Abonnement: Gadiſche Volkszeitung.) 70 Pfennig monatlich. Breingerlohn 28 Pfg. monatlichz burch die Poſt bez. incl. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. E 6, 2. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile.. 258 Pfg. Auswärtige Inſerate. 30„ Die Reklame⸗Zeile.„ 1 Mark der Stadt Mannheim und Umgebung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Unabhängige Tageszeitung. Geleſenſte und verbreitetſte Zeilung in Tlannheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Aunahme ſür das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 uhr⸗ (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: »„Journal Mannheim“ Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckeret⸗Bureau(An⸗ nahmov. Druckarbeiten 341 Redaktion 3677 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung... 18 — E 6, 2. Nr. 3 13. Montag, 4. November 1907. Eigene Nedaktions⸗VBureaus in Berlin und Karlsruhe. Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 12 Seiten. Die Unterzeichnung des norwegiſchen Integritätstraktates. ie politiſchen Verhandlungen Norwegens mit Deutſchland, Frankreich, England und Ruß⸗ land ſind nunmehr zum Abſchluß gelangt, nachdem ſie ungefähr ein Jahr gedauert haben. Am vergangenen Sams⸗ dag wurde nachmitags im Departement des Auswärtigen von dem norwegiſchen Miniſter des Aeußeren, dem franzöſiſchen Geſandten, ſowie von dem engliſchen Geſchäftsträger die De⸗ klaration betrefend die Aufhebung des November⸗ traktates für die drei Reiche unterzeichnet. Unmittelbar darauf wurde von dem norwegiſchen Miniſter des Aeußern, ſowie von dem franzöſiſchen Geſandten, dem engliſchen Ge⸗ ſchäftsträger, ſowie von dem deutſchen und ruſſiſchen Geſand⸗ len der Traktat über die Inregrität Norwegens unterzeichnet. Da die norwegiſche Regierung ſich vorbehalten hat, die Angelegenheit dem Storthing vorzulegen, bevor der Traktat ratifiziert wird, ſo wurde verabredet, daß die Dekla⸗ tation, ſowie der Traktat gicht veröffentlicht werden ſollen, bevor der Traktat ratifiziert iſt. Anläßlich der Unterzeichnung des norwegiſchen Integri⸗ tätstraktates ſchreibt„Stockholms Dagblad“: Dies iſt Nor⸗ wegens eigene Sache, es darf aber nicht verſchwiegen werden, daß hier eine allgemeine Mißſtimmung durch den Gedanken hervorgerufen wird, daß der Traktat direkt oder indirekt gegen Schweden gerichtet iſt. Die aufgeklärte öffentliche Meinung Europas wird doch wohl dem Worte unſerer Regierung glauben, wenn ſie wiederholt ihre aufrich⸗ tigen und friedlichen Abſichten betonte, und der Miniſter des Acußeren v. Trol le kürzlich die beſtinmte Erklärung abgab, daß nicht Schwedens Politik die von Norſvegen ge⸗ ſuchte Garantie notwendig mache. Da wir den Wortlaut des Traktates nicht kennen, können wir natürlich nicht mit Sicher⸗ leit beurteilen, ob und in welchem Grade man geglaubt hat, Die die vier Großmächte gegen Schweden in die Politik der ſkan⸗ dinaviſchen Halbinſel einmiſchen zu müſſen. Aber ſchon der Schein einer ſolchen iſt ein bedenkliches Hindernis für das zu⸗ künftige beſſere Verſtändnis zwiſchen den beiden Völkern, was das Ziel aller ſchwediſchen und norwegiſchen Staatsmänner ſein müßte und auch das Ziel der ſchwediſchen Regierung iſt. „Spenska Dagbladet“ erinnert an die geographiſche Soli⸗ darität der ſkandinaviſchen Länder. Wenn ſie nicht zuſam⸗ menarbeiten könnten, müßten ſie jedenfalls parallel arbeiten. Das Blatt ſchreibt dann: Von dieſem Geſichtspunkte aus können die Schweden nur mit Bedauern die Beſtreb⸗ ungen Norwegens ſehen, ſich unter die Garantie der Groß⸗ mächte zu ſtellen. Aus Anlaß der Verhandlungen mit Nor⸗ wegen wurde von Seiten einer Macht die Anfrage geſtellt, ob nicht auch Schweden eine ähnliche Garantie wünſche. Dieſe Frage wurde beſtimmt verneinend von der ſchwediſchen Regierung beantwortet, die in dieſem Punkte die ganze Nation in ſeltener Einigkeit hinter ſich h Man hätte einige Rück⸗ ſicht auf die ſowohl an ſchwediſcher, wie von auswärtiger Seite gemachten Bemerkungen erwarten können, daß nämlich der Garantietraktatohne Schweden alsgegen Schwe⸗ den gerichtet aufgefaßt werden könnte. Man kann die Rich⸗ tigkeit dieſer Bemerkung ebenſo wenig leugnen, wie man ableugnen kann, daß Schweden ſchon längſt bindende, reelle Be⸗ weiſe für eine vollkommene Loyalität Norwegen gegenüber gegeben hat. Es ſteht aber feſt, daß Norwegen ſeinerſeits leine Veranlaſſung gefunden hat, einen bindenden Beweis für eine vollkommene Loyalität uns Schweden gegenüber zu geben, was doch unmittelbar auf der Hand lag. Dies wird hier nicht ſo bald vergeſſen werden. Vom moderniſtiſchen Kriegsſchauplatz iſt faſt jeden Tag etwas Neues zu melden. Novembernummer der katholiſchen zwanzigſte Jahrhundert“ beſpricht Dr. Albert Schäffler in längeren Ausführungen die Enzyklika Poscendi Dominiei gregis. Dieſes katholiſche Urteil iſt geradezu vernichtend für die Aktion des Vatikans. Wir geben einige Sätze daraus wieder: 5 In der erſten Zeitſchrift„Das Wollte man der 1 Glauben ſchenken, ſo wäre der „Modernisnius“ das e Unglück der Kirche. Aber des ſichwerſté Unheil, die Kirche treffen konnte, iſt aber Enzyklika ſelbſt. Man muß weit, weit zurückblättern in der Geſchichte, bis man auf eine Maßregel von ähnlicher Ver⸗ blendung ſtößt. ſtellt die Kirchein den Augen aller Gebildeten unfäglich bloß. Sie ſchädigt die einf von der Kirche ſo rderten kath iſchen Unt 0 — verſitäten in der unverantwortlichſten W̃ die thebologiſchen Fakultäten um all Sie verurteilt aul tholiſche Wiſſenſchaft zum Galgentod und ern biget die B fe zu Hien⸗ lersdienſten. Kaum hätte der e hteſte Kirchenfeind en. Man k ſeinen Räten vergle te eren Plan einſpe Julian und der Kurie einen höll ihre Urbeber mit Kaiſer die dem ihnen verhaßten Ch verſetzen zu können glaubten, als indem ſie ihm die Schulen verſperrten. Mit Jubel begrüßten die Feinde der römiſchen Kurie dieſen Erlaß. Von den empörenden Maßregeln, mit welchen die Enzyklila wider die„Moderniſten“ vorgeht, von den niedrigen Inſtinkten, die ſie gegen ße aufſtapelt, von dem fanatiſchen Geiſte ſllüctender Verfolgungsſucht, niedrigſter Schnüffelei und abſtoßenden Denunziantentums, den ſie groß zieht und nährt, wollen wir am liebſten nicht reden. Kurzſichtigkeft, zu wähnen, mit ſo kleinlichen und rohen Mitteln jaſſe ſich der Fortſchritt der Wiſſen⸗ ſchaft hemmen! Ideen laſſen ſich nun einmal nicht, wie die Auslagefenſter der Großſtadt der E in der Nachtzeit durch die Wack und Schließgeſellſchaft überwachen. 0 Die Kurie hat noch immer jeden Fortſchritt verdammt und doch hat immer der Fortſchritt vecht behalten. Der Irrtum, den die Kirche heute verſlucht, hat die beſte Gewähr, die Wahrheit von morgen zu ſein. Die Forſchung wird über die jüngſte Enzyklika wie über ſo viele ihrer Sor⸗ gängerinnen einfach zur Tagesordnung übergehen. Die Gelehrien werden nach ihr arbeiten wie zuvor, alles wird ſeinen§8 80 mehmen, als wäre ſie niemals erſchienen, und nur die rßmife e Kurie wird den Schaden ha die ſich mit ihr wie mit dem]ändern. Es borrſcht in den weiteſten Kreiſen des Kleru N iſtentum keinen tötlicheren Saag Aber welch heillloſe licher in der„Frkf. Ztg.“, ein offenbax auf Spruch bewahrheiten zu wollen ſcheint: Quem Deus perdere vult, eum dementat. Nichts könnte die römiſche Kurie, wenn ſie einer Belehrung überhaupt zugänglich wäre, beſſer von der Verkehrtheit ihrer letzten Kundgebungen überzeugen, als das eiſige Schweigen, in das ſich ſogar die ihr blind ergedene„gute“ Preſſe hüllt. Die Enzyftlika iſt noch nicht alt und ſchon veraltet. Sie iſt auch ſchon begraben, in aller Stille nach der vierten Klaſſe, sine luce et eruce. Läſſige Katholiken kümmern ſich überhaupt nicht um ſie. Aber auch eifrige wollen nichts von ihr wiſſen. betrachten ſie als eine Heimſuchung, in die man ſich ſchicken muß.„Reden wir nichts davon, flüſtern ſie einander verlegen zu; ſie iſt die partie honteuse des modernen Katholi⸗ zismus.“ Sie Einer der energiſchſten und rückſichtsloſeſten Vertreter des unter Pius X. im Vatikan herrſchenden Geiſtes iſt der Kölner Kardinal Fiſcher. Er iſt ein ebenſo abgeſagter Feind der Wiſſenſchaft, wie Pius X. Er iſt von den deutſchen Biſchöfen wohl der ſchärfſte Gegner der fortſchrittlichen Theo⸗ logie eines Schell, Erhard, Peters u.., wie er denn auch einer der Hauptſcharfmacher gegen Schell bei der römiſchen Kurie geweſen iſt. Was Profeſſor Schrörs in ſeiner S Streitſchrift von dem philoſophiſchen Lehrbuch ſagt, das Fiſcher für das Bonner Konvikt vorgeſchrieben hat: es könnte gerade ſo gut im 18. Jahrhundert geſchrieben ſein— paßt auch auf die Wiſſen⸗ ſchaft des Kölner Kardigals: ſie ſtammt aus dem 13. Jahr⸗ hundert und ſchließt damit ab. Nur kein ſelbſtändiges Den⸗ ken und Forſchen, keine„Meinung“ in religiöſen Dingen— unbedingte Unterwerfung eigener Einſicht unter die des Biſchofs iſt die Pflicht ſedes Katholiken! Zu den ſchwer⸗ wiegenden prinzipiellen Fragen der katholiſchen Bibelforſchung wußte der Kardinal auf dem Kölner Prieſter⸗Ferienkurſus s zu ſagen als:Der heilige Vater ſteht der fort⸗ g in der katholiſchencregeſe durchaus nicht mohlwollend gegenüber““„Ich kann verſichern, daß der h lige Vater den modernen Richtung gänzlich ablehnend ge über ſteht.“ Damit iſt für Kardinal Fiſcher die Sache ſtändig erledigt. Katholiſche Zeitungen und Ze ͤ etwas mehr Fühlung mit der modernen Welt Wiſſenſchaft haben, ſind daher in Köln ſehr unbe dieſem Kirchenfürſten entwirft ein katholiſche El ruhendes Bild. Wir empfehlen an der Hand dieſer ungen das Syſtem Fiſcher zu ſtudieren; wollen n Schlußurteil des freimütigen Geiſtlichen hier wiedergeb Bei ſolcher von modernem Empfinden ganz Unbeeinfl Geiſtesrichtung des Kölner Oberhirten, bei ſolcher Ueberſpa nung des kirchlichen Autoritätsgedankens iſt es kein Wunder, der Kardinal in ſeiner Diözeſe ungenein wenig Sympathie Nicht nur bei den Lajen, ſondern auch beim Klerus. Es iſt e großer Irrtun des Kardinals, wenn er in ſeinem Erlaß gege Schrörs der Hoffnung Ausdruck gibt, daß der Kölner Diözeſ klerus den i: Rede ſtehenden traurigen Vorfall(d. h. die Sch des Profeſſors Schrörs) beklagen und verurteilen wird.“ 9 der Hlerus hut in ſeiner überragenden Mehrheit das Vorgeh des Profeſſors Schrörs durchaus gebilligt. Daran wird die Ergebeubeftsadreſſe des geſamten Diözeſanklerus an Kardinal, die von einigen loyalen Gemütern geplant iſt Verſunkene Wellen. Ein Roman von der Inſel Sylt. 1225 Von Anny Wothe. 5 (Nachdruck verboten. (Fortſetzung.) Die alte Sagenerzählerin von Rantum war es, die er ſchon als Kind gekannt, die Frau, die da drüben wohnte, in einer der letzten armſeligen Hütten am Fuße der Dünen von Ramtum jener verſunkenen Welt, über welche das Meer dahin brauſt und die grauen Dünen ihre Schleier werfen, immer ein Stück Land, eine Hütte nach der anderen begrabend und mit fortneh⸗ mend in das unendliche weite Reich des Vergehens— Ein Sauſen und Brauſen war in Ditlefs Ohren. Rote Nebel wallten vor ſeinen Augen. Seine breite Bruſt ſtemmte ſich keuchend gegen den Sturm. Bis zu den Hüften verſank er oft in dem weißen Sand. Es war ihm, als müßte er untergehen in dem gleißenden, trügeriſchen Schimmer der Dünen, aber immer wieder gab ihm die Verzweiflung Kraft, ſich weiter zu kämpfen. Fand er überhaupt aus dieſem Dünenmeer wieder den rechten Weg? Gab es hier eine Retlung? Ditlef Stöven hatte oft furchtlos dem Tode ins Auge ge⸗ ſchaut, nie hatte ſein dunkles Auge in der höchſten Gefahr gezuckt, nie ſein Herz gebebt, aber hier, dieſem gleißneriſchen Sandchaos gegenüber war er kleinmütig. Er hatte den Pfad verloren. Einen Augenblick dachte er daran, ſich in einer Dünenhöhle niederzulaſſen und den Morgen zu erwarten, aber ſein Herz, ſein wildes ſich nach Gewißheit ſehnendes Herz drängte weiter. Hatte das Weib mit ſeinen dunklen Andeutungen Recht? Erwartete ihn dort drüben in Liſt, in dem altfrieſiſchen Lebrer⸗ houſe, in dem er einſt als Kind eine Heimſtätte fand, nicht ſeine Braut?%%%ͤͤo 4 Eine hohe Dünenwaad hob ſich vor ihm auf, ſtatteig. Warum ſchrieb ſie ihm ſo lange nicht, Merret Bootje? Hatte er ſelbſt nicht ſchon Böſes geahnt? War er nicht da⸗ rum mit Gefahr ſeines Lebens bei den Liſter Dünen ans Land gegangen, anſtatt ſein Schiff ſelbſt in den Hafen zu führen, wie es die Pflicht heiſchte? Der Hafen war noch weit. Früheſtens morgen hätte er dann bei Merret ſein können und jetzt— jetzt ſah er ſie vielleicht nie wieder.— Eine tiefe Muttloſigkeit wollte den Kapitän überkommen. Wo nur das Weib geblieben war?„Maiken Taken“ ſchrie er durch die Nacht, abor der Sturm verſchlang ſeinen Ruf. Und noch einmal raffte Ditlef ſeine ganze Kraft zuſammen. Gelang es ihm, ahinauf zu kommen,= konnte er Umſchau halten und den Weg erkunden; wenn dieſe Schauernacht überhaupt einen Ausblick ge⸗ Mühſamt, jeden Schritt mit Aufbietung all ſeiner Kraft er⸗ kämpfend, kam er langſam vorwärts. Der Sturm ſchien jetzt nachzulaſſen. Hier und da ſah er dunkles, wild zerriſſenes Wol⸗ kengewirr über ſeinem Haupte dahinjagen und jetzt, jetzt ſtand er aufatmend hoch oben auf der Düne und vor ihm lag ſtill im Feierglanz des ſoeben hervorbrechenden Mondlichtes Liſt, das kleine Heimatdorf, wie ein ſchlummerndes Kindlein im Sturm⸗ gebraus. Gerettet! jubelte Ditlefs Seele und ſeine Hände falteten ſich unwillkürlich zum Gebet. Ditlef Stöven ſtand lange und blickte hernieder auf das kleine Dörſchen, in dem nur hier und da matt ein Lichtlein blinkte. Im weißen Kranz der Dünen lag es wie in leuchtenden Schnee gebettet. Die Wellen des Wattenmeeres rollten noch grollend aus den weißen Dünenſand, aber Ditlefs geübter Blick erſpähte, das es ſich müd gekämpft, das gewaltige Meer. In der Luft lag es ſchon wie ein Traum. Auch das Meer wollte, wie der wilde Sturmgeſelle, nun ſchlafen gehen. von ihm? Was wußte ſie von Merret? glaubte er plötzlich nicht mehr, was er ſich ſeit Jahr und Ta Ditlefs ſckwarzer Mantel flatterte im Wind, als wollte die Heimat grüßen, ſo ließ er ihn wehen. Umſonſt ſpähte leßs Auge über die Heide, hin zu dem Lehrerhaus, das die Merret barg. 5 Kein Lichtlein grüßt von dort herüber. Lanſam ſti die Dünen hinab, langſam, zögernd, als wollte er Zeit gew ſchritt er den ſchmalen Heideweg entlang dem Dorfe zu. Zwiſchen den wenigen Hütten des Dorfes ging er mi ſchallenden Schritten durch das ſchweigende Liſt. Vor langen, niederen, mit Schilf gedeckten Hauſe, das ganz im lag, blieb er tief aufakmend ſtehen. Ja, es war noch das alte Dach, noch der lange ſchmale, ſelige Garten, in dem noch immer die Bäume verdorrten einſt. Die verblichene grüne Haustür mit dem gelben Kl o, er kannte ſie noch ſehr gut! Acht Jahre war er fern ge Merret war damals noch ſo jung, kaum ſiebzehn Ja freilich, acht Jahre war eine lange Zeit. Was lag nich dazwiſchen? 5 Was hatte er unterdoſſen nicht alles geſehen und erf Merret, wie würde er ſie finden? 8 „Als Kapitän oder nie ſiehſt Du mich wieder,“ einſt zu der blonden Pflegeſchweſter geſagt? Und nu ſein Wort einzulöſen, das er ihr einſt da oben auf de Dünen gegeben.„„„„ Ditlefs Herz klopfte zum Zerſpringen. Warum nur immer wieder Maiken Talen ein? Was wollte Und Warum hatte er ſolange nichts von Merret gehört? Immer hatte ſie geſchrieben, ſelbſt damals als ſie in Hamburg bei der Schweſter von Pidder Bootje, ihrem Vater, zum Lernen geweſen und dann auf einmal nichts, nichts mehr. 5 Wieder kroch eine heiße Angſt zu Ditlefs Herzen. Warum 1 immer feſter eingeredet hatte? Waren wirklich ihre Brief 2 2. Seit: General⸗eltzeiger.(Mitlagblalt.) Mannheiiſt 4. November. funden hat, oſſen gegen das„Syſtem Fiſcher“ zu proteſtieren, ein Syſtem, das betignet iſt, auf die Dauer nicht nur die Gebildeten, ſondern auch endere gufwärtsſtrebende Volkskreiſe, namentlich die Arbeiterſchaft, der Kirche zu entfremden. —.—.— Polſtische Uebersſcht. Mauunheim, 4. November 1007. Die Bewegung gegen den Inder. Kein Sterbenswort hört man mehr über die von Münſter aus vor einigen Monaten geleitete Bewegung katholiſcher Laien gegen den Index. Bekanntlich— oder nicht be⸗ kanntlich, denn die damaligen Vorgänge ſind ſchon faſt ver⸗ geſſen— war bonſeiten der kirchlichen Obrigkeit den Führern des Unternehmens ausgedrückt worden, ſie hätten, ehe ſie einen Schritt taten, die Biſchöfe ins Vertrauen ziehen ſollen. Was wäre dann wohl geſchehen? Die„Nationalliberalen Blätter“ beantworten in ihrer neueſten Nummer dieſe Frage, indem ſie zugleich ein Schlußwort zu der ſo gründlich niedergeſchlagenen Münſterſchen Bewegung ſchreiben, folgendermaßen:„Hätten die katholiſchen Laien dem Wunſche des Kardinals Kopp ent⸗ ſprechend die Biſchöfe ins Vertrauen gezogen, ſo wäre wahr⸗ ſcheinlich ſchon früher eingetreten, was alsbald nach den römiſchen Enthüllungen eingetreten iſt: die Ein ſtellung des Unternehmens. Man kann ſicher ſein, daß der Biſchof von Münſter oder ſeine Beauftragten mit den in Münſter anſäſſigen Mitgliedern des Komitees Unterredungen gehabt haben, deren Folge das Schweigen iſt. Auch der Aus⸗ gang dieſer Sache beweiſt wiederum, daß auf der klerikalen Seite weder die Freiheit des Forſchens noch die Freiheit des Handelns noch— um einen von Zentrumsagitatoren gerne gegenüber der Arbeiterbevölkerung benutzten Ausdruck anzu⸗ wenden— die Koalitionsfreiheit vorhanden iſt. Die Herren in Münſter wiſſen jezt, wie es mit der Koalitions⸗ freiheit der Laien ausſteht. Sie werden wahrſcheinlich ihr Leben lang den Klerikalismus nicht mehr als„Hort der Freiheitl“ krühmen. Aber andere werden kommen und werden den Mund vollnehmen von all den ſchönen Freiheiten, die ihnen angeblich blühen, bis— nun, bis auch ihnen den Mund verſchloſſen wird wie den Männern von Münſter!“ Deutsehes Reich. EdDie ſozialiſtiſche„Neue Geſellſchaft“ hat ihr Erſcheinen eingeſtellt.) Die von Dr. einrich Braun und Frau Lilly Braun herausgegebene ſozial⸗ demokratiſche Wochenſchrift„Die neue Geſellſchaft“ hat mit dem 31. Oktober ihr Erſcheinen eingeſtellt. In ihrem Schluß⸗ wort verſicherten die Herausgeber, ſie hätten mit der„Neuen eſellſchaft“ keinen perſönlichen Gewinn erſtrebt, wohl aber geſamtes Vermögen zum Opfer gebracht und die Jahre her 515 rückhaltlos ihre Arbeitskraft für ſie eingeſetzt. Das Un⸗ iehmen krankte vor allem an der Feindſchaft im ſozialdemo⸗ kratiſchen Lager. — Die Stellung der Kriegervereine zur Sozialdemokratie) hat der Präſident des Königlich Sächſiſchen Militärvereins⸗Bundes, Juſtigrat Windiſch, in der Rede behandelt, mit der er die in Bautzen abgehaltene Bundes⸗ Generalberſammlung einleitete. Er ſagte: Die Sozialdemo⸗ kratie benutzt die Arbeiterfreundlichkeit nur als Deckmantel ihrer umwälzenden Beſtrebungen; ihr liegt nichts daran, die Arbeiter zufrieden zu machen; Zufriedenheit wäre ihr Grab, und ſo haben wir es oft erlebt und werden es noch oft erleben, daß da, wo ſich Zufriedenheit zeigt, künſtlich aufgewiegelt wird, um der Unzufriedenheit, der Zwietracht, dem Haſſe den Weg zu ahnen. Dabei hat die Sozialdemokratie für ihre armen Ge⸗ ſen kein Mitleid, keine Hilfe; ſie nützt ſie nur aus und it ihnen den letzten Groſchen ab, unbekümmert darum, aus ihnen wird. Darum, meine Herren Kameraden, eibt es eine fortwährend beſtehende große und ernſte Aufgabe ins, durch Belehrung und Nufklärung unſere Kameraden 8 den Arbeiterkreiſen, die uns angehören, auf dem rechten zu erhalten, und die uns noch nicht angehören, zu uns zuziehen. Daß jeder Erfolg von uns ein Verluſt für die Sozialdemokratie iſt, weiß ſie ſehr wohl. Aus dieſem⸗Grunde berfolgt ſie uns mit ihrem Haſſe und ihrer Wut; deshalb ſtehen mit ihr im heftigſten, unverſöhnlichen Kampfe. Dieſer ampf richtet ſich gegen die Lehrer und Grundſätze det Sozial⸗ mokratte, die den ünſerigen direkt enſgegengeſetzt ſind und vor N 50 Genugtuung darüber, daß endlich einmal jemand den Mut ge⸗ eeee denen wir deshalb unfere Kameraden warnen und behülten müſſen. —(Die lanpd.) Das „Wiener Frer b zende Reiſe des iglan Dieſes Beiſammenſein der oberſten Repräſentanten ſchlands und Großbritanniens iſt wie ein Friedensfeſt nach einer längeren Periode der Mißſtimmung und des Mißverſtändniſſes. Die Vedeutung des Beſuches, der nicht dem Zwecke von beſonderen Ab⸗ machungen dient, liegt darin, daß vor aller Welt der ge⸗ meinſame Wunſch der beiden Herrſcher ſichtbar gemacht wird, den allgemeinen Frieden aufrecht zu erhalten. Deutſch⸗ land und England haben ſich einander weder zu beneiden noch zu fürchten. Wenn Kaiſer Wilhelm und Könſg Eduard ſich einander die Hände reichen, wiſſen ſie die Arbeits⸗ völker hinter ſich, die ihren Herrſchern dankbat ſind 82 Ausland. Balkanſtaaten.(Die bulgariſchen Ban⸗ den.) Die griechiſche Regierung beantwortete die auſtro⸗ruſſiſche Note durch ein Rundſchreiben an ihre Vertretet bei den Groß m ächten. Die Regierung ſei ihrer Pflichten gegen das griechiſche Glement Mazedoniens bewußt und erinnert an das von den griechiſchen Geſandten am 12. September 1906 den Mächten überreichtes Memorandum, das das Treiben der bulgariſchen Banden Mazedoniens ent⸗ hüllte, durch welches die Griechen zu Verteidigungsmaßregeln gezwungen ſeien. Durch die griechiſchen Verteidigungsmaß⸗ regeln ſei ein merklicher Umſchwung in der politiſchen Lage Mazedoniens eingetreten. Das bulgariſche Streben, durch künſtliche Mittel das Uebergewicht zu erreichen, ſei klar er⸗ wieſen. Wiederholte griechiſche Verſuche, den Kampf einzu⸗ ſtellen, waren erfolglos, weil ſie ſofort eine geſteigerte Tätigkeit der bulgariſchen Banden hervorriefen, was die kraurigen Er⸗ eigniſſe letzter Monate bewieſen. Die in der Note erwähnte Abgrenzung könne keineswegs die Tätigkeit der Banden beein⸗ fluſſen. Die Abgrenzung müſſe auf dem status quo begründet ſein, vom Zeitpunkt des Beginns der bulgariſchen Uebergriffe ausgehend. Die Regierung würde nach ihren beſten Kräften an der Pazifizierung Mazedoniens mitwirken, die Ausführung der getroffenen Maßregeln überwachen und die mazedoniſchen Griechen beruhigen und beſchützen. Baheriſche und Wfälziſche Wolitik. Nationalltberale Partei. ch. Neuſtadt a.., 3. Nov.(Von unſerem Korre⸗ ſpondenten.] Der große Ausſchuß der nationallibe⸗ ralen Partei der Pfalz war heute im„Saalhau“ dahier zu einer aus allen Teilen der Pfalz beſchickten Sitzung zuſammen⸗ getreten. Die Verhandlungen waren nicht öffentlich. Das Re⸗ fergt über die politiſche Lage erſtattete der Vorſitzende der pfäl⸗ ziſchen Partei, Juſtizrat Neumayer⸗Kaiſerslautern; an das Referat ſchloß ſich eine läng⸗re Ausſprache, welche die Ueber⸗ einſtimmung der Parteimitglieder mit den Beſchlüſſen des Wles⸗ badener Pacteitages wie mit den Ausführungen des Referenten ergab. Die Stellung der natisnalliherglen Partei zum„Nati⸗ onalbereins“ wurde alsdann einer Erörterung unterzogen, welche zu gleichen Beſchlüſſen führte wie die diesbezüglichen Er⸗ örterungen in Wiesbaden. Die pfälziſche Partei tritt dieſem Verein nicht bei, gewährt abe den einzelnen Kantonalbereinen wie den Mitgliedern der Parlei volle Freihelt ihrer Entſchließ⸗ ungen nach der einen oder anderen Richtung. Weiterhin wurden Organiſations⸗ und Finanzfragen ſowie Preßangelegenheiten er⸗ örtert. Jolgende Reſolut on fand einſtimmige Annahme: „Der große Ausſchuß richtet an die liberale Fraktion der Abgeordnetenkammer⸗das dringende Erfuchen, in der bisherigen Weiſe die vollberechtigten auf Aufpeſſerung ihrer Gehälter ge⸗ richteten Wünſche der Geiſtlichen, Lehrer und Staatsarbeiter in ſtaatlichen Betrieben mit allem Nachdruck zu unterſtützen und dahin zu wirken, daß ſchon in der jetzigen Tagung der beiden Kammern eine diesbezügliche Geſetzesvorlage eingebracht und zur Annahme gekührt wird.“ An die Rerhandlungen, welcht bon mittags 19 bis nach⸗ mittags 4 Uhr währten, ſchloß ſich ein gemeinſchaftliches Mahl. 23 Der Raubmord in Meckarau. Auch während des geſtrigen Tages war die Stelle, wo der Loſeverkäufer Neudörfer unter den Händen eines blutjungen Burſchen verblutete, das Ziel vieler Neugieriger. ſucht jetzt, wie bereits angedeutet wurde, einen Tokſchlag zu konſtrüieren. Er gibt zwar Neudörfer ums Leben gebracht Au, BErN Der Täker en gegangen, wie er geglaubt, oder haffe Merref Überhaußpk ht mehr geſchrieben? Warum nur? Freilich er ſelbſt war ja auch ein ſchlechter. ſefſſchreiber geweſen, aber er hatte doch ihr Wort, wie ſie das utſchloſſen rührte Ditlef den Klopfer an der niederen Tür. ckb trat ſeine hohe Geſtalt über die Schwelle. ei dem unſicheren Licht ſah er nur eine jugendliche Frauen⸗ in dent Rähmen der Tür ſtehen. Merret,“ ſchrie er auf. Es klang wie ein unterdrücktes 10 Zitternd ſtreckte er ſeine Arme aus, das⸗ Mädchen fangen, aber erſchreckt und verwirrt ließ er die Arme wie⸗ iken. Das war nicht Merrets Blick, der ihn grüßte. nſicher, mit tötlichem Erſchrecken in den Augen ſah das Mädchen auf den Fremden.„Ditlef“ rief ſie dann voll heißer Freude und doch voll geheimer Angſt,„Vater komm“ der Ditlef vieder da!“ (Fortſetzung ſolgt.) ——— Cheater. Kunft ung Uugenſchan. Erſtes Muſilvereins⸗Konzert. Eine Schöpfung machte der andern an dem geſtrigen herr⸗ n Spätherbſtſonntag Konkurrenz. Es war ſchon mehr ein 8 dem Vollen, von der Leber weg Lob ſpenden kann, und das untag, der hinaus ins Freie lockte; umſomehr darf der Muſik⸗ Wer pu lich unverwüſtliche, geniale Schöpfung an. Wohl mit noch mehr Berechtigung als der ebenſo(tuteren und naiden Herzens ſchaf⸗ fende Anton Bruckner hätte Haydn auf die Pärtitur der Schöp⸗ ung ſchreiben könneit!„dem lieben Gott gewidmet“. Wo findet ſich in unſerer zeitgenöſſiſchen Muſifliteratur ein ſo durch und durch keuſches, von kindlich⸗gläubigem Gemüt zeu⸗ gendes Werk wie dieſes die Geneſis auf Flügeln des Geſanges in den Koazertſaal tragende Oratorium, das gleichfalls nach Worten der beiligen Schrift geſetzte Requiem von Joh. Brahms ausgenommen? Iſt es nicht rührend, wenn das auft etende erſte Menſchenpaar, nachdem uns alle erſchaffenden Lebeweſen in Wort und Ton vorgeführt worden ſind, an die Inſaſſen des größten zvologiſchen Gartens, der je auf Erden exiſtiert hat, die Auffor⸗ derung richtet:„Ihr Tiete, preiſet alle Gokt!“ Liegt nicht eine großartige Lekensweisheit in den Schlußworten Uriels: O glücklich Paar! Und glücklich immerfort, Wenn falſcher Wahn euch nicht verführt, Noch mehr zu wünſchen als ihr habt, Und mehr zu wiſſen, als ihr ſollt. Geht das nicht heute noch alle an, die vom erſten Menſchen⸗ paar, das die Mähnung nicht beherzigt hat, abſtammen? 5 Solche Texkesworte faſt ausnahmslos von den Soliſten in nicht mißzuverſtehender Weiſe vorgetragen zu hören, erhöhte den Genuß nicht wenig. Frau Rückbeil⸗Hiller(Stuttgart) welche den Erzengel Gabriel und die Eva übernommen hatte, iſt als vorzügliche und geſchmackvolle Konzerkſängerin längſt bekannt und machte auch zu haben, will aber dazu durch Neudörfer gereſzt worden ſein. 15 Wer den Ermordeten gekannt hat, wird dieſer Behauptung wenig Glauben be ſen. Sie ſteht auch im Widerſpruch zu dem agreſ⸗ ſiven Verhalten des aft zum„Prinz Wilhelm“ ſofort nach Verlaſſen ſaft tätlich geworden. Er hat Neudörfer herumge⸗ ſtoßen, bis er zu Boden fiel. Das Verhalten Schneiders gegen den ſchwachſinnigen Menſchen erſcheint um ſo brutaler, wenn man bedenkt, daß Neudörfer in der Wirtſchaft, in der er ſich etwa eine Stunde aufgehalten hat, mit Schneider kein Wort geſcrochen hat. Er ſaß während ſeiner Anweſenheit in der Wirlſchaft am runden Tiſch, der von Schneiders Tiſch durch einen Gang getrennt iſt und ließ Schneider und ſeine Gefährten völlig unbehelligt. Uebrigens ſind jetzt auch die widerſpruchs⸗ vollen Meldungen über das Geldwechſeln durch den Ermordeten in der Wirtſchaft aufgeklärt. Nach unſeren Informationen hat Neudörfer tatſächlich Kleingeld in Großgeld um⸗ wechſeln laſſen. Der Wirt gab ihm zwei, ein Gaſt, mit dem er an dem runden Tiſch ſaß und der ihm noch ein Glas Bier bezahlte, ein Fünfmarkſtück. Dieſe drei Geldſtücke ſteckte Neu⸗ dörfer in die obere linke Weſtentaſche, wo ſie von der Gerichts⸗ kommiſſion bei der Unterſuchung der Leiche am Tatort gefunden wurden. Was nach dem Rekontire zwiſchen Schneider und Neudörfer vor der Wirtſchaft ſich zugetragen hat, wird wohl nicht aufge⸗ klärt werden können, wenn ſich der Täter nicht zu einer wahr⸗ heitsgetreuen Schilderung herbeiläßt. Die Burſchen, die ihrem Mißfallen über die rohe Behandlung Neudörfers durch Schneider vor der Wirtſchaft Ausdruck gegeben hatten, entfernten ſich ſo⸗ fort durch die Schulſtraße. Andere Zeugen ſind nicht vorhanden, ſodaß man nur auf Mutmaßungen angewieſen iſt. Aber der Wahrheit am nächſten wird wohl die Annahme kommen, daß ſich Neudörfer weiteren Mißhandlungen durch die Flucht entzogen hat. An der abgelegenen Stelle am Ende der Friedhofſtraße hinter dem vierſtöckigen, erſt im Rohbau fertigen Neubau ſcheint Schneider ſein Opfer geſtellt und ihm zunächſt mit dem Taſchen⸗ meſſer acht Stiche in den Rücken verſetzt zu haben. Das Meſſer iſt etwa 25 Zentimeter lang und hat eine ſtarke Klinge. Die Kleidung ſcheint die mehr hackartigen Stiche ziemlich auf⸗ gehalten zu haben, da das Meſſer nicht tief einzudringen ver⸗ mochte. Daß der Täter blindlings drauflosgeſtochen hat, geht aus dem Umſtand hervor, daß ſich die Stiche über den ganzen Rücken vom Geſäß bis zum Nacken erſtrecken. Die Todeswunde ſitzt in der rechten Halsſeite, die vom Ohr bis zum Kehlkopf auf eine Länge von 16 Zentimeter durchſchnitten iſt. Da durch den mit großer Gewalt ausgeführten Schnitt die Schlagader ge⸗ öffnet wurde, trat in kurzer Zeit der Tod durch Verbluten ein. Ein zweiter acht Zentimeter langer Schnitt be⸗ findet ſich zwiſchen Kinn und Kehlkopf. Endlich ſitzt ein eben⸗ ſalls nicht ſchwerer Stich mitten in der Bruſt. Auch hier ſcheint die Kleidung den Stoß gemildert zu haben, da das Meſſer nicht tief eingedrungen iſt. Auch der Hergang bezügl. der Aufindung der Leiche und der Ver haftung des Täters iſt jetzt aufgekll t, vierten Morgenſtunde erſchien Schneider auf der im Neckarauer Rathauſe untergebrachten Polizeiwache mit der Meldung:„Da hinten liegt einer, der muß betrunken ſein.“ Als die Schutz⸗ leute am Tatort anlangten, fanden ſie keinen Betrunkenen, wohl aber einen Toten vor. Verſchiedene in der nächſten Umgebung der Leiche verſtreute Gegenſtände, wie der Hut, das Taſthen⸗ meſſer, das Notizbuch mit ſechs Loſen und Schlüſſel des Toten, ließen ſofort auf ein Verbrechen ſchließen. Da der Verdacht, die in deſſen Wohnung. Schneider wollte ſich anfangs aufs Leugnen verlegen. Als man aber an den Aermeln des Rockes Schneidets umfangreiche Blutſpuren entdeckte und als gar aus der inneren Rocktaſche ein Pack Loſe— über 100 Stück von verſchiedenen Lot⸗ terien— fiel, mußte ſich Schneider zu einem Geſtändnis bequemen. Er gab an, er habe Neudörfer vom„Prinz Wilhelm“ aus be⸗ gleitet. Auf dem Wege ſeien ſie in Streit geraten. Schimpf⸗ worte ſeien gewechſelt worden, bis ſchließlich Schneider mit dem Reſſer gegen Neudörſer vo Nach der Tat iſt Schneider t würde, erhob ſich anhälkender Beffäll. ſtall“ quoll ihr edler, jeder Schärfe abholder, nreinet Hort „In fließendem Krt gewaltigen Sccal. Aber auch die weniger weit hergekommenen Herren Soliſten der Schöpfung, der junge Heldentenor der Karls⸗ Fenten hatten ihre Aufgabe mit künſtleriſchem Ernſt erfaßt und unter ſchönſter Entfaltung ihrer glänzenden Stimmittel gelöſt. Daß am Vortrag der beiden Sänger ſo gut wie nichts an die Oper, ihren eigentlichen Wirkungskreis, exinnerte, iſt wohl das größte Lob, das man den vornehmen Interpreten des Uriel und Raßphael(inkluſive Adam) ſpenden kann. Hoer Jadlowker, unſeres Wiſſens ein Pole, gehört ſei kurzer Zeit dem Verband der Karlsruher Oper an, hat aber ſchon vielfach— Referent hörte den talentvollen Künſtler erſt⸗ mals als Floreſtan— Gelegenheit gehabt, ſich als ausgezeichneten Verkretet des Heldentenorfaches zu hewähren. Unſere Opernfreunde werden ja in den nächſten Tagen Gelegenheit haben, zu hören, ob unſere Bühne noch nachträglich ein Pendant zu Herrn Jadlotdker, d. h. eine Stütze unſere Enſembles, erhält oder nicht. Eine ſolche bedeutet für die Baßſchlüſſel⸗Regionen der vos humana Herr Fen⸗ ten, deſſen mächtiges Organ, gleich den„Flutenbewohnern des Terihuches„füllet jede Tiefe“. Die Chöre klangen friſch und rein und imponierten wie z. B. in dem ſieghaften Tutti„Die Himmel erzählen“ durch Tonfülle und ſchöne Steigerung. Daß dem Hof⸗ theaterorcheſter, welches an Strauß'ſche und Wagner'ſche Parkitur⸗ ſtimmen gewöhnt iſt, ein in ſo lapidaren Zügen gehaltenes Werk des alken Paßa Hahdn faſt wie ein Kinderſplel im Vergleich zu den weit unbeſcheideneren Anforderungen der beiden Richarde bor⸗ kommen mußte, kann man ſich denken. 5 Freilich läßt ſich an diskreter Begleitung nie zu viel tun, wie das im Gegenſaß zu den Einleitungsnummern im Verlauf des Kon⸗ zertes oft auf ganz vollendete Weiſe geſchehen iſt, ſo z. B. in der durch Feinheit ſich auszeichnenden Schattierung des Rapbael'ſchen Bildes:„Du nimmſt den Odem weg,— in Stauß zerfallen ſie alle“. Muſikdirektor Hänlein half mit gewohnter Meiſterſchaft geſtern wiederum ihrem Künſtlerruf alle Ehre. Gleich nach ihrer erſten Arie(Nun beut die Flur), deren Beginn freilich durch einen zufülllen und über all dem feſtlich verſammelten Volt, welches das die al frescb ausgeführten Sätze mit farbenſatten Orgeltznen aus⸗ — Tat begangen zu haben, ſofort auf Schneider fiel, begab man ſich in ſeiner Innigkeit kief zum Herzen ſprechender Soßran durch den ruher Oper, Herr Jadlowker ſowohl, äls unſer Baſſiſt Herr In ee:! Mannheim, 4. November. General⸗Auzeiger. Mittagblatt.) 3. Selte. zunächſt nach Hau 5 uſe gelauſen. Es hat ihm aber in der Wohnung keine Ruhe gelaſſen. Bald war er wieder am Tatort. Bei 5 dieſer Gelegenheit will Schneider gehört haben, daß ſein Opfer noch röchelte. Schneider trat dann den Gang zur Polizei an. 5 Unterwegs ſchleuderte er etwa hundert Meter weit das Meſſer, mit dem er die Tat ausführte, in einen an der Schulſtraße ge⸗ 100 legenen ſtädtiſchen Lagerplatz, wo es bereits am Samstag ge⸗ 5 funden Wid Daß er Nendörfer Geld abgenommen yat, 10 ſtellt Schneider entf chieden in Abrede. Es wurden zwar c, etwa 5 Mark in Kleingeld beim Täter gefunden. Aber das kann rt ebenſogut ein Lohnbetrag geweſen ſein. Am Freitag war ja Zahltag. Geſtern vormittag ½11 Uhr fand in der Neckarauer Leichen⸗ ch halle im Beiſein des Täters durch Herrn Bezirksarzt Dr. Zix die 5 Sektion der Leiche Neudörfers ſtatt. 2— en Aus Stadt und Land. * Maunheim, 4. November 1907. 5 Aus der Stadtratsſitzung u. vom 31. Oktober. Vom Vorſitzenden wird über die Verhandlungen auf der n Konferenz der Vertreter der Städteordnungsſtädte vom 26. Oktober referiert. 5 Nachdem die Einteilung des Baublocks 34 zwiſchen 5 Auguſta⸗Anlage, Karl Ludwig⸗, Sofien⸗ und Mollſtraße nun⸗ 5 mehr vorliegt, ſteht dem ſofortigen Verkauf der Bauplätze an bder Karl Ludwig⸗, Sofien⸗ und Mollſtraße nichts mehr im Wege, nachdem an der Auguſta⸗Anlage zunächſt die fehlende Pflaſterung wieder erſetzt iſt. Die Verſteigerung wird unter — der Bedingung erfolgen, daß die Plätze innerhalb Jahresfriſt n, nach Zuſchlagserteilung bebaut werden. Die Zwiſchenplätze an * der Sofienſtraße dürfen nur mit 3 Stockwerken bebaut werden. 9 Der Anſchlagspreis für ſämtliche Zwiſchenplätze mit Ausnahme der Auguſta⸗Anlage beträgt 50., der Eckplätze an der Auguſta⸗Anlage 75 M. und der übrigen Eckplätze 60 M. für den Quadratmeter. Nach Mitteilung des Tiefbauamts ſteht in der öſtlichen 80 Stadterweiterung noch eine größere Anzahl bau⸗ 3 peiſer ſtädt. Bauplätze für beſſere Wohnungen zur . Verfügung. . Es wird die Erwerbung eines auf Käfertahler Gemarkung — gelegenen Ackers beſchloſſen.(Schluß folgt.) * Hyhe Auszeichnung. Seine Mafeſtät der König von Ru⸗ mänien verlieh dem Hofphotographen C. Ruf für Arbeiten auf dem 1 Gebiete der Photographie das Ritterkreuz des königlich rumäniſchen F + Kronenordens. 12* Die Gebächtnisfeier der hieſigen militäriſchen Vereine zu 5 Ehren der arno 1870/71 gefallenen und der hier verſtorbenen 4 und auf dem zieſigen Friedhof beerdigten Kameraden fand geſtern in der üblichen Weiſe ſtatt. Nach Niederlegung eines Kranzes am Kriegerdenlmal in der Stadt durch Herrn Faiſt marſchierte der Zug nach dem Friedhof, wo er um 11 Uhr beim Kriegerdenk⸗ 13 mal unter den Klängen des Chopinſchen Trauermarſches an⸗ langte. Im Luge befanden ſich u. a. auch Herr Oberſt von Winterfeld mit mehreren Offizieren des hieſigen Regiments ſowie Herr Oberamtmann Levinger als Vertreter des Be⸗ zirksamts. Der Vorſitzende des Rhein⸗Neckarmilitärgauverbands Herr Rechtsaanwalt Klein, bielt am Denkmal eine Anſprache, in der er darauf hinwies daß immer mehr der Paladine Kaiſer Wilhelms I. vom Tode ereilt würden. Erſt vor wenigen Wochen ˖ ſei einer der Größten dieſer Zeit, der Mitbegründer unſeres deutſchen Voterlandes, Großherzog Friedrich der Deutſche, zur großen Armee eingegangen. Allezeit babe der Tote die Wohl⸗ fahrt des Badner Landes und des großen deutſchen Vaterlandes zu fördern geſucht. Er war ein Fürſt und ein Vater ſeiner Un⸗ — tertanen und es wurde auch als folcher geliebt und geehrt. Sein Bild lebe ror unſerem geiſtigen Auge weiter. Seiner werde nicht vergeſſen werden. Man werde ferner nicht vergeſſen der tapferen Mitezmpfer von 1870/71, die ihr Gut und Blut für ihr Vaterland opferten. Man ſchulde den teuren Toten ein Feſthalten an Kaiſer und Reich. Mit dem Gelöbnis unverbrüch⸗ licher Treue ir Kaiſer und Reich und des ehrenden Gedenkens an die ſchlummernden Kameraden legte Redner einen Kranz am Denkmol rieder. Herr Oberſt von Winterfeld legte einen Kranz namens des hieſigen Regiments nieder. Nach Ab⸗ ſingen des Ch⸗rals„Großer Gott, wir loben dich“ begab man ſich zur Grabſtätte des Kommandeurs von Renz, wo Herr Philipp vom 110er Verein und Herr Oberſt von Winte feld je einen Kranz niederlegten Am Denkmal der franzöſi⸗ ſchen Kri legte der Vorſitzende des Militärvereins, — 2 DDDreeerrrrrrr Herr Dr. B Uu m, einen Kranz nieder, für welche Ehrung Herr Konſul Pr adsre⸗Niquet dankte. Bei der Neckarbrücke formierte ſich ſodann der Zug wieder und unter klingendem Spiel der Habeſle Seetze 1 ging's zum Kaiſer Wilheln enkmal, wo Herr Walter pon Veteranenverein einen Kranz niederlegte. Der Zugang in den Schloßgarten am Beckerdenkmal iſt zur Zeit geſperrt, da auch der rechte Bahndamm eine Unterführung erhält. Damit dürfte die mißliche fortwährende Störung der Paſ⸗ ſage durch die Bahnſchranke gänzlich behoben werden. Der niedrige Waſſerſtand des Rheins— der hieſige Pegel zeigte heute früh 2,08 in— zeigt ſich wieder an dem Zutagetreten der großen Sandbank oberhalb der Rheinbrücke. Sie iſt noch größer als im vorigen Jahre und nimmt bald das halbe Flußbett ein. Geſtern wurde ſie von zahlreichen Perſonen beſucht. *Die pypulär⸗wiſſenſchaftlichen Vorträge im Bernhardushof werden in der nächſten Woche ihren Anfang nehmen; anknüpfend an die Mannheimer Jubiläumskeenſtausſtellung wird der als Kunſt⸗ kritiker bekannte Dr. Joſ. Popp in München unter Berückſichtgung derſelben über„die Hauptſtrömungen in der modernen Kunſt“ am Dienstag den 12. November ſprechen. Ebenſo lehrreich werden die übrigen Vorträge ſein, welche von anerkannt hervorragenden Red⸗ nern gehalten werden; wir nennen nur Profeſſor Spahn. * Vortrag. Wir wollen nicht verfehlen, nochmals auf den heute abend im Lokal des„Arbeiter⸗Fortbildungsvereins“, J 2 ſtattfindenden Vortrag des Herrn Robert Klein, Vorſitzender Ortskrankenkaſſe Mannheim J, über das intereſſante Thema: Da Kranken⸗ und Invaliden ⸗Verſicherungsgeſetz“ hinzuweiſen. Auch Nichtmitgliedern iſt der Zutritt völlig koſtenlos. * Frauenarbeitsſchule des Frauenvereins Mannheim. Es ſei an dieſer Stelle darauf aufmerkſam gemacht, daß den die Knaben⸗ ſchulen beſuchenden Mädchen Gelegenheit geboten iſt, Handarbeits⸗ unterricht in der Frauenarbeitsſchule zu nehmen. Jeden Mittwoch Nachmittag von 3Z—5 Uhr findet im Schulhaus M 3, 1 der Unter⸗ richt ſtatt. Der Kurs iſt für die Dauer eines ganzen Schuljahres. Anmeldungen nimmt die erſte Lehrerin Frl. E. Mah, M 3, 1, entgegen. * Die erſte Mitgliederverſammlung des Vereins für Frauen⸗ ſtimmrecht findet morgen Dienstag, den 5. November, abends 89% Uhr, im„Hotel National“ ſtatt. Ein Mitglied des Vereins wird über„Gemeindewahlrecht“ ſprechen. Ngch dem Vortrage findet freie Diskuſſion ſtatt. Gäſte ſind ſehr willkommen. Perſammlung. Auch an dieſer tereſſenten auf die am Freitag, den 8. November, abends 8½ Uhr, im Saale der„Kaiſerhütte“ ſtattfindende öffentli ſammlung des Deutſchen Privat⸗Beamtenvereins hinweiſen.— Der im Jahre 1881 gegründete Verein bezweckt die Vertretung der wirtſchaftlichen, rechtlichen und ſozialen Intereſſen der Privatbeamten Deutſchlands, insbeſondere die Förderung der Sicherſtellung der wirtſchafklichen Zukunft derſelben und ihrer Fa⸗ milienangehörigen durch angemeſſene Alters⸗ und Invaliditäts⸗ penſionen, Witwenrenten, Reliktenverſorgung und Unterſtützung in den verſchiedenſten Formen. 0 Mitglieder im ganzen Deutſchen Reiche und beſitz 1 5, eN 8 9 1 d Der Verein zählt heute zirka 283 000 ein Vermögen von zirka 12 Millionen Mark. offenen Verkaufs⸗ r Detailkaufleute, der Verband ekreibender und der Schuhhändle m 2. ds. folgende Gingabe an den Stadtrat gerichtet:„Die Gewerbeordnung ſieht eine fürſſtündige Beſchäftigung der Angeſtllten im Han⸗ delsgewerbe an Sonn⸗ und Feſtragen vor. Als im vorigen Jahre und zu Beginn dieſes Jahres die Handlungsgehilfen eine Herab⸗ ſetzung dieſer rermalen Beſchäftigungsdauer bei dem verehrlichen Stadtrat beentragten, haben die Prinzipale, indem ſie ihre grundſätzliche Zuſtimmung zu jeder tunlichen Einſchränkung der fonntäglichen Arbeitszeit ſtets ausſprachen, betont, daß ein der⸗ artiges Vorgegen, wenn ſich die Stadt Mannheim damit im Ge⸗ genſatz zu allen bedeutenden Nachbarſtädten ſtelle, die ſchwerſte wirtſchaftliche Schädigung zahlreicher Erwerbsgeſchäfte und ſogar die Bedrohung und Gefährdung vieler Exiſtenzen in ſich ſchließe. Man hat daher in den Kreiſen der Prinzipale durchaus loyal und entgegenkommend gehandelt, als man verlangte, daß die wichtigeren Nachbarſtädte eine gleiche Einſchränkung der Sonn⸗ tagsarbeitszeit wie Mannheim bewirken müßten. Nach langen und heftigen Luseinanderſetzungen hat man unter Billigung der ſtädtiſchen Veberden und des Bürgerausſchuſſes, um vdor allem den Angeſtellten ein weiteſtes Entgegenkommen zu beweiſen, auf Seiten der Peinzipale ſich mit der einen Bedingung begnügt, daß die Schweſternadt Ludwigshafen, die wirtſchaftlich mit Mann⸗ heim geradezu eine Einheit und ein Ganzes bildet, die gleichen Maßnahmen treffe wie Mannheim So kam das Ortsſtatut vom 46. Januar 1906 zuſtande, das ſeine Wirkſamkeit von der Be⸗ dingung abhängig machte, daß in Ludwigshafen genau die gleichen Beſtimmungen wie in Mannheim gelten, nämlich die Einſchränk⸗ ung der Arbeitszeit an Sonntagen auf die Stunden von 11—1 Uhr. Als in Ludwigshafen die gleichen Beſtimmungen in Kraft geſetzt waren, hat das Ortsſtatut für Mannheim ſeine Wirk⸗ ſamkeit erlangt. Nunmehr hat Ludwigshafen ſchon nach wenigen Monaten die Regelung der Sonntagsverkauf ufszeit geändert, in⸗ dem es eine ſolche für die lebhafteſten Verkaufsmonate Oktober und November, auf die Zeitdauer von 11—3 Uhr mittags erwei⸗ D 80 ee rt hat. 2 Ludwig eeee afen andere Beſtimmungen 2 t gelten in ee als in Mannheim, und iſt nach dem Rechtsſtand der Sache das Mannheimer Ortsſtatut infolge Wegfalls der von ihm ſelbſt ge⸗ ſetzten Bedingung zur Aufhebung gebracht. Wie dem aber auch ſei, o kann es nicht zweifelhatf ſein, daß die in Ludwigs⸗ hafen getroffene Abänderung für die Mannheimer Geſchäfte von ſchweren wirtſchaftlichen Schädigungen begleitet iſt. Ludwigs⸗ hafen iſt gerade in den leßten Jahren auf dem Gebiet des Detail⸗ handels außerordentlich herangewachſen und bedeutet eine fühl⸗ bare Konkurrenz. Nach uns von kompetenter Seite zugegangener Mitteilung liegt es ſogar nahe, daß es Geſichtspunkte der Kon⸗ kurrenz ſind, aus denen heraus man die abweichende Feſtſetzung einer kürzeren Verkaufszeit für Mannheim in Ludwigshafen aus⸗ nutzen will. Bei dieſer Sachlage richten wir an den verehr⸗ lichen Stadtrat das ergebenſte Erſuchen, mit der durch die F Sache und den gegenwartigen Zeitpunkt ge⸗ botenen Beſchleunigung alle Schritte zu unternehmen, um her⸗ beizuführen, daß Ludwigshafen zu der bisherigen Feſtſetzung der Sonntagsberkaufszeit auf 11 bis 1 Uhr mittags auch für die Monate Oktober und November wieder zurückkehr Im Saalbautheater iſt ſeit dem 1. November die heitere Muſe oder beſſer geſagt die Poſſe eingezogen, welche ihrer Wirkung auf das große Publikum ſtets ſicher iſt. Das Theater Job⸗Elaſ⸗ ſen, die Kölner Volksbühne, deren Bekanntſchaft wir ſchon vor zwei Jahren in demſelben Etabliſſement machten, verſteht es au⸗h dies⸗ mei wieder, ihre Anziehungskraft auszuüben, und der ſtarke Beſuch, twelchen das Haus die Tage her aufzuweiſen hatte, rechtfertigt das Renommee, welches die Truppe beſitzt. Der dreiaktige Schwank„Der Mann mit dem Fimmel“ von Moritz Geiſthövel iſt eines jener aus⸗ gelgſſenen Stücke, wie ſie eben nur ihren Hintergrund in dem Volksleben der alten Domſtadt haben, trotzdem es auf franzöſiſchem Doden ſpielt. Dim eigentlichen Gang der Handlung woſfer wir rVeber nicht erzählen, um ſolchen, Welche die Poſſe noch nicht geſiken, die Spannung nicht vorweg zu nehmen, denn das Stück mit ſeinem echt kölniſchen Hun ſt intereſſant genug und ſeines jener Erzeugniſſe, welche die unmöglichſten Situationen Das ſchildern. franzöſiſche Milien iſt dem Autor in beſter Weiſe gelungen, dabei +. 15 2 aber ſind die kölniſchen Volkstypen beibehalten; wir ſehen den 2 0— 7 7 5 chäl“,„Tünnes“,„Beſtevader“ und wie ſie alle heißen. Die ührung iſt eine ſehr flotte, es geht alles Schlag auf Schlag, te es bei einer Poſſe ſein muß, und die Heiterkeit des Publikums war oft eine ſo ſtürmiſche, daß die Darſteller mit dem Dialog manch⸗ mal minutenlang ausſetzen mußten. Zu den Darſtellern übergehend, muß in erſter Reihe der„Tünnes“ des Herrn Claſſen genannt werden, ein ganz vorzüglicher Komiker, der die Lachluſt des Publi⸗ kums in hohem Grade entfeſſelte und aus ſeiner Rolle herausholte, was nur daraus zu machen war. Schon bei ſeinem erſten Erſcheinen auf der Bühne in der Maske eines Lawn⸗Tennnisſpielers mit einer geradezu unmöglichen Blume im Knopfloch, ging ein Sturm von Heiterkeit durch das Publikum. Ihm ſtand würdig ſein Kollege Job in der Rolle des„Renard“ zur Seite. Im zweiten Akte, wo das Stück ſeinen Höhepunkt erreicht, fanden die beiden Künſtler auch den lebhafteſten Beifall. Die übrigen Rollen weiſen gleichfalls eine ſehr gute Beſetzung auf, worunter beſonders die Darſteller des„Py⸗ D lades“, des„Nicoſaus“ und der„Jettchen“, die Herren Rudolf Hiller, Carl Schmitz und Joſef Anen hervorzuheben ſind. blichen Hauptrollen lagen in den Händen der Damen Paula Hobe, Eli Hillerr und Elſe Schneider und wurden von den⸗ ſelben auf das beſte verkreten; nur muß die Darſtellerin der„Nani“ ſich im Sprechen etwas mäßigen. Die übrigen Vertreter des zahl⸗ reichen Perſonenverzeichniſſes müſſen ſich mit einem Kollektivlob be⸗ gnügen. Die Ausſtattung der Bühne war den Verhältniſſen ent⸗ ſprechend eine gute und kann der Beſuch der Vorſtellung nur empfoh⸗ len werden. * Arbeitsniederlegung bei der Firma Heuß. Unter Bezug⸗ nahme auf unſere Mitteilungen über die Arbeitsniederlegung der Schmiede bei der Firma Heuß im Abendblatt vom 30. v. Mts. wird uns von Herrn Julius Seubert geſchrieben: Ich habe nicht, wie angegeben, nach vorausgegangenem Wortwechſel den Vorarbeit lebensgefährlich verletzt, ſondern erſt, nachdem er mit einer 2 Meter langen Eiſenſtange auf mich losging, in Notwehr gehan * Schiffsunfall. In der Nähe von Niederbreiſig auf dem Breiſiger Feld erlitt das im Anhange des Schleppdampfe G jahr Nr. 7“ zu Berg fahrende Schleppſchiff„Vereinigung N erhebliche Beſchädigungen, daß ihm ein Deckkleid untergez den mußte. Erſt dann konnte es ſeine Fahrt wieder au * Unfälle. Der 18 Jahre alte Kaufmann Karl Seh. ſtürzte bei dem geſtrigen Fußballwettſpiel auf dem alten S platz und erlitt oberhalb des rechten Knies einen Bein ber uch In der Wohnung des Herrn Dr. Broſien, wohnuhaft B 6, 26 zündeben ſich geſtern abend die Stores durch den hereinſtt den Luftzug an der eben von den Dienſtmädchen angeſteckten Lampe Das 32 Jahre alte Dienſtmädchen namens Thekla Grasberger ha die Geiſtesgegenwart, die Stores herunterzureißen und auf d Straße zu werfen. Sie verhütete dadurch einen Zimmerbrand hak ſich aber ſo ſchwere Brandwunden an den Händen zuge zogen, daß ihre Ueberführung in das Allg. Krankenhaus erforderlich wurde. Aus Ludwigshafen. In Güterhalle J der Pfä unaufgeklärte Weif 1000 der noch Podium vollſtändig in Beſchlag nahm, ſchwang Herr Kutzſchbach pflichteifrig und energiſch ſeinen Marſchallsſtab, die verſammelten Scharen zu einem neuen Siege führend, der in den an Ehren 5 reichen Annalen des Muſikvereins noch lange fortleben wird. 1.—ee— ** 7* nneues Theater im Roſengarten. Die Notbrücke. Es handelt ſich um ein franzöſiſches Luſtſpiel und man machte die, ſei es betrübende, ſei es angenehme Wahrnehmung, daß die Franzoſen ſich auf die Kunſtgattung der angedeuteten Pikanterien der amüſanten Schlüpfrigkeiten und Eindeutig⸗ keiten ſich doch eine gehörige Portion beſſer verſtehen als wir ſeriöbſen Deutſchen. Sie machen es feiner, unterhaltender, tändelnder, witziger, die Deutſchen gehen hei den Schlaf⸗ zimmergeſchichten immer gleich zu ſehr aufs Ganze. Die Fri⸗ volität der Franzoſen iſt graziös, ſpieleriſch, die der Deutſchen derb, maſſiv, ſie liegt ihm überhaupt nicht. Das iſt nun an ſich kein Fehler. Aber aus ſolchen Defekten ſollten die Deut⸗ ſchen beſſer ganz die Finger von dem Verſuch laſſen, es wird kalt doch nie eine franzöſiſche Komödie, ſondern bleibt ein deutſches Luſtſpiel. Wir brauchen uns deſſen nun garnicht zu ſchämen. Sind nun einmal ſo veranlaat, daß wir einen Pariſer Karneval nicht in Berlin aufführen können. Die Notbrücke iſt eine der Komödien vor der Schlaf⸗ zimmertür einer hübſchen jungen Frau. Man wird nicht be⸗ ſtreiten wollen, daß das Spielchen recht witzig gemacht iſt. Ein verarmtes junges Mädchen muß als Notbrücke dienen, um einem jungen Baron zu einer Erbſchaft 3u verhelfen. Er ſchließt eine Scheinheirat mit ihr, um hinter dieſem Schutz und Schirm eine andere Frau beſitzen zu können, die ſich von ihrem Gatten hat ſcheiden laſſen. Aber der Baron lernt die Schnitt, diskrete Nervoſität. Notbrücke tiefer und herzlicher lieben, als die geſchieden Helene, eine Frau, die von einem Nervenchock in den andern lebt. Und ſo wird aus der Notbrücke eine feſte Brücke fürs Leben. Die Liebe des ehelichen Schlafgemaches beſtreitet die Koſten der Witze, der pikanten Eindeutigkeiten durch die Akte hin, es wird ſo wenig und doch ſo viel geſagt und das Publi⸗ kum amüſiert ſich kraft des eingeborenen Hanges zu Frivoli⸗ täten und Frivolitätchen. Herr Reiter hatte die Komödie neu einſtudiert und ihr einen recht eleganten, ſtilvollen Rahmen gegeben auf den Ton der ſpieleriſchen, hinter durchſichtigen Schleiern verhüllenden Lüſternheit das Enſemble geſtimmt. Menſchen von gefälliger Eleganz, die ſich mit Grazie und Gourmandiſe die Fangbälle der Witzeleien über die Schlaſſtube zuwerfen. Lene Blankenfeld eine chiee Weltdame, neueſter Pariſer Alice Hall entzückend in der Luſtigkeit eines ſchönen und lebensfrohen, reifen Mädchens, einer berückenden kleinen Frau in verführeriſcher Toilette, die die Kunſt und die Klugheit erobernden Frauenliebe ebenſo witzig wie elegant, ſchelmiſch und anziehend übte. Kökert gab den Advokaten mit ſeinem munteren Humor und einer amüſanten lärmenden Luſtigkeit und Möllers Baron tat das ſeinige, um der Komödie zu ihrem Sonntagserfolg zu ver⸗ helfen. ** Saftheaternachrichten Unſer Schaufprelenſemble wird, wie wir bernehmen, heute Abend in Neuſtadt a. H. den Schwank „Die vom Hochſatte!“ zur Aufführung bringen. Die für demnächſt in Ausſicht genommenen Neueinſtudierungen bon „Goldfiſche“ und„Zwei glückliche Tage“, ſollen lediglich pflichtet werden ſoll, Gelegenheit geben, ſich dem Publikum Konzert Baul Stoye. Hepte Abend halb 8 Uhr findet Kaſinoſaa wie ſchon mitgeteilt, das 1. öffentliche Sch konzert der Kavierklaſſen des Herrn Paul Stone ſtatt. Mannheinen Streichquarit. Der 2. Kammermuſik⸗Abe findet Montag, den 1 Nov., abends halb 8 Uhr im Kaſinoſag ſtatt. Zur Atührung gelangen: das Streichquartett op. 17 G. Sgambati und das Qur tett op. 114 von Fr. Sch Herr Hoekapebweiſter Kutzſchiach hat in liebenswürdiger den Klavierpart übernommen: der Kontrabaß wird durch Herrn Flechſig vertreten ſein. 2 un, Muſikaliſches aus Heidelberg. Das vdon der geſamten Heidelberger Sängerſchaft veranſtaltete Konzert zum Bi eines Großherzog Friedrich⸗Denkmals in Heidelberg nahm geſtern einen ſehr erfreulichen Verlauf. Als Einleitung Beethovens Hymne„Die Himmel rühmen“ auf dem Progra die mit Begleitung des Orcheſters und der Orgel eine mäch Wirkung ausübte. Starken Beifall fanden auch die vom ohne Begleitung vorgetragenen Volkslieder, desgleichen K. M b. Webers„Der du vom Himmel biſt“. Man konnte wied einmal konſtatieren, wie große Bedeutung die Pflege des Vol liedes beſitzt, und Heidelberg darf ſtolz ſein auf ſeine ſtatt wohlgeſchulte Sängerſchar. Frau Henſel⸗Schweitzer erfre mit ihrer glockenhellen Stimme, die in allen Lagen ungezwun und mit wunderbarer Reinheit brilliert. Die Arie „Figaros Hochzeit“, ſowie die Hugo Wolf ſchen Lieder borgenheit“,„Geſang Wehlas“ und„Nimmerſaſke fanden rauſchenden Beifall, der die Künſtlerin zur Zugabe der Erzählung„Einſam in trüben Tagen“ aus„Lohengrin“ be⸗ wog. Beethoven's Duvertüre zu„Egmont“ und R. Wagners Trauermarſch aus der„Götterdämmerung“ wurden von dem einer weiteren jugendlichen Kraft, die für unſere Bühne ber⸗ 2 ſtädtiſchen Orcheſter unter Leitung des Kapellmeiſters P. Radig — 4. Seite. Meneral⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 4 November⸗ Feuerwehr war alarmiert, brauchte jedoch nicht in Tätigkeit zu f treten, da das Feuer bereits durch die VBahnbedienſteten gelöſcht worden war, ehe es weiteren Umfang annehmen konnte. Polizeibericht vom 4. Novenber. Selbſtmordverſuch. Ein 18 Jahre alter Keſſel⸗ ſchmied von hier ſuchte ſich am 2. d.., abends bei der Rhein⸗ ſchachtel durch Austrinken eines Fläſchchens ruſſ. Spiritus aus noch unbekannter Urſache das Leben zu nehmen. Er wurde in bewußtloſem Zuſtande mittelſt Sanitätswagen alsbald in das allgem. Krantenhaus überführt, woſelbſt ihm der Magen aus⸗ gepumpt wurde, ſodaß ſeine Entlaſſung in die elterliche Woh⸗ nung abends noch erfolgen konnte. Unfälle. Beim Aufſpringen auf einen in der Fahrk befindlichen Straßenbahnwagen fiel vorgeſtern nachmittag am Strohmarkt ein Hausburſche von hier rückwärts vom Auftrikt herunter und zog ſich hierdurch erhebliche Verletzungen zu, die ſeine Verbringung in das allgem. Krankenhaus mittelſt Droſchke nötig machten. Ein lediger Droſchkenbeſitzer von hier, der am 2. ds. Mts. ſein Pferd mit Peitſchenhieben ſo traktiert hatte, daß es durch⸗ ging, wurde an der Friedrichsbrücke vom Bock geſchleudert und auf die Straße geworfen. Ein über die Brücke fahrender Tag⸗ löhner wurde mit ſeinem Handkarren von der Droſchke auf die Seite geworfen und mehrfach verletzt. Geſtern abend 10; Uhr wurde an der Ecke der Lang⸗ und Lortzingſtraße ein verheir. Maſchinenmeiſter von hier von dem noch unbekannten Führer eines Motorzweirades, der in der Richtung nach der Waldhofſtraße fuhr, umgefahren und an der rechten Hand erheblich verletzt. „Körperverletzung beging heute früh 2 Uhr ein Schiffer von hier dadurch, daß er auf der Straße zwiſchen H 5 und 6 einem Schloſſer einen Dolchſtich in den linken Ober⸗ arm verſetzte. Ferner wurden Körperverletzungen verübt auf der Ried⸗ feldſtraße, woſelbſt die Täter mit geſchloſſenen Taſchenmeſſern und Schotterſteinen aufeinander ſchlugen, auf der Schwetzinger⸗ ſtraße, vor dem Hauſe S 6, 26, auf der Straße zwiſchen H 1 und 2 hier und in der Wirtſchaft„zum Löwen“ in Käferthal (durch Werfen mit Bierflachen) ſowie auf der Neckarauer Sbraße in Neckarau.(Schluß folgt.) Sport. Die Münchener Ringkampf⸗Konkurrenz endete mit dem Siege des deutſchen Meiſters Heinrich Eberle, der damtt die Meiſterſchaft von Bäyern gewann. Den zweiten Preis gewann der Bosnier Antonitzſch, den dritten der Neger Rambula. Der Vulgare Petroff konnte infolge einer Sehnenzerrung nicht in die Endkämpfe greifen und ging das Preiſes verluſtig. Mit den Automobilrennen um die Coupe'Evreux neigt ſich te diesjährige automobilſportliche Saiſon ihrem Ende zu. Die ennen, die aus Bewerbern für Tourenwagen und Rennfahezeuge ich zuſammenſetzen, gelangen am Sonntag zur Entſcheidung. Die Veranſtaltung iſt für deulſche Sportskreiſe beſonders intereſſaut, da die bekannte Mannheimer Automobilfirma Benz u. C o. zwei rzeuge ſtarten wird. In der Klaſſe der Tourenwagen wird ein töcker gelenkter Benz⸗Tourenwagen teilnehmen, während n Hemséry geſteuerte Kaiſerpreis⸗Wagen in der Kategorie r Fahrzeuge an den Start gehen wird. Beide Wagen und gehen mit den beſten Chancen ins Rennen, da ihr letzter rt bei den Bergrennen von Gaillon ebenfalls zum Siege führte. Aus dem Grossherzogtum. Rheinau, 2. Nov. Stabhalter Wöllner in Rheinau ließ ſich auf allgemeines Erſuchen zur Wiederannahme des Amtes als Stabhalter beſwegen und wird mit Beginn nächſter Woche ſeine amtliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Schriesheim, 2. Nov. Der Bau der hieſigen Klein⸗ kinderſchule iſt bereits vollendet. Nach Beſchluß des Gemeinde⸗ lats wird die Einweihung am nächſten Donnerstag, nachmittags Uhr ſtattfinden. * Harlsruhe, 2. Nov. In einem Anfall von Geiſtes⸗ rung ſprang geſtern vormittag ein 18jähriges Mädchen aus einem Fenſter des 5. Stockwerkes eines Hauſes in der Rüppur⸗ aße in den Vorgarten. Das Mädchen bat ſich anſcheinend e Verletzungen zugezogen, da es zunächſt auf mit ——ò³——ʃ̃————————ů— nkenswerter Weiſe geſpielt. Kremſers altniederländiſches ankgebet“ bildete den Schluß des Abends. Der Vortrag es durch den Männerchor mit Orcheſter und Orgel verdient irmes Lob. Der große Saal in der Stadthalle war bis zum n Platz„ausverkauft“, doch— ſo merkwürdig es erſcheinen nag— in der Mitte des Saales waren ganze Reihen unbeſetzt. Der gemiſchte Chorverein Naden⸗Baden wird in ſeinem De⸗ mberkonzert Klughardt's Oratorium„Die Zerſtörung Jeru⸗ ms“ zur Aufführung bringen. Hochſchulunchrichten. Als Nachfolger des Prof. Dr. Karl ch iſt Prof Dr. de la Camp an der Univerſität Erlangen zum ordentlichen Profeſſor und Direktor der mediziniſchen Poli⸗ inik an der Univerſität Freiburg ernannt worden. Cavallerig ruſticana Nr. 2. Die von dem jungen Italtener Menleone ebenfalls komponierte Verga'ſche„Cavalleria ruſti⸗ ana“, die bereits an mehreren italieniſchen Bühnen erfolgreich in ging, wurde nun auch für die deutſche Bühne bearbeitet und elix Weingartner für die Wiener Hofoper angenommen; auch arks Oper„Götz von Berlichingen“, deren Aufführung an dem tigen Widerſtande Mahlers ſcheiterte, ſoll dort unter Wein⸗ kiners Leitung in Szene gehen. Maſſenets neue Oper„Bacchus“ ſoll um Weihnachten an der zen Oper in Paris ihre Premiere erleben. 5 Ein„Kaufmannsdrama“, betitelt„Leo Laſſo“, von Max er, hat bei ſoiner Uraufführung im Bellevue⸗Theater zu Stettin en großen Erfolg erzielt. Der Verleger des Bilſerſchen Romans„Aus einer kleinen niſon“, Richard Sattler in Braunſchweig, iſt am 1. November ſanz plötzlich am Herzſchlag geſtorben. 8 Arnold Böcklins Gemülde„Frühlingslieder“ erzielte bei der Verſteigerung der Kunſtſammlung Soehle in München 21 000 M. Das Geſamtergebnis der Auktion beträgt rund eine halbe Million —— Buntes Feuilleton. — Der Theaterintendant und ſein neuinſzeniertes„Eigen⸗ “, Der Frankfurter Zeitung entnehmen wir folgenden, unſere erfreunde gewiß nicht wenig intereſſierenden Lokalbericht: kleides überwachen zu können. 7 355 2 Draht zuſammengebundene Roſenſtöcke und darn auf den weichen Boben fiel. N Von Tag zu Tag. — Exbloſion auf einem Waffenplaßz. Bourges, 3. Nov. Die Exploſion einer Granate auf dem hieſigen Uebungsplatze erfolgle bei dem Transßort von 20 Melinitgeſchoſſen. Wie jetzt feſtgeſtellt iſt, wurden fieben Perſonen getötet und drei ſchwer verwundet. — Vom Zug überfahren. Amſterdam, 2. Nov. Geſtern abend überfuhr ein von Utrecht kommender Schnell⸗ zug bei Hilberſum vier Perſonen, die den Bahndamm über⸗ ſchreiten wollten. Drei wurden getötet, während der Vierte ſchwere Verletzungen davontrug. — Erdbeben. Samarkand, 3. Nov. Um 33 Uhr nachts wurde hier ein ziemlich ſtarker Erdſtoß verſpürk. Die Einwohner, von Furcht ergriffen, liefen auf die Straßen, doch hatte der Erdſtoß keine ernſten Folgen. — Bahndefraudanten. Reims, 4. Nob. Hier wurde gegen 12 Angeſtellte des Güterbahnhofes, die im Ver⸗ dachte ſtehen, ſeit mehreren Jahren bedeutende Warendiebſtähle begangen zu haben, eine ſtrafrechtliche Unterſuchung eingeleitet. — Brandunglück. Lemberg, 3. Nov. Nach einer Blättermeldung iſt in Borislaw in einer Naphthagrube der Firma Schiffmann ein Schacht niedergebrannt. Der Bohr⸗ meiſter und ſeine Gehilfe ſind verbrannt. Ein Arbeiter erlitt ſchwere Brandwunden. — Eine ganze Familie erſchoſſen. Stutt⸗ gart, 3. Nov. Heute früh wurde der Bauführer Raith mit ſeiner Frau, ſeinen Kindern im Alter von 63, 43 und 2 Jahren und ſeiner Geliebten in ſeiner Wohnung erſchoſſen aufgefunden. Die Tat wurde erſt heute morgen entdeckt, als die Wohnung nicht geöffnet wurde, iſt aber vermutlich ſchon geſtern geſchehen. Raith, der erſt vor 13 Jahren die Schweſter ſeiner erſten früh verſtorbenen Frau geheiratet hatte, lebte anſcheinend in durchaus geordneten Verhältniſſen und machte den Eindruck eines ruhigen, ernſten Mannes. Zerwürfniſſe in der Familie, veranlaßt durch ein nicht ohne Folgen gebliebenes außereheliches Verhältnis, ſcheinen das Motiv zu der Tat zu bilden. Ob ſie im Einverſtändnis erfolgt iſt, iſt nicht ſicher. Der Beleidigungsprozeß des Neichskanzlers. sh. Berlin, 2. Nov. Vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts Berlin 1I1 wird am Mittwoch ein Beleidigungsprozeß zur Verhandlung kom⸗ men, dem man in weiteſten Kreiſen mit großer Spannung ent⸗ gegenſieht. Der Reichskanzler Fürſt Bülow wird als Kläger in dieſem Prozeſſe auftreten, der in mancher Beziehung an den in erſter Inſtanz ſoeben beendeten Prozeß Moltke/ Harden er⸗ innert. ſſDenn der Schriftſteller Adolf Brand aus Wilhelms⸗ hagen, ein geborener Berliner, hat es gewagt, den Namen des erſten Beamten des Reiches mit Verfehlungen in Beziehung zu hringen, über die im Moltke“Harden⸗Prozeß in ausgiebiger Veiſe geſprochen worden iſt. Be Der Beklagte Adolf Brand, der jetzt etwa 30 Jahre zählt, hat es ſchon mehrfach verſtanden, die breite Oeffentlichkeit von ſich reden zu machen. Urſprünglich war er für den Lehrerberuf beſtimmt. Als man aber bei dem jungen Seminariſten eines Tages antireligiöſe Schriften ent⸗ deckte, ſchied er unfreiwillig aus dem Seminar aus. Er ſchloß ſich den Freidenkern an, die zu jener Zeit von Brund Wille ge⸗ leitet wurden und gründete, als Zwanzigjähriger, ein Blatt mit anarchiſtiſcher Tendenz, das den Titel„Der Eigene“ führte. Dieſes Blättchen verwandelte er Ende der neunziger Jahre aus einer anarchiſtiſchen Wochenſchrift in eine ſolche für männ⸗ liche Kultur, indem er für die Abſchaffung des 8§ 175 und die RNehadbilitierung er Homoſexuellen eintrat. Er feierte die Freundesliebe als die höchſte und edelſte Kulturerrungenſchaft und ſchuf die„Gemeinſchaft der Eigenen“. Das wiſſenſchaftlich bumanitäre Komitee, das von Dr. Mag⸗ nus Hirſchfeld und Dr. Herzbach geleitet wird, bekämpfte er aber ſtets mit aller Energie. Er erregte mehrmals ſchon das allergrößte Aufſehen. So warf er einſtmals bei der Beratung des Viehſeuchengeſetzes im Reichstage von der Tribüne einen Pack in den Sitzungsſaal, wobei er ausrief:„Kämpft nicht für Ochſen, ſondern für Monſchenrechte.“ Man hielt den Pack an⸗ fänglich für eine Bombe. Später ſtellte ſic heraus, daß es Druckſchriften euthielt, die zur Unterſtützune der Beſtrebungen Brand wurde damals wegen groben wieder von i Reichs der Eigenen aufſorderten Unſugs beſtraft. Einige allgemein geſprochen. D gebönde den Zener peitſche, weil die hingeſtellten De Zeit darauf wurde nun er bedrohte BSit 8 f — 1 + 2 nicht gehalten habe. h mi 3 ö ben 8 8 5 ban bgeordneten Kaplan Dasbach geriet Brand hart anein⸗ ander da er auch Dasbach homoſexueller⸗ Verfehlungen anſchul⸗ digle. Dasbach ſtellte de mals Strafantarg wegen Beleidigung gegen Brand. Als dieſer aber alle Anſchuldigungen zurücknahm zog er den Stroſantrag zurück. Nun iſt Brand mit dem Reichskanzler Fürſt Bülow in Konflikl geraten, da er am 10. September er, eine Flugſchrift veröffentlichte, die den Titel führte:„Fürſt Bülow und die Abſchaffung des§ 175“ und worin dem Reichskanzler bergeworfen wird, ſich eines Vorgehens gegen§ 175 ſchuldig gemacht zu haben. Die Flugſchrift wurde da⸗ mals in auffälligſter Weiſe verbreitet und es wurde der Verdacht laut, daß Brand nur ein Strohmann ſei, der im Auftrage einer gewiſſen politiſchen Klique handele. In der Schrift wurde der Reichskanzler ſtrupellos mit Schmutz beworfen, ſein Geheimſekretär Scheefer wurde als ſeine„beſſere Hälfte“ bezeichnet und es war von „Scheeferſtunden“ uſw. die Rede. leidigungsprozeſſen die ſeine Perſon betreffen, ganz abgeneigt. Er iſt aber in dieſem Falle von ſeinem Prinziß der Ignorierung ſolcher Der Beflagte Er verlangt die La⸗ des Fürſten Philipp zu Eulenburg, Maximilian Hardens, des Grafen v. d. Schulenburg, des„Reichsglöckners“ Joachim Gehlſen, Dr. Magnus Hirſchfelds, der Schriftſteller Dr. Leipziger und Karl Schneidt, des Staatsſekretärs v. Bethmann⸗Hollweg, des Grafen von Finkenſtein, der Grafen Wilhelm Hohenau und v. Lynar uſw. Jerner hat er beantragt, Profeſſor Dr. Eulenburg, Dr. Moll und Dr. Benedikt Friedländer als Sachverſtändige zu laden. Der Prozeß wird anſcheinend mehrere Tage in Anſpruch nehmen. Letzte achrichten und Telegramme. * Freiburg i. Br., 3. Nov. Die Bezirksobmann⸗ ſchaft des Badiſch. Eiſenbahnerverbandes, die in den Obmannſchaften Freiburg, Müllheim, Haltingen, Baſel, Säcktngen und Waldshur etwa 2300 Mitglieder umfaßt linsge⸗ hielt heute hier eine große Verſammlung ab, in der die Wünſche nach Beſſerung ihrer Lage gegenüber der Verwaltung vertreten wurden. Mehrere Abgeordnete waren zugegen. Gleichzeitig fand in Nadolfzoll eine Verſammlung für den Seekreis ſtatt. München, 3. Nov. Der Miniſter des Innern, v. Bethmann⸗Hollweg empfing im Laufe des Nachmittags im Hotel den Gegenbeſuch des Miniſterpräſidenten v. Pode⸗ wils, ſtattete ſodann ſämtlichen Miniſtern Beſuche ab und wurde von den Prinzen Ludwig und Leopold von Bayern in Audienz empfangen. *Paris, 4. Nov. In Toulons ſtarb im Alter von 52 Jahren der Induſtrielle Suberbiew, der ſich um die Koloniſierung Madagaskars ſehr verdient ge⸗ macht hat. Der Ort, wo er ſeine Fabriken und ſonſtige Unter⸗ nehmungen errichtete, wurde nach ihm Suberbieville genannt. Das neue Wehrgeſetz der Schweiz. *Bern, 3. Nov. Das neue Wehrgeſetz iſt in der heuti⸗ gen Volksabſtimmung mit 326 102 gegen 264 188 Stimmen angenommen worden. Das neue Geſetz, welches ſeiner⸗ zeit in den eidgenöſſiſchen Räten beinahe einſtimmig angenom⸗ men wurde, und anſtelle der jetzigen Militärorganiſation von derreform und das Reformkleid ein. Die jetzige Frauentracht mit der künſtlichen„Taille“ und der Zweiteilung des Körpers ſchädigt vor allem die Geſundheit, dann aber iſt ſie ethiſch nicht einwandfrei, da ſie die Körperteile der Geſchlechtsſphäre beſonders hervorhebt. Sechshundert Jahre dauert nun ſchon dieſe Marterung und Schän⸗ dung des Frauenleibes, die in einer Zeit der Erniedrigung der Frau erſonnen wurde. Es waren aber nicht die Frauen, die gegen den Panzer revoltierten, nicht die Aerzte, nicht die Moraliſten, es waren die Künſtler, die den Kampf mit der Konvention aufnahmen. Das neue Ideal ſind fließende Gewänder, die dem Spiel der Glieder, der Bewegung des Körpers folgen. Die letzte Stufe des durch die Renaiſſance geſchaffenen Perſönlichkeitsmoments iſt die individuelle U 0 Bekleidung, das„Eigenkleid“, das jede Frau ſich ſelbſt kom⸗ poniert auf Grund genauer Kenntnis ihres Weſens und ihres Kör⸗ pers, ihrer Vorzüge und Schwächen. Die jungen Mädchen müſſen natürlich alle ſchneidern lernen, um die Herſtellung dieſes Eigen⸗ Die Mode darf ſich nur auf Farbe und Beſatz erſtrecken, über Form und Schnitt muß der individuelle Bedarf entſcheiden. Freilich wird es den Trägerinnen der neuen Kleidung— es liegt eine gewiſſe Tragik darin, daß ſie häufig ſehr wenig Geſchmack haben— nicht leicht gemacht, ihre Pionierrolle zu ſpielen. Dem Spott der Straßenjugend halten ſie leicht Stand, gegenüber dem Getuſchel der ſogenannten Geſellſchaft aber ſtrecken ſie oft die Waffen.„Frauen ſind hart miteinander“, ſagt Oskar Wilde.“ — Ein hoffnungsvoller Junge. In Paris hat ein neunjäh⸗ riger Knabe, Jean Dupau, einen ſechsjährigen Spielgefährten er⸗ ſchoſſen. Jean war mit ſeinem Freunde in Streit geraten. Er eilte in das Haus ſeines Vaters, holte eine gelgdene Jagdflinte und ſchoß dem ahnungsloſen Kameraden die ganze Ladung ins Gehirn. Der Getroffene war auf der Stelle tot. — Schmückung der deutſchen Kriegergräber in Frankreich. Der Vorſtand der Vereinigung zur Schmückung der Krieger⸗ gräber bei Metz hat am letzten Sonntage, wie kurz erwähnt, ſeinen alljährlichen Beſuch der deutſchen Kriegergräber in Frankreich unternommen, um ſich von deren Beſchaffenheit zu überzeugen. Dabei wurden an den Denkmälern Metallkränze, wie ſie auf den Schlachtfeldern bei Metz mit der Aufſchrift der Vereinigung zu finden ſind, niedergelegt, während die einzelnen Grabſteine und Kreuze mit grünen Kränzen geſchmückt wurden Die beſonderen Abteile für Kriegergräber auf den Friedhöfen werden von den franzöſiſchen Städteverwaltungen gepflegt und ſind in ſauberem Zuſtande angetroffen worden. Die Steinkreuze ſind abgewaſchen und ſehen wie neu aus. In Toul wurde von 2 der Vereinigung ein Steinkreuz beſtellt für das Grab, in dem Das deutſche Denkmal in Pont⸗a⸗ Mouſſon beſagt, daß dort 303 Preußen, 23 Bayern, 22 Sachſen, 6 Heſſen und 1 Württemberger ruhen. Auf dem Friedhofe in Nancy iſt das deutſche Denkmal errichtet von den Kameraden und Landsleuten in Nancy 1871. Auf dem Maſſengrabe zeigt eine Steinplatte an, daß dort 815 Krieger ruhen(Deutſche und Franzoſen]. Dieſes Maſſengrab hat ein beſonderes Denkmal mit deutſcher und franzöſiſcher Inſchrift. Letztere lautet:„A la mömoire des ſoldats francais et allemands morts dans les am⸗ bulances de Nanch 1870—1871.“ Die deutſche Inſchrift iſt gleich⸗ lautend. An dem Denkmal ſind Perlkränze niedergelegt vom „Souvenier frangais“ und von„Les ſociétes militaires de Nancy“. — Basler Biſchofsgräber. Die Gebeine zweier Biſchöfe von Baſel, die im September in der Münſtergruft wegen des neuen Heizungskanals entfernt werden mußten, ſind dieſer Tage in der Krypta im Beiſein einiger offizieller Perſönlichkeiten wieder be⸗ ſtattet worden. Der hölzerne Krummſtab, der goldene Ring, der größte Teil der ſeidenen Gewänder und goldgeſtickten Bor⸗ ten ſind im hiſtoriſchen Muſeum hinter Glas zur Ausſtellung gebracht worden. Einige weitere Altertümer werden in München durch einen Spezialiſten, der die Funde der Kaiſergräber von Speyer konſerviert hat, präpariert und dann ebenfalls ausge⸗ ſtellt werden. — Der Elefant Anton des Hamburger Zoologiſchen Gartens iſt geſtorben. Er iſt nur 39 Jahre alt geworden: vor 36½ Jahren kam er auf einem Segelſchiff von Indien in Hamburg an. Die „Leichenſchau“, die Stadttierarzt Dr. Stödter ausführte, hat als Todesurſache Entzündung des Blinddarmes und des Grimm⸗ darmes ergeben. Wahrſcheinlich gab ſtarke Verſtopfung des Darmes mit Futtermaſſen Anlaß dazu. Aber dieſe hätte der Rieſe wohl noch überwunden, wenn ihm der tatenloſe Aufenthalt in der Gefangenſchaft nicht auch noch eine Herzſchwäche wegen Entartung der Muskeln des rechten Herzteils gebracht hätte! So ging er eigentlich wehr an Herzſchwäche, denn an Blinddarm⸗ entzündung zugrunde. Seine Haut und ſein Gerippe wird ſpäter das Hamburger nakurgeſchichtliche Muſe am zieren; beide zu⸗ ſammen wogen 2634 Pfund und das ganze Tier 8400 Pfund. Sonſt hatte Anton noch nicht die geringſten Alterserſcheinungen — kein Wunder da die Elefanten über 700 Jahce al, werden können; ſo beſaß er auch ein tadelloſes Gebiß, auch noch geſunde Knochen, alſo keine Spur von Gicht oder dergleichen und war im allgemeinen gut genährt. 5 ſamt ſind etwa 11 000 badiſche Eiſenbahnarbeiter organiſiert)h, rr eeeee eere eeene deeeeee ne verlängert es die erſte Ausbildungszeit des Wehrmannes und verlegt den Dienſt auf die jüngeren Jahrgänge der Wehr⸗ pflichtigen. Sodann ſchafft es die Grundlage zu einer beſſeren Ausbildung der Offiziere. Endlich, indem es die Kombpetenz der höheren Truppenoffiziere vermehrt, ermöglicht es dieſen, einen entſcheidenden Einfluß auf die Ausbildung der ihnen unterſtellten Einheiten auszuüben und un⸗ abhängiger von der oberſten Militärverwaltungsbehörde zu handeln. ——————— Berliner Drahthbericht. [Von unſerem Berliner Bureau.) Berlin, 4. Nov. Aus Sanſibar wird gemeldet: Der Gouverneur Freiherr v. Rechenberg ſchiffte ſich geſtern an Bord der„Gertrud Woermann“ in Dar es Salam ein. Der Gouverneur wird den Staatsſekretär Dernburg bei der Ausarbeitung von Vorlagen für den Reichstag unterſtützen und vorausſichtlich im Februar wieder auf ſeinen Poſten zu⸗ rückkehren. Berlin, 4. Nov. Das Befinden des ruſſiſchen Minifters des Aeußern, Iswolsky, der ſich z. Z. auf dem Gute des Grafen Henkel pon Donnersmark aufhält, hat ſich gebeſſert. Der Fürſt litt an Erkältung. Seine Ankunft in Petersburg wird Ende dieſer Woche erwartet. Berlin, 4. Nov. An den Reichskanzler hat das wiſſenſchaftlich⸗humanitäre Komitee eine Petitton gerichtet, in der es den Reichskanzler Fürſten Bülow bittet, über die Aufhebung des Para⸗ graphen 175 des Strafgeſetzbuches ein Gutachten der preußiſchen Deputation oder einer beſonderen Sachverſtändi⸗ gen⸗Kommiſſion einzufordern. E Berlin, 4. Nov. Die Feuerbeſtattung Georg Engels fand geſtern nachmittag im Krematorium zu Ham⸗ burg ſtatt. Drahtnachrichten unſeres Londoner ureaus. + London, 4. Nov. Die„Daily Expreß“ erfährt aus angeblich zuverläſſiger Quelle, daß der Dampfer„Dread⸗ nought, der in Sheerneß ſtationiert iſt und zur Nord⸗ diviſion der Heimatflotte gehört, anfangs nächſten Jahres dem Mittelmeergeſchwader zugeteilt werde. Der Dampfer hat be⸗ kanntlich die Herbſtmandver in der Oſtſee mitgemacht, das in Marinekreiſen Anlaß zur Kritik gab. Jedoch heißt es, daß der „Dreadnought“ mit dem erſten auslaufen werde, um dann ohne Aufſehen zu erregen, die Reiſe nach dem Mittelmeer⸗Ge⸗ ſchwader zu machen. Der„Daily Expreß“ verſichert, daß das Steuer der„Dreadnought“ ſo außerordentlich mangelhaft war, daß der ganze Steuerapparat eines gänzlichen Umbaues bedurfte. +London, 2. Nov. Der Eiſenbahnerver⸗ band veranſtaltete geſtern Abend in der Alberthalle gegen die Eiſenbahndirektion die große Kund⸗ gebung, welche ſeit Wochen geplant war. Etwa 25 bis 30 000 Perſonen hatten ſich eingefunden, von denen die Hälfte letzten Platz gefüllt. Bell. Beifall erklärte er das Ergebnis der Ab⸗ Streitfrage. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Streit⸗ e bei der nächſten Konferenz mit dem Handelsminiſter, welche am Mittwoch ſtattfindet, beigelegt würde. Die Neden, welche in der Verſummlung gehalten wurden, waren recht ge⸗ mäßigt. Man erklärte, daß die Arbeiter einen Frieden in Ehren annehmen. Das Ergebnis der Abſtimmung ſämtlicher Mitglieder des Verbandes in der Frage des Ausſtandes, welches Bell bekannt gab, iſt folgendes: Es wurden 97 631 Stimm⸗ zettel verteilt. Davon ſind 88 137 ordnungsgemäß ausgeſtellt worden. 77 000 waren für den Streik, 7873 dagegen. Dieſe Verkündigung in der Sitzung rief großen Beifall hervor. + London, 4. Nov. Die„Morning Poſt“ meldet aus hangh ß die Agitation in Shekian gegen die beabſichtigte Anleihe für den Vau einer Eiſenbahn durch die britiſch⸗chineſiſche Korporation weiter um ſich greife. In der Hauptſtadt iſt bereits an einem Beam⸗ ten ein Totſchlag begangen worden, um gegen die Anleihe zu proteſtieren. Bei dem Begräbnis kam es zu einer Demon⸗ ſtration, bei welcher ſtürmiſche Reden gegen die Anleihe gehal⸗ ten wurden. der —— Volkswirtſchaft. Die finanzielle Tage in Amerika. * Waſfhington, 3. Nov. Aus zuperläſſiger Quelle wird gemeldet, daß man an Rooſevelt mit dem Erfuchen heran⸗ getreten ſei, den Kongreß wegen der augenblicblichen Finanz⸗ lage zu einer außzerordentlichen Seſſion einzuberufen. Das Erſuchen gehe von den konſervalſven Führern der Finanzwelt aus. Man habe Rooſepelt die Verſicherung gegeben, daß keine Oppoſition von Seiten der duſtrie gemacht werden würde gegen die Geſetze, die erforderlich ſeien, um ſeine Abſichten be⸗ züglich der Bundeskontrolle in dem Maße zu verwirklichen, wie er es in ſeinen jüngſt gehaltenen Reden dargelegt habe Es heißt, Rooſevelt werde den Kongreg erſuchen, ſolche Amendements zu den Finanzgeſetzen einzubringen, welche ein Maximum der Be⸗ weglichkeit bei einem Minimum der Grundveränderung des be⸗ ſtehenden Syſtems ergäben. * Zahlungseinſtellung. Die Schuhfabrik von Albert Keller in Dahn iſt, wie bereits gemeldet, in Zah⸗ lungsſchwierigkeiten geraten und hat die Eröffnung des Kon⸗ kursverfahrens beantragt. Von den Hauptgläubigern dürfte das Bankhaus Aug. Schneider u. Co. in Pirmaſens, die Firma K. Hoffmann, Filzfabrik in Lambrecht und der Dahner Vorſchuß⸗ durch Hypotheken und andere zend gedeckt ſind. Die Paſſiven ſollen 350 000 Si Mark betragen. noch weitere Kreiſe ziehen. 8 Maunheimer Marktbericht vom 4. Nopbr. Stroh per Ztr. Y..00 bis Me..“0, Heu M. 375 bis M. 40) artoſſeln p. Zt. Mk. 4 .00 bis M..—, Bohnen per Pfd. 00—00 Pfg., Bunmen⸗ er Portion 0000 Pfg., Wirſna per Stück.10 Pfg., Rotkohl per Stück!?„Weißkohl per 00.00 Pfa., Feldſalgt ver Vortion d! Stück 15.20 Mio. Meißfrant00 krant nohen 20.00 Pfa., Koyffalat per Stick 00 60 fz Awiebeln ver Pfd. 19.0 Pfo. Ritben per ge Peg., gelg Mit ver Bſiſchel 0. Pfe., Pilfickerdſen Skange 18.80 Pfo, Gürken ger ver 000 Stücg.00 w7., Neypfel Ufd, 25 40 Pf —5 ., Kirf ben en Kes,. vſiſche v. Ufs 0 OY 009 Pfg., Nüſſe ver 25 Stlick 5 Pfa, cir 50 Pfſg. ſg., Breſenr ech v. Pfd. 00.80 N n 10 6 Bykter 1 N..20. S Laßerdan per Pfd.(0 Pig., 750 Stſick.00-4., Pey ver Pfd..80 Pfg., Hahn(ia.) ver Stück .30⸗8.50 NR., Huhn(ig.) v. Stück.00..00 Mk., Feldbnen n. Stuck .00-.00., Ente p. St...00 MN., Tauben v. Paar 1·2.60 Ku., Gans lebend ver Stück 0⸗0.00., geſchlachtet p. Pfd..% dg. Aal 0⸗0.00., Spargel 00—00 Pfo. Waſſerſtandsnachrichten im Monal Okt.⸗Nov. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 30. 31. 1 3. emerlungen Konfſangn 3J,1 8,1 Waldshut. 82 1,83 Hüningen) ,27.24 1,22 J19 118 1,75 Abds. 6 Uhr Hheht 187.88 188 1,81 179.76 N. 6 Uhr Lauterburg 6,6.09 Abds. 6 Uhr Maxan 3,16 3,14 8,11 3,05 8,04 8,04 2 Mür Germersheim 2,60 2,64.—P. 12 Uhr Maunheim.20 9,19.16 2,13 2,18 2,08] Noerg. 7 Uhr Maitz J0,04 0,0 0,½04 17.⸗P. 12 Uhr Bingen J0,97 0,97 10 Uhr Hanz..ii ½0 i l 2 Uhr Moblenz 1J,29 1,29 10 Uhr Sꝙ nsſ 0,89 2 Uhr Ruhrort J0,03 0,00 6 Uhr vom Neckar: Mannheim 2,22 2,20 2,18 2,15 2,13 2,09 V. 7 Uhr Heilbronn 0,19 0,18 0,22 0,14 0,12 0,251 V. 7 Uhr ) ,04 unter 0. 5 ——————— r⸗ Verantwortlich: Für Politit: Dr. Fritz Goldenbaum: für Kunſt, Feuilleton und Bermiſchtes: Alfred Beetſchen, für Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: Rich. Schönfelder; für Volkswirtſchaft u. den übrigen redaktionellen Teil: Karl Apfel: für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Franz Kircher. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b..: Direktor: Ernſt Müller. ——— Das Oeheimnis des schönen Teints vieler Frauen und Mädchen beruht einzig und allein auf der käg⸗ lichen Auwendung der Myrrholin⸗Seife mit ihren eigenaxtigen Wirkungen auf die Haut wie ſie eben keine andere Toiletteſeife beſſtzt. — Die Schlafloſigkeit der Kinder entſteht in den meiſten Fällen durch anhaltende Stuhlverſtopfung und dadurch bewirkte Darm⸗ gärungen. Ein gährungswidriges Nahrungsmittel, welches ſich in dieſen Fällen als beſtes Hilſsmittel bewährt, iſt„Kubeke⸗ Kindermehl, beſonders, wenn es einige Tage ohne Kuhmilch ge. reicht wird. 6182 Shoch Lurſe. Wegen der am Dienstag, 5. November ſtatt⸗ findenden Bürgerausſchußſitzung muß die auf den gleichen Abend—7 Uhr augeſetzte öffentliche Vor⸗ keſung des Herrn Geh. Hofrats Dr. Gethein über „Kalurgeſchichte Jialiens in Zeilalter der Reggifſence“ vom Rathausſaal in das Auditorium der Ge⸗ werbeſchule(Kurfürſt⸗Friedrichſchulhaus C 0) ver⸗ legt werden. Die öffentliche Vorleſung des Herrn Pro⸗ feſſors Dr. Salomon über „Einleitung in zie Geologte“ findet in der lanfenden Woche nicht am Dienstag, ſondern am 5 Freitag, 3. November, abends—-9 uhr im Bürgerausſchußſaal des Rathauſes F 1 ſtatt. Mannheim, den 4. November 1907. Das Kuratorium der Handelshochſchulkurſe. 30905 Privatbeamte! Am Freitag, den 8. November 1907, abends 8½ Uhr findet im„Sagale der Naſſer⸗ hütte“(Straßenbahnhalteſtelle Werderſtraße) zu Mannheim eine öffentliche Verſammlung ſtatt. Herr E. Reinemund—Magdeburg wird einen Vortrag halten über: 74859 Die Tage der dentſchen Pripalbeamlen 1 Der deuiſche privut⸗Beumlen⸗Verein in ſeiner wirlſchaftlichen und ſazialen Vedenkung. Freie Ausſprache. Privatbeamte aller Berufs⸗ ſtände, ferner Aerzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Privat⸗ gelehrte, ſelbſtändige Handwerker und Arbeitgeber und öffentliche Beamte ſind hierzu höflichſt eingeladen. Deutſcher Prival-Beamten-Berein Ragdeburg Iweigvereine Mannheim-Tudwigshalen. 7, 31„Loreley“ G7, 31. Dienstag, den 5. ds. Mts. früh, 175 wellfleiſch mit prima Sauerkranten u abends Wurſtſuppe und hausgemachte Würſte Wozu freundlichſt einladet B. Heller Wwe. 0 — össten- teils Sehwarze Satin-Oor wWeisse Toiles weisse Voiles Woeisse Nallstofie mit seidenen Söreifchen weies Belienne feine Oualtät in grosser Breite, französisches Erzeugnis Jerrschaften ich zahle wegen dringendem Bedarf für meine Münchuer und hiesigen Geschäfte für von Herrschaften gell. Sacco-, Rock- u. Frack-Anzuge Paletot, Pelze, Militär-, Beamten-Uuiformen, Schuhzeug, bessere Damensachen, Höbel, Bettfedern, Pfandscheine ete. 125 Preise. auch per Telefonruf Nr. 3790 Selig, E4, 6, Bekladen. 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