was auf⸗ Ein⸗ nun urch In⸗ da⸗ tand tzten auf für ö äge⸗ deckt reiſe arg⸗ beut⸗ bei richt. u 12 war ſätze aus⸗ 60 7 ere⸗: Abonnement: 70 Wiennig monatlich. Bringerlobn z8 Pig. utonatlich (Badiſche Volkszeitung.) In ſerate: Die Colonel eZeile. 28 Pfg. Auswaruge Inſerate. 30 Die Reklame⸗Zeile.. 1 Mart Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung 5 in Manunheim und Umgebung. Anabhängige Tageszeitung. Täglich 2 Husgaben (ausgenemmen Seuntag) Eigene Redaktionsbureaus in Berlin und Aarlsruhe. Schluß der Inferaten⸗Annahme ür das Mittagsdlatt Morgens 9 Uchr, für das Abendblatt Nachmtttags 3 Uhr⸗ (Maungeimer Volksblatt.) Telegrantnt⸗Adreſſe: „General⸗Anzeiger Mannheim“ Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchbaltung 1449 Druckeret⸗ Bureau An⸗ nahme v. Druckarbetiten 841 Redaktton„377½ Expedttton und Verlags⸗ buchhandlung Nr. 323 Gesinnungsgenossenl Vor wenig mehr als Jahresfriſt iſt Großherzog Friedrich l. ſeinem dankbaren und treuen Volke entriſſen worden. Aber die Grundſätze ſeiner geſegneten Regierung leben fort in ſeinem Sohne und Nachfolger, zu dem wir voll Hoffnung und Vertrauen aufblicken, freudig ent⸗ ſchloſſen, wie bisher, ſo auch in Zukunft dem wahren Beſten unſerer engeren und weiteren Heimat alle anderen Intereſſen unterzuordnen. Das deutſche Reich war ſeit ſeinem Beſtehen ein feſter Stützpunkt des Weltfriedens. Es als ſolchen zu erhalten, darf als der einhellige Wille des deutſchen Volkes gelten. Den um uns zuſgammengetragenen Zündſtoff vor Enkladung zu be⸗ wahren, iſt eine der vornehmſten Aufgaben eine⸗ kraftvollen Reichspolitik. Dieſelbe darf aber nicht nach perſönlichen Impulſen, ſondern nur nach ſachlichen Geſichtspunkten geleitei werden. Unter dieſer Vorausſetzung wird dann auch die ganze Nation, wenn je ihre Lebensintereſſen oder ihre Ehre bedroht werden ſollten, einmütig hinter ihren Führern ſtehen und zu jedem Opfer bereit ſein, um die Errungenſchaften großer Zeiten zu ſichern. Die Zerriſſenheit der deutſchen Parteiverhältniſſe muß der Sammlung der Parteien nach großen vater⸗ ländiſchen Geſichtspunkten weichen. Die finan⸗ zielle Not des Reiches kann nur gehoben werden, wenn mehrere Gruppen das ſonſt ſie Trennende zurückſtellen und entſchloſſen und uneigennüßig zuſam⸗ menarbeiten! Freilich, wer mittels der Reichspolitik auch andere als vaterländiſche Zwecke verfolgt, oder wer die Grund⸗ lagen unſerer ſtaatlichen Ordnung verwirft, der muß bei Seite ſtehen. Von dieſen Gedanken ausgehend treien wir ein für die Aufrechterhaltung der ſeit dem 18. Dezember 1906 beſtehenden Gruppierung der Parteien im Reiche. Sie hat ſchon gute Arbeit geleiſtet und ſteht nun vor einer überaus bedeutungsvollen Aufaabe: Der beſchleunigten Regelung der Reichsftnanzen. Rur wenn dieſe unter Mitwirkung der heute maßgebenden Parteien gelingt, kann die Wiederkehr der unglück⸗ lichen Zuſtände vor der Reichstagsauflöſung verhindert werden. Das Zentrum rechnet auf ein Zer⸗ würfnis innerhalb der Blockparteien oder zwiſchen dieſen und der Reichsleikung und wäre wahrſcheinlich bereit, diejenige Finanzpolitik zu machen, die zu machen der Block ſich weigern würde. Aber es würde ſeine Bedingungen ſtellen und dem Reiche aufs neue ſeinen Willen aufzwingen. Drum gilt es, daß der Block die vorwiegend auch aus Schuld des Zentrums zerfahrenen Reichsfinanzen wieder auf einen geordneten Boden ſtellt. Die Bedeutung der Aufgabe muß die vereinigten Parteien zum gegenſeitigen Verſtehen und Nachaeben zuſammenführen. Wenn dabei die Einführung einer direkten Reichs⸗Beſteuerung nicht umgangen werden kann, ſo muß jedenfalls den Intereſſen der Efnzelſtaaſen ausreichend Rechnung getragen werden. Schon bisber waren bei der Unſicherheit der Anforderungen des Reiches die einzelſtaatlichen Finanzen allzu⸗ ſehr in Mitleidenſchaft gezogen. Auch da tut Abhilfe not denn auch unſer engeres Heimafland bedarf der Ruhe und Stetig⸗ keit in der Entwichefung ſeiner Hausbaltsmittel. Warten doch auch bei uns deinoliche Angelegenbeiten ißrer Erlediauna! Mie Pflege und nachbaltige Förderung der wirtſchaftlichen Intereſſen in Lapdwiriſchaft und Gewerße, ſowie die kulturellen Redfirf⸗ niſſe erfordern bedeutende Mittel: namentſich ſollen künftie mebr als ßisber den bedfirrligen Kreiſen und emejnden ſtaat⸗ liche Unterſtützungen zur Erbauung von Schulhäyuſern, Maſ⸗ ſerlentungen, zu Wegebauten und dergleichen mehr bewilligt werden. Das neue Vermögensſteuergeſetz und deſſen Fortwirkung auf die Gemeindebeſteuerung hat lebhafte und allgemeine Klagen über unerwartete Härken, be⸗ ſonders über zu ſtarke Belaſtung der Grund⸗ und Hausbeſitzer hervorgerufen. Dieſen muß nachgegangen, u. namentlich muß ein⸗ gehend geprüft werden, ob nicht der Grund⸗ und Hausbeſitz in einzelnen Gemeinden zu hoch eingeſchätzt, und ob nicht dieſe Steuerwerte allgemein im Veraleich zu den Einkommenſteuer⸗ kapitalien und zum Kapitalvermögen zu ſtark herangezogen Montag, 9 November 1908. ſind, ſowie inwieweit ein Abzug der Schulden gewährt werden kann, nachdem die Verſagung dieſes Abzuges über Erwarten ungünſtig gewirkt hat. Um auch die durch die Zeitverhältniſſe gebotene Verbeſ⸗ ſerung in den Bezügen der Pfarrer zu ermöglichen, wurde den Kirchen die Erhöhung der Sätze der allgemeinen Kirchenſtener eingeräumt. Der betr. Geſetzentwurf wurde in der zweiten Kammer einſtimmig angenommen. Einmütig hat alſo die Volksvertretung die Notwendigkeit dieſer Verbeſſerung aner⸗ kannt und den geſetzgeberiſchen Weg dazu eröffnet. Das Zen⸗ trum und einige Konſervative fürchten eine durch die Erhöhung der Kirchenſteuer entſtehende Mißſtimmung und haben ſchon im Voraus die Verantwortung dafür der Regierung und den anderen Parteien zuſchieben wollen. Vergeblich! Denn wenn die Kirchen zur Aufbeſſerung der Pfarrgehalte Geld brauchen, muß dieſes von den Steuerzahlern aufgebracht werden. Dieſen kann es keinen Unterſchied machen, ob das im Wege der Er⸗ höhung der ſtaatlichen oder der kirchlichen Beſteuerung geſchieht. Dabei entſpricht es der im Geſetze vom 9. Oktober 1860 den Kirchen garantierten Selbſtändigkeit mehr, wenn ſie die feh⸗ lenden Mittel nach eigener Entſchließung von ihren Ange⸗ hörigen erheben können, als wenn ſie dieſe Mittel im Wege der erbetenen ſtaatlichen Dotation jeweils auf mehrere Jahre oder nur von Budgetperiode zu Budgetperiode bewilligt erhallen. Die Klagen über mangelnde Parität in der ſtaatlichen Dotierung der Kirchen ſind ferner nur zum Stillſchweigen zu bringen, wenn die Kirchen in die Lage verſetzt ſind, daß Maß der erforderlichen Mittel ſelbſt zu beſtimmen und dieſe Mittel unmittelbar zu erheben. Endlich iſt es ein Gebot der Gerechtigkeit, daß die Angehörigen einer feden Konfeſſion nur diefenigen Miktel auf⸗ bringen müſſen, welche für ihre Kirche erforderlich ſind. Durch die neue Beamtengeſetzgebung ſind das Beamtenrecht und die materielle Stellung der Be⸗ amten in mehrfacher Beziehung neu geordnet worden. Es iſt den Landſtänden gelungen, die Vorſchläge der Regierung in einer Form zur Annahme zu bringen, daß die berechtigten Be⸗ ſchwerden der etatsmäßigen Beamten beſeitigt und ihre Bezüge mit den veränderten Preiſen der Lebensmittel wieder in rich⸗ tiges Verhältnis gebracht ſind. Die Ruhe⸗ und die Verſor⸗ gungsgehalte der Hinterbliebenen der etatmäßigen Beamten ſind nicht unerheblich verbeſſert, und die Vergütungen und Löhne der nichtetatmäßigen Beamten und Lehrer ſowie der ſtaatlichen Arbeiter ſind erhöht worden. Die Partei wird ſich eifrig bemühen, im kommenden Landtag eine abermalige Beſſer⸗ ſtellung auch der Hauptlehrer herbeizuführen und den berech⸗ tigten Wunſch nach Einreihung derſelben in den Gehaltstarif zur Erfüllung zu bringen. Der nächſte Landtag ſoll nach der Erklärung der Regierung ſich mit Vorlagen wegen der Aenderung der Gemeinde ⸗ und Stäbteordnung zu beſchäftigen haben. Die Partei wird dabei im Sinne eines weiteren freiheitlichen Ausbaues der Selbſtverwaltung mit⸗ arbeiten. Wir lehnen es ab, die direkte Wahl der Bürger⸗ meiſter und Gemeinderäte in allen Gemeinden einzuführen, halten aber für unbedenklich, wenn dieſes Wahlſyſtem in allen Gemeinden mit unter 4000 Einwohnern eingeführt wird. Für die Wahl der Bürgerausſchußmitglieder und der Stadtverord⸗ neten ſollen die Klaſſen in der Weiſe eingeteilt werden, daß ein Sechſtel die erſte, zwei Sechſtel die zweite und drei Sechſtel die dritte Klaſſe bilden. Gemeinderäte, Bürgerausſchußmitglieder, Stadträte und Stadiverordnete ſollen nach dem Proportional⸗ wahlverfahren gewählt werden. Die Befugniſſe der Bürgeraus⸗ ſchüſſe und der Stadiverordneten ſollen namentlich in der Rich⸗ tung eines verſtärkten Initiativrechtes erweitert werden. Auf dem Gebiete der Bolksſchule muß für eine möglichſt beſchleunigte Durchführung der auf dem borletzten Landtage beſchloſſenen Aenderungen des Elemenkar⸗ Unterrichtsgeſetzes und des darauf fußenden neuen Unterrichts⸗ planes geſorgt werden. Wir ſind überzeugte Freunde einer erweiterten Volksbildung ohne jeden Vorbehalt und weiſen des⸗ halb alle verdeckten oder offenen Verſuche, den geplanten Fort⸗ ſchritten in den Weg zu treten, mit Entſchiedenheit zurück. Geſinnungs genoſſen! Wir haben einen Wahkkampf vorſube eiten, der von den Gegnern mit Aufbietung aller Kräfte geührt werden wird. Ene iederlage würde unſer Heimatland in die Geſahr einer Zentrunsherrſchaft bringen. was das deutſche volk in vaterländlſcher Begeiſterung im Januar toor vom Veiche abgeſchüttelt, darf der badiſchen mosbach, den 7. November 1908. eimat ni ht aufer egt werd n. Drum reicht uns die Band zum entſchleſſenen Handeln! (Mittagblatt.) Baden ſtand vor Jahrzehnten an der Spitze, muß ſich aber heute bemühen, andern deutſchen Bundesſtaaten in der Entwicklung des Volksſchulweſens nachzukommen. Dabei kann und ſoll ohne Ueberſtürzung und in Anpaſſung an die örtlichen Ver hältniſſe vorgegangen werden. Wo die durch die Volksſchul den Gemeinden auferlegte finanzielle Laſt im Hinblick auf die Lage des Gemeindehaushaltes zu ſchwer erſcheint, ſoll durck eine auf dieſem Gebiete beſonders weitgehende Staatsunter ſtützung geholfen werden. Mit dieſen Sätzen wollten wir nur eini ge Richtungs⸗ punkte hervorheben, wie ſie aus der Haltung unſerer Frak⸗ ion im vergangenen Landtage entnommen werden lönnen und unſere volle Zuſtimmung finden. Die Aufſtellun geine? Programms wird zeitig vor den Wahlen erfolgen. Zunächſt tut Anderes not! Ueber eine Reihe von Fragen gehen die Meinungen inner⸗ halb der Partei auseinander. Die öffentliche Erörterung der widerſprechenden Anſchauungen in der Preſſe und in Ver ſammlungen iſt für liberal geſinnte Männer ſelbſtverſtändlich Das darf keine Bedenken erregen. Wir verlangen von unſeren Geſinnungsgenoſſen nicht Unterwerfung der eigenen unter ein fremde Anſchauung, und hoffen, daß eine offene Ausſprache wie ſchon früher, ſo auch künftig wieder die erwünſchle Klärung bringe und ſchließlich zu einheiklichem Vorgehen führe. Dafür bürgt uns die allen unſeren Geſinnungsgenoſſen gemeinſchaft⸗ liche Ueberzeugung, daß eine Mittelpartei wie die unſere ſo notwendig iſt, wie nur je, und daß dieſe Partei ihre tungsvolle Aufgabe nur erfüllen kann, wenn ſie getreu bewährten Grundſätzen und den ruhmvollen Taken der daß gegangenen Generation; das Vaterland über die Partei ſtellt, die Entſcheidung nur aus rein ſachlichen Gründen trifft, in politiſchen Fragen einem beſonnenen Fortſchritt huldigt jebe religiöſe Ueberzeugung achtet, in wirtſchaftlichen Dingen den zum Wohle des Staats ganzen unumgänglichen Ausgleich der widerſtreitenden Intereſſen ſucht, den neu herantretenden ſozialen Aufgaben mit offen Blick und weitherzig entgegenkommt, 122 neben Fragen dieſer Art aber auch allen geiſtigen un ideellen Fragen ihre volle Aufmerkſamkeit zuwendet. jede Einſeitigkeit meidet, ſich nicht leiten läßt von den Empfindungen nur einzelner Gruppen oder Klaſſen, ſon dern von dem Bewußtſein, daß allen Staatsbürger gleiches Recht, gleicher Schutz, gleiche Fördernng un gleiche Achtung zukommt. 7 hochtönende Schlagworte und leere Demonſtrationen mei det. nicht nach Popularität haſcht, ſondern in praktiſcher Arbeit dem Volkswohl dient, und endlich in allem ihrem Tun und Laſſen der Wahr — tren bleibt und in dem Gegner den Mitbürger achtet.. In dieſen Zielen ſind wir alle einig. Aberes iſt Zeit, daß wir uns dieſer Einmütigkeitwieder mehr erinnern. Das wird uns enger zuſammenſchließen, Freude an der gemeinſamen Arbeit heben und uns wieder arbeiter aus allen Kreiſen ſammeln. 5 Unddieſe Arbeitiſtes, die jſetztunverwei und überall im Lande in Angriff genommen werden muß. Man ſoll uns nicht länger die andern Par⸗ teien als Muſter vorhalten können. Wir haben die Kräfte dazu; es gilt nur, ſie in richtiger Weiſe und am rechten Orte zu gebrauchen. Was im Jahre 1905 unſere Partei mit de demokratiſchen, der freiſinnigen und 55 national⸗ſozialen Partei zum Bunde zu⸗ ſammengeführt hat, ſoll auch jetzt wieder maßgebend ſein, wenn es ſich darum handelt, den Kampf der liberalen Parteien unter einander zu berhindern. Die Erfahrungen der letzten drei Jahre haben die Richtigkeit jener Bündnispolitil nicht widerlegt. Wir ſind bereit, uneigennützig und kreu wi bisher, den Bund zu erneuern. So geeint und gerüſtet würde der Liberalismus deſto kraftvoller die gemein⸗ ſamen Gegner zur Rechten wie zur Linken 30 bekämpfen in der Lage fein. * her auen Auhnd dr Milnnatbakn uattt Ab, 2. Seile. Geueral⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 9. November. Landesverſammlung der National⸗ liberalen Partei Badens. (Eigener Bericht.) 2Mosbach, 7. November. Engerer Ausſchuß. Landesverſammlung ging im Gaſthaus Sitzung des Engeren Ausſchuſſes voraus, welche der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Abg. Dr. Ob⸗ krrcher, mit einer herzlichen Begrüßung eröffnete. Nach geſchäftlichen Mitteilungen wurden Wahlvorſchläge an die Laudesverſammlung beruten. Aus dem Zentralvorſtand der Geſamtpartei ſind infolge Krankheit Abg. Wayer⸗Mann⸗ heim und infolge Todes 1. Staatsanwalt Ju nghanns⸗ Mannheim ausgeſchieden. An ihre Stelle wurden Abg. Dr. Obkircher und Stadtrat Kölſch⸗Karlsruhe vorge⸗ ſchlagen. Aus dem Engeren Ausſchuß der Landespartei ſind infolge Todes ausgeſchieden 1. Staatsanwalt Junghanns und Stadtrat Hirſchhorn ⸗Mannheim, für welche Schmucker⸗Meßkirch und Adjunkt Junker⸗Bonndorf vorgeſchlagen wurden. Der Engere Ausſchuß erklärte ſich mit dieſen Vorſchlägen einverſtanden. Nach Mitteilungen über die Beſtellung des neuen Parteiſekretärs in der Perſon Dr. Ja⸗ cobi's⸗Solingen wurde die Anſprache des Engeren Ausſchuſſes an die Parteimitglieder des Landes beraten. Es folgte noch eine Vorbeſprechung über die Tagesordnung der Landesver⸗ ſammlung, worauf kurz vor 6 Uhr die Beratungen des Engeren Ausſchuſſes geſchloſſen wurden. *** Die erſte geſchloſſene Ve ſammlung. Die Landesverſammlung der nationalliberalen Partei wurde 47 Uhr in der„ſtädtiſchen Turnhalle“ er⸗ öffnet. Den Verhandlungen wohnten Vertreter der Partei aus allen Teilen des Landes bei; beſonders zahlreich ſind die Dele⸗ gierten aus dem Hinter⸗ und Unterland erſchienen. Die Mit⸗ glieder der Landtagsfraktion ſind faſt vollzählig erſchienen. von den Mitgliedern der 1. Kammer ſind anweſend Bürger⸗ meiſter Weiß⸗Eberbach, Stadtrat Boe ckh⸗ Karlsruhe und Hofſchuhmachermeiſter Bea⸗ Freiburg. Die Verſammlung eröffnet der Vorſitzende des Engeren Ausſchuſſes, Dr. Obkircher, der in ſeiner Begrüßungs⸗ anſprache u. a. ausführte: Wir ſind hierher gekommen, um eine Ausſprache über poli⸗ liſche Dinge zu pflegen. Durch die Ereigniſſe der letzten Wochen liſt ja Anlaß genug gegeben zur Ausſprache auf dieſem Parteitage. Reichlich hat ſich der Stoff angeſammelt. Das Bedürfnis nach der Ausſprache iſt in allen Kreiſen des Landes ein großes, damit wir uns einigen und wieder ſchlagkräftig werden für die Arbeit der nun folgenden Monate. Ich will aber ſofort zu den geſchäftlichen Mitteilungen An geſchäftlichen Mitteilungen habe ich zunächſt zur daß es uns gelungen iſt. einen Partei⸗ ſekretär anzuſtellen. Dr. Obkircher ſtellt den neuen Partei⸗ ſekretär vor, mit dem Wunſche, daß es ihm in kurzer Zeit gelingen wird, ſich in die badiſchen Verhältniſſe einzuleben und ſich da⸗ durch in den Stand zu ſetzen, eine fruchtbkingende Tätigkeit zu entfalten, und ſo Vieles nachzuholen, was leider in den letzten Monaten verſäumt worden iſt. Obkircher fährt fort: Ich trete zum erſten Male in meiner Eigenſchaft als Vorſitzender des engeren Ausſchuſſes vor Sie. Dr. Binz iſt von ſeinen Aemtern zurückgetreten. Er will die weiter ihm, noch bleibende Zeit ſich ſeinem Berufe und ſeiner Familie widmen, indem er glaubt, daß er in den langen Jahren genügſam ſeine Kräfte in die Dienſte der Partei geſtellt hat und daß er nun auch berechtigt ſei, ſich in den politiſchen Ruheſtand zurückzuziehen. Einem ſolchen Ent⸗ ſchluß muß ſich die Partei fügen, aber indem wir dieſes tun, iun wir dieſes mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß es geſchehen iſt, und mit dem Wunſche zugleich, daß es unſerem bis⸗ herigen Führer Binz vergönnt ſein möge, ſeinem Berufe, ſeiner Arbeit und ſeiner Familie noch lange Jahre erhalten zu bleiben, daß er aber auch bereit ſein wird, in der kommenden Zeit ſeine immer noch bedeutende und meiner Anſicht durchaus nicht ge⸗ minderte Arbeitskraft dann, wenn es darauf ankommt, wieder uns zur Verfügung zu ſtellen, im Rat uns zu helfen und in der Tat nicht beiſeite zu ſtehen. Ich glaube der Ueberzeugung Aus⸗ druck geben zu können, daß dem auch ſo ſein wird. Wir haben allen Grund, unſerem bisherigen Führer den herzlichſten Dank auszuſprechen für das, was er für die Parkei getan hat.(Bravo.) Uneigennützig, opfermütig und unter Hintanſetzung eigener In⸗ tereſſen hat er für die Partei ſehr Wichtiges geleiſtet. Dieſen Dank wollen wir in dieſem Augenblick zum Ausdruck bringen. (Brapo.] Sbkircher teilt dann noch einige Vorſchläge des Engeren Ausſchuſſes mit: Aus dem Zentralvorſtand des Reiches iſt ausgeſchieden: Abg. Emil Mayer, der durch. ſein körper · liches Befinden gehindert iſt für die Partei wie bisher tätig zu Der heutigen „zur Krone“ eine übergehen. Kenntnis zu bringen, fſein. Weiter iſt Staatsanwalt 85 unghan n8, der in frühen Jahren einem heimtückiſchen Leiden erlegen iſt, ausgeſchieden. Die Partei hat in dieſem Manne viel verloren. An Opfer⸗ mütigkeit, an Treue und an Entſchiedenheit der Gefinnung und an Freimut in der Vertretung dieſer Geſinnung iſt er von nie⸗ mand übertroffen worden. Er hat uns viel genützt durch die Art und durch die Freudigkeit ſeiner politiſchen Betätigung. Wir wollen ihm ein treues und dankbares Andenken bewahren. Als Erſatzmänner ſchlägt der Engere Ausſchuß vor: Stadtrat Kölſch und Dr. Obkircher.(Beifall.— Die Verſammlung erklärt ſich mit dieſen Vorſchlägen einverſtanden.) Im engeren Ausſchuß der Landespartei, dem auch Tungbanns angehörte, haben wir weiter durch den Tod verloren Stadtrat Hirſch⸗ Jor-Mannheim. Auch dieſer Mann hat nach ſeinem beſten Können und treu ſeine Aufgabe erfüllt. Er iſt einer der Eifrigſten geweſen, wenn es galt die Intereſſen der Partei zu wahren. Auch ihm werden wir ein treues Andenken bewahren. Statt dieſer Ausgeſchiedenen ſchlägt der engere Ausſchuß vor: Schmucker⸗Meßkirch und Adjunkt Junker⸗Bonndorf. (Beifall.— Die Verſammlung erklärt ſich mit dieſen Vor⸗ ſchlägen einverſtanden.) Alsdann ſchlägt Obkircher zum 1. Vor⸗ ſizenden der Landesverſammlung Dr. Wilckens, zum 2. Vor⸗ ſizenden Abg. Wittum vor, womit ſich die Verſammlung eben⸗ falls einverſtanden erklärt. Begrüßungsanſprache des Vorſitzenden. Der Vorſitzende der Landesverſammlung Dr. Wilckeng, dankt für die Wahl und für die liebenswürdige Weiſe wie Dr. Sbkircher ſeinen diesbezüglichen Antrag motiviert hat, und übernimmt dann den Vorſitz mit etwa folgender Anſprache: Ich erlaube mir zunächſt Sie alle, die Sie heute in dem ſchönen Mosbach ſich eingefunden haben, aufs freundlichſte zu pegrüßen. Als ſeinerzeit der Vorſchlag gemacht wurde, Mosbach zum Ort der Landesverſammlung zu wäblen, ſind Bedenken gel⸗ tend gemacht worden wegen der Beſchickung der Verſammlung. Aber die Erfahrung zeigt, daß die Parteifreunde aus allen Teilen des Landes hierher gekommen ſind. Ich glaube, wir dürfen hierüber unſere Befriedigung ausſprechen. Redner dankt den Mosbachern für ihre überaus entgegenkommende Aufnahme der Delegierten und fährt dang fort: Man hat in verſchiedenen Zei⸗ tungen von Meinungsverſchiedenheiten im Schoße der Parteileitung ſprechen hören. Nun die Meinungen gehen wohl hin und her, und es wäre ein ſchlechtes Zeichen, wenn alles ſo einmütig zugehen würde. Aber wenn geltend gemacht wor⸗ den iſt, in der Parteileitung ſei nicht alles ſo, wie es ſein ſollte, ſo muß ich dem entſchieden widerſprechen. Das Ausſcheiden un⸗ ſeres Freundes Binz hängt mit ganz anderen Dingen zaſam⸗ men. Ich habe mich wiederholt mit Binz darüber ausgeſprochen. Es' ſind rein perſönliche Erwägungen geweſen, die Binz zu ſeinem Rücktritt führten. Er iſt aber auch der Erſte ge⸗ weſen, welcher die Erklärung abgab, daß er voll und ganz damit einverſtanden ſei, daß Obkircher nunmehr die Führung über⸗ nehme.(Beifall.) Es hat bezüglich dieſer Frage überhaupt keine Differenz beſtanden; ein jeder iſt der Meinung geweſen, daß Obkircher in dieſer kritiſchen Zeit der Vorſitz übertragen wird. (Beifall.) Wir können ihm wirklich die Steuerung unſerer Partei in dieſer ernſten Zeit ruhig in die Hand geben. Wir haben die Ueberzeugung, daß es ihm gelingen wird, die Partei ſtets ſo zu leiten, wie es der Ehre und dem Anſehen des Landes ent⸗ ſpricht.(Beifall.) Wir wollen heute unſerem neuen Führer die Erklärung abgeben, daß er unſer vollſtes Vertrauen beſitzt und daß wir wünſchen, daß unter ſeiner Führung die Partei weiter blühe, wachſe und gedeihe.(Stürmiſcher Beifall.) Die Reichsfinanzreform. Reichstagsabgeordneter Geh. Reg.⸗Rat Beck⸗Heidelberg erhielt hierauf als erſter Referent das Wort zu ſeinem Vor⸗ trag:„Unſere Parteiunddiekommende Reichs⸗ tagsſitzung, insbeſondere die Reichsfinanz⸗ reform“. Er führte hierbei nach einem kurzen Rückblick auf die verfloſſene Reichstagstätigkeit u. a. aus: Im Vordergrund des Intereſſes der letzten Woche ſtand jener Zwiſchenfall des Kaiſer⸗Interview, jenes Ereigniſſes, das unſer ganzes Volk erzittern machte und in eine Aufregung verſetzte, von der man eigentlich nicht ſagen kann, ob ſie mehr der Entrüſtung über die Läſſigkeit entſprang, die in unſeren Reichsämtern zutage getreten war, oder dem Ent⸗ ſetzen über die ſchwere Blamage und den empfindlichen Schlag, den unſer Anſehen im Auslande erlitten hat, oder ob es gacr miteinſtimmen wollte in das Gelächter des Auslandes. Ich will den Verhandlungen des Reichstags nicht vorgreifen. Wie die Er⸗ ledigung der Angelegenheit ſich abſpielen wird, das kam ich heute noch nicht ſagen, aber mit Baſſermann kann ich die Verſicherung abgeben dürfen, daß geſagt werden wird, was geſagt werden muß. (Lebh. Beifall.) Die Hauptaufgabe des Reichstages wird beſtehen in der endlichen Sanierung unſerer Reichsfinanzen. Gerade über dieſe Angelegenheit zu ſpre⸗ chen iſt wiederum eine außerordentlich ſchwierige Aufgabe. Auch hier ſchwierig in der Sache, aber auch ſchwierig in der Zeit. Als wir im Frühjahr auseinandergingen, war wohl die Tendenz gegeben, nach der die Heilung des Uebels, das ſeit Jahren un⸗ ſeren Staatshausbhalt zu einem gewiſſen Siechtum verurteilt hat, erfolgen ſollte. Aber die Mittel und Wege waren noch in ein gewiſſes Dunkel gehüllt. Man ſuchte und verſuchte da und dort die Quellen aufzudecken, aus denen die Mittel geſchöpft werden könnten. Lange Zeit hat ja die Regierung dazu gebraucht, um ſchlüſſig zu werden zu ihren Vorſchlägen, und lange hat ſie ihr Geheimnis bewahrt. Erſt jetzt ſind die Vorlagen dem Reichs⸗ tage zugegangen, und ich geſtehe offen, auch heute wird es ſchwer ſein, ſich in die Beſtimmungen der einzelnen Geſetze einzulaſſen und Ihnen die einzelnen Vorſchriften und die Neuerungen, die ſie bringen, darzulegen. Auf der anderen Seite iſt es aber auch begreiflich, daß, wenn die Regierung ſolange Zeit gebraucht hat, es nun auch den Abgeordneten vergönnt ſein möge, ihrerſeits nun ein recht gründliche Prüfung eintreten zu laſſen, die Frage einem eingehenden Studium zu unterziehen und dann erſt ihre endgiltige Stellung zu nehmen und zu bekunden. Eines wird wohl ſchon heute verlangt werden können, eines wird ſchon heute unſere Partei von der Fraktion fordern dürfen, daß ſie die Richtlinien aufſteckt, nach welchen ſie die einzelnen Steuerfragen beurteilen will. Es iſt im September d. J. geweſen, daß die Reichsregie⸗ rung wenigſtens nach einer Seite hin den Schleier etwas ge⸗ lüftet hat, den ſie über ihre Vorlagen ausbreitete, und man hat damit wenigſtens ſchließen und vermuten können, nach welcher Richtung ſich die Vorſchläge bewegen würden. Da war es vor allem der eine Gedanke, der als der hauptſächlichſte und maß⸗ gebendſte für die ganze Reform in den Vordergrund geſtellt wor⸗ den iſt, der Gedanke, daß wir, um unſern Reichshaushalt in das nötige Gleichgewicht zu bringen, die Einnahmen und Aus⸗ gaben in ein entſprechendes Verhältnis ſetzen müſſen. Die Reichsregierung hat ſelbſt bekundet, daß in den Ausgaben künftig eine weiſe Sparſamkeit geübt werden muß. Und wenn wir der Regierung in irgendeinem Punkte zuſtimmen können, ſo iſt es gerade dieſer. Es wird Pflicht des Reichstages ſein, gerade den kommenden Reichshaushalt auf dieſen Geſichtspunkt hin näher zu prüfen. Denn es muß geſagt werden, daß Zwecken Gelder zugewendet werden, die wir nicht unbedingt anerkennen können: Es können auf dem Gebiet der Militärverwal⸗ tung Erſparniſſe gemacht werden.(Lebhaftes ſehr richtigl) Wir müſſen hier an das Wort des Reichskanzlers erinnern, daß gerade noch auf dieſem Gebiete manche Ausgaben vorhanden ſind, die vermieden werden könnten. Aber es ſind noch andere Ge⸗ biete. Wenn es jedoch heißt, daß die Reichspoſtverwaltung zu den Luxusverwaltungen gehört, ſo mag das in manchen Dingen richtig ſein; man kann namentlich ſparen, wenn man vielleicht in der Umwandlung von Poſtagenturen in Poſtämter etwas vorſichtiger vorgeht, wenn man die Reiſen zur Inſpektion etwas mehr einſchränkt, wenn man die Inſpektionen ſelbſt etwas mehr dezentraliſtert, ſo mag wohl noch einiges erſpart werden können. So viel wird dies aber kaum ausmachen. Die Haupterſparniſſe werden zu machen ſein auf dem Gebiete der Militärverwaltung und wohl auch auf dem Gebiete unſeret Kolonien. Wir müſſen aber auch darauf dringen, daß die weiſe Sparſamkeit nicht hem⸗ meud und lähmend einwirkt auf unſere wirtſchaftliche Entwick⸗ lung. Das iſt ein Gedanke, der namentlich für unſere Kolonien inbetracht kommt. Es iſt aber noch ein zweiter Gedonke, welcher von der Ne⸗ gierung geltend gemacht worden iſt, das iſt die Einſchränkung unſerer Schuldenlaſt und die plaumäßige Dil⸗ gung unſerer Schulden. Die Laſt der Zinfen für unſere Schulden iſt beute eine ſe große, daß wenn wir rechtzeitig Sazu übergegangen wären, im Reiche neus Einnahmen en ſchaffen, wir in den vergamenen Fahren nicht mehr an Einnahmen hätten, ols bente für Zinſen völig iſt. Die aleg N iſt die Frankenſtein'ſche Klauſel geweſen, die man ſeinerzeit dem Fürſten Bismarck aufgedrungen hat. Die Abſicht und das Ziel des Reichskanzlers, das Reich nicht mehr als Koſtgänger der Einzelſtaaten figurieren zu laſſen, iſt durch die Politik des Zen⸗ trums verhindert worden. Man wollte das Reich nicht zu Ver⸗ mögen kommen laſſen, man wollte es ſtändig in der Hand haben. und zwingen zur Rückſicht auf die Einzelſtaaten, um es von dieſen in ſeiner Finanzgebarung abhängig ſein zu laſſen, weil man glaubte, auf dieſe Weiſe den Beſtand der Einzelſtaaten gegenüber dem Gewicht und der Bedeutung des Reiches ſichern zu ſollen. Wohl hat man im Laufe der folgenden Jahre den Fehler ein⸗ geſehen. Man hat wohl auch die Ueberweiſungen gekürzt, man hat einen Teil dieſer Ueberweiſung für die Schuldentilgung re⸗ ſerpiert. Aber was haben alle dieſe Maßnahmen genützt, wenn ſchließlich keine Ueberweiſungen mehr übrig geblieben ſind? Welche Folgen das auf die Finanzgebarung der Einzelſtaaten davon können ja die Abgeordneten der Einzelſtaaten ein Liedlein ſingen. Aus Schonung für die Einzelſtaaten hat man immer mehr Dinge auf Anleihen genommen, die man bei ver⸗ nünftiger und hauswirtſchaftlicher Behandlung niemals aus An⸗ leihen gedeckt hätte. Nun ſtehen wir vor der beſchämenden Tatſache, daß nicht nur im Inlande, ſondern auch im Aus⸗ lande die Leiſtungsfähigkeit des deutſchen Reiches bezweifelt wer⸗ den kann. Es muß mit der Schuldenwirtſchaft ein Ende gemacht werden, es muß aber auch vor allen Dingen dafür geſorgt wer⸗ den, daß wir die beſtehenden Schulden tilgen. Daß das alles bedeutende Mittel erfordert, darüber beſteht ja kein Zweifel. Die Regierung hat denn auch den feſten Willen, dieſem Uebelſtande ein Ende zu machen und ſie ſucht das auf dem alten Wege, daß ſie eben dem Reiche die indirekte Beſteuerung weiter überlaſſen will, daß ſie aber den Einzelſtaaten mit einer Ausnahme das Gebiet der direkten Steuer überläßt. Wenn man als Beweis, daß das Reich ſchon jetzt die direkte Steuer ergreift, auf die Tantiemenſteuer verweiſt, ſo kann in jener Art der Beſteuerung wohl eine direkte Steuer erblickt werden, aber die Art, wie dieſe Steuer erhoben wird, läßt ſchließlich zuge⸗ ſtehen, daß man dieſe Steuer noch immer als eine Stempelabgabe bezeichnen kann. Die Regierung führte aus, daß das Reich die Macht iſt, die in unſerem ganzen Staatsweſen die wirtſchaftliche Betätigung gewährleiſtet und daß ſie aus dieſer Grundleiſtung heraus, an der alle Teile des Volkes ſchließlich dasſelbe Intereſſe und Recht haben, Steuern feſtſetzen darf, die nun in weiteſtem Umfange alle Kreiſe des Volkes ergreifen, und ſie macht geltend, daß dies nur geſchehen kann durch die Beſteuerung von Peaſſen⸗ konſumartikeln. So iſt die Regierung wieder zur Beſteuerung von Bier, Tabak und Branntwein gekommen. Sie hat dabei nur einen neuen Gedanken aufgenommen, daß nämlich dieſe Be⸗ ſteuerung ſo geſtaltet wird, daß der Konſum des Minderbemittelten eine Bevorzugung erfährt vor dem Konſum des Beſſerbemittelten. Redner geht nun auf die einzelnen indirekten Steuervorlagen näher ein und fährt dann fort: Es iſt eine ſtrittige Frage, ob wir der Regierung in ihren Vorſchlägen folgen können, aber eines iſt unbedingtenötig, der Regierung die Mittel zuw verſchaffen, die nötig ſind zur Deckung der notwendigen Aus⸗ gaben. Redner wendet ſich dann den von der Regierung neu in das Steuerprogramm aufgenommenen Aufwandsſteuern zu und erklärt, daß ſchwerwiegende Bedeken gegen die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer beſtünden, die für viele unſerer ſüd⸗ deutſchen Städte und für ganze Landesteile außerordentlich ge⸗ fahrdrohend ſei. Wir müſſen bedenzen, daß wir die neue elek⸗ triſche Induſtrie geradezu an die Grenzen treiben würden, ſa vielleicht gar in das Ausland.(Rufe: Sehr richtigl) Ohne In⸗ anſpruchnahme von indirekten Steuern wird es aber nicht ab⸗ gehen. Wir können den ganzen Bedarf des Reiches nicht aus direkten Steuern holen. Wir können uns des Ausbaues in⸗ direkter Steuern nicht widerſetzen, aber man wird ſich dem nicht verſchließen dürfen, daß wir gerade der indirekten Steuern gegen⸗ über mit eine m Tropfen ſozialen Oeles geſalbt zeigen müſſen und uns den Einfluß ſolcher Steuern genau be⸗ ſehen und ihre ſoziale Wirkung, die dieſe Steuern auf die unteren Schichten des Volkes ausüben. Denn das die Tatſache, daß der ärmere Mann an den indirekten Steuern mehr trägt als der reichere, wenn auch dieſer mehr an indirekten Steuern leiſtet, als nach dem Kopfteil auf ihn kommt. Die indirekte Steuer⸗ wirkt progreſſid nach unten; das iſt eine höchſt un⸗ erwünſchte Wirkung und dieſe auszugleichen hat der Staat die Verpflichtung. Deshalb ſind wir in der nationalliberalen Fraktion ſchon ſeit Jahren auf den Standpunkt getreten, daß neben den indirekten Steuern die direkten Steuern hevangezogen werden müſſen, damit auch der Beſitz für den Be⸗ darf des Reiches ergriffen wird. Es iſt geradezu eine Pflicht, ein nobile officium des Beſitzes, daß er da, wo es gilt, den Beſtand des Reiches zu ſichern, nicht fehlt. Da darf der Beſitz nicht zurückſtehen.(Beifall.) Das ſollte eine Gewiſſenspflicht für jeden im deutſchen Volke ſein.(Bravo.] Man macht nun wohl verfaſſungsrechtliche Bedenken geltend. Aber wir teilen dieſe Bedenken nicht und zwar aus der Geſchichte der Verfaſſung heraus. Viel erheblicher ſind die praktiſchen Be⸗ denken, die der Heranziehung von direkten Steuern für das Reich entgegenſtehen. Da iſt es vor allem die Rückſichtnahme auf die Einzelſtaaten, in deren Hauswirtſchaft die direkten Steuern in ganz unverantwortlicher Weiſe eingreifen würden, und deren Finanzgebarung derart erſchüttert würde, daß wir uns einen ſoſchen Schritt wohl überlegen müſſen. In Baden bildet ja die Einkommenſteuer die Grundlage unſeres Steuerſyſtems. Wollten wir im Reiche eine Einkommenſteuer einführen, dann wären 28½ Prozent des jährlichen Geſamteinkommens des Volkes nötig, um den Bedarf des Reiches zu decken, es wäre das die Konfiskation von mehr als ½ des Einkommens, um die nötigen Mittel für das Reich aufzubringen. Wir waren in der nationalliberalen Fraktion der Meinung, daß es heute noch möglich ſein ſollte, die Vermögensſteuer für das Reich heranzuziehen, und wir ſind dazu auf die Grundlage einer Be⸗ rechnung gekommen, die allerdings, wie ich gleich bemerken muß, zunächſt nur für Preußen gilt. Preußen hat die Vermögens⸗ ſteuer als Ergänzungsſteuer zur Einkommensſteuer ausgebildet. Wenn wir im Reiche 1 Mark pro Mille erheben würden, ſo würde z. B. ein Millionär nur 1000 M. Steuern zahlen müſſen, eine Summe, die ganz gewiß für dieſen Mann nicht unerſchwing⸗ lich wäre.(Sehr richtig.) Wenn wir eine ſoſche Vermögens⸗ ſteuer für das Reich durchrechnen würden, ſo würde uns dieſe Steuer einen Ertrag von 150 Millionen bringen. Allein die Vermögensſteuer iſt in anderen Staaten, ſie iſt beſonders in Baden ganz anders konſtruiert als in Preußen. In Baden be⸗ ruht die Vermögensſteuer noch zum Teil auf der alten Grund⸗ lage der Ertragsſteuer. Daß da die Vermögensſteuer für das Reich ebenfalls ſchwer durchzuführen iſt, wird Ihnen darnach auch kar ſein. Wir ſind aber bereit, auch auf die Na ch La ß⸗ ſtenar einzugehen, obwohl mancherlei Bedenken gegen ſie be⸗ ſichen Die Nachlaßſtener wird auf ein gewiſſes Vermzgen zu beſchränken⸗ ſein und wenn wir den jetzigen Satz nehmen, daß Maunheim, 9. November. Seueral- uzeiner. erhbtett.) 5. B. ein liegenſchaftlicher Beſih bon 50 000 Marf 350 Morf Nachlaßſteuer zu bezahlen hat, ſo wird man nicht ſager können, daß dieſe Steuer erſchütternd wirkt auf die wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe des Beſteuerten. Aber man wird Rückſicht Üben⸗ müſſen, man wird gewiſſe Kautelen und Sicherungen ſchaffen müſſen. Wenn man aber auf der'nen Seite gegen ſo manche indirekten Steuern kämpft und eine heftige Agitation einleitet, und dann dieſelben Leute ſieht, die gegen die Nachlaßſteuern wüten, ſo liegt darin eine gewaltige Verkennung der Pflicht, die heute der Deutſche ſeinem Vaterlande gegenüber empfinden muß.(Lebhafter Beifall). Wer den Beſtand des Reiches in finanzieller Hinſicht ſichern will, der muß heute dafür ſorgen, daß dem Reiche geholfen wird, und der darf auf der einen Seite nicht verſagen, was er auf der anderen Seite nicht ge⸗ währen will. Wir ſind in der nationalliberalen Fraktion bereit, an dieſer Hauptaufgabe mitzuwirken und wir tun das, weil wir die Wirkung der Notlage ſehen: ſie ſchädigt unſere ganze wirt⸗ ſchaftliche Entwicklung, und unſere Geldknappheit iſt weſentlich verurſacht worden durch unſere Finanzlage, und ſie ſchädigt vor allem auch unſer Anſehen im Auslande. Iſt die Notlage, in der wir uns befinden nicht jederzeit auch eine Bedrohung im Falle einer Kriegsgefahr? Wir müſſen der Not ein endgültiges Ende bereiten, wir müſſen eine Finanzreform ſchaffen, die endlich auch einmal Ruhe gibt den davon betroffenen Induſtrieen. Die Re⸗ gelung unſerer Finanzen iſt eine nationale Notwendigkeit geworden, ſie iſt geboten im Intereſſe unſerer nationglen Wohl⸗ ſahrt und ich glaube als ehrendes Zeugnis für unſere Partei beanſpruchen zu müſſen, daß wir in ſolchen Fällen allezeit unſere Pflicht getan haben getreu unſeren Grundſätzen.(Beifall.) Es iſt gewiß lein populäres Geſchäft, Steuern zu bewilligen und ſich an einem ſolchen Geſchäft zu beteiligen, aber über allen ſolchen Erwägungen ſteht der eine Grundſatz: Das Vater⸗ land über die Partei.(Lebhafter langandauernder Beifall.) 5 Später fand in dem oberen Saale des Vahnhofshotels ein äußerſt anregend verlaufenes Bankett ſtatt, bei welchem eine Reihe der glänzendſten und inhaltvollſten Anſprachen unter lebhaftem Beifall der außerordentlich zahlreichen Teilnehmer gehalten wurden. *—* Die zweite geſchleoſſene Verſammlung. Mosbach, 8. November. Heute vormittag 410 Uhr wurde unter noch weitaus ſtärkerer Beteiligung als geſtern abend, wiederum in der ſtädtiſchen Turnhalle von dem Vorſitzenden Dr. Wilckens die zweite geſchloſſene Verſammlung des nationalliberalen Paxteitages eröffnet. von dem früheren Führer der nationalliberalen Partei, Dr. Binz, ein Telegramm eingelaufen iſt, in welchem dieſer der Landesverſammlung die herzlichſten Wünſche zu einem guten Verlauf und fruchtvollen Ergebnis der„bedeutungsvollen Tagung“ überſendet. Die Verſammlung beſchloß hierauf ein Ankwortstelegramm zu ſenden, in welchem dieſe den Rücktritt ihres ſeitherigen hochverdienten Führers von der Parteileitung der nationalliberalen Partei Badens auf das lebhafteſte be⸗ dauert und dem ſie für die vieljährige unermübliche und erfolg⸗ reiche politiſche Arbeit wärmſten Dank ausſpricht. Zentralbureaus der nationallibexalen Partei im Reiche und von einem Schreiben des Mitgliedes der erſten badiſchen Kammer, Abg. Kirsner. Die Tätigkeit des letzten Landtages. Das erſte Referat in der heutigen Verſammlung wurde vom Abg. Rebmann über die Tätigkeit des letzten Land⸗ tages erſtattet. Dieſer führte u.., aus: Wenn man als Abgeordneter im Auguſt d. J. ſich in Kaxls⸗ ſruhe irgendwo zeigte, ſo konnte es einem wohl begegnen, daß man gefragt wurde, was tun Sie eigentlich noch hier? und wenn man ſich im Lande ſehen ließ, ſo war die Stimmung die gleiche. Man chat uns ziemlich unverhohlen den Wunſch ausgedrückt, daß man ſuns überall lieber ſehen wollte, als im Landtage. Das Land war offenbar landtagsmüde, genau ſo wie wir auch. Und trotzdem haben ſich gerade in dieſen Tagen große Kämpfe zwiſchen den einzelnen Parteien und auch große Kämpfe zwiſchen der Volks⸗ dertretung und der Regierung abgeſpielt. Schließlich iſt aber doch der Landtag zu Ende gegangen. Der Landtag hat retht lange gedauert. Jedenfalls länger als ſein unmittelbarer Vorgänger, und wenn man eines ſagen kann von ihm, ſo: daß recht viel auf ihm gearbeitet worden iſt. Es kann ſich hier nicht darum handeln, Ihnen die Arbeit zu erzählen, die dort geleiſtet worden iſt, denn das, was dortzin 8 Monaten erledigt worden iſt, kann hier in den wenigen Augenblicken nicht wieder erzählt werben. Ich muß mich auf einige wenige Dinge beſchränken. Ein großer Teil der Arbeit hat ſich in den Kommiſſions⸗ ſäölen abgeſpielt. So hat die Beamtenkommiſſion über 40 Sitzungen abgehalten, während der ganze Stoff von der Kammer in 8 Sitzungen erledigt worden iſt. Man hat nun vielerlei von ſchweren Zwiſtigkeiten in unſerer Fraktion geredet. Das haben dieſe Leute beſſer gewußt als wie wir. Frei⸗ lich wenn wir unſere Leute in der Fraktion anſehen, ſo werden Sie ſehen, daß nirgends ſo große Gegenſätze vorhanden ſind, als wie bei uns. Stellen Sie z. B. den Abgeordneten Obkircher neben den Abgeordneten Pfefferle, ſo werden Sie ſehen, daß nirgends ſo große Gegenſätze ſind.(Große Heiterkeit.) Freilich iſt dies nur äußerlich. Genau ſo iſt es mit der Spaltung in unſerer Fraktion. Wir ſind liberale Männer, die ſich nie einem Herdenorganismus fügen werden, wie er bei anderen Parteien herrſcht. Wir ſind aber bei allen Meinungsverſchieden⸗ heiten zu einer Einigung gekommen, wir ſind ſtets herzlih fried · lich miteinander verkehrt und wir ſind mit derſelben Eintracht aus dem Landtag herausgegangen, wie wir in den Landtag ein⸗ gezogen ſind. Bei anderen Parteien iſt es ja auch nicht viel anders geweſen. Das Zentrum iſt allerdings weſentlich geſchloſſener: Aber trotzdem haben wir allerlei erlebt, ſo z. B. wie wir über die Gas- und Elektrizitätsſteuer verhandelt haben, hat die eine Hälfte dafür und die andere Hälfte dagegen geſtimmt. Bei den Schulpetitionen aber bat es ein dem Zentrum angehörender Lehrer nicht über ſich gebracht, den Antrag ſeiner Partei zu Interſchreiben. Bei der Sozialdemokratie war es um kein Haar anders: Als über das Budget abgeſtimmt wurde, wat der Abgeordnete Eichhorn wieder zufällig abweſerd und drer andere Abgg. u. a. Geck und Lehmann, batten den Saal ver. loſſen. Kolb hat das jo als rein taktiſche Frage hingeſtellt Allein wegen einer taktiſchen Frage kommt eine Partei nicht an den Rand ihrer Exiſtenz. Es handelt ſich vielmehr bier um eine durchaus prinzipielle Frage. Es handelt ſich darum: Wie ſtellt ſich die Sozialdemokratie dem Staate gegenüber. Auch bei den Demokraten war es nicht viel anders. Die Differenz, die 1 Hierauf wurde die Verſammlung gegen 8 Uhr geſchloſſen. Dr. Wilckens teilte zunächſt mit, daß Weiter machte noch Dr. Wilckens Mitteilung von einem Schreiben des +* 3. Seite. —— zwiſchen Heimburger auf dem einen Flügel und dem Abgeord⸗ neten Venedey auf dem anderen Flügel beſteht, iſt viel größer, als in anderen Parteien. Wir haben ja auch auf dem Tübinger Paxteitag gehört, wie tiefgehend dieſe Differenzen geweſen ſind. Aber dieſe Partei hat dieſe Schwierigkeiten überwunden. Nur eine Partei iſt im Landtage immer geſchloſſen und einer Mei⸗ nung geweſen, die Freiſinnigen(Heiterkeit!. Beherrſcht wird die Situation durch das Zuſammengehen der Liberalen im Block und durch ihr Zuſammengehen mit der Sozialdemokratie im Großblock. Wir haben mit der Einigunz der Liberalen im Block die beſten Erfahrungen gemacht. Es iſt eine Gemeinſamkeit der Wege und Ziele und des Denkens und Fühlens zutage getreten, die uns das Zuſammenarbeiten erleichtert hat. Aber auch hier hat ſich manche Wandlung voll⸗ zogen, an denen wir nicht ganz vorübergehen können. Wir haben immer und immer wieder von dem Ruck nach links hören müſſen, aus dem das allgemeine Heil erwartet wurde. Es iſt außerordentlich merkwürdig, daß gerade zu der Zeit, zu welcher dieſer Ruf am lauteſten erſcholl, die Linksparteien im Reiche ihre große Rechtsſchwenkung vollzogen haben. Sie ſind nach rechts geſchwenkt, indem ſie äußerlich in den Block ein⸗ getreten ſind, ſie haben aber auch ihre prinzipielle Stellung gegenüber den Fragen des Militarismus, der Marine und den Kolonien vollkommen geändert. Sie haben ſich auf den Boden geſtellt, auf welchem wir ſeit Beſtand der nationalliberalen Partei geſtanden haben. Sie haben damit eine große Tat getan und die Schritte, die nötig ſind, um unſer politiſches Leben einer Ge⸗ ſundung entgegenzuführen. Den Ruf über den Ruck nach links, wollen wir ruhig über uns ergehen laſſen und uns vor Augen halten, daß die Wege, in welche jene Parteien eingeſchwenkt ſind, ſchon ſeit Menſchengedenken unſere Wege geweſen ſind. Und uun unſer Verhältnis zur Sozfaldemokrati'. Sie wiſſen ja alle, was geſchehen iſt, Sie wiſſen, wie das beurteilt worden iſt, Sie wiſſen, daß die Zentrums⸗ und jetzt auch die konſervative Preſſe unſer Wahlabkommen benützt hat, um uns vorzuwerfen, daß wir uns der Sozialdemokratie mit Haut und Haaren verſchrieben hätten und um uns als Nach⸗ und Mitläufer der Sozialdemokratie nach oben und unter zu denunzieren. Ich kann nicht verſtehen, daß ein Redakteur, der doch ſchließlich auch ein geiſtig denkender Menſch iſt(Große Hei⸗ terkeit), tagtäglich dasſelbe ſchreibt, und man muß ſchon die Leute der eigenen Partei ſehr niedrig einſchätzen, wenn man ihnen Tag für Tag dieſelbe Koſt vorſetzt. Demgegenüber ſind wir bis zu einem gewiſſen Grade wehrlos; unſer Publikum läßt es ſich nicht gefallen, daß man ihnen denſelben Kot tatäglich aufwärmt. Unſere Politik im Landtage iſt von Einflüſſen der zialdemokratie zuliebe einen Schritt von dem abgewichen, was uns unſer Programm und unſere Geſinnung gewieſen hatte. Wir ſind äußerlich mit der Sozialdemokratie zuſammengegangen, innerlich hat ſie keine Einwirkung auf uns gehabt. Wir haben das gleich zu Anfang der letzten Landtagsſeſſion gezeigt bei der Präſiden tenwahl. Es war das damals ein großes und ſchweres Opfer für uns. Auf der anderen Seite haben wir uns ja wieder an ihre Seite geſtellt, als nämlich der Fall Schäu⸗ fele verhandelt wurde. Das gebot die Gerechtigkeit. Alſo nicht der Sozialdemokratie wegen, ſondern der Gerechtigkeit wegen haben wir das Verhalten der Regierung heftig getadelt. In der Gruppierung der Parteien ſind während des Ver⸗ laufes des Landtags einige merkliche Verſchiebungen eingetreten. Es betrifft das einmal das Verhältnis zwiſchen Zentrum und Konſervativen. Früher (Große Heiterkeit.) Die Wahl in Mosbach war ju das Signal hierzu. Jetzt iſt es ja noch klarer geworden, als das Zentrum zum Schluß des Landtags mit den Konſervpativen öffent⸗ lich Arm in Arm bei der Abſchiedsfeier gegangen iſt. Da ſind die Dinge an den Tag gekommen, die vom Zentrum ſchon ſeit Jahr und Tag vorbereitet worden ſind. Wir werden dieſe Dinge aufmenkſam verfolgen müſſen, um ſo mehr, als die Wege der konſervativen Partei nicht offen vor uns liegen. Das iſt die eine Verſchiebung der Parteien, mit der wir zu rechnen haben; die zweite betrifft die Sozialdemokratie. Wenn man etwas zurückdenkt, dann hat man in dieſem Landtage die Beob⸗ achtung machen können, daß der ganze Ton, den die Sozialdemo⸗ kratie angeſchlagen hat, ſich doch gaaz beſonders abgemildert hat, datz der Ton beſonders dann milder geworden iſt, wenn die⸗ jenigen Herren, die dem Reichstage angehören, dem Reichstag ihre Kraft gewidmet haben, wenn die Herren Eichhorn und Geck nicht da waren. Das iſt äußerlich; aber auch innerlich hat die badiſhe Sozialdemokratie eine ganz erhebliche Wandlung durchgemacht. Die ganze Art und Weiſe, wie ſie ſich bei dem Falle Schäu⸗ fele dem Miniſter des Innern in denkbar ſchärfſter Kampf⸗ ſtellung gegenüber geſtellt hat und die ganze Art, wie ſich dieſe Haltung gewandelt hat, iſt von großer Bedeutung. Es zeigt das, daß die Sozialdemokratie in Baden eine bedeutende Wandlung zum Reviſtonismus vollzogen hat. Man muß ſagen, was auch der Herr Finanzminiſter ſelbſt anerkannt hat, daß die Sozial⸗ demokratie eifrig und fleißig und ſachlich an der Arbeit des Land⸗ tages mitgetan hat. Das hat ſeine tiefe Bedeutung. Wäre dieſe Sozialdemokratie noch die alte. die unſeren Staat negiert die die Abſicht hat, den Staat zu zertrümmern, um den ihren an die Stelle zu ſetzen, ſo wäre ein ſolches Tun nicht möglich. Wir ver⸗ ſtehen dann den erbitterten Widerſtand, den die alten Führer dieſer Richtung entgegenſtellen, denn an dieſer Richtung wird die alte Sozialdemokratie zertrümmern, dieſe Rich⸗ tung wird die Sozialdemokratie umgeſtalten in eine radikale Arbeiterpartei. Es iſt ein ſchweres Uuglück für uns, daß ſo große Maſſen unſerer Bepölkerung, die von ſo großer Opferfreudigkeit für ihre Sache getragen ſind, unſerem Staat entfremdet worden ſind, Wenn es einen Weg gibt, dieſe Maſſen wieder dem Staate zurückzugewinnen, ſo iſt es der, ſie zur Mitarbeit heranzuziehen. Darum ſind dieſe Vorgänge, die ſich auch in unſerem Landtage abgeſpielt haben, für die Entwick⸗ lung unſeres Landes von allerhöchſter Bedeutung. Redner geht ſodann auf einen Vorwurf Wackers ein, den ibm dieſer gemacht hat wegen eines Vergleiches des Verhält⸗ niſſes zwiſchen Zentrum und Liberalismus mit dem Verhältnis von Hund und Katze. Das hat dem Geiſtlichen Rat Wacker in Zähringen ſehr miß⸗ fallen.(Heiterkeit.] Derſelbe hat mir vorgehalten, daß dies ein Bild ſet, welches ein gebildeter Mann, insbeſondere ein Lehrer, nicht in den Mund nehmen ſollte. Ich bin ihm für dieſe Beleh⸗ zung dankbar.(Heiterleit.] Es wäre töricht ſolche Ralſchläge ganz in den Wind zu ſchlagen. Ich muß aber ſagen, in der Sache habe ich doch nicht unrecht gehabt. Ich muß heute dasſelbe ſagen, vielleicht infolge der Belehrung in anderer Form: Was uns vom Zentrum trennt, iſt ſo fundamentaler Sozialdmokratie abſolut frei geweſen. Wir ſind niemals der So⸗ beſchloſſen würde. Das haben wir als eine ſo zwingende Lage nun uns allerdings von verſchiedenen Seiten geſagt, daß wir nun hätten feſtbleiben ſollen. 15 17 at, der hätte ſih dann dav mil 1 iſt das ja nur eine ſtille Liebe geweſen, die uünmehr + r hätte ſi h davon überzeugen müſſen, daß wir wi in das Stadium der Jugend⸗, der lauten Liebe eingetreten iſt. über die Reichs⸗ als auch über die Landesangelegenheiten. We⸗ in einem einzigen Worte hier Natur, daß eine Einigung mit dieſer Parte wicht ſtattfinden kann. Das liegt im Weſen der beiden Parteien. Wir ſind eine liberale Partei, welche die Freiheit als unverlierbares und höchſtes Gu' des Menſchen betrachtet, die auh ihr ganzes politiſches Tun und Laſſen auf dieſer Freiheit auf⸗ gebaut hat. Auf der anderen Seite ſteht über dem ganzen Tun und Laſſen das Wort: Autorität. Autorität in kirchlichen Dingen und auch Autorität in politiſchen Fragen, denn die politiſchen und kirchlichen Fragen entſcheidet nicht der Politiker, die ent⸗ ſcheidet die Kirche. Daß dieſe immer mehr Dinge an ihren kirch⸗ lichen Buſen ſchließt,(Heiterkeit) das ſehen wir Tag für Tag, Wo gibt es in aller Welt einen größeren Gegenſaß als hier zwiſchen Zentrum und Liberalismus und deshalb beſtehe ich auf meinem Vergleich. Selbſtverſtändlich können wir auch in voli⸗ tiſchen Tagesfragen eine Strecke Weges zuſammengehen. Wenn aber Wacker ſeine politiſche Rechnung darauf ſtellt, daß er einen Teil von uns abſprengen möchte, ſo iſt das etwas, wovon ich hoffe, daß dieſe Rechnung falſch iſt. Und ſo wer⸗ den wir auch in Zukunft in den Landtagen dasſelbe Bild er⸗ halten, daß nämlich auf der einen Seite der Liberglismus und auf der anderen Seite das Zentrum mit ſeinen Anhängſeln ſteht. Und nun noch einen Blick auf die Stellung der einzelnen Parteien Regierung. ee Wir haben unſere Stellung der Regierung gegenuder genan ſeſtgelegt. Sie iſt bei verſchiedenen Landesverſammlungen zum Ausdruck gekommen. Wir werden uns auch fernerhin der Regie⸗ rung in voller Freiheit gegenüberſtellen. Wir werden unſere Ent⸗ ſchließungen ſtets don dem Wohl des ganzen abgängig machen. Und ſo haben wir auch auf dieſem Landtage gehandelt und gleich die erſte größere Verhandlung, die Stellung zum Fall Schäu⸗ dele hat gezeigt, daß wir die Freiheit, auch die die Haltung der Regierung abfällig zu beurteilen, uns durchaus bewahrt haben. Sehr charakteriſtiſch war anzuhören, wie ſich das Zentrum zur Regierung ſtellte. Das Zentrum iſt zunächſt ganz ſcharf mit dem Staatsminiſter von Duſch zuſammengeſtoßen und hat durch den Mund ſeines Sprechers, Dr. Zehnter, ganz unverhohlen ſein ſcharfes Mißtrauen ausgeſprochen. Weitere Folgen hat mar dabei nicht geſehen. Ebenſo intereſſant war, daß dieſe Partei ſich zu den anderen Miniſtern weſentlich anders geſtellt hat, daß es bor allem dem Miniſter ber Finanzen die Wege geebnet und ihn mit Lob überſchüttet hat. Was die Sozialdemokratie angeht, ſo hat ſich dieſe erſt gegen den Miniſter des Innern ſcharf gewendet, aber der Miniſter hat eben ſo ſcharf geantwortet. Dieſe Dinge haben ſih ſpäter gewandelt. Es hat ſich zwar kein intimes Verhältnis, aber doch ein weſentlich ruhigeres und ſach⸗ licheres Verhältnis zwiſchen dem Miniſter des Innern und der Sozialdemokratie heraus gebildet. 5 Redner geht dann näher auf die Arbeiten des Landtages ein und wendet ſich beſonders den Bildungsfragen zu, übergeht dabei aber gänzlich die Frage der Simultaniſierung der Lehrer⸗ bildungsanſtalten. Zur Einreihung der Lehrer in den Gehaltstarif bemerkte der Redner u..: Die Regierung hat durch den Mund des Staatsminiſters zweimal in der Kommiſſion und einmal im Plenum erklären laſſen, daß ſie die Beamtenvorlage zurückziehen werden, wenn etwa die Aufnahme der Lehrer in den Gehaltstarif aufgefaßt, daß wir uns dem nicht entziehen konnten. Man hat lun en Wer das ſagt, der hätte den ſönlichen Eindruck in ſich aufnehmen müſſen von der Beſti heit, mit welcher der Staatsminiſter ſeine Erklärung abge per⸗ lich in dieſer Zwangslage waren, und wer heute noch ſagt, da es nur von uns abgehangen hätte, ob die Lehrer in den Gehalts⸗ tarif kamen, der redet nur Dinge nach, die er nicht verſteht, oder er redet direkt frivol. Die Partei hat ſchon in Lahr ihre Stellu auf das Beſtimmteſte feſtgelegt und in der Anſprache des engere 1% iſt dasſelbe auch wieder geſagt. Bezüglich der Frage er 1 Trennung von Staat und Kirche bemerkte der Redner, daß dies eine rein akademiſche Frage ſei Die Kirche wird noch auf viele Jahrzehnte hinaus mit feſten Banden an den Staat geknüpft ſein. Wir wollen in dieſe hiſtoriſche Entwicklung nicht eingreifen. Unſer Verhalten bei der Staatsdotation und bei den Stipendien uſw. war ſo gedacht, daß es zum Beſten der Kirche ausſchlägt, da wir wollen, daß Kirche ſelbſt ihre Angelegenheiten zu ordnen im Stande Redner geht noch weiter auf die im Landtage verhandelten ſozialen Fragen, auf die Finanzpolitik unſeres Staates und auf die Eiſen⸗ bahnen näher ein, wobei er bezüglich der vierten Klaſſe dieſelben Ausführungen macht, wie in Freiburg. Nachdem der Redner 194 Stunden geſprochen hatt ſchloß er ſeinen Vortrag, indem er die Meinung ausſprach, die Arbeit der Abgeordneten im Landtage durchaus die A kennung der Parteigenoſſen verdiene. Dem Vortrage wi außerordentlich lebhafter Beifall gezollt. 5 Stadtſchulrat Dr. Sickinger⸗Mannheim(zur Tage ordnung) wünſcht, daß bei den weiteren Referaten auch g nügende Rückſicht auf die Debalte genommen werde. Es kritt eine Pauſe von fünf Minuten ein. *% 85 Abg. Obkircher über die kommenden Landtagswahlen. Abg. Obkircher, der ſich als Führer der nationalliberalen Partei borſtellt, ſpricht über die natl. Partei und die kom⸗ menden Wahlen in längeren Ausführungen die gleichfalls 13 Stunden in Anſpruch nehmen. Er führk u. a. folgendes au Die Landesberſammlung hat die Aufgabe, eine Rechtfertigung zu geben für die Haltung der Parteien der Vergangenheit, ſie hbal Stellung zu nehmen zu den Aufgaben der Gegenwart Plan zu ſaſſen für die Zukunft, beſonders dann, wenn wir den Wahlen ſtehen, u. wir biben uns babei auszuſprechen, ſowohl wir in dieſem Zuſammenhange von der Nationalliberalen N tei reden, ſo verſtehen wir darunter nicht etwa ein Lebewe vollſtändig abgetrennt für ſich außer Zuſammenhang mit dem was um unz herum iſt, ſondern wir verſtehen darunter bi Partei lebialich als einen allerdings bedeutungsvollen Teil de Ganzen, als einen Teil, der nicht ſelbſtſüchtige Zwecke verfolg ſondern der dem Ganzen dienen will, der aber auch glaubt, daß ſein Beſtand erforderlich iſt für den Beſtand des großen Gonzen Die nationalliberale Partei darf mit Stolz von ſich ſagen: Sie pflegt uneigennützig den Staatsgedanken und iſt erfüllt von einem lebhaften Staatsgefühl. Sie weiß, daß der Einzelne und die ein⸗ zelne Partei nichts iſt, wenn nicht das Ganze beſteht, krätt iſt und gedeißt, und deshalb ſagen ir uns: Zu allererſt müffe wir das erfüllen, was dem Ganzen dient. So hat unſere Parte ihre Aufgabe von jeher erfüllt und das möchte ich als Programi ſagen, ſo ſoll es auch in aller Zukunft bleiben: 4. Sei e. Seneral-Auzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 9. November. liegt darin eine gewiſſe Stärke der Partei: Sic iſt geeignet alle Volksgenoſſen in ſich aufzunehmen, jeder Angehörige des Volkes findet Platz in unſeren Reihen und findet für ſeine politiſchen Gedanken und Anſprüche. Aber neben der Stärke iſt dieſe Deviſe auch, wenn ſie ehrlich und redlich befolgt wird, auch Grund einer gewiſſen Schwäche der Partei und vielleicht liegt gerade darin einer der wichtigſten Gründe dafür, daß unſere Partei in einer Zeit der Verflachung des gemeinſamen Bewußtſeins en Zahl ſhrer Anhänger zurückgegangen iſt. Dieſe Wahrnehmung könnte uns pielleicht zu der Frage hinführen: Sollen wir nun nicht dieſe Depiſe verlaſſen, ſollen wir es nicht machen wie andere Par⸗ teien, die auf unſere Koſten an Anhängern gewachſen ſind. Rat⸗ ſchläge ſind uns ja genugſam erteilt worden. Man iſt an uns mit Anſprüchen herangetreten, wir ſollen uns mit voller Kraft auf die Vertretung der Intereſſen unſerer ländlichen Bevölkerung werfen. Auf der anderen Seite hat man uns geſagt, die Land⸗ wirtſchaft gedeiht, ſo weit ſie in unſerem modernen Wirtſchafts⸗ leben überhaupt noch Berechtigung hat und deshalb wendet Euch der Zukunft zu, nämlich der induſtriellen Entwicklung: fördert dieſe. Dann iſt man an uns herangetreten mit dem Anſpruch, daß wir uns vornehmlich der Intereſſen des kaufmänniſchen und gewerblichen Mittelſtandes annehmen ſollen und dann: eine wichtige Aufgabe der nationalliberalen Partei ſei der Wahr⸗ nehmung der Intereſſen der gefährdenden Grund⸗ und Haus⸗ beſitzer in unſeren Städten. Wir haben hier Muſter von Par⸗ leien, die es ſo machen, die ſich einſeitig auf einen Standpunkt ſtellen, aber auch das geſchieht auf Koſten der Intereſſen der An⸗ deren. Aber auch das Muſter einer anderen Partei, die es ver⸗ ſteht je nach Ort, Zeit und Gelegenheit zu ſagen: Wir vertreten Euer Intereſſe vorwiegend und dort zu ſagen: wir vertrten Eure Intereſſen vorwiegend. Es gibt eine Partei, die jedem das ver⸗ ſpricht, was gerade er in dem betreffenden Augenblick verlangt. Solche Parteien, ſie haben einen nicht unbedeutenden Erfolg. Es laufen ihnen viele aus der Wählerſchaft zu, weil ſie nicht über⸗ ſeßen können, daß hier ein unlösbarer Widerſpruch vorliegt und daß Einſeitigkeit der Feind aller klugen Politik gt. Wenn unſere Partei dieſen Ratſchlägen folgen würde, ſo würde ſir ſich mit ihrer ganzen Vergangenheit in Widerſpruch ſetzen. Sie würde ihren Daſeinszweck aufgeben, wollte ſie ſo herunterſteigen von ihrer idealen Höhe, wollte ſie von Stimmen⸗ fang und von der Agitation ihr Daſein friſten, wollte ſie darauf zusgehen, in Volksverſammlungen und namentlich im Parlament mit Antrag auf Antrag herausrücken, um damit zu prunken. Wenn ich in dieſer Weiſe von der Einſeitigkeit geſprochen habe und erwähnt habe, welche Intereſſen dabei in Frage kommen könnten, ſo dürfen Sie nicht glauben, daß ich dabei der Meinung wäre, die Intereſſen, Wünſche und Anſprüche der einzelnen Gruppen unſerer Bevölkerung wären nicht wichtig genug, man KMüßte ſie nicht ernſtlich prüfen. Im Gegenteil! Ich weiß ſehr wohl, daß das alles einen guten Kern und ſeine Berechtigung get, und daß es Pflicht einer Partei und Volksvertretung iſt, ſich all dieſer Dinge anzunehmen. Aber je mehr und eingehender man dieſe Dinge behandelt, umſo deutlicher kommt einem zum Bewußtſein der Widerſtreit, der in allen dieſen Intereſſen gelegen iſt. Eine Löſung dieſer Schwierigkeiten kann nur gefunden wer⸗ pen, wenn man an die Spitze ſeiner Entſchließungen die Frage ſtellt: Was frommt dem Ganzen und wie kann ein Ausgleich in all dieſem Widerſtreit efunden werden, wenn es nicht möglich iſt, allen dieſen An⸗ rüchen im vollen Maße zu entſprechen? Wo iſt die richtige Einje, auf der man ihnen entgegenkommt, ohne die berechtigten Intereſſen des anderen zu ſchädigen? Wix haben voxrangeſetzt, den Intereſſen der Landlbirtſchaft entgegenzukommen, wo immer es geht. Das baben wir immer getan und werden dies auch in Zukunft tun. Der Bund der Landwirte in ſeiner heutigen Organiſation verfolgt politiſche Zwecke, die uns feindlich ſind, zuch da, wo er es nicht eingeſteht. Der Bund der Landwirte in Baden hat einen neuen Vorſitzenden vor wenigen Tagen ge⸗ wählt. Wir wiſſen nicht, was Herr von Stotzingen zu dem po⸗ litiſchen Tun des Bundes der Landwirte ſagt. Soweit der Bund Wirtſchaftliche Zwecke verfolgt, ſind wir ihm Freund, ſoweit er aber die politiſchen Spuren ſeines Vorgängers wandelt, wird er freilich mit unſerer Gegnerſchaft zu rechnen haben. Aber er darf nicht ſagen, daß wir damit den Intereſſen der Landwirtſchaft enigegenarbeiten. Neben den landwirtſchaftlichen Intereſſen kom⸗ men gleich die vielgeſtaltigen und weitverzweigten Intereſſen der Städte in Betracht. Die ſtädtiſchen Gemeinweſen haben ſich zu hoher Blüte entwickelt; ſie ſind heute anzuſprechen als ganz beſonders aus⸗ gezeichnete Förderer aller Kulturintereſſen beſonders der Volks⸗ ſchulbildung. Schon aus dieſem Grunde ſtehen wir ihnen ſym⸗ pathiſch und hilfbereit gegenüber. Wir ſtehen ihnen auch ſym⸗ pethiſch und hilfbereit gegenüber ebenſo gut wie den länblichen Intereſſen, weil wir niemals zugeben können, daß tiefer auf⸗ gefaßt und im Grund genommen ein Widerſtreit beſteht zwiſchen Stadt und Land und den Intereſſen beider Teile. Sie fſind aufeinander angewieſen. Der kaufmänniſche und ge⸗ werbliche Mittelſtand hat ſich manchmol beklagt, daß wir ſeine Intereſſen nicht genügend berückſichtigen. Aber ich kann als meine feſte Ueberzeugung ausſprechen, daß dieſer Mittel⸗ ſtand in Stadt und Land bei keiner Partei mehr Förderung er⸗ ſährt als in unſerer Partei. Wir haben nichts verſäumt auf dieſem Gebiete. Wenn es dieſem Stand zeitweiſe nicht gut ge⸗ gangen iſt, und wenn er noch heute Grund zu mannigfachen Klagen hat, ſo liegt das nicht daran, daß irgendeine politiſche Partei etwas verſäumt hätte, ſondern das liegt in der Entwick⸗ lung unſerer Verhältniſſe, die mächtiger ſind als die Parteien. Borwiegend ſind ja dieſe Fragen im Reichstage zu behandeln; bber auch für unſere Reichstagsfraktion müſſen wir in Anſpruch nehmen daß ſie hier ihre Schuldigkeit getan hat. Auch der Stond der Privatbeamten, der mehr und mehr an Bedeutung gewinnt, bedarf der Förderung in den Volksver⸗ Ketungen. Aber wer will es wagen zu ſagen, daß unſere Partei auf dieſem Gebiete irgend etwas verſäumt hätte. Wir ſtehen is eben vor der Frage, in welcher Weiſe durch Eingliederung der enen in die große Verſicherungsgeſetzgebung des Reiches oder durch eine beſondere Geſetzgebung ihren durchaus Ferechtigten Wünſchen man gerecht werden kann. Dann die große Schar von induſtriellen Arbeitern. Dieſe große Gruppe unſeres Volkes iſt mit verhältnismäßig geringer Ausnahme der Meinung, daß nur die Sozialdemokratie die wahre Vertreterin ihrer Intereſſen iſt. Das Zentrum beſtrebt ſich, ſeit einer Reihe von Jahren dieſen Irrtum aufzuklären, aber nicht etwa nach der Seite der Wahrheit, ſondern nur aus Kon⸗ ſurrenzrückſichten. Man darf dieſe Frage nicht von dem Ge⸗ echtspunkte aus behandeln, daß alle Wünſche der induſtriellen rbeiterſchaft erfüllt werden müßten oder erfüllt werden könn⸗ ken, auch da, wo die Unternehmer erklären, daß dieſe Anſprüche Unerfüllbar ſeien, wenn das Unternehmertum überhaupt noch lon⸗ furrenzfähig bleiben ſoll. Es braucht ja in unſeren Kreiſen vicht noch beſonders ausgeſprochen zu werden, daß die Induſtvie⸗ urbeiter am Gedeihen der Unternehmungen genan ſo intereſſiert Iud ader vielleickt noch mehr als der Uuternehmer ſelbſt, Man muß eben bei allen Wünſchen den berechtigten Kern heraus⸗ zufinden ſuchen. Wir glauben dadurch der Arbeiterſchaft viel mehr zu nützen als diejenigen, die ſich ganz einſeitig auf den Standpunkt der Arbeiterſchaft geſtellt haben ohne Rückſicht auf die Intereſſen der Unternehmer. In dieſem Sinne treiben wir Sozialpolitik. Den nationalen Intereſſen müſſen alle an⸗ deren Intereſſen untergeordnet werden. Die nationalen Intereſſen ſind ſo wichtig, daß andere Par⸗ teien genötigt geweſen ſind, den nationalen Intereſſen Zugeſtänd⸗ niſſe zu machen, mehr oder minder widerwillig. Und wir dürfen doch nicht vergeſſen, daß ſelbſt die Sozialdemokratie ab und zu einmal auch auf dieſem Gebiet ähnliche Töne anzu⸗ ſchlagen gezwungen war. Mit den nationalen Intereſſen ſind aufs innigſte verbunden die kulturellen Intereſſen. Nur ein kulturell hochſtehendes Volk kann kräftig ſein und Anſehen beſitzen. Damit hängen zuſammen alle die Fragen der Volksbildung. Denn Bildung macht nicht nur frei, ſon⸗ dern auch ſtark und die Frage der Freiheit der Perſon, die po⸗ litiſchen Intereſſen des Einzelnen gegenüber der Staatsautorität und auch die ſoziale Frage ſind im Grunde genommen kulturelle Fragen. Nur ein wahrhaft gebildetes Volk kann wirkliche Sozial⸗ politik treiben. Nach der Stellungnahme der einzelnen Parteien zu dieſen Fragen gruppieren ſich auch die einzelnen Fragen. Da ſind auf der einen Seite die Konſervativen, die an die Spitze ſtellen:„Autorität“, und die nur zögernd Zugeſtändniſſe machen an die Anderen und auf der anderen Seite die Radikalen, die das Recht des Einzelnen über die Autorität zu ſtellen gewohnt ſind, und die die Bedeutung der beſitzenden und gebildeten Stände für das Wohl des Ganzen gar oft zu gering ſchätzen und oft gar nicht einzuſchätzen verſtehen.(Zuſtimmung.) Zwiſchen dieſen beiden entgegengeſetzten Polen muß ſein eine Mittelpartei. Aber bei unſeren ſonſtigen Verhältniſſen iſt das nur ein Ziel unſeres Strebens. Wir begrüßen ſelbſtverſtändlich alle Verſuche, eine ſolche Einigung in einer Mittelpartei herbei⸗ zuführen. Die Verſuche aber, die bisher gemacht worden ſind, haben keinen vollen Erfolg, ja noch nicht einmal einen erheb⸗ lichen Erfolg gehabt. Einſtweilen muß ein Conglomerat von Parteien, nämlich der Block, ſowohl im Reiche als in unſerem Lande dieſe Stelle ausfüllen. Die Verſuche, die gemacht worden ſind, zu vereinheitlichen, ſind bis zu einem Erfolg bisher noch nicht gediehen. Wenn wir uns zu den alten Grundſätzen der Partei auch fernerhin bekennen, und zugleich auf Erſtarkung der Partei hoffen, dann haben wir ein nahes Zukunftsbild vor uns, daß wir uns in uns ſelbſt wieder mehr zuſammen⸗ ſchließen, als das leider heute der Fall iſt. Dann werden uns wieder neue Kräfte zugeführt werden und dieſe Kräfte werden uns den Mut geben, den kommenden ſchwierigen Aufgaben mit guter Hoffnung entgegenzugehen. M..! Wir werden uns zuſammenſchließen. Nun beſtehen wohl Meinungsver⸗ ſchiedenheiten untereinander. Aber wenn ich das genauer be⸗ trachte, ſo ſind dieſe Meinungsverſchiedenheiten nicht zu finden auf einem Gebiet, die das Leben der Partei ausmachen, vielfach ſind es vielmehr formale Dinge, vielfach ſind es auch Unterſchiede im Tempo. Grundfragen ſind es nicht, die uns trennen. Machen wir einmal das Exempel! Wenn wir den Verlauf des letzten Landtages und des letzten Reichstages nochmals überblicken, ſo müſſen wir ſagen, daß unſere Arbeit überall, in den öffentlichen Verſammlungen und in der Preſſe Anerkennung gefunden hat, und daraus können wir den Schluß ziehen, daß das auch in Zu⸗ kunft ſo ſein wird. Was am meiſten den Gegenſtand von Er⸗ örterungen gebildet hat, ſo könnte es den Anſchein haben, als ob der Großblock das Aund O der ganzen Politik ausmacht. Der Wert und die Bedeutung, die man dem Wort „Großblock“ beigemeſſen hat, ſind eine Erfindung des geiſtl. Rat Wacker in Zähringen. Ich weiß nicht, ob er ſchon ein Patent darauf genommen hat.(Heiterkeit.) Wertvpoll aber wäre dieſes Patent für die Partei des Zentrums.(Heiterkeit.) Wacker hat jüngſt in Freiburg geſagt, was ihn eigentlich bewegt in dieſer ganzen Frage. Was Wacker ſeit 1905 als ſchweres Verbrechen am Vaterland ausgelegt und ge⸗ ſcholten hat, das habe er nicht abwenden wollen und hätte gar noch 6 Mandate draufgegeben. Und wiederum: der Mann iſt Hug und vorausſchauend und weiß, was man aus ſolchen Dingen machen kann Und ivas hat er aus der Sache gemacht? Er hat als Harfner die Saiten angeſchlagen und iſt zuſammen mit Herrn Schofer, der die Rolle des Sängers übernahm(Große Heiterbeit), Himausgezogen in das Land und kold hat ſich ein Chorus dazu geſunden: die Nationalliberalen haben ein Bündnis mit der Sozial⸗ demokratie abgeſchloſſen und damit das Vaterland berraten. Muſi⸗ kerliſche und Unmuſikaliſche in unſere mVolke haben, als ſie es immer wieder hörten, aufgehorcht. Den Konſervativen iſt es zu Gemüt gegangen(Große Heiterkeit), auch liberale Männer ſind bald be⸗ denklich geworden. Ernſte und treue Freunde unſerer Partei habens ihnen nachgetan, und dann iſt auch die Regierung betrübt worden von dieſen Geſängen. Man muß ſich dieſen Erſcheinungen gegen⸗ iber fragen: Was hat denn die natronalliberale Fraktion eigentlich getan im Jahre 19052 Was iſt denn eigentlich geſchehen? Es waren praktiſche Erwägungen des Zentrums und beſonders ihrer Führer, die dahin gingen, ein Verbrechen aus dem zu machen, was man gar nicht abwenden wollte, was man ſelbſt viele Jahre lang bei allen Gelegenheiten ſelbſt getan hat. Ein Bündnis iſt das Zuſammengehen mit der Sozialdemokratie niemals geweſen und ſollte es auch nicht ſein. Niemand kann uns nachſagen, daß wir irgend etwas von unſeren Grundſätzen vergeben hätten, auch nicht in der Form, oder daß wir der Sozialdemokratie nachgelaufen ſeien, der ſuggeſtive Einfluß der Wackerſchen Politik hält noch immer an; man muß nur goffen, daß die Zukunft wieder einigend wirkt. Man hat in der Parteipveſſe geſagt, daß ſich die Parteileitung ſpäteſtens in Mosbach über dieſe Dinge ausſprechen wird, wie ſich die Partei in Zukunft gegenüber der Sozialdemokratie verhält. M. H. Ob die national⸗ liberale Partei 1909 mit der Sozialdemokratie wieder taktieren wird. Wir werden jedenfalls die Sozialdemokratie mit allen zu⸗ läſſigen Mitteln ebenſo bekämpfen wie das Zentrum.(“Beifall.) Und zwar werden wir das tun unjeren Parteigrundſätzen folgend. Wir würden es begrüßen, daß diejenigen, die heute noch beiſeite ſtehen, ſich uns anſchließen würden in dieſem Kampfe gegen die Sozialdemokratie. Auch diejenigen, denen es bange war mit einem Abmarſch nach links, die können die Beruhigung hinnehmen, daß in dieſer Beziehung nichts zu beſorgen iſt. Ich glaube, wir ſollten uns überhaupt davor hüten, immerfort nur von den anderen Parteien und von unſerem Verhalten zu den anderen Parteien zu ſprechen, wir ſollten von uns ſeſbſt ſprechen(Bravorufe). Wir ſollten mehr auch von unſeren eigenen Ardeiten reden, was die kuunenden Moncte für uns bringen werden. Als ich in Karls⸗ ruhe vor wenigen Wochen ſagte, man ſollte nicht immer von der Taktik ſprechen. da hat nun die Zentrumspreſſe und ihr folgend die konſervative Pteſſe das ſofort aufgegriffen und von einer Taktik des Maukkorbs geſprochen und hat man die eigene Preſſe gogen uns aufsubringen berſuan. Unfere Preiie batlich hier aber seradeau muſterhafterhalten.(Bravo!) Wir wollen uns zu allererſt vornehmen, parallel mit den Parteien von der Linken die anderen Parteien, die dann noch übrig ſind, bekämpfen, ſoweit das in unſerer ſt zu org a⸗ nen zu ſam⸗ ren über die Vergangenheit und über die Zukunft, eſſe unter⸗ ſtützeen, unſere mutige, treue und arbeitsfre ſe Preſſe.(Lebh. Beifall.) Hierin, in der Agitation, in der Organiſation und in der Organiſation und in der Unterſtützung der Preſſe wird bei den anderen Parteien, namentlich beim Zentrum und bei der Sozialdmeokratie mehr geleiſtet als bei uns. Das wollen wir uns ruhig eingeſtehen. M..! Das Ziel iſt bei den Wahlen, möglichſt viele Ab⸗ geordnete für unſere Partei, möglichſt viel für den Block heraus⸗ zuholen und zwar, um auf ein Wort des früheren Parteiführers Dr. Binz zurückzugreifen: Aus eigener Kraft! Die Aufgabe, die wir damit leiſten, iſt die Aufrichtung einer Zentrumsherrſchaft zu verhindern und verteidigend dem Angriff entgegenzugehen, der nichts geringeres beabſichtigt als die nationalliberale Partei zu allererſt und dann auch die links von uns ſtehenden Parteien, den Freiſinn und die Demokraten, zu vernichten, um die Zentrumsherrſchaft damit umſo ſicherer zu er⸗ reichen. Das Zentrum hat ja immer zwei Eiſen im Feuer; eines für die Agitation und für die Gewinnung der Maſſen, und das andere, um bei der Regierung die nötigen Komplimente zu machen(Rufe: Sehr richtig!), um ſich als regierungs⸗ und ſtaats⸗ freundlich zu empfehlen.(Lebh. Beifall.) Nach dem Grundſatz: diride et impera hat Wacker von jeher ſeine Politik gemacht; er hat aus anderen Parteien einzelne Stücke herausgeholt, ſie dann beherrſcht und in dieſer Weiſe fortgefahren, um dann mög⸗ lichſt viele kleine Gruppen beherrſchen zu können. Er hat zu⸗ nächſt bei den Demokraten und Freiſinnigen angefangen, die an der Seite des Zentrums gegen uns ſtanden und uns dann außer⸗ ordentlich geſchadet haben. Der Zentrumsführer hat dann ver⸗ ſucht, die konſervativen Elemente aus der großen Gruppe heraus⸗ zuholen, die er vorher ſehr ſchlecht behandelt hatte. Die Sozial⸗ demokratie iſt früher und auch ſpäter bereit geweſen, die Zen⸗ trumspartei zu unterſtützen, um damit die Unterſtützung der Zentrumspartei ſelbſt zu erhalten. Bis 1905 iſt es ſo geweſen und es iſt auch 1907 bei den Reichstagswahlen ſo geweſen. Mit den Konſervativen waren aber nicht ſoviele Geſchäfte zu machen, darum iſt Wacker auch an den Bund der Landwirte herangetreten, an die Antiſemiten, an die Mittelſtandspartei, an die Gewerbe⸗ treibenden und an die Parteiloſen!(Heiterkeit.) Alle dieſe hat er mit ſeinen Armen umfaßt und ſie mißbraucht.(Stürmiſche Heiterkeit.) In ſeiner Leidenſchaft iſt aber Wacker in der letzten Zeit aus ſeiner Deckung herausgetreten. Jetzt ſind die rechts⸗ ſtehenden Nationalliberalen ſeine neueſte Liebe. Man will einen Block der Rechten in dem vereinigt werden die Konſervativen, das Zentrum, die rechtsſtehenden Nationalliberalen und wenn es gut geht, auch noch die Sozialdemokraten. In ſolcher Offenheit hat Wacker dieſes Ziel noch nie ſo ausgeſprochen wie jetzt, obwohl ſchon früher von ähnlichem Rede war, ſchon 1905 in der bekannten Rede Wackers in Stuttgart. Das Beſtreben einzelne Teile der nationalliberalen Partei abzuſprengen, iſt ein Verſuch, unſeren Hausfrieden zu ſtören, und ich glaube, da werden alle Hausbewohner zu⸗ ſammenhalten, um den Eindringling wieder dahin zu befördern, wohin er gehört.(Beifall.) 1905 wurde unſere Partei von den Konſervativen völlig ignoriert, da dieſe Gruppe mit dem Zentrum beſſere Geſchäfte machen zu können glaubte. Die Verſuche eine Verbindun mit den Konſervativen herzuſtellen, um den gemeinſamen Gegner, das Zentrum zu be⸗ kämpfen, ſind völlig ignoriert worden. So iſt es geblieben, Während der beiden Landtage haben wir die konſervative Partei mit dem Zentrum in wichtigen Fragen, wenn auch nicht in allen Fragen, ſo aber doch in dem wichtigen Zuſammengehen ſehen, und jüngſt haben ſie bei Schluß des Landtages bei der Ab⸗ ſchiedsfeier des Zentrums die Abſicht an den Tag gelegt, es in Zukunft ſo zu laſſen. Darum muß für die nahe Zukunft die konſervative Partei ausſcheiden, leider ſage ich, und zwar zum größten Nachteil für die konſervative Partei ſelbſt. Denn glaubt wirklich die konſervative Partei bei einem Zuſammengehen mit dem Zentrum ihre Intereſſen wahren oder die Intereſſen der evangeliſchen Kirche pflegen zu können. Das iſt ein ſchwerer Irrtum, in dem ſich da die Konſervativen befinden. Das Zen⸗ trum iſt in politiſchen Dingen fortſchrittlich bis zum äußerſten Radikalismus, ſoweit es nötig iſt, die Maſſen zu gewinnen, in wirtſchaftlichen Dingen iſt das Zentrum agrariſch auf dem Lande, mittelſtändleriſch in den Städten(Heiterkeit), haus⸗ agrariſch in den Verſammlungen der Grund⸗ und der Haus⸗ beſitzer. Und das alles nur aus dem Gedanken: die Maſſen müſſen wir für uns haben, wenn wie unſere eigenen Ziele er⸗ reichen wollen. Das iſt die Geradeaus⸗Politik des Zentrums. (Stürmiſche Heiterkeit). In religiöſen und kirchlichen Dingen iſt das Zentrum das Gegenteil; da will es von den perſönlichen Rechten des Einzelnen nichts wiſſen. Nirgends beſſer als bei uns iſt die Parität der Konfeſſion gewahrt worden. Wir achten jede Ueberzeugung in kirchlichen und religiöſen Dingen, wir wollen aber, daß die Religion nicht mißbraucht wird zu politiſchen Dingen. Wo das geſchieht, da treten wir feſt auf, und wir treten auch feſt auf gelegentlich gegenüber den Dienern der Kirche, wenn ſie auf der Kanzel oder in Wahlkreisverſamm⸗ lungen auftreten und unwahre Dinge behaupten.(Beifall). Und dann: die Sozialdemokratie. Eine ganze Welt trennt uns von dieſer Partei. Und wenn das Zentrum nur behauptet, ich hätten einmal im badiſchen Landtage von der gemeinſamen Weltanſchauung des Liberalismus und der Sozialdemokratie geſprochen, ſo iſt das eine jener Lügen und frivolen Erfindungen, die nicht mehr tot⸗ zuſchlagen ſind. Auch da, wo die Sozialdemokratie in der Form weniger radikal auftritt als ander⸗ wärts auch da, wo ſie nicht nur ihre Grundſätze in den Vordergrund ſtellt, auch da, wo der Mar⸗ xismus als überlebt und veralket bezeichnet wird, auch da iſt die Sozialdemokratie durch weite Kluft von uns getrennt. Denn immer hat ſich die Sozialdemokratie in ihren beiden Richtungen das Ziel vor⸗ geſteckt, die heutige Staats⸗ und Geſellſchafts⸗ ordnung zu beſeitigen und eine Maſſenherr⸗ ſchaft an deren Stelle zu ſetzen. Wir betrachten die Sozialdemokratie als unſeren Gegner, der mit allen zuläſſigen Mitteln bekämpft werden muß. Aber wir müſſen gewiß auch anerkennen, daß die badiſche Sozialdemokratie in Nürnberg ſich den Vorwürfen der Radikalen entgegen, mutig und achtungswert verhalten hat. Sie hat ihre abweichende Meinung tapfer vertreten. Aber dieſer Kampf war nicht nur ein Kampf über formelle Dinge, ſondern es war ein Kampf zweier Richtungen in der Sozialdemokratie, der ſich viel⸗ leicht nock mehr entwickelt in auseinanderſtrebenden Richtungen * —— hutigen Mannheim, 9. Noemder. Seueral⸗Anzeiger.(Mittasblatt“ . Seite. Das Vateland über die Partei. Wenn wir dieſer eviſe gefolgt ſind und folgen wollen, ſo Uns iſt gewiß die rviſion ſtiſche Richtung in der Sozialdemokratie ſympthiſcher als die andere. Wir wollen dieſe Richtung nicht ſtören nd wir nehmen die Mitarbeit dieſer Rich⸗ tung n der 2. Kamme gerne an. Auch vonſeiten der Großh. Regierung iſt glenüber der Sozialdemokratie Verſöhnlich⸗ leit an den Tag gelet worden, wenn auch keine Gelegenheit ver⸗ ſäumt worden iſt zubetonen, wie groß die Kluft iſt, die zwiſchen der Regierung undder Sozialdemokratie obwalte. Es iſt kein Zweifel, daß die üddeutſchen Sozialdemokraten eine andere Stellung auf em Urteitag in Nürnberg eingenommen haben als ihre Genoſſen imNorden. Das erklärt ſich cus den Gegen⸗ ſaz zwiſchenNord und Süd, und ich glaube, duß der Süden namentli, zu einer Verſöhnung beitragen wird. Wir im Süden haben keien Kaſtengeiſt, im Norden herrſch' allzuſehr die Meinung vor, aß der andere minder wert ſei als man ſelbſt. Wenn man es als eine der wichtigſten Aufgaben der Zukunft betrachten muſ daß diejenigen, welche der Sozialdemokratie an⸗ hangen, ohne dielfach überhaupt die lehrmäßigen Ziele der So⸗ staldemokratil zu kennen, bekehrt werden und daß ihnen ihre Hekehrung eleichtert wird, indem wir ihnen in der For m derſöhnlch gegenübertreten, ſo wird das als erſtrebens⸗ wertes Ziel er Zukunft angeſehen werden können. Einiges über die Abſichen der nationalliberalen Partei in der Zukunft finden Si in dem Aufruf des Engeren Ausſchuſſes Parteigenſſen im Lande.(Dieſer iſt auf der 1. Seite unſerer Mittagsausgade abgedruckt. D. Red.). Das Aller⸗ wichtigſte iſt die Bildungsfrage. Dieſer Frage wird ſich die natigalliberale Partei und werden ſich auch die Parteien von linkf mit beſonderer Wärme und mit beſonderem Eifer an⸗ nehmenniſſen. Damit zeigt ſich auch, daß unſere Rolle in der Gegenwrt noch lange nicht ausgeſpielt iſt, ſie wird vielmehr in der Zvunft nur noch wichtiger werden. Es muß die alte Schlagertigkeit, die alte Begeiſterung wieder in unſere Ge⸗ Rnnunsgenoſſen zurückkehren. Mutig und entſchloſſen wollen wir inſerem Gegner entgegen gehen!(Stürmiſcher langan⸗ dauerder Beifall). hierauf wurde die zweite geſchloſſene Verſammlung um 1 Ur auf nachmittags ½3 Uhr vertagt. *** Die Diskuſſion. Um 943 Uhr wurde im Saale des Bahnhofhotels mit der Diskuſſion über die behandelten Fragen begonnen. eitig fand in der Turnhalle eine gutbeſuchte öffentliche Zerſammlung ſtatt, in welcher Reichstagsabg. Beck über Liberalismuß im Reichstag“, Amtsrichter Renner⸗Raſtatt iber den„Liberalismus und ſeine Zukunft“ und Landtags⸗ ibgeordneter Sänger⸗Diersheim über„Liberalismus und Zandwirtſchaft“ unter großem Beifall ſprachen. In der ge⸗ ſchloſſenen Vertreerverſammlung, die ebenfalls wieder ſehr gut heſucht war, wurd' die Diskuſſion, die drei Stunden dauerte, mit der Beſprechunz über die Reichsfinanzreform eröffnet. Ehe man mit dem Debatieren, das ſich im allgemeinen in ruhigen Bahnen bewegte, begun, wurde noch mit überwiegender Mehr⸗ heit ein Antrag des Stadtrats Kölſch⸗Karlsruhe ange⸗ nommen, die Redezei auf 10 Minuten zu beſchränken. Fabrikat Feder⸗Großſachſen müpft ſeine Ausführngen an Becks Rede an. Die finanzielle an die Not unſeres Staatesiſt umſo beſchämender, als ſie mit einer ganz ungeahnten Blie des deutſchen Volkes zuſammenfällt. Es iſt durchaus verhrt, wenn man nur von einer Blüte der Induſtrie und des Kndels ſprechen will. Unſere ganze wirk⸗ ſchaftliche Entwickelng befindet ſich in aufſteigender Linie. An der ſchlechten Richsfinanzwirtſchaft ſind auch die Parteien ſchuld. Es iſt di unſeligſte Folge der Parteizerſplitterung, daß ſich keine Patei fand, die für die Schuldentilgung tak⸗ kräftig eintrat. Fan hat zu biel Mandatspolitik getrieben. Unſerer Finanzptitik wohnt eine gewiſſe Kleinlichkeit inne. Nedner verweiſt t dieſer Beziehung auf die Automobil⸗ und Tantiemenſteuer, welch letztere eine durchaus ungerechte Be⸗ ſteuerung darſtel. Das neue Steuerbouquet leide an dem⸗ ſelben Mangel. Wenig Steuerobjekte, dann aber gründlich, das ſei ſein Sindpunkt. Er möchte ſtark unterſtreichen, daß Branntwein, Ler und Tabak im Ausland einen weſentlich höheren Ertraßliefere, als in Deutſchland.(Sehr richtig.) Die Konſumeten ſchreien ebenſo, wenn aus einem Artikel 100 ſtatt 30 Nillionen Mark herausgezogen werden. Als Spiritusbrener möchte er konſtatieren, daß bei dem Spiritus ebenſogut 18 Millionen herausgeholt werden könnten. Es Gleich⸗ Cheftredakteur Dr. Munzinger⸗Karlsruhe bemerkt, das neue Steuerbündel greife ſo tief in alle Verhältniſſe könne. Wenn er die Stimmung richtig beurteile, ſo ſind Bier⸗ Branntwein⸗ und Tabakſteuer am populärſten. Am wenigſten annehmbar erſcheine die Elektrizitäts⸗ und Inſeratenſteuer. Aber auch dieſen beiden Steuerarten gegenüber müſſe man guten Willen zeigen und etwas brauchbares daraus machen. Die Elektrizitätsſteuer mache ihm ganz den Eindruck wie das 1879 abgelehnte Tabakmonopol. Er fürchte, daß es mit der Elektrizitätsſteuer ähnlich gehen werde. Die Elektrizitätsſteuer ſei außerordentlich entwicklungsfähig. Redner glaubt, daß man aus dieſer Steuer in der nächſten Zukunft 250 Millionen ziehen kann. Deshalb ſollte man ihr entgegenkommendes Intereſſe erweiſen. Im übrigen dürfte man der Reichstags⸗ fraktion vertrauen, daß ſie das richtige treffe. Redner meint, daß man zum Ausdruck bringen ſolle, daß man das Ein⸗ nahmebewilligungsrecht des Reichstages nicht beſchränken wolle. Vielleicht könne man das Einnahmebewilligungsrecht anders ge⸗ ſtalten. Redner ſchlägt ſchließlich folgende Reſolution namens ſeiner Freunde vor: Die Landesverſammlung der Nationalliberalen Partei Badens iſt überzeugt, daß die nationalliberale Fraktion des Reichstages unter ſorglicher Abwägung aller in Betracht kommenden Intereſſen ihr äußerſtes tun wird, um ein Zuſtandekommen der Reichsfinanzreform zu ſichern. Die Landesverfammlung erwartet, daß die Gefahr Reichstages durch Vindung eines Teils der Matrikular⸗ beiträge vermieden, vielmehr in Wiederaufnahme alter nationalliberaler Forderungen erreicht werde dadurch, daß eine dazu geeignete Steuer beweglich gemacht wird. Oberamtsrichter Dr. Koch⸗Mannheim kommt auf die ſenſationelle Veröffentlichung des„Dailh Tele⸗ graph“, auf die daran geknüpften Erörterungen und die ge⸗ ſchäftliche Behandlung der Angelegenheit im Auswärtigen Amt zu ſprechen. Die natl. Reichstagsfraktion habe dieſe Ange⸗ legenheit mit einer ſehr erfreulichen Entſchiedenheit behandelt. Redner iſt der Anſicht, daß die Landesverſammlung zu er⸗ kennen gebe, welche Anſicht im Lande darüber herrſche, damit die Stellung der Fraktion geſtärkt werde. Redner beantragt fol⸗ gende Reſolution: Die in Mosbach tagende Landesverſammlung der Nationalliberalen Partei Badens dankt der Reichstags⸗ fraktion für die Einbringung der Interpellation„Die Veröffentlichung im Daily Telegraph betreffend“ und hofft, daß es gelingt, von der Reichs⸗Regierung Garan⸗ tieen dafür zu erhalten, daß derartige das Anſehen des deutſchen Volkes ſchädigende Vorkommniſſe in Zukunft vermieden werden. Stadtrat Kölſch⸗Karlsruhe tritt für größtmögliche Sparſamkeit auf milktäriſchem und maritimem Gebiet ein. .⸗A. Kratt⸗Pforzheim hält die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer für unvernünftig. Die Steuer ſei auch ſteuertechniſch nicht recht verſtändlich. Redner ſpricht ſich mit Entſchiedenheit gegen die Elektrizitätsſteuer aus. Unſere Induſtrie würde piel mehr belaſtet werden, als der Oſten. Die Steuer würde dadurch ungerech! verkeilt. Die Konkurrenzfähigkeit der Induſtrie würde leiden. Herr Feder habe mit dem Hinweis auf die Möglichkeit der höheren Be⸗ ſteuerung des Branntweins einen neuen Weg gewieſen. Der natl. Verein Pforzheim bitte eine Reſolution anzunehmen, die ſich gegen die Elektrizitätsſteuer ausſpreche. Die bereits beantragte Reſolution ſei nicht opportunn. Kammerſtenograph Frey⸗Karlsruhe moniert namens der Jungliberalen gegen die Auffaſſung Dr. Munzingers über die Elektrizitätsſteuer. Dieſe Steuer werde zu einer dauernden Belaſtung. Vor allem aber opponiere er gegen die Steuer, weil ſie ungerecht ſei. Man habe es mit einer doppelten Beſteuerung zu tun, weil die Steuer das Licht und die Beleuchtungskörper zugleich belaſte. Die Steuer belaſte vor allem aber den Mittelſtand. Sollte die Kraftquelle be⸗ ſteuert werden, ſo könne man darum nur herumkommen, wenn man die Kohlen beſteuere. ein, daß man ſeine Wirkung nicht ſofort völlig überſchauen⸗ der Minderung des Einnahmebewilligungsrechtes des [der Zukunft, voll eingeſchätzt. Wir kämpfen weiter ſßozialen Partikularismus, damit das Los der verkehrshemmend ſei. Redner glaubt nicht, daß der veran ſchlagte Steuerbetrag eingehen werde. Wenn bei der Bran weinſteuer nicht Kautelen geſchaffen würden, durch die ein allzugroße Begünſtigung der Produzenten verhindert würde, dann würde auch bei dieſer Steuer das Ergebnis hinter den Erwartungen zurückbleiben.„„ Fabrikant Vogelbach⸗Lörrach weiſt als Praktiker darauf hin, daß man nicht die Kraftquelle de badiſchen Induſtrie beſteuern dürfe, wenn man ſie gegenüb der nordeutſchen Induſtrie konkurrenzfähig erhalten wolle Chefredakteur Dr. Munzinger verteidigt gegenüber den abweichenden Anſichten der Vorred ſeinen Standpunkt zur Elektrizitätsſteuer. Er halte einen pr zipiellen Widerſtand nicht für weitſichtig. Die Debatte über die Reichsfinanzreform iſt dam geſchloſſen. Es folat die Abſtimmung über die Anträ Der Antrag Koch wird mit allen gegen 1 Stimme ange nommen. Landgerichtsdivektor Dr. Obkircher weiſt auf den unlö baren Widerſpruch der beiden Anträge über die Gas⸗ und Ele trizitätsſteuer hin. Die Verſammlung ſchien nach ſeinem druck für die Pforzheimer Reſolutivn zu ſein. Der Vorſitzende ſchlägt eine redaktionelle Aenderun der Pforzheimer Reſolution vor, damit man über die beide Anträge zu einer Einigung komme. Es wird beſchloſſen, Kommiſſion mit dieſer Funktion zu betrauen. Die Pf heimer Reſolution wird mit Mehrheit angeno mm Die Pforzheimer Reſolution lautet:— Die Landesverſammlung der nationalliberalen Part Badens erſucht die Herren Reichstagsabgeordneten d⸗ nationalliberalen Fraktion, einer Geſetzesvorlage, die eir Beſteuerung von Gas oder elektriſche Energie oder von irgendwelchen Glühkörpe (Glühlampen, Stifte, Glühftrümpfe u. dergl.) bezweckt, ihr Zuſtimmung zu verſagen. Eine ſolche Beſteuerun ſchädigt nicht nur unſere aufblühende elektrotechniſche I! duſtrie, belaſtet nicht nur unſere ſtädtiſchen Haushalte empfindlich, ſie iſt auch geeignet, unerträgliche Beläſt gungen der Konſumenten herbeizuführen. N Es folgt die Diskuſſion über die Tätigkeit d Landtagsfraktion. Stadtſchulrat Dr. Sickinger ſührt aus: Sie ſind gewiß mit uns der Anſicht, daß zwei hochintereſſante Vorträge gehört haben. Wir haben Empfindung gehabt, daß hier zwei Männer zu uns geſproche haben, die aus dem Vollen ſchöpften, die aber auch viel kämpft haben, um zu den Anſchauungen zu gelangen, die vorgetragen haben. Ich ſpreche beiden Herren dafür gei auch in Ihrem Namen herzlichen Dank aus.(Lebhafte 8 ſtimmung.)„„ Herr Rebmann hat einen Rückblick geworfen auf Vergangenheit, namentlich auf den letzten Landtag. haben daraus erſehen können, daß es keine Kleinigkeit un keine Leichtigkeit iſt, Abgeordneter zu ſein. Beide Herre haben mit Recht darauf hingewieſen, daß es Schwäche ur Stärke unſerer Partei iſt, daß in unſerer Partei Leute m verſchiedenen Anſchauungen beiſammen ſind. Es iſt gewiſſe maßen Stärke, daß wir dem Einzelnen mehr Bewegung treiheit laſſen, als dies bei anderen Parteien der Fall namentlich bei der Partei der äußerſten Linken äußerſten Rechten. Aber tatſächlich iſt dies auch ein Schwäche, denn unſere Partei ſetzt ſich dabei der Gefahr au und der Beurteilung, daß ſie keine feſten Grundſätze Heutzutage, wo die Maſſen gegeneinander ſtehen, müſſe Grundſätze unter allen Umſtänden aufrecht erhalten wer Ta war es hocherfreulich, daß der künftige Führer unſe Partei, Herr Obkircher, namentlicheinen Moment ſcha herausgehoben hat, in dem wir unter allen Umſtänden Meinung ſein müſſen. Er hat das ausgedrückt mit Worten: unſerer Parteipflicht ſtets gedenken, mit ande Worten: wir treten ein für die Allgemeinintereſſen, wi kämpfen dagegen, wenn Forderungen geſtellt werden, welch nur Einzelne beborzugen würden. Die Debatte hat ja gezt daß in der Tat die Gedanken bezüglich der Reichsfinanzrefe in dieſer Richtung ſich bewegen. Wir kämpfen vor a gezen den Partikularismus in jeder Form. Gottſeidank h⸗ das Jahr 1870 endgültig mit dem politiſchen Pa kularismus aufgeräumt. Wir dürfen ruhig ſagen, daß verſtorbener Großherzog Friedrich einer derjenigen war die meiſten Opfer gebracht hat. Das wird vielleicht geg 1 lich Schwachen unter allen Umſtänden gebeſſert wird werde desween nicht weniger Branntwein getrunken. ———— AE 5 nene Theiter, Kunſt und Wiſſenſchaft. Broßh. zad. Hof⸗ und Nattonaltbeater in Mannheim. Gaſtſſel von Paul Wiecke: Herodes und Markamne. Wiecke Herodes iſt der Ausfluß ſchauſpieleriſcher Virtuoſi⸗ tät. Eine arandioſen Virtuoſität, wenn man will. Aber nur davon. Icht des ſchöpferiſchen Nachſchaffens eines komplizierten Charakter daß die leiſeſten Regungen der feinnuancierten Seele des Ausuhmemenſchen aufzeigt und von innen heraus eine eigene Welt in ionumentaler Weiſe geſtaltet. Man iſt ſolches bon ihm gewohnt,darum überraſcht das andere. Oder wollte er zeigen, daß derzroße Schauſpieler auch ſo kann? Mit berechnetem Ver⸗ ſtande erſtellen, was aus tiefſtem inneren Erleben hervorquellen ſollte? Sein Herodes feſſelt am meiſten, er erhält die packendſte Steigenng in dem Teil des Werkes, wo das Intereſſe an ſeiner Pſyche hinter dem zurücktritt das man an Maramnens pſychogiſcher Entwicklung nimmt. Aber wo er dominieren ſollte, iſt die pſychologiſche Anlage ſprunghaft, nicht konſequent genuf— und doch, ſie iſt gerade in ihrer Konſequenz über⸗ wältiend.— Hier verdunkelt ſein Herodes gar die ſittliche Idee in die der Dichter ſeine Tragik zum guten Teil verlegt und ie an ſich dem Dichter ſo viel gilt. Gleich dem Herakliden Kanaules, der überhaupt typiſchen Geſtalt für Hebbels ſpäteres dralatiſches Schaffen, ſtemmt auch er ſich— den Angelpunkt der Ide bezeichnen ähnliche Worte— gegen das überkommene Sit⸗ teneſetz, ohne an Stelle des alten ein neues zu geben, gleich arß und gleich würdig wie jenes. Wie kam der Dichter ſonſt zu der Tonica im mächtigen Schlußakkord, wo den großen Ge⸗ ſchcken ihre Geiſter voranſchreiten und in dem Heute ſich das Norger wandelt? Und auch ſonſt ließ er ſelbſt bei der emi⸗ tenten Sprachtechnik ſo manche Pointe der wunderbar herben ind dich wieder ſchmiegſamen Dichterſprache nicht fühlen, ſo nanche der ſcharfen Antitheſen, die für den Hegelverehrer 7 charakteriſtiſch ſind. Aber trotz alledem! Wiecke Herodes, ge⸗ tragen von einer Perſönlichkeit, vermochte ſehr zu intereſſieren, er konnte ſogar ſtellenweiſe durch ſein künſtleriſches Temßerament hinreißen, wenn die Herrennatur des brientaliſchen Herrſchers ergreifen, wenn er die weiche Skele in ſeiner Bruſt erklingen ließ ſeelenvolle Inniakeit des Weibes feine Töne fand und dadurch in der Richterſzene wirklich ergriff. Mehr follte ihr freilich der Ausdruck innerer Einſamkeit gelingen, der hoheitspollen Würde, mit der Mariamne ihr freies Menſchentum fühlt— deſſen. Idee ſie übrigens in maßvoller Eindringlichkeit zur Geltung brachte—, der lebendige Ausdruck aller jener ſubtilen Gedanken, bis zu Schatten von Ideen und Stimmungen, die der Dichter der Ge⸗ ſtalt verlieh. Auch für die Alexandra von Frl. Wittels hat das wohl ſeine Geltung. Sie wuchs erſt im Laufe der Darſtellung in die trotzig⸗mächtige Geſtalt hinein, um am Schluß einen wirkungsvollen Höhepunkt zu erreichen; ihre Alexandra hatte darum noch nicht die ausgeprägte Einheitlichkeit, die zielbewußte Energie und volle Leidenſchaftlichkeit des Handelns und des Ehrgeizes, die dieſen orientaliſchen Frauen eigen war, wenn ſie einmal Staatengeſchicke leiteten— man kennt leider dieſes ihr Wirken aus der Geſchichte, das der Dichter ſo charakteriſtiſch im Drama zum Ausdruck brachte. Die übrigen, die ſich um die Haupkdarſteller ſcharten, fanden ſich mit mehr oder weniger Glück mit ihrer Sache ab. Köhlers Jodemus war geſthickt angelegt, Möller ſchien für den Joſephus zu jung und ſaßte ihn auch noch etwas zu äußerlich, Frl. Bionda war kaum eine Salome, wie Hebbel ſie ſich dachte; dagegen war der Titus Godecks eine präch⸗ tige Geſtalt, kernig, ernſt und verſchloſſen— der Vertreter einer ondern Welt. Zuſammengehalten wurde das Ganze durch die ſeine, künſtleriſch zielbewußte Regie des Intendanten. Was er⸗ reicht war, war eine einheitliche, tiefe geſättigte, tragiſche Stim⸗ mung. eine Darſtellung in Haraktervollem Gangen zur eindring⸗ lichen Geltung gebracht durch eine große Kunſt der Ausgeſtaltung, die ſich in einziger Weiſe dem Künſtwerk hervörbrach, und die Leidenſchaft einer übermäßitzen Liebe, zu Letzteres gilt auch von Betty Ullerichs Mariamne, die für die der üblichen Tagesproduktion erhebt. Zwar ſuchten wi n in Ton und Stimmung anpaßte. D **. Erſtes Muſikvercinskonzert. Der Kinderkreuzzug von G. Pierne, Noepität brachte der Muſiverein in ſeinem geſtrige Winterkonzerte Gabriel Piernées„Der Kinderkreuzzug“ führung.“ Wie allerorten fand das intereſſante Werk des fu zöſiſchen Neuromantikers auch hier eine enthuſiaſtiſche Aufnahene Man iſt heutzutage inbezug auf Novitäten nicht gerade* Der herrſchende Zeitgeiſt, das Wetten und Wagen, das Grü erjagen“ ſcheinen unſerer Muſe nicht mehr ſo günſtig zu ſein freudiger begrüßt man eine Novität, die ſich weit üßer da Werke vergebens den gentalen Tondichter mit bezwingender dr liſcher Kraft und der Tiefe unſerer deutſchen Oratorienkompor Dafür fanden wir ein ſtarles Talent, ein techniſches Genie, bei den Deutſchen auf allen Gebieten der Kunſt ſo ſelten, bei Franzoſen oft als Naturgabe vorhanden ſich findet. Der Inhalt Legende handelt von jenen ſeltſamen Vorgängen, von denen Ehroniſt aus dem Jahre 1212 meldet:„Um jene Zeit Kinder ohne Führer aus allen Städten und Gemeinden der verſchie⸗ denen Länder eilenden Fußes nach den Ländern jenfeits Meeres, und als man ſie fragte, wohin ſie zögen, ſagten ſie:„„9 Jerufalem, das heilige Land zu ſuchen!““.— bis heute w man nicht, wohin ſie kamen. Die meiſten aber kehrten zurück, als man ſie fragte, warum ſie ausgezogen ſeien, antworteten ſie wüßten es nicht“— 5 Dieieſer Bericht des Hiſtoriters regte den 1908 verſto franzöſiſchen Dichter Marcel Schwob zu ſeiner epiſchen D an. Dieſelbe gliedert ſich in vier Vilder, in denen 1. de bruch der Kinder, 2. der Zug auf der Heeresſtraße, 3. die S nach dem heiligen Lande, 4. der Untergang der Schiffbrück — das Erwachen im Lände der Verheißung geſcht Geueral⸗Anzeiger.(Mittagblatt) Manneim. 28. Oxtober. ein Pfahl im Fleiſch unſeres Volkes iſt und ſchon viel Schaden angeſtiftet hat. Und hier iſt nun ein Moment! Wir ſind heute zuſammengekommen, um offen einander die Meinung zu ſagen. Wir ſind der Anſicht, daß wir frühzeitig beginnen iſtüſſen in der Eerziehung der Jugend, daß ſchon die Jugend ſich aneinander gewöhnt, daß ſie die Empfindung hat, wir ſind zwar verſchiedenen Glaubens, aber Kinder eines Zolkes.(Lebhafte Zuſtimmung.) Deswegen ſind wir ſtolz darauf, die gemiſchte Schule zu haben. Aber es iſt boch ſelbſtverſtändlich, daß, wenn wir in der Schule die Unerwachſenen gemeinſam erziehen, wir es in den Anſtalten, wo die künftigen Lehrer erzogen werden, ebenſo halten. (Stürmiſcher Beifall.) Das iſt unbedingtes Erfordernis. In geiſtlichen Sachen haben wir auch ſchon die ſimultanen Anſtalten. Und da wollen wir unſere Lehrer auseinander⸗ halten? Wir müſſen mit aller Beſtimmtheit für die Simul⸗ daniſierung unſerer Lehrerſeminare ein⸗ treten.(Lebhafte Zuſtimmung.) Es hat mich außerordentlich gefreut, daß Rebmann in dieſer Frage klar Stellung genom⸗ men hat. Man hat es in weiten Kreiſen nicht verſtanden, bdaß er als Schulmann ſich der Abſtimmung enthalten hat. Er iſt Referent für ſeine Regierung geweſen, deshalb hat er ſich der Abſtimmung enthalten. Wir müſſen verlangen, daß in dieſer Grundfrage völlige Einmürigkeit beſteht. Weiter freut es mich, daß in dem Aufruf des Engeren Vor⸗ ſtandes ausdrücklich Bezug genommen wird auf die Haltung unſerer Partei in der Frage der Reform der Volks⸗ ſchule, daß hier beſtimmt ausgedrückt wird: Wir verlangen, daß der Ausbau der Volksſchule weitergeführt wird. Gerade am Ausbau der Volksſchule ſind wir entſchieden zurück. Das iſt kein Ruhmesblatt in der Geſchichte der liberalen Parteien Wir haben zu lange gewartet. In Schleswig habe ich z. B. geſehen, daß wir in gewiſſen wichtigen Punkten am Schwanz marſchieren. Unſere Partei muß vorangehen und verlangen, daß bei der Jugend eingeſetzt wird. Wenn wir wollen, daß größere Maſſen uns zuſtrömen, dann müſſen wic die künftige Generation zur Urteilsfähigkeit, zum Denken, zum Gemein⸗ ſamkeitsgefühl erziehen. Deswegen iſt es hocherfreulich, daß unſere Führer ſich dahin ausgeſprochen haben, daß unſere Vartei in Zukunft die Bildungsfragen mit beſonderem Eifer und beſonderer Wärme fördern wolle. Ich hoffe, daß zamit wirklich Ernſt gemacht wird.(Stürmiſcher Beifall.) Pfarrer Seiler⸗Asbach iſt ebenfalls für die Simultaniſierung der Lehrerſeminarien. Es müſſe aber andererſeits der Möglichkeit Raum gegeben werden, daß wirklicher Geſchichts⸗ unterricht getrieben wird, damit die Leute, die das deutſche Volk groß gemacht haben— Redner weiſt auf Luther hin — auch voll gewürdigt werden. Redner erwartet. daß unſere evangeliſchen Liberalen der Richtung der evangeliſchen Kirche mehr Beachtung ſchenken, die allein den Konſervativen ent⸗ gegentreten kann. Für ihn ſei nicht konfeſſionelle Einſeitig⸗ ſeit maßgebend. Er gehe ſogar ſo weit, daß er wünſche, daß die Zeit kommen möge, in der man gar keine Pfarrer Fbrauche. Dann brauche man allerdings guch keine Juriſten Rehr.(Stürmiſche Heiterkeit.) dLandtagsabg. Dr. Obkirchern kann als Führer der nationalliberalen Partei auf die Aus⸗ führungen des Vorredners nicht eingehen. Die Partei als ſolche habe ſtets die Kulturmiſſion der evangeliſchen Kirche anerkannt und ſie ſtets unterſtützt. Wenn man nicht immer das Richtige getroffen habe, ſo liege das daran, daß man in ſolchen Fragen niemals einen großen Kreis ſammeln könne. Was die Ausführungen Dr. Sickingers angehe, ſo glaube er genügend deutlich dargetan zu haben, daß die Partei in dieſer Frage feſte Grundſätze habe, aber es gebe eben im öffentlichen Dinge, in denen nicht immer Einſtimmigkeiten erzielt werden können. Die allzugroße Rückſichtnahme gegen Andersgläubige beim Geſchichtsunterricht in der Schule halte er fütr pflichtwidrig.(Sehr richtig.) Aber man müſſe mit den Verhältniſſen rechnen. Die Kritik gegen dieſe Verhält⸗ miſſe müſſe zwar mit rückſichtsloſer Offenheit einſetzen; aber die nötigen Materialien gehörten dazu. Wenn einzelne Ab⸗ geordnete des proteſtantiſchen Bekenntniſſes aus ihrem Gefühl ſeraus gegen die Simultaniſierung der Lehrerſeminarien ge⸗ fümmt haben, ſo ſei das gegen das Prinzip, aber bei den Motiven, die nicht jedermann bekannt ſeien, begreiflich. Oberamtsrichter Dr. Koch⸗Mannheim hätte dringend gewünſcht, daß die Gründe, die dafür maß⸗ gebend waren, daß einzelne Abgeordnete gegen die ſimultanen Lehrerſeminare geſtimmt hätten, früher vorgebracht worden wären. Er halte dieſe Gründe nicht für ſtichhaltig. Eine Geſchichtsdarſtellung von einem proteſtantiſchen Geſichtspunkte aus werde ebenſo einſeitig ausfallen müſſen wie eine ſolche vom katholiſchen Standpunkte aus. Die Konſequenz führe zum Einreten für die konfeſſionelle Volksſchule. Stadfſchulrat Dr. Sickinger Mannheim mimmt ganz entſchieden die katholiſchen Lehrer dagegen in Schutz, daß ſie die hiſtoriſche Wahrheit beugen Sobald die Zehrer nur in konfeſſionellen Anſtalten erzogen werden, würden ſie eben einſeitig, und das wäre aus naionalen Grün⸗ den zu bedauern. Er könne die Gründe der diſſentierenden Abgeordnete auch nicht als berechtigt anerkennen. —.—PQ——UMnũ————— Die ergreifende poetiſche Jdee und die geſchickte Anlage des Textbuches bieten dem Komponiſten dankbare Aufgaben, und dieſer at es verſtanden, Stimmungsbilder von poetiſcher Kraft und rei⸗ gendem muſibaliſchen Kolorit zu ſchaffen. Zwar fehlt es dem Werke en dem fortreißenden Schwung, dafür bringt es wirkungsvolle Stei⸗ gerungen und hübdſche Kontraſte. An Chöven ſei die Begrüßung des Meeres, der Chor der Seeleute, welcher allerdings etwas an den Matroſenchor des„Holländer“ gemahnt, und der größte Enſemble⸗ ſatz des Werkes, das Schluß⸗Alleluja hervorgehoben, namentlich aber die reigzvollen mehrfach getetlten Kinderchöre, im denen der Naiv⸗kindliche Ton ausgezeichnet getroffen iſt. Weniger gilt dieſes non den Solopartien der Damen, die nach meinem Empfinden ztwas zu pathetiſch gehalten ſind. Die Harmonik und Inſtrumen⸗ tetion berrät den modernen Komponiſten, die Modulation iſt eine ſehr freie. Wie ſehr der Tondichter, deſſen Wiege in Metz geſtanden — es verſteht, auch mit einfachen Mitteln ſchöne Wirkungen zu erzielen, beweiſt dos Andantino„Stimmen aus der Höhe“, welches gleich zu Veginn den Hörer in ſemen Bann zieht. Die Auffüßzrung war von Herrn Hofkapellmeiſter Kutz ſch⸗ Hach trefflich vorbereitet. Er hielt den großen Apparat mit feſter Hand zuſammen, und es klappte alles aufs beſbe. Der Männerchor ſang ſeinen rythmiſch ſchwierigen Vart ſicher, der Frauenchor ent⸗ ſaltete beſondere Tonſchönheit. Recht brav hielten ſich auch des rn dem 200 Kinder der Maunheimer Voltsſchule unter Leitung Sbesebers Seuk Wie dleine Intonationsſetvankid in Kammerſtenograph Frey⸗Karlsruhe ſchließt ſich den mahnenden Worten des Pfarrers Seiler im allgemeinen an. Landtagsabg. Prof. Rohrhurſt⸗Heidelberg, der ſich im Landtage der Abſtimmung über die Simultani⸗ ſierung der Lehrerſeminare enthalten hat, begründet ſeinen Standpunkt. Das Meersburger und Ettlinger Seminar wären auch nach der Simultaniſierung geblieben wie vorher. Man hätte den Konſervativen mit der Simulaniſierung nur ein neues und ganz gewichtiges Agitationsmittel in die Hand gegeben. Unſere Lehrer ſeien trotz ihrer Ausbildung in Meersburg und Ettlingen nicht im konfeſſionellen Geiſte er⸗ zogen worden, ſonſt würden die Früchte ganz andere ſein. Zweckmäßigkeits⸗ und hiſtoriſche Gründe hätten ihn zu ſeiner Stellungnahme beſtimmt. Er ſei ſtets ein Freund de⸗ Simultanſchule geweſen. Das habe ſeine bisherige Haltung bewieſen. Man dürfe ihn nicht durch den Vorwurf, daß er gegen die Parteigrundſätze verſtoßen habe, dazu zwingen, die Konſequenzen zu ziehen. Die Partei dürfe weder liberale noch orthodoxe Kirchenpolitik treiben. Nur liberale Charaktere ſicherten die Zukunft der Partei.(Lebhafter Beifall.) Prof. Winkelmann⸗Freiburg berührt die Frage der Schiffahrtsabgaben, durch die Baden ungewöhnlich belaſtet wurde. Redner hat den Auftrag, die Fraktion zu bitten, ſich rechtzeitig über die Stimmung im Lande zu unterrichten. Das beziehe ſich auch auf die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer. Die Partei müſſe mehr volkstüm⸗ liche Politik treiben. Landtagsabg. Dr. Obkircher bemerkt, eine politiſche Partei, die nur aus ſachlichen Er⸗ wägungen heraus Stellung nimmt, könne zu der vom Vor⸗ redner gewünſchten volkstümlichen Politik unmöglich über ⸗ gehen. Eine politiſche Partei dürfe nicht wie die öffentliche Meinung wandelbar ſein. Von dieſem Grundſatz aus habe die Fraktion zu der im Landtag eingebrachten Interpellation über die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer Stellung genommen. Popularitätshaſcherei lehne die Fraktion ab. Man habe ſich in dieſer Frage nicht vor den ſozialdemokratiſchen Wagen ſpannen wollen. Man habe ſich erſt genau orientieren wollen. Zudem ſei ja auch die Reichstagsfraktion die entſcheidende Stelle. Die Fraktion würde ſich in allen Fragen gut unter⸗ richten über die Stimmung der Allgemeinheit, aber wenn man das praktiſch durchführen wollte, müſſe man die Entſcheidung ouf einige Wochen vertagen. Es ſei eine ſchwere Laſt, Ab⸗ geordneter zu ſein. Das Aequivalent liege in dem Vertrauen der Wählerſchaft. Wenn man ihm dieſes Vertrauen entziehe, dann könne man das Amt nicht weiterführen. Es liege in der verfaſſungsmäßigen Stellung des Abgeordneten, daß er nach ſeiner Ueberzeugung entſcheide. Wenn man dem Abgeord⸗ neten das noch entziehe, dann ſei er nur noch Stimmenträger. (Lebhafter Beifall.) 4.⸗A. Möſſinger⸗Meßkirch frägt an, wie weit die Vorbereitungen für das Agitations⸗ material für den kommenden Landtagswahlkampf gediehen ſeien. Er ſchlage vor, eine populäre Schrift über die Arbeit der Partei auf dem Gehiete der Landwirtſchaft als Gegenmittel gegen den wieber geplanten Waldmichel herauszugeben. Im Seebezirk herrſche heute noch die Anſicht, daß in der Schulfrage mehr er⸗ zielt worden wäre, wenn die Partei energiſcher vorgegangen wäre. Redner kommt auf einen Fall zu ſprechen, aus dem ge⸗ ſchloſſen werden müſſe, daß die Konfeſſionaliſierung des Meers⸗ burger Lehrerſeminars unaufhaltſam fortſchreite. Die Partei ſei nicht mit der nötigen Schärfe gegen den Oberſchulrat vorge ⸗ gangen. 808 Landgerichtsdirektor Dr. Obkircher meint, es ſei nun einmal ſo, daß der Oberſchulrat nicht die nationalliberale Partei ſei. Eine Neuauflage des Waldmichel⸗ pamphlets ſei gar nicht zu beklagen. Eine an ſich ſehr notwen⸗ dige natl. Aufklärungsſchrift ſei in Ausſicht genommen, aber er fürchte, daß ſie noch nicht in Angriff genommen ſei. Fabrikant Feder⸗Großſachſen meint, die Geſamtheit der Abgeordneten ſei eher in der Lage, ſich über die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer zu entſcheiden, als ein Einzelner. Die Mehrheit der Verſammlung werde auch ſicher auf dem Standpunkt Dr. Obkirchers ſtehen. Es könne doch nicht Sache der Landesverſammlung ſein, den Abgeordneten wegen ihrer Abſtimmung Rügen zu erteilen. Wo wollte man denn hinkommen, wenn die Partei einem Abgeordneten das Ver⸗ trauen entziehe, der einmal eine abweichende Meinung habe. Das könnten ſich die Abgeordneten nicht gefallen laſſen. Prof. Rohrhurſt ſei völlig im Recht geweſen, wenn er ſich energiſch gegen dieſe Stellungnahme gewehrt habe. Prof. Winkelmann⸗Freiburg erklärt, er habe es für ſeine verdammte Pflicht und Schuldigkeit gehalten, ſeine gegenteilige Anſicht zum Ausdruck zu bringen. Dazu ſei man hergekommen. Andererſeits werde es ſchwer ge⸗ macht, wiederzukommen, wenn aus jeder kleinen Frage eine Ver⸗ trauensfrage gemacht werde. Landtagsabg. Dr. Obkircher erwidert, zu der gereizten Antwort habe keine Veranlaſſung vor⸗ gelegen. Er habe aus den Ausführungen Winkelmanns nur die Konſequenzen gezogen. Nehmen Sie es nicht gereizt. Wir haben FFFFFFFFFFCCCCwCC((cCGcGCGGGGGGGPbVbTVVVVVFVTVPVVPVPFPFPFPFPVPVPVPVPVPVVꝓVVVVVVVVVV—VV Gruppenchor des zweiten Teils vſt verzeihlich und dürfte darauf zurückzuführen ſein, daß der entfernt ſingenden Kinderabteilung mehreve Takte hindurch die inſtrumentale Stütze fehlt. Eine be⸗ ſonders glückliche Hand hatte die Vereinsleitung in der Wahl der Soliſten. Frau Kammerſängerin Emma Teſtar aus Stuttgart (Allys, ein Mädchen) und Fräulein Margarete Schuſter, Hof⸗ opernſängerin aus Kaſſel,(Allaim, ein blonder Knabe) ſangen ihre Rollen muſikaliſch ſicher, geſchmacvoll und klangſchön. Den Er⸗ zähler verkrat mit beſtem Erfolge Herr Richard Fiſcher aus Frankfurt a.., den alten Seemonn und die Stimme aus der Höhe unſer einheimiſcher, geſchätzter Baritoniſt, Herr J. Kromer. Auch das Frauenquartett der Stimmen aus der Höhe ſang rein und entfaltete Wohlklang. Den Orgelpart hatte Herr Muſfikdirektor Hänlein übernommen und wurde ſeiner Aufgabe beſtens ge⸗ recht. Einen weſentlichen Anteil an dem guten Gelingen gebührt unſerem wackeren Hoftheaterorch⸗ſter, das ſeine grotze und ſchwere Aufgabe in geradezu glänzender Weiſe löſte Dor Mufſikverein und ſein verdienſtwoller Leiter, Herr Kutzſchbach. darf mit Befriedigung ouf ſein erſtes Winterkonzert zurückblicken, das einen Ehrenabend ul den Annalen der Vereinsgeſchichte bedeutet. Hoffentlich gibt die Vereinskeit in einer Wiederholung der Aufführung einem wei⸗ teren Kreiſe Gelegenheit, die muſtlaliſche Legende kennen zu lernen. Des Dankes aller Kunſtfreunde e en eee e — ———— viel Lob, aber auch Kritik und Tadel erhren. Aber Sie dürfen es uns nicht verargen, wenn wir unſſe Stellung präziſteren, damit die Kritik weniger herb wird. Gewerbeſchulvorſtand Feueſein⸗Weinheim bemerkt, es ſei ihm mitgeteilt worden, da nicht alle Agitations⸗ redner in konfeſſionellen Dingen den richtün Rahmen einhielten. Die Preſſe ſei davon auch nicht freizuſprche Dogmatiſche Fragen müßten mit großer Delikateſſe behandelt urden. Damit iſt die Debatte geſchloſſen.)her Vorſitzende gibt bekannt, daß der erſte Paſſus de Pforzheimer Reſolution folgende Faſſung erhalten kt: „Die Landesverſammlung der Natl. Fartei Badens iſt überzeugt, daß die natl. Fraktion des Reicktages unter ſorg⸗ licher Abwägung aller in Betracht kommenm Intereſſen ihr Aeußerſtes tun wird, um das Zuſtandekonnen der Reichs⸗ finanzreform zu ſichern. Sie will mit dem Ausdruck dieſer Ueberzeugung zu den einzelnen Steuern nicht Sellung nehmen.“ Die Pforzheimer Reſolution wir nunmehr in dieſer Faſſung einſtimmig angenommen. Das Schlußwort. Vorſitzender Dr. Wilckens gibt ſeiner Beſiedigung dar⸗ über Ausdruck, daß dieſe intereſſanten und, wie man hoffen wolle, ergebnisreiche Ausſprache über eine große Azahl Fragen der Reichs⸗ und Landespolitik herbeigeführt worden iſt. Wenn hie u. da in dieſem u. jenem Spezialpunkt die Meinugen ausein⸗ ander gegangen ſeien, ſo könne er doch zu ſeiner gräen Freude feſtſtellen, daß in allen wichtigen Fragen ſie Par⸗ tei einmütig und geſchloſſen hinte ihren Führern ſteht. Er glaube, daß dies ein Gück ver⸗ heißendes Symptom für die Zukunft, isbeſondere für den ſchweren Wahlkampf, ſei, der in dieſem Wintr und im Laufe des nächſten Sommers bevorſtehe. Wir alle, ſo chloß der Medner, wollen uns geloben, in dieſem Kampfe unſere Sluldigkeit zu tun im Intereſſe der Partei, im Intereſſe unſere ſchönen Badner Landes. Wir können die Tagung in Mosbch wohl gicht beſſer ſchließen, als dadurch, daß wir uns erheben ud ein⸗ ſtimmen in den Ruf: Unſer ſchönes Heimätland lebe hoch hoch! hoch!(Stürmiſcher Beifall). Die Tagung wird 946 Uhr geſchloſſen. Poliiische dlebersſeht. Maunheim, 9. November 1908 Beirat für Arbeiterſtatiſtik. Der Beirat für Arbeiterſtatiſtik trat am 5. d. Mts. unter dem Vorſitz des Präſidenten des Kaiſerlichen Statiſtiſchen Amtes Dr. van der Borght zu ſeiner 22 Sitzung zuſammen Der Beirat nahm einen von Exzellenz Dr. Fiſcher eingebrachten Antrag an, der eine Erweiterung der Befugniſſe der Ausſchüſſ. betrifft und eine Beſchleunigung der Arbeiten bezweckt. In ein⸗ gehender Weiſe behandelte der Beirat alsdenn an der Hand eines von Exzellenz Dr. Fiſcher verfaßten Ausſchußberichtes die Ergebniſſe der Erhebung im Fuhrwerksge⸗ werbe und beſchloß, in dem Bericht in den Reichskanzler die Regelung der Arbeitszeit der in geberblichen Fuhrwerks⸗ betrieben beſchäftigten Perſonen dahin inVorſchlag zu bringen, daß eine tägliche Mindeſtruhezeit von) Stunden allgemein und außerdem für die beim ſchweren Laſtfuhrwerk und mit Stallarbeiten beſchäftigten Perſonen Ruſen eingeführt wer⸗ den. Ferner wurde die Freigabe eine Anzahl von Sonn⸗ tagen ſowie eine Beſchränkung der Arbetszeit der jugendlichen Arbeiter bis zu 16 Jahren für notwendz erklärt. Schließlich behandelte der Beirat an der Hand einz von dem Geheimen Ober⸗Regierungsrat Neumann verfaßten Ausſchußberichts die bisherigen Ergebniſſe der Erhebung il Binnenſchif⸗ fahrisgewerbe und beſchloß, durcheine ſchriftliche Be⸗ fragung der Organiſationen von Arbeitebern und Arbeit⸗ nehmern dieſes Gewerbes ſowie von Krakenkaſſen die Er⸗ hebung zu vervollſtändigen. Kaiſergeſpräche, Reichstag ud Preſſe. Ign der Preſſe wird vielfach bedauert, aß es aus Anla der Kaiſergeſpräche nicht zu einer einheitliche n bß Reichstages gekommen iſt. Dies Bedauern ülen wir. Wenn aber bei der Gelegenheit behauptet wird, ſe Schuld dafür daß eine einheitliche Altion nicht zuſtande gemmwen ſei, liege an den Nationalliberalen, die aus kleinlicher ktelkeit nach der Tôte geſtrebt hätten, ſo entſpricht eine ſolche darſtellung den Tatſachen nicht. Die Nationalliberalen— ir glauben in der Beziehung einigermaßen unterrichtet zu ſeil— haben zu⸗ nächſt an ein gemeinſames Vorgehen aller Blockzrteien gedacht und ſie hätten auch nichts dagegen einzuwenden ſehabt, wenn, um die Wucht des Vorgehens zu verſtärken, in ſieſer ernſten vaterländiſchen Angelegenheit, in der für Parſunterſchiede und Fraktionsgezänk kein Raum ſein darf, das entrum mit von der Partie geweſen wäre. Wer dieſe Pläne hann durch⸗ kreuzt oder zum mindeſten zum Scheitern gebracht at, darüber möchten wir uns im Moment nicht äußern. Es he in dieſem Augenblick, wo ohnehin allerlei Flaumacher am gerke ſind, die dämpfen und glätten möchten, was im richtig trſtandenen vaterländiſchen Intereſſe nie abgeſchwächt werden difte, keinen Sinn, Zwietracht in die Parteien zu tragen, die n Diens⸗ tag gemeinſam marſchieren ſollen. Nur gegen eins müſſen wir uns doch wenden: Der konſervative Parteivorſtad erläßt eine ſonſt recht würdig gehaltene Erklärung, an dere Schluß er mit„aller Entſchiedenheit feſtſtellt“, er würde ein weitere publiziſtiſche Behandlung dieſer Vorgänge nicht für ſegens⸗ reich erachten können. Wir ſind in der Beziehung ürchaus entgegengeſetzter Meinung. Wir können ein Volk in der Kulturhöhe des deutſchen nicht dumm machen, und ver⸗ tuſchen gibt es auch nichts mehr. Gerade dies Vertuſchi und behutſame Zudecken, das in einer beſtimmten Art von Blät⸗ tern zum Syſtem erhoben wurde, hat zu nicht geringem Teile die heutigen Zuſtände mit heraufführen helfen. Deshal ſoll⸗ ten, ehe nicht wirkliche Abhilfe erzielt ward, dieſe Erörun⸗ gen überhaupt nicht abreißen. Wenn man ſie in ernſter Mun⸗ haftigkeit führt, werden die„Würde und das Machtbewußfel! des Deutſchen Reiches“ darunter gewiß nicht leiden. Deutsches Reich. —(Gegen die Gas- und Elektrizitätsſtenetg Die Konferenz der badiſchen Städteordnungstätte beſchloß einmütig, der von dem deutſchen Städtetag an den feichs⸗ tag and Bundesrat zu richtenden Petition gegen die Beſteerum von Gas und Elentrizität beizutreten. Mnn eim, 9. November. General⸗Anzeiger. Mittag lart.) Der Zwiſchenfall von Caſablanea. R. K Paris, den 7. Nov. Der„Matin“ bringt einen Auszug, des von der geſam⸗ ten deutſchen Preſſe reproduzierten Artikels der„Kölniſchen Zeitung, welcher einen ernſtlichen Konflikt zwiſchen Frank⸗ reich und Deutſchland wegen des Vorgangs in Caſablanca als derartig monſtrös bezeichnet, daß man auch nicht einen Augenblick an eine ſolche Eventualität zu glauben berecztigt ſei. Dieſer Artikel ſpiegelt, nach Ausſage des franzöſiſchen Berichterſtatters, die Stimmung des deutſchen Publikums völlig wieder. Gleichzeitig übermittelt derſelbe Korreſpondent dem„Matin“ das ſenſationelle Ro. muniqus der konſervativen Partei, welches ſich gegen die perſönliche Politik Kaiſer Wil⸗ helms II. richtet. ** Der Polizei⸗Rapport von Caſablauca. Aus dem Rapport des Polizei⸗Kommiſſärs von Caſa⸗ blanca, M. Roché, geht hervor, daß es der Korreſpondent einer deutſchen Zeitung war, welcher zuerſt in Rabat und ſpäter in Caſablanca eine Deſerteur⸗Agentur eingerichtet hat. Da er jedoch bei dem deutſchen Konſul nicht die erhoffte Un⸗ terſtützung fand, wandte er ſich nach Deutſchland. Nun wurde der deutſche Konſul von gewiſſen Politikern ob ſeiner denun⸗ zierten„Trägheit“ mit Vorwürfen und Drohungen über⸗ ſchüttet, daß er zuletzt, für ſeine Zukunft fürchtend, ſich dazu überreden ließ, ſeine Autorität der Deſerteur⸗Agentur zur Ver⸗ fügung zu ſtellen. Er tat dies jedoch ohne beſonderen Eifer und auf dieſen Umſtand ſei auch der Mißerfolg des erſten Ein⸗ ſchiffungsverſuches zurückzuführen, der zu dem bekannten Zwi⸗ ſchenfall führte. Die deutſche Regierung hat der franzöſiſchen Regierung ihr Einverſtändnis zur Veröffentlichung der von ihr geprüften Dokumente des Gelbbuches gegeben. Das neue Gelbbuch, Ma⸗ rokko betreffend, wird ſomit gegen Ende der nächſten Woche er⸗ ſcheinen. Aus Stadt und Land. Mannheim, 9. November 1908. Entſchädigungsklagen am Mannheimer Landgerichte. Die Sängerin Weizmann abſolvierte im Januar v. J. am hieſigen Hoftheater ein kurzes Gaſtſpiel. Am 10. Januar hatte ſie in der Titelrolle der Gounodſchen Oper„Margarete“ aufzutreten. Vor der Apotheoſe im letzten Akte wird der Vorhang nicht heruntergelaſſen und die Muſik ſpielt vor offener Bühne. Während dieſer Zeit hatte ſich die Künſtlerin nicht auf die von Verſenkungen freie Hinterbühne zurück⸗ gezogen, ſie blieb hinter den Kuliſſen auf der Vorderbühne, um gleich bereit zu ſein. Plötzlich wich der Boden unter ihr und ſie ſtürzte durch eine Venſenkung, wobei ſie ſich eine er⸗ hebliche Verletzung an einem Arme und infolge der Aufregung einen ervenchok zuzog. Auf Grund des§ 618 ..B. verlangt die Künſtlerin nun von der Stadtgemeinde eine Entſchädigung. Der Paragraph betrifft die Verpflich⸗ kung zur Inſtandhaltung der Räume uſw., in einer Weiſe, daß Unfallgefahren ausgeſchloſſen ſind, ſoweit es die Natur eines Betriebes geſtattet. Sie verlangt die Summe von 2000 M. für entgangene Gage und 500 M. Schmerzensgeld, gußerdem eine Entſchädigung durch Herabminderung ihrer Leiſtungen infolge des Unfalles. Der Vertreter der Klägerin, .⸗A. Dr. Maier⸗Trautmann, machte in der Ver⸗ handlung am Samstag geltend, daß die Künſtlerin ſich ſchon kurz vor dem Unfalle eine Rüge vom Regiſſeur wegen einer Heinen Verſpätung zugezogen hatte. Um nicht wieder zu ſpät zu kommen, ſei ſie auf der Vorderbühne geblieben. Die Garderobe der Dame habe ferner ſich an einem ganz ent⸗ legenen Platze befunden, zu dem ſie nur über eine ſchmale Hühnerſtiege gelangen konnte. Pflicht der Theaterleitung ſei es, fremden ortsunkundigen Künſtlerinnen Garderoben ein⸗ zuräumen, die leicht erreichbar ſind. Der Vertreter der Stadt, .⸗A. Dr. Roſenfeld jun., beſtreitet eine Verpflichtung der Stadt zur Zahlung einer Entſchädigung Pflicht der Dame ſei es geweſen, ſich auf die Hinterbühne zurückzuziehen. Sie ſei auch mehreremale gewarnt worden, ſich nicht in die Nähe der Apparate zu begeben. Alle Vorſchriften ſeien eingehalten worden. Die Klägerin habe ſich alſo den Unfall ſelbſt zu⸗ zuſchreiben. Die für auswärtige Gäſte abzuhaltende Ver⸗ ſtändnisprobe hat ſtattgefunden. Das Gericht beſchloß eine Inaugenſcheinnahme.— Eine Klage auf Zahlung einer Rente in Höhe von 6600., zahlbar in vierteljährlichen Raten, hat ein hieſiger Zimmermeiſter gegen die Stadt an⸗ geſtrengt, der am 23. Juni d. J. etwa 70 Meter vor dem Neckarauer Uebergang von der Elektriſchen überfahren wurde. Nach der Behauptung des durch.⸗A. Bachert vertretenen Klägers hat der Führer des Straßenbahnwagens das Sign al unterlaſſen, wodurch der Kläger nicht rechtzeitig auf eine Gefahr aufmerkſam gemacht worden ſei. Der Vertreter der Stadtgemeinde,.⸗A. Roſenfeld jun.“ beſtreitet, daß kein Signal gegeben worden ſei. Der Radfahrer ſei anſcheinend abſichtlich nicht ausgewichen, ſondern trotz des Läutens in der Mitte des Geleiſes weiter gefahren, obſchon zu beiden Seiten der Geleiſe genügend Platz vorhanden war. Als 85 dann nach links 4 es zu ſpät geweſen. Der Entſcheid wird ſpäter verkündet. Guſtav Kramer. Geſtern bormittag hat Herr Guſtab Rramer, Mitinhaber des rühmlichſt bekannten Mannheimer Parkhotels das Zeitliche geſegnet. Mit ihm iſt ein Mann bon uns geſchieden, deſſen Name nicht nur in Mannheim, ſondern weit über das Weichbild der Stadt hinaus in hohem Anſehen ſtand. Er ge⸗ hörte zu denjenigen Perſönlichketen, die jedermann kennt, ſchätzt und hochachtet. Guſtav Kramer ging vollſtändig in ſeinem Berufe auf und galt in ihm weithin als Autorität. Im Jahre 1874 tvurde Guſtav Kramer Mitinhaber des Pfälzer Hofs, der bis dahin von ſeinem Schwager, Herrn Franz Freytag, allein geleitet worden war. Den beiden tüchtigen, vorwärtsſtrebenden und bon den ſoli⸗ deſten Geſchäftsprinzipien erfüllten Männern gelang es, das vom Vater des Herrn Freytag gegründet, Hotel zu dober Blüte zu bringen und es zu einem der erſten Hotels nicht nur Mannheims. ſondern der ganzen babiſchen und bayeriſchen Pfalg emporzuheben. Im Jahre 1889 zog ſich Guſtav Kramer ins Privatleben zurück. As aber gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts die wwichtige Frage an ſeinen Schwager Franz Freytag herantrat, in der öſt⸗ Neugeik entſprechendes, großzügig angelegtes und durchgeführtes Hotel zu errichten, trat er wieder in das Geſchäft ein und gründete in Gemeinſchaft mit ſeinem Schwager die Hotel⸗Betriebs⸗Geſell⸗ ſchaft„Parß⸗Hotel'. Es war eine ſchiwere Aufgade, welche die beiden Männer in einem Lebensalter, in dem andere der Ruhe pflegen, übernommen hatten, aber ſie wurde von ihnen in glänzen⸗ der Weiſe gelöſt. Heute zählt das Parkhotel in Mannheim zu den erſten und angeſehenſten Hotels in Deutſchland. Die Bo⸗ gründung dieſes ehrenvollen Rufes des Parkhotels iſt mit ein Ber⸗ dienſt des nunmehr entſchlafenen Mannes, deſſen höchſte Freude es war, ſein letztes großes Lebenswerk von einem ſo ſchönen Erfolge gekrönt zu ſehen. Auch in den Dienſt der Oeffentlichkeit ſtellte Guſtav Kramer ſein reiches Wiſſen und ſeine vielſeitigen Kennt⸗ niſſe. So war er lange Jahre Mitglied des Bezirksrats, ebenſo gehörte er dem Schatzungsrat und der Evangeliſchen Kirchen⸗ gemeindeverſammlung an; auch in verſchiedenen ſtädtiſchen Kom⸗ miſſionen wirkte der Verblichene in fruchtbringender Weiſe, ſo namentlich in der Parkanlagekommiſſion, in der Wespinſtiftung uſw. Guſtav Freytag hat ein Alter don 70 Jahren und 6 Monaten er⸗ reicht. Er hinterlößt eine trauernde Witwe und 3 Söhne, von denen einer Mitinhaber des Parkhotels iſt, während ein anderer Sohn den Kaufmannsberuf und der dritte Soyn die ärztliche Kar⸗ risre ergriffen. Die Nachricht von dem Hinſcheiden Guſtav Kramers wird in der ganzen Bürgerſchaft Gefühle tiefen Schmerzes aus⸗ löſen, gehörte er doch zu den Männern, die jeder lieb haben muß, welche mit ihm in Berührung kommen, zeichneten ihn doch die beſten Gaben des Geiſtes und des Herzens aus und ſprudelte aus ihm doch ſtets die Quelle eines geſunden, ſonnigen, lebensfrohen Hu⸗ mors, der alle erquickte, die mit ihm berkehrten. Sein Andenken wird ein ehrenvolles ſein. * Wegen der aufſehenerregenden Affaire, über die wir im Samstag Abendblatt berichteten, iſt bereits am Samstag eine weitere Verhaftung erfolgt. Es handelt ſich um einen in der Unterſtadt etablierten Metzgermeiſter. Polizeibericht vom 9. November. vom 9. November. Geſtorben iſt am 7. d. Mts. im Allgem. Krankenhaus die im Polizeibericht vom 4. d. Mts. erwähnte getrennt lebende Frau, welche am 2. d. Mts. in ihrer Wohnung O 5 in ſelbſt⸗ mörderiſcher Abſicht Vitriol getrunken hat. Unfall: Am 6. d. Mts. benützte die 9 Jahre alte Tochter eines in G 4, 1 wohnhaften Taglöhners, in Abweſenheit ihrer Eltern zum Feueranzünden Petroleum; die entſtandene Flamme entzündete die Kleider des Mädchens und erlitt dasſelbe ſo ſchwere Brandwunden, daß es mittelſt Sanitäts⸗ wagens ins Allgem. Krankenhaus verbracht werden mußte. Körperberletzungen wurden verübt und gelang⸗ ten zur Anzeige: in der Wirtſchaft Pflügersgrundſtr. Nr. 1, in der Wirtſchaft Lutherſtr. Nr. 20, in der Wirtſchaft Große Merzelſtr. 44, in der Wirtſchaft Friedrichsfeldeſtraße 45, in dem Hauſe K 3, 21, vor K 1, in der Wirtſchaft 7, 37 und in der Wirtſchaft Fröhlichſtr. 32a, woſelbſt ein lediger Tag⸗ löhner von hier mehrere Revolverſchüſſe abfeuerte, wobei die Wirtin durch einen Schuß in den linken Oberarm leicht ver⸗ letzt wurde. 22855 Nachklänge zu den ſtädtiſchen Wahlen. Es wird uns geſchrieben: Die in den letzten Tagen in den Spalten dieſes Blattes ſo⸗ gerichteten Ermahnungen, ſich mehr am politiſchen Leben zu be⸗ teiligen, wenn ſie größeren Einfluß auf die ſtädtiſchen Geſchäfte gewinnen wollen, dürfen, ſo zutreffend ſie in manchen Punkten ſein mögen, doch in manchen andern Punkten nicht unwider⸗ ſprochen bleiben. Richtig iſt, daß man ſeitens der Induſtrie mehr tätigen Anteil am politiſchen Leben nehmen muß, wenn man verhindern will, daß die Erwerbsſtände in immer ſteigen⸗ dem Maße zur Ablagerungsſtätte aller möglichen Arten von öffentlichen Laſten gemacht werden, bis ſie endlich ſo belaſtet ſind, daß ſie zuſammenbrechen müſſen und mit ihnen die auf ſie aufgebaute wirtſchaftliche Grundlage des Staates und der Kom⸗ munen. Das iſt in den letzten Monaten durch bekannte Flug⸗ ſchriften aus berufenen Federn zur Genüge beſprochen und er⸗ läutert worden. Die Frage iſt nur, ob ſich die Erwerbsſtände in eine beſondere Partei der Arbeitgeber zuſammenfinden, oder ob ſie zunächſt verſuchen ſollen, auf die beſtehenden politiſchen Parteien, ſoweit ſie hier in Frage kommen, einzuwirken und immer wieder daran zu erinnern, duß man die Kuh, die man melken will, auch füttern. Nun beſteht in Deutſchland ſicherlich ken Mangel an politiſchen Parteien. Abſichten, die dahin gehen, neue zu ſchaffen, werden deshalb mit einer weitgehenden Ab⸗ neigung zu kämpfen haben. Darüber muß man ſich auf der Seite der Arbeitgeber klar ſein. Aber auch die politiſchen Parteien ſollten darüber nicht im Zweifel ſein, daß ſie die Intereſſen der erwerbenden Stände nicht länger deshalb vernachläſſigen dürfen, weil dieſe mit ihren Stimmen— zerſplittert wie ſie heute ſind — bei Wahlen nicht ſehr ins Gewicht fallen, es vielmehr bei rein rechneriſchem Wahlcalcül vorteilhafter erſcheinen mag, ſich die Stimmen derjenigen zu ſichern, welche beim Zählen der Wahlzettel die größere Menge bringen. Dieſe Rechnung könnte doch eines Tages ſich als verfehlt herausſtellen, wenn nämlich die Arbeitgeber— große, kleine und kleinſte— durch die Not der immer mehr auf ſie gehäuften Laſten getrieben, ſich zu⸗ ſammenfänden und dann ebenfalls eine anſchauliche Maſſe dar⸗ ſtellen würden. Schon das Proportionalwalſyſtem, das ſich im⸗ mer mehr Bahn bricht, und das auch Minoritäten Erfolge bringt, wird Gelegenheit zu ſolchen Zuſammenſchlüſſen geben. Beſonders gilt das für die Kommunalwahlen. Bei dieſen den Grundſatz aufzuſtellen, daß nur derjenige ein Recht habe in die ſtädtiſchen Kollegien aufgenommen zu werden, der über die Leiter der Partei geſtiegen iſt, das hält Schreiber dieſes wenigſtens in der Allgemeinheit, in der das ausgeſprochen wurde, für einen ver⸗ hängnisvollen Irrtum. In den ſtädtiſchen Kollegien wird ganz beſonders derjenige am beſten ſeine Stelle ausfüllen, der Ge⸗ legenheit hatte in einem großen kaufmänniſchen, induſtriellen oder ſonſt einem adminiſtrativen Betriebe ſich dasjenige Maß von Erfahrungen zu verſchaffen, das unbedingt nötig erſcheint, um bei der Führung der ſtädtiſchen Geſchäfte erſprießlich mitzu⸗ wirken. Soſche Perſonen aber, die lange Zeit in anſtrengender geſ häftlicher Tätigkeit gelebt haben, ſind meiſtens keine Partei⸗ menſchen. Wo ſollten ſie die Zeit dagn gefunden haben Sie deshalb aber von den ſtädtiſchen Geſchäften auszuſchließen, wäre ein ebenſo kurzſichtiges, als für die wohlverſtandenen Intereſſen der Stadt ſchädliches Jorgehen, das ſich mit der Zeit rächen müßte. Solche Männer muß man vielmehr nach Möglichkeit bei⸗ wie in andern hieſigen Zeitungen an die Adreſſe der Induſtriellen ausgeſprochen wurde, etwa einen einzigen Induſtriellen in den Stadtrat wählen wollte. Das wäre für ihn ein ganz verlorenet Poſten. Was vermag eine Stimme gegen ſo viele andere? Da werden ſich auch die Induſtriellen geſagt haben, von denen richtet wird, daß ſie zum Eintritt in den Stadtrat aufgefordert abgelehnt haben. Es hat keinen Sinn auf einem verloren Poſten wertvolle Zeit zu verſchwenden. Kann alſo das Prinzip, daß nur vorhergegangene politiſ Tätigkeit die Berechtigung gibt, in die ſtädtiſchen Kollegien zu⸗ gelaſſen zu werden, als richtig nicht anerkannt werden, ſo muß andererſeits auch noch darauf hingewieſen werden, daß dieſes Prinzip in ber Priaxis nicht einmal durchgeführt wird, d. h daß Induſtrielle, welche dieſe Vorbedingung tatſächlich vollau erfüllt haben, dennoch von den ſtädtiſchen Geſchäften ausgeſchloſſen wurden. Der ſehr verdienſtvolle Mann, der nicht wieder auf⸗ geſtellt wurde, iſt ſeit vierzig Jahren eifriges Mitglied der nationalliberalen Partei, und außerdem hat er als Stadt verordneter und als Stadtrat Jahre lang hervorragende Dienſte geleiſtet, ünd ähnlich iſt es mit dem andern Großinduſtriell und mit dem Bauunternehmer, denen in der Kommiſſion, wel die Wahlkandidaten zu beſtimmen hatte, um ein Haar dasſe Schickſal bereitet worden wäre wie dem erſtgenannten H Was haben dieſe drei verbrochen? Die verlangte Pa betätigung können ſie nachweiſen, und in ihren Perſonen ganz ſicher kein Grund ſie auszuſchalten. Aber freilich ſie h ſich veranlaßt geſehen, dem Anſtürmen der Arbeitnehmer Zeit zu Zeit entgegenzutreten, um zu verhindern, daß in Ma heim Verhältniſſe geſchaffen werden, die dieſe Stadt als e nicht begehrenswerten Ort zur Anſiedelung weiterer induſtriell Unternehmungen erſcheinen zu laſſen, geeignet wären. Nun konnte man es wohl verſtehen, daß 32 ſozialdemokratiſche Stadt⸗ verordnete mit Energie die ausſchließlichen Intereſſen der Ar⸗ beitnehmer vertraten, daß dem entgegen aber auch die Inter⸗ der Induſtrie, die doch für Gegenwart und Zukunft unſerer S von ſo eminenter Wichtigkeit iſt, vertreten wurden, das ſcheint einem großen Teil der Stadtverordneten aus den liberalen teien ganz unverſtändlich geweſen zu ſein, und das hat da den erwähnten Vorgängen in jener Kommiſſion geführt. Verträgt ſich nun eine ſolche Kurzſichtigkeit und eine einſeitige Parteinahme wirklich mit den Intereſſen der Handels und Induſtrieſtadt Mannheim, und iſt ſie geeignet, dahi wirken, daß gerade die Kreiſe, die jetzt zur tätigeren Anteil an dem politiſchen Leben aufg⸗fordert werden, ſich dieſem wirkl mehr zuwenden? Sicherlich nicht. Was für eine wenig gehrenswerte Rolle wäre es, in die ſtädtiſchen Kollegien eit treten mit dem Bewußtſein, daß man in den eigenen Reih keine Rnterſtützung finden, und daß einem, wenn man nach ſe Ueberzeugung gehandelt hat, am Ende der Wahlperiode der Stu vor die Türe geſetzt wird? Sollen die Induſtrie und alle Kreiſe, von denen ſonſt die Rede war, dem politiſchen Lebe wiedergewonnen werden, ſo müſſen ſie vor allem wiſſen, daß ar ein Feld für ihre überzeugungsmäßige Tätigkeit geboten i und daß nicht von ihnen verlangt wird, ſich in ein enges u einſeitiges Parteiprogramm einzuzwängen. In dem vorliegen⸗ den Fall hat jedenfalls die zur Aufſtellung der Kandidaten eit geſetzte Kommiſſion unter dem Schutze der geheimen Abſtimmun bewieſen, daß in den ſtädtiſchen Kollegien nach ihrer Meinur Induſtrielle, die den Mut haben, entgegen den Stimmen d Sozialdemokraten auch die Intereſſen der Arbeitgeber zu treten, nicht ſitzen ſollen. Ob dieſe engherzige Art der Auswahl der zur Mitwirkung bei der Führung der ſtädtiſchen Geſchäfte berufenen Perſonen die Billigung der politiſchen Parteien findet oder nicht, das ſollte zunächſt rückhaltslos ausgeſprochen werde ehe man Verſuche macht zu tätigerer Anteilnahme an dem po tiſchen Parteileben einzuladen. 5 Theater, Kunſt und Wißſenſchaft. Theater⸗Notiz. Die Intendanz teilt mit: Da „Ring des Nibelungen“ im Laufe einer Woche als geſchlo Zyklus zur Darſtellung gelangen ſoll, der infolge der Mitwir mehrerer Gäſte nicht anders gelegt werden konnte, kommt mal das gewöhnlich an Schillers Geburtstag gegebene We Dichters einige Tage ſpäter zur Aufführung. Am Dien; den 17. November wird„Wallenſteins Tod“ als erſte Wie holung der Neueinſtudierung in Szene gehen. N Von Tag zu Tas. — Erſchoſſen. Mainz, 7. Nov. Heute nacht erſt ſich der Stadtverordnete Karl Oppenheim, Mitinhaber der älteſten Bankhäuſer Heſſens. Schwere finanzielle ſollen die Urſache ſein. — Auf dem Heimweg überfallen. 7. Nop. Auf dem Heimweg von Rotzbach wurde der ke Pfarver Vogel von Unterleinach überfallen und mit einem Pr ſchwer verletzt. Er erlitt einen Schädelbruch und eine Gehi erſchütterung. Als Täter kommt der Bierbrauer Röder Zellingen in Betracht, der erſt kürzlich eine 17jährige Zu ſtrafe verbüßt hat. Paris, 8. Nov. Vietorien Sardon iſt heute früh geſtorben. Teheran, 8. Nov. Geſtern fand auf dem Aus! tigen Amte ein diplomatiſches Diner ſtatt, a das geſamte diplomatiſche Korps, die erſten Hofwürde und die Minifter teilnahmen. An das Diner ſchloß ſich ſtark beſuchter Empfang. Der großbritanniſche und der ru ſiſche Geſandte, die käglich zuſammen konferieren, haben beim Schah Vorſtellungen erhoben wegen Wiede führung einer konſtitutionellen Regie Bekämpfung der Arbeitslsſigkeit. JKarlsruhe, 8. Nov. Die„Karlsr. Zig.“ ſchr Zur Bekämpfung einer etwa im Laufe des Winters eintr den Arbeitsloſigkeit der induſtriellen oder ſonſtigen gew lichen Arbeiter hat die Oberdirektion des Waſf und Straßenbaues angeordnet, daß die 1908⸗09 im Staatsvoranſchlag vorgeſehenen außerordentl Bauten ſchon jetzt vergeben werden, damit möglichſt viele Ar⸗ beiter während des Winters mit Erdarbeiten, Zurichten vo⸗ Steinen, Eiſenbearbeitung uſw. beſchäftigt werden können; auch ſoll mit der Anlieferung des Walzſchotters für 1909 mit dem 1. Dezember d. Is. degonnen werden, ſodaß hiet Beſchäftigungsloſe in größerer Zahl Verwendung können. Auch im Bereich der Eiſen hahnverwal ſollen in der allernächſten Zeit größere Arbeiten vergebe den, ſo 2 weitere Straßenunterführungen in Heidelber bauarbeiten in Offenburg, die Arbeiten für 3 große 2 wohnungsgebäude in Mannheim. Auch ſonſt wird die G ziehen. und es würde dobei nicht geuügen. wenn man, wie bies direktion brüfen, ob ſich die Schaffung w N 8. Seite. General⸗Auzeiger. Mittagblau.) Mannheim, 9. November⸗ 22 gelegenheit für gebungen iſt die ermöglichen läßt. Bei allen Ver⸗ veiſe Beſchäftigung einheimiſcher Un⸗ Demokratiſche Proteſtverſammlung. s. München, 8. Nov.(Von unſerem Korreſpondenten.) ünchener Kindl⸗Keller, dem größten Verſammlungslokal 8, fand geſtern abend eine vom Demokratiſchen Verein einberufene Volksverſammlung ſtatt, in der der baheriſche Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Quidde über„Das per⸗ öinliche Regiment, die Kanzlerkriſis und die Forderungen der Demokratie“ ſprach. Die pbvon ca. 2000 Menſchen beſuchte Verſammlung nahm nach den ſtellenweiſe ſehr kräftigen Ausführungen des Redners und des VDiskuſſtonsredners Dr. Rüdt folgende Reſolution ein⸗ ſtimmig an:„Die Verſammlung ſieht in den jüngſten Vor⸗ kommniſſen, die geeignet ſind, das Anſehen des Deutſchen Reiches und das Anſehen ſeiner Politik ſchwer zu beeinträch⸗ tigen, die Wirkung von Zuſtänden, die von weiten Schichten des deutſchen Volkes ſeit vielen Jahren zwar nicht ohne Wider⸗ Ipruch geblieben, doch ohne ernſtlichen Verſuch, Abhilfe zu ſchaffen, geduldet worden ſind. Die Verſammlung proteſtiert gegen die Behauptungen des Interviews über die Stimmung des deutſchen Volkes gegen England und proteſtiert gegen die Behandlung unſerer Beziehungen zum Auslande und gegen die Verletzung der Neutralität im Burenkrieg. Die Verſammlung erwartet vom deutſchen Reichstag, daß er in der nachdrück⸗ den ee ehee eeeeee e ͤe dee nd ee mene; Jorderungen eines Verfaſſungsſtaates zu unterwerfen und auf die ſelbſtherrliche Betätigung ſeines perſönlichen Willens zu berzichten. Sie erwartet vom Reichstag, daß er den Reichs⸗ flanzler für das Geſchehene zur Verantwortung zieht. Die Berſammlung fordert, daß die verfaſſungsmäßigen Einrich⸗ kungen, die eirt Verantwortlichkeit des Reichskanzlers, die Mitwirkung der verbündeten Regierungen und den entſcheiden⸗ den Einfluß des Reichstages ſicher ſtellen ſollen, ausgebaut und braktiſch wirkſam gehandhabt werden; ſie fordert insbeſondere ein Verantwortlichkeitsgeſetz, die Belebung des in der Ver⸗ faſſung vorgeſehenen Ausſchuſſes für auswärkige Angelegen⸗ heiten, die Wahrung des Einnahmen⸗ und Ausgabenbewilli⸗ gungsrechtes der Volksvertretung, die Mitwirkung des Reichs⸗ ſages bei der Entſcheidung über Krieg und Frieden.“ N Graf Zeppelin beim Kaiſer. * Friedrichshafen, 9. Nov. Ueber den Beſuch des Grafen Zeppelin und des Profeſſors Dr. Hergeſell beim Kaiſer in Donaueſchingen hat Hergeſell hat Hergeſell dem Vertreter des„Schwäbiſchen Merkur“ folgende Einzelheiten mitgeteilt: Die beiden Herren wurden bei ihrer Ankunft am Schloß⸗ portal von der ganzen Fürſtl. Fürſtenbergiſchen Familie auf das herzlichſte empfangen und mil freudigen Hochrufen begrüßt. Der Fürſt umarmte den Grafen Zeppelin. Die Begrüßung durch den Kaiſer erfolgte innerhalb des Schloſſes. Sie doll⸗ zog ſich in der liebenswürdigſten und herzlichſten Form. Der aiſer beglückwünſchte den Grafen Zeppelin zu ſeinem großen rfolg und gab auch dem Prof. Dr. Hergeſell ſeiner großen reude darüber Ausdruck, daß die Unterredung, die er mit Prof. Dr. Hergeſell anläßlich der Kaiſermanöver hatte, ſo ſchön eingetroffen ſei, daß das ganze Programm in ſeiner tadel⸗ loſen Weiſe ei lten worden ſei, habe ihn— den Kaiſer— wahrhaftig imponiert. Graf Zeppelin hätte die Meldung zu⸗ geghen laſſen, daß das Luftſchiff um.15 Uhr, alſo gleichzeitig mit dem Kaiſer in Donaueſchingen eintreffen werde, das ſei guch exakt eingehalten worden. Er ſei überzeugt, daß das ſtarre Syſtem bortrefflich ſei und man müſſe deshalb in jeder Weiſe auf ſeine weitere Entwicklung hinarbeiten. Vor allem ſei ihm auch die wunderbare Stabilität, mit der das Fahrzeug ſich bewegte, aufgefallen. Auch die Seitenſteuerung habe er aufs beſte beobachten können. Das Luftſchiff ſei ſo nahe gekommen, Daß er den Kronprinzen deutlich erkennen konnte. Wie er das Luftſchiff ſo habe kommen ſehen, in dem der Erbe des Reiches ſaß, das ſei ein wirklicher hiſtoriſcher Moment geweſen. Der Kaiſer habe dann noch weiter mit Profeſſor Dr. Hergeſell über die Entwicklung des Luftſchiffes geſprochen und geſagt, daß die Entwicklung in keiner Weiſe vernachläſſigt werden dürfe. Donaueſchingen, 8. Nov. Der Kaiſer unternahm geſtern einen Spaziergang und ſandte dem Grafen Zeppelin ein ſehr freundliches Telegram m. Heute Vormittag 11 Uhr nahm der Kaiſer mit dem Fürſten zu Fürſtenberg und den Herren ſeines Gefolges an dem Gottesdienſt in der hieſigen ehangeliſchen Kirche teil und machte darauf eine Rundfahrt durch die Stadt, insbeſondere durch die abgebrannten Teile, wo zahl⸗ reiche Neubauten im Entſtehen begriffen ſind. Zur Frühſtücks⸗ ktafel im fürſtlichen Schloß ſind geladen: Graf Zeppelin und Profeſſor Hergeſell. Beide Herren waren hier gegen 1 Uhr im Automobil eingetroffen. Die Kriſe auf dem Balkau. Sofia, 7. Nov. Die Sobranje ſetzte heute die Adreß⸗ debatte fort. Der Führer der Nationaliſten Todorow kriti⸗ ſterte in moßvoller Weiſe die Politik der bulgaiſchen Re⸗ gierung gegenüber den Orlentbahnen und die unzeit⸗ gemäße Proklamierung der Unabhängigkeit. Der Führer der Agrariergruppe griff in heftiger Weiſe die Regierung an, welche ein Verbrechen begangen habe, indem ſie dem Fürſten Ferdinand die Königskrone aufgeſetzt habe. Die Regierung müſſe Run auch den Mut haben, den zweiten Staatsſtreich durchzuführen und die Leitung der bulgariſchen Politik den unverantwortlichen Händen des bulgariſchen Köngs entreißen. Die Regierungs⸗ bpartei proteſtierte lebhaft gegen dieſe Aeußerung. Die Adreß⸗ debatte wird Montag fortgeſetzt. 5 Marokbe, Paris, 9. Nov. Eine Depeſche aus Fez meldet, daß er deutſche Konſul Vaſſel in offizieller Weiſe dem Sultan Mulay Hafid den Wortlaut der franzöſiſch⸗ſpaniſchen Note ſutgeteilt habe. Der Sultan habe erklärt, die ihm auferlegten Hedingungen zu unterzeichnen, weil ihm dieſelben harmlos rſcheinen. Mulay Hafid habe ferner die Hoffnung aus⸗ geſprochen, daß in der Wahl eines neuen Machſen, welch er zum großen Teil aus Miniſtern von Abdul Aſis keſtände, man den Beweis dafür erblicke, daß er eine ſeinem Vorgänger ähn ⸗ liche Politik verfolge und ſo Europa eine Bürgſchaft für die Nufrichtigkeit ſeiner Geſinnung geben wolle. Ein ſchwerer Eiſenbahnunfall. Lonlouſe, 8. Nov. Ein von Bordeaut nach Cette ab⸗ ehender Eiſenbahnzug entgleiſte bei Griſolles Dep. Tarnet⸗Garonne). Gerüchtweiſe verlautet, daß zehn Per⸗ onen umgekommen und drei ſchwer verletzt worden ſind. * Toulouſe. 8. Nov. Nach weiteren hier eingegangenen Meldungen wurde bei der Zugentgleiſung bei Griſolles ein Waggon zuſammengedrückt. Getötet wurden dabei zehn Perſonen, unter ihnen acht Soldaten;: verletzt ſind mehrere Ziviliſten, darunter zwei ſchwer. Die Gärung in Indien. * Kalkutta, 8. Nov. Der Gouverneur von Bengalen Sir A. H. Le ith Fraſer, iſt geſtern Abend auf wunderbare Weiſe dem Schickſal entgangen, ermordet zu werden. Während er ſich mit dem Leſen von Zeitungen beſchäftigte, trat plötzlich ein junger Bengale auf ihn zu, hielt ihm einen Revolver vor die Bruſt und drückte zweimal ab. Die Patronen verſagten je⸗ doch, der Täter wurde feſtgenommen. Während dies geſchah, ent⸗ fernten ſich einige Bengalen, die ſich vor der Halle, dem Schau⸗ platz des Mordanſchlags, aufgehalten hatten, in großer. Eile. Es wird angenommen, daß ſie Helfershelfer des Täters waren. Der deutſche Kronprinz im„Zeppelin“. B. Friedrichshafen, 8. Nov. Die geſtrige Fahrt des deutſchen Kronprinzen mit unſerm Zeppelin war nicht von dem herrlichen Wetter begünſtigt, wie die Prinz Heinrichfahrt. Der lachende blaue Himmel fehlte und rauh wird es da oben unter den ſchützenden Fittichen des Rieſenvogels ſicher geweſen ſein. Die Landung erfolgte bei Nacht und hatte darin Aehn⸗ lichkeit mit der Landung nach der Herzog⸗Albrechtfahrt. Aber gelungen war die Fahrt in allen ihren Teilen. Auf dem Wege von Friedrichshafen nach Ueberlingen waren die unteren Luft⸗ ſchichten beſonders bewegt, weshalb das Luftſchiff ſofort hohe Regionen aufſuchen mußte; bei Meersburg betrug die Höhe etbwa 400 Meter, bei Ueberlingen, wo einige vorzügliche Manöver ausgeführt wurden, etwa 350 Meter. In dieſer Höhe fand hier das Luftſchiff windſtille Regionen, etwa bis Stockach. Es war eine Luſt, das Luftſchiff ſeine Bahn fliegen zu ſehen, anſcheinend wurden die Motore einmal ordentlich laufen gelaſſen: die Ge⸗ ſchwindigkeit mag 70 Kilometer die Stunde betragen haben (leider werden die Reſultate und die Ergebniſſe der Inſtrumente ſo ſehr geheim gehalten). Daß bei einer ſolchen Geſchwindigkeit Donaueſchingen viel zu früh erreicht worden wäre, iſt natürlich, weshalb das Luftſchiff bei Geiſingen einige Rundfahrten aus⸗ führte. Die Höhe des Luftſchiffes betrug auch hier etwa 400 Meter; die Anhöhen des Hegaus und der Baar wurden mit nur dynamiſcher Gewalt überflogen. Donaueſchingen hatte wohl ſeit dem großen Brand⸗ unglück nicht mehr ſo großen Beſuch aufzuweiſen, wie am Sams⸗ tag; es gab dort ein Doppelfeſt: Kaiſereinzug und„Zeppelin“. Beſuch(zum erſten Male). Dieſe Gegenden beſuchte Zeppelin bis jetzt noch nicht, weshalb von nach und fern alle Eiſenbahßz züge überfüllt waren. Wieder machten ſich viele auf den Weg nach Aulendorf, wohin Zeppelin nach Meldungen der Zei⸗ tungen fahren würde, und dieſe ſahen natürlich nichts! Auf dem Rückwege hatte Zeppelin gegen widrige Windverhältniſſe einen ſchweren Stand und der Kronprinz hatte Gelegenheit, das exakte Arbeiten dieſes Wunderſchiffes zu ſtudieren. Oft mußte das Luftſchiff ſeine Höhe wechſeln— nur mit dynamiſcher Kraft— um den Wind zu überwinden; ſteif blies es aus Südoſt, wechſelnd mit nur Oſt und nur Süd, aber ſelbſt bei dieſem Wind arbeitete das Luftſchiff wohl nicht unter 45—50 Km. Die Kron⸗ prinzenfahrt dauerte im Ganzen 6½ Stunden— und wie Prinz Heinrich hochbefriedigt war, iſt es auch der Kronprinz. B. Friedrichshafen, 8. Nov. Zum erſten Male hatte geſtern der deutſche Kaiſer Gelegenheit, das Luftſchiff „unſeres Zeppelin“ zu bewundern. Und bewundert hat er es! In hochlobenden Worten ſprach ſich der Kaiſer, nachdem er einige Manöver des Luftſchiffes beobachtet hatte, zu ſeiner Um⸗ gebung über dieſelben aus und beſtärkt wurde er ſicher durch den Kronprinzen, der ja ein Schreiben an ſeinen Vater aus dem Luftſchiff geworfen hat.— Graf Zeppelin und Profeſſor Hergeſell ſind heute zur Tafel ins fürſtl. Schloß nach Donau⸗ eſchingen geladen. Man geht nicht fehl, wenn man behauptet, daß der Kaiſer ſich eingehend über das Luftſchiff orientieren will.— Seit Jahrzehnten iſt dieſe Zuſammenkunft des Kaiſers mit Zeppelin wieder die erſtez; oft ſchon ſollte ſie ſein, ebenſo oft hat ſich etwas dazwiſchen geſchoben, dan es nie zu dieſer Zuſammenkunft kam. Graf Zeppelin und Profeſſor Hergeſell fuhren heute früh ½10 Uhr ab und werden gegen Abend zurückerwartet.— Die erſte Füllung des Luftſchiffes hat bis jetzt— mit nur einmaliger kleiner Nachfüllung— ſeine Schuldigkeit getan; am 23. Oktober erfolgte der erſte Aufſtieg— 17 Tage hat alſo die Füllung Dienſte getan. Von der heutigen —— Unterredung des Grafen mit dem Kaiſer hängt es ab, ob der Kaiſer an einem Aufſtieg teilnimmt. In dieſem Falle erhält das Luftſchiff eine neue Füllung, andernfalls, wird gemeldet, ſind die Aufſtiege mit dieſem Gas der vorgerückten Jahreszeit wegen beendigt. Mit dem zur Entleerung kommenden Gas werden wieder einige Kugel⸗Ballons gefüllt werden. Verliner Drahtbericht. [(Von unſerem Berliner Bureau.) ¶J Berlin, 9. Nov. Der aus dem Bülow⸗Brand⸗Pro⸗ zeſſe bekannte Graf von Schulenburg iſt entmündigt worden. [ Berlin, 9. Nov. Aus Leipzig wird gemeldet: Die geſtrige Tagung der deutſchen Antkiduell⸗Liga ſprach ſich nach einem Vortrag des Geheimrats Profeſſor Oswald über„die Berechtigung und die Nolwendigkeit der Anti⸗Duell⸗ bewegung“ für die Bildung eines deutſchen Hochſchulvereins gegen den Zweikampf aus. Die Sozialdemokratie und das Kaiſer⸗Interview. Berlin, 9. Nov. Die ſozialdemokratiſche Partei⸗ Organiſation von Groß⸗Berlin beruft 26 Volksverſammlungen für Berlin und die Kreiſe Teltow und Niederbarnim, in wel⸗ chen zu dem Kaiſer⸗Interview und gegen das perſönliche Re⸗ giment Stellung genommen werden ſoll. Die Verſammlungen finden Dienstag Abend ſtatt. Sardon f. Berlin, 9. Nov. Sardou iſt geſtern früh ſanft verſchieden, nachdem er die letzte Nacht noch bei vollem Bewußtſein verbracht hatte. Seine letzten Worte waren:„Ich glaube, daß man mich als Hiſtoriker wird gelten laſſen.“ Die Aufbahrung der Leiche erfolgte geſtern abend im Bibliothek⸗ zimmer ſeines Wohnhauſes. Draßhtnachrichten unſeres Londouer Lurears. OLondon, 9. Nov. Die zur Feier des 67. Ge⸗ burkstages des Königs veröffentlichte Liſte von Aus⸗ zeichnungen bietet keinerlei intereſſante Ueberraſchungen. Der König hat keine Pairswürde verliehen und es ſind 6 Baronets und 382 Ritter ernannt worden. 4 Herren wurden zu Mit⸗ gliedern des geheimen Rates gemacht und dem 85jährigen Ge⸗ lehrten Alfred Wallace wurde der Verdienſtorden verliehen. Wallace hat ſich bekannklich große Verdienſte um die Darwinſche Theorie erworben, hielt ſich aber beſcheiden im Hintergrunde zurück, während Darwin allen Ruhm für ſich in Anſpruch nahm. Unter den Mitgliedern des geheimen Rates befindet ſich auch der Unterſtaatsſekretär des Miniſteriums des Innern Henri Samuel und der berühmte Rechtsanwalt Dr. Clarce. Von den Ordensauszeichnungen iſt höchſtens noch von In⸗ tereſſe, daß dem bekannten Lord Eſcher das Großkreuz des Bath⸗Ordens verliehen wurde. Ein heftiger Sturm in Portugal. 'London, 9. Nov. Ein heftiger Sturm fegte über einen Teil von Portugal hinweg und führte große Ueber⸗ ſchwemmungen herbei. Beſonders über den Bezirk von Branco hat das Unwetter arg gehauſt. Dort wurden ganze Lagerhäuſer ſamt den in ihrem Innern aufgeſtapelten Waren vollſtändig vernichtet. Viele Menſchen ſind zu Grunde ge⸗ gangen und tauſende von Tierleichen liegen auf den Feldern umher. Da durch den Sturm und die Ueberſchwemmungen zahlreiche Brücken zerſtört wurden, ſo konnte keine Hilfe nach den heimgeſuchten Gegenden gebracht werden. Zum Kaiſer⸗Interview im Century⸗Magazine. OLondon, 9. Nov. Bezüglich des Kaiſer⸗Interviews, das im„Century⸗Mägazine veröffentlicht werden ſollte, ver⸗ lautet noch folgendes: Die Veröffenklichung unter⸗ blieb auf ausdrücklichen Wunſch der deutſchen Regierung und zwar, wie man ſich in Newyork erzählt, nicht nur weil man glaubte, daß der Inhalt der Unterredung politiſche Schwierigkeiten nach ſich ziehen könnte, ſondern mit Rückſicht darauf, daß im deutſchen Volke die Mei⸗ nung entſtehen könnte, daß Kaiſer Wilhelm der Mißſtim⸗ mung zum Trotz, welche die Publikation des erſten In⸗ terviews in weiten Kreiſen der deutſchen Nation hervor⸗ gerufen, auch dieſe Veröffentlichung zugegeben habe. Die Un⸗ terredung mit Miſter Hale ſollte urſprünglich„New⸗Por! Times“ publiziert werden. Das Manuſfkript lag dem deut⸗ ſchen Auswärtigen Amt zur Begutachtung vor, welches einer Veröffentlichung in einer Tageszeitung nicht zuſtimmen wollte. Nachdem verſchiedene Bemerkungen über internationale Fragen herausgeſtrichen waren, hatte man ſchließlich die Veröffent⸗ lichung in einer amerikaniſchen Monatsſchrift zugelaſſen. Der Beſchluß, von einer Veröffentlichung ganz abzuſehen, wurde gerade noch zur rechten Zeit gefaßt, um die Ankündigung des Kaiſer⸗Interviews für die November⸗Nummer zu unkerdrücken Dolkswirtschaft. Gebr. Oppenheim, Mainz. Wie wir von ſehr geſchätzter Seite erfahren, hat die Dis klontogeſellſchaft Berlin im Verein mit dem Mainzer Bankhaus Bamberger u. Co,, die durch das Falliſſement der Getreidefirma Moſes Stern in Kreuznach ſtark in Mitleiden ſchaft gezogene Bankfirma Gebr. Oppenheim⸗Main li b ernommen, um das Geſchäft weiter zu führen. Dieſt Transaktion kann inbezug auf den hieſigen Platz nut freudigſt begrüßt werden, da verſchiedene größere Summer bon Tratten des Moſes Stern wie auch Gebr. Oppenheim in hieſigen Kreiſender Fruchthändler zirkulteren Aus Mainz berichtet die Frkf. Ztg. über dieſe Angelegen⸗ heit: Das Bankhaus Bamberger u. Co. in Mainz übernimmt in Verbindung mit der Direktion der Diskontogeſellſchfak das Bank⸗ haus Gebr. Oppenheim mit allen Aktiven und Paſſiven. Mit dieſer Transaktion iſt die im Intereſſe des Mainzer Platzes an⸗ geſtrebte Löſung der Angelegenheit der Firma Gebr. Oppenheim gefunden. Die Herren Paul und Hermann Oppenheim treten in die Firma Bamberger und Co. ein. Erhöhung des Aktienkapitalg bei der„Motor“,.⸗G. Die „Motor“,.⸗G. für angewandte Elektrizität in Baden(Schweiz) der die.⸗G. Brown, Voveri u. Co. naheſteht, erhöht ihr Aktien kapital um 5 Mill. auf 20 Mill. Francs. Erhöhung der Kupferblechpreiſe. Der Kupferblech⸗Verban! erhöhte den Grundpreis, welcher ſeit 4. November 151 Mark notierte, um 3 M. auf 154 M. pro Doppelzentner. Gothaer Waggonfabrik. In der Generalvberſammlung den Gothaer Waggonfabrik vorm. Fritz Bothmann u. Glück.⸗G. wurdt mitgeteilt, daß das neue Geſchäftsjahr ſich gün ſtig anläßt. Die„Archimedes“.⸗G. für Stahl⸗ und Eiſeninduſtrie in Berlin beantragt die Grhöhung des Aktienkapitals um 500 000 M.(auf.6 Mill.). Die neuen Aktien ſollen von einem Konſortium übernommen und den alten Aktionären im Verhältnis von:1 zum Bezug angeboten werden. „Die Bankfirma Jakob Wolff u. Co. in Frankfurt a. ſeinerzeit die Beleühung ven Kaiſerhof⸗Aktien Stadt Offenbach vermittelte, erklärt, daß gemäß dem Beſchluß des Oberlandesgerichts Frankfurt a. M. dſe Anzeige der Stadt Offenbach gegen ihre Firma nunmehr auch in letzter Inſtanz ver worfen worden iſt, Geſchäftliches! Wie aus dem Inſeratenteil erſichtlich, beginnt die Firma Herm. Schmoller u. Co. heute mit einem großen Sonder⸗ berkauf zum Einheitspreis von 90 Pfg. Es iſt wirklich erſtaun⸗ lich, war für ſchöne, praktiſche Gegenſtände die Firma für dieſer geringen Preis verkauft und kann man, wenn man nur kurzt Zeit an den ſtets belagerten Schaufenſtern der Firma ſich auf⸗ hält, unausgeſetzt Worte des Erſtaunens hören. Es iſt zu empfehlen, von dieſem Angebot ſchon in den erſten Tagen aus⸗ giebigen Gebrauch zu machen, da bei dem enormen Andrang viele Artikel ſchnell vergriffen ſind. Wir verweiſen noch auf die Spezialangebote. DDr HBHBHBrrrrrrB Waſſerſtandsnachrichten im Nonat November. eeeneee ., die durch die Pegelflationen Dalum: vom Rhein:. 8. 8. 9 J. Bemer kungen Houfan 8,0 3 01 3,00 Waldszut.55.5 148 5 Küningen“)..00.98 0,06 0 92 0,93 0,90 Abds., 6 uhr Sehi!i! 1,65 163 1,62.61 1,60.58 N. 6 Uhr Lauterburg 22.68.61.57 Abds. 6 Uhr Magan ,15.14 3,12 8,10 8,11 3,05 2 Uhr Germersheim.14.42 2,41.-P. 12 Uh Mannheim.6 194 192 1,88 1,88.88J Morg. 7 U0 Mainz FC.-P. 12 Uh9 BDingen J0.85 84.81 10 Uhr KRaud..93.55 0,96 0,96 0,98 0,95 2 Uhr Koblenn. I15.12 1,15 10 Uhr Rölinun J0.,72„70.67 2 Uhr 6 Uhr dom Neckar: Nanuheim.98.88 1,95 1,93.91 1,88] V. 7 Uh Hellbrenn„J0,24 0 22 0,28 0,22 0,19 0,281 B. 7 Uhi ))—%7.—.09. 80— 0,20. 588)— 0,17 7)— 0,24. ) Wudftill, Schnee,— — 7 Nanagheim den 9. November. General⸗Auzeiaer. (Mittag⸗ latt.) BekKkanntmachung. Von der Rheinischen Creditbank, hier, ist der Antrag gestellt worden: —— M. 15 000 000 4½% Teilsehuldver- sehreibungen Serie B NMo.—15000 der Bad. Anilin- u. MHannheim, den 7. November 1908. Die Zulassungsstelle für Wertpapiere an der Börse zu Mannheim. Eduard Ladenburg, stellvertretender Vorsitzender. Sodafabrik Mannheim-Judwigshafen zum Handel und zur Notierung an der hiesigen Börse zuzulassen. 82849 Casinosaal Maunheim. Einziger humor istischer Otto Ernst-Abend Vorlesung des Dichters aus sigenen Werken Freitag, I8. November, abends 8 Uhr. PROGRAHMH: 1. Aemus und Hilde. Jüngling“). 2. Lustie verse. tags“ und„Siebzig Gediohten“). bade. Ruem Neu). „Frohen Farbenspiel“). (Aus dem Buche„Appelschnut“). 5. Das Wintersennenmärchen.(Aus dem (Aus dem Roman„Semper der (Aus den„Stimmen des Mit⸗ 8. Appelschnut im Hee- 4. Von zweierlei karten à Mk..—,.—,.— in der Hofmusikalienhand- lung eckel(10—1 und—8 Uhr), Tu. sohlor, O 1, 7 und an der Ab endkasse 82253 Mesetenderen Der D eſterweg⸗Verein in dieſem Winter zum erſten Male Lörperliche und Fur de Le tung in Manndein gewonnen. einen unentgeltlichen Kurs für Frauen über die beugee Pflege des vorſchulpflichtigen Kindes ſeſes Kurſes wurde Herr Dr. mod. Eugen Neter ur Teilnabme ſind freundlichſt alle Damen eingeladen, die als M des Kindes betraut ſind. tütter oder durch ihren Beruf mit der Pflege und Erziehung Der Kurs bdeginnt Mittwoch, den 11 November, abends 3½ Uhr, in Zeichenſagl der Friedrichsſchule, eweiliges Ende 9½ Uhr, und findet alle 14 Tage zu derjelben Zeit ſtatt. Die Feuſetzung der werteren Abende bleibt indeſſen einer Beſprechung Unter den Teilnehn erinnen vorbebaltin. Um zahlreiche Betenligung binet Der Vorſtand. Kaufmauniſe ger Jetein welbl. Augefteller. E. V. Mannheim, 1 9. 82657 Mittwoch, 11. Nov, abends 8½ Uhr, im Saale Loge Karl, L 8, 9: YoRTRAG von Frau Sophie Vardorff, Frankfurt a. M. Was den Frauen im Handelsgswerbe nottut. Wir laden zu dieſem Vortrag alle Miiglieder, wie In ereſſeuten Gintritt frel. Der B dieſer Sache ſreundlich ein. Hederkranz Heute Montag abends ½9 Uhr Geſamt⸗Probe! 82654 Der Vorſtand. Iwangs⸗Ferſleigerung. Dienstag, 10. Nov. 1908, nachmittags 2 Uhr werde ch im Pfandloka, Q 4. 5 Ber im Vollnreckungswe e gegen rzahlung öffenilich verſteigern: 1 Keav er, Moöbel verſchiedeuer Art und Sonſlges. 66483 Manukelm, 9. Nove wber 1908. Lindenmeier, Gerich'ero zeber. Zwangs⸗Berteigerung. Dienstag 10. November 1908, nachmittags 2 Uhr, werde ich im Pfandloka e d 4, 5 gegen Larzaplung en Vouſtreck⸗ ungswege öffentlich verheigern: mehrere Wagen, Mödel aller Art und Sonſtiges. 8661 Mannheem., 7. Roobr. 1908 Scheuber, Gerl et. vo ieber. Zwpangsberſteigerung. Dienstag, 10. Novor. 1908, nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokal Q 4,5 hier gegen bare Zah ung im Voll ſtreckun gswege öffentlich verſteigern: Zwei Bände Wulffen Polizeihandbuch. Hieran anſchl eßend am Piandorte, der im Nfan lokal noch näher bezeichnet wird: 1 Orcheſtrion, 1 Gäſer⸗ chrant. 66469 Mannheim, 9. Nopbr. 1908. Kru Ger ſchisv olueber. Vermisehtes. Kleidermacherin niun t Kund au, in und außer dem Hauſe 81089 S 8, 14, 5. Stock. Feult Talben anen e kauſen. , u. 12 dis? 1— nkauf. 1 Ein Pag paſſende, flotte, zugträftige, mittelſchwere Pferde m kaufen geſucht. Gefl. An⸗ gebote u. Nr. 66472 d. d. Exp. 1 Kaſſenſchrank, Koloſſeumtheater Mannheim. Montag, den 9. November, abends 3½¼ Uhr, Kräaäfiu BWVa. Senſa tensſchauſpiel in s Akten. U, 16. Verſteigerung. 0 3, 18. Im Auftrag verſteigere ich Dienstag, den 10. November in 3, 1, nachmittags ½3 Uhr folgendes: 1 Sofa mit 4 Seſſel, 1 Hiſſenhocker in Seide, 1 Aus⸗ zlehtiſch mit Platte, 1 50 Smyrnateppich u. A. 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(Nachdruck verboten.)] 16)(Fortſetzung!. „Meinen Sie?“ fragte er mit blitzenden Augen.„Ich werde Ihnen nie ein ehrliches Wort übelnehmen, ſchon weil es Sie ſelbſt am ſicherſten charakteriſiert, und mich ja nie beleidigen kann.“ „Ah— ſo,“ meinte ſie aufhorchend. Trotz ſeiner lachend auf ſie gerichteten Augen hatte ſie irgend etwas jählings eiſig überlaufen. Sie wußte es jetzt: er wollte wiſſen, ob ſie ein Weib war, wie alle anderen. Dieſes Erkennen machte ſie ſtark, kalt und ſicher zugleich. Gut, er wollte den Kampf, er ſollte ihn haben. Er ſollte es erfahren, daß eine ſtolze freie Seele ſich nicht ſo einfach be⸗ ſiegen ließ, er ſollte lernen, daß es ein Weib gab, das ihm ge⸗ wachſen war. „Gut denn,“ ſagte ſie mit einem undurchdringlichen Lächeln, „ſo wollen wir einen Pakt miteinander ſchließen: Ich erlaube Ihnen, mich zu beſuchen, wie Sie wollen, daß heißt, ſo weit, wie es den Takt und den guten Geſchmack nicht verletzt. Be⸗ krachten Sie mich als Studium, als Gegenſtand der Belehrung, die Sie anſcheinend recht nötig haben. Ich werde Sie nicht hindern. Ich bedinge mir aber aus, dieſen Unterricht zu enden, ſobald es mir genug erſcheint. Sind Sie damit einverſtanden?“ „Natürlich, mit Vorbehalt.“ „Und der wäre?“ „Daß auch ich mein Studinm abbrechen kann, wenn es mir paßt.“ „Selbſtverſtändlich.“ „Sie waren beide aufgeſtanden und ſahen ſich an. „Hüte Dich!“ ſprachen ihre Augen, und ſie laſen es gegen⸗ ſeitig:„Hüte Dichl“ „Und nun noch etwas vom Franzel,“ ſagte Graf Hardegg, als er ſich zum Gehen anſchickte. Dabei verrann die Zeit, denn über den Kranken war viel zu ſagen, und ſie hörte gern zu. Es war, als ob die ſtille, milde Perſon Franzels plötzlich ausgleichend zwiſchen ihnen auftaurhte, das Perſönliche auslöſche und die große innere Spannung von ihnen nehme, in der ſie ſich nun doch beide befunden hatten. 5„Grüßen Sie ihn, und ſagen Sie ihm ſohalb er braußen im Garten ſein darf, würde ich ihn ugieniſche Bedarfsartitel. Nataſog oes Anton Berger, Heidel erg. Ein Kind befferer Herkunft wird aufs Land in Pflege ge⸗ nommen. Zu erſragen 66403 Neckarau, S ulſtr 108. „Das wird ihn ſehr glücklich machen, ich glaub er hatte es nicht zu hoffen gewagt.“ 8 „Weshalb nicht? Dieſe reine Seele wird das richtig deuten.“ „Sie meinen alſo, daß nur die veine Seele die andere richtig verſteht und bewertet?“ „Ja.“ „Ich hoffe das ja auch, nur anders, ganz anders, als der Franzel. Mir genügt es nicht, wenn mir einer von einer reinen Seele ſpricht und ſcheinbar mit einer reinen Seele redet. Ich felber ſehen, ob dieſe Seele auch wirklich groß und rein iſt.“ „Dazu gehören reine, klare Augen,“ war ihre eruſte Ant⸗ wort.„Glauben Sie ſolche zu haben?“ „Ich hoffe es!“— ** * „Du biſt jetzt mauchmal ſo nachdenklich, Joſeph, bin ich daran ſchuld?“ frogte Frangois Rothorn ſeinen neben ihm ſitzenden Freund Hardegg. ‚ „Nein, Franzel!“ Ein warmer Blick traf den Kranken. Er lag nun ſchon außer Bett auf der Chaiſelongue und ſah zuweilen ſehnſüchtig in die lachende Sommerpracht hinaus. Ein warmer Wind ſtrich lau durch die geöffneten Fenſter der Gartenſeite. Roſen un⸗ vankten ſie und nickten grüßend in das von der Sonne durch⸗ ſtrahlte Zimmer. Franzel hätte dem Freunde ſo gern gedankt, daß er ſo treu⸗ lich bei ihm aushielt. Eigentlich wollte er ja längſt daheim ſein, aber er wagte es nicht. Hardegg hätte es aßgelehnt, und Franzel ſcheute ſich, aus ſeinem Munde, ganz ſeiner wahrheits⸗ liebenden Patur entſprechend, ſchonungslos zu hören, doß ihm dieſer verlängerte Aufenthalt nicht mehr allein galt. „Biſt Du heute mit der Baronin geritten?“ aAtaus und frauko. fragte er „Recht nett!“ „Du ſiehſt ſie oft?“ „Ja, jeden Tag.“ 8 7 Minutenlanges Schweigen dun ein. Die Fliegen ſummten umher; Franzel ſchlug nach ihnen mit dem Taſchen⸗ tuche, als wolle er ſich gewaltſam auf andere Gedanken bringen. „Die Generalin gibt morgen ein Gartenfeſt, wirſt Di es beſuchen“ Hardega nickte. 5 Wel— Bie Snsde Ibr mimit non Kunden an in und außer den Hauſe. 30835 Seckenheimerſtr. 10 Tr. Tuna Hleidermacherin PlissE-Itd F 6, 6 Stſchw Schammeriuger. Franzel ſelbſt hatte ihn dringend gebeten, dieſe Einladung anzunehmen. Für ſeinen beſcheidenen Sinn war es ein un⸗ erträglicher Gedanke, wenn Hardegg aus Rückſicht gegen ihn ab⸗ ſagen könnte. Hardegg fürchtete, zurückkommen. Er verließ ſeinen Platz am Fenſter und fragte, ſichtlich be⸗ ſtrebt, ihn von dieſem Thema abzubringen:„Soll ich Dir die Zeitung geben, ſie kam ſoeben?“ „Danke,“ ſagte Franzel— ſeine Stimme zyitterte. Hardegg hatte es wohl bemerkt, er wußte auch, weshalb dies ſo ſei. Aber er konnte dem Freund nicht helfen. Ueber Ilka nollte er nicht ſprechen. Je länger er ſie nun kannte, um ſo weniger. Sie gab ihm ja ſelbſt täglich neue Rätſel auf. Zu⸗ weilen biß er die Zähne zuſammen, um den Einfluß, den dieſe Frau auf ihn auszuüben begann, abzuſchütteln, aber es ging nicht mehr Die Gewalt, die ihn in die Nähe jener Jrau trieb, war ihm neu. Noch hatte er nicht den Weg gefunden, ſich mit dieſer ihn blendenden Tatſache auseinanderzuſetzen. 2 Aber es würde ſchon kommen, es mußte eigentlich ſo ſein Er glaubte nicht daran, daß ein Weib ein Genügen in ſich fände. Ilka ſchritt ſo ſtolz und kühl durch alle Anfechtungen des Lebens dahin. Das war unnatürlich für ein warmes, fühlendes Weib. Das war Mannesart, aber niemals das Privilegium einer Frau. Das hätte man ja bewundern müſſen, unnd das— ſa das geſtans er ihr nicht zu. „Noch nicht!“ ſagte ſeine innere Stimme. Aber er ſchützelte ſie ab und hielt die trotzigen Augen weiter offen. Er ſonderte 3 lauſcht. Wie ſehr erregte ihn das, er grollte ſich ſelbſt rum! Nur aus dem aleichen Grunde war er heute auf dieſes Gartenfeſt gegangen. Lächerlich und töricht erſchien ihm das Ganze, aber Ilka war dort, und er wollte vor allem ſie unter all dieſen kleinlichen Leuten ſehen. Blieb ſie hier ihren Mrund⸗ ſätzen treu, oder ſchwand auch ſie hier zu einem Geſollſchafts⸗ menſchen zuſammen? Eine ſchöne, reich geſchmückte Jorm, an der die koſtbaren Steine auf dem ſchweren, weißſedenen Kledde blitzten, oder blieb ſie hier die kühle, gelaßſene Frau, d⸗le Illa, die ihm begegnete, wenn ſie allein zuſammen waren d Das Gartenfeſt war vom ſchönſten Wetter begünſtigt. Eing bunte Menge, von vielen Uniformen belebt, bewegte ſich in dem großen Garten. Tiſche ſtanden gedeckt. Große, für die äberen Herrſchaften, an ceſchützten Plätzen, und kleinere in aufchees Verſtocen, wie die Generaltz lächelnd 8* Franzel könne nun wieder auf Ilka — DForzzegung falgfl. ee . 7 Hinterhaus, Eyr Mannhein ſeim, 9.—. 67 Tlobte haben günſttige Gelegenheit Möbel ſelten billig zu kanten. Schlafzimmer von M. 305 an. Verticow, Küchen, Stühle. digmund Hirsch F, Aa. 2 Lager in 5 Stoässecten. Franlentaſſe für Veamte, Kaufleute und Gewerbetreibende(e. H. Nr.3) zu Darmſtadt. Aufnahme ndieie Kaſſe finden männl. u weibl. Perſ. die ſelbſt. ein Handw od Gew. betr., ſerne: — 8 a ſolche, die in gewerbl. Betrieben od. auf Büros lälig find u. d Zwanugsverſ. nicht unterliegen. dür Nannzeim und Ludw'gshafen lüchtiger ſolventer General⸗ Bertreter geiucht. 4814 Geſchäftsſtelle: Grafenſtr 4, Darmſtadt. . Nächſten Donnerstag beſtimmt Siehung Weimarer Geld⸗Lokterie Hauptgew. 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Wir haben geglaubt, uns nicht mit der Form einer Novelle be⸗ gnügen zu müſſen; eine ſolche hätte die Materie mit dem Nah⸗ rungsmittelgeſetz von 1879 verknüpft, das hätte den Aufbau des Geſetzes ſchwerfällig und unüberſichtlich gemacht und es geradezu verhindert, der fortſchreitenden Entwicklung folgend, die Vorſchrif⸗ ten ſo auszubauen, wie es den Bedürfniſſen entſpricht. Wir haben Ihnen deshalb ein ganz neues Geſetz vorgelegt. Der Hauptgrundſatz eines Weingeſetzes iſt, daß der Name, der einem Wein gegeben wird, ſich mit ſeiner Herkunft deckt; und doch gibt es kaum einen Grundſatz, der ſich in der Praxis ſo in ſein Gegenteil verkehrt hat, wie dieſer. Es ift ja ein offenes Geheim⸗ nis, daß auch der reichſte Herbſt an der Moſel und am Rhein nicht halb ſoviel produziert, als in der Welt Moſel⸗ und Rheinwein getrunken wird. Ja, man hat ſich geradezu daran gewöhnt, unter einer falſchen Bezeichnung dieſes Weines gar nichts Schlimmes zu finden. Gibt man aber einmal dieſen Grundſatz preis, dann iſt es ſehr ſchwer zu entſcheiden, wo die Richtigkeit aufhört und der Betrug anfängt. Dann kommen wir zu Verhält⸗ niſſen, wie ſie vor nicht langer Zeit vor Gericht feſtgeſtellt wur⸗ den, wo ein Weinhändler aus ein und demſelben Faß fünf oder ſechs verſchiedene Sorten zu verſchiedenen Preiſen unter verſchie⸗ denen Namen verkauft hatte. Soll das Geſchäft reell bleiben, und daran haben doch in erſter Linie Winger ſowohl wie der Handel ein ſehr lebhaftes Intereſſe, dann müſſen wir von der ſchiefen Ebene weg, auf der wir gegenwärtig immer weiter hinunter⸗ gleiten, dann muß es auch in der Beziehung heißen: in vino veritas. Man hat über die unlautere Konkurrenz hier im Reichstag geklagt, die dem deutſchen Großweinbau durch den Rotweinverſchnitt bereitet wird. Sowohl hier im Reichstage als auch in der großen Zahl der Intereſſenverſammlungen hat man ver ⸗ langt, den Rot⸗Weißverſchnitt unter den Deklarationszwang zu ſtellen. Nach reiflicher Erwägung hat die Regierung geglaubt, dieſen Weg nicht beſchreiten zu ſollen. Wir haben mit Frankreich, Italien und einer Reihe anderer Staaten Zollermäßigungen für roten Verſchnittwein in den Handelsverträgen zugeſtanden. Wir können uns unmöglich dem Verdachte ausſetzen, als wollten wir die Vergünſtigungen, die bierin liegen, durch einen Akk der inne⸗ ren Geſetzgebung wieder aufheben. Der Deklarations⸗ gwang würde ohne Zweifel einen ungünſtigen Ein⸗ fluß auf den Import roter Verſchnittweine aus dem Auslande ausüben. Für den Rot⸗Weißverſchnitt werden die Beſtimmungen über die Bezeichnung der Weine ebenfalls gelten, und damit wird berhindert, daß der Rot⸗Weißverſchnitt unter falſcher Flagge ſegelt. Er wird auf den Platz angewieſen werden, der ihm zukommt, und damit wird, was der dringende Wunſch der Regierung iſt, dem deutſchen Rotweinbau geholfen werden. Er wird aus der ſchwieri⸗ gen Lage befreit werden, in der er ſich gegenwärtig befindet. Die öffentliche Kritik hat am meiſten die Vorſchriften über die Zucke⸗ rung des Weines behandelt. Wir alle wären dankbar, wenn die Sonne den Trauben in jedem Herbſt reichlich Zucker verliehe. Der Wechſel reichen Ernteſegens mit Zeiten des Mangels und der Minderwertigkeit, die Länge der ſauren Wochen, die Seltenheit der frohen Feſte ſind es, die auf unſerem Weinbau ſo ſchwer laſten und die namentlich für den kleinen Winzerſtand oft eine Kalami⸗ tät herbeiführen. Es iſt deshalb unzweifelhaft für den deutſchen Weinbau als eine Wohltat zu bezeichnen, wenn es der fortſchrei⸗ tenden Kellerwirtſchaft gelungen iſt, durch den Zuſatz von Zucker und Waſſer auch das Erzeugnis geringerer Jahre für den Verkehr brauchbar zu machen. Darin liegt die Berechtigung der Zuckerung, aber darum muß ſie auch ihr Maß haben. Eine Kellerwirtſchaft, die es unternimmt, durch Zuſatz von Zucker und Waſſer Wein zu bexeiten, wie er in dem Jahre der Vollreife ohne Zuckerung nie⸗ mäls erzeugt werden kann, hat keinen Anſpruch auf Schuß des Geſetzes. Durch ein lebermaß der Zuckerung wird im Wein⸗ bau unlautere Konkurrenz gemacht. Auf dieſem Hebanken find die Vorſchriften des Geſetzes aufgebaut. Die Formek, die wir für dieſen Gedanken gefunden haben, iſt von der Kritik vielfach ange⸗ griffen worden. Man behauptet, ſie ſei nicht völlig klar. Ich hoffe, daß in der Kommiſſionsberatung dieſe Bedenken ſich legen werden. Ich kann aber ſchon jetzt die Zuſage geden, daß wir uns jede Verbeſſerung, die etwa borgeſchlagen werden ſollte, zu eigen machen werden. Nun noch einige Worte über den Vollzug des Ge⸗ ſetze 8. Auch die Vorſchriften ütber die Buchführung ſind von der Kritik bemängelt worden. Es hieß, ſie ſeien zu foxmaliſtiſch. Ohne einen gewiſſen Formalismus geht es aber nicht, wenn man eine wirkliche Kontrolle haben will. Wir haben uns bemüht, das Recht zu finden, und wir hoffen, daß auch der kleine Winzer mit den Vorſchriften zurecht kommen wird. Noch größere Aufeindung haben die Vorſchriften über die Konkrolle der La ger⸗ beſtände gefunden. Dieſe Beſtimmungen ſollen einen üderall gleichmäßigen Vollzua des Geſetzes ſichern. Für dieſe Kontroll⸗ borſchriften kann das Geſetz nur allgemeine Grundlagen, nur Mindeſtforderungen feſtlegen. Daß die Kontrolle zweckmäßig und gut ausgeführt wird, liegt nicht in der Macht des Gefetzes. Eine gute Kontrolle iſt nur dann vorhanden, wenn die richtigen Leute an die richtigen Plätze 1 werden, und wenn ſie dort ihre Arbeit, mit dem nötigen Wiſſen, richtig leiſten. Ich habe die feſte Zuverſicht, daß die Landesregierungen die Kontrolle, welche ein Geſchäft der praktiſchen Verwaltungstätig⸗ keit iſt, unter der dauernden Uufſicht des Reiches in der erwünſch⸗ ten Weiſe auzüben werden. Den Gedanken, daß das Reich die Kontrolleute anſtellen ſolle, glauben wir ablehnen zu müfſſen. Prüfen Sie eingehend unſere Vorſchlage: ich hoffe. Sie werden ſich überzeugen, daß es uns ebenſo wie en daran liegt, dasg nd. die Vorſchriften des Geſetzes wirkſam ſi Ich möͤchte mich im gegemwvärtigen Augenblich mit dleſer wenigen Bemerkungen begnügen. Die Richtlinſe des Entwurfs zitte ich Sie beſonderg zu beachten: Schu der redlichen Arbeiti im Kompfe gegen den unlauteren Wettbewerb!(Beifall.) Die Oeffentlichteit, die Winzer und der Abg. Baumann(Ztr.): Das neue Weingeſetz iſt notwendig im Intereſſe des deutſchen Weinbaus, des reellen Handels und der Geſundheit der Konſu⸗ menten. Aber der Entwurf hat eine Reihe Bedenken. Wir be⸗ dauern vor allem das Fehlen der Deklarationspflicht für den Ver⸗ ſchnitt von Rot⸗ und Weißwein im dringenden In⸗ tereſſe der Rotweinbauern, aber auch der Kranken. Sodann ent⸗ halten die Beſtimmungen über die Zuckerung auch in dem neuen Entwurf Unklarheiten. Es genügt nicht zu ſagen, der Wein darf gezuckert werden, wenn man ihn erheblich vermehrt. Es muß gegen falſche Auslegungen und falſche Gerichtsurteile Sorge ge⸗ tragen werden Bei uns in Unterfranken zuckern die Weinbauern nur in den allerſeltenſten Fällen. Der unterfränkiſche Weinbau⸗ verein hat in einer Reſolution ein Sechſtel Zuſatz für vollſtändig, genügend erklärt. Aber die Vertreter der Moſel 25 Proz. Die große Mehrheit meiner Partei hält das für zu weit gehend, würde aber, um das Zuſtandekommen des Geſetzes zu ermöglichen, einen Widerſtand nicht leiſten. Eine wichtige Be⸗ ſtimmung im Geſetz iſt die über die Zeit der Zuckerung. Der jetzige Entwurf ſetzt die Endfriſt auf den 31. Januar feſt. Die große Mehrheit meiner Partei hält den 31. Dezember für richtiger. Jedenfalls wird dadurch, daß nicht mehr das ganze Jahr gezuckert und vermehrt werden darf, den Weinfabriken ein gewaltiger Hemmſchuh angelegt. Die Umgährung kranker Weine würden wir nur unter zwei Bedingungen bewilligen: nur auf Grund einer Probe an die zuſtändige Behörde und ihrer Genehmigung, denn ſonſt wird bald möglichſt aller Wein krank ſein. Weiler iſt bei der Umgährung eine ſtreuge Konttolle er⸗ forderlich. Die Bildung der Weinbaubezirke ſollte nicht dem Bundesrat überlaſſen werden, ſondern vom Reichstage ſelbſt beſtimmt werden. Nachdem der gezuckerte Wein 80 Prozent Natur⸗ produkt enthalten ſoll, kann man ihm ſowohl wie dem Verſchnitt⸗ wein auch den Namen des Lagers geben, dem er entnommen iſt. Wir dürfen den gezuckerten Wein und den Verſchnittwein nicht ganz unterbinden. Das würde die Produktion des Inlandes ſchädigen, die doch durch das Geſetz geſchützt werden ſoll. Die Auslands⸗ broduktion iſt nicht ſo gut wie die Inlandsproduktion. Die In⸗ landsproduktion darf ſchon jetzt nicht mehr als 0 Prozent an Alkohol zugeſetzt erhalten, während Weine, zumal aus Algier, 10 Prozent Alkoholzuſatz haben, die vollkommen als reine Natur⸗ weine offeriert werden. In Frankreich iſt auch der Zuſatz von Weinſteinſäure erlaubt, was bei uns vollkommen verboten iſt. Eine ſtrenge Kontrolle bei den Auslandsweinen iſt darum auch am Platze. Das obligatoriſche Lagerbuch entſpricht einer alten Forderung bon uns. Das Lagerbuch aber muß möglichſt einheit⸗ lich und einfach geſtaltet werden. Sehr dienlich wäre Reichsgentral⸗Kontrollſtelle. Der Vollzug des Ge⸗ ſetzes iſt den Landesregierungen üdertragen, aber er muß für ſie bindend gemacht werden. Es darf ihnen nicht anheimgegeben werden, oß und wie und durch wen ſie kontrollieren wollen. Die Strafbeſtimmungen müſſen noch erhöht werden, wenn ſie ab⸗ ſchreckend wirken ſollen. Bei aßſichtlicher Fälſchung Freiheitsſtrafe und empfindliche Geldſtrafe und beſondere Strenge bei Wieder⸗ holung.(Sehr richtig!) Da müßte den Betreffenden verboten werden, in Zukunft überhaupt Weinhandel zu treiben.— Der Redner beantragt eine Kommiſſion von 28 Mitgliedern. Mögen die Konſumenten wieder frohbewegten Herzens ausrufen können: Im Wein iſt Wahrheit!(Beifall im Zentrum.) Abg. Möſicke(B. d..)e Fünf Forderungen werden von jeher geſtellt: Zeitliche Begrengzung, räumliche Begrenzung, Sachver⸗ ſtändige im Hauptamt, Buchkontrolle, Keller⸗ kontrolle. Im allgemeinen ſucht der Entwurf ſie zur Durch⸗ führung zu bringen. Ohne genügende Kontrolle, kein wirkſames Geſetz. Wo ſie dorhanden iſt, ſehen wir viele Beſtrafungen und anderwärts nicht eine trotz umfangreichen Weinhandels. Von Hamburg kann man ſagen: Dies Kind, kein Engel iſt ſo rein, laßt Eurer Huld empfohlen ſein. Niemand wird gehängt, den man nicht gefaßt hat. Wenn in einer Gegend, wo hervorragend der Weinbau betrieben wird, keine Beſtrafungen vorkommen, ſo iſt das kein Beweis, daß dort keine Weinpantſcher ſitzen, ſondern das beweiſt nur, daß die Kontrolle nicht zweckmäßig durchgeführt wird. Die Kontrollbeſtimmungen müſſen einheitlich gefaßt werden. Durch Anſtellung von Sachberſtändigen muß überall für eine ein⸗ Dürchführung der Kontrolle geſorgt wer⸗ den. Die Herren Weinfälſcher haben eine feine Naſe. Sie würden ſich bald dahin ſetzen, wo die Kontrolle weniger ſtreng iſt. Denn 5 ihrem Geſchäft brauchen ſie Wein wenig, Waſſer iſt immer in er Nähe und Zucker iſt auch leicht zu haben.(Heiterkeit.) Viel⸗ leicht wäre es zweamäßiger, ein Kontrollamt des Beiches zu ſchaffen. Mindeſtens aber muß das Reiſch die Auf⸗ ſicht über die Ausführung der Kontrolle übernehmen. Die Buch⸗ führung iſt nicht zu kompligiert. Wer das behauptet, der unter⸗ ſchätzt die Intelligenz unſerer kleinſten Winzer. Zweckmäßigz wäre es, wenn der 31 Deg. als die maßgebende Grenze für die Ver⸗ zuckerung feſtgeſetzt würde. Auch die Beſtimmungen über den Verſchnitt von Weinen ſind zweckmäßig, obgleich der Rotwein da⸗ bei zu ſchlecht ſcheint. Ich hoffe, daß der Staats⸗ ſekretär in dieſer Beziehung ſeine Anſchauung noch einer Reviſion unterziehen wird. Mit Freuden begrüßen wir die Beſtimmungen für eine ſchärfere Kontrolle. Auch kann ſich der Weinhandel ſehr gut mit der Deklaration über die Zuckerung abfinden. Schon heute dekla⸗ rieren reſpektable bekannte Firmen die Zuckerung. Der Kon. ſument hat auch einen Anſpruch darauf, zu erfahren, was er zu trinken bekommt. Wir bedauern, daß dieſes Geſetz nicht ſchon vorigen Herbſt gekommen iſt. Die Rentabilität des Weinbaues hat immer mehr nachgelaſſen. Der Betrug und der unlautere Wettbewerb ſind die ſchlimmſten Feinde des inzers. Das Geſetz muß möglichſt bald erledigt werden und noch für die diesjährige Ernte gelten. Dann wird man auch wieder ſagen können: Wunder⸗ voll iſt Bacchus Gabe, Balſam fürs zerriſſene Herz, und der Winzer wird mit frohem Mut ſingen können: Quält mich auch der Sonne Glut, ich tröſte mich, der Wein wird gut, und achte nicht den Schweiß.(Beifall rechts.) Abg. Blankenhorn(natl.): Die Regierungsvorlage iſt im allgemeinen annehmbar. Auch die Haupkintereſſenten des Weinbaues find damit einverſtanden Diechegner kommen nur aus denkreiſen, die ſchon das beſtehende feſchalte ee e haben, und die nun an dieſem Standpunkt feſthalten. Eine gewiſſe Zuckerung des deutſchen Weins iſt unter gewiſſen Vorausſetzungen notwendig, um ihn teinkbar zu niachen. Aber natürlich Maß⸗ Zuckerung eng de⸗ 9 ſein. Sonſt 18 unlauterer Konkurreng. Der Ent⸗ wurf trifft die richtige Mitkellinie. Die Ausdehnung der Zeit⸗ renze für die Zuckerung bis zum 31. Jan. ift eine an ie Moſel. Hoffentlich wird die Regierung die Weingebiete recht groß faſſen. Es empfiehlt ſich zum Beiſpiel gang Süddeutſchland berlangen eine zu einem Weinbaugebiet zuſammen zu faſſen. Auch. den Be⸗ ſtimmungen über Kellerbehandlung und Deklaration ſtimmen wir zu. Ein ſehr großer Fortſcheitt iſt das Verbot der Verfälſchung von Wein in jeder Form. Bisher konnte nur die gewerbliche Verfälſchung derfolgt werden Auch auf dem Gebiet 558 Kognak⸗ und Schaumweinbereitung wird das Geſetz gra de, Miß⸗ ſtände beſeitigen. Es hat noch jüngſt vor dem Amtsgericht Berlin⸗ Mitte ein Kognakfabrikant ganz ruhig zugegeben, daß er ſeinen Kognak aus Backpflaumen, Hefe und Eichenholzſpähnen»„ge⸗ wonnen“ habe. Auch unſer Schwarzwälder Kirſchwaſſer wird leider in Norddeutſchland entſetzlich verfälſcht.„Vielleicht kann man ſeinen Schutz in das Geſetz noch hineinſchreiben. Die Kon⸗ trollvorſchriften müſſen gleichfalls als zwingend in das Weingeſetz ſelbſt hineinge ſchrieben werden, ſonſt erhalten wir von den Einzel⸗ ſtaaten die Kontrolleure im Hauptamt noch immer nicht Dabei gibt Preußen für die Kellerreviſionen zjährlich 64000 Mk. aus! Wieviel Kontrolleure im Hauptamt hätte man dafür anſtellen können. Schon früher hat man vorgeſchlagen, die Weinſteuer zur Kontrolle nutzbar zu machen. Jetzt ſoll ja nun bei der Reichs⸗ finanzreform die Flaſchenſteuer kommen. Warten wir ab, was daraus für den Weinkonſum oder die Weinkontrolle zu erwarten iſt. Wie ſchwer und allgemein die Mängel des beſtehenden Ge⸗ ſetzes empfunden werden, zeigt die Tatſache, daß auch im Bericht der Berliner Aelteſten der Kaufmannſchaft„fortdauernd Klagen über die Mängel und Lücken unſerer Nahrungsmittelgeſetzgebung ſerwähnt werden. Vor der Unredlichkeit im Nahrungsmittelge⸗ werbe müſſen wir uns jetzt hier beſſer ſchützen. Daneben wird uns dieſes Weingeſetz auch beſſer gegen die Konkurrenz des Aus⸗ landes ſchützen. Denn Italien und Frankreich bauen billigeren Wein, und obendrein ſind wir noch nicht einmal ein wein⸗ konſumierendes Land. Der deutſche Weinbau wird alſo immer ſchwer gegen die ausländiſche Konkurrenz zu kämpfen haben. Wir wollen alles tun, um ihm zu helfen, und nun gebe Gott uns gute Weinjahre!(Beifall.) Abg. Dr. David(Soz.): Sotpeit in dem Geſetz die Tendenz zum Ausdruck kommt, Lauterkeit und Ehrlichkeit zu ſchützen, ſtimmen wir ihm zu. Aber wir wollen andererſeits den reellen Handel vor Chikanen bewahren. An erſter Stelle ſteht uns der Schutz der Konſumenten, die für ihr Geld das erhalten müſſen, was ſie haben wollen. Dann wollen wir der ehrlichen Arbeit des kleinen Weinbauern den ehrlichen Lohn zugeſichert wiſſen und ſchließlich glauben wir, daß auch vomStand⸗ punkt des reellen Weinhandels die Tendeng dieſes Geſetzes zu be⸗ grüßen iſt. Aus dieſen allgemeinen Erwägungen heraus werden wir uns an den Kommiſſionsberatungen beteiligen. Bedenklich erſcheint uns hon den Einzelbeſtimmungen die Ausnahme des ſo⸗ genannten Haustrunks von dieſem Geſetz. Man darf doch nicht vergeſſen, daß in den Weingegenden viele Arbeitgeber Wein ihren Arbeitern als einen Teil des Lohnes verabfolgen. Es iſt nicht einzuſehen, weshalb dieſe Arbeiter nicht der Schutzbeſtimmungen dieſes Geſetzes teilhaftig werden ſollen. Dann erſcheint uns not⸗ wendig eine geſetzliche Umgrenzung der einzelnen Wein⸗ baugebiete. Dieſe Umgrenzung darf nicht dem Bundesrat über⸗ laſſen bleiben. Die Beſtimmungen des Entwurfs über die Kontrolle ſind uns zu kautſchukartig und wir wünſchen klare und unzwei⸗ deutige Vorſchriften. Ueber die Anſtellung von Kontrolleuren im Hauptamt ſollen die Landeszentralbehörden im Einvernehmen mit dem Reichskanzler beſtimmen. Das heißt: Preußen, nichts weiter. Preußen iſt aber der Hemmſchuh in dieſer ganzen Frage. Weshalb ſollen nicht an jedem Weinhandelsplatz Kontrol⸗ leure angeſtellt werden können? Graf Poſadowsky hat ſehr ent⸗ ſchieden darauf verwieſen, daß bei Einführung einer allgemeinen Nahrungsmittelkontrolle auch die Koſtenfrage der Weinkontrolle ohne Schwierigkeiten gelöſt wäre. Graf Poſadowsky teilte vor drei Jahren mit, daß er einen Entwurf einer reichsgeſetzlichen Regelung der Nahrungsmittelkontrolle an die preu⸗ ßiſche Regierung gegeben hat. Damals hatte er keine Antwort bekommen. Iſt ſie jetzt eingegangen? Engliſch wird doch wohl der Entwurf nicht geſchrieben ſein und ſo unleſerlich doch wohl auch nicht! Nirgends wird ſo ſehr gefälſcht wie bei den Nahrungs⸗ mitteln. Daß man freilich die Koſten der Weinkontrolle durch eine Weinſteuer decken will, ift ſo falſch wie nur möglich. Bedauerlich, daß Herr Blankenhorn gegen die Weinſteuer nicht die Mehrheit ſeiner Partei hinter ſich hat; ich bin geſpannt, wie das Zentrum ſich verhalten wird. Nicht die freiwillige Abſtinenz ſchädigt den Weinkonſum; den großen Maſſen braucht man wahr⸗ haftig nicht Abſtineng im Wein zu predigen, Tauſende und Aber⸗ tauſende von Arbeitern haben noch nie einen Tropfen Wein zu trinken bekommen. Die aufgezwungene Abſtinenz iſt es, die den Weinbau ſchädigt, die agrariſche Brotverteuerungspolitik. Mögen ſich die Weinbauern bei ihren agrariſchen Freunden bedanken. Antiagrariſche Politik iſt auch die beſte Weinbauernpolitik. Möge bald die Zeit kommen, daß jeder Arbeiter am Sonntag nicht nur das bekannte Huhn, ſondern auch eine Flaſche Wein auf dem Tiſch haben wird.(Heiterkeit) Abg. Hormann(freiſ. Vpt.): Die kleinen Winzer und kleinen Händler haben ſich auch heute noch durchaus nicht mit dem Geſetzentwurf abgefunden. Wir wollen nicht das Kind mit dem Bade ausſchütten. Glauben Sie doch nicht, daß mit dieſem Geſetz die Konkurrenz des ausländiſchen Weines irgendwie unterbunden werden kann. Im Gegenteil. Wir haben doch nun einmal große Gebiete, in denen der Wein auch in guten Jahren der Zuckerung bedarf. Der§ 6 über die Gemarkungs⸗ natmen hat geradezu agrariſche Tendenzen. Warum ſoll ein Wein nicht nach der Weinbergslage benannt werden, die für ſene Boni⸗ tät ausſchlaggebend iſt! Dieſe Beſtimmung im Entwurf iſt eine außerordentliche Bevorzugung der großen Weingutsbeſitzer. Die Befürchtung liegt nahe, daß dadurch die kleinen Weine geradezu gebrandmarkt werden. Wenn das Publikum nicht von ſelbſt miß⸗ trauiſch wird, werden die Geſchäftsreiſenden ſchon dafür ſorgen. Die großen Weinhändler können immer dieſelbe Marke auf Lager haben, aber nicht die kleinen. Hier haben Sie Gelegenheit, Mittelſtandspolitik zu treiben. Weiß Herr Röſicke nicht, daß in den großen Weingeſe Bremens und Hamburgs eins Kontrolle ausgeübt wird, wie ſie ſchärfer auch durch dieſen Ent⸗ wurf unmöglich eingeführt werden kann? Der Weinhändler in Bremen und Hamburg kann ja nicht einmal in ſein Weinlager bineingehen, ehe ihm nicht der Zollbeamte die Tür aufſchließt. Wir bon der freiſinnigen Volkspartei wollen zern die Hand dazu bieten, der Unlauterkeit in Produktion und Weinhandel entgegenzuarbei⸗ ten. Wir wollen allem Schwindel und aller Fälſchung mit voller Schärfe entgegentreten, aber die Mittel dazu dürfen nicht zum Schaden der Hleinen Winzer und Händler ausſchlagen.(Beifar bti den Freiſinnigen.) Abg. Dr. Höffel(Rpt.): Wir begrüßen den Entwurf im allgemeinen. Wir meinen nicht, daß er zu ungunſten des kleinen Mannes wirken wird. * Mannheim, den 9. November 1908. (Mittagblatt.) Fdbilliges KWeinnachts. General⸗Anzeiger. Grosse Posten per Meter Hauskleiderstoffe entsprechend gute halbwoll. W. are, doppelt breit .35, 75, 38, 45, Grosse Posten Caeviots doppelt breit, alle Farben per Meter Mk..80,.40,.20, 958, für Brautausstaflungen Weisswaren, Baumwollwaren enorm billig U. 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Wir alle wiſſen, wie ſchwer der Wein⸗ roduzent jetzt zu kämpfen hat. Der Abſatz geſtaltet ſich immer wieriger Schuld daran iſt die Maſſenproduktion unreeller Ware, die mit billigem Angebot überall auf den Markt kommt. Da kohnt ſich die koſtſpielige Arbeit des reellen Winzers nicht mehr. Früher wehrte man ſich gegen jede Kontrolle, jetzt haben ſich die Anſchauungen geändert. Die Hauptſache iſt aber, daß die Kon⸗ trolle ſachverſtändig ausgeführt wird. Sie muß auch im ßanzen Deutſchen Reiche einheitlich durchgeführt werden, ſonſt würden wir bald wieder die Lücken finden, die wir heute beklagen. Je ſchärfer die Kontrolle ausgeübt wird, um ſo beſſer wird es für 885 Weinhandel und den Weinbauer ſein. Wenn der Entwurf Geſetz wird, wird man im Weinbau und im Weinhandel neu⸗ mung ſchöpfen.(Beifall rechts) „Abg. Stauffer(B. d..) ASch Din neugierig, ob ein kleiner Winzer mit den Ausführun⸗ gen Dr. Dewids einverſtanden ſein wird, ſelbſt wenn er Sozial⸗ demokrat iſt. Wir Agrarker ſollen Schuld ſogar an der Weinſteuer ſein; er ſoll nur abwarten, welche Stellung wir guf der Rechten zur Weinſteuer einnehmen werden. Freilich, das kann ich ihm ſagon, daß die Weinhändler, wenn die Weinſteuer kommt, dann keine Beſchränkung nur auf die Flaſchenweine haben wollen. Der Entwurs iſt im allgemeinen gut durchgearbeitet; in einzelnen Punkten aber haben auch wir Bedenken; z. B. auch in der Frage der Gemarkungsnamwen, aber wir werden uns in der Kommiſſion ſiger einigen. Man hat uns geſagt, in anderen Ländern ſchweige an über dieſelben Fälſchungen, die nauch dort beſtehen, um den Ezborthandel nicht zu ſchädigen; nun, inzwiſchen haben die ſüdfranzöſiſchen Winzer ge⸗ ſprochen, und ihre Sprache war den bon Revolutionären ſehr nahe. Bei uns hat das ſcharfe Vorgehen der bayeriſchen Re⸗ gierung und das ſchneidige Verhlolten der Richter in Bahern und Heſſen ſegensreich gewirkt. Wir ſind mit der Grenze von 20 Proz. Zuckerwwaſſerzuſatz einberſtandenn; wir warnen aber da⸗ vor, ſich auf 25 Prog. des fertigen Produkus einzulaſſen Al bes dreht ſich um die Waſſerfrage. Wer das Waſſer in der Hand hält, der kann pantſchen, wie er will“.— ſchüttet Waſſer zu endlos, bis er nicht mehr kann;(Große Heiter⸗ keit.) Zucker verteuert, Waſſer verbilligt die Weim roduktion. Da⸗ ßer muß der Waſſerzuſatz kontrolliert werden; ohnt! die Kontrolle ſt das Geſetz nichts als ein Schlag ins Waſſer.(ßHeiterkeit.) r Staat muß dafür ſorgen, daß nicht zu viel Wa der in den ein getan wird. Die Kontrolle iſt einer der ſchwächſte d Punkte s Geſetzes. Die Herren in Preußen wollen ſich niche gern kontrollieren laſſen. Am Termin 31. Dezember halten wir feſt, aber wir wollen gern den Moſelwinzern entgegenkommen und ſagen: die Zuckerung muß ihr Ende haben drei Monate nach Ce. Zinn der Leſung. Vollſtändig vermiſſe ich ein Verbot der Ver.“ wendung von ſchlechtem, verdorbenem Waſſer. Wir wünſchen eine Beſchleunigung dieſes Geſetzes. Noch heute bekomme ich eine Zu⸗ 7 daß 1897er Wein, der zum Preiſe von 480 Mark einge⸗ uft iſt, jetzt zu 350 Mark waaleunt wird. Auch da iſt die 2 5 5 eie, ——¹ 52 (Heiterkeit.) Er Abg. D. Naumann(freiſ. Vgg.): Abg. Hormann hat am Entwurf eine ſo herbe Kritik geübt, daß ich erklären muß, ich und eine große Zahl meiner Freunde ſtehen dem S von Haus aus ſehr viel freundlicher gegenüber. Ich kann nicht zugeben, daß der Entwurf ein Geſetz für die Großen und ein Geſetz gegen die Kleinen ſei. Man der Winzerbereine en fordern, um zu dem braucht ſich nur die Zuſammenſetzung anzuſehen, die dieſes Geſetz ſeit Jahr Schluß zu kommen, daß es gerade eine Forderung der kleinen Weinbauern erfüllt. Ich wüßte auch gar nicht, welches Intereſſe die kleinen Weinbauern an den Fälſchungen haben ſollten.(Sehr richtig!) Sie haben nur das Intereſſe, daß die Arbeit, die ſie ſich das ganze Jahr hindurch machen, ſich in einem Jahresertrag reeller Weiſe umſetzt. Zugegeben, daß die Freihafengebiete in Bremen und Hamburg die ſtrenge Kon⸗ trolle beſitzen, von der der Abg. Hormann geſprochen hat, pflegen nicht die Weine am Oberlauf der deutſchen Ströme beſſer zu ſein, als wenn ſie bis an die Mündung dieſer Ströme gewandert ſind. (Heiterkeit und Zuſtimmung. Hört! hört!) Auch in der Wein⸗ fabrikation ſehen wir die Entwicklung von billig und ſchlecht zu dem Zuſtand hin, daß jede ehrliche Arbeit auch ihren angemeſſenen Lohn bekommen ſoll. Die kleinen Bauern leiden am meiſten unter der beſtehenden Rechtsunſicherheit. Wenn vom Skandpunkt des kleinen Bauern überhaupt Bedenken gegen den Entwurf beſtehen, ſo nur die, daß er ſich mit der in ihm geforderten komplizier⸗ ten Buchführung nicht ſo ſchnell abfinden wird. Manche der Kleinbauern, die heute mit Lebhaftigkeit dieſes Geſetz fordern, werden nach ſeiner Verabſchiedung darüber jammern, daß ſie ſich ſeinen einzelnen Ausführungsbeſtimmungen fügen müſſen. Neue Kontrollen machen die Anſtellung neuer Kontrollbeamten not⸗ wendig. Es mag bedauerlich ſein daß ohne die Anſtellung neuer Beamter kein Geſetzesforkſchritt mehr möglich iſt. Aber es geht deshalb nicht an, das Schickſal eines Berufszweiges ie das der Weinbauern deshalb finken zu laſſen. Die Idee der Weinſteuer wird in allen Weinbaugegen⸗ den als eine direkte Verletzung empfunden. Sie wird als eine Steuer angeſehen, die auf Sonderheiten beſonderer Landesteile gelegt werden ſoll. Sie hat der Norden erfunden, um den Süden zu drücken. Ich bedauere dayer, daß in dem Entwurf angedeutet worden iſt, daß man den Apparat der Kontrolle gleichzeitig als Be⸗ ſteuerungsapparat verwenden könnte. Heute heißt es: nur Flaſchenwein kommt heran. Sobald man aber den Gedanken aus⸗ ſpricht, daß: die Buch⸗ und Kellerkontrolle in Beziehung geſetzt! werden ſoll mit der Steuer, dann wird man nicht bei der Flaſche ſtehen bleiben, ſondern dann wird man allen Wein für Sydow⸗Wein erklären wollen.(Heiterkeit.) Daß ſich der Entwurf auf den Boden ſtellt, daß die naſſe Zuckerung in manchen Gebieten eine Notwendigleit iſt, ſcheint durch die Sache gegeben. Dann aber ſollte man auck den in normaler Weiſe gezuckerten Weinen unterſchiedslos zie Rechte des Weins zuerkennen. Die Beſtimmungen über den Rot ⸗Weißweinverſchnitt treffen die richtige Mitte. Den Haustrunk würde ich, ſoweit er nicht Wein ſein will, aus dem Geſetze herauslaſſen, dann ge⸗ hört er zu der Nahrungsmittelgeſetzgebung. Die Erfahrungen mit der Gewerbeinſpektion ermutigen mich dazu, die Kontrol⸗ leuxe Beamte der Einzelſtaaten ſein zu laſſen. Das würde eine Ungleichmäßigkeit der Kontrolle bringen. Dies neue Geſetz ändert 1r eigentlich nur das bisherige Kontrollſyſtem. Man ſollte die Kentrolleure unter den Einzelſtaaten austauſchen, dann wird ein Einz elſtaat auch nicht einen Wink geben können, ob der Kontrolleur Wie Oder Araficktis ſein Iall. Bie Vorſchriften über die Guch⸗ kontrolle ſoll man ſo einfach wie möglich machen. Was die Abſtinenzfrage anlangt, ſo ſage ich: Gegen den Spiritus und für den Wein. Geradeſo wie die Franzoſen immer mehr darauf kommen: Der Liqueur iſt der Feind des Weines. (Beifall.) Abg. Wetterlé(Elſäſſer): Die elſaß⸗lothringiſchen Weinbauer ſind enttäuſcht wegen des Zurückweichens dieſes Entwurfs gegenüber dem erſten. Die Re⸗ gierung iſt vor dem Weinhandel zurückgewichen. Der Hauptzweck des Geſetzes iſt doch, den Weinhandel wieder auf Treu und Glauben zurückzuführen, aber dieſer Entwurf iſt leider auf den Leib der nicht völlig einwandfreien Großhändler zuge⸗ ſchnitten. Am liebſten hätten wir für alle gezuckerten Weine den Deklargtionszwang, immerhin gibt die Grenze von 20 Prozent die Möglichkeit einheitlicher Rechtſprechung und einheitlich ſtren⸗ ger Beſtrafung. Die Gründe für die Ausdehnung der Zuckerungs⸗ zeit haben uns nicht überzeugt; man kann ſofort nach der Ernte den Grad der Traubenreife und die Größe des notwendigen Zuckerzuſatzes überſehen. Die Etikettfrage iſt für uns von großer Wichtigkeit. Ich habe ſchon in großen Berliner Reſtaurants guten elſäſſiſchen Wein unter falſcher Herkunftsangabe trinken müſſen. (Heiterkeit.) Elſaß⸗Lothringen hat allein ein Drittel der deutſchen Weinproduktion; es kann daher verlangen, daß diesmal ſeine Intereſſen beſſer berückſichtigt werden als bei dem unbefriedigen⸗ den letzten Weingeſetz.(Beifall.) Abg. Graf Wolff⸗Metternich(Zentr.) gibt lebhafter Genugtuung Ausdruck über die Einbringung der Vorlage und das freundliche Entgegenkommen faſt aller Par⸗ teien. Alle Wünſche aller Weinbaugebiete kann freilich kein Geſetz erfüllen. Die Vorlage erlaubt die Zuckerung gerade nur in dem Umfange, der für den Moſelwein unbedingt notwendig iſt Abg. Freiherr Heyl zu Hernsheim(natl.): Ich möchte dem Abg. Naumann erwidern, daß die Wein⸗ ſteuer keine norddeutſche, ſondern eine ſüddeutſche Erfindung iſt. Baden unk Württemberg haben zuerſt das Unrecht begangen, ihren ſchwer belaſteten Winzern eine Sonderſteuer aufzuerlegen. Auch in Heſſen haben wir ſie erſt nach zehnjährigem Kampfe beſeitigt. Zu unſerer Freude hat die heſſiſche Regierung jetzt im Bundesrat gegen die Weinſteuer geſtimmt, und qlle heſſiſchen Abgeordneten werden dieſem Beiſpiel folgen.(Lebhafter Beifall.) Im allgemeinen ſtehe ich auf dem Standpunkte, daß, wenn man den Verſchnitt zuläßt, man auch dem Verſchnittwein den Weg zum Abſatz nich: durch. einen Deklarationsgwang verſperren ſoll. Selbſt in unſerer wohl⸗ habenden Provinz Rheinheſſen iſt die Lage der Winzer ſo gedrückt, und die Rentabilität ſo gering, daß wir alles vermeiden müſſen, was ſie noch mehr herabdrücken könnte. Wir müſſen ihnen alſo jede vernünftige Verbeſſerung ihres Weines geſtatten und ihnen unlautere Konkurrenz ſo weit wie möglich fernbalten.(Beifall.) Die Fortſetzung der Debatte wird auf Montag nachmittag 2 Uhr vertagt. Außerdem ſtehen die erſten und eventuell zweiten Leſungen der Geſetzentwürfe über die Preisnolierungbeim Markthandel mit Schlachtvieb und über den Ein⸗ fluß der Armenunterſtützung auf öffentliche Rechte auf der Tagesordnung. 8 Die Interpellationen Graf Hompeſch(Zentr.) und Al⸗ brecht(Sog.) über die Arbeitsloſigkeit werden, wie Präſident Graf Stolberg mitteilt, am Freitag, den 18. d.., auf die Tagesordnung geſetzt werden Schluß 4 U Wir bieten Hervorragendes in Auswahl und Preiswürdigkeit der ausgelegten Waren! Handschuhe Damenwäsche Teppiche, Möbel] Haushaltartike! Manufakturwaren 90rrs I Oroissjacke m. Feston 900 Plg. 1 echte Fellvorlage 90 Pig 1 vern Menage, dreit. 90 Pig.“ Moderne Fleiderstoffe, Meter 90 Plg. 4 Prar Winter⸗ 90 1 Frottierhandtuch 90 Pfg 2 Brises-Bises 90 Pfg. 1 Spiegelfigur 90 Pfg. Moderne Blusenstoffe, Meter 90 Pfg. Pfg Sporthandschuhe 1 Tafelaufsatz mit Vase 90 Pfg.) Seidenstoftfe. Meter 90 Pfg. beene 90 Kopfkissen m. 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Das Erſtaunen wandelte ſich in gelinde Verzweiflung; auch hier war jede Namens⸗ und Adreſſenverwechflung ausgeſchloſſen. Aber damit nicht genug; es dauerte nicht lange, ſo erſchien in der Wohnung zum großen Schrecken des Arztes eine zweite Krankenſchweſter mit der Nachricht, ſie ſei zur Verſtärkung ge⸗ ſandt worden, da ſich nach der an das Inſtitut telephoniſch gelangten Mitteilung das Befinden des Herrn Doktors erheb⸗ lich verſchlimmert habe. Bis dahin war Herr Dr. X. zwar „krank“, aber noch lebendig. Gegen Mittag aber, ehe ſich noch die Unruhe über die myſteriöſe Geſchichte gelegt, wurde über die Haustreppe ein ſchwerer eichener Sarg geſchleppt. Angeſtellte eines bekannten Sargmagazins brachten ihn für den eben verſtorbenen Herrn Doktor. Neue Verzweiflung und helles Entſetzen! Und prompt in der ſonſt ſo ruhigen Veſper⸗ flunde meldet ſich der Barbier. Seine Stimme zitterte vor Rührung: er ſei geſchickt, die Leiche zu raſieren! Der Herr Doktor faßte ſich an den Kopf, ſeiner Gattin ſtanden die Tränen in den Augen. Aber ehe es noch dunkelte, brachte der Bote eines unſerer bekannteſten Hofſchlächtermeiſter für— 50 Mark Belag und„ff. Aufſchnitt“ für die Trauergeſellſchaft. Die Geduld hatte ein Ende, u. ein wenig unhöflich wurde dem ahnungsloſen Geſchäftsgeſandten klar gemacht, daß im Hauſe gar keine„Leiche“ ſei. Der Arzt war einem böſen Bubenſtreich zum Opfer gefallen; ſchließlich ſiegte aber doch ſein Humor, und als ſich der Tag dem Ende zuneigte, freute er ſich nach ſo bielen„Leichenbeſuchen“ doppelt ſeines Daſeins. Die Ermit⸗ lelungen ergaben, daß alle auf den angeblich ſchwer erkrankten und verſtorbenen Herrn Dr. X. bezüglichen Beſtellungen den betreffenden Inſtituten und Geſchäften wahrſcheinlich von einem ſchlechten Freund des Arztes telephoniſch zugegangen waren. Der alſo„Totgeſagte“ nahm von einer Anzeige bei der Kriminalpolizei Abſtand und iſt jetzt, nachdem ſich die erſte Aufregung gelegt, dem Spaßmacher für den ereignisreichen Tag dankbar. —„Big Bill.“ Von dem neugewählten Präſidenten der Vereinigten Staaten, William Taft, werden jetzt allerlei Anekdoten und charakteriſtiſche Züge erzählt. Taft iſt durch ſeine große Aufrichtigkeit bei den Amerikanern außer⸗ ordentlich beliebt. Als er während des Wahlkampfes gefragt wurde, was er einem gewiſſenhaften beit ſei, und deſſen Familie hungere, zu tun rate, ſchlug er die Heände über dem Kopfe zuſammen und rief mit dem Aus⸗ drucke der Verzweiflung:„Das weiß Gott, ich nicht!“ Dies doll ihm mehr geholfen haben bei dem Volke, als wenn er den Verſuch gemacht hätte, eine kluge Antwort zu geben.„Big GBill“ iſt von gewaltigen Körperdimenſionen; er wiegt mehr Arbeiter, der außer Ar⸗ in ſeder belſeben Stück⸗ Wechſel- Formulare i den u 6h Dr. 5. Sauslide Bucfhidruckerei G. m. b. p. als 20 Stones(1 Stone gleich 14 Pfund). Seine Arbeits⸗ kraft wird als unerſchöpflich bezeichnet, wenngleich ſeine Stimme in dem langen Wahlkampfe verſagte. Seine Heiter⸗ keit verſagte jedoch niemals, und ſein ſtets freundliches Lächeln gewann ihm faſt mehr als ſeine Reden die Herzen der Wäh⸗ ler. Die Liebe Tafts zu ſeiner Mutter iſt rührend. Dieſe wird als eine der begabteſten Frauen Amerikas geſchildert. Jeder, der ſie kennt, ſucht bei ihr Rat und Taft ſelbſt ſpricht es offen aus, daß er ihr alles Glück verdanke. Als er im Jahre 1907 in Kuba bemüht war, eine drohende Revolution zu verhindern, winkte er einſt von den amerikaniſchen Jour⸗ naliſten einen jungen Berichterſtatter aus Boſton zu ſich heran und ſagte zu den anderen Journaliſten entſchuldigend: „Jungens, ich möchte, daß dieſer junge Mann alles hört. Er ſchreibt für die einzige Zeitung, die meine Mutter lieſt, und ich möchte, daß ſie weiß was ich hier tue.“ Tafts häus⸗ liches Leben wird als ideal geſchildert. Er hat drei Kinder, von denen ein Knabe von elf Jahren, der Liebling der Familie, jetzt bereits eine Rolle in den amerikaniſchen Sonn⸗ tagsblättern ſpielt wegen der drolligen Ausſprüche die er zu tun pflegt. Als einſt ſeine Schweſter keine Luſt hatte, mit ihm Lawn Tennis zu ſpielen, holte ſich der junge Taft ſeinen Vater in den Spielhof mit den Worten:„Du kannſt zwar nicht Tennis ſpielen, aber Du biſt ſo ungeheuer drollig.“ — Staatsſekretär Root, der Kollege Tafts machte einſt eine komiſche Anſpielung auf deſſen gewaltiges Körpergewicht. Taft begab ſich nach ſeiner Ankunft auf den Philippinen nach der Sommerhauptſtadt Benquet. Da er krank geweſen war, fragte Staatsſekretär Root telegraphiſch bei ihm on, wie ihm die Reiſe bekommen ſei. Taft telegraphierte zurück:„Vorzüg⸗ lich überſtanden. Ritt geſtern Pferd bis zur Höhe von 5000 Fuß. Taft.“ Am nächſten Tage telegraphierte Root zurück: „Wie geht es dem Pferd? Root.“ — Familiendramen in der Newyorker Geſellſchaft. In New⸗ hork haben ſich faſt zu gleicher Zeit zwei Familiendramen ab⸗ geſpielt. In beiden Fällen hat der Mörder ſelbſt Hand an ſich gelegt. Ein reicher Advokat namens Shibley ſchnitt ſeiner Gattin die Kehle ab und tötete ſich danach ſelbſt. Man fand die Leichen in einem der eleganten Gemächer der Wohnung. Aus einem Brief Syibleys, der auf einem Tiſche gefunden wurde, laſſen ſich Schlüſſe auf die Urſachen der Tat ziehen. Der Ad⸗ vokat erklärt in dem Schreiben, daß er ſeine Frau übermenſch⸗ lich geliebt habe. Wenn die Männer in Amerika das Gaſt⸗ hausleben, das Trinken, Rauchen uſw. aufgäben, würden ſie nie ein ſolches Ende nehmen, wie er es nun gefunden habe. Jetzt ſei er glücklich. Keine Verſuchung könne mehr an ſeine geliebte Frau herantreten; keine Theater, keine Automobile, die Unſummen Geldes verſchlingen. Die Polizei verhaftete den Zigeuner Janeſi Rigo und ſeine Gattin Louiſe, mit denen Shibleys Gattin eng befreundet war. Im zweiten Falle erſchoß ein junger, reicher Börſenmakler Nelſon Veit ſeine Mutter, Mrs. F. L. Veit, eine in der Newyorker und Pariſer Geſellſchaft ſehr bekannte Dame, in ihren Wohngemächern im Hotel Anſonia und beging dann Selbſtmord. Mrs. Veit war durch eine feltene Geiſtesbildung ausgezeichnet. Sie war kürzlich von Frankreich zurückgekehrt, wo ſie in dem ihr von ihrem Gatten hinterlaſſenen Schloſſe gewohnt hatte. Das Motiv des Verbrechens iſt unbekannt. Der bei der erſten Bluttat erwähnte Zigeuner Jancſi Rigo hat ſeinerzeit auch in Europa ſehr viel von ſich reden gemacht. Er hetratete, wie noch erinnerlich ſein dürfte, die ſchöne Prinzeſſin Chimay, be⸗ reiſte mit ihr den Kontinent und trat als Geigenvirtuoſe in vielen Großſtäbten auf. Nach zwei Jahren wurde die Ehe ge⸗ terten Gliedmaßen tot liegen blieb. 2. 10 22.10 Friedrieh Bühler, zum drittenmal, da er bereits vor Jahren in Ungarn eine Ehe mit einer einfachen Arbeitsfrau eingegangen war. — Rien'est sacré... Aus London wird unter dem 4. Nop. der„Voſſ. Ztg.“ geſchrieben: Der frühere Erzbiſchof von Nork, der hochehrwürdige Dr. Thomſon, ſo erzählt ein eng⸗ liſches Blatt, erſchien einmal in der Rolle eines Kutſchers. Er hatte einer Abendverſammlung beigewohnt und machte beim Verlaſſen der Wohnung ſeines Gaſtgebers die Entdeckung, daß ſein Kutſcher betrunken war. Der Kirchenfürſt hatte keine andere Wahl, als die Wagenleitung zu übernehmen. Er ſchloß den bewußtloſen, aber noch immer lächelnden Pferdelenker in den Wagen ein, beſtieg ſelbſt den Bock und nahm die Zügel in die Hände. Die Eintönigkeit der nächtlichen Heimfahrt wurde durch einen Unfall unterbrochen, da unmittelbar vor der Ein⸗ ſahrt in den Park von Biſhops Thorps ein Wagenrad heftig mit einem Kerbſtein zuſammenſtieß. Der Türhüter, der im Dunkel den auf dem Bock ſitzenden Biſchof nicht erkannte, rief ihm luſtig zu:„Hallo, Bill, ſchon wieder betrunken, und hol mich der Teufel, Ihr habt ſogar den Hut des alten Gockelhahns auf Eurem Schädel!“„Es iſt der alte Gockelhahn ſelbſt“, antworteten Ihro Gnaden feierlich. — Der„Sturz in den Abgrund“. Ein Fall unerhörter Grauſamkeit gegen ein Tier, der ſchon vordem die Oeffentlichkeit in Frankreich erregt hatte, hat jetzt vor dem Polizeigericht in Lorient ſeinen Abſchluß gefunden. Es handelt ſich um eine An⸗ klage gegen eine Kinematographengeſellſchaft, die ſich eine Spe⸗ zialität daraus macht, allerlei aufregende und nervenſpannende Szenen zu arrangieren, die dann aufgenommen werden und als Kinematographenbilder dem Senſationsbedürfnis des Publikunts dienen. Im vergangenen Jahre beabſichtigte man die Aufnahme eines in einen tiefen Abgrund ſtürzenden Pferdes zu machen; die Gefellſchaft kaufte ein Tier, das eingeſpannt wurde und nun mit roher Gewalt an einen mehr als hundert Meter hohen Abhang getrieben werden ſollte, an dem der Photograph bereits ſtand, um den Todesſturz des Tieres auf die Platte zu bannen. Die Geſellſchaft begann ihre Verſuche in Craix in der Bretagne, allein die Empörung der Bepölkerung ſchlug ſo hohe Wogen, daß Beamte der Geſellſchaft mißhandelt wurden und man ſchließlich genötigt war, die Experimente einzuſtellen. Die Kinematographen⸗ geſellſchaft verlegte den Schauplatz ihrer Tätigkeit nunmehr nach Courégan, und hier gelang es, das grauſame Schauſpiel zu Ende durchzuführen. Das Pferd wurde eingeſpannt, dann furchtbar mißhandelt und ſchließlich freigelaſſen, ſodaß das von Angſt und Entſetzen halb wahnſinnige Tier blindlings davonraſte und mit⸗ ſamt dem Wagen in den Abgrund ſtürzte, wo es mit zerſchmet⸗ Da die Kinematographen⸗ Unternehmer inzwiſchen nach Afrika gereiſt waren, um neue Senſationsſzenen für ihre Platten zu ſuchen oder zu konſtruieren, konnten die Gerichte den Fall erſt jetzt zur Entſcheidung bringen. Die Geſetze Frankreich boten jedoch keine genügende Handhabe, um ſolche grauſigen Produktionen durch die Zukunft zu verbieten, und die Geſellſchaft kam mit der Maximalſtrafe von 15 Fres. und den Koſten ſehr glimpflich davon. — Statiſtiſches vom Frauenhaar. Die Geduld des Sta⸗ tiſtikers hat für die bizarre Frage, wieviel Kilometer Haar eine Frau wohl auf dem Kopfe tragen mag, nunmehr die Antwort efunden. Wie im Gaulois berichtet wird, ſind die blonden Haare in der Regel üppiger und dichter als die dunkleren. Gine dunkelhaarige Frau trägt durchſchnittlich eine Haarlänge von insgeſamt nicht weniger als 70 Kilometer mit ſich, während eine üppige Blondine bisweilen 185 Kilometer und mehr erreicht. Dagegen iſt das dunklere Haar ſtärker und widerſtandsfähiger als das blonde, es trägt eine Laſt von 113 Gramm ohne zu zerreißen, während das hellblonde goldig ſchimmernde Haar bereits bel 68 Gramm bricht⸗ 2 84 ſchieden und in Amer ika vermählte ſich der Zigeunerprimas 7 4 fft 1 1 LIu LIfff l Nachstehend ein Auszug der zu sensationell billigen Preisen in alſen Abteilungen ausgelegten Artikel Haushaltungs-Artikel. 1 Kaffeeservice, bestehend aus 1 Kaffekanne, 1 Zuckerdose, 90 1 Siesser, 6 Tassen m. Unter- Plg. zus. tasse 4 demüsethnnen mit Deckel 90 Pig. 4 Teetassen, Strohmuster mit 90 Untertasse Pfg. 2 Salz- und Mehlfässer 90 Ptg. 1 Glaeschale auf Fuss mit 90 6 Glastellern Pfg. 1 Bierkrug u. 6 Kaiserbecher 90 Ptg. 2 dekorierte Vasen 90 Pfg. 1 Küchenlampe und 1 Flur. 90 lampe, zus. 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