n ederlg JJ!!.. dĩ ĩ ĩͤ auf ein Ungarns eine ſolche Mitteilung an die Großmächte nicht amtlich und bindend zu ihm geäußert haben. 5 dom 8 ds. Mts. wird 15 hente erwartet, a wel. Abonnemem 90 Piennig monas lich. Bringerlohn zu Pig mionatlich. durch die Wol dez uei Vofh auſſchlag W..4 ot Qnartal Sinze⸗Nummet 9 Pig. u ſsea te: (Badiſche Voltzzelung) X. Anabhängige Tageszeitung. Telegramm⸗Abreſſez „General⸗Anzeiges Tathen⸗ e Btrettion u. Buchhaltung 1 Druckeret⸗Burean Au⸗ nahme d. Druckarbetten 864 Die GolonelBet. 2s Uig Geleſenſte aud verbreiteiſte Zeitung Täglich 2 Husgaben Eigene Redaktionsbureaus Nerattinn 27½7 Auswartige Inſeratt 30 in Maunheim am Umgebaung. laosgenommer Sobntagb in Berlin and Aarlsruhe. Expedition und Verlags- SAuß der Inſetaten-Annahme ſih das Mittagsblatt Morgens zu 9 Uhr, für das Abendbiatt Nachmttiags 3 üthr. buchhandlung.. 18 85 Nr. 128. Donnerstag, 18. März 1909. eeee 55 Die heutige Nittagsausgabe umfaßt 16 Seiten. CTelegramme. Die Kaiſerreiſe nach Korfu. .E. Berliu, 18. März.(Privattelegramm). Zur gemel⸗ deten abermaligen Kaiſerreiſe nach Korfu wird hofamtlich mitge⸗ teilt, daß dieſe Reiſe ſo lange nicht ſtattfinden wird, als der öſterreichiſch⸗ſerbiſche Kriegskonflikt anhält. Das Weinſteuergeſetz. Berlin, 17. März. In der Finanzkommiſſion des Reichstages, die heute in die Beratung des Weinſteuergeſetzes eintrat, erklärte Staatsſekretär Sydow, daß es den verbündeten Regierungen die Hauptſache geweſen ſei, bei der Heranziehung von Bier und Branntwein, der Getränke der Kleinen u. Klein⸗ ſten, auch das Getränke der Wohlhabenden zu belaſten. Die Vor⸗ lage bringe gerade die Beſteuerung nach dem Werte zum Aus⸗ druck, denn im allgemeinen komme nur der wertpollere Wein auf Jlaſchen in Betracht; die Banderole ſei ſchon deshalb die beſte 5 Jorm, weil die ſicherſte Kontrolle immer die durch das Publikum ſei. Eine Bevorzugung ausländiſcher Weine ſei nicht erwartbar, da ja auch dieſe beſteuert würden. Bisher ſeien nur Einzelheiten bemängelt worden; er hoffe aber, 92 an ſolchen nicht das ganze Geſetz ſcheitern würde. Der Fall Schuiber. .E. München, 18. März.(Privattelegramm]. Das ſeit 1½ Jahren ruhende Exkommunikationsverfahren gegen Pro⸗ feſſor Schnitzer iſt laut einer unterm 15. ds. Ms. ergangenen oberkirchlichen Mitteilung wieder aufgenommen. Schnitzer iſt zu einer letzten Erklärungsfriſt bis 30. März auf⸗ gefordert. Ein Kouferenzprogramm. * Berlin, 17. März. Die Frankfurter Zeitung und auch Berliner Blätter haben aus Paris die Nachricht berbreitet, daß dic öſterreichiſch⸗ungariſche Regierung durch Ver⸗ mittlung Deutſchlands den übrigen Großmächten habe mitteilen laſſen, daß ſie bereit ſei, eine Konferenz über die orientaliſchen Angelegenheiten jeht zu beſchicken unter den in letzter Zeit mehrfach beſprochenen Vorbe⸗ dingungen, daß nämlich die Arbeiten der Konferenz ſich nur erſtrecken dürfen auf die Anerkennung Bulgariens, die Aner⸗ kennung des öſterreichiſch⸗türkiſchen Einvernehmen u. die Durchſicht des auf Montenegro bezüglichen Artikels 29 des Berliner Ver⸗ trages. Dieſe Nachricht beruht, wie die„Köln. Zeitung“ hört, vollſtändigen Irrtum, denn Deutſchland hat eigener Initiative noch auf Veranlaſſung Oeſterreich⸗ gelangen laſſen. Hingegen handelt es ſich um einen von der italie⸗ niſchen Regierung gemachten Vorſchlag, der in der Tat die oben angeführten Punkte enthielt, und bei den Mäch⸗ ten, zum wenigſten bei der Mehrzahl von ihnen, eine ſympathiſche Entgegennahme gefunden hat, weungleich die Mächte ſich noch Es iſt nun, wie man hier ausführt, außerordentlich bezeichnend, daß dieſer Vorſchlag in dem Augenblick, wo die Nachricht darüber unter fälſchlicher Angabe ſeiner deutſchen Herkunft an die Oeffentlich⸗ leit gelangt, ſofort der Gegenſtand abſprechender Kom⸗ mentare geworden iſt, in benen erklärt wurde, daß der Vor⸗ ſchlag zur Annahme durch die Mächte ganz ungeeignet ſei. Viel⸗ leicht würde man den Vorſchlag weniger ungünſtig beurteilt haben, wenn man nicht geglaubt hätte, daß er von deutſcher, an⸗ geblich parteiiſcher Seite ſtammte, während er von Italien, das bisher in den orientaliſchen Wirren eine gewiſſe Zurückhaltung beobachtete, doch offenbar nur gemacht wurde, weil die italie⸗ niſche Regierung der Anſicht war, daß auf dieſem Wege am leich⸗ teſten eine Löſung der ſchwebenden Streitfragen erzielt werden könne. Die Mobilmachung. * Wie n, 18. März. Die Publikation der allerhöchſten Ent⸗ war vor acht Tagen von der Riviera zum 2 85 Defgr 55 18. März. Die Nachrichten über die Einbe⸗ rufung von mindeſtens einem Teile des zweiten Aufgebotes im Bereiche der Donau⸗, Drina⸗ und Morawa⸗Diviſion ſcheinen ſick zu beſtätigen. * Berlin, 17. März. Wie die transkontinentale Korre⸗ ſpondenz meldet, ergehen fortlaufend Einberufungsordres feitens der öſterreichiſchen Armeeverwaltung an die in Berlin anſäſſigen, wehrpflichtigen Oeſterreicher der erſten Reſerve⸗Jahrgänge. Die Einbernfungsordres lanten durchweg auf Stellung zur Waffen⸗ übung auf unbeſtimmte Zeit. Die Stellung hat beim Regiment in 5 Tagen zu erfolgen. Seit geſtern erfolgen die Einberufungen in erhöhtem Maße. Sie erſtrecken ſich auf Maunſchaften der Armeekorps Graz, Hermannſtadt und Krakau, ebenfalls auf das noch nicht mobiliſierte 7. Armeekorps. Der Streik der Pariſer Poſtbeamten. *Paris, 18. März. Der Telegraphendienſt verſagte heute faſt vollſtändig. Au der Effekten⸗ und Warenbörſe, ſowie in den Bankhäuſern machte ſich dieſer Um⸗ ſtand in ſchwerſter Weiſe fühlbar. Das Arbitragegeſchäft mußte vollſtändig eingeſtellt werden. Die Leiter mehrerer großer Bank⸗ geſchäfte ſandeen Beamte nach London, Brüſſel, Straßburg und Baſel, damit dieſelben dort telegraphiſch Aufträge entgegenneh⸗ men können. Gerüchtweiſe verlautet, daß 4000 Telegraphen⸗ drähte durchſchnitten worden ſeien. Die Regierung beſchloß, die Telegraphenleitungen in und bei Paris militäriſch bewachen Ferſprechämtern eingefunden haben, verſehen ihren Dienſt ſo, daß nur ſelten eine Verbindung zu erlangen iſt. Der Präſi⸗ dent des Vereins zur Wahrung der Intereſſen der Telephon⸗ abonnenten drückte dem Streickausſchuß der Telephoniſtinnen die Sympathien des Vereins aus, welcher die Forderungen der Te⸗ lephoniſtinnen als durchaus gerechtfertigt anſehe. Gerüchtweiſe verlautet, daß die direkten Telephonlinien zwiſchen den einzelnen Miniſterien zerſchnitten ſeien. Einzelne oppoſitionelle Blätter verlangen bereits, daß die Regierung nachgebe und den Unter⸗ ſtaatsſekretär Simyam zur Demiſſion veranlaſſen möge. * Paris, 17. März. und um 11 Uhr vormitags im Hauptpoſtamt in der Rue de Gre⸗ nelle ſind die Beamten teils nicht erſchienen, oder ſie nahmen, wenn ſie erſchienen, die Arbeit nicht auf. Alle Linien nach dem Auslande, ausgenommen Brüſſel, ſind unterbrochen. Ein ſchwerer Eiſenbahnunfall. *Montreal, 17. März. Der heute früh hier eintreffende Canadiſche Pacific⸗Expreßzug blieb auf der Halteſtelle Windſor⸗ ſtraße nicht ſtehen, ſondern fuhr in das Stationsgebäude hinein. Die Lokomotive durchbrach die Mauer des Gebäudes und die zwei Warteſäle. 5 Perſonen wurden getötet, 20 wurden ver⸗ letzt. Alle dieſe Perſonen befanden ſich in dem Warteſaale; Paſſa⸗ giere des Zuges wurden nicht verletzt. Wie feſtgeſtellt wurde, explodierte der Keſſel der Lokomotive zwei Meilen vor der Station wobei der Lokomotivführer getötet und der Heizer verletzt wurde. AK** Berlin, 18. März. Der Kaiſer und die Paiſerin beſichtigten geſtern nachmittag ſämtliche Räume der neuen Kgl. Bibliothek und verweilten über eine Stunde in dem Bau. Die Majeſtäten ſprachen ſich beſonders anerkennend über den großen, 300 Perſonen faſſenden Leſeſaal aus. Berlin, 18. März. Der türkiſche Miniſter des Aeußern Rifaat Paſcha trifft heute früh 6 Uhr aus Petersburg hier ein, bleibt einige Tage hier und fährt dann nach Rom weiter. Prag, 18. März. Der Kaufmann Steinmetz aus Katto⸗ witz berletzte die Schauſpielerin Bettina Brehm vom Teplitze⸗ Stadttheater durch einen Revolverſchuß ſchwer und entleibte ſich dann ſelbſt. * Davos, 17. März. Der in einer hieſigen Fremdenpen⸗ ſivn als Militärſchriftſteller bekannte öſterreichiſche Oberleutnant Joſef Bartunek hat einen in England woßnhaften Holländer namens Jules Mulder erſchoſſen. Mulder, der ſich in das Fremdenbuch als Komponiſt aus London eingetragen, ſpeiſte mit ſeiner Gemahlin an einem Seitentiſch im Speiſeſaal, da er wahr⸗ zunehmen glaubte, daß der an der Haupttafel ſigende Bartu⸗ kek ſeine Frau fixierte. Bartunek verlangte Ge⸗ nugtuung und als ihm dieſe verweigert wurde, ſchoß er den Beleidiger mit einem Revolver nieder. Mulder war ſo⸗ fort tot. Bartunek ſtellte ſich der Poliz Davos gekemmen. Vee weilte Penſion. zu laſſen. Die Zahl der vffenkundig ſtreikenden e e iſt zwar keine ſehr erhebliche, aber diejenigen, die ſich in den Zu dem Schichtwechſel um 7 Uhr Der Erſchoſſene 85 iner, Vo Die Kriſe auf dem Balkan. Eine Hoffnung auf Beſſerung. Der ſerbiſche Miniſter des Auswärtigen hat ſich eigtelg Berichterſtatter der„Neuen Freien Preſſe“ d geäußert, daß Serbien geglaubt habe, durch letzte Note zur Befeſtigung des Friedens u zu guten nachbarlichen Beziehungen zu Oeſt reich⸗Ungarn beizutragen. Ob das wirklich die richtige Meinung der Serben geweſen ſei, darf füglich be⸗ zweifelt werden. Dagegen möchte man in Berliner amtlich 1 Kreiſen von einer weiteren Erklärung des Miniſterpräſibenten Kenntnis nehmen, worin er die Hoffnung ausdrückt, daß die militäriſchen Maßnahmen, die auf beiden Seiten vorgenommen wurden, unterbrochen werden könnten, was Serbien mit aufrichtiger Befriedigung begrüßen würde. Aus dieſer Aeußerung kann, wie man in Berlin meint, vielleicht, und zwar zum erſten Male, auf die Abſicht des Ein? lenkens geſchloſſen werden, wodurch dem angeblich bevor⸗ ſtehenden Eingreifen der Großmächte in Bel⸗ grad die Arbeit ſehr erleichtert werden würde. Wie ſchon gemeldet, hat Rußland die Abſicht ausgeſprochen, abermals Vorſtellungen in Belgrad zu erheben, und das wird mit um ſo größerem Nachdruck geſchehen können, als die ruſſiſ che e entſ ſchieden bei der wiegend von dem Ernſt abhängen, mit dem die in Belgrad auftreten. Wenn Serbien erkenn daß es von keiner Seite auf militäriſche rechnen kann, ſo wird auch dem fanatiſchſten Serben zu einem Waffengang mit Oeſterreich vergehen, bei de Vaterland nur ins Verderben hineinrennen kann. Wird Krieg oder bleibt der Friede erhalten? Die bedeutungsvollſte Nachricht des geſtrigen Tages wa die Ankündigung eines bevorſtehenden Schrittes der Ve treter Englands, Frankreichs, Italiens und Rußland Belgrad. Man hatte eine neuerliche Mahnung der Mä an Serhien erwartet und es ſcheint nun, daß dieſe Erwartun ſich beſtätigen wird. Wie immer in ſolchen Zeiten, lauten jedoch die Na richten widerſprechend, und es iſt nicht möglich, die Au faſſungen, ſelbſt wenn ſie von berufenen Beurteilern komme miteinander in volle Uebereinſtimmung zu bringen. ſehr gewichtige Aeußerung bringt die„Neue Freie Preſſe ſie geht von einer Perſönlichkeit aus, die im Auslande lebt, aber in die diplomatiſchen Geſchäfte tief eingeweiht lautet: Auffaſſung einer herbor agen den 91 tiſchen Perſönlichkeit. n daß 9 neue der öſterreichiſchung iſt Regierung ſeine Wirkung tun wird. Auffafſung eines deutſchen Diplomate Wir glauben nicht, daß es zum Krieg kom wird, ſo ernſt die Situation auch iſt. Doch erwartet r hier beſtimmt eine neue Intervention der Vi entente in Belgrad. Dieſe Intervention zuſammen mi dem Schritt des Grafen FJorgach wird die friedlichen Elemente in der ſerbiſchen Regierung Oberhand gewinnen laſſen, ſo daf die ſerbiſche Regierung gegenüber der Skupſchtina ged wenn ſie eine klare präziſe Antwort geben wird, inde dem Volk erklärt: Wir haben uns überzeugt, daß wir Europa gegen uns haben, und müſſen im Intereſſe des Lat 55 nachgeben. Aeußerungen eines hervorragenden Mitgliedes der Delegation auS dem Herrenh a 1 ſe. Ich ſtelle mir folgendes vor: 1. daß die Serben, d ja von unſeren militäriſchen Vorbereitungen hören müſſ den Ernſt ſehen werden und daß ſie ſich dann bald entf müſſen. Wenn die Serben wirklich gegen uns etwa nehmen wollen— was ich nicht glaube— ſo müſſen den nächſten Tagen tun, denn ihre Reſerven ſin gerückt. Man wird bei uns um 0 mehr auf K drängen, als dieſe 2. Seite. Sensral⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Manngeim, 18. März. wenigen Tagen entſcheiden. Ich glaube, vor dem J. April iſt alles gewiß. Wenn man mit raiſonabeln Menſchen und der Logik rechnet, wird der Frieden erhalten bleiben. Bisher habe ich bei den Serben immer noch die Abſicht ge⸗ ſehen, ſich den Rückzug offen zu halten. Ich bin daher noch immer der Meinung— ich mag ein unverbeſſer⸗ licher Optimiſt ſein— daß die Sache unter Kriſen friedlich enden wird. Auffaſung eines ſerbiſchen Staatsmannes. Ich bin noch immer nicht peſſimiſtiſch. Die Situation iſt ſchwierig, aber ich halte ſie noch immer nicht für verloren. Ich glaube, daß die Note, die nach dem zu erwartenden neuen Schritt des Grafen Forgach von Belgrad kommen wird, eher ein Einlenken bringen wird. Allerdings hängt es ſehr von dem Tone ab, in welchem die öſterreichiſche Note ge⸗ halten ſein wird. Wenn dieſelbe nicht gar zu kriegeriſch iſt und nicht etwa die Forderungen als Ultimatum ſtellt, was ich für ganz ausgeſchloſſen halte, glaube ich eher an ein Ein⸗ lenken. Man muß bedenken, daß die ſerbiſche Regierung eine Antwort finden muß, welche auch die Stimmung im Lande berückſichtigt. Und daher erklärt ſich das ſchrittweiſe Zurück⸗ weichen. Die Note iſt nicht nach dem Wunſche Frankreichs beantwortet worden. Frankreich hat offenbar eine andere Note vorgeſchlagen. Ich habe neuerdings Anhaltspunkte, daß Frankreich in ſeiner Intervention nicht nachläßt. Die Lokaliſierung des Krieges. (Aus diplomatiſchen Quellen.) Selbſtverſtändlich, ſagte unſer Gewährsmann, müßte es Unſer erſtes Streben ſein, wenn es zu einem Kriege mit Serbien kommt, ihn zu lokaliſieren. Es ſind Anzeichen vor⸗ handen, daß, ſo weit die offiziellen Kreiſe in Betracht kommen, die Lokaliſierung möglich ſein wird. Jetzt hängt die Sache nur noch an einem Faden, das heißt, man iſt noch immer nicht ganz hoffnungslos, aber die Hoffnung iſt ſtark herabgedrückt. Hoffnungslos könnte man erſt ſein, wenn kein Ausweg mehr möglich wäre. Das iſt offenbar noch nicht der Fall. Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn. Von maßgebender diplomatiſcher Seite wird erklärt, daß die Nachricht eines Pariſer Blattes über eine Spezial⸗ konvention zwiſchen den Kabinetten von Wien und Ber⸗ lin, welche die genaue Rolle der beiden verbündeten Mächte im Falle eines Krieges zwiſchen Oeſterreich⸗Ungarn und Serbien feſtſtellen ſoll, abſolut unrichtig iſt. Eine ſolche Spezialkonvention iſt niemals beſchloſſen worden und brauchte auch nicht beſchloſſen zu werden. Das deutſch⸗ öſterreichiſche Bündnis, deſſen Wortlaut ja bekannt iſt, genügt vollkommen, um die Rolle jeder der beiden ver⸗ bündeten Mächte im Falle eines Krieges feſtzuſetzen, und jede der beiden Regierungen iſt überzeugt, daß die andere im Falle eines Eintretens des Caſus föderis ihre Bundespflicht loyal und gewiſſenhaft erfüllen wird. Deutſchland ſteht übrigens nach wie vor unerſchütterlich an der Seite ſeines Verbündeten, und ſeine Haltung hat während der ganzen Kriſe nicht einen Augenblick geſchwankt. Frankreich und Rußland. Von der Haltung dieſer beiden Mächte gegenüber dem öſterreichiſch⸗ſerbiſchen Konflikt hängt für die Erhaltung des Friedens naturgemäß ſehr viel ab. Frankreich hat zwar eine nicht gerade ganz klar und einwandfreie Rolle geſpielt, als ſein Botſchafter in Konſtantinopel ſich die Füße wund lief, um durchzuſetzen, daß Serbien die Erlaubnis bekam, Munition, Waffen und Sprengmittel aus den türkiſchen Häfen nach Belgrad zu bringen. Doch iſt nicht anzunehmen, daß es über diplomatiſche Freundlichkeiten dieſer Art gegen Serbien hinausgehen wird. Im allgemeinen wirkt Frankreich weiter für den Frieden im Sinne eines unparteiiſchen und wohl⸗ wollenden Vermittlers. In dieſem Sinne ſchreibt heute der „Figaro“: Mit lebhafter Genugtuung verzeichnen wir die Nachricht aus Wien, daß Oeſterreich⸗Ungarn acht Tage warten wolle, ehe es autf die letzte Mitteilung Serbiens antworte. Wenn dieſe Nachricht ſich beſtätigt, iſt das ein Beweis dafür, daß die öſterreichiſch⸗unga⸗ Aiſche Regierung nicht die Abſicht hat, die Greigniſſe zu überſtürzen. In acht Tagen hat man Zeit, viel zu erreichen. Die Friedens⸗ freunde können und müſſen ihven Einfluß in beiden Hauptſtädten in diskreter Weiſe ausüben. Der neue Schritt, den Baron Aehren⸗ hal in Belgrad zu tun beabſichtigt, hat alſo nicht, wie behauptet wurde, den Charakter eines Ultimatums, denn ſonſt würde Oeſter⸗ reich⸗Ungarn nicht mehrere Tage warten, es zu ſenden. Man gibt ſich nicht die Mühe, ſolange zu überlegen und den Gegner üver⸗ legen zu laſſen, wenn man feſt entſchloſſen iſt, Drohungen gegen ihn anzuwenden, auf die unmitbelbar Tätlichkeiten folgen. Mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit richten ſich die Blicke nach St. Petersburg. In der Politik des Herrn Js⸗ wolski, die allzufehr im Geiſte panſlawiſtiſcher Preſtige⸗ und Protektionspolitik geleitet ſcheint, liegen die Gefahren. Sie iſt dunkel und ſchwankt hin und her. Die panſla⸗ wiſtiſche Preſſe iſt bemüht, für die bewaffnete Ein⸗ miſchung Rußlands Stimmung zu machen. So ſchreibt der„Swet“:„Oeſterreich⸗Ungarn und Deultſchland bauen auf unſere Schwäche, ſie nötigen uns zum Kriege. Wir wollen uns auf die Ereigniſſe vorbereiten, die unvermeidlich werden. Vereinigen wir uns am Altar des großen ruſſiſchen Vaterlandes.“ Und die„Nowoje Wremja“ erklärt:„Welches auch augenblicklich die Abſichten der offiziellen Vertreter Ruß⸗ lands ſeien. Rußland wird ſeinerzeit ſein Wort ſprechen, und wer die ruſſiſche Geſchichte kennt, weiß, welche Bedeutung dieſes Wort hat“ Das offizielle Rußland dagegen bemüht ſich den Schein der Korrektheit und Loyalität zu bewahren. Wir erhalten aus Petersburg folgendes Privattelegramm: .E. Petersburg, 18. März.(Privattelegramm). Wie den Petersburger Zeitungen von amtlicher Seite mitgeteilt wird, ſteht die ruſſiſche Regierung keineswegs, wie verſchiedentlich ver⸗ mutet und auch in der Preſſe behauptet wurde, hinter der letzten ſerbiſchen Antwortnote, ſondern ſie hat im Gegenteil der ſerbi⸗ ſchen Regierung auf das nachdrücklichſte und ſchärfſte ein Ein⸗ gehen auf das öſterreichiſche Anerbieten nahegelegt. Um dieſe Pole ſchwankt die ruſſiſche Politik. Auf der einen Seite ſcheuen Rußland und Herr Iswolsky die un⸗ geheuere Verantwortung für einen Weltkrieg, in dieſem Sinne erklärte, wie der„Peſter Lloyd erfährt, Iswolski dem öſter⸗ reichiſch⸗ungariſchen Botſchafter Grafen Berchthold, daß das offizielle Rußland keine Schritte unternehmen werde, die Serbien zu der Hoffuung auf aktive Hilfe durch Rußland berechtigten. Auf der anderen Seite aber erſcheint die ruſſiſche Politik ſo wenig klar, ſo ſehr den panſlawiſtiſchen Ideen nachzugeben, ſo ſehr auch ihrerſeits eine endgültige Erledigung der bosniſchen Frage hinaus⸗ zögern zu wollen, daß Serbien unmittelbar oder mittelbar von Rußland eine Ermunterung erhält, ſeine großſerbiſchen Anſprüche auf Bosnien und die Herzegowina aufrecht zu erhalten und an die Konferenz Anſprüche zu ſtellen, die das Zuſtandekommen dieſer Konferenz angeſichts der Haltung Oeſterreich⸗Ungarns und Deutſchlands unmöglich macht. Die Konferenz ſoll nach öſterreichiſcher und deutſcher Auffaſſung nur vollzogene Tatſachen beſtätigen, nicht ein Tribunal ſein. Kommt die Konferenz nicht zuſtande, ſo bleibt die bosniſche Frage nach ruſſiſcher und ſerbiſcher Auffaſſung offen und ein beſſer gerüſtetes Rußland kann ſie ſpäter einmal in pan⸗ ſlawiſtiſchem Sinne löſen. Oeſterreich⸗Ungarn kaun und wird natürlich nicht daran denken, dieſe Frage mit ihrer beſtändigen Kriegsgefahr ins Unendlich offen zu laſſen. In dieſem Gegenſatz liegt die Hauptgefahr der Lage. Die offizielle ruſſiſche Politik muß ſich un⸗ umwunden und unzweideutig von den Aſpirationen der Panflawiſten losſagen und zu dem Ende Serbien den Reſt von Hoffnung rauben, daß es auf militäriſche Unter⸗ ſtützung Rußlands heute oder ſpäter rechnen kann. Kommt Iswolski über dieſe allſlawiſche Gefühlspolitik, die vom Standpunkt des ruſſiſchen Nationalegoismus der hellſte Wahn⸗ ſinn nicht hinaus, dann wird Serbien nicht zu klaren Verzicht auf ſeine großſerbiſchen Träume, zur Niederlegung der Waffen kommen und Oeſterreich⸗Ungarn wird dann ſehr bald zu einer endgültigen Löſung der Kriſis voranſchreiten müſſen. In Rußlands Hände iſt der Welt⸗ frieden gegeben. Möge die politiſche Vernunft, das Gewiſſen und das nationale Eigenintereſſe den Sieg über perſönlichen unklaren Ehrgeiz und chauviniſtiſche Maſſeninſtinkte davon⸗ tragen. * Belgrad, 17. März.(Wien. Korreſp.⸗Bur.) Geſtern und heute ſtattete der ruſſiſche Geſandee Sergejew dem Miniſter des Aeußern Milowancowitſch längere Beſuche ab. In politiſchen Kreiſen verlautet, Sergejew habe Milowano⸗ witſch namens der ruſſiſchen Regierung freun dſchaft⸗ liche Ratſchläge erteilt, den Wünſchen Oeſter⸗ reichs nach Möglichkeit(Das klingt wohl nicht kate⸗ goriſch genug angeſichts des unglaublichen Sbarrſinns Ser⸗ biens. D. Red.) entgegenzukommen. Die Nachricht, daß ruſſiſche Freiwillige bereits in Serbien eingetroffen n⸗ wird an maßgebender Stelle als unrichtig bezeichnet. Die deutſchen Flottenrüſtungen. * Berlin, 17. März. Die Budgetkommiſſion des Reichs⸗ tags begann heute die Beratung des Marine⸗Etats. Staatsſekre⸗ tär v. Tirpitz ging auf die geſtrige Beſprechung im engli⸗ ſchen Unterhaus ein; dann beſchäftigte er ſich mit den Ausführungen des Vizeadmirals Galſter und erklärte, daß dieſe in der Marine ſelbſt keinen Boden hätten. Was richtig an ſeinen Forderungen ſei, wäre bereits ausgeführt, namentlich in bezug auf die Kreuzerfrage. Unſer Torpedobootsweſen ſei durchaus ausreichend entwickelt. An den Bau von Unterſee⸗ booten ſei man erſt herangetreten, nachdem die vielen techniſchen Unvollkommenheiten beſeitigt worden ſeien. Galſter ſei gar nicht in der Lage, die Verhältniſſe zu überſehen, da er ſchon meh⸗ rere Jahre inaktiv ſei. Die Frontoffiziere ſeien aus nahelie⸗ genden Gründen überhaupt nicht orientiert über den tatſächlichen Stand unſerer Rüſtung. Der Staatsſekretär weiſt auf die Irrigkeit der Berechnung des Lords der engliſchen Admiralität Me. Kenna hin über die Zahl der 1912 bei uns vollendeten Dreadnoughts. Ein Zentrumsabgeordneter kommt auf die Ausführungen des Reichskanzlers über die Abrüſtung zurück. Internationale Abrüſtung ſei ganz etwas anderes als ein Uebereinkommen ſpeziell mit England zur Beſchränkung des Flottenbaues. Die Ausführungen Galſters halte er doch für be⸗ deutungsvoll. Bei uns werde die Geheimniskrämerei viel zu weit getrieben. Auch der Vertreter der Freiſinnigen meint, daß der Staatsſekretär die Bedeutung der Galſterſchen Schriften unterſchätze. Es gebe viele Seeoffiziere, die ihm zu⸗ ſtimmten. In der Unterſeebootfrage habe Galſter durchaus recht, der Küſtenſchutz müſſe das Primäre, die Schlachtflotte das Sekundäre ſein, der Schwerpunkt der Verteidigung Deutſch⸗ lands bleibe ſtets das Landheer. Von nationalliberaler Seite wird dem Staatsſekretär rückhaltlos das Ver⸗ trauen ausgeſprochen. Am Flottengeſetz dürfe nicht gerüttelt werden, ein Zentrumsredner wendet ſich gegen die Aus⸗ führungen des Nationalliberalen und hält die Ausführungen der inaktiven Offiziere doch für wertvoll. Sei es möglich, mit England zu einer Vereinbarung über den Flotten⸗ bau zu lommen? Nach den geſtrigen Aeußerungen des engli⸗ ſchen Premiers ſei Deutſchland wiederholt aufgefordert, ſich mit England über den Flottenbau zu einigen. Aus welchen Gründen ſei die engliſche Anfrage abgelehnt? Sei in Deutſchland Ge⸗ neigtheit vorhanden, auf die engliſchen Anregungen einzugehen? In ſeiner Auffaſſung ſei er(Redner] in Uebereinſtimmung mit maßgebenden Perſönlichkeiten der Diplomatie. Sei überhaupt bei der völlig veränderten Situation die Grundlage unſeres Flottengeſetzes noch aufrecht zu erhalten? Ein zweiter national⸗ liberaler Redner lehnt einen Zickzackkurs in der Flottenfrage ab. Der Standpunkt der Marine in der Unterſeebootfrage ſei durch⸗ aus richtig. Trotz der engliſchen Erörterungen müſſe unſer Flottenprogramm genau durchgeführt werden; nur zum Zweck einer handelspolitiſchen Verſtändigung mit England ſei ein Uebereinkommen nicht unmöglich. Der Staatsſekretär erklärt, eine Anregung von England aus ſei nicht erfolgt. Er halte die ganze Erörterung für inopportun. Die Vorausſetzung in bezug auf den deutſchen Flottenbau, von der man in England ausgehe, ſei nicht richtig. In der Unter⸗ ſeebootfrage ſei er mißverſtanden worden. Ein Zentrumsredner hält zu große Heimlichkeit mit Tatſachen, die allgemein bekannt ſeien, doch für höchſt überflüſſig. Experimente mit Schlachtſchiff⸗ bau ſeien viel koſtſpieliger als im Unterſeebootweſen. Er glaube auch, daß man zu einem Handelsabkommen mit England kommen müſſe. Ein Vertreter der Reichspartei hält es für einen Fehler, wen man nicht ſo ſchnell wie möglich große Linienſchiffe baue, wie es jetzt geſchehe, ſondern erſt auf dieſem Gebiete das Ergebnis von Experimenten abwarten wolle. Der ſicherſte Weg zum Frieden ſei Feſthalten am Flottengeſetz. Ein freiſinni⸗ ger Redner glaubt, daß man Admiral Galſter für ſeine Aus⸗ führungen daukbar ſein könne. Darin liege keinerlei Mißtrauen gegen die Marineverwaltung. Das Flottengeſetz habe doch ein anderes Geſicht bekommen, da ſeine Ausführung doppelt ſo viel koſte, wie angenommen worden ſei. Der Redner fragt, ob man einſtweilen mit dem Flottengeſetz auskommen könne. Der Staatsſekretär erklärt, nach dieſer Richtung hin, könne er beruhigend antworten. Nach Ausführung des Flot⸗ tengeſetzes werde unſere Flotte ausreichend ſein, ſoweit man überhaupt für abſehbare Zeit vorausſogen könne. Das habe auch der Reichskanzler bereits erklärt. Ein Zentrums⸗ redner hält eine Vereinbarung mit England für dringend nötig, das ſei die allgemeine Meinung auch weiteſter Kreiſe. Von deut⸗ ſcher Seite müſſe man daher mehr entgegenkommend ſein, da man England ſonſt zum Schutzzoll treibe: das werde für uns die Theanter, Kunſt und Wiſſenſchaft. Theater⸗Notiz. Die Intendanz teilt mit: Das Programm der am nächſten Sonntag ſtattfindenden Heine⸗Matinee bringt mach einleitenden Worten Dr. Karl Wolffs eine Anzahl hhriſcher Gedichte, die drei erſten Geſänge aus der Dichterliebe und„Die Grenodiere“ von Schumann, ein Proſaſtück aus den„Memoiren“, die Romanze„Das Seegeſpenſt“,„Das Schlachtfeld zu Haſtings“, Linige Kapitel aus„Atta Troll“ und zum Schluß einige humo⸗ Aifiſche Gedichte.— Morgen Freitag findet nochmals eine Wieder⸗ Hokung der erfolgreichen Komödie„Don Juanito“ von Oscar A. H. Schmitz ſtatt. Es wird dies die letzte Aufführung des amü⸗ ſonten Werzes in dieſer Spielzeit ſein.— In der heutigen „Lohengrin“⸗Aufführung ſingt Lilly Hafgren Waag die Elſa, Fritz Vogelſtrom den Lohengrin, Hans Bahling den Telramund, Mariha Knepels die Ortrud und Hugo Voiſin den Heerrufer. Als Sinig Heinrich gaſtiert Herr Joſef Sgem aus Wien auf En⸗ Neues Operettentheater. Durch die im Neuen Operettentheater mit ſo großem Beifall aufgenommene Operette„Der Mann müit den drei Frauen“ iſt das Repertoire für die nächſte Zeit vollſtändig gedeckt. Die Operette findet allabendlich den größten Veiſall des Publikums, namentlich die großen Schlager, wie das Duett„Bienchen ſummt nicht mehr“ oder das Terzett„Ich bin eine Frau von Temperament“.— Morgen Abend geht ebenfalls die Operette Der Mann mit den drei Frauen“ in Szene. Schülerkonzert des Herrn Lenz. Am vergangenen Sonntag Hielt der in Maunheim aufs beſte bekannte Muſiklehrer, Herr Feinr. Lenz, im großen Saale der Kaiſerhütte mit ſeinen Schü⸗ kern der Unter⸗ und Mittelſtufe vor»iner ſehr zahlreichen Zuhörer⸗ ſchaft ein Konzert ab. Die gewählten Stücke bewegten ſich ent⸗ fjdwrechend der Qualifikation der Schüſler faſt ausſchliezlich im leichteren Genre, wurden aber mit einer Genauigkeit und Sicher⸗ 5 üchrt, die den kleinen Künſtlern, und nicht zuletzt deren wurden durch einige Geſangseinlagen von Fräulein Baſtian(Sopran) und Herrn Dewald(Tenor) ſowie zwei Darbietungen eines vereinigten Ehores(zweier unter der Leitung des Herrn Lenz ſtehenden Ge⸗ ſangvereine) angenehm unterbrochen. Herr Lenz gedenkt mit ſeinen Schülern der beiden Oberſtufen demmächſt noch einmal vor die Oeffentlichkeit zu treten. Der„Barnum der deutſchen Muſik“. Den„Barnum der deut⸗ ſchen Muſik“ nennt mit vielem Recht„Tarub“ im letzten„März (Albert Langen, München) den erfolgreichen Vertoner der„Elek⸗ tra“. Er ſagt:„Ich rede nicht von dem, was er Muſik heißt. Ich bin zu wenig Fachmann, um zu entſcheiden, ob ich verrückt bin oder er. Zugegeben, daß das muſtkaliſche Drama erſt da beginnt, wo das, was wir bisher Muſik nannten, aufhört. Zugegeben, daß ſelbſt Richard Wagner, aus der Richard⸗ Straußperſpektibe betrachtet, ein armſeliger Melodiendudler iſt wie weiland Roſſini. Zugegeben, daß ein Drama nur dadurch vertont werden kann, daß man ein jedes Wort, ja eine jede Silbe nach threm Gedanken⸗ und Gefühlsinhakt in die entſprechenden Noten überſetzt. Zugegeben, daß der muſikaliſche Ausdruck und der aku⸗ ſtiſche Eindruck alles iſt, Melodie und Harmonie dagegen unnatür⸗ liche Gebilde vorſtellen, die mit dem alten Spinett in die Rumpel⸗ kammer gehören. Ueber eines zerbreche ich mir doch den Kopf, und dies eine läßt mich für Richards II. Zukunft das Aller⸗ ſchlimurſte befürchten: in Dresden, Frankfurt, München, Berlin und Barmen hat das große Publikum— abgeſehen von einigen verbohrten Berufsmuſikern— der„Elektra“ begeiſtert zugejubelt. Wenn man bedenkt, wie lange Richard Wagner gebraucht hat, um den Thoaterbeſuchern ſeine unendliche Melodie genießbar 8u machen, ſo ſtutzt man unwillkürlich über die Straußſchen Augen⸗ blickserfolge. Iſt unſer Theaterpublikum mit einem Male ſo ge⸗ ſcheit geworden? Oder hält es nur, ſeit es das Zeppelinſche Auft⸗ ſchiff geſehen hat, nichts mehr für unmöglich? Oder erliegt es wie bei Wasmuths Hühneraugenringen oder beim Odol lediglich der Maſſenſuggeſtion einer ebenſo aufdringlichen wie nachhaltigen Reklame? Man dende nur, was die Zeikungen die letzten Nonate baatänlich über die„Glektra geſchrieben haben. Ich möchte ſagen: geflüſtert. Allerlei Klatſch aus der Werkſtätte des Ton⸗ dichters, der nur durch Vertrauensbruch an die Oeffentlichkeit ge⸗ bracht werden konnte. Dann erſtaunliche Nachrichten aus den Theaterbureaus über die Aufführungsbedingungen des Werkes. Das vergrößerte Orcheſter, die neuen Inſtrumente, das Fünf⸗ tauſend⸗Mark⸗Pauſchale für die Partitur, die unerhörten Tan⸗ tiemenforderungen,— alles wurde dem Zeitungsleſer langſam ein⸗ geträufelt, vorſichtig, löffelweiſe wie eine bittere Medigin, aber ebenſo nachhaltig und beharrlich, bis er ſie endlich mit Vergmügen ſchluckte. Dann die großen Feuilletons zitr würdigen Vorbereitung auf den kommenden Genuß und endlich die Erſtaufführung mit den unerſchwinglichen Eintrittspreiſen,— in München zwanzig Mark für den Parkettſitz! Wer konnte da am durchſchlagenden Erfolge zweifeln? Wer zwanzig Mark für einen Platz bezahlt, begeiſtert ſich unter allen Umſtänden,— ſei's auch nur, um das hinaus⸗ geworfene Geld nicht bedauern zu müſſen. Und die armen Kri⸗ kiker, die das Brot ihrer Zeitungsverleger eſſen, erſchöpfen ſich in Lobeshymnen, ſeit ein Kollege in Dresden, der nach der Urauf⸗ führung ſeine ehrliche Meinung ſagte, tags darauf ſeine Kündigung in der Taſche hatte. Der Barnum der deutſchen Mufik hat auf der gangen Linie geſiegt.“ Bühnenverein und Bühnengenoſſenſchaft. Ueber dem Kriegs⸗ ſchauplatz zwiſchen Bühnenverein und Genoſſenſchaft Deutſcher Vühnenangehöriger ſcheint ſich nun doch der Horigont Zu lichten. Von Frankfurt a.., wo die Theaterbauaktiengeſellſchaft bekannt⸗ lich von vornherein einen der Genoſſenſchaft günſtigen Standpunkt eingenommen hat kommt die Botſchaft, daß der dortige Intendant Emil Ckaar der Rolle eines Friedensvermittlers nicht abgeneigt ſei. Auch der Leiter eines ſüddeutſchen Hoftheaters(Putlitz. D. Red.), der ſchon oft und eindrucksvoll ſein Intereſſe für die ſozialen Bedürfniſſe der Schauſpielerwelt bekundet hat, wird 87 8 mutlich ſchon in der allernächſten Zeit in inofftzieller Weiſe Füh⸗ lung mit den leitenden Perſönlichkeiten der Bühn engenoſſenſch f nehmen, um eine 5 die Wege zu 1 lich hofft man auch, die Differengzen kun e die von der plötzlichen Entlaſſung Mannheim, 18. März General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) allergrößte Schädigung ſein. Man müſſe nun aber endlich ein⸗ mal genau erfahren, was eigentlich zwiſchen Deutſchland und England verhandelt ſei. Von nationalliberaler Seite wird die engliſche Invaſionsfurcht ſcharf kritiſtert, die jeder Grundlage entbehre. Unſere Flottenrüſtungen bedrohten in keiner Weiſe die engliſche Machtſtellung. England fühle ſich tat⸗ ſächlich lediglich bedroht, durch unſern wirtſchaftlichen Auf⸗ ſchwung. Es ſei damit zu rechnen, daß in England die konſerva⸗ tive Regierung bald ans Ruder komme und damit auch der Schutzzoll. Entſchieden wendet ſich der Redner ſodann gegen die 5 Reſolution der Altonger Handelskammer, die glücklicherweiſe vereinzelt geblieben ſei. Ein konſervativer Redner kommt auf die Aeußerungen des Grafen Kanjitz und die Artikel der Kreuz⸗ zeitung zurück und erklärt die Uebereinſtimmung der Mehrheit ſeiner politiſchen Freunde mit dieſen Darlegungen. Unſere Armee müſſe für alle Zeit die Hauptſache bleiben. Es ſei rich⸗ tiger, jährlich nur zwei Schlachtſchiffe zu bauen, keinesfalls aber irgendwie über das Flottengeſetz hinauszugehen. Er empfehle daher eine Verſtändigung mit England, wobei die Stellung zur Flottenvermehrung der Angelpunkt ſei. Weiter tritt der Redner ſehr warm für Admiral Galſter ein. Ein anderer konſervativer Redner erklärt, daß die Ausführungen ſeines Fraktionsgenoſſen zum Teil ſehr perſönlicher Natur geweſen ſeien. Weiterbera⸗ kung morgen. Polſtische KUebersicht. Moennheim, 18. März 1939 Na ionalliberale für die Nachlaßſteuer. Schon auf der letzten Wagnerverſammlung in Berlin hat der nationalliberale Abgeordnete Fuhrmann zu verſtehen gegeben, daß, nachdem der nationalliberale Plan einer Reichs⸗ vermögensſteuer keine Gegenliebe gefunden habe, auch für krücke. Das gleiche hat der mittelfränkiſche Kreisausſchuß der Nationalliberalen Partei zum Ausdruck gebracht. Ebenſo hat in einer Bürgerverſammlung der Stadt Koburg der nationalliberale Abgeordnete Quarck das Fallen der direk⸗ ten Steuern: Nachlaßſteuer, Erbrecht des Staates und 5 Erbſchaftsſteuer ſowie die Haltung der Konſervativen be⸗ dauert. Er verwarf den Kompromißvorſchlag der Finanz⸗ kommiſſion auf Einführung einer Beſitzſteuer, die von den Einzelſtaaten durch das Reich erhoben werden ſoll. Werde dieſe Steuer eingeführt, ſo würde Koburg ganz erheblich belaſtet werden und auf ſeine Einkommenſteuer einen Zuſchlag von 150—180 pCt. erheben müſſen. Die einzig richtige Steuer ſei eine Nachlaßſteuer. An den beifällig aufgenom⸗ menen Vortrag ſchloß ſich eine Beſprechung an, in der u. a. der Sohn des Redners, der aktive Koburger Regierungsrat Dr. Quarck, erklärte, daß die von der Finanzkommiſſion be⸗ ſchloſſene Beſitzſteuer in Koburg den Kopf der Bevölkerung mit 2½ Mark treffen würde, was eine vollſtändige Um⸗ krempelung des urſprünglichen Planes der Reichsfinanzreform ſowie eine neue Belaſtung und den Ruin der kleinen Staaten und des kleinen Mannes bedeuten würde. Eigene Steuern ſolle das Reich haben und nicht ſolche * ſtaaten. Man wolle hoffen, daß das Kompromiß ein Be⸗ gräbnis erſter Klaſſe finde. Da Dr. Quarck ſeine Ausführungen nicht als perſönliche bezeichnete, ſo vermutet das„Koburger Tageblatt“, daß ſeine Anſicht auch die der koburgiſchen Staats⸗ regierung iſt. Folgende Entſchließung wurde einſtimmig angenommen: Die von Mitgliedern aller bürgerlichen Parteien zahlreich beſuchte Verſammlung Koburger Bürger erklärt ſich mit den Ausführungen ihres Reichstagsabgeordneten Geh. Juſtizrats 1 Quarck bezüglich der Reichsfinanzreform vollſtändig einverſtan⸗ den. Namentlich wünſcht ſie, daß der Reichstag abſehen möchte von dem Kompromiß der Finanzkommiſſion, welches für unſere Kleinſtaaten mit unheilbaren Folgen verbunden wäre, und feſt⸗ halten möchte an der Nachlaßſteuer, womöglich in verbeſſerter, Kbosaften und kleine Vermögen ſchonender Form. Deutsches Reſch. — Der Seniorenkonvent des Reichstages kam überein, die Oſterferien am 1. April zu beginnen und die erſte Sitzung noch Oſtern auf den 20. April feſtzuſetzen. — Zur Reichsfinanzreform. In nationalliberalen Kreiſen glaubt man, ſo will die Nationalzeitung wiſſen, daß es gelingen werde, auch ohne Nachlaßſteuer, Erbrecht des Staates und Wehr⸗ ſteuer, gegen 100 Millionen an direkten Steuern aufzubringen, nämlich 50 bis 60 Millionen durch Ausdehnung der Erbſchafts⸗ ſteuer unter Ausſchluß der Ehegatten, 15 Millionen durch Er⸗ höhung der Matrikularbeiträge von 80 auf 100 Pfg. pro Kopf der Bevölkerung und 15 Millionen oder vielleicht auch noch mehr durch eine Koupon⸗ und Quittungsſteuer. Unter den indirekten Steuern dürfte eine Streichholzſteuer figurieren, von der mau annimmt, daß ſie gegen 30 Millionen eintragen wird. des Redakteurs Herwarth Walden ihren Ausgang nahmen, durch einen für beide Teile annehmbaren Vergleich aus der Welt zu ſchaffen.— Zu dem Streit hat der Generalintendant der Württembergiſchen Hefoper, Baron v. Putlitz, in einer Bro⸗ ſchüre„Theaterhoffnungen“ ein Wort zur Aufklärung beigeſteuert.(Stuttgart, Verlagsanſtalt. M..75.) Nachdem er einen Rückblick auf die jahrelangen Beſtrebungen zur Erlangung eines neuen Vertragsformulars geworfen hat, begründet er die zwei hauptſächlichſten Differenzpunkte: den Schwangerſchafts⸗ und den Urlaubsparagraph, und wendet ſich dann gegen die Broſchüre des Herrn Dr. Pfeiffer über das Theaterelend, deren Tatſachen⸗ material einer Nachprüfung bedürfe. Er weiſt auf die Notwendig⸗ keit ſtrenger Disziplin und daher der hart erſcheinenden Veſtim⸗ 5 Na;Mmungen in dem Theatervertrag hin, gibt aber zu, daß dieſe von übelwollenden Bühnenleitern mißbräuchlich gehandhabt werden Eknnen. Schließlich gibt der Verfaſſer eine Zuſammenſtellung von Programmpunkten, die vertraglich vereinbart werden müßten, die ſich vielfach mit den Forderungen Pfeiffers decken. Die Broſchüre iiſt in recht leidenſchaftsloſem Tone gehalten. Eein Richard Wagner⸗Theater in Berlin. Zu einem neuge⸗ günſtig bezeichnet. einheitlichen Fiſchereiordnung Baden wurden beſprochen und die Ausf zeichnet. niederzulegen. ſeine Partei die Nachlaßſteuer wieder in den Vordergrund die Fürſorgeanſtalten, muſtergiltig daſtänden. Der Redner berlangte auch ein Maßnahmen 38 80 Schutze der Grundlage für man ſtrafen. Kinder, da müſſe man erziehen. habe ſich ſo ſchnell die Herzen und Geiſter erobert, wie die Jugend⸗ gerichtsbewegung.(Beifall.) Staatsminiſter Hentig ſprach namens der Zentrale für Jugendfürſorge die tiefſte Befriedigung über Auf ſeinen Vorſchlag wurde das den Verlauf der Tagung aus. lag Bureau der Verſammlung beauftragt, ſich als Kommiſſion zur Vor⸗ Badiſche Politik. Fiſchereiyrdnung für Pfalz und Baden. In einer in Germersheim ſtattgefundenen Verſammlung der pfälziſchen Rheinfiſcher wurden die durch das neue Fiſcherei⸗ geſetz geſchaffenen Verhältniſſe der Fiſcher am Rhein als ſehr Auch die Beſtrebungen zur Erreichung einer für Pfalz und ichten hiezu als gut be⸗ Bahyeriſche und Pfälziſche Politik. Nationalliberaler Verein Frankenthal. Frankenthal, 17. März.(Von unſerem Korreſpond.). eitglied an. Der langjährige erſte Vorſtand des Nationalliberalen Vereins für den Kanton Frankenthal, Rechtsanwalt Röhrig, hat ſich aus beruflichen Grünee veranlaßt geſehen, ſein Vorſtandsamt Der Rücktritt Röhrigs wird in allen liberalen Kreiſen der Pfalz lebhaftes Bedauern hervorrufen. Röhrig war, ſeit der nach den 1895er Reichstagswahlen erfolgten Begründung des genannten Vereins deſſen Vorſtand und gehörte ſeit einer Reihe von Jahren auch der nationalliberalen Organiſation für die Pfalz als eifriges und treues! namentlich bei Wahlen für die nationalliberale Partei eine eifrige Tätigkeit und iſt als glänzender Rede in der ganzen Pfalz be⸗ kannt und geſchätzt. Er entfaltete, Der erſte deutſche Jugen gerichtstag. (Schluß.) Fräulein Dr. jur. Dunfing(Berlin) erörterte als zweite Rednerin die Mitwirkung der Jugendgerichtshilfe. Sie weiſt vor allem darauf hin, daß für die Eltern viel Schereveien daraus erwachſen, daß nicht nur die Staatsanwaltſchaft, ſondern auch die Jugendgerichtshilfe die Ermitterungen ausüben. Der Beſuch des Ermittelnden müſſe nicht als eine Beläſtigung empfun⸗ den werden. hilfe vorzunehmen. Es ſei deshalb notwendig, ein mittelungstätigkeit der Staatsanwaltſchaft und der Jugendgerichts⸗ Der Staatsanwaltſchaft müſſe man die Er⸗ bgrenzung der Er⸗ forſchung des rein juriſtiſchen Datbeſtandes und auch der Frage nach der vorhandenen Einſicht überlaſſen, während die andern Auf⸗ gaben in das Gebiet der Jugendgerichtshilfe fielen. ſpricht die Rednerin ganz beſonders ausführlich die Aufgaben, die der Frau auf dieſem Gebiete zufallen. Dann be⸗ In der Erörterung über dieſe beiden Vorträge verteidigte Landesrat Vieregg⸗Berlin eren es eine ganze Reihe gebe, die Auch Amtsrichter Moſel⸗Düſſeldorf be⸗ merkte, daß die Fürſorgeanſtalten vielfach Muſteranſtalten ſeien, man könne beinahe ſagen, die Kinder haben es faſt zu gut. Seine Kollegen, die Vormundſchaftsrichter, möchte er bitten, nicht zu ängſtlich bei der Anordnung der Fürſorgeerziehung zu ſein und micht Rückſicht auf ſchwächliche, pflichtvergeſſene Eltern zu nehmen, denn es gelte das Wohl der Kinder. eradegu (Lebhafter Beifall.) Mit einem kurzen Schlußwort der beiden Referenten ſchloß die Be⸗ ſprechung und es trat die Mittagspauſe ein. In der Schlußſitzung am Nachmittag gab Geh. Admiralitäts⸗ rat Dr. Fleiſch⸗Berlin einen geſetzgeberiſchen Ausblick. Beginnend von dem Ziel der Jugendfürſorge, bezeichnete er die vorliegenden Geſetzentwürfe nur als eine Abzahlung. In einer großzügigen Darſtellung zeichnete er die Grundlinien einer zu⸗ künftigen Sonder⸗Jugendgeſetzgebung. Daran müßten alle mit arbeiten: Geiſtliche, Lehrer, Aerzte, Hhgieniker, Philan⸗ ich Vermittlung der mehr oder minder belaſteten Einzel, thropen, Pädagogen, Juriſten und auch die andern Berufsſtände. Ne uch eine einheitliche Zuſammenfaſſung aller er Kinder. Er forderte verbindliche Jugendgerichte im ganzen Reich und eine ganz andere die Fürſorge⸗Erziehung. Auf bildung des Charakters müſſe von vornherein der größte Wert gelegt werden. Nachdem der Redner unter ſtürmiſchem Bei⸗ fall geendet, ſtellte der Vorſitzende, Amtsgerichtsrat Dr. Köhne, zu⸗ ſammenfaſſend feſt: Die Verhandlungen hätten gezeigt, daß man ſich auf dem vichtigen Wege befände, wenn man befürwortete, daß die Jugendlichen bei geringen Vergehen nicht bloß geſtraft werden, fondern daß man auch für ſie ſorge und ſie erziehe. ein? berbrecheriſche Geſinnung und die Reife vorhanden, da ſolle Handele es ſich aber um verführte oder unreife die Heran⸗ Wo wirklich Kaum eine geiſtige Bewegung bereitung des 2. deutſchen Jugendgerichtstages unter dem Vorſitz des Amtsgerichtsrats Dr. Köhne zu konſtituieren. Sihung des Hürgerausſchuſfes (Schluß.) Stv. Schmitz begründet den ſozialdemokratiſchen Antrag. Beratung des ſtädtiſchen Voranſchlags für 1909. Zweiter Tag. Der Antrag ſtelle den Mittelweg dar zu dem Einheitspreis für Gas, der in vielen Städten angeſtrebt werde. Sto. Geiß hat das Gaswerk beſichtigt. In erſter Linie gehen urg zum Ziele geſetzt hat. erbſt 1910 in Ausſicht genommen. „Großen Oper“ wird Alexis Maximowitſch Dawydow über⸗ nehmen, der bisher der kaiſerlichen Oper angehörte und als Regiſ⸗ ſeur ſich beſonders ausgezeichnet hat. im Jahre kommen Opern zur Aufführung; drei Monate ſollen ausſchließlich der Pflege des Balletts gewidmet bleiben; die übrigen zwei Sommermonate bleibt die Oper geſchloſſen. Von finanziellen Sorgen wird die neue Direktion unabhängig ſein, denn die Be⸗ Berking ge⸗ triebskoſten werden durch ein Komitee garanklert, ſeden] der reichſten ruffiſchen Kunftfreunde angehört. die Beſchwerden darauf hin, daß der neue Elevator nicht genüge. Vonſeiten der Direktion ſei er in der ganzen Fabrik herumgeführt worden. Vonſeiten der Arbeiterſchaft wurde geklagt, daß die bei der letzten Budgetberatung bewilligte Schmiedevergrößerung noch nicht 8 durchgeführt worden ſei. 5 —:—..—————————.ñññ————.....õ zu volkstümlichen Preiſen ſtattfinden; die ganze Gründung lehnt ſich an das Muſter der Freien Volksbühnen an. Aus den Kreiſen bieſer Korporationen rekrutiert ſich auch zum Teil der„Berliner Opernverein“, der bereits über zehntauſend Mitglieder verfügt und von bekannten Muſikautoritäten und Anhängern der Wagner⸗ Sache geleitet wird. Wie man weiß, wird für das Jahr 1914 auch von anderer Seite mancherlei geplant, um das Freiwerden der Wagnerſchen Werke künſtleriſch und im populären Sinne auszu⸗ Eine„Große Oper“ in Petersburg. hen ſtadt hat ſich ſoeben eine Geſ⸗llſhaft gebildet, die ſich die ſofortige Errichtung eines großen modernen Opernhauſes in St. Peters⸗ Das Kapital des neuen Unternehmens beläuft ſich auf 5 400 000 M. Mit dem Bau der Oper wird noch im Laufe dieſes Jahres begonnen; als Eröffnungstermin iſt der In der ruſſiſchen Haupt⸗ Die Direktion dieſer Peters⸗ Während ſieben Monaten dem eine Reihe wolle. verwalter Redner tritt für die Ausſtellung einer Legimationskart ein, durch die der Stadtverordnete alle ſtädtiſchen Betriebe jeder Zeit beſichtigen dürfe, damit man auch finde, was man ſuch Möge die Achtſtundenſchicht den Arbeitern recht bald gewö werden. 5 Stvo. Bub ſteht auf dem Standpunkt, daß der Einheitsprei für Gas 13 Pf. betragen ſollte. Trotzdem werde er für die Re ſolution ſtimmen, weil er ſie als Uebergang betrachte. Bürgermeiſter Ritter bemerkt, die Wünſche des Stv. Gei ſeien zum größten Teil bekannt. Die Kokstransportanlage hab ſich außerordentlich bewährt, nur die Unterhaltung ſei teuer Richtig ſei auch, daß die Werkſtätten verbeſſerungsbedürftig ſeien Ein Erweiterungsprojekt für die Werkſtätten werde den Bürger ausſchuß noch in dieſem Sommer beſchäftigten. Bei einem Gas einheitspreis von 12 Pfg. würde der Ausfall im erſten Jahr 78 000 M. betragen. Eine aufgeſtellte Statiſtik habe ergeben, daß bei Wohnungen bis zu 400 M. Mietzins von 300 Abnehmer nur fünf außer Koch⸗ und Heiszgas noch Leuchtgas verbrauchten. Redner befürchtet, daß die wohlhabenden Kreiſe den Leuchtge konſum einſchränken werden und nur den Kochgaspreis beza ſen Str. Barber ſtellt feſt, daß er ſtets dafür geweſen ſei, da das Gas der Allgemeinheit zugute komme. Man müſſe jetzt Mittel ſchaffen, das das Gas überall Eingang finde. Das ſei auch der Grundgedanke der ſozialdemokratiſchen Reſolution. Au⸗ der vom Vorredner angeführten Statiſtik könne man k Schluß ziehen. Mit dem 12⸗Pfennigſatz wolle man dem kleine Manne den Vorteil des Gaslichtes verſchaffen. Er ſei der Anſie daß, wenn man den Gaskonſum ſteigern wolle, man ſeinen trag unterſtützen müſſe. In Ludwigshafen ſei ein Mehrverbrauch von 13 Prozent im letzten halben Jahre durch den Einheits⸗ preis erzielt worden. Bei einer Zunahme von 10 Prozen den hier 1000 000 Kubikmeter mehr verbraucht. Dieſes decke d Ausfall vollſtändig. Stv. Wunder bemerkt, daß in vielen Wohnungen Gas nicht gebrannt werden könnte, weil keine zwei Uhren geſetz den könnten. Redner wendet ſich dagegen, daß bei einem wert von 800 M. nach Lampen vom Gaswerk geliefert Im Intereſſe der Steuerzahler ſollte der Betrag auf ermäßigt werden. Wenn man dem Inſtallateur den Ver Beleuchtungskörper nehme, könne er dem Gaswerk auch kei Kunden zuführen. Stv. Beierle tritt namens der 1100 Mannheimer Wirte für den Einheitspreis für Gas ein. Der Konſum würde bede tend ſteigen. Stv. Seiler glaubt nicht, daß im gegenwärtigen Zeitpun ein Mehrkonſum bei Einführung des Einheitspreiſes eintrete. Er müſſe ſich deshalb gegen den ſozialdemokratiſchen Antrag au ſprechen. Oberbürgermeiſter Martin ſtellt feſt, daß die einzig ve antwortliche Stelle für die ſtädtiſchen Betriebe der Stadtrat ſei. Dem Wunſche des Stv. Geiß wegen der Legitimationskarten könnt deshalb nicht entſprochen werden. Es ſcheine auch keine Notwen⸗ digkeit dafür zu beſtehen. Die Organiſation unferer Städteord⸗ nung laſſe die Ausſtellung einer ſolchen Karte ohnehin nicht zu. Man könne ſich ja auch an die Stadträte wenden, die jederzt die ſtädtiſchen Betriebe beſichtigen dürften. 15 Stv. Levi hält die Ausführungen des Vorredners nicht für ſtichhaltig. Der Schlacht⸗ und Viehhof habe ſeit Jahren Legiti⸗ mationskarten zur Verfügung geſtellt. Redner legt unter großer Heiterkeit die Karte auf den Tiſch des Hauſes nieder⸗ berbürgermeiſter Martin ſtellt ſeſt, daß der Name des Herrn Direktors Fuchs ſtehe. Er wiſf Herr Fuchs die Ermächtigung zur Ausſtellung der Sto. Ihrig glaubt nicht, daß durch das beliebige der ſtädtiſchen Betriebe eine Beläſtigung entſteht. Der Bürge ſchuß könne nur Kritik üben, wenn er ſich perfönlich orienti Man müſſe die Möglichkeit haben, im gegebenen Falle Zutri den Betrieben zu erhalten. 5 Oberbürgermeiſter Martin ſtellt feſt, daß die Karte Schlachthof aufgrund einer Reklamation ausgeſtellt wurde Stv. Müller meint, daß ſich bei der Beſichtigung der triebe in der Praxis große Schwierigkeiten ergeben toi könnte vorkommen, daß in der ſpäter zu errichtenden Druckerei 30—40 Stadtverordnete auf einmal erſchienen.(He keit und Widerſpruch.) 8 Stbo. Süßkind bemerkt, der Vertreter des„General gers“ proklamiere eine ſonderbare Freiheit. Man muüſſe h der Zuſtände im Betriebe Angſt haben, wenn der„G anzeiger“ einmal Regierungsmoniteur werde. Es ſehe ſo aus, a wenn die Stadtverordneten den ganzen Tag beſichtigen wollte⸗ Daß ſei keineswegs der Fall. Oberbürgermeiſter Martin bemerkt, der Vorredner keſtätigt, daß er ſich als Landtagsabgeordneter auch an müſſe, wenn er einen ſtaatlichen Betrieb beſichtigen wolle. ſei die Anmeldung beim Miniſter nicht einmal erforderlich werde mit gleicher Liberalität den Wunſch jedes einzelnen berordneten erfüllen, wenn er einmal einen Betrieh be 10 5 Fulda macht auf ben§ 56 b der Städteordnung merkſam. 5 Oberbürgermeiſter Martin ſtellt feſt, daß der Abſatz 2 Paragraphen ihm vollſtändig recht gebe. Der Stadtrat we Angelegenheit prüfen. Die Karte ſei zu der Zeit ausgeſtellt wo den, als das Betreten des Schlachthofes noch 20 Pfg. koſtete. D ſei etwas gang anderes. In der darauffolgenden Abſtimmung wird die ſo demokratiſche Refolution mit Majorität a nommen. 5 Sto Elkwanger wünſcht, daß die Lohngahlunge Fuhrleute nicht zwei Stunden ſpäter erfolgen. Der Urla dem Arbeiter nicht verekelt werden. Redner fordert weſtt fernungszulagen für die Fuhrleute und B eines Rentenempfängers don der„ erſucht Oberbürgermeiſter Martin drüdke iffstuielest in Aukunft 4. Seite. Inſpektor Krebs weiſt darauf hin, daß es für die Käfertaler Filiale nicht erforderlich ſei, eine Zulage zu bezahlen, da die Leute nach Mannheim zurückkehren können. Bezüglich des Urlaubs möchte er erwähnen, daß jedem Arbeiter ſein Urlaub gerne gewährt dwverde. Es ſei hie und da vorgekommen, daß die Leute falſche Angaben machten. Im letzten Jahre hätten 148 Leute Urlaub erhalten. Bezüglich des erwähnten Stallmannes Barreis bemerke er, daß nach den Beſtimmungen des Stadtrats die Unfallrente am Lohne abgezogen wurde. Der Stadtrat habe aber dann beſchloſſen, daß die Unfallrente nicht am Lohne abgezogen werden dürfe und daß dem Manne vom 16. Juni an die abgezogene Rente zurück⸗ erſtattet werde. Stv. Eberhard bemerkt, daß ihm die Angelegenheit ganz eanders erzählt worden ſei, als wie ſie der Herr Inſpektor mit⸗ teil Der Herr Inſpektor habe ſelöſt anz eordnet, daß die Rente ab⸗ gegogen werde. Der Stadtrat habe ſchon ſeit langem ange⸗ ordnet, daß die Rente zurücvergütet werde. 5 Inſpektor Krebs bemerkt, daß er bisber noch keine Gelegen⸗ heit gehabt habe, den Betrag auszahlen zu laſſen. Stp. Levi erſucht den Herrn Bürgermeiſter Ritter um au⸗ thentiſche Darlegung dieſes Falles. Es habe eines dreimaligen Beſchluſſes des Stadtrats bedurft, um Herrn Krebs verſtändlich zu machen, daß er die Rente zu Unrecht abgezogen habe. Bütrgermeiſter Ritter erklärt, daß hier ein beſonderer Fall hoxliege. Für gewöhnlich werde die Unfallrente am Lohne ab⸗ gezogen und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ſonſt die Un⸗ fallrente entzogen würde. Was den vorliegenden Fall anbetreffe, ſo ſei der Arbeiter wieder eingeſtellt worden. Da er aber ſeine früheren Junktionen nicht mehr übernehmen konnte, mußte er ſich mit einem leichteren Dienſte begnügen. Infolgedeſſen kam er auch in eine andere Lohnklaſſe. Dem Herrn Inſpektor war es nicht bekannt, daß eine zweite Auslegung des Falles beſtand. Infolge⸗ deſſen kam auch die Verzögerung der Auszahlung. Die abgezogene Rente werde jetzt zurückbezahlt. Der Arbeiter wird in den näch⸗ ſten Tagen zu ſeinem Gelde kommen. Sw. Böttger erſucht den Stadtrat, ſeinen Grundſatz wie in obigem Falle nicht zur Regel zu machen, ſondern nur von Fall du Fall zu entſcheiden. Auch ſoll auf die Beſbimmungen des Reichs⸗ berſicherungsamtes Rückſicht genommen werden. Sto. Ülbrich ſpricht zu Poſition„Schlacht⸗ und Viehhoflaſſe“ Und bringt eine Reihe von Wünſchen derjenigen Metzger, die nicht der Metzgerinnung angehören, zur Sprache. Der Redner iſt ſehr ſchlecht zu verſtehen. Er weiſt u. a. darauf hin, daß die Stadt jährlich—8000 M. ſparen könnte, wenn ſie die Haare im Schlachtraume ſammeln ließe. Metzger, die der Innung angehöven, gahlen auf der Schlachthauswage nur 10 Pfg. für ein Stück Vieh, während die Nichtinnungsmetzger auf der ſtädtiſchen Wage 1 Mark bezahlen müſſen. Ferner rügt der Redner die Eislieferung an Pripate Sty. Schmitz erſucht um Anſtellung einer Hilfskraft für den Bahnwart auf dem Schlacht⸗ und Viehhof. Der Bahnwart habe nicht einmal ein geeignetes Bureau, ſondern erledige ſeine Arbeiten in ſeiner Wohnung. Er erſuche den Stadtrat und Herrn Direktor Fuchs, hier Remedur zu ſchaffen. Dem Bahnwart müſſe eine Hilfskraft zugeteilt werden. Sttvp. Boſch wünſcht einen geeigneten Aufenthalt für den Schlachthausmeiſter. Stp. Himmele kommt auf die Verladerampen zu ſprechen. Der Verkehr bei den Rampen würde durch einige Hinderniſſe gehemmt. Die Dunggruben verbreiten unangenehme Dünſte und ſeien ein ekliger Anblick. Die Dunggruben gehören dahin, wo ſie den menſchlichen Geruchsnerven möglichſt weit entfernt ſind. Der Stp. Schmitz habe auf die Dienſtverhältniſſe des Bahnwarts auf dem Schlachthaus ſchon hingewieſen. Er habe durch ſeinen Beruf bdie Tätigkeit dieſes Beamten kennen gelernt. Der Bahnwart habe zunächſt die Beladung und Entladung der Güter zu bewachen. Ferner müſſe er alle telegraphiſchen Anmeldungen entgegenneß⸗ men und rechneriſche Manipulationen ausführen. Er ſei ein bielgeplagter Beamter, der nebenbei noch 10 Kinder zu ernähren habe.(Große Heiterkeit.) Redner ſchloß mit dem Wunſche, daß der Stadtrat in eine Prüfung der vorgebrachten Wünſche eintreten möge und dann für Abhilfe ſorgen. Dberbürgermeiſter Martin verſpricht Prüfung der vorgebrachten Wünſche. Veterinärarzt Fuchs erllärt, daß die meiſten vorgetragenen Beſchwerden Teile einer Eingabe ſind, die die Vereinigung der Biehhändler vor einiger Zeit an den Stadtrat richtete. Der Stadt⸗ rat habe dieſe Eingabe der Direktion des Schlacht⸗ und Viehhofs überwieſen, worauf die Eingabe dann wieder an den Stadtrat zurückgelangte. Welche Stellung der Stadtrat dazu genommen habe entziehe ſich ſeiner Kenntnis. Oberbürgermeiſter Martin bemerkt zu der Angelegenheit, daß die Sache amtlich im Umlauf iſt. Die Anſtellung einer Hilfs⸗ kraft für den Bahnwart ſei Sache der Bahnverwaltung, die ſich hierzu noch nicht eniſchloſſen hat. Die Stadt bezahle zwar den Hahnwart, aber ſeine Tätigkeit unterſtehe der Eiſenbahnverwal⸗ tung. 85 Stb. May wünſcht bei der Poſition„Straßenbahnkaſſe“ die Erſtellung einer Abortanlage für Frauen b ſeim Feudenheimer Bahnhofe. Im Stationsgebäude befinde ſich zwar ein Abort, der jedoch nur für den Privatgebrauch beſtimmt ſei. Das Fehlen einer Abortanlage iſt deshalb ſchon häufig von den Frauen beklagt wor⸗ den und die Frauen müßten ſich hinter das Stationsgebäude oder hinter die Eiſenbahnwagen reterieren. Es wundere ihn überhaupt, daß das Bezirksamt einen ſo unhaltbaren Zuſtand ſolange an⸗ ſtehen laſſe. Weiter möchte er auf eine Einrichtung aufmerkſam machen, die geradezu eine Bevorzugung einiger Steuerzahler gegen andere Steuerzahler ſei. Er meine die ſog. Schützenkarten. Während ein gewöhnlicher Fahrgaſt 15 Pfg. zu entrichten babe, ſo hätten die Herren Schützen die Vergünſtigung, die gleiche Strecke um 10 Pf. zu befahren. Auch könnten dieſe mit ihren Schüßzenkarten beliebig viel Perſonen mitnehmen. Dieſer Zu⸗ ſtand müſſe aufhören. Den Schüzen gewähre man Fahrpreis⸗ ermäßigung, während man die Fahrpreisermäßigung, um die die Ortskrankenkaſſe Mannheim I nachſuchte, von ſeiten des adtrats ablehnte. Er erinnere an die Haltung des Herrn Di⸗ kektors Löwit beim Sreike im Induſtriehafen bez. der Stellung hon Straßenbahnwagen. Herr Direktor Löwit habe damals er⸗ rt, daß er verpflichtet ſei, dafür zu ſorgen, die Einnahmen der adt zu erhöhen. Er frage an, ob dieſe Verpflichtung nicht auch bei dem Geſuch der Ortskrankenkaſſe Mannheim I beſtanden hätte. Er frage weiter an, wie der Stadtrat dazu komme, eine Einnahme von 1000 M. für die Straßenbahnkaſſe abzulehnen und dem preußiſch⸗heſſiſchen Eiſenbahnfiskus zuzuſchieben. Dann Bunte man endlich auch einmal dazu übergehen, die Feudenheimer Bahn an das ſtädtiſche Straßenbahnnetz anzuſchließen; ferner möc r um Anbringung von Orientierungskarten an der Halte⸗ e Friedhof erſuchen. Stib. Pflüger wünſcht die Aufhebung des alten rückſtän⸗ digen Betriebs auf der Feudenheimer Bahn. Redner berichtet dann von einem Unfall, der einem Manne im Jahre 1907 zu⸗ tieß der heute noch arbeitsunfähig ſei. Der Fall ſei identiſch lit dem geſtern beſprochenen Fall Kaufmann. Es habe geheißen, der Maun ſei während der Fahrt ausgeſtiegen, dies ſei jedoch un⸗ richtig. Er möchte Herrn Bürgermeiſter Ritter erſuchen, die An⸗ legenheit in wohlwollender Weiſe zu behandeln und dem Mann Penen Rechte zu verbelfen. eine eingehende Weneral⸗unzeiger.(Wittagblatt.) tunnherm, 18. März Oberbürgermeiſter Martin bringt hierauf machſtehende, von den auf dem Lindenhof wohnenden Stadtberordneten Bub, Ihris, Himmele, Wüſt und Oechsner zu Paragraph 40 Nr. 7, die ſtädtiſche Straßenbahn betreffend, eingebrachte Reſo⸗ lution zur Verleſung: 5 „Verehrlicher Stadtrat wird ergebenſt erſucht, den Beſchluß, wonach der Betrieb der elektriſchen Straßenbahnlinie 2 zwiſchen dem Bahnhof und dem Gontardplatz vom 1. April an eingeſtellt werden ſoll, wieder aufzuheben und dafür auf dieſer Strecke unte Verlegung der Endſtation nach der Waldparkſtraße ver⸗ ſuchsweiſe den 5⸗Minuten⸗Betrieb einzuführen. Ferner wird gebeten, die Herſtellung einer beſſeren Verbindung zwiſchen dem Lindenhof und Neckarau herbeizuführen, was am beſten durch Fortführung der Straßenbahn von der Meerfeldſtraße über den weuen Mannheimer Weg, vorerſt aber durch Fortführung der Bahn von der Waldparkſtraße durch die Emil Heckel⸗Straße nach dem Neckarauer Uebergang zu erreichen ſein würde.“ Stv. Ihrig begründet dieſe Reſolution in längeren Aus⸗ führungen in denen er bemerkt, daß die Reſolution in einer Ver⸗ ſammlung des gemeinnützigen Vereins Lindenhof einſtimmig ge⸗ faßt wurd. Es habe große Mißſtimmung hervorgerufen, daß der Stadtrat beabſichtigte, die Linie 2 aufzuheben. Wenn man die Wagen der Linie 2 vom Waldpark aus gehen laſſen würde, ſo würde bald eine beſſere Frequenz dieſer Linie erzielt werden. Er ſei nun überzeugt, daß Herr Direktor Löwit ihm mit Zahlen er⸗ widern wolle. Man glaubt auf dem Lindenhof, daß ſofort eine beſſere Rentabilität der Linie 2 eintreten würde, wenn man auch ihr den 5 Minutenbetrieb genehmigen und die Wagen bis zur Endſtation Waldpark laufen ließe. Auf dem Lindenhof hat man auch noch weitere Wünſche, nämlich die Weiterführung der Stra⸗ ßenbahn vom Lindenhof nach Neckarau. Redner erſucht dann den verehrl. Bürgerausſchuß der Reſolution zur Annahme zu ver⸗ helfen, um ſo mehr als der Lindenhof ein ſtets cgufſtrebender Stadtteil ſei. Stadtv. Drös wünſcht Auskunft über die Frage der Ver län⸗ gerung der Bahn Feudenheim über Ladenburg nach Schriesheim. Das Projekt ſollte ja bereits Ende vorigen Jahres zur Vorlage kommen. Doch weiß man bis heute noch nicht, ob die Bahn errichtet wird, und noch weniger, wie ihre Ausführung gedacht iſt. Ob wieder als altmodiſche Dampfbahn, ob als gemiſchter Betrieb, d. h. elektriſch für Perſoneuverkehr und Dampf für Güter. Sy viel ich erfahren konnte, möchte die Stadt elektriſchen, zum mindeſten aber gemiſchten Betrieb. Doch ſcheint ſie auf Grund be⸗ ſtehender Vertragsbeſtimmungen mit der Süddeutſchen Eiſen⸗ bahngeſellſchaft bezügl. Bau und Betrieb der Vorortsbahnen in der Wahl der Betriebsart nicht völlig freie Hand zu haben. So wird die Ausführung der Bahn in unerfreulichſter Weiſe verzögert, was eine wachſende Mißſtimmung der beteiligten Nachbargemeinden zur Folge hat. Ladenburg ſoll, wenn ich recht unterrichtet bin, nur dann geneigt ſein, Gelände herzugeben, wenn elektriſcher oder ge⸗ miſchter Betrieb eingeführt wird und will unter keinen Umſtänden von dem veralteten traurigen Dampfbetrieb etwas wiſſen. Eine weitere, ſehr nachteilige Folge der Verzögerung des Bahnbaues iſt die, daß die Gemeinde Schriesheim die Angliederung an das Bezirksamt Heidelberg und der Gewerbeverein Schriesheim die An⸗ gliederung an den Heidelberger Verband bereits beantragt hat, mit der ausdrücklichen Begründung, daß nach Mannheim hin keine nor⸗ malen Verkehrsbeziehungen infolge der denkbar ſchlechteſten Ver⸗ bindung beſtänden. M..! Es iſt hier ſeit Beginn der Budget⸗ beratung immer und immer wieder von den Hausbeſitzern oder Liegenſchaftsbeſitzern geſprochen worden, von den Mietern war bis jetzt noch mit keinem Wort die Rede. Dieſe haben aber das aller⸗ größte Intereſſe an der Frage der Vorortbahnen. Sie bringen mit ſich eine Vermehrung billiger Wohnungsmöglichkeit auch in der Stadt und Erſchließung neuen Baugeländes außerhalb der Stadt. Auch der gegen 4000 Mitglieder zählende Bund der Mannheimer Staatsbeamten hat die Forderung des Baues von Vorort⸗ bahnen zu einem ſeiner Hauptprogrammpunkte gemacht. Die Frage wird nicht ruhen. Der Redner ſchließt mit der Bitte an den Stadtrat um Auskunft über den Stand der Frage der Verlängerung der Bahn Feudenheim über Ladenburg nach Schriesheim, wie über den der⸗ zeitigen Stand der Frage der Vorortbahnen überhaupt. Stv. Hartmann führt aus: Es wurde mir heute mitgeteilt, daß die Direktion der Städt. Straßenbahn die Lieferung von 1800 m Tuch für Uniformen nach auswärts vergeben hat. Man iſt über dieſe Ver⸗ gebung in den hieſigen Geſchäftskreiſen ſehr erſtaunt, da es ſich in dieſemFalle um ein billigeres Fabrikat(Erbacher Fabrikat handelt, das in früheren Submiſſionen als nicht genügend abgelehnt wurde. Es wäre doch unbedingt nötig, daß derartige Lieferungen von hieſigen Aemtern nicht nach auswärts vergeben werden, ſondern in jeder Be⸗ ziehung nur die hier anſäſſigen Geſchäftsleute in Betracht kommen, welche auch hier ihre Steuern bezahlen. Mir ſelbſt iſt auch noch ein weiterer Fall einer derartigen Vergebung nach auswärts bekannt und ich will nur erinnern an die vor einigen Jahren ſtattgefundene Ver⸗ gebung von 1000 000 2 Mk. Straßenbahn⸗Abonnementskarten an eine Stutttgarter Firma. Ich richte daher das höfliche Erſuchen an den verehrlichen Stadtrat, bei zukünftigen derartigen Submiſſionen nur hieſige Firmen zu berückſichtigen. Stv. Vogelsgeſang ſtellt den Antrag, die elektriſche Straßenbahn nach Käfertal hineinzuführen und nicht nur bis zu Beginn des Ortes. Die Wünſche von Käfertal ſeien bisher recht beſcheiden geweſen und er hoffe, daß man ſeinem Antrage ſtattgeben werde. Stv. Hauck bringt namens der Bewohner Waldhofs eben⸗ falls eine Reihe von Straßenbahnwünſchen zur Beſprechung. Die Strecke bis zum Schulhaus werde bedeutend mehr frequentiert als wie früher. Die Forderung ſei gewiß nicht unbegründet, wenn man verlange, daß die Linie Waldhof nicht lange außen herum fahre, ſondern direkt nach Waldhof. Dann möchte er anfragen, ob es nicht möglich wäre, für den Waldhof geſchloſſene Straßen⸗ bahnwagen einzuführen. Er glaube, daß für Waldhof dieſelben Vorausſetzungen gegeben ſeien für geſchloſſene Wagen, wie in an⸗ bere Stadtteile. Stv. Klein tritt wieder für die Freifahrt der Stadtverordneten auf der Straßen bahn ein. In München und Frankfurt fahre man ſchon lange umſonſt. Wenn es den Frankfurtern und Münchnern kein Loch in die Ehre mache, werde es auch hier nicht der Fall ſein. Redner frägt, ob die in Ludwigshafen gefaßten Beſchlüſſe auch für Mannheim Gültigkeit hätten. Die Billettblechbüchſen ſchienen nach den Aeußerungen des Perſonals praktiſcher zu ſein. Die Straßenbahnangeſtellten hätten verſchiedene Wünſche. Bei der Entgegennahme von betriebstechniſchen Beſchwerden werde rigoros verfahren. Die Beſchwerdeführer würden mitunter abgekanzelt. Dadurch würde der Zweck der Inſtruktion ver⸗ fehlt. Redner wünſcht weiter, daß vom Anſtellungspenſum von 110 Mark nichts abgezogen wird. Die Wagenabſchlüſſe ſollten wehr forciert werden, namentlich auf der Strecke Lud⸗ wigshafen⸗Waldhof. Stv. Eichel meint, es wäre zu wünſchen, daß die Ver⸗ bindung der elektriſchen Straßenbahn mit dem Stadtteil Lin⸗ denhof durch Fortführung der Strecke durch die Kafſer Wil⸗ belm⸗Straß. über den Mannheimer Weg zum Gontardolatz ausgebaut werde. Er habe die Beobachtung gemacht, daß hunderte von Leuten, aber nicht allein Arbeiter, zu Fuß über den Mannheimer Weg nach dem Lindenhof gehen und erſt von da aus die Straßenbahn benützen. Ferner ſei es dringend notwendig, den Fünfminutenbetrieb für den Stadtteil Neckar⸗ au einzuführen. Stp. Probeck wünſcht ein Piſſoir für die Straßenbahner am Endpunkt der Straßenbahn in Käferthal. Stv. Bub findet das unbegreiflich, das der Straßenbahn⸗ direktor auf der Linie Bahnhof⸗Lindenhof ſo genau die Frequenz feſtſtellen konnte. Der Stadtrat ſollte ein Ein⸗ ſehen haben und für dieſe Strecke den Fünfminutenbetrieb einführen. Redner tritt ebenfalls für den Ausbau Straßenbahn über den Mannheimer Weg nach dem Lindenhof und für die Verlängerung der Neckarauer Linie nach Rheinau ein. Ein Privatunternehmer habe die Strecke bauen wollen, ſei aber dazu infolge des mangelnden Entgegenkommens der Stadt nicht in der Lage geweſen. Oberbürgermeiſter Martin ſtellt feſt, daß für die Wei⸗ terführung der Straßenbahn nach Rheinau eine Konzeſſion überhaupt noch nicht erteilt worden ſei. Von einer Ver⸗ ſchleppung könne alſo keine Rede ſein. Stp. Dr. Sickinger tritt ebenfalls für den Ausbau der Stkraßenbahn bis nach Käferthal hinein ein. Er wiſſe nicht, ob Gründe betriebstechniſcher Art maßgebend ſeien, daß die Ligte nicht bis in den Ort geführt wurde. Stv. Lamerdin führt aus, es ſei der Wunſch der Metzger, Handelsleute und Bewohner der Schwetzinger Vor⸗ ſtadt, daf der erſte Frühwagen um 6 Uhr am Schlachthof ſei und der Fünfminutenbetrieb ſchon um 7 Uhr beginne. Der letzte Wagen ſollte um 11 Uhr abends abfahren. Stv. Bender ſpricht ſich ebenſo wie im Vorjahre gegen die Freifahrt der Stadtverordneten auf der Straßenbahn aus. Stv. Helmling wünſcht ebenfalls den Ausbau der Straßenbahn von Neckarau nach dem Lindenhof. Stv. Mülller iſt auch der Auffaſſung, daß man die Linie 2 beſtehen laſſen ſoll. Ein ſo aufſtrebender und zukunftsreicher Stadtteil wie der Lindenhof habe ein moraliſches Recht auf eine direkte Straßenbahnverbindung mit dem Bahnhof und der Oſt⸗ ſtadt. Redner fragt dann an, aus welchen Gründen die Straßen⸗ bahn dem Elektrizitätswerk pro Kilowattſtunde Strom 12 Pfg. vergüten muß, während die privaten Großkonſumenten nur 9 Pfg. bezahlen müſſen. Dieſe Berechnung des Strompreiſes ſei für die Beurteilung der Rentabilität der Straßenbahn doch von großer Bedeutung. Stv. Hoffſtaetter wendet ſich gegen die Abſicht der Einführung von Fahrſcheinsblocks zu 90 Pfg., weil dieſes eine Verteuerung bedeute. Man ſollte den Antrag ſtellen, daß es bezüglich der 2 Markkarte beim alten bleibe. Bürgermeiſter Ritter äußert ſich in längeren Ausfüh⸗ rungen über die geäußerten Wünſche und Anregungen. Was die Vorortbahnen betreffe, ſo ſei die Linie Käferthal⸗Wallſtadt⸗ Heddesheim ſo weit vorgeſchritten, daß ſie in drei Wochen eröffnet werden könne. Auf der Linie Feudenheim⸗Schries⸗ heim werde nach dem mit der Süddeutſchen Eiſenbahngeſell⸗ ſchaft abgeſchloſſenen Vertrage bis Feudenheim gemiſchter Be⸗ trieb eingerichtet, wie auf der Linie Mannheim⸗Käferthal. Von Feudenheim ab verkehre die Dampfbahn. Die Dampfbahn⸗ züge werden durchgehen vom Bahnhof Neckarvorſtadt bis Schriesheim, während die elektriſchen Wagen von hier bis Feudenheim geführt werden. Dadurch würde die Strecke bis Feudenheim in die ſtädtiſche Straßenbahn einbezogen und es können infolgedeſſen auf dieſer Strecke auch Straßenbahn⸗ billetts zum Umſteigen ausgegeben werden. Es iſt vor einigen Monaten angeregt worden, ob man nicht mit Rückſicht auf die Fortſchritte auf dem Gebiete der Benützung der elektriſchen Energie die Strecke Mannheim⸗Feudenheim⸗Schriesheim ganz elektriſch einrichten ſolle. darüber veranſtaltet worden. Die Verhandlungen darüber ſind noch im Gange. Es wird aber vorausſichtlich in aller⸗ nächſter Zeit zum endgültigen Abſchluß kommen, ſodaß im Laufe des Jahres noch die Vorlage vorgelegt werden kann. Was die anderen Vorortbahnen anbelangt, ſo iſt vom Ober⸗ bürgermeiſter ſchon erwähnt worden, daß wir die Konzeſſion für die Linie nach Rheinau noch nicht haben. Bei der Linie Mannheim⸗Ludwigshafen⸗Dürkheim werden von der Pfalz⸗ bahn und der Regierung derartige Schwierigkeiten gemacht, daß vorerſt an die weitere Verfolgung des Projektes kaum gedacht werden kann. Dürkheim iſt zwar immer noch bereit, mit uns das Kapital aufzubringen, aber es liegen noch ſo viel Schwierigkeiten vor, daß ſie von dieſen beiden Orten allein nicht beſiegt werden können. Die techniſchen Aenderungen hängen zuſammen mit den ungünſtigen Abſchluß der Straßen⸗ bahn. Die Einnahmen der Straßenbahn haben von einem Jahr auf das andere um 120 000 Mark abgenommen. Es iſt auch jetzt ſchon wieder im laufenden Monat eine Minder⸗ einnahme zu verzeichnen. Der Monat Februar ſchließt wieder um einige tauſend Mark ungünſtiger ab, wie der gleiche Mo⸗ nat des Vorjahres. Dieſe Umſtände haben den Stad.dat veranlaßt, in eine nähere Prüfung einzutreten, inwieweit eine Verbeſſerung des Voranſchlages zu erzielen iſt. Zunächſt erſchien es notwendig, einmal eine genaue ſtatiſtiſche Unterlage zu erlangen über den Verkehr auf der Straßenbahn. Es ſind an vier Tagen an beſtimmten Punkten der einzelnen Linien Zählungen vorgenommen worden, an einem Freitag, Sams⸗ tag, Sonntag und Montag. Das Ergebnis der Zählungen iſt im Straßenbahnamt in einer ſehr intereſſanten Weiſe be⸗ arbeitet worden. Das Ergebnis iſt auf einem, hinter dem Bürgermeiſtertiſche aufgehängten Ueberſichtsplan dargeſtellt worden. Aus dem Plan geht insbeſondere die auffallende Tatſache hervor, daß vom Lindenhof der Verkehr ſaſt aus⸗ ſchließlich in das Stadtinnere gelenkt wird. Alle Faktoren waren überraſcht von dieſem Ergebnis, das gezeigt hat, wie außerordentlich gering die Linie Lindenhof⸗Bahnhof benützt wird. An einzelnen Stunden iſt der Wagen nur von ein oder zwei Perſonen beſetzt. Auch die Linie Rheinſtraße⸗Rhein⸗ brückenaufgang hat nicht den erhofften Verkehr gebracht. (Stv. Le vi ruft: Freiſinnige Liniel) Hier hat der Stadt⸗ rat beſchloſſen, eine Betriebseinſchränkung vorzunehmen. Ebenſo hat ſich gezeigt, daß der Verkehr auf der Linie In⸗ duſtriehafen und auf der Rundbahn ein mäßiger iſt Die Linie Bahnhof⸗Waſſerturm⸗Friedrichsbrücke wird ganz außer⸗ gewöhnlich ſtark befahren gegenüber den übrigen Teilen der Rundbahnlinie. Für die angeführten Linien ſollen Be⸗ triebseinſchränkungen eingeführt werden, die im ganzen über 30 000 Mark erſparen. Wir haben uns zu den Einſchrän⸗ kungen nur ſehr ungern entſchloſſen, weil es von den be⸗ der Es ſind eingehende Unterſuchungen 7 —— — Mannheim, 18. Marg. 5 General⸗AHnzeiger.(Mittaadlatr.) iligten Kreiſen unangenehm empfunden wird. Wenn ich üürde ich vielleicht ebenſo bittere Klage führen. Aber ſo mfüſſen wir im Intereſſe der Geſamtheit handeln. Der Wunſch nach dem Ausbau der Straßenbahn von Neckarau nach dem Lindenhof iſt von der Straßenbahn allein nicht zu erfüllen. Er kann nur erfüllt werden, wenn die Straßen hergeſtellt ſind. Der Wunſch nach dem Ausbau der Waldhoflinie iſt begründet. Wir bedauern es am allermeiſten, daß die direkte Linie von der Neckarbrücke durch die Waldhofſtraße nicht gebaut werden kann. Es iſt ein Unding, daß man einen Umweg durch die Neckarvorſtadt machen muß. Das rührt daher, daß für den dritten Teil der Waldhofſtraße das Planlegungsverfahren noch nicht fertig iſt. Bei dem Erſatz der 2 Markkarten durch das Blockſyſtem waren ebenfalls Erſparnisrückſichten maßgebend. In der gemeinſchaftlichen Sitzung in Ludwigshafen iſt verein⸗ bart worden, daß man die Karten für 20 Fahrten durch ſolche für 10 Fahrten à 9 Pfg. erſetzt, weil dadurch ermöglicht wird, Blocks auszugeben. Der finnanzielle Effekt der ganzen Maß⸗ nahme iſt daß der Straßenbahnvoranſchlag um 14 000 M. verbeſſert wurde. Der Stadtrat hat die Freifahrten der Stadtverordneten auf der Straßenbahn mit allen gegen 4 Stimmen abgelehnt. Das iſt kein Geheimnis und iſt auch nicht verheimlicht worden. Sty. Boſch wünſcht, daß von Neckarau nach Mannheim von halb 8 bis 8 Uhr Anhängewagen laufen. Stv. Bub bittet, mit der Linie 2 noch einmal den Ver⸗ ſuch zu machen und erſucht um die Mitteilung, ob die Stadt die Linie nach Rheinau auszubauen beabſichtige. Stv. Vogelsgeſang kann ſich mit der Auskunft des Bürgermeiſters Ritter über die Käferthaler Linie nicht zufrieden geben. Man ſollte die Bahn bis in den Ort bauen, dann werde ſie ſich auch beſſer rentieren. Straßenbahndirektor Löwit geht auf die im Laufe der Debatte geäußerten Wünſche näher ein und führt aus, daß es nicht ganz richtig ſei, daß das Straßenbahnamt das Geſuch der Ortskrankenkaſſe Mannheim J abgelehnt habe. Die Vergebung der Arbeit nach auswärts ſei gleichfalls nicht richtig. Man laſſe die Arbeiten in Mannheim zur Vergebung gelangen. Bei der Tuchlieferung betrug die Differenz zwiſchen einem hieſigen und auswärtigen Lieferanten 2500 M. Die Tuchlieferung wurde des⸗ halb nach auswärts vergeben, um die 2500 M. zu erſparen. Das bvon auswärts angebotene Tuch ſtand dem hieſigen Angebot in nichts nach. Was die Vergebung der 2.⸗Abonnementskarten betreffe, ſo ſei die Preisdifferenz zwiſchen den hieſigen und aus⸗ wärtigen Angeboten ebenfalls ſo groß geweſen, daß man ſich ge⸗ fſagt habe, die Arbeit auswärts machen zu laſſen. Er habe die Summe augenblicklich nicht im Gedächtnis. Was die geſchloſſenen Wagen auf Linie 3 anbelangen, ſo ſei es nicht möglich, die Wagen nach Ludwigshafen zu führen, da es von der pfälziſchen Eeiſenbahndirektion abgelehnt worden ſei, ſolche Wagen nach dem Hemshof laufen zu laſſen. Er glaube übrigens nicht, daß nachdem ietzt die pfälziſchen Eiſenbahnen in ſtaatlichen Beſitz übergegangen ſind, hierin eine Aenderung eintrete. Die Wagenführer müſſen alle Mängel ſofort anmelden, damit die Reparaturen ſofort ge⸗ macht werden können. Von einem Wagenführer ſeien Bemänge⸗ lungen gemeldet worden; bei der Unterſuchung habe ſich jedoch ergeben, daß an der Sache nichts war. Der Wagenführer ſei dann zur Rede geſtellt und ihm in etwas kräftiger Weiſe die Meinung geſagt worden. Von dieſem Wagenführer ſeien Tag für Tag Be⸗ mänglungen eingeſchrieben worden, welche ſich aber nicht als ſchadhaft heraus geſtellt haben. des Stv. Bub zurück, der gefragt habe, ob die Stadt geneigt ſei, die elektriſche Straßenbahn nach Rheinau weiterzuführen. Wenn die Stadt nicht geneigt wäre, die Bahn zu bauen, würde ſie auch nicht um die Genehmigung nachgeſucht haben. Zu den Freikarten gelegenheit bereits voriges Jahr im Stadtrat ſowohl wie im Bür⸗ gerausſchuß beſprochen und alle Gründe für und wider errötert worden ſind. Der Antrag wurde aber abgelehnt. Stp. Hartmann erwidert auf die Ausführungen des Hrn. Direktors Löwit, daß er nicht den Ausdruck gebraucht hätte, min⸗ derwertige Qualität. Das Tuch wurde vor 2 Jahren von einem hieſigen Geſchäftsmann angeboten. Es wurde aber von der Stra⸗ Fbenbahndirekton zurückgewieſen. Es ſei Tatſache, daß man von einer Fabrik ja etwas billiger beziehe als wie von einem Ge⸗ ſchäftsmann. Er ſei aber der Anſicht, daß die Stadt und die Reſſorichefs ſich nicht dazu hergeben dürften, den Zwiſchenhandel auszuſchalten. e Ritter iſt der Anſicht, daß der Tuchliefe⸗ kung keine große Bedeutung beizumeſſen ſei Oberbürgermeiſter Martin ſchlägt hierauf die Reſolution der Herren Ihrig, Wüſt, Bub, Oechsner und Himmele zur Ab⸗ ſtimung vor und macht dabei darauf aufmerkſam, daß, falls die Reſolution angenommen wird, die Straßenbahn einen Ausfall von 30 000 M. erleiden würde. Stb. Wüſt hätte nicht das Wort verlangt, wenn nicht der Herr Oberbürgermeiſter auf den Einnahmeausfall verwieſen hätte. Wenn die Linie derart ausgebaut iſt, wie in der Reſolution borgeſehen, ſo werde ſie ſich ſicherlich rentieren. Oberbürgermeiſter Martin glaubt, daß er mit ſeinen Ausführungen dem verehrl. Stadtverordnetenkollegium nicht zu nal treten ſei. 815 1 115 macht auf den Ausbau des Neckarauer Wal⸗ des aufmerkſam, der auch auf die Rentabilität der Linje 2 von Einfluß ſei, ſo daß mit einem Defizit der Linie nicht gerechnet werden könne. Bei der hierauf folgenden Abſtimmung wird die Reſolution mit allen gegen 6 Stimmen angenommen. Schluß der Sitzung.20 Uhr. 5 Fortſetzung der Beratungen Donnerstag nachmittag 3 Uhr. Zur Budgetberatung im Bürgerausſchuß. 4 In der geſtrigen Fortſetzune der Spezialberatung wurde die ſchon in früheren Budgetverhandlungen mehrfach ventilierte Frage der Errichtung einer ſtädtiſ hen Mobiliarverſiche⸗ rung wieder aufgerollt. Es entſpann ſich hierüber eine ziemlich lebhafte Diskuſfton, in welcher die für und gegen eine ſolche Ver⸗ ſicherung ſprechenden Geſichtspunkte hervorgehoben wurden. Die FBreunde einer ſolchen Einrichtung verwieſen auf die bedeutenden Einnahmen, welche die Stadtkaßſe aus ihr ziehen könnte, wäh⸗ rend die Gegner auf das große Riſiko aufmerkſam machten, das die Stad! üernehmen würde. Es iſt nach unſerer Auffaſſung nicht zu berkennen, daß der Gedanke der Einrichtung einer ſtädtiſchen Modiliarverſicherung manche beſtechenden Momente hat und daß, nachdem eine ſtaatliche Gebäudeverſicherung beſteht, auch die Er⸗ ung einer ſtaatlichen ing der Unmöglichkeit, ſondern nur eine Ergänzung logiſche Vorſitzender des Gemeinnützigen Vereins Lindenhof wäre, tatſächlich Oberbürgermeiſter Martin kommt auf die Ausführungen für die Herren Stadtverordneten könne er miteilen, daß die An⸗ on das Bezirksamt Heidelberg geſtellt. ober kommmalen Mobilterberſherum der erſteren Verſicherung iſt. Aber wir müſſen den Gegnern einer ſtädtiſchen Mobiliarverſicherung darin recht geben, daß das Riſiko für eine Stadt zu groß iſt. Es können Greigniſſe eintreten, welche das Gleichgewicht der ſtädtiſchen Finanzen auf das ſchwerſte er⸗ ſchüttern. Das Tätigkeitsgebiet der privaten Verſicherungsgeſell⸗ ſchaften umfaßt ein ſo ausgedehntes Terrain, daß immer ein ge⸗ wiſſer Ausgleich und eine Verteilung der Schäden ſtattfindet, was ausgeſchloſſen iſt, wenn ſich die Verſicherung nur auf ein enges Stadtgebiet erſtreckt. Wir glauben daher, daß das Profekt einer ſtädtiſchen Mobiliarverſicherung mehr Schatten⸗ wie Lichtſeiten hat und deshalb kaum realiſierbar ſein dürfte. In der weiteren Debatte wurde im Hinblick auf die bevor⸗ ſtehende Erſtellung des 3. Teiles des Induſtriehafens angeregt, in dieſem neuen Induſtriehafengebiet ein beſtimmtes Terrain für die Anſiedelung von mittleren und kleineren Handwerkern bereitzuſtellen. Es iſt eine bekannte Tatſache und wurde vom Herrn Oberbürgermeiſter auch zugeſtanden, daß die Anſiedelung von Handwerkern und kleineren OGewerbetreibenden im Induſtriehafengebiet bis jetzt unmöglich war, da man die Anſicht vertrat, daß das ganze Terrain der Induſtrie reſerviert bleiben foll. Wir verkennen nicht die Berechtigung dieſes Gedankens, meinen aber, daß es bei gutem Willen leicht möglich iſt, bei dem neuzuſchaffenden 3. Teile der Induſtriehafenanlage auch auf die Exiſtenzbedürfniſſe der Handwerker und Gewerbetreibenden Rück⸗ ſicht zu nehmen und ihnen zu entſprechen, ohne die Induſtrienie⸗ derlaſſungen irgendwie zu beſchränken oder zu ſchädigen. Viele Handwerker müſſen heute Häuſer kaufen und ſich mit hohen Hypo⸗ thekenſchulden belaſten, um die Ausübung ihres Handwerks ſicher⸗ zuſtellen. Wenn dieſen Leuten Gelegenheit geboten wäre, auf billige Art ein geeignetes Terrain zur Errichtung einer kleinen Werkſtatt zu erhalten, würden ſie die ihnen zur Verfügung ſtehen⸗ den Mittel ausſchließlich zum Betriebe ihres Geſchäfts benützen können, ſo daß ihnen manche finanzielle Schwierigkeiten erſpart blieben, denen ſie heute infolge der Belaſtung mit ſchwer ver⸗ ſchuldeten Häuſern ausgeſetzt ſind. Daß bei einer Anſiedelung im Induſtriehafengebiet die Handwerker und Gewerbetreibenden auch tn den Genuß des bequemen und billigeren Bezuges elektriſcher Energie kommen würden, ſei nur ergänzend bemerkt. Hoffentlich verſchließt ſich der Stadtrat bei der Ausarbeitung des neuen Indu⸗ ſtriehafen⸗Projektes nicht der für die Berückſichtigung der Hand⸗ werker und Gewerbetreibenden ſprechenden Erwägungen. Auch hier gilt das Wort:„Wo ein Wille iſt, iſt auch ein Weg.“ Man darf ſich nur nicht von vornherein ablehnend verhalten. Es entſtand ſodann eine kleine Debatte über die Höhe der Abſchreibungen und der Erneuerungsfonds in unſeren gewerblichen Betrieben, aus der hervorging, daß die Mannheimer Stadtverwaltung auch nach dieſer Richtung hin ſehr vorſichtig wirtſchaftet. Die Abſchreibungen haben ſchon jetzt ein Maß erreicht, das eine Vergleichung mit denjenigen der Gewerbebetriebe in anderen Städten ſehr gut beſtehen kann. Bei der Beratung der Einnahmen aus der Waſſerwerks⸗ kaſſſe kam aufgrund einer Reſolution der ſchon ſeit Jahren ge⸗ äußerte Wunſch wieder zum Ausdruck, die Berechnung des Mehrverbrauchs an Waſſer nach de m Jahres⸗ daun cöhni tt rorsuneptten, caſftant wie ſeitber auerke weie Wehrend in früheren Jahren dieſe ſehr begründete Forderung ſtets vom Bürgerausſchuß abgelehnt worden war, wurde ſie geſbern faſt einſtimmig angenommen. Wenn auch der Stadtrat zu dieſer Angelegenheit noch keine Stellung genommen hat, ſo darf doch wohl erwartet werden, daß er einem ſolch nahezu einſtimmigen Votum der Stadtverordneten gegenüber keine ablehnende Haltung ein⸗ mimmt. Von zuſtändiger Seite ſchätzt man den Einnahmeausfall, welcher der Stadtkaſſe durch dieſe Maßnahme entſtehen würde, auf etwa 20—25 000 Mark. Bei der Beratung der Poſition Ablieferung der Gas⸗ werkskaſſe wurde von ſozialdemokratiſcher Seite der Antrag geſtellt auf Einführung eines einheitlichen Gaspreiſes von 14 Pfg. pro Kbm. für Leucht⸗, Koch⸗ und Heis⸗ gas. Auch hierüber gab es eine längere Diskuſſion, in welcher das Für und Wider eingehend erörtert wurde. Der Antrag fand im Bürgerausſchuß eine kleine Mehrheit. Auch zu dieſer Frage muß der Stadtrat erſt Stellung nehmen. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurden bei der Beratung der Einnahmen⸗Poſitionen das Gaswerks, der Fuhrver⸗ waltung und des Schlacht⸗ und Viehhofes zahlreiche Arbeiter⸗ wünſche borgebracht, ebenſo bei den Einnahme Poſitionen der Straßenbahn. Hier wurde dann auch noch eine große Anzahl von Wünſchen wegen Ausbau des Straßenbahnnetzes geäußert, nament⸗ lich von den Vertretern Käfertals, welche die Straßenbahn in den Ort fortgeführt wiſſen wollen, des Vororts Waldhof, ſowie des Stadtteils Neckarau. Zwei Hauptforderungen bezogen ſich auf die Fortführung der Straßenbahnlinie vom Lindenhof über den Mann⸗ heimer Weg nach Neckarau, ſowie auf die Aufrechterhaltung der von der Oſtſtadt⸗Bahnhof nach dem Lindenhof führenden Linie 2, die bekanntlich fallen gelaſſen verden ſoll. Redner aller Frak⸗ tionen ſprachen ſich für die Aufrechterhaltung der Linie aus und wünſchten zur Hebung der Frequenz derſelben ihre Fortführung bis an den Waldpark. Herr Oberbürgermeiſter Martin berechnete die durch die Linie 2 der Straßenbahn entſtehenden Mehrausgaben auf 13000 M. Bei der Abſtimmung wurde die Reſolution, welche die Aufrechterhaltung und Fortführung der Linie 2 verlangt, von den Stadtverordneten faſt einſtimmig angenommen, ein Beſchluß, der von den Lindenhofbewohnern mit Freude und Genugtuung be⸗ grüßt werden wird. Ferner wurde bei dieſer Poſition die Frage der Beſchleu⸗ nigung des Ausbaues der Vorortbahnen ange⸗ ſchnitten, namentlich die Erbauung der elektriſchen Bahn nach Schriesheim, die äußerſt dringend iſt. Es wurde darauf aufmerk⸗ ſam gemacht, daß ſich der Verkehr der Orte der Bergſtraße immer mehr nach Heidelberg zieht und ſich Mannheim entfremdet. Wurde doch ſogar von Schriesheim ſchon den Antrag auf Angliederung 4 lich je ein zweitägiges Volksfeſt Das Loos, das demnächſt durch Herrn Polizeidirektor gezogen * Kaiſermanbver. Ueber die Gruppierung der Streitkräfte b. nächſten Kaiſermanöver und die Führer der beiden gro Parteien wird folgendes bekaunt: Bezüglich des Armeeführers des 13. und 14. Armeekorps wurde erwartet, daß der Großherzog vo Baden, dem als Armee⸗Inſpektor das 14. Korps unterſteht, den Ober⸗ befehl übernehmen würde. Neuerdings verlautet nun aber, daß de Großherzog dies abgelehnt habe, und daß der General der In⸗ fanterie von Bock und Polach die aus den beiden gengunten Korps zuſammenzuſetzende Armee übernehmen werde. General von Bock iſt gleichfalls Armee⸗Inſpekteur und ſeiner Inſpektion iſt außer dem., 10., 18. Korps auch das 13.(württembergiſche) unterſtellt. Als Führer der fünf bayeriſchen Infanterie⸗Diviſionen iſt, wie feſtſteht, Prinz Leopold von Bayern beſtimmt worden, unter deſſen Inſpektion die Korps ſtehen. Das 13. Korps wird von dem Herzog Albrecht von Württemberg, dem württembergiſchen Thronfolger, kom⸗ mandiert, während das 14. Korps unter dem General der Infanterte, FIrhr. v. Hoiningen gen. v. Huene ſteht. Letzterer iſt, was be⸗ merkenswert iſt, aus der Pioniertruppe hervorgegangen, machte den Feldzug gegen Frankreich mit und war zur Zeit Boulangers deutſcher Militär⸗Attachee in Paris. *Die Schwurgerichtsperiode des zweiten Quartals beginnt Mittwoch, 14. April. Zum Vorſitzenden iſt Landgerichtsdirektor Wengler, zu deſſen Stellvertreter Herr Landgerichtsrat Reiff ernannt. * Kinderhilfstag. Die geſtrige Hauptprobe vertiefte den Eindruck, den die erſten Proben ſchon gemacht hatten; die Vor⸗ ſtellung wird einen durchaus künſtleriſchen rund eigenartigen Eindruck machen. Die beiden Künſtlerinen aus Weimar, denen die Idee zu danken iſt, und die auch in Manheim alles einrich⸗ teten, ſind Fräulein Frieda Spielberg und Fräul. Eleonore v. Bojanowski. Es ſei darauf hingewieſen, daß Steh⸗ plätze für beide Vorſtellungen bis 6 Uhr in der Hofmuſika⸗ lienhandlung von Pfeiffer, dann an der Abendkaſſe zu erhalten ſind. Zur Stärkung und zum Kurzweil wird eine Er⸗ friſchungspauſe gemacht, in der Gelegenheit gegeben iſt, Hunger und Durſt zu ſtillen. Junge Mädchen und Frauen werden ſich auch dieſer Aufgabe gerne unterziehen.— Auch in unſeren Vo orten, in Käferthal und Neckarau ſind alle Vorbereitungen zun Sammeln getroffen. Vergeſſe Niemand, daß morgen vb mittag um 11 Uhr mit dem Sammeln begonnen wird! Wer ausgeht, treffe vorher ſeine Anordnungen, ſo daß an keiner Tür vergeblich geläutet werde! 1 * Mannheimer Dieſterwegverein. Nochmals ſei auf den heute Abend halb 9 Uhr in der Aula der Friedrichſchule ſtattfinden Märchenabend aufmerkſam gemacht. Frau Ida Döring von hier wird eine Anzahl ſelbſtverfaßter Märchen für Erwachſene vor⸗ ktragen. Mitglisder und Freunde des Vereins ſeien zu dieſer Ver⸗ anſtaltung freundlichſt eingeladen. Der Eintritt iſt für jeder⸗ mann frei. 8 Künſtlerfeſt. Heute Donnerstag den 18. März findet im Neuen Operettentheater nach der Vorſtellung in den oberen Sälen ein Künſtlerfeſt ſtatt, welches den originellen Titel„Ein Abend im Wiener Prater“ führt. Für Ueberraſchungen iſt in reichſter Weiſe geſorgt. Freunde und Bekannte ſind zu dieſem Feſte, welches einen rein intimen Charakter trägt, herzlich willkommen. Der vom Mannheimer Stadtverband der Detailkaufleute und Gewerbetreibenden im Hotel National arrangierte Vortrag des Herrn Dr. Metz, hatte ſich eines guten Beſuches zu erfreuen. Herr Kaufman Rothſchild eröffnete mit kurzen Worten die Verſammlung und erteilte ſodann Herrn Dr. Metz das Wort zu einem Vort über„Scheckgeſetz und Scheckverkehr“. In klarer und erſchöpfendel Weiſe behandelte der Redner das ſchwierige und komplizierte —— ee ſammlung für das intereſſante Referat aus und bedauerte es, daß Mannheim kein Poſtſcheckamt erhalten habe, dagegen ſeien in Orte die nicht einen ſo großen Geldverkehr wie der hieſige Platz aufz weiſen hätten und deren kommerzielle Bedeutung nicht an 9 heim heranreiche, Poſtſcheckämter errichtet worden. Hier könn auch wieder ſagen„Mannheim hinten“. Ein großer Nachte daß das Geld von der Poſt nicht verzinſt werde, deshalb werk auch der Poſtſcheckverkehr noch nicht ſo ſchnell einbürge Dr. Selig meinte, daß die Verzinſung auch noch kommen ſwverde, nur mit Rückſicht ſpeziell auf die ländlichen Sparkaſſen unterbl ſei. Die Rückſicht auf dieſe kleinen Sparinſtitute werde wohl aut im Laufe der Zeit fallen. An der ſehr anregend verlaufenen Dis kuſſion beteiligten ſich noch die Herren Frühauf und Ebert. ſchiedene Anfragen aus der Mitte der Verſammlung wurden noch kurzen Worten von Herrn Dr. Metz beantwortet. Anſchließend hieran wurde von Herrn Menger und einem Herrn aus Franffu moderne Einrichtungen betr. Rechnungsweſen der Detailgeſchäf vorgeführt. Zum Schluß einigte ſich die Mannheimer Kaufman ſchaft dahin, daß in Zukunft alle Monat Rechnungen ausgeſtel werden und der Kredit im Detailhandel nicht über 6 Monate aus gedehnt werden dürfe. Die einzelnen Vereine und die P. ſollen hiervon in Kenntnis geſetzt werden. Um 3412 Uhr ſchlo Vorſitzende die Verſammlung.„„„ * Herbſtfeſt des Feuerio und der Karnevalgeſellſchaft Ne niſterium des Innern dagegen ausgeſprochen, „Feuerio“ als auch die„Karnevalgeſellſchaft Neckarvorſt feiern. Die Vereine haben ſich nun dahin geeinigt, daß ſie jahrgangst wechſelnd jeweils für ſich allein ein zweitägiges Feſt arr ſoll entſcheiden, welche der beiden Geſellſchaften im lau den Turnus eröffnet. Aus dem Groſßherzogtum. * Heidelberg, 16. März. Frau Dr. Eugen L in Frankfurt a. M. ſchenkte dem hieſigen Samariterheim ſtitut zur Erforſchung und Heilung der Krebskrankheit) Mark.„ * Schwetzingen, 16. März. Die ſtädtiſche B ordnung, die wegen mancherlei darin enthaltener Härten chon vielfach zu Mißhelligkeiten und Unzufriedenheit Anlaß gab und für Bauunternehmer ſowie ſonſtige Bauintereſſenten ein H nis war und ſie ſchädigte, ſoll, wie die„Schwetz. Zig.“ demnächſt aufgehoben werden. * Aus dem Hegau, 16. März. Geſtern he! ſtarkes Schneegeſtöber. Der ganze Hegau, fend 8. Audienz. Der Großherzog erteilte geſtern auch Herrn Prof. Zamponi von hier Audieng: milder und tiefer gelegenen Teile, ſind wieder in völl VVFF rwandelt 6. Seit. 8 General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Letzte Nachrichten und Celegramme. * Paris, 17. März. Wie vom Hauptpoſtamt erklärt bird, geht der Poſtdienſt in dieſem Amte, obgleich ungefähr 400 Beamte fehlen, in normaler Weiſe vor ſich. Alle nach dem Auslande und der Provinz beſtimmte oder in Paris an⸗ kommende Poſtſachen werden regelmäßig befördert bezw. verteilt. Die Kriſe auf dem Balkan. Peſſimiſtiſche Beurteilung der Lage in Wien. * Wien, 18. März. Die auswärtige Lage wird heute hier mit Rückſicht auf den unbefriedigenden Inhalt der ruſſiſchen Antwortnote mehr als peſſimiſtiſch beurteilt. Oeſterreich⸗Un⸗ garn ſetzt dem Verlangen nach einer Konferenz keinen Wider⸗ ſtand entgegen. Es wird aber auf die Konferenz nur unter der Bedingung gehen, daß in jedem Programmpunkt vorher eine Einigung erfolgt. Der öſterreichiſch⸗ungariſche Geſandte in Belgrad, Graf Forgach, wird die Note der öſterreichiſch⸗ungar. Regierung wahrſcheinlich Anfangs nächſter Woche überreichen, weil man früher die Mitteilungen durch eine militäriſche De⸗ monſtration, die in der Vermehrung der Truppen in Bosnien liegt, Nachdruck verleihen will. Jedenfalls hat die Haltung Serbiens in der letzten Zeit die Geneigtheit Oeſterreich⸗Ungarns für wirtſchaftliche Konzeſſionen bedeutend herabgeſetzt. Auch im Abgeordnetenhauſe war die Stimmung nach Bekanntwerden der ruſſiſchen Note ſehr ſkeptiſch. Die Abgeordneten werden aus ihren Wahlkreiſen mit Anträgen beſtürmt und die Unruhe und Nervoſität der Abgeordneten zeigt ſich in den Debatten über das Rekrutenkontingent, in der die Chriſtlich⸗Sozialen ſogar den Antrag ſtellten, den Ausſchüſſen eine Iſtündige Friſt zur Be⸗ ratung des Rekrutenkontingents zu gewähren. In der oben erwähnten ruſſiſchen Antwortnote auf die Mit⸗ teilung von der in Konſtantinopel erfolgten Unterzeichnung des öſter⸗ reichiſch⸗türkiſchen Abkommens kommt Iswolski auf ſeine Konferenz⸗ vorſchläge vom Dezember zurück und ſchlägt die Beratung der bos⸗ niſch⸗herzegowiniſchen Frage als einen Punkt des Konferenzprogram⸗ mes vor. Man kann nach Lage der Dinge ohne weiteres annehmen, daß darauf weder Oſterreich⸗Ungarn noch Deutſchland noch auch die Türkei eingehen werden. Von Italien müßte man nach dem guten Einfall, den Tittoni mit ſeiner Anregung eines engbegrenzten Kon⸗ ſerenzprogrammes gehabt hat, eigentlich dasſelbe annehmen und ſo wird Iswolkis überraſchendes Vorgehen in der Sache zwar erſolglos bleiben aber doch als eine Unfreundlichkeit gegen Oeſterreich⸗Ungarn und als eine Ermutigung Serbiens wirken. Es ſtimmt das nicht recht zu den friedlichen Verſicherungen, die im übrigen aus Petersburg vorliegen und zu dem gemeinſamen Schritte, den Rußland, Frank⸗ reich, Italien und England, wie wir glauben auf eine Londoner An⸗ regung, in Belgrad beabſichtigen, um die ſerbiſche Regierung zum Einlenken zu bewegen. Eine offiziöſe Stimme aus Wien. Wien, 18. März. Das„Fremdenblatt“ ſchreibt: Oeſter⸗ reich⸗Ungarn ſtellt ſich einer Konferenz nicht grundſätzlich ab⸗ lehnend gegenüber, da es auch ſeinen Abſichten und Wünſchen ent⸗ ſpricht, die Abänderung des Artikels 25 des Berliner Vertrages rechtlich durch internationale Abmachungen zu legaliſieren. Wir leiteten unſererſeits eine derartige Behandlung der bosniſchen Angelegenheit ſeitens der Berliner Signatar⸗Mächte durch die Mitteilung des Entente⸗Protokolls an die Kabinette in die Wege und bekundeten durch dieſen Vorgang den Ernſt unſerer Abſicht. Unſere Auffaſſung iſt, daß für jeden einzelnen Punkt des Kon⸗ ſerenzprogramms auf dem Wege der Vorverhandlungen die Mächte ſich einigen müſſen, ſodaß ihre glatte Annahme auf der Konferenz ſelbſt geſichert und die Gefahr einer Differenz der Auffaſſung und weiteren Komplizierung, die ſich vielleicht daraus ergeben können, abſolut ausgeſchloſſen wäre. Für die bosniſche Angelegenheit iſt nach dem alle Mächte unſerem Uebereinkommen mit der Türkei zuzuſtimmen bereit ſind, die Form gegeben und ſie könnten ohne Mühe entſprechend dem 1. Abſatz des Entente⸗Protokolls einwandsfrei teſtiert werden. Es wäre unſeres Erachtens das Einfachſte, die Noke iu das geltende Völkerrecht aufnehmen zu laſſen, ſodaß die Konferenz aus formellen Gründen wahrſcheinlich bald zu⸗ ſammentreten würde. Franzöſiſche Preßſtimmen. * Paris, 17. März. Der„Temps“ meint: Behufs OIb⸗ g des öſterreichiſch⸗ſerbiſchen Zwiſtes wäre vielleicht folgender eg einzuſchlagen. Erſtens, Rußland erklärt, daß nach ſeiner Anſicht die ſer biſche Antwortnote vom 10. März den Verzicht auf alle territorialen und politiſchen Anſprüche Serbiens bedeutet, zweitens, die Mächte wür⸗ den ſich dieſer Mitteilung anſchließen und im Einvernehmen mit Rußland feſtſtellen, daß unter dieſen Umſtänden Serbien kleinen Einwand gegen das öſterreichiſch⸗türkiſche Abkommen formuliere und drittens würden alle Mächte dieſe Feſtſtellung der öſterreichiſch⸗ungariſchen Regierung und der ſerbiſchen Re⸗ gierung zur Kenutnis bringen, welche gleichzeitig hiervon Akt nehmen würden. Nach einem ſolchen Schritt könnte Oeſter⸗ reich⸗Ungarn inbetreff der Haltung auf der Konferenz gegen⸗ über dem öſterreichiſch⸗türkiſchen Abkommen keine Beſorgnis mehr hegen. Serbien wieder würde durch die Annahme dieſer europäiſchen Erklärungen nur den von ihm eingegangenen Ver⸗ pflichtungen entſprechen. Das„Journal des Debats“ bringt einen ſehr heftigen Artikel gegen die öſterreichiſch⸗ungariſche Diplomatie. Man müſſe derſelben die ganze Verantwortlichkeit, die ſie im Falle eines durchaus ungerechtfertigten Angriffes gegen Serbien auf ſich lade, vor Augen führen. Kaiſer Franz Joſeph, welcher ganz gut wiſſe, daß keine einzige Macht die Ab⸗ ſicht habe, das Anſehen und die Intereſſen der Monarchie zu ſchädigen oder vollendete Tatſachen zu verhindern, ſollte ſeine Miniſter von der verhängnisvollen ſchiefen Ebene zurückhalten. In dieſem Augenblicke müſſe man ſich fragen, ob Oeſterreich⸗ Ungarn von ziviliſierten Menſchen regiert werde. Serbiens Mobilmachung. HKonſtantinopel, 17. März. Nach Angabe der Pforte Kürd die zweite Dampferladung ſerbiſchen Kriegsmaterials gründ⸗ lich geprüft werden. Nur Ausrüſtungsgegenſtände, nicht aber Wafefn und Munition werden durchglaſſen und Dynamit für die und engliſche Minengeſellſchaft nur in Partien von 2,5 Tonnen. München, 18 März. Wie die„M. N. N. melden, erhiel⸗ ſen ſämtliche hier lebenden militärpflichtigen, ſerbiſchen Staats⸗ ungehörigen die Einberufungsordre und ſind bereits abgereiſt. Rußfland auf dem Rückzuge? Aus Petersburg erhält die„Frankf. Ztg.“ folgendes Privattelegramm: Es beſtätigt ſich, daß Rußlaud zum Rückgug bläſt, da es kabegoriſch erklärte, ſich nicht in einen Krieg einmiſchen zu wollen. Eigentlich iſt die letzte ruſſiſche Note nur die Deckung dieſes Rückzuges. Rußland will keinerlei Vermittlerrolle üder⸗ nehmen. Hauptſächlich iſt man hier beſorgt, Rußland vor einer Einmiſchung in einen eventuellen Krieg zwiſchen Oeſterreich und Serbien zu bewahren. Der Sandſchak Novibazar. Konſtantinopel, 17. März. Der montenegriniſche Ge⸗ ſchäftsträger verſicherte heute auf der Pforte dem Grovezir, Mon⸗ tenegro hege keinerlei Angriffspläue gegen den Sandſchak⸗ Novibazar. Köln, 18. März. Der„Köln. Ztg.“ wird aus Ueskueb ge⸗ meldet: Von hier ſowohl als auch von anderen Garniſonen ſind meh⸗ rere Batterien mit Schnellfeuerbatterien nach Mitrovitza abgegangen. Die näheren Beſtimmungen werden geheim gehalten. Die Offiztere ſind mit geſchloſſenen Befehlen abgereiſt. Man vermutet allgemein, der Sandſchak Novibazar ſei das Reiſeziel. Dieſe Anſicht iſt wahr⸗ ſcheinlich falſch. Perliner Prahtbericht. [Von unſerem Berliner Burean.) J Berlin, 18. März. Aus Paris wird gemeldet: Die Verhältniſſe, die durch den Telegraphenſtreik geſchaffen wurden, ſind bereits in den erſten 24 Stunden des Ausſtandes unerträglich geworden. Das Telephonamt arbeitet ſo gut wie gar nicht mehr. An der Börſe iſt die Aufreg ung ungeheuer. Viele Bankiers haben ſeit dem Ausſtand Paris verlaſſen, um von London, Brüſſel, Antwerpen, Straß⸗ burg und Baſel aus ihre Geſchäfte zu erledigen. In vielen Poſtämtern wird der Dienſt nur notdürftig und unregel⸗ mäßig mit Hilfsperſonal aufrecht erhalten, natürlich unter polizeilicher Aufſicht. Der Telephondienſt funktioniert in⸗ nerhalb der Stadt nur notdürftig. Am Freitag wird die Kammer mit einer Interpellation über den Streik eröffnet werden. Die Haltung Rußlands. Berlin, 18. März. Aus Wien wird gemeldet: Die Ankwort Rußlands auß die öſterreichiſche Mitteilung über die in Konſtantinopel erfolgte Unterzeichnung des öſter⸗ reichiſch⸗tür kiſchen Protokolls über die Annexion Bosniens wat in Wien beinahe konſternierend gewirkt, und den ſchlechteſten Eindruck gemacht. Die ruſſiſche Note widerſpricht nach der Auffaſſung in Wien den früheren Zuſagen Rußlands, das ſich mit dem Vorſchlage des Wiener Kabinetts, vor der Einberufung der Konferenz zu einem vorläufigen Einverſtänduis zu kommen, einverſtanden erklärt hatte. Die Forderungen Oeſter⸗ reichs gegenüber Serbien bleiben jedoch durch dieſe Antwort un⸗ verändert. Man beabſichtigt ſogar, Serbien die urſprünglich ge⸗ planten wirtſchaftlichen Vorteile nicht mehr zu gewähren. Dem⸗ gegenüber hat die engliſche Note ausdrücklich erklärt, daß das Uebereinkommen mit der Türkei zureichend ſei und daß die An⸗ nexionsfrage und der formellen Bewilligung der Sig⸗ natarmächte zu unterbreiten ſei. Gegen den Bund der Landwirte. JBerlin, 18. März. Eine geſtern in Gneſen abge⸗ haltene Maſſenproteſtverſammlung deutſcher Anſiedler in Poſen, und Weſtpreußen erklärte ſich ſcharf gegenden Bund der Land⸗ wirte und gründete einen Anſiedlerbund für Poſen und Weſt⸗ preußen. Gegen die anweſenden Bundesführer Dr. Röſicke und Major Enders wurde ſtarke Mißſtimmung laut. Der Proteſt richtete ſich gegen die kürzlich von einer Deputation des Bun⸗ des der Landwirte beim Reichskanzler erhobenen Forderung nach Einſchränkung der Koloniſationstätigkeit und Erhaltung größerer Rechtsgüter. Die Anſiedler waren über das dadurch von den agrariſchen Führern gegen ſie zum Ausdruck gebrachte Mißtrauen auf das äußerte empört. Tondoner Drahtnachrichten. (Von unſerem Londoner Bureau.) Die engliſche Marinevorlage. OLondon, 18. März. Der allgemeine Ton der geſtern fortgeſetzten Debatte über die Marinevorlage im Unterhaus iſt viel ruhiger geweſen, als am erſten Tage, wo die Verhand⸗ lungen gegen Schluß einen geradezu panikartigen Charakter an⸗ nahmen. Auch in einem Teil der Preſſe haben die beſtimmten und ruhigen Erklärungen des Admirals von Tirpitz einen befänftigenden Einfluß ausgeübt. Im Parlument fanden die beiden Miniſter leider noch keine Gelegenheit zu erklären, wie es komme, daß ihre Behauptungen von der Zahl der Dread⸗ noughts mit denen der deutſchen Regierung di'ferierten. Miſter Bannas Mitteilung von der Zahl der deurſchen Dreadnoughts und die Behauptung des Premierminiſters Asqulth, daß die eng⸗ liſche Regierung wiederholte Verſuche gemacht habe, zu einem Einverſtändnis Euglands mit Deutſchland bez. der Einſchränkung der Rüſtungen zu gelangen, verlange alſo noch dringend der Auf⸗ klärung. Der beabſichtigte Antrag eines Teiles's Hauſes, die Forderungen für die Flotte herabzuſetzen, iſt zurückgezogen und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das Flottenbudget voll üdn ganz bewilligt wird. Die Oppoſitionspreſſe ſchließt ſich ſogar den von konſervativer Seite gemachten Vorſchlag an, weiter zu gehen und nicht nur Miſter Banna und die Regierung zu bevoll⸗ mächtigen, ev. 8 Dreadnoughts noch in dieſem Jahre in Bau zu geben, ſondern ſie vielmehr zu verpflichten, daß ſie dies unter allen Umſtänden tun und zwar ſo ſchnell wie möglich. Einige Redner wieſen in eindrucksvoller Rede darauf hin, daß Groß⸗ britannien abgeſehen von ſeinen Dreadnoughts noch 48 Schlacht⸗ ſchiffe beſitze, die erſt im Jahre 1912 noch nicht einmal 20 Jahre⸗ alt ſeien, die alſe die Altersgrenze noch lange nicht erreicht haben und als Asquith von beiden Abgeordneten Dillen und Henderſen vorgeworfen wurde, daß er ſich von den Alarmiſten habe ins Bockshorn jagen laſſen, da mußte er zugeben, daß von einem Her⸗ abgleiten Englands unter eine Macht des Zweimächteſtandards, keine Rede ſein könne. Nach den letzten Informationen iſt die Nr⸗ beiter⸗ und Irenpartei noch immer entſchloſſen, für die Herab⸗ ſetzung der von der Regierung aufgeſtellten Flottenforderung zu ſtimmen, welche Haltung natürlich nicht den geringſten Einfluß auf das Abſtimmungsreſultat haben wird., Die Mobilmachung der ungar. Armee. ME. Budapeſt, 18. März Wie das„Buda⸗ peſter Journgl“ erfährt, iſt durch könig?be Ordre vom 17. März die geammte ungariſche Ar⸗ mee mobil gemacht und damit auf Krie sſtärke gebracht worden Gleichzeitig wurden die Honved⸗ truppen zur RNebung einberuſen. — Oolkswoirtschaft. Pfälziſche Bauk. Der Auſſichtsrat hat in ſeiner geſtrigen Sitzung beſchloſſen, der am 7. April ſtattfindenden Generalverſammlung eine Dividenbg⸗ von wiederum 5 Prozent pro 1908 in Vorſchlag zu bringen. * Draht⸗, Drahtſtiften⸗ und Drahtwarenkonvention. In der geſtern ſtattgefundenen Sitzung der Geſchäftskommiſfton wurde eine ſtarke Beſchäftigung in der ganzen Branche feſtgeſtellt. Die Konvention marſchiert gut und zur Zufriedenheit der Mitglieder. Frankfurter Kreditanſtalt, G. m. b.., Frankfurt a. M. Das Inſtitut, das bekanntlich die Kreditgewährung mit der Lebensver⸗ ſicherung verbindet, erzielte in 1908 einen Reingewinn von M. 31571(i. V. M. 29 709), woraus, wie bereits mitgeteilt, wieder 10 Prozent Dividende verteilt werden. Auf das Aktienkapital von M. 500 000 ſind unverändert 50 Prozent ein⸗ bezahlt. Die Bilanz verzeichnet M. 1 704 601(M. 1 580 000) Kreditoren und auf der anderen Seite M. 1958 781(1 745 000 Mark) Debitoren, beides beinahe ausſchließlich auf feſte Termine. In Bar, Bankguthaben und Wechſeln waven zum Jahresſchluß rund M. 11000(M. 50 000) vorhanden. In der Generalverſammlung wurden die Vorlagen genehmigt und die ausſcheidenden Aufſichts⸗ rat⸗Mitglieder wieder gewählt. 5 Vereinigte Glanzſtoff⸗Fabriken,.⸗G. in Elberfeld. Der Auf⸗ ſichtsrat ſchlägt der auf den 7. April d. J. einzuberufenden Haupt⸗ verſammlung für das Geſchäftsjahr 1908 neben veichlichen Ab⸗ ſchreibungen und Rückſtellungen eine Dividende von 40 Pro⸗ sent(wie i..), ſowie eine Erhöhung des Aktienkapitals um 2½ Mill. Mark auf 5 Millionen Mark vor. Die neuen Aktien ſollen vom 1. Januar 1909 ab dividendenberechtigt ſein und den Aktionären zum Nennwert zuzüglich Stückzinſen und Aktienſtempel angeboten werden. Die Portland⸗Zementfabrik Hemmvor ſchloß mit der dortigen Zweigſtelle der Dresdner Bank und dem Bantßhaus Hermann Bar⸗ tels eine 4½proz. zu 103 Proz. rückzahlbare, hypothekariſch ſicher⸗ geſbellte Anleihe von 2 500 000 M. ab. Die alten 4proz. Anleihen von 1882 und 1891 im Reſtbetrage von 1 Million Mark werden zum Oktober 1909 zu 105 Proz. zur Rückzahlung gekündigt und den Beſitzern wird der Umtauſch in die neue Anleihe angeboten werden. Die Bremer Vulkan⸗Schiffsbau⸗ und Maſchinenfabrik in Vege⸗ ſack erzielte M. 313 830 Bruttogewinn gegen vorjährige Mark 348 927. Die Abſchreibungen belaufen ſich auf M. 286 914 gegen M. 423 392. Der Ueberſchuß beträgt M. 26 416 gegen M. 844 022. Es wird keine Dividende verteilt(i. V. 10 Prozent). Photozentrale, G. m. b. H. in Berlin. Unter der Firma„Photo⸗ sentrale, G. m. b. H. in Berkin“ wurde ein Unternehmen zwecks gemeinſamen Ankaufs von lichtempfindlichen Bromſilberkartons von der Neuen Photographiſchen Geſellſchaft Akt.⸗Geſ. in Steglitz, den Vereinigten Fabriken Photographiſcher Papiere in Dresden und der General Paper Company in Brüſſel gegründet. Letztere Geſellſchaft kontrolliert die Fabriken photographiſcher Rohpapiere in Rives, Malmedy und Letmathe. Das Stammkapital der veuen Unterneh⸗ mung wurde auf M. 30 000 feſtgeſetzt. ** Mannheimer Produktenbörſe. An der heutligen Bör waren angeboten,(La Plata Provenienzen dreimonatlich, ſonſtig Provenienzen gegen netto Kaſſa) in Mark, per Tonnc Cif. Rotterdaes 17./8. 18./8 Weizen rumän. 76/77 kg ſchwimmend 188 183 5„ 109/80„ 185 185 8„nach Muſter„ 178.185 178—185 „ Ulka 9 Pud 30/35 ladend 184 184 2„ 10 Pud ee 185 185 „ Azima 10 Pud* 186 186 5„ 10„ 5 187 187 „ La Plata Bahia Blanka 80 kg ladend 182 182 85„„ Ungarſaat 80, ſchwimmend 181 181 „„„ Roſaria Santa F 80 kg ſchw. 182 182 „„„ bper Febr/ März 181 181 „ Redwinter II Dezember—— „ Kanſas II 5 8—— Roggen ruſſiſcher 9 Pud 10/15 März⸗April 146 146 „ nordd. 71/2 kg per März 134 134 Futtergerſte ruſſiſche 58/59 kg. März⸗April 117½ 117% 5 60„ 118 118 Haffer ruſſiſcher 46/47„ April⸗Mai 117 117 „ 7 118 1¹8 „ La Plata f. a. g. 46/47 kg. März /April 112 112 „„„*„„„ 9 7 0 113 1135 Mais„„ gelb r. t. April⸗Mat 118 118 5„„ k. t. Mai⸗Juni 117 117 85 Amerikaner mixed. prompt 125 125 Novoroſſick ſchwimmend. 123 128 aſſerſtandsnachrichten im Monat März. Pegelſtationen Datum vom Rhein; 13. 14. 15. 16. 17. 13. Bemerkungen. Wonſtangz 2,38 2,40 Waldshut. 1,20 1,10 Hüningenn!) 0,70 0,78 0,70 0,70 0,66 0,67] Abds. 6 Uhr Kehlll J1,24 1,86.26 1,25 1,24 1,33] N. 6 Uhr Lauterburgg 2,84 2,26 Abds. 6 Uhr Maxau 291 8,00 3,00 2,94 2,96 2,94 2 Uhr Germersheim.-F. 14 Uhr Mannheim 1,68 173 1,80 1,72 1,70 1,66 Morg, 7 Uhr Mainzs 0,19-0,12 004 ,06.-P. 12 Bingen 0,85 0,93 10 Uhr Kandßdß d 0,95 1,06 1,02 1/00 2 Uhr Koblenngn 1,27 1,40 10 Uhr Köln 5 0,82 0,93 1,06 2* Ruhrort—0,11 6 Uhr vom Neckar: Maunheim 1,91 1,98 2,00 1,90 1,87 1,84] V. 7 Uhr Heilbronn 0,79 0,62 0,2 0,50 0,44 0,461 V. 7 Uhr *) Windſtill, Heiter,— 3e C. Mutmaßliches Wetter am 19. und 20, März. Für Freitag und Samstag iſt weiterhin aufheiterndes, nachts kaltes, tagsüber aber milderes Wetter zu erwarten. § T ece Schneehöhe 64 Ztm.(Neuſchnee 40 Ztm.). Skifährte gut; Rodelbahn auf ganzer Länge tadellos. Geſchäftliches. * Mit der ſoeben erſchienenen neuen Veröffentlichung des Mufik⸗ verlag Räch. Bong:„Goldene Leier“ Perlen der Tonkunſt, herausgegeben von C. Morena, worüber der heutigen Nummer unſeres Blattes ein ausführlicher Proſpekt ſeitens der Buchhandlung Karl Block in Breslau beiliegt, wird eine Auswahl der vorzüglichſten Erſcheinungen auf dem Gebiet der ernſten und heiteren Muſik ge⸗ boten, wie ſie in ſo anſprechendem Arrangement und zu ſo billigem Preiſe bisher noch nicht auf dem muſikaliſchen Markt erſchienen war. Die Opern⸗ und Salonmuſik iſt in einer Reichhaltigkeit vertreten, welche ſedem Geſchmack und Temperament Rechnung trägt und ſo dürfte die„Goldene Leier“ bald der beliebteſte muſikaliſche Hausſchatz in jeder Familie werden, zugleich eine notwendige Ergänzung zu jedem bereits vorhandenen muſikaliſchen Sammelwerk und das dauk⸗ barſte Geſchenkwerk bei allen ſich bietenden Gelegenheiten. Unſere ver⸗ ehrlichen Leſerinnen und Leſer werden das Geſagte bei einer Durch⸗ ſicht des Proſpektes vollauf beſtätigt finden und uns für dieſen Hin⸗ weis ſicher Dank wiſſen. Durch die von der Buchhandlung Karl Block in Breslau gebotenen beguemen monatlichen Teilzahlungen wird die Anſchaffung dieſes Werkes außerordentlich erleichtert. riberg, 17. März. Temperatur 5,2 Grad Celſius, Son⸗ eele naend Maunheim den 18. März 1909. Herren-Tuche-Ausverkauf Nur noch heute, morgen Freitag und Samstag letztmals, vormittags ab 9 Uhr, nachmittags ab 2 Uhr wird ein großes Tuchlager, Fabrikreſte u. Coupons, darunter beſte, hoch⸗ moderne ODriginal engl. Stoffe, abgepaßt für Herrenanzüge, Paletots, Hoſen. Damenkoſtüme und Röcke zu wirklich billigen Preiſen ausver⸗ kauft, wozu ein verehrliches Publikum zur Beſich⸗ tigung„ohne Kaufzwaug“ höflichſt einladet. Arnold, Auktionator Q 35 44 3584 15 3, 4 — in nächſter Nähe von Kaufhaus Hirſchland.— Ehrbars Eibisch-Bonbon sind die besten gegen Husten und Heiserkeit Pazket 20 plg. Georg Ehrbar, Zuckerwarenfabrik, Q 1, 15. Detail-Verkauf H 4, 28 Tel. 1957 GGrüne Rabattmarken. 81778 Stoeklisehwässerei Hofiarts Naehi. Inh. 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Fritz, ganz verwirrt, ſchloß mechaniſch das Fenſter, dann folgte er ihr und ſchlich mit zitternden Knieen, hängendem Kopfe hinter ihr und her die Treppe hinunter. Er hatte aber den zweiten Abſatz noch nicht erreicht, als ſich in ihm der Trotz ſchon meldete und er dachte:„Mag jetzt kommen, was will. Mir iſt alles egal. wenn ſie mich auf der Stelle fortſchickt. Geküßt hab' ich ſie *** Am andern Morgen kam es zu einer ſcharfen Auseinander⸗ ſetzung zwiſchen Vater und Sohn. Als Fritz ziemlich ſpät erſchien, ging der Oberſtleutnant ſchon ſeit einer Weile aufgeregt und ungeduldig im Zimmer hin und her und fragte ihn ſogleich, ohne ſeinen Gruß zu erwidern und noch ehe er ſich hatte ſetzen können:„Wo haſt Du geſtern den gan⸗ zen Tag geſteckt?“ 5 In wwie ganz andern Regionen Fritz Gedanken, ſeitdem er erwacht war, auch weilten, und wie groß ſein Glücksgefühl immerhin war, aus einer Art Inſtinkt hatte er ſich doch zwiſchen all ſeinen Erinnerungen, Träumereien und Ausmalungen ein kleines Geſchichtchen erfunden, das ſein Ausbleiben erklären ſollte. Sehr geſchickt erſonnen war es nicht, aber es verband doch zweierlei miteinander, worauf es ihm beſonders ankam: es war nicht ſo unwahr, daß er hätte überführt werden können, und es war nicht ſo wahr, daß es hätte Verdacht erregen müſſen. So begann er denn, ſtehen bleibend und den Kopf ſenkend, zu erzählen, daß er geitern bormittag einen weiten Spaziergang gemacht habe, plötz⸗ unterfertigten Notariats ein⸗ geſehen werden. 6648 Mannheim, 9. März 1909. Hofoptiker Großh. Notariat VI: Planken. 1. 15. 2144ʃ Teltphon 3014. lich zu ſeiner Verwunderung gewahr geworden ſei, wie ſpät es ſchon wäre, ſogleich kehrt gemacht und den nächſten Weg nach Hauſe eingeſchlagen habe, dabei an der Gerndorfſchen Villa vor⸗ beigekommen, bemerkt und aufgefordert worden ſei, zu Tiſch draußen zu bleiben. Er habe das zuerſt nicht gewollt, dann aber nachgegeben, weil er zum Mittageſſen doch ſchon zu ſpät einge⸗ troffen wäre. Hier ſchwieg er, weil er eigentlich ſchon mit dem zu Ende war, was er ſich überlegt hatte. Der Oberſtleutnant betrachtete das Geſpräch aber in keiner Weiſe als eine genügende Erklärung, ſcharf meinte er:„Warum ſprichſt Du nicht weiter? Das iſt bis Mittag. Und am Nach⸗ mittag und am Abend? Wann biſt Du überhaupt nach Hauſe gekommen?“ Fritz gab die ziemlich ungenaue, aber ſondierende Antwort: „Es war gar nicht ſo ſpät.“ 0 „Du lügſt ja. Bis elf Uhr bin ich munter geweſen, da warſt Du noch nicht da.“ „Zuerſt hieß es, es ſollte ein Wagen nach der Stadt fahren, den ich benutzen könnte, dann brach im Nachbardorfe Feuer aus. Nachher wollten ſie“— während ſeiner ganzen Erzählung hatte er immer von„ſie“ geſprochen—„mich nicht ohne Abendbrot fortlaſſen. Gleich nachher konnt' ich doch auch nicht gehen.“ Er zuckte mit den Schultern und ſah wieder zu Boden. „So. Und an uns haſt Du dabei nicht gedacht? Deine Mutter iſt aufgeregt geweſen, Eva auch, Hans, ich. Hans iſt ſogar in der Stadt rumgelaufen. Wenn Dir nun was paſſiert wäre!“ „Es war ja eine ganze helle Nacht.“ „Das hat uns tröſten müſſen? Da biſt Du ein ganz pflicht⸗ vergeſſener Menſch. Aber ich werd' Dir's anſtreichen. Von heute ab ſetzſt Du drei Tage lang keinen Fuß vor die Türe.“ Fritz warf den Kopf auf. Sofort war der Alte vor ihm:„Sagteſt Du was?“ Sein Sohn ſchwieg. 7 „Und von morgen ab wird gearbeitet. Seit anderthalb Monaten biſt Du zuröck, noch haſt Du nicht einen Strich gemacht. Was iſt denn Dein bißchen Pinſelei, daß Du Dich ſo lange aus⸗ ruhen mußt?“ Wenn Du zum Bummeln und Rumtreiben Kraft genug haſt, wird's dazu auch reichen. Ich hab's jetzt ſatt. Es wird Zeit, daß ich die Zügel wieder ſtraffer ziehe. Jetzt früh⸗ ſtücke, und dann gehſt Du auf dein Zimmer und rührſt Dich nicht raus, eh ich's Dir erlaube.“ Fritz folgte ſchweigend dem Befehl und ſetzte ſich, ſo daß ſeine Mutter aufatmete. Obgleich ſie ſeine geſtrige Rückſichtsloſigkeit Hausgemachte Eiernudeln, täglich friſch. 15 8 1005 11 Achtungsvoll mit Bild unter Nr. 5932 an 0 5 die Expedition ds. Blattes, Gebr. Münch. Anonym keine Antwort. tief geſchmerzt hatte, taten ihr die verſchiedenen Ungerechtigkeiten in ihres Mannes Worten doch weh, und vor allen Dingen hatte ſie gefürchtet, ihr Sohn werde ſich dadurch zu einer heftigen Ant⸗ wort hinreißen laſſen. Daß die ausblieb, ſtimmte ſie ſofort wieder zu ſeinen Gunſten, trotzdem ſie aus ſeiner Erzählung auch noch etwas andres herausgehört hatte als nur eine Entſchuldigung für ſein Fernbleiben. Unverfährs geſtrige Erklärung, daß Fritz ſeit drei Tagen nicht mehr bei ihm geweſen, hatte ſie an alles mögliche denken laſſen; da war es ihr, die Frau von Gerndorf recht gut kannte, jetzt wie Schuppen von den Augen gefallen, zumal ſie auch wußte, daß Fritz nach einem erſten Beſuch mit ſeinem Vater noch einmal draußen in dem Schlößchen geweſen wvar. Das hatte ſie erſchreckt, aber über der Fügſamkeit ihres Sohnes trat es zunächſt zurück. Es war aber nicht Gehorſam geweſen, was Fritz der Auf⸗ forderung ſeines Vaters folgen ließ. In ihm wühlte und wütete es. Er fühlte ſich aufs tiefſte beleidigt. Nur war es vorläufig noch ein dumpfer Trotz, der ihn eine Antwort noch nicht finden ließ, und ſo hatte er ſich hingeſetzt und kaute an ſeinem Brötchen und trank ſeinen Kaffee, weil ihm das ganz nebenſächlich war und er nur an das dachte, was in ihm bohrte. Den Blick ſtarr auf den Tiſch geheftet, vornübergebengt, die Arme aufgeſtützt, ſaß er mit ſich beſchäftigt auch noch da, als er fertig war. Prellwitz war währenddem ſchweigend auf und ab gegangen und hatte ſeinen Sohn beobachtet. Jetzt fragte er barſch: „Biſt Du fertig?“ „Ja.“ „Warum tuſt Du da nicht, was ich Dir befohlen habe?“ Fritz antwortete nicht. „Hörſt Du nicht?“ „Ich bin kein Kind mehr.“ „Was biſt Du nicht?“ „Ich laſſe mich nicht ſo behandeln. Ich laſſe mir keinen Stu⸗ benarreſt geben.“ Sofort machft Du, daß Du „Du läßt dir rauskommſt.“ Fritz erhob ſich und ſah ſeinen Vater mit einem harten Aus⸗ druck in den Augen und mit zuſammengezogenen Brauen an. „Wirſt Du gehorchen?“ „Nein.“ 5910 „ Lümmel Fortſetzung folgt.) eeee Seneral-Anzeiger.(Mittagblatt.) Maunbeim, den 18. Wär: 709. ‚ 1 AAAEN „ Sl. Hof⸗ u. National⸗Theater— Mannheim. SFketik⸗ 1 Damit behandelte Böd Donunerstag, den 18. März 1909. 4 können naß gewiſcht wer⸗ den, ohne daß ſich Flecken bilden und der Glanz ver⸗ Börsen-Restaurant parterre E 4, 12 eef Restaurant Pergola Friedrichsnlatz 9 35. Vorſtellung im Abonnement C. SrDHeHA Diners-Soupers à Mk..50 und Mk..20 loren geht. Vorzügliche Küche. 81805 Münchner und bilsner Biere. Lohengrin Romantiſche Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Regie: Eugen Gebrath.— Dirigent: Leopold Reichwein. Kein Staub! Kein Gernch! Keine Glätte! Große Ausgiebigleit! 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Das Ausland beneidet uns um unſer wackeres Heer deſſen Schlagfertigkeit über jeden Zweifel erhaben iſt. Im Parademarſch und in den Griffen liegt aber die Mufik des Soldatenlebens.(Heiterkeit links.) Sie ſchaffen erſt eine ſtraffe Diſgiplin. Gewiß ſind die Offizierskaſinos nicht mehr ſo einfach wie früher. Das liegt an der modernen Zeit. Allgemein iſt der Luxus geſtiegen, auch unſere eigenen Häuſer ſind luxuriöſer ausgeſtattet. In den Kaſinos wird aber lange nicht mehr ſo bie! getrunken wie früher. Ich möchte faſt ſagen leider!(Große Heiterkeit.) Die Tafeln ſind jetzt mit Limo⸗ nade und Apfelwein beſtellt. Auch die Geſchenke für höhere Offiziere hat man eingeſchränkt An die zweijähri ge Dienſtzeit für die Kavallerie iſt nicht zu denken. Der Kavalleriſt hat viel mehr zu leiſten als der Infanteriſt. Er hat auch das Pferd zu beſorgen. Dazu kommen noch der Patrouil⸗ lendienſt, das Satteln und Packen das Lanzenfechten, das Karten⸗ leſen, Pionierdienſte uſw. Freuen wir uns, wenn unſere Kaval⸗ lerie beſſer iſt als die anderer Länder. Sie iſt dringend not⸗ wendig. Wenn die Truppen in der Schlacht wankten, hat die Kavallerie noch immer entſcheidend eingegriffen. Sie iſt die Force unſerer Armee. Die Abſtriche am Etat ſind nicht überal berechtigt. Das reitende Feldjägerkorps ſoll ab. geſchafft werden. Dagegen ſind wir entſchieden. Für die Feld⸗ courtere müßten andere Offiziere eintreten. Billiger würden wir alſo nicht wegkommen. Auch gegen eine Verminderung des Aggre⸗ giertenfonds müſſen wir uns ausſprechen. Auch für eine Ver⸗ minderung der Muſikkorps ſind wir nicht zu haben. Es iſt ja hier nicht der Platz, patriotiſche Reden zu hal⸗ ten. Aber wie ſteht es denn im Kriege: auch der Trommler macht da 1 75 Muſik, wenn es zum Sturm geht. Und wer in ſeinem Leben noch nie gebetet hat, für den kommt der Moment, wenn nach der Schlacht die Muſik den Choral anſtimmt: Nun s8 Auguſt Wilhelm von danket alle Gott!(Ruf aus dem Zentrum: Hurral) appelliere an den religiöſen Sinn Die Bekleidungsämter haben ſich bewährt. In Königsberg ſoll in dieſem Jahre ein Bekleidungsamt errich⸗ tet werden, und wir haben es mit Freude begrüßt, daß Herr Graberger noch eine Heraufſetzung dieſer Poſition um 100 000 Mi beantragt hat; man ſoll den Bau gleich in dem notwendigen Umfang machen. Reiſekoſten und Diäten ſollen nur entſprechend der wirklichen Ausgabe, die Rationen nur für die wirklich gehaltenen Pferde gewährt werden; aber dann muß man freilich auch für ausreichende Rationen ſorgen. Der Fütterung der Pferde mit Kartoffeln, die in der Kommiſſion angeregt wurde widerrate ich; das mag für Arbeitspferde angebracht ſein, nicht für Reitpferde. Ein Verbot der Privattätigkeit der Büchſen⸗ macher lehnen wir ab; dann müßte man das auch allen anderen Beamten verbieten. Der Antrag auf Verlegung der Unteroffizier⸗ ſchule von Biebrich nach Wetzlar iſt leider in der Kommiſſion ab⸗ gelehnt worden; wir werden ihn neu ſtellen. Der Redner legt ein Wort für ſeine Wahlkreisſtadt Genthin ein, er wünſcht dortbin Garniſon. er Redner bittet um Berückſichtigung der Han dw genoſ enſchaften bei den aeen 15 Sekleibungr⸗ amter, amit nicht, wie es geſchehen iſt, die Schneidergenoſſen⸗ ſchaft in Stettin den Beſcheid erhält, ſämtliche Arbeiten ſeien bei Strafanſtalten untergebracht.(Hört! Hört!) Er empfiehlt weiter die Unterbringung der verabſchiedeten fiziere in Beamtenſtellen und warnt vor der Einrichtung von Jeldwebelleutnantsſtellen. Das ſollte erſt daun ge⸗ chehen, wenn es dringend erforderlich iſt. er erörtert dann den nazug der fjungen Offiziere. Es iſt bedauerlich, daß das von konſervativer Seite eſagt werden muß. Wie bei den Damen, ſcheint die Mode 305 bei den jüngeren Offizieren ein⸗ zu ſein Man bemerkt da manchmal Herren mit Kragen is unter die Ohren, Achſelſtücken nur 1 Zentimeter lang, Epau⸗ letten ganz klein, zwei Herren vom ſelben Regiment mit ver⸗ ſchiedenem Tuch, die Knöpfe des Ueberrocks weit auseinander, den Säbel verſchieden getragen, und, was ich ſehr bedaure; die Offiziere machen auch die Mode der Ziviljugend mit, ſie tragen zwiſchen Naſe und Mund, da wo ſonſt der Schmuck des Mannes iſt, ein gewiſſes Etwas, von dem man nicht weiß, ob es Bart oder Bartbinde iſt.(Große Heiterkeit. Der Kriegsminiſter nickt zuſtimmend.) Die Herren ſollten daran denken, daß es nur darauf ankommt, daß der ſeine Pflicht tut und nicht auf Aeußerlichkeiten. Der Redner ſchließt: Wir können auf unſere Armee, um die uns jedes andere Land beneidet, ſtolz Nan Es iſt in ihr eine eiſerne Diſziplin, eine Hingebung für en Dienſt, wie man es mehr nicht erwarten kann. Es muß darauf hingewirkt werden, daß jedermann ſeinen Dienſt aus eige⸗ nem Antriebe gern tut, und dazu können die Vorgeſetzten mit Wohlwollen viel beitragen. Wir leben in einer ſehr ernſten Zeit mit verfinſtertem Horizont. Die äußere poli⸗ tiſche Lage zwingt uns, unſer Heer jederzeit kampfbereit zu er⸗ ſalten. Furcht vor unſerer ſtarken Waffe iſt immer die beſte erficherung für den Frieden.(Beifall rechts.) Abg. Dr Müller⸗Meiningen(Fr. Bp.): Die Beſchreibung des Simpliziſſimus⸗TDyps des war für dieſe Seite des Hauſes 5 intereſſant. enn wir früher, und zwar viel weniger draſtiſch, ſolche Kritik übten, wurden wir von drüben angegriffen. Man bemerkt den veredelnden Einfluß des Blaocks. (raße Heiterkeit.) Den Vorwurf des Abg. Häusler, die Mehr⸗ heitsparteien hätten die Sparfamkeitsbeſtrebungen nicht aus⸗ eichend unterſtützt, lehne ich für meine ent⸗ ſchieden ab. Eine Anzahl von Abſtrichen iſt auf unſeren Antrag andern ſchien tänd il des Zen⸗ te * trums nicht zu genügen, bei einer dritten Gruppe ließen uns die Herren vom Zentrum im Stich. Der Dank des Herrn von Liebert an den Kriegsminiſter, weil er bei dieſen Abſtrichen die Ruhe und den Gleichmut nicht verloren habe, war völlig überflüſſig.(Sehr wahr! links.) Gegen den Kolonialminiſter waren die Herren um Liebert nicht ſo zartfühlend. Alle Parteien des Hauſes waren vom beſten Willen beſeelt, möglichſt große Abſtriche zu machen: leider iſt das beim Militäretat ſehr ſchwierig, weil der Laie zu wenig Einblick hat und uns bei jeder Stelle der Kriegsminiſter erklärte: Ausgerechnet dieſer Abſtrich gefährdet die Wehrhaftig⸗ keit des Deutſchen Reiches. Ich gebe auch zu, es iſt ſehr ſchwierig, Fehler bei der Abſtrichpolitik zu bermeiden. Leider aber fehlt der gute Wille, nicht etwa beim Kriegsminiſter, ſondern an andern Stellen, die in allerletzter Linie in Betracht kommen. Da muß jede Sparſamkeitsaktion erfolglos bleiben. Die Herren der Militärverwaltung ſollten die Stimmung im Lande etwas mehr beachten. Zeigen ſie für die nächſten Jahre nicht mehr Entgegenkommen, ſo quälen wir uns bei der Finanzreform um⸗ ſonſt, dann haben wir in wenigen Jahren genau dasſelbe Finanzelend.(Sehr wahr!) Worauf es ankommt, das ſind organiſatoriſche Aenderungen, vor allem im Penſionierungs⸗ ſyſtem, bei der Gewährung von Dispoſitionsurlaub und vor allem in bezug auf die Friedenspräſenzſtärke. Wozu braucht man Kom⸗ mandanten in Glogau, in Swinemünde uſw.? Der Komman⸗ dant von Swinemünde hat. wie ich höre, als weſentlichſte Auf⸗ gabe, Salut zu ſchießen, wenn der Kaiſer vorbeifährt(Heiter⸗ keit) oder in dem ganz ſeltenen Falle, daß eine fremde Flotte vorbeikommt. Und als neulich, das einzige Mal, die engliſche Flotte vorbeikam, da kam er zu ſpät oder war nicht zu Hauſe. (Heiterkeit.) In einer Reihe von Fragen ſtimmen wir mit Herrn Häusler vollkommen überein, beſonders über die Unüberſichtlich⸗ keit des Militäretats; dann den Mangel an Aerzten, an dem auch konfeſſionelle Engherzigkeiten ſchuld ſind Zurückſetzung der jüdi⸗ ſchen Aerzte, was ſich im Falle eines Feldzuges bitter rächen wird. Was Herr Häusler über die Beſchränkung der Dienſt⸗ zeit bei der Kavallerie und Artillerie ſagte, iſt auch die Meinung zahlreicher militäriſcher Sachverſtändiger, auch baheriſcher.(Generalmajor v. Gebſattel: Welcher?) Ja, Herr General, das möchte Ihnen natürlich paſſen, daß ich Ihnen meinen militäriſchen Sachverſtändigen ausliefere!(Heiterkeit.) Freilich, auch ſie ſagen ausdrücklich? nur bei entſprechender Ver⸗ einfachung des Dienſtes. Aber muß denn der Kavalleriſt ein halber Militärprofeſſor ſein? Sehr biel überflüſſiges Zeug kann da weggelaſſen werden. Mit vollem Recht hat Herr Häusler gegen Drill und Stechſchritt geſprochen; und wenn Herr von Liebert meinte, der Stechſchritt ſei eine Fundamentale der deutſchen Armee, ſo iſt das der Geiſt, der nicht nach Sedan, ſondern nach Jena geführt hat.(Sehr wahr! links.]) Diſziplin und Drill ſind nicht dasſelbe, ſondern Gegenſätze. Der Drill iſt die Negation der Individualität und der Intelligenz, und vor allem iſt er die Quelle der ſchlechten Behandlung der Soldaten. Zum fünften Mal bringen wir nun unſere Reſolution hierüber ein, viermal iſt ſie mit großer Mehrheit vom Reichstag beſchloſſen, richten.(Sehr wahr! links.) Bringen wir nun hier einzelne Fälle von Mißhandkungen vor, dann kommt der Kriegsminiſter und ſagt: Das ſtand ja in den Zeitungen. Wenn wir ſie aber nicht vorbringen, dann ſagt er wieder: Es muß doch ſehr wenig paſſiert ſein, wenn die Herren hier nichts vorzubringen wiſſen. Ja, Herr Kollege, was ſollen wir da eigentlich machen?(Große Heiterkeit.) Der Redner bringt dann einzelne Fälle vor und ſchließt daran den Wunſch. daß insbeſondere gegenüber den Reſerviſten bei den Kontrollver⸗ jammlungen möglichſte Rückſicht genommen würde. Intereſſant waren die Ausführungen des Abg. Häusler über die militäriſche Jugenderziehung. Freilich wurden ſie nicht ganz klar durch die Berufung auf die Feldmarſchälle Gneiſenau und Bebel.(Große Heiterkeit.) Der Grundgedanke iſt uns aber jedenfalls ſehr ſympathiſch. Ich bin überzeugt, das vor⸗ züglichſte Mittel gegen die Militärmißhandlungen iſt die Be⸗ kämpfung der körperlichen Schwerfälligkeit durch frühzeitigen ſyſtematiſchen Turnunterricht. Allerdings müßte die Militär⸗ verwaltung der deutſchen Turnerſchaft größeres Entgegenkommen zeigen. Heute gilt das Turnen in der Armee zum Teil als zu demokratiſch. Das hat die Behandlung der Turnerſchaft in Frankfurt a. M gezeigt. Ich ſehe mich ge⸗ nötigt, auch die Frage der konſtitutionellen Garantien hier zu erörkern. Gerade die Feier des hundertjährigen Beſtehens des Kriegsminiſteriums gibt uns zu einer Betrachtung ſeiner etwas eigentümlichen ſtaatsrechtlichen Stellung Anlaß. Der Kriegsminiſter iſt kein Reichs⸗, ſondern ein preußiſcher Miniſter. Schon daraus ergeben ſich merkwürdige Konſeguenzen. Dazu kommt, daß die perſönlichen und organi⸗ ſatoriſchen Verhältniſſe in der preußiſchen Armee die Mintſter⸗ verantwortlichkeit auf das kleine Gebiet der Verwaltung beſchrän⸗ ken. Im übrigen iſt der Kriegsminiſter nur der parlamen⸗ tariſche Prellbock für eine Reihe von rechtlichen Sonder⸗ organiſationen.(Sehr richtig! links u. im Zentr.) Die komman⸗ dierenden Generäle brauchen keine Anordnungen vom Kriegsmini⸗ ſter entgegenzunehmen. Sind ſie mit dem Militärkabinetk einig, dann iſt der Kriegsminiſter machtlos. Dieſes Militärkabinett hat eine Zuſtändigkeit, die eigentlich alles umfaßt. In der Armee unterſcheidet man nicht bloß bürgerliche und adlige Waffen, ſon⸗ dern auch bürger liche und adlige, Hof⸗ und gewöhn⸗ liche Regimenter. Innerhalb dexr Garde unterſcheidet man noch vier beſondere Stufen von Regimentern, außerhalb der Garde drei, im ganzen etwa ſieben Klaſſen von Regimentern. Danun kommt, daß die adligen die beſten Abteilungen im Generalſtabe beſetzen. Sollten die bürgerlichen ſo unfähig ſein, daß ſie zu den im Heere beſonders erſtrebten Poſten ſich nicht eignen? Dieſe Zuſtände bedürfen dringend der Remedur. Es iſt ganz richtig, wenn Kollege v. Lieberk erklärt, daß das deutſche Offizierkorps aus einem Guſſe geſchaffen iſt. Es fällt mir nicht ein, irgend ein Regiment als weniger tüchtig zu bezeichnen. Aber wir ſind überzeugt, daß nicht alle Regimenter gleich behandelt werden. (Sehr richtig! links u im Zentr.) Und wir verlangen die voll⸗ kommene Gleichſtellung aller Offiziere.(Sehr richtig!!) Wer einen gewiſſen Kaſtengeiſt in die deutſche Armee einführt, der verfündigt ſich gegen die Armee.(Lebh. Zuſt.) Tauſende von Offigieren in der deutſchen Armee ſind durch⸗ aus meiner Meinung. ſich könnte das durch Zuſchriften beweiſen. Derjenige verſündigt ſich an der Armee, der die Willkür an⸗ ſtelle des Rechtes ſetzen will. Die geheime Quali⸗ fikation muß verſchwinden. Sie vernichtet jetzt viele militä⸗ riſche Exiſtenzen, meiſt wegen lächerlichen Quisquilien. Oft weiß der Betreffende auch nach der Verabſchiedung noch nicht, warum er den blauen Brief bekommen kann. Gewiß iſt kein an⸗ derer Teil der Beamtenſchaft ſo eng mit dem Fürſtenhauſe ver⸗ bunden wie das Offizierkorps. Eine große ruhmreiche Tradi⸗ tion hat die Beziehungen des preußiſchen Offizierkoryvs zum Köniashauſe zu einer eigenartigen in der gunzen Welt gemacht, da ſollte auch endlich einmal die Milftärverwaltung ſich danach [Schlacht vor? an der zu rühren vermeſſen wäre. Aber in einem perſönlichen Dienſtverhältniſſe zum Kaiſer und König, wie Herr v. Oldenburg einſt ſagte, ſteht auch der preußiſche Offtzter nicht. Er i Staatsdiener und Staatsbeamter. Auch für ihn müſſen unter allen Umſtänden die ſtaatsrechtlichen und ver⸗ faſſungsmäßigen Garantien erhalten werden. Sonſt würde der Offizier geradezu unter die Stufe des blödeſten Lakaien herabſinken.(Sehr richtig! links.) Im Offisierkorpßs muß das Verſtändnis dafür geweckt werden, daß es nur ein Teil des ganzen Verwaltungsapparates iſt. Die Stellung der verab⸗ chiedeten Offiziere iſt unhaltbar. Das wird am beſten bewieſen urch die ſechs widerſprechenden Urteile im Falle Gaedke. (Sehr richtig!) Sie beweiſen, daß die Verordnung von 1874, die die Stellung der verabſchiedeten Offiziere regeln 990 unhaltbar iſt. Die Ehrengerichte ſind als demokratiſche Einrichtung geſchaffen worden. Man ſieht, was ein abſolutes Königtum dar⸗ aus machen kann. Urſprünglich war der König nur der Vollſtrecker der geringfügigen Ehrengerichtsſtrafen Jetzt iſt das ganz⸗ Ehrengerichtsverfahren überhaupt nur noch eine dekorative Sache. Sie ſind in Wirklichkeit keine Ur⸗ teile, ſondern lediglich Sachverſtändigen⸗Gutachten, an die die aller⸗ 85 höchſten Stellen, in praxi das Militärkabinett in keiner Weiſe ge⸗ bunden iſt. Die Willkür iſt nicht nur gegenüber den aktiven Offi⸗ ieren immer mehr geltend geworden, ſondern auch ge enüber den Reſerveoffizieren und nach der Verordnung von 1874 au gegenüber den verabſchiedeten Offizteren. Dieſe unglückſelige Verordnung liefert a ganze Reſervekorps politiſe und geſellſchaftlich auf Gnade und Un gnade dieſem Spruche aus. Jede unbequeme Kritik wird damit ertötet. Es iſt aber gerade notwendig, daß die Inaktiven ihre Stimme hören laſſen.(Sehr richtig! links) Und don wem werden dieſe Ehrengerichtsſprüche gefällt? Von 20, und 21jährigen Leutnants gegen ältere Offiziere.(Hört! hört! links) So übt das Militärgericht eine oberſte richterliche Entſcheidungs⸗ gewalt aus, die zur völligen Vernichtung der ozialen Stellung eines großen Teiles der Offiziere führen muß. Auch die Offigiere beſitzen einen Anſpruch auf Schutz gegen jegliche Willkür. Die Bevorzugung eines einzelnen Standes, der Mangel an Rechtsſicherheit und die Unſicher⸗ heit der Stellung vor allem bei der Penſionierung ſind die Hauptgründe des Mangels an Offizieren. Das ſind die großen Ab⸗ ſchreckungsquellen für das Offizierkorps. Es iſt verdienſtvoller für die Armee und die Monarchie, wenn die Schäden in der Armeever⸗ waltung anerkannt werden, als wenn man kritikloſe Verbeugungen vor der Armee macht, und phariſäerhaft alle Dinge die mit dem Heere zuſammenhängen, beweihräuchert.(Sehr richtig! links.) Der Kriegsminiſter muß möglichſt bald kommen, der einer falſchen Kommandowirtſchaft im Intereſſe der deutſchen Armee ein Ende macht. Ein ſolcher Kriegsminiſter wird zum Segen des Volkes und zum Segen des deutſchen Heeres wirken.(Lebh. Beifall links.) Preußiſcher Kriegsminiſter von Einent: Von einigen Rednern ſind durchaus wichtige Bud berührt worden, di Leben der Arm ſammenhang ſtehen. Vorher will ich auf einige Fragen wichtiger Natur eingehen. Der Abg. Müller⸗Mein die Spitze ſeiner Betrachtungen den Satz geſtellt, daß ſe unter allen Umſtänden für die Schlagfertigkeit und die da Kriegsbereitſchaft des Heeres eintreten würde. Das war mir höchſt angenehme Mitteilung. Aber unmittelbar darauf hat geſagt, daß beim Ablauf des Septennats eine erhebliche Vermi rung der Präſentſtärke und außerdem eine ausgiebige Beurla bung der Mannſchaften des Heeres ſtattfinden müſſe Wie ſich ei Verminderung der Präſentſtärke mit der Schlagfertigkeit des Hee⸗ res zuſammenreimen läßt, das geht über meinen Verſtand hinar Der Abg. Häusler hat geſtern eine Anzahl von Bemerkungen ge⸗ macht, an denen ich nicht ohne weiteres vorübergehen kann. Ich habe ja auch bereits heute im„Vorwärts“ geleſen, daß ich geſtern an den unangenehmen Bemerkungen, die mir gegenüber gemacht worden ſeien, vorübergegangen fei, und daß ich geſtern nicht geant⸗ wortet habe, um mich noch weiter vorzubereiten.(Heiterkeit.) heißt dort weiter, das Militärkabinett habe mir nun wohl erklär laſſen: Einem vor die Frontl(Große Heiterkeit) Da ein ungewöhnlich großer Unſinn,(Erneute große Heiterkeit.) J verſichere Sie, daß ich ein vollſtändig ſelbſtändig Mann bin, der ganz allein nach eigenen Entſchließungen beu teilt, wann er reden wird und was er reden wird. Da hat mir kein Menſch Vorſchriften zu machen, und ſo ſind mir auch noch keine gemacht worden. Herr Häusler hat ſich über die A! bildung der Infanter iſten ausgelaſſen. Sie ſoll erheblich verkürzen laſſen, man ſoll Erſparniſſe machen kön der Infanteriſt lerne zu viel. Das ſind Anſichten. Ich will da⸗ gegen gar nicht ſtreiten. Ich will nur konſtatieren, daß alle di Generale, die das Exerzierreglement gemacht haben, die un Felddienſtordnung aufgeſtellt haben, erfahrene, im Dienſte graute Männer, anderer Meinung find.(Sehr richtig! recht So lange in der Armee die Meinung iſt, daß dieſe zwei F durchaus notwendig ſind, um einen Infanteriſten nicht bloß mi dem Dienſt vertraut zu machen, ſondern ihn im Dienſt ſo we zu bringen, daß er ihn automatiſch zu tun vermag, daß er i über ſeine ganze Reſerve⸗ und Landwehrzeit hinaus nicht vergi ſo lange müſſen wir die zweijährige Dienſtzeit beibehaltken u werden ſie auch beibehalten.(Beifall rechts.) Es iſt ganz un richtig, zu behaupten, daß der Paradedienſt die Trup e herabdrückt.(Sehr richtig! rechts.) Das iſt unrichtig. Wenn wir den Paradedienſt beibehalten, ſo hat er einen gewiſſen Zw Ich leugne es durchaus, daß wir irgendwie eine Paradetaktik oder zuviel Paradedienſt treiben. Die Zeiten ſind vorbei, als jel Uebung mit einem Parademarſch anfing und endete. Jetzt geht ſofort ins Gefecht. Jetzt haben wir keine Paradeta ſondern Uebungstage. Nun hat ſich Herr Häusler aut mit der Kavallerie beſchäftigt. Bei mir und meinen Herre beſteht kein Zweifel, daß wir für die Kavallerie die tjah Dienſtzeit beibehalten müſſen, daß ſie für die Ausbildung de Kavalleriſten notwendig iſt.(Sehr richlig!) Serr Häusler hat d Sache ſo hingeſtellt, als ob die Kavallerie eine ankiquierte Sach ſei. Er hat behauptet, daß das Feuer heute das Schlachtfeld be⸗ herrſcht. Das iſt alles richtig. Aber was geht denn vor der Weiß denn Herr Häusler nicht, daß vor jeder Schlacht eine große Aufklärungstät gkeit ſtattfindet? Daß d Aufklärungstätigkeit zunächſt ſich an den Spitzen vollzieht, in de Patrouillen? Daß dieſe Patrouillen ſehr weit gehen müſſen? Daß ſie nur ihren Weg finden können, wenn ſie Herren ißre Pferdes ſind? Weiß er denn kicht, daß man mit einem Pfe⸗ das man in der Hand hat, gans anderes leiſten kann, als mit einem Pferde, über das man nicht die Gewalt hat? Beiß er daß eine aut berittene Truppe ganz andere Märſche machen ka als eine ſchlecht berittene. Weiß er von allen dieſen Linge nichts?(Heiterkeft.) Er hat davon nichts erwähnt. A dieſen Gründen brauchen wir aber tücktige Pferde, und daße die dreiiährige Dienſtzeit für den gava unen an jedem N nur nicht, wi das Regiment zäten ausgel ſchiedenen Ver dreijährige ler hat gemei die mili 12 daß eifriger g irnausflüge macht werden rt getrieben w Das kann jaus nützlich und angenehm wer⸗ em erreicht wird, damit die böſe 8 9 zum Eintritt ins Heer u es nicht mehr lange, daß di Entlaſſ zch mehr mag hier u uzus getrieben i tſache muß ich widerſprechen. te Kaſinos, aber die ſehr einfach a Ich habe in Kaſi heſtanden, die höchſt einfach ausge ſiattet os beſſer eingerichtet ſind, ſo liegt das me Die betreffenden Regimenter einen Stamm alte n haben, die ſich ein beſonderes Vergnügen daraus machen, Ausſtattungen und Silber zu ſchenken. Viele gehen ſogar ſo weit, beſtimmte Summen noch für die Erhaltung des Kaſinos aufzutwenden. Die Luxus⸗ gegenſtände ſind alf geſchenkt, Auch über die Geſchenke en Vorgeſetzte hat man ſich beſchtrert. Es iſt wohl übexall Sitte, daß einem ſcheidenden Vorgeſetzten in höherer Szell ein Geſchenk gemacht wird. Geſchenke, die nun von Regimentern em ſcheidende Kameraden gemacht werden, ſind außerordentlich einfach. Bei einzelnen Regzimentern beſtehen noch beſondere Ba⸗ ſtimmungen dafür, werden die Geſchenke überhaupt nur ge⸗ ntacht, wenn der betref ffigier mindeſtens zehn Jahre beim Regiment war. Ich habe bei zwei Regimentern lange Jahre ge⸗ ſtanden und lein Geſchenk bekommen.(öeiterkeit.) Nun zur Frage der Repräſentatisen. Es iſt durchaus zu mißbilligen, wenn ſich jemand verleiten läßt, über ſeine Koſten zu repräſentieren. Es iſt eine Dinmmheit, wenn je⸗ mand ſein Geld weggibt und darbt, um dafür anderen koſtpare Dinge vorzuſetzen, und wenn er nachher über die Koſten ſeufzt. Für keinen Menſchen in det Armee liegt die Notwendigkeit vor, zu waren. Wer n ns daran, daß repräſentieren.(Zuruf: Kommandierende Generalel) Daß iſt etwas anderes. Die kommandierenden Benerale müſſen natürlich Geſellſchaften geben. Ich ſpreche aber hier von Untergebenen, die ebentuell ihre Vorgeſetzten einladen. Vott ſei Dank gibt es noch eine ganze Menge bon Borgeſeßzten, die ſich ſolche Einladungen von Untergebenen direkt serbitten. Ich finde es nicht ſchön, wenn ge⸗ ſagt wird, daß Repräſentation notwendig ſei, um Karriere gzu machen. Wenn das der Fall wäre, dann wären wir wirk⸗ lich heruntergekommen Herr Abg. Häusler hat geſagt, es wären Unterſchlagungen don gangen Wagenladungen vorgekommen⸗ Fonds zu anderen als den bor riehenen Ziwperken geſprochen. Jah wäre danfbar, wenn mir der Hert Abgedednele ſolche Jälle nenmen könnte. Das wären ja ſchwere Vergehen, die entſprechend geſühnt werden müßten. Wenn man ſolche ſchweren Anklagen er⸗ Hebt, ſo muß man doch auch ſagen, wo das vorgekommen iſt.(Sehr zichtig! rechts.) Die Abgg. Häusler und Müller⸗Meiningen haben beanftandet, daß die Qualifikationsberichte Ge⸗ heimnis ſeien. Es ſcheint mir, daß gegen alles, was geheim iſt, hier eine eigene Scheu vorliegt.(Zurufe: Sehr wahr! So ſſt es!) Nun, meine Herren, Sie halten ja auch geheime Sitzun⸗ gen ab. Sie behandeln in Ihren Kommiſſionen wiederholt Ange⸗ legenheiten als geheim. Es gibt doch zweifellos gewiſſe Sachen, die man gar nicht durch Geſetze regeln jann, ſondern— und dazu gehört die pflichtgemäße Beurteilung und die Abgabe von Mei⸗ mirigen— da muß man appellieren an das Gewiſſen, an die Pflichttreue und an das Wohlwollen. Ich glaube, daß das bei unſeren Qualifikationsberichten durchaus geſchieht.(Zuruf: Sind allich mir Menſchen]) Gewiß ſind das nur Menſchen; aber es find alles ehrenwerte, außtändige und nach ihrem ganzen Charak⸗ ter gefeſtigte Menſchen. Zur Aufſtellung von Qnalifikations⸗ kerichten werden doch nur ſolche Perſonen berwendet, denen Seine Majeſtat die Führung eines Offizſerkorps anvertraut. Da hat maft alle Garantie, daß ſie mit Aufbietung aller Kräfte daran gehen, ſo gerecht wie möglich zu ſein. Ich möchte fragen, ob die⸗ jenigen, die qualifigiert werden, nicht auch dieſelben menſchlichen Schtvächen haben, als diejenigen, die beurteilen. Ich habe ſchon Leute gekannt, die ſichfür Löwen hielten, und ſie waren mur— ſagen wir Hammel.(Große Heiterkeit.) Ich möchte glauben, jeder Untergebene weiß ungefähr, was der Vor⸗ geſetzte von ihm denkt. Außerdem wird ja kein Offizier bloß von einem Vorgeſetzten beurteilt, ſondern immer von einer Reihe. Die Urteile durchlaufen vier Inſtanzen. Da wird doch wohl ein ziemlich richtiges Urteil zuſtande kommen. Unter beſonderen Berhältniſſen kann ja auch der Qualifikationsbericht dem Einzel⸗ nen mitgeteilt werden. Und es iſt Vorſchrift, daß ein Offizier, der ſeine Stelle nicht mehr ausfüllt, Mitteilung von ſeiner Verſetzung erhält, damit er nicht überraſcht wird. Ich erinnere mich an einen Fall, da las ein Ob Dberſt einem etwas lockeren Leutnant ſeinen Qualifikationsberjcht vor und fragte ihn: was ſagen Sie nun? Der Leutnant, der ein Mann von Selbſt⸗ erkenntnis war, erwiderte: Ich dachte, er wäre noch ſchlechter. (Große Heiterkeit.) Solche Selbſterkenntnis haben freilich nur wenige. Nun wird gefordert, der Betreffende ſollte üßer ſeine Qualifikation ſich beſchweren bürfen. Wie ſoll das gemacht werden? Iſt der Vorgeſetzte einverſtanden mit der Qusli⸗ fikatien, ſo iſt die Beſchwerde darüber erledigt. Iſt er nicht ein⸗ verſtanden, dann ändert er ſie ohnebin. Undentbar iſt es, daß über dieſe QJualifikation im Offizierkorps ganz offen geſprochen werden kann, das brächte Unruhe in die Offizierkorps hinein und eine unhaltbare Diſziplinloſigkeit. Ich kann vor ſolchen Dingen nur auf das entſchiedenſte warnen. Die Folge wäre übrigens, daß neben den Qualifikationsberichten noch andere geheime herliefen. Der General würde ſich den Oberſt heran⸗ nehmen und ihm ſagen: Sie haben ja dieſen Offizier ſehr ſchön qualifiziert; aber— wie iſt er denn eigentlich?(Heiter⸗ keit.) Es gibt nervöſe Leute die würden die Wände lang Jaufen, wenn ſie in der Qualifikation leſen würden, daß ſie nervös ſind. Laſſen Sie das Syſtem, wie es iſt. Es iſt begründet aguf die ehrliche und gerechte Meinung wohltvollender Männer, die dDiurch ihre Kameraden beurteilt werden. Etwas beſſeres, glaube ich, können wir nicht haben. Ich erinnere an die Vorgänge in einem RNachbarlaude. Ich will es nicht näber bezeichnen, we die Qualiftiatiensberichte von andern Leuten geſehrieben werden und n die Offiziere auch nach ihrer politiſchen Haltung beurteilt werden. Das füßrte zu großen Nißſtanden. Da kam ein neuer i der fand den Stein der Weiſen: er ſagte, ich werde die Offitziere jetzt nach ihrer dienſtlichen Qualifikatſonsltſte beurteilen. Dieſen Stein der Weiſen haben wir ſeit kundert Jahren gefunden. Müller-⸗Meiningen iſt eingegangen auf . Naade des Kriessminiſteriumg. J laun Iiden Gtat nicht zald dagu kommen, Wege der Fortbildungsſchule eit von 985 0 Ich kenne ſolche Fälle nicht. Er hat ſerner mehrere Fälle von Verwendung einzelner zugeben, dieſe Stellung iſt etwas ſonderbar. Ich vertrete hier als Stellvertreter des ſondern als Bundesratsbevellmächtigter. auf den Etat an den Herrn Reichskanzler gewieſen. daran iſt wenig zu ändern. Der Herr Abgeordnete hat gemeint, es wäre ſehr ſchlimm, daß ich über Etatsſachen bei den kom⸗ Ich bin nur in mandierenden Generälen, die mit dem Chef des Mili⸗ tärkabinetts ſich ins Einvernehmen geſetzt haben, nichts zu ſagen Willkü Uben ter k 5 auf die perſönlichen Verhältniſſe der Offiziere muß es ſich in habe. Da bin ich doch anderer Meinung. Das Kriegsminiſterium iſt die höchſte Verwaltungsſtelle in der Armee und mit iſt es niemals vorgekommen, daß wegen einer Verwaltungsmaßregel irgend ein kommandierender General remonſtriert hat. Wenn ſer es aber kun wollte, dann könnte er nur remonſtrieren direkt 5 de⸗ Verwendung der Offi bei Sr. Majeſtät dem König von Preußen. Nun iſt Dr. Müller⸗Meiningen zommen, und in der Tat auf eine ernſte. r Berückſichtigung des Adelstitels. In der Ta ben wir in unſerer Armee eine Anzahl adliger Regimenter wie wir ſie früher nicht gekannt haben.(Hört! Hört!) in gewiſſen Garniſonen gewiſſe Regimenter, die ſeit einiger Zeit ingefangen haben, nur adlige Aſpiranten aufzunehmen e werden ſich wohl geſcheut haben, zu ſagen: wir nehmen nur ldlige an, denn dazu ift kein Regimentskommandeur in der lrmee befugt; ſie werden aber Zulauf gehabt haben und haben Adligen genommen. Ich bin mit dieſer Art, wie ſich dieſe che jetzt geſtaltet hat, in keiner Weiſe einverſtanden.(Hört! t1) Ich hoffe, daß Abhilfe geſchaffen wird, denn ſie muß (Lebh. Zuſtimmung.) Es iſt in keiner Weiſe um Schaden der Armee, wenn man es chafſen werden. ſſig, es iſt z aufkommen läßt, von Regimentern erſter und zweiter Klaſſe zu ſprechen(Lebh. Zuſtimmung) und etwa die adligen Regimenter als erſter Klaſſe, die unadligen als zweiter Klaſſe zu bezeichnen. Das hat ſich allmählich entwickelt und es iſt ſehr eigentümlich, denn ich habe Rangliſten von Regimentern gehabt, die jetzt nur aus adligen Offizieren gebildet find und die doch in den Jahren 18, 14 und 15, 66 und 70 eine Reihe bürger⸗ licher Offiziere vor dem Feinde verloren haben, Offiziere, die den Ruf ihrer Regimenter begründet haben; das ſollten ihre Kommandeure nicht vergeſſen.(Hört! hört! links.) Das paßt auch nicht zur allgemeinen Wehrfähigkeit. Wer die Geſchichte der preußiſchen Armee kennt, der kennt damit allerdings auch die Geſchichte des preußiſchen Adels. Der bpreußiſche Abel hat Zut und Blut, alles was er hatte, geopfert im Heeresdienſt, und die Traditionen des Heeres knüpfen nicht allein an die Herrſcher, ſondern ſie knüpfen auch an die Ge⸗ ſchlechter dieſer Familien an, die alles geopfert haben(Zuruf links: Die bürgerlichen auchl), als Führer den preußiſchen Köni⸗ gen und dem preußziſchen Lande Großes geleiſtet haben.(Bei⸗ fall rechts.) Es wäre höchſt unpraktiſch, dieſe Jamilien zu ver⸗ nachläſſigen, weil ſie auch heute noch eine Quelle ſind für guten und tüchtigen Offisierserſatz. Aber ich bin auch überzeugt, dieſe Jamilien ſelbſt wollen es auch gar nicht, daß damit etwa das bürgerliche Element zurückgeſetzt werde(Ge⸗ lächter links. Abg. Rogalla v. Bieberſtein ruft: Sehr wahr!), das bürgerliche Element, auf das wir heute angewieſen ſind. Und wir wollen nicht vergeſſen, daß einige unſerer größten Söhne in der Armee bürgerlicher Abſtammung geweſen find. Anders aber iſt es, wenn davon geſprochen wird, daß der Adel im Avancement bevorzugt wird. Das iſt nicht wahr.(Lachen links.) Sie können lachen, ſoviel Sie wollen, dadurch wird die Sache nicht wahr. Sie können mit einem Mann nicht rechten, der ſeit langer Zeit an Stellen fteht, wo er über dieſe Dinge mit zu entſcheiden hat. Ich habe noch niemals gefragt— und dieſe Herren hier find Zeugen, und wenn ich envas ſagte, was nicht wahr wäre, ſo würde ich in ihrer Achtung ſinken, hier meine Untergebenen— ich habe noch nie gefragt: Iſt der Mans adlig, iſt er unadlig? Ich habe nur gefra zt: Iſt er tüchtig?(Lachen b. d. Sog. Beifall.) Unter⸗ brechen Sie mich doch nicht immer. Sder vielleicht einigen Sie ſich, daß nur einer bon Ihnen ſpricht; aber auf Gemurmel von Stimmen kann ich nicht antworten. Danach habe ich mein Mini⸗ ſterium gebildet. Ich muß es auf das allerbeſtimmteſte beſtreiten, daß bei det Verſetzung in den Generalftab der Adel bevorzugt wird. Das iſt einfach unwahr. Ich bin felbſt im Generalſtab geweſen, ich bin hier als Leutnant kommandiert worden, bin in den Generalſtab verſetzt. Wir haben nicht danach gefragt: find wir Ablige oder ſind wir Unadlige, ſondern wir haben einfach inſere Pflicht getan und ſind dankbar geweſen, daß man uns ausgeſucht hatte, aber wir haben es dem alten Feldmarſchall Moltke nicht zugetraut, daß er darin einen Unterſchied macht. Deshalb empfinde ich es als eine Beleidigung des Chefs des Generalſtabes, wenn Dr. Müller⸗Meiningen ſagt, daß die beſſeren Abteilungen im Generalſtab mit Adligen, die ſchlechteren, ſchwierigeren mit Unadligen beſetzt werden. Ich hoffe, daß Dr⸗ Müller⸗Meiningen es zurücknimmt.(Unruhe links, Zuruf: Kann er beweiſen!) Die wichtigſte Abteilung im Großen Generalſtab iſt die ſogenannte zweite Abteilung, in der der Auf⸗ marſch des Heeres und die ganze Mobilmachung bearbeitet wird. Es 5 eine Ehre für jeden Offigier, der dorthin kommt. Dieſe Abkeilung iſt jetzt dreimal hintereinander in den Händen bürger⸗ licher Generalſtabsoffiziere.(Hört! hört! Zuruf links.) Tüch⸗ kige Offiziere, natürlich. Er war aber nicht tüchtiger, weil er unablig iſt. Es iſt eine merkwürdige Logik, die Sie haben (Sehr wahr! rechts) Feldmarſchall Moltke hat im Kriege 70 drei Abteil 58 gehabt; fi iß Ibteilungschefs gehabt: ſie heißen: Bronſart v. Schellen⸗ dorf, der erſte nachherige Miniſter, Verdy, auch Miniſter, und zen Brendenſtein, leider zu früh verſtorben. Heute bei der Mobilmachung würden in dieſen Stellen mindeſtens zwei Un⸗ adlige ſein; auch wieder ſehr tüchtige, aber wiederum nicht, weil ſie bürgerlich ſind. Alſs ich bitte Dr. Müller⸗Meiningen noch ein ntal ſeine Nachrichten daraufhin zu revidieren. Wir haben eine geringe Anzahl, vielleicht augenblicklich gar keine mehr unter den kommandierenden Generälen, die unadlig ſind. Warum? Weil eine Angahl von ihnen in dieſen hohen Ste 11 1 nger 5 ſ. ſind; ebenſe in den Diviſionskommandos Die Gffi. ziere ſind in dieſe ho Stelunger 6 688 Tüchtigkeit als cg BHJ Die. Abgg. Dr. Müller⸗Meiningen und Häusler haben nun die tdellung des Militärkabinetts berührt. Ich mochte dagu einiges ſagen. Es wird bei ihrer vorgefaßten Meinung weuig Eindruck machen, aber was ich ihnen ſage, ent⸗ ſpricht der Wirklichkeit. Das Militärkabinett hat ſich entwickelt mit der Armee unter der Leitung und dem Oberkommando der Könige von Preußen. Wenn man die Stellung des Kabinetts ſeine Berechtigungen und ſeine Zuftändigkeit berſtehen will ſo miußz man ſich vergegenwärtigen, welche Rechte und Pflichten dureh die Verfaſſung dem Könige von Preußen bezw. dem deut⸗ ſchen Kaiſer zuerkannt ſind. Der Kriegsminiſter berlieſt eine längere Darlegung über die Entwicklung der Inſtitution des Militärkabinetts und führt dann aus: Es iſt ohne weiteres Har daß einzelne der Befugniſſe, die der ̃ Kommandogewalt hat, ſich der Mitwirkung des Kriegsminiſters ſehr wohl entziehen können, indem ſie Dinge betreffen, die mit der Verwaltung im engeren Sinne oder mik dem Stat in keiner Weiſe kollidieren. In Preußen iſt es allegeit allein üblich ge⸗ weſen, daß der König die Ernennung von Offizieren, ihre Ver⸗ ſetzung und Verwendung allein als Sache der unmittel⸗ baren Kommandogewalt angeſehen hat. Nach den früheren Vorſchriften hatte der Abteilungschef für die Perſonal⸗ angele zenheiten, obwohl er dem Kriegsminiſter unterſtellt war, berſönlichen Vortrag beim König und ſich lediglich über allgemeine Armeegrundſätze und über Geldausgaben mit dem Kriegsminiſter ins Einvernehmen zu ſetzen. Ich kann nicht ſagen, daß ich dieſes Verhältnis für ein— 52 logiſches halte, denn formell iſt der ſein Ehef, materiell hat er ihm nichts zu ſagen. Die Trennung, die 1888 eingetreten iſt, iſt nach meiner Meinung die beſſere. Nun wird das Militärkabinett in der Oeffentlichkeit vielfach als etwas im Stillen Wirkendes, als etwas MNyſti⸗ ſches als etwas ſehr Bösartiges hingeſtellt. möchte fragen: was iſt das Rilitärlabinett! An der Spißze 1 Herrn Reichskanzlers, ezug Ich glaube, uf eine andere Seite ge⸗ Das iſt die Frage das Es ſind König auf Grund ſeiner deht ein General, der eine lange Ausburdung im Seneralſtap uno in bder gogeren Truppenfüßhrung bekommen hat, an ſeiner Seite Offiziere, die zum größten Teil längere Zeit im Kriegsminiſterium ſich beſon⸗ ders bewährt haben. Ich möchte meinen, daß gerade dieſe Aus⸗ wahl der Offiziere, ihre Qualität die volle Gewähr bieten ſo 1 er Weiſe erledigt werden. nicht die Möglichkeit, eine In bezug 5 alle Arbeiten in völlig ſach 5 hat das Militärkabinett auch gar ni 59 Willkür zu üben, wie das hier hingeſtellt worden iſt. ſeinen Vorſchlägen einerſeits nach dem Stat und andererſeits nach der Qualifikation richten. Hin⸗ ſichtlich der Beachtung der Etats ſowohl das Kriegs⸗ miniſterium wie der Rechnungshof. Hinſichtlich der richtigen iere ergibt ſich die Kontrolle ganz von ſelbſt durch die Anſprüche, die an die Offiziere geſtellt werden, und litärkabinett wird überhaupt gar nicht in der Lage ſein, ie Dauer Offiziere, welche nicht geeignet ſind, in beſonderen llungen zu verwenden. Sie würden dort nichts leiſten, und 1 über fie berichtet werden, daß ſie nicht zu ge⸗ brauchen ſind, ſie würden zurückgezogen werden. Alſo ein ſolches Syftem der Willkür würde ſich gar nicht halten laſſen. Bevorzugung des Abancements läßt ſich, wie die Herten wiſſen, heutzutage nur durch den Generalſtab oder das Kriegsminiſterium erlange Durch den Generalſtab kommen die Offiziere gur Kriegsakademie. In die Kriegsakademie gelangen ſie durch ein beſonders Examen, und die beſten Offiziere der Kriegsakademie läßt ſich der Chef des Generalſtabs zum Generalſtab komman⸗ dieren, und dort findet eine gründliche Durcharbeitung und Aus⸗ leſe ſtatt. Dieſe Offiziexe ſchlägt der Chef des Generalſtabs dem Kaiſer bor. Der Chef des Militärkabinetts iſt gar nicht in der Lage, andere Offiziere vorguſchlagen, er muß dieſe nehmen. Die Verſetzung in das Kriegsminiſterkum erfolgt durch Ueberweiſung von Qualifikationsberichten, die jedes Jahr an den Kriegsminiſter gelangen. Der Kriegsminiſter ſucht ſich aus dieſen Qualifika⸗ kionsberichten diejenigen Offiziere aus, die ihm am beſten er⸗ ſcheinen und macht ſie Seiner Majeſtät namhaft. Alſo auch hier⸗ bei hat der Chef des Militärkabinetts nichts anders zu tun, als dieſe Vorſchläge Seiner Majeſtät vorzalegen. Mir erſcheint es als Uebertreibung, wenn geſagt iſt, das Wohl und Wehe bon 25000 Offizieren wäre einfach in der Hand des Chefs des Militärkabinetts. Wer Chef des Militär⸗ kabinetts hat ſich überhaupt mit dieſen Offiztieren ja gar nicht eher zu befaſſen, als bis irgend ein Qualifikationsbericht oder ein Vorſchlag des betreffenden Genergllommandos borliegt. Bis dahin hat er mit allen dieſen Offizieren nicht das geringſte zu tun. Bei Beſezung der höheren Stel en muß der Chef des Militärkabinetts Seiner Majeſtät allerdings Vorſchläge machen. Dieſe Vorſchläge geſchehen nicht anders als daß Seiner Majeſtät die Qualifikationsberichte vorgelegt werden, und Seine Maje⸗ ſtätſucht die Offiziere aus. Irgend einer muß nun aber doch einen derartigen Dienſt tun. Ob nun der Chef des Militär⸗ kabinetts oder ein anderer es iſt, iſt gleichgültig. Es kommt nur darauf an, daß Seine Majeſtät die Macht hat, durch ſeinen Ober⸗ befehl über Verſetzungen zu derfügen. In bezug auf das Ghren⸗ gerichtsverfahren ſind die bearbeitenden Offisiere des Mi⸗ litärkabinetts an Beſtimmungen gebunden. So iſt zum Beiſpiel das Militärkabinett überhaupt nicht in der Lage, eine ehrengexichtliche Unterſuchung anzuordnen oder in den Gang des Verfahrens ein⸗ ugreifen. Das ehrengerichtliche Verfahren wird befohlen durch den Gerichtsherrn, ohne daß eine Meldung darüber an den Kaiſer und König erfolgt. Das Militärkabinett bekommt von einer ehren⸗ gerichtlichen Angelegenheit erſt Kenntnis, wenn die Akten Seiner Majeſtät vorgelegt werden. Bei der Bearbeitung dieſer Akten kann von einer willkürlichen Behandlung der Angelegenheit keine Rede ſein. Die Sache kommt gewiſſermaßen reif zur Vorlage an die allerhöchſte Stelle. Es kann niemals vorkommen, daß das Mi⸗ litärkabinett auch nur andeuten könnte, wie eine ſolche Angelegen⸗ heit zu behandeln ſein würde, bezw. wie der Spruch ausfallen würde. Die Bearbeitung der ehrengerichtlichen Angelegenheiten könnte keine gewiſſenhaftere, keine andere ſein, wenn ſie etwa durch das Kriegsminiſterſum oder, wie auch vorgeſchlagen iſt, durch eine beſondere unparteiiſche Behörde erfolgte. Es ſoll gewiß nicht ge⸗ leugnet werden, daß der Kriegsminiſter in Neinungs⸗ verſchiedenheiten mit dem Chef des Militär⸗ kabinetts gelangen kann. Das kann aber auch geſchehen mit irgend einem anderen Generale, mit einem Generalinſpekteur, und Sie ſehen ja hier im Reichstage, wenn die Herren Sach⸗ berſtändigen ihre Meinung ſagen, daß ſie dabei auch auseinanderkommen. Wenn ſolche Meinungsverſchiedenheiten vorkommen, bleibt nichts anderes übrig, als daß vor dem Kaiſer der Vortrag ſtattfindet und jeder ſeine Anſichten auseinanderſetzt und Seine Majeftät dann entſcheidet. Bei mir ſind ſolche Diffe⸗ renzen noch nicht vorgekommen. Sehr intereſſant iſt es nun, daß ich bor einiger Zeit geleſen habe, daß alle Direktiven und jede Initiative in der Heeresverwaltung in bezug auf Organiſation uſw. vom Militärkabinett ausgingen. Wenn das Kriegs⸗ miniſteriumeine ſo vertrottelte Behörde wäre, dann müßte man doch eigentlich ſehr dankbar ſein, und man müßte froh ſein, daß irgend eine Stelle vorhanden wäre, die die Sache vorwärts brächte.(Sehr richtig! rechts.) Aber das iſt man nicht, es wird dies auf das allerbitterſte getadelt. Dieſe Logik kann ich nun eigentlich nicht begreifen. Nun muß ich aber auf das Beſtimmteſte erklären, daß das Militärkabinett nie and nimmer in mein Reſſort in irgend einer Weiſe eingegrifſen hat⸗ Ich habe mit dem Militärkabinett ſtets von dem Geſi tspunkte aus gearbeitet— auch mit meinem Freunde, dem verſtorbenen Graſen Hülſen—, daß wir uns ſagten: wir müſſen beſtrebt ſein, ge⸗ meinſam zu arbeiten und allgemein das Heer vorwärts bringen. Und er iſt es gerade geweſen, der mir ſagte: Ich werde ſtets Offiziere aus dem Kriegsminiſterium nehmen, weil die den Geſchäftsgang, die Geſetze, die Beſtimmungen am beſten kennen. Ich habe auch ſchon angedeutet, daß viele ehemalige Offiziere, die dem Kriegsminiſterium angehörten, im Militärkabinett find. Ich habe niemals von dem Militärkabinett eine Aufforderung be⸗ kommen, etwa dahin: S. M. der Kaiſer haben geruht, das und das zu befehlen. Das iſt niemals vorgekommen, und es kann auch eigentlich gar nicht vorkommen. Denn der Kriegsminiſter iſt in der glücklichen Lage, S. M. jede Woche einen perſön⸗ lichen Vortrag zu halten. Und in dieſem Vortrag kommen alle Dinge, die überhaupt die Verwaltung umfaſſen, zur Sprache, namentlich Organiſationsfragen, Bewaffnungs⸗ ekleidungs⸗ fragen, Verwaltungsfragen, die Mobilmachung, die Landesbefeſti⸗ gung— alles dies trägt allein der Kriegsminiſter vor, und det Kriegsminiſter iſt allein dafür verantwortlich. Sie ſehen daraus, es geht in jeder Beziehung dollſtändig reſſortmäßig, beſtimmungsmäßig und geſetzmäßig vor ſich. Von einer Stellung des Militärkabinetts, die überragend wäre, von der alles ausginge, iſt nicht zu reden. Hoffentlich habe ich die Bedenken damit zerſtreut, die die Herren in bezug auf das Mili⸗ tärkabinett hatten. Es iſt dann immer die Forderung geſtellt worden, das Militärkabinett muß unter das Kriegsminiſterium. Dieſe Forderung könnte Seine Majeſtät ohne weiteres erfüllen. Ja, dann wäre ich aber nicht in der Lage, über perſönlichen Angelegenheiten hier vor dem Reichstag Rede und Antwort zu ſtehen(Sehr richtig!l und Beifall rechts) und Ihnen verantwort⸗ lich zu ſein. Dazu müßten Sie die Verfaſſung ändern. Ohne eine Verfaſſungsänderung ginge das nicht ab. Der Abg. Müller⸗ Meiningen ſagte, der Offizier möchte ſich darüber klar ſein, daß er ein Staatsbürger iſt. Ich glaube, der Offizier dient nur im Heere, weil er ein Staatsbürger iſt. Er muß ſich auch ſelbſtver⸗ ſtändlich darüber klar ſein, daß er nur ein Teil der Organi⸗ ſertion iſt. Wir ſind im weiteren Sinne Beamte. Wir haben mindere Rechte als viele Beamte und müſſen ſie haben, weil der aller höchſte Kriegsherr unter allen Umſtänden einen gewiſſen dis⸗ kretionären Gebrauch von ſeinen Offizieren jederzeit zu machen befähigt ſein muß. Was hängt zuſammen mit dem Berufe des Offtzters, mit dem Berufe und mit der Verwendung des Heeres. Wir ſind völlig davon durchdrungen, daß wir unſeren Dienſt tun müſſen im Heere zum Wohle der Armee, zum Wohle des Staates. Am letzten Ende nur, um unſerem Vaterlande zu dienen, Halten Sie lich verfichert, daß wir in dieſer Beziehung in unſerer Ge⸗ ——— Mannheim, 18. März. General⸗Anzeiger.(Mittagblau. 15. Seite. ſinnung in keiner Weiſe eine Sonderſtellung Wenn wir in beſonderer Treue zu unſerem das nur angenehm ſein.(Beifall 3 iber Armee geübt worden iſt— die Arutee ilt ein ſtarker, mächtiger Baum, in deſſen Schatten bis a. d Wandel nach⸗ Ich hoffe, daß in dem Schatten einnehmen wollen. König ſtehen, ſo glaube ich, kann rechts.) So viel Kritik über die heute das deutſche Volk ruhig lebt und Handel und gehen kann.(Sehr gut! rechts.) dieſes ſtarken Baumes das deutſche den ſeiner Friedensbeſchäftigung nachgehen kann. wir ſorgen. Nehmen Sie die Armee alles in allem Vol Streben, als das im Falle der Not zu verteidigen.(Lebhafter Beifall.), 5 Abg. Stücklen(Soz.): Die zweijährige nur als Kompenſationsobjekt für di litärborlage zurückgehalten. gegeben, daß wir in manchen Regimentern deutſchen Heere. ordentlich ſchwach vertreten, gezeigt und hier muß tüchtig gearbeitet werden. nicht in die adligen Gepflogenheiten hineinzupaſſen. Das Militärkabinett iſt eine Artmilitär iſcher Neben⸗ regiegung. Der Kriegsminiſter iſt dem Reichstage für das ein erfolgen meiſt durch⸗ vieler Penſionierter Mit den Verſetzungen die Liberalen ſind ja Der Graf ——————————.——————'̃————————— unberantwvortliche Militärkabinett verantwortlich. unhaltbarer Zuſtand. Die Penſionierungen aus willkürlich. Die ſtrotzende Geſundheit möchte ich nur den Proletariern wünſchen. wird ein grober Unfug getrieben. Freilich, ſchon ſo verblockt, daß ſie ſich alles gefallen Das iſt laſſen. Buntes Feuflleton. — Vom Schuhwerk einſt und jetzt. Ein berühmter Schuh⸗ macher hat, Buffons Wort vom Stil paraphraſierend, den Aus⸗ ſpruch geprägt:„Der Schuh iſt der Menſch“. Von dieſem kühnen Wort ausgehend. ſucht Henri Duvernois in Je ſais tout eine Art Seelengeſchichte des Schuhs zu geben, wie ſie der Spiegel der Zeiten und Kulturen vielgeſtaltig zurückwirft. Die ewigen Gegenſätze, in denen dieſe innere Entwicklung unſerer Fußbe⸗ kleidung ſich entfaltet, liegen beſchloſſen in den Formen der ſtarkbetonten Schuhſpitze und des abgerundeten breiten Schuh⸗ endes, im hohen und im niedrigen Abfatz. Nie hat ſich unſer mo⸗ derner Schuh zu der klaſſiſchen Einfachheit der antiken Sandale aufgeſchwungen. Vom groben Holzpantoffel entwickelte er ſich langſam und allmählich zu einer individuellen und verfeinerten Form. In der Zeit der Karvlinger hören wir es als eine beſon⸗ dere Fineſſe rühmen, daß die Schuhe ganz genau paſſend für den rechten und den linken Fuß, ja ſogar für die verſchiedenen Zehen gearbeitet werden. Dem höfiſchen ritterlichen Herren, dem galanten Minneſänger genügte es nicht mehr, in Holz⸗ ſohlen und rotem Lederſchaft ungefüge einherzutappen; der Schuh ſoll die Feinheit ſeines Fußes hervorheben und die zierliche Grazie ſeines Ganges weiterklingen laſſen. So entſteht in der burgundiſchen Mode der enge lange ſpitze Schnabelſchuh, von derſelben Farbe und aus demſelben Stoffe wie das Beinkleid, mit Stickereien verziert, mit Gold und Perlen beſetzt. In ſo enge Hüllen, wie wir ſie heute nur noch für die Hände haben, breßten Männer und Frauen des Mittelalters ihre Füße. Der ungeheuere Schnabel, in den der Schuh auslief, war zunächſt ſchlaff und ſchlenkerte beim Schreiten rhythmiſch hin und her; bald aber wurde er auch gekrümmt und geſteift getragen; als man ſich beim Gehen mit dieſen unförmigen Auswüchſen garnicht mehr zu helfen wußte, wurden die Schnäbel am Knie befeſtigt. Der Elegant trug an den Schuhſpitzen Schellen, die größer waren als unſere Tiſchglocken, und bei jedem Schritt lieblich klingelten. Keine noch ſo ſtrengen Kleiderordnungen und Luxusgeſetze ver⸗ mochten dieſe von einem preziöſen und raffinierten Geiſt ge⸗ ſchaffenen Gebilde zu unterdrücken; doch wurde wenigſtens feſt⸗ beſetzt, daß nur die Prinzen Schnäbel von zwei Fuß(60 Zenti⸗ meter] Länge tragen durften, die Adeligen mußten ſich mit Spitzen von einem Fuß und die Bürgerlichen von einem halben Juß begnügen. Schon hier zeigte es ſich, daß ſich die Herren in dieſem Luxus den Damen gegenüber hervortaten, und über⸗ haupt ift die Geſchichte des Schuhs wohl das einzige Gebiet der Mode, auf dem männliche Extrabaganz und Neuerungsſucht die die weibliche übertrifft. Verſchwanden doch die Füße der Damen nur allzuleicht unter den langen Schleppkleidern, während ein ſchönes Bein, ein feiner Fuß Stolz und Zierde der feinen Herren blieben. Als die burgundiſche Mode der Renaiſſance wich, kamen die prächtigen ſamtenen Schnallenſchuhe auf, ge⸗ ſchmückt mit großen Bandſchleifen, die auch die Frauen an⸗ nahmen, während ſie als ihr Eigenſtes die zarten parfümierten und fein beſtickten Pantöffelchen ſich vorbehielten. Doch mit dem Wilderwerden der Zeit, mit dem Anbrechen der gewaltigen Kriege, die das ſechzehnte und ſiebzehnte Jahrhundert erregten, eroberte ſich als Symbol einer abenteuerlich trotzigen Zeit der Stulpſtiefel die Welt, der weit und faltig mit ſeinen rieſigen umgekrämpten Schäften die Beine umſchlotterte. Alles, was männlicher Geiſt noch an Eleganz bewahrt hatte, flüchtete ſich in die zarten Spitzenkrauſen, mit denen man das ſchwere harte Leder einfaßte; den Stulpſtiefel vervollſtändigten die rieſigen Sporen. Der feine Stöckelſchuh Ludwigs XIV. treibt dieſen ungebärdigen Geſellen aus dem Salon und verleiht dem Herren⸗ wie Damenſchuh mit ſamtenen Schleifen, ſei denen Roſetten, mit Spitzen, Edelſteinagraffen und koſtbaren Schnallen die höchſte Eleganz. Erſt als man zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts Volk weiter in Ruhe und Frie⸗ Dafür werden 'e die wie ſie iſt; in ihrem innerſten Kerne iſt ſie tüchtig, und ſie hat kein anderes Vaterland von jedem Feinde freizuhalten und Dienſtzeit für die Kavallerie wird ſicherlich die nächſte Mi⸗ Der Kriegsminiſter hat zu⸗ gebe 0 ein reines adli Offizierkorps haben. Die Verſetzung aus ſolchen Nüginbentern en Regimenter an der Grenze wird als Strafverſetzung angeſehen. Somit haben wir swei Klaſſen von Offizieren im Bei den techniſchen Truppen iſt der Adel außer⸗ hier müſſen hervorragende Kenntniſſe Das ſcheint aber ernt man bei der qrossen Wãsche schäkzen. 5 Onne scharfe Zuſafen reiniqt sie schnell und gründlich, schont die Gęewebe und Hände der hdscherinnen. Da sie Sehr ausqiebig, ist Sunlicht Seife ein GKonomisches Waschmiflel, das sich bei kleiner und grosser huasche bewahrf! Oriola bewilligt ja alles, was der Kriegsminiſter will. Wenn wir ein paar Dutzend Graf Oriola hier hätten, dann hätte Herr von Einem ein leichtes Spiel.(Heiterkeit.) Herr Häusler hat geſtern eine ſehr bemerkenswerte Rede gehalten. Wenn er Gedanken ver⸗ treten hat, die ſchon Bebel geäußert hat, ſo befindet er ſich in beſſerer Geſellſchaft, als wenn er es mit dem Blockliberalismus halten würde. Auch das Kriegsminiſterium iſt ſchon den Spu⸗ ren Bebels gefolgt, indem es für den Ernſtfall graue Uni⸗ formen vorſieht. Der vom Kaiſer beim Neujahrsempfang der kommandierenden Generale verleſene Artikel des Grafen Schlieffen weiſt darauf hin, daß zwiſchen Frank⸗ reich und Deutſchland ein latenter Kriegszuſtand beſteht. Das haben wir ſchon bei der Annexion Elſaß⸗Lothringens voraus⸗ geſehen. Auch da haben wir Recht behalten. Deutſchland iſt ſchuld, daß Europa in Waffen ſtarrt. Mit allerlei Hirngeſpinſten ſucht man ſich zu übertrumpfen. Hierin gehört auch die verrückte Idee des Regierungsrats Mar⸗ tin, der mit Luftſchiffflotten kämpfen will. Die ganze Schwarz⸗ ſeherei iſt nur ein Vorbote einer neuen Militärvorlage. Ein kommandierender General hat dem Kaiſer verſichert, daß die Armee treu zu ihm ſtehe. Was heißt das? Eine ſolche Ver⸗ ſicherung hat doch nur einen Zweck, wenn die Kluft zwiſchen Volk und König bereits ſo groß iſt, daß der Herrſcher daran denken muß, ſich auf die Militärdiktatur zu verlaſſen. Das iſt eine Probokation des Volkes. Es iſt bezeichnend, daß der Frei⸗ ſinn vom Oberſt Gädke abrückt. Denn gerade der Oberſt Gädke vertritt ja noch freiſinnige Grundſätze. Charakteriſtiſch iſt auch der Fall des Leutnants von Bismarck, der von einem Rowdt überfallen und daraufhin entlaſſen wurde. Wäre der Leutnant in Uniform geweſen und hätte er den An⸗ greifer mit dem Säbel niedergebrüſewitzt, ſo hätte man ihm nicht den Rock genommen. Der Bürgermeiſter Dieterici in Altenburg wies einem betrunkenen Bezirksoffizier die Türe. — nach Natur und Freiheit rief, beginnt für den Stulp⸗ und Reit⸗ ſtiefel von England aus eine neue kurze Blüte, bis dann der Stiefel in der feinen Mode völlig dem Schuh weichen muß. Der ſchwarze Lederſchuß wird die einförmige Fußbekleidung eines demokratiſchen Zeitalters; nur im Lack und in der ſpitzen Form bleibt ein Abglanz früherer Schönheit. Das freie Amerika hat auch über die elegante Spitze geſiegt, und allein der Lack zeugt heute noch von der Pracht des Schuhwerks — Hartnäckige Impfgegner. Die italieniſchen Behörden haben bei der Neuordnung der Verhältniſſe im Erdbebengebiete im Aberglauben der Bepölkerung ſchwere Hinderniſſe zu überwin⸗ den; bereits vor der großen Kataſtrophe hatte ſich in einigen Di⸗ ſtrikten Siziliens und insbeſondere an der kalabriſchen Küſte eine beginnende Pockenepidemie bemerkbar gemacht, deren Ge⸗ fährlichkeit durch die Verwirrungen des Unglücks wuchs. Die Bevölkerung weigerte ſich den Anordnungen der von der Re⸗ gierung entſandten Aerzte zu befolgen und ſträubte ſich hart⸗ näckig gegen die verhaßte Impfung. Im Fieramoſoa erzählt Dr. Gardini von dieſer abergläubiſchen Abneigung der Bauern gegen die Aerzte.„In den Häuſern empfingen uns die Entſetzensſchreie der Mütter, das Weinen der Kinder und die erbitterten Droh⸗ ungen der Männer. Wir mußten zur Liſt unſere Zuflucht neh⸗ men. Halbwüchſige Burſchen und Mädchen wurden unter der Verſprechung von allerlei Leckerbiſſen und kleinen Geſchenken da⸗ zu angeſtellt, uns heimlich die Kinder zuzuführen, und ihrer ge⸗ riebenen Schlauheit gelang, was die Aerzte allein nie vermocht hätten. In der Umgegend von Palmi konnten ſo in 20 Tagen 4000 Perſonen geimpft werden. Aber die Bepölkerung merkte die Liſt und verbarrikadierte ſich in ihren Hütten. Das Rote Kreuz verſprach Prämien in Form pön Lebensmitteln und Kleidungsſtücken für alle, die ſich impfen ließen. Die kleinen Bergdörfer durchzogen die Aerzte in Begleitung eines Horniſten: der blies auf dem Marktplatz eine luſtige Weiſe, von allen Seiten ſtrömten die Neugierigen herbei und wurden ſo von den Aerzten abgefangen.“ Die Männer der Wiſſenſcheft wurden zu Stra⸗ tegen, die regelrechte Hinterhalte legten. Eine Gruppe Wäſche⸗ rinnen im Tale wurde in aller Form umzingelt, und ſofort traten die kleinen Impfmeſſer in Tätigkeit. Abends lag man an den Dorfausgängen auf der Lauer, um die heimkehrenden Bauern abzufaſſen; Sie ſchrieen, ſie proteſtierten, ſie wehrten ſich, aber es gab keine Gnade: kein Gefangener entkam ohne Impfung den Händen der pflichtgetreuen Aerzte. — Die Zukunft der Damenhüte. Der Damenhut iſt immer ein aktueller Gegenſtand, denn unſere ſchönen Zeitgenoſſinnen geben ſich die größte Mühe, ihn immer wunderbarer, rieſen⸗ hafter, wahnſinniger zu geſtalten. Und jetzt eröffnen ſich ihrem Erfindungsgeiſt ganz neue Horizonte. Ein belgiſches Blatt mel⸗ det nämlich, daß ein Erfinder vor kurzem ſich einen Damen⸗ hut mit friſchen Blumen und dazu gehörigem Waſſer⸗ behälter habe patentieren laſſen. Das iſt ſehr nett! Nach dieſer epochemachenden Erfindung iſt der Springbrunnen als Damenhut ſicher nur noch eine Frage der Zeit, und man wird ſich gar nicht wundern, wenn zwiſchen den natürlichen Seeroſen und Orchideen der bewäſſerten Hutungetüme lebendige Schwäne herumſchwimmen werden. — Der Gigerl im Korſett. Die Liebe Eitelkeit ſpielte einem jungen Herrn, der am Donnerstagabend von Frankfurt nach Wiesbaden fuhr, einen böſen Streich. Der Jüngling ſaß in der Ecke des Abteils, als es den Mitreiſenden auffiel, wie ſein Ange⸗ ſicht plötzlich erblaßte, und ehe man ſich's verſah, ſank der junge Mann ohnmächtig vornüber. Nun griff alles hülfsbereit zu; raſch wurde Rock u. Weſte geöffnet, der Kragen gelockert und die Bruſt gelüftet. Und was fand man da? Der Laffe hatte ein Korſett an, und zwar hatte er ſich ſo derb geſchnürt, daß ihm buchſtäblich die Juft ausgegangen war. Verſchämt zog er ſich in das bekannte Nebenkabinett zurück und erſchien erſt wieder, als Darauf wurden beide verabſchiedet, und der Bürgermeiſter berlor auch den Rock. Als bald darauf der Herzog im Orte erſchien, mußte der Bürgermeiſter als unwürdig verſchwinden.— Bald darauf erſchoß er ſich. In einem Orte bei Würzburg ging ein Bauer mit ſeinem Knecht zur Konotrollverſammlung, der Knecht war Unteroffizier. Am Nachmittage gab der Bauer ſeinem Knecht einen Puff— und wurde beſtraft wegen Angriffs auf einen Vorgeſetzten. Als ich zur Kontrollverſammlung ging, ich, ob ich an dem Tage auch meine Zeitung ſchreiben dürfe. Ge⸗ wiß, hieß es, aber der Inhalt ſteht unter dem Milttärſtrafgeſetz. (Große Heiterkeit.) Da berzichtete ich. Einen wenig milftäriſchen Eindruck macht es, wenn Offiziere als Vortänzer zu den Hof⸗ feſtlichkeiten abkommandiert werden und wenn Burſchen als Dienſtmädchen fungieren. Eine bodenloſe Feigheit iſt es aber, wenn Vorgeſetzte wehrloſe Mannſchaften mißhandeln. Die kriegs⸗ gerichtlichen Urteile ſind meiſt mit Blut geſchrieben. In Magde⸗ burg wurde ein Kanonier zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er auf einer dunklen Straße einen Unteroffizter geſtoßen haben ſoll. Der Redner beſpricht verſchiedene 15 e bon Sol⸗ datenmißhandlungen. Die Zahl der ſozialdemokrati⸗ ſchen Soldaten wächſt alljährlich. Da gibt's nur einen Ausweg für den Kriegsminiſter. Aendern Sie die Wehrordnung dahin: Sozialdemokraten ſind vom Dienſte mit der Waffe befreit! (Heiterkeit.) Wir raten unſeren Genoſſen beim Dienſt alle Vorſicht an. Wir treiben auch keine Agitation in der Kaſerne. Die Leute ſind ſchon Sozialdemokraten, bevor ſie in die Kaſerne kommen. Das Heer wird immer weniger aktions⸗ fähig gegen den inneren Feind. Wir lehnen den ganzen Etat ab, denn wir wollen nicht die Gewehre bewilligen, die einmal auf uns ſchießen ſollen. Das Haus vertagt ſich. Donnerstag 2 Uhr: Weiterberatung. Schluß gegen 7 Uhr. — ̃——̃— ̃ͤÜ———ẽ⁰———ññ̃ñ——ñ — Das Tränenkrüglein der Witwe. Von einem wunderlichen altgeheiligten perſiſchen Brauche erzählt ein franzöſiſches Blatt. Wenn eine Perſerin ihren Gatten verliert, ſo iſt ihre erſte Sorge der ſofortige Ankauf von 2 kleinen Flacons, die als Tränenkrüg⸗ lein dienen müſſen. Jedes Mal, wenn die Trauer um den Ge⸗ ſchiedenen die ſchönen Augen der jungen Witwe netzt, eilt ſie zu den Flacons, in denen die koſtbaren Perlen der Erinnerung ſorg⸗ lich geborgen werden. Eine gute Witwe muß beide Gefäße mit ihren Tränen gefüllt haben: erſt dann darf ſie aufhören zu weinen. Aber das alte Geſetz, das dieſen Brauch vorſchreibt, war nicht vorſichtig genug, um die Anwendung künſtlicher Hilfs⸗ mittel zu verbieten; nicht ſelten müſſen Pfeffer und Zwiebeln den armen Perſerinnen helfen, ihr Penſum Schmerz ſo zu ab⸗ ſolvieren, wie die gute Sitte es gebietet. — Ein Mordprozeß gegen Menſchenfreſſer. Das amtliche„D. Kol.⸗Blatt“ berichtet: Vor dem Gerichte der Station Iringa(in der Landſchaft Uhehe in Deutſch⸗Oſtafrika) ſpielte ſich Ende Dezem⸗ ber ein umfangreicher Mordprozeß ab. Es handelte ſich um eine Geſellſchaft, die einen Menſchenfreſſerbund bildete, um Männer und Weiber, die ſeit Jahr und Tag ihre Stammesgenoſſen, in erſter Linie ihre eigenen Verwandten, vorzugsweiſe ſogar ihre Kinder, vergifteten, um ihre Opfer zu verzehren— kurz um einen Kannibalismus, wie man ihn ſich ſcheußlicher und tieriſcher über⸗ haupt nicht vorſtellen kann. Der Übenapoſten im Süden des Iringa⸗ bezirks lieferte im Dezember 1908 eine Anzahl Bewohner dieſer Landſchaft wegen Giftmordverdachts an die Station ein. Die ſehr eingehend geführten Verhandlungen, bei denen die Angeſchuk⸗ digten ausnahmslos geſtändig waren und zum Teile ganz offen iber all die ekelerregenden Einzelheiten Auskunft erteilten, er⸗ gaben folgendes: Ein„Zauberer“, alſo ein mannigfacher Natur⸗ gifte kundiger Mbena, namens Malukanſt, war mit ſeiner Familie (Weib und zwei erwachſenen Söhnen) ſeit langem dem Genuß des Menſchenfleiſches ergeben. Um ſich in den Beſitz dieſes Lecker⸗ biſſens zu ſetzen, warb er Weiber mit dem Verſprechen, ihnen bon ſeinen Zauberkünſten mitzuteilen, wofür ſie ihm ein Menſchen⸗ opfer zu liefern hatten. Zu dieſem Zwecke brachten die Weiber einen ihrer Verwandten, zumeiſt iher leiblichen Kinder, um Die Leiche wurde den Genoſſen des Menſchenfreſſerbundes, der ſich, wenn wieder ein Opfer fällig war, bereits vorher in der Nähe zum Schmauſe zu verſammeln pflegte, überantwortet. Der Körper wurde von den Genoſſen des Mahles zerriſſen und das Fleiſch roh auf der Stelle verſchlungen. Alles nahm an dieſem Mahle teil, gleichgültig, ob das Opfer das eigene Kind, der Enkel, der Bruder, ein anderer Blutsverwandter oder ſonſtwer war. Den Kopf bekam der Täter, um in dem Schädel das Gift für künftige Opfer zu bereiten. Bevorzugt wurde das Fleiſch kleiner Kinder; die Weiber gaben an,„es ſei ſo ſchön zart“, während ihnen das Fleiſch Er⸗ wachſener weniger zuſccgte. Dieſem Menſchenſchlächterbund gehör⸗ ten außer dem Anführer Malukanſi und ſeiner Familie acht Wei⸗ ber, alſo insgeſamt zwölf Köpfe an, die ſämtlich mehrere Giftmorde auf dem Gewiſſen hatten; jedes einzelne Mitglied gab zu, daß es an einer ganzen Reihe kannibaliſcher Mahle beteiligt geweſen ſei. Auch einige Kinder im Alter von—12 Jahren, die bei den Gift⸗ morden Handlangerdienſte zu tun hatten, wurden dafür mit dem Fleiſch der Opfer belohnt. Die Verhandlung, in der ſelbſt die Mütter, die ihre Kinder getötet und verzehrt hatten, mit erſchrecken⸗ der Gemütsruhe alle Einzelheiten wiedergaben, ſtellte ſelbſt an ab⸗ gehärtete Nerven ſtarke Anforderungen. Zehn Mitglieder der Verbrecherbande wurden zum Tode verurteilt; das Urteil iſt bom Gouverneur beſtätigt worden und wird inzwiſchen vollſtreckt ſein. Won den weiteren Mitgliedern der Bande iſt ein Wei) in der Unterſuchungshaft geſtorben, während das andere Weil flüchtig iſt. Naſenſpiele. ..O. Der Deutſche Fußball⸗Bund zählt nach den neueſten Erhebungen zurzeit 877 Vereine mit 53 770 Mitgliedern. Er hat demnach im letzten Jahre einen Zuwachs von nicht weniger als 147 Vereinen mit 14 509 Mitgliedern erhalten, da die ent⸗ ſprechenden Zahlen am 1. Januar 1903 730 bez. 44 261 waren, Von den 7 großen Landesverbänden, die den Deutſchen Fuß⸗ die Mitreiſenden das Koupee verlaſſen hatten. ball⸗Bund bilden, marſchiert Süddeutſchland mit 256 Vereinen und 18 527 Mitgliedern an der Spitze. —————————.t e ermöõglichr Zeit sparende Arbeifl General⸗Anzeiger. Mittagblatt. Maunheim, 18 März 16. Seite. Lose Dad. Hdte--us Nur Geldgewinne! Zlehung(7. April 909 3bb Ge ohng Abzug 44O0O0O M. 2 Hauptgewinne: 20 000 M. 586 Geyrinne: 4 D0OO M. 2800 Gewinne: 1O0OOο M. o61½ e 8 empfiehlt Lotterie-Duternebm. U Stürmer,; Strassbg... Langstr. 107.] In Mannheim: M. Herz.-- berger, E 3, 17, A. Schmidt, R 4, 10 u. G8,1 5 J. Sahroth, H. Hirsch, urteussppeiiuf— emenN . Just, 4 Dreesbach Nachf., G. Struve, G. 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