uli, ſtatt. kitel gegen ſofork 50697 ſchaft⸗ Arbdeſl 8991 part. — 5 ſucht er und angabe d Bl,. —U ig. 0d. möbl. nſion. J. Unk. tion. nhoſes 8 ung unent⸗ dtaub⸗ ber zu 50618 125 möbl. eſſere 5061 möbl. — Abonnemen⸗(Badiſche Volkszeitung.) 70 Pfennig wonatlich. Bringerlohn 28 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. In ſerate: Die Cxonel⸗Zeile. 25 Pfg. Ausv/ärtige Inſerate. 80„ Die Reklame⸗Zeile... 1 Mark E 6, 2. der Stadt Mannheim und umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Gkleſenſte und verbreitelſte Zeitung in Mannheim und Ilmgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. Eigene Redaktions⸗Bureaus in Berlin und Karlsruhe. (Nannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Abzeſfe „Journal Mannheim“, Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten 341 Redaktioan 977 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung E 6G, 2. 2¹ Nr. 313. Mittwoch, 10. Zuli 1907. (1. Mittagblatt.) Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 12 Seiten. Poliusche Jebersicht. Maunbeim, 10. Juli 1907. Eingeborenenrecht. Wie die„Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, berief der Staats⸗ ſekretär des Reichskolonialamts zum Zweck des Studiums des Eingeborenenrechts in den deutſchen Kolonien und aufgrund der Erfahrungen, welche bei anderen koloniſierenden Nationen mit der Kodifikation ſolchen Eingeborenenrechts gemacht wurden, eine Kommiſſion zuſammen. Dieſe hielt geſtern im Reichskolonialamt ihre erſte Sitzung ab. Sie wählte den Geheimen Juſtizrat Prof. Dr. Kohler zum erſten, das Mit⸗ glied des Reichstages, den Geheimen Regierungsrat a. D. Dr. v. Richthofen zum zweiten Vorfitzenden; als Schriftführer wurden beſtellt: Wirklicher Legationsrat Dr. v. Jacobs und der Geheime Regierungsrat Dr. Gerhard Meyer. Die Kom⸗ miſſion ſetzt ſich zuſammen aus den genannten Herren, ferner aus den Reichstagsmitgliedern Geh. Juſtizrat Dr. Dove, Land⸗ gerichtsrat Dr. Hagemann, Dr. Südekum, Kammergerichtsrat Dr. Felix Meyer, dem Vorſitzenden der internationalen Ver⸗ einigung für vergleichende Rechts⸗ und Volkswirtſchaftslehre, Wirkl. Legationsrat Dr. Schnee. Zum Beitritt zur Kom⸗ miſſion wurde aufgefordert der Herausgeber der Zeitſchrift „Anthropos“ Pater Schmidt in Wien. Durch dieſe Kommiſſion ſoll gleichzeitig Wünſchen des Reichstages Rechnung getragen werden, welcher in der Reſolution Ablaß beantragt hatte, das über das Eingebarenenrecht in den deutſchen Kolonien vor⸗ handene Material zu ſammeln und zu ſichten und eine authentiſche Sammlung der Rechtsgebräuche der Eingeborenen herſtellen zu laſſen. Beſteuerung der vierten Wagenklaſſe. Um die jetzt ſtiller werdenden Waſſer der Politik etwas zu beleben, haben Berliner Blätter die Nachricht verbreitet, daß eine Beſteurung auch der vierten Wagenklaſſe geplant ſei. Jeder, der nur einigermaßen politiſch und wirtſchaftlich Be⸗ ſcheid weiß, mußte ſich, ſo meint die„Köln. Ztg.“, ſagen, daß dieſe Nachricht unmöglich zutreffen könne; und wir würden von ihr überhaupt keine Notiz genommen haben, wenn wir nicht aus Provinzblättern erſähen, daß hier und da dieſe Nachricht wirklich geglaubt und dazu benutzt wird, politiſchen Unfrieden zu ſtiften. Es ſei darum feſtgeſtellt, daß an den Plan einer Beſteurung der vierten Wagenklaſſe in den leitenden Kreiſen der Regierung niemand gedacht hat, obwohl der neue Perſonentarif durch die Einführung der 3b⸗Klaſſe in Süddeutſchland eine direkte Umgehung der Fahrkartenſteuer ermöglicht hat. Es iſt nicht üblich, Geſetze, die man kaum geſchaffen hat, im nächſten Jahre wieder abzuändern. Das erſcheint im vorliegenden Falle umſoweniger empfehlenswert, als bereits parlamentariſche Anträge vorliegen, die Fahr⸗ kartenſteuer überhaupt wieder aufzuheben. Auf der Haager Friedenskouferenz wurde geſtern morgen in der Unterkommiſſion, die zur Be⸗ ratung der Frage der Ausdehnung der Beſtimmungen der Konvention des Roten Kreuzes von 1864 auf den Seekrieg eingeſetzt iſt, ſeitens der Nieder⸗ lande der Ergänzungsantrag zu dem deutſchen Er äänzungs⸗ antrag zurückgezogen. Der letztere ging dahin, daß jedes Kriegsſchiff einer der kriegführenden Parteien unter gewiſſen Bedingungen die Auslieferung der an Bord genommenen Ver⸗ wundeten, Kranken und Schiffbrüchigen verlangen dürfe, gleichgültig, welcher Partei dieſelben angehören. Renauld (Frankreich) verteidigte nachdrücklich den deutſchen Antrag, den er für notwendig erachtete, als Ergänzung zu der den Hoſpitalſchiffen eingeräumten Immunität. Es handle ſich dabei um ein militäriſches Intereſſe, welches reſpektiert werden müſſe, wenn nicht das Prinzip der gegenſeitigen ſamaritären Hilfeleiſtung gefährdet werden ſolle. Siegel(Deutſchland) ſchoß ſich völlig dieſen Worten an. Bei der Erörterung des in drei Lichtern beſtehenden Unterſcheidungszeichens, das die Hoſpitalſchiffe nachks aushängen ſollen, bemerkte Ottley (England) namens ſeiner Delegation, daß dieſes Zeichen, wenn die Hoſpitalſchiffe mit der Flotte fahren, eine Gefahr für dieſe bilden könnte, da ſie deren Bewegungen verraten würde. Nelidoff(Rußland) führte aus, man könne den Gebrauch des Lichterzeichens für den Fall einer Schlacht einſchränken. Schließlich kam man überein, die Frage dem zur Formu⸗ lierung des endgültigen Entwurfes eingeſetzten Redaktions⸗ komitee zu überweiſen, welches heute Abend zuſammentreten wird und zuſammengeſetzt iſt aus Vertretern Deutſchlands, Frankreichs, Englands, Belgiens, Hollands, Japans, der Schweiz, der Türkei und Chinas und die Sitzung wurde auf⸗ gehoben. Deutsches Reich. *Darmſtadt, 9. Juli.(Kein Zarenbeſuch⸗) Von einem bevorſtehenden Beſuche des Zaren am hieſigen Hofe, der nach der Meldung eines Berliner Blattes demnächſt ſtattfinden ſoll, iſt an hieſiger amtlicher Stelle nichts bekannt. *München, 9. Juli.(Zum Petersprozeß.) Wie die„Münchener Neueſten Nachr.“ melden, haben heute abend 6 Uhr, wenige Minuten vor dem Ende des Berufungs⸗ termins gegen das Urteil im Petersprozeß ſowohl Dr. Peters wie Redakteur Gruber Berufung eingelegt. * Dresden, 9. Juli.(Naturſchutz.) Die Regie⸗ rung bereitet einen Geſetzentwurf gegen die Vernichtung landſchaftlicher Schönheit durch Reklametafeln vor. * Berlin, 9. Juli(Der ſozialdemokratiſche Sommer.) Der„Vorwärts“ teilt mit, daß der preu⸗ ßiſche Partettag zum 21. November nach Berlin ein⸗ berufen ſei. Die anderr Konvente der Partei finden, woran erinnert ſei, im Auguſt und im September ſtatt. Vom 18. bis 24. Auguſt tagt der internationale ſozialiſtiſche Kongreß zu Stuttgart, um über den Militarismus und die inter⸗ nationalen Konflikte, die Beziehungen zwiſchen den politiſchen Diplomatenräuke. Roman von Max Pemberton. Autoriſierte Ueberſetzung von Dr. Albert Hauff. (Nachdruck verboten). 9 Fortſetzung.) Die Aatwort war etwas unbeſtimmt, Eſther nahm aber dem Burſchen ſeine ungenaue Auskunft nicht übel, ſondern⸗ging, ohne etwas zu erwidern, in den Speiſeſaal, Dort ſaß Madame Julia, deren volle Figur in einem dunkelgrünen Reitkleid ſteckte, bereits bei Tiſch und las ihre Briefe. Doktor Kavier befand ſich nicht im Zimmer, es war auch kein Couvert für ihn gedeckt. Eſther begann ſich wegen ihres ſpäten Erſcheinens zu entſchuldigen, aber Julia wollte davon nichts hören, ſondern ſagte, da jeder bei ihnen zum Frühſtück kommen könne, wenn es ihm beliebt. „Jeder ſoll ſchlafen, ſolange er kann. Wenn Sie in mein Alter kommen, dann werden Sie verſtehen, daß jede Stunde Schlafes etwas wert iſt, und daß man ſich darin nicht ſtören laſſen darf; wenigſtens geht es mir ſo. Denken Sie ſich, ich werde im nächſten März ſchon 33 und jedes Haar auf meinem Schädel beginnt zu ſagen:„Vorbei, vorbei! Eſther lachte und fühlte ſich ſehr erleichtert. Was auch immer ihre Zweifel geweſen waren, als ſie allein in ihrem Zim⸗ mer ſich befand die Gegenwart ihrer liebenswürdigen Wirtin verbannten ſie ſofort. Hier war ein Weſen, das ſie zum erſten⸗ male geſtern geſehen hatte, und das ſie mit einer Freundlichkeit noſſen hatte, behandelte, die größer war, als ſie jemals in ihrem Leben ſie ge⸗ und die trotz der vornehmen Art des Hausſtandes und des Luxus, der ſie umgab, in Eſther doch kein Gefühl ſozialer Minderwertigkeit oder Abhängigkeit aufſteigen ließ. Sie wuürde hier empfangen wie jeder andere Gaſt, und Madame Julia ſchien nur die eine Pflicht zu lennen, ſie möglichſt gut zu unter⸗ halten. Sie erzählte von Bällen und Theatern und von den Freunden, die ſie morgens zuf dem Ritt in Rotten⸗Row begrüßt hatte und ſprach dann von dem, Das heute unternommen werden ſollte. „Vor dem Diner wollen wir nach Hyde⸗Park fahren, und abends muß uns mein Bruder ins Theater führen. Dazu iſt er allerdings furchtbar ſchwer zu bekommen. Wenn Sie ſo alt ſein werden wie ich, werden Sie ſagen, daß für alle Männer dasſelbe gilt: wenn Sie wollen, wollen die ſicher nicht, und wenn Sie nicht wollen, gut, dann hängt es doch zuguterletzt von dem Wil⸗ len jener ab. Mein Bruder macht von dieſer Regel keine Aus⸗ nahme.“ Julia wußte nicht, was dieſe wenigen Worte für das junge Mädchen, das ihnen zuhörte, bedeuteten. Als die ſchwere Holz⸗ tür ſich geſtern mit einem ſo eigentümlichen Klang hinter Eſther ſchloß, da erſchien ſie ihr wie die Tür eines Gefängniſſes, die ſich ſelten der Welt draußen öffnete. Aber wenn ſie nach Hyde⸗ Park fahten wollten, wenn ſie ins Theater gingen,— was hakte ſie da eigentlich für Grund zur Sorge?! Konnte ſie nicht jeden Augenblick das Haus verlaſſen und in das Elend ihrer Armut zurückkehren? Sie wußte, daß ihr das freiſtand, aber ſie fürchtete ſich bor dieſe“ Freiheit. Die Erinnerung an dteſes Elend war noch zu friſch und ſie flehte zu Gott, daß ſolche Tage für ſie nie⸗ mals wiederkehren möchten. „Zum Lunck wollen wir uns wieder hier treffen, liebes Fräu⸗ lein,“ ſagte Julia, als das Frühſtück beendet war und ſie den letzten der langen Briefe zweimal geleſen hatte.„Jetzt müſſen Sie zu meinem Bruder und ſehen, ob Sie ihm helfen können; er erwartet Sie im Laboratorium. Wenn Sie ſich aber heute nicht dazu aufgelegt fühlen, ſo ſagen Sie es mir, bitte, und es kann an einem enderen Tage geſchehen. Indeſſen, ich bin überzeugt, Franzise9 würde ſich ſehr freuen, wenn Sis ſchon heute kämen“ Eſther war in dieſes Haus gekommen, um ſich nützlich zu machen und ihr natürlicher Fleiß duldete kein Zögern. So er⸗ — ſozialiſtiſchen Parteien und den Gewerkſchaften, die Kolonial⸗ frage, die Einwanderung und Auswanderung der Arbeiter und das Frauenwahlrecht zu beraten. Der deutſche Parteitag wird vom 15. September ab in Eſſen abgehalten. Sein Programm haben wir früher bekannt gegeben. Nebenbei ſei bemerkt, daß die Parteivertretung der deutſchen Sozialdemo⸗ kratie in Oeſterreich den Parteitag der deutſchen Sozialdemo⸗ kratie auf den 29. September nach Wien einberufen hat. —(Speiſewagen.) Die„Nordd. Allgem. Ztg.“ meldet: Von mehreren Zeitungen wurde kürzlich behauptet, die Staatseiſenbahnverwaltung beabſichtige, demnächſt die Speiſewagen in eigenen Betrieb zu nehmen, An zuſtändiger Stelle iſt hiervon nichts bekannt. Ausland. ODeſterreich⸗Ungarn.(Im öſterreichi⸗ che n Abgeordnetenhaus) wurde geſtern die Dring⸗ lichkeit des ſozialdemokratiſchen Antrages betreffend die Ein⸗ führung des allgemeinen und gleichen Wahl⸗ rechtes für die Landtage abgelehnt. Der Abgeord⸗ nete Markow erhielt das Wort zur Begründung des rutheni⸗ ſchen Dringlichkeitsantrages wegen bder Ernteurlaube. Der Antragſteller begann ſeine Rede in großruſſiſcher Sprache (lärmender Widerſpruch). Vizepräſident Zacek machte den Redner darauf aufmerkfam, er möchte ſich der landesüblichen Sprache bedienen. Da Markow fortfuhr, ruſſiſch zu ſprechen, entzog ihm der Vizepräſident das Wort.(Lebhafter Beifall; Händeklatſchen; Widerſpruch bei den Ruthenen.) Frankreich.(Der Senat) nahm in ſejner geſtrigen Sitzung den Vorſchlag der Kommiſſion für höheren Untereicht an, Unterkommiſſionen nach auswärkigen Univerſi⸗ täten und Lehranſtalten zu entſenden. Weiterhin wurde der Geſetzentwurf angenommen, der das franzöffiſch⸗ deutſche Abkommen betreffend den Schutz des künſtleriſchen und literariſchen Eigentums billigt. Badiſche Politik. Der 50. Geburtstag des Erbgroßherzogs, wurde geſtern im engſten Kreiſe in Schloß Baden gefejert, da die Großherzogin infolge eines vor einigen Tagen erlittenen leichten Unfalls ſich eine Fußverletzung zugezogen hat, die ſie nötigk zu liegen und ſich größere Schonung aufzuerlegen. Die Großherzogin nahm an dem Aufbau der Gaben für den Erb⸗ großherzog teil. Nach 11 Uhr brachten die in Schloß Baden anweſenden Damen und Herren der Umgebung ihre Glück⸗ wünſche dar und wurden von der Großherzogin empfangen, welche an der Frühſtückstafel nicht teilnahm. Zu dieſer waren einge⸗ laden Prinzeſſin Amelie zu Fürſtenberg, der dienſtlich in Schloß Baden anweſende Präſident des Miniſteriums des Innern, Freiherr v. Bodman, Hofmarſchall Freiherr v. Freyſtedt, Ge⸗ heimrat Dr. Wagner, der Amtsvorſtand und Oberamtmann b. Preen und Mator p. Pfeil. Um 5 Uhr kamen Prinzeſſin Wilhelm und Herzoben Eugenie von Oldenburg zum Tee, um dem Erbgroßherzog Glückwünſche darzubringen. Zum Fall Schäufele. wird der„Köln. Ztg.“ u. a. geſchrieben:„Die badiſche Regierung hat nie daran gedacht, der politiſchen Geſinnung ihrer Beamten Liieeeeeeeeeeeeeeeeeee Garten zu einem anderen Flügel des Hauſes führte. Bald ſtan⸗ den die beiden Damen vor der Tür des Laboratoriums. Eſther hat in ſpäteren Jahren erklärt, daß ſie dieſen Augenblick bor des Doktors Tür bis an ihr Lebensende nicht vergeſſen würde Bis⸗ her konnte ſie ſich durchaus nicht denken, welcher Art die Dienſte wären, welche Doktor Kavier von ihr beanſpruchte. Daß ſie ge⸗ wöhnlicher Art ſein würden, das zu glauben verbot ihr das Haus und alles, was darin war. Sollte ſie aber bloß Sekretärin ſein, dann wäre nichts leichter geweſen, als das bei der erſten Begegnung zu ſagen. Alſo das konnte es nicht ſein, und nun endlich ſollte ſie die Wahrheit erfahren! Eſther zitterte, als ſie den ſonderbaren Raum betrat. Sie wußte, daß es eines bedeutenden Mannes Allerheiligſtes war, aber die Wirklichkeit übertraf ihre Vorſtellung. Sie trat in ein großes Zimmer ein, das zwei kleine Fenſtex hatte, aber doch glänzend erleuchtet war, wenn auch die Lampen, welche das Licht ſpendeten, nicht geſehen werden lonnten. Vorhänge aus ſattgrüner Seide verbargen die Wände. Eigen⸗ artige Statuen, bizarr, phantaſtiſch, bisweilen abſchreckand, Fi⸗ guren, die aus dem ſernen Oſten ſtammten, goldene Götzenbilder aus Birma und Arbeiten von europäiſchen Künſtlern ſchmückten die Ecken. Von dem gewöhnlichen Hausrat eines Gelehrten war wenig ſichtbar. Ein Mikroſkop ſtand an des Doktors Diſch. In einem Alkoven, zu welchem eine Flucht von Stufen hinauf⸗ führte, war ein großes Teleſkop und die dazu nötige Maſchinerie aufgeſtellt. Im Zimmer herum ſtanden orientaliſche Lamgpen, die auz feinſter Silberarbeit waren und deren Dochte mit parfü⸗ miertem Oel geſpeiſt wurden. Ein ſehr großer roter Spfegel, der an einer glänzenden Stahlkette hing, war neben dem Schreib⸗ tiſche angebracht, und Eſther bemerkte nahe bei dieſem auch ei⸗ was, das wie eine Laterne magica von ungeheurer Größe ausſah. Auf dem Fußboden lag ein grüner, weicher Teppich⸗ Die Stühle waren groß, luxuriös und ſehr bequem, und der Schreibtiſch von chineſiſcher Arbeit mit eigenartigen Verzierungen, aber einzig ſchön. In einer der Ecken bemerkte Eſther eine gebeugte Jigur, klärte tie ſich ſofort zu allem bereit, worauf Julig ſie durch den ein Symbol des Lebens, welche, die eine Hand ausgeſtreckt, u. 13 1655 2 721 5 J 1 41 5 4 1 5 1 0 7155 1 11 5 * 2. Seite. Generäal⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 10 Juli oder Angeſtellten nachzuſpüren; aber es iſt nicht nur das gute Recht ſondern die Pflicht eitet jeden Reglerung, und ganz beſonders der Eiſenbahnderwaltung, Leute aus ihren Dienſten fernzuhalten, die öffentlich für die Sozialdembdkratle agitieren. Daß die⸗ badſſche Eiſenbahnverwältung neuerdings ein beſonders wachſames Auge auf die agttatoriſche Tätigkelt der Sozialdentokratie in ſhren reiſen hat, hängk damit zu⸗ ſammen, daß geradée in der letzten Zeit der Ausbruch eilles Eiſenbahnſtreiks im badiſchen Oberland drohte, der im Hinblick auf den außergewöhnlich ſtarken Reiſeverkehr nach der Schweig für das Publikum beſonders verhängnisvoll hätte wer⸗ den können Ganz in Sinne des bodlſchen Vörganges berlief eine Beſprechung det würltembergiſchen Abgeordnetenkammer. Als der Bethand füdbenttſcher Eiſenbahner erwähnt wurde, ſprach der würktembergiſche Miniſter⸗Präſident die deutliche Warnung dlls, er müßte einſchreiten, falls der Verband ſich als Streikorganiſation erwieſe. Die Sozialdemokratie warnte nun in der Kammer vor„preußiſchem Polizeigeiſt“, ohne damit großen Eindruck zu machen. Die Mehtheit des Hauſes war der Anſchauung, baß zwwiſchen Beamten und Arbeitern eine ſcharfe Grenzlinte gezogen werden müſſe.“ 21 e 333 Weinprozeß gegen Dr. Möslinger und Genoſſen. [Von unſetem Kotreſpondenten.) IV. Frankenthal, 9. Jult. Nach Beendigung der Zeugen⸗ und Sachverſtändigen⸗Ver⸗ nehmung nahm in der heutigen Sitzung alsbald der Verttetet der kgl. Staatsanwaltſchaft, Herr Staatsanwalt Michel zur Begründung der Anklage das Wort, wobei et elwa folgendes ausführte: Nach zweitägiger Verhandlung ſei in Prozeß zu Ende gebracht worden, det das Intereſſe weitet Kreiſe auf ſich gelenkt habe. Wis die Beweisaufnahme ergeben habe, unterhalte der Angeklagte Dr. Möslinger ein öffentliches chemiſches Laboratorium von großem Umfange, und zwar von 1 großem Umfange, daß er zeitweiſe mehrere Aſſiſtenten jeſchäfligte und ſogar eine Filtale in Landau errichten könnte. Es ſeien in das Laboratorium in den Jahren 1895 bis 1904 gewaltige Mengen don Chemikalien eingebracht worden; der Bezug dieſer Chemikalien erfolgte unter ſehr verdächtigen Umſtänden, denn ſie wutden meiſtens auf den Namen des Mit⸗ angeklagten Dr. Eckſtein bezogen. Es ſeien Packungen vor⸗ geſchrieben worden, die den Inhalt nicht verraten ſollten, ſogar ae Deklarationen wurden ausgefertigt. Das Glpzerin ſei 3, B. unter dem Namen Speiſehl bezogen wotden. Die Be⸗ ſtellungen ſelbſt ſeien von Dr. Möslinger zumeiſt nicht untet⸗ ſchrieben worben, ſondern von dem Mitangeklagten Dr. Eckſtein im Einverſtändnis beider. Daß dieſes etwas harmloſes ſel, glaube et nicht. Er ſei vielmehr der Anſicht, daß der wirkliche Grund det Maßnahme der war, den Namen Dr. Möslinget nach außen hin mit der Liefetung von Chemikalten an Wein⸗ hündler nicht in Verbindung zu bringen. Es ſei außerotbentlich e daß gerade dieſe Chemikalien, die bezogen wurden, welthin bekannt ſeien als ſolche Mittel, die zu Pantſchzwecken benützt werden. Dies mache die Angeklagten ganz beſonders derbichtig. Mit Rückſicht auf die Stellung, die Dr. Möslinger einnimmt, hätte man erwarten müſſen, daß die Bezüge von Chemikalien in völlig einwandfteier Weiſe erfolglen. Die Blicher und die Korreſpondenzen hätten fehlerftei vorllegen müſſen. Was beſonders ins Gewicht falle, ſei jedoch, daß der Angeſchuldigte die Abnehmet von Chemikalſen hätte nennen müſſen. Das Gegenteil ſei aber der Fall. Die Bücher und Korreſpondenzen ſeien, ſoweit möglich, beſeitigt oder vielleicht auch vernichtet worden. Die Namen der Abnehmer hat man nicht genannt aus dem Grunde, weil die Nennung der Namen den Abnehmern einen Strafprozeß an den Hals ziehen würde und weil Mittel verwendet wurden, die gegen das Nahrungs⸗ miftelgeſetz verſtießen. Nach Anſicht des Staatsanwaltes zwin⸗ gen verſchledene Umſtände zu der Annahme, daß die Chemi⸗ kalien nicht für die Nahrungsmittelbranche verwendet, ſondern daß ſie zur Weinfälſchung abgegeben wutden. Eine chatakteriſtiſche Aeußerung Dr. Möslingers ſei die, daß et die Namen det Abnehmer ſelbſt dann nicht nennen würde, wenn er ein Jahr ſitzen müſſe. Dieſe Aeußerung kaſſe erkennen, daß Großes auf dem Spiele ſtand und ganz gewichlige Gründe vorlagen, die Namen der Abnehmer geheim zu halten. Stagts⸗ anwalt Michel geht alsdann zur Beſprechung der einzelnen Fälle über und ſtreift dabei insbeſondere die zwiſchen Dr. Möslinger und Sartorius beſtandenen Beziehungen. Der Anttag des Staatsanwalts. Der Staatsanwalt beantragt ſchließlich gegen Möslin⸗ get wegen Lieferung von Bukettſtoffen an Sartorius und 16 45 beeeeeeereeere eeereeeree die Stunden auf einem ſilbernen Zifferblatt anzuzeigen, nach börn auf der Fußboden zu ſallen ſchlen. Doktor Kavier ſchien be⸗ lilftiat über den Eindruck, welchen ſein Studierzimmer auf Eſther machte. „Ja, ſagle er, ihrer Frage zuvorkommend,„durch dieſes Ding erfahre ich die Zeit. enn die Figur nach vorn fällt und ſchläft, dann iſt meine Tagesarbeit getan; fle erinnert mich da⸗ Vin, daß ich menſchlich bin, daß, wenn ich von meivem menſch⸗ lichen Körber zu viel fordere, ich ebenſo umfalten werde, pvie dieſes lebloſe Weſen, daß ich mich aber— im Gegenſatz zu ihm — Kicht wieder erheben berde.— So, Fräulein Venn, das iſt keine ſchlechte Lehre für den Anfang. Nehmen Sie in dieſem Armſtuhl Platz und denken Sie darüber einen Augenblick nach, — inzwiſchen will ich einen Brief ſchreiben.“ (Fortſetzung folgt.) Buntes Feuflleton. — Europäiſche Muſelmänner. Das Abenteuer des Kald Mae Jean, den der alte Raiſuli kurzerhand gefangen genemmen hat und als Geiſel bis zur Erfüllung ſeiner„beſcheidenen Forde⸗ rungen“ bei ſich behalten will, wird bielleicht manches— 5 bei⸗ kwaclen, die ohnehin berworrene Situation in Marokko noch mehr zu lomplizieren. Mae Lean iſt bekaunflich Schotte; vor einigen 20 Jahbcen ging er als Kaufmann nach Marokko. Er war eit kühner, abenteuerfroher Mann, und es dauerte nicht lange, daß In der Sultan mit ſeiner Gnade auszeichnete. Und dieſe Gunſt dat er iich auch bei dem neuen Herrſcher zu bewahren gewußt. Er hatte das Arabiſche gelernt und eine Mohammedanerin zur Frau genommen. Sb er zum Islant ilbergetreten, dals weiß mon noch Alcht rcht. Seine Frau hat ſich jedenfalls ein wenig eikehpäiſtert, denn eines Tages mußke Mae Lean sch ſcheiden laſſen und gie Londoner Gerichte waren es, an die er ſich in dleſer Angelegen⸗ heit wandte. Er ſcheint alſo ſeine engliſche Staatsangehörſgkeit nicht aufgegeben zu haben, irotz der Aemtet, mit denen det Sul⸗ tan ihn auszeichnete, trotz ſeiner Eigenſchaft als maroklanſſcher Kaid und neuerdings auch als bevollmächtigter Geſandter an den wegen des Falles Ttopp je eine Gefängnisſtrafe von 4 Wochen und eine Geldſtrafe von 500 Mk., wegen weiterer drei Fülle je 1 Woche Gefängnis und eine Geldſtrafe von 200 Maärk unter Anrechnung eines erheblichen Teiles der Unterſuchungshaft. Des weiteren beantragt det Staatsanwalt, das Urteil im deult⸗ ſchen„Reichsanzeiger“ zu publizieten. Gegen den Angeklagten Dr. Eckſtein werden beantragt im Falle Tropß eine Gefüng⸗ nisſtrafe bon 2 Wochen und 200 Mk. Geldſtrafe und in allen übrigen Fällen eine Gefängnisſtrafe von je 4 Tagen und eine Geldſtrafe von 100 Mk. Insgeſamt werden bean⸗ tragt für Dr. Möslinget eine Geſamtgefäng⸗ nisſtrafe von 5 Monaten, für Dr. Eckſtein eine Geſamtgefängnisſtrafe von 6 Wochen. Die Plädoyers der Verleidiget. nehmen den weiteren Vormittag wie den ganzen Nachmittag in Anſpruch. Erſt gegen 7 Uhr konnten die beiden Angeklagten das letzte Wort nehmen. In diſſtündigen, glänzenden Ausführungen übrach zunächſt Rechtsanwalt David⸗Frankenthal, der den Aus⸗ fühtungen des Staatsunwalts Punkt für Punkt entgegentrat, mit warmer Ueberzeugung für die volle Schuldloſigkeit Dr. Möslingers eintrat, dabei beſonders betonte, daß dafüür, daß das von Dr. Möslinger abgegebene Mittel verbotene Stoffe ent⸗ halten habe ein Beweis in keiner Hincht erbracht ſei und ſchließ⸗ lich die koſtenloſe Freiſprechung des Angeklagten verlangt. In der Nachmittagsſitzung nahm der Verteidiger Rechtsan⸗ walt Dr. Schäffer⸗Landau das Wort zu Ausführungen, die im weſentlichen folgendes beſagten: Der Herr Staatsanwalt hat ſeine Anklage dadurch zu ſtützen geſucht, daß er aus dem Wuſt des Anklagematerials einige Stücke herübergeholt hat, von denen er glaubte, daß ſie ein ſchlechtes Licht auf den Angeklagten werfen könnten. Dieſes Material iſt das ſattſam bekannte, daß Dr. Möslinger innet⸗ halb 10 Jahren 1800 Kg. Glycerin, ein paar 1000 Kg. Weinſtein⸗ ſäure und einige 1000 Kg. Natrium ſulfurofum bezogen hat. Der Staatsanwalt ſpricht die Auficht aus, daß alle dieſe Ge⸗ zlige ſich nur damit erklären laſſen, daß Dr. Möslinger mit ihnnen Weinfälſchungen beabſichtigte. Aus meinen eige⸗ en Erfahrungen möchte ich zu dieſer Sache einiges beitragen. Wir haben von 8 Tagen in Landau einen Prozeß gehabt gegen einen Weinchemiker. Dieſer Mann hat nicht in Abrede ge⸗ ſtellt, Chemikalten an Dritte abgegeben zu haben. Wenn ich mich an jenen Prozeß erinnere, ſo erfahren wir, daß es mit einer Hexenküche doch etwas anders ausſehen muß. Der Verteldiger zählt alle die Bezüge dieſes Ehemtkers aus den Jahren 1898 bis 1904 auf. Das ſeien Ziffern, wie ſie in einem Belriebe ſich zeigten, der ſich zur Aufgabe macht, CEhemikalien Unter die Lente zu bringen. Ich muß Sie noch erinnern an den Prozeß Theo Schneiber, deſſen Glyzerinbezüge ſich in einem Jahte auf 24000 Kg. beliefen. Aus dieſen Quankitäten bei einet Weinſirma ergibt ſich, daß das, was Dr. Möslinger be⸗ zogen hat, noch nicht hinreichen würde, um eine einzige Firma, die ſich auf Weinſchmiererei verlegt, mit Ehemikalien zu verſorgen. Was ſollte denn Dr. Möslinger für eine Urſache haben, Gbewitolfen in ſo unbedeutendem Maße in Umlauf zu ſetzen? Der ühlſche Gewinn, der bei Verkauf elnles Kilogramm Glyeerin erzielt wird, beträgt gewöhnlich 1 Märk. Der geſamte Nußzen hätte ſich bei den geſamten Glyeerin, das Dr. Mbs⸗ linger bezog, auf 3500 Mark belaufen, ebenſo wäre es bei den anderen Mitteln gewefſen. Es wäre alſo noch nicht 45000 Mark zuſammengekommen. Dr. Möslinger müßte ein voll⸗ kommener Tor geweſen ſein, wenn er wegen ein paar Mark im Jahr ſein bedeutendes Laboratorium, in eine Hexenküche umge⸗ wandelt hätte. Das hat in mir ſelbſt den Zweifel wachgerufen, daß Dr. Möslinger das nicht getan hat, wäs hier der Staats⸗ anwalt ſupponjert. Dr. Lampert⸗Edenkoben ſagte bei der Ver⸗ haftung Dr. Möslingers zu mit:„Mir iſt in meiner ganzen Praxis nicht zu Ohren gekommen, daß Dr. Mös⸗ linger Schſierartikel gelſefert hätte.“ Aber geräde dieſem Chemiker(Dr. Lampert D..) hätte es zu Ohrel kommen müſſen, denn dieſer hat jahrelang mit notoriſchen Fälſchern zuſammengearbeitet. Es iſt dieſe Anſicht Dr. Lam⸗ berts dasſelbe, was Leopold Mayer in ſeinem Briefe an ſeinen Sohn reproduziert. Für mich ſteht feſt, und das geht aus der Vernehmung bon Wagner und anderen Umſtänden herbvor, daß mit dieſen Bezugen Dr. Möslingers Verſuche gemacht wurden; er ſtand ja mit Eſſigfabriken, Schgumweinfabriken und anderen Fabriken in Vetbindung. Dazu kommt noch der weitere Um⸗ ſtänd, und dieſen hat ja der Staatsanwalt ſelbſt hervorgehoben, daß Dr. Möslinger zur Bekämpfung der Weinſchmiererei viel beigetragen hat. Von jener Edenkobener Weinfirma ſind ja ſeit Anfang der 18g90er Jahre genügend Schmieriſſttel in Um⸗ lauf geſetzt worden, und vor allem auch Weinſteinſäure. es Dr. Möslinger geweſen, der durch ſeinen Säurereſt der Weinfälſchung entgegengetreten iſt. Der Verteidiger geht näher auf die Möslinger!ſchen Säurereſte ein, ſerner auf die Ermittelung und Beſtimmung der Bernſteinſäure und der Milchſäure, und weitt darguf hin, daß es Dr. Möslinger leicht „Hof“ Ratſulſs. Man ſteiß ja, daß die britiſche Nationalität ſich nicht verliert und ſelbſt im Ausland durch Generationen hin⸗ dürch ſich ethält. Dies läßt ſich von anderen Nationen nicht ſo allgemein behaupten. Die abenteuerluſtigen feſtländiſchen Euro⸗ päer, die in fremden Ländern Amt und Würden erkämpfen, pflegen das meiſt mit dem Verluſt ihrer heimiſchen Staatsange⸗ hörigkeit zu bezahlen. Jusbeſondere die mohammedaniſche Welt, die auf alle Romantiker von jeher eine ſo lebhafte Anziehungs⸗ kraft ausgeübt hat, ſcheint eine ſtarke Fähigkeit zu haben, fremde Nationalitäten zu abſorbieren. Der„Gaulois“ erzählt z. B. einige kleine Geſchichten von Franzoſen, die zeitlebens dem bunten Kreis der otientaliſchen Welt ſich nicht entreißen konnten. Bei dem alten Bonneval freilich hatte das ſeine guten Gründe, denn wenn er in ſein Heimatland zurückgekehrt wäre, hätte man ihn ſchwetrlich mit Lorbeer und Ehrenjungfrauen willkommen ge⸗ heißen! Er war ein tapferer Ktiegsmann, ein heißblütiger Herr, dabei ein Skeptiker par excellence, kurz: ein Original. Er ent⸗ ſtammt einer der älteſten und vornehmſten franzöſiſchon Gräfen⸗ familien, war 1675 geboren, hatte mit Tourville in der Flotte gedlent, und unter Catinat und Vendome im Heere. Allein der Brguſekopf konnte ſich mit Chamillard, dem Krlegsminiſter, nicht berkragen: alle Maßnahmen dieſes glänzenden Billardſpielers irretiekten ihn und eines ſchönes Tages nahm er ſein Schwert und ſein Roß und zog nach Oeſterreich, nahm dort Dienſte und kämpfte wie ein Löwe gegen die Franzoſen. Eine glänzende Karriere leg vbor ihm. Allein ſein heftiges Temßperament ſpielte — ihm zum zweiten Mal einen Streich, er geriet mit dem Prinzen Eugen in einen Streit, nahm ſein Schwert und ſein Roß und zog inns Tütkenland. Dort bekehrte er ſich zum Propheten, erhielt eln Kommondo im türkiſchen Heer und bald ernannke ihn Sultan Achmed zum Paſcha, Er kämpfte nun gegen die Oeſterkeicher, ſo packer wie er vordem gegen die Franzoſen gekämpft hatte, und ſtarb ſorgenios in ſeinem Adoplivheimatlande. Sp hat es viele Weſteuropäet gegeben, die im Orient ein Feld zur Betätigung ihres Tatendranges fanden,— rang doth ſelöſt Bonaparte, eine Zeit lang mit dem Entſchluß, der Türkef ſeine Dienſte anzubieten! Es war auch ein franzöſiſcher Offizjer, Saybes, der die meiſten * 1 Da iſt geweſen wäre, ſeine Entdeckungen geheint zu halten und aus ihnen kapital zu ſchlagen. Hätte Dr. Möslinger wirklich die Herenküche betrieben, dann hätte nichts näher gelegen, als bei⸗ pielsweiſe Milchfäure in größen Meugen zu beziehen und in Umlauf zik bringen; die hätte man früher noch nicht nachweiſen ihünen. Weiter hät ſich Dr. Möslinger großee Verdienſte er⸗ worben in dee Frage der Zitronenſäure. Hier fand er die erſte brauchbare Methode, um dieſe Säure nächzuweiſen. Wenn Dr. Möslinger der Fülſcher wäre, als welcher er hier henge⸗ ſtellt wird, ſo hätte er dieſe Säure verkauft anſtatt die Fälſch⸗ ungen mit dieſer Säure zu bekämpfen. Aus der Art der Be⸗ züüge geht m. E. vielmehr hervor, daß Fälſchungen hier nicht borliegen können, ſondern daß er anderweitige Verſuche gemacht hat, linger nichts ſage. Nün wird eingewendet, daß Dr. Mös Er hal zwar einmal geſagt, daß weun er vede, es eine Kataſtroph⸗ für die ganze Vorderpfalz gäbe. Allein das iſt anders zu ver⸗ ſtlehen, als es hier interpretiert wurde. Denn mit 2000 Kg. Glycerin kann man noch nicht einmal einen größeren Betrieb verſorgen. Man muß das Wort ſchon ſo interpretieren, wie es Dr. Möslinger interpretiert. Wir wiſſen ja, in welcher Zeitperſode wir ſind, in einer Zeit, in welcher ein Stück liegt in der Art und Flagellantenwahnſinn Weiſe, wie man gegen die Fälſchungen in der Pfalz vorgeht, während man in den umliegen⸗ den Ländern ruhig ebleibt. Wir wiſſen ja nur von den Kellern, die zugemacht worden ſind und von den Fälſchungs⸗ urteilen, aber nichts von den großen wirtſchaftlichen und nationalökonomiſchen Nachteilen. Aber man betrachtet eben die Verhältniſſe nicht mit der Ruhe, die ihnen zukommt. Wenn ich Ihnen das hier vortrage, ſo werden Sie mir darin beipflichten, daß ich Grund zu meiner Ueberzeugung habe, die ich aus jahre⸗ langem Verkehr und jahrelange Beobachtung habe, daß Dr. Möslinger die Weinfälſchungen verurteilte, und daß er wegen der unbedeutenden Bezüge ſich nicht von ſeinem Prinzip hat ab⸗ bringen laſſen. Dr. Möslinger mag ſich ja viele Antipathien zugezogen haben, weil er gegenüber den Eiferern zur Mäßigung mahnte; ſo mag es auch gekommen ſein, daß er vom Gericht und anderen Sachverſtändigen ſcheel angeſehen wurde, wenn er in ſeinem Gutachten nicht zu einer Verurteilung des Angeklagten kam. Allein die Fälle kennt man nicht, wo Dr. Möslinger ge⸗ ſagt hat: Quod non]!“ Ich bin mehrmals auf Dr. Möslingers Laborgtorium geweſen, in mehr als ein Dutzend Fällen, wo Dr. Möslinger gegen den Angeklagten war. Ich erinnere gur an den Fall Schwarz in Edesheim und weiter an den Fall Wambs. ganß in Rhobt, wo auf Dr. Möskingers Gutachten der Ange⸗ klagte verurteikt wurde. Was die einzelnen von der Anklage hervorgehobenen Fälle angeht, ſo hat ſie ja Herr David ausführlich erörtert und ich habe llichts mehr dazu zu ſagen. Der Fall Sartorſus iſt nur deshalb intereſſant, weil hier Profeſſor Kuliſch in ſeiner be⸗ kannten Weiſe aufgetreten iſt. Herr Profeſſor Kuliſch iſt jd ein ſehr tüͤchtiger Chemiker und verſchiedenes andere, was ihn ſoren⸗ ſiſch ſo ſchätzbar macht: er iſt immer beſtimmt. Was er aber vorbringt, iſt nicht immer ſtichhaltig. Der Verteidiger erinnert an den Fall Croiſſant, wo Kuliſch einen Wein, dem Rheinhefe und Naturhefe zugeſetzt war, als Hefewein bezeichnete, nur um auf ber Anklage zu beharren. Es handelt ſich bei Profeſſor Kuliſch immer nur darum, den Angeklagten zu vernichten. Ver⸗ teldiger weiſt auch auf einen anderen Fall hin.(Fall Koppel ⸗ Braunwerden eines Weines.) Im Falle Sartorius iſt Dr. Myeslinger durch Kuliſch verdächtigt worden, er hätte die Ver⸗ ſuche erdichtet. Ich muß ſägen, hier ktritt zum erſtenmgle auf, däß Dr. Moeslinger beurteilt wird vom Standpunkte eines ge⸗ wöhnlichen Chemiehandwerkers. Wir wiſſen ja ſattſam, daß Aufzeichnungeft des Dr. Moeslinger nur zum Keinen Telle botr⸗ liegen, die anderen ſind hier nicht bekannt. Der Sachverſtän⸗ dige Kuliſch redete aber hier von Dingen, die er garnicht verſteht. Kann denn das, was Dr. Moeslinger in ſeiger Haft geſagt hat über die ätheriſchen Oele, alles aus den Aermeln geſchüttet ſein? Profeſſor Kuliſch beuutzt ſeine Unwiſſen⸗ heit in dieſen Dingen, um damit Dr. Moeslinger zu belaſten. Es war ſa leicht nachzuprüfen, ob das, was dieſer in der Haft über die ätheriſchen Oele geſagt hat, wirklich aus Büchern abge⸗ ſchrieben war. Das hätte ja Prof, Kuliſch leicht nachprüfen kön⸗ nen, dazu bedarf es keiner beſonderen Sachperſtändigkeit. Dr. Möslinger hat ja auch einen aus den ätheriſchen Oelen gewonne⸗ nen Körpet hier vorgelegt, das hat ihm doch noch keiner der Che⸗ miker abſtreite“ kbnnen. Nun wendet ſich der Stagtsanwalt gegen„Heſmlicheiſen“ im Moeslinger'ſchen Betriebe. Aber gibt es die nicht überall? Und im höheren Maße erſt in chemiſchen Betrieben Der Verteibiger begründet, daß dle Patentierung der Moes lingerſchen Verfahren ungangbar und unmöglich ſei. Dann eber fanden im Verfahren gegen Moeslinger eine Reihe von Untierſuchungen und Zwangsmaßregeln ſtatt, die doch anders vom Standpunkte der Betroffenen, als dem der Staatsanwaltſchaft zu beurteilen ſeien. So habe Moeslinger auch deshalb keine Bücher, um nicht ſeiſte Kunden in Unannehmllch⸗ keiten zu bringen; denn jedes Verfahren und jede Unterſuchung napoeloniſchen Kriege mitgemacht hatte, der die Armee Mohemed Alis reformierte und ſie zum Siege über die Türken führte. Er nahm ſogar einen arabiſchen Namen an und wurde ägyptiſcher Paſcha. In Kairo ſteht ſein Denkmal und Nachkommen leben noch heute in Aegypten.. Während des Kabylenkrieges hat ein Quartiermeiſter der Spahis ein gewagtes Stück geleiſtet. Der verwegene Franzoſe hatte gewettet, mit Waffen und voller Aus⸗ rüſtung zu den Kabylen zu gehen, acht Tage bei ihnen zu ver⸗ weilen, ohne gethtet zu werden, und dann ins franzsſiſche Lager zurückzukehren, ohne vors Kriegsgericht geſtellt zu werden. Die Wette wurde angenommen, er beſtieg ſein Pferp, ließ ſich von den Kabyle! fangen und gab vor, eine Miſſion an ihren Führer zu haben. Man führte ihn in das Zelt des Scheik, und ſofort be⸗ gann der waghalſige Franzoſe in fließendenmt Arabiſch;„Höre mich an, o teurer Anhünger des Propheten, meinen Genoſſen habe ich geſagt, daß die Anhänger des Propheten das Gaſtrecht heillg hülten, daß ſie ſo großmütig ſind und ſo edel, daß ſelbſt ich, Dein Feind, nichts zu fürchten hätte, wenn Du mich aufnimmſt, Ich komme nicht als Spion, ich komme als Gaſt. Wenn ich mich täuſche, laſſe mich töten. Wenn ich mich nicht täuſche, hilf mir die Wette gewinnen!“ Der Scheik war überraſcht, dann lächelte er und ſagte:„Du biſt mütig, laſſe Dich nieder. Denn Blt biſt mein Gaſt.“ Nach acht Tagen, als der Scheik ihn entließ fragte er:„Was werden Deine Scheiks ſagen?“„Sis werden mich währ⸗ ſcheinlich erſchießen laſſen.“„Ich will nicht, daß man Dich köle; ich werde Dir Beweiſe meinet Gaſtlichkeit geben.“ Und er ſchenkte dem Scheidenden einen Araberhengſt und eine koſtbare Flinte. Im Lager empfingen ihn die Kameraden mit ernſten Mienen. Er meldet ſich beim Oberſt.„Du biſt's, mein Junge? Das Kriegsgericht harrt ſchon Deiner.“„Hert Oberſt, ich bin keln Deſerleut. Ich habe Patrouille gerliten, man hat mich ge⸗ fängen, ich bin entkommen, ich habe ſogar Trophäen mitgebracht. „Trophien?“„Sie werden es ſehen, Herr Oberſt, wenn Sie das elt verlaſſen.“„Ah. welch ein herrlicher Hengſt.“ Es iſt der Ihre, Herr Oberſt.“„Und dieſes Gewehr?“„Ich bitte um die Erkaubnis, es zu verkaufen.“„Na, es iſt gut; aber mache nicht roch mal ſolche Streiche’rr ee——— —— ich, daß auch die Behörden zu ſchwach waren. Mannheim, 10. Jult. General⸗Lenzeiger. WWittagblakt.) 8. Seite. gegen ſie bringe ihnen geſchäftliche Nachteile, und wenn ſie noch ſo einwandfrei daſtänden. Verteidiger ſucht weiterhin nachzu⸗ weiſen, daß ſelbſt, wenn Bezüge von ätheriſchen Oelen durch Sar⸗ torius vom Angeklagten anzunehmen wären, dieſe verjährt ſeien. Bezüglich des Falles Tropp, äußert ſich Dr. Schäffer dahin, daß bezüglich des Moſtes das deutſche Weingeſetz nicht zur Anwen⸗ dung lommen könne. Nach dem neuen Weingeſetz handelt es ſich um Weinc erſt von dem Augenblick ab, wo ſich im Weine Alkohol entwickelt. Und dies iſt doch in England geſchehen, und nicht auf deutſchim Boden. Bezüglich der Kellerbeyandlung hat der Sachverſtändige Kuliſch auf das Kaiſerslauterer Ur⸗ teil hingewieſen, Jedoch dieſes hat er falſch verſtanden. Es ſind hiernach alle diejenigen Säuren verboten, die in Paragraph 3 des Weingeſetzes genannt werden, dagegen ſind die extrakterhöhenden Stoffe geſtattet, wenn ſie durch die Kellerbehandlung anerkannt werden. Anerkannte Kellerbehandlung aber iſt das, was allgemein agerkannt iſt und das, was anz u⸗ erkennen iſt, was in ſich die Rechtfertigung trägt, ein Fort⸗ ſchritt und eine Vervollkommnung zu ſein. Der Unterſchied zwi⸗ ſchen extrakt⸗ und aſcheerhöhenden Stoffen hat gewiß einen Sinn. Wenn man im Weingeſetz bei dem Verbot der extrakterhöhenden duch zugleich das Verbot der aſcheerhöhenden Stoffe implieite ausſprechen wollte, ſo hätte man das in den Motiven gewiß ge⸗ tan. Der Geſetzgeber mollte damit gewiß einen Spielraum laſſen. Was weiterhin die Interpretation der Natriumfrage anbetrifft, ſo muß ich ſagen, daß darin ein Meiſterſtück von Prof. Kuliſch geleiſtet wurde. Wie alle Sachverſtändige ſagen iſt ja Na⸗ trium ſulfuroſum als ein Mittel bekannt, das auf den Wein kon⸗ ſervierend wirkt, und doch ſagt Prof. Kuliſch, weil ſich in einigen früheren Berechnungen des Aſſiſtenten des Dr. Moeslinger Na⸗ triumſulfit fand, müßten auch in den Fällen von 1903 und 1904 Sulfite enthalten ſein. Es iſt geradezu unglaublich, daß man das Dogma aufſtellt: Löſung iſt Löſung, folglich muß das, was früher einmal in betracht gekommen iſt, auch heute noch in betracht kom⸗ men. Im Falle Koppel haben wir verſchiedene Löſungen gehabt, dabei eine Löſung, deren Beſprechung ſehr zu ungunſten von Prof. Kuliſch ausfiel: Kuliſch behauptete, es komme dort Glhceerin in betracht. Dr. Moeslinger hat erſt nach laugem Drängen und erſt auf mein Anraten hin den Stoff genannt, es war hydrolyſierte Gelatine. Es hat ſich bei Koppel auch um ein Mittel gehandelt, welches ſchäumte. Kein Menſch hat es ſich damels erklären können; es war ein Mittel, das heute garnicht in betracht kommt. Ein Be⸗ weis dafür, daß Dr. Moeslinger eine ganze Reihe von Mitteln hatte. Das Problem, Möſte ſtumm zu machen, iſt ein brennendes, einmal wegen der Antialkoholbewegung, zu., anderen wegen der Verſendung in ähnlichen Fällen, wie hier gezeigt wurde. Nun hat Dr. Moeslinger das gemacht, was ihm der Staatsanwalt als ein ſehr großes Verbrechen anrechnet, er hat die 200 Fuder Moſt nach England geſchickt. Seinerzeit hat Dr. Bürklin die Sache bewundert und auch die ſachverſtändigen Kreiſe in London. Den Fall Tropp hat der Angeklagte ſelbſt zu ſeiner Recht⸗ fertigung der Unterſuchungsbehörde unterbreitet. Und nun die anderen Fälle, wegen deren der Staatsanwalt Gefängnis beantragt hat. Er hat kranke Weine zu retten verſucht: wenn ihm das gelänge, würde er viele Millionen ſeinem Vater⸗ lande retten. Dieſes Problem zu löſen, iſt etwas Verdienſt⸗ volles; wenn einige Fälle verunglückt ſind, ſo kann der Angeklagte nichts dafür. Vielleicht hätte er das Problem ſchon gelöſt, wenn man ihn nicht in Unterſuchungshaft genommen hätte. Ich glaube, daß bei einem Manne, der ſich um Weinangelegenheiten ſo verdient gemacht hat, der gegen Weinfälſchungen in ſolchem Maße gewirkt hat, wie er, daß man da fehl geht, den Maßſtab eines Handwerkers anzulegen. In ſorchen Fällen iſt eine etwas weitere Auffaſſung m. E. am Platze. Der Staatsanwalt hat das Wort„ſchnöde Gewinnſucht“ fallen laſſen. Aber in mehr als ein Dutzend Fällen habe ich Dr. Moeslinger zu Rate gezogen, wo es ſich um Angeklagte gehandelt hat, und ſtets habe ich Auskunft von ihm er⸗ halten. Für ſeine Auskünfte hat er nichts erhalten, für ſeine Gutachten kärgliche Diäten. Er hat auch keine Reich⸗ tkümererworben, er hat es nicht zu dem Ziele gebracht, zu dem ſchnöde Gewinnſucht zes führen pflegt. Er iſt ein einfacher Und anſpruchsloſer Mann, der ſeiner Sache ſein Leben lang gedient hat. Ich bitte das zu berückſichtigen. „Die letztenSätze ſprach der Verteidiger mit tränenerſtickter Stimme; ſeine Verteidigung hinterließ im Gerühtsſaal gleich der des Anpalts David den günſtigſten Eindruck. Rechtsanwalt Dr. Siben-Lendau hatte die Verteidigung für den Mitangeklagten Dr. Eckſtein übernommen, für welchen er auf Freiſprechung um deswillen plädiert, weil dieſer in keiner Weiſe in den internen Geſchäftsgang des Möslinger'ſchen Laboratoriums eingeweiht ge⸗ weſen, deshalb auch keine Kenntnis von etwaigen ſtrafbaren Hand⸗ lungen haben konnte, falls ſolche überhaupt nachzuweiſen ſeien. Nach weiteren kurzen Ausführungen des Staatsanwalts und der Verteidiger erhielten die beiden Angeklagten das letzte Wort. Dr. Möslinger führte hierbel folgendes aus:„Der Herr Staatsanwalt hat vor⸗ hin geſagt, daß das nach England verſchickte Getränk ohne unſer Zutun bezw. ohne menſchliches Zutun in England in Wein übergegangen ſei. Das iſt nicht richtig. Es hat ſchon vorhin mein Verteidiger Dr. Schäffer darauf hingewieſen, daß es pöllig freiſtand, den Moſt in Wein umzugären oder ihn in ſeinem Zuſtande zu belaſſen. Zum Beweiſe deſſen, daß man in England hierin vollkommen freie Hand hatte, will ich Ihnen hier eine Probe dieſes Moſtes, freilich nicht desſelben Moſtes, der nach England ging, aber eines ähnlichen aus dem Jahre 1904 behandelten, vorführen, der analog dem nach England verſchickten behandelt iſt. Der Herr Staatsanwalt hat auch bemerkt, daß hier eine große wirtſchafttliche Gefahr beſtände. Ich bin da gegenteiliger Anſicht, denn wenn ich Moft durch ein beſſe⸗ res Mittel konſervieren kann als das durch Paſteuriſieren der Fall iſt, ſo glaube ich, kann ich dann einen neuen Abnehmerkreis für die Winzer ſchaffen bei denjenigen, die Weine überhaupt nicht trinken. Wenn ich alſo dahin wirke, daß die Nichweintrin⸗ lerxr für die Winzer eingeſangen werden, ſo iſt das kei⸗ nesweas eine wirtſchaftliche Gefahr. Es iſi mir keineswegs erwünſcht geweſen, daß mir keine Gelegenheit gegeben war, die ganze Summe von Anſchuldigungen, die in der Anklageſchrift gegen mich erhoben worden ſind, zu widerlegen. Ich habe mich dem Willen des Gerichts gebeugt, weil ich die Ueberzeugung hatte, dadurch den Abſchluß der Ver⸗ handlungen zu fördern. Ich habe auf alles verzichtet. M.., ich bitte, nehmen Sie das nicht wieder für eine Komödie, wenn ich ſage, die Angriffe, die gegen einen Mann, der zwei Jahre lang geſchwiegen hat gegen alle Anſchuldigungen, die gegen ihn geſchleudert wurden, daß dieſe Angriffe ihn erheben worden ſind. Mein Herr Verteidiger hat bereits meiner genzen Tätigkeit in freundſchaftlichſter Weiſe gedacht. Es liegt mir nicht, mich irgendwo an die Spitze zu ſtellen, obwohl es ſehr richtig iſt, daß mein Einfluß in die weiteſten Kreiſe reichte. Aber, m.., die Ideen. die ich mit Sartorius vertreten habe und die ich auch weiterhin vertreten werde, dieſe Ideen werden, wenn wieder ru⸗ hige Vernunft zurückkehrt, wieder zur Anerkennung gelangen. Ich bin ſteis gegen die Verwendung von Chemika⸗ lien geweſen. So habe ich mich in meinem Vortrage 1895 in Diirkheim ſcharf gegen jenes unglückſelige Syſtem im Ober⸗ lande ausgeſprochen. Leider vergeblich. Aber einen Troſt hatte Wenn heute die grundlos gegen Behörden auf einen anderen Standpunkt ſtehen, ſo ſtehen ſie nur auf demſelben Standpunkt, der der meinige geweſen iſt ſchon ſeit vielen Jahren, und den ich auch immer vertreten werde. Ich bleibe auf der rationellen Verbeſſerung be⸗ ſtehen; ausgeſchloſſen iſt natürlich die ungeheuerliche Streckung der Weine, aber beſtehen bleiben die vatio⸗ nelle Zuckerung und die vernünftige Behandlung der Weine, wie Sie einige typiſche Fälle davon hier zur Debatte gehabt haben. Meine Tätigkeit beſtand darin, überall da wo man mich um Rat anging, in ſelbſtloſer Weiſe zu hel⸗ fen; der Dank dafür iſt der, daß ich hier ſtehe.“(Be⸗ wegung im Gerichtsſaal. Hierauf zog ſich das Gericht zur Beratung zurück. Dos Ur⸗ tel wird morgen vormittag 10 Uhr gefällt. n * Maunheim, 10. Juli 1907. liums-AussfelueU e FadNnelm 1907 70 AUSSTELLeis S INTERNATIONALE Kugsr-und S 50. Geburtstag Doppel⸗ konzert in der Ausſtellung zu feiern. Welch ſympthiſchen Wider⸗ hall dieſer Gedanke bei der Bürgerſchaft fand, dokumentierte der über alles Erwarten große Beſuch des Gartenfeſ Die Muſik ſtellte das 4. badiſche Infanterieregiment„Prinz Wilhelm“ Nr. 112 aus Mülhauſen i. GE. Die„Mannheimer Liedertafel“, die ja ſchon ſo oft ihre Dienſt ihrer Mitbü gangenen Ruf, zur 2 + Folge geleiſtet. tte auch diesmal dem an ſie er⸗ des Abends mitzuwirken, gerne arbietungen ernteten de ſich zu einigen Dreingaben entſchließen mußte. Die Sonderg vor der Palmenhalle boten einen geradezu feenhaften Anblick,! gleichen auch der Muſikpavillon, in dem die 112ex Kapelle unter der Leitung ihres Dirigenten, Herrn Max Finzel, konzertierte. Zu der Konturenbeleuchtung der ganzen Ausſtellung kam noch der Scheinwerfer mit ſeinem magiſchen Lichte. Das ganze Terrain vor der Palmenhalle war taghell beleuchtet und bot dem Auge einen entzückenden Anblick. Es mögen weit über 30 000 Perſonen dem Gartenfeſt, das einen ſehr befriedigenden Verlauf nahm, beigewohnt Stadtrar wenhaußpt gebührt für die Arrangierung lbends herzlich ik. Gegen Schluß des Konzertes, um 11 Uhr, traten v iweg an, jedoch koſtete es immerhin noch große Mühe ſich durch die Menſchenmenge hindurch zu arbeiten. *** Zur Duncan⸗Aufführung. Wir möchten unſere Leſer noch beſonders darauf aufmerkſam machen, daß am Freitag, 12. Juli, mit Rückſicht auf die verſchieden⸗ artigen koſtſpieligen Darbietungen(japaniſches Tagesfeuerwerk, Duncan⸗Aufführung und feſtliche Illumination) in der Aus⸗ ſtellung das Abonnement aufgehoben iſt. Es iſt jedoch die Anordnung getroffen, daß Dauerkarteninhaber gegen eine Gebühr von 50 Pfg. den ganzen Tag in der Ausſtellung ein⸗ und ausgehen können, wie an gewöhnlichen Tagen.— Ueber die in der Hofmuſikalienhandkung von Karl Ferd. Heckel, O 3, 10, voraus⸗ beſtellten Billetts wird, wenn dieſe nicht bis Donnerstag mittag 1 Uhr abgeholt ſind, anderweitig verfügt werden. Da erfreulicher⸗ weiſe die Nachfrage nach Plätzen ſehr rege iſt, ſo empfiehlt es ſich, ſolche auf jeden Fall ſchon im Vorverkauf zu erwerben. Geſangswettſtreit in Mannheim. Nur noch wenige Tage trennen uns von dem nationalen Geſangswettſtreit, welchen der Männergeſangverein„Froh⸗ ſinn“ aus Anlaß ſeiner 50jährigen Jubelfeier, ſowie zu Ehren des 300jährigen Stadtjubiläums veranſtaltet und dem die weite⸗ ſten Kreiſe unſerer kunſtſinnigen und ſangesfreudigen Bürger⸗ ſchoft lebhaftes Intereſſe entgegenbringen. Die Feſtlichkeiten be⸗ ginnen Samstag, den 13. Juli, abends 8 Uhr mit einem im Nibelungenſaal des Roſengartens ſtattfindenden großen Feſtakt mik Bankett. Für dieſe Veranſtaltung iſt ein ſehr intereſſantes und reichhaltiges Programm aufgeſtellt worden, an deſſen Durch⸗ führung die Mannheimer Geſangvereine, die geſamte hieſige Grenadierkapelle ſowie Soliſten des Mannheimer Hofthegter⸗ orcheſters mitwirken. Die Feſtrede wird Herr Dr. Bern⸗ hard Weber halten. Die Wettgeſangkonzerte beginnen am Sonntag vormittag und zwar nimmt das erſte derſelben um halb 10 Uhr m Muſen⸗ ſaal ſeinen Anfang. Zunächſt werden die Vereine der 2. Land⸗ klaſſe ſingen mit 7 Konkurrenzen. Zur Verfügung ſtehen in dieſer Klaſſe 5 Preiſe. Aufgegebener Preischor iſt Breu's Kompoſition„Ich hört ein Vöglein pfeifen“. Nach der zweiter Landklaſſe ſingt die 3. Stadtklaſſe, in welcher 15 konkurrierende Vereine auftreten. 11 Preiſe ſind für dieſe Klaſſe vorgeſehen. Als aufgegebener Preischor wird„Wiederkehr“ von Karl Kern geſungen. Am Sonntag Vormittag 10 Uhr beginnt im Nibelungenſaal das 2. Wettgeſangkonzert, in welchem zunächſt 9 Vereine der 1. Landklaſſe ſingen, denen 6 Preiſe zuerkann: werden können. Aufgegekener Preischor iſt die Kompofition „Sommernacht“ von A. Wernicke. Im Anſchluß hieran ſingt die 2. Stadtklaſſe, in welcher 4 Vereine um die Palme des Sieges ringen werden. Als aufgegebener Preischor wird geſungen „Die Toten der Heide“ von J. B. Zerlett. 3 Preiſe ſind für dieſe Klaſſe bereit geſtellt. Den Abſchluß der Wettgeſang⸗ konzerte am Sonntag Vormittag bildet der Wettſtreit der 1. Stadtklaſſe mit 4 konkurrierenden Vereinen und 3 Preiſen. Aufgegebener Chor iſt„Die nächtliche Heerſchau“ von Ernſt Heuſer. Am Sonntag Nachmittag 3 Uhr beginnt das Wett⸗ ſingen in den Ehrenklaſſen und zwar finden dieſe Konzerte im Nibelungenſaal des Roſengartens ſtatt. Zunächſt ſingen die breisgekrönten Vereine der 2. Landklaſſe und der 3. Stadt⸗ klaſſe, in welchem u. a. der von der Stadt Mannheim geſtiftete Ehrenpreis, beſtehend in ſchwer goldenem Pokal und Diplom zum Austrag kommt. Das 2. Wettſingen der Ehren⸗ klaſſen beginnt am Sonntag Abend 7 Uhr und zwar ſingt in dieſem Konzert zunächſt die 1. Landklaſſe, für die der von Prinz Max von Baden geſtiftete Ehrenpreis ausgeſetzt iſt. Sodann ſingt die 2. Stadtklaſſe, welche über den Ehrenpreis des Erb⸗ großherzogs bon Baden berfügen darf und den Schluß macht die 1. Stadtklaſſe, in welcher der vom Großherzog Friedrich von Baden geſtiftet⸗ Ehrenpreis erſungen wird. In den Ehren⸗ klaſſen kommt guch die von Kaiſer Wilhelm II. geſtiftete große zeichnung derjenige Verein, welcher mit ſeinem Volksliede die höchſte Punktzahl erreicht hat. Außer den aufgegebenen Chören kommen in ſämtlichen Wettgeſang⸗Konzerten noch ſelbſtgewählte Chöre der einzelnen Vereine zum Vortrag und finden wir unter dieſen Chören die hervorragendſten Perlen der Kompoſitionen für den deutſchen Männergeſang, ſo Chöre von Mendelsſohn⸗ Baertholdy, Silcher, Attenhofer, Karl Häſer, G. Ad. Üthmann, E. Köllner, Karl Schauß, Max Renner, Kettenhofer, Fr. Hegar, Gottfried Angerer, Hans Wagner, Franz Abt, Weinzierl, W. Sturm, Alfred Dregert, Lachner, H. Zöllner, Fr. Curti. Ferner wird noch in jeder Klaſſe des Wektſingens ein Mannheimer Geſangberein einen Begrüßungschor ſingen, ſo u. a. die Concor⸗ dia“, der„Sängerkreis“, die„Sängerhalle“, die„Liedertafel“ uſw, Wie ſchon mitgeteilt, ſind die Eintrittspreiſe für die Konzerte äußerſt niedrig geſtellt, ſodaß Jedermann Gelegenheit geboten wird, ſich einige Stunden an dem herrlichen dentſchen Männer⸗ geſang zu erfreuen. Auch werden Abonnementskarten für alle Konzerte ausgegeben, deren Preishöhe ſich zwiſchen.50 M. und .50 M. bewegt. Hoffen wir, daß der unternehmungsluſtige Verein in ſämtlichen Wettgeſangkonzerten ein valles Haus bekommt und durch eine ſtarke Beteiligung der Mannheimer Bürgerſchaft an ſeinen Veranſtaltungen belohnt wird für ſeine monatelange aufreibende Arbeit und ſeinen alle Hinderniſſe und Schwierig⸗ keiten überwindenden unermüdlichen Eifer, den um ein würdiges und dem Verein ſowohl wie Mannheim zur Ehre gereichendes Gelingen des ſie entfaltet hat, auch der Stadt auf Wunſch d groß äangelegten Unternehmens zu ſichern. * 25jähriges Dienſtjubiläum. Heute feiert Herr Adolf Schäfer, Beamter der Rheiniſchen Ereditbank, ſein 25jähriges Jubiläum als Bankbeamter, früher in Dienſten der Ober⸗ rheiniſchen Bank, jetzt Rheiniſchen Creditbank. Wir gratulieren und wünſchen dem wackeren Beamten gleiche Rüſtigkeit bis zum goldenen Jubilöum. *Behandlung beſchädigter Reichsmünzen. In dem Verfahren bei Annahne beſchädigter Reichsmünzen durch die Reichskaſſen ſollen f Reichsſchatzamts Milderungen eintreten. Die „Köln. Ztg.“ ſchreibt darüber u..: Wiederholt wurde eine Aen⸗ derung der geſetzlichen Beſtimmungen gewünſcht, wonach gewaltſam beſchädigte echte Reichsmünzen von Reichs⸗ und Landeskaſſen an⸗ zuhalten und durch Zerſchlagen oder Zerſchneiden für den Umlauf unbrauchbar zu machen ſind. So große Härten die Anwendung dieſer Beſtimmungen mit ſich bringt, beſonders in Fällen, in denen die Eigentümer der Münzen an der Beſchädigung keinerlei Schuld tragen, wie z. B. im Falle eines Brandes, lehnt die Reichsbehörde nach wie vor eine Beſeitigung der Vorſchrift mit aller Beſtimmt⸗ heit ab; es muß nach wie vor dem Publikum ſelbſt überkaſſen bleiben, ſich vor Schaden d zu ſchützen, daß die Annahme beſchädigter Münzen vberweigert wird. Immerhin bedeutet es einen erfreulichen Fortſchritt, daß das Reichsſchatzamt mit Rückſicht auf die wiederholten Klagen die Reichskaſſen neuerdings angewieſen hat, die geſetzlichen Beſtimmungen hinſichtlich der Einzlehung be⸗ ſchädigter Münzen ſo milde als möglich zu handhaben. In Zu⸗ kunft ſollen auf Wunſch des Reichsſchatzamts die nicht erheblich be⸗ ſchädigten Münzen zum Nenntvert angenommen werden. Ganz beſonders trifft die Anwendung der milderen Auffaſſung für den Fall zu, daß die Beſchädigung der Münzen durch Brand erfolgk iſt. Beſtehen Zweifel über die Einlösbarkeit beſchädigter Münzen, ſo ſollen die Reichskaſſen oder die öffentlichen Kaſſen in den Ein⸗ zelſtagten die Münzen unter Vorbehalt ihrer Einlöſung annehmen und dem Münzmetalldepot zur Entſcheidung zuſenden. Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begehen heute Donnerstag, den 11. Juli, Herr Maurerparlier Martin Werner mit ſeiner Frau Friederike geb. Pfauz. * Armenunterſtützte mit Danerkarten für die Gartenbau“ ausſtellung ſollten nach einem dieſer Tage in den Blättern er⸗ ſchienenen Eingeſandt und nach einem allenthalben verbreiteken Gerücht in größerer Zahl ermittelt worden ſein. Dieſe An⸗ nahme iſt unzurreffend. Seitens der Armenkommiſſion und der Armenbezirke iſt trotz umfangreicher Erhebungen nur ein en⸗ ziger Fall feſtgeſtellt worden, in welchem eine in fortlaufender Unterſtützung ſtehende Familie Dauerkarten ſich ecworbden hatte. Unrichtig iſt deshalb auch die weitere Unterſtellung, daß zahl⸗ reichen Perſonen die Unterſtützung wegen des Beſitzes von Dauerkarten entzogen wurde. * Aus Ludwigshafen. Einem Fabrikant in der Bleichſtraße und einem Geflügelzüchter in der Walterſtraße wurden wäh⸗ rend der Nachtzeit zwei wertpolle Hunde vergiftet. Der eine, ein Bernhardiner, hatte einen Wert von 100 Mark, der andere, ein Hoſhund, einen ſolchen von 80 Mark. *Mutmaßliches Wetter am 11. und 12. Juli. Vorherrſchend weſtliche bis ſüdweſtliche Winde werden auch am Donnerstag und Freitag noch immer mehrfach bewölktes, aber nur zu kurzen und ſporadiſchen Störungen geneigtes, dabei zeitweilig aufheiterndes Wetter bringen. Polizeibericht vom 10. Juli. Erhängt hat ſich geſtern vormittag in ſeiner in K 4 gelegenen Wohnung der 65 Jahre alte verwitwete Dienſt⸗ mann Joſef Kallenberger von hier. Das Motiv der Tat iſt unbekannt. Entwendet wurden heute Nacht aus einem Uhren⸗ laden im Kaufhaus nach Zertrümmerung der Ladenſchelbs 4 Uhren. Die Täter ſind noch unermittelt. Um ſachdienliche Mitteilung an die Schutzmannſchaft wird erſucht. Verhaftet wurden 18 Perſonen, darunter ein Archi⸗ tekt von Karlsruhe wegen betrügeriſchen Bankrotts und zivei Taglöhner aus Neckarau, welche bei den am letzten Sonntag in Neckarau verübten groben Ausſchreitungen beteiligt waren⸗ Aus dem Großzherzogtum⸗ Ladenburg, 10. Juli. Auf Grund der durch Herrn Gr. Oberrealſchul⸗Direktor Dr. Roſe aus Mannheim geſtern vorgenommenen Prüfung haben ſämtliche 15 Schüler der Unterſekunda der hieſigen Realſchule das Reifezeugnis zur Erlangung des Berechtigungsſcheines zum einjährig⸗freiwilligen Militärdienſt er⸗ halten. .c. Karlsruhe, 9. Juli. Wie nachträglich bekannt wird, hat ſich Profeſſor Ratzel mit einem Dolch das Herz durchſtochen. Tags vorher kam Ratzel ſehr aufgeregt von einer mehrwöchentlichen Erholungsreiſe zurück und klagte ſeinen Angeſtellten gegenüber, daß er ſich weniger wohl fühle als vorher. 1 5 cheater, Runſt ung Wiſenſcan. Fünfter Feſtabend des Kaimorcheſters. Fritz Steinbach. 5 5 Der geſtrige fünfte und letzte Feſtabend des Kaimorcheſters ſtand unter der muſikaliſchen Leitung des Generalmuſikdirektors Fritz Steinbach aus Köln, der ja dem hieſigen Konzertpublikum durch ſeine unvergleichliche Wiedergabe der II. Symphonie in goldene Medaille zur Verteilung und zwar erhält dieſe Aus⸗ Dedur von Brahms im aweiten Kaimkonzert des Jahres 1904 n 5 4Seite. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 10. Juli. in beſter Erinnerung iſt und der erſt in dieſen Tagen auf dem Niederrheiniſchen Muſikfeſt in Köln als Brahmsinterpret ſehr ge⸗ feiert wurde. Seine Fähigkeit, in die verborgenſten Tiefen der Par⸗ titur einzudringen und das bei Brahms ja bekanntlich nicht immer offen daliegende Gold ans Tageslicht zu fördern, ſeine genaue Kenntnis der Intentionen des Komponiſten, die er als Nachfolger Bülow's in der Leitung der Meininger Hofkapelle und durch ſeine nahen Beziehungen zu Brahms aus erſter Hand und ſicherer Quelle kennen zu lernen das Glück hatte, erwies ſich auch geſtern aufs glänzendſte. Die impulſive Axt, mit welcher Steinbach die Partitur der elegiſchen e⸗moll Symphonie von Brahms zu beleben wußte, lie⸗ ferte davon einen bollkräftigen Beweis. Während Brahms' erſte und ziveite Symphonie in den letzten Jahren in Akademie⸗ und Kaimkonzerten wiederholt zu Gehör gebracht wurden und die dritte Syhmphonie in Fedur orſt in der VI. Muſikakademie d. lr Wiedergabe gelangte, iſt die letzte ſymphoniſche Schöpfung des Mei⸗ ſters ein Fremdling in unſeren Konzerkſälen geblieben. In ihren dütſteren, melancholiſchen Farben erſchließt ſie ſich trotz ihrer for⸗ malen Ueberſichtlichkeit und der Einfachheit ihrer muſtkaliſchen Grundgedanken dem Hörer nicht ſo unmittelbar wie beiſpielsweiſe die ſonnig helle D⸗dur Symphonie. In den zwwei erſten Sätzen finde ich den künſtloriſchen Niederſchlga von Brahms' ernſter Weltanſchau⸗ ung, die den Menſchen auch durch den Kampf zum Sieg, durch Sor⸗ gen uad Arbeit zur Höhe der ſittlichen Freihejt gelangen läßt. Das Finale, das eine achktaktige Chiaconna in einer Reihe von Varia⸗ tionformen verarbeitet, iſt in ihrer reichen Gothik ein monumen⸗ tales Wunderwerk erhabenſter Art. Die Wiedergabe war eine ſehr ſchung⸗ und ſtilvolle. Im erſten Satze flel die breite Temponahme guf. Dadurch wurde aber die Ausdrucksfähigkeit des nur aus zwet Tönen beſtehenden Anfangsthemas gehoben und dle feine Filigran⸗ arbeit kam ſchönſtens zur Geltung. Im Andante moderato frap⸗ pierte die rhythmiſche Präziſion, zu welcher der Dirigent das Orche⸗ ſter gu erziehen wußte. Schade, daß zu Anfang des Finalſatzes die Flöten⸗ und im Verlaufe die Poſaunenpartie nicht ganz tonrein ge⸗ lang und dadurch die Wirkung der von phantaſievollem Schwunge ge⸗ getragenen Ausfüthrung etwas beeinträchtigt wurde. In angenehmem Kontraſte zu Brahms ſchwerer Koſt ſtanden M ogarts 7 deutſche Tänze, zuſammengeſtellt und ein⸗ gerichtet von Fritz Steinbach. Dieſelben atmen ganz die ent⸗ zückende Anmut und Grazie Mozartſcher Muſe, und die ſtilvolle Bearbeitung Steinbachs hat ebenſo wie die gefällige Wiedergabe den duftigen Zauber völlig zu wahren gewußt. Eingeleitet wurde das Konzert durch Beethovens Ouver⸗ ture zu„Coriolan“, beſchloſſen durch Brahms„Akade⸗ miſche Jeſtouverture“, die ſich bekanntlich aus Themen von Studentenliedern aufbaut und den Dank des Komponiſten an die Univerſität Breslau für ſeine Ehrenpromotion zum philoſophiſchen Doktor zum Ausdruck bringt. Beide Werke erfuhren eine höchſt lobenswerte, plaſtiſch klare Wiedergabe. Die ſchwungvolle Inter⸗ pretation der Brahmsſſchen OQuverture löſte lebhaften Beifall aus 90 verſchaffte dem hervorragenden Dirigenten zahlreiche Herbor⸗ ſe. ok. 5 Münzſammlung. Amtmann Dr. Wolfg. Hein ge Karlsruhe itbergab ſeine aus 485 Stlick beſtehende Münzſammlung dem Großh. Kunſtgewerbemuſeum unter Gigentumsvorbehalt zur Ausſtellung. Die Sammlung enthält viele ſeltene Gold⸗ und Silbermünzen. Auch die Mitglieder des Karlsruher Hoftheaters ſind jetzt in die Ferlen gegangen. Für mehrere derſelben bilden die Ferien⸗ wochen guch die Flitterwochen. So hat Herr Roha, der ſich letzte Woche mit Fräulein Käthe Warmersperger, der beliebten Sängerin, vermählt hat, mit ſeiner jungen Frau die Hochzeitsreiſe angetreten; auch Felix Krones, der jugendliche Komiker, der jugendliche Held Paul Seidler, und mehrere Herren des Hof⸗ orcheſters werden verheiratet aus den Ferien zurückkehren. ——— 22, ordentliche Delegierten⸗Verſammlung der Juhrwerksberufsgenoſſenſchaft. Der Tagung der beutſchen Berufsgenoſſenſchaften folgt heute die 22. ordentl. Weeee 5 Jubrwerlaberufsgenoſſenſchaft. Als im borigen Jahre Herr Hch. Gräff nach ſchweren Kämpfen durchſeßte, daß Mannheim zum diesjährigen Tagungsort beſtimmt wurde, bildete ſich ſofork ein Lokalkomitee mit den Herren Bernhard Reichert und Jalob Gräff an der Spitze. Dem Lokal⸗ komitee iſt es gelungen, ein Programm auszuarbeiten, das den fremden Gäſten recht vergnügte Tage verheißt. Den Abſchluß der Delegiertenverſammlung wird am Freitag ein Ausflug nach der Pfalz bilden, der nach den getroffenen Arrangements einen außergewöhnlich ſchönen Verlauf nehmen dürfte, Nach einer dom Feſtausſchuß dargebotenen Dampfer⸗Rundfahrt durch die Haſenanlagen, die vormittags um 9 Uhr an der Friedrichs⸗ Hrücke beginnt und zweſ Stunden dauern wird, befördert von Ludwigshafen aus ein Extrazug die Teilnehmer nach Neuſtadt (Haardt), von wo aus mit dem Wagen nach der Königsmühle gefahren wird. Nach Einnahme eines Frühſtücks wird die Wagen⸗ fahrt auf der Höhenſtraße nach Deidesheim fortgeſetzt, woſelbſt das Mittagsmahl ſtattfindet. Nach Beſichtigung verſchiedener kenommierter Kellereien erfolgt per Wagen die Rückfahrt nach Neuſtadt, von wo die Ausflügler per Ertrazug nach Ludwigs⸗ hafen zurückkehren. Die Beteiligung auch an dieſer Tagung iſt außergewöhnlich Er Bereits im Laufe des geſtrigen Tages waren etwa 120 amen und Herren eingetroffen, die ſich abends auf der Terraſſe des Ausſtellungs⸗Hauptreſtaurgnts zuſammenfanden und ein kröhliches Wiederſehen feierten. Das Mannheſmer Hoftheater⸗ Quintett erfreute die Verfammelten durch vorzügliche Geſangs⸗ porträge. Heute vormittgg kurz nach 10 Uhr begann im Ver⸗ ſommlungsſaal des Roſengartens die Delegiertenver⸗ ſammlung. 22. Verbandsſchießen des Badiſchen Landesſchützen⸗Vereins, des Mittelrheiniſchen und Pfälziſchen Schützenbundes. XFrankenthal, 9. Juli. Die heutigen Veranſtaltungen nahmen wiederum einen durchaus programmäßigen Verlauf: Vormittags um 10 Uhr fand im Brauhauskeller der Verbands⸗Schüßzentag des badi⸗ ſchen Landesſchützenvereins, des mittelrheiniſchen und pfälzi⸗ ſchen Schützenbundes ſtatt; darauf folgten vormittags um 11 Ubr Frühſchoßpenkonzert vor der Schießhalle, nachmittags um 1 Uhr Bankett in der Feſthalle(Kapelle des 18. Inf.⸗Regts,). nachmittags von—7 Uhr Konzert in der Feſthalle, abends um 8 Uhr großes Konzert des Geſangvereins„Liederkranz“ in der Feſthalle mit Militärkonzert(Kapelle des 18. Inf.⸗ Regts.) unter Leitung des Dirigenten Herrn Julius Schmjtt. Die Verhandlungen des Verbandsſchützentages. wurden von dem bisherigen Verbandsvorſttzenden Herrn KHuppenheim⸗Pforzheim eröffnet. Dieſer begrüßte die Anzweſenden und dankte dem Vorſitzenden der Frankenthaler e e af, für die viele Mühe und Arbeit, die er ſich durch die Uebernahme und Ausrüſtung des Verbandsſchießens aufgelgden habe. Herr Kuppenheim übertrug den Vorſitz dann an Herrn Tropf, der ſeinerſeits dem bisherigen Berbands⸗ vorſitzenden für die muſterhafte Führung der Verbandsgeſchäfte dankte. Die Anweſenden erhoben ſich zum Zeſchen der Zu⸗ ſtimmung von ihren Sitzen. Der hierauf erſtattete Kaſſen⸗ bericht wurde gutgeheißen. Die Feſtſtellung der Anweſen⸗ heitsliſte ergab, daß Vertreter anweſend waren aus Baden⸗ Baden, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Frankenthal, Ludwigshafen, Neuſtadt, Kaiſerslautern, Speier, Mainz, Frankfurt a.., Darmſtadt, Wiesbaden, Offenbach a. M. Die bis nach 12 Uhr währenden Verhandlungen erſtreck⸗ ten ſich ausſchließlich auf innere Angelegenheit des Verbandes. Erwähnenswert iſt, daß der in früheren Schießordnungen ent⸗ halten geweſene, auf dem Verbandstage in Neuſtadt 1902 geſtrichene Paſſus, wonach bei den Stand⸗ und Feldmeiſter⸗ ſcheiben Anſpruch auf einen Preis nur Schützen haben, die min⸗ deſtens die Einlage von 5 Serien bezahlten, wieder zur Ein⸗ führung gelangt. Das 23. Verbandsſchießen ſoll dem Schützen⸗ verein Offenbach a. M. zur Abhaltung übertragen werden. Das Schießen begann morgens um 7 Uhr und endete um ½1 Uhr. Es wurde wiederum eifrig geſchoſſen. Es erhielten Becher: Auf Stand: J. Hiltner⸗Pforzheim, F. Cruſe⸗Frankenthal, Bennewiz⸗Kaf⸗ ſerslautern. Treffer wurden erzielt: Auf Standfeſtſcheibe Frankenthal: Geisler⸗Frankfurt a..,(2091 Teiler), Fritſch⸗ Zweibrücken(3397 Teiler), Meiſter⸗Wiesbaden(2734 Teiler), Schmitt⸗Hanau(1233 Teiler). Auf Standfeſtſcheibe Pforz⸗ heim: Dieterle⸗Pforzheim(3704 Teiler), Gutacker⸗Offenbach (3933 Teiler), Lacroix⸗Karlsruhe(3623 Teiler). Das Urteil im Möslinger⸗Prozeß. yFrankenthal, 10. Juli.(Privaktelegr.) Heute vormittag 10 Ußr wurde im Weinprozeß gegen den Chemiker Dr. Möslinger u. Genoſſen das Urteil geſprochen. Das Urteil lautet: Dr. Möslinger wird zu einem Monat Gefängnis und 1160 M. Geldſtrafe verurteilt. Dr. Eckſtein wird freigeſprochen. Möslingers Strafe iſt durch die Unter⸗ ſuchungshaft verbüßt. Von Tag zu Tag. — Automobilfahrt Peking ⸗ Paris. Die Teil⸗ nehmer an der Automobilfahrt Peking⸗Paris haben wegen der ſchwer poſſierbaren Wege und Brücken in der Provinz Trans⸗ baikalien die Strecke von Breemnaja bis Irkutsk mit der Eiſen⸗ bahn zurückgelegt. Prinz Borgheſe fuhr von der Station Tankhoy mit dem TDompfer über den Baikalſee und kam in Liſtwinitſchneje an von wo er mit dem Automobil nach Irkutsk weiterfuhr. — Eine Schreckenstat. Der Bäcker Quaſt in Hüt⸗ tenhauland bei Tiſchtiegel ſchloß ſeine Familie, mit der in Un⸗ frieden lebte, im Wohnhauſe ein, legte Feuer an und ſchlief dann ſelbſt auf dem Stallboden ein. Das Gehöft wurde vollſtändig eingeäſchert, Quaſt iſt mit verbrannt, Cetzte hachrichten ung Telegramme. * Hamburg, 9. Juli. Der neue Gouverneur von Kamerun, Dr. Seitz, hat ſich heute abend mit Gemahlin an Bord der„Eleonore Woermann“ nach Kamerun ein⸗ geſchifft. »London, 10. Juli, Während der geſtrigen Unterhaus⸗ debatte wurde der liberale Abgeordnete Bellſon in einem an den Sitzungsſatl angrenzenden Vorraum von einer Ohnmacht befallen und bewußtlos auf einer Tagbahre weggetragen. Er ſtarb noch innerhalb der Mauern des Hauſes. Premierminiſter Campbell Bannerman machte dem Hauſe unter dem Aus⸗ druck ſeines Bedauerns von dem Todesfall Mitteilung, worauf ſich das Haus zum Zeichen des Beileids vertagte. * Peterhof, 9. Juli. Anlätzlich des Regimentsfeſtes des 85. Infanterieregiments in Wiborg, deſſen Chef der deutſche Kgiſer iſt, fand heute beim großen Palais die Kirchenparade des Regiments ſtatt, welcher die Majeſtäten beiwohnten. Beim Gottesdienſt wurde nach dem Gebet für den ruſſiſchen Kaiſer auch für den Chef des Regi⸗ ments, den deutſchen Kaiſer, gebetet. Nach der Parade fand im großen Palais ein Frühſtück ſtatt, zu welchem auch der deutſche Militärgttachee Graf Poſadowsky geladen war, der der Parade beigewohnt hatte. Kaiſer Nicolaus brachte einen Trinkſpruch auf Kaiſer Wilhelm aus, worauf das Muſikkorps die deutſche Hymne intonierte, Zur Arbeiterbewegung. oe, Pforzheim, 9. Juli. Hier ſtreiken ſeit geſtern 200 Gipſer. * Budapeſt, 10. Juli. Die Arbeiter der Ungari⸗ ſchen Tabak⸗Handels⸗Aktiengeſellſchaft tra⸗ ten in den Ausſtand und fordern eine 20prozentige Lohn⸗ erhöhung. Als ſich die Frauen und Mädchen dem Streike nicht anſchloſſen, wurden ſie von den Ausſtändigen gehindert, in die Fabrik zu gehen. Die intervenierende Polizei wurde mit Stei⸗ nen beworfen. die Ausſtändigen. Acht Frauen und ſechs Männer wurden verhaftet. Die Tumultuanten wurden zerſtreut. Die Arbeit ruht jetzt vollſtändig. Die Haager Friedenskonferenz. *Haag, 9. Juli. Die Unterkommiſſion für Schieds⸗ gerichte ſetzte heute ihre Beratung über die inter⸗ nationalen Unt erſuchungs ⸗Kommiſſionen fort. Nach längeren Erörterungen legte Staatsrat von Mar⸗ tens dar, daß der diesbezügliche ruſſiſche und der franzöſiſche Vorſchlag im Grunde ſich decken und daß es ſich nur um Fragen redaktioneller Art handele. Nach einem Meinungsausfauſch, an dem ſich auch der deutſche Botſchafter Freiherr bon Mar⸗ ſchall beteiligte, kam man zu dem Ergebnis, daß alle über⸗ einſtimmten in dem Wunſche, den fakultativen Charakter der Konvention von 1899 aufrecht zu erhalten ſowohl für die In⸗ anſpruchnahme der Unterſuchungskommiſſionen, wie auch für den Schiedsgerichtshof im Haag. Es wurde ſodann ein Redak⸗ tionsgusſchuß ernannt, beſtehend aus den Mitgliedern des Bureaus der erſten Unterkommiſſion, ſowie aus Mitgliedern der Vertretungen Amerikas, Englands, Portugals und Bel⸗ giens und endlich denjenigen Delegierten, welche dem ent⸗ ſprechenden Ausſchuß der erſten Friedenskonferenz angehören, nämlich Profeſſor Zorn⸗Deutſchland, Profeſſor Lammaſch⸗ Oeſterreich⸗Ungarn, Staatsminiſter Aſſer⸗Niedetlande und Staatsrat von Martens⸗Rußland. Die Sitzung wurde dann geſchloſſen. r Sie richtete daraufhin mehrere Attacken gegen Japan und Korea. * Tokio, 9. Juli.(Reuter.) Aus zuvperläſſiger Quelle wird gemeldet, daß der japaniſche Generalreſident in Korea, Mar⸗ quis Ito, bei der erſten Audienz, die er bei dem Kaiſer bon Korea hatte, nachdem die Nachricht von dem Erſcheinen der koregniſchen Delegierten im Haag in Sbeul ein⸗ getroffen war, dieſe Frage nicht direkt beim Kaiſer zur Sprache gebracht habe, ſondern beim Verlaſſen des Palaſtes dem Zere⸗ monienmeiſter Abſchriften der darauf bezüglichen Berichte über⸗ gab, die er empfangen hatte. Er habe den Zeremonienmeiſter an⸗ gewieſen, die Schriftſtücke dem Kaiſer zur Durchſicht zu über⸗ geben. Es wird hinzugefügt, daß der Kalſer dadurch ſehr beunruhigt ſei. Man exwartet, daß der koreaniſche Pre⸗ mierminiſter der keine Beziehungen zu der Deputation nach dent Haga habe, Maßnahmen treffen werde, um die Wolke der Enk⸗ fremdung und des Verdachtes, welche infolge dieſes Zwiſchenfalls zwiſchen den Regierungen Japans und Koreas auf⸗ geſtiegen iſt, zu beſeitigen. Verliner Drahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.) Berlin, 10. Juli. Nach einer Berliner Meldung der Londoner Tribüne wird Kajſer Wilhelm in dieſer Woche auf ſeiner Fahrt längs der norwegiſchen Küſte eine Begegnung mit dem vierten britiſchen Kreuzer⸗ geſchwader haben. Bei dieſem Zuſammentreffen, das entweder vor Trontheim oder Bergen erfolgen ſoll, wird der Kaiſer, der Ehrenadmiral der engliſchen Flotte iſt, die Schiffe des Geſchwaders beſichtigen. [J Berlin, 10. Juli. Geſtern abend wurde beim Schließen der hieſigen Nationalgalerie die Entdeckun gemacht, daß aus einem Gemälderahmen ein Oelbild herausgemacht und geſtohlen worden war. Das auf Pappe gemalte Bild ſtellt Kaiſer Nikolaus J. in großer ruf⸗ ſiſcher Generalsuniform dar. Der Wert des Bildes beträgt mehrere Tauſend Mark. Von dem Täter fehlt jede Spur. [JBerlin, 10. Juli. In der Berliner Metallinduſtrie ſleht ein neuer Kampf bevor. Die Hilfsarbefter, Krahnen⸗ führer, Transporteure, Rad⸗ und Platten⸗Arbeiter, die im deutſchen Transportarbeiterverband organiſiert ſind, bereiten eine Bewegung vor mit dem Ziele, die bisherigen Arbeits⸗ bedingen für dieſe Kategorien durch einen einheitlichen Tarif zit regeln. Es ſoll ein Mindeſtſtundenlohn von 45 Pfennig und eine gſtündige Arbeitszeit angeſtrebt werden. Bei der Bewegung kommen etwa 10 000 Arbeiter in Betracht. Berlin, 10. Juli. Aus dem Leben des flüchtigen Schauſpielers Lütte, berichtet der Theaterdirektor Weiß fol⸗ gendes: Lütte hatte ungeheuren Ehrgeiz und gab ſich große Mühe, jede ihm anvertraute Rolle intereſſant zu geſtalten. Seit Herbſt 1906 entfaltete Lütte einen großen Luxus in ſeiner Lebensführung. Er rechtfertigte dies mit dem Tode ſeiner Großmutter, einer reichen Hoteliere, deren Erbe er an⸗ geblich war. Im Frühjahr 1907 ließ er ſich beurlauben mit dem Hinweis, herzkrank zu ſein und eine Reiſe machen zu müſſen. Direktor Weiß iſt der Anſicht, daß Lütte ein zu mar⸗ kante Perſönlichkeit ſei, um ſich lange verborgen halten zu können. ſe Berlin, 10. Juli. Der neue preußiſche Kultus⸗ miniſter Dr. Holle hat die Erweiterung der Niederlaſſung der Schweſtern der göttlichen Vorſehung in Sterkrade, Kreis Müllheim nicht genehmigt Damit iſt auch das Projekt der Gründung einer höheren Mädchenſchule durch die Schweſtern gebalten. JBerlin, 10. Juli. Aus Düſſeldorf wird gemeldet: Die Ernennung Rheinbabens zum Ehrenbürger der Stadt Düſſeldorf wird heute in einer Feſtſitzung des Magiſtrats und der Stadtverordneten im Rathauſe erfolgen. JBerlin, 10. Juli. Die auf der Kunſtgewerbe⸗ Ausſtellung geſtohlenen Kruzifixe haben ſich bei einem hie⸗ ſigen Antjquitätenhändler, der ſie vor einjgen Tagen ankaufte, ge⸗ funden, ————ů—————————— Waſſerſtaudsuachrichten im Monat Juli. Pegelſtattonen Datum: vom Rhein: 3 10. Bemerkungen Konſtanz 482 755 Waldshut. J3,88 3,½%4 B, 8 Auingen⸗ 48.64 3,50 3,45 8,45 8,42 3,85 Abds. 6 Uhr N 400 3,89 8,82 3,78 8,72 8,81] N. 6 Uhr Lauterburg 5,82 5,49 5,47 Abds, 6 Uh Maxau J5,67 5,68 5,48 5,37 5,86 5,30 2 Uhr Germersheim 6,51 5,62 5,26.-F. 12 Nhr Maunheim.13 5,86 5,86 5,18 5,08 5,00[Morg. 7 Uhr Mainz„ ,07 2,12 2,90 2,18 2,06.-P. 12 Uht Bingen„„„446 2,62 2,83.75 10 Uhr HWanubbz. 13,05 3,26 3,39 3,84 8,19 2 Uhr Kobleuz.97 3,28 3,17 10 Uhr C᷑à)..ĩĩ ͤ 8,44 3,40 2 17 Ruhrort„„ 54 2,79 2,80 6 U vom Neckar; Maunheim 5,01 5,26 5,26 5,07 4,95 4,91] B. 7 Uhr Heilbronn 0,60 0,55 0,50 0,52 0,41 0,4 B. 7 Uhr *) Windſtill, Bedeckt,. 10 R. Für Politik; i..: Georg Chriſtmann, Für Kunſt, Feuilleton und Vermiſchtes: Fritz Kayſer 5 für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Rich. Schönfelder, für Volkswirtſchaft u. den übrigen redaktionellen Teil: Karl Apfel, für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Franz Kircher. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Ernſt Müller. — T. 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