur wer Eiſen führen kann, hat jetzt noch Wert und genießt Ehre. Alles iſt jetzt echt und einfach geworden, wie das ſchlichte unſchein⸗ bare Kreuz von Eiſen, das unſer Kaiſer wieder geſtiftet hat. Nicht Gold und Geld mehr ehrt, ſondern nur das Eiſen.„Zu lauge wir ſpielten ſtatt mit Eiſen mit Gold— zu lange wir ſaßen bei Büchern im Staub, mit Wangen mit blaſſen ſchon ſtumpf und taub: jetzt Michel zum Eiſen!“ Die eiſerne Zeit kennt nicht Kleinmut noch Zagen. Unter dem Zeichen des Eiſens ſind jetzt Millionen und aber Millionen Deutſche ein Gedanke und eine Seele, ein Herz und ein Wille. Und ein Haß: der Haß wider Ruſſen, Franzoſen und Engländer, der Haß, der das Eiſen erhebt, um damit die Köpfe der Feinde ringsum zu zerſchlagen.„Eiſen, Eiſen bricht die Not! Faßt das Eiſen, faßt den Stahl, für des Menſchen höchſte Güter! Eiſen, Eiſen bricht die Not!“ — Von der Vitriolſeuche“ in Rußland macht aller Art in Aebe Anzahl ſtets vorrätig in der H. Haas'ſchen Buchdruckerei. Rechtsanwalt Emil Hey in der Umſchau inter⸗ eſſante Mitteilungen. Die Vitriol⸗Attentate haben in Rußland in letzter Zeit außerordent⸗ lich zugenommen; ſie waren vor etwa 10 Jahren im Reiche des Zaren noch faſt unbekannt, wäh⸗ rend gegenwärtig kaum ein Tag vergeht, ohne daß Nachrichten von ſolchen Attentaten in den Zeitungen ſtehen. Allein in St. Petersburg wurden innerhalb der Jahre 1903 bis 1912 nicht weniger als 155 Vitriol⸗Attentate regiſtriert. Bekanntlich bedienen ſich ja hauptſächlich die Frauen dieſer Waffe; doch greifen in Rußland auch Männer zu dieſer feigen Form des An⸗ griffes. In den meiſten Fällen führen ſolche Attentate zur vollſtändigen oder teilweiſen Er⸗ blindung der Opfer. Allein in den zwei Jahren 1911 und 1912 ſind in St. Petersburg 17 junge Meuſchen auf dieſe Weiſe geblendet worden. Nicht ſelten werden auch ganz unbeteiligte Dritte von dem geſchleuderten Gift getroffen, und fallen ſo fremder Rachgier zum Opfer, werden zum mindeſtens fürs Leben entſtellt. So ge⸗ ſchah es, daß bei einer Parade in Dranienbaum eine verlaſſene Braut, die ihren ungetreuen Ge⸗ liebten beſtrafen wollte, ihr eigentliches Opfer nicht traf, dafür aber vier andere Soldaten durch Vitriol ſchwer verletzte und verunſtaltete. Die Angriffe erfolgen meiſt im Dunkel; im Trep⸗ peuflur oder auf ſchlecht beleuchteten Gaſſen wird die ſcharfe Säure den Unglücklichen ins Geſicht geſchleudert. Dabei arbeiten die Täter nicht ſelten nach einem genauen Plan, lauern tagelang mit der Flaſche in der Hand auf eine paſſende Gelegenheit und verfehlen nur ſelten ihr Ziel. Meiſt ſind es Frauen, die zu dieſem ſcheußlichen Mittel greifen, und als Motiv der⸗ artiger Verbrechen erſcheint gewöhnlich ver⸗ ſchmähte Liebe, Eiferſucht, Rache für Untreue uſw. Daß dieſe furchtbare Epidemie einen ſolchen Umfang in Rußland angenommen hat, läßt ſich in der Hauptſache aus dem Nach⸗ ahmungstrieb erklären. Die Leute, die vorher nichts von ſolchen Attentaten wußten, erfahren aus den Zeitungen oder aus Geſprächen davon. Das häufige Vorkommen der Attentate wird ſo⸗ dann gefördert durch die Milde der Geſchwore⸗ nen, die in derartigen Prozeſſen ſehr häufig Freiſprüche fällen. So iſt im Volk der Glaube entſtanden, Vitriol⸗Attentate blieben ſtraflos, und immer wieder kann man hören, wie die An⸗ geklagten vor Gericht erklären:„Für Totſchlag na⸗ kommt man nach Sibirien; bei Körperverletzun⸗ Einkaufsgenossenschaft füczkurz⸗ Weiss dud Wollwaren ip Erturt Morgens 6¼ Uhr.— Abends 7 Uhr. rduabs. Maartarbe von Jean Rabot in Paris. Greise und rote Haare sofort braun u. schwarz unvergänglich echt zu färben, wird jedermann ersucht, dieses neue gift- und bleifreie Haarfärbe- mittel in Anwendung zu bringen, da einmaliges Färben der Haare für immer echt färbt, 89458 8 Karton NMk..30, Kurfürsten-Drogerie Th. v. Elehstedt, N 4, 13/14(Kurfürstenh). Ein Versuch überzeugt! Fritt Scpultz Schwetzingerstrasse „iglied der gen durchs Meſſer gibt's Gefängnis, aber mit Vitriol kann man ſich rächen und wird doch nicht beſtraft.“ — Wie„Pulver⸗Schultze“ ins Feld kam. Wie ſich heute überall Kriegsfreiwillige und vor allem frühere Offiziere zu den Fahnen drängen, ſo war es auch 1870 der Fall. Zahlreiche Offiziere, die be⸗ reits verabſchiedet waren, eilten, ſich möglichſt raſch einen ehrenvollen Poſten im Heer zu ſichern. In ſeinen prächtigen Erinnerungen„Aus meinem Leben“ erzählt Prinz Kraft zu Hohenlohe⸗Ingel⸗ fingen damals Brigadekommandeur der Varde⸗ Artillerie, von dieſem„Offizier a..⸗Handel“, der ſich damals bei den einzelnen Konmandos ab⸗ ſpielte, und teilt dabei auch einen luſtigen Vor⸗ fall mit. Es trat ein Herr in Zivil an nrich heran und fragte mich, ob ich ihn für die Dauer des Krieges verwenden wolle.„Ihr Name?“ fragte ich.„Schultze.„Hm! Weit verbreitete zahlreiche Familie. Haben Sie gedient?“„Ich war Haupt⸗ mann der Artillerie.“„Wo ſtanden Sie zuletzt? „Bei der Feuerwerks⸗Abteilung in Spandau.“ „Sind Sie der Pulver⸗Schultze, der das braune Pulver machte?„Derſelbe.“„Wollen Sie cine Munitionskolonne der Artillerie führen?„Ich wollte eben darum bitten.“ Ich ſchlug mit Freuden ein. Es war ein Offizier vam beſten Ruf. Er hatte Erfindungen gemacht, den Abſchied genommen, um mit ſeinen Erfindungen reich zu werden, ſte waren nicht geglückt, er aber bankrott. Daß er küchtig war für den Krieg, wußte ich. Ich gab ihn ein. Auf Parole rief der Generalleutnant v. Schwartz den General v. Bülow und mich zuſammen. Für den Frieden war nämlich Schwartz, für den Krieg Colomier mein Inſpekteur. Oft erhielt ich von hei⸗ den widerſprechende Befehle. Ich befolgte dann die⸗ jenigen, die mir zuſagten. Es war ihm aufgefal⸗ len, daß ſowohl Bülow für die 3. Artillerie⸗Bri⸗ gade als auch ich für die Garde einen Hauptmann Schultze aus dem Inaktivitätsverhältnis zum Kom⸗ mandeur einer Munitionskolonne vorgeſchlagen hatten, und Schwartz wollte erſt nachfragen, 5 wir nicht jeder auf denſelben rechneten.„Meiner iſt der braunie Pulver⸗Schultze,“ ſagte ich.„Das iſt meiner auch,“ rief Bülow, und richtig, Herr Pulver⸗Schultze hatte gedachl. Doppelt reißt nicht“ und ſich bei zwei verſchiedenen Truppenfer⸗ pern engagiert, um ſicher mitzukommen. Mir Har⸗ ten ihn alſo beinahe entzwej geriſſen, Aber ich g38 und trat ihn an Bülow ab. (Mittagblatt Geueral-Ameiger.— 3 UAdtſche e— eſte Nachrichten. Wol-Decken Kapok-Kissen Feder-Kissen Bettwäsche Qrösste Auswahl. Settstellen—Matratzen Reftorm-Unterbetten Frompte Lleferung. Bllligste Prelse. 5 retssn, Id 7, 4 bratestr, * Unseren Rote Halle. „ Ludwigshafen: Luitpoldhafen. Mannbeimer Lagerhaus-Geselschaft Mannheim-Ludwigshafen. 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Backpulver oder Vanillezucker Pak. 6 Pf. Julienne Pfund 258 Pf. Reisflocken.. Pfund 28 Pf. Suppen Würfel... Stück 9 Pf. Laeto, Ersatz, HEipulver Pak. 165 Pf. emeh e N — — —— — — —— —ä ——— —ä— —— —— X Obst Gemũse Birnen oder Reineclauden Pfd. 10 Pf. 42 Fleisch Wurst Läse Fischkonserven Frischer Schweinebraten Pfd. 85 Pf. Pumpernickel- oder Delik.-Käse 9 Pf. Prima Oitronen.. 10 Stück 28 Pf.] Frische Koteletts Pfd. 95 Pf. Frische Palmbutter. Pfd. 00 Pf. Aprikosen oder Pfirsiche Pfd. 16 Pf.] Hausgem. Leber-.Blutwurst Pfd. 43 Pf. Emmentalerkäse. ½ Pfd. 62 Pf. Türk. Kirschen Pfd. 10 Pf. Prima Wurstfett. Pfd. 52 Pf. Prima Kunsthonig. PFaket 38 Pf. Gelbe Bananen Pfd. 18 Pf. Geräuch. Dürrfleisch i. St. Pfd. 98 Pf. Limburgerkäse. Pfd. 38 Pf. Neue Zwiebelnn Pfd. 12 Pf.Gesalzene Füsse. pPfd. 25 Pf.Tilsiter- oder Rahmkäse, Pfd. 48 Pf. Frische Bohnen. Pfd. 6 Pf. Prima Teewurst. Pfd..65 M. Tafelbutter und Honig billigst Mischobst od. Zwetschgen Pfd. 50 Pf. Neue Kartoffeln 10 Pfd. 60 Pf. Thür. Rot- od. Leberwurst ½ Pfd. 33 Pf. Sülze od. Schwartenmagen ½ Pfd. 35 Pf. Geräncherter Lachs., Pfd. 42 Pf. Oelsardinen Dose 48 und 58 Pf. Getrocknete Birnen. Pfd. 20 Pf. Wild u. Geflügel Rehrücken u. Keule. Pfd..15 M. Prima Suppenhühner Stück.00 M. Junge Hahnen... Stüeck.10 M. Gesalzene Schällrippen. Prima Mettwurst Pfd. 45 Pf. Pfd. 98 Pf. Geräuch. Bauernschinken Pfd..15 M. Frische Fleischwurst. ½ Pfd. 48 Pf. Geräuch. Kammstücke Pfd..15 M. Delikatess-Würstchen 2 St. 8 u. 12 Pf. 2 Stück 9 Pf. Sardellenbutter oder Anchovy 28 Pf. Neue Salzgurken Krabben Dose 32 Pf. Sardellen ½ 33 Pf. Salm od. Lachs in Scheiben Dose 338 Pf. Mayonnaise Glas 50 und 70 Pf. Appetit-, Sild- und Delikateß-Heringe agpewpen fnmnmee, in Sauge billigst. Lör- Konfthren isbonbons od. Geleehimbeer ½% Pfund 15 Pf. 3 Liqueurbohne od. Praliné ½ Pfund, 25 Pf. Sarotti-Melange od. Cocosflocken J% Pfund 16 Pf. Schokoladen-Gebäck-Nüsse 5 ½% FEfund 25 Pf. Weinbisquit oder Wiwerle ½% Pfund 28 Pf. Oacosmakrone oder Russ. Brot ½% Pfund 30 Pf. Vanille od. Erfrischungs-Waffel Paket 8 Pf. Gemischte Bonbons/ Pfd. 10 Pf. Mandelschnitte oder Pflaster- steine 4 Stück 18 Pf. Gefüllte Bälle.. Stück 4 Pf. Rahmbonbons, Pfund 20 Pf. .. 25, 55, 90 Pf. Cognac, Steinhäger, Magenbitter Kirschwass., Rum, Arracbilligst. Süd-, Rot-, Weiss- und Schaum- weine vorrätig. 0 hehe Reise-Liköre Preise netto 5 Schinkenspeck. 98 5, 1 Mannhelm Verkaufsh. Neckarstadt, Marktpl. Makkaroni pid. 30 pig Limburger „Pfund 36 Pf. im Die Niederlage ein. guten billigen Waſch⸗ . eeeeeeen Ein liter. Aelter., erfahren.Kaufm, alleinſteh., ur. prima Neſ.. Aush. v. Vertranensſtell. Off. u. Nr. 6186 a. d. Exn⸗ Tacht. Kaufmann ſucht währ. des Krieges Beſchäf⸗ tigung. Kann auch Kapttal zur Verfügung ſtellen. Off. und kaufm. Braunschw. Mettwurst. Pfd. 1. 10 M. Thüringer Rotwurst. Pfd. 48 Pf. Gekochter Schinken. ½ Pid. 88 Pf. Delikateß-Würsteben 4 Stück 23 Pf. ———— Sehmealzß, Akko, reines Pflanzenfett Pfd. 73 Pf. Pfd. 63 Pf Kartoffelnn 0 pid. 70 Pr. 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