1 1 1551 Abonnement: 70 Pfg. monatlich, Bringerlohn 30 Osg., durch die Hoſt inkl. Poſtaufſchlag Mk..42 ro Quartal. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. zuſerate: Kolonel⸗Seile 30 Pfg. Neklame⸗Seile.20 Mk. Cäglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 9 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 5 Uhr Amtliches Derkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Beilage für Citeratur und Wiſſenſchaft; Unterhaltungsblatt; Beilage für Land⸗ und Hauswirtſchaft; Beilagen: N 25 der Stadt Mannheim und Amgebung Geleſenſte und verbreitetſte deitung in Mannheim und Amgebung inzeiger Telegramm⸗Adreſſe: „Seneral⸗Anzeiger Mannheim“ Telephon⸗Rummern: Direktion und Buchhertung 1449 Buchdruck⸗Abteilung.. 341 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung.... 218 u. 7569 Eigenes Redaktionsbureau in Berlin Techniſche Rundſchau; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Revue; Wandern und Reiſen und Winterſport; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. Nr. 457. Die Sperrforts ſtellen das Feuer ein. WCB. Großes Hauptquartier, 26. Sept. abends.(Amtlich). Der Seind hatte unter Ausnutzung ſeiner Eiſenbahnen einen weitaus⸗ holenden Vorſtoß gegen die äußerſte rechte Flanke des deutſchen Heeres eingeleitet. Eine hierbei auf Bapaume vor⸗ gehende frauzöſiſche Diviſion iſt von ſchwächeren deutſchen Kräften zurückgeworfen worden; auch ſonſt iſt der Vorſtoß zum Stehen ge⸗ bracht worden. In der Mitte der Schlachtfront kam unſer Augriff an einzelnen Stellen vor⸗ wärts. Die angegriffenen Sperrforts füdlich von Verdun ſtellten ihr Feuer ein. Unſere Artillerie ſteht nunmehr im Kampfe mit Kräften, die der Feind auf dem weſtlichen Maasufer in Stellung brachte. Auf den übrigen Kriegsſchauplätzen ſcheidung, iſt die Lage unverändert. ** Das Intereſſe hatte ſich in den letzten 48 Stunden in beſonderem Maße dem äußerſten techten deutſchen Flügel zugewandt Zwiſchen ſe und Somite, ſüdlich von St. Quentin und weſtlich von La Fere finden äußerſt er⸗ hitterte Kämpfe ſtatt, die, wie ein Blick auf die Oertlichkeit von ben Schlachten zeigt, vonf den Franzoſen geführt lge aee ing der Deutſchen no und abe mals Von deutſcher Seite iſt dieſer Flügel in den letzten Tagen gewaltig verſtkrkt worden, ſowohl aus dem Zentrum wie aus Lothringen und den Vogeſen ſind ihm friſche Kräfte ührt worden. Und ſo iſt dieſer hartnäckigſte Verſuch der Franzoſen, das Glück der Schlachten zu wenden, bisher immer und immer wieder mißglückt. Sie geben heute ſelbſt ihren Neißerfolg zu, wenn ſie auch noch melden, daß der Kampf mit neuen Kräften loieder aufgenommen worden ſei. Von deut⸗ ſcher Seite kommt wun die„authentiſche Inter⸗ Pretation“: der Vorſtoß der Franzoſen iſt zun Stehen gebracht worden, und beginnt ſich ſchon in eine Rückwärtsbewegung zu wandeln: Bei Noyon, wo am 18. September zwei franzö⸗ liſche Armeekorps entſcheidend geſchlagen wur⸗ den, iſt abermaks eine franzöſiſche Diviſion ge⸗ worfen worden. Man muß größere oder kleinere Verluſte gehabt nicht mehr ſtark genug ſind, den Deut⸗ ſchen noch erfolgreich Widerſtand zu leiſten, die in gewaltigſter Weiſe, unter erſtaunlich ſchneller Ueberwindung von 5 deutende Truppenmaſſen aus de m wie bon ee linfen Flügel Das Ringen an der Marne. 0 annehmen, daß, 5 dem ſeit 8 Tagen die Franzoſen an dieſem J. 3. Auf unſerem rechte n Flügel dauert Mannheim, Sonntag, 27. September 1914. (Mittagsblatt.) ——— Im Zentrum, behaupten die Franzoſen, habe ſich nichts Neues ereignet, in Wahrheit aber iſt auch hier der deutſche Angriff an einzelnen Stellen vorangekommen. Nach dem Fall von Camp des Romains konnte es nicht mehr zweifelhaft ſein, daß auch die andern Forts bald niedergekämpft ſein würden. Sie haben ihr Feuer eingeſtellt, der Satz kann nichts anderes bedeuten, als daß ſie weiteren Widerſtand als nutzlos erachten Nach⸗ dem an einer wichtigen Stelle, bei dem ſtarken Militärlager St. Mihiel Breſche gelegt war, mußte das Loch in der Mauer ſich bald er⸗ weitern. Wir ſtehen unmittelbar vor dieſem Ereignis. Verdun und Toul haben dann ihre Verbindung miteinander verloren, ſie ſind iſoliert und können einander nicht mehr Hilfe bringen. Um Verdun ſchließt ſich der Belagerungsving enger und enger, wie Londoner Meldungen zu⸗ geben, die gefürchteten 42 Zentimeter⸗ Geſchütze ſind vor der Feſtung in Stellung gebracht worden. Aber die Durchbrechung und baldige Niederwerfung der Sperrfortsmauer zwiſchen Verdun und Toul hat weittragendere Bedeutung, wir erkennen ſie aus dem vorletzten Satz der heutigen Meldung, die deutſche Artillerie ſteht auf dem weſtlichen Maas⸗ ufer im Kampf mit dem Feinde Das bedeutet: die Armee des Kronprinzen von Bayern drängt nunmehr von der Flanke auf den vechten Flügel der Franzoſen vor, der in den Sperrforts ſeine ſtarke Stütze hatte. Und dieſe Armee wird ſich auch bald im Rücken der feindlichen Stellungen zeigen. So ſtehen die Dinge auf den Flügeln wie im Zentrum durchauts günſtig für die Deutſchen. Es wan geſtern gemeldet, daß der Kaiſerin ein Bvief des Kaiſers mit guten Nachrichten über⸗ bracht worden ſei Es dürfte dieſer guten Nach⸗ richten Inhalt die Verſicherung ge ſein, daß die Entſcheidungsſchlacht im Weſten ſich zu gutem Ende für Deutſchland neigt. Die Ent⸗ g, die endgültige und letzte kann und wird nicht mehr allzu lange auf ſich warten laſſen, und man iſt wohl nicht vermeſſen, wenn man ſagt, die Schlachten an der Marne, in der nach der Times 3 Millionen Streiter gegeneinander gerungen haben, ſie wird, ſoweit menſchliches Urteil es abſchätzen kann, in einem vollen Sieg der deutſchen Waffen ausmünden. Aus dem Südoſten kommt ein Bericht, daß die Oeſterreicher ihre Defenſive mit Erfolg ortſetzen. Wir dürfen alſo vertrauen, daß ſie die Ruſſen ſö lange aufhalten, beſchäftigen und ermatten, bis der deutſche Sieg im Weſten hin⸗ reichende Kräfte freimacht, um einen ausſichts⸗ reichen Gegenſtoß vereinigter deutſcher und öſter⸗ reichiſcher Kräfte gegen die ruſſiſche Uebermacht führen zu können. Wertvolle Jugeſtändniſſe. Die Franzoſen räumen einen Mißerfolg ein. WCTB. Paris, 26. Septbr.(Nichtamtlich.) Ein um 11 Uhr abends veröffentlichtes amt⸗ liches Kommunique lautet: 1. Auf unſerem linken Flügel in der Gegend nördlich von Npyon hatten unſere Vortruppen gegen überlegene feind⸗ liche Streitkräfte einen Miß erfolg. Sie wurden vormittags gezwungen, etwas zurückzugehen. Als indes neue Kräfte hinzugezogen wurden, nahmen dieſe Vortruppen den Kampf wieder auf. Die Schlacht in dieſer Gegend nimmt einen be⸗ ſonders heftigen Charakter an. 2. Im Zentrum hat ſich nichts Neues ereignet. der Kampf fort. Auf den Höhen der Maas konnten die deutſchen Streitkräfte bis St. Mihiel vorrücken; ſie vermochten aber nicht, die Maas zu überſchreiten. Die Deutſchen auch für einen Winterfeldzug gerüſtet. WTB. Paris, 27. Septbr. Der„Matin“ ſchreibt unter der Ueberſchrift:„Die andere Gefahr“: Jeder Deutſche trägt in ſeinem Tor⸗ niſter ein Paar wollene Socken, warme Fauſt⸗ handſchuhe, nicht zu ſprechen von Zeltbahnen, Mänteln und Wolldecken. Den Grund hierfür Glauben wir in der Abſicht zu ſehen, die Fran⸗ zoſen ſchnell zu beſiegen, um nach Rußland zu ziehen. Bereits vorher ſind zum Zwecke der Vermeidung von Zeitverluſten die Soldaten für den ruſſiſchen Winter ausgerüſtet worden. Jedenfalls ſind, wenn der Winter kommt, die Deutſchen gewappnet. Und wir? Ohne Zweifel beſchäftigt ſich unſere Leitung mit dieſer Froge. Die Generalverwaltung gibt dringende Ar⸗ beit aus für Beſchäftigungsſuchende, nämlich das Nähen von Weſten und Unterzeugen. Ar⸗ beiter gibt es genug. Aber Material an Zeug und Garn? Schon bei Ausbruch des Krieges ſehr ſchwierig, genug Leinen für Soldaten⸗ hemden und die Verwundetenpflege zu beſchaf⸗ fen. Nicht einmal in den großen Pariſer Ma⸗ gazinen war ſolches zu haben. Nur der Frei⸗ gebigkeit einiger Geſchäftshäuſer war es zu verdanken, daß für das Dringendſte geſorgt wurde. Jetzt kommt der Winter täglich näher. War⸗ ſen wir nicht mehr mit der Beſchaffung war⸗ mer Sachen. Vergeſſen wir nicht, daß wir im Torniſter der Deutſchen Zeltbahnen und Woll⸗ decken geſehen haben! Denken wir an die ſeucht⸗ kalte Erde, die einen Herd für Rheumatismus, Bronchitis und Diſſenterie abgibt. Frankreich hat nicht einen ſolchen Vorrat an Menſchen, daß es das Leben ſeiner Söhne ohne Sorge für ſie und ohne Nutzen für ſich ſelbſt aufs Spiel ſetzen kann. Seinen Söhnen geben, womit ſte ſich gegen Krankheit ſchützen können, heißt dem Lande jede Woche ein Armeekors ſchaffen. Der franzöſiſche Frauenbund des Roten Kreuzes hat darauf einen Aufruf erlaſſen, ihm Wolle, Leinen und Skofſe zu ſchenken zum Zwecke der Schaffung der für die Verwundeten dringend notwendigen Kleidung, und warmer Sachen für die Soldaten. Wir brauchen in Paris—7000 Betten mehr für Verwun⸗ dete, Schaffen wir ſie! Denke niemand, daß es ſich bei dieſer Anregung um eine Kleinigkeit handle. Sehen wir uns vor, daß wir nicht ne⸗ ben den vom Feinde Verwundeten noch Kranke durch eigene Schuld bekommen. Ein Aachtkampf an der Aisne. O. K. Den Beginn der noch fortdauernden Rie⸗ ſenſchlacht in Nordfrankreich, die erſten Kämpfe der Deutſchen an der Aisne gegen die Franzoſen und Engländer, ſchildert ein Berichterſtatter der „Times“ in einer anſchaulichen Darſtellung, aus der wir das packende Bild eines Nachtkampfes ſehr feſte Stellung mit ſchwerer Artillerie einge⸗ nommen, die nur im offenen Sturm erobert werden konnte.„Die Brücken über den Fluß waren alle abgebrochen worden mit Ausnahme einer kleinen, die man aus irgendeinem Grunde zu zerſtören vergeſſen hatte. Es mußten zum Uebergang alſo Pontonbrücken geſchlagen wer⸗ den, und da die deutſchen Batterien den Fluß in dem größten Teil ſeines Laufes beherrſchten, war ein Artilleriekampf unvermeidlich. Dieſer begann früh am Morgen und dauerte den größ⸗ ten Teil des Tages über. Die ſchweren Kanonen der Deutſchen richteten eine furchtbare Verwü⸗ ſtung an. Das Flußtal war bald zu einer Hölle geworden. Von einer Höhe zur andern donner⸗ ten die großen Kanonen. die Granaten flogen über den Fluß und überſchütteten die Truppen, die das Ueberſchreiten verſuchten, mit einem Ha⸗ gel von Eiſen. Die Pontons werden auf beſon⸗ ders für ſie gebauten Wagen mitgeführt. Es iſt notwendig, ſie an den Flußrand zu bringen, ins Waſſer zu werfen und dann zuſammenzubinden. Die ganze Arbeit mußte im furchtbarſten Feuer ausgeführt werden; Granaten, Maſchinenge⸗ wehre und Gewehre wirkten zuſammen, um die die Brücke bauenden Ingenieure in einen Hagel von Geſchoſſen zu hüllen. konnte den ganzen Fluß nach Belieben beſtrei⸗ ſchen. Er machte es den Verhündeten ſo heiß, daß an einem Punkt der Verſuch, eine Brücke zu ſchlagen, aufgegeben werden mußte. Die Szene war gewaltig und furchthar über alle Beſchrei⸗ bung, und dazu kam noch das Wunder, das die Erkundungsflüge der engliſchen und franzöſi⸗ ſchen Flieger hervorbrachten. Ich ſtand eine Zeitlang unter einem dieſer Flugzeuge und ſtaunte in atemloſer Erregung zu dem großen Vogel in den Lüften empor, der ſich über die feindlichen Linien ſchwang von tauſendfachem Tode umdroht. Wenn das Flugzeug dann herabſteigt, um eine unklare Stellung oder eine Beſonderheit des Geländes näher zu erkunden, dann wird die Spannung faſt unerträglich. Unter dem Surren der Flugzeuge und dem Pfeifen der Granaten drang das verhbündete Heer bis zum Fluß vor Dank der unzerbroche⸗ nen Brücke, die ich vorhin erwähnte, konnte ein Teil der britiſchen Macht verhältnismüßig raſch den Uebergang bewerkſtelligen. Als dann die Ingenieure ihre Aufgabe glücklich vollendet hat⸗ ken und die Kolonnteen auf den neuen Brücken vorrückten, wurde bei Anßruch der Nacht der Uebergang durchgeführt. Aber dieſe Ueberwin⸗ Sie 550 Fluſſes—— eg. Die ganze urch ſuchten die großen Scheinwerfer des Feindes den Fluß ab, um die Stellung unſerer Truppen zu erkunden. Das Soldaten mußten ſich lautlos ſtill verhalten, um ihre Stellung dem Feind nicht durch ein Geräuſch zu verraten. Dabei traf einen engliſchen In⸗ fanteriſten ein Streifſchuß in den Arm und in ſeinem Schmerz entfuhr dem armen Burſchen ein Schrei. Im nächſten Moment aber ſtopfte er ſich mit der unverletzten Hand ein Stuck Gras a Ble. 1770 115 en e. ac eſer gefährlichen brach kalt und windig der Morgen an mit gele⸗ gentlichen Regenſchauern. Die Deutſchen hatten ſich auf der ganzen Linie in jene kleinen Löcher eingegraben, die ſie ſo geſchickt herzuſtellen wif⸗ ſen. Auch die Verbündeten waren in Grüben, und ein langes Schießen hub an. Dann machten die Deutſchen einen furchtbaren Angvriff, da ſie augenſcheinlich Verſtärkungen bekommen hatten. „Sie kämpften wie Verzweifelte“, erzählte mir ein Soldat.„Die Art, auf die ſie ſich überall auf den Höhen eingegraben hatten und mit der ſie ihre großen Kanonen verbargen, war wirk⸗ lich wundervoll. Wir waren unfühig, zu erra⸗ ten, aus welcher Richtung die Granaten k aber dann ſtiegen unſere Flieger auf und ſtellten die Richtung feſt, und dann ſprachen auch unſere Hanonen ihr Wort. Der Kampf war furchtbar.“ Die Schlacht dauerte nun ohne in ihrer Wut nachzulaſſen, die ganze Nacht hindurch und die beiden folgenden Tage. Ein trauriger Beweis für die ungeheuere Kraft dieſer Angriffe und Gegenangriffe bot ſich mir da in den Wagen⸗ ladungen von Verwundeten, die ich langſam da⸗ herkommen ſah auf der ganzen Linie zu ihrer langen Reiſe nach der Küſte.“ herausheben. Die Deutſchen hatten den Fluß überſchritten und am andern Ufer der Niene elne 1* Der Feind hatte ſich an verſchiedenen Punkten tief eingegraben und Feuern hielt die ganze Nacht durch an und die 2. Seite. General⸗-Anzeiger.— Zadiſche Aeneſte Kachrichten.(Mittagblatt) Sonntag, den 27. September 1914. Der drohende Juſammenbruch des Kabinetts der republikan. Nonzentration. Aus Genf wird uns unter dem 24. Sept. geſchrieben: Das franzöſiſche Kabinett der republikani⸗ ſchen Konzentration ſteht bereits vor ſeinem Zuſammenbruche. Wegen angeblicher Diffe⸗ renzen zwiſchen dem Kriegsminiſter und dem Generalſtabschef wurde das Kabinett Viviani Ende Auguſt rekonſtruiert. Die wahre Urſache der Umformung beſtand jedoch darin, daß durch die erſten großen Niederlagen der fran⸗ zöſiſchen Armeen die Stellung des Kabinetts und die des Präſidenten Poincare überhaupt ſchwer erſchüttert war. Um das durch Poincare repräſentierte Syſtem zu halten, ſollte ihm eine neue Etikette gegeben werden. Man er⸗ fand ein monarchiſtiſches Komplott, erklärte die Republik in Gefahr und rief alle Republi⸗ kaner zur Einigkeit auf, das heißt, zur Unter⸗ ſtützung des rekonſtruierten Kabinetts Viviani, in dem nur die Führer ſämtlicher republika⸗ niſcher Parteien ſaßen, von der gemäßigten Rechten bis zu den radikalſten Sozialiſten, von Ribot bis zu Jules Gues de. Der Pariſer „Figaro“ ſprach damals von der„vollkommen⸗ ſten Seeleneinheit“ Frankreichs, das ſich„wie⸗ der bewundernd betrachten könne“, weil es ſich noch über ſeine Ahnen erhoben“ habe und was der Phraſen mehr waren; Phraſen, denn die„Seeleneinheit“ beſtand nicht. Während Ribot für die Idee arbeitete, ſo raſch als möglich einen Frieden mit Ehren zu ſchließen und Briand den Präfidenten Poincare in den Hintergrund zu drängen ſuchte um ſich zum Diktator aufzuſchwingen, agitierten Poincare und Delcaſſe für den Wider⸗ ſtand bis zum Aeußerſten und bekämpfte der „reine Marxiſt“ Jules Guesde alle übrigen Miniſter, indem er ſich ſchon als Haupt einer neuen Kommune ſah.— Mit der Ueberſiede⸗ lung der Regierung aus Paris wurde auch der Zweck verfolgt, die Regierung dem Ein⸗ fluß der Pariſer Straße zu entziehen und da⸗ durch die Stellung Poincares und Del⸗ caſſes zu ſtärken, andererſeits war aber auch Guesde damit zufrieden, weil er nur auf den kleinen Teil der Pariſer Arbeiterſchaft zählen konnte, deren Mehrheit für die baldige Beendigung des Krieges iſt. Bereits vor acht Tagen indeſſen verlautete auch in der breiten Oeffentlichkeit, daß es zwi⸗ ſchen den Sozialiſten Sembat und Guesde und den übrigen Miniſtern zu ſchweren Mei⸗ nungsverſchiedenheiten gekommen ſei. Angeb⸗ lich ſei Guesde mit der unzureichenden Ver⸗ ſorgung der Frauen und Kinder der Soldaten nicht zufrieden geweſen, während Sembat den offiziellen Nachrichtendienſt über die Kriegsereigniſſe mißbilligt habe; in Wirklich⸗ keit handelte es ſich darum, daß die Intriguen im Kabinett ſich immer ſtärker geltend machten. Da wurde man vor einigen Tagen durch die Nachricht überraſcht, daß der Führer der kleri⸗ kalen Monarchiſten Graf de Mun, der ſoeben eine kindiſche Broſchüre„A Berlin“ veröffent⸗ licht hatte, in das franzöſiſche Kabinett ein⸗ treten ſolle. Heute iſt es ziemlich ſicher, daß da Poincare und Delcaſſe einen Füh⸗ lex ausgeſteckt hatten, denn tags darauf tauchte das Gerücht auf, daß Guesde und Sem⸗ bat aus dem Kabinett ausſcheiden wollen.— Der Plan Poincares und Delcaſſes geht alſo nicht dahin, das Kabinett Viviani durch einen Vertreter der Rechte zu ergänzen und es dadurch zu einer Vertretung aller fran⸗ zöſiſchen Parteien zu machen, ſondern dahin, die unzufriedenen radikalen Sozialiſten durch CCCCc ĩͤ der Kampf des Geiſtes. Vom inneren Weſen der deutſchen Vaterlandsliebe. Ein altes Bild iſt in dieſen Tagen immer kwieder von neuem aufgewacht: Fichte, der im Berliner Hörfaal, während durch die Fenſter die Bajonete der franzöſiſchen Soldaten ſichtbar ſind, zu einem Heer wacher und erregter Men⸗ ſchen von der Auferſtehung des deutſchen Staa⸗ tes und von der Unzerſtörbarkeit und ewigen Weltaufgabe des deutſchen Weſens flammende Worte redet. Denn nun ſind auch unſere Philo⸗ ſophen aufgeſtanden und haben geſprochen: Männer, denen die Jahre nicht mehr als die Arbeit des Gedankens die Haare bleichten und denen jetzt die große Erfüllungsſtunde gekom⸗ lüten iſt, da ihre Philoſophie ins Volk fließen, von innen her ihre Aufgabe antreten und em⸗ bor lodern ſoll. Von der anderen Seite hat unſeren Eucken und Wilhelm Wundt, die dieſe höchſte ſittliche Miſſion des Philoſophen erneuer⸗ ten und erfüllten, eine feindliche Stimme geant⸗ wortet; aber Henri Bergſon hat nichts vom de ewigen Weſen des franzöſiſchen Geiſtes entgegen⸗ zuhalten gewußt, er hat ſich darauf beſchränkt, die Deutſchen, deren Schopenhauer und Schel⸗ ling allein ſeine Syſteme tragen und recht⸗ fertigen, Barbaren zu ſchelten. „Fichte hat in jenem Winter 1807 das große Wort gefunden von der deutſchen Vaterlands⸗ liebe als der Liebe zu dem Ewigen, Heiligen, in dem wir ſelbſt durch unſere Kinder und Enkel fortzuleben die Gewißheit haben; er hat unſer Leben begriffen als einen Beitrag zu jenem en zu erſetzen. Durch eine neue Etikette ſoll alſo das Regime Poincare noch einmal vor dem Sturz bewahrt werden, denn wenn Poin⸗ care und das Kabinett Viviani fiele, dann fiele auch die Abmachung mit England und Rußland, die einen franzöſiſchen Separatfrie⸗ den verhindert, und dem wollen Poincare und Deleaſſe vorbeugen, die der Anſicht ſind, daß, wenn ſie ſchon fallen müſſen, auch ganz Frankreich in Flammen aufgehen müſſe. Die Frage iſt nur, wie die franzöſiſche Arbeiterſchaft, und beſonders die in Paris ſich dazu und vor allem hinſichtlich der Pariſer Verteidigungsfragen verhalten wird, wenn ihre Vertreter wirklich aus dem Kabinett ausſcheiden ſollten. Die Lage in Belgien. Jeppelin über Weſtflandern. WITB. Amſterdam, 27. Sept.(Nichtamt⸗ lich.) Der„Telegraf“ meldet aus Antwerpen vom 25. Sept.: Das Zeppelinluftſchiff, das über Oſtende erſchien, hat ganze Provinz Weſtflandern über⸗ anſcheinend die fJogen. Es wurde über Kortryk, Soptteghem, Ryuſſe, Niove und Geeraadebergen geſehen. Der Krieg mit Rußland. Die erfolggreiche Defenſive der Geſterreicher in Galizien. WIB. Wien, 26. Septbr.(Nichtamtlich.) Amtlich wird mitgeteilt, die nach der Schlacht von Lemberg eingeleitete Verſammlung un⸗ ſerer Streitkräfte in einem Raume weſtlich der San, hat nicht nur der Eutentepreſſe Veran⸗ laſſung zu böswilligen und lächerlichen Kom⸗ mentaren gegeben, ſondern auch abenteuerliche Vorſtellungen über die Lage unſeres Heeres hervorgerufen. Demgegenüber muß darauf hingewieſen werden, daß die erwähnte Ver⸗ ſammlung durchaus freiwillig er⸗ folgte, wofür als Beweis nur angeführt ſei, daß ſie der Gegner nirgends zu ſtören ver⸗ mochte oder verſuchte. Feindlicherſeits aufgeſtellte Behauptungen über Erfolge an der San ſind auch unwahr. Es handelt ſich lediglich um ein⸗ ze lne mit großem Aufwand an Truppen und ſchweren Geſchützen und Munition inſzenierte Beſchießungen gegen feldmäßig geſicherte ſchwach beſetzte über gangsſtellen, die nach Erfüllung ihres Zwecks und Spreng⸗ ung der Brücken geräumt wurden. Die aus London ſtammende Nachricht von dem Fall zweier Forts von Preemysl iſt natürlich aus der Luft gegriffen. Auf dem Balkankriegsſchauplatz iſt die Lage, wie aus dem letzten deutlich genug gefaßten Kommunique hervorgeht, un⸗ verändert gut. Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs 5 5 von Höfer. Der Krieg mit England. Der Aufruhr in Aegypten. J Berlin, 27. Sept.(V. unſ. Berl. Bur.) Man meldet aus Wien: Konſtantinopeler Blätter berichten übereinſtimmend von der wachſenden Bewegung der Aegypter gegen die engliſche Herrſchaft. Das Verbot der engliſchen Behörden gegen die Hiſſung der osmaniſchen Flagge wirkte aufreizend. In Alexandrien herrſcht förmlicher Belagerungszu⸗ ſtann d. Zahlreiche mohammedaniſche Notabeln wurden verhaftet. Das Arbeiterviertel iſt durch Militär abgeſperrt. Maſchi⸗ neugewehre ſind in den Straßen aufge⸗ ſtellt. Selbſt die halbamtliche engliſch⸗ägyptiſche Zeitung meldet einen Maſſenaufmarſch Ar⸗ beitsloſer vor dem Regierungsgebäude mit dem Rufe: Gebt uns Brot! Die Läden wurden er⸗ ſtürmt und geplündert. Die Beldentat des„u“. WITB. London, 27. Sept.(Nichtamtlich.) Die Admiralität gibt ein Communique aus, in dem geſagt wird: Das Sinken des„Abou⸗ kir“ war ein gewöhnlicher Kriegs⸗ vorfall, wie er beim Patroulillieren vor⸗ kommt;„Hogue“ und„Creſſy“ aber gin⸗ gen zugrunde, weil ſie anhielten, um Men⸗ ſchenleben zu retten und dabei ein bequemes Ziel boten. Die natürlichen Gefühle der Menſch⸗ lichkeit haben ſomit ſchwere Verluſte herbei⸗ geführt, die hätten vermieden werden kön⸗ nen, wenn ſtrikt militäriſchen Erwägungen ge⸗ folgt worden wäre. Dieſer Fehler iſt aber ver⸗ zeihlich unter den außergewöhnlichen Umſtän⸗ den der modernen Kriegsführung. In dem Communique wird es dann als notwendig be⸗ zeichnet, die britiſchen Kriegsſchiffe für die Zukunft anzuweiſen, daß, wenn ein Schiff auf eine Mine ſtößt oder dem Angriff eines Un⸗ terſeebootes ausgeſetzt iſt und andere Schiffe, beſonders aber Großkampfſchiffe, bei dieſen Vorgängen anweſend ſind, das Wrack ſeinem Schickſal überlaſſen bleiben muß. Rettungs⸗ arbeiten, die die militäriſche Lage ſchädigen könnten, dürfen nicht unternommen werden, dagegen ſollen kleine Schiffe ſo ſchnell wie möglich zu Hilfe geſandt werden. In der Veröffentlichung wird weiter be⸗ tont, daß bei dem Untergang der Schiffe die Disziplin gewahrt worden ſei und daß alle Rangklaſſen der Beſatzung Mut und Aufopferung bewieſen hätten. Abgeſehen vom Verluſte an Mannſchaften, bedeute die Ein⸗ buße der Schiffe wenig, da ſie zu der älteſten Klaſſe gehören. Ueberlebende Offiziere von der „Ereſſy“ berichteten, daß ſie das Periſkop des Unterſeebootes in einem Abſtande von 300 Schritt wahrgenommen hätten. Die„Ereſſy“ eröffnete das Feuer und ging mit Volldampf voraus. Als die„Creſſy“ manövrierte, um den Schiffen„Hogue“ und„Aboukir“ Beiſtand zu leiſten, wurde wiederum das Periſkop geſehen. Der erſte Torpedo wurde in einem Abſtand von 300 Schritt abgeſchoſſen; ſeine Spur war deutlich ſichtbar. Er traf die„Creſſy“ an der Steuerbordſeite. Der zweite Torpedo verfehlte ſein Ziel, der dritte traf den Maſchinenraum. Die„Hogue“ wurde zweimal innerhalb 20 Se⸗ kunden von Torpedos getroffen. U 9 und der Flottenbund deutſcher Frauen. WTB. Leipzig, 27. Sept.(Nichtamtlich.) Anläßlich der Heldentat des„Ung“ fand zwi⸗ ſchen dem Kommandanten des Unterſeebootes, Kapitänleutnant Weddigen und dem Vor peſchenwechſel ſtatt: Der Flottenbund deutſcher Frauen ſprich dem Führer des„U 9“ und der tapferen Mannſchaft die herzlichſten Glückwünſche zu dem großen Erfolge aus, mit dem das todes⸗ mutige Wagnis gekrönt wurde. Wir bitten den Kommandanten, die telegraphiſch über⸗ wieſene Spende von 1000 M. als ein Zeichen tiefer Dankbarkeit der deutſchen Frauen und Mädchen für die Beſatzung des„U 9“ an, zunehmen. Möge Gott weiter helfen! Von dem Kommandanten ging fol⸗ gende Nachricht ein: Die Beſatzung des„Un9“ ſagt dem Flot⸗ tenbund deutſcher Frauen für die treuen Grüße und die reiche Liebesgabe wärmſten Dank. „Kaiſer Wilhelm der Große“ nicht ein Gpfer der Engländer WITB. Poſen, 27. Sept.(Nichtamtlich Nach dem„Poſener Tageblatt“ iſt der Hilfs⸗ kreuzer„Kaiſer Wilhelm der Grotze“ ſeinerzeit nicht, wie die Engländer behaupteten, von dem engliſchen Kreuzer„Highflyer“ in den Grund gebohrt worden, ſondern von dem Korz nandan⸗ ten nach Verſchießung der geſamten Munition geſprengt worden. Dem„Poſ. Tageblatt“ iſt die briefliche Mitteilung eines Offtziers vom „Kaiſer Wilhelm dem Großen“ an ſeine in Poſen lebende Mutter zur Verfügung geſtellt worden, der u. a. folgende Stelle enthält: „Nach der Wegnahme der engliſchen Schiffe nahmen wir in Rio del Oro in Weſtafrika tagz, lang Kohlen Geſtern ſpürte uns der engliſche Kreuzer„Highflyer“ auf und griff uns auf neutralem Gebiet an. Wir haben unſer Munition verſchoſſen und unſeren lieben „Kaiſer Wilhelm den Großen“ geſprengt und hierauf in Booten das Land erreicht. Heute werden wir nach Las Palmas gebracht. Die Spanier nahmen uns rieſig nett auf. Die Eng⸗ länder haben jümmerlich ſchlecht geſchoſſen; wir haben nur wenig Verwundete. Engliſche Anerkennung der„Emden“. WTPB. London, 27. Sept.(Nichtamtlich) Die außerordentliche Anerkennung der Eng⸗ länder für die Taten des Kreuzers„Emden“ kommt in folgenden Blättermeldungen zum Ausdruck. Die„Times“ ſagen, der Mut des deutſchen Kreuzers verdiene Anerkennung, weil die Offiziere und Mannſchaften ſich ſelbſt⸗ verſtändlich darüber klar ſein müßten, daß der Kreuzer früher oder ſpäter aufgeſpürt und zu⸗ ſammengeſchoſſen werden würde. Ein Entkom⸗ men ſei einfach unmöglich.„Dailr Chronicle“ ſchreibt: Die„Emden“ hat ein erfolgreiche Fahrt. Die Beſatzung hat bewieſen daß ſie aus tapferen Männern beſteht. Wir be⸗ wundern die bei der Fahrt gezeigte Tollſports kühnheit ebenſo wie wir von Herzen wünſchen daß das Schiff bald gefangen wird. Englands Verluſte an Offizieren. JBerlin, 27. Sept.(V. unſ. Berl. Bur.) Aus Stockholm wird gemeldet: Die„Times ſtellt auf Grund der engliſchen Verluſtliſte feſt, daß England bisher rund 1100 Offiziere als Tote, Verwundete und Vermißte verloren hat von einer Geſamtmenge von 3000 Offizieren. — Der„Voſſ. Ztg.“ wird aus dem Haag ge⸗ meldet: England muß entweder neue Oſſiziere ins Feld bringen, oder die Armee verliert ihren Wert. Mit jedem Offiziere aber, welcher zur Front geht, verliert die Armee einen Inſtruk⸗ Ewigen, den wir darum auch willig hingeben müßten, um den Beſtand jenes größeren Gutes zu wahren und unſere heilige Fortexiſtenz in ihm ſicherzuſtellen. Wir ſelbſt haben— wir können es ruhig ſagen— in dieſen letzten, großen Wochen noch mehr, noch Tieferes in uns erlebt, als in jenen ewigen Worten enthalten iſt. Wir Jungen zu⸗ mal haben, da wir noch unſere Exiſtenz und unſere Arbeit im Frieden geſichert glaubten, in einer einzigen Stunde einen Sturm erlebt, der unſer Streben, unſer Ringen um ein wertvolles Ziel mit einem Male uns zu entreißen, unſer Höchſtes aus uns herauszuſtellen drohte; aber gerade darum, weil wir aus uns ſelbſt entwur⸗ zelt wurden, weil wir die ungeheuere und tra⸗ giſche Zerbrechlichkeit alles Daſeins blutig nah fühlten, haben wir eine höhere Einſtellung ge⸗ funden, die dem Tiefſten in uns gerecht wird, uns zu unſeren höchſten Stunden hinaufhebt und uns dort ewig zu halten verſpricht. Wir haben eine neue Vaterlandsliebe gefun⸗ den; eine Vaterlandsliebe, die das alles tief und kaum mehr ſichtbar unter uns läßt, was uns im von Vaterlandsliebe geſagt wor⸗ n ſſt. Wir haben im Frieden viel gehört von der generaliſierenden Wirkung des Krieges. Nun hat ſich uns auch dieſe Legende zerſtört. Nicht allein, daß uns Gegenden, Oertlichkeiten, Städte mit alten, von uns faſt vergeſſenen, faſt ver⸗ miſchten, großen Erinnerungen neu aufgeblüht ſind: wir haben Einzelmenſchen, die uns nie bekannt geweſen, Großtaten, die uns immer verborgen geblieben wären, als etwas Nahes und Unmittelbares, uns ſelbſt Angehendes er⸗ Darin iſt uns die alte, längſt entſchwundene Erkenntnis neu zum Bewußtſein gekommen, daß es kein Großes, Beherrſchendes und Allgemeines gibt, es ſei denn durch das Kleine, Einzelne und Individuelle hindurch. Dieſe Erkenntnis hat unfere Vaterlandsliebe von Grund aus umgeſchaffen. So geſchah es, daß in jenen aufgewühlten Tagen, da der Kaiſer zu den Waffen rief, wir in einem Aufruhr von Gefühlen erſt die neue, wahre und echte deutſche Vaterlandsliebe in uns entdeckten, jene Ein⸗ ſtellung zu unſerem Vaterlande, die uns nun keiner mehr verdunkeln kann. Warum haben wir in jenen Stunden wie ein Mann die Waffen ergriffen, haben mit einer Begeiſterung, die durchaus heilig von innen her kam, in einer aufgewühlten Sekunde all unſer Eigenes hinter uns geworfen und unſere Sache zu der Sache des Staates gemacht? Nicht weil wir das Individuum in uns vergeſſen hätten, ſondern gerade weil es neu, ungeahnt und überwältigend in uns erwacht war in einer heiligen und von innen her gewollten Verbin⸗ dung mit unſerem Staate. So wie wir uns ſelbſt als Individuum und einmalige Perſön⸗ lichkeiten am wertvollſten, ja nur deshalb gött⸗ lich begründet erſcheinen, ſo ſtand plötzlich unſer Vaterland als Individuum, als einmalige, un⸗ wiederholbare Perſönlichkeit, die nicht zerſtört werden und untergehen darf, uns flammend vor Augen. In jenem Augenblick drängte ſich uns der lange, ſchwere und herrliche Weg zuſammen, den jede abgeſchloſſene und einzige Perſönlich⸗ keit zu machen hat, um eben dieſe Perſönlichkeit zu werden, die leidvollen Stunden, ja die uns dtumer, gbex auch die herrliche ſelber in Schmerzen teuer gewordenen Irr⸗ N= lichten Höhen. Wir ſebten den dreißigjährigen Krieg mit, erlebten in uns die Schmach der napoleoniſchen Zeiten, aber jubelten auch mit unſeren größten Männern und grüßten alle, die Deutſchlands Schickſal und Weſen ſo in ſich er⸗ füllt und durchrungen haben, daß es jetzt als einmaliges und individuelles, nie mehr zu wiederholendes Weſen daſteht: wir grüßten Kant, Fichte, Goethe und Bismarck, die in Kampf und Entſagung unſere eigene Perſön⸗ lichkeit gelebt und geſchaffen haben. Weil wi⸗ wußten, daß dieſes herrliche einmalige Weſen, deutſches Vaterland genannt, um ſeiner heiligen Einmaligkeit willen nicht zerſtört werden darf, traten wir wie ein Maun gegen Rußland auf, das noch kein Individuum iſt, gegen Frankreich und England, die längſt keine abgeſchloſſenen, ausgeſprochenen und ſelbſtbewußten U Perſönlichkeiten mehr darſtellen. Weil deutſch ſein heißt: um ſeine Perfſönlich keit ringen, das harte, aber auch heilige Schich, ſal kennen, in die Vereinzelung hinausgeſtoßen zu ſein, und um die ewige Sehnſucht wiſſen, in immer neuem Stammeln und ſich ganz ausſprechen zu wollen, nur in der Religion ganz es zu können: darum haben wir in jenen Stunden mit heiligem Ernſt das Schickfal unſe⸗ res Vaterlandes zu unſerem eigenen gemacht und ſein Recht und Glück als Perſönlichkeit ver⸗ teidigt, in Zukunft, auch wenn wir nicht mehr ſind, immer reiner und höher fein her⸗ auszuſtellen und auszuſprechen. So haben wir in dieſen großen Tagen von neuem oder vielleicht zum erſten male unſer deutſches Vaterland als ein unverlierbares Gut erobert, das wir ganz beſitzen, weil es uns Anter Gäc ſitzenden des„Flottenbundes deutſcher Frauen“ Reichsgerichtsrat Peters⸗Leipzig folgender De⸗ Sonntag, den 27. September 1914. General-Anzeiger.— Badiſche Neueſte Nachrichten.(eittagblatt) Kur, weshalb viele Offiziere der Meinung ſind eſſer acht Diviſionen mit vollem Offizier⸗Be⸗ ſtand im Felde, als 25 Armeekorps, die Chur⸗ Zill will, die nichts können. Auſtralien gegen Japan. WITB.London, 26. Sept.(Nichtamtlich.) In dem Arbeiterorgan„Daily Eitizen“ be⸗ kämpft ein Auſtralier namens Pitt das eng⸗ lüäſch⸗japaniſche Bündnis und ſagt: Während die Jugend Auſtraliens und Neuſee⸗ lands mit dem ausgeſprochenen Zweck, ſich für den kommenden Krieg mit Japan vorzubereiten, militäriſch ausgebildet wird, heißt es jetzt, daß England den Japanern Deutſch⸗Samoa und Neu⸗Guinea verſprochen hat. Dadurch würde Japans Einfluß im fernen Oſten weſentlich zunehmen. Es wäre lächerlich, wenn es nicht ſo traurig wäre, daß ſich Japan als Friedensbewahrer im Oſten gebärdet, und reine Heuchelei, wenn Japan Chima gegen Deutſchland ſchützen will. Die Kriegserklärung Japans an Deutſchland wegen Bedrohung des Friedens im fernen Oſten iſt ein Schritt, der für Auſtralien und Amerſka die ſchlimmſten Folgen haben kann. Auch Japam hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß es einen Platz an der Sonne ſuchte; es hat jetzt Gelegenheit dazu ge⸗ In den Philippinen. Aus Mauila wird der Newyorker Evening Ein neutraler Südſeekõnig. Der Newyorker Evening Poſt“ vom 8. September wird von London gemeldet, daß er König des Tongaarchipels(Freundſchafts⸗ ſeln) ſeine Neutralität erklärt habe Die Be⸗ wohner waren dem Verhungern nahe, da die ahrungsmittelzufuhr bis zum Eintveffen eines di von Neu⸗Seeland ausgeſandten Schiffes abgeſchnitten war. dieſes Schiff erhielt der„Monarch“ die erſte Nachricht vom Ausbruch des Weltkrieges, worauf er un⸗ verzüglich ſeine Neutralität bekundete.— Lieb aterland, magſt ruhig ſein! * wie England ſich troſtet und aäuſcht. Die Daily Mail ſchreibt„Ueber die acht des engliſchen Kredits“: „Schon jetzt, bevor ſeit Ausbruch des Krieges u Monate zu Ende gegangen, erweiſt ſich enthalben die Ueberlegenheit des engliſchen en und öſterreichi Kredit. n immer weiterem Sinne zu werden, zu ſeinem echte gemacht, für das wir, wenn es nötig iſt, erben werde. ber dieſes Schickſal, dieſes Größte, wird von nun an auch echt ſein der Zurückgebliebenen und der Nach⸗ eborenen: wo immer einer auf entſagungs⸗ ollem Wege ſeine Perſönlichkeit, ſein inneres, öttlich 8 d ſein Leben in den Strom des wahrhaft itſchen Seins geopfert ſein. un wird der greiſe Wilhelm Wundt recht ſich hinopfern zu dürfen behalten, dieſer Krieg gehe um unſer Welt⸗ bürgertum; denn keiner wird Weltbürger wer⸗ den, der nicht den entſagenden Weg durch ſich elber gegangen iſt, ſein Weſen abgegrenzt und tert, erhöht und geweitet hat. Hans Fecht. Kaiſerlied von Hermann Sudermann allmählich die Runde, zunächſt als Ein⸗ in Millöckers„Feldprediger“. Dieſe erette iſt nach dem Vorgange des deutſchen pernhauſes zu Charlottenburg wieder aktuell en, denn ſie ſpielt aun unſerer ruſſiſchen enze um 1812 und geht über den Rahmen der rettentexte mit Glück hinaus. Wir wollen die erſte Strophe des Kaiſerliedes zur Probe 2 55 den Dreikampf zu beſtehn, Vor⸗ beſtimmtes Weſen herauszuſtellen ringt, 5 Hutte Lloyd George in ſeiner Rede es gewollt, die finanziellen Ausſichten des Kampfes zu be⸗ rühren, und unſere Hilfsmittel mit denen des Feindes zu vergleichen, ſo wäre der Bericht kaum anders, als ſehr ermutigend ausgefallen. Denn jede nur zu Gebote ſtehende Information zeigt zu gut, wie unſere Zuverſicht im Wachſen, daß, wenn es ſich einmal darum handeln ſollte, „die letzten paar Millionen“ flüſſig zu machen, dann unſere Möglichkeiten ſich unendlich günſti⸗ ger geſtalten werden, als die unſeres Gegners. Dies iſt eine Sache, die in ihrer Bedeutung der National⸗Oekonom beſſer erfaſſen kann, als der Mann der Straße. Nächſt unſerer Marine, welche die deutſchen„Windpfeifen“ unter fort⸗ währendem Drucke hält und damit die Sicherheit unſerer Handelswege gewährleiſtet und unſerer Armee, die ſich auf dem Schlachtfelde von einem Werte zeigt, der in keinem Verhältniſſe zur zahlenmäßigen Stärke ſteht, iſt unſere Finanz immer noch die mächtigſte Waffe im briti⸗ ſchen Arſenal. In der letzten Nummer des „Economiſt“ beſagen zwei Mitteilungen, daß, wie im napoleoniſchen Kriege, ſo auch im jetzi⸗ gen der Vorteil der Börſe auf unſerer Seite ſteht. Nicht nur, daß Reichsbanknoten in Berlin mit 35 Prozent Diskont gehandelt werden, während engliſche 10 Schilling⸗ und 1 Pfund⸗ Noten in New⸗Pork noch etwas über Pari ſtehen, wird deutſches Papiergeld von amexika⸗ niſchen Banken nur mit einem Nachlaſſe von 16 Prozent und öſterreichiſches ſogar nur mit einem ſolchen von 25 Prozent angenommen. Dieſe Spannung dürfte mit der Zeit nur noch größer werden. Dabei iſt nicht zu vergeſſen, daß die Ueberlegenheit unſeres Kredites nicht allein ein Beſitzſtand bildet für unſeren Gebrauch, ſondern, daß auch unſere Verbündeten, nament⸗ lich Belgien und Serbien, eingeladen ſind, ihn mit uns zu teilen“ In einer Beſpvechung der letzten Qusens⸗ Hall⸗Rede Lloyd Georgs, des ehemaligen Pacifiſten und eifrigſten Verfechters der„guten Mail wie folgt: „Als ein Ausdruck volkstümlicher Darſtellung des Streites gegen Deutſchland hätte Lloyd Georgs Rede nicht übertroffen werden können. Das Land wird mit Dankbarkeit ſein Gedenken des kleinen aber tapferen ſerbiſchen Volkes beach⸗ ten und der Verteidigung des Letzteren gegen die Anklagen, die Oeſterreich, ohne jeden geringſten Beweis dafür zu erbringen, gegen es erhoben hat. Der direkte Schlag, mit welchem er die deutſchen Verſuche die entſetzlichen Ausſchrei⸗ tungen der Kaiſerlichen Truppen in Belgien ab⸗ zuſchwächen, einſach zurückſchleuderte, war nicht weniger bewundernswert.„Was hatten ſie über⸗ haupt“, ſo ſprach er,„dort zu ſuchen?“ Der Re⸗ kord deutſcher Gewalt und Vandalismus iſt heute noch verſchärft durch die Trauerkunde, daß die Kathedrale von Reims der Zerſtörung feindli⸗ cher Geſchoſſe einheimgefallen iſt. Dieſe„Apo⸗ ſtel“ der Kultur, die größere Barbaren als die Hunnen Attilas, hatten ſomit kein Erbarmen ntit der erhabenſten baukünſtleriſchen Ruhmes⸗ tat der Welt dem edlen Gebäude, von dem ein großer Kenner einſt ſagte, daß in ihm vielleicht das herrlichſte Gebilde des Mittelalters verkör⸗ pert ſteht.“ Engliſche Niederträchtigkeit. Auf der Mannheimer Geſchäftsſtelle des Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverbandes ſtellte ſich dieſer Tage ein aus England zurück⸗ gekehrter Kollege vor, der das Original eines in den Auguſttagen auf den Straßen Londons ver⸗ breiteten Pamphlets mitbrachte. Wir geben die von dem Geſchäftsführer Herzog herrührende Ueberſetzung. —— Nun folgt der Rundgeſang des Chores, der bei allen drei Strophen der gleiche iſt: Der deutſche Mann, der deutſche Mann, liebt ſeinen Kaiſer, wie er kann, und hält ihn hoch und wert. Und haut die Feinde feſte man, er iſt und bleibt der beſte Mann, denn er ſchliff unſer Schwert. Sudermann hat, wie man aus dieſen Zeilen erſehen kann, einen recht volkstümlichen Ton angeſchlagen, und das Gleiche tut Georg Hartmann, der Intendant des Charlotten⸗ burger Opernhauſes, der die volkstümliche Weiſe gefunden hat. Das Kaiſerlied wurde mit Jubel aufgenommen, überall, wo jetzt der Feldprediger gegeben wird, will man die Schluß⸗Einlage, „das Lied“ haben! Sehr ſchnell ſind Dresden und Leipzig gefolgt, erworben haben die Stadt⸗ bühnen Bremen, Breslau, Elberfeld, Eſſen, Frankfurt a.., Graz, Halle, Magdeburg und Nürnberg dieſe Feldprediger⸗Einlage. Neuer⸗ dings kommen noch Heidelberg und das Mün⸗ chener Theater am Gärtnerplatz in Betracht. Die Kompoſition iſt bei N. Simrock⸗Ber⸗ lin erſchienen, in ſehr gefälliger Ausſtattung, zu billigem Preiſe, in zwei Ausgaben: für Geſang und Klavier und für Männerchor. Der„Hoch⸗ geſang für Männerchöre“ iſt wohl eine Einrich⸗ tung, aber eine mit Geſchmack gefundene; die Ausgabe für Klavier und Geſang dürfte der Feldprediger⸗Einlage entſprechen. Sie ver⸗ meidet das„Trivium“, und bei dem beginnen⸗ den Rundgeſang des Chores iſt es als ob Hän⸗ dels königlicher Schritt, ſeine Urkraft und ſein Glanz einen Segen herabſende. C. D. Ein Bolksſymphoniekonzert Zaur Unterſtützung des notleidenden Muſiker⸗ 3 ſlandes“ leitete Richard Strauß in ſeiner Abſichten Deutſchlands“, ſchreibt die Daily Baterſtadt München. Der Saal der Münchener“ iILe uünd Teſtament Wilhelms des Banditen. Dies iſt letzter Wille und Teſtament von mir, Wilhelm dem Schamloſen, Kaiſer und König der Würſtevertilger, Wilden und Barbaren. Ich habe erkannt, daß ich vollſtändig mißgeleitet lobgleich ich es an Leitung nicht habe miſſen laſſen) und aus viel Stolz und Ehrgeiz verrückt bin und mache mein Teſtament, bevor ich mich nach Colney Hatch (eine Irrenanſtalt! D. Ueberſ.) oder nach Sibirien zurückziehe. Letzter W Vermächtniſſe. 1. Mein Glück(oder Unglück) all den Witwen, Waiſen und den Leuten, deren Beraubung ich ver⸗ urſacht habe. 5 2. An Belgien gebe ich zum Andenken an ſeine heldenhafte Verteidigung Lüttichs das Ehrenkreuz mit Diamanten und den Friedensnobelpreis, der in dieſem Jahre auf mich hätte fallen ſollen, dazu mein Schwert und das Recht, ſich ewig über mich luſtig zu machen. 3. An Frankreich gebe ich, aus der Not eine Tu⸗ gend machend, Elſaß⸗Lothringen zurück, all ſeine Pendeluhren und die Billionen Franken an Ent⸗ ſchädigung, wovon ich nichts wiederſehen werde. 4. An England gebe ich den Titel zurück, den ich mir angemaßt habe, nämlich„König des Meeres“ 5. An Serbien und Montenegro vermache ich Oeſterreich. 5 6. An Rußland ſchenke ich mein Potsdamer Tele⸗ graphenbüro mit eingerahmten Vervielfältigungen der berüchtigten Depeſchen. 7. Für Oeſterreich hinterlaſſe ich meinen Revol⸗ ver mit der letzten Patrone, womit es die Sache auf ehrenwerte Weiſe zu Ende bringen möge. 8. All den Ländern, die ich in die Bewegung hereingezwungen habe, verſichere ich mein aufrich⸗ liges Bedauern, daß ich nicht die Zeit habe, ſie mit meiner hundewütigen Armee zu beſuchen und ihnen mein nun berühmt gewordenes Pariſienne, den Gänſelauf, vorzuführen. 9. Meiner Familie vermache ich meinen allmäch⸗ tigen Namen und das Nichts, das ich hinterlaſſen abe. 5 meinem Teſtamentsbollſtrecker beſtelle ich Seine Sataniſche Majeſtät und ſeinen erſten Hand⸗ langer Anannias. Ich bedauere, daß ich ihm meinen Leib nicht geben kann, weil die ganze Welt darauf Anſpruch erhebt. gez. Wilhelm, der Wurſtkönig. (Weiland leitender Direktor des deutſchen und öſterreichiſchen Kaiſerreiches, Unlimited.) Dieſes Teſtament hebt alle früheren Willens⸗ erklärungen auf. 95 Solche Verrücktheiten werden dem engliſchen Volke ohne Widerſpruch geboten. Wir werden dieſe Schmähungen ſo leicht nicht vergeſſen und ums mit der Tatſache abfinden: Wer in dieſem Krieg unſer Feind iſt, bleibt es für immer! * Die Feldpoſt. WITB. Poſen, 26. Sept.(Nichtamtlich.) Das Poſener Tageblatt hat vom Reichskunzler, an den es ſich wegen der allerſeits beklagten Mängel, wegen der Feldpoſt gewandt hatte, aus dem Großen Hauptquartier antwort erhalten: Chefredakteur Ginſchel, Poſen. Auch ich bedaueve, es aufs Tiefſte im Inter⸗ eſſe unſerer tapferen Krieger und auch ihrer Art⸗ gehörigen, daß der Feldpoſtverkehr nicht allen fünſchen und allen Anforderungen hat ent⸗ ſprechen können. Allein die damit begreiflicher⸗ weiſe Unzufriedenen mögen bedenken, wie ſchwierig, ja in dieſem Falle ganz unmöglich es bei den fortwährenden Truppenverſchiebungen, namentlich in den erſten Wochen des Feldzuges war, die Briefe u. Geldſendungen an die richtige Adreſſen zu befördern. Es werden die größten Anſtrengungen gemacht, und unſere braven Poſt⸗ beamten tun wie alle Deutſchen aufopfernd das Menſchenmöglichſte Die Preſſe kann di'⸗ Tonhalle war bis auf den letzten Platz gefüllt, ſo daß dem edlen Zrbeck— an den ſo manche „großzügig“ redenden Kleinbürger nicht einmab denken— eine bedeutende Summe zugeführt werden konnte. Der Gedanke ſolcher Kriegs⸗ Symphoniekonzerte(die natürlich auch zu volks⸗ tümlichen Preiſen ſtattfinden müſſen) verdient in jedem Falle, daß auch andere Künſtler hingehen und desgleichen tun. Das Münchener Pro⸗ gramm war ein rein ſymphoniſches zwei Ouver⸗ turen, eine Symphonie von Beethoven und des Meiſters Tondichtung: Tod und Ver⸗ klärung. Dieſe Tondichtung hatte auch in unſerer Zeit dieſelbe mächtige Wirkung, die wir alle kennen, und ſo ſchloß der Abend mit den leuchtenden Klängen der Verklärung, den Tri⸗ umph des Künſtlers und die Erhebung der be⸗ geiſterten Hörer vereinigend. auch das Publilum einer großen Stadt, die geiſtige Ausleſe. Aber man kann den Gedanken auch anders durchführen, indem man nur den zweiten Teil des Abends e widmet, den erſten Teil ober den Be JIu ſolcher des Mittelſtandes anpaßt. Form würden Volksſymphoniekonzerte wohl auch in Mannheim einführbar ſein. 5 Soll Shakeſpeare auf der deutſchen Bühne auf⸗ geführt werden? Die Direktion des deutſchen Theaters in Ber⸗ lin hat ſich mit einer Umfrage an verſchiedene hervorragende Perſönlichkeiten mit der Frage ob man in dieſer Zeit Shakeſpeare aufführen dürfe. Darauf hat u. a. der Kanzler geantwortet:„Shakeſpeare gehört der ganzen Welt. Hollweg“.. gewandt, Kanzler von Bethmann⸗ ſolgende Draht. Immerhin, zu ſolchen rein ſymphoniſchen Abenden gehört jürfniſſen die Polen ſchwierige Aufgabe erleichtern, wenn ſie immet wieder aufgenaue Adreſſierung und Unterſcheidung der Formationen aufmerkſam macht. gez. Reichskanzler v. Bethmann⸗Hollweg. * Die Dum⸗Dum⸗Geſchoſſe. WIB. Bordeaux, 26. Sept.(Nicht⸗ amtlich.) Eine amtliche Note erklärt, daß die in Longwy gefundenen, vom„Lokalanzeiger“ abgebildeten Patronen ausſchließlich für Scheibenſchießübungen der Vereini⸗ gungen für militäriſche Vorbereitung beſtimmt geweſen ſeien, wie ſchon aus der Aufſchrift „Cartouches de stand“ herporgehe. Da dieſe Vereinigungen zumeiſt nur notdürftig aus⸗ gebaute Schießſtände beſäßen, ſo hätten ihnen an der Spitze ausgehöhlte Patronen zur Ver⸗ fügung geſtellt werden müſſen, damit die Anfangsgeſchwindigkeit gemindert, und ver⸗ hindert werde, daß das Geſchoß am Ziel die allzudünne Sicherung durchſchlage. Solche Patronen würden in der Armee nicht einmal zu Schießübungen verwandt. Man habe niemals daran gedacht, ſie im Kriege zu verwenden, da ſie die Ausnützung der balliſtiſchen Eigenſchaften des franzöſiſchen Gewehrs unmöglich machten. Es kann dahingeſtellt bleiben, ob dieſe Angaben richtig ſind, denn ſelbſt wenn ſie zutreffen ſoll⸗ ten, können ſie die ſchweren Vorwürfe, die mit Recht gegen die franzöſiſche Armee erhoben wer⸗ die Duum⸗Dum-⸗Patronen unſerer Feinde etwa urſprünglich für einen harmloſen Zweck beſtimmt waren, kommt gar nicht in Betracht gegenüber der erwieſenen Tatſache, daß ſie zu vielen Tauſenden auf den Schlochtfeldern ge⸗ funden und im Kampf gegen uns verwandt wurden. uns zu halten. Von ihr muß jedermann aus⸗ gehen, der ſich in unbefangener Weiſe ein Urteil bilden will, ob die Kriegführung unſerer Gegner den Geboten der Menſchlichkeit entſpricht. WITB. Wien, 26. Sept.(Nichtamtlich) (Meldung des Wiener Korr.⸗Bur.) Unter der von den ruſſiſchen Truppen auf dem Schlachtfeld von Krasnik zurückgelaſſenen Gewehrmunition befanden ſich auch Geſchoſſe, deren harter Mantel an der Spitze den Bleikern freiläßt, Dum Dum⸗Geſchoſſe. Das öſterreichiſche Miniſterium des Aeußern gab dieſe Verletzung der Haager Deklaration von 1899 den Regierungen der verbündeten der neutralen Mächte mit dem Beifügen daß das öſterreichiſche Armeeoberkommando der zeit nicht daran denke, mit Repreſſalien vor zugehen. 5 5—. 1 Berlin, 27. Sept.(Von unſ. Berl. Man meldet aus Hamburg: Der Gattin Kommandanten von„U. 9“ Kapitän W iſt vom Senat der Stadt Hamburg ein koſtbar Blumenarrangement mit einem herzlichen Glück wunſchſchreiben übermittelt worden. Weddigen ſti bekanntlich ſeit kurzer Zeit mit einer Ham burgerin verheiratet. 1 5 Die Koſten der Schweizer Mobil Berlin, 27. Sept.(V. unſ. Be Aus Zürich wird gemeldet: Die bi Koſten der Mobilmachung von 60 Mi ſollen durch das Tabakmonopol ar werden. Vorausſichtlich ſchon im 2 werden dem am 26. Oktober neu zu bilde Parlament die Vorlagen über dieſe Fin rungsmaßnahmen zugehen. Berlin, 27. Sept.(Von unſer liner Bureau.) Aus Stettin wird g Das Stettiner ſozialdemokratiſche Pe iſt neuerdings, wie der„Vorwärts“ 4 einer ſcharfen Zenſur unterſtellt wor ſich auf den ganzen Inhalt des Blatte nehmen. Berlin, 27. Sept.(V. unſ. Berl. Aus Stockholm wird gemeldet: Nach M. gen aus Norrkoeping iſt ein ruſſiſcher Kr älteren Typs bei Baltiſchport auf Grund ſtoßen, bei dem Verſuch das Wrack ſchen Kreuzers„Magdeburg“ zu ber Berlin, 27. Sept.(Von unſ. Aus Zürich wird gemeldet: Die Neue tung entnimmt ruſſiſchen Blättern: ſiſche Generaliſſimus macht verſprochene Autonomie verboten, bis zu dieſem Tage das Bl. enthält au Zaren, ſodaß es ſtaats rech ich kungslos iſt. Notiz des Wolffſchen Bureaus: den, in keiner Weiſe entkräften. Die Frage, oob An dieſe Tatſache allein haben wir 4. Seite. GErreral-Anuzeiger.— Zadiſche NHeueſte Nachrichten.(Mittagblatt) Sonntag, den 27. September 1914. Verluſtliſte badiſcher Regimenter. Aus der 34. Verluſtliſte. Grenadier⸗Regiment Nr. 110, Mannheim und Heidelberg. Noſſoncourt am 3. 9. 14. 1. Bataillon. 1. Kompagnie. Unteroffizier d. Reſ. Stefner tot. Reſ. Bluhm tot. Reſ. Dr. Frank tot. Verwundet: Einj.⸗ Freiwill. Gefr. Steckcmann. Reſerv. Weibrecht. Reſ. Kaleſſe. Reſ. Ehrlich. Reſerv. Hönnecke. Grenadier Baumann J. 2. Kompagnie. Gefr. Wegerle tot. Verwundet: Reſ. Kro⸗ nauer. Fahnenjunker Unteroff. Henhe. Reſ. Thomann. Gren. Weiblinger. Gren. Steer. Gren. Bürſchel. Reſ. Holzapfel. mann. Ref. Schleich. 3. Kompagnie. Grenadier Weber tot. Reſerviſt Kipf tot. wundet: Vizefeldw. Winnes. Reſ. Braun. nadier Volz. Gren. Loch. Reſ. Maap. Schnepf. Reſ. Trotten. Reſ. Engert. Reſ⸗ Ref. Haberſtroh. Reſ. Retter. Reſ. Leiter. nadier Conſtantin. Reſ. Breitig. Ref, Ref. Sieger. Reſ. Klink. Reſ. Lachmeier. Ell. Reſ. Weber. Reſ. Toßra. mann, Gren. Bruggener. 4. Kompagnie. Verwundet: Feldwebel Leucht, Gren. Kröber, Gren. Fiſcher. Gren. Dollig. Reſ. Herr. Reſ. Klein. Reſ. Liſch. 2. Bataillon. 6. Kompagnie. Grenadier Proß tot. Gren. Braiſch und Refſ. Burkert verwundet. 3. Bataillon 9. Kompagnie. Unteroffizier Neudecker tot. Grenadier Sten⸗ gel tot. Verwundet: Unterofftizier Witzigmann, Unteroff. Kuntzmann. Gefr. Gumpter. Ref. Reſ. Maier. Reſ. Link. Reſerv. er. 11. Kompagnie. Reſerviſt Bartmann tot. Verwundet: Gefr. Brandt. Gren. Ademſtedt. Gren. Wilzer. 12. Kompagnie. Grenadier Wilhelm verwundet. Maſchinengewehr Kompagnie. Grenadier Jeſcher tot. Reſerviſt Münch und Grenadier Hügel verwundet. Die Verluſte der Karlsruher Leibgrenadiere. Nach der Verluſtliſte Nr. 34 ſind vom Karls⸗ ruher Leibgrenadierregiment 109 tot: 5 iei⸗ ziere, 20 Unteroffiziere, 113 Mann: verwun Reſ. Zach⸗ Ver⸗ Gre⸗ Reſ. Hör. Gre⸗ Leer. Reſ. Reſerv. Bau⸗ mißt ſind 2 Unteroffiziere, 74 Mann. Aus Stadt und Lano. Mannheim, den 7. September 1914. Jentrale für Kriegsfürſorge in Mannheim. Um über das bisher Geleiſtete und den Um⸗ fang ihrer Arbeit Rechenſchaft abzulegen zu⸗ empfangen, hatte die Zentrale für Kriegs⸗ fürſorge die Mannheimer Bürgerſchaft ge⸗ ſtern Nachmittag zu einer Verſammlung einge⸗ laden, die im Bürgerausſchußſttzungsſaale ſtattfand. Sie war von allen Kreiſen der Bür⸗ gerſchaft aufs ſtärkſte beſucht— ein Zeugnis für das Intereſſe, das man dieſer Einrichtung entgegenbringt, den Opferſinn und die Bereit⸗ willigkeit der Mannheimer Bürger, die Not lindern zu helfen. 1 nach 4 Uhr eröffnete Oberbürgermeiſter Dr. utzer die Verſammlung, indem er in ſeiner Rede ausführte, daß man ſeit der ein⸗ drucksvollen Kundgebung vom 6. Sept., wo die Bürger Mannheims die Gründung einer Kriegsfürſorgezentrale beſchloſſen, einen guten Schritt vorwärts gekommen ſei. Man habe einen Einblick in das Gebiet der Notlage gewonnen, u. in dem Beſtreben dieſe Not zu lindern, eine überaus große Anzahl Mitarbeiter gefunden. Aus allen Teilen der Einwohnerſchaft habe die Zentrale reiche Unterſtützung an Geldmittel ge⸗ habt, ſodaß Mannheim in Bezug auf Opfer⸗ willigkeit den Vergleich mit anderen Städten nicht zu ſcheuen brauche. Natürlich ſeien zur Erreichung des vorgeſteckten Zieles immer noch reichliche Zuwendungen notwendig. Herr Bürgermeiſter von Hollander bemerkte, daß die Zentralſtelle die vorige 1 15 ihre Tätigkeit begonnen habe, die in dem Klurf, J0 al ſei. Die Zentrale egsfürſorge ſoll all denen fen, die durch Beſonders wichtig ſei hierbe die Beſchaffung der Wohnungsgelder. Dem Mieter muß es ermöglicht werden, den Haushalt aufrecht er⸗ halten zu können, und dem Hausbeſitzer, einen weſentlichen Teil ſeines Mietzinſes zu erhalten. Bei der Regelung des Wohnungsweſens müſſen aber zwei verſchiedene Kategorien unterſchieden werden: Die Familien, deren Ernährer im Feld ſteht, und die daher eine reichsgeſetzliche Unterſtützung erhalten. Für die durch den Krieg in Not geratenen Familien ſorgt bei Mangel von Arbeitsgelegenheit die Armen⸗ kommiſſion. Zur Befriedigung der anderen Bedürfniſſe können die Mittel auch in Geſtalt von Naturalien gewährt werden. Auch die Ernährung durch Volksküchen, Speiſeanſtalten und Hausſpeiſungen müſſe ins Auge gefaßt werden. Hierbei müßten für die Vororte dieſelben Maßnahmen getroffen wer⸗ den wie für die Altſtadt. Zum Schluſſe dankt Herr Bürgermeiſter von Hollander für das dem Ausſchuß erwieſene Ver⸗ trauen. Auch weiterhin ſeien große Opfer nötig; denn es ſind in der Tat Tauſende von Familien da, denen geholfen werden müſſe, und jeder müſſe hier nach Kräften mithelfen. Hierauf führte Herr Prof. Dr. Altmann aus, daß ihnen allen im Arbeitsausſchuß das Loſungswort: Arbeiten und nicht verzweifeln, vorſchwebe. In der erſten Zeit war es ſchwer, ſich nicht einer gewiſſen Unbefriedigung hinzu⸗ geben, weil ſich nicht alle die gefaßten Pläue und Gedanken ſo ſchnell verwirklichen ließen, 63 man wollte. Doch vergehe bei einer derartigen Einrichtung mit freiwilligen Hilfskräften einige Zeit, bis jeder an ſeiner richtigen Stelle ſtehe. Daher bitte er auch, kritiſche Gedanken noch zu⸗ rückzuſtellen, bis die Arbeit in gewohntem Rah⸗ men verlaufe. Bei der praktiſchen Arbeit wurde der Ausſchuß immer geleitet von dem Gedanken einer Berückſichtigung der individuellen Not, nicht ſchematiſch und mechaniſch, ſondern unter genauer Prüfung der perſönlichen Verhältniſſe. Techniſch verläuft die Arbeit der Zentralſtelle ungefähr ſo: Von der Annahmeſtelle wird das Unterſtützungsgeſuch genau geprüft, von wo es dann an die Zentralauskunftsſtelle gelangt. Durch Prüfer wird feſtgeſtellt, ob nach Maß⸗ gabe der perſönlichen Verhältniſſe eine Unter⸗ ſtützung notwendig erſcheint. Dann gelangt das Matertal an die ſog. Be⸗ ſchlußabteilung, wo über die Gewährung und die Höhe der Unterſtützung beſchloſſen wird. Eine wichtige Aufgabe falle der Wohnungsab⸗ teilung zu, die auf den Mieter und den Vermie⸗ ler einzuwirken ſuche. Redner gibt der Hoffnung Ausdruck, daß es dem Arbeitsausſchuß gelingen möge, der Not zu ſteuern. Der Aufforderung von Dr. Altmann, Kritik und Meinungen hier zum Ausdruck zu bringen, folgt Stadtpfarrer Lehmann, der eine ſchär⸗ fere Abgrenzung zwiſchen den durch den Krieg in Not geratenen und den aus anderer Urſache unterſtützungsbedürftigen Familien wünſcht. 20 Bürgermeiſter von Hollander bemerkt hier⸗ 13 Offiziere, 59 Unteroffiziere 529 Mann; ver⸗ zu, daß hier die Abgrenzung genau inne gehal⸗ ten werde und in ganz zweifelhaften Fällen die Betreffenden der Kriegsfürſorgezentrale und nicht der Armenkommiſſion überwieſen würden. Zum Schluſſe ergreift noch einmal Oberbür⸗ germeiſter Dr. Kutzer das Wort, um die Zu⸗ ſtimmung zu erbitten, daß die vorgetragenen Grundſätze, nach denen die Kriegsfürſorge⸗ zentrale handelte, auch fernerhin geübt werden dürfen und daß der Arbeitsausſchuß ſich für er⸗ mächtigt halten darf, die ihm zugehenden Gel⸗ der nach ſeinem Ermeſſen zu verwenden. 105 Zuſtimmung hierzu wird einſtimmig er⸗ teilt. Der Oberbürgermeiſter bittet dann die Anwe⸗ ſenden, weiter zu werben für dieſe Einrichtun⸗ gen, weiter zu werben in dem Sinne, daß dieſes Unternehmen, von dem man ſich ſoviel Gutes verſprach für unſere Stadt, an Boden gewinnt in der ganzen Bevölkerung; daß dieſer Einrich⸗ tung die freundliche Geſinnung der ganzen Ein⸗ wohnerſchaft zuteil werde, damit die Zentrale ſtets über die nötigen Mittel verfügen könne, um ihre Zwecke zu erfüllen zum Segen unſeres Va⸗ terlandes und zum Ruhme unſerer Stadt. Briefkaſten. Abonnent W. Sch. Wir ſetzen voraus, daß Sie ſich bei Ihrem zuſtändigen Bezirksfeldwebel nach Ihrer Entlaſſung wieder zurück gemeldet haben; wenn dies der Fall iſt, ſo warten Sie getroſt wei⸗ tere Befehle ab, da über Ihre Verwendung als „nur Garniſondienftfähiger“ noch nichts dienſt⸗ liches bekannt iſt. Abonnent J. T. Ihre Einberufung iſt vorläufig noch nicht in Ausſicht genommen. Wahrſcheinlich werden Sie nochmal gemuſtert. Warten Sie aber ruhig weitere Befehle ab. Abonnent E. H. Die Landſturm⸗Bataillone ſind vorerſt nur zur Bewachung von Bahnen, Brücken etc. vorgeſehen, jedoch wenn's nottut, werden ſie auch im Feindesland zur Beſetzung von belagerten Feſtungen, Städten uſw., zuletzt auch im äußerſten Falle vor dem Feinde Verwendung finden. Abonnent B. C. Ueber Ihre Einberufung iſt noch nichts amtliches bekannt, richten Sie ſich aber ſo ein, daß Sie zu jeder Zeit Ihrem Ein⸗ berufungsbefehl, der von heute auf morgen kom⸗ men kann, folgen können. Ihr Fehler am rechten Ringfinger dürfte Ihnen in der Ausübung Ihres Dienſtes als Krankenwärter weiter nicht hindern. Abynnent L. H. Jetzt können Sie von hier aus keine Poſtſachen, weder Karten, noch Briefe, noch Geldſendungen nach Libau in Rußland ſchicken. Der einzige Weg wäre der, daß Sie in Dänemark, Schweden oder Norwegen eine Mittelsperſon haben, der Sie den Brief ſenden und die dieſen dann von dort aus nach Libau weiterſchickt. Abonnent G. J. 1. Ihre Einberufung kann in der nächſten Zeit erfolgen. 2. Ihre Bemerkung im Militärpaß bedeutet, daß Sie bei der Entlaſſung über das Invaliden⸗Geſetz inſtruiert ſind, für den Fall, daß Sie evtl. Ver⸗ ſorgungsanſprüche geltend zu machen hätten, in⸗ folge erlittener Dienſtbeſchädigungen uſw. Auf Ihre jetzige Mobilmachungs⸗Einberufung hat die⸗ ſer Vermerk keinen Einfluß. Handelsteil. Reichsbankausweis vom 23. Sept. In unserem gestrigen Abendblatt brachten wir die tabellarische Ubersicht des Reichsbankauswei- ses vom 23. September und anschließend daran eine Berliner Depesche, die auf die große Bes- serung des Standes unserer zentralen Noten- bank hinwies und diese mit den Vorbereitungen auf die Kriegsanleihe in Zusammenhang brachte. Sieht man sich den Ausweis daraufhin genauer an, 80 ist in der Tat eine bedeutende Kräftigung ganz unverkennbar. Diese Entwicklung kommt in einer Zahl ganz besonders deutlich zum Ausdruck. Es ist das Anwachsen der Einlagen um 214, 72 Millionen Mark. Dieselben haben damit den noch nie erreichten Stand von 2708,97 Millionen Mark erreicht. Zur gleichen Vorjahrszeit nahmen die Einlagen um 47,10 auf 771,55 Mill. Mk. zu. Es sind also jetzt Mehreinlagen von 936,42 Mill. Mk. vorhanden. Bei einer Würdigung dieser Zahlen muß stets beachtet werden, daß bei uns die Gut- haben des Reiches und der Privaten zusammen ausgewiesen werden, obgleich die Entwicklung derselben vielfach in entgegengesetzter Linie ver- läuft. Vorläufig werden allerdings die Vorberei- tungen auf die Kriegsanleihe, also die Einzahlun- gen der Großbanken, im Vordergrund stehen. Wir wissen aber nicht, wieviel das Reich gleichzeitig abgehoben hat. Diese Abhebungen werden jeden- falls mit der Zeit immer stärker werden, so daß die neu eingelegten Beträge nicht in ihrer ganzen Hölle erkennbar siud. Was wir sellen, sind immer nur die Mehreinlagen, also diejenigen Be- träge, welche die gleichzeitigen Abhebungen über⸗ steigen. Wenn nun im Laufe einer Voche Mehr⸗ einlagen von über 200 Millionen Mark zu ver- zeichnen waren, so ist es begreiflich, daß diese Zahl bestimmend auf den Ausweis einwirken mußte. Die Folge war ein Anwachsen des Metall- bestandes um 51,09(16,57) auf 1704,52(1461,63) Milkonen Mark. Der gesamte Metallbestand ist somit um 242,80 Millionen Mark höher als zur gleichen Vorjahrszeit. Besonders erfreulich ist die Entwickelung des Goldbestandes, der im Laufe der Berichtswoche um 54,93(9,12) auf 1675,83 (1179,51) Millionen Mark angewaclisen ist. Der Gesamtvofrat dieses wertvollsten Metalles über⸗ trifft den Bestand vom 23. September 1913 fast um 500 Millionen Mark. Die Zunahme des Goldvor- rates ist also doppelt so stark, wie diejenige des Silberbestandes. Das erklärt sich aus den Bedürf- nissen der Heeresverwaltung und des Verkehrs. Unsere Soldaten, die in Feindesland ziehen, muß- ten mit Hartgeld versehen werden, das gern in Zahlung genonnnen wurde. Ebenso hatte der Ver- kehr nach der Einstellung der Goldzahlungen einen 50 großen Bedarf an kleinen Zahlungsmitteln, daß besonders vor der Ausgabe der kleinen Darlehns- kassenscheine beträchtliche Silbermengen in denselben übergeleitet werden mußten. Der Bestand der Reichs- und Darlehnskassenscheine hat sich um 6,59 auf 140,20 Millionen Mark ver⸗ mindert. Von der Gesamtzahl entfallen auf die Darlehnkassenscheine 143,1 Millionen Mark undk auf die Reichskassenscheine bloß 6,1 Millionen Mark. Der Bestand der ersteren ist demnach um 4,3, der der letzteren um 2,4 Millionen Mark zu- rückgegangen. Von der Hauptversammlung der Dar- lehnskassen sind der Reichsbank in der Berichts- woche 10 Millionen Mark Darlehnsltassenscheine neu zugeflossen. In den Verkehr wurden also weltere 14,3 Millionen Mark Darlehnskassenscheine gebracht. Gegenüber dieser starken Zinahme der Deckungsmittel ist die Steigerung der An⸗ sprüche in Wechseln, Schecks und disk. Schatzanweisungen um 51,70(27,50) und das An⸗ Wachsen der Lombarddarlehen um 6,59(i. V. — 12,52 Mill. Mk. nicht bedeutungsvoll. Ist doch gleichzeitig der Bestand an Reichsschatzauweisun- gen(Effektenbestand) um 10,78(19,90) und der Notenumlauf um 60,80(i. V. 10,25) Mill. Mark zurückgegangen. Danit ist der Betrag der umlaufenden Noten wieder unter 4 Milliarden Mark gesunken. Mit 3992,81 Mill. Mk. ist er jetzt sogar etwas geringer, wie vor einem Monat 68 999,96 Mill. Mk.). Gleichzeitig, d. h. vom 22. August bis zum 23. September, hat der Metall- bestand um rund 100 Mill. Mk. zugenommen. In⸗ dolgedessen ist auch das metallische Deckungs- verhältnis, das schon in der Vorwoche von 30,14 auf 40,70 Prozent gestiegen war, erneut auf 42,60 Prozent angewachsen. In der gleichen Vor- ſahrszeit stieg dasselbe von 78.64 auf 70,10 Proz. Die täglich fälligen Verbindlichkeiten(Noten und Depositen) sind jetzt zu 25, Prozent durch Me- tall gedecht gegen 25,2 Prozent in der Vor- woche und 55,8 Prozent zur gleichen Vor- ahrszeit. Ueber die Entwickelung des Metall- bestandes, des Notenumlaufs und des entsprechen- den Deckungsverhältnisses seit dem 23. Juli d. Js. gibt unsere nachstellende Tabelle Auskunft: Verkehr. Rheinschiffahrt. K. Mannheim, 26. Sept. Der Wasserstand des Rlieines, welcher am 23. ds. seinen Höchst- punkt erreicht hatte, ist nun wieder stark im Fallen begriffen. Heute wurde am hiesigen Pegel ein Fall von 44 em gemeldet, auch vom Ober⸗ rhein ist ein weiteres Zurückgehen des Wasser- standes gemeldet worden. Natürlich wird, obwohl dieses starke Fallen in sonstigen Zeiten auf die Frachtenlage von großem Einfluß war und die Frachtensätze dadurch höhere Notierungen erfuhren, unter den heutigen Kriegszuständen die seitherige Flaue und Frachtensätze fortdauern. Viele Schiffe liegen leer herum und sind außer Verdienst. Gerade die Schiffahrtstreibenden resp. die Schiffsbesitzer haben eben sehr viel zu leiden, denn man muß bedenken, daß die heutigen Schifie ein sehr großes Kapital bedeuten; die Normalgröße eines Schiffes respektiert einen Wert von 50—70 000 Mark, welche jetzt ohne einen Pfennig Verdienst herumliegen; im Gegenteil, es liegen noch sehr viele Unkosten darauf, wie z. B. Unterhalt des Schiffes, Bewachungskosten, Versicherungs-Prä- mien etc., welcke alle von großer Bedeutung sind; allein kann man diese Schiffe nicht liegen lassen, wenn sie nicht beraubt und bestohlen werden sol- len, wie sich dies leider schon in verschiedenen Fällen bewiesen hat. Für Rohproduktenladungen, wie Salz, Abrann- ten, Tonerde, Alt-Eisen ete. wurde bezahlt nach den Mittelrheinstationen per Zentner%½ Pfg., abzügl. Pfg. Provision, jedoch wurden wenige Schiffe gechartert. Für Kalksteine ab Budenheim nach Oberkassel wurden einzelne Schiffe angenom- men und an Fracht%ĩ Pfg. bei viertel,%½ Pig. bei halber Löschzeit bezahlt. In Ruhrort sollen einzelne Schiffe für Kohlenladungen nach Mann⸗ heim angenommen worden sein und wurde pro Tonne 75 Pfg. bezahlt, nach den oberrheinischen Hafenplätzen die üblichen Zuschläge. Die Tal- schlepplöhne stehen auf dem Normaltarif, doch mangelt es seit einigen Tagen an Schleppboten. Warenmärkte. Möchstpreise für Getreide und Mehl. Wie der Frkf. Zig. aus Berlin berichtet wird, ist die Festsetzung von Höechstpreisen für Ge-⸗ treide und, Was auch nicht zu vermeiden sein wird, für Mühlenfabrikate grundsätzlich entschieden. Es ist zu erwarten, daß sie in der nächsten Woche erfolgen wird. Es wird wahr⸗ scheinlich notwendig werden, auch für andere Nahrungs- und Genußmittel Höchstpreise ſestzu- setzen, worüber die Erwägungen noch schweben. Liverpooler Getreidemarkt. Liverpool, B. Sept. Am heutigen Getreide- markte stellten sich die Preise für Weizen um, und für Mais um ½ d. niedriger. New-Torker Warenmarkt. NewVork, 25. Sept. Der heutige Markt war allgemein denselben Einflüssen unterworfen wie der Chicagoer. Bei Schluß des Marktes war die Stimmung stetig, doch wiesen die Preise, mit Aus- nahme des Septembertermins, der sich gut be⸗ haupten konnte, Einbußen von 1 c. bis c. auf. „Stzte Mandelsmachetenten. WIB. Berlin, 2. Sept.(Nichtamtlich.) Der Aufsichtsrat der Harpener Bergbau A,8. in Dortmund hat den Rechnungsabschluß per 30. Juli 1914 in einem Aktivsaldo der Gewinn⸗ und Verlustrechnung von 9 500 234 Mark festge⸗ stellt. Die ordentliche Hauptversammlung soll am 19. Dezember 1914 stattſinden. Der erzielte Gewinn gestattet die Auszahlung einer Dividende in der in Aussicht genommenen Höle von 10 Prozent. Der Aufsichtsrat glaubt, der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage dahin Rechnung tragen zu müssen, erst vor der Hauptversammlung An- trüge zu stellen, ob die Dividende in der ange- gebenen Höhe festgesetzt werden soll. 6. Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunst u. Feuilleton: I..: Dr. Fr. Goldenbaum; für Lokales, Provinziales und Gerichtszeitung: I..: Ernst Müller; kfür den Handelsteilt Dr. Adolf Agthe; für den Inseratenteil und Geschäftliches Fritz Jobs. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'schen Buchdruckerei, G. m. b. H. Direktor: Erust Müller. Fahnen in allen Gröbßen und Farbhen Halter, Spitzen u. Stangen Higene Aufertigung. Bequemste Aufmachung. 6 2, 19 Karl Frech reieph. 3us Tapezler- und Dekorationsgeschäft. Anbauf 2„ Weinfäſſer zu kaufen gefucht. 96005 Off. u. Nr. 36005 a. d. Exp⸗ LEEI Armer Arbeiter verlor Samstag morgen ſeinen Zahltag von 32 Mk. in 20, 10 u. 2 Mk. Scheinen, v. Indſtuſtriehafen, Wald⸗ Metallbestand Notenumlauf Deokungs⸗ (Milt..)(Ai.. verhältnis gogen gegen Vom gegen Uberh. Vorw. überk. Locw. Hundert Vorw 23. Jul 14891,0 22,57.89089— 1037 39,45— 31. Jul!.528.03—183.372.898,2 41.018,53 3252 38,93 7. Aug..595,82 87,89.8970 987,78 4889— 953 15. Aug..580,22— 5,½10 388183— 13½7 400 203 22. Au'..595,3 881.595,96 118,03 39,80— 105 31. Aug..508,92 10,72187 2341 37—.88 2. Sepi. 1618,8 127 440%07— 8861 33,14.20 16. Sopt..658,42 1100;5 40% J 1558 28. Sopt..704,51 51,09.9921— 60,0 42,89 1⁰0 bebee ee Graſ, anrhranbafe! egen gute Bel. abzug. zu 4 4 S. 7572 Neckarbrotſabrit.