der Stadt Mannheim und umgebung⸗ (Maunheimer Voltsblatt Abonnementz Badiſche Volkszeitung.) Tüenrunm Wecſe Pfennis mauakkich. 2 50„Jourual Mannheim“ Brinerlohh 28 Pfg. monarlich vBadiſche Neueſte Nachrichten aufſchlag eereee cg Direktionu. Buchhaltung 1449 8 33 Druckerei⸗Bureau(An⸗ Anabhängige Tageszeitung. nahmev, Drudlarbeiten 841 dbs Gbbem⸗Bele:. 28 FſSeleſeuſte und verbreitetſte Zeitung Taglich 2 Husgaben Eigene Redaklionsbureaus Nedalln:: 87 Anbmürhge Infeue: 20 é œin Maunheim und Uumgebung.(æusgenommen Sountag) in Berlin und Aarlsruhe. Erpedttton umd Berlags⸗ die Reäme- Bele Nurt Schluß der Jnſeraten⸗Aunahme für das Mittagsblutt Morgens 6 9 uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 uhr. weenen Nr. 233. Mittwoch, 20. Mai 1908.(Mittagblatt.) ..... Die hentige Mittagsausgabe umfaßt 12 Seiten. „5n:nũ ˙wÜᷓ³ü A2222222 ꝛ½. Die klerikale Skrupelloſigkeit. Bel der Prüfung der Wahl des in Straßburg mit 14891 Stimmen gegen 14 728 Stimmen des liberalen Kan⸗ didaten gewählten Sozialdemokraten Böhle kamen recht er⸗ bauliche Dinge zu Tage über die Hil fe, die die Kleri⸗ kalen den verbündeten Sozialdemokraten leiſteten. Der Abg. Müller⸗Meiningen erzählte davon um Neichstag, an der Hand des Wahlproteſtes: „„Die kleinen Armenſchweſtern(les petites soeurs f uyres) haben den ihrer beſonderen Pflege anvertranten 2 aern Stimmzettel für den ſozialdemokratiſchen Kandidaten Böhle gegeben und die Pfründner, lauter alte, gebrechliche, völlig willenloſe Leute, ſellbſt in das Wahllokal ge⸗ öracht([Hörk! Hörtl bei den Sozialdemokraten und Freifinni⸗ gen]. Die Pfründner, mindeſtens 60 an der Zahl, ſtehen in einem völligen Abhängigkeitsverhältnis zu den kleinen Schweſtern, da ſie beſondere Wohltaten, beſtehend in Naturalverpflegung uſw., von den Schweſtern genießen, ohne einen Rechtsanſpruch auf dieſe Wohltaten zu haben.“ Weiter führte Abg. Müller⸗Meiningen aus, daß auch bei dieſer Mahl eine polikiſche Beeinfluſſung ſeitens eines katholiſchen Geiſtlichen von der Kanzel herab vorgekommen iſt, ein Fall von den vielen, die der Zen⸗ ſtrunsmann Gröber ſo gern ſämtlich ableugnen möchte: „Parrer Lux bat von der Kanzel herab die katholiſchen Waßle feubofs aufgefordert für den ſozialdemokratiſchen Kan⸗ didaten Böne zu ſtimmen. Meine Herren, es iſt hier beſoaders auch behauptet, daß der Pfarrer Lux ſich am Taze der Wißl in dem Wahllokal ſo bingeſteſtt hat, daß er die Wähler während des Hineinlegens der Zettel in die Kuberts beobachten konnte. K⸗ mußte dom Wahlverſteher aufgefordert werden, zch von ſeinen Plabze zu entfernen.“ Dier Zentrumsabgeordnete Schwarze⸗Lippſtadk beſtritt die Behauptungen des Wahlproteſtes und meinte, die„armen Schweſtern“ ſeien ſo weltfremd und geben ſich mit Politik ſo wenig ab, daß ſie gar nicht gewußt haben, daß Böhle Sozial⸗ demokrat ſei. Er verwarf es gleichfalls, daß Wahlagitation von der Kanzel herab getrieben wird und wollte die Behaup:⸗ tungen des Wahlproteſtes auch einmal auf Herz und Nieren geprüft ſehen. In der Kommiſſion hatte freilich das Zen⸗ krum dieſe Punkte für unerheblich erachtet und war für keine Das Plenum des Reichs⸗ Beweiserhebung zu haben geweſen. dages hat ſie dann bekanntlich beſchloſſen. Man wird ab⸗ warten müſſen, was herauskommt. So unmöglich iſt ſelbſt die Agitation der armen Schweſtern nicht. In Metz erzählt man ſich z.., daß die katholiſchen Schweſtern im dortigen St. Blandinenſtift während der letzten Reichstagswahl in großer Aufregung waren. Man hatte ihnen weis gemacht: wenn der liberale Kandidat Gregoire gewählt würde, würden alle Schweſtern, wie in Frankreich, auch aus Lothringen ver⸗ trieben. Deswegen beteten ſie unaufhörlich den Roſenkranz für die Wahl des Zentrumskandidaten Foret, der freilich trotz⸗ dem durchfiel. *** Zu dem bekannten neuerlichen Fall von Wahlbeein⸗ fkufſung durch Geiſtliche in Württemberg ſchreibt die„Südd. Reichskor reſp.“d Die Verhandlung über die Geislinger Wahl⸗An⸗ fechtung hat ſo geendet, daß das Zentrum noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen iſt. Der Anfechtung zu Grunde lagen Ausführungen des katholiſchen Stadtpfarrers Dr. Roth in Geislingen, daß jeder, der den Zentrumskan⸗ didaten nicht wähle, dafür von dem himmliſchen Rich⸗ ter Strafe zu gewärtigen habe. In der Mißbilligung dieſes Verhaktens des Stadtpfarrers war die Kammer mit Aus⸗ nahme des Zeutrums einig, was ſich in dem Beſchluſſe ausdrückte, die Regierung zu erſuchen, gegen Auslaſſungen von Geiſtlichen, welche unter Ankündigung religiöſer Strafen oder Belohnungen die Freiheit der Wahl zu beſchräuken geeignet ſind, die nötigen Schritte zu ergreiſen. Hingegen bezüglich der Frage, ob die ſeitherige Praxis und die vorliegenden Beſtimmungen die Kaſſierung der Wahl wegen ſolcher Wahlbeeinfluſſung durch einen Geiſtlichen geſtatten, ſpaltete ſich die Mehrheit: Sozial⸗ demokratie und Zentrum ſtellten ſich im Gegeuſatz zu Volks⸗ partei und Deutſcher Partei auf den Standpunkt, daß die Wahl⸗ prüfung in Württemberg nicht frei, ſondern durch beſtimmte Einſchränkungen feſtgelegt ſei und daß amtliche Wahlbeeinfluſ⸗ ſung nach bisheriger konſtanter Praxis der Kammer keinen An⸗ fechtungsgrund zu bilden vermöge. Jedenfalls aber erkannten auch Sozialdemokraten und Bauernbündler an, daß die jetzigen Beſtimmungen unbefriedigend ſeien und daß bei der bevorſtehen⸗ den Beratung des Geſetzentwurfes über das Wahlprüfungsrecht der Kammer die Geislinger Erfahrung zu berückſichtigen ſei. ſo daß in ſpät⸗ren Fällen bei derartigen Beeinfluſſungen auf Un⸗ gültigkeit der Wahl erkannt werden kann. Für diesmal wurde die Wahl noch mit 47 gegen 34 Stimmen beſtätigt. Politische Uebersicht. Maunheim, 20. Mai 1908. Die Arbeitszeiten im Handelsgewerbe. Der deutſche Verband kaufmänniſcher Vereine, der in Frankfurt tagt, beſchäftigte ſich mit der Frage der Arbeits⸗ zeiten im Handelsgewerbe. Nach einem ausführlichen Bericht von Krauth⸗Mannheim wurde folgender Beſchlußantrag angenommen:„Die vom Kaiſerlichen Statiſtiſchen Amte im Jahre 1901 veranlaßten Erhebungen über die Arbeitszeiten im Handelsgewerbe haben ergeben, daß ſich in einer nicht ge⸗ ringen Zahl von Betrieben hinſichtlich der Arbeitszeit Miß⸗ ſtände herausgebildet haben, die Geſundheit und Familien⸗ leben der Angeſtellten in hohem Maße gefährden können. Trotzdem der Beirat für Arbeitsſtatiſtik ſich grundſätzlich für die Notwendigkeit geſetzlichen Einſchreitens erklärt hat und dem Bundesrat eine entſprechende Abänderungsvorlage ſchon vor drei Jahren hat zukommen laſſen, hat dieſer dem Reichs⸗ tag bis heute noch keine Vorlage unterbreitet. Die heutige Jahresverſammlung des Verbandes kaufmänniſcher Vereine bedauert aufs lebhafteſte dieſe Verzögerung und richtet au den hohen Bundesrat das dringende Erſuchen, zum Schutze der kaufmänniſchen Angeſtellten dem Reichstage baldigſt einen Geſetzentwurf vorzulegen, welcher die Arbeitszeit in den kauf⸗ männiſchen Betrieben wie folgt regelt: 1. Feſtſetzung des Ladenſchluſſes auf 8 Uhr(Samstags um 9 Uhr). 2. Vollſtän⸗ dige Sonntagsruhe für alle kaufmänniſchen Betriebe. Eine Ausnahme, und zwar nur für offene Verkaufsſtellen iſt nut zuläſſig an zwei Sonntagen vor Weihnachten mit nur fünf⸗ ſtündiger Maximalarbeitszeit. Für dringende Fälle ſind unter Umſtänden weitere Ausnahmen mit einer zweiſtündigen Arbeitszeit zuläſſig, die ungeteilt bleiben müſſen und in dis Zeit vor 1 Uhr vormittags zu verlegen ſind. 3. Beſchränkung der Arbeitszeit in den Kontoren auf höchſtens 9 Stunden täg⸗ lich, Schluß 6 Uhr, längſtens 7 Uhr abends, bei engliſcher Arbeitszeit 8 Stunden. 4. Eine ununterbrochene Nachtruhe⸗ zeit von zwölf Stunden. 5. Eine Mittagspauſe von zwei Stunden: bei engliſcher Arbeitszeit mindeſtens 4 Stunde. 6. Verkürzung der Arbeitszeit um eine Stunde bei weiblichen und männlichen Angeſtellten unter 18 Jahren, ebenſo ein Verbot der Ueberſtunden. 7. Zulaſſung von Ueberſtunden nach freier Wahl nur für 20 Tage im Jahre für beſonders dringende geſchäftliche Erledigungen mit einer Höchſtarbeits⸗ zeit bon 12 Stunden. 8. Gewährung eines Sommerurlaubs.“ Der nächſtjährige Tagungsort ſoll Eiſenach ſein. Die Arbeiterſekretariate im Jahre 1907. Der Gewerkſchaftsſtatiſtiker L. Brunner hal ſoeben eine Statiſtik der Arbeiterſekretariate auf das Jahr 1907 ver⸗ öffentlicht. Für den Verfaſſer handelt es ſich dabei in erſter Linie um die ſozialdemokratiſchen Arbeiterſekretariate. Ihre Aufgabe beſteht außer der Agitation in der Auskunfts, erteflung über alle Rechtsfragen, in der Anfertigung von Be ſchwerdeſchriften, Geſuchen, Klagem uſw.; daneben auch in de perſönlichen Vertretung von Klienten vor den Gewerbe⸗ ode Schiedsgerichten uſw. Die Geſamtzahl der von den ſozial demokratiſchen Gewerkſchaften unterhaltenen oder unterſtütz⸗ ten Arbeiterſekretariate ſtieg von 85 im Jahre 1906 auf 96 Ende 1907; auf Preußen entfallen 56, auf Bayern 10% Sachſen 6, Württemberg 1, Baden und Heſſen je 4, Mecklen⸗ burg 1 uſw. Verwaltet wurden 38 Sekretariate durch die Ge“ werkſchaftskartelle, 46 durch eine beſondere Sekretaridts? kommiſſion, 8 unmittelbar durch den Bergarbeiterverband, 1 durch ein Kuratorium(in Koburg). Finanziell ſind die Gewerkſchaftskartelle an 84 Sekretarialen beteiligt; 54 Kartelle erheben für dieſen Zweck beſondere Beiträge, die zwiſchen 20 Pf. und 1,56 M. für das Mitglied ſchwanken. Außer den Gewerkſchaften und den Kartellen tragen zur Unter⸗ die Redaktion der ſozialdemokratiſchen Preſſe oder ſonſtige ſozial⸗ demokratiſche Unternehmungen. Die Sekretariate in Bant, Ko⸗ burg und Gotha werden zumteil vom Staat, zumteil von den Kommunen unterſtützt. In Anſpruch genommen wurden die Sekretariate von 419 832 Perſonen, d. h. von rund 54000 mehr als im Jahre 1906. Darunter waren 401 950 Arbeitnehmer oder Angehörige von ihnen. Ueber Einnahmen und Ausgaben haßen Darch Zrade Gassey. Roman von Anny Wothe. [Nachdruck verboten.] Fortſetzung. Rahel war auf einen Stuhl geſunken, die Arme hingen ihr ſchlaff hernieder und der Mund zuckte, als wollte ſie weinen „Rahel, Rahel“, bat Aniane,„beſinne Dich doch. Wie kannſt Du nur überall den Prinzen brüskieren, für alles, was Du ſagſt haſt Du doch nicht die geringſten Beweiſe. Ich fürchte, die Lang⸗ mut des Prinzen hat ein Ende und Du bereiteſt Die Unannhem⸗ lichleiten, an deren Folgen Du ſchwer zu tragen haſt.“ Rahel ſah Aniane lang an.„Du glaubſt alſo noch an ihn?“ kam es bitter von ihren Lippen,„ſo wie die Jugend glaubt, heiß, leidenſchaftlich, ohne zu fragen. Ich bin traurig, daß ich Dir dieſen Traum zerſtören muß, daß ich vorhin der Szene zwiſchen Dir und dem Prinzen ein Ende machen mußte, damit Du nicht auch an der Grauſamkeit und Selbſtſucht dieſes Elenden zu Grunde gehſt.“ „Mit 5 Recht miſchſt Du Dich fortgeſetzt in weine iten?“ Mit dem Recht des Stärkeren, mein liebes Kind. Ich habe die Waffe in der Hand, die Dich vor Dir ſelber ſchützt und ihn bernichtet. Ich werde ſie brauchen, jetzt und in jeder Stunde, verlaß Dich daranf.“ Sie glitt leiſe zur Tür. Wie eine dunle Schlange rieſelte die ſchwarze Schleppe ihres Kleides mit den glitzernden Flittern ihr nach. Aniaue ſtand einen Augenblick faſſungslos, wie vernichtet. Aus dem Muſikfalon klang jetzt Geſang: „Es war, als hätt der Himmel, 46) Daß ſie im Blütenſchimmer Von ihr nur träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder Die Aehren rauſchten ſacht, Es rauſchten leicht die Wälder, Und ſternklar war die Nacht. Und meine Seele ſpannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die ſtillen Lande, Als flöge ſie nach Haus.“ Aniane lauſchte, bis der letzte Hauch vertlang. Immer ruhiger wurde ſie bei den Tönen, die wie ein Weihegruß zu ihr herüber drangen. Es war ihr, als wüßte ſie plötzlich, wo ihre Heimat war, als müſſe ſie den ſicheren Schutz des Hafens ſuchen, bevor Sturmeswüten ihr den Weg verſperrte. Wie befreit rich⸗ tete ſie ſich empor. In ihren grauen Augen glomm ein eigenes Licht, dann trat ſie aus dem kleinen Zimmer wieder heraus unter die bunte Menge. Sie ſprach hier und da ein paar Worte, ſie nickte der bekannten Muſikſchriftſtellerin La Mara zu und ſie hörte die anerkennenden Worte, welche die berühmte Sanges⸗ meiſterin Auguſte Götze, die in ihrem grauſeidenen Kleid und dem weißen lockigen Haar eine auffallende intereſſante Er⸗ ſcheinung bot, zu ihr ſprach. Sie ließ ſich von dem Grafen Zichd heiß und leidenſchaftlich die Hand küſſen und ſie hörte lächelnd die faden Schmeicheleien eines großen breitſchultrigen Herrn an, der dafür bekannt war, ſozuſagen Jagd auf Künſtlerinnen zu machen. Seine unbeſchränkten Mittel gaben ihm eine gewiſſe Macht, die man in Künſtlerkveiſen ſehr ſchätzte. Anjane bemerkte garnicht, daß er ſie ſo unverſchämt und beuteſicher betrachtete, ſie lächelte ihm noch einmal freundlich zu, nur um ihn loszuwerden. Dann endlich hatte ſie Roald Harnſen gefunden. „Wollen Sie mich nach Hauſe begleiten, Roald,“ fragte ſie haſtig.„Dann bitte kommen Sie, aber ſofort, ich erſticke hier unter den vielen Menſchen und jetzt, in der Pauſe können wir gut fort. er blonde Schwede erhob ſich finſter von ſeinem Stuhl In ſeinen Augen war finſtere Abwehr.„Wenn Sie es wünſchen entgegnete er kühl,„will ich mich fertig machen. Aber wollen Sie denn zu Fuß in dieſer Toilette?“ 10 „Ach, das ſchadet nicht, ich ſchürze das Kleid. Mein Abend⸗ mantel verdeckt alles. Bitte, kommen Sie ſchnell.“ Wenige Minuten ſpäter ſtanden ſie beide auf der ſchnes bedeckten, menſchenleeren Straße. Schweigend ſchritten ſie Arm in Arm dahin. Roald Harnſen ſah mit heimlichem Entzücken in Anianes zartes Geſicht, das ſich ſo märchenſchön aus der weißen Seidenkappe mit dem duftigen Spitzengekräuſel abhoh. Ihre Augen ſchweiften verloren in die Ferne. Wie der Schnee guf den Dächern, auf Baum und Strauch, ſo lag Schnee, eiskalter Winterſchee auf allen ihren Träumen, Wünſchen und Hoffnungen Endlich raffte ſie ſich zuſammen.„Sie zürnen mir, lieber Freund“ ſagte ſie leiſe. Bitte ſtreiten Sie nicht, ich ſehe es an Ihrem ver⸗ düſterten Geſicht, an Ihrem ganzen abweiſenden Weſen gegen mich und doch war ich nie mehr Ihres Troſtes, Ihrer Teilnahm: bedürftig, als heute.“ „Warum quälen Sie mich denn ſo, Anjane? Fühlen Sie denn nicht, daß all Ihre Güte, all Ihre Freundlichkeit das Wehß nicht bannen kann, das Sie mir fortgeſetzt zufügen? Sie denn, es ſei mir gleichgültig, wenn Sie leichtfertig Ihren dem Prinzen in ein Nebenzimmer zurückziehen, wie es heute ge⸗ ſchehen, um ungeſtört zu ſein.“ „Alſo ſpioniert“ lächelte Aniane mühſelig. was ſind Sie doch noch immer für ein großes Kind. Glauben Sie denn, daß den Ruf einer Sängerin überhaupt noch etwas ruinieren kann? Hünſtler vogelfrei ſind, denen jeder ungeſtraft ſeinen guten Ruf nehmen kann? Ich habe in der kurzen Zeit meiner künſtleriſchen Laufbahn hinreichende Erfahrungen machen können und heute die ſchlimmſten.“ haltung der Sekretariate noch bei: in 35 Orten die ſozial⸗⸗ demokratiſche Parteiorganiſation, in 12 Orten Glauben Ruf aufs Spiel ſetzen und ſich, wer weiß wie lange, allein mit „Roald, Roald, Haben Sie denn noch nicht gelernt, daß wi! Mannheim, 20 Ma ſie vereinnahmten 368000 rund abten rund en Gründe igkeit der zur politiſchen gewähren all ft. Als bü reine, 59 chriſtliche unftsſtellen. Dunckerſchen Gewerkt ſonſtige Rechts Inſtitute in 118 Orten, für deren Fre⸗ Zahlen vorliegen. Die gemeindlichen und ariate wurden 1906 von rund 76 000 Per⸗ Iin taatlichen ſonen befr Sekret Zum Weingeſetz. Die unklare Faſſung des§ 6 1 kegt, wie den„Münch. N. Nachr.“ aus der Pfalz geſchrieben Mird, in den Kreiſen der Winzer und Weinhändler lebhafte Beunruhigung. Es beſtehen darüber Zweifel, ob ein Wein⸗ Herſchnöttzweier Weinbaugebiete(z B. Moſel⸗ f der Rheingau⸗Pfalz) zu geſtatten ſei, und wie in le die Bezeichnung des Weines zu lauten habe. Die Frage, ob ein Verſchnitt zu erlauben iſt, läßt ſich nach der Ge⸗ Werbefreiheit nicht verneinen, doch andersçiſt die Sache, ob ſolche Verſchnitte durchaus notwendig ſind, beſonders bei dem immer mehr ſich ausdehnenden Rieslingbau. Um dieſe Zweifel ein für allemal zu beſeitigen, muß eine offene Dee⸗ avation verlangt werden, in der klipp und klar geſagt AIt, daß als Rheinpfalzwein eben nur Rheinpfalzwein, als Moſel eben nur Moſelwein u. ſ. w. verkauft werden darf. Nur Dann beſteht das abſolute Vertrauen, das im Weinhandel. durchaus notwendig iſt. Deutsches Reich. — Vom Vereinsgeſetz.) Der Liberale Ver⸗ Ein Hof, der Jungliberale Verein Hof und der Siberale Arbeiterverein Hof haben dem Abg. Dr. Müller Meiningen(Hof) folgende telegraphiſche Kund⸗ gebung zugehen laſſen: Die am 15. Mai 1908 zur Feier des Inkrafttretens des neuen Reichsvereinsgeſetzes mit deutſchen Frauen verſammelten liberalen Vereine Hofs ergreifen mit eude und Stolz dieſen Anlaß, um ihrem Landtagsabgeord⸗ Reten Dr. Müller herzlichſten Dank und begeiſterte An⸗ Erkennung auszuſprechen für ſeine hervorragende und erfolg⸗ peiche Mitarbeit an der Verbeſſerung der Regierungsvorlage und an der Schaffung des neuen Geſetzes, nicht minder auch für ſeine dadurch bewieſene Blocktreue. —[Ein verbafteter Biedermanu.) Die„Schlos. Big.“ meldet aus Thorn: Der Poſener Güteragent und Inhaber der Parzellierungsbank von Drwenski und Langner, Martin Biedermann, iſt am Samstag auf der Grenzſtation Alexandrowo don der ruſſiſchen Behörde verhaftet worden, weil er einen fal⸗ ſchen Paß vorwies. Biedermann beabſichtigte, in Geſchäfts⸗An⸗ gelegenheiten nach Warſchau zu reiſen. —([Die ſchwarze Fahne auf dem Kölner Rat⸗ gausturm.) Bei den vorigen Kölner Stadtratswahlen zweiter Maſſe wurden die Wahlen dreier Eiberaler vom Zentrum be⸗ Anſtandet und vom Oberverwaltungsgericht für ungültig er⸗ Tlärt. Bet den heutigen zu Ende gegangenen Erſatzwahlen liegken fämkliche Kandidaten der Zentrumspartei. Das Stadtverordnetenkollegium ſetzt ſich nunmehr aus 28 Zen⸗ Kums⸗ und 17 liberalen Stadtperordneten zuſammen. —Fuſion von„Nationalzeitung“ und„Poſt“.) Wie die„Poſt“ feſtſtellt, wird bei der Fuſion der„Nativnal⸗ geitung“ die politiſche Redaktion der„Nationalzetiung“ dem Chefredakteur der„Poſt“ nicht unterſtellt ſein. Auch ſtehe noch Kicht feſt, welche Reſſorts beiden Zeitungen gemeinſam ſein wer⸗ den. Es wird alſo ſo werden, wie wir ſchon früher mitgeteilt haben: Herr Cronsbein, der Chefredaktenr der„Poſt“, wird Gchäftlicher Leiter der dereinigten„Nationalzeitung“ und „Poſt“ werden und die politiſche Redaktion der„Nationalztg.“ wird ſelbſtändig bleiben. Badiſche Politik. In der Frage des Anſchluſſes an den Reichsverband Srzählt das hieſige freiſinnige Organ, daß es ſeine Meinung kicht geändert habe, daß es alſo nach wie vor auf dem Stand⸗ Münkt ſtehe, im Intereſſe des Geſamtliberalismus müßten die ſiddeutſchen Jungliberalen in dem Reichsverband und damit ii die nationalliberale Partei hinein. Wenn das Blatt einer Nenteiligem Standpunkte ſtehenden Zuſchrift Raum ge⸗ General⸗Anzeiger.(Mittägblatt.) habe, ſo ſei das tur et altera pars. Zumal wenn er tig vei es„beiſchpielsmaßen“ hier nicht geſe 1als im weiteren Frage noch e daß die Anſichten unbeding zufmarſchieren müſſen. Nicht aber wenn der End⸗ Anwendung des Grur notwendig ſein muß, age, in der die Preſſe ſelbſt f zu verwirren. Wie es in d vendigkeit geſchah, wo vi cht mit, w ſicht durch Aufnahme des Artikels eine liberalen aus dem Oberlande der K ſchauungen im jungliberalen Lager fördert, ſo gehemmt wurde. Auf die Wirkung kommt es an, die war, daß durch Aufnahme des Artikels in einem angeſehenen freiſinnigen Blatte der Widerſtand des Oberlandes ermutigt wurde in einer Frage, in der die Redaktion d Landesztg.“ den Widerſtand ſelbſt nicht mehr für gerecht⸗ fertigt hielt. Als ſie den Grundſatz: Audliatur et altera pars, in Anwendung brir ſollen vermeinte, ſpannte ſie ein Pferd hinten an den Wagen, nachdem ſie kurz vordem frei⸗ willig aus höherem Gemeinintereſſe eines vorne angeſpannt LIC) lle . . E 1 jen zi hatte. Das iſt aber nicht des ſchönen Grundſatzes Weſen und Meinung. Doch das nebenbei. Und mehr zur Meidung künf⸗ tiger Mißverſtändniſſe über grundſätzliche Behandlung ge⸗ meinſamer politiſcher Anliegen in der befreundeten Preſſe. Die Hauptſache, und wir ſagen gerne, die erfreuliche Hauptſache iſt, daß wir fortan mit aller Beſtimmtheit darauf rechnen dürfen, die Freiſinnspreſſe wird Angelegenheiten der nationalliberalen Partei nicht mit einer zu weit getriebenen, im Effekt höchſt ſchädlichen— wie ſagen wir gleich— alſo, Objektivität behandeln, ſondern wird ſich leiten laſſen von dem ihr eigenen ſicheren Gefühl für die Geſamtintereſſen des Liberalismus, die tatſächlich nicht immer eine einfach ſchema⸗ tiſche Anwendung auch noch ſo ſchöner Grundſätze bedingen. Die Jungliberalen des Oberlandes haben entſchieden das Land des Freiſinns und der Demokratie mit der Seele geſucht, wo ſie Stützen für ihre„Unentwegtheit“ erhofften. Wenn nun aus dieſem Lande ihnen ein kategoriſches Nein entgegen⸗ ſchallt: Ihr mißhandelt die Intereſſen des Geſamtliberalis⸗ mus durch Euren Widerſtand, die weſentlicher ſind als die partikulariſtiſchen des ſchönen Oberlandes, dann ſollten unſere jungliberalen Parteigenoſſen von Karlsruhe an aufwärts ſich doch nun endlich fragen, ob ſie mit ihrem Widerſtande gegen den Anſchluß an den Reichsverbande ſich nicht in eine höchſt einſame, unwirtliche Gegend verlieren, wo auf ſterilem Boden die goldenen Aepfel des eutſchiedenen Liberalismus micht fprießen werden. Wollen ſie auf die nationalliberalen Parteifreunde nicht hören, dann mag die warnende Stimme aus freifinnig⸗demokratiſchem Lager, zu dem ſie ſelbſt unklare Sympathiem ziehen, das aber ſelbſt garnicht dieſe Sympathien erwidert, vielleicht eine Wirkung auf fie tun, und ſte ver⸗ anlaſſen, umzukehren und fich dem großen Heerbann, zu deſſen Fahne ſie als nationale und liberale Männer ſchworen, anzu⸗ ſchließen, bevor es zu ſpät, noch rechtzeitig genug untzukehren, bevor ſie ſich in die Todeinſamkeit einflußloſer Konventikel verlieren tk 8 Bayeriſche und Pfälziſche Politik. * München, 19. Mai. Kammer der Abgeördneten. Die Debate über den Vollzug des Reichsvereinsge⸗ ſetzes wurde fortgeſetzt. Caſſelmann(lib.) führte aus, die ganze Debatte ſei im Grunde überflüſſig, da alle mit den An⸗ orduungen, welche die bayeriſche Regierung zum Vollzuge ge⸗ troffen habe, einverſtanden ſeien. Bei der Bekämpfung des Reichs⸗ vereinsgeſetzes werde mit maßloſen Uebertreibungen gearbeitet; tatſächlich bringe das ganze Geſetz für Bapern keine einzige Ver⸗ ſchlechterung. Wenn die liberalen Parteien im Reichsdage das Geſetz abgelehnt hätten, ſo wären die zahlreichen freiheitlichen Beſtimmungen niemals in ein preußiſches Vereinsgeſetz hineinge⸗ kommen. * München, 19. Mai. In der heukigen Sitzung des Finanzausſchuſſes der Kammer der Abgeordneten kam auf Anrvegung des Referenten Dr. Schaedler die Frage des Eigentumsverhältniſſes der Walhalla bei Regensburg zur Sprache. Nach dem Willen König Ludwigs J. ſollte die Walhalla dem neuen Deutſchen Reiche übergeben werden. Frag⸗ lich aber ſei, ob das Deutſche Reich, wie es 1871 unter Ausſchluß Deſterreichs gegründet wurde, dem Reich entſpreche, das König Ludwig im Auge gehabt habe. Kultusminiſter Wehner erklärte daß über dieſe Angelegenheit ein Gutachten des Kronanwalts ein⸗ gefondert worden, aber noch nicht eingelaufen ſei. 878 1 r 5 25. Verbandstag des Verbandes der landwirt⸗ ſchaftlichen Konſumvereine. [Von unſerem Karlsruher Bureau). rlsruhe, 19. Mai. geater die Perhand⸗ gaftlichen Konſum⸗ auf den letzten eter der Regi 82 Ve⸗ ral⸗ en wurde lt be andes und die erſchiene ſodann ſofort in d willkommen. e Tagesordnung eingetreten. Riehm erſtattete den Ja entnehmen iſt: Mit dem Jahr Geſchichte unſeres Verbandes, das erſte Vie nde. Eine 25jährige Tätigkeit liegt hinter une nd b am 1. Januar 1907: 610 Verbands liedern: am 31. Dezember 1907. 00 Mitgliedern. Ihrer Tütfe Verbandsvereine eingeteilt in: 1 Zentre Verbandsdire hresberick taus zu pesbericht, wo⸗ 907 geht ein wich . ⁴ nach ſind die 629 1 Sbf rwertur „Milch⸗ 955 ieß ſſen mit Warenbezug, 8 Molkereibetriebe, 594 ldw. Bezugs⸗ und Abſatz 5 ass (Ortsvereine, Ein⸗ und Verkaufsgenoſſ ten), denen ſich im Nebenbetrieb a) 58 Vereine mit Ge⸗ treideverkauf, b) 13 Vereine mit Eierabſag, e) 10 Vereine mit Vollmilchverkauf, d) 34 Vereine mit Verbeſferung des Tabak aus befaſſen. Mit den ſich ſteigernden Umſätzen der Einzelvereine vermehren ſich auch die Reviſionsarbeiten. Es wurden 592 Vereinsrechnungen einer poſtenweiſen und 260 Verbands⸗ vereine einer örtlichen Reviſion unterzogen. Der Kaſſenumſatz, Kontokorrent⸗ und Bankverkehr belief ich auf 2 300 000., gegenüber 16 200 000 M. im Vorjahr. wurden bezogen: Dünger 665 250 Ztr. im Wert von rund Mark 1875 000, Sämereien 21 708 Ztr. im Wert von rund Mark 203 800, Kraftfuttermittel 308 470 Ztr. im Wert von rund Mark 850 000, Kohlen 325 000 Ztr. im Wert von rund M. 35 000 Rebpfähle 350 000 Stück im Wert von vund M. 54 000, Maſch und Geräte im Wert von rund M. 167 000, ſonſtige ldw. Be⸗ darfsartikel im Wert von rund M. 165 000, Wert im Ganzen M. 4 666 800. Hierzu Wert des angekauften Getreides Mark 2064 941, Geſamtwert des Warenbezuges M. 6731 741. Der Geldwert des geſamten Warenbezuges hat ſich gegenüber dem Vorjahr um rund 2 Millionen M. geſteigert. Seit Beſtehen des Verbandes iſt eine derartige gewaltige Zunahme innerhalb eines Geſchäftsjahres noch nie zu verzeichnen geweſen. Es wurden bei Gr. landw. Verſuchsanſtalt Auguſtenberg im Berichtsjahr 1842 Warenunterſuchungen vorgenommen, wobei 586 Proben beanſtandet und 9470 M. Mindergehaltseutſchädigung bezahlt werden mußten. Die Zahl der Unterſuchungen hat ſich geſteigert. Große Schwierigkeiten verurſachte der Kohlenbezug. Das Kohlenlontor kürzte 30 Prozent der gekauften Mengen und lieferte hiefür nur einen teilweiſen Erſatz in den geringwer⸗ kigeren engliſchen Nußkohlen. Die Bedienung ſeitens der Zechen war eine äußerſt mangelhafte und einſeitige; trotzdem hat ſich aber hier die Wohltat der genoſſenſchafklichen Arbeit auf das beſte erwieſen, denn unfere Vereine waren mit Ausnahme we⸗ weniger Wochen imſtande, ihre Mitglieder zu ſehr billigen Preiſen mit Kohlen zu verſorgen. Preisunterſchiede von 50 und 60 Pfennig per Zentner zwiſchen unſeren und den Händler⸗ preiſen waren nicht ſelten Bei dem großen Mangel an Obſt und an billigem Ernte⸗ wein ſuchten wir Moſtobſt anzukaufen. Im ganzen wurden 70 Waggos Myſtobſt aus Italien bezogen. Durch die Obſtper⸗ mitrelung haben wir wenigſtens erereicht, daß nach vielen Ge⸗ meinden der ſo billig angebotene, mauchmal recht unbrauchbag franzöſiſche Wein, keinen Eingang finden konnte. Ueber das am 80. Juni 1907 abgeſchloſſene 2. Geſchäfts⸗ jahr des Getreidebureaus in Mannheim ſſt im vorjährigen Jahresbericht ausführlich berichtet worden. Vomt Reingewinn von M. 4588,87 wurden M. 3000 auf Getreide⸗ veſervefondkonto übertragen. Durch das Getreideburenu in Mann⸗ heim wurden 1027 Waggon Getreide im Werte von 2064 941 M. gegenüber 1 397770 Mark im Vorjahr verkauft. Ein neues Getreidelagerhaus wurde in Eppin⸗ gen gebaut, das einen ſehr bedeutenden Umſatz hatte. Im Ganzen beteiligten fich an den Getreidelieferungen 13 Getreide⸗ lagerhäuſer, ſowie 58 Einzelgenoſſenſchaften. Die ausbezahlten Preiſe waren hohe und der Abſatz anfangs ein flotter. Je mehr aber der allgemeine Geldmangel einſetzte, deſto ſchwieriger wurde der Verkauf. Die Tabakbauvereine hatten mit gutem Erfolg im letzten Jahre wieder ſelbſtändig gearbeitet. Auf Grund der von uns mit Tabakfabrikanten abgeſchloſſenen Verträge waren 27 Dabakbau⸗Vereine tätig, die im Ganzen ca. 8000 Zentner Tabak enſchaf⸗ „Ss bat man Ihnen wehe getan?“ forſchte Harnſen.„Anjane Hahen Sie doch Vertrauen zu mir. Sie wiſſen ja, daß ich keinen Anderen Wunſch habe, als Sie zu ſchützen. Jeden Schatten möchte ich von Ihrem Lebensweg ſcheuchen, jedem Stachel wehren, der Sie verwundet und doch bin ich ſo machtlos, ſo grenzenlos aächtlos, und Sie ſelbſt, Aniane, ſind es, die mich dazu ver⸗ Beuttent.“ Aniane ſchauerte leiſe zuſammen, während ſie beide über den Moßplatz ſchritten. Die Bäume und Sträucher, die unker der glizernden Schnvelaſt ächzten, die würden, wenn wieder der Früh⸗ iiig kam, luſtig grünen und blühen, der Schnee aber, der ſich eute ſo kalt auf ihr warmes Herz gelegt hatte, den würde kein Frühlingsodem hinwegſchmelzen, trotzdem heiße Flammen darunter berten. Nie durften die Knoſpen ihres Herzens aufbrechen. ie eine Leiche erſchien ihr die Natur mit ihrem weißen Winter⸗ Ichmuck, hente, wo Aniane einen ſüßen, kaum geahnten Traum Hegraben mußte für Zeit und Ewigkeit. Noald wartete noch immer auf eine Antwort. „Ich weiß alles, Roald, was Sie ſagen wollen. Ich leſe ja uin Ihrer Seele wie in einem aufgeſchlagenen Buch, aber ich fiihle auch, daß Sie in der meinen leſen und da wiſſen Sie wohl, ſwie leidvoll es iſt, weil ſie das, was ſie für gut und edel hielt, Holl Flecken ſah. Wollen Sie mir helfen, Roald, daß ich den echlen Weg, von dem ich abirrte, wieder finde?“ Wortſetzung folgt⸗ Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Fritz von Ühde. Zu ſeinem 60. Geburtstage, am 22. Mai. Wenn Frau Sonne mit ihren Schätzen nicht mehr ſo ſpar⸗ ſam umgeht, wenn ihre goldenen Fluten reichlicher und beſtän⸗ diger auf das liebliche Geläude des Starnberger Sees ausgießt, Dann findet ſich alljährlich Fritz pon Ühde, der Maler des Lichts, in ſeinem einfachen Landhauſe an den Ufern der Würm ein. Hier entſtanden jene wundervollen, von Lebensfreude, Familienglück und Sonnenlicht durchglühten Garten⸗ und Laubenbilder, die wohl mit das Schönſte darſtellen, was die moderne Freilichtmalerei an bleibenden Werten geſchaffen hat. Hie rlebt und ſchafft der Künſtler im innigſten Verkehr mit der Natur, umgeben von ſeinen drei lieblichen Töchtern, die wir faſt auf allen Gemälden dieſer Art wiedererkennen. Er malte ſie beim Spiel, bei den Schul⸗ arbeiten, beim Stricken und Nähen, beim Leſen und Spazieren⸗ ghen. Immer aber ſind die ſchlanken Geſtalten vom freien Lichte umfloſſen, deſſen reizvolles Spiel immer wieder das Malerauge von neuem entzückt und zu neuem Schaffen begeiſtert. Was bedeutet angeſichts ſolcher Schöpfungen das arg miß⸗ brauchte Schlagwort vom„bedeutenden Inhalte“? Freilich, für Gevatter Schneider und Handſchuhmacher mag dieſer Inhalt unbedeutend ſein. Für den leidenſchaftlichen Lichtſucher und Licht⸗ verkünder Ühde, für den zärtlich liebenden Vater kann er wohl kaum bedeutungsvoller ſein. Und darauf kommt es doch wohl au, daß der Künſtler den Stoff mit inbrünſtiger Liebe ergreift und formt. Wenn dann der Kraft dieſer Liebe die Fähigkeit ent⸗ ſpricht, ihn reſtlos durch die Mittel ſeiner Kunſt zum Ausdruck zu bringen, dann entſteht eben ein bedeutendes Kunſtwerk, mag der Stoff in der allgemeinen Wertſchätzung der Dinge eine hohe oder niedere Stufe einnehmen. Seinen Ruhm verdankt der Meiſter unſtreitig ſeinen Bildern bibliſchen Inhaltes. Ganz natürlich. Das große Publikum wird immer vom Inhaltlichen ausgehen, wenn es zu einer äſthetiſchen Wertſchätzung eines Künſtlers gelangt. Das iſt, wenn auch nicht der kürzeſte, ſo doch der ſicherſte Weg zu einer richtigen Ein⸗ ſchützung, auch der maleriſchen Werte. Die ſogenannte religiöſe Malerei hat Ühde unendlich viel zu verdanken. Er hat uns als einer der Stärkſten erſt wieder frei gemacht von jener ſfüßlichen Empfindſamkeit, mit der wir die religibſen Bildwerke der Na⸗ —— wieder die geſunde und herbe Schönheit unſerer chriſtlichen Ueberliefrung empfanden gelehrt. Ühdes Gottesmutter iſt ein von den ſozialen Nöten gejagtes und geplagtes Tagelöhnerweib, ſeine Jünger Jeſu ſind wetterfeſte, ſturmerprobte Geſellen, denen das Leben übel mitgeſpielt hat. Und doch weiß der Meiſter ſeine heiligen Geſtalten auch wieder weit über das Alltägliche hinaus⸗ zuheben durch das Licht vor allen Dingen, das er eben wie keim zweiter unter den lebenden Künſtlern mit genialer Meiſterſchaft zu behandeln verſteht. Und wenn andere Zeiten zu einer au⸗ deren Auffaſſung der heiligen Geſchichte kommen, wenn die re⸗ ligiöſen Gefühle des Beſchauers eine andere Richtung als heut⸗ zutage haben ſollten, es iſt kaum anzunehmen, daß er weniger von den Bildern Ühdes ergriffen wird. Und das iſt nicht zum wenigſten auf Rechnung des Lichtes zu ſetzen, das alles, was der Maler darſtellt, verklärt und durchgeiſtigt. Darum wird auch dann noch, wenn man von dem freligiöſen Maler“ Ühde nicht mehr ſprechen wird, wenn das religiöſe Leben andere Formen ge⸗ funden haben wird, von dem Maler des Lichts reden, der der Malerei neues Land entdeckte oder doch wenigſtens als erſter mit ſo vielem Glück und großem Geſchick bebaute. Daß UÜhdes Bilder auch ſonſt noch maleriſche Werte haben, daß ſie verblüffen durch eine ſtarke Raumwirkung, durch unge⸗ zwungene Gruppierung der Perſonen, die doch auch wieder im hohen Grade künſtleriſch iſt, das ſei nur nebenbei bemerkt. Wie hoch man aber Ühdes Kunſt einſchätzt, das beweiſt die Tatſache, daß ſich fall alle Galerien und Muſeen Werke des Künſtlers geſichert haben. Und man kann immer wieder beob⸗ achten, wie die Beſucher beſonders von dieſen Bildern angezogen und gefeſſelt werden. 8 *** Theater⸗Notiz. Die Intendanz keilt mit: Die heutige Premisre von„Wolkenkratzer“, amerikaniſche Komödie von Karl Röß⸗ ler und Ludwig Heller, beginnt um 7% Uhr. Die ſtädtiſche Volksteſehalle und Volksbibliothek in Heivelberg Zarener und perwandter Schulen betrachten; er hat uns erſt veranſtaltet für die Zeit vom 14. bis einſchrießlich 21. Junt eine nS n S — = Dane. 2 a 72ͥ ˙AAA K Maunheim, 20. Mai. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 3. Seite. ablieferten. Durch die Bemühungen der Vereinsvorſtände und Aferer Tabakbanſacverſtändigen waren die Mitalieder und die Fubritanten im grußen aud ganzen mit den erzielten Reſultaten Der genoſſenſchaftliche Mikchabſatz wird von 13 Verbandsvereinen betrielſen, die im Berichtsjahre änsgeſamt 2898 000 Liter im Werte von rund 482 000 Mark abſetzten. Die Milchlieferanten werden zur Gewinnung und Lieferung einer auten, fettreichen Vollmilch angehalten. Andererſeits ſucht der Verbaud in den Kreiſen der ſtädtiſchen Bevölkerung das Ver⸗ ſtindnis für einen größeren Milchverzehr zu wecken und den onſumenten in direkten Verkehr mit dem Produzenten Zu bringen. 5 Der genoſſenſchaftliche Weinabſatz geſchieht vor⸗ wiegend durch die ſchon länger beſtehenden Winzervereine am Bodenſee. Der Wert des durch die Winzervereine abgeſetzten Weines belief ſich im Berichtsjahr auf M. 480 900, die eigenen Reſerven betragen M. 184 617. Der genoſſenſchaftliche Eierverkauf hat ſeit einigen Jahren einen recht bedeutenden Umfang angenommen. Heute gehören dem Verband 13 Eierabſatzgenoſſenſchaften(als Nebenbetriebe von Konſumvereinrn) an, die im Jahre 1907 851164 Stück friſche Trinkeier im Werte von 65 800 verkauften. Der Verband unterhält in Karlsruhe eine zentrale Ausgleich⸗ ſtelle zur Regelung von Angebot und Nachfrage. Dem Verſicherungsweſen wurde auch im verfloſſenen Jahre volle Aufmerkſamkeit geſchenkt: a) Haftpflichtverſicherung. Dieſe Verſicherung nimmt das hervorragendſte Intereſſe unſerer Mitglieder in An⸗ ſpruch und hat deshalb auch im verfloſſenen Jahre wieder recht erfreuliche Fortſchritte gemacht. Ende 1906 waren 17 590 Mit⸗ glieder mit einem Geſamtprämieneinſatz von M. 51 5000 verſichert, Ende 1907 iſt dieſelbe auf 19000 Mitglieder mit M. 55 000 Ge⸗ ſamtprämie geſtiegen, ſodaß ein Neuzugang von 1410 Mitgliedern zu berzeichnen iſt. b) Feuerverſicherung. Auf Grund unferes Be⸗ günſtigungsvertrages mit der„Badiſchen Feuerverſicherungsbank“ ſind im abgelauſenen Jahre mehrere Abſchlüſſe von Mobiliar⸗ Verſicherungen zu Stande gekommen. Doch dürfte dieſe Ein⸗ richtung noch weit ausgiebiger benutzt werden. Lebensverſicherung. Mit der Karlsruher Lebens⸗ perſicherung, vormals„allgemeine Verſorgungsanſtalt in Karls⸗ rule, werden beſondere, Vergünſtigungen(freie Aufnahme und freie ärzkliche Unterſuchung) unſeren Vereinsmitgliedern einge⸗ räumt. Unabläſſig weiſen wir bei jeder ſich bietenden Gelegenheit auf die Vorteile der Lebensverficherung hin. Vom koſtenloſen Rechtsſchutz wurde im verfloſſenen Jahr ausgiebiger Gebrauch gemacht. Eine Reihe von Prozeſſen nsbeſondere über Viehkauf— wurde erfolgreich durchgeführt. Der Abſchluß der Jahresrechnung des Verbandes iſt ein günftiger. Es iſt ein Reingewinn von 48 054 Mark zu verzeichnen. Der Berichterſtatter ſchloß: Wir wollen auch in Zukunft eifrig vorwärtsſtreben, ohne Haſten und ohne Ueberſtürzung. Nene Aufgaben, neue Ziele werden uns die nächſten 25 Jahre bringen, bergeſſen wollen wir aber nie, daß nur Einigkeit ſtark macht. Wird uns dieſe Einigkeit wie bisher in unſerem Verbande erhalten, ſo können wir uns etwa aufgezwungenen Kämpfen, mögen ſie don verſchiedenen Seiten auf uns einbrechen, ruhig entgegegenſehen denn uns muß der Sieg zufallen, wenn wir in der Einigkeit fark ſind und alle unſere Kräfte nur im Intereſſ unſeres badiſchen Bauernſtandes, ohne Nebenabſichten und nur aus Liebe zur Heimat und zum Berufsgenoſſen zur Verfügung ſtellen. Drum Landwirte ſeid einig, einig, einigl Es folgt die Diskuſſion über dem Jahresbericht, an welche ſich die Arrfragen und Mitteilungen aus den Verbandsvereinen und die Beſprechungen von Verbandsangelegenheiten anſchließen. Mitzu⸗ leilem iſt, daß in der heutigen Verſammlung 500 Vereine mit zirka 700 Mitgliedern vertreten ſind. In der Grünkernfrage empfiehlt Direktor Riehm eine Produktionseinſchränkung, da gegentväreng eung noch 10 000 Zentner im Lande zum Verkauf vorhanden ſeien. Zu der ſchwierigen Kohlenfrage bemerkt der Generalanwalt, Geh. Regierungsrat Haas, daß an einen billigeren Bezug vorerſt nicht zu denken ſei, ſolange nicht ein Ausfuhrzoll für die Kohle ein⸗ geführt oder die Monopoliſierung der Gruben. Es wird ſodann der Bericht über die Verbandsrechnung er⸗ ſtattet und der Verbandsleitung Entlaſtung erteilt mit dem Ausdruck des Dankes für die vorzügliche Führung der Rechnung. Generalſekretär Berg berichtet über„Das Genoſſenſchafts⸗ blatt“, die jünngſte Gründung des Verbandes, und empfiehlt den Antrag des Geſamtvorſtandes:„Jeder Verbandsverein iſt ver⸗ pflichtet, ab 1. Juli 6 Stück Pflichtexemplare zum jährlichen Bezugs⸗ preis von 50 Pfg. per Stück zu übernehmen. Jedes weitere Exenm⸗ plar koſtet 30 Pfg. portofrei zugeſandt.“ Verbandspräſtdent Sänger möchte die Genoſſenſchafter nicht nur als Leſer, ſondern auch als Mitarbeiter wiſſen und bittet um Annahme des Antrages, die einſtimmig erfolgt. Es folgt die Neuwahl und Wiederwahl der ausſcheidenden Vor⸗ ſtandsmitglieder Häcker⸗Radolfgell, Hauſer⸗Dittighofen, Graf⸗Tomen⸗ Urch und Feldmann⸗Helmsheim mit 224 Stimmen. Nach geſchäft⸗ Acher Mitteikungen wird die Sitzung gegen 6 Uhr geſchloſſen. 9. Generalverſammlung der Zeutralkaſſe der bad. laudw. Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaften. (Von unſerem Karlsruher Bureau.] Karlsruhe, 19. Mai. Heute nachmittag halb 3 Uhr begannen unter dem Vorſitz des Domänenrats Mayer⸗Bodman die Verhandlungen der neunten Generalverſammlung. Zu Punkt 1 der Tagesordnung erſtattet Domänenrat Mayer⸗ Bodman den Jahresbericht, woraus zu entnehmen iſt, daß im Jahr 1907 ein Mitgliederzuwachs von 52(18 Privatperſonen und 34 Genoſſenſchafter) zu berzeichnen iſt, die 214 Geſchäftsanteile über⸗ mahmen, ſodaß auf Jahvesſchluß 1907 im ganzen 344 Mitglieder mit 1004 Geſchäftsanteilen und 1 004 000 M. Geſamthaftſumme ver⸗ bleiben. Unſer Großherzog Friedrich II. hat die von ſeinem Vater gegeichneten 20 Geſchäftsanteile übernommen. Der Geldbedarf war im abgelaufenen Jahr ein ſehr großer, namentlich im Herbſt war die Geldbeſchaffung vorübergehend nur bei hohen Zinsſätzen möglich. Für Darlehen wurde den Genoſſenſchaften durchſchmittlich 4½ Pro⸗ gent berechnet, dagegen wurden für Einlagen 4 Prozent, bezw. 4% Prozent bei Zmonatlicher Kündigung vergütet. Als Ausgleichsſtelle dient die landw. Reichsgenoſſen⸗ ſchaftsbank, G. m. b. H. in Darmſtadt, welche ſich im Laufe des Jahres 1907 in eine Aktiengeſellſchaft umpandelte. Die Ein⸗ kagen belaufen ſich auf 600 000., die hauptfächlich im Oktober, November, Dezember eingelegt wurden. Auf Wunſch der Einleger ſind Sparkaſſenbücher beſchafft worden. Wechſelkredit wurde nur wenig beanſprucht; der Scheckverkehr bürgert ſich nach und nach ein. Der Geſamtumſatz iſt von M. 8 085 000 im Vorjahr auf M. 13 786 000 im Jahr 1907 geſtiegen. Der Reingewinn bezifferte ſich auf M. 12 226. Die eigenen Betriebsmitter betrugen 108 936 M. Am 8. Oktober wurde gemeinſam mit dem Verband der badi⸗ ſchen landw. Konſumvereine das neue Genoſſenſchaftshe im bezogen; der Kauf war bei der ſteten Ausdehnung beider Inſtitute eine Notwendigkeit und hat ſich als recht vorteilhaft erwieſen. Der Einweihung des Buchenberger⸗Denkmals wohnte ein Vertreter an. Die bisherige Entwickelung der Zentralkaſſe muß als eine in jeder Beziehung günſtige und für die Landwirtſchaft ſegensreiche bezeichnet werden. Wir wollen auf der beſchrittenen Bahn vorſichtig weiterarbeiten und unſere Tätigkeit, ſoweit dies im Rahmen unſeres Statuts möglich iſt, noch erweitern und vertiefen zum Nutzen unſerer Mitglieder. Es folgte hierauf die Entlaſtung des Vorſtandes, worauf die ausſcheiderden Vorſtands⸗ und Aufſichtsratsmitglieder ver Akklamation wiedergewählt wurden. Aus den ſonſtigen kurzen Beratungen iſt hervorzuheben, daß der Kredit an den Konſum⸗ verband auf Antrag des Verbandspräſidenten Sänger⸗Diersheim von 1 Million M. auf 1% Million Mark erhöht wird. Es wird hierauf die Sitzung nach 3 Uhr geſchloſſen. ——.— Verband badiſcher Centrifugen⸗Molkereien. (Von unſerem Karlsruher Bureau.) Karlsruhe, 19. Mai. Heute vormittag fand im Saale 3 der Brauerei Schrempp die 13. Generalverſammlung des Verbandes der bad. Molkereien ſtatt, in der der Verbandsvorſteher Fr. Huber folgenden Bericht erſtattete: Im abgelaufenen Berichtsjahre haben ſich weſentliche Aen⸗ derungen der Richtung der Verbandsbeſtrebungen nicht als not⸗ wendig erwieſen, dagegen ſind die Beziehungen zwiſchen Ver⸗ band und den Molkereigenoſſenſchaften lebhaftere und feſtere ge⸗ worden. Mit Rückſicht auf die ſtarke Nachfrage nach Vollmilch und die durchſchnittlich hohen Butter⸗ bezw. Viehpreiſe konnte von einer merklichen Ausdehnung des Molkereiweſens in Baden nicht die Rede ſein. Aus dem Verband ſind wegen Aufgabe des Betriebs 5 Privatmolkereien und 1 Genoſſenſchaftsmolkerei aus⸗ geſchieden, während 3 Molkereibeſitzer neu zugingen. Der Ver⸗ band umfaßte am Ende des Jahres 1907 88 Molkereien, dar⸗ unter 49 eingetragene Genoſſenſchaften, 22 freie Vereinigungen und 17 Privatmolkereien, die ſich auf 10 Kreiſe und Amts⸗ bezirke des Landes verteilen. Der Butterabſatz war ein recht befriedigender. Die Butterpreiſe haben abermals eine Steigerung erfahren, weil die Nachfrage ſtändig lebhaft war. Auch beim ge⸗ meinſamen Bezug von Pergamentpapier, Butterſchachteln und Separatoren iſt eine Steigerung gegen früher zu verzeichnen. Der Frage der Unfallverſicherung des Molkereiperſonals, der Alters⸗ und Invaliditätsverſicherung der Molkereirechner und der Haftpflichtverſicherung iſt im Berichtsjahre näher getreten worden. Der Umſatz der Verbandskaſſe betrug 10 969.30 M. und das Verbandsvermögen iſt auf 1706 M. angewachſen. Nach der Verbandsſtatiſtik, der die Angaben ſämtlicher Molkereien zu Grunde liegen, umfaſſen die 88 Betriebe 4191 Mitglieder und 1045 Nichtmiiglieder, welche die Milch von 14 711 Kühen zeil⸗ weiſe angeliefert haben in einer Geſamtmenge von 15 809 362 Etr. Pro Kuh macht das im Jahr 1074 Liter oder pro Tag 2,½ Liter aus. Von der angelieferten Vollmilch iſt etwa der 13. Teil (1356 589 Liter) direkt abgeſetzt worden. Die Buttererzengung betrug 11681 Zentner bei einer Durchſchnittsausbeute von 7,09 Pfund pro 100 Liter Milch. Den Milchlieferanten ſind insge⸗ ſamt 1 282060 M. für Butterfett ausbezahlt worden und die Molkereien haben für verkaufte Butter, Rahm und Buttermilch 1452 122 Mark eingenommen, was eine ganz reſpektable Summe darſtellt. An dem feſten Zuſammenhalten der Genoſſenſchafts⸗ mitglieder ſei der günſtige Einfluß und der große Vorteil des Molkereiweſens am deutlichſten zum Ausdruck gekommen. Nach Erledigung einer Reihe interner Anlegenheiten wurde die Generalverſammlung nach 12 Uhr geſchloſſen. —— Agnes Sorma als„Nora“. sh. Berlin, 18. Mai. Ein umfangreicher Beleidigungsprozeß beſchäftigte heute die erſte Strafkammer des Landgerichts Berlin J unter dem Vorſitz des Landgerichtsdirektors Blanckmeiſter. Es handelte ſich um Vorgänge, die mit dem Theaterſkoandal im„Kleinen Theater“ am 1. November v. Is. im Zuſammenhange ſtehen. An dieſem Tage fand ein Gaſtſpiel der Frau Agnes Sorma in der Rolle der„Nora“ im gleichnamigen Ibſen'ſchen Schauſpiel ſtatt. Der Ibſen⸗Ueberſetzer Wilhelm Lange hat das Aufführungsvecht der Nora aber an das„Leſſing⸗Theater“ bezw.„Dentſche Theater“ vergeben, und ſo mußte die Aufführung nach der ſogenannten Ibſen'ſchen Geſamtausgabe von Elias erfolgen. Frau Agnes Sorma indeſſen, die ſeit 14 Jahren die Rolle der Nora nach der Langeſchen Ueberſetzung ſpielt, wollte ihrerſeits ihre Rolle auch in dem„Kleinen Theater“ in der Langeſſchen Ueberſetzung ſpielen. Hiervon erfuhr der Schriftſteller Wilhelm Lange und erlſeß durch den Rechtsanwalt Dr. Oskar Meyher eine einſtweilige Ver⸗ fügung, wonach die Aufführung bezw. das Sprechen der Nora⸗ Rolle nach der Lange'ſchen Ueberſetzung verboten wurde. Frau Agnes Sorma lernte nun innerhalb 48 Stunden die Rolle in der neuen Ueberſetzung von Elias und ſpielte ſie auch in dieſer. Als die Künſtlerin bei der Aufführung im„Kleinen Theater“ im erſten Akt einen Blick in den Zuſchauerraum tat, ſah ſie, wie zwei Männer ſich ſtenographiſche Notizen machten. Sie ſpielte den Akt zu Ende und in der Pauſe machte Direktor Barnowski dem Publikum Mitteilung von dem unerhörten Vorgang. Es erhob ſich ein großer Skandal und die beiden Stenographen wurden an die Luft geſetzt. Sie hatten den Auftrag gehabt, durch ſteno⸗ graphiſche Aufzeichnungen feſtzuſtellen, ob Frau Sorma aus langjähriger Angewohnheit nicht doch die Lange'ſche Ueberſetzung ſprechen würde. Das Bekanntwerden der ganzen Angelegenheit war von dem Schauſpieler Abel vom„Kleinen Theater“ ausge⸗ gangen. Dieſer war vom„Deutſchen Theater“ engagiert, ſobald ſein Verkrag mit dem„Kleinen Theater“ abgelaufen ſein würde und hatte dem„Deutſchen Theater“ von den Proben der Ibſen⸗ ſchen Nora⸗Aufführung Kenntnis gegeben. Dadurch erfußr es auch Lange. Später bekam Abel aber Gewiſſensbiſſe und erzählte dem Direktor Barnowski vom„Kleinen Theater“, er ſei eines Abends vom Kleinen Theater nach einem Café gerufen worden, habe dort den Rechtsanwalt Dr. Meyer getroffen und ſei von dieſem nach der Nora⸗Aufführung gefragt worden. Dann ſei plötzlich noch eine dritte Perſon dazugekommen, die ſich als Wilhelm Lange vorſtellte. Alle drei ſeien nach dem Bureau des Deutſchen Theater gefahren, wo er, Abel, eine eidesſtattliche Ver⸗ ſicherung abgegeben häkte. Später hat ſich dann berausgeſtellt, daß die ganze Erzählung von Abel erfunden war, daß er viel⸗ mehr in das Bureau des Deutſchen Theaters gegangen war und dort die Mitteilungen über die Nora⸗Aufführung des Kleinen Theater gemacht habe. Auf Grund der Abel ſchen Erzählungen erſchien dann in der„Berliner Zeitung am Mittag“ und ſpäter nach dem Theaterſkandal auch im„Berliner Fageblatt“ mehrere Artikel, die ſich mit den Vorgängen beſchäftigten. Dadurch fühlte ſich der Rechtsanwalt Dr. Oskar Meyer beleidigt⸗und ſtellbe gegen den Redakteur Wilhelm Ausſpitzer und Redakteur Markin Schmidt von der„B. Z. am Mittag“ ſowie Redakteur Felix Lorenz vom„Berl. Tagebl.“ Strafantrag.— Die Beleidigung wird beſonders in der Behauptung gefunden, daß ein Rechtsanwalt einen Schauſpieler ſich in ein Cafs beſtellte und dort mit ihm perhandelte, daß er als Rechtsbeiſtand des Deutſchen Theaters einen im Kleinen Theater Angeſtellten zu ſich beſtellte und end⸗ lich, daß er eine unbekannte dritte Perſon, den Schriftſteller Lange zu der Unterredung hinzugezogen habe. In dem Artikel des„Berl. Tagebl.“ wird noch geſagt, daß ein Rechtsanwalt in Zukunft etwas wähleriſcher ſein müſſe. Es folgt nun die umfangreiche Vernehmung des Zeugen R⸗ A. Dr. Meher. Er wird beſonders darüber vernommen, daß er die eidesſtattliche Verſicherung im Bureau des Deutſchen Theaters aufgenommen habe, zumal er doch garnicht Syndikus des Theaters ſei. Der Zeuge erklärt, daß er als juriſtiſcher Beirat des Direktor Reinhardt öfters in das Bureau des Theaters gerufen wurde und an dieſem Tage auch die eidesſtattliche Verſicherung des Abel entgegengenommen habe.— Der Zeuge Schauſpieler Abel gibt heute unumwunden zu, daß er nicht in das Cafs gerufen, nicht mit Lange bekannt gemacht wurde und auch nicht mit den beiden anderen Herren in das Deutſche Theater gefahren ſei. Die nächſte Zeugin, Frau Agnes Sorma, die bekannte und beliebte Künſtlerin bekundet: Ich bin der Anſicht, daß ich die Rolle nach der Lange'ſchen Ausgabe ſpielen durfte und habe ſie auch in den Proben danach geſpielt. Als dann die Verfügung erſchien, habe ſie die ganze Rolle in 48 Stunden umgelernt. Ich habe dazu zwei Mächte geopfert. Ich habe mich auch ſchon früher nicht genau an die Lange'ſche Ueberſetzung gehalten. Es kam dann die Aufführung. Verk.: Wollen Sie uns die nicht näher ſchildern? Zeugin: Das iſt ſehr unangenehm, muß ich das alles erzählen, es hat doch genau in den Zeitungen geſtanden! Ich ſah im erſten Akt, daß im Zuſchauerraum zwei Männer und eine Frau ſaßen, die ſich ſtenographiſche Notizen machten und zwar immer dann, wenn ich ſprach. Ich überlegte, ob ich nicht abbrechen ſollte, um einen Skandal hervorzurufen. Aber ich ſpielte den Akt zu Ende, und als der Vorhang fiel, machte ich den Direktor auf meine Wahrnehmung aufmerkſam. Dieſer teilte dem Publikum das Vor⸗ —— — Gedenkausſtellung für weiland S. M. Kaiſer Friedrich III.(T am 16. Junt vor 20 Fahren) und für die Zeit vom 26. Juli bis ein⸗ ſchließlich 2. Auguſt eine Feſtausſtellung für den Heidelberger Ehrendoktor und Volksſchriftſteller Peter Roſegger, der am 31. Juli ſeinen 65. Geburtskag feiert. Während bei der erſteren Veran⸗ ſtaltung vorwiegend Bild⸗ und Buchwerke über das Leben und die Taten des unglücklichen Herrſchers, ſowie bezügliche Feſt⸗ und Trauer nummern deutſcher Zeitſchriften, Nachrufe ete. zur Schau geſtel werden ſollen, iſt für die Roſeggerſammlung geprant, neben den pielen Schriften und Biographien des bekannten Waldpoeten die intereſſanten perſönlichen Erinnerungen der Oeffentlichkeit vor Augen zu legen, welche der veranſtaltende ſtädt. Bibliothekar Zink, deſſen * Volksbildungsbeſtrebungen von dem Dichter ehrenvoll anerkannt wurden, aufweiſen darf. Darunter befindet ſich das Orig:nal⸗ manuſkript einer der neueſten ſteieriſchen Mundarthumoresken eines der erſterſchienenſten, in den 70er Jahren des vorigen Jahr⸗ hunderts zu Peſt verlegten Bücher, ſowie die vorjährige Ausgabe des in Graz erſcheinenden, nur farbige, altertümliche Zeichnungen enthaltenden Bauernkalenders für Analphabeten, den ſich Roſegger, wie jedes Jahr, zur Erinnerung an ſeine Jugend gekauft hatte und anderes mehr, Ueberhaupt können die nach den neueſten Be⸗ ſtrebungen der Volksbildung eingerichteten, mit vielen allerhöchſten Harkſagungen und Kritiken bedeutender Fachleute ausgezeichneten Leſezimmer und Bibliotheksräume, ſowie das neuangegliederte ſtädt. Sekretariat für Volksbildungsweſen mit ſeinen zahlreichen Samm⸗ zungen, Fachmodellen und Auskunftsmaterialien allen Volks⸗ und Bücherfreunden beſtens empfohlen werden. Die Anſtalten in ihrem Hauſe, Seminarſtraße 1,(hinter dem neuen Kollegienhauſe der Aaiderfität)ſind Wochemags von 11—1 Uhr borm. und—10 Uhr nachm., Sonntags von 4— Uhr nachm. unentgeltlich geöffnet. Zu an⸗ deren Zeiten wende man ſich an den Vibliothekar der Stadt, Georg Zink, Albert⸗Maysſtr. 3 JII. Von der Heidelberger Univerſität. Eine hocherfreuliche Nach⸗ richt kann in die Lande geſchickt werden: Unſere altehrwürdige Ruperto⸗Carola, die älteſte Univerſität des Deutſchen Reiches, zählt in dieſem Sommerſemeſter zum erſten Male 2000 im ma⸗ trikulierte Studenten. Nachdem die Anmeldungsliſten geſchloſſen ſind, konnte heute dieſes erfreuliche Reſultat feſt⸗ geſtellt werden. Die Einſchreibung des Zweitauſendſten wird morgen in einer Nachimmatrikulation ſtattfinden. Zur Heidelberger Schloßfrage. Was geht vor? fragt das Heidelb. Tagbl.“ und ſchreibt: Die Miniſterialbau⸗ kommiſſion für das Heidelbergen Schloß hat, wie uns aus Karlsruhe mitgeteilt wird, unter Vorſitz des Finanz⸗ miniſters Honſell in Heidelberg eine Sitzung wegen des Otto⸗Heinrichbaues abgehalten. Die 33. Wanderverſammlung der ſüdweſtdeutſchen Neuro⸗ logen und Irrenärzte wird am 30. und 31. Mai in Baden⸗ Baden im Saal Louis XIII. des Konverſationshauſes abgehalten werden. Die erſte Sitzung findet Samstag, den 30. Mai, vor⸗ mittags von 11 bis 1 Uhr ſtatt. Vorſtellungen von Kranken ſollen in dieſer Sitzung erfolgen. In der zweiten Sitzung(am gleichen Tage, nachmitlags von 2 bis 5½ Uhr) wird das Referat erſtatten Prof. Dr. Edinger⸗Frankfurt a..:„Die Gruppe der Auf krankheiten“. Daran ſollen ſich die dazu gehörigen Vort ſowie die Bemerkungen zur Diskuſſion anſchließen. Die d Sitzung findet Sonntag, den 31. Mai, vormittags von 9 bis 12 Uhr, ſtatt, mit Einſchaltung oder Anſchluß von Demonſtrationen mikroſkopiſche⸗ oder ſonſtiger Präparate. Auf die zweite Sitzung folgt nachmittags 6 Uhr ein gemeinſames Eſſen im Reſtaurant des Konverſationshauſes. Großh. Hoftheater Karlsruhe Als Nachfolger des Herrm Konzertmeiſter Deecke, welcher auf Anſuchen vom Großherzog unter Anerkennung ſeiner langjährigen treu geleiſteten Dienſte in den Ruheſtand verſetzt worden iſt, wurde nach ſehr erfolgreichem Probe⸗ ſpiel als der beſte unter einer großen Zahl von Bewerbern der Konzertmeiſter Rudolf Doman von Wien vom k. September d. J. an verpflichtet.— Als Nachfolger des am 1. September d. J. wegen Uebertritts in die Operulaufbahn ausſcheidenden Hofſchauſpielers Paul Seidler wurde Herr Ernſt Mewes vom Schillertheater in Altona⸗Hamburg, tvelcher vor einigen Wochen als Romeo Hier gaſtiert hat, zunächſt probeweiſe auf 1. September d. J. engagtert⸗ Maxim Gorki als Librettiſt. Wie die franzöſiſche Theater⸗ Zeitung Comödia zu melden weiß, legt Maxim Gorki augenblick⸗ lich die letzte Hand an ein Textbuch, das ſein Freund, der lunge franzöſiſche Komponiſt Jean Nouguss, komponieren ſoll. Maxim Gorki hat eine große Hinneigung zur Muſik und wird auch an der Kompoſition ſeines Textes regen Anteil nehmen. Hohe Bilderpreiſe. Aus London wird berichtet: Die letzte Auktion bei Chriſtie brachte einige bemerkenswerte Verkäufe zu hohen Preiſen. So wurde ein kleines Bildchen der Madonna mit Kind von Roger van der Weyden aus der Sammlung Ru⸗ dolphe Kanns für 12 900 Mark verkauft; ein Porträt von Gohs, das durchaus nicht zu ſeinen erſtklaſſigen gehörte, brachte 11 h0g. Mark, eine kleine Mondſcheinlandſchaft von Aart van der Neer wurde bis zu 13 500 Mark binaufgeſteigert. 4. Seite. darauf hin, daß die ganze Aktion von dem Deutſchen sgeh hes das Kleine Theater mit ſeiner Feind⸗ ſchaft verfolge, ihm die Schauſpieler wegengagiere uſw. So ſei auch das Verbot der Ibſenaufführung darauf zurückzuführen, daß man den Schauſpieler Abel ſchon früher für das Deutſche Theater haben wollte, weil Direktor Reinhardt ihn als Spiegelberg für die„Räuber“ brauche. Auch die beiden Stenographen ſeien zu der Ibſenaufführung von dem Deutſchen Theater entſandt wor⸗ den.— Der Staatsanwalt Klee hielt eine Beleidigung für vor⸗ liegend und beantragte gegen Auſpitzer 30, gegen Lorenz 50 Mark Geldſtrafe. Der Vertreter des Nebenklägers Rechtsanwalt Koppel hielt die vorliegende Beleidigung für eine ſehr ſchwere und eine hohe Geldſtrafe für angebracht, ſofern nicht auf eine Freiheitsſtrafe erkannt werde: Die Verteidiger plädierten auf Freiſprechung. Der Angeklagte Auſpitzer wies noch darauf hin, daß Frau Sorma ihn direkt aufgefordert habe, die Angelegenheit in die Oeffentlichkeit zu bringen. Das Urteil lautete gegen Auſpitzer auf 50 Mark Geldſtrafe. Beleidigungsprozeß Olga Molitor— Albert Herzog. (Von unſerem Korreſpondenten.] sh. Karlsruhe, 19. Mai. Elfter Verhandlungstag. Nachmittagsſitzung. Um halb 5 Uwr werden die Verhandlungen vom Vorſitzenden Landgerichtsdirektor v. Woldeck wieder eröffnet. Das Gericht verkündete zunächſt folgenden Beſchluß: Der Antrag der Verteidigung auf Beſchaffung des Karl Hau als Zeugen wird abgelehnt. Das Gericht hat die Erheblichkeit des Antrags verneint aus Gründen tatſächlicher Natur, die ſich aus der Sachlage im allgemeinen ergaben. Es handelt ſich hier vor allem darum, zu erkennen, ob der Angeklagte Herzog ſich der Beleidigung des Frl. Olga Molitor ſchuldig gemacht hat, und auf welche Strafe demgemäß zu erkennen iſt. Für dieſe Ent⸗ ſcheidung kann vollſtändig dahingeſtellt bleiben, ob die durch An⸗ rufung auf das Zeugnis des Karl Hau behaupteten Angaben richtig ſind oder nicht. Die Vernehmung des Zeugen würde deshalb für die Entſcheidung tatſächlich belanglos ſein. Völlig irrelevant iſt der Umſtand, daß einige der von der Verteidigung geladenen Sachverſtändigen den Wunſch geäußert haben, den Hau zu ſehen, um ſich ein vollſtändiges Urteil bilden zu können. Der Gerichtshof iſt aber in der Lage, ohne die Anhörung von Sachverſtändigengutachten aus eigener Sachkunde ſich ein Urteil bilden zu können. Darauf wurde die Beweiserhebung fortgeſetzt. Es wurde zunächſt eine Reihe von Artikeln der„Badiſchen Preſſe“ verleſen, die in irgend einer Weiſe zu dem Fall Hau in Beziehung ſtehen. Der Angeklagte Chefredakteur Herzog gibt Auskunft, auf welchem Material ſich die fraglichen Artikel auf⸗ hauen. Verſchiedene Artikel ſind aus allen möglichen Nachrichten zuſammengeſtellt.— Staatsanwalt: Der Angeklagte hat alſo ohne Prüfung alles nachgedruckt, was die Korreſpondenzen brachten?— Angekl. Herzog: Wenn ſolche Nachrichten von den Korreſpondenzbureaus verbreitet werden, ſo mußte ich an⸗ nehmen, daß ſie ſich erkundigt hatten.— Staatsanwalt: Auffällig iſt, daß alle Stellen, die den Verdacht von Hau ablen⸗ ken, in Fettdruck erſchienen ſind.— Angekl. Her zog: Ich habe jedenfalls die Stellen hervorgehoben, die Dinge berichteten, die vorher noch nicht bekannt waren. Die Verleſungen und die Auseinanderſetzungen darüber nahmen ungefähr eine Stunde geit in Anſpruch. Vorſ.: Wir ſind am Schluß der Beweisaufnahme, Werden uoch Beweisanträge geſtellt?.⸗A. v. Pannwitz: Ich habe noch einige Fragen an den Angeklagten Herzog. Welche größeren deutſchen Zeitungen haben Sie in der erſten Hälfte des Auguſt 1907 geleſen?— Angekl. Herzog: Ich habe mir eine ganze Sammlung von Zeitungen angelegt, die teils aufs entſchiedenſte meinen Standpunkt vertreten, teils den entgegengeſetzten Stand⸗ punkt haben. Einzeln kann ich ſie nicht nennen, ich könnte da die ganze deutſche Preſſe anführen.—.⸗A. v. Pannwitz: Haben Sie das„Berliner Tageblatt“ geleſen?— Angekl.: Ich habe den Artikel Theodor Wolffs geleſen, der ſich gegen die niedrige Ausſchlachtung des Falles Hau wendet und der betont, daß das Verhältnis Frl. Olga Molitors zu Hau wenig aufge⸗ klärt geweſen iſt.—.⸗A. v. Pannwitz: Das Verhältnis pird nicht als unaufgeklärt bezeichnet. Iſt Ihnen bekannt, daß bdie Kampagne gegen Frl. Olga Mol itor verglichen wurde mit dem, was der Pöbel im Zirkus im alten Rom zu tun pflegte, nämlich die Freilaſſung eines Gladiatoren nur dann zu geſtatten, wenn ein neues Opfer in die Arena geführt wu de. Man ſchrieb ferner, das Liebesempfinden der Dame ſei in einer Weiſe geſchildert worden, daß ein Schimpanſe erröten würde.— Angekl. Herzog: Das ſind aus dem Zuſammenhang geriſſene Sätze. Ich könnte auch ſehr vornehme Blätter nennen, die ganz entgegengeſetzter Anſicht ſind. Um 6 Ahr erklärt der Vorſitzende die Beweisanſnahme für geſchloſſen. Es tritt eine kurze Pauſe ein. Gegen.15 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet. Zu Beginn der neuen Sitzung erklart .⸗A. b. Pannwitz: Ich bitte einen Vergleich zu Protokoll zu nehmen zwiſchen dem Redakteur Graf und Frl. Olga Molitor. Der Redakteur Graf erklärt:„Ich habe mich ſchon vor der Hauptverhandlung, beſonders aber durch das Reſultat des in gegenwärtiger Verhandlung vom Angeklagten Herzog geführten Beweiſes aufs feſteſte davon überzeugt, daß die in der inkriminierten Notiz dem Frl. Olga Molitor gemachten ſo überaus ſchweren Vorwürfe abſolut haltlos, frivol uEnd unbegründſet find. Ich nehme, dieſe Beleidigung daher mit dem Ausdruck tiefſten Bedauerns zurück und bitte Frl. Molitor um Verzeihung. Gleichzeitig übernehme ich die Koſten des Verfahrens, ferner alle Anwaltskoſten, ſoweit dieſe nicht durch eine etwaige Verurteilung des Herrn Herzogs letzterem zur Laſt fallen. Der Vergleich wird veröffentlicht werden in der „Fvaukfurter Zeitung“, dem„Berliner Lokal⸗Anzeiger“,„Berl. Tageblatt“,„Mannheimer General⸗Anzeiger“,„Bad. Preſſe“ und„Bad. Landeszeitung“, Ich erbiete mich zur Zahlung einer kutſprechenden Buße.“. Frl. Olga Molitor akzeptiert dieſe Erklärung und ſieht ungeſichts der lohalen Haltung des Herrn Graf von einer Buße ab. Der Strafantrag gegen Graf wird zurückge⸗ dogen. Ich beantrage, das Verfahren gegen Graf einzuſtellen. Vorſ.: Im Urteil wird die Entſcheidung in dieſer Sache ge⸗ kruffen werden. Darauf begannen die Plädoyers. Es ergrüiff zunächſt das Wort der Vertreter der Anklage, Staatsanwalt Dr. Bleicher. Er führte etwa aus: Nach elf⸗ tägiger Beweiserhebung ſind wir nun zum Schluß gekommen. Ueberblicken wird die ganze Sachlage, ſo treten zwei wichtige⸗ WPamemte hervor. Zunächſt macht ſich der Ausdruck des ere Prozeßordnung es geſtattet, eine Hauptverhandlung in ſolchem Umfange mit einem Prozeß⸗ ſtoff zu belaſten, der mit der Anklage ſelbſt nur in einem äußerſt entfernten, künſtlich hereingezogenen Zuſammenhange ſteht. Ich kann nur wünſchen, daß dieſe Hauptverhandlung mit dazu dienen möge, bei der Reform der Strafprozeßordnung in dem Sinne verwertet zu werden, daß die Beweisaufnahme nicht von der Willkür der Parteien abhängig gemacht wird. Zweitens iſt bemerkenswert das Beweisergebnis. Es iſt ein glänzenderes Fiasko. Selten iſt ein Fiasko größer ge⸗ weſen, als das derjenigen, die hier Intereſſenvertreter des Hau geweſen ſind. Nichts bleibt übrig als die Makronen des Frl. Molitor. Sie ſind das einzige Ergebnis der ganzen Beweisauf⸗ nahme. Die Frage der Täterſchaft Haus hat mit der vor⸗ liegenden Sache abſolut nichts zu tun. Ich vermeide es, auf den Prozeß Hau einzugehen, alſo auf die Beweiswürdigung der Zeugen Dietz, Eiſele uſw., nur das eine möchte ich bemerken, daß die Hauptverhandlung mit abſoluter Sicherheit ergeben hat, daß der Spruch der Geſchworenen im Hauprozeß ein rechter Wahr⸗ ſpruch war, der auch nicht in einem Punkt erſchüttert worden iſt und es iſt deshalb ſehr zu bedauern, daß immer wieder gegen die wackeren Männer aus dem Volke Vorwürfe erhoben worden ſind, die in treuer Pflichterfüllung ihren Spruch abgegeben haben. Der Staatsanwalt ſchildert im Einzelnen die Vorwürfe, welche die „Bad. Preſſe“ in bezug auf das Verfahren gegen Hau erhoben habe. Dieſe Vorwürfe hätten immer mehr und deutlicher dahin abgezielt, Olga Molitor ſtatt Hau als der Tat verdächtig hinzu⸗ ſtellen. Zu dieſem Zwecke ſeien die Ausſagen Lindenaus, die Angaben über das unkindliche Verhältnis und ſchließlich die Nach⸗ richt des„Bad. Landsmann“ von der Verſtärkung der Verdachts⸗ gründe gegen Olga Molitor herangezogen worden. Der letzte Vorwurf gegen Frl. Olga Molitor iſt der des Meineides. Dieſer Vorwurf iſt mit direkten Worten in den Arlikeln nicht enthalten. Er ergibt ſich aber auf dem Wege logiſcher, abſolut zwingender Schlußfolgerungen. Ich glaube nachgewieſen zu haben, daß die Vorwürfe tatſächlich in den Artikeln enthalten ſind. Nun zum Verhalten des Angeklagten. Ich hätte eine klipp und klare Antwort erwartet. Es wäre würdiger geweſen, er hätte geſagt: Daß ich jemand unſchuldigt beleidigt habe, das tut mir leid; ich nehme die Beleidigungen zurück. Statt deſſen gab der Angeklagte Herzog eine gewundene Erklärung ab, aus der man nicht klug wurde. Andererſeits ließ er aber 11 Tage lang über dieſe Zeugin die größte Folter hereinbrechen, die über⸗ haupt über jemanden in einem Prozeß kommen kann. Ich ſehe von Erörterungen über die Wahrnehmung berechtigter Intereſſen uſw. ab. Das Recht der freien Aeußerungen wird der Preſſe nicht in Abrede geſtellt. Wenn die Preſſe aber beleidigt, ſo muß ſie dafür die Verantwortung tragen, wie jeder Privatmann. Keinesfalls darf aber der Angeklagte Herzog Anderer Intereſſen in der Preſſe wahrnehmen, wie die des Hau. Hau iſt vom Schwur⸗ gericht rechtskräftig zum Tode verurteilt worden. Trotzdem hat Herr Herzog dieſen gegenwärtigen Prozeß zu einem Wiederauf⸗ nahmeverfahren für Hau zu geſtalten geſucht. Das iſt ein ver⸗ nichtendes Urteil für ihn. Er hat damit fremde Intereſſen wahr⸗ genommen, die ihm nichts angingen. Auf dieſen Punkt bitte ſch bei der Strafbemeſſung weſentlich Rückſicht zu nehmen. Herr Herzog iſt der Redakteur eines angeſehenen Blattes am Sitz des Prozeſſes. Ihm lag eine beſonders große Pflicht ob, ſich der Verautwortung bewußt zu ſein, mehr als andere Ivurnaliſten. Er wußte die Quellen, wo er richtige Auskunft erhalten bonnte. Seine Angriffe gegen Frl. Molitor ſind ſehr ſchwer und er hat das gewußt. Ein ſolches Verhalten kann nur durch eine Frei⸗ heitsſtrafe gefühnt werden. Ich beantrage daher, gegen den An⸗ geklagten Herzog wegen mehrfacher Beleidigung auf eine Gefängnisſtrafe von mindeſtens einem Jahre zu erkennen. Ich bitte ferner, Publikation des Urteils in ver⸗ ſchiedenen Zeitungen, die der Nebenkläger nennen mag, zu be⸗ ſchließen, ferner die Vernichtung der Platten und Formen. Weiter bitte ich ihm die Koſten des Verfahrens anzurechnen, einſchließlich der Koſten der Nebenklägerin. Bezüglich des Angeklagten Graf bitte ich das Verfahren einzuſtelle n. Vertreter der Nebenklage,.⸗A. v. Pannwitz: Ich ſchließe mich den Anträgen der Staatsanwaltſchaft vollinhaltlich an und bitte den Gerichtshof gleichfalls, auf eine Gefängnisſtrafe von mindeſtens einem Jahr zu erkennen. Die Sachlage iſt ſo klar, daß es eines Plaidohers nicht bedarf. Ich verzichte daher aufs Wort. Darauf wurden um 7 Uhr abends die Verhandlungen auf Mittwoch 9 Uhr vertagt, Der Lnſtmord in Weinheim.— Das Geſtändnis des Mörders. Weinheem, 19. Mai, Der erſte Akt des fürchterlichen Dramas iſt geſchloſſen. Der Mörder hat ſeiner Tat heute das Geſtändnis folgen laſſen. Wir nekapitulieren in kurzen Zügen die Vorgänge und Ergebniſſe der heutigen Unterſuchung. In aller Frühe, ſchon um 5 Uhr morgens hatte man den Verdächtigen aus dem Amts⸗ gefängnis, zum Tatort abgeführt, einem ſtillen Plätzchen in des Waldes Einſomkeit und Ruhe. Ein ſolches Experiment pflegt man oftmals anzuwenden in der kriminaliſtiſchen Praxis, ent⸗ weder zur direkten Herbeiführung eines Eingeſtehens der Schuld oder zur oft wichtigen Beobachtung der Eindrücke, die die ſeeliſche Bewegung des Verbrechers am Schauplatz ſeiner Freveltat, wenn er überhaupt ſolcher Regungen noch fähig iſt, in ſeinem Aeußeren wiederſpiegelt. Heute verſagte dieſe ſchon ſo oft erprobte Maßnahme und es ſollte nochmals ein ſchwerer Täg für die unterſuchungsführenden Beamten werden. Als Vertreter der Staatsanwaltſchaft, der prädeſtinierten Be⸗ hörde für die Verfolgung ſolcher Verbrechen, war heute Herr Gerichtsaſſeſſor Dr. Geißler aus Mannheim erſchienen und führte mit Energie die vom Gericht eröffnete Unterſuchung weiter. Das Gericht ſelbſt iſt längſt von der Schuld übberzeugt, aber immer noch fehlt das letzte Glied an der Kette, die den Verdächtigen um⸗ Wammert, und immer noch leugnet dieſer. Zeuge auf Zeuge wird ermittelt und vernommen; von auswärts, beſonders von Heidel⸗ berg, kommen Perſonen, die mehr oder minder ſachdienliche An⸗ gaben machen können. Immer mehr zieht ſich das Netz der Schuld⸗ betweiſe um den Täter zuſammen. Noch harrt eine Reihe von Zeugen ihrer Vernehmung, unter ihnen auch derjenige, der durch ſeine An⸗ zeige die Spur auf den richtigen Weg geleitet hat, der Flaſchenbier⸗ händler Weipert von hier. Da erſcheint ein Gendarm und ent⸗ läßt im Auftrage des Staatsanwalts ſämtliche Zeugen, ihr Zeugnis iſt nicht mehr notwendig— der Täter hat ge⸗ ſtanden. Und nun darcheilt die Kunde twie ein Lauffeuer der Stadt und wieder ſteht man vor einem Rätſel. Der Naie, der normal Mannheim 207 Mal. 2 75 15 empfindet, fühlt und denkt, er kann ſich nicht hineinfind ** ——— Motive, die eine perverſe Menſchennatur beſtimmt cben ſchuldiges Leben im Anfange ſeines Daſeins, im zarteſten 5 alter, zum Objekt ſeiner Freveltat auszuwählen. Da müßte 1 eine Stufe tiefer ſteigen, um das zu erfaſſen, in die Tiefen, 60 be pſychologiſchen Rätſel zu ſuchen ſind, wo die pathologiſchen Peotle ihrer Löſung harren, wo die Produkte phhſiſcher und phche Degeneration, ſittlicher und geiſtiger Verirrung ſchlummern ihrem Erwachen und zu entſetzlicher Betätigung. Auf dieſem Gcbiete kennt ſich nicht einmal der Juriſt und Kriminaliſt immer 8 15 ſchweige denn der Laie, nur der Mediziner weiß ſich einigermaße zurechtzufinden in dieſen geheimnisvollen, düſtern Sphären menſch licher Unnatur. 125 Wem wird der Abſcheuliche überliefert werden? Das iſt eine Frage, die ſich heute noch nicht mit Beſtimmtheit beantworten lah Jällt er dem Strafrichter zu, ſo erwartet ihn eine Gefängnisſtrafz von mindeſtens 3 und— ſelbſt für den Fall der Konkurrenz mehrerer Delikte— höchſtens 15 Jahren. Und wenn das höchſt zuläſſge Strafmaß die Bluttat des jugendlichen Verbrechers ſühnen ſole dann wird er 30 Jahre ſeines Lebensalters zählen, wenn er de Mauern ſeines Kerkers perläßt! Und dann? Aus Stadt und Land. * Mannheim, 20. Mai 1908. Handelshochſchule. Die Teilnehmer des Seminarz für Handels⸗ und Bürgerliches Recht ſeien im Anſchluß an die bezügliche ßlitteilung des Herrn Aſseſſors Dr. Wimpfheimer heim erfen di, leſungsabend daran erinnert, daß das Seminar künftig Donners⸗ tag abends—9 Uhr ſtattfindet. Dienſtverhältniſſe des Schularztes Dr. med. phani. Während der zweijährigen Probezeit hat ſich Herr Stadt ſchularzt Dr. Stephani ſo bewährt, daß der Stadtrat Ver⸗ anlaſſung nahm, mit ihm eine Vereinbarung wegen ſeines end⸗ gültigen Verbleibens im ſtädtiſchen Dienſt zu treffen. Die definitive Anſtellung ſoll auf folgender Grundlage erfolgen; 1. Herr Dr. Stephani iſt mit Wirkung vom 1. Oktober 1909 g5 außerhalb des Gehaltstarifs etatmäßig anzuſtellen unter Be⸗ willigung eines Anfangsgehaltes von M. 8000, der ſich auf Oktober 1908, 1910, 1912 und 1914, um je M. 500 erhöht, ſo daß der etatmäßige Höchſtgehalt M. 10 000 betragen wird. 2. Für den Anſpruch und die Berechnung des Ruhegehaltes für Herrn Dr. Stephani, ſowie für den Anſpruch und die Berechnung des Verſorgungsgehaltes für ſeine Hinterbliebenen finden die Be⸗ ſtimmungen der Dienſt⸗ und Gehaltsordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß für die Erwerbung des Anſpruchs auf Nuhe⸗ gehalt und Hinterbliebenenverſorgung die vom 1. Januar 1903 bis 1. Juli 1904 als Aſſiſtenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus und die ſeit 1. Oktober 1904 als Schularzt zugebrachte Dienſt⸗ zeit angerechnet wird. 3. Herr Dr. Stephani iſt dem Stadtrat unmittelbar untergeordnet, dem Stadtſchulrat koordiniert und hat ſeinen Dienſt nach Maßgabe der von der Schulkommiſſion und dem Stadtrat mit Zuſtimmung der Oberſchulbehörde aufge⸗ ſtellten Dienſtordnung zu verſehen. 4. Im übrigen ſollen die Be⸗ ſtimmungen der ſtädtiſchen Dienſt⸗ und Gehaltsordnung Anwen⸗ dung finden. Dem Bürgerausſchuß liegt ein entſprechender An⸗ trag für ſeine nächſte Sitzung vor. *Das Feſt der golvenen Hochzeit feiert am Freitag, den 22. ds. Mts., Herr Privatier Franz Sebaſtian Scharpinet mit ſeiner Gattin Margarethe geb. Bürck. Trotz des hohen Alters der Jubilare— Herr Scharpinet ſteht bereits im 79., ſeine Gattin im 71. Lebensjahre— erfreuen ſich beide der beſten Geſundheit. Auz kleinen Anfängen heraus brachte der Jubilar, der wie ſeine Frau aus Mannheim gebürtig iſt, ſein Dekorationsgeſchäft durch eiſernen Fleiß und nie ermüdender Energie zu immer weiterer Blüte, ſo daß das Geſchäft, als es der Sohn vor einigen Jahren übernahm, bereitz zu den angeſehenſten Firmen am hieſigen Platz gehörte. Der Ghe des Jubelpaares entſproßten 5 Kinder, 1 Sohn und 4 Töchter, wovon Paul Ste⸗ eine an einen Oberlehrer und eine an einen Zigarren⸗ fabrikanten in Bruchſal verheiratet iſt. Zwei Töchter he⸗ finden ſich noch im Elternhaus. Als Herr Scharpinet ſich infolge hohen Alters genötigt ſah, vom Geſchäft zurückzuziehen, über⸗ nahm ſein Sohn Heinkich dasſelbe. Das Jubelpaar hatte außerdem die Freude, im Laufe der Jahre geſunde und kräftige Enkel heran⸗ wachſen zu ſehen. Die goldene Hochzeitsfeier, zu der auch wir unſere Glückwünſche darbringen, wird im engeren Familienkreſſe feſt⸗ lich begangen werden. *40jähriges Ehejubiläum. Herr Dispacheur Bernhard Kröbl und deſſen Ghefrau Emma geb. Amling feiern heute das Feſt ihres 40jährigen Eheſtandes. *Aus Ludwigshafen. Der Ausläufer der hieſigen Filiale der Färberei Maier pon Neuſtadt, Kornelius, wurde geſtern bon der Filialinhaberin mit einem Betrage von 300 M. zur Einzahlung auf die Poſt geſchickt. Der Beauftragte ging mit dem Gelde fLüchtig. Bis jetzt iſt es nicht gelungen, ihn zu ermitteln. Kor⸗ nelius, der verheiratet iſt, hat ſchon ſchwere Vorſtrafen.— Ein Zu ſammienſtoß zwiſchen dem Automobil des Fabrikanten Büttmer von Maudach und einem Straßenbahnwagen ereignete ſich geſtern nachmittag Ecke der Kaiſer Wilhelmſtraße. Das eine Rad des Autos wurde demoliert, die Glektriſche wurde nur wenig beſchädigt. Men⸗ ſchen kamen nicht zu Schaden.— Flüchtig gegangen iſt ein Fabrikarbeiter von hier, welcher von einem Mannheimer Abzahlungs⸗ geſchäfte Möbel im Betrage von 523 M. bezog und ſie ſofort für den Betrag von 160 M. verkaufte. *Mutmaſfliches Wetter am 21. und 22. Mai. Für Donners⸗ tag und Freitag iſt bei öſtlichen bis ſüdöſtlichen Winden warmes und trockenes Wetter zu erwarten. Vereinzelte Störungen, die im Ent⸗ Feben begriffen ſind, ſtellen auch neuerdings wieder Gewitter iit Ausſicht. e Aus dem Grossherzogtum. Weinheim, 20. Mai. Geſtern abend wurde das Gerücht von einer weiteren Bluttat verbreitet. Zwiſchen Niedel⸗ Liebersbach und Birkenau ſoll ein etwa 18 Jahre altes Mädchen, das ſich auf dem Wege zum Markte nach Weinheim be⸗ fand, überfalken und durch Meſſerſtiche verletzt worden ſein. Der Täter ſoll ver haf tet ſein. * Weinheim, 19. Mai. Immer mehr befeſtigt ſich die Annahme, daß an der Bergſtraße zurzeit eine c von mindeſtens drei Kerlen ihr Unweſen treibt. Heult nacht zwiſchen 12 und 3z1 Uhr wurde lt.„Weinh. Anz. auf der Brücke zwiſchen Heppenheim und Bensheim ein aus He penheim überfallen. Wie der Täter 70 ihn zutrat, ahnte dem Ueberfallenen nichts Gutes, podaß ſofort ſein Meſſer zog. Aber ſchon wurde er am Halſe gepa 5 und mit einem Knüppel geſchlagen. Im Handgech, brachte der Ueberfallene dem Täter einige wunden am Kopfe bei. Der Täter fiel auf die Erde. 91 demſelben Augenblick fiel aus der Nähe ein Schuß. 13 Ueberfallene konnte flüchten. Er ſchilderte den Täter a. eeinen Mann, etwa 1,80—.85 groß; er trug ſchwarzen Hul, General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 7 Ilvesheim, 19. Mai. Bei dem am vergangenen Sonn⸗ lag in Großſachf 1 ſtattgefundenen Pr e ĩ 8 w ettgef ang er⸗ zang ſich der hieſige Geſangverein„Harmonie“, der unter der mufikaliſchen Leitung des Herrn Hauptlehrers G. Striegel bier ſteht, in der Klaſſe A Landvereine bei ſchwerer Kon⸗ kurrenz den Ib Preis mit 46 Punkten, beſtehend aus einem prachtvollen Pokal. Der ſtrebſamen Verein, der ſich zum erſten Male an einem größeren Geſangswettſtreit beteiligte, zu dem ſchönen Erfolg unſere herzl. Gratulation! 1 Ladenburg, 19. Mai. Der aus Anlaß des 251ähr. Jubiläums des Geſangvereins„Sängereinheit hier ſtatt⸗ findenden Geſangswettſtreit beginnt am kommenden Sonntag(24. Mai), vormittags 9 Uhr, in dem großen Saale des Bahnhofhotels. Die konkurrierenden Vereine bringen gut⸗ gewählte Chöre zum Vortrag, ſodaß den Freunden des Geſaages ein genußreicher Tag bevorſteht. Die Preisverteilung iſt auf 6 Uhr nachmittags feſtgeſetzt. Ladenburg, 19. Mai. Nach dem Geſchäftsbericht der erſten bad. Verbandsabdeckerei Ladenburg für das Jahr 1907 haben die Einnahmen 40 55⁵⁰ M. und die Aus⸗ gaben 37 380.58 Mark betragen. Das Reinvermögen beziffert ſich auf 12 584.30 Mark; der Reſervefond beläuft ſich auf Mark 13038.20 und der Betriebsfond auf 3169.42 M. Die Kapital⸗ ſchuld beträgt 117000 M. An Kadavern und Konfiskaten wurden im abgelaufenen Jahre der Verbandsabdeckerei überwieſen: 249 Pferde, 83 Kühe und Rinder, 162 Kälber, 175⁵ Ziegen, 453 Hunde, 14 Fohlen, 484 Schweine, 2 Schafe, je 1 Hirſch und Fſel, 87 Kühe lohne Haut) ferner aus dem Schlachthof Heidel. ſerg 11 524 Konfiskate und 25 Schweine, aus dem Schlachthof Mannheim 180 368 Konfiskate und 333 Schweine. Aus dem 0 ermaterial wurden erlöſt für Fett 16931., für Tier⸗ für Häute und Felle 9505 M. und für Dün— Der Abdeckereiverband Ladenburg umfaßt die Amtsbezirke Mannheim, Schwetzingen, Weinheim, und berſchiedene Gemeinden(in der Ebene) der Bezirke Hei⸗ delberg und Wiesloch. Die Verbandsvertretung beſteht aus einer von den Verbandsgemeinderäten gewählten Kommiſſion. Der Sih der Verwaltung iſt Ladenburg. Die Koſten der Anlage und erſtmaligen Einrichtung der Abdeckerei wurden aus der badiſchen Staatsdaſſe vorgeſchoſſen. Laudenbach, 18. Mai. Heute vormittag 11% Uhr ſollte der 15 Jahre alte Dienſtknecht Martin Quin te 5 gebürtig aus Neckarhanſen bei Ladenburg, bedienſtet bei Landwirt Michael Giegrich hier, oberhalb des Ortes im Gebirge Klee machen. Als Quintel mit dem Mähen des Futters beginnen wollte, erhob Mann mit einem Stock 1 1 dem Knechte Schläfe, ſodaß er zu Boden fiel. Sdann verſetzte 15 5 55 1900 zwei hleichte Stiche in das etwa 14 Tagen hier und noch Es wurde er⸗ Kadav körpermehl 9924., düngermehl ufw. 891 M. in den letzten Tagen an der Be das hieſige Dorf voller Aufregung, ſodaß ſich nur noch be⸗ herzte Leute wogen, ihre Arbeiten auf dem Felde zu verrichten. „Neckargemünd, 19. Mai. Als Hauptlehrer Kletki in Kleingemünd zur gewohnten Zeit nicht in die Schule kam, wollte mau die Urſache ſeines Nichterſcheinens erfahren. and gher ſeine Wohnung verſchloſſen. Als man die Türe auſbrach fand man Kletti tot auf dem Sofa fißen. * Skeinsfurt(A. Sinsheim), 18. Mai. Am Samstag nach⸗ mittag wurde der Weichenwärer⸗Ablöſer Fißler auf der hieſigen Station beim Ueberſchreiten eines Geleiſes vom Perſortenzug Nr. 442 erfaßt und ütberfahreu. N. dem beüde Beine bis zum Kuie glatt abgefahren waren, wurde in das Mademiſche Kranker⸗ Haus nach Heidelberg trausportiert, wa er mach Hurgzer Zeit ſeinem en er ag. Der im Dienſt Verunglüickte iſt etwa 45 Jahre alt geworden und hinterläßt eine Witwe und mehrere Kinder. Sport. 480. Die klaſſiſche Radfernfahrt Bordeaux⸗Paris gelangte am Sonutag zum 18. Male ſeit ihrer Begründung zur Ent⸗ ſcheidung. Die Diſtanzfahrt, an der Fahrer teilnahmen, endete mit dem Siege des Franzofen Trouſſelier, der die 591 Kilometer lange Strecke in 17 Stunden 47 Minuten 87 Sek. zurücklegte. Als zweiter kam der als Faporit geſtartete Belgier ban Honvaert ein, dem nur eine halbe Länge zurück der Franzoſe Emile Georget folgte. Auf den nächſten Plätzen endeten Paſſerien, Ringeval, Leon Georget, Privat und Lorgeou. An der klaſſiſchen Konkurrenz, die im Jahre 1900 von dem Deutſchen Joſef Fiſcher gewonnen wurde, nahmen diesmal keine deutſchen Fahrer teil. K80. Das Große Goldene Rad von Berlin, das am Sonn⸗ tug wegen eintretenden Regenwetters nicht entſchieden wecden konnte, gelangte am Montag bei gutem Wetter zum Austrag. Die klaſſiſche Konkurrenz, die über 100 Kilometer führte, ver⸗ einigte die Deutſchen Robl⸗München und Demke⸗Berlin, den Franzoſen Gnignard, den Holläuder Dickentman und den Belgier Goor am Start. Leider verlief das große Rennen irregulär. Guignard gewann zwar mit 4090 Meter Vorſprung in 1 Stunde 11. Min. 29. Sek., wurde aber wegen unvorſchrifts⸗ mäßiger Bekleidung ſeines Schrittmachers diſtanziert. Robl kam dadurch zu dem erſten Preiſe. Demke, der hervorragend fuhr, hatte unter zahlreichen Raddefekten zu leiden und mußte daher den dritten Platz an den wacker fahrenden Belgier Goor ab⸗ treten. Der Holländer Dickentman zeigte ſich noch gar nicht in Form und ſpielte infolgedeſſen eine ganz untergeordnete Rolle. — Von Tag, zu Tag. — Eine Gattenmörderin. Hirſchberg i. Schl., 19, Mai. Die Frau des geſtern verſtorbenen Handelsmannes Klemm, die verdächtig iſt, ihren Ehemann mit Arſenik vergiftet zu haben, wurde verhaftet. — Ein folgenſchwerer Unfall. Brüſſel, 19. Mai. Am 19. Mai früh ereignete ſich ein folgenſchwerer Unfall auf dem hieſigen Südbahnhofe. Der Maſchiniſt des um 7½ Uhr aus Braine⸗le⸗Comte eintreffenden Zuges, der beſonders von Schülern und Arbeitern beſetzt war, vermochte trotz ſtarken Bremſens den Zug nicht zum Stehen zu bringen. Der Zug fuhr mit ungeheurer Wucht gegen einen Prellblock, der vollſtändig zertrümmert wurde. Die Paſſagiere wurden durcheinander ge⸗ worfen und mehrere von den zuſchlagenden Türen eingeklemmt. Andere hatten bereits das Trittbrett bereen und wurden auf den Bahnſteig geſchleudert. Im ganzen ſind 45 Perſonen mehr oder minder ſchwer verletzt worden. — Eine Million Franes unterſchlagen. Loulon, 20. Mai. Der Bankier und Börſenmakler Dronh⸗ Buchta ben Bagdad Wiederhokung ähnlicher Vorfälle zu verhindern. das Diner einnahmen. 5 Letzte Pachrichten und Telegramme. *„ München, 19. Mai. Abgeordnetenkammer. (Schluß.] Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte Miniſter von Brettreich, der Sprachenparagraph ſei lediglich aus nationalen Gründen entſtanden; daß eine ſonſtige Einwirkung ſtattgefunden habe, erklärte der Staatsſekretär des Innern bereits zweimal für unrichtig. Jugendliche unter 18 Jahren ſeien zur Beurteilung der Fragen des öffentlichen Lebens noch nicht in der Lage. Zur Regelung des Plakatweſens ſei die bayeriſche Re⸗ gierung bereit. Die Erlaubnis zum Anſchlagen von Plakaten dürfe nur verweigert werden bei Verſtößen gegen das Geſetz, die öffentliche Ordnung und die gute Sitte. Bezüglich der Gewerk⸗ ſchaften bleibe Alles beim Alten. Die bayeriſche Regierung er⸗ achte ſie als nicht politiſch.— Der Geſetzentwurf über den Vollzug des Reichsvereinsgeſetzes wurde darauf einſtimmig angenommen. * Prag, 19. Mai. Heute abend erneuerten ſich die ant i⸗ deutſchen Kundgebungen bei der deutſchen Turnhalle. Mehrere Feuſterſcheiben wurden eingeworfen. Die Demon⸗ ſtranten wurden von der Polizei zerſtreut und 15 Verhaftung vorgenommen. Die öſterreichiſchen Univerſitätsunruhen. * Wien, 20. Mai. Die unter dem Vorſitze des Obmannes des gemeinſamen Ausſchuſſes, Silveſter, heute einberufene Vollverſamm⸗ lung der deutſchfreiheitlichen Partei des Abgeordneten⸗ hauſes, an welcher ſich auch Dr. Derſchatta, Dr. Marchet und Prade beteiligten, nahm nach längerer Debatte eine Reſolution einſtimmig an, in welcher die Entrüſtung der Partei über den von den Krerikalen verübten Ginbruch in die Grazer Uni⸗ verſität, ſowie über die Gewalttaten der klerikalen Studenten ausgeſprochen und dem Unterrichtsminiſterium das Wäſſenſchaftſchützen und den Geſetzen Nachdruck verſchaffen wird. Den Profeſſoren der Hochſchule wird für ihr entſchiedenes und witrdiges Vorgehen zur Wahrung von Recht und Freiheit der Hoch⸗ ſchulen wärmſter Dank ausgeſprochen. 15 Marokko. * Paris, 20. Mai. Petit Pariſien meldet, daß die dem General Liauthey erteilten ſehr vorſichtigen Weiſungen jedes Abenteuer und jedes neue Unternehmen aus⸗ ſchließen und lediglich die Herſtellung und die Ordnung des Friedens herbeiführen ſollen. Parts, 20. Mai. Die Nachricht, daß Mulay Hafid in Mekins eingetroffen iſt, wird lebhaft erörtert. Hieſige Blätter erklären, daß das nunmehr täglich bevorſtehende Eintreffen des⸗ ſelben in Fez eine furchtbare Schlappe für Abdul Aſis bedeute und die Aufgabe der Franzoſen außerordentlich er⸗ ſchweren und verwickeln würde. * Par's, 20. Mai. Aus Tanger wird gemeldet, daß mit ſeiner Mahalla in einem ſumpfigen Gefilde lagere um ſich vor den Angriffen des Sche⸗ rodia zu ſchützen. Er hakt vergeblich Hilfe von Keid El Kafar 155 Malek verlangt. Der Magzen von Rabat ſei völlig rat Madrid, 20. Maf. Der Miniſter des Aeußern Allen de Salazar teilt in einer Note mit, daß der Zwiſchenfall in Caſablanca, wo bei einem Streite zwiſchen franzöſiſchen Soldaten und ſpaniſchen Riffſchützen einer der letzteren getstet worden war, beigelegt worden iſt. Die Schuldigen find ver⸗ haftet und der franzöſiſchen Behörde zur Beſtrafung übergeben 1 Sobald der Miniſter aus Caſablanca genauere Nach⸗ 1 8 Die ſüddentſchen Bürgermeiſter in England. meßſter nahmen am Nachmittag an einem Gartenfeſt beim Ab⸗ geordneten Lever teil, deſſen Kunſtſammlung von Werken Rey⸗ nolds, Conſtables und Romneys ihre Bewunderung hervorrief. Von da begaben ſie ſich zur ungariſchen Ausſtellung, woſelbſt ſie ———.— Berliner Drahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.) Berlin, 20. Mai. Der Kaiſer wird zu der vor der Kieler Woche ſtattfindenden Regatta auf der Elbemündung in Hamburg am 20. Juni eintreffen und ſich an Bord der dort wartenden Jacht„Hohenzollern“ einſchiffen. Der neue Fernſprechgebührentarif. JBerlin, 20. Mai. Dem Bundesrate liegen zurzeit die Vorſchläge des Reichspoſtamtes vor, welche ſich auf eine Neuordnung des Fernſprechgebührentarifs beziehen. Dieſe Vorſchläge halten ſich in den Hauptpunkten an die Ergebniſſe der Konferenz, welche am 7. Januar des Jahres unter Be⸗ teiligung von 28 Vertretern aus Handels⸗, Induſtrie⸗, Land⸗ wirtſchafts⸗ und Handwerkskreiſen auf eine Einladung des Staatsſekretärs des Reichspoſtamtes ſtattgefunden hat. Die Reichspoſtverwaltung erklärte damals, daß das Fortbeſtehen der noch beſtehenden Bezirksnetze durch die Neuordnung nicht in Frage geſtellt ſei, ebenſo nicht die Aufrechterhaltung des beſtehenden Vororts⸗ und Nachbarortsverkehrs. Es iſt be⸗ abſichtigt, neben der Grundgebühr im Vorortsverkehr die ermäßigte Geſprächsgebühr und im Nachbarortsverkehr die Ortsgebühr zu erheben. Die Zählung der Einzelgeſpräche ſoll nicht abſolut rein automatiſch erfolgen, ſondern mittelſt Zählern, welche erſt funktionieren, wenn die gewünſchte Ver⸗ ſtändigung hergeſtellt iſt. Der Nebenanſchluß bleibt beſtehen. Von falſchen Verbindungen iſt dem Beamten ſofort Mitteilung zu machen, um Richtigſtellung zu veranlaſſen. Die Verwal⸗ tung gedenkt bei der Gebühr des Einzelgeſpräches zwiſchen 3 bis 4 Pfg. herabzugehen. Auf 3 Pfg. herabzugehen, erklärte ſie für unmöglich, um auf ihre Koſten zu kommen. Für Bei⸗ behaltung der ſeitherigen Pauſchgebühr hatten ſich 12 Stim⸗ men erklärt. Mit allen gegen 1 Stimme war die Herab⸗ ſetzung der Geſprächsgebühren von 5 Pfg. auf 4 Pfg. befür⸗ wortet worden. Daß von den Teilnehmern an Geſprächen im Ortsverkehr eine Gebühr bis zu 10 Pfg. verlangt wird, unter⸗ lag keinem Bedenken. Eine weitere Konferenz fand ſeit Januar nicht mehr ſtatt. Da die Reichspoſtverwaltung auf eine geſetzliche Neuregelung dieſes Gebührentarif⸗ im Rahmen obiger Vorſchläge hinſtrebt, ſo wird die Tarifreform nach Beſchlußfaſſung des Bundesrates im Herbſte an den Reichstag kommen, ehe ſie eingeführt wird. 18 Stellung des Bundesrats zur Feuerbeſtattung. 5 J Berlin, 20. Mai. Der„Berliner Lokalanzeiger“ hat ſich beim Reichsjuſtizamt nach der Sdbellung zur Feuer⸗ beſtattung erkundigt und dort die Auskunft erhalten, lün iiſt nach Unterſchlagungen im Betrage von einer Million Franes geflüchtet. Er wird ſteckbrieflich verfolgt.. daß es wahrſcheinlich iſt, daß der Bundesrat dich mit der volle Vertrauen ausgedrückt wird, daß es die Freiheit der ⸗ „ London, 19. Mai. Die ſüddeutſchen Bürger⸗ Feuerbeſtattung beſchäftigen wird. Dieſe Dinge ſollen etwe nach dem Vorgang der Automobilgeſetzgebung, inſoweit nich Beſtimmungen des..B. und St.G. B. entgegenſtehen, vol Reichswegen geordnet werden. Die Anregung wird nicht von — Reichsjuſtizamt, ſondern vom Reichsamt des Innern ausgehen Drahtnachrichten unſeres Londoner Bureaus. + London, 20. Mai. Als einziges Blatt kündigt heute di „Daily Chronicle“ an, daß König Eduard übermorgen Frei tag ſich zum Beſuch des Zaren nach Rußland begeben unk ſich zu dieſem Zwecke in der königlichen Jacht in Portsmoutſ einſchiffen werde. Dieſe Meldung klingt ſehr unwahrſchein lich, da am nächſten Montag nicht nur Präſident Fallisres in London eintrifft, ſondern vorgeſtern bekanntlich auch Sir Joht Gorſt den deutſchen Gäſten ankündigte, daß ſie der König au Samstag perſönlich im Schloß Buckingham empfangen werde. Abdul Aſis' Ende. London, 20. Mai. Der Korreſpondent der„Times“ in Tanger telegraphiert ſeinem Blatte, daß die Armee des Ab⸗ dul Aſis, welche ſich bekanntlich auf dem Wege von Rabat nach Fez befindet, im Gebiet der Beni Snaſſen von feindlichen Stäm men eingeſchloſſen ſei. Es fehle zwar nicht an Geld, da aber den Feind alle Zufuhren von Lebensmitteln abgeſchnitten habe, ſe ſei mit Sicherheit zu erwarten, daß ſich die letzte Mahalla des Abdul Aſis zu der Armee des Prätendeuten ſchlagen werde. Dolkswirtſchaft. Schuh⸗ und Ledermarkt in Chicago. Der hieſigen Handels⸗ kammer ſind vom amerikaniſchen Konſulat Mitteilungen über einen am 26. Auguſt bis 2. September in Chicago ſtattfindenden Schuh. und Ledermarkt zugegangen. Intereſſenten können von dieſen Mit teilungen auf dem Bureau der Kammer Kenntnis erhalten. Waſſerſtandsnachrichten im Monat Mai. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 4. 16. 12. 138. 19. 20.] Bemerkunge: Konſtangaë⸗z 3,94 4,39 4,35 Waldshuut 3,60 8,60 8,86 Hüningen!) 3,36 3,39 3,30 3,31 3,28 3,27 Abds. 6 Uhr Kehl 3,79.80 3,73 3,68 3,63 3,61 N. 6 Uhr Lauterbuerg 5,88 5,55 5,52 5,40 Abds. 6 Uhr Maxxau 355,71 5,66 5,60 5,57 5,49 6,46 2 Uhr Germersheim 5,78 5,52 5,34.-P. 12 Uh Mannheim 5,44 5,46.39 5,30 5,22 5,10 Morg. 7 Uhr Mainz„„„2,39 2,48 2,39 2,52 2,26.-P. 12 Uhr Bingen 8,24 3,20 2,90 10 Uhr Kaub. 33,67 3,72 3,68 3,86 8,48 2 Uhr Koblenz 3,89 3,81 8,59 10 Uhr Koln 4,48 4,41 4,24 4,03 2 Uhr RNuhrort 3,43 6 Uhr vom Neckar: Mannheim. 15,45 5,43 5,83 5,25 5,18 5,06] V. 7 Uhr Heilbronn 11,39 1,22 1,18 1,35 0,98 0,941 V. 7 Uhr *) Windftill, heiter,. 7˙ C. — 8—ů ere Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum: für Kunſt, Feuilleton und Vermiſchtes: Alfred Beetſchen für Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: Rich. Schönfelderg für Volkswirtſchaft u. den übrigen redaktionellen Teil: Karl Apfelz für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Franz Kircher. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Eruſt Müller. Mütter nähret ſelbſt. Weder Milchkochapparate, noch künſt⸗ liche Nährmittel können die Mutterbruſt erſetzen. Will eine Mutter ihren Liebling ohne das Leben gefährdende Krankheiten, ahne lange ſchlafloſe Nächte großziehen, dann ernähre ſie es nach der guten Sitte unſerer Altvordern an der eigenen Bruſt. Bei Milchmangel hilft Laetagol, ein von Tauſenden von Aerzten er⸗ probtes und empfohlenes Mittel, das auch in zahlreichen ſtaat⸗ lichen und ſtädtiſchen Inſtituten, Säuglingsheimen uſw. ze⸗ braucht wird. Erhältlich in allen Apotheken und Drogerien. 1559 Elſte Mannheimer Verſicherung geg. Ungeziefer gegründet 1900. Inh.: Eberhardt Meyer. Mannheim, Colliniſtr. 10, Telef. 2318. Vertilgung von 3 jeder Art unter arantie. 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Berlin 78, Belle⸗Allianceſtr. 71.47 untes Feuflleton. — Der Tobſuchtsaufall zweier Berlinerinnen auf dem Bahn⸗ hof in Bodenbach und in Wien, über den wir bereits berichteten, hat in der öſterreichiſchen Hauptſtadt großes Aufſehen erregt. Der„N. Fr. Pr.“ entuehmen wir darüber noch folgende Einzel⸗ heiten: Zu dem im Hauſe Harmoniegaſſe 10 wohnhaften Kauf⸗ mann Michael Wrang kamen ſeine in Berlin verheiratete Tochter Frau Marie Mayer und deren Tochter zu Beſuch. Beide Frauen ſind Schauſpielerinnen an einem Berliner Theater. Der Gatte der Frau Mahyer iſt ein früherer Bankinhaber und weilt ſchon ſeit 6 Wochen bei den Schwiegereltern. Seine Gattin und Toch⸗ ter, die ſchon ſeit längerer Zeit Spuren von geiſtiger Er⸗ krankung zeigten, kamen in Begleitung zweier Bedienſteten aus einer Nervenheilanſtalt. Geſtern abend kam bei beiden Frauen gleichzeitig der Wahnſinn zum Ausbruch. Sie verrammelten ſich in einem Zimmer der e und begannen unter furchtbarem Schreien u. Toben die Einrichtungsgegenſtände zu zertrümmern. Sie ſchleuderten Flaſchen, Gläſer und Teller durcheinander und machten Miene, ſich aus dem Fenfter zu ſtürzen. Man rief die Rettungsgeſellſchaft, die eine Ambulanz entſandte, und auch ein Rettungsautomobil der ſtädtiſchen Feuerwehr erſchien. Noch ehe die Feuerwehr Gelegenheit hatte, einzugreifen, gelang es dem Inſpekionsarzt Dr. Silber, die verſperrte Zimmertüre aufzu⸗ prengen und mit Hilfe der Sanitätsdiener die beiden Irr⸗ ſinnigen feſtzuhalten. Sie wurden in die Pſychiatriſche Klinik gebracht. kauft und — Die Amazone im Hydepark. Aus London läßt ſich das Berliner Tageblatt folgende Mode⸗„Senſation“ berichten: Große Senſation und Aufregung verurſachte heute nachmittag eine Reiterin in Rokten Row im Hydepark, dem Rendezvous der ele⸗ ganten Sportwelt. Die Parkinſpektoren waren. ſo verblüffk, daß daß ſie nicht wußten, ob und wie ſie einſchreiten ſollten. Die Reiterin trug ein Reitkleid aus cremeſarbenem Tuch, feſt⸗ auſchließend in Prinzeßform mit Spitzenempiedement. An der Gebr. Möbel, Schuhe, Kleider, EBöhles, G 5, 10. Ilinken Seite w Selig. BaA. verkauft. 566 49 Gefl. Bestellungen erbittet per Post 8 ar der Rock bis zum Knie hinauf geſchlitzt und ließ das Bein mit ſeinem hohen weißen, mit Brillanten beſetzten Stiefel frei. Winſton Churchill, der neue Handelsminiſter, der gerade vorbeiritt, war ſprachlos; er ſtarrte die Erſcheinung an und kam erſt zu ſich, als ein anderes Pferd das ſeinige heftig zur Seite ſtieß, was glücklicherweiſe ohne ernſte Folgen blieb. — Ein werblicher Aſtronom auf Reiſen. Ein merkwürdiges Unternehmen plant die Amerikanerin Mary Proctor, nämiich ſe für die Dauer von nicht weniger als eine aſtronomiſche Reif fünf Jahren. Zuerſt wird ſie vor der Britiſch Aſtronomiſchen Vereinigung in Mancheſter einen Vortrag halten, dem ähnliche in Edinburg, Glasgow, Dublin und Belfaſt folgen ſollen. Dann geht die junge Dame über Paris nach Egypten, um dort Stiudien über die aſtronomiſchen Kenntniſſe der altegyptiſchen Prieſter und Aſtrologen zu machen. Weiter geht die Fahrt nach Indien, wo gleichfalls in den Hauptſtädten Vorträge gehalten werden ſollen, und Fräulein Proctor gedenkt dann zur Beobachtung der vollſtändigen Sonnenfinſternis im April 1911 in Auſtralien zu ſein. Die Rückreiſe erfolgt über Südamerika, beſonders zum Zweck eines Aufenthaltes in der Tochterſternwarte der Harvard⸗ Univerſität bei Arequipa in Peru. Außerdem ſoll vor der Riick⸗ kehr nach Newyork, die auf das Frühjahr 1903 feſtgeſetzt worden iſt, einige Zeit an der berühmten Lickſternwarte und der Verkes⸗ ſternwarte zugebracht werden. —-Nebenverdienſt“⸗Schwindelannoncen. Mit Aſtrologie und Graßhologie hat der 27 Jahre alte Kaufmann Albert Pott in Berlin zahlreiche Leute betrogen, die glaubten, ohne große Mühe reich werden zu können. Pott machte bekannt, daß ſich jedermann, der ſich unter einem gewiſſen Zeichen an das Poſt⸗ amt O. 20 wende, einen hohen Nebenverdienſt ſchaffen könne. Um Adreſſenſchreiben oder ſchriftliche Arbeiten handle es ſich nicht. Von jedem, der ſich dieſen Nebenverdienſt ſichern wWallte, verlangte er einen zweiten Brief mit 80 Pfennig in Brief Herrschaiten Obacht! Ieh habe dringenden Bedarf für von Herrschaften ab- gelegte llerren- u. Damenkleiderz.B. Sacko-, USock-, Erack- u. Smoking-Anzüge, einzelné Beamten-Uniformen, Schuhzeug, Möbel, Bettfedern eto. Bemerke, dass ich für sämtlich aufgeführtes den hoch- reellen Wert zahle, wie es vielfach von Herrschaften anerkannt ist, da ich es für mein hiesiges und Münchner Russland benötige. Telefonruf 4178 Komme pünktlich Überall, auch nach ausserhalb.“ Schrift über Aſtrologie und Graphologie zugeſchickt. Die Heh. Graeff I, Dalbergſtraße 13 und Lagerplatz In beſt. 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Die Ausgrabungen an Limes, der römiſchen Grenzwehr, haben in den letzten Jahren auch das Jatereſſe des Laienpublikums immer mehr erregt ur die neu ausgegrabenen Kaſtelle wie die wieder aufgebaute Saal⸗ burg erfreuen ſich eines ſtets noch ſteigernden Beſuchs. Von 1 größeren Bauten iſt es einer, der faſt bei jedem Kaſtell nachze⸗ weiſen iſt und der deshalb immer wieder von neuem die 11 merkſamkeit auf ſich zieht, weil er in ſeiner Bedeutung noch erkannt iſt, das iſt die ſogenannte Villa. Auf der burg liegt ſie links von dem Dekumantor„bor 15 Lagergraben und beſteht aus mehreren großen Sälen 155 Nebenräumen. Gewöhnlich nimmt man jetzt an, daß ſie du Dienſtwohnung des Kommandanten geweſen ſei, der, e Lärm des Lagerlebens hier ſeine Unterkunft fand.“ Juſchrien die an dem gleichen Bau anderer Kaſtelle gefunden würge bezeichnen ſie als Bäder und in der Tat laſſen ſich die faſt durchweg in das Schema der römiſchen Badeanſtalt e dern. Wir finden da das Apodyterium, das Auskleibezee das Frigidarium, wo man in einer Wanne oder einem e ein kaltes Bad nehmen konnte, das Tepidarium, wo Eier Luftbäder auf das Caldarium vorbereiteten, das warme be lieferte. Ob freilich alle die Räume dieſer Badeanſtolte man in den Moſel⸗, Rhein⸗ und Neckargegenden findet, zwecken verwandt wurden, iſt zweifelhaft. Einzelne Zin 15 dienten ſicherlich als Badezimmer, denn man fand in iüne wohl die Badewanne oder aufgemauerte Badekäſten, 555 1 Waſſer herbeifuhrende Leitung und den Abflußkanal pelz vor wenig Johren im Kaſtell Kapersburg, um nur eins 51 55 nen. Bei all dieſen Badeanſtalten iſt leider ein Teil ganz 77748 S. marken, wieder poſtlagernd Amt O. 20. Wer dieſer neuen Auf⸗ forderung entſprochen hatte, erhielt eine von Pott verfaßte kleine * 17 da 15 ſonders zerſtört, das iſt der Raum, in dem das füür das Bu 18 ſ Füchtiges Mädchen Mannheim, 20. Mai 1908. lohnt ſich ſeinen Bedarf in 15 Betten, ſowie ganzen ü0 Wohnungseinrich⸗ tungen bei rieſiger Auswahl nur beſter wirklich enorm billigen 60990 mir einzukaufen. Ein Verſuch überzeugt. l gwähre auch Teilzahlung. Uulatt, zu ſen 3 bei guter Bezahlung. 5 T. G. 17 hauptpoſtlag. Verkäu Gefällige ausführliche Off niſſe unter Nr. 79394 an die Ex ſerinnen Jaus der Lebensmittelbranche, welche auf dauernde und gule Stellung reflektieren, finden für ſofort oder ſpäter Anſtellung Branchekenniniſſe Bedingung. erten mit Abſchrift der Zeug⸗ pedition dieſes Blattes erbeten. 0 eſ. perf. Schneiderin ſof. f. gute Priv.⸗Kundſch. Off. erbet. unter 22970 Ln 50 aebeeh 16. Vnen nden Talenbermittiung . u. Mitgl. d⸗ and Denlſch. Handlungs⸗ en zu Lelpzig. Stellengeſ. eb. ſtels in gr. Anz. Ge⸗ ſ. Nürnberg Karlſtr. 15, U. am Beſuche der Land⸗ lcchaft ein tüchtiger Iender gegen feſten Gehalt Speſen ſofort geſucht. Offertten unter Nr. 61017 die Expedition ds. 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Die heiße Luft erfüllte den hohlen Raum, Fute den Eſtrichboden von unten und ſtrich dann in Ton⸗ N oder ſchornſteinartig aufgemauerten hohen Tonkacheln Vände binauf nach oben. Derartige Erwärmungsanlagen zuch in mittelalterlichen Bauten finden ſie ſich hier und da iid auf der Saalburg beſonders deutlich zu ſehen. Das ngeu⸗ Frtbaute Horreum, in dem ſich jetzt das Muſeum befindet, t ebenfalls eine ſoſch geſchloſſene Heizanlage nach römiſcher während des vergangenen Winters vortrefflich funk⸗ Balzacs Haus. Ein halbes Hundert Verehrer Balzacs am 16. d. M. in aller Stille in Paris ein kleines Balzac⸗ um gegründet. Draußen in Auteuil, Rue Raynouard Nr. leht in einem Garten ein Pavillon, den der Verfaſſer der kuedie Humaine“ von 1840 bis 1847 bewohnte. Es war die Maſe Periode ſeines Lebens, die er da verbrachte.„Urſule uet“, Modeſte Mignon“,„Splendeurs et Miſeres de Cour⸗ 4, Conſine Bette“,„Couſin Pons“ ſind da entſtanden⸗ chre Ertrögniſſe dienten dazu, 200 000 Franks Schulden zu len, die Balzac mit ſeiner unglücklichen Spekulation gemacht 1 Der Pevillon war wie geſchaffen zu dieſer literariſchen Fuenrdbeit: er iſt heute noch, wo Paris den ſtillen Vorort 3 kufgeſchlungen hat, ruhig und friedlich. Das Häuschen ge⸗ aner alten Dame, Mme. Barbier, die ſich noch deuk ich et daß ihr Vater es für 600 Frs. an Balzac vermietete 4. daß ſie ſeſpſt viels kleine Gänge für den Mieter beiorgte. dame hat den Pavillon für einen kleinen Betrag den Bal⸗ eunden mietweiſe überlaſſen, und man wird zweifellos * finden, um ihn käuflich zu erwerben und ein Balzac⸗ 1600 darin einzurichten. Der Anfang zu der Sammlung iſt gertacht mit eimen Kopie der Balzac⸗Statue von Rodir Eer Bäſte von Dadib d Angers. Man hofft, nach und nach lie alten Möbel zu erwerben und die Wohnung wied rr 2 g wieder ſo Nichten, wie Balzac ſie bewohnte. Bereersseeeeeeeene — Die heißen Bäder der Japaner. Japaner, bei ſehr hohen Temperaturen zu baden, bewirkt eine Abhärtung, die ihre Widerſtandsfähigkeit weit über die der Europäer hinaus ſteigert. Das Britiſh Medical Journal erzählt bon einem Fall, wobei eine Temperatur von 44½ Grad C. durch —2 Minuten vollkommen gut vertragen wurde; dabei tauchte der ganze Körper mit Ausnahme des Geſichts ins Waſſer. In Kuſatſu gibt es ſehr heiße Mineralquellen, die hauptſächlech Säure, Schwefel, Eiſen, Alaun und Arſenik enthalten und die Bäder von faſt 45 Grad liefern. Die Temperatur wird dort in drei Abteilungen geſteigert. In dieſen Bädern herrſcht eine nahezu militäriſche Diſziplin, der ſich die Gäſte freiwillig unter⸗ werfen. Man nennt dieſe Kur Jikan⸗Yu, d. h.„Zeitbad“, weil beſtimmte Stunden dafür feſtgeſetzt ſind. Das Verweilen in ſol⸗ chen Bädern dürfte wohl eine gewiſſe Energie und Zähigkeit vorausſetzen. Nach etwa einer Minute ruft der Bademeiſter „drei Minuten noch“, ſodann„noch zwei Minuten“ und endlich „eine Minute“, wobei ihm die Badenden im Chor antworten. Schließlich ertönt das erlöſende Wort„Schluß“. Im allgemeinen umfaßt eine derartige Kur 120 Bäder. — Bourget über die„Würghexe“ Jeanne Weber. Das neue grauenvolle Verbrechen der„Würghexe“ Jeanne Weber, das die ganze Welt und vor allem Frankreich in Aufregung verſetzt, gibt Paul Bourget, dem tiefen Kenner der menſchlichen Seele und ihrer Verirrungen, Anlaß, im Figaro über das Verbrechen und die moderne Geſellſchaft bedeutſame Betrachtungen anzu⸗ ſtellen. Er bekennt ſich dabei als ein Anhänger der Todesſtrafe und bezeichnet es als ein Symptom einer geſunden u. ſtark orga⸗ niſierten Geſellſchaft, wenn ſie die Mörder mit dem Tode beſtraft und den Zuſammenhang zwiſchen Verbrechen und Buße ziel⸗ bewußt hervorkehrt. Die humanitären Beſtrebungen, die mit Hilfe der Pfſychiatrie darauf ausgehen, die Seele des Verbre⸗ chers nach Milderungsgründen auszuforſchen, ſind zwar ſür die Erkenntnis des Seelenlebens und der geiſtigen Erkrankungen von hohem Werte, allein ſie hindern zugleich daran, die Geſell⸗ ſchaft gegen ihre Schädlinge zu ſichern.„Wir wagen es nicht mehr, zu ſtrufen. Wir wagen es nicht mehr, uns zu verteidigen. Wir ſind zarte Menſchen, Philanthrapen, denen der Gedanke an harte Unterdrückungen Angſt macht. In unſeren Zuchthäuſern gibt es eine Menge von Verbrechern, deren Leben zu erhalten — Haus⸗ und empfiehlt Ar. 228 ſin allen modernen Arbeiten, wünſcht kautionsfäh. unverh. jg. Maun, mit prima Zeugu. aus Vertrauens⸗ Stelle als Verkäuferin in ſei⸗ Fleiß williges Mädchen in kl. 8 Familie geſ. Eintr. ſof. od. ſpäter. 229688 N 4, 19/20, 2 Tr. Gut bürgerl. Köchin für Privat und Reſtaurant, Zimmer⸗, Allein⸗ u. Küchenmädchen ſucht 61039 Frau Eipper, IT 1, 15, Telephon 3247. 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Unſere Geſetz⸗ gebung über die Geiſteskranken, die viele als ſo ſtreng tadeln, iſt höchſt unzureichend; man iſt erſtaunt zu ſehen, wie wenig die Zurechnungsfäüigen gegen die Unzurechnungsfähigen geſchützt ſind. Unſere Ziviliſation, die zur Barxbarei zurückkehrt, macht ihre Geſetze zugunſten der Degenerierten und handhabt ſie in deren Intereſſe. Und das iſt unſer Unglück. Ein Land ſoll gegen ſeinen Verfall, nicht für ihn leben.“ — Zola in Japan verboten. Ein ungewöhnlicher Vorfall hat ſich in Japan ereignet: Die Stellung des Premierminiſters iſt erſchüttert worden und er hat ſeinen Abſchied nehmen müſſen, weil er für ein Werk Zolas eingetreten iſt. Der japaniſche Pre⸗ mierminiſter Marquis Saiufi hatte die Mußeſtunden, die ihm ſein verantwortungsvolles Amt läßt, einer verſtändnisvollen Lektüre der franzöſiſchen Literatur gewidmet und eine beſondere Vorliebe für Zola gefaßt. Als nun eine japaniſche Ueberſeßung von„Paris“ erſcheinen ſollte, ſchrieb der Miniſter eine Vorrede dazu, die in ein hohes Lob für den großen Romancier auskſang. Kaum aber war das Buch erſchienen, ſo wurde auf perſönlichen Befehl des Mikado von dem Miniſter des Innern die ſofortige Unterdrückung des Werkes angeordnet, da in der Veröffentlich⸗ ung dieſes Werkes„eine Gefährdung für die Ordnung und das Gemeinwohl“ zu erblicken ſei. Der Premierminiſter, der auf ſo brüske Weiſe von ſeinem Souverän getadelt war, konnte nichts anderes tun, als ſeine Entlaſſung verlangen, die ihm auch ge⸗ währt wurde. So hat Zolas Werk, deſſen hohe Bedeutung ſein Vaterland ſoeben erſt durch die Ueberführung ſeiner Leiche ins Pantheon anerkannt hat, im fernen Oſten eine Miniſterkriſe hervorgerufen. — Der älteſte Baum der Welt befindet ſich auf der Inſer Cos an der Küſte Kleinaſiens. Es iſt eine uralte Platane, unter deren Schatten der Begründer der antiken Medizin Hippocrates ſeinen erſten Schülern Lehrſtunden gegeben haben ſoll, und man ſchätzt ſein Alter auf nicht weniger als 2500 Jahre. Der Stamm hat einen Umfang von 10 Meter, die Zweige werden noch jetzt im jedem Frühjahr von friſchem Laube grün, aber man hat einige der größten Aeſte mit Stangen ſtützen müſſen. — 8. K. 0 Spitzen-Mäntel Weiss u. schwarz, anschliessende Frack- u. lose Formen Wir hatten Gelegenheit, einen Posten hocheleganter, französischer in elegantester Ausführung, weit unter Preis 2u kaufen und bringen wir dieselben von heute ab zu aussergewöhnlich billigen Preisen in den Verkauf, F — D mfcten mit Erker, ad und Zubehör, 9 elektr. gicht per 1. Jult zu permieten. 22521 Näheres bei Köhler. B 5 3 2. St., Stb., 1 Im. und Küche zu v. 60822 Wahnung mit 5 Zimmern, Küche und Zubehör ſofort event. ſpäter zu vermieten, Näheres parterre. 60689 215 2. 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