. mt r 0 I. 1 1 e Bezugtbreis: 80 fg. monallich. Bringerlohn 30 Pfg., durch die Poſt einſchl. Poſtaufſchlag N..72 im Vierteljahr. Einzel⸗Nr. 5 Pfg. Anzeigen: Kolonek⸗Seile 50 Pfg. Reklame⸗Seile.20 Uk. Cäglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Beilagen: Geleſenſte und verbreitetſte eitung in Rannheim und umgebung Schluß der Anzeigen⸗Annahme für das mittagblatt morgens 9 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 5 Uhr Telegramm⸗KAdreſſe: „Generalanzeiger Maunheim“ Fernſprech⸗Kummern: Oberleitung.Buchhaltung 1449 Buchdruck⸗Abteilung... 341 Schriftleitunſ— Verſandleitung u. Verlags⸗ buchhandlung.. 218 u. 7569 Zweigſchriftleitung in Berlin Aimtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Beilage für Literatur und Wiſſenſchaft; Unterhaltungsblatt; Beilage für Land⸗ und Hauswirtſchaft; Techniſche Rundſchau; Mannheimer Schachzeitung; Sport⸗Rundſchau; Wandern und Reiſen ſowie Winterſport; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. Nr. 420. M ann heim, Mont ag, 30. eee Auguſt 1915. Fortſchritte in der die Ruſſen ſüdlich Kobryn im Der deutſche Tagesbericht. Großes Hauptquartier, 30. Aug. (W7B. Amtlich). weſtlicher Ariegsſchauplatz. Keine beſonderen Ereigniſſe. Geſtlicher Kriegsſchauplatz. heeresgruppe des Generalfeldmarſchalls von hindenburg. Truppen des Generals von Below ſtehen im Kampfe um den Brückenkopf ſüdlieh von Friedrichſtadt. In den Kämpfen öſtlich des Nie⸗ men hat die Armee des Generaloberſten von Eichhoru die Gegend nordöſtlich von Olita erreicht Es wurden weitere 1600 Ge⸗ fangene gemacht und 7 Geſchütze erobert. In der Richtung auf Grodnuo wurde Lipsk(am Bobre) erſtürmt. Der Feind wurde zum Aufgeben des Sidra Ab⸗ ſchuittes gezwungen und Sokolka von uns durchſchritten. Der Oſtrand des Forſtes nordöſtlich und öſtlich von Bialiſtock iſt an mehreren Stel⸗ len erreicht. Hheeresgruppe des Generalfeldmarſchalls Prinzen Teopold von Banern. Im Bialowieſka⸗Forſt wird um den Uebergaug über den oberen Na⸗ rewgekämpft. Die deutſchen und öſter⸗ reichiſch⸗ungariſchen Truppen des General⸗ oberſten von Wohrſch haben den Feind aus ſeinen Stellen bei Suchopol(am Oſtrande des Forſtes) und Szereſzowo geworfen. Sie ſind in ſcharfer Verfolgung be⸗ oo Heeresgruppe des Generalfeldmarſchalls von Mackenſen. Um den Rückzug ihrer rückwärtigen Staffeln durch das Sumpfgebiet öſtlich von Pruzaua zu ermöglichen, ſtellten ſich die Ruſſen geſtern in der Linie Poddubno in Gegend ſüdlich von Kobryn noch einmal zum Kampfe. Sie wurden geſchlag en, trotz⸗ dem ſie bereits abmarſchierende Abteilungen wieder in den Kampf warfen. Auch die Fortführung des in der Kriegsge⸗ ſchichte aller Zeiten unerhörten Verfahrens zum Schutze der flüchtenden Armeen die auf dem Rückzuge mitgeſchleppte Bevölkerung des eigenen Landes zu vielen Tauſenden, darunter hauptſächlich Frauen und Kinder in unſeren Angriff hineinzutreiben, nutzte ihnen nichts. Oberſte Heeresleitung. * Immer energiſcher arbeiten ſich die Truppen des Generals von Eichhorn an Wilna heran. Wir haben im heutigen Mittagsblatt eine Kopenhagener Nachricht veröffentlicht, der zu⸗ folge Wilna geräumt wird. Im geſtrigen Be⸗ äcktger die Armee Eichhorn habe die Gegend nordöſtlich von Olita erveicht. Die angegebenen Richtun⸗ gen dieſer Vorſtöße führen beide auf Wilna, eine Stadt von 200 000 Einwohnern, mit deren bäldiger Einnahme durch die Deutſchen auch die höchſt autoritative Stelle im„Rußkoje Slowo“ rechnet, deren Aeußerungen wir im heutigen Mittagsblatt angeführt haben. Und nicht minder energiſch arbeiten ſich unſere Truppen an Grodno heran. Das Waldgelände von Auguſtow iſt durchſchnitten, der Südoſtrand dieſes Forſtes iſt vom Njemen bei Grodno etwa 25 Kilometer entfernt. Das nach dem heutigen Bericht erſtürmte Lipstß liegt am Südoſtrand dieſes Waldes, die Entſernung dürfte etſva 20—22 Ki. betragen. Die hier vorgehenden deutſchen Streitkräfte haben am Bobr. unmittel · baren Anſchluß an die Truppen des Generals von Scholtz. Geſtern wurde von den Armeen Scholtz und Gallwi f gz berichtet, daß ſie in der Verfolgung die Linie Dombrowon Gro. dekl.-Narewka erreicht haben. Die Armee Scholtz ſtand alſo ungefüht an der Straße von Dombrowo(ſüdlich des Bobr, etwa 30 KAm. weſtlich von Grodno) nach Sokolka und ſüdlich dieſer Stadt mit Anſchluß an die Armee Gall⸗ witz, die nach Beſetzung von Narew den Ab⸗ ſchnitt der Narewla erteicht hat, eines von Süden aus dem Bialowieſkaforſt kommenden Neben⸗ fluſſes des Narew. Truppen der Armee Scholtz haben nun Sokolka durchſchritten. Dieſes liegt an der Bahn Warſchau—Grodno— Wilna, etwa 40 Km. füdlich von Grodno. Zwiſchen den Endpunkten der beiden Schulter an Schulter vorgehenden Armeen Scholtz und Gallwitz liegt Grodeck ſchon nahezu 40 Km. öſtlich von Biali⸗ ſtok an der Bahn Bialiſtok—Wollewysk Slonim(ſiehe die Karte im heutigen Mittags⸗ blatt) Nach dem heutigen Bericht iſt der Oſt⸗ rand des Forſtes nordöſtlich und öſtlich von Stellen erreicht, wahr⸗ Bioliſtok an mehreren ahr ſcheinlich alſo die geſtern angegebene Linie bereits überſchritten worden. Die Verfolgung öſtlich Breſt⸗Litowsk nimmt ihren ſcharfen Fortgang an die Armee Gallwitz, die mit der Armee Scholtz den rechten Flügel der Armee Hindenburg bildet, verfolgt die Armee des Prinzen Leopold von Bayern durch den Bialowieſka⸗ Forſt. Der rechte Flügel drängte auf Szereſzowo zu, hat nach dem heutigen Bericht den Jeind aus ſeinen Stellungen bei dieſer Stadt ſowie bei Suchopol geworfen und ſteht nunmehr kaum 20 Km. von der Bahn Breſt⸗Litowsk- Minsk. Truppen des Generals von Mackeuſen hatten ruſſiſche Kräfte auf Kobryn zurlickgeworſen. Kobryn, dem ſich auch von Süden her die aus dem Raume nordöſtlich von Wlodawa durch das Sumpfgelände vorgedrungenen Streitlräfte der Armee Linſingen nähern, iſt eine Stadt von etwa 10 000 Einwohnern, an der Bahn Breſt⸗ Litowsk. Pinsk. Die Entfernung von Breſt⸗ Litowsk beträgt eiwa 60 Km. Die Ruſſen haben ſich ſüdlich von Kobryn nochmals zum Kampfe geſtellt, um die ſcharf nachſetzende Ver⸗ ſolgung der Deutſchen aufzuhalten. Der Ver⸗ ſuch auf dieſe Weiſe den rückwärtigen Stafſeln das Entlommen durch das ſchwierig zu paſſie⸗ rende Sumpfgelände zu erleichtern, iſt mißglückt. Die ſcharfe Verfolgung nimmt auch hier ihren harten und unbarmherzigen Fortgang. Wie hoch die Not der ruſſiſchen Heere ge⸗ ſtiegen, das zeigt das von ihrer Heeresleitung eingeführte ſcheußliche Verfahren, Frauen und Kinder den Mündungen der deutſchen Geſchütze entgegenzutreiben. Ein grauenvolles Schau⸗ ſpiel der Beſtialität ruſſiſchen Mit⸗ kümpfer Englands und Frankreichs für Kultur Wir kennen das entſetzliche richt hi lich Kowno ſei Wiben 45 unſere Wappen Feind. Heut und Ziviliſation. Elend der flüchtenden Bauern, Frauen und Kinder aus den Schilderungen der ruſſiſchen Blätter. Die ruſſtſche Heeresleitung ſcheut ſich nicht dieſen namenloſen Jammer der eigenen Landeskinder noch dadurch zu ſteigern, daß ſie ſie den verfolgenden deutſchen Truppen entgegen⸗ wirft. Bilder des furchtbarſten Grauſens und Entſetzens tauchen vor unſerem geiſtigen Auge auf. Werden die Männer und Väter der in die Feuerlinie geſchickten Frauen und Kinder berichten von dem Grauen dieſes Mordbefehls, wenn ſie nach Petersburg oder anderen Städten kommen? Und wird ihre entflammte Wut die Bevölkerungen der Städte entflammen gegen eine Regierung, die das furchtbare Elend dieſes verwüſtenden Krieges über das ruſſiſche Volk gebracht hat? Man möchte es faſt als ſicher annehmen. Daß auch in den Städten im Innern Zündſtoff genug aufgehäuft iſt, der leicht zu lodernder Flamme gebracht werden kann, das haben die regierungsfeindlichen Kundgebungen in Moskau wieder gezeigt, über die wir im heutigen Mittagsblatt berichtek haben Der buſſiſche Tagesbericht. Petersburg 30. Aug.(WTB. Nichtamtl.) Bericht des Großen Generalſtabes von geſtern: In Richtung Friedrichſtadt zogen ſich un⸗ ſere Truppen nach heftigen Kämpfen in den letzten Tagen mehr weſtlich dieſer Stadt zu⸗ 1ütck. Am 27. und 28. d. Mts. nördlich von Wilna und weiter bis zum Njemen heftige Kämpfe. Der Feind ergriff die Offenſive in Richtung auf Luck und Staros⸗Roſhiſchtſche, um unſere rechte Flanke in Galizien zu umfaſſen. Wir führ⸗ ten die notwendige Umgruppierung unſerer Truppen am 7. und 28. Auguſt unter Kämpfen nordweſtlich von Luck aus. Das wolhyniſche Jeſtungs⸗ Sreieck. Berlin, 30. Aug.(Von u. Betrl. Bur.) Der militäriſche Mitarbeiter der B. Z. ſchreibt liber das wolhyniſche Feſtungsdroieck: Die Operationen, die ſich in den letzten Tagen auf dem füdöſtlichen Kriegsſchauplatz abgeſpielt haben, insbeſondere das Vorgehen der Armee Puwvalla in öſtlicher Richtung, haben das wol⸗ hyniſche Feſtungsdreieck in den Bereich der Truppenbewegungen gerückt. Es wird bei den nächſten Operationen der Verbündelen von entſcheidender Bedeutung ſein, Es beſteht alts der ſtändigen Befoſtigung Dubno und aus den zwei mehr in behelfsmäßiger Weife aus geführten Aulagen bei Luck und Rowno. Es iſt licht anzunehmen, daß das wolhyniſche Feſtungsdreieck das Vorgehen der Armee Pu⸗ hallo längere Zeit aufhalten wird. Was den großen Feſtungen des weſtpolniſchen Vierecks nicht gelungen iſt, wird das viel ſchwächere und weniger ſtark ausgebaute wolhyniſche Feſtungsdreieck orſt recht nicht erzielen. Ein ſchweizeriſches Arteil Uüber die Rriegführung. Zur Lage auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz wird den Bafler Nachrichten von mili⸗ käriſcher Seite u. a. geſchrieben: Wenn die Ruſſen ſich immer wieder ſtellen, ſo iſt das in direktem Widerſpruch mit ihrem eige⸗ nen Intereſſe, das ſie dazu führen ſolſte, ſich ſo ſchnell wie möglich vom Feinde loszulöſen, um wieder Bewegungsfreiheit und Zeit zu ge⸗ winnen, damit die Armeen zu neuen Opera⸗ tionen bereit gemacht werden können. Durch das Kleben am Feinde zerbröckelt das Heer immer mehr. Der Vorteil da⸗ gegen an Zeit und an beim Gegner ange⸗ (Abendblatt). iſt nur gering. Nur ein richteten Schaden Grund kann dieſe nun ſchon lange andauernde Taktik ber Ruſſen erklären: es war ihnen un⸗ möglich, den Rückzug der hintern Staffeln ihrer Armen ſo flüſſig durchzuführen, wie die Verhältniſſe es forderten. Und tatſächlich ſcheint bei Breſt⸗Litowsk eine Stau⸗ ung des Trains ſtattgefunden zu haben. Das hängt aber wieder damit zuſammen, daß der Feldherr nicht rechtzeitig den Entſchluß zum Abbruch der Operationen gefaßt hat. Der militäriſche Sachverſtändige kommt zu ſölgendem Schluß: Die Ruſſen haben eine Berechnung ange⸗ ſtellt, welcher Prozentſatz der deutſchen und öſterveichiſchen Kräfte gegen ſie eingeſetzt würde. Sic beſtätigt nur, was man ſchon wußte, daß die Verbündeten es verſtanden haben, an der Stelle, wo ſie die Entſcheidung ſuchten überlegene Kräfte einzu⸗ ſetzen, was die Ententeheere krotz ihrer Ueberlegenheit an Zahl aus Man⸗ gel an einheitlichen Zielen und efnheiklicher Führung niemals zu⸗ ſtande gebracht haben. Wenn eine ſchwächere Truppe gegen einen überlegenen Feind den Sieg erkämpft, ſo iſt das ein Ruhmesblatt für die untere Führung und die Truppe. Wenn aber da, wo die Entſcheidung fällt, üherlegene Kräfte zur Geltung kommen, ſo iſt dies das Verdienſt der bbern Führung. Bei den Zen⸗ tralmächten ergünzen ſich beide Elemente: Wo wegen der Vereinigung ſtarker Kräfte auf einer Front nur verhältnismäßig ſchwache Truppen einem überlegenen Gegner gegen⸗ überſtehen, kann die obere Führung darauf zählen, daß durchgehalten wird, ſolange es not⸗ wendig iſt. Trübe Reträcheungen der Viervenbandspveſſe. . Köbn, 30. Aug.(Rriv.⸗Telegr.) Die Sölniſche Zeitung meldet von der italieniſchen Grenze: Wie dem Corriere della Seßa aus London gemeldet wird, beſtäfigt der Bericht⸗ erſtatker aus Pelersburg, daß die Ruſſen gegenwärtig eine neue Berteidigungs⸗ linſe vorbereiten, auf welcher ſie hoffen, die deutſche Ueberſchwemiuſig mit Erfolg aufhal⸗ ten zu können. Dieſe neute Linie ſoll mit allen Mitteln der Ingenieurkunſt verſtärkt werden. Es ſcheine, ſchreiben die engliſchen Blätter, zwar parador, eine Verteidigungslinie, die ſich antf 6 Feſtungen ſtützt, zu vexrlaſſen, um ſich auf inne Frout, die aus lautor Feldbefeſtigun⸗ beſteht, zurlckzuzieheſt, Allein der gögen⸗ tige Krieg zeige mit jedem Tag deuklicher den ungleich größeren Wert von ſuprobiſter⸗ Feſtungsanlagen gegenüber dauarndei ſchon ſeit Jahren ausgebauten Foſtungen. Der Veſitz borl Broſt⸗Litowsk hätte keine andere Wirkung gehabt, als den Zugang zu der Saupteiſenbahnlinis Waärſchan Moslau zu ſperren. Aus dicſoein Grunde, ſchteit der iniflitäriſche Mitarbeiter des„Daily Dele⸗ graph“ ſei aber auch die Wisdererobe⸗ rung dieſes Platzesdurch die Kuſ⸗ ſen notwondig, bovor ſie ihrerſeits die Offenfive wioder aufnehmen könnten. Im Uebrigen, berichtet der Bekicht⸗ erſtätter des„Corriete dellga Seug! wäre es Unnlitz, ſch inrzliche ÜUsberra⸗ ſchung zu verheimlichen, die der Fall von Bfeſt itowsk in London her borgerufen hake, wenn äuch die Aufgobe der Feſtung früher oder ſpäter erwartet werden mußte. Die Enttäuſchung ſei umiſs größer, als man am Anfang gewohnk war, von rußiſchen Erfolgen auf ſeindlichem Gebfek zu hören, die 2. Seite. General⸗Anzeiger Vadiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblatt) während jetzt das gewaltige Reich nur mit Not dem feindlichen Anſturm zu begegnen ver⸗ möge. Die engliſchen Strategen auf dem Papier. „Die Verſtändnisloſigkeit der militäriſchen Mitarbeiter“ ſei, ſo meint„Daily Chronicle“ vom 25. 8. in einem längeren Artikel, etwas Typiſches für das England des Krieges, das darunter direkt zu leiden hätte. Jede Tages⸗ und jede Wochenzeitung habe ihren Kriegs⸗ korreſpondenten, der ein Stratege auf dem Papier ſei. In der letzten Zeit hatten es dieſe„Sachverſtändigen“ beſonders auf Polen abgeſehen gehabt. Aerzte hätten bei einem und demſelben Kranken nie eine ſo verſchiedene Diagnoſe aufgeſtellt, wie dieſe Herren etwa inbetref; der Bedeutung der Weichſel⸗ feſtungen. „So ſchreibt Sachverſtändiger Nr. 1 am 27. Juli:„Die Weichſelfeſtungen ſind nicht von höchſter Bedeutung“. Sachverſtändiger Nr. 2 am 7. Auguſt:„Die Weichſel iſt das furcht⸗ barſte militäriſche Hindernis in Europa“. Es iſt zu beachten, daß ſich beide„Sachverſtän⸗ dige“ über die Exiſtenz der Weichſel klar wären, aber das ſei auch alles. Was ſoll man aber ſagen, wenn ſich derſelbe „Sachverſtändige“ ſelbſt widerſpricht?! In einer engliſchen Zeitung vom 8. Juli hieß es: „Wir wiſſen, daß Archangelsk ſeit vielen Wochen offen geweſen iſt und daß Waffen und Munition nur ſo hereinſtrömen.“ Und im gleichen Blatt am 20. Juli:„Da es den Ruſ⸗ ſen bekanntermaßen() an Munition fehlt, iſt die Situation ſehr unſicher. Ein anderes ſchrieb über die deutſche Offen⸗ ſive in Kurland am 7. Auguſt:„Wenn dieſe Kurland⸗Armee wirklich auf die Eiſenbahn zielt.. und auf Wilna losgeht, ſo wird ſie in der Tat den Rückzug der Ruſſen unmöglich machen.“ Und am 14. Auguſt:„Die Be⸗ drohung der ruſſiſchen Eifenbahnen oben im Norden von Kurland wird, wie ſch meine von den meiſten Kritikern übertrieben.“ Die Krone wurde aber dieſer Sachverſtän⸗ digentätigkeit beim Fall von Warſchau aufge⸗ ſetzt. Als der Großfürſt ſchon ſeine Abſicht, die Weichſellinie aufzugeben, kund gegeben hatte, erklärte ein„Sachverſtändiger“, daß Warſchau nicht aufgegeben würde,„wis ich einer ſehr wichtigen Benachrichtigung ent⸗ nehme, die ich ſoeben bekommen habe.“ In weniger als 24 Stunden war die polniſche Hauptftadt für die Ruſſen verloren.“ die Kriegslage im Weſten! Die franzöſiſchen Berichte. Paris, 30. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht von geſtern nachmittag: Unſere Artillerie ſetzte nachts die Aktion gegen die feindlichen Stellungen fort. Beſonders heftige Kanonade inr Abſchnitt Aiblin, im Gebiete von Roye, nördlich der Aisne(in der Um⸗ gebung von Caronne und Berry⸗ au⸗Bac). Zwi⸗ ſchen der Aisne und den Argonnen hef⸗ tige Nahkämpfe in Marie Thereſe und weſt ich des Malancvurwaldes, um den Beſitz eines Minentrichters, welcher in unſeren Hän⸗ den blieb. Starkes Bombardement feindlicher Schützengräben und Arbeitertruppen an der ganzen Front In Lothringen und Grem⸗ cey, Bezonge, Gondrexon und Embremenil Kämpfe mit Handgranaten und im Gebiete von Mezeral Unſere Flugzeuge bombardierten nachts den Bahnhof und die feindlichen Baracken in Mouchouten und Lancon en Argonne. Paris, 30. Aug.(WTTB Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht von geſtern abend: Die Tätig⸗ :!! ĩͤv ͤ ͤv Beſchießung der feindlichen Linien im Norden. im Abſchnitt von Hedſas⸗Steenſtraate) Bebiete von Chaulnes, nördlich der Aisne, in der Umgebung von Ailles und Courtecou. In der Champagne nördlich von dem Lager Cha⸗ lons ſowie zwiſchen der Maas und der Moſel in der Gegend von Pauneß und Envezin und im Walde von Mortmares. Von öfterreich⸗itulieniſchen Kriegsſchauplah. Die Rämpfe beim Tonale⸗paßz iBerlin, 30. Aug.(Von u. Berl. Bur.) Aus Innsbruck wird der B. Z. gemeldet: Zu den letzten Kämpfen beim Tonale⸗Paß zwiſchen Agamelo- und Ortler⸗Gruppe, die nach einem Berſcht Cadornas angeblich zu einem Erfolg der Italiener im Strinotal geführt haben ſollen, liegt heute folgende amtliche Meldung vom Oberkommando zu Tirol vor: Strinotal am Tonale iſt ganz in unſerem Be⸗ ſitz, desgleichen die dort befindliche Brücke. Der Feind wurde bei ſeinem Angriff längs der Tonaleſtraße am 22. ds. vollſtändig über die Grenze zurückgeworfen. Der italieniſche Bericht. Rom, 30. Aug.(WTB. Nichtamtlich.) Amtlicher Bericht von geſtern:!m Sugana⸗ Tale zerſtörten die Oeſterreicher einige Brücken, Fahrſtraßen und die Eiſenbahnlinie auf dem Talgrunde. Am Abend des 27. ds. wurde ein feindlicher Angriff gegen den Monte Armentera von uns abgewieſen. Am oberen Iſonzo verſuchte eine unſerer Gebirgsabtei⸗ lungen am 27. ds. einen kühnen Handſtreich gegen die feindlichen Schützengraben. Es ge⸗ lang unſeren Truppen, ſich hier einiger Ver⸗ ſchanzungen zu bemächtigen. Der Feind wider⸗ ſteht fortgeſetzt auf dem höchſten Berggipfel. Die Unſrigen ſtehen in enger Fühlung mit ihm. Da wir durch Fliegererkundungen erfahren haben, daß der Feind eiligſt die kürzlich durch unſere Fliegerbomben auf dem Flugplatz von Aiſorizza angerichteten Schäden ausbeſſert, wurde der Flugplatz geſtern früh neuerdings durch ein Geſchwader mit 120 Bomben beworfen. Zwei Schuppen erhielten Volltreffer; der ganze Flugplatz wurde verwüſtet und Feuersbrünſte hervorgerufen. Unſere mehr als Stunde dem feindlichen Feuer ausgeſetzten Flieger ſind von dem kühnen Streifzuge unverſehrt zurückgekehrt. Ehren⸗ Tafſel. Das 999944% 4 Rettung eines verſchütteten Kameraden Am 15. Mai 1915 wurde die von der 4 Kom⸗ pagnie des Landſturm⸗Infanterie⸗Bataillons Waſſerburg beſetzte Stellung von feindlicher Ar⸗ tillerie ſchwer beſchoſſen. Eine Granate ſchlug auf die Bruſtwehr eines Schützengrabens der Stellung und zertrümmerte dieſen, ſowie die Seitenwand des daran ſtoßenden Beobachtungs⸗ ſtandes, in dem ſich ein Landſturmmann aufhielt. Dieſer wurde ſchwer verwundet und von den einſtürzenden Erd⸗ und Steinmaſſen verſchüttet. Auf ſeine Hilferufe eilte, obwohl noch 15 Gra⸗ naten in kurzen Pauſen aufeinanderfolgend in nächſter Nähe einſchlugen, der Landſturmmann Horniſt) Joſeph Bürchner aus Zimmern, Bez.⸗Amt Pfarrkirchen(Niederbayern) gebürtig, herbei und begann, der eigenen Lebensgefahr nicht achtend, ſeinen verſchütteten Kameraden auszugraben. Nach 20 Minuten langer anſtren⸗ gender Arbeit war der Verſchüttete aus ſeiner qualvollen, verzweifelten Lage befreit und wurde von Bürchner in den Sanitätsunterſtand ge⸗ tragen. Für dieſe wackere Tat wurde Bürchner mit eeeeeeeeee. keit der Artillerie iſt auf dem größten Teil der Front die gleiche geblieben; beſonders wirkſame im —— der goldenen Militär⸗Verdienſt⸗Medaille ausge⸗ zeichnet. Bürchner iſt als Gütler in Unter⸗ bubach, Gemeinde Johanniskirchen, Bez.⸗Amt Eggenfelden anſäſſig. Er hat ſieben unmündige Kinder im Alter von—45 Jahren. Waffentat eines bayeriſchen Pioniers. Der Pionier Hölz der 2. bayer, Pion.⸗Erſ.⸗ Komp., als ſchneidiger Draufgänger bekannt, kroch im Dezember v. Is. in einen feindlichen Laufgraben und holte von dort Waffen, Muni⸗ tion, Handgranaten und Schanzzeug in die eigene Stellung herüber. Für dieſe mutige Tat erhielt er das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe. Als 8 Wochen ſpäter der Sturm auf die gleiche Höhe angeſetzt wurde, drang er als erſter in die feindlichen Grä⸗ ben ein und warf in unerſchrockenſter Weiſe Handgranaten. Das Beiſpiel des vom Pulver⸗ rauch völlig geſchwärzten Mannes riß ſeine Ka⸗ meraden hin, es ihm gleich zu tun, bis die Höhe feſt in den Händen der Kompagnie war. Als Anerkennung ward ihm das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe. Am 22. Juni d. Is. fſthrte der zum Gefreiten beförderte Hölz die J. Sturmſtaffel der 2. Sturm⸗ kolonne gegen den feindlichen Stützpunkt ſüdlich einer Höhe. Im heftigſten Infanterie⸗ und Ma⸗ ſchinengewehrfeuer ſtürmte er bis zum feindl. Drahtverhau vor und hieb mit ſeinen Leuten eine Gaſſe in dasſelbe. Dabei erhielt er einen Fußſchuß. Kurz darauf wurde er an beiden Armen verwundet. Trotz dieſer Verwundungen verſuchte er nach abgeſchlagenen Angriffen noch in die franzöſiſchen Gräben hinzukriechen, um wenn möglich, Wichtiges zu erkunden, mußte aber ſeiner ſchweren Wunde wegen ſein Vorhaben aufgeben. Auf dem Rücken liegend begann er ſich nun nach der eigenen Stellung zurückzuſchie⸗ ben, was begreiflicherweiſe nur langſam ging So überraſchte ihn der Tag auf freiem Felde und Freundes⸗ und Feindeskugeln gingen über ihn weg; er verbarg ſich im Ginſter u. ſetzte nachts ſeine qualvolle Wanderung fort. Endlich am 24. morgens kam er in die Nähe der eigenen Linie und konnte hereingeholt werden. Für ſein mutiges Vorgehen ſollte der wackere Mann zum Unterofftizier befördert werden aber die Beförderung erreichte ihn nicht mehr. Er erlag am 27. Juli ſeinen Wunden. Ehre ſeinem Andenken! Patrouillengang am Tage der Kriegs⸗ erklärung Italiens. Es war am Abend des Tages der Kriegserklä⸗ rung Italiens an Oeſterreich. Heimatliche Lie⸗ der und begeiſterte Hurrarufe ertönten aus dem Schützengraben, in dem die 3. Kompagnie des Bayer. Erſ.⸗Inf.⸗Regts. Nr. 1 lag. Eine Pa⸗ trouille, die ſich gerade für dieſen Abend freiwillig gemeldet hatte, erhielt den Auftrag, die vor⸗ derſte Linie des Feindes feſtzuſtellen. Führer war der Landwehrmann Johann Brandmayer aus Gantzhofen, Bez. Amt Aichach, Infanteriſt Andreas Schellhorn aus Maximilian, Bez.⸗Amt Mühldorf und Infanteriſt Georg Fiſcher aus Frontenhauſen, Bez.⸗Amt Vilsbiburg, waren Be⸗ gleiter. Der Patrouillengang war wegen des faſt ſenkrecht aufſteigenden Geländes und des dürren kniſternden Bodens ungeheuer beſchwerlich und ein Vorwärtskommen war nur durch fort⸗ währendes Klettern im Feld möglich. Die Pa⸗ trouille ſchlich ſich am Oſthang des Berges durch den Hohlweg hinauf bis auf etwa 10 Meter an einem feindlichen Doppelpoſten vorbei und kam bis zum feindlichen Drahthindernis, ein ſoge⸗ nanntes Hühnergitter, von dem auch der Poſten eingeſchloſſen war. Eine Lücke im Drahthinder⸗ nis war nicht zu finden. Dafür aber entdeckte die Patrouille einen hellbeleuchteten gegen ſie nicht abgeblendeten Unterſtand, der etwa 20 Meter hinter dem Drahtgitter war. Im Unterſtand befanden ſich etwa 5 Feinde, die ſich lebhaft unterhielten und Karten ſpielten. Der Patrouil⸗ lenführer ließ durch das Drahtgitter hindurch anlegen, kommandierte eine Salve und daran anſchließend kurzes Schützenfeuß⸗. ergriffen die Flucht. Im Unterſtand erloſch das Licht und man hörte Weh und Jammerſchreie, die Patrouille hatte alſo ihr Ziel nicht verfehlt. Gleich darauf bekam die Patrouille von halb⸗ rechts lebhaftes Feuer, ſie zog ſich in eine vorher ausgeſuchte Deckung zurück, von wo ſie gegen 11 Uhr unverſehrt bei der Kompagnie wieder anlangte. Landwehrmann Brandmayer wurde beiteten Preistarife Die Poſten der Verbandsvorſtand i des Gegners, die etwa 20 Meter links tanden, eine ungemein rege Tätigkeit entwickelte. für die unerſchrockene Führung mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet. 5 Eine Beldin. im Oktober gefallenen Majors Wilhelm v. H. ment in Naumburg wohnte. Tagebl.“ die ſchwergeprüfte Gattin und Mut⸗ heldenmütiger Vaterlandsliebe zeugenden Wor⸗ ten an: Er folgte ſeinem Vater in die Ewig⸗ keit, als der letzte unſeres Namens, und dennoch — nichts iſt zu koſtbar für das Vaterland. Für das Vaterland gefallene Badener. ‚ Prokuriſt Simon Rothheimer, Land⸗ ſturmmann Friedrich Dahl von Karlsruhe, Hans Engel von Karlsruhe⸗Grünwinkel, Off⸗ Stellvertreter Karl Ruppert, Betriebsaff⸗ ſtent bei der Güterſtelle Karlsruhe⸗Rheinhafen, Robert Bluhm von Karlsruhe⸗Rüppurr, Kriegsfreiw. Gefr. ſtud. theol. Karl Weiß von Baden⸗Baden, Reſerviſt Joſeph Heppler von Landwehrmann Joſeph Seiler von Oberkirch, Schwarzw., Uoff. Eduard Weſtermann, Rit⸗ ter des Eiſernen Kreuzes, von Biſchweiher, Gefr. Karl Zimpfer von Helmlingen, Alb. Würger und Gefr. Ernſt Gieſin von Wies, Musketier Wilhelm Schleith von Schroh⸗ mühle, Musk. Hermann Müller von Kirchen, Fritz Schreck von Sirnitz, Lehrer Joſeph Für⸗ terer in Singen a. H. und Gefr. Poſtſchaffner Anton Leber von Konſtanz, ferner Erſatzreſ, Bankbeamter Ludwig Klare von Wiesloch, Musk. Rudolf Worſt von Karlsruhe, Land⸗ wehrmann Johannes Laier von Rauenburg. Eugen Schopf und Handlungsbevollmächtigter bei der Rhein. Kreditbank Jakob Roth von Mannheim, Kanonier Wilhelm Maiſch von Ziegelhauſen, Valentin Menges von Eberbach und Gren. Stefan Hofmann von Giſſigheim, ſowie Schulverwalter Peter Dünckel in Doſ⸗ ſenbach bei Schopfheim und Unterlehrer Auguſt Becker von Baden⸗Baden, Landſturmmann Hauptlehrer Guſtav Strohecker und Kriegs⸗ freiwilliger Schriftſetzerlehrling Eugen Schopf von Mannheim, Landſturmmann Philipp Heiß von Moosbrunn, Inſtallateur Anton Rippl von Pforzheim⸗Brötzingen, Reſerv. Chriſtian Gutjahr von Sexau⸗Staude, Uoff. Friedrich Wagner von Oberſchwörſtadt, Karl Eutin von Tiengen und Landwehrmann Mark von Radolfzell. Abgeordnetentag des Südd. Schuhmachermeiſter Verbandes, Am Sonntag, den 15. Auguſt ds. Is. fand in Pforzheim der diesjährige Abgeordnetentag des Süddeutſchen Schuhmachermeiſter⸗Verbandes ſtatt, der beſonders von Baden, Württemberg und Heſſen ſehr gut beſucht war. Der Vor⸗ ſitzende des Verbandes Schöchlin⸗Mann⸗ heim begrüßte die erſchienenen Vertreter ver⸗ ſchiedener Behörden und gedachte unſeren tapfe⸗ ren ſiegreichen Truppen, die es verſtanden haben unſere Feinde, wenigſtens zum größten Teil auf fremdem Boden zu ſchlagen. Worte des Dankes widmete er den für das Vaterland gefallenen Helden. Aus dem von Gruber⸗Mannheim erſtat⸗ teten Geſchäftsbericht war zu entnehmen, daß im erſten Kriegsjahr Der enorme Aufſchlag aller Rohſtoffe der Branche zwang die einzelnen Meiſter mehr denn ſonſt Fühlung zu nehmen mit der Geſamtorgani⸗ ſation. Die vom Vorſtand wiederholt ausgear⸗ für Schuhmacherarbeiten fanden in ganz Süddeutſchland großen Beffall. Obermeiſter Huter⸗Stuttgart hebt die gute Wirkung der vom Verband herausgegebenen Im SGebiet des Noten Adlers. Italieniſche Kriegsbrieſe von Paul Schweder. „Seid's beinand Tiroler! Nachher gehn mir's ein!“ So begrüßte der Sandwirt von Paſſeier am hiſtoriſchen Auguſttage des Jahres 1809 ſeine Getreuen, als er ſich zum Heldenkampfe gegen die fremden Eindringlinge am Berge Iſel ent⸗ ſchloſſen hatte.— Sie ſind auch fetzt wieder alle „beinand“, die Tiroler, vom 72jährigen Greis bis zum 15jährigen Knaben, der ſchon ſtolz den Stutzen meiſtert. Wie vor über hundert Jahren, ſo weht auch beute der rote Adler Tirols ütber einem Volks⸗ teil des verbündeten Nachbarreiches, der feſt ent⸗ ſchloſſen iſt, mit Gut und Blut den Heimatboden für den Kaiſer zu halten. Dem größten Teil des Tiroler Landes hat der Krieg bisher keine ſichtbare Aenderung gebracht, Schon dicht hinter der Front geht das gewohnte Leben ſeinen Gang weiter. Das Vieh weidet auf den Matten, und in den kleinen Orten und in den Täkern herrſcht emſiger Betrieb, der ſich noch erhöht, wenn Truppentransporte durch⸗ kommen. Wege und Zufuhrſtraßen werden in Ordnung gebracht, und verwundert ſieht man mongolenängige, ruſſiſche Kriegsgefangene an den Abhängen von König Laurins Roſengarten Schanzarbeiten verrichten. Freilich, Männer und Jünglinge des Landes trifft man wenig, ſie ſtehen an der Front in den Formationen der Standſchützen, ſener Ehrentruppe, der anzuge⸗ bören ein Stolz für ſeden halbtwegs Wafſenfähi⸗ gen der Wo auch binhört, ütber⸗ Krieg für Oeſterreichs Fahnen ſiegreich ſein werde. Unbegrenzt iſt auch das Vertrauen, das die Truppen zu ihren Offizieren und den ober⸗ ſten Kommandoſtellen haben. Erzherzog Eugen, der Oberſtkommandierende an der Südfront, ge⸗ nießt eine Verehrung, die neben dem Bewußt⸗ ſein von ſeinen militäriſchen Fähigkeiten auch einer prieſterlichen Würde entſpringt. Als Hoch⸗ und Deutſchmeiſter muß er die Traditionen des alten Deutſchen Ordens aufrechterhalten und darf ſich nicht vermähten. So trägt er wie jene deutſchen Ritter, die nach Kurland und Livland zogen, unter dem Ordensmantel das Schwert. Man weiß, daß das religibſe Moment bei der frommnaiven Bevölterung Tirols von jeher eine große Rolle geſpielt hat, und ſo braucht man ſich auch nicht zu verwundern, daß mit den Truppen eine große Anzahl von Geiſtlichen, Feldpredigern, marſchiert. Die meiſten von ihnen haben die öſterreichiſchen Klöſter geſtellt, bärtige Ordensleute, an den Freund Hofers, den Pater Haſpinger erinnernd. Daneben aber auch die klugen Charakterköpfe der geſchulten Welt⸗ geiſtlichen, die in der Hofburg ein⸗ und aus⸗ gehen. Daß der kriegeriſche Geiſt Haſpingers unter dieſen Feldpredigern noch lebendig iſt, be⸗ weiſt die Tatſache, daß der„Standſchützenfeld⸗ kurat“ Hoſp, der in Friedenszeiten als Pfarrer in Sellrain amtiert, den inzwiſchen gefallenen Bergführer Sepp Innerkofler als Freiwilligen auf einem Patrouillengang in den Sextener Do⸗ lomiten begleitete.— Für die einſachen Leute iſt es eine ausgemachte Sache, daß der Erzherzog Eugen ſiegen wird und ſiegen muß.„Der Herr Erzherzog wirds ſchon richten“, ſagen ſte mit man 7 Pi Zeberſelt ans, deg der Beiſpiel dafür, 900— i ke in die Tiroler Berge hineinlaſſen.“ Und faſt noch größer und begründeter ſind die Hoffnun⸗ gen ſeiner Offiziere. Sie gehen vielleicht weiter als auf das bloße Feſthalten am Grenzwall, und in mancher Herzen mag ein kühner Gedanke mandierenden klingt den Soldaten als Erinne⸗ rungsſymbol an Oeſterreichs ſtolzeſte Tage in alter Zeit. Vielleicht wird dereinſt Klio ſeinen Namen neben dem des großen Prinzen in die Tafeln der Weltgeſchichte ſchreiben. Tirol beſaß in Friedenszeiten eine auf⸗ blühende Fremdeninduſtrie, die ſich wohl noch nicht mit der der Schweiz und Italiens meſſen konnte, aber doch einen wirtſchaftlichen Faktor von hoher Bedeutung für das verhältnismäßig: ſtanden, die den Fremdenſtrom aufnahmen. Viele dieſer Hotels verdanken ihr Eutſtehen der tatkräftigen Initiative von Dr. Ehriſtomannos, den jetzt ſeit mehreren Jahren der grüne Raſen während ihres Aufenthalts im Achilleion auf Corfu war, das nun unſerm Kaiſer gehört. Eine eigenartige Erſcheinung, dieſer Doktor als Hotel⸗ gründer, der, obwohl durch Geburt Grieche, in Tirol das Land ſeiner Sehnſucht fand. immer ein Vorkämpfer deutſchen Weſens ſen und hat den jetzt ausgebrochenen Kampf gegen die Welſchen ſchon ſeit Jahren vorausge⸗ ſagt. In ſeiner Perſon war er ein lebendes das Deutſchtum nicht nur Volksgenoſſen an fremde Na⸗ ermordeten Kaiſerin Eliſabeth von Oeſterreich Er iſt e gewe⸗ ruhiger Beſtimmtheit,„er wird keinen Walliſchen leuchten:— Mailand! Der Name des Oberkom⸗ Männer einer anderen Raſſe ſich ſo zu aſſimi⸗ lieren, daß ſie ihr Herzblut für das Land ihrer Wahl und Liebe herzugeben bereit ſind. großen Im Kafferhotel, das jetzt militäriſchen Zwecken dient, hängt ſein Bild, und pietätvoll Hände öſterreichiſcher Offtziere haben es mit einem Kranz von Alpenroſen und Edelweiß ge⸗ ſchmückt. Der ſommerliche Fremdenſtrom iſt natürlich im Kriegsjahr ausgeblieben, aber man kann nicht ſagen, daß deswegen das Leben in den großen Karawanſereien und in den alpinen Schutzhütten ausgeſtorben iſt. Sie ſind alle vom Militär mit Beſchlag belegt worden, bis hinauf in das Gebiet des ewigen Schnees. Das regſte nilitäriſche Leben herrſcht in dieſen einzigen arme Land darſtellte. In den letzten Jahrzehn⸗ und oft einzigartigen Unterkunfksſtätten des ten ſind die Rieſenbauten der großen Hotels ent⸗ Hochgebirges. Es iſt ein ewiges Kommen und Gehen von Militärs aller Waffen und Grade⸗ Da, wo einem früher der dienernde„Chef de Reſeption“ empfing, ſteht jetzt ein militäriſcher rer Wachtpoſten, im Speiſeſaal haben die General⸗ deckl, und der urſprünglich der Privatſekretär der ſtabsoffiziere ihr Quartier aufgeſchlagen, die Fremdenzimmer beherbergen nicht mehr blonde Miſſes aus England und dem Dollarlande, ſon⸗ dern ſie ſind erſtaunlich ſchnell in„Korporal⸗ ſchaftsſtuben“ umgewandelt worden. Im ober⸗ ſten Stockwerk, wo es am ruhigſten zugeht, iſt in proviſoriſches Lazarett mit Operationsräu⸗ men hergerichtet. In den weiten Hallen ergehen ſich die Leichtverwundeten, die auf den Abtrans⸗ port warten, die hechtgraue Uniform noch ver⸗ wieder Blumen an der Feld Sd bionen zu berlleren, ſonbern auch muſzande i. Ta ſtaubt und durch die Näſſe zerkni aber ſchon — —5— Kleine Kriegszeitung. In Rußland ſtarb den Heldentod der Deut⸗ nant Guſtolf v. Hochſtetter, einziger Sohn dez der als Hauptmann im 96. Infanterie⸗Regi⸗ Von ihrem Gute Maſlche a. O. aus zeigt nach dem„Naum ter, eine v. Kaltenbomb⸗Stachau, den Trauer⸗ fall mit den von ſeltener Glaubensſtärke und Raſtatt, Gefr. Otto Leopold von Lautenbach, Uoff. Wilhelm Schwörer von Neuſtadt im r Leut⸗ ohn des iebsaff⸗ inhafen, üppurt, i ß von er von tenbach, berkirch, adt im n, Rit⸗ hweiher, en, Alh. n Wies, Schroh⸗ Kirchen, 0 Für⸗ chaffner rſatzreſ⸗ iesloch, Land⸗ enburg, ichtigter th von ch von berbach ſigheim, n. Dof⸗ Auguſt mmann tippl hriſtian riedrich Sutin ek von andes. and in ag des bandez emberg Vor⸗ Mann⸗ 1 ver⸗ tapfe⸗ tanden rößten Worte erland erſtat⸗ t, daß gsjahr Der rauche ſonſt rgani⸗ Sgear⸗ bbeiten zeifall. e gute benen l ſſimi⸗ ihrer Im riſchen ätvoll mit iß ge⸗ ürlich kann n den pinen vom hinauf regſte zigen t des tund Frade. ef de iſcher teral⸗ die londe ſon⸗ oral⸗ ober⸗ ſchat gegen den ſonnegen Woriag, ben 30. Muggaſt 1915. General⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblath) 8. Seite. Tarife hervor. Man habe durch ſie der Kund⸗ über doch etwas in Händen gehabt, woraus dieſe erſehen konnte, daß der gefor⸗ derte Preis kein willkürlicher eines einzelnen, ſondern ein durch die fabelhaften Steigerungen der Lederpreiſe bedingter, von dem Verband aufgeſtellt war. In mißfälliger Weiſe werden die Artikel kri⸗ kiſtert, die vor wenigen Wochen in faſt allen Tagesblättern erſchienene und von einem Lederabſchlag ſprachen. Die allgemeine Lage des Ledermarktes hat ſich bis heute abſolut nicht geändert. Von den beſchlagnahmten Le⸗ der werden von der Freigabeſtelle nur ganz lleine Quantitäten Bodenleder freigegeben. Feine leichte Leder, wie ſolche der Maßſchuh⸗ macher braucht, ſind knapper denn je und faſt nicht zu bekommen. Der in jüngſter Zeit in verſchiedenen Miſchungen auftauchende Leder⸗ erfatz(Kunſtleder) kann durchaus nicht als voll⸗ werliges Naturleder anerkannt werden und wird nur als Notbehelf über den Krieg in Be⸗ tracht kommen können. Auf Antvag des Süddeutſchen Schuhmacher⸗ miſterverbandes hält das Großherzogliche Lan⸗ desgewerbeamt in Mannheim im Anſchluß an die daſelbſt errichtete Lazarettſchule einen Kurs für orthopädiſche Schuhmacherarbeiten ab, an dem badiſche Schuhmachermeiſter teilnehmen können. Der Kurs beginnt am 6. Septemher. Der Abgeordnetentag begrüßt allgemein dieſe zeitgemäße Einrichtung, iſt es doch heute eine dankbare, aber ſchwere Aufgabe für den Schuh⸗ macherſtand, die Verſorgung unſerer verwun⸗ deten Krieger mit gut paſſendem Schuhwerk für ihre verſtümmelten Gliedmaßen. Anregun⸗ gen für ſolche Kurſe ſind bereits auch in den anderen Bundesſkaaten an die maßgebenden Behörden ergangen. Eine längere Zeit bean⸗ ſpruchte noch die Ausſprache über Militär⸗ lieferungen. Der Vorſitzende ſchloß mit die Anweſenden für ihr lar Tagung. G W̃ Da 8 bis zur näch nkunf des unſerem Vaterland ein gün beſchieden ſein möge, der auch dem deutſche Handwerk den beſten Nutzen bringt. Die Verſicherung der Baus⸗ gewerbetreibenden bei der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Mannheim. Nach 8 3 Abſ. 1 des Reichsgeſetzes vom 4. Auguſt 1914, betreffend Sicherung der Leiſtungsfähigkeit der Krankenkaſſe, ſind für die Dauer des ge wärtigen Krieges die Vo iften der Verſit rungsordnung für di Geſetzes das Oberve ymigen, daß die hausgewerbliche Krankenverſicherung durch ſta⸗ lügriſche Beſtimmungen gexregelt wird. Vor der Gr⸗ richtung eines derarkigen Statuts für die hieſige Stadt glaubte man anfänglich in Uebereinſtim⸗ mung mit dem Vorſtand der Allgemeinen Orts⸗ krankenkaſſe abſel können, nachden Hausgewerbe für die Dauer der geſetzlichen VPerſich Krankheit zu ver Gr. Bad. Miniſte Krankenverſich den für wünſe ſtand der obenbezeich frage feſtgeſtellt, daß werbetreibende in h den, die nicht gegen nkheit verſichert ſind, nun dieſe Pe en der Wohltat der Krank ſicherung zuzuführen, hat der Kaſſenvorſtand die ortsſtatuariſche Regelung der hausgewerblichen Krankenverſicherung in Anregung gebracht. Der Stadtrat ſich mit dem ihm vom Kaſſenvo 8 n Entwurf eines Statuts einperſtanden e der Bü „hat der Vor⸗ durch eine Um⸗ 300 Haus in ſeiner S g vom 3. Auguſt ds. Is. hierzu ſeine Zuſtimmung ilt, und das Gr. Vad. Ober⸗ berſicherungsamt 23. Auguft 1015 das Statut g Ganz Südtirol iſt von den Oeſterreichern in eine Feſtung verwandelt word dem idec zelt kennt. ſten Feſtungsgelände, das d ter, am Einfallstore gab es für die ſerſoch und am Tong denn auch der Schaup reits in den erf welchem Erfolg f Nachdem ſie die vor Italiener iſt belannt. en Oeſterreichern fr llig gegen Tivol haben nur zebirges. den Ber⸗ Jorrücken, bei, die kurze mine Mitunter ſchon Ende Augu gen Neuſchnee auf und ganz abgeſehen von den 2 dazu braucht man ſturm⸗ und klettergewohnte Söhne der Berge, ihre Knochen wo! in den Schlucht bie 11. 115 ppen, 0 ampiert„ trugen der Nacht, aguch im Sommor, warme Unterklei⸗ der, da der Temperaturwechſel in ſolchen Höhen zugrunde gelegt, den ein gleichartiges Mitglied in dem betreffenden Gewerbszweig zu erzielen pflegt. Die Verſicherung tritt demnächſt in Kraft. Als Hausgewerbetreibende im Sinne der Reichs⸗ verſicherungsordnung gelten die ſelbſtändigen Ge⸗ werbekreibenden, die in eigenen Betriebsſtätten im Auftrag und für Rechnung anderer Gewerbetrei⸗ bender gerwerbliche Erzeugniſſe herſtellen oder be⸗ arbeiten. Sie gelten als ſolche auch dann, wenn ſie Roh⸗ und Hilfsſtoffe ſelbſt beſchaffen, ſowie für die Zeit, in der ſie vorübergehend für eigene Rechnung ar⸗ beiten. Die außerhalb der Betriebsſtätte des Un⸗ ternehmers in ihren eigenen Räumen als Arbeiter beſchäftigten Perſonen, die dem Betriebe in glei⸗ cher Weiſe wie die Werkſſättenarbeiter eingeglie⸗ dert ſind und nur aus äußeren Gründen in der Betriebsſtätte nicht Platz finden, ſind unſelbſtändige Heimarbeiter, und daher in gleicher Weiſe wie die Werkſtättenarbeiter verſicherungspflichtig. Die Hausgewerbetreibenden, welche im Gemein⸗ debezirk Mannheim ihre Betriebsſtätte haben, müſſen durch ihre unmittelbare Arbeitgeber ge⸗ meldet werden. Hausgewerbetreibende, denen ein jährliches Einkommen von mindeſtens 2500 Mark ſicher iſt, haben die An⸗ und Abmeldung für ihre eigene Perſon ſelbſt vorzunehmen. Die Haus⸗ gewerbetreibenden haben nur Anſpruch auf die Regelleiſtungen nach der Verſicherungsordnung und werden entſprechend ihrem jährlichen Arbeitsver⸗ dienſt in die ſatzungsmäßigen Lohnſtufen der all⸗ gemeinen Ortskrankenkaſſe eingereiht. In Fällen, bei denen ſich ein genauer Arbeits⸗ verdienſt nicht feſtſtellen läßt, wird der Verdienſt Soweit nicht größerer Arbeitsverdienſt nachge⸗ wieſen iſt, wird der höchſte Grundlohn für männ⸗ liche Perſonen auf Mk..—, für weibliche Per⸗ ſonen auf Mk..— ſeſtgeſetzt. Der Anſpruch auf die Kaſſenleiſtungen entſteht mit Beginn der Mit⸗ gli haft. Die Mittel für die hausgewerbliche Kranken⸗ verſicherung werden durch Zuſchüfſe der Auftrag⸗ geber(2 Prozent des gezahlten Enkgelts) und durch Beiträge(2 Prozent des maßgebenden Grund⸗ lohns) der Hausgewerbetreibenden und ihrer haus⸗ gewerblich Beſchäftigten aufgebracht. Hausgewerbe⸗ treibende, denen ein Einkommen von über 2500 M. jährlich ficher iſt, und deshalb ihre Anmeldung ſelbſt vorzunehmen haben, müſſen die vollen Kaſ⸗ ſenbeiträge für ihre eigene Perſon allein tragen und an die Kaſſe abführen. Im übrigen iſt zur Zahlung der Beiträge derjenige verpflichtet, dem als Arbeitgeber die Anmeldung zur Krankenkaſſe obliegt. Jeder Arbeitgeber iſt berechtigt, gezahlten Beiträge ſeinen Veſchäftigten ſpäteſtens bei der zweiten Lohnzahlung abzuziehen. Auch ſind die Arftraggeber verpflichtet, ein be⸗ ſonderes Verzeichnis der für ihn unmittelbar im Gemeindebezirk arbeitenden Hausgewerbetreiben⸗ den zu führen, aus dem Name, Wohnung und Ent⸗ gelt dieſer Perſon hervorgeht. ann 7 7 Mannheim. Nriegsverſammlung Ler deut⸗ ſchen Sartenbauverbände. (Oxiginalbericht). zwei Drittel der erſammlung verbandes M hen Verbände des Rei iſchen Gartenbau hat in Herlin ſtatt⸗ Den wirtſchaftlichen Verbänden ge⸗ zurzeit an: der Deutſche Pomologenverein, Verband deutſcher Blumengeſchäftsinhaber, der Verband deutſcher Gemüſezüchtor, der Bund her Baumſchulenbeſitzer, der Verband Bahe⸗ Handelsgärtner, die Vexreinigung ſelbſt⸗ 9 ner Württembergs, der Verein ſelbſt⸗ ſtändiger Gärtner Badens, der Groſſiſtenverband der Blumenbranche Deutſehlands, die Vereinigung deutſcher Samenzüchter, der Verein Erfurter Han⸗ delsgärtner und der Verband der Handelsgärtner Deutſchlands. Der Vorſitzende des geſchäftsſührenden Vereins, des Verbandes der Har riner Deutſchlands, Lau Ver⸗ Max Ziegenba ſammlung, begrüßte berbandes, Exsell ies darauf hin, daß 7* „leitete die es nötig ſei, wirtſchaftliche en, die die durch den Krieg eteriſch erfordere. Infolge⸗ Sport er Monarchie ert, ihre Eispickel, Seile, ebrillen, Wollhauben und an⸗ egenſtänden. Alle haben darin get Nägelſchuhe, Schne W̃ dere hen herzugeben, und manches wertvolle alpine Gwandl, dereinſt auf der Wiener Ring⸗ ſtraße gekauft, wärmt ſetzt den einfachen Stand⸗ ſchützen bet ſeinem Patrouillengang. Schulen in Sen Peedzeind. „Wie wir zum ruſſiſchen Reiche gekommen ch noch heute— mit dem find, ſo ſtehen wir auch He⸗ mit des Geficht nach Oſten!“ Dieſe klaſſiſche„liwländiſche Antwort“, die vor 50 Jahren der Haltiſche Hiſtoriker Schirren dem ruſſiſchen Politiker Sſamarin gab, gilt auch noch heute. Sie bildet kiv einer großen Abhandlung über ſtverhältniſſe in n, die im neueſten veröffentlicht Eif— 0 NH Darſtellung der Kulturarbeit, die die Deutſch⸗ Balten in den jetzt von unſeren Truppen ſetzten ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen geleiſtet haben, das Gebiet des Unterichtsweſens heraus, das beſonders zur tiefen Einwurzelung der deut⸗ zen Geſittung beitrug. Der große National⸗ ökonom Adolf Wagner, der einige Jahre als in Dorpat gewirkt hak, bezeichuete dleſe Muſenſtadt als die deutſcheſte aller Uni⸗ perſttäten, und eine Hochburg deutſcher Wiſſen⸗ ſchaft iſt die baltiſche Landeshochſchule ſtets ge⸗ —0TT deſſen beſchäftigte ſich die Verſammlung in erſter Reihe mit Vorſchlägen zur Verſorgung des deutſchen Blumenmarktes im kommenden Winter, da der Gärtnerei mangels Einfuhr aus den Mittel⸗ meerländern neue, große Aufgaben erwachſen ſind. Es bedarf aber vor allem der Mithilfe des Pub⸗ likums, durch Bevorzugung der in reicher Auswahl vorhandenen friſcheren und wohlriechenderen deut⸗ ſchen Blumen und blühender Topfpflanzen den nötigen Abſatz zu ſchaffen. Gärtner und Blumen⸗ geſchäftsinhaber werden ihr möglichſtes tun, den Geſchmack unſerer blumenliebenden Bevölkerung zu befriedigen, wenn er ſich dem vorhandenen Material nur anpaſſen will. Als beſonders drin⸗ gend wurde eine Eingabe an die Reichs⸗ regierung beſchloſſen, worin erſucht wird, die Einfuhr von Schnittblumen und Bindegrün aus Frankreich und Italien zu verbieten und eine ſolche auch auf dem Wege über die Schweiz zu verhin⸗ dern. Der Schutz deutſcher Erzeugniſſe gehöre in dieſer ſchweren Zeit mit zu den ſchönſten vater⸗ ländiſchen Pflichten. Weiter wurde beſchloſſen, an die Vereinigung der gärtneriſchen Fachpreſſe den Antrag zu ſtellen, Anzeigen, die derartige auslän⸗ diſche Ware anpreiſen, zu verweigern. Hierauf wurde über die Pflanzeneinfuhr aus Belgien zu den von der Regierung angeord⸗ neten autonomen Zollſätzen beraten, und es wurde nach längerer Ausſprache über das Für und Wider allſeitig feſtgeſtellt, daß die deutſche Gärtnerei keine Veranlaſſung hat, ſich die früheren, niedrigeren Vertragszölle bezw. die Zollfreiheit für die Haupt⸗ einfuhrartikel, wie Palmen, Azaleen und Lor⸗ beeren, wieder zu wünſchen. Die Verſammlung erkannte daher an, daß die Aufrechterhaltung der autonomen Zollſätze im Intereſſe der deutſchen Gärtnerei unbedingt erforderlich iſt. Ferner wurden die Schwierigkeiten bei Beur⸗ laubungen von im Heere ſtehenden Gärtnern beleuchtet, die auf eine Zurückſetzung der Gärtnerei im Vergleich zur Landwirtſchaft ſchließen laſſen. Namentlich in der Obſt⸗ und Ge⸗ müſegärtnerei, deren Erzeugniſſe zur Volksernäh⸗ rung doch erheblich beitragen, iſt eine Aufrechter⸗ haltung der Betriebe ungemein ſchwierig, und der Mangel an gelernten Leuten macht ſich ſtark fühl⸗ bar, weil die Zahl der einberufenen Gehilfen uſw. etwa 60 Prozent aller beſchäftigten Arbeitskräfte beträgt. Aehnliche Verſchiedenheiten wurden auch betreffs der Lohnſätze für Kriegsgefangene bekannt gegeben, die es in vielen Fällen unmöglich machen, ſich dieſer Leute zu bedienen. Dementſprechend ſoll eine Gngabe an das Kriegsmini⸗ ſterium geſandt werden, die um Abhilfe bittet. In den weiteren Verhandlungen wurden die Möglichkeit einer zukünftigen Zollunion mit Oeſterreich⸗Ungarn, verſchiedene Wünſche an das Reichspoſtamt und die Giſenbahnbehörden geſtreift und die Schmückung der Krieger⸗ gräber durch freiwillige Spenden der deutſchen Gärtner beſprochen. Hier wurde auf die große eirwilligkeit, die der Gärtnerberuf in dieſer Sache bewieſen hat, aufmerkſam gemacht und be⸗ tonnt, daßß die gärtneriſchen Verbände ſich altch weiter dieſer vaterländiſchen Aufgabe warm an⸗ nehmen werden. Es wurde von den bexreits unter⸗ nommenen Schritten Kenntnis genonunen und an⸗ geregt, dem Kriegsminiſterkum weitere Vorſchläge die auf Beteiligung aller in Frage kommenden gärtneriſchen Verbände hinzielen, zu unterbreiten. Nach Grledigung der ſehr umfangreichen Tages⸗ ordnung dankte der Vorſitzende des Reichsverban⸗ des, Exzellenz Dr. Thiel, für die ihm gebotene Gelegenheit, ſich über die Wünſche der deutſchen Gärtnerei, die trotz des Krieges eifrig gearbeitet habe, unterrichten zu können, und ſprach die Hoff⸗ nung guf ein Wiederſehen unter den Segnungen des Friedens aus. * Stiftung von Ferngläſern oder von Geldmitteln zum Ankauf von Ferngläſern. Schon wiederholt iſt in den hieſigen Zeitungen das Erſuchen an die Einwohnerſchaft gerichtet worden, guterhaltene, kriegsbrauch⸗ bave Feldſtecher zu ſtiften, damit den von einzelnen Kriegern und Truppenteilen hierher gelangenden Geſuchen um Ueberlaſſung von Ferngläſern in möglichſt weitem Umfange ent⸗ ſprochen werden kann. Insbeſondere ſollen mit den auf dieſe Weiſe geſtifteten Ferngläſern die l hier gebildeten Truppenteile verſehen werden. So hat kürzlich das Reſerve⸗Infanterie⸗Regi⸗ ment Nr. 110 in einem an die Stadtverwaltung gerichteten Schreiben angefragt, ob nicht wohl⸗ habendere, opferfreudige und vaterlandsliebende Bürger unſerer Stadt ſich berelt finden würden, einige Ferngläſer für das Regiment zu ſtiften. Das Regiment hat die vorſchriftsmäßige Zahl von Ferngläſern, ſodaß aus dienſtlichen Mitteln dem im Stellungskrieg herrſchenden Mangel an Ferngläſern keine Abhilfe geſchaffen werden kann. Die Stiftung einer größeren Anzahl von Ferngläſern oder von Geldmitteln zum Ankauf von ſolchen wäre daher außerordentlich er⸗ wünſcht. Das Sekretariat des Oberbürgermei⸗ ſters iſt zur Empfangnahme der Spenden er⸗ mächtigt. ** Dankſchreiben. Einem bei uns eingetroffenen Dankſchreiben entnehmen wir u..: Sie hatten die Güte, für meinen Schwager Paul Mann, Kriegsfreiwil⸗ liger(18 Jahre alt) bei der 75. Jäger⸗Radfahr⸗ Kompagnie, für Liebesgaben durch eine Notiz in Ihrem geſchätzten Blatte zu bitten. In geradezu rührender Weiſe haben ſich edle Mannheimer Bürger hilfreich gezeigt und viele Liebesgaben an denſelben abgeſandt. Einem jſeden Geber hat er ſich ſchriftlich bedankt und mir geſchrieben, daß es in dem großen Vorwärtsdrängen ſeiner Ar⸗ mee unmöglich ſei, zu ſchreiben und er nicht wiſſe, welche Zeitung dies veranlaßt hätte; mögen Sie entſchuldigen, daß Sie bislang nichts von ihm perſönlich zu hören bekamen. Vor Warſchau nun, auf einer Radpatrouille, traf ihn eine feindliche Kugel, ſodaß er nun im St. Joſefs⸗ ſpital in Sterkrade i. Rheinl liegt. Geſtern teilte er mir dies mit und bat mich gleichzeitig, Ihnen in ſeinem Namen den herzlichſten Dank zu über⸗ mitteln. Unſägliche Strapazen hätte er in Ruß⸗ land mitgemacht, manchen Tag und Nacht dem Tod ins Auge geſehen, aber ungebrochen, trotz ſeiner Verwundung, ſei ſein Mut, um ſich der Manaheimer Geber würdig zu zeigen, die ihm manche bittere Not durch Liebesgaben vermin⸗ derten, da er bekanntlich nur noch einen betagten Vater hat und ſein Bruder bereits im April in die Ewigkeit heldenmütig voranging. M. Vondrach. Nus Stadt und Land. Mannheim, 30. Auguſt 1915. eeee Nt Eiſernen Krenz ansgezeichnet Karl Scherer, Reſerviſt im 17. Infanterie⸗ Regiment, wegen Tapferkeit vor dem Feinde im Weſten. Peter Haas, Reſ.⸗Inf.⸗Regt. Nr. 249, wegen Tapferkeſt vor dem Feinde. Hermann Schick von hier, der ſeit 4 Mona⸗ ten als Kompagnieführer in einem Regiment vor Mpern ſteht. Ernennungen, Verſetzungen Zuruheſetzungen ꝛeé. der etatmüßigen Beamten der Gehaltsklaſſen II bis K ſowie Ernennungen, Verſetzungen ete. der nichtetat⸗ mäßigen Beamten. Aus dem Bereiche des Miniſterinms des Gr. Hanuſes, der Juſtiz und des Auswärtigen. Gtatkmäßig angeſtellt: Kanzleigehilfe Joſeph Weber beim Amtsgericht Karlsruhe als Kanzleiaſſiſtent, ſowie die Aufſeher: Theodor Zolk beim Landesgefängnis Bruchſal, Eduard Bürkle beim Kreis⸗ und Amtsgefängnis Konſtanz und Franz Dickgießer beim Männer⸗ zuchthaus Bruchſal. Aus dem Bereiche des Großh. Miniſteriums des Innern. — Bibliothekl.— Verſetzt: Amtsdiener Philipp Heiß in Körrach zum Be⸗ zirksamt Müllheim; Amtsdiener Alois Bieder⸗ mann in Müllheim zum Betzirksamt Wrrach. Zuruhegeſetzt: Schutzmann Karl Rüch in Pforzheim. dem eeeereeeeeeeeesee 2 22 8 mehr als 100 akademiſche Lehrer für ruſſiſche, mehr als 60 für deutſche und öſter⸗ reichiſche Univerſitäten geliefert. Sehr früth hat ſich das Schulweſen in den Oſtſeeprovinzen entwickelt. Die noch heute beſtehende Ritter⸗ und Domſchule in Repal wurde 1319 als La⸗ teinſchule begründet: die erſte deutſche Schuls, die Petriſchule in Riga, wird 1363 gelegentlich erwähnt. Bis zu der 1890 einſetzenden Ruſſi⸗ ſizierung waren alle Gymnaſten, Realſchulen und Kreisſchulen deutſch. In den Parochial⸗ ſchulen hatten auch die Letten und Eſten Ge⸗ legenheit, die deutſche Sprache zu lernen. In land brachte der erſte Herzog Gotthard Kettler das Schulweſen zu hoher Blüte, und nach dem Zeugnis des kurländiſchen Hofpre⸗ digers Mandelius ſtand um die Mitte des 17. hrhunderts die Volksſchule in Kurland auf Ja 3. Kinder der Schulpflicht nicht. Im Jahre 1886 erhielten 117 568 Kinder von 126 414 Kindern der bäuerlichen Bevölkerung überhaupt kon⸗ trollterten Unterricht, während die übrigen Kinder nachweisbar zum allergrößten Teil ſtädtiſche und andere Lehranſtalten beſuchten, Bis 1890 kom in Lipland auf 720, in Eſtland gauf 500 Perſ eine Gemeindeſchule, in Perſonen Ruſſiſch⸗Litauen dagegen erſt auf 3594, Die ſchonungsloſe Ruff reits 1890 die Zahl der Analphabeten auf 20 Prozent geſtiegen. berammergauer Paſſions⸗ ſpiele im Heidelberger öladt⸗ theater. Unter Leitung und Mitwirkung der Ober⸗ ammergauer Chriſtus⸗ und Judasdarſteller Adolf und Georg JFaßnacht wird im hieſigen Stadttheater eine Reihe von Paſſions⸗ ſpielen veranſtaltet, deren Reinertrag für Zwecke der Kriegsfürſorge beſtimmt iſt. Die Eröffnungsvorſtellung ſand am heutigen Sonntag nachmittag ſtatt. Wenn das erhabenſte Geſchehen der Welt, wenn die Tragödie von Golgatha über die Bretter geht, kann iſt die erſte und größte Be⸗ ſorgnis: Wird die Bühne, namentlich eine fleine Bühne der Größe und Wucht des Chri⸗ ſtusdramas gewachſen ſein, wirh liſcht die Dar⸗ ſtellung der Erhabenheit des Stofſes Abbruch tun? Wird nicht die Provinzaufführung Ge⸗ fahr laufen, uns in heiligſten Empfindungen zu verletzen, wird die Reinheit und Höhe des Evangeliums nicht allzuſehr vermenſchlicht, ja vielleicht durch manche Unzulänglichkeiten hin⸗ abgezogen werden ins Ariviale und Banaled 1 evangeliſche Thegterbeſuchor erhebt ſich das weitere Bedenken: Wird uns das Ober⸗ ammergauer Paſſionsſpiel ſeinem ganzen Ent⸗ ſtehen nach aus den mittelalterlichen Spielen iftzierung freilich hat dieſer Blüte des deutſchen Schulweſens ſchwer ge⸗ weſen, bis ſie in die ruſſiſche Univerſität Jur⸗ ein ganz gewaltiger iſt. Ganz vorzüglich iſt auch die Ausrüſtung der Truppen mit ſportlichen jew umge vandelt wurde. Sie hat im 19. Jahr⸗ ſchadet; unter ihrem finſtern Einfluß war be⸗ nicht allzu katholiſch anmuten? Wird nicht ein reicher mittelalterlicher legendariſcher Aufputz —————— 5———— AH. Seite. General⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblatt) Montag, den 30. Auguſt 1915 Entlaſſen: Schutzmann Adam Sand in Mannheim. Großh. Verwaltungshof. Beamteneigenſchaft verliehen: dem Wärter Karl Mauch bei der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Pforzheim; den Wärterinnen Emma Förſtner, Marie Jung und Lina Speidel Bei der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Pforzheim; den Wärterinnen Maria Geiß und Maria Katharina Holzwarth bei der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Wiesloch; den Wärterinnen Berla Endres und Marie Scheuble bei der Heil⸗ und Pflegeanſtalt Konſtanz. * s—— Perſonalveränderungen der Armee inner⸗ hulb des 14. Armeekorps. Es wurden beför⸗ Ddert: Zum Oberleutnant der Leutnant d. Reſ. Pfeifer d. Inf.⸗Regts. 170(Karls⸗ ruhe) jetzt im Erſ.⸗Inf.⸗Regt. 29. Zu Leut⸗ nants: Offizieraſpirant Fünfgeld(Frei⸗ urg) i d. Reſ.⸗Radfahrer⸗Komp. Nr. 30; Vizewachtmeiſter KHieſel(Freiburg) in d. Gebirgskanonen⸗Abt. Nr. 3. * In den Ruheſtand verſetzt wurde Ober⸗ geometer Georg Förſter in Gerlachsheim auf ſein Anſuchen wegen leidender Geſundheit unter Anerkennung ſeiner langjährigen treu geleiſteten Dienſte. Muftkaliſche Volksbibliothek 2, 9, rechtes Erdgeſchoß). Die Muſikaliſche Volksbibliothek wird am kommenden Mitt⸗ woch, den 1. September, wieder eröffnet werden und während der üblichen Geſchäftsſtunden, an Wochentagen von 6 bis 9 Uhr abends und Sonntags von 11 bis 1 Uhr mittags, dem Publikum zugängig ſein. Während dieſer Zeit werden auch die Gönnerkarten zu 3 Mark und die Erkennungskarten zu 50 Pfg. ausgeſtellt ſowie die ausführlichen Proſpekte unentgeltlich verabreicht. * Sein 25jühriges Geſchäftsjnbiläum feiert am 1. September Herr Ludwig Mayer, Rhein⸗ häuferſtraße 11a, Dreher in Firma Heinrich Lanz hier. * Die nächſte Orgelandacht findet dieſen Mitt⸗ woch, 1. September, abends ½9 Uhr, in der Chriſtuskirche ſtatt. *Die Verrohung der Jugend. Man ſchreibt uns: Die in Ihrem geſchätzten Blatte vor einiger Zeit enthaltene Klage eines Lehrers über die ſich auf der Straße bemerkbar machende zunehmende„Ver⸗ rohung“ der Kinder reſp. Schuljugend ſcheint un⸗ gehört verhallt zu ſein. Wie ſehr aber dieſer Uebel⸗ ſtand zunimmt, zeigt folgendes: Den Leiterinnen eines Kindergartens in G 7. 20, genannt Jüdi⸗ ſche Kinderſtube nämlich, die aus Mangel eines eigenen freien Plätzchens ihre Kleinen ſchon mehrere Jahre an ein leeres Seitengelände der neuen Neckarbrücke führen, wird dies in letzter Zeit beinahe ganz unmöglich gemacht. Denn ab⸗ geſehen von den dieſe Spaziergänge begleitenden johlenden Scharen, die mit wild drohenden Ge⸗ bärden ühren kindlichen Inſtinkten durch die aller⸗ dings„bekannten Rufe“: Jud, Jud!— das üb⸗ liche Beiwort nicht zu nennen— Ausdruck ver⸗ leihen und dadurch dieſen Gang in die Natur zu einem Marterweg machen— wird neuerdings auch mit Steinen geworfen. Nicht immer in kleiner Größe fliegen ſie zwiſchen die Kinder, ſtreifen und treffen dieſe und die Leiterinnen, und als ein wahres Wunder kann es gelten, daß noch kein Un, glück geſchehen iſt. Auf eine gelegentliche diesbe⸗ zügliche Beſchwerde bei einem gerade des Weges kommenden Schutzmanne erwiderte dieſer in ſehr bedauerlicher Weiſe: Ja, was kann ich machen dieſe Lümmels zu verhauen, habe ich kein Recht, und außerdem kämen mir die Eltern auf den Hals. Wie kann hier Abhilfe geſchaffen werden? Viel⸗ leicht durch die Flucht in die Oeffentlichkeit? * Unter dem Namen„Verband der Kürſchner⸗ meiſter Südweſt⸗Deutſchlands E..“ wurde auf Anregung einiger Kürſchnermeiſter aus Karls⸗ Mannheim, ruhe und Manuheim und ſpäterer Zuziehung von Freiburg i. B. und Straßburg i. E. im Junt ds. Is. eine Vereinigung der Kürſchner⸗ meiſter aus Baden, Elſaß⸗Lothringen und der Pfalz gegründet. Die erſte Mitgliederverſamm⸗ lung fand unlängſt in Karlsruhe ſtatt. Es hatten ſich dazu eine ganze Anzahl Kürſchnermeiſter aus Freiburg, Karlsruhe, Manuheim, Offenburg, Renchen, Saarbrücken und Straßburg i. E. ein⸗ gefunden, welche ſich ſofort dem Verbande als Mitglied anſchloſſen. Die Geſchäftsſtelle befindet ſich in Karlsruhe, Kaiſerſtraße 191. Auslauf des Geflügels in die Stoppelfel⸗ der. Der vielfach in der Preſſe erteilte Rat⸗ ſchlag, das Geflügel während der Erntezeit eingeſperrt zu halten, kann in dieſer allgemei⸗ nen Form nicht aufrecht erhalten werden. So⸗ EFE— 1bald der Hafer eingefahren iſt, gehört dem Ge⸗ flügel überall feier Lauf gelaſſen. Felde ausgefallenen und liegen Die auf dem gebliebenen Körner(die Aehren werden durch Aehrenleſer vorher aufgeleſen) können durch niemand an⸗ ders ſo gut verwertet werden wie durch das Geflügel. Es wäre deshalb verkehrt, die Hühner jetzt nicht auf das Feld zu laſſen. Nur muß dafür geſorgt werden, daß ſie nicht in die Gemüſegärten kommen. * Mutmaßliches Wetter am Dienstag und Mittwoch. Eine große atlantiſche Depreſſion hat die Wetterlage raſch wieder geändert. Un⸗ ter ihrem Einfluß iſt für Dienstag und Mitt⸗ woch vorwiegend trübes und zu Niederſchlägen geneigtes Wetter zu erwarten. Polizeibericht vom 30. Auguſt 1915(Schluß). Unfälle. In einer Keſſelſchmiede im Rhein⸗ auhafen brachte am 27. ds. Mts., vormittags, eine 20 Jahre alte led. Fabrikarbeiterin von dort die rechte Hand zwiſchen zwei im Gange befindliche Schmirgelſcheiben und exlitt dabei erhebliche Ver⸗ letzungen.— Beim Einladen von Eiſenplatten auf ein Schiff im Mühlauhafen ſtürzte am 27. d.., nachmittags 2 Uhr, einem 16 Jahre alten Schiffer von Eberbach eine ſolche Platte auf den rechten Fuß. Er trug eine erhebliche Quetſchwunde davon und mußte mittelſt Droſchke ins Allgemeine Kran⸗ kenhaus überführt werden.— Ein Kaufmann von hier, welcher am 28. ds. Mts., abends 8½ Uhr, nach eingetretener Dunkelheit auf einem unbeleuch⸗ teten Fahrrade die Planken paſſierte, fuhr daſelbſt bei P 5 einen 5 Jahre alten Knaben an, ſodaß dieſer umgeworfen und am linken Fuße verletzt wurde.— Am gleichen Tage, nachmittags 68½ Uhr, ſtießen auf der Schwetzingerlandſtraße in der Nähe des Güterbahnhofs Rheinau ein verh. Oberma⸗ ſchiniſt vom Luftſchiffklommando und ein verheir. Taglöhner von Brühl mit ihren Fahrrädern zu⸗ ſammen und kamen zu Fall; erſterer erlitt einen Naſenbeinbruch und wurde in ſeine Wohnung ver⸗ bracht, während letzterer eine Gehirnerſchütterung dabontrug und mit dem Sanitätsauto ins Allge⸗ meine Krankenhaus hierher überführt werden mußte. 5 Verhaftet wurden 14 Perſonen wegen ver⸗ ſchiedener ſtrafbarer Handlungen. ——— 0 Stimmen aus dem Publikum, Siegesfeiern in Mannheim. Anſchließend an das Eingeſandt im Mittags⸗ blatt Nr, 415 iſt es endlich einmal an der Zeit, daß ſich Siegesſtimmung zeigt. Auch ich ging am Donnerstag abend durch die Stadt und ſah die einſachen Siegeskundgebungen der Kinder, wohl manche erſt im erſten Schuljahr. An der Poſt und am Zeughausplatz ſangen ſte Vater⸗ landslieder mit heller Begeiſterung. Sollen Kin⸗ der die Erwachſenen aufmuntern? Das Gegen⸗ teil wäre wohl angebracht! 1870/71 war viel mehr Leben, Muſik, Feuerwerk und Illumina⸗ tion; wohl war da die Trauer nicht ſo groß, aber auch die Siege nicht ſo zahlreich. Doch wer ſich traurigen Stimmungen um einen Verluſt hin⸗ gibt, mag Muſik meiden. Selbſt unſere tapferen Truppen im Felde wollen trotz angeſichts des Todes Muſik nicht entbehren. Habe ſelbſt drei Söhne im Felde, der vierte kann jeden Tag fort⸗ kommen, der fünfte geht freiwillig zur Marine; ich empfahl ſie alle Gottes Schutz und Gnade, es iſt für Kaiſer und Vaterland. Der Tod im Felde iſt eine Ehre, die ihn leiden, ſind in lichten Höhen; wer weiß, was uns für ein Tod beſchieden iſt! Deshalb nehmt unſere tapferen Truppen zum Vorbild, ſo lange wir leben, wollen wir Siege feiern und denen im Schützengraben nicht nach⸗ ſtehen, die Jugend ermuntern, damit dieſe ein lebenslängliches Andenken an dieſe große ſchwere Zeit hat. A .* Aus dem Großherzegtum. ? Heddesheim, 27. Aug. Eingebrochen wurde in dieſer Woche im hieſigen Schützen⸗ haus(am Neuwald). Die Schränke der Einſchänke wurden aufgeriſſen und die Fla⸗ ſchen ete, entleert angetroffen. Der Einbruch geſchah durch Aufreißen der Läden und Zer⸗ brechen von Fenſtern. Auch ein Gewehrſchrank war aufgeriſſen, das Gewehr ſtand aber noch im Zimmer; ein Muſikautomat war zum Mitnehmen gerichtet. Den Gaunern iſt man, wie man hört, auf der Spur. umd weit wegzuſchleudern. 2 Heddesheim, 28. Aug. Die Tabak⸗ ernte ſchreftet dieſe Woche bei dem günſtigen Wetter rüſtig voran, iſt bei einzelnen Tabak⸗ zern bereits am Ende angelangt. Das Tabakblatt hat ſich bei der Trockenheit des Vorſommers nur teilweiſe und langſam ent⸗ wickelt, erſt die Gewitterregen im Juli und im laufenden Monat haben den Tabak zur guten Entwicklung gebracht und eine meiſt (was nicht zu ſpät ausgeſetzter Tabak iſt) gute und reiche Ernte geſichert. Trotz ſchwerer Ge⸗ witter hat der hieſige Tabak keinen Hagel⸗ ſchlag erlitten, was noch von beſonderem Wert iſt. Wie man ſchon erſieht, geſtaltet ſich das diesjährige Blatt auch unter Dach durch Trock⸗ nung und Farbe recht wertvoll. Grumpen und Samdblatt gibt es ziemlich viel. Die Grumpen werden pro Pfund, wie ſie der Acker gübt, mit 20 Pfg. bezahlt, ein großer Unter⸗ ſchied gegen voriges Jahr, wo man 8 und 10 Pfg. bot, Demnach dürfte Sandblatt und Tabak auch annehmbaren Preis bekommen. ORNeckarhauſen(Amt Mannheim), 28. Aug. Am 27. ds. Mts., nachmittags zwiſchen 5 und 6 Uhr, brach in den Oekonomiegebäuden des Hirſch⸗ wirts Kraus hier Feuer aus. Da raſch Hilfe zur Stelle war und die Waſſerleitung tadellos funktionierte, wurde der Brand auf ſeinen Herd beſchränkt. Wie der Brand entſtand, ſteht nicht genau feſt; man nimmt jedoch an, daß am vorigen Tage beim Dreſchen mit der Dampfmaſchine ein Fünkchen in das ſogenannte„Süd! flog, dort glimmte, bis es endlich an Holz die nötige Nahrung fand. Hätte das Feuer auf die andere mit Vor⸗ räten angefüllte Scheunenhälfte übergegriffen, ſo wäre ein großer Brand nicht zu vermeiden ge⸗ weſen. Der Schaden iſt ziemlich durch Verſiche⸗ rung gedeckt. Pfalz, Beſſen und Umgebung. § Neuſtadt a. d. Haardt, 28. Aug. In der heutigen Stadtratsſitzung wurde der An⸗ ſchluß der Stadt Neuſtadt an die Einkaufs⸗ geſellſchaft der ſüddeutſchen Städte mit einem Stammanteil von 5 000 Mk. beſchloſſen. In der Debatte hierüber wurde das Bedenken laut. daß im Falle eines plötzlich eintretenden Friedens die Geſellſchaft größere Verluſte erleiden könnte. Dem wurde entgegengehalten, daß man für den Frieden ganz gerne ein ſolches Opfer bringen werde. Im weiteren wurde der Wunſch ausge⸗ drückt, daß die Stadtverwaltung die von der Städte⸗ geſellſchaft bezogenen Lebensmittel und Bedarfs⸗ artikel nicht ſelbſt verkaufen, ſondern den Ver⸗ ſchleiß an die hieſigen Geſchäftsleute übertragen möge, denen allerdings der Verkaufspreis vorzu⸗ ſchreiben wäre. § Neuſtadt a. d. Haardt, 28. Aug. Der Kom⸗ munalverband beabſichtigt, ſelber einen Fleiſcherladen zu errichten und vom Kom⸗ munalverband eingekauftes Vieh auszuhauen. Die Unterhandlungen ſind aber noch im Gange. Mölſchbach, 28. Aug. Giwen Mord⸗ verſuch unternahm geſtern vormittag der 22 Jahre alte Kaufmann Jakob Haag auf ein 16 Jahre altes Mädchen von hier. Haag hat auf das junge Ding ein Auge geworfen, meint je⸗ doch, ſie wolle, ſeitdem er im vorigen Jahre durch einen ſelbſtverſchuldebten Unfall eine Hand verlor, nichts mehr von ihm wiſſen. Heute morgen fuhr er ihr nun mit dem Rad gegen Kaiſerslautern zu nach und ſchlug mit dem Stock das arme Mädchen zuſammen. Danmm kniete er ſich auf ſie, zog ein Meſſer und ſtach wütend in den Hals hinein. Doch gelang es dem Mädchen, ehe es eine ſchwere Wunde erlitten hatte, ihm das Meſſer zu entwinden Haag ließ dann von dem Mädchen ab und fuhr davon. Er wollte ſich dann erſchießen, fand aber nicht den Mut dazu. Die Gendarmerſe hat ihn abgefaßt und nach Kaiſerslautern gebracht. be Gerichtszeitung. 10000 Mark Geldſtrafe für einen preistreibenden Zwiſchenhändler. S. u. II. Frankfurt, 29. Aug. Vor der hie⸗ ſigen Strafkammer hatte ſich, wie ſchon kurz tele⸗ graphiſch gemeldet, der Inhaber der Firma Sieg⸗ mund Steinberg, Großkaufmann May Benſin⸗ 22 und Zuſatz uns die klaren Konturen des Evan⸗ geliums verwiſchen? Die heutige Eröffnungsaufführung hat alle dieſe Bedenken zerſtreut. Die ernſte Weihe einer gottesdienſtlichen Feier lag auf dem Hauſe; würdig und groß war die Aufführung, erhebend und eindruckstief. Die hieſige Inſzenierung lehnt ſich an die Oberammergauer an. Die während der ganzen Aufführung bleibende Vorderbühne ſtellt den Platz vor dem Hauſe des Pilatus in Jeruſa⸗ lem dar, rechts und links ſieht man durch Tor⸗ bögen in die Straßen der Stadt. Dieſe Vor⸗ derbühne iſt abgeſchloſſen durch einen Vorhang, der ein künſtleriſch ausgeführtes Stadtbild Jeruſalems gibt; der Hintergrund, den ſo der Vorhang bildet. ſchließt ſich dank feingewählter Farb- und Lichteffekte mit dem Vordergrund zu einem einheitlichen Panorama harmoniſch zuſammen. Alle nicht auf der Straße ſpielen⸗ den Szenen wickeln ſich auf der Tiefe der Bühne nach Aufzug des Bildvorhangs ab, der ſo einen reichen ſzeniſchen Wechſel ermöglicht. Ausſtattung und Koſtüme ſind vornehm, ge⸗ diegen und ſtilecht. Die mit Chriſti Einzug in Jeruſalem be⸗ ginnende, mit der Auferſtehung ſchließende Handlung lehnt ſich durchweg an den Inhalt und Evangelien an; nur ſind natur⸗ Szenen breiter ausgeſponnen. dramaktſch ſehr wirkungsvolle Einfügung iſt die Geſtalt des einzigen Aufrechten, der in Synedrium ſeine Stimme für Chriſtus erhebt und deshalb aus dem Hohen Rate ausgeſtoßen wird. Alle Worte, welche Chriſtus ſelbſt ſpricht, ſind bibliſch mit Ausnahme der Dankesworte, welche der unter demeereuz Zuſammenbrechende an Veronika richtet, als dieſe ihm ein Schweiß⸗ tuch reicht. Unter den Charakterdarſtellern ſtehen die des Chriſtus und des Judas obenan. Ergreifend war die Chriſtusgeſtalt Adolf Faßnachts; er vermied jede Poſe, jede Theatergeſte, er ſprach ohne jedes Pathos, er„ſpielte“ eigentlich gar⸗ nicht; aber gerade an dieſer rühigen, hoheits⸗ vollen, großaufgefaßten Geſtalt, die an die Gemälde alter deutſcher Meiſter erinnerte, ging ſtarke Innerlichkeit, tiefſe Frömmigkeit aus. Der Judasſpieler wußte ſeine Rolle erſchüt⸗ ternd auszugeſtalten; er gab die Reue und Ge⸗ wiſſensqualen ſo wahr, daß das tragiſche Mit⸗ leid mit dem Gefallenen den Abſcheu vor dem Verräter überwog. Der Geſtalt des Kaiphas hätte man neben der gut charakteriſierten fana⸗ tiſchen Wut des jüdiſchen Eiferers bisweilen etwas mehr hoheprieſterliche Würde gewünſcht. Die übrigen Darſteller fügten ſich dem Spiel gut ein. Als römiſche Legionäre wirkten hieſige Landſtürmer ebenſo kriegeriſch echt wie im täglichen Feldgrau. Natürlich war die Aufführung nicht ohne Mängel. Der ſtörendſte war der entfetzlich un⸗ ——— r reine Chorgeſang hinter der Bühne beim Grabe Chriſti. Die Engelsgeſtalt in Gethſemane war allzumenſchlich von Fleiſch und Blut, ſie dürfte etwas ätheriſcher ſein, was durch ge⸗ ſchickte Beleuchtung wohl zu hewerkſtelligen wäre. Die hinter der Bühne geſungenen Soli waren nicht auf künſtleriſcher Höhe. vermochten jedoch den trächtigen, er war ſtark und tief. Wenn die Bühne moraliſche Anſtalt ſein ſoll, ſo ſind dieſe Paſſionsſpiele gewiß in erſter Reihe zu nennen als Volksaufführungen, die geeignet ſind, Reli⸗ gioſität im Volke zu wecken, die Heilswahr⸗ heiten des Evangeliums wiederum den Maſſen nahe zu bringen, Ernſt und Frömmigkeit zu predigen. Gerade heute, wo der Tod furchtbarer als je über die Welt ſchreitet, wird der Sieges⸗ tod Ehriſti wiederum mit zwingender Gewalt die Menſchenherzen packen; der ſieghafte Chriſtusglaube, daß hinter dem Tode das Leben ſteht, muß heute mehr als je im deutſchen Volke lebendig ſein und ihm Kraft geben, aus⸗ zuharren im Weltenkampf. Auch über Deutſch⸗ lands Heeren ſchwebt das Kreuz, das dem deutſchen Krieger das Zeichen des Glaubens und zugleich das Symbol der höchſten Tapfer⸗ keit iſt: In hoc siguo vinces, Germania! A. B. 5 ſee ger, wegen Ueberſchreitung der Höchſtpreife fitd Kartoffelwalzmehl zu verantworten. klagte, deſſen Firma urſprünglich nur in Felten und Oel en gros, Import und Export handelte, und auch jetzt im Kriege damit große Geſchäfte für Proviantämter machte und Millionen umſetzte, kam nach Kriegsausbruch auf den Einfall, auch noch mit Kartoffelmehl zu handeln, mit dem er bis da⸗ hin nie etwas zu tun hatte. Aber er bekam ſo biele Angebote, daß er ſich gar nicht davor retten konnte, ſo ſtellte er die Sache dar, und ſchlielich anbiß. Er kaufte von dem Duisburger Vertreter einer Danziger Mühle 200 Doppelzentner Kartof⸗ felwalzmehl zu 40.80 Mark den Doppelzentner und berkaufte die Ware„ab Danzig nach Hamburg zu 65 Mark, ſodaß er 4840 Mark daran verdiente In Hamburg ging das Mehl in die nächſte Hand zu 68,50 Mark über. 17. Dezember 1914 betrug 42,30 Mark. feſtgeſetzte Höchſtpreis aber Benſinger führte an der Strafkammer zu ſeiner Entſchuldigung aus, er habe nicht gewußt, daß der Höchſtpreis beſtand, und außerdem habe er das Kartoffelmehl„im Verbande“ mit 300 Doppel⸗ zentner Roggenkommißmehl evwerben müſſen, an dem er Geld zugeſetzt habe. (Der Verkauf„im Verbande iſt ein Trick der Mühlen zur Verſchleierung der Preiſe). Der Staatsanwalt war der Meinung, daß bier ein Lebensmittelwucher ſondergleichen vorliege, und beantragte ſechs Wochen Gefängnis und 1500 Mark Geldſtrafe. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Sinzheimer, beſtritt, daß ein eigentlicher Lebensmittelwucher vorliege. Die Verbraucher ſeien durch die für das Brot feſtgeſetzten Preiſe geſchützt, ſodaß das Verhalten des Angeklagten nach dieſer Richtung eine Wirkung nicht hätte haben können. Das Gericht ſah von einer Freiheitsſtrafe ab, griff dafür aber umſo herzhafter in den großen Geld⸗ beutel des Angeklagten: es verurteilte ihn zu der höchſten zuläſſigen Geldſtrafe von 10 000 Mark, die durch die ſtarke Hinauftreibung des Preiſes und den enormen Gewinn an einem einzelnen Geſchäft, wo doch der Angeklagte ſchon ſo großen Verdienſt an den Oelumſätzen bei den Proviantämtern habe, gerechtfertigt erſcheine. Wenn ihm ſeine Behaup⸗ tung, daß er von dem Beſtehen des Höchſtpreiſes keine Kenntnis gehabt habe, nicht direkt widerlegt werden könne, ſo habe er zum mindeſten grob fahrläſſig gehandelt inſofern, als er ſich nicht er⸗ kundigt habe.(Unber, Nachdr. verb.) Sportliche Rundſchau. * Fußball. Am Sonntag, 29. Auguſt, fand ſich auf dem Sportplatze des Fußballklubs„Hertha“ hinter dem Straßenbahndepot die erſte Mann⸗ ſchaft der Fußballgeſellſchaft„Kickers“⸗Mann⸗ heim ein, um der gleichwertigen Mannſchaft des Platzinhabers ein Privatwettſpiel abzuſtatten. Das Spiel endete unentſchieden 11. Ueber den Verlauf des Spieles ſei folgendes berichtet: Kickers hatte Anſtoß, wurde jedoch von der geg⸗ neriſchen Verteidigung gut abgewieſen. Von der Verteidigung wanderte der Ball nach dem rech⸗ ten Flügel von Kickers, welcher denſelben nach dem linken Flügelmann flankte; dadurch erzielte Kickers die Führung. Halbzeit:0. Nach Halb⸗ zeit war das Spiel lebhafter geworden und Hertha konnte den Ausgleich zu Anfang nicht herbeiführen, obwohl ſie Kickers gegenüber dauernd überlegen war. Kickers hatte alsdann ſeine ganze Mannſchaft in die Verteidigung zu⸗ rückgezogen und ſo war es für Hertha ſchwer, das ausgleichende Tor zu ſchießen. Hertha fand ſich immer beſſer zuſammen, wobei das gute Zu⸗ ſammenſpiel des Innentrios hervorzuheben iſt. Kurz vor Schluß brach ſich Kraus durch einen gut getrippelten Ball Bahn, ſchob den Ball Hutter zu, welcher ihn unter toſendem Beifall der Zuſchauer unhaltbar einſandte. Das Spiel war ſehr beinträchtigt durch den Regen. B. eegte Melbungen. Berlin, 30. Aug.(Von unſ. Berl. Butr.) Die Cholerafälle im Gebiet der Oder ſind völlig vereinzelt geblieben Sie ſind teils eingeſchleppt worden, haben ſich aber dann in keinem Falke weiter verbreitet, teils ſind ſie auf Schifferkahnen durch Waſſer⸗ verſeuchung entſtanden, aber auch da ohne jede weitere Verbreitung geblieben, ſodaß zu irgend einer Sorge nicht der geringſte Anlaß vorliegt Brüſſel, 29. Aug(WTB. Nichtamtlich Unter dem Protektorat des Generalgouverneme Freiherrn von Biſſing und in Antpeſenheit des Prinzen Johann Georg von Sachſen findet hier eine Kriegstagung für Denkmal?⸗ pflege ſtatt, deren Dauer auf drei Tage be⸗ rechnet iſt. Vertreten ſind die Mitglieder des Ständigen Ausſchuſſes für Denkmalspflege, der Vorſtand des Bundes für Heimatsſchut und Bertreter der Denkmalspflege bei den Bundes ſtaaten und Vertreter der öſterreichiſchen Regie⸗ rung. 15 Mailand, 30. Aug.(WTB. Nichtamtlich⸗ Wie der„Secolo“ meldet, iſt geſtern in Mi⸗ rafiori der Militärflieger Bongte! vanni abgeſtürzt. Er fand dabei den Tod. Konſtantinopel, 30. Auguſt.(W7B. Nichtamtlich.) Die Regierung hat beſchloſſen, der Gemeinde Konſtantinopel zum Zwecke des Mehlankaufes für die Bedürfniſſe der Stadt eine Anleihe von 150 000 Pfund zu gewähren. Konſtantinopel, 30. Aug.(W7B. Nichtamtlich) Das Kriegspreſſequartier ver öffentlicht einen Brieſ des hier in Kriegs gefangenſchaft befindlichen Sohnes des Marqui von Aberdeen an ſeinen Vater, in welchem det Schreiber mitteilt, daß die Gefangenen 1 denn 8 Der Ange⸗ Der durch Verordnung vom eßlich treter artof⸗ rund üburg iente. Hand bvom aber r faſt k, die und ſchäft, dienſt habe, haup⸗ vreiſes erlegt grob ht er⸗ wb.) utten. er den ichtet: geg⸗ n der Lech⸗ nach rzielte Halb⸗ und nicht müber sdann ig dit⸗ 0 Bur.) der lteben. haben hreitet, Zaſſer⸗ e jede irgend rliegt. itlich) loſſen, de des Stadt Montag, den 30. Auguſt 1915. General⸗Anzeiger B. Seite. pie Deutsche Industrie im ersten Kriegsjahr. am Frühmorgen nach der Kriegserklärung Croßbritanniens fand die erste Besprechung darüber statt, was die zentralen Interessenver- tretungen der deutschen Industrie angesichts des ausgebrochenen Krieges zu unternehmen hätten. Schon bei dieser ersten Aussprache War man sich darüber einig, daß in der schweren Zeit, die dem deutschen Wirtschaftsleben bevorstand, die bei- den großen Verbände, der Zentralverband deut er Industrieller und der Bund der Industriel- die bis dahin bestehenden Gegensätze ver- en und Schulter an Schulter für das Wohl der deutschen Industrie und damit zum Segen des Vaterlandes kämpfen und wirken mußten. Diese erste Anregung jand sofort die lebhafte Zustimmung der beteiligten Kreise, so daß am 8. August 19014 der Kriegsausschuß der deutschen Industrie seine erste Sitzung abhalten konnte. Am 14. August erschien bereits das erste Heft der „Mitteilungen des Kriegsausschusses“. Die Aufgabe, die sich der Kriegsausschuß der deutschen Industrie gestellt hatte und für deren Lösung er bis heute seine Kräfte eingesetzt hat und für jede Dauer des Krieges bereit halten wird, ist eine weitumfassende. Es galt, die ge- samten geistigen und materiellen Mittel, welche die Industrie in sich vereinigt, unter einheitlicher Leitung durch die bewährten Führer der deut- schen Arbeit, zusammenzufassen, sie in enge Fühlung nüt cher Reichsverwahtung und den- jenigen Gebieten der deutschen Volkswirtschaft, welche wie die Landwirtschaft und die Finanz- welt mit der Industrie deren Hauptstützen bilden, zu bringen, und diese Verbindungen auszubauen. Es handelte sich darum, die bereits vorhan- denen industriellen Organisationen für eine plan- mäßige Arbeitsteilung und die zweckmäßigste Verwendung der vorhandenen industriellen Kräfte nicht allein für die Landesverteidigung, sondern auch für die Versorgung des inneren Bedarfes wanrend der Dauer des Krieges zu sammeln. Der „Aufruf“, den der Kriegsausschuß an dlie deutsche Industrie richtete, stellte als weitere zu lösende Aufgabe in Aussicht eine systematische Verteilung und Unterbringung der Angestellten und Arbeiter sowohl in der Landwirtschaft wie in der Industrie, die Unterstützung und Beschläf- ügung der infolge des Krieges notleidenden Theige der Industrie durch die außergewöhnlich in Anspruch genommenen Industrien, die Ueber⸗ weisung von Teilen des Erzeugungsprogzesses, die schnellste Vermittlung der Bedarfsausschreibun- gen des Staates und seiner einzelnen Verwaltun⸗ gen. Der Kriegsausschuß wollte die Industrie auch für die Förderung allgemeiner nationaler Zwecke samimeln und sich bereit halten für alle, damals noch nicht zu überblickenden weiteren Aufgaben, die während der Kriegszeit an die Industrie herautreten könnten. Der Kriegsausschuß sah sich, wie alle Kreise der deutschen Wirtschaft, bei Ausbruch des Krie- ges einer Aufgabe gegenübergestellt, die nur in ihren großen Zügen klar vorgezeichnet war, es galt ganz einfach: die deutsche Volkswirtschaft für den Krieg zu wappnen und sie wählrend des- selben hoch- und durchzuhalten. Die Durchfüh- rung dieser Aufgabe im eimelnen mußte aber noch erst gefunden, die besonderen Einrichtun- gen erst geschaffen werden. Die wirtschaftliche Mobilmachung mußte nun erst in Angriff genom- men werden. Sie schien im Gegensatz Zur mili- Erischen Mobilmachung während der Friedens- zeit nicht Vorbereitet zu sein. Und in der Tat, wenn ntan die Kriegsorganisation der deutschen Volkswirtschaft, wie sie heute vor uns steht, mit den Zuständen zu Beginn des Krieges vergleicht, wWeun man sich alle die Einrichtungen vor Augen hält, die zur Sicherung unserer Wirtschaftlichen Veriassung wänrend des Krieges geschalfen Wwor⸗ den Sind, jene Zentralstellen für die Hleeresver- pflegung und Kriegswürtschaft, für Arbeitsnach⸗ weis und Rolistoffversorgung, jene zahlreichen Materialversorgungsstellen für landwirtschaftliche und industrielle Erzeugnisse, die Zentralstellen für Auskuhrbewilligungen und alle die sonstigen Workenrungen, für welche wir in der letzten sch len, Nummer der„Mitteilungen“(S. 878) ein er⸗ Schöpfendes Verzeicimis gebracht haben und heute einen ergänzenden Nachtrag lieſern, 80 bönnte man leicht zu der Vorstellung gelangen, daß allerdings unsere deutsche Wirtschaft. weder die Industrie, noch die Landwirtschaft, für den Krieg tnicht vorbereitet war; denn alle diese Ein- richtungen sind erst während des Krieges ge- schaffen wWorden und man könnte sagen, daß außer dem Heere, dem Landlieer und der Marine, eigentlich nur die Reichsbank auf den Krieg vor- bereitet und neben der militärischen uur unsere Hnanzielle Mobilmachung bei Ausbrucn des Krieges vollkomtmen ſertig war. Was die beson- deren, zielbewußten, konkreten Kriegseinrichtun- ee un erwähnt haben, war vor dem Krieg und zu Be- ginn desselben nichts vorhanden. Aber eines war doch da, und zwar die große Hauptsache, das nämlich, was diesen neuen Organisationen den Inhalt und das schwere Gewicht gab. Es waren da die deutsche Industrie und die deutsche Land- wirtschaft und nicht etwa als unförmliche und ungeordnete Volksbetätigung, vielmehr bereits als Wohlorganisierte, seit Jahrzehnten durch zahl- lose umd höchst leistungsſähige Interessenver tretungen geförderte und systematisch gepflegte, gegliederte und in großem Umfange erkaßte nationale Arbeit. Ja, neben den freien wirtschaftlichen Vereinigungen der In dustrie und der Landwirtschaft waren weite Kreise des Erwerbslebens schon seit Jahrzehnten bereits in engsten Vereinigungen mit jast gemein. Mirtschtafthichem Charakter in lätigkeit, hatten ihr Gewerbe zu großem Jeil in sich aufgenom- mleti unct unter eine einheitliche Verwaltung ge⸗ bracht: die Kartelle und Syndikate. Diese industriellen und landwirtschaftlichen In- teressenorganisationen waren es, welche die Un- terlage für die neu zu schaffenden wWirtschaftlichen Kriegseinrichtungen bildeten, und zwar nicht nur in sachlicher Beziehung, sondern auch inbezug auf alle Personenfragen, Für die Kriegseinrich- tungen war also eigentlich doch mit Ausnahme der letzten àußeren Formen das Wesentliche schon vorhanden, war seit Jahrzehnten vorbereitet und zu bester Arbeit gestaltet. Und das, was in den letzten Jahrzehnten durch die organisierte Inter- essenvertretung, die organisierte Wissenschaft und wirtschaftliche Arbeit von der deutschen In- dustrie und der deutschen Landwirtschaft ge⸗ schaffen worden ist, das war bis jetzt und wäre mit etwas besserer oder auch mit einer etwas weniger guten Kriegsorganisation auch in Zu- kunft die unerschütterliche wWirtschaftliche Rüs- tung des deutschen Volkes, um welche uns das ge- samte Ausland, Feinde und Neutrale, beneiden. Sie aber auelli gerade deswegen, weil sie nicht erst Kriegsrüstung gewonden ist, sondern seit Be- stehen des Reiches Jahr für Jahr für sie gear- beitet wurde, eine Sache, die unsere Feinde uns nicht nachmachen können. Es bereitet den deut- schen industriellen und landwirtschaftlichen Krei- gen keine Sorge, wenn jetzt Engländer, Fran- 20Sen, Russen und nun auch gar die Italiener sich vornellmen, uUnsere Wirtschaftliche Organisation bei sich einzurichten, weil sie darin unsere Veber- legenheit erkennen. Wenn sie uns als Muster nehmen wollen, so fehlen ihnen dafür alle Vor⸗ bedingungen: unsere ſahrzehntelange Vorarbeit, also unser ganzer wirtschaftlicher Werdegang, und— um uns einer englischen Redewendung zu beclienen— last not least: unsere organisatorische Begabung, was sich eigentlich gegenseitig be- dingt; denn ohne diese Begabung wären wir Wirt⸗ schaftlich das nicht geworden, was wir sind. Die Friedensarbeit ist es denn auch, die uns für den Krieg so tüchtig, leistungs- und widlerstandsfähig gemacht hat. Das möge auch bedacht werden, wenn einmal der Krieg zu Ende ist, und wWwenn es sich darum handelt, der Friedensarbeit die Wege wieder zu ebnen. Man erinnere sich dann daran, daß sie es War, auf welche die Kriegsorganisationen in Industrie und Landwirtschaft sich aufbauten, daß ohne sie diese wirtschaftliche Kriegsrüstung ein leerer Schemen gewesen wäre. Die Friedens- arbeit, diese äußerste Anspannung aller natio- nalen Kräfte im friedlichen Wettbewerb gab uns bisher und gibt uns weiter die Kraft, den Kampf durchzuhalten, bis die von den fremden Regierun- gen gegen uus in den Nrieg gehetzten Völker von dem wahrhaft Schuldigen befreit. den Erieden fordern, bis— wWie der Reichskanzler gestern im Neichstag sagte— die Bahn frei wird Für ein neues, von französischen Ränken, von moskowi- tischer Eroberungsucht, von englischer Vormund⸗ schaft befreites Europa. annener Suſsstahlwerk.-., Ammen i. W. Das am 30. Juni d. J. abgeschlossene Ge⸗ schäftsjaahr 1914%½5 stanck ſast gatzlich unter der Einwirkung des Wieltterieges. Trotzdem konnte die Gesellschaft einschlieglich M. 231 320(105582) Vortrag ihren Reingewinn auf M. 695 920 (515 388) erhöhen, 80 daßg aleh eine um 4 Pro- zent auf 12 Prœzent erhöhte Dividende vorge⸗ schlagen wWird. Im einzelnen ergibt die Gewiun⸗ und Verlüstrechnüng der beiden letzten Ge⸗ schäftsjahre folgende Uebersicht: Sorgfältig statistisch 1914/¼15 1913ʃ14 Fabrikationsüberschuss.138.029.061.941 Zinsgewinn.679.143 Betriebsunkosten 236.100 255.621 Handlungsunkosten 137.470 126.195 Wohlfahrtszwecke 62.320 41.202 Ausbesserungen 67.490 67.503 Rohgewinn 637.220 576.443 Abschreibungen 172.626 166.642 Reingewinn 464.504 409.801 Gewinnvortrag 231.326 105.582 Reingewinn einschl. Vortrag 695.920 515.383 Der am 18. September stattfindenden Hauptver- gen betrifit, S0 ist diese Auffassung auch durch- aus zutreifend. Von all den Anstalten, die wir Badiſche Neueſte Nachrichten.(Abendblatt) N H.(i. V. 8 v. II) Divickende auf das Aktienkapi⸗ tal von M. 2,2 Mill., was insgesamt M. 204 000 (170 000) erfordert; ferner satzungs- umd ver- tragsmäzige Vergütungen an Aufsichtsrat, Vor- stand und Beamfe M. 74871(64 877), Jeber- weisung an die gesetzliche Rücklage M. 45 459 (40 080), an die Talonsteuerrücklage M. 2 200 (vrie i.). Der Rest von M. 308 300(231 326) gelangt zum Vortrag auf neue Rechnung, 80 daß derselbe sich um M. 77 004 erhöht. Nach dem Geschäftsberieht änderte sich das anfangs trübe Bild infolge des Siegeslau- ſes unserer ITuppen. Vertrauen und Unterneh- mungslust kehrten wieder, große Heeresaufträge Setzten ein, Transportvergünstigungen wurden gewährt, auch in der Wiedereinstellung bereits Beurlaubter Facharbeiter zeigte die Heeresverwal- tung Entgegenkommen. Schon im Dezember honnte die Stahlgußgranatenherstellung aufge⸗ nommen werden. Die hierfür gemachten Auf⸗ wendungen waren nicht unbedeutend. Doch könne die Gesellschaſt mit Genugtuung feststel len, daß es ihr gelungen sei, sich schnell und mit großer Sicherheit den veränderten Verhältnissen anzupassen und aus den großen Aufträgen Nutzen 2ul zlehen, obwohl sämtliche Preise für Rohstoffe, Hilfsmaterialien uswi. nach und nach eine außer- ordentliche Höhe erreichten und auch die Löhne bei der stetig wachsenden Verteuerung der Lebenshaltung eine entsprechende Aufbesserung erfuhren. Trotz der Ungunst der ersten Kriegs- monate ist die Gesellschaft mit ihren Ablieferun- gen, dem Werte nach, nur wenig hinter dem vor- jährigen Umsatz zurückgeblieben. In das neue Geschäftsjahr ist sie mit einem sehr bedeutenden Autragsbestand einge- ueten, der ihr auf Monate hinaus volle Beschäfti- gung gewährleistet. Fallis sie von Zufälligkeiten Störender Art verschont ble bi, glaubt sie nach im leufenden Jahre aus ier jetzt günstigen Ce- schäftslage entsprechenden Nutzen zielen zu könuen. In der Vermögensreehnung werden Gläubiger mit M. 174 735(128 504) unck Schuldner mit M. 920 001(015 507), darunter Bankguthaben mit M. 304 075(350 614) aufgeführt. Das Vor- handensein eines beträchtlichen Bankguthabens ist um so bemerkenswerter, als das Effektenkonto imolge von Kriegsanleihe- Zeichnungen einen Zu⸗- gang von M. 98 525 erfahren hat und nunmehr mit M. 141 023(42 408) zu Buch steht. In bar Waren M. 4 281(5 972) vorhamden! Die mit größter Vorsicht aufgenommenen Bestände an Rohmaterialien, fertigen und halbfertigen Waren Sind auf M. 315 689(286 250) gestiegen. Unter den Anlagekonten haben Immobilien einen außer- gewöhnlichen Zugang von M. 117 360.— dadurch erfahren, daß die Gesellschaft im Interesse der Weiteren Ausbaumöglichkeit des Werkes ein an- grenzendes etwa 765 Quadratmeter großes Frundstück mit(l Fasden vorteilhaft erworben hat Nach Abschreibungen von M. 25711(Mark 23840) stehen die Inmobilien jetzt mit Mark 1259 822(1 108 173) zu Buch. Auch das Mobi- lienkonto ist infolge maschineller Neu-Einrich- tungen auf M. 721 133(645 396) gestiegen Fimanzen. Zur dritten Kriegsanleihe. Eine allgemeine Verfügung des preußischen, Justizministers, umterm 24. August ergangen, be⸗ sagt:„In nächster Zeit wird vom Reich die dritte Kriegsanfeihe zur Zeichnung öffentlich aufgelegt wWerden. Die Kriegsanleihen sind— wie ich für die zweite bereits in der Allgemeinen Verfügung vom 23. Februar d. J. hervorgehoben habe als verbriefte Forderungen gegen das Reich mün⸗ delsicher und bieten zugleich bei ihrer hohen Verzinsung eine besonders günstige Kapitalsan- lage. Es wirdd daher, Wwenn verfügb. Mündelgelder zum Erwerbe von Anteilen d. Anleihen verwendet werden, nicht nur eine Ehrenpflicht gegen das Vaterlaud erküllt, sondern auch dem Vermögens- interesse der Mündel selbst gedient. Ich emp- ſehle den Vormumdschaftsrichtern erneut, in allen geeigneten Fällen die Vormünder auf diese Ge. sichtspunkte hinzuweisen, damit auch die Mittel durch möglichst große Beteiligung an der ckritten Kriegsanleihe zur siegreichen Durchführung des Krieges beitragen. Ein entsprechendes Verfah- ren empfehle jch den Gerichten, die zur Mit⸗ Wirkung bei der Verwaltung einer Stiftung be⸗ rufen sind.“ Wrankfurter HEilektenbörse. Franhfürt a.., 30. Aug.(Priyv.-Tel.) Der Verkehr wickelte sich bei Eröffnung der neuen Woche in engen Grenzen ab. Die Grundstimmung blieb fest. Etwas lebhafteres Interesse beanspruch- ten Benz-Aktien und Daimleraktien, welche etwas reger gehandelt wurden. Auch in Lederaktien wWar vorübergehend Nachfrage, besonders für Oppenheimer; Montanpapiere ruhig und gut be- hauplet, chemische Aktien haben sich Weuig ver⸗ ändert, Transportwerte und Bankaktien preishal⸗ tend. Unter den Elektrizitätswerten sind A. E. G. fester zu bezeichnen. Am Rentenmarkt bewahrten Kriegsaulefhe und andere heimische Werte feste Haltung. Der Geschäftsverkehr war auf den meisten Gebie- ten still. Der Geldmarkt zeigte weitere Erleichte- rung. Am Devisenmarkt war das Geschäft rulliig. Berliner Effektenbörse. Berlin, 30. August.(WIB) Im Börsen⸗ verkehr Wird eine allseitige Zurückhal⸗ tung ausgeübt. Von Umsätzen ist heute wenig zu bemerken. Einiges Interesse bestand für Thale-Eisenhiltten, Adler und Oppenheimer. Der Kurs für Kriegsanleihen blieb unver- andert. Nussische Noten erfuhren einen er⸗ heblichen Rückgang. Den Zinssatz für Geld auf einige Iage über Ultimo Stellte sich auf 4% Pro- Sammung Gewinnvertei-⸗ kung vorgeschlagen: wie schon bemerkt, 12 V. Zzent. dustrie-Zeitung Warenmärkte. Mannheimer Produktenbörse. Mannhbeim, 30. Aug.(Amtliche Notierungen) Die Notierungen sind in Reichsmark, gegen Bar- zählung per 100 kg bahnfrei Mannheim. 30. 25. Rumänische Futtergerste 58.5⁰0 88.50 Mals mit Sack alter Ernte 53.— 60 58.—80 70 1„n ener?.——5—.— Rotklee: Pfälzeer— Itallener—— Lurerne Itallener——— Esparsette e Welzen-Auszugsmehl(000) 50.— 50.— Reines Welzenmehl 80% ſg?)„4„1„ 43.— 43.— 5 Woelzen-Brotmehll))„——— Roggenmehl mindestens 82%/lg 85 38.—.— J0le nach dualltät. rendenz: Mals und Gerste unverändert. Berliner Getreidemarkt Berlin, 30. Aug.(WITB. Nichtamtlich ermit- telte Preise). Frühmarkt. Mais la. 607—614, Mittelware 525—600, Perlmais 612—623, auslän- dische Gerste mittel 720—740, ausländische Wei⸗ zenkleie 53 vollwertige Rübenscimitzel 47 per 100 Kilogr. Berlin, 30. Aug.(WTB) Getreidemarkt ohne Notiz: Die Tendenz für Mais ist heute sehr ſest gewesen. Infolge großer Ankäufe von an den Grenzstationen lagernder Ware gingen dlie Preise ziemlich stark in die Höhe. Am Lokomarkt trug man diesen Umiständen Rechnung und er-⸗ höhte die Forderungen um—7, da die Nachifrage sehr klein war. Gerste wurde wenig gehandlelt, da die Käufer infolge der hohen Preise zurücthal- tend waren. In den anderen Artikeln ist eine Preisveränderung nicht eingetreten. Nürnberger Hopte nmarkt. Die abgelaufene Woche brachte dem Markt gegentber der Vorwoche noch keinen wesentlich größzeren Umsatz. Dieser volzog sich allerdings aussclilieglick in neuen Hopfen. Alte Ware kam Wedler zum Markt, noch zum Absatz. Der fäg lielle Durchschnittsumsatz war 350 Ballen gegen⸗ über 450 Ballen Zufuhren, die vorwiegend Bahn: abladungen wWaren, während die Landzufuhren noch selir gering blieben. Zum Verkauf gelang. ten hauptsächl. Flallertauer-, Gebirgs-, Land- und Württemberger-Hlopfen. Die Nachfrage erstreckte Sich lebhaft auf gute Ware, die jedoch von den Eignern bereits Ziemfich zurückgewalten und nur für feste, ziemlich hohe Preise abgegeben wird. Diese gingen bis zu 70 Mark, die hauptsächlich für Württemberger unc Hallertauer prima Ware angelegt wurdden. Aber auch geringe, ganz nasse Hopfen neuer Ernte und HHallertauer Herkunft würclen mit 35 bis 40 M. bezahlt, während mitt⸗ lere Dis 55 M. erlösten. Der Menge nach ist die Ernte dochi wesentlich unter einer guten Mit telernte ausgefallen, besomders in feiner Ware werden weniger als erwartet Hopfen auf den Marlct ommen. In der letzt Woche kamen jedoch im allg. noch weniger gut getrociete Hopfen neuer Ernte an den Markt. In den nächsten Tagen werden die Darren bereits anfangen größere Mengen zum Verkauf auszuwerfen. Die Eigner werden dann zeigen müssen, ob es ihmen gelingen wird, die Préeise auch weiter zu halten. In geringen neuen Hopfen sind sie in der Berichtswoche bereits et- Was gewichen, wWährend gute Sorten, die von alten Hopfen bereits so gut wie Ausverkauft waren, ihren Preisstand festhalten. An den bayrischen, Daclischen, württembergischen, elsässischen Pro- dulctionsorten geben die Eignen die Ware im Preisrahmen von 30 bis 60 M. ab, betonen dabei die Pflückerkosten von 25 M. für den Zenimer die sie mindestens herausbekommen missen. Der Kundschafts-, sowie der Spelculationshandel sind hauptsächliche Käufer, der Exportlrandel in ge- ringem Umfang für sofortigen Bedarf ins neutrale Ausland. Brauereien kaufen zurücklaftend, am 71 5 Markt notieren neue Hopfen 80 bis 130 YOen. Letztee Mandelsnachrichten. r. Düsseldorf, 30. Aug.(Privattel.) Inſolge der weiter gestiegenen Preise für gebleichtes Leinöl sah sich das Deutsche Bleiweiß⸗ kartell genötigt, die Spanne zwischen Pulver- und Oelbleiweiß um 3 M. per 100 kg ab heute, den 30. August, zu erhöben. Der Preis für trockenes Bleiweiß bleibt unverändert. r. Düsseldorf, 30. August.(Priv.-Tel.) In der am Samstag abgehaltenen Hauptversannn⸗ lung der PTuchfabrik Gladbach.-G. in M. Gladbach wurde die sofort zahlbare Dixi- dende aàuf 15 Prozent gegen O PrODent i. V. festgesetzt. M. 150 000 wurden auf neue Fechnung vorgetragen.(Die Biſfanz aus dem Jahre 1913-14 schließt mit einem Verlust von M. 90 051)) Ueber die Aussichten wurde mitgeteilt, daß noch für mehrere Monate reichlictt Beschäfti⸗ gung vorhanden sei. Konstantinopeh 30. Aug.(WIB. Nicht⸗ amtlich). Die Regierung hat beschlossen der Ge- meinde Konstantinopel zum Zwecke des Mehleinkaufs für die Bedürfnisse der Stadt eine Anleihe von 150 000 Pfun d zu gewähren. eeeeeeeeeeeeeeeee eeeeeee Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; für Kunst u. Feuilleton: I..: Dr. Fr. Goldenbaum; für Lokales, Provinziales und Gerichtszeitung: I..: Erust Müller; für den Handelsteil: Dr. Adolf Agthe; für den Inseratenteil und Geschäftliches? Fritz Joos. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'schen Buchdruckerei, G. m. b. H. Direktor: Ernet Müfler. 6. Seite. Montag, den 30. Auguſt 1915. Aktiva Vaſſiva 1U.. Kaſſe E% ˙—“v!—ͤM 165.83 o))VVGVVTTT 900.19 e 1112.00 Geſchäftsanteile der Genoſſen: a) verbleibende 5* M. 560 b) zurückzuzahlende.„ 400.— 960.00 Reſerve)))VCVCVVVTVVVVVVVVVCCCCCTCVCTTTCCTTTTTT 225.00 Guthaben der Kunden%% 762.81 irlshep der Kammenrnr, 150.00 MWinnenn... 80.21 2178.02 2178.02 Die Mitgliederzahl am 31. Dezember 1914 betrug 13. eingezahlten Geſchäftsantetle betrug 710.— Mk. 800.— Mk. Maunheim, den 26. Auguſt 1915. C. Haußer. General⸗Anzeiger Bilanz der Einziehungsgenoſſenſchaft Mat per 31. Dezember 1914. Der Betrag der Die Geſamthaftſumme betrug 42364 Der Aufſichtsrat: J. Groß. Der Vorſtand: P. Hoffmann. Guſt. Frühauf. Arbeitspergebung. Für den Neubau des Kränkenhauſes111.Mittel⸗ Hau, ſoll die Lieferung und Ausführung der Gas⸗ und Waſſerleitung im Wege des öffentlichen Angebote ver⸗ geben werden. Angebotehieraufſfindver⸗ ſchloſſen u. mitentſprechen⸗ der Aufſchrift verſehen bis päteſtens 5000 Dienstag, 31. Aug. 1915, vormittags 10 uhr an die Kanzlei des unter⸗ zeichneten Amts(Rathaus NI,3. Stock, Zimmer Nr. 125) Einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung derſelben in Gegenwart etwa erſchle⸗ nener Bieter oder deren bevollmächtigte Vertreter erfolgt. Angebotsformularewer⸗ den unentgeltlich auf dem Hochbaubüro für denKrau⸗ kenhaus⸗Neubau Zimmer Nr. 1 abgegeben, woſelbſt auch nähere Auskunft er⸗ tetlt wird. Mannheim, 24. Aug. 1915. Städt. Hochbauamt: IJ. V. Hölſcher. Oehmdgras⸗ Verſteigerung. Am Donnerstag, den 2. September d.., vor⸗ mittags 10 Uhr, verſteigern zwoir im„Grünen Haus“ hier, U1, 1 öffentlich und losweiſe das Oehmdgras unſ. Reunhahngeländes. Manunheim, 26. Ang.19185. Bad. Reunverein. Obſtverſteigerung. Kirchen⸗Anſage. Katholiſche Gemeinde. Dienstag, den 31. Auguſt 1915. Jeſuitenkirche. ½10 Uhr lev. Seelenamt für Frau Anna Vopp.— Abends ½8 Uhr Andacht für Heer und Vaterland mit Segen. Kauf der beſchlagnahmten Gebrauchsgegenſtände aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel. Jeden 1 vormittags zwiſchen 8 und 12 Uhr können in der Städtiſchen Metallſammelſtelle Luiſenring 44 (Städt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerke) die von der Milktärbehörde bereits ſeit 1. Auguſt zwecks ſpäterer Einziehung beſchlagnahmten Gebrauchsgegenſtände aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel zur freiwilligen Ablieferung gelangen. Nebenannahmeſtellen ſind errichtet und jeweils an den genannten Tagen nachmittags—6 Uhr geöffnet in: Neckarau im Rathauns MNontags, Käfertal im Rathauns Dienstags, Feudenheim im Rathaus ittwochs Sandhofen im Rathaus Donnerstags Nheinau im Rathaus„Freitags Waldhof in der Luzenbergſchule Samstags. Es wird bezahlt für jedes Kilogramm Kupfer 4 Mk., Meſſing 3 Mk., Nickel 13 Mk. Wer ſeine Geräte bis 25. Sept. 1915 freiwillig abgeltefert hat, iſt von der gleich nach dieſem Tag au⸗ geordneten Beſtandsmeldung zwecks Zwaängseinzugs entbunden. Nicht beſchlagnahmte werden ebenfalls gekauft. Im übrigen verweiſen wir auf die Bekannt⸗ machung des Königl, ſtellv. Genergllommandos des XIV. Armeekorps vom 81. Juli 1916 und die vom Kommunalverband Mannheim unterm 7. Auguſt 1915 Gebrauchsgegenſtände Badiſche Tag ein umfangreiches iſt, werden unſere „Kriegskarten⸗Atlas“ ſind. Italten. Der Atlas iſt format gebunden. Der Zu beziehen Neueſte — J. Berichte und die Aufſätze der Kriegsbericht⸗ erſtatter laſſen den Zeitungsleſer Tag für ſchlagen. Da dieſes, bedingt durch den Welt⸗ krieg, in vielen einzelnen Blättern zerſtreut geſchätzten doch ſolcher 10 große Karten reichen Beſchriftung und ſonſtigen Details trotz vielfarbiger Ausſtattung leicht zu leſen Es ſind fämtliche Kriegsſchauplätze berückſichtigt— auch die Dardanellen, Ober⸗ geſtattet die Anſchaſſung weiteſten Kreiſen. Geſchäftsſtele des General⸗Auzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten. 45 Kartenmaterial auf⸗ Leſer den begrüßen. Euthält die bei einer handlich in Taſchen⸗ Preis von M. 1,50 durch die 77 2 Zwangsverſteigerung. Dienstag, 31. Aug. 1915, nachmittags 2 Uhr, werde ich im Pfandlokal 6, 2 dahier, gegen bare Zahlung im Vollſtreck⸗ Ungswege öffentlich ver⸗ ſteigern: 58643 Möbel, anſchließend am orte U 5, 24, Baumaterialien, Büro⸗ möbel, 1zweiräd. Hand⸗ karren u. Sonſtiges. Mannheim, 30. Auguſt 1915 Hildebrandt, Gerichtsvollzieher. Pfand⸗ 8 Laſche der mix meine Taſche mit Inhalt am Sonuntag Abend im Durlacher Hof⸗Garten mitnahm, wird gebeten die⸗ ſelbe umgehend daſelbſt abzugeben. Derſelbe iſt erkannt. 8446 Gehr. Piauo zu Lernzwecken zu kaufen Ein Poſten gebrauchte, gut erhaltene Kiſten jede Größe zu kaufen geſ. Bebr. Schwabenlan Gelt. Kleider Schuhe, Möbel kauft dres Offizierzunhang verz 3,3. St. 1 Spiegelſchr., 1 Bett m. Roſt u. Matx., pol,, 1 vollft. Bett, lack. 1 Diw,, ſow. eing. Matr., ſpotthifl. abzugeb. Frau 9 A4, 23, II. 450 Aden⸗Einkichtung. Neue komplette Laden⸗ Einrichtung, für jedes Ge⸗ ſchäft paſſend, preiswert zu verkaufen. Näh. 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(Schluß.) „Bravo!“ zollte ihr Onkel Thomas Beifall und Aimse küßte ihr dankend die Hand, während Herr Hertere ſich raſch abwandte und, um ſeine Verlegenheit zun verbergen, wieder mit Maria und Jules zu reden begann. „Ich halte gnädigſte Frau beim Wort,“ er⸗ klärte darauf Leutſtetten in liebenswürdigem Tone.„Obgleich meine Verlobung mit Ihrer Fräulein Tochter nicht erſt zu ordnen iſt, laſſe ſch Sie nun ſo bald nicht wieder fort.“ „Wirklich?“ fragte ſie geſchmeichelt. „Gewiß, ich will meine verehrte künftige Frau Schwiegermama nach ſo langer Entbehrung doch wieder einmal genießen.“ Damit bot ihr Leutſtetten reſpektvoll den Arm, um ſie in den Speiſeſaal zu führen, denn der Diener hatte ſoeben gemeldet, das Abendeſſen ſei bereit. „Sie ſind wirklich galant wie ein Franzofe,“ lobte ſie ihn beim Weitergehen. Die übrigen Herrſchaften folgten ihnen nach und nahmen zwanglos nach eigener Wahl an der mit Blumen und altem Silbergeräte geſchmück⸗ ten Tafel Platz. Maria hatte heute alles aufgeboten, was das Haus vermochte und erzielte damit, wie mau! * Der Roman„Der große Krieg“ von Poths⸗Wegner, der in unſerem Leſerkreſſe mit großem, ſtetig ſteigendem Intereſſe aufgenom⸗ men worden iſt, kann auch in einer Buch⸗ ausgabe zum Preiſe von broſchiert.50 Mk. elegant gebunden.50 Mk., von uns bezogen werden. Beſtellungen nehmen jederzeit unſere Verſandtſtelle in E 6, 2, ſowie unſere Zeitungs⸗ trägerinnen entgegen.(Schriftleitung des an den Mienen der Herrſchaften Hertere deut⸗ „Mannhbeimer Generalanzeiger“,„Bad. Neueſt. Nachrichten“ lich erkennen konnte, auch einen großen Erfolg, der durch die vorzüglich zubereiteten Speiſen, die aufgetragen wurden, noch geſteigert wurde. Den Stoff zur erſten Platte— prächtige Lachs⸗ forellen— hatte Jules geliefert, was er mit Stolz berichtete und was allen Veranlaſſung gab, ihr beſonders zuzuſprechen. Das machte ſchon Stimmung, und die Unterhaltung, die bis dahin nur vereinzelt geführt worden war, wurde nun allgemeiner und durch den alten Johannesberger, den Onkel Thomas gleich beim Fiſch eingießen ließ, ſo gehoben, daß Herr Camille alsbald an ſein Glas ſchlug, um einen Toaſt zu halten. „Verzeihen Sie, wenn ſch ſo raſch das Wort ergreife,“ begann er.„Aber wir Elſäſſer kön⸗ nen nicht zuſammenſitzen, ohne eine Tiſchrede zu halten— und der heutige Tag gibt mir dazu doppelte Veranlaſſung. Zunächſt habe ich die Pflicht, für die außerordentlich herzliche und glänzende Aufnahme, die wir in dieſem Hauſe gefunden haben, den wärmſten Dank auszu⸗ ſprechen, und im weiteren möchte ich die offizielle Wiederverlobung meiner Schweſter Aimee mit dem lieben Hausherrn, deſſen Eintritt in unſere Familie wir uns als hoße Ehre anrechnen, an⸗ regen.“ Alle horchten überraſcht auf, und der alte Herkere, blutrot var innerer Erregung, blickte den Redner vorwurfsvoll an. Camille ließ ſich dadurch jedoch wicht beirren, wußte er doch, daß der innere Widerſtreit, der ſeinen Vater noch immer beherrſchte, nur gewaltſam zu löſen ſei. Nach einer kurzen Pauſe fuhr er daher fort:„Es hatten ſich Wolken zwiſchen uns aufgetürmt, die uns den Blick getrübt und un⸗ ſere freundſchaftlichen Beziehungen geſtört, aber ein leuchtender Stern hat alle Wolken über⸗ dauert, uns wieder auf den rechten Weg ge⸗ leitet und wieder zuſammengeführt.— Die treue Liebe der beiden Verlobten! Begraben wir darum heute allen früheren Zwieſpalt und vereinigen wir uns zu einem feſten Familien⸗ 0 der ſeitherigen Tätigkeit bunde, indem wir das wiedervereinigte Braut⸗ Paäart, geräumige Wohng. 3 Zimmer, Küche u. Keller⸗ fin den Stollon fabteil, 5. St., 1 Zimmer nund Küche. Näheres bei Gefticht einen mit allen Gärtner, J. Stock. 8449 Arbetten einer ffener⸗ verſicherungs ⸗General⸗ Agentur vollkommen ver⸗ trauten, militärfreien Beamten (auch Juvalide od. Dame) Bewerbungen mit Angabe 113 ſeb. 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Endlich fühlte er ſich überwunden und war nun mit einmal wie umgewandelt. Camille erntete für ſeine wirkungsvolle Rede, die das Eis bei ſeinem Vater gebrochen, bei ſeinen Ge⸗ ſchwiſtern nur den wärmſten Dank, und auch Maria und Onkel Thomas beglückwünſchten ihn darüber. „Das haſt Du gut gemacht“, lobte ihn ſeine Mutter und ſteckte ihm zur Belohnung eine der Roſen an, die ſie von Leutſtetten erhalten hatte. Dieſer aber ſprach ihm in einem ſchwungvollen Gegentoaſt an die einzelnen Glieder der Familie Hertere ſeinen beſonderen Dank aus und feierte ihn als den Erlöſer von allen Uebeln, die bis daher gewaltet. ie eee Jetzt wurde Champagner ſerviert, deſſen an⸗ regende Wirkung die heitere Stimmung bei allen noch erhöhte. Nur Jules und Fräulein Maria hielten ſich abgeſondert, ſprachen nur leiſe für ſich und nahmen an der allgemeinen Unterhaltung nicht teil. Madame Hertsre, die beide aufmerkſam beobachtete, hatte ſchon wie⸗ derholt anzügliche Bemerkungen darüber ge⸗ macht und auch ſoeben wieder an Jules in ihrer zuweilen etwas unzarten Art die Frage ge⸗ richtet, was er der Baroneſſe denn nur ſo viel zu ſagen habe. Er möge ſie doch auch daran teilnehmen laſſen.— Da erhob er ſich plötzlich, nahm Fräulein Maria an der Hand und ſprach in feierlichem Tone:„Ich habe die Ehre, den Herrſchaften noch ein zweites Brautpaar vor⸗ zuſtellen.— Baroneſſe von Leutſtetten und ich haben uns ſoeben verlobt!“ Zubeh. ſof, zu verm Näh. Wohnungen ga genene knge beree 102 r päk. zu 2, 10 2 Tt, 4. St. b. Hru. Kulfaueck u. 2. St. 5. Hrn. Wünſch. 8800 f kriegs⸗ 1Zin. 1. Küche alge⸗ zu 15 Mk. pr. ſof. zu verm. Auch.Lagerraum zu verw. Näh. ee 22, p. Zu bermieten: Wohnungen mit 2, 8 u. 4 Zimmern und Küche. Näh, Büro Gricicaier 14. + Sehr ſchön Möblierteb Zinmer mit Schreibtiſch u. elektt. Licht in beſter Lage ſoſort od. 1. Sept. zu vermieten. 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Thomas. ernſt.„Der Himmel hatte uns für einander beſtimmt. Sonſt hätte ich als Halßinvalide nie gewagt, Maria um ihre Hand zu., „Beſtimmung war esd“ fragte ſeine Mutter intereſſiert.„Wieſo den Beſtimmung?“ „Das iſt eine lange Geſchichte, die ich feht nicht erzählen kann,“ erwiderte Jules.„Sie beginnt ſchon mit dem Zuſammentreffen ihres Bruders und mir in dem Bauernhauſe an der Ehière.“ „Aber nehmen wir an, es ſei Beſtimmung ge⸗ weſen, und ſeien wir dankbar, daß ſie zum guten Ende geführt hat,“ bemerkte darauf der Onkel, und Leutſtetten ſtimmte ihm lebhaft zu. „Es muß wohl eine höhere Fügung geweſen ſein, die zuſammengeführt hat, was zu einander gehört,“ ſprach er. Möge unſer heute geſchloſſener Familienbund zugleich eine Vorbebeutung ſein für die Wieder⸗ vereinigung der deutſchen Bruderſtämme in Elſaß und Lothringen mit unſerem geliebten gemeinſamen Vaterlande Ende. „Verlobungen ſtecken halt an, meinte Onkel „Oh nein, das war's nicht!“ erklärte Juſes