(Badiſche Volkszeitung.) Abonnement: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ N aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 8 Pfg. E 6, 2. Auswärtige Inſerate„ 25„ Die Reklame⸗Zeile„„0„ Berlin: Dr. Paul Harms, W. 50, Würzburgerſtraße 15. Karlsruhe: Georg Chriſtmann, Helmholtzſtraße 13. Unabhängige Tageszeitu Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſeuſte und verbreitelſte Jeitung in Mannheim und Amgebung. di Schluß der Juſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. Druckerei⸗Bureau(An⸗ 5 u ſe 5 5 nahme v. Druckarbeiten 841 bi, cinae 0 dlg Eigene Redalitions⸗Bureaus: mantton en Telefon: Nr. 1907. Telefon: Berlin⸗Charlottenburg Nr. 3987. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: N 9 4„Journal Maunheim““, Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 E 6, 2. Expedition!:„ 218 Nr. 235. 2 r eeerr e — n Zur Perſonentarifreform. hat der Bund der Induſtriellen, E.., Landes⸗ Abteilung Baden und Rheinpfalz unterm 16. ds. an die beiden Kammern der badiſchen Land⸗ ſtände folgende Eingabe gerichtet: Je mehr ſich die deutſche Volkswirtſchaft zu einem einheit⸗ lichen Ganzen zuſammenſchließt, um ſo dringend notwendiger iſt es auch, daß die deutſchen Bahnen ein einheitlicheres Netz bilden und einheitlicher verwaltet werden. In je größerem Maße die deutſchen bundesſtaatlichen Regierungen bei ihren gemeinſamen Beratungen über die Eiſenbahntarifreform dieſer Forderung gerecht zu werden ſtreben, um ſo leichter wird für ſie die Möglich⸗ keit gegeben ſein, im Sinne der Reichsverfaſſung(Art. 45, Abſ. 2 die möglichſte Herabſetzung der Tarife herbeizuführen. Gerade weil der Umſtand, daß die deutſchen Einzelſtaaten z. Zt. noch be⸗ deutende Eiſenbahnſchulden zu verzinſen und zu amortiſieren haben, das bezgl, der Eiſenbahntarif⸗Reform zu erſtrebende End⸗ ziel, Umgeſtaltung der Tarifſätze in ein Entgelt in der Form von Gebühren, in bedauerliche Ferne rückt, tritt die Notwendigkeit um ſo zwingender hervor, im Intereſſe des Verkehrs und im Intereſſe der deutſchen Induſtrie, deren Exiſtenz⸗ bedingungen auf das Engſte mit den Verkehrsmöglichkeiten ver⸗ wachſen ſind, eine allmähliche Verbilligung der Tarifſätze zu bewirken. Was im beſonderen deutſchen die Reform der derſelben ſeit dem Jahre 1889, wie in der vorliegenden Denkſchrift berichtet wird, nach längeren oder kürzeren Unterbrechungen immer wieder in dankenswerter Weiſe ihre Aufmerkſamkeit zu⸗ gewendet, Waren aber bisher die Beſtrebungen der deutſchen Einzelſtaaten und ihrer Eiſenbahnverwaltungen auf Vereinheit⸗ lichung, Vereinfachung und Verbilligung der Perſonen⸗ tarife gerichtet, ſo erfahren wir nunmehr aus der Denkſchrift, daß bei den im Jahre 1905 ſtattgehabten Verhandlungen unter den Ver⸗ tretern der deutſchen Eiſenbahnverwaltungen volle Ueberein⸗ ſtimmung darüber geherrſcht hat, daß„die Reformbedürftigkeit der Perſonentariſe zur Zeit an ſich weit weniger in der Richtung einer Verbilligung, als einer Vereinheitlich⸗ ung und Vereinfachung der Tarife liege“. Mit dieſer auf Seite 7 der Denkſchrift niedergelegten Auf⸗ faſſung ſind allerdings die oben aufgeſtellten, auf Verbillig⸗ ung der Tarifſätze gerichteten Forderungen unvereinbar. Die badiſch⸗pfälziſche Landes⸗ Abteilung des Bundes der Induſtriellen, gleichzeitig als Vertreterin der Bezirksvereine Mannheim⸗Ludwigshafen, Heidelberg, Karls⸗ ruhe, Freiburg i. Br., Lörrach, Konſtanz und Villingen⸗Triberg des Bundes, ſieht ſich gerade durch dieſen Gegenſatz in der Auf⸗ faffung und in der Beurteilung deſſen, was hinſichtlich einer özweckmäßigen Perſonentarifreform Not kut, zur Meinungsäuße⸗ krung im Intereſſe der Induſtrie veranlaßt, weil ſie im übrigen auch glaubt, daß durch eine Verbilligung der Perſonen⸗ tarife und der damit geſchaffenen Verkehrs⸗ erleichterung die Benutzung der Bahnen zunehmen und die aus den Staatsbahnen gezogenen Erträgniſſe für den badiſchen Staat, wenn auch vielleicht nicht ſofort, ſo doch nach und nach erheblich zunehmen werden. Die unterfertigte Landesabteilung des Bundes Induſtriellen hat in ihrer an die hohen Kammern der Landſtände gerichteten Eingabe betr. den„Entwurf eines Vermögensſteuer⸗ N Perſonentarife anbetrifft, ſo haben die deutſchen Bundesſtaaten der Dienstag, 22. Mai 1906. 2. Mittagblatt.) geſetzes“ auf den zwiſchen Reichsfinanzreform und badiſcher J Eitzüge neu eingelegt werder n, fülr die Eilzüge ebenfalls die Steuerreform beſtehenden Zuſammenhang hingewieſen und ſie oben erwähnten Einheitsſätze angenommen und Zuſchläge für ſie möchte an dieſer Stelle nicht nur auf die zwiſchen den genannten nicht erhoben werden. Es iſt fedoſch hierbei als beiden Reformen und der Perſonentarifreform vorhandenen dringend wünſchenswert zu betonen, daß die Wechſelwirkungen hindeuten, ſondern vor allem die innige Zufammengehörigkeit der in Angriff genom⸗ menen Perſonentarif⸗Reform und der beab⸗ ſichtigten Betriebsmittelgemeinſchaft betonen eben deswegen, weil durch eine Betriebsmittelgemeinſchaft für die einzelſtaatlichen Eiſenbahnverwaltungen Erſparniſſe er⸗ zielt werden könnten, welche die bundesſtaatlichen Regierungen für die alsbaldige konſeguente Durchführung der allmählichen Verbilligung der Perſonen tarife geneigter machen dürften, ſelbſt wenn durch letztere zu⸗ nächſt ein vborübergehender Rückgang der Eiſenbahn⸗ einnahmen erfolgen ſollte. Wir möchten deshalb die Hohen Kammern der Laudſtände dringend bitten, ihrerſeits die Großherzogliche Staatsregierung veraulaſſen zu wollen, daß dieſe alles daranſetzt, eine Betriebs⸗ mittelgemeinſchaft der deutſchen Staatsbahnen herbeizuführen. Wir wollen an dieſer Stelle unerörtert laſſen, ob es für Baden ratſamer geweſen wäre, die Perſonentarif⸗Reform ſolange zurückzuſtellen, bis es gelungen wäre, eine Betriebsmittelgemein⸗ ſchaft der deutſchen Staatsbahnen zum Abſchluß zu bringen, wir wollen vielmehr jetzt verſuchen, auf die die Perſonen⸗ tarife betreffenden Reformvorſchläge— wie ſie in der vorliegenden Denkſchrift entwickelt worden ſind— näher einzugehen. Wenn für die Perſon und das Kilometer ein Einheitsſatz bon 7 Pf. für die 1. Klaſſe, 4,5 Pf. für die 2. Klaſſe und von 2 Pf. für die 3. Klaſſe eingeführt wird, glauben wir der Aufh ebung der Preisermäßigung für Rückfahrkarten zu⸗ ſtimmen zu können, zumal der Grund der Einführung der Preis⸗ ermäßigung für Rückfahrkarten heute hinweggefallen iſt. Nun heißt es aber auf Seite 9 der Denkſchrift!„Es iſt in Ausſicht genommen, daß. beim Antritt der Reiſe die gleichzeitige Löſung einer Karte für die Rückreiſe— natürlich ohne jede Fayr⸗ preisermäßigung— zugelaſſen werden ſoll. Keinesfalls ſoll aber eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Fahrkarlen zugelaſſen werden, vielmehr die Rückreiſe am Tage der Löſung der Karte oder am folgenden Tage beendet werden müſſen.“ 2585 Hierzu möchten wir bemerken, daß von einer Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Fahrkarten“ richtigerweiſe überhaußpt nicht mehr die Rede ſein kann, wenn die Fahrpreis⸗ ermäßigung hinwegfällt; denn niemand dürfte ſich hinfort bei Antritt einer Reiſe gleichzeitig eine Karte für die Rückfahrt löſen, wenn ihm für den Antritt ſeiner Rückreiſe irgendwelche Friſt vorgeſchrieben wierd. Es liegt hauplſächlich im Intereſſe der Bahnverwaltung ſelbſt, gleichzeitig mit der Hinfahrkarte auch die Rückfahrkarte auf Wunſch des Reiſenden zu verabfolgen, oder für die Fahrt zwiſchen zwei beſtimmten Orten gleichzeitig mehrere Karten, welche als Hinfahr⸗ oder als Rückfahrkarten benutzt werden können, zu ver⸗ kapfen, um nämlich die Schalterbeamten vor der öfteren Inan⸗ ſpruchnahme burch ein und denſelben Reiſenden zu bewahren. Die Aufhebung der Kilometerhefte, welche ſich bei dem Publikum einer ſehr großen Beliebtheit erfreuen, iſt an ſich bedauernswert, unſerer Anſicht nach aber zu verſchmerzen, wenn die obengenannten Einheitsſätze zur Einführung gelangen, nach Möglichkeit Perſonenzüge in Eilzüge umgewandelt, reſp. Doppelſchnellzugszuſchlage für die 3. Klaſſe die Zuſtimmun zur Einführung gelangenden Eilzüge an den Stationen derjenigen Ortſchaften kurz halten, welche induſtriell von Bedeutung ſind. Der beabſichtigten Bemeſſung der Schnellzugs⸗ zuſchläge nach Zonen ſoll nach Angabe der Denkſchrift folgender Tarif zu Grunde gelegt werden: ./. Klaſſe 3. Klaſſe 1. Zone bis 75 Km. 0 N, 2. Zone von 76 bis 150 Hm 1,00 M. 0,50 WMW 3. Zone über 150 Km. 2,00 M. 1,00 M. 85 Ferner ſoll der für die 3. Klaſſe angenommene Einheitsſatz vo 2 Pf. in Schnellzügen auf 3 Pf. erhöht werden. Zu dieſem 3 Pf.⸗Schnellzugsſatz der 3. Klaſſe ſollen alf noch die erwähnten Schnellzugs⸗Zonen⸗3 ſchläge 3. Klaſſe hinzuerhoben werden, w nichtsanderes als die Einführungeines Dop ſchnellzugszuſchlages für die 3. Wagenklaſſe be⸗ deuten und im Vergleich zu dem bisherigen auch für Schnellzüge gültigen Kilometerheftſatz 2, Pfennig eine weſentliche Erhöhung des Fa preiſes gerade für diejenige Wagenklaſſe dar ſtellen würde, welche am meiſten benutzt wird. Wenn wir uns mit der Bemeſſung der Zuſchläge nach Zonen auch im Prinzip glauben einverſtanden erklären zu können weil in der beabſichtigten Zonenbemeſſung eine Begünſti des Fernverkehrs enthalten iſt, was einen Schritt vorwärt; in der Richtung bedeutet, welche ſchließlich zur grundſätzliche⸗ Trennung des Fernverkehrs von dem Nah⸗ und Nach Verkehr führen ſollte, 8 ſo können wir doch dem in der Denkſchrift vorgeſchlagene „Doppelſchnellzugszuſchlage“ für die 3. Wagen klaſſe nimmermehr zuſtimmen, zumal die Fahrk ſteper als weiteres den Reiſeberkehr belaſtendes, natür den Fahrpreis der 3. Klaſſe erhöhendes Moment hierbe Betracht gezogen werden muß. 5 Wir bitten daher die Hohen Kammern der Landſtände, dei zu erteilen, vielmehr als Schnellzugsſatz für die 3Z. Wage entweder den 3 Pf.⸗Tarif oder die erwähnten Zonenzuſchlä zuſetzen. 8 9 Wennſchon es zur Zeit nach Lage der Sache nicht angebrach erſcheint, gegen die beabſichtigte„Wagenklaſſenbez nung 3b“ beſondere Bedenken zu erheben, ſo muß doch im Intereſſe des Verkehrs die baldmöglichſte Einführun gleichlautender Wagenklaſſenbezeichnun fämtlichen deutſchen Staatsbahnen als dri⸗ geboten bezeichnet werden. 28 ————— 5 Nus Stadt und CLand. 55 8 Mannheim, 22. Mai 190 Aus der 3. Plenarſitzung der Handelskamm 1. Fahrplan der Main⸗Neckar⸗ und Ri In Verfolg des bereits veröffentlichten Schriftwechſels zm ö̃ der Gr. G direktion hat Von der Jubiläumsſängerfahrt des Liederkranz. bvon Hermann Waldeck. 18 0 den Schlaf aus den Augen gerieben. Den wahrhaften Naturfreund Nund ſvenn er noch ſo oft die Geſtade des Sees, deſſen lachende Ufer die Bergesrieſen, die durch Schillers Tell uns allen geläufig ſind, pittoresk umrahmen, beſucht, leidet es an jedem neuen Morgen micht allzulange in den Federn. Ich öffne das Fenſter, das mir einen Tal und Höhe, wildzerriſſene Wolkenfetzen jagen über den Waſſer⸗ ſpiegel dahin, und leiſe tröpfelt's fein herab bom Himmel, deſſen lachendes Blau der ſchöne Traum der verfloſſenen Nacht geweſen. Was hilft's mit dem Geſchick zu rechten. Da gilt kein Zaudern. ein wilder, aber ausſichtsvoller Kampf um leckeres Brot, um friſche Sahne und alle die köſtlichen Ingredienzien, die zu einem ſolennen erledigt und fröhlich, denn ein Sängersmann läßt ſich nicht unter⸗ nahen Kai vor Anker lag. Kaum iſt der Sirene ſchriller Ton, der langg tauige Morgenluft hinaustönt, verklungen, ſiebzig ſangesfrohen Kehlen am laut zu und vorüber an Reiſeziele, 888 denkt er wohl, die auf der tiefgrünen Flut da unten dahintreiben, Zeitig, für die Wetterverhältniſſe allzuzeitig, haben wir uns weften Blick auf See und Höhen geſtattet. Grau in Grau zeigt ſich Alſo hinein in die Kleider und hinunter an die Stätte wo bereits 5 erſten Frühſtück gehören, entbrannt iſt. Schnell iſt die Magenfrage der„Schweiz“, die klar zum Gefecht am lichſter Bedeutung. Der Rauch der zwei ſchweren nen, durch die Unzahl der Tunnels auf's ner in der Vertonung mit Neuſchnee beſäter Grat ſind den forſchenden Augen ſichtbar. Wo ſind die Mythen? Sie ſind zur Mythe geworden. Wo iſt Vater Pilatus und ſein Hotel in der Einſenkung des Eſels. Eſel jene, wenn ich, der König dieſer Firnen, meinen melancholiſchen Tag habe. Mit nichten, alter Eisbär da droben!„Der Tag des Herrn“ wird angeſtimmt und weihevoll klingt's drüben an den Wänden wieder: „Der Himmel iſt ſo feierlich, ſo klar als wollt er öffnen ſich“. Solch eine Ironie läßt ſich natürlich der Spezialwettergott der vier Ur⸗ kantone nicht gefallen. Er öffnet ſich wirklich und macht uns klar, daß ihm das himmliſche Naß noch immer nicht ausgegangen iſt. Tut nichts, es muß doch Frühling, das heißt ſchönes Wetter werden. Die prächt'ge„Schweiz“, ein ſtolzes Schiff, bringt uns, vorbef an Axenſtein und Axenſtraße, an Rütli und Tellskapelle wohlbehalten wieder auf feſten Boden. Schwer keucht der Zug der Gotthardbahn heran und nimmt die Wanderluſtigen auf. Es geht die ſchäumende, tofende Giſcht ſprühende Reuß entlang, hinauf durch ungezählte ſchkichte Tunnels und wunderſam gebaute Kehrtunnels nach Göſche⸗ nen auf des großen Gotthardtunnels Höhe.„Raachter Dir,“ dies in den heimiſchen Penaten zum geflügelten Wort gewordene Ephi⸗ teton, muß unbedingt hier oben ſeinen Urſprung haben. Denn hier kraacht'r Dir und mir und ihm und ihr in des Wortes ſchreck⸗ Gotthard⸗Maſchi⸗ neue in die Enge ge⸗ trieben, dringt durch die feinſten Ritzen in die Coupees des über⸗ langen Zuges und umvillkürlich ſpitzt was Odem hat den Mund und läßt halb beluſtigt, halb ärgerlich das melodibſe„Raacht'r Dir“ ich herrlich die Hauptſache. Unbeſchrei uſch ndliches, Gegeben Grauen, bis nach zwanzig Minuten Fahrzeit drüben biet allerdings ſo weit das Auge reicht, ſo weit der G der lombardiſchen Ebene entgegen, wir aber ſteig⸗ tigen Ziele, dem Hotel de[Europe drunten am wog Winkeln. Der Geruch ranzigen Oeles, der nun ei des mir leider unbekannten, ſo raſch populär hi gewordenen Komponiſten ertönen. Doch ich verliere mich in Details ſo und vergeſſe darüber beinghe di iſt ſie dieſe Gotthardbah die Menſchlein, die ſich von ihr gegen das geſe 8, laſſen, als etwas Selbſtve über den Hütten der Menſchen ausgebreitet hat. Es wird das Aug⸗ trunken mir vom ſchauen und auch der wenig Gläubi dachtsboll geſtimmt die Wunder der Schöpfung in ſich a iſt erreicht. Der Imbiß, der hier in Schnellzugstempo den muß, mundet vortrefflich und ſtärkt zur Fahrt Licht des Tages und, man höre und ſtaune, ſogar ein S ck amtlich beglaubigten blauen Himmels lacht. An Glockenturm und Kirche, an der Kette von in Trümmern geſunkenen menſchlichen ſtätten, leergebrannten kahlen Mauern und nicht zuletzt milderen, wärmeren Luft iſt es deutlich zu merk 5 Flügeln des Dampfroſſes der bella Italia zuſtrebe führt, aber ausgeſprochen italieniſch der Charakter von kaleidofkopartig unſer Auge gefangen nimmt. Lugauo i Glitzernd blitzen die Fluten ſeines lieblichen Sees, ſchaumgekrönt zu uns herauf, Der„Raacht dr Di die Gotthardbahn endgültig zu benennen beſchlo enge Gaſſen und Gäßchen des eigentlichen Lugano, Lauben, Lauben, lauter Mannheimer Arkadenhäuſer aber alle Läden darin vermietet, heimeln uns an wohi fällt. Pittoresken Reiz hat das hügelige Städtchen in allen eb halbverfallener Palaſt, in deſſen Gemäuer ſentiſtet, zum Charakteriſtikum echt italieniſcher Städte k borhanden. Leben und Betwvegung, grelle Farbe und in den hügeligen, drangvoll engen Straße ch zu ſchauendes Stück Volklebens ab. Lug 2. Seite. Mannhei„ 22. Mai. ſterium des Gr. Hauſes und der auswärtigen Angelegenheiten am 26. April folgendes Schreiben an die Handelskammer gerichtet: „Die Gr. Generaldirektion der Staatseiſenbahnen hat uns Kenntnis von den in obigem Betreff zwiſchen ihr und verehrlicher Handelskammer gepflogenen Schriftwechſel(Schreiben der Ge⸗ neraldirektion vom 138. v. Mts. Nr. f 6/164 und dortige Antwort vom 21. v. Mis. Nr. 361) gegeben. Wir können einen eigentlichen Widerſpruch in der beiderſeitigen Auffaſſung bezüglich der Bedeutung der Beſtimmung in Artikel 3 Abſatz 40 des Staats⸗ vertrages über die Vereinfachung der Verwaltung der Main⸗ Neckarbahn vom 14. Dezember 1901 nicht finden. Auch die ver⸗ ehrliche Handelskammer erkennt an, daß Aenderungen des Perſo⸗ nenzugsfahrplans der Main⸗Neckarbahn der Zuſtimmung der beiden, an dieſer Bahn territorial intereſſierten Regierungen (Heſſen und Baden) bedürfen, ja ſie bezeichnet dieſe Beſtimmung geradezu als ſelbſtverſtändlich. Die Meinungsverſchiedenheit zwi⸗ ſchen Ihnen und der Gr. Generaldirektion beſteht alſo in Wirk⸗ lichkeit nur darin, daß Sie es nicht für ausſichtslos halten, die Zuſtimmung der Gr. Heſſiſchen Regierung zu einer Wegverlegung von jetzt über die Main⸗Neckarbahn laufenden Zügen auf die Riedbahn zu erhalten, ſofern die beiden Eiſenbahndirektionen in Mainz und Karlsruhe ſich bezüglich der hierfür in Betracht kommenden Züge verſtändigen, während die Gr. Generaldirektion glaubt, daß ein ſolches Vorgehen im Hinblick auf die erwähnte Beſtimmung des Staatsvertrages nicht zum Ziele führen werde. Wir teilen dieſe Auffaſſung der Gr. Generaldirektion, der übri⸗ gens, wie uns mitgeteilt wird, bei der Beſprechung vom 1. März d. J. auch der Vertreter der Kgl. preußiſchen und Gr. heſſiſchen Giſenbahndirektion Mainz ausdrücklich zugeſtimmt haben ſoll, Die ablehnende Haltung der Gr. Heſſiſchen Regierung iſt auch recht wohl verſtändlich, wenn man berückſichtigt, daß eine Weg⸗ verlegung von Zügen von der Main⸗Neckarbahn eine erhebliche Benachteiligung der heſſiſchen Städte Darmſtadt, Bensheim und Heppenheim mit ſich bringen würde. Aus dieſem Grunde würden aber zweifellos auch die badiſchen Städte Weinheim und Heidel⸗ berg entſchiedene Einſprache gegen eine ſolche Maßnahme erheben. Unter dieſen Umſtänden wird die von verehrlicher Handelskammer angeſtrebte beſſere Berückſichtigung der Stadt Mammheim durch Zuweiſung direkter Schnellzüge über Mannheim⸗Rheintalbahn in der Hauptſache ſich nur bei Einführung neuer Züge ermöglichen laſſen. Wir ſind gerne bereit in dieſer Hinſicht den Wünſchen der Stadt Mannheim nach Möglichkeit Rechnung zu tragen und haben in dieſem Sinne auch die Gr. Generaldirektion der Staatseiſen⸗ bdahnen mit Weiſung berſehen.“ Die Kammer hat daraufhin in Gemeinſchaft mit dem Stkadtrat der Hauptſtadt Mannheim folgende Antwort an das Gr. Miniſterium gerichtet: „Die in dem an die mitunterfertigte Handelskammer ge⸗ richteten hohen Erlaß Nr. B 1081 vom 26. April 1906 dem Staatsvertrage vom 14. Dezember 1901 gegebeme Auslegung gibt der Vermutung Raum, daß bei den Verhandlungen betr. den Uebergang der Main⸗Neckarbahn in die Preußiſch⸗Heſſiſche Ver⸗ waltung der berechtigten Anſprüche der vor 60 Jahren bei der Anlage der Main⸗Neckarbahn ſo ſchwer geſchädigten Stadt Mann⸗ heim nicht gedacht worden iſt, obgleich die ſeit einer langen Reihe von Jahren in zahlreichen Eingaben von Mannheim er⸗ hobenen Beſchweren dazu Veranlaſſung wohl hätten bieten können. Vom Standpunkte der durch uns zu vertretenden Intereſſen entnehmen wir daher dem hohen Erlaß mit Bedauern, daß das Gr. Miniſterium den von uns vorgetragenen Gründen nicht zu⸗ gänglich iſt, die den Anſpruch der größten und für die Finanzen des Landes bedeutungsvollſten Stadt auf volle Berückſichtigung ihrer Perſonenverkehrsbedürfniſſe rechtfertigen und zwar ſowohl amit Rückſicht auf ihre große Einwohnerzahl als auch auf die her⸗ voxragende Entwickelung ihres Handels und ihrer Induſtrie. Dieſe Gründe ſollten umſo beachtenswerter erſcheinen, als die Stadt nun ſeit 60 Jahren gezwungen iſt, ſich mit der ihren In⸗ tereſſen nachteiligen Führung und Ausnützung der Schienenwege gzwiſchen Nord und Süd übel genug abzufinden. Wie auch ſonſt unter veränderten Verhältniſſen Verträge Aenderungen erfahren, ſo hätte auch die Bedeutung, die die Stadt Mannheim inzwiſchen als wvichtigſte Handels⸗ und Induſtrieſtadt Südweſtdeutſchlands für das ganze Großherzogtum gewonnen hat, dazu führen müſſen, daß unter entſprechender Aenderung des früheren Vertrages ein Teil des direkten und durchgehenden Schnellzugsverkehrs von der Main⸗Neckarbahn auf die Riedbahn verlegt worden wäre. Denn den Anſprüchen Heſſens, die die Gr. Generaldirektion als wohl⸗ erworbene bezeichnet, ſtehen doch nicht minder begründete An⸗ ſprüche der Stadt Mannheim und damit Badens gegenüber. Die Auffaſſung des hohen Miniſteriums, daß zwiſchen dieſer Interpretation und unſerer Anſicht von der Bedeutung der Be⸗ ſtimmung in Art. 3 Abſ. 40 des Staatsvertrages ein Widerſpruch nicht beſtehe, vermögen wir nicht zu teilen. Vielmehr ſcheint uns ein ſehr weſentlicher Unterſchied zu beſtehen zwiſchen dem ſelbſtwerſtändlichen Anſpruch auf Mitbeſtimmung bei Aenderung des Perſonenfahrplans und dem Vorbehalt der Aufrechterhal⸗ tung des ſtatus quo. Gize ſolche Beſtimmung würde der Gr. Re⸗ gierung das Recht verleihen, jede Verhandlung abzulehnen und der Gr. Badiſchen Regierung das Recht entziehen, die Durchfüh⸗ rung ihr geboten ſcheinender Aenderungen zu verlangen und darauf zu beharren. Daß die Beſeitigung altüberkom der Stadt Mannheim im höchſten Maße nachteiliger Einrichtungen an dem Widerſpruche der in dem hohen Erlaß erwähnten Plätze ſollte ſcheitern müſſen, erſcheink uns angeſichts der für das ganze Land höchſt bedeutungs⸗ vollen kommergziellen und induſtriellen Entwickelung Mannheims ausgeſchloſſen. Für Weinheim und Heidelberg blieben ſelbſt bei gleichmäßiger Teilung ſämtlicher Nord⸗Südverbindungen zwi⸗ ſchen Main⸗Neckarbahn und Riedbahn noch ſo viele und aus⸗ geseichnete direkte Schnellzugsverbindungen beſtehen, daß den Verkehrshedürfniſſen dieſer Plätze in einem ihrer ſwirtſchaftlichen Bedeutung entſprechenden Maße genügt wäre. Und daß die Gr. Heſſiſche Regierung in Wahrung der Ver⸗ kehrsintereſſen ihrer Landeshauptſtadt Darmſtadt der Verleg⸗ 585 deeer= eeeemeeee ſtümierung. Die Seeufer ſchreien zumeiſt noch nach wohlgepflegten Kals und ſchattigen Anlagen, aber das wird ſchon werden, denn der BZug der feinen Welt, und zwar mit vollem Recht, wendet ſich dieſem herrlichen ſchweizeriſchen Italien zu. Das Diner im Hotel war ein Gedicht, und demgeäß die Stimmung nach ſeinem Ende eine gehobene. Langers„Ammerſee“ klingt im Veſtibul des Hotels friſch und fröhlich geſungen an die aufhorchenden Ohren der Mißes aus der neuen Welt und hinaus zu des Sees lachenden Geſtaden. Die Vereinsſoliſten ſind im Zuge und bieten Gaben, die köſtlicher Geſwinn ſind. Die Nacht iſt hereingebrochen. Drüben auf kvaldiger Höhe leuchtet es hell auf. Ein elektriſcher Scheinwerfer beſtrahlt von einem in reines Weiß gebadeten Zollhäuschen aus die berſteck⸗ keſten Waldpfade, des Sees klare Flut und die fernen Gipfel. Wie ſoll man ſich dieſes ſeltſame Schauſpiel erklären? Sehr einfach, denn alſo ſuchen die italieniſchen Zollſoldaten von hohem Stand⸗ punkt aus das Heer der Schmuggler, die hier über die Grenze zu kommen gedenken, auch aus dem verborgenſten Schlupfwinkel auf⸗ zuſtöbern. Etſch, die ihr daheim geblieben! Unſer unverwüſtlicher Opti⸗ mismus und die Verheißung der Legion von Bloomäulern in un⸗ ſern Reihen dürften morgen einen glänzenden Sieg feiern, denn eben da die Glocke Mitternacht kündet und es mich unwiderſtehlieh lockt, noch einen Blick auf See und Höhe zu kun, ſtrahlt wmir ein ſternbeſäeter italiſcher Himmel verheißungsvoll enigegen. General⸗Anzeiger. ung eines Teiles der großen Schnellzüge— und nur um einen Teil davon würde es ſich handeln— von der Main⸗ Neckar⸗Bahn auf die Riedbahn und über Mannheim unüber⸗ windlichen Widerſtand entgegenſetzen ſollte, vermögen wir des⸗ halb nicht anzunehmen, weil durch etwaige Führung der in Betracht kommenden Züge von Darmſtadt über Goddelau⸗Er⸗ felden nach Mannheim und umgekehrt über die RNiedbahn, an der Heſſen beteiligt iſt, hinſichtlich dieſer für uns zu gewinnen⸗ den Verbindungen den Verkehrsbedürfniſſen Darmſtadts eben⸗ ſogut wie denen Mannheims entſprochen würde. Von der Bereitwilligkeit des Gr. Miniſteriums, bei Einführung neuer Züge den Wünſchen der Stadt Mannheim nach Möglich⸗ keit Rechnung zu tragen, nehmen wir mit Dank Kenntnis. Damit würde aber deren Erfüllung ſoweit hinausgeſchoben, daß kaum das lebende Geſchlecht noch Gewinn daraus ziehen würde. Wir erlauben uns daher an Hohes Miniſteriums wiederholt die Bitte zu richten der Erfüllung unſerer ſo oft geltend ge⸗ machten Wünſche die Wege hochgeneigteſt zu ebnen.“ 2. Die Kammer beſchloß auf Anſuchen des Denkmalskomitees einen Beitrag für die Errichtung einen Friedrich Li ſt⸗ Denkmals in Kufſtein zu bewilligen. 3. Reichsfinanzreform. Nach Benehmen mit den hieſigen Intereſſenten hat die Handelskammer in einer Eingabe an den Bundesrat ein eingehendes Gutachten zur Frage des Lumpenausfuhrzolles erſtattet, das zu einer Ablehnung des inzwiſchen auch vom Reichstag fallen gelaſſenen Ausfuhrzolles gelangte. Den Bemühungen der Handelskammer Berlin und des Vereins Berliner Kaufleute und Induſtrieller, die in letzter Stunde den Reichstag um Ablehnung der Frachturkunden⸗ und Fahrkartenſteuer und der Ortsportober⸗ teuerung erſuchten, hat ſich die Handelskammer entſprechend ihrem früheren Vorgehen angeſchloſſen. 4. Die verſchiedenen Kundgebungen der Handelskammer zum Entwurf eines badiſchen Vermögensſteuergeſetzes ſind bereits durch die Preſſe bekannt gegeben worden. 5. Der Zentralverband Deutſcher Handlungsagentenvereine hat an das Gr. Miniſterium der Juſtiz die Bitte gerichtet, die Gerichte anzuweiſen, das Wort„Agent“ nicht mehr anzuwenden, viel⸗ mehr nur noch die korrekten Bezeichnungen„Handlungsagent“ und„Verſicherungsagent“, alle diejenigen aber, die ſich„Agent“ nennen, ohne zu dieſen beiden Kategorien zu gehören, ſofern es ſich nicht um„Theateragenten“,„Grundſtücks⸗ und Hypotheken⸗ agenten“ uſw. handelt, als„Gelegenheitsagenten“ zu bezeichnen oder das Wort„Agent“ überhaupt nicht mehr anzuwenden. Auf Erſuchen des Gr. Miniſteriums des Innern hatte die Kammer ſich über dieſen Antrag gutachtlich zu äußern. Es wurde anerkannt, daß der Stand der Handlungsagenten ein begründetes Intereſſe hat, ſeine Mitglieder, wie der Verband ſchreibt, nicht„infolge ungenauer Anwendung von Berufsbezeichnungen wegen Ver⸗ brechen und Vergehen von Perſonen, die ihrem Kreiſe gar nicht angehören“, beruflich und perſönlich geſchädigt zu ſehen. Dagegen ſchien der Kammer die Wahl der Bezeichnung„Gelegenheits⸗ agent“ ſowohl ſprachlich nicht glücklich als auch deshalb wenig empfehlenswert, weil ſie die zahlreichen vom Publikum, wenn⸗ gleich fälſchlich, als Agenten bezeichneten Perſonen ohne Unter⸗ ſchied als minderwertig kennzeichnen würde. * Der hieſige Arbeitgeberverband hielt am Samstag abend im Kaſinoſaal einen ſehr gut beſuchten Bortragsabend ab, in welchem in Verhinderung des Herrn Kommerzienrats Heckmann⸗ Berlin der Sekretär des deutſchen Arbeitgeberverbandes, Herr Dr. Grabenſtädt, über„Die Organiſatton der deut⸗ ſchen Arbeitgeber“ referierte. Der Redner wies darauf hin daß der Arbeitgeberverband noch jungen Urſprungs iſt und hervorgerufen wurde durch die Notwendigkeit, ſich gegen die Forde⸗ rungen der Arbeiterorganiſationen zu wehren. Von 7 Millionen gewerblich tätigen Arbeitern ſind 2 Millionen organiſtiert. Der Oſten unſeres Vaterlandes komme hierbei weniger in Betracht, da⸗ gegen Berlin, die Nordſeeküſte und die Induſtrieſtädte des Landes. Die Zahl der Organiſationen hat eine ſehr hohe Ziffer erreicht und die Zahl der ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften nehmen die erſte Stelle ein. Sie ſeien auch diejenigen, welche als die Urheber der Streiks anzuſehen ſind. Im Jahre 1905 waren in den ſozialdemo⸗ kratiſchen Gewerkſchaften 1½ Millionen Arbeiter organiſiert. Seit 1904⸗05 hätten ſte eine Zunahme von 20 Proz. aufzuweiſen gehabt. Was die anderen Gewerkſchaften betreffe, insbeſondere die Hirſch⸗ Dunkerſchen, ſo reiche deren Zahl auch nahe an die der Sozial⸗ demokraten heran. Alsdann beſprach der Redner die Finanzen der Gewerkſchaften, welche zur Durchführung von Streiks, zur Unter⸗ ſtützung ihrer Mitglieder ete. zur Verfügung ſtehen und betonte, daß die ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften Ende 1904 eine Ge⸗ ſamteinnahme von 20 190 000 M. und eine Ausgabe von Mark 16 110 000 gehabt hätten. Der heutige Kaſſenbeſtand betrage rund 13 Millionen Mark. Der Streik⸗Unterſtützungsfonds belaufe ſich auf 8 650 000 M. Dieſe Summen würden nicht zum wenigſten dazu beitragen, daß die Sozialdemokratie immer kühner ihr Haupt er⸗ hebe und ſich zu Kraftproben aufwerfe. Nach dieſen einleitenden Ausführungen ging der Referent zu einer Charakteriſierung des Arbeitgeberverbandes über, der nach ſeiner Aeußerung ein weniger erfreuliches Bild bhte. Schon ſeit längerer Zeit hätten in Deutſch⸗ land verſchiedene Vereinigungen der Arbeitgeber beſtanden, ſo der Verband Induſtrieller Deutſchlands und der Bund deutſcher In⸗ duſtrieller. Die meiſten Fachvereinigungen hätten ſich zur Wah⸗ rung ihrer Intereſſen organiſiert, ſo daß es heutzutage kaum noch eine Induſtrie gebe, welche dieſem Beiſpiel nicht folgte. Der Arbeitgeberverband habe erſt bei Gelegenheit des Krimitſchauer Streiks einen größeren Aufſchwung genommen. Dieſer Kampf habe die Arbeitgeber aus ihrer Lethargie aufgerüttelt und ſie auf die von dieſer Seite drohende Gefahr aufmerkſam gemacht. Von da ab ſei ein friſcher Zug durch den Arbeitgeberverband, der heute den größten Verband unter den Unternehmern repräſentiere, gegangen. Hierauf beſprach der Referent die Ziele des Verbandes, die insbeſondere den Schutz ſeiner Mitglieder bei Streiks bezwecke. Aus den weiteren Ausführungen iſt zu entnehmen, daß der Verband ein Gegner der Tarifverträge aus dem einfachen Grunde iſt, weil die Tärife von den Arbeitern doch bei jeder Gelegenheit gebrochen würden. An den Vortrag ſchloß ſich eine ſehr lebhafte Diskuſſion. Gegen halb 11 Uhr ſchloß der Vorſitzende, Herr Dr. Engelhorn, mit beſtem Danke die Beſprechung. * Vor dem Schöffengericht ſtand am Samstag der Gauleiter des Verbandes der Handels⸗, Transport⸗ und Verkehrsarbeiter, Robert Habicht aus Frankfurt a. M. unter der Anklage des Ver⸗ gehens gegen den Streikparagraphen(153..). Er ſollte nach der Anklage bei dem Ausſtande der Fenſterreiniger der Firma Leiding hier auf die Arbeitspvilligen Karl Etzel und Ph. Zirn in einer Weiſe einzutoirken berſucht haben, welche die Tatbeſtands⸗ merkmale des genannten Paragraßhen enthält. Der Angeklagte beſtritt jedoch die ihm in den Mund gelegten Aeußerungen den Worten ſwie dem Sinne nach. Et habe in der höflichſten Weiſe und in gütlichſter Form den beiden Arbeitswilligen Vorſtellungen gemacht, ſich doch ihren Kollegen anzuſchließen, nachdem dieſe nun einmal in den Streik getreten ſeien. Er ſei ein Gegnet dieſes Stkreiks geweſen, weil die Streikenden noch keineswegs alle Mittel zu ſeiner gütlichen Bedingung erſchöpft hatten. Die Arbeitswil⸗ ligen hätten ſich ja auch drei Wöchen lang nicht beleidigt geflihlt, denn erſt nach dieſer Zeit und nicht einmal von den angeblich Be⸗ drohten ſelbſt, ſondern zan dem Arbeigeber lei die Anzeige er⸗ folgt. Das Gericht erkannte auf Freiſprechung. Es hielt nicht den Beweis für erbracht, daß der Angeklagte die Abſicht die Arbeitswilligen im Sinne des Paragr. 153 G. O. für den Streik und die Organiſation zu gewinnen. Hochwaſſer. Unſer Nachbarland Württemberg iſt in den letzten Tagen von einem Hochwaſſer heimgeſucht worden, wie es nach den über⸗ einſtimmenden Meldungen aus allen Landesteilen nicht mehr ſeit der Kataſtrophe von 1882 der Fall war. ir geben nach⸗ ſtehend die bemerkenswerteſten Meldungen des„Schw. Merk.“ wieder. * Stuttgart, 21. Mai. Das geſtern eingekrekene Hochwaſſer hat auch im Gebiet von Untertürkheim und Cannſtatt beträchtlichen Schaden angerichtet. Von Mettingen und Obertürkheim her haben die Waſſermaſſen die ganze Tal⸗ niederung des Neckars überſchwemmt. Der Verkehr zwiſchen Wangen und Untertürkheim iſt unterbrochen. Die Betriebe des Induſtrieviertels ſind, ſoweit ſie in nächſter Nähe des Neckars liegen, großenteils unter Waſſer geſetzt. Das Elektrizitätswerk konn nur mit Dampf arbeiten. Vom Daimler Motorenwerk ſind Flaſchnerei und Schmiede ſo unterwäſſert, daß die Arbeiter feiern müſſen. Ein grandioſes Bild bietet der Neckar. Seine Waſſer gehen ſo hoch, daß die Pfeiler der Untertürkheimer Brücke nur etwa noch einen Meter darüber herausragen. Auch unter⸗ halb Untertürkheims bis Cannſtatt und Münſter ſieht es gleich troſtlos aus. Wege und Straßen ſind ſtreckenweis zu Bächen und Flüſſen geworden. Gartenhäuſer und leichte Holzbauten, u. a. auch die Militärſchwimmſchule ſind fortgeſchwemmt. Die Inſel bei Leuze zwiſchen Neckar und Kanal, der Seilerwaſen, die Schmidenerſtraße bis hinaus zur Gegend von Münſter, iſt alles eine einzige Waſſerfläche, aus der die Bäume und Sträu⸗ chern nur mit kurzem Stamm und Krone hervorragen. Der Schaden, der durch dieſe elementare Gewalt binnen weniger Stunden an Felderzeugniſſen, an Materkal und Vorräten, an⸗ gerichtet wurde, beziffert ſich auf Hunderttauſende. * Cannſtatt, 20. Mai. Ein Hochwaſſer wie das gegen⸗ wärtige hat Cannſtatt ſeit mehreren Jahrzehnten nicht mehr ge⸗ ſehen. Der ganze Waſen ſamt Exerzierplatz iſt ein rieſiger Strom, der in rapider Eile ſeine en Strudel talabwärts wälzt und dabei alle möglichen Gegenſtände, beſonders viel Holz, mit ſich fortreißt. Die Berger Inſel iſt unter ſchmutzig dahin⸗ treibenden Waſſermaſſen verſchwunden. adhotel, in demm ſich ſeit einigen Tagen bereits die erſten Kurge eingefunden haben, iſt von der Welt abgeſchloſſen. Das langgeſtreckte Holz⸗ haus, das den Zwecken der Eisbahn u. ſ. f. dienen ſoll, wurde von den Wellen fortgetragen und liegt, ſoweit es zu⸗ ſammenhielt, vor dem öſtlichen Pfeiler der Karlsbrücke. Das Mühlgrün mit ſeinen induſtriellen Anlagen iſt bollſtändig unter Waſſer geſetzt, ebenſo die dem Neckar entlang führenden Straßen mußten polizeilich geſperrt werden, da ſie ebenſo wie der Gltter⸗ ſleg nicht mehr paſſierbar ſind. Das mächtige Gebäude der Oberrealſchule, unmittelbar am Neckar gelegen, iſt auf allen Seiten ziemlich tief von Waſſer umgeben, ebenſo die übrigen Eebäude in dieſer Gegend.— Montag früh 7 Uhr. Das Hoch⸗ waſſer, das von geſtern Abend 9 Uhr bis heute früh 5 Uhr noch um etwa 60 Zenkimeter geſtiegen iſt, ftel von da ab wieder um etwa 30 Zentimeter, ſteht alſo immerhin noch beträchtlich höher als geſtern Abend und hat nicht nur rechts vom Neckar alle nieder gelegenen Straßen einſchließlich des n Teils der Karlſtraße, ſondern auch einen großen vom Neckar liegenden„Vorſtadt“ überſchwemmt. ihren Betrieb über die Wilhelmsbrücke liche Fabriken auf dem Mühlgrün, der Kanal⸗, der Hofenerſtraße uſw. Die ganz von metertiefem Waſſer eingeſchloſſene Ober⸗ realſchule hat heute„Waſſervakanz“. Die Kalamität in den Häuſern und beſonders den Kellern iſt ſehr groß. Seit 1882 hat Cannſtatt ein ähnliches Unglück nicht mehr erlebt. * Plochingen, 20. Mai. Das Einmündungsgebiet der Fils in den Neckar bildete heute eine einzige weite Waſſer⸗ fläche; ſeit länger als 20 Jahren iſt ein ähnlich gewaltiges Hochwaſſer nicht dageweſen. Die neue, über die ſtattliche Peckar⸗ brücke führende Straße nach Pfauhauſen und Köngen ſteht voll⸗ ſtändig unter Waſſer. Rechts und links davon ſieht man die Bäume nur noch mit ihren Kronen aus dem Waſſer herborragen. Außer der Straße nach Pfauhauſen iſt die nach Deizisau unter Waſſer geſetzt worden, ſo daß Plochingen nach dieſer Seite voll⸗ ſtändig vom Verkehr abgeſchnitten iſt. Am Bahnhof Plochingen ſteht der ganze Vorplatz zwiſchen Waldhornbrauerei und Wagen⸗ ſchuppen unter Waſſer, ſo daß die Kinder mit Wäſchezübern üker die Straße fahren konnten. Der auf der Plochinger Gemarkung angerichtete Schaden iſt zweifellos ziemlich erheblich, beſonders an den Gärten und den Wieſen. Die Gegend bis Unterboihingen einerſeits und Altbach andererſeits bielel Waſſer⸗ flächen dar, wie ſie in ähnlicher Ausdehnung ſeit Jahrzehnten Richt zu beobachten waren. 5 * Reutlingen, 20. Mai. Seit geſtern Abend haben wir ununterbrochen ſtarken Regenfall. Das hierdurch verurſachte Hochwaſſer der Echatz hat insbeſondere die am oberen Echatz⸗ kanal gelegenen induſtriellen Etabliſſements ſchwer geſchädigt. In der Früh brach das oberhalb der Fabrikanlage der Gehr. Wendler, Färberei und Appreturanſtalt, befindliche Wehr und die Fallenanlage durch. Die obere Ecke der Fabrik wurde we g⸗ geriſſen und das reißende Waſſer nahm Maſchinen, Geräte und Warenballen, kurz alles, was im Weg war, mit und ver⸗ wüſtete den ganzen anliegenden Fabrikraum. Auch von der gegenüberliegenden Färberei von Fiſcher, Roſenfelder u. Cie. riß das Waſſer einen hölzernen Anbau weg und unterſpülte das maſſibe Fabrikgebäude, ſo daß ein Teil desſelben ein⸗ ſtüt z te. Auch an anderen benachbarten Gebäuden und Grund⸗ ſtücken wurde großer Schaden angerichtet. Ein ganzes Sarg⸗ leger, dem Schreinermeiſter Bihler gehörig, wurde fört⸗ geſchwemmt. * Biberach, 20. Mai. Der ſeit 20 Stunden andauernde Regen hat eine Ueberſchwemmung des Riß⸗ und Wolfentals verurſacht, wie es ſeit 1872 nicht mehr der Fall war. Das Waſſer drang heute früh, Brücken und Stege wegreißend, in die Häuſer der Saulgauerborſtadt ein. Die Kinder, notdürftig bekleidet, wurden in die höher gelegenen Häuſer oder in die oberen Stockwerke gebracht, das Vieh konnte kaum aus den raſch überfluteten Ställen geborgen werden. Die Gärtnereien Kiefer und Kramer ſind vollſtändig zerſtört. Be⸗ ſenders wütend hauſt die von den Stafflanger Höhen kommende Biberbach. Die Weiler Wolfentalmühle iſt vollſtändig ab⸗ geſchloſſen. Aus den andern Mühlen mußten Menſchen und Let der Die Straßenbahn hat eingeſtellt, ebenſo ſämt⸗ Tiete gerettet werden. Der Schaden iſt enorm. 9 E „ l le leee —— Mannheim, 22. Upforrleht Englische Stunden,—gmal wöchentlich, durch Engländerin geſucht. Ange ote mit Hönorgranſyr A. L. 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Dirigent: Willibald Kähler.— Perſonen: Baptiſta, ein reicher Edelmann zu Padua„Karl Marx. Katharina); 3 Margarethe zrandes Bianka ſeine Töchter„ Katharina Bäcker. Hugo Voiſin. Max Traun. Hortenſio) Lucentio) Petrucchio, ein Edelmann aus Verona 5 0 Grumio, ſein Diener Ein Schneider Bianka's Freier. 5 Hans Em il Vanderſtetten, Aifred, Sieder. Haushofmeiſter) im Hauſe Fritz! Vogelſtrom. ) Baptiſta's„Luiſe Wagner. ine Edeldame 4 Clara Herbſt. Baptiſta's und Petrucchio's Dienerſch aft, Hochzeitsgäſte Muſikanten, Nachbarn und Nachbarinnen ꝛc. Die Handlung ſpielt in den 8 1 Akten zu Hadua, im 4. Akte auf dem Landſitze Petrucchio's bei Verona. Dekorative Einrichtung von dem techniſchen Direklor Oskar Auer. hakeſpeare's gleichnamigem Luſtſpiel bear⸗ Regiſſeur: Eugen Gebrath. Kaſſeneröffn. 6˙0 Uh 75 r. Aufg. 7 Uhr. Ende nach 10 Ahr⸗ Nach dem zweiten Akt findet eine größere Pauſe ſtalt. Kleine Eintrittspreiſe. — 5 eaeeeee Zm Großh. Doftheater. Mittwoch, 23. Mai 1906. 49, Vorſtellung im Abonn. 15. Das Glöckchen des Eremiten. Komiſche Oper in 3 Akten nach dem Franzöſiſchen des Lockroy und Cormon. Deutſch bearbeitet von G. Ernſt. Muſik von Aimé Maillard. 7 9113 beorh Eiobent fler 5l, 1 21S4.— Endel. 1869. Wäsche- und Aussteuer-Geschäft. —— HMerrenhemden, 50186 des 3 eeeee— feinsteae in Ae Macdtont eeeeeeeee eeeeeeeee Plissébrenneref Luise Evelt Iu. de e 8. Kugelmann 1, 18 ce gegenüber Pfälzer Hof Schmuck-, Galanterie- u. feine Lederwaren. Grösste Auswahl in Damenhandtaschen 1 AIlem FPreislager —— Damen welche das Ade Koſtümen aller Art, Hauskleidern, Kin derkleidern, Jaketts, Capes uſp. gründlich erlernen wollen, können jederzeit ein⸗ treten. Erſter Monat 20 Mk., jeder weitere Monaf 10 Mk Für modernen Schnitt und tadelloſen Sitz gärattert akad. W 8 und eeeee 8 A neiden und Anſertigen von Niederbr. 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