lung ach der ubeb.. is von Micter „K J, ug..7, 1400 f. immet⸗ m Jp⸗ 409ʃ3 . kaße! wohn., Kohlen⸗ au ruh, P. dun 4 zung * — Bezugssreis: 30 Pfg. monaftic, Bringerlohn 30 Pfg., durch bie Poſt einiſchl. Poſtaufſchlag N. 5. 72 im Dierteljahyr. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. Anzeigen: Kolonel⸗Seile 50 Pfg. Rellame⸗Selle...20 Nk. Täglich 2 Aus gaben(außder Sountag) Geleſenſte und verbreitetſte Jeitung in Mannheim und Umgebung Stadt aunbeim und Amgebung Telegramm⸗Adreſſe: „Oeneralanzeiger Mannheim“ Fernſprech⸗RNummern: Oberleitung u. Buchhaltung 1449 Buchdruck⸗Abteilung... 341 Schriftleitunn- L. Verſandleitung u. Verlags⸗ buchhandlung 218 u. 7569 Zweigſchriftleitung in Berlin Salluß der Anzeigen⸗Aunahme für dos Mittagblatt morgens 209 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 5 Uhr Beilagen: kitutkliches Verkündigungsblatt für den kimtsbezirk Mannheim; ila u i iſſenſch 8 9 zir nheim; Beilage für Citeratur und Wiſſenſchaft; i ü Hauswirtf 7 8 mf enſchaft; Unterhaltungsblatt; Beilage für Land⸗ und 5 chaft; Lechniſche Rundſchau; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Rundſchau; Wandern und Reiſen ſowie Wintersport; Mode⸗Beilage; 3„„ Nr. 408. Mannheim Montag, 23. Auguſt 1915. (Abendblatt). Der deutſche Tagesbericht. Grofes Hauptgssrties, 2. Aug. n Aeic,, ee weßlicher Ariegsſchanylatz. Heute jrüß exſchien cine feindliche Flotte bon etwa bienzig Schifſen vor Zee brügg e, die, nachdem ſie von unſerer Küſten ⸗ artillerie beſchaſſen wurde, in nordweſtlicher Nichtung wieder abdauepfte. In den Vogeſen ſind nördlich von Müän⸗ ſter nene Kämpie in der Linie Lingen⸗ Lapf Schratzmännle Barren⸗ koyf im Gange. Starke franzöſiſche Angriſfe führten geſtern Abend teilweiſe bis in uunſere Stellungen; Gegeuangriſſe warfen den Jeind am Linu⸗ genkepf wieder zurück. Am Schratzmännle und Barrenkopf dauerten heftige Nahkämpfe um einzelne Grüben die ganze Nacht an. Etwa dreißig Alpenjäger wurden gefangen genommen. Bei Warr in(füdweſtlich von Lille) wurde ein engliſches Flugzeng herunter⸗ geſchoſſen. Oeſtlicher Uriegsſchauplatz. Heeresgruppe des Generalſeldmarſchalls von hindenburg. Die Truppen des Generaloberſten d. Eich⸗ hurn ſind öſtlich und füdlich von Kowuo um weiteren Vorſchreiten. Am Bobr beſetzten wir die von den Ruſſen geräumte Feſtung Offowicc. Nördlich und ſüdlich von Tykocin fanden erfolgreiche Gefechte ſtatt. Tykocin wurde genommen. Es fielen dabei 1200 Gefau⸗ gene lbarunter 11 Offiziere) und 7 Maſchi⸗ neugewehre in unſere Hand. Nördlich von Bielfſk mißlangen ver⸗ zweifelte ruffiſche Gegenſtöße unter ſehr er ⸗ heblichen Verluſten für den Gegner. Südlich dieſer Stadt ging es vorwärts. Beeresgruppe des Generalfeldmarſckalls Prinzen Teopold von Banern. Die Hecresgruppe hat unter hartnäckigen Kämpfen dir inie Kleſzesele-Razua überſchritten und iſt im weiteren günſtigen Angriff; es wurden 3050 Gefangene gemacht und 16 Maſchinengewehre erbentet. Heeresgruppe des Generalfeldmarſchalls von Nackenſen. Der Übergang über den Pulwa⸗Ab⸗ ſchnitt iſt auf der Front Razna und der Mündung nach heftigem Widerſtand erzwun⸗ gen. Der Angriff über den Bug oberhalb des Pulwa⸗Abſchnittes macht Fortſchritte. Bur Breſt⸗Litowsk iſt die Lage un⸗ Piſzeza(öſtlich von Wlodawa) wurde der Feind geſtern geſchlagen und nach Nordoſten zurückgetrieben. Oberſte Heeresleitung. 25 2 Die ruſſiſche Kriſe. Der„Wiener Deutſchen Korreſpondenz“ wird von unterrichteter Seite auus Kopenhagen geſchrieben: Die hier aus Rußland eintreffenden Be⸗ richte beſtätigen die Auffaſſung, wonach die innerpolitiſche Kriſe in Rußland ſich in vollem Fluſſe befindet. Im Zuſannmenhange mit den militäriſchen Ereigniſſem ſeit Anſang Mai läßt ſich folgendes Bild von der allgemeinen Lage Rußlands entwerfen: Bereits im April war die ruſſiſche Regierung in den Beſitz umfaſſender Beweiſe dafür ge⸗ langt, daß ſich über alle größeren Induſtrie⸗ ſtüdben Nußlands eine nevolutionäre Organi⸗ ſation erſtreckte, die nicht guur die Reſte der in⸗ duſtriellen Axbeiterſchaft, die nach den Aus⸗ hebungen für das Heer übrig geblieben waren, ſondern auch einen erheblichen Teil der Bür⸗ gerſchaft umfaßte. Die in den Händen der ruſfiſchen Regierung befindlichen Beweiſe hätten genügt, um mit allem Nachdrucke ein⸗ augreiſen, allein die Regievung begnügte ſich teils weil Maſſenverhaftungen Bürgerlicher den Gährungsſtoff nur vermehrt haben wür⸗ den. Die Regierung glaubte übrigens von durchgreifenden Verfügungen um ſo eher ab⸗ ſehen zu können, als ſie auf Grund der Be⸗ richte der ruſſiſchen Seeresleitung die mili⸗ täriſche Lage als ſehr günſtig betrachtete und der Großfürſt für Mitte Mat jene große Of⸗ fenſive vorbereitebe, von der man im Peters⸗ burg mit Beſtimmtheit den emdgülbigen Sieg erhoffte, angeſichts deſſen auch die revolutio⸗ näre Bewegung wieder in ſich zuſammengeſun⸗ ken wäre. Als dann Anſang Mai der An⸗ griff der Zentralmächte mit dem Durchbruche am Dunafec einſetzte, begann auch die inner⸗ politiſche Lage kritiſcher zu werden. Die rebo⸗ lutionäven, Organiſationen verhielten ſich allerdings ruhig, da ſie erſt eine entſcheidende Niederlage der ruſſiſchen Heere abwarten woll⸗ ten; dagegen ſetzte die bürgerliche Oppoſition der Duma mit einer äußerſt rührigen Agita⸗ tion ein, die bereits nach dem Falle von Prze⸗ mysl ſich zu der Forderung nach Einberufung der Duma und Einſetzung eines Wohlfahrts⸗ ausſchuſſes verdichtete, der die geſcunte ſtaat⸗ liche Verwaltung, und zwar auch die des Heeres, unmitbelbar beauffichtigen ſollte.— Die Regierung beſand ſich in einer ſehr ſchwie⸗ rigen Lage: auf der einen Seite eine revo⸗ lutionäre Organiſation, die in dem Augen⸗ blicke loszuſchlagen bereit war, wo eine ent⸗ ſcheidende Niederlage der ruſſiſchen Heere die Regierumg der Machtmittel beraubten, die Re⸗ volution niederzuſchlagen, auf der anderen Seite eine parlamentarviſche Oppoſttion, die die Regierung nur dann gegen die Revolution unterſtützen wollte, wenn Zar und Regierung auf einen großen Teil ihrer Gewalt zugunſten der Duma verzichteten.— Noch zögerte die Re · gierung, denn noch hoffte ſie auf eine günſtige Wendung auf dem Kriegs ſchauplatze, allein ſie mußte ſich entſcheiden, als auch Lemberg fiel und der eiſerne Ring um Warſchau ſich immer feſter ſchloß.— In dieſe Zeit fielen die Ver⸗ änderungen im ruſſiſchen Kabi⸗ nett, durch die man der Oppoſition entgegen⸗ konmnen wollten, ohne jedoch iher Hauptforde⸗ mtit der Verhaftung einzelner Perſonen, keils weil die Gefängniſſe bereits überfüllt waren, Tyfoecin Beiderſeits des Switjaz⸗See und beiſ rung zu erfüllen: die Entlaſſung Saſo⸗ nows und Goremykins, die der Zar als ſeine perſönlichen Vertrauensmänner und Hauptſtützen des Zarismus nicht gehen laſſen wollte.— Was daanals über die Behebung der Schäden in der ruſſiſchen Heeresverwal⸗ tung geſprochen und auch ſpäter noch über die Organiſation der nationalen Verteidigung auf linduſtriellem Gebiete verhandelt wurde, war alles nur Schein, in der Hauptſache handelte es ſich um den Gegenſatz der zwiſchen der Re⸗ gierung und der Oppoſition der Duma hin⸗ ſichtlich der Teilung der Gewalben beſtand. Die Regierung machte wohl förmliche Zuge⸗ ſtändniſſe, in der Sache jedoch wollte ſie nicht nachgeben, Saſonow und Goremykin blieben; allein das Problem der Verteidigung nach außen hatte ſich mit dem Problem der Vertei⸗ digung des Zarismus nach Innen komplisiert. Die Regierung ſtand vor einer wichtigen Ent⸗ ſcheidung: entweder Einſatz aller militäriſchen Kräfte zur Behauptung der Weichſellinie bis durch einen franzöſiſch-engliſchen Vorſtoß im Weſten die Möglichkeit einer neuen Offenſive gegeben war oder aber die Preisgebung der Weichſellinie, um ſo viele Truppen als möglich für den möglichen Kampf im Innern zu ret⸗ ten. Die Regierung entſchied ſich für letzberes und jetzt erſt erklärte ſie ſich bereit, die Duma für den 1. Auguſt einzuberufen. Nachdem ſie ſich ſo gegen die Reaktion und die Oppoſition geſichert glaubte, lehnte ſie je⸗ des weitere Entgegenkommen gegenüber der Oppoſition ab, neuerliche Gerüchte über den Rücktrütt Goremykins und Saſonows wurden ſehr nachdrücklich unter Berufung auf den gegenteiligen Willen des Zaren als unbegrün⸗ det bezeichnet und ſo ſtand die Duma am 1. Auguſt einer völlig ungeklärten, innerpoli⸗ tiſchen Lage gegenüber. Das Ergebnis der wochenlangen Verhandlungen der Oppofition mit der Regierung war gleich null und die letztere ſuchte jeden Einwand mit dem Hin⸗ weiſe darauf niederzuſchlagen, daß die allge⸗ meine Lage es zur Pflicht mache, die Partei⸗ beſtrebungen in den Hintergrund zu ſtellen und ſich ganz der Aufgabe der Landesvertei⸗ digung zu widmen. Die Regierung ſchien da⸗ mit auch Erfolg zu haben, allein ſertdem weiß mam, daß die Duma ſchon am Tage ihrer Er⸗ ößfnung nicht gas Bild der Einmütigkeit ge⸗ boten hatte, das die amtliche Berichterſtattung entwarf. Tatſache iſt, daß die Oppoſition die Waffen nicht geſtreckt hat, ſondern weiter an der Erſchütterung des innerpolitiſchen Syſtems arbeitet und daß es im weſentlichen von den weiteren militäriſchen Ereigniſſen alſhängen wird, ob der Kampf gegen den Zarismus weuerdings in ein kritiſches Stadium treken wind. Wie es ſcheint, würd dies der Fall ſein; beharrt aber dann die Regierung auf ihrem Widerſtande, dann dürfte die oppoſitiomelle Be⸗ wegung der Dumaparteien raſch mit der revo⸗ lutionären zuſammenfließen und alles darauf ankommen, ob der Großfürſt aus der Nieder⸗ lage ſo viel an Truppen gerettet hat, um der neuen Bewegung Herr zu werden. Dann dürfte namentlich aber auch die ukrai⸗ niſche Frage in den Vordergrund treten. Der Balkan. Die türkiſch⸗bulgariſchen Ver⸗ handlungen vor dem Abſchluß EBerlin, 23. Aug.(Von u. Berl. Büro.) Die Voſſiſche Zeitung hat geſlern gemeldet, die kütrkiſch-bulgariſchen Beziehungen wären mehr abgeſchloſſen. Dem hatte d heute früh widerſprochen. Die Wahrheit oird nun⸗ Lokalanzeiger der Gegend von genommen. wohl in der Mitte liegen. Wie wir ſchon neu⸗ lich hier mitteilen konnten, iſt der Vertrag paraphiert; nur die Unterſchriſten fehlten noch. Daß die Unterfertigung aber erfolgt, iſt kaum mehr zu bezweifeln. Nach unſerer Kenntnis ſtehen die Verhandlungen unmittelbar vor dem endgültigen Abſchluß. m. Köln, 23. Aug.(Prib.⸗Telegr.) Die Kölniſche Zeitung meldet aus Sofia: Dank der verföhnlichen Haltung beider Regierungen und gegenſeitiger Zugeſtändniſſe ſind, wie ge⸗ meldet, die Verhandlungen zwiſchen der Türkei und Bulgarien für beide Teile befried⸗ gend abgeſchloſſen. Bulgarien erhält die Möglichkeit freier Verbindung nach Neu⸗Bulgarien. Alle gleichzeitig verhandelten wichtigen Fragen ſind ebenfalls ge⸗ ordnet worden. Die Bemühungen Kußlands um Numänien. EBerlin, 23. Aug.(Von u. Berl. Bur.) Aus Bukareſt wird der„B..“ gemeldet: Von den Beſprechungen im letzten Kabinettsrat berlautet jetzt, daß ein beſonderer Vorſchlag der ruſſiſchen Regierung vorgelegen habe, der Miniſterpräſident Bratianu am 10. ds. Mts. durch einen Boten aus Petersburg übermittelt worden war. Es ſind keine Anzeichen dafür vorhanden, daß der Kabinettsrat ſich geneigt zeigte, den ruſſiſchen Anerbietungen Gehör zu ſchenken.— Der Jall Kownos hat gier und der großen Eindruck gemacht Glaube an die Genialität des„ſtrutegiſchen Rückzugs“ der Ruſſen iſt erſchüttert. m. Köln, 23. Aug.(Priv.⸗Telegr.) Die Kölniſche Zeitung meldet aus Sofia: Die rumäniſche VBerwaltung ordnete an, daß vom 14. September ab alles Bahnmaterial zur Verfügung des Hriegsminiſteriums frei ſein muß. Veniſelos übernimmt die Bildung des neuen Kabinetts. Athen, 23. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Unſer Privatkorreſpondent telegraphiert: Veniſelos hat die Bildung des Mi⸗ niſteriums übernommen. Die neue Mi⸗ niſterliſte wird heute Nachmittag dem König vorgelegt werden. 28 +4 4 +4 22 108 Vom öſterreich⸗ talieniſchen Kriegsſchauplatz. Die Geſterreicher erhalten Verſtärkungen von der Gſtfront. ORotterdam, 23. Aug.(Von unſerem Berichterſtatter.) Der„Times“⸗Korreſpondent an der italieniſchen Front meldet: Die Ge⸗ fechte an der Cadore⸗Front haben in den letzten Tagen an Heftigkeit zu⸗ genommen. Obwohl die Oſterreicher an⸗ ſcheinend ſchwere Verluſte bei ihren jeweiligen Angriffen erleiden müſſen, machen ſie ümmer wieder neue Vorſtöße und führen dabei Truppen ins Feld, die von der Oſtfront kommen. Im Karſt⸗Diſtrikt hat ſich nichts veräudert. Die Tätigkeit der Oſterreicher bleibt ſteis die gleiche. Man erwartet für die nächſten Tage, auf der ganzen Front, ſo doch in unmen⸗ Aibntn t Weirn nücht MWanfglegne großt Monfalcone große Zufe ſtöße. * Empfindliche 2. Seits. Seneral⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblatl) Montag, den 23. Augut 1915 Der italieniſche Bericht. Rom, 23. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Heeresbericht vom Sonntag: An der Zone des Monte Maggio nordweſtlich von Arſiero heſchoß geſtern die feindliche Artillerie mit Hef⸗ tigkeit die neuen von uns eroberten Stellungen. Es war uns möglich, das von uns beſetzte Ge⸗ biet auszudehnen, im oberen Britetale nahmen wir einige feindliche Schützengräben in der Spitze des Travenanentales im Sturm. Wir machten Gefangene, deren Zahl nicht feſtgeſtellt iſt. Wir verjagten geſtern feindliche, in die am Monte Chriſtallo eingeniſteten Patrouille und dehnten das von uns beſetzte Gebiet bis zum Monte Creſta aus, die feindliche Artillerie er⸗ öffnete ihr Feuer gegen die Ortſchaft Cortina d' Ampezzo. Am oberen Riental unternahm der Feind gegen unſere am weiteſten vorgeſchobe⸗ nen Stellungen Angriffe, die zurückgewieſen wurden. Auf dem Karſt ſind unſere Linien geſtern Abend ein wenig vorgerückt. Wir nah⸗ men einen ſtarken Schützengraben im Sturme, machten 97 Gefangene, darunter 2 Offiziere, ſo⸗ wie ein gepanzertes Maſchinengewehr. Der Feind konzentrierte hierauf ein heftiges Feuer gegen dieſen Teil unſerer Front, währenddem warfſen ſich ihre Truppen im Sturme vor, die jedoch durch unſer Feuer aufgehalten wurden und die darauf durch einen Gegenangriff zurück⸗ geſchlagen und verfolgt wurden. Unſere Flie⸗ ger erneuerten geſtern ihre Angriffe auf das feindliche Flugzentrum im Auſovoizza und ver⸗ wüſteten es durch Abwürfe von 60 Bomben, ſie wurden durch die feindliche Abwehrgeſchütze heftig beſchoſſen, kehrten jedoch alle unverſehrt zurück. Wirkung der öſterreichiſchen Fliegerbomben. ORotterdam, 23. Aug.(Von unſerem Berichberſtatter.) Der„Mailänder Secolo“ veröffentlicht einen Brief des italieniſchen Freiwilligen Aſtengo, eines Neffen des De⸗ putierten von Savona, worin die empfind⸗ Ioche Würkundg der öſterreichiſchen Fliegerbomben beſchrieben wird: Aſtengo erzählt, daß er ſich auf einer Er⸗ kundungsſtreife in Monfalcone befand, und im Schatben eines beträchtlichen Schiffes lag, das binnen kurgem vom Stapel laufen ſollte. Plötzlich wurde er durch eine heftüge Exploſion aus ſeimen Träumen aufgeweckt. Eine öſter⸗ reichiſche Fliegerbombe war auf das große Schiff und eine andere auf eim Magatzin ge⸗ fallen, wo beträchtliche Mengen Holz, Ol, Teer und Benzin lagerte. Die Bomben waren Brandgranaten, deren Wirkung man deutlich beobachten konnte. Zuerſt gab es einen ſchwe⸗ ren Knall, worauf ein immer heftiger werden⸗ des Geknatter von einzelnen Exploſionen folgte, dann ſtieg mit einem Male eine ſtarke Flmme aus dem Magazin enſpor. Unſer erſter Gedanke war, das aurf dem Stapel be⸗ fünndliche Schiff zu retten, um es von dem brennenden Magazin entfernen. Die Matroſen liefen nach den Pumpen und ver⸗ ſuchten, ſie mit den Brunnen im Verbindung zut ſetzen. Aber der Feind hatte unſer Vor⸗ Haben bemerkt und bald ſauſten Schrapnells auf und nieder; die Rettungsverſuche mußben ſodaun aufgehoben werden. Das Feuer nahm mit unheimlicher Schnelligkeit inmner größe⸗ ren Umfang an. Der Feind, welcher glaubte, daß wir den Rückzug angetreten hätten, nahm unſeren Verbindungsweg unter Feuer. Der Inſtrultion gemäß blieben wir aber auf un⸗ ſerem Poſten. Das Feuer hatte mittlerweile ſchon die ganzen Gerüſte, worauf das 105 Meter lange Schiff ruhte, in ein Flammmen⸗ meer verwandelt und die glühend gewordenen Eiſenteile des Schiffsrumpfes krümmten und bogen ſich. Alles in der Nähe des Werftplatzes wurde ein Raub der vaſch um ſich greifenden Flmumen. Nur mit größter Anſtrengung konnte der Beobachter ſich retten. 6¹ Die Scharmützel an der ſer⸗ biſchen u. montenegriniſchen Grenze. Lyon, 23. Aug.(WTB. Nichtamtlſch.) Ein Pariſer Telegramm des„Novpeliſt“ be⸗ ſagt: Einer Meldung aus Niſch und Ce⸗ tinje zufolge dauern die Scharmützel längs der ſerbiſchen und montenegriniſchen Grenze an. Vei Wodica und am Loocen fanden heftige Artilleriekämpfe ſtatt. Der italieniſch⸗türkiſche Krieg. Ehrüſtiania, 23. Aug.(WTB. Nicht⸗ amtlich.) Die Kriegserklärung Italiens an die Türkei wird von der worwegiſchen Preſſe als ein ſichevrer Von⸗ bote von Italiens Beteiligung an den Operationen auf der Halbinſel Galläipoli oder an der Küſte Klein⸗ aſiens bezeichnet. Dies ſei um ſo wahr⸗ ſcheinlicher, als Italien halt, daß es im Amgecffgegen Oſter⸗ reich doch nichts auszurichten ver⸗ möge. Außerdem betont mam, daß Italiens Eingreifen bei den Dardanellen mehr oder weniger einen unmittelbaren Eimfluß auf die Haltung Bucgarbens haben würde. m. Köln, 23. Aug.(Priv.⸗Telegr.) Die Kölniſche Zeitung meldet von der italieniſchen Grenze: Einzelne Blätter, wie„Ideg Nazio⸗ nale“, ſprechen die Ueberzeugung aus, daß die Kriegserklärung die Anerkennung der italieniſchen Anſprüche auf die ſchon längſt geforderten Gebiete Kleinaſiens durch die Verbündeten bedeutet, die früher teil⸗ weiſe Griechenland als Preis für das Eingreifen in Ausſicht geſtellt worden war. die Ariſe des franzöſiſchen Kabinetts. Pavis, 23. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Ueber Genf wird gemeldet: Die Preſſe beſchäf⸗ ligt ſich heute eingehend mit der Rede Mille⸗ vands und gibt zu, daß Gründe für einen Kabinettswechſel vorhan⸗ den ſeien. Die ganze rechksſtehende Preſſe und einige linksſtehende Blätter erklären, man müſſe jetzt um jeden Preis einen Miniſter⸗ wechſel vermeiden, denn die Autorität der Regierung und das Anfehen des Parlaments ſtänden auf dem Spiel. Die rechtsſtehende Preſſe nimmt gegen die Ae Sitzung Stel⸗ lung, denn die gugenblickliche Lage rechtfſertige eine ſogenannte Aenderung der Parlaments gebräuche nicht. „La Liberts“ und„Guerre Sociale“ be⸗ dauern, daß durch die Vertagung der Sitzung auf Donnerstag die Kriiſſe um 8 Tage berllängert würde. Man hat genug von der ſchlechten Atmoſphäre, die ſeitz Tagen auf dem Land laſte. Es wäre beſſer gewefen, die Frage des Miniſterwechſels ſofort zu erledigen, denn jede Löſung ſei der new em⸗ zervüttenden Ungewißheit vorzu⸗ ziehen. Die linksſtehende Preſſe, beſonders die „Humanité“ und Clemenceau im„Homme Enchaine“(der zum erſten Mal wieder erſcheint), verkreten die Anſicht, daß das Parlament nicht auf ſeine Rechte verzichten dürfe. Selbſt die Erwähnung, daß ein Miniſterwechſel im Inland und im Ausland einen peinlichen Eindruck hervorrufen wird, dürfte das Parlament nicht abhalten, von ſeinen Rechten Gebrauch zu machen. Zur Erörterung aller dieſer Fragen ſei das geheime Komitee das geeignetſte Mittel. offfenbar eimgeſehen gebiete einfache Kannonade. Die Abtechnung mit England. Zeppelinfahrten nach England die Ruhe der Ein Spanier über Frankreich. C. Liprech ſchreibt ſeinem Blatbe„El Mundo“, aus dem der„Correo Gſpanol“ vom 10. Auguſt es wiedergibt, aus Bern, wo man etwas mehr vom Kriege weiß als in Madrid u. a. folgendes: Tatfſache iſt, daß es unn Fraukneichtag⸗ täglich ſchlimmer ausſieht. Die in⸗ nere Uneinigkeit ſſt ein nicht mehr weg⸗ zuleugmendes Faktum geworden, man achtet nichts und niemanden mehr. Die Regierung iſt in den Augen der Meiſten nur mehr„eine Bande und ein gewiſſer Jemamnd iſt ſchlim⸗ mer als der Reſt. Joffre genießt keiner⸗ lei Achtung mehr, man ſpricht ihm jetzt alles Verdienſt und jede Fähigkeit ab. Daß nicht ihm, ſondern dem inzwiſchen abgeſetzten General Serrail der Ruhm der Marne⸗Schlacht gebührt, weiß nachgerade alle Welt. Gegen Joffre, der günſtigſten Falls ein brauchbarer Ingenieuroffizier iſt, wenden ſich alle Stimmen; man hält ihn für dumm genug, die jetzige Situation noch zehn Jahre laug hin⸗ zuſchleppen und mit ſeiner verbohrten Zaudertaktik das Heer bis auf den letz⸗ ten Mann zu verlieren.„Er iſt daran ſchuld“, ſo ſagt man in Frankreich,„daß die Deutſchen ſich mit allen Kräſten auuf die Ruſſen ſtürzen und dabei alle ſhre Artillerie mitnehmen konnten. Es fehlt ihm jede Initiative und Organiſattonsgabe. Das Abenteuer von Carency koſtete uns 65 000 und das von Arras gar 100.000 Wamn. Und die Engländer Weder ſandten ſie die zugeſagben Soldaten, noch die Muni⸗ tion, die ſie fabrizieren ſollten, ſtatt deſſen be⸗ ſchäftigen ſie ſich mit dem Verſuch der Erobe⸗ rung der bäsher den Deutſchen gehörenden Märkte.“ ̃ 12 5 * Die franzsſiſchen Berichte. Paris, 23. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht von geſtern Nachmittag: Im Artois nördlich von Souchez wurde ein von ſchwachen Kräften ausgeführter deutſcher Angriffsver fuch leicht und ſchnell a b⸗ gewieſen. Im Labyrinth daliekt der Kampf mit Bomben noch an. Im Gebiete von Roye heftige beiderſeitige Kaumonnde. In den Vogeſen griff der Feind auf dem Kamme von Sondevnach an. Er wurde vollkommen zurückgeworfen. Auf dem Gelände, das wir am 18. Auguſt in dieſer Gegend erobert hatten, zählten wir 100 tote Deutſche. Auf den übrigen Fronten iſt nichts von Bedeutung zu melden. Paris, 2383. Aug.(WTB. Nichtamtlich)⸗ Amtlicher Bericht vom Sonntag abend? Im Artoas beſonders im Gebiete von Neuville heftige Tätigkeit der feindlichen Batterien, die von unſerer Artillerie hefig bekämpft werden. Gegenſeitige ziemlich heftige Kannonade im Ge⸗ biete von Roye, auf dem Plategu von Quenne⸗ vieres, an der Aisnefront und bei Reims. In den Argonnen meldek manzüber Kämpfe mit Schützengrabenkampfwerkzeuge, beſonderrs im! Wövregebiet bei Flirey, Kämpfe mit Bomhben und Handgranaten. In den Vogeſen im Fecht⸗ Die Wirkung der Zeppelin⸗ Angriffe auf London. Die engliſche Hofhalkung wird verlegt. Berlin, 23. Aug.(Von u. Berl. Bur.) Die engliſche Preſſe hat es bisher ſo darzu⸗ ſtellen beliebt, als ob unſere nächtlichen ſtolzen Inſulaner in keinem Belaug zu ſtören Jengliſchen Zeitungen Abeit getan hatten, ergibt ſich daraus, daß, wie wir erfahren, die lſche Königsfamilie in nächſter Zeit, weil ſie in London ſich nicht mehr ſicher fühlt, ihre Hoſhaltung nach Nogden Laud verlegen will. Die engliſche Admiralitãt ver⸗ ſchwweigt die neuen Verluſte. Berlin, 23. Aug.(Von u. Berl. Bur.) In derſelben Nacht, wo der Zeppelinangriff auf die City von London erfolgte, wurde he⸗ kanntlich an der jutländiſchen Küſte bei Horns Riff ein engliſcher Kreuzer und ein Zerſtörer von einem deutſchen Unterſeeboot verſenkt s iſt immerhin intereſſant feſtzuſtellen, daß die engliſche Admiralität über dieſen Verluſt bis⸗ her noch nichts bekannt gegeben hat. Unſere Unterſeeboote. London, 23. Auguſt.(WTB. Nichtamtlich) Einer Lloyd⸗Meldung zufolge ſind die engliſchen Dampfer„Daghiſtan“ und„Windſor“ verſenkt worden; die Beſatzung wurde geret⸗ tet. Der engliſche Dampfer„William Dawſon“ iſt in die Luft geflogen. London, 23. Auguſt.(WTB. Nichtamtlich.) Reuterbüro meldet: Der Kapitän und die Be⸗ ſatzung des Dampfers„Coberu“(3060 Brutto⸗ Regiſtertonnen) aus London, der von einem Unterſeeboot verſenkt worden iſt, wurden durch einen holländiſchen Dampfer in Monnilendam gelandet. 9⸗ ** Ein Buren⸗Urteil über den Arieg und die Engländer. „Nieuws van den Dag“ vom 17. Auguſt veröffentlicht folgende Zuſchrift: Ich erhielt einen Brief von meinem Vater ans Südafrika; er ſchreibt: Wie hier erzählt wird, wird der Krieg in der Wüſte bald beendigt ſein, die Deutſchen haben keine Lebensmittel und Munition mehr. Die engliſchen Blätter brüllen vor Vergnügen, und wir Buren fühlen uns recht ſchlecht dabei. Der beſte Teil unſeres Volkes ſttzt im Gefäng⸗ nis; wir werden noch ſchlechter behandelt wie Hottentotten⸗Verbrecher; wir werden beleidigt, geknechtet, beſchimpft. Wir können nicht ein Wort von dem äußern, was wir denken, der Weg von unſerem Haus zum Gefängnis iſt nur kurz. Jetzt erſt fühlen wir den gaunzen Jammer des Ver⸗ luſtes unſerer Unabhängigkeit. Dom P. ſagt, daß dieſes die Prüfung für unſer Volt ſei, und daß wir das nötig gehabt hätten. Jetzt haben ſie uns mit einem dicken Knüppel auf den Schädel geſchlagen, der Schlag verur⸗ ſachte furchtbare Schmerzen, aber er weckte uns kauf. Dom P. hat ganz recht, das füblt jeder wahre Afrikander. Ueber den Krieg hören wir nur wenig; die holländiſchen Zeitungen ſind faſt nicht erhältlich, und wenn man endlich mit gro⸗ ßer Mühe eine bekommen hat, dann ſieht das Blatt aus wie ein gerupfter Strauß. Daraus können wir uns zurechklegen, daß Deutſchland noch nicht verloren hat, auch daraus, daß die hier die Deutſchen noch zimmer ſo ſchlecht machenzund ſie Barbaren ſchel⸗ ten. Wenn der Engländer fiegk, dann wird der Deutſche ein rieſig ſtarker, mutiger Feind, und die Welt wird ſagen: ein Volk, das ſolch ſtar⸗ ken Feind beſiegen kann, das muß furchtbar tapfer ſein. Wir Buren kennen das, wir wiſſen zu gut, wie ſie uns beſchimpft und ſchlecht ge⸗ macht haben im Beginn unſeres großen Krie⸗ ges, ̃ Engländer in Südafrika) vor uns her ſagten. Nachher, als ihre Konzentrationslager ihre Ar⸗ und wir engliſche Unter⸗ tanen geworden waren, dann wurden wir Hel⸗ den. Der holländiſchſprerhende Mohammedaner, der für uns wäſcht, hat mir geſtern erzählt, daß Rußland koloſſale Hiebe bekommen habe. Dieſe Leute bekommen auch holländiſche Zei⸗ vermöchten. Wie ſtarb in Wahrheit die Wir⸗ tungen, aber wie ſie die erhalten, wollen ſie nicht Ein flämiſch Scheldedorf. Am rechten Ufer der Schelde, in der äußerſten Nordweſtecke der Provinz Antwerpen, liegt das Flämendorf Santvliet. Hier, wo die ſchmutzig grauen Fluten der Schelde ſich lang⸗ ſam dem Meere zuwälzen, hält ein Teil des Mannheimer Handſturms treue Wacht. Sant⸗ vliet iſt gleichbedeutend mit Sandflut, denn der größte Teil der Gemarkung beſteht aus leich⸗ tem, gelblichgrauem Sandboden. Nur an den Ufern der Schelde breitet ſich fruchtbares Acker⸗ 5 land auis, ſogenannter Poldergrund, entſtanden durch die in früheren Jahrhunderten häufigen Ueberſchwemmungen der Schelde, welche die Uferlandſchaften oft weithin unter Waſſer ſetz⸗ ten, Nach dem Zurückweichen der Waſſermaſſen ſetzte ſich der Schlamm und Schlick auf dem ſan⸗ digen Untergrund feſt, und ſo bildete ſich im Laufe der Zeit der äußerſt fruchtbare Marſch⸗ boden. Goldgelbe Lupinen, Weizen, Erbſen und Zuckerrübeufelder zeugen von der Erxtrag⸗ fähigkeit des Bodens. Die Chronik berichtet, daß der berühmte Kreuzfahrer Gottfried von Bouillon, der außer dem Herzogtum Lothringen auch die Markgraf⸗ ſchaft Autwerpen beſaß, Santvliet dem Kloſter St. Michel in Antwerpen ſchenkte. Kaiſer Hein⸗ rich V. beſtätigte in einer Akte vom Jahre 1119 dieſe Schenkung. Karl II. von Spanien ver⸗ lieh demſelben Kloſter das Juſtizrecht über Santvliet und dem benachbarten Beirendrecht gegen eine Summe von 18 000 Gulden. Ferner wird erzählt, daß im Jahre 1357 die„Leger⸗ troepen von den Hertog von Brabant door die Vlamingen duchtig geklopt worden“ und daß dabei„de erſte maal met bommen(Bomben) werd geworpen“. Der aus dem 30 jährigen Krieg bekannte ſpaniſche Feldherr Spinola be⸗ feſtigte 1622 Santvliet. Sechs Jahre ſpäter wurde die Feſtung von den Holländern einge⸗ nommen, im folgenden Jahre aber wieder bon den Spaniern zurückerobert. Das Jahr 1705 ſah die Franzoſen vor den Toren Sautvliets. Das Dorf wurde heftig beſchoſſen und großer Schaden angerichtet. Schwer gelitten hat na⸗ mentlich die Kirche⸗ Vom heutigen Krieg merken die Santwlieter kaum mehr als die Bewohner eines Odenwäl⸗ der Bauerndorfes. Die Mannheimer ziehen op de Wacht, kohpen von den Bauern die Eieren und die Melk, trinken im Eſtaminet(Schenke) auf deutſch⸗flämiſch, ſo gut es eben geht, und das gegenſeitige Verhältnis iſt recht erträglich. Das entlegene Bauerndorf hat eine gewiſfe Bedeutung erlangt durch den Maler Nikaſius de Keyſer, einem geborenen Santplieter. Seiner Heimatgemeinde ſtiftete er in treuem Gedenken eines ſeiner ſchönſten Werke:„Die Grablegung Chriſti“, das in der dortigen Kirche einen wür⸗ digen Platz erhalten hat. Zum vollendeten Künſtler reifte de Keyſer im klaſſiſchen Lande der Malerei, in Italien. Von dort zurückgekehrt wurde er zum Leiter der Malerſchule in Ant⸗ werpen berufen. Er brachte dieſe Anſtalt bald zu bedeutendem Anſehen, wie er ſelbſt durch ſeine Gemälde einen Ruf erlangte, der weit über die Grenzen ſeines Vaterkandes hinaus⸗ aing. Nikaſius de Keyſer ſtarb zu Antwerpen und wurde auf dem Friedhof ſeines Geburts⸗ fiſt wohlgepflegt, und der ſchöne Weißdornhag, ihre Pintchen, klappern mit den Einwohnern brtes begraben. Die Rubensſtadt ehrte ſein Andenken, indem ſie eine ihrer ſchönſten und verkehrsreichſten Straßen„die Keyſerlei“ be⸗ nannte. 2 Nun laden wir den Leſer frdl. ein, mit uns im Geiſte hinauszuziehen auf Poſten. Alſo: In Reihen geſetzt, rechts um! Ohne Tritt, marſch! Wir marſchieren die Keyſerſtragt ent⸗ lang gegen Oſten auf Wache 1. Immer unan⸗ ſehnlicher werden die ſchmuckloſen Backſtein⸗ häuschen, aber das Gärtchen hinter dem Haus der es einfriedigt, iſt kunſtgerecht zugeſchnitten. Bis zum Knöchel verſinkt man oft im Sand. Magere Kartoffel⸗ und Kornfelder dehnen ſich links und rechts des Weges. Kein fruchtbarer⸗ Scheldeſchlick deckt hier den feinen leichten Sand. Neu⸗Braſilien nennen die Sautvlieter ſpottweiſe dieſen Teil der Gemeinde. Die Bewohner führen ein ziemlich ungebundenes Leben nach Art der Zigeuner. Sie leben vom Schmuggel— in Friedenszeiten hauptſächlich Viehſchmuggel—, hauſieren mit Fiſchen und Krabben und betteln und ſtehlen wohl auch zuweilen. Gbenſo iſt der Aberglauben bei ihnen tief eingewurzelt. Im übrigen ſind ſie gutmütig und heiteren Sinnes, kümmern ſich nicht viel um die Weltbegeben⸗ heiten, leben, wies der Tag gerade bringt, heute im Ueberfluß und nagen morgen am Hunger⸗ tuche, letzteres wohl häufiger infolge der Ab⸗ ſperrung der Grenze⸗ fen wir in der Nähe der Schelde an. Weſentlich anders geartete Verhältniſſe 858 8 Ker kegen zerſtreut dtie großen Bauernhöfe, durch⸗⸗ fangreichen Scheunen mit ihren rieſigen Stroh⸗ dächern. Weite Wieſenflächen, belebt mit Her⸗ den ſchwarz⸗ und weißgefleckter Kühe, geben Zeugnis von der Wohlhabenheit ihrer Beſitzer Die Haupteinnahmegnelle der Polderbauern iſt der Viehſtand. Im Sommer iſt das⸗Vieh ſtän⸗ [ig, Tag und Nacht auf der Weide zund wird auch dortſelbſt gemokken. Erſtaunlich iſt die Milchergiebigkeit dieſer Raſſe. Sehr lohnend iſt indes auch der Aubau von Zuckerrüben u. Erb⸗ ſen, und der Ruf der Polderkartoffeln iſt ſogar über die Grenzen des Landes gedrungen. In Antwerpen, der großen Handelsſtadt, findet der Bauer allezeit Abſatz für ſeine Produkte. In früheren Jahren war in der Gegend auch die Schafzucht bedeutend. Sie iſt hier wie auch anderwärts ſtark Die weiten Grasflächen dicht an der Schelde, die ſogenann⸗ ten Sthorren bieten den Schafherden treffliche Weiden. Die auf dem ſalzhaltigen Boden ge⸗ wachſenen Gräſer liefern den Schafen ein be⸗ kömmliches, nahrtzaftes Futter. Der behäbige Polderbauer kaun auch ſeinen Beſitzerſtolz nicht derleugnen. Dem Arbeiter bietet die gewaltig auſſtrebende Scheldeſtadt Autwerpen lohnende Arbeitsgelegenheit. Er⸗ wähnt muß noch werden, daß als beliebteſtes Verkehrsmittel das Fahrrad in Betracht kommt⸗ Alt und jung, Frauen und Männer jeden Stan⸗ des benutzen das Velo. 2 darf das Einvernehmen üächtige Dei anbringenden Waſſer⸗ rten weſg. Ve aate dr gegen fünken geſchüzt. Beß als wir die Rothälfe(Schimpfname für 2 1 Worag, den 23. Kugußt 1915. 3. Seite. —— ſagen. Es iſt wunderha Mohamme d a erhalten. Uns ſchei ut tig ſtark iſt, die Wüſte zurückl noch mehr merkwu leben. Heber Italien hören wir wir hier die engliſche nen wir 1 denker gerichtet h die eaglichen 8 den Himmel ge ho ee 5 E8, daß rdige Arme von all dem Brbeld traintert wären. Was denkt mau in kämpfen? Oier ſchr daß Holland nun a ten wolle, doch ſage in ihrem eigenen Inter 8 Holland mitm⸗ land aufs Haupt, dann 5 aber wenn es den holländiſchen Kolonien a baren kommen ſollen, und Kolonien im Namen der Me müſſen. glaube, daß die ner aus dien immer die erſten ge in verlt land beſetzt Holland, dann w nicht zulaſſen können. daß die ar dieſe ſch⸗In die tichland mäch⸗ e micht verliert und e. ſich uh ten, können Südafrika dann doch, wenn barum enſchlichkeit 10 Holländer wohl 1190 ſo dumm, ſein und alle di⸗ anderen Pöller weiter reden laſſen werden, und wenn es unter den Holländern noch die mit aller Gewalt kämpfen wollen, können ſie ſich ja als Freiwillige Heere anwerben laſſen. Ae Torpedierung! Reuter bemüht ſich um Von u. Berl. ABerlin, 23. Aug.(V Reuter bemüht ſich nach Untergang der„Arabic“ t Unterſeebot zurückzufül lei ſpricht dafür, daß die Mine zum Opfer gefallen ins Kriegs Rosſevelt ſtoßzt ĩ m. K 5 ön, 23. Aug. Kölniſche Zeitung meldet von Grenze: Rooſevelt bringt in Blättern einen Beif folgende erſehe aus den Blättern, Deutſchlands auf unſere bae Note, znänklich 72575 Verſenkung der ſammenhang mit der iedenn an Pürger von unſerer Regier Weiſe dahin erwidert werden Grafen Bernſtorff die Päſſe i ſolen, wodurch die diptbm zatiſch Menſchen gibt, dann im engliſchen he⸗ des„cb lic Feomnſt Bur.) alter Gewohnheit wegen des Untergangs der„Arabic“ in Nord⸗ amerika einen Sturm zuſammenzublaſen. Wir möchten glauben, daß er mit mühungen dieſes Mal kei Erfolg haben wird. Einſtweiler lich überhaup noch nicht ſolchen Be⸗ atſächlich auf ein hren iſt. Mancher⸗ „Arabic“ einer .⸗Telegr.) der holländiſchen den amerikaniſchen en Inhalts: Ich daß die Antwort a bie ung eziehungen hin hheit und le Re gierung und unſere nicht einſehen, daß die Zeit dandeln gekommen iſt. chüllungen aus den Laiiche Igiſchen Archiven. [(WTB.) Die etzt ihre Veröffentlichung von D lgiſchen Archiven fort 505 be⸗ eitend: 6 de Lärm, den die Ententemächte der Agadiraffäre angeſchlagen id der negative Verlauf der von ihnen ten Aktion, wobei wir namentlich an apitän Faber enthüllten Flotte n ma ßnahmen den⸗ rge zu einer Ernüchte⸗ engkand 11 und in Fr ankreich Nan ließ Herrn Spitze des 15 reden und ſchien übel 1 5 zu 8 Sir i ſgen, Berlin, 22. Allg. Z19. ſſch engliſchen dern 0 955 warf, daß ine Schädigung englif cher ſſen bedeute. Di ieſe Angriffe in den ange⸗ 1 B Jättern nahmen einen 15 ſich genbtigt ſah, zentaeſe nlommen Deut d an den Tag zu legen. So entſtand die Miſſion Lord Haldanes nach Ber⸗ lin, die daran ſcheiterte, daß die engliſche Regie⸗ rung ſich nicht entſchlie eßen konnte, in der grund⸗ eintreten Haldaneſchen Beſuch deutſch⸗engliſchen Beziehungen. Tafſächli ich datiert von dem eine Entſpannung in den Aber der eng⸗ 1 Aaſſen ſelbe. Die belgiſchen Geſandten haben dieſe Tatſache feſtgeſtellt und ihre Folgen Ir der Vorſtellung, daß der ſeit der Ernennung n Miniſterpräſidenten ſteigende Frankreichs und die Tendenz der Politik Greys eine Gefahr für den Frieden be⸗ deute, ſind ſie alle eines Sinnes, gleichviel, ob Graf Lalaing aus London, Baron Guil⸗ liſche Kurs blieb der nen rechten 2 1 fft Jlaume aus Paris oder G 15 indl und ſein Nachfolger Beyens aus Berlin berichten. ſicher, ob der Ententepol wurde fortgeſetz quand 0 ſaß die politiſche n ſtieg. 0 hat in dem letzten ſeiner hier veröffe ntlichten Berie chte anläßlich der Ein⸗ müti gkeit, der der Reichstagd 998 955 und die Die ſe Ein 9 dle Urfſac che, wes⸗ halb die Lerbaadlenge im Reichstag recht matt waren. In der Eröffnungsrede hat ſich der 0 ichskanzler bemüht, darzutun, daß dem Vor⸗ hen der Regierung weder aggreſſibe Gedanken irgendei 8800 eine Provokation nach ner Seite zugrunde liege. Alle Redner folgten dem Beiſpiel Herrn von Bethmann⸗Hollwegs. Sie den Gegenſtand herumgeredet und den Grund e genannt, der Deutſchland äriſchen Vorberei⸗ mlich den beäng⸗ Beziehungen 10 „ Ud 8 De Iraf ſchwieriger würden. Die vom Pr 5 0 Wg ſae beß Go ß mäcch ten infolge der Februar erteilte Note war ausge et, wenn f des törich⸗ man nur nach ihr gehandelt h hätte. Allein jede liens und der ſolgende Note war nichts weiteres als ein Be⸗ —————— 8* Adern, als das leicht erhitzte valloniſche Blut der D utſche ve erlangt nach der Bevölkerung in den Städten und induſtrie⸗ g, Au ifklärung, Schulen. Die reichen Gegenden. Merkwürdig, die flachsköpfi⸗ ſind die Pflegeſtätten des 11 gen Buben und Mädchen ſing Dien und ſpielen zum großen 90 Spiele wie unſere Jugend in der Heimat. Und beimatlich mittelalterlich muten die flandriſcher Giebelbauten an, und es iſt, Geiſt verg angener Jahrhund in verborgenen Winkeln hauſte eine neue Zeit, eine Zeit, di daß er ſich mächtig zeige und ſeele von dem düſtern Schat 85 befreie zum Segen Maxim Gorki Deutſchen. „„Banguardia“ vom 11. Auguſt beri Grund einer nicht genannten tung“; Gelegentlich einer 5 die 0 Ende rde erte im dermaßen: Im Kriege offenbart ſich die Seele Volkes, ganz ebenſo wie Schväche eines Staatswe klutigen Kampf lernen die 25 ſcen Wert des Gegners ſchätze wäre der Krieg nur ein finnloſes Schlacht Je höher man ſeinen Gegner einſchätzt, um ſtärker führt man ſich ſelbſt angeſtachelt, i gleichzukommen. Deutſchland nun verdi unſere volle Anerke ſetzt erleben wir das Schauſpiel, wie ſeine r ſich voll in dieſen furchtt fſtürzen, nicht etwa, weil dazi ſondern weil jeder zwungen würden, von der Notwendigkeit dur bedrohten Vaterland und ſchen Ideal Blut pfern. Und worin beſteht dies Weal, was iſt dieſe A n. ſekben Me 4 als ob der deutſche erte noch irgendwo und warte auf die ihn rufen wird, die flämiſche Volk tten eines fremden Uks⸗ 3, und eeeene hat neun⸗ hulen wie Rußland. mal ſo Die deutſche Wiſſenſc jedem zugänglich, der danach ſtrebt, und tut in Deutſ chland jedermann und dadurch zum Träger der deutſchen Idee Deutſchen zu bekämpfen, weil ſie 5 ige und rühriger ſind, ſollten wir lieber von ihmen wahre Va derlandsliebe f lernen. Schon lange vor Ausbruch des Krieges kämpfte it Waffen des Geiſtes und für das Flamen⸗ die friedlichem Wege: Der A. Weber. j Krieg aber aus wie ein Proteſt über die chtet auf „Bukareſter Zei⸗ Berſammlung von Mai abgehalt Gorki etwa folgen⸗ die Stärke ſens. Durch d er den moran — ander Fort ennung. ſie cd ochdrungen iſt, dem dem germani⸗ Leben zu iſt ein waches und nen benen, und deutſch entwickelt. herrſcht i n N 9 8 „deuaf ches 8 K Um Deut ſchland 31 beſte nächſt unſere eigene Erz wenn unſere Beamtenſchaft Le wahrheitsliebender zu ſein als die daun können wir an einen Siee 0 glauben. teh: Nus dem MNaunheimer Kunſtleben. Roſengarten⸗ Pütpiele. Die 5 des Roſengartentheaters teilt uns mit, daß am Diensiag, 24. ds. Mts., abends 8¹4 Uhr⸗ 85 Erſtaufführung der in Berlin, t a. M. mit großem, Erfolg ge⸗ n Komödie„Marys großes Korfiz Holm(dem Verfaſſer der 5—— 35 von „Hundstage 0) ſtattfindet. igenden Stand in hte nennt, Edward Gof l J Baron Beyens', der chränkung der 885 r, be⸗ n Volkes gegen Sir Edward Go 1 gangen: nämlich die Ne auf dem Gebiete der Induſt des Handels. Mit wohl verſtä Neide ſieht England, wie ein europäif Volk im Kampf auf dem Weltmarkt jedes Jahr an Boden gewinnt und alſo auch in dieſer Hin⸗ ſicht die Vormachtſtellung bedroht, die es jich geſichert hatte Als dann der durch ruſſtiſche Intrigen mengekommene Balkanbund mit ſeiner zugs Sagitation gegen die Türkej begann, auch Herr Jules Cambon beſorgt. Der fra ſche Botſchafter, ſchreibt Baron Behe ns am 24. Oktober 1912, der beſondere Gründe haben muß, ſo zu ſprechen, hat mir wiederholt geſagt, daß die größte Gefahr für die Erhaltung des europäiſchen Friedens in t mit Stil benbu blerſchaft rie und zuſam⸗ Kreuz⸗ wurde der Undiszipliniertheit und der per⸗ ſönlichen Politik der ruſſiſchen Ver⸗ treter im Auslande beſtehe. Sie ſind e Panflawiſten, und ihnen muß zen Teil die Verantwortung für faſt alle man zum groß die augenblicklichen Ereigniſſe aufbürden. Sie werden, ohne Zweifel, heimlich ihr Land zu einer Intervention in dem Balkankonflikt auf⸗ hetzen. Trotzdem hlernach der franzöſtſchen Regie⸗ rung die Gefahren für den Frieden wohl be⸗ kaunt waren, die die panſlawiſtiſchen Beſtreb bun⸗ gen in Rußland in ſich bargen, begab ſich im Sommer der Chef des ruſſiſchen Admiralf tabes nach Paris, um dort Verhandlungen wegen einer abzuſchließenden Marinekonvention anzuknüp⸗ fen. Gleichzeitig ſetzte in Petersburg und in Paris eine von den Freunden jenfeits des Aer⸗ melkanals eifrig unterſtützte Preßkampagne ein, die bemüht war, keine Zweifel über die Bedeu⸗ tung der geplanten Marinekonvention und ihre gegen Deutſchland gerichtete Spitze zu laſſen. Am 10. Auguſt traf Herr Poincaré in Petersburg ein. Der Beſuch gaß weitere Gele⸗ genheit zu deutſchfeindlichen Preßtreibereien. Die dabei von der ruſſiſchen e beob⸗ achtete paſſive Rolle ſchon damals vielfach damit erklärt, daß es Rußland ſehr daran lag, im. Aule eine neue in Frankreich geplante e Anleihe die franzöſiſchen Regierungskreiſe verſtimmen und der franzöſiſchen öffent⸗ einung zu ſchmeicheln. Einige Wochen nach dem Beſuch Poincars in Rußland begab ſich, einer Ein⸗ ladung der franzöſiſchen Regierung fol lgend, broßfürſt Nikolai Nikolgjewitſch nach Frankre ich, um den franzöſiſchen Manövern 19 15 In welcher Weiſe dieſe Reiſe des rſten zu de utſchfein dli ſchen Kundgebungen iſt noch in friſcher Erinnerung. Nach Beendigung der Manöver inſpizierte der Großfürſt in Begleitung ſeiner montenegrini⸗ ſchen Gemahlin die Befeſtigungen an der Oſt⸗ grenze, und die Zeitungen wußten zu berichten, wie die Großfürſtin von einem der Forts aus durch das Fernglas tränenden Auges die Türme von Metz betrachtet habe. Mittlerweile hatte ſich der politiſche Horizont Europas immer mehr Drohende Wolken gingen über der Balkanhalbinſel auf. Herr Saſſon off, der Ende September König Georg in VBalmoral zum Beſuch geweilt hatte, begab ſich nach Paris, wo im Einver⸗ nehmen mit dem Londoner Kabinett 15 be⸗ kannte Formel betreffend die Aufrech terh ltung des Statusquo im Fall eines Krieges der r Bal. katſtaaten mit Türket vereinbart wurde. Bald darauf brach der Balkan krieg aus. Am 4. November hat die, wie es ſchien, tödlich getroffene Türkei um Fr ſedensvermittlun ig, und am 7. Dezember 1912 wurde der Vorſchl ag Greys, ſie einer Botſchafterkonferenz in London zu übertragen, von allen Großmächten ange⸗ nommen. In dieeſr kr ſtiſchen Zeit hebt 5 8 che Ge⸗ ſandte Baron Be hgens die viedfertigkeit Deutſchlands 15 Er ſchreibt⸗ Es beſteht kein Zweife l, daß der Kaiſer, der Kanzler und der Staatsſekretär des Aus we ar 1 tgen le kdenſchaftliche An⸗ 8 Friedens find. Welches auch mögen, die Herr von Kiderlen⸗ , er ſich mit großen Gedanken trägt, ine um 0 Lande die e des Herrn Het Jet der hat 9 1 lt bein leiche Rolle wie plomat ie Viener Hofe. Die Kriegsgefahr wurde ganz allgemein an den europätſche n Höfen im Größen wa 0 11 Serbiens erkannt, dagegen iſt nicht zweifel⸗ haft, daß die panſlawiſti che Partei in Rußland das ſer biſche Feuer ſchürte, wobei Herr Hart⸗ 9 Geſandte in Belgrad, mit te zu den Poli⸗ 3 t, daß ſie der aus⸗ de e am gron Be oni und J8 sw9olSki Politit ihres in Landes„eine Kampf⸗ wärtigen den ſpeziali⸗ di imt getreten war, 36ſiſch 2 Geſet Man kann jedoch ſagen, daß eſer Männer kaum ſo verhäng⸗ ein konnte, wie die des neuen Präſiden⸗ der franz zöſiſchen Politik, des Herrn Raimond „ der am 18. Februar 1913 ins Eine ungeheure Reklame war hl vorausgegangen; es war, als ſei ßen 5 0 50 e0 drängenden Zeit Aber Baron Gujil⸗ der von f einem Par tiſer Poſten aus die imung der Franzoſen genau verfolgen kante war von vornherein mißtrauiſch. Er der 1 iſidenten hat verſchie⸗ var geſchickt vorbe⸗ man weiß ihm Dank dafür, daß eines Miniſterkums geſchickt genug N reich im europäiſchen Kon⸗ rgrund zu bringen; er hatte Male ck mit ſeinen Ausſprüchen, die großen Eindruck machten.„In erſter Linie muß man darin eine Kundgebung jenesalten franzöſiſchen Chauvinismus erblicken, der lange Jahre hindurch ganz zurückgetreten war, aber ſeit den Zwiſchenf ällen von Agadir wieder an Kraft gewonnen hat. Herr Poincars iſt Loth hringer und läßt keine Gelegenheit übergehen, daran zu 5 inne rn, eitet worden; er wührend f operierte, um zert in V den Vo er war iter und der Anſtifter der 1 litariſti itik Herrn Millerands. Daß es ſich bei der Agitation für die drei⸗ jähr 1g e Dienſtzeit nicht um eine Antwort auf das deutſche Wehrgeſetz, ſondern um eine längſt vorbereitete Maßregel handele, ſpricht der Geſandte direkt aus, indem er ſagt: Die Zeitungen baben übrigens unrecht, wenn ſie bei Beſprechung der Pläne der franzö ſiſchen Regierung dieſelben als Antwort auf die deut⸗ ſcherſeits ergriffenen Maßnahmen darſtellen. Viele ſind nur das Ergebnis ſeit langer Zeit unternommener Studien. Im März, als die geſährliche Schärfn ng der öſterreichiſch⸗ruſſiſchen Beziehungen durch eine Verſtändigung über Verminderung der beider⸗ ſeitigen Grenztruppen verdeckt wurde und Frei⸗ herr von Schoen ſich Baron Guill q u me gegenüber ſehr beſorgt über das Zunehmen des TChauvinismus in Frankreich äußerte, gab dieſer ihm vollkommen recht. „Ich bemerke täglich“, berichtet er,„wie die öffentliche Meinung in Frankreich alle Tage und chauviniſtiſcher wird. Man begegnet nur Leuten, die verſichern, daß ein bal⸗ 81965 Krieg mit Deutſchland gewiß, ja unvermeidlich ſei.!“ Auch Pichon denke ſo. Gewiß hatte die zweideutige Haltung Rußlands dazu weſentlich beigetragen. Baron Beyens wußte davon das folgende zu erzählen: In einem mitteilſamen franz öſiſche Botſchafter in Berlin nicht It, wie ſchwer es ſei, auf die h ochbegabten, aber wankelmütigenpolitiker, die das mit Frankreich verbündete Kaiſerreich leiten, zu zählen, denn ſie ſpielten auch mit ihm ein dop⸗ peltes Spiel. Herr Cambon 9 insheſon⸗ dere über den Einfl uß beklagt, den Herr wolski behalten hat, der ſich perfönlich an Oeſterreich⸗-Ungarn rächen will und ſich 7 gibt, das Spiel zu verderben, wenn es den Anſchein hat, daß jenes die Partei gewinnt. Er erkannte auch ganz richtig, daß die Rolle, volski in Paris ſpielte, von Hartwig, dem en Geſandten in Belgrad, Serhbien ge⸗ genüber geſpielt wurde; der ſerbiſche Geſchö träger in Berlin habe es offen ausgeſproche daß Serbien nicht 6 Monate lang vorgegan⸗ gen wäre, ohne ſich um die öſterreichiſchen Droh⸗ ungen zu kümmern, wenn es nicht durch Herrn Hart wig, einen Diplomaten aus der Schule holskis, dazu ermutigt worden wäre. 0 ſſonoff ſei auch zu ſchwach, um dem Ein⸗ fluß der Hofpartei und der Panſlawiſten zu widerſtehen, und ſeine Politik daher voller Wide erſpri he, was in Frankreich verſtimme und ſich namentlich in der montenegriniſchen Frage in dem Streit um Skutari gezeigt habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß man in Paris dieſer Winkelzüge müde iſt, aber man er⸗ trägt eben— wenn auch unter Verwünſchungen — die Folgen des Bündniſſes und läßt ſich auf eine Bahn drängen, die zu einem 22 mei⸗ nen Kriege führen kann. Es folgten die Zwiſchenfälle in Naney, das gefährliche Spiel mit der Aufführung chauvi⸗ kiſtiſcher Stücke, ſo daß Baron Guillaume, deſ⸗ Moment hat mir der ver rhehl 2 JS83 ſen Berichte immer mehr den Charakter erregter Beunruhigung tragen, ausruft: Zweifellos werden dieſe Tatſachen beweiſen worüber ich ſchon mehrfach die Ehre hatte, Ihnen zu berichten— daß die öffentliche Meinung in Frankreich mehr und chruviniſtiſch und unbeſonnen 8 der folgenden ſeinem Scharfſinn wie ſeiner in gleicher Weiſe zur Ehre gereicht: §s ſteht alſo nunmehr feſt, daß in die fran⸗ oebung Beſtimmungen auf ſgenom⸗ men werden ſollen, die das Land ticht lange ertragen kann. ſten d etzes werden für d erung ſo die Ausgaben, die es mit ſich bringt, werden ſo unge heuer ſein, daß t das Land bald proteſtieren die Hwache eiſt e Man ſollte kaßregeln ergreifen, um 2— 8 e dieſe Strömung einzu Deene bie die Regie⸗ jewski, P ſchin S hervor: rung eeit den Zwiſchenfällen von Agadir und jewski, J ufe n, Gogol: 15 der 1 des Miniſteriums Poincaré ⸗Mille⸗ worten, wo ein Ruſſe ſtumm bleibt gen Woche lief 5 den 8 zleien wahrhaft ermutigt hat. daran, daß Deutſchland 5 11 E daß Herr wahrhaft ermutig rien hat, wohin es ſei de 1 85 1 1. Als in Naris die“ ratung! des Militärgeſetzes verbannt, und d bat 6 1 1913 vom Miniſterium Briand auf die in der Freiheit 1 12 ung geſetzt wurde, ſchloß Baron 5 R 8 inen Bericht mit 1 heſinnung vird, und Frankreich wird ſich dann vor die Frage e geſtellt ſehen: entweder zu entſagen, was nicht wird ertragen können, oder in kürze⸗ die, Für Zeit Krieg zu führen. olk in dieſe Lage gebracht k ſchwere Verantwortung 55 opaganda zugunſten des Geſetzes über die eijährige Dienſtzeit, durch die ein Wiederer⸗ +. Seite. General⸗Anzeiger Badiſche 25 * Neueſte Nachrichten.(Abendblatt) ſtehen des Chauvinismus herbeigeführt werden ſoll, war ausgezeichnet vorbereitet und durch⸗ geführt; ſie fing damit an, die Wahl des Herrn Poincaré zum Präſidenten der Republik zu fördern; ſie ſetzt heute ihr Werk fort, ohne ſich um die Gefahren zu kümmern, die ſie hervor⸗ ruft; das Unbehagen im Lande iſt groß. Mannheim. Maßhalten in der Ernährung. 5 Der Kommandeur eines Heidelberger Landſturm-⸗Bataillons hat den ihm unterſtellten Mannſchaften eine auch für weitere Kreiſe be⸗ achtenswerte Belehrung über das Maßhalten in der Ernährung zugehen laſſen: Das an⸗ erkennenswerte Beſtreben der meiſten Quartier⸗ geber, es den bei ihnen untergebrachten Solda⸗ ten an nichts fehlen zu laſſen, hat vielfach dazu geführt, Unteroffiziere und Mannſchaften an eine überreiche Nahrungsmenge zu gewöhnen. Die zur Entlaſtung der Bürgerſchaft neuerdings eingeführte, auf das wirkliche Nahrungsbedürf⸗ nis beſchränkte, Maſſenverpflegung wird deshalb von vielen zunächſt als eine unliebſame„Ent⸗ behrung“ empfunden. Sie überſehen dabei, daß un die Leiſtungen der Truppen im Felde ganz unvergleichlich höhere Anforderungen bei ſehr viel unregelmäßigerer und knapperer Verpfle⸗ gung geſtellt werden und daß es für die in bölliger Sicherheit weit hinter der Front ver⸗ hältnismäßig leichten Dienſt verſehender Trup⸗ penkörper deshalb doppelte Pflicht iſt, die durch die Zeitverhältniſſe gebotenen Einſchränkungen willig auf ſich zu nehmen, zumal ſoweit dieſe keineswegs mit einer Minderung oder gar Schädigung ihrer Leiſtungsfähigkeit verbunden ſind. Wer ſich zeitweiſe an ein Uebermaß von Nahrung gewöhnt hat, dem wird eine Be⸗ ſchränkung auf die wirklich notwendige Menge zunächſt ein gewiſſes Unbehagen verurſachen, das aber meiſt ſchnell überwunden wird. Viel kommt dabet auf die Art der Nahrungsaufnahme an. Langſames Eſſen in kleinen Biſſen und ſorg⸗ fältiges Kauen führt dazu, daß die aufgenom⸗ mene Nahrung im Körper viel beſſer ausgenutzt wird, als bei haſtigem Hinunterſchlingen in großen für die Verdauung mangelhaft vorberei⸗ teten Brocken. Eine geringere durch ſorgfältiges Kauen gut vorbereitete Nahrung iſt dem Körper ſehr viel dienlicher als jedes Uebermaß davon. Nus Stadt und Land. Mannheim, 23. Auguſt 1915. J ee Eiſernen Krenz ausgezeichnet; Vizefeldwebel M. Kraatz, Oberingenieur der Bröwn, Boveri u. Cie..⸗G., Vorſtand des Techn. Bureaus Mannheim, O 4, 8/9, wegen Taßferkeit vor dem Feinde. ennne perſonalveränderungen der Armee innerhalb des 14. Armeekorps. Den Charakter als Oberſt hat erhalten: der Oberſtleutnant z. D. v. Matheſon, zuletzt Kom. d. Feldart.⸗Regts. Nr. 50, jetzt ſtellb. Kom. . Landw.⸗Beg. 2, Hamburg. Den Charakter als Major hat erhalten: der Hauptmamm ud. Idw. a. D. Gießßſen(Mann⸗ heim), zuletzt von d. Landw.⸗Inf. 2. Aufg., fetzt Adf. d. ſtellv. 55. Juf.⸗Brigade. In den Ruheſtand auf ſeinen Antrag mit Peuſſon wurde verſetzt: Malm, Geh. Kr.⸗Ret, Ob.⸗Mil.⸗Int.⸗Rat von d. ſtellv. Inten⸗ dantur d. 14..⸗K. Es wurden befördert: Zum Major: der Hauptmann und Kompagniechef Weſſig im Gren.⸗Regt. Nr. 110. Zum Hauptmaun: die Oberleutuants Ru⸗ land im Gren.⸗Reg. Nr. 110; Gadebuſch im Inf⸗Reg. Nr. 111; Preſtien, Stimmel im Inf.⸗Reg. Nr. 142; Wetzke im Inf.⸗Reg. Nr. 169, kommdt. z. Dienſtl. b. Feldartill.⸗Regt. Nr. 663 Bajohr im Inf.⸗Reg. Nr. 169 Winter im Fußarkl.⸗Reg. Nr. 14; Heerlein im Luftſchiff⸗ Batl. Nr. 4. Zum Rittmeiſter: der Oberleutnant v. Hoffmeiſter im Leib⸗Drag.⸗Reg. Nr. 20. Zu Oberleutnants: die Leutnants Selid⸗ ner(Eduard) im Leib⸗Gren.⸗Reg. Nr. 109 Peu⸗ lus im Inf.⸗Reg. Nr. ii; Unterharn⸗ ſcheidt im Drag.⸗Reg. Nr. 21; Gawantka, Mechtersheimer im Drag.⸗Reg. Nr. 22; Jahn, Raſtock im Feldartl.⸗Reg. Nr. 303z Wimmer, Müller im Fußartl.⸗Reg. Nr. 14; Doberg im Pion.⸗Batl. Nr. 14; Schapper, Splinter im Telegr.⸗Bafl. Nr. 4. Haben Kriegsteilnehmer Anſpruch auf Kran⸗ kengeld? In dieſer wichtigen, ſchon vielfach er⸗ örterten Frage hat das ſächſiſche Landesverſiche⸗ rungsamt eine grundſätzliche Entſcheidung gefällt. Das Verſicherungsamt hatte die Allgemeine Orts⸗ krankenkaſſe für die Stadt Leipzig verpflichtet er⸗ achtet, dem Pionier Sch. Krankengeld vom 11. Sep⸗ tember 1914 ab bis auf die weitere Dauer ſeiner SErwerbsunfähigkeit zu gewähren, höchſtens aber guf 26 Wochen. Vor ſeiner Einberufung war Sch. verſicherungspflichtiges Mitglied der Kaſſe; er hatte ſeine freiwilliige Weiterverſicherung erklärt. Sch wurde am 8. September am linken Unter. arm verwundet; er wurde vom g. September bis 3. November im Garniſonslazarett R. verpflegt und daunn mit Schenung entlaſſen. Die Kaſſe legte gegen die Enutſcheidung des Verſicherungs⸗ amtes Berufung ein. Sch. ſei durch die Schuß⸗ verletzung in ſeinen wirtſchaftlichen Verhältniſſen nicht beeinträchtigt, weil Löhnung und Angehöri⸗ genunterſtützung auch bei Dienſtunfähigkeit fort⸗ bezahlt würden und bis zur Beendigung der Heil⸗ behandlung Verpflegung auf Koſten der Militär⸗ verwaltung in den Lazaretten gewährt werde. Da das Krankengeld grundf ch ein teilweiſer Er⸗ ſatz für entgangenen Arbeitsverdienſt ſei, ſo können die im Kriege arbeitsunfähig gewordenen Solda⸗ ten keine Geldrente fordern, weil die Einbuße des Verdienſtes nicht durch Krankheit, ſondern mit dem Eintritt in das Heer entſtanden ſei und auch die Arbeitsf Krieger nach 8 182 Abſ. 2 der R..O rt ſei. Das O ſiche Nach ſchaft oder Deſteh Anſpruch an die idlich auch bei Krar einer Verwundung im Kri egeben. Anſpruch auf Krankengeld ſetze nurx Arbeit fähigkeit, nicht einen tatſächlich eingetretenen werbsverluſt voraus. Gleichfalls ſei nicht erf derlich, daß einem Kranken latſächlich ein Ar verdienſt entgeht. Es bleibe ſomit der Anſp eines Kriegsteilnehmers auch dann erhalten, des Erwerl verlwopfen. Kriegsfall Anwendung zu erleiden. Wenn jemand berwundet werde, auch im Auslande, alſo in Bel⸗ gien, Frankreich uſw., und er habe ſich freiwillig weiter verſichert, ſo ſei er im Falle einer Ver⸗ wundung für die Dauer ſeiner Erwerbsunfähig⸗ keit zum Bezuge von Krankengeld berechtigt. Es handle ſich um die erſte grundſätzliche Entſcheidung dieſer Art. * Mahnung zur Vorſicht! Im feindlichen Aus⸗ lande werden den dort feſtgehaltenen deutſchen Staatsangehörigen oft Päſſe und andere Ausweiſ abgenommen, um daurit nach Deutſchland ſchickende Spione auszurüſten. Wenn nun in letzter Zeit in den deutſchen Zeitungen dazu aufgefordert wurde, den noch im Auslande befindlichen Deut⸗ ſchen Ausweispapiere, wie Geburts⸗ und Heimat⸗ ſcheine zu überſenden, ſo muß hiervor dringend gewarnt werden, weil dadurch der feindlichen Spionage Vorſchub geleiſtet werden würde. Auch ohne die ſonſt nötigen Ausweiſe wird den deutſchen Staatsangehörigen, die aus dem feind⸗ lichen Auslande koummen, der Eintritt in das Reich geſtattet, wenn ſie ihre Reichsangehörigkeit glaub⸗ haft darlegen. Irgendwie nennenswerte Ver⸗ längerung des Aufenthaltes an der Grenze iſt da⸗ mit nicht verbunden. Die gemeinnützige Stelleuvermittlung des Bundes deutſcher Offiziersfrauen, Berlin SW. 11, Halleſcheſtr. 20, hat einen großen Uurfang ange⸗ nommen. Der Bund war bisher in der Lage, Hunderten von Offiziersangehörigen, Witwen und Waiſen und auch hin und wieder märmlichen An⸗ gehörigen des Offigiersſtandes ſtandesgemäße Stellungen im ganzen Reiche nachzuweiſen, und !bonnte dadurch manche Träne trocknen. Natur⸗ gemäß kann der Bund dieſe Tätigkeit nur auf Offigziersangehörige beſchränken. Die Vermitt⸗ lung iſt von einer Mitgliedſchaft unabhäng für beide Teile koſtenfrei. 6 ü § 313 der R. V. O. habe auch auf den Es wäre wenn auch die Behörden mehr wie bish Lenvermittlung des Bundes deutſcher Offigziers⸗ frauen in Anſpruch nehmen würden. Mutmaßliches Wetter am Dienstag und Mitt⸗ woch. Ueberraſchend ſchnell hat der Luftwirbel im Norden ſein Randgebiet bis nach Süddeutſch⸗ land ausgedehnt und erneute Trübung mit Nie⸗ derſchlägen verurſacht. Die Randwirbel werden nur allmählich ausgefüllt. Für Dienstag und Mittwoch iſt deshalb wiederum anfangs trübes und kühles Wetter, dann langſame Aufheiterung und Erwärmung zu erwarten. Polizeibericht vom 28. Auguſt 1915(Schluß). Unfälle. Im Stalle des Anweſens Käfer⸗ talerſtr. 190 hier wurde am 20. ds. Mts., nach⸗ mittags, ein 52 Jahre alter verh. Kutſcher von hier von einem Pferde derart auf den Leib ge⸗ ſchlagen, daß er erhebliche innere Verletzungen davontrug und mit dem Sanitätsauto ins Allge⸗ meine Krankenhaus überführt werden mußte.— Au 21. ds. Mts., nachmiktags, verſuchte ein 13 Jahre alter Volksſchüler von hier am Eingang der Friedrichsbrücke auf einen mit 50 Zentnern be⸗ ladenen Kohlenwagen an der vorderen Seite auf⸗ zuſteigen. Er kam dabei zu Fall und wurde von dem vorderen rechten Rade überfahren. Er erlitt ſchwere innere Verletzungen und mußte mit dem Samitätsauto ins Allgemeine Krankenhaus ver⸗ Hbracht werden.— Einem 50 Jahre alten verheir. Glasſchneider in Waldhof fiel am gleichen Tage, abends, in einem Fabrikanweſen dortſelbſt eine große Glasſcheibe auf beide Vorderarme, wobei er erhebliche Schnittwunden davontrug. Auch er mußte mit dem Sanitätsauto ins Allgemeine Kranken⸗ haus hierher überführt werden.— In einer Lager⸗ halle an der Neckarſpitze ſtürzte am 21. ds. Mts., nachmittags, ein 33 Jahre alter led. Taglöhner von hier durch eine Schachtöffnung vom 2. in den 1. Stock etwa 4 Meter hoch hinunter auf dortſelbſt lagernde Kiſten. Er trug eine bedeutende Hüften⸗ quetſchung davon und wurde mittelſt Droſchle ins Allgemeine Krantenhaus verbracht. Körperverletzun gen wurden verübt und gelangten zur Anzeige: Im Badenia⸗ Automat J 1.—4 durch Schlagen mit Stühlen, im Hauſe Dalbergſtr. 14, auf der Riedfeldſtraße hier und im Hauſe Mannheimerſtr. 61 in Käfertal. Verhaftet wurden 15 Perſonen wegen ver⸗ ſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter ein vom Amtsgericht Lorſch wegen Betrugs verfolgter Taglöhner von Lampertheim, ein vom Amtsgericht Frankenthal wegen Kuppelei geſuchter Schreiner von Ludwigshafen, ein Schneider von Memmingen wegen Einbruchsdiebſtahls und ein Vergolder von 4 durch die Hochdruckgebiete im Oſten und Südweſten Darmſtadt wegen Unterſchlagung. Stimmen aus dem Publikum. üßſtände bei der ſtädt. Metallſammelſtelle. Daß es in Mannheim viele patriotiſch ge⸗ ſinnte Leute gibt, welche gerne für das Vater⸗ land alles opfern, zeigen die bei der ſtädt. Metallſammelſtelle liegenden Haufen an abge⸗ lieferten Haus⸗ und Küchengeräten aus Kupfer und Meſſing. Aber wieviel enttäuſchte Ge⸗ ſichter kann man dort ſehen, wenn die Leute ihren Schein für das abgelieferte Gut in Em⸗ pfang nehmen, denn trotzdem es ausdrücklich in den ſtädt. Bekanntmachungen heißt, daß für jedes Kilogramm Kupfer 4 Mark, Meſſing k gezahlt werden, erhalten die Leute für welches von den Beamten als Altkupfer Dif ez ichnet wird nur.20 Mark per Kilogramm; kann, ſpottet jeder Beſchreibung. Da die meiſten der Ablieferer doch nur gebrauchte, meiſtens alte Stücke in Kupfer oder Meſſing abliefern können, ſo wäre es doch viel richtiger, es würde in den Bekanntmachungen klar feſtge⸗ legt, was für Altkupfer oder Meſſing, oder was für neue Metallwaren gezahlt wird, dann blei⸗ ben ſolche Aufregungen zwiſchen Publikum und den Beamten, wie ich ſie zu hören bekam, er⸗ ſpart. Einer für Viele. Kußland ſucht nach Gründen für ſeine Niederlage. Petersburg, 23. Aug.(WTB. Nicht⸗ amtlich.) Meldung der Petersburger Tele⸗ graphen⸗Agentur: Aus ſicherer Quelle wird gemeldet: Die Ankunft deutſcher Truppen vor unſerer Front dauerte bis in die letzten Tage an. Hiernach kann man feſtſtellen, daß die Stärke der Deutſchen au der Oſtfront über 40 Prozent der gegenwärtig mobiliſierten Streit⸗ kräfte beträgt. Zuſammen mit den öſter⸗ reichiſch⸗ungariſchen Truppen, von denen nur 70 Prozent gegen uns operieren, ſtellt ſich die Geſamtſumme der feindlichen Truppen vor unſerer Front auf die Hälfte aller mobiliſter⸗ ten Streitkräfte unſerer Gegner. Dieſes Verhältnis unterſcheidet ſich beträcht⸗ lich von dem zu Beginn des Krieges, wo wenig mehr als 38 Prozent der deutſchen und öſterrei⸗ chiſch⸗ungariſchen Streitkräfte uns gegenüber⸗ ſtanden, während das geſamte Kontingent der feindlichen Truppen im Laufe des Krieges auf ungefähr die Hälfte geſtiegen iſt. Die Zunahme geht hauptſächlich auf Rechnung der deukſchen Truppen, deren Zahl vor unſerer Front ſich im Laufe des Krieges faſt vervierfacht hat, während die Anzahl der uns gegenüberſtehenden öſter⸗ reichiſchen Streitkrüäfte unverändert blieb. Was die öſterreichiſchen Kavalleriediviſionei betrifft, die ſeit Beginn des Krieges gegen uns operie⸗ ren, ſo ſtehen dieſe auch jetzt uns unverändert gegenüber, während dagegen von den von Deutſchland mobiliſierten Kavalleriediviſionen zu Beginn des Krieges nur eine einzige gegen unſere Front operrierte, ſind es jetzt deren eine große Anzahl. Dieſe Angaben zeigen klar, mit welchen operierenden Kräften wir ſeit ungefähr vier Monaten von Tag zu Tag zu kämpfen ge⸗ zwungen ſind. (Anmerkung der Redaktion: Die Peters⸗ burger Telegraphen⸗Agentur ſucht offenbar allerhand Gründe für die Niederlagen zu finden.) 4 Der ruſſiſche Bericht. Petersburg, 23. Aug.(WTB. Nichtamt⸗ lich.) Der Generalſtab des Generaliſſimus teilt mit: Die feindliche Flotte hat den Meerbuſen von Riga verlaſſen. Auf dem Weſtland in der Gegend von Riga und in der Richtung von Johannſtadt und Dünaburg entwickelten ſich Teilkämpfe. In der Gegend von Wilkomir trat ebenfalls keine weſentliche Veränderung ein. Weſtwärts Koſchedray hielten unſere Trup⸗ pen auch im Laufe des 20. und 21. Auguſt die hartnäckige Offenſive des Feindes an. Auf dem linken Ufer des mittleren Niemen und oberen Bobre keine weſentliche Veränderung. Die Lage unſerer Truppen bei Ottoſſowiec am un⸗ teren Bobre, am oberen Narew und der Eiſen⸗ bahn Kielce, Miſoko, Litowsk, in der Gegend von Breſt⸗Litowsk und weiter am rechten Ufer des Bug blieb ungefähr die gleiche. Der Feind übte ſeit dem 20. Auguſt abends andauernd einen hartnäckigen Druck in der Gegend von Kielce und Lodawa nach Pitſcha aus, wurde aber durch unſere Gegenangriffe angehalten. In Galizien keine Veränderung. Bisherige Nachrichten aus Nowo⸗Georgiewsk fehlen. Die letzten von unſeren Fliegern gebrachten Nachrichten aus Nowo⸗Georgiewsk zeigen jedoch, daß in der Nacht zum 20. Auguſt die Lage der Feſtung ſo ſchwierig geworden war, daß man auf einen weiteren Widerſtand nicht hoffen kann. Im ſchwarzen Meere zerſtörten unſere Torpedo⸗ boote über 100 türkiſche Segelſchiffe. Aus der Budgetkommiſſion. Berlin, 23. Aug.(Von u. Berl. Bur.) Die Budgetkommiſſion des Reichstags trat heute Vormittag wieder zuſammen und ſetzte die Beratung der militäriſchen An⸗ gelegenheiten fort, die ſie ſchon am Samstag begonnen hatte. Die heute Sitzung wurde wieder vertraulich erklärt. Es wird wahrſcheinlich über die Verhandlungen ein amtlicher Bericht ausgegeben werden. Die„Nordd. Allg. Zig.“ schreibt: Bei der Wiederaufnahme der NKommissions- beratungen über das Ermächtigungsgesetz aur Einführung eines Stickstoffhandeismonopols 2u Beginn der gegenwärtigen Tagung des Reichs- tags hat der Staatssekretär des Reichsschatzauns sich dahin ausgesprochen, daß die Gestaltung der Dinge und die Entwicklung der öffentlichen Pis- kussion seit Einbringung der Vorlage die Auf. rechterhaltung der Vertraulichkeit der Beband- lung des Gesetzentwurfes in vollem Umfang teils nicht mehr notwendig erscheinen lassen, teils nicht mehr gestatten. Nachdem die Kommission die Generaldiskussion abgeschlossen und sich grundsätzlich bereit erklärt hat, für den Bedaris- fall dem Ermächtigungsgestez zuzustimmen, sel nachstehend, soweit es der augenblicitiche Staud der Dinge ermöglicht, ein kurzer Ueberblick über das Flir und Wider gegeben. Bestimmend für die Vorlage war nicht eta, Wie vielfach angenommen worden ist, ein priyat. wirtschaftliches oder ein fiskalisches Interesse, sondern einzig und allein der Gesichtspunkt der Landesverteidigung und der Nationalwirtschaſt, Wir müssen darauf halten, daß uns jederꝛeit innerhalb der eigenen Landesgremzen das Qun- tum an Stickstoff zur Verfügung steirt, das wir für die Zwecke des Heeres und der Landwirtschalt unbedingt benötigen. Aus diesen Gründen müs- sen wir unsere während des Krieges erw-orbene Unabhängigkeit in bezug auf die Stickstofferzen- gung dauernd aufrecht erhalten. Dieses Problem steht im Zusammenhang mit dem Gesamtproblem, Wie wir uns nach dem Kriege wirtschaftlich or- ganisieren wollen, insbesondere wie Deutschland in bezug auf seine Lebensbedürfnisse so gesbeltt Werden kann, daß keine Abschließung uns etwas anzuhaben vermag. Es gibt hier zwei prinzipiell verschiedene Lösungen: Vorratshaltung und el- gene Erzeugung. Vorratshaltung ist totes Kapi. tal, Produktion isf Nutzbarmachung lebendiger Kraft. Die letztere Lösung verdient zweilellos, wyo sie irgend möglich ist, den Vorzug. Niemand könnte die Verantwortung dafür tragen, daß die- Ser Weg, wo er mit Exfolg beschritten worden ist, wieder preisgegeben oder in Frage geslell Würde. Nun fehlt es nicht an Stimmen, die sagen, das Wwährend des Krieges auf dem Gebiet der Stick. stoffgewinnung Geleistete sei so großartig und 80 fest gegründet, daß gar keine Bedrohung mebr in Frage konmen könne. Das ist eine Behaup- tung, von der man nur wünschen kann, daß sie zutreffe, für die aber ein Beweis nicht zu lie. fern ist. Mit Sicherheit steht nur fest, daß die Kosten, zu denen unsere einheimische, während des Krie. ges s0 gewaltig ausgedehnte Stickstoffindustrie produzieren kann, ihr gestatten, hre Produkte, in der Hauptsache schrwefeisaures Ammoniak und Kalksfickstoff, zu Preisen zum Verkauf zu stellen, die hinter den billigsten Friedenspreisen des lelz- ten Jahrzehnts zurückhleiben. Ffierin liegt eine starke Wahrscheinlichkeit, daß die im Kriege ent. Wickelte deutsche Skickstoffindustrie, gegenũber der von den Natur viefach beworzugten anslän- dischen Konkurrenz ihren Platz wird behaupten Verhältnissen der rungen heurbeigeführt werden. sichert. Die Bedingungen der ausländischen Stickstoff· konkurrenz sind nicht ausschließlich durch die Hauptausfuhrland, Chi le, einen Ausfuhrzofl auf Salpeter erhebt, der etwa 35 Pf. auf das Kilo- 3F+FFFFCVCCCCCCCCCCCCTCTPTPTPTPTbPTbTbTbTbTbT0—bT——————————— Er lat gut und binig. Dat ganze Paket kostei 50 Fl. Kriegt-Kornfranck ſat be- kömmlich und anregend. können, s0 feru nicht in den hisherigen ausländischen Konkurrenz grundlegende Aende Diese Voraussetzung ist jedoch keineswegs ge. Natur gegeben. Es sei daran erinnert, daß das gramm Stickstoff ausmacitt, mittiin etwa ein Mier. CCCCCCCCTCTTTTTTFPPTFFPCPFPPFPPPPPPPPPPTTTPPTTT—————————————— Aeittgtt — Preis FSE 1 „eg den 28. Waget 2018. Seneral⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblatt) B. Seite. Preises v Chilesalpeter loko Hamburg. weilige Herabsetzung oder gar Auf⸗ bebung dieses Auskuhrzolles würde mithin von ine Eimtuß anl die Nonkurrenz- alnisse Abgesehen davon ommt a 0 Betraciit die Organisation der onlurrenx. Es ist ein großer Unterschied, ob u aHnschen Erzenger, wie vor dem Kriege, a* Wege des treien und friedhchen Wettbewerbs oder ob sie sich Zu einer Kampforgam- en zu einem„Trust“ zusammenschließen. gie Neigung Zur Trustbildung war in der chile- ischen Salpeterindustrie stets vorhanden und hat 155 vorübergehend 2u Zusammenschlüssen ge- ſur. Daß die Verhältnisse, wie sie sich durch den Krieg gestalten, einen neuen Autrieb zur Ver- gustung liefern, ist nicht nur eine Wahrschein- latkeit, SOnd. eine neue bereits beststehende Tat⸗ aache. Der Staatssekretär des NReichsschatzamtes ſat cer Stickstoffrommission Hierüber eingehende Mitteilungen gemacht. Hier sei erwähnt, daß fran- zösische und englischte Kreise mit Nachdruck auf die Vertrustung der chilenischen Salpeterprodul ton Hinarbeiten, daß Vorschlage an die franzo- eische und englische Negierung gelangt und von beiden Regierungen Offiziell behandelt worden aiud, die autt nichts anderes, als auf die Ueber· nanmne von EKontrolſe uder den geplanten Salpeter- kust Seitens der französischen und englischen f„ auf eine Büirgeclraft dieser Regierung Trust und auf eine Schraclloshaltung des durch die genannten Regie- eiwaige Herabsetzungen des Ausfufu- Die Vorschlaige sind zu Jabires an dem anerhenmens- der chilenischen Regierung workiufig Pescheftert, aber daß sie keineswegs al- gegeben wortlen sind, reigt nachsteender Aus- zug aus einem Berici des amerikanischen Gene- nllensals in Valpnraiso an seine Negierem vom 2 April d. J. der in cden offiziellen Commeros deportg“ verbfterntfrcht jst: für den chibenischen 5 des lafenden Beginn werten Widerstand 50 Prozent auf den Ausführzoll auszuführen. Chiles 8 jon beträgt in runden Zif- jern 2 Mihonen Tonnen im Jahre. Man strebt an, die Prochition a. 5 Minhionen Tonnen zur bringen, und Zywrar untier Aufrechterhaltung des Salpeterpreises an der Nüsle Uber 6 Schilling per Quintal, Es beskeltt die Hoffnung, daß es gelin- gen wird, durch Wirksame Organisatfion der Pro- duktion und des Verkaufs- Salpeler an einem wWei⸗ teren Marki- zu herabgesetzten und verhältnis⸗ mäßig, stabilen Nosten 2u lefern.“ Aiso ein Salpetertrust unter eng⸗ lischer Führung, der für, seine Ausfuhr eine Ermäßigung des Ausfuttrzolls um 50 Proz. ge- nießt, den durchi eine in dem geplanten Untfang allerdings nicht ohne weiteres durchführbare Er- weiterung der Produlkttion und Herabsetzung der preise sich einen„weiteren Markt sichern will. Aber die Pläne der Trustfreunde Beschränken zich nicht aut Chile, sondern sind erheblich wei⸗ ter gespennt. Eine nüchlige englische Napital- gruppe, die North Western Cyanamide Co. und deren Untergesellschaften, die in engen Bezie- mngen zur engfischen Muuitionsindustrie steht, kontrolliert heute schon in Skandinavien über eine Million Pferdekrätte, die Ausreichen, um eine der ganzen chilenischen Produktion vor dem Krieg gleichkommende Menge von Stickstoff zu exzeugen. Zwischen dieser Gruppe, den englischen Inier- essenten in Chile und amerikanischen Gruppen, die in den Vereinigten Staaten und Kanada große Wasserkräfte zum Zweck des Ausbaues ihrer Stickstofferzeugung sich gesichert haben, die gleichzeitig auch in der amerikanischen Spreng⸗ Stoff- und MMunftionserzeugung eine maßgebende Polle spielen, wWaren schon vor Kriegsausbruch Verhandlungen im Gange, die auf nichts Gerin⸗ geres abzielen, als auf die Bildung eines Welttrustes. Der Krieg hat die amerika- nische Munitionsindustrie und England einander noch näller gebracht. Ein Punkt des vor dem Kriege verhandelten Programms, die große Kapi- telerhöhung der beteiligten Amerikanischen Kalk- sticestoffgesellschaft, ist Külrzlich in Angriff ge⸗ nommen worden. Die Gefahr, daß wir mit dem Friedensschluß vor einem Stickstoftwelttrust stehen, ist also un- verkennbar. Wessen sich Deutschland in seinen Bestrebungen, mit seiner füür die Landesverieidi- gung und der Landwirtschaft notwendigen Stick⸗ stoffgewinnung unabhängig zu bleiben, von einem Solchem Welttrust zu versehen hätte, bedarf ange- sichts der bekannten Beispiele keiner weiteren. Er- Ruterung. Sogar wenn man die Aussichten der neuen deutschen Stickstoffindustrie für den Fall eines Kampfes mit einem Welttrust als nicht un⸗ günstig ansieht, wie das seitens eines Teiles un serer Skickstoffindustrie geschielrt, so stenen wIr gehe, mindesben eine vorübergehende schwere Schä- digung nicht nur derjenigen Unternehmungen her- beiführen würden, welche Stickstoff als Hauptpro- duikt erzeugen, sondern vor allem auch unserer Eisen und Kokereiindustrie, die schwefeisaures Ammoniak als Nebenprodukt ge- winnt und auf auskömmliche imd einigermaßen gleichmäßige Preise für dieses wichtige Neben⸗ produkt angewiesen ist. Einer solchen Gefahr dürfen wir diese wichtige Industrie gerade in den schwierigen jahren des Ueberganges und Wie⸗ deraufbaues, die auf den Friedensschluß folgen werden, keinesfalls aussetzen. Auch die Sticltstoff- verbraucher würden aus einem Trustkampf nui vorübergehenden Nutzen durch billige Preise ziehen; denn einerlei, wie ein solcher Kampf aus- geht, der Sieger wird sich die Kriegsentschädi- gung von den Konsumenten zahlen lassen. Auch wenn es sich hier nicht um eine heute Schon unbedingt sichere, sondern nur in hohem Grade mögliche Entwicklung handelt, erscheint es notwendig, Abwehr- und Vorbeugungs magnahmen ⁊zu treffen. Die denkbar wirksamste Gegenmaßnahme ist die Exteilung einer Ermächtigung an den Bundes- rat, jederzeit ein Handelsmonop o für Stickstokfverbindungen einzuführen. Ist der Bundesrat im Besitz einer solchen jederzeit bereiten Abwehrwaffe, dann kann auch der Stärkste Trust einen gewaltsamen Einbruch nicht wagen; denn er weiß, der Bundesrat kann in je- dem Augenblick das Einbruchstor sperren. Das bloße Vorhandensein der Ermächtigung wird eine Warnung bedeuten, die von denen, die es angeht, nicht überhört werden kann und von allen Steb. len im In- und Ausland, die ein Interesse an dei Abwehr gewisser Herrschaftsgelliste haben, den Rücken stärlen wird. Es ist richtig, daß an sich neben der umfassen- den Maßnahme eines allgemeinen Handelmonopols füir Sticksoffverbindungen noch andere, weniger einschneidende Mittel für den Zwecke der Abwehr einer Bedrohung von außen her in Frage kommep könnten. Die Gründe, die es dringend angezeigt erscheinen lassen, in eine Rontrolle, die sich etwa für den FEinfuhrhandel erforderlich erwelsen könnte, gleichzeitig auch den inländischen Groß- handef in Stickstoflverbindungen einzubegreiſen, sind in der Stickstoffommission dargelegt wor⸗ den, entziehen sich aber aus naheliegenden Grün- den zurzeit einer öffentlichen Erörterung. Die gegen das Ermächtigungsgestz erhobenen Einwände sind im wesentlichen die folgenden: 1. Das Monopol werde für die Landwirtschaft und die chemi Industrie eine Verteuerung des Sticlstoftverbinckmgen zur Folge haben. Dieses Argument geit von der falschen An⸗ nahme aus, daß der Zweck des Monopols dahin gewrisse Verfahren der Stickstolfgewinnung, die an sich nicht rentabel seien, zu schũtzen. Daß von einem etwaigen Handelsmonopol nicht eine Verteuerung des Sfickstoffes Zu befürchten, daßg vielmehr eine Verbilligung zu erwarten ist, Wird dadurch außer Zweifel gestellt, daß nach den vom Reichsschatzsekretär abgegebenen Erklä- rungen die Aufnahme von Höchstpreisen für die wichtigsten inländischen Stickstoffverbin⸗ dungen in das Ermächtigungsgestz, und zwar von Höckstpreisen, die unfer ſden niedrigsten bisker gezahlten Preisen Hegen, keinen Bedenken begegnen würde. 2. Auch wenn keine absolute Verteuerung ein⸗ trete, sei die Herausbildung eines Preisunterschie- deg zwischen Imands und Weltmarktpreis für Stickstoffverbindungen zu befürchten, wodurch die in großem Umfang auf den Export angewiesene weiterverarbeitende Industrie geschäcligt werdle. Dieses Bedenken kann ausgeräumt werden durc Vorkehrungen, die der Weiterverarbeſten- den Industrie auch unter der Herrschaft eines etwaigen Monopols den Bezug ihrer stielkstoff- haltigen Roh- und Hilfsstoffe unter Ausschluß je- der besonderen Belastung sichern, soweit diese Roh- und Hilfsstoffe Zzur Herstellung nichtmone- polpflichtiger Waren(Farben, pharmazeutischer Artikel, Sprengstoffe, Zelluloid usw.) Verwen⸗ dung finden. 3. Die für dem Handel Pefürchteten Schädigun- Würden jedenfalls auf den Inlandskandel nicht Zutreffen, da das Monopol nur Als Inlandsmonopol gedachit ist und im wesentlichen nur an die Stelle der heute bereits Pestehenden Verkaufsveremigun⸗ gen der Skickstoffproduzenten treten wrürde. Der Tebersechandel in Salpeter und anderen Stickstoff⸗ nicht in erster Linie dureli das Monopol, sondern durch die bloße Tatsache der vergrößerten inländischen Stickstoifgewin⸗ nung berührt; ernstlich gefährdet Wird der Veber- Seehandel, und zwar in noch höherem Grade als die einheimische Stickstoffproduklion, durch die Gefahlr der Vertrustung des Salpetergeschläftes Unter englisch-französischer Kontrolle. Gegen. über dieser Gefahr bedeutet auich für den Llamale das Ermächtigungsgesetz einen, Wirksamen Sehuts, besonders wWenn das Ermächtigungsgeset⸗ durch sein Miozes Vorhandeusein die Wirkung haben 80lite, der Vertrustung entgegenzuwirken. 4. Vielfach ist schließlicht die Befürchtung aus. gesprochen worden. daß das Handelsmonopol eine Hemmung der Erkindertätigkeit und des tech- nischen Fortschritts in der Stickstoffindustrie zux Folge haben würde. Piese Befürchtung geht da- von aus, daß mit dem Handelsmonopol ein Ein- griff in die inländischen Produktionsverhältnisse notwendigerweise verbunden sei, eda in Forn der Konlingentierung der Stickstoffgewinmins. Dies ist nichit der Fall und liegt nicht in den Ab⸗ Sichten der verbündeten Regierung. Eine dahin- gehende ausdrückliche Festlegung im Erinichti⸗ gungsgesetz würde bei dlen verbündeten egie⸗ rungen wWohl auf beinerlei Schwierigleiten stoßen, Die Bedenken, die von gegen das Ermächtigungsgesetz geäußert Wordden sind, beruhen also zum Teil auf migverstandenen Anuahmen, zum anderen Teil lassen sie sich be- seitigen oder wenigstens erleblich abschwächen. Was von ihnen übrig bleibt, darf nicht ins Ge⸗ Wicht fallen gegenüber der Notwendigkeit, recht⸗ zeitig eine scharfe Walfe der Abwelr bereitzu- stellen gegen die Gelüste fremder Gewaltpolitik. Auch auf diesem Gebiete soll uns im Frieden nicht geraubt werden, Was Wir uns im Kriege errungen haben. Mit diesem Ziel vor den Augen Verbindungen wird verschiedenen Seiten Finanzen. Abbau der Börsenverpflichtungen. Frank furt a.., 23. August.(Privat-Tel.) Der Frankfurter Börsenvorstand hat in seiner Sitzung vom 21. August 1915 in Bezug aluf den Abbau der Börsenverpflichtungen folgenden Beschluß gefaßt: Die Fälligkeit aller auf UIitimo August dieses Jahres Hufenden Geschäfte(Zeiigeschäfte und Gelddarlehen) werden auf Ultimo September 1915 estgesetzt. zuß für den Monat September 4 Prozent jähr- ich; die Zinsen sind Ultimo September zu be⸗ St laufenden Käufer das NRecht, bis zum Blich zu erklären, daß er die gelcauften papiere des Terninhandels am ltimo August 1915 abnehmen will. Der Ver- 5 5 u ufer hat iuierauf bis einschließlich 27. August 1015 zu erklären, ob er zur Lieferung bereit ist. Erfolgt eine sichere Erklärung nicht, oder lehnt der Verkäufer die Lieferung ab, so ermäßigen für diese Wertpapiere die für den Monat rauf zu zahlenden Zinsen auf 2% Prozent ch. zei allen auf Ultimo August laufenden Zeitge⸗ schäkten, deren Falligkeit nummehr auf Ultimo September 1015 Festgesetzt ist, hat der Ver- KAufer das Recht, dem Käufer bis einschließ- lich dem 20. September 1915 schriftlich zu erkk- ren: daß er die Wertpapiere zu den Tageszinsen übernehmen will. Diese Erklärung karm sich auf das gesamte Engagement oder auch auf durch die Mindestbeträge des Terminhandels feilbaren Teil- beträge erstrecken. Der Käufer hat darauf bis einschließlich dem 25. Septenber 1915 schriftlich zu erklären, ob en nit der Uebernahme seitens des Verlcäufers und Zwar in dem vollen Umfange, in dem sie ihn von dem Verkälnfer angeboten wurde, einverstamden ist, Oder ob er Weclerum nut in demselben Um- faug diese Wertpapiere Ultimo September abneli- men will. Gibt er beine Erklärung ab oder nimmmt er der abgegebenen Erklärung entgegen die Wertpapiere nicht ab, so erHñ&hen sich für diese die Ultimo September zu zalllenden Zinsen a uf 6 Prozent jährhich. Bei allen auf Ultimo August laufenden Gelddar- jehen ist der Geldnehmer bis zum 25. August ein- schließlich zu erklären berechtigt, daß er das Dar- jehen Ultimo August 1915 zurückzahlen Will. Der Geldgeber ist berechtigt, durch bis ein- schließlich dem 25. August 1915 schriftlich an den Geldnehmer abzugebenden Erllärung den 10. Teil des Darlehens zur Rückzahhing Uſtimo August 1915 zu kündigen. Gleichzeitig hat er dem Geldnehmer mitzuteilen, bel welcher der hinterlegten Wertpapiere die nach den Kursen vom 25. juli 1014 berechnet den 20. Teil des Kurswertes des Pfandes darstellen, er zur Zuürücknahme bereit ist; darauf hat der Geid- nehmer bis einschließlich den 28. August 1915 dem Geldgeber schriftlich zu erklären, ob er die Kündigung anmimmt und welche der Hinterlegten Wertpapiere, die nach den Kursen vom 25. Fuli 1914 berechnet den 20. Teil des Kurswerts des Pfandes darstellen, er abgeben wWill. Lehut der Geldnehmer die Klindigung ab, oder Uutrterißt er, sich auf dieselben Zzu erkelären, oder unterbleibt entgegen der abgegebenen Erklärung die Riickzahlung, s0 erhöht sich für den gekündig⸗ ten Teil des Darleliens der für den Monat Septene ber 1915 zu entrichtende Zins auf 6 Proz. jährlich. Framkfurter Efflektenbörse. R. Frankfurt àa.., 28. August.(Privat⸗ Tel.) Der heutige Verkehr verlief ruhiig; jedoch pei fester Grundtendenz. Auf dem Gebiete der Montanpapiere sind Kursbewegungen zu be· Obachten; das Interesse beschränkte sich auf Rlistungspapiere gut preishaſtend. Am RNenten⸗ ige Oberschlesische Werte; Aupfet. Ohemische Alkctien Elektrowerte vereinzelt gefragter. markte verlehrten heimische Anfeihen bei guf behaupfeter Tendenz. Die Sprozentigen Kriegsanleihen lagen fesfer. Der Geldinarlet beſand sich in ffissiger Verfassung. Am Devisenmarkt war das Geschäft bescheiden. Berliner Effektenbörse. WITB. Berlin, 23. August. Im freien Börsen- verkellr fanden heute wiederum nur sehr Wenige Umeätee statt. Soweit Kurse genannt wurden, Wiesen sie keine Veränderungen auf. De utsche Amleihen, besonders Kriegsan⸗ tleihen fest. Von ausländischen Valuten Stell⸗ ten sich holländische etwas besser; das Geschäft blieb auch darin sehr still. Geldumsätze blieben unverändert. Utalfiemische Valuta und Kolenbezug mtus LEmngzland. Die Basler Nachrichten!“ vom 19. 8. lassen sich aus Mailand berichten: Das Anziehen des Wechselkurses in London auf 31 Lire per Pid. Sterling, also eine Steigerung um 24 v.., erregt sehr großes Unbehagen, besonders wegen der Kohlenpreise, die Ohnehin um 35 v. H. gestiegen sind und nun noch das gewaltige Agio tragen müssen. Wie Eugländer bekommen den getallenen Eubelkurs zu fühlen. daß die(in Ruhland Corporation, wel⸗ ne Dividende von 4 macht. „Times“ bemerkt, daß naturgemäß alle in Rußg- land arbeitenden englischen Unternehmungen außerstande sind, unter gegenwärtigen Verhälk⸗ nissem Gelder nach Hause zu füberweisen. Warenmärkte. Berliner Getreidemarkt WIB. Berlin, 23. August. Getreitlemarkt ohne Notierung. Noch immer berrscht keine Klarlieit ſiher die Maßregein der Regierung über Höchst- preise. Die Unternehmungslust Wirde daher völlig gelähmt; trotzdem die Forderungen in Mais und Gerste bedeutend erniedrigt Wurden, Waren Kaullustige kaum am Markt. Aich in den alleren Futtermittein herrschte ruhiges Geschaft dneh wer der Megheleif von Nmpken, die æumm missen wir im Krieg den Frieden vorbereiten. und die Preise wWarem unverändlert. Bei allen diesen Geschäften beträgt der Zins- Berlin, B. August.(WIB.) Frühmarkt. (Aichtamtlich ermittelte Preise.) Runder Mais I 525590, Perlmais 610—620, auslndische OGersie mittel 725.—746, ausländische Weizenkleie S8, vol. wertige Rübenschnitzel 42—44. Mannhelmer Produktengörse. Mannheim, 28. Aug.(Amtliche Notlerungen) Die Notierungen sind in Reichsmark, gegen Bar- zahlung per 100 kg bahnfrei Mannheim. 2. 18. Rumünlsche Futtergerste 70— 21— 7 Hals mit Sack alter Ernte — 15„„ öuer„ 83.—38.— 54.—.— Rotkles: Pfälzer—* ltallenen 5 Luzerne Itallener 0 Esparsette 2* 5 Welzen-Auszugsmehl(00)) 50.— 50.— Relnes Welz enmehl 80% ig?“)„4 43.— 43.— . Welzen-Brotmehl!“))„„ 1 5 8 Roggenmehl mindestens 82% g).—.— JCle nach Aualität. ) Bäbkerpreis frel Haus für Hannheim Stadt, fostgesetezt vom Kommunalverband. Tendenz: Mals und Gerste ruhiger. Nürnberger Hopfenmarkt. Seit wenigen Tagen ist der Marlct mit Nach- druck bereits in die neue Verkaufskampagne ein⸗ getreten. Im allgemeinen nimmt man den ersten September als deren Beginn. Meist begimmt aie aber bereits in der letzten Augustwoche. Heuer, iem lange heige Sommerwochen und dann wWochenlange feuchte, dem Fopfenstock günstige Wätterung dessen Wachstum alißerordenthieh be- schleunigt hatfen, bam der neue Hopfen bereits zwei Wochen früher zun Pfflce. Der erste Früh- hopfen in den bayerischen, württembergischen, badischen und elsässischen Anbaubeziren kam iun eitzeinen Ballen bereits vom Mitte August an den Dfürnberger Markt. Er fand 1 gutem Qualifäten zu Preisen um 680 erum KAufer. In letzter Woche kamen abem nach dem allgemeinen Beginn den Pfüche der Frühhopien die Waren vor allem ab Mitte der Woche bereits in erheblichen, von Tag zu Tag steigendem Mert- gen an den Marct. Im allgemeinen ist der abge- ſadene Hopfen gut und sauber gepfllickt. Er fand auch in prima Qualitäten rasche Abnehmer ⁊u 40 bis 50 M. Den durchschmitfliche Tagesumsatz der Berichtswoche war wie die Bahmabladtmg 150 Ballen. Landzufuhren fanderi fast feime stalt; in 1914er Hopſen, die mit täglich etwa 30 Ballen im Durchschnitt umgesetzt und zum Wochenschluß Zugunsten der neuen Hopfen völig vernachzbissigt Wilrcterr, fanden auch keine Bahzufuhren staft. Zum Unsatz gelangten in allen Dast nur geringe Ware zu 13 bis 17 M. für der Speleullation, währerd der Kundschaftshandel und Brauereiiciufer vom 1915er Hopen vorwiegend gutmittlere bis prima Ware übemannem, die seit Monaten am Marktb sehr kuapp gewordem und da- her begehrt waren Die charnach brachte auch dem Mari in nemen Seich zu Beginm einige Lebhaftigkeit. Auch an den baddschen, elsässischen, württembergischen und böhnmschem Märdcter zeigte sich cheser Tage diese Erscheinung. Erhöhung der oberschlesischen Kohlenpreise. Das für den Oberschlesischen Kohlenmarket maßzgebende Handeisbüro des ſistcalischen Berg⸗ Werks zu Hindenburg erhöht laut Rundschreiben mit Beginn des Monafs September die Preise für Hausbrandkohle um 50 Pig. und für die lcleinen Kohlensorten um 50 Pig. bis 1 M für die TLonne. Seit Kriegsausbruch sind damit Hausbrandkahle um.50., Kkleicte Kohlemsorten: um.— bis.00 Mark für die Jonne teurer. Londoner Mäüllermarkt, London, 20. August.(WIB) Müllermarkt. Englischer Weizen rüuhig und unverändert, frem-⸗ der behauptet, 58/3. Mais 3 Pence niedriger, Letzte Nandelsnachrichten. Pforzheim, 23. August. Die.-G. für Me- tallindustrie vormals Gust. Richter in Pforzheim wird wieder 15 Prozent Dividende vei- teilen. r. Düsseldorf, B. August.(Privat-Tel) Der Abschluß des KöIn Müsener Berg-⸗ Werks Vereins in Kreuztal a. d. Sieg für 1914/5 wies einen Ueberschuß von 388 127 gegen 283644 i. W. auf. Daraus soll zunächst der Verlustvortrag von M. 163028 getilgt werdlen. Der Aufsichtsrat beschloß in seiner heutigen Sitz- ung von dem Verbleib von 4200, zu Ab- Schreibungen 395 000 gegen 100 000 Zzu verwenden und der Hauptversammlung vorzuschlagen, von dem 30 000 M. betragenden Rest 25000 M. für ddie Talonsteuer zurüchzustellen und 5 000 M. für Unterstützungen zu überweisen. Paris, 23. August.(WIBE. Nichtamtlich) M²eldung der Agence Havas: Der Finamzministen Rübot ist am Sommtag abend nach Paris zurück⸗ gekehrt. Ex hatte in Boulogne sur mer eine Unterredung mit dem englischen Schatekanz- ler Me. Kenna. Beide Minister erörterten chie die Finanzen der Verbündeten interessierenden Fragen und einigten sich über die Mittel zu einem übereinstimmencken Handeln in der Frage des Wechselkurses in den Vereinigten Staaten. Die nächste Zusammenkcuntt, an der auch der russische Finanzminister feilnehmen solh, wird in London Stattſinden. WITB. Ohristiania, 23. August.(Nichtamf⸗ lich.) Die norwegische Regierung hHat ein Aus⸗ fulrverbot für Steinkohlen unck Teer er⸗ lassen. EE———— rr. Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunst u. Feuilleton: I..: Dr. Fr. Goldenbaum; für Lokales, Provinziales und Gerichtszeituug: I..: Erust Müller; für den Handelsteil: Dr. Adolf Agthe; für den Inseratenteil u. Geschäftliches; Fritz Joos. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'schen Buchdruckerei, G. m. b. HI. Direktor: Ernst Müller. 645414 Statt Verwandten, Freunden 1 und und Onkel e Herf AA N Sanft verschieden ist. Im Namen Emilie Kramer, geh. Die Beerdigung ſindet Mittwoch, nachm. 5 Uhr von der Leichenhalle Todes-Anzeige. Tleferschüttert widmen wir un- seren Mitgliedern die schmerzliche Traunerkunde von dem unerwarteten Dlötzlichen Hinscheiden unseres lieben hochverehrten zweiten Vorsitzenden Herrn Rudolf Kramer ir verlieren in dem Heimge- gangenen ein langzähriges hochver- dientes Mitglied, einen treuen Sanges- bruder und einen mit allen guten und edlen Herzenseigenschaften ausge- statteten treſſlichen Freund. Der Ver- blichene hat sich in seiner Eigenschaft als langzähriges Vorstandsmitglied und seit 5 Jahren als stellvertretender Vorsitzender um die Mannheimer Liedertafel, sowie um den deutschen Männergesang hervorragende Ver- dienste erworben, die ihm un vergessen bleiben. Wir werden dem Dahingegangenen ein ljebevolles ehrendes Andenken bewahren. Die Beerdigung fin det nächsten Mittwoch, den 25. August, nachmittags 5 Uhr von der Leichenhalle auf dem Friedhof aussstatt und ersuchen wir unsere Mitglieder um recht zahl- relche Beteiligung. Der Vorstand. liefert schnell und Trabetlele Dr. H. Haas'sche Buchdruchkerei. Bekannten schmerzliche Mitteilung, daß mein lieber Gatte, unser treubesorgter Vater, Bruder, Schwager, Holf Kr gestern abend 11 Uhr infolge Herzlähmung unerwartet der trauernden Hinterbliebenen: Mannheim,(O 7, 24) 23. August 1915. Von Beileidsbesuchen bittet man absehen zu wollen. Dienstag, 24. Aug. 1915, Zeige 4 3198. dlie lung läkologie, re Abteilung und eptiſcheErweiterung Mittelbau Schwiegersohn amer und Ver⸗ bindungsgänge, Haus für Haut⸗ und Geſchlechtskranke, Sonderbau, Diphtherie, Scharlach u. Maſern, Pathologiſches Inſtitut, im Wege des öffentlichen Angebots vergeben werden Angebote hierauf ſind verſchloſſen und mit ent⸗ ſehen bis ſpäteſteus Donnerstag, 26. Auguſt 1915, vormittags 10 Uhr an die Kanzlei des unter⸗ zeichneten Amts(Rathaus N 1, 3. Stock, Zimmer Nr. 125) einzureichen, wo⸗ ſelbſt auch die Eröffnung derſelben in Gegenwart etwa erſchienener Bieter oder deren bevollmächtigte Vertreter erſolgt 4991 Mederhelser. den 25. August, aus statt. 955 121 Hefentlichs Rerflſarnne Oeffentliche Verſteigereng. Donnerstag, 26. Auguſt 1915, nachmttt. 2 Uhr werde ich in Mannheim imnter elbſt auch nähere Aus⸗ kunft erteilt wird. Manußhetm, 23. Ang. 1915. Städt. Hochbauamt BIlkcher⸗ Reicherthalle 1 Güter⸗ hallenſtraße 19 gegen Bar⸗ zahlung öffentlich gemäß s378.⸗G.-B. verſteigern. 20 970 kg Hufeiſen und zwar 4091 St. Bordereiſen Nr. 12 2⸗Zimmerwohnung von ruh. Leuten ohne Kind. im Zentrum der Stadt per 1. Okt. zu mieten geſucht. Angebote unt. Nr. 8190 an bie Geſchäftsſt. ds. 2330 St. Hintereiſen Nr. 12 5070 St. Vordereiſen Nr. 9 7425 St. Hintereiſen Nr. 9 283 St. Hintereiſen Nr. 8 1714 St. Vordereiſen Nr. 8 Neckarau, 23. Auguſt 1916 Groß, Gerichtsvollzieher. Hotontiichs Merflozag Oeffentliche Verſteigerung. Im Auftrage des Kon⸗ kurs⸗Verwalters Herrn Rechtsanwalt Dr. Moeke hier werde ich Dienstag, 24. ds. Mts., nachmitt. 2 Uhr im Pfandlokal Q 8, 2 gegen Barzahlung öffent⸗ lich ee 7 1 Kaſſenſchrauk, ein Gut⸗enann Diwan, 1 Dezimalwage, erh. Damenkteidungsſtücke Büromöbel u. Souſtiges. Größe 44—46 zu verkaufen. Mannheim, 23. Aug. 1915. B 6. 6 3. St. l. 8178 Hildebrandt, Gerichts vollzieher. Zwangs verſteigerung. Einige gebrauchte Herren⸗ und Damenfahrräde ſowie auch JIa. neue Ma⸗ ſchinen, mehrere elegaute Kinderwagen preisw. z. Otto Albers, A Fahrräder u. Kinderwag Nur Lager. 53287 Lebertreibriemen gebr., kauft jeden Poſten Joh. Shristmann, Kempten, Baparn. 7939 Getr. Kleider Schuhe, Möbel kauft nachmittags 2 Uhr, werde ich an Ort und Stelle mit Zuſammenkunft im Pfandlokal Q 6, 2 da⸗ hier gegen bare Zahlung i. Vollſtreckungwegeöffent⸗ lich verſteigern: 53501 45 Sack Modellgyps. Mannheim, 23. Aug. 1915. Hildebrandt, Gerichtsvollzieher. und ſprechender Aufſchrift ver⸗ Es wird erſucht, denſelben klare Schrift, Selbſtändigkeit, Zuverläſſigkeit. 1 14 10 5 Alt 225 Kupfer, 2 1 8 nK und ich für Heereslieierungen zu gesetzlich erbitte ich i 8 Ablieferun ihelm e ee fialerarahrt urückgekehrt. 129 7˙ 85 b. NST. 5 4 In Herter's Buch hand⸗ lung wurde am 28. d. Mts. ein faſt 5848 Topolxoehfszöpt. Krrfiaffel, Sugpe., Mit Sanenen 3 nemer Damenſchirg veuis Fett, üdlienem (am Geiſſ keine vergold.] Sunnenzeu, fone! Kapſel) geſtoßlen, oder micht mahr als Vor⸗ eee. Senkikt. gut lurch- tlich mitgend 8 DnA 2* Au luiet senenen] Fehen lassen Nüähr- Wwoertig, kräftig u. gut. Abreſſe ö„Bitte ausschnelden“. ſofort an obige abzugeben, widrtgenfalls Anzeige erſtattet wird, da 12208 dasjenige exkaunt iſt Fräulein TPgPeten. in groß. Ausw. inel. Auf⸗ ziehen pro Zimmer von Mk. 12.— an. 2222 mit Bürdarbeit vertraut, ſucht Heimarbeit in den Abendſtunden. Zuſchr. m. Augabe der Entſchädi u. Nr. 3181 an d. 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Damit wurde das Geſprüch abgebrochen, ſie waren unterdeſſen bei den Gutsgebäuden an⸗ gekommen, und der reich bevölkerte Hühnerhof nahm Aimsées ganzes Intereſſe in Anſpruch. Nachdem ſie in dieſem eine Separat⸗Fütterung veranſtaltet hatte, führte Leutſtetten ſie durch die Obſt⸗ und Gemüſegärten in die Stallungen und die übrigen Gutsgebäude, wo ſie ſich über⸗ all mrit ſolchem Eifer zu unterrichten ſuchte, daß er lächelnd bemerkte, ſie werde gewiß eine vor⸗ treffliche Gutsfrau werden. Darauf gingen ſie zu Fuß nach dem Herren⸗ hauſe zurück, denn die Speiſeglocke hatte ge⸗ ſchlagen. Auch Jules hatte mit Fräulein Maria einen genußreichen Morgen verlebt. Sie hatten mit⸗ etaander muftziert und über ſo viele intereſſante Dinge geſprochen, daß ihnen die Zeit wie im Fluge vergangen. Als Leutſtetten und Aimcée von ihrem Spaziergange zurückkamen, konnten beide ticht genug davon erzählen, wie gut ſte ſich unterhalten hätten. Bei Tiſch war die Unterhaltung weniger ani⸗ miert. Leutſtetten hörte nur Aimse, die wie ein zwiiſchernder Vogel allerlei kleine Erebniſſe aus ihrer geminſamen Emſer Badezeit erzählte. Der Ausflug hatte ihn doch recht ermüdet und er zog ſich daher nach Tiſch auch bald zurück, aber Aimse bat, bei ihm bleiben und ihm Ge⸗ Der Roman„Der große Krieg“ von Poths⸗Wegner, der in unſerem Leſerkreiſe mit großem, ſtetig ſteigendem Intereſſe aufgenom⸗ men worden iſt, kann auch in einer Buch⸗ agusgabe zum Preiſe von broſchiert.50 Mk. elegant gebunden.50 Mk., von uns bezogen en. Beſtellungen nehmen jederzeit unſere Verſandtſtelle in E 6, 2, ſowie unſere Zeitungs⸗ trägerinnen entgegen.„Schriftleitung des „Maunheimer Generglanzeiger“,„Bad. Neueſt. Nachrichten“) Goldberg, R 1, 8. ſellſchaft leiſten zu dürfen. Somit war der Kaffeetiſch nur wieder auf Oukel Thomas, Fräulein Maria und Herrn Jules beſchränkt, die ihr heiteres Geplauder fortſetzten und noch lange zuſammenblieben, bis der Poſtbote einen Expreßbrief für Herrn Jules Hertere aus Mülhauſen brachte, der dieſen plötzlich aus ſeiner ſorgloſen Stimmung riß und ihn veran⸗ laßte, ſich gleichfalls zurückzuziehen. XXIII. Die Verſailler Truppen hatten die Pariſer Kommune im Blut erſtickt, die Mehrzahl ihrer Anhänger durch Maſſenhinrichtungen ausge⸗ rottet und ſo der Verſailler Regierung den voll⸗ ſtändigen Sieg über die Revolution verſchafft. Damit war kein Grund mehr für das Ver⸗ bleiben der deutſchen Heere in Frankreich, und ſie lonnten wieder den Rückmarſch in die Heimat antreten. Ihre Aufgabe war erfüllt: der Erb⸗ feind geſchlagen, dem deutſchen Namen wieder Achtung in der Welt verſchafft. Die einſt ge⸗ raubten Länder Elſaß und Lothringen waren zonnen, die deutſchen Stämme zu tigen Reiche vereinigt, auf das nun ſtaunender Bewunderung blickte. Nur einige Diviſionen blieben zur Sicherung der von Frankreich zu zahlenden Kriegsentſchä⸗ digung zurück. Paris atmete wieder auf. Durch ein Maſſen⸗ aufgebot von Arbeitskräften wurden raſch die aufgeworfenen Barrikaden entfernt, die Spuren der vorhergegangenen Straßenkämpfe verwiſcht und die Brandſchäden ſo viel als möglich ver⸗ deckt. Die Flüchtlinge kehrten in Scharen zurück, die Cafées und Geſchäfte belebten ſich von neuem, und ſchon nach wenigen Tagen hatte das öffentliche Leben, wenigſtens äußerlich, wieder ſein früheres Ausſehen bekommen. Hinter dieſer Außenſeite herrſchte freilich viel Trauer, Kummer und Sorge. So auch in der Rue Clement Marot Nr. 2. Das war zwar vom Feuer verſchont geblieben, aber trotz der Anweſenheit ſehr zuverläſſiger Leute im Innern vieles dem Barbarismus der Kommunarden zum Opfer gefallen, und die geſchäftlichen Ver⸗ luſte, die das Haus Hertere erlitten, waren, wie ſich jetzt ſchon überblicken ließ, ganz enorme. Der tatkräſtige Camille Hertere hatte ſich war gleich nach ſeiner Rückkehr mit Aufbietung aller Kraft und Energie daran gegangen, die Verhältniſſe in Ordnung zu bringen und wie⸗ der neu aufzubauen. Bei alledem hatte er aber doch noch Zeit ge⸗ funden, ſich der Angelegenheit ſeiner Schweſter anzunehmen, wenn auch anfangs nur mit geringem Erfolge. Wie er es verſprochen, hatte er gleich an ſeinen Vater geſchrieben und ihm die Sache auseinandergeſetzt und verſucht, ihn für Aimées Lebensglück zu einem Ausgleich mit ihrem Bräutigam zu bewegen. Es war aber erſt nach einer Woche eine Antwort er⸗ folgt, die nur bittere Klagen über die Schande enthielt, die Aimée und Jules ihm bereitet, im übrigen aber ſehr unbeſtimmt gelautet hatte. „Hoffentlich,“ ſchrieb er zum Schluß,„werden ſie beide unterdeſſen zu der Einſicht gekommen ſein, wie ſchwer ſie ſich gegen ihre Eltern ver⸗ gangen haben und reuig nach Mülhauſen zurück⸗ kehren. Sollte dies aber nicht der Fall ſein, ſo werde ich, ſobald es mein Geſundheitszuſtand erlaubt, ſelbſt nach Bayern fahren, um ſte an ihre Pflicht zu erinnern und ſie nach Hauſe zu bringen.“ Indeſſen waren trotz mehrfacher Mahnungen weder Aimée noch Jules zu der erwarteten Einſicht gelangt, ſie hatten ihre Eltern wohl innig gebeten, ihnen die heimliche Abreiſe zu verzeihen, aber keinerlei Reue gezeigt, vielmehr jedesmal wiederholt, daß Aimée unter allen Umſtänden entſchloſſen ſei, die Gattin ihres Verlobten zu werden.„Und mit Recht,“ hatte Jules hinzugefügt,„denn es beſtehe kein ver⸗ nünftiger Grund, ihr darin entgegenzutreten, man könne ſich vielmehr nur gratulieren, einen ſo vollendeten Kavalier wie Baron Leutſtetten in die Familie zu bekommen, ſie möchten daher endlich ihren unnatürlichen Widerſtand aufgeben und ſelbſt herkommen.“ In ſeinem letzten Briefe hatte Jules dann noch eine ganz neue Note angeſchlagen, welche ſeine Mutter ſehr nachdenklich gemacht und be⸗ ſtimmte, nun ſelbſt die Initiative zu ergreifen und Camille aufzufordern, mit ihr nach Paſſau zu reiſen, um die ihr immer quälender werdende fatale Angelegenheit auf eine oder die andere Art zu einem Abſchluſſe zu bringen. Im Grunde hatte ſie ja eigentlich gar nichts gegen Leut⸗ folgt und nachdem ſie Francois Lemoins in Biarritz ſo beleidigt, indem er ſich von ihnen zurückgezogen und nur noch mit Damen der Demimonde verkehrt hatte, war die Erinnerung an Baron Leutſtetten und ſeine ſympathiſchen Eigenſchaften wieder ſehr lebhaft in ihr er⸗ wacht, umſo reger, als Aimse auch durchaus nicht von ihm laſſen wollte. Sie hatte ſich ge⸗ ſagt, man könne ihm doch ſeine Nationalität nicht als Fehler vorwerfen, und als Mann und Schwiegerfohn ſei er doch gewiß nicht zu ver⸗ achten, man könne ſogar ſtolz auf ihn ſein.— Und nun war das Elſaß gar noch deutſch ge⸗ worden! Alſo ſchien ihr ein Ausgleich als daß vernünftigſte, nur konnte ſie bisher die Unmkehr noch nicht finden, wollte auch ihren leidenden Gatten ſchonen und ihm daher nicht enigegen treten. Nun mußte es aber doch geſchehen; ſie hatte ihm ihre Abſicht, mit Camille nach Paſſan zu reiſen, vorgetragen, ihn dabei ernſtlich zum Nachgeben ermahnt und dadurch eine ganz m⸗ erwartete Wendung in der Sache herbeigeführt Ihr Gemahl hatte gegen die Reiſe nach Paſſn nur den einen Widerſpruch erhoben. Camile dürfe unter den gegenwärtigen Verhältniſſen nicht aus den Geſchäften geriſſen werden. wollte darum, wie es ohnehin ſeine Abſicht ge⸗ weſen ſei, 7 nach Paſſau fahren, um„Ord⸗ nung“ zu fen. Was er darunter verſtand, darüber ſprach e ſich nicht nüäher aus, doch ſeine Kluge Gattin kannte ihn zu genau, um nicht zu erfaſſen, daß er einer evenkuellen Ausſöhnung nicht mel ganz abgeneigt ſei und ſie daher ſeinem Ord⸗ nung ſchaffen“ mit Ruhe entgegenſehen könne umſomehr, als ſich ſeit dem Schlaganſalle 55 frühere Heftigkeit ſehr gemildert hatte. ee ihr Sohn Camille, der ſeinem Vater dring von der Reife abriet, weil er fürchtete, es köune bei deſſen Beſuch auf Leutſtetten zu Szenen kommen, die er ſeinen Geſchwiſtern und Herrn von Leutſtetten erſparen und auch im Intereſſe ſeines Vaters ſelbſt unter allen Um⸗ ſtänden verbindern wollte, ſtand ihm doch die furchtbare Kataſtrophe nach jenem Deſenner mit Lemoins noch deutlich vor Augen. Allen der alte Herr ließ ſich von ſeinem Plane nicht abbringen, ſelbſt ſein Arzt vermochte daru nichts über ihn. dadurch aber nicht entmutigen laſſen, ſondern ſtetten, ſte war nur dem Willem ihres Gatten ge⸗ 28. Auguft 1918. Von Kindheit bis zum Feſt des heiligen Apoſtels — * 8 18 3„—