zeiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, 7 Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..—. 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Z./ Dienstag Für unſere Jugend/ Freitag: Winterſport und Erholung Mannheimer rslag wechselnd: Mannheimer Frauenzeitung Mittwoch wechſelnd; Die fruchtbare Scholle Vereinszeitung/ Samstag: Aus Zeit und Leben Mannheimer Muſikzelkung gen⸗Ausgabe Donnerstag, 2. Januar 1930 * * 7 Empfang der 0 im Neztjahrstage empfing um 12 Uhr 30 der 1 Achspräſident den Reichskanzler, die Reichsmini⸗ ſter und de Staatsſekretäre der Reichsregierung. 4 Der Reichskanzler 7 folgende Ansprache: * Herr Reichspräſidentl! Wiederum habe ich die Ehre, Ihnen am heuti⸗ 1 Tage die aufrichtigen und herzlichen Glück⸗ punſche der Reichsregierung auszuſprechen. Mit dem deutſchen Volke, das in Ehrerbietung zu ihnen aufblickt, hofft die Reichsregierung, daß „ im neuen Jahre Ihnen Geſundheit und ergehen beſchieden ſein mögen. Das deutſche k iſt glücklich, in Ihnen, Herr Reichs⸗ ident, ein Oberhaupt zu beſitzen, das in der ganzen Welt geachtet und in Deutſchland verehrt wird, Sie ſind uns in der unermüdlichen und nen Pflichterfüllung, mit der Sie Ihr hohes ö it yskſehen, Vorbild und Anſporn. zur bergungenen-Jahre hat es uns an ſchweren egen wahrlich nicht gefehlt. Sie werden auch Zukunft unſeren Weg begleiten, der wie jeder d, der aufwärts führen ſoll, hart und ſchwer with. Aber ich glaube doch, daß ein Rückblick das vergangene Jahr, der am Neufahrstage J unllkürlich aufdrängt, uns mit friſchem Mut und neuer Zuverſicht 1 züllen kann. a. Wir hoffen, daß das Ergebnis der Verhand⸗ gdagen, die in den nächſten Tagen das Werk der „ chverſtändigen und die Arbeiten der erſten Haa⸗ Konferenz zum Abſchluß brüngen ſollen, dem eben und einer wahren Verſtändigung der Ker dienen wird. Im Zuſammenhang mit der vorgeſehenen Er⸗ terung unſerer Laſten hat die Reichsregierung 5 e Reichsfinanzreform in Angriff genommen 5 dazu die Grundzüge eines umfaſſen den 5„gramms vorgelegt. Durch die bereits geſetzlich 5 gelegte Schuldentilgung, die in dem beſchloſſe⸗ ö Umfang entſchloſſen durchgeführt werden 5 ß, werden in Ausmaß und Tempo dieſer ö form Aenderungen an dem urſprünglichen ane eintreten müſſen. Jede Finanzreform, die len Namen wirklich verdient, muß auf einem Einnahme und Ausgabe f ausgeglichenen Reichs haushalt beruhen, N r auch die Kaſſe des Reiches von Belaſtungen N reit, die aus der Vergangenheit auf ſie drücken. Die Regierung bedarf zu der Löſung dieſer und derer wichtigen Aufgaben aber nicht nur des rtrauens des Reichstages, ſondern der tätigen Mitarbeit aller Kräfte deutſchen Geiſtes und deutſcher Arbeit. is deutſche Volk hat ſeit dem Kriegsende unter ie ſchwierigſten Verhältniſſen ſeine Friedens⸗ rtſchaft wieder aufgebaut und ihr erneut Welt⸗ lung verſchafft. Es hat gleichzeitig in ſteigen⸗ m Maße das Gefüge des Staates geſichert und eſtärkt. Daraus ſchöpfen wir das Vertrauen zu tem durch nichts zu brechenden Lebenswillen 3 deutſchen Volkes. Darauf beruht unſer uner⸗ „ütterlicher Glaube an den weiteren Wiederauf⸗ ig unſeres Reiches und Volkes! 1 Hindenburg derte mit folgenden Worten: Herr Reichskanzler! Fur die Glückwünſche der Reichsregierung, die Sie wir in ſo freundlichen Worten dargebracht haben, ſage ich Ihnen meinen aufrichtigſten Dank. Ich erwidere ſie mit den beſten Wünſchen für Ihrer Aller perſönliches Wohlergehen wie für den Erfolg der Arbeit, die vor Ihnen liegt. Daß dieſe Arbeit eine überaus ſchwierige ſein wird, haben Sie, Herr Reichskanzler, ſveben mit KgRecht betont. Wir wollen hoffen, daß der auf dem Pedbiete der Außenpolitik eingeſchlagene Weg, den „Findenburgs pbioch über den Narkrien muß das Vaterland ſteken!— Vedeu Reichsregierung . detniſchen Lande n, die immer noch die Laſt 5* fremder Beſatzung tragen und deren Be⸗ wohner wir daher auch in dieſer Stunde in herz⸗ licher Anteilnahme gedenken, endlich die Frei⸗ heit bringt und die Reparationsfrage einer Löſung entgegenführt, die den Lebensintereſſen des deutſchen Volkes und dem Geiſte eines wahren Friedens entſpricht. Wenn alle dieſe ſchweren Fragen ſo gelöſt wer⸗ den ſollen, wie es das Wohl unſeres Vaterlandes und die Verantwortung für deſſen Zukunft for⸗ dern, dann müſſen Parteigeiſt und Intereſſen⸗ politik hinter die großen vaterländiſchen Geſichts⸗ punkte zurückgeſtellt werden, und die Lebensfragen unſeres Volkes alle Deutſchen zu einer breiten einheitlichen Front zuſammenſchließen. Ich ſpreche daher in dieſer Stunde erneut die Mahnung aus daß hoch über den Parteien das Vaterland ſtehen muß! Wer entſchloſſen Hand mit anlegt und mitarbeitet an den Aufgaben der Gegenwart und am Aufbau der Zukunft, der handelt wahrhaft national. Wir ſind reich an Kräften des Geiſtes und der Arbeit; wenn ſie ſich alle im Ge⸗ danken an das Vaterland zuſammenfinden, dann brauchen wir um die Zukunft Deutſchlands nicht zu bangen. Daß das neue Jahr ſolche Erkenntnis feſtigen möge, iſt heute mein treuer Wunſch! Der Reichspräſident begrüßte ſodann jeden ein⸗ zelnen der erſchienenen Herren. ung an das deutſt ungs helle Werle an die Boſſchüfer Freiheit/ Entfaltungs möglichkeit Aus Anlaß des Neujahrstages traf, wie immer von einer großen Menſchenmenge begleitet, die Wache mit der Kapelle des Wachtregiments im Hauſe des Reichspräſidenten ein. Die Kapelle brachte an⸗ ſchließend dem Reichspräſidenten im Park des Hau⸗ ſes ein Ständchen. ö Vor dem Erſcheinen der Reichsregierung empfing der Reichspräſident die Chefs der beim Reich beglau⸗ bigten fremden diplomatiſchen Vertretungen, denen eine im Ehrenhof des Reichspräſidentenhauſes auf⸗ geſtellte Abteilung Reichswehr militäriſche Ehren⸗ bezeugungen erwies. Der franzöſiſche Votſchafter de Margerie brachte als rangälteſter Botſchafter dem Reichspräſi⸗ denten die Glückwünſche des Diplomatiſchen Korps mit folgender Anſprache zum Ausdruck: Herr Reichspräſident! Im Namen des in Berlin beglaubigten Diplo⸗ matiſchen Korps habe ich die Ehre, Ihnen all unſere guten Wünſche zum Ausdruck zu bringen, die wir anläßlich des Jahreswechſels für Ihre Perſon hegen. J Ihr Wohlwollen uns gegenüber hat uns im Laufe des Jahres 1929 vielfach Gelegenheit ge⸗ geben, zu ſehen, mit welch weiſer Umſicht Sie dank einer trotz Ihres hohen Alters unerſchütterten Das Ende der Sanktionen Auch die Repko verſchwindet Grundſätzliche Einigung in Paris (Drahtung unſ. Pariſer Vertreters) y Paris, 1. Jan. Unmittelbar vor Beginn der zweiten Haager Konferenz iſt es in den Verhandlungen, die durch die deutſche Botſchaft mit dem franzöſiſchen Außen⸗ miniſterium über das Sanktionsproblem ge⸗ führt wurden, zu einer grundſätzlichen Eini⸗ gung gekommen. Nach dem Poungplan ſtellt das feierliche Zahlungs verſprechen Deutſchlands die ein⸗ zige Garantie ſeines Leiſtungswillens dar, woraus ſich logiſcherweiſe ergeben muß, daß die Anwendung von Sanktionen, territorialer und wirtſchaftlicher Natur, die der Verſailler Vertrag ermöglicht, in Wegfall kommt. Im Dawesplan waren noch ge⸗ wiſſe Anhaltspunkte für die Sanktionsdrohung enthalten, doch der Noungplan, der die Umwandlung der politiſchen in eine kommerzialiſierte Schuld dar⸗ ſtellt, alſo der deutſchen Wiedergutmachungsſchuld einen durchaus nenen Charakter gibt, konnte mit Gewaltmaßnahmen, wie ſie z. B. das Einmarſchrecht f der Siegerſtaaten in ſich ſchließt, nicht mehr in Zu⸗ ſammenhang gebracht werden. Die Reparationsempfänger ſehen ſich alſo von dem Augenblick an, wo der Poungplan von ihnen angenommen wurde, vor die unabwendbare Not⸗ wendigkeit geſtellt, von der in dem neuen Zahlungs⸗ ſtatut enthaltenen Empfehlung von Sanktionen keinen Gebrauch zu machen. Der erſte Schritt der Reparationsgläubiger mußte in dem Entſchluß ſeinen Ausdruck finden, daß die Re⸗ parationskommiſſion als das eigentliche Organ für die Androhung und Anordnung von Sanktionen im Falle einer„deutſchen Verfehlung“ abgeſchafft würde. Ueber dieſe Frage, das Sein oder Nichtſein der Reparationskommiſſion, wurde zwiſchen den euro⸗ päiſchen Hauptgläubigern lange verhandelt. Frank⸗ reich ſuchte an der Fortdauer der Reparationskom⸗ miſſion unbedingt feſtzu halten und empfahl die Neuorientierung dieſer Kommiſſion in dem Sinne, daß die oſteuropäiſchen Wiedergut⸗ machungsfragen in dem Organismus behandelt wer⸗ den ſollen. Doch weder England noch Ita⸗ ergab ſich die Preisgabe der franzöſiſchen Wünſche. Das Jahr 1930 wird alſo das 5 Todesjahr der Reparationskommiſſion ſein, deren größte„Tat“ die Ruhraktion war, ein Unternehmen, das wie ein Menetekel auf der Tafel der einſtigen franzöſiſchen Sanktionspolitik eingegraben iſt. Wenn der Moungplan praktiſch in Kraft tritt, ſo werden die darin enthaltenen Vor⸗ ſchriften, die Hereinbringung der deutſchen Lei⸗ ſtungen betreffend, zur evtl. Anwendung gelangen. Die franzöſiſche Regierung war wohl darin mit England einig, daß das Sanktionsrecht außer Kraft geſetzt würde, aber ſie verſuchte aus innerpol i⸗ tiſchen Gründen die ſchriftliche Feſtlegung dieſes neuen Rechtstatbeſtandes auszuſchalten. Dabei bediente ſie ſich des Arguments, daß im Falle eines politiſchen Umſturzes in Deutſchland und Kündigung des Nonngplans durch eine revolutionäre deutſche Regierung das Sanktionsrecht wieder an⸗ wendbar würde. Von unſerer Seite wurde natürlich geltend ge⸗ macht, daß die Regelung auf der Grundlage des neuen Zahlungsſtatuts ſtattfinde, das wir angenom⸗ men hätten. Schließlich deutete man auf franzöſi⸗ ſcher Seite an, es ſeien bereits etliche andere Ar⸗ tikel des Verſailler Vertrags(3. B. die Ausliefe⸗ rungsbeſtimmungen für„ Kriegsverbrecher“) außer Kraft geſetzt, ohne daß dieſe Tatſache ſchriftlich nie⸗ dergelegt worden ſei. Im Hinblick auf die poli⸗ tiſche Tragweite der Sanktionsdrohung und der Möglichkeit einer chauviniſtiſchen Welle in Frankreich mußte unſererſeits auf Formulierung eines Textes beſtanden werden, der das Einmarſchrecht aufhebt. Tagelang dauerten dieſe Verhandlungen, man darf wohl ſagen, der Kampf der Diplomaten. Schwarz auf Weiß wollte das franzöſiſche Außenamt die Auf⸗ hebung des Sanktionsrechts nicht anerkennen. Am letzten Tage des verfloſſenen Jahres kam es endlich zu einer Verſtändigung. Die enöbgültige Textabfaſſung wird erſt im Haag erfolgen. Durch die Klärung dieſer Frage iſt eine nicht unbedeutende Entlaſtung des Haager Programms erreicht worden. Koyfliktsmöglichkeſten anszuſchalten, die entſtehen lien ſtimmten der franzöſiſchen Anſicht zu. Daraus 185 41. Gahrgang— Nr. 5 5 ht Vall. 0 Geſundheit die ſchwere Aufgabe erfüllen, die das deutſche Volk Sie gebeten hat, auf ſich zu nehmen. 3 Die hieſigen Vertreter der fremden Mächte be. obachten mit wachſender Aufmerkſamkett die Be⸗ ſtrebungen, die alle Regierungen im Völkerbunde wie auf den großen internationalen Konferenzen verfolgen mit dem Ziele, dem Frieden ſeine wahre moraliſche und materielle Grundlage zu geben, um auf dieſe Weiſe in Zukunft Konflikte oder drohende könnten, wenn entgegengeſetzte oder abweichende Intereſſen die Völker zeitweiſe in Gegenſatz zu. einander bringen.. 5 n 8 Als Zeügen des geraßehül herolſchen Eiſers, 1 mit dem der hervorragende Vertreter Deutſch⸗ N lands im Rate der Völker ſich trotz drückenden „Krankheit ſo lebhaft dieſem dauernden Suchen nach friedlichen Vereinbarungen und Löſungen gewid⸗ met hat, wünſchen meine Kollegen und ich die Ge⸗ fühle, mit denen das geſamte Diplomgtiſche Korps vor kurzem an der Trauer des deut chen Volkes teilgenommen hat, heute vor den Staatsoberhaupt erneut zum Aus druck zu bringen. In dem ſoeben abgelaufenen Jahre haben wir die ſchwierigſten neuen Probleme zur Beratung kommen ſehen, von denen in Europa und der übrigen Welt Ruhe und Sicherheit ab⸗ hängt, ohne die ſich die Menſchheit nicht mit Er⸗ 1 folg der Arbeit widmen könnte, die doch für N von uns Lebensgeſetz und Lebensfreude iſt.„ gutem Willen hat es nirgends gefehlt und heute, 5 wo an der Schwelle des neuen Jahres die Jöſüung ſo vieler Fragen geſucht wird, die für den Wiedej/ aufbau der Welt und ihre glückliche Weiterentwick⸗ lung auf den Bahnen der Eintracht, Gerechtigkeit und allgemeinen Wohlfahrt von hoher Bedeutung ſind, vereinigen wir uns vor Ihrer ehrwürdigen Perſon in berechtigten, durch keine Schwierigkeiten zu erſchütternden Hoffnungen. In dieſer feſten Ueberzeugung bitten wir Ste, Herr Reichspräſtdent, für Ihre Perſon und für das deutſche Volk unſere aufrichtigſten Wünſche entgegenzunehmen. Der Reichspräſident erwiderte auf die Worte des Botſchafters, wie folgt: Herr Botſchafter! „Sie, haben mit freundlichen Worten dem deut⸗ ſchen Volke zum Jahreswechſel im Namen des Diplomatiſchen Korps die aufrichtigſten Glück⸗ wünſche ausgeſprochen und dabei auch in herzlicher Weiſe meiner Perſon gedacht. Ich bitte Sie hier⸗ für meinen Dank entgegenzunehmen und verſichert zu ſein, daß Ihre Glückwünſche beim deutſchen Volke dankbaren und freudigen Widerhall finden. Ein ſchickſalſchweres Jahr liegt hinter uns. Im Völkerbund und auf inte r⸗ nationalen Kongreſſen haben die Staats⸗ männer aller Länder in harter Arbeit die Pro⸗ bleme zu meiſtern geſucht, von deren Löſung die Geſtaltung der Völkerbeziehungen abhängt. Der „Mann, der als Außenminiſter hierbei Deutſchlands Wortführer geweſen iſt, weilt nicht mehr unter uns. Ich danke Ihnen, Herr Botſchafter, daß Sie in dieſer Stunde ſeiner gedacht haben. Das deutſche Volk hegt die Zuverſicht, daß die Arbeit des letzten Jahres mit Erfolg im neuen fortgeſetzt werden wird. Schwere Laſten ſind unt auferlegt. Deutſchland kann aber ſeine Aufgaben im Kreiſe der Nationen nur dann erfüllen, wenn es politiſche Freiheit und wirtſchaftliche Ent⸗ faltungsmöglichkeit hat. Die Ruhe und Sicherheit der Welt die wir alle wünſchen, haben politiſche Gleich⸗ berechtigung und wirtſchaftliche Geſundheit allrn Staaten zur Vorausſetzung. 2 0 In der Hoffnung, daß dieſes Ziel erreicht wird, ſpreche ich Ihnen, Herr Botſchafter, und Ihnen meine Herren, zugleich auch für Ihre Staatsober⸗ 1 e l Beſprechung lichen der Umwelt. 2, Seite. Nr. 1 8 Neue Maunheimer Zeitung(Morgen ⸗Ausgabe) Donnerstag, den 2. Janu. 5 e, Regierungen und Völker im Namen des Dautſchen Reiches und im eigenen Namen meine aufrichtigſten und herzlichſten Neujahrswünſche aus.“ Nach dem Austauſch der Anſprachen begrüßte der Reichspräſident die einzelnen Botſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger und wechſelte mit ihnen Neu⸗ jahrswünſche. * 1 5 2 1* An dem Empfang nahmen Reichskanzler Hermann Müller, Reichsminiſter des Curtius, die Staatsſekretäre Meißner und Dr. v. Schubert, der Chef des Protokolls Graf von Tattenbach ſowie die Herren der Uum⸗ gebung des e teil. Weitere Glückwülnſche Um 1 Uhr brachte das Reichstagspräſi⸗ diu m, beſtehend aus dem Reichs tagsspräſidenten Löbe und dem Vizepräſidenten des Reichstags v. Kardorff, dem Herrn Reichspräſidenten die Glückwünſche des Reichstags dar. Anſchließend er⸗ Auswärtigen Dr. Dr. ſchien eine Abordnung des Reichs rats, beſtehend aus dem Preußiſchen Miniſter für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung Dr. Becker, dem Sächſiſchen Geſandten Dr. Gradnauer, dem Württembergiſchen Geſandten Dr. Bosler und dem Braunſchweigiſchen Geſandten Exzellenz Boden, die die Glückwünſche des Reichsrats ausſprachen. Die Glückwünſche der Wehrmacht überbrach⸗ ten der Reichswehrminiſter Dr. h. e. Groener, der Chef der Heeresleitung General Heye und der Chef der Marineleitung Admiral Dr. h. c. Raeder. Generaldirektor Dr. h. c. Dorpmüller, der ſtändige Stellvertreter des Generaldirektors, Reichs⸗ bahndirektor Dr. Weirauch und Reichsbahndirektor Staatsſekregär a. D. Vogt überbrachten die Glück⸗ wünſche der Deutſchen Reichsbahn. Anſchließend erſchienen Reichsbankpräſident Dr. Schacht, Vize⸗ prüſtdent Dreyſe und Geh. Oberfinanzrat Budezies, um den Reichspräſidenten die Glückwünſche des Reichsbankdirektoriums auszuſprechen. Nach Beendigung der Empfänge trat der Reichs⸗ präſident auf den Balkon ſeines Hauſes und wurde von der in der Wilhelmſtraße verſammelten Volks⸗ menge durch lebhafte Hochrufe begrüßt. Ein deutſcher Prinz Verkauf deutſchen Grundbeſitzes an Polen [Drahtbericht unſeres Berliner Büros) Berlin 1. Januar. Wie ſich die„Kreuzzeitung“ aus Kolberg berichten läßt, hat der im ſüdlichen Teil der Grenzmark an⸗ ſäſſige Prinz zur Lippe einen Teil feines Rittergutes Woynowo an polniſche Bauern verkauft. Die Polen ſind durch billige, bzw. zins⸗ loſe Kredite aus ſtaatlichen polniſchen Fonds über die Bank Ludowy in Stand geſetzt, Preiſe zu zahlen, die das Mehrfache des Wertes erreichen. Die Stim⸗ mung der deutſchen Landbevölkerung iſt außer⸗ orbefttlich erregt, ſodaß mit Ausſchreitungen bei weiteren Verkäufen deutſchen Bodens an Polen gerechnet werden muß. Der Satz„Noblesse oblige“ verliert, wie es ſcheint an Giltigkeit, wenn der Pole mehr Geld zahlt, als der Deutſche! Das merkwürdige Verhalten dieſes Prinzen wird die Anhänger der Monarchie zweifellos beträchtlich vermehren! Berlin will ſparen [(Drahtbericht unſeres Berliner Büros) Berlin, 1. Jan. Der Berliner Magiſtrat hielt am Silveſtertag eine außerordentliche Sitzung ab, in der Bürgermeiſter cho tz über die Finanzlage berichtete. Der Magi⸗ trat kam zu dem Beſchluß, noch über das urſprüng⸗ liche Sparprogramm nach Möglichkeit hinaus zu⸗ gehen und alle nicht unbedingt erforderlichen Aus⸗ gaben zu vermeiden. Vor der Sitzung hatte Bürgermeiſter Scholtz eine mit den Bezirksbürgermeiſtern. Sie endete mit der Bildung eines ſechsgliedrigen Aus⸗ ſchuſſes, der dem Magiſtrat Vopſchläge über die Aus⸗ gaben der Bezirke unterbreiten ſoll, die in den Rächſten Monaten unbedingt geleiſtet werden müſſen. Neujahrsempfang in Karlsruhe Im feierlich beleuchteten Bad. Landesthea⸗ ter war vormittags ½2 Uhr der traditionelle Feſtakt, zu dem die Badiſche Staatsregierung eingeladen hatte. Man bemerkte unter dem viel⸗ hundertköpfigen Auditorium die Mitglieder des Staatsminiſteriums, den Landtagspräſtdenten, die Spitzen der Reichs⸗ und Landesbehörden, die Ver⸗ treter der Kirchen, der Stadtverwaltung und ſonſti⸗ gen öffentlichen Körperſchaften, der Preſſe, der Be⸗ rufsorganiſationen, Gewerkſchaften uſw., ferner die Prominenten des geiſttgen und kommerziellen Le⸗ bens unſeres Landes, Mitglieder des Parlaments, kurzum Angehörige aller Geſellſchafts⸗ und Er⸗ werbskreiſe Badens. Den Auftakt bildete das Vorſpiel zu den Meiſter⸗ ſingern, geſpielt vom Landestheaterorcheſter unter Leitung des Generalmuſikdirektors Krips. Darauf betrat Honorar⸗Profeſſor Dr. Ott, Direktor des Realgymnaſtums„Goetheſchule“, das Rednerpult zu ſeinem Feſtvortrage über „Staat und Erziehung zum Staat“. Er wies darauf hin, daß die Schule mit ihrer Auf⸗ gabe der Erziehung zum Menſchen und zum Staate heute wieder ſtärker als je eine öffentliche Ange⸗ legenheit geworden ſei. Die Wanderbewegung kenn⸗ zeichne den Drang der Jugend zur Selbſtverantwor⸗ tung, die zur tiefſten Wurzel des Gemeinſchafts⸗ gefühls werde. Mit den jugendlichen Grundforde⸗ rungen der Freiheit, der Selbſtverantwortung, des Gemeinſchaftsgeiſtes, des Lebensernſtes und des Glaubens an eine Zukunft ſollten die Kräfte bloß⸗ gelegt werden, aus denen ſich im Spiegelbilde jugendlichen Lebens unſer eigener Staat neu auf⸗ baut. Und die Erziehung zum Staate habe eine Verwandtſchaftlichkeit der Grundlagen der Jugend mit denen des Staates zur Vorausſetzung. Dieſe ſchuliſche Erziehung ſei in vollem Gange: einmal als Lebensform in den freien Schulen, dann als unter⸗ richtliches Fach, als Staatsbürgerkunde oder Selbſt⸗ verwaltungstheorie an den Staatsſchulen. Das Zu⸗ geſtändnis der Selbſtverwaltung an die Schüler⸗ ſchaften erfordere eines: die Selbſtſicherheit des Führers und Lehrers. Im Anſchluß an die mit großem Beifall auf⸗ genommenen Darlegungen Prof. Otts brachte Die Liquidation des deut ſchen Eigentums Ein deutſch⸗franzöſiſches Abkommen Am Dienstag iſt in Ausführung der Empfeh⸗ lung des Noungplanes Kapitel 9 Abſatz 4 zwiſchen Deutſchland und Frankreich ein Abkommen über die endgültige Einſtellung der Liquidationen und die Freigabe des noch nicht liquidierten dent⸗ 1 55 Eigentums abgeſchloſſen worden. Ein bedeutſamer Prozeß Vor dem amerikaniſchen Bundesgericht begann die Verhandlung der Klage des Verwalters des im Kriege beſchlagnahmten feindlichen Eigentums gegen die Eaſtman Kodak Co. auf Zahlung von 853 000 Dollar an Dividenden auf 28 450 beſchlag⸗ nahmte Aktien der Eaſtman Kodak Co., die ſich früher im 1 Vereinigte Fabriken photographi⸗ ſcher Papiere in Dresden befanden. Die Anwälte des Verwalters des feindlichen Eigentums übten ſcharfe Kritik an dem Vorgehen der Eaſtman Kodak Co., die die Aktien für nichtig erklärte, weil der mit dem deut⸗ ſchen Konzern abgeſchloſſene Vertrag angeblich gegen die Antitruſtgeſetze verſtoße. Die Hamburger Enthüllungen (Drahtbericht unſeres Berliner Büros) Berlin, 1. Januar. Zu dem Hamburger Rundſchreiben, in dem von neuem Putſchabſichten der Kommuniſten und einem Generalalarm am 12. Januar die Rede iſt, uimmt jetzt das Zentralkomitee der KPD. offiziell Stellung. Wie die„Rote Fahne“, ſo bezeichnet auch die Leitung der KPD. das Dokument als„eine von Anfang bis Ernſt Varlach Zu ſeinem 60. Geburtstag am 2. Januar Von Carl Dietrich Carls Ernſt Barlach, der hervorragende Plaſtiker, Dra⸗ matiker und Graphiker wird heute ſechzig Jahre alt. Es gibt heute wenige Künſtler, die in ilrer Entwick⸗ lung ſo wenig von der Stunde beſtimmt worden ſind, die ſo wenig den Ablenkungen der Zeit nachgegeben haben wie er. Sein Werk zeigt eine unüberbietbare Geſchloſſenheit und Wucht. Von der Intenſität und der umfaſſenden Geiſtigkeit dieſes Künſtlers zeugt es, daß ſich ſeine Art in allen drei Künſten, die er aus⸗ übt, gleich ſtark ausprägt. Dr Graphiker in ihm ſteht nicht hinter dem dramatiſchen Dichter, der Dichter nicht hinter dem Plaſtiker zurück. n Die Kunſt Barlachs weiſt ausgeſprochene Zeichen nordiſchen Geiſtes auf. Sie iſt engverbunden mit der niederdeutſchen Landſchaft, in der ſie gewachſen iſt. Dieſe Bindung beſchränkt jedoch keineswegs ihre Wirkungsweite, da Barlach die landſchaftlich be⸗ dingten Beſtandteile ſeiner Kunſt durch ſeine Geſtal⸗ tungsweiſe weit über ihr begrenztes Sein hinaus⸗ hebt. So ſind ſeine Werke zwar aus dem Geiſte einer beſtimmten Landſchaft geſpeiſt, in ihrer Wirkung je⸗ doch an keine landſchaftliche Grenze gebunden. Der Plaſtiker Barlach bevorzugt als Matertal das Holz. Auch ſeine Graphik beſteht zu einem großen Teil in Holzſchnitten. Dieſe betonte Vor⸗ liebe für ein ſo eigenwilliges und ſchweres Material iſt für ſeine ganze Kunſt irgendwie charakteriſtiſch. Ihn reizt die ſeltſame Phantaſtik, die in dem er⸗ ſtarrten Leben des Holzes verborgen liegt. Das Phantaſtiſche hat in ſeinem Werke eine beſondere mitſchwingender wichtiger Oberton, ein Widerſchein iner künſtleriſchen Grundfarbe am Gegenſtänd⸗ Seine Plaſtik zum Beiſpiel hat ch dann, wenn ſie weit von eigentlichen phan⸗ baſtiſchen Atmosphäre. Alle Aeußerungen des Stellung inne. Es iſt ein im Grundton ſeiner Kunſt iſchen Stoffen entfernt iſt, dieſe ſie umzuckende Lebens und der inneren Unruhe dieſer erdͤſchweren Geſtalten, wie ſie Barlach aus dem Unförmigen des Holzes herausſchlägt, ſind mit einer ſo geſteigerten Bedeutung erfüllt, daß uns bekannte Lebensformen plötzlich ungewohnt und beunruhigend erſcheinen. Wenn man verſuchen will, das Weſen der plaſtiſchen Kunſt Barlachs begrifflich zu erfaſſen, ſo darf man bei dem Worte„erdgebunden“, mit dem ſie ſehr oft charakteriſtert wird, nicht ruhen. Man trifft mit dieſem Wort das Weſentliche nur zu einem Teil. Die plaſtiſchen Geſtalten Barlachs ſind zwar der Erde auf das tiefſte verhaftet, ſie ſcheinen aus ihr hervor⸗ zuwachſen und noch halb in ihr zu ſtecken. Ihr Weſen iſt zu einem Teil noch unter dieſer Welt daheim— und doch, zur Hälfte gehört es andererſeits bereits einem Reiche an, das über dieſer Welt ſchwebt. Die dunkle Gewalt eines Schickſals drückt alle dieſe Ge⸗ ſtalten nieder, aber vermag ſie nicht zu zerſtören, be⸗ wirkt nur ihren umſo trotzigeren und breiteren Wuchs. In der Maſſigkeit ihrer Formen aber birgt ling Staatspräſident Dr. Schmitt ein Hoch auf Heimat, Volk und Vaterland, die badiſche und deutſche Repu⸗ blik aus, das bepeiſterten Widerhall fand. Die Feſt⸗ verſammlung ſang das Deutſchlandlied. Mit der Siebenten Sinfonie A⸗Dur, 1. Satz von Beethoven gab das Landestheaterorcheſter dem Feſt⸗ akt einen würdigen Abſchluß. *.* Berliner Silveſterrummel s Berliner Büros) Berlin, 1. Jan. (Drahtbericht unſere Silveſter wurde in der Reichshauptſtadt ebenſo lärmvoll begrüßt, wie in den Vorjahren. Die Lokale in der„City“ und am Kurfürſtendamm waren überfüllt, aber die Gaſtwirte hatten mit Rück⸗ ſicht auf die ſchlechte wirtſchaftliche Lage auf die ſonſt üblichen Phantaſiepreiſe diesmal verzichtet. Nach Schluß der Theater und Kinos, die faſt durchweg ausverkauft waren, füllten ſich die Hauptverkehrs⸗ ſtraßen mit einer ſichtlich animierten gewaltigen Menſchenmenge. Schlag 12 Uhr, als die Glocken zu läuten anhoben, brach der Hexenſabbat los: Mit ohrenbetäubendem Geſchrei wurde das neue Jahr begrüßt. Papierſchlangen flogen durch die Luft, bengaliſches Licht flammte an allen Ecken und Enden auf, Raketen ziſchten in den Nachthimmel, Feuer⸗ werkskörper explodierten krachend. Hernach ent⸗ wickelte ſich eine Art Karnevalstreiben, das ſich bis in die Morgenſtunden hinein austobte. Freilich war es wohl mehr Krampf als echte Fröhlichkeit: Man wollte einmal gewaltſam die drückenden Sorgen vergeſſen. Natürlich kam es hier und da auch zu Erzeſſen. Aber die Polizei war, wenn es nur irgend anging, milde zu den Uebeltätern. Bei der Berliner Feuerwehr ging der Hoch⸗ betrieb, wie alljährlich zur Jahreswende, ſchon recht frühzeitig los. Von den Nachmittagsſtunden an bis hinein in die Nacht liefen unaufhörlich Alarm⸗ meldungen ein. Exploſionen von Feuerwerkskörpern, Gasvergiftungen und Weihnachtsbaum⸗ und Zim⸗ merbrände waren vor allem die Urſachen. Ende freche, plumpe und ungewöhnlich dumme Fälſchung“. Ein„Organiſationsbüro des Zentral⸗ komitees“ exiſtiere nicht mehr und der Abgeordnete Obuch, der Unterzeichner des Aufrufes, habe ihm niemals angehört. Schließlich hat Obuch ſelbſt auf Anweiſung des Zentralkomitees gegen den„Ham⸗ burger Anzeiger“ Strafantrag„wegen wiſſentlicher Verleumdung und Urkundenfälſchung“ geſtellt. Es dürfte ſich ja nun zeigen, ob es Obuch gelingt, vor Gericht den Beweis für die Unechtheit des Do⸗ kuments zu erbringen. Kinderſterben bei den Wolgadeutſchen (Drahtbericht unſeres Berliner Büros) Berlin, 1. Jan. Auf die betrübende Nachricht von dem großen Kinderſterben im Flüchtlingslager Hammer⸗ ſtein bei Schneidemühl, wo etwa 4000 deutſch⸗ ruſſiſche Auswanderer untergebracht ſind, hat der Reichskommiſſar Stücklen noch am Dienstag den Leiter des Virchow⸗Krankenhauſes, Profeſſor Friede⸗ mann nach Hammerſtein entſandt. Nach deſſen be⸗ reits hier eingegangenem Bericht ſcheint der Höhe⸗ punkt der Krankheit ſchon überſchritten zu ſein. Es ſind faſt ausnahmslos Kinder im Alter bis zu vier Jahren betroffen worden. Man hat davon Abſtand genommen, die erkrankten Kinder aus dem Lager herauszunehmen, wohl aber iſt über das geſamte Lager Hammerſtein Quarantäne verhängt worden. Die Schwere der Epidemie wird in erſter Linie auf die ſchlechte Ernährung der Kinder zurückzuführen ſein, die einer verhältnismäßig leich⸗ ten Krankheit nicht den nötigen Widerſtand entgegen⸗ ſetzen konnten. ſich eine heimlche Unruhe, ein triebhaftes Empor— Sehnen! Während die Plaſtik Barlachs längſt die Gel⸗ tung eines unverlöſchbaren Beſitzes der gegenwär⸗ tigen Kunſt erlangt hat, bleibt ſein Drama, die Bedeutung ſeiner ſprachlichen Geſtaltung umkämpft. Es iſt richtig, daß Barlach vielleicht nie der Dra⸗ matiker der eindeutig⸗klaren und unmittelbaren Bühnenwirkung ſein wird. Dennoch verdient er, daß wir uns auch mit ſeinen dramatiſchen Geſtal⸗ tungen, die alle tief in eine Sphäre geiſtiger Welt⸗ deutung eindringen, auseinanderſetzen. Der Grund⸗ ton der Dramen Barlachs iſt dem ſeiner Plaſtiken nahe verwandt. Auch in ihnen iſt jene Unruhe, deren Urſprung und Ziel man nicht kennt, die eigentliche Triebkraft. Sie befällt plötzlich den Menſchen, ſcheucht ihn auf aus ſeiner Gewohnheit und treibt ihn, dem geiſtigen Kern ſeines Daſeins nachzuſpüren. Das iſt das Grundthema der Barlach⸗Dramen, unter denen„Der arme Vetter“,(der z. Zt. auf dem Spielplan des Mannheimer Nationaltheaters ſteht), „Die echten Sedemunds“,„Der blaue Boll“ und„Die Sündflut“ bühnenmäßig die ſtärkſten ſind. Das Theater hat in dieſem, ihm vielleicht nicht ſehr be⸗ guemen Dramatiker unbedingt eine Aufgabe, deren Bewältigung ihm nützlich ſein wird. Wo iſt heute die Bühne, die das innere Pathos ſolcher Werke wirklich meiſterte? Und doch: Es wird ſie einmal geben müſſen! Neben dem Plaſtiker und Dramatiker ſteht eben⸗ bürtig der Graphiker Barlach. Die Illuſtrationen zu ſeinem kleineren dramatiſchen Spiel„Der Find⸗ „zu Goethes„Walpurgisnacht“, zu Schillers „Hymnus an die Freude“ und die Holzſchnittfolge „Die Wandlungen Gottes“ erweiſen ihn auch hier als einen Künſtler von höchſter Intenſität des Aus⸗ drucks. Die künſtleriſche Perſönlichkeit Barlachs ſteht heute feſt umriſſen da. Alle ihre Aeußerungen ſind unverwechſelbar; jedes Wort ſeiner Feder, Schlag ſeines Meißels iſt immer er, iſt undenkbar von anderer Hand. In der Geſtalt diefes Mannes, der zurückgezogen im mecklenburgiſchen Güſtrow jeder ſchäumenden Laune Zeugrkis ablegten. eber 70 Tote 4 bei einem Kinobrand* (Telegraphiſche Meldung) London, 1. Jan Durch einen Brand, der in einem Lichtſpie! in Gaysley(Schottland) ausbrach, kamen Perſonen, meiſt Kinder ums Leben. Die Brandkataſtrophe erfolgte währen Kindervorſtellung. Der Brand ging Vorführungsraum aus, und die Flammen auf den Zuſchauerraum über. Es entſtand ein und alles ſtürmte zu den Ausgängen, die ba ein Knäuel von Kindern verſperrt waren. Feuerwehr und Ziviliſten zogen die Kinder Augen der entſetzten Mütter ins Freie. Erſeh war das Bild am Krankenhaus, wo Wagen a gen mit Toten und Verletzten eintraf. Der Brandmeiſter Wilſon bezeichnet die kataſtrophe als das ſchrecklichſte Ereignis Lebens. Er betonte, daß die Feuerwehr zwei ten nach dem Alarm an der Brandſtelle eing. ſei. Das ganze Gebäude war in dichte Nau gehüllt. Zivilperſonen riefen ihnen zu:„Se 3 Rauchhelme anf, man kann in den Na. hinein!“ Als aber ſeine Leute hörten, daß Gefahr ſeien, warteten ſie nicht erſt lan Rauchhelme, ſondern machten ſich an ihr werk. Ein Feuerwehrmann, der in das Gebäude eingedrungen war, erzählt, daß er Maſſe von Menſchenleibern vorfand. Die verz ten Kinder faßten die Feuerwehrleute bei Röcken und dieſe griffen, ſoviel ſie uur gr konnten, und eilten mit ihnen ins Freie. IßZn Nähe der Ausgänge lagen in dichter Menge 5 fammengeballt die Lebenden und die To Letzte Meloͤungen Papageienkrankheit auch in Altona f Ein Todesopfer 1 — Altona, 1. Jan. Die ſogenannte Papageief krankheit, über deren Auftreten in Berlin berg berichtet wurde, iſt jetzt auch in Altona in ſe Fällen feſtgeſtellt worden, von denen ein; tödlich verlief. Die Kranken wurden zunächſt 8 Lungenentzündung behandelt, bis ſich der Verdaß( daß es ſich um die ſogenannte Papageienkrankheg, handelt, beſtätigte. Bei Behandlung eines krank eim gelieferten Ehepaars, von dem der Ehemann kur nach der Einkieferung ſtarb, ſind ein Arzt und ei; Krankenſchweſter infiſziert worden. Die beiden teren Fälle betreffen einen Mann und eine Fre welche ſich auf dem Wege der Heilung befinden. De Papagei des Ghepaars, der noch vor Auftreten de Krankheit ſtarb, war ein junges, vor acht Woche aus Südamerika eingeführtes Tier. Die beiden deren Papageien, von denen einer ebenfalls geſtoß iſt, der andere in Quartäue genommen wurde, ſol * von der gleichen Herkunft ſein wie das erſte Autobusungliick— Fünf Tote, zehn Verlet — Königsberg, 1. Jan. Am Silveſterabend ü fuhr ein Perſonenzug zwiſchen Inſterburg Blumenthal einen Perſonenomnibus der Sl Inſterburg. Von den Inſaſſen des Kraftwage wurden fünf Perſonen getötet, ſechs ſchwern un vier leicht verletzt. Der Uebergang iſt mit Schrank! verſehen, die aber nicht geſchloſſen waren. 7 dienſttuende Schrankenwärter wurde in ſel, r das Kreiskrankenhaus übergeführt werden. N Wärterbude bewußtlos aufgefunden und mußte 0 n dem ärztlichen Gutachten iſt alkoholiſche E Einwirki 11 5 1 als Grund der Pewußtloſigkeit ausgeſchloſſen? vorläufig nur anzunehmen, daß die Bewußtloſigt 1 auf einen durch Schwindel hervorgerufen 1 Schwächeanfall zurückzuführen iſt. Ob möglich weiſe eine Kohlenoxrydgasvergiftung vorliegt, u. erſt durch genaue Blutunterſuchung feſtgeſtellt w den. Bei dem Unfall entgleiſte die Lokomotive ein Wagen des Zuges; die Strecke war meh Stunden geſperrt. Die Verletzten wurden in Kreiskrankenhaus Inſterburg befördert. ſchafft, ergreift uns das Phänomen einer 99 produktiven Einſamkeit. Sein Werk wird De haben; denn es iſt die Tat eines tief in die Hin gründe der Welt eindringenden und aus menſchlit Urerleben neuſchaffenden Geiſtes. Nationaltheater Mannheim „Die Fledermaus“ f Laune auf der Bühne, die dank t 3— 4 ——— Sprühende licher Darſtellung ſehr bald auf den Zuſchauerre übergriff, kennzeichnete die Fledermaus⸗Vorſtell die die kommende Silveſterſtimmung vorausah bewährten Kräfte bei, die ſich trotz alles Perſo⸗ wechſels als gut eingeſpieltes Enſemble haben. Was wäre eine„Fledermaus“ ohne Hel Neugebauer als Eiſenſtein, ohne Lande als Dr. Falke, ohne Voiſin als Frank und 1 Mang als Froſch! Jhnen reihte ſich würdig Sophie Karſt, die die Roſalinde bei aller hausfr lichen Würde doch auch mit dem nötigen Schar ausſtattete und vor allem den ſchwierigen geſa⸗ lichen Anforderungen vollauf gerecht wurde. dem berühmten Cſardas erſang ſie ſich wohlverſe ten Sonderbeifall. Ein wenig ſteifleinen, me a ſiert als leichtlebig wirkte Nora Landerich ihrem Prinzen Orlowſky. Günſtigen Eindruck er ten ferner Werner Mäckel(Alfred), Fri! mann(Blind) und Marianne Keiler als„ die für Guſſa Heiken eingeſprungen wa. Eine launige Ueberraſchung boten Da men 8 Tanzperſonals mit Tanzeinlagen nach Weiſen vo Joh. Strauß Vater(Rabetzky⸗Marſch) und Soh, (Wein, Weib, Geſang), die ſehr beifällig aufgeno men wurden. Es fehlte nicht an Anſpielungen al Dinge, die unſere Mimen dauernd in Atem holte Theatervoranſchlag und Zenſur. Es fehlte auch uu an anderen knalligen Effekten, die von der 1 Für die Regie zeichnete Alſced Landorg, a Dirigentenpult waltete init Umſicht Karl KI ſeines Amtes, nach Kräften bemit ſik 4 ließ. Zum guten Gelingen trugen vor allem* 56 1 8. Seite. Nr. 1 Neue Mannheimer Zeitung(Morgen⸗Ausgabe) 8 5 Jan ſpie ten . Es iſt ruhiger geworden an Silveſter! Silveſter⸗ 170 trubel, Silveſtetlaune überall, aber mit dem Leben f und Treiben an früheren Jahren nicht mehr zu ver⸗ nen gleichen. Selbſt der Verkehr am Nachmittag des ein letzten Jahrestages hat in den Hauptverkehrsſtraßen ba erheblich abgenommen. Keine Menſchenmaſſen durch⸗ en. ziehen die Straßen. der Das Gedränge iſt auch nicht größer wie an einem Srſch gewöhnlichen Samstag. 1 Wein, Feuerwerkskörper und Neufahrskarten ſind 5 die einzigen Gegenſtände, die überall eifrig einge⸗ die kauft werden. Nicht zuletzt iſt auch der Umſatz an nis Briefmarken reiht erheblich, denn die vielen Karten, zwei mit denen man ſeinen Bekannten und Freunden eing⸗ 1 alles Gute zum neuen Jahre wünſcht— wie könnte dau N es auch anders ſein— müſſen alle frankiert werden. Se* Ein Glück, daß es auf der„Post eine Einrichtung 8. gibt, die Nachtdienſt heißt. Denn es iſt erſtaunlich, 5 85 wieviele Menſchen erſt in ſpäter Abendſtunde an die 5 benötigten Briefmarken denken. n.— Mit Einbruch der Dunkelheit hält die halbwüch⸗ . ſige Jugend unker Aſſiſtenz der Kleineren die Ge⸗ neralprobe zur Knallerei ab. Beängſtigend ſchwillt er der Lärm beſonders in den Nebenstraßen an. Um verz aher ebenſo raſch wieder abzuflauen. Je mehr der bei 1 Zeiger vorrückt, je ſtiller wird es in 985 Straßen. 5. Nur einzelne Schläge ertönen noch. Es iſt die Atem⸗ ar ars. vor dem Sturm. Doch in einzelnen Gegen⸗ . In den der Stadt geht der Lärm in unvermindertem Meuge Maße weiter, beſonders in Gegenden, in denen größte die To Not herrſcht, von denen man glauben ſollte, daß die Menſchen dort das Geld für notwendigere Dinge gebrauchen als für Feuerwerkskörper. Beſonders ſchlimm iſt es in den Querſtraßen der Neckar⸗ stadt, erträglich in den erſten Straßen anfangend und am Ende der Mittelſtraße den Höhepunkt er⸗ reichend. Im Jungbuſchviertel geht es nicht minder lebhaft zu. Im Mittelpunkt der Stadt ist es auffallend ruhig. — en e 8 4 9 5. 8 Papageie. An berg in se Nur die von ſerne ertönenden Schüſſe und Kracher en ein laſſen das Nahen der Jahreswende erkennen. unächſt Beſonders ſtark ſind die Gottes dienſte in 1 Verd den einzelnen Kirchen beſucht. Ein Zeichen, daß doch * N 3 2. 195 55 enkrankhe ein ſehr großer Teil der Bevölkerung das Bedürf⸗ nis hat, in ſtiller Einkehr einen Rückblick auf das verfloſſene Jahr zu halten. Die Sitte, den Silveſter⸗ abend im Famfilien⸗ und Freundeskreis zu verbrin⸗ gen, bürgert ſih anſcheinend immer mehr ein. Ueber⸗ all rler Wohnungsfenſter laſſen darauf ſchlie⸗ ßen. Die Menſchenmaſſen, die um die zehnte Abend⸗ ſtunde aus dem Zirkus Sarraſani ſtrömen, ver⸗ lieren ſich raſh. Die Lokale füllen ſich mehr und die Straßen nd bald wieder auffallend leer. In den beliebten Mannheimer Gaſtſtätten herrſcht frohes Leben. Man will die Sorgen vergeſſen und gemein⸗ ſam auf ein glücklicheres neues Jahr anſtoßen. Trotz⸗ dem alle Lokalitäten gut, teils ſogar ſehr gut beſucht ſind, iſt überall noch Platz zu bekommen. Nirgends prangt das Schild:„Wegen Ueberfüllung geſchlof⸗ krank ein mann kur zt und ei beiden n! eine Fe. finden. De iftreten den icht 1 bend ü 8 fen“. Immerwährend wechſeln die Gäſte. Die einen rburg ſetzen ihren Jummel fort, die anderen möchten um 2 0 zwölf Uhr zu Hauſe ſein. chwer u f Der öffentliche Weihnachtsbaum am Waſſerturm Schrank. ſtrahlt mit ſanen Lichtern durch die Nacht. Kaum waren. T beachtet, denn die Menſchen haben zum Teil ſchon wieder Weihnachten, die Zeit der Einkehr, vergeſſen. Umſomehr Beachtung finden auf dem Silveſter⸗ bummel die Luslagen der Konfektionsgeſchäfte, die teilweiſe ſchoß die neueſten Faſ ſchingskoſtüme aus⸗ gestellt haben Eine Gelegenheit, um ſeine Ge⸗ danken mit ber nächſten Zukunft beſchäftigen zu können. Für nachdenkliche Menſchen iſt die Kunſt⸗ ſtraßſe vorzsglich geeignet. Kein Menſch weit und breit. Wie aufgeſtorben liegt die Straße nachts 8 elf Uhr.. Wie ein Macget zieht der Marktplatz die Menſchen „ halb zwölf Uhr ab an. dn Gruppen und Grüppchen ſammelt man ſich zu 8 5 2 ö. wordenen Chumpagnerlaune des unſterblichen Jo⸗ hann gerecht zu werden. Das Publikum unterhielt die in, ſich köſtlich. e. e** 1 Die muftkalſche Leitung der„Carmen“⸗Vorſtellung 1 für den Büffenvolksbund hat Helmut Schla⸗ ö wing, die dir Freitagvorſtellung des„Lohengrin“ Karl 1 für den erkrankten Eugen Jochum übernommen.— In der Erſtaufführung von Sheriffs Drama„Di ea ndere Seite“ am Samstag ſpielt Willy Birgel len Hauptmann Stanhope, Karl Marx, Ravul Alſter, Haus Simshänſer, und Bum Krüger die Offiziere Osborne, Trotter, Hibbert und Ra⸗ leigh, die weteren Rollen ſind mit Hans Godeck, Johannes Heinz, Joſeph Renkert, Hans Finohr, K Karl 1 1„ und Harry Bender beſetzt. 3 FLeifahrsgedanken Al! ele, Altjahrsleid ukt zun in die Ewigkeit. Was zeſchehen, was geweſen, . virütber. Wie zeneſen von fer Krankheit ſchwerer Pein lauh man an ein neues Sein. Jedel Jahr, 0 wunkrbar, 5 der Menſch in ſeinem Wahn neue ſtets zu hoffen a t für ſich und ſeine Lieben all dis, was verſagt N N eim Borſtell! brausah fund mahnend tönt der Klang: 1 15 verzagt und bang, gt teten, licher Realiſtik. fröhlicher Knallerei. Die alle paar Schritte aufge⸗ ſtellten Polizeipoſten drücken nicht nur ein Auge, ſondern gleich alle zwei zu und laſſen alles hingehen. Es iſt ja nur einmal Silveſter im Jahr. Rings um den Marktplatz ſtellen ſich die, die der Knallerei von ferne beiwohnen wollen. Die Gehwege ſind dicht beſetzt. es eine rieſige Freude, ihre Schwärmer unter den auseinanderſtiebenden Menſchen auf der gegenüber⸗ liegenden Seite umherſauſen zu ſehen. Je mehr die Zeiger der erleuchteten Uhr auf dem alten Rathaus⸗ turm auf zwölf Uhr rückten, je größer wird der Lärm. In ununterbrochener Folge krachen die Schüſſe, ſchwirren die Raketen. Bald iſt die Luft vor lauter Pulverdampf blau und über dem ganzen Platz liegt eine Dunſtſchicht. Auf der Uhr ſieht man es, daß die Jahreswende nunmehr da iſt. Kein Glockenſchlag, kein Glockenton vermag den Lärm zu übertönen. „Proſtt Neujahr“⸗Rufe erſchallen. Auf dem Giebel des Farbenhauſes Becker erſcheint in farbigem Feuerwerk die Schrift„Proſit Neujahr“. Doch Glockentöne vermögen den Lärm zu übertönen. Punkt zwölf Uhr raſt die Feuerwehr am Markt⸗ platz vorbei. Das ſoll keine Ueberraſchung für die Silveſterfeier im Roſengarten Bad Mannem 1930— Die Kurgäſte rebellieren— Mehr Tempo! So macht man kein e Revue. Und gar eine Silveſter⸗Rewvue! Das zeigte der Silveſterabend im Nibelungenſaal. Die ganze Darbietung in einem intimeren Raum hätte vielleicht mehr Erfolg gehabt. Mit der Fledermaus⸗ Ouvertüre, die bei beſſerer Orcheſterbeſetzung nicht ſo dünn geklungen hätte, verſuchte man Stimmung in den Saal zu bringen. Dann ſtellte ſich Walther Friedmann als Kur⸗ direktor vor. Die Silveſter⸗Revue der„Fröhlich Pfalz“ nahm ihren Anfang mit einem Brunnen⸗ konzert am Ballhaus. Mit Trinkgläſern bewaffnet zogen die Kurgäſte ein. Warum das nächſte Bild „Ein unverhofftes Wiederſehen“ war, wiſſen nur Gretel Noll und Walther Friedmann, die die⸗ ſes Geſang⸗ und Tanzduett darboten; denn der Geſang, wie auch die Vorträge des heiteren Doppelquartetts im dritten Bild waren im größten Teil des Saales nicht zu verſtehen. Das mag vor allem an der berühmten Nibelungenſaal⸗ Akuſtik und auch daran liegen, daß die hinteren Stuhlreihen unbeſetzt waren. Schon machte ſich Unruhe im Publikum be⸗ merkbar. Der wiſſenſchaftliche Vortrag des Bade⸗ arztes, von dem kaum ein Wort zu verſtehen war, wurde einfach totgeklatſcht. Verſuche, den ge⸗ reimten Vortrag über Geſundheit und Sport fort⸗ zuſetzen, ließ die einmal entfeſſelte Oppoſition im Publikum nicht gelingen. Der Tanz der Brunnen⸗ mädchen wirkte etwas beruhigend und auch die Szene zwiſchen Straßenkehrer und Kurhausportier (Ph. Reiſcher und G. Hahn), die im kräftigen Mannemer Dialekt wenigſtens verſtändlich und nicht ohne Witz war, fand Beachtung und Beifall. Das Nachmittagskonzert im Kurgarten indeſſen, die „Rhapſodie in Blau“ für Jazzorcheſter mit Klavier⸗ ſolo, war den Muſikkennern auf der Empore zu langweilig und gab einer Anzahl ſehr junger Leute Anlaß, wiederholt ihr Mißfallen durch Klatſchen zum Ausdruck zu bringen. Guſtav Semmelbeck, der ſeinen recht ſchwierigen Solopart am Flügel Revue im Apollo Theater Die Silveſterfeier im Apollotheater wurde ſehr erfolgreich mit der Premiere von Em. Tauſigs Neuer Magazin ⸗Revne 1930 eingeleitet. Das kritiſche Urteil über den Inhalt des 28 Seiten ſtarken Bilderbuches, zu deſſen Durchblättern man drei Stunden braucht, iſt dahin zuſammenzufaſſen, daß die Illuſtrationen farben⸗ und abwechflungs⸗ reich, die Zwiſchentexte witzig, feinhumoriſtiſch, aber auch grotesk und bizarr ſind. Auf Erich Wolf, den Anſager, der Silveſter wo anders feierte, werden wir noch zurückkommen. Er wurde recht geſchickt durch Fritz Abel vertreten, der einer der köſtlichſten Nummern,„Die Verſicherung“ betitelt, durch ſeine draſtiſche Komik zu einem ſtürmiſchen Heiterkeits⸗ erfolg verhalf. Wer bei dieſer Duoſzene nicht lacht, dem iſt nicht mehr zu helfen. Was den darſtelleriſchen Teil der Revue betrifft, ſo iſt„Vampyr“, eine unheimliche Magazin⸗Geſchichte, die im nächtlichen Paris ſpielt, unbedingt zuerſt zu nennen. Em. Tauſig ſpielt den Vampyr mit geradezu ſchauer⸗ Baroneß Marietta v. Scotti, die gleichwertige Partnerin, zeigt in der Sprache ihres Tanzes eine imponierende Ausdruckskraft, die den Höhepunkt erreicht, wenn die Beſtie nach dem ge⸗ feſſelten hüllenloſen Opfer mit Meſſern wirft. Das harmlos⸗heitere Genre vertritt die amüſante Duo⸗ ſzene„Rendezvous“, in der Mr. Jimmy zeigt, in welch peinliche Situation man geraten kann, wenn einen der Schuh drückt. Am eindrucksvollſten wird in dieſem intereſſanten Bilderbuch der Tanz illuſtriert. Hier rangiert die Original⸗Szene„1000% Amerika“ an erſter Stelle. Es iſt durchaus begreiflich, daß Dan Reeves vom Palace Newyork der Liebling der Amerikaner iſt, weil er ſich in ſeiner Groteskkomik virtuos auf ihren Geſchmack einſtellt. Aber auch uns imponiert er durch ſeine verblüffende Beweglichkeit als Tänzer, vor allem beim Step, in dem er nicht überboten werden kann. Als Inſtrumentaliſt geht er ebenfalls völlig eigene Wege. Und was er ſonſt an Einfällen Den„Feuerwerkern“ auf dem Platz macht Schlag auf Schlag, Schlager auf Schlager bringen, ein Teil der Kurgäſte von Bad Mannem ſelbſt für amfſiert als die Schüchternen, die ihrem Mißmut nicht Luft zu machen wagten. Wir fürchten, Mannem wird nie ein feines Kurbad werden!... W. N. Schönheit des Magazin⸗Bilderbuches bei. klingenden, feinkultivierten Sopran, ebenſo Gin o 'argo, der ſeine italieniſchen Lieder prachtvoll Serenade packt. erſcheint, dann ſieht man auf das deutlichſte, wieviel Originalität und Frauenſchönheit ſich zu Wiener Revue vereinigt hat, 9% Tagen eine große Zugkraft ausüben wird. Trocadero, zu dem eine vorzügliche Jazzband aufſpielte. plätze bei weitem nicht ausreichten. Gar mancher, der keinen Tiſch vorbeſtellt hatte, mußte weiterwandern oder im Kaffee Platz nehmen, wo ebenfalls getanzt wurde. g berrſchte gute Stimmung. ilveſter und Neujahrstag in Mann Die letzten Stunden des alten Jahres ausgelaſſene Menge ſein, das iſt bitterer Ernſt. Es iſt nur unverſtändlich, daß die Menſchen das nicht begreifen wollen und ihre Feuerwerkskörper vor und über die Autos werfen, daß die Wagenlenker eine ſchwere Fahrt haben. Wenn es Ernſt iſt, muß jeder Scherz aufhören. Und daß die Feuerwehr nicht zum Spaß durch die Straßen fährt, wird auch der unvernünftigſte Menſch einſehen. Zu gleicher Zeit iſt es am Paradeplatz vollkommen menſchenleer. Nur die Straßenbahnwagen geben ſich das gewohnte Stelldichein. Aus den Fenſtern einiger Häuſer leuchten die Kerzen der Chriſtbäume, ertönen Rufe, ziſchen Raketen und leuchten bengaliſche Hölzer auf. Zehn Minuten nach zwölf Uhr beginnt am Markt⸗ platz die Menge ſich zu verlaufen. Der Reſt an Feuerwerkskörper wird raſch noch verpulvert. Dann aber geht es in ein Lokal oder nach Hauſe oder man durchzieht johlend die Straßen. Es muß aber an⸗ erkennend geſagt werden, daß die letztere Sorte Menſchen ſehr in der Minderheit geweſen iſt. So raſch wie der Lärm angeſchwollen iſt, ſo raſch nimmt er wieder ab. Die Gaſtſtätten profitieren davon, aber die Stimmung hat überall ihren Höhepunkt überſchritten. Die allgemeine Not läßt doch keine Ausſchweifung zu und drückt unbewußt und wenn man auch ungehemmt fröhlich ſein will. W ruhiger geworden an Silveſter 0 virtuos durchführte, ließ ſich nicht verdrießen, trotz aller Ungezogenheiten eines Teils des Publikums zu Ende zu ſpielen. Bezeichnender Weiſe fanden die nächſten Bilder geringeren Niveaus wieder die Beachtung des p. t. Publikums. Unter dieſem ungünſtigen Stern ging bie Uraufführung des pfälzer Mundart⸗Schwanks „Die böſe Johanna“ von Karl Noll vor ſich. Die entfeſſelten Elemente erzwangen durch heftiges Applaudieren und Loslaſſen von Feuer⸗ werkskörpern eine ſehr beſchleunigte und abge⸗ kürzte Spielweiſe, wobei jede Pointe verloren ging. Vielleicht wäre es beſſer geweſen, den Schwank an den Anfang zu ſtellen, wo er mehr Beachtung und wahrſcheinlich auch den verdienten Beifall gefunden hätte, denn die Rollen waren in guten Händen und geſpielt wurde flott. Der Inhalt des Stückes ſoll bei einer gelegentlichen Wiederholung unter anderen Verhältniſſen gewürdigt werden. Endlich ſchlug die Befreiungsſtunde für die Tanzbeine und das war gut ſo. Die Silveſter⸗ Rewue„Bad Mannem 1930“ war eine ganz ſchöne Idee. Die dekorative Ausſtattung von Heinrich Bornhofen und die muſikaliſche Leitung von Ottos Homann⸗Webau waren anerkennenswert, aber für einen Silveſterabend war die ganze Sache zu ſchleppend, ohne das nötige Revue⸗Tempo, ab⸗ geſehen davon, daß einzelne Nummern und auch der Schwank in dem großen Raum verloren gehen mußten. Dazu kam ein Publikum(vielleicht war der Eintrittspreis zu billig!), das hauptſächlich tan⸗ zen und einen fidelen Rummel erleben wollte, wie das eben an Silveſter üblich iſt. Eine Revue müßte ſtatt 12 Bildern etwa die Hälfte und keines lang⸗ weilig, dann hätte ſich die Claque die geſchilderten Ausſchreitungen nicht leiſten dürfen. So hat eben die ſeiner würdige Unterhaltung geſorgt, hat ge⸗ lärmt, gebrüllt, geknallt, und hat ſich jedenfalls beſſer bietet, iſt in ihrer Komik ſo wirkungsvoll, daß man den Künſtler in die Parade der Revue⸗Kanonen ein⸗ reihen kann. Aber auch Mr. Jimmy, der als Tänzer eine wirklich unvergleichliche Beweglichkeit und zugleich eine Komik entwickelt, daß der ſtür⸗ miſche Beifall, den er erzielte, wohlverdient war, ein Beifall, der umſo höher zu bewerten iſt, wenn man feſtſtellt, daß das Publikum auffallend ſchwer in Silveſterſtimmung zu verſetzen war. Vor allem im Steptanz iſt Mr. Jimmy Dan Reeves gleich⸗ wertig. Das Programm hat durchaus recht, wenn es den Künſtler den lebenden Gummiball nennt und ſeine Beine als ſprechend bezeichnet. In„Salut d' Amour“ zeigen auch Margot und Adi van Hoven ihre hervorragenden tänzeriſchen Qualitäten. In der afrikaniſchen Ballade erzielt vornehmlich Edna Lockwood eine brillante Groteskwirkung. Und ſchließlich die reizenden jugendfriſchen und formen⸗ ſchönen Magazin ⸗Girls, die in der verſchieden⸗ artigſten Aufmachung hinreichend Gelegenheit haben, ihre Grazie und tänzeriſche Routine in das wechſel⸗ vollſte Licht zu ſetzen. Das Vienna ⸗Ballet trägt ebenfalls viel zu dem Farbenreichtum und der Geſanglich gefällt ſehr Herma Heimiſch, eine entzückende Wienerin, mit einem kräftigen, wohl⸗ vorträgt und vornehmlich in der venezianiſchen Wenn in den beiden Schluß⸗ nummern das geſamte Enſemble auf der Bühne dieſer die auch in den Nach der Vorſtellung begann der Tanz im Der Beſuch war ſo ſtark, daß die Sitz⸗ Und zum brkkten im e c a i 5. brannten und 8 17 ſtark eim Der Neujahrstag Ohne Regen, aber auch wenig Soune Ohne Schnee und Eis, wie ein früher Früh⸗ lingstag, hat das alte Jahr von uns Abſchied ge⸗ nommen. In der gleichen Weiſe hat das neue Jahr begonnen. Die Nachtſchwärmer, die»ſpüät den Heimweg antraten, wurden in der Frühe des Neu jahrstages vom Regen überraſcht. Die Temperatur ließ nicht einmal ein Schneegeſtöber zu. Der erſte Tag des neuen Jahres war wenigſtens trocken. Die Sonne ließ ſich allerdings nur auf Augenblicke um die Mittagszeit ſehen. In den Straßen war es vor⸗ mittags auffallend ruhig. Man ſchlief ſich aus. Erſt nachmittags begegnete man zahlreichen Spazier⸗ gängern, die das Bedürfnis hatten, ſich in der friſchen Luft Bewegung zu machen. Auftakt des Karnebals Ein farbenfrohes Bild ſahen die Paſſa zwiſchen T 2 und I 3, wo die Prinzengar des Feuerio zu ihrem traditionellen Neujahr umzug Aufſtellung nahm. Als Neuheit iſt d Kavallerie zu verzeichnen, die Funkengarde Pferd. Um 2 Uhr ſetzte ſich der Zug mit der unifor⸗ mierten Kapelle Mohr an der Spitze in Be⸗ wegung. Am Habereckl, der Reſidenz des Feueri nahm der Elferrat die Parade ab und Präſide⸗ Bieber begrüßte ſeine Garde mit einem kräftige Proſit Neujahr, das allſeits freudigen Widerh fand. In ſeiner Anſprache ſtellte der Präſident er⸗ freuliche Dinge für das neue Jahr in Ausſicht, ſo z.., daß die Brüder Sklarek dem Feuerio 500 000 Mark ſtiften wollen, wenn ſte freigeſprochen werden. Mit dreifachem Ahoi! ſchloß die kurze Rede. Schneidige Kommandos ertönten und weiter ging der Marſch durch die Planken zum Waſſer⸗ turm, Parkhotel, Auguſta⸗Anlage, durch die Schwe⸗ zingerſtadt zur Bismarckſtraße und zum Schloß, durch die Breiteſtraße zurück und in die Unterſ und zum Ring, worauf ſich der Zug, dem ſich vie Spaziergänger angeſchloſſen hatten, zwiſchen T 2 und 1 3 wieder auflöſte. In den Abendſtunden, in der es wieder 8600 regendrohend ausſah, halten die Theater, Lichtſpiel⸗ häuſer, Kaffees und Wirtſchaften recht guten Beſuch aufzuweiſen. Die Mannheimer Lieder⸗ tafel hielt ihren traditionellen Neufahrs⸗ Herrenabend im Geſellſchaftsheim ab. Der Andrang war ſo ſtark, daß die Späterkommenden nur ſchwer unterkommen konnten. Wir d über die Veranſtaltung noch berichten. 5 Die Poltzeibilanz ber Silveſternach iſt nicht ſo ſchlimm wie in früheren Jahren au fallen. In den K⸗Quadraten wurde ein trunkener Monteur aufgefunden, der ſich bei Sturz auf die Straße eine Gehirnerſchütte rung zugezogen hatte. Er wurde dem Kranken⸗ haus zugeführt. In der achten Morgenſtund f ein 31 Jahre alter Schloſſer von noch kannten Tätern mit harten Gegenſtänden Kopf geſchlagen, ſodaß er ſchwere Kop letzungen und einen Naſenbeinbruch erli⸗ der Straße zwſichen J 2 und 3 wurden zwei löhner und ein Waldhüter von drei ſtellten Tätern körperlich mißhandelt und am Hinter⸗ kopf erheblich verletzt. Der Waldhüter hielt außerdem Meſſerſtiche in die linke Hand. D Verletzten kamen ins Krankenhaus, konnten ab. nach Anlegung von Verbänden wieder 2 la werden. In einem Kaffee in der Seckenheimerſtraße wu nachts 3 Uhr ein 21 Jahre alter Beamter na vorausgegangenem Wortwechſel von einem bis unbekannten Täter tätlich angegriffen. Der Beamte trug bei der ſich entwickelnden Rauferei einen Ar m⸗ bruch und Kopfverletzungen davon, ſodaß er 1 Allgem. Krankenhaus untergebracht werden mußte. In einem Hauſe der Käfertalerſtraße wurde nach vorausgegangenem Streit, der ſich im zewiten Stock⸗ werk des Treppenhauſes abgeſpielt hatte, ein 2 jähriger Matroſe von ſeinem Gegner, einem 28 Jahre alten Kaufmann, gepackt und lber das Treppengeländer geworfen. Bei dem zwei Stockwerke tiefen Sturz zog ſich der Matre nur einen Knöchelbruch zu. 5 Wegen Ruheſtörung wurden 30 Perſonen zur Anzeige gebracht. Feſtnahmen wegen verſchie⸗ dener ſtraftbarer Handlungen erfolgten in 1 Fällen. 1 * 50jähriges Gesche iabllaum Mit dem Ein⸗ tritt in das neue Jahr feiert der Verein Cre⸗ ditreform e. V. Mannheim ſein 5 50 1 h ges Geſchäfts jubiläum. Schon im J. 1860 wurden auf Veranlaſſung der Dresdner Harn delskammer die ſogenannten gewerblichen Schutz⸗ gemeinſchaften an verſchiedenen Plätzen Deutſchland errichtet. Im Jahre 1879 bildete ſich der B „Barzahlung“ Mainz, der noch im gleichen Jahr den Namen„Verein Creditreform“(zum Schutz gegen ſchädliches Kreditgeben) annahm und det Zweck hatte, eine allgemeine Reform des Kredites durchzuführen. Ihm folgten die Gründungen v anderer Vereine in ganz Deutſchland, darunte Jahre 1880 die des Vereins Er Mannheim, der eine ſehr glücklich nahm und am Platze mit dem geſamtet Großinduſtrie und den Behörden d ſchäftsbeztehungen unterhält. Die B reform nehmen heute im Auskunftsweſen eine füh rende Stellung ein. Ihre Organiſation iſt in alle Kulturſtaaten als muſtergültig anerkannt.(Wi v0 r weiſen auf die Anzeige in der Silveſternuf aner* * Brandausbruch im Gartenhaus. In veſternacht wurde um 12.53 Uhr die Berufsf wehr nach der Hochuferſtraße gerufen, wo a bekannter Urſache ein bewohntes haus in Brand geraten war. wurde mit zwei Schlauchleitungen ge Schaden beträgt mehrere tauſend Mar Möbel und ſonſtige Einrichtungsg 3 vertragen, da leſe ich Edgar Wallace. 4 1 W f,. BE 144 Donnerstag, 2. Januar 1930 Filmſtars leſen Die Antworten auf unſere Rundfrage:„Was leſen Sie in Ihren Mußeſtunden?“ La lecture. est Thomme“— könnte ein berühmter Franzoſe mit dem Drang des galliſchen Geiſtes zur Defi⸗ Aition einmal geſagt haben. Und ſicher darf man in den Büchern, die einem Menſchen am nächſten ſtehen, das Ab⸗ bild ſeines innerſten Weſens, ſeiner ſtärkſten Sehnſucht erkennen. Sage mir, was Du lieſt Denn der pſychologiſche Vorgang im Leſer iſt ja der⸗ ſelbe mie der im Dichter während des Schaffens: beide drücken ſich aus, proſizieren ihr Ich in das Werk, das ſie vor ſich haben. Mit dem einen Unterſchted— der nur in anderer Hinſicht beträchtlich erſcheint—, daß der Oſchter die Form erzeugt und prägt, während der Leſer ſich ihrer bedient, So wird das Bekenntnis zu einem Buch zugleich auch immer ein Selbſtbekenntnis ſein. Dieſe Tatſache verleiht einer Rundfrage, die ſich über die Lieblingslektüre des Filmſtars erkundigen will, einen Stun, der ſie über die Ebene bloßen Boulevardgeſchwätzes hebt und der ſie und ihre Beantwortung fenſeits der pro⸗ pagandiſtiſch verwerteten Meinungsäußerungen zu aller⸗ lei Problemen des Tages anſiedelt. Mißtrauiſche Leute könnten meinen, daß die Stars und ihre Werbetrommler grundſätzlich nur das Abenteuerlichſte und Aufſehen Er⸗ regendſte der Oeffentlichkeit von ſich erzählen und daß von allem, was ſie ſagen, kein Wort wahr ſei. Zweifellos wären ſie mit dieſer Anſicht nicht ganz im Unrecht. Der Star muß für ſich Reklame machen oder machen laſſen. Das gehört zum Geſchäft, zur Induſtrie. Anders aber iſt es bei der Frage nach der Lektüre. Abgeſehen davon, daß hier das Renommieren ſchon an ſich unmöglich iſt(wenn nicht gerade eine Spubrette behauptet. ſie vergrabe ſich täglich mit Leidenſchaft in Kant oder Pascal), wird hier das Menſchliche berührt, wie es jen⸗ ſeits der Leinwand und des Glashauſes lebendig iſt; es geht um etwas, das ihnen am Herzen liegt, und da ſind ie immer freimütig und rückhaltlos offen. Laſſen wir ſte reden: Henny Porten: Ich leſe mit beſonderer Vorliebe Bücher, die ſich mit dem Leben der Tiere beſchäftigen, wie zum Bei⸗ ſpiel die Bücher von Bengt Berg. Ich habe ſie geradezu verſchlungen und blättere in meinen Muße⸗ ſtunden immer wieder in ihnen. Eine beſondere An⸗ ziehungskraft üben auch auf mich Erzählungen aus nordiſchen Ländern aus, zum Beiſpiel die Bücher von Knut Hamſum. Von den Letzterſcheinungen deutſcher Autoren liebe ich beſonders die beiden Bücher von Paul Eipper„Tiere ſehen Dich an“ und ſein„Kinderbuch“. Emil Jannings: „Segen der Erde“. Gerda Maurus: Ich bin mit meiner Lektüre noch immer auf dem Mond, ſtudiere noch einige Werke zu Ende, die mir während der Arbeit an dem Mondfilm die Profeſ⸗ ſoren Oberth und Gonnard empfohlen haben. Ueber Jules Verne finde ich allmählich wieder den Weg zur Erde zurück. Willi Fritſch: Ich komme überhaupt nicht richtig zum Leſen, ſeit 16 Monaten arbeite ich ohne Unterbrechung Tag für Tag. Und wenn ich mal n paar Stunden frei habe, ſetze ich mich ins Auto und fahre raus, um mich ein wenig zu erholen. Ja— draußen im Atelier zwiſchen den Aufnahmen. Aber da kann man nichts Schweres Abends im Bette vor dem Einſchlafen leſe ich auch nichts Schweres. Was—? Na, auch Edgar Wallace! Aſta Nielſen: Meine Lieblingslektüre gibt mir der norwegiſche Dichter Johann Bojer, beſonders mit ſeinen beiden Romanen„Unſer eigener Stamm“ und„Der letzte Wikinger“. : Courab Veidt: Am liebſten leſe ich Knut Hamſun. Dina Gralla: Mein Lieblingsdichter iſt Byron. Ihn leſe ich immerfort. Auch Mereſchkowski liebe ich ſehr, be⸗ ſonders ſeinen„Lionardo“ und„Ewige Gefährten“; Dichtermonographien über Cervantes, Goethe, Byron, Flaubert, Turgenjeff, Doſtojewſky, Puſch⸗ kin uſw. Von den Amerikanern gefällt mir Dreiſer mit ſeiner„Amerikaniſchen Tragödie“, und Jack London, aber am meiſten von ihnen leſe ich Upton Sinclair— jaa!— auch ſoziale Probleme inter⸗ eſſieren mich, ſogar ſehr. Ja— ſo etwa könnte ich meine Lieblingselektüre einteilen: Byron für die Phantaſie, Upton Sinclair mehr für den Verſtand. Jack Trevor: An liebſten leſe ich die Romane von Zane Grey, aus Gründen der Erinnerung an meine früheren Jahre, weil hier wunde ssoll xealiſtiſch das offene Leben auf dem weiten Lande geſchildert iſt, Comboy⸗ Geſichter und Prärie und die kleinen Forts der erſten Siedler und Farmer im amerikaniſchen Weſten, wo ich ſelber lange Zeit ein ungebundenes Leben führte. Und dann noch den urtümlichen Kampf des primitiven Menſchen mit der Natur, zum Beiſpiel im Innern Auſtraliens, wo die Fiſche noch durch Speerwurf erbeutet werden. Aber auch meine Landsleute leſe ich gerne: Shaw und Wells, beſon⸗ ders Shaw, er iſt ein prachtvoller Kerl, z. B. hat er neulich Samuel Goldwyn eine entzückende Antwort gegeben. Das iſt eine wahre Geſchichte. Goldwyn wollte von Shaw das Verfilmungsrecht ſeiner ſämt⸗ lichen Werke erwerben, er bedrängte ihn 12 Tage lang mit dem Angebot von einer Million Dollar. Shawꝛ ſagte hartnäckig: Nothing! Nein!— Gold⸗ myn ebenſo hartnäckig: One Million! Schließlich wehrte ihn Shaw endgültig ab mit den Worten: „IJ Can't make that business, for vou are an artist and m businessman!“(Ich kann mit Ihnen kein Geſchäft machen, denn Sie ſind ein Künſtler und ich ein Geſchäftsmann!“) Lilian Harvey: Ach— was ſoll ich Ihnen da ſagen, ich leſe viel und auch vielerlei— mein liebſtes Buch iſt„Segen re I S W Beilage der, Neuen der Erde“ von Knut Hamſun. Neulich habe ich„Das Privatleben der ſchönen Helena“ geleſen, danach wurde doch der Film gemacht, nicht—? Das iſt ſehr, ſehr nett. Wenn ich arbeite, kann ich nur ganz leichte Lektüre brauchen, im Atelier kann man ja nichts Schweres leſen, weil man da immer wieder weg⸗ gerufen wird. Dann leſe ich meiſtens etwas von der Colette. Dita Parlo: Ich liebe alte Gemälde über alles beſonders die alten Holländer und Franzoſen, und deshalb leſe ich alle Bücher, in denen Bilder von ihnen ſind und in denen über ſie geſchrieben wird, überhaupt ſehr viel Kunſtgeſchichte. Neulich habe ich„Die Jungfrau von 18 Karat“ von Pitigrilli geleſen, das iſt ein furchtbar luſtiges Buch, ja— ein ganz entzückendes Buch. Und dann habe ich auch franzöſiſche und engliſche Lektüre vorgenommen, beſonders Shaw— das gehört aber ſchon wieder zur Arbeit, denn man muß doch die fremden Sprachen beherrſchen lernen für den Ton⸗ film, nicht— 2 Mannheimer Zeitung“ 2 Won Liſſi Arna: Vor allem liebe ich Romain Rolland. Daneben Paul Kellermanns„Yeſter und Li“ überhaupt Liebes⸗ geſchichten, möglichſt ganz ſchmalzige, wo man furcht⸗ bar weinen kann— je kitſchiger und je ſchmalziger, deſto beſſer. Guſtav Fröhlich: Als Knabe las ich Karl May. Später Jack London. Heute Knut Hamſun. Und die beilen an⸗ deren auch jetzt noch hie und da; zur Erinnerung. Marlene Dietrich: Ich teile meine Vorliebe unter verſchiedene Schriftſteller und zwar unter: Knut Hamſun, Mechthild von Lichnowſky, Rainer Maria Rilke und die Gräfin Reventlow. Roſa Valetti: Ich leſe nur Bücher, bei denen weinen kann. ich furchtbar Curt Gerron: Meine liebſte Lektüre exiſtiert erſt ſeit kurzer Zeit. Es iſt die„Kulturgeſchichte“ von Egon Friedell. So alſo ſehen die Filmſtars in der Wirklichkeit ihres Weſens aus. Die ſchöne Aufrichtigkeit, mit der ſie ſich zu ihren Lieblingsbüchern bekennen, läßt den, der ſie nur von der Leinwand her kennt, manchmal erſtaunen. Daß Liſſi Arna und Roſa Valetti ſich mit mutiger Unbedingtheit für eine Etiteratur ausſpre⸗ chen, die vorwiegend auf die Tränenabſonderung för⸗ dernd wirkt, läßt ſich noch aus dem rührſeligen Cha⸗ Ein Tonfilm von den Südſee⸗Inſeln — Eine Szene auf den Margueſas⸗Inſeln aus dem Tonfilm„Weiße Schatten“, gerühmt. der nach einem Siegeszug durch die ganze Welt erſt jetzt ſeine deutſche Uraufführung erlebt, da die Streitigkeiten der Produzenten bisher ſeine Vorführung verhinderten. Vor allem wird an dieſem Film die Schönheit der Photographie jener paradieſiſchen Südſeeinſeln Photo: Metro⸗Goldwyn, Im Kampf mit Lawinen und Schneeſtürmen Von Ralph Forbes Ralph Forbes und Dolores bel Rio ſpielen die Hauptrollen des grandioſen Metro⸗ Goldwyn⸗Mayer⸗Films„Die goldene Hölle“ der die Goldrauſchepidemie des Jahres 1898 ſchildert. * Kampf gegen die Elemente— dieſes abgegriffene Schlagwort wurde für uns, die dreitauſend Teilneh⸗ mer an der Filmexpedition für den Goldrauſch⸗ Film„Die goldene Hölle“ grauſame Wirklichkeit, als wir in der Schneewüſte von Corona in Colorado arbeiteten. Einen Monat lang kämpften wir Tag und Nacht gegen die Natur, in einer Höhe von vier⸗ tauſend Metern, mit den ſchrecklichſten Blizzards⸗ Schneeſtürmen— mit der furchtbaren Kälte, die nie weniger als 20 oder 25 Grad betrug, mit dem Schnee und ſeinen Begleiterſcheinungen. Die Landſchaft war nach langem und mühevollem Suchen als am beſten geeignet für die Chilkoot Paß⸗Szenen aus⸗ gewählt worden. Kundſchafter hatten mehr als dreitauſend Meilen der eiſigen Gebirgsgegenden des Weſtens durchreiſt, um den entſprechenden Hin⸗ tergrund für den Film zu finden. Das Gebiet am Yukon, das den tatſächlichen Schauplatz bildet, er⸗ wies ſich für die Filmaufnahmen als nicht geeignet, da hier nicht die Möglichkeit beſtand, für die drei⸗ tauſend Mitglieder unſerer Filmexpedition die er⸗ forderlichen Lebensbedingungen zu ſchaffen. Hoch von den Felſenſpitzen über unſerem Lager drohten Tauſende von Tonnen Schnee. Sie hingen wie das Schwert des Damokles über uns. Wenn Temperaturwechſel, eine durch Lärm hervörgerufene Lufterſchütterung die Schueemaſſen löſte, beſtand die Gefahr, daß ſie als rieſenhafte Lawine herabſtürzten und uns, die Eindringlinge in das Land von Schnee und Eis, unter ſich begruben. Clarence Brown, un⸗ ſer Regiſſeur, ließ Sprengungen vornehmen, um wenigſtens einen Teil der drohenden Schneemaſſen zu beſeitigen. Aber der Erfolg dieſer Dynamit⸗ Exploſionen war immer nur von kurzer Dauer. Ein Schneefall von wenigen Stunden Dauer brachte die frühere Gefahr zurück. Um jedes laute Geräuſch, das zu einem Lawinenſturz führen konnte, zu ver⸗ meiden, wurde angeordnet, daß ſogar die Lokomotiv⸗ pfeifen— wir hatten unſer„Hauptquartier“ in einem Pullmanzug aufgeſchlagen— zu ſchweigen hatten. Die Klingelzeichen der Maſchinen wurden nur in den notwendigſten Fällen und auch dann nur ſehr ſparſam gegeben. Kein Gewehr oder Revolver durfte abgefeuert werden, denn die durch den Knall erzeugte Lufterſchütterung hätte die Lawinen gelöſt und uns den Tod bringen können. Wenn die Schneeſtürme über das Land brauſten, war es für jede lebende Seele unmöglich, den Kopf aus den Fenſtern unſerer dampfgeheizten Pullman⸗ wagen zu ſtecken. Die Kälte war fürchterlich. Wir mußten alle Vorſichtsmaßregeln anwenden, um Ge⸗ ſicht, Hände, Füße vor dem Erfrieren zu ſchützen. Trotzdem waren ſolche Fälle zahlreich, und die Aerzte und Krankenſchweſtern, die uns begleiteten, hatten ununterbrochen zu tun. Wir hatten Hunde bei uns, die aus Alaska und dem weſtlichen Canada herbei⸗ geſchafft worden waren. Wenn ſie nicht für den Film gebraucht wurden, hielten wir ſie in den ge⸗ heizten Wagen, um ſie vor Rheumatismus zu ſchützen.. Zu den Qualen der Kälte geſellten ſich die Schwierigkeiten, die durch die dünnere Luft in dieſen Höheſchichten hervorgerufen werden. Es war bei⸗ nahe eine körperliche Unmöglichkeit, eine Strecke von zwanzig Metern zu laufen, ohne daß man vollſtän⸗ dig erſchöpft war. Das Atmen koſtete Anſtrengung. Einige von uns verſuchten aus Uebermut, eine kurze Strecke ſchnell zu laufen oder eine ſchwere Laſt zu heben. Die gewöhnliche Folge war ein ſchwerer Ohnmachtsanfall. Kurz bevor wir unſer Lager erreicht hatten, war eine ungeheure Lawine niedergegangen, die einen ſchweren Schneepflug, eine mächtige Lokomotive und fünfzehn Eiſenbahnwagen von den Schienen geriſſen und fortgeſchleudert hatte. Man wird verſtehen, daß wir von dieſer Tatſache mit ſehr gemiſchten Ge⸗ fühlen Kenntnis nahmen. Aber trotz aller Schrecken war die Szenerie von einer ſo großartigen und majeſtätiſchen Schönheit, daß keiner von uns dieſes Erlebnis je vergeſſen wird. Und jeder von uns ertrug willig alle noch ſo großen Unannehmlichkeiten um des Films wil⸗ len, ſo daß Clarenee Brown in der Lage war, das wundervolle Naturſchauſpiel mit der erregenden dramatiſchen Handlung zu einem Bildwerk von nicht alltäglichem Ausmaß zu verbinden, das dem Kino⸗ beſucher hoffentlich die unmenſchlichen Leiden und Gefahren der Goldſucher des Jahres 1898 in ein⸗ dringlicher Weiſe nahebringt, Sr 7p 3 N de 22..——— eee, eee eee, eee n·%, 2— rakter der Rollen, die ſie ſpielen, verſtehen; auch daß Dita Parlo gern Kunſtgeſchichte ſtudiert, wie der be⸗ häbig breite Curt Gerron Kulturgeſchichte, kann man nach einigen Korrekturen an der eigenen ſchablonen⸗ haft zurechtgelegten Vorſtellung pom Weſen des Schauſpielers begreiflich finden— das Bild Dina Grallas aber, des quicklebendigen, reſoluten Stars, mit dem der Leſerin Dina Gralla der, Schwärmerin für Byrons edle Romantik und der verſtändigen Verehrerin für Mereſchkowſki und Upton Sinclair, zuſammenzubringen, erfordert ſchon einige Anſtren⸗ gung der pfychologiſchen Phantaſte. Bei anderen erſcheint die Lektüre dagegen un⸗ mittelbar als Ausſtrählung ihres Weſenskerns. So bei Jack Trevor, der ſeine im amerikaniſchen Weſten als Cowboy verbrachte Jugend in ſeinen Lieb⸗ lingsbüchern wiederfindet, wie Guſtav Fröhlich, der, ehe ihn ſeine erſten Theatererfolge in Berlin zum Film führten, mit einer Wanderſchmiere als ein echter Komödiant durch die Lande zog, die ſeine in Jack Londons Landſtreichergeſchichten; ſo auch bei Aſta Nielſen, die in den Romanen Bojers ihrer ſkandinaviſchen Heimat, und Marlene Dietrich, die in den Tagebüchern und Briefen der Gräfin Reventlow— ſich ſelbſt begegnet. Ich ſpiele Operelte Von Liane Haid a Der Film„Schwarzwaldmädel“ ſteht augen⸗ blicklich auf dem Spielplan des Mannheimer Univerſums. Die Operette„Schwarzwaldmädel“ von Leon Jeſſel gehört wohl zu den populärſten Operetten, die über die deutſche Bühne gegangen ſind. Die Hel⸗ din iſt das echte, biedere deutſche Mädchen, bieder und kernig im Charakter, rein und edel in ihren Taten, und in der Liebe innig und offen, kein Vamp. Mit einem Wort: das unverfälſchte Weſen unter den Frauen. Es nimmt nicht wunder, daß dieſe Frau jeder verſteht, daß ſie jedem liebenswert iſt, und dieſe ihre Eigenart, den Scharm der Reinheit und Offen⸗ herzigkeit verbreitet. 5 5 Ausgerechnet mir iſt die glückliche, aber um ſo verantwortungsvollere Aufgabe zugefallen, dieſe populäre Figur noch populärer zu machen. Aber man ſagte, ich ſei für dieſe Rolle prädeſtiniert. Ich ſelbſt kann es nicht beurteilen, doch weiß ich, daß ich an dieſe Aufgabe mit ſeltenem Intereſſe gegangen bin, ja, daß ich das brave Schwarzwaldmädel im Laufe der Aufnahmen ſelbſt liebgewonnen habe. Unter der feinfühlenden Regie Viktor Janſons, haben wir uns gemeinſam daran gemacht, dem treuen deutſchen Mädchen ein Denkmal in der Ge⸗ ſtalt des laufenden Bildes zu ſetzen. Ihre Hilfs⸗ bereitſchaft, ihr gutes Herz, das niemandem weh tun kann, ihre unverbrauchbare gute Stimmung, die ſich gern in den ausgelaſſenſten Uebermut ſteigert, ohne je in Unüberlegtheit auszuarten, und dann ihre Opferbreitſchaft, ihre Selbſtloſigkeit im ſeeliſchen Schmerz, das iſt ihre Größe, die ſie von den anderen Frauen unterſcheidet. Es iſt begreiflich, daß derartige in ſich verſchloſſene und rechtſchaffene Charaktere auch am erſten in der Abgeſchloſſenheit und Reinheit der Natur gedeihen können. Es war daher von Leon Jeſſel kein gleich⸗ gültiger Gedanke, als er die Heimat ſeiner Operet⸗ ten⸗Heldin in den Schwarzwald verlegte. Selbſtver⸗ ſtändlich ſind wir bei der Herſtellung des Films an dieſem wundervollen Stimmungsmotiv nicht vor⸗ übargegangen. Es verbildlicht ja den Charakter jenes Müdchens, und man verſteht ihr Schickſal. „Werd' meine kleine Frau!“ bittet ſie ihr Pflege⸗ vater, aber ſie muß ſich erſt ſelbſt die Lebenserfaß⸗ rung ſammeln, die dazu nötig wäre, um ja ſagen zit können. Was ſie nicht ſelbſt erfahren hat in eige⸗ ner Seele, das glaubt ſie nicht, und auch das iſt ein echter typiſcher Zug im Weſen des deutſchen Mäd⸗ chens.— Ich glaube, wir haben an einem deutſchen Volkslied gearbeitet. Seit wann liegt Innsbruck in Berlin? „O, das machen wir alles!“ erklärte mir der Produktionschef der National, als ich das Ber⸗ liner Filmatelier betrat, in dem gerade die letzten Szenen zu dem Liane⸗Hafd⸗Film„Spiel um den Mann“ aufgenommen wurden. Sogar den kern⸗ bayeriſchen Hotelportier verlegen wir hierher oder holen ihn vielmehr aus Berlin, direkt von der Bühne des Staatstheaters. Nur die Innsbrucker Rax, deren herrliche Luft wir leider nicht miteinfangen konn⸗ ten, und die Prachtbauten von Wien und Budapeſt haben wir an Ort und Stelle gelaſſen und dafür lie⸗ ber unſeren Apparat dorthin gebracht. Hoch über der blauen Donau durfte ſich unſer Liebespaar Liane Haid und Fred Louis Lerch einmal tüchtig ausſprechen. Fred war ganz geknickt und hat ſich dann auch bei den Klängen der„Schönen blauen Donau“ Befreiung geſucht. Ich wollte noch ſchnell fragen, ob er ſie denn gefunden habe Liane oder die Befreiung, mir wäre es ja gleich geweſen, aber da ertönte ſchon der Ruf Robert Lands: Aufnahme! Zuerſt packte Liane Geld aus, ſchob es dem Portier langſam über den Tiſch, dann kam Fred, packte ebenfalls Geld aus, ſchob es dem alten Manne hin, der ſoeben erſt vor Liane ſeine Ehrlichkeit hoch und heilig beteuert hatte, und als Fred ſah, daß es nichts nutzte, legte er noch mehr Scheine auf den Tiſch, und der gute alte Mann ſteckte alles ein. Ich glaube, ſie ſprachen auch etwas miteinander, ich weiß nur, daß ich mich plötzlich nach einem Portierpoſten ſehnte, wie wenn es das Him⸗ melreich wäre. Als ich nach Beendigung dieſer Szene wieder mit dem Produktionschef zuſammen⸗ traf, trat an ihn plötzlich eben jener Innsbrucker ſten Scheine. Da ergriff ich aber doch die Flucht,— alle Berufe auf einmal ausüben zu wollen, wü ja wohl zu habgierig. e Portier heran und überreichte ihm die eingeheim⸗ klan für .—————. uch daß der be⸗ in man blonen⸗ n des Dina Stars, rmerin indigen inelair, nſtren⸗ en un⸗ ns. So Weſten t Lieb⸗ ich, der, in zum s ein eine in uch bei ihrer dietrich, Gräfin augen⸗ nheimer Leon retten, ie Hel⸗ bieder ihren Vamp. ter den jeder ſe ihre Offen⸗ um ſo dieſe Aber rt. 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Mein dringlicher Wunſch für das Jahr 1930 geht da⸗ hin, die unfruchtbre und unerquickliche Streiterei zwi⸗ ſchen den Turn⸗ ud Sportverbänden, insbeſondere denen, die auf gleicher ſeltanſchaulicher Grundlage ſtehen, aus dem Wege zu rämen, um auf dieſe Weiſe der deutſchen Turn⸗ und Sportlwegung zu der einheitlichen und macht⸗ vollen Organiſatin zu verhelfen, deren ſie zur Wahr⸗ nehmung ihrer froßen vaterländiſchen Beſtimmungen gegenüber den Reierungen und Parlamenten aller Art dringend bedarf. „Erziehung zum Staatsbürger Von Rechtsanwlt F. P. Lang ⸗ München, Erſter Vorſitzender der Deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik Wie jede Gemnſchaft Jahreswende verſucht, Ver⸗ gangenheit und àAkunft mir dem eigenen Streben in Ein⸗ klang zu bringenſo nimmt auch die Deutſche Sportbehörde für Leichtathletikunlaß, ihre Wünſche und Gedanken um — Stasſekretär a. D. Dr. Lewald die Entwicklun der deutſchen Leichtathletik zum Ausdruck zu bringen. Die Erfofſe der Deutſchen Sportbehörde für Leichtchletik und ihrer Verbände in der Leicht⸗ athletik, dem andball und den Sommerſpielen in den vergangenen Hren ſind anerkannt. Die„Li ſt e der 30 Beſten“ ringt für jeden Laien ei anſchauliches Bild. Der Dißigſte von heute iſt ebeenſo gut wie der Zehntbeſte eim Jahre vorher. Die Länderkämpfe dieſes Jahres bertrafen in ihrer Bewertung alles bisher Dageweſene. uch im fernſten Oſten, in Japan und Ehina, trugennfere Leichtathleten den deutſchen Adler zum Stege. d maßgebenden Zeitungen der Welt haben dieſen Erfolg würdigt. 8 Trotzdem bben Wünſche offen. Zunächſt der eine große, daß Sst und Leibesübungen als wirklich aner⸗ kanntes und twendig empfundenes Kulturmittel im deutſchen Volksingang finden. Die Erkenntnis der Be⸗ hörden und d deutſchen Volkes um die Weſenheit des Sportgedankeniſt noch nicht vorhanden, Das Inein⸗ anderflieſn von Sport und geiſtig kul⸗ tureller Pensweiſe läßt noch auf ſich warten. Biologiſche Enntnis fehlt leider noch und ſie iſt mit⸗ entſcheidend fwie geſunde Lebensgeſtaltung eines Volkes. Volkskraft unvolksgeſundheit ſind die Ueberwinder tief⸗ ſter, polttiſchernd wirtſchaftlicher Zeiten.„Leibesübung iſt Bürgerpfl“ hat unſe Reichspräſident geſagt, aber nicht als Zwa ſoll dies empfunden werden. Es muß Er⸗ kentnis werd und freudig betätigte Pflicht, von der ſich niemand ſchließen ſollte. „Elicher Wunſch nach uſammenwirken Von Dr. Geiſom⸗Mainkur, Vorſitzender des Tſchen Schwimm⸗Verbandes. „Als Vornder des Deutſchen Schwimm⸗Verbandes erwarte ich 1 dem kommenden Jahr 1930 eine geiſtige und ſeeliſche ktiefung des deutſchen Sportgedankens. Als praktiſche Aufrkung möge die tiefere Erkenntnis, daß der Sport eine ſſche Kraft iſt und ſeine Quelle nicht in angloamerikahem Weſen, ſondern in der deutſchen Volksſeele zruchen iſt, eine innigere Zuſammen⸗ arbeit de eutſchen Sportes mit dem deut⸗ ſchen Turn herbeiführen. Der ehrliche Wunſch zu dieſem Zuſaſenwirken iſt allgemeine deutſche Sehnſucht und vom dehen Turntag klar ausgeſprochen worden. Der Wille, d Ziel zu erreichen, iſt bei den verantwort⸗ lichen Führevorhanden. Das Jahr 1930 möge die For⸗ men dazu fin laſſen und dadurch einen Markſtein in der Geſchichte delutſchen Turnens und Sportes bedeuten.“ Wenig einengende Vorſchriſten Von Ewalkroth, Sportpröſident des Allgemeinen ſeutſchen Automobil⸗Clubs. „Für daenmende Jahr iſt mein dringendſter Wunſch, daß die Beben, insbeſondere diejenigen Preußens, der Entwicklungs Kraftfahrſportes möglichſt wenige Hem⸗ mungen du einendende Vorſchriften in den Weg legen und daß ſierch eine verſtändnisvolle Behandlung der ſportlichen ange zur weiteren Entwicklung des geſamte raftfahrweſens, welches einen immer breiteren Ren im wirtſchaftlichen Leben Deutſchlands einnimmt, ragen mögen.“ Verein geſund Verband geſund Von Ge Brechenmacher⸗Ettlingen, Verbands⸗ Sportlehrer. „Meineteujahrswunſch geht der herzliche Dank an die Mitarkr voraus, die ſich in uneigennütziger, ſtiller, aber doch uktiver Tätigkeit für die Verbandsziele ein⸗ geſetzt hab Für 1980 wünſche ich mir: 1. Ihre weitere Unterſtützt und Freundſchaft; 2. Erfaſſung noch vieler Tüchtiger erperſönlichkeiten zur inneren Geſundung der Vereine ibamit des Verbandes. Vereine geſund— Verband fd.“ 5 Düſtere Wolken hängen beim Jahresbeginn 1930 über dem deutſchen Volke. Auch die jungen Männer und Frauen, die in der Ausübung von Turnen und Sport eine Quelle körperlicher und geiſtiger Stärkung und Erfriſchung er⸗ blicken, ſehen mit Sorge dem kommenden Jahr entgegen. Die Zahl der Mitglieder in den Verbänden und Vereinen wächſt, die durch Arbeitsloſigkeit oder die ſchlechte Wirt⸗ ſchaftslage verhindert ſind, ihre Beiträge zu zahlen, und die Vereine, die in früheren Jahren vielleicht zu opttimiſtiſch eigene große Anlagen ſich geſchaffen, wiſſen nicht, wie ſie ſie erhalten und die auf ihnen ruhenden Laſten begleichen ſol⸗ len. Die mit jedem Jahre als berechtigter ſich herausſtellen⸗ den Forderungen nach Vermehrung des Turnunterrichts in den Schulen, nach Schaffung neuer Schulen mit mehreren Turnhallen, mit Spielplätzen, mit einem zugeordneten Schwimmbad werden in dieſem Notjahre zurückgeſtellt wer⸗ den müſſen. Die Einſchränkung des Bauprogramms der Städte wird auch die Spielplätze treffen, obſchon nahezu ausnahmslos in allen Orten Spielpläne in der nötigen Zahl fehlen und auf ihnen die unerläßlich hygieniſche Ein⸗ richtungen. Noch haben wir kaum ein Drittel der für eine beſcheidene körperliche Ausbildung unerläßlichen Spielplätze und Turnhallen, und in dieſem einen Drittel oder Viertel fehlt es an dem Nötigſten: an Duſchen und Brauſen. Im Jahre 1929 haben wir es mit Schmerz und Sorge erlebt, daß die beſcheidenen Mittel, die Reichsregierung und der Reichs⸗ tag im Jahre 1928 zur Förderung unſerer Bewegung mit 1% Mill. Mk. in den Reichshaushalt eingeſetzt hatten, um ein Drittel gekürzt wurden. Man denke: eine Million Mk. für 64 Millionen Deutſche. Warnend erheben wir unſere Stimme, daß nicht wieder an den für die körperliche Er⸗ ziehung vorgeſehenen, ach ſo beſcheidenen Mitteln die Schere der Finanzpolitiker anſetzt. Wenn in Zeiten wirtſchaftlicher Not, zunehmender Arbeitsloſigkeit und damit Anwachſen der Krankheitslaſten es Heilmittel gibt, die nicht verſagen, ſo ſind es Turnen und Sport. Jede Summe hierfür aus⸗ gegeben, gilt dem Aufbau, gibt vermehrte Kraft, ſchafft Lebensfreude, wirkt gegen Peſſimismus und erhält den Glauben an die deutſche Zukunft. Wir ſehen, wie in unſeren Nachbarländern mäßige Förderung der Leibesübungen einſetzt. Frankreich hat mit einem ſelbſtändigen Unterſtaatsſekretär an der Spitze eine umfaſſende Miniſterialabteilung für körperliche Erziehung geſchaffen und mit den nötigen Geldmitteln aus⸗ gerüſtet; nach weiten und großen Zielen baut Muſſolint die körperliche Erziehung des italieniſchen Volkes aus. Die ge⸗ waltigen Anſtrengungen Sowjet⸗Rußlands und Japans haben uns die Berichte Diems im einzelnen geſchildert. Amerika wendet ſeinem Reichtum entſprechende Summen für die körperliche Erziehung auf und ſtellt ſein Bundesheer, Hallen und Bäder und daneben Offiziere als Lehrer zur Verfügung. In England ſorgt unter dem Vorſitz des Prin⸗ zen von Wales eine alle führenden Staatsmänner ohne Unterſchted der Partei, alſo Baldwin, Llyod George und Macdonald, umfaſſende Organiſation dafür, daß durch Ge⸗ währung gering verzinslicher Darlehen Landgemeinden und Städte zum Spfielplatzbau beſtimmt werden. Aehnlich wie das entwaffnete Deutſchland, klein und beſcheiden in ſeiner Wehr hinter den waffenſtarrenden Ländern beider Hemisphären daſteht, ſtehen wir auch hinter allen anderen großen Völkern in der zielbewußten Förderung der Leibes⸗ übungen weit zurück. Reich an neuen Gedanken, reich an einer ſpielfreudigen Jugend beiderlei Geſchlechts, reich an Führern, die die Bedeutung der Leibesübungen für das Allgemeinwohl Deutſchlands erkennen, fehlt es doch im Reich und in den Ländern an dem feſten Willen, nach ein⸗ heitlichem großen Plane und unter Bereitſtellung der nöti⸗ gen Mittel die körperliche Erziehung des deutſchen Volkes als eine der vordringlichſten Aufgaben unſerer Zeit in die Hand zu nehmen. Immer wieder richten ſich hierbei die Augen auf die un⸗ geheuren Summen, um die Jahr für Jahr die Laſten für die Kranken⸗, Unfall⸗ und Invalidenverſicherung anwachſen. Von 1927 bis 1928 ſind ſie um 600 Millionen Mk. geſtiegen und es wird keine Uebertreibung ſein, wenn wir für das Jahr 1929 die Geſamtkoſten auf—57 Milliarden ſchätzen. Der Präſident des Reichsgeſundheitsamtes hat vor wenigen eine plan⸗ Aufopferungsbereitſchaft Von Detmar Wette⸗Köln, Spielausſchuß⸗Vorſitzender des Deutſchen Hockey⸗Bundes. „Der Deutſche Hockey⸗Bund iſt entſchiedener Verfechter des reinſten Amateurgedankens im Sport. Damit will er ſeine Mitglieder zu einer der ſchönſten Tugenden des Sportlers eerziehen: der Aufopferungsbereitſchaft. Aber nicht der Zwang durch die vom Bund geſchaffenen ſtrengen Beſtimmungen, ſondern der in den Bundesvereinen— Gott ſei Dank— noch herrſchende Idealismus und gute Sport⸗ geiſt geben die Gewähr, daß das bisher unbefleckte Am ſa⸗ teur⸗Ehrenſchild des DHB. rein erhalten bleibt. Mein Wunſch für 1930 und die weit ere Zukunft iſt, daß es immer ſo bleiben möge.“ Was wir brauchen 8 Von Amtmann Schindel⸗Worms, Vorſtands⸗ mitglied des D. F. B. „Meine dringlichſten Wünſche für den Deutſchen Fuß⸗ ballſport zum Jahreswechſel 1930 ſind: 1. Wir brauchen mehr Jungens, die auch in der Schule auf dem Poſten ſind. Das Fuß ballſpiel ſollte mehr getiſtig geſpielt werden. 2. Wir brauchen ehrliche Kerle ohne Hinterliſtigkeit, um unſerem ſo beliebten Raſenſport wieder mehr Freunde zu⸗ zuführen. Haben wir dieſe Kerle, dann wird anſtändig ge⸗ ſpielt werden, dann dürften auch die Roheiten verſchwinden. 3. Wir brauchen mehr Lehrer in unſerer Bewegung und wir brauchen die Sportmutter, die auch für unſeren Sport ſo wertvoll iſt. 4. Wir brauchen Raſenplätze und keine Staubplätze, weil wir Raſenſport betreiben.“ Diſziplin auch vom Zuſchauer Von Haus Hagen⸗Fürth, Mitglied der deutſchen Nationalmannſchaft. „Für das neue Jahr wünſche ich mir vom Zuſchauer die Diſztplin, die er vom Spieler verlangt. Das Publikum ſoll mehr auf das Spiel als auf das zahlenmäßige Ergebnis und den Verbleib der Punkte achten, es ſoll auch die Leiſtung des Gegners anerkennen.“ Tagen beſtätigt, daß der Geſundheitszuſtand in Deutſchland im Jahre 1928 keineswegs ſchlechter geweſen wäre als 1927, und doch haben die Ausgaben für die reichsgeſetzlich an⸗ erkannten Krankenkaſſen eine Steigerung um 303 Millionen Mark erfahren. Handelt es ſich denn bei dieſem Anwachſen um einen Lavaſtrom, der unaufhaltſam und menſchlicher Kraft ſpottend, ſich vorſchiebt? Oder ſollte es nicht, wie alle Männer der medlziniſchen Wiſſenſchaft bekräftigen und im einzelnen beweiſen, möglich ſein, durch ſyſtematiſchen Aus⸗ bau und Aufbau von Turnen und Sport den Geſundheits⸗ zuſtand des ganzen deutſchen Volkes ſo zu heben, daß dieſe gewaltigen Laſten nicht anſchwellen, ſondern zurückgehen? Wir wollen wahrhaftig keinem Kranken, keinem Unfallver⸗ letzten, keinem durch Invalidität arbeitslos Gewordenen die Wohltaten der Verſicherung einſchränken, aber wir wol⸗ len weniger Kranke, weniger Unfallverletzte, ſpäteren Ein⸗ tritt der Invalidität, und wir glauben, mit den Führern der mediziniſchen Wiſſenſchaft dies hohe und herrliche Ziel durch ſyſtematiſch ausgebaute und vermehrte Pflege der Lei⸗ besübungen erreichen zu können. Der Vorſtand des Deutſchen Reichsausſchuſſes wird bin⸗ nen kurzem mit ausgearbeiteten geſetzgeberiſchen Vorſchlä⸗ gen, wie dies Ziel erreicht werden kann, an die Reichsregte⸗ rung, den Reichstag und die ganze Oeffentlichkeit herantre⸗ ten, und wir hoffen hierbei auf die Unterſtützung der wei⸗ teſten Kreiſe des ganzen deutſchen Volkes. Wie ſeinerzeit in dem Branntweinſteuergeſetz Beträge zur Bekämpfung des Alkoholismus vorgeſehen ſind, ſo muß auch geſetzlich be⸗ ſtimmt werden, daß aus den Einnahmen der Krankenkaſſen, Berufsgenoſſenſchaften und Verſicherungsanſtalten Sum⸗ men abgezweigt werden, die einem Reichsfonds für För⸗ derung der Leibesübungen zufließen, den die Reichsregie⸗ rung, beraten von den Spitzenverbänden, zu verwalten hätte. Was wir an Schäden in der Entwicklung des deutſchen Sports ſehen, und was wir mit aller uns zu Gebote ſtehen⸗ den Kraft bekämpfen und ausmerzen wollen, iſt zum größ⸗ ten Teile durch die wirtſchaftliche und finanzielle Not der Vereine und Verbände veranlaßt. Sie führt dahin, Sport um der Senſation willen oder wegen Einnahmen für Erhal⸗ tung der Spielplätze zu treiben, während Sport doch nur dann Sinn hat, wenn ſein Ziel die Bildung von Körper, Geiſt und Seele zu einer ſtarken Perſönlichkeit iſt. Ein von wirtſchaftlicher Not befretter deutſcher Sport wird ſich ſelbſt jene Kräfte ſchaffen, die ein übertriebenes Wettkampf⸗ weſen und eine Abwandlung des ſportlichen Kampfes zu reiner Schauſtellung herhindern. Die Feſtſetzung des deut⸗ ſchen Amateurbegriffs, an die die deutſchen Turn⸗ und Sportverbände herangegangen find, iſt nur das äußere Zei⸗ chen eines ernſten Strebens, das uns heute alle erfüllt. Nur wer Leibesübungen uneigennftzig, um ihrer geiſtigen und körperlichen Werte willen und in ritterlicher Geſinnung treibt, wird in Zukunft ein Glied in unſerer großen Ge⸗ meinſchaft ſein dürfen. Dann wird Deutſchland auch der Fahnenträger der Olympiſchen Spiele werden, in dem wir einen Menſchhettsgedanken nach Verwirklichung ſtreben ſehen. Wir begrüßen mit Freude das Internationale Olympiſche Komitee, das ſeit dem Jahre 1909 zum erſten Male im Mai 1930 ſeine Tagung wieder in Berlin abhält, und den Internationalen Olympiſchen Kongreß, der es zum erſten Male tut. Wir hoffen, unſeren Gäſten aus allen fünf Erdteilen zeigen zu können, daß Deutſchland die Stätten be⸗ ſitzt, in denen 1936 die Olympiſchen Spiele abgehalten wer⸗ den können, und wir werden dafür wirken, daß das Deutſche Stadion und der Mittelpunkt unſerer Bewegung, das Deutſche Sportforum, ſo rechtzeitig ausgebaut werden, um die volle Eignung für den Feſtplatz dieſer Spiele zu beſitzen, und uns mühen, Erfolge vorzubereiten. Mit Ernſt werden wir im neuen Jahre an die Vorbereitungen zu den Olym⸗ piſchen Spielen 1932 in Los Angeles herantreten. Mit dem tiefen inneren Glauben an die nationale Not⸗ wendigkeit unſerer Bewegung, mit dem feſten Vertrauen, daß die Turner und Sportler mit den allmählich ſinkenden Schranken zwiſchen ihnen einem hohen gemeinſamen Ziele zuſtreben und mit der ungebrochenen Kraft, die in der hdeut⸗ ſchen Leibesübung treibenden Jugend lebt, treten wir auch unter einem wolkenbeſchatteten Himmel hoffnungsvoll in das neue Jahr hinein. CC dc ĩ ĩͤV( Arbeit in die Breite kein Schlagwort Von Dipl.⸗Ing. Erich Ritzen, Leichtathletik⸗ Vorſitzender des SFV. Das programmatiſche Wort von der„Arbelt in die Breite“, das nach den Olympiſchen Spielen 1928 für die deutſche Leichtathletik geprägt wurde, iſt teilweiſe um⸗ ſtritten. Tatſache iſt aber, daß von den verantwortlichen Führern der deutſchen Leichtathlik alles getan wird, um die Umſetzung dieſes Wortes in die Praxis zu verwirk⸗ lichen. Der deutſchen Leichtathletik iſt nur zu wünſchen, daß der bisher beſchrittene Weg in dieſer Beziehung bei⸗ behalten wird, denn dann müſſen ſich Erfolge notwendiger⸗ weiſe einſtellen. Der Süddeutſche Fußball⸗ und Leichtathletik⸗Verband vertritt den Standpunkt, daß für die Verwirklichung der „Arbeit in die Breite“ zunächſt die Grundlage bei den Vereinen gelegt werden muß. Mehr als bisher müſſen Uebungsleiter und Jugendführer herangebilbet werden, die die Richtlinien für die Maſſenarbett im Verein durchführen können, denn in den Vereinen, die die eigentlichen Träger des Sportgedankens ſind, liegt der Schwerpunkt dieſer Arbett. Wenn in Süddeutſchland im Verlauf des letzten Jahre 12000 Teilnehmer durch die Ausbildungslehrgänge des Verbandes gegangen ſind und wenn in der„Führerſchule des Südens“, im Verbandsheim Ettlingen ſchon hunde ie von Sportwarten, Uebungsleitern und Jugendführe ꝛa herangebildet wurden, die begeiſtert von dort aus die Ar⸗ beit in den Vereinen aufgenommen haben, ſo wünſche ich der Sportbewegung im Süddeutſchen Fußball⸗ und Leicht ⸗ athletikl⸗Verband im kommenden Jahr eine wettere Ver⸗ tiefſung und Verbreiterung dieſes maßgebenden Lehrgangs⸗ betriebes, ich wünſche vor allen Dingen auch, daß die Regterungen der ſüddeutſchen Länder in noch größerem Umfange als bisher durch finanzielle Bei⸗ hilſe dieſe Sportführer⸗Ausbildung fördern. Möge ſich der Geiſt, der in den Lehrgängen der Führer⸗ ſchule des Südens gepflanzt wird, mehr und mehr bei den Vereinen durchfetzen, dann wird ſich langſam aber ſicher ein geſunder Umſchwung der vom Zettgeiſt nicht unbeein⸗ flußt gebliebenen Sportbewegung einſtellen zum Wie der⸗ er machen der guten alten Sportauffaſſung Wahrer Sport muß erlebt werden Von F. Linnemann, 1. Vorſitzender des D. F. B. Zum Jahreswechſel gilt mein erſter Wunſch einer nen ſich durchringenden Reife unſeres Fußballſports. Wer von Jugend auf in und mit der Entwicklung unſeres Sports gelebt hat, kennt die Werte, die er jedem bringt. Er weiß aber auch, daß ein wahrer Sport nicht nur betrieben, daß er erlebt werden muß. Dieſe Erkenntnis möge im kom⸗ menden Jahr Allgemeingut werden. Im verfloſſenen Jahr hat unſer Sport manche Er⸗ ſcheinungen gezeigt, die nicht zur Hebung ſeines Anſehens beitrugen. Ich wünſche und bitte, daß alle unſere Anhän⸗ ger ſich von einem Streben nach Sieg um jeden Preis frei machen, daß ſie vielmehr beſtrebt ſind, den Kampf fair zu betreiben, daß ſie auch im heißeſten Kampf den Gegner als Menſchen und Sportkameraden achten. Auch unſere Zu⸗ ſchauer bitte ich, ſich dieſe Anſchauung zu eigen zu machen und dartiber hinaus den Schiedsrichter als unverletzlichen Leiter des Kampfes anzuſehen. Viele unſerer Vereine ſind entſprechend der wirtſchaft⸗ lichen Lage unſeres Vaterlandes und in Auswirkung der Anlagen, die ſie früher zur Förderung unſeres Sportes ge⸗ ſchaffen haben, in großer Not. Ich hoffe und wünſche, daß Staatsminiſter a. D. Dr. Alexander Dominiens wird als Nachfolger des ausſcheidenden jetzigen Vor⸗ ſitzenden Prof. Berger den Vorſitz der Deutſchen Turnerſchaft übernehmen. Miniſter Dominicus ſtammt aus Straßburg i.., war 191119 Bürger⸗ meiſter von Berlin⸗ Schöneberg und gehörte 1921 dem preußiſchen Kabinett Stegerwald als Miniſter des Innern an. Dem Sport hat er von jeher ſeine beſondere Fürſorge gewidmet. die Regierungen und Kommunen die große Bedeutung des Sports für die Volksgeſundheit mehr als bisher würdigen, daß ſie den Vereinen Mittel zur Verfügung ſtellen, die Sportanlagen halten zu können. Jeder Sportplatz erſpart ein Krankenhaus. Darum liegt es im Intereſſe unſeres Vaterlandes, die Anlage und die Erhaltung der Sport⸗ plätze durch Bewilligung öffentlicher Mittel weiterhin zu ermöglichen und ſomit für die Geſundung des Volkes vor⸗ beugend Sorge zu tragen. Einkehr und Erkenntnis Von Prof. Glaſer⸗Freiburg, Spielausſchuß⸗Vor⸗ ſitzender des Deutſchen Fußball⸗Bundes. „Ueberall in unferen Reihen erheben ſich Klagen über die ſchlechten Zeiten im Sportbetrieb. Eifrig wird nach dem Heil geſucht, das man von allem Möglichen erwartet, nur nicht von dort, wo es zu finden iſt. Die Wende des Jahres möge unſeren Sportanhängern Veranlaſſung geben, einmal bei ſich Einkehr zu halten und nachzuprüfen, was leder einzelne von ſich aus für die ſportliche Joe geleßſtet hat. Liegt doch die Bedeutung des Sports für die Allge⸗ meinheit darin, daß er nicht als Selbſtzweck, ſondern nur als Mittel zum Zweck gilt. Er ſoll uns eine Quelle reiner Freude, Erholung und Ablenkung von der ſchweren Be⸗ pufsarbeit, Stärkung des Körpers und Geiſtes und nicht zuletzt eine gute Schule ſtrenger Selbſtzucht ſein. Möge dieſe Einkehr bei ſich um die weihevolle Stunde der Jahres⸗ wende einem Jeden die richtige Erkenntnis bringen. Mögen alle, Führer wie Anhänger, ihr Tun und Schaffen nach diefer Erkenntnis einſtellen! Dann werden die Klagen ver⸗ ſtummen und die Zeiten wieder anbrechen, von denem die Pioniere unſeres Sportes begeiſterte Lieder ſingen und von denen ſie wie von Märchen ſprechen.“ Der Idealismus iſt die Grundlage des Sports Von Regierungspräſident z. D. H. Pauli⸗Potsdam, Vorſitzender des Deutſchen Ruder⸗Verbandes. „Der deutſche Sport ſoll aus Liebhaberei betrieben werden; er ſoll der Freude am Leben, der Luſt, Körper und Geiſt friſch zu erhalten, entſpringen. Die ſportlichen Wett⸗ bewerbe ſollen edle Kampfſpiele ſein, ſie dürfen nicht der Senſation und dem Gelderwerbe dienen. Der Idealismus iſt die Grundlage des Sports und er verleiht ihm ſeinen hohen erzieheriſchen Wert. Geht die ideale Sportauffaffung verloren, ſo iſt der Sport ohne tieferen Sinn und Zweck und für die Zukunft des deutſchen Volkes wertlos. So wichtig und unentbehrlich die Berichterſtattung in der Tagespreſſe über ſportliche Kämpfe iſt, wäre es gut, gerade im Intereſſe einer Stärkung der ſportlichen Idee, wenn ſie gegenüber dem heutigen Zuſtande eine Einſchrän⸗ kung erfahren könnte. Dadurch, daß ihr zuviel Raum ge⸗ geben iſt, wird die deutſche Jugend abgelenkt von den gro⸗ ßen Lebensfragen der Nation, denen auch im Denken und Wollen der Jugend der erſte Platz gebührt. Iſt die Pflicht gegen Familie, Volk und Staat erfüllt, ſo wird die Freude an ſportlicher Uebung und Leiſtung umſo größer, ihr Nutzen für Geiſt, Gemüt und Körper umſo wirkſamer ſein.“ Förderung der Geſunoheit iſt oberſtes Geſetz Von Franz Schütz⸗Frankfurt a.., Mitglied der deutſchen Nationalmannſchaft. „Als aktiver Spieler würde ich mich freuen, wenn der Zug der Ritterlichkeit, der in den erſtklaſſigen Spielen des vergangenen Jahres zu beobachten war, ſich noch mehr ver⸗ ſtärken würde. Ich wünſche, daß ſich im kommenden Jahre die Erkenntnis immer mehr durchſetzt, der Geſundheit oberſtes Geſetz des daß die Erhaltung der Geſundheit eines Fußballſpfelers wichtiger iſt als der Sieg um jeden Preis, daß die Förderung Fußballſpiels iſt und deblage in Weſtdeutſchland ausgesprochener Favorit. 6. Seite. Nr. 1 Neue Mannheimer Zeitung(Morgen⸗Ausgabe) Donnerstag, den 2. Januar 1930 Ruhiger Sportbetrieb an Neujahr Nur ein Privatſpiel in Mannheim BfR.⸗Mannheim— 1. FC. Pforzheim:1(:0) Der 1. FC. Pforzheim, früher einer der Träger des da⸗ mals weitaus ſpielſtärkſten ſüddeutſchen Kreiſes, hat wie mancher der großen Vereine Stürme über ſich hinbrauſen laſſen müſſen und jahrelang um die Wiedererlangung der oberſten Spielklaſſe gekämpft. Unentwegtes Durchhalten in den ſchweren Jahren haben nun wieder zum Aufſtieg ge⸗ führt. Zwei verfjüngte Mannſchaften, auf die Geſchichte großer Tage ihres Vereins zurückblickend, ſtanden ſich ſeit langer Zeit wieder gegenüber. Auch ohne große Werbe⸗ trommel konnte man ſchon rein gefühlsmäßig ſagen, daß kein ſchlechter Sport geboten werden würde. Mannheim ſteht dieſer Tage im Schatten des Stadionereigniſſes MTa⸗ Maunheim und dieſe Vorwirkung machte ſich wohl auch in dem Beſuch bemerkbar, der aber immerhin die 2500 er⸗ reichte. Wenn auch Pforzheim nicht ganz das zeigte, was man erwartete, ſo entſchädigte der Vfg., dafür mit einer guten Geſamtleiſtung. Man ſtaunte über die Friſche der Mannſchaft nach den häufigen Spielen der letzten Zeit. Wäre die Schwächung in der Verteidigung nicht geweſen und der Mittelſtürmer nach der Pauſe nicht abgefallen, hätte das Ergebnis noch höher ausfallen können. Der Erſatztor⸗ wart, von einigen Unſicherheiten abgeſehen, war gut, die Läuferreihe ausgezeichnet und der Sturm ſchußfreudig. Eine Sonderleiſtung war das öͤritte Tor des Rechtsaußen und ein typiſches Beeiſpiel für das individuelle Erfaſſen der gegebenen Situation. Auch die beiden Tore des Halbrechten wären hervorzuheben. In Technik und Kombination beſſer als Pforzheim, war der Sieg der Mannheimer in dieſem Verhältnis verdient, wenn man in Betracht zieht, daß dite Mannſchaft eine halbe Stunde mit nur 10 Mann ſpielte. Pforzheim hatte mit Ausnahme der beiden alten Kämpen Müller(Mittelläufer) und Weißenbacher(halb⸗ rechts), der aber früh ausſcheiden mußte und erſetzt wurde, eine gleichfalls junge Mannſchaft zur Stelle, die ſehr eifrig kämpfte und härter als die Mannheimer war. Das Nach⸗ laſſen Müllers in der zweiten Hälfte wirkte ſich begreif⸗ licherweiſe aus. Einzelne Leute konnten das Dribbeln, das ein veraltetes Hilfsmittel iſt, nicht laſſen, was den Zug natürlich hemmte. Die Verteidigung, namentlich die rechte Seite ſchlug häufig zu unüberlegt ab, was den Spielaufbau ſchadete. Schwach war der Schuß ſelbſt in klarer Stellung, ſonſt hätte auch Pforzheim beſtimmt mehr Tore erzielen müſſen. Der Linksaußen und Linksinnen wären noch zu erwähnen. Eines war noch als Unterſchied der beiden Gegner zu beobachten: Das Stoppen des Balles beſorgte Pforzheim beſſer. Bei VfR. haben eine Reihe Spieler das Ballſtoppen mit gleichen Füßen als Primitiwpität an ſich. In der Regel prallt das Leder einige Meter zurück, was eine Minderung des Spielfluſſes mit ſich bringen muß. Die Mannheimer ſtanden: Betſch; Fleiſchmann, Schmidt; Caspari, Kamenzin, Eberle; Langenbein Krieger, Küſtner, Gerlinger, Hoßfelder. VfR. liegt ſofort im Angriff, der Mannheimer Torwart ſtoppt einen ſchönen Schuß des Pforzheimer Halblinken. Das Spiel erhält flottes Tempo und ein ſcharfer Ball des heimiſchen Rechtsaußen kann der Pforzheimer Hüter noch abweiſen. Der rechte Mannheimer Verteidiger ſcheidet aus; VfR. ſteht den Reſt der erſten Spielzeit mit nur 10 Mann, was ſich in den erſten 10 Minuten durch ſchärferes Auf⸗ kommen der Pforzheimer bemerkbar macht. Die Nervoſität der Mannheimer legt ſich aber bald, einem Pforzheimer Verteidiger glückte es auf der Torlinie einen nachgeſchoſſe⸗ nen Ball an Stelle des abweſenden Torwarts abzuſchlagen. Hervorragend fiſcht der Mannheimer Hüter in kritiſchſter Situation das Leder heraus. Einige geſunde Schüſſe der Raſenſpieler verfehlen ihr Ziel, bis ein geiſtesgegenwärti⸗ ges Erfaſſen des Halbrechten mit unverhofftem Schuß:0 ſtellt, dem der gleiche Spieler unmittelbar nach Anſtoß 210 folgen läßt. Eine Wendung innerhalb weniger Minuten. Nach dem Wechſel iſt BfR.(ohne Fleiſchmann) wieder auf 11 Mann vervollſtändigt, der Halbrechte verfehlt einen Flankenball frei vor dem Tor. Ein ſehr ſcharfer Ball des Gäſtelinksaußen ſpritzt dem Mannheimer Hüter über die Hände ins Netz,:1. In zügigem Alleingang erreicht dann der VfR.⸗Rechsaußen ſicher:1 und endlich glückt auch dem Mittelſtürmer auf mehrere Verſager hin, leichte Art das:1. Zwei Hochſchüſſe des Halbrechten und Mittelſtürmers der Heimiſchen beſchließen das lebhaft durch⸗ geführte Spiel. Albrecht⸗ Mannheim leitete korrekt und ſehr ſicher. Die ſliddeulſchen Fußball Endſpiele Vor intereſſanten Begegnungen Die ſüddeutſchen Gruppenſpiele ſind jetzt im allgemeinen aßgeſchloſſen; es fehlt nur noch der Tabellendritte der Gruppe Main, und alle Teilnehmer zu dem Kampf um die jüddeutſche Meiſterſchaft und um die Teilnahme an den deutſchen Meiſterſchaftsſpielen ſind verfſammelt. Nachdem bereits der vergongene Sonntag den Auftakt der Endſpiel⸗ ſaiſon mit einigen wenigen Treffen bildete, treten diesmal ſchon eine weit größere Anzahl von den Teilnehmern auf den Plan. Damit erhält man ſchon nach dieſen Spielen eine beſſere Ueberſicht über das Können und die augen⸗ blickliche Verfaſſung der einzelnen Manuſchaften. Der Verbandsvorſtand hat es zu Beginn dieſer Spiele, gewollt oder ungewollt, unterlaſſen, die Teilnehmer zu Fairniß und ſportlicher Diſziplin beſonders zu ermahnen. Es iſt richtig ſo. Denn in den Endſpielen ſind doch die Spitzen vereine des ſüddeutſchen Fußballſports vertreten und von dieſen darf man ohne weiteres ein diſzipliniertes und ritterliches Spiel erwarten. Wir hoffen, daß dieſe Erwartungen ſich auch im weiteſten Umfange erfüllen. Die Runde der Meiſter Sp.⸗Bg. Fürth— Vf. Stuttgart 5 Pirmaſens— FC. Bayern München reiburger FC.— Eintracht Frankfurt Die S.⸗Vg. Fürth hat als ihren erſten Gegner in der Meiſterrunde den VfB. Stut tgar t. Bekanntlich hat der ſüddeutſche Verbands⸗Vorſtand vor einigen Tagen die zweimonatliche Disqualifikation der Stuttgarter auf dem Gnadenwege um einen Monat verkürzt, ſodaß ſte an dieſem Sonntag wieder spielberechtigt ſind und ohne Punktverluſt in bie Endſpiele eingreifen können. Ueber den n des Spieles kann man geteilter Meinung ſein. Man 1 eiß daß die Kleeblättler gut in Form ſind und trotz ihrer 15 5 Das ſchließt aber nicht aus, daß Stuttgart durch eine beſondere Energieleiſtung ein überraſchendes Reſultat herausholen kann. Das zweite Meiſtertreſſen des Tages spielt ſich awiſchen Far. Pirmaſens und Bayern München ab. Es iſt noch nicht bekannt, ob auch die Pirmaſenſer von dem Gnadenakt des ſüddeutſchen Verbandes betroffen wur⸗ den und ob man auch ihnen einen Teil ihrer Disqualifi⸗ kotion erließ, es iſt aber anzunehmen. In dem Spiel ſebſt muß man alle Stiegeschauce den Bayern einräumen. Der Mainmeiſter Eintracht Frankfurt muß nach feiner Frankreichreiſe ſich ſchon wieder auf die Bahn fetzen und nach Freiburg zu dem Freiburger Fc. fahren. Mit den Reiſeſtrapozen in den Knochen ſtehen die Eintracht⸗ ſpieler vor einer ſchweren Aufgabe, und es ſſt noch nicht geſagt, ob ſie dieſe zur Zufriedenheit ihrer Anhänger löſen werden. Troſtrunde Norbweſt Sportfreunde Saarbrücken— RNotweiß Frankfurt S. Wiesbaden— Phönix Ludwigshaſen Bis. Neu⸗Iſenburg— FV. Saarbrücken Die Sportfreunde Saarbrücken brachten es fertig, am vergangenen Sonntag Phönix e mit dem überraſchenden Reſultat von 2·1 abzufertigen. ieſer Erfolg gibt zu denken, denn damit eröffnen ſich für den Mainzweiten Rotweiß Frankfurt keine günſtige Ausſichten, aus Saarbrücken mit Siegesehren zurückzu⸗ kommen. Es wird auf jeden Fall einen erbitterten und bis zum Schlußpfiff energiſch durchgeführten Kampf geben, bei dem vielleicht das Fußballglück eine mitbeſtimmende Rolle ſpielt. Phönix Ludwigshafen hat auf ſeinem eigenen Spielfeld den SV. Wies baden zu Gaſt. Wies⸗ baden iſt in letzter Zeit zu einer ganz vorzüglichen Form aufgelaufen und gibt einen Gegner ab, der ſtets Beachtung verdient. Wenn nicht alles trügt, kann man auch in dieſem Treffen mit einem glatteit Sieg der Kurſtädter rechnen, umal die Ludwigshafener ſcheinbar noch ſtark unter den Nachwehen der Verbandsſpiele leiden. VfL. Neu Iſen⸗ burg mußte ſich mit viel Glück mit einem unentſchiedenen :1 Ergebnis begnügen. Gegen den FV. Saarbrücken ſollte das Reſultat entſchieden anders lauten. Denn in den Iſenburgern ſteckt das Zeug dazu, vor allem wenn ihr bewährter Linksaußen Georg Waider mit von der Partie üſt. Aber alle Vorausſagen ſind eben nur Vorausſagen, und ſehr leicht kann es onders kommen. Die Punkte in den einzelnen Spielen ſind noch nicht verteilt. Troſtrunde Südoſt München 1860— 1. F. Nürn Phönix Karlsruhe— Union Böckingen BfR. Heilbronn— Karlsruher F. ASV. Nürnberg— Jahn Regensburg Der 1. FC. Nürnberg ſpielt in München gegen München 1860. Man iſt verſucht, in den Clubleuten die ſicheren Sieger dieſes Treffens zu ſehen. Auf der anderen Seite werden ſich aber die Spieler von München 1860 gewaltig ins Zeug legen, um gegen den gefürchteten Gegner mit Ehren beſtehen zu können. Ein knappes Er⸗ gebnis zu Gunſten der Nürnberger ſollte dabei heraus- kommen. Einen erbitterten Kampf wird es zwiſchen Phönix Karlsruhe und Unlon Böckingen ge⸗ ben. Es ſind zwei Mannſchaften, die ſich in ſpieleriſcher Hinſicht foſt gleichwertig ſind. Vielleicht gibt der eigene Platz von Karlsruhe den Ausſchlag. In Heilbronn ſteigt der Kamm zwiſchen Af. Heilbronn und dem Karls⸗ ruher FB. Die Heilbronner mußten am Vorſonntag gegen den 1. FC. Nürnberg eine empfindliche Niederlage eiuſtecken, aber auch der Karlsruher FV. hat in ſeinem Entſcheidungsſpiel gegen den Freiburger F. ſtark verſagt. Wem ſoll man nun in dieſer Begegnung den Vorzug ge⸗ ben? Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß mit knapper Tor⸗ differenz ſich die Karlsruher die erſten Punkte holen. ASV. Nürnberg hat nach ſeinem glücklichen 416 Sieg auch gegen ſeinen diesmaligen Gegner Jahn Regens⸗ burg Gewinnchancen, wobei der eigene Platz nicht ohne Bedeutung ſein wird. Doch darf man nicht vergeſſen, daß auch die Regensburger, wenn es gilt, ganz ausgezeichnet zu kämpfen verſtehen. Jußball⸗Städtekampf Mailand-Verlin Die Reichshauptſtädter:2 geſchlagen Mailand, 1. Jan.(Drahtbericht). Die Berliner Fuß⸗ ballſtädtemannſchaft iſt auf ihren Auslandsreiſen nicht im⸗ mer vom Glück begünſtigt geweſen. Nach einer ſchweren, wenn gleich verdienten:6⸗Niederlage gegen München folgte am Neujahrstage eine neuerliche gegen Mailand, die aber dem Spielverlauf nach nicht als gerecht angeſehen werden kann. Der Schweizer Schiedsrichter Mercet be⸗ nachteiligte die Berliner ſehr ſtark und verſagte ſogar zwei von den Reichshauptſtädtern einwandfrei erzielten Toren bie Anerkennung. doch noch auf Hungaria Budapeſt im Stadion Das große Ereignis, der Beſuch der„Hungaria“⸗ M T.⸗Mannſchaft Budapeſt ſteht unmittelbar vor uns. Viele ausländiſche Mannſchafen haben wir in Mannheim ſchon geſehen, aber die berühmte MTek.⸗Mann⸗ ſchaft zu gewinnen, iſt erſt jetzt gelungen. Als vor 10 Jahren der Ma: mit Schafſer Szabo u. a. zum erſtenmal nach Deutſchland kam, war der Siegeszug dieſer Mannſchaft ein Ereignis, das heute noch unvergeſſen iſt. Die Träger dieſes Ruhmes ſind heute qualifizierte Lehrer in der gonzen Welt Schaffer weilt in Berlin, Szabo in Neunkirchen, Dori Kürſchner in Zürich, Winkler gleichfalls in Zürich, Konrad in München.„Hungaria“ ſteht in der diesjährigen Meiſterſchaft hinter FTC. und zwar deswegen, weil ihr Mittelſtürmer Kalmar durch Beinbruch ausge⸗ ſchieden iſt. Kalmar iſt die große Hoffnung der Ungarn geweſen und eine Größe von Format der Orth, Schaffer und Schloſſer. Die letzten Träger der MTek.⸗Elf 1919 in der Mannſchoft ſind fetzt Mandl und Hirzer, den bekannte Kritiker über jeden deutſchen Außenſtürmer ſtellen. Die bereits mitgeteilte Mannheimer Vertretung beſteht aus erpropten Kräften, die ſich beſtimmt ehrenvoll ſchlagen werden. Letzte Entſcheioͤung der Gruppe Main Fußballſportverein Frankfurt ſchlägt Union Nieder⸗ rad:3 Im Enſcheidungskampfſpiel um den dritten Platz der Gruppe Main ſchlug am Neujahrstag der Fußballſport⸗ verein Frankfurt im Stadion Union Niederrad mit 473(:1) Treffern. Dem von Loren z⸗Karlsruhe gut geleiteten Spiel wohnten 6000 Zuſchauer bei. Der Fuß ballſportverein kam zu einem verdienten Sieg, da ſeine Mannſchaft die größere Beſtändigkeit und Geſchloſſenheit aufwies. Union Niederrad ſtellte zwar wieder die alte, ſchnelle, tempera⸗ mentvolle und gefährliche Elf, ließ ſich aber zu früh aus dem Konzept bringen und fand ſich erſt im Endſpurt wie⸗ der zu einer geſchloſſenen Leiſtung zurück. * Red Stare— Olympique Paris in Eſſen geſchlagen. Die Weihnachtsreiſe des bekannten franzöſiſchen Club Red Stare⸗Olympigue Paris nach Weſtdeutſchland ging am Neujohrstag mit der Begegnung gegen Schwarz⸗Weiß Eſſen zu Ende. Die Franzoſen ſpielten recht aufopfernd, konnten aber nicht verhindern, daß Schwarz⸗Weiß ſchließ⸗ lich mit:0(:0) klarer Sieger blieb. * Elub Francaiſe ſiegt in Beuthen Der Pariſer Fußballmeiſter Club Francaiſe trug am Neujahrstag ein Freundſchaftsſpiel gegen den oberſchle⸗ mit:1(:0) Toren. Die Franzoſen führten ein techniſch recht anſprechendes Spiel vor, während die Einheimiſchen erſt nach Umſtellung in der zweiten Hälfte etwas beſſer durchkommen konnten. * Wenn Spieler gezogen werden Ein Urteil des Süddeutſchen Fußballverbandes Das Süddeutſche Verbandsgericht veröfentlicht in ſeinen amtlichen Bekanntmachungen folgendes, nicht unintereſſan⸗ tes Urteil:„Der FC. Alemannia Worms wird gem. § 66 DIle und§ 72 D B⸗Satz. in Verbindung mit 8 12 StrB. des SF. und OV. mit einer Geloſtrafe von 500 belegt. Der Spieler Georg Huber vom FC. Alemannia Worms, wird gemäߧ 72 D B⸗Satz. in Verbindung mit § 66 D lb auf 6 Monate disqualifiziert. Der Spieler Willy Datz, Vfg. Fürth, wird gemäߧ 72 Dey.⸗Satz. in Ver⸗ bindung mit§ 66 D IIb auf drei Monate disqualifiziert.“ Aus den Gründen: Es handelt ſich hier um einen Fall der Spielerziehung. Fälle dieſer Art ſind dem VG. bisher nur in ganz geringer Zahl zur Behandlung zugeleitet worden. Ohne hieraus Schlüſſe zu ziehen, ſah das VG. aus dieſer Erwägung von einer Disgqualiftzierung auch des Vereins für dieſen Fall noch ab. Die Toten des Jahres 1929 Sportliche Größen, die von uns gegangen ſind Das jetzt zu Ende gegangene Jahr hat ſchmerzliche Lücken hinterlaſſen, Lücken, die in vieler Beziehung ſchwer auszufüllen ſind. Obenan ſteht ein Name, der deut⸗ ſchem Fleiß und deutſchem Können Weltruf verſchaffte: Dr. Karl Benz aus Mannheim. Wenn Benz auch nicht als Sportmann im eigentlichen Sinne zu betrachten kſt, ſo hat er ſich als Schöpfer des deutſchen Kraftwagens einen Namen gemacht, der in der Geſchichte des Automobilis⸗ mus mit goldenen Lettern geſchrieben ſteht. Benz hatte das Glück, daß er im reifen Mannesalter von ſogenann⸗ ten„Erfinderſchickſalen“ verſchont geblieben iſt; denn er, der die Grundlagen für eine der bedeutendſten Indu⸗ ſtrien der Welt ſchuf, ſtarb als wohlhabender Mann im 85. Lebensjahr. Zwet andere Männer, die gleichfalls in aller Welt be⸗ kannt waren und die ebenfalls verdienen, an die Spitze öteſer Liſte geſetzt zu werden, ſind Freiherr von Hüne⸗ feld und der Segelflieger Ferdinand Schulz. Während der berühmte Ozeanflieger eines natürlichen Todes ſtarb— er wurde das Opfer einer ſchleichenden, heimtückiſchen Krankheit— kam Schulz, der oſtpreußiſche Volksſchullehrer, der eine Kette von Weltrekorden auf⸗ ſtellte, zuſammen mit ſeinem Begleiter Bruno Kaiſer bei einem Schauflug in Weſtpreußen ums Leben. Aber bleiben wir zuerſt beim Automobilſport, dem Schnelligkeitsteufel, ſei es bei Rennen oder Rekordjagden, haben ſo bekannte Fahrer wie die Amerikaner Lee Bible und Ray Teech, der Belgier Chalier und der ſchle⸗ ſiſche Gutsbeſitzer von Wenzel⸗Mofau, der beim Sten⸗ daler Kilometerrennen verunglückte, ihren Tribut zahlen müſſen.— Ebenfalls in der Ausführung ihres Sport⸗ berufs kamen die Motorradfahrer Meſſerſchmidt (Stuttgart), Baar(Holland), Aſhby(England), Harms und Springer(Hamburg) tödlich zu Fall. Sehr umfangreich iſt die Todesliſte im Pferbeſport. Tragiſches Ende nahmen die Stürze von Qu aſt in Karlshorſt und Trumpfheller in Strausberg. Beide, noch blutjung, hauchten ihr Leben auf der Stelle aus, während Jockey A. Stolpe zwar nicht gleich, aber an den Folgen ſeines Kölner Sturzes verſchied. Otto Müller, der lange Zeit für den Stall Seidlitz⸗Sand⸗ reeki mit gutem Erfolge tätig war, wurde beim Morgen⸗ training in Karlshorſt vom Herzſchlag getroffen. Das⸗ ſelbe Schickſal ereilte in München⸗Riem auch den Trainer Machan. So bedeutende Perſönlichkeiten des Turfs wie Edwin Graf Henkel von Donners mark, Graf Hallwyl, der älteſte amtierende Richter der Renn⸗ behörde, Graf F, C. Hohenau, ein bekannter Tur⸗ nierreiter, Geſtütsbeſitzer Kaupper und die Trainer Denman, Hollt und Richard Waugh, der lange Zeit die Geſchicke des Stalles Graditz leitete, ſtarben eines natürlichen Todes. Auch der Engländer Tom Busby, der in den achtziger und neunziger Jahren fünfmal das Deutſche Derby gewann, weilt nicht mehr unter den Lebenden. Der alte Tom, der bis zu ſeinem Lebensende zu dem ſtändigen Beſucherkreis von Hoppengarten ge⸗ hörte, erreichte das bibliſche Alter von 78 Jahren. Der Radreunſport iſt in dieſem Jahre von Todes⸗ ſtürzen im eigentlichen Sinne verſchont geblieben. Der Berliner Amateur⸗Straßenfahrer Hans Thumbach verſchted an den Folgen einer Operation und der be⸗ kannte Schrittmacher Jun ggeburth, der zuletzt für Krewer tätig war, wurde das Opfer eines Automobil⸗ unfalles. Paul Mu lack, der Mitte der neunziger Jahre mit Heimann das beſte deutſche Tandempaar bildete, Richard Gottſchalk, der Bundesmeiſter von 1914 und der Engländer Shortland, ſtarben eines natürlichen Todes. Wenig an die Oeffentlichkeit gedrungen iſt der Todes⸗ ſturz des belgiſchen Schrittmachers Gaetofs in Amerika und das Ableben des ehemaligen ſüddeutſchen Fliegers Eſchenbrenner, der beim Training auf der Partſer Prinzen⸗Parkbahn ſo unglücklich zu Fall kam, daß er einen Schädelbruch erlitt, der zu ſeinem vorzeitigen Ende führte. Der Vollſtändigkeit halber ſeien auch die ehema⸗ ligen Rabrennveranſtalter Lichtenſtein(Berlin) und Viktor Petri(Holland) genannt. Der deutſche Boxſport beklagt das Ableben von Vongehr, ber zwar nie in der vorderſten Reihe geſtanden, aber zeitweiſe gute An⸗ ſätze zeigte. Vongehr war das erſte Opfer, das ſich Schme⸗ ling auserkor, als er ſich dem Management von Bülow anvertraute. Der Königsberger war erſt 28 Jahre alt, als er von dieſem Erdendaſein abberufen wurde. Eines ſel⸗ tenen Todes ſtarb der Italiener Perazzio, der im Kampfe mit dem Spanier Ros entſeelt auf den Boden ſank. In Tex Rickard iſt ein Mann vom Schauplatz abgetreten, der wie kein anderer Unternehmer grenzen⸗ loſen Wagmut aufbrachte und große Summen Geldes verdiente, aber auch ebenſo große Summen ausgab. Ein Verluſt für den italieniſchen Boxſport war das Ableben des bekannten Veranſtalters Carpeyna, der wegen zerrütteter finanzieller Verhältniſſe ſelbſt Hand an ſich legte. Englands Fliegengewichtsmeiſter Johnny Hill wurde wenige Tage vor ſeinem Weltmeiſterſchaftskampf mit dem Amerikaner Genaro von einer Lungenentzün⸗ dung dahingerafft. Einer der ganz Großen iſt im Fuß ballſport dahin⸗ gegangen, Georg P. Blaſchke, deſſen Stärke in der Verwaltung lag, war der geborene Organiſator und hat als ſolcher große Verdienſte am in⸗ neren Aufbau des deutſchen Fußballſports. Er ſtarb im Alter von 52 Jahren in Kiel, wo ſein erfolgreiches Wir⸗ ken als geſchäftsführendes Vorſtandsmitglied des Doi B. begann.— In L. G. Huber beklagt auch der Turnkreis Brandenburg den Heimgang feines verdienſtvollen Ge⸗ ſchäftsführers. In der Leichtathletik ſind der Stettiner Mittelſtrecken⸗ läufer Horn, der ſüddeutſche Langſtreckenläufer Wal z (Landau); und der Hochſchulmeiſter im Diskuswurf Riedel(Hannover) von uns gegangen, während der Frauenſport in der Turnierreiterin Frau Lilo Hage⸗ dorn und in der Leichtathletik Marie Amthor, die vor zwei Jahren den deutſchen Rekord im Hochſprung hielt, zwei wertvolle Stützen verloren. Noch kurz vor Jahresſchluß hat der Tod Deutſchlands begabteſten Tennisſpieler Hans Moldenhauer er⸗ eilt. Den furchtbaren Verletzungen eines Automobil- unſalls erlag der blonde Berliner am letzten Sonntag des Jahres. Mit ihm ſegnete der Motorenbauer Dr. Ing. h. c. Wilhelm Maybach im Alter von 84 Jahren das Zeitliche. ſiſchen Altmeiſter Beuthen 09 aus und ſiegte verdient. Boxers Abſchied Heinrich Jakob⸗BfK. überſiedelt nach Hamm Mit dem Ablauf des alten Johres hat der Verein füs Körperpflege von 1886 einen ſchweren Verluſt zu beklagen. Er verliert eines ſeiner treueſten Mitglieder und einen Boxer von ganz hervorragendem Können, einen fairen Sportsmann und einen im Ring gern geſehenen Kämpfer, der als der weitaus techniſch Beſte im weiten Rund galt: Heinrich Jakob Jakob, in Seckenheſm zu Hauſe, 8 mete ſich ſchon in frühen Jahren dem Borſport und wurde im Laufe der Zeit im Vf. 86 ein meiſtethofter Beherrſcher dieſer edlen Kunſt der Selbſtverteidigung. Er eilte von Meiſterſchaft zu Meiſterſchaft. Selten fand man einen ſympathiſcheren Kämpfer im Ring und immer waren 0 Anhänger des i zahlreich erſchienen, wenn Jako uf dem Programm ſtand. 5 5 1 kürzlich ſeine Prüfung hervorragend gut beſtand, hot mit dem Beginn des neuen Jahres eine Stel⸗ lung als Ingenieur in Hamm(Weſtfalen) übern amen, welcher Umſtand ihn leider zwingt, ſeinen lieben IK. für den er immer zur Stelle war, wenn es galt, das Vereir wohl zu heben, zu verlaſſen. In der Reufſahrsnacht, 502 Uhr morgens, trat er die Reiſe in ſeine neue Heimat an. Natürlich ließen es ſich ſeine Vexeinskomeraden nicht nehmen, ihm den Abſchied zu erleichtern. Ein dichtes Ge⸗ dränge herrſchte deshalb kurz vor Zugabgang auf dem Bahnſteig, wo neben den näheren Angehörigen Jakobs feine zahlreichen Sportfreunde ihm ein letztes gutes Wort 2 8 9 Händedrücken noch, eine kleine Anſprache durch Willi Albrecht, dann werden die Türen geſchleſſen, der Zug ſetzt ſich in Bewegung und ein donnerndes drei⸗ faches„Box heil“ ſchallt durch die ſtille Nacht. Ein letztes Hüte⸗ und Tücherſchwenken, der Zug in der Ferne ver⸗ ſchwunden. 1 1 1 Folds wird ſich droußen als Menſch ſo gut wie in der Heimat als Sportler durchſetzen, wozu ihn die beſten Wün⸗ ſche ſeiner Sportfreunde begleiten. sch. 22 *. Südweſtdeutſchland der Amateurboxer abgeſagt Die im November vergangenen Jahres angeſetzte Vor⸗ runde des Pokalkampfes Südweſtdeutſchland— Bayern der Amateurboxer wurde infolge techniſcher Schwierigkeiten auf Mitte Januar verlegt. Mit Rückſich auf die bevorſtehenden Meiſterſchaftskämpfe hat nun der Vorſtand des Süsweſt⸗ deutſchen Amateurboxverbandes in ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen, auf den Kampf zu verzichten, ſodaß Bayern kampflos in die Zwiſchenrunde kommt. 1. Bezirkstag der Amateurboxer Der Bezirk Baden⸗Pfalz⸗Saar des Süddweſtdeutſchen Amateur⸗Boxverbandes hält ſeinen diesjährigen ordent⸗ lichen Bezirkstag am Sonntag, 19. Januar in Singen a. H. ab. Tags zuvor gelangen, wie bereits gemeldet, die Ent⸗ ſcheidungen der Bezirksmeiſterſchaft zur Durchführung. * Bayern Hein Müller gegen Otto von Porath Der deutſche Exmeiſter im Halbſchwergewicht Hein Müller wird nach ſeinem Sieg gegen den Canadier Elzear Ribux in den nächſten Tagen die Rückreiſe nach Deutſchland antreten. Doch wird der Aufenthalt des Kölners von nicht allzu langer Dauer ſein, da er bereits einen Vertrag be⸗ ſitzt, im Februar mit Otto von Porath zu boxen. Damit hat man auch Hein Müller eine Chancce gegeben, im Falle eines Sieges über den Norweger in den Kampf um die Weltmeiſterſchaft einzugreifen. Winterſport L. T. C. Prag i gewinnt den Spengler⸗Pokal Berlin ſchlägt Oxford Kanadiaus Das Entſcheidungsſpiel um den Spengler⸗Pokal zwiſchen dem STC. Prag und dem Eishockeyklub Davos hatte die geſamte Davoſer Sportgemeinde nach der Eisbahn gelockt. als Sieger hervor. Malecek eröfnete den Torreigen mit einem Weitſchuß und konnte gleich darauf im Nachſchuß das Ergebnis auf:0 ſtellen. Die Davoſer kamen nie richtig zur Geltung, da ihr gefährlichſter Stürmer Torianny ſtän⸗ dig von zwei Pragern abgedeckt wurde. Kurz vor dem Ende des erſten Spieldrittels konnte Meng eine Vorlage von Kraatz zum dritten Treffer verwandeln und vom An⸗ ſtoß weg gelang Davos der erſte Gegentreffer. Im zweiten Abſchnitt lag Davos zunächſt im Angriff, aber nur einmal fand die Scheibe den Weg ins gegneriſche Tor. Trotz aller Anſtrengungen der Schweizer gelang es ihnen jedoch nicht, im letzten Drittel die ſtark verteidigenden Prager zu be⸗ zwingen. Im Kampf um den dritten Platz konnte der Berliner Schlittſchuhklub die Orford Canadians nach Verlängerung (in fünf Spielabſchnitten) mit 211 ſchlagen. 5* Toronto Canadians ſiegen 17:0 Die kanadiſche Eishockeymannſchaft aus Toronto trug am Montag auf der Münchener Eiskunſtbahn das Rückſpiel gegen den SC. Rieſſerſee aus. Schon lange vor Beginn mußte der Platz polizeilich geſperrt werden; ſo groß war der Andrang des Publikums. 0 Die Kanadier waren um ganze Klaſſen beſſer und ſiegten, obwohl ſich der bayeriſche Eismeiſter wehrte, ſo gut es ging, wie ſie wollten. Mit dem zweiſtelligen Ergebnis von 170 (:6,:0,:). Beſonders im letzten Drittel beherrſchte Kanada ſouverän das Feld. Das Torergebnis des Rück⸗ ſpiels fiel denn auch über doppelt ſo hoch aus als am Vortage. * Eishockey Canada Schweden Weltmeiſter gegen Europameiſter in Berlin Am Donnerstag und Freitag dieſer Woche gelangen im Berliner Sportpalaſt die bedeutendſten Eishockey⸗ wettſpiele der bisherigen Saiſon zur Austragung. Schwe⸗ dens Nationalmannſchaft, die 1928 in St. Moritz bei der Weltmeiſterſchaft den zweiten Rang hinter Canada ein⸗ nahm, ſtellt ſich der Toronto⸗Maunſchaft in Berlin zum Kampf, da die Witterungsverhältniſſe in Stockholm zu un⸗ Kampfeinheit in Europa verfügen, der diesmaligen Welt⸗ meiſterſchaft in Chamonix, wie ſchon im Vorfahre in Pit dapeſt, der Europameiſterſchaft aber fernbleiben, wird der Berliner Sportgemeinde alſo unvermutet Gelegenheit ge⸗ geben, der eigentlichen Weltmeiſterſchafts⸗Entſcheidung bei⸗ zuwohnen. Der Schwediſche Verband hat ſeine Spieler⸗ auswahl wie folgt getroffen: Tor: Sucksdorf(Göta); Ver⸗ teidiger: Abramſſon(Södertälje), Lindgren(Djurgarden); Angriff: Petterſſon(Södertälje), G. Johauſſon(Göta), Burman(Göta); Auswechſlungsſpieler: Linde(Karlberg⸗ Boldelubben), Rundkviſt(Göta). Bis auf Burman und Rundkviſt alles bekannte Namen. Dieſe beiden Spieler, be⸗ ſonders aber Burman, ſind die hefähigſten und beſten Stürmer, über die Schweden gegenwärtig verfügt. Rugby ⸗Länderkampf Frankreich⸗ Schollen Die Franzoſen ſiegen mit 773 Punkten Der Rugbyländerkampf Frankreich Schottland am Neujahrstag in Paris endete mit dem überraſchenden Siege der franzöſiſchen Mannſchaft mit 778 Punkten, nachdem das harte, jederzeit im Rahmen des Erlaubten bleibende Spiel bei der Pauſe noch unentſchteden:9 geſtanden hatte. Jede Partei war gezwungen, eine Spielhälfte mit 14 Mann zu ſpielen, da vor der Halbzeit Schottland und nach dem Wechſel Frankreich einen Mann durch Verletzung verlor. Maganvyn ſtellte durch einen Sprungtreffer den Sieg für derkämpfen hat Schottland 10, Frankreich dagegen nur 5 gewonnen. Aus dem Treffen gingen die Prager mit 32(31, 01,:0) günſtig ſind. Da die Schweden nach wie vor über die ſtärkſte Frankreich ſicher. Von den bisher ſtattgefundenen 158 Län⸗. i Bezugs monatli durch di 10 Pfg. ſtraße 19 W Opp Beila Donner Hof Drah Wie ſcheint e einer E zu ſein, lich der Regierut Alls bet Schwiert Nuat's degierun eben. der deut ticht vor eſehen daß die ausdrü Sankti zer deff lerding in Berlit Hrtlaſtur er Arbe chein, ale gunkte k ſielmehr Fir tſch igen w 1 8 wi zie zu er er Haag die deut ſtandpun u leiſten ſtonatsan keichsl lachen, i orden. ändigenk 28 folgen trum, fü 4 beſtim 5 Drah Die 1 Korre ite 1 khandlu abei soll udelt Ha t,„aum tellt un ung der r Kom orden“ 0 igeſchützt hrung d enationa