(Badiſche Volkszeitung.) Abonnement: 70 Pfennig monatlich. Bringerſohn 28 Pig. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ aufſchlag M..48 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 8 Pfg. PP E 6, 2. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile.. 25 Pfg. Auswärtige Inſerate. 30 * Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und verhreitetſte Zeitung in Mannheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. (Nannheimer Volkablatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunheim“ ,„ Telefon⸗Nummern: Direktton u. Buchhaltung 1449 Druckeret⸗Bureau(An⸗- nahme v. Druckarbeiten 844 Redaktion 877 E 6, 2. — 2 Expedition und Verlags⸗ (Von unſerem Berliner Bureau.) — Bevlin, 28. Januar. Und der Bernhard v. Bülow iſt doch ein glückhafter Schiffer. Seit dem Komödienſpiel von Algeciras etwa ſchwebte ein Unſtern über ſeinem Tun und Handeln. Erſt der ſchlecht verhüllte Mißerfolg der Konferenz, den die Offiziöſen vergeblich in ſein Gegenteil umzulügen verſuchten; dann der körperliche Zuſammenbruch und Schlag auf Schlag den langen Rekonvales⸗ zentenſommer hindurch eine Kette der Widerwärtigkeiten und Mißhelligkeiten. Im Lenz ſeiner Kanzlerſchaft(und auch ſchon des Staatsſekretariats) hatte der konziliante Mann, bei dem die Verbeugungen immer zu ſechszehn aufs Dutzend gehen, mit det Preſſe nahezu aller Parteien geſpielt wie auf einem ihm zugehörigen Inſtrument. Jetzt waren angeſichts der verewigten Podbielskikriſe auch die Treueſten der Treuen ſchwierig ge⸗ worden und ob er ſich als Bismarckerbe gab, der ernſten Problemen mit gefurchter Stirn nachſann, ob als heiterer Cauſeur, der ſich mit der ganzen Bildung des Jahrhunderts ausrüſtete— der Applaus, der ach wie gerne vernommene, ließ ſich nicht mehr hören. Dann kam die Auflöſung und mit ihr ein Umſchwung der öffentlichen Meinung. Das war doch etwas Neues, ein bislang nicht beobachteter Geſtus! Und die ganz Begeiſterten behaupteten kühnlich: nunmehr erſt hätte Otto b. Bismarck wirklich einen Nachfolger gefunden. Aber auch dieſe Begeiſterung verglomm. Die hinter uns liegende Wahl⸗ bewegung war eine der merkwürdigſten, die je erlebt wurden. Anfangs eine laute, freudige Zuſtimmung der Nation; dann, 15 je mehr die Wahlmacher und Wahlkalkulatoren in Aktion traten, und je weniger die Regierung ſich aus dem„Wenn“ und„Aber“, 9 den halben Zugeſtändniſſen und lauen Verſprechungen heraus⸗ locken ließ, ein langſames, aber ſtetes Abflauen. Und nun dieſet— daß wir's nur geſtehen— über alles Erwarten große, ſchier berauſchende Erfolg. Der aber entſcheidet in der Welt des Handelns. Wenn Fürſt Bülow mit geſchlagenen Schiffen heimgekehrt wäre; wenn der Wahrung des ultramontanen Beſitz⸗ —— ſtandes noch die ſtarke Vermehrung ſozialdem. Mandaten ſich geſellt hätte, die Singer und Bebel, die großen Propheten, 1 vorausſagten, es hätte, zumal erwieſenermaßen die Ratsherren 4 immer beim Verlaſſen des Rathauſes die intenſivſte Klugheit zu entwickeln pflegen, weit und breit keinen gegeben, der den Entſchluß zur Auflöſung noch zu loben gewagt hätte. Und über ein kleines hätten die gurgelnden Strudel zu ſeinem Kahn 5. wohl auch den Schiffer verſchlungen. Nun gewann er das n, hohe Spiel und in der nordiſchen Kapitale der heutigen Deut⸗ 2 ſchen ziehen ſie hochrufend und Lieder ſingend(wer brüchte noch auf dem Canal grande, wenn das Thermometer unter Null ſank, eine Serenatak) nächtlicherweile vor ſein Palais; er aber, der Gefeierte, bringt zu einer Stunde, da der gute Bürgers⸗ mann längſt in ſeinem Pfuhl ruht, ganz modern und ordentlich demokratiſch noch ein Hoch auf Nation und Volk aus. Die Aengſte ſind gewichen; wie eine friſche ſalzartige Briſe wehtdes durch alle Reihen und ſelbſt die Bedächtigen, die wie der ſieben⸗ mal Geſiebte Octavio v. Zedlitz und Neukirch noch vor ſechs Wochen den Gedanken an eine Auflöſung eine kaum zu glaubende Torheit ſchalten, ſtammeln jetzt von dem Werk hoher Staats⸗ Vorſicht! Der ſchöne Erlaß über eine neue und mildere Praxis die delane gele. n: Eigene Redaktions⸗Bureaus in Berlin und Karlsruhe. dhend 41 Nr. Dienstag, 29. Januar 1907.(Mittagblatt. Nac Itſeisheit, deſſen wir ſorben Zeuge geworden. Der Erfolg ent⸗ ſdem Jenkrun ſberlaſſen und dafür das Zentrum den 9. Nach den Wahlen. ſcheidet in der Welt des Handelns und Bernhard v. Bülow iſt 10. Bezirk für den Block helfen erobern. Im 12. und 4. ein glückhafter Schiffer Der Erfolg des Kanzlers wird nicht gemindert durch die von den Zentrumsorganen gebührend hervorgehobene und an ſich durchaus richtige Tatſache, daß die bislang regierende Partei ungeſchwächt aus dem Wahlkampf hervorgeht und nach wie vor auf dem parlamentariſchen Schachbrett ein bedeutender Faktor bleibt. Die Hoffnung Schwarz aus ſeinen ſicheren Stellungen zu vertreiben,mag von vornherein nicht allzu ungeſtüm geweſen ſein. Aber der zweite und ernſthafter gemeinte Teil der fürſt⸗ lichen Wahlparole— die Niederzwingung der Sozialdemokratie — iſt doch überraſchend verwirklicht worden; verwirklicht nicht zum wenigſten durch den vom Kanzler gefundenen und von ſeinen Offiziöſen unermüdlich wiederholten Appell an„die Partei der Nichtwähler“. Das iſt ein Separaterfolg des Reichs⸗ kanzlers, der ihm, wie immer die Stichwahlen ausgehen mögen, nicht verringert werden kann. Nun iſt die Reihe an uns, daß auch wir uns die Beute heim bringen. Mit Recht erinnert die „Nat.⸗Zig.“, daran, daß jede Partei auch Pflichten gegen ſich ſelbſt habe und daß nach dem Zurückdrängen der Sozialdemo⸗ kratie es Zeit geworden ſei auch dieſe zu bedenken. Vergeſſen wir doch nicht, daß wir nicht nur einen glückhaften, ſondern auch einen vorurteilsfreien Kanzler haben. Die Konſervativen kehren numeriſch geſtärkt ins Wallothaus zurück; ſie bringen aber vorausſichtlich noch eine Kräftigung ihres ultra⸗agrariſchen Flügels mit. Und indeß ein Mann wie Profeſſor v. Liſzt unter⸗ lag, ſtehen Oberſcharfmacher wie Herr v. Zedlitz und der General v. Liebert in ganz ausſichtsvollen Stichwahlen. Hier muß die Entſchließung wirklich ohne Sentimentalität und unbeeinflußt von allem Phraſenſchwall gefaßt werden. Würde der Reichstag durch die Stichwahlen in dieſer Richtung komplettiert; bekämen wir ein Parlament, in dem die Oldenburg und Dieirich Hahn die Wirtſchaftspolitik kommandierten und der Adreſſat des Syl⸗ veſterbriefes die Sozialpolitik, ſo wären wir aus dem Regen in die Traufe gelangt. Es iſt wohl kein Zufall, daß die„Kreuz⸗ Ztg.“ juſt zwei Tage nach den Wahlen dem gleichen und allge⸗ meinen Wahlrecht den Krieg erklärt. Wahlrecht, das ſich ſoeben doch ſo glänzend bewährt hat! Mit dieſen Leuten iſt eben kein Auskommen; der konſervative Geiſt, wie man ihn allein oſtwärts der Elbe verſteht, will ſich nun ein⸗ mal mit dem liberalen nie und nimmer paaren. Und darum: bei Majeſtätsbeleidigungen, den der„Reichsanzeiger“ zu Kaiſers Geburtstag veröffentlicht, mutet ja fafſt an wie das erſte An⸗ klopfen eines neuen, liberaleren Regiments. Das gilt es in den Stichwahlen zu verankern. Die Reichstagswahlen. Die Stichwahlparole der badiſchen Konſervativen. Das Orgam der badiſchen Konſervativen ſchreibt: Für die Konſervativen und Mitglieder des Bundes der Landwirte ſteht die Parole feſt und kann nur heißen gegen die Sozialdemo⸗ kratie. Wenn man die Situation überſchaut, ſo wäre nichts leichter in Baden, als die beiden noch in Frage kommenden Be⸗ zirke[Karlsruhe und Pforzheim) den Sozialdemokraten abzu⸗ nehmen, wann man aufſeiten des Blocks die Situation richtig er⸗ faſſen würde. Wir meinen, der Block Jollte den 2. und 5. Bezirk Wohlgemerkt: demſelben übergehen werden, können die Nationalliberalen ohne aktiv zirk könnte dann der Kampf durchgeführt werden, wenn man ni borziehen ſollte, auch dieſe Bezirke den Parteien zu überlaſſen, bisher dieſe Bezirke inne hatten. Nur wenn der Gedanke geg die Sozialdemokratie im ganzen Reiche durchdringt, etwas Erſprießliches herauskommen inſofern, als dann der Rei⸗ tag ſich ſo zuſammenſetzen würde, daß Zentrum, Sozialdemok und Polen nicht mehr eine Mehrheit bilden könnten. Im üb ſollte da, wo bürgerliche Kandidaten ſich gegenübe ſtehen, der Bezirk dem Kandidaten überlaſſen werden, welcher die meiſten Stimmen auf ſich vereinigt hat. Deshalb für die Stich wahlen die Parole:„Gegen die Sozialdemokratie, das Vaterland über die Partei. Mit Gott für Kaiſer und Reich.“ Nur dad kann auch das Anſehen der Nation nach außen geſtärkt und hoben werden, darum„Wir wollen ſein ein einig Volk Brüdern.“ Möge im obigen Sinne auch der Regierungsappa einſetzen, wie wor der Hauptwahl für den Block jetzt vor der St wahl gegen die Sozialdemokratie und dafür, daß die Gege unter den einzelnen bürgerlichen— vaterländiſch⸗geſünnten Parteien ſchwinden. Darum: Deutſchland, Deutſchland über alle über alles in der Welt. Wenn es ſtets zu Schutz und Tr brüderlich zuſammenyält. 15 Die Stichwahlparole des Zentrums. Die„Köln. Volksztg.“ ſtellt über die Stichwahlch der Nationalliberalen und des Zentrums folgende trachtungen an: Bekanntlich haben vor dem 25. Januar nationalliberale Po litiker wiederholt damit gedroht, bei Stichwahlen zwiſchen Ze trum und Sozialdemokraten die letzteren zu unterſtützen. W die Nationalliberalen dieſe Drohung wahr machen, dann ſind Kö Düſſeldorf, Homburg⸗Höchſt und Eſſen, letzteres am wenigſten, fährdet. Wenn die Nationalliberalen Stimmenthaltung üben, geht nur Homburg⸗Höchſt an die Sozialdemokraten verloren. I gekehrt wird die Haltung des Zentrums in einer ganz i von Wahlkreiſen, in welchen Nationalliberale und Sozia kraten in Stichwahl ſtehen, den Ausſchlag geben, ſo in Duis Dortmund, Bochum, Bieleſeld, Hanau, Offenbach⸗Dieburg, Pfor hein⸗Durlach, Speyer⸗Ludwigshafen, München J und München II. In Dortmund, Bochum und Duisburg, wo die radikalpoln Stimmen in der Stichwahl zweifellos auf die Sozialdemo des Zentrums nicht ſiegen; ebenſo in Hanau, Offenbach, Pfo heim, Speyer und München. Bei der ſchroffen Kampfſtellung, d in dieſem Wahlkampf mehr denn je der kulturkämpferiſche Na⸗ tionalliberalismus gegen dasZentrum eingenommen hat, iſt es ſehr fraglich, ob er ſeine Wähler davon abzuhalten vermag ode willt iſt, jetzt mit fliegenden Fahnen— unter der„natio Flagge— ins ſozialdemokratiſche Lager überzugehen. Mehn Wahlenthaltung wevrden die nationalliberalen Führ Zentrum und Sozialdemokratie einander gegenüberſtehen, ke falls durchſetzen können. Vom Zentrum kann man unter ſ Umſtänden ſelbſtverſtändlich auch nicht mehr erwarte daß es bei Stichwahlen zwiſchen Nationalliber und Sozialdemokraten ſeinen Wählern ſtren Wahlenthaltung empfiehlt. Ein aktives Eintre für ſozialdemokratiſche Bewerber dagegen muß ausgeſchlo bleiben. Die„Köln. Volksztg.“ meint, daß wenn in den gebenen Fällen beide Parteien Wahlenthaltung üben, t eeeee eeeeeee, nmee Ich ſinde den Weg. Noman von Hans v. Hekethuſen. 5(Nachdruck verboten.) (Fortſetzung.) Nun wies er mit der Hand auf die See und ſagte, indem er tief Atem holte: „Sehen Sie dort die gleitenden Wellen! Hat je ein Menſch die Kraft gehabt, ſie in Formen zu zwingen Genau ſo iſt es mit der Menſchennatur: Sie wollen die Ihre auch in eine Lebens⸗ form zwängen, die Ihnen eigentlich gar nicht gemäß iſt. Sie ſuchen darin einen Schutz gegen Schatten, die begraben ſein ſollten— und gegen ſich... Sie ſind ja gar nicht ſo ein Menſch, der auf die Dauer dieſe Einſamkeit aushalten kann. Sie gehen dabei ſeeliſch zu Grunde, ſo oder ſo. Sie müßten ja eine ganz kalte, abgeſtordene Seele haben, wenn Ihnen dieſes Ein⸗ ſiedlertum nichts mehr anhaben tönnte!“ „Sie quälen mich,“ ſagte ſie und wandte das Geſicht ab. „Weil ich recht habe— Gott ſei Dank, entfuhr es ihm.„Als ich das erſte Mal an IhrerVilla ſtand und Sie ſingen hörte, ohne Sie noch zu kennen, war ich bis ins Innerſte erfaßt von dem Ausdruck, den Sie in Ihre Muſik legten, nlcht mit Abſicht, ſondern weil Sie eben nicht anders können— weil Sie ſind, wie Ihre Muſik ſelbſt. Ja, wenden Sie ſich nicht ab, mir gegenüber iſt das ein vergebliches Verſteckſpiel. Andere Menſchen hier mögen ja den Schlüſſel zu Ihrem Weſen nicht finden und beſitzen, mir iſt es vollſtändig klar, und ſeitdem wir zuſammen muſiziert haben, verſtehe ich Sie beſſer, als wenn wir uns ſchon lange kennten und viel miteinander geſprochen hätten. Ich weiß es ja n auch in der Muſik nur gibt, was man gerade darin die geheimſten Regungen 100 Antwort darauf ihre eigene Weſenheit ganz ſchlicht und doch ſie einem, wie Ihnen und mir, in Fleiſch und Blut ſitzt... Ich habe nun mal das ſeiner organiſierte Ohr zu dieſer Weltſprache, die nicht überſetzt zu werden braucht, da ſpricht einfach Seele zu Seele für den, der ſie verſteht,“ rief er halb jubelnd und riß ſich in einem tollen Uebermut den Hut vom Kopfe und ſchwenkte ihn. Sie ſtand noch immer faſt erſtarrt und blickte auf die See, wohin ſie vorhin ſeine zeigende Hand gewieſen. „Nur das eine begreife ich,“ fuhr er fort, und das iſt die Vorliebe für den Platz, an dem Sie Ihren einſamen Wohnſitz gewählt haben. Die rauſchende See iſt ja ein konſtanter Hinter⸗ grund eines Tonbildes, eines Sturm⸗ und Schlummerliedes je wie es kommt, aber immer auf dem gleichen großen Grundton der Natur. Aber ich kann mir unmöglich denken, daß das für Sie ein dauerndes Schlummerlied bedeuten ſoll. Mich zum Bei⸗ ſpiel erregt und begeiſtert dieſer Aublick. Er treibt alle meine guten Kräfte, mir ſelbſt fühlbar, ans Licht— und macht mich in gewiſſem Sinne doch ſtiller und beſſer.“ Da er eine ganze Weile ſchwieg, wandte ſie langſam den Kopf zurück und ſah ihn verſtohlen an. Sie waren allmählich auf die Dünen geſchritten. Der Wind ſpielte in ſeinen vollen dunklen Haaren, durch die hin und wieder eine ſeiner ſchlanken Hände ſtrich. Der Kopf war zurückgebogen, und der Blick ging tief und doch ſuchend über die bewegte Waſſerfläche. Wieder pberſpürte ſie die Verſchiedenheit in ſeinem Weſen den Kontraſt zwiſchen Ernſt und Spiel— mit einem Wort das Künſtlerhafte im edlen Sinne, das ihm eigen war, wie etwas Selbſtverſtändliches Dieſe Erkenntnis erſchreckte ſie... Warum eigentlich? Es ging ſie doch gar nichts an, wie dieſer fremde Mann, dem gegen⸗ über ſie eben noch verſucht hatte, alle Beziehungen innerer Natur gänzlich abzubrechen, überhaupt dachte. Und doch hatte er ihr als ſich zum Gehen. in Ihnen ſo ſtark entfachen zu zu verbergen. Du biſt, wie meine Augen dich ſehen, w Nerven es fühlen— und weil ich das weiß, darum habe Recht auf dich.... Wehre dich nicht, es hilft dir das St gegen dieſe Erkenntnis gar nichts— wenigſtens nicht michh. Nach einer längeren Pauſe fragte ſie:„Warum ſchel denn über meine liebe Einſamkeit, wenn Sie begreifen we ich hier lebe?“ 75 Er wandte ſich raſch herum und ſagte:„Weil eine zu Einſamkeit auch ein Nerventreibhaus werden kann. Wer ſi menſchlichen Getriebe in Ihren Jahren ſo fern hält, muß lich die Welt durch lauter gefärbte Vergrößerungs⸗ oder lleinerungsgläſer ſehen, jedenfalls nie ſo, wie ſie wirklich Darum hat Goethe ſo recht mit ſeinen Worten.“ „Woher wiſſen Sie denn das ſo genau?“ fragte ſie, ging ein feines Lächeln über ihr ſchönes Geſicht.„Sie doch zu dieſem Wiſſen der gerade Widerſpruch.“ Er nickte.„Aber meine Mutter hats ebenſo gemacht wi nicht ganz ſo arg, dazu kam ſie vielleicht durch uns Jungen aber doch ähnlich! Sie war eigentlich nie ſo recht glücklic und wollte es doch ſo gern ſeinn⸗ „Das will ich nicht,“ ſagte ſie hart,„denn das gibt es Er hatte langſam ſeinen Hut wieder aufgeſetzt und Nun ſagte er ſchelmiſch: „Nein, aber i ken abwerfen müſſen, . Dann erſt werden Sie ſein und we 1d. 1255

——— — Wenerumunzemer. Pertagoarr) — erkunhern, 29. Juntar. ——— Nationalliberalen mehr auf dem Spiele ſtehe als für das Zentrum. Im übrigen dürfe letzteres guten Mutes ſein. Es habe alle Ausſicht, mindeſtens ungeſchwächt in den Reichstag zurückzukehren. Wie wir ſchon geſtern ſagten, wird die Schwächung des Zentrums durch die ſozialdemokratiſche Niederlage erfolgen. wird ſich nicht plötzlich zeigen. ſondern nach und nach während der nächſten Reichstags⸗ kampagne. Das Zentrum wird ſich genötigt fehen, aus Selbſt⸗ erhaltungstrieb in nationalen Fragen einfach und bedingungs⸗ los mitzumachen, ohne lange zu feilſchen. Tut es das gicht, ſo können die Regierung und die nationalen Mehrhe Über ſeine Oppoſition zur Tagesordnung übore Lerſtümmelten Sozialdemokratie keinen genit mehr findet. Es iſt alſo ein mehr als ki Sie guügon, wenn die„Köln. Volksztg.“ einen Berliner Loftartikel Jon⸗ trum triumphaus fiherſchreibt. * „ Karlsruhe, 28. nationalliberalen hier zuſammen, um Stellung zu nehmen. * Darmſtadt, 28. Jon. Nach äußerſt erregter Debatte, die geſtern im Kaiſerſaal dahier ſtattfand, hat das Wahlkomitee der Freiſinnigen Partei des Reichstagswahlkreiſes a 1. den bevorſtehenden zu Darmſtadt⸗Gr. Gerau mit Mehrheit beſchloſſen, bei der diesmaligen Stichwahl den Wählernihre Stel⸗ lungnahme freizugeben, d. h. keine beſkimmie Parole für einen Kandidaten auszugeben, während ſie bekannt⸗ lich bei der letzten Stichwahl einſtimmig die Parole für den Sozialdemokraten Berthold ausgaben. Mit aller Macht ver⸗ ſuchten die extremen Elemente, wie Elöſſer und Konſ. wieder die gleiche Varole durchzudrücken, doch gelang es den gemäßig⸗ ten Führern davon zu übergeugen, daß wohl in erſter Linie aus faltiſchen Gründen im Intereſſe dor jetzt ſtark gewachſenen Partei ein Anſchluß bürgerkichen Elemente praktiſcher die Freigabe der Wahlparole ge⸗ el, daß Pfarrer Korrel der freiſ. Kandidat, ſich hatte entſchuldigen loſſen und der Ver⸗ ſamntlung nicht beiwohnte. Trotz dieſer verſöhnlichen Stelſungnahme des Freifinnes glaubt man in manchen Kreiſen nicht, daß die Ehancen des nat. 5 zen werden. De ch oin Teil des! ſich jetzt offiziell der[t, aber doch zahl iſi doch der ialdemokraten Berthold, der über 4000 Stimmen beträgt, ſchwer einzuholen, ſelbſt für den Fall, daß u ſollte abſtimmte, jetzt offſen für Lſann eintret Vorſyrung des So auch noch von dem Freiſinn einige Tauſend Stimmen dazu⸗ kommen. Das Ergebnis der Reichstagshau 1 11 *„Siſenach, 28. Jan. Der Krieger⸗ und Militär⸗ vereinsbund für das Großherzogtum Sachſen⸗ Weimar fordert alle Mitglieder, die ſozialdemokratiſch wählen, auf, ihren Austritt aus dem Verein zu erklären, urd erklärt weiter, auf Grund der Bundesſatzungen ſeien alle Mitglieder verpflichtet, gegen die Sozialdemokratie in der Stichwahl zu ſtimmen. an Iait. iadtv. Unraſch, ſowie letzt 9321 a 0 dit haſd demokratiſchen Dr G dauer erſcheint d egelk. * Breslau, 28. Jan. Das Vorſtandsmitglied der frefkonfervativen Froktion des Abgeordnetenhauſes, Amtsgerichtsrat Krauſe⸗ Waldenburg, der bei der Reichs⸗ N 1dr tagswahl im Wahlkreiſe Reichenbach⸗Neurode mit 5782 Stim⸗ men gegen den Zentrumskandidaten Dr. Fleiſcher, 6514 Stim⸗ men, und den ſozialdemokratiſchen Kandidaten Kühne, 9715 Stimmen, unterlegen iſt, wird in diefer Woche in einer Reihe von Verſammlungen im Wahlkreiſe Reichenbach⸗Neurode z u Gunſten der Zentrums kandidatur gegen die Sozfjaldemokraten ſprechen. ptwahlen vom 25. Jauuar 1907. * NrN Polinische Ulebersicht. »Maunheim, 29. Jauuar 1907. Ein Pfälzer über den Krieg in Südweſt⸗Afrika. Herr R. Runck, Führer des 2. Korps in Keetmans⸗ hoop(Deutſch⸗Südweſtafrika), aus Rhodt gebürtig, ſchreibt in einem Briefe vom 18. Oktober 1906 an einen pfälziſchen Jandsmann:„„ „Wir, die wir zwei Jahre ſchwerer Kriegstätigkeit mit ihven unſäglichen Forberungen an Opfermut urd Ausdauer hinter uns haden und doch nur auf relativ kleine Erfolge zurückblicken können ſgonsernatiuc Keichsbvoriei Jenirum — faebans luicabe geis. Haſſtspsſgte/; AHes. lereſgl guusg — wir können unſerer Feder keine Schilderung großer Heldentaten zumuten; denn dieſer Krieg iſt ein Strapazenkrieg, kein Krieg, der auf flott ausgeführte Bravourſtückchen zurückblicken darf, kein Krieg, in dem Staändarten und friſcher Trompetenſtoß den Krieger in das Gewühl der Schlacht hineinführen. Stumm wie das Grab ziehen die Kolonnen dahin, bis eine Salve aus dem Hintergrund die Spitenreiter in den Sand ſtreckt und ein allgemein don den Bergen aufgenommenes Feuer uns die Stellung des konzentriſch uns umkreiſenden Gegners, der unſichtbar hinter den Klippen liegt, verrät. Dies iſt der Grund, weshalb wir uns ausſchweigen. Stumm bleibt auch die Berichterſtattung, den Soldaten fehlt eben die Luſt, über Mißerfolge zu ſchreiben, wie die Neigung, Legenden zu erzählen. Wir wollen uns nicht ſelbſt betrügen. Etwas iſt Egles, Cisdose, llbill. Lün. Sleuabl Seisidemolralen adundi l anb.e Sauermòbund KAuneeunen eulecl, llllscurl Haſae, Jahren? Schon ſpuckt es bei den erteicht, doch wie viel in drei friedlichen Berſeba⸗Hottentotten, und wie lange wird es noch dauern, ſo wird dieſer„friedliebende“ Stamm, den ich ſtets als einen der nichtsnußigſten Hottentottenſtämme angeſehen habe, die Flagge der Empörung ſchwingen und damit das Ende des Krizges in eine ungewiſſe Zeit hinausrücken. Und woran liegt es, wer trägt die Schuld an unſeren andauernden Mißerfolgen? Etwa unſere Reiter, unſere Offiziere? Nein, die wiſſen, Gott ſei Dank, noch als achte deutſche Männer zu ſterben; die Ernte, die der Tod hier hält, ſpricht beredt genug: Es ſind die kriegeriſchen Eigen⸗ ſchaften eines ſtark unterſchätzten Gegners, der an Verſchlagenheit, Liſt, Geländeausnußzung und Geſchick im Legen von Hinterhalten ſelbſt die gewandten Japauer noch um vieles übertreffen dürfte, r e „Nein, nein, nein,“ ſagte ſie abwehrend und fuhr ſich mit der Hand über die Augen. Eine tolle Laune hatte ihn ergriffen. „Es gilt einen Kampf,“ rief er übermütig.„Sie werden mich doch nicht wieder los! Ich nehme es auf mit den grauen Geiſtern, die Sie gefangen halten— ſind es Meergötter ader Erdgeiſter, gleichbiel— Sie ſollen die Sonne anſchauen können wie ich. Sie ſollen Welt und Menſchen nehmen lernen, wie ſie ſind, und ſich daran freuen können. Ich fürchte mich nicht, ich ſcheue auch nichts, keine Polaratmoſphäre, teine Abweiſung und keine konventionelle Rückſicht... Die hal hier in dem kleinen Neſte nun ſchon am wenigſten nötig. Alſo tun Sie, was Sie wollen, es beirrt mich nicht.“ „Und wozu das alles?“ fragte ſie düſter. Einen Moment zögerte er mit der Antwort, daun bog er ſich ſchnell hinab und ſagte leiſe:„Damit Sie glücklicher werden als iebtl-— Sie ſchloß die Augen und ſchüttelte den Kopf. und brauſte um ſie, und ihr erſchien das alles wie ein Sie ſchritt zögernd weiter, und er folgte. (Fortſetzung folgt.) Buntes Feuilleton. —Die Größe der Ozeauwelleu. In Schilderungen von Orka⸗ nen, die auf dem weiten Ozean wüten, iſt auf von„haushohen“ oder gar„vergehohen“ Wellen die Rede. Genauere Beobachtungen haben indeſſen gezeigt, daß die Größe der Ozeanwellen ſehr über⸗ ſchätzt worden iſt. ſelbe Ergebnis hatten auch die letzten Unterſuchungen, die der Franzoſe M. Bertin über dieſe Frage an⸗ geſtellt bal. Die längſte, Bertin bekannte Welle maß 2590 Juß 1** Es ſummte Traum. don Kamm zu Kamm und ihre Dauer betrug 23 S Die Sekunden. 7 langen Wellen ſind jedoch nicht ungewöhnlich hoch; in tiefem Waſſer würde die Höhe einer 2590 Fuß langen Welle 1/50 ihrer Lönge, alſo etwa 50 Fuß betragen. Beſonders auf kleinen Fahr⸗ geugen wollen Beobachter viel höhere Wellen geſehen haben; aber ihre Bobachtungen ſind nicht ſehr wertvoll, wen das Deck eines ſolchen Schiffes der Oberflächen der Wellen zu nahe iſt und' die Neigung des Decks ſo den Beobachtern einen übertriebenen Ein⸗ druck von der Höhe einer ſich nähernden Welle gibt. Berichte, bei denen dieſe Jehlerquelle ausgeſchieden war, zeigen, daß die höchſten Wellen im offenen Waſſer vom Wellental bis zum Kamm 50 Fuß maßen. In den füdlichen Meeren allerbings kann man gelegentlich auf noch höhere Wellen ſtoßen. Beim Eintritt der Wellen in flaches Waſſer nimmt ihre Umlaufszeit ab und ſie wer⸗ den höher, ſodaß eine Welle von 40 Fuß eine Höhe von 50 Fuß⸗ und darüber erreicht. Stößt ſie guf ein Hindernis, das ſich der Senkrechte nähert, ſo kann ſie leicht bis zu 100 Fuß Höhe und mehr aufgeworfen werden, wie bei dem Edöſtone⸗Leuchtturm in der Höhe von Plymouth, wo grünes Waſſer zu Zeiten eine Höhe von 100 Fuß erreicht hat. Wellen von 2500 Fuß Länge und eine Zeitbauer von 23 Sekunden ſind nur ſehr felten, denn die gewöhn⸗ liche Länge einer langen Welle beträgt etwas über 500 Fuß und die Zeitdauer 10 Sekunden. Im Durchſchnitt iſt die Zeitdauer 6 bis 8 Sekunden und die Länge 160 bis 320 Fuß, während die Höhe ſelten 83 Fuß überſteigt. — Schulunterricht durch Spielen. Eine merkwürdige Unter⸗ richtsmethode wird in der Schule zu Sompting, einem kleinen engliſchen Dörſchen, drei Meilen von Worthing, in Anwendung aebracht. Als vor zeh 0 übernahmen, erhielten die igen, das Wiſſen ihrer Schüler feſtzuſtellen, ſtets nur die Antwort:„Ich weiß nicht“. Die meiſten Kinder bieſer Schule ſind Söhne von Ackerbauern und Handelsgärtnern. Sie hatten noch nicht einmal das Wiſſen einer ————ñ— Volksſchule erworben. Jegt werden die Kinder nach einer Methode unterrichtet, bei der der Gegenſtand in einer dramatiſchen Hand⸗ lung vorgeführt wird. Die Ergebniſſe ſollen ausgezeichnet ſein. So wird z. B. die Geſchichte Englands durchgenommen.„Wo iſt die Königin Eliſabeth?“ fragt Miß Johnſon, worauf ein hübſches kleines Dorfmädchen ſich in das Anfleidezimmer begibt, um ſich für die Rolle, die ſie in einem hiſtoriſchen Bilde ſpielt, zurecht zu machen. Dann verſchwindet„Sir Walter Raleigh“ zu demfelben Zweck, die Geſchichte der Zeit wird von der Lehrerin vorgetragen, und im gegebenen Augenblick erſcheint die Königin im Glanze ihrer Papierkrone, ein Hofſtagt von Jungen und Mädchen umringt ſie, Sir Walter Raleigh erſcheint und wird von der Königin zum Ritter geſchlagen. Auf dieſe Art vergeſſen die Kinder nie die Tat⸗ ſachen, die mit dem Leben der Königin in Verbindung ſtehen, Dieſelbe Methode wird in der Geographieſtunde beſolgt, in der 3.., um den Kindern eine Vorſtellung von Britiſch⸗Kolumbien zu geben, das Leben der Anſiedler anſchaulich vorgeführt wird, Unterhaltend und geſund iſt beſonders das Studinm der Natur ⸗ kunde, wobei die Kinder im Freien das Wachstum und die Ge⸗ wohnheiten verſchiedener Tiere beobachten lernen und ihre Be⸗ wegungen wohl auch im Spielen nachzuahmen berſuchen. Selbft bei den ganz Kleinen findet die Methode bereits ihre Anwendung. Die ſchwierigen Anfangsgründe des Rechnens werden den Kindern beigebracht, indem jedes von ihnen eine Zahl darſtellt und dieſe „Zahlen“ in verſchiedenen Bewegungsſpielen und Tänzen kombji⸗ niert werden. Anfänglich regte ſich gegen dieſes Beginnen der Lehrerin eine ziemlich lebhafte Oppoſition in der Bedölkerung; aber bald erkaunnte man, daß die Reſultate recht befriedigend waren und daß der Verſtand der Kinder durch dieſen anſchaulichen Unterricht weit lebhafter entwickelt wurde als früher. So wurde die Schuſe in der Umgebung ſehr deliebt. he Reformpartei eeeeeee

11 General⸗Anzeiger.(Mittag „% ᷑-T᷑.s eeee See zu bleibt es das alte Spiel: In dem unzugänglichen Terrain t der Verfolgte alles, der Verfolger wird geſehen und ſieht bſt nichts; dabei derſagt die Sicherung von marſchierenden Truppenteilen und Wagenkolonnen vollſtändig, da eben in dem wüſten Terrain ſeitwärts nicht geſichert werden kann. Eine Spitze oder Patrouille gegen den Feind zu führen, bedeutet faſt immer den ſicheren Tod. Die Schmähungen eines Teiles unſerer Heimatpreſſe über die Leiſtungen der Reiter im Aufſtandsgebiet läßt dieſe unberüßrt. Still und unverdroſſen tun ſie ihre Pflicht, wenn auch gelegentlich ein kräftiger Kernfluch auf Bebel und Erz⸗ berger aus ihren Reihen ertönt. Man amüſiert ſich ſelbſt über dieſe beiden Herren, die ſo liebevoll die Intereſſen unſerer Reiter Normalerſcheinungen in der Schutztruppe. Wenn dieſe würdigen Vertreter nur für wenige Tage in die Reihen unſerer Schutz⸗ trüppe geſteckt werden und mit hungern dürften und marſchieren müßten, wie raſch würden ſie ſich zu den heimatlichen Fleiſch⸗ töpfen und Bierkrügen zurückſehnen, vorausgeſetzt, daß ſie ſich nicht ſchon zuvor aus lauter Vaterlandsliebe und Ueberſchuß an Heldengeiſt ſchlapp gemacht hätten. Seit einem Jahre bin ich jeßt Führer des Feldkamelkorps, um nunmehr in Keetmanshoop 2 ſtationiert zu werden, woſelbſt ich das 500 Dromedare ſtarke 2. Famelkorps übernehme.“ 1 Deutsches Reich. Berlin, 28. Jan.(Koloniales). Der Gouver⸗ neur don Togo meldet unterm 27. Jan.: Die Geſamtſtrecke der Inlandsbahn Lome ⸗Palima wurde heute an Kaiſers Geburtstag zugleich mit der Landwirtſchaftlichen Aus⸗ ſtellung feierlicheröffnet. Die Beteiligung von Seiten der Curopäer und der eingeborenen Bevölkerung war bei beiden Anläſſen ganz enorm; die Beteiligung an der Ausſtellung ülbertrifft alle Erwartungen. Ausland. „* Oeſterreich.(Das Abgeordnetenhaus) erledigte nach mehrſtündiger Debatte den Geſetzentwurf betr. die Ausübung der Gerichtsbarkeit bei den Oberlandesgerichten, ſorpie bei dem oberſten Gerichtshof und nahm hierauf debatte⸗ los die Geſetzentwürfe betreffend die Algecirasakte, die⸗ Trieſter Hafenbauten, ſowie nach einer kurzen De eereeeeereeee batte die Anträge des Notſtandsausſchuſſes an, worauf der Präſident ing wiederholt durch Beifall unterbrochene Rede hielt, in welcher er einen Rückblick auf die verfloſſene Seiſion warf, welche die längſte ſeit dem Beſtehen des Reichsrates geweſen ſſei. Darauf erklärte der Präſident die Seſſion für geſchloſſen. EFrankreich.(Die Kammer) begann die Be⸗ ratung des Artikels betreffend die den franzöſi ſchen 5 und aus ländiſchen Verſicherungsgeſellſchaf⸗ ten aufzuerlegende jährliche Steuer. Ferry kritiſiert das von der Kommiſſion vorgeſchlagene Syſtem, das auf die ver⸗ ſicherten Kapitalien Steuer lege und gewiſſe Geſellſchaften ſo treffe, als ob ihre Gewinne zinstragende Wertpapiere wären. Das Syſtem begünſtige die ausländiſche Konkurrenz. Redner ſchlägt vor wieder auf den Text des Senates zurückzugreifen. Der Finanzminiſter Caillaur bittet die Kommiſſion, ſich auf das Amendement Reinachs zu einigen, das jede Million mit 18 ſtatt mit 20 Franes beſteuern will. Aus Stadt und Land. »»Mannheim, 29. Januar 1907. 2 2 GRosse GaRreRBAUN AussrTetLluns 1 6 Rokokofeſt. Im Hinblick auf zahlreiche an das Komites gelangte Anfragen ſei hier nochmals darauf hingewieſen, daß perſönliche Auf⸗ ſeitens des Komitees zur Mitwirkung em Rokokofeſt nichtergehen können. Wie bexeits früher in den hieſigen Zeitungen mitgeteilt wurde, nehmen die Mitglie⸗ der des Komitees ſowie die Hofmuſikalienhandlung K. Ferd. Heckel, Kunſtſtraße hier—, woſelbſt auch Anmeldefor mu⸗ Jare und Zugsprogramme zu haben ſind—, Anmel⸗ dungen entgegen. Es iſt ſehr erwünſcht, daß Vereine, Geſell⸗ ſchaften und ſonſtige Kreiſe ſich zur Uebernahme einzelner beliebig Hroßer Unterabteikungen des Zuges zuſammenfinden und anmelden. Die Zuſammengehörigkeit ſolcher Anmeldungen wird ſoweit als kärgend möglich derückſichtigt werden. Nach einer getroffenen Vereinbarung können in den nach⸗ Per genannten Gruppennummern die ebenfalls neu ge⸗ Fertigten Koſtüme zu einem bedeutend ermäßigten Preiſe auch keihweiſe abgegeben werden.(Gruppe I. Ziffer 1, 2, 3, 5, 7, 8, 10. Gruppe II. Ziffer 13, 16, 17, 18, 21, 22, 24. Gruppe III. (Differ 25, 28, 29, 30. Gruppe IV. Ziffer 32, 37, 38.) INreRNATIONALE Kumdsr-ufp Aus der Stadtratsſitzung vom 26. Januar 1907. Nachgenannte Vorlagen an den Bürgerausſchuß werden Fenehmigt: 1. Erwerbung des alten Leihhauſes in Lit. E 5 durch die Stadtgemeinde; 2. Herſtellung der Freherſtraße; 3. Verkündung der ſtädt. Rechnungen ſowie des Rechnungsabſchluſſes der ſtädt. Sparkaſſe für 1905. 5 Die Klagen über die unterm 7. Dezember 1906 in Kraft ge⸗ ktretene Aenderung der Bauordnung haben den Stadtrat zur nochmaligen eingehenden Erörterung der in Betracht kommenden Punkte Anlaß gegeben. Es wird beſchloſſen, in einer an Großh. Bezirktsamt hierüber zu erſtattenden Vorlage auf die geltend ge⸗ machten Härten der neuen Beſtimmungen hinzuweiſen und ent⸗ Fprechende Abänderung zu beantragen. Dem Entwurf einer ortspolizeilichen Vorſchrift, die Aufſtellung von Motor⸗Taxameterdroſchken in Mannheim betr., wird zugeſtimmt. Das Preisausſchreiben zur Erlangung von Entwürfen für einen Zentralfriedhof in Mannheim bvird gutgeheißen. Ueber die Erwerbung einiger der Stadtgemeinde angebotenen rundſtücke wird Entſchließung getroffen. UMebertragen wird: 1. für die elektriſche Straßenbeleuch⸗ c ‚ * eenen dwahrnehmen, von Völlerei und Meuterei reden, als wären dies derung von den Frauen erbeten werden ſoll. Es handelt ſich um korſo ſollen ſich anſchließen. hier, b) die Lieferung von 4 Lichtmaſten mit Doppelauslegern der Aktiengeſellſchaft für Gas und Elektrizität in Köln, o) die Lieſerung von 12 hier; 2. die Lieferung von 5005 Kg. Emſer Weichblei der Firma Leopold Weill hier; 3. die Lieferung der Oberbaumaterjalien für das Brückengleis der Kammerſchleuſe im Induſtriehafen dem Stahl⸗ werk Osnabrück; 4. die Lieferung von 1400 Zentnern Weſzenfutrer⸗ für den Schlachtwiehhof der Firma Ed. Kauffmann Söhne 19 5. für den Neubau der Reformſchule: 3) die Lieferung der Schul⸗ tafeln der Firma Hed. Rauch in Worms, b) die Herſtellung der Fundamente für die Pergola und die Tore, ſowie die Ausführung der Betonarbeiten an der Hofeinfriedigung dem Unternehmer Sch. Eiſen hier, e) die Anfertigung des Mobiliars für das Direktions⸗ und das Konferenzzimmer der Firma Gebrüder Reis und Hugo Hauſer hier, d) die Ausführung der Malerarbeiten den Firmen Gebr. Schwarz, Hch. Buß und Fr. Löwenhaupt; 6. die Ausführung der Bntonarbeiten für die Enteiſenungsanlage im Käferthaler Waſſerwerk dem Unternehmer Georg Fucke hier; 7. die Ausführung von l4 Rohrbrunnen für die Erwoiterung des Käferthaler Waſſer⸗ werks der Firma Bopp u. Reuther hier; 8. die Ausführung der mechaniſchen Kohlentrausportanlage für das Käferthaler Waſſerwerk der Düſſeldorfer Maſchinenbau⸗Aktiengeſellſchaft; 9. die Herſtellung WMiie im Jahre 1907 dem Unternehmer Alfred Mlüller hier. Zur Ermöglichung der von der Direktion der hieſigen I n⸗ genieurſchule in Ausſicht genommenen Erweikern ng dieſer Anſtalt durch Anfügung einer 7ſemeſtrigen Bau⸗Schulabtei⸗ lung erklärt ſich die Stadtverwaltung bereit, ſtädt. Räume zur Verfügung zu ſtellen. Bei Gr. Oberſchulrat iſt der Antrag auf Neuerrichtung von 6 Hauptlehrerſtellen auf Oſtern d. J. zu ſtellen. Ein⸗ ſchließlich einer Vermehrung um 17 wird die Geſamtzahl der Lehr⸗ kräfte an Oſtern 490 betragen. Die Voranſchläge der Mittelſchulen werden nach den Anträgen der Beiräte der einzelnen Schulen genehmigt. Dem Schreibgehilfen Karl Spelger wird eine Stelle beim Grundbuchamt und dem Inzipienten Karl Imhof eine ſolche beim Standesamt übertragen. Das ſtadtgeſchichtliche Muſeum iſt bei der Oberrheiniſchen Verſicherungsgeſellſchaft gegen Einbruchs⸗ Diebſtahl verſichert worden. Herr Landgerichtsrat Grohe hier hat ein aus dem Nachlaſſe ſeiner Frau Mutter ſtammendes Oelgemälde— Winter⸗ landſchaft von Bredow— der ſtädt. Kunſtſammlung als Geſchenk angeboten. Der Stadtrat hat die Schenkung angenommen und Herrn Dr. Grohe Dank ausgeſprochen. Die Einweiſungen in den Holz⸗ und Almendgenuß von Käfer⸗ thal und die Almendeinweiſungen in Neckarau wurden genehmigt. Einem Geſuch um Erlaubnis zum Betrieb von Reklamewagen wird die Zuſtimmung verſagt. Einladungen liegen vor: 1. Zur Kaiſerfeier des Mili⸗ tärvereins im Ballhauſe am 26. d. M. 2. Zur Jubiläums⸗Damen⸗ Fremdenſitzung des Feuerio im Nibelungenſaale am Freitag, den 1, d. M. abends 8 Uhr. Gegen den Taglöhner Wilhelm Fellhauer hier wird wegen Sachbeſchädigung, verübt im Notarreſt des 5. Polizeireviers Strafantrag bei Gr. Staatsanwaltſchaft geſtellt. Dr 2. * Vom Hofe. Die Erbgroßherzogin iſt geſtern nachmittag zum Beſuch des Großherzogs und der Großherzogin von Luxemburg für einige Tage nach Luxemburg abgereiſt. Heute wird auf Be⸗ fehl des Kaiſers von Oeſterreich eine Abordnung des Kaiſer⸗ lichen und Königlichen Infanterieregiments Nr. 50, deſſen In⸗ haber der Großherzog iſt, aus Kronſtadt in Ungarn in Karlsruhe eintreffen, um dem Großherzog zu dem am 30. d. M. ſtattfinden⸗ den Jubiläum der 50jährigen Inhaberſchaft des Regiments zu beglückwünſchen. Die Abordnung beſteht aus dem Oberſten und Regimentskommandanten von Scheuchenſtuel, dem Oberſten Frei⸗ herrn Packeny von Kilſtädten, dem Hauptmann Hofbauer und dem Oberleutnant Patitia. Von dem Kaiſer iſt auf das von Oberbürgermeiſter Beck am 27. ds. Mts. im Namen der Stadt abgeſandte Glückwunſch⸗ telegramm nachſtehende Drahtantwort eingelaufen; Herr Oberbürgermeiſter Beck, Mannheim Berlin, Schloß, 28. Jan. 1907. Seine Majeſtät der Kaiſer und König laſſen der treuen Hauptſtadt Mannheim für die freundlichen Glückwünſche zu Allerhöchſt Ihrem Geburtstage vielmals danken. Auf Allerhöchften Befehl der Geheime Kabinetsrat von Lukanus. * Verein Frauenbildung—Frauenſtudium, Abteilung Maun⸗ heim. Morgen Mittwoch, findet um ½5 Uhr präzis ein Dis⸗ kutiernachmittag ſtatt. Auf beſonderen Wunſch wird diesmal eine jener Beſtimmungen des Strafgeſetzbuches beſprochen, deren Aen⸗ den Paragraph 51, der Trunkenheit als Milderungsgrund zu⸗ läßt. Die Meinungen hierüber ſind ſehr geteilt; die Mehrzahl der Frauen wird, angeſichts der abſcheulichen Verbrechen, die in der Trunkenheit ausgeführt werden, die Ausmerzung deſes„Mil⸗ derungsgrundes“ fordern. Juriſten fürchten, daß dies unerträg⸗ liche Härten bringen würde. Eine Nusſprache mit den Vereins⸗ mitgliedern wird ſicherlich zur Klärung beitragen. * Mannheimer Apollotheater. Allſeitig geäußerten Wünſchen entſprechend geht der mit ſtürmiſchem Heiterkeitserfolg hier wieder⸗ holt gegebene franzöſiſche Schwank:„Die Hochzeitsnacht“ heute nochmals in Szene. *Literariſcher Vortrag. Heute Dienstag, nachmittags 4 Uhr findet der 9. Vortrag des 12ſtündigen Zyklus von Fräulein Anna Ettlinger aus Karlsruhe über„Bilder aus der neueſten Lite⸗ ratur“ ſtatt. Zur Behandlung gelangt Clara Viebig. * Verein für jüdiſche Geſchichte und Literatur. Wir machen nochmals ausdrücklich auf den heute abend 349 Uhr im großen Saale der Auguſt Lamey⸗Loge ſtattfindenden Vortrag des Herrn Rabbiner Dr. Cäſar Seligmann aus Frankfurt üder: „Das Problem der jüdiſchen Kultur“ aufmertfam. Der Verein heißt Gäſte willkommen. * Mutmaßliches Wetter am 30. und 31. Jan. Für Mittwoch und Donnerstag iſt bei weſtlichen Winden und naßkalter Tempera⸗ tur größtenteils bewölktes und auch zu mehrfachen, meiſt aus Schneefällen beſtehenden Niederſchlägen geneigtes Wetter in Aus⸗ ſicht zu nehmen. Sport. * Großes ſüddeutſches Automobilrennen. Auf Veranlaſſung des„Südweſtdeutſchen Automobilklubs“ ſoll ein neuer großer Wanderpreis im Werte von 25 000 M. Ende Auguſt dieſes Jahres zum erſten Male ausgefahren werden. Die Ver⸗ anſtaltung iſt als ein 1000 Kilometer Tourenfahren vorgeſehen. Anfangspunkt: Frankfurt a..; Endpunkt: Mannheim. Ein Flachrennen, ein Bergrennen auf den Königſtuhl und ein Blumen⸗ Der Wanderpreis wird einen Wert von 25 000., der erſte Preis einen ſolchen von 10 000 Mark haben, denen ſich weitere wertvolle Preiſe änſchließen. Es ſollen bereits über 100 Nennungen von den verſchiedenen Automobilklubs kung: a) die Lieferung von 20 Bogenlampen der Firma Stotz u. Co. Spannmaſten der Eiſen⸗ und Bronzegießerei vorm. Flink den. Die noch in der Grube befindlichen Leute gelten als ve CTheater, Runſt und iſſenſchaft Großh. Bad. Hof⸗ und Nationaltheater in Mannheim. Der Geizige.— Der gemütliche Kommiſſür. Vor einigen Wochen, oder ſind es bereits Monate, hat unſere Bühne Molieres„Schule der Frauen“ erſtmals in Mannheim zur Aufführung gebracht, reichlich ſpät— ſagten wir damals. Nun brachte der geſtrige Abend als zweites Werk des großen Franzoſen in dieſer Spielzeit den„Geizigen“, ſein einziges umfang reicheres Proſaluſtſpiel, das hier früher ſchon vielfach gegeben wo den, aber ſeit vier Jahren vollſtändig vom Spielplan berſchwun den war. Die mittlerweile an unſerm Theater eingetretenen Perſon verſchiebungen haben eine Neveinſtudierung notwendig gemacht von Herrn Ackermanm iſt dieſelbe in paſſender Weiſe beſo tworden. Auf ein tadelloſes Zuſammenſpiel ſcheint der Aufführungs leiter beſonderes Gewicht gelegt zu haben und er hat wohl daran getan, denn wenn irgend wo iſt bei Molisreſchen Luſtſpielen ei friſches, fehlerloſes Ineinandergreifen aller Faktoren notwendig einmal aus dem Charakter der Stücke ſelbſt heraus, und zu andern, damit Stellen, die vor dreihundert Jahren nicht übermäßi breit angelegt erſcheinen mochten, heute, in der Zeit der Elektrizität, jedoch etwas langatmig und weitſchweifig anmuten, in möglichſt gefälliger Form überwunden werden. Die Darſtellung am geſtrigen Abend ließ, das ſoll anerkannt werden, in dieſer wie in anderen Beziehungen nichts zu wünſchen übrig. Herr Gckelmann, der die Titelrolle bereits früher inne⸗ gehabt hat, zeichnete in ſeiner vollendeten Charakteriſtierungskunſ einen Harpagon, an dem der alte Molisre ſelbſt ſeine Freude gehab hätte; nichts fehlte an dieſer trefflichen Leiſtung. Aber auch Frau Eckelmann als Eliſe, Fräulein Stienen als Mariane u Fräulein Sanden als Froſine taten das Ihre, um dem Luſtſpie zu gutem Erfolge zu verhelfen, und weder die Herren Köhle und Möller als Cleanth und Valer, noch die Herren Traut ſchold, Röbbeling, Kallenberger, Neumann⸗Hodt und die Träger kleinerer Rollen verſagten. So kam eine wohl ab gerundete Vorſtellung heraus, an der das Publikum mit Recht ſeine helle Freude hatte. Um den„Abend zu füllen“, wurde die bekannte, hier gleich⸗ falls früher oft geſpielte Courteline'ſche Komödie„Der gemü liche Kommiſſär“ wieder einmar aufgefriſcht. Ueber den Wert dieſer Komödie ſoll hier nicht weiter diskutiert werden, es genüge die Bemerkung, daß die Wiedergabe des Werkchens unter Herrn Hechts Regie hinter der des Moliereſchen Luſtſpiels nich zurückſtand. Das lebendige Spiel des Herrn Hecht, ungemütlichen„Gemütlichen“ übernommen hatte, des Herrn Kö⸗ kert, der den Floche in bekannt ſchneidiger Weiſe mimte, ſowie der übrigen Beteiligten verbürgte auch hier die freundliche Heiter⸗ keit der Zuſchauer. * ** den Kurwenal, beka Die„Barmer Zeitung“ gabe ganz beſonders hervor. Unſer Schauſpiel⸗Enſemble hat a vergangenen Sonntag in Neuſtadt a.., mit einer Wiedergabe von „Alt⸗Heidelberg“, reiche Anerkennnung gefunden. Populärer Schubert⸗Wolfabend. Man ſchreibt: Fiſcher, der ſich als Interpret Wolf ſcher Lieder, tereſſe des muſikaliſchen Publikums in hohem am Mittwoch, den 20. Februar im Kaſinoſaal einen populären Schubert⸗Wolfabend veranſtalten. Der Künſtler wirkte vergang nen Herbſt beim Wolffeſt in Stuttgart mit größtem Erfolge mi Frankfurter Opernhaus.(Spielplan.) Dienstag, den 29. Jan.: „Joſef und ſeine Brüder“. Mittwoch, den 30:„Die luſtige Witwee Donnerstag, den 31.:„Der Freiſchütz“. Samstag, den 3. Februg nachmittags halb 4 Ubhr:„Schneewittchen“. Abends 7 Uhr Violetta“.(La Traviata.) Sonntag, den., nachmittags halb 4 Uhr:„Schneewittchen“. Abends 7 Uhr:„Zar und Zimmermann⸗ Montag, den.:„Die luſtige Witwe“, 525 Auszeichnung. Der Großherzog von Baden verlieh Kammerſängerin Ellen Gulbranſon aus Bayrenth die gold Medaille für Kunſt und Wiſſenſchaft om Bande des Ritterkreuze des Ordens vom Zähringer Löwen. Hochſchulnachrichten. Der Frankfurter Schriftſteller und R. dakteur Joſef M. Jurinek hat in einem umfangreichen Pra werke, das in einem kunſtvollen handgeſchnitzten Ledereinban gebunden iſt, ſämtliche deutſche Preßſtimmen jeder Parteirichtun vereinigt, die anläßlich der badiſchen Jubeltage im September 1906 erſchinen ſind. Dieſes Prachtwerk, das ſeinem Umfange nach das größte Exemplar der Heidelberger Univerſitäts bibliothek ſein dürfte, hat Herr Jurinek der Univerſität zu⸗ Geſchenk gemacht. Das Werk führt, lt.„Frkf..⸗A.“ den Titel „Friedrich der Deutſche. 80 Jabre in Glaube, Kampf und Sieg Pariſer Konzertſkandal. Im Concert Colonne kam es einem außerordentlichen Skandal, weil der Cellopirtuoſe Hu Becker das Publikum durch ein endloſes Konzertſtück von Ern v. Dohnanyi, eine Art Weltſchmerzſymphonie mit Cello⸗S langweilte. Das Huſten, Murren und Kichern explodierte ſch lich in allgemeines lautes Gelächter, als bom hohen Olymp erlöſende Wort: Chambronnes ldie Garde ſtirrbt, doch ſie e i5 ſich nicht) in den Saal fiel. Der Dirigent mußte abklopfen und eine kleine, beruhigende Konzertrede halten. Darauf bereitet Publikum Herrn Becker eine Ovation, da es gegen ihn nichts 9 Nachher folgte das gleiche Publikum mit geſpannter Aufmerkſ⸗ keit der Straußſchen Symphonia domeſtica, die ohne Un brechung 40 Mnuten dauert, nicht eben kurzweilig iſt und do ſchon zum vierten Male bei Colonne geſpielt wird.— Man in dieſem Exempel wieder einmal deutlich, was für ine Suggeſtionskraft ein großer Name auf die große Maſſe ausübt. Das Redener Grubenunglück. Reden, 28. Jan. Das Grubenunglück betraf die Ab. teilungen der Steiger Groß und Klein, etwa 300 Man n. B Uhr nachmittags wurden 77 Tote herausbefördert und Zechenhauſe aufgebahrt. Ueber 40 Mann von der Abteilung de Steigers Klein konnten ſich nach der Grube Heinitz retten. Verwundete wurden heute Morgen ſchon geborgen und nach Knappſchaftslazarett Neunkirchen geſchafft. Gegen 2 Uhr noch vier Mann lebend ans Tageslicht gebracht, darunter Steiger Groß. Von den Leichen konnten nur 24 erkannt loren. Die Rettungsabteilungen der übrigen Saargruben, wie der Grube Frankenhauſen in der Pfalz waren bis hen Mittag eifrig an der Arbeit. Gegen 3 Uhr mußten ſie aber Arbeiten einſtellen, da neue Exploſionen zu befürcht waren. Die Grube brennt noch. Die Toden ſind aus Schiff, weiler, Langweiler und Heiligenwald. 5 *St. Johann, 28. Jan. Ueber die Zahl der Toten ſin weitere ſichere Meldungen nicht eingegangen. Die verſchütt Strecke liegt 2000 Meter weit vom Förderſchacht entfernt und einer Tiefe von 700 Metern. Nach bergmänniſcher Anſicht abgegeben worden ſein. Das Rennen ſoll in der Zeit vom 27. Aug. bis 1. September ausgefahren werden. retten, deshalb die 150 noch in der Grube befindlichen Leute nie

Jeneral⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 29. Januar. St. Johann, 28. Jan. Bis um 5 Uhr nachmittags för⸗ rlen die Rettungs mannſchaften, welche von ſämtlichen königl. herbeigerufen worden waren, 77 Leichen zu Tage, ſen brach Feuer in der Grube aus; alle Maunſchaften wusden * rückbeordert und eben waren die letzten oben glücklich ange⸗ mmen, als eine neuke heftige Detönation gehört wurde. Eine neue Exploſivn batte ſtattgefunden, durch die aber niemand perletzt wurde: die 5. Tiefbauſohle gilt aſs verloren. furgelt beratſchlogen die pberen Grubenbeamten über weitere aßnahmen, um des Feuers Herr zu werden. Die geborgenen e liegen in EN. ichen ſind nur zum kleinſten Teile zu erkennez 5 Verleſehäuſern. Morgen wird man die Angel Die Rettungsmannſchaften den ebenfe karng, ſich Morgen zum Wiederkommen bereit zu halten. * Neunkirchen, 28. Jan. Man hat über die Zahl der bei dem furchtbaren Unglück in der„Grube Reden“ verun⸗ glückten Bergleute überhaupt keine beſtimmten Feſtſtellungen Pis jetzt machen können. Feſt ſteht, daß heute morgen über 600 ergleute eingefahren ſind. Gegen acht Uhr gab es eine Exploſion ſchlagender Wetter in der fünften Tieſſohle, das ſo⸗ fprt einen gewaltigen Brand im Gefolge hatte. Man nimmt nach der„Frkf. Ztg.“ jetzt an, daß die Zahl der Toten und lerwundetenetwa 200 beträgt. Die Zahl der Verun⸗ Klückten konnte gerade ſo wenig mit Sicherheit bis jetzt feſt⸗ Fae werden, wie die Zahl der Geretteten. Die Geretteten Wurd d zumeiſt in den Gruben der Nachbarſchaft, welche mit dar rube Raden in Verbindung ſtehen, ausgefahren. So ſind zur Hrube„einitz“ 60 Bergleute ausgefahren. Die Bergwerks⸗ Inſpektion arflärt ſich außer Stande, Auskünfte zu exteilen, da Pier inſolge eines heute nachmittag neuerdings vorgekom⸗ menen gewaltigen Unglücks jede Aufſicht verloren gegangen iſt. 516 heute nachmittag hatte man 104 Tote, ferner 24 Schwer⸗ und Z36 Leichtverletzte geborgen. Dann erfolgte die neue Kataſtrophe. Eine weitere Exploſion ſchlagender Wetter ſchlug eiwa 150—200 Mann der eingefahrenen Rettungsmannſchaf⸗ ten ein, die ſehr wahrſcheinlich auch verloren ſind, da der Brand immer weiter um ſich greift.(Nach einer weiteren Privat⸗ meldung konnte ſich die geſamte Rettungsmannſchaft noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. D. Red.) Das Feuer hin⸗ dert die Rettungsarbeiten außerordentlich. Ein Bergmann, der gerettet wurde, hat die Sprache verloren. Nach dem zwei⸗ ten Unglück ſchätzt man die Zahl der Toten auf 300. Ueber je Entſtehungsurſache des Unglücks iſt noch nicht Beſtimmtes bekannt geworden, da ſich in dieſer Hinſicht vorläufig noch alles auf Vermutungen gründet und nähere Ermittelungen zur Zeit unmöglich ſind. eunkirchen, 29. Jan.(Privattelegramm.) Bis beſterg Abend batte man aus der Grube„Reden“ 77 Tote und Verleßte gaborgen. Die zweite, gegen ½4 Ubhr geſtern nach⸗ Mittag ekugeſchloſſene Abteilung, welche auf 158—200 Maun Facn wWird, iſt nicht mehr zum Vorſchein gelommen und muß mehr endgiltig als verloren betrachtet werden. Heute dormittag wird auf der ganzen Strecke der brennende Schacht nbgedeckt, um das Feuer zu erſticken. Sämtliche Rettungskolonn en des Saarreviers ſind dazu da. Wenn es gut geht, ſind immer⸗ hin noch 150 Tote insgeſamt zu verzeichnen. Man nimmt aber an, daß es mehr ſind. Ein Kontrolle war deshalb bis jetzt nicht möglich, weil die eingefahrenen Steiger die Verleſebücher bei ſich haben, mit denen ſie noch in der Grube weilen. Saarlouis, 29. Jan. Zu dem Redeuer Gruben⸗ unglück meldet das„Journal“ nach Erkundigungen bei der Bergwerksdirektion: Die Bergungsarbeiten mußten während zer vergangenen Nacht vollſtändig eingeſtellt werden, da der Brand zu ſehr um ſich gegriffen hat. Die Arbeiten werden Jorausſichtlich heute morgen wieder aufgenommen werden. Im anzen ſind vermutlich 155 Mann bei der Kataſtrophe ums Jeben gekommen. Heute morgen trafen der Handels⸗ miniſter, der Oberberghauptmann, der Oberpräſident, der NRegierungspräſtdent, der Präſident der Bergwerksdirektion und einige andere Herren in Reden ein. * Paris, 28. Jan. Bei Beginn der Sitzung des Muni⸗ zipalrates erklärte deſſen Präſident: Ich bin überzeugt, mich um Dolmetſch Ihrer Gefühle zu machen, wenn ich den Fami⸗ 15— der Unglücklichen, die bei der Kataſtrophe auf der Reden⸗ grube ihr Leben eingebüßt haben, unſer herzlichſtes Beileid Rusſpreche. Die ganze Saargegend iſt durch dieſe furchtbare Exploſion aufs tiefſte betrübt. Sie geht auch uns ſehr nahe. Vergeſſen wir nicht die Sympathie, die uns ſelbſt anläßlich des Unglücks von Courrieres zuteil wurde und ſchicken wir den Ueberlebenden der Kataſtrophe von Reden und den Hinter⸗ bliebenen der dabei Umgekommenen brüderlichen Gruß. Paris, 28. Jan. Der Miniſter des Auswärtigen be⸗ auftragte den franzöſiſchen Botſchafter in Berlin, Bihourd, dem Fürſten Bülow das Beileid der franzöſiſchen Regierung anläß⸗ lich der Kataſtrophe auf der Redengrube zum Ausdruck zu bringen. Lelie hachrichten ung Celegramme. Oberſchwandorf, 28. Jan. Hier wurde nach einem Vortrag von Lehrer Bickel ein liberaler Verein gegründet, der den Namen„Deutſcher Männer⸗Verein“ erhalten ſoll. * Frankfurt a.., 29. Jan. Geſtern abend ſtie ß der Hamburger Schnellzug No. 75 bei Großkarben auf eine Rangierabteilung. Ein Heizer wurde getötet. Reiſende ſind nicht verletzt. Beſſere Vertretung von Handel und Induſtrie im Reichstage. Hamburg, 23. Jan. Bei der von Direktoren, Beamten, Offtzieren uſw. der Hamburg⸗Amerika⸗Linie veran⸗ ſtalteten Feſtlichkeit zu Ehren des Geburtstages des Kajiſers hielt Generaldirektor Ballin eine Rede, in der er zunächſt auf den ge⸗ waltigen Aufſchwung hinwies, den Deutſchlands Gewerbe und In⸗ duſirie, Handel und Verkehr ſeit einem Menſchenalter genommen habe. Gut zwei Drittel des auswärtigen Handels Deutſchlands fällt auf den Seeverkehr und ſei daher den Händen des Reeders und des Seefahrers anvertrauk. In gleichem Schritt mit dieſer Enfwicklung ſei deshalb auch unſere Schiffahrt vorangegangen, und das ſei dem Kaiſer zu verdanken, der die Bedeutung des Meeres und der Schiffahrtz für unſere Gegenwart und Zukunft von Anfang an exkannt habe. Redner wies dann darauf hin, daß nicht nur im Heimatrhafen, ſondern auch an Bord von mehr als 130 Schiffen der Hamburg⸗Amerika⸗Linie auf den fernſten Meeren und den welifremdeſten Reeden des deutſchen Kaiſers Gedurtstag gefeiert werde. Dus weite Linieunetz, das die Hamburg⸗Amerika⸗Linie über den Erdball geworfen hat, halte auch die Deutſchen im Aus⸗ lande zuſammen und verbinde ſie mit der Heimat. So helfe die Hamburg⸗Amerika⸗Linie ein größeres wirtſchafts⸗poli⸗ Alches and verkehrspolitiſges Deutſchland ſchal⸗ unſeren fen, das dem größeren geiſtigen Deutſchland neue Fundamente biete. Redner führte dann weiter ans, daß auch der neue 9 ztag berufene und ſachverſtändige Männee aus den Kreiſen von Induſtrie, Handel und Schiffahrt nur in verſchwinden⸗ der Zahl aufzuweiſen habe. chafe ſei in der Die deutſche Landwirtſeh glücklichen Lage, ſehr zahlreiche und einflußreiche Vertreier in den Reichstog zu entſenden. Die Schiffahrt habe keinen einzigen Unterrebmer dort, und die Reſchstagsgbgeordn aus der Groß⸗ induſtrie, der Hochfinanz und dert Handel nten in einem Es liege im Reichsinte⸗ eſſe des ganzen deutſchen Volkes, daß Bankweſen, Schiffahrt Ver⸗ bau, Großinduſtrie uſm. eine ſtärkere und re Vertretung im Reichstage finden. Der Reichstog die Vertretung des Volkes, und zum Volke ge⸗ hörten auch die Unternehmer und Arbeitgeber. Redner ſchloß mit den Worten: Gott ſchütze den Kaiſer, ſein Reich und ſein Haus Unſeres geliebten Kaiſers Majeſtät Hurra! Die frauzöſiſchen Biſchöfe und das Trennungsgeſetz. 18, 29. J An 30 Biſchöfe hielten geſtern nachmittag rdneten Denis Cochin unter dem einzigen Wagen nach Hauſe fahren. * 1 7 r ＋ 4*— N , auch 1m. Ir ewer Handel, 2 5 E, 2 Berg ſei s aus Rom zurückgebrachte z angenommen wurde. In ig in der letzten Biſchofsver⸗ feſtgeſtellt worden war und die worden iſt, heißt as rung, deren Wortlaut ß Ja Muette eröffentlicht dieſer Erk ſammlung im Se vom 1 Dieoarn“ heute„Figaro unte anderem: en unerſchüttert den allgemeinen i ungsgeſetz und die anderen aufrecht. Gemeinſam mit für die Kirche Frankreichs, und Underletzlichkeit ihrer Güter Güter, deren wir in zeraubt wurden, werden unaufhörlich von ihren gen Beſitzern beanſprucht. igen Kampfe klirchlichen In dem gegenä gen. Ausſchließlich zu dieſem Behufe werden wir uns herbei⸗ laſſen, den Verſuch einer Organiſt des öffentlichen Gottes⸗ dienſtes rheit gewiſſer Beſtimmungen Ein dem Präfekten und Pfarrern ertrag wird eutſprechend dem Wort⸗ ichen den Nutzgenuß der zu machen, wenn die Unkle igt wird. und den Adorantei! Atdererfſeits geſchloſſener V laut des Geſetzes den Geiſtli 95 gebäude ſich en können. Bezliglich dieſes Vertrags legt das Geſetz den Zivil⸗ parteien nur die Bedingung auf, daß der Nutzgenuß unentgelt⸗ lich ſei. Wir erklären, daß der Nutzgenuß⸗Vertrag entweder überall angenommen werden wird oder daß wir ihn nirgends annehmen. Dieſer Vertrag wird erſt von dem Augenblick an, in Geltung treten, wo die Klauſel einſtimmig von den Ver⸗ tretern der Gemeinde oder ſonſtigen Retorden genehmigt ſein werde. Das ganze Land wird unſere Bedingungen zu würdi⸗ gen wiſſen. Es wird ſehen, daß wir nur das Heil der uns anvertrauten Seelen im Auge hatten. Der Erklärung liegt das Schema eines zwiſchen den Geiſtlichen und Bürgermeiſtern abzuſchließenden Vertrages bei, durch den den Pfarrern u.. die Kirchenpolizei überlaſſen wird, abgeſehen von den Pfarreien, wo der Bürgermeiſter zur Herſtellung der geſtörten Ordnung einzuſchreiten genötigt ſein würde. Gine Exploſion ſchlagender Wetter in Frankreich. Lens, 28. Jan. In der Grube 2 der Zeche von Lievin fand eine Exploſion ſchlagender Wetter ſtatt; mehrere Bergleute ſollen getötet worden ſein. Einzelheiten fehlen. Paris, 8. Jan. Die Compegne des Mines de Lievin in Paris hat dem Miniſterium der öffentlichen Arbeſten mitgeleilt, daß bei der Grubenerploſion in Lievin der Chefingenteur, ein Abteilungs⸗ ingenieur und ein Oberſleiger ge ötet worden ſeien. Die Bergwerks⸗ lekiung glaubt, daß dieſe dret Beamten die Feſtſtellung bezüglich'ner ihnen gemeldeten Entladung ſchlagender Welter haben vorneßmen wollen und dabei umgekommen ſind. In dieſem Falle dürfte ſich die Zahl der Opfer auf dieſe drei beſchränken, da derartige Feſtſtellungen gewöhn⸗ lich vorgenommen werden, ohne daß die Anweſenheit von Arbeitern notwenvig iſt. Lievin, 28. Jan. Eine zahlreiche Menſchenmenge drängt ſich um den Schacht, dle Gendarmerie hält die Ordnung aufrecht. Der Depu⸗ tierle Lamerdin iſt in die Gru be hinunterge iegen um bei den Rettungs⸗ arbeiten zu helfen. Bis 2 Uhr Nachmit ags wurden 681 Bergleute aus dem Schacht herausbefördert von den 812, die heute Morgen einfuhren. Die Zahl der Opfer kenn: man noch nicht. Der Tod der belden Ingenieure und des Oberſteigers wird beſtätigt. Lievin, 28. Jan. Von den 812 Bergleuten, die heute früh in den Schacht herabgeſtiegen ſind, lommen immer mehr 8 u Tage; es ſehlen jedoch mehr als fünfzig, die, wie es heißt, bei ver⸗ ſchiedenen Retlungsarbeiten in der Tiefe beſchäftigt waren. Zahl⸗ reiche Direktoren von den in der Nähe befindlichen Gruben waren anweſend. Man bemerkt auch eine Gruppe von Rettungsmann⸗ ſchaften aus Courrieres, die mit ihrer beſonderen Ausrüſtung ange⸗ kommen ſind. Die Unruhen in Marokks. London, 29. Jan. Der ganze Stamm der Beni Mſaur hat ſich, wie der Daily Telegraph meldet, den Sheriffiſchen Trup⸗ pen ergeben. Raiſuli hat ſeine Zuflucht zu den in den Bergen wohnenden Beni Aros genommen. Rußland in der Mandſchurei. Petersburg, 28. Jan. Der Kaiſer teilte dem Kaiſer von China telegraphiſch den Beſchluß der ruſſiſchen Regierung mit, die Mandſchurei ſchon vor dem feſtgeſetzten Termin zu räumen und ſprach dabei den Wunſch nach weiterer Befeſtigung der gegenſeitigen Freundſchaft und die Hoffnung aus, daß die In⸗ tereſſen Rußlands in der Mandſchurei geſchützt bleiben werden. Der Kaiſer von China drückte in der Antvortdepeſche ſeine Freude üder den Beſchluß aus und teilte gleichzeitig mit, daß an die Obrigkeit in der Mandſchurei der Befehl ergangen ſei, die geſetzlichen Inter⸗ eſſen der Ruſſen in der Mandſchurei zu wahren. Petersburg, 28. Jan. Die geſamte ruſſiſche Preſſe begrüßt mit größter Sympathie den Beſchluß der Regierung, die Mandſchurei bor dem feſtgeſetzten Termin zu räumen. * Verliner Drahtbericht. [Von unſerem Berliner Bureau.) „Berlin, 29. Jau. Die Zahl der Ausgeſperrten in der Holzinduſtrie hat ſich am Sonnabend um 304 vermehrt. Zum 1. April ſoll das Vertragsverhältnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Leipzig, Dresden und Görlitz gekündigt werden. Berlin, 29. Jan. Der nationalliberale Reichstagsabge⸗ oeducse De Arning i Nantte Nienbaug-Stalbeen den Welſen verdrängt hatte, iſt der erſte Afrikaner, der in den Reichstag einzieht. Er war früher Arzt bei der oſtafrikaniſchen Schutztruppe. JVerlin, 29. Jan. Daß die Unterwerfung der Bondelsgzwarts in Deutſch⸗Südweſtafrika ſelbſt unerwartet gekommen iſt, geht deutlich aus der dieſer Tage eingetroffenen in Swakopmund erſcheinenden „Deutſch⸗Südweſtafrikaniſchen Zeitung“ hervor. JBerlin, 29. Jan. Dem Kaiſer und dem Reichs⸗ kanzler wurde über die Gpubenfataſtrophe in Reden ein⸗ gehend Bericht erſtattet. Berlin, 29. Jan Die Ermordung des Warenhausin ⸗ habers Whiteley in London ſtellt ſich immer romantiſcher. Es ſcheint in der Tat feſtzuſtehen, daß der Mörder der außerehe⸗ liche Sohn des Whiteleh iſt. Whiteley lebte ſeit 20 Jahren von ſeiner Frau getrennt. Ein neuer jungliberaler Verein. Berlin, 29. Jan. In Charlottenburg iſt geſtern in einer außerordentlich ſtark beſuchten öffentlichen Verſammlung ein jungliberaler Verein gegründet worden. Der Verein hat ſeinen Beitritt zum Reichsverband der liberalen Jugend voll⸗ gogen. Klerikale Stichwahlmache. JBerlin, 29. Jan. Die„Köln. Volksztg.“ läßt ſich aus Berlin melden, daß in Berliner Regierungskreiſen mit dem Plan umgegangen würde, die wegen der Zunahme der Bevölkerung eigentlich mehr zu wählenden Reichstagsabgeordneten durch die Landtage wählen zu laſſen. Es handelt ſich in dieſem Falle wohl ausſchließlich um eine klerikale Wahlmache. Nachdem ſich das Reichstagswahlrecht ſo vorzüglich bewährt hat, denken unſere Re⸗ gierungskreiſe ſicher nicht daran, irgend welche Wahländerung vorzunchmen. Die Stichwahlparole der freiſinnigen Vereinigunn. Berlin, 29. Jau. Die freiſinnige Vereinigung hat für die Stichwaßl folgende Parole ausgegeben: Die Hauptwahl habe eine ſichere Mehrheit für die Bewilligung nationaler Forderungen ergeben. Dagegen erſcheint jetzt die Gefahr der Bedrohung be⸗ deutſamer liberaler Errungenſchaften, für deren Aufrechterhaltung und Ausbau wir ſtets eingetreten ſind, weſentlich nüßer gerückt, Wir fordern daher unſere Parteifreunde im Lande auf, nur ſolchen Kandidaten in der Stichwahl ihre Stimme zu geben, welche durch Programm und Perſönlichkeit eine ſichere Gewähr dafür bieten, daß ſie nicht der politiſchen und geiſtigen Reaktion Hilfsdienſte leiſten. Ueberſeeiſche Schifſahrts⸗Nachrichten. Sonthampion, 28. Jan.(Drahfbericht der Amerikan Line. Southampton). Der Schnelldampfer„St. Louis“ am 17. Januar von New⸗Mork ab, iſt heute vormittag 11 Uhr hier angekommen. New⸗Nork, 26. Jan. Drahtbericht der American Line, Sout⸗ bampton. Der Schnell⸗Dampfer„St. Paul“, am 19. Januar von Southampton ab, iſt bheute vormittag 2 Uhr hier angelommen. Antwerpen, 27. Januar. Drahtbericht der Red⸗Star⸗Line in Antwerpen. Der Dampfer„Finland“, am 16. Januar von New⸗Mork ab, iſt heute hier angekommen. Mitgetellt durch das Paſſage⸗ und Reiſe⸗Zureau Sun d⸗ kach& Bärenklau Nachf. in Mammheim, Bahnhofplaß Nr. p, direkt am Hauptbahnhof. e Waſſerſtandsnachrichten im Monat Jaunar. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 24. 25. 26, 27. 28. 29 Vemerkungen Konſtanz„J2,65%„62 Waldshut. 0 2 0„42„88 Hüningen„ J0.85 0,85 0,92.92 0,85 0,90 Abds. 6 Uhr Kehll 11.83 1,31 1,35 1,35 1,34 1,31] N. 6 Uhr Lauterburg„42,88.75 Abds. 6 Uhr Maxau 290 2,80 2,80 2,85 2,81 2,77 2 Uhr Germersheim.40.40.-P, 12 Uhr Manunheim„2,04 2,01 1,99 2,07 2,08 1,95 Morg. 7 Uhr Mainz.85 0,25 0,24 0,14 0,21.-P. 12 Uhr Bingen 122 1,18 10 Uhr waub..35 1,34 1,80 1,18 1,16 1,28] 2 Ubr Hoblenz„„ I,83 1,65 10 U KNölun„„I,½74 1½47 1,42 1,40 1,31 2 Ruhrort 1,88 0,92 8 Uhr vom Neckar: Mannheim 228 2,15 2,18 2,28 9,25 2,14 V. 7 15 Heilbroun J0.52 0,56.68 0,70 0,87 0,781 B. 7 Uhr PUUU²ñͥñMñw„Ww„˙˙˙ x x ee Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbanm, für Kunſt, Feuilleton und Vermiſchtes; Fritz Kayſer. für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Rich. Schönfelder; für Volkswirtſchaft u. den übrigen redaktionellen Teil: Karl Apfel; für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Franz Kircher. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Eruſt Müller. ——— ‚——..——— Unseren Lesern zur Mitteilung, dass die Nerliner Schirm-Industrie, Planken, D 3, 8, Inventur-Aus- vorkauf veranstaltet. 87942 Victoria-Parfümerie. 67178 SDenlalhesus felmer HKasmarbedtemn HKesel& Maier, O F, 4.(Faltestelle Vietoria.) Das beſte und Husten— Linder ungsmittel berall beltebteſte 0182800) ſind die geſetzlich geſchützten Karl Bücking's Isländ. Moos-Bonbons Alleinverkauf im Schokoladenhaus C. Unglenle, K 1, Ba, Breiteſtr. Q 1, 3, Breiteſtr. 0 2. 4, Heidelber zerſtr. Iun soll Einer sagen, was ne Sache ist! Geſtern ſcheußlicher Zuſtand: Halsſchmerzen, Heiſerkeit— total, ſag ich Ihnen!— und ein trockener Huſten— war mir ordentlich angſt! Und heute? Quitſchfidel und alles vorüber. Und wieſo? Habe Sodener Mineral⸗Paſtillen— ächte von Fay— gekauft, nach Vorſchrift gebraucht und heute alles fort. Und der ganze Spaß koſtete nur 85 Pfg. 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Mts. um 5 Uhr nachmittags vom Haupf⸗ bahnhof Heidelberg aus nach Köln statt. 1808

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General-Anzeiger( Mannheimer Journah) Wahlkreise Mannheim-Weinheim⸗Schwetzingen ———— ee 22 ˙— Ganzer Bezirk Stimmen Stichwahl Stimmen am 16. Juni 1903 am 25. Juni 1903 am 25. Januar 1907 2 2 18 9 Beair Wähler⸗ 5 Wähler⸗ No Wahlorte 33 85 2 5 zahl 353570 8 zahl 8 83 2 2— 2 8— 5 2„—W 85— —* 12 2—— 1 ̃ Käferthal, frühe u. 48. Bezirk. 28431 5846 12387 2809 1659 8861 14026 32094 9155 16044 3241 Friedriehstra strasse; Gewerbe⸗ 1 eg. Grohl 8 353 8 9 rasse, Kirchenstrasse, Mann⸗ 458 222 486 10² 288 9¹ ＋ Furae Mannheimerstrasse, 1* JJJü ddddd/ /ddd Feudenbeimerstr., Kirch- a Lampertheimer- 0 1 77 5 179 476 11⁵ 237 79 1 85 17 5 Feldstr, Hupen 47 Allee, Jundtorker. 631 372 7 5 K w. urterstras und 48 mhof er Fabrik- 49 5 8 2 8en 1 50 ar. inenstrasse, Luisen- J 2 51 6 Neugas 8e, 0 Keenedere „Wäörthstrasse Mellde maännstrassce, 52 Kuh- 55 75 8 8 ſdeersse 495 6s ö265 72 5 91 288 606%% 1 Mannheim Zus. Feudenheim Neckarhausen Sandhofen 25 4115 Walls tadt Landbezirk Mannheim Z⁊zus. Schwetzingen Altlussbeim Oftersheim Elankstadt Seckenbheim Nheinau Stabhalterei —— 2— Landbezirk Schwetzingen Z⁊zus. Weinbheim Laudenbach ele ,,,,, Obergockenbaen eler, Rittenweier Sulzbach Ursenbach Bezirk Weinheim

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Beilage zum Mannheimer Reichstagswahlen! 1908 und d 1907 im 20 24 merstrüsse 19 10, Gontard- Strasse—11 und—12, ſanrgene in⸗ Personenbahnhof, Rennershofstrasse, Rhein- 5 Mess K J, K—7 5—15 N—5 N.26 2 P 08 Hafenstr. 23 u. 42 bis Schluss; Jungbuschstrasse, Kirchenstrasse rechts. Böckstrasse, Dalbergstr., Neckarvor- landstr., Seilerstrasse, Werftstrasse. K 2, Grabenstrasse, Holzstr., Luisen- ring 20 bis Schluss, Schanzenstrasse. Uusplatz—5, Friedrichs- tbestrasse, Hebelstrasse, Lamęq- 15 U.—130, Negkarvorland, Juits⸗ Strasge, Rosengartenstr. links, Rupprechtstr., Schulbofstra- Tullastrasss—9 u. 2 Augusta- zahnhöofplatz, Beethoven- Augusta- Ahlage, strässe, Bismarekplatz—7 u.—10, Karola⸗ Strasse, Oharlottenstrasge, Elisabethstrassc, Friedrich-Karl-Str., Friedrichsplatz Iinks No. 7 bis Schluss nach rechts, Hildastrasse, Kniserring, Lachnerstrasse, Lameystrasse 14 u. 15 bis Schluss, Mollsträsge, Moltkestr., Prinz- Wilhelmstrasse, Richard W agnerstr., Roonstr., Rosengurtenstr. rechts, Secken⸗ heimerstrasse links, Sophienstrasse, Tatter- Tullastrasse 4 und 11 bis Werderplatz, Werder gallstrasse links, Schlu 5 N rappmi Paättersall⸗ 2 0 bpi heinhäuserstras Thoxräckerstr Kepplerstr., Schwe tzingerstr. rechts, Weibsad 5 Amerikanerstrasse, Friedrichsfelderstrasse, Kleinfeldstr., Kleinfeld, Rheinhäuserplatz dammstrass lin Rtg, BRheingewann Gontardplatz, Gontardstrasse 18 und 14 bis Sohluss, Rheingustr., Rheindammstr. rechts. Hichelsheimerstrasse 11 und 12 bis Schluss, Meeteldstr., Weidstücker⸗ Dammstrasse, Diesterwegstr.(5. Queretr.), Langstrasse, Lortzing gsträsse(3. Querst.). Gärtnerstrasse(12. Querstr.), Humboldtstr. C. und 8. Mittelstrasse Ackerstrasse(18 15. Querstr.), Ganteneldee ee Mert Stoekhornstrasse(10 2 latz(. Guerstrg), Hoch- uferstr., Hohwiesenweg, Räferthalerstras Uinks bis zur Preuss Ress. Bahn, ataldaene rundstrasse, are Wanoten ass Arassen m FEriedhof, Vendenhelme Funlerstiasse rechts 5 ahn, 998 Ur 29 74 303 112 25 95 126 484 248 256 13 M 1 14 15 4— J 6, Collinistrasse, Friedrichsring, Guten- es Weue Hebelstrasse, Sstrasse, Rupprechtstrasse AAulage, Besthoyvenstrasse, Elisa- bethstrasse, Friedrich--Karlstrasso, Fried- richsplatz, Kaiserring 30—52, Mollstrasse J u. II. 5 oltkkestr., Rennwiesen, Schwetzinger- Strasse—9 und—10, Veigenbeimergtrasse 15 e e Ve Nr. 2 25 und 2 bis 205 tteurstrasse Se chwetzinger Str. rechts von Nr. 12 Ab, Kleine W. Neckarvorland bis 43, Werder- Patters Thoräck erstrasse, 11 ab, St erk W. all Gross0 5 Stadt Mannheim Stimmen Stichwahl am Stimmen am 16. Juni 1903 25. Juni 1903 am 25. Januar 1907 beairk 0 wWanler- 5 enr 1 Wänler ate 8 8 5 Uadräte 8 No. zahl**VVV No. 129 zahl 828 2 2 85 28 3 5 — 2—ç——*— E 8 28 9— 1 1 A—4, Schloss u. Amtsgefang 55515 Schloss, Schlossgarten mit Ballhaus, Rhein- 1 ＋—5.—4,5 N ingnis, 61⁰0 237 104 88 56 146 1 0 eoland, Parkring, 111 .—3, D—7, E—2, I 62 o VTVVVV)VVVJVTJVVJVTJVVV))VJJVTV!TVTTVTTVVTVJVùb..!!„555 3B 6 und 5 Mühlau Schifſe E 59 Gn e Akadendestragse, Hafonstr.-21 b. K. —40, Kirchenstrasse links, Leopoldstrasse, ö 4 zudwigspadstr., Luisenring—Iä, Parkring, Rheinbrücken-Aufgang, Eheinstr. Rhein· 75 B Verland 55 5 15— 77 5 1— 75 626 188 6 1 6— 7,J8—5 6 5—57 0 112 609 264 7 K—7, Luisenring 6% 3 Z3VUUU 609 8 K, e e de, Jungbuschstr, EKirchen- 426 9 Voxlandstrasse, Rheinstrasse, 830 212 435 79 755 Scha Werftstrasse 8 Beilstr. asse, Böckstrasse, Dalberg- 99 — 0 strasse, Sellerstrasse 5 5 349 11 Nianlaugebiet und 555 143 241 124 359 229 29 . 15¹ 80 — 2 ede ee „—. — aee — 39 41 Arlerstt 5 43 Pumpwer natengebie 55 25 182 Büekenrwe heimerstr Hochuferstrasse, 44 Weinhelmer- „Kleinfeldetr 5 Rungierbahnhof, Gontardplatz, orstrasse, Ländenhokplatz, Renners- „R heindammstrasse Gasfabpikstr. Asse, Ländenhofstrasss, Meerlachstrasee Rheinparks trasse am Rheindamm, villenstrasse, nienpr domenade, Wald- K 33 W bid Strasse, LaN egstr., strasse linhcs, Lutherstrasse Frix ed 25 Pflügorsgrundstrasse rechts, Schimperstrasse, Spelzengärten und trasss, str., Stoe er mit Friosonheimer Rheininsel am So, am Friedhot, Garnisons trasse, wiesenweg, Käferthale strasse, Ländwehrstrasse, Lan Nebkarvorland 55 Samme 5n Sandgewann, 8 A 10 d Alte. Weinl atz, Viehhofstras Sohlgenthofstr, Sosbont chts, Unterhellung, Vordere Holzgassweg; Landteil- Rhein- stückerweg Tbrteng⸗ Humboldtstrasse, Pestalozzistrasse, Zehntstrasse scher „Gutemannstr. se, Industrie- Ererzierplatz, Feuden- Hohwiesenstrasse, Hoh- trasge, Kronprinzen- unhof, II eimerstrasse