Luftſchiff längſt flugbereit ſein. Zꝛahlreiche Flüſſe aus ihren Ufern getreten Abonnement:(Badiſche Volkszeitung.) 70 Pfeunig monatlich. Bringerlohn 28 Pſg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ Eſſchlag M..4 pre Quartal. Einzel⸗Nummer 8 Pfg. In ſerate: Die Colonel⸗Zeile.. 28 Pfg. Auswärtige Inſerate 0„ Die Reklame⸗Zeile. 1 Mark Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Maunheim und Umgebung. Schluß der Jnſeraten⸗Annahme füt das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. der Stadt Mannheim und Umgebung. Badiſche Neueſte Nachrichten Anabhängige Tageszeitung. Taglich 2 Husgaben (ausgenommen Sonntag) (Maunheimer Volksblatt)„„„ „Geueral⸗Aunzeiger Maunheim. Eigene Redaktionsbureaus in Berlin und Karlsruhe. buchhandlung. 18 Nr. 309. Donnerstag, 8. Juli 1909. (Mittagblatt.) Die hentige Mittagsausgabe umfaft 12 Seiten. Lelegramme. Vom Hauſabund. * Frankfurt a.., 7. Juli. Auf Einladung des Hanſabundes fand heute im Saalbau eine von mehr als 2000 Perſonen, darunter zahlreichen Damen, beſuchte Ver ⸗ fammlung ſtatt, welche nach einem einleitenden Vortrage des Landtagsabgeordneten Funck und verſchiedenen anderen An⸗ ſprachen einſtimmig folgende Erklärung faßte:„Die Ver⸗ ſammlung proteſtiert aufs entſchiedenſte gegen die beab⸗ ſichtigte drückende und einſeitige Steuerbelaſtung der erwerbstätigen Kreiſe. Sie begrüßt auf das wärmſte die Gründung des Hanſabundes für Gewerbe, Handel und Induſtrie und hält es für ein Gebot der Selbſtachtung, daß die An⸗ gehörigen der genannten Erwerbsgruppen in ganz Deutſchland ſich vereinigen, um ihre berechtigten Intereſſen gegen drohende Schädigungen und Vergewaltigungen zu wahren. Die Verſamm⸗ lung hofft, daß ſämtliche Angehörige vom Handwerk, Handel und Induſtrie in dem aufgezwungenen Kampfe um ihre wirtſchaft⸗ lichen Intereſſen feſt zuſammenſtehen und ſpricht die Erwartung aus, daß auch in Frankfurt a. M. alle ſelbſtändigen Gewerbe⸗ treibenden und Angeſtellten, ſowie alle Freunde der Beſtrebungen des Hanſabundes ſich der neugegründeten Ortsgruppe desſelben auſchließen.“ „Zeppelin“. Friedrichshafen, 7. Juli. Wie aus ſicherer Quelle bverlantet, ſind die Ausbeſſerungen am„Z. 2“ nunmehr ſoweit ge· “diehen, daß an neue Aufſtiege zu Anafang nächſter Woche gedacht werden kann. Die hauptſächlichſte Verzögerung an der Reparatur entſtand dadurch, daß das Material für die äußere Hülle nicht ſofort beſchafft werden konnte, ſonſt würde das Heute kam Gas in die Reichs⸗ halle; mit der Füllung des„Z. 2“ wird eheſtens begonnen. Nach einigen Fahrten wird die Abnahme und Dislokation des Luft⸗ ſchiffes durch die Reichsbehörde als Auftraggeberin erwartet. Weiter verlautet, daß die ſchwimmende Reichshalle von der Zeppelingeſellſchaft zurückgekauft werden ſoll, da ſie gach der Abnahme des„Z. 2“ zur ſchnellen Fertigſtellung des„Z. 3“ be⸗ nötigt wird. Nach Vollendung der Werkſtatthallen würde ſie zu Uebungszwecken dienen. Die Be rliner Fahrt könnte dann erſt mit„Z.“, früheſtens Auguſt, erfolgen. Die belgiſche Militärreform. „Brüſſel, 7. Juli. In der heutigen Fraktionsſitzung der ſtechten von der Kammer und dem Senat gab Miniſter⸗ präſident Schollaert bekannt, die Militärreform der Regierung bewege ſich auf der Grundlage, daß ein Soldat pro Familie ausgehoben, die Ziehung durch das Los beſeitigt, das Erſatzmänner⸗Syſtem aber aufrecht erhalten werde. Der Geſetzentwurf geht der Kammer unverzüglich zu. M. E. Brüſſel, 8. Juli.(Privattelegramm). Die Vor⸗ lage über die Militärreform wird allgemein abfällig beurteilt. Viele klerikale Abgeordnete lehnen den Entwurf rund⸗ weg ab. Falls die Angelegenheit nicht vertagt werden ſollte, iſt der Ausbruch einer Kriſe unver meidlich. Große Ueberſchwemmungen. OLondon, 8. Juli.(Von unſerem Londoner Bureaul. Aus Miſſouri und Colorado kommen Nachrichten, daß inſolge der gewaltigen Regengü ſſe in den letzten Tagen ſei und die Gegend Mehrere Städte ſtehen weithin überſchwemmt haben. Leben und unter Waſſer. Zahlreiche Menſchen kamen ums der Materialſchaden, den die Ueberſchwemmungen anrichteten, iſt ſehr groß. Repolution in Columbia. OLondon, 8. Juli.(Von unſerem Londoner Bureau). Telegramme aus Colon berichten, daß in Columbia eine Revolution gegen den augenblicklich in London weilenden Präſidenten Rafael Reyers ausgebrochen iſt. Die Rebellen nahmen die Stadt Barankuille ein und 200 mit Ge⸗ ehren Bewaffnete marſchierten auf die Hafenſtad t Sava⸗ ille. die ſich er gab, ohne einen Schus abzufeuern. Die deutſche Gartenſtadt⸗Vereinigung in England. OLondon, 8. Juli.(Von unſerem Londoner Bureau). Ueber 200 Mitglieder der deutſchen Gartenſtadt⸗Vereinigung, die gegenwärtig in England weilen, beſuchten geſtern die Stadt Yor k, wo ſie von dem Oberbürermeiſter freundlich begrüßt wurden. Nachher gab er ihnen ein Frühſtück, währenddeſſen ein Tele⸗ gramm vom Kriegsminiſter eintraf, der den deutſchen Herren im Namen des Königs einen herzlichen Will⸗ kommen⸗Gruß bot. Auch ein drahtlicher Gruß des Premier⸗ miniſters gelangte zur Verleſung. Kohlenarbeiterſtreik in Schottland. OLondon, 8. Juli.(Von unſerem Londoner Bureau)]. In Schottland droht ein Ausſtand von 80 000 Kohlen. arbeitern auszubrechen und ſollte es wirklich zu dieſem Streik kommen, ſo ſteht zu befürchten, daß er ſich raſch über alle Kohlenrepiere des vereinigten Königreichs ausdehnen dürfte. Es handelt ſich um die geplante Herabſetzung der Löhne von 6 auf 5 Schilling und 6 Cents pro Tag. Die Bergwerks⸗ beſitzer werden heute zur gemeinſamen Beratung in Glasgow zuſammentreten und es ſcheint, daß ſie auf ihrer Aenderung be⸗ harren werden. Gegenwärtig ſtreiken in Schottland an 8000 junger Kohlengrubenarbeiter. Revolution in Perſten. OLondon, 8. Juli.(Von unſerem Londoner Bureau). Der Korreſpondent der„Times“ in Teheran telegraphiert, daß er das Lager der Koſakenabteilung bei Scharahabad und das der Revolutionäre bei Kerral beſucht habe. Seit dem letzten Zu⸗ ſammenſtoße ſei es zu keinem neuen Kampf gekommen. er werde mit dem Führer der Bachtiaren in den nächſten Tagen eine Beſpechung haben, von der es dann abhängen werde, ob die beiden Abteilungen gemeinſam ihren Marſch auf Teheran fortſetzen oder nicht. Der Korreſpondent meint, daß die Lan⸗ dung ruſſiſcher Truppen den Revolutionären den Wind aus den Segeln genommen habe. Zum Beſuch engliſcher Geiſtlicher in Dentſchland. * London, 7. Juli. Auf der heute zuſammengetretenen Biſchofsverſammlung wurde über den kürzlichen Be⸗ ſuch der Geiſtlichen in Deutſchland berichtet und Deutſchland und die deutſchen Inſtitutionen rühmend beſprochen. Der Biſchof von Salisbury hob die außerordentliche Courtoiſie des deutſchen Volkes und ſeinen Patriotismus hervor. Was Deutſchland zu einem patriotiſchen Ganzen zuſammenſchweiße, ſei die allgemeine Wehrpflicht. Die Verſammlung nahm einſtimmig eine Reſolution an, die den dringenden Wunſch ausdrückt, die Bande zwiſchen den beiden Völkern möchten erhalten und geſtärkt wer⸗ den und das Vertrauen ausſpricht, daß die letzte Zuſammen⸗ kunft, ſowie künftige Freundſchaftsbeweiſe zwiſchen den Repräſentanten des chriſtlichen Glaubens in beiden Ländern in zunehmendem Maße dazu beitragen werden, dieſes glückliche Er⸗ gebnis herbeizuführen. Bau einer ruſſiſchen Minenbootflotte. .E. Petersburg, 7. Juli.(Privattelegramm). Die Marineverwaltung hat einer Meldung der„Noaja Rußjf“ zufolge beſchloſſen, unverzüglich mit dem Bau einer ruſſi⸗ ſchen Minenbootflotte zu beginnen. In der erſten Bau⸗ periode ſollen 15 große Minenboote von 1000 Tonnen Waſſer⸗ verdrängung und einer Geſchwindigkeit von 35 Knoten lungefähr 60 Werſt) gebaut werden. Die Koſten der neuen Minenboote ſind mit 30 Millionen Rubel veranſchlagt. In der zweiten Bauperiode ſollen 10 Minenboote derſelben Kategorie gebaut werden. Zum Schutze des Zaren. .E. Petersburg, 7. Juli.(Privattelegramm]. Fünf Garderegimenter ſind zum Schutze des Zaren auf der Reiſe nach Poltawa aufgeboten. Das., 4. und 3. Peters⸗ burger und das 1. Kronſtädtiſche Garderegiment ſind zur m ili⸗ täriſchen Beſetzung der Bahnlinie ſchon am Sonn⸗ tag abgegangen. Sämtliche Wegübergänge und Unterführungen ſind von Detachements des Kronſtädter Artillerieregiments be⸗ ſetzt. Der Perſonen- und der Güterverkehr bleibt auf der Nikolai⸗ bahn wie auf der Linie über Witebsk auf je zwei Züge nach jeder Richtung beſchränkt. Die ſerbiſchen Königsmörder. miniſterinm verbot die für morgen Donnerstag nach Niſch ein⸗ berufene Konferenz der Ver ſchwöreroffisiere und laubs die Disziplingrentlaſſura an Die Bachtiaren haben ſich mit den Revolutionären noch nicht vereinigt. Der Dipadah erklärte dem genanten Korreſpondenten, kündigte den Offizieren für den Fall eines eigenmächtiaen Ur⸗ Das Beſoldungskompromiß in der Budgetkommiſſion des Reichstages * Berlin, 7. Juli. In der vorgeſtrigen Sitzung hatte die Budgetkommifſf einſtimmig ihren Beſchluß erſter Leſung über die Gehält der Poſtſchaffner, 1200—1800., beſtätigt, obglei⸗ Schatzſekretär Sydow dieſen Beſchluß im Namen der ver bündeten Regierungen für unannehmbar erklärte. In heutigen Sitzung ſtand die zweite Beamtengruppe, über di zwiſchen der Mehrheit der Kommiſſion und der Regieru ein Einvernehmen nicht erzielt war, zur Verhandlung, der Poſtaſſiſtenten. Der Beſchluß erſter Leſung hatt⸗ ſie auf 1800—3600 M. normiert. Schatzſekretär Sydow wiederholt das„Unannehmbar“ auch für dieſen Beſchluß. Die Regierung ſei bereit, nachzugeben bei der Erhöhung d Mindeſtgehalts von 1650—1800., es ſei aber ausgeſchl über 3300 M. hinauszugehen. Die geldliche Belaſtung würd 8 Millionen betragen; dazu käme die Folgerung für Preußer in Höhe von 5 Millionen. Beharre die Kommiſſion au ihrem Beſchluß, dann ſei die Beſoldungsrefor mg ſcheitert. Preußiſcher Finanzminiſter Frhr. v. Rhei baben führte gegen den Kommiſſionsbeſchluß die bahnaſſiſtenten ins Feld. Dieſe Beamten würden zu d größten Beſchwerde berechtigt ſein über ein ſolches Hinam heben der Poſtaſſiſtenten. Die dienſtliche Tätigkeit der Eiſer bahnaſſiſtenten ſei größtenteils anſtrengend und gefahrvol Weiterhin komme die Folgerung für die Zollaſſiſte ten, die unter den ſchwierigſten Umſtänden verantwortli für rieſige Einnahmen des Reiches ſeien, ferner für di Lehrer. Es würde ſofort wieder die Agitation begin Man müſſe nun endlich fertig werden. Der Kommiſſi beſchluß ſei völlig unannehmbar. Der Finanzminiſter mit, daß auch geſtern der Bundesrat noch einmal hellig das„unannehmbar“ beſchloſſen habe. Nach einer längeren Ausſprache, die faſt nur zwiſchen Regierung und dem Freiſinn geführt wird, bringen di ſervativen, die Reichspartei und das 3. trum einen Antrag ein, der ſich auf den Boden des Reg rungsangebots ſtellt: 1800 bis 2050 bis 2300 bis 2500 bi 2900 bis 3100 bis 3300 M. Ein Mitglied der Reichspartz begründet dieſes Kompromiß. Man komme über das annehmbar der Regierung nicht hinweg und wolle den ten wenigſtens die Rückwirkung auf den 1. April 1908 che die bei einer Verſchiebung der Reform gefährdet ſei. B Abſtimmung ſtimmt mit der Linken nur die Wirtſcha Vereinigung für den Beſchluß erſter Leſung, der dam gelehnt iſt. Mit derſelben Mehrheit wird dann Kompromißantrag angenommen. Nunmehr wird in raſcher Folge die Mehrheitsvor über die andern Beamtengruppen im einzelnen angenom Von konſervativer Seite wird gegenüber den Sozialde kraten erneut betont, daß man vor dem Unannehmb die Segel habe ſtreichen und ſich auf die Kompron ſätze zurückziehen müſſen. Von den Sozialdemokraten wird das Zentrum ſcha gegriffen. In der vorgeſtrigen Sitzung war der Abgel Hamecher für unbedingtes Feſthalten an dem ſchluß erſter Leſung eingetreten. In der heut Sitzung iſt der Abgeordnete Hamecher durch ein a Zentrumsmitglied erſetzt. Dieſe Aus ſchiffun charakteriſtiſch für die Politik des trums. Für einige Beamtengruppen wird aus formellen Grün noch eine dritte Leſung vorgenommen, weil eine Umran rung der Klaſſen erforderlch iſt. In einer von den Abge⸗ neten v. Liebert(Rp.), Dr. Dröſcher(konſ.), (Wirtſch. Vgg.), Graf Mieleynski(Pole) und Erzberge eingebrachten Reſolution wird der Reichskanzler erſuch Verzögerung die Gehälter, Zulagen uſw. zur Auszahlung bringen und den durch die Beſchlüſſe des Reichstages er fo lichen Nachtragsetat zur formellen Regelung erſt bei Wie zuſammentritt des Reichstags im Herbſt einzubringen Eine Aenderung an den Kompromißvorſchlägen erfe bei Klaſſe 29 b, Poſt⸗ und Telegraphenſekretä Die Aufrückungsſätze ſollten danach 1800, 2200, 2600, 30 3400, 3800, 4200 Mark betragen. Der Berichterſtatt antragt 1800, 2200, 2600, 3000, 3400, 3700, 4200 Mk. Mit dieſer Beſſerſtellung der Poſtſekretäre en ſich der Schatzſekretär einverſtanden. Die Sozialdemo lehnen dieſe Beſſerſtellung ab, da ſie bezahlt werde lichſter Niedrighaltung der Anfangsgehälter bei n Gruppen. Der Antrag des Berichterſtatters wird angen⸗ .E. Belgrab, 8. Juli.(Privattelegramm). Das Kriegs⸗ men. Die Nationalliberalen und Freiſin beantragen eine Aufrückungsfriſt von 18 ſtatt 21 Jahren. Die Wirtſchaftliche Vereinigung darauf, daß inbezug hierauf die Regierung ein Un⸗ nicht geſprochen habe, und daß man daher den dieſen Vorteil verſchaffen ſallee, 2. Seite. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim, 8. Juli. 8 Die Nationabliberalen, Freiſinnigen und Wirtſchaftliche Vereinigung ſtimmen für Verkürzung der Aufrückungsfriſt. Das wird bon Konſervativen, Ultramontanen und Polen abgelehnt. Eine nationalliberale Reſolution, die für die Oberzahlmeiſter und Zahlmeiſter eine nicht penſionsfähige Zulage von je 150 M. fordert, wird, nachdem der Schatzſekretär ein Un⸗ annehmbar erklärt, abgelehnt. Die Weiterberatung erfolgte in einer auf heute abend anberaumten Sitzung der Budgetkommiſſion. Politische(ebersicht. * Maunheim, 8. Juli 1909. Die Dispoſitionen des Reichstages. Der Seniorenkonvent des Reichstags trat während der geſtrigen Plenarſitzung zuſammen, um ſich über die Geſchäftslage zu verſtändigen. Man will die zweite Leſung der Finanzreform heute, Donnerstag, auf jeden Fall beenden. Am Freitag ſollen dann kleine Vorlagen er⸗ ledigt werden: das Abkommen mit Dänemark, der Handels⸗ bertrag mit Venezuela, das Gerſtenzollgeſetz, der Kommiſſions⸗ beſchluß über die Gewährung von Beihilfen an Kriegs⸗ teilnehmer und wenn es geht, auch noch Wahlprüfungen. Die Beſoldungsvorlage, deren Beratung die Budget⸗ kommiſſion in ihrer geſtrigen Abendſitzung fortführte, kommt am Samstag zur zweiten Beratung im Plenum. Am Mon⸗ tag beginnt dann die dritte Leſung der Finanz⸗ reform, an die ſich die dritte Leſung des Beſoldungs⸗ geſetzes ſchließt. Man hofft am Mittwoch fertig zu ſein. Es krurde der Wunſch ausgeſprochen, daß mit Rückſicht auf die noch unerledigten Vorlagen: Gewerbenovelle, Arbeitskammer⸗ geſetz uſw., der Reichstag nicht geſchloſſen, ſondern nur ver⸗ tagt wird. Bülow's Abſchiedseſſen. Das Eſſen, das der Reichskanzler vorgeſtern den Mitgliedern des Bundesrats gegeben hat, trug vollſtändig den Charakter eines Abſchiedsfeſtes. Der Fürſt machte auch kein Hehl daraus, daß es ſich um ſeinen Abſchied handle, und die geladenen Gäſte ergriffen die Gelegenheit, um dem Fürſten die Verſicherung zu geben, daß ſie ſtets gern mit ihm gearbei⸗ tet hätten, und daß ſie ſein Ausſcheiden aufs tiefſte bedauer⸗ ten. Auch wurde der lebhafte Ausdruck des Dankes dafür ausgeſprochen, daß Fürſt Bülow ſich im Intereſſe des Landes entſchloſſen habe, noch ſolange im Amte zu bleiben, bis die Fimanzreform zu einem Ende gebracht ſei, das zwar in manchen Punkten den gehegten Wünſchen und Erwartungen micht entſpreche, das aber doch mit Rückſicht auf den dringen⸗ den Geldbedarf der Einzelſtaaten nicht wohl abge⸗ lehnt werden könne. Die Gäſte des Kanzlers, die jetzt der „nicht wohl abgelehnt“ werden könne, ſind dieſelben Meinung waren, daß ein vollwertiger Erſatz für die Erb⸗ anfallſteuer nicht gefunden werden könne, und die deshalb für dieſe Steuer ſich in einer Weiſe einſetzten, die auf eine conditio sine qua nonbhinauskam. Es ſind ferner dieſelben Herren, die der Kotierungsſteuer ein„Unannehmbar“ ent⸗ gegenſetzten und von der Wertzuwachsſteuer auf Immobilien aus techniſchen Gründen für die nächſten Jahre abſehen zu müſſen erklärten, die aber jetzt die Kotierungsſteuer in noch ſchlimmerer Form, freilich unter verändertem Namen ruhig hinnehmen und die ſich auch die Wertzuwachsſteuer aufnötigen laſſen. Eine ſo vollſtändige Sinnesänderung, auch wenn ſie mit der Rückſicht auf den dringenden Geldbedarf der Einzel⸗ ſtaaten umkleidet iſt, nennt man einen Umfall in aller For m. Aus einer ſozialdemokratiſchen Ortskrankenkaſſe. Ein Berliner Vorortsblatt hatte es ſcharf kritiſiert, daß der Vorſtand der Lichtenberger Ort skranken⸗ kaſſe, der vorwiegend aus Sozialdemokraten beſteht, eine 72jährige gebrechliche Frau, die ſeit zehn Jahren der Kaſſe angehörte, ausſchloß, weil ſie mit zwei Wochen⸗ beiträgen im Rückſtande war. Der betr. Artikel ſchloß mit den Worten:„Und ſowas nennt ſich ſozial. Pfui!“ Der Vorſtand verklagte den verantwortlichen Redakteur des Blattes und erzielte auch aus formalen Gründen die Verurteilung des Beklagten, der übrigens gegen das Urteil, das auf 50 Mark Geldſtrafe lautete, Berufung eingelegt hat. Die Verhandlung bot zwei beſonders intereſſante Momente: der Kaſſenvorſtand erklärte ſich bereit, die Greiſin wieder in 3 ſie 3 Mark Eintrittsgeld be⸗ Am 8. Juli dieſes Jahres iſt ein Jahrhundert verfloſſen, ſeit⸗ dem dem gelehrten Arzte Samuel Thomas von Sömmering die „Erfindung des erſwen elektriſchen Telegraphen unter Zeitumſtänden gelang, die den Wert der ſchnellen Nachrichtenübermittelung nicht mur für die Zwecke des Friedens, ſondern auch für kriegeriſche Kufgaben in ein helles Licht ſtellen. Die ſchon 1758 begonnenen Verſuche, mit Hilfe von Reibungselektrigität zu telegraphieren, bwaren ſämtlich vergeblich geweſen. Dafür hatten in Frankreich die beptiſchen Semaphortelegraphen nach dem Syſtem Chappe eine be⸗ deutende Verbeſſerung evhalten, die, in anderen Ländern unbeachtet, bon Napoleon bei ſeinen kriegeriſchen Operationen hä i 8 Vorbeil benutzt wurden. Als die Oeſterreicher im April 18090 aufs neue den Krieg eröffneten und unvermutet in Bayern einfielen, erhiekt Napoleon davon weit ſchneller Kenntnis, als jene es erwarteten. König Maximilian, der Hals über Kopf von Mün⸗ cchen nach Dillingen, im äußerſten Nordweſten Bayerns, flüchtete, war, als er dort anlangte, höchlichſt davon überraſcht, den Franzoſen⸗ kaiſer dort ſchon bei ſeinem Heere zu finden. Nur der Semaphor⸗ telegraphie hatte er es zu danken, daß die Oeſterreicher unter Jellachich ſeine von ihnen am 16. April eingenommene Hauptſtadt ſchon am 22. wieder verlaſſen mußten. Dieſe Tatſachen verfehlten Rnicht, einen außerordentlichen Eindruck zu machen und der Miniſter Montgelas, der die Mitglieder der Münchener Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften, darunter auch Sömmering, häufig nach ſeiner Villa in Bogenhauſen zum Speiſen einlud, nahm bei einer ſolchen Gelegen⸗ heit den Anlaß, ſie zu Vorſchlägen über Einführung von Telegraphen Kufzufordern. Scsömmering, der aus Thorn ſtammte, hatte ſich ſchon in der Zeit ſeiner ärztlichen Praxis in Frankfurt am Main viel mit den Ent⸗ bdeckungen Voltas und der von dieſem erfundenen galvaniſchen Sdutke beſchäftigt. Schon drei Tage nach der Unterhaltung mit dem Meinung ſind, daß die Steuerbeſcherung der neuen Mehrheit Herren, die noch vor drei Wochen in voller Einigkeit der! häufig mit zahle und ein ärztliches Geſundheitsatteſt bei⸗ bringe. Letztere Forderung klang wie reiner SHohn, denn die arme alte Frau brach bei ihrer Zeugenausſage bei⸗ nahe zuſammen und bot ein ſo bejammernswertes Bild des Elends, daß der Gerichtshof eine Sammlung für ſie veranſtaltete. Deutsches Reich. — Bulgariſche Geſandtſchaft in Berlin. Die Berliner bulga⸗ riſche diplomatiſche Agentur iſt zur Geſandtſchaft erhoben worden und der bisherige diplomatiſche Agent Nikuforow iſt zum Geſandten und bevollmächtigten Miniſter ernannt worden. — Die Reichstagserſatzwahl im 19. ſächſiſchen Wahlkreiſe iſt auf den 7. September feſtgeſetzt. — Die Sprachenfrage im Elſaß. Bei der geſtern fortgeſetzten Beratung der Sprachenanträge im Landesausſchuſſe erklärte auf mehrere Ausführungen aus dem Hauſe Staatsſekretär Frhr. Zorn v. Bulach, es möge bedauerlich ſein, aber nach der heutigen Diskuſſion habe die praktiſche Frage eine politiſche Schattierung bekommen. Wenn man ſie weiter in dieſem Sinne behandele, werde man zu einer gedeihlichen Entwickelung des Landes, zur Verſöhnung der Bevölkerung nicht beitragen. Die Regierung verlange von den Beamten volle Pflichterfüllung, Un⸗ parteilichkeit und Entgegenkommen, von der Bevölkerung aber, daß ſie den Beamten Vertrauen entgegenbringe. Man müſſe die Ver⸗ föhnung auf beiden Seiten ſuchen. In dieſem Sinne werde er ſein amtliches Wirken einrichten. Badiſche Politik. Aus der badiſchen Wahlbewegung 1909. Landtagskandidaturen. * Heidelberg, 7. Juli. Wie die„Heidelb. Ztg.“ hört, beabſichtigen die Linksliberalen beſtimmt eine Landtags⸗ kandidatur in Heidelberg⸗Süd aufzuſtellen. Ob es ein Freiſinniger oder ein Demokrat ſein wird, iſt noch nicht ſicher. Von demokratiſcher Seite iſt eventuell Gewebelehrer Dr. Brein⸗ linger in Ausſicht genommen. Sozialdemokratiſcher Beſuch verbeten. * Heidelberg, 7. Juli. Der ſoz.⸗dem. Parteiſekretär Emil Meier von Heidelberg wird für die Hinkunft von allen konſ. Verſammlungen ausgeſchloſſen, weil er ſich in konſ. Ver⸗ ſammlungen in Kirchheim und Leimen terroriſtiſch ver⸗ hielt. Dieſen Beſchluß faßte eine konſ. Verſammlung in Heidel⸗ berg am letzten Sonntag einſtimmig. Sollte Meier dennoch Lokale betreten, ſo ſoll er wegen Hausfriedensbruchs angezeigt werden. Die Einladungen zu konſ. Verſammlungen ſollen mit der Formel bekannt gemacht werden:„Angehörige aller bürgerlichen Parteien ſind eingeladen, ſoz.⸗dem. Beſuch verbeten.“ Wenn zwei dasſelbe tunn er frühere Bürgermeiſter von Ettlingen, Herr Häfner, iſt ſonſt ein ſehr kluger Mann. Jetzt hat er aber in dem von ihm redigierten Zentrumsblatt in Lahr einen böſen Schnitzer vom Standpunkt der klerikalen Politik aus, begangen. Er ſchreibt nämlich: „In letzter Zeit ſtreiten ſich die Parteiblätter darüber, ob der neuernannte Erzbiſchof von München, der bis⸗ herige Speierer Dompfarrer Dr. Bettinger, bei dem taktiſchen Wahlabkommen, das im Jahre 1899 in der bayeriſchen Pfalz zwiſchen dem Zentrum und der Sozialdemokratie abgeſchloſſen worden iſt, beteiligt geweſen ſei. Von ſozialdemokratiſcher Seite wird es behauptet, und von einigen Zentrumsabgeordneten, die perſönlich bei jenem Wahlabkommen mitgewirkt haben und el wiſſen müßten, wenn Herr Dr. Bettinger ebenfalls dabei ge⸗ weſen wäre, wird dies in öffentlichen Erklärungen entſchieden beſtritten und feierlichſt verſichert, daß Herr Dr. Bettinger, der nunmehrige Erzbiſchof von München, gar nichts damit zu tun gehabt habe. Indeſſen ſehen wir gar nicht ein, wozu der ganze Streit geführt wird, denn es iſt doch kein Verbrechen, an einem taktiſchen Wahlabkommen zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie mitzuwirken. Was zwei hochangeſehene Zentrumsabgeordnete getan haben und ruhig tun konnten, ohne ihrer perſönlichen Ehre und ihrer politiſchen Reputation etwas zu vergeben, das darf ſich auch ein Geiſtlicher erlauben, denn er hat dieſelben Rechte wie die Laien... Wenn der damalige Dompfarrer Dr. Bettinger an jenem Wahlabkommen beteiligt geweſen wäre, ſo würden wir darin durchaus nichts Anſtößiges für ihn finden. Auf ſeine jetzige Stellung als Erzbiſchof hätte das gar keinen Bezug; denn als Biſchof wird ſich Dr. Bet⸗ tinger, wie auch andere Herren in ſolchen und ähnlichen Stel⸗ lungen, mit Wahlgeſchäften überhaupt nicht mehr befaſſen.“ Was meinen nun die verehrlichen Waldmichelblätter von Karlsruhe und Mannheim? Bayeriſche und Pfüälziſche Politik. Bund der Landwirte, Abt. Pfalz. * Neuſtadt, 7. Juli. Der Bund der Landwirkte, Abteilung Pfalz, hält am Sonntag, den 11. Juli in Dör⸗ renbach ein Bundesfeſt ab. Anſprachen halten hierbei der Wahlkreisvorſitzende Bürgermeiſter Helck von Vollmersweiler, Landtagsabgeordneter Dr. Wolf aus Stuttgart, Landtagsabg, Mattil⸗Hütſchenhauſen und verſchiedene Delegierte. Zum neuen Weingeſetz. * Neuſtadt a. d., 7. Juli. Auf Einladung der Vereini⸗ gung Pfälziſcher Weinproduzenten, Weinhänd⸗ ler und Weinkommiſſionäre tagte am 4. Juli im Hotel Löwen in Neuſtadt eine zahlreich beſuchte Verſammlung zur Be⸗ ratung des§ 6(Etikettenparagraph) des neuen Weingeſetzes Vertreten war die Vereinigung, der landwirtſchaftliche Bezirks⸗ ausſchuß, der Verein für Weinbau und Weinhandel, der Verband der Weinhändler von Landau und Umgebung, der Verein der Naturweinverſteigerer und verſchiedene Winzervereine. Die ein⸗ gehende Debatte ergab das Reſultat, den Fachvereinen für die Etikettierung drei Weinbaugebiete vorzuſchlagen. Die Vorſchläge ſind folgende: IJ. Die genannten Verbände ſind ſämtlich der Anſicht, daß vorbehaltlich der Gleichartigkeit und Gleichwertig⸗ keit der zu bezeichnenden Erzeugniſſe, jede Gemarkung innerhalb eines der drei nachſtehend abgegrenzten Gebiete, als den ſämt⸗ lichen übrigen Gemarkungen des betreffenden Gebietes nahe⸗ gelegen im Sinne des§ 6 Abſ. 2 anzuſehen iſt. A. Gebiet des oberen Gebirges, auch Oberhaardt genannt, von der elſäſſiſchen Grenze bis zum Speyerbach.— B. Gebiet des mittleren Gebirges, auch Mittelhaardt genannt, vom Speyerbach einſchließlich der Gemarkung von Neuſtadt bis zur Iſenach ein⸗ ſchließlich der Gemarkungen von Ungſtein, Kallſtadt, Leiſtadt und Herxheim a. Berg.— O. Gebiet des unteren Gebirges, auch Unterhaardt genannt, von Erpolzheim bezw. Freinsheim bis zur heſſiſchen Grenze, einſchließlich des Zellertales. Das Alſenztal wird als zum Gebiet der Nahe gehörend angeſehen. Die Begriffe „benachbart“ bezw.„nahegelegen“ im Sinne des Geſetzes finder dabei auch für die Grenzen der drei Gebiete Anwendung. II. Als Gattungsnamen können für gleichwertige Weine die Namen folgender Gemarkungen benutzt werden: 1. Innerhalb des unter A. genannten Gebietes: Albersweiler, Birkweiler, Böchingen, Burrweiler, Diedesfeld, Edenkoben, Edes⸗ heim, Eſchbach, Gleisweiler, Gleiszellen, Gleishorbach, Gräfen⸗ hauſen, Hambach, Maikammer⸗Alſterweiler, Niederhorbach, Pleisweiler, Rechtenbach, Rhodt, St. Martin, Schweigen, Siebel⸗ dingen, Weyher.— 2. Innerhalb des unter B genannten Gebiets: Bad Dürkheim, Deidesheim, Ellerſtadt, Erpolzheim, Forſt, Gim⸗ meldingen, Gönnheim, Haardt, Herxheim a. Bg., Kallſtadt, Kö⸗ nigsbach, Leiſtadt, Neuſtadt a. d.., Mußbach, Meckenheim, Niederkirchen, Ruppertsberg, Ungſtein, Wachenheim.— 3. Inner⸗ halb des unter O. genannten Gebietes: Biſſersheim, Bobenheim a. Rh., Bockenheim, Dackenheim, Dirmſtein, Freinsheim, Groß⸗ karlbach, Grünſtadt, Kirchheim a. Eck, Kleinkarlbach, Laumers⸗ heim, Sauſenheim, Weiſenheim a. Berg, Weiſenheim a. Sand, Zell-Harxheim. Für die Benennung des Weinbaugebietes wurde Rhein pfalz bezw. Rheinpfalsweine vorgeſchlagen, neben denen auch dic ſeitherige Benennung Pfälzer Weine und Haardt⸗ weine zuläſſig ſein ſoll. Als wünſchenswert wurde ader der Ge⸗ brauch des Wortes Rbeinpfalzweine empfohlen. Nus Stadt und Land. *Naunbeim, 8. Jult 1009. Zur Bürgerausſchußſitzung. Zwei wichtige Punkte ragten aus der umfangreichen Tages⸗ ordnung der letzten Sitzung heraus: Die Nachbewilligung von 590 550 Mk. für den Kaufhaus⸗Umbau und die Erbauung einer Bahnlinie von Mannheim nach Schriesheim. Um dieſe beiden Gegenſtände drehten ſich in erſter Reihe die mehrſtündigen De⸗ batten. Mit der Bewilligung der Nachforderung für den Kauf⸗ hausumbau iſt in der Hauptſache ein Werk zum Abſchluß gekom⸗ men, auf das unſere Stadt ſtolz ſein kann. Gewiß hat der Ban erhebliche Summen verſchlungen und man hätte verſchiedene Hun⸗ derttauſend, ja ſogar vielleicht Millionen erſparen können, wenn man das neue Rathaus an einem anderen Ort erſtellt haben würde. Aber wer möchte heute das Rathaus an einem anderen Platz errichtet ſehen? Wenn wir in Gedanken zurückſchweifen in die Zeit der Erwerbung des Kaufhauſes durch die Stadt und im Geiſte die damaligen heftigen Debatten über die Frage des Kauf⸗ hausneubaues oder des Kaufhausumbaues vorüberziehen laſſen, wobei auch das Projekt der Errichtung eines Rathauſes in der öſtl. Stadterweiterung auftauchte, ſo muten uns die Argumente, die ſ. Zt. gegen den Kaufhausumbau ins Feld geführt wurden, befrem⸗ dend an. Viel hätte damals nicht gefehlt und der alte hiſtoriſche Kaufhausbau wäre der Zerſtörungswut zum Opfer gefallen. In letzter Stunde erhoben maßgebende, einflußreiche Perſönlichkeiten, *—8 ́— Miniſter ſtand ſein Plan feſt, die chemiſchen Wirkungen der Volta⸗ ſäule, insbeſondere ihre Eigenſchaft, an den freien Enden der Poldrähte Waſſer in ſeine Elemente, Waſſerſtoff und Sauerſtoff, zu zerlegen, zum Telegraphieren zu benutzen. Am 22. Juli war ſein Apparat vollendet, mit dem er am 6. Auguſt über 724 Fuß Draht⸗ länge telegraphierte, worauf er am 28. Auguſt bor der Akademie mit Benutzung von 2000 Fuß Drahtlänge die Erfindung demon⸗ ſtrierte. In der von Sömmering gegebenen Form konnte ſich die allzu komplizierte Erfindung, die Napoleon„une idée allemande“ nannte, nicht durchſetzen. Auf ſeinen Gedanken aber haben— wiſſentlich und unwiſſentlich— alle ſpäteren Erfinder bis auf Morſe vveiter⸗ gearbeitet, der durch Konſtruktion des elektromagnetiſchen Schreib⸗ apparats mit beweglichem Anker der elektriſchen Telegraphie die Geſtalt gab, in der ſie ſich die Welt eroberte.. *** Hochſchule für Muſik. Das Programm der 7. Prüfungsguſführung wurde von Schülern der Klavierklaſſe des Herrn Prof. Pfeiffer, der Violinklaſſe des Herrn Konzertmeiſters Heſſe und der Geſangs⸗ klaſſe des Herrn G. Keller beſtritten. Auch der Geſamteindruck dieſes Abends war ein vorwiegend günſtiger. Von der F⸗moll Sonate von Brahms hörte ich nur noch den Schluß, gewann aber den Eindruck, daß Frl. Berta Freund ſich ihrer ſchwierigen Aufgabe gut ent⸗ ledigte. Die Wiedergabe des 1. Satzes des Mozart'ſchen Violin⸗ konzerts durch Herrn O. Apfel war keine ſchlackenfreie. Jus⸗ beſondere ließ die Reinheit zu wünſchen übrig. Mit dem Rezitativ und Arie der Suſanna aus„Figaro“, die einen halben Ton höher transpontert geſungen wurde, führte ſich Frl. Luiſe Sommer recht vorteilhaft ein. Die ſympathiſche Stimme ſpricht in allen Lagen gut an und die Textbehandlung und muſikaliſche Geſtaltung ließen kaum auf das erſt einjährige Studium(bei Herrn Keller) ſchließen. Ohne Zweifel haben wir es hier mit einem wirklichen Talent zu tun. Nicht ganz ſo günſtig ſchnitt Frl. M. Lazarus aus der gleichen Schule ab. Der Vortrag der Arie aus„Der Waffenſchmied“ war zu maniert. Weit beſſeres leiſtete die ohne Zweiſel begabte junge Dame als Klavierſpielerin, namentlich im F⸗dur Noeturnd von Chopin, das mit klarer, ſauberer Technik und Stilgefühl interpretiert wurde. Die A⸗dur Romanze ihres Lehrers Pfeiffer, ſowie R. Strauß!„Ständchen“ im Arrangement Pfeiffers, gab Frl. Maria Hornung Gelegenheit, eine bereits ſehr weit geförderte Technik, verſtändige Auffaſſung und geſchmackvollen Vortrag zu bekunden. Die Paſſagen, insbeſondere der Romanze, wurden mit perlender Leichtigkeit und mit Ausdruck wieder⸗ gegeben. Weitaus die reifſte Leiſtung bot H. Mayer(ebenfalls Schüler des Herrn Pfeiffer) mit Liſzt's Konzertetude in Des⸗dur, Schubert⸗Liſzt's„Du biſt die Ruh“. Ein techniſches und muſikaliſches Talent vereinigt ſich mit ſtarkem Temperament in ſelten vielverſpre⸗ chender Weiſe. Zum Schluſſe ſpielte Herr Mayer anſtelle des auf dem Programm angegebenen As⸗dur den e⸗moll Walzer von Chopin, und hier war es verwunderlich, daß dem talentierten Pianiſten, der die beiden erſten Stücke geradezu bravourös bewältigt hatte, in dem ungleich leichteren Stücke nicht alles reſtlos gelang. ek. Eine Biographie Wildenbruchs. Maria v. Wildenbruch, die Gattin des Dichters, richtet aus Weimar au alle, die Briefe und Schriftſtücke ihres Gatten beſitzen, die Bitte, ihr ſolche Handſchriften nach Weimaz zu ſchicken zum Zwecke der Einſicht und einer eventuellen Abſchrift, um ſie für die Biographie Ernſt v. Wildenbruchs zu benutzen⸗ Die Rückgabe der Einſendungen werde bald erfolgen. Die Geige Joachims. Durch ein beſonderes Legat iſt, wie „Monde artiſte“ mitteilt, die prachtvolle Stradivarius, mit der Joſeph Joachim ſo oft ſeine Zuhörer entzückte, in den Beſitz ſeines Neffen, des Profeſſors Harold Joachim in Oxford, übergegangen. Die Geige war ein Ehrengeſchenk, das dem Meiſter am 15. April 1889 im Londoner St. James⸗Saale zu ſeinem fünfsigfährigen Künſtlerjubiläum überreicht wurde. Eine große Anzahl engliſcher Bewunderer Joachims war damals zuſammengetreten, um dem Meiſter der Geige dies Inſtrument zu ſchenken, das für 24 480 M. angekauft wurde. Der kunſtvoll gearbeitete Violinkaſten trägt eine kleine Metallplatte mit der Inſchrift:„An Joſeph Joachim. Um die Erinnerung an die 50. Wiederkehr des Tages wachzuhalten, an dem er zum erſten Male in der Oeffentlichkeit ſpielte, und als ein Zeugnis der hohen Bewunderung und der großen Wertſchätzung ſeiner engliſchen Freunde. 15. April 1889.“ Dieſe Stradivarius war früher im Beſitze Viottis geweſen. dieſer Weiſe weiter verh Maunheim, 8. Juli. Seueral⸗Anuzeiger.(Mittagblatt.) 3. Seite vor allem auch der Altertumsverein, Einſpruch gegen den drohen⸗ den Vandalismusakt. Man beſann ſick darauf, daß unſere Stadt ſehr arm iſt an hiſtoriſchen und künſtleriſch hervorragenden Ge⸗ bäuden und entdeckte, daß das Kaufhaus ein architektoniſches Mei⸗ ſterwerk ſei, welches einen der wenigen Zeugen einer glänzenden Epoche in der Geſchichte Mannheims bilde. Heute iſt die Zahl Derjenigen, die einen völligen Neubau für das Richtige gehal⸗ ten hätten, eine verſchwindend geringe. Die weitaus überwiegende Mehrheit der Bürgerſchaft wird dagegen den Männern Dank zol⸗ len, welche ſeinerzeit die Niederlegung des Kaufhauſes durch ihren energiſchen Proteſt verhindert haben. In der letzten Bürger⸗ ausſchuß⸗Sitzung klangen zwar die ehemaligen Kämpfe um das Neu⸗ oder Umbau⸗Projekt etwas nach, indem ein Stadtverord⸗ neter nochmals ſeine Auffaſſung ausſprach, daß ein Neubau das Beſte geweſen wäre. Aber er blieb mit dieſer Anſicht vereinzelt und ſeine Ausführungen fanden keinen Widerhall in dem Kolle⸗ gium. Die Diskuſſion drehte ſich hauptſächlich darum, wen die meiſte Schuld an den nachzubewilligenden Ueberſchrei⸗ tungen trifft, ob den Stadtrat oder das Hochbauamt. Die Moh⸗ renwäſche führte nicht zu dem gewünſchten Ergebnis: ein ganz ge⸗ naues Bild über das Maß der Sünden einerſeits des Hochbau⸗ amts, andererſeits des Stadtrats konnte nicht gegeben werden. Viel zu wenig kam in den Debatten die Befriedigung zum Aus⸗ druck über das gelungene Bauwerk, das Mannheim und ſeiner opferfreudigen Bürgerſchaft ſtets zum Ruhme gereichen wird, das aber auch den Männern, die mit dem ſchwierigen Umbau be⸗ ſchäftigt waren, ein ehrendes Zeugnis ausſtellt. Es wäre unge⸗ recht, wollte man über all den mehr oder minder berechtigten Angriffen auf Stadtverwaltung und Hochbauamt und deſſen Lei⸗ ter, Herrn Stadtbaurat Perrey, unbeochtet laſſen die großen Ver⸗ dienſte, die ſich dieſe Inſtanzen um die Durchführung des neuen Rathauſes erworben haben. An die Debatten über den Kaufhaus⸗ umbau und ihre unangenehmen Begleit⸗Erſcheinungen wird ſchon nach kurzer Zeit niemand mehr denken, dagegen wird noch in Jahrhunderten das neue Rathaus erzählen von ciner ge⸗ waltigen Blütezeit Mannheims, in der ſich die Stadt nach allen Seiten reckte und dehnte und in der neben den vielen Millionen, welche die durch die ſtarke Entwickelung der Stadt notwendigen Arbeiten verſchlungen haben, man doch auch noch Geld übrig hatte für einen der Stadt Mannheim würdigen Repräſentationsbau. Die Vorlage wegen Erbauung der Bahn nach Schriesheim fand zwar die Zuſtimmung des Bürgerausſchuſſes, jedoch äußerten alle Redner die Unzufriedenheit mit ihr. Man hatte allgemein die ſofortige Einführung des elektriſchen Betriebes erwartet. Statt deſſen ſoll zunächſt eine Dampfbahn erbaut werden, die den Ver⸗ kehrsbedürfniſſen nicht in der gewünſchten Weiſe entſprechen kann. Es iſt klar, daß die Bahnverbindung nach Schriesheim nur dann den von ihr erhofften Verkehr bringt, wenn der Jahrplan reich ausgeſtaltet iſt und in kurzen Zwiſchenräumen Wagen hin⸗ und zurückfahren. Der einzige Troſt iſt, daß mit der Erſtellung der Dampfbahn das Projekt der Errichtung einer elektriſchen Verbin⸗ dung nicht gefallen iſt, ſondern daß ſowohl der Vertreter der Süd⸗ deutſchen Eiſenbahngeſellſchaft als auch Redner des Stadt⸗ rats wiederholt erklärten, daß die Frage der Elektriſierung des Betriebs aufs neue geprüft werden ſoll. Hoffentlich fällt dieſe Prüfung nicht negativ aus. Wir haben im„Mannheimer Gene⸗ ralanzeiger“ ſchon oft auf die große Bedeutung der Schaffung von Bahnlinien nach den verkehrsreichen und ſtark bevölkerten Orten der Bergſtraße hingewieſen, daß wir auf eine nochmalige Auffüh⸗ rung der Vorteile, welche unſere Stadt Mannheim aus einer ſolchen Ausgeſtaltung des Vorortbahnnetzes zufließen, verzichten können. Zu einer lebhaften Debatte führte dann noch wider Erwarten die ſtadträtliche Vorlage auf Errichtung eines neuen Gebäudes für die Fettſchmelze. Wir werden auf dieſe wichtige Angelegenheit noch zurückkommen. Mannheimer Schwurgericht. Betrügeriſcher Bankerott. Die Verhandlung geht nur langſam vorwärts. Der größte Eeil des geſtrigen Vormittags nahm die Vernehmung des Zeugen Ludwig Reiß aus Karlsrvhe weg, des Geldgebers des Angeklag⸗ ten. Wie er dazu kam, dieſem einen ſo weit gehenden Kredit ein⸗ zuräumen, wie er es tat, bleibt ein Rätſel. Reiß, ein bejahrter Mann, iſt in ſeinen Ausſagen ungemein vorſichtig. Eine beſtimmte Antwort iſt bei ihm eine Ausnahme. Eingehend wird die von dem Angeklagten und ſeinem Verteidiger aufgeſtellte Behauptung, Reiß habe ihm in der Zeit vom Januar 1907 bis zur Konkurseröffnung ca. 300 000 M. gegeben, nachgeprüft und das Ergebnis fällt zu Ungunſten des Angeklagten aus. Der Staatsanwalt gibt der Ver⸗ mutung Ausdruck, der Verteidiger Dr. Oppenheimer habe das wohl gewußt, gleichwohl aber ſeine Behauptung aufgeſtellt. Der Verteidiger ſagt, er habe es freilich gewußt, ſpäter ſchützt er aber ein Mißverſtändnis vor. Ein ſcharfer Zuſammenſtoß erfolgt wei⸗ ter zwiſchen Staatsanwalt und Verteidigung bei der Erörterung der Angelegenheit der ſechs Hypothekenbriefe à 4000 Mk.,, die Reiß dem Angeklagten übergab, damit ſie dieſer verkaufe oder beleihen laſſe und ihm den Gegenwert bringe. Reiß erhielt aber kein Geld, ſondern erfuhr, daß Schweizer die Papiere einem gewiſſen Ruf in Heidelberg abgetreten hatte, der aber nichts damit anfangen konnte, weil er dazu die Mitwirkung des Reiß nötig gehabt hätte. Schweizer macht nun geltend, daß er Reiß die Sicherungshypo⸗ theke von 40 000 M. auf das Karlsruher Anweſen in der Karl Friedrichſtraße als Gegenwert überlaſſen habe. Nach der Zeit⸗ differenz zwiſchen dieſen beiden Geſchäften ſcheint das unglaub⸗ haft, einen ſicheren Beſcheid vermag aber Reiß nicht zu geben. Obwohl nun Reiß in der Urkunde über die Uebergabe der Hypo⸗ thekenbriefe ausdrücklich bedingt, daß die Veräußerung für ſeine Rechnung zu erfolgen habe, verſuchte die Verteidigung das Schrift⸗ ſtück dahin zu interpretieren, daß Schweizer freie Hand gehabt habe, und die Hypothekenbriefe nach Belieben für ſich hätte ver⸗ Nach längerem Für und Wider Eingeſtändnis, werten dürfen. 1— daß man ſich einem„Mißverſtändnis“ hingegeben.„Wenn in berhe„meint darauf der werde Vorſitzende, ſo iſt es au Landesverbandes Bayern, in dieſet Woche zu Ende kommen. Es liegt weder im Intereſſe des Angeklagten noch ſeiner Verteidigung, die Verhandlungen in dieſer Weiſe hinaus⸗ zuziehen.“ Die Vormittagsſitzung ſchließt mit der Vernehmung des Sachverſtändigen, Stadtrats Meeß aus Karlsruhe, der ſich über die Schätzung des Hauſes Karl Friedrichſtraße 32 ausläßt. In der Nachmittagsſitzung äußern ſich die Sachverſtändigen Baumeiſter Schuſter und Stadtrat Battenſtoin in gleicher Weiſe über die Schätzung des Hauſes Lange Rötterſtraße 6. Die amtliche Schätzung gelangte zu einem Wert von 36 000 Mk. Zwi⸗ ſchen dem Vorſitzenden und Dr. Oppenheimer kommt es zu einer erregten Auseinanderſetzung über die Beurteilung einer Siche⸗ rungshypotheke und einer Kredithypotheke. Der Verteidiger iſt der Minung, daß dieſe Kategorien ein und dasſelbe ſeien und bean⸗ tragt event. Ladung eines Bankbeamten als Sachverſtändigen. Der Vorſitzende entgegnete, ein ſolches Armutszeugnis ſtelle man ſich nun doch nicht aus. Dafür ſei man Juriſt, um zwiſchen einer Sicherungs⸗ und einer Kredithypothek unter⸗ ſcheiden zu können. Zur Ehre des Herrn Rechtsanwalts Dr. Oppen⸗ heimer nehme er an, daß er den Unterſchied genau kenne, daß er ihn aber heute aus beſtimmten Gründen nicht wiſſen wolle. Als nach der Vernehmung der Sachverſtändigen Schuſter und Battenſtein die Verteidigung bittet, nun auch den Sachverſtändigen Baumeiſter Geiſel zu hören, erhebt der Staatsanwalt Proteſt, da Geiſel, wie er aus ihm erſt geſtern zugeſtellten Akten erſehen habe, mit dem Angeklagten in geſchäftlichen Beziehungen geſtanden habe. Sollte der Sachverſtändige nicht freiwillig auf ſein Amt verzichten, ſo werde er ein eingehendend begründetes Ablehnungsgeſuch vor⸗ tragen. Architekt Geiſel: Ich fühle mich nicht befangen, weil ich mit Schweizer gar keine Geſchäfte gemacht habe, die mit dieſer Strafſache im Zuſammenhang ſtehen. Nach einer kurzen Pauſe, in der ſich die beiden Verteidiger auf Grund der ihnen vom Staats⸗ anwalt zur Einſicht übergebenen Akten mit Geiſel berieten, wurde ſeitens der Verteidigung auf Geiſel verzichtet, jedoch die Erklärung abgegeben, daß man einen endern Sachverſtändigen vor⸗ ſchlagen werde. Gegen halb 8 Uhr trat, da Dr. Oppenheimer er⸗ klärte, er ſei zu abgeſpannt, um weiter an der Verhandlung teil⸗ nehmen zu können, Vertagung ein. Vom Luftflottentag in Leipzfig. Wie bereits aus der Preſſe bekannt geworden, hat in Leipzig am 5. Juli eine außerordentliche Mitgliederverſammlung des Deutſchen Luftflottenvereins ſtattgefunden. Dieſe Tagung war von ungemeiner Bedeutung nicht nur für den ſpeziellen künftigen Beſtand des Vereins, ſondern am letzten Ende auch für die ganze Bewegung in Sachen der Luftſchiffahrt überhaupt. Es galt zu konſtatieren, ob das Intereſſe an dieſer augenblicklich wohl wich⸗ tigſten Frage wirtſchaftlicher und auch nationaler Natur noch weiter wirkte, ob im Volke Liebe zur Sache war und ob weite Volkskreiſe geneigt ſind, mitzuarbeiten, Deutſchland in allen Phaſen der Luftſchiffahrt an der Spitze zu erhalten, die das Werk Zeppelins, Parſevals, Groß uſw. geſchaffen hatte. Und da kann nun mit Freuden feſtgeſtellt werden, daß übevall in Deutſchland man böllig einig iſt, daß wir mit allen Mitteln beſtrebt ſein müſſen, mindeſtens in der Höhe der anderen Nationen zu blei⸗ ben, beſonders da das Ausland zurzeit mit neidiſchen Blicken auf uns ſchaut, und insbeſondere Frankreich die größten Anſtreng⸗ ungen macht uns den Vorrang wieder abzulaufen. Einig war man auch darin, daß dieſe große Bewegung ſich nicht zerſplittern dürfe, ſondern großzügig organiſiert, einem breiten Skrome gleich, der von allen Seiten ſeine Waſſer empfängt, einem be⸗ ſtimmten Ziel zugeleitet werden muß. Schon die Zuſammen⸗ ſetzung der Verſammlung mit ihren bedeutenden Namen wie: Nieber, Baſſus, Berger, Moedebeck, Eckert, Erckenbrecher, Jodl⸗ bauer uſw. erbrachten den Beweis, daß die ſachverſtändigſten Männer das größte Intereſſe an dem Zuſtandekommen einer wirklich geſunden und großzügigen Entwicklung legten. Unter der während der ganzen Dauer über alles Lob erhabenen ruhigen, objektiven und in jeder Beziehung tadelloſen Leitung des Herrn Dr. Lanz begannen die Vorbeſprechungen zur Generalverſamm⸗ lung. Waren doch einige 60 Abänderungsanträge zum Entwurf der Statuten geſtellt, die zum Teil tief einſchneidend waren und die größten Debatten hervorriefen. Da dieſelben aber durchweg von Männern großer Sachkenntnis geführt wurden, waren ſie hochintereſſant. Vor allem hervorragend durch die Sachkunde und das tiefe Eindringen in den Entwurf war der Vertreter des Herrn Kommerzienrat Dr. Jodl⸗ bauer. Aufs ſorgfältigſte war ſein Gegenentwurf durchgear⸗ beitet. Und ſehr oft wurden deſſen Vorſchläge angenommen. Die Hauptſchwierigkeiten machte die Art der Zuführung der eingelau⸗ fenen Gelder zur Zentrale oder wie ſie jetzt heißt:„Haupt⸗ geſchäftsſtelle Mannheim“. War man doch der allgemeinen prin⸗ zipiellen Anſicht, vor allen Dingen ein Verkrümeln der Gelder zu verhüten, andererſeits aber auch das Leben der Ortsgruppen und Landesverbände nicht zu gefährden. Und da wurde nun der Grundſatz aufgeſtellt, daß die einzelnen Ortsgruppen den Haupt⸗ faktor zu bilden hätten, daß von hier aus nach oben hin ſich die Organiſation zu entwickeln habe über die Landesverbände bis zur Hauptgeſchäftsſtelle. Nach langen Erörterungen fand man den offenbar einzig richtigen Weg, der ſchließlich auch einſtimmig betont wurde, weil er die richtige Verteilung der Geldmittel er⸗ möglicht, ſo daß ſämtliche Organe lebenskräftig bleiben können und die Hauptgeſchäftsſtelle reich dotiert werden kann. Zum Teil noch größere Schwierigkeiten machte die Art der Abſtimmung. Aber auch da gelang es ſchließlich, ein allſeitig befriedigendes Reſultat zu erzielen. Das waren die Hauptſachen, denen ſich dann aber noch viele Einzelfragen anſchloſſen, die nach allen Seiten beleuchtet werden mußten. Und ſo ging denn ſchließlich der der Generalverſammlung vorzulegende Entwurf nach einer mit hohem Ernſt und Liebe geführten 11ſtündigen Debatte unter dem Beifall aller einſtimmig durch. Am Schluß der Sitzung ſprach Herr Kom⸗ merzienrat Dr. Jodlbauer dem Vorſitzenden und dem eminenten Wirken des Herrn Generals v. Nieber unter all⸗ gemeiner herzlichſter Zuſtimmung den Dank der Vorverſammlung aus. Exzellenz Nieber dankte noch Herrn Dr. Lanz, dem Vor⸗ redner und verkündete, daß das erſte zu erreichende Arbeitsziel des D. L. V. die Gründung und Erhaltung einer Luftſchifferſchule in Friedrichshafen ſei. Und da Frankreich die größten Anſtreng⸗ ungen mache, uns mit der Gründung zuvorzukommen, ſo wäre Eile nötig. Er könne die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Eröffnung der Schule zum 1. Oktober noch dieſes Jahr vorgeſehen ſei, zumal das preußiſche Kriegsminiſterium bereits einen jähr lichen Betrag von, glauben wir, 6000 M. zugeſagt habe. Dringen ſei die Frage, denn kenntnisreiche Luftſchifflenker fehlten an allen Ecken und dieſe könnten ihre Kenntniſſe erſt erwerben in einer Ausbildungszeit von mindeſtens 2 Jahren. Allſeitig wurde dieſe Gründung als das nächſt wichtigſte erkannk und in jeder Beziehung dem Vorhaben zugeſtimmt. Damit war die Vorbeſpre⸗ chung zu Ende, welche den ganzen Sonntag und einen großen Teil des Montagmorgen in Anſpruch genommen hatte. 15 5 Montag nachmittag um 5 Uhr begann die Mitgl lung. Pünktlich zum Beginn, alle in gleicher Weiſe konnte der Vorſitzende denn unter allgemeinem Bravo die ei Kubikmeter Granit ſind ſchon verbaut, 50 000 Kubikmeter 20 Pfennig feſtſetzt. Sollte die Witterung gegenwärtig auf ſeiner erſten Meter breit, 115 Meter lang und hat ſprache: Er hielte es für ſeine Pflicht, die Herren hier zu be⸗ grüßen. Den Leipzig ſei durch und durch eine nationale Stadt, An allen nationalen Fragen nehme die Stadtverwaltung das größte Intereſſe. Und ſo ſei es auch bei den Fragen der Luft⸗ ſchiffahrt. Die Stadtverwaltung bringe den Beſtrebungen des D. L. V. die größte Sympathie entgegen. Er wünſche den Ver⸗ handlungen den ſchönſten Erfolg zum Segen des allgemeinen Vaterlandes. Die Stadt Leipzig fühle ſich ſehr geehrt, daß ſchon die zweite Sitzung in ihren Mauern tagen dürfe. Die große Aus⸗ dehnung des noch jungen Vereins und die glänzende Durch⸗ führung der Vorbereitung ſei ihm ein ſicheres Zeichen für den Erfolg. Der Oberbürgermeiſter legte dann in geiſtreicher Weiſe dar, daß er es für die einfachſte Pflicht auch der Städte halte, ſolche bedeutenden Errungenſchaften in jeder Weiſe großzügig zu unterſtützen.(Bravo.] Hier ſei ein nationales Band geboten, das ſich nicht um Parteiungen zu bekümmern brauche, hier könnten alle einig gehen, hier könnte die deutſche Nation zeigen, daß wi alle national ſind, wenn wir auch in anderen Dingen uns noch ſehr ſtreiten mögen. Deshalb, von Herzen Glück auf, meine Herren!(Stürmiſches allſeitiges Bravo.) Dem Oberbürgermeiſter antwortete der Vorſitzende, Herr Dr. Lanz. Die vollzählig anweſenden Delegierten bewies ihm das in allen Teilen des Vaterlandes herrſchende Intereſſe. Ueberall habe die Schöpfung Zeppelins, Parſevals, Groß u. a. m. tiefe Wurzeln geſchlagen und Begeiſterung erweckt. Daß wir nicht zurückbleiben, ſondern vorwärts ſchreiten müſſen, ſei für Deutſch⸗ land von höchſter Bedeutung. Und daß wir gerade in dieſem Verkehrsmittelpunkt Leipzig in der Mitte Deutſchlands unſere grundlegenden Beſchlüſſe faßten, möge man dahin deuten, da von hier aus nach allen Richtungen hin die Beſtrebungen in Herzen unſerer Landsleute eindringen und gepflegt werden möchten. Dem gaſtfreundlichen Leipzig und vor allem dem per⸗ ſönlichen Erſcheinen ſeines Stadtoberhauptes gebüßhre der h lichſte Dank. Er wünſche nunmehr der Verſammlung den gl. lichſten Erfolg und eröffne dieſelbe.(Großer Beifall.) Herr General v. Nieber verlas nunmehr den Statute entwurf, wie er aus der Vorverſammlung hervorgegangen Schon beim Anhören merkte man allſeitig, wie durchdacht ſich derſelbe in jeder Weiſe präſentierte. Nach einer Einwendung un⸗ erheblicher Natur meldete ſich niemand mehr zum Wort. Und ſtimmige Annahme des Entwurfs feſtſtellen, ein großer Erfol bei einer ſo ſchwierigen, alle Teile Deutſchland umfaſſende Organiſation. Der Vertreter Bayerns ſtellte noch zwei Anträge tioneller und formaler Natur, die ebenfalls einſtimmig an men wurden, dann ſprach derſelbe den beiden Häuptern Lanz un Nieber den herzlichſten Dank der Verſammlung aus, wofür ihrezſeits dankten. Damit erreichte die denkwürdige Tagun Ende. Durch die Munifizenz der Leipziger Stadtverwaltu es der Ortsgruppe Leipzig ermöglicht worden, in großer Wage! fahrt am Morgen dieſes Tages die Gäſte herumzuführen. Un ſachkundiger Führung in jedem Wagen wurden alle die Sehen würdigkeiten, die Leipzig in hohem Maße bietet, vor a wundervollen Anlagen gezeigt. Schließlich wurde das Leipzit Schlachtfeld überquert und das entſtehende Völkerſchlachtdenkm angeſtaunt. Unſer guter Bekannter Bruno Schmitz ſchafft do einen Bau, der den ägyptiſchen Pyramiden an gewaltiger ſuch gleichzuſtellen iſt. Durch Schilderung kann man ſich keinen Begri davon machen und niemand, der Leipzig berührt, ſollte verſäumen. dieſen entſtehenden Bau ſich anzuſehen. Er wird einen u 8 löſchbaren Eindruck mitnehmen. 60 Meter hoch rag empor, noch fehlen 30 Meter. 80000 Kubikmeter Be noch mindeſtens dazukommen. Die Quadern des Poſt haben 6 Kubikmeter Inhalt und wiegen 400 Zentner Stück, zwei Doppelwagen jeder. Die Mittelfigur des Frieſes heilgen Michael iſt 14 Meter hoch, alſo etwa 3 S ckwer Innern entſteht eine Halle von faſt 90 Meter Höhe. genügen. Ende dieſes Jahres ſind 3 Millionen ver! drei wird es noch koſten. Es wäre aller Deutſchen w kräftig beizuſteuern. Auch das große an der Stelle Pleißenburg errichtete Rathaus wurde von der Stadt Herren Stadtverordneten und Stadträte, von erſteren gi dings nur 72 bei einer Bevölkerung von 550 000 Seeler beneiden, ſo praktiſch, bequem, hell und freundlich be gebettet. Ein Feſteſſen und abends ein Feſtkommers beſe ſchönen, in jeder Beziehung intereſſanten Tage, die ke Teilnehmer ſo bald vergeſſen wird. 5 * Landgerichtspräſident Chriſt penſioniert. Wie de 31g.“ mitteilt, hat der Großherzog den Landgerichtspr Guſtab Ehriſt unter Anerkennung ſeiner langjährigen, erſprießlichen Dienſte ſeinem Anſuchen entſprechend auf d. J. in den Ruheſtand verſetzt. Gleichzeitig wurde Her Kommandeurkreuz zweiter Klaſſe des Ordens Berthold des Erſte⸗ verliehen. Ehriſt wurde 1844 zu Karlsruhe geboren, 1866 Recht praktikant, 1869 Referandar, 1871 Amtsrichter 1872 in Heidelberg, 1876 Oberamtsrichter, 1877 is in Mannheim, 1879 Landgerichtsrat, 1889 Oberlandesg und fungierte 1892/1900 auch als ſtändiger Erſatzrichter waltungsgerichtshof, 1895 bis 1900 als Mitglied Ko gerichtshofs und 1898—1902 als ſtellvertretendes Mitgli Disziplinarhofs. 1900 wurde Herr Chriſt Landgerichtspräſi Mannheim. Er beſitzt mehrere Ordensauszeichnungen. ihm das Ritterkreuz 1. Klaſſe des Ordens vo•m berliehen, 1896 das Eichenlaub dazu und 1902 da⸗ kreuz dieſes Ordens und die Vadiſche Jubiläumsmedaille * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit feiert heutz Ehrlich, Reſtaurateur(Nuitsſtraße 18), mit Suſanna geb. Allgäuer. Anläßlich dieſes Feſtes brachte ihm ſige Feuerwehr⸗Kapelle Schönig geſtern Abend ein Stän Gleichzeitig überreichte der Geſamtvorſtand des Bad waldvereins dem Jubelpaare mit einer herzlichen An Italieuiſche Nacht im Friedrichspark. Die burtstages unſeres Landesherrn wird die Parkgeſell und morgen in feſtlicher Weiſe begehen. Heute Do iſt große Illumination der Parkanlagen vorg eintretender Dunkelheit findet bengaliſche Bel ſtatt. Ein Horuquartett wird paſſende Weiſen blaſen u minierter Nachen über den Weiherſpiegel gleiten. D Veranſtaltung iſt immer ein ſehr großer, da bekan geſellſchaft an dieſem Tage den Eintrittspre heute Donnerstag nicht zulaſſen, ſo wird dieſe au abend verſchoben. Von der Rheinflotte. Ein neuer Radſchl. Firma Franz Haniel u. Co. in Duisburg⸗Ruhrot Dampfer, der den Namen„Haniel Nr. Sachſenbergſchen Werft zu Roßlau an de 4. Seite Seneral⸗Auzeiger.(Mittagblatt.) Nannheim, 8. I. Störle von 1500 Pferdekräften. Der Dampfer hat alle modernen Einrichtungen wie Dampfruder u. a. und ſoll zwiſchen den Ruhr⸗ en und dem Oberrhein verkehren.— Auf ſeiner erſten Berg⸗ fahrt befindet ſich gegenwärtig der neue eiſerne Schleppkahn„Ti⸗ ania“, der für einen Privatunternehmer auf einer holländiſchen Werft erbaut iſt. Der Kahn kann 1480 Tonnen laden und iſt mit ner gemiſchten Ladung nach Mannheim unterwegs. Zwangsverſteigerung. Vei der geſtrigen Verſteigerung des Hausgrundſtücks von Franz Wollſchilt und deſſen Ehefrau Anna geb. Greſtaler, R 3, 10, im Maße von 5 Ar, auf dem ſich ein Zſtöckiges Wohnhaus mit Seitenbau befindet, blieh Kaufmann Karl ller von hier mit 37 500 M. Meiſtbietender. Taxiert war das rundſtück zu 54000 M. Zuſchlag in 8 Tagen.— Das Grundſtück er Heinrich Karl Schudt Witwe wurde dem Kutſcher Friedrich übbler zugeſchlagen. An Jubiläumsſpenden für Bereicherung der hieſigen Alter⸗ umsſammlungen fordert ein in der vorliegenden Nummer un⸗ res Blattes abgedruckter Aufruf der hieſigen Bürgerſchaft Der Ar ruf iſt von einem Komitee hervorragender hieſiger Ei wohner unterzeichnet. An der Spitze ſtehen die Herren Fabri⸗ ant Dr. Karl Lanz, Geh. Kommerzienrat Karl Reiß, Kom⸗ nerzienrat Aug. Röchling. Wir machen auch an dieſer Stelle arauf aufmerkſam, und wünſchen dem Aufruf im Intereſſe des emeinnützigen Zweckes beſten Erfolg. 59jähriges Geſchäftsjubiläum. Aus Anlaß dieſes Feſtes ver⸗ uſtaltete die allbekannte Firma Babette Maier, Modes, im Sonntag, den 4. Juli eine Feier für die Angeſtellten und eunde des Geſchäftes. Wer ſind die Unbekannten? In bewußtloſem Zuſtande wurde e Morgen gegen 4 Uhr vor dem Hauſe II 7, 24 ein Mann auf⸗ nden. Ex ſtarb auf dem Transport nach dem Krankenhaus. nlichkeit und Todesurſache konnten noch nicht feſtgeſtellt wer⸗ Der Mann gehört anſcheinend dem Arbeiterſtand an.— Ferner e heute früh auf einer Bank am Waſſerturm ein junger Mann e falls in bewußtloſem Zuſtande aufgefunden, bei dem im auſe Aethervergiftung feſtgeſtellt wurde. Auch die keit dieſes Mannes konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, er zur Zeit noch bewußtlos im Krankenhaus liegt. 5 Geſtorben. Der 24 Jahre alte Maurer Karl Schwindt fertal, welcher in der Nacht zum Sonntag bei einer Keilerei rtal einen Stich in den Unterleib erhielt, iſt geſtern Nach⸗ tag im Krankenhaus ſeinen Verletzungen er⸗ ——— Poliseibericht vom 8. Juli 1909. EUnhekannter Toter.— 11 5 geſtern N 8 un in bewußtloſem Zuſtande auf 822 vor H 7, 24 ließ denſelben im Sanitätswagen in das Allgemeine Auf dem Transport dahin ver⸗ Signalement: Etwa 40—45 Jahre alt, me groß, kräftig e 1 ſe, ſchwarze Scherſch uhe, Strümpfe, ſilzhut, Brille. ˖ en ee hen iden in dem Auge blick 755 einem 9 09 zmann T düfgegrifſen, als er an inem mit Aether gefüllten Fläſchchen roch und beſtunungslos Auch er mußte mittelſt Sanitätswagens dem All⸗ n w erden. or ben 10 im Ai Krankenhaus hier der im Bolizeibericht vom 5. d. M. erwähnte Gipſer Kaſpar Schwind tal, welcher am 4. d. Mts. von einem vielfach vor⸗ el u Taglöhner von Käferthal durch einenMeſſerſtich töd⸗ b sbruch begingen heute früh 2½ Uhr 3 ner von hier, durch widerrechtliches Eindringen in die Kan⸗ ſer Großh. Staatseiſenbahn, Lindenhofſtraße No. 15 hier, eten nur dem Bahnperfonal geſtattet iſt. Der Auffor⸗ ſich zu entfernen, leiſteten ſie nicht alsbald Folge, feuerte ſogar 3 Revolverſchüſſe ab, ohne jemand z ine Gasexploſion entſtand am 5. ds. Mts. abends nem im 1. Stock des Hauſes Beethovenſtraße No. zimmer, wodurch ein Gebäudeſchaden von etwa 1 5 20—30 Mark verurſacht wurde. wurde glücklicherweiſe niemand. uhlbrand. Mit Streichhölzern ſpielende Kinder n geſtern abend 6 Uhr im Dachſtocke des Hauſes Zehnt⸗ —44, welch' letzteres einer auswärtigen Bier⸗ ſt, Papier an, wodurch die Dachſparren und einige u Brand gerieten. der gelöſcht werden. Der ſoll ſich auf etwa rhaftef wurden 20 Perſonen wegen beiſchtedene ſtraf⸗ andlungen, darunter ein Sattler von Mosbach fälſchung und ein Taglöhner von hier wegen Hausfrie⸗ Gachbeſchädigung und Beamtenbeleidigung. us dem Großherzogtum. Freiburg i. Br., 7. Juli. Im Alter von 73 Jahren ier heute vormittag nach ſchwerer Krankheit Herr Amts⸗ tor a. D. Karl Lederle. Er war u. a. Sekretär 8. und Hofgericht in Karls zruhe, Amtsrichter in Wall⸗ Triberg, Oberamtsrichter in Ettlingen, Müllheim, he und Freiburg. Hier wurde er im Jahre 1900 zum ichtsdirektor ernannt: am 1. Oktober 1908 trat er in den ſtand. Bei dieſer Gelegenheit wurde er mit dem Kom⸗ reuz 2. Klaſſe des Ordens vom Zähringer Löwen aus⸗ falz, Heſſen und Amgebung. rmaſens, 7. Juli. Der Notariatsſchreiber des Notars und bisherige 2. Vorſtand des hieſigen 18er⸗Vereins Hoſt abend, als er den Feſtzug zum Zayf!: e, vom 5 Es ſin um 15 7. Juli. Die Stadtverordneten⸗ mlung ſetzte die Beratung der Gasfrage fort und e ſchließlich mit 0 er neuen Vereinbarungen einen endgültigen Ver⸗ eſellſchaften abzuſchließen. Dieſer Beſ icht auf Feee eines f äd ti⸗ behörde: Das Fever konnte von Hausbewoh⸗ wegen 39 gegen 14 Stimmen den Magiſtrat, hluß be⸗ Gerichtszeitung. §8 Mannheim, 7. Juli.(Strafkammer.) Vorſ.: Landgerichtsdirektor Dr. Kurzmann. Vertreter der Gr. Staats⸗ Staatsanwalt Dr. Mayer. Der 28 Jahre alte Hafenarbeiter Johann Welli beſaß die Keckheit, am 17. v. Mts. ein vor der Polizeiſtation in der Werftſtraße ſtehendes Rad, das dem Kaufmann Otto Roth gehörte, wegzunehmen und darauf loszugeigeln. Er konnte aber ſchon in der Beilſtraße eingeholt werden und heute erhält er für den Spaß vier Monate Gefängnis. Bei einem Kappenabend am Faſchingsdienstag fing der Tape⸗ zier Anton Hofweiſter mit ſeinem Bruder, mit dem er ſchlecht ſteht, Streit an und verſetzte ihm einen Stich in die 19 8 Schultek⸗ Das Schöffengericht hat das liebevolle Bruder! rherz 1 2 Monaten bedacht. Auf Hofmeiſters Berufung wird die Strafe in 40 M. an Beld umgewandelt. Von Jag 38 Cag. — Ein wurde geſtern abend in a. M. verübt: Als ein Dienſtmädchen in einem Haus der 0 ſtraße das Gartentor ſchließen wollte, näherte ſich 195 ein fremder Mann und brachte ihm einen Stich in die rechte Backe bei. Das Mädchen glaubte anfänglich, der Fremde habe ihr nur einen Schlag verſetzt, alsbald war aber das Kleid vollſtändig mit Blut durchtränkt. Die Rettungswache ſtellte eine ſchwere Stichwunde mit Schlagaderverletzung feſt und brachte die durch den großen Blutverluſt vollſtändig Entkräftete in das Bürger⸗ ſpital. Der Fall erinnert an Vorkommniſſe der jüngſten Zeit in Berlin. Von dem Täter fehlt bis jetzt jede Spur. — Ein ſchwoeres Verbrechen wird uns aus Zittau, 5. Juli, gemeldet: Geſtern nachmittag wurde in Schönau am Ufer der Lauſur der nackte Leichnam eines etwa 30jährigen Mannes aufgefunden, deſſen Hände auf dem Rücken feſtgebunden waren. Man vermutet, daß das Verbrechen in dem benachbarten Böhmen begangen worden iſt. Die Leiche wurde als die Tiſchlergehilfen Anders aus Großſchönau ermittelt. Sie war an Händen und Füßen gefeſſelt. — Brandſtiftende Einbrecher, Aus Bremen wird gemeldet, daß Einbrecher in ein Haus an der Oslebshauſer Chauſſee, deſſen Bewohner verreiſt waren, eindrangen, eine Menge Silberzeug raubten und Feuer mit Hilfe mitgebrachter Petroleumflaſchen anlegten. Sämtliche Räume brannten aus. Die Nachforſchungen nach den Verbrechern waren bisher er⸗ folglos. — Ein jugendlicher Luſtmörder. Die Straf⸗ kammer in Gagen verurteilte den 15jährigen Lehrling Schulte, der den Luſtmord an der 15jährigen Verkäuferin Schweitzer verübt hatte, zur höchſten zuläſſigen Strafe von 15 Jahren Gefängnis. — Mit dem Ballon ins Meer geſtürzt. Aus Rom, 6. Juli wird uns telegraphiert: Geſtern abend 10 Uhr er⸗ ſchien et ein großer Ballon mit 2 Paſſagieren angeblich mit einem Pacificio über dem Poſilip bei Neapel und ſtürzte plötzlich etwa 6 Meilen vom Lande nieder und verſchwand in der wildbewegten See. Zwei ſofort zur Hilfe geſandte Torpedoboote fanden aber keine Spur von dem Ballon und von den Schiffbrüchigen. Graf Feſtetitſch, der in der Affäre des Diebſtahls der Diamanten des Herzogs von Braunſchweig eine Rolle ſpielt, iſt, wie uns ein Telegramm aus Oſtende meldet, verhaftet worden. wird uns drahtlich gemeldet: Nachdem ein hieſiger Handwerksmeiſter einem ſeiner Kinder Lyſol eingeflößt hatte, eilten auf das Angft⸗ geſchrei der übrigen Kinder Nachbarn herbei, die die Kinder aus der Gewalt ihres unmenſchlichen Vaters befreiten und deſſen Verhaf⸗ tung bewirkten. — Luftſchifferkapitän Spelterini trifft in Cha⸗ mouniy Vorbereitungen für ſeinen Aufſtieg Ende Juli, um photo⸗ graphiſche Aufnahmen des Mont Blanc⸗Maſſivs zu machen. — Zum Tode verurteilt wurde vom Hamburger Schwurgericht nach stägiger Verhandlung der Korbmacher⸗ geſelle Mochriewsky, der am 11. Mai d. J. ſeine frühere Geliebte Fiſcher auf offener Straße erſtochen hatte. — Eigenartige Bedingungen ſtellt das Gut Teſchen⸗ dorf(Kreis Labes) ſeinem Nachtwächter, wie folgendes Inſerat in der Kreis⸗Zeitung zeigt:„Dom. Teſchendorf ſucht einen nüch⸗ ternen Nachtwächter, derſelbe darf mindeſtens des Nachts nicht ſelber ſtehlen, keine Kühe auswelken und nicht den anderen Spitzbuben beim Wegſchaffen der geſtohlenen Sachen behilflich ſein.“ — Eine Revolver⸗Sängerin. Die 23 Jahre alte Oberekten ſängerin Pauline Prohaska feuerte im Cafe Stefan in Prag auf ihren Geliebten der dos Verhälktnis ſöſen wollte, drei Revolverſchüſſe ab, ohne zu treffen. In dem dichtgefüllten Cafe entſtand eine Panik, die ſich erſt legte, als ein ſtarkes Wach⸗ aufgebot erſchien. — Die Cholera in Petersburg. Ein Telegramm aus Petersburg, 7. Juli meldet: An der alre And geſtorn 90 Perſonen erkrankt und davon 26 geſtorben. Die Geſaſtzahl der Kranken beträgt 692, Letzte Nachtichten und Celegramme. * Gothaf Julk in Kohurg 5 1400 Landwirte des Herzogstums einen Bauernbu * Paris, 8. Juli. Ju parlamentariſchen Hreiſen ver⸗ lautet, Miniſter⸗Präſident Clemenceau werde im Lauſe der Interpellationsdebatte über die allgemeine Politik der Regierung bezw. der beantragten W ahlreform erklären, daß er Anhänger der Liſtenwahl, jedoch ein Gegner der Pro⸗ portional⸗Vertretung ſei. Paris, 8. Juli. Bei der am 17. ds. Mis. in Havre in Anweſenheit des Präſidenten Fallières ſta ktfindenden Flotten⸗ ſchau wird England durch das Panzerſchiff„Jupiter“ ver⸗ treten ſein. * Pars, 8 Juli. Infolge beb in den letzten Tagen wäh⸗ rend des Ausſtandes der Stallburſchen in Maiſon Laffita verübten Gewalttätigkeiten beſchloſſen die Rennſtallbeſitzer uf Grund des Geſetzes von 1901 ein: VBerzinigung zum Schutze ihrer Intereſſen zu gründen. Gleichzeitig erklärten ſie ſich bereit, gewiſſe Forderungen der Stallburſchen einer Prüfung zu unterziehen. .E. Madrid, 7. Juli.(Priv.⸗Tel) Die„Dynaſtia“ in Cadix veröffentlicht einen ede Artikel, in dem die Uebergabe der Irſenale von Ferrol und Cartagena an ein eng⸗ liſches Konſortinm als unverzeihlicher Fehler der Regierung be⸗ 13 zeichnet wird. Die Regierung erfülle nur die einen Weltkrieg vorbereitenden engliſchen Wünſche, indem ſie die Flottenſtützpunkte und die wichtigſten Häfen ausliefere. Aus Marokko. * Paris, 8. Juli. neral Liauty mit. daß er ein Bruder des Sultans Mulay Hafid ſei rag habe, den Beſehl über einen in der —Seine Kinder mit Lhy ſol vergiftet,. Aus Koblenz Dem„Matin“ zufolge 9 kMrzlich ein Kaid mit glänzendem Gefolge i in Udſchada ein und teilte dem Ga. Gegend von ÜUdſchada zu übernehmen. General Liauty habe jedoch den Kaid unverzüglich zurückbefördern laſſen mit der Begrün⸗ dung, daß der Sultan Mulay Hafid und der Machſen es ver⸗ ſäumt hätten, entſprechend dem franzöſiſch⸗marokkaniſchen Ver⸗ trage ſich über Anerkennung des Kaids in einem Grenzgebiet vor⸗ her mit Frankreich zu verſtändigen. * Tanger, 8. Juli. Nach Meldungen von Eingeborenen wurden die zum Schutz von Fez zuſammengezogenen Mahalle zerſtreut. Der Roghi ſoll unter den Mauern der Stadt ſtehen. Muley Kebir iſt im Begriff in Mekines einzumarſchieren. Gallifet. 5 li. s Befinden des Generals Gallt⸗ Paris, 8. ern ſo daß ſtündlich ſein Ableben fet hat ſich geſt befürc chtet wird. Lärmſzenen in der ftalieniſchen Kammer. Nom, 7. Juli. Seit 30. Juni verhandelt die Kammer über Eutwürfe von Verträgen über den Poſtdienſt der Handels⸗ marine. Die Debatte war vielfach außerordentlich heftig und im Burcau der Kammer ſind 24 Tagesordnungen, 11t Abänderungs⸗ anträge und ein ergänzender Artikel eingebracht worden. Zu der heutigen Sitzung waren 464 Deputierte von 508 erſchienen. Auch die Tribünen waren überfüllt. Colajanni(Republikauer) bemerkte in einer durchaus perſönlich gehaltenen Rede, wenn ein Miniſter (Naſi) vor den Staatsgerichtshof geſtellt worden ſei, weil er ſich einige Gegenſtände augeeignet habe, müßten jetzt mit einem viel größeren Recht ein Senator und einige Miniſter zur Rechenſchaft ge⸗ zogen werden. Gegen dieſe Bemerkung wurde von verſchiedenen Seiten ſtürmiſcher Widerſpruch laut. Miniſterpräſident Giolitti erhob ſich und wandte ſich mit lebhaften Worten an den Redner. Der Poſt⸗ u. celegrapheuminiſter Dr. Schaunzer verſuchte ſich in äußerſter Erregung vier oder fünf mal auf Cola⸗ janni zu ſtürzen, wurde aber von ſeinen Miniſterkollegen und Abgeordneten daran gehindert. Eine große Aunzahl Abgeordneter ſpendeten Schanzer lebhaſten Beifall und begaben ſich zu ihm, um ihn zu umarmen oder ihm die Hand zu drücken. Im ganzenauſe herrſchte ſtürmiſche und lärmende Erregung, ſodaß der Präſident ſchließlich die Sitzung ſuſpendierte und Befehl zur Räumung der Tribünen gab; als die Erregung trotzdem fortdauerte, hob der Präſtdent die Sitzung auf. * Die Revolution in Perſten. 55 Teheran, 7. Juli. Der engliſche und Fuch Geſchäftsträger haben beſchloſſen, die Verbindung mit den militäriſchen Führern der Nationaliſten abzu⸗ brechen. Wenn es auch möglich iſt, daß die Meldung, die ruſſi⸗ ſche Abteilung habe Baku verlaſſen, um ſich nach Teheran zu be⸗ geben, dem Vormarſch der Nationaliſten E Einhalt tut, ſo macht ſich Lichow doch jeden Augenblick auf einen Angriff gefaßt. Die Streitkräfte des Schahs wurden durch 100 Irreguläre verſtärkt. *Köln, 7. Juli. Die„Kölniſche Zeitung“ meldet aus Te⸗ heran vom 7. Juli: Die Bachtiaren unter Serdar Aſſad mit den Kaswiner Nationaliſten unter Seplahdar haben ſich bei Keredſch vereinigt. Oberſt Lichow ſandte alle einiger⸗ maßen zuverläſſigen Truppen nach Schachabad. Den Sicherheits⸗ dienſt in der Stadt beſorgt das Regiment Hamadan. Der engli⸗ ſche Geſandte erklärt die Nachricht von der Landung der Ruſſen für unzutreffend; England würde nie einwilligen, daß ruſſiſche Truppen nach Teheran kämen. Die Kreta⸗Frage. e 7. Juli Die Ueberreichung der Note über Kreta an die Pforte wird morgen erfolgen. Es verlautet, die. Verzögerung in der Ueberreichung ſei darauf zurückzu⸗ führen, daß die Pforte, die von dem Inhalte der Note bereits durch ihre Botſchafter Kenntnis hatte, die Schutzmächte erſucht hat, gewiſſe Aenderungen an der Note vorzunehmen. Der engliſche Botſchafter und der ruſſiſche Geſchäftsträger batten in dieſer Hinſicht Beſprech⸗ ungen mit dem Großweſir. Berliner Drahtbericht. [Von unſerem Berliner Bureau.) Der kranke Fürſt. JBerlin, 8. Juli. Das Befinden des Fürſten E ulenburg, deſſen plötzliche Erkrankung zur Vertagung ſeines Meineidsprozeſſes auf unbeſtimmte Zeit Veranlaſſung gab, hat ſich im Laufe de sgeſtrigen Abends ſoweit gebeſſert, daß eine Ge⸗ fahr vorläufig nicht beſteht Der Fürſt wird ſich dann auch, ſoweit ſein Zuſtand es erlaubt, wieder nach Schloß Liebenberg zurück⸗ begeben. Eine Auszeichnung für gute Theaterleiſtungen. [] Berlin, 8. Juli. Dr. Okto Brah m, der Direktor des Leſſing⸗Theaters, hat vom König von Norwegon das Ritter⸗ kreuz des St. Olaf⸗Ordens erhalten. Man darf darin eine An⸗ erblicken für den vortrefflichen Ibſen⸗Zyklus des eſſingtheaters im letzten Winter. Zarenbeſuch und Nordlandreiſe. J Berlin, 8. Juli. Wir aus Marinekreiſen dem „Berl. Tagebl.“ berichtet wird, wird dder Zar am 12. Juld abends oder am 13. Juli morgens zu dem bereits angekündig⸗ len Gegenbeſuch bei Kaiſer Wilhelm in Kiel eintreffen. In Begleitung der Salonjacht des Zaren werden ſich mehrere andere Jachten und Kreuzer befinden. Die Nordlandreiſe des Kaiſers iſt keineswegs aufgegeben. Wenn nicht unvorhergeſehene Ereigniſſe eine Programmänderung nötig machen worden, wird der Kaiſer am 15. Juli von Kiel aus die Fahrt nach Norwegen antreten.— Auch nach unſerer Kenntnis hat der Kaiſer keineswegs auf den Ge⸗ danken einer Nordlandfahrt verzichtet, er wartet vielmehr nur, bis die Finanzreform erledigt iſt, um die Reiſe antreten zu können. ——— Deutſch⸗amerikaniſcher Rabeldienſt. Frankreich und das Zwei⸗Cent⸗Briefporto. Newyork, 8. Juli. Frankreich lehnte den Vorſchlag Amerikas auf Einführung des 2 Centbrief⸗ portos unter Hinweis auf die gegenwärtigen Budget⸗Ver⸗ hältniſſe ab. Ein Attenat auf die Newyorker Börſe. Newyork, 8. Juli. Das Hauptbörſen⸗ gebäude iſt ſeit mehreren Tagen auf das ſchärfſte von Detektiven bewacht, nachdem durch Droh⸗ und Warn⸗ briefe bekannt geworden iſt, daß ein Attentat während der Börſenzeit geplant ſein ſoll. Umfangreiche Unterſuchungen ſind bereits angeſtellt. Eeine Emiſſion der Miſſouri⸗Pacific. —— 5 8. Juli. Es verlautet, die Miſſouri- Pacific werde demnächſt mit einer von 8 Mill. den wird am Montag den 12. Mannheim, 8. Jult. Senueral⸗Auzeiger.(Mittagblatt.) Aus dem Großherzogtum. Heidelberg, 7. Juli. Der Stadtrat beabſichtigt, dem Dank der Stadt Heidelberg für die Stiftung der Heidel⸗ berger Akademie der Wiſſenſchaften dadurch einen weiteren Ausdruck zu geben, daß zum Gedächtnis des Begründers der Stifterfamilie, des verſtorbenen Geh. Kommerzienrats Heinr. Lanz⸗Mannheim, eine der neuen Straßen in Heidelberg den Namen Heinrich Lanz⸗Straße erhalten ſoll.— Unter dem Namen„Familienbadeklub“ hat ſich hier ein Ver⸗ ein aus Angehörigen aller Geſellſchaftskreiſe gebildet, der es ſich zur Aufgabe macht, unter Förderung des ethiſchen Standpunktes das gemeinſame Baden von Familien an⸗ zuſtreben. o. Baden⸗Baden, 7. Juli. Anläßlich des Ablebens des Oberbürgermeiſters a. D. Dr. Gönner ſind den Hinter⸗ bliebenen und dem Oberbürgermeiſter Fieſer zahlreiche Beileidstelegramme zugegangen, u. a. ein ſolches des Groß⸗ herzogs und des Staatsminiſteriums. Heute nachmittag 4 Uhr fand im großen Rathausſaale in Anweſenheit der Großherzogin Luiſe, des Miniſters v. Bodman, der Spitzen der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden, zahlreicher Mit⸗ glieder der 1. und 2. Kammer und von Vertretern einer Reihe Vereine und Korporationen eine Trauerfeier ſtatt. Der fungierende altkatholiſche Geiſtliche, Herr Stadtpfarrer Rundt, warf einen Rückblick auf die reiche Arbeits⸗ tätigkeit des Verſtorbenen, die von ſo großem Segen für die Stadt Baden und das badiſche Land be⸗ gleitet war. Redner wies auf die hervorragenden Charaktereigenſchaften Dr. Gönners hin, die ihm die Liebe und Achtung aller, die ihn kannten, ſicherten. Oberbürgermeiſter Fleſer legte ſodann einen Kranz nieder und widmete dem Heim⸗ gegangenen einen ehrenvollen tief empfundenen Nachruf. Klagend ſtehe die Stadt Baden an der Bahre eines Mannes, der ihr mehr als drei Dezennien vorſtand und ſie durch den ſchwerſten und wichtigſten Abſchnitt der Entwicklung mit kluger und ſicherer Hand hindurchgeführt hat. Dr. Gönner konnte, als er vor 1½ Jahren uls Ehrenbürger aus dem Amte ſchied, mit Ge⸗ nugtuung auf ſein Lebenswerk zurückſchauen. Er war als erſter Berufsbürgermeiſter den Stadtoberhäuptern ein vortrefflicher Führer, als Kammerpräſident gerecht und unpar⸗ teiiſch. Das Andenken des teueren Entſchlafenen wird nie erlö⸗ ſchen. Ein ganzer Berg von Kränzen wurde hierauf an der Bahre niedergelegt u. a. vom Grafen Vitzthum von Eckſtädt namens des Kurkomitees, vom Oberbürgermeiſter Dr. Winterer namens der Städteordnungsſtädte, von Miniſter von Bodman für das Staats⸗ miniſterium, Abg Fehrenbach für die 2. Kammer, Oberbürger⸗ meiſter Dr. Wilckens für Heidelberg, Dr. Obkircher für die na⸗ tatonalliberale Partei, von Abg. Gießler für die Zentrumsfrak⸗ tion, Abg. Ihrig für die Fraktion der Demokraten und Abg. Gie⸗ rich für die konſervative Fraktion. Nach der Trauerfeier fuhr die Großherzogin Luiſe ins Schloß zurück. Alsbald bewegte ſich ein impoſanter Leichenzug zum Friedhofe, wo in aller Stille die Bei⸗ ſegung ſtattfand. * Konſtanz, 7. Juli. In Immendingen ſtürzte heute früh ein Neubau ein. Zwei Maurer, die unter den Trümmern liegen, konnten noch nicht gerettet werden. Sportliche Nundſchau. Ruderſport. 5 * Erfolg Lucas! in England. Rudolf Lucas vom Mainzer Ruderverein hat bei der Henley⸗Regatta den Vorlauf zu den Dia⸗ mond Sculls gegen den Oxforder Filleul mit großem Vorſprung gewonnen. Lucas ruderte die Strecke in 9 Min. 14 Sek., in der His jetzt beſten Zeit. für die Diamond Sculls gegen Thomſon⸗Cambridge. Lucas hatte gleich nach dem Start einen Vorſprung und führte mit zwei Längen. Nach einer Meile rückte ſein Gegner zu ihm auf, vermochte ſich aber nicht neben Lucas zu behaupten, der mit einer Länge ſiegte. Das Hauptrennen findet heute Donnerstag ſtatt. Volkswirtschaft. Sproz. Aeußere Goldanleihe der Stadt Buenos Aires von 1909. Emiſſion eines Teilbetrages von M. 3043123 6. Auf Grund der Ermächtigung durch das Geſetz 5296 des argen⸗ tiniſchen Kongveſſes vom 14. Oktober 1907 gibt die Stadtverwaltung von Buenos Aires eine öproz. Aeußere Goldanleihe im Nennbetrage von Oſtr. 2 976 180= M. 60 862 8ol aus, deren Erlös zu Straßen⸗ bauten, Kanaliſations⸗ und Sanierungsarbeiten, Grundſtückserwerb, Tilgung ſchwebender Schulden uſtw. beſtimmt iſt. VBis zur vollſtän⸗ digen Tilgung der Anleihe wird die Argentiniſche Staatsregierung für Rechnung der Stadtverwaltung die für den Dienſt der Anleihe erforderlichen Beträge aus dem Erlös von 44 Prozent des Ertrages der Gewerbe⸗ und feſten Steuern in der Hauptſtadt der Republik direkt an das Haus Erneſto Tornquiſt u. Co. Limitada zur Remit⸗ tierung an die europäiſchen Bankiers zahlen. Wenn dieſe 44 Proz. zur Deckung des Anleihedienſtes nicht ausreichen ſollten, ſo ver⸗ pflichtet ſich die Stadtverwaltung, den Fehlbetrag an das Haus Erneſto Tornquiſt u. Co. Limftada für Rechnung der europäiſchen Bankiers zu zahlen. 5 Die Obligationen und Zinsſcheine dieſer Anleihe ſind für immer von jeder gegenwärtigen und zukünftigen argentiniſchen Abgabe oder Steuer befreit. Die auf den Inhaber lautenden An⸗ leiheſtücke werden in deutſcher und engkiſcher Sprache abgefaßt und in Beträgen von Lſtr. 20 M. 409, Oſtr. 100=M. 2045, Oſtr. 200 =M. 4090 und Kſtr. 1000 M. 20 450 ausgeferkigt; in Deutſch⸗ land werden Stücke über Oſtr. 1000 M. 20 450 nicht ausgegeben. Die Anleihe wird mit 5 Prozent fürs Jahr verzinſt. Die Zinſen laufen vom 1. Juli 1909 und werden halbjährlich am 1. Januar und 1. Juli jeden Jahres bezahlt. ug eihe ſchieht im Laufe von längſtens 37 Jahren durch eine halbjährliche Amortiſationsqudte von ½ Prozent des urſprünglichen Nominal⸗ kapitals unter Zuwachs der erſparten Zinſen. Der auf Deutſchland entfallende Betrag der Sproz. Aeußeren Goldanleihe von 1909 von nom. Iſtr. 1 488 080 8 M. 30 431 236, Juli 1909 zur Zeichnung auf⸗ gelegt. Bezüglich der Zeichnungsſt ellen und Zeich⸗ nungsbedingungen verweiſen wir auf die ausführliche Bekanntmachung im Inſeratenteil der heutigen Nummer. ***** Von den Verhandlungen des Kaliſyndikats. wie bereits im geſtrigen Abendblatt unter neldet, Verhandlungen im s Kali⸗Syndikats gertreter von Aſchersleben Geſtern gewann er auch den Zwiſchenlauf⸗ Die Tilgung der Auleihe ge⸗ nicht der Eintritt von Sollſtedt und Aſchersleben ohne be⸗ ſondere Vorteile mit den in Ausſicht genommenen Quoten er⸗ folgt und die Uebernahme der nach dem 30. Juni ge⸗ ſchloſſenen Verkaufsverträge nicht allſeitig annehmbar er⸗ ſcheint, findet am 8. Juli 1909, vormittags 10 Uhr, in Berlin, Hotel Adlon, eine Verſammlung der Geſellſchafter des neuen Kali⸗Syndikats ſtatt, zu welcher ich Sie hiermit ergebenſt ein⸗ lade. Die Tagesordnung lautet: 1. Bericht über die Ver⸗ handlungen mit den Kaliwerken Sollſtedt und Aſchersleben ſowie eintretendenfalls Beſchlußfaſſung über den Beitritt der⸗ ſelben zu der neuen Geſellſchaft und entſprechende Abänderung des Geſellſchaftsvertrags, insbeſondere durch anderweitige Regelung der Stammeinlagen und der Quotentabelle. 2. Be⸗ richt über die Verhandlungen betreffend die Uebernahme der nach dem 30. Juni 1909 erfolgten Kaliverkäufe. 3. Ein⸗ tretendenfalls Aufhebung des neuen Geſellſchaftsvertrags. Meeß u. Nees,.⸗G. für Beton⸗ und Eiſenbetonbauten im Hoch⸗ und Tiefbau in Liqu. in Karlsruhe. Bei der Geſellſchaft iſt in 1908 durch Verluſte an Materialien und Bauten, durch Rückſtellungen für Immobilien, Hypotheken und für künftige Un⸗ koſten die Unterbilanz von 778 161 M. auf 866835 M. angewachſen bei 700 000 M. Stammaktien⸗ und 170 000 M. Vorsugsaktien. Der Abſchluß der Mannesmann⸗Röhrenwerke,.⸗G. in, Düſſeldorf wird zwar günſtiger als der vorjährige ausfallen, doch ſoll die Abſicht beſtehen, zugunſten der inneren Stärkung der Ge⸗ ſellſchaft es bei der vorjährigen Dividende von 12 Prozent zu belaſſen. Umwandlung in eine Aktiengeſellſchaft. Die ſeit vielen Jahren beſtehende große Spinnerei⸗ und Webereifirma Meyer Kauff⸗ mann, G. m. b.., in Breslau mit Filialen in Wüſtegierdorf und Tannhauſen wird laut„Bresl. Zeitung“ in eine Aktien⸗ geſellſchaft umgewandelt. Entſprechend dem Charakter einer Familiengründung iſt vorerſt nicht beabſichtigt, die Aktien an det. Mark' zu bringen. Die Charlottenhütte,.⸗G. in Niederſchelden, wird voraus⸗ ſichtlich für das abgelaufene Jahr eine kleine Dividende zur Aus⸗ ſchüttung bringen(i. V. 8 Prozent. Die Schätzung von 6 Proz. dürfte zu hoch gegriffen ſein. *** Telegraphiſche Handelsberichte. Vom amerikaniſchen Kupfermarkt meldet uns ein deutſch⸗atlantiſches Kabeltelegramm von heute früh 7 Uhr: *Newysork, 8. Juli. Die United Metals Eling Comp., die Ver⸗ kaufsorganiſation der Amalgamated⸗Intereſſen verkaufte geſtern Elek⸗ trolythe⸗Kupfer 1358% amerikaniſche Pfund. Die Compagnie erklärt, zu Preis⸗Reduktionen bereit zu ſein, ſobald Ausſicht von großen Ver⸗ käufen vorhanden ſei. Gegenwärtig wäre die Nachfrage mäßig, die Zurückahltung könne jedoch nicht von langer Dauer ſein. *** Telegraphiſche Börſenberichte. Produnkte. * Newyork, 7. Juli. Produktenbörſe. Weigen eröffnete auf Berichte über ungünſtige Wetterverhältniſſe im Weſten und auf die dem Markte zuteil gewordene Unterſtützung ſeitens der Hauſſiers in ſeſter Haltung, mit September 78 c. über der geſtrigen offiziellen Schlußnotiz, dann Preiſe noch weiter ſteigend auf Berichte über naſſes Wetter aus den Erntegebieten, Käufe Armours per September⸗De⸗ auf Ankündigung weiterer und zember, Deckungen der Baiſſiers trug ein a la Hauſſe lautender Regenfälle im Ohiö⸗Tal. Ferner Bericht aus dem Staate Jowa und die Befürchtung daß im Miſſouri⸗ Tal eine Ueberſchwemmung eintreten könnte, zur weiteren wärtsbewegung bei. Schluß feſt. Preiſe 1/—1½ C. höher. Verkäufe für den Export: 16 Bootladungen. Umſatz am Terminmarkte: 100 000 Buſhels. Mais eröffnete in williger Haltung. Im weiteren Verkehr war der Markt keinen nennenswerten Einflüſſen unterworfen. Schluß feſt, Preiſe per Juli ½ e. niedriger, ſpätere Termine unverändert bis 78 Cc. höher. Verkäufe für den Export: 12 Bootladungen. Umſatz am Terminmarkte: 0 Buſhels. *Newyork, 7. Juli. Kaffee feſter auf Käufe der Package houſes und auf Deckungen der Baiſſiers. Schluß ſtetig. Baumwolle per Juli feſter auf Deckungen der Baiſſiers, während ſpätere Monate unter Liquidationen ſchwächer lagen. Späterhin Preiſe für alle Termine ſchwächer auf entmutigende Kabelberichte, günſtige Wetterprognoſen, entmutigende Nachrichten aus Mancheſter, a la Baiſſe lautende private Auf⸗ Ernteberichte und allgemeine Verkaufsluſt. Schluß willig. Chicago, 7. Juli. Nachm. 5 Uhr. Kurs vom 6. 75 Welzen Juli 112¼ 114 Leinſaat Juli—.— „ Septbr. 107% 109 ½ Schmalz Jult 11.82 „ Dezbr. 106˙8; 107 5l S 11.32 Mais Juli 67— 67%¼ö 4 11.75 „ Sepibr. 64— 64% Pork 20 50 „ Dezbr. 55. 56— 1 20.65 Rogge loko 80— 80——.— 5 Juli 80— 80— 11.20 „„ 7 11.17 Hafer Juli 47 s 47J½ 1 10.97 „%„ Speck Leinſaat Nord⸗W.— 11.75 * Chicago, 7. Juli. Produktenbörſe. Weizen lag bei Begiun des heutigen Verkehrs feſt, mit Juli 16, September 98 c. höher. Im allgemeinen wurde der aerkt von denſelben Einflüſſen beherrſcht wie in Newyork. Schluß ſeſt, Preiſe 176 bis 1½ e. höher. Miais ſetzte unter dem Einfluſſe großer Zufuhren und günſtiger Wetterberichte in williger Haltung, mit September c. unter der geſtrigen amtlichen Schlußnotiz ein. Im weiteren Verlaufe erfuhren die Preiſe aber eine Aufwärtsbewegung, wozu vor allem die feſte Tendenz am Weizenmarkte beitrug. Späterhin zogen die Preiſe noch weiter au und Käufe der Kommiſſionshäuſer und auf Schätzungen ge⸗ ringer Bahnzufuhren für morgen. Schluß feſt, Preiſe—94 e. höher. Liverpool, 7. Juli.(Schluß. Weizen roter Winter ſtetig 85 0 Per lt 807—8 „ 8 8⁰86 8/5⁵ ½ Mais ruhig Bunſer Amerila pe- Sept. 5/6 La Plata per Dez. 5/ ½ London,„Tue Baltic“ 7. Juli(Tel.) Kurs vom 6. 265 175 11.75 11.65 20.35 20.52 11.20 11.15 10.95 * Rippen Differenz —10 1 50/%6 56¼ Schluß. Weizen ſchwimmend: tuhig bei kleinem Handel. Ver lauft: 1 Teilladung Karachi Choice weiß, per Juni/Juli zu 43.—, per 492 lbs. 5 1 Teilladung Caleutta Nr. 2 Club fällig zu 45“3, per492 lbs. Mais ſchwimmend: williger. Berkauft: 1 Teilladung La Plata gerb.S. r. t per Aug. Sept. zu 25/9, pei 430 lbs. 1 gl. Teilladung per Juli/Aug. zu 25/7½, per 480 lbs Gerſte ſchwimmend: williger.„„ 1g Odeſſa iegla Hafer Manunheim Maunheim 11.87 Verkauft. 1 Teilladung La Plata per JuniſJuli zu 18 9. ** GEiſen und Metalle. London, 7. Juli(Schluß.) Nuofer. matt, per Kaſſa 58..3 3 Mon. 59..3, Zinn träge, ver Kaſſa 131..6. Mon. 133.12.6, Blet ſpaniſch, fleu, 12.16.3, engliſch 13..6, Zink träge, Gewöhnl. Marken 22..0 ſpezial Marken 22.12.6. Elas gow, 7. Juli. Roheiſen, ſtelig. Middlesborough war⸗ rants, per Kaſſa 48/1% per Monat 48/3. Amſterdam, 7. Jull. Banca⸗Zinn, Tendenz: ſtetig, ſoko 80 Auction 80. New⸗Nork, 7. Juli. 5 25 Heute Vor Kurs Kupfer Superior Jugots vorrätig 8 132513501325/1362 Zinn Saissñ? issaode, Roh⸗Eiſenam Nortdern Foundry Noa p. Tonne 16/1650] 16/¼1650 Stahl⸗Schienen Waggon frei öſtl. Frbr. 28.— 283.— *** A Maunheimer Produktenbörſe. An der heutigen Börſe waren angeboten,(La Plata Provenienzen dreßnong ſonſtige Provenienzen gegen netto Kaſſa)h in Mark, per Tonne, Eif. Rotterdam! .7.07. 197—208198—209 197 188 205 208 208 212 209 210 212 212 198 195% 146 139—143 117 118 119% 136 137 136 138 122 122 Weizen rumän. nach Muſter ſchwimmend 5„ 79/80 kg per Aug.⸗Sept. „ 78½9 v. Aug ⸗Sept. Ulta 9 Pud 30/35 ſchwimmend „ 10 Pud ſchwimmend Azima 10 Pud ladend 2 103 5710— La Plata Zahia Blanka 80 kg ladend „„ Ungarfaat 80 ſchwimmend „„ Roſaria Santa F 75 kg ſchw. „„Entre Rios per Mat/ Juni Redwinter II per Jult „ Kanſas II per Aug ⸗Sept. Roggen ruſſiſcher 9 Pud 10715 ſchwimmend 75 nordd. 71//2 kz per ſchwimmend Futtergerſte ruſſiſche 58/59 kg. 2 5„ 80 La Plata 59/0 ſchwimmend Mai⸗Juni ruſſiſcher 46/47„ E* 47 7*7 „ La Plata f. a. g. 46/47“, ſchwimmend 19—— 1**„„* Mais„„ 8 R 2 N 21* 23* 5„* gelb r. t. ſchwimmend Juni⸗Jult „Amerikaner mixed. ſchwimmend Donau ſchwimmend. 123 ——— Waſſerſtandsnachrichten im Monat Juli. Pegelſtationen Datum vom Rhein: 6. Konſtaußz Waldshut Hüningen“) HKeh!t! Vauterburg Maxan Germersheim — 8* Maiunßz Bingen Kaubz. HKobleunz Kölun Ruhrort vom Neckar: 9 4,69 4,43.41 4,67.97 496 0,89 0,95 1,200 Heilbronn. 1,30 1½20 1,10 ) Windſtill, Regen, 1. 10e 0. Waſſerwärme des Rheins am 8. Juli 136 R. 16½ Mitgeteilt von der Schwimm⸗ und Badeanſtalt Leopold S — eeeeee Witterungsbeobachtung der meteorologiſchen Stat Maunheim. chtigk. Prozent Windrichtung und Stärke (lostheilig). ſtand Nieder⸗ Gelſ.“ Zuft feu ſchlagsmenge Liter per aw 4 Garometer⸗ zufttemperat Morg. 7739,3 — O — O Mittg. 2˙744, „ Abds. 9748,6 13.2 7 8. Juli Rorg. 7748,0 12,0 Höchſte Temperatur den 7. Juli 16,5“ 5 Tlefſte 5 vom./8. Juli 12,0“ 8 * Mutmaßliches Wetter am 9. und 10. Juli. Für Samstag iſt windiges, ziemlich kühles und zu Niederſchläg neigtes Welter zu erwarten. Verantwortlicht: Für Politik: J..: Georg Chriſtmann: 58 für Kunſt und Feuilleton: Georg Chriſtman für Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: Rich. Schönfe für Volkswirtſchaft und den übrigen redakt. Teil: Fran K für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Fritz Jo Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdrucke G. m. b..: Direktor: Eruſt Müller. — ZA einem öffentlichen Vortrage des Herrn Regierungsrats a. D. Endres, hauptamtl. Dozenten der Flandelshochschule Mannne über Die deutsche Eisenbahnfrag beebren wir uns auf Dienstag, den 13. Jull, abe 8 8 Uhr in den Bürgerausschuss-Saal des Rathauses einzuladen. 5 Im Anschluss an den Vortrag findet ei Diskussion statt. 5 6. Seite. General⸗Anzeiger. (Mittaablatt.) Stoh⸗Lieferung. Wir vergeben die Trung von 1000 Zeutner Maſchinen⸗ druſch⸗Koruſtroh Lieferbar franko Viehhof. Die Dteferung hat nach unſerer Weiſung zu erfolgen und muß bis Mitte Auguſt d. Is. beendigt ſein. Die Berech⸗ nung erfolgt nach dem auf unſerer Wage ermittelten Gewicht. Das Stroh muß gebunden ſein. Schriftliche Angebote ſind mit der Aufſchrift„Stroh⸗ lieferung“ verſehen, bis ſpä⸗ teſtens Montag, den 19. Juli d. Is., vormittags 10 Uhr verſchloſſen bei unterzeichne⸗ ter Stelle einzureichen, zu welchem Zeitpunkte die Er⸗ öffnung derſelben in Gegen⸗ wart der etwa erſchienenen Submittenden erfolgt. Das Angebot iſt 8 Tage bindend vom Eröffnungs⸗ termin an gerechnet. Er⸗ füllungsort iſt Mannheim. Die zum Ladungsſchutz ver⸗ wendeten Decken ſind im Viehhof in Empfaug zu neh⸗ men; auf Wunſch werden die⸗ ſelben auch rückbefördert, doch geſchieht dieſes auf Gefahr des Lieferanten. 32631 Mannheim, 6. Juli 1909. Die Direktion des ſtädt. Schlacht⸗ u. Viehhofes: Fuch s. Vergebung von Hochbauarbeiten. Zum inneren Ausbau der zwei Dienſtwohngebäude für je 12 Weichenwärter auf der Statton Seckenheim ſollen die nachverzeichneten Bauarbei⸗ ten nach der Verordnung des Gr. Miniſteriums der Fi⸗ nanzen vom 3. Jauuar 1907 öffentlich vergeben werden. 1. Glaſerarbeiten: 300,00 qin Fenſter mit Be⸗ ſchlägen, 220,00 qm Kaſtenfenſter Beſchlägen. 2. Schreinerarbeiten: 1400 qm Fußboden, 10,00 qin Hauseingangstüren 90,00 qan Glasabſchlüſſe, 140 Stück Zimmertüren, 100 am Feuſterbrüſtungen, 100 qm Rolladenkaſten, 1500 m Fußlambris. 3. Schloſſerarbeiten: Beſchlagen von 4 Stück Eingangstüren, 24 Stück Glasabſchlüſſen, 140 Stück Zimmertüren. 4. Nolladenliefſerung: 280 qm Rolladen, 96 Stck. Ausſtellvorrichtungen 5. Tüncherarbeiten: 4000 qm dreimaliger Oel⸗ farbanſtrich, 2400 am Leimfarbanſtrich. Die Zeichnungen, das Be⸗ dingnisheft und die Ange⸗ botsformulare, die nicht nach guswärts verſandt werden, liegen auf unſerm Hochbau⸗ bureau Große Merzelſtraße Nr. 7, 1. Stock rechts wäh⸗ rend der üblichen Geſchäfts⸗ ſtunden auf, wo auch die An⸗ gebotsvordrucke zum Ein⸗ ſetzen der Einzelpreiſe er⸗ hoben werden können. Die Angebote ſind ſpäte⸗ ſtens bei der öffentlichen Verdingungsverhandlung am 24. Juli 1909, vormittags 10 Uhr verſchloſſen, portofrei und mit der Aufſchrift: „Dienſtwohngebäude bei Seckenheim“ nverſehen, bei uns einzu⸗ reichen. 602 Die Zuſchlagsfriſt beträgt 3 Wochen. Mannheim, 6. Juli 1909. Großh. Bahnbauinſpektion. 3, 4 23, 4 Große Verſteigerung. Am 7538 Donnerstag, 8. Juli nachm. halb 3 Uhr verſteigere im Auftrag wegen Wegzug: Eine feine hell⸗eichene, voll⸗ ſtändige Schlafzimmer⸗Einrich⸗ mug, 2 Ehaiſelongue m. Decke, Chiffonnier, 2 Kinderbetten, Diſche u. 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Bis zur vollſtändigen Tilgung der Auleihe wird die Argentiniſche Stagtsregierung ſür Rechnung der Stadtverwaltung die für den Dienſt der Anleihe erforderlichen Beträge aus dem Erlös von 44% des Ertrages der Gewerbe⸗ und feſten Steuern in der Hauptſtadt der Republit ditekt an das Haus Erneſto Tornquiſt& Co. Limitada zur Remittierung an die europäiſchen Bankiers zahlen. Wenn dieſe 44% zur Deckung des Auleihedienſtes nicht ausreichen ſollten, ſo verpflichtet ſich die Stadtverwaltung, den Fehlbetrag an das 9015 Erneſto Tornquiſt& Co. Limitada für Rechnung der europäiſchen Bankiers zu zahlen. Die Obligatiopnen und Zinsſcheine dieſer Auleihe ſind füüer immer von jeder gogenwärtigen und zukünftigen argentiniſchen Abgabe oder Steuer befreit. Die auf den Juhaber lautenden Anleiheſtücke werden in deutſchex und engliſcher Sprache abgefaßt und in Beträgen von Pfd. Sterl. 20 Mk. 409, Pfd. Sterl, 100. Mark 2045, Pfd. Sterl. 200 Mk. 4090 und Pfd. Sterl. 1000 20 450 ausgeſertigt; in Deutſch⸗ land werden Stücke über Pfd. Sterl. 1000 Mk. 20 450 nicht ausgegeben. Die Anleihe wird mit 5% fürs Jahr verzinſt. Die Zinſen laufen vom 1. Juli 1909 und werden halbzährlich am 1. Jaunar und 1. Juli jeden Jahres bozahlt. Die Tilgung der Anleihe geſchieht im Laufe von längſtens 37 Jahren durch eine halbjährliche Amortiſationsquote von 7 des urſprünglichen Nominalkapitals unter Zu⸗ wachs der erſparten Zinſen. Die zu tilgenden Obligationen werden entweder durch Ankauf oder im Submiſſions⸗ wege behufs Vernichtung erworben, ſofern der Kurs der Obligationen unter pari notiert iſt, oder durch Verloſung zur Rückzahlung al pari beſtimmt, wenn der Kurs pari oder höher notiert iſt. Die Verloſungen haben zutreffeuden Falles halbjährlich in der zweiten Hälfte des Monats November und des Monats Mai in den Bureaus der Firma Baring Brothers& Co. Etd. in London ſtattzufinden und die Rückzahlung der ausgeloſten Obligationen au dem der Verloſung zunächſt ſolgenden 1 Januar oder 1. Juli. Die Verzinſung der zur Rückzahlung gelangenden Obligationen hört mit dem Fälligkeits⸗ termin auf. Den Obligationen, welche zur Rückzahlung vorgelegt werden, müſſen ſämtliche noch fälligen Zinsſcheine beigefügt ſein; der Betrag fehlender Zinsſcheine wird von dem zurückzahlenden Kapital in Abzug gebracht. Die erſte Tilgung findet im No⸗ vember 1909 ſtatt. Die Nummern der gezogenen Obligattonen werden ſeweilig alsbald nach erſolgter Ausloſung, mindeſtens einen Monat vor Fälligkeit, außer in Buenos Atres und Londoyn in zwei Berliner Zeitungen und je einer Frankfurter und Hamburger Zeitung veröffentlicht. In denſelben Blättern werden auch alle die Umlaufsfähigkeit der Obligationen betreffenden Bekauntmachungen der Stadtverwaltung von Buenos Aires veröffentlicht. Die fälligen Zinsſcheine und Obligationen werden während fünf Jahren nach ihrer Fälligkeit nach Wahl des Inhabers in London in Pfund Sterling oder in Deutſchland in Mark zum feſten Kurſe von 20,45 für ein Pfund Sterling eingelöſt. Behufs einer ſpäteren Einlöſung hat ſich der Inhaber der fälligen Werte an die Stadtbehörden in Buenos Aires zu wenden. Sollten Obligationen und Zinsſcheine dieſer Auleihe aus irgendwelcher Urſache zerſtört werden, ſo verpflichtet ſich die Munizipalität, den Inhabern neue Obligationen und Zinsſcheine auszuhändigen, ſobald ihr die als notwendig erachteten Beweiſe für den Verluſt der Obligationen, für das Anrecht der Antragſteller und für die Erfüllung der geſetzlichen Vorſchriften erbracht worden ſind; die hierdurch verurſachten Koſten gehen zu Laſten der Antragſteller. In Deutſchland geſchieht die Einlöſung der Zinsſcheine und verloſten Obligationen in Berlin bei der Direktion der Disconto⸗Geſellſchaft, bei der Deutſchen Bank. bei der Direktion der Disconto⸗Geſellſchaft, bei der Deutſchen Bank Fiſiale Frankfurt, bei der Norddeutſchen Bauk in Hamburg, bei der Norddeutſchen Bank in Hamburg, bei der Deutſchen Bank Filiale Hamburg. Die ausgeführten Budgets der abgerechneten drei letzten Johre ergaben folgende Ziffern: Büdgettahtt deren Erlös zu Grundſtückserwerb, Tilgung in Frankfurt a. M. in Hamburg in Hamburg 1905 1906 1 in m. p. 5 VVVVVVVTVVVVTV 18 623 184,16 20 249 688,86 24 229 201 25 Ausgaben 17 439 407,74 18 928 729,15 22 599 423 49 Der Budgel⸗Voranſchlag für das Jahr 1908 zeigte in Einnahmen und Ausgaben die Zifſern: 8 m. n. 27 226 644: die Abrechnung des Jahres 1908 liegt noch nicht vor. Der Budget⸗Voranſchlag für 1909 ſtellt ſich wie folgt: Ordentliche Einnahmen 2 S m. n. 27 336 900.— Außerordentliche Einnahmen(Terrain⸗Verkäuſe) 75 8 822 730,26 Ausgaben: Perſonal(Gehälter und Löähñ̃ S m. n. 9613 340,.— Unterſtützungen CCCCGVVTVVC(T ĩ ĩ ĩ 7 1 4¹³ 900.— Anleihedienſt VVTVCVFVCC 75 2672 918,45 ieee ⁵⁵ ¼,mßß.d 7 8 5 900,— Außerddennie Unfßeendndd 8 8 975 371,81 S m. n. 30 559 630,26 ) 1 Peſo moneda nacional(Peſo Papier) zurzeit= ca. 4 1,80. Steuern in der Hauyptſtadt Buenos Aires, von welchen diefer Anleihe Verwendung finden, haben ſolgende Ein⸗ Die Gewerbe⸗ und feſten 41% zur Deckung des Dienſtes nahmen erbracht: 1904§ m. n. 3 084 072— 0 S. 597 076.— 1905 3305 615 ĩ 5„ 639 957.— 1900„ 38 800 808.—„ 708 1907„ 4010 808— 5 553,„ e 198„ 4995 285,—. 1801—„„ 7928½7.— Dieſe ſeitens der Argentiniſchen National⸗Regierung direlt aun den Verlreler der Anuleihe⸗Uleberuehmer zu öberweiſonden Einkünfte decken alſo berelts das Dieuſterforder⸗ nis non ca. So. ſ. 900 000 bis auf ca.§ g.. 100 000, welche ſeitens der Stadt aus ihren ſonſtigen Einnahmen zu entnehmen ſind. Der Schuldenſtaud der Stodt war am 31. Dezember 190s folgender: Datum und Jahr ae e eh Urſprüngliches Stand der Schuld Vemerkungen Nominalkapital am 31. Dezember 1908 31. Oktober 1882 60%& m. n. 4434 765,49§ m. n. 2418 805,24—— 30. Oltober 1884 60%„ 10 000 000.— 5 938 067.—„ 22. Nopember 1591 60%„ 25 000 600,.— 14091 45,.— 22. Januar 1897 600„ 5000 000.—„ 3972 903 76 8 28 11. September 1899 60⁰ 5 4000 600,— 5.749 300,.— 2 2 & m. n. 48 434 765.49§ m. n. 30 164 990,97—— 2 30. September 1888 4½% 8 o. s. 10 000 000,—8 o s. 7988 662,40 5) 1 Peſo oro ſetllado(Peſo Gold) urze t Mk 4ſ9. Außerdem waren am 15. November 1905 im Umlauf Bonds für Pflaſterungszwecke. Im Anſang des Johres 1909 hat die Stadt eine 5 7 ſteuerfreie Anleihe im Nennbetrage non Peſos Papier 2000 000 aufgenommen, für deren Dienſt 10% Steuer ſür Kataſter und Baupläne verpfändet ſind. m. n. 6 829 300, 5 5 Der auf Deutſchlaud eutfallende Betrag der 5% Acußeren Goldauleihe von 1909 von nom. Pfd. Sterk. 1 488 080= 4 30 431 236.— wird am Monktag, dem 12. Zutli 1909 zur Zeichnung aufgelegt, und zwar in Berlin bei der Direktion der Discontg⸗Geſehſchaft und bei der Deutſchen Bauk, bei der Direktion der Disconto⸗Geſellſchaft und bei der Deutſchen Banf Filiale Fraukfurt. bei der Norddeutſchen Bauk in Hamburg und bei der Deutſchen Bank Filiale Hamburg während der bei den verſchiedenen Stellen üblichen Geſchäftsſtunden auf Grund des bei ihuen erhältlichen Zeichnungsſcheines. Für die Zeichnungen gelten folgende Bedingungen: 1. Der Zeichnungspreis beträgt 98½ vom Nennbetrage der Mark zuzüglich der Stück⸗ zinſen nom 1. Juli d. J. bis zum Abnahmetag. Die Koſten des Schlußſcheinſtempels tragen die Zeichner zur Hälfte. 2. Bei der Zeichnung iſt eine Sicherheit von 5% des gezeichneten Nennbetrages in bar oder in börſengängigen, von der betreffenden Stelle als zuläſſig erachteten Wert⸗ papicren zu hinterlegen. 3. Einer jeden Zeichenſtelle iſt die Befugnis vorbehalten, die Zeichnung früher zu ſchließen und nach ihrem Ermeſſen den Betrag zu beſtimmen. welcher auf ſede Zeichnung zugeteilt wird. Jeder Zeichner wird ſo bald als möglich nach Schluß der Zeichnung ſchriftlich benachrichtigt, ob und in welchem Umfange ſeine Zeichnung Berückſichtigung ge⸗ funden hat. 4. Die Abnahme der Stücke hat in der Zeit vom 31. Juli bis 31. Auguſt d. J. zu erfolgen. 5. Bis zum Erſcheinen der definitiven Stſſcke werden von den Unterzeichneten auf den In⸗ haber lautende, mit dem deutſchen Effektenſtempel verſehene Iunterimſcheine aus⸗ gegeben, denen ein am 2. Januar 1910 fälliger Halbiahrscoupon beigegeben wird. An den deutſchen Plätzen können nur die von den Unterzeichneten ausgegebenen Interim⸗ ſcheine in definitive Stücke umgetauſcht werden. 6. Die Zulaſſung des in Deutſchland zur Subſkription geſtellten Teiles der Auleihe zur offiziellen Notiz an den Börſen von Berlin, Frankfurt a. M. und Hamburg wird bald⸗ möglichſt beantragt werden. 597 Berlin. Frankfurt a. M. und Hamburg, im Juli 1909. Direktion der Diskonlo Geſellſchatt. Deulſche Bauk. Aorddeutſche Vauk in Pamburg. in Frankfurt a. M. in Hamburg Mannheim, 8. Juli 1909. 7. Seite. 5tto Ferber Spezlal-Haus in Löffel- und Messerwaren P 7, 19 fleidelbergerstr. Tel. 4169 Empfehle in relchhaltigster Auswahl: Echt silberne Bestecke in einfacher und modernster Ausführung, zu den billigsten Tagespreisen. 6920 Schwerversilberte Alpaccabestecke mit Ia. silberweisser Unterlige ül. garantiert gestempelter Si berauflage in allen Stilarten, Stets hervorrag. Neuheiten. Stahlbestecke wit Ebenholz-, Horn-, Knochen-, Perlmuttergriffen u. s. w. 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Fabrikant Otto Kauffmann. Geh. Kommerzienrat Victor Leuel. Konſul Ernſt Leoni. Oberbürgermeiſter Paul Martin. netenborſtand Emil Reinhardt. Kaiſerl. Regierungsaſſeſſor 5 küuſtleriſch Muſeumsſtücke gerecht werden zu können, erſcheint es uns dringend wünſchenswert, durch außerordentliche Zuwendungen den Altertumsverein in den Stand zu ſetzen, ſeine Samm⸗ Das fünfzigjährige Jubiläum des Altertumsvereins ſoll den Anlaß bilden, der gemeinnützigen Wirkſamkeit dieſes Vereins durch Zeichnung freiwilliger Beiträge unſere einheimiſchen Muſeumsweſens Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die Einwohnerſchaft Mannheims gerne bereit ſein wird, das ideale Zur Empfangnahme der Geldbeiträge haben ſich die Rheiniſche Kreditbank und di Karl Reiß, Geh. Kommerzienrat. Stadtrat und Rechtsanwalt Dr. Theodor Alt. Kommerzienrat Emil Baſſermann⸗ Geh. Oberregierungsrat Dr. Becker, Großh. Landeskommiſſär. Geh. Oeberregierungsrat Dr. Frauz Geh. Regierungsrat Dr. Kourad Clemm, Großh. Amtsvorſtand. Profeſſor Dr. Ludwig Darmſtgedter in Berlin. Kommerzienrat Dr. Friedrich Engelhorn. Geh. Kommerzienrat Carl Ladenburg. Jungenieur Auguſt Ludwig. Stadtverordneter Guſtav Mayer⸗Dinkel. a. D. Wilhelm Scipio. Jngenieur Oskar Smreker. Kommerzienrat Heinrich Voegele. —OSeschenke für alle Finranmungen werden in eigener Werkstätte geschmack- voll und preiswert ausgeführt f —— rrre Gelegenheiten 0 605 Kommer⸗ Stadtverord⸗ Rollläden und Zalouſien aller Syſteme liefert, und repariert 7159 Wohnung R 4, 15 Bch. Weide. Werkſtatt P 6, 11 Schloſſerei und Rollladengeſchäft Tel. 3450. StraussFedern NB. Vetſteigerungen owie Lagerungen von Möbeln u. Waren übernimmt Beh. Seel, Auktionator, 3, 10.— Telephon 4508. Sevarate Lager⸗Räume Uhren, Juwele n, aparte Gold⸗ und Siſperw., Theatergläſer, Feldſtecher(7851 80687 Prägen.Stegelmarken ꝛc. zc. Möbel, Betten, Polster- Waren, Herren-, Damen⸗ und KHinder-Konfektion erhalten sald. Kunden ohne Anzählung, Abz. wöchent⸗ lich von Mk. 1 an. 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Da ſaßen jetzt gewiß überall ſchon die Söhne im Beſitz, die Eltern, die er vielleicht noch kannte, im kargen Altenteil, nicht viel beſſer daran oder ſchlechter wie der Tagelöhner, der Lügenfranz. Denn der märkiſche Bauer iſt hart, wo er zugreift. Die Gaſſe war menſchenleer, nur ein paar Kinder ſtanden in den Gärten und ſtarrten ihn mit offenen Mäulern an. Einen Augenblick blieb er vor dem epheuumrankten Pfarr⸗ hauſe ſtehen und überlegte: ſollte er anklopfen? Aber das hatte Zeit bis morgen früh. So ging er quer über den Anger nach dem Kirchhof. Als er die Tür im Scham über ihn. Daß hier die Gräber der Eltern lagen, daran hatte er bis auf dieſe Minute nicht gedacht. Und in all den langen Jahren auch nicht einmal daran, ſich drum zu kümmern, daß ſie inſtand gehalten wurden. Nicht der kleinſte Denkſtein ſchmückte ſie. Es war zu ärgerlich: was mußten die Leute von ihm denken! Der Paſtor vor allem und der alte Oberförſter! Zu verdrießlich — zu dumm! Am liebſten hätte er kehrt gemacht. Die Kirche ſelbſt war ja gewiß doch ſchon geſchloſſen. Dann kam's ihm wie moroliſche Feigheit vor, ſo zu fliehen, und er ging langſam, ſuchend die Gräberreihen entlang. Hier und dort blieb er ſtehen, las auf den Kreuzen, den ſchlichten Stei⸗ nen die Inſchriften, Bibelpers, Daten, die Namen, die faſt immer 8 Zaun öffnete, kam plötzlich etwas wie in Ordnuna, Behrend?“ SWi.ie traten in die Kir dem Großen herſtammte, aus der Zeit, da der die Seidenraupen⸗ zucht in der Mark einführen wollte. Die beiden Gräber waren ſauber gehalten.— Als Fritz Serrenberg näher zuſah, doch mit aufrichtiger Augenblicksergriffenheit, ſah er freilich, die Sauberkeit war neue⸗ ren, ja allerneuſten Datums. Der ſchmale Streif gelben Kieſes friſch aufgehackt, die paar Blumen vor wenigen Tagen erſt einge⸗ pflanzt; die Kreuze und die Inſchriften neu geſtrichen. Wie er ſo ſtand und las:„Hier ruht in Gott Carl Serren⸗ berg., ſcheben ſich unkallkürlich ſeine Hände ineinander. Ein eigenes Empfinden beſchlich ihn, ſeltſam gemiſcht aus Rüh⸗ rung und Stolz. Er hörte Stimmen von rückwärts und wandte ſich um. In der geöffneten Tür der Kirche ſtand Behrend, ſein erſter Atelier⸗ arbeiter, neben ihm ein junger ſchlanker Mann in ſchwarzem, etwas abgebrauchtem Anzug. Beide grüßten und kamen ihm auf halbem Wege entgegen „Mein Name iſt Wirgow“, ſagte der junge Mann,„ich bin der Lehrer, Herr Profeſſor. Gerade hab' ich noch bewundernd vor Ihrem Meiſterwerk geſtanden, Ihrer bochherzigen Gabe. Wenn ich daran denke, daß man dereinſt nach unſerm kleinen Kirch⸗ lein pilgern wird, um dieſe gottbegnadete Schöpfung anzuſtaunen, iſt mein Herz voll Dank.“ Er hatte die Hand Serrenberas ergrif⸗ fen, ſchloß ſeine beiden ſchmalen Sckreiberhände inbrünſtig da⸗ röber und blickte mit himmelnden Blauaugen zu dem Profeſſor auf. Serrenberg fand, ſo wenig er ſonſt um Worte verlegen war, im Augenblick keine paſſende Entgegnung. Denn vor ſeinem Geiſte tauchte plötzlich die vierſchrötige Erſcheinung des alten Flehr auf, des Kantors, der ihm einſt das Abe eingebleut hatte— eingebleut im wörtlichſten Sinne des Wortes. Der alte breitſchultrige Flehr, der ſelber ſeine Kartoffeln hackte und ſeinen Miſt ausfuhr beſſen dicke Finger Sonntags in ewigem Kampf mit der Orgelklaviatur lagen, der es auch nicht verſchmähte, mit den Bauern mal im Krug ein Schnäpschen zu nehmen— notabene wenn ſie's bezahl⸗ ten—, und dieſes feingliedrige Mängihen: der Gegenſaß war überwältigend. Von einer Seite aus hatte alſo die moderne Zeit doch ſchon ihren Einzug in Lugow gehalten. Aber Serrenberg bätte es beſſer gepaßt, wenn er dem alten Flehr noch hätte die Hand drücken könneen. 5 „Sehr erſreut, Herr Wirgow!“ ſagte er nur, und dann:„Alles „Jawoll, Herr Profeſſor. Es macht ſt che ein, und Serrenberg ſchritt, doch f 11755 29 ſo weit ganz gut. Raum mit den weißgetünchten Wänden. Aber d rſchm Altaxaufbau, zu deſſen Seiten die beiden größten Jenſte le ſtand im leidlichen Licht.„„ Serrenberg biß ſich auf die Lippen. Er war doch noch mehr enttäuſcht, als er im ſtillen befürchtet hatte. Hatte er da in ſeinem Atelier ein Madonnenxrelief 1 ſtehen gehabt, faſt die erſte Arbeit, die ihm in Marmor ausz1 führen vergönnt geweſen war. Sogar irgendeinen Preis hatte mit ihr gewonnen— vor zehn Jahren vielleicht oder länge! hätte das Ding wohl ſeither auch einige Male verkaufen kön aber anfangs hatte ſich das immer wieder zerſchlagen, ſpä mochte er das Relief, über das er ſich ſelbſt herausgewach Intereſſe hat's doch ſchließlich auch als eine meiner beſten gendarbeiten. Ueberhaupt, ſo übel iſt es eigentlich gar nicht ſcher Linienfluß iſt drin, wenn auch ctwas konventionell. Ur war ihm plötzlich der Gedanke aufgetaucht, das Relief für die K ſeines Heimatdorfes zu ſtiften. CTr hatte— ſeit vielen Jahrer zum erſten Male— an den alten Santer geſchrieben, hatte Maße des Altars ſchicken laſſen. Wenn man noch eine e breite Marmorleiſte als Umrahmung ſpendierte. paßte das lief ganz gut in die Altarwand, ſtellte ſich heraus. Ja und ſo ſah er es nun jetzt an Ort und Stelle, und es gereute doch, ſeiner Laune nachgegeben zu haben. Fade ſah d aus; zu klein war's auch trotz der gekünſtelten Vergrößerung Ruhm war damit nicht einzulegen. Eine ganze Weile betrachtete Serrenberg das Relief, über den ganzen dummen Einfall. Ein paarmal zauf in dem braunen ſtarken Vollbart. Das hat man von de matserinnerungen— In Lugow! Und wenn ſich wirklich einmal ein be Menſch hierher verirrte, nun— dann war's eben eine arbeit von Friedrich Serrenberg. 2 Er lächelte:„ es macht ſich wirklich ganz g 6 Deutſcher Reichstag. n Sizung, Mittwoch den Juli. Am Diſche des Bundesrats: v. Bethmann⸗Hollweg, v. Rheinbaben. Präſident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 15 Minuten. Das Abkommen mit Dänemark vom 12. Juni 1909 über den gegenſeitigen Schutz der Muſter und Modelle wird nach kurzer Befürwortung durch den Abg. Junck(Natl.) in erſter und zweiter Leſung angenommen. Es folgt die Beratung des Geſetzentwurfs über die Aus⸗ gabe kleiner Aktien in den Konſulargerichtsbezirken und im Schutzgebiete Kiautſchou. Danach kann dort an⸗ geordnet werden, daß Aktien und Interimsſcheine von Aktien⸗ geſellſchaften, die dort ihren Sitz haben, auf einen Betrag von wentiger als tauſend, doch nicht von weniger als zwei⸗ hunderk Mark ausgeſtellt werden dürfen. Abg. Kirſch(Zentr.) dußert Bedenken. Es ſei nicht ſicher, ob ein Bedürfnis für das Geeſetz vorliege. Abg. Semler(Natl.): Das Geſetz wird die Bildung kleiner Geſellſchaften erleich⸗ tern. Wir werden uns in Ki 1 Kiautſchou damit leichter der eng⸗ liſchen Konkurrenz erwehren. 25 Abg. Dr. Arendt(Rp.): Den Kolonialgründungen müſſen wir ſehr vorſichtig gegen⸗ überſtehen, gerade als Freunde der Kolonien. Die Vorlage geht an die Budgetkommiſſion. Der Handelsvertrag mit Venezuela. In der erſten Leſung nimmt das Wort Abg. Stadthagen(Soz.): ;S Der größte Bundesſtaat Preußen hat erklärt, Staatsver⸗ träge, Handelsverträge gelten nicht für Arbeiter. Er begeht Verkragsbruch durch ſeine Ausweiſungen ausländiſcher Arbefter. Der Miniſter des Auswärtigen von Italien will ſich wegen die⸗ ſer Vertragsbrüche an das Haager Schiedsgericht wenden. Staatsſekretär v. Bethmann⸗Hollweg: Ich habe mich wiederholt über die Frage der Legitimations⸗ karten und über das Ausweiſungsrecht im Verhältnis zu unſeren dandelsverträgen ausgeſprochen. Genau das, was ich da aus⸗ geſprochen habe, findet hier in dieſem Vertrag Anwendung. Es verſteht ſich ganz von ſelbſt, daß, wenn in einem Haudelsvertrage das Recht der Meiſtbegünſtigung den Angehörigen eines anderen Staates zugeſprochen wird, dieſes Meiſtbegünſtigungsrecht ſich jedes Mitglied des anderen Staates grundſätzlich bezieht. mmen. Zweite Lefung der Reichsfinauzreform. Die Mühlenumſatzſteuer. Die zweite Beratung der Reichsfinanzreform wird fortgeſe bei der Müßlenumſaßzſteuer. 85 Abg. Speck(Zentr.): ablehnende Erklärung des preußiſchen Handelsminiſters gegenüber dem Entwurf läßt wenig Hoffnung, daß er Geſetz wird. Der Grundgedanke des Entwurfs hat aber eine ſo große volkswirtſchaftliche Bedeutung, daß an ihm feſtgehal⸗ ten werden muß. Trotz der Erklärung, daß die verbündeten ſtegierungen die Steuer einmütig ablehnen, hoffe ich, daß ſie en Standpunkt abändern werden, zumal da die Hauptbedenken urch den Antrag Roeſicke⸗Speck, die bis zu 500 Tonnen dermahlenden Mühlen freizulaſſen, beſeitigt ſind. 555 Abg. Roeſicke(Konſ.): Der Einwand gegen die Mühlenumſatzſteuer, daß durch ſie as Brot und Mehl verteuert werden, iſt nicht ſtichhaltig. Nach er in unſerem Antrage vorgeſchlagenen Skala würde das Pfund ot ½% Pfg. Belaſtung zu tragen haben. orm. Abg. Günther⸗Plauen(Fr. Vp.): Hoffentlich halten die verbündeten Regierungen diesmal an rem Unannehmbar feſt. Die Mannheimer Mühle würde Prozent ihres Aktienkapitals und die Weſermühlen in Hameln, im letzten Jahre einen Verluſt von 319 000 Mk. gehabt haben, en 282 000 Mk. Steuer zahlen müſſen. Je kleiner die dende, um ſo größer die Umſatzſteuer. Die Kleinmühlen en bald erkennen, daß die Umſatzſteuer ihnen nicht auf die ſondern nur eine Vorſpiegelung falſcher Tat⸗ en iſt. g, wenn ſie jetzt ablehnt, daß ſie bald Erſatz bietet an für den Mittelſtand. Der größte preußiſche König hat er⸗ Ich will ein König der armen Leute ſein! Die armen ind heute der ſchwer ringende Mittelſtand.(Beifall rechts.) Der Vertrag wird in erſter und zweiter Leſung ange⸗ Mitte gedacht war. können, wenn ganz beſondere Verhältniſſe einen derartigen Aus⸗ das Ausland keine höheren Preußiſcher Handelsminiſter Delbrück!: Mir haben Eingaben von Vertretern ſowohl der Großmühlen als der Kleinmühlen vorgelegen. Teils von mir, teils von meinen Referenten ſind Vertreter des Deutſchen Müllerbundes und des Vereins deutſcher Müller empfangen worden. In ſtundenlangen Audienzen habe ich mich auch perſönlich unterrichtet. Dann be ich meine Vertreter hinausgeſchickt. Sie haben eine große An⸗ zahl größerer Mühlen in den verſchiedenen Landesteilen beſichtigt und ſich über ihre Verhältniſſe unterrichtet. Ich muß es alſo zurückweiſen, daß ich mich einſeitig unterrichtet und um die anderen Intereſſen nicht gekümmert hätte. Wenn man ein König der armen Leute ſein will und eine Regierung der armen Leute, dann ſoll man genau prüfen, wen man be⸗ laſtet, und nicht das Geld nehmen, wo man es findet. Wenn Herr v. Liebermann glaubt das verantworten zu können, die verbündeten Regierungen können das nicht verantworten, ſondern ſie halten es für ihre Pflicht, in jedem einzelnen Fall genau zu prüfen.(Lebhafter Beifall lints) Abg. Gothein(Fr. Vg.): Wozu eigentlich dieſe ganze Diskuſſion?(Heiterkeit und ſehr richtig links.) Wir waren bereit zu verzichten, hätten nicht die Herren Roeſicke und Liebermann dieſe Reden gehalten. Und dabei weiß man doch ganz genau, daß die nachher in der dyitten Leſung gegen dieſe Steuer ſtimmen.(Sehr wahr! links.) Wozu alſo die Vergeudung der Zeit in dieſer Situation. (Sehr richtig! links. Lachen rechts.) Wie können Sie das ver⸗ antworten! Sie treiben wirklich Obſtruktion.(Heiterkeit.) Abg. Dr. Hoeffel(Rp.): Die Reichspartei ſteht grundſätzlich auf dem Boden der Vor⸗ lage. Wir wiſſen ja, daß die Frage außerordentlich wichtig und für die kleinen und mittleren Müller von größter Bedeutung iſt, daß ſie den nötigen Schutz erhalten, und im Süden wiſſen wir das noch mehr als im Norden. Wir ſehen aber in dieſer Frage haupt⸗ ſächlich eine wirtſchaftliche, und wir glauben nicht, daß ſie im Rahmen der Finanzreform zu einer Löſung kommen kann. Wir haben deshalb auf ein materielles Eingehen auf den Gegenſtand verzichtet und werden aus dieſem Grunde auch heute die Steuer salu, ablehnen. Die Diskuſſion wird geſchloſſen. Die namentliche Abſtimmung über den§ 1 ergibt deſſen Ablehnung mit 188 gegen 170 Stimmen bei 3 Ent⸗ haltungen. Dagegen ſtimmen die ganze Linke, die Reichspartei, die Polen und einige Zentrumsabgeordnete. Die übrigen Para⸗ graphen und damit die ganze Vorlage werden ebenfalls ab⸗ gelehnt, nachdem die Anträge Roeſicke und Speck zurück⸗ gezogen waren. Der Koblenausfuhrgoll Die Kommiſſion beantragt, den Zollſatz für einen Doppel⸗ zentner Steinkohle auf 10 Pfg., für einen Doppelzentner Koks auf 15 Pfg. feſtzuſetzen. Preußiſcher Handelsminiſter Dr. Delbrück: Die verbündeten Regierungen haben von dieſer Stelle aus wiederholt die grundſätzlichen Bedenken erörtert, die ſie gegen jeden Ausfuhrzoll zu erheben haben. Ich halte es nicht für not⸗ wendig, auf die grundſätzliche Seite der Frage noch einmal ein⸗ zugehen, denn die Gründe, die gegen einen Kohlenausfuhrzoll beſonders beſtehen, le ich im borigen Monat eingehend dar⸗ gelegt zu haben. s liegt im Intexeſſe der Geſchäftslage des Hauſes, dieſe Gründe nicht zu wiederholen. Die verbündeten Regierungen ſtehen nach wie vor auf dem Standpunkte, daß ein Kohlenausfuhrzoll für ſie unannehmbar iſt.(Beifall links.) Abg. Frhr. v. Richthofen(Konſ.): Gegenüber der entſchiedenen Erklärung der verbündeten Regierungen ſind meine politiſchen Freunde entſchloſſen, gegen den Kohlenausfuhrzoll zu ſtimmen.(Abg. Mommſen: Das hätten Sie ſich eher überlegen können!) Wir haben uns überzeugt, daß weſentliche Gegengründe vor⸗ handen ſind. Auch mit Rückſicht darauf, daß der Kohlenausfuhr⸗ zoll auf keine Annahme zu rechnen hat, habe ich namens meiner politiſchen Freunde und der Wirtſchaftlichen Vereinigung zu er⸗ klären, daß wir dagegen ſtimmen werden. Ich möchte aber im Hinblick auf die bekannten Vorgänge auf dem Kali⸗ markt an den Handelsminiſter die Anfrage richten, wie die Regierung ſich zu einem Kaliausfuhrzoll ſtellt. Preußiſcher Handelsminiſter Dr. Delbrück: Die Frage des Kaliausfuhrzolles hängt mit der Frage der Einführung eines Kohlenausfuhrzolls nur nach der grundſätzlichen Seite der Frage hin zuſammen. Immerhin bin ich bereit, auf dieſe Frage einzugehen, weil Sie gerade an die⸗ ſem Spezialfall ſehen, wie recht die verbündeten Regierungen ge⸗ 1155 haben, wenn ſie ſich gegen den Kohlenausfuhrzoll gewehel aben. fuhrzoll bei den verbündeten Regierungen beſtehen, beſtehen ſelbſt⸗ berſtändlich auch gegen einen Kaliausfuhrzoll, vorausgeſetzt, daß er als eine dauernde Inſtitution gedacht iſt, wie der Kohlenausfuhrzoll von ſeiten der Parteien der Rechten und der Anzuerkennen iſt ja, daß die grundſätzlichen Bedenken, die gegen einen Ausfuhrzoll zu erheben ſind, ſchwinden fuhrzoll als eine vorübergehende Maßnahme erfor⸗ dern ſollten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn eine Kali⸗ berkaufsvereinigung nicht zuſtande kommen ſollte, ein Sinken der Preiſe, insbeſondere der Auslandspreiſe eintreten würde, in einem ſolchen Umfange, daß der Gewinn des Auslandes und der Verluſt der einheimiſchen Produktion ein außerordentlich beträcht⸗ licher ſein würde— ich veranſchlage ihn auf 20 bis 30 Millionen. (Hört! hört!), daß man in einem ſolchen Falle zu überlegen hat, ob man nicht dem Abſtrömen des Gewinns während einer ſyndikat⸗ loſen Zeit 9 0 dem Auslande einen Riegel vorlegen könnte. Ein derartiger Zoll würde einmal den Erfolg haben, daß dem Reich derjenige Ueberſchuß verbleibt, der ſonſt dem Auslande zugute kommen würde. Er würde aber auch den Erfolg haben, daß es uns nach Beſeitigung der ſyndikatloſen Zeit leichter ſein würde, unſere Auslandspreiſe zu halten, während es ſonſt ſehr ſchwer ſein würde, die einmal durch die Konkurrenz bis auf ein Mini⸗ mum geworfenen Preiſe im Auslande wieder hoch zu bekommen. Wie die verbündeten Regierungen zu dieſer Frage ſtehen, weiß ich nicht. Ich ſage alſo das hier nicht im Namen der verbündeten Re⸗ gierungen, ſondern als meine perſönliche Auffaſſung, und die geht alſo dahin: ein Kaliausfuhrzokl, der etwa automa⸗ tiſch in Kraft tritt, wenn ein Kaliſyndikat nicht zuſtande kommt, — unter beſtimmten Modalitäten, die ich hier nicht erörtern will, — der automatiſch außer Kraft tritk, ſobald ein derartiges Syn⸗ dikat gebildet wird, ein Kaliausfuhrzoll, der ſo bemeſſen iſt, daß Preiſe zu bezahlen hat, als jetzt, ein Sgeuunupſſcher Reihelug Die grundſätzlichen Bedenken, die gegen den Kohlenaus⸗ berich alanzeigers würde nach meiner Auffaſſung unter Umſtänden eine nützliche und mit den grundſätzlichen Bedenken der Regierung wohl vereinbare Maßregel ſein.(Beifall.) Abg. Herold(Zentr.): Ein Teil meiner Freunde hält einen Kohlenausfuhrzoll durch⸗ aus für zweckmäßig. Nach der Erklärung der Regierung werden wir aber geſchloſſen dagegen ſtimmen. Beim Kali liegen die Dinge anders. Das Ausland iſt auf unſer Kali angewieſen. Wir ſtehen daher dem Gedanken eines Kaliausfuhr⸗ 8olles ſhmpathiſch gegenüber. 5 Abg. Streſemann(Natl.): Nach dem Umfall der neuen Mehrheit hat die Frage des Kohlenausfuhrzolles nur noch theoretiſche Bedeutung. Der Red⸗ ner legt die in der Preſſe bereits geltend gemachten Bedenken gegen den Kohlenausfuhrzoll nochmals dar. Mit welchem Rechte wolle man eventuell einem Baumwoll⸗Ausfuhrzoll der Vereinigten Staaten entgegentreten! Abg. Gothein(Fr. Vg.): Die Anfrage des Frhrn. v. Richthofen über den Kaliausfuhr⸗ zoll und die entgegenkommende Erklärung des Handelsminiſters ſchmeckt ſtark nach Beſtellung. Es ſieht ſo aus, als ob der Miniſter als Chef der Bergwerksverwaltung einen Druck auf das Kaliſyndikat ausüben will. Bei den Verhandlungen mit den widerſtrebenden Kaliwerken mag der Miniſter tun, was er will. Wir proteſtieren aber, daß der Miniſter hier von ſeinem Rechte, über alles und jedes zu reden, in höchſt bedenklicher Weiſe Ge⸗ brauch macht, um eine ſolchen Zwang zur Erneuerung des Kali⸗ ſyndikats zu üben! Abg. Hue(Soz.) weiſt auf den Umfall des Zentrums hin, das in den letzten Tagen mit aller Energie für den Kohlenausfuhrzoll eingetreten ſei. Eine durchgreifende Reform und einen wirkſamen Schutz der nationalen Bodenſchätze werden Sie nur durchführen, wenn Sie die Kohlengruben enteignen und verſtaatlichen, die jetzt in den Händen einiger weniger internationaler Großlkapitaliſten ſind. Freilich wenn die Herrenmenſchen, die Stinnes und Kirdorf, kom⸗ mandieren, die ſo mächtig ſind, daß ſie über den Kopf des Kaiſers Miniſter ſtürzen(Miniſter Delbrück zeigt fragend auf ſich) — wenn Sie noch nicht gefallen ſind, Herr Miniſter, dann warten Sie erſt mal ab, welches Reſſort für Sie frei wird— dann frei⸗ lich ſpricht die Regierung ihr unannehmbar, und dann werden Konſervative und Zentrum davor weich. Wir vertreten hier auch die chriſtlichen Arbeiter; das Zeutrum hat in unerhörter Weiſe gezeigt, daß deren Intereſſen ihm nichts gelten. Der Redner ver⸗ lieſt unter fortwährendem Hört! Hörtl⸗Rufen der Soz. und Rufen aus dem Zentrum, zur Sache! Stellen aus Angriffen der chriſt⸗ lich⸗uationalen„Heimarbeiterzeitung“ gegen das Zentrum. Schließlich erſucht ihn Vizepräſtdent Dr. Paaſche, nicht die ge⸗ ſamte Finanzreform in ſeine Rede zu ziehen.———— Für die Arbeiter haben Sie niemals einen Sprung ins Dunkle gemacht wie hier nun ſchon ſeit acht Tagen für den Großgrundbeſitz.(Zuruf rechts: Bei der ſozialen Geſetzgebung!) Ihr Verhalten iſt barbariſch, das Chriſtentum haben Sie verhöhnt, die Barmherzigkeit haben Sie mit Füßen getreten.(Große Unruhe, Abg. Kreth(Konſ.) ruft: Das wirft er der Mehrheit vor, das CEhriſtentum verhöhnt zu haben! Ge⸗ lächter und Lärm bei den Soz. Abg. Kreth ruft: Unver⸗ ſchämtheitl) Vizepräſident Dr. Paaſche: Falls Herr Hue ſeine Aeußerung über die Verhöhnung des Chriſtentums hier für das Haus gemeint hat, ſo rufe ich ihn z ur Ordnung. Handelsminiſter Delbrück: Herr Gothein ſpricht von beſtellter Arbeit.(Abg. Gothein ruft: Geſtehen Sie es doch ein! Heiterkeit.) Das iſt nicht richtig. Ich bin von verſchiedenen Mitgliedern des Hauſes bor einigen Tagen darauf aufmerkſam gemacht worden, daß man beabſichtigt, eine Reſolution zugunſten eines derartigen Zolles einzubringen, daß man aber darauf verzichten wolle, wenn ich bereit ſei, auf eine Anfrage zu antworten. Ich habe mich darauf mit dem Staatsſekretär des Innern verſtändigt, und wir haben uns auf die Antwort geeinigt, die ich vorhin gegeben habe. Aus folgenden Gründen: wenn Sie mich als Generaldirektor der preußiſchen Werke fragen würden, ſo würde ich ſagen: die Sache iſt zu ſchwierig, um darauf zu antworten. Als preußiſcher Staatsminiſter habe ich mich verpflichtet gefühlt, alles zu tun, um einen Schaden für den preußiſchen Staat als Unter⸗ nehmer abzuwehren. Ich e mir aber gleichzeitig die Frage vorlegen müſſen, was wird, wenn das Kaliſhndikat nicht zuſtande kommt? Und als vorſichtiger Mann habe ich auch einen Geſetzent⸗ wurf über einen Kaliausfuhrzoll entworfen, den ich dem Bundes⸗ rat natürlich nicht vorgelegt habe. Was wäre geſchehen, wenn ich die Anfrage nicht beantwortet hätte und ich würde dann in einigen Mongten an den Bundesrat und an Sie herantreten wegen Einführung eines ſolchen Zolles? Dann würde man mir mit Recht ſagen: Du wußteſt, daß etwas derartiges im Bereich der Möglichkeit iſt, da war es Deine Pflicht. alle Beteiligten vor⸗ zubereiten. Das iſt die Veranlaſſung geweſen, warum ich dieſe Frage beantwortet habe. Herr Gothein iſt der Anſicht, daß das Ausland eine ſolche Maßnahme als feindlich auffaſſen könnte. Gewiß würde dieſer Tadel berechtigt ſein, wenn der Ausfuhrzoll unſere Auslandspreiſe erhöhen ſollte. Es würde aber ledchlich geſchehen, um ein Heruntergehen der Auslandspreiſe weit unter das jetzige und unter das wirtſchaftlich berechtigte Niveau zu ver⸗ hindern. Das kann niemand als feindliche Maßgahme anſehen, (Zuruf links: Und wie ſteht es mit dem Zweiſchachtſyſtem?) Abg. Vogel(Natl.): Der Kohlenausfuhrzoll würde ganz verſchieden wirken, ſo⸗ wohl verſchieden auf die einzelnen Gruppen als auf die einzel⸗ nen Reviere. Ein Kohlenausfuhrgol, der als Finanzmaßregel ge⸗ dacht iſt, müßte mindeſtens alle Betriebe gleichmäßig treffen. Die Verſchiedenartigkeit der Belaſtung kommt durch das verſchiedene Intereſſe der einzelnen Reviere am Export. Der wirtſchaftlich ſchlecht geſtellte Oſten würde von dem Kohlenausfuhrzoll weit höher getroffen werden als der Weſten. Der Oſten unſeres rheiniſch⸗weſtfäliſchenBezirkes würde andererſeits abſolut nicht dom Kohlenausfuhrzoll getroffen werden, ebenſo die Reviere in der Mitte von Deutſchland. Die ganze Folge des Ausfuhrzolls würde ſein: auf der einen Seite eine außerordentlich ſtarke Belaſtung einiger Reviere, Vernichtung einzelner Gruppen, auf der anderen Seite Freilaſſung von Revieren.(Beifall bei den Natl.) Der Kohlenausfuhrzoll wird einſtimmig abgelehnt. Kaliausfuhrzoll, der eventuell durch den Bundesrat in einer be⸗ ſtimmten Grenze nach oben und unten geändert werden könnte, 1 Finan geſetz). 15 Schluß⸗ 6½ Uhr. „Donnerstag 11 uhr: Reſt der Finanzreform(Stempel⸗ und —— rnneeeere * * Mannheim, den 8. Juli 1909. General⸗Anzeiger. (Mittagb latt.) 9. Seite. Vermischtes Kaufm., verh., mit freiem Sam stagnachm., ſacht Neben⸗ verdienſt. Gefl. Offert. unt. O. 13637 an die 8255 d. Bl. Ein zuverläſſ verh. Maun mit g. Zeugniſſen, ſucht als Nebenverdienſt Hausmeiſter⸗ od. ähnl. Vertrauensp.; ſel⸗ biger iſt ſelbſt. in Dampf⸗ u. Elektr.⸗Anlagen, evtl. refl. auch auf Lebensſtellung als Maſchiniſt. 13788 Adr. L.., K 1. Panama⸗ ⸗Stroh⸗ u. wäſcht u. ſormiert f. Herren, Damen und Kinder. 4203 3 5, 5, varterre. Zum Waſchen und Bügeln werden Wäſche, Kleider und Vorhänge augenomm. Marie Zunftmeiſter, Q 5, 8, 2. Stock. 10854 2888 In neuunde Anugz JAvch inb gun dmig fnbde zuipiuomhpt 3005 Ankauf. 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Nach ſeiner Meinung iſt der Feſſelballon ein vorzügliches Mittel für die geographiſche Anſchauung.„Von ihm als hoher und doch ſtets beweglicher Warte aus läßt ſich in Verbindung mit der Ballonphotographie die Gliederung weiter Strecken feſtſtellen, ziem⸗ lich leicht und genau die horizontale Gliederung, die Verteilung von Waſſer und Land, die Umriſſe der Küſten, Seen, Flüſſe, Wälder und offenes Land. Schwerer ſchon die vertikale Gliederung. Von oben geſehen, ſcheint ja zunächſt alles in einer Ebene zu liegen. Erſt ein geübtes Auge vermag hier, z. B. an der Verſchiedenheit der Beleuchtung, am Schatten bei ſchrägſtehender Sonne, Höhenunter⸗ ſchiede, Berge und Talränder zu entdecken, während in Kultur⸗ ländern Krümmungen und ſtreckemwpeiſes Verſchwinden von Straßen und Wegen, unregelmäßige Geſtalt der Felder und Ackerfurchen die Unebenheiten des Geländes leichter erkennen laſſen. Bei weiteren Unternehmungen in das Innere noch zu erforſchender Länder wird freilich die Verwendung der Feſſelballons, ſobald es ſich um Märſche zu Lande handelt, auf große Schwierigkeiten ſtoßen: die nötige Anzahl der ſchweren Stahlzylinder mit komprimiertem Waſſerſtoff auf Laſttieren mit ſich zu führen oder gar tragen zu laſſen, wird nur ſelten möglich ſein. Anders dagegen bei Forſchungsreiſen auf größeren Waſſerſtraßen, etwa im Flußgebiet des Amazonenſtromes oder des Kongo, wobei ſich das nötige Material leicht befördern Jieße, und bei Polarexpeditionen wird der Feſſelballon nie mehr fehlen. Schan Nanſen hatte die Abſicht, ihn mitzunehmen, wurde aber ſchließlich an der Ausführung gehindert. Wie glänzend ſich der Feſſelballon bei der großen deutſchen Südpolarexpedition des Profeſſors von Drygalski bewährt hat, iſt bekannt.“ Vier be⸗ ſchränkter erſcheint dem Gelehrten die Verwendung des Frei⸗ ballons für Forſchungsreiſen. Sie wird nur dann Ausſicht auf Erfolg haben können, twenn man mit einiger Sicherheit wenigſtens auf das Anhalten einer beſtimmten Windrichtung rechnen kann, alſo nur, wenn ſich vorausſehen läßt, daß man nach dem Ueberfliegen des zu erforſchenden Gebiets Gegenden zu erwarten hat, die dem Luftreiſenden eine Neuausrüſtung und die Aufnahme von Lebens⸗ nmikteln ermöglichen. Danach mußte das Unternehmen Andrses von vornherein als eine Fahrt ins Verderben erſcheinen, denn über die Windverhältniſſe zwiſchen Spitzbergen und dem Pol tvar und iſt nur wenig bekannt und über die Luftſtrömungen auf der anderen Seite vom Pol bis etwa zum ſiebzigſten Grad nördlicher Breite gar michts. Doch iſt kaum daran zu zweifeln, daß die dort herrſchenden Zyllone dem gewöhnlichen Ballon ein Ueberfliegen des Pols unmög⸗ lich machen würden. Ausſichtsreicher war ſchon der 1897 von Well⸗ ——————— 80, aller Frauen sind Krank! Nach Ausspruch der Arzte zum man ausgeführte Verſuch. Immerhin wird die Verwendung des Luftballons als Forſchungsmittel bei Entdeckungsreiſen naturgemäß auf einzelne Ausnahmefälle beſchränkt ſein, während ihm als An⸗ ſchauungsmittel zur Erwerbung topographiſcher und geographiſcher Kenntniſſe eine große Zukunft bevorſteht. — Eine„Inſel der Seligen“ iſt die kleine Inſel Crie Haven, die etwa 15 engliſche Meilen von der Küſte von Maine entfernt liegt und auf der insgeſamt nur 41 Menſchen, 14 Männer, 13 Frauen und 14 Kinder friedlich und ſorgenlos dahinleben. Jede Familie hat ihr eigenes hübſches Landhaus. Zwei Fiſcherhäuſer, eine kleine Landungsbrücke und ein kleines Schulhaus, das bon einer Kuppel bekrönt iſt, das ſind die einzigen Bauten auf dem idyl⸗ liſchen Eiland. Der Friedhof beſteht nur aus zwei Gräbern und faſt nie war es nötig, daß ein Arzt die Inſel beſuchte. Krankheit, Not und Hunger ſind unbekannt. Moskitos, Ratten verirren ſich nie auf die abgelegene Inſel, auf der auch der Kartoffelkäfer unbe⸗ kannt iſt. Nie werden die Türen verſchloſſen. Da auf der Inſel keinerlei Straßen angelegt werden, ſo gibt es auch keine Gemeinde⸗ ſteuern, die bezahlt werden müſſen; die einzigen Abgaben, die die Bewohner von Crie Haven entrichten, iſt ein Beitrag für die Er⸗ haltung der Schule, in der ihre Kinder den Unterricht empfangen. — Wie lernt die Katze Mäuſe fangen? Die Tierpſychologie beſchäftigt ſich ſeit langem mit dem ſchwierigen Problem, ob bei den Tieren außer ihrem unbewußten und inſtinktiven Nach⸗ ahmungstrieb auch eine bewußte und abſichtliche Nachahmung be⸗ ſtehe. Unterſuchungen, die man in der letzten Zeit bei Katzen vor⸗ genommen hat, und die ſich u. a. mit der Lieblingstätigleit dieſer Tiere, dem Mäuſefang, beſchäftigen, haben nun zu intereſſanten Ergebniſſen geführt, die eine bejahende Antwort erlauben. In Century Magazine berichtet der Profeſſor an der Harpard⸗Univer⸗ ſität Robert Perkes in einem längeren Aufſatz über dieſe Verſuche, die er zuſammen mit Dr. Berry vorgenommen hat. Schon vor zehn Jahren hatte ſich Profeſſor Thorndike mit dem gleichen Prob⸗ lem beſchäftigt, war aber bei ſeinen Verſuchen mit Katzen zu ganz negativen Reſultaten gekommen. Die neuaufgenommenen Expe⸗ rimente haben deshalb zu einem beſſeren Ergebnis geführt, weil ſie mit einer größeren Anzahl Katzen und viel längere Zeit hindurch ousgeführi wurden. Sechs Monate hindurch wurden neun Katzen drei Slunden täglich beobachtet. Als beſte Verſuchstiere erwieſen ſich eine Katze von der Inſel Man und ihre drei Jungen. Die Tiere wurden in Käſten geſetzt, von denen aus ſie einander ganz genau beobachten konnten, und es ergab ſich, daß die Jungen all⸗ mählich der alten Katze, wenn ſie ihr ſechs oder mehr Mal genau zußeſchar hatten, allerlei Kniffe ablernten, z. B. das Auſſtoßen des Schiebers an der Tür, das Trinken aus einer Milchiaſce oder das Rollen eines Balles in ein beſtimmtes Loch. ie Tur aufzuſchieben, lernte die eine der kleinen Katzen in zwanzig Minu⸗ ten, die zweite etwa ebenſo ſchnell, die dritte aber konnte es an fünf verſchiedenen Tagen, obgleich ſie ſich ſehr mühte, nicht zu⸗ ſtandebringen. Das Begreifen der Tiere ging nur langſam von ſtatten, aber die Fähigkeit bewußter Nachahmung zeigte ſich doch Die schwersten Anforderungen bei ihnen entwickelt der Unterſuchung,„wie die Katze Mäuſe fangen lernt.“ Die jun⸗ gen Kaßen wurden im Alter von fünf Monaten, wo ſie bereits genügende Größe und Stärke beſaßen, um ſogar eine große Maus zu töten, in einem großen Käfig zuſammen mit einer Maus einge⸗ ſpert. Natürlich war darauf gehalten worden, daß ſie niemals vorher das Fangen oder Töten einer Maus geſehen hatten. Die Kätzchen hatten zunächſt vor der großen ſchwarzen Maus ein wenig Furcht und näherten ſich ihr ſehr vorſichtig. Als die Maus voller Schrecken weglief, rannten ſie ihr nach und fingen mit ihr zu ſpie⸗ len an, ohne ſie irgendwie zu kratzen oder zu ſchlagen. Nach einer Stunde konnte die Maus, ohne daß ſie einen Schaden erlitten hatte, aus dem Käfig entfernt werden. In dieſen mehrmals wie⸗ derholten Verſuchen gaben die Katzen nicht die geringſte inſtinktive Abſicht kund, eine Maus zu fangen, zu töten und zu freſſen. All⸗ mählich gewöhnten ſich die Katzen an das neue lebende Spielwerk, ſchlugen wohl auch einmal mit ben Krallen ſtärker zu, aber nie⸗ mals verletzten ſie die Maus ernſtlich, auch nicht, als man ſie vier⸗ undzwanzig Stunden hatte hungern laſſen. Nach dieſer ſechs⸗ wöchentlichen Gewöhnung an die Maus wurde nun den jungen Katzen Gelegenheit gegeben, die alte Katze beim Töten und Freſſen einer Maus zu beobachten. Man wollte konſtatieren, ob ſte nun wenigſtens den Mauſefang erlernen könnten, den man doch bisher für einen den Katzen angeborenen Inſtinkt gehalten hatte. Während alſo die eine junge Katze mit der Maus ſpielte, wurde plötzlich die alte Katze in den Käfig gelaſſen, die die Maus ſofort tötete und verzehrte, während die junge Katze zuſah. Sobald die alte Katze ihren Raub gefreſſen hatte, wurde ſie wieder aus dem Käfig ent⸗ fernt und der jungen Katze eine neue Maus gegeben. Sie ſpielte mit ihr, ebenſo wie ſie es mit der anderen getan hatte, ohne den geringſten Anſchein, daß ſie ſich das gemerkt hätte, was ſie eben geſehen. Erſt als die alte Katze mehrmals Möuſe vor den Jungen getötet und ihnen von dem Fleiſch zu eſſen gegeben hatte, lernten ſie allmählich den Mäuſefang. Durch dies Experiment wurde alſo erwieſen, daß junge Katzen im Alter von fünf bis ſieben Monaten keine inſtinktive Neigung haben, Mäuſe zu fangen und zu töten; ſondern daß ſie das erſt durch häufigere Beobachtung der alten Katze erlernen, es alſo in einer bewußten, mit Willen verfolgten Nachahmung tun. Allerdings ift dies bisher nur bei einer be⸗ ſtimmten Art von Katzen, eben denen von der Inſel Man, feſtge⸗ ſtellt. Als Reſultat all ſeiner zahlreichen Unterſuchungen über die Nachahmungsfähigkeit bei Katzen ſtellte Dr. Berry feſt, daß eine bewußte Nachahmung bei ihnen vorkommt, daß Katzen bis zu einem gewiſſen Grade auch Handlungen von Menſchen nachahmen und daß Katzen nicht inſtinktiv Mäuſe töten und freſſen, ſondern es erſt durch Nachahmung erlernen. Hotel-Restaurant Nockarthal Heute Donnerstag— Grosses Salon-Streiehkonzert (Operetten-Abend) Div. Piston-Solo. 611 Anfang 8 Uhr. Hochachtend Chr. Bassler. 11 werden bei Zuverlässigkei je 10 8 gkeitsfahrten und Rennen an die 15 grössten Teil FPneumatiks gestellt. Dieser Grund erhellt zur Genüge, 68 aufran an I 80 6 1 durch das Warum bei allen grösseren Veranstaltungen der Continental Korsett! Pneumatik von den Fahrern bevorzugt wird. In Touren- empflehlt seinen guten bürgerllchen Mittags- u. 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Perſoenen: Maximius, Vorſteher der Barm⸗ herzigen Brüder 5 Joachim Kromer. Lancelot, Novize 8 5 Alfred Sieder. Aguelet Wilhelm Burmeiſter. Balthaſar[Barmherzige Brüder Lothar Liebenwein Benoiſt Adolf Karlinger. Baſilius Karl Zöller. Baron Chauterelle 0 5 Loremois, ſein Freunnd Hilarius, Puppenfabrikant. 5 8 Frau Hilarius, ſeine Gattin Aleſtia, bei der Tochter 8 Guduline, 8 5 Heinrich, Lehrling„ Pierre Diener bel Chauterelle Hugo Voiſin. Karl Neumann⸗Hoditz Julie Sanden. Marg. Beling⸗Schäfer Paula Schultze. Elſe Wiesheu. Camillo Bolze. Alois Bolze. „Anna Starrs. Marie, Stubenmädchen Natar 535 Georg Maudanz. 1. Puppe zsCFChriſine Ziſch 2. Puppe„„Luiſe Striebe. 3. Puppe 8 Margarete Ziehl. Erſter Hugo Schödl. Arbeiter 55 Eduard Domek. Hans Debus. Das Vorſpiel und der 3. Akt ſpielen im Kloſter bei den Barmherzigen Brüdern. Der 1. Akt in der Puppenfabrik des Hilareus. terelle. Zeit: Die Gegenwart. An 83 Uhr Eude gegen 11 Uhr. Mach dem 1. Akt größere Pauſe. Im Großh. Boftheater. Freitag, 9. Juli 1909. 55. Borſlellung im Abonn. B. des Geburtstages Sr. Königl. t Sr. Königl. Hoheit rne ſen e Amenen des H. K. 8. 6. V. Unsern Gruss zuuor Zu dem am Samstag, den 10. Jul d.., abends%½ Uhr im Festsaale des Hotel Friedrichshefes zu Karlsruhe stattfindenden III. Lommers alter Oorpsstudenten des Kösener S. O. anläss- lioh des Geburts festes Sr. Königlichen Hohelt des Brossbherzogs Friedrich II. erlaubt sich unterfertigter Verein die A. H. A. H. i. a. C. B. l. a. C. B. und Aktiven des&sener S. O. ergebenst einzuladen. 600 Der Vorstand des Karlsruher Vereins alter Corpsstudenten: v. Ghellus, Sueviae Heldelherg, E. M. Dr. Arnsperger, Rhenaniae Frelburg, Lusatlae Lelpzig. Nalr- l. Aagemneſtrr laſsgenſefhaſt Mannheim e. G. m. b. H. Kethenſchaftsbericht für das 1. Geſchäftsjahr 1908. Geſchäftsſtand Ende 1908. Aktiva. Paſſiva. + Kaſſa⸗Beſtand. 29 Banken⸗Konto 8798— Waren 1961039% Kreditoren. 732331 Schablonen 50468 Re ervefond 250— Debitoren 13638 Geſchäftsanteile Wechſel 934/59 der Genoſſen 16370.— Mobilien 100024% Reingewinn 3 47577 Geſchäftsanteil bei „der Gewerbebank 500— 50 217 50 35217 W 90 Guſtav Kallenberger. Der 2. Akt in der Villa des Baron Chau⸗ Regenmäntel Posten Posten Posten und Wert bedeutend höher! (Mittagblatt.) boschu. Alsborg O 2, 8 u. 9. Bekanntmachung. Anläßlich des Geburtsfeſtes Seiner Königl. Hoheit des Großherzogs Friedrich ll. Bureaux der Mannheimer Banken und Bankiers am Freitag, den 9. Juli, nachmittags geſchloſſen. Verein der Muunheiner Bunken und Bankierz. von Baden bleiben die 9 Vermischtes 1 Mittlerer Beamter ſucht paſſende Nebenbeſchäftigung. Offerten unter Nr. 7579 an die Expedition dieſes Blattes. Für Wiederverkäufer in Crikol⸗Artikeln ab Chemnitz. 13871 Zum Bücherbeltragen und ähnl. Arbeit. empf, ſich unabh. Kaufm. für dieſ. Monat Juli. Off. u. 13872 d. d. Exp. d. 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Freunden und Bekannten widmen wir hierdurch die schmerz. liche Nachricht, dass unsere liebe Mutter, Grossmutter, Schwägerin und Tante, Frau Adolfine Moeke! geb, von Moers heute Nacht nach längerem schwerem Leiden sanft verschleden ist. Die fieftrauernden Hinterbliedenen. Heidelberg, Mannheim, Rülzheim, Karlsruhe i.., Bergzabern, Ludwigshafen a. ſth., den 7. Juli 1909. Die Beerdigung findet am Freitag, den 9. Juli, nach- mittags ½4 Uhr vom Friedhofe in Mannheim aus statt. Traueramt: Montag, 12. Jull, ½0 Uhr in der desuitenkirche. Statt jeder besonderen Anzeige. Gestern vormittag starb nach kurzem, schwerem Leiden unsere ljebe, unvergessliche Frau Louise Rauch geb. Hiesel 1 im Alter von 31 Jahren Mannheim,(0 4, 13), den 7. Juli 1909. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen. Albert Rauch. Die Boeerdigung findet Freitag, 9. Jali, Nachmittags 4% von der Leichenhalle aus statt. Danksagung. 8 Für die überaus warme Teilnahme, die uns beim Hinscheiden meines lieben Mannes und guten Vaters Karl Cronberger Bei 52 15 1255 Helle Parterre-Räume 80— 90 quadrat⸗ gade ail Brongen Tücht. erste ertäuferinnen „ mög ein, hier 0 1 i 11 indet tatkräftiger Herr(Hand⸗ unseren innigsten aufrichtigsten Dank aus- 20 58 werker, beſſerer Arbeiter, penſt. fur ungers Abtellungen brechen, 4, lternee 610—— 1125 9 Damen-Confection:: Handschuhe m Namen der Hinterbliebenen: 5 r rr eru we Ee 12 75 2 15 45 Stefanie Cronberger, geb. Kulner. Gold 1 1 7 0 Strümpfe: Tricotagen: Herrenhüte Ni e 52, 2, 14 Goldenes Pamm 2, 14 e8 biser Ernabetentg als] Schürzen:: Confſturen:: Spielwaren al 120 ee Heute Bezirksbeamter sofort gesucht. ee rossas dohlacfſtest„ ——— Wozu freundlichst einladet e N 2884 an Wa renhaus Kander aller Ert, iters vorralig in der 8 8 Haaſenſtein& Vogler, G. m. b.., Mannheim. 612 Fraclbrlele Dr. B. Sdas Buchdruckerel,610 Max Kaunnegiesser..., Sarisrube i. B. erb. eeeer