aus Emden 9l1 ſie Abonnementz Badiſche Vollszeitung.) der Stadt Madabeen und Umgebung.(Mannheimer Volksblatt.) Wfermig momaffich. 5 Badiſche Neueſte Nachrichten dunch dae Bote bez tel. Voſte— aufſchlag M..40 y⁰ Qmartal, 1 Telefon⸗Nummern: Emzel⸗Nummer 3 WMig⸗ ee ee, 14⁴⁰ 57 2— Druckerei⸗Bureau In ſers te: Anabhängige Tages zeitung. nahmev. Druckarbeiten 6⁴¹ Die Golonel⸗Zeile.. 28 Aig. Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung Taglich 2 Husgaben Eigene Nedaktionsbureaus RNedaktinn 87⁷ Auswärtige Inferate 30 in Mannheim und Umgebung.(ausgenommen Sonutag) in Berlin und Aarlsruhe. Grvertlon mnd Berlads- du. Aume-Bele en elag ber Jstereten-Ennabeme Ilr bas Mitiagsblatt Worgens 369 Uhr, für das Abereld Nochuntzahs 3 uhr. een, Nr. 385. Samstag, 21. Auguſt 1909.(Mittagblatt.) * Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 12 Soeiten. Telegramme. Die griechiſch⸗türkiſche Epannung. OLondon, 21. Aug.(Von unfſerem Londoner Bureau). Wi der„Standard“ erfährt, ſind die Mächte mit dem gegen⸗ wärtigen Stand der kretiſchen Frage nicht unzufrieden und man glaubt, daß die Gefahr eines Bruches zwiſchen der Türkei und Griechenland für den Augenblick wenigſtens beſeitigt ſei. Zuverläſſige Informationen aus Konſtan⸗ tinopel beſagen, daß die Pforte nunmehr bereit ſei, eine maß⸗ vollere Haltung einzunehmen. Der Konſtantinopeler Korreſpondent der„Times“ erfährt aus wohl informierter Quelle, daß die bisher infolge der Abweſenheit des Großweſirs nicht veröffentlichtegriechiſche Antwort an die Pforte dem Bedauern der griechiſchen Regierung darüber Ausdruck gibt, daß die vorige Antwort der türkiſchen Regierung nicht genügt habe. Was Mazedonien betreffe, ſo hätten dort früher Un⸗ ruhen geherrſcht, die der griechiſchen Regierung große Sorgen bereiteten. Seit Gewährung der Verfaſſung habe aber die griechiſche Regierung ihrem Vertreter in Maäzedonien die nötigen Verhaltungsmaßregeln gegeben. In Bezug auf Kreta müſſe die Pforte doch zugeben, daß ſie ſelbſt in ihren früheren Erklärungen die Korrektheit der griechiſchen Regierung aner⸗ kannt habe. Nichtsdeſtpweniger ergreife die griechiſche Regierung die Gelegenheit, um von neuem zu verſichern, daß ſie die Weiſungen der Schutzmächte befolgen werde. Der Vertreter des„Daily Telegraph“ in der Hauptſtadt am Goldenen Horn meldet, daß in diplomatiſchen Kreiſen die griechiſche Note allerdings als zufriedenſtellend angeſehen werde, aber es gebe ſich niemand der Illuſion hin, daß die Pforte darin alles finden wird, was ſie haben will. In militäriſchen Kreiſen wird die Antwort als ungenügend bezeichnet. Es ſei wahrſcheinlich, daß die Regierung noch einige Tage dahin gehen laſſen werde, bevor ſie zu einem Entſchluß komme. Viel⸗ leicht werde man bis Sonntag warten, denn die Kollektivnote der Großmächte habe bei der Pforte zu denken gegeben. So äußerte Rifat Paſcha zu einem Diplomaten, die Regierung habe keine ſolche Note erwartet, beſonders nicht, nachdem er ausdrück⸗ lich gebeten hatte, einen ſolchen Schritt nicht zu unternehmen. Aus Canea wird der„Daily Mail“ telegraphiert, daß die im Hafen von Candia gehißte Flagge ſchließlich von der Bevölkerung unter Führung des Biſchofs und der ganzen Geiſt⸗ lichkeit beſeitigt wurde, womit der Zwiſchenfall ein für alle⸗ mal erledigt erſcheine. * Konſtantinopel, 20. Aug.(Von unſerem Privat⸗ korreſpondenten). Die maßgebenden Stellen der Pforte erklären die Lage in der Kretafrage für befriedigend. Durch das Vorgehen der Schutzmächte auf Kreta ſei die Spannung be⸗ ſeitigt. In der Niederholung der griechiſchen Flagge, ſowie in der Meldung, daß die Konſuln der Schutz⸗ mächte von der kretiſchen Regierung die formelle Zuſicherung ver⸗ langt haben, daß die griechiſche Flagge künftig nicht mehr gehißt werde. ſehe die Pforte eine Bürgſchaft, daß die Schutzmächte die tückiſche Spuveränität über Kreta vor fernerer Verletzung ſchützen werden. Ties ſei für die kpürkiſche Regierung, die nie⸗ mals kriegeriſche Verwicklungen erſtrebt habe, ſon⸗ dern nur ihr Recht verteidigt, von entſcheidender Bedeutung ge⸗ weſen. Daher ſei es nicht die Schuld der Türkei, wenn die Löfung der Frage ſolange hingezogen werde. Bezüglich der kreti⸗ ſchen Antwortnote wird erklärt, daß ihre Bedeutung für die tür⸗ kiſche Regierung durch die inzwiſchen eingetretene Wendung der Lage in den Hintergrund getreten ſei. Der Inhalt der Note habe jedoch den allgemeinen Erwartungen entſprochen. Der Schriftenwechſel zwiſchen den beiden Regierungen iſt damit wahr⸗ ſcheinlich beendet. Die Entſcheidung hierüber werde jedoch erſt in dem am Sonntag tagenden Miniſterrat getroffen. ** Nationalliberale Kundgebungen. 5 Berlin, 20. Aug. Heute und Sonntag finden in Nor⸗ den und Leer große Verſammlungen der Nationalliberalen Partei ſtatt, in welchen die Abgeordneten Baſſer mann, Stre ſe⸗ mann und Dr. Weber ſprechen werden. Nach Meldungen ch dabei die Jrage 85 1. hannoverſchen Wahlkreis entſcheiden. Den Hauptpunkt bildet die Teilung der Mandate. Wie es heißt, wirken die Freiſinnigen dahin, daß ihnen das Reichstagsmandat und den National⸗ liberalen das Landtagsmandat bleibt. Die Beſchießung des Ballons Tſchudi. Berlin, 21. Aug. Die Hülle des Ballons Tſchudi wurde geſtern einer eingehenden Beſichtigung unterzogen. Bei der Unterſuchung ergab ſich, daß die Ruſſen wahrſcheinlich den Ballon getroffen haben, während er noch vollſtändig gefüllt war und ſich noch über deutſchem Boden beſand. Die Unterſuchung wurde in Gegenwart militäriſcher Sachverſtändigen vorgenommen. Un⸗ mittelbar danach verſah man den Tſchudi mit den nötigen Flicken. Er ſtieg dann zu einer neuen Fahrt auf, welche gleichfalls nach Oſten ging. Der Berliner Verein für Luftſchiffahrt, welchem dieſer Ballon gehört und Herr Meſter, welchem bei der Rußland⸗ fahrt durch die Unvorſichtigkeit der Ruſſen bei der Unterſuchung des Balloninhalts unter anderem auch die kinematographiſchen Films zerſtört worden ſind, haben das auswärtige Amt von dem Umfang des Schadens in Kenntnis geſetzt und überlaſſen dieſem die epentl. Entſchädigungsverhandlungen mit der ruſſiſchen Re⸗ gierung. Der Generalausſtand in JBerlin, 21. Aug. Die Hamburger ſozialdemokratiſche Parteiorganiſation und das Gewerkſchaftskartell ſandten dem ſchwediſchen Streikkomitee als erſte Rate 30 000 Mark. Die Teilnahme des deutſchen Kaiſers an 0 den öſterreichiſchen Manövern. * Wien, 20. Aug. Von offizibſer Seite wird bekaunt ge⸗ geben, daß der deutſche Kaiſer am 8. September nachmitrags 4 Uhr in Iglau eintreffen und dort nach Begrüßung durch Erz⸗ herzog Franz Ferdinand mit dieſem die Fahrt im Automobil nach Großmeſeritſch fortſetzen wird, wo der Kaiſer Franz Joſef ihn er⸗ warten und begrüßen wird. Der deutſche Kaiſer wird den Ma⸗ növern am g. und 10. September beiwohnen und ſich dann über Iglau nach Karlsruhe begeben. Kaiſer Franz Joſef wird am 1. September nach Beendigung der Manöver nach Wien zurück⸗ kehren. König der Bulgaren. * Konſtantinopel, 20. Aug. Der Miniſterrat be⸗ ſchloß, den Titel König der Bulgaren für König Ferdinand an⸗ zuerkennen. Ein verheerender Brand. * Korlekrona, 20. Auguſt. Geſtern abend brach in dem Gebäude der Bank Seedra Sperogo Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit auch auf die benachbarten Gebäude übergriff. Bis 12 Uhr nachts war trotz Requirierens von Militär, ſeine Gewalt nuch nicht gebrochen. Sechs Häuſer im Zentrm der Stadt ſind niedergebrannt, darunter das Gebäude der Sma⸗ landsbank. Ein Dienſtmädchen iſt in den Flammen umge⸗ komenen, 5*** Berlin, 20. Auguſt. Ja der Tunnelſtraße in Strehlen wütete letzte Nacht Großfeuer, durch das bis Nachts 2 Uhr ſieben Häuſer eingeäſchert wurden. * Zürich, 20. Auguſt. Der verhaftete Bankräuber Or kof geſtand, der Mörder des Bankdirektors in Fiume zu ſein. In ſeinem Koffer wurden noch 12,000 Kronen gefunden. * Bern, 20. Auguſt. Im Kurhauſe auf dem Brünig wurden einer deutſchen Familie, während ſie beim Mittagstiſch ſaß, Schmuckſachen und Geld im Betrage von 50,000 Franken geſtohlen. 5 * Paris, 20. Auguſt. 500 Erdarbeiter zerſtörten in Etrechy(Departement Seine et Oiſe) ihre Werkzeuge und riſſen die Eiſenbahnſchienen auf. Gendarmerie mußte zur Hülſe gerufen werden. *Sondon, 20. Auguſt. Amer:kanerin, Miß Moſer, J u w Mark geſtohlen. OLondon, 2l. Aug.(Von unſerem Londoner Bureau]. Das engliſche Schlachtſchiff„Hannibal“, eines der älteren Schiffe der Heimflotte, fuhr geſtern bei Babba⸗Combe auf einen ꝛlen im Werte von 80,000 Felſen. Es gelang ihm jedoch aus eigener Kraft, frei zn kfommen Die Beſchä⸗ und mit eigenem Dampf Plymouth zu 5 bedeutend ſein. Im Weſtend⸗Hotel wurden einer Ueberdies aber iſt die Taktik der ſozialdemokratiſchen Partei feſtgelegt. gehen ließen, wie die Großblockſchwärmer ſo 18 Großblockſchmerzen. D Linksliberalen fühlen ſich vereinſamt nicht woh Sie möchten ſich nun doch wieder mit den geſchmähten Nationalliberalen verbünden, um ihre eigene Schwäche zu mas⸗ kieren. Und wenn dies noch nicht langt, ſo ſoll der rot Bruder auch noch helfen. Dies iſt nach dem„Schwäb. Mer⸗ kur“ der Sinn der bekannten Villinger Reſolution, die weit über Badens Grenzen hinaus Aufſehen erregt hat Der„Schwäb. Merkur“ bekämpft den Beſchluß von Wahie mit Gründen: Die Reſolution fordert die liberalen Blodparteien ſowi ogialdemokraten auf, bei den Wahlen gemeinſam vorzus Dieſes Anſinnen durchbricht das Loſungswort, daß von der nicht geſprochen werden ſolle; ſchon deshalb kommt es den U liberalen ſicherlich ungelegen. Schon geſtern lehnte die„Bad Landesztg.“ in einer Redaktionsnote eine nachbrägliche Blockbildun ah. Die Parteileitung hat noch nicht aber ſie ſich a. anderen e de ſtellen. natl. 55 Portei dem Ma erweiſen, die Viillnger Reſolution annähme. Das ergäbe Maſſ cbfall auf dem rechten Flügel der Partei, wo ſervative und Bündler längſt minieren. Andererſeits arbeiten, wie Villingen beweiſt und wie man auch in Karlsruhe, Bad Freiburg uſw. beobachten kann, viele Kräfte auf einen neuen Groß⸗ block hin. Die Kandidaten, die nur mit ſoz.⸗dem. Hilfe gewählt werden können, tragen eine heimliche Liebe mehr oder 1 brennend im Herzen. Was ſoll die Parteileitung in dieſer Lag tun? Sie hat die ſchwere Aufgabe, abzuſchätzen, in welchem Falle die Verluſte größer und dauernder ſein werden, denn Gewinn iſt da nicht zu holen. Die Aktion von Villingen iſt jeden⸗ falls nichts anderes, als ein von linksliberaler Seite e⸗ Ueberrumpelungsverſuch, der zum Nachteil de liberalen ausſchlagen wird, und man muß lei Nachteil des Geſamtliberalismus in Bad Die konſervative„Deutſche Reichspo ſt“, di lich die Abſichten der nationalliberalen Partei 1 beſten täte, vor ihrer eigenen Türe zu weiß es na lich ganz ſicher, daß der Großblock zuſtande kommen Sie ſchreibt heute:—5 Leider ſind an zwei für das Zuſtandekommen des Gr oblocks ſehr wichtigen Punkten auf den Großblock zielende Taten zu ve⸗ geichnen: 1. in Freiburg die unter Androhung und Ausführu von Boykott herbeigeführte„Abſägung“ des den Großblock lehnenden Chefredakteurs der„Breisgauer Zeitung“; 2. handlungen, welche zwiſchen dem Führer der Heidelberger Nati liberalen, Profeſſor Quenzer, und dem ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Pfeiffhe ſtattgefunden haben Es iſt ſchon jetzt, mehrere Monate vor der Wahl, dieſe Tatſache Tage tritl. Man weiß jetzt, woran man iſt. Der Gro von Sie den bis Toe an 8 . 3 5 che 90 Vehanf ſpringt ſo ſehr in die Augen, daß es überflüſſig iſt, ihnen aufzuhalten. Die Zeiten ſind ſchwer für die Zentrum verſippten Konſervativen, und da ſagen ſie helfe, was helfen mag, um die ſcheu und mißtrau ch wordenen Wähler bei der Fahne zu halten. Gelingen es ihr doch nicht, mit ihren dreiſten Behauptungen die lichen Wähler für den ſchwarz⸗blauen Block und ſeine vollen Taten zu begeiſtern und gegen die Nationall einzunehmen, die ſelten ſo viel Sympathie imbäuerl und ſtädtiſchen Mittelſtand genoſſen haben und weiter an Boden gewinnen werden, wenn ſie mit und Beharrlichkeit ihre Politik einer nationalen und li Mittelpartei fortſetzen, deren Pendel weder zu rechts, noch 8 weit nach links ausſchlagen d nicht wird. In den Führern im Reiche wie in Bad wir die Gewähr. Daß die„Deutſche Reichspoſt“ es mit der Wahrhei cht allzu genau nimmt, haben wir erſt unlängſt nachgewieſen. Heute muß ſie ſich von der Mannheimer„Volksſti in gleicher Richtung bittere Wahrheiten ſagen laſſen. Blatt bezeichnet die Behauptung der Reichspoſt von handlungen zwiſchen Profeſſor Quenzer und dem Abg. als 1 15 Lüge und ſchreibt: Weder hat Herr Quenzer den Genoſſen Pfeiffle, noch Genoſſe Pfeiffle den Profeſſor Quenzer aufgeſucht. Es kann lſo ſchon gus dieſem Grunde von politiſchen Abmachungen zwiſchen beiden keine Rede ſein. Ganz abgeſehen davon aber werden p tiſche Abmachungen in der ſozialdemokratiſchen Partei nicht k einzelnen Parteigenoſſen getroffen, ſondern von der Maſſe Parteigenoff en oder den von ihr beſonders beauftragten Or den erſten Wahlgang durch Parteitagsbeſchluß( Dieſer Beſchluß beſagt, daß die ſozialden Partei in fämklichen Wahlkreiſen eigen daten aufzuſtellen und ohne jede Rück die eine oder andere Partei führen hat. Als die Leute von Villingen ihren R if den Waß haben ſie dieſen Jozialdemokr geſſen Hehal Die Mann

2. Seite. rechtzeitig in Exinnerung. Mit ihm iſt die Stellungnahme der nationalliberalen Parteileitung zur Villinger Reſolution von ſelbſt gegeben. Die nationalliberale Parteti wird nichts anderes tun kömnen und wollen, als gleichfalls ohne Rückſicht auf rechts oder Iinksden Wahlkamp?; führen, und ſie wird gut dabei fahren, wennſie ſich nicht aus Tak⸗ tik verführen läßt, anders zu handeln. Sie wäre nach unſerer feſten Ueberzeugung ſogar noch beſſer ge⸗ fahren, wenn die kleinere nationalliberale Preſſe ſich ſeit Jahren mehr nach dieſen einfachen und klaren Grundlinien einer vernünftig⸗ſelbſtbewußten und ſelbſtſüchtigen Politik ge⸗ richtet und nicht zu viel kaktiſche, aber unpraktiſche Rückſichten guf den Stichwahlgenoſſen von 1905 genommen hätte, der bei Leibe in dieſen verfloſſenen vier Jahren nicht daran gedacht hat, gleiches mit gleichem zu vergelten. Mit ſolcher Politik wird die Partei ſtets auf ihrem rechten Flügel ein ungemein feſtes und zuverläſſiges Bollwerk gegen die Angriffe der Klerikalen und Konſervativen beſitzen und dieſen gerade auf dem Lande ſehr wichigen Flügel gefeit wiſſen gegen alle Verſuche von der Rechten, ſeine Fähnlein unter Vortäuſchung der Bundesgenoſſenſchaft mit den„Roten“ zu Abfall und Treubruch zu verleiten. —— Das Ofſiziersheim im Taunus * Falkenſtein im Taunus, 20. Aug. Bei der Einweihung des Offiziersheims beſichtigte das Kaiſerpaar in Begleitung des Großherzogs von Heſſen, des Prinzen und der Prinzeſſin Friedrich Karl von Heſſen, der Kronprinzeſſin von Griechenland, des Kriegsminiſters und des Gefolges überaus eingehend ſämtliche Räume, einſchließ⸗ lich der Küchen⸗, Bade⸗ und Maſchinenanlagen. Beſonderes Intereſſe zeigte der Kaiſer für die elektriſche Maſchinen⸗ und Keſſelanlage. Nach dem Vorbeimarſch der Ehrenkompagnie überreichte der Kaiſer dem Hauptmann Stephan vom Regi⸗ ment Kaiſer Wilhelm ſein Bild mit Widmung. Hierauf ver⸗ abſchiedete ſich die Kaiſerin und fuhr mit der Prinzeſſin Friedrich Karl und der Kronprinzeſſin von Griechenland und deren Söhnen nach Schloß Friedrichshof. Der Kaiſer be⸗ gab ſich zum Feſtmahl(zu 100 Gedecken) in den Speiſeſaal des Kaſinos, wo er folgende größere Anſprache hielt: „Es iſt das Vorrecht des Oberſten Kviegsherrn, neben die Sorge für die Landesverteidigung auch die Sorge für das Wohl der die Landesverteidigung verbürgenden Herren zu ſtellen. Schon in der alten Zeit hat der große König„Laeso et invieto militi“ das Haus für Militärinvaliden erbaut und damit die Wege ge⸗ wieſen, die der König von Preußen in der Fürſorge für inpalide Krieger zu begehen hat. Am Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts iſt allmählich eine erſtaunliche Tätigkeit eingetreten auf allen Gebieten der Fürſorge für die kranke und leidende Menſchheit. Die Anſtalten, Sanatorien und Stiftungen, wie ſie in den letzten 25 Jahren in unſerem Vater⸗ Jande entſtanden ſind, zählen nach Dutzenden. Leer aus⸗ gegangen waren aber die Führer unſeses Volkes in Waffen und es galt hier, einem drohemden Uebel abzuhelfen. Es bpar eine ſchwierige Aufgabe, denn ſie lag weniger auf dem Gebiete der Krankenpflege; ſie ſollte vielmwahr Offiziere, die im Dierſte überanſtrengt waren, ohne direkt eine ſchwere Krankheit zu haben, in die Möglichkeit verſetzen, ihre Kräfte wiederzugewin⸗ nen. Das war die Baſis für den Plan und es war das erſte Mal, bden follte, zu dem, wie ich hoffke und wie es ſich zu meiner Freude auch beſtätigt hat, weite Kreiſe unſeres Valkes beigetragen haben. Die Stifter, die heute hier erſchienen und diejenigen, die in der Ferne weilen, die Stifter, die das Grundkapital gegeben haben und die Firmen, die durch ihre Schenkungen das Haus haben ein⸗ richten helfen, ſind mir verſtändnisvoll entgegengekommen. Wie ich aus dem Munde verſchiedener Herren vernahm, ſchon als ich mit meiner Anregung an ſie herantrat, beſtätigten ſie, daß unter den Bajonetten und den Geſchützen unſerer deutſchen Armee Handel und Wandel ſich in überwältigender Weiſe haben ausbilden können und Induſtrie, Handel und Gewerbe den Aufſchwung genommen Hhaben, deſſen wir uns heute erfreuen. So ſind die Mitglieder der SErwerbsſtände mit Freuden bereit geweſen, auch für die⸗ jenigen zu ſorgen, hinter deren Schild ſie ſich ihres rathigen Erwerbs erfreuen dürfen. Das Reſuktat der Tätig⸗ keit dieſer Männer, welchen ich hier in meinem Namen und im Namen der ganzen Armee meinen herzlichſten und tiefgefühlteſten Dank ausſpreche, ſteht uns vor Augen und ſoll demnächſt ſeiner Beſtimmung übergeben werden. Ich hoffe, daß die Anſtalt meinen Erwartungen und Wünſchen entſprechen wird, ich hoffe, daß die hier einkehrenden Herren, ſeien ſie nun aus den Tropen zurückgekehrt und von ſchweren Fiebern geſchüttelt oder durch einen ſchweren 5 Sturz verletzt oder durch Krankheit angegriffen, ſich hier erholen, ihre Kräfte remontieren und ſich zu neuer Ausübung ihver Pflicht ſtärken, daß ſie alle das Gefühl haben mögen, daß ſie ſich hier gusruhen können. Denn, was ich der Laienwelt gegenüber be⸗ tonen möchte, wir haben es hier nicht mit einem Sanatorium im General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) Mannheim 21. Auguſt. landläufigen Sinne zu tun, ſondern es iſt die Abſicht, daß die Einkehrenden ſich wie in einem Pripathauſe, wie zu Hauſe fühlen ſollen. Das iſt unter der Mitarbeit der Herren Stifter in her⸗ borragendem Maße geglückt. Von den Beſchauern wird jedermann von dieſen anheimelnden Räumen den Begriff eines Heimes mit⸗ nehmen. Mögen die Herren, die zur Feſtigung ihrer Geſundheit hierher kommen, dankbar der Stifter gedenken. Ihnen allen danke ich, wie Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, eine Einrichtung zu ſchaffen, die der Armee die Kräfte wiedergwt, die ſie braucht, um mit ihnen das Vaterland zu verteidigen. Ich erhebe mein Glas und trinke auf das Wohl der Stifter und der mit Gaben beteilig⸗ den Firmen.“ Der Kriegsminiſter antwortete: Eure Majeſtät haben bereits die Zwecke dieſer ſchönen Auſtalt Lervorgehoben. Eure Majeſtät haben aber ſelbſt dieſe vortrefflich eingerichtete Anſtalt bis ins Einzelne zu regeln und zu vollenden ſich angelegen ſein laſſen. Eure Majeſtät! Die Armee erkennt hier die huldvolle Fürſorge unſeres Allerhöchſten Kriegsherrn mit heißem Danke an. Eure Majeſtät weiſen uns nicht nur die Ziele unſerer Friedensarbeit und führen uns an, ſie auf dem kürzeſten Wege zu erreichen, Eure Majeſtät ſind auch eifrig bemüht, die Schäden und Wunden, die der ſoldatiſche Beruf ſeinen Mitgliedern ſchlägt, zu lindern. Geſtatten Eure Majeſtät, daß ich den alleruntertänigſten Dank für dieſe huldvolle Geſinnung hier ausſpreche, mit dem Verſprechen, daß wir womöglich mit erhöhter Anſtrengung für Kaiſer und Reich ſterben wollen. Möge die Anſtalt viele Offiziere und Sanitätsoffiziere voller Geſundheit zuführen. Mögen alle, die hier weilen, dankbar der Allerhöchſten Fürſorge gedenken, wie wir es heute tun, indem wir rufen: Der Begründer des Offiziersheims Taunus, unſer Allergnädigſter Oberſter Kriegs⸗ herr, Seine Majeſtät Hurra!“ — politische Uebersicht. Mannheim, 21. Auguſt 1909 Zur Reichstagserſatzwahl Landsberg a..⸗Soldin. Wie boreits berichtet, hat der von der liberalen Partei aufgeſtellte Kandidat, Generalſekretär Weinhauſen⸗Berlin, ſeine Kandidatur zurückgezogen, da ſie, wie er ſelbſt ſchreibl, auf Schwierigkeiten ſtößt, die die Einigkeit der liberalen Stimmabgabe gefährden würden. Die liberale Partei hat an Stelle von Weinhauſen den Gutsbeſitzer Schveppe in Clausdorf bei Soldin, als Kandidaten aufgeſtellt. Zwiſchen der liberalen und Nabionalliberalen Partei ſind, wie gemeldet, Einigungsverhandlungen im Gange, Sch. gemeinſam als Kandidaten zu benennen, die indes noch zu keinem Ergebnis gekommen ſind, da ſich nach der„Köln. Ztg.“ die Na⸗ tionalliberalen„wegen ſchwerwiegender Bedenken“ noch nicht ent⸗ ſchließen können. Es iſt deshalb noch nicht ausgeſchloſſen, daß die Einigungsbeſtrebungen noch ſcheitern. Auf dem Lande macht ſich in den Kreiſen der konſervativen Partei eine Be⸗ hegung gegen den von der Parteileitung aufgeſtellten Kandidaten, Amtsgerichtsrat Holtſchke⸗Soldin bemerkbar. Die Klein⸗ beſitzer wollen als Kandidaten einen Mann aus ihren Kreiſen aufgeſtellt ſehen, von dem ſie die Vertretung ihrer Intereſſen er⸗ warten können. Die Lage im Wahlkreiſe iſt deshalb noch ſehr verworren, und es wird wohl auch ſobald nicht zur Klärung kommen; auch vor Ueberraſchungen iſt man nicht ſicher. Bei der Reichstagswahl 1907 erhielt der konſervative Kandi⸗ ſinnigen Vereinigung 6176 Stimmen Die Sozialdemokraten haben für den Wahlkreis Landsberg a. d. Warthe⸗Soldin den Expedienten Pactzel⸗ Berlin als Kandidaten aufgeſtellt. Laß ſie betteln gehen, wenn ſie hungrig ſind. Zu der Behandlung, die Eduard Bernſtein durch den„Vorwärts“ erfahren hat, bemerkt die„Nat. Lib. Korreſp.“: 5 „Es muß in der Tat— wir können dem hochgemuten Zentvalorgan der ſozialdemokratiſchen Partei Deutſchlands das durchaus nachfühlen— Erſtaunen erregen, daß der Genoſſe Eduard Bernſtein ſich noch immer nicht die„ver⸗ dammte Bedürfnisloſigkeit“ angewöhnen kann. Daß ers nicht laſſen mag, für ſich und die Seinen um Nahrung, Wohnung und Kleidung zu ſorgen. Wäre er ein echter Bekenner der Heilslehre von Karl Marx, er legte die Hände in den Schoß und wartete in Geduld, bis der Hungertod ihn von den ſchweren Irrtümern ſeines Lebens erlöſte. Denn ſo verlangt es die von Herrn Kautsky behütete und geläuterte Lehre: ſie beugt den einzelnen unter einen unerhörten Gewiſſenszwang und verlegt ihm, wenn er zu⸗ fällig Publiziſt iſt, innerhalb der ſozialdemokratiſchen Welt jede Möglichkeit, ſeinen Beruf auszuüben. dak 13 828 der Sozial dat der i⸗ benen ee e e been wira f e be eeeeeen en und er Fandidat der Fre —— aber, ohne im übrigen ſich ſelbſt untreu zu werden, ſeine Atzung ſich durch Artikel in bürgerlichen Blättern zu ver⸗ ſchaffen, ſo kommen die Selbſtgerechten und drohen zorn⸗ funkelnd mit Acht und Aberacht. Welch erſtaunliche An⸗ maßung überhaupt von ſo einem mehrfach ſchlimmer Ketzerei und Abgötterei Ueberführten ſich durch ehrliche Arbeit durch die Welt bringen zu wollen. Laß ſie betteln gehen, wenn ſie hungrig ſind!“ Die„Frankfurter Zeitung“ aber meint:„Vielleicht ſteckt in dem Gros der ſozialdemokratiſchen Partei doch ſoviel ge⸗ ſunde Kraft, daß ſie dieſe widerwärtigen Denunzianten Lon ſich abſchüttelt.“ Unſeres Erachtens kommt alles darauf an, ob das Bäckerdutzend Reviſioniſten, das ja heute ſchon viel größer und ſtärker iſt, als die„Leipziger Volkszeitung“ ſich ſelbſt vorſchwindelt, endlich einen energiſchen Vorſtoß gegen das widerwärtige und abſtoßende Treiben des Kerns der Sozialdemokratie wagt und ſich entſchließt, einmal gründlich auszulüften. Zu der Aushungerung Bernſteins durch die offizielle Sozialdemokratie ſchreibt die Berliner„V 58. Stockprügel auf den Magen! Denen, die ſie als offigi Bewahre! Es gibt Parteiſadiſten, denen es ſicherlich ſehr wohl tut, dieſe Prügelſtrafe an dem mißliebigen Genoſſen dollziehen zu düpfen. Aber der, der die Prügel empfängt, der empfindet ſie als ſolche, und die Zuſchauer dieſer ſchon jahrelang fortgeſetzten Prü⸗ gelkur, ſie wiſſen, was auch ſie dabei zu empfinden und zu denken haben. Nun hat der geprügelte Fürſorgezögling der Parteiſadiſten das ſchwere Verbrechen degangen, ohne die keiſeſte Verleugnung irgendeines ſozialdemokratiſchen Grundſatzes in einem vielgeleſe⸗ nen bürgerkichen Blatte eine reaktionäre Maßnahme preußiſcher Verwatungs⸗ und Vergewaltigungskunſt nach Verdienſt zu geißeln und zugleich an das Gerechtigkeitsgefühl auch nicht ſozialdemo⸗ kratiſcher Kreiſe zu appellieren. Wie auf Kommando fällt die gange Meute der orthodoxyen ſotzialdemokra⸗ tiſchen Ketzerrichter unter Führung der Leipziger Großſiegelbewahrer des wahren ſozialdemokratiſchen Glaubens über den Verbrecher her und ſchreit in wahver Verſerker⸗ wut: Ecrasez Il'infame! Nieder mit dem Glendenl Nur ein Blatt in dem ganzen Chorus der Parteipreſſe findet ein paar keiſe Worte der Entſchuldigung für den ſüſtematiſch Ausgehungerten: Die ſozial⸗ demokratiſche„Bräandenburger Zeitung“ kann ſich nicht enthrechen, zu erklären, daß wenn man ſieht wie traurig es um die materielle Lage des Genoſſen Bernſtein“ ſteht, es ihm nicht zu verargen iſt, wenn er ſich auch außerhalb der Parteipreſſe an die Genoſſen wen⸗ 955 1 Eine 119 die das Prinzip und das Verfahren des ſushungerns mi Mitleid mit dem Dellinquenden kommentiert! 15 Deutſche Eiſenbahngemeinſchaft. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ veröffentlicht in Sachen der preußiſchen und der ſüddeutſchen Eiſenbahn⸗ verwaltungen eine Erklärung des Regierungsrats a. D. Endres, der für den baldigen Zuſammenſchluß ſämtlicher deutſchen Bahnen auf föderati⸗ ver Grundlage eintritt, wodurch der Süden nur gewinnen könnte. Abweichende Darſtellungen im Frank⸗ furter Wochenblatt„Die Mainbrücke“ beruhten auf Mißver⸗ ſtändniſſen. Hierzu ſchreibt die„Nordd. Allg. Ztg.“:„Ob in Preußen große Geneigtheit beſtehen wird, dem entwickelten Plane näherzutreten, möchten wir nach den gemachten Er⸗ fahrungen billig bezweifeln, vielmehr annehmen, daß der „Schwäbiſche Merkur“ Recht behalten wird, wenn er ſagt: Wohl werden viele den Vorſchlag für die füddeutſchen Staaten annehmbar finden! Ob ihn Preußen ebenſo an⸗ nehmbar fände, wagen wir nicht zu ſagen. Es würde zwar 600 Millionen jährlich, wie bisher, bekommen, aber mit Dreingabe der üblichen Schmähungen, daß es die ſüddeutſchen Staaten hineingelegt und übervorteilt habe. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ fährt fort: Für ein bundesfreund⸗ liches Zuſammenwirken der deutſchen Staats⸗ bahnen auf dem Gebiete des allgemeinen Verkehrsbetriebes wie jüngſt bei der gemeinſamen Regelung der Verkehrsleitung im Güterverkehr und der gemeinſamen Benutzung der Be⸗ triebsmittel, wird Preußen jederzeit eintreten.“ Ein ultramontaner Notſchrei. Je mehr die neuen Steuern bei der Maſſe des Volkes zu wirken beginnen, um ſo unheimlicher wird es den neuen Block⸗ genoſſen, vor allem dem Zentrum, das am meiſten mit dem Mittelſtande und den Arbeitern rechnen muß. So entringt ſich dann der ultramontanen Preſſee folgender Notſchrei: Eine ernſte, tief in das ſoziale Leben einſchneidende Frage knüpft ſich an die gegenwärtig ſtattfindenden und teilweiſe ſchon erledigten Vorbereitungen zu einer ſchamloſen Ausſchlach⸗ tung der durch die Finanzreform erhöhten Steuern. Man fragt Theater, Kunſt und Wiſſenſchaft. Vom Wüchertiſch. Im Banne der Jungfran. Von Konrad Falke. Mit 10 Kupferdrucktafeln und 32 Autotypien(Verlag von Raſcher u. Cie. in Zürich). Dem Andenken Guyer⸗Zellers, des genialen Er⸗ bauers der Jungfraubahn, die immer mehr ihrer Vollendung ent⸗ gegenſchreitet, iſt dieſes Buch gewidmet. Wie dieſer mutige Kämpfer gegen Fels und Eis durch die techniſche Bezwingung der Jungfrau einem jeden Naturfreund die gewaltige Größe und Majeſtät dieſes Bergrieſen zugängig machen wollte, ſo will Kon⸗ rad Falke mit ſeinem Buch, das„aus Freude an der Größe der Natur und der ihr ebenbürtigen Größe des Menſchen geſchrieben“ iſt, unter ſeinen Leſern neue Freunde werben für die Schön⸗ heiten der Jungfrau und für die größte techniſche Sehenswürdig⸗ keit der Schweiz, die neuerbaute Jungfraubahn. Ein außer⸗ ordentlich poetiſches, von dem bezaubernden Reiz der Jungfrau durchglühtes Kapitel leitet das Buch ein;„der Zauber der Jung⸗ frau“ wird hier von einem echten Naturfreund und Dichter offen⸗ bart. Und wie dieſes Kapitel, ſo zeichnen auch die übrigen eine genußreiche Sprache, packende und farbenprächtige Schilderungen und dichteriſcher Schwung aus, der auch dann nicht fehlt, wenn der Autor das Wiſſenswerteſte aus dem Werdegang der Jung⸗ fraubahn mitteilt. Die Beſteigungsgeſchichte der Jungfrau findet ſich wieder erzählt und auch die Opfer, welche die Jungfrau ſchon gefordert, ſind gewiſſenhaft regiſtriert. An Schönheit der Sprache und Darſtellung kommen die Schilderungen aus„dem Reiche der Königin“ dem Eingangskapitel gleich. Konrad Falke ſchildert hier in prächtigen Bildern einen Sonnenaufgang auf dem Mönch, eine Sturmfahrt auf Jungfrau und Groß⸗Fieſcherhorn, eine Tra⸗ berſierung des Eiger, eine Winterwanderung auf das Schreckhorn Finſteraarhorn und Aletſchhorn, eine Traverſierung der Jungfrau und des Mönch und ſchließlich noch eine Ueberquerung der Ber⸗ ner und Walliſer Alpen mit dem Ballon„Cognac“ am 29. und 30. Juni 1908. Mit jedem Kapitel erſteht die erhabene Königin der Alpen inmitten ihres Reiches gewaltiger vor dem Auge des Leſers, und mit Andacht, aber auch mit Schauer vor den vielen Gefahren dieſes Bergrieſen, wird jeder die Schönheiten der Jung⸗ frau genießen, wie ſie uns hier das Buch des Autors wieder⸗ ſpiegelt.—un. Die Elektrizität von L. Poincars. Ueberſetzt von Prof. Dr. A. Kalähne.(Verlag von Quelle u. Meyer, Leipzig. M..80; geb. M..40.)— Der franzöſiſche Phyſiker Lucien Poincars, einer der„Unſterblichen“, iſt auch in Deutſchland vorteilhaft be⸗ kannt. Durch ſeine Bücher„Moderne Phyſik“(im gleichen Verlag erſchienen),„Wiſſenſchaft und Hypotheſe“ und„Der Wert der Wiſſenſchaft“(Verlag von B. G. Teubner, Leipzig), hat er ſich bei uns Heimatsrecht erworben. Das vorliegende Buch„Die Elektrizität“ iſt gewiſſermaßen die Fortſetzung und Ergänzung der„Modernen Phyſik“; ſein Ziel iſt die Darſtellung der Ent⸗ wickelung und des gegenwärtigen Standes der Starkſtromelektro⸗ technik und der für ſie wichtigen Fragen in allgemeiner Form. In den einzelnen Kapiteln behandelt Poincars: die elektriſche Energie und ihre induſtriellen Anwendungen, den Magnetismus, die Induktion und den elektriſchen Strom, die Generatoren, die Motoren, die Uebertragung der elektriſchen Energie, die chemiſche und elektriſche Energie, die elektriſche Beleuchtung und in einem letzten, beſonders intereſſanten Kapitel die künftige Ent⸗ wickelung der Elektrizität. Der Verfaſſer zeigt uns hier ganz ungeheure Entwicklungsmöglichkeiten. So ſpricht er von der draht⸗ loſen Uebertragung der in den Waſſerfällen und den Gezeiten der Meere verfügbaren Energie durch den Raum hindurch als eine nahe Möglichkeit, wie er die Möglichkeit näherrücken ſieht, auf wirklich praktiſche Weiſe elektriſche Energie zus Wärme oder chemiſcher Energie zu erhalten. Und wie Telegraph und Tele⸗ phon ſo werde vielleicht auch der elektriſche Fernſeher in Bälde die Menſchen einander näher bringen und ſein Teil dazu bei⸗ tragen,„das Bedürfnis nach Freundſchaft und Eintracht zu be⸗ friedigen, das allen Völkern gemein iſt“. Die Darſtellung des Buches iſt dem gebildeten Laien leicht verſtändlich, ſie bereitet gleich den obengenannten Büchern einen wirklichen wiſſenſchaft⸗ lichen Genuß. nn. Die Mechanik des Weltalls. Eine volkstümliche Darſtellung der Lebensarbeit Johannes Keplers, beſonders ſeiner Ge⸗ ſetze und Probleme, von Ludwig Günther. Mit 13 Figuren, 1 Tafel und vielen Tabellen.(Leipzig, 156 S. Geb. 2,50 Mk. B. G. Teubner.] Zur Einführung werden die kosmiſchen An⸗ ſchauungen der Alten bis zum Weltſyſtem des Ptolomaeus be⸗ trachtet, dann die Umgeſtaltung der Aſtronomie durch Copernicus und die Bekämpfung deſſen Syſtems durch Tycho Brahe. Im zweiten Abſchnitt kommen wir über Galiläi's Entdeckungen zu Kepler. Seine Beziehungen zu Tycho und Galiläi werden be⸗ handelt und es wird ein Ueberblick über ſeine bedeutendſten Werke gegeben. In dieſen Ausführungen, die ſich auf„Prodromus, Neue Aſtronomie(Marswerk), Auszug aus der Aſtronomie des Copernicus, Weltharmonik, Rudolphiniſche Tafeln und Traum vom Mond“ beziehen, werden die Keplerſchen Geſetze in äußerſt klarer Weiſe entwickelt. Bei Keplers Leben iſt auf ſeine Konflikte mit der kirchlichen Orkhodoxie nicht eingegangen, da dieſe in be⸗ ſonderen Werken vom Verfaſſer bereits behandeli ſind Der dritte Teil des Buches behandelt das Zeitalter Newtons und das Gra⸗ vitationsgeſetz. Es iſt barauf hingewieſen, daß dieſes bei Kepler fix und fertig vorlag und Newtons Verdienſt im theoretiſchen Beweiſe und in der rechneriſchen Begründung liegt. Eine Reihe aſtronomiſcher Tabellen ſchließt das anſchaulich und feſſelnd ge⸗ ſchriebene Werk, aus welchem jeder Leſer reiche Anregung und Belehrung ſchöpfen wird. Die Mechanik des Geiſteslebens. Von Max Verworn, Prof. an ver Univ. Göttingen.(Leipzig. B. G. Teubner. Preis .25 Mk.) Das Büchlein, die Wiedergabe einer Reihe von Vor⸗ trägen, die der weltbekannte Göttinger Phyſiologe im November und Dezember 1906 im„Freien Deutſchen Hochſtift“ zu Frank⸗ furt o. M. gehalten hat. Der Verfaſſer bebandelt zunächſt das —*

Mannheim, 21. Auguſt. Se(Mitagblitt) 3. Seite. ſich nämlich ſtaunend:„Iſt für den geſetzgebenden im Deutſchen Reiche mit der Feſtſtellung der Steuern auf wichtige Handelsartikel die Tätigkeit abgeſchloſſen, ober hat er überdies nicht auch die Pflicht, darüber zu wachen, daß Produzenten und Kleinkrämer in ungerechter und ſchamloſer Weiſe nicht über die beſtimmte Steuerlaxe hinousgehen?“ Man hält e8 kaum für möglich, daß man im Deutſchen Reiche, wo in ſozia⸗ ler Beziehung ſo viel geſchehen iſt und noch geſchi eht, dennoch zu obiger Frage ſich veranlaßt ſieht. Hält man denn die Kon⸗ ſumenten des Deutſchen Reiches für Idioten, denen es nicht zum Bewußtſein kommt, daß künflig von je 100.,, die ſie für Bier, Kaffee und Tabak verausgaben, nur ein verhältnismäßig kleiner Teil zur Deckung der Schulden in die Reichskaſſe, der überous größere Teil aber in die Taſchen der Produzenten und Händler fließen ſoll? Wahrlich, wenn die Sozialdemokratie jemals infolge einer gewiſſenloſen Agitation mancher Zeitungen Waſſer auf ihren Mühlen hatte, dann trifft das gegenwärtig zu, falls jener ſchamloſen Spekulation nicht ein Riegel vorge⸗ ſchoben wird, wofür doch einfoche Mittel genug vorhanden wären. Einer Mücke, die uns eines Tröpfchens Blutes be⸗ zaubt, achtet man nicht. Gegen den Vampyr eines alten Volksglaubens aber würde man ſich energiſch zur Wehre ſetzen. Hoffentlich werden entſprechende Polizeiverordnungen dafüz ſorgen, daß das Tröpfen Blut ſickh, nicht ins Ungeheuerliche vervielfacht. Auch wir verurteilen entſchieden dies Göberen aus den Taſchen der durch die neuen Steuern ſo ſchwer belaſteten Bürger des Mittelſtandes und der Arbeiterwelt außerdem noch Bereicherungsgewinn für ſich ſelbſt zu entlocken. Aber wir müſſen denn doch dieſem ultramontanen Notſchrei die Frage hinzufügen: Wer hat durch die unwürdige, übereilte, unfähige Steuerreform, die nur dem Machtgelüſte der Partei dienen ſollte, dieſe Zuſtände herbeigeführt? Die kurze, ſchlagende Antwort, die den bedrängten Steuerzahlern immer wieder in die Ohren gellen muß, lautet: Der neue Block: Konſervative, Polen und Zenlrum, das Zentrum, das ſich ſo gern als den einzigen Förderer ſozialer Pflege und Fürſorge aufzuſpielen beliebt. Mögen die liberalen Parteien nicht müde werden, den Maſſen die richtige Aufklärung über die Urſache des Notſchreis zu gebein, die Sozial⸗ demokraten ſind eifrig an dieſer Arbeit. ——2—— Deutsches Reſch. — Roeren⸗Bitter. Die vom Auguſtinusverein aungenommenen Leitſätze ſprechen ſich gegen eine Definition des Zentrums und gegen den Verſuch, am nichtkonfeſſionellen Charafter des Zentrums(2) zu rütteln, aus und enthalten ein direktes Vertrauensvotum für die„Kölniſche Volkszeitung“. Abge⸗ ordneter Giesberts gab ſchweren Bedenken hinſichtlich der Zukunft Ausdruck. Er fürchtete, daß einflußreiche Perſonen hinter Roeren und Bitter ſtehen und glaubt, deren Walten auch in der Arbeiterbewegung zu verſpüren. Die Partei⸗ Organiſation müſſe unbedingt ausgebaut werden und dürfe nicht bloß auf dem Papier ſtehen. Das deutet auf eine Fort⸗ ſetzung der Auseinanderſetzungen im Zentrum Hin. Vageriſche und Pfü ülziſche Politik. Landtagserſatzwahl in Neuſtadt⸗ Edenkoben. * Neuſtadt, 20. Aug. Das Zeutrum hat den Bürgermeiſter Heinrich Lorenz(St. Martin) als Landtagskandidaten für die Erſatzwahl Neuſtadt⸗Edenkoben aufgeſtellt. Luftſchiffahrt. Schütte und Rettig. torlufrſchiff⸗Technik, bereitet ſich nach Mitteilungen der„Motor⸗ luftſchiff⸗Korreſpondenz“ bor. Profſeſſor Schütte⸗Dan⸗ ö i g, der bekanntlich im Verein mit der Firma Heinrich Lanz⸗ Mannheim ein Motorluftſchiff mit 19,000 Kubikmeter Raumin⸗ halt baut, hat in letzter Minute gegen die von Oberbaurat Rettig angemeldeten Pate nte für ſein Luft⸗ ſchiffgerippe aus Holz Einſpruch erhoben. Auch Schütte hat für die Konſtruktion ſeines Luftſchiffkörpers Holz verwandt, und wenn die Patente in dem Sinne durchgehen, wie ſie Rettig beantragt. hat, dann würde Schütte nicht berechtigt ſein, ſein Luftſchiff in dem Sinn, wie er es zur an bringen. Seele und ſtellt ſich hierbei auf den rein moniſtiſchen Standpunkt der Einheit von Körper und Geiſt. Die weiteren Vorträge be⸗ handeln:„Die Vorgänge in den Elementen des Nervenſyſtems“, „Die Bewußtſeinsvorgänge“,„Schlaf und Traum“ und„Hypnoſe und Suggeſtion.“ Am Ende ſeiner Betrachtungen führt der Ver⸗ faſſer reſumierend aus:„Die Vorgänge des geſamten Geiſtes⸗ 8 lehens haben ſich für uns aufgelöſt in ein außerordentlich fein ge⸗ ordnetes Getriebe von Reizwirkungen in den Ganglienzellen und Nervenfaſern, die das komplizierte Syſtem der Gehirnrinde zu⸗ ſammenſetzen. Ich möchte aber noch einmal daran erinnern, daß wir damit keine materialiſtiſche und ebenſowenig eine ſpiri⸗ tualiſtiſche Vorſtellung gewonnen haben. Materie und Pſyche, Körper und Geiſt, Leib und Seele cxiſtieren für uns nicht als Dualität. Es exiſtieren nur Dinge und Vorgänge von einheit.⸗ licher Art, ganz gleich, ob ſie außerhalb unſeres Ich oder in 3 unſerem Ich ſich finden. Ihre Analyſe kann nur immer darin beſtehen, die geſamten Bedingungen zu ermitteln für die Zuſtände und Vorgänge, die wir beobachten.“ Die Lektüre dieſes Buches iſt nur zu empfehlen; ſie iſt Jedermann leicht verſtändlich. „Im Intereſſe der Wiſſenſchaft“. Haeckels„Fälſchungen“ und die 46 Zoologen ete. Die wichtigſten Dokumente zum Fall 5 Braß⸗Haeckel nebſt Erläuterungen und Ergebnis von Direktor W. Teudt. Naturwiſſenſcheftlicher Verlag des Keplerbundes. 1909. Preis 080 Mk. **K„ Was Italien für ſeine Kunſtſchätze tut. Aus Rom wird uns geſchrieben: Bis vor wenigen Jahren wurde immer und immer wieder die Klage erhoben, daß es in Italien an Geld und Orga⸗ niſation fehle, um die große Zahl von Kunſtſchätzen in gebührender Weiſe zu pflegen. Das iſt aber anders geworden. Seitdem Cor⸗ rado Ricci an der Spitze der Direktion der Künſte ſteht, hat er der Regierung und dem Parlamente ſeine Energie zu übermitteln verſten den. Die Kammer at, nicht nur neue und ganz Ein intereſſanter Patent⸗ Prozes auf dem Gebiete der Mo⸗ Fundamentalproblem ven Körper und Geiſt oder von Leib ib und 7 geldern nur für Zwecke der Kunſt und Archäologie. Rettig ſeierſeits ſteh: auf dem Standpunkt, daß er als erſter den Gedanken gehabt hat, Holz 15 die Konſtruk⸗ tion eines Luftſchiffkörpers zu verwenden, daß Profeſſor Schütte erſt durch ihn mit der Idee bekannt gemacht wurde, Holz anſtelle von etall zu verwenden, daß 5 daher auch das Anrecht darauf hat, daß ihm dieſer Ged ante geſchützt wird. Da keine der beiden Parteien geneigt iſt, ihren Standpuntt aufzugeben, wird das Re⸗ ſultat jedenfalls ein langwieriger Patentprozeß ſein. Die Konſtruktion des Oberbaurats Rettig iſt gegenwärtig in der Frankfurter Luftſchifſahrts⸗Ausſtellung zu ſehen: ein 20 Me⸗ ter langes und 2½ Meter hohes Modell eines Luftſchiffgerippes aus ganz dünnen Holzleiſten. Dis Modell war auf dem Trans⸗ port hen Berlin nach Frankfurt infolge mangelhafter Verpackung zextrümmert worden, mußte in Frenkfurt erſt wieder repariert werden ünd iſt nun im Mittelſchiff der Ausſtellungshalle aufge⸗ hängt. Das Schütte'ſche Luftſchiff ſoll noch in dieſem Jahre fer⸗ tig werden. In Fachkreiſen iſt man ſehr geſpannt darauf, wie Profeſſor Schütte die Frage gelöſt hat, ſeine außergewöhnlich ſtarklen Motoren— er hat vier Motoren zu e montieren. Aus Stadt und Land. „Maunheim, 21. Auguct 1909. Aus der Stadtratsſitzung von 19. Auguſt 1909. Auf den Vorſchlag der hieſigen Ortsgruppe des deutſchen Luftflottenvereins wird beſchloſſen, aus der vom Bürgerausſchuß zur Gewährung von Preiſen für Fahrten mit Motorluftſchiffen von der Frankfurter Ausſtellung bierher zur Verfügung geſtellten Summie von 2000 Mark zwei Preiſe in Höhe von 1200 Mk. und 800 Mark zu bilden, die jenen Luftſchifführern zufallen ſollen, die die meiſten Flüge nach Mannheim zur Aus⸗ führung gebracht haben werden. Cs ſleht zu erwarten, daß ſolche Flüge in Bälde ausgeführt werden können, da die Arbeiten zur Herſtellung des Luftſchifflandeplatzes zur Zeit im vollen Gange ſind und deren Beendigung in nächſter Zeit entgegengeſehen wer⸗ den kann. 955 Der Gemeinderat Ilpesheim keilt mit, daß der dortige Bür⸗ gerausſchuß ſich erneut bereit erklärt hat, zu den Koſten des Bahn⸗ baucs Mannheim⸗Schriesheim einen Beitrag in Höhe von 5000 Mark zu leiſten. Im Intereſſe der Reinlichkeit ſoll in die Bedingungen für Verſteigerung von Fleiſchverkaufsplätzen auf den Wochenmärkten eine Beſtimmung aufgenommen werden, wonach über den Planen (Zeltdecken) eine abnehmbare Stoffdege zu hängen iſt, die nach Bedarf gewaſchen werden lann. Vergeben wird: 1) Die Herſtellung von Schreinerarbeiten für Dienſträume im Kaufhauſe(Türen und Holztäfelung) und zwar je ein Los an Schremermeiſter J. P. Speidel in Neckarau und an Schreiner⸗ meiſter Heinrich Nerz hier; 2) die Lieferung von 32 Stück Wa⸗ gendeckenbeleuchtungen für das Straßenbahnamt der Firma Stotz u. Cie. hiex;), die Ausführung verſchiedener Schloſſerarbeiten 4) die Liefecung von Hafer für den Bedarf der Juhrverwaltung der 5 Firma Greulich u. Herſchler hier. 5 im Gaswerk Luzenberg an die Firma Joſeph Lang hier; Die Verlegung des Kabels in der 9 Nötterſtraße 1 5 genehmigt, ebenſo die am 2. ds. Mts erfolgte Verſteigerung von 2 Pferden der Fuhrperwaltung. Es wird zur Kenntnis gebracht, daß vom Großh. Schöffen⸗ gericht hier der Schloſſer Heinrich Neck von hier wegen Beleidi⸗ gung eines Straßenbahnbedienſtsten zu einer Geldſtrafe von 20 Mark verurteilt worden iſt. 5 gürgerausſchußlitzung in Hockenhheim. Hockenheim, 21. Aug. In der geſtern bend 8 Uhr Sitzung des Bürgerausſchuſſes, der erſten Sitzung nach den Wahlen, waren 76 Mitglieder anweſend. Herr Bürgermeiſter Schüntz er⸗ öffnete die Sitzung, indem er die neu eingetretenen Mitglieder begrüßte. Punkt 1 der Tagesordnung betraf die Verkündigung der 1908er Gemeinde⸗ und Guswerkrechnung. Das Vermögen der Stadtlaſſe beträgt M. 1 118 190, die Schulden belaufen ſich auf M. 230 241, ſodaß ein Reinvermögen von M. 887 949 gegen M. 1 036 870 verbleibt. Das Vermögen der Stadtkaſſe hat ſich ſonach um M. 148 921 vermindert. Die laufenden Einnahmen des Gaswerks betragen M. 88 170, die bedeutende Fonds, ſondern auch die Bildung eines ſtändigen Ka⸗ pitals für unvorhergeſehene dringende Ankäufe bewilligt und die Einſetzung eines Oberſten Rates für die Künſte angeordnet, der der Erhaltung der Denkmäler und Kunſtſchätze ein einheitliches Gepräge geben ſollte. Die erſte Sitzung dieſes Rates geſtaltete ſich beſonders intereſſant, da der Unterrichtsminiſter ſelbſt einen Ueberblick über alles gab, was bisher an Reformen durchgeführt wurde, und was in Zukunft geplant iſt. Danach ſetzt das neue Geſetz, das im Jahre 1910 in Kraft kritt, in den Hauptkunſtzentren Teildirektionen ein und in den kleineren ſogenannte Oberinten⸗ dantkuren. Von den letzteren wurden ſchon neun im Gebiete von Verore, Siena, Ancona, Bari und Sirgeuſa eingeſetzt, und an⸗ dere zehn werden in der nächſten Zeit folgen in Genua, Ravenna, Piſa und in Kalabrien. So iſt eine Dezentraliſation geſchaffen, die aute Früchte verſpricht. Das neue Denkmalsſchutzgeſetz be⸗ ſtimmt die 8 mehr ſteigenden Einnahmen aus den Eintritts⸗ Der ſtändige Ankeufsfonds, der ſogenannte„Monte delle Belle Arti“, der fünf Millionen beträgt, brauchte noch gar nicht angegriffen zu werden, obgleich die Statue von Anzio für 450 000 Lire ange⸗ kauft wurde. In drei Jahren iſt er ſo beträchtlich durch Zins und Zinſeszins gewachſen. Weitere Fortſchritte ſind: Das Hoſpiz St. Michele in Rom wurde mit der ſtaatlichen Kupferſtichanſtalt verbunden und in ein Nationalinſtitut verwandelt. Die„Paſ⸗ ſeggieta Archeologica“ in Rom, die das Gebiet zwiſchen Forum und den Caracallathermen freilegt und für die ſechs Millionen ausgeworfen wurden, iſt in Angriff genommen. Ebenſo ſchreitet die Expropriation der Häuſer fort, die zur Freilegung der Diokle⸗ tianschermen in Rom abgebrochen werden ſollen, ſodaß das ſchöne Therwenmuſeum erweitert werden kann. Für die Reſtauration des Markusdoms in Venedig iſt ein⸗ Million ausgeworfen, von der die Stadt Venedig die Hälfte zahlt. Durch Geſetz von 1907 wurden auch neue Summen, zu deuen die Stadt Ravenna bei⸗ ſteuert, für das Nationalmuſeum in Ravenna und die Kirche San Bitale ausgeworfen. Für Ankäufe ſind * Ausgaben M. 31 786, ſodaß M. 6884 Mehreinahmen berbleiben. auf Aricndetegen⸗ Damit war die Tagesordnung erſchöpft. I ſich nahezu einſtimmig für Beibehal Desgleichen erllärfe der Bürgerausſchüß der Errichtung einer Gewerbeſchule i berühmte Gruppe Berninis„Der Raub der Proſerp von Leonardo da Vinci zu reſtaurieren und ſo vor der in Siracuſa. B. A. M. Keller wünſcht eine ſtraffere Handhabung des Polizei⸗ dienſtes, insbeſondere des Samstags Abends. Die Stadt ſollte in Betzirke eingeteilt und jedem Schutzmann ein Bezirk zugewieſen werden. Bürgermeiſter Schütz erwidert, daß er ſchon oft die Schutzleute ermahnt habe, eine ſchärfere Patrouille auszuüben. ..M. Zahn pflichtet den Ausführungen des.A. M. Keller bei, desgleichen.A. M. Schrank, der auch die Anſtellung eines weiteren Feldhüters verlangte...M. Seßler unterſtützt dieſes Verlangen. Bürgermeiſter Schütz hat gegen die An⸗ ſtellung eines weiteren Feldhüters nichts einzuwenden..A. M. Notar Achtſtetter findet den Verwaltungsaufwand für die Gemeinde, der um 1374 M. überſchritten wurde, für zu hoch. Man müſſe doch wiſſen, was man ungefähr brauche. Es müſſe eine Reduzierung der Ausgaben eintreten. Bürgermeiſter Schütz ver⸗ wahrt ſich ganz entſchieden dagegen, daß zuviel ausgegeben wurde. Die Geſchäfte würden nach Pflicht, Gewiſſen und Schuldigkeit geführt. Schlendrian werde keiner getrieben. B..M. Acht⸗ ſtelter bemerkt, daß er den Vorwurf des Schlendrians nicht machen wollle.— Die Vorlage wurde darxauf genehmigt. Verkündung der 1908er Sparkaſſenrechnung. 85 Das Rechnungsergebnis der Sparkaſſe pro 1908 wurde 9 den Rechner Heilmann verkündet..A. M. Zahn wünſch die Aufſtellung einer Kommiſſion, die die Geſchäfte der Sparkaſſ. überwache. Im Schwetzingen ſei es ebenfalls ſo. Bürgermeiß Schütz erwidert, daß der Gemeinderat nichts dacee 7 Vorlage wurde hiernach genehmigt. Genehmigung des Abhörbeſcheides zur 1907er e Gaswerksrechnung. Die 1907er Gemeinde⸗ und Gaswerksrechnung wur ibe Großh. Bezirksamt geprüft und der Abhörbeſcheid durch nungskontrolleur Zimmer aus Heidelberg gefertigt.— lage wurde nach Verleſung des Abhörbeſcheides genehmigt. Die Errichtung einer Maſchinenmeiſterſtelle für das Waſſer Für die Pumpſtation zur ei die Exrich einer Maſchinenmeiſterſtelle erforderl ich. Der Gemeinderat beſchloſſen, dieſe Stelle mit einem Jahresgehalt von 1200 bei freier Wohnung, Licht und Waſſer öffentlich auszuſch⸗ Der Bürgerausſchuß wird zur Errichtung dieſer Stelle Zuſtimmung erſucht. B. A. M. Smeckenbächer verlangt die Zurück 0 9 Bürgermeiſter Schütz entgegnet, daß das Wa erk bis Dezember in Betrieb geſetzt werde. werde man im Laufe dieſes Monats Kulturinſpektion in Heidelberg habe gewünſcht, daß d tigen Maſchinenmeiſter bei der Montierung der Pumpe bereits anweſend ſein ſollten...M. B. Pᷣh. Zahn gegen die Vorlage, verlangt aber daß die Stelle dem Gas! unterſtellt werde. Ein Schloſſer genüge für den Poſten vo den Mann könne man dann auch im Gaswerk beſchäftigen. Be Schrank iſt der gleichen Anſicht, wie ſein Vorredi empfiehlt, für den Poſten einen Hockenheimer Schloſſer men. B. A. M. B. Ph. Zahn ſtellt den Antrag, den Gegenf von der Tagesordnung abzuſetzen. B. A. M. Kleh iſt füt Voxlage. Man ſolle die Stelle gleich beſetzen, damit der Y bei den Möntierungsarbeiten dabei ſei. Die Vorlage wurd Bürgermeiſter Schücz erſuchte das Kollegium, Anſicht betreffs des Eichamt s. Der Bieee un Uhr. Schluß der Sitzung 1094 Vom Hofe. Der Großherzog veiſte geſtern nachm bereits kurz gemeldet, von Badenweiler nach Karlsr Laufe des Nachmittags hörte der Großherzog die Vi Miniſter Freiherr von Marſchall und Dr. ing. Honſe Geheimerats Dr. Nicolai. Der Großherzog verlie abends 7 Uhr 49 Min., traf in Oos mit der Grof ſammen 10 fuhr mit nach Baden weiter. Zum Empf, Bahnhof in Vaden waren der Amtsvorſtand und der Obe meiſter anweſend. Die Herrſchaften gedenken einige Ta Baden zu bleiben. Sie erwarten heute daſelbſt den eſuch Herzogs und der Herzogin von Sachſen⸗Albenburg. Geſtern mittag 3 Uhr begaben ſich der Großherzog und die Großherz zum Rennen bei Iffezheim. Erteilt wurde dem Telegraphenſekretär Georg Wannhei 85 85 bierter Klaſſe. Verſetzt wurde 08 Stolk in Weinheim und mit der Leitung des Forſtamts dienſt betraut. durch Geſetz 300 000 Lire beſtimmt, zu denen die auf eeen e aus den Eintrittsgeldern tomme Antorello da Meſſina, und der früher in London bef d4 von Pennacchi, den Venedig reklamiert hatte. Auch Geſchenke wurde der Natlonalſchatz der Kunſt bere ſchenkte der König die Fresken von ain der Brera kobulos, der 5 Name krägt, 05 en w Borgheſe aus nach der bas Borab 1 und vom e Avondo im Stil ˖ riert wurde, ſowie die Waffenſammeung, die der verſtorb ſchafter Reßmann dem Bargello in Florenz vermachte. S iſt noch zu buchen, daß es endlich gelungen iſt, das Abe meidlich ſcheinenden Zerſtörung zu ſowie die Her⸗ wurden noch das Caſtel Angelo in Rom(die die auch im Aeußeren durch Niederreißen ſpäterer Auf urchäslogiſchem Gebiete iſt zu erwa die Avsgrabungen des römiſchen Theaters in Turi geſetzt und für Herculanum eine Spezialkommi wurde. Außerdem eröffnete man in Athen ei archäblogiſches Inſtitut. ————

4. Seite. Heneral⸗Anzeiger.(Wittagblatt.) Mannheim, 21. Auguſt. BVerliehen wurde dem Poſtaſſiſtenten Adam Losmann in Weinheim der Titel Poſtſekretär. Einwohnerzahl von Mannheim. Nach dem ſtatiſtiſchen Monatsbericht der Stadt Mannheim betrug die Einwohnerzahl hieſiger Stadt Ende Juni 183 770. Berſtärkter Betrieb der Straßeubahn nach Neckarau. An⸗ läßlich des Kirchweihfeſtes in Necka au findet am Sonntag den 22. und Montag den 23. Auguſt auf der Linie 7 verſtärkter Betrieb ſtatt. An beiden Tagen geht der letzte Wagen ab Neckarau um 12.30 Uhr nachts. Ferienkolonien. Am Moutag, den 23. Auguſt, werden die vom Verein für Ferienkolonien vor drei Wochen in die Sommer⸗ friſche entſandten 12 Kolonien aus dem Odenwald in die Heimat Zurückkehren, Wir verfehlen nicht, Freunde und Gönner des Vereins hierauf aufmerkſam zu machen. Der Zug mit den Kolo⸗ niſten kommt abends 7 Uhr 30 Minuten im hieſigen Hauptbahnhof an. Den zur Abholung erſcheinenden Angehökigen der Koloniſten wird dringend empfohlen, die Ankunft der Kinder außerhalb der Bahnſteigſperre abzuwarten, da der Ausmarſch der Kolonien aus dem Bahnhof in geſchloſſener Ordnung erfolgen muß. Die Ueber⸗ gabe der Kinder an die Eltern ſeitens der Kolonieführer kann deshals erſt auf dem Bahnhofplatz ſtattfinden. * Einen Richard Wagner⸗Abend im Friedrichspark veran⸗ ſtaltet morgen Sonntag Herr Obermuſikmeiſter Voll⸗ mer. Unſere Grenadierkapelle bringt bekanntlich Wagnerſche Muſik in einer außerordentlichen Vollkommenheit zu Gehör und es dürfte der Beſuch dieſes Konzertes umſomehr ein ſehr guter werden, als der Wunſch eines Wagner⸗Abends ſchon wiederholt geäußert wurde. Von den großen Werken des Meiſters ſind im Programm vertreten: Phautaſie aus Walküre, Ouverture aus Taunhäuſer, Divertiſſement aus Rheingold, Vorſpiel zum Par⸗ ſtfal, Phantaſie aus Siegfried, Finale 1. Akts aus Lohengrin uſw. Kirchweihfeſt in Ilvesheim und Schriesheim. Anläßlich der Rirchweihfeſte in Ilvesheim und Schriesheim verkehren am Sonn⸗ tag, 22. Auguſt, auf der Nebenbahn Mannheim—Weinheim— Heidelberg-Mannheim Sonderzüge. Der letzte Zug verkehrt ab Neckarhauſen(Schriesheim) 10.24 abends, ab Seckenheim (Ilvesheim) 12.00 nachts. Im übrigen verweiſen wir auf den Inſeratenteil dieſes Blattes. * Kirchweih wird am morgigen Sonntag gefeiert in den Ge⸗ meinden Neckarau, Ilvesheim, Wallſtadt und Schriesheim. Wir machen unſere Leſer auf die diesbezüglichen Inſerate der letzten Tage ſowie im heutigen Mittagsblatt aufmerkſam. Vom Habereckl. Herr Adolf Dingeldein, der Beſitzer des Bürgerlichen Brauhauſes„zum Habereckl“, hat die frühere Brauerei„zum deutſchen Reich“ in Rheingönheim bei Lud⸗ wigshafen käuflich erworben. Mit dieſer Erwerbung iſt eine Vergrößerung des ganzen Betriebes in Ausſicht genommen. *Rhein⸗ und Hafeufahrten. Wie aus dem heutigen Inſe⸗ ratenteil erſichtlich, räumt die Firma Arnheiters Erben den Teil⸗ nehmern an der morgen vormittag 10 Uhr ſtattfindenden Hafen⸗ rundfahrt beſondere Vergünſtigungen dadurch ein, daß es ge⸗ ſtattet wird, auf jedes Billett ein Kind bis zu 12 Jahren unent⸗ geltlich mitzunehmen.— Anläßlich des margigen Volksfeſtes in Worms, das ſpeziell morgen und Montag beſonders groß⸗ artig zu werden verſpricht, finden morgen zwei Dampfer⸗ fahrten nach Worms und zwar um 1½ und 2 Uhr und bei genügender Beteiligung Montag eine ſolche um 2 Uhr ſtatt. Bei dem ſchönen Wetter bieten dieſe Fahrten ſtets einen Genuß, den man ſich nicht entgegen laſſen ſollte. Mit Rückſicht auf die borausfichtlich gitte Beteiligung iſt es ratſam, ſich ſchon im vovaus Karten zu ſichern, zumal ſie nur in beſchränkter Zahl ausgegeben werden * Konkurs. Ueber das Vermögen des Jakob Wagner in Ilvesheim wurde das Konkursberfahren eröffnet. Konkursverwalter iſt Herr Rechtsanwalt Dr. Geier in Mann⸗ heim. Konkursforderungen ſind bis zum 4. Oktober anzumelden. Prüfungstermin findet am Samstag, den 16. Oktober ſtatt. Polizeibericht vom 21. Auguſt. Selbſtmordverſuch: Geſtern abend trank die Ehefrau eines in der Lortzingſtraße wohnenden Arbeiters nach borausgegangenen Familienzwiſtigkeiten Lyſol und mußte auf ärztliche Anordnung mit dem Sanitätswagen nach dem Allgem. Krankenhauſe überführt werden. Unfall: Beim Abſägen einer Schwarte kam am 18. d. Mts. ein verheirateter Säger in einem am Ver⸗ bindungskanal gelegenen Sägewerk einer Pendelſäge zu nahe und wurde ihm hierdurch der linke Mittelfinger abgeſägt. Der Verletzte fand Aufnahme im Allgem. Krankenhauſe. Wegen Widerſtands gegen die Staats⸗ gewalt und Beamtenbeleidigung mußten an⸗ gezeigt werden: a) ein verheirateter Taglöhner von hier, der am 19. d. Mts. ungerechtfertigt auf der Straße vor den Geſchäftsräumen der Zentralanſtalt für Arbeitsnachweis, M d4a, reſp. auf der Einfriedigungsmauer ſaß und der mehr⸗ fachen poltzeilichen Aufforderung, fortzugehen, keine Folge leiſtete, b) ein lediger Hafenarbeiter von hier, welcher in bergangener Nacht ſchlafend auf dem Meßplatze der Neckar⸗ ſtadt liegend von einer Polizeipatrouille aufgefunden wurde. Verhaftet wurden 26 Perſonen wegen verſchiedener ſtrafbarer Handlungen, darunter 1 Kelllnerin von Stuttgart, I italieniſcher Erdarbeiter, 1 Taglöhner von Burkhauſen und 1ꝙ-Schloſſer von hier, alle wegen Diebſtahls. ——.—— Aus dem Großherzogtum. Pforzhei m, 20. Aug. Der Bürgerausſchuß wird ſich in ſeiner nächſten Sitzung mit einer wichtigen Vorlage zu beſchäftigen haben, die über die Grrichtung einer Kläranlage für Kanaliſationsabwäſſer handelt. Dieſe Klär⸗ anlage ſollte lediglich zur Reinigung der Regen⸗ und Brauch⸗ waſſer der Kanaliſation dienen, wobei alſo ein Hauptfaktor, die Einleitung von Fäkalien(menſchlichen Abfallſtoffen), ausgeſchieden wäre. Der Stadtrat iſt aber der Anſicht, daß es unklug wäre, wollſe man dieſe Kanaliſation nicht voll ausnützen, was aber nur durch die Einleitung von Fäkalien geſchehen kann. Die dadurch erzielten Vorzüge in hygieniſcher Richtung, der Wegfall von Ab⸗ ortgruben, wäre doch ſicherlich ein poſitives Reſultat für die da⸗ entſtandene Mehrforderung von 59 000 M. Die Vorlage. die für die neue Stadtkanaliſation 875000 M. fordert, wobei für das Klärbecken mit Zubehör 154000 M. vorgeſehen find, würde aber durch die weſentliche Veränderung der Kläranlage ein Mehr von 59 000 M. bedingen, das vom Bürgerausſchuß nun gefordert werdent ſoll. *Tiefenbronn(A. Pforzheim), 18. Aug. Bei der kürz⸗ lich ſtettgehabten Bürgermeiſterwahl wurde der ſeitherige Bürgermeiſter Bechthold mit großer Mehrheit wiederge⸗ wählt. *Lörrach, 19. Aug. Die Frau des Webers Jul. Majon⸗ net cus Hüningen ließ ſich vom Zuge überfahren und war ſofort tot. Die Eheleute lebten im Scheidungsprozeß. Pfalz, Heſſen und Umgebung. Kaiſerskautern, 20. Aug. Die ortsüblichen Tage⸗ löhne im hieſigen Verwaltungsbezirk betrugen im Jahre 1908 bei gewöhnlichen Tagarbeitern über 16 Jahre 2 bis 3 M. für männliche und.20 bis.80 M. für weibliche; für Arbeiter unter 16 Jahren.10 bis.40 M. für männliche und 90 Pfg. bis .20 N. für weibliche. Waldmichelbach, 20. Auguſt. Wegen Ankaufs des Kurz'ſchen Eiſenhammerwerks im benachbarten Aſchbach, ſchwe⸗ ben gegenwärtig Unterhandlungen mit einer Großfirma. Das Anweſen ſoll zu einem Elektrizitätswerk umgebaut werden, wo⸗ durch ſämtliche Orte des oberen und mittleren Ulfenbachtales mit elektriſchem Licht verſehen werden ſollen.— Die Waſſerkraft des Ulfenbaches mit dem dortigen hohen Gefäll iſt nicht unbeden⸗ tend. Hoffentlich wird das zeitgemäß: Unternehmen kräftigſt un⸗ terſtützt. Darmſtadt, 20. Aug. Auf dem Darmſtädter Truppen⸗ übungsplatz ſtür zten bei einer Attacke des 6. Ulanenregi⸗ ments von Hanau, das ſich z. Zt. auf dem Uebungsplatz befindet, swei Ulanen. Vier Glieder ritten über die Geſtürzten hin⸗ wweg, ehe die Eskadron zum Halten kam. Beide wurden ſofort ins Garniſonlazarett nach Darmſtadt verbracht, wo bei einem ſchwere äußere und innere Verletzungen feſtgeftellt wurden. Der Zweite iſt mit leichteren Verletzungen davongekommen. Er 5 2 Anternationale Rennen zu Baden⸗Zaden 1. Tag, Freitag, den 20. Auguſt, Das größte deutſche Rennſportereignis, die große Badener Woche, nahm heute, begünſtigt von herrlichſtem Wetter ſeinen Aufang. Aus Baden⸗Baden, Karlsruhe und Straßburg hatte ſich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Die Damen konnten bei dem prachtvollen Sommer⸗Wetter imponierende Tolletten entfalten. Durch die An⸗ weſenheit des Großherzogpaares, das um 3 Uhr im Viererzug vor der Klubtribüne eingetroffen war, erhielt der heutige Tag eine be⸗ ſondere feſtliche Signatur. Zum Empfang des Fürſtenpaares, das zum erſten Male auf dem Iffezheimer Raſen erſchien, hatte ſich das Komitee verſammelt; ferner waren anweſend der Amtsvorſtand von Baden⸗Baden, Regierungsrat Lang, Amtsvorſtand von Raſtatt, Re⸗ gierungsrat Kopp und Oberbürgermeiſter Fieſer⸗Baden. Vor Beginn der Rennen ließen ſich die Großh. Herrſchaften die Mitglieder des Präſidium des Internationalen Rennklubs vorſtellen und unter⸗ hielten ſich mit jedem der Herren. Der Großherzog und die Groß⸗ berzogin weilten zunächſt vor der Klubtribüne, begaben ſich zu dem erſteu und zweiten Rennen auf die Tribüne und hielten ſich während der Fürſtenberg⸗Memorial wieder auf dem Raſen vor der Tri⸗ büne auf. 1. Preis von der Don au. 3000., gegeben von Fürſt von Fürſtenberg, Diſtanz 1400 Meter. 10 Pferde liefen. 1. Mſtr. Galos br. H.„Tileing“, 2. Monſ. Lienarts.⸗H.„Erneſt II“, 3. Monf. Deloche's br. St.„Bonbonniere“. Totes Reunen für den erſten Platz. Totaliſator: 716ä„Bonbonntere“, 36„Teiling“, 57„Erneſt“. Platz 16, 36, 57:710. 2. Preis von Karlsruhe, 10000 M. Union⸗Klub⸗Preis. Diſtanz 1600 Meter. Es liefen 6 Pferde. 1. Frhrn. v. Oppeuhetms .⸗St.„Signorin“, 2. Hrn. Wendhofs.⸗W.„Schlips“, 3. Kal. Preuß. Hpt.⸗Geſtüt Graditz dbr. H.„Feuerlärm“. 3. Fürſtenberg⸗Memorial. Ehrenpreis und 46000 M. Es liefen 4 Pferde. 1. Monſ. E. Veil⸗Picards.⸗H.„Frere Lu ce“ 2. Mouſ. Henneſſy's br. H.„Hag to Hag“, 8. Herrn Weinbergs dbr. H. „Fervor“, 4. Geſtüt Graditz.⸗H.„Armfried“. Totaliſator: 19:10, Platz 13, 13:10. 5. Hamilton⸗Stakes, 6000., Diſtanz 1000 Meter. Es liefen 4 Pferde. 1. Hru. Weinbergs br. St. Letizia“, 2. Yrn. Wendhofs br. St.„Schlußnote“, 3. Hrn. v. Lang⸗Puchhofs.⸗N. „Niobe“, Totaliſator: 1410, Platz 12, 16:10. 5. Wellgunde⸗Steeple⸗Chaſe, 6000 M. Diſtanz 4500 Meter. Es liefen 6 Pferde. 1. Hru. Nöthers.⸗W„Druld Hill“, 2. Mouf. Deloches br. W.„Bayonet“, 3. Monſ. Pfizers br. W. Hypuos. Im Fürſtenbherg⸗Memorial führte Fervor das ganze Rennen bis in den Einlauf. Die Gerade herunter lieferten ſich Fer⸗ vor, Hag klö Hag, der die Innenſeite hatte, und Frére Luce, der außen lag, einen ſcharſen Kampf. Fréere Lucc machte ſich in den letzten zwaunzig Metern etwa frei und ging, zwar nur mit einem Kopf Vor⸗ ſprung, aber doch ſicher als Sieger vor Hag to Hag durchs Ziel; eine Halslänge hinter dem zweiten Franzoſen kam Fervor ein. Freére Luce bleibt für den Großen Preis in Iffezheim. Aus Frankreich treffen noch Cocodete für den Stiftungs⸗Preis und Prin⸗ ceß Margaret für die Prince of Wales⸗Stakes ein. Dagegen ſoll Marſa, die heiße Favoritin für das Zukunfts⸗Rennen, nach immer beſtimmter auftretenden Gerüchten nicht nach Baden⸗Baden kommen. Von TJag zu Cag. — Geſtändnis eines Mörders nach zehn Jahr ren. Am 10. Auguſt 1899 wurde im Grafenberger Walde bei Düſſeſdorf die Arbeiterfrau Keukens, die ihrem Manne das Mittageſſen bringen wollte, ermocdet aufgefunden, ohne daß eine Spur des Mörders entdeckt werden konnte. Jetzt hat, wie der Berl. Lok.⸗Anz. meldet, der Fleiſchergeſelle Lentz der gegenwär⸗ tig eine ſechsjährige Zuchthausſtrafe verbüßt, eingeſtanden, als 15jähriger Burſche die Frau erſtochen und das benutzte Mord⸗ meſſer bei einem Fleiſchermeiſter in Köln geſtohlen zu haben. Die Staatsanwaltſchaft leitete aufgrund der detaillierten Angaben des Mörders eine neue Unterſuchung ein. — Die Ruſſin Tatjana Leontieff, welche im Jahrc 1906 in Interlaken den ruſſiſchen Miniſter Durnowo er⸗ morden wollte und ſtatt deſſen den Pariſer Privatier Müller erſchoß, iſt als unheilbar wahnſinnig in die Irrenanſtalt Mün⸗ ſingen gebracht worden. — Schwerer Eiſenbahnunfakl. Paris, 21. Aug. Der„Petit Pariſien“ meldet aus Digoin(Departement Saone et Loire): Ein von Etange nach Oigoin fahrender Zug erfaßte bei einem Bahnübergang einen Wagen, der gänzlich zertrümmert wurbe. Von den drei Inſaſſen des Wagens wurde einer ſofort getötet, während die beiden anderen ſchwere Verletzungen erlitten. Letzte nachrichten und Telegramme. * Biberach, 21. Aug.(Privatmeldung.) Der Knabe und das Mädchen eines Steinhauers ſind nach dem Genuß von Vo⸗ gelbeeren infolge von Vergiftungserſcheinungen ze⸗ ſtorben. *Paris, 21. Aug. Wie die„Humanité“ meldet, iſt das Vlatt an der ſpaniſchen Grenze beſchlagnahmt worden wegen ſeiner Haltung gegenüber den Ereigniſſen in Bar⸗ celona. *Paris, 21. Aug. Ein Brüſſeler Blatt hatte die Meldung verbreitet, die deutſchen Behörden hätten die Abſicht gehabt, den ehemaligen Präſidenten der Deputiertenkammer Deſchanel der augenblicklich im Elſaß weilt, den Aufenthalt zu verbieten, weil er vor einiger Zeit eine Rede gegen die deutſche Politik gehalten habe. Deſchanel bezeichnet dieſe Nachricht im„Matin“ als Er⸗ findung und fügt hinzu, daß er überall die beſte Aufnahme ge⸗ funden habe. Der Kampf der Deutſchen und Tſchechen. * Prag, 20. Aug. Die tſchechiſch⸗feindlichen Demonſtrationen in Gablon dauerten geſtern bis nachts fort. Ein Gendarm wurde von einem von den Tſchechen abgegebenen ſcharfen Schuß ge⸗ troffen. Einem Reiſenden aus Karlsbad wurde durch einen Stein⸗ wurf der Fuß zerſchmettert. M. E. Wien, 20. Aug.(Priv.⸗Tel.) Tſchechiſche Kreiſe planen die Errichtung einer Genoſſenſchaft in Oeſterreich, die ſich mit dem Bau billiger Wohnungen für die Tſchechen im deutſchen Sprachgebiet beſchäftigen und Grundſtücke in den deutſchen Ge⸗ genden ankaufen ſoll, um dadurch die Tſchechiſierung deutſcher Sprachgebiete herbeizuführen. Der Kampf gegen den Anarchismus. Paris, 2. Aug. Nach einer Privatdepeſche des„Main“ aus San Sebaſtian wird aus Barcelona berichtet. daß die Mili⸗ tärbehörden die Ergreifung des Direktors der Modernen Schule Ferrer angeordnet habe. Hieraus folgt, daß dieſer nicht im Mont⸗ inich interniert iſt. Das Miniſterium erklärt, daß es mit äußer⸗ ſter Strenge gegen alle Arten des Auarchismus vorgehen werde⸗ der Barcelona zum Felde für ſeine Nichtswürdigkeiten gewählt habe. Das Miniſterium rechnet in dieſem Kampfe auf die Mit⸗ wirkung aller Verſtändigen. Die Verhaftungen in den Gemeinden Kataloniens dauern an. Arbeiterbewegung. Pavpis, 21. Aug. Der„Figaro“ meldet aus Orleaus; Die ZBäcker beſchloſſen geſtern abend den Streik. Die Stadt⸗ benzbaltung trifft Maßnahmen, um die Herſtellung von Brot mit Hilfe von Militärbäckereien zu ſichern. Spaniens Kämpfe in Marokko. Paris, 20. Auguſt. Der„Matin“ meldet aus Mellila vom 18. ds. Mts.: Die ſpaniſche Regierung benachrichtigte den General Marina neuerdings, daß aꝛles bewilligt werde, was er fordere, ex ſolle nur möglichſt ſicher vorgehen. General Marina habe deshalb außer den bereits getroffenen Vorſichts⸗ maßregeln noch als Verſtärkung eine Infanterie⸗Diviſion von 8000 Mann erbeten, worauf ſich ſein Totalbeſtand auf 48 000 Mann erhöht hat. Dieſe Diviſion ſoll an der Marſchkolonne teilnehmen. Melilla, 20. Aug. Die Artillerie und die Kriegs⸗ ſchiffe der Spanier haben auch heute die Stellung der Marokkaner beſchoſſen und dieſen ſchwere Verluſte beigefügt. M. E. Madrid, 29. Aug. Seit der Abreiſe des Prinzen und der Mitglieder des Hochadels zum Kriegsſchauplatz tritt ein merklicher Umſchwung in der öffentlichen Meinung ein. Sie ver⸗ langt jetzt entſchiedene Maßregeln zur Züchtigung der Riffkabylen. General Marina verfügt jetzt über eine Truppe von 30 000 Mann, die er als genügend zur glücklichen Beendigung des Feldzuges erachtet. Die griechiſch⸗türkiſche Spannung. Lond on, 2. Auguſt. Wie das Reuterſche Bureau erfährt, enthält die Note der Mächte an die Türkei weder dem Inhalte, noch dem Wortlaute nach etwas peremptoriſches. Die Note bedauert, daß die Türkei die Beilegung der Kriſis in Kreta nicht den Händen der Schutzmächte überließ, die jedwede Bereitwilligkeit zur Wahrung der türkiſchen Intereſſen auf der Inſel gezeigt hätten.— In Bezug auf Mazedonien wird der Pforte nahegelegt, im Intereſſe des Friedens ſei der beſte Weg ein Appell an die Berbiner Signatarmächte, denen jede Beſchwerde, die die Türkei etwa zu führen habe, vorgelegt werden könne. Berliner Drahtbericht. [(Von unſerem Berliner Bureau.) Berlin, 21. Aug. Eine Ausſchußſitzung der Zeſf⸗ tral⸗Verbandes deutſcher Induſtrieller wird am 15. Oktober ds. Is. in Berlin ſtattfinden. In dieſer Sitzung ſoll über die Bildung eines Wahlfonds der im Zentralverband vereinigten Induſtriellen Beſchluß gefaß! werden. Die Fahrt des 3. 3 nach Berlin. Berlin, 21. Aug. Eine Begrüßung des Grafen Zeppelin im Rathauſe wird von der Stadt Berlin beabſichtigt. Inwieweit ſich der Plan wird er⸗ füllen laſſen, hängt jedoch von den Dispoſitionen ab, welche der Kaiſer und Graf Zeppelin perſönlich für den Aufenthalt in der Reichshauptſtadt getroffen werden. „Echt ruſſiſche“ Leute. EBerlin, 21. Aug. Auf der Schichauwerft in Danzig werden zurzeit 5 Dampfer für die ruſſiſche freiwillige Flotte gebaut. Zur Abnahme dieſer Dampfer, ſowie zu ihrer völligen Ausrüſtung wurde der Kapitän 1. Klaſſe Skalski beſtimmt. Als Skalski in Danzig angekommen war, erklärte er dem Direktor der Werft, er ſei bereit, die volle Ausrüſtung der Dampfer gegen eine Proviſion von 40 PpCt. zu ſeinen Gunſten zu übernehmen. Dieſer echt ruſſiſche Antrag ging dem Direktor doch zu weit. Der Vorfall drang in die Oeffentlichkeit und rief in Petersburg im Komitee der freiwilligen Flotte eine große Erregung hervor. Der Direktor des Komitees, welcher den proviſionsgierigen Kapitän nach der Werft entſandt hatte, war ſchnell nach Danzig gereiſt, um die fkandalöſe Affäre bei⸗ zulegen. 5 König Eduardin Karlsbad. Berlin, 21. Aug. Auf eine Einladung des Ehe⸗ paares Lawrence Towerskend traf geſtern nachmittag um 341 Uhr König Eduard im Automobil aus Mariienbad in Karlsbad ein. Der König ſtieg im Savoy⸗Weſtend⸗Hotel ab, wo er das Frühſtück einnahm. Die Tafel war im Garten gedeckt. Nach dem Frühſtück fuhr der König zum Cafe Helenenhof. Der König beſichtigte das Etabliſſement und äußerte den Wunſch, die Gemächer zu ſehen, die von Clemen⸗ ceau bewohnt worden waren. Der Beſitzer geleitete darauf den König und ſein Gefolge in das Gebäude und zu den Zimmern des erſten Stockes, die Clemenceau bewohnt hatte. Nachdem der König dieſe Zimmer in Augenſchein genommen und dann noch vor der Terraſſe die ſchöne Ausſicht bewundert hatte, beſtieg er mit ſeinem Gefolge wieder die Wagen und fuhr auf den Aberg hinauf, wo er den Tee einnahm. Kurz nach 5 Uhr beſtieg König Eduard nach Verabſchiedung von ſeiner Begleitung das Automobil und fuhr nach Marienbad zurück. Das Helenenhof⸗Plateau iſt Eigentum des Barons Weſtburg, der es vor mehreren Jahren von den Erben des früheren Karlsbader Bürgermeiſters Zörkendörfer gekauft hatte und durch Erbauung der Drahtſeilbahn erſchloſſen hat. Die Ehrengerichte der Offiziere. Berlin, 21. Aug. Wie die„Militär⸗Politiſche Korre⸗ ſpondenz“ meldet, ſoll eine kaiſerliche Kabinettsordre mit neuen Beſtimmungen über die Ehrengerichte der Offiziere, insbeſondere neue Vorſchriften wegen Verhütung von Zweikämpfen in Vorbe⸗ reitung ſein und demnächſt bekannt gegeben werden. 48 — 5 6—

Texas comm. Mannheim, 21. Auguſt. General⸗Eluzeiger.(Nittagblatt) 5. Seite. Jolkswirtschaft. Der Poſtſcheckverkehr. Der Poſtſcheckverkehr des Reichspoſtgebietes hat im Laufe des Monats Juli, dem Ferienmonat, verhältnismäßig wenig Zuwachs erfahren. An Stelle von 29064 Kontoinhabern am Ende des Monats Juni gab es Ende Juli 30 407 Inhaber von Poſtſcheckkonten. Die Zahl der Kontoinhaber bei den neuen Poſtſcheckämtern hatte im ganzen Monat etwa über 1000 be⸗ tragen. Von den Konten entfallen jetzt auf das Poſtſcheckamt Berlin 5890, Breslau 2528, Köln 5729, Danzig 1141, Frankfurt 3035, Hamburg 2440, Hannover 2024, Karlsruhe 2240, Leip⸗ zig 5380. Der Geſamtumſatz hat in den erſten ſieben Monaten 4394 422 599 Mark erreicht. Gutgeſchrieben wurden Mark 2 222 507 383, zu Laſten geſchrieben M. 2171 915 216. Von den Gutſchriften entfallen auf 6 645 762 Einzahlungen mit Zahl⸗ karten 1 245 607215., auf 903 754 Uebertragungen von an⸗ deren Poſtſcheckkonten 962 965 941 M. Die Laſtſchriften beruhten auf 178 998 Auszahlungen durch die Zahlſtellen der Poſtſcheck⸗ ämter mit 619 513 073., 1 452 856 Auszahlungen durch die Poſtanſtalten mit 590 564 106., 907343 Uebertragungen auf andere Poſtſcheckkoͤnten mit 960 267584 M. Von den Rückzahlun⸗ gen wurden 44,21 Prozent Uebertragungen vom Konto des Zahlenden auf das Konto des Zahlungsempfängers ausgeglichen. Das geſamte Guthaben ſämtlicher Inhaber von Poſtſcheckkonten belief ſich am 31. Juli auf 50 592 168., das durchſchnittliche Geſamtguthaben im Juli auf 58 106 904 Mark. *** Der Geſchäftsgang in der Braunkohlen⸗Induſtrie hat ſich in der betzten Zeit, wie aus induſtriellen Kreiſen verlautet, befriedigend geſtaltet, und zwar ſowohl im Helmſtedt⸗Magdeburger wie auch im Niederlauſitzer Bezirk. Der Brikettverſand war in dieſem Jahre bereits im Juni ziemlich flott, was auf die lange Zeit kühler Witterung und auf den Mangel an Vorräten bei den meiſten Abnehmern zurückzuführen ſein dürfte. Im Juli und im bisherigen Verlauf des Auguft iſt die übliche Geſchäftsbelebung eingetreten, die den Beginn der Winterverſorgung charakteriſiert. Immerhin kann von beſonders lebhafter Geſtaltung des Geſchäfts gurzeit nicht geſprochen werden. Der Abſatz der Werke entſpricht ungefähr dem in gleicher Zeit des Vorjahves, wobei allerdings zu bemerken iſt, daß die Braunkohleninduſtrie die Wirkungen des konjunkturellen Niederganges bei weitem nicht ſo ſtark geſpürt hat als die Steinkohleninduſtrie. Die Preiſe ſind für die Marken minderer Qualität ſogar etwas niedriger als im Vorjahr. Dem⸗ gegemüber iſt es nur einzelnen Werken gelungen; die Selbſtkoſten zu ermäßigen, im allgemeinen bewegen ſich die Selbſtkoſten auch in der Braunkohleninduſtrie in ſteigender Richtung. *** Hüſtener Gewerkſchaft.⸗G. in Hüſten(Weſtfalen). Das Geſchäftsjahr 1908—09 ſchließt mit einem Betriebs⸗ verluſt von 1,720,687 M. Hiezu kommt noch der Verluſt vom Vorfahre mit 424,176 M. Nach Heranziehung der geſetzlichen Reſerve und der Spezialreſerve von zuſammen 700,000 M. ergibt ſich eine Unterbilanz von 1,444,864 M. bei 6 Mill. Mark Aktienkapital. Die Bankſchuld iſt inzwiſchen auf.5 Mill. Mark angewachſen. Ferner ſind weitere Beträge für den Ausbau des Unternehmens vorgeſehen, ſo daß ſich ein Geſamtbedarf von%½ Mill. Mark Barmitteln ergibt. Vorgeſehen iſt weiter eine außer⸗ gewöhnliche Abſchreibung von.6 Mill. Mark, um die neuen An⸗ lagen auf einen mäßigen Buchwert herunterzubringen. Zur Deckung der Unterbilanz und zur Vornahme dieſer außergewöhn⸗ lichen Abſchreibungen würden ſomir 3 Mill. Marf buchmäßig und an Barmitteln die erwähnten.5 Mill Mark zu beſchaffen ſein. Ueber die Sanierungsaktion, die der für den 2. September einberufenen Generalverſammlung vorgeſchlagen wird, haben wir ſchon berichtet. 3 Lelegraphiſche Börſenberichte. Effekten. * Brüſſel, 20. Auguſt.(Schluß⸗Kurſe). Kurs vom 19. 20. 4% Brafilianiſche Auleihe 18999e2e 95.——.— 4% Spaniſche äußere Anleihe(Exterieurs)———̃— %/—.— 94.31 Türken⸗Loſe 00 2„—.—175.70 Ottomanbank——.——.— Luxemburgiſche Prince Henribahngngn J640.—646.— Warſchau⸗Wiener%%%%% Valparaiſo. 20. Auguſt. Wechſel auf London 10—. New⸗Nork, 20. Auguſt. Kurs vom 19. Kurs vom 19. 20. Geld auf 24 Std. Texas pref. 74— 74½% Durchſchnittsrat. 2 ½% 2. Miſſourt Pacifte 78/ 74.½ do. letzte Darleh.], 2 ½ NationalRailroao Wechſel London 7 pref. 52 ½ 52 ½/ 60 Tage.05 8 o. 2 nd. pfpv. 36V*VV&!Sß Cable Transfer. 139/ 140/ Wechſel Paris 517 ½% 517 ½ Nework Ontario Wechſel Berlin 95 1* 95 ½% and Weſtern 49 ½% 438 Silber Bullion 50 ½% 51— Norfolk u. Weſt c. 94.f. 7 40%.⸗St. Bonds 118— 118 5 Northern Pacific 154 10 154 7 Atchiſon New. 490 100 55 10 100% Color. South. pref,. 81 1 81 17 North-Pac.2% Bd. 74% 74 10 Bennſylvanta 140 ½% 130 10 102 /% 103. 5 52 57 14 St. Louis u. San o. 1 ſt. pref.—— Francisco ref. 4% 86/ 86 ¼ RockJslandcomp 38 ½ 38— U. 5 18 66 62½ anta Fe comm. 1—[St. Louis u. San do. do. pref. 104 10. 100/ Francisco 2 p. 54% 54 ½ Baltimore⸗Ohio c. 116½ 117/ Southern Pacific 133— 132 ½ 8 5 580 0 80 1 8 c. 1 70— eſapeake⸗Ohio o. pref.— Chicago⸗Milw. 156 1½ 157% UnionPacifte com. 206 ½ 208. do. Northweſt. c. 196— 194/ do. pref. 109— 108 ½ —— 805 85 84 15 Denver u. Rio⸗ malgama 85— 8 Grande eomm. 48 1 48 4 9505 131— 130 ½ do. do. 86 ¼ 86— American Tin. Erie comm. 35„5 Can pref. 83 10 83.J. do. I ſt. pref. 54 33 05 Anaconda Copper 48 ½ 810 157 11 155 1 5 0 18950 166 ½ 1664 inois Zentral 157— 156—Tenn.Coalu. Iron———— ouisviue Nachv. 156— 155—.St. Steel Corp.c. 75 7½ 75 75 Miſſouri Kancas do. do. pfdBb. 124 124/ 41/ 40 ½ Heilbronn Umſatz am Terminmarkt: 1700 000 Buſhels. Mais eröffnete in ſtetiger Haltung. Im weiteren Verlaufe ver⸗ kehrte der Markt ohne jede Anregung. Schluß feſt, Preiſe c. nied⸗ riger bis ½ c. höher. Verkäufe für den Export: 0 Bootladungen. Umſatz am Terminmarkte: 0 Buhſels. Newyork, 20. Nov. Kaffee verkehrte iufolge enttäuſchen⸗ der Kabelberichte und Liquidationen in williger Haltung. Schluß ſtetig. Baumwolle. Der Markt war anfangs matt auf enttäuſchende Kabelberichte. Meldungen über kühleren Wetters und Liquidationen, ſich dann auf Berichte über Regenſchauer in Texas. Schluß ſtetig. New⸗MPork, 20. Auguſt. Kurs vom 19. 20. Kurs vom 19. 20. Baumw.atl. Hafen.000.000 Schm. Roh. u. Br.) 12.55 12.65 „ atl. Golfh..000.000 Schmalz(Wilcog 12.57 12.65 „ im Innern.000.000 Talg prima Eity 5%8 5 7% „ Exp. u. Gr. B..000.000 Zucker Muskov. de.61.61 „ Exbp. n. Kont..000.000KaffeeRioNo. 7 lel. 5 715 Baumwolle loko 12.80 12.65 do. Auguſt.65.00 do. Auguſt 12.25 12.05 do. Sept..40.35 do. Septbr. 12.22 12.03 do. Okt..30.85 do. Oktbr. 12.25 12.05 do. Novbbr..25.20 do. Dezbr 12.24 12.06 do. Dezb..20.20 do. Jan. 12.23 12.04] do. Januar.25.20 do. Febr. 12.22 12.03] do. Februar.25.25 do. März 12.26 12.05 do. Mã.30 5 30 do. April—.——.— do. Apri.80.30 do. Mat 19.27 12.07 do. Mai.35.35 Baumw. i. New⸗ do. Juni.35.35 Orl. loks 12 12½ 56. Jul⸗.40.40 do. per Okt. 12.19 12.01 Weiz. ved. Wint.UH. 112¼ 112 ½ do. per Jan. 12.24 12.09 do. Septbr. 109— 109 ½¼ Petrol. raf. Caſes 10.90 10.90 do. Dezbr. 104% 104½ do, ſtand. white. do. Juli 1086/ 106 J¼ New York.50.50 Mais Septbr. 75— 74 Petrol. ſtand. whtt. do. Dezbr. 66 ½ 66 7/ Philadelphig.48.48 MehlSp..eleare.10.10 Pert.⸗Crd. Balauc.68.68 Getreidefrachtnach Terpen. New⸗ork 55— 57— Liverpool 1 1 ½ do. Savanah. 51/ 58 ½ do. London 17 1 Schmalz⸗W. ſteam 12.35 12.35 do. Autwerp. 1/ 1. do. Rotterdam 3 ½ 3 Ehicago, 20. Auguſt. Nachm. 5 Uhr. Kurs vom 19. 20. Kurs vom 19. 20. Weizen Septbr.——— JLeiuſaat Juli—.——.— „ Dezbr. 100% 99˙/ Schmalz Sept. 11.95 11.92 „ Mai 90% 98% De 11.90 11.87 Mais Soptbr. 65 ½% 686 Jan 11.45 11.42 * Dezbr. 56% 57— Pork Sept. 22.25 22.15 „ l 57½% 58/ 20.75 20.50 Roggen loko 68— 710—-. 17.45 17.37 „ Aug.———— Rippen Sept. 11.25 11.75 „ Sept. 68 5 11.45 11.45 Hafer Sept. 38 ½% 38½„Jan.20.17 Dez. 38— 38— Speck geinſaal Nord⸗W.—.——.— 12.12 12.25 * Chicago, 20. Ang.(Produktenbörſe.) Der Weizen⸗ markt lag bei Eröffnung auf günſtige Kabelberichte und Regen in Großbritannien in ſtetiger Haltung mit c. höherem September⸗ und Dezembertermin. Im Verlauf war der Verkehr von denſelben Einflüſſen beherrſcht wie der Newyorker. Schluß ſtetig. Preiſe 4 c. niedriger. Mais eröffnete auf die Trockenheit im Südweſten ſtetig per Dezember 6 c. höher. In Uebereinſtimmung mit Weizen und auf Nealiſierungen, günſtige Erntenachrichten aus Miſſouri⸗Fluſſes, Abgaben der Kommiſſionshäuſer per Mai, ſowie größere Ankünfte im Innern verflaute der Markt, erholte ſich dann wieder auf die Unterſtützung der Hauſſiers. Gegen Schluß wiederum ſchwächer auf enttäuſchende Exportnachfrage. Der Markt ſchloß jedoch wegen 94—1 c. höheren Kurſen. Siverpool, 20. Auguſt.(Schluß. Weizen roter Winter ruhig 19. 20. Differenz Per Sett., 88 808˙% ＋ per De%010. 77815 Mais ruhig Bunter Amerika pe“ Sept. 5/458 5/4%— La Plata per Okt. 575⁵ 555½ ＋* gondon,„The Baltie“ 20. Auguſt(Tel.) Schluß. Weizen ſchwimmend: bei klein em Geſchäft leblos. Verkauft: 455 Süd“⸗Auſtralier A. t. angekomme zu 49/ nettö, per 85 1 Teillabung Caleutta Nr. 2 Club unterwegs zu 42/ per 492 lbs. Mais ſchwimmend: ruhig bei kleinem Geſchäft. Verkauft: 0 1 Teilladung La Plata gelb R. T. D. per Aug. /Okt zu 25/, per 48 8. Gerſte ſchwimmend: ruhig bei größerem Angebot. Verkauft: 1 Ladung Taganrog prompt verſchifft zu 21/, 400 Ubs. t. q. 1 Teilladung Black/Sea unterwegs zu 21ʃ3, 400 lbs. b. g. Hafer ſchwimmend: ſtetig bei kleinem Umſatz. Eiſen und Metalle. London, 20. Auaguſt.(Schlnß.) Kuofer ſtetig, per K2 1 59..6 3 Mon. 60..0, Zinn feſt, per Kaſſa 186.15.0 Mon. 137.17.6. Blei ruhig, ſpaniſch 12.11.3, engliſch 1217.6, Zink träge, Gewöhul. Marken 21.17.6, ſpezial Marken 22.00.0. Glasgow, 20. Auguſt. Roheiſen, feſt, Middlesborough war⸗ rants, per Kaſſa 51/1 per Monat 51/4. Amſterdam, 20. Auguſt. Banca⸗Zinn, Tendenz: ruh. loko 82 Auetion 82%8. 5 New⸗York, 20. Auguſt. Kupfer Superior Ingots vorrätigg Zlun maffs;s Roh⸗Giſenam Northern Foundry No 2p. Toune Stahl⸗Schienen Wasgon frei öſtl. Irbr. Heute Vor Kurs 1265ʃ12871250 1280 299713900730 3005 17—85017—¼1850 23.— 28.— waſſerſtandsnachrichten im Monat Auguſt. Pegelſtationen Datum vom Rhein: 16. 17 l id,. Wonſtaunßz 40.02 4,00 5,99 3,98 Waldstzut 2,82 2,82 2,85 2,82 2,82 Hüningenn). 2,30 2,37 2,36 2,35 2,38 2,31] Abds. 6 Uhr Kehlll!l! 2,73.67.72 270 269 6 N Uhr Santerburg.25 4,16 4,20 4,16 4,15 Abds. 6 Uhr Magau.50 4,43 4,44 4,44 4,4 4,45 2 Uhr Germersheim 4,15 4,08.05.-P. 12 Uhi Maunheim.77 3,67 3,0 3,68 3,60.5 Morg. 7 Uhr Main:: J1,4 1,18 1,12 10 11.-P. 12 Uhr Dingen 195 1,88 1,85 1,61.81 10 Uhr Kaubz. J219 2,2 206 201 201 2 Uhr Kobleunz 222 2,16 2,12.07 2,07 10 Ubhr Kölln 2,.05 2,00.92.88 2 Uhr Ruhrort 3 1½29 1,3 1,16 1,09 6 Uhr vom Neckar: Maunheim 6,74 3,60 8,55 3,58 3,55.55] V. 7 Ubrt 10,38 0,40 0,41 0,40 0%%88] V. 7 Ur 9 Windſtill, Bedeck.18 l. dem Oſten des der Trockenheit in Kanſas und Nebraska in feſter Haltung mit Waſſerwärme des Rheins am 21. Aug. 16½ R, 21 C. Mitgeteilt von der Schwimm⸗ und Ba deanſtalt Leovold Sänger. Witterungsbeobachtung der meisorologiſchen Station Mannheim. FE 2 2„ E S 8 8 8— 88—— S— 25 dan t ö eee S S 328 888 D 20. Aug. Morg. 7 762.8 15,0 SSce 2 20.„[Nittg. 2709,9 23,6 S2 20. Abds.%757/4 18,4 ſtill 21. Aug. Morg.“07538,4 15,6 S2 Höchſte Temperatur den 20 Aug. 24,5 Tiefſte vom 26,/21. Ang. 15.0 * Mutmaßliches Wetter am 22. und 23. Auguſt. In der Luft⸗ druckverteilung hat ſich ſeit geſtern nicht viel geändert, es ſei denn, daß der Hochdruck etwas weiter öſtlich gewandert iſt. Für Sonntag und Montag iſt größtenteils trockenes, heiteres un wärmeres Wetter zu erwarten. Überſeeiſche Schiffahrts⸗Telegrammt Potterdam, 19. Aug.(Drahtbericht der Oouand Amerrtg Rotterdam). Der Dampfer„Rotterdam“, am 10. Aug. von N ab, iſt heute hier angekommen. Mitgeteilt durch das Paſſage⸗ und Reiſebureau Gu Hauptvahnhof. — ee eee. Verantwortlich: Für Politik: Dr. Fritz Goldenbaum: für Kunſt und Feuilleton: Georg Chriſtmann; für Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: J..: F. Kir für Volkswirtſchaft und den übrigen redakt. Teil: Franz für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Fritz Jov Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckere G. m. b..: J..: Julius Webe. Dee Thuas was die ilbeegel e ſele in Deutschland nach orientaſischem System von garantiert naturell aro- malischen Tabaken hergestellt, kann diese Cigarette trotz der hervor- ragend guten Qualität schon mit das Stück verkauft werden. Beschten Sie den Namen 2. AMriam xenidze u haben in den einscplägigen duron Plakate kenntlich gemachten beschäften. 1151 Beſte 1 12 Reiſe⸗Gelegenheit! Eine Woche in den Schweizer Alpen Baſel, Juzern, Vierwaldſtätterſer, Tellsplatte, Avenſtraße⸗ Flüelen, Gotthardbahn, Göſchenen, Urnerloch, Schöllenen Teufelsbrücke, Andermatt, Urſereuthal, Furkapaß, 2436 m Rhonegletſcher, Rhonelal, Fieſch, Eggishorn, Grimſelpaß -Hoſpitz, Totenſee. Handeckfälle, Gutannen, Aareſchlucht, Neichenbachfälle, Metringen, Brienz, Brienzerſee, Interlaken (Rückfahrt: Thunerſer. Thun, Bern, Baſel). Koſten der ganzen Tour: ab Baſel bis zurück Baſel einſchließl. Bahn(III. Kl.), Dampfer(II. 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Mondnacht autf der Alster, Walzer Fetras 9. Fanfarenmärschef. Heroldstrompeten a) Hymnus an Kaiser Wilhelm den Grossen.Fischer b) Piaster, Huldigungs-Fanfare. Nitschke III. 10. Ouvertüre 2. Barbier von Sevilla. Rossini 11. Vorträge des Deutschen Männer- Doppelquartetts: a) Heimat, du süsse Oasimir b) Schlummerlied(Bohm. Volkslied) Wicekenhäuser 0) Opernquodlibet Gené 12. Szenen a. d. Musikdrama Walküre Wagner 13. Diyxertissement a Mignon Thomas 14. Retraite der Kavallerle und Geber Bei günstiger Witterung werden in der Pause die Saaltüren nach dem beleuchteten Garten für die Kopzertbesucher geöffnet. Kasseneröffnung abends ½8 Uhr. Eintrittspreise: Tageskarten 50 Pf., Dtzd.-Karten 5 M. Kartenverkaut in den durch Plakate kenntlich gemachten Vorverkaufsstellen, im Verkehrsbureau Kauthaus, in der Zeitunsshalle beim Wasserturm, beim Portier im Rosengarten und an der Abendkasse. 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Unter uns geſagt: Ich muß mit der jungen Dame ſprechen wegen der Pentheſilea, Tarchow.. ich muß ſie als Modell gewinnen „ üi en, „Sie ſchelen mit dem„Muß“ herum, lieber Freund, als obis ne Kaxtoffelſchale wäre. Kein Menſch muß müſſen. Ich weiß jedenfalls nicht, wie ich's anfangen ſoll.“ Der arme Tarchow zog ein recht verdrießliches Geſicht. „Es geht ſchon, wenn Sie nur wollen! Ich ſchlage Ihnen einen Tauſch vor, ein Geſchäft: Wenn Sie mir den Platz ver⸗ ſchaffen, modelliere ich für Sie die Pentheſilea noch einmal engagieren geſucht. rboten. frichtete, erhob. Lehrling von einer Großhandlung zu Offerten uuter Nr. 16042 an die Erpedition. Pflege- u. Wärterpersonal, männl. u. weibl., für Kranten⸗, Kur⸗ und Badeanſtalten, Sana⸗ torien u. ſ. w. geſ. Stellen⸗Anzeiger für ärztl, Beeeee Stuttgart, Alleeulr. 3. „Man lebt ſich ein, Frau Gräfin. Schließlich jeder Schaffende freut ſich wenn er anerkannt wird, Gelegenheit zur Betätigung findet. Das Woz? ſteht erſt in aweiter Linie „Gewiß, Herr Möllbach viel Glück Sie ging weiter. Lächeln mußte ſie doch:„Wie ſchnell ſich menſchliche Anſichten wandeln... der Volkstribun 119 zum Tyrannen, wenn er das Miniſterportefeuille hat.. der freiſte Künſtler beugt ſich, wenn er Gelegenheit findet, einen Gedanken in weißen Marmor umzuſetzenes muß wohl in der menſch⸗ lichen Natur liegen.. brechen wir nicht den Stab über Herrn Möllbach Haut leuchtete in der dunkleren Tönung, wie die drei weißen Blüten in ihrem Haare leiſe ſich bewegten als koſten ſie mit den dunkeln Wellen. Den feinen Knöchel ſah er, den ſchlanken Hals, die ſchöne Linie des Rückens. Bald ſah er ſie im Profil, bald ſah er ſie en kace— und immer war ſie gleich ſchön! Plötzlich zuckte er zuſammen: ihr Blick hatte ihn gefucht, gefunden. Zweifel, ſie lächelte ihm zu! Ihm? Oder wars nur, weil er ſo getreulich ihren Fächer trug— Mit einem Male- ſchoß ihm der Gedanke durch den Sinn: „Soll denn das nun den ganzen Abend ſo bleiben? Daß Du ſie immer nur ſiehſt und ſiehſt, im Arm der anderen; daß Du höchſtens einmal mit ihr herumtanzeſt auf eine flüchtige Minute; und ſchenke Sie Ihnen—“ Ha chow lachte immer noch, als er zur Gräfin zurückkehrte und ihr von des Profeſſors„Muß⸗Wünſchen“ erzählte. geheimen Nebengedanken: Neueſte und Allerneueſte Nun lachte Karl Guſtav doch und nickte:„Topp! Geſchäft bleibt Geſchäft. Ich will's jedenfalls verſuchen— Sie ſind übrigens zu fragen doch ein unverbeſſerlicher Schwerenßter, Profeſſor! Hol' mich der Kein 99925 immer muß, muß, muß er die Jüngſte und Schönſte ˖. Serrenberg war ſchon wieder fort, mit dem Fächer in der 50 nd, auf ſeinen Beobachtungspoſten im Ballſaal. Aber Tar⸗ Nicht ohne den ſie's wohl aufnehmen wird? Das eine Dann ſtand ſie im Saal. einen Stuhl heranzuſchieben. rade im Tanz pauſierte, eilte zu ihr, um nach ihren Wünſchen Die Gräfin hatte Gabriele immer gern gehabt. derte auch jetzt freundlich mit ihr,, „Mich dünkt, Fräuleſn Gabi.aber ich will S da ſteht ſchon Herr von Gerden und macht ungeduldige Augen Dabei ſuchte ihr Lorgnon doch immer nur den einen und 95 Endlich fand ſie beide. Sie tanzten gerade, und Ulla brauchte Ein paar Herren beeilten ſich, ihr Die Tochter des Hauſes, die ge⸗ Sie plau⸗ fand ſie vortrefflich aus⸗ Sie ſind jetzt heiterer als 1 Sie nicht vom Tanz abhalten daß Du kaum zwanzig Worte mit ihr ſprechen kanuſt?“ Unmöglich... unerträglich Draußen im Vorzimmer hatte er das große Tableau geſehen für das Souper. An kleinen Tiſchen wurde gegeſſen, anderer Farbe mit entſprechenden Blumen dekoriert. Er hatte Karens Namen geſucht: Wilten führte ſie, und ſie ſaß am Tiſch mit roten Tulpen. Ihn aber hatte der gute Tarchow zu den älteren Herrſchaften, Saales, plaziert. Da mußte Rat geſchafft werden. Und er durchquerte den Ballſaal, ſuchte in den anf ganz an der anderen Seite des Er irrte. Ulla wußte ſich zu beherrſchen. Keine Miene ihres Geſichts zuckte, und ſie ſprach ſofort von etwas anderem. Dann freilich wandte ſie ſich bald—„So gehen Sie, Herr Tar⸗ chow, ſchaffen Sie für die liebenswürdige Frau von Cramer 5 anderen Tiſchherrn—“ und ſchritt langſam dem Ball⸗ ſaal zu. In der Tür traf ſie auf einen Herrn, der ſie mit anſcheinend beſonderer und ein wenig ungewandter Befliſſenheit begrüßte. Sie ſaß nur, daß er blond war und groß; zu erkennen vermochte ſie ihn bei ihrer Kurzſichtigkeit nicht oder konnte ſich ſeiner jeder in natürlich taßenden nur zu ſehen, wie ſie tanzten, um mit ihrem geſchärften Herzens⸗ empfinden zu wiſſen: in Serrenberg gärte und ſiedete es wieder einmal. Wie ſie es geahnt, gefürchtet hatte! Nicht mehr ſo ſür ſich als für Hanna Für ſich?! Was tats, wenn zu dem vielen Leid noch ein neues hinzukam? Vielleicht wer konnte es wiſſen?.bvielleicht hätte es dich weniger geſchmerzt, wenn du dieſe beiden da vor einem Johre ſo hinſchweben geſehen hätteſt. Vielleicht hätteſt du dir damals geſagt: Laß ihn das iſt nur eine vorübergehende Leidenſchaft, iſt ein jähes Aufflackern, der Johannistrieb des ewig jungen Künſtlers! Die Ernüchterung Endlich faßte er ihn ab— fatal genug, Räumen den Hausherrn. Aber das half er ſtand gerade im Geſpräch mit Ulla Wiggerſen. nichts. „Liebſter Tarchow. auf ein Wort! Verzeihung, Gräfin.“ „Hören Sie, Tarchow, liebenswürdigſter aller Gaſtgeber— ich hab' eine große Bitte—“ er zog Karl Guſtap etwas beiſeite— „Sie müſſen mir einen Gefollen tun. Sie müſſen mich um⸗ plazieren. Einſchieben. bitte. rechts neben Fräulein von Gellertshaufen.“ Karl Guſtap zuckte die Achſeln:„Profeſſorchen, das geht doch nicht! Wie ſoll ich denn das deichſeln bei faſt zweihundert Perſonen? Sie gehören doch zu den Wauwaus— ich hatte Ihnen ja auch einen beſonders hübſchen Platz ausgeſucht. Ich glaube, Sie ſollen Frau von Cramer führen... von der bapyeriſchen Geſandtſchaftt doch nicht erinnern. Ehre, Frau Gräſin, Ihnen bei Profeſſor Serrenberg vorgeftellt 3¹¹ ſchroff über die Berliner Kunſt geſprochen hatte Sie längſt wieder an der Iſar.“ einige ſchöne Aufträge erhalten. Ruhmeshalle. Schloß hier Boden faſſen. Aber er ſprach ſie an:„ ich hatte die werden. Möllbach iſt mein Name Kurt Möllbach Jetzt war ſie orientiert: der Münchner Bildhauer, der 12 „Sie noch in dem böſen Berlin, Herr Möllbache Ich glaubte „Man hat mich feſtgehalten, Frau Gräfin. Ich habe hier liebgewinnen. „Und was, wenn ich fragen darf?“ Nun wurde er etwas verlegen.. .. und dann einen Niſchenbrunnen für eine Büſte für die das verachtet. Sie nickte ihm zu.„Gratuliere herzlich So werden Sie Sie fühlen ſich wohl in Berlin?“ wird nicht ausbleiben Nun war das anders. Nun einte ſich mit dem flüchtigen eigenen Schmerz die bittere Empörung. chen dort war ſchöner als Hanna. um dieſes gefallſſüchtigen, Hanna zur Seite ſchieben, mißhandeln? Und ſie dachte wieder zurück: Wär's vor einem Jahre geweſen!! Um Hannas willen komnteſt, mußteſt du kannpflos zurücktreten; Dies Ding dort drüben, das ihn nur durch ge⸗ ſchmeidige Glieder und eine außergewöhnlich rauſcht, hätteſt du zu Boden getreten Denn ſie ſpielt mit im O gewiß. dies Mäd⸗ Aber wie konnte ein Mann eiteln Schmetterlings willen eine Hanna konnteſt du ſchöne Larvos be⸗ „„ gehaßt Hülttest du ſie und (Fortſetzung folgt.)

77õõͤũũ 0 .——— e r——. —— ———— 8. Seite. General⸗Anzeiger. (Mittagblatt.) Meannherm, den 21. Auguſt 1909 Lebens- und Genussmittel, le Frauen Ssind im bei Beschliessung der neuen Steuer-Entwürfe besonders schlecht fortgekommen. Sind dadurch doch gerade die konsumfähigsten Wie z. B. der Kaffee, in erhöhtem Masse verteuert worden; mehr als Beim Kaffee làsst sich die erhöhte Ausgabe bequem wieder ausgleichen durch Pfeiffer& Diller's echte 8 die schon seit Jahrzehnten als bester und billigster Kaffee-Zusatz in hunderttausenden Familien ständig im aromatisch, wohlschmeckend und von prächtiger goldbrauner Farbe. ei chstage Alleinige Fabrikanten: Pfeiffer& Diller, G. m. b. MH., Horchheim bei Worms. S je heisst es desshalb Gebrauch ist. — Ueberall erhältlieh in Original dosen und Paketen jetzt sparen! Hoch- — 1170 282 falle fangase, Während der Ferien erteilt 7109 NMachhilfe-Unterriont in Französisch u. Lateinlsch Prof, Marius Ott, proesseur an der Handelshochschule. Spfachen-Insfftüt W. G. 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40 Mannheim, 21. Auguſt. General⸗Anzeiger.(Mittagblatt.) 11. Seite. Buntes Feuflleion. Jelands Abfall. WpBp. Kopenhagen, 11. Aug. Der weiße isländiſche Falke ſträubt ſeine Federn gegen den roten Danebrog. Oder proſaiſcher geſprochen: die Islän⸗ der ſetzen ſich gegen die Dänen auf die Hinterbeine. Und zwar nachdrücklich. Im vorigen Jahr forderte die Islandpreſſe völlige Trennung der Verwaltungsangelegenheiten und ver⸗ langte die„reine Perſonalunion“. Schon damals war zu erwarten, daß das geſannte Verhältnis Islands zu Dänemark eine Aenderung in den Handelsbeziehungen der beiden Länder herbeiführen würde. Denn man hat in der Oppoſitionsparkei des isländiſchen Althing aus kommerziellen und volkswirt⸗ ſchaftlichen Gründen die Anbahnung neuer Handels⸗ beziehungen von jeher als wünſchenswert empfunden. Jetzt wollen die Isländer hiermit Ernſt machen. Es wird eine direkte Dampferverbindung zwiſchen Island geplant, unter Berührung von Leith. Der isländiſche Miniſter Jonſſon iſt Zeitungsnachrichten zufolge bereits in Hamburg eingetroffen, um die erforderlichen Schritte ein⸗ zuleiten. Nebenbei bemerkt, lag der Islandhandel im 16. Jahrhundert ſchon einmal in hamburgiſchen Händen. Falls der Plan zur Ausführung kommt, wird man in Dänemark ſelbſtverſtändlich ein gewaltiges Geſchrei erheben. Nicht nur die Reeder und Aktionäre der braven alten„Laura“ und ihrer Schweſterſchiffe, die ſeit Olims Tagen das alte Eddaeiland mit dem Mutterland, richtiger Stiefmutterland verbinden. Auch die nationale Preſſe. Aber man erntet in Dänemark nur, was man Jahrhundertelang geſäet hat. Ein. bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts andauerndes extremes däniſches Handelsmonopolgeſetz lähmte die wirt⸗ ſchaftliche Spannkraft des kleinen Volkes zeitweiſe völlig. So iſt es nun, nachdem die Isländer das Recht auf Selbſtver⸗ waltung mit ideeller Beihülfe eines Deutſchen— es war der im Jahre 1902 verſtorbene Rechtslehrer Konrad Maurer— nach langjährigen Kämpfen durchgeſetzt haben, nicht zu ver⸗ wundern, daß ſie auch die kommerzielle Unabhängigkeit mit deutſchem Beiſtand zu erlangen ſuchen. Näher läge allerdings England. Aber man hat auf Island nicht ſonderlich viel Sympathien für die Söhne Großbritanniens, obgleich ſie den Hauptbeſtandteil der Touriſten bilden. Denn der engliſche Angelſportsmann verzehrt nichts. Er bringt alles mit, was er braucht, bis auf die Pferde, die er allerdings kaufen muß. Der deutſche Touriſt läßt mehr draufgehen. Auch die deutſche Wiſſenſchaft mag ihren Anteil an der Zuneigung Islands haben. In dem Lehrplan des Reykjaviker Gymnaſiums hat das Deutſche nach dem Däniſchen die meiſte Stundenzahl. Mehrfach hat Island deutſche Gelehrte wegen ihrer Verdienſte um das politiſche und literariſche Leben der Inſel als Ehren⸗ gäſte zu ſich geladen. Andererſeits ſenden neuerdings Isländer ihre Söhne zur Erziehung nach Deutſchland. Und Alljährlich benutzt ein isländiſches Althingmitglied die Hilfs⸗ mittel des Hamburger Staatslaboratoriums, um isländiſche Veſteinsarten auf den erhofften Metallgehalt zu unterſuchen. Handelstechniſch geſprochen bedeutet die Abkehr Islands von Dänemark die Ausſchaltung des däniſchen Zwiſchen⸗ handels. Dänemark erzeugt nichts, was Island gebrauchen könnte, und für die isländiſche Ausfuhrartikel hat man in Dänemark keine Verwendung. Wohl aber wird die hoch⸗ entwickelte deutſche Induſtrie ſich ſchnell Island als Abſatz⸗ gebiet erobern, ebenſo der deutſche Getreidehandel. Einige Poſten mögen den Handelsverkehr Islands erläutern. Der Wert der Einfuhr belief ſich(nach Valfyr Gudmundsſon) im Jahre 1900 auf insgeſamt 9 276 000 Kromen, die Ausfuhr ſetrug 9 512 000 Kronen. Das ſind nur kleine Ziffern, denn die Inſel hat nicht mehr als 86 000 Einwohner. Aber der Aufſchwung iſt ein gewaltiger wenn man die Handelsbilanz 1 Hamburg und⸗ einzelnen Maſchine, die meiſt ſchon in ihrem Ausſehen die MWöbel, Betten von 1849 in Vergleich ſtellt. Damals betrug, bei einer Ein⸗ wohnerzahl von ca. 60 000 Köpfen, die geſamte Ein⸗ und Aus⸗ fuhr nur etwas über drei Millionen Kronen. Und es iſt zweifellos, daß Island eine noch bedeutend größere Anzahb Menſchen ernähren kann und auch wird, ſobald die in neu⸗ zeitlichen Bahnen begonnene ſtark anſteigende kulturelle Ent⸗ wicklung ihre Wirkungen zeitigt. Es ſei nur auf die in Form von Waſſerfällen vorhandenen gewaltigen Summen von Naturkräften hingewieſen, die dort noch brach liegen. Ferner auf die gewaltigen Schwefellager der Inſel. Man kann ſie zurzeit nicht abbauen, weil es wegen der Terrainſchwierig⸗ keiten an Transportwegen gebricht. Aber ſobald die moderne Technik hier Hülfe ſchafft, dürfte der isländiſche Schwefel wieder wie im 16. Jahrhundert, ein Hauptausfuhrartikel werden. *** — Lnſtige Sports. Den begeiſterten Sportsmann, der im ſtrengen Training ſeine Körperkräfte ſtählt und entwickelt, pflegt man gewöhnlich als einen vorwiegend praktiſch veran⸗ lagten Menſchen zu betrachten, der mit raſchem Blicke alle Geſchehniſſe und Dinge auf ihre reale Verwendbarkeit hin prüft. Aber dieſer Ruf des praktiſchen Mannes, ſo führt Franco Nohain in einer hübſchen Plauderei in Je ſais toul aus, iſt eine unverdiente Reputation; im Grunde ſeines Weſens iſt der echte Sportsmann Idealiſt und alle Gegen⸗ ſtände, die ihm vor Augen kommen, verlieren für ihn ihre praktiſche Bedeutung. Er ſieht in ihnen nur die Sportmöglich⸗ keiten, und mit ſchöpferiſcher Phantaſie gewinnt er den un⸗ ſcheinbarſten Dingen Geſichtspunkte ab, die ein wirklich prak⸗ tiſcher Menſch erſt zuletzt entdecken würde. Das zeigt ſich vor allem in den exzentriſchen Sports, die in luſtiger Laune den Humor in die körperlichen Wettkämpfe tragen. So wer⸗ den alte Fäſſer zu Sportgeräten: mit den Reifen laſſen ſich Wettrennen veranſtalten, und das Faß ſelbſt gibt ein aus⸗ gezeichnetes Hindernis für Schnelläufer; wenn man die beiden Böden herausſchlägt, wird das Faß aufgehängt und Hindernis⸗ daufer müſſen das enge Rohr durchkriechen und können dabei ihre körperliche Gewandtheit zeigen. Solche komiſchen Hinder⸗ nisrennen bieten eine Fülle der Unterhaltung und unzählig ſind die Arten, die die Phantaſie des Sportsmannes erſinnt. So ſieht man raſch improviſierte Hindernisrennbahnen, auf der die Wettkämpfer lange Leitern überklettern müſſen, an Seilen ſich emporwinden, über aufgeſpannte elaſtiſche Netze marſchieren, oder durch lange auf der Erde liegende Maſchen⸗ gewebe hindurchbriechen müſſen, um zum Ziele zu kommen. Sehr beliebt ſind die Wettrennen mit gefüllten Waſſereimern, die auf dem Kopf getragen werden müffen, und bei denen es darauf ankommt, im Laufen möglichſt werig Waſſer zu verſchütten. Oder die Läufer türmen eine Pyramide von acht oder zehn hohen Marktkörben übereinander, die ſie im Laufe auf dem Kopfe balancieren müſſen; wer auch nur einen Korb fallen läßt, ſcheidet unweigerlich aus dem Rennen. Junge Damen können ihre Geſchicklichkeit erproben, indem ſie auf dem Rade während der Fahrt eine gefüllte Teetaſſe in den Linken halten, von der kein Tropfen verſchüttet ſein darf, wenn ſie am Ziele antreffen. Auch der vielverachtete gewöhn⸗ liche Schubkarren wird vom fröhlichen Sport zu neuen Ehren erhoben; es werden Wettfahrten mit Schubkarren veran⸗ ſtaltet, im Karren hockt zuſammengekauert ein Paſſagjer, den der Schubkarrenläufer ſchnell und geſchickt zum Ziele bringem ſoll, ohne etwa zu kentern. Während auf den Rad⸗ fahrerrennbahnen die Berufsfahrer auf Maſchinen neueſter Konſtruktion ihre Ausdauer erproben, veranſtalten die Humo⸗ riſten des Sportslebens andere Rennen: in Alt Eiſenhand⸗ lungen und bei Trödlern werden die älteſten Fahrräder und Vehikel aufgekauft. Auf ihnen mögen dann Ehrgeizige ihre Kunſt erproben. Sorgſam werden dann die Chancen jeder Heiterkeit des Zuſchauers wachrufen, abgewogen, Vorgaben feſtgeſetzt und Gewichtsbelaſtungen abgemeſſen. Am fröh⸗ lichſten aber ſind die Wettkämpfe, bei denen die Teilnehmer allerlei luſtigen Zwiſchenfällen ausgeſetzt ſind. Da iſt z. B. die Regatta in Waſchtrögen; am Start verſammelt ſich eine lange Reihe unförmiger großer Waſchtröge, in denen je ein, Sportsbegeiſterter ſitzt, ein kurzes Paddelruder in der Hand⸗ Dann kommt ein Signal und die Regatta beginnt. Es gehört Geſchick und kaltes Blut dazu, um das unförmige Fahrzeug richtig über die Rennſtrecke zu bringen; allzu Eifrige drehen ſich im Kreiſe oder ſallen gar ins Waſſer zur großen Begeiſte⸗ rung der Zuſchauer. Der Fall ins Waſſer iſt für den Un⸗ beteiligten immer ein Amuſement. Daher iſt auch der Seifen⸗ balken im luſtigen Sportsleben gern geſehen. Ueber einen breiten Fluß wird ein langer runder Balken gelegt, eine primitive Brücke, die die Wettkämpfer nach beſtem Könmen überklettern mögen. Zum Ueberfluß iſt der Balken über und über mit glitſchiger Schmierſeife bedeckt, ſodaß ſelbſt er⸗ probte Seiltänzer nicht daran denken können, aufrecht über den ſchwanken Steg dahinzuſchreiten. Auf allen Vieren oder rittlings verſuchen dann die Ehrgeizigen ihr Glück. Mühſam kriechen ſie vorwärts, umklammern den Balken und ſuchen zum Ziel zu kommen. Viele verlieren unterwegs den Halt, an der glatten Schmierſeife gleiten ſie ab und plumpſen hinab ins Waſſer zum fröhlichen Gaudium des Publikums. Wer aber Glück hat, kommt wirklich hinüber und wird als Triumphator nicht weniger bejubelt und gefeiert, als ſeine ernſteren Sportskollegen, die dem Lachen auf dem Kampf⸗ platz körperlicher Fähigkeiten keinen Raum gewähren mögen. — Ein komiſcher Hereinfall der italieniſchen Spionenxiecher. Die nahrezu wahnwitzige Angſt der italienüſchen Behörden von öſterreichiſchen Spionen hat an der Grentze zwiſchen Ampeggo und Cadore zu einem höchſt ergötzlichen Mißgriff geführt. Ein ſremder Touriſt, der ſehr gut italieniſch ſprach und ſchon dadurch feime Eig⸗ nung zur Ausübung der Spionage in den italieniſchen Grenz⸗ gebieten offenbarte, wagte es, eimige Berſaglieri freumdlich anzu⸗ ſprechen und ſie im Gaſthauſe frei zu halten. Es ſtanud mun feſt, daß man es mit einem gefährlichen Spion zu tun hatte. Nachts um 12 Uhr wurde er in ſeinem Gafthhauſe von drei Gendarmen aunter Führung eines Leutnants überfallem und auf feine erſtaunte Frage, was er denn verbrochen haben ſolle, der Spionage bezichtigt. Der Fremde lächelte ungläubig, allein der Leutnant ſagte ihm auf den Kopf zu, daß er ein Offizier in Zivil ſei, was der Fremde cubch zugub. Daraufhim twurde er für verhaftet erklärt und auf⸗ gefordert, ſeinen Namen anzugeben. Nun zog der Fvemde, ohne ein Wort zu ſagen, ein Debret hervor und hielt es dem Leutwant vor die Naßſe. Auf denn Deßret aber ſtend: Guglio Dalmaggi— Oberſt und Regimentskommandant im königl. i tel. Hoere! — Eine Dinoſanrier⸗Mumie. Von den Vebeweſen vergangener Erdepochen kennt man bis jetzt faſt nur Skelette und Sbelettreſte, deren Anblick dem kundigen Zoologen meiſtens allerdings genügt, um die Geſtalt des lebendem Tieres im aller Leibhaftigkeit vor dem geiſtigen und— mit Hilſe geſchickter Zeichner— auch demm leib⸗ lichen Auge erſtehen zu laſſen. Schwieriger iſt es, ſich bon der Hautbeſchaffenheit und Behaarung jener Weſen eim zutreffendes Bild zu machen. Hinfichtlich der großen Sauwier oder Rieſen⸗ eidechſen der Vorzett iſt die Natur uns zu Hillfe gekommem, indenm ſte im FJuraſandſtein des Staates Wyoming die Mumie eines ſerhg Meter langen Dinoſauriers aufbewahrt hatt. Die Rieſeneidechſe iſt wahrſcheinlich auf eimem ſandigen Platze verendet, wo ihr Leich⸗ mam, dem Sonnenbrande ausgeſetzt, zu einer natürlichen Miumi zuſammenſchwurpfte, die dann ſpäter durch darüber geſpürte Sand⸗ maſſen abgeſchloſſen und erhalben wurde. Die das Skelett faſt ganz umgehende Haut iſt beinahe ſo dünn wie Menſchenhaut und geigt unregelmäßige, aus talergroßen Flecken zuſammmengeſetzte Sbreifen. Jeder dieſer Flecken beſtehht aus einer Art Moſaik vom vieleckigen Platten, und untereinander ſind ſie durch Zahlloße Heimer Platten verbumdem, ſo daß die Dinoſaurierhaut gäntzlich 5 von der Körperbederkung irgend eines amderen Tieres eint. ſue Jed er schimpft Polsterwaren Kinderwagen Sitzliegewagen sanr günstigen über den scheusslichen Geruch der Desinfizierungsmittel. Es ist auch höchste Zeit, dass hiermit endlich aufgeräâumt wird, denn wozu die Luft, Wohn- und Krankenräume, öffentlichen Anstalten etc. mit riechenden Desinfektions- mitteln verschlechtern, wenn es eine geruchlose Desin- fektion mit Automors-Wasser gibt?! Falls Sie über dieses giftfreie und geruchlose Präparat noch nicht orientiert sind, verlangen Sie den Prospekt hierüber von GE BR. HENXL& Co.,.-., CHARLOTTENBURG. 8708 Lkbchs Lkbenls V. 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