Gadiſche Volkszeitung.) Ahonnement: 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 28 Pig. monatlich, durch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. E 6, 2. In ſerate: Die Colonel⸗Zeile. 28 Pfg. Auswärtige Inſerate. 80„ Die Reklame⸗Zeile. 1 Mark der Stadt Mannheim und umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und verbreitelſte Zeitung in Mannheim und Amgehung. Schluß der Inſeraten⸗Aunahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. Eigene Redaktions⸗Bureaus in Berlin und Karlsruhe. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunheim“. —— Telefon⸗Nummern: Direltion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Buregu(An⸗ nahme v. Druckarbetten 341 Redaktion 377 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung E G, 2. 218 Nr. 337. Mittwoch, 24. Juli 1907. — Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 12 Seiten. Merkle über Hyänentheologen. Der Dekan der Würzburger theologiſchen Fakultät Prof. Merkle hielt auf dem Feſtkommers der katholiſchen Studentenverbindung Marcomannia eine wuchtige, von fortgeſetztem toſendem Beifall unterbrochene Rede gegen die Gegner Schells, aus der fol⸗ gende Stellen wiedergegeben ſeien: „Die Lage der chriſtlichen Wiſſenſchaft,“ ſagte Merkle,„gleicht nicht mehr ſo ſehr der, die unter Eſra das Gottesreich in Paläſtina aufzurichten beſtrebt war, unſere Lage iſt ſchlimmer. Wir gleichen den im totgeweihten Jeruſalem eingeſchloſſenen Belagerten, die im eigenen Lager Kämpfe zu führen haben, ſo daß peccatur intra muros et extra zum großen Schaden der gemeinſamen großen Sache. Wir hatten in Würzburg eine junge blühende, hoffnungs⸗ volle Schule aufgerichtet, einen herrlichen, ſonnigen Geiſtesfrühling, da iſt der Meltau der Verleumdung, der Verdächtigung und der Verhetzung gekommen, und dark dem Umſtande, daß in der Ferne gut lügen iſt, hat man die junge Saat zu verderben geſucht. Wir hatten gebaut ein ſtattliches Haus: Man griff nach Trug und Verrat und ſuchte die grüne Saat zu erſticken, aber die Sonne ward auch des dichteſten Nebels Herr, und die Wahrheit wird durch alle Verleumdungen gegen einen großen Toten ſiegreich ſcheinen, und trotz aller Hyänentheologen wird ſich die Sonne der Wahrheit ſicht⸗ bar erweiſen(ſtürmiſcher Beifall.) Mag ein Gewitter niedergehen, mag es alles zu verwüſten drohen, mag das Wort des Herrn erfüllt ſcheinen, daß der Bruder den Bruder verrät, in unſerm Kreiſe ſoll ein anderer Geiſt herrſchen und ſoll das Wort gelten:„ich leide, weil ich liebe, die Treue laß ich nie.“ Wir ſind gewillt, die Grenzen unſeres guten Rechtes zu verteidigen, treu und unerſchüt⸗ terlich ſtehen wir dabei zu unſerer Kirche, aber wir wiſſen auch, daß mancher das kirchliche Banner zu entfalten vor⸗ gibt, der unter ſeinem Schutze andere Abſichten verfolgt, wir wiſſen, daß der Teufel ſich in das Gewand eines Engels verkleiden kaun zugunſten egoiſtiſcher, zenrifugaler Beſtrebungen. Wir wollen keinem vorſchreiben, welche Ueberzeugung er haben ſoll, aber wenn einer uns die unſere nehmen will, dann wollen wir zeigen, daß für uns das Wort gilt: Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte.“ Dieſe tapferen und mutigen Worte Merkles werden wohl allen Freunden freien Wortes das Herz höher ſchlagen laſſen, den Klerikalen aber unangenehm und bös in den Ohren ſummen. Wir ſind ſehr geſpannt, was die Hyänentheologen — eine ausgezeichnete Wortprägung— und die ultramontanen Blätter Italiens wie Deutſchlands zu den prachtvollen Worten dieſes prachtvoll aufrechten, deutſchen und frommen Mannes zu ſagen, beziehungsweiſe zu ſchimpfen haben werden. Sie werden wohl nicht ganz ſauber mit ihm verfahren und auch nicht mit den Mitgliedern der katholiſchen Studentenverbin⸗ dung, die fortgeſetzt Beifall toſen ließen; nicht die Meinung der Zentrumspartei, als ſie die konfeſſionel⸗ len Hochſchulkorporationen ſo ſehr förderte, Brutſtätten der geiſtigen Rebellion gegen die klerikalen Knechtungsverſuche zu ſchaffen. In den Tagen, da ein neuer Syllabus den Gedanken des Fortſchritts in der wiſſenſchaftlichen Erkenntnis als gefährliche Neuerung verurteilt hat, ſteht ein deutſcher Katholik auf und bekennt ſich zu dem gewaltigen Leitmotiv deutſcher Geiſtes⸗ und Kulturgeſchichte: Freiheit des Mannes von jeg⸗ licher geiſtigen Knechtſchaft, Recht auf eigene Ueberzeugung. Ein Hammerſchlag eines deutſchen Mannes und der neue klerikale Zwingturm des neuen Syllabus iſt ein wertloſer Trümmerhaufen. Und junge, gebildete Katholiken ſind ſo autoritätslos, daß ſie dem mutigen Zerſtörungswerk freudig zujubeln. Und von den Gegnern der freiheitlichen Bewegung im deutſchen Katholizismus wird ein ſo ſchmeichelhaftes Bild entworfen, daß die Hyänen wirklich am beſten täten, ſich in Schlupfwinkel zurückzuziehen. Wenn Merkle die ultramon⸗ tanen Gegner von Wahrheit, Freiheit und Recht richtig zeich⸗ net, dann ſteht die heutige klerikale Reaktion, die in vatikani⸗ ſchen Kreiſen ihren Urſprung hat, auf derſelben ſittlichen Höhe, wie die politiſche Reaktion der dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Es iſt wohl kein Zufall, daß Merkle das alte fromme und deutſche Trutzlied der deut⸗ ſchen Burſchenſchaften in die Erinnerung kam. Wir wollen nicht den ſonnigen Geiſtesfrühling zerſtört, den edle deutſche Katholiken, unerſchütterlich treue Söhne ihrer Kirche, herauf⸗ führen möchten, daß Merkle unter ſeinen Bekenntnisgenoſſen viele tapfere, mutige Mitſtreiter finde. Es wird gut ſein, dieſe Würzburger Epiſode der großen geiſtigen Bewegung im deutſchen Katholizismus, die auferweckenden Hammerſchläge der Merkleſchen Worte möglichſt zu unterſtreichen. Wir forder⸗ deutſchen Katholiken gegen den engherzigen Geiſt des Kleri⸗ ſolcher Mann des deutſchen Zornes und der deutſchen Kraft gefunden, ein zorniger deutſcher Haſſer der Lüge und ein aufrechter, ſtahlharter deutſcher Kämpfer für das, was er als Wahrheit erkannt hat. Mögen ihm viele folgen, möge er viele ſeiner Glaubensgenoſſen begeiſtern, mit ihm gegen den Geiſt Roiſs zu ſtreiten. Damit der Ultramontanismus ein⸗ ſehe, daß es ſich bei dem„Modernismus“ der deutſchen Katho⸗ liken nicht um eine von der liberalen Preſſe künſtlich auf⸗ gebauſchte, bedeutungsloſe Sache handle, ſondern wirklich um eine lange unterdrückte, aber nun elementar hervorbrechende Sehnſucht nach herrlichem, ſonnigem Geiſtesfrühling, hervor⸗ brechend, nachdem der Klerikalismus auf deutſchem Boden eine ſeiner empfindlichſten politiſchen Niederlagen erlitten hat. Die Glut und Kraft der Merkleſchen Worte laſſen ſchließen auf eine große Tiefe und Nachhaltigkeit der Erregung in den gebildeten katholiſchen Kreiſen Deutſchlands gegen den geiſtigen Druck der vatikaniſchen Politiker. Sie wird noch in die Breite zu gehen haben und die Merkleſchen Worte⸗ werden dazu helfen. Nicht immer und überall beſiegt das Auf deutſchem Boden hat nicht erſt im 20. Jahrhundert eee—— das war wirklich hoffen, daß der Meltau der Lüge und Verleumdung doch ten unlängſt Männer, die bereit wäxen, die gnte Sache der⸗ kalismus zum Siege zu führen. Es iſt wohl in Merkle ein Dogma die Geſchichte. (4. Mittagblatt.) Ni ud zum erſten Male die Geſchichte, die mit der Wahrheit 1 dem Recht geht, das Dogma beſiegt. ** Die Meldung, Profeſſor Merkle habe das Dekanat nieder⸗ gelegt, iſt unrichtig, auch der Austritt der Profeſſoren Merkle, Kiefl und Hehn aus dem Komitee des Katholikentages ſtehen nach der„Köln. Ztg.“ nicht in Zuſammenhang mit den gegen⸗ wärtigen Wirren. Merkle und Kiefl ſind ſchon im Spätjahr 1906 und Hehn im Januar 1907 ausgetreten, 5 Polimische Uebersicht. »Maunbeim, 24. Juli 1907. Die Konkurrenzklauſel. Der Staatsſekretär des Reichsjuſtizamts hat in einem Runderlaß an die Regierungen der Einzelſtaaten dieſe aufge⸗ fordert, ſich über Weſen und Wirkung der Konkurrenz⸗ klauſel der Handlungsgehilfen zu äußern, da ein Aenderung der Geſetzesbeſtimmungen notwendig erſcheine. De Staatsſekretär ſtützt ſich in dem Erlaß auf das in einer von dem Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverband herausgegebenen Schrift über die Konkurrenzklauſel veröffentlichte Material. De⸗ Staatsſekretär gibt in dem Erlaß zu, daß die Paragraphen 74 und 75 des Handelsgeſetzbuches, wie das in der Schrift mit teilte Material dartue, nicht die Wirkung gehabt haben, die man dabon bei der Schaffung des Geſetzes erhoffte. Auch der preu⸗ Fiſche Miniſter für Handel und Gewerbe hat ſich mit einer Um⸗ fraae an die Kaufmannsgerichte und Handelskammern in der⸗ ſelben Angelegenheit gewendet, und da auch der Reichstag nach einem Beſchluß der Petitionskommiſſion zu einer Aenderung geſetzlichen Beſtimmungen bereit iſt, ſteht zu hoffen, daß die Handlungsgehilfen von dieſer Einſchränkung entbunden werd Albanien. Die„Südd. Reichskorreſpondenz“ ſchreibht;? Vor eiß Zeit wurde an dieſer Stelle eine Zeitungsnachricht, die K i Wilhelms nächſte Reiſe nach dem Mittelmeer mit der epiro ſchen Frage in Verbindung zu bringen ſuchte, in das Rei der Fabel verwieſen. Das nämliche Schickſal muß den M dungen ausländiſcher Blätter bereitet werden, die einen Beſ des Monarchen an der Küſte Albaniens in Ausſicht zu ſtell wiſſen. Auch bei dieſen Gerüchten wird die Rechnung ohn den Wirt gemacht. Es iſt nicht richtig, daß Kaiſer Wilh Im ſich jemals mit dem Gedanken eines Abſtechers nach Albanien getragen hat. Der Ausflug, den im Frühjahr d. J er deutſche Generalkonſul Stannius von Trieſt aus nach Al unternahm, galt in keiner Weiſe der Vorbereitung Kaiſerbeſuches. Badiſche Politik. Das Stichwahlabkommen von 1905. Ueber die Generalverſammlung des natio lüberalen Bezirksvereins Weinheim wir kurz berichtet. Wir tragen nach der„Bad. Land noch die Ausführungen des Herrn Fabrikanten Jede die Taktik bei den letzten Landtagswa nach. Er führte aus: Diplomatenränke. NRoman von Max Pemberton. Autoriſierte Ueberſetzung von Dr. Albert Hauff. (Nachdruck verboten). 21(Forkſetzung.) Kapitel 9. Als Eſther in ihrem eigenen Zimmer am folgenden Morgen erwochte, fand ſie ein neues Kammermädchen an ihrem Bette. Das Mädcken ſagte ihr Name ſei Suſanne, und ſie ſei von Ma⸗ dame Julia engagiert, um das gnädige Fräulein nach dem Süden zu begleiten. Eſther gefiel ihr Geſicht, und ſo zögerte ſie nicht, ihr Vertrauen zu ſchenken. 5 „Sie kommen aus Paris?“ „Aus Arles, Mademoiſelle. Ich war mit Monſieur auf dem Schloſſe St. Paul und ſoll Sie heute dorthin begleiten. All Ihre Sachen ſind bereits ferkig gepackt und die Billette gelöſt. Wir fahren von Charing⸗Croß um 11 Uhr ab.“ 8 Eſther traute kaum ihren Ohren. Der Doktor hatte, wie ſie ſich exinnerte, oft von ſeinem Schloſſe an den Grenzen Spaniens geſprochen, aber daß er eine ſo frühe Abfahrt von London ins Ange gefaß: batte, war ihr niemals in den Sinn gekommen. Die Ereigniſſe der letzten Nacht hatten jedenfalls eine ſolche ſchnelle Aenderung ſeiner Pläne herbeigeführt, die Eſther jetzt ganz un⸗ vorbereite traf. „Begleitet der Herr Doktor uns?“ fragte kleidend. Er ſprach heube nacht nicht darüber, und ich hatte keine Ahnung, daß wir ſo bald weggehen würden— ich glaubte immer, wir wellten Madame Julias Rückkehr abwarten.“ Suſanne batte keine Zeit zu Erklärungen. Sie machte ſich Raum ſo eifrig zu ſchaffen, als wenn die ganze Vevant⸗ ſie, ſich ſchnell an⸗ „Wie werden Madame in Paris finden,“ ſagte ſie,„Monſteur hat das Haus bereits verlaſſen und wird mit uns auf Schloß St. Paul zuſammentreffen. Er hat mich beauftragt, Ihnen ſein Bedauern darüber auszuſprechen, daß wir allein reiſen ſollten, aber Sie und ich, Mademoiſelle, wir werden ſchon durchkommen, denn es iſt je mein Heimatland, in das wir uns begeben. Mon⸗ ſieur hat einen Brief für Sie in Ihrem Boudoir hinterlaſſen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, aber wir brauchen uns auch nicht zu überſtürzen.“ So erzöhlte das Mädchen, arbeitete dabei aber ſehr eifrig und legte kald einen Morgenrock zuſammen oder packte mit einer Geſchicklichkeit, welche nur lange Uebung zuſtande bringen kann, ein Kleid in den Koffer. Wie aufgeregt Eſther auch über die Ausſicht einer ſolchen langen Reiſe war, für ihre Rammerjungfer ſchien es nichts zu bedeuten. Suſanne hätte Europa durchfahren und ibre Vorbereitungen mit ebenſolcher Ruhe treffen können, wie wenn ſie zu einem Spaziergang in London ſich rüſtete. Suſarne hatte von einem Briefe des Doktors geſprochen. Dieſer wurde Eſther beim Frühſtück überreicht. Er war in liebenswürdigen Worten abgefaßt, aber kurz. Der Doktor ſagte, daß Geſchäfte der wichtigſten Art ihn aus London weggerufen hätten und daß es ihm ſehr leid täte, daß ſie nicht zuſammen die Reiſe nach dem Schloſſe St. Paul unternehmen könnten, aber Eſther— deſſen war er ſicher— würde ihn entſchuldigen. „In Lendon iſt nichts mehr los,“ ſchrieb er.„Was ſollen wir alſo länger dort bleiben? Wir wollen jetzt Gebirgsluft atmen, Kamerad. Der Zweck, den wir erreichen wollen, fordert Lungenbalſam und den werden wir in St. Paul finden. Ich rechne auf Ihr Intereſſe und auf Ihr Wort und weiß, daß Sie auch in die Fremde mir nachfolgen werden. Heute abend finden Sie im Hotel Ritz in Paris meine Schweſter Julia. Sie wird dort Ihre Führerin ſein, bis ich komme. Alles für die Reiſe Nötige beſergt das Mädchen. Sprechen Ste, bi von dem kleinen Geſchenk, das ich für Sie zurückgelaſſen fnd geſchäftliche Angelegenheiten, die die Freundſchaf möglich niachen darf. Ich grüße Sie brüderlich bifte, nicht weiter „ Kame perbleibe ſtets Ihr ergebener kavier de Montalvan.“ Das kleine Geſchenk, von dem er ſprach, war ein Elfenbei ſchächtelchen, das engliſches Geld und Banknoten im Werte 100 Pfß. Sterling enthielt. Eſther nahm dieſes Geſchenk d aus ni übel, aber ſie wollte es zunächſt nicht gebrauche es für Augenblicke der Gefahr aufſparen. Sie hatte niemal verhehlt, daß ſie vielleicht einſt in ſchlimme Lagen lommen kö und eben noch war ihr der Gedanke, daß ſie auf dem K ohne Geld ſich aufhalten ſollte, wie etwas erſchienen, dem ihr nicht begegnen könnte. 5 Als Suſanne meldete, daß der Wagen an der Tür war nahm Eſther Umhang und Hut und ging hinaus mit de nungen eines Menſchen, der auf unerwartete Ferien zieht. dieſem Augenblicke an bis zu ihrer Ankunft in Paris um Uhr hatte ſie für nichts anderes Intereſſe als für das in b ſtändigem Wechſel befindliche Bild um ſie her. Die von Sonne beſchienene Natur, der von Schiffen belebte Kanal, C mit ſeinem Gewirr von Stimmen, die düſteren Sanddü Bouloglle, Amiens und ſeine Tunnel, die traumloſen, f Ebenen Nordfrankreichs, und endlich die grimmigen Be die belebten Straßen und das befremdende Gewirr u von Paris— alles das erſchien ihr wie ein Bild der Me welt und brachte ſie wie in einem Traum an den Zielpunk Reiſe. Und mie Suſanne ſchwatzte— wie Frankreich ſie en Eſther glaubte, eine ſo geſprächige Perſon noch niemals gehabt zu haben; nichtsdeſtotrotz aber war ſie froh, daß Suſan auf dem Nordbahnhofe bei ihr war, um alles anzuordnen nd ſicher durch dieſen betäubenden Trubel hindurch zu führe „Werden wir denn auch ein Zimmer im Ootel be Suſanne? fragte ſie, als ſie den Bahnhof verlaſſen ha der Wagen über das Pflaſter raſſelte. Zimmer beſte würde! 2. Seite. General⸗Auzeiger. Mittagblatt) Maunheim, 24. Jul Wenn der Erfolg des Blocks nicht größer war, ſo beruhe das eiuſach darauf, daß die ſelbſtändige Gefolgſchaft, die Freiſinn und Demokratie für die liberale Sache in Baden zu ſtellen vermögen, nicht groß iſt. Von dem Stichwahlabkommen bekannte der Redner, daß, wenn je eine Aktion, über deren Zweckmäßigkeit man zunächſt ſehr verſchiedener Anſicht ſein konnte, durch den Erfolg gerechtfer⸗ tigt wurde, es in dieſem Falle geſchehen ſei. Die in den ultramon⸗ tanen Kreiſen darob herrſchende heuchleriſche Entrüſtung ſei menſch⸗ lich begreiflich, denn es ſei bitter, ſich der ſicher geglaubten Frucht jahrelangen Wühlens beraubt zu ſehen. Sehr viel weniger begreif⸗ lich, vielmehr bedauerlich ſei es, daß ſich jetzt noch badiſche Preß⸗ organe liberaler Richtung finden, die heute noch der nat.⸗lib. Par⸗ teileitung aus dem 1905 aus der Macht der Umſtände heraus ge⸗ tanen Schritt einen Strick drehen zu können meinen. Von einem grundſätzlichen Paktieren mit der Sozialdemokratie war nie die Rede. Es handelte ſich um die Erreichung eines beſtimmt um⸗ grenzten politiſchen Erfolges: der Fernhaltung einer ultramontanen Mehrheit in unſerer Volksvertretung. Wir hätten umſo weniger Grund, das, was 1905 in Baden geſchehen iſt, zu bedauern, als man ſich ſeither auch in Berlin davon überzeugt hat, daß es für das Wohl unſeres Vaterlandes nicht förderlich iſt, das Reich im Sinne und mtt Hilfe der Zentrumspartei zu regieren. Dieſer Ueberzeugung leben wir, die wir die Ultramontanen kennen, ſchon lange. Und wenn wir eine ultramontane Mehrheitsbildung im badiſchen Landtag verhin⸗ dert haben, ſo glauben wir damit auch im Intereſſe des ganzen Reiches gewirkt zu haben.“ 5 Unterſagte Tonrenfahrt. * Karlsruhe, 23. Juli. Der Badiſche Auto⸗ mobilklub hatte für ſich und namens mehrerer anderer Vereinigungen von Kraftfahrern um die Erlaubnis nach⸗ geſucht, bei einer für die Zeit vom 27. Auguſt bis 1. Septem⸗ ber d. J. in Ausſicht genommenen Touren⸗ und Ber g⸗ fahrt auch badiſches Gebiet zu durchfahren. Das Mini⸗ ſterium des Innern hat im Hinblick auf die bei der letzten Herkomerfahrt hervorgetretenen und ſehr läſtig empfundenen die erbetene Erlaubnis ver⸗ agt. Nachklänge zum Hauprozeß. Als em Samstag Nacht der Pſychiater Prof. Aſchaffen⸗ burg ſein Gutachten über den Angeklagten Rechtsanwalt Hau erſtaſtet hatte und entlaſſen war, vermochte er nicht nach Köln zurückzufahren, ohne dem Verteidiger Dr. Dietz jene Zeilen zu ſchleiben, welche dieſer in ſeinem Plädoyer kurz erwähnte und die wir in der Lage ſind, hier im Wortlaut zu bringen: Karlsruhe, den 23. Juli. „Geſtatten Sie mir, ſehr verehrter Herr Rechtsanwalt, Ihnen meinen Dank auszuſprechen für Ihren Verzicht auf uns. Ich habe an der Freiſprechung Ihres Klienten kleigen Zweifel mehr, und wenn aunch manches im Dunkel bleibt, an ſeiner Nichtſchuld am Mord hatte ich ſeit mei⸗ nem J. Veſuch keinen Zweifel. Das durfte ſch Ihnen erſt jetzt ſagen, weil ich es vermeiden wollte, meine Auffaſſung Ihnen eher mitzuteilen, als in voller Oeffentlichkeit. Grüßen Sie Ihren Klienten von mir, der trotz aller moraliſchen Schuld, die er zu tragen glaubt, meine Hochachtung durch ſeine Tapferkeit etrungen hat. Mit freundlichen Grüßen Ihr ergebener »Aſchaffenburg.“ Ter vom Verteidiger Dr. Dietz eingereichte Reviſions⸗ antrag ſtützt ſich, wie wir hören, auf eine Reihe von prozeſ⸗ ſuglen Verſtößen, insbeſondere ſoweit Verleſungen gegen den Antrag des Verteidigers ſtattgefunden haben. Das Befinden des verurteilten Hau am geſtrigen Tage war ſehr gut. Das Todesurteil hat einen deprimſerenden Einbruck auf Hau nicht gemacht. Hau iſt von beſten Hoffnungen über den Erfolg der Reviſion erfüllt. Er beſchwerte ſich ſeinem Verteidiger gegenüber, der geſtern vormittag eine längere Unter⸗ redung mis ihm hatte, in erſter Linie über die Höhe der verhäng⸗ ten Ehrverluſtſtrafe, die vom Gerichtshof auf 10 Jahre feſtgeſetzt wüerde. 8 ** Die Straßenausſchreitungen. Die„Karlsruher Zeitung“ bringt eine offizielle Darſtellung der Vorgänge am Montag vor dem Gerichtsgebäude während des Prozeſſes. Darin heißt es: Am letzten Verhandlungstage Montag, umſtand von Mittag an eine ſtetig wachſende Men⸗ ſchenmenge das Gerichtsgebäude, insbeſondere in der Stephanien⸗ ſtraße. Das Polizeiaufgebot mußte zur Aufrechterhaltung des Straßenverkehrs und zur Regelung des Zutritts zum Gebäude erheblich verſtärkt werden; um 8 Uhr war die geſamte verfügbare Schutzmannſchaft zur Stelle. Um 8¼ Uhr abends trat eine ein⸗ ſtündige Pauſe ein, während der auf Anordnung des Gerichts der Sitzüngsſaal geräumt wurde. Die Menſchenmenge auf der Straße war inzwiſchen auf einige Tauſend angewachſen und machte bale hier, bald dort Verſuche, die Schutzmannskette zu dierchbrechen und gewaltſam die Gebäudeeingänge zu erveichen. Am Haupteingang zum Schwurgerichtsſaal war der Andrang am ſtärkſten. Dort hatte ſich ein Aufgebot von etwa 25 Schutz⸗ leuten einigen Chargierten und Polizeikommiſſären auf Befehl ganz Deutſchland nunmehr des Polizeidtrektorg, der perſönlich die Sicherheitsmaßregeln lei⸗ tete, zu einem Halbkreis zufammengezogen und wehrt Schulter an Schulter das Andrängen der Menge ab. Die Warnungsrufe der Polizeibeamten blieben erfolglos und wurden mit Pfeifen und Inhlen erwidert. Als einigen mit Zulaßkarten verſehenen Perſonen der Eintritt geſtattet wurde, drängte die Menge lärmend nach und achtete nicht auf erneute Warnungs⸗ rufe der Polizei und der Androhung des Waffengebrauchs. Die Schutzmannſchaft vermochte dem Vorſtoß nicht mehr Stand zu halten, griff auf Befehl des Polizeidirektors zum Säbel und drängte die Menge auf die Fahrbahn der Straße zurück. Die beſonneneren Elemente entfernten ſich freiwillig und unter⸗ ſtützten domit die Anſtrengungen der Polizei. Die erregte Menge aber wich nur unter Pfeifen und Gejohle vor der Waffe zurück und ließ ſich kaum in einiger Entfernung vom Eingang halten. Sie war inzwiſchen auf mehrere Tauſend angewachſen. Der Polizeidirektor rief nunmehr die berittene Gendarmerie herbei und erbat militäriſche Unterſtützung. Die erſtere, unter Schreien und Pfeifen von der Menge empfangen, erhielt vom Polizeidirektor die Weiſung, die Schutzmannſchaft in der Auf⸗ reckterhaltung des augenblicklichen Zuſtandes zu unterſtützen bis zum Eintreffen des Militärs. Inzwiſchen war der Großh. Amts⸗ vorſiand und der Stadtkommandant auf dem Platze erſchienen. Die beiden von der Kommandantur entſandten Kompagnien des Leibgrenadierregiments, gleichfalls mit Johlen und Pfeifen emp⸗ fangen, trafen bald darauf ein und räumten nunmehr die Ste⸗ khanicn⸗, Linkenheimer⸗, Akademieſtraße und ſpäterhin auch die Waldſtvaße, in welcher die Tumultuanten zwiſchen den aufgehäuf⸗ ten Pflaſterſteinen ſich gewalttätig widerſetzten und mit Stei⸗ nen nach den Truppen warfen. Nachdem um 2 Uhr nachts das Urteil im Gerichtsſcal verkündet war und das Gebäude ſich ent⸗ leert hatte, zogen die Truppen ab und wurde der weitere Sicher⸗ heitsdienſt wieder von der Schutzmannſchaft übernommen. Im ganzen wurden 8 Verhaftungen ſolcher Tumultuanten vorgenom⸗ men, die den polizeilichen oder militäriſchen Anordnungen hart⸗ näckia ſich widerſetzt hatten. Verletzungen durch den Gebrauch der Waffen ſeitens der Polizei und des Militärs ſind nicht be⸗ kannt geworden. Nus Stadt und Tand. Mannheim, 24. Juli 1907. ATLenKa N Juaudums-Aussrellune 1 175 8 Hantineim 1807 INreRRNATIONALE Q2KRufisr-ugdbp Feuerwerk. Am nächſten Freitag, dem 26. Juli, findet an Stelle der bisher angekündigten Gartenbeleuchtung ein Großes Feuer⸗ werk im Vergnügungspark ſtatt. 1 Kongreſſe im Jubiläumsjahr. 24. Deutſcher Weinban⸗Kongreß in Mannheim. Die Vorbereitungen zum Empfange der Teilnehmer am 24. Deutſchen Weinbau⸗Kongreß ſind um ein bedeutendes Stück vorwärtsgerückt, nachdem am 18. und 19. Juli die Vorprobe der zur Koſtprobe naturreiner badiſcher Weine am 26. Auguſt ange⸗ meldeten Weine vor einem Kollegium geladener Sachverſtän⸗ digen aus Baden und der Pfalz ſtattgefunden. Gegen 200 Proben waren durchzukoſten, von denen in 2 mehrſtündigen Sitzungen etwa die Hälfte zur Hauptprobe angenommen wurden. Allge⸗ mein war die Anſicht vorherrſchend, daß Vortreffliches und Typiſches geboten wurde, denn auch die Zurückgewieſenen fan⸗ den größtenteils verdienten Beifall und konnten nur aus prak⸗ tiſchen Gründen um Häufungen einzelner Orts⸗ und Preislagen zu vermeiden, nicht berückſichtigt werden. Das den Fachleuten aus vorzuſtellende Enſemble badiſcher Weine wird die Bedeutung des badiſchen Weinbaues würdig re⸗ präſentieren. * Die Sprechſtunde der Rechtsſchutzſtelle des Junglib. Verelns und des Lib. Arbeitervereins findet heute Miktwoch, abends von—8 Uhr, wieder in der Redaktion des„General⸗Anzeiger“, E 6, 2, 1 Treppe, ſtatt. Allgemeine Meldeſtelle, Paß⸗ und Auskunftsbureau ſowie Sekretariat für Arbeiterverſicherung. Wir möchten darauf auf⸗ merkſam machen, daß die Allgemeine Meldeſtelle, das Paß⸗ und Auskunftsburegu ſowie das Sekretariat für Arbeiterverſicherung am Samstag, 27. Juli 1907 wegen vorzunehmender Rei⸗ nigung geſchloſſen bleiben. *Eine Handelshochſchule in Mannheim. Nachdem der Bürger⸗ ausſchuß der Uebernahme der finanziellen Garantie zugeſtimmt hat, darf die Errichtung der Handelshochſchule in Mannbeim als geſichert gelten. Die Organiſation erfolgt in enger Anlehnung an die benachbarte Heidelberger Univerſttät. Von den hervorragen⸗ den Lehrkräften, die für die Staats⸗ Geſellſchafts⸗ und Wirtſchafts⸗ wwiſſenſchaften zur Verfügung ſtehen, gehört eine größere Anzahl zugleich dem Lehrkörper der Heidelberger Hochſchule an. Die Hbörer ſind ohne weiteres als Hoſpitanten zu den Vorleſungen der Uagi⸗ verſität zugelaſſen, wie auch die Studierenden der letzteren von der Möglichkeit, an der Mannheimer Handelshochſchule ihr praktiſches Wiſſen zu vervollkommnen, zweifellos ſchon im kommenden Semeſter ausgtebigen Gebrauch machen werden. Die Vorbereitungen ſind ſoweit gediehen, daß die Eröffnung im Oktober Heſtimmt erfolgen kann; ſie wird in feierlicher Weiſe ſtattfinden. Unter der fördern⸗ den Mitwirkung der drei beteiligten FJaktoren, der badiſchen Staats⸗ regierung, der Univerſität Heidelberg und der Mannheimer Han⸗ delskammer, ſowie insbeſondere dank der verſtändnisvollen und opferfreudigen Mitarbeit des Heidelberger Nationalökonomen, Herrn Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Gothein, der ſeine vielſeitigen Erfahrungen in den Dienſt der Sache ſtellte, iſt es der Stadt Mann⸗ heim möglich geworden, in ihrem Jubiläumsjahre die Idee der Handelshochſchule zu verwirklichen, die den Schlußſtein der non Herrn Oberbürgermeiſter Dr. Beck in mehr als zehnjähriger Arbeit verfolgten Bemühungen um die Ausgeſtaltung des kommerziellen Bildungsweſens darſtellt und als ein neuer geiſtiger Mittelpunkt im Leben der aufſtrebenden Rhein⸗Neckarſtadt betrachtet werden darf. Einen zwölftägigen wirtſchaftlichen Vortragszyklus wird die Geſellſchaft für wirtſchaftliche Ausbildung in der Zeit vom 7. bis 19. Oktober ds. Is. in Frankfurt a. M. veranſtalten. Ter Kurſus ſoll den in der Praxis ſtehenden Leitern und Be⸗ amten induſtrieller und kommerzieller Unternehmungen insbe⸗ ſondere Ingenieuren und Kaufleuten, ferner Juriſten, Verwal⸗ kungsbeamten, Lehrern und Studierenden Gelezenheit geben, ſich in kurzer Zeit eine Ueberſicht über die wichtigſten Gebiete der Privat⸗ und Volkswirtſchaftslehre und der Handelstechnik zu derſchaffen. Das Programm umfaßt folgende Vorträge: Indu⸗ ſtrielle Buchhaltung(4 Stunden); Grundzüge der Bilanztheorie ſ6 Stunden); Selbſtkoſtenberechnung induſtrieller Betriebe (4 Stunden); Fabrikorganiſation(6 Stunden); Grundzüge des Aktienrechts(6 Stunden); die preußiſche Einkommenbeſteuerung auf dem Gebiete von Handel und Gewerbe(6 Stunden); Ge⸗ werbliches Urheberrecht(4 Stunden); Neuere Entwicklungsten⸗ denzen in der Induſtrie, insbeſondere die Kartellbewegung (6 Stunden); Bankgeſchäfte, Notenbankweſen und Diskontopolitik 8Stunden); Konjunkturſchwankungen und Wirtſchaftskriſen (6 Stunden); Verkehrspolitiſche Probleme(5 Stunden]; Grund⸗ linien öffentlicher Verwaltung(5 Stunden). Die Vorträge fin⸗ den in der Zeit von 9 bis 1 und von 4 bis 6 Uhr ſtatt. Die Teilnehmergebühr für den ganzen Kurſus beträgt 30 Mark, doch iſt auch die Teilnahme an einzelnen Vortragsreihen geſtattet. Das genauere Programm wird vom Sekretariat der Geſellſchaft ſür wirtſchaftliche Ausbildung, Frankfurt a.., Jordanſtr. 17/21 unentgeltlich verſandt. * Verein Rechtsſchutzſtelle für Frauen und Mädchen erteilt unentgeltlich Rat und Auskunft Montags und Freitags von 1½8 bis 4½8 Uhr im Lokale der Volksküche I R 5, 6. Exegvatuxerteilung. Nachdem dem zum Konſul des König⸗ reichs Geiechenland in Mannheim ernannten Herrn Julius Menzer junjor in Neckargemünd namens des Reichs das Exequaturx erteilt worden iſt, iſt der Genannte zur Ausübung, konſula r Funktionen im Großherzogtum zugelaſſen worden. eeis gibt nor een Maunem, oder 45 Johr Stadtbas!“ lautet der Titel der ſoeben im Verlage der Buchhandlung Jean Gremem, 8 2, 3, erſchienenen Jubiläumsbroſchüre, zuſammen⸗ geſtellt von Herrn Heinrich Unger, dem Herausgeber der Mann⸗ heimer Familienblätter„Stadtbas“ und„Lorenz“. Was Unger in den 45 Jahren ſeit Erſcheinen ſeiner Familienblätter beſonders Köſtliches und Humorvolles dem Mannheimer und dem Pfälzer Publikum geboten hat, iſt in dieſem Büchlein zuſammengetragen. Die Geſtalten der„Stadtbas“ und des„Lorenz“, die den Umſchlag des Büchleins zieren, ſind in der Pfalz ſo populär geworden, daß ſie jedes Kind kennt. Nicht minder populär aber ſind die Erzäh⸗ lungen Ungers ſelbſt. In ſeiner kerngeſunden, von ächtem Pfälzer Humor durchwürzten Art erzählt er im unverfälſchten Mannemer Dialekt ſeine Geſchichten und Schnurren. In dem vor⸗ liegenden Büchlein hat Unger die beſten Kinder ſeiner Muſe zu⸗ ſammengetragen und bietet ſie gleichſam als ein Strauß Pfälzer Poeſie und Humor dem Publikum dar. Dem Büchlein vorgeheftet iſt ein ſchönes Titelblatt, die Gratulation der„Stadtbas“ und des „Lorenz“ zum Jubiläumstag der„Mannheimia“ darſtellend und ebenſo eine Dialektſtudie aus der ſachkundigen Feder eines Gelehr⸗ ten. Auch das Bildnis Ungers hat in der Broſchüre, ſo wie ſich's gebührt, Platz gefunden. Das alles in Verbindung mit der Popu⸗ larität, welchor ſich die Erzählungen Ungers in Mannheim und der gangen Pfalz erfreuen, und dem billigen Preis— 40 Pfg. pro Exemplar— ſichern der Broſchüre die verdiente weiteſte Ver⸗ breitung. che „Monſieur hat heute morgen telegraphiert, Mademoiſelle! In Frankreich kann er alles beſtellen, alle Welt kennt Monſieur de Montalvan und die beſten Zimmer werden für ihn reſerviert.“ Sie waren unterdeſſen auf den großen Boulevard gekommen, und das ganze glänzendegeben von Paris entwickelte ſich ſchreiend lachend und lärmend vor ihnen. Eſther hatte vor Jahren etwas über die Stadt in Reiſebüchern geleſen— aber die Wirklichkeit war doch ſo ganz anders. Die ſchattigen Promenaden) die lär⸗ menden Beulevards, die Cafes, die Läden, die Kirchen, alles brachte ein Bild hervor, das ein Schriftſteller zwar ſchildern— von dem er aber durch ſeine Worte doch nicht den rechten Begriff geben konnte. Eſther ſtellte hundert Fragen, ſie ſchrie laut auf vor Entzücken bei jeder neuen Erſcheinung. Die Fahrt ſchien ihr viel zu kurz. um alles ordentlich betrachten zu können, und als die Droſchke vor den Türen des Hotel Ritz anhielt, war ſie ſaſt traurig, daß ſie ſchon angelangt waren. „Iſt dies das Hotel, Suſanne?“ fragte ſie. „Jawohl. Ich will nun ſofort ausfindig machen, welche Zim⸗ mer für Sie beſtimmt ſind. (Fortſetzung ſolgt.) Buntes Feuflleton. — Siebenmal um die Erde gelaufſen. Das 25fährige Dienſt⸗ jubiläum eines Briefträgers hat zu folgender Berechnung Anlaß gegeben: Schätzungsweiſe legt ein Briefträger täglich 32 Kilometer zurück. Da er nun jährlich 335 Dienſttage zählt, ſo durchmißt er in einem Jahrer rund 11000 Kilometer. In 25 Jahren beträgt mithin der von ihm zurückgelegte Weg 275 000 Kilometer. Ver⸗ gleicht man damit den Umfang der Erde, der am Aequator 40 00⁰ Kilometer beträgt, ſo kommt man zu dem Ergebnis, daß der Brief⸗ träger ſiebenmal die Erde umſchritten hat. Nimmt man ferner das Gewicht ſeiner Traglaſt an Briefen, Zeitungen(die immer umfänglicher und um ſo ſchwerer werden) uſw. mit 20 bis 25 Kilogramm an, ſo hat er in den 25 Dienſtjahren 200 000 Kiko⸗ gramm Papier in die Häuſer ſeines Dienſtbezirks geſchafft. —. Eine unterhöhlte Stadt. Aus Newyork wird berichtet: Vor fünf Jahren entdeckte man in Minneapolis, daß der größte Teil des Geſchäftsviertels unmittelbar über einem gewaltigen Höhlenkomplex erbaut worden war. In der Zwiſchenzeit hat das Baudepartement der Stadt insgeheim die Beſeitigung der Ge⸗ fahr in Angriff genommen und nach intenſiver Arbeik nunmehr nollendet. Gewaltige Stützpfeiler ſind in den unterirdſchen Wöl⸗ bungen errichtet, und nun wird in einem amtlichen Bericht mit⸗ geteilt, daß die Gefahr überwunden iſt und daß die Stadt jetzt ſo ſicher daſteht, als ob ſie auf Felſen errichtet wäre. Dieſe offi⸗ zielle Mitteilung iſt zugleich die erſte Nachricht, die die Ein⸗ mohner von der Gefahr erhalten, in der ſie ſolange, ohne es zu ahnen, geſchwebt hatten. Nur wenge Eingeweihte wußten davon, daß die Stadt Minneapolis gefährdet war und ſie haben ihr Geheimnis ſorglich bewahrt. Die Höhlen wurden durch einen Zufall entdeckt. Beim Ausheben eines Kanaliſationsſchachtes unter einem der großen Geſchäftshäuſer vernahmen die Arbeiter hei dem Durchbruch durch einen Felsblock ein ſeltſames hohles Geräuſch. Plötzlich gab der Stein nach, die Schaufeln und Hacken flelen in eine dunkle Oeffnung und eine giftige Luftwelle trieb die Arbeiter zu ſchneller Flucht. Man verſtändigte die ſtädtiſchen Baubehörden; der Chefingenieur organiſierte insgeheim eine Re⸗ fognoszierung. Man enkdeckte nicht nur dabei ene Höhle von rieſigen Ausmaßen, ſondern hundert Fuß unter der Stadt einen großen, über drei Meter tiefen See. Dieſer See iſt nunmehr entwäſſert und die Quellen wurden abgeleitet. An die erſt ent⸗ deckte Höhle mündeten eine Anzahl anderer. Sie alle ſind im Laufe der Jahrtauſende durch unterirdiſche Flüſſe ausgehöhlt worden. 5 Weu Die Entdeckung alichriſtlicher Manuſkripte. Der Entdeckung der altnubiſchen chriſtlichen Handſchriften, die unlängſt in die Berliner Kgl. Bibliothek gelangt ſind, ſchließt ſich jetzt ein be⸗ deutender Fund altchriſtlicher Manufkripte an, der in Edfu in Oberägypten nahe der Stätte eines alten koptiſchen Kloſters ge⸗ macht worden iſt. Ein Eingeborener deckte beim Wegräumen von Steinen einen ſargähnlichen Behälter auf, in dem er eine An⸗ zahl Pergamenthandſchriften fand, die in eine Papyrusdecke ge⸗ wickelt waren. Er verkaufte ſie einem arabiſchen Händler für eine kleine Summe, und von dieſem erſtand ſie ein Kopte für 10000 M. Vertreter verſchiedener Muſfeen machten große An⸗ ſtrengungen, in den Beſitz dieſes Schatzes zu kommen, und ſchließ⸗ lich erhielt ſie der Forſchungsreiſende de Ruſtafjaell, der ſie nach England geſandt hat. Dort ſind die Manuſfkripte bereits als einzigartige koptiſche und griechiſche kirchliche Dokumente aus dem 9. bs 11. Jahrhundert feſtgeſtellt worden, und etwa ein Dutzend griechiſche Papyri ſtammen aus dem 6. Jahrhundert. Veſonders wichtig ſind 25 Blätter der apokryphiſchen„Worte Ehriſti“ in einer koptiſchen Ueberſetzung nach einem verlorenen Exiechiſchen Original, wovon bisher nur 13 Blätter exſtierten, 12 in Paris und eins in Berlin. Die Manufkripke enthalten ferner Stücke aus den Evangelien in Griechiſch und Koptiſch, die Apokalypſe in Koptiſch, die Geſchichte der Wunder von Kos⸗ mos und Damian laus dem 6. Jahrhundert datiert), eine Predigt von St. Piſenthios in Koptiſch, eine Predigt von St. Cpril, Biſchof vog Jeruſalem, über das Heilige Kreuz, in Koptiſch nach einem griechiſchen Original, und ein Manuſkript in nubiſcher Sprache, in dem das Leben von St. Menos und die Beſchlüſſe des Nicäiſchen Konzils mitgeteilt werden. Dieſer Fund iſt be⸗ ſanders bemerkenswert, da erſt die Handſchriften der Berliner Bibliothek uns die erſte Kunde von der be nen Sprache ge⸗ bracht hatten. eeeeeeeee —— nn Mannheim, 24. Juli. General⸗Anzeiger. Mittagblatt.) 8. Seite * Generalkonſul a. D. Eduard Traumann f. Wieder hat ein bekannter, hochgeachteter Mitbürger das Zeitliche geſegnet. In der vergangenen Nacht iſt der ehemalige langjährige italieniſche Generalkonſul Eduard Traumann im 89. Lebensjahr ge⸗ ſtorben. Der Verblichene war der Seniorchef der ſ. Zt. älteſten hieſigen bedeutenden Rohtabakfirma Traumann u. Co., die vor Jahren aufgelöſt wurde. Der Verblichene, den bedeutendes Wiſſen und hohe kaufmänniſche Intelligenz auszeichneten, iſt in den letzten Jahren in der Oeffentlichkeit nicht mehr hervorgetreten. * Dienſtjubiläum. Herr Oberaufſeher Friedrich Ziegler am Amtsgefängnis hier, feiert heute ſein 25jähriges Dienſt⸗ jubiläum. * Der Alt⸗Herren⸗Verband des Mannheimer Gymnaſiums teilt uns mit: Im November dieſes Jahres werden es 100 Jahre ſein, daß das Gymnaſium(früher Lyceum) gegründet wurde. Mit Rückſicht darauf, daß die Jubiläumsausſtellung der Stadt Mannheim bereits Mitte Oktober zu Ende geht, findet der Feſtakt des Gymnaſiums ſchon am 31. Juli 1907 ſtatt. Am Vorabend veranſtaltet der Alt⸗Herren⸗verband des Mannheimer Gymnaſiums eine zwangloſe Zuſammenkunft, die ſicherlich viele früheren Schüler und Lehrer der Anſtalt zuſammenführen wird. * Die Freiwillige Fabrikfeuerwehr von Heinrich Lanz, die gegenwärtig 90 Mann zählt, beging Samstag und Sonntag das Feſt ihres 15jährigen Beſtehens, verbunden mit der Weihe der von Frau Geh. Kommerzienrat Lanz geſtifteten prachtvollen Standarte. Am Samstag Abend fand ein Bankett ſtatt, an welchem ſich Herr Lanz jr., ſowie ſämtliche Direktoren der Fabrik und die Abgeſandten der befreundeten Wehren, außerdem der Kreisvorſitzende, Herr Kommandant Kienzel von Weinheim beteiligten. Am Sonntag fand eine große Inſpektion mit Probe am Fabriketabliſſement auf dem Lindenhof ſtatt. Die Inſpektion wurde durch die Herren Kien⸗ zel und Löſchinſpektor Molitor vorgenommen. Darauf folgte eine exakt ausgeführte Schulübung im Fabrikhofe, an welche ſich ein Schein⸗ und Hauptangriff unter Benützung der Dampfſpritze an der äußeren Fabrikſeite gegen die Pechfabrik zu reihten. Nach Schluß dieſer Uebungen, denen die Herren Landeskommiſſär Pfiſterer, Oberamtmann Levinger, Oberſt v. Winter⸗ feld, Gendarmerie⸗Kommandant Major Faller, die Herren Stadträte Denzel und Foßhag, ſowie ca. 1000 Feuerwehr⸗ leute aus der näheren Umgebung mit ihren Chargierten mit größtem Intereſſe folgten, fand im Fabrikhofe die Uebergabe der Slandarte durch Herrn Lanz mit einer Anſprache ſtatt. Hier⸗ anf marſchierte die Lanzſche Wehr unter Vorantritt ihrer ſämt⸗ lichen Gäſte nach dem Saale der„Kaiſershütte“, wo der eigent⸗ liche Feſtakt ſtattfand, an den ſich ein Feſteſſen anſchloß. * Ausſtellung. Am 1. September wird in Budapeſt unter Beihilfe der Königlich Ungariſchen Regierung eine inter⸗ nationale Ausſtellung für Unfallverhütungs⸗ Induſtrie und gewerbehygieniſche und Ar⸗ beiterwohlfahrt eröffnet. Fachfirmen und Körperſchaften die dieſer Ausſtellung ein Intereſſe entgegenbringen, können brientierende Druckſachen von dem„Bureau der internationalen Ausſtellung für Unfallverhütung, Gewerbehygiene und Arbeiter⸗ wohlfahrt Budapeſt V, Baloanyutca 2“ beziehen. Der bekannte Anarchiſt Karfunkelſtein aus Berlin, welcher b zur Zeit in Berlin in Haft befindet, wurde zur morgigen Verhandlung gegen die Anarchiſten wegen Vergehen gegen das Bereinsgeſetz bereits hierhergebracht und ſitzt nun hier in Haſt. Seine neverliche Inhaftierung erfolgte wegen Vergehen gegen Paragraphen 128 und 129 St.⸗G.⸗B.(Teilnahme an einer bec⸗ botenen Verbindung und Verhinderung von Maßregeln der Verwaltung zur Vollziehung von Geſetzen). Ein trauriger Anblick bot ſich geſtern Nacht einem Lud⸗ wigshaſener Schutzmmann auf ſeinem Patrouillengange am unteren Rheinufer. Er fand den 7 Jahre alten Johann Leykamm, Sohn von Fabrikarbeiter Gg. Leykamm, durchnäßt bis auf die Haut, zitlernd und frierend an allen Gliedern in hilfsloſem Zuſtande bor. Nach ſeinen Angaben wurde er geſtern Mittag von ſeinen Eltern zum Kohlenleſen geſchickt mit der Weiſung, daß er ohne Kohlen nicht heimkommen dürfe. Da der Junge keine Kohlen fand, ſo tat er, um keine Schläge zu bekommen, das Nächſt⸗ liegende: er ſtahl ca. 20 Pfund von einem Eiſenbahnwagen. Aber da mag ihm wieder der Gedanke gekommen ſein, daß er duch wegen des Diebſtahls zu Hauſe beſtraft würde und er ge⸗ ktraute ſich deshalb nicht heimzukehren. Obſchon es bereits nachts gegen 12 Uhr war, hatten es die Eltern noch nicht der Mühe wert gefunden, ſich nach ihrem Kinde zu erkundigen. Mutmaßliches Wetter am 25. und 28. Juli. Für Donners⸗ tag und Freitag iſt bei warmer Temperatur und zeitweiliger Gewitterneigung, namentlich über dem rechtsrheiniſchen Bayern, größtenteils trockenes und auch vorwiegend heiteres Wetter in Ausſicht zu nehmen. Polizeibericht vom 24. Juli. Der Erſte Staatsanwalt in Bonn erläßt folgende Bekanntmachung: Dreifacher Raubmord. 1000 Mark Belohnung. Am 19. Juni 1907 abends zwiſchen 10 und 11 Uhr wurden zu Durbuſch im Kreiſe Sieg in dem Wirtshaus„zur Erholung“ Fer Wirt Daniel Naaf, ſeine Ehefrau und die dort in Pflege befindliche Witwe Lohmar ermordet und beraubt. Die der Tat berdächtigen Kroaten wurden in der Nacht vom 19. zum 20. Juli 1907 um 123% Uhr in Volberg und nachher auf der Landſtraße zwiſchen Rösrath und Hack geſehen. Sie werden wie folgt be⸗ ſchrieben: I. Anſcheinendes Alter: 20—24 Jahre, Größe 1,70—1,75 Meter. Geſtalt: kräftig. Haar: blond. Bart: ſchwacher, blonder Schnurrbart. Geſicht unrein. Sprache: kroatiſch, ſchlecht italieniſch und ſchlecht deutſch. Bekleidung: dunkler Anzug, dunk⸗ ler Hut oder Mütze, trug dicken ſchwarzen Stock ohne Krücke. 2. Anſcheinendes Alter: 20—22 Jahre. Größe: 1,65—1,70 Meter. Geſtalt: ſchlank. Haar: dunkel. Bart: Anflug von Schnurrbart. Geſicht friſch. Sprache: kroatiſch, ſchlecht italieniſch und ſchlecht deutſch. Bekleidung: dunkler Anzug, bunkler Hut. 3. Anſcheinendes Alter: 23—24 Jahre. Größe ungefähr 65 Meter. Geſtalt: unterſetzt und kräftig. Haar: dunkel. Bart: Anflug von Schnurrbart. Geſicht: dunkel, voll und rund. Auge: dunkel. Sprache: kroatiſch, ſchlecht italieniſch und deutſch. Bekleidung; dunkler Anzug, graugrünes Jägerhütchen mit klei⸗ tem Rand und grauem Band, vorn Anhängſel(Eicheln, von denen eine aßgeriſſen). Oh alle drei Perſonen Stöcke getragen haben, ſteht nicht ge⸗ Rau feſt; jedenfalls wurde bei einer Perſon ein ſchwarzer Stock Ihne Krücke geſehen. Eine Perſon trug eine weiße, gewöhnliche quer über den Leib von einer Weſtentaſche zur andern. Es iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß die Kleidung der Täter blutbeſpritzt und mit Petroleum befleckt iſt. Selbſtmordverſuch: Infolge unheilbaren Leidens be⸗ Kng geſtern abend 11 Uhr ein 21 Jahre alter lediger Kaufmann 0 hier in ſeiner elterlichen Wohnung in den IL-Quadraten da⸗ urch einen Selbſtmordverſuch, daß er in der verſchloſſenen Küche durch ausſtrömendes Gas töten wollte. Er wurde hierbei ein Vorhaben durch ſeine Angehörigen verhindert und vermittelſt Sanitätswagens noch lebend ins Allg. Krankenhaus verbracht werden konnte. Unfall mit Todesfolge: Durch einen Sturz auf der Hegelbahn erlitt der auf dem Waldhof ſtationierte verh. Schut⸗ mann Karl Licht geſtern abend eine Gehirnblutung, an deren Folgen er heute früh halb 6 Uhr in ſeiner Wohnung verſtor⸗ ben iſt. Verhaftet wurden 17 Perſonen wegen verſchiedener ſtraf⸗ barer Handlungen. Aus dem Großherzogtum. * Schwetzingen, 22. Juli. In der am Samstag abge⸗ haltenen Bürgerausſchußſitzung wurde die Gehalts⸗ regelung des Sparkaſſenkontrolleurs Seitz gegen die Stimmen der Sozialdemokraten genehmigt. Das Gehalt Seitz', der ſeit Auguſt 1904 angeſtellt iſt, ſollte bis zu 1500 M. ſteigen. Nach der geneh⸗ migten Vorlage wird es ab 1. Mai 1907 auf 1550 M. erhöht und ſteigt bei einer jährlichen Zulage von 150 M. auf 2000 M.— Der Antrag auf Errichtung eines neuen Realſchul⸗ gebäudes wurde mit 46 gegen 20 Stimmen angenommen. Die Sozialdemokraten lehnten die Vorlage in corpore ab, da ſie ſolange gegen das Projekt ſind, ſolange die Frage des Volksſchulanbaues bezww. Neubaues nicht geregelt iſt. Die Sozialdemokraten verließen cuch demonſtrativ den Saal, als die Vorlage trotz ihres Vetos an⸗ genommen worden war. Die Beratung der Platzfrage gipfelte in dem Beſchluß, eine Kommiſſion zu ernennen. Die Anſicht war vor⸗ herrſchend, daß das Gebäude nicht vor der Stadt errichtet werden ſollte. Es iſt beabſichtigt, im Kellergeſchoß des Schulgebäudes ein Volksbad(Brauſe und Wannenbad) zu erſtellen. Im Winter liefert die Dampfheizung den notwendigen Dampf, während der⸗ ſelbe in der Sommerszeit durch die Brauerei Kleinſchmitt geliefert wird, deren Inhaber, Gemeinderat Martin Kleinſchmitt, ſich zur unentgeltlichen Lieferung bereit erklärt hat. Bei der Erſatzwahl für 2 ausgeſchiedene Mitglieder(v. Buol und Hch. Schuh) wurden die Herren Burkard Wöllner' und Amtsgerichtsſekretär Büchner mit 47 abgegebenen Stimmen einſtimmig gewählt. oc. Heidelberg, 23. Juli. In Leimen fiel geſtern mitiag in der Nähe des Zementwerks aus einem im ſtärkſten Tempo fahrenden Automobil ein etwa zehn Jahre altes Mäd⸗ chen. Das bewußtloſe und anſcheinend ſchwerverletzte Kind wurde in ein in der Nähe ſtehendes Haus getragen, wo ihm die erſte Hilfe zu Teil wurde. Der Jammer der Mutter war herz⸗ zerreißend. Wahrſcheinlich ſpielte das Kind mit der Türklinle des Wagens, worauf die Türe aufſprang und das Kind hinaus⸗ ſtürzte. * Sandhauſen, 22. Juli. Zum Streik des hieſigen Gemeinderats wird der„Frkf. Ztg.“ noch geſchrieben: In dem Dorfe Sandhauſen(3700 Einw.) ſtreikt der geſamte Ge⸗ meinderat. Er hat ſeit drei Wochen ſeine Amtstätigkeit einge⸗ ſtellt, weik angeblich von dem durch ſeinen Prozeß über die Grenzen des Amtsbezirkes hinaus bekannten Bürgermeiſter Hambrecht öffentlich gröblich beleidigt worden ſein ſoll. Die 6 Gemeinderäte verweigern die Aufnahme ihrer Amtsarbeit ſo lange, bis hierwegen das von ihnen nachgeſuchte dienſtpolizeiliche Verfahren gegen den Bürgermeiſter eröffnet iſt. Auch ein großer Teil des Bürgerausſchuſſes ſoll die zuſtändige Behörde, das Be⸗ zirksamt in Heidelberg, auf Grund der Gemeindeordnung um eine Vernehmung erſucht haben, um über eine Reihe von Be⸗ ſchwerden gegen die Amtsführung des Bürgermeiſters durch einen Verwaltungsbeamten verhört werden zu können. 22 Mosbach, 22. Juli. Heute kamen die Bezirksvertreter des Guſtav⸗Adolf⸗Vereins hier an, da am 23. und 24. Juli hier die Hauptverſammlung der Guſtav⸗Adolf⸗Stif⸗ tung ſtattfindet. Wertheim, Geſtern Sonntag vormittag 10 Uhr ſtarb unerwartet ſchnell infolge eines Schlaganfalles der überall hierorts geachtete praktiſche Arzt Dr. Seitz von Külsheim im 37. Lebensjahre. Seitz kam vor einigen Tagen mit einem Motorrad zu Falle, ohne daß eine berufliche Störung eintrat. Die Folgen waren aber, wie es ſcheint, doch nicht zu unterſchätzen, und es dürfte der ſchnelle Tod wohl auf innerliche Verletzungen zurück⸗ zuführen ſein. Inwpieweit dieſe Annahme richtig iſt, wird wegen einer Unfallverſicherung die Unterſuchung durch den Großh. Bezirks⸗ arzt Dr. Thomann⸗Wertheim ergeben, welcher geſtern nach dem plötzlichen Unwohlſein zu ihm nach Külsheim gerufen wurde, den Arzt aber ſchon als Leiche antraf. Kurz vorher hatte Herr Dr. Seitz wie gewöhnlich ſeine ärztliche Sprechſtunde gehalten. * Freiburg, 23. Juli. Der Gärtner K. Kiſt ſtürzte im Hofe eines Hauſes, woſelbſt er mit Anſtreicherarbeiten ſich beſchäf⸗ tigte, von einem 8 Meter hohen Gerüſt herab. Kiſt erlitt eine ſchwere Kopfverletzung, an der er nach wenigen Augenblicken ſtar b. — Der untreue Afrikakrieger, der kürzlich mit 200 M. Vereinsgeldern flüchtig gegangene Vorſtand des neugegründeten Südweſtafrikaniſchen Kriegervereins, iſt ſamt ſeinen Mitſchuldigen in Zürich verhaftet worden. * Emmendingen, 22. Juli. Der Vereinskaſſier Maurer Hiſtner vom Zweigverein Emmendingen des Maurerverbands Deutſchlands, iſt lt.„Frbgr. Ztg“ nach Unterſchlagung von Vereinsgeldern flüchtig gegangen. Ein Vertreter des Verbandes iſt zur Unterſuchung dieſer Angelegenheit hier ein⸗ getroffen. * Fdleine Mitteilungen aus Baden. In Ober⸗ harmersbach(A. Offenburg) fiel am Mittwoch abend der 67 Jahre alte Taglöhner Paul Bruder von einem Heuwagen ſo un⸗ glücklich in den Harmersbach, daß er ſich ſchwere innere Verketz⸗ ungen zuzog, denen er nun erlegen iſt.— In Meßkirch aſt die Gemeinderatswahl für ungültig erklärt worden. weil die Wahlzettel von verſchiedener Größe waren.— In Bil⸗ lingen ſtarb der Beſitzer des Waldhotels und der Waldmüßhle, Hermann Oberle, nach langem ſchwerem Leiden im Alter von 60 Jahren. Der Verſtorbene war ſeit Gründung der Schwarzwälder Handelskammer 2. Präſident. 22 Juli. 22 J Pfſalz. Heſſen und Umgebung. Viernheim, 21. Juli. Im nächſten Monat findet bie Neuwahl eines Drittels des Gemeinderats ſtatt. Es ſcheiden 5 Mitglieder des Kollegiums aus, während für andere Erſatzwahlen ſtattzufinden haben. Heppenheim, 22. Juli Im Gaſthaus„zum halben Mond“ fand wegen des Bahnprojekts Würzbur g Miltenberg— Erbach— Fürth— Heppenhelm Worms—Kaiſerslautern geſtern eine Verſammlung ſtatt, an der von Worms Herr Beigeordneter Dr. Wevers und die Vertreter von Kaiſerslautern, Amorbach, Würzburg und aller ſon⸗ ſtigen Gemeinden teilnahmen. Alle ſprachen ſich ſehr warm für das Projekt aus. Es wurden dann drei Lokalkommiſ⸗ ſionen für die heſſiſchen, pfälziſchen und bayeriſchen Gebietsteile der Eiſenbahn gebildet. Jede Kommiſſion ſoll in ihrem Bezirk weiterarbeiten und mit ihrem Miniſterium in Verbindung treten. Die heſſiſche Kommiſſion hat bereits eine Audienz nachgeſucht und ſoll am Montag in acht Tagen vom Miniſter empfangen werden, Daärmſtadt, 17. Juli. Zu dem gemeldeten Kinds⸗ mord der Köchin E. Walter aus Vielbrunn i. O erfahren wir, daß ſie aus einem anderen Verhältnis mit einem hieſigen Unter⸗ ſchon zwei uneheliche Kinder hat, welche bei ihren gutſituierten E offizier, der ſie, ſeiner Ausſage nach, auch heiraten wollt ſeinem Helden nicht zurückſteht. Der Juwelendiebſtahl im Schloſſe im Odenwald erzogen werden. Der Unteroffizier beſtreitet mit aller Entſchiedenheit, daß er der Vater des jetzt ermordeten Kin⸗ des ſei, zudem ihm die.keinerlei Mitteilung von ihrer Schwan⸗ gerſchaft gemacht hat. Damit iſt auch die Ausſage der mit ihr n einem Zimmer in einem zweiten Bett ſchlafenden ſonſt 5 würdigen Schweſter erklärlich, welche von dem Zuſtand der älte⸗ ren Schweſter nicht unterrichtet geweſen ſein will. Bei ihrem Erwachen morgens um ſieben Uhr lag das neugeborene Kind lebend im Bett ihrer Schweſter. Beide gingen dann ihrer Arbeit im Haushalt nach. Als beide um 11 Uhr wieder in das Zimmer kamen, war das Kind tot. Die Mutter des Kindes hatte allerdings wiederholt nach dem Kinde geſehen, ſo ſagt die Schwe⸗ ſter aus. Beide packten dann abends das tote Kind in eine Pappſchachtel und gingen nach dem Woog, wo es die Mutter in das Waſſer warf. Die Schweſter, welche auch nach den Aus⸗ ſagen der Kindesmutter nicht belaſtet iſt, ſcheint ſonach der Bei⸗ hälfe nicht verdächtig und wurde nach eingehender Vernehmung durch den Unterſuchungsrichter am Montag wieder entlaſſen. Die geſtern ſtattgehable Sektion der Kindesleiche ergab, daß das Kind gelebt hat und jedenfalls erſtickt wurde. Die herzloſe Mutter, die ſich jedenfalls ohne Vorwiſſen ihres Bräutigams mit einem dritten eingelaſſen und dann aus Furcht vor ihrem Bräutigam die Tat begangen hat, befindet ſich noch im Kranken⸗ haus und wird ſich demnächſt vor dem Schwurgericht zu verant⸗ worten haben. Gerichtszellung. 5 Mannheim, 23. Juli.(Ferienſtrafkammer.) An Mordverſuch ſtreifte bedenklich nahe die Tat, welche den 31 Jahre alten aus Kirchheimbolanden gebürtigen Maler Hein⸗ rich Schöneweiß vor die Strafkammer führte. Der Ange⸗ klagte unterhielt ſeit zwei Jahren mit der 27 Jahre alten Spe⸗ zialiſtin für Geſichtspflege, verw. Luiſe Mayer geb. Müller aus Frankenthal ein Verhältnis, dem vor einem Jahre ein Kind entſprang. Seit einiger Zeit waren Verſtimmungen auf beiden Seiten eingetreten. Sie behauptet, Schöneweiß habe ſich dem DTrund ergeben und ſei anderen Frauenzimmern nachgelaufenn Er ſagt, ſie ſei ihm untreu geworden, habe hinter ſeinem Rücken die Rolengartenmaskenbälle beſucht und habe Herren mit heim genommen. Als ſie ſchließlich das Verhältnis abbrach, verfolgte er ſie bei jeder Gelegenheit, ſo daß oft die Elektriſche ihre letzte Zuflucht war. Als ſie am 25. Mai ds. Is. auf ihrem Zimmer im Hauſe Q 1, 20, ſaß, hörte ſie, daß der Angeklagte im Hauſe war. Sie ſchloß raſch die Türe zu und öffnete nicht, als ſie der Angeklagte dazu aufforderte. Alsdann drückte Schöneweiß die Tür ein und fiel ſofort mit dem Meſſer über ſie her. In blin⸗ dem Wüten hieb er auf ſein Opfer ein, und verſetzte ihr wohl 12 Stiche ins Geſicht, in die Schläfe, in den Nacken, in die Arme und Hände. Es muß als ein halbes Wunder angeſehen werden, daß die Verletzte mit geſunden Augen oder überhaupt davonkam Zwiſchenhinein packte der Wütende die zu Boden gefallene Frau den Armen und zog ſie im Zimmer herum. In ſeinem Beſitz fand man ſpäter auch ein Fläſchchen Säure, das er anſcheinend eben⸗ falls bei dem Attentat hatte verwenden wollen. Der Angeklagre erllärte heute, er ſei nicht zu der„Perſon“ gegangen, um ſie zu ſtechen, ſondern um ſich des Kindes halber mit ihr zu einigen. Als er ſie in dem Zimmer erblickt habe, ſei die Erregung über ihn Herr geworden. Er ſei lungenkrank und arg nervös. Beim Aufruf der Zeugin, die noch deutlich ſichtbare Narben als An⸗ denken an den Ueberfall im Geſicht zeigte, wandte die Verteidi⸗ gung(Rechtsanwalt Dr. Frank) ein, daß Frau Mayer mit dem Angeklagten verlobt ſei und deshalb das Zeugnis verweigern könne Die Zeugin erkläpte jedoch, daß ſie mit dem Angeklagten bollſtändig gebrochen habe. Sie habe das Verhältnis nur des Kindes wegen ſo lange fortgeſetzt. Die Zeugin wurde alsdann bereidigt. Da während ihrer Vernehmung Fragen wegen d Beziehungen der Zeugin zu anderen Herren, von denen ſie be⸗ hauptel, ſie habe nur geſchäftlich mit ihnen zu tun gehabt, wege wieder zu erwartender Mutterſchaft und dergl. auftauchen, ſo b ſchließt das Gericht Ausſchluß der Oeffentlichkeit. Das Ur lauiete wegen Hausfriedensbruch und erſchwerter Körperperletz ung auf neun Monate Gefängnis. Subjektiv wurde zugunſten des Angeklagten berückſichtigt, daß er ein krankhaft er⸗ regter, reizbarer Menſch iſt und daß er in blinder Eiferſucht ge⸗ handelt hat, zu ſeinen ungunſten die ungewöhnliche Roheit der Tat. Es ſei ein ungeheures Glück für ihn, daß bei der Ar wie er blindlings zuſtach, keine ſchweren Folgen eintraten, ſon hätte er ſich auf einige Jahre ins Zuchthaus bringen können. Schack⸗Stipendium. Das große Schack⸗Stipendium von Mark, das jungen Malern zur weiteren Ausbildung in Italie und Spanien alle zwei Jahre verliehen wird, hat, wie aus chen berichtet wird, diesmal ein Elſäſſer, Kaver Dietrich Bernhardweiler, ein Schüler von Prof, Rudolf Seitz in chen, erhalten. Conan Doyle und Sherlock Holmes. Der berühmte engliſch Romanſchreiber Sir A. Conan Doyle begnügt ſich nicht meh dem wunderbaren Erfolg, den ihm ſeine Schilderungen der al teuerlichen Taten ſeines Helden Sherlock Holmes gebracht ha er will auch im wirklichen Leben ſich als Detektiv zeigen, der h von Dublin ſoll ihm Gelegenheit geben, ſeine praktiſchen Fähigke im Aufſpüren von Verbrechen zu beweiſen. Nachdem er die 1 ſtände, unter denen die Tat ausgeführt iſt, genau geprüft kommt er auf Grund von Schlüſſen, die Sherlock Holmes alle machen würden, zu dem Reſultat, daß es ſich um ein politiſe Komplott handelt. Nach ſeiner Meinung iſt der Diebſtahl v iriſchen Nationaliſten ausgeführt worden, die es König Eduard un möglich machen wollten, bei ſeinem Beſuch in Irland die Inſignit des St. Patrick⸗Ordens anzulegen. Die Polizei ſoll, wie berichte wird, die Hypotheſe Conan Doyles angenommen haben u 0 durch auf die Spur der Täter gebracht ſein. Es wäre ein ſchöf Triumph für Conan Doyle als Detektiv, wenn er wirklich Re behalten ſollte. Sporr. — Die Rheinmeiſterſchaft über 7500 Meter, die am Sor 4. Seite. General⸗Anzeiger.(Nittagblatt.) Aannheim, 24. Juli. Von Tag zu Tag. — Ein Bankſchwindler, Der Münchener Poligei⸗ dericht gibt bekannt, daß als Täter des geſtern gemeldeten Bank⸗ ſchwindels der Banlier Auguſt Leinſtädt aus Schweinfurt in Betracht kommt. Er hat noch weiteren hieſigen Vankinſtituten Wertpapiere in Höhe von 20 000 M. abgeſchwindelt, nämlich 4 Stück Aprozent. unverlosbare Pfandbriefe der Süddeutſchen Boden⸗ kreditbank zu je 5000 M. Serie 60 Litt. F 214 165 bis 214 168. Leinſtädt ſoll auch etwa 10 weitere Banken in gleicher Weiſe im ganzen um 100 000 M. geſchädigt haben. Seitens der geſchädigten Banken ſind bisher Belohnungen von 500 bezw. 400 M. ausgeſetzt worden. D fe dringend ve htig iſt der Met Arthur B jweinfurt.— Nach r wweiteren inkier Leinſtädt ſeit Sonntag mit ſämtlichem Bar ſchlagenen 100 000 M. flüchtig geworden. Das Amtsc ericht Schweinfurt hat den Konkurs über Leinſtädt verhängt. Jugendliche Straßenräuber. Der„Berl. Lokalanz.“ meldet aus München: Vier halbwüchſige Burſchen im Alter von 11 bis 15 Jahren, die in Augsburg ihren Eltern durchgebrannt waren, um ein Räuberleben zu führen, lauerten bei Erding einem im Automobil daher kommenden Arzte auf und beſchoſſen ihn. Das Automobil hielt ſofort an. Die In⸗ ſaſſen exwiſchten einen der jugendlichen Wegelagerer, während die Gendarmerie die anderen ſpäter verhaftete. — Wechſel fälſchungen. Aus Bamberg mel⸗ det die„Frankf. Ztg.“: Der flüchtig gewordene Metzgermeiſter, Armeelieferant Brendel⸗Schweinfurt, ſteht im Verdacht, hohe Wechſelfälſchungen begangen zu haben. — Das deutſche Bogen und Schleifen; den Schluß bildete eine vollſtändige Um⸗ Zuweilen näherte ſich der Ballon, in deſſen Gondel ſich zwei Perſonen befanden, ſo tief der Erde, daß man das Geräuſch der Schraubenflügel vernahm und ſtieg dann wieder in die Lüfte empor, ſodaß er dem unbewaffneten Auge nicht größer als eine Zigarre erſchien. ö— Unterſchlagene Unterſtützungsgelder. Dem „Berl..⸗A.“ zufolge wurde der Schriftſetzer Nicolai in Bragunſchweig verhaftet unter dem Verdachte, 7000 Mark Uunterſtützungsgelder unterſchlagen zu haben. — Der Mörder Soleilland. Der„Berl. Lokanl⸗ anzeiger“ meldet aus Paris: Der Mörder Soleillan d, der ein elfſähriges Mädchen vergewaltigt und bann getbtet hatte, wurde zum Tode verurteilt. Als der Gerichtsſchreiber das Urteil verlas, ließ die Gatti! Soleilland, die mit ihrem zweijährigen Kinde im Arme auf der Zeugenbank ſaß, unter lau⸗ tem Aufſchrei ihr Kind zur Erde fallen und rief, indem ſie auf Srleilland zuſtürzte: Ich muß dieſe Canaille umbringen! Die Wache hatte Mühe, die Frau zurückzuhalten, Als das Todes⸗ Arteil verkündet wurde, brach das Auditorium in lärmende Bei⸗ fallsrufe aus. — Gemütsmenſchen. Das„Berl. Tagebl.“ meldet aus Brüſſel: Der berühmte Violinbirtuoſe Eugen Pfaye und ſein Bruder Theodor verprügelten auf der Rückfahrt von einer Konzertreiſe nach Antwerpen einen Schaffner, der dadurch ſein Gehör einbüßte. Beide Brüder wurden ſolidariſch zur Zah⸗ lung einer Entſchädigung von 8000 Fres. oder drei Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. — Ein neuer Dampferunfall? Das„Berl. Tage⸗ blatt“ meldet aus Newyork: Aus Annapolis wird gemel⸗ det, daß Harald Vanderbilt, der Bruder der Herzogin van Malborough, der am letzten Donnerstag auf ſeiner Hacht „Trivia“ von Annapolis nach Jamestown ſegelete, am Be⸗ ſtimmungsorte nicht angekommen iſt. Hilfsdampfer ſind unter⸗ wegs, um die Küſte abzuſuchen. — Eine gefährliche Verhaftung. Die Morgen⸗ blätter melden aus Berlin: Am Dienstag abend wollte Kriminal⸗ kommiſſiar Kunze mit drei Beamten den wegen zahlreicher Diebſtähle geſuchten Arbeiter Röſel in der Wohnung ſeiner Braut verhaften. Bei einem Ringkampfe mit dem Kommiſſar ſchoß der Verbrecher fünfmal und verwundete ſich und ſeine Braut ziemlich ſchwer. — Ein Selbſtmord. Das Chemnitzer Tageblatt meldet aus Kreiſcha: Hier erſchoß ſich der 78 Jahre alte Berginpalide Nichter, der in früheren Jahren wiederholt mit ſeinen an den Meichs⸗ und Landtag gerichteten Petitionen, um Genehmi⸗ gung zur Tötung von Menſchen, die infolge von Krankheit oder hohen Alters ſich und ihren Mitmenſchen zur Laſt fallen, die Oeffentlichkeit beſchäftigt. eAus Eiferſucht. Aus Paris meldet der Draht: Der 60jährige Beſitzer einer hieſigen Großfärbereianſtalt, der Eng⸗ länder Mogry, wurde geſtern abend gegen 9 Uhr auf dem Boule⸗ vard'Italie von ſeiner Frau durch einen Revolverſchuß getötet. Die Frau, welche ſich widerſtandslos verhaften ließ, erklärte dem Polizeikommiſſär, ſie habe die Tat aus Eiferſucht begangen. — Eine Rauferei zwiſchen Dörflern und Feuerwehrleuten. Bei einem Brande in Thailfingen (Württemberg), dem ein Wohnhaus zum Opfer gefallen iſt, entſtand gegen 1 Uhr nachts in einer Wirtſchaft zwiſchen Dorf⸗ bewohnern und Feuerwehrleuten eine Schlägerei. Ein Ein⸗ wohner ſtach dabei mit einem Meſſer einem Feuerwehrmann mehrmals tief in den Kopf, einem anderen zerſchnitt er mit einem Meſſer die Wange, die Zunge und einen Teil des Unter⸗ kiefers. Der Täter der hierauf eine Tracht Prügel erhielt, wurde gleichfalls ſchwer verletzt. — Erſchoſſen hat ſich in Marburg geſtern der Student Borckhaus aus Limburg. Dies iſt der dritte Selbſtmord unter den Studenten in dieſer Woche. — Eine große Feuersbrunſt wütete im nördlichen Teil der Stadt Victorig(Britiſch⸗Kolumbien). Die Lage iſt um ſo bedrohlicher, als ein heftiger Wind wehte. Bis jetzt wurden zwei Kirchen und etwa 150 Häuſer, meiſt ärmerer Leute, zer⸗ 2t. Ein Güterzug entgleiſte wie aus Atkarsk(Gou⸗ vernement Saratow] gemeldet wird, in der Nähe von Volsk. Dabei wurden zwei Schafner getötet und zwei verwundet. Der Lrlomotivpheizer wurde leicht verletzt. 15 ——ʒ— Tetle Dachrichten und Celegramme. * Lübeck, 23. Juli. Das Automobil des Landgrafen von Heſſen fuhr gegen die Eiſenbahnſchranke, als ein Zug vor⸗ berſuhr. Die Schranke wurde ſtark verbogen. Der Landgraf Flieb unverletzt. * Berlin, 24. Juli. Geſtern nachmittag fand die Beiſetzung des Wirkl. Geheimrats von Tiedemann in Charlottenburg ſtatt. Als Vertreter des Reichskanzlers wohnte Geheimrat Wahnſchaffe der Trauerfeier bei und legte einen Kranz mit der Inſchrift„Ihrem hochverehrten erſten Chef der Reichskanzlei“ nieder. Anweſend waren verſchiedene Vertreter der Freikonſervativen Partei. * Paris, 24. Juli. Offiziös wird gemeldet, daß die Regierung für den General Michal bereits einen Nachfolger gewählt habe, deſſen Name gleichzeitig mit der amtlichen Ver⸗ lautbarung des Rücktritts Michals bekanntgegeben werden würde. Der„Petit Pariſien“ bemerkt, daß die Regierung den Rücktritt der Generäle Hagron, Metzinger und Michal mit großer Ruhe beurteile und davon lediglich eine gemeinſame Kundgebung der Generäle der alten Schule erblicke. Uebrigens ſei der Eindruck dieſer Kundgebung gleich Null. Der Eintritt Generäle Lacroix, Tremeab und Lebon in den oberſten Jsrat wird überall beruhigend wirken. London, 28. Juli.(Oberhaus.) In dritter Leſung wird ein Geſetzentwurf angenommen, der den Frauen, die das Wahlrecht zu den Munizipalwahlen beſitzen, die Fähigkeit verleiht, Mitglieder des Munizipal⸗ und Grafſchaftsrates zu werden. Ebenſo wird in dritter Leſung ein Geſetzentwurf betreffend die Territorialarmee angenommen. Trauerfeier für Kund Fiſcher. Heidelberg, 23. Juli. Eine Trauerfeier für Kundo Fiſcher hatte heute Abend die Angehörigen der Ruperto Carola im großen Saal der Stadthalle vereinigt. Eingeleitet wurde der Trauerakt durch die muſikaliſche Fauſt⸗ Szene, eine Orcheſterkompoſition von Theodor Curtius, unter Leitung des Generalmuſikdirektors Wolfrum. Geheimrat Windelband, der Nachfolger Kuno Fiſchers auf dem philo⸗ ſophiſchen Lehrſtuhl, betrat hierauf die Rednerkanzel, um ſeines großen Vorgängers in packender Gedächtnisrede zu gedenken. Der Redner ging von den engen Beziehungen aus, in denen das Leben des großen Lehrers ſeiner eigenen Wahl und Neigung gemäß zu der Univerſität und Stadt Heidel⸗ berg geſtanden habe. Sodann ſchilderte er an der Hand von Kuno Fiſchers Entwicklung die Bedeutung, die des Ver⸗ ſtorbenen Lehrtätigkeit als Verkörperung der Ideale der alten deutſchen Univerſität und ihrer Lehrfreiheit und humaniſtiſchen Bildung beſeſſen habe. Er charakteriſterte die künſtleriſch wie wiſſenſchaftlich gleich hervorragende Eigenart der Methode ſeiner„Geſchichte der Philoſophie“ und ſeiner Vorleſungen über hervorragende VPertreter unſerer klaſſiſchen Literatur. Er zeichnete Kuno Fiſchers eigene Welt⸗ und Lebensanſchauung in ihrer Beziehung zu Kant und Hegel und wies auf die Be⸗ deutung hin, die ſeine Logik dem Begriff der„Enkwicklung“ beigemeſſen habe. Der Redner ſchritt endlich zur Charakte⸗ riſtik des Manens ſelbſt und ſchloß, der„Frkf. Ztg.“ zufolge, mit der Betrachtung, daß dieſes reiche und wertvolle, Foll aus⸗ gelebte Leben ein großartiges Beiſpiel einer„Entwicklung“ in Kuno Fiſchers eigenem Sinne darſtelle. Mit Beethovens Trauermarſch klang die Kuno Fiſcher⸗Feier ernſt und würdig aus. der Arbeiterbewegung. CThemnitz, 24. Juni. Das„Chemn. Tagebl.“ meldet: Die in der Luxuskartonnagenbranche beſchäftigten Arbeiter von Annaberg und Buchholz beſchloſſen, in eine Lohnbewegung einzutreten und vom 1. Auguſt ab höhere Löhne zu fordern. Die Haager Friedenskonferenz. *Haag, 23, Julji. In der Unterkommiſſion für die Be⸗ ratung der Schiedsgerichtsfrage wurde die Beratung über die ameri⸗ kaniſchen Vorſchläge betreffend die Schuldeintreibung fort⸗ geſetzt. Der deutſche Delegierte Freiherr v. Marſchall erklärte, daß Deutſchland den amerikaniſchen Vorſchlägen ohne jeden Vor⸗ behalt zuſtimme. Was die Frage des Schiedsgerichts anlange, ſo ſei Deutſchland bereit, mit größter Aufmerkſamkeit alle eingebrachten und etwa zu erwartenden Vorſchläge zu prüfen. Man erwarte von der Konferenz einen wirklichen Fortſchritt und zu dieſem Schritt ſei es notwendig, vor allem das Verfahren der Anwendung des Schiedsgerichts im Haag zu verbeſſern und zu vereinfgchen und dasſelbe zu einem ſtändigen Gerichtshofe auszugeſtalten. Ein wirk⸗ lich ſtändiger Gerichtshof werde von ſelbſt Anziehungskraft ausüben, und nur durch die Praxis werde man einen Fortſchritt herbeiführen können. etwa bereits ergangenen Beſchluſſes ſeien. Sird Eduard Grey ant⸗ wortete, es ſei ihm bekannt, daß die Bedingungen eines angeblichen Beſehluſſes in der Preſſe erſchienen ſeien, aber er nehme an, daß bis jetzt noch kein Beſchluß der Konferenz formell vorgelegt worden ſei. Er könne auch nicht ſagen, webche Bedingungen eventuell in Vorſchlag gebracht werden würden, aber es ſei wünſchenswert, daß ſie, ſoweit als möglich, von der Konferenz angenommen würden. Die Naſi⸗Affäre, Rom, 23. Juli. Der Senat, der heute als Staats⸗ gerichtshof zuſammengetreten iſt, hat den Antrag des Exminiſters Naſi auf ſeine vorläufige Haftenklaſſung abgelehnt. Aus Rußland. * Riga, 23. Juli. Die Libauer Meuterer hatten ſeinerzeit mehrere Maſchinengewehre geraubt, von denen eins verſchwun⸗ den blieb. Jetzt entlockten Geheimagenten unter der Maske von Revolutionären einigen beteiligten Soldaten das Geheimnis. Das Maſchinengewehr wurde von den Agenten angeblich zu revo⸗ lutienären Zwecken reklamiert, nach den Angaben der Soldaten pergraben gefunden und unbemerkt zum Generalgouverneur ge⸗ ſchafft, der die nötigen Verhaftungen telegraphiſch anordnete. Berliner Drahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.) J Berlin, 24. Juli. Das Polizeiverbot, das über die Dramatiſierung des„Tagebuchs einer Ver⸗ lorenen“ für Berlin verhängt wurde, iſt nunmehr aufge⸗ hoben worden. Berlin, 24. Juli. Aus der Schweiz wird gemeldet: Die Schweſtern der Frau Adamowitſch laſſen durchblicken, daß eine dritte Perſon, nämlich die Gräfin Montignoſo, auf Leopold Wölfling eingewirkt habe. JBerkin, 24. Juli. Aus Iſchl wird gemeldet: Hier iſt ein Kontrakt perfekt geworden, der den beliebten Wiener Komiker Alexander Girardi für Februar und März 1908 an das Berliner Thaliatheater verpflichtet. [J Berlin, 24. Juli. Zum Kampf im Bauge⸗ werbe hatte kürzlich eine Anzahl von größeren Berliner Baugeſchäften eine Erklärung veröffentlicht, daß ſie die For⸗ derung der Arbeitnehmer auf Verkürzung der neunſtündigen Arbeitszeit nicht anerkannt haben und auch nicht anerkennen werden. Die große Mehrzahl der anderen Baugeſchäfte ſchließt ſich jetzt dieſer Erklärung an mit dem Hinweis, daß ſie nach wie vor ſich in vollſtändiger Uebereinſtimmung mit dem Ver⸗ bande der Baugeſchäfte befinden. JVerlin, 24. Juli. Ueber die Vorgeſchichte der neuen Oſtmarkenvorlage erzählt eine hieſige Korreſpon⸗ denz: Die Angelegenheit wurde kurg dor Schluß des Landtags in einer Sitzung der zuſtändigen Reſſortminiſter unter Vorfitz des Reichskanzlers berhandelt, zu der verſchtedene Mitglieder des Herrenhauſes zugezogen waren. Wir nennen unter dieſen die drei Oberbürgermeiſter Adickes⸗Frankfurt, Becker⸗Köln und Knobloch. Bromberg. Die Ausſichten der Vorlage im Parlament werden von Kennern der Verhältniſſe verſchieden beurteilt. Die Optimiſten glauben, daß die Vorlage durchgehen werde. Die Peſſimiſten glau⸗ ben zwar an eine Annahme im Abgeordnetenhaus, befürchten aber das Scheitern der Vorlage im Herrenhaus, weil hier die ſogenannte Bürgermeiſterpartei geſchloſſen dagegen ſein ſoll. JBerlin, 24. Juli. Geſtern abend wollte ein Kriminal⸗ kommiſſar mit 3 Beamten den wegen zahlreicher Diebſtähle geſuch⸗ ten und als gewalttätigen Menſchen bekannten Arbeiter Röſel verhaften. Bei dem Ringkampf mit dem Kom miſſär ſchoß der Verbrecher fünfmal und verwundete ſich und ſeine Frau ziemlich ſchwer. Die anderen Schüſſe gingen fehl. .Aus Rheinheſſen, 18. Juli. ſichten geſtalten ſich für einzelne Weinbaubezirke unſerer Pro. vinz von Tag zu Tag immer troſtloſer. So wurde jetzt durch die Reblauskommiſſion im ſogen.„Grund“ bei Wörrſtadt ein rieſiges Umſichgreifen der Peronoſpora keſtgeſtellt. Die verheerende Krankheit, die im Vorjahre ſchon ſo ſchweren Schaden hier verurſachte, hat ihr grauſiges Zer⸗ ſtörungswerk hier bereits in einer Art und Weiſe fortgeſetzt, daß unſere Winzer hier alle Hoffnung verloren haben. Eine völlige Mißernte iſt hier ſchon jetzt nur zu gewiß. Die Herbſtaus⸗ —— ——————————— Ueberſeeiſche Schiffahrts⸗Nachrichten. Rotterdam, 20. Juli.(Draßhtpericht der Holland Amerika⸗Line Rotterdam). Der Dampfer„Stadendam“, am 10. Juli von New⸗ Vork ab, iſt heute hier angekommen. Mitgeteilt durch das Paſſage⸗ und Reſſe⸗Bureau Gund⸗ kach& Bärenklau Nachf, in Mannheim, Bahnhofplatz Nr. 7 direkt am Hauptbahnhof. 5 Waſſerſtaudsnachrichten im Monat Juli. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 19. 20. 21. 22. 23. 24. Bemerkungen Nonſtanz 54 +44 4,40 Waldshut. 6,80 3,16 8,15 Hüningen)....92 2,86 2,80.78 2,70 2,67 Abds. 6 Uhr Nhllll 363889 3,24 3,20 3,11 8,06 8,06] N. 6 Uhr Lauterburg 44,96 4,74 4,67 Abds. 6 Uhr Maxau 4,98 4,84 4,76 4,69 4,61 4,58 2 Uhr Germersheim(4,80.55.-P. 12 Uhr Mannheim 44,58 4,46 4,85 4,25 4,14 4,09 Morg. 7 Uhr Mainz„1,78 1,74 1,64 1,59 1,50.-P. 12 Uhr 5570000ↄĩ˙- 2,27 2,19 10 Uhr Kaub 2,81 2,75 2,67 2,58 2,48 2 Uhr Koblenz.„„ 257 2 10 Uhr Köln„J42,88 2,80 2,72 2,62 2,58 2 Uhr Nuthrort 35 1,97 1,84 6 Uhr vom Neckar: Maunheim 44,50.40 4,29 4,19 4,09.02 V. 7 Uhr Heilbronn J0,45 0,42 0,38 0,40 0,41 0, B. 7 Uhr ) Windſtill, Heiter, +. 100 R. 7757..(.(... AAAAAA.T Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum. Für Kunſt, Feuilleton und Vermiſchtes: Fritz Kayſer, für Lokales, Provinzielles und Gerichtszeitung: Rich. Schönſelder für Volkswirtſchaft und den übrigen redaktionellen Teil: i..: Richard Schöufelder: für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Franz Kircher, Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Eruſt Müller. — 0 uppenaut0 pfg. enthalten alle Nähr- und Geschmack · stoffe einer guten Fleischsuppe. Man„ braucht nur mit Wasser zu kochen. Ein Würstchen gibt 3 Teller gehaltreiche Suppe. 5 Teche mit„Knb. 6587 Viectoria-Parfümerie. 97178 SHDertelhHaus feimer Hasrearbeaten HKesel& Maier, O 2, 4.(Haltestelle Victoria.) JAAILAUuUAn⁰S-usstellung. Pfaff-Nähmaschine Seachten Sie melne Husstellung in der industriehalle. Alleinverkauf; 70835 Mantin Decker, uusb l, Telefon 1298— vis--vls dem Theatereingang. „Franz Joſef““ Bitterquelle, vorzüglichſtes Abführmittel. Endstation der regelmis-⸗ sigen Rheinschiffahrt. Be-. deutendster Kohlenstapelplats des Oberrheins, Wegen bevorz Lage, bevorzugte Frachtverhältnisse. Leistungsfähiges Flectrizitätswerk. 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Es iſt Pflicht und Ehrenſache eines jeden Mitgliedes bei der Berſammlung zu erſcheinen. Der Vorſtand. Aalbülogc Maunhein Zufolge letztwilliger Beſtim⸗ ae! des uleins Eleonore vechling wurde der hieſigen ede der Betrag von 500 Mark überſandt. Wir ſprechen für dieſe Speude unſern 0 ſten Dank ergebenſt aus. 24. Juli 1907. Der Vorſtand. ——— Lebende Pfälzer 2 8 Tafel⸗Krebſe 5 8Rieſen⸗Krebſe z 8 Auppen⸗Arebſe 3 Reues Sauerkraut Neue Salz⸗Gurken Weue Eſſig⸗Gurken — — οοοοοοοοοονο 80 8 ital. Kartoffel eue rote Rüben 9 Segehl 51078 5 Louis Lochert 1, 9— am Markt. —— Maunhein, 24. Juſi eine Nähmaſchine, (Mittagblatt.) 5. 2 delegenheit brösse 22—24 25—26 27—30 31—35 Mk..10 Mk..60 Mk..20 wWelches dauerhaites Boxkalbinleder Mur s0 lange Voprat. [Bessere Kinderstiefel) in Chevreaux, farbig u. schwarz, Sowle Sandalen ete grosser Vorräte halber 72961 SXtra billig. Friedrichs-Park. Heute Mittwoch, nachmittags—6 Uhr (bei günſtiger Witterung): Hachmittags-Tonzert Eintrittspreis 20 Pfg.— Abonnenten frei. 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Spätere Ginſprachen Ueber die Einſprachen ent⸗ ſcheidet der S adtrat nach Anhörung des zuſtändigen Wahl⸗ ausſchuſſes endgiltig. Es wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß nur die in den Wählerliſten eingetragenen Perſonen ſich au der beteiligen können. Mannheim, den 21. Juli 1907. UHaufmannsgericht Mannheim. Dr. Erdel. bel ſchnellster ieinhe llekert billigit 44444 Dr. B. SudsIdie•1 nl. b. B. 25 mein lieber Vater, Herr Ich bitte um stille Teilnahme. Mannheim, den 24. Juli 1907. Touristenkarte von Das Mannheiwer Vertte 1. Führer Werten Mltteillungen. Ladengeschäfte, 29829 222 Heute Nacht 12 ¼ Uhr entschlief sanft nach langem Leiden, im 89. Lebens- früher langjähriger Königl. Ital. General-Konsul in Mannheim. Friedrich Traumanzn. Die Beerdigung findet Freitag, den 26. Juli 1907, vormittags /10 Uhr von der Leichenhalle des Israelitischen Friedhofes aus statt. 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Eigene Redaktions⸗Bureaus in Berlin und Karlsruhe. wamtn 1n (Nannheimer Volksblatt.) Telegrumm⸗Abreſſe „Jontnal Mannheim“. Telefon⸗Nummern: Direltion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten 3841 E 6, 2. Nr. 337. Mittwoch, 24. Juli 1907. (2. Mittagblatt.) Nus Sladt und Land. * Mannheim, 24. Juli 1907. Sitzung des Bürgerausſchuſſes am Dienstag, den 23. Juli. (Schluß.) Die Errichtung einer Handelshochſchule in Mannheim. Der Stadtrat beantragt, der Bürgerausſchuß wolle ſich mit der Uebernahme der Finanzgarantie durch die Stadtgemeinde auf die Dauer von ſechs Jahren einverſtanden erklären. Stw.⸗B. Fulda begründet die Vorlage und bemerkt, daß Handelshochſchulen ſchon in einer Reihe von deutſchen Städten beſlehen. Mannheim ſei alſo nicht die erſte Stadt, die eine ſolche Schule erhalte. Es ſei früher öfters geklagt worden, daß der Handelsſland ein minderwertiger Stand ſei; dies ſei jedoch anders geworden. Im allgemeinen ſtehe der Handelsſtand in Deutſchland heute ſehr geachtet da. Er verweiſe nur auf die Induſtrieſtädte, die dem Handel ihren Aufſchwung verdanken. Er glaube, auch hier in Mannheim ſtehe man auf einer hohen Stufe. Die Handelshochſchule werde der Stadt ein neues Ge⸗ präge geben. Er glaube zwar nicht, daß der Zuſpruch von An⸗ fang an ein recht bedeutender ſein werde; aber jedenfalls werde die Schule recht zahlreich aus Handelskreiſen beſucht werden. Es werde allgemein geklagt über die mangelhafte Ausbildung der kaufmänniſchen Lehrlinge. Ich glaube aber, daß hier andere Gründe als wie in der Vorlage angegeben, vorliegen. Redner Bedauert, daß Herr Profeſſor Gothein hier nicht anweſend iſt; er glaube aber, daß ſeine Anſicht über die Handelshochſchule bei einer andern Gelegenheit gehört werden könne. Der Stadtver⸗ ordnetenborſtand habe gewünſcht, daß zwei Mitglieder des 1 Kollegiums dem Curatorium zugeteilt werden. Herr Oberbürgermeiſter Beck habe aber erklärt, daß dieſes nicht anginge. Der Stadtverordnetenvorſtand habe dann dieſe Medingung fallen gelaſſen. Mannheim und Heidelberg rivali⸗ ſſteren nicht miteinander, ſondern ſie ergänzen ſich gegenſeitig. Oberbürgermeiſter Dr. Beck ergreift alsdann zu längeren Ausführungen über die zukünftige Handelshochſchule das Wort und betont, daß die Entwicklung moderner Städte es bedinge, zu künſtleriſchen Beſtrebungen Perſonan heranzuziehen und feſtzuhalten, die als Träger einer Kulturentwicklung ge⸗ eignet ſind. Die Stadtgemeinde habe auch die Verpflichtung, die künſtleriſchen Veſtrebungen zu unterſtützen und zu betätigen + in der Förderung allgemeiner Bildungsgrade. Wie ſeit Jahr⸗ 5 hunderten, ſo ſei auch heute noch die Hochſchule überall in ganz Deutſchland wie in den benachbarten Ländern das Zentrum aller Wiſſenſchaften und aller Bildung. Deshalb bemühten ſich alle emporſtrebenden Städte, Hochſchulen oder wenigſtens hochſchulähnliche Einrichtungen zu ſchaffen. Wir ſehen das in einer Reihe von Städten, ſo in erſter Linie in Frankfurt. Mit ungeheurem Aufwand und großen Schwierigkeiten waren die Städte bemüht, dieſes Ziel zu erreichen. Wohl ſei Mann⸗ heim die kleinſte Stadt, die ein derartiges Beſtreben verfolgt. Auch ſei man nicht in der glücklichen Lage zur Er⸗ reichung dieſes Zieles durch Stiftungen. oder durch ſonſtige Munifizenz unterſtützt zu werden. In keiner edleren Weiſe könnte ein begüterter und wohlhabender Mitbürger ſeinen Die Tragödie eines Kaiſers. Gine ergreifende Schilderung aus dem koreamiſchen Kaiſer⸗ palaſt in Sdul gibt der bekannte engliſche Reiſende F. Al. Me Kenzie, der aus ſeiner genauen Kenntnis des fernen Oſtens her⸗ aus die Entwicklung der Herrſchertragödie erzählt, die nun mit der Anfreiwilligen Abdankung des unglücklichen Kaiſers ihren Abſchluß gefunden hat. YHi Höng iſt es geweſen, der mit klarem Blick jene Schranken beſeitigte, die in Koreg dem Eindringen weſtlicher Zivili⸗ ſation ſich ſtarr und unnahbar entgegengetürmt hatten; an dieſer Tat iſt Hi Höng zu Grunde gegangen. Noch vor dreißig Jahren war Koreg den Fremden hermetiſch verſchloſſen. Dann beſtieg der junge Kaiſer den Thron. 8 Er war ein Selbſtherrſcher, ein Mann, der ſchrankenlos über Leben und Tod von 10 Millioneh Menſchen beſtimmen konnte. Sein gewaltiges, prunkvolles Heim, ſein Palaſt war ein Wunder Aſiens. Die Höfe allein in dieſem Bautenkomplex ſind ein Rieſengebiet. Inmitten der Palaſtſtadt lag eine Audienzhalle, die 10 000 Höf⸗ kinge faßte; und ein jeder von ihnen hatte dort einen beſtimmten Platz. Da war auch ein gewaltiger See, der See der Lilien, und über ihm türmte ſich eine gigantiſche Tanzhalle; Hunderte von Geiſhas harrten hier ihres Gebieters, um ihm kürzen. Noch heute, wenn man die Ruinen durchwandert, man in ſinnender Andacht auf die gewaltigen und zertrümmerten Formen Aber der junge Monarch ward der Zauber und Pracht ſeines Palaſtes, des Geſanges der Geiſhas, der Demut der Höflinge bald müde. Und er ließ die Fremden ein in ſein Reich, Japaner, Engländer, Amerikaner. und kühne Frau, bewog ihn dazu, den Fremden freundſchaftlich einen ſteten Aufenthalt zu gewähren. Sie kamen in Scharen, Kon⸗ beſſionsjäger, Diplomaten, Miſſionare. iner Reihe von Miſſionaren ihre freundſchaftliche Gunſt. Tag um Dag lauſchten der Monarch und ſeine Gattin den Schilderungen Und bald zeigte dieſer Ein⸗ Neuerungen, undern des Abendlandes. die Stunden zu blickt Seine erſte Gemahlin, eine intelligente Die Königin gewährte bald rtwaltung. Lehrer Namen verewigen als indem er ihn mit der Schaffung einer ſo außerordentlich wichtigen Bildungsanſtalt verknüpft. Eine künftige Sandelshochſchule werde das Zentrum der Bildung für Mannheim und Umgebung bilden. Es werde das eifrige Beſtreben ſein müſſen, daß all die vielen Zyklen, die von den verſchiedenen Vereinen veranſtaltet wurden mit großem Auf⸗ wand, wenn auch mit zweifelhaftem Erfolg in der Handels⸗ hochſchule ihren Ausgang und ihre Vereinigung finden. Wenn nun der Durchführung und der Eröffnung der Handelshoch⸗ ſchule nicht mehr im Wege ſtehe, ſo könne die Eröffnung Mitte Oktober erfolgen. Er möchte nun noch wenige Punkte auseinanderſetzen, die zum beſſeren Verſtändnis der Angelegenheit dienen. Zunächſt wolle er bemerken, daß ſich die Hochſchulkurſe außerordentlich günſtig entwickelt haben. Man ſtehe nunmehr vor einer Erweiterung des Lehrplanes. Man ſei ſich darüber klar, daß man in dem Moment, wo man in eine Vermehrung des Lehrplanes und der Vorleſungen ein⸗ treten wollte, das Richtige geſchaffen habe, was man eigentlich von einer Hochſchule verlangt. Es war die Frage: warum ſoll Mannheim gerade berufen ſein, eine Hochſchule zu haben. Dieſe Frage ſei ſehr einfach zu beantworten. Keine andere Stadt habe eine ſo günſtige Lage wie Mannheim. Wir haben hier in Mannheim einen jungen aufſtrebenden Kaufmanns⸗ ſtand und vorzügliche Schulen wie ſelten in einer Stadt. Es kommt noch ein fernerer günſtiger Umſtand in Betracht, daß 3z. Z. weder Baden, Württemberg, noch Heſſen, noch die Reichs⸗ lande, noch Bayern eine Handelshochſchule beſitzen. Wir ſind die einzige Stadt, die nunmehr die Schule errichtet und haben damit nun einen großen Vorſprung. Frankfurt ſei allerdings ſehr nahe gelegen; aber es ſei doch zu berückſichtigen, daß Frankfurt von einer eigentlichen Handelshochſchule weit ent⸗ fernt ſei. Man müſſe zugeben, daß die Umſtände, die für Mannheim ſprechen, außerordentlich günſtige ſeien, ſo daß kaum ein anderer Platz mehr günſtiger erſcheine eine Handels⸗ hochſchule aufzunehmen. Warum wollen wir eine Konkurrenz ſchaffen mit anderen Sochſchulen? Wir wollen eine ſolche Konkurrenz ſchaffen, weil die Mannheimer Handelshochſchule eine Eigenart erhalten ſoll, wie keine andere Handelshochſchule im deutſchen Reich. Wir wollen die Handelshochſchule auf einer durchaus demokratiſchen Baſis errichten. Es ſoll möglichſt allen jungen Kaufleuten, Technikern und Beamten Gelegen⸗ heit gegeben werden, ihre Berufsbildung zu vertiefen. Das iſt das Ziel, das bis jetzt keine andere Hochſchule ſich geſtellt und verfolgt hat. Niemand ſoll auch nur einen Tag ſeinem Beruf entzogen werden. Das iſt der größte Unterſchied zwiſchen unſerer künftigen Handelshochſchule und den anderen deutſchen Handelshochſchulen. Daraus ergibt ſich die Eigen⸗ art unſerer Einrichtung, unſeres Lehrplanies. Die allgemein wiſſenſchaftlichen Vorträge ſollen am Abend ſtattfinden In die Abendſtunden ſollen endlich die fünf fachwiſſenſchaftlichen Abteilungen fallen. Erſt von 5 bezw. 6 Uhr an wird der und da er kaum dazu kommen wird, mehrere Fachabteilungen gleichzeitig zu beſuchen, wird er vorausſichtlich nur einmal in der Woche ſeinem Beruf entzogen werden. — getan. Korea zum Zankapfel zweier großen Reiche. Es kam eine Zeit, wo in Sbul der japaniſche Einfluß alles be⸗ Herrſchte. Damit begann die Tragödie, denn Japan wollte viel, wollte alles: es wollte eine abſolute Kontrolle. Allein im koreg⸗ niſchen Volke, vom Kaiſer herab bis zu der breiten Maſſe, wurzelte tief die Liebe zur nationalen Unabhängigkeit“ Dem japaniſchen Geſandten näherten ſich einige Leute und erklärten, daß mit der Beſeitigung der Königin alle Oppoſition gegen Japan ſchwinden. würde. Die Japaner lauſchten ihnen, und bald darauf, an einem Abend, ſchlich ſich eine Schar japaniſcher Soldaten von der Botſchaft in den Palaſt. Eine zweite Truppe, ſorgſam verkleidet, drang von der Rückſeite in das kaiſerliche Heim, durchbrach die Mauern und ſtürzte ſich in die Gemächer der Kaiſerin. Einige Minuten ſpäter war die Gattin Yi Höngs von Dolchen und Schwertern zerfetzt Die japaniſche Regjerung rief ihren Geſandten ab und ſtellte ihn vor Gericht. Der Kaiſer von Koreg aber wurde bon einer Japan ergebenen Partei gefangen gehalten. Es gelang ihm, zu entfliehen; in der ruſſiſchen Botſchaft mußte der Herrſcher von Koreg Zuflucht ſuchen Dieſe Bluttat war in jeder Beziehung umwälzend. Mi Höng war von jener fürchterlichen Nacht an ein anderer geworden; Furcht, Schüchternheit und Unentſchloſſenheit drängten ſich jählings in ſeine Seele. Der Mann, der bei Fremden Schutz geſucht hatte, war nicht mehr der mächtige, kluge Millionenbeherrſcher“ Der große prunk⸗ volle Palaſt wurde mit einem kleineren vertauſcht, der in der Nähe „Jahrelang bin ich Kaiſer geweſen“, äußerte ſich der Vereinſamte zu einem Freunde Mecenzies;„ich habe nie Menſch zum Menſchen Alle Menſchen ſchmeichelnn Die Japaner kehrten wieder, diesmal mit einer ſtarken Armee, mit mit Furcht ihr junge Kaufmann durch die Hochſchule in Anſpruch genommen Die den ganzen verpflichtet. Der erſte Schritt auf dem Wege zur Reform war bat der Kaiſer den amerikaniſchen Batſchafter um Aufn äußeren weigerte ſich. Verzweiflung aus. heben, und ſeine Abgeſandten erreichten Guropa, Aber niemand, der ſie angehört hätte! Und ſei Tag die Handelshochſchule beſuchen ſollen, werden diejenigen ſein, die ſich als Lehrer ausbilden laſſen wollen. Dieſe ſollen den kaufmänniſch⸗techniſchen Teil den Vormittag abſolvieren im Anſchluß an die Handelsfortbildungsſchule bezw. Handels⸗ mittelſchule. Ebenſo ſollen die ſeminariſtiſchen Uebungen in den Stunden bis zum Spätnachmittag ſtattfinden⸗ Ebenſo ſoll auch denjenigen, welche nicht Lehrer werden, ſondern den ganzen Tag nur allein die Schule beſuchen wollen, Gelegen⸗ heit geboten werden, am Vormittag in den kaufmänniſchen is⸗ ziplinen ſich auszubilden und dann am Spätnachmittag eben⸗ falls die allgemein wiſſenſchaftlichen Vorleſungen hören können. Es iſt alſo Vorſorge getroffen ſowohl für diejenigen, die ihrem Berufe noch nachkommen wollen, als auch für alle diejenigen, die ſich ausſchließlich dem Schulbeſuch widmen wollen. Ferner ſoll den älteren Kaufleuten und den jüngeren und älteren Beamten in Staat und Stadt Gelegen⸗ heit zur Ausbildung gegeben werden. Es hat ſich gerade in den letzten zwei Jahren gezeigt, daß eine Reihe von Technikern, die auf der Techniſchen Hochſchule wegen außerordentlicher In⸗ anſpruchnahme Nationalökonomie und die einſchlägigen volks⸗ wirtſchaftlichen Fragen nicht hören konnten, mit Vegierde die Gelegenheit ergriffen, jetzt die Lücken ihres Wiſſens auszu⸗ füllen. Das ausſchlaggebende Moment für die ganze Hoch⸗ ſchule liegt im Stadtrat und Bürgerausſchuß. Es iſt genau ſo eine ſtädtiſche Einrichtung wie das Gaswerk, das Elektrizitäts⸗ werk, wie jede Mittelſchule. Nicht ein Heller kann verausgabt werden für die Handelshochſchule, ohne daß der Stadtrat ſeine Genehmigung dazu gibt. Keine Summe kann vom Stadtrat dekretiert werden, ohne daß der Bürgerausſchuß bei der Vor⸗ lage des Budgets eingehend Gelegenheit hat, genau zu prüfen, wieviel Mittel verlangt werden und wie ſie verwendet werden ſollen. Nach dieſer Richtung iſt ausreichend geſorgt. Dem Wunſche, daß aus dem Stadtverordnetenkollegfum noch ein oder das andere Mitglied in das Kuratorium berufen wird, ſtehe ich durchaus nicht entgegen. Es iſt nur eine taktiſche Maß⸗ nahme geweſen, daß man nicht mehr Vertreter von den ein⸗ zelnen Faktoren dazu genommen hat, als abſolut unentbehrk ſind. Es iſt heute ſchon das Kuratorium ein ziemlich ſtarkt Das Kuratorium hat nicht ſehr viele Befugniſſe, weil alles ausgeſchaltet hat, was dieſes etwas ſchwerfällige K legium belaſten könnte. Die ganzen Fragen, die die nahme und die Diplomierung betreffen, werden vom A nahmeausſchuß erledigt, der unabhängig vom Kuratorium iſt. Ebenſo gehört das ganze Finanzgebiet in die Zuſtändigkeit des Stadtrats und Bürgerausſchuſſes. Das Kuratorium ſe ſich zuſammen aus den Vertretern der Stadt, der Intereſſen⸗ ten, der Handelskammer und der Regierung, einem Vertreter des Dozentenkollegiums und einem Vertreter der Hörer. 5 iſt ſchon ein ſehr kompliziertes Kollegium. Es wird im mehr als ein⸗ oder zweimal nicht zuſammentreten ke denn die Zuſammenberufung ſetzt monatelange Erörterunget voraus, an welchem Tage es den Vertretern möglich ſein wi zuſammenzukommen. Darum iſt es nicht allzu wichtig, i Kollegium vertreten zu ſein. Aber ich erkläre, daß ich ge bereit ſein werde, dafür zu ſorgen, daß Vertreter des Stad verordnetenkollegiums in ihm vertreten ſind. leich ſie ſich Freund und Ratgeber nannten. Er tat Am ihrer Gewalt auszuweichen. Er brachte ſie dazu, Pro zu ünterzeichnen und Verträge, in denen ihm und ſeinem lmabhängigkeit und Sicherheit garantiert wurden. Aber tr Verträge zog man die Feſſeln enger und enger. In einer der Verzweiflung ſandte der Kaiſer einen Amerikaner zu Rooſeve um Hilfe in der Not zu bitten. Der Präſident tat nichts. Da der Botſchaft. Man wies ihn ab. Ja einmal mußte man de zweifelten Monarchen direkt von den Pforten der Botſcha ſchicken. Schließlich blieb ihm nur die Ergebung, und er ha aus. Alle öffentlichen Aemter händigte er den Japanern auß verſuchten, ihm das formelle Zugeſtändnis abzuringen, da Angelegenheiten durch Japan geführt werden ſollen „Eher nehme ich Gift“, ruft er in leidenſchaftli Sie nahmen ihm die öffentlichen Fonds. Sie nahmen ihm ſeine Le Sie ſtellten ihre Poli nahmen ihm ſeine Soldaten. Sie entfernten ſeine Freunde. Palaſtpforte, und ſelbſt eine Waſchfrau erhielt keinen Eintr peinlicheß Unterſuchung.„Unterwerfe Dich uns und alles wi zu Deinzin Beſten kehren“ Aber Yi Höng hat ſich nie unte Seine eintzige, ſeine feſte Hoffnung waren die fremden Mäch Sie, insbeſondere Amerila, würden gewiß interbenieren un die Gerschtigkeit wachen.„Immer wieder kamen ſeine Miniſter zu mir, um für ihn zu plädieren; ſie hofften, daß lich ein Weißer dem anderen die Geſchichte ihrer Leide an ihnen verübten Unrechts weitererzählen würde. Nation uns nicht helfen?“ fragten ſie. Uund man mu ſagen und durch ſie hörte es der Kaiſer, daß es nutzlos ſe England Rettung zu erwarten. Yi Höng wollte es nicht gü Er war überzeugt, daß Europa nur das Unrecht erf brauchte, um ihm zur Hilfe zu eilen. Die Haager Kon ent⸗ ihm die letzte Gelegenheit. Er verſuchte es, ſeine Stim apanern zum bwillkommenen Vorwan en. 2. Seite. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 24 Jul Die Univerſität hat folgende Funktionen: Einmal ent⸗ ſendet ſie Vertreter, ferner ſtellt ſie uns die Dozenten. Das iſt eine außerordentliche Erleichterung. Eine Hochſchule koſtet Hunderttauſende. Sier iſt der Etat auf ein Defizit von 30 000 M. berechnet worden. Ich glaube, daß wir damit wohl in abſehbarer Zeit ausreichen können. Ferner wird eine ge⸗ wiſſe Freizügigkeit zwiſchen den Städten Heidelberg und hier eingeführt und außerdem findet eine Propagierung unſerer Handelshochſchule dadurch ſtatt, daß einmal die Univerſität Anmeldungen für die Handelshochſchule entgegennimmt und die Univerſität unſer Vorleſungsvorzeichnis mit dent ihrigen in die ganze Welt verſendet. Der Staat ſendet obenfalls Vertreter ins Kollegium. Außerdem ſtellt der Stagt Beanite, die in der Lage ſind, zu dozieren. Ferner hat der Staat in Ausſicht geſtellt, daß er uns junge Beamte, insbeſondere Re⸗ gierungsaſſeſſoren, zuweiſt, da man jetzt zu der Ueberzeugung gekommen iſt, daß die jungen Beamten eine Weiterausbildung erfahren ſollen. Endlich bekommen wir einen Staatszuſchuß, über deſſen Höhe noch nichts geſagt werden kann. Die Staats⸗ regierung hat ſich nicht ablehnend verhalten. Sie wird min⸗ deſtens Zuſchüſſe in dem Betrage leiſten, als ſie entlaſtet wird don der Verpflichtung, die ihr an der Univerfität obliegen, insbeſondere bei Ausbildung des Lehrerſtandes. Endlich ent⸗ ſendet die Handelskammer Delegierte. Wir dürfen hoffen, daß die Handelskammer die günſtige Stellung, die ſie zu den Han⸗ delshochſchulkurſen eingenommen hat, auch bei der Umwand⸗ lung in eine Handelshochſchule bewahren wird. Ich möchte nur wünſchen, daß die neueſte Schöpfung des Unternehmungs⸗ geiſtes der beiden ſtädtiſchen Kollegien eine freundliche Auf⸗ nahme und tatkräftige Unterſtützung in den Kreiſen der Be⸗ teiligten finden wird.(Lebhafter Beifall). Stv. Bensheimer freut ſich, daß die Angelegenheit die von ihm ſeit jeher gewünſchte Entwicklung genommen hat. Seine Fraktion ſtimme der Vorlage gern zu und hoffe, daß die Bildungsſtätte, deren Notwendigkeit und Nützlichkeit der Herr Oberbürgermeiſter in ſo zutreffender Weiſe dargelegt habe, eine entſprechend große Zahl von Studierenden und Hörern aufweiſen möge. Er glaube, daß, nachdem die Handelskammer abgelehnt habe, die Trägerin der ganzen Organiſation zu ſein, ſie ſich wohl zu einer ſehr anſehnlichen Beihilfe verſtehen werde. Stv. Vögtle führt aus, auch er begrüße die Vorlage mit Freuden. Redner ſpricht Oberbürgermeiſter Dr. Beck und Prof. Dr. Gothein den Dank dafür aus, daß ſie in ſo weitausſchauender Weiſe zu Werke gegangen ſind. Bei dieſer Gelegenheit möchte er darauf hinweiſen, daß von der Handelskammer ſchon lange die Einführung der Handelsjahresſch ule gewünſcht werde. Die ſchönen Erfolge der Freiburger Jahresſchule müßten ein An⸗ ſporn ſein. Es müſſe darauf hingewieſen werden, daß gerade die arößeren Detailgeſchäfte, die früher Lehrlinge ausgebildet haben und aus denen ein großer Teil tüchtiger Kaufleute hervor⸗ gegangen ſei, ſich mit der Lehrlingsausbildung nicht mehr be⸗ faßten, weil die Lehrlinge zu viel in der Schule ſein müßten. Gerade diejenigen Geſchäfte, die Detail⸗ und Engrosbetrieb zu⸗ ſammen hätten, könnten die Lehrlinge am beſten ausbilden. Es ei nicht nur im Intereſſe der Prinzipale, ſondern der jungen ſelbſt, wenn die Jahresſchule eingeführt werde. Er ſei überzeugt, daß der Kaufmanns⸗ namentlich der Detailliſten⸗ ſtand. für eine derartige Einrichtung dankbar wäre. Hoffentlich werde der Stadtrat nicht länger mit der Einführung der Handels⸗ jahresſchule zögern. 125 255 Bud frägt an, wie es mit dem Ausbau der Reform⸗ ſchule ſtebe. An Räumen fehle es nicht. Sto. Ihrig freut ſich darüber, daß wir endlich in Mann⸗ heim zur Errichtung der Handelshochſchule gekommen ſind. Red⸗ ner dankt ebenfalls der Stadtverwaltung, daß ſie das Projelt ſo überraſchend ſchnell gefördert hat. Hoffentlich greife der Staat recht kräftig in die Taſche. An anderer Stelle werde darüber noch zu reden ſein. Mit dem erfreulichen Eifer, mit dem der Stadtrat ſich der Sache angenommen habe, kontraſtiere Oberbürgermeiſter Dr. Beck: Infolge der Kontroverſe mit dem Stv. Dr. Frank am 17. November 1906 könne er zur Er⸗ örterung von Fragen, die mit dem Gegenſtand der Tagesordnung nicht in direktem Zufammenhang ſtänden, das Wort nur am Schluß der Tagesordnung erteilen. Stw. Ihrig(fortfahrend): Der Vorſitzende wiſſe ja gar⸗ nicht, was er anführen wolle. Mit der Handelshochſchule ſei einem wirklichem Mangel abgeholfen. Dadurch werde aber dem anderen Mangel nicht abgeholfen, der nicht weniger dringend ſei. Aus den weiteren Ausführungen des Redners iſt ſchließlich zu entnehmen, daß er das Lehrerinnenſeminar meint. (Heiterkeit.] Er möchte den Stadtrat darauf aufmerkſam machen, daß der Landtag im Herbſt wieder beginne. Wenn bis dahin nichts geſchehe, dauere es wieder zwei Jahre. Stp. Hirſch bemerkt, ſeine Fraktion werde der Vorlage mit Freuden zuſtimmen. Er möchte wünſchen und hoffen, daß ſich das gewählte Syſtem bewähre und nach Verlauf von ſechs Jahren die Hochſchule derart ausgebildet ſei, daß der ſtädtiſcke Zuſchuß überhaupt nicht mehr nötig ſei. Sto. Dr. Engelhorn führt aus: Im Namen meiner n habe ich die Zuſtimmung zu erklären zu der neuen Ich ſchließe mich den Ausführungen derjenigen Herren an, welche ganz beſonders dem Herrn Oberbürgermeiſter und Herrn Geh. Rat Dr. Gothein ihren Dank geſagt haben, daß ſie diefe Schöpfung ins Leben gerufen haben. Es liegt hier eine Notwendigkeit vor. Dieſer Notwendigkeit wird mit der Schaf⸗ fung der Handelshochſchule entſprochen und ich glaube, daß wir boffen dürfen, daß die Handelshochſchule wie manche andere In⸗ ſtitution der Stadt uns zur Ehre gereichen wird, ſodaß wir, die wir hier verſammelt ſind, ſpäter mit Stolz auf dieſe Schöpfung urürblicken können. 5 In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage ein⸗ ſtimmig angenommen. Herſtellung der Gasfabrikſtraße hier, Gelündeverkauf an die 25 928 Jakob Bitterich. ür ſchuß wird um die Genehmigung zum Verkauf vdon 1 F und 597 Omtr. Baugelände zum Preis von 4587 M. an die Firma Jakob Bitterich erſucht. Std.⸗B. Magenau empfiehlt die Annahme der Vorlage. Stv. Bub: Ich möchte bei dieſer Vorlage auf etwas anderes Oberbürgermeiſter Dr. Beck: Das iſt nicht zuläſſig. Ich muß In 5 darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage ein⸗ ſtimmig angenommen. Die Herſtellung des Rampenwegs von der großen Holzgaſſe bis zum Grenzweg am Neckarauer Uebergang. Angefordert werden zur Herſtellung der genannten Straßen⸗ empfiehlt mit einigen Worten die An⸗ wuhme der Vorlage. Geſchieht obne Debatte einſtimmig. Die Herſtellung der Dammſtraße zwiſchen Belfort⸗ und Angel⸗ ſtraße im Stadtteil Neckarau. Zu bewilligen ſind 28s 864 M. Stb.⸗V. ſpricht einige empfehlende Worte. Stv. Helmling will eine kurze Bemerkung über eine An⸗ gelegenheit machen, die nicht direkt mit der Vorlage in Zuſammen⸗ hang ſteht, wird aber ebenfalls darauf aufmerkſam gemacht, daß er nach Erledigung der Tagesordnung zum Work komme. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die Vorlage ein⸗ ſtimmig angenommen. Die Herſtellung der Belfortſtraße von der Dammſtraſie his zur Plinauſtraße im Stadtteil Neckarau. Angefordert werden 37 441 M. Nach kurzer Empfehlung durch Stv.⸗L. Magengu wird die Vorlage einſtimmig angenommen. Die Herſtellung der Willelm Wundtſtraße von der Angelſtraße bis zur Belfſortſtraße. Verlangt werden 48 569 M. Stv.⸗L. Magenau begründet kurs die Vorlage. Sty, Noll wünſcht, daß die Straße recht bald hergeſtellt wird, Sty. Süß hegt den gleichen Wunſch. Die Vorlage wird ſodann einſtimmig angenommen. Erſtellung von drei Speiſepunkten für die Straßenbahn beim Elektrizitätswerk. Die Koſten betragen 9500 M. Nach kurzer Empfehlung durch Stv.⸗V. König wird die Vor⸗ lage einſtimmig angenommen. Erſtellung einer Eiſenbahnwaggonwage im Gaswerk Luzenberg,. Angefordert werden 8500 Mark. Stb.⸗V. König weiſt darauf hin, daß zur Vergebung der Wage drei Firmen in Konkurrenz gezogen wurden, zwei hieſige und eine auswärtige. Mannheim ſei auf dem Gebiet der Wagen⸗ fabrikation als Stadt erſten Ranges auf dem ganzen Kontinent bekannt. Man habe Firmen in Mannheim, die auf dieſem Ge⸗ biete mit jeder anderen konkurrieren könnten. Er möchte des⸗ halb bitten, daß man, ſelbſt wenn die auswärtige Firma etwas billiger ſein ſollte, den Auftrag der Mannheimer Induſtrie zu⸗ gute kommen laſſe. In der darauffolgenden Abſtimmung einſtimmig angenommen. Die Aufnahme von Hauptlehrerſtellen in den Staatsvoranſchlag pro 1908/09. Der Bürgerausſchuß wird erſucht, ſich mit der Errichtunz von 30 weiteren etatmäßigen Stellen an der hieſigen Volks⸗ und Bürgerſchule einverſtanden erklären und hierzu die erſor⸗ derlichen Mittel von 56240 Mark behufs Einſtellung in den Voranſchlag für die Jahre 1908 und 1909 zur Verfügung ſtellen zu wollen. Nach kurzer Empfehlung durch Stv.⸗V. Fulda wird die Vorlage einſtimmig angenommen. Dienſtverhältniſſe des Ingenieurs Julius Meythaler beim Tiefbauamt. Die Annahme der Vorlage geſchieht nach kurzer Empfehlung durch Stb.⸗V. Magenau einſtimmig. Tie Verbeſcheidung der ſtädt. Rechnungen für das Jahr 1904. Nach kurzer Empfehlung durch Stp.⸗V. Fulda einſtimmig angenommen. Die Erwerbung von Liegenſchaften aus Verſteigerungen auf Grund des Zwangsverſteigerungsgeſetzes dom 24. März 1907. Der Stadtrat beantragt, der Bürgerausſchuß wolle in Er⸗ gänzung und Erweiterung ſeines Beſchluſſes vom 25. Mai 1904 im Voraus ſeine Zuſtimmung erteilen zu künftigen einzelnen Er⸗ werbungen von Grundſtücken durch die Stadtgemeinde im Wege der Erſteigerung aus zwangsweiſen Verſteigecungen irgend wel⸗ cher Art, ob auf den Objekten Straßenkoſtenforderungen der Stadtgemeinde ruhen oder nicht und ſich damit einverſtanden er⸗ klären, daß zur Zahlung der bezgl. Kaufpreiſe und Kgufkoſten aus Grundſtocksmitteln ein Kredit bis zur Höhe von 100 000 M. zur Verfügung geſtellt wird. Stv.⸗V. Fulda bemerkt, die Vorlage habe dem Sttdtver⸗ ordnetentrorſtand viel Kopfzerbrechen gemacht wegen eines Wortes. Im vierten Abſatz der ſtadträtlichen Begründung ſei zu leſen:„Die Stadtverwaltung erblickt die eine Oßſung darin, daß der Bürgerausſchuß zum Voraus ſeine Zuſtimmung zur Er⸗ wmerbung von Liegenſchaften uſw.“ Was ſolle denn die andere Löſung ſein? Er habe die Juriſten angerufen, aber keiner habe ihm eine Antwort geben können. Zum Schluß ſei Stv. Gießler ſo liebenswürdig geweſen, ihm ein langes Rechtsgutachten zu er⸗ ſtatten, aus dem hervorgehe, daß er die andere Löſung auch nicht gefunden habe.(Heiterkeit.) Er erſuche den Stadtrat um Auf⸗ klärung. Oberbürgermeiſter Dr. Beck bemerkt, das Wort ſei aller⸗ dings unverſtändlich. Es hieß im Manuſfkript, die Stadtper⸗ waltung erblickt die einzig richtige Löſung uſw. Das hube er in„eine Löſung“ abgeändert. Der Setzer habe aber das Wort„die“ ſtehen laſſen. Er werde nach Mög⸗ lichkeit zu vermeiden ſuchen, daß der Stadtverordneten⸗ vorſtand ſich bei ſpäteren Vorlagen wieder ſo den Kopf zer⸗ kaechen müſſe. Stv. Hofſtaetter ſtellt feſt, daß in der öſtlichen Stadt⸗ erweiterung Gelände an Lanz verkauft worden ſei. Wenn der Verkauf dieſes Jahr erfolgt ſei, hätte der Stadtrat keine Er⸗ mächtigung dazu gehabt. Redner vermißt auch ein Verzeichnis der verkauften Plätze. Bürgermeiſter Martin bemerkt, er ſei nicht im Beſitze der nötigen Akten und könne deshalb auch keine Auskunft geben. Richtig ſei, daß in der letzten Zeit Plätze verkauft worden ſeien und daß ſich der Modus außerordentlich bewährt habe. Stv. Bensheimer wünſcht, daß bei der Budgetberatung ein Verzeichnis der verkauften Plätze vorgelegt werde. Oberbürgermeiſter Dr. Beck erklärt ſich dazu gern bereit. Die Vorlage wird hierauf einſtimmig an zenommen. Erweiterung der Ammoniakfabrik im Gaswerk Luzenberg. Angeferdert werden 25000 Mark. Stp.⸗B. König empfiehlt die Vorlage zur Annahme und bemerkt, daß die Vorlage etwas weniger aufregend ſei und es auch nicht nötig geweſen ſei, einen juriſtiſchen Gutachter anzu⸗ hören. Die Annahme der Vorlage ſei dringend notwendig. Die Abſtimmung ergab die einſtimmige Annahme der Vor⸗ lage. Dienſtuerhältniſſe der außerhalb des Gehaltstarifs ſtehenden Beamten. Oberbürgermeiſter Dr. Beck gibt vor Beratung dieſes Ge⸗ genſtandes die Erklärung ab, daß Stadtbaurat Perrey, ſowie Bauinſpektor Haußer auf die vorgeſehene Gehaltsaufbeſſerung verzichtet haben. Sto.⸗V. Magenau bemerkt in der Begründung der Vor⸗ lege, daß die Majorität des Bürgerausſchuſſes bekanntlich der Anſicht war, daß für ſämtliche Beamte, welche aufgrund eines beſtehenden Vertrages angeſtellt wurden, auch eine beſondere Ge⸗ haltserhöbung vorgenommen werden müſſe. Im Stadtrate war wird die Vorlage der Grundſat vorherrſchend, daß im allgemeinen an den Ver⸗1 tragsſäten nichts geändert werde und die Aufbeſſerung dadurch errricht werde, daß die Zulagefriſten eine Abkürzung erfahren. die Vorlage als geſchloſſenes Die Kündigungstermine müſſen einheitlich geregelt werden. Unter dieſer Vorausſetzung könne man der Vorlage zuſtimmen. Stu Vögtle weiſt auf die Steuerzahler hin und führt auls, daß i dem Wollen derſelben entſpreche nienn die er aufgebeſſert werden. Er freue ſech eiten in der Aufheſſerung durch die Verlage nunmeh: verſchwinden. Sig, Glaſer pflichtet Herrn Magenau bei und führt aus, in der Situng vom 12. März, in welcher die Gehaltsverhältniſſe neu geregelt wurden, ſei von den Wortführern faſt aller Parteien erklärt wor daß der Stadtrat auch eine Neuregelung der ö ltniſſe der ni im Gehal if befindlichen, be⸗ 8 glich Beamten in Erwägung ziehen ſolle und zu dieſem Zwecke die Verträge mit einzelnen Beamten einer Reazſien unterziehen und da, wo es der Stadtrat für notwendig und zweckmäßig erachte, in einer Vorlage dem Bur⸗ gerausſchußſe mitteilen möchte. Meine Freunde ſind nun der Auffaſſung, daß dieſe Nenregelung der Anſtellungsverhältniſſe der Beamten, die in der Vorlage genannt ſind, eine Vertrags⸗ äuderung darſtelle, die nur im 6 erſtändnis der beiden Kon⸗ trahenten, alſo dem Stadtrat und den betreffenden Beamten, vorgenommen werden kann und die alſo zur Vorausſetzung hat, daß Verabredungen zwiſchen Stadtrat und Beamten ſtattgefun⸗ den haben, deren Ergebnis die heutige Vorlage wäre. Nun iſt aber zu unſerer Kenntnis gelangt, daß nicht alle Beamten mit dieſem Modus einverſtanden ſind und den Stadtrat erſucht haben, von ihrer Perſon bei der Regelung dieſer Angelegenheft Umgang zu nehmen. Wenn dem ſo iſt, wenn nicht alle Beamten mit dieſer Regelung einverſtanden ſind, dann ſind wir der Mei⸗ nung, daß wir gar keine Urſache haben, dieſe Beamten zu einer Vertragsänderung zu zwingen, mit der ſie gar nicht einverſtan⸗ den ſind. Wir müſſen alſo die Vorlage ablehnen. Wir geben dem Sladtrate zu erwägen anheim, ob es ihm nicht zweckmäßiger er⸗ ſcheint, insbeſondere da heute auch viele Mitglieder fehlen, die Vorlage zurückzuziehen und nachdem er mit den betreffenden Be⸗ amten Rückſprache genommen hat, eine neue Vorlage bringt, die der Zuſtimmung der Beamten im Voraus gewiß iſt. Oberbürgermeiſter Dr. Beck bemerkt zu den Ausführungen des Vorredners, daß, wenn er richtig verſtanden, derſelbe ge⸗ ſagt habe, der Stadtrat hätte Unterhandlungen mit den einzelnen Beamten über eine Aenderung des Vertrages pflegen ſollen. Darüber könne nicht der mindeſte Zweffel ſein, daß man nicht jeden einzelnen fragen könne. Es ſei noch niemals vorgekommen, daß gegen eine Erhöhung der Beſoldung proteſtiert wurde. glaube, daß man bei der Erhöhung von Gehältern keine Sorge h nicht zu haben brauche oder gar die Vorlage zurückziehen müſſe. zuu ſeinem großen Bedauern müſſe er zum erſtenmale kon⸗ ſtatieren, daß in den Kreiſen der Beamten, die außerhalb des Gehaltstariſs ſtehen, eine große Unzufriedenheit Platz gegriffen habe. Bei den höheren Beamten werde aweifellos die Schaffens⸗ freudigkeit ganz erheblich beeinträchtigt. Die Schaffensfreudig⸗ keit hat bei den höheren Beamten einen unendlich viel höheren Einfluß, als bei den unteren Beamten. Er habe bei den früheren Beratungen der Gehaltskommiſſion beantragt, allen Beamten die gleiche Aufbeſſerung von 10 Prozent zu geben. Dieſer An⸗ trag ſtieß auf gleichen Widerſpruch. Auch im Stadtrat hatie dieſer Antrag auf ſtarken Widerſpruch geſtoßen. Im Bürger⸗ ausſchuß ſei der Antrag des Stadtrats nicht angenommen wor⸗ den. Die Lebensmittelverteuerung ſei an den Toren und Türen der höher bezahlten Beamten nicht vorüber gegangen. Aller⸗ dings werde der höhere Beamte infolge ſeines höheren Gehalts nicht ſo notleiden unter der Lebensmittelverteuerung, wie es bei dein kleinen Beamten und Arbeiter der Fall ſei. Aber wir haben den Beamten f. Zi. den Genuß höherer Lebensgüter und feinerer Kulturgenüſſe garantiert und dieſe kann er ſich mit der Beſoldung nicht mehr verſchaffen, weil er für die Lebensmittel⸗ preiſe mehr Geld anlegen muß. Wir haben Beamte, die in der Gehaltsklaſſe A ſind und 6000 Mark und mehr beziehen. Dieſe Veamten bhaben ohne weiteres die 7 bezw. 10proz. Aufbeſſerung er⸗ halten. Andere Beamte, die außerhab des Gehaltstarifs ſtehen, und die nur 5000 M. beziehen, haben nichts erhalten. Ja, da frage es ſich doch, warum haben die einen die 10 Prozent bekom⸗ nien und die anderen, die außerhalb des Gehaltstarifs ſtehen, nichts? Wir haben die 10proz. Aufbeſſerung auch für eine Reihe bon Beamten gewährt, von denen wir, ganz genau wiſſen, daß ſie inbezug auf ihr Pflichtgefühl und ihre Fähigkeit manches zu wünſchen übrig laſſen. Unter den Chefs ader ſei kein einziger, von dem man ſagen könne, daß er unfähig wäre. Man ſchließe immer lebenslängliche Verträge mit den Beamten ab. Er glaube, daß man im Laufe der Zeit doch noch zu dem Antrag kommen werde, daß man ſchließlich die 7 Prozent bewilligt, damit allen Anſprüchen Genüge geleiſtet iſt. Dann werde die Ruhe wieder eintreten. Stv. Lepi führt aus, es müſſe als etwas Bitteres bezeich⸗ net werden, wenn von maßgebender Stelle aus geſagt werde, daß unter den Beamten eine Unzufriedenheit überhand ge⸗ nommen babe und zwar deshalb, weil ſie nicht in der Weiſe bezahlt werden, wie ſie es vielleicht erhofften oder erwartet batten. Eine Erhöhung zu erhoffen oder zu erwarten hatten die Beamten, die Verlräge haben, überhaupt nicht. Die Unzu⸗ jriedenheit rühre nur daher, weil die anderen Beamten ihre Aufbeſſerung erhalten hätten. Der Bürgerausſchuß ſei nicht frei von Schuld zu ſprechen, weil man den anderen Beamten zuviel aufgebeſſert habe. Daher die Unzufriedenheit. Aber daß die Schafkensfreudigkeit der Herrn deshalb nachgelaſſen habe, ſei ein beſchämendes Zeugnis für die Beamten. Wie oft ſchon habe man bier bei Arbeiterdebatten hören müſſen, daß über Ar⸗ keiter, die mehr verlangten, hergefallen worden ſei. Der Herr Sberbürgermeiſter habe ſelbſt geſagt, der höhere Beamte habe nicht nur mehr Koſten für ſeine Lebenshaltung, ſondern höhere Lebensgüter, die ihn unterſcheiden von dem geringer bezahlten Veamten und Arbeiter. Darüber trennen uns Welten in der Auffaſſung des Herrn Oberbürgermeiſters und uns. Der Herr Oberbürgermeiſter habe geſagt, daß die Verträge mit den Be⸗ omten auf Lebenszeit abgeſchloſſen werden. Das ſtimme nicht, Er habe ſchon Verträge von vierteljähriger und einjähriger Kün⸗ digung geleſen. Auch könne er nicht einſehen, warum Herr Stadtſchulrat Dr. Sickinger ſchlechter geſtellt ſein ſolle als Unſere andern Reſſortchefs. Er habe die Auffaſſung, daß unſer Siadtſchulrat ſeine Aufgabe ſo gut erfüllt, wie ein anderer Peſſortchef. Er perſönlich habe den Forderungen und den An⸗ trägen, die ſeitens des Stadtrats gekommen ſeien, ſehr ſym⸗ kathiſch gegenübergeſtanden; nach den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters aber würde er ſich ſchämen, weil den Be⸗ amten die Arbeitsfreudigkeit fehle, für eine Gehaltserhöhung ein⸗ zutreten und er erſuche ſeine Fraktionskollegen, unter allen Um⸗ ſtänden und mit Recht gegen dieſe Vorlage ſtimmen zu wollen. Sty. Süß wünſcht eine Gehaltsaufbeſſerung für die beiden Patsdienec in Neckarau, wird aber ebenfalls darauf aufmerkſam gemacht, daß er erſt nach Schluß der Tagesordnung ſprechen darf, Mannheim, 24. Juli. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Stw. Dr. Engelhorn kommt auf die Ausführungen des Stp. Levi zurück und weiſt darauf hin, daß dieſer aus den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters einen Schluß gezogen habe, der nicht ganz korrekt ſei. Soviel er aus den Beamtenkreiſen gehört habe, rührt die Verſtimmung nur allein daher, daß mit den einzelnen Beamten nicht ver⸗ handelt worden iſt. Der Stadtrat hätte ſich vorher der Zu⸗ ſtimmung der betreffenden Beamten verſichern ſollen. Er müſſe da auf die großen Aktiengeſellſchaften hinweiſen, in denen die Gehaltserhöhungen doch auch eine große Rolle ſpielen. Er glaube nicht, daß ein Direktor größere Aufbeſſe⸗ rungen vornähme, ohne vorher den Aufſichtsrat gefragt zu haben. Er unterſtütze den Antrag des Stp. Glaſer, daß der Stadtrat den Antrag zurückziehe. Er glaube nicht, daß ſich eine Zuſtimmung zu der Vorlage ergebe. Str. Vogel ſtimmt dieſen Ausführungen bei. Die Mitglieder der Gehaltskommiſſion hätten geglaubt, den Auf⸗ trag des Bürgerausſchuſſes auszuführen, daß genau geprüft werden ſolle und zwar unter Berückſichtigung der finanziellen Verhältniſſe, bei welchen Beamten es unbedingt notwendig ſei, daß eine Erhöhung eintrete. Sehr unangenehm iſt es immer, wenn der Stadtrat eine Vorlage einbringt und ſie wird ab⸗ gelehnt oder zurückgewieſen. Oberbürgermeiſter Dr. Beck ſagte hierauf, daß er weder aus den Ausführungen des Stv. Levi noch aus denen der Stv. Glaſer und Dr. Engelhorn hätte entnehmen können, ob die Herren für die Bewilligung ſeien oder nicht. Er konſtatiere, daß von keiner Seite ein zukünftiges Einverſtändnis in Aus⸗ ſicht geſtellt worden ſei. Es wäre ihm ſehr erwünſcht, wenn die einzelnen Fraktionen noch kurz ihre Anſicht äußern würden. Stv. Glaſer erklärt, daß der Wortführer ſeiner Fraktion, Herr Rechtsanwalt König, ſ. Zt. ausdrücklich betont habe, daß er mit einer Regelung der Gehälter, auch der nicht im Gehaltstarif ſtehenden Beamten, durchaus einverſtanden ſei. Dies laſſe doch vorausſehen, daß wir prinzipiell geneigt find, eine Erhöhung der Gehälter zu bewilligen, wenn der Stadtrat uns eine entſprechende Vorlage macht.(Oberbürger⸗ meiſter Dr. Beck ruft: Eine höhere!) Das iſt aber nicht unſere Sache, dem Stadtrat zu empfehlen, wieweit er in der Beratung dieſer Sache gehen ſoll. Er könne konſtatieren, daß ſeine Fraktion im Prinzip geneigt ſei, eine entſprechende Auf⸗ beſſerung der Gehälter zu bewilligen. Stv. Wiedemann iſt überzeugt, daß eine Vorlage zuſtande kommt, die gewiß die Majorität finden wird. Die jetzige Zeit ſei ungünſtig. Bei einer ſolchen Beſetzung könne die Frage nicht eingehend beſprochen werden, das müſſe der Vorfitzende ſelbft zugeben. Oberbürgermeiſter Dr. Beck: Man wiſſe aber nicht wie. Die Vorlage ſoll doch von uns gemacht werden. Alſo müßten die Fraktionen doch etwas mehr bewilligen, als wir beantragen. Stwo. Gießler: Ich berufe mich auf das, was in der etberatung klar gelegt worden iſt. Damals kam zum SeschaftsermPfehlLumg. Der verehrl. Kundschaft, sowie Freunden und Gönnern Zzur gefl. Nachricht, daes durch das Ableben meines lieben Mannes das Maler- und Tünchergeschaft rilfer& Neutbard Umstände halber bis 1. August 1907 aufge- löst und meinerseits unter der Firma 9576 Emil Prüfer Wwe. mit Leitung meiner beiden Söhne im alten Hause K 2, 22 weiter geführt wird. Empfehle mich in allen, in das Fach einschlagenden Arbeiten, für deren Ausführung ich die weitgehendste Ga- rantie leiste, sowie die grösste Sorgfalt dafür Widmen werde. Mit aller Hochachtung Emil Prüfer Mue. Dek.-Maler und Tüncher-Geschäft K 2, 22. liefent in geſchmack⸗ Piliten⸗ RKarfen volliter Husführung Dr. B. Bagsſde Buchürnckerei S. m. b. B. eeeeeeeee — Lorenz Walter Bursau: Dammstrasse 36— ſelephon 2002 Kohlen, 8 Ausdruck, daß man nicht allzuviel geben ſolle. Heute heiße es aber: Mehr! Mehr! Sto. Levi: Wir ſind hierher gekommen als Vertreter der Bürgerſchaft Mannheims und wenn uns der Stadtrat eine Vorlage macht, ſo werden wir darüber beraten und darüber beſchließen, wie wir es für richtig halten. Arbeit für den Stadt⸗ rat zu machen haben wir gar keine Veranlaſſung. Als Kuli laſſen wir uns nicht behandeln. Oberbürgermeiſter Dr. Beck erklärt namens des Stadt⸗ rats, daß die Vorlage zurückgezogen wird. Auch der nächſte Punkt der Tagesordnung:„Dienſt⸗ und Gehaltsverhält⸗ niſſe der Handarbeits⸗ und Haushaltungslehrerinnen“ wird zurückgezogen. Alsdann beantwortete er mehrere im Laufe des Nach⸗ mittags geſtellte Anfragen. Was das Seminar anbelange, ſo komme dasſelbe erſt dann, wenn man die zweite höhere Töch⸗ terſchule errichtet haben werde, da ein Mann nicht in der Lage ſei, außer der Realſchule und einer ſo ſtarken Mädchenſchule ein Lehrerinnenſeminar zu leiten. Auf eine Anfrage des Sto. Ihrig erklärte Herr Oberbürgermeiſter Dr. Beck, daß wegen der Errichtung einer zweiten Mädchenſchule bereits Erhebungen im Gange ſeien. 5 Die meiſten Bürgerausſchußmitglieder verlaſſen hierauf den Saal. Nicht einmal 20 Mitglieder ſind noch anweſend. Stv. Noll bedauert ſehr, daß ſeine Anfragen jetzt erſt beantwortet werden können. Redner bemängelt den langſamen Gang des Baues des neuen Schulhauſes in Neckarau. Bis Oſtern 1908 ſolle es fertig ſein und bis jetzt ſei noch keine Borlage an den Bürgerausſchuß gelangt. Auch die Turnhalle ſei nicht mehr ausreichend. Oberbürgermäſter Dr. Beck bemerkt, daß es heute das erſte Mal ſei, daß Herr Bürgermeiſter von Hollander nicht anweſend ſei, um die Frage zu beantworten. Herr Stadtbaurat Perrey gibt genaue Auskunft über die Projekte, die bisher ſchon gemacht wurden für das Schul⸗ haus in Neckarau und weiſt darauf hin, daß vielleicht gegen 1 des Jahres mit der Fundamentierung begonnen werden önne. Bürgermeiſter Martin gibt ebenfalls Auskunft. Oberbürgermeiſter Dr. Beck weiſt auf das Beſtreben des Stadtrats hin, ſo raſch wie möglich die Neubauten auszuführen und zu beenden. Mit der Fundierung des neuen Schulhauſes in Neckarau werde noch in dieſem Jahre begonnen. Stadtbaurat Perrey weiſt bezüglich der zweiten Turn⸗ halle darauf hin, daß noch kein Beſchluß gefaßt worden ſei. Sty. Bub erſucht, daß mit Hochdruck an der Fertig⸗ ſtellung der Reformſchule gearbeitet werde. Des weiteren bringt er eine Beſchwerde der Anwohner der Stephanien⸗ promenade über den Reitweg zur Sprache. Der Reitweg gehöre auf die andere Seite der Straße. Oberbürgermeiſter Dr. Beck: Bis jetzt ſei hierüber noch keine Beſchwerde eingegangen. Von den Reitern ſeien ſchon 8. Seite. viele Beſchwerden eingelaufen, daß man ihnen nicht genug ent⸗ gegenkommen könne. Die Reiter machten neun Zehntel der Steuerzahler aus. Die Stellung des Stadtrats müſſe eine vermittelnde ſein. Wenn Mißſtände borliegen, werde der Stadtrat abhelfen. Stv. Bub weiſt darauf hin, daß es ſich nur um die Ver⸗ legung des Reitwegs auf die andere Seite der Stephanien⸗ promenade handle. Stv. Süß kommt alsdann nochmals auf die Rats⸗ diener in Neckarau zu ſprechen und verlangt Gleichſtellung bezüglich des Gehalts mit ihren Kollegen in der Altſtadt. Bis jetzt ſei in Neckarau nichts geſchehen und auch N⸗ckaxau nicht gleichgeſtellt worden. Es ſeien viele Verſprechungen gemächt aber nicht gehalten worden. Oberbürgermeiſter Dr. Beck weiſt es auf das ſchärfſte zurück, daß die Stadt irgend ein Verſprechen nicht eingehalten habe, ſei abſolut unrichtig. Wir haben unendlich mehr getan, als wie zu tun verpflichtet waren. In einer Darſtellung über die Einverleibung mit Neckgrau habe er ſ. Zt. näch⸗ gewieſen, welche Koſten der Stadt erwuchſen, die Herren von Neckarau als Mitbürger zu begrüßen. Wenn man berückſichtige, was die Ratsdiener in Neckezau mehr haben, als ſie bei der Einverleibung beſaßen und noch zu erhoffen hatten, ſo werde man zugeben, daß dies reichlich ſei. Er vermute, daß die Ratsdiener in Neckarau ſich nicht unterſcheiden von denen in Käferthal.„Die Behauptung des Sto. Süß, die dieſer rein aus der Lußt gegriffen habe, ſei abſolut unrichtig. Er müſſe ſie deshalb nochmals zurückweiſen. Er werde in der nächſten Sitzung die Behauptung des Sto. Süß nochmals feſtnageln. 5 Stv. Noll wünſcht die Fortführung der elektriſchen Straßenbahn in die Kaiſer Wilhelmſtraße in Neckarau, ſowie beſſere Beſprengung der Straße nach Neckarau. Oberhürgermeiſter Dr. Beck: Daran ſei in 20 Jahren nicht zu denken. Stp. Levi iſt geſtern nach Neckarau hinausgegangen. Da ſei ſehr gut geſprengt worden. Stv. Süß bemerkte hierauf, drei Tage vor der Sitzung ſei es immer naß in Neckarau.(Heiterkeit. Stv. Noll verlangt ferner noch den 5 Minutenbetrieb der Elektriſchen in Neckarau. Stp. Wunder bringt Wünſche bezüglich des Schulbeſuchs in der Gewerbeſchule vor und erſucht um Aenderung des Schul⸗ aufangs. Oberbürgermeiſter Dr. Beck macht den Redner darauf auf⸗ merkſam, daß der Beginn der Unterrichtszeit Sache des Landes⸗ gewerbeamts ſei und von dieſem aus geregelt werde. Stv. Schuhmacher wünſcht das Neckarauer Freibad pel Kilometer 249 erſtellt wiſſen. Dort würden ſich abſolut keine Schwierigkeiten bieten. Bürgermeiſter Ritter bemerkt, daß es früher geheißen babe, das Freibad könne in Rückſicht auf die Schiffahrt dort nicht erſtellt werden. Kohlenhandlung empfiehlt alle Serten den billigsten Tagespreisen- Lieferant des Beamtenvereins. Koks, Briketts u. Brennholz * Damit war die Sitzung deude e 704 Uhr. 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