GBadiſche Volkszeitung.) Abonnement: 70 Pfeunig monatlich, Bringerlohn 28 Big. monatlich, durch die Poſt bez. incl, Poſt⸗ aufſchlag M..48 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. E 6, 2. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile 25 Pfg. Schluß der Juſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. Redaktinn 877 Auswärtige Jnſerate 80„ 2 2 2 12 pedition und Verlags⸗ die kelantgele.. nt Eigene Redaktions⸗Bureaus in Berlin und Karlsruhe. ducbemung 18 der Stadt Mannheim und umgebung⸗ Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſe und nerbreitelſte ZJeitung in Maunheim und Amgebung. 2 (Nannheimer Volksblatt) Telegramm⸗Adreſſe⸗ „Journal Maunheim“ wen euee= Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbetten 841 E 6, 2. Nr. 39. Donnerstag, 24. Januar 1907. (1. Mittagblatt.) Am Freitag finden die Reichstagswahlen ſtatt. Gewählt wird von morgens 10 Uhr bis abends 7 Uhr, eine alſo ver⸗ hältnismäßig kurze Zeit, die aufs äußerſte und umſichtigſte ausgenützt werden will, Gelegenheit ſindet, von ſeinem Recht Gebrauch z Wir geben hier einige Winke! ihren Stimmzettel abzugeben. ſchon in den freien Mittagsſtunde groß iſt, nicht zu ſpät kommen und keine Gelegenheit mehr Die Hausgenoſſen(wahlberecht ſäumigen Mitbewohner rechtzeitig zu Es kommt alles darauf an, ———————— Die Wähler werden aufgefordert, ermahnen und zu drängen, mitbürger! Inmitten des ſtürmiſchen Wahlkampfes mahnt heute der Glocken ernſter Klang zu feſtlichem Gedenken. Dreihundert Jahre ſind verfloſſen, ſeit Mannheims Gründer, Kurfürſt Friedrich IV. von der Pfalz, ſeiner Schöpfung ſtädtiſche Rechte verlieh. Nach ſeinem Namen genannt, mit ſeinem Bilde geziert, ihm zu Ehren und zum dauernden Gedächtnis dieſes Tages wird heute Mannheims größter Schulbau, die Kurfürſt⸗Friedrich⸗schule, geweiht. In einfacher Weiſe begehen wir den heutigen Tag. Sobald des Frühlings Blütenpracht wieder herabgeſtiegen, wollen wir Mannheims Jubelfeſt in größerem Umfange feiern, wie es ſeiner hohen Bedeutung entſpricht— froher, freudiger als unſere Vorfahren vor hundert und zweihundert Jahren! Anknüpfend an ihre ruhmreiche künſtleriſche Vergangenheit, im Bewußtſein ihrer idealen Pflichten hat unſere Stadt beſchloſſen, durch eine künſtleriſche Tat ihrem Jubelfeſte ein beſonderes Gepräge zu geben. Nach hohen Zielen ſtrebt unſere der Runſt und dem Gartenbau gewidmete Ausſtellung. Den ſeſtlichen Tagen, deren Mittelpunkt ſie bildet, wird ſie— do hoffen wir— bleibenden Wert verleihen und das äußere Gepränge den ſchnell verrauſchenden Feſtjubel überdauern. So zeige denn unſer Mannheim in den kommenden Monaten, was es vermag, um die gebührende Stellung unter den Schweſterſtädten zu erringen. Klle Uräfte ſind am werk, einem guten Gelingen die Wege zu bahnen. ber verhehlen wir uns nicht, wie ſehr der Erfolg auch abhängt von Umſtänden, auf die wir keinen Einfluß beſitzen! Doll Vertrauens auf Mannheims Zukunft ſind wir ein⸗ getreten in das Jubeljahr— wünſchen wir, daß es uns Gutes beſchere! mannheim, den 24. Januar 1907. Der Oberbürgermeiſter: Beck. * Wir reiten! Wir reiten! Wer von den—5000 Männer und Frauen, die der geſtrigen liberalen Wählerverſammlung im Nibelungenſaale beiwohnten, hatte nicht den Eindruck, daß es wieder vorwärts⸗ und aufwärts geht im heiligen deutſchen Reiche deutſcher Nation? Wir wollen in ernſter Stunde, die ernſter und größer iſt, als Bülows Kundgebungen ahnen und erkennen laſſen, ernſt und ohne Ueberſchwang der Phraſe reden. Im Gegenſatz zur hieſigen Zentrumspartei die furchtſam von ihrer Verſammlung andere Parteien ausſchloß, haben die Liberalen in vollereffentlichkeit getagt, ſollten alſo von unſern Gegnern etliche anweſend ge⸗ weſen ſein, ſo werden ſie ſich dem Eindruck dieſer gewaltigen Kundgebung des liberalen und nationalen Gedankens, nicht haben verſchließen können, die ernſt und würdig, ſtark und groß war, nicht von demagogiſcher Phraſe umwittert, nicht von Klaſſenhaß gebläht, nicht von konfeſſionellem Fanatismus ver⸗ giftet. Eine Kundgebung weit weniger erfloſſen aus Partei⸗ und Fraktionsgeiſt, als aus dem Verſuche einer neuen Syntheſe politiſcher Ideale, eine Kundgebung nicht einſeitiger Negation, des Verſuches vielmehr, die erſten Bauſteine zu einem deut⸗ ſchen Zukunftsprogramm von unter her herbei⸗ zutragen da die Regierung glaubt nicht mithelfen zu ſollen. Diefe Verſammlung erhob ſich in ihren Reden und Anſprachen weit über die trübe und bittere Leidenſchaftlichkeit des Tageskampfes, der uns umbrandet, ſie konnte den Gegnern, wenn ſie mit ehrlichen und anſtändigen Mitteln kämpfen wollen, keinen Anlaß zu gehäſſigen Angriffen hetzeriſcher Demagogie geben Die Redner vermieden mit viel Glück zweck⸗ loſe Attacken und verwandten ihre Worte lieber dazu, das in die Zukunft weiſende Programm des neu heraufkommenden Liberalismus klar und begeiſtert zu entwickeln, die Freunde anzufeuern und jene Stimmung politiſchen Ernſtes und Loli⸗ tiſcher Entſchloſſenheit in den Tauſenden zu wecken, die vor⸗ bereitend den Sieg unſerer Sache verheißt. Aus allen Reden hörten wir das freie Aufatmen von zähneknirſchend und grollend ertragenem politiſchen Druck, die Freude, daß wenigſtens wieder eine Möglichkeit ſtetiger, freiheitlicher deut⸗ ſcher Politik ſich auftut, wenn des Volkes Wille geſchloſſen und kraftvoll an die Aufgabe geht, den Turm der Reichs⸗ feindlichkeit zu berennen, in dem Zentrum und Sozialdemo⸗ kratie, Polen und Welfen hauſen, die frohe Zuverſicht, daß, wenn der 25. Januar uns auch den neuen deutſchen Frühling noch nicht bringen kann, wir doch von ſeinen Stunden an wieder Hoffnung gewinnen möge, in freie, deutſche Lande zu ſchreiten. Mit ernſten Worten der Mahnung, Worten aufmunternder Begeiſterung eröffnete Herr Rechtanwalt Dr. König zdie Rieſenverſammlung. Mit vollem Recht betonte er, daß der Liberalismus über die ſehr nahe geſteckten Ziele Bülows in dieſem Wahlkampf hinwegſchreiten werde und müſſe und daß Programme für uns nicht Zukunftsmuſik, ſondern der eigent⸗ liche Inhalt und Zweck des entbrannten Kampfes, Programme eines wieder auf freiheitlicher Grundlage gründenden deut⸗ u machen und nicht aus Mangel an Zeit ſeine Stimme ausfällt. ſoweit Zeit und Berufspflichten es ihnen erlauben, möglichſt vor 2 Uhr mittags Das erleichtert die Erledigung der Wahlgeſchäfte weſentlich. Die Induſtrieſirmen werden erſucht, dem Beiſpiel der Banken zu folgen und ſoweit ſie engliſche Arbeitszeit haben, um 4 Uhr 4 nachmittags zu ſchließen, um ihren Angeſtellten hinreichend Zeit zur Ausübung des Wahlrechtes zu gewähren. * Beamte und Angeſtellte, die außerhalb der Stadtt ätig ſind und keine engliſche Arbeitszeit haben, mögen nach Möglichkeit n ihr Wahlrecht ausüben, damit ſie am Abend, wo der Andrang erfahrungsgemäß ſehr finden, den Stimmzettel abzugeben. igten Bewohner eines Hauſes) bitten wir, ſich gegenſeitig zur Wahl aufzumuntern, die zum Wahllokal zu eilen. daß jeder Wahlberechtigte auch wirklich in die Lage kommt, zu wählen, denn jede Stimme zählt! damit jeder Wahlberechtigte auch wirklich Verſammlung dieſer eigentlichen und wahren„Forderung des tages“ zuſtimmte, hätte den Fürſten Bülow darüber belehren können, daß der Liberalismus mehr will, als gnädigſt zu⸗ gelaſſen werden, mit den Konſervativen nationale Mehrheiten für Tagesgeſchäfte zu bilden, um gegebenenfalls in kulturellen Fragen von einer konſervativ⸗klerikalen Mehrheit ausgeſchaltetß zu werden, mehr will, wenn er auch einſieht, daß er zur Stunde mehr noch nicht erreichen kann. Herr Stadtſchulrat Dr. Sickinger entwickelte dann in lapidaren Sätzen ein Programm liberaler Reform auf allen Gebieten des politiſchen, ſittlichen, kulturellen, ſozialen Lebens. Vor allem hob er die gewaltige Bedeutung einer fundamental erneuerten Volkserziehung für die ſoziale Wiedergeburt unſeres Volkes hervor. Die Worte, die er hierüber ſprach, zündeten, ſchlugen ein, der geradezu ſtürmiſche Beifall, der zur Rednertribüne hinäufſchwoll, bewies, daß der Redner, der in einer vertieften und veredelten religiös⸗ſittlichen Erziehung unſerer Jugend eine große und gute Zukunft det Wieder⸗ dereinigung der Bekenntniſſe zu gemeinſamer national⸗ kultureller Arbeit heraufdämmern ſieht, aus der tiefſten Seele der Hörer ſprach. Wir empfehlen den Wählern des Zen⸗ trums dieſe Abſchnitte ſeiner Rede zu leſen, ſucht doch gerads die Zentrumspreſſe in niedrigſter Demagogie den großen ſittlichen Ernſt der Perſönlichkeit Sickingers zu ver⸗ dunkeln, der gerade aus ſeinem ſozial⸗ethiſchen Erziehungs⸗ programm ſo hell ſtrahlt, daß er ihm die Lie be des Volkes gewinnen muß. Wenn Sickinger in Religion und kirchlicher Lehre freimütig und unerſchrocken den Blick auf das Einigende, Gemeinſame richtete, ſo brachen wahre Stürme des Beifalls los. Auch in Mannheim hat man die Ueber⸗ ſpannung des Konfeſſionalismus gründlich ſatt Endlich möch⸗ ten wir unſere Gegner noch fragen, wo in Sſckingers Rede findet ſich ein Angriff auf Anſchauungen und Einrichtungen der katholiſchen Kirche, die die Schriesheimer Regungen des Unwillens und der Empörung rechtfertigen könnten. Die ultramontanen Schnüffelnaſen werden nur das Gegentei davon finden. Für die übrigen liberalen Parteien, die Deutſche Volks⸗ partei, die freiſinnige Partei, die nationalſoziale Partef, ſprachen Herr Stadtverordnetenvorſteher Ful da, Herr Bank⸗ direktor Teſcher und Herr Profeſſor Gſcheidlen. Aus ihren Reden klang vor allem ein Ton wärmſten ſozialen Empfindens, des feſten Entſchluſſes des Liberalismus, zu⸗ ſammenzuſtehen ein einig Volk von Brüdern und den Kampf für Vaterland und Freiheit weiterzuführen auch über den 25. Januar hinaus, bis das Ziel erreicht iſt, das Reich mik den Mitteln zu erhalten und weiterzubauen, mit denen es einſt gegründet worden iſt. Die Verſammlung bekundete, daß ſie einmütig den Vertretern dieſer liberalen Gruß ben zuſtimmte, die das Gewicht ihres Anſehens in ſo dankenswerter Weiſe für die Kandidatur Sickinger in die Wagſchale legten. Die letzte Rede hielt Herr Stadtpfarrer Klein. Es waren gewaltige Schlußakkorde, ein machtvolles nationales Pathos ſprach aus ſeinen Worten, wie nicht minder eine geradezu ſtürmiſche Begeiſterung für die bewegenden ſozialen ſchen Nationalſtaates. Der brauſende Beifall, mit dem die Fragen der Zeit, ein gewaltiger Ernſt, der die Größe den „Seueral⸗Auzeiger. Mittagblatt., Wfannheim, 24. Jan Stunde im Innerſten fühlt und reden muß von dem, was ihn erſchüttert und erhebt. Allerlei Geiſter gehen um in deutſchen Tanden, Geiſter der Finſternis, des Klaſſen- und Bekenntnis⸗ Faſſes, des Materialismus und der Selbſtſuchk. Allerlei Geiſter gehen um, einen Siegfriedskampf des Lichtes und des deutſchen Geiſtes wollen wir gegen ſie führen, mit dem 28. Januar erſt hebt er an, führen wir ihn deutſch und tapfer Furch. Die Zuſtimmung zu dieſer von großen Gedanken he⸗ wegten, heiligſten nationalen Gefühlen durchzitterten Rede Loderte förmlich durch die weite Halle Herr Rechtsanwolt Dr. Köyig richtete dann nochmals einen Appell an die Wöhler, dann ging die Verſammlung außeinander. Die Negierung flührt ben Wahlkampf als ein parlamenta⸗ riſch taktiſches Manzver Einziges Ziel: bequemere parla⸗ mentariſche Mehrheiten ſchaffen, nachdem eine längft bekannte Weisheit auch eingegangen, daß das Zentrum die unbe⸗ kechenbarſte“ Partei ſei. Nichts weiter hat ſie in Abſicht, als die Liberalen von Fall zu Fall in Mehrheitskombinationen Hineinzuziehen, nicht Ausſchaltung des Zentrums, nicht Nie⸗ derzwingung des ultramontanen Druckes auf unſer nationales Leben, nicht Mitarbeit an dem weitausſchauenden Plane der Schaffung einer großen nationalen Linken mit ſtarkem ſozia⸗ len Einſchlag. Das iſt unſer Wahlkampf, der Kampf des Liberalismus, in dem wir uns auch durch eine allzu enge Auf⸗ faſſung des Begriffes Realpolitik nicht beirren laſſen wollen. Täuſchen wir uns darüber nicht, im allergünſtigſten Jalle werden wir am 25. Januar nicht mehr erreichen, als was Bülow als Ziel vorſchwebt, eine ſchwache Mehrheit aus Kon⸗ ſervativen und Liberalen, die der Regierung geſtattet, gegen das Zentrum etwas weniger liebenswürdig zu ſein als bis⸗ her. Das geſtehen wir vollkommen zu. Der Unterſchied beſteht aber darin, daß Bülows Ziel dem Liberalismus nur das Häcch ſte Ziel iſt, nicht aber das Ziel wie dem programm⸗ loſen Kanzler. Uns ſoll und will die Reichstagswahl mehr ſein, gals eine parlamentariſche Cpiſode, ein Wendepunkt, von dem wir hoffen, daß er eine neue ausſchlaggebende nationale Aund liberale Mehrheit mählich und ſtufenweiſe wieder ans Ruder bringt. Skeptiler des morgigen Tages wollen wir Optimiſten einer ſernen deutſchen Zukunft ſein. Mit ſolchen edanken treten wir in den Wahlkampf, ſie wollen uns nicht unberechtigt erſcheinen, wenn wir uns die ſchöne und warme Begeiſterung der geſtrigen liberalen Wählerverſammlung ver⸗ gegenwärtigen, das ehrliche und heiße Ringen unſerer Führer aum einen erweiterten Inhalt deutſcher Politik, der politiſch, Kulturell, geiſtig und ſozial die gewaltigen Traditionen der Reichsgründung wieder aufnimmt, die von Bismarck und Wilbelm I. angeknüpften, unter Caprivi, Hohenlahe und Billow verwirrten Fäden wieder weiterſpinnt. Jede Stimme nationaler und liberaler Männer, die morgen in die Wahlurne fällt, bilſt dieſe deutſche Zukunft heute noch Utopie, unſern Kindern vielleicht ſchon realpolitiſche Wirklichkeit, vor⸗ bereiten, denn ſie zeigt den Skeptikern in der Regierung und den reſignierten Realpolitikern des Tages im Aufbringen einer gewaltig anſchwellenden Stimmenzahl, daß von unten herauf ein neuer Wille zu deutſcher Politik im Anmarſch iſt, und ſie werden dieſem Umſchwung ſchon Rechnung tragen müſſen, wenn der ſtärker und reißender perdende Strom ſie nicht eines Tages an öde Ufern ſchleudern ſoll. Wir Mannheimer Liberalen haben geſtern den beſten Willen bekundet. nicht nur dem Reichskanzler aus ſeiner ſaugenblicklichen Verlegenheit zu helfen, in die er ſich mit ſeinem hochgerühmten Zentrumskurs geritten hat, ſondern die von ihm weniger gerühmte Politik der Zukunfsmuſik mit vorzube⸗ ſreiten. Es darf kein nationaler u. liberaler Mann morgen fehlen. Bei ſo gewaltigem Unterfangen wiegt jede Stimme doppelt ſchwer. Wir wollen den Zuſammenbruch der bisherigen Stützen der Regierung beſchleunigen helfen und aus lüften, wie Lona Heſſel in Ibſens„Stützen der Ge⸗ ſellſchaft“. G. Die Reichstags⸗Wahlbewegung. Das Bilb in der Volksſtimme.“ 155 Bon eitemfrüheren Angehörigen der Schutztruppe far Südweſt⸗Afrika erhalten wir folgende Zuſchriſt: Die hieſige„Volksſtimme“ bringt in ihrer Nummer vom 29. Januar ein Bild aus Südweſt⸗Afrika mit entſprechender Erläuterung, geeignet und darauf berechnet, den Anſchein zu erwecken, als oßb ſich unſere Schutztruppe willkürliche Grauſamkeiten hätte zu Schulden kommen laſſen. Ich babe ſelbſt obengenannter Schutztruppe 1½ Jahre angehört 8 mich verpflichtet, den inſamen Verbächtigungen entgegen zu kreten. Auf dem Bilde ſind 6 an einer Art Galgen erhüängte Eingeborene ſichtbar, einige Reiter und 2 Ziviliſten. In dem begleitenden Text wird geſprochen von„Verbrechen unſerer weißen Afrikaner? und von„der teuflichen Beſtialität, die aus ihren Geſichtern grinſt.“ Es wird alſo der Schein zu erwecken verſucht, als ob man in Afrika die Eingeborenen zu ſeinem Vergnügen nur ſo in Meuge aufgehäugt habe. Schlaner⸗ weiſe, um keine Handhabe zu bieten, wird aber nur in allgemeinen Rebensarlen, nicht in birekten Worten ausgedrückt, was man der Schutz⸗ Mupps zum VBarwurf macht. Wenn das Bub überßaust Mohrheit iſt, ſo kaum es ſich uun un eint non einem urdentlichen Gericht aus⸗ geſbrochene Verurteilung haubeln. Auch der Eingeßnrene merd, wie es ſelbſterſthublich iſt, unr wegen gemeiner Beubrechen, Murd und der⸗ gleichen, mit bem Tode beſtraft, dir Tobesſtrafe, da ug drüben ſeine Scharfrichter gibt, durch Erſchteßen oder Erhängen nollzugen. Ich ſelbſt habe übrigens in den ganzen 14% Jahren niemals eine berartige Hinrichtung geſohen, habe nur gehört, daß ſie in einigen wenigen Fällen an ſchweren Verbrechern— nicht an Kriegs⸗ gefangenen— vollſtreckt worden iſt. Für welche Art Menſchen ſich die„Volksſtimms“ alſo begeiſtert, wird ſich jeder felbſt ſagen können. Die Kriegsgefaugenen wurden und werben ſtets gut behandelt, oft lelder nur zu gut. Trotz der heimtückiſchen Kriegführung der Hotten⸗ totten, trotzdem unſere Verwundeten oft qualvoll vom Jeinde zu Tode gemartert worden waren, u. trotz der dadurch verurſachten begreiflichen Erregung iſt auf unſerer Seite niemlas eine Grauſamkeit vorgekommen. Vom warmen Oſen aus Leute zu verdüchtigen, die drüben in Afrifg unter unerhörlen Strapazen für des Neiches Nuhm und Ehre kämpfen. iſt ein Heldenſtück, auf das die„Volksſtimme“ ſtolg ſein kaun. Daß aber ein öſtentliches Blatt es überhaupt nur wagen kann, angeſichts der mehr als 2000 Mann, die drüben für Deutſchlands Ehre gefallen ſind, zum Zwecke eines Wahlmanövers derartig leichtfertige und, weil nur verſteckt angedeutet, gemeine und ſeige Verleumdungen in die Welt zu ſetzen, iſt eine Schmach; den Verleumbungen enkgegen zu treten, halte ich für meine Pflicht im Namen der geſallenen und der noch drüben kämpfonden früßheren Kameraden. ——ů' Der Generalappell. Zu einer gewaltigen Kundgebung für⸗ die liberale Idee geſtaltete ſich der Generalappell, den die vereinigten liberaglen Parteien auf geſtern Abend in den Nibelungenſaal einberufen hatten. Ueber 4000 Perſonen, die ſich aus Angehörigen aller Berufsſtände zuſammenſetzten, hielten den Rieſenſaal bis zur oberſten Galerie dicht beſetzt. Auf der Empore hatte eine un⸗ gewöhnlich große Anzahl Damen Platz genommen. Herr Rechtsauwalt König eröffnete um 49 Uhr die Verſammlung mit nachſtehenden Wyrten: Im Namen der vereinigten liberalen Parteien eröſſne ich die Verſamm⸗ lung und danke Ihnen, daß Sie dieſelbe zu einer ſo impoſanten Kund⸗ gebung geſtaltet haben. Lebhafter denn je iſt die Wahlbewegung hier wie überall im gangen deutſchen Reich. Wir ſehen Männer der ver⸗ ſchledenſten Berufbarten, der verſchiedenſten Lebensſtellungen, Junge und Alte, chelehrte, Kauflente, Angehbrige detz Hewerbeſtandes, Leute, die keiner Parlei angebören und die bisher dem politiſchen Leben ſern geſtanden, bervortreten mit Kundgebungen in den Wahlkampf. Wir ſehen ſelbſt die beutſche Frauenwelt, erfüllt von Intereſſe für die Wahl. Eine nativnale Grundwelle geht durch das deutſche Volk.(Bravo.) Hohes und Ernſtes ſteht auf dem Spiele, Es handelt ſich darum, freſe Bahn zu ſchaffen und zwar diesmal auf dem Gebiete der Kylonlen, etz handelt ſich ſerner, freie Bahn zu ſchaſſen ber kulturellen Geſtaltung detz deutſchen Volkes. Wir wiſſen, daß ein Volk nur vorwärts kommen kann, wenn es feſt geſchloſſen daſteht auf nationaler Grundlage und wenn die innere Erkenntnis beruht auf liberalen Inſtitutionen. Dieſe Erkenntnis hat beſonders die Geiſter zum Kampfe geruſen. Der Kampf geht gegen die Soztaldemokratie, die in nationalen Fragen immer verſagt; gegen die Sozialdemokratie, die in ihrem Radikalismus. in ihren einſeitigen Klaſſengeſichtspunkien ſich verſagt, mitzuwirken bei poſitiver Arbeit au der Abſung von Fragen unſeres Volkslebens! Der Kampf gilt dem Zentrum, welches die Freiheit des Geiſtes, die Freiheit des Glaubens unterdrückt. Der Kampf geht gegen das Zentrum, welches die Intereſſen der Partei höher ſtellt als die Imtereſſen des Vaterlandes, und welches die Natipnalen Forderungen abhängig machen will von dem Loßne, den es erhält, abhängig machen will von ſeiner Gnade. Dieſe Situatlon iſt ſchon lange vorhanden und ſie wurde durch die Auflöſung des Reichstages grell beleuchtet. Deshalb haben ſich die liberalen Parteien zuſammengeſchloſſen. Wir haben Vergangenes ver⸗ geſſen und alte Kämpfe begraben. Auch die Regierung ſteht erwartungs⸗ voll diefem Wahlkampfe gegenüber, Der Reichskanzler hat vor wenigen Tagen geſagt: Unſere Programme ſind Zukunftsmuſik. Wir wollen warten, was die liberalen Parteien zu leiſten vermögen, nicht blos an Zahl der Mufikanten, ſondern auch an Harmonie und Rhythmus! Wenn der Kapellmeiſter in Berlin in großem Nationalismus Muſik macht, dann werden die Muſiker einfallen in kräftigen Akkorden, Rhythmus und Harmonie.(Lebh. Beifall.) Wird aber eine Muſik gemacht in reak⸗ tionären Noten, dann ſolgen unſere Muſiker dem Taktſtocke des Muſikers * Ich finde den Weg. Roman von Haus v, Hekethuſen. (Nachdruck verboten.) (Foriſeßzung.) Es gelaug den freundlichen Worten ſeines Begleiters, ſhm Har zu machen, daß er das Hoſpital ja morgen wieder verlaſſen Iönne, wenn ſeine Beine nicht ernſtlich beſchädigt wären, Frau Waldenrat aber die Unruhe und Aufregung erſpart bleiben ſolle, noch ſo ſpät in der Nacht den Arzt holen zu laſſen. Er ſelbſt Würde ſie von dem Vorfalle benachrichtigen. Tobias fügte ſich verdrießlich, im Grunde war jedoch nur die eintretende Schwäche der Grund, daß er ſich willig fort⸗ transportieren ließ. Da es ſpät geworden war, verabſchiedete Dans nun auch Kutſcher und Pferde aus Rotenhagen. Antons Mund ging wieder ſehr in die Breite, als er ein gutes Trinkgeld entgegennahm, mit der Verſicherung, daß er der gnädigen Frau Tante das ganze Nachterlebnis erzählen würde. „Ich ſehe ſie heute noch,“ meinte er wichtig,„denn ſie geht immer erſt ſchlaſen, wenn die Pferde und ich wieder im Stalle ſind. Seitdem der große Diebſtahl bei uns vorkam, iſt ihr das immer ſehr ungemütlich, wenn ich nicht da bin.“ Hans börte nur bdalb hin, ſeine Gedanken waren ſchon bei Marſa, die er nun ſofort auffuchen mußte. Mit einem Gruß für ſeine Tante eilte er ſchon davon und ſtrebte durch die kleine Stadt der Dünen zu. Bei der Dunkelheit war es gar nicht leicht, den Weg zu finden. Zum Glücke brannte aber in der Villa, die er ſuchte, Licht, und das erleichterte ihm die Sache. Als er vor dem Gitter die Klingel zog, an dem er den Major damals wie toll ſich gebärden ſah, kam wieder eine ſchalk⸗ Fafte Fröblichteit äber zön. Er lachte, wie 5 welche Weiſe und zu welcher auftergewöhnlichen Zeit ſer hier Ein⸗ laß forderte und erreichen würde. Die alte Köchin erſchien mit einer Laterne. Einen Augen⸗ blick überlegte er, ob er dieſer die nötigen Beſtellungen an ihre Herrin übergeben ſolle, dann ſagte er mit einem impulſiven Ent⸗ ſchluſfe:„Sagen iSe der gnädigen Frau, ich müſſe ſie perſönlich ſprechen, 28 dandelt ſich um ihren Diener Tobias, der verun⸗ glückt iſt.“ Die alte furchtſame Köchin ſchrie laut auf und eilte durch die Dunkelheit zurück. Nach einer Weile kam ſie wieder und beſtellte, die gnädige Frau laſſe bitten. Maria trat ihm auf der Veranda enigegen. „Ich hatte Ihre Stimme erkannt,“ ſagte ſie und ſchritt ihm nun in ein erleuchtetes Gemach voraus.“ Er berichtete kurz, was ſich begeben datte. Sie börte ſtumm, ader innerlich erregt zu. Dann reichte ſie ihm die Hand und ſagte leiſe:„Ich danke Ihnen, daß Sie ſich des alten Mannes annobmen.“ „Das war wohl Menſchenzflicht,“ meinte er. „Das wohl,“ erwiderte ſie und ſah ihn an,„aber es gibt auch Menſchen, die an derartigen Pflichten lieber vorbeigehen, ſtatt ſich mit ihnen zu beſchweren.“ „Es war keine Beſchwerde“ ſagte er und lächelte.„Ein Glück war, daß ich den Alten kannte, ich hatte ihn neulich hier im Garten geſehen. Er ſchien zuerſt ſehr mißtrauiſch, wurde dann aber ganz zutraulich und geſprächig.“ „Das wundert mich,“ meinte ſie wieder auſſehend. „Weshalb?“ Er iſt ſehr ſchen „Ich habe es nicht empfunden. Vielleicht hat ich ein ſehr harmloſer Menſch bin.“ Er ſagte es kniff die Augen dabei halb zu. Es war etwas in ſeiner Art, das ihr die ſtarre Reſerpiertheit und zugeknöpft allen Fremden gegen⸗ über er gemerkt, daß ſchelmiſch und er daran dachte, auf! ſchmer Machte. Schon dies ungewöhnliche Beiſammenſein, das Fedleltc ein Zufall herbegefkört hatte aicht.(Brado) Denn unfere Muſtker machen nur mit, wenn eins Mufik gemacht wird nach entſchieden Uberalen Noten! Meine Herren! Den wir als Vertreter des liberalen Bürger⸗ tums nach Berlin ſenden, der muß in nationalen unb liberalen Fragen ein Unbedingt zuverläſſiger Maun ſein. Auf unſeren Kandidaten können wir uns verlaſſen. Cs geßt durch das gauze beutſche Volk, burch das ganze liberale Bürgertum ein Seßhnen nach Liberaſtsmus, ein Sehnen nach Männer, bie bieſen Liberaltsmug unentwegt und wall Muf verkreten. Man höbrt vielfach die Frage, wie wirz bie Wahl gus kallen und viele ind mit bieſer Frage auch hiorher gekommaen, Darauf gibt es zur Stunde nur eine Antwork: Weng bdie deutſchen Wäßler ſich dan 23, Jauuar befinnen auf bie nattpnalen Notwendigkeilen, auf din kuttnrellen und ſoziolen Beßürfniſſe und mit Energie vorwärts ſtreßen, dann wird der 23. Jauuar heraufhringen die Morgeuröte des Tages ber politiſchen Wiedergeburk des Itberalen deutſchen Bürgertums.(Lebhafter Belfall.) Daun wird der deutſche Adler, befreit von den Feſſeln, ſeine Schwingen erheben zum Fluge mächtig aufwärts und vorwärts! Das möchte ich dem deutſchen Volke wünſchen und zu dieſem Kampſe rufe ich euch auf, euch alle, be⸗ mährte Freunde und Streiter, Anhänger der Partei und auch alle, dle ihr keiner Partei angehört, aber in deren Bruſt ein deutſches Herz ſchlägt, bei denen der Sinn lebendig iſt für liberale Freiheinn Den Sieg, den wir erringen, wir beanſpruchen ihn nicht für unſere Partei, er gehöre dem Vaterland, dem wir alle dienen wollen!(Stürmiſchet Beifall.) Kerr Stadtſchulrat Dr. Sickinger Hochgeehrte Verſammlung! Liebwerte Perteifreunde beiderlei Geſchlechts! „Warm muß ich werden!“ erklärt jener Poſtillon, der erſt dann gegen die ſeinen Jahrgaſt plündernden Raubgeſellen hand⸗ greiflich wurde, als er ſelbſt von ihnen weidlich durchgeprügelt worden war. Dieſer Poſtidon war ein Deutſcher. Der echte Typus des Deutſchen, deſſen dickflüſſiges Blut, wie die vater⸗ ländiſche Geſchichte lehrt, zumciſt erſt dann zu wallen beginnt, wenn er die Fauſt des Gegners an ſeiner Kehle ſpürt und ihm der Atem auszugehen droht. Sind wir Deutſche des 20. Jahr⸗ hundert wirklich noch immer ſo?„Warm muß ich werden!“ rief Bernhard von Bülow, nackdem ihm unfähige Köpfe die Ko⸗ loniglperwaltung und die Kolt nialſache ſchwer diskreditiert hatten, und da berief Bernhard II., genannt Dernburg, jenen Mann von Bismarck'ſcher Gradheit und Rückſichtsloſigkeit, der nach ſeinem verblüffenden Geſtändnis keine Vergangenheit, ſon⸗ dern nur eine Zukunft hat. and wie hatte die Zentrumsthrannei dem Reichskanzler erſt warm machen müſſen durch die Ablehung der von der Regierung geforderten Weiterführung de Bahnbaues Kubub⸗Keetmanus⸗ doop, durch Verweigerung der Umwandlung der Kolonialab⸗ teilung des Auswärt'gen Amtes in in ſelbſtändiges Kolonialamt, durch Ablehnung der beantezgten Entſchädigung für die Farmer, durch die aufdringliche Nebenregierung der Miſſionure in Togo, durch die anmaßende Hintertreppenpolitik des Zentrums, nament⸗ lich Noerens des berufsmäßigen Jüngers der Gerechtigkeit. der ſich unerhörte Eingriſſe in ſchwebende gerichtliche Unterſuch⸗ ungen erlaubt, bis endlich, endlich jener herzerfriſchende Augen⸗ blick am 4. Dezember herankam, da Bülow ſich mit Dernburg ſolidariſch erklärte, nachdem dicter in der denkwürdigen Reichs⸗ tagsſizung vom 8. Dezembee die ſchwärende Eiterbeule mit ſicherer Hand eufgeſtochen hatte und den Enthüller Noeren er⸗ barmungslos ſo lange zu erthnLen fortfuhr, dis der Vertreter von Wahrheit und Recht, der Verfechter der Sittlichkeit ſchließlich vor den ſtaunenden Blicken der Welt ſelbſt völlig enthüllt daſtand! (Bravol) Wenn ſich der enthällte Roeren im Hinblick auf den Um⸗ ſtand, daß Dernburg don Haus aus Kaufmann iſt, ja als ſchlichter Seifenſiederslehrling ſeine Laufpbahn begann, ſich in maßloſem Groll ob ſeiner Bloßſtellung zu dem Satze verſtieg:„Ach, Herr Kolonialdirektor, nach Ihrer ganzen Vergangenheit ſind Sie ja gar nicht fähig, mich bloßzuſtellen“ und die in dieſen Worten liegende Herabwürdigung der früheren Tätigkeit Dernburgs durch die Aus⸗ drücke Börſenjobbder und Kontorton du einer direkt en Beleidigung des deutſch.Kaufmannsſtandes ſteigerte(bravo) ſo wird Mannheim, das ſein Emporbißhen zum guten Teil gerade dieſem tüchtigen und ſoliden Berufsſtande verdankt, am 25. Januar um ſchweren Beleidigungen nicht verlegen ſein.(Bravo und Hände⸗ klatſchen). Doch nicht bloß Bülow, auch andere Leute mußten erſt warm gemacht werden, ehe ie ſich ermannten. Das alte deutſche Erb⸗ übel der Eigenbrödelei und des Partikularismus, das in den verſchiedenſten Formen als Sondergeiſt der deutſchen Volks⸗ ſtämme, als konfeſſioneller Sondergeiſt und weiterhin als Son⸗ dergeiſt der deutſchen Staaten und Stätchen, der deutſchen Poten⸗ taten und Potentätchen unſerem deutſchen Land und Volt beunruhigte ſie, und doch vermochte ſie es nicht zu hindern, obwohl es ihre ſo ſtreng be ⸗ obachtete Abgeſchloſſenheit mit einem Schlage durchbrach. „Nun darf ich mich auch vernünftig von Ihnen verabſchieden,“ ſagte er und ſchickte ſich zum Behen an.„In Gartow in der allgemeinen Abſchiedsſtimmung pabe ich das, glaube ich, ver⸗ ſäumt!“ ö „Ich glaube nicht,“ meinte ſie zögernd. „Ich erinnere mich deſſen nicht,“ beteuerte er, und es zuckte um ſeine Mundwinkel.„Unhöflich zu ſein, iſt eine ſchauderhafte Untugend— und ich möchte nicht, daß Sie mich dafür halten.“ Er ſchlug abſichtlich einen luſtigen, gleichgültigen Ton an und ſagte noch, in dem er auf die Veranda zurückſchritt:„Ich hoffe, der alte Tobias überwindet die Sache bald; er hat eine gewaltige Scheu vor dem Krankenhauſe, wie alle Dienſtboten, das allein wird ihn ſchon bald von dort vertreiben.“ 8 .. Sie horchte auf ſeine verhallenden Schritte auf der ſteinernen Veranda; erſt als das eiſerne Gartentor ſich hinter ihm ſchloß, ging ſie an die Glastür und machte ſie langſam zu. Ihre Gedanken folgten ihm, ſein ganzes Weſen, und noch mehr ſeine Er⸗ ſcheinung, beſchäftigten ſie nachhaltig. Sie wunderte ſich ſelbſt, daß ihr in dieſem Augenblicke, wo das Mißgeſchick des alten Dieners ein Ereignis in ihrem ſtillen Leben bedeutete, der Sinn dafür blieb Hans von Kirdorff hatte eine Frage zurückgelaſſen: Sie hatte einen Kontraſt, der in ſeinem Weſen lag, verſpürt, eine heitere, ſorgloſe, beinahe gleichgültige Art mit anderen— auch gegen ſie und dann dagegen ein bplötzliches fragendes Aufglühen in den dunklen Augen, das nichts mit ſeiner frohen Art ſich zu geben ge⸗ mein hatte. Ein Widerſpruch, der einen fabelhaften Neiz aus⸗ übte, und der ihr immer wieder in den Sinn kam Schon dieſes Sich⸗Vertlefen in die Muſik, die ihr heute in einer unge⸗ kannten, zwingenden Form entgegen getreten war, ließ einen Menſchen ahnen, deſſen inneres Leben anders war, als ex er⸗ ſchien 5 eine Untnwort auf dieſe dem ganzen Kaufmannsſtande angetanen Manißeim, 24. Januar 4 General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 8. Setle ichwere Wunden geſchlagen, es wiederholt ſich im Zeitalter des geuen deutſchen Reiches in der Vielheit und Zerfahrenheit der Parteien, namentlich der dem gemeinſamen Boden des Liberalis⸗ Mus entſproſſenen Parteibildungen. Naoch in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch⸗ flutete eine große urd eink tliche, liberale Strömung unſer Baterland. Woran hat ſich dieſe einſt ſo geſchloſſene Strömung zuerſt geſpalten? An der 2 eilung der militäriſchen Grundlage des neuen deutſchen Reiches. Und die Folge bieſer Spaltung? Die Stimmen der Liberalen hoben ſich im Reichstag gegenſeitig auf, weil ſtets, wenn Militärvorlagen Jamen, die eine Teue das Gegenkeil von dem tat, was Fndere für gut Felt. Durch dieſes ſelbſtmörderiſche Gebahren der liberalen Fraktionen wurde der rale Einfluß in der Politik mehr und mehr a halt die reaktionären und radikalen d und die Säfte in dem zu kruft⸗ en deutſchen Volkskörper gerieten voller Entwickelung ins Stocken. Warm erſt mußten die liberolen Gruppen werden durch des Reiches Not in der inneren und äußeren Politik, bis endlich üngeſichts der bedrohten natienclen Ehre in den Kolonien und Angefichts der ſeitens des Zentrums gegen die Reichsregierung bis auf die Spitze getriebenen abſolutiſtiſchen Allüren ſich die⸗ nigen, die ſo lange getrennt warſchiert waren, am 13. Dezember zu dereintem Schlagen zuſammenfanden in einer Frage der daterländiſchen Wehrmacht, die früher ſo oft den trennenden, kähmenden Keil in ihre Reihen getrieben. Durch dieſes Zuſam⸗ Fengehen haben die mehr links ſtehenden Liberalen durch die Tat bekundet, daßs jemand liberal und ſozial geſinnt ſein und boch militäriſche Forderuagen für richtig halten kann und die mehr rechts Stehenden haben ſich mehr und mehr zur Ueberzeu⸗ gung durchgerungen, daß die Furderung einer enſſchieden lübe⸗ talen Politik nicht nur nicht im Gegenſatz ſteht zu nationalen Prundſätzen, ſondern deute den Hauptbeſtandteil des Beg-eff⸗gs„no⸗ kional“ ausmacht.(Bravo und Höndeklatſchen). Denn das Solidaxitätsgefühl der Volksgenoſſen nach außen, im Verhältnis zu anderen Völkern, das gewöhnlich als nationale Geſinnung bezeichvet wird, zieht ſeine beſte Kraft aus dem Solidaritätsgefühl der Volksgenoſſen im inneren Leben der Nation, aus dem Bewußtſern der Zugehörigkeit der ver⸗ ſchiedenen Stände, Gefellſchaf:sſchichten und Berufsklaſſen zu einer großen Volksfamilie, deren Glieder in ihrem Denken, Fühlen und Handeln ſich weſenseins fühlen, ſich zuſam⸗ menſchließen in dem Gelöbnis:„Wir wollen ſein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr!“ In keiner Not uns krennen, alſo nicht bloß im Kampfe gegen Einen gemeinſamen äußeren Feind feſt und treu zuſammenhalten, ſondern auch im Kampfe mit den widrigen Gewalten und Nöten des Lebens, damit der einzelne ſeines Lebens und Wirkens froh, zugleich ein tatkräftiges, opferwilliges, von ſtaatsbürgerlicher Ge⸗ innung erfülltes Glied der Vulksgemeinſchaft werde. Alſo: Eine nationale Politik darf ſich heutzutage nicht beſchränken auf die Benützung der Volkskraft für die Zwecke der äußeren Politik, ſondern muß auch ia ſich faſſen die freie Entwickelung der in den einzelnen Individnen verkörperten Volkskraft durch eine weitherzige Erziehungespolitik und ſie muß auch in ſich begreifen als Korrelat der allgemeinen Schufpflicht, der all⸗ emeinen Wehrpflicht und des allgemeinen Wahlrechts eine ge⸗ Faee Beteiligung der Bürger an der Verwaltung und Regierung des Staates. f national ſein Kurz geſagt: heißt in der jetzigen Entwickelungsphaſe des Reiches entſchie⸗ den liberal, entſchieden ſozial ſein. Dieſe Auswir⸗ kung des Begriffes„national“ iſt durch die geſchichtliche Ent⸗ wickelung unſeres Volkes gegeben.(Bravo, bravol) Der Liberalismus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts, eine Frucht des in den Befretwungskriegen wieber erwachten Nationalbewußtſeins der deutſchen Stämme, ſteigerte ſeine Hoff⸗ nungen und Beſtrebungen in den 80er und 40er Jahren auf die gleichzeitige Errichtung zweier Ziele, ie aus den Erfahrungen der Napoleonſchen Zeit und aus den durch die franzöſiſche Re⸗ dolution erwachten Ideen der Gleichbeit und der Freiheit für ie Nation gleich erſtrebenswert erſchienen: einmal aus dem oſen Aggregate von Völkerſchaften ein nach außen feſt ge⸗ eintes Staatsweſen zu ſchaffen, zum andern zu gleicher Zeit bieſes Staatsweſen nach in nen freiheitlich auszugeſtal⸗ en. Das war zu viel des Guten auf einmal und deshalb die doppelte Enttäuſchung in den denkwürdigen Jahren 48 und 49. atürlicher war, die Kräfte zu konzentrieren, zunächſt auf die Erreichung des einen Zieles, auf Erfüllung der äußeren Vorbe⸗ dingungen für ein geſundes inperes Leben der Nation. Dieſe erſte Aufgabe wurde gelöſt unter Führung des eiſer⸗ nen Kanzlers durch eine faſt beiſpielloſe Betätigung des natio⸗ nalen Geiſtes nach außen im 7oer Kriege, durch Gründung des neuen deutſchen Reiches.— Den Epigonen fener ßen Zeit, den Kindern des 20. Jahrh. iſt vorbehalten, die Lö⸗ ung der zweiten Aufgabe, die innere Ausgeſtaltung dieſes gewaltigen Reichsbaues in kultureller, ſozialer und poli⸗ tiſcher Hinſicht. Wie nun der Erfüllung der erſten Aufgabe, der Konſolidierung unſeres Vaterlandes nach außen, eine Zeit der Vorbereitung, des Mißmuts und der Enttäuſchung vorauf ge⸗ gangen iſt, ſo ſind wir auch jetzt wieder, da es das zweite Ziel zu erringen gilt, in einem Stedium des Gährens und Ringens der verſchiedenen Kräfte und Ideen, Während gewaltige Mächte als Ziel ihres Strebens die rückläufige Entwickelung unſeres Volkslebens, die Rückkehr zu Nach den Ereigniſſen des verfloſſenen Tages ward es Hans nicht leicht, am andern Morgen auf dem Bureau die Gedanken zu ſammeln. Sein Chef war in ſehr verdrießlicher Stimmung und ſcheute ſich nicht, ſie zu äußern. Er polterte und ſchalt und hielt alles, was ihm in den Weg kam, für Reizungsobjekte. Es handelte ſich um ein neues Kreishaus, das man gegen ſeinen Willen zu bauen beabſichtigte. Er für ſeine Perſon hätte gerne in ſeinem kleinen einfachen Häuschen weiter gewohnt. Aber nun hatte ſich ſeine Frau auch energiſch für den Neubau ins Zeug geworfen, er war überſtimmt worden— und jetzt lag die Sache ſchwarz auf weiß als beſchloſſene Tatſache vor ihm Er ſollte ſich mit Plänen und Baumeiſtern befveunden und damit abfinden, daß er trotz all ſeines Widerwillens gegen den Banu doch die erſte Rolle dabei ſpielen müſſe. Das war für ſeine ehrliche Natur ein ſchauderhafter Konflikt und eine Quelle von lauter Verdrießlichkeiten. Er war ein Feind aller unnötiger Neuerungen, und dieſer Bau war in ſeinen Augen ein Luxus, eine Ueberflüſſigkeit— ein Zeichen der verdammten modernen Sucht, dem obligaten Bauvogel auch hier, in dem kleinen Neſte, zu fröhnen, wo beſcheidene Leute, wie er, auch in Anoch beſcheideneren vier Wänden ihre Arbeit bisher geleiſtet Hhatten „Ich habe noch nie geihen, daß die modernen Menſchen in ihren Prachtbuden klüger find, als wir alten in unſeren Aiedrigen Stuben und kleinen Zimmern,“ ſagte er wütend.„Je beguemer man es den Leuten macht, um ſo fauler werden ſie.“ (Bortſetzung folgt.) die [Natinalvermögen haben wir bislang zweifellos längſt entſchwundenen Zuſtänden des geiſtigen Gebdundenſeins der Volksmaſſe anſehen, ſucht eine andere nicht minder gewaltige Strömung Aung in entgegengeſetzter Richtung in Ver⸗ ſolgung ei deazs mi zußter Einſeitigkeit zu 5 beſchleun Inzl zerreibt ein der an ſich ken, in kleinlicher Zerſplitterung, burkeit ſolchen Gebahrens von der politiſchen Arbeit abgeſchreckt ſich auf die einſeitige Betä“izung ihrer Kräfte im wirtſchaftlichen Leben werfen zum Nachteil des Ganzen, das auf die poſitive Mit⸗ arbeit ſolch IAgel auf die Dauer nicht verzich⸗ 7. der Regierung gegen jene enkgegengeſetzt ſtrebende Kampf mit äußeren u. des⸗ halb jene Mächte nicht hemme: den, ſondern erſt recht fördernden Mittel geführt wurde. Das geſchah durch die Kulturkampfgeſetze einerſeits und durch das Sozialiſtengeſetz andererſeits. Will man nicht endlich, durch die Erfahrung der Nutzloſigkeit äußeren Zwanges warm gewor den, einſehen, daß die moderne Staatskunſt von innen wirken muß und daß der Geſundungs⸗ prozeß für unſer Volk nicht ausgehen kann vom Reſſort des Po⸗ lizeiminiſters, ſondern nur von dem des Kultus miniſters! (Bravo! und langanbaltendes Händeklatſchen.) Die Nötigung zu dieſer Politik der Reifung unſeres Volkes und unſerer Zuſtände von innen heraus iſt zu erblicken in dem Beſtehen des, allgemeinen Wahlrechts, wodurch jedem Bürger das Recht und die Pflicht verliehen iſt, ſeinen Teil dazu beizutragen, daß der Staat ſeine Funktion im Intereſſe der Ge⸗ ſamtheit erfülle. Nun bedeutet aber das formelle Recht mit⸗ ſprechen zu dürfen, noch nicht den Beſitz der Urteilskraft und des erforderlichen Maßes von ſtaatsbürgerlicher Geſinnung, um auch mitſprechen zu können und zum Wohl des Ganzen beitragen zu wollen. Es fehlt deshalb nicht an Leuten und zwar gehören ſie verſchiedenen Parteien an, die da meinen, das allgemeine Wahlrecht müſſe, nachdem ſich deſſen Unzweckmäßigkeit durch den Mißbrauch von der einen und den Nichtgebrauch von der audern Seite erwieſen habe, ſchleunigſt wieder beſeitigt werden. Dis iſt ein ſehr naiver Standpunkt, der völlig die geſchichtliche Tatſache außer acht läßt, daß es in der politiſchen Entwickelung eines Volkes nur ein geſundes Vorwärts gibt, und daß der Verſuch der Zurücknahme eines ſolchen politiſchen Grundrechtes das Staats⸗ gebäude bis in ſeine Grundfeſten erſchüttern würde. Wir ſind der feſten Ueberzeugung, daß eine ſpätere, abgeklärte Zeit unſerm Bismarck die Verleihung des allgemeinen Wahlrechts als eine Großtat anrechnen wird, weil er den für das Staatswohl berant⸗ wortlichen Faktoren dadurch die Nötigung auferlegt hat, für die Entwickelung der geiſtigen und ſittlichen Kräfte des Volkes fort⸗ geſetzt beſorgt zu ſein, damit die Bürger mehr und mehr zur zweckmäßigen Ausübung des bedeutungsvollen Rechts und der ent⸗ ſcheidenden Mitwirkung bei den Fragen des Gemeinwohls be⸗ fähagt werden.(Bravol) Die Erziehung zur ſtaatsbürgerlichen Tüchtigkeit, die einer⸗ ſeits bedingt iſt durch die möglichſt intenſive Entwickelung der Fähigkeiten des einzelnen, anderſeits durch die klare Einſicht in die Beziehung zwiſchen der Wohlfahrt des Individuums und der der Geſamtheit und durch die aus dieſer Einſicht entſpringende Selbſtzucht und Opferwilligkeit dem Ganzen gegenüber iſt der ſicherſte Weg zur Löſung der umfaſſenden Aufgaben, die unſerem Volke in ſeinem Wirken und Schaffen nach innen ud zugleich nach außen geſtellt find. Eine der dringlichſten dieſer Aufgaben iſt die Milderung, der Ausgleich der ſozialen Diſſonanzen. Vor 25 Jahren haben wir den Grund zu einem Werk gelegt, das den ſozial und wirtſchaftlich Schwächſten ein geſetzliches Anrecht zubilligt auf die Hilfe der Volksgemeinſchaft. Dieſes große Werk, mit dem wir anderen Völkern vorbildlich vonangegangen ſind, muß aus⸗ gebaut und in verſchiedener Hinſicht erweitert werden, wie noch ausgeführt werden ſoll. Dazu muß ein zweites rationelleres Mittel treten, das nicht ſowohl die Wirkung des Uebels kurieren als die Urſachen des Uebels zu beſeitigen imſtande iſt. Unſere Zeit ſieht ſich im Kampf gegen das Elend nach wirkſamen Mitteln um, als es Almoſen und Wohltaten ihrer Natur nach ſein können. Nun eines der wirkſamſten poſitiven Mittel im Kampf gegen das Elend iſt, das Elend wenigſtens nicht erblich verden zu laſſen, das ſoztal ge⸗ fährdete Kind durch rechtzeitige Hilfe und Förderung in den Stand zu ſetzen, dereinſt auf eigenen Füßen zu ſtehen und ſich und die Seinigen dereinſt in einen glücklicheren Zuſtand zu verſetzen.(Leb⸗ hafter Beifall.) Denn nicht der Beſitzkommunismus, der naturgeſetzlich ver⸗ ſchiedenes auf rein äußerliche und mechaniſche Weiſe ausgleichen will, ſondern der Bildungskommunismus iſt das wirk⸗ ſamſte Mittel zu der angeſtrebten Milderung der ſozialen Diſſo⸗ nanzen(bravo!), wie das ſchon Peſtalozzi, der Vater der Armen u. Schwachen, ausgedrückt hat mit den Worten:„Die ganze Natur und die ganze Geſchichte rufen dem Menſchengeſchlechte zu, es ſolle ein jeder ſich ſelbſt verſorgen, es verſorge ihn niemand und könne ihn niemand verſorgen, und das Beſte, das man an dem Menſchen tun könne, ſei, daß man ihn lehre, ſichſelbſtzu verſorgen.“ Zur Fürſorge für die Erwachſenen, wenn ſie in Unglück und Not geraten, muß als rationelle Vorſtufe die Vorſorge, d. i. die intenſive Erziehung der künktigen Erwachſenen treten. Die Er⸗ ziehung, die den idealen Grundgedanken der ſozialen Politit, Sicherung der Exiſtenz für jeden Menſchen, am zuverläſſigſten ge⸗ währleiſtet und deshalb zugleich auch als eine Erſparnis von un⸗ fruchtbaren Ausgaben für Sieche, Kranke, Schmaroßer, Voga⸗ bunden und Verbrecher ſich erweiſt. Die ſoziale Frage iſt eben nicht nur eine Magenfrage, ſondern ſie iſt in allererſter Linie eine Gehlrufrage. Unſer deutſches Land iſt verhältnismäßig arm an Naturſchätzen, aber überreich an Menſchen. Mit dieſem koſtharen mehr extenſive Wirtſchaft getrieben. Jetzt aber beſteht der Zwang damit mehr intenſiv zu arbeiten. Dieſer Zwang wird uns auferlegt einerſeits durch das Gewicht, das der Einzelne vermöge des all⸗ gemeinen Stimmrechts für die Erhaltung des Staates in die Wagſchale wirft, andererſeits durch den Wettbewerb mit den anderen Nationen auf wirtſchaftlichem Gebiete. In dieſem Wett⸗ kampfe gibt künftighin mehr denn je Qualitätsarbeſt den Ausſchlag. Qualitätsarbeit kann aber nur durch Qualitätsarbeiter geleiſtet werden. Vorausſetzung aber für die ſtete Vermehrung der Qualitätsarbeiter iſt die immer intenſiver ſich geſtaltende Durch⸗ bildung der breiten Volksmaſſen, eine im prägnanteſten Sinne des Wortes nationale Aufgabe, wie das unſer verehrter Groß⸗ herzog bei ſeinem Beſuche in Mannheim im Jahre 1902 in die Worte gefaßt hat:„Nichts iſt ſo ſolide, ſokräftig und ſo dauerhaft als ein gebildetes Volk.“(Brabol) Möchten dieſe goldenen Worte eines wahrhaft nationalen und deshalb auch wahrhaft liberalen und fortſchrittlich geſinnten Fürſten weit über die badiſchen Grenzmarken hinauserklingen in die deutſchen Lande und Regierungen und Volksvertretern ins Ge⸗ viſſen ſchreiben, was heutzutage zupörderſt not tut, nämlich unſer nationales Bildungsweſen mehr und mehr ſo zu ge⸗ ſtalten, daß einkem jeden Gelegenheit geboten werde, zu einem Maximum perſönlicher Kultur und ſozialer Leiſtungsfähigkeit nach dem Maße ſeiner Anlagen und ſeiner Willensenergie ſich ad n. bilden(ravol), daß die intenſive u. extenſide Pflege des nationchlen Bileungsweſens die wichtigſte innerpolitiſche Aufgabe naſedes Volkes iſt, dieſe Ueberzeugung bricht ſich allerorten mit Macht Babn und kommt u. d. dadurch zum Ausdruck, daß für die bevor⸗ ſtehende Reichstagswahl nicht weniger als 70 Schulmänner, dig größtenteils im Dienſte der Volksſchule ſtehen, als Kandidaten aufgeſtellt ſind, trotzdem die großen Kulwrfragen in den Lond⸗ tagen entſchieden werden. IJIn die nationale Bildungsfürſorge muß aber einbezogen wer⸗ den die Frultifizierung eines in unſerm Volke größtenteils bisher brach gelegenen Kultur- und Erziehungskapitals, das im we b⸗ lichen Geſchlecht, in den künftigen Hausfrauen und Müttern und in den auf ſich ſelbſt geſtelktten Angehörigen des weiblichen Ge⸗ ſchlechts verkörpert iſt. In dem ſo oft gehörten Satze Es ſt ja nur ein Mädchen“ liegt eine unglaubliche Verdennung und Ver⸗ ſchwendung der edelſten Werte, eine abſolute Kapitalvergeudung. Ohne genügende geiſtige Schulung und Gewöhnung an geregelte, anſtrengende Arbeit, ohne zulängliche Vorbereitung auf den ſpäteren Beruf als Hausfrau und Mutter, ohne jedes Verſtändnis für das, was die Stellung des Mannes als Staatsbürger mit ſich bringt, wird das Mädchen ſpäter deſſen Lebensgefährtin. Eine Beſferung der ſtaatsbürgerlichen Erziehung des männlichen Ge⸗ ſchlechts, deren derzeitige Mangelhaftigkeit und zwar bei den An⸗ gehörigen aller Geſellſchaftsſchichten— eine der Haupturſachen der unerfreulichen innerpolitiſchen Zuſtände iſt, iſt nicht in letzter Reihe bedingt durch eine ernſthaftere, zielbewußtere Erziehung des weibl. Geſchlechts, der künftigen Mütter.(Bravol) Vergeſſen wir nicht, daß heute noch trotz derErweiterung desRahmens der öffentl Erziehung die Familie das Grundelement des Staatsverbandes iſt und daß im gleichen Maße wie der Vater infolge der modernen wirtſchaftlichen Entwicklung durch ſeinen Beruf tagsüber der Familie mehr und mehr entzogen wird, der in der Mutter ver⸗ körperte Erziehungskaktor um ſo bedeutungsvoller wird. Welche Bedeutung der vationellen Erziehung des weiblichen Geſchlechts für die geiſitge und ſittliche Emporbildung der nachwachſenden Generationen beizumeſſen iſt, ſpricht ein Wort Goethes in prüg⸗ nanter Kürze aus:„Man könnte erzogene Kinder gebären, wenn die Eltern ſelber erzogen wären.“ Im Anſchluß hieran geſtatten Sie mir, daß ich einen Punkk aus dem nationalen Erziehungsplane heraushebe: Ich will kurz meine Stellung zu Religion und Religionsunterricht prägziſieren, weil dieſe in der Preſſe in nicht zutreffender Weiſe exörtert wurde. Ich bin, wie das wohl ſelbſtverſtändlich iſt, für vollſtändige Gewiſſensfreiheit und für die weitgehendſte Toleranz in Glaubensſachen und Religionsübung, weil nach meiner Anſicht der religiöſe Glaube das Individuellſte des Menſchen iſt. Ich halte weiterhin wahre Religioſität, d. i. die Ehrfurcht vor dem über uns, die Ehrfurcht vor dem unter uns und die Ehrfurcht vor dem in uns als das Idealziel der Erziehung.(Bravo und langanhaltendes Händeklatſchen.) Gerade deshalb lege ich den größten Wert auf eine Verbeſſer ung des gegenwärtigen Religions⸗ unterrichts in unſeren Schulen; denn es muß offen ausge⸗ ſprochen werden: Die gewaltige, vielfach unverſtandene Stoffmenge⸗ die zu memoieren vorgeſchrieben iſt, derleidet manchem Kinde den Unterricht in der Religion.(Sehr richtig!) Wievtel Pein im Hauſe, wieviele Strafe in Wort und Tat knüpft ſich an dieſe Stoffmenge! Die Abneigung ſo mancher Erwachſenen gegen Religion überhaupt iſt nicht zuletzt auf das Konto des überlieferken Betriebs des Religionsunterrichts zu ſetzen. Vom pädagogiſchens Standpunkt aus ſage ich ferner: Das höchſte erzieheriſche Moment der Religion liegt in deren erhabener Moral, dem gemeinſamen Beſitz der verſchiedenen Konfeſſionen(Brabo.) Und deshalb ſollte in dem Religionsunterricht unſerer öffentlichen Schulen, aus denen die künftigen Staatsdürger hervorgehen, das Einigende, das Ethiſche, die Einführung in den Pflichtenkreis des Menſchen (Bravo und ſtürmiſches Händeklatſchen) vor dem Dogma⸗ tiſchen, dem Trennenden der einzelnen Bekenntniſſe, den Vorrang Haben. Aus dieſen pädagogiſchen Erwägungen heraus ſtehe ich auch auf dem Standpunkt der konfeſſionell gemiſchten Schule(Bravo), weil ſich der Gehorſam gegen das idegliſtiſche Gebot der Nächſtenliebe am wirkſamſten in der gemeinſamen Arbeit anerziehen läßt. Sperrt man die Kinder nach Konſeſ⸗ ſionen von einander ab, ſo muß— ich habe das an mir ſelbſt er⸗ fahren— ſich in ihnen die Vorſtellung erzeugen, als ob die An⸗ gehörigen der übrigen Konfeſſionen aus anderem Stoff geſchaffen ſeien, vor deſſen Berührung man ſich zur Vermeidung einer Im⸗ fektionsgefahr hüten müſſe.(Bravo und übertvältigende Beifalls⸗ bezeugungen.) Eine ſolche Auffaſſung verträgt ſich nicht mit dem ſtaatsbürgerlichen Gedanken und auch nicht mit dem göttlichen Ge⸗ bote:„Liebe deinen Nächſten wie dich ſelbſt!“(Bravo.) V3 Weshalb ich ſolange in einer politiſchen Verſammlung bei der Erziehungsfrage verweile? Weil ich, wie ſchon wiederholt betont, der Anſicht din, daß nur durchgreifende Volksbildung, Volksaufklärung und Volksergiehung die Reihen des Liberalismus in langer Arbeit ſo verſtärken und verdichten werden, wie es nach unſerer Ueberzeugung notwendig iſt, damit die Fülle von Aufgaben, die der Kraftentfaltung unſeres Volkes nach iünen und außen geſtellt ſind, zu Nutz un d Frommen der Ge⸗ ſamtheit gelöſt werden.(Bravo.) Denn gerade, daß wir bei allen unſeren Beſtrebungen das Gefamtwohl im Auge baben gemäß der Deviſe„Das Vater land über alles“(Bravo) unterſcheidetl uns Liberale von den beiden heute ausſchlaggebenden Parteien.„Wäh⸗ rend Monarchiſten und Liberale,“ ſagt H. von Sybel,„ihrem Weſen nach auf nationalem Boden ſtehen, iſt es zu allen Zeiten vie Natar der klerikalen und radikalen Parteien, wel tbür gerlich zu ſein, kein Vaterland zu kennen als ihre Partei und für dieſe die Weltbeherrſchung zu fordern.“ Wir Liberale ſind der Anftcht, da die allgemeine Humanitätsidee des Weltbürgertums dadurch am beſten gefördert wird, daß wir gute Staats b ürger erziehen. Denn ein Staat, der ſeine egoiſtiſche Aufgabe der Selbſterhaltung und der Volkswohrfahrt einſichtsvoll erfüllt, fördert an ſich auch die Humanitätsidee, weil er die Ausbildung ſelbſtändiger, harmo⸗ niſch entwickelter, ſittlich freier Perſönlichkeiten, die ein kräftiges Gemeinſchaftsgefühl beſeelt zur Vorausſetzung hat.(Sehr richtig.) Zu dieſer Auffaſſung der Dinge ſind auch die meiſten unſerer natio⸗ nalen Geiftesheroen gekommen. Um nur auf einen hinzuweiſen: auf Schiller. Als Füngling ein enthuſiaſtiſcher Schwärmer für das Weltbürgertum— man denke an ſeinen Dithyrambus:„Setd um⸗ ſchlungen Millionen“— als reifer Mann ein begeiſterter Herold der vaterländiſchen Idee:„An's Vaterland, ans teure, ſchlietz dich an, das halte feſt mit deinem ganzen Herzen, hier find dis ſtarken Wurzeln deiner Kraft.“(Bravo.) Und nun, hochgeehrte Verſammlung, von dem Allgemeinen u dem Beſonderen, zur aller nächſten Au fgabſe. Die Wähler⸗ ſchaft will von dem Reichstagskandidaten wiſſen, wie er ſich zu den brennenden Tagesfragen ſtelle. Auch heute kann es ſich nur um die Herauskehrung einzelner Punkte aus dem gemeinſamen liberalen Programm handeln, das ich als das der ausgleichenden Gerechtigkeit bezeichnen möchte im Gegenſatz zu dem Pro⸗ gramm einer Sonderpolitik und Klaſſenpolitik, das wir anderen Parteien überlaſſen. Unſeres Erachtens hat eine geſunde innere Politik für alle Geſellſchaftsklaſſen und Berufsſtände diejenigen Konſequenzen zu ziehen, die ſich naturgemäß aus der neuzeitigen Entwickelung unſeres Volkes ergeben. Hier handelt es ſich zunächſt um einen weiteren Ausbau der ſozialen Geſeßgebung, mit der wir anderen Staaten vorbildlich vorangegangen ſind, ins, beſondere um den Ausbau des Koalition sSrechtes durch eine geſunde Rechtsfähigkeit der Berufsvereine. Es ſind ferner — ——y—— Senerat⸗Anzelger. Mannheim, 24 Jamar. ——T in den Kreis der ſtaallſchen Fürſorge aufgunehmen die Ange⸗ Hörigen des Mittelſtandes einſchließlich des Bauernſtandes, ferner die verſchiedenen Kategorien der Privatbeamten, Privatangeſtellten und der Techniker, die den durchaus berechtigten Wunſch nach reichsgeſetzlicher Regelung der Penſions⸗ und Hinter⸗ Miebenen⸗Verſicherung haben,(Bravo und deklatſchen.) Die erforderlichen Mittel für dieſe dachwichtige ſo Aufgabe müſſen beſchafft werden. Ferner müſſen die Po ſt un d berückſichtigt wer⸗ den. Die Reichspoſtperwaltung ab Ueberſchüſſe und dennoch bezahſt ſie ihrs Beamten nach einer öllig veralteten Gehabtsordnung und nach ainene gäntzlich Unzulänglichen Wehnungsgeldtarif.(Brauo.) Auch din Er⸗ weitexung ber Rechte der Frauen im Geſolge etner bertieſten Ausbildung des weiblichen Geſchlechts gebört in das ſoziale Pro⸗ gramm des mobernen Zeitalterz. Das Waßl. des Weſamtpolkes erheiſcht aber endlich auch die Förderung der Inteveſſen der daut⸗ ſchen Induſtrie und bes deutſchen Handels, die Batämafung aller auf Beſchränkung der mobernen Entwickelung des Verkehrs auftauchenden Beſtrebungen, eirſchließlich der Abwehr ungweck⸗ mäßiger Steuern und Zölle.(Bravg.) Hier gilt es vor allem apzu⸗ wenden die drohende Einführung von Flußſchiffahrts⸗ abgaben(Bravo), durch die nicht bloß Handel und Induſtrie, ſondern auch die Landwirtſchaft beläſtigt und geſchädigt würden. (Sehr richtig.) Hochgeehrte Verſammlung! Wir ſtehen unmitielbar bor einer Aunter Umſtänden folgenſchweren Entſcheidung des deutſchen Volkez. Die verantwortungsvolle Bedeutung des 25. Januar wird vdem deutſchen Bürger klar vor die Seele treten, wenn er zweier Er⸗ eigniſſe in der Geſchichte des deutſchen Volfes gedenkt, die ſich in dieſen Tagen jähren. An den einen Gedenktag hak der Zentrums⸗ führer Domkapitular Schädler erinnert, derſelhe, der mit an⸗ erkennenswertem Freimut nicht bloß die Konfeſſionaliſierung der Wolksſchulen, ſondern auch die der ßöheren Schulen und der Uni⸗ perſitäten fordert.(Lachen.) In einer in ſeinem Wahlkreis Bomperg gehaltenen Rebe führte er fürzlich aus:„Wird es gelingen, das Zen⸗ krum auszuſchalten! Die Antwort werden geben die ſturm⸗ erprobten Zentrumswähler am 25. Januar 1907, und ſo hoch ich den Tag ſchätze, den d5. Januar als Tag Pauli Bekehrung. ich glaube, das Zentrum wirb ſich nicht bekehren, wohl aber Könnte der Tag anderweitig von Bedeutung ſein; denn am 25. Januar 41077) war es auch, als Kaiſer Heinrich der Vierte ſeine dreitägige Buß⸗ übung im Schloßhof von Kanoſſa antrat. Ob nicht vielleicht auch Bernhard der Große“ und„Dernburg der Kleine“ nach Kanoſſa gehen?!“(Nein! Nein]!) Welchen Patrioten erfaßt nicht heiliger Zorn ob dieſer hohn⸗ pollen, ſiegesübermütigen Worte, mit denen ein„Peutſcher! an einen der lieftraurigſten Momente der Geſchichte unſeres Volkes erinnert, bei deſſen Gedenken ſedem ehrliebenden Deutſchen die Schamrßte ins Geſicht ſteigt?(Stürmiſche Zuſtimmung.) uns ebenfalls ein Kaiſerbild vor bie Seele: die Kaiſerprokla⸗ mation im Schloſſe zu Verſailles am 18. Januar 1871. Welch' glängendes, hergerhebendes, von wunderbarer Schwungtraft und Jebenskraft unſeres Volkes zeugendes Erinnerungsbild! Und zu den beiden Gebenktagen aus des Paierlandes Ver⸗ gangenheit geſellt ſich der morgige Tag als ein Markſtein in der Geſchichte unſerer lieben Vaterſtabt Manndeim, der Tag, an bem vor 300 Jahren Kurfürſt Friebrich IV. von der Pfalz dem Dorfe Mannheim die Stadtrechte verliehen. Welch' überraſchende Aehnlichleit in dem Schickſalsgang unſeres Volkes von 1077 bis 1871 und in dem unſerer Vaterſtabt von 1607 bis 19071 Welch' herrliches Aufwärts im ganzen aus kieftraurigen Tagen durch die wechſelvollſten Geſchicke hier und dort! An Schwarzſehern hat es unſerem Volke wahrhaftig niemals gefehlt! Ihnen allen zum Trotz aber hat ſich der deutſche Genius immer wieder ſiegreich emporgerungen durch die Nacht zum Licht, weil der Deutſche durch Not unb Gefahr immer wieder— oft war 29 freilich die höchſte Zeit— warm geworben,„Mannes genug war, ſich ſelber Geltung zu verſchaffen. Auch jetzt wieder, noch kurg vor der entſcheidungsvollen Stunde, iſt an das nationale und frei⸗ geſinnte Bürgertum von hoßer Stelle der Mabnruf ergangen: „Jeder ſei Mannes genug, ſich ſelber Geltung zu verſchaffen!“ War es berechtigt, dem Kanzler des Reiches den Vorwurf gu machen, daß er nicht mehr von der Zukunftsmuſik des Reaierungspro⸗ gramms hat verlautbaren laſſen? Mit nichten. Auseigener Kraft hat zunächſt das Vürgertum zu erhärten, daß es endlich den GEruſt des Dichterwortes erfaßt hat:„Was du ererbt von deinen Vätern haſt, erwirb es, um es zu beſitzen!“(Bravo.) Aus eigener Kraft hat das Bürgertum den Beweis zu erbringen, daß es die Rolle des übertönten Muſikanten endgiltig ſatt hat, daß es ent⸗ ſchloſſen iſt, ſich im Orcheſter des Reichstages ſo zur Geltung zu bringen, daß Rythmus und Harmonie des Orcheſters ſich zuſehends feſtigen und runden und die Melodie immer vaterländiſcher und freiheitlicher erklinge, auf daß ſchließlich in vollen brauſenden Akkorden bis in die fernſten Gaue des Vaterlandes ertöne und gier in den Herzen aller Volksgenoſſen begeiſterten Widerhall finde das dohe Lied von der Zukunftsbeſtimmung unſeres Vaterlandes und unſeres Volles, der Hymnus:„Deutſchland, Deutſchland über alles, Aber alles in der Welt!“(Minutenlanger, ſtürmiſcher Beifall.) Herr Staßtverorbnetenvorſtand Wilhelm Fulda, der alsdann das Wort nahm, bemerkte einleitend, als er in der Ballbausverſammlung auch die anweſenden Damen begrüßt habe, Hätte dies ein gewiſſes Befremden erregt. Es ſei eben noch un⸗ gewohnt, daß Damen an politiſchen Verſammlungen teilnehmen. Er freue ſich, daß die Frauen ron dem Rechte, das ihnen durch die Verſammlungsfreiheit gewährleiſtet ſei, in ſo ausgedehntem Maße Gebrauch gemacht hätten und er hoffe, daß die Frauen die Männer uam Wahltage recht wirkſam unterſtützen würden. Der Redner Heſchäſtigte ſich dann mit zwei Wahlflugblättern des Zentrums und der Sozialdemokratie. Es ſei kaum glaublich, daß dieſelbe Partei, die ſeit Jahrzehnten jedem reaktionären Geſeze nicht allein zu⸗ geſtimmt habe, ſondern ſogar eine Haupttriebfeder dazu geweſen ſei, die uns geiſtig und kulturell eſſeln wolle, ſich die wahre erſte und rechte Volkspartei nenne. Wie ſehe die Zentrumsfreiheit aus 2 Seine Freibeit ſei, daß der Prieſter ſich neben den Forſcher ſtelle und ihm ſage: Bis hierher und nicht weiter(Stürmiſcher Beifall Hier gerätſt Du in Konflikt mit unſerer Kirche und deshalb darfſt Du nicht weiter gehen. Und wie ſehe es mit dem Recht aus. Sein Recht ſei Unrecht, denn es wolle alle unter die Macht ſeiner Kirche bringen. Die Forderungen, die in dem ſoztaldemokratiſchen Flug⸗ blatt enthalten ſeien, vertrete auch der liberale Kandidat. Ein Makel hafte dem Kandidaten nach der Anſicht der Sozialdemo⸗ kraten an: Er ſei Beamter. Das ſagt eine Partei, die ſich die Hüterin des echten demokratiſchen Gedankens nenne. Dem Be⸗ amten ſei das aktive und paſſive Wahlrecht verliehen. Die Sozſaldemokratie möchte ihm das paſſive Wahlrecht nedmen. Der Rebner geißelte dann in trefflichen Worten die Indolenz weiter Kreiſe in politiſchen Dingen und beſprach einige alte demokratiſche Forderungen, u. a. die Arbeitsloſenverſicherung, für deren Ver⸗ wirklichung die Liberalen im neuen Reichstage beſorgt ſein müßten Er bringe der gegenwärtigen Reichsregierung ein ſehr großes Vertrauen nicht entgegen. Aber erfeulich ſei es, daß das Tiſchtuch zwiſchen Regierung und Zentrum vorläufig durchſchnitten worden ſel. Hoffentlich werde es nicht mehr zuſammengenäht.(Lebhafter Beifall] Es ſei ein ſehr merkwürdiger Wedanke des Reichskandlers, ſich eine Mehrheit von Konſervativen und Liberalen ſchaffen zu wollen. Da ſcheine er den Liberalismus doch ſchlecht zu kennen, ſouft müßte er wiſſen, daß ſich Konſervative und Liberale wie Wirtſchaft muß ein ende gemacht werden. Der zweite Gedenktag, den wir dieſer Tage begingen, führt Feuer und Waſſer ſcheiden,(Zuſtimmung.) Der Redner wies auf die glückliche Wahl des Kandidaten hin, der von echt liberalem Schrot und Korn ſei. Herr Dr. Sickinger nehme keinen pronon⸗ zierten Parteiſtandpunkt ein, ſondern vextrete gewiſſe große leitende Ibeen. Er hoffe, daß das Stadium im Bürgertum über⸗ wunden ſel, in dem man ſich um Kleinigkeiten herumſtritt. Er ſei auch der feſten Ueberzeugung, daß das Bürgertum, wenn es auch nicht ſiege, ſo doch geſtärkt und gefeſtigt aus dieſen Kampſe bervor⸗ gehe. Jedermaun zur Stelle am Wahltags für den Nandidaten Tr. Sickinger! ſo ſchloß der Reßner ſeine wil ſtürmiſchem Beifell aufgennmmenen Außfüßrungen. Heun Bautdiralinx Naſcher fübrte gus: Muz datt nurzüglichan Ausfünrpagen ban heiden Bprxeßner Raben Gis entunmmen und kunnien Sie annehmen, wall wir wollen. Wenn ich uun ſage, was wir nicht sonllen, in ſchmebt mix in erſter Linje uor: Wir wallan unr allan Dingen nicht autaſten laſſen an dem allgemeinen deutſchen, direften und gahelmen Wahlrecht.(Branv.]) Ich ſüge ſerner hinzu: Wir wollen nicht eine Fortſetzung derlenigen Molitit, die uns alle die unzufriedene Stimmung gebracht hat, die wir heute leider zu beklagen haben. Dieſe Politik äußerte ſich in der allerletzten Zeit in der Auferlegung von ſchweren Verkehrs⸗ und den Handel hemmenden Verbrauchsabgaben und in der Erhöhung der not⸗ wendigſten Bebürfniſſe des Volkes. Wir haben zu beklagen die Er⸗ höhung der Zölle und ſerner die ſich immer mehr bemerkbar machende Fleiſchnot, ſo daß bie Gefahr einer Unterernährung des Volkes beſteht. Wir wollen nicht ſortſetzen eine Politik der Regierung, einer Heinen Gruppe ſehr mächlig und einſlußreicher Leute im deutſchen Reiche die Taſchen zu füllen.(Bravs.] Wir wallen auch nicht eine Politik furtſctzen, die Handelsnertröge abſchließt, deren Wirkung nicht klar unraus zu ſaßen iſt, und die für unſern Handel und Induſtrie nicht günſtig ſiad. Wir wullen auch nicht haben, daß die PerſonentarifEr⸗ hötung weiter fortgeſetzt und ausgeſponnen wird. Wix waollen auch keine Pylitik fortſetzen, die ſich gegen die Erhühung des Portos richtel. Wir wollen endlich auch nicht haben, daß es dem Fürſten Bülow ge⸗ Ungt, durch ſchlaue Taktik die Welt daßin zu kirren, daß eine konſer⸗ vatine und eine liberale Richtung ihm eine Majſorität ſchafft, mit der er Projekte durchführt, wie ſie bisher zutage getreten ſind, ſo in erſter Linie in der beklagenswerten Politik in unſeren Kolonien. Dieſer Ein jeder, der palitiſch denke. pflege auch politiſche Zeiſungen zu leſen und hier ſeſſt genügend über die Kolonien. Alz die vier Parteien zuſammientraten, lauchte der Gedauke auf: Wer kann und wer wird der richtige Mann ſein! Ez iſt der national⸗ liberalen Partei gelungen, unß einen Mann zu präſentieren in Herrn Stadtſchulrat Dr. Sickinger, den wir alle als einen Kandidaten nach unſerem Herzen begrüßten. Wir können dieſe Wahl in der Tat als eine glückliche bezeichnen. Ein jeder von den Führern, wie jedes Mit⸗ glied der in Betracht kommenden bürgerlichen Parteien ſtimmte darin Überein, daß wir in Herrn Sickinger eine Perſönlichkeit haben, der ein Mann nam Scheitel bis zur Sohle iſt.(Lebh. Bravs.) Sehen Sie ſich den Werbegang dieſes Manneß an! Das deuzſche Reich braucht ſolche Männer gerade in der heutigen Zeit. Wir müſſen Männer nach Berlin ſenden, die klaren und reinen Tiſch machen wallen und als einen ſolchen Mann betrachten wir Herrn Dr. Sickinger,(Bravo.] Der Kandidat hat auch nach ein kleines Atribut, das ihm, wie ich glaube, ſehr gut zu ſtatten kammt. Die gütige Natur hat ihn mit einem äußerſt geraden und guten Rückgrat verſehen und wenn er nach Berlin beruſen wird, ſo werden wir au dieſem Rückgrat eine Freude erleben. Stimmen Sie daher alle für Herrn Dr. Sickinger und tragen ſie den Wunſch, dieſen Mann zu wählen, auch in diejenigen Kreiſe hinein, die bisher abſeits geſtanden haben, und wenn von dieſen 20 Proz. nur 10 Proz. mäßhlen. ſa it der Sieg unſer. Dies iſt unſer aller Wunſch.(Lebhaſter Beſfall.) Herr Profeſſor Gſcheidlen, der dann den Rednerpult betrat, führte folgendes aus: Verehrte Anweſendel Auch wir Nationalſozilen haben in dieſem Wahlkampf Schul⸗ ter an Schulter mit den anderen liberalen Parteien für die Kan⸗ bidatur Dr. Sickinger gekämpft unter der Parole: Vaterland und Freiheit. Wir ſind deshalb ſo entſchieden für den Kandidaten, Herrn Stadtſchulrat Dr. Sickinger eingetreten. weil er uns jeder⸗ zeit als ein Mann von warmem ſozial empfindenden Herzen, von einem klaren Urteil und änem feſten, unbeugſamen Willen er⸗ ſchienen iſt; gans beſonders aber, weil Herr Dr. Sickinger ſich auf den Boden eines entſchieden liberalen u. ſozialen Programmes geſtellt hat, das die Gruadlage zu einer für Deutſchlands Zu⸗ kunft ſo notwendigen Eingang des Liberalismus werden kann. Wir freuen uns, daß der Kandidat in dieſem Wahlkampf ſo ſtarke ſoziale Töne gefunden hat, daß er die Hebung der unteren und mittleren Volksſchichten von Stadt und Land in kultureller und wirtſchaftlicher Hinſicht als die Vorbedingung für unſere nationale Wohlfahrt bezeichnet hat. Wir danken ihm dafür und werden unſeren Dank am Wahltag durch die Tat beweiſen. Verehrte Anweſende! Die große Frage der Zeit, die Frage: „Wird Deutſchland das unertrögliche Joch der Zentrumsherrſchaft abwerfen können?“ fann nur doburch entſchieden werden, daß der Liberalismus ſich wieder auf die Prinzipien ſeiner kraftvollſten Zeit, der 70er Jahre, beſinnt und ſie mit wahrhaft ſozialem Geiſt erfüllt. Erfreulicherweiſe zeigt es ſich nun in dieſem Wahlkampf allenthalben, beſonders aber auch in unſerem Wahlkreis und hier nicht zuletzt durch die glückliche Wahl des Kandidaten, daß ein friſcher Zug den Liberaltsmus durchweht. Die Macht des liberalen Gedankens iſt wieder im Anmarſch. Es iſt, als ob ein Ahnen die breiten Maſſen der Bepölkerung ergriffen hätte, daß die Macht des Zentrums ihrem Ende ſich nähert und ein neuer Tag bereinbricht. Möchte dieſer Tag nicht alluzulange auf ſich warten laſſen, damit das Wort Fichtes wieder zur Wahrheit wirb:„Deutſch ſein, beißt frei ſein!“ Dann ergriff unter lebhaften Hoch⸗ und Bravorufen Herr Stadipfarrer Klein das Wort zu folgender begeiſterten und begeiſternden Schluß⸗ anſprache: Hochanſehnliche Wählerverſammlung! Werte Damen und SHerren! Liebe deutſche Volksgenoſſen! Wer in dieſen Wahlkampf wachen Auges hineinſieht und geſchärften Ohres hineinhört, wer vollends mitten drin ſtand und mitgearbeitet hat, der hat ein deutliches Gefühl be⸗ kommen: hier handelt es ſich nicht um einen gewöhnlichen Wahl kampf, hier handelt es ſich nicht nur um einen ein⸗ ſachen Partei kampf, wie er ſchon oft da war und immer wiederkehrt— ſondern hier handelt es ſich um einen gewak⸗ tigen Geiſter kampf, der ſich ſchon länger ankündigte, deſſen Flammenzeichen aber am 13. Dezember vorigen Jahres erſt⸗ mals hell emporloderten.— Wer tiefer ſieht, iſt ſich klar darüber, daß die Wahlſchlacht vom 25. Januar nicht das Ende, ſondern nur das erſte Vor⸗ poſtengefecht dieſes heißen Geiſterkampfes ſein kann. Aller⸗ kei Geiſter gehen um in deutſchen Landen, die, zur Herrſchaft gelangt, die geſunde, gedeihliche Ent⸗ wicklung unſeres Volkes auf lange Zeit hinaus hemmen und lahmlegen, ja den inneren Zerfall unſeres Volkslebens und die ſchließliche Vernichtung unſeres Volkstums herbeiführeg würden. Es geht um den Geiſt der Täuſchen wir uns darüber nicht: Zentrum und Sozialdemo⸗ kratie ſind im letzten Grunde ſtaatsfeindlich. Bet des Sozialdemokratie leuchtet dies ohne weiteres ein. Sie erklärt ſich offen für eine prinzipielle Gegnerin der He⸗ ſtehenden Stoatsform, ſie hält die Grundlagen, auf denen das gegenwärtige, deutſche Staatsweſen ruht, für morſch brückig, nicht mehr kragfähig. ſie fordert eine pöllige, radikale Um⸗ geſtaltung des ganzen Staatsweſens! Sie weigert grund⸗ ſätzlich dem Staate jede Unterſtützung und Förderung. Aßber auch das Zentrum iſt im letzten Grunde ſtaats⸗ feindlich. Fürſt Bismarck erklärte am 80. Januar 1872 im preußiſchen Abgeordnetenhouſe:„Das Zentrum ols rein konfeſſionelle Fraktion auf rein politiſchem Boden iſt eine Mobilmachung der Partei gegen den Staat“ und am 24. Aprif 1873, ebenfalls im preußiſchen Herrenhauſe:„Durch die Tätigkeit des Zentrums, dieſer nach weltlicher Prieſter⸗ herrſchaft ſtrebenden Partei, werden die Grundlagen unſeres Staates erſchüttert und bedroht.“(Zuſtimmung.) Wer ſich davon überzeugen will, welche Wertſchätzung der Staat in Zentrumskreiſen genießt, der betrachte die Lehre des Ultra⸗ montanismus, die durchaus das Glaubensbekenntnis aller wahren Zentrumsführer iſt, wonach die Kirche die dem Staate übergeordnete Gewalt iſt. der höre auf die Sprache der Katholiken⸗ bezw. Zentrumstage, wo immer wieder betont wird, die Kirche laſſe ſich vom Staate in keiner Weiſe etwas dreinreden, der rufe ſich das Wort des bayeriſchen Dom⸗ kapitulars Schädler auf dem Mannheimer Katholikentag ins Gedächtnis zurück:„Was haben wir vom Staatk Nichts, wie Steuerzettel und Kanonen!“(Heiterkeit.) Es bleibt dabei: Nach der Anſchauung des Zentrums iſt der Staat nur der Schatten der Kirche, und hat nur ſo viel innere Berechtigung, nur ſo viel Förderung zu beanſpruchen, als er den Wünſchen der Kirche ſich gefällig und gefügig zeigt. Denn immer wieder iſt das Zentrum bereit, dem Staate ſeine Unterſtützung— auch in Lebensfragen der Nation— zu entziehen, ſowie der Staat den kirchenpolitiſchen Forderungen des Zentrums ſein Ohr verſchließt.(Zuſtimmung.) So lautet letztlich die Frage ſo: Soll der ſouveräne Staat herrſchen oder dte Kirche, ein Staat im Staate? Oder wie es Fürſt Bismarck für ſich am 16. Januar 1875 im preußiſchen Ab⸗ geordnetenhauſe formulierte:„Soll man dem Papſt mehr dienen als dem Könige?“ Allerlei Geiſter gehen um in deutſchen Landen: Es geht um der Geiſt der Reaktjon. Das Zentrum als konfeſſionelle Partei durchdrungen von dem abſoluten, gött⸗ lichen Recht der Papſtkirche, alle Staaten und Välker geiſtig zu beherrſchen, muß fordern, daß dieſes durchaus mittel⸗ alterliche Ideal einer kirchlichen Souveränität über alle Lebensgebiete immer wieder in jedem Staatsweſen ſich verwirkliche, ein Ideal, wonach die Papſtkirche und der in ihr waltende mittelalterliche Geiſt maßgebend iſt und bleiben ſoll auf die Regierung des Staatsweſens, auf alle Gebiete des öffentlichen Lebens, auf Schule, Wiſſenſchaft, Literatur, Kunſt, auf die ſoziale und wirtſchaftliche Ordnung aller Lebens⸗ verhäliniſſe. Der Syllabus, der der Katechismus der ultramontanen und klerikalen Weltanſchauung genannt werden kann, erklärt dem modernen Staat und der geſamten, Ae Kultur desſelben in herausfordernſter Weiſe den Krieg.— Es liegt auf der Hand, daß ein moderner Staat unmöglich nach mittelalterlichen Anſchauungen und Rezepten regiert werden kann, daß, wenn er ſich nicht alle Lebensadern unter⸗ binden laſſen will, er den Kampf gegen die reaktionäre Macht des Zentrums, die den freien Gedanken lähmt und auf alle Betätigungen des Volkslebens den Zwang und Druck einer in Staatsfeindſchaft: mittelalterlichen Anſchauungen wurzelnden kirchlichen Macht legt, aufnehmen muß. Daß dieſer Kampf ſich nicht gegen die freie, kultiſche Ausübung der katholiſchen Religion, ſondern nur gegen die weltlichen Herrſchergelüſte des Klerikalismus richtet, ſei ausdrücklich betont.(Stürmiſcher Beifall.) Allerlei Geiſter gehen um. Es geht um der Geiſt der Rev olution in der Agitation eines großen Teiles der Führer und der Preſſe der Sozialdemokratie, ich ſage nicht der ganzen Sozialdemokratie und Arbeiterſchaft. Für die berechtigten liberalen und volksfreundlichen Gedanken und Forderungen der ſozialdemokratiſchen Partei und der Arbeiter⸗ ſchaft treten wir gerne ein. Fürchten Sie nicht, daß ich aus agitatoriſchen Gründen zu Wahlzwecken das rote Geſpenſt an die Wand malen will. Das wäre demagogiſch und unlauter— und von beidem bin ich gleichweit entfernt. Ich weiß wohl, was ich ſage. Die ſozialiſtiſchen Führer geſtehen es ſelbſt: Wir revolutionieren die Geiſter. So klug ſind die Führer der Maſſen, daß ſie nicht von der Revolution der Fauſt, der rohen Gewalt reden und predigen. Das verbietet ihnen der geſunde Menſchenverſtand und der Selbſterhaltungstrieb.— Nein— man predigt die Revolution der Seiſter! Ich frage aber: Ging der franzöſiſchen Revolution, die in einen Strom von Bürgerblut mündete, nicht auch die Rrvolutionierung der Geiſter voraus? Iſt das kein revolutionärer Geiſt, wenn man, wie es vielfach geſchieht, immer und immer verneint, wenn man an allem Beſtehenden nörgelt, wenn man alle Autoritäten, wie Kirche, Staat, Haiſer, Regierung, Recht, Heer, von denen trotz aller Schwächen Segensſtröme ausgehen, vor dem Volke verächtlich macht, das Vertrauen in ſie ſyſtematiſch erſchüttert, wenn man den Klaſſenkampf predigt, wenn man die ohnehin ſtarke, berechtigte und unberechtigte Unzufriedenheit immer noch mehr ſchürt, wenn man das Gute, auch bei der Regierung und bei den politiſchen Gegnern nicht oder kaum mehr anerkennt, wenn man die Arbeiter in einſeitiger, ungerechter, verbitternder Weiſe gegen die Arbeitgeber verhetzt, als ob dieſe Alle Ausbeuter, in⸗ humane, hartherzige, brutale Egoiſten wären, wenn man häufig mit Spott und Hohn aus dem Herzen weiteſter Volks⸗ kreiſe den Patriotismus und die vaterländiſche Geſinnung, die Liebe zu Kaiſer und Reich herauszureißen ſucht?(Lebhafteſter Beifall. nicht der Geiſt der Rebolutjon, wenn man dem beſtehenden Staate, der gegenwärtigen Regierung jede Mitarbeit an der Geſetzgebung, an der Leitung und Verwaltung des Staatsweſens weigert, wenn man immer wieder zu weit⸗ gehende, ultraradikale, oft ganz unerfüllbare Forderungen ſtell: urs ſelbſt gegen ſoſche Geſeze, die jeder vernünftige Menſch als einen ſozialen Fortſchritt, als ine Hebung der Arbeiterklaſſe auf faſſen muß, ſich ſträubt mit dem radikalen Grundſatz:„Alles oder Nichts!“ 11 * 5 wanmemt. A. Januar ee War das nichtder Geiſt der Rebolntion, als man don Seiten gewiſſer Führer der Gedanke des Generalſtreiks in die Maſſe warf, obwohl man weiß, daß das ein ausgeſprochen revo⸗ tutionärer Gedanke iſt, die Staotsmaſchine plötzlich ſtill zu legen, obwoh! man weiß, daß die blutigen Frawalle dei der Durchfüßrung einet Generalſtreiks unpermeidlich ſind. Denn die größte Kühnbeit und das ausgebildeſte Selbſtbewußtſein der ſozieliſtiſchen Führer wird ſie öcch nicht glauben machen, daß ſie in einem ſolchen Augenblick, wo Millionen Arbeiter feiern, noch bis Gwalt über die erregten Naſſen haben würden. Da würde es heißen:„Die Geiſter, die ich rief die werd' ich nicht mehr ſos!“ — Ein Teil der ſpzigüſtiſchen Führer ſäet mit der Repolutiv⸗ nierung der Geiſter Win d. Gon verhüte um unferes Volkes Willen, daß ſie nicht, vielleicht ahne es zu wollen, aber ohne eß herhindern zu können, den Stuem einer wirklichen Revolution ernten! Inzwiſchen hoffen wir, daß die ſcharfen Revolutjonäre in der Partei bald ausſterben, daß die Reviſtoniſten die Ober⸗ hand gewinnen und die Repolutionierung der Geiſter mit Ver⸗ nunft und weiſem Maß getrieben wird(lephafter Beifall), haupt⸗ jächlich aber vertrauen wir dem geſunden Sinne der deutſchen Arleiterſchaft, daß ſie ihre Sache am beſten auf dem Wege ges Geſetzes, des allmähligen Joriſchritts und ruhiger, ſtaatlicher Entwicklung gewahrt ſieht. Allerlei Geiſter gehen um in deutſchen Landen. des Materialismus iſt ſaſt der gefährlichſte. Er treibt ſein Unweſen in allen Schichten der Bevölkerune In den oberen Schichten iſt er zu Hauſe, wo gar Viele nur Verſtändnis haben für di e Güter, die uf der Vörſe Kurswert baben, wo viele Tauſende, in einem Leben flüchtigen Sinnengenuſſes Befriedigung ſuchen, und man für bas Stagtsſeben nur ſo viel Intereſſe hat, als der eigene egoiſtiſche Vorteil vom Staat gefördert wird und für das Volk nur inſoweit, als es mit ſeiner Arbeſt einem hilft, ſelbſt reich zu werden und viel zu verdienen, um wieder diel zu genſeßen.— Ich ſtehe mit dieſer Kritik nicht allein. Graf Poſadowsky, der eſnzſg ernſthafte Staatsmann ſeit Bismarcks Tagen(Zu⸗ ſtimmung) hat das Wort vom Materialismus der oberen Zehn⸗ tauſend geprägt.(Beifallh. Freilich auch in den unkeren Schichten geht der Ceiſt des Materialismus um. Die Sozial⸗ demokratie betont zu einſeitig die Bedeutung des Materjellen, des Wirtſchaftlichen für das Volksteben, ſo daß nun die Maſſe glaubt, daß mit einer radikalen äu zeren Umwandlung der Verhältniſſe auch ſonſt die meiſten Mißſtände verſchwänden und die Menſchheit dann mit einem Schlage glückkich würde, wenn die wirtſchaftliche und ſoziale Lage beſonders der unteren Schichten ſich höbe. Es iſt aber doch offenbar, daß wenn auch alle Glieder des deutſchen Volkes ſede Freiheit, jedes Maß von berechtigtem An⸗ teil an den Kulturgütern, jeden erdenklichen und möglichen 5 Wohlſtand genießen könnten, die Menſchheitsfrage immer noch eine ſittliche Frage, eine Erziehungsfrage bliebe.— Die Menſchen müßten auch im Zukunftsſtaate ſittlich, innerlich ſo reif ſein, daß ſie die Freiheit und das Glück, die ihnen zuteil würden, ertragen und recht gebrauchen könnten. Die Er⸗ ziehung eines Volkes iſt mindeſtens ſo wichtig, jo ſie iſt vſel wichtiger als die wirtſchaftleche Hebung desſelben. Allerlei Geiſter gehen um in deutſchen Landen. Der Geiſt ber politiſchen Indifferenz, der Gleichgiltigkert gegenüber dem öffentlichen Leben. Bei Vielen ent⸗ ſpringt dieſe Trögheit und Lauheit aus dem Um⸗ 5 daß es ihnen gut geht und ſie zufrieden ſind; bei anderen daraus, Jaß ſie zu bequem ſind und ſich in ihrem bdehaglichen Lebensgenuß nich. ſtören laſſen wollen. Bei vielen endlich iſt ein verfeinerter Berufs⸗ und Familien⸗Ggoismus der Hauptgrund. Es gibt Hunderte und Tauſende ehrenwerter deutſcher Männer, die außer⸗ ordentlich tüchtig ſind in ihrem Beruf, hochachtbar in ihrem Cha⸗ rakter, tabellos in ihrem Familienleben. Allein ſie kennen nur ihre Arbeit und ihre Fam il ie. Un dieſe beſden Pole dreht ſich ihr ganzes Leben. Im übrigen laſſen ſie den Herrgott einen guten Mann ſein und die Regierung regieren, ſo gut oder ſchlecht ſie es eden kann.(Stürmiſcher Beifoll. Wie viele Tauſende ſind ſo gleichgiltig geworden gegen das öfentliche Leben, daß ſie nicht ein⸗ mal ihr Wahlrecht, eines der wichtigſten, heiligſten Bürgerrechte dAusüben. Und Legion die Zahl der Philiſter und Bier⸗ bankpolitiker(Große Heite keith⸗, die mit dem Munde Po⸗ litik machen und mit dem Munde den Staat regieren helfen. Wie hat ſie der Schweizer Gottfried Keller ſo meiſterhaft, ſo un⸗ vergleichlich draſtiſch und lebenswehr gezeichnet in den Leuten von Seldwyla, die Leute, die immer voll ſind von freiheitlſchen Phraſen und immer in Oppoſition gegen die gegenwärtige Regierung, die gufgehen in ihrem kleinlichen Gevatter⸗ und Geſchnatterweſen die immer nach Recht ſchreien, ober ſobald das Recht ein bischen na) Pflicht riecht, ihr Recht dorin ſuchen, keines zu üben und darum auch bei den Wahlen zu Hauſe bleiben, weil ſie ſagen: „Seit wann wird der Stant ftille ſtehen, wenn einer mehr oder weniger mitgeht— und ſeit wann iſt es denn nötig, daß ich ge⸗ rade überall dabei bin!“(Große Heiterkeit). 5 Von all' dieſen böſen Geiſtern umgetrieben kommt unſere Volksſeele nicht zur Ruhe und zu innerem Frieden, der Volks⸗ körper nicht zu ſtetem Wachstum, das Volksganze nicht zu kraft⸗ doller Enwicklung. So müſſen alle wahren Patrioten, die ihr Volk lieb haben, andere gute Geiſter beſchwören, die jene böſen Geiſter bannen. Dem Geiſte der Ztaatsfeindſchaft, der umgeht, muß der Geiſt des Glaubens an den Staat, des Reſpekts und der Achtung vor dem Staate weichen, als einer göttlichen Ordnung, die dazu dienen ſoll, daß ſich der Bürger in Sicherheit, Ruhe und Frieden ſeinem Geſchäfte widmen, ſeine Perſönlichkeit frei ent⸗ falten und ir allem menſchlich Berechtigten und Edlen vorwärts ſchreiten kann.(Lebhafter Beitall). 1 Der Staat muß als der feſte Grund und Boden an⸗ geſehen werden, auf dem das Reichshaus, in dem wir Deutſche alle wohnen, ſich allmählich zu einem immer ſtattlicheren und zoohnlicheren auferbaut— als der gegebene feſtgefügte Rahmen, in den nun aſle vom Kaiſer bis zu dem mit dem Stimmzettel die Geſchicke des Volkes beeinfluſſenden Taglöhner ein Bild hineinzeichnen ſollen, das von deutſcher Einheit, Macht, Größe und Herrlichkeit Kunde und Zeugnis gibt.(Beifall). Als einen ſelbſtändigen, freien Kulturpionier wollen wir alle den Staat anſehen der weder eine klerikale Bevormun⸗ dung nötig hat noch durch ine geiſtig revolutionierte Maſſe ſich in ſeiner hohen, heiligen Miſſion irre machen oder gar daraus ver⸗ drängen laſſen darf. Die ſouveräne Staatshoheit muß ein Dogma ſein, an das alle rechten, guten, vaterlandsliebenden Deutſchen glauben. An Stelle des Geiſtes der Reaktion muß der Geiſt der Freihelt beſchworen werden, der beſonders in dem deutſchen Bürgertum heimiſch iſt. Wir wollen und müſſen haben für eine geſunde Ent⸗ faltung aller in unſerem Volke ſchlummernden Kräfte unbedingte Gedanken⸗ und Gewiſſensfce⸗heit(Bravo), Freiheit jedweder Re⸗ ligionsausübung, auch der biſſidentiſtiſchen, Handels⸗ und Ge⸗ werbefreiheit, wirkliche Rede⸗ und Preßfreiheit, freie Schule, Der Geift — 2 r Ienn eeeereerereee enn W renne * * ee n e Zeiten zurufen: Politiſch ſich betätigen iſt notwendig, behaglich zu möbernes, der Luft der Freiheit daun ein Volk gedeihen! Darum müſſen wir die Macht des Zentrums brechen, das allen freien Betätigungen einen Hemriſchub anlegen möchte und auf ſie einen fremden Weiſtesdruck aurzuüben befliſſen iſt. Freilich das Torrelat dieſer Freiheit iſt der Reſpekt vor der Uutoritat des Staates, iſt die Erziehung zum ſittlichen Berantwortlichkeitsgefüßl des Menſchen und Bürgerg, datz er ſich ſtets nar Augen hält: Die wahre Freiheit ßeſteht nicht bartn, daß man tun und kaſſen kann, was man will, ſondern daß man in freiwilliger Unterorbnung unter das für alle Menſchen in gleicher Weiſe verbindliche Sittene geſez das tut, was recht iſt und was man vor ſeinem Gewiſſen berantworten kann, daß man in Unterordnung unter die große, beterländiſche, nationale Idee, upter die ſittliche Idee des Staates und Volkes ſich ſo verhält, daß eine vernünftige Regierung des Staats möglich iſt, daß das Ganze des Volkes dabei beſtehen und in geſunden Bahnen ſich entwiceln kann.(Beifall). Anſtelle des Geiſtes der Revolution muß der Geiſt der Reform treten. Eine Reformation an Haupt und Gliedern in unſerem Staats⸗ und Volksleben— das iſt es, was alle wahren Patrioten fordern müſſen. Es muß das aufrichtige Bemühen des Kaiſers, der Regierungen, der Parlamente, der Parteien, aller ein⸗ zelnen Bürger ſein, einen billigen Ausgleich der verſchiedenartigen Standesiniereſſen zu ermöglichen, allen ſozialen Schichtungen des Volkslebens Gerechtigkeit widerfahren zu laſſen und Jedem das Seine zu geben, an die wirklich oft ſchweren Notſtände im Volks⸗ leben die beſſernde Hand anzulegen, den Stoff zu berechtigter Un⸗ zufriedenheit zu mindern, beſonders im Recht und in der Steuer wirklich human und vor allem ſogial zu verfahren. Groß⸗ gügige, ſoziale Reſormſeitens der Regierun'g das iſtdas beſte Mittel, den Geiſt der Revolution zu deſchwören. Wenn der Arbeiter ſieht, daß er ſein freies, gleiches, direktes, geheimes Wahlrecht dauernd geſicherk hat, um ſeinen Einfluß in politiſcher Veziehung geltend zu machen, wenn er ſieht, daß man entſchloſſen iſt, ihm unbedingte Koalitionsfreiheit zu gewähren, daß man ihm ſeine Arbeit nach Möglichkeit erleichtert und ſchützt, und ſo viel als möglich vom Ertrag ſeiner Arbeit in gutem Lohn ihm zukommen läßt, wenn er erlebt, daß das Recht wirklich frei iſt von allem Kaſten⸗ und Klaſſengeiſt, daß es modern, human, ſogial iſt. daß die Steuern möglichſt auf die tragfähigen, ſtarken Schultern und nicht auf die ſchwachen gelegt werden, wenn er ſieht, daß der Staat weitausſchauende Reformen in Bezug auf Grund und Boden, auf Erleichterung der Verkehrsmittel, auf Schutz gegen Arbeits⸗ loſigkeit, auf raſche und ausreichende Fürſorge gegen Alter, Krank⸗ heit, Invalidität, auf Wohnung, Lebenshaltung, Geſundheit, Bl⸗ dung, geiſtige Förderung und Emporentwickelung des arbeitenden Volles ſich zur Aufgabe ſetzt und wenn auch langſam und Schritt bor Schritt, ſo doch ſtetig und zielbewußt durchführt, wenn der Arbeiter und Bürger aller Stände ein wirklich lebenswertes, men⸗ ſo vom Geiſte des Egoismus durchſeucht und vom Geiſte des Ma⸗ terialismus zerfreſſen iſt, daß ſie unfähig wäre zu einer wirklichen ernſthaften, ſozialen Reform, die dieſen Namen verdient— eine Reform. die dem im Schweiße ſeines Angeſichts mit der Hand arbei⸗ tenden und dem mit Schädel und mit Hirn pflügenden deutſchen Arbeiter und Bürger aller Stände ein wirklich lebenswertes, men⸗ ſchenwürdiges Daſein ſchaffen und verbürgen könnte— dann wer⸗ den alle Deutſche, auch die Arbeiter, wieder zufrledener und ruhiger, ſie bekommen wieder Freude am Staat, am Volke, ſie bekommen wieder Heimatliebe und Patriotismus.(Lebhafter Beifall.) Anſtelle des Geiſtes des Materialismus, der in allen Schichten der Bevölkerung umgeht, muß der ideale Sinn treten, der dei aller vernünftigen und berechtigten Wahrung der materiellen In⸗ tereſſen doch ſtets beherzigt, daß es auch geiſtige, ideelle Werte und Güter gibt, die man nicht zählen, meſſen und wägen kann, daß es Ideen gibt, Lebensmächte, wie Freiheit, Wahrheit, Gerechtigkeit, Menſchen⸗ und Bruderliebe, Gott, Tugend, Unſterblichkeit, von den n die Menſchheit ſchon ſeit Jahrtauſenden und auch heute noch ebenſo lebt wie von Brot und Fleiſch. Es muß ein ideeller Ein⸗ ſchlag auch wieder in die Politik kemmen daß nicht bloß gefragt wird von den einzelnen Paxteien:„Wie ſtehts mit den wirt⸗ ſchaftlichen Verhältniſſen, was können wir für die einzelnen Stände, die wir vertreten, herausſchlagen,“ ſondern auch:„Was heiſcht das Intereſſe des Vaterlandes, was erfordert das Wohl des Staates, die Wohlfahrt des geſamten Volkes.“ Der Staat darf nicht bloß als Melkkuh betrachtet werden, die allen Milch gibt, ſondern muß auch als das große Arſenal angeſehen werden, in dem alle Stände des Volkes ihre materiellen und geiſtigen Güter und Kräfte niederlegen und ſammeln, um für große Aklionen des Ge⸗ ſamtvolkes nach außen und im Inneren gerüſtet zu ſein.(Bravo.) Anſtelle des Geiſtes des Egoismus, der ſich in das Berufs⸗ und Familienleben einſpinnt, der kein Intereſſe hat für Polit. k, für Volk und Vaterland, muß der Geiſt des Bürgerſinnse, des Gemeinſinns treten, der ſich mit allem, was er iſt und hat, auch dem Großen, Ganzen verpflichtet fühlt, der ſich ſagt: Du mußt deine Gaben und Kräfte auch in den Dienſt des Allgemein⸗ wohls, des Vaterlandes ſtellen, das auf dich und deine teilnahms⸗ volle, ppferwillige, tatkräftige Mitarbeit rechnen muß. My house is my càstle— mein Haus iſt meine Burg—, das iſt ein ſchönes Wort! Aber Sie wiſſen, daß es von der Nation ſtammt, in der der nationale Sinn, das nationale Pflichtgefühl entwickelter iſt als in jeder anderen Nation, von den Engländern. Es gibt Zeiten— und die ſind gegenwärtig, wo die Völker um de Palme der Weltherrſchaft ringen, immer— wo man allen Bürgern zurufen muß:„Heraus aus dem Turm des Hauſes, hinein, ſoweit Zeit, Kraft und Nerven reichen, in das öffentliche Leben, wie die Römer und Griechen, denen die politiſche Betätigung etwas ſo Selbſtverſtändliches war wie Eſſen und Trinken und Schlafen.“ (Beifall.) Wie der Hanſeate, der Lübecker und Bremer Kaufmann ſagt: „Navigare necesse est vivere non est“— Schiffahrt iſt not⸗ wendig, Leben nicht—, ſo müſſen beſonders die Angehörigen der beſizenden und gebildeten Stände ſich in dieſen ernſten, dewegten Hauſe ſitzen, mit Bequemlichkeit, Muße und Beſchaulichkeit ge⸗ nießen, iſt nicht notwendig.(Beifall.) Da werden die Frauen Opfer bringen müſſen an dem häus⸗ lichen Behagen und ehelichen Stilleben. Aber das ewußtſein, an ihrem Teile damit dem Volke und Vaterlande zu dienen, wird ſie reichlich entſchädigen. Die Frauen ſind einſichtiger in das Not⸗ wendige und opferfähiger als die Männer— das ſage ich ohne Schmeichelei!— Und Gottfried Keller läßt in ſeinen„Leuten von Seldwyla“ eine Frau, die kluge, tapfere Rogula Amrain, ihrem Sohne klar machen, daß er die Pflicht habe, ſein Wahlrecht auszu⸗ üben. Ihr Frauen geht hin und tut bei Euren Männern des⸗ gleichen!(Lebhafter Beifall.) Der Geiſt der Philiſterhaftigkeit und des Wortbehagens muß gebrochen werden durch den Geiſt hochgeſpannten, natfo⸗ nalen Ehr⸗ und Pflichtgefühls, wie er die Engländer und Franzoſen auszeichnet, wie er unſeren drei erſten deutſchen Kaiſern eigen war, beſonders dem ehrwürdigen Kaifer Wilhelm., der auf dem Sterbebette noch ſagte:„Ich habe keine Zeit, müde zu ſein!“— wie er unſeren allverehrten Großherzog Friedrich den Deutſchen und ſeine unermüdliche Gemahlin, Großherzogin Luiſe ziert, der ſagte:„Das Recht auf Daſein ſchließt die Pflicht zur Arbeit in ſich“— und„Je älter wir werden, deſto mehr wachfen unſere Verpflichtungen.“ Alerlei Geiſter gehen um in deutſchen Landen.— Undeutiche ein grußes, ſtarzes Geiſt der ſogaltſtiſchen Doſtrin. d 0 Geiſter ſind, alle, beſonders die, mit denen wir es in dieſem freie Wiſſeuſchaft, freie Kunſt!(Lebhafter Beifal. Nur in Wahllampf zu zun haben, der Geiſt der Aerikalen Reattion und der * 0 innerlicher Kraft ruhende Freiheit auf ihr Banner geſchrieben hat, eine Freiheit, die gepaart iſt mit Pflicht⸗ und Verantwortlichkeits⸗ gefühl dem Staat und dem Volke gegenübe Zucht und Maß,— dieſer Liberalismus kann nicht ſterben, denn er iſt die Grundbedingung diner geſ fortſchreitenden Entwickelung eines jeden Volkes. engliſche Volk groß gemacht bat, ſo wird er auch bei uns wieder herrſchend und maßgebend werden, nicht durch den einen Wohl⸗ lampf des 25. Januar 1907, ſondern durch einen„heillgen Kreuzzug der Erziehung unſeres Volkes“ zu einem politiſch regſamen, politiſch denkenden, national fühlenden— und national handelnden Volke, alles, was undeutſch Volksentwicklung hemmt. Geiſter, die in unſerem Volks! feierlichen, heiligen, entſcheidungsvollen erfüllen, durchwalten und durchglühen, national fühlen, die wir feſt berzeugt ſind, daß Neaktiog langer Entwicklung zu bringen dro durchdrungen ſind, daß nur der recht verſtandene⸗ Liberalismus unſerem Volke die Erfüllung ſeiner nalen⸗ und ſeiner hohen Kulturideale verbürgt. muß der deutſche Geiſt im Feuerſäule und heilige Wolke, großen, deutſchen Zukunft, wo ein freies Volk einig und glücklich lebt. Der deutſche Gei unſer Panier, den einſt Emanuel Geibel, rief und beſchwor mit den Worten: (Begeiſterter, nicht endenwollender Be noch folgende Abſchiedsworte: Aunmehr ein in kampf legen durch diejenigen, die mit uns geſtimm: haben, ſondern viele überhaupt nicht geſtimmt haben. Stunde erſchienen, wo i jedermann ſeine Schuld her nicht gewählt haben. Frauen die Mahnung richten— die nicht gewählt haben, an der Urne erſcheinen. ſcheinen, ſo können und werden aufgeboten. den Mitteln, die wir haben. ſchließe ich die Verſammlung.(Lebhaster Beifall.) zünd Denn ſie gefährden das Weſen des deutſchen Geiſtes: die Freiheit und Junerlichkentt. Frei und innerlich zugleich will der deutſche Geiſt ſein! Freil Er läßt ſich manchmal dinden, vielleicht Fahrhunderte lang, abor mit elementarex Gewalt bricht immer wieber herdor dar Uuſtill. dare Drung der lichtſehnenden, freihsitsdurſtigen deutſcher Volzs. ſeele, wie ein Regenſtrem aus Felſeuriffen, wir eia Qnellm aus berborgenen Tleſen— und dann jubeln alle Deutſchen uizt renz Frelzeitsdichter Schiller: Wir wollen frei ſein, wie die Väter waren, Sher den Tod, als in der Knechtſchait leden, Wir wollen trauen auf den böchſten Gotz Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menſchen. Und innerlich iſt der deutſche Geiſt. Er kann nicht am Aeußeren, Materiellen haften bleiben, er kann eigenes Denken, Forſchen, Suchen nicht aufgeben— er weiß, daß die wahrhaft großen Dinge nicht durch äußere Umſtände, Verhällniſſe, Umwälzungen hervorgebracht werden, ſondern durch ſtille innere Geiſtes⸗ und Kul⸗ turarbeit. Wie Richard Wagner bei der Grundſteinlegung des Bayreuther Weihefeſtſpielhauſes ſprach:„Es iſt das Weſen des deutſchen Geiſte, daß er von innen baut.“ 1270 Ja, wir wollen von innen bauen, mit Vorbedacht, Vernunßt, Neberlegung, in freier Betätigung aller Kräfte, die in den ver⸗ ſchiedeuſten Schichten unſeres Volkslebens verborgen liegen, wollen wir alle Hand anlegen an den organiſchen Aus⸗ und Aufbau des Reiches, des Verfaſſungs⸗ und Staatslebens, des geiſtigen, kul⸗ turellen, ſozjalen und wirtſchaftlichen Lebens unſerer Nat on. Frei von jedem äußeren Druck, innerlich gebunden durch das deutiche Gewiſſen, durch den kategoriſchen Imperativ nationalen Ehr⸗ und Pflichtgefühls, in den Tiefen der Seele und des Gemüts bewegt von der Frage: 2 hafter Beifall.) Was frommt dem Vaterlande?(Leb Zur Beſchwörung der böſen Geiſter, die in unſerem Volksleben umgehen gehört ein Wieder⸗lebendig⸗werden, ein Erſtarken, ein Mächtigwerden des deurſchen Geiſtes, der einſt das Römerſoch zer⸗ brach, der in der Seele des Mönchs von Wittenberg loderte, der in den deutſchen Freiheitskriegen aus Grabesnacht zu Sonnenglanz drang, der in den ſoer Jahren die deutſche Kalſerkrone neu ſchmie dete und unſer zerriſſenes und zerſplittertes Volk zu einer mach vollen, geſchloſſenen Einheit zuſammenſchweißte, der freie und doch zugleich fromme innerliche, ſtarke, männliche Geiſt, der im Furſten Bismarck, dem eiſernen Kanzler des neuen deutſchen Reſches ſeine letzte gewaltige, eindrucksvollſte Verkörderung fand, des Mannes, der für das Weſen des deutſchen Geiſtes, das freie und doch inner⸗ liche, das ſtolzeſte und deutſcheſte Wort geprägt hat, das es gibt, das Wort:„Wir Deutſche fürchten Gott, aber ſonſt nichts auf der Welt.“(Lebhafter Beifall.) Von dieſem Geiſte des Mutes, männlicher, kraftvoller E ſchloſſenheit, der Freiheit, des Trotzes, der ſich nicht gibt, auch wenn ſchwarze Wolken den Horizont verhängen und rot di Flammenzeichen emporlodern, von dieſem echt deutſchen Geiſte war in dem Wahlkampf etwas zu ſpüven. Dieſer deutſche Geiſt iſt der Geiſt des echten Liberalismus— liber heißt ja frei— lener Geiſtesrichtung und politiſchen Grundanſchauung, die eine a r, die bermählt iſt mit ſunden, gedeihlichen, harmoniſch Und wie dieſer liberale Geiſt in England herrſcht und da durch einen heiligen Kreuzzug„ider iſt, was die Freiheit und Innerlichkeit naſcrer (Lebhafter Beifall.)„„ Dieſen deutſchen Geiſt rufen wir wider alle böſen eben umgehen, in dieſer er ten, Stunde. Er muß uns a uns alle, die wir wa; Nadikalismus unſer Volk um die Früchte ſchwerer, jahrhu hen uns alle, die wir tief und g hehren natt Allen Kämpfern für deutſche Größe, Freiheit, Ehre und M herligen Streite voranziehe⸗ als Bannerträger einer auf freiem Geul ſt iſt unſere Rettun! u⸗ der edle, deutſche Se Zieh' ein zu unſern Toren Du ſtarker, deutſcher Geiſt, Der aus dem Licht geboren— Den Pfad zum Licht uns weiſt Und gründ' in unſerer Mitte Wahrhait und fromm augleich In Freißbeit, Zucht und Sitte Dein tauſendjährig Reich! Heil dem deutſchen Geiſte! Heil dem heißgeliebten, 1 775 Vaterlande! Hanl; Dann ſprach Herr Rechtsanwalt König Meine werten Freunde! Ebe wir auseinandergehen, ein Aoſchiedswort! Wir den entſcheidenden Wahlkempf. In dieſem ſind wir die letzten Male unterlegen. Wir ſind nicht ort rch r allem dadurch, d⸗ Und, m. H. iſt die er ch ſagen möchte: Deutſchland erwart: igkeit tut!“ Vor allem diejenſgen Und da möchte ich vor allem ang denn jede kennt ihren. daß am Wahltage diejenl Wenn diee Alle Kräfte ge wir den Dann werden wir ſiegen. iejenigen, die gegen uns geſtimmt haben, vo m beſten— daß ſie dafür ſorgen, wir ſiegen. Auf in den Kampf und führen Es war kurz nach 11 Ühr, als ſich der Vorſitzende m enden Worten von der Verſammlung verabſchiedete. Hus Sladt und Cand. „5 Maunnheim, 91. Januar 190 Zur Reichstagswablbewegung. Dem lokalen Wahlfond on einem gegenwärtig hier weilenden Gutsbeſtzer aus Vz 0 Mark zugefloſſen. Eine dantenzwerte Spende und em B. Mannheim, 24. Januar General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Ar das Intereſſe, das allenthalbe Wird.— Die oe iig ten ekanntlich gegenzune ſommen getroffen, daß es Henn Reiche ins Ballhaus Abeten, bis gzum Ende de Rleiben unb dieſes nicht, 5 Kſerkreiſen kommt Rückſicht auf d kutie ſehr empfeß Miregus ete. am Feigugebe isbeſondere ſeiten kann. — Die Liſtenfübrer we Wahlaktes im Wahllokal zu zu verlaſſen.— Aus te Wis 13 1 Uhr durch In den Jahren 1 Invaliden⸗ wand von Herſicherung 19 700 926 M. 4905 der Krant Saählreichen Jungenheilſtätten 9 e Die neue Karlsruher Schiffahrts⸗Aktien⸗Geſellſchaft! ieder einen großen neuen Güterdamofer mit Namen zugelegt. Der neue Dampf urde auf ei ländiſchen Schiffswerft erbaüt, i M 10 19.30 Meter b und kann bei ei kingefähr 24 000 Zentner le des neuen Tampfers arbeite Der Dampfer, welcher mit Peſtimmt iſt, wird von dem Kapitän Donners 22 Pflanzſchulen mit einer Geſamtfläch Zährt unſer Heimatland. Im gangen ſind im Jahre 1907 Pflanzen abgegeben worden. Davon waren 97 Pro, hölger, 2,1 Prozent Laubhölzer. Erlöſt wurden 8105 Ungedeckte Aufwand belief ſich auf 9993 M.(4971 M. im Vorjahr). i Beihilfen für Aufforſtung von Oedland und geringwertigem kanbwirtſchaftlichem Gelände mit im ganzen 61,0 ba wurde 1905 ein Geſamtbetrag von 2352 M. ausbez An mehrere Gemein⸗ Hen und Privatperſonen wurden Unterſtützungen bewilligt. Der Nhein geht ſeit heute Nacht ſtark mit Treibeis, die Schiffahrt iſt eingeſtellt. Das Eis ſteht faſt ſtill. Hält die Külte au, ſo iſt das Zufrieren des Rheines zu erwarten. Das Rhein⸗ Pelſckenther mometer zeigte heute früh 9 Grad. 5 Atmaßliches Wetter am 25. und 23. Januar. Vorherrſchend nordöſtliche bis nördliche Winde werden am Freitag und Samstag ſorigeſetzt ſehr ſcharſen Froſt und dabei trockeues und heiteres Wetter Vernrſachen. Polizeibericht vom 24. Januar 1907. Braände entſtanden am 22. ds. Mts. durch Entzündung von anzruß im Hauſe Hebelſtraße Nr. 3, am 23. d. Mts. im 4. Stoc Hauſes E 7 1, woſelbſt der Parkettboden unter einem Kachelofen ener fing, ferner am gleichen Tage im Keller des Hauſes Mittel⸗ kaße 148, in welchem ein Kaufmannslehrling mit einer brennenden arinkerze der döxt lagernden Holzwolle zu nahe kam. Der Brand⸗ aden iſt in allen 3 Fällen erheblich; das Feuer wurde von der erufsfeuerwehr gelöſcht. Warnung vor einem Schwindler. Geſtern vor⸗ ittag zwiſchen 8½ und 9 Uhr verſchaffte ſich der nachbeſchriebene Un⸗ kekannte unter dem Vorgeben, er ſei„Kriminalſchutzmann“ im 5. Stoch des Hauſes Dalbergſtr. 18 hier im Zimmer eines Aftermieters Ein⸗ gang, nahm daſelbſt eine Durchſuchung vor und ſtahl dabei aus einem Mirteiz Nachſchliiſſels geöffneten Handkoffer 82 Mark bares Geld in em Augenblick, als die Wohnungsinhaberin durch das Läuten am Plasabſchluß von einem andern Unbekaunten— zweifellos Mittäter zum Verlaſſen des Zimmers veranlaßt worden war. Beſchrei⸗ ſung des Pfeudo⸗Kriminalſchutzmannes: 38—12 Jahre alt, 1,701,75 Meter groß, rundes Geſicht, dunkelblonde Haare, enſoſchen in die Höhe geſtellten Schnurrbart und kurzen Spftzbart, war bekleibdet mit hellbraunem Havelock, dunklem Anzug, Stehkragen Alanger rbtlicher Kravatte, dunkelgrauem eingebrückten weichen Filz⸗ hut und braunen Stoffhandſchuhen. Der Mittäter teug Ueber⸗ zleher und ſteifen Filzhut; beide ſprachen hochbeutſchen Dialekt, Um fachbienliche Mitteilungen an die Schutzmannſchaft wird gebeten. Theater, Runſt und(Oiſſenſchaft Großh. Hof⸗ und Nationaltheater. Die Intendanz teilt mit: „Das Elſäſſiſche Theater in Stroßburg“, das kommenden Sams⸗ tag und Sonntag im„Neuen Theater“ im Roſengarten zwei Ge⸗ famtgaſtſpiele geben wird, hat ſich in den acht Jahren ſeines Be⸗ ſtehens aus kleinſten Infängen heraus im Kunſtleben der el⸗ ſäſſiſchen Hauptſtadt einen ſo feſten Plaß erobert, daß es jetzt im Begriff ſteht, ſich ein eigenes Heim zu gründen. Seine haupt⸗ ſöchlichen Erfolge verdankt das„Elſäſſiſche Theater“ dem ham⸗ iſchen Dialektdichter Guſtav Steskopf, der es verſtanden, aus der Volksſeele heraus für das Volk zu ſchreiben und ihm in ſeinen zahlreichen Komödien die lebensrollſten Geſtalten in immer neuen Bildern vor Augen zu führen. Diesmal bringt uns das„El⸗ Aeche Theater“ zwei neue Stücke ſeines heimatlichen Dichters und zwar: am Samstag, den 26. Januar die dreiaktige Komödie: „Di Hoflieferant“ und Sonntag, den 27. die Kombdie in drei Aufzügen„E Demonſtration“. Von hier geht das Elſäſſer En⸗ ſemble nach Karlsruhe, um dort am Hofthegter ebenfalls einige Aufführungen zu veranſtalt en. Frau Marx⸗Kirſch, unſere Mannheimer Künſtlerin, konzer⸗ kerte dieſer Tage in Frantfurt. Die„Irkf. Ztg.“ weiß darüber, ſpie folgt, zu berichten: In Frau Marx⸗Kirſch lernten wir eine Pianiſtin mit ſehr bemerkenswerten künſtleriſchen Eigenſchaften kennen. Ihre Technik iſt ſolide und zuverläſſig und der Vortrag eugt von eindringendem muſikaliſchen Verſtändnis. Unter dieſen unſtänden geſtaltete ſich die Wiedergabe der Schumannſchen Fantaſie, bei der vielleicht nur hier und da im erſten Satz noch ern eidenſchaftlicherer Schwung zu wünſchen geweſen wäre, im allge⸗ keinen vecht beifallswürdig. Eine ausgezeichnete Leiſtung bot die kongertgeberin mit den Walzern Op. 39 von Brahms. i nelleren wie die getrageneren Abſchnitte kamen mit ſubtilf kurateſſe zu Gehör. Mit Stücken von Chopin beſchloß die Künſtlerin, die ſich ſehr lebhafter Anerkennung zu erfreuen hakte, ihre Vorträge. Hochſchulnachrichten. Die philoſophiſche Doktorwürde erwarb an der Züricher Univerſität Fräulein Margarete Jan ſen aus Newyork. 5 Die neuen Direktyren der Pariſer Großen Oper, deren Er⸗ auch außerhalb Welt, und nicht zum ten Opernbühne für Frankreich igen Ende hätte man lieber den 7 werden. Am irektor der Komiſchen OSper, Herrn Carré, der im letzten Augenblich ſein„Jawort“ rückzog, auf jenem Poſten geſehen. Nun iſt ſein erſter Kapell⸗ meiſter an ſeine Stelle getreten, Herr Andrs M eſſager, und wir erleben das eigenartige Schauſpiel, daß ein Operetten⸗ komponiſt von echtem Schrot und Korn zum Hüter der eruſten dramatiſchen Muſit in Paris berufen wird. Die Anteilnahme der deutſchen Kunſtwelt wird durch dieſe Wahl in gewiſſem Si böht, denn hier iſt Meſſager, der Vater der„Kleinen ſaſt ebenſo populär wie in Frankreich, wenn auch nur ein 2 tell ſeiner melodibſen und vornehm feinen Operetten über die in London g iſche wird 1 ſpezteller Fachmann Herr Brouſſa a, als iter Ditektor zur Seite ſtehen. Der Name der Schauſsielerin. In sei ed in kurzem die Schauſpielerin des t, was er kann. Fur das rein Techniſch⸗Theatra⸗ * die Reuaiſſanceth Simonele Bargy geraten. Bon ihrem Gatten, nur allzuſehr durch eigene Schuld, geſchieden(betanntlich brannte ſie kürzlich mit ehemaligen Präſidenten der Republik nach gypten), will dieſer Gatte, Herr Charles le Bargy, ꝛobald die Scheidungsurkunde in ſeinen Händen iſt, ſeiner ehe⸗ aligen Gattin verbieten, ſeinen Namen weiterzuführen. Das ein Vorgang, der bet einer Privatdame am Ende von keiner triebenen Wichtigkeit wäre. imone Le Bargy aber ſtect als S ſpielerin in der Oeffentlichkeit. Unter dieſem Namen errang ſe Ruhm und Ehre, muß ſie ihren bisherigen Namen aufgeben, um wieder ihren Mädchennamen Simone Benda zu benutzen, igt ſie ſich damit eines Teils ihrer künſtleriſchen Lorbeeren, m Laufe der Jahre errungen hat. Frau Le Bargy beab⸗ alſo— es 7 o entle bleibt ihr kaum etwas andeves übrig— zu klagen, „ daß der Richter galanter und vorurteilsloſer ſein als der und ihr ein Recht zuerkennen wird, daß ihr als Gattin mehr zu auf das ſie aber als Schauſpielerin An⸗ ( 3 London berichtet wird, ſoll Ausſtellung eröffnet werden, die Ihr Zweck iſt, die Hilfsmittel 1 den Forſchungsreiſenden, den Tou⸗ u, und den Anſiedler, ſowie die notwendige Ausrüſtung das Leben in den verſchiedenen klimatiſchen Verhältniſſen zu ver⸗ anſchaulichen. Die Methoden des Reiſens in der Vergangen⸗ heit und in der Gegenwart ſolleu vorgeführt werden; man wird Karawanen, Lager im Freien und Bergbeſteigungen beobachten klönnen, ja ſogar die Luftreiſen ſollen ſchon eingeſchloſſen werden Nenes von Gabriele'Annunzis. Aus Mailand wird be⸗ richtet: Gabriele'Annunzio iſt wirklich unermüdlich. Sein neues Drama„Pid che'amore“ hat erſt vor kurzem das Rampenlicht erblickt, ein zweites„La nave“ befindet ſich gegenwärtig in Vorbereitung, und ſchon arbeitet er an einem neuen Drama, einer Komödie in drei Akten, die den Titel„J pretendenti“ führen wird. Es handelt ſich darin um ſieben Freier, die ſich um die Dand einer ſchönen reichen Witwe bewerben. Außerdem aber bereitet der Dichter die große Feſtrede vor, die er zur Goldoni⸗ Hundertjahrfeier im Manzoni⸗Theater in Mailand halten wird und der man allgemein mit Spannung entaegenſieht. Das Syndikat der Theaterbeamten. Wie aus London be⸗ richtet wird, hat ſich dort ein Syrdikat der Theater⸗ und Variete⸗ Angeſtellten gebildet, dem 30 Perſonen beigetreten ſind. Die Theaterdirektoren haben das Syndikat bereits anerkannt. Cetzte Hachrichten und Telegramme. *„ Berlin, 28. Jan.(Militär⸗Wochendlatt.) Gdler von anitz, Generaloberſt und Generalinſpekteur der Kaval⸗ lerie, iſt in Genehmigung ſeines Abſchiedsgeſuches unter Belaſſung la suite des 16. Huſaren⸗Regiments mit Penſion zur Dispo⸗ ſiton geſtellt worden. * Eſſen(Ruhr], 23. Jan. Eine Droſchke des Direktors Brenner von der Arenberger Bergwerksgeſellſchaft wurde an einem Bahnübergang von einem Zuge erfaßt. Der Direktor wurde ichwer berleßzt. Der Kutſcher, der unverletzt geblieben war, führte die Pferde in den Stall und erhängte ſich. „Peſt, 28. Jan. Infolge des Beſchluſſes, der im Miniſter⸗ vate gefaßt wurde, wird der Juſtizminiſter einen Prozeß wegen Eine Reiſeausſtellung. dort im Monat Maji eine Reiſe⸗ ie erſte ihrer Art ſein wirk ͤ e Reize des Reiſens —— e i die r Verleumdung gegen ſeine Angreifer anſtrengen. „ Paris, 28. Jan. Der Senat lehnte den von der Kammer ange⸗ hem der Adels⸗ Amtsblatt veröffent⸗ des Finanz el[ beſteuert werden ſ licht ein Dekret, durch welches das erz! öfliche Palais miniſterium zur dienſtlichen Benutzung über⸗ Präſident vollzog folgende Ernennungen: Der bisherige Botſchafter in Madrid, Jules Cambon, wurde zum Votſchafter in Berlin ernannt an Stelle Bihourdps, der in den Ruheſtand tritt; der bisherige Botſchafter in Vern, Revoil, wurde zum Botſchafter in Madrid ernannt; Senator Daunay wurde zum Botſchafter in Bern, der bisherige Geſandte in Kopen⸗ hagen, Crozier, zum Botſchafter in Wien ernannt. „Paris, 24. Jan. Die Polizei nahm geſtern abend in mehreren Spielzirkeln abermals Durchſuchungen vor und belegte die Einſätze und Spielmarken mit Beſchlag. Diyon, 24. Jan. Der angebliche Student Jadot ver⸗ wundete den Zeitungsherausgeber Jobard, ſowie deſſen Sohn lebensgefährlich mit 6 Revolverſchüſſen, weil ihm der erſtere die Hand ſeiner Tochter verweigert hatte. Jadot wurde verhaftet. London, 23. Jan. Amtlich wird bekanntgegeben, daß der bisherige Unterrichtsminiſter Birrell das früher von Bryce ver⸗ waltete Amt als Staatsſekretär für Irkand über⸗ nimmt und der jetzige Schatzſekretär Me. Kenna der Nachfolger Virrells als Unterrichtsminiſter wird. *Sewaſtopol, 23. Jan. Auf dem Schwarzen Meere wehte der Nordweſtſturm in der Nacht vom letzten Sonntag auf Mon⸗ tag. Der von Odeſſa abgegang ene ruſſiſche Dampfer„Jalta Putſchkin“ iſt bis jetzt nicht eingetroffen, Man befürchtet, daß derſelbe verloren iſt. * Waſhington, 23. Jan. Der Vorſitzende der Panama⸗ kangl⸗Kommiſſion, Shonts, iſt n ſeinem Poſten zurückgetreten. Präſident Rooſevelt hat nur mit Widerſtreben ſeine Einwillig⸗ ung gegeben. geſe nach Erdbeben, * Berlin, 23. Jan. Dem„Berl. Lokalanz.“ zufolge wurden in den weſtlichen Harztälern heute früh mehrere leichte Erdſtöße wahrgenommen. * Batu m, 23. Jan. Heule früh 4 Uhr wurden hier mehrere lsichte Erdſtöße verſpürt. Auf dem Meere wütete ein hef⸗ tiger Sturm; der See Nurgeil iſt nahe der Vereinigung mit dem Meere aus ſeinen Üfern getreten. Durch die dadurch verurſachte Ueberſchwemmung iſt erheblicher Schaden ergerichtet worden, namentlich auch an den im Freien lagernden Waren. *London, 24. Jan. Das Reuterſche Bureau meldet aus —1 Ni Jan. Seit dem 14. Jan erfolgten zwei ſehr Erdſtöße und am letzten Dienstag gleichfalls zwei. Mehrere Gebäude ſind eingeſtürzt. Der Bevölkerung bemächtigte ſich eine große Beunruhigung Verluſte an Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. 9 Die Kälte. * Trie r, 2. Jan. Die Moſel führt bedeutende Mengen Treibeis. Die Schiffahrt iſt vollſtändig eingeſtellt. Die Sauer, die Kyll, ſowje piele kleinere Gebirgsbäche ſind vollſtändig zu⸗ gefroren. mM* Trje ſt, 28. Jan. Bei heftiger Bora herrſchten am f Alle Arbeit ruht. Zaßtelche Unfälle werden gemeldet. * Ro m, 23. Jan. In Zanz Itolien berrſcht außergewöhnliche und N In Mailand waren Rodigd 10 Grad Auf der Linie unter und in Liy Rom⸗Neapel werden die rch Wehrere Telephon⸗ und klinien ſind unterbrochen. * Paris, 24. Jau. In der ungewöhnlich ſtrengen Kälte ſind im Laufe des geſtrigen Tages 9 Perſonen in Paritz ge⸗ 5 n. Hier Schneſtur m. herrſcht am B. Jan Der Jylale Zur ruſſiſchen Revolution. 1 Warſchau, 28. Jan. Bei der Station Andrzeew im Kreiſe Kielze überfielen mehrere Perſonen einen Poſt⸗ ˖ Die Unruhen in Marokko. 3. Jan. Von der auf dem Marſche befindlichen die zuf ihrem Wege liegenden Duars in Brand iſt entſchloſſen, dem Kaid Treuloſigkeit Pardon nicht zu gewähren. Verliner Drahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.) Berlin, à. Jan. Gegen den ehemaligen Diener der Fürſtin Wrede, Glaſe, war von der Staatsanwaltſchaft ein Verfahren wegen Meineid eingeleitet worben. Dieſes Verfahren iſt jetzt ein⸗ geſtellt worden, die Unterſuchung gegen die Fürſtin ſelbſt iſt übrigens noch nicht zum Abſchluß gelangt. Es wird noch ein ausführliches pfychiatriſches Gutachten eingebracht werden. Berlin, 24. Jan. Aus Newyerk wird telegraphiert: Der deutſche Dampfer„Prinz Eitel Friedrich“ kam am 22. Januar aus Ringston in Newyork mit einer Anzahl Touriſten, zumeiſt Amerikaner, die während des Erdbebens ein Kingston waren, an. Dieſe be⸗ ſchwerten ſich bitter über ihre Behandlung und nahmen eine Neſo⸗ lution an, daß der Kapitän der„Port Kingston“ ſich weigerte, eine kleine Anzahl deutſcher Notleibender zu ſpeiſen, daß Amerikaner an Land geſchickt wurden, um Platz für Engländer zu machen, und daß dle Verwundeten vom Dampfer fortgeſchickt and ohne Verpflegung auf die Werft gebracht wurden. Berlin, 2. Jan. Der frühere Beamte der Kolontkal⸗Abte lung, Pöblau, richtete im„Vorwärts“ einen offenen Brie! an den Reichskanzler, in welchem er ihn erſucht, nachguweiſen, auf Grund welcher Tatſache der Reichskanzler ihn(Pöblau) am 28. November v. Is. in ſeiner Reichstagsrede den Vorwurf der Unzu⸗ rechnungsfähigkeit und Unglaubwürdigkeit gemacht habe. Berlin, 24. Jan. Für den verſtorbenen Schriftſteller De⸗ Arthur Pſerhofer fand geſtern im Bühnenklub eine Trauer⸗ Arthur Pſcherhofer fand geſtern im Bühnenklub eine Trauer⸗ Berlin, 24. Jan. In der komiſchen Oper errang geſtern 8 daktige Muſikdrama„Tosca“ von Puccini einen ſtarken, unbeſtrittenen Erfolg, da Volkswirtſchaft. Induſtriekörſe Mannheim. Am Dienstag, den 5. Februar 1907. nachmittaas 3 Uhr, findet Spezialtag für die Maſchinen⸗, Elektri⸗ zitäts⸗ Eiſen⸗ und Metall⸗Induſtrie. Gas⸗ und Waſſer⸗Inſtallation mit Muſterauslage ſtatt. Zur Beteiligung an der Muſterauslage werden auch Nichtmitalieder gegen Entrichtung einer kleinen Gebſihr zugelaſſen. Nähere Auskunft erteilt das Sekretartiat. Die ſtarke Be⸗ telligung an den bisherigen Trefftagen vorgenannten Branchen, das allgemeine Intereſſe, welches ſich für dieſe Trefftage kundgibt und die günſtigen Reſultate derartiger Zuſammenkünfte überhaupt ver⸗ bürgen ben ſich beteiltgenden Firmen auch diesmal Erfola. Beſonderg wirb noch darauf aufmerkſom gemacht. daß nicht nur Firmen vors genannter Branchen zu dieſem Trefftage eingeladen find, ſondern daß auch die Teilnaßme der Vertreter aller anderen Branchen ent⸗ ſprechend dem Iwecke der Induſtriebörſe, exwünſcht und geboten iſt. Die Firma Ph. Fuchs u. Prieſter teilt uns mit, daß ſie den Herren Hans Bejerbach, Kaufmann und Guſtav Badeſtein, Ingenieur, Geſamtprokura erteilt hat. —.... ̃ kßßpßßßß. ß ßpßßß Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum. für Kunſt, Feuiſleton und Vermiſchtes: Fritz Kayſer. fär Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Rich. Schönfelder; für Volkswirtſchaft u. den übrigen redaktionellen Teil: Karl Apfel; für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Franz Kircher. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Ernſt Müller. innnn Schokoladenhaus C. U HN 9 42 n K Haupigeschäft: Q 1, 3, Breitestr. Tel. 1923, K I, 5a, Bernhardushof(Breitestr.) O 7, 4, Ecke fHeidelbergerstrasse. Filialen: Orösstes Spezial-Oeschäft fur 678250 Schokoladen, Confitüren, Kakao's, Hafer. mälzkakao, Thee, Biskuits, Bonboniéren Attrappen, Liqueure u. s. W. NAtgläed. G. AlIgermn. Rabattsparvereilas ———————.— 5 , 74 7 Aiints, — —— Endstation der regelmäs auhaien bel Mannneim. sigen Rheinschiffa hrt. Be- deutendste! Kohlenstapelplatz des Oberrheins. Wegen devorzugter Lage, bevorzugte Frachtverhäſtnisse. Leistungsfähiges Electrizitätswerk. Wasserwerk, Kanalisstion für Haus- und Fabrik-Abwüsser; mässige Steuern. Gule Wohngelegenheit für Ardeiter. Augiedelung auch kolonie- woise möglieb. 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Wir 105 unſere Mitglieder und K der Kandidatur des Hertn Stadlſchulrat Dr. Sickinger aufs dringendſte, wenn irgend möglich, von 12 bis 2 Uhr zu wählen um uns die Agitation zu erleichtern.— Ferner bitten wir dieſelben, ſich Morgel nachmittag,(Freitag, 20. Fauuar) von 1 Uhr ab in den unten verzeichneten Agitationslokalen ihres Wahlbezirks einzufinden, um uns beim Beiholen ſäumiger Wähler behilflich zu ſein. (Die Nummer ſeines Wahlbezirks kann jeder Wähler auf dem ihm zugegangenen Briefkouverte mit Wahlzettel erſehen. Zentral⸗Agitationslokal: Zähringer Hof, 2 2,—10. Cel. 730. Nummer des Nummer des Wahlbezirks A ntationslokale. Wahlb zirks Agitatlonslokale. .,., 8 Café zur Oper, O 3, 21/22. Tel. 2458. 24—80. Reſtauration jur Kaiſe hütte v. E. Metz, 4. 5, d0, 7. Sockowiß, K 7 10. Telephon 188. Seckenheimerſtr. 11. Tel 3059. 3 Neſtanrattag Groder Ku färſt, 588⸗ 81.5 Rennershofftr. 12, buſchſtraße 15. Telephon 1088. Scheffeleck, M 3, 9. Telephon 33 8, bei 86. 37., 88. eee 12., 18. 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