nde den FPFPFP P gepanzerten Linienſchiffen des Dreadnoughttyps ſtatt, (Badiſche Volkszeitung.) Badi Abonnement: 70 Pfeunig monatlich. Bringerlohn 28 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 8 Pfg. Iu ſera te: Die Colonel⸗Zeile. 28 Pfg. Auswärtige Inſerate„ 80„ Die Reklame⸗Zeile„1 Mark Geleſeuſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. 5 Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens%9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. Anabhängige Tageszeitung. Täglich 2 Husgaben (ausgenommen Sonntag) Eigene Redaktionsbureaus in Berlin und KNarlsruhe. Telegramm⸗Adreſſe: „General⸗Anzeiger Maunheim“, Telefon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahmen. Druckarbetten 341 Redaktion 677 Expedition und Verlags⸗ buchhandlung. 218 Nr. 273. Dounerstag, 17. Juni 1909. Mittagblatt.) e—. Kriegsſchiffen mit Geſchützen, die gegen Luftſchiffe zu Steuerprogramm der konſervativ⸗klerikalen Mehrheit Die hentige WMittagsansgabe umſaßt feuern imſtande wären. Kenna antwortete, man entwarf bereits ginge. 1 Bsiten. Telegramme. Verſchwörung und Hochverrat in Montenegro. .E. Graz, 17. Juni. Die„Tagespoſt“ meldet aus Cet⸗ linje: Aus zahlreichen Orten Montenegros werden aufſehen⸗ erregende Verhaftungen gemeldet. Größtes Aufſehen erregt die Verhaftung des Kommandanten General Vukinic, des Leiters der jungmontenegroiſchen Partei. Die Zahl der bisher unter dem Verdachte der Verſchwörung und des Hochverrats gegen den Fürſten feſtgenommenen Montenegriner beträgt 29. Die Gemeinderäte von Catania als Diebe. .E. Veuedig, 17. Juni. Wie der„Gazzetta di Vene⸗ zia“ ans Catania(Sisilien] telegraphiert wird, hat die von der Megierung eingeleitete Unterſuchung ergeben, daß faſt ſämtliche Gemeinderate von Catania die eingegangenen Hilfsgelder ge⸗ kiohlen haben. Anläßlich der Aufdeckung des Skandals fand am Sonutag abend eine große Demonſtration ſtatt, an der ſich un⸗ gefähr 10 000 Perſonen beteiligten. RNußlauds neue Flotte. Petersdurg, 16. Juni. Auf der Baltiſchen Werft und der neuen Admiralitätswerft fand heute die Kiellegung von vier die den Namen„Petrapawlowsk“,„Sewaſtopol“,„Hangoend“ und„Pol⸗ tawa“ führen werden. Jedes der Schiffe wird 23 000 Tons Ge⸗ halt haben, 180 Meter lang und 27 Meter breit ſein bei 85 Meter Tieſgang. Der Kiellegung wohnte der Präſident der fran⸗ ſiſchen Marineliga bei. Czeneralſtreik in Petersburg. ME. Petersburg. 17. Jnni. Petersburg ſteht vor der Gefahr eines abermaligen Generalſtreiks. Der unter den Om⸗ uibns. und Straßenbahnkutſchern ausgebrochene Streik droht ſich auch auf alle auderen Arbeiterkategorien auszudehnen. Ver⸗ ſammlungen finden täglich ſtatt. Die Behörden ergreifen alle Vor⸗ ſichtsmaßregeln. Militär- und Polizeipatrouillen durchziehen die Die Cholera in Rußland. „ Petersburg, 16. Inni. Seit geſtern kamen 22 neue Choleraerklrankungen und 6 Todesfälle vor. Die Zahl der Kranken beträgt 96. Auch im Gouvernement Petersburg eine Zunahme der Epidemie bemerkbar. Die Kaiſerzuſammenkunft. OOLondon, 17. Juni.(Von unſerem Londoner Burcau.) Der Petersburger Vertreter der„Dailh Mail“ meldet, daß die ruſſiſchen Zeitungen der Zuſammenkunft der beiden Kaiſer nach wie vor ſo gut wie gar keine Beachtung ſchenken, was ſchon ein Zeichen dafür ſei, wie ungern man dieſelbe in Rußland ſehe. In diplomatiſchen und Beamtenkreiſen nehme man auch nur Inter⸗ eſſe an der Frage, ob zwiſchen den beiden Kaiſern die Balkan⸗ angelegenheiten, insbeſondere die Kretafrage beſprochen werden wird. Einige Londoner Blätter beſprechen auch heute die Begeg⸗ nung und heben mit Genugtuung hervor, daß ſie auch nach deut⸗ ſcher Auffaſſung nichts an der internationalen Lage ändern werde Es wird ausgeführt, daß dies auch natürlich ſei und die Entrebue kein Anlaß zu Befürchtungen gebe. Die Furcht vor den deutſchen Luftſchiffen.“ * London, 16. Juni. Unterhaus. Lord Lonsdale fragte an, ob im Planue bezüglich der Räu mung Kretas von den internationalen Truppen irgend eine Aenderung eingetrelen ſei. Der Parlamentsſekretär des auswärtigen Amtes Mr. Konnon Mobd erwiderte: die Anwort lautet nein. In der weiteren Ver⸗ kandlung wurde von mehreren Abgeordneten auf die Ausfüh⸗ rung des deutſchen Flottenprogramms bezügliche Fragen geſtellt, und zugleich gefragt, ob die Regierung offisielle rder nichtoffizielle Nachrichten hierüber habe; u. a. fragte Lord Lonsdale, ob bekannt ſei, daß eines der erſtklaſſigen Schiffe des deutſchen Bauprogramms für 1909 auf einer kaiſerlichen Werft gebaut werden ſoll, während der Ban der anderen Schiffe an Privatwerften vergeben werden ſoll. Der erſte Lord der Ad⸗ Miralität Me. Konnon erwiderte, daß keinerlei offizielle Nach⸗ richten vorliegen; er wiſſe auch nur, was in den Zeitungen ge⸗ ſtanden habe. Hierauf wandte ſich Weedgwood mit der Frage an Kenna, ob Maßnahmen getroffen ſeien zur Ausrüſtung von Pläne für Steilfeuergeſchütze und beabſichtige, dieſe den Schiffen zugzuteilen, ſobald die Erfahrungen es wünſchenswert machen ſollten. Die Kretafrage. * London, 16. Juni. Das Reuterſche Bureau teilt mit, daß ſeine geſtrige Meldung, es ſollten gegenwärtig keine internatio⸗ nalen Truppenabteilungen von Kreta zurückgezogen werden, auf einem Mißverſtändnis beruhe. Es habe feſtgeſtellt werden ſollen, daß alle internationalen Truppen zurückgezogen würden. Die Lage in Braſilien. OLondon, 17. Juni.(Von unſerem Londoner Burcau.) Der Korreſpondent der„Times“ in Rio de Janeiro ſagt, daß⸗ der Tod des Präſidenten die Lage in Braſtlien vollſtändig ändern werde. Der Vizepräſident, der die Geſchäfte ſofort übernommen habe, genieße im Lande eine große Popularität, ſeit er mit Erfolg Präſident des Staates Rio de Janeiro war. Er ſei der beſte Kandidat für die Präſidentſchaft und es dürfte ihm ein leichtes ſein, die Parteien einander zu verſöhnen. Gegen den Zarenbeſuch in England. OLondon, 17. Juni.(Von unſerem Londoner Bureau.) Die Mitglieder der Arbeiterpartei des Unterhauſes nahmen geſtern eine Reſolution an, in der gegen den Zarenbeſuch in Eng⸗ land proteſtiert wird. Begegnung des Zaren mit dem Kaiſer von Oeſterreich. OLondon, 17. Juni.(Von unſerem Londoner Bureau.]) Die heutigen Blätter fahren fort, Meldungen über die bevor⸗ ſtehende Begegnung zwiſchen Kaiſer Franz Joſef und dem Zaren zu veröffentlichen. So meldet der Wiener Korreſpondent des „Daily Graphic“, daß eine ſolche Begegnung wahrſcheinlich ſei, da der Zar ſie wünſche, aber ſchwierig ſei, einen Ort hierfür aus⸗ findig zu machen, denn während der Zar die Zuſammenkunft auf dem Waſſer haben will, würde Kaiſer Franz Joſef, da er leicht ſeekrank werde, das Land vorziehen. Es dürfte indeſſen gelingen, dieſe Schwierigkeiten aus dem Wege zu ſchaffen. Zur Reichsfinanzreform. Die politiſche Lage und der Reichstag. Die geſtrigen Verhandlungen des Reichstages über die neuen Steuervorlagen der Regierung haben naturgemäß noch keine Entſcheidung und keine Klärung gebracht. Die Kon⸗ ſervativen haben noch nicht geſprochen, auch das Zentrum noch nicht. Wollte man dem Parlamentsberichterſtatter der„Köln. Volksztg.“ Glauben ſchenken, ſo ſind die Reden Bülows und Baſſermanns an der allgemeinen Heiterkeit des Hauſes wir⸗ kungslos abgeprallt, Kapuzinaden ohne politiſche Bedeutung. Es iſt männiglich bekannt, wie ſehr die konſervativ⸗klerikale Mehrheit ſich auf das Bluffen gelegt hat. Damit ſoll alles gemacht werden. Weiter verkündet der Korreſpondent der „Köln. Volksztg.“, die Konſervativen hätten bei Bülows Rede in lautloſer Stille dageſeſſen,„nur dann und wann bricht ſchwer verhaltener Unwille durch“, es wird einem ganz feierlich und pathetiſch zu Mute, wenn man die Konſervativen ſo wie die zürnenden Olympier thronen ſieht. Ob im Innern Zentrum und Konſervative auch ſo ungeheuer vergnügt und beluſtigt, ſo vornehm kühl und ſo großartig unwillig ſind, das können wir ſchlecht entſcheiden. Die„Köln. Volksztg.“ be⸗ hauptet zwar, Baſſermann ſei wegen ſeines Hinweiſes auf eine drohende ſtärkere Zentrumsherrſchaft von der Rechten und vom Zentrum ausgelacht worden, aber ſie muß doch gleichzeitig zugeſtehen, daß er„beſſer ſprach als ſonſt“. Und was wohl noch wichtiger iſt, ſie geſteht zu, wo der ſpringende Punkt, das Leitmotiv der Baſſermannſchen Rede zu ſuchen: Er pointiert die Abſicht, von der Regierung unterſtützt, den Kampf gegen die Rechte aufzunehmen. In dieſem Sinne iſt ſeine Rede das Signal, der erſte Aufruf an die Rechte z u m Kampf. Wir wiſſen nun nicht, ob dieſe ſehr ernſte Frage eines Kampfes zwiſchen der Rechten und dem Zentrum einerſeits, dem liberalen Bürgertum(Hanfabund) und den verbündeten Regierungen auf der andern Seite geeignet iſt, humoriſtiſche Gefühle zu wecken. Wir glauben, daß bei dieſen Gedanken doch manche Konſervative eher arge Beklemmungen empfinden. Es iſt doch ſo, wie Baſſermann ausführte, daß nicht die Linke, ſondern die Rechte Neuwahlen zu fürchten haben würde. Die verbündeten Regierungen halten, wie der Reichskanzler ausführte, aus ſozialen Gründen an der Erbſchafts⸗ ſteuer feſt, und ebenſo nach Baſſermanns Worten das ganze ſam gemacht habe, geſagt, er hätte es niemals für mögl liberale Bürgertum, das im Hanſabund einen ſehr ſtarken Bundesgenoſſen bekommen hat, Mit Recht hat Baſſermann gewarnk. die Erfolge der Sozialdemokratie bei Neuwahlen zu überſchätzen, ſie würden eher gewinnen, wenn das unſoziale 8 12 fertigtes Verlangen herrſcht, das in der Gründung nung, der Barbier⸗, Friſeur⸗ und Perückenmacher⸗Innu. Herr Trimborn habe aber, nachdem ihm die Kommiſſion a Es kommt nun alles darauf an, daß die Regierung f bleibt.„Die Regierung wird ſiegen, wenn ſie will und ſtark genug iſt.“ Und Baſſermann glaubte aus den geſtrigen Worten des Reichskanzlers herausleſen zu dürfen, daß er ſich unter das Joch der konſervativ⸗klerikalen Mehrheit beugen werde, daß er nicht einer Finanzreform zuſtimmen werde, di dem Liberalismus ins Geſicht ſchlägt. Und das war in de Tat der Inhalt der Bülowſchen Rede. Fürſt Bülow wir! gehen, wenn die Finanzreform ohne oder gegen die Libe zuſtande komme. Der Meinung, daß er dann ſeinen Abſch einreichen, ihn aber vom Kaiſer nicht erhalten würde, be⸗ gegnete er mit der Verſicherung, daß es ihm dann möglich ſe würde, den Kaiſer von der Opportunität ſeines Rücktritts überzeugen. Das war der Schluß und war das Wichtigſte⸗ denn es bedeutet, daß Bülow für eine Beſteuerung des Be⸗ ſitzes und zwar in Form der Erbſchaftsſteuer, die auch Linke mitmachen würde und ſomit für den Grundgedanken der Blockpolitik, zu der er ſich geſtern noch einmal bekannte, ſeine Perſon einſetzt. 8 Das iſt heute die Lage, ſie iſt ernſt genug. Im Lande wird man es dankbar begrüßen, daß Klarheit wird übe den Aufmarſch, der die verbündeten Regierungen und bürgerliche Linke zuſammenführt. Fürſt Bülow ſchien noe ſchwache Hoffnungen zu hegen, die Konſervativen gewinne zu können, zur Umkehr zu bringen. Die„Frankf. Ztg.“ meint, vergebens! Denn Zentrum und Konſervative wo ſogar an der Kotierungssſteuer feſthalten. Stehen wi alſo vor dem Entſcheidungskampfe gegen die Rechte; Nach dem im ganzen deutſchen Bürgertum ein ſtarkes und erecht · bundes einen elementaren Ausdruck fand? Wi warten, was Konſervative und Zentrum auf die Ka der bürgerlichen Linken und guf das Unannehmbar bündeten Regierungen antworten werden, und ſehen, di Regierungen dann beſchließen werden. Wir haben wied ein ganzes Bündel von Möglichkeiten: Vertagung, Verſchlep pung, irgend ein unbefriedigendes Kompromiß, das kein⸗ rgündliche und dauernde Sanierung der Reichsfinanzen bringt Reichstagsauflöſung. Der Entſchluß zu letzterer würde im Lande wohl den ſtärkſten Widerhall finde. Die weitere Entwicklung der Stenerdebatte. Berlin, 17. Juni.(Von unf. Berliner Die Steuerdebatte wird ſich vermutlich wie folgt e Von den Konſervativen wird Graf Weſtarp ſpr Zentrum wird Abg. Gröber vorgeſchickt, der, wie wir h ſich vorgenommen hat, außerordentlich ſcha ſprechen. Für die Sozialdemokraten ſpricht Singer. Von den Freiſinnigen wird Wieme Payer beſtimmt. Für die Reichspartei wird Hatzfeld zunächſt mit der Verleſung einer offiziellen klärung begnügen. Für die wirtſchaftliche Vereinigung ſp Liebermann v. Sonnenberg. Wie eine parlamentarif ſpondenz meint, wird nach Erledigung der 1. Leſun agrariſchen Steuern etwa am Freitag eine—3tägig eintreten, um den Fraktionen Zeit zu weiteren B zu laſſen. Danach würde die 2. Leſung der Steue beginnen und die 1. Leſung des Nachtragetats über den kauf eines Teiles des Tempelhofer Foldes vorgenommen wer⸗ den. Die Erſatzſteuern der Regierung würden der Kommi überwieſen werden. Die Linke, auch die Nation liberalen werden jedenfalls gegen die K ſionsberatung ſtimmen. Sie ſind der Anſicht Sache für die Entſcheidung im Plenum r Gegen die Parfümerieſteuer. Gegen die Parfümerieſteuer richtete ſich eine Pri ſammlung, die von der ſreien Perückenmacher⸗ und Friſe⸗ dem Bezirksverein Köln des Drogiſten⸗Verbandes auf D abend einberufen war. Der Verlauf der Verſammlung wo ſonders darum bemerkenswert, weil in äußerſt ſcharfer Wei gen die Haltung der Zentrumsfraktion und der Zentru in dieſer Frage Stellung genommen wurde. Die Verſam leitete der Vorſitzende des Drogiſten⸗Bezirksvereins Dr. Dick die Eau de Cologne⸗ und Parfümeriefabrik Nr. 4711 Jer hens ſprachen Herr Schütte, für die kleinen Fabrikante Wilh. Ulrich, für das Friſeurgewerbe Ferd. Schinzel u. a. fü Steindruckergewerbe Herr Fuhrmann, für die Handwerkskam ſprach deren Vorſitzender Obermeiſter Figge ſich gegen die aus, da nach ſeiner Anſicht eine große Zahl von Handwerkern ihrer Exiſtenz gefährdet ſei. Herr Schinzel teilte mit, daß Kommiſſion bereits bei dem Reichstagsabgeordneten Trimborn weſen ſei, der zunächſt auf dem Standpunkt des Herrn Erzberger, des Vaters des Gedankens der Parfümerieſteuer, geſtanden lich und gründlich auf die Schäden einer ſolchen Steuer aufmer ten, daß ſoviel ſtichhaltige Gründe gegen dieſe Steuer und er werde ſein Beſtes tun, um dieſer Beinahe erheiternd wirkte es, als der Parf mer

4. Seſte. General⸗Anzeiger. Mittagblatt.) Mannheim, 17. Junmn. ——— ſter des 5. Stockwerks ſeiner in der Apothekergaſſe gelegenen Woh⸗ nung auf die Straße, wo er mit zerſchmetterten Gkiedern tot liegen blieb. In ſeiner Taſche fand man eine Viſitenkarte, auf der geſchrieben ſtand:„Ich habe zu Gott gebetet, er hat mir vergeben.“ Als Motiv der Tat wird religiöſer Wahnſinn angegeben.— In dem Dorfe Allfeld(Amt Mosbach) wurde ein 68jähriger Greis unter dem ſchweren Verdacht verhaftet, ſich an ſeiner 26jähr. geiſteskranken Tochter, die in den nächſten Tagen ihrer Niederkunft entgegenſieht, vergangen zu haben. Auch die beiden Brü⸗ der der Geiſteskranken wurden unter dem gleichen Verdacht ver⸗ haf tet. Karlsruhe, 16. Juni. Der Einjährig⸗Freiwillige Ge⸗ freite Wilſer vom 3. Bad. Feldartillerie⸗Regiment Nr. 50, der ſonſt ein guter Soldat war, hatte wegen einer dienſtlichen Ver⸗ nachläſſigung Strafe zu erwarten. Aus Erregung hierüber 5 55 er geſtern nachmittag ſeinem Leben durch Gift ein nde. Karlsruhe, 16. Juni. Zu dem Großfeuer in den Lagerräumlichkeiten der Firma Pfannkuch u. Co. erfährt die„Bad. Preſſe“ noch folgende Einzelheiten: Die Immobilien waren zu 14 500 M. verſichert, die Waren dagegen nur zum Teil. Wie man annimmt, iſt die Urſache des Brandes auf Kurz ſchluß in der elektriſchen Starkſtromleitung zurückzuführen. Auf dem Brand⸗ platze liegen hunderte von Zentnern Mehl, Kartoffeln, Zucker, benſo zahlloſe Büchſen Erbſen, Bohnen, eingemachte Früchte, zer⸗ brochene Weinflaſchen in einem bunten Durcheinander. Einer der Geldſchränke, welcher in den Keller geſtürzt war, wurde heute vor⸗ mittag gehoben. Die Geſchäftsbücher der Firmen konnten in unver⸗ ſehrtem Zuſtande gerettet werden. Das Feuer iſt immer noch nicht ganz gelöſcht, da dasſelbe zum Teil unter den Trümmerhaufen weiterbrennt. Pforzheim, 16. Juni. Geſtern nachmittag fiel das bei er Firma A. Speck hier beſchäftigte Kontorfräulein Minna G. om Dach des 3 Stock hohen Fabrikgebäudes in den Hof, wobei ie den Tod fand. Die Verunglückte ſcheint bei unvorſichtiger eines Lichtpausapparates das Gleichgewicht verloren zu haben. Sportliche Nundſchau. 5 Die Prinz Heinrichfahrt. Salzburg, 16. Juni. Bis 6 Uhr abends ſind von 95 ſeſtarteten Wagen 98 hier angekommen. Prinz Heinrich traf nachmittags 343 Uhr ein, während der Wagen der Oberleitung und einige Wagen der Teilnehmer ſchon or ihm an der Etappenſtation, der Lehener Kaſerne, angekommen waven. Prinz Heinrich begrüßte zunächſt die Prinzeſſin von Sachſen⸗Meiningen und nahm ſodann die Vorſtellung des Landes⸗ identen Grafen Schaffgotſch, ſowie der Zivil⸗ und Militär⸗ rden und der Mitglieder des Salzburger Automobilklubs ent⸗ gegen. Hierauf begab ſich Prinz Heinrich in das Hotel„de'Eu⸗ gpe“, wo er mit der Prinzeſſin von Sachſen⸗Meiningen den Tee nahm. Abends fand zu Ehren der Teilnehmer an der Fahrt ein ſelliger Abend im Hotel„de'Europe“ ſtatt. fall von ber Fahrt auf ſalgburgiſchem Gebiet bekannt ge⸗ rden. Automobilſport. oc. Bei der Laſtwagenkonkurrenz in Schweden hat die ſüd⸗ deutſche Automobilfabrik Gaggenau je eine goldene Medaille in 4 Klaſſen und eine Extraauszeichnung für den gering⸗ ſten Benzinverbrauch erhalten. Luftſchiffahrt. *Bern, 16. Juni. Der Beſitzer des„Newyork Herald“, ordon Bennekt, teilte dem Schweizer Aeroklub mit, daß er uch dieſes Jahr für den Sieger des Ballonwettfliegens n erſten Geldpreis von 12 500 Franken ſtifte. UMNachtrag zum lokalen Ceil. *Der Reichstagsbericht iſt infolge einer Verkehrsſtörung sgeblieben. Er kann infolgedeſſen erſt im Abendblatt ver⸗ tlicht werden. ——— Von Tag zu Gag. — Drei Bergleute getötet. Merlenbach, 16. i. Im Schacht 5 der hieſigen Grube der Bergwerksgeſellſchaft aar und Moſel ſind geſtern drei Bergleute bei der Schießorbeit tötet worden. Es iſt noch nicht feſtgeſtellt, ob der Unfall beim „sgehen des Schuſſes geſchah oder ob ſich das Pulver vorzeitig ündet hat und eine Schlagwetterexploſion herbeiführte. — Deckeneinſturz. Metz, 17. Juni. Bei dem Umbau nes Warenhauſes in der Faberſtraße brach heute früh die Decke 2. Stockwerkes infolge Ueberlaſtung mit Schutt ein und riß e untere Decke mit ſich. Zwei unten im Erdgeſchoß beſchäftigte rbeiter wurden getötet. 5 Räuberiſche Ruſſen. Leipzig, 16. Juni. An ven Lehrling, der auf der Poſt gegen einen Scheck 3000 M. ab⸗ joben hatte und die Scheine offen in der Hand trug, trat in der der Hauptpoſt plötzlich ein Unbekannter heran und entriß im die Scheine und entkam. Ein anderer Mann, anſcheinend der ige des Räubers, wurde durch die Paſſanten feſtgehalten, ver⸗ beigerte jedoch jede Auskunft. Durch die Polizei wurde feſtgeſtellt, ißer und der Räuber anſcheinend Ruſſen ſind, die in einem Gaſt⸗ ſauſe der Nicolaiſtraße unter demNamen Glücksmann und Verel⸗ gewohnt hatten. — Mord und Selbſtmord Berlin, 16. Juni. Der aufmann Konczak aus Wilmersdorf erſchoß geſtern abend bei Neu⸗ u ſeine beiden Kinder, Knaben im Alter von 3 und 5 Jahren, und darauf ſich ſelbſt. Als Urſache werden Familienzwiſtigkeiten —Todesſturz. Berlin, 17. Juni. Bei dem Umbau der Königlichen Bibliothek am Opernplatze glitt geſtern abend im zweiten Stock beſchäftigte Zimmermann Riegel aus und in die Tiefe. Nach wenigen Minuten ſtarb der Verunglückte. Typhusepidemie. Breslau, 16. Juni. Die chleſiſche Zeitung“ meldet aus Altwaſſer: Die Zahl der Typhus⸗ ngen hat ſehr ſchnell zugenommen. Bis heute ſind be⸗ gegen 200 Erkrankungen gemeldet; in einzelnen Fällen iſt husverdacht jedoch noch nicht beſtätigt. Die Zahl der To⸗ fälle iſt um zwei vermehrt. Die Ortsbehörden wandten ſich das Rote Kreuz um Ueberlaſſung von Baracken. Aus Breslau nd Krankenſchweſtern zur Aushilfe nach Altwaſſer beordert. 85 4** tzte Nachrichten und Telegramme. Straßburg i. Elſ., 17. Juni. Der Studioſus Klaus on Bulach keilt mit: In der Tagespreſſe iſt ein Perſon betreffender Vorgang beſprochen worden, der ſich hieſigen Reſtaurant zugetragen haben ſoll. Dabei wird ine äußerſt geringſchätzige, eines jeden gebildeten Menſchen rdige Bemerkung über die deutſche Sprache in den Mund und daran die Mitteilung geknüpft, daß ein anweſender ent mich hierauf tätlich beleidigt hat. Ich erkläre hiermit, en iſt und daß nicht einmal irgend ein gleichgültiger Bisher iſt kern aufgefaßt werde. Es wird vermutet, daß dieſer Exlaß klerikaleu ganze Erzählung unwahr und von A nde Vorgang infolge Mißverſtändniſſes dazu Anlaß geben konnte. Ich behalte mir vor, namentlich gegen deutſche Preßorgane vor⸗ zugehen, welche die obige Mitteilung in tendenziöſer Weiſe ver⸗ breitet oder damit weiter beleidigende Aeußerungen verbunden haben. .E. Bern, 17. Juni. Eine Reduktion der Zeitungs⸗ poſttaxe ſteht für die Schweiz bevor. Der Nationalrat be⸗ ſchloß die Zeitungstransporttaxe für die Schweis auf drei Viertel Rappen pro Exemplar bis zum Gewicht von 76 Gramm herabzuſetzen. * Paris, 17. Juni. Aus Toulon wird gemeldet, daß an Bord des im Dock befindlichen Unterſeebootes„Saphir“ durch Kurzſchluß in der Akkumulatorenkammer ein Brand ent⸗ ſtand, der überaus raſch um ſich griff. Ein Offizier erlitt bei den Rettungsarbeiten leichte Verletzungen. Der angerichtete Schaden iſt ſehr bedeutend. 35 Paris, 17 Juni. Aus Marſeille wird berichtet, daß die Mannſchaft des Dampfers„Phönix Touache“, als dieſer auf der Ausreiſe nach Tunis den Hafen verlaſſen hatte, vom Kapitän eine Gratifikation verlangte. Da dieſe verweigert wurde, mußte der Dampfer in den Hafen zurückkehren und die Mannſchaft ging an Land. Die Paſſagiere mußetn mit einem anderen von Mann⸗ enden der Kriegsmarine bemannten Schiffe nach Tunis befördert berden. *Meſſina, 16. Juni. Ein junger Geiſtlicher, der viel. bewunderte Protege des Erzbiſchofs, zog ſeinerzeit bei dem Erd⸗ beben ein junges Mädchen aus guter Familie aus den Trüm⸗ mru. Jetzt ſind beide nach Buenos Aires abgeſegelt, um ſich dert zu heiraten. Naewyork, 17. Juni.(Deutſch⸗atl. Kabel.) Der bekanute Eiſenbahnkönig Morſe, der frühere Präſident des Eiſenbahn⸗ truſts, der während der letzten amerikaniſchen Kriſis eine ſo un⸗ rühmliche Rolle ſpielte, wurde jetzt aus der Haft entlaſſen. nachdem 25 Freunde eine Bürgſchaft von 155 000 Dollar geſtellt hatten. Zollwidrige Verwendung der Gerſte. * Berlin, 16. Juni. Die Kommiſſion des Reichstages zur Vorbereitung des Geſetzentwurfes betreffend die zollwidrige Verwendung der Gerſte nahm mit 9 gegen 3 Stimmen den Ent⸗ wurf in erſter Leſung, unter gleichzeitiger Annahme verſchiedener Anträge des Abgeordneten Speck(Zentrum) an, die bezwecken, daß alle aus dem Ausland eingehende Gerſte, auf die der Zollſatz von 1,30 Mk. für den Doppelzentner in Anwendung kommt, durch Färben kenntlich zu machen iſt, wenn nicht der Nachweis erbracht wird, daß ſie zur Bereitung pon Malz ungeeignet iſt, oder daß ſie hierzu nicht verwendet wird. Klexikale Machenſchaften. .E. Linz, 17. Juni. In deutſchen Kreiſen erregt der Erlaß des Präſidiums des Landesſchulrats an die Direktion und den Lehrkörper des Staatsgymnaſiums Linz peinliches Aufſehen. Im Erlaſſe wird allen Schülern des Gymnaſiums verboten mit Korublumen geſchmückt zu erſcheinen, da dieſes allgemeine Ent⸗ rüſtung hervorrufe und als Zeichen antidynaſtiſcher Geſinnung Einlüſſen auf die Statthalterei zuzuſchreiben ſei. 8 Blutige Zuſammenſtöße in Trieſt. 15 Trieſt, 17. Juni. Geſtern abend kam es vor dem Narodni⸗Dome zu Zuſammenſtößen zwiſchen Italie⸗ ner, Slavonfer und der Sicherheitswache. Gen⸗ darmen treunten die Parteien und räumten den Platz. Vor dem Feſtſaal des Vereinslokals der Mazzinianer wurde ein Revolver⸗ ſchuß abgefeuert, wodurch ein Paſſant verletzt wurde. Die Polizei drang ſofort in das erſte Stockwerk ein und nahm eine Durch⸗ ſuchung des Hauſes vor. Hierbei wurden verſchiedene Waffen gefunden. 40 Maszinianer, darunter der Führer, wurden verhaf⸗ tet. Insgeſamt wurden im Laufe des Abends 120 Verhaftungen vorgenommen. Um Mitternacht trat Ruhe ein. Das Erdbeben in Südfrankreich. Paris, 17. Juni. Der Deputierte von Aix, Pelletan, wird in der Kammer für die vom Erdbeben heimgeſuchten Gegenden Südfrankreichs eine Unterſtützung von 5 Millionen beantragen. Die Mißſtände in der franzöſiſchen Marine. * Paris, 17. Juni. Infolge des Beſchluſſes der Marine⸗ Unterſuchungskommiſſion hat Marineminiſter Pickard den Kaſ⸗ ſenverwalter des Marine⸗Invalidenfonds Vittone vorgeladen, der beſchuldigt wird, ſeinerzeit als Sekretär des früheren Marine⸗ miniſters Pelletan widerrechtlich amtliche Schriftſtücke an ſich ge⸗ nomen zu haben. Falls der Marineminiſter die Einleitung einer gerichtlichen Unterſuchung anordnen ſollte, wird das Touloner See⸗Kriegsgericht mit der Angelegenheit betraut werden. Arbeiterbewegungen. * Paris, 17. Juni. Wie dem„Echo de Paris“ aus Ajac⸗ cio gemeldet wird, ſollen morgen in Baſtia 200 Genieſoldaten ein⸗ treffen, um den infolge des bereits 5 Wochen andauernden Eiſen⸗ bahnerſtreiks eingeſtellten Eiſenbahndienſt wieder herzu⸗ ſtellen. Da man Sabotage befürchtet, werden die Bahnſtrecken und Bahnhöfe militäriſch bewacht werden. * Rancy, 17. Juni. Zwiſchen ausſtändigen Berg⸗ leuten und Gendarmen kam es in Aubous zu Zu⸗ ſammenſtößen. 5 Ruheſtörer wurden verhaftet und nach Briey gebracht. Die Kretafrage. * Konſtantinopel, 16. Juni. Die Zeitung„Sabah“ dementiert die Meldung des„Temps“ über Verhandlungen der Türkei mit Griechenland wegen der Inſel Kreta. Tafts Sonderbotſchaft. * Waſhington, 16. Juni. Die Sonderbotſchaft des Präſidenten Taft an den Kongreß empfiehlt eine Steuer von zwei Prozent auf die Reineinnahmen der Korporationen, ſo⸗ wie eine Verfaſſungsänderung, durch welche der Regierung der Vereinigten Staaten das Recht gegeben wird, eine Ein⸗ kommenſteuer zu erheben, ohne dieſelbe auf Grund der er⸗ mittelten Bevölkerungsziffer auf die einzelnen Staaten ver⸗ teilen zu müſſen. Die Botſchaft ſchätzt den Ertrag der Steuer auf die Reineinnahmen der Korporationen auf 25 Millionen Dollars und ſie ſieht in dieſer Steuer einen großen Schritt vorwärts in der Kontrolle der Korporationen, wodurch in Zukunft ein Mißbrauch ihrer Macht verhindert werden könne. Verliner Drahtbericht. (Von unſerem Berliner Bureau.] Preßſtimmen zur geſtrigen Reichstagsverhandlung. möchten das als ein Zeichen begrüßen, daß die Regierung ſich und eine Annahme der Finanzreform nach dem agrariſch⸗klerikalen Muſter unmöglich ſcheine. So ſpricht ſich auch das„Berl. Tagebl.“ aus und meint dann weiter: Dieſe Situation ſei für den Liberalismus nur erwünſcht, er wiſſe jetzt, daß er für das Reich unentbehr⸗ lich ſei und er müſſe deshalb das Eiſen ſchmieden, ſo lange es heiß ſet. Das„Berl. Tagebl.“ ſchließt: Wie weit Fürſt Bülow den Willen und die Kraft hat, den Kampf mit den Kon⸗ ſervativen aufzunehmen, das kann ſich erſt in den nächſtem Tagen offenbaren. Indeſſen hat die geſtrige Rede doch ge⸗ zeigt, daß er noch nicht am Ende ſeiner Künſte iſt und vielleicht war der Reichskanzler gegen die Konſervativen nur ſo ſcharf, weil er ſie ſchon in der Taſche zu haben glaubte. Es würde zum mindenſten überraſchen, wenn ſich Fürſt Bülow auch dies⸗ mal, trotzdem er mit ſeinem Rücktritt ſpielte, als Herr der Situation erweiſen ſollte. Die„Voſſ. Ztg.“ reſumiert ſich dahin: Man wußte nicht recht, was man aus dieſen Anſpielungen auf ſeinen Rücktritt ſchließen ſollte. Heißt es nun: Klar zum Gefecht? Siegt Fürſt Bülow in einem friſchen, fröhlichen Kampf, wäre er bereit, den Reichstag aufzulöſen, wozu ihn Herr Baſſer⸗ mann aufmunterte, oder will er ſich nur als ſpäter Bahn⸗ brecher des Liberalismus einen guten Abgang ſichern? Peſſimiſtiſcher ſieht die„Tägliche Rundſchau“ die Dinge an. Sie meint von den Konſervativen, ſie wollten handeln, nicht mehr erwägen, und deshalb vermöge ſie nicht zu hoffen, daß die eindringlichen Worte des Reichskanzlers eine Sinnesänderung der Konſervativen herbeiführen wer⸗ den. Die Fraktionsdisziplin und der Pakt mit dem Zentrum werden die Umkehr verhindern, auch wenn die Regie⸗ rung und die Linke goldene Brücken bauen und ſich die Reichs⸗ partei noch ſo ſehr als eigentliche Vermittlerin bemühe. Zu dem Bau ſolcher goldener Brücken rät der„Lokal⸗ Anz.“, von dem man in dieſem Falle nicht genau weiß, ob aus ihm eine offiziöſe Stimme ſpricht. Das Blatt ſchreibt an ſeiner charakteriſtiſchſten Stelle: die Konſervativen mögen ſich gegen die Gefahr, daß die Erbſchaftsſteuer vom Parla⸗ ment des allgemeinen Wahlrechts ſpäter noch weiterhin aus⸗ gedehnt oder erhöht werden könnte, ſchon jetzt ſicher, indem ſie Kautelen in das Geſetz hineinbringen und ihm damit den Charakter einer Ergänzungsſteuer im Syſtem unſerer Finanz⸗ wirtſchaft nahm. Mit dieſer Begrenzung wird ſich auch die Linke mit einverſtanden erklären können. Denn, daß indirekte Steuern nach wie vor das Rückgrat unſerer Einnahmen im Reiche bilden müſſen, wird von ihnen weder verkannt, noch geleugnet. Zeigt ſich aber hier erſt die Möglichkeit einer Verſtändigung, dann werden die Liberalen bei der Bewilligung der indirekten Steuervorlagen keine Schwierigkeiten mehr machen können. Sie würden ſich ſonſt mit ihrer ganzen Politik ins Unrecht ſetzen und das Odium ihrer Unfruchtbar⸗ keit in dieſer Lebensfrage des Reiches auf ſich laden. Dazu ſcheinen ſie aber einſtweilen ſtark geſonnen zu ſein. Die„Deutſche Tageszeitung“ meint in dieſem Sinne: Der Reichskanzler rechnet auch offenbar mit der Wahr⸗ ſcheinlichkeit, daß die Erbanfallſteuer abgelehnt werde. Wir endlich mit dem Gedanken vertraut gemacht hat, auf einem anderen Wege, als dem urſprünglich beabſtchtigten, das not⸗ wendige Ziel zu erreichen und man kann es mit gutem Gewiſſen tun. Wir haben ſchon früher ausgeführt, daß es für die Regierung die Hauptſache iſt, das zu erlangen, was ſie für notwendig mit den Intereſſen des Reichs hält. Sie hat es erreicht, ſie hat noch mehr erreicht, auch daß ihr Finanz⸗ programm in ihren Grundzügen Annahme fand. In einzel⸗ nen Fragen kann jede Regierung, auch die ſtärkſte, ſich mit der Mehrheit verſtändigen. Zum Schluß verwahrt ſie ſich noch⸗ mals dagegen, daß die Rechte und die Landwirtſchaft auf den Sturz des Fürſten Bülow ausgingen. „Der„Vorwärts“ iſt bei Beurteilung der geſtrigen Rede des Reichskanzlers von gewohnter Albernheit. Er erklärt ſich da⸗ hin:„Fürſt Bülow zog es vor, ſich ſelbſt die politiſche Grabrede zu halten nach dem Motto:„Ueber den Toten nichts als Gutes.“ Es war zugleich die Grabrede für die Erbſchaftsſteuer. Trügt nicht alles, ſo ſtehen die Agrarier vor einem Triumph, wenn nicht im letzten Moment der Widerſtand der Volksmaſſen ihnen den Raub entreißt.“ Was der„Vorwärts“ ſich in dieſem„Widerſtand der Volksmaſſen“ vorſtellt, wird wohl vorerſt ſein Geheimnis bleiben. Zum Schluß noch das Urteil der Germania“: Die„Ger⸗ monia“ ſucht zunächſt, wie ja ſelbſtverſtändlich iſt, die Vorwürfe des Reichskanzlers gegen das Zentrum zurückzuweiſen und erklärt dann, auf da⸗ Zentrum wird dieſer neue Affront keinen beſon⸗ deren Eindruck machen, da die Perſon des Fürſten Bülow nicht ſo ſehr in Frage komme„ als die Sache der Reichsfinanzreform, an deren Zuſtandekommen das Zentrum mitzuarbeiten gewillt ſei. Daß Fürſt Bülow die Konſervativen mit ſeiner Rede bekehrt hätte, glaubt die„Germania“ nicht annehmen zu wollen. Das„Reich“ meint, die Lage iſt ernſter wie je. Der Auf⸗ marſch iſt ſo gut wie vollzogen. Zum letzten Male wagen die Parteien ihre Kraft, Ueberzeugung ſteht gegen Ueberzeugung. Wer wagt im Getöſe des Kampfes den Ausgang zu prophezeihen? Der Entſcheidungswürfel rollt. 5 Tondoner Prahtnachrichten. (Von unſerem Londoner Bureau.) Neue engliſche Sorgen. 5 London, 17. Juni. Der Miniſter des Auswärtigen wird heute im Unterhaus gefragt werden, ob er irgendwelche Infor⸗ mationen erhalten habe, aus denen hervorgehe, daß das Deutſche Reich mit Italien wegen der Abtretung des italieniſchen Teiles von Somaliland unter⸗ handle. Ein Beſuch des Zaren am italieniſchen Königshofe. OLondon, 17. Juni. Nach einer Meldung des römiſchen Korreſpondenten der„Daily Mail“ werde der Zar von Rußland dem italieniſchen Hof im Auguſt oder September dieſes Jahres einen Beſuch abſtatten. Einzelheiten darüber würden mit Bezug auf die bekannten Umſtände natürlich noch nicht veröffentlicht. Ausgeſchloſſen ſei ein Beſuch in Rom, wahrſcheinlich werde man Bari wählen, weil der Zar ſchon lange den Wunſch hege, die dort befindlichen Reliquien des heiligen Nikolaus zu ſehen; da der Zar auch Neapel und die Ruinen von Meſſina zu ſehen wünſche, ſo ſei es nicht unmöglich, daß die Begegnung vielleicht in Ra⸗ pallo ſtattfinden werde.

Mannheim, 17. Juni. General⸗Auzeiger.(Mittagblatt.) Pfalz, Heſſen und Umgebung. *Erbach i.., 11. Juni. Aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums des Grafen Georg Albrecht zu Erbach als Inhaber der Standesherrſchaft Erbach Erbach trugen eine An⸗ zahl Gebäude Flaggenſchmuck. Um 11 Uhr fand im Ritterſaale des Gräfl. Schloſſes Gratulationskour ſtatt. Bürgermeiſter Stegmüller ſprach als Vertreter der Stadt dem Jubilar die beſten Glückwünſche aus. Hauptlehrer Klein widmete als Geſchenk der Fachſ hule eine hübſche Elfenbeinſchnitzerei. Im Namen der Kirchengemeinden der beiden früheren Gräfl. Aemter Erbach und Reichenberg überreichte Dekan Scriba ein prächtiges Album mit Anſichten aus den verſchie⸗ denen Orten, während Oberlehrer Will als Geſchenk der Lehrer 9 dieſer Aemter ein ſehr geſchmackvolles Bild mit Photographien der einzelnen Schulhäuſer darbot. Vor und nach der Gratulation ſangen die drei hieſigen Geſngvereine der Bedeutung des Tages angemeſ⸗ ſene Chöre. Jolkswirtschaft. Landwirtſchaftliche Creditbank, Frankfurt a. M. Der unter Mitwirkung der Reichsgenoſſenſchaftsbank in Darmſtadt aufge⸗ ſtellte Abſchluß für 1908, deſſen Veröffentlichung in den nächſten Tagen bevorſteht, ergibt, da auf verſchiedene Engagements des Inſtituts große Abſchreibungen erforderlich waren, einen anſehn⸗ lichen Verluſt, ſo daß nach Aufzehrung ſämtlicher Reſerven im Betrage von M. 500 000 noch ein größerer Fehlbetrag entſteht, deſſen Beſeitigung durch eine Zuſammenlegung der Aktien geplant iſt. Gegenwärtig beträgt das Aktienkapital der Bank bekanntlich M. 2 Mill. Weſtdeutſche Eiſenbahngeſellſchaft. Das Gewinn⸗ und Verluſt⸗ konto der Geſellſchaft weiſt mit 4 306 987 M. gegen 1 790 730 Mark einen weſentlich höheren Rohüberſchuß gegen das Vor⸗ jahr aus, indeſſen reſultiert der weitaus größte Teil davon aus dem buchmäßigen Ueberſchuß, der infolge der Umwand⸗ lung der Stammaktien der Geſellſchaft in Vorzugsaktien die Höhe von 3 607 886 M. erzielt wurde. Der eigentliche Betriebsgewinn der Geſellſchaft iſt dagegen ſehr erheblich hinter dem des Vorjahres zurückgeblieben. Die Betriebs⸗, Zinſen⸗ und Dividendenkonten erbrachten nur 374 260 M. (i. V. 698 711.), die Bau und ſonſtigen Konten 283 592 (960 492)., ſo daß ſich alſo insgeſamt ein Jahresbrutto⸗ erträgnis von 657 852(1 659 103) M. ergibt. Dazu tritt noch ein Vortrag von 41 248(131499) M. Trotz des Rück⸗ gangs der regulären Einnahmen ſind die Generalunkoſten und Steuern(242 433 gegen 229 647.), ſowie die Zinſen (577 039 gegen 431 396.) geſtiegen. Obligationszinſen erforderten 386 800 M.(389 200). Die Pachtlinien ergaben einen Fehlbetrag von 40 637 M. Zu Abſchreibungen auf Anlagekonten werden 740 147 M.(i. V. 127 747), zu Ab⸗ ſchreibungen auf Außenſtände 949 999., auf Effekten 1000 000 M. verwandt. Dem Delkrederekonto werden 130000., dem Betriebs⸗Garantiefonds 215 522 M. (153 224), und dem Reſervefonds 24 347 M. überwieſen. Dem Geſchäftsbericht entnehmen wir das folgende:„Es betrugen die Geſamteinnahmen aller Bahnen mit dem Kalender rechnungsjahr und dem ſtaatlichen Rechnungszahr im Jahre 1908 bezw. 1908/09 6864351 M.(6 829 055.), die Geſamtausgaben 4 118716 M.(3 916 826.), der Geſamtbruttoüberſchuß 2 745 658 M.(2 912 229.). Die — 1907/08 noch eine Geſamtmehreinnahme von 586 000 M. und Mehrüberſchuß von 179 000 M. erbracht. Dieſes ſehr ungünſtige Ergebnis iſt in der Hauptſache auf die rück⸗ gängige Konjunktur in der Induſtrie und auf das Danieder⸗ kiegen der allgemeinen Bautätigkeit zurückzuführen. Im Jahre 1909 ſcheinen ſich die Verhältniſſe zu beſſern. Bei der„Induſtrie“ Verſicherungsgeſellſchaft.-G. in Berlin betrugen im erſten, elf Monate umfaſſenden Geſchäftsjahre die Prämieneinnahmen für ein verſichertes Kapital von Mark 203 973 644 insgeſamt M. 1 229 132, wovon M. 1183 384 für eigene Rechnung gingen. Dieſer Einnahme an Prämien ſtehen nach Abzug der Rückverſicherung M. 507919 an gezahlten und M. 321 135 an reſervierten Schadensbeträgen gegenüber. Der Ueber⸗ ſchuß beträgt M. 98 381 und ſoll wie folgt verteilt werden: Re⸗ ſervefonds M. 4936, 6 Prozent Dividende für 11 Monate gleich M. 55000, der Spesialreſervefonds wird M. 11 425 er⸗ halten und M. 17 199 kommen zum Vortrag. ** Telegraphiſche Handelsberichte. „ Hamburg, 16. Juni. Ein Konſortium, beſtehend aus der 11 Hamburg, der Berliner Handelsgeſellſchaft, Delbrück Deb u. Co., Johann Berenberg, Goßler u. Co., Finlands Bank, Kanſellis Oſake Pankki in Helſingfors, Bankatiebolaget in Stockholm und Oefre Norrland in Stockholm, übernahm von der finländiſchen Stadt⸗ und Hypothekenkaſſe in Helſingfors M. 6 Mil⸗ lionen 4„ zehn Jahre lang unkündbare Pfand⸗ 571 f demnächſt in Hamburg und Berlin zur Zeichnung aufgelegt werden. 5„ Berlin, 16. Juni. In der heute ſtattgefundenen General⸗ verſammlung der Preis⸗Konvention für Draht⸗ waren und Drahtſtifte wurde nach allgemeiner Diskuſſion über die Geſchäftslage feſtgeſtellt, daß ſich die Vereinigung weiter konſolidiere. Eine Anregung aus der Verſammlung, die jetzt be⸗ ſtehende Konvention für Drahtſtifte baldigſt in ein Syndikat überzuleiten, wurde einſtimmig begrüßt und eine Kommiſſion ge⸗ wählt, welche ſofort in Tätigkeit treten ſoll, um die Vorarbeiten für die Gründung eines Drahtſtift⸗Syndikats fertigzuſtellen. *** Kabeltelegramme. Newhork, 17. Juni.(Deutſch⸗atlant. Kabel.) Die D v i⸗ dende der Readingbahn wurde wider Erwarten mit 4 Pros. vorgeſchlagen; die Börſe ſchätzte ſie allgemein auf 6 Prozent. * Newyork, 17. Juni.(Deutſch⸗atlant. Kabel.) Der Senat nahm das Amendement für zollfreie Zulaſſung von den Philippinen von 300 000 Tonnen Zucker, 1 Million Pfund Tabak und 70 Millionen Zigarren an. Newyork, 17. Juni.(Deutſch⸗atlant. Kabel.) Der bekannte Baumwollexperte Giles ſchätzt den Stand der Bau m w 9Ll⸗ pflanzen um 2,6 Punkte niedriger als im Vorjahre. Das Wachstum ſei durch Unkraut und Baummwollwurm ſtark beeinträch⸗ tigt. In Luiſann ſei das Wachstum noch um—3 Wochen zurück. Newhork, 17. Juni.(Deutſch⸗atlant. Kabel.) Das Bank⸗ haus Morgan gibt nunmehr zu, daß die franzöſiſche Regterung der Einführung der Stahltruſtwerte an der Pariſer Vörſe Schwierigkeiten macht, hofft jedoch auf eine befriedigende Löſung des Konflikts.„%%%%ͤ/;ũ᷑; — geſamten Betriebseinnahmen ſtiegen daher gegen das Vorjahr nur um 35 296., während der Geſamt⸗Bruttoüberſchuß um 166 594 M. zurückging, dagegen hatte das Jahr 1907 bezw. Telegraphiſche Börſenberichte. Effekten. * Brüſſel, 16. Juni.(Schluß⸗Kurſe). Kurs vom 15. 18. 4% Braftlianiſche Anleihe 18999 84.22] 84.— 4% Spaniſche äußere Anleihe(Exterieurs))——.— e Tüflen Anftzz 93.——— Türten zoſe ½—— Diomabaunununnt⏑”.. Luxemburgiſche Prince Henribahn. J352.50 655.— Warſchau⸗Wienee 9g— Valparaiſo, 16. Juni. Wechſel auf London 10¼. *** Produkte. *Newhork, 16. Juni. Produktenbörſe. Weizen. Die rückläufige Bewegung machte heute weitere Fortſchritte. Bei Beginn des Verkehrs verlor Juli und Septembertermin., da entmutigende Kabelberichte, Abgaben der Kommiſſionshäuſer per Juli und günſtige Wetternachrichten aus dem Nordweſten einen Druck ausübten. Verkäufe für den Export: 2 Bootladungen. Umſatz am Terminmarkte: 1 400 000 Bufhels. Mais eröffnete in ſtetiger Haktung. Im weiteren Verkehr war der Markt keinen nennenswerten Einflüſſen unterworfen. Schluß willig, Preiſe ½ bis 1½ c. niedriger. Verkäufe für den Export: 3 Bootladungen. New⸗Nort, 16. Juni. Newyork, 16. Juni. Kaffee anfangs feſter auf er⸗ Abgaben der Kommiſſionshäufer. Schluß ruhig. Baumwolle anziehend auf feſt lautende telegraphiſche Nachrichten aus Mancheſter, Deckungen der Baiſſiers, beſſere Nach⸗ richten aus den Baumwolldiſtrikten und auf a la Hauſſe lautende pribate Erntemeldungen. Gegen Schluß wieder ſchwächer unter teilweiſen Realiſierungen. Schluß ruhig. Chicago, 16. Juni. Nachm. 5 Uhr. Kurs vom 15. 16. Kurs vom 15. 16. Weizen Juli 114½ 114½½ Leinſaat Juli————bn— „ Septbr. 109 ½% 107˙% Schmalz Juli 11.72 11.65 „ Dezbr. 107— 103˙½ 7 Sept. 11.89 11.70 Mais Juli 72— 71 ¼¼„Dlt 11.75 11.67 „ Siupibr. 69 ½% 60—Pork Jult 20.37 20 22 „ Dezbr. 59% 58%½„ Sept. 20.57 20.42 Roggen loto 87— 87—„ Ok.—.——.— „Jul 85— 84—Rippen Juli 11.05 10.97 5 ez.——„ Sep. 11.02 10.92 Hafer Jult 51% 50 J 10.95 10.85 7 ept. 43%/ 42] Speck Leinſaat Nordj⸗W.—.——.— 11.50 11.50 * Chicago, 16. Juni. Produktenbörſe. Weizen lag bei Beginn des heutigen Verkehrs willig, mit Juli 98, Septem⸗ ber ½ c. niedriger. Mais eröffnete auf günſtige Wetterberichte und Abgaben der Kommiſſionshäuſer in kaum ſtetiger Haltung, mit September c. unter der geſtrigen amtlichen Schlußnotiz. Schluß willig, Preiſe ½ bis 78 c. niedriger. Liverpool, 16. Juni.(Schluß. Weizen roter Winter ſtetig 15. 16. Di erenz FFCTCTTTTT 907 811— 2 pder Sepßt.„„ ö 8/5%/— 5 Mais ruhig Bunter Amerlla pe Juli 206 U% 5/5 5— La Plata per Sept. 5769/ 516—. *Köln, 16. Juni. Rüböl in Poſten von 5000 kg 65.— B Mai 61.—., 60.50 G. London,„The Baltie“ 16. Juni(Tel.) Schluß. Weizen ſchwimmend: ruhig bei kleinem Geſchäft. Verkauft. 1 Karachi Choice weiß per Mai[Juli zu 42/4½ per 492 lbs. 1 gl. Teilladung per Junt/ Juli zu 41/7½, per 492 lbs. Mais ſchwimmend: ruhig, Käufer reſer viert. Verlauft: 1 Teilladung La Plata gelb SS R. T. verſchifft zu 26 3, per 180 lbs. 1 gl. Teilladung ver Juli/Aug. zu 25/9, per 400 lbs. Gerſte ſchwimmend: ſehr leblos. Verlauft: 1 Ladung Saffi per Juli zu 22.6. Hafer ſchwimmend: eſt bei beſſerer Nachfrage. Ver kauft: 1 Teilladung La Plata per Mai/ Juni zu 17 9. **** Eiſen und Metalle. London, 16. Juni(Schluß.) Kupfer, flau, per Kaßta 58.17.8 3 Mon. 59.15.0, Zinn träge, per Kaſſa 138.17.8. 3 Mon. 135..8, Blei träge, ſpaniſch 13..8, engliſch 13 10.0, Zint träge, Gewöhnl. Marken 22..0, ſpezial Marken 22.12.6. Glasgow, 16. Juni. e Middlesborough war⸗ rants, per Kaſſa 4½87. per Monat 48,10. Kurs vom 15. 16. Kurs vom 15. 16. Baumw.atl. Hafen.000.000 Schm.(Roh. u. Br.) 1245 12.35 „ atl. Golfh..000.000 Schmalz(Wilcoyg 12.45 12,35 „ im Innern.000.000 Talg prima City 5%6 5 J½ „Exp. u. Gr. B..000.000„.42.42 „ Exp. n. Kont.„.000.000 KaffeeRio No. 7 lek. 7½ 77 Baumwolle loko 11.40 11.40 do. unt.75.70 do. Junt 10.97 10.97] do. Jul:.45.45 do. Juli 10.91 10.91 do. Nuguſt.—.— do. Auguſt 10.91 10.93 do. Sept..90.95 do. Oktbr. 10.94 10.92] do. Okt..75.75 do. Novbr 10.94 10.90 do. Novbr..75.75 do. Dezbr 10.89 10.92] do. Dezb..75.75 do. Jan. 10.94 10.96 do. Januar.80.80 do. Febr 10.89 10.91] do. Februar.80.80 do. Mär 10.89 10.91 do. 15710.80.80 Baumw. i. New⸗ do. Apri.80.80 Orl. loko 10% 10% do. Mai.80.85 do. per Juni 11.02 11.—Weiz. red. Wint. Il. 151——— do. per Febr. 10.89 10.88] do. Juli 128 122 Petrol. raf. Caſes 10.90 10.90 do. Septbr. 116 ½% 114½ do. ſtand. white. do. Dezbr. 114 ½% 113 ½ New No.50.50 Mais Juli 81 Q80— Petrol. ſtand. whtt. do. Dezbr. Philadelphia.48.48 MehlSp..eleare.10.10 Pert.⸗Erd. Balanc.68.68 Getreidefrachtnach Terpen. New⸗Hork 43%½% 43 ½ Liverpool 1 4 1 7 do. Savanah. 40— 40— do. London 1 55 17 Schmalz⸗W. ſteam 12.15 12.10 do. Antwerp. 1 7 1 5 do. Rotterdam 3—— mutigende Kabelberichte, ſpäter aber wieder abgeſchwächt infolge Zin Kupfer Superior Jugots vorrätig. 1362,18751382¼1875 Roh⸗Efſenam Northern Foundry No3 p. Tonne Stahl⸗Schienen Waggon frei öſtl. Frbr. waren angeboten.,(La Plata Provenienzen dreimonatli ſonſtige Provenienzen gegen netto Kaſſa) in Mark, per Tonne, Cif. Rotterdam. 166.[ 17/½ Weizen rumän. nach Muſter ſchwimmend 200 203200—205 75„ 719/80 kg per Aug.⸗Sept. 187 186 5„ 78/79 p. Aug.⸗Sept. 184 ½% 184 „ Ulka 9 Pud 30/35 ladend 197 197 75„ 10 Pud ſchwimmend 199 5½ 1995 „ Azima 10 Pud ladend 203 202 5„%„ ii 204 904 „ La Plata Bahia Blanka 80 kg ladend 203 ½ 2026 „„„ Ungarſaat 80 ſchwimmend 203 55 202 74 „„„ Roſaria Santa F 7 kg ſchw. 204 204 „„Entre Rios per Mai/Juni 204 55 204 N½⁴ „ Redwinter II per Juli— 192˙9%½ „ Kanſas II per Aug⸗Sept.— 198 Roggen ruſſiſcher 9 Pud 10/15 ſchwimmend 1462E6 7 nordd. 7/72 kg per ſchwimmend 139—143 Futtergerſte ruſſiſche 5/59 kg. 2 117 5„ 5960„ 118 La Plata 59/0 ſchwimmend 119%¼ Hafer ruſſiſcher 46/47„ Mai⸗Juni 129 „ s 7 18⁰0 „ La Plata f. a. g. 46/47 ke. ſchwimmend 129 ＋**„„„ 1* 7 130 Mats„„ gelb r. t. ſchwimmend 125 125 15„„ 122 122² 5 Amerikaner mixed. ſchwimmend—— Donau ſchwimmend. 125 125 *) Windſtill, Heiter. ＋ 11 C. Mitgeteilt von der Schwimm⸗ und Badcanſtalt Leopold Sänger. New-⸗Port, 16. Juni. Heute Vor Kurs 2925/29652937/975 1575/18251575¼1625 28.— 28.— u Straits ** A Maunnheimer Produktenbörſe. 8 5 An der heutigen Börf. Waſſerſtandsnachrichten im Monat Juni. Pegelſtationen Datum vom Rhein: 12. 13. 14. 15. 16. 12.J Bemerkunge Wonſtauns 8,66 3,72 Waldshut 3,36 3,0 Hüningen!).2,37 2,88 3,05 2,95 2,65 2,56 Abds. 6 Uh hl ſi N. 6 Uhr Lauterburg 4,75 4,93 Abds. 6 Uh Maxan 4,35 4,52 4,95 5,25 5,22 4,97 2 Uhr Germersheim 4 34 4,83.-P. 19 Uh Mannuheim 330 3,42 8,66 4,38 4,66 4,47 Morg. 7 Uh Mainz 8 0,81 0,86 0,99 1,30 1,72.-P. 12 Uh Bingen 1,77 1,96 10 Uhr Maub.„„„ ſie 2 Uhr Kobleunz 1,95 2,09 10 Uhr Köoln 1,68 1,78 2,06 2 Uhr Nuhrort 0,71 0,76 6 Uhr vom Neckar: Maunheim 5 3,26 3,38 3,60.40 4,89 4,50] V. 7 Uh Heilbronn 10,50 0,48 1,60 2,00 1,22 V. 7 Uhr Waſſerwärme des Rheins am 17. Juni 13 R, 16 0. Witterungsbeobachtung der meteorologiſchen Station Mauuheim. Sort Frü Fru 3% 32 3 1 328 3. 2—7 5 558 Daln gent —*—— 82 S 28 8 mm 3 333=5 16. Juni Morg.%757¼ 12,4 N2 16.„ MNittg. 2¼%756,3 21,2 N3 16. Abbs. 99757,0 17,0 N 4 17. Juni Morg. 7d0758,2 14,0 NNW'öz3 Samstag iſt größtenteils trockenes, aber zeitweilig bedecktes und kurzen Störungen geneigtes Wetter zu erwarten. Maggi's Suppenwürfel kennt und verwendet heute wohl j ſparſame Hausfrau. und 1 Würfel Reis⸗Suppe zu 10 Pfg. zuſammen gekocht, geben 25 Pfg. 6 Teller nahrhafter, wohlſchmeckender Suppe, wie ſie den billigen Preis auf andere Art auch nicht annähernd in gleichen Güte hergeſtellt werden kann. 55 für Kunſt und Feuilleton: J..: Dr. Fritz Goldenbau für Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: Rich. Schön für Volkswirtſchaft und den übrigen redaktionellen Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, Mondamin- Fruchtflammeri iſt ein bevorzugtes Sommergericht. friſchenden, natürlichen Fruchtflammeri. ſäfte ſelbſt bereitet. Höchſte Temperatur den 16 Juni 22,0 Tloffle 5 vom 16,/17. Juni 11,3⸗ »Mutmaßliches Wetter am 18. und 19. Juni. Für Freitag — Geſchäftliches. Eine ſehr empfehlenswerte Miſchung ſin en Tomaten und Reis. 1 Würfel Tomaten⸗Suppe zu 15 BVerantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum: 2 J..: Richard Schönfelder. 7 für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Fritz Joos. G. m. b..: Direktor: Ernſt Müller. Man verwende den Saft friſcher geſchmorter chte, das gibt einen köſtlichen, zuträglichen, er⸗ Man weiß, was man hat, wenn man die Ob Mondamin erhält den rei chtgeſchmack. ueberall erhältlich in 60, 30 u. 15 Pfg.⸗Pakete Bei Hunyadi Janos HARTLEIBIGKEIT, VERSTOPFUN nehmen Sie das altbewährte 52 Bitterwasser. Normaldosis: ein Weinglas

1* 6. Seite General⸗Unzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 17. Juni Ein 15 Jaeſen- Mlelder Serie J/ 8 8 10 e 0 88 8 7 48. frühef er Hert bis Hät. 20025 nur reguſdre fehlerirele Hare. SHezjaſgeschdit (Aur. Lelimann V Er. Pof n. Macſona. Sheater Theater Aannheim. Donnerstag, den 17. Juni 1909. 50. Vorstellung im Abonnement B. Neu einſtudiert: Der Postillon v. Lonjumeau Komiſche Oper in 3 Abteilungen nach dem Fea en des le Leuven und Brunswick. Muſik von Adolf Adam. Regiſſeur: Eugen Gebrath.— Dirigent: Hermann Kutzſchbach. 1119 ——— Perſonen der 1. Abteilung: Chapelon Poſtillon.„Hans Copouy Karl Marx Hugo Voiſin Roſe Kleinert Das Dorf Lonjumeau. Bijou. Wagenſchmied Marquis de Corey 5 Madeleine, Wirtin Bauern u. Bäuerinnen.— Ort: Zeit: 1756. Perſonen der 2. und 3. Abteilung: Marquis de Corcy, Intendaut Hugo Voiſin Saint Phar, erſter Sänger der königl. Oper Haus Copony Aleindor Karl Marx Vourdon Koryphäen der Open Karl Zöller Frau von Latour.„„Roſe Kleinert N ſa, ihr Kan mermädcken Paula Schultze Kaſſeneröff. ½7 Uhr. Anfang 7 uhr Ende geg. 9˙½ Uhr Eine größere Pauſe nach dem zweiten Akt. Kleine Preiſe. Im Großh. Boftheater. Freitag, 18 Juni 1909. 31. Vorſtellung im Abonn. 18. Der Kaufmann von Venedig Anfang 7 Uhr. Friedrichs-Park. Donnerstag, den 17. Juni, abends—11 Uhr Große italieniſche Aacht Bengaliſche Beleuchtung Militär-Konzert JAC Kl 225.— M I, 1. Ein Posten -KLEIDER 35— früherer Wert bis Mk. 150.—, nur reguläre fehlerfreie Ware KURT LEH Spezial-Geschäft 212 derie fl„ A5. 285 IANN M I, 1. Frankfurter Intimes-Theater Dir. Joseph Valle. HKeubte Dommerstæag, den 17. Julr. EWeltes Sastspiel. im Musensaal des Rosengartens Vollständig neues Programm mit Häthe Freifrau von Broich. Annie Felseck in „Die Bame in Ros“ und in„Des Pett“(„In und unter dem Bett“) ferner Toni Thoms. 10831 Vorverkauf b. Ferd. Heeckel. 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Aeltestes u. besteingoführtes Iustitut des Arossherzogtums Raden. 8076 Verbindungen mit allen Plätzen der Welt. Strengste Diskretion E. V. Wegen Reviſion der Bib⸗ liothek werden vom 15. Juni bis auf weiteres keine Bücher mehr ausgegeben. Wir bitten die verehrlichen Mitglieder die noch in Händen habenden Bücher bis ſpäteſtens 28, Juni in den üblichen Bib⸗ liothekſtunden an uns zurück⸗ zuliefern. 30093 Der Vorſtaund. Freiwillige Fenerwehr. 929 d.., abds. 7 uhr Uebung D im Zteughaushofe. Skeiger⸗ u. Retterabteilung mit Retkungsſchlauch in der Be⸗ rufsfeuerwehrkaſerne. 32558 Das Kommando: E. Molitor eee laualen Aufbewahrung 6528 Kommissions-Verkauf. VUebernehme und gebe Barvorschuss. Kaufe Haushaltungen, ganse Lager oder einzelne Stücke von Möbeln, Waren ete, ferner Gold, Silber, Brillanten, Ge- mälde, Waffen, Antiquitäten, Bücher, Münzen etc. Pfandscheine. Billigster Verkauf vor- —⸗genannter Artikel. Fritz Best, d 4, 3 Auktionator und Taxator I. Aufbewahrungsmagazin NB. Ia. Referenzen. 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Eiligſt ſchritt ſie, da das Kind ruhig ſchlief, hinaus, hinab in die große Halle, wo die wenigen zurückgebliebenen Gäſte verſtört beiſammenſtanden und flüſternd die Ereigniſſe beſprachen. Die Lichter im Park waren verlöſcht, die Feenpracht zerſtört. Dumpfe, ſchwere, bleierne Schwüle lag über Falkenhagen, ein grollendes, dunkles Verhängnis, das mit ſchwerem Flügelſchlag näher und näher kam. Baron Wolfsegg, der als nächſter Nachbar ſich erboten hatte, die Nacht in Falkenhagen zu bleiben, bemühte ſich, die auf⸗ geregte Dienerſchaft, die planlos hin und her lief, zu beruhigen. Er atmete wie erlöſt auf, als Tina erſchien. „Gott ſei Dank, daß Sie kommen, Fräulein Rammler!“ rief er dem jungen Mädchen entgegen,„wo waren Sie nur?“ „Ich war bei dem Kinde.“ Wie merkwürdig der Baron ſie anſah! Sie hatte plötzlich die Empfindung, als müßte ſie ihr Antlitz in ſeine milden, gütigen Hände bergen und ſich bei ihm ausweinen. Er war vielleicht der Einzige, der nicht hart mit ihr ſein würde. Aber der Baron wandte ſich dem Prinzen Hohenſtein zu, der noch unter den wenigen Gäſten weilte, die um das Schickſal der Hausfrau bangten und auf die Entſcheidung harrten. Die Baro⸗ nin aber, die bleich und abgeſpannt in einem hohen Lehnſeſſel ruhte, ſah Tina mißmutig an und dachte:„Wenn ſie doch immer in Falkenhagen bleiben möchte, das unausſtehliche Geſchöpf, das ſo tut, als hätte ſie hier Heimatsrechte.“ Tina gab den Dienern Anweiſung, Kaffee zu reichen und ein Feuer im Kamin anzuzünden, da das Gewitter, das ſich lang⸗ ſam in der Ferne verlor, eine empfindliche Abkühlung gebracht hatte. Dann veranlaßte ſie die Dienerſchaft, die Feſtſäle aufzuräu⸗ 50 men und für die Gräfin Andrea ein warmes Bad zu bereiten, damit, wenn man ſie heimbrachte, alles zu ihrer Pflege gerüſtet ſei. Aber ſie kam nicht heim, die Gräfin. Nach einigen Stunden kehrten die Fiſcher mit Graf Barten⸗ und Roland Hinzdorf zurück. Malaunds ſonſt ſo leichtfertige Züge waren eigenartig ernſt und DechlelsFormulare Dr. B. 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Tina wußte nicht recht ob ſie gehen oder bleiben ſollte, die Baronin von Wolfsegg aber machte ihrer Unentſchloſſenheit ein ſchnelles Ende, indem ſie zu Bartenſtein ſagte: „Natürlich laſſen wir Ihnen Fräulein Rammler da, mein beſter Graf. Wer weiß, ob Ihnen und dem Kleinen weibliche Hilfe nicht notwendig iſt. Ich beurlaube Fräulein Rammler, ſo lange ihre Gegenwart Ihnen nützen kann. Nun aber blicken Sie nicht ſo trübe und hoffnungslos drein, lieber Graf. Wir brau⸗ chen ja noch nicht ganz zu verzagen. Wie leicht iſt es möglich, daß die Vermißten an einem Orte, die den See begrenzen, ſich ans Ufer gerettet und Unterkunft gefunden haben.“ Der Graf hörte kaum, was die Gräfin ſprach. „Laßt mich nicht hier allein!“ ſtöhnte Tina unterdes in ihrem Innern. Ihr graute vor einem Alleinſein mit dem Manne, der ſo leidverloren ins Leere ſah, und dem doch niemand helfen konnte. Auch Roland Hinzdorf rüſtete zur Abfahrt. Er wollte nach Berlin, um perſönlich die Eltern zu verſtändigen, ſo ſehr die anderen ihn auch mahnten, damit zu warten, bis man beſtimmt wußte, ob das Entſetzliche wirklich geſchehen.„Nein,“ meinte er beſtimfmt,„ſein Vater würde es ihm nie verzeihen, wenn er ihn jetzt ohne Nachricht ließe.“— „Ich finde es eigentlich nicht recht paſſend,“ flüſterte Jobſt von Wolfsegg ſeiner Schwägerin zu,„daß Du Fräulein Rammler allein hier läßt. Sie iſt doch noch ſo jung und unerfahren.“ Ein Blick der Baronin ließ ihn verſtummen „Ich bitte Dich, Jobſt, Du tuſt, als ob bdieſes Mädchen eine junge Dame unſerer Kreiſe wäre, die man nicht eine Nacht in einem frauenloſe Hauſe läßt. Wo eine Tina Rammler bleibt, iſt doch ganz gleichgültig.“ Der Baron ſchwieg. Er mochte in dieſer Stunde nicht mit ſeiner Schwägerin ſtreiten, er würde auch Tina durch jede Ver⸗ teidigung nur ſchaden. Stumm führte er Frau Soma zum Wagen. „Du kommſt nicht mit, Jobſt? Ihr könnt doch hier gar nichts tun?“ „Nein, ich will mit Otto zu Fuß gehen, ich habe, weißt, noch mit ihm zu reden.“ „Ach, der arme Junge! Jobſt, laß ihn heute zufrieden. Es waren wirklich Aufregungen genug. Sein Dienſt fängt ſo früh an, daß er kaum noch Zeit zu einer Stunde Schlaf findet.“ wie Du —————— ‚ œ·rrwm-rñ!!Vę „Die kühle Nachtluft wird ihm gut tun,“ erwiderte der Baron kurz, das Wagenſchloß ſchließend. Die Baronin lehnte ſich ganz vernichtet in die Kiſſen des Wagens zurück. Wie hart ihr Schwager war, wie⸗ unerbittlich hart,— der arme Junge, wie würde er es leiden müſſen! Wenige Minuten ſpäter lag Falkenhagen ſtill im grauen Morgennebel, als wäre nie die jauchzende Luſt flammenſprühen⸗ den Lebens darübergegangen. Oben im Schloß wiegte Tina in dumpfer Trauer und beben⸗ der Angſt ein weinendes Kind auf ihren Knieen, und unten in der kühlen Halle ſaß der Graf und blickte mit verlöſchendem Blick in die zuckenden Flammen des Kamins. Das war das Ende aller Herrlichkeit, um die er ſein Glück und ſeine Menſchenwürde preisgegeben? Ihn ekelte vor ſich ſelber. Nicht mal trauern konnte er um die Frau, die er nur erwählt, weil die Welt mit ihrem Glanz und Schimmer ihn lockte und blendete. Einen Moment durchzuckte ihn auch der Gedanke: Ging ſie vielleicht freiwillig aus dem Leben, weil ſie das Daſein an ſeiner Seite nicht ertragen konnte? Nein, nein, ſo weit war es wohl mit dieſem Weltkind noch nicht gekommen, aber elend war ſie, daß war gewiß, elend wie er! Sein großer Jagdhund, der ihm zu Füßen lag, leckte ihm ſchmeichelnd die Hand, als hätte er Verſtändnis für die Trauer ſeines Herrn. Und dann kam wieder dieſes beängſtigende Schweigen, das ſein Herz erſchauern ließ in ſtummer Qual. Er litt um die da draußen, die wohl für immer von ihm ge⸗ gangen, und er litt um das fremde Mädchen mit dem feinen, blaſſen Geſicht und der roten Lockenfülle, die,— das hatte er vor⸗ 5 empfunden— ſeinem Herzen teuer war, mehr, als er je ge ahnt Die wilde Eiferſucht, die in ihm emporgeflammt, als er ſie in den Armen des Barons fand, hatte ihn plötzlich ſehend gemacht. Nun verſtand er auch das Gefühl, das ihn damals gemartert, als er Tinas Verlobung erfahren. Er hatte nie wieder mit ihr über ihre Verlobung geſprochen, aber er fühlte, daß er ſie keinem anderen gönnen, daß er raſend werden könnte, wenn er daran dachte, daß dieſer blaſſe, nichts⸗ ſagende Dr. Röper einen Schatz ſein eigen nennen ſollte, über den er ſelbſt ſchützend die Hände breiten möchte. Die jähe Eiferſucht, die ihn vorhin übermannt, war ja lächerlich, er wußte wohl,— Jobſt von Wolfsegg war nicht der Mann, der ſich in eine leicht⸗ fertige Liebelei mit einem Mädchen wie Tina einlaſſen würde. Und Tina— er bat ihr immer wieder in Gedanken ſeinen ſchimpf⸗ lichen Verdacht ab— Tina hatte ja ſo einfach die Sache erklärt (Fortſetzung folgt.) — W᷑ *

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Dies statt besonderer Anzeige. tion Karlsruhe verdingt im öffentlichen Wettbewerb nach der Verordnung des Gr. Miniſteriums der Finanzen 5 vom 3. Januar 1907 die Lie⸗ ferung von 1000 t Maſchinen⸗ kohlen— Flammnuß J und IIJ und von 15 t Heizkohlen — Fettnuß II nach Maxau (Steinkohlenlagerplatz kKm 193)] in zwei Loſen. Die Bedingungen liegen auf dem Geſchäftszimmer der Großh. Rheinbau⸗Inſpektion Karlsruhe, Stefantenſtraße 71 auf. Die Eröffnung der Ange⸗ bote erfolgt daſelbſt am Freitag, den 25. Juni 1909, vormittags 10 Uhr. Angebote ſind bis dahin poſtfrei verſchloſſen mit der Aufſchrift„Kohlenlieferung“ verſehen einzuſenden. 207 Die Zuſchlagsfriſt beträgt 4 Wochen. Karlsruhe, 8. Juni 1909. Gr. Todes-Anzeige. Heute früh 5 Uhr verschied nach kurzem Krankenlager unser langjähriger, treuer Mitarbeiter und Prokurist 8 Herr CArI Zuberer im 50. Lebensjahre. Der Verstorbene war wäbrend seiner naheu 288ahrigen Tätig- keit stets ein gewissenhafter Beamter mit vorbildlicher Pflichttreue und bedauern wir sehr dessen frühes Hinscheiden. Wir werden ihn stets in bestem Andenken behalten. Mannbeim, den 16. Juni 1909. Der Aufsichtsrat und die Direktion Wobnnngs- Einriehtungen und einzelne Möbel kaufen Sie in streng reeller Qualität zu herabgesetzten Preisen u. gogen bar wWie bekanngt am besten und vorteilhaft nur im Möbelkaufhaus Mleinkeimer da dorten zu jedem annehm- Jbaren Preise wie längst be⸗ kannt, verkauft wird. Vermischtes. Ich warne hiermit jeder⸗ mann meiner Frau Anna Groh auf meinen Namen nichts zu leihen noch zu borgen, da ich keine Zählung leiſte. 10875 Peter Groh, E 7, 5 Solide Herren ſerhalten bei einer Anzahlung und monatlichen Tei zahlungen Anzüge nach Maß unter Garantie für Ia. Stoffe und vorzügl. Paßform zu civilen Preiſen. 6804 Spezialaugebot für Beamte Anfragen erbelen unter „Schneidermeiſter“ Nr. 6804 an die Expedition ds. Bl. Toddles-Anzeige. Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, von dem uner- wWartet raschen Hinscheiden unseres langjährigen Oberbuchhalters und Prokuristen Herrn CaIl Zuberer Kenntnis zu geben.— In dem Entschlafenen verlieren wir einen treuen Kollegen und Freund, der sich durch seinen lauteren Obarakter die Zuneigung sämtlicher Beamten erworben hat. Ein ehrendes Andenken ist ihm gesichert. Mannheim, den 16. Juni 1909. Die Beamten der Bierbrauerei Durlacher Hof.-G. vorm. Hagen. 71760 10870 Tedes-Anzeige. Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung, dass es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, schnell und unerwartet meinen lieben Sohn, Bruder, Enkel und Bräutigam 10872 5 Heinrieh Solda im Alter von 32 Jahren in die Ewigkeit abzurufen. Um stille Teilnahme bitten: Die trauernden Hiuterbliebenen: Familie Heinrieh Solda, Vater Oskar Solda, Bruder Hermann Solda, Onkel Marie Kilian, Braut. Mannheim, Strassburg, Bluchsal, den 16. Juni 1909. 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Wenn man bedenkt, daß es im Großherzogtum Baden nicht weniger als 3000 Krüppel⸗Kinder gibt, die nicht ſelten ganz oder teilweiſe geheilt oder doch zum Mindeſten er⸗ werbsfähig gemacht werden köunten, ſo ſollte dies ſchon Grund geuug ſein, um tatkräftig für die Krüppelfürſorge einzutreten Man hilſt dadurch nicht nur dieſen Unglück⸗ lichen ſelbſt, ſondern indirekt auch den Gemeinden, denen ſie ſonſt zur Laſt fallen. Selbſtverſtändlich bedarf es zum Betriebe von derartigen Anſtalten erheblicher Geldmittel. Dies zu beſchaffen ſoll, ueben der Fürſorge und Zuführung von Krüppelkinderun, der Hauptzweck unſeres wie aller anderen Oxtsausſchüſſe ſein. Wir ſind uns wohl bewußt, daß wir gerade auf dem Gebiete von Krüppelfürſorge auf die private Fürſorge⸗ tätigkeit zunächſt augewieſen ſind, da der Staat allein die notwendigen Mittel nicht aufzubringen vermag. Wir zweiſeln aber nicht daran, daß zur Erreichung unſeres Zweckes der oft bewährte Opferſinn und die Wohltätigkeit der Mannheimer Bürgerſchaft nicht verſagen und reichliche Mittel zur Verfſtaung ſtellen werden. Möge unſer Aufruf in den Herzen der Mannheimer ein lebhaftes Echo Vorſtand: finden. Herr Dr. Max Heſſe, 1. Vorſitzender. Herr Stadtſch ulrat Profeſſor Dr A. Sickinger, 2. Vorſitzender. rau Dr. Eliſabeth Altmann⸗Gotheiner. Herr Dr, Guſtav Cahen. Frau Ida Ladenburg⸗ 252 Herr Carl Lanz. Herr Geh. Kommerzienrat Generalkonſul Carl Reiß. Frau Leontine Simon. Herr Regierungsaſſeſſor Dr. Sperling. Ausſchuß: Herr Reichstagsabzeordneter Eruſt Baſſermaun. Oerr Adolf Denſinger. Frau Alice Vensheimer. Fran Fanuy Bochringer. Herr Konſul Dr. Broſien. Herr Geh, Regierungsrat Dr. Clemm. Herr Geh. Kommerzienrat Dr. Adolf Clemm. Frau Auna Darmſtädter. Frau Marie Engelhorn. Herr Dr. Fulda. Herr Amtsgerichts⸗ direktor Gießler. Herr Handwerkskammerſekretär C. Hauſſer⸗ Heir Medizinalrat Dr. Heuck. Herr Kommerzienrat Louis Hirſch. Herr Bürgermeiſter v. Hollander. Frau Auna Hohenemſer. Fräulein Marie Keſſelbach. Herr Otto Herr Konſul Dr. Paul Ladenburg. Herr Oberbürgermeiſſer Martin. Herr Hermann Mohr. Herr Dr. Moſes. Herr Carl Reuther. Frau Bertha Möchling. Fräulein Ida Scipio. Herr Major von Seubert. Herr Hauptlehrer Schütz. 7, bart. in 10 Ein Mädchen, das gut cenae e bürgerl. kochen, alle Haus⸗ Zimmer zu vermielen. 10881 f arbeit verrichten kann und —— gute Zeugniſſe beſitzt, 12 kleiner Familie als 6812 Astellen! kinden N Polflerer 1l. ee bleich tüchtig in Werkſtatt u. Alleinmädchen per ſofort oder 1. Juli geſ. Zu melden bis 6 Ahr nach⸗ mittags E 3, 175 2 Treppen. Bureaus. Vier Räume als Burean ſof, od. 1. Juli zu vermieten. 10868 F 7, 14. Arbeitsnachweis der Induſtrie in Mannheim, Schwetzingnerſir 17. 6873 8 Mädchen zu kleiner Familie ſucht 6467 Bärenklau, E 3, 17.

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Schon der Name hat etwas ſo Anmutendes und Zutref⸗ fendes, wie nur wenig andere Pflanzennamen, zu denen ich Schneeball, Sonnentau und Himmelsſchlüſſel rechnen möchte. Wer einen ſolchen Namen erfindet— einer muß ihn doch zum erſten⸗ mal gebraucht haben— hat entſchieden damit Glück gehabt. Wenn der Goldregen blüht, ſteht die Brautzeit der Natur bei uns auf ihrer Höhe. Alles iſt jung noch und friſch, noch nichts verdorben. Vogelfang und Lockrufe erſchallen überall, und„alles, was da reizend heißt“, iſt auf dem Platze. Ach, nicht lange mehr dauert dieſe Zeit. Dann wird es ſtill draußen, die Vögelein ſin⸗ gen nicht mehr, weil die Ernährung ihrer Brut ihnen zu viel Sorge macht, die Blumenpracht der Wieſen ſinkt nieder unter den Schlägen der Senſe, und überall auch in der Pflanzenwelt macht ſich der harte Kampf ums Daſein bemerkbar. Zu dem, was da reizend heißt in der ſchönſten Zeit des Jah⸗ res gehört in erſter Linie auch der Goldregen. Wie fallendes Gold ſieht ſein Blütenſchmuck aus, aber nicht dem Golde gleicht er, das die Habgierigen ſammeln, nein, er iſt echtes und reines, aus Sonnenſtrahlen hergeſtelltes Gold. Goldregen! O ſeht, Wie herunter er fällt Und doch an den Zweigen Sich ſchwebend erhält! Nur von einem Häuptlein Fällt ebenſo hold, Ja, holder vielleicht noch Ein lockiges Gold. „Giftig!“ ſo iſt in den Pflanzenbüchern bei Cytisus Labur⸗ num, wie der Goldregen bei den Botanikern heißt, vermerkt zu finden. Das iſt richtig, doch braucht ja niemand dadurch beun⸗ ruhigt zu werden. Es iſt nicht anders, als wenn bei dem Gold⸗ regenſtrauch angeſchlagen ſtände:„Nur zum Anſehen!“ Das An⸗ ſehen genügt ja auch in dieſem Fall vollkommen, um Freude zu bereiten. Ganz anders iſt's beim Spinat. Johannes Trojan. ** — Die kalte Witterung in der erſten Hälfte des Junis ſieht keineswegs ſo ohne Beiſpiel da, wie man behaupten hört. Was Köln anbelangt, ſo ergibt ſich aus den fünfzigjährigen Aufzeichnun⸗ gen von 1851 bis 1900, daß die durchſchnittliche Temperatur des Junis 17,0 Gr. C. beträgt. Der kälteſte Junimonat war im Jahre 1871 mit 14,1 Gr. Durchſchnittswärme, wenig wärmer war der Monat Juni 1869 und 1884. Die abſolut niedrigſte Tempe⸗ ratur in dieſem Monat trat am 4. Juni 1871 ein und betrug nur 1,1 Gr., im darauf folgenden Jahre betrug ſie 4 Gr., 1881 44 Gr. 1887 4, Gr., 1893 4, Gr. Dieſe Kälterückfälle treten ſtets unter dem Vorherrſchen nördlicher Winde meiſt bei trübem, regneriſchem Wetter ein. Ob ihnen ein beſonders warmer oder kühler und naſſer Sommer folgt, läßt ſich als Regel aus den bisherigen Aufzeichnungen nicht erkennen. Kalte Sommer ſind im letzten Jahrtauſend für unſere Gegenden nicht ſelten geweſen. Schon Eginhard berichtet über einen merkwürdig kalten Sommer des Jahres 820, der dabei ſehr naß war, ſo daß die Saaten ver⸗ darben. Das Jahr 1033 brachte ſo ungünſtiges Sommerwetter mit Regenfällen und Kälte, daß Hungersnot entſtand, ebenſo das Jahr 1044. Im Jahre 1151 dauerte der Regen in Frankreich von Ende Juni bis Mitte Auguſt und nur wenige Früchte kamen zur Reife. Aehnliches wird von den Jahren 1219, 1315, 1423, 1512 berichtet. Im letztern Jahre wurden in Frankreich mehrere Per⸗ ſonen verbrannt, die das ſchlechte Wetter durch Hexenkünſte ver⸗ Arſacht haben ſollten. In den Jahren 1596 und 1639 hatte man im Juni winterliche Temperatur, 1641 trat am 27. Juli zu Möm⸗ pelgard Froſt ein, ebenſo 1667. Die Sommer 1709 und 1710 waren außergewöhnlich rauh, und der Sommer 1725 blieb kalt und reg⸗ neriſch. Nicht weniger ungünſtig waren die Sommer 1740, 1756, 1770, 1796, 1799, 1809, 1812, 1813 und beſonders 1816. Dieſe wenigen Daten wurden hier zuſammengeſtellt als Beweis, daß die Schwankungen in der ſommerlichen Wärme ſich ſeit Jahrhunder⸗ ten gezeigt haben und nicht erſt auf neuerliche Veränderungen des Klimas zurüctzuführen ſind. Die nächſte Veranlaſſung zu dieſen Kälterückfällen iſt die Verteilung des Luftdrucks. Sobald hoher Luftdruck über den britiſchen Inſeln und in der Richtung auf Is⸗ land ſich einſtellt, zuſammen mit niedrigem Luftdruck im Oſtſee⸗ gebiet, ſetzen ſich polare Winde gegen Mitteleuropa hin in Bewe⸗ gung und verurſachen hier bei längerer Dauer Kälte und Regen⸗ fälle. Wodurch aber dieſe Luftdruckverteilung hergeſtellt und un⸗ terhalten wird, iſt unbekannt. Verhältniſſe an der Erdoberfläche können es ſchwerlich ſein, welche ſie verurſachen, man muß viel⸗ mehr an Vorgänge in ſehr großen Höhen der Atmoſphäre denken. Die dortigen Zuſtände werden ſeit einigen Jahren durch regel⸗ mäßige Aufſtiege von Ballons und Drachen, welche ſelbſtregiſtrie⸗ rende Inſtrumente mitnehmen, erforſcht. Manches Wichtige iſt auf dieſem Wege bereits gefunden worden; aber für die hier in Rede ſtehende Frage hat ſelbſt die von der deutſchen Seewarte veranlaßte und vor kurzem veröffentlichte große Unterſuchung der dreijährigen Aufzeichnungen, welche die gleichzeitigen meteo⸗ rologiſchen Drachenauflüge bei Hamburg, Berlin und Peters⸗ burg lieferten, nichts enthüllt, was von Belang iſt oder auch nur einen Fingerzeig geben könnte. — Geheimnisvoller Tod einer amerikaniſchen Schauſpielerin. Größtes Aufſehen erregt in England und Amerika der geheim⸗ nisvolle Tod der amerkaniſchen Schauſpielerin Agnes Ruiz, die kürzlich in ihrer hocheleganten Wohnung in Grosvenor Street in London angeblich Selbſtmord begangen hatte. Agnes iſt die Tochter eines armen Keſſelmachers Obrien in St. Louis. Sie ging jung zur Bühne, führte ein ziemlich abenteuerliches Leben und heiratete 1908 einen kubaniſchen Legationsrat in Waſhington namens Ruiz, dem ſie ihre niedere Herkunft ver⸗ barg. Das Paar trennte ſich bald, weil Ruiz die Gattin auf Abwegen ertappte. Sie hatte ein Verhältnis mit einem Neworker Millionär und Sportmann, der ſie fürſtlich ein⸗ richtete und deſſen Frau ſich von ihm ſcheiden ließ. Agnes wurde in ihrer Wohnung mit einer Schußwunde tot auf⸗ gefunden. Ihre amerikaniſchen Bekannten behaupten nun, Selbſtmord ſei ausgeſchloſſen, es liege Mord vor. Die„Daily Mail“ bezeichnete es ſchon am Samstag als höchſt auffallend, daß das Ergebnis der behördlichen Totenſchau geheimgehalten wurde. Ein Rechtsanwalt gab einem Reporter, der die Sache den Zeitungen melden wollte 200 Mark, um den Bericht zu unterdrücken. Die Angelegenheit erregt großes Aufſehen. — Ein weiblicher Blaubart? Senſationelles Aufſehen er⸗ regt in Wien die Verhaftung einer Frau, die in dem dringenden Verdacht ſteht, eine Art weiblicher Blaubart zu ſein und einer ganzen Anzahl von Männern den Garaus gemacht zu haben. Die Beſchuldigte iſt die feſche 43jährige Witwe Anna Kubowſky ge⸗ borene Lenzhofer aus Klagenfurt, die ſich als Strickerin und als Zimmervermieterin ernährte. Sie pflegte mit ihren Zimmer⸗ herren Liebesverhältniſſe anzuknüpfen und ſie dann, wie die Be⸗ ſchuldigung lautet, zu ermorden. Jedenfalls ſtarben in ihrer Wohnung eine Reihe von Perſonen eines myſteriöſen Todes, ſo innerhalb der letzten 11 Monate allein drei Perſonen, nämlich am 12. Juni 1908 der 56jährige Agent Edmund Becker aus Dorn⸗ feld, am 1. November 1908 der 35jährige Pretioſenagent Ferdi⸗ nand Reingruber und am 18. Mai 1909 die S4jährige Frau Marie⸗ Murmann. Die Polizei erfuhr, daß ein vielfach vorbeſtrafter Einbrecher Ernſt Schaden in der Wohnung der Kubowſky unan⸗ gemeldet wohne. Die Kubowſky hatte ſchon vor Jahren einmal durch Kautions⸗ und andere Schwindeleien einer Reihe von Per⸗ ſonen mehr als 100 000 Kronen berausgelockt. Sie wurde dafür hätten. mit 2 Jahren Kerker beſtraft. Die Polizei machte daher diesmak kurzen Prozeß und verhaftete außer dem geſuchten Einbrecher Schaden auch die Witwe Kubowſky, ſowie einen anderen Mann, der ſich in ihrer Wohnung befand, den Gärtner Methud Hlasny. Hlasny machte nun auf der Polizei zunächſt die Anzeige, daß er von der Kubowſky betrogen und beſtohlen worden ſei. Er habe ſie durch eine Zeitungsannonce kennen gelernt, in der ſie ſich als „autſituierte, heiratsluſtige Witwe“ ausgegeben hatte. Durch die Vorſpiegelung, daß ſie ſich ein gutes Geſchäft einrichten wolle, aber augenblicklich kein Geld flüſſig habe, habe ſie ihm über 1000 Kronen entlockt. Mit der in Ausſicht geſtellten Heirat machte ſie aber nicht ernſt, und auch ſein Geld ſah Hlasny nicht wieder. Da⸗ gegen wußte ſie ihn zu überreden, zu ihr zu ziehen und auch ſein wertvolles Mobiliar mitzubringen. Nach einiger Zeit be⸗ wog die Kubowſky den Hlasny, mit ihr eine Reiſe nach Preßburg zu machen. Dort bewog die Kubowſky den Hlasny, mit ihr in die einſam gelegenen Donauauen zu gehen. Ahnungslos folgte Hlasny der Frau. Sie kamen durch entlegene Gaſſen, immer weiter aus der Stadt, immer tiefer in das dichte Buſchwerk am Ufer der Donau. Hlasny kam die Sache immer unheimlicher vor. Er weigerte ſich weiterzugehen und verlangte die Umkehr, worin die Kubowſky nach längerem Sträuben einwilligte. Vorher aber bot ſie Hlasny aus einer mitgebrachten Flaſche Wein eine Stär⸗ kung an. Hlasny nippte an dem Wein, verſpürte aber gleich einen widerlichen Beigeſchmack und ſpuckte den kleinen Schluck ſofort wieder aus. Er verlangte, die Kubowſky ſolle zuvor von dem Wein koſten, doch ſie lehnte mit der Begründung ab, ſie trinke nie Wein. Beide kehrten nun nach Wien zurück, und Hlasny ließ ſich trotz dieſen Vorfall überreden, auch weiter bei der Kubopſky zu woh⸗ nen. Der Polizei ſchien dieſe Erzählung verdächtig. Dieſer Ver⸗ dacht erfuhr eine weitere Beſtätigung durch die ſchon erwähnte auffällige Tatſache, daß in der Wohnung der Kubowſky binnen einer knappen Jahresfriſt drei Aftermieter plötzlich geſtorben waren. Nun erinnerte ſich die Polizei, daß auch in dem Betrugs⸗ prozeſſe gegen die Kubowſky ſchon von zwei myſteriöſen Todes⸗ fällen in ihrer Wohnung die Rede war. Beide Male war nach dem Tode der betreffenden Männer ihr Nachlaß verſchwunden, und die Kubowſky erklärte den Erben, daß die Verſtorbenen alles infolge von Verſchwendung oder Krankheitskoſten verbraucht Die Polizei hat nunmehr gegen die Kubowſky die Un⸗ terſuchung wegen Mordes in fünf Fällen und wegen eines Mord⸗ verſuches eröffnet, die natürlich jede Schuld leugnet. Der Ver⸗ lauf des Prozeſſes dürfte noch großes Auffehen erregen. Die Leichen der verſtorbenen Mieter der Kubowſky ſollen exhumiert werden.— Aus der Lebensgeſchichte der Kubowſky, die eine ſehr bewegte Vergangenheit hat, iſt noch folgendes intereſſant: Als Tochter eines Hausmeiſters in Klagenfurt geboren, heiratete ſie nach einigen Liaiſons mit Offizieren im Alter von 20 Jahren den Zahntechniker Kubowſky. Frau Kubowſky trat zum beſten Freunde ihres Gatten, dem Forſtbeamten Nicolini, in unerlaubte Beziehungen. Der Gatte ertappte die beiden und erſtach ſeinen Nebenbuhler mit einem Jagdmeſſer. Die Fran entfloh, doch ihr Gatte verfolgte ſie und ſtach ihr das Meſſer in den Rücken. Der Ehemann wurde verhaftet, aber das Schwurgericht in Klagenfurt ſprach den Rächer ſeiner Gattenehre frei. Frau Kubowſky hatte ſich nach ihrer Wiedergeneſung und nach erfolgter Scheidung nach Wien gewandt. wo ſie mit jungen und beſonders mit alten Män⸗ nern intime Beziehungen anknüpfte und ihnen ihr Geld abnahm. Wiederholt wurden Strafanzeigen gegen ſie erſtattet, daß ſie alleinſtehende, alte, kränkliche Herren zu ſich in„liebevolle Pflege“ genommen hatte und daß nach dem ſtets bald erfolgten Tode der Herren von ihrem Vermögen nichts mehr vorhanden war. Wahr⸗ ſcheinlich hat die Kubowſky ihr Metier als weiblicher Blaubart bereits ſeit Jahren betrieben.

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