2 FF — Degreifen, deron Zeugen wir augenblicklich ſind. Bezugspreis: 80 pfg. monatlich, Bringerlohn 30 Pfg., durch die Poſt einſchl. Poſtaufſchlag M..72 im Vierteljahr. Einzel⸗Ur. 5 Pfg. Anzeigen: Kolonel⸗Seile 50 Pfg. Reklame⸗Seile.20 Nk. Täglich 2 Ausgaben(außer Sonntag) Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Mannheim und Amgebung Telegramm⸗Adreſſe: „Generalanzelger Manngeim“ Fernſprech⸗Rummern: Gberleitung, Buchhaltung und Seitſchriften⸗Abteilungg 1449 Schriftleitungg 377 und 1449 Verſandleitung und Verlags⸗ buchhandlung 2ts und 7569 Buchdruck⸗Abteilung 54¹1 Tiefdruck⸗Abteilung 7086 öweigſcheiſftleitung in Berlin Schluß der Anzeigen⸗Annahme für das Mittagblatt morgens 9 Uhr, für das Abendblatt nachmittags 5 Uhr Beilagen: Kumtliches verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Mannheim; Beilage für Citeratur und Wi Techniſche Rundſchau; annheimer Schachzeitung; Sport⸗Rundſchau; Wandern und Keiſen ſowie Winterf ſſenſchaft; Unterhaltungsblatt; Beilage für Cand⸗ und Hauswirtſchaft; port; Mode⸗Beilage; Frauen⸗Blatt. Nr. 497. M annheim, Donnerstag, 14. Oktober 1915. Die Lage. Man muß bei der Betrachtung der augen⸗ blicklichen hochgeſpannten diplomatiſchen Lage immer davon ausgehen, daß der diplomatiſche und militäriſche Stoß, den die Mittemäche augenblicklich am Balkan fütren, ſich folgerich⸗ tig über Kleinaſien bis nach Aegypten fort⸗ ſetzen muß. Serbiens Schickſal läßt die Eng⸗ länder natürlich ebenſo kalt wie das Bulgariens. Aber daß die Zentralmächte ſich auf dem Wege über den Balkan zu einer neuen Offenſive gegen England anſchicken, das hat die hochgradige Er⸗ regung hervorgeruſen, die das politiſche Leben Großbritanniens gegenwärtig erfüllt. Das Zentrum des britiſchen Weltreiches iſt heute der Kreuzungspunkt der beiden britiſchen Zukunſts⸗ linien: Kapſtadt—Kairo und Kairo— Kalkutta, es heißt Aegypten, Suezkanal. Eine vereinigte Aktion der Mittemächte mit ihren neuen Ver⸗ bündeten in dieſer Richtung könnte, wenn ſie gelingt, dem britiſchen Weltreich den tödlichen Stoß verſetzen; die erſte Expedition der 20 000 Türken unter Führung des bayriſchen Generals Kreß von Kreſſeſtein an den Suezkanal hat uns gezeigt, daß der Marſch von Konſtantinopel nach dem Suez keine Unmöglichkeit mehr iſt, zumal nach franzöſiſchen Meldungen eine direkte tütrkiſche Bahnverbindung von Konſtantinopel bis zur ägyptiſchen Grenze im Bau und ſogar der Vollendung nahe ſein ſoll. Man ſieht in dieſen Zuſammenhängen ohne weiteres die große Bedeutung des Balkans, er iſt die Brücke zwiſchen den Mittemächten und der Türkei, die an den Dardanellen entlaſtet ſtarke Kräfte gegen Aegypten vorſchieben könnte. Das Unter⸗ nehmen des erſten Napoleon, Aegypten zu erobern und dort England ins Herz zu treffen, könnte ſich in größerem Maßſtabe, mit ſtärkeren Ausſichten auf Erfolg wiederholen. Die un⸗ erläßlichſte Vorbedingung zu einem guten Ge⸗ lingen iſt in dem Britckenſchlag an Balkan ge⸗ geben, der erfolgt iſt mit dem Eintritt Bulgariens in den Krieg Seite an Seite mit den Zentralmächten. Wir können jetzt England zu Lande faſſen, während der erſte Napoleon ſcheiterte, da er auf die Waſfer⸗ fahrt angewieſen war. Das ſind die Perſpek⸗ tiven, die ſich eröffnen mit dem neuen Feldzug am Balkan und die ganze Welt louſcht atem⸗ los dem gewaltigſten geſchichtlichen Drama. In einem holländiſchen Blatt„De Tonkomſt“ ſchrieb am 2. Oktober bereits ein Dr. Labberton, es ſei die Möglichkeit vorhanden, daß wir an⸗ ſtatt eines ruſſiſchen Konſtantinopels ein delutſch⸗ türktſches Suez erleben würden; der Konſtanti⸗ nopeler Vertvag von 1888, der die Neutralität des Suezkanals garantiere, ſei von Beginn des Krieges an von England unbeachtet gelaſſen worden, ſo dürfe man erwarten, daß ſeine Feinde das gleiche tun würden. Wenn aber die Mittemächte dieſen Schlag führlen, dann ſtürze nicht nur, wie Rohrbach ſagte, das ganze engliſche Weltherrſchaftsgewölbe dem heraus⸗ gebrochenen Schlußſtein in die Tiefe nach, daun ſtürze auch das engliſche Preſtige zuſam⸗ men.„Wie von einer Hypnoſe befreit, wird die Welt dann aufatmen und beginnen, nach⸗ zudenken. Mit dieſem Augenblick beginnt nicht allein„der Tag der Deutſchen“, ſondern bricht auch eine ſichere Zukunft für die kleinen mittel⸗ europäfſchen Staaten an, die unter der briti⸗ ſchen Uebermacht ſehr leiden.“ Wir haben dieſe Zuſammenhänge zwiſchen dem Feldeug am Balkan und der Erhaltung der engliſchen Weltherrſchaft hier nochmals ausführlich dar⸗ gelegt. Von ihnen aus allein können wir die wilden und leidenſchaftlichen Erregungen in der feindlichen Diplomatie, die nervöſe politiſche und militäriſche Aktton der Vierverbandsmächte intereſſierte und geſpanute Die gegenſeitigen Beſchuldigungen den Di des Delcal geſtürzl.— vorgetretenen wie die Engländer die Petersburger Diplomatie der Saumſeligleit zeihen und dieſe wiederum die Engländer allzu blinden Vertrauens gegenüber Bulgarien. Heute erfahren wir, daß die fran⸗ zöſiſche Preſſe gegen Rußland und Italien wütet, ſie werden beſchuldigt nur an ihre eigenen Intereſſen zu denken und einen traurigen Mangel an Solidarität zu zeigen. In der eng⸗ liſchen Preſſe ſchäumt die Wut gegen die un⸗ fähige engliſche Diplomatie und die noch un⸗ fähigere des Vierverbandes weiter, der Man⸗ cheſter Guardian, die angeſehenſte engliſche Provinzzeitung, hat erklärt, das Foreign Office ſei der höchte Ausdruck für die Verachtung des Geiſtes, des Wiſſens und der Perſönlichkeit. Zu dieſem Anſturm der Preſſe gegen die Negie⸗ kung geſellt ſich nun in unlöslichem Zuſammen⸗ hang die Wehrpflichtkriſe. Die Mit⸗ teilungen der Daily News über den engliſchen Miniſterrat zeigen, daß dieſe Kriſis ihrem Höhe⸗ punkt und ihrer Löſung zueilt, die Gegenſätze innerhalb des Kabinetts müſſen außerordentlich ſcharfe ſein, die kritiſche Lage am Balkan hat auch dieſe Kriſe weſentlich verſchüärft. Und ſchon wird gemeldet, daß Grey von dieſen inneren Stürmen hinweggefegt werden würde. Was nicht ſo ganz unmöglich iſt. Wirklich hinweggefegt von den Ereigniſſen iſt Herr Delcaſſe, Frankreichs Außen⸗ miniſter. Der Rücktritt ſteht in unmittelbarem Zuſammenhang mit dem Plan der Landung in Saloniki. In Zürich wurde ſchon vor einigen Tagen ein Pariſer Bericht veröffentlicht, wonach in der franzöſiſchen Regierung Unſtim⸗ migkeiten über die Nützlichkeit der Truppen⸗ landung in Saloniki herrſchten und im Anſchluß daran der Rücktritt Delcaſſes bevorſtehe. Im franzöſiſchen Miniſterrat zeigten ſich zwei An⸗ ſichten über die Durchfüthrung der Truppen⸗ landung, wobei Deloaſſs auf die Haltung Englands hinwies, die ihm gänzlich unſicher ſcheine. Tatſächlich hätten ſich die Engländer nicht zur Landung entſchließen kön⸗ nen, wenn die Franzoſen nicht vorgegangen wären. Delcaſſe ſei ſchon ſeit längerer Zeit amtsmüde, hätte ſich aber nicht zurückgezogen, wenn er in voller Uebereinſtimmung mit ſeinen Miniſterkollegen geweſen wäre. Der tiefere Grund der Amtsmitdigkeit Delcaſſes liegt natürlich in der kritiſchen Lage des Vierverbandes, von ber der Streit über die Landung in Saloniki ja allerdings ein Symplom iſt. Wir brauchen das Charakter⸗ bild des geſtürzten Mannes ja wohl in dieſem Augenblick nicht zu zeichnen. Er iſt einer der großen Urheber dieſes Krieges geweſen, ihn fand Eduard VII. zuerſt auf ſeinen diplomati⸗ ſchen Wegen, den Mann, dem die Nieder⸗ zwingung Deutſchlands Lebensaufgabe geweſen iſt und der um dieſes Zweckes willen England ſo ſklaviſch gedient hat, wie Rußland. Und ihn hat der Sturm des Weltbrandes zuerſt hinweggefegt. Die ſchnelle Bereitwilligkeit mit der Viviani das Eutlaſſungsgeſuch angenommten hat, zeigt, daß die franzöſiſche Regierung Delcaſſé ge⸗ opfert hat, um den aufkommenden Sturm der empörten Volksmeinung zu beſchwichtigen, deren leidenſchaftliche Erregung über den Bankerott des Vierverbandes am Balkan, über die England und damit mittelbar auch Frank⸗ reich drohende Gefahr wir ja aus der fran⸗ zöſiſchen Preſſe kennen. Delcaſſé iſt ja ohne Frage einer der Hauptſchuldigen, aber wird ſein Sturz Poincaré und dem Kabinett Ruhe ſchaffen? Nach einer Meldung aus Paris wird der Rücktritt Delcaſſes auf das Parlament und auf die geſamke öffentliche Meinung Frankreichs einen ernſten Eindruck machen, aber nach der trotz der ſtrengen Zenſur wäh⸗ rend der letzten Tage ſelbſt in der Preſſe her⸗ Unzufriedenheit nicht gerade achen wahrſcheinlich, daß die Aufopferung Delcaſſes Vierverbandes mach⸗ unter een eeee, WDir heben geſtern berichtet, genügen werde, das erſchütterte Pertrauen in ——— —— die in erſter Linie von dem Präſidenten Poincars und Briand geleitete Regie⸗ rung wieder herzuſtellen. So zieht ſich das Ungewitter über den ſchuldigen Häuptern im⸗ mer mehr zuſammen. Nur ein ſchnelles ein⸗ heitliches militäriſches Handeln am Balkan könnte es noch vertreiben, aber für dieſes ſind die Ausſichten ſehr ſchlecht. Der Nücktritt Delcaſſes. Paris, 13. Okt.(W7B. Nichtamtlich.) Meldung der Agence Havas. Im heutigen Miniſterrat teilte der Miniſterpräſident Vi⸗ viani mit, dafß Delcaſſé ihm ſein Rück⸗ trittsgeſuch als Miniſter des Aeußern überreicht habe. Das Rücktrittsgeſuch wurde angenommen. Viviani über⸗ nimmt das Miniſteriumdes Aeußern zuſammen mit dem Vorſitz im Kabinett. N Beylin, 14. Okt.(Priv.⸗Tel.) Der Rücktritt Deltaſſees wird von allen Morgenblättern be⸗ ſprochen. Der„Berl⸗ Lokalanzeiger“ ſchreibt: Von Beginn ſeiner öffentlichen Lauf⸗ bahn an, hat ſich Delcaſſee in erſter Linie der Außenpolitik gewidmet und das Heil, den Weg zu Frankreichs Größe in der Rache an Deutſchland erblickt. Sie vorzubereiten und durchzuführen war das Ziel des Lebens, das er nie aus dem Auge verlor. So fand König Eduard von England den willigſten und eifrig⸗ ſten Anhänger ſeiner verheißungsvollen Ein⸗ kreiſungspolitik. Er hat den erſehnten Krieg er⸗ lebt, aber nicht den Sieg, den er nie er⸗ leben wird. Der erſte der großen euro⸗ päiſchen Brandſtifter iſt gefallen und iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die 2 fenſeits des Kanals in nicht ſo ferner Zeit ſein Schickſal teilen werden. Im„Berliner Tageblatt“ heißt es: Der Rücktritt Delcaſſées bedeuntet in jeglichem Falle, das unfreiwillige Zugeſtändnis, daß das Gebäude der franzöſiſchen Außen⸗ politik einen gefährlichen Riß er⸗ halten hat. Das feine Netzwerk des Syftems Delcaſſées iſt durch die Erfolge der deutſchen Heere zerriſſen worden. Delcaſſée hinterlüßt ſeinen Nachſolgern eine bittere Erbſchaft. Regierung und Nammer. Paris, 13. Okt.(WꝰB. Nichtamtlich.) Der „Temps“ meldet: Die Gruppe der geeinigten Sozialiſten hat in ihrer geſtrigen Gruppen⸗ ſitzung, die vor der Kammerſitzung ſtattfand, be⸗ ſchloſſen, von der Kammer eine Erörterung des Berichtes Dumont über die Abhaltung einer ge⸗ heimen Kammerſfitzung zu fordern. Man ver⸗ ſichert, daß die Regierung den Antrag auf eine geheime Sitzung nicht annehme, ſich aber bereit erkläre, den ſtändigen Kammerausſchüſſen Mit⸗ teilungen zu machen, die ihrer Natur nach der Kammer nicht gemacht werden können. Lyon, 13. Okt.(WTB. Nichtamtlich.)„La Depeche“ erfährt über die geſtrige Kammer⸗ ſitzung die folgenden Einzelheiten: Der Antrag, die Sitzung auf heute zu vertragen, wurde faſt einſtimmig angenommen. Die Abgeordneten erklärten, ſie wollten ſich auf dieſe Weiſe die Möglichkeit verſchaffen, erſt die Erklärungen reys in der geſtrigen Unterhausſitzung über dieſelben Fragen kennen zu lernen, bevor ſie ſich über die Erklärungen Vivianis äußerten. Aus demſelben Grunde enthielten ſie ſich auch jeder perſönlichen Aeußerung über die Erklä⸗ rungen Vivianis. Immerhin ſagten einige Ab⸗ geordnete, daß die Erklärungen Vivianis ge⸗ wonnen hätten, wenn ſie vollſtändiger und ge⸗ nauer geweſen wären. Man gibt zu, daß manche genauere Angaben nicht öffentlich ge⸗ macht werden können. Deshalb ſei es möglſch, daß diejenigen, die vor einigen Wochen für eine Geheimſitzung waren, jetzt darauf zurückkom⸗ men und die Kammer für ihre Anſieht gewinnen zu ſuchen werden, Lyon, 13. Okt.(WT, Nichtamtlich.)„La Depeche meldet aus Paris: Die ſozialiſtiſchen Abgeordneten des Seinedepartements haben in einem Brief die Aufmerkſamkeit Vipianis auf die Notwendigkeit gelenkt, ſchnellſtens Maß⸗ — (Mittagblatt.) —— Greys Stellung erſchütltert. nahmen zur Bekämpfung der Lebensmittel⸗ und Brennſtoffteuerung zu treffen. Die außeror⸗ dentliche Teuerung, die ſich beſonders in Paris ſelbſt äußere und zu mißbräuchlichen Maſſen⸗ einkäufen in den Schlachthäuſern und Marfkt⸗ hallen geführt habe, habe bereits lebhafte Zwi⸗ ſchenfälle und den Widerſtand der Bevölkerung hervorgerufen. Die Abgeordneten erklären, ſie würden, falls nicht unverzüglich Abhilſe ge⸗ ſchaffen werde, in der Kammer eine Aufrage an die Regierung richten. Auch Grey wirs gehen? JBerlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus Wien wird gemeldet: Wie den dortſgen Blättern gemeldet wird, ſteht auch der Rilck⸗ tritt Sir Eduard Grey bevor. Er empfing bereits heute keine Beſuche mehr. Die große Verwirrung im Vierverband. Italieniſche Vorwürfe gegen die ruſſiſche Diplomatie. EBerlin, 14. Okt,(Von u. Berl. Bur.) Aus Stockholm wird unterm 13. gemneldet: Der Voſſiſchen Zeitung wird gemeldet Soeben arſt wird bekannt, daß der italieniſche Botſchafter in Petersburg, Carlotti, am vorigen Samstag im ruſſiſchen Außenminiſterium eine Var⸗ balnote übergeben habhe. Ueber ihven In⸗ halt kurſieren die abenteuerlichſten Gerfüchte. In eiungeweihten Kreiſen wird angenommen, Gegenſtand der Note ſel Ventſelos Abſchied und die Stellung Griechenlands zum Welt⸗ krieg geweſen. Die italieniſche Regierung be⸗ klagte ſich angeblich über die Erfolgloſig⸗ keit der Verhandlungen des ruſ⸗ ſiſchen Geſandten in Athen, welchen es nicht gelungen ſei, die griechiſche Regierung zu aktivem Vorgehen zu bewegen. Andererſefts hätte Saſonow noch Mitte September dem italieniſchen Botſchafter in Petorsburg erklärt, Bulgarien würde ſchlimmſtenfalls Neutralilät beobachten. Die gegenwärtige Stellung Gritchenlands und Bulgartens ſchwäche ganz bedenklich die Ausſichten der Darda⸗ nellenaktion, deren Hoffnungen ſeiner⸗ zeit für das Vorgehen Italiens mit ausſchlaggebend geweſen ſeien. Carlottſ hatte ulm eitte Audieng beim Zaren im Hauptquar⸗ tier erſucht, worauf ihm mitgeteilt worden iſt, der Zar gedenke demnächſt in Zorskoje Selo einzutreffen. Die franzöſiſche Preſſe erhebt ſchwere Vorwürfe gegen Ita⸗ lien und Rußland. Paris, 18. Okt.(WTB. Nichtaimtlich.) In der weiteren Beſprechung der Balkanlage fordert der große Teil der Proſſe die Ein⸗ ſetzung eines ſtändigen Rates bevoll⸗ mächtigter Vertreter der Vierver⸗ bandsmächte, der beim Auftautchen nener Fragen und bei allen Verhandlungen die not⸗ wendigen Maßnahmen ſoſort zu treffen berech⸗ tigt ſein ſolle, ſo daß die bisher ſchwankemde Politik die notwendige Einheitlichkeit erhalten und der Verluſt wertvoller Zeit künftighin vermieden werde. Da die Ereigniſſe den Schwerpunkt des Krieges nach det Valkanhalb⸗ inſel verſchoben haben, dürfe die Entſendung von Hilfstruppen für Serbien nicht mufgegeben werden. Es frage ſich nur, woher die nötigen Truppen maſ ſen kommen ſollten. Die geſtrigen leiſen An⸗ deutungen der Proſſe nahmen houte eine he⸗ ſtimmtere Geſtalt an. Ueberall, beſonders i „Tempe“,„Echo de Paris“ und„Journal de⸗ 2. Seite. Heneral⸗Auzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten,(Mittaghlat) Donnerstag, den 14. Oktober 1915. Debats“ wird ſtark betont, daß Frankreich und England, die bisher ſchon die ſchwerſten Laſten getragen hätten, nicht auch die neue Balkan⸗ front noch mit Soldaten und Munition ver⸗ ſehen könnten. Gegen Italien und Ruß⸗ land wird der Vorwurf erhoben, daß ſie vor allem ihr eigenes Intereſſe im Auge hätten und jede Mitwirkung bei dem Balkanunter⸗ nehmen verſagten. Aber die Solidaritlt der Alltierten müſſe ſich überall militäriſch wie diplomatiſch betätigen. Rußland müſſe in Varna landen un Italien Landungstrup⸗ pen nach Salonſki ſenden oder durch Mon⸗ tenmegroeine Diverſion machen. De „Temps“ fragt, warum Italien, das beſonders jetzt im Winter, wo an dem größten Teil ſeiner Front Kämpfe unmöglich ſeien, über große Re⸗ ſerven verfüge, dieſe nicht gegen Bulgarien und die Türkei ſchicke. Ein guter Wille und ein geſunder Menſchenverſtand müßten zu einer Löſung führen, die den Alltierten durch die Gemeinſamkeit üihrer Inter⸗ eſſen nahegelegt würde und zwar rechtzeitig, ehe die Verzögerung einer Verſtändigung den Erfolg unmöglich gemacht habe.— Das„Echo de Paris“ ſchreibt: Alle Blicke richten ſich auf Italien. Die Frage ſei, wie ſeine Stimmung und welches der Ge⸗ ſichtspunkt ſei, unter dem es den Krieg anſehe und ob es möglich ſei, daß die fixe Idee ſeines beſonderen Kriegszieles es für die Wichtigleit eines ſofortigen Handelns auf der Balkanhalb⸗ inſel blind mache. Seinen jetzt beſonders großen Ueberſchuß an Truppen könne es dort beſtens verwenden. Das„Journal des Debats“ führt aus: Frankreich hat ungeheure Laſten zu tragen; diejenigen Alliierten Frankreichs, die auf große Gewinne aus dieſem Kriege rechne⸗ ten, müßten ihre OZpfer mit dem Umfange ihrer Wünſche in Einklang bringen. Frankreich habe von allen Verbündeten den ge⸗ ringſten Gebietszuwachs zu gewinnen. Das dürften die anderen nicht vergeſſen. Ihre Ab⸗ machungen betreffend etwaige Gebietsvertei⸗ lungen ſeien nicht bekannt, aber es ſei ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß alle Abmachungen darüber ihre Gültigkeit verlören, wenn einer oder mehrere der Vertragſchließenden die zu dem gemeinſamen Siege nötigen Opfer den anderen allein über⸗ ließen. Die diplomatiſche Balkan⸗ Vöſchlacht verloren. Kopenhagen, 13. Okt.(WTB. Nicht⸗ amtlich).„Politiken“ ſchreibt in einem Leit⸗ artikel mit der Ueberſchrift„Eine diplomatiſche Niederlage der Alltierten“: Die deutſche Di⸗ plomatie ſcheint ſich jetzt die Eigenſchaften der deutſchen Heeresleitung angeeignet zu haben, nämlich ſchnell, energiſch und geſchickt zu handeln. Vor dem Weltkriege hatte die deutſche Diplomatie im Auslande keinen Ruf übermäßiger Tüchtigkeit. Auch in deutſchen Blättern haben Politiker bittere Klagen dar⸗ über geführt, daß Deutſchland, was auswärtige Angelegenheiten beträfe, lange nicht ſo gut be⸗ dient ſei, wie England und Frankreich. Es ließ ſich auch nicht leugnen, daß ſich die deutſche Diplomatie Niederlage auf Niederlage holte. Im allgemeinen Bewußtſein des Auslandes ſtanden die Männer, die die Leitung der fran⸗ zöfiſchen, engliſchen und ruſſiſchen Politik hatten, in viel höherem Anſehen. Aber im Laufe der letzten Monate haben ſich die Ver⸗ hältniſſe in überraſchender Weiſe geändert. Die deutſche Diplomatie ſcheint gründlichreorganiſiert worden zu ſein; ſie hat jetzt den Diplomaten der Alliier⸗ ten ſo gründlich den Rang abgelaufen, daß die militäriſche Lage dadurch ſtark beeinflußt worden iſt. Der Wettſtreit in der Gewinnung läufig damit geendet, daß die Alliierten ſozu⸗ ſagen überall zu kurz gekommen ſind. Bul⸗ garien, deſſen Hilfe man mit allen möglichen Verſprechungen auf Landabtretung zu gewin⸗ nen hoffte, kämpft nun Seite an Seite mit den Zentralmächten und der Türkei. Griechen⸗ land, mit dem die Alliierten ſicher zu rechnen meinten, nimmt eine Haltung ein, die min⸗ deſtens ſtark zweifelhaft iſt. Ru⸗ mänien ſympathiſiert zwar noch mit den Alltierten, aber die rumäniſche Regierung wird, wie die Ereigniſſe ſich entwickelt haben, ſich vorläufig hüten, Partei gegen die Zentralmächte zu ergreifen. Griechen⸗ lands Stellung iſt nach dem Falle von Veni⸗ ſelos ganz unberechenbar. Die Möglichkeit iſt durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß das griechiſche Heer, wenn die deutſche, öſter⸗ reichiſch⸗ungariſche und bulgariſche Offenſive gegen Serbien ſiegreich vorſchreitet, ſich gegen die Alliierten wendet. Wie man in England die Niederlage fühlt, geht aus der ſtarken Kritik hervor, die die Preſſe jetztgegen Grey richtet, über den vor dem Kriege alle einig waren, daß er ein Staats⸗ mann von hohem Range ſei. Das Zutrauen in ſeine ſtaatsmänniſchen Eigenſchaften iſt plötzlich erſchüttert. England iſt ſich klar dar⸗ über, klar, daß die diplomatiſche Balkanſchlacht verloren gegangen iſt und frägt mit Unruhe und Bekümmerung, ob ſich Zeit und Gelegen⸗ heit bieten werden, eine neue zu gewinnen. * Die Dienſtpflichtfrage in Eng⸗ land vor der Entſcheidung. London, 13. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Die„Daily News“ erfährt: Geſtern iſt die Dienſtpflichtfrage im Miniſterrat beſprochen worden. Die Miniſter, die für die Dienſtpflicht ſind, beſchloſſen die Diskuſſion heute wieder auf⸗ zunehmen und auf eine Entſcheidung zu dräugen. Sie hoffen, Einſtimmigkeit zugunſten der Dienſtpflicht zu erreichen. Ob, falls dies nicht gelingt, einige ihr Amt niederlegen wer⸗ den, iſt nicht bekannt. Churchill und Curzon ſind die eifrigſten Anhänger der Dienſtpflicht. Lloyd George huldigt einer gemäßigteren Auf⸗ faſſung, macht aber keinen Hehl daraus, daß er einen Zwang für notwendig hält. Die An⸗ hänger der Dienſtpflicht verlangen nicht deren ſofortige Durchführung auf Grund der Lage am Balkan, ſondern weil es Kitchener nicht gelingen wird, die nötigen Mann⸗ ſchaften durch das Freiwilligenſyſtem auf⸗ zutreiben. Dieſe Begründung ſetzt die Mehr⸗ heit des Kabinetts in Erſtaunen, da der neuernannte Leiter der Rekrutierung, Lord Derby, eben erſt mit den Führern der Arbeitergewerkſchaften über die Organiſterung der neuen Rekrutierung beraten hat. Die An⸗ hänger der Dienſtpflicht glauben ſelbſt, daß der Werbefeldzug 35 000 Rekruten wöchentlich lie⸗ fern wird. Die Gegner erklären, daß man ſich dem Zeitpunkt nähert, wo die In duſtrien nicht weiter ihrer Arbeitskräfte beraubt werden dürfen, wenn nicht die Produktionskraft leiden ſoll. Dadurch aber würde die Finanzierung der Verbündeten in Frage geſtellt werden und es würden innere Schwierigkeiten entſtehen. Der Bankerott des Därdänel⸗ lenunternehmens. Amſterdam, 13. Okt.(WTB. Nicht⸗ auntlich)„Allgemeen Handelsblad“ meldet aus London: Einige liberale Mitglieder des Unterhauſes haben beſchloſſen, von der Regierung die Aufſtellung einer Kommiſſion zu verlangen, die Beginn und Durch⸗ der bisher neutralen Balkanſtaaten hat vor⸗ Dardanellenunternehmung un⸗ terſuchen ſoll. Bulgariens Eintritt in den Krieg. Die Ueberreichung der Kriegs⸗ erklärung Bulgariens an Serbien. Berlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus Wien wird unterm 13. gemeldet: Heute Nacht iſt nach hier vorliegenden Nachrichten die Kriegserklärung Bulgariens an Serbien überreicht worden. Die erſten Feinsſeligkeiten. 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich). r„Temps“ meldet aus Athen: Nach einem in der ſerbiſchen Geſandtſchaft in Athen ein⸗ gelaufenen Telegramm iſt der in der Richtung Knjazewac eingeleitete Angriff bei Zaribojhez begonnen worden. Eine Temps⸗Meldung aus Niſch beſagt, daß der zweite bulgariſche An⸗ griff bei Wiliki Iswor im Gebiete von Zajcar ſtattfand. m. Köln, 14. Okt.(Priv.⸗Tel.) Die Kölniſche Zeitung meldet aus Zürich: Der militäriſche Mitarbeiter der Züricher Poſt be⸗ merkt in einer Beſchveibung der nummehr ein⸗ geleiteten bulgariſchen Offenſive gegen Ser⸗ bien: Der bulgariſche Vorſtoß richtet ſich gegen Nöſch, das Zeitrum des ſerbiſchen Widerſtan⸗ des. Wenn auch das Terrain durchweg ſehr gebirgig iſt und die Verteidigung einer Reihe günſtiger natürlicher Stellungen bietet, ſo iſt dabei doch ungünſtig für Serbien, daß es eine ſehr lange Grenze zu verteidigen hat, um einer Umgehung im äußerſten Süden vorzubeugen. Keine Armeeführung hatte je eine ſchwierige Aufgabe vor ſich als die vor der heute der ſerbiſche Generalſtab ſteht. Einor Armee von höchſtens einer halben Million, die auf eine einzige leiſtungsfähige Verpflegungslinie an⸗ gewieſen iſt, ſtehen große Armeen von doppel⸗ ter Ueberzahl mit weit überlegener Artillerie dem konzentriſchen Einmarſch gegenüber. Da⸗ zu iſt der eine Gegner nur etwa 60 Kilometer im Rücken der Hauptſtadt, deren Fall zu einer Kataſtrophe führen muß. 5 Paris, De Einſtellung des Eiſenbahn⸗ verkehrs zwiſchen Rumänſen Auund Serbien. Bukareſt, 13. Okt.(WTB. Nichtamtlich). Die rumäniſche Regierung wurde verſtändigt, daß der Eiſenbahnverkehr zwiſchen Pra⸗ hova und Zajecar in Serbien aus mili⸗ täriſchen Gründen eingeſtellt worden iſt. Um aber die Verbindung zwiſchen Rumänien und Serbien nicht ganz zu unterbinden, iſt auf der genannten Strecke ein Automobil⸗ verkehr eingerichtet worden. eN Dier neue Vierbund. ꝗKöln, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich). An⸗ läßlich des Eingreifens Bulgariens in den Krieg ſagt die„Kölniſche Zeitung“: Wir ver⸗ trauen, daß der Vierbund ſich bewähren wird, wie der neue Dreibund ſich bewährt hat und erhoffen davon auch für die friedliche Zu⸗ kunft Vorteile und Glück für jeden beteiligten Staat. Die„Kölniſche Volkszeitung“ ſchreibt: Mit dem Eingreifen Bulgariens iſt der Weltkrieg politiſch auf den Höhepunkt ge⸗ langt.— Der„Kölniſchen Zeitung“ ſind 20 000 führung des gegenwärtigen Standes der „„FFCFCCCccc000 e Leva(14 Mark) zugegangen, die dem Be⸗ eleee nn richterſtatter der„Kölniſchen Zeitung“ für den Balkan in Sofia von bulgariſchen Freunden mit der Beſtimmung übergeben worden ſind, daß der Betrag auf vier Familien von Hinter⸗ bliebenen ſolcher deutſchen Soldaten verteilt werde, die im Balkankriege fallen, oder er⸗ werbsunfähig werden.— Die„Köln. Ztg.“ bemerkt hierzu, daß auch ein deutſcher Liebes⸗ dienſt für Bulgarien ſchnell in die Wege ge⸗ leitet wurde. * Die Candung in Saloniki. Lyon, 14. Okt.(WT7B. Nichtamtlich.) „Nouvelliſte de Lyon“ meldet aus Athen: Neue engliſche Truppenkontingente ſind vor⸗ geſtern in Saloniki eingetroffen. Die höheren engliſchen Offiziere haben Villen und Hotels zur Unterbringung ihrer Stäbe gemietet und die Miete für ſechs Monate vorausbezahlt. Paris, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) „Journal“ meldet aus Saloniki, daß alle Vor⸗ kehrungsmaßnahmen gegen feindliche Unterſee⸗ boote getroffen worden ſeien. Eine große Zahl von Baracken ſei errichtet worden Bisher ſei bei den Landungen kein Unglücksfall zu ver⸗ zeichnen geweſen. Die engliſchen und franzö. ſiſchen Truppentransporte folgten einander mit größter Schnelligkeit. Die bisher gelandeten Verbände ſollen mehrere Diviſionen ſtark ſein und das erforderliche Kriegsmaterial mit ſich führen. Italien beteiligt ſich. Paris, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich). „Petit Pariſien“ meldet aus Turin: Miniſter⸗ Präſident Salandra iſt aus dem Großen Hauptquartier nach Rom zurückgekehrt, und gibt dem Miniſterrat die Entſchlüſſe des Königs bekannt, die mit der ſolidari⸗ ſchen Haltung, welche Italien ſeit 6 Monaten den Alliierten gegenüber eingenom⸗ men hat, übereinſtimmen werden. Paris, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) „Petit Pariſien“ meldet aus Rom: Es ver⸗ lautet aus guter Quelle, daß Italien ſich an den Maßnahmen der Alliierten auf dem Bal⸗ kan beteiligen werde. Rumänien weiter neutral. Berlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus Bukareſt wird unterm 13. gemeldet: Geſtern fand ein Miniſterrat ſtatt. ö die internationale Lage beſprochen und kein Grund gefunden, um eine Aenderung der Haltung Rumäniens eintreten zu laſſen. Ru⸗ mänien bleibt alſo weiter neutral. Griechiſche Forderungen a Italien. Berlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus Budapeſt wird gemeldet: Aus Athen wird gemeldet: Die hieſige Regierung richbete wie⸗ derholt eine Note an die italieniſche Regie⸗ rung, worin ſie in energiſcher Weiſe die Abbeförderung der italieni⸗ ſchen Truppen von dem Dodekanes und die Einſtellung der Beſetzung der 12 In⸗ ſeln verlangt. Die griechiſche Regierung er⸗ klärte, ſich nicht darein fügen zu können, daß dieſe Gebiete verſtümmelt werden. Die nicht gewährte Audienz. Berlin, 14. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Aus Budapeſt wird gemeldet: Ungariſchen Blättern wird aus Athen gemeldet: Die Ge⸗ ſandten des Vierverbandes haben um eine Audienz beim Könige Konſtantin nach⸗ geſucht. Miniſterpräſident Zaimis ſagte ihnen, daß der König es lieber ſehen würde, wenn die Geſandten von ihrem Beſuche abſehen möchten. Infolgedeſſen erſchienen ſie nicht beim König. 2 Frauendienſt im Lazarett. Von Frau Pfarrer Emma Wettſtein. 1(Schluß.) Weil unſere Verwundeten aber, nicht nur er⸗ nährt, ſondern auch gekleidet werden müſſen, bedarf das Lazarett auch mehr gütiger Damen, welche die bedeutenden Wäſchevorräte verwal⸗ ten. Ja die Wäſche! Keiner ahnt, wie viele ſchaffende Hände die vielgeprieſene Reinlichkeit der Betten und der Krankenkleidung, der Vor⸗ hänge und der Operationstiſche erfordert. Die Wäſcheſtube iſt ein heller, nach Seife duf⸗ tender Raum, in dem auf blendend ſauberen Regalen die Wäſcheſchätze aufgeſchichtet liegen. Das Arheitsgebiet ſeiner Beherrſcherinnen er⸗ ſtreckt ſich aber auch über die geräumigen Waſch⸗ küchen, in denen die Haus⸗ und die Mannſchafts⸗ wäſche getrennt behandelt wird und über den Bügel⸗ und Trockenraum, welcher je nach dem Waſ. auf einem Speicher oder in den Schullazaretten meiſtens in einer luftigen Turnhalle eingerichtet iſt. Nicht 5 5 die Waſch und Bügelfrauen, auch die Näherinnen und die Putzfrauen, welche 55 Damen bewohnten äume zu reinigen n, unterſtehen dem Be⸗ fehl der Wäſchedamen, deren es in einem großen azarett mindeſtens 4 bedarf um alle Arbeit zu bewältigen, denn die Flickkörbe, die auf dem weißbedeckten Tiſch im Wäſcheraum ſtehen, vor allem der berüchtigte Strumpfkorb ſind meiſtens beängſtigend voll. Dabei iſt's den Damen ſelten b eden, ganz ungeſtört bei der Flickarbeit zu ſitzen. Die Ausgabe der Wäſche an die Schwe⸗ ſtern und Wärter, das Zählen vor dem Waſ und nachher bei der Rückgabe hält eine oder ſchen ſein Hab und Gut aus battee. 8 zwei derſelben beſtändig im Atem. Auch alles Putzzeug, Bodenwachs uſw. wird in der Wäſcheſtube aufbewahrt und verabfolgt, und ein ganzer Stoß ſorgfältig geführter Liſten und Bücher zeigt, wie genau es mit der Kontrolle über Gebrauch und Verbrauch ſowohl der 8 5 als der anderen Gegenſtände genommen wird. Eine Liebesarbeit beſonderer Art fällt den Damen zu durch die Wiederinſtandſetzung der Kleidungsſtücke, welche die braven Soldaten im Feld getragen, und mit denen bekleidet ſie ein⸗ geliefert worden ſind. Nicht umſonſt nenne ich das einen Liebesdienſt. Die Hemden, Strümpfe, Kopfſchützer u. Halstücher, welche vom Schlacht⸗ felde und aus dem Schützengraben kommen, ſind in wenig anſehnlichem Zuſtand, und es koſtet ſchon eine kleine Ueberwindung, ſie mit Namen und Nummern zu zeichnen, wenn ſie aus dem Desinfektionsofen kommen und in die Waſchküche wandern: Uis doch iſt's nötig, denn jeder Mann muß ſein Eigentum zurück erhalten, 5 er eines Tages das Lazarett wieder ver⸗ äßt. Wienn dieſe ſchöne Feldwäſche dann ſauber iſt, muß ſie ebenfalls geflickt werden und dabei kann man wieder allerlei erleben, aber mit Liebe und gutem Willen ſtopft man ſchließlich die meiſten Löcher wieder zu, und die Stücke die gar zu übel zugerichtet ſind, oft durch ein Geſchoß oder beim Anlegen des erſten Verbandes, wer⸗ den durch neue erſetzt. Den reinlichen Wäſche⸗ bündeln, welche ſchließlich mit Namen verſehen im Schrank untergebracht werden, ſieht man nicht mehr an, in welchem Zuſtand ihr Beſitzer dem Felde mitgebracht Obgleich die Damen in ihrem Dienſt beſtändig um das Wohl der Verwundeten bemüht ſind, kommen ſie mit dieſen ſelbſt natürlich nicht an⸗ nähernd ſoviel in Berührung wie die Schwe⸗ ſtern. Trotzdem iſt die Anteilnahme, die ſie an ihrem, vor allem der Schwerverwundeten Be⸗ finden nehmen, die allerherzlichſte. Auch aus dem Wäſchezimmer fliegt manchmal eine Extra⸗ liebesgabe hinüber in die Krankenſäle, ohne daß außer den Beteiligten jemand es erfährt. Der Blumenſchmuck, der in den Sälen prangt, iſt ſehr oft von den Damen geſtiftet, und die Blatt⸗ pflanzen, die Treppen und Gänge freundlich zieren genießen ihre Pflege. Oefters denken ſie ſich mit Hilfe kunſtſinniger Freunde muſikaliſche Unterhaltungen aus, um den Geneſenden Freude zu machen, oder ſie be⸗ ſtellen an einem ſonnigen Nachmittag ein paar Wagen und laſſen die Armen, denen ihre Ver⸗ letzung das Gehen nicht geſtattet, in den Wald fahren. Und findet ſich ein Invalide mit der Bitte um irgend eine Gefälligkeit im Wäſchezimmer ein, was manchmal vorkommt, dann ſchlägt gewiß der einen oder anderen Mutter, die ſelbſt einen Sohn dort draußen hat, ganz beſonders das Herz, und indem ihre fleißigen Finger die Achſelklappen anheften oder den Schaden, den die feindliche Kugel im feldgrauen Rock ange⸗ richtet, eiligſt ausbeſſern, zieht ein Seufzer durch ihren Sinn:„Herr, mein Gott, ſchütze ihn! Erhalte ihn mir!“ So fällt aus der Liebesarbeit ein Segen zurück auf die Mutter und durch ihr Gebet auf den fernen Sohn. Unvpergeßlicher Morgen, als, von teilnehmen⸗ den Händen hereingeleitet, die Mutter des dem fernen norddeutſchen Dorf, im Wäſche⸗ zimmer des Lazaretts ſchluchzend zuſammen⸗ brach im Schmerz um ihr unſagbar leidendes Kind. Da vereinigten die anderen Mütter ihre Tränen mit den ihrigen, und der gemeinſame Ruf ſtieg empor zum Thron des Höchſten: „Herr, erbarme dich unſer! Herr, mach' doch ein Ende!“ Unvergeßlich auch jene ernſte Stunde in der Totenkammer! Da ben die fleißigen Hände die Arbeit für ein Weilchen nie⸗ dergelegt, um ſich zu falten in Gemeinſchaft mit den Trauernden, die ſich dort um einen ſtill ge⸗ wordenen Kämpfer ſcharen, dem, der letzte Segen von der Hand des Geiſtlichen geſpendet wird. Wie manches Frauenherz wird von dieſen ergreifenden Augenblicken einen Segen mit hin⸗ wegnehmen, vielleicht einen Entſchluß, entſchei⸗ dend fürs ganze Leben. So wird das, was die edlen Fürſtinnen, welche den Gedanken vaterländiſchen Frauendienſtes 158 Leben riefen, anſtrebten, im Lazarett zur Tat. Es iſt nur eins der Liebeswerke, die heute den deutſchen Frauen zugewieſen ſind, aber es iſt dasjenige, das unſerem Herzen jetzt am nächſten ſteht, weil es denen ganz unmittelbar dient, die N für uns gekämpft und geblutet haben. September 1915. Der Schlüſſel der Feſtung Warſchau. Die Geſchichte der modernen Kriege kennt nicht mehr jene faſt rührenden Szenen, die ſich ehe⸗ mals bei Uebergabe von befeſtigten Plätzen ab⸗ Schwerverwundeten, die kleine Bauersfrau aus ſpielten und vielfach bildlich dargeſtellt worden ſind: Vor dem Tor der Stadtumwallung ſteht Es wurde N Sie bemühen ſich, die Drina gleichzeitig an Donnerstag, den 14. Oktober 1915. „Vadiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt) 3. Seite. Wachſendes Uunbehagen in Griechenland über die Lan⸗ dung in Saloniki. Wien, 13. Okt.(WTB. Nichtamtlich). Die „Südflawiſche Korreſpondenz“ meldet aus Sa⸗ lonikt: In vollem Gegenſatz zu den Mittet⸗ lungen der Verbandspreſſe iſt die Tatſache feſt⸗ zuſtellen, daß die Anweſenheit der Verbands⸗ truppen in Saloniki, ſowohl in der Bevöl⸗ kerung, als auch imgriechiſchen Heer ein wachſendes Unbehagen hervor⸗ ruft. In Kreiſen der griechiſchen Offiziere, die die Offiziere des Verbandes nicht grüßen, herrſcht geradezu Er bitterung über die Eindringlinge, die umſomehr anwächſt, als die Leitung der Expeditionsarmee alle An⸗ ſtalten trifft, die auf ein längeres Verbleiben in Saloniki hindeuten. Neue Landun⸗ gen ſind bis heute nicht erfolgt, eben⸗ ſowenig find die Truppen nach Ser⸗ bien weitergegangen. Bisher ſind keine Vorbereitungen getroffen wor⸗ den, aus denen man auf einen baldigen Abtransport der Truppen ſchließen könnte. Die Konſtantinopeler Meldung über die Sprengung der Eiſenbahnbrücke bei Demir Kapu durch bulgariſche Banden beſtätigt ſich nicht. Ein Brief des Königs Konſtantin an König Ferdinand. ElBerkin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus Budapeſt wird unterm 13. gemeldet: König Ferdinand empfing in beſonderer Au⸗ dienz den Griechen Temitokles⸗Sophulis, welcher einen eigenhändigen Brief König Konſtantins an König Ferdinand überbrachte. Die Audienz dauerte längere Zeit. Ein montenegriniſcheräriegs⸗ bericht. Paris, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Der„Temps“ veröffentlicht einen montene⸗ gvimiſchen Kriegsbericht vom 4. Oktober aus Cehmje, der beſagt: Die öſterreichiſch⸗unga⸗ riſchen Truppen nahmen überall die Offenſive auf der ganzen montenegriniſchen Front auf. drei Stellen zu überſchreiten und greifen heftig die in Bosnien operierenden montenegriniſchen Truppen am. Gleichzeitig griffen die Oeſter⸗ reicher Grahowa an, aber ſie wurden nach leb⸗ haftem Kampfe mit ſchweven Verluſten zurlück⸗ geſchlagen. 5 Der öfterreichiſch⸗ungariſche 1 Tagesbericht. Wien, 13. Okt.(WD7B. Nichtamtl.) Amt⸗ lich wird verlautbart: Auſſiſcher Nriegsſehauplatz. Bei Bur kanow an der Strypa wurde auch der vierte der geſtern mitgeteilten ruſ⸗ ſiſchen Angriffe durch öſterreichiſch⸗ungariſche und deutſche Bataillone abgeſchlagen. Sonſt im Nordoſten keine beſonderen Er⸗ eigniſſe. Italieniſcher Ariegsſchaupflatz. Geſtern nachmittag richteten die Italiener ein lebhaftes Geſchützſeuer aus ſchweren und mitt⸗ leren Kalfbern gegen die Hochfläche von La⸗ fraun. Auch gegen einzelne Abſchnitte auf der General⸗Auzeiger die feindliche küſtenländiſchen Front entfaltete Artillerie eine rege Tätigkeit. Annäherungsver⸗ ſuche italieniſcher Infanterieabteilungen gegen Vrſice und den Tolmeiner Brückenkopf wurden abgewieſen. Am ſüdweſtlichen Teile der Hochfläche von Doberdo zwang ein Feuerüberfall den Feind zum fluchtartigen Verlaſſen ſeiner vorderſten Deckungen. Südsſtlicher Kriegsſchauplatz. Unſere Anugriffe ſchreiten trotz heftiger Ge⸗ genwehr überall vorwärts. An der unteren Drina warfen unſere Truppen die Serben aus mehreren Gräben. Südlich von Belgrad wurden dem Geg⸗ ner einige zäh verteidigte Stützpunkte ent⸗ riſſen. Serbiſche Gegenſtöße ſcheiterten ſtets unter großen Verluſten für den Feind. Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs von Höfer, Feldmarſchalleutnant. (Bereits im größten Teil der geſtrigen Abend⸗ Ausgabe enthalten)⸗ * Heſſiſche Truppen ſtürmten Semendria. Darmſtadt, 13. Okt.(WTB. Nichtamt⸗ lich). Auf die telegraphiſche Mitteilung, daß heſſiſche Truppen mit ſtürmender Hand Zi⸗ tadelle und Stadt Semendria genommen haben, antwortete der Großherzog der„Darm⸗ ſtädter Zeitung“ zufolge:„Mit ſtolzer Freude vernehme ich die Meldung der neuen Ruhmes⸗ tat. Dankbaren Herzens gedenke ich der tap⸗ feren Söhne meines Heſſenlandes, die erneut beitrugen zum Ruhme des geliebten deutſchen Vaterlandes. Ernſt Ludwig.“ Die günftige mictkäriſche Lage. EBerlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Der geſtrige Generalſtabsbericht gibt die er⸗ freuliche Gewähr, daß unſerer günſtigen diplo⸗ matiſchen Lage fortgeſetzt auch die militäriſche entſpricht. Die Franzoſen haben in den letzten Tagen noch einmal zu gewaltigen Vorſtößen ihre Truppenmacht an⸗ geſetzt, aber auch jetzt ſind ſie nirgends von Erfolg gekrönt geweſen. Dafür haben wir an mehreren Stellen Fortſchritte er⸗ zielt. Die Erzählung der Engländer von Er⸗ folgen bei Loos find, wie ſich nun her⸗ ausſtellt, frei erfunden. In Wahrheit ſind alle engliſchen Angriffe dort glatt abge⸗ wieſen worden. Auch das Hohenzollernrerk iſt und bleibt feſt in unſerer Hand. Bei Ta⸗ hure waren mehrere neue franzöſiſche Divi⸗ ſionen angeſetzt worden, aber auch dieſe An⸗ griffe wurden ſämtlich abgeſchlagen. 0 Im Oſten hatten die Ruſſen, um ſo vielleicht noch einmal das Kriegsglück zu wenden, in den letzten Tagen nach franzöſiſchem Muſter zu arbeiten begonnen. Auch ſie ſetzten nun gewaltige Maſſen zum Durchbruch ein und hatten dank ihrer Vorbilder Kavallerie ange⸗ ſammelt, um unter Umſtänden mit ihr nach⸗ ſtoßen zu können. Alle dieſe Perſuche ſind bis jetzt mißlungen. Auf dem ſerbiſchen Kriegsſchau⸗ platz zeigen unſere Operationen einen⸗über⸗ aus erfreulichen Fortgang. Der Uebergang über die Donau iſt auf alle Fälle ſehr gut gelungen. Wenn die Aktion bislang ſich dort nicht ſchnell abwickelte, ſo bleibt zu⸗ daß es vor allem den der Schwierigkeit N immerhin einige Zeit. Die Donau iſt bekannt⸗ lich ein ſehr reißender Strom. * Die Beftigkeit der Rämpfe bei Arras. Berlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus dem Großen Hauptquartier wird der „Voſſ. Ztg.“ gemeldet: Wie in dem großen Hauptangriff am 25. September und in der folgenden erſten Woche der allgemeinen Herbſt⸗ offenſive, ſollen auch jetzt feindliche Vorſtöße im Artois wie in der Champagne ergänzen und unterſtützen. Ueber die Lage auf dem alten Kampfgelände nördlich von Arras erfährt Dr. Osborn folgendes: Nach wie vor ſind die An⸗ ſtrengungen der Franzoſen beſonders auf die Gewinnungder Stadt Lens gerichtet, der Mittelpunkt des reichen Kohlen⸗ und In⸗ duſtriebezirkes zwiſchen Souain und Arras. Dieſem Ziel galt wieder ein mit unerhört wildem Trommelfeuer vorbereiteter Angriff am Sonntag Vormittag. Mit ver⸗ zweifeltem Ungeſtüm liefen ſie namentlich gegen eine vorſpringende Höhe zwiſchen Vimy und Souchez, deren Beſitz ihnen die Beherr⸗ ſchunng der Ebene von Lens ſichern ſollte. Aber alle Verſuche des Feindes vorwärts zu kom⸗ men, ſcheiterten unter furchtbaren Ver⸗ luſten. Auch der kleimſte Teilerfolg war ihnen nicht beſchieden. An vielen Stellen brach der Anſturm ſchon 100 bis 150 Meter vor den Drahtverhauen im wohlgezielten Feuer der Unſeren zuſammen. An einem anderen Punkte, wo Franzoſen bis in unſere Gräben vordrin⸗ gen konnten, ſahen ſie ſich bayeräſchen Truppen gegenüber, welche ihnen einen mörderiſchen Empfang bereiteten. Da die Maſchinengewehre durch Trommelfeuer verſchüttet waren, mußten die Unſeren die Eindringlinge mit Hamdgranaten und Bajo⸗ nett herauswerfen. Auf dem ganzen Ab⸗ ſchnitte kämpften unſere Truppen wieder mit ſchier übermenſchlicher Tapfer ⸗ keit und Todesverachrung. Waren die Grä⸗ ben eingeebnet, ſo verſchanzten ſie ſich in Gra⸗ nattrichtern, wurden auf Verbindungswege Sperrfeuer mit Stinkbomben gelegt, ſo rückten die Munitionskolonnen durch Geſchoßhagel zu den Vatterien vor. Auch im weiter nördlich gelegenen Kampfraum bei Loos, wo die Eng⸗ länder angriffen, errang der Feind nicht den geringſten Erfolg. Franzsſiſche Boffnungen auf KRußzland. Paris, 14. Okt.(WTB. Nichbamtlich.) Der Berichterſtatter des„Journal“ in dem ruſſiſchen Hauptquartier drahtet: Die Ent⸗ wickelung der Ereigniſſe auf dem Balkan darf den hauptſächlichſten Kriegsſchauplatz, zu dem ſich der ruſſiſche jetzt entwickelt, nicht in Ver⸗ geſſenheit geraten laſſen. Wir leben nicht mehr in der Zeit, wo die Deutſchen den Muni⸗ tionsmangel in Rußland ausnützten und die Infanterie niederringen konnten. Die Zeiten haben ſich geändert. Heute haben unſere Alliierten auf einer Front von 140 Werſt zwiſchen dem Dryſpjaty⸗See und dem Smor⸗ gon⸗Gebiet die Offenſive ergriffen und drohen die deutſche Front zu durchbrechen. Sie beun⸗ ruhigen die deutſchen Streitkräfte, die Düng⸗ burg angreifen. Die Wirkung der Reorgani⸗ ſation des ruſſiſchen Heeres macht ſich von Tag zu Tag fühlbar, Jetzt, da die Ruſſen ſich befähigen, die Offenſive in Kombinations⸗ Unternehmungen größten Maßſtabes wieder aufzunehmen, und gerade in dem Augenblicke, —— DDD in welchem deutſche Kräfte von der ruſſiſchen Front nach Frankreich, Siebenbürgen und Serbien fortgeſchafft würden, müſſen die Deutſchen eineng heftigen ruſſiſchen Stoß aus⸗ halten. 1105 Sinanzielle und politiſche Fra⸗ gen im bayeriſchen Candtag. München, 13. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Im Finanzausſchuß der Kammer der Abgeord⸗ neten erklärte bei der fortgeſetzten allgemeinen Budgetdebatte Finanzminiſter Breunig u.., das vorliegende Budget ſei ein völlig neu durchgearbeitetes Budget. Die Annahme der Kriegsbeendigung noch im Jahre 1915 und dem entſprechender wirtſchaftlicher Verhältniſſe für das Jahr 1916 gebe der Fortführung des Staatshaushaltes eine feſte Grundlage. Ein anderer Weg für die Aufſtellung des Budgets beſtehe noch nicht, außer, man wolle ein reines Kriegsbudget aufſtellen, bei dem die vorge⸗ ſchriebene Bilanzierung nicht, oder nur durch eine weſentlich ſtärkere Steuererhöhung als die mäßige von 25 Prozent bewirkt werden könnte. Die vorgeſchlagene Steuererhöhung von 25 Proz. ſei unbedingt notwendig, da der aus⸗ gewieſene Fehlbetrag ſa ſchon bei einem normal günſtigen Verlaufe im Jahre 1916/17 ſich er⸗ gebe. Neue Quellen zur Vermehrung der Staatseinnahmen hätten von den Rednern nicht gezeigt werden können. Für die Annahme einer Vermögensſteuervor lage beſtünde keine Ausſicht. Auch in Württemberg denke man an eine weſentliche Erhöhung der Ginkom⸗ menſteuer. Gegenüber der Frage hinſichtlich der finanziellen Zukunft Bayerns müſſe er vor allem hervorheben, daß ſchon in Friedenszeiten das Gleichgewicht nicht herge⸗ ſtellt und aufrecht erhalten werden könne, ohne eine weſentliche Erhöhung der beſtehenden, bezw. ohne Schaffung neuer Einnahmequellen. Wolle man in Erfüllung der bisher durchgeführten oder neu ſich ergebenden kulturellen u. ſozialen Aufgaben nicht zurückgehen, ſo müſſe man eben die Mehrlaſten auf ſich nehmen. Nachdem aus⸗ giebige Einnahmequellen nicht in Ausſicht ſtün⸗ den, müſſe man in erſter Linie trachten, durch Erſparniſſe an entbehrlichen Zwecken Mit⸗ tel für wichtige Aufgaben zu gewinnen. Ueber die Deckung der Fehlbeträge, die eine Folge des Krieges ſeien, zu ſprechen, ſei zurzeit zwecklos. Beruhigen könne nur die Tatſache, daß unter dem Völkerkriege unſere Feinde noch ſchwerer litten und die Zuverſicht, daß, wie man die Kraft zur Abwehr der Feinde gefunden, man auch die Kraft finden werde, ſich wirtſchaftlich wieder emporzuringen, die ſchweren Laſten, die noch kämen, zu kragen und nach und nach tunlichſt bald die Schulden wieder abzubürden. Ein Mitglied des Ausſchuſſes betonte dem⸗ gegenüber, daß alle Redner die Entſcheidung über das Finanzgeſetz bis zu einem heſſeren Ueberblick über die finanziellenVerhältniſſe aus⸗ geſetzt wiſſen wollten. Der Landtag dürfe ſich ſeiner Rechte der Initiative nicht ſelbſt beſchrän⸗ ken. Die Einberufung des Landtages zu einer Kriegstagung wäre die Aner⸗ kennung des Kontrollrechtes desſel⸗ ben hinſichtlich der Kriegsfürſorge und der Ernährungsfragen geweſen, vor allem auch ein Akt der Loyalität. Der Landtag wäre wohl auch auf gewiſſen Gebieten zu Mehr⸗ leiſtungen gekommen. Dem Takte und der Selbſtzucht des bayeriſchen Landtages hätte man die Vermeidung von Liebknech⸗ tiaden wohl zutrauen dürfen. Die Abhaltung der Gemeindewahlen während der Kriegszeit ſei ein ſchwerer politiſcher Fehler geweſen. Die gewünſchte Strafmilderung im Kriegszuſtands⸗ geſetz müßte raſcheſtens erfolgen und könne durch den Bundesrat gemacht werden. Redner for⸗ derte u. a. die Uebernahme der Eiſen⸗ bahnen auf das Reich. Es ſei jetzt viel⸗ leicht der letzte Zeitpunkt, in dem von Preußen im Falle einer Vergemeinſchaftung der deutſchen Eiſenbahnen gewiſſenompenſationen zu erhalten wären. Im Hinblick auf die Friedensverhand⸗ lungen ſei im Reich wie in den Bundesſtaaten uneingeſchränktes Vertrauen zum Volke die For⸗ derung des Tages. —— 1 die geſchwätzige und Hagen EECC ˙ PFFFFFFFTTTTCTCTCTCTCTCTT0TTTTT Dee eeeeeeeee D 8 25— entblößten Hauptes der Vürgermeiſter und ſeiner zu Paris herausgegebenen Zeitung„Le Rat“. Dabei handelt es ſich um eine auße lichkeit ſtellte Reſi gen die ordentlich beſchwerliche und hinterhältige Ange⸗ewig durſtige Nachbaxin hin, ſpielte Joſef Kal⸗ überreicht in demütiger Haltung dem ſiegreichen Eroberer die Schlüſſel der Tore. Heutzutage ſind Stadtmauern mit Schießſcharten und Zug⸗ brücken nur noch dem Maler reizende Ueber⸗ bleibſel aus alten Tagen und kein evnſtes Hin⸗ dernis mehr für den Belagerer. Mit dem Fall der vorgeſchobenen Forts und der Zwiſchen⸗ werke iſt auch das Schickſal der Feſtung ſelbſt be⸗ ſiegelt. Unſere unwiderſtehlichen 42 Zentimeter⸗ Geſchütze ſind der„Bankerott aller Feſtungen.“ Lüttich und Antwerpen haben es bewieſen. Aber ſelbſt wenn die Stadtbehörden der alten polniſchen Königsſtadt Warſchau dem Prinzen Lebpold von Bayern die Schlüſſel der Feſtung hätten übergeben wollen, vielleicht nur in ſym⸗ das nicht boliſcher Handlung, ſo wäre ihnen 9588 5 85 Dreitägigen Schlach 28. bis 30. Juli möglich geweſen. Nicht dort befinden ſich die der dreitägigen Schlacht vom is 30. 8 Sahkiſe 575— in der Schweiz, in dem 1656 zwiſchen den ſchwediſch⸗brandenburgiſchen maleriſch gelegenen Rabperswil am Zürichſee. Da birgt ein trutziges aus dem 14. hundert ſtammendes Schloß rungen an die langjährigen, Gemälde⸗ und Bildhauerarbeiten, grob geſchmiedeten Schlüſſel gen Feſtungstore Warſchaus. auf ſchweizeriſchem Boden gegründet. ch Während der Repolutionsjahre 1830—1 war und trat er in Warſchau Adjutant Rozyckis Städtchen Jahr⸗ zahlreiche Erinne⸗ unglücklichen Kämpfe der ritterlichen Polen für ihre Freiheit: Waffen und Uniformen, Schmuckſachen u. Münzen, und un⸗ ter allen den Koſtbarkeiten auch die ſchweren, zum ehemali⸗ Graf Wladislaw Broel⸗Plater(geb. 1809) hat dieſes polniſche Nationalmuſeum Polonais“ ein. Im Jahre 1844 verheiratete er ſich in der Schweiz 1 der bekannten Schau⸗ ſpielerin und Schrif Karoline Bauer (1807—1878), die einſt eine Zierde der Deutſchen Bühne war u. errichtete mit großen Opfern an Geld 1863 das genannte Muſeum, eine jetzt viel beſuchte Sehenswürdigkeit. Im Schloß von Rapperswil ruht Graf Plater an der Seite ſeiner Gattin und in der Schloßkapelle ſteht eine bronzene Urne mit dem Herzen des Thad⸗ däus Koseiuszko(geſt. 1817), des Helden und letzten Oberfeldherrn der Republik Polen. Im Schloßhof breitet auf ſchlanker Säule der polniſche Adler ſeine Schwingen unter der Sonne der freien Schweiz. Um Warſchau iſt oft und blutig gekämpft worden. Zuerſt kapitulierte die Feſtung nach Truppen u. dem Heere König Johann Kaſimirs von Polen. Von Karl XII. wurde ſie 1703 ohne Kampf beſetzt und am 5. November 1794 nach blutigen Kämpfen durch die Ruſſen unter Suworow erſtürmt. Im Jahre 1806 ergriffen die Franzoſen Beſitz von ihr und am 8. Sept. 1831, nach der Niederwerfung der polniſchen Revolution, erfolgte die Uebergabe Warſchaus an den Feldmarſchall Paskewitſch. Damals hat vermutlich— Sicheres iſt nicht bekannt— Graf Plater die Schlüſſel der Feſtung an ſich genom⸗ men und ins Ausland gebracht. Neues Theater im Noſengarten. 2. Gaſtſpiel der Ezl⸗Bühne. Der zweite Exl⸗Abend hrachte eine unterhalt⸗ legenheit, bet der Erzvater Abraham Gevatter ſtehen muß, um durch ſein Beiſpiel einem kinder⸗ loſen Ehepaar zu zwei in jedem Sinn ungleichen Söhnen zu verhelſen. Ein Erfolg, der ſäuber⸗ lich und bedachtſam in einer ungemein ausgiebi⸗ gen Vorgeſchichte zubereitet wird und in ſeinem Reſultat nach 20 Jahren im eigentlichen Haupt⸗ ſtück vorgeführt wird. Nur daß Fabian⸗Ismael, eben weil er überhaupt kein richtiger Ismael, ſondern der Sohn des Altknechtes iſt, erſt nach 19 Jahren auswandern und einem andern Iſaak das Feld endgültig räumen muß. Das alles iſt in einem ordentlichen Volksſtück untergebracht, das ſein Gefühl und ſeine Verdrießlichkeiten und die ganze Reihe ſeiner wohlbekannten Typen aufmarſchieren läßt und durch deren Darſtellung vollſtändig mit ſich verſöhnt. Da iſt ein Pſarrer, der nicht mehr ſo ganz auf die Bibel, d. h. die Erzväter zu ſchwören vermag, und der in glück⸗ licher Einſicht in die Bedürftigkeit der menſch⸗ lichen Natur einen dicken Strich ziehen lernte zwiſchen den Dingen mit denen er ſeinen Herr⸗ gott behelligen darf, und denen, die er nach menſchlichſtem Ermeſſen kuriert, auch wenn er ſich dabei den Schnußfen holl⸗ Dieſen ehrwür⸗ digen, verſtändnisvollen alten Herrn bringt Lud⸗ wig Auer mit geziemender Umſtändlichkeit ganz prüchtig auf die Bühne. Das Ehepaar, mit dem er ſeine heilige Not hat, wird von Ferdinand und Anna Eyltheſpielt, und ſie zeigen ihre beſten Fähigkeiten in der Darſtellung der nicht die Altmagd, von 7 auch wo ſie nichts an kleinſten Einzelheiten bach einen auf blanke Zahlung in jeder Si⸗ tuation bedachten Vetter. Julius Pohl als ver⸗ dächtiger Biedermann Mathes, Romedus Zirl als muſterhafter Deodonat, Fritz Zötſch als Galgenſtrick Fabian halfſen weiter dazu, dem „Heiligen Rat“ ein gutes Eude zu ſchaffen und die wenigen Anweſenden vergnügt zu entlaſſen. 1 Nus dem Mannheimer Kunſtleben. Thenternachricht. Die Beſetzung der Aufführung von Hebbels „Gyges undſein Ring“ das in der Hage⸗ mannſchen Einrichtung am Freitag neu einſtu⸗ diert in Szene geht, iſt folgende: Kandaules— Fritz Alberti, Rhodope— Thila Hummel, Gyges — Georg Köhler, Lesbia— Margarete Köckeritz, Hero— Aliee Liſſo, Thoas— Hans Godeck, Karnga— Robert Garriſon. Die Spielleitung hat Max Krüger. Im Neuen Theater bringt die Exyl⸗Bühne als letzte Gaſtſpiel⸗Vorſtellung Raimund von Leons Volksſtück„Deutſche Bauern in Tirol“ zur Aufführung. Das Stück ſpielt an der italieniſchen Sprachgrenze und ſchildert den Kampf des öſterreichiſchen Deutſchtums mit dem drohenden Einbruch des welſchen Geiſtes und der welſchen Sitten. Hlavierabend Wilhelm Bacthaus. Wir machen nochmals auf deu heute abend um ſpäter, nachdem er aus ſeiner Heimat entflohen für die polniſchen Intereſſen in war, warm ſame Aufführung von Ganghofers„Heiligem ſchenkte. Mit famoſer, haarſträubender Natür⸗ 8 Uhr im Kaſinoſagl ſtattfindenden Klavierabend von Wilhelm Backhaus aufmerkſam. 4. Seite. General⸗Auzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt) Die Sperre des feindlichen Dermsgens in Deutſchland. Berlin, 13. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Bezüglich der Anmeldung und Sperre des feind⸗ lichen Vermögens führt die„Norddeutſche All⸗ gemeine Zeitung“ u. a. aus: Die Regierungen von England, Frankreich und Rußland haben eine Reihe von Maßnahmen getroffen, die darauf hinausgehen, auf das geſamte in ihrem Machtbereich befindliche deutſche Vermögen Hand zu legen. Nach der in Frankreich und England von den Regierungsvertretern abge⸗ gebenen Erklärung beſleht die Abſicht, dieſes Vermögen als Pfand bei künftigen Friedens⸗ verhandlungen zu verwerten. Die deutſche Re⸗ gierung iſt in allen Fragen, die aus einer Ver⸗ letzung von deutſchen Privatrechten durch die feindlichen Regierungen erwachſen ſind, dem Prinzip gefolgt, daß Gegenmaßnahmen im Wege der Vergeltung— aber nur Vergel⸗ tungsmaßnahmen— zuläſſig und geboten er⸗ ſcheinen. Es ſoll dem feindlichen Auslande zum Bewußtſein gebracht werden, daß das in deut⸗ ſcher Hand befindliche engliſche, franzöſiſche und ruſſiſche Vermögen in dem Maße gefährdet und bedroht iſt, als die Regierungen dieſer St aten gegen das in ihrer Gewalt befindliche deutſche Vermögen vorgehen. Hiernach ſteht die deutſche Regierung auch nicht länger an, das gegen die Geſamtheit des deutſchen Vermögens gerichtete Vorgehen des feindlichen Auslandes mit der Sperre und Anmeldung des geſamten Ver⸗ mögens in Deutſchland zu erwidern. Der Artikel weiſt ſodann auf die Verordnung des Bundes⸗ vats vom 7. Oktober 1915„Ueber die Anmel⸗ dung des im Inlande befindlichen Vermögens von Angehörigen feindlicher Staaten“ hin und hebt die Notwendigkeit hervor, ſich den Wort⸗ laut dieſer Verordnung, der im Reichsgeſetzblatt Nr. 136 veröffentlicht worden iſt, alsbald zu heſchaffen. Aus Stadt und Dand. Mannheim, 14. Oktober 1915. 2 bestesestetetectete, Mit 0 dem eeesez Eiſernen Krenz ausgezeichnet Offizier⸗Stellvertreter Leo Oppenheimer, G 7, 25 hier wohnhaft; die badiſche Verdienſt⸗ inedaille beſitzt Oppenheimer ſchon ſeit einigen Monaten. Sein Bruder, Unteroffizier Edgar Oppenheimer, hat die beiden Auszeichnungen ebenfalls erhalten. 05 29„„„„„„„. Die Mehl⸗ und Brotverſorgung in Mannheim. Wir ſind heute gezwungen, einen Mißſtand zur Sprache zu bringen, der ſich ſchon ſeit Wochen, ja vielleicht ſogar ſeit Monaten fühlbar macht und über den uns ſchon vielfache Klagen zugegangen ſind. Wenn wir bis jetzt darauf verzichtet hatten, die Sache in der Oeffentlichkeit zur Sprache zu bringen, ſo geſchah dies in der Hoffnung, daß ſich die Frage mit der Zeit regeln und eine Beſſerung eintreten werde. Leider hat ſich dieſe Hoffnung nicht erfüllt. Der Mißſtand beſteht darin, daß die hieſige Einwohnerſchaft zwar Meblmarken erhält, daß es aber manch⸗ mal ſehr ſchwer fällt, oder unmöglich iſt, bei einem Bäcker Mehl zu bekommen. Es wird uns erzählt, daß die Leute oft Tage lang von einer Bäckerei zur andern laufen müſſen, um nur kleine Mengen zu bekommen. Woran liegt das? Brot und Mehl iſt genügend vorhanden und dem Kommunalverband Mannheim wird das ihm zukommende Quantum von der Reichsvertei⸗ lungsſtelle zur Verfügung geſtellt. Beſteht da in Mannheim noch ein indirektes Sparſyſtemꝰ Faſt hat es ſo den Anſchein. Wäre dies der Fall, würde ſich die Bürgerſchaft dieſes un⸗ Rötige Sparſyſtem auf das energiſchſte verbitten. Jedenfalls iſt es Pflicht der Leitung des Kom⸗ munalverbandes, dieſen Dingen auf den Grund zu gehen und für Abhilfe zu ſorgen. Schon heute beſteht über dieſe Verhältniſſe, über die man in anderen Städten nicht zu klagen hat und die wie es ſcheint, nur in Mannheim vorhan⸗ den find, große berechtigte Mißſtimmung. geht uns wieder von einem hieſigen Einwohner folgende Zuſchrift zu: Der Berkauf,von Mehl in der Stadt Mannheim Ich wäre der Verehrlichen Mehlverſorgung ſehr dankbar, wenn ſie mir verraten würde, wo man eben für ſeine paar Mehlmarken noch etwas Mehl bekommen könnte. Es iſt mir jetzt dieſen Monat ſchon das zweite Mal paſſiert, daß ich mein Mädchen in der Ober⸗ und Unterſtadt in allen mir bewußten Bäckereien und Kolonial⸗ warenländen herumſchicken mußte, ohne jedoch ein Stäubchen Mehl zu bekommen. Ich frage, wer hat denn Mehl zu verkaufen oder iſt der Mehlverkauf beſchränkt auf ein oder zwei Tage im Monat, wenn man das nicht weiß, ſo haben die Mehlmarken nach meiner Anſicht überhaupt keinen Wert. Aufklärung über die Verſorgungsgebühr⸗ niſſe. Im Verlage von Gerhard Stalling⸗ Oldenburg i. Gr. iſt ein vom Rechnungsrat Demmig in der Rentenabteilung des Kriegs⸗ miniſteriums herausgegebenes Merkbuch(Preis 35⁵ Pfg.) erſchienen, das alles Wiſſenswerte über die Mannſchaftsverſorgung enthält. Dem Buche iſt eine Rententabelle mit Verſorgungsbeiſpielen „Aus dem Erträgnis des badiſchen Opfertages ſind dem Badiſchen Landesverein vom Roten Kreuz bis jetzt 240 800 M. abgeliefert worden. Vernichtung von Briefen nach Deutſchland. Der„Voſſ. Ztg.“ wird geſchrieben: Tauſende von Poſtſendungen, die aus allen Teilen der Vereinigten Staaten nach Deutſchland und Bel⸗ gien gerichtet ſind, werden nach einer Meldung der„Weſtlichen Poſt“ aus London allwöchentlich auf Anordnung des engliſchen Zenſurdeparte⸗ ments ein Opfer der Flammen. Ein Teil der Briefe, die Namen und Adreſſe des Abſenders enthalten, wird zurückgeſchickt. Die Mehrzahl der Sendungen wird jedoch in einem großen Ofen des ſogenannten„Briefvernichtungsamtes“ in Aſche verwandelt. Die Briefe ſtammen in der Hauptſache von in Kirkwall zur Unterſuch⸗ ung eingebrachten Dampfern, von wo ſie auf das Londoner Zenſuramt wandern. Auch Sendun⸗ gen, die ſich auf direkt aus den Vereinigten Staaten nach England kommenden Dampfern zur Beförderung nach Deutſchland befinden, er⸗ erfahren das gleiche Schickſal. Bei dieſer Ge⸗ legenheit gehen auch beträchtliche Werte zu⸗ grunde, da viele dieſer Brieſe Papiergeld ent⸗ halten, die von Amerika aus an vermeintlich infolge des Krieges in Not geratene Angehörige oder Bekannte geſandt werden. 5 * Nutzbarmachung der heimiſchen Oelfrüchte. Wegen der Erſchwerung der Einfuhr von Oelen aus dem Ausland erſcheint die Nutzbarmachunng der heimiſchen Oelfrüchte dringend geboten. Der Kriegsausſchuß für pflanzliche und tieriſche Oele und Fette hat da⸗ her auch den Ankauf von Sonnenblumenſamen, Bucheckern(Bucheln) und Lindenſamen über⸗ nommen. Um die Sammlung zu erleichtern, ſind die Bahnmeiſtereien angewieſen, Abliefe⸗ rungen von Privaten zwecks Weiterleitung an den Kriegsausſchuß zu folgenden Preiſen ent⸗ gegenzunehmen: Sonnenblumenſamen: 40 Pfg. für 1 Kg., Buchecker lufttrocken: 40 Pfg. für 1 Kg., Buchecker gedörrt: 50 Pfg. für 1 Kg., Lindenſamen lufttrocken oder gedörrt:.30 Mk. für 1 Kg. Die Zuſendungen andie Bahnmeiſte⸗ reien haben fracht⸗ und unkoſtenfrei zu erfolgen; für die weiteren Frachtkoſten ſowie die Maga⸗ zinskoſten wird ein geringer Betrag berechnet. Soweit die genannten Samen nicht in eigener Wirtſchaft(als Hühnerfutter, zur Oelgewin⸗ nung uſw.) benötigt werden, darf erwartet wer⸗ daß die Ablieferung in großem Umfang erfolgt. * Jungdeutſchlandbund Baden, Ortsverein Mannheim. Wie im vorigen Jahre hat auch für dieſen Winter der Stadtrat zu den Veranſtaltun⸗ gen des Ortsvereins in dankenswerter Weiſe die Kunſthalle zur Verfügung geſtellt. Es wird ſich darum handeln, die Fortbildungsſchulpflichtigen beider Geſchlechter durch die zunächſt für alle Sonntage des Winterhalbjahrs abends 6 Uhr in Ausſicht genommenen Vorträge anzuregen und ihnen einigermaßen einen Erſatz zu bieten für die Sorgfalt, die von den in großer Zahl einbe⸗ rufenen Lehrern auf ſie verwandt wurde. Er⸗ freulicherweiſe ſind uns mit Rückſicht darauf von verſchiedenen Seiten Vorträge in Ausſicht geſtellt, deren Inhalt durch Lichtbilder verdeut⸗ licht werden ſoll. Für weitere Anmeldungen von ſolchen, die Vorträge halten wollen, wäre der Vorſtand dankbar. Die Eröffnung findet am Sonntag, 17. ds. Mts., abends 6 Uhr, im Vortragsſaale der Kunſthalle ſtatt. Die Hoch⸗ ſchule für Muſik hat in dankenswerter Weiſe Lie⸗ der⸗ und Inſtrumentalvorträge zugeſagt. Hier⸗ zu ſind alle fortbildungsſchulpflichten Knaben und Mädchen und Freunde unſerer Beſtrebungen freundlichſt eingeladen. *Der kath. Frauenbund wird am 19. Oktober, abends ½9 Uhr, mit ſeinen großen Vorträgen beginnen. Die Themata lauten: 1. Die deutſche Frau am Herdfeuer der Volkskraft. 2 Wie wer⸗ ten wir Jungfräulichkeit und Ehes 3. Die Frau in der Ehe.— Welche Stellung weiſt ihr die Bibel an? 4. Die Frau im Beruf.— Frauen⸗ bewegung und„Frauenemanzipation“. Nach jedem Vortrag wird ein Diskuſſionsabend in der darauffolgenden Woche eingeſchoben, bei dem Gelegenheit gegeben wird, in die dargebotenen Ideen tiefer einzudringen. Die Einladung zum Beſuch der Vorträge ergeht zunächſt an die ge⸗ ſamte katholiſche Frauenwelt Maunnheims. Da aber die angeregten Fragen unſer geſamtes deut⸗ ſches Volksleben berühren, ſo lädt der Kath. Frauenbund alle Frauen ein, die ſich gedrängt fühlen an der Behandlung ernſter Fragen teil⸗ zunehmen, wo immer dazu Gelegenheit geboten wird. Die Vorträge finden im Bernhardushof ſtatt. Der Eintritt iſt frei, doch werden am Schluſſe der Vorträge bei den Ausgängen je⸗ weils Mitglieder unſeres Jugendbundes frei⸗ willige Beiträge zur Deckung der K oſten gern in Empfang nehmen.(Näheres im Anzeigeteil im geſtrigen Abendblatt.) *Kamerun⸗Miſſion. Am 11. Februar ds. Is. berichtete Herr Miſſionar Lutz aus Kamerun in der Trinitatiskirche über die Kamerun⸗Miſ⸗ ſion in der Kriegszeit. Inzwiſchen hat der Weltkrieg unſerer Miſſionsarbeit in dieſer Ko⸗ lonie weitere ſchmerzliche Wunden geſchlagen. Am Freitag, den 15. Oktober, abends 81½ Uhr, wird Herr Miſſionar Stolz aus Kamerun in der Friedenskirche einen Vortrag halten über den derzeitigen Stand der Miſſion in ſeinem bisheri⸗ gen Wirkungskreis. Er war 20 Jahre in Ka⸗ merun tätig. Im Januar wurde er von den Engländern in die Gefangenſchaft nach Lagos geführt. 6 Monate war er gefangen in Lagos und Kamerun und 2 Monate in England inter⸗ niert. Erſt wenige Wochen weilt Herr Stolz in ſeiner badiſchen Heimat. Alle Miſſions⸗ und Kolonialfreunde ſind zu dieſem Miſſtonsgottes⸗ dienſt herzlichſt eingeladen. Wir verweiſen auf die Anzeige in dieſer Nummer. Beſuch der Nönigin von Bauern in Cudwigshafen. p. Ludwigshafen, 13. Okt. Heute vor⸗ mittag 9 Uhr 50 lief der Sonderzug der Königin im hieſigen Hauptbahnhofe ein. Und Antragsmuſtern beigegeben. Es dient zur Aufklärung aller kriegsbeſchädigten Mannſchaf⸗ 5 1 die zbnen Fuſtebenden gebi 5 Dem Hofwagen I Oberhofmeiſter Freiherr von Laßberg, Oberhof⸗ meiſterin Gräfin Türkheim, Schlüſſeldame Ba⸗ ronin Keßler, Leibarzt Medizinalrat Dr. von Hößlin, Regierungspräſident Exz. von Neuffer und Eiſenbahnpräſident von Gayer. Zur Be⸗ grüßung waren auf dem Bahnhofe Regierungs⸗ rat Matheus und Oberbürgermeiſter Hofrat Krafft erſchienen. Frl. Raſchig entbot den Herrſchaften unter herzlichen Willkommworten einen Blumengruß. Die Königin ließ ſich dann die Vorſtandsdamen des Frauenvereins vom Roten Kreuz, die anweſenden Offiziere und Ordensſchweſtern vorſtellen. Unter begeiſtertem Jubel der am Bahnhof aufgeſtellten Jungmann⸗ ſchaft und Schuljugend beſtiegen die Kgl. Hohei⸗ ten mit ihrem Gefolge die bereitſtehenden Kraft⸗ wagen, die ſie durch die dichtbelebte, fahnen⸗ geſchmückte Gräfenau⸗ und Goetheſtraße unter ſtändigen Hochrufen an das Reſervelazarett in der Goetheſchule führten. Nach Begrüßung und Vorſtellung der Aerzte und Vorſtandsdamen be⸗ gaben ſich die hohen Gäſte in den Hof, wo die Leichtverwundeten Aufſtellung genommen hatten und ſpäter in die einzelnen Lazarettzimmer. Die Königin und Prinzeſſin Hildegard unterhielten ſich leutſelig mit den Verwundeten, erkundigten ſich nach ihren Verhältniſſen und beſchenkten jeden einzelnen mit dem Bild des Königs und Kronprinzen, ſowie einem Soldatenliederbüch⸗ lein. Längere Zeit verweilten die Herrſchaften in der Ausſtellung der von den Verwundeten an⸗ gefertigten Handarbeiten. Ein beſonders ſchönes Stück, ein Automobilmodell, wurde der Königin zum Geſchenk gemacht. Mit anerkennenden Dankesworten verabſchiedete ſich die Königin.— Die Fahrt ging dann durch die Rupprecht⸗ und Anilinſtraße nach dem Lazarett der Anilinfabrik in der Brunckſtraße, das verwundeten Offizieren Aufenthalt bietet und z. Zt. 20 Pfleglinge be⸗ herbergt, die alle von der Königin ins Geſpräch gezogen wurden. Unter lebhafter Begrüßung der angeſammelten Arbeiterſchaft und Schul⸗ jugend begaben ſich die Herrſchaften zu dem gegenüberliegenden Lazarett Anilinfabrik und erfreuten auch hier jeden einzelnen Verwunde⸗ ten durch Anſprache und die erwähnten Ge⸗ ſchenke. Im Kaſino der Anilinfabrik nahmen die hohen Gäſte dann das Frühſtück ein. Später ging die Fahrt zur Beſichtigung der Zentralnäh⸗ ſtuben in der Rheinſchule, die den Beifall und die Anerkennung der Königin fanden. Unter lebhafter Begrüßung erfolgte die Abfahrt der Herrſchaften mittels Sonderzug kurz nach 3 Uhr. Polizeiberichht vom 14. Oktober 1915. Selbſtmordverſuch. Wegen Familien⸗ zwiſtigkeiten ſprang geſtern Abend 73½ Uhr eine 36 Jahre alte Bahnarbeitersehefrau, wohnhaft in der Neckarſtadt, bei der neuen Neckarbrücke in ſelbſt⸗ mörderiſcher Abſicht in den Neckar. Ein in der Nähe weilender Matroſe bernerkte den Vorgang, fuhr mit einem Nachen zur Tatſtelle und konnte die Lebensmüde noch vor dem Ertrinken aus dem Waſſer bringen. Sie wurde darguf in ihre Woh⸗ nung verbracht. Leichenfund. Am 22. September ds. Is. wurde in einer Feldſcheune bei Berkersheim die Leiche eines unbekannten Mannes aufgefunden. Es handelt ſich anſcheinend um einen Landſtreicher. Der Unbekannte war etwa 60 Jahre alt, 1,60 Mtr. groß, von ſchwächlicher Geſtalt. Er hatte dunkel⸗ meliertes Haar und rotmelierten, geſtutzten Schnurr⸗ und Kinnbart, eingefallene Wangen. Be⸗ kleidet war er mit grüner Lodenjoppe, grauge⸗ ſtreifter Weſte und Hoſe(letztere an den Knieen mit großen rotgeſtreiften Lappen geflickt), grauem Trikothemd, grauen Fußlappen, guten Arbeits⸗ ſchnürſtiefeln und altem grünem Hut. Um Mit⸗ teilung über die Perſönlichkeit des Verlebten er⸗ ſucht die Schutzmannſchaft. .9 7 8 Aus dem Großherzogtum. :Lahr, 12. Okt. Ein niederträchtiger Bubenſtreich wurde auf der Ruine Geroldseck verübt. Der als Hüter des alten Banwerkes beſtellte Mann bemerkte, daß an dem neben dem Eingang zum ehemaligen Ritterſaal befindlichen Wappen kleine Teile abgeſplittert waren; die einzelnen Steinſplitter lagen zerſtreut am Boden. Offenbar hatten ſich dumme Jungen das ſonder⸗ bare Vergnügen gemacht, das alte Wappen, das ſtets die Freude der Altertumsfreunde erregte, als Zielſcheibe für Steinwürfe zu benutzen, ohne zu bedenken, welch unerſetzlichen Wert ſie damit zerſtörten. 0 Pfalz, Beſſen und Umgebung. Neuſtadt a.., 12. Olt In dey Nacht vom Sonntag auf Montag wurde im belebteſten Teil der Hauptſtraße in nicht weniger als vier Läden eingebrochen. Bei Kürſchner Hardt ſtahlen die Diebe für 1700 M. Pelze, im Korſettgeſchäft Funk ein Korſett, in Kaiſers Kaffeegeſchäft die Kaſſette mit 5 M. und bei der Modiſtin Roſa Mayer ein paar Strümpfe. Die Suche nach Geld ſcheint die Hauptſache geweſen zu ſein, wie die erbrochenen Ladenkaſſen beweiſen, jedoch ſtanden ſie vor leeren Schubladen. Die Täter ſind noch nicht ermittelt. Landau, 13. Okt. Dem ausführlichen 21. Jahresbericht der Höheren Handels⸗ ſchu le Landau(Pfalz) iſt zu entnehmen, daß die Anſtalt von 172 Schülern im verfloſſenen Kriegsjahr beſucht wurde. In dem mit der An⸗ ſtalt verbundenen Schülerheim haben 89 Zög⸗ linge Aufnahme gefunden. Während der Dauer des Krieges haben insgeſamt 35 Handelsſchüler den Berechtigungsſchein zum einjährig⸗freiwilli⸗ gen Militärdienſt erworben. Die Beſucher der Handelskurſe und die Abſolventen der letzten Jahresklaſſe bekamen, ſoweit ſie nicht zum Mili⸗ tärdienſt einberufen wurden, durch die Stellen⸗ vermittlung des Direktors entſpreechende Stel⸗ lungen. Das neue entſtiegen die Königin, Prinzeffin Hildegard, Schuljahr nimmt am 14. Letzle Meldungen Me Kriegslage auf dem Balban. Ein Aufruf des Oberbefehlshabers der bul⸗ gariſchen Armee. Berlin, 14. Okt.(Von u. Berl. Bur.) Aus Sofia wird unterm 13. gemeldet: Die Morgenblätter bringen einen Aufruf dez Oberbefehlshabers General Jekow an die Armee. Der Oberbefehlshaber wendet ſich an die Offiziere und Mannſchaften, erinnert ſie an ihre hohe Pflicht und betont, diß Armee und Volk ſchon Krieges⸗Glück und Krieges⸗Leid würdig getragen haben. Die bul⸗ gariſche Armee berge die Fähigkeit, auch das Schwerſte zu überwinden. Der Himutel werde Lorbeer bekränzen. Keine weitere Aenderung im bulgariſchen Kabinett. Berlin, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich) Nach amtlichen Berichten aus Sofia iſt die Meldung von weiteren Veränderungen im bul⸗ gariſchen Miniſterium insbeſondere von dem Rücktritt des Finanzminiſters Tontſchew völlig unbegründet. 8 Revolutionäre Gärung in Albanien. m. Köln, 14. Okt.(Priv⸗Telegr.) Laut der Kölniſchen Volkszeitung meldet die Gazeita delo Popolo: In ganz Albanien herrſcht eine revolutionäre Gärung. Im Einverſtänd. nis mit Bulgarien bereiten die Alba⸗ Serben und Montenegriner und zur Wieder⸗ bei dem deutſchen Einfallheere befindet. Unſere Anterſeeboote. Lon don, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich) Das Fiſcher fahrzeug„Voulture“ aus Grimsby iſt in der Nordſee verſenkt worden; man glaubt, daß die Beſatzung von 10 Mann ertrunken iſt. 3 Leichen ſind bereits gefunden worden. 1 Die Beſchlagnahme franzöſiſcher Blätter. Paris, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich.) Der„Temps“ meldet: Der Proteſt des Syn⸗ dikats der Pariſer Preſſe gegen die Beſchlag nahme verſchiedener Zeitungen führt aus, binnen 14 Tagen ſeien 5 Zeitungen beſchlag⸗ nahmt wopden, weil ſie Nachrichten und Doku⸗ menke veröffentlichten, welche gleichzeitig in ausländiſchen Blättern in Paris verbreitet werden konnten. Der Proteſt erklärt, es ſcheine, daß eim Autsnahmeregime zu Gunſten der ausländiſchen Preſſe beſtehe. Die fran· zöſiſche Preſſe ſei nicht länger gewillt, ſich eine willkürliche Behandlung durch die Zenſur ge⸗ fallen zu laſſen. 4 Die Krankheit des Herrn 7 2 elin, 14. Okt.(Von unſ. Berl. Büro. Alg wird 921 Der Zuſtand Delcaſſses ſoll nach Pariſer Nachrichten ſehr ernſt ſein. Der Miniſter, der in der vorigen Woche einen ſchweren Influenzaanfall überſtanden hatte, habe ſich jetzt eine ſehr ſchlecht verlaufende Lungenentzündung zuge⸗ zogen. 5 Schweden proteſtiert gegen die Verletzung ſeiner 05 Neutralität. JBerlin, 14. Okt.(Von unſ. Berl. Bur.) Aus Amſterdam wird unterm 13. d. Mts. ge⸗ meldet: Die ſchwediſche Regierung beauftragte ihren Londoner Geſandten, gegen die Verletzung der ſchwediſchen Neutralität in der Oſtſee durch ein engliſches Unterſeeboot zu proteſticren. Maxim Gorki gegen die ruſſiſchen Miniſter. Berlin, 14. Okt.(Von unſ. Berl. Büro.) Aus Sofia wird gemeldet: Maxim Gork! ſagte in einer Studentenverſammlung in Mos⸗ kau u..: Unſere Miniſter ſchwätzen, Rußland könne den Krieg noch 5 Jahre aushalten und ſich im ſchlimmſten Falle ins Uralgebirge zurück⸗ ziehen. Das ſind einfältige Redens⸗ arten. Rußland wird aufgehört haben, zu beſtehen, wenn unſere Feinde ſich in Peters⸗ burg, Kiew und Moskau feſtſetzen. * Tinn c. Von der Schweizer Grenze, 14. Okt. (Priv.⸗Tel..) Schweizer Blätter melden aus Petersburg: Der Gouverneur von Peters⸗ burg iſt ſeiner Funktionen enthoben worden. c. Von der Schweizer Grenze, 14. Okt. (Priv.⸗Tel..) Die Basler Nationalzeitung mel⸗ det aus Lyon, daß die kürzlich formierte fran⸗ zöſiſche Oſtarmee aufgelöſt, zum größe⸗ ren Teile nach Saloniki und zum kleineren Teile nach dem nördlichen Kriegsſchau⸗ platze befördert wurde. G. Von der Schweizer Grenze, 14. Okt. (Prib.⸗Tel..) Nach Schweizer Blättermeldungen wird in einem Artikel der Petersburger„Nowoj⸗ Wremja“ beanſtandet, daß Italien auf den Kriegs ſchauplätzen im Oſten und Weſten nicht eingreife obwohl die Front, an der es Krieg führt, im Ver⸗ hältnis zu ſeiner Heeresmacht doch recht klein ſei Amſterdam, 14. Okt.(WTB. Nichtamtlich. Der niederländiſche Konſul in A ſelsk mel det: der and“ vov Rotterdam nach elsr in Oktober d. Is. ſeinen Anſa 7 unterwegs weißen Meere 25 i d ſatzung ſſt aevettet.——5 225 Donnerstag, den 14. Oktober II5. die Hoffnungen des bulgariſchen Volkes mit nier eine Erhebung vor, zur Verjagung der einſetzung des Fürſten zu Wied, der ſich bereſts 25 0 yn⸗ ag⸗ U18, ag⸗ ku⸗ in itet e8 ſten an· ine Donnerstag, den 14. Oktober 1915. General⸗Auzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt) 5. Seite. Zulgariens Wirtschaſt neigt zu den Mittemächten. Die Verbandsmächte haben durch die Entschei- dung Bulgariens zu Gunsten der Mittemächte einen schweren Schlag erlitten. In ihrer bei- spiellosen Ueberhebung glaubten sie auch dieses tapfere Volh vor ihren festgeſahrenen Karren spannen zu können. Rußland besonders wollte wWieder einmal mit dem recht abgenutzten Be- grift des„Penslavismus“ hausieren gehen, ob- gleich der zweite Balkankrieg deutlich gezeigt hatte, daß dieser Begriff nur eine Erfindung Ruß- lands ist, mit der es die einzelnen slavischen Völler nach Belieben gegeneinander ausspielt zwecks dauernder Befestigung seiner Vorherr- schaft. An die Tatsache, daß die bulgarische Wirtschaft schon längst zu den Mittemächten neigt, hat im Lager der Verbandsmächte niemand gedacht. Zum mindesten durfte diese schwerwiegende Frage von niemand berührt werden. Mit seinen fruchtbaren, reichlich bewässerten Ebenen ist Bulgarien ein Agrikulturland ersten Ranges, das vor allem den Wettbe⸗ werb Rußlands zu fürchten hatte. Drei Viertel seines Areals dienen Landwirtschaftszwecken, vier Fünftel seines Volkes sind iet Ackerbau und Vieh- zucht beschäftigt. Unter den Bodenerzeugnissen stelen Weizen und Mais an erster Stelle. An Weizen wurden dieses Jahr nach den Angaben des Internationalen Landwirtschaftsinstituts in Rom 1 257 690 t gewonnen. Die Weizenerträge waren aber schon bedeutend höher, beispiels- Weise 1913 volle 1650 000 t, und jedenfalls geht die Emte über den Bedarf der heimischen Be- völkerung hinaus, so daß ausehnliche Beträge für die Ausfulir übrig bleiben. Ihre Richtung geht natürlich an die großen Konsumtionsgebiete im Westen, also Oester- reich, dann aber auch Deutschland. Wir bezogen aus Bulgarien: an Weizen im Jahre 1913 1328 ̃ im Werte von 0,22 Mill. M. und im Jahre 1912 ganze 10 786 t im Werte von 1,93 Mill..; an Mais in 1913 2904 t im Werte von 0,33 Mill. Mark und in 1912 14153 t im Werte von 1,84 Millionen Mark. Spricht schon aus diesen Zahlen ein reger Handelsverkehr, so wird die Wrtschaftliche Zu- neigung Bulgariens zu den Mittemächten noch deutlicher, wenn wir uns, den bulgarischen Ge- SAamt Rußenhandel ansehen. Dieser be⸗ trug in 1913: 211, Mill.., in 1912: 295, Mill. Mark, in 1911: 307,1 Mill. M. Davon entfielen auf die Einfuhr 137 bezw. 170,5 bezw. 15,4 Millionen Mark, auf die Ausfuhr aber nur 74,6 bezw. 125,1 bezw. 147,7 Mill. 1I. Wir sehen also, daß der bulgarische Außenhandel in erheb- lichem Maße passiv ist, d. h. es werden mehr Waren eingeführt als ausgeführt. Auch hier zeigt die Herkunft der eingeführten Waren die enge Verknüpfung der bulgarischen Wirtschaft mit den Mittelmächten. Aus Deutschland hat Bul⸗ garien 1913 Waren im Werte von 303 Mill.., 1012 für 28,6 Mill. M. und 1911 für 23,0 Mill. Mark eingeführt. Die Ausfuhr nach Deutschland betrug in den gleichen Jahren 8,8 bezw, 18,0 bezw. 10,0 Mill. M. Für Oesterreich-Un-⸗ garn liegen uns die entsprechenden Angaben in Millionen Franken vor. Sie lauten in der Ein- fuhr auf 55 bezw. 51 bezw. 48, in der Ausfuhr auf 14 bezw. 16 bezw. 11. Neben diesen Zahlen Konumt nur noch der Handel mit Großbritannien in Frage, der jedoch hinter demjenigen mit Oesterreich-Ungarn und Deutschland erheblich zurücksteht. In Millionen Franken betrug er in denselben drei Jahren: Einfuhr 17 bezw. 32 bezw. 30j Ausfuhr 8 bezw. 16 bezw. 24. Der Waren- austausch zwischen Bulgarien und Frankreich ist ganz belanglos. Dagegen wirck mit der Türkei ein reger Handelsverkehr gepflogen. Hierzu kommt noch im juli 1914 der Abschluß einer Schatz wechselaunleihe in Höhe von 120 Mill. Franken mit der deutschen und Gsterreichisch-ungarischen Bankwelt. Diese finau- zielle Anlelnung an die Mittemächte fand uner Verdrängung des französischen Einijusses statt und war ein Vorbote der jetzigen Ereignisse, die. keinen Kenner überrascnen konnten. Vom rheinisch-westfälischen Eisenmarkt. (Von unserem Düsseldorfer Mitarbeiter). der Verhältnisse Der westdeutsche Eisenmarkt wird zur Zeit Verbands- Nachdem eine Anzahl von Betrieben in Luxemburg und Lothringen, die wWe⸗ gen der Nähe des Kampfgebietes in den ersten Kriegsmonaten ganz stilliegen oder doch beträcht- die Produktion allmählich wieder erweitern konnte, ist das Angebot in einzelnen-Produkten derart gewachsen, daß es bei der verminderten Auf- Wieder von ragen beherrscht. schwebenden liche Einschränkungen vornehmen mußten, und damit auch auf die Verkaufspreise unvorteil- haft einwirken nuiß. Das beziehlt sich in erster Linie auf Stabeisen und nebenbei auch noch auf Walzdraht. Die lose Form des Zusammen- schlusses in den bestehenden Preisvereinigungen konnte, da sie den Werken in der Bemessung des Absatzes und der Preise sozusagen völlig freie des Marktes nicht entgegenarbeiten, infolgedessen ist der Versuch unternommen worden, den Verein- barungen die straffere Form derart zu geben, daßg die Werke sich unter Verhängung von Nonven- tionalstrafen bei Verstößen gegen die Verein⸗ barungen verpflichten sollen, durch Kontim gentierung der Produktion und Ein- die Erzeugung mehr im Einklang mit der Nach- krage zu bringen. Bis zur Mitte des Jahres betrug die Stabeisen- produktion etwa 60 Prozent des normalen Be- darfes, jetzt ist sie auf annähernd 80 Prozent an- gewachsen und für diese Mengen fehlt dem Markte, selbst wenn man den ſortdauernd guten Bedarf der Heeresverwaltung berücksichtigt, die Aufnahmefähigkeit. Man muß immer wieder be⸗ rücksichtigen, daß der überseeische Export, der in Stabeisen vor dem Kriege eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, unter den heutigen Verhält⸗ nissen fast in Wegfall kommt und daß auch im inländischen Verkehr die allgemeinen Erwerbs- verhältnisse eine Wandlung erfahren, die in ver- mindertem Eisenbedarf sich ausdrücken. Das oben erwähnte Abkommen ist zwar noch nicht ganz perfekt, indessen scheint man auf der Skiz- zierten Grundlage zu einer Einigung zu kommen. Im November ist die Unterzeichnung des Ver- trages beabsichtigt. Man könnte daraus die Auffassung entnehmen, daßg nunmehr mit der Syndizierung auch der B Produkte, die seit mehr als zehn Jahren die Eisenindustrie beschäftigt, der An⸗ fang gemacht Würcle, indessen ist eine solche Auffassung doch wohl reichlich verfrüht, es han⸗ delt sich lediglich um eine in den heutigen Zeit⸗ verlüältnissen begründete Maßgnahme, welche den Eisenmarkt vor denjenigen starken Schwankungen bewallren soll, die sich in der heutigen Zeit be- sonders unangenehm bemerkbar machen würden. Darauf deutet auch die einstweilen nur halbjähr⸗ liche Dauer des Abkommeius bin, das man zu ge⸗ gebener Zeit nalürlich verlängern wird, wenn die Verhältnisse es exlordern sollten. Von den übri- gen Preisvereinigungen sind gleiche und ähnliche Manahmen vorläufig noch nicht geplant; der Markt in Blechen, Röhren und den Erzeuguissen der Drahtverfeinerung liegt immer noch derart test, daß die Mindestpreise nicht allein glatt er- zielt, sondern noch bei besonders schnellem Be- dark überboten werden. Ein Teil dieser Vereini- gungen ist vor kurzem zu weiteren Preiserhöh- ungen übergegangen, so haben die Werke für Drahtverfeinerung die Preise um 10 Mark pro Tonne hinaufgesetzt. Für Stabeisen und Draht soll, wenn Anfang November das Abkommen per- fekt werden wird, ebenfalls mit neuen Aufschlä⸗ gen auf die jetzigen Preise vorgegangen werden. Ob die Rohstoffwerbände dabei folgen, läßt sich 2. Tt. noch nicht übersehen. Beim Roheisenver- band bestand die Absicht, für einige Sorten Quali⸗ fätsroheisen nachträglich noch eine Erhöhung für das vierte Quartal eintreten zu lassen, die Ab- sicht ist indessen an dem Widerspruch der Meur- zahl der Werke gescheitert. Was die Beschäftigung im allgemeinen anbetrifft, so muß man unterscheiden zwischen Betrieben, welche ausschließlich oder in hiervor- stechenden Maße für Heeresbedarf arbeiten und golchen Werken, welcge mehr für den allgemeinen Bedarf in Frage konnren. Bei den ersteren lau- jen die Bestellungen, wenn auch in einem gegen früher etwas verminderten Tempo immer noch recht flott ein, wogegen bei den anderen Werken der Auftragsbestand alhmählich doch derart bei gegangen ist, daß seine kräftigere Auffüllung nicht unerwünscht kommen würde. Fimnanzen. Gerichtsklagen wezen der Betelligung um der engiischefranzösischen Anleihe. London, 13. Oktober.(WITB. Nichtamtlich.) „Daily Expreß“ meldet aus NeWw-²ĩC/ orE: Die Deutsch-Awerikaner versuchen eine Beteiligung der Finanzinstitute, in denen deutsche Gelder an- gelegt sind, an der englisch- ranz 68i⸗ sclen Anleihe zu verhieidern. er erste Fall dieser Art, der die Gerichte beschäftigte, kam gestern in Chicago zur Verhandlung. Frau Olga Wals ch, die eine Lebensversicherungs- police über 400 Piund bei der Mutual Life Assu- rance Co. besitzt, süuchte ein gerichtliches Ver- bot zu erwirken, dag sich die Gesellschaft mit Zwei Millionen Pfund an der Anleihe beteiligt. Frau Walsch führte an, daß an der Gesellschaft Versicherte aller Nationalitäten Peteiligt 8 Eine Beteiligung an der Anleihe könne auf sol chen Widerstand stoßen, daß dadurch der Betrie gestört und der Wert der Aktiven vermicickert Wercte. Ferner suchte Frau Walsch bei dem Ge- E ̃—————.——— ˖ ˖—————%ð“?——.——. DrDrDrrrrrDrrrrDrrDrrrrrrrrr C———TP—PTPTPTPbPPb—P Hand läßt, dieser nach unten gerichteten Tendenz 35 haltung der Mindestverkaufspreiseſ%h boten werde, die Einzahlung von zwei Millionen Pfund von der Mutual Life Assurance Co. zu for- dern. Sie gab an, daß 25 Prozent der Policen- besitzer Deutsche, oder Deutsch-Amerikaner Seien. Amsterdamer Mffektenbörse. AuSTERDAN, 18. Oktt.(Fondsbörse.) Tendenz: fest. 13. 12. 18. 12. 50% Rledld. 102½ 1015/ South. Pad. 38— 97¹⁴ 24¹ 74%6Jſs South, Rail. 21¾6 2¹⁵70¹0 Kgl. Petr, G. 502½ 501— Unlon Pad. 138½ 138/ Adl.-Ind. U.———— Amalgam.——— Atohlson 1061ö1 108— Steels. 30ʃ% 80— Rook Isid.——— Soheok Berlin 49.65— 50.45—(49.72½—50.221½), Soheok Lon- don 11.38—11.48—,(11.39—-11.49), Sohede Parls 41.50——42.00— (.720.—42.20—), Scheck Wien—.——.— bis(.——.—9. Parlser Efflektenbörse. pARIU8, 13. Okt. 1915.(Kassa-Harkt.) 13 12.• 18. 12 3% Französ. Rente 66.50 68.50 Ke Naphte % Spanſer äussere 86.55 88.40 Toulaa 49—.— 55% ffussen v. 1908—.— 88.— Flo Tintooo 14.90 14.90 3% Hussen v. 1898—.— 57.50 Cape Copper 69 69.— 4% Türken...—.— 60.— Ohina Copper 295 296 50 Hanque de Faris. 819 621ʃ Utha Copper 415% 413 Crédit Lyonnalis.. 935—.—Thatsss. 140—.— Unlon Pärlslenne.—.——de Seers 284 232 Suez-Kanal. 39.96 Lena Goldflelds.—. Thomson Hoùston.—.——.— lJagersfontaſn... 69.— 68.75 Bahu 11.28 11.28 Bandmines.. 114⁰ Brlanss.—.—WVeohselauflondon———.— Llanosoff 2885 Atohlsaaen Naltzeff-Fabrlken. 442 442 Malaka.—.— Femtel ume nGssre Rumüämische Verkaugs- RKommission für AMetreide. Bukarest, 14. Okt.(WITB. Nichtamtlich). Der Domäneminister Konstantinescu hat dem Mi- nisterrat einen Plan über die Bildung einer Ver- kaufskommission für Getreide vorge- legt. Der Kommission soll die Feststellung der vorhandenen Getreidevorräte, die Jahresreserven, die für den Inlandsverbrauch vorhanden sein müssen, sowie der Höchstpreis für den Inlandsver- brauch und für die Ausfuhr übertragen werden, ferner die Vornahme des Verkaufes nach dem Auslande nach einem noch auszuarbeitenden Reglement, welches die Interessen der Landwirte Warnehmen wird und schlieglich die Beschaffung fremder Waggons für die Ausfuhr sowie jener Waggons, die der Kommission für den Eisenbahn- transport zur Verfügung gestellt werden. Die fremden Waggons werden nach einer im Amtsblatt veröffentlichten Liste den Landwirten zur Verfügung stehen, welche die rumänischen Waggons nicht in Auspruch nehmen, ſerner den Volksbanken und Landwirtschaftskassen und jenen Händlern und Landwirten, die noch nicht in die U 5— Eisten eingetragen sind. Die rumänischen Wag⸗ gons bis zur Grenze werden nach den bereits an- geſertigten Listen vergeben werden. Der Staat erltennt der Kommission für den Beging der Ar- beiten eine Provision von 50000 Lei zu. anUMIm WOlIspinnerei umd Weberei, Lampertemühle. Die BaumwWwollspinuerei und Webe⸗ rei Lampertsmühle Gorm. G. F. Grohé-⸗ Henrichs) erzielte einschlieſſich Vortrag einen eingewinn von 186 504 M.(i. V. 148 840 Marlo), aus dem wieder 4 Prozent Dividende verteilt werden. Zum Vortrag auf neue Rechnung kom⸗ men 121 594 M.(84 840.). meutsche Maschiẽmemfabrilr AlsU., Eraisburg. Duisburg, 13. Oktober.(WITB. Nichtamt- lich.) In der lieutigen Aulsichtsratssitzung der Deutschen Mäschinenfabrik.-G. in Duisburg erstattete der Vorstauck den Halbjahresberichh, der eine günstige Weiterent- Wicklung des Unternehmens zeigt. Die Gesell- schaft ist in ihren verschiedenen Abteilungen gut beschäftigt. Das diesjährige Ergebnis verspricht wWiecler ein befriedigendes Zu werden. Veber die Höhe der im nächsten Frühjahr zur Vexteilung gelangenden Dividende läßt sich heute natürlich noch nichts bestimmtes sagen. Die letzte Divi- dende betruig 8 Prozent. Die Gesellschaft unter- stütet die Augehörigen ihrer zu den Fahnen ein⸗ beruſenen Angestellfen und Arbeiter seit Aufang des Krieges in erheblichem Maße und hat sich züsammen mit ihren Beamten an den Kriegsan- leihen mit drei Milljionen Mark beteiligt. eisatmemsehles dler Eranntweine und Iabörtabrikanten Bayerns. Wie wir erlahren, haben sich nunmehr dem Vorgehen anderer Gebiete entsprechend, auch die Branntwein- unc Likörtabrikanten des ganzen Königreichs Bayern zu einer Einkaufs Ge— nossenschaft zusammengeschlossen. weck des Zusammenschlusses ist die möglichst vorteil- hafte Beschaflung von Rohmaterial für die Ge- nossecl, Vertellung des seitens der Spiritus-Zen- trale zu gewährenden Rabatts an die Genossen, sOwrie Abschluß aller Geschäfte, welche der Er- reichung dieser Zwecke dienen, Sitz der neuen Vereinigung ist München. Vorstandsmitglieder sind die Herren' Fabrikdirektor Dr. Karl Würth, Fabrikant Louis Höchstetter und Fabrikant Lorenz Kirchberger, sämtlich in München. Waremmörkte. Aimsterdamer Warenmarzt. AHSTERDOAR, 13. Okt.(Sohußkurse.) 13 12. Ruböl, Loko 71%/ 64.% Lolnöl, Loko. 32.— per September———— per Oktober 34./ 31.— 55 per Rovompor 34.4 31.— 475 por Dozanber 3% 31.— Amstordam, 13. 04t. kaffeg, fes! Loko 50.—. Santos per Okt. 46% per Pez. e, ber Här⸗ 15.—. Nreiserhökung für Schrauben. Die Firma Bauer u. Schaurte in Neuß hat gestern neuc ges dings die Preise der meisten Schrau- richt zu erwirken, daß der Firma Morgan nahmefähigkeit des Marktes auf diesen drücken und der englisch-französischen Konmission ver- beusorten durch Herabsetzung der Ra-⸗ batte erhöht. Die Steigerungen betragen hier- nach bei Schrauben 1 bis 4 Prozent, bei An- schweißenden 4 Prozent, bei schweren Muttern 2 bis 3 Prozent, während leichte Muttern unver- ändert blieben. Landwirtschaft. Rohseidenerzeugung der Türkei. Die Seidenzucht würd in verschiedenen Bezirlen der Türkei betrieben; das Haupterzeugungsgebiet von Seicdenkokons ist aber Kleinasiem und dort wiederum die beiden Bezirke Brussa und Ismid. In und bei den Ortschaften Brussa und Ismid drängt sich auch fast die ganze Seidenspinnerei der Türkei zusammen. Die Gesamtzahlen der türkischen Seidenerzeugung sind zurzeit nicht erhältlich, doch dürften sie kaum wesentlich über die Zahlen für Brussa und Ismid hinausgehen. Für diese beiden Bezirke sind nach einem Non- stantinopeler Konsularbericht folgende amtliche Zahlen angegeben worden: Die Ernte von frischen Kokans betrüg im Jahre 1913-14 im Bezirk Brussa 3891 256 Kilo(i. V. 3185 850 Kilo), Bezirk Is- mid 868 374(042 414) Kilo, zusammen 4759 630 (4128 273) Kilo. Die Ausfuhr vom Rohseide be- trug im Bezirk Brussa 328 003(868 168) Nio, im Bezirk Ismid 144 538(219 858) Kilo, zusam- men 471 541(588 026) Kilo. An Florettseide und soustiger Abfallseide wurden ausgeführt im Be- zirk Brussa 400 307(532 430) Kilo, im Bezirk IS- mid 138 550(137977) Kilo, zusammen 838 947 (670 407) Kilo. Für 191415 stehen die Zahlen noch nicht zur Verfügung, doch ist es nicht zu bezweifeln, daß die Seidenerzeugung in allen ihren Zweigen infolge des Krieges und infolge anderer wirtschaftlicher Umstände ganz wesent⸗ lich zurückgegangen ist. In den fachteundigen Kreisen schätzt man die damalige Erzeugung von Rohseide auf nur etwa 200 000 Kilo, davon etwa 90 v. H. weigß und 10 v. H. gelb. Die Seide ging früher fast ausschließlich nach Frankreich; in den letzten Jahren hat aber die italienische Iudu- strie sich in solchem Maße auf die Verarbeitung türkischer Rolseide eingerichtet, daß die Aus- ſuhr nach Italien diejenige nach Frankreich über⸗ traf. Die Ausfuhr nach Deutschland hatte bisher nur geringen Umfang. Der Brussaseide wird schöne Farbe, Elastizitüt und Stärke nachgerühmt. Es werden alle Stärken von 9/11 bis 23/5 gespon- nen. Einige Betriebe stellen auch 30/32 her. In letzter Zeit soll der Kurzhaspel bevorzugt wor- den sein. Der gegenwärtige Preis für die Stärken 13/15 bis 18/0 Peträgt 20 bis 30., für dlie Stärken 9/11, 10/%2 und 11/13 30,50 bis 31,50 M. für 1 Kilo frei Konstantinopel. Es empfiehlt sich im allgemeinen nicht, direkte Verbindungen mit den Spinnern in Brussa und Ismid zu suchen, da es meistens an der nötigen geschäftlichen Organi⸗ Sation für die Ausfuhr fehlt. Der Einkauf im Markte von Konstantinopel ist vorzuziehen. Ein Verzeichnis von Ausfuhrfirmen für Rohseide so- wie Muster der beiden als erste Qualität bezeich- neten Marken Tay, Langhaspel und I B, Kurz- haspel, liegt während der nächsten Woche im Büro der„Nachrichten“ im Reichsamt des Innern, Berlin NW. 6, Luisenstraße 33/34, zur Einsicht aus. Letzte Manmdelsnachrüchten. Pforzheim, 13. Okt. Die Bayerische Brauhaus.-G. schlägt 3 Proz. Dividende vor. Berlin, 14. Okt.(Von uns. Berl. Bureau). Aus Brüssel wird gemeldet: Die Einnahmen der Tramwais de Brüxeles betragen nach Bekanntmachungen 45 Prozent der Friedensein- nahmen. JBerlin, 14. Okt.(Von uns. Berl. Bureau). Aus Paris wird gemeldet: Laut„Newyork Herald“ trat eine gewisse Zunahme der a mer i- kanischen Ausfuhr nach Europa ein; sie betrug in den letzten Wochen durchschnittlich täglich 7 Millionen Dollar. Haag, 14. Okt.(WITB. Nichtamtlich). Die Ausfuhrbewilligung für kondensierte Milch und Milckpulver ist bis zum 19. Oktober verlängert worden. Schifferhörse zu Dulsburg-Ruhrort. Duisburg-RBuhrort, 13, Okt.(amtliohe Notlerung en is Mark für die Tonnel. Bergfahrtfraohten: naeh Coblenz „St. Goar.55, Singen.30, Ralnz- Gustavshurg 1,30, Malnplätze bis Frankfurt à. H. 7j40, Mannhelm 130, Karlsruhe 145, Lauterburg 1,58, Strabburg ſ. E. 160.— Sohlepplöhne nach Coblenz——., St. Goar 0,60—0,65, Blngen 0,09—0,00,Malnz- Gustavsburg.90,4,00 Haſnplätze bis Frankfurt a, H..00—.0,00, Hannbelm 1,00,0, Karlsruhe 0,00, CLauterburg 0,00, Strabburg I. Eis 0,00. Talfrachten(für Kohlenladunzen) M. Tlel .29-.25, Arnheim.35-.00, Utrecht.45— Gouda.20..25, Lelden 245, 0,00, Sohledam.20, sravenhage.80—.85, Zeeland.70. Zevenbergen 2,15——, Doesburg.70—.00, bangstrgat.55, Frlosland.50-.00. Arüssel.09. Rotterdam.05—.00. Leer- dam.40.'Bosoh.00—.55. Breda.00. Amsterdam.20. Stoenbergon 235—.40. WWasserstandsbeobachtungen im Monat Okt. Pegelstatlon vom Datum Abein 9. 10.11. 12. 18. 14.] Semerkungen ſuningen-).. J1.58.0.88.4l.40.47 abends 6 Unr Keh! 2—.48 234.29.25.20.37 Hachm. 2 Uhr Haxau;, 389.91.24.86.55.70 Nachm. 2 Uhr annhelm.06.97.86.76.71.74 Korgens 7 Uhr Halnz.55 1 5 061.52.43.-B. 12 Uhr Kaub.84 1+7.71.67.82.59 Vorm. 2 Uhr KUHRRBB.57.62.48.41.35 Rachm. 2 Uhr vom Neckar: 2 Mannhelm.00 202.92.75.69.73 Vorm. 7 Uhr Hellbronn 10⁰⁰8 0⁰8.35 0³5045.45 Vorm. 7 Uhr ) bedeokt 100=t —— e Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum; kür Kunst u. Feuilleton: I..: Dr. Fr. Goldenbaum; für Lokales, Provinziales und Gerichtszeitung: I..: Ernst Müller; für den Handelsteil: Dr. Adolf Agthe; für den Inseratenteil und Gescliäftliches: Fritz Joos, Druck und Verlag der Dr. II. Haas'schen Buchdruckerei, G. m. b. H. Direktor: Ernst Müller. Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt) 6. Seite. Seneral⸗Anzeiger« Badiſche 705 1 IleHhe⸗ Ke Houte Vonnorstag Südd. Finanz- u. Bücher-REVlslons-g. n. b. l. IH Al-Thater 0 5. MHaunhelm 1375755 Stuttgart a Tel. 4962. Gesründet 1909 Tel. 8831. Revislonen, Organisationen, Gutachten, erledigt prompt und sachlich. 11 — Beeildigter Sachverständige zu Diensten. Fal la Tf Ael, Il, eſhert NANNHEIN. Donnerstag, den 14. Oktober 1915 10. Vorſtellung im Abonuement B Eurhanthe Große heroiſche, romantiſche Oper in drei Akten von G. v. Chézy— Muſik von Carl Marig v. Weber 80 Eugen Gebrath Muſikaliſche Leltung: Felix Lederer Kaſſeneröff. 6½ uhr. Auf. 7 uhr Ende n. 10 uhr Nach dem 1. und 2. Akt größere Pauſen Das Perſonal iſt angewieſen, während des Orcheſter⸗ Borſpiels Niemandem den Zutritt zum Zuſchauer⸗ raum zu geſtatten. Mittel⸗Preiſe. n Iltaor in Hörengze Donnerstag, 14. Oktober 1915 3. Gaſtſpiel der Exl⸗Bühne — Niederlage eines 8 Hagros-Lagers Detail-Verkauf zu aussergewöhnlieh billigen Preisen. J. Welnberg, B 2, 13, part. Anfertigung und Lager von FLaseER aller Länder. d. Gross, Nachfolger Inh,: Stetter. F 2, 6 am Markt F 2, 6 Direktion: Ferdinand Exl aus Inusbruck 1 9 0 0 Die Kreuzelſchreiber Bauernkomöbdie mit Geſang in 6 Aufzügen von Ludwig Anzengruber Kaſſeneröff. 7½ uhr Anf. 8 uhr Ende 10½ Uhr Nach dem 1. und 2. Aufzuge größere Pauſe Neues Theater⸗GEintrittspreiſe. Kirchen⸗ An ſage. pangeliſch⸗yroteſtantiſche Gemeinde Donnerstag, den 14. Oktober 19135. Konkordienkirche. Kriegsandacht. Abends 8 Uhr Stadtpfarrer von Schoepffer. Johanniskieche. Kriegsandacht. Abends 8 Uhr Stadtpfarrer Weißheimer. Friedenskirche. Die Kriegsandacht am Donners⸗ ſag fällt aus; dafür am Freitag den 15. Okt. abends ½0 Uhr Miſſionsgottesdienſt, Herr Miſſionar Stolz Stabtteil Neckarau. Abends ½8 Uhr, Kriegs⸗ andacht, Pfarrer Noll. — N Baſler Miſſton in Kamerun Freitag, den 15. Oktober, abends 3½ Uuhr, 883 44 825 24. Miſſtonsgottesdienſt in der Friedenskirche von Herrn Stolz aus Hamerun. Held, Pußmacherin, Aufertig. und Ai5 ei Umarbeit. von In billigſt. Alte Zutaten wer⸗ den verwendet. C2, 3a, 1 Treppe. Musikhaus cwan Ir., K, 3b rnhardushof(Ereitostr,) Flrs Feld: Taschen- mpen, Batterien, stets krisch, sowie Ziehharmo- nikas, Mundharmonikas, die neuest. Kriegsplatten u. sopst. Neuaufnakmen sie abreiste, war geworden, so sehr sogar, dass sie nicht gut mehr in jugendlichen Rol- ien auftreten kounte. Aber bei ihrer Rückkehr waren ihre Freunde er- staunt über ihre wundervolle 5 5 schlanke Figur u. Keine Cadenmiete. drängten sie, sich 41 Häte⸗ darüber zu erklà- ren; doch sie machteAusflüchte Anfert. und Umarb. von und sagte nur, es Hüten, Muffs, Stolas u. waäre„schr ein- Pelzhüten in Anbetracht fach“, Natürlich, der Zeit ſehr billig. Alte Zutaten finden Verwend. Werderſtr. 3, I. 10553 berühmte Persön- Chr. Stadler, üchkeiten wün⸗ schen nicht, dass Möbelpolierer. Meine Werkſtätte für ihr Name in Ver- Stuhl⸗ u. Möbelreparatur bindung mit einer solchen Kur ge- Polieren und Beizen, Umbeizen, nannt wird. Aber es braucht Stuhlflechterei Hefindet ſich jetzt 54677 mnen nicht leid N 7, 30 Ning. au tun, dass diese Im Umpreſſen 7 nicht bekannt- v. Damenhüten empfiehlt 5379 aeeen ee 5 amnnm 7 gentfernt u. Garantie. 5 2 22* 2 7 Königs,.. Lichtheilanſtalt. * nisses. gegeben wurde, bestimmte Körperteile ſich Hutwäſcherei 7, 20 Telephon 3036. Belour⸗Belbel⸗Filzhüte für Herren und Damen werden gewaſchen u. nach neuſt. 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So behauptete er auch, Haßberg ſtehe immer noch in Beziehungen zu Frau von Hauſen, um für alle Jälle ihrer Haud ſicher zu ſein, falls er „anderweitig“ lein Glück habe. Regina quälten dieſe Einflüſterungen, aber Tondern ließ ſie nicht in Ruhe, ſo ablehnend ſte ſich auch berhielt. Da Haßberg Regina gegenüber licher wurde, auszuweichen. 5 immer herz⸗ fiel es ihr immer ſchwerer, ihm auszun en. Manchmal erwachte in dieſer Zeit ein leiſer Hoffnungsſtrahl in ihr, es könne doch möglich ſein, daß Haßberg wärmer für ſie empfinde, aber dann kamen wieder die Zweifel und die Angſt, daß ſie in ihm einen berechnen⸗ den niedrig benkenden Mitgiftjäger erkennen milſſe, der ihr mit ſeinen lieben Worten und ſeinen flehenden Blicken nur Komödie vor⸗ ſpielte. Und ſie grübelte darüber nach, wie ſie 5 0 Glauben an das Gute in ihm erhalten Haßberg abnte nicht, daß Tondern Regina von ſeiner Abſicht, um ſie zu werben, Mitteilung 79 0 hatte. Er hätte ihm eine folche In⸗ d kretlon nicht zugetraut, weil er ſelbſt einer olchen nicht fähig geweſen wäre. Noch weniger Ante er ahnen, daß Tondern ſeine Worte ent⸗ ſtellt und verdreht und ihm unedle Motive untergeſchoben hatte. hrlich und offen hatte Haßberg Tondern ne Abſicht verraten, um Regina zu werben, damit dieſer ibn nicht hinterhaltig nennen konnte. An Reginas Reichtum dachte Haß⸗ gar nicht. Er ſuchte höhere und größere natürlich, wenn lich zuſah, offte. wußte es ſelbſt in den einſamen Nächt endloſen Oede— da in einer Bild angeſehen mit den ſtolzen, ernſten Augen— o Tonderns Wortie, ehe er nach Südpweſt ging, hatten ihm zum erſten Male ein wenig den Schleier gelüftet, der über Reginas Weſen lag. Und ſeitdem drängte es ihn, dieſen Schleier mehr und mehr zu lüften. Seit er ſie wiedergeſehen, bemühte er ſich, ihr Weſen vollends zu ergründen. Und je mehr er den Schleier heben konnte, deſto klarer und ſchöner erſchien ihm, was darunter verborgen war. Wenn es für ihn eine Erlöſung aus Unglau⸗ hen und Zweifeln, aus der ganzen ruheloſen Unraſt ſeines Weſens gab— dann mußte ihm dieſe Erlöſung von Reging kommen. Ob ſie ihn wirklich liebte? Er war ſeiner Sache durchaus nicht ſicher. Manchmal traf ihn ein Blick aus ihren Augen, der ein tiefes Glücksgefühl in ihm aus⸗ löſte, wie er es nie zuvor empfunden hatte. Wollte er aber dann in brennender Sehnſucht zufaſſen und das Glück halten, dann wich es ſcheu vor ihm zurück. Er ſah ein, daß Regina keine leicht zu er⸗ ringende Frau war, und er fühlte, daß ſie ihm, auch wenn ſie ihn liebte, entgletten würde, wenn er nicht die rechte Art fand, ſie ſich zu erringen. Auch das entging ihm nicht, daß Frau Rut⸗ hart ihm abweiſend gegenüberſtanb. Aber das konnte er ihr nicht verdenken. Sein Ruf war ſchlecht genug geweſen. Im tollen Uebermut hatte er ihn noch verſchlechtert und ſich darüber amüſtert, wenn ängſtliche Väter und Mütter ſich vor ihm bekreuzigten. Sein wildes Leben war nicht dazu angetan geweſen, ſich das Vertrauen der Menſchen zu erwerben. So war es nur Frau Ruthart nicht eben freund⸗ wie er ſich um Regina bemühte. ter bei ihr Güter, die er verloren ge⸗ zu vertrauen? War ſie eine Solveig, die ihn nach langer Irrfahrt liehevoll aufnahm mit der heißung: Bei mir iſt Glaube, Hoffnung, Liebe? Oh—, daß ſie ihm eine Solveig wäre! Daß ſie ihm alles erſetzen würde, was er verloren halte— die Mutter, die Schweſter ſich ſelbſt! Dieſes Hoffen und Wünſchen trieb ihn zu Re⸗ gina— nicht ihr Geld. Er ahnte nicht, daß Tondern Regina geſagt hatte, Haßberg ſähe in ihr nur die reiche Partie. Reginas ungleiches Weſen ſchrieb er dem Umſtand zu, daß ſie ſeines früheren wilden Lebens wegen lein Vertrauen zu ihm faſſen könne. Immer ſtiller und in ſich gekehrter wurde Haß⸗ berg. Er tat ſeinen Dienſt mit großer Ge⸗ wiſſenhaftigkeit, war freundlich zu ſeinen Kame⸗ raden, beteiligte ſich aber nie an ausgelaſſenen Gelagen, ſondern ging ſtill davon, wenn die Stimmung dem Ueberſchäumen nahe war. Man neckte ihn damit. „Er hat Angſt, daß der tolle Haßberg wieder erwacht, wenn er ſich mal aus dem Zügel läßt,“ ſagten die Kameraden. Aber ſie irrten ſich. Haßberg war im Inner⸗ ſten verändert. Oder vielmehr, die Tolſheit war ihm gar nicht bis ins Innerſte gedrungen. Die hatte er ſich umgehängt wie ein buntes Narren⸗ kleid, das er nun abgeworfen. Was ihm früher Lebensbedingung geweſen, ekelte ihn jetzt an. Ihm war, als dürfe er nie wieder vor Reginas reine Augen treten, wenn er ſich je wieder vergaß. Ohne daß ſie es ahnte, übte Regina einen machtvollen Einfluß auf ſein ganzes Denken und Empfinden aus. Je mehr ſich nun Regina in ſeinem Herzen breit machte, deſto unangenehmer wurden ihm die fortwährenden Verſuche Frau von Hauſens, ihn wieder in ihre Netze zu ziehen. Er ſelbſt hatte wenig für Frau Melanie emp⸗ funden. Eine kurze Zeit war er für ſie ent⸗ flammt geweſen, nicht länger, als bis er ſie er⸗ ohert hatte. An dem Abend als er ſie nach leichtem Sieg in die Arme geriſſen und geküßt hatte, war er auch innerlich ſchon mit ihr fertig geweſen. Dazu kam, daß an jenem Abend, kurz nachdem er Melanie geküßt, ihr hatte ihn mit Und Regina ſelbſts Würde ſie lernen, ihm einem ſeltſam ernſten, trüben Blick angeſehen war nicht der erſte geweſen, auf den Melanies Gatte eiferſüchtig ſein mußte. Aber er halte ſchweigend geduldet und nur darüber gewacht, daß ſeine Frau nicht zu weit ging. An jenem Abend hatte er wohl gefühlt, daß ſie auf der äußerſten Grenze ſtand. Darum hatte er Haßberg mit jenem Blick angeſehen, der die⸗ 1 das ganze Elend des alten Mannes ent⸗ hüllte. 1 05 dieſen Blick konnte Haßberg nicht ver⸗ geſſen. Durch Melanies Gatten wurde er an jenem Abend an ſeinen Vater erinnert. So hatte auch dieſer geblickt in jener Stunde, da er erfahren hatte, daß ſeine Frau mit einem anderen davon⸗ gegangen war. erloſchen, was für Frau Melanie in ihm aufge⸗ flammt war. Noch an demſelben Abend hatte er ihr geſagt, daß alles aus ſein müſſe, da er ihren wehrlpſen Gatten nicht betrügen wolle. Melanie hatte ihn andern Sinnes machen wollen, aber er war feſt geblieben und hatte es vermieden, mit ihr zuſammen zu treffen. Kurze Zeit darauf war er nach Südweſt ge⸗ gangen. Melanie hatte geglaubt, er habe das nur getan, um zwiſchen ſich und ſie eine große Entfernung zu legen, damit er nicht wieder ſchwach merde. Als ihr Gatte bald darauf ſtarb, hatte ſie ihm kaum nachgetrauert. Sie ſah nun den Weg frei und glaubte ſicher, Haßberg werde in ihre Arme zurückeilen, wenn er ihres Gatten Tod erfuhr. Sie war außer ſich, daß ſie es ihm nicht mit⸗ teilen konnte. Als er dann ſo plötzli zurückgekehrt war, frohlockte ſie. Es ſchien ihr gewiß, daß er Nur ihretwegen zurückgekehrt ſei und daß er nun balb ihr zweiter Gatte werden würde. Als er aben gar keine Anſtalten machte, ſich ihr zu nähern, wuürde ſie unruhig. Gerade durch ſeine Kälte ſchürte er das aus Eitelkeit und Leidenſchaftlichkeit gemiſchte Geflh in ihrer Bruſt. Dazu kam die Eiferſucht au Regina, die durch Tondern entfacht worden war. Sie war außer ſich vor Haß und Zorn, und Tondern ſchürte dieſe Gefühle, ſo daß ſie immer ſtärker wurden. hatte, als ahne er, was geſchehen ſei. Haßberg (Fortſetzung folgt.) S 5 ree— ee e e e, 6————— SSS r 2 2 2Pf. Cigareite Deutsches fobrikat ⸗ frustfrei—. Sedds eelz lIENSSSEUIScHNEI ————————— — F TTTTTTTb0* 8 Von dieſer Stunde an war alles in Haßberg; Snn „ n 1. 2 n + 1 „ 8 8 15 — N 0 —9 Donnerstag, den 14. Zwangs verſteigerung. Donnerstag, 14.Okt. 1915 nachmittags 2 Uhr, werde ich im Pfandlokal 6, 2 hier gegen Bar⸗ zahlung im Vollſtreckungs⸗ wege öffentlich verſteigern: Möbel aller Art. 54758 Mannheim, 13. Okt. 1915. Roſter, Gerichtsvollzieher. Zwangs verſteigerung. Freitag, 15. Okt. 1915, nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokal 6, 2 dahier, gegen bare Zahlung i. Vollſtreckungs⸗ wege öffentlich verſteigern: 1 goldene Herrenuhr, 2 neue Stehpulte, Bil⸗ der Stiche u. Gravüren. Mannheim, 14. Okt. 1915. Weber, Gerichtsvollzieher. Dienstag mittag vom Kaufhaus Wronker üb. die Heidelbergerſtr.— Fried⸗ richsplatz— Schwetzinger⸗ ſtraße ein 10557 Alpaka⸗Handtäſchchen mit Portemonnaie(Inhalt ca. 15 Mk.) Abzugeb. geg. gute Belohnung Landteil⸗ ſtraße 17, 2. St. Dienstag von der Leſſing⸗ ſchule bis Neckarbrücke eine D2 7 Kinderpelerine verloren. Abzug. Spelzen⸗ ſtraße 13, 4. St. Iks. 54768 General⸗Anzeiger Badiſche Neueſte Nachrichten.(Mittagblatt) Iiiun An unsere verehrlichen Auftraggeber Wir gestatten uns hiermit, einer verehrlichen Kundschaft zur Kenntnis zu bringen, daß wir infolge hohen und immer mehr steigenden Rohmaterialpreisen, sowie der schwierigen Arbeiterverhältnisse wegen genötigt sind, einen Aufschlag von zwanzig Prozent auf unsere bisherigen Preisen eintreten zu lassen. Wir bitten das verehrliche Publikum und die Behörden, ihre Aufträge deshalb nicht zurückzustellen, da unser Hand- werk durch die Härten des Krieges in wirtschaftlicher Be- ziehung besonders mitgenommen wurde. Wir dürfen Dotren, daß das kaufkräftige Publikum durch Ueberweisung seiner Aufträge an das Handwerk einer patrio- tischen Pflicht Genüge leistet. Hochachtungsvoll Fabrikanten- und Schreinermeister⸗ Vereinigung E. V. Weeeed der gegenwärtig 42904 V Teeeneemamdaamaumaumnmamhmnwamananmnnaumname Unterrieht lieferung erbitte Teleph, 4318 reldgr Tuchabfälle Alte wollene Strümpfe Fahrrad⸗Schläuche Au ich Alt-Kupfer, Messing, Zink und Blei selbst kleinste Mengen, kaufe ich für Heereslieferungen zu gesetzlichen Höchstpreisen, soweit keine Beschlag- nahmeverfügungen entgegenstehen, gegen bar. Ab- in meinem Lager T 2, 4; auf Wunsch wird auch jedes Quantum abgeholt. 42905 Adolf Nyrkowski. zahle per kg Mk..20 .50 7* Lumpen, beſonders hohe Preiſen. .50 7. 77 7 Beste Gelegenheif füir Meſſing, Kupfer, Zink, Blei und für ſämtliche Metalle zahle höchſte Kriegspreiſe, ſoweit keine Beſchlagnahmeverfügungen entgegenſtehen Jedes Quantum wird abgeholt. 42297 H. Buka, Dulbergſtr.7, Binterli. 1. St. Wegen Aufgabe — verkaufe leh sämtilche te Inn Roelhte Ausverkauf des Geschäfts auch Relher- und Phantasle⸗ federn usw. zu sehr billigen Preisen aus. 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