eeeeeee eeenenreeee Nrr Eri r * Bringerlohn 28 Pfg. monatlich, eeen ee(Badiſche Bolkszeitung) 70 Pfeumig wmomatlich. durch die Poſt dez. inel. Poſt⸗ enſſchlag M..4 pro Quartgl. Finzel⸗Nummer Pfg. In ſerate: Dis Eolonel⸗Zeile. 25 Pfg. Auswärtige Inſerate, 80„ Die Reklame⸗Zeile. 1 Mark Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens% 9 Utzr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. der Stadt Mannheim und Amgebung. Täglich 2 Husgaben (ausgenommen Sonntag) Eigene RNedaktionsbureaus in Berlin und Karlsruhe. (Maunheimer Volksblatt.) Badiſche Neueſte Nachrichten Anabhängige Tageszeitung. Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Manunheim“, Telefon⸗Nummern: Dlrektion u. Buchhaltung 144 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbetten 841 Redaktiunn 6577 Expedittion und Verlags⸗ buchhandlung. 218 Nr. 485. Samstag, 17. Oktober 1908. (Mittagblatt.) Die heutige Mittagzausgabe umfaßt 12 Seiten. SS——————————————————————— Celegramme. Deuiſchland als brillanter Sekundant. * Budapeſt, 16. Okt. Der deutſche Bytſchafter von Tſchirſchiy und Bögendorf wurde heute vom Kaiſer Franz Joſeph in beſonderer Audienz empfangen und überreichte eine eigen⸗ händige Antwort Kaiſer Wilhelms auf das Schreiben Kaiſer Franz Joſephs. * Budapeeſſt, 16. Okt. Das Handſchreiben des deutſchen Kaſſers, das der deniſche Botſchafter v. Tſchirſchly überreichte, be⸗ dentet eine erneute Beſtätigung des bundesfreundlichen Verhält⸗ miſſes. OLondon, 17. Okt.[Von unſerm Londoner Bureau). Der Wiener Korreſpondent des„Dailp Telegraph“ erfährt aus angeblich guter Quelle, daß Kaiſer Wilhelm in ſeinem geſtern dem 7 Kaiſer Franz Joſeph überreichten Handſchreiben nicht nur alle diplomatiſche, ſondern auch die ganze militäriſche Hilfe ver⸗ ſprochen. 5 Vom achten internationalen Arbeiterverſicherungskongreß. Rom 16. Okt. Am letzten Kongreßtag wurde die Ar⸗ beitsloſen⸗Verſicherung verhandelt. Den Bericht er⸗ ſtattete an Stelle des erkrankten Berliner Regierungsrats Dr. Len Geh. Regierungsrat Dr. Zacher. Dieſer betonte nament⸗ lich die Notwendigkeit der Verbeſſerung der Arbeitsvermitlung, der vorbeugenden Maßnahmen und der internationalen Verſtän⸗ digung. Prpofeſſor Bellom⸗Paris will eine Erweiterung der bis⸗ her üßlichen Forderungen, nämlich Verſicherung nicht gegen un⸗ freiwillige, ſondern gegen gerechtfertigte(]) Arbeitsloſigkeit, wo⸗ gegen der Pariſer Miniſterialdirektor Boncdur die beſtehenden 5 franzöſiſchen Unterſtützungskaſſen verteidigt. Der Bericht von Varlem handelt über das Genter Syſtem. In der Verhand⸗ lung ſprach Baurat Feliſch für die Baugewerks⸗Berufs⸗Ge⸗ noſſenſchaft. Er lehnte ebenſo wie Gerhard jede Arbeitsloſen⸗ verſicherung entſchieden ab, um eine weitere Belaſtung der Ar⸗ beitgeber zu vermeiden, verwahre ſich jedoch gegen die Auffaſſung, daß die Berufsgenoſſenſchaften gegen jeden Ausbau der Sozial⸗ verſicherung ſeien. Zuſammenfaſſend führte Unterſtaatsſekretär v. Mayr⸗München aus, daß der alte Streit, ob freiwillige oder dwangsweiſe Verſicherung, zugunſten der letzten entſchieden ſei. Der Haupterfolg des Kongreſſes ſei der, daß er das beſte Vor⸗ zeichen für die weitere Entwicklung des Verſicherungsgedankens ſtelle. Zu Ehrenvorſitzenden des ſtändigen Ausſchuſſes wurden neben dem Grafen Poſadowsky, Baernreither⸗Oeſterreich und Linder⸗Paris, zum Vorſitzenden der frühere Finanzminiſter Poincarse-Paris gewählt. Unter den Dankesreden, mit denen der Kongreß geſchloſſen wurde, befand ſich auch eine Rede des Präſidenten Dr. Kaufmann auf die verſchiedenen Komitees. Ein furchtbares Eiſenbahnunglück. Delrbpit, 16. Okt. Hier wüten fortgeſetzt Wald⸗ brände. Ein von Presgue Isle nach der Ortſchaft Meßz ge⸗ geſandter, mit Flüchtlingen beſetzter Bahnzug entgleiſte und verbrannte. Nach den letzten Meldungen fanden dabei 200 Menſchen den Tod. Der„Frkf. Zeitung“ wird zu dem furchtbaren Unglück aus Newpork noch gemeldet: Die Waldbrände in Michigan toben weiter. Ein Rettungszug mit zahlreichen Flüchtlingen, der ſich auf der Fahrt von Presqu: Isle nach dem Städtchen Metz be⸗ ſand, entgleiſte und geriet in Brand. Es entſtand eine furchb⸗ bare Panik. Viele Perſonen wurden in den Trümmern des gaurges eingeklemmt und kamen in den Flammen um. Bisber *. ſind 17 Tote geborgen. 7 10 Detroit, 16. Okt. Der infolge der Waldbrände in 1 Nähe von Presque Isle verbrannte Eiſenbahn⸗ zug war hauptſächlich mit flüchtenden Frauen und Kindern ungefüllt. In den Trümmern des Zuges ſind fünfzehn verkohlte Leichen gefunden worden⸗ Die Rettung des Ballons„Plauen“, London, 16. Okt. Der Ballon„Plauen“ von der Ballonkonkurrenz wurde heute abend mit ſeinen beiden In⸗ loſſen von dem Fiſcher bampfer„Rubg⸗ in Hul! eingebracht —— n war am Mittwoch in der Nordſee aufgefiſcht London, 16. Okt. Die Inſaſſen des Ballons Plauen“ poren bei ihrer Auffindung ſehr erſchöpft. Im Kranken⸗ 1 baule wohin ſie gebracht wurden, bemühten ſich die Aerzte 7 onders um Herrn Scheitere r, der einige Verletzungen davongetragen hatte. Später begaben ſich Herr Hack⸗ ſtetter und Herr Scheiterer ins Hotel. * Hull, 16. Okt. Der Kapitän des Fiſchdampfers „Ruby“ ſagte über die Rettung des Ballons„Plauen“ folgendes aus: Als wir am Mittwoch vormittag gegen 1194 Uhr 280 Meilen nordöſtlich van Spurnhead fiſch⸗ ten, ſichtete die Mannſchaft bei nebeligem Wetter in ungefähr 8 Meilen Entfernung einen dunklen Gegenſtand. Unſer Dampfer fuhr ſofort dorthin und entdeckte einen Ballon, der mit einer Geſchwindigkeit von ungefähr 6 Meilen dicht über dem Waſſer ſchwebte, während die Gondel beſtändig ein⸗ tauchte. Im Netzwerk ſah man einen Mann. Nun wurde ein kleines Boot in See gelaſſen, das bei dem Verſuche, die Gondel zu erreichen, beinahe gekentert wäre Herr Scheiterer ſprang ins Waſſer und wurde gerettet. Bei einem zweiten Verſuche wurde unter großen Schwierigkeiten auch Herr Hack⸗ ſtetter gerettet. Beide waren außerordentlich erſchöpft. An Bord wurden ihnen Stärkungsmittel gereicht. Sie wurden in Decken gehüllt und ins Bett gebracht. Auf der Fahrt nach Hull verſchlimmerte ſich der Zuſtand Scheiterers, während Hackſtetter ſich erholte. Beide Herren erklärten, ſie hätten ſchon alle Hoffnung aufgegeben und alles aus der Gondel geworfen. Rooſevelt als Europareiſender. OLondon, 17. Okt.(Von unſerm Londoner Buxreau]. Die„Times“ erfährt, daß Präſident Rooſevelt nach Beendigung ſeines Jagdausfluges in Afrika im Jahre 1910 nach England komme; er habe verſprochen, an der Univerſität Oxford einen Vortrag zu halten und die Univerſität werde ihm einen Titel kexleihen wie ſeinerzeit Kaiſer Wilhelm. Außerdem wird Rooſe· velt in der Sarbonne in Paris einen Vortrag halten. Frau Ropſevelt wird mit ihrem Gatſen in Chartum zuſammen treffen, um ihn auf ſeiner europäiſchen Reiſe zu begleiten. Bulgarien rüſtet. *Sofia, 18. Okt. Aus der Provinz kommen unerfreuliche Nachrichten. Der geſamte Geſchäftsverkehr ſtockt, denn alle Welt bereitet ſich auf den Krieg vor. Tatſächlich iſt, wie die Mehrzahl der Blätter heute feſtſtellt, die Lage ziemlich kritiſch ge⸗ worden auf Grund der Meldungen, daß die Türkei ihre Re⸗ ſerven zu den bekannten dreiwöchentlichen Uebungen einbe⸗ ruft. Hier hat man gleich reagiert, und das Kriegsminiſterium ſoll die Einberufung aller Reſerpiſten planen, die an den Uebungen der letzhin einberufenen ſechs Klaſſen aus ver⸗ ſchiedenen Gründen nicht teilgenommen haben. Bulgarien— und darin ſcheinen alle Kenner der Verhältniſſe einig zu ſein— könne nicht zulaſſen, daß ihm dieTürkei durch allmähliche Mobiliſierung den Vorſprung wegnehme, den es in der Schnelligkeit der Kriegs⸗ bereitſchaft vor dem Nachbarreiche behauptet. Stelle die Pforte ihre Kriegsrüſtungen nicht ein, ſo ſei der Krieg unvermeidlich trotz der friedlichen Abſichten der entſcheidenden Stellen in Sofia und Konſtantinopel. Die Löſung der hente aufgetauchten Spannung muß man vorläufig von den gemeinſamen Beratungen der Miniſter mit dem Fürſten in den Fichtenwäldern von Tſchamkorija erwarten. *** Berlin, 17. Okt. An den Finanzvorſchlägen des Staats⸗ ſekretärs Sydow ſind in den Bundesratsausſchüſſen mancherlei Aenderungen beantragt. 1 75 München, 17. Okt. Die Prinzen Georg und Adalbert ſteigen am Sonnkag mit einem Ballon des Münchener Aeroklubs in Augsburg auf. 1335 Breslau, 17. Okt. Der Herzog bon Ratibor legte den Vorſitz im Provinzialberbande des Deutſchen Flotten⸗ vereins für Schleſien nieder. Die Waſſerkräfte des Oberrheins. SRK. Mulhauſen, 16. Okt. Zwiſchen Baden und Elſaß⸗Lothringen ſchweben, wie erinnerlich, ſeit längerer Zeit Verhandlungen, wie die Waſſer⸗ kräfte des Oberrheins unterhalb Baſel zu einem großen Kraftwerk benützt werden könnten, das die geſamte Umgebung, auch in weiterem Umkreiſe, mit elektriſcher Kraft verſehen würde, ähnlich wie es auf Schweizer Boden bei Rheinfelden mit gutem Erfolge geſchehen iſt. Darüber iſt im Juli 1906 eine vorläufige Vereinbarung zwiſchen den beiden Staaten getroffen worden, die im weſentlichen folgende Beſtimmungen trifft: Die Inhaber der Genehmigung, Gemeinde, Korpo⸗ rationen oder auch Private, namentlich die Induſtrie, zahlen für die Ausnützung der Waſſerkräfte ein perſodiſches Entgeld an den Staat. Sie erhalten die Konzeſſton auf eine be⸗ ſtimmte Zeit, nach deren Ablauf das Unternehmen unentgelt⸗ lich dem Staate anheimfällt. Dieſer kann aber das Werk 3u jeder Zeit gegen eine angemeſſene Entſchädigang ankaufen und behält ſich außerdem die Aufſich! über die vorgeſehenen Anlagen vor. Auch hat er das Recht, bei der Feſtſetzung der * Preiſe für elektriſche Kraft ſeinerſeits mitzuarbeiten, nament⸗ lich in der Hinſicht, daß für gleiche Verhältniſſe auch gleiche Preiſe gezahlt würden. Bei der Ueberlaſſung von Kraft ſind Staat und gemeinnützige Unternehmungen vorzugsweiſe zu berückſichtigen, beſonders in der Feſtſetzung der Preiſe, die ebenſo den Gemeinden, wie ihnen zugute kommen ſollen. Nach Lage der Verhältniſſe, die der Lauf und die Uſer des Stromes boten, ſollte das projektierte Waſſerwerk auf die linke elfäſſiſche Seite kommen, außerhalb der Grenzſtadt Hüningen bei dem Dorfe Kembs. Infolgedeſſen bildete ſich hier ein Initiativkomitee, das die Verwirklichung in die Hand nehmen wollte und dem neben den Konzeſſions⸗ nachſuchern verſchiedene öffentliche Körperſchaften des Ober⸗ elſaß, der Bezirk, die Stadtgemeinde Mülhauſen, ſowie zahl⸗ reiche Induſtrielle, beitraten. Inzwiſchen waren aber neue Schwierigkeiten aufgetreten, indem die wachſenden, wenn auch immer noch relativen Erfolge, die die Schiffahrt auf dem Oberrhein bis Baſel gehabt hatte, den Rheinuferſtaaten gemäß der Rheinſchiffahrtsakte das Recht gaben, auch ihrerſeits ein Wort in der Angelegenheit mitzuſprechen. Um das Kraft⸗ werk zu ermöglichen, iſt eine Schwelle quer durch den Strom nötig, die für die Schiffahrt nur durch eine Schleuſe zu über⸗ winden wäre. Es handelt ſich darum, wie groß dieſe Schleuſe zu bauen wäre. Es war vorauszuſehen, daß die Uferſtaaten am Niederrhein, Preußen und Holland, verlangen würden, ſie in der vollen Länge der Rheinſchiffe, die den Strom auf ihrem Gebiete durchfahren, ſogleich auszubauen, was für die zunächſt intereſſtierte Schiffahrt auf dem Oberrhein nicht nötig erſchien. Dieſe hätte ſich zunächſt mit einer kleineren, ent⸗ ſprechend billigeren Schleuſe begnügen können, die ſpäter bei einem ſich etwa einſtellenden Bedürfniſſe ausgebaut worden wäre. täriſche Schwierigkeiten hervor, die den erſten gegenüber immerhin weniger in Betracht kamen. Dieſe machten aber neue Verhandlungen nötig, die, wie die Regierung in der letzten Seſſion des Landesausſchuſſes mitteilte, vor dem nächſten Jahre nicht abgeſchloſſen ſein können. Die Frage hat zweifellos für das Oberelſaß wie für das gegenüberliegende badiſche Oberland das größte Intereſſe, da beide für ihre hochentwickelte Induſtrie hier gewaltige Betriebs⸗ kräfte gewinnen können, die bei der heutigen Schwierigkeit des Kohlenbezugs unverhältnismäßig koſtſpielig ſind. Die ober⸗ elſäſſiſche Induſtrie hat, wie aus ihrer Beteiligung an dem Initiatiplomitee hervorgeht, ihre Bedeutung ſchnell erkannt und ſich mit ihr lebhaft beſchäftigt. Die Mülhauſer Handelskammer, die die älteſte und ſeit einem Jahrhundert rühmlichſt bekannte Induſtrie des Elſaß vertritt, hat ſich in einem jet bekannt gewordenen Gutachten in folgender Weiſe dazu geäußert: Sie erkenne die hohe Bedeutung des Unternehmens für das wirt⸗ ſchaftliche Leben des Landes in vollem Maße an und ſtehe dem Projekte nur zuſtimmend gegenüber, deſſen Verwirklichung zu fördern ſie nach jeder Richtung hin beſtrebt ſein wird. Zu der Auflage aber, die Schleuſen bei Hüningen ſofort auf 170 Meter Länge auszubauen oder ſie nachträglich nach einem ſich ein⸗ ſtellenden Bedürfnis von, wie urſprünglich vorgeſehen 90 Meter auf 170 Meter zu verlängern, nimmt ſie dahin Stellung, daß ein ſolches Verlangen nicht nur keinen praktiſchen Nutzen hätte, ſondern daß ſich auch kaum jemals ein Bedütrfnis dafür ein⸗ ſtellen dürfte. Die im erſteren Falle entſtehenden Mehranlage⸗ koſten würden die Finanzierung zwecklos erſchweren, während die für den zweiten Fall in Ausſicht genommene Aulage einer ſpeziellen Rücklage für die erſten zehn Betriebsjahre geeignet wäre, finanzielle Schwierigkeiten zu bereiten, abgeſehen davon, daß in fedem Falle den Unternehmern eine Laſt aufgebürdet würde, die aus Billigkeitsrückſichten beſſer unterbliebe. Dieſen letzten Standpunkt hat, wenn auch wohl aus zum Teil anderen Gründen, die Regierung Elſaß⸗Lothringens ein⸗ genommen. politische Uebersicht. Maunheim, 17. Oklober 1908. Deulſchland und die Kouferenz. Eine offiziöſe Auslaſſung kommentiert die in einer Mel⸗ dung der Agence Havas angegebenen Program mpunkte für die geplante Konferenz und bemerkt u. a. dazu: Das wichtigſte an dem Programm iſt dasjenige, was es nicht ent⸗ hält. Es iſt zunächſt feſtzuſtellen, daß kein Wort von einer feierlichen Verbürgung des Beſitzſtandes der Tür⸗ kei ſich findet. Darin liegt nach unſerer Anſicht ein großer Fehler. Man konnte annehmen, daß Großbritannien dafür ſorgen werde, daß in das Programm irgend eine Garantie des türkiſchen Beſitzſtandes aufgenommen würde. Das geſchah nicht und dieſe Lücke wird in der Türkei ſicherlich ſehr unangenehm empfunden werden. Dagegen iſt es ein Gewinn, daß die Dar⸗ danellenfrage aus der Erörterung ausgeſchaltet iſt. Da⸗ mit berſchwindet ein Punkt, um den folgenſchwere Zwiſtig⸗ keiten hätten entſtehen müſſen. Ein anderer Punkt des Pro⸗ gramms iſt die Verpflichtung Bulgariens, die Türkei Auch traten noch andere, teils techniſche, keils mili⸗ 1 2 Seite. dgeneral-Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 17. Oktober. finanziell zu entſchädigen. Es handelt ſich dabei in erſter Linie um den oſtrumeliſchen Tribut. Dann geht das Blatt auf die anderen einzelnen Programmpunkte näher ein und bemerkt weiter: Eine bedeutende Rolle muß natürlich der Berſuch ſpielen, der Türkei Genugtuung zu verſchaffen. Unter anderem ſoll ihr die Aufhebung jener Ar⸗ tikel des Berliner Vertrages, die die Verbeſſerung des Loſes der Chriſten in der europäiſchen Türkei, wie der Armenier bezweckten, in Wirklichkeit aber durch die Mög⸗ lichkeit einer ſteten Einmiſchung der Mächte in innere türkiſche Angelegenheiten eine Quelle dauernder Unruhen geworden iſt, moraliſch⸗politiſche Entſchädigungen bringen. Wenn ihre Ab⸗ ſchaffung von dem Erlaß befriedigender Reglements abhängig gemacht wird, iſt dadurch die Gefahr von Verwicklungen nahe gerückt. Wir können uns nicht vorſtellen, wie ſich die neuen befriedigenden Reglements von den in der Türkei zu Recht beſtehenden Vorſchriften unterſcheiden ſollen. Sie ſind vorhanden, und wenn ſte nicht ganz ausgeführt ſind, ſo liegt die Schuld gar nicht allein bei der Pforte. Eine bedingungsloſe Abſchaffung der Artikel wäre beſſer geweſen. Was die Sonder⸗ erklärungen über die Aufhebung der Kapitulationen und der fremden Poſtämter in Ausſicht ſtellen, iſt Zu⸗ kunftsmuſik. So kann man im allgemeinen von dem ganzen Programm nur ſagen, daß es ein Verlegenheits⸗ geſchöpf iſt. Die großen Erwartungen, die man daran geknüpft hat, beſonders in der Türkei, werden nicht erfüllt. Die Schiſfahrtsabgaben. Aus Berlin wird der„Köln. Ztg.“ geſchrieben: In der von uns kürzlich veröffentlichten Zuſchrift des Dr. Mathieu Schwann wird der Vorſchlag gemacht, daß die Schiff⸗ fahrtsabgaben nur von größern Schiffen erhoben werden ſollten, die von der künſtlichen Vertiefung der Ströme die eigentlichen Vorteile haben. Dieſer Vorſchlag deckt ſich mit der an zuſtändiger Stelle der preußiſchen Regierung herrſchenden und vertretenen Anſchauung. Zurzeit werden auf der Außen- und Unterweſer die Schiffe bis zu 300 Kubikmeter von Abgaben freigelaſſen. Bei der Unterweſer⸗Korrektionsabgabe erſtreckt ſich die Abgaben⸗ freiheit auf Schiffe von 300 und bei der hamburgiſchen Elbſchiff⸗ fahrtsabgabe auf Schiffe von 382 Kubikmetern. Auf dem Main werden die Abgaben nicht erhoben von Schiffen mit einem In⸗ halt von weniger als 200 Tonnen. Bei den zurzeit ſchwebenden Verhandlungen wurde bei den beteiligten Regierungen von vorn⸗ herein ins Auge gefaßt, die kleineren Schiffe, für deren Fahrt Flußregulierungsarbeiten nicht erforderlich ſein würden, von Ab⸗ gaben frei zu laſſen, weil nicht behauptet werden kann, daß ſie aus den Arbeiten, die mit den einkommenden Abgaben beſtritten werden ſollen, unmittelbaren Nutzen ziehen. Es wird übrigens in fachmänniſchen Kreiſen nicht angenommen, daß Strom⸗ regulierungen mit Abgaben nur für die größeren Schiffe zum vermehrten Bau kleinerer Schiffe führen können, weil große Frachtſchiffe wirtſchaftlich den kleineren gegenüber im Fracht⸗ verkehr ſo außerordentlich überlegen ſind, daß die Einführung der Schiffahrtsabgaben in dieſer Richtung gar leine Wirkung aus⸗ zuüben vermag. 7 Sozialdemokratiſche Demonſtratiouen. Demonſtrationszüge der Sozialdemokraten ſind in Ber⸗ lin, wie den„Münch. N. Nachr.“ von dort geſchrieben wird, für Dienstag, 20. Oktober, dem Tage der Eröffnung des preußiſchen Landtages, geplant. Die Ober⸗ leitung liegt in den Händen des in letzter Zeit ſo viel genannten Eugen Ernſt. Man hat mit Abſicht nur ſechs Verſammlungen anberaumt. Sie können nur einen lleinen Teil der organi⸗ ſierten„Genoſſen“ faſſen. Man will eben Maſſenſam m⸗ lungen auf der Straße haben, umſo leichter die De⸗ monſtrationszüge veranſtalten zu können. Als Re⸗ ferenten für die Verſammlungen ſind in Ausſicht genommen die Landtagsabgeordneten Ströbel, Hoffmann, Hirſch, Borg⸗ mann, Heimann und Leinert. Wie weiter bekannt wird, ſollen am Tage des beabſichtigten Demonſtrationzumzuges die„Ge⸗ noſſen“ die Bürger in ihren Wohnungen aufſuchen und ſie unter Ueberreichung einer Agitationsnummer des „Vorwärts“ zum Beſuche der Verſammlungen auffordern. Nach der Verbreitung der Agitationsnummer ſollen ſich die „Genoſſen“ in ihren Zahlſtellen verſammeln und geſchloſſen und demonſtrierend nach den Verſammlungslokalen marſchieren, während die„Obergenoſſen“ mit Eugen Ernſt an der Spitze in irgend einem Lokale in Deckung ſitzen. Die Verſammlungs⸗ lokale ſind weit auseinanderliegend gewählt, damit der An⸗ marſch der Genoſſen ſich weit ausdehnen kann. Der Maſſen⸗ ſchritt der Arbeiterbataillone ſoll abends und nachts nach jeber Richtung hin ſich bemerkbar machen. In den Vororten findet nur eine Verbreitung der„Vorwärts“⸗Agitationsnum⸗ mer ſtatt; Verſammlungen ſind, ſoweit bis jetzt bekannt ge⸗ worden, nicht anberaumt. Die„Genoſſen“ aus den Vororten werden in Berlin erwartet. Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Iroßh. Bad. Bof⸗ und Natfenalfheater in Rannbeim. Der fliegende Holländer. Im Holländer iſt„tiefes Seelenleiden und kraftvolle Er⸗ hebung“, alſo ein rein pfychologiſch⸗individuelles Problem ſtoff⸗ licher Beſtand und Ausgangspunkt des Kunſtwerkes. Die Auf⸗ faſſung der Holländergeſtalt und der Senta iſt darum entſcheidend für den Wert der Aufführung. Daß Bahlings Holländer, der in muſikaliſcher Hinſicht nicht ganz auf der Höhe der letzten Wiedergabe ſtand, im großen und ganzen in den Bahnen wan⸗ delt, die der Geſtalt entſprechen, wurde kürzlich ausgeſprochen. Daß bei der geſtrigen Aufführung Frl. Brandes Wagners Hauptforderung an den Künſtler„mit Ernſt an etwas Ernſt⸗ liches zu gehen“ erfüllte, ſei nunmehr feſtgeſtellt. Sie gibt die Geſtalt mit großer Verinnerlichung und mit der Beimiſchung von Hyſterie, die dieſer eigen iſt, ſo daß man die ſinnige Ideenwelt, die der Künſtler ſchuf, wirklich fühlt. Muſikaliſch war ihre Sentz gut ausgearbeitet, ſo z. B. feſſelte ſie in der Ballade, die ſie in etwas breitem Tempo ſang, durch die dramatiſche verſtändnis⸗ volle Ausgeſtaltung. Vogelſtrom ſang den Erik und ſpielte mit viel mehr innerem Leben als das letzte Mal und auch deer Eingang des 2. Aktes entſprach diesmal im geſamten eher dem Geiſt der Szene, ſollte jedoch immer noch mehr im Stile der feinen Romantik Webers gehalten ſein. Dr. H. *** Großh. Hof. und Nationaltheater Mannheim.(Spielplau“. Sonntag, 18. Okt.: Morgens: 1. Matinee: Wagner; abends: ():„Ein Maskenball“.— Montag, 19. Okt.(]:„Der rot: Seutnant“.— Dienstag, 20. Okt(C0):„Cavalleria ruſticana“. Deutsehes Reſch. —(Eine„Selbſtverleugnungswoche zu⸗ gunſten des Frauenſtimmrechts“) empfiehlt ein Aufruf in dem Organ der radikalen Frauenrechtlerinnen. Eine beliebige Woche im letzten Viertel jeden Jahres ſollen die Anhängerinnen des Frauenſtimmrechts jedem Ver⸗ gnügen entſagen, jede überflüſſige Ausgabe, ſelbſt Droſchken⸗ und Straßenbahnfahrten vermeiden und das auf dieſe Weiſe erſparte Geld der gemeinſamen Sache zuwenden. Wer nicht imſtande ſein ſollte, auf die gewohnte Bequemlich⸗ kit zu verzichten, zu„entſagen“, der ſoll verpflichtet ſein, mindeſtens die gleiche Summe, die er überſlüſſigerweiſe ausgibt, dem Agitationsfonds des Verbandes für Frauen⸗ ſtimmrecht zu überweiſen. Mit liebloſem Spott bemerkt dazu die„Tägl. Rundſchau“: Man iſt alſo bei der Heilsarmee angekommen. Unter Umſtänden kann dieſe„Entbehrung“ für unſere lieben Frauen ein recht teurer Sport werden, und wenn man's ehrlich meint, wird man ſich wohl zum doppelten Auſwand entſchließen müſſen, denn„wehe tut's, des Lebens kleine Zierden zu entbehren.“ —(Die Wahlrechtsreform in Sachſen.) In der geſtrigen Sitzung der Wahlrechtsdeputation der Zwei⸗ ten Kammer erklärte Regierungsrat Heink, daß die Regierung unter allen Umſtänden an ihrem Vorſchlage betreffend die Häufung der Pluralſtimmen von eins auf vier für die privile⸗ gierten Wählerkategorien beharre. Die Regierung habe ſich mit dieſem Vorſchlage zu großen Opfern bereiterklärt, erwarte nun aber auch von der anderen Seite gleiches Entgegen⸗ kommen. Hierauf erklärte der Abgeordnete Querfurth, daß die Konſervatiben trotz ſchwerer Bedenken gegen die Häufung von Pluralſtimmen ſich mit dem Regierungsvorſchlage ein⸗ verſtanden erklären. Hierauf wurde die Häufung der Plurgl⸗ ſtimmen nach dem Regierungsvorſchlage von eins auf vier angenommen. Mit der Einführung der Verhältniswahl in den fünf Großſtädten erklärte man ſich einverſtanden. Ferner wurde die für das aktive Wahlrecht feſtgeſetzte Wohnfriſt von zwei Jahren auf ſechs Monate herabgeſetzt, ſowie 30 Mark Cenſus für die Wählbarkeit fallen gelaſſen. Desgleichen wurde die alle ſechs Jahre ſtattfindende Integralerneuerung der Kammer angenommen. Damit ſchloß die erſte Leſung des Eventualvorſchlages der Regierung. Die zweite Leſung findet am nächſten Montag ſtatt. —(Die Bismarckfeier in der Walhalla.) Die bayeriſchen Miniſter v. Frauendorfer und v. Pfaff werden ebenfalls an der Bismarckfeier in der Walhalla teilnehmen. Der bayeriſche jungliberale Landesverband Wird bei der Walhalla⸗Jeier am Sonntag an der Bismarck⸗Büſte einen Kranz niederlegen, deſſen Schleife die Widmung trägt:„Dem Schöpfer des Reiches, dem Begründer„deutſcher Einigkeit! Die bayeriſchen Jungliberalen.“ —(Das Weinſteuergeſetz und die Reichs⸗ verfafſung.) Die„Deutſche Weinztg.“ ſtellt feſt, daß nach§ 35 der Reichsverfaſſung dem Reiche bis jetzt überhaupt kein Geſetzgebungsrecht über die Beſteuerung des Weines zu⸗ ſteht. Mit dem Einbringen eines Weinſteuergeſetzes dei dem Bundesrate und Reichstag iſt zugleich eine im Wege der Geſetzgebung zu erfolgende Veränderung der Staats⸗ verfaſſung verknüpft, welche nach§ 78 der Reichsverfaſſung ſchon als abgelehnt gilt, weng ſie im Bundesrate 14 Stimmen gegen ſich hat. Verharren!dort die ſüddeutſchen Weinbau⸗ ſtaaten und insbeſondere auch Bayern auf einem„Nein“, dann iſt das ganze Proßekt ſofort hinfällig, weil Bayern(), Württemberg(), Baden(3) und Heſſen⸗Darmſtadt(), zu⸗ ſammen ſogax über 16 Stimmen gebieten. 8 Badiſche Wolitik. Badiſche Anwaltskammer. *Karlsruhe, 16. Okt. Die dieszjährige ordentliche Kammerverſammlung der Mitglieder der bad iſchen Anwaltskammer findet am 22. November, vormittags 10 Uhr, im Landgerichtsgebäude dahier ſtatt. Neben den üblichen Beratungsgegenſtänden wird auch eine Ausſprache über den jetzt endlich erſchienenen Entwurf der neuen Straf⸗ prozeßordnung, der gegenwärtig das Intereſſe aller Kreiſe bildet, ſtattfinden. Referent zu dieſem Thema iſt Dr. Katz und Korreferent Dr. Weill hier. Nationalliberaler Verein Karlsruhe. OKarlsruhe, 16. Okt.(Von unſerem Karls⸗ ruher Bureau.) Heute abend hielt bei„Schrempp“ der nationalliberale Verein Karlsruhe ſeine ordentliche General⸗ verſammlung ab, die Stadtrat Glaſer eröffnete und leitete. Dieſer gedachte zunächſt der verſtorbenen zehn Mitglieder, u. a. ſind mit Tod abgegangen Oberſchulrat Weygoldt und Ober⸗ bürgermeiſter Schnetzler. Im abgelaufenen Jahre ſind 28 Mit⸗ BbbrbrbrBrBB „Bajazzo“.— Mittwoch, 21. Okt.(PD):„Die luſtigen Weiber von Windſor“.— Donnerstag, 22.: Gaſtſpiel Suzanne Despres; „Amoureuſe“,„Poil de Carotte“,— Freitag, B. Okt.: Keine Vorſtellung.— Samstag, 24. Okt.():„Wallenſteins Tod“.— Sonntag. 25. Okt.(DJ:„Oberon“. Im Nenen Theater: Sonatag, 18. Okt.:(O) Die blaue Maus. Donerstag, 22.:(D) Der Prinzpapa. Sonntag, 25.: Die blau: Maus. Theater⸗Notiz. Die Intendanz teilt mit: Die morgen Sonn⸗ tag ſtattfindende erſte Dichter⸗ und Tondichter⸗Matnee. die Rich. Wagner gewidmet iſt, beginnt pünktlich um 11) Uhr. Während des Parſiral⸗Vorſpiels bleiben die Saaftüren ge⸗ ſchloſſen. Beethoven⸗Abend von Frébeérie Lamond. Am 28. Oktoder, abends ½8 Uhr veranſtaltet der allſeits ſo gefeierte Künſtker Fredéric Lamond im Kaſinoſaal einen Beethoven⸗Abend. Wer des großen Meiſters Werke zu würdigen weiß, wird wohl nicht ver⸗ ſäumen, ſeinen beſten Interpreten zu hören. Eintriltskarten zu Mk. 4,.50,.50 in der Hofmuſikalienhandlung von K. Ferd. Heckel(10 bis 1 und 3 bis 6 Uhr) und Th. Sohler, C 1, 7. Literaturvorträge don Frl. Anng Ettlinger. Wie bekannt, hält Fräulein Anna Ettlinger ſeit Jahren in Karlsruhe vielbeſuchte Literaturvorträge. In den letzten zwei Winter⸗ ſemeſtern hat ſie auch hier Kurſe adgehalten, die einen dank⸗ baren und anhänglichen Hörerinnenkreis gefunden haben. In intereſſanter, anziehender Form übermitteln dieſe Vorträge die Kenntnis bedentſame: Strömungen der modernen Literatur und ihrer markanten Erſcheinungen. Auch in dieſem Jahre wird wieder ein ſolcher Kurſus ſtattfinden, in dem folgende Themab⸗ zur Behandlung gelargen: Rouſſeau und Tolſtoi.— Neue Veröffentlichungen aus dem Goethearchid.— Neue Briefe don glieder aus dem Verein ausgeſchieden, 10 durch Tod, 12 durch freiwilligen Auskritt, 4 infolge Wegzugs von Karlsruhe. Troß⸗ dem iſt die Mitgliederzahl des Vereins von 826 auf 863 ge⸗ ſtiegen. Der Leiter der Verſammlung gedachte der Rücktritte der Abg. Binz und Rebmann und des Vorſitzenden der Jung⸗ liberalen Dr. Koch. Ein innerer Zuſammenhang habe hierbei nicht beſtanden, die Klärung der Frage habe die letzte Sitzung des engeren Ausſchuſſes gebracht. Obkircher ſei der techte Mann, das hätten ſeine Programmſätze bewieſen, die er in jener Sitzung entwickelte. Das hätten auch die Auslaſſungen der gegneriſchen Preſſe wie die des—„Schwäb. Merk.“ gezeigt. Es wurde alsdann über den einleitenden Vortrag die Debalfte eröffnet, von der ſchwach beſuchten Verſammlung aber nicht gewünſcht. Den Kaſſenbericht erſtattete alsdann Stadtrat Haendel, den Geſchäftsbericht Oberrechnungsrat Gauggel. Beſondere Aufmerkſamkeit wurde der Agitation in Bruchſal zugewendet, wo auch in Zukunft eine ſtärkere Agitation ent⸗ faltet werden ſoll. Dem zurückgetretenen Vorſitzenden des Karlsruher Vereins, Oberſchulrat Rebmann, ſprach der Bericht⸗ erſtatter für ſeine unermüdliche Tätigkeit wärmſten Dank aus. (Beifall.) Hierauf wurden die Neuwahlen zum Vorſtand vor⸗ genommen. Während des Wahlaktes referierte Rebviſor Merkle über die Wirkungen des neuen Vermögensſteuer⸗ geſetzes, wobei er die Frage aufwarf:„Wie ſtellt ſich die nationalliberale Partei zur neuen Vermögensſteuer?“ Die neue Vermögensſteuer ſei für den Mittelſtand von geradezu ver⸗ hängnisvoller Wirkung, und er könne nur ſagen, daß bei den kommenden Landtagswahlen ſpeziekl die Hausbeſitzer jeden Kan⸗ didaten vorher befragen würden, wie er ſich zur Reform der Vermögensſteuer ſtelle. In der Diskuſſion verſtcherte Ober⸗ rechnungsrat Gauggel, daß die nationalliberale Partei ſich jederzeit mit beſonderem Nachdruck des Mittelſtandes an⸗ genommen habe, und daß die Vermögensſteuer auch auf dem Mosbacher Parteitag Gegenſtand beſonderer Erörterungen ſein werde. Oberamtmann Arnsperger meinte, daß alle dieſe ſtädtiſchen Wünſche ſo lange nicht erfüllt werden könnten, ſo lange der Landtag ſo agrariſch geſinnt ſei wie heute. Deshalb müſſe man dahin trachten, möglichſt viele Liberale in den näch⸗ ſten Landtag zu entfenden. bekannt gemacht. Abgeſtimmt hatten 90 Mitglieder. Der Wahlvorſchlag mit wenigen Stimmzerſplitterungen an⸗ genommen, die Höchſtzahl und Mindeſtzahl der abgegebenen Stimmen ſchwankte zwiſchen 83 und 90 bezw. bei den Erſatz⸗ männern zwiſchen 77 und 88. Es iſt zu bemerken, daß Ober⸗ ſchulrat Rebmann als Vorſtandsmitglied wiederge⸗ wählt iſt, während Dr. Binz, der auf alle Parteiämter verzichtet hat, auf dem Wahlvorſchlage nicht mehr figurierte. Nachdem das Wahlreſultat bekannt gegeben worden war, wurde 7211 Uhr die Verſammlung geſchloſſen. Die Wahl des V rſitzenden des nationalliberalen Vereins Karlsruhe wird von dem neugewählten Vorſtand vorgenommen. Reichsparteilicher Verein Freiburg. * Freiburg i.., 16. Okt. Der reichspartei⸗ kiche Verein hielt vorgeſtern abend eine ziemlich ſtark beſuchte Verſammlung ab. Sie wurde vom erſten Vorſtand des Vereins, Geh. Hofrat Dr. v. Belo w, eröffnet, worauf der freikonſervative Reichstagsabgeordnete Dr. Arendt einen Vortrag über die politiſche Lage und die Reich sfinanzreform hielt. Der Redner ſprach zu⸗ nächſt ſeine Freude darüber aus, daß es gelungen ſei, hier in Freiburg eine reichsparteiliche Organiſation zu ſchaffen, an die ſich mit ihrer Partei unzufriedene Konſervative und Nationalliberale anſchließen könnten. An den badiſchen Konſervativen tadelte er ihre gänzliche Willfährigkeit gegenüber dem Zentrum. Anderſeits tadelte er das konfeſ⸗ fionelle Gezänk, das den Liberalen ſchädlich ſei und das häufig in perſönliche Angriffe ausarte und dadurch das poli⸗ tiſche Leben noch mehr vergifte. Dann ging er über zur Schil⸗ derung der Parteiverhältniſſe im Reichstag, die es unbedingt erforderlich machen, an der Blockpolitik feſtzuhalten. Die Finanzreform müſſe alle Teile des Volkes in Mit⸗ leidenſchaft ziehen, vor allem müßten die wohlhabenderen Klaſſen ihre Opferwilligkeit beweiſen. Direkte Reichsſteuern ſeien als Eingriffe in die Rechte der Einzelſtaaten unmöglich, der Reichsbedarf ſei hauptſächlich aus indirekten Steuern zu decken, wobei alles, was den Wohlhabenderen zum Genuß diene, höher zu belaſten ſei als das die Minderbemittelten Betreffende. Der Erweiterung der Erbſchaftsſteuer auf Ehe⸗ gatten und Kinder kann Redner nur dann beiſtimmen, wenn andere Quellen nicht ausreichen; ſehr ſympathiſch iſt ihm dagegen die Wehrſteuer. Ausgiebige Summen müßten die Verzehrſteuern auf Maſſenartikel bringen. Maßgebend für alle unſere Arbeit müſſe der Wahlſpruch ſein:„Das Vater⸗ land, nicht die Partei!“ An den Vortrag ſchloß ſich eine ein⸗ gehende Diskuſſion, in der eine Reihe von Vorſchlägen zur Ausſprache und Erörterung kamen. Zum Schluß wurde —:—— ̃ ̃pp——————. ̃—...r. ̃—.!.:.. ͤ Richard Wagner. Nach Weihnachten: Konrad Ferdinand Meyer und Luiſe o. Frangois.— Bernhard Shaw und ſeine Beziehungen zu Ibſen.— Noch Einiges aus der Literatur der Gegenwart. Diejenigen Damen, die ſich an dem Kurſe zu beteiligen gedenken, werden erſucht, ſich— des Arrangements wegen— möglichſt bald in die in der Buchhandlung von Brock⸗ hoff u. Schwalbe, O 1, 9 aufliegende Liſte eintragen zu wollen. Näheres ſiehe Inſerat. Großh. Hoftheater Karlsruhe. Sonntag, 18. Okt.:„Der Prophet“.— Montag, 19. Okt.:„Der Zigeunerbaron“.— Diens⸗ tag, 20. Okt.:„Don Juan“.— Donnerstag, 22. Okt.:„Violetta“ (La Traviata).— Freitag, 23. Okt.:„Die Rabenſteinerin“.— 7 Samstag, 24. Okt.:„Die Glücklichen“.— Sonntag, 25. Okt.: „Tannhäuſer und der Sängerkrieg auf der Wartburg“. Hochſchulnachrichten. Der Großherzog hat den Profeſſor für Architektur an der Techniſchen Hochſchule Karlsruhe, Friedrih Oſtendorf, mit der nebenamtlichen techniſchen Beratung des Finanzminiſteriums betraut. Die Abſtammung des Menſchen. mals auf dieſen am Dienstag, den 20. Oktober, abends 8 Uhr im Kaſino⸗Saale ſtattfindenden Lichtbilder⸗Vortrag hinzu⸗ weiſen und machen beſonders darauf aufmerkſam, daß derſelbe jedermann, Damen wie Herren zugänglich iſt. Karten in Heckels Hof⸗Muſikalienhandlung und an der Abendkaſſe. Eine internationale Theaterausſtellung wird für das Jahr 1913 in Mailand vorbereitet, aus Anlaß der Hundertjahr⸗ feier von Verdis Geburk. Die Ausſtellung ſoll drei große Ab⸗ teilungen umfaſſen: Theater(Gebäude und Zuſchauerräume), Muſik(Interpretation und Inſtrumente), Künſtler und Theater⸗ literatur(Biographien, Manufkripte uſw.). Auch die Regierung hat ſich bereit erklärt, die großangelegte Ausſtellung zu fördern⸗ Wir verfehlen nicht, noch⸗ Hierauf wurde das Wahlreſultat — ö E n SSn 21 Mannheim, 17. Oktober. SGeneral⸗Anzeiger.(Nittazblatto 8. Seite. einſtimmig folgende Reſolution gefaßt und an den Reichskanzler überſandt:„Wir erklären eine durchgreifende Reichsfinanzreform für eine unabweisliche vaterländiſche Pflicht und hoffen, daß der deutſche Reichstag ſeine Aufgabe erfüllen und dem Reich ausgiebige Einnahmen ſchaffen werde.“ Bürgeransſchußwahlen. * Furtwangen, 15. Okt. Bei den hieſigen Bürger⸗ ausſchußwahlen werden die Liberalen in der 3. Klaſſe die ſozialdemokratiſche Liſte, die auch einen Vertreter des liberalen Volksvereins enthält, unter⸗ ſtützen. In der 2. Klaſſe treten die Sozialdemokraten für den liberalen Wahlvorſchlag ein. Baheriſche und Pfälziſche Politik. Eine Wehner'ſche Kulturtat. 7 feſſionekler Handarbeftskehrerinnen bürfte jeden⸗ falls der ſchönſte Rekord ſein, den ſich der ganz im Zentrumswaſſer ſegelnde baheriſche Kultusminiſter leiſtet. Durch Reſtript forderte er den hieſigen Stadtrat auf, eine katholiſche Handarbeitslehrerin anzuſtellen. Aber er halte vergeſſen, daß die Ludwigshafener — Pfälger ſind und deswegen ſehr grob. Kurz und bündig antwortete das Stadtoberhaupt:„Der Stadtrat nimmt Kenntnis von der Miniſterialentſchließung, ein neuerlicher Vorſchlag einer Bewerberin mit beſtimmter Konfeſſion wird vom Stadtrat nicht beliebt.“ Nun wird aber mitgeteilt, daß dieſer Streit um den Hand⸗ arbeitsunterricht in Ludwigshafen doch im Sinne der klerikalen Konfeſſionsſchnüffler entſchieden worden ſei. Wie nämlich die Zen⸗ trumspreſſe ſchreibt, hat die pfälziſche Kreisregierung zur Hand⸗ arbeitslehrerin an der Simultanſchule in Ludwigshafen eine katholiſche Lehrkraft ernannt. Der ganze Vorgang iſt ein wertvoller Beitrag zur bayeriſchen Kulturgeſchichte. Im Reiche des wundern. Das Seelenheil der Ludwigshafener aber iſt gerettet; den lieben Eltern werden ihre Töchter zu Weihnachten katho⸗ liſche bezw. evangeliſche Strümpfe ſtricken. Und das iſt doch entſchieden von Wichtigkeit. Die Raufſzenen im böhmiſchen Landtag. Der böhmiſche Landtag iſt am Donnerstag geſchloſſen worden. Nachdem zuvor die Raufſzenen zwiſchen den Ab⸗ geordneten, in welche die Obſtruktionspolitik ausgeartet war, erwieſen hatten, daß gegenwärtig ein gedeihliches Zuſammen⸗ arbeiten in dieſem Parlament nicht mehr möglich iſt. Ueber die Raufſzenen berichtet die„Wiener N. Fr. Pr.“: Gerade als der Abg. Dr. Bachmann das Wort ergreifen will, begibt ſich der czechiſche Argrarier Karta zum Sitze des Abg. Wolf und hält ihm ein Stück Zucker vor das Geſicht. Wolf ſpringt in größter Erregung von ſeinem Sitze auf, ſchlägt Karta mit der Fauſt den Zucker aus der Hand und will ihn zurückſtoßen. Mehrere Abgeordnete halten jedoch Wolf zurück. Von cgzechiſcher Seite ſtürzen gleichzeitig zahlreiche Abgeordnete zu dem Sitz des Abg. Wolf und bevor man es ſich verſieht, iſt dort ein Knäuel von Abgeordneten zuſammengeballt, den einige beſonnene Abgeord⸗ nete vergeblich zu entwirren uchen. Oie Situation wird von Sekunde zu Sekunde bedrohlicher. Plötzlich ſieht man geballte Fäuſte. Die Drohungen von beiden Seiten werden galsbald ernſt und binnen wenigen Sekunden ſieht man einen Knäuel raufender Abgeordneter. Es gibt Ohrfeigen, ee WN„ 5 + rere czechiſche Abgeordnete ſteigen auf die Bänke der Deulſchen und dringen gegen dieſe vor. Abg. Maher(Sger) ſteigt auf e uund will mit ſeiner Hünengeßzalt iich ſchütend eor die Kollegen poſtieren. Ein czechiſcher Abgeordneter berſetzt ih Fauſtſchlag ins Geſicht und ſpeit ihn an. Der czechiſche Agrarier Sohla faßt ihn bei den Haaren und reißt ihn hin und her. Maher ſetzt ſich jedoch zur Wehr und teilt nach allen Seiten Schläge und Ohrfeigen aus. In den Knäuel fliegen plötzlich von fäſſ i m F — 8 2 Geſichte mit Tinte übergoſſen, * auau ere: ſpritzenden Tinte zeigen. In dem unbeſchreiblichen der großen Erregung, in welcher ſich alle Abgeordneten befinden, eilt der czechiſche Agrarier Douſa zu den Sitzen der Stenographen, faßt dort einen großen Tiſch, hebt ihn in die Höhe und ſchmettert ihn mit ſolcher Wucht zu Boden, daß die Tiſchfüße wie Strohhalme abgeknickt werden. Minutenlang dauert der Lärm vor den deutſchen Bänken und das Ringen der einzelnen Abgeordneten untereinander fort und unausgeſetzt fliegen Druck⸗ ſchriften und kleineleiſerne Röhrchen, welche ein deutſcher Abgeordneter in den Saal gebracht hatte, durch die Zuft. Faſt alle Abgeordnete ergehen ſich in lautem Geſchrei, ſo daß ein wildes, aundurchdringliches Chaos im Saale herrſcht, in welchem lein Wort bu verſtehen iſt. Unter den mehr rückwärts poſtierten Abgeordneten eehebt ſich ein erregter Wortwechſel. Di.ie überfüllte Galerie folgt in ſichtlicher Erregung den Vor⸗ gängen im Saale, verhält ſich aber ruhig. Der Oberſtlandmarſchall iſt vergeblich bemüht, durch Schwingen der Glocke nur einigermaßen die Ruhe wieder herzuſtellen. Nachdem der toſende Lärm etwa zehn Minuten gedauert hat, unterbricht der Oberſtlandmar⸗ ſchall die Sitzung und verläßt fluchtortig den Saal. Or. Schreiner apoſtrophiert den beim Sitze des Oberſtland⸗ marſchallſtellbertreters ſtehenden ehemaligen Miniſter Dr. JForſcht mit den Worten:„Das iſt euer Werk! Das iſt ein Skandal! Soweit habt ihr es gebracht! Das habt ihr ſchön ein⸗ gefädert! Pfui! Schmach! Zum Teufel ſoll der Landtag gehen! Man ſchließe ihn doch endlich!“ Man ſieht zahlreiche Abgeordnete mit zerriſſenen Krägen und Manſchekten und zer⸗ rauften Haaren. Den Boden bedecken Glasſplitter, zerbrochene Augengläfer, Manſchetten⸗ und Rockknöpfe. Die mit Tinte be⸗ jſchmutzten Abgeordneten ſuchen ſich mit ihren Taſchentüchern zu reinigen. Nach einer Pauſe von mehr als acht Minuten erſcheint der Oberſtlandmarſchall wieder im Saale und begibt ſich ſofort auf ſeinen Platz. In ſeiner Erregung ſchwingt er die Glocke mit ſolcher Wucht, daß der Griff obbricht. Da er nun nicht mehr imſtande iſt, das Glockenzeichen zu geben, erklärt er ohne weiteres Zögern und ohne daß er im Saale von irgend jemanden verſtanden wird, um ½5 Uhr die Sitzung für geſchloſſen und beraumt die hächſte Sitzung für morgen um 11 Uhr vormittags an„ 0 2 Aus Stadt und Land. 7 Mannheim, 17. Oktober 1908. Aus der 7. Pleuarſitzung der Handelskammer für den Kreis Mannheim. I. An Stelle des verſtorbenen Mitgliedes Herrn J. H. dern koopierte die Kammer bis zur nächſten 1910 ſtattfindenden Nerwahl Herrn Georg Schreiber i. Ja. Johann 5 2. Nachdem der ſeit einem Jahre ſchwer erkrankte 1. Sekretär der Kammer, Herr Dr. Emminghaus, mitgeteilt hat, daß folge andauernder Krankheit nicht mehr in der Lage iſt, bie Antsgeſchäfte wieder zu übernehmen, beſchließt die Kam⸗ ee eeee n * SW. Ludwigsha fen, 16. Okt. Die Forderung kon⸗ Herrn v. Wehner braucht man ſich über ſolche Dinge nicht mehr zu Püffe, Kopfſtücke, Fauſtſchläge ins Geſücht, Meh⸗ ine Bank geniſche m einen Entwicklung drohenden Gefahren genügend aufgeklärt werde. Der Sonderausſchuß wird es als ſeine Hauptaufgabe betrachten, in während zahlreiche andere Abgeordnete, wie Svehla, Wolf, Mayer, Spuren der umher⸗ Lärm und in getroffenen feſtlichen Veranſtaltungen beteiligt waren, ſoll der in Wiesbaden wird aus Anlaß der am 10. d. Mts. in Turmſaale des Kaufhauſes, der als vornehmer Repräſen⸗ Männer ausgeſtattet werden ſoll, in Er der Nachwelt dauernd zu erhalten. mer, unter dem Ausdruck herzlichſten Dankes für alles, was er in anderthalb Jahrzehnten raſtloſer Arbeit in der Wahrnehmung der Intereſſen von Mannheims Handel, Induſtrie und Verkehr mit unermüdlicher Pflichttreue und Arbeitsfreudigkeit geleiſtet hat, Herrn Dr. Emminghaus zu penſionieren. 3. Auf Erſuchen des Großh. Miniſteriums des Innern um Erſtattung eines Gutachtens über die Anregung der baye⸗ riſchen Staatsregierung, den Gewerbebetrieb im Um⸗ herziehen nur inſoweit zu geſtatten, als ein Bedürfnis für dieſen Gewerbebetrieb im Bezirk der die Erlaubnis erteilenden Behörde vorhanden ſei, gab die Kammer einmütig der Anſicht gierung gegenüber dem bayeriſchen Antrage eingenommene Standpunkt auch heute noch volle Geltung habe. Die Kammer ſchloß ſich den Ausführungen der badiſchen Regierung an, daß eine Regelung, durch die die Erteiſung des Wandergewerbeſcheines oder ſeine Ausdehnung von der Bejah⸗ ung der Bedürfnisfrage im Bezirke der die Erlaubnis erteilenden Behörde abhängig gemacht würde, eine große Ungleichmäßigkeit dem Grundſatz widerſpräche, daß das Reich als ein einheitliches Handels⸗ und Wirtſchaftsgebiet zu betrachten iſt, andererſeits mit großen praktiſchen Unzuträglichkeiten verbunden wäre. Ins⸗ beſondere wurde es für viel zu ſchwierig gehalten, eine Inſtitu⸗ tion zu finden, die über die Bebürfnisfrage entſcheiden könnte. Eine ſolche Kommiſſion müßte Kenntnis von den feinſten Nüancen des Handels und ebenſo von den Bedürfniſſen der Bebölkerung haben. Es erſchien ausgeſchloſſen, daß eine derartige Kom⸗ miſſion vor ungleichmäßiger und ungerechter Handhabung ihrer Befugniſſe bewahrt bliebe. Die Ausführungen der Regie⸗ rung, daß den Verwaltungsbehörden damit eine kaum zu be⸗ wältigende Geſchäftslaſt und eine nach dem ihnen zugänglichen Tatſachenmaterial kaum zu löſende Aufgabe zugemutet werde, wenn ſie für jeden reichsinländiſchen Hauſierer zu prüfen hätten, ob für deſſen Geſchäftsbetrieb nach der Art der Waren und Leiſtungen, nach der Zahl der bereits zugelaſſenen Perſonen, nach den wirtſchaftlichen Verhältniſſen des Bezirks ein Bedürfnis anzuerkennen ſei, fanden volle Zuſtimmung. Endlich wurde es als ſehr bedenklich bezeichnet, durch Einführung der Bedürfnis⸗ frage die Exiſtenzmöglichkeit von weit über hunderttauſend Per⸗ ſonen, unter denen ſich ſehr viele reelle Elemente befinden, in Frage zu ſtellen. Wenn auch zuzugeben iſt, daß das Hauſier⸗ gewerbe infolge der Einſchränkung der Sonntags⸗ und Abend⸗ verkaufszeit den anſäſſigen Detailhändlern vielfach geſchadet hat, ſo geht es doch nicht an, als ein Mittel in dem wirtſchaftlichen Kampfe zwiſchen Detailhändlern und Hauſierern die Aufhebung der Gewerbefreiheit für das Hauſiergewerbe mit Argumenten zu verlangen, die in Zukunft auch gegen den Zwiſchenhandel geltend gemacht werden können. Die Kammer beſchloß aus dieſen Erwägungen, die durchaus übereinſtimmen mit dey von den hieſigen drei Detailliſtenver⸗ einigungen eingenommenen Stellung, der Einführung der Be⸗ dürfnisfrage im Hauſiergewerbe zu widerſprechen, dagegen empfahl ſie eine ſtraffere Handhabung der beſtehenden geſetz⸗ lichen Beſtimmungen über den Hauſterhandel, insbeſondere eine Verminderung der Hauſierpatente durch genaue Befolgung der in 10 Paragr. 57 ff. der..O. gegebenen Verſagungsmöglich⸗ eiten. Bericht über den gegenwärtigen Stand der Schiffahrtsab⸗ gabenfrage enigegen und beſchloß, einen Sonderau 3 805 ſchunß zur Beratung und Durchführung der weiterhin zu unter⸗ ee daß Badens Handel und Induſtrie über die Gemeinſchaft mit dem Arb eitsausſchuß der Rheinſchiffahrts⸗ intereſſenten in dieſer Richtung zu wirken. 5. Auf ein Erſuchen des Herrn Oberbürgermeiſters beſchloß die Kammer, der im Anſchluß an die Mannheimer Handelshoch⸗ ſchüle und die Univerſität Heidelberg neugebildeten ſüddeutſchen Geſellſchaft für ſteatswiſſenſchaftliche Fort⸗ bildung beizutreten. Die Konſtituierung der Geſellſchaft ſoll Anfang November ſtattfinden. 6, Das Großh. Finanzamt beabſichtigt, die Steuerein⸗ nehmereien 1, 2 und 3 zwecks Vornahme der Mo⸗ natsabrechnung am letzten Werktag jeden Mo⸗ nats zu ſchließen. Die Kammer erklärte ſich mit dieſer Neuerung einverſtanden, hingegen erſuchte ſie, den Intereſſenten des Weinhandels die Möglichkeit zu geben, auch an dieſen Tagen die Akziſegebühren zu entrichten, da es für dieſen Erwerbszweig eine ſchwere Schädigung bedeuten würde, wenn am letzten Werktage eines Monats, insbeſondere wenn dieſer vor einem Sonn- oder Feiertag zu liegen kommt, eingetroffene Weinſendungen nicht mehr in den Verkehr gebracht werden könnten. 7. Verkaufszeit auf der Mannheimer Meſſe. Dem vom Verein der Meßhändler beim Bezirksamt geſtellten Antrag um Verlängerung der Verkaufsz eit bis abends 10 Uhr auf der hieſigen Meſſe erſuchte die Handelskammer nicht ſtattzugeben, weil andernfalls die anſäſ⸗ ſigen Kaufleute ſchlechter geſtellt ſein würden als auswärtige Händler. Gleichwohl hat das Bezirksamt die Verlängerung der Verkaufszeit verſuchsweiſe genehmigt. Auf eine Vorſtellung der Handelskammer hin erklärte das Bezirksamt wiederholt, daß es ſich vorläufig lediglich um einen Verſuch handle und daß, wenn die Nachteile ſo ſchwerwiegend ſeien, wie befürchtet werde, und auch ſonſtwie Mißſtände polizeilicher Art u. ſ. f. ſich ergeben würden, der frühere Zuſtand wieder hergeſtellt werden wird. Aus der Stadtratsſitzung vom 15. Oktober. Den Behörden, Vereinen und Perſonen, die an der Vor⸗ bereitung und Durchführung der zum jüngſten Beſuche der Großherzoglichen Herrſchaften in Mannheim VVI.. 05 herzliche Dank des Stadtrates ausgeſprochen werden. 5 Herrn Kommerzienrat Karl Kannengießer Anweſenheit des Großh. Paares vollzogenen feierlichen Ent⸗ hüllung des Marmorſtandbildes weiland Großherzog Fried⸗ rich I. im neuen Stadtratsſgale nochmals der warme Dank des Stadtrats für dieſe hochherzige Stiftung zum Ausdruck gebracht und zugleich beſchloſſen, den Namen des Stifters im tationsraum und zugleich als eine Art Ehrenhalle zum Ge⸗ dächtnis an beſonders um die Stadt Mannheim berdiente 3 einzuprägen und ſo Nach den Beſtimmungen des Geſetzes vom 21. Juli 1908, Ausdruck, daß der im Jahre 1891 von der Gr. badiſchen Re⸗ in der Behandlung der Hauſierer zur Folge haben würde und 4. Schiffahrtsabgaben. Die Kammer nahm einen nehmenden Schritte einzuſetzen. Sie gab insbeſondere der Er⸗ ei Einführung der Schiffohrtsabgaben Badens, wirtſchaftlicher die wöchentlich erſcheinende Mannheimer Illuſtrierte Zeitung beträgt tro des reichen Inhalts per Monat nur 15 Pfg. ein · 34 Pfg. zu ſtehen kommt, ein äußerſt billiger Preis, der jeder ⸗ darf das Amt des Gemeinderichters zur Entſcheidung über ver⸗ mögensrechtliche Anſprüche, deren Gegenſtand in Geld oder Geldeswert die Summe von 60 M. nicht überſteigt, auf An⸗ trag des Oberbürgermeiſters dem Inhaber eines durch Orts⸗ ſtatut zu bezeichnenden Gemeindeamts übertragen werden. Nach dem gleichen Geſetz kann auf Antrag des Oberbürgermeiſters mit Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes das Amt des Schieds⸗ mannes in ſtreitigen Rechtsangelegenheiten einem hierzu geeig⸗ neten Ortseinwohner übertragen werden. In heutiger Sitzung wurde nun, vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bürgeraus⸗ ſchuſſes, ein entſgrechendes Statut beſchloſſen und zum Ge⸗ meinderichter⸗Schiedsmann Stadtrechtsrat Dr. Erdel und zu deſſen Stellvertreter die rechtskundigen Hilfsarbeiter Aſſeſſor Brehm und Dr. Moericke ernannt.„ te Das generelle Projekt über Errichtung eines Hallen⸗ ſchwimmbades wird in heutiger Sitzung beſprochen und zur Umarbeitung an das Hochbauamt zurückverwieſen. Die Gr. Bezirksbauinſpektion beabſichtigt an der Ecke der Freher⸗ und Werftſtraße ein Schutzmannswohnge⸗ bäude mit Polizeiwache zu erſtellen. Gegen die Ausführung der Bauvorhaben ſoll Proteſt erhoben werden, da die Stellung und äußete Geſtalt des unmittelbar am Brückenaufgang pro⸗ Gebäudes das Städtebild ſehr erheblich beeinträchtigen würde. Der Stadtrat erklärt ſich damit einverſtanden, daß die Bedarfshalteſtellen in der Langen Rökterſtraße, Ecke Kronprin⸗ zenſtraße und in der Weberſtraße in definitive Halte⸗ ſtellen der elektriſchen Straßenbahn umgewandelt werden. (Schluß folgt.) K 8* 5—— Bilder vom Großherzogsbeſuch. Aus dem Atelier des Hof⸗ photographen Tillmann⸗Matter ſind vorzügliche Aufnahmen des Standbildes im Stadtratsſaal, der Wagenfahrten ſowie des Huldigungsaktes im Nibelungenſaal hervorgegangen, welche im Verkehrsbureau ausgeſtellt und dort käuflich ſind. »Militäriſche„Gedächtnisfeier. Die militäriſchen Vereine Mannheims begehen am Sonntag den 25. Oktober, 11 Uhr vor⸗ miktags, auf dem hieſigen Friedhofe die alljährliche Ge⸗ dächtnisfeier zu Ehren der im Feldzuge 1870/71 gefallenen und hier beerdigten Kriegskameraden, wozu alle Mitglieder und Veteranen aus dem Feldzuge 1870/71 eingeladen werden.(Siehe Inſeratenteil.) 85 *Haudelshochſchule. In der Abteilung„Verkehrsweſan“ kommt neben Herrn Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Gothein, der über See⸗ und Binnenſchiffahrt kleſen wird, der be⸗ währte Praktiker im Eiſenbahnfach, Herr Regierungsrat Endres von der Kgl. Preußiſchen und Großh. Heſſiſchen Eiſenbahndirektion Mainz, zum Wort. Herr Endres behandelt als Fortſetzung des in früheren Semeſtern Erörterten das Eiſenbahnfrachtrecht unter beſonderer Berückſichtigung der neuen Eiſenbahn⸗Betriebs. und Verkehrsordnung. Bei der anſchaulichen Darſtellungsweiſe des Vortragenden, die den ſo ungemein ſpröden Stoff dem Verſtänd. niſſe auch des verkehrstechniſchen Lajen nahezubringen weiß, iſt dem Fachmann über„Verkehrsweſen“ auch im Winterſemeſter eine zahl⸗ reiche Hörerſchaft ſicher. 5 * Die Huldigungsfeier der Schuljugend, die am Monkag im Nibelungenſaal ſtattfand und nach übereinſtimmendem Urteil den Höhepunkt der feſtlichen Veranſtaltungen anläßlich der An⸗ weſenheit des Großherzogspaares bildete, wird, wie wir hören, nicht wiederholt. In weiten Kreiſen der Bürgerſchaft wird dieſe Nachricht mit äaufrichtigem Bedauern aufgenommen werden. Namentlich die Eltern der Kinder, die an den Aufführungen gktiv'kellgenommen haben, werden ſich nicht wenig darüber ärgern, daß es ihnen nicht vergönnt iſt, die hervorragenden Leiſtungen ihrer Kinder bei den geſanglichen Darbietungen oder bei den Reigen zu bewundern. Wie wir hören, werden von maßgebender Seite verſchiedene mehr oder weniger ſtichhaltige Gründe gegen die Wiederholung der Aufführungen ins Feld geführt. Vor allem wird darauf hingewieſen, daß die ganze Feier ſo zuge⸗ ſchnitten war, daß man ſie ſich ohne die Anweſenheit des Groß⸗ herzogspaares nicht denken könne und daß man an dem ver⸗ bindenden Text ſo große Aenderungen vornehmen müſſe, daß die Wirkung der Veranſtaltung in ihrer Geſamtheit verloren ginge. Dieſe Einwände haben ſicher etwas für ſich. Aber andererſeits wird doch wohl auch zugegeben werden, daß ſich nur ein ver⸗ ſchwindender Bruchteil des Textes an das Großherzogspaar direkt richtet und daß man deshalb ohne großen Schaden für die Veranſtaltung die entſprechenden Aenderungen hätte vornehmen können. So bleibt uns nur übrig, das Bedauern darüber aus⸗ zuſprechen, daß die Eltern der Kinder für die pekuniären Auf. wendungen, die mit dem Feſt verbunden waren, aber ſicher gern und willig getragen worden ſind, nicht dadurch entſchädigt werden können, daß ſie ſich nachträglich noch an den prachtvollen Dar⸗ bietungen ihrer Jugend erfreuen dürfen und daß der ſicherlich ganz beträchtliche Reinertrag der Veranſtaltung den ſegensrei wirkenden Inſtitutionen die wir bei unſerer Anregung im Au hatten, verloren geht. Ein allerdings ſchwacher Troſt iſt die Ta ſache, daß man beabſichtigt, einen Teil der Reigen und Geſäng für die im Dezember geplante größere künſtleriſche Veranſtaltung zu Gunſten des Kindererholungsheims zu verwenden. 35 * Manuheimer Illuſtrierte Zeitung Nr. 2. Das rege In tereſſe, mit dem die erſte Nummer der„Mannheimer Illuſtrierten Zeitung“ von unſerem Leſerkreis aufgenommen iſt, wird durch die Ereigniſſe auf dem Balkan in dieſer Zeit eine beſondere Stärkung erfahren haben. Die heutige Nummer kommt dieſem Intereſſe durch eine ganze Reihe Bilder auf dem Balkan ent⸗ gegen, unter denen ſich auch die Bilder ſämtlicher Balkanfürſten befinden. Zu der Ueberſchwemmungskataſtrophe von Haiderabad, zum Wahlkampf in Amerika, ſind intereſſante Aufnahmen vor. handen. Die Damen werden beſonders beifällig die neueſten Erzeugniſſe der Pariſer Mode begrüßen. Sehr luſtig iſt eine Plauderei, die an der Hand mehrerer Photographien ſchildert, wie der Tag eines Rieſen verläuft. Zwei Erinnerungsbilder anläßlich des 50. Geburtstages der Kaiſerin(22. Oktober), das Bild der Miß Alice Lloyd, einer Soubrette, die eine Gage von 10 000 M. pro Woche erhält, zwei eigenartige Skizzen„Der alte Baron“ und„Ilka“ bervollſtändigen den Inhalt der wiederum ſehr reichhaltigen und intereſſanten Nummer, deren Lektüre wir allen unſeren Leſern empfehlen. Die Abonnementspreiſe für ſchließlich Trägerlohn, ſo daß alſo die Nummer auf böchſtens mann das Abonnement auf die„Mannheimer Illuſtrierte Ze tung“ ermöglicht. In den nächſten Nummern werden auch loka Mannheimer Ereigniſſe in Bildern veranſchaulicht werde das Amf des Gemeinderichters und des Schiedsmannes bekr.! u. a. der Beſuch des Großherzogspaares von Baden. 4. Sei e. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 17. Oktober. ments nehmen alle Zeitungsträgerinnen, Agenturen und Filialen des„Mannheimer Generalanzeigers, Badiſche Neueſte Nachrichten“ ſowie unſere Expedition entgegen. * Die Schwurgerichtsverhandlung gegen den Raubmörder Filipſon findet vorausſichtlich am Mittwoch, den 28. Oktober in Offen burg ſtatt. * Aus Ludwigshafen. Ein wüſter Eheſtreit entſtand geſtern mittag in einem Hauſe der Rheinſtraße. Ein Zimmer⸗ mann mißhandelte ſeine Frau in der roheſten Weiſe. Die Frau entfernte ſich hierauf mit ihren beiden Kindern, um ſich und ihre Kinder im Rheine zu ertränken. Sie wurde jedoch durch hin⸗ zukommende Paſſanten noch rechtzeitig von ihrem Vorhaben zu⸗ rückgehalten.— Der 21 Jahre alte ledige Taglöhner Joſef Mol! und der 20 Jahre alte Taglöhner Simon Lanz, beide von hier, Heddesheim, 16. kommt bei der eingetretenen feuchteren Witterung zur Ver⸗ packung und Verwiegung.— Zur Zeit wird hier ziemlich viel ſchönes Obſt(Brechobſt und Moſtobſt) meiſt aus den be⸗ nachbarten Tälern des Odenwaldes eingebracht. Der Zentner Brechobſt ſtellt ſich auf—7.; Fallobſt auf—3 M. Bei dieſem niederen Preis läßt ſich immerhin noch wohlfeil ein guter Haustrank bereiten. Ein Unternehmungsluſtiger kaufte einen Waggon Tafeläpfel in der Bodenſeegegend an und ſetzte ſie hier pro Zentner zu 7 M. ab. Pforzheim, 16. Okt. Seit Mittwoch nachmittag iſt der heim hieſigen Hauptſteueramt angeſtellte Finanzgehilfe Hermann Raupp flüchtig. Vormittags war bei ihm eine unvermutete Kaſſenreviſion vorgenommen worden. Sie ergab, daß Raupp etwa 1700 M. aus Strafgeldern unterſchlagen hatte, die von ihm ver⸗ waltet wurden. mehr in den Dienſt. Er iſt von Karlsruhe gebürtig und 22 Jahre alt.— Die neuerſtellte Giſenbahnbrücke im benachbarten Mühlacker wurde dem Verkehr übergeben. Der Koſtenaufwand beträgt 200 00 W. ———E—— Gerichtszeitung. Das Heckfelder Banunglück vor Gericht. Sch. Mosbach, 15. Oktober. Vor der hieſigen Strafkammer fand heute das Heck⸗ felder Bauunglück ſein gerichtliches Nachſpiel. Im Früh⸗ jahr dieſes Jahres wollte der Landwirt Valentin Klingert in Heckfeld ſein ein⸗ und einhalbſtöckiges Wohnhaus, ein kleines altes Gebäude, umbauen laſſen, weil bei naſſer Witterung das Waſſe in Keller und Stall eindrang. Der Stall und Kellerboden ſollte höher gelegt werden. Dementſprechend mußte natürlich auch das Gebälk darüber und der Dachſtuhl etwa um 60 Zentimeter gehoben werden. Zu dieſem Zweck wandte ſich Klingert an ſeinen Schwager, den Maurermeiſter Franz Wolfgang Volkert in Heckfeld, und dieſer verwies ihn an einen Zimmermeiſter. Klingert begab ſich zu dem Zimmermeiſter Johann Georg Preis, der gemeinſchaftlich mit ſeinem Sohn Johann in Ober⸗ ſchüpf ein Zimmergeſchäft betreibt. Das Haus wurde von den beiden Preis beſichtigt und die Hebung für möglich befunden. Der junge Preis fertigte einen Bauplan, welchen Volkert als verant⸗ beim Bezirksamt wortlicher Bauleiter unterzeichnete und Zamt Täuberbiſchofsheim einreichte. Aus dem Plan ging aber nicht hervor, daß das Gebäude gehoben werden ſollte. Der Plan wurde vom Bezirksamt Tauberbiſchofsheim genehmigt. Nächdem die Vorarbeiten(Abſprießung des Dachſtocks, Erhöhung der aus Kalkſteinen beſtehenden Umfaſſungen des Keller. und Stall⸗ geſchoſſes etc.) vollendet waren, ging man am 23. Mai 1908 an die Hebung des Dachſtuhles. In der Zeit von 11 bis 12 Uhr vor⸗ mittags wurde das Gebäude denn auch um 25 bis 30 Zentimeter gehoben. Nachmittags geſchah das Unglück. Das Haus ſtürzte, nachdem nur eine halbe Drehung mit den Winden vorgenommen worden war, zufſammen und begrub drei Tote. Fünf⸗ zehn Perſonen wurden außerdem verletzt. Die gegen Volkert und die beiden Preis erhobene Anklage lautete auf fahrläſſige Tötung und Körper⸗ verletzung. Sie wird von Staatsanwalt Krauß hier ver⸗ treten. Den Volkert verteidigen die Rechtsanwälte Schumann hier und Löhr⸗Tauberbiſchofsheim. Die beiden Preis haben den Rechtsanwalt Kapferer hier als Verteidiger beſtellt. Als Zeugen waren 16 Perſonen geladen. Der techniſche Aſſiſtent Bihn bei der Gr. Bezirksbauinſpektion Wertheim, Architekt Karſch in Tauberbiſchofsheim und der Gr. Bezirksarzt Dr. Stöcker ebenda fungieren als Sachverſtändige. Die Ver⸗ nehmung der Angeklagten und Zeugen ergab im weſentlichen, daß 16 Hebegeſchirre zur Hebung verwendet wurden und an jedem Geſchirr zwei Leute arbeiteten. Die Geſchirre wurden teils von Klingert, teils von Preis beigeſchafft. Unter das Dachgebälk wurden Unterzüge aus Fichtenholz eingezogen. Darunter wurden die Hebgeſchirre ziemlich gleichmäßig verteilt auf dem Keller⸗ und Stallgebälk aufgeſtellt. Da ſie aber nicht an die Unterzüge des Dachgebälks reichten, ſo ſtellte man auf ſie Bolzen aus Fichten⸗ holz. An den Hebegeſchirren arbeiteten Bekannte des Bau⸗ herrn, die keinerlei Fachkenntniſſe beſaßen. Der junge und zum Teil auch der alte Preis erteilten die Kommandos. Abgeſprießt war das Haus nur auf zwei Seiten. Die Untermauerung beſorgte der Maurer Volkert. Dieſer kam aber nicht mit ſeiner Arbeit nach und ſo wurde gehoben, ohne daß vollſtändig untermauert war und gegen den Einſpruch des Volkert. Auch erfolgte die Hebung nicht eiwa gleichmäßig, ſondern bald auf der einen, bald auf der andern Seite. Allerdings hatte man anfänglich die gleichmäßige Hebung verſucht. Da dieſe aber nicht ging, probierte man es auf dieſe Weiſe. Nachmittags dann bedienten die Winden teilweiſe wieder andere ungeſchulte Leute wie vormittags. Nach⸗ dem nachmittags eine halbe Drehung mit den Winden gemacht war, ſchrie Volkert:„Halt es ſteht an der hintern Sprieß kein Mann“. Einer der Leute rief auch,„es hat ſich um 25 bis 80 Zentimeter verſchoben“. Trotzdem wurde von dem jungen Preis, er das nicht gehört haben will, nochwals eine Weiterdrehung ee und ſofort ſtürzte das Haus zuſammen. Von dem Gerichtsarzt wurde erklärt, daß der Tod bei den Landwirten Stapf und Stehlein durch Erſticken infolge Bedeckung des Bruſtkorbs mit ſchweren Maſſen und bei dem Landwirt Umminger infolge Becken⸗ und Kehlkopfquetſchung eingetreten ſein. Der Sachverſtändige Bihn gibt als Urſache des Unglücks die mangelhafte Sprießung und Untermauerung, ſowie die willkürliche Hebung des Gebäudes an. Dem ſchließt ſich auch der Architekt Karſch an. Nur hält Karſch vom Sprießen nicht viel. Er ſagt, die Hauptſache ſei die gleichmäßige Hebung und die ſofortige Untermanerung. Beide Sachverſtändige ſind aber der Anſicht, daß die richtige Prüfung des Gebälks— es die Angeklagten zur waren von 14 Balken nur zwei gut Ueberzeugung hätten bringen müſſen, daß das alte morſche Haus nicht gehoben werden könne. Auch hätten ſich die beiden Preis ſagen müfſen, daß ihnen die notwendige Kenntnis zu einem der⸗ Nachmittags kam dann der junge Mann nicht Einladung ſeines Mitgliedes Direktor Wagner der Wachen⸗ heimer Sektkellereien, die nach den neneſten Erfahrungen und 8. Uhr die teilnehmenden Wagen ſich einfinden. Nach der Rück⸗ dem neuen Regime ein Ende bereften werde. artigen Unternehmen fehle und endlich hätten ſie zur Hebung ge⸗ ſchulte Leute verwenden ſollen. Der Stagtsanwalt beantragte gegen alle drei An⸗ geklagten wegen fahrläſſiger Tötung und Körperverletzung eine empfindliche Gefängnisſtrafe. In der leiicht⸗ fertigſten Weiſe hätten insbeſondere die beiden Preis gehandelt. Volkert ſei verantwortlich als Bauleiter. Die Verteidigung be⸗ antragte Freiſprechung. Von den Verteidigern des Volkert wurde vor allem geltend gemacht, daß die Uebernahme der Bauleitung auf dem Lande nur eine Formſache ſei. Als Bauleiter könne aber Volkert auch nur dann und nur ſo lange in Betracht kommen, als er auch die tatſächliche Leitung des Baues gefährt habe. In Wirklichkeit ſei aber doch der Bau von dem alten Preis geleitet worden und deshalb könne den Volkert keine Strafe treffen. Nach neunſtündiger Verhandlung wurden, wie bereits mit⸗ geteilt, Johann Georg Preis und Johann Preis der fahr⸗ läſſigen Tötung und Körperverletzung fſtr ſchuldig erkannt und der erſtere zu fünf Monaten, der letztere zu vier Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Der Angeklagte Volkert wurde freigeſprochen. Die Freiſprechung des Volkert erfolgte, weil das Gericht eine Uebertragung der Bauleitung auf den alten Preis annahm und der Anſicht war, daß Volkert alles getan habe, was von ih: ver⸗ langt werden könne. 9 Siportliche Nundſchau. Internationale Ballonwettfahrt. Ueber das Schickſal des„Hergeſell“ aus Straßburg, des jüngſten Ballons des Oberrheiniſchen Vereins für Luftſchiffahrt, nach der Auffindung des„Plauen“ der einzige noch vermißte Ballon, iſt noch immer nichts bekannt und es muß befürchtet werden, daß er aufs offene Meer geraten und verunglückt iſt.„Hergeſell“ war am Montag Abend in Berlin mit den anderen Ballons zur Dauerfahrt aufgeſtiegen, geführt von Leutnant Förtſch vom 136. Infanterieriegiment in Straßburg und begleitet von Leutnant Hummel vom 9. Huſarenregiment in Straßburg. Ueber die Fahrten der geretteten Inſaſ⸗ ſen der Ballons„Busley“ und„Helbetia“ ſei noch folgendes nachgetragen: Der Ballon Bus ley, in dem ſich die Luftſchiffer Dr. Niemeyer und Hiedemann befanden, wurde nach Kuxhaben getrieben und flog über die Nordſee hin, im ganzen eine Strecke von etwa 700 Kilometer innerhalb 37 Stun⸗ den. Zehn Kilometer ſüdweſtlich von Helgoland gingen ſie hernieder, als ſie den Dampfer„Prinz Wilhelm“ ſichteten. Ihre Signale wurden bemerkt, und bald waren ſie in das Ret⸗ tungsboot des Dampfers gebracht.— Der Ballon„Helvetia“ wurde ebenfalls ſeewärts getrieben, erreichte Montag abend die Nordſee und wurde dann durch ſüdöſtlichen Wind die nor⸗ wegiſche Küſte entlang getrieben. Mittwoch Mittag ging er aus einer Höhe von 5800 Metern hernieder und wurde nach 73⸗ ſtündiger Fahrt von einem Fiſcherboot am Schlepptau ans Land gezogen. Automobilismus. * Vom Rheiniſchen Automobilklub. Am morg. Sonntag macht der Rheiniſche Automobilklub ſeine Herbſtausfahrt nach Wachenheim in der Pfalz und folgt damit gleichzeitig einer in modernſter Weiſe jetzt eingerichtet den Beſuchern gezeigt wer⸗ den ſollen. Treffpunkt in Wachenheim iſt die Kellerei, wo um kehr iſt Klubabend im Klubzimmer„Wilhelmshof“, Eingan Schulſtraße. 5 5 Letzte Nachrichten und Telegramme. * Stuttgart, 17. Okt. Die Volksſchulkommiſſion der N. Kammer hat den Antrag der Volkspartei, die Schulpflicht allge⸗ mein und obligatoriſch von 6 auf 8 Jahre zu erhöhen, abge⸗ lehnt und einen Regierungsentwurf, der die Erhöhung fakultatiy vorſieht, angenommen. 5 Pforzheim, 17. Okt. Bei Bilfingen entgleiſte eine Lokomotſve mit dem Kohlenwagen des um 5 Uhr nach Karls⸗ ruhe abgehenden Schnellzuges. Der Zug ſetzte ſeine Weiterreiſe auf einem anderen Gleiſe fort. Menſchenleben ſind nicht zu be⸗ Hagen. Der Materialſchaden iſt unbedeutend. Die Kriſe auf dem Balkan. Enttäuſchungen. OLondon, 17. Okt.(Von unſerm Londoner Buregu). Der geſtrigen Freude über das Einverſtändnis der 3 Entente⸗Mächte iſt die Enttäuſchung auf dem Fuße gefolgt. Die von Paris hierher telegraphierte Meldung, daß der dortige türkiſche Botſchafter, ſowie die in der Haupt⸗ ſtadt Frankreichs anſäſſigen Türken ſehr unzufrieden mit dem Konferenz⸗Programm ſind, wird auch durch ein hier ein⸗ getroffenes Telegramm aus Konſtantinopel beſtätigt. Der Konſtantinopeler Korreſpondent des„Daily Telegr.“ berichtet, daß die hohe Pforte beſonders darüber enttäuſcht ſei, daß das Programm die Annexion Bosniens und der Herzegowina als fait accompli annehme und die Frage einer Entſchädigung gar nicht in Betracht ziehe, als ob man die Rückgabe des Sandſchak Nowibazar als vollauf genügend betrachte. Auch befürchtet der Korreſpondent des Blattes, daß die Veröffent⸗ lichung des Programms auf die kleineren Balkanſtaaten auf⸗ reizend und verletzend wirken werde. Infolgedeſſen habe man hier allgemein die Lage als bedbeutend weniger günſtig als noch vor 2 Tagen angeſehen. Dieſer peſſi⸗ miſtiſchen Stimmung iſt auch in einem Artikel des „Daily Telegr.“ Ausdruck gegeben, worin es heißt, daß die politiſche Atmoſphäre mit Elektrizität überladen ſei und in der vergangenen Woche ſicher nicht zur Erhaltung des Friedens beigetragen habe. Der Pariſer Korreſpondent der„Times“ erfährt aus guter Quelle, daß das Programm in maßgebenden Kreiſen der Türkei ſehr ent⸗ täuſcht habe und daß ſchon Beratungen ſtattfanden, in denen die Frage, ob Krieg oder Frieden, auf des Meſſers Schneide ſtand. Derſelbe Korreſpondent will auch von einem guten Kenner der türkiſchen Verhältniſſe die Anſicht gehört haben, daß ein Krieg, ſelbſt ein ſiegreicher, Die Türkei und das Kouferenzprogramm. *Konſtantinopel, 16. Okt.(Wiener Korr.⸗Bur) Das Organ des Großweſiers„Ueni Gazeta“ ſagt, daß die Türkei das Konſerenzprogramm, welche sauf die bosniſchen und bulgariſchen Fragen zu beſchränken ſei, ſelbſt diktieren müſſe.— Das Organ des jungtürkiſchen Komitees„Schurai Ummet“ iſt derſelben Anſchauung und fügt hinzu, andernfalls würde die Türkei nicht teilnehmen, da ein erweitertes Programm die Teilung der Türkel bedeuten würde. Für die Annerion Bosniens müſſe Oeſterreich⸗ Ungarn auf die Poſtämter und einige Kapitulationsrechte ver⸗ zichten und von der türkiſchen Staasſchuld einen Anteil für Bosnien übernehmen.— Angeſichts dieſer Stimmung hat die Pariſer Depeſche über das Konferezzprogramm einen be⸗ ſtürzenden Eindruck gemachk. Die Konferenz. * London, 17. Okt. Der„Weſtminſter Gazette“ zu⸗ folge wird die Meerengenfrage nur nach vorheriger Einigung der Türkei mit Rußland der Beſtätigung der Kon⸗ ferenz vorgelegt werden. * Paris, 17. Okt. Das„Echo de Paris“ veröffentlichte eine Unterredung mit dem ruſſiſchen Miniſter des Aeußern, Iswolski, der mit Bezug auf die Verbreitung von Gerüchten kategoriſch erklärt, daß er der Veröffentlichung des Konferenz⸗ programms vollſtändig fern ſtehe. Iswolski, der heute vom Präſidenten der Republik empfangen wird, reiſt am Montag nach Berlin ab. Oeſterreich⸗Ungarn und die Türkei. * Konſtantinopel, 16. Okt.(Wiener Korr.⸗Bur.) Die Meldung, daß der öſterreichiſch⸗ungariſche Botſchafter Markgraf Pallavicini am Freitag voriger Woche um eine Audienz nachgeſucht habe, dieſe ihm aber nicht bewilligt worden ſei, iſt unrichtig. Der Botſchafter hat ſeit dem 28. Aug, an welchem Tage er in Audienz erſchien, um keine Audienz nachgeſucht. Konſtantinopel, 16. Okt. bulgariſchen Waren wird hier und in der Provinz durch Wort und Schrift eifrigſt fortgeſetzt, nur wird infolge der Befehle ſeitens der Pforte und des Komitees die Anwendung von Gewalt vermieden. Derzeit verweigern in beinahe allen euro⸗ päiſchen und aſiatiſchen Häfen die türkiſchen Arbeiter und Bootsleute die Ausladung der Lloyddampfer. Die geſchädig⸗ ten Kaufleute, welche große Verluſte erleiden, erheben bei den Behörden und bei dem Komitee Proteſt und verlangen ver⸗ gebens die Ausladung der Dampfer. * Trieſt, 16. Okt. Die Generaldirektion des Oeſter⸗ reichiſchen Lloyd veröffentlicht eine Erklärung, nach der der Verkehr nach den türkiſchen Häfen in vollem Umfang aufrecht erhalten und dort, wo die Barkenführer die Arbeit verweigern, die Ausbootung der Paſſagiere mit eigenen Mitteln beſorgt wird, ſodaß ſich der Paſſagierverkehr in durchaus normaler Weiſe abwickelt. Eine Reichskanzlerrede über die Lage. Berlin, 17. Okt. Der Reichskanzler ſoll beabſichtigen, am 4. November in der Plenarſitzung des Reichstags eine kurzt Orientierung über die auswärtige Lage unter beſonderer Be⸗ rückſichtigung der deutſchen Beziehungen zu den jüngſten Ereig⸗ niſſen auf dem Balkan zu geben, doch ſoll dieſes außerhalb der Tagesordnung geſchehen. ſteriellen Vortrag nicht folgen. Die Rüſtungen Bulgariens. * Paris, 17. Okt. Der hieſige türkiſche Botſchafter überreichte geſtern dem Miniſter des Aeußeren, Pichon, eine den Botſchaftern in London, Berlin, Petersburg, Wien und Rom zugegangene Zirkularnote, in welcher die Pforte auf die außerordentlichen militäriſchen Maßnahmen hinweiſt, die in Bulgarien unter dem Vorwand von Vorſichtsmaßregeln vor ſich gehen. Die Türkei behauptet in der Note weiter, ſie würde ſich ſchließlich zu ähnlichen Maßnahmen veranlaßt ſehen, wo⸗ durch ein Zuſammenſtoß zwiſchen den beiden Armeen unvermeidlich erſcheine und ein unnützes Blut⸗ vergießen herbeigeführt werden könne. Gleichwohl, er⸗ klärt die Pforte wieder, werde ſie in der Erwartung der Kon⸗ ferenz ſich enthalten, ihre Armee auf Kriegsfuß zu bringen, um der Menſchlichkeit zuwiderlaufende Ereigniſſe hintanzu⸗ halten. Die Pforte erſucht die Mächte bei der bulgariſchen Regierung zu intervenieren, damit dieſe ſich verpflichtet, die gleiche Haltung zu beobachten, 5**** * Konſtantinopel, 16. Okt. Die Ermordung eines Griechen und einer Türkin, die heiraten wollten, nachdem ſie in jahrelangem Konkubinate gelebt hatten, erregt die Oeffent⸗ lichkeit immer mehr. i hervor. genommen. Berliner Drahtbericht. Bon unſerem Berliner Bureau.) Berlin, 17. Okt. Im Luſtſpielhauſe fand geſtern der neue Blumenthal und Kadelburgſche Schwank: Die Tür in's Freie“ einen ſtarken Lacherfolg. OBerlin, 17. Okt. Aus Stuttgart wird gemeldet: Der erſte Aufſtieg des Ballons Zeppelin 1 wird nun⸗ mehr für Montag in Ausſicht genommen. Die Mecklenburgiſche Verfaſſungsfrage. Berlin, 17. Okt. Aus Schwerin wird gemeldet: Die kommiſſariſchen Beratungen des außerordentlichen Land⸗ tags ſind geſtern ſeitens der Regierung als ausſichtslos abgebrochen worden. Die Ritterſchaft verharrt auf ihrem, die Regierungsvorlage ablehnenden Standpunkt. Irgend eine Einigung von Bedeutung wurde nicht erzielt. Eine Beratung des ritterſchaftlichen Vorſchlages auf eine Reform der Verfaffung auf ſtändiſche Baſis haben die Mitglieder des Landtages ab⸗ gelehnt. Die Waldbrände in den Vereinigten Staaten. Berlin, 17. Okt. Zu den Waldbränden in Amerika wird uns gemeldet: Waldbrände haben die Stadt Metz in Michigan vernichtet. Ein Eiſenbahnzug mit Flüchtlingen, meiſt Frauen und Kinder, verbrannte. Bis jetzt ſind 17 Leichen geborgen. Feuer erſtreckte ſich auf ein großes Territorium. Man nimmt an, daß bisher mindeſtens 100 Perſonen umgekommen ſind. Auch die Stadt Millersburg in Michigan wurde durch Wald⸗ brand total zerſtört. Die Einwohner, ca. 850 Perſonen, ſind vom Feuer umringt und haben keine Möglichkeit, ſich zu retten. (Wiener Korr.⸗Bur.) Die Boykottagitation gegen die öſterreichiſchen und Eine Debatte würde dieſem mini⸗ Haß und Fanatismus brechen Geſtern wurden wieder viele Verhaftungen vor⸗ , Das SooeSeee ern neeer n e e ee — 282 „ n. ero SSSSSSeSnN —— 8 MNannheim, 17. Oktober. Seneral⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 5. Seite. Diolxswwirtschaft. Errichtung einer ſtädtiſchen Hypothekenbauk in Karlsruhe. AZu der bereits im geſtrigen Abendblatt unter telegra⸗ phiſchen Handelsnachrichten mitgeteilten Errichtung einer ſtädtiſchen Hypothekenbank in Karls⸗ ruhe entnehmen wir einem dortigen Blatt noch folgendes: Die Errichtung eines ſolchen Inſtituts konnte nur auf das lebhafteſte begrüßt werden. Bekanntlich kommen gerade in der jetzigen geldarmen Zeit oft die Fälle vor, daß einem Haus⸗ beſitzer eine zweite Hypothek ohne ſein Verſchulden gekündigt wird und daß er dann entweder gar nicht oder nur ſehr ſchwer und unter drückenden Bedingungen Erſatz dafür findet. Mancher Zwangsverkauf und mancher Untergang einer Exiſtenz ſind die Folge ſolcher unliebſamen Zwiſchenfälle. Dem könnte durch eine ſtädtiſche Hypothekenbank vorgebeugt werden. Aber auch in Zeiten eines normalen Geldmarktes wäre eine ſtädtiſche Hypothekenbank durchaus am Platze und würde auf den Hypothekenmarkt ſelbſt regulierend einwirken. Dabei würde die Stadt ein gutes Geſchäft machen, wenn ſie 3. B. für das Geld 4 oder 4½ pCt. Zinſen zahlt und für zweite Hypotheken 43/ oder 5 pCt. Zinſen erhält. Mit den Hypothekendarlehen könnte bei entſprechend höherem Zins⸗ fuß eine jährliche Amortiſation verbunden werden, die zu einer allmählichen Abzahlung der Schuld führt und die Schuld⸗ ner zum Sparen erzieht. Die Amortiſation dürfte aber nicht als Zwang, ſondern nur wahlweiſe eingeführt werden, ſodaß es dem Schuldner freigeſtellt würde, je nach ſeinen Verhält⸗ niſſen die einfache Verzinſung, oder Amortiſation, ſei es von Anfang oder von einem ſpäteren Zeitpunkt an, zu wählen. Des ferneren müßte Unkündbarkeit ſeitens der Hypotheken⸗ bank, dagegen Kündbarkeit ſeitens des Schuldners feſtgelegt werden, damit der Schuldner einesteils vor ſtörenden Zwiſchenfällen verſchont bleibt, anderenteils in der Lage iſt, die Schuld zu gelegener Zeit heimzahlen zu können. Auch ſoll⸗ ten außer der Amortiſation Teilabzahlungen zuläſſig ſein. Der Zinsfuß dürfte nicht in einer gewiſſen Höhe auf eine Reihe von Jahren feſtgelegt werden, ſondern müßte von jeder Bindung freibleiben, ſodaß dem Schuldner beim allgemeinen Fallen des Zinsfußes eine Ermäßigung ebenfalls zugute käme. Selbſtverſtändlich müßte die ſtädtiſche Hypothekenbank auch ähnliche Vorſichtsmaßregeln beobachten, wie der private Geld⸗ verleiher, damit Schädigungen der Stadt vermieden werden. *** Die Panzer Aktiengeſellſchaft in Berlin berwendete zu Ab⸗ ſchreibungen M. 75 464(i. V. M. 57 811), die Reſerve erhält M. 30651(M. 15 421). Als Vortrag bleiben M. 11 870. Die Divi⸗ dende wird bekanntlich mit 18 Prozent(15 Progent) vorgeſchlagen. Die Lagerbeſtände ſeien vorſichtig bewerket. Die Ausſichten für 1908⸗09 ſeien gut. 5 *„ Telegraphiſche Börſenberichte. Effekten. New⸗Pork, 16. Okt. Kurs vom 15. 18. Kurs vom 15. 16. Geld auf 24 Std. Texas pref. 65 ½ 65/ Durchſchnittsrat. 1/ 1 Miſſourt Paeifie 56 7½ 55 do. letzte Darleh. 2— 1/Nationaldtailroas Wechſel London of Mexiko pref. 50 ½% 51— 60 Tage 485.— 484.95 do. 2 nd. pfd.—— Cable Transfer. 486.85 486.80 Zentral 105 ½ 104 ½ Wechſel Paris 516 ½/ 516 ½ Nework Ontario Wechſel Berlin 95/ 95 5/ and Weſtern 41— 40/ Silber Bullion 51% 51 ½ Norfolk u. Weſt. e. 74— 73 ½ 218.⸗St. Bonds 122— 122— Northern Pacific 141 ½ 141¼ chiſon New. 4% 99 ½ 99 ½% Color. South. pref. 65% 686% North. Pac.2% Bd. 73½ 73 ½ Pennſylvania 123% 123 ½ do. 4% Prior. Lien. 102— 102 ½ Reading comm. 131½/ 131 ½ St. Louis u. San do. I ſt. pref. 87— 87— Francisco ref. 4% 76½ 77 1½ RockJslandcomp 19/ 19¼ Atchiſ. Topeka u. Amer. Loc. C. 49 ½% 48% Santa Fe comm. 91— 90 ½ St. Louis u. San do. do. pref. 95— 95—Francisco 2 p. 31— 30 ½ Baltimore⸗Ohio e. 98— 97½ Southern Pacifiec 104% 108% Canada Paciftc. 176% 175 ½] South. Railway c. 22½ 22— Cheſapeake⸗Ohio 42 /% 42— do. pref. 53% 53— Chicago⸗Milw. 136/% 138 ½ UnionPacifie com. 167— 167½ do. Northweſt. c. 160— 160 ½ do. pref. 86— 86— Chicago Termpfd. 12— 12— Wabasb. pref. 27 ½% 26 Denver u. Rio⸗ Amalgamated 55ͤ— Grande comm. 29 ½% 28 ½% Amerſcas Sugar. 182½ 132½ do. do. 68 /½% 69— American Tin. Erie comm. 81 30 /½ Can pref. 68% 67½ do. 1 ſt. pref. 44˙% 44— Anaconda Copper 44% 48 Great Northern 132] 132—General Electrie 140— 144/ linois Zentral 138/ 138— Tenn. Coalu Jron———— ouisviue Nachv. 106 ½ 106— U. St. Steel Corple. 46/% 46 Miſſouri Kancas do. do. pfd. 109 ½ 109/ u. Texas comm. 30/ 30 7J Valparaiſo, 16. Okt. Wechſel auf London 10½., Produkten. New⸗Nork, 16. Okt. Kurs vom 15. 16. Kurs vom 15. 16. Baumw.atl. Hafen 19.000 29.000] Schm.(Roh. u. Br.) 10 40 10.50 „ atl. Golfh. 25.000 44.000 Schmalz(Wilcoy 10.40 10.50 „ im Innern 38.000 43.000] Talg prima City 6 ½/ ũ mͤ61 „Exp. u. Gr. B. 38.000.000 Zucker Muskov. de 65.48.45 „Exp. n. Kont. 53.000 32.000] KaffeeRioNo.7lek. 6/ 6 1¹ Baumwolle loko.20.30 do. Okt..55.55 do. Okt..95.05 do. Nobbr..35.35 do. Nov..77.90 do. Dezb..35.35 do. Dezbr..72.85 do. Januar.80.80 do. Januar.55.70 do. Februar.25.25 do. Februar.50.64 do. März.25..25 do. März.47.61 do. April.25.25 do. Mai.40.51 do. Mai.25.25 do. Juni.35.46 do. Jal.25.25 do. Juli d.25.30 Baumw. i. New⸗ do. Auguſt.25.80 Orl. loko 8 5 8 7½8do. Sept..30.30 do. per Okt..55.66 Weiz. red. Wint. l. 109 110— do, per Jan..46.55 do. Dezbr. 109 ½% 110— Petrol. raf. Caſes 10.90 10.90] do. Mai 100% 110%½ do, ſtand. white. do. Juli 8 52 Hork,.75.75 Mails Dezbr. 24 74% Petrol. ſtand. whtt. do. Mai 71 171 + Philadelphia.70.70] MehlSp. Weleare.05.05 Pert⸗Erd. Balane.78.78 Getreidefrachtnach Terpen. New⸗Jork 38 ½ 401½ Liverpool 1½ 1 do. Savanah. 37 ½ 37 ½] do. London 142 1. Schmalz⸗W.ſteaſm.90.85 do. Antwerd. 1 27 do. Rotterdam 3/% 3/ Lots 1 65— 1 65— — ee 0 — * San Francisco, 16. Okt. * New⸗Pork, 16. Okt. Produktenbörſe. Weizen. Er⸗ mutigende Kabelberichte, Abgaben der Kommiſſionshäuſer und Regenmeldungen aus dem Südweſten hatten bei Beginn des heutigen Verkehrs einen Preisrückgang von c. zur Folge. Im weiteren Verlaufe führten Deckungen und beſſere Nachfrage nach Lokoware für Minneapolis zu einer Aufbeſſerung, die ſpäterhin noch verſchärft wurde, da minder günſtige Nachrichten aus Europa und günſtiger lautende Berichte aus Argentinien zu um⸗ fangreichen Deckungen Anlaß gaben. Auch ein a ula Hauſſe lautender Bericht des Fachblattes St. Louis Modern Miller wirkte ſtimulierend. Des weiteren regten Meldungen über Froſt die Unternehmungsluſt an. Schluß feſt. Preiſe 98—78 c. höher. Verkäufe für den Export: 0 Bootladungen. Umſatz am Termin⸗ markte: 1600 000 Buſhels. Mais eröffnete in kaum ſtetiger Haltung. Im weiteren Verlaufe verkehrte der Markt ohne An⸗ regung. Schluß feſt. Preiſe 34 c. höher. Verkäufe für den Export: 0 Bootladungen. Umſatz am Terminmarkte: 500 000 Buſhels. Newyork, 16. Okt. Kaffee feſter auf ermutigende Kabeltelegramme aus Frankreich. Baumwolle ſchwächer auf beſſer lautende offizielle Wetterberichte, unter Baiſſedruck und Abgaben. Später gebeſſert auf Prämienkäufe gegen New⸗Or⸗ leanſer Abgaben, auf Deckungen der Baiſſiers und auf beſſer lautende Berichte von den Lokomärkten aus dem Süden. Schluß behauptet. New⸗Pork, Freitag, 16. Oktober. Pacific⸗Küſte. Califor⸗ niſche und Oregon⸗Verſchiffungen. Dieſe Woche Vor. Woche Weizen nach Großbritannien„ 7500 Tonn. 29 200 Tonn. do. nach dem Kontinenrt„ Mehl nach Großbritannien„„„ 23 000 Faß— Faß Gerſte nach Großbritannien. 3 100 Tonn. 6 800 Tonn. Wöchentlicher Export von den atlantiſchen Häfen Weizen Mais Mehl Dieſe Vorige Dieſe Vorige Dieſe Vorige Woche Woche Woche Groß⸗Britannien 35 35 2— 80 100 Frankreich 1 S8S8— Holland. Belgien 22 10h„„ Deutſchl. Oſtſeeküſte 11 11———— Uebriger Continent 16 22 T— 50 30 Zuſammen 85 8⁵ 2— 130 130 Getreide in Tauſenden von Tonnen.— Mehl in Tauſenden von Sack à 280 Pſund. Chicago, 16. Okt. Nachm. 5 Uhr. Kurs vom 15. 16. Kurs vom 15. 16. Weizen Dezbr.———Leinſaat Dez.—.——.— „ Mai 99 ½ 100 /Schmalz Okt..45.40 „„ i 102/% 103 ½/„ Nov..45.40 Mais Dezbr. 71 ½ 78*.20.12 „ Mai 63 /% 63½ Pork Okt. 13.70 13.35 63— 683 ¼„ Dez. 13.80 13.50 Roggen loko 75?— 75—„ Jan. 15.27 15,%0 „ Mai———.—Rippen Okt..85.7/ „ Dez. 7 76„ n..17.07 Hafer Dez. 48 /% 48/ 85 ai.20.12 „ Mai 50% 50 ½Speck Leinſaat Nord⸗..— 10.— 10.— * Chicago, 16. Okt. Produktenbörſe. Weizen eröffnete in kaum ſtetiger Haltung, mit Dezember niedriger. Im weiteren Verkehr wurde der Markt von denſelben Einflüſſen be⸗ herrſcht wie der Newyorker. Schluß feſt, Preiſe per Dezember und Mai ½ c. höher, während Juli 1 c. niedriger ſchloß. Mais eröffnete auf wider Erwarten bedeutende Eiſenbahn⸗ ankünfte in kaum ſtetiger Haltung, mit Dezember c. niedriger. Späterhin Kurſe ſteigend auf geringeres Angebot ſeitens der Farmer, Schätzungen Heiner Ankünfte für morgen und auf Käufe des Spekulanten Armour. Schluß feſt, Preiſe per Oktbr. „Ac. niedriger, ſpätere Termine 98—98 c. höher. Mannheimer Petroleum⸗Rotierungen vom 17. Oktober. Amerikaniſches Petroleum disponibel n Baſſins Mk. 19.45 in Barrels per Waggon Mk. 23.25. Oeſterreichiſches Petroleum in Holz⸗Barrels Mk. 22.70 bei Waggonbezug in Ciſteznen Mk. 18.90 verzollt per 500 kg netto ab Tankanlage Mannheim. * Köln, 16. Okt. Rüböl in Poſten von 5000 kg 68.— B. Mai 64.—., 63.50 G. Liverpool, 16. Oltober. Schluß) 5 Diberen“, Weizen roter Winter ruhig 15. 16. per Dezember 7777% 7/8 U.—. per März 774— 746— Mais La Plata ſtetig per ktobepr, 50 U 58¼— per Dezember 578 577/5—5¹j London,„The Baltie“ 16. Oktbr.(Tel.) Schluß. Weizen ſchwimmend' willig auf ſchwächeres Amerika. Verkauft: 35/7 J½%, per 480 lbs. 1 Teilladung Chilian about Nr. 1 Chili t. angekommen zu 38/—, per 500 lbs. 8 Mais ſchwimmend: williget. Gerſte ſchwimmend: willig, Käufer bieten 3 d niedrigere Preiſe Hafer ſchwimmend: ruhig bei kleinem Handel. Eiſen und Metalle. Londön, 16. Okt(Schluß.) fupfer, ruhig ver Ka ſſa 59.139 3 Monate 60.10., Zinn ſtetig, per Krſſa 132.—. 3 Mon. 133.17.6, Blei, ruhig, ſpiniſch 18..6, eitgliſch 13.12 6, Zink, ruhig. Genöhm⸗ Marken 19.12.6. ſpezial Marken 20.10.—. Amſterdam 16. Okt. Banca⸗Zinn, Tend. matf, loko 81½¼ Auction 81½. New⸗Nork, 16. Okt. — Vor Kurs Heute Kupfer Superior Ingots vorrätig 1337/1362 1337/1339 Zinn Straitss 2910293529/2925 Roh⸗Eiſenam Northern Foundry Ro 2p. Tonne 16/1675 16/1675 Stahl⸗Schienen Waggon frei öſtl. Frbo..28.— 28.— *** Getreide⸗ und Waaren⸗VBoträthe in Mannheim. Der Ge⸗ treidelagerbeſtand am 1. Oktober 1908 auf den Privattranſitlägern in Mannheim betrug, verglichen mit dem Beſtand in den gleichen Monaten der vorausgegangenen zwei Jahre, in Doppelzentner: 2 Teilladungen Süd⸗Auſtralier A. T. per Jan./Febr. zu 35/6 und Hunderttausende. s wird in den nächsten Wochen Gelegenhelt geboten sein, dem seit 60 Jahren hochgeschätzten Präparate ein Heer neuer, begeisterter 4 Mannheimer Produktenbörſe. 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Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 12. 13. 14. 15 16. 12.] Bemerkungen Douflaunßn: 33,62 3,58 3,50 3,19 Waldshut. 32,18 2,10 7,08 2,02 Hüningen?)..,65.70.67 1,64 1,60 1,41 Abds. 6 Uhr Kehll. J,14.12 2,10 2,09 2,09 1,99 N. 6 Uhr Sauterburg 36,43 3,34 3,25 ,28 Abds. 6 Uhr Mazau J3,82 3,75 3,75 3,74 3,70 8,67 2 Uhr Sermersheig 363,81 3,24 3,22 3,17 BIFEuünr Naunheim.90 2,81 2,76 2,75 2,70 2,66 Morg. 7 Uhr Nainz 0,58 0,57 0,58 0,49 0,49.-P. 12 Uhr Dingen 1,48 1,43 1,38.35 10 Uub Kand. ,69 1,69 1,58 1,54.51 1,50 2 Uhr Kobleng... 1,77.73 1,70 1,63 10 Uhr Ksln„I,53 1,46.42 1,35 1,34 2 Uhr Ruhre'rt»„J0,72 0,65.59 0,49 6 Uhr vom Neckar: Nannhein„.86 2,78.74 2,74 2,70 2,65 V. 7 Uhr Heilbronn 0,38 0,39 0,33 0,32 0,30 0,29 V. 7 Uhr ) Windſtill, Nebel, + 6˙ O ———ͤͤ—PwwwwUP Witterungsbeobachtung der meteorologiſchen Station 888„Mannheim 5 5 88 2 88 381 8.[A + 8 A SasSsBemerk⸗ e Zeit 3* 8 8 5 3ungen S aS mm. 2³⁵ 16. Okt, Morg. 78756,8 8,2 ſtill Nebel 16.„ Mittg. 2756,3J 13,2 ſtill 18. Abds. 9756,5] 9,2 ſtill Nebel 1 Morg. 7757/,4] 7,2 ſtill Nebel Hdchſte Temperatur den 16. Oktober 14,0 Tieſſte vom 16./17. Oktober 6,7 * Mutmaßliches Wetter vom 18. und 19. Oktober. Für Sonntag und Montag iſt noch größtenteils trockenes Wetter zu erwarten. Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum: für Kunſt, und Feuilleton: Georg Chriſtmann: für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Rich. Schönfelder; für Volkswirtſchaft und den übrigen redaktionellen Teil: J..: Franz Kircher: für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Fritz Joos. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Ernſt Müller. ** 2 als Zusatz zur Milch eine leicht verdauliche Kindernahrung. Seit jahren bestens bewährt zur Her⸗ stellung von Puddings und feinen Backwaren. ANahre mit Huol. 4661 1 1 8 * Die Sorge um die Gesundheit ist im Herbst und Winter am ſringendsten. 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Die Einſicht der Mitteilungen des Grundbüchamts, ſowie der übrigen die Grundſtücke be⸗ treffenden Nachweiſungen, ins⸗ beſondere der Schätzungsurkunde iſt jedermann geſtattet. ergeht die Aufforderung, Rechte, ſoweit ſie zur Zeit der Eintragung des Verſieigerungs⸗ vermerkes aus dem Grundbuch Uicht erſichtlich waren, ſpäteſtens im Perſtelgerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht, glaub⸗ haft zu ma i ee ſte nicht berückſichtigt und bei der der Verteilung des Verſteiger⸗ ungserlöſes dem Anſpruche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden. Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Eluſtellung des Verſahrens her⸗ veizuführen, widrigenfalls für das Recht der Verſteigerungserlös an die Stelle des verſeigerten Ge⸗ geuſtandes tritt. Beſchreibung der zu ver⸗ ſteigernden Grundſtücke: Grundbuſh von Seckenheit 58, Heft 0 Ni. der Grund⸗ 7. Igh.⸗Yr. 4096, Flächenin! ar 70 qm Acker⸗ land im 8 d im Barloch ätzung 400 Me. .-Z. 2, Nr. der Grund⸗ ſtücke im„gb.-Nr. 4186, Flächeninb 18 a 03 qm Acker⸗ land im Oberielt ſeld, Klettengewaun. Schatzung 140 M. .⸗Z. 3, lide. Nr. der Grund⸗ flücke im BBIi9, Lgb.⸗Nt. 4121, Flächeninhalt 18 à 80 qm Acker⸗ land im Oberſeld im Bärloch, Schätzung 1200 M. DQ.⸗Z. 4, Llde. Nr. der Grund⸗ ſtücge im BVB1 10, Lgb-Nr. 4128, Flächeninvalt 11 4 17 qm Acker⸗ land ebendaſelbſt, Schätzung 380 M. OQ.Z. 5, Llve. Nr. der Grund⸗ ſtücke Iinm BW. J11, Lgb.⸗Nr 4124, Flächeninhalt 11 24 qm Acker⸗ land ebendaſelbſt, Schätzung 700 M. .-B. 6, Ofde. 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Felix Krauſe. Heinrich Götz. Hugo Schödl. Hugo Voiſin. U 0 Holkiſche reitende Jäger Arlebuſtere vom Regiment Tiefenbach Küraſſier von einem lomb. Regiment Küraſſier von einem wallon. Regiment Buttleriſcher Dragoner Ein Kroae.„Hermann Trembich. Ein Ulan„„„Carl Lobertz. Ein Rekrut„»„»Guſtav Kallenberger. Ein Bürger 8„L̃othar Liebenwein. Ein Bauer. Paul Tieiſch. Ein Bauernknabe„„Hedwig Hirſch. Kapuziner 0 5 8 85„Emil Hecht. Marketenderin Eliſe De Lank. Eine Aufwärterin„Margarete Ziehl. Ein Soldatenjunge 5 8„Eliſe Gerlach. Ein Schulmeiſter 2 Heinrich Brentand. Soldaten. Knaben. Marketenderinnen. Der Schauplaß iſt 8 im Wallenſtein'ſchen Lager vor der Stadt Pilſen in Böhmen. Hierauf: Die Piegolomini. Schauſpiel in 5 Akten von Schiller. Neu einſtudiert von Emil Reiter. Perſonen: Wallenſtein, Herzog zu Friedland, Gene⸗ raliſſimus im dreißigjährigen Kriege Herzog in von Friedland ſeine Gemahlin Thekla, ſeine Tochter 8 Octavio Piccolominf, Generalleutnant Max Piccolomint, ſein Sohn, Oberſt Carl Schreiner, Toni Wittels Mathilde Brandt Chriſtian Eckelmann eines Küraſſier⸗Regiments. Georg Köhler Graf Terzky, Wallenſteins Schwager, Chef mehrerer Regimenter. Karl Neumann⸗Hoditz Gräfin Terzky, ſeine Gemahlin 8 Illo, Feldmarſchall, Wallenſteins Vertrauter Alexander Kökert Iſolani, General der Kroaten Emil Hecht Buttler, Chefeines Dragoner⸗Regiments Hans Godeck Tiefenbach Lothar Liebenwein Don Maradas, Hugo Schödl Götz, Hans Debus Colalto, Felix Krauſe Rittmeiſter Neuntenn, Terzky's Adjutant Alfred Möller. Kriegsrat von Queſtenberg 2 Paul Tietſch. Ein Kornet 8 5 9 Oscar Ingenohl. Kellermeiſter des Grafen Terzky Guſtav Kallenberger Betty Ullerich Generale unter Wallenſtein Seni 85 Guſtav Trautſchold Erſter Camillo Bolze Zweiter[Diener des G Carl Lobertz Dritter Diener des Grafen Terzky Georg Becker Vierter Paul Bieda Diener Wallenſtein?s„Georg Maudanz Ein Diener Octavio's Hermann Trembich Oberſte, General:, Diener. Ort der Handlung: Pilſen. Kaſſeneröffnung ½ 7uhr. Anfaug 7 Uhr. Ende 10%½½ Uhr. Nach Wallenſteins Lager und nach dem dritten Akt des Schauſpiels ſinden größere Pauſen ſtatt. Kleine Preiſe. ——————— m Grohnh., Hofjtheater. Sonntag, 13. Oktbr. 1908, vormittags 11¼ Uhr I. Matinee: Richard Wagner. Sonntag, 18. Ott. 1908. 10. Vorſtellung im Abonn. C. Neu einſtudiert: Arnelie (Der Maskenbpall) Anſang 7 Uhr. —* GMrues Theater im Noſen garten. Sonntag, den 18. Okt. 1908. Die blaue Maus. Anfang halb 3 uhr. Saalbau⸗-Varieté Hoeute Samstag Durohschlagender Erfolg der gestrigen Première mit nenem MIZi MIZi Repertoir. Moresdos gefährlichste Raubtiergrupne der Welt, darunter der gefürchtetste aller Löwen „Faust“, der kürzlich in Berlin ein Mädehen zerfleischte.—— 7 ausgewachsene Löwen u. Mdien deren Atalbtionen. 1 Morgen Sountag 2 Vorstellungen 2 In beiden Vorstellungen WITLATTL GTIAL SowWwie die gefährlichste Raubtlergruppe der Welt. NMur erstklassige Neuheiten z en%e ule 4euun&N opo awischen Aauffaus . Fchloss. Saison· Neuſieiten und Umarbeitungen. AAUuEHNAAE 155 Hef. Felsbaudlung Suico Seifer Gporialſiaus Jar Celzwaron Jeder vm u. Preislage Stolas Hacfois— Colliors n groͤssier Nuswerli, geriig und nach Mass. „PERGOLA- FHraedlraioHhHSHILGtA S Olners 8. Soupers à Mk. l50. Spezlal-Ausschank: Münchner Hofhräu. Augustiner hell, Pilsner und Kulmbacher Bler. —— Au s˖˙n sj“]ù dungen. 81808 Abonnemenk M. I. 20. Reſtauration zum weißen Bären L 6. 7. Freunden und Bekannten zur gefl. Nachricht, daß ich mein Lokal„zum Schloßkeller 1. 4, 0 nach 82309 IL. G. 7 vis--vis verlegt habe. 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Schon am Abend begannen die ſchwer geladenen Wolken ſich zu ſenken. Gleichmäßig, wie Bindfäden regnete es. Tagelang. Der Aufenthalt im Freien war unmöglich. Da waren die beiden Männer wie Heinzelmännchen ins Laboratorium verſchwunden. Annie ſaß mit Sanna in ihrem Zimmer. Beide hatten vor Anregung rote Wangen bekommen. Sannas Mund ſtand nicht ſtill. Sie war geſtern nach Nice hinüber gefahren und freude⸗ ſtrahlend mit leerer Börſe wieder gekommen. Jetzt erzählte ſie und probierte Annie Kleider an. Sie war glücklich wieder für den Glanz ihrer Annie ſorgen zu können. Sanna gab ganz genau die Farbenzuſammenſtellung an. Nicht umſonſt hatte ſie von Chupon gelernt. Er hatte mit Meiſterſchaft verſtanden, darrch Farbenwechſel Effekt in den Koſtümen zu erzielen. Sanna wußte vor Aufregung nicht mehr, zu welcher Toilette ſie raten ſollte. Eine war ſchöner wie die andere. Ueberraſcht ſchlug ſie die Hände zuſammen.„Nein, wie Dir das wieder ſteht!“ „Sanng— nein— das geht nicht.“ Annie wehrte lachend ab.„Und dann— wozu ſoll ich mich ſo putzen!“ Aber Sanna ließ ſich nicht beirren. Hatte nicht Herr Eifert ihr gegenüber Annies dunkle Kleidung kritiſiert?„Annie, Du ſagſt doch, man ſoll andern Freude bereiten, ſo diel man dann— da muß man auch freundlich gehen—“ Annie drohte mit dem Finger und— probierte weiter, Sie wehrte nicht mehr. Nein.— ſie wehrte nicht.—— Irma ſah ſich von allen verlaſſen. Da ſetzte ſie ſich ans Klavier und begann zu ſpielen. Die Donauwellen ſprudelten erſt leiſe, dann immer lauter durchs Haus. „Richard hörſt Du?“ Artur Harnich pfiff die Walzer⸗ melodfe. 4 Ach Du — ich— habe ſo lange nicht mehr getonzt—* doch mit Annie 0 1 Berufskleidung empfehle: Fritz Schultz beanele leslesgesine, SGHWStzingerstrasse 11/ö113. 741 255578 255 15,.75 u. 50 und Warzen 553* 2 nach der elektrolytischen Methode. 95 Einziges, von allen Aerzten verordnetes „„ 2 Verfahren. Feinste Referenzen. tmarken. „Ob ſie will?“ Schon hatten beide die hinauf. Annie zögerte— wann hatte ſie eigentlich getanzt?— Sie wußte es kaum noch. Und der Donauwalzer ſchmeichelte ſo ver. lockend— noch iſt es Zeit— noch— noch Zeit?—— Für was? Sie hielt den Atem an. Und dann ließ ſie ſich noch ſchnell eine bſaue Schleife von Sanna vorſtecken. Ihr Herz ſchlug laut, als ſie einen Arm um ihre Taille fühlte und doch war ihr als müßte es ſo ſein. „Was die beiden für eine Ausdauer haben——. J komme ja gar nicht dran——“. Hariſch ſprang fort und holle Sanna zum Weiterſpielen. Er wollte wenigſtens mit ſeiner Frau tanzen—“. ſtand mit ihrem Tänzer lachend ſtill.„Ich kann nicht me 2 „So rief auch immer die Annie, die auf den Fliederbuſch kletterte. Wiſſen Sie noch? Wenn ich ſie dann fangen wollte, konnte ſie doch noch—“. „Ich weiß es noch— damals—“, Annie lachte wieder— „hatten Sie noch keinen Bart, aber eine Studentenmütze.“ „Und jetzt iſt es umgekehrt.“ „Wirklich? Sie neckte. grauen Kittel abgeſtreift und eilten Er lachte.„Sogar einen viel ſchöneren als Artur. Ich ſage das nur, um einer Verwechslung vorzubeugen.“ „Mal ſehen.“ Annie zupfte leiſe am Vollbart, aber ihre Hand fuhr ſchnell zurück. Sie war über ihre Kühnheit er⸗ ſchrocken. Richard Eifert ſah das Erröten und lachte ſo herzlich, daß Irma mit ihrem Mann im tanzen inne hielt. „Nicht verraten,“ bat Annie. Draußen prickelte der Regen an die Fenſter, wie kichernde Kobolde klang es und das Prickeln ſprang zu Annie über, ſie wurde es nicht mehr los— Am folgenden Tag ſchickte die Sonne ein daar blaue Wimpel voran, ehe ſie lachend am Nachmittog über dem Meer ſtand. Hariſch hielt es nicht länger zu Haus aus. Er zog hohe Waſſerſtiefel an und ſchulterte die Netze Es würde heute für ihn reiche Beute zwiſchen dem Geröll am Strand ſein. Eifert wollte nicht nachſtehen. Er nahm auch die Geräte und ging mit. Irme und Annie blieben oben auf dem Feiſer und warteten. Ph. Meinhardt: Teephon 2558.—.8 SPHechstumden von=S6 hrr Soamtags Son 10—12 UHNν. Weeeeeeeeeee eee c c060 Jon Albert Schenk, Kunstmäler, Luisenring 12 Unterricht in Aquarell⸗ und Oelmalerei nach der Natur u. 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Richard Eifert ſetzte ſich zu Annie und hörte vergnügt zu, wie ſie ſich über ſeine Ungeſchicklichkeit luſtig machte.„Sie fangen nie etwas,“ ſpottete ſie. „Vielleicht doch!“ ſprach er leiſe, indem er ihre Hand faßte und küßte. Da war es Annie, als wäre ein greller Blitz niedergezuckt. Wie unheilkündend ſtand die Vergangenheit vor ihr. Sie prang auf, ſtotterte eine nichtige Entſchuldigung und eilte fort. Eifert ſah das und deutete die Flucht nach ſeiner Weiſe. Er erblaßte. Ihm war, als müßte er wie ein Renner am ſieges⸗ ſicheren Ziel zerſchellen. So fand ihn Arthur.„Was iſt Dir?“ „Nichts.“ Eifert ſtrich ſich über die Stirn, als fühlte er einen Schmerz, tonlos ſagte er:„Nichts.“ Annie ließ ſich am Abend entſchuldigen, da ſie Kopfweh habe. Sie fürchtete, Eifert hätte durch ihre Flucht etwas erraten, das ſie ſich ſelbſt nicht zugeſtehen wollte, was ihr jetzt erſt zum vollen Bewußtſein kam. Sanna brachte einen Teller mit friſchem Obſt herauf und erzählte, daß Herr Eifert von ſeiner Abreiſe ge⸗ ſprochen hätte. Das Meſſer fiel aus Annies Hand klirrend auf den Teller. Sie erwiderte nichts. Doch in der Nacht konnte ſie keinen Schlaf finden. Es war gerade, als ob ſie durch das klare Licht des Mondes ans Fenſter gezogen würde. Sie öffnete es und atmete die Luft ein, die noch ſchwer von der langen Regenzeit warm ſie ſtreifte. Sie preßte die Hand gegen die heißen Schläfen. Sie wollte Bilder verſcheuchen und konnte nicht....„Kann mich ſo noch ein Mann lieben?— bin ich denn noch ſo jung?“ Eifert war am andern Morgen zu früher Stunde nach dem Meer gewandert. Die Hände auf den Rücken gelegt, ſtand er auf dem Felſen, von dem geſtern Annie geflohen war. Mit ernſten Augen ſchaute er über das Waſſer. Ihm war, als ob er hier auf etwas warten müßte, daß aus der Ferne über das Meer kommen würde. Aber er täuſchte ſich. 78031175 aller Hrt, ſters vorrdfig in der 5. Sdds Buckfidruckerel. (Schluß folgt. 3 *. 8855 e eeeeenne Man nheim, den 17. Oktober 1908. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 8— 25 deees eeee——— ausnahmeAngebot in Warnung. damen-Blacé-Handschuhe Frau Katha ina[Droxler geb. Stahl etwas zu leihen oder zu verabfolgen lindem ich für nichts haſte. zozo⸗ Adam Droxler, Laurentiusſtr. 29 eldverkehr I 11 Weld, edeld. Herr leiht einer Dame 300 M. Rückzahl. nach Uebereink. Nur Selbftg. Off. unt. Chiffre 30105 an die Expedition ds. Blattes. DI Ankauf. 5 Gut rentables Haus zu kaufen geſucht. Oiſerten mit detalll. Angaben Warue hiermit Jedermann meiner 82332 Warenhaus Ein gros. Posten Damen-Stoff- Handschuhe 5 Trikot mit ange. 5 ſunt. Nr. 88827 an die Exv. d. Bl. wWebtem Futter 8.. b. H. Paar efg.F Nerizauff Verkaufshäuser: J Neckarstadt, Marktplatz(Ceschätts-Ferkauf Sichtpausanſtalt vorzüglich rentierend, erſtes Geſchäft der Branche am Platz, Umſtände halber zu verkaufen. Offerten lerb. unter F. 746 an Rudlolf Nosse, Frankfurt à. 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Walters: Sie hätten's notwendig zu beten!(Lebhafter Beifall und Heiterkeit bei den Deutſchen. Ruf: Sehr gut!— Abg. Choc: Los von Rom! Los von Rom! Und noch einmal: Los von Rom!— Abg. Freng!: Choc, ſind Sie ruhig!(Rufe zu P. Walters: Sprechen Sie lauter]) Abg. P. Walters(mit erhobener Stimme): Hoher Landtag!(Beifall bei den Deutſchen und Bravo⸗Rufe.)— Abg. F. Walters: Höchſter Landtag!— Abg. Choc: Los von Rom! Los von Rom!— Abg. Janovec(czechiſcher Agrarier): Das iſt die Gerechtigkeit des katholiſchen Prieſters! Abg. Herold(zu den Czechen): Aber das geht euch gar nichts an! Schauts euch eure Prieſter an!— Abg. Glöckner: Wie viel habt 1 ſolcher Radikaler? Bei euch iſt ja alles radikal!— Abg. Walters bemängelt in derſelben Richtung wie ſein das Protokoll bezüglich der Mitteilung über die Kon⸗ ſtituierung der Budgetkommiſſion.(Er wird andauernd durch Zwiſchenrufe unterbrochen.)— Abg. Dr. Sobotka: Dazu haben 1Sie den Heiligen Geiſt nicht — Abg. Pater Walters: ſehr angerufen!(Rufe bei den Gechen: Beten wir für Pater Walters!)—Abg. Dr. Sobotka: Dominus vobiscum! Pater Walters: Dominus Klofac S vobiscum!(Große Heiterkeit.)— Der Oberſtlandmar⸗ ſchall gibt wiederholt das Glockenzeichen.— Abg. Pater Wal⸗ ters: Dominus Klofac mag ſein, aber der ſpiritus ſanctus iſt nicht mehr bei ihm vorhanden.— Abg. Ingriſch: Klofac ſoll nach Serbien gehen!— Abg. Dr. Schreiner: Klofac wird Adjutant vom ſerbiſchen Kronprinzen!— Abg. Pater Walters beantragt zum Schluſſe Richtigſtellung des Protokolls, nament⸗ liche Abſtimmung und eine Zehnminutenpauſe,„damit Sie ſich“, ſagt er zu den Sechen,„beruhigen können. Sie ſind zu ſtark auf⸗ geregt, deshalb die Zehnminutenpauſe.“(Lebhafte Heiterkeit und ſtürmiſcher Beifall bei den Deutſchen.)— Abg. Dr. Stemberka ruft: Schämen Sie ſich!(Rufe bei den Deutſchen: Der Stem⸗ berka explodiert!)— Abg. Dr. Sombotka: Dominus vobiscum Dominus Wilhelmus II. vobiscum!— Abg. Dr. Stemberka: Zehn Minuten e in pace!— Abg. Dr. Ehoc: Amen! — Abg. Reichel t(deutſchradikal!: Der Landtag requiescat in pace!— Abg. Dr. Herold: Der ganze Landtag wird bald in Ruhe gehen.— Abg. Choc: Gelobt ſei Jeſus Chriſtus!— Abg. Pater Walters: In Ewigkeit Amen!(Lebhafter Lärm und Zwiſchenrufe.— O berſtlandmarſchall gibt das Glockenzeichen.)— Abg. Choc: Das war eine ſchöne Jungfernpredigt Hochwürden! Iſt ſie gelungen?— Abg. Choc: Natürlich!— Abg. Pater Walters: Ich danke Ihnen für ihre Zuſtimmung.(Lebhafte Heiterkeit.) — Engliſcher Kindermund. Vom unbewußten Humor der Kinder werden in einem Londoner Briefe des Meſſaggero einige hübſche Beiſpiele erzählt. Sehr oft ergeben ſich ſpaßhafte Bemer⸗ kungen von Kindern, wenn ſie eine bildliche Redewendung allzu 64085 III wörtlich nehmen. So hörte eimnal ein kleines Mädchen, wie ein Arst zum Vater ſagte, die Mutter wäre ſchon mit einem Fuß im Sarge, und eifrig rief es dazwiſchen:„Das iſt wicht wahr! Mama hat beide Füße im Bette, das habe ich ſelbſt geſehen!“ Ein Lehrer fragte eine Schülerin nach den Heldentaten Simſons und als die Kleine ſich nicht daran erinnern konnte mit was für einem Werkzeug er die Philiſter geſchlagen habe, wollte er ſie durch eine Ideenaſſoziation auf die richtige Fährte bringen, wie die moderne Pädagogik es lehrt, und zeigte mit dem Finger nach dem eigenen Kinn.„Was iſt das?“ fragte er— worauf die ganze Klaſſe im Chor rief:„Ein Eſelskinnbacken!“ einem ſehr geizigen Onkel lebte, ſah einen Windhund, deſſen Kör⸗ per vor Magerkeit faſt durchſichtig war, und bedauerte das arme Tier mit den Worken:„Armer Hund! Ob er auch bei einem Onkel lebt?“ Sehr ſpitzig war die Bemerkung, die das Töchberchen eines evangeliſchen Paſtors machte, als dieſer der Kleinen erklärte, daß ſeine Predigten ihm von dem lieben Gott in die Feder diktiert würden.„Ja, aber warum,“ fvagte ſie ihn,„mußt Du denn, wenn der liebe Gott die Predigten diktiert, ſoviel ausſtreichen und ver⸗ beſſern?“ Ein Politiker erklärte ſeinem kleinen Sohne, ein Tyrann wäre ein Mann, der die anderen zwinge, zu kun, was er wolle, ohne ſich nach ihren Wünſchen zu richten.„So,“ meinte der Kleine,„dann ſeid Ihr, Du und die Mama, alſo auch Tyrannen!“ — Ein ſchweigſamer Mann. Wilbur Wrights Schweigſamkeit fängt an, faſt ebenſo berühmt zu werden wie ſeine Rekordflüge. „Ich kenne nur einen Vogel, der ſpricht: das iſt der Papagei, der gerade kein großartiger Flieger iſt,“ ſo ſagte er eines Tages zu ſeiner Entſch uldigung. Wenn er einmal zufällig doch den Mund auftut, ſo haben ſeine Erklärungen umſo größeres Gewicht. So wird folgendes Geſpräch mit Lazare Weiller, der ihm eine halbe Milſion für die Abtretung ſeiner Rechte in Frankreich bezahlt hat, berichtet:„Wright, Sie können morzen Ihren Scheck abheben.“ Ein armer Junge, der bei N. — 5 . e ee es„ — ereeee 111 8 —— —— 2= ˖‚ — General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 11. Seite. J 88 ſbnnn,.. Hlaacdeengesfs eee f bee. 2„r 8 W e e btfenr Notorisch Wahr 05 * angen ahun tuger und eeeeeeeee Bere mA 8 Mhalz bt An l- An MHun.— bans we ee Men— mn ummnUu n E— ne, Senee eee, eenee n N. d Uufke Lufkfein 46 eeeee daülch mgeben dd 8281⁵ rermischter 5 Bilanz⸗ Prüfungen, ⸗Aufſtellungen Neueinrichten und Nachtragen der Bücher übernimmt unter Diskretion prakt. erfahrener Bücherreviſor. Gefl. Offert. unter 65782 an die Expedit. Suüddentsopes Immoblllen- dund Hypothekenbarsau Mannheim⸗Neckarau alle einſchlägig, Auträge ꝛc. zu zeitgemäß. Beding. ———TTTT Dauernder hoher Nebenverdienst durch den Verkauf v. 80055 Schreibmaschinen- Farbbändern Nur ganz gering.Kapital erforderl. 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Für eine halbe Million ſchienen das zu wenig Worte, und Lazare Weiller wollte an dieſem Tage etwas mehr erfahren. „Was werden Sie num tun, Wright?“ worauf Wright nachläſſig enwiderte:„Zunächſt, wenn ich Ihre Fahrer ausgebildet haben werde, will ich meinen Flug ſo einrichben, daß ich einfach von einem Brett oder von einer Schiene abſegele.“„Und dann?“ „Und dann habe ich die Abſicht, bevor ich abreiſe, noch einige Hoch⸗ flüge auszuführen.“„Wie hoch?“„Mein Gott!“ und der Blick Wrights erhob ſich zum Himmel empor,„ja, es gibt gar keinen Frund, daß ich nicht taufſend Meter hoch ſteigen ſollte.“ Lazare Weiller erſchien nicht im geringſten erſtaunt; dieſe Empfindung muß man ſich Wright gegenüber abgewöhnen, da er einen ſonſt verachten würde. Wright aber wurde faſt redfelig und fügte noch hinzu:„Uebrigens will ich Ihnen jetzt meinen Aeroplan mit Segeln zeigen, meinen Aeroplan ohne Motor. Man braucht gar beinen Motor, um zu fliegen.“ — Der Dichter im Kampf mit den Kannibalen. Jack Lon⸗ don, der belannte amerikaniſche Romanſchriftſteller, der auf kühnen Fahrten und Abenteuern die Stoffe zu ſeinen packenden Erzählungen findet, hat während einer Fahrt im Stillen Ozean ein merkwürdiges und gefahrvolles Erlebnis gehabt.„London, der mit ſeiner Frau zunächſt auf ſeiner eigenen Jacht reiſte, hatte ſein Schiff vor einigen Wochen verlaſſen und war auf einert Hleineren Fahrzeug weitergefahren, das eines Nachts nach der Malluaklippe verſchlagen wurde, die in der Nähe der furchtbaren Kannibaleninſel Malaita liegt. Nach den Berichten, die jetzt nach Sidney gelangt ſind, mußten der Dichter und ſeine Frau zwei Tage und zwei Nächte auf der einſamen Klippe aushalten, bevor ihr Schiff wieder flott wurde. Während dieſer ganzen Zeit um⸗ lagerten die menſchenfreſſenden Bewohner der Inſel, deren ſcheußliche Grauſamkeit ſelbſt die furchtbarſten Vorſtellungen noch überſteigt, in ihren Kandes den Felſen. Der Dichter war bis an die Zähne bewaffnet, aber die Wilden waren zahlreich und lauerten Tag und Nacht darauf, die Fremden im Schlaf über⸗ fallen zu können. So mußte denn beſtändig Wache gehalten wer⸗ den. Die Errettung ſoll London dem engliſchen Miſſionar Cauld⸗ field verdanken, einem der wenigen Miffionate im Stillen Ozean, der einigen Einfluß über die Eingeborenen von Ma⸗ laita hat. — JIn der Gletſcherwelt Alaskas. Ein Wunderreich von ein⸗ zigartiger Schönheit und Großartigkeit bietet ſich in den Glet⸗ ſchern Alaskas dar, die 15—20 000 engliſche Quadratmeilen, etwa drei Zehnſel des ganzen Gebietes, bedecken. An den Küſten⸗Ab⸗ hängen des Pazifiſchen Gebirgsſyſtems, in deſſen Mitte ſich das wild zerklüftete Hochgebirge der St. Eliasalpen auftürmt, ſtürzen aus einer Region von ewigem Schnee aus den noch gänzlich un⸗ herab. Es ſind hauptſächlich die Gletſcher von Pakutat Bay, die im letzten Jahrzehnt entdeckt und in den Jahren 1905 und 1906 durch zwei Expeditionen des bekannten amerikaniſchen Geologen Ralph S. Tarr gründlich erforſcht wurden. Der Begleiter Tarrs auf dieſen Reiſen, Benno Alexander, der ſich ebenfalls große Verdienſte um die Begründung dieſer ſo wenig bekannten Gebirgswelt erworben hat, gibt in„Ueber Land und Meer“ eine eindrucksvolle Schilderung dieſer eigenartigen Gletſcherbildungen und des grandioſen Naturſchauſpiels, das ſie darbieten. Die Eis⸗ wälle der ungeheuren Flutgletſcher ragen bis zu 300 Fuß ſteil auf und gleichen in ihren phantaſtiſchen Formen, mit Türmen, Kuppeln und Zinnen gekrönt, den jähen dräuenden Mauern einer Rieſenburg aus der Sagenzeit. Mächtige Felsblöcke löſen ſich unaufhörlich von ihnen ab und ſtürzen mit donnerndem Krachen ins Meer, als wollten ſie die Bewohner dieſer Märchenſchlöſſer durch eine wütende Kanonade gegen den verwegenen Eindringling verteidigen. Das endloſe, laut krachende Herabſtürzen und das wildbbewegte Aufbrauſen dieſer bald kriſtallklaren, bald ſchnee⸗ weißen, dann wieder tiefblau und dunkelgefärbten Eiskoloſſe ver⸗ urſacht hochgehende Ringwellen, die ſich mit rauſchender Bran⸗ dung an den benachbarten und gegenüberliegenden Geſtaden brechen. ſeewärts, und ebenſo feierlich kehren ſie in endloſer Prozeſſion wieder zurück, wenn ſich die Ebbe in Flut verwandelt. Am frühen Morgen des Nordens, wenn die Sonne über den Bergen auf⸗ ſteigt und die ſchlummernden Lichter in den Eismaſſen weckt, bis die Diamantenblitze im blendenden Wiederſchein auffunkeln, bietet dieſe gigantiſche Flotte den ſchönſten Anblick. Den Flut⸗ gletſchern nahe verwandt, aber ohne unmittelbare Verbindung mit dem Meer, iſt der große, eine Meile breite, nahezu ſtag⸗ nierende Eisſtrom, der den Namen„Verſteckter Gletſcher“ führt, weil er vom Ufer aus kaum bemerkbar iſt. Von da ſteigt die Zahl der eigentlichen Alpengletſcher empor, eine wild zerklüftete, ungeheure Welt, die bisher nur ganz wenig erforſcht worden iſt. In der Nähe des Nunatak⸗Fjords ſtürzt ſich über eine Stufen⸗ leiter ehemaliger Längsterraſſen von verſchwundenen Urgletſchern der Eiszeit der ſog.„Kaskadengletſcher“ talabwärts. Im Juli 1905 glitt ein ähnlicher Gletſcher aus ſeinem tauſend Fuß über dem Meeresſpiegel belegenem Tale und donnerte ins Meer hinab. Die Eislawine peitſchte die Wellen bis zu einer Höhe von 150 Fuß auf das benachbarte Ufer hinab und der Aufruhr der Natur war ſo groß, als wenn Erde und Meer in ihren Grundfeſten erſchüttert worden wären. Weſtwärts von PYakutat Bay und füdlich von den St. Eliasalpen erſtreckt ſich das ge⸗ Feierlich ſegeln die Eisberge am weſtlichen Ufer hin ſchers, ein Gletſchermeer, deſſen eigenartige Natur erſt vor einigen zwanzig Jahren richtig erkannt wurde, während bis dahin der Malaſpina als ein zur Bewegungsloſigkeit erſtarrter Eisſtrom galt. Die Oberfläche iſt eben, ſpaltenfrei und leicht paſſierbar; an den Rändern, auf dem das Eis bedeckenden und längſt verwitterten Geröll haben ſich im Laufe langer ungeſtörter Jahre, undurchdringliche dſchungelartige Dickichte von Erlen, Weiden, Pappeln und Nadelhölzern entwickelt. An gelegentlichen Lichtungen wachſen Gras und Farne mannshoch empor. Lupinen, Enzian und Eiſenhut blühen in bunter Pracht und unter den feuchtwarmen Seewinden und der Glut endloſer Sommertage reifen rieſige würzig duftende Erdbeeren. Dieſes über Eis und Stein blühende und duftende Leben iſt ſeit der erfolgreichen St. Eliasexpedition des Prinzen Luigi von Savoyen, Herzogs der Abruzzen, im Jahre 1897 oftmals mühelos durchquert worden. Zwiſchen den Reiſen von 1905 und 1906 waren große Veränder⸗ ungen in der Gletſcherbildung vorgegangen. Der Atrevida⸗Glet⸗ ſcher z. B. hatte ſich in zehn kurzen Monaten in ſeiner ganzen Breite, von den Firnen bis zum Ende, in ein unentwirrbares Chaos wildzerriſſener, bald tiefgeſpaltener, dann wieder hoch übereinander getürmter Eismaſſen verwandelt. Der mächtige Marvpinagletſcher hatte durch eine ganz gewaltige, unberechenbare und jähe Vorwärtsbewegung die ganze Oſtſeite des nahegelegeneſt Malaſpina zertrümmert. Durch den ungeheuren, von oben aus⸗ gehenden Druck wurden die Eismaſſen des Plateaus unwider⸗ ſtehlich aufgebrochen, vorwärts gedrängt und mit ächzendem Kra⸗ chen übereinander geſchoben oder auch über den Gletſcherrand hinausgedrängt. Tiefe Spalten klafften mit dumpfem Donner⸗ dröhnen auseinander; zahlreiche reißende Gletſcherſtröme bildeten ſich urplötzlich wie durch Zauberwerk. Die Augen des erſtaunten Beobachters erhielten einen ſeltenen Einblick in die geheimſten Werkſtätten der Natur. — Tafts Eiſenbahnunfall. Aus Newyork wird uns berichtet, Tafts„Windesflug“ durch ſeinen Heimatsſtaat Ohio hat eine jähe Unterbrechung erfahren: Der Eiſenbahnwagen, in dem er fuhr, iſt entgleiſt. Der dicke Präſident in ſpe ſprang in großer Beweglichkeit heraus und verkündete durch ein ſchallendes Ge⸗ lächter ſein vollkommenes Wohlſein. Das Gerücht, daß ein Atten⸗ tat auf das Leben Tafts vorliege, verbreitete ſich ſchnell, fand aber in nichts ſeine reale Unterlage. Als ein Wagen wieder in den Schienen ſtand, hielt der amerikaniſche Kandidat noch auf der Plattform eine Anſprache an ſeine Anhänger, in der er den Unfall für ein günſtiges Zeichen erklärte. Unter Beifalls⸗ rufen ſetzte ſich der Zug in Bewegung und Taft nutzte noch in waltige, etwa 1500 Meter hohe Eisplateau des Malaſpinoglet⸗ zwölf weiteren Anreden, die er auf verſchiedenen Halteſtellen hielt, das kleine Intermezzo aus. Feollen Müm Dixer, sburſ Hausburſche ſoſort geſucht. 65888 Gebr. egeend, „ 8. 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