„ mit wohn. kath., ünſcht erkehr ädchen *649 unt. Beſchſt. eding. 8 all f velcher Taſche geſteckt u, die⸗ Fund⸗ *638 N e! Roſen⸗ Neu⸗ geben dbü ro. I 1 I eke! a n n“ n geg. 643 „II. — ̃² 6 1 Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM. 2 durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..—, Einzelverkaufspreis 50, 10 Pfg.— Abholſtellen: Waldhofſtraße 6, Schwetzinger⸗ ſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 18, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, — Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. W Oppauerſtraße 8. Beilagen: Montag: Sport der N. M. Z./ Dienstag wechſelnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film/ Mittwoch wechselnd: Die fruchtbare Scholle Donnerslag wechselnd: Mannheimer Frauenzeitung Für unſere Jugend/ Freitag: Winterſport und Erholung. Mannheimer Vereinszeitung/ Samstag: Aus Zeit und Leben Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 24951 Poſtſcheck⸗Kontvo Nummer 17590 Karlsruhe.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim eue Mannheimer Seitun Mannheimer General-Anzeiger Auzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 2mm breite Colonel⸗ zeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile.— Für im Voraus zu bezahlende Familten⸗ und Gelegenheits⸗ Anzeigen be⸗ ſondere Sätze.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim, Steuer, Geſetz und Recht Mannheimer Muſikzeitung Mittag⸗Ausgabe * Freitag, 3. Januar 1930 141. Jahrgang— Nt. 3 Unerwartet fit ker zuftrom zur Haager Konferenz Es fehlt an Quartieren für die Preſſeleute Heute beginnen die Veratungen wischen Furcht und Drohungen Pariſer Angſt vor Dr. Schacht Ein Stimmungsbild [Drahtung unſ. eigenen Vertreters) den Haag, 3. Jan. Winter in Haag. Durch die Straßen fegt der Sturm. Es iſt ein unwirtlicher Aufenthalt. Der zweiten Haager Konferenz wird der Wettergott wohl nicht ſo günſtig ſein wie der erſten. Der Zu⸗ ſtrom von Journaliſten iſt viel größer geworden als vorauszuſehen war. Aus Oſteuropa, namentlich Bulgarien, Ingoſlawien und insbeſondere Ungarn, ſind zahlreiche Vertreter großer und kleinerer Zei⸗ tungen in Haag erſchienen. Wo ſie untergebracht werden ſollen, darum kümmert ſich niemand. Die Hotels im Zentrum der Stadt ſind bis zum letzten Stockwerk gefüllt mit Delegierten, Sachverſtän⸗ digen und den wenigen glücklichen Journaliſten, die einige Tage vor dem Beginn der Konferenz ſich ſelbſt ihr Quartier gemacht hatten. Das Preſſe⸗ bürbo, deſſen Aufgabe es iſt, die Unterbringung der Zeitungsleute zu ſichern, erklärte ſich vom erſten Tage an außerſtande, dieſe Aufgabe zu erfüllen. In Scheveningen iſt der Aufenthalt unmöglich, weil alle Hotels während der Winterzeit ihre Fenſter mit Brettern vernagelt haben. Der Zuſtrom von Journaliſten hat jedenfalls zahlreichen kleinen Hotels in der holländiſchen Reſidenzſtadt einen un⸗ erwartet großen Beſuch verſchafft. In den Nachmittagsſtunden beſuchten die bereits eingetroffenen Journaliſten den Saal, in dem die Haager Schlußkonferenz feierlich eröffnet werden ſoll. Es iſt der Sitzungsſaal ber zweiten hollän⸗ diſchen Kammer, ein würdiger Raum im Stile Lud⸗ wigs XV., die Tiſche und Stühle mit dunkelgrünem Tuch bedeckt. Die Anordnung der Staatenvertreter iſt nach der Reihenfolge des franzöſiſchen Alphabets erfolgt. Daraus ergab ſich, daß Deutſchland neben Belgien und gegenüber Bulgarien ſeinen Platz erhalten hat. Die Vertreter Englands nehmen in der Mitte der hufeiſenförmigen Tafel gewiſſermaßen den Vor⸗ ſitz ein. In dem Raum iſt für die Unterbringung der Preſſevertreter nicht hinreichend geſorgt. Es iſt ſehr zweifelhaft, ob fämtliche Journaliſten über⸗ haupt zur Eröffnungsſitzung Platz finden werden. Das Zentrum für Schacht (Drahtbericht unſ. Berliner Büros) Berlin, 3. Jan. In einer der Haager Konferenz gewidmeten Be⸗ trachtung bedauert die„Germania“, daß Deutſch⸗ lands erſter Mpungplanſachverſtändiger Dr. Schacht „aus Gründen, die wir hier heute nicht unterſuchen wollen“, nicht als Delegierter an der Konferenz teilnimmt und verweiſt beſorgt auf das Frohlocken, das man über dieſes Fernbleiben in der franzöſi⸗ ſchen Preſſe anſtimmt.„Es gibt Augenblicke“, heißt es in dem Zentrumsorgan mit deutlicher Spitze gegen das Kabinett dann weiter,„in denen Formalitäten und Empfindlichkeiten hinter dem Ernſt der Entſcheidungen zurücktreten ſollten, und wir möchten nur wünſchen, daß von der Mög⸗ lichkeit, Schacht wenigſtens als Sachverſtändiger tatkräftig mitarbeiten zu laſſen, ausgiebig Gebrauch gemacht wird. Es iſt gewiß, daß im Zuſammenhang mit der Mobtliſierungsfrage auch die deutſche Kapi⸗ tal⸗ und Währungslage zur Diskuſſion geſtellt wird und hier können Richtigſtellungen und ſchnelle Ent⸗ ſchlüſſe notwendig werden. Eine ſpätere öffentliche Oppoſition des Reichsbankpräſidenten gegen Be⸗ ſchlüſſe, die gegen ſeine Empfehlungen gefaßt worden wären, würde jedenfalls für die deutſche Kredit⸗ fähigkeit und für den Reichstagskampf um die Vounggeſetze alles andere als erwünſcht ſein.“ Intereſſante Informationen (Drahtung unſ. eigenen Vertreters) V den Haag, 3. Jan. Faſt zwei Monate ſpäter, als Ende Auguſt von den in Haag verſammelten Staatsmännern erwartet wurde, tritt die Schlußkonferenz zuſammen. Dieſe Verzögerung iſt hauptſächlich durch die ſchwers fran ⸗ (Drahtung unſ. Pariſer Vertreters) Paris, 3. Jan. Als der Reichsbankpräſident Dr. Schacht vor einigen Wochen die Welt mit ſeinem Memorandum überraſchte, hieß es in Paris ſofort, er werde mit ſeiner Denkſchrift die größten Schwierigkeiten be⸗ reiten. Zwar fand er inſofern uneingeſchränkte Zu⸗ ſtimmung in Paris, als er die Finanzpolitik der Regierung kritiſterte, aber ſeine Ausführungen über die auf der erſten Haager Konferenz vorgenommene „Verfälſchung“ des von den Sachverſtändigen aufgeſtellten Zahlungsſtatuts wurden entrüſtet zu⸗ rückgewieſen und trugen ihm den Vorwurf ein, er wolle die ganze Reparationslöſung ſabotieren. Da⸗ her wurde die Nachricht, der Reichs bankpräſident werde nicht der deutſchen Delegation für die zweite Haager Konferenz angehören, hier mit großer Be⸗ friedigung verzeichnet. Man erblickt darin einen Be⸗ weis, daß die Reichsregierung die von ihm ein⸗ genommene Haltung mißbillige und entſchloſſen ſei, die Politik Streſemanns fortzuſetzen. Um jedoch beim franzöſiſchen Leſerpublikum von vornherein den Eindruck zu erwecken, daß alle eventuell im Haag auftretenden Schwierigkeiten ausſchließlich von deut⸗ ſcher Seite kommen würden, kündigt heute der „Petit Pariſien“ an, Dr. Schacht werde vielleicht von weitem noch mehr auf den Gang der Konferenz einwirken, als wenn er ſelbſt nach dem Haag gefahren wäre. Uebrigens ſei er im Schoße der Delegation durch den Vizedirektor der Reichsbank vertreten und habe ſomit alle Möglichkeiten, die Argumente ſeiner Denkſchrift im Haag wirkſam zur Geltung zu brin⸗ gen.„Petit Pariſien“ verſichert fedoch, daß für den Fall, daß Deutſchland gemäß dem Willen Dr. Schachts gegen die ſeit Errichtung des Poungplanes getroffe⸗ nen zuſätzlichen Abmachungen, gegen gewiſſe im Ver⸗ ſailler Vertrag enthaltene Ueberleitungsbeſtimmun⸗ gen oder in der Sanktionsfrage Schwierig⸗ keiten erheben wollte, ſämtliche alliierten Gläubiger entſchloſſen ſeien, energiſch gegen Deutſchland aufzutreten. Briand und Tardieu ſeien vor allem entſchloſſen, nötigen⸗ falls ein unwiderrufliches Nein auszuſpre⸗ chen. Der Erfolg der Konferenz könne nur geſichert werden, wenn man gegenüber Deutſchland und ſeine ehemaligen Verbündeten feſt auftrete. Jede andere Haltung würde die Situation, die ſchon genügend kompliziert ſei, noch mehr verwirren. Nach der Meinung des„Journal“ iſt den Deut⸗ ſchen mit dem Schacht⸗ Memorandum der Schuß zu früh losgegangen. Damit habe der Reichsbankpräſi⸗ dent den Gläubigerſtaaten einen guten Dienſt er⸗ wieſen, denn ſie hätten dadurch die Möglichkeit ge⸗ habt, die Gefahr zu umgehen.„Wenn man auf Dr. Schacht gehört hätte“, ſchreibt„Le Journal“,„ſo hätte man die ganze Reparationslöſung revidieren müſſen. Dank der Warnung Dr. Schachts konnte der Stoß pariert werden. Die Deutſchen wurden direkt davon in Kenntnis geſetzt, daß man ganz ein⸗ fach zum Dawesplan zurückkehren müſſe, wenn ſie ſich auf den von Dr. Schacht angegebenen Weg be⸗ geben hätten. Dr. Schacht wurde eingeladen, in Berlin zu bleiben. Das will zwar nicht beſagen, daß die Deutſchen nicht noch Schikane machen werden, aber ſie ſind doch am meiſten intereſſiert an einer unverzüglichen Ingangſetzung des Ppungplanes und an der Räumung des Rheinlandes.“ zöſiſche Regierungskriſe und die erbitterten Vorſtöße der rechtsſtehenden Parlamentsparteien verurſacht worden. Briands Hoffnung, noch vor Jahresende die Fertigſtellung der Schlußakte und aller die In⸗ kraftſetzung des Voungplans betreffenden Fragen zu erledigen, konnte ſich nicht erfüllen. Umſo zuver⸗ ſichtlicher iſt aber der franzöſiſche Außen⸗ miniſter nach dem Abſchluß der außenpolitiſchen Debatte in Kammer und Senat.„Ich bin beauf⸗ tragt, den Noungplan als lebendige Ein⸗ heit heimzubringen“, ſagte er vor ſeiner Ab⸗ reiſe den ihm naheſtehenden Preſſevertretern. Er fügte hinzu, daß die ganze franzöſiſche Regierung in dieſem Punkte ſolidariſch ſei. Dieſe unverkenn⸗ bare Zuverſicht des franzöſiſchen Außenminiſters ſollte aber nicht darüber hinwegtäuſchen, daß die zweite Haager Könferenz eine Reihe für Deutſchland lebenswichtiger Fragen zu löſen hat. Franzöſiſche Sachverſtändige, die heute nachmittag in Begleitung des Miniſterpräſidenten Tardieu, des Außenminiſters Briand, des Finanzminiſters Chéeron und des Arbeits⸗ miniſters Loucheur eintrafen, ſprachen die Anſicht aus, daß das Schachtſche Memorandum ſeine Rück⸗ wirkungen auf den Gang der Haager Schlußkon⸗ ferenz ohne jeden Zweifel ausüben werde. Die deutſche Delegation werde die Ratſchläge des Reichs⸗ bankpräſidenten nicht außer Acht laſſen können. Zu⸗ dem ſei mit der Verufung Dr. Sthachts nach dem Haag zu rechnen und zwar in dem Augenblick, wo das Organiſations⸗ komitee der Bank für internationalen Zahlungs⸗ ausgleich hier zuſammentreten werde. Die Fertig⸗ ſtellung des Bankſtatuts bildet nach Anſicht der franzöſiſchen Sachverſtändigen das Kernſtück der Haager Schlußkonferenz, obgleich es ſehr wahrſchein⸗ lich iſt, daß ſich die Hauptdelegierten mit der end⸗ gültigen Regelung der Bankfragen nicht befaſſen werden. Der Truſt(Treuhandvertrag), das Bank⸗ kapital, die finanztechniſche Verbindung der deut⸗ ſchen Reparationszahlungen mit der interalltierten Schuldenregelung werden gleich zu Beginn der Konferenz in den Mittelpunkt der Debatte gerückt werden. Es muß auch eine nähere Beſtimmung über das deutſche Zahlungsmittel, das der Bank überwieſen werden ſoll, getroffen werden. Auf fran⸗ zöſiſcher Seite wünſcht man, daß eine unveränder⸗ liche Relation zwiſchen der deutſchen Reichsmark und ihrem gewichtsmäßigen Goldwert geſchaffen werde. Ferner iſt von großer Wichtigkeit, daß an dem Be⸗ richt des Eiſenbahnkomitees kein Gläubigerſachver⸗ ſtändiger mitgearbetet hat. Merkwürdigerweiſe ſind es die franzöſiſchen Sachverſtändigen, die da⸗ rauf aufmerkſam machen, daß engliſche Finanzexperten Einſpruch gegen verſchiedene Beſtimmungen, die Reichsbahn betreffend, erhoben haben. Insbeſondere wäre zu erwarten, daß engliſcher⸗ ſeits Kontrollwünſche, die Reichsbahn be⸗ treffend, zum Ausdruck kommen werden. In der Sanktionsfrage zeigen die franzöſiſchen Dele⸗ gierten eine ſehr große Zurückhaltung. Sie geben zu, daß in Paris bereits eine Formel gefunden wor⸗ den ſei, in der der Ausdruck„Sanktionen“ nicht mehr zur Anwendung gelangt. Dieſe Formel, ſo erklären ſie, ſei geeignet, ſowohl in Deutſchland als auch in Frankreich Befriedigung zu erwecken. In Haag werden die Juriſten den endgültigen Text feſt⸗ i ſtellen. Außer der franzöſiſchen Delegation iſt auch die belgiſche unter Führung der Miniſter Jaſpar und Hymans hier eingetroffen. Es befinden ſich bereits die Rumänen, ein Teil der tſchecho⸗ ſlowakiſchen Abordnung und einige eng⸗ liſche Sachverſtändige in Haag. Für morgen vor⸗ mittag zehn Uhr erwartet man die deutſche Dele⸗ gation. Gegen Mittag werden die Engländer hier eintreffen. i i Von beſonderem Intereſſe erſcheint die Rede des Vorſitzenden der Amſter⸗ damer Handelskammer, Heldring, der in Genf als Sachverſtändiger der Niederlande in Finanz⸗ Wirtſchaftsfragen wirkt. Heldring ſprach die Er⸗ wartung aus, daß die Haager Schlußkonferenz innerhalb zwei Wochen ihre Arbeit zu einem poſitiven Ergebnis führen werde. Dieſen Eindruck habe er, Heldring, aus ſeinen Geſprächen mit maß⸗ gebenden internationalen Perſönlichkeiten ge⸗ wonnen. Es ſei jedoch bedauerlich, daß es zu dem in Genf angeregten Vollwaffenſtillſtand nicht komme, denn der Widerſtand in Oſt⸗ europa gegen dieſen Plan ſei ebenſo ſtark wie in franzöſiſchen und deutſchen Kreiſen. Im Amſterdamer„Telegraaf“ veröffentlicht der franzöſiſche Senator Henri de Jouvenel einen Artikel, in dem er ausdrücklich darauf hinweiſt, daß die franzöſiſche Regierung die Räumung der dritten Zone nicht von der Kommerzialiſierung der deut⸗ ſchen Jahresleiſtungen abhängig machen wolle. Deutſchland könne für das Gelingen, bezw. für das Nichtgelingen der Finanzoperation auf keinen Fall verantwortlich gemacht werden. Englische Zuverſicht (Drahtung unſ. Londoner Vertreters) 8 London, 3. Jan. Die engliſchen Delegierten ſind in zuverſichtlicher Stimmung nach dem Haag abgefahren. Snowden äußerte kurz vor der Abreiſe, es ſei diesmal alles ſo gut vorbereitet, daß es kaum zu bedeutenden Schwierigkeiten kommen könne. In gleichem Sinne äußert ſich auch die Preſſe. Man iſt allerdings hin⸗ ſichtlich der Dauer der Konferenz etwas vorſichtiger geworden und rechnet jetzt damit, daß auch nach der Abreiſe der führenden Miniſter zur Ratstagung bzw. zur Londoner Seekonferenz die Haager Bera⸗ tungen bis gegen Ende des Monats weitergehen werden. Die Tatſache, daß das Londoner Außen⸗ amt nur durch einen einzigen Beamten im Haag vertreten iſt, während alle anderen Mitglieder der engliſchen Delegation dem Schatzamt und dem Han⸗ delsminiſterium angehören, gilt als Anzeichen, daß im Haag keine politiſchen Verhand⸗ lungen geführt werden ſollen. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die Abweſenheit des engli⸗ ſchen Außenminiſters eine kleine Demonſtration in dem Sinne iſt, daß man die Wiedererörterung diplo⸗ matiſch⸗politiſcher Fragen, wie die der ſogenannten Sanktionen, verhindern will. Andererſeits iſt man ſich in London darſtber klar, daß die Verhandlungen über die Finanzprobleme noch ſchwere Kämpfe mit ſich bringen können. Es gilt hier als ſtcher, daß die belgiſche Regierung die Frage des Sitzes der Internationalen Bank nochmals auf die Tagesordnung bringen wird. Belgien hat offenbar ſeinen Anſpruch, daß das Inſtitut nach Brüſſel gelegt werden ſoll, noch nicht aufgegeben. Kommt es noch einmal zur Er⸗ örterung des belgiſchen Antrages, ſo wäre damit zu rechnen, daß auch die engliſchen Anſprüche wieder geltend gemacht werden. Unterrichtete Kreiſe neh⸗ men jedoch an, daß der Beſchluß des Organiſations⸗ komitees, die Bank nach Baſel zu legen, ſich ſchließ⸗ lich durchſetzen wird. Unter den anderen finanziellen Problemen der Konferenz hält man die der nicht⸗ deutſchen Reparationen für die ſchwierigſten und verwickelten. Hierüber ſind in der engliſchen Preſſe noch wenig poſitive Aeußerungen zu leſen. Das Uebereinkommen zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten über die direkten deutſchen Zahlungen iſt ohne Be⸗ geiſterung, aber auch ohne beſonderen Widerſpruch aufgenommen worden. Die„Times“ beſchränken ſich heute auf die Aeußerung, das deutſch⸗amerika⸗ niſche Abkommen könne nicht ohne Wirkung auf die Geſtaltung des Youngplanes bleiben. Es ſeien naturgemäß gewiſſe Aenderungen an den feſtgeſetz⸗ ten jährlichen Zahlungen an die Internationale Bank notwendig. Im ganzen ſchließt ſich das Blatt der von ihm zitierten Pariſer Auffaſſung an, daß die deutſch⸗amerikaniſchen Abmachungen zur Feſtl⸗ gung des Poungſyſtems beitragen werden. 2. Seite. Nr. 3 Nene Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 3. Januar 1930 Von anderer Seite wird jedoch weniger freund⸗ lich über die deutſch⸗amerikaniſchen Separatverhand“ lungen geſchrieben. Die„Financial News“ bedauern, daß„die Regierung der Vereinigten Staa⸗ ten wieder einmal die Gelegenheit ergriffen hat, ihre Entſchloſſenheit zu zeigen, dem Voungplan, fernzubleiben. Es war durchaus nicht notwendig, auf der direkten Zahlung der deutſchen Annuitäten an Amerika unter Umgehung der Internationalen Bank zu beſtehen. Aber die amerikaniſche Regierung wollte offenbar für innerpolitiſche Zwecke wieder Einmal zeigen, daß ſie ſich nach wie vor von den Luropäiſchen Angelegenheiten fernhält.“ Letzter Miniſterrat in Verlin [(Drahtbericht unſeres Berliner Büros) Berlin, 3. Jan. Die Mitglieder des Reichskabinetts, die für den Haag delegiert ſind, hatten geſtern noch eine ein⸗ gehende Beſprechung mit ihren in Berlin zurück⸗ bleibenden Miniſterkollegen. Die Sitzung, die durch die Mittagspauſe unterbrochen wurde, zog? ſich bis in den Abend hin. Nachdem Dr. Moldenhauer über den Nachtragsetat des laufenden Rechnungs⸗ jahres und über den Haushaltsplan für 1930 einen Ueberblick gegeben hatte, wurden nochmals die Haa⸗ ger Streitfragen behandelt. Die Erörterung er⸗ ſtreckte ſich insbeſondere auf die inzwiſchen in Paris abgeſchloſſenen Vorverhandlungen über das Sank⸗ tion sproblem. Ein Teil der Delegation hat ſchon mit dem Büroperſonal geſtern vormittag Ber⸗ lin verlaſſen. Die Miniſter Curtius, Mol den⸗ hauer, Schmidt und Wirth, die abends um Halb 10 Uhr die Fahrt nach dem Haag antraten, tref⸗ fen bort heute vormittag ein. Die Gtatsfragen ſind in der geſtrigen Ka⸗ binettsſitzung ſoweit gefördert worden, daß während der Dauer der Konferenz die erforderlichen Arbei⸗ ten im Reichsfinanzminiſterium weiter geführt wer⸗ den können. Die Etatsberatungen ſollen unmittel⸗ bar nach der Wiedereröffnung des Reichstages in Augriff genommen werden. Man hofft, ſie bis zum 1. April abſchließen zu können. Ftalieniſche Jahresbilanz [Von unſerem römiſchen Vertreter) Wenn man, um internatlonalen Ueberblick zu gewinnen und das politiſch Weſentliche vom ver⸗ gänglichen Tagesereignis zu ſcheiden, das Fazit aus der italieniſchen Jahreschronik 1929 zieht, ſo ſtellt ſich unmittelbar ein Faktum als das weitaus wich⸗ tigſte dar, nämlich die Verſöhnung zwiſchen Vatikan und Quirinal, zwiſchen Kirche und Stagt in Italien. Der dokumentartſche Vollzug der BVerſöhnung durch ein Traktat, ein Konkordat und eine finanzielle Konvention konnte ſelbſtverſtändlich nur einem planmäßigen politiſchen Willen Ausdruck verleihen, nicht aber eine vollkommene politiſche Harmonie vorwegnehmen. Die„Römiſche Frage“ iſt zwax endgültig gelöſt; aber ob und wie die beiden hakt nebeneinander geſtellten Hierarchien, die kirchliche und die faſziſtiſche, miteinander auskommen werden, das kaun noch niemand vorausſehen, geſchweige denn im einzelnen darſtellen. a Was anders die Tätigkeit des faſziſtiſchen Regt⸗ mes auf dem eigentlichen innerpolitiſchen Gebiet betrifft, ſo ſtand dieſe während des ganzen Jahres im Zeichen der Reformen: Reform der Ab⸗ geordnetenkammer, Reform des Großrates, Reform der Partei und Reform des Nationalrates der Kor⸗ porationen. Wie erſichtlich, handelte es ſich nicht um äußere Umſchichtungen und adminiſtrative Expert⸗ mente, denn allein ſchon die Aufzählung der vier Hauptreformen läßt einen organiſchen Plan zum weſentlichen Umbau des faſziſtiſchen Staatsgefüges erkennen. Dem Reformprogramm gemäß iſt das neue Abgeordnetenhaus auf gewerkſchaftlicher Grundlage aufgebaut, ſoll aber nicht nur ein tech⸗ niſches Organ der Geſetzgebung ſein, ſondern muß eine politiſche Funktion, d. h. eine Kontroll⸗ und eine Vertretungsfunktion erfüllen. Die letzte wichtige Reform des Jahres betrifft den„Nationalrat der Korporationen“. Was der Großrat auf politiſchem Gebiet darſtellt, ſoll der Nattonalrat, mit gewiſſen Einſchränkungen poli⸗ tiſcher Natur, im wirtſchaftlichen Belange bedeuten, alſo die höchſte Inſtanz der italteniſchen Oekonomie, die oberſte Führung der wirtſchaftlichen Produktion, und gleichzeitig das ſtaatliche Regulativ zur Mit⸗ arbeit der ſozialen Klaſſen und zur Ausſchaltung des Klaſſenkampfes. Mit der in praxi noch nicht wirk⸗ fam gewordenen Reform des„Nationalrates“ ſchließt ſich der Rahmen um das Bild der diesjährigen ita⸗ lieniſchen Innenpolitik. * Während des ganzen Jahres 1929 dauerte die Konzentration der faſziſtiſchen Außenpolitik auf die balkaniſchen Probleme weiter fort, wobei der im September zum Miniſter des Aeußern ernannte Unterſtaatsſekretär Grandi die von Muſſolint begründete Methode der transadriatiſchen Bündniſſe und Rückſicherungen ausbaute, um das „italieniſche Syſtem“ im Balkan und im ungariſchen Donaugebiet immer mehr zu feſtigen. Dieſer Kurs erlitt trotz der zeitweiligen Gegenmaßnahmen des Quai d Orſay und des Foreign Offiee keine weſent⸗ lichen Schwankungen; Grandi ſorgte vor, daß nichts Unvorhergeſehenes die Aktionspläne von Palazzo Ehigt ſtören könne, und unternahm zu Orientie⸗ rungszwecken mehrere Spritztouren jenſeits des „Amariſſimo Adriatico“, im Januar nach Athen, wo er eine Zuſammenkunft mit Karapanos hatte, die uſcheinend die ſpäter erfolgte Romreiſe Ventzelos' beſtimmte, dann im April nach Tirana, wo König g ihm einen triumphalen Empfang bereitete, und chließlich im Mai nach Budapeſt, zu politiſch ergie⸗ bigen Beſprechungen mit dem ungariſchen Außen⸗ miniſter Walko, mit dem Miniſterpräſidenten eihlen und dem Regenten Horthy. Der Unter⸗ aſfungsfehler Grandis, ſich bei Gelegenheit ſeiner alkaufahrt nicht perſönlich über die Situation in Spfia unterrichtet zu haben, ergab eine momentane Lockerung der italieniſch⸗bulgariſchen Beziehungen, die aber wieder behoben iſt. f Viel weniger verſöhnlich zeigte ſich Rom aber zu Belgrad. Als im Januar das italieniſch⸗ſugo⸗ flaviſche Freundſchaftstraktat verftel, machten die Führer der faſtziſtiſchen Außenpolitik nicht die gering⸗ ſten Anſtalten, es zu erneuern. Die Spannung zwi⸗ ſchen Rom und Belgrad hat inzwiſchen nicht nach⸗ Die Epidemie bei den Wolgadeutſchen (Telegraphiſche Meldung) Hammerſtein, 2. Jan. Die Epidemie unter den Kindern der deutſch⸗ ruſſiſchen Flüchtlinge im Lager Hammer⸗ ſtein hat ſich, wie der Reichskommiſſar für die Deutſch⸗ ruſſen⸗Hilfe mitteilt, weiter ausgebreitet. Es handelt ſich nicht um reine Maſernerkrankungen, ſon⸗ dern um eine eigenartige Fieberkrank⸗ heit, die in den meiſten Fällen in wenigen Stunden zum Tode führt. Man kennt bisher kein Mittel zur Bekämpfung der Krankheit, wodurch die verhält⸗ nismäßig hohe Zahl der Todesfälle zu erklären iſt. Der Reichskommiſſar hat ſofort weitere Lazarett⸗ baracken in Hammerſtein aufſtellen laſſen und eine Anzahl weiterer Aerzte hinzugezogen. Bisher ſind über 40 Kinder der Seuche erlegen und 50 Kinder liegen noch krank darnieder Daneben waren mehrere hundert Kinder an Maſernerkrankt, die jedoch größtenteils bereits wieder geſunden. Das Lager wird ſtreng bewacht. Das Betreten des Lagers iſt verboten, ebenſo dürfen ſich die Flüchtlinge in den einzelnen Baracken nicht gegenſeitig beſuchen, damit die Krankheit nicht ver⸗ ſchleppt wird. In Hammerſtein ſind zur Zeit 3 200 Perſonen untergebracht. Die Flüchtlinge erkennen an, daß von deutſcher Seite alles für ſie getan wird, was irgend für ſie getan werden kann. Es iſt jedoch in einer An⸗ zahl von Fällen vorgekommen, daß die Mütter erkrankte Kinder verſteckt haben, weil ſie ſich nicht von ihnen trennen wollten Die ſehr religiöſen Mennoniten verſuchen, den Ge⸗ wohnheiten ihrer früheren Heimat gemäß, ihre Kin⸗ der ſelbſt zu heilen. Bei Unterſuchungen des Lagers nach erkrankten Kindern wurden von den Müttern viele Kinder mit aller erdenklichen Liſt den unter⸗ ſuchenden Aerzten entzogen. Es mußten daher ſämt⸗ liche Barackenausgänge bewacht und dann eine ener⸗ giſche Unterſuchung der Baracken vorgenommen wer⸗ den. Sämtliche erkrankten Kinder ſind in Einzel⸗ räumen gebracht worden. Im Flüchtlingslager Prenzlau iſt eine Anzahl von Kindern an Maſern erkrankt. Es ſtehen Aerzte und mehrere Krankenſchweſtern ausſchließlich für dieſe Kinder zur Verfügung. Ein Uebergreifen der Krankheit auf die Bevölkerung iſt durch die geſchaffe⸗ 1 Vorſichtsmaßnahmen in keinem Fall zu befürch⸗ en, Verhängnisvoller Flugzeug⸗Zuſammenſtoß 3 Leichen geborgen und 7 Perſonen vermißt (United Preß) Santa Monica(Kalifornien), 3. Jan. Ein ſchweres Flugzeugunglück ereignete ſich hier, als zwei mit Filmaufnahmen beſchäftigte Flugzeuge in beträchtlicher Höhe zuſammen⸗ ſtießen und in den Stillen Ozean fielen. Erſt drei Leichen ſind geborgen. Unter den Vermiß⸗ ten ſoll ſich auch der Filmdirektor Hawks, der Gatte der bekannten Fildiva Marte Aſtor, befinden. Die beiden Unglücksflugzeuge waren zuſammen mit einem dritten Flugzeuge aufgeſtiegen, das im Auftrag einer großen Filmgeſellſchaft Aufnahmen zu einem„Solche Männer ſind gefährlich“ betitelten Film zu drehen. Zuerſt ging alles gut und alles verlief programmäßig. Die Flugzeuge zogen maje⸗ ſtätiſch langſam ihre Kreiſe. Aus den Kabinenfenſtern lehnten die Kurbelmänner mit angeſchnallten Ap⸗ paraten halsbrecheriſch heraus und verrichteten ihre ſchwere Arbeit, als ob nichts dabei wäre. Plötzlich erfolgte aus zuerſt von unten nicht erkennbarer Urſache ein Zuſammenſtoß zwiſchen zweit Flug⸗ zeugen, die ſofort in die Tiefe ſtürzten. Das dritte Flugzeug ging ſogleich zur Landung nieder und 20 Motorſchnellboote wurden ſofort von der beſtürzten Aufnahmeleitung zur Hilfeleiſtung entſandt. Es war von vornherein klar, daß ſich die Bergungsarbeiten infolge der vorhandenen Seetangs und anderer Schlingpflanzen außerordentlich ſchwierig geſtalten würden. Der Pilot des dritten Flugzeuges, der ohne Zwiſchenfall glatt landen konnte, gab an, daß das neue Flugzeug plötzlich abſackte, als das andere darauffiel und daß dann beide Flugzeuge, das eine brennend in die Tiefe raſten. 5 Nur drei Leichen konnten bis jetzt geborgen wer⸗ den. Von den ſieben weiteren Vermißten fehlte trotz eifriger Suche noch jede Spur. Man hat alle Hoffnung aufgegeben. gelaſſen, und nur eine franzöſiſch⸗italieniſche Au⸗ näherung könnte das italieniſch⸗jugoſlaviſche Ver⸗ hältnis bereinigen. Das Problem der Verſtändigung zwiſchen Rom und Paris bildete wohl das Hauptthema der Unterhaltung, die Sir Auſten Chamberlain mit Muſſolint im April auf Villa Gioioſa bei Florenz führte. Muſſolini mag ſich dabei nicht ſehr konziliant gezeigt haben, da er bekanntlich die Annäherung Italiens an Frankreich von der Erfüllung der Ver⸗ pflichtungen abhängig macht, die Frankreich im Lon⸗ doner Pakt von 1915 übernommen, bisher aber nicht eingelöſt hat. Rom fordert ein neues Statut der Italiener in Tunis, eine Grenzkorrektur in Süd⸗ lybien und die Zuweiſung eines Mandates; und Paris kann oder will nichts zugeben. Einen immer⸗ hin vermittelnden Erfolg hätte die Zuſammenkunft der beiden Staatsmänner in Villa Givioſa haben können, wenn die dort geplante engere Zuſammen⸗ arbeit Roms und Londons in politiſchen Fragen allgemeinen Charakters überhaupt zur Auswirkung gekommen wäre. Aber der Sieg der Labour Party in England verurſachte aus ideologiſchen Gründen eine Diſtanzierung zwiſchen Rom und London, die der neue britiſche Außenminiſter Henderſon keines⸗ wegs zu überbrücken gedachte. So blieb denn durch die bwendung Englands die italteniſch⸗franzöſiſche Spannung unveränoert beſtehen. Freundlicher als in kontinentalen Belangen ge⸗ ſtaltete ſich die politiſche Situation Italiens im Oeſt⸗ becken des Mittelmeeres. Ende April kam der tür⸗ kiſche Außenminiſter Tewfik Ruſchdi Bey nach Rom, um ein italeniſch⸗türkiſches Freundſchaftsbündnis auf Grund des Einvernehmens von 1928 abzuſchließen. Italien verzichtete dabei auf ſeine kleinaſiatiſchen Anſprüche und erhielt dafür Konzeſſionen in Ana⸗ tolien. Ueber die auf ſolche Art den Italienern er⸗ ſchloſſene Türkei iſt nun der italieniſchen Politik auch der Weg nach Teheran und Kabul offen: ein Zu⸗ kunftsweg allerdings, der jedoch im Bereich der poli⸗ tiſchen Möglichkeiten liegt.. Wenn nun die ägäiſche Lage Italiens durch den türkiſchen Bundesgenoſſen geſichert erſcheint, hat an⸗ dererſeits die italieniſche Poſition im Roten Meer durch das im Auguſt zu Addis Abeba ratifizierte italieniſch⸗abeſſiniſche Freundſchaftstraktat eine nicht zu unterſchätzende Stützung erfahren. Die Feſtſetzung Italiens am Tſana⸗See iſt dadurch zur Tatſache ge⸗ worden. In den ſtets korrekten italieniſch⸗deut⸗ ſchen Beziehungen iſt während des Jahres 1929 keine bedeutſame Aenderung eingetreten. Aus vielen Anzeichen zu ſchließen, ſcheint allerdings eine inni⸗ gere Verſtändigung mit Berlin in den richtung⸗ gebenden politiſchen Kreiſen Roms ſehr erwünſcht zu ſein, und in dieſem Zuſammenhang mag es inter⸗ eſſant ſein, auf die Tatſache hinzuweiſen, daß in Rom allgemein der neue italieniſche Botſchafter in Ber⸗ lin als der beſte Diplomat angeſehen wird, über den Italien gegenwärtig verfügt. Ein Polizeiinſpektor von Verbrechern erſchoſſen — Detroit, 2. Jan. Eine Gruppe von Männern fuhr in einem Auto an das Auto des Polizeiinſpek⸗ tors Henry Garvin heran und gab 12 Revolver⸗ ſchüſſe auf Garvin ab, der von vier Kugeln getroffen, ſchwer verletzt wurde. Eine verirrte Kugel traf ein 11jähriges Mädchen, das kaum mit dem Leben da⸗ vonkommen dürfte. Man wußte ſeit langem, daß Inſpektor Garvin ſeit der Organiſterung der von ihm gekeiteten beſon⸗ deren Kriminalabtetlung der Polizei ein von den Verbrechern zum Tode verurteilter Mann war. Ausritt aus dem Reichsausſchuß (Telegraphiſche Meldung) Berlin, 3. Jan. Wie die„Landvolk⸗Nachrichten“ mitteilen, haben die Präſidenten des Reichslandbundes, Miniſter a. D. Schiele, Heppe und Bethke, an die geſchäfts⸗ führenden Präſidenten des Reichsausſchuſſes für das deutſche Volksbegehren, Hugenberg und Seldte, einen Brief gerichtet, in dem zunächſt er⸗ klärt wird, daß der Reichslandbund in dem Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge und gegen den Tribut⸗ Plan ſeine ganze Kraft für das Volksbegehren und den Volksentſcheid eingeſetzt habe, obwohl dieſe Hal⸗ tung nicht ohne Gefahren für den inneren Beſtand des Landbundes und für ſeine Zuſammenarbeit mit anderen Parteien und Wirtſchaftsgruppen geweſen ſei. Im Gegenſatz zu den Auffaſſungen, wie ſie im Hugenberglager vertreten wurden, betont der Brief, daß nach Auffaſſung des Reichslandbundes der Reichsausſchuß eine für die beſondere Aufgabe des Volksentſcheids geſchaffene Einrichtung ge⸗ weſen ſei, die nach Erledigung dieſer Aufgabe auf⸗ gehört habe zu beſtehen. Schließlich wird in dem Brief noch hervorgehoben, der Reichslandbund vertrete die Auffaſſung, daß für den Kampf um die deutſche Zukunft eine brei⸗ tere Front gebaut werden müſſe. Der Reichs⸗ landbund ſei bereit, die kommenden Aufgaben ge⸗ meinſam mit allen nationalen und chriſtlichen Kräften des Volkes in Angriff zu nehmen. Die gleiche Auffaſſung herrſcht, wie die Landvolk⸗ Nachrichten weiter erfahren, auch innerhalb der Chriſtlich⸗ nationalen Bauern⸗ und Landvolkpartei. Wie aus einer Meldung der „Naſſauiſchen Bauernzeitung“ hervorgeht, ſieht auch die Landvolkpartei die Tätigkeit ihrer beiden Ver⸗ treter im Reichsausſchuß praktiſch als beendet an. Wer wird.⸗B. von Berlin? (Drahtbericht unſeres Berliner Büros) 0 E Berlin, 3. Jan. Das Diſziplinarverfahren gegen den Oberbürger⸗ meiſter Böß wird vorausſichtlich in dieſem Monat abgeſchloſſen werden. Man nimmt an, daß es Herrn Böß gelingt, ſeine Penſion zu retten. Die Wahl des neuen Oberbürgermeiſters ſoll nach Möglichkeit be⸗ ſchleunigt werden. Es iſt ja ſchließlich auch ein un⸗ haltbarer Zuſtand, daß die Reichshauptſtadt, noch da⸗ zu unter den jetzigen kritiſchen Verhältniſſen, Mo⸗ nate lang ohne Oberhaupt bleibt. Zwei Kandi⸗ daturen treten in den Vordergrund. Die Sozial⸗ demokraten möchten Dr. Heimerich⸗Mann⸗ heim auf dem Oberbürgermeiſterpoſten ſehen, wäh⸗ rend von bürgerlicher Seite Dr. Jarres⸗Duis⸗ burg präſentiert wird. Dieſe Kandidatur, die von der Volkspartei betrieben wird, findet auch bei den Deutſchnationalen Unterſtützung. Fraglich iſt je⸗ doch die Haltung des Zentrums und der Demokra⸗ ten, die denn auch wahrſcheinlich bei der Wahl den Ausſchlag geben werden. Erfolgreicher franzöſiſcher Zollproteſt — Paris, 3. Jan. Wie das Außenminiſterium mit⸗ teilt, hat die argentiniſche Regierung auf Vorſtellun⸗ gen des franzöſiſchen Geſandten in Buenos Aires die zu Gunſten Großbritanniens geplante 50proz. Ermäßigung der Einfuhrzölle für Kunſtſeide und Kunſtſeidegewebe rückgängig gemacht. Der franzöſiſche Geſandte hatte ſich bei der Geltendmachung der franzöſiſchen Anſprüche auf die Meiſtbegünſti⸗ gungsklauſel des franzöſiſch⸗argentiniſchen Handels⸗ vertrages berufen. . Dr. Külz freigeſprochen (Telegraphiſche Meldung) Berlin, 2. Januar. Das Kammergericht Berlin hat in dem Beleidi⸗ gungsprozeß, den die Gräfin Gersdorf gegen den Reichsminiſter a. D. Dr. Külz ange⸗ ſtrengt hatte, Dr. Külz, der vom Amtsgericht und vom Landgericht wegen Beleidigung der Gräfin zu einer Geldſtrafe von 200 Mark verurteilt worden war, freigeſprochen. Dr. Külz hatte als Oberbürgermeiſter von Dres⸗ den im Verlaufe von Kreditverhandlungen der Grä⸗ ſin einen Brief geſchrieben, in dem er ihr Vor⸗ ſpiegelung falſcher Tatſachen zwecks Er⸗ langung eines Vermögensvorteiles vorwarf. Die Gräfin leitete die Beleidigungsklage gegen Dr. Külz ein und die beiden erſten Inſtanzen entſchieden gegen den Oberbürgermeiſter. Nach längerer Beratung fällte das Kammergericht ein Urteil, oͤurch welches der Dresdener Oberbürgermeiſter von dem Vorwurf der Beleidigung freigeſprochen wurde. In der Begründung heißt es, daß Oberbürgermeiſter Külz nur in Wahrung berechtigter Intereſſen gehandelt habe. Amneſtie in It lien (Telegraphiſche Meldung) Rom, 3. Jan. Der König von Italien hat aus Anlaß der Ver⸗ mählung des Kronprinzen für alle gemei⸗ nen und militäriſchen Delikte eine Amneſtie gewährt, die mit einer Freiheitsſtrafe von einem Jahre, da⸗ runter oder einer Geldſtrafe geahndet werden. Bet Freiheitsſtrafen über ein Jahr wird ein Jahr er⸗ laſſen. Von der Amneſtie ausgeſchloſſen ſind die ſchwerbeſtraften oder beſonders gefährlichen Verbre⸗ cher ſowie diefenigen, die die Geſellſchaftsordnung ſchwer gefährden. Die Amneſtie findet auf ungefähr 400 000 Perſonen Anwendung. ** Der ehemalige Kronprinz Rupprecht von Bayern hatte als Onkel der Braut des italieni⸗ ſchen Kronprinzen zur Vermählung eine Einladung erhalten. Angeſichts der ſeit Kriegs⸗ beginn unterbrochenen Beziehungen zu ſeinem Schwager, dem belgiſchen König, hatte er die Ein⸗ ladung zunächſt abgelehnt. Unter gewiſſen Voraus⸗ ſetzungen und Zuſicherungen ſeitens des Qutrinals erfolgte, wie die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ aus München meldet, inzwiſchen ſeine Zuſag e. Der ehe⸗ malige Kronprinz wird mit ſeiner Gemahlin an der Trauung im Qutrinal teilnehmen. Letzte Meldungen Todesopfer des Neujahrsſchießens — Stuttgart, 2. Jan. Nach den bisher vorlie⸗ genden Meldungen hat das Neujahrsſchießen in Württemberg und Hohenzollern bisher zwei Todesopfer gefordert. Ju zahlreichen Fällen wurden Perſonen verletzt. 4. Drei Opfer einer Familientragödie — München, 2. Jan. In einem Hauſe an der Kaiſerſtraße wurden der 44jährige Lackierer Eder, ſeine 52 jährige Ehefrau und deren ijährige Toch⸗ ter mit Gas vergiftet tot aufgefunden. Die Urſache dieſes Schrittes ſteht noch nicht feſt. Die Tochter war wegen eines Lungenleidens ſeit mehre⸗ ren Jahren berufsunfähig. Ein Säugling unter dem Chriſtbaum verbraunt — Eſſen, 3. Jan. Das drei Wochen alte Kind der Familie Fesken in Recklinghauſen, daß in ſeinem Wagen unter dem Chriſtbaum lag, iſt bei lebendigem Leibe verbrannt. In Abweſenheit der Eltern war vom Baum eine brennende Kerze in den Kinder⸗ wagen gefallen und hatte das Bettzeug in Brand geſetzt. Kurzſchluß auf der Berliner Ringbahn — Berlin, 3. Jan. Auf dem Ring bahnhof Papeſtraße ereignete ſich geſtern abend ein Unfall, der ſchwere Folgen hatte. Ein Mann ſtürzte vom Bahn⸗ ſteig auf die Schienen und geriet unter einen einfah⸗ renden Zug. Ihm wurde eine Hand zerquetſcht. Um ihn bergen zu können, mußte die Strecke ſtromlos ge⸗ macht werden. Als der Strom wieder eingeſchaltet wurde, ſchlugen plötzlich aus dem Schaltwerk Ebert⸗ Straße Flammen heraus. Die Iſolierung war durch⸗ gebrannt. Gleichzeitig ſprühten auf der Strecke der Stadtbahn in der Nähe des Bahnhofes Ebert⸗Straße elektriſche Funken aus den Schienen. Sie ſetzten den Bodenbelag einer Ueberführungsbrücke in Brand. Der Verkehr lag von 9,05 Uhr bis kurz vor 11 Uhr lahm und kam erſt wieder mit großen Verzögerungen in Gang. Todesopfer des Alkohols — Rotterdam, 3. Jan. Am Neufahrstage mit dem norwegiſchen Dampfer„Zeta“ aus Bergen hier eingetroffene ſieben norwegiſche Studen⸗ ten mußten mit ſchweren Alkoholvergiftun⸗ gen in ein hieſiges Krankenhaus eingeliefert wer⸗ den. Drei von ihnen ſind bereits ge⸗ ſtorben. Die Polizei beabſichtigt, im Einvernehmen mit dem norwegiſchen Konſulat, eine Unterſuchung des Schiffes vorzunehmen. Sechs Kinder verbrannt — Newyork, 3. Jan. Nach einer Meldung aus Ormſtown(Provinz Quebec) kamen in der Neu⸗ jahrsnacht bei dem Brand eines Wohnhauſes ſechs Kinder ums Leben. Zwei Todesopfer eines Streites — Kapſtadt, 3. Jan. Ein Streit zwiſchen Euro⸗ päern in Reitz(Oranze⸗Freiſtaat) nahm einen furchtbaren Ausgang. Der eine Europäer brachte eine Kiſte mit 25 Kilo Dynamit unter dem Bett des anderen zur Exploſion. Beide Männer wurden völlig in Stücke geriſſen. General Heye befördert. Amtlich wird mit⸗ geteilt: General Heye, der Chef der Heeresleitung, iſt mit Wirkung vom 1. Januar 1930 zum Gene⸗ raloberſten befördert worden. Beim Aus⸗ ſcheiden des Generaloberſten von Seeckt im Oktober 1926 wurde der damalige Generalleutnant Heye zum Chef der Heeresleitung ernannt und zum General der Infanterie befördert 2 332ͤ ͤ v E77, ̃—... 7777S f 1 PP Freitag, den 3. Januar 1930 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Nr. 3 3. Seite. Städͤtiſche Nachrichten Der Januar m römiſchen Januarius) verdankt ſeinen Namen dem latetniſchen Sonnengotte Janus, dem er ge⸗ weiht war. Janus war bei den alten Römern der Gott der Türen und Eingänge. Darum gab man nach ihm dem erſten Monat im neuen Jahr ſeinen Namen, der ihm bis heute geblieben iſt. Der deut⸗ ſche Name für Januar lautet Hartung, d. i. der harte Monat. Auch die Bezeichnung Eismond, Schneemond, Wintermonat, findet man häufig in alten Schriften. Im Januar nehmen die Tage be⸗ deutend zu. Ihre Länge wächſt ſchon über eine Stunde während des Monats. Der Landmann wünſcht ſich den Januar kalt und froſtig, damit die Ausſicht für die Ernte des kommenden Herbſtes gut ſein ſoll. Der hundertjährige Kalender prophezeit uns für den Januar folgendes Wetter: Vom.—4. trüb, mäßig kalt. Am 6. Regen und Schnee, der 9. ſoll trübe werden, am 12. Schneefall, am 13. trübes und windiges Wetter, am 14. Schnee, der von trübem und windigem Wetter abgelöſt wird, am 21. grimmige Kälte, am 22. und 23. Wind und Schneewetter, am 24. und 25. hell und ſehr kalte Witterung, am 29. und 30. Schnee und Sturm, am 81. grimmig kalt. Vorſicht beim Verbrennen der Chriſtbäume Es iſt ein ſinniger Brauch, den Chriſtbaum längere Zeit nach Weihnachten ſtehen zu laſſen. Man muß dabei aber auch bedenken, daß damit eine große Gefahr entſtehen kann. Wenn der Weihnachtsduft das Zimmer füllt, der würzige trauliche Tannenduft, dann denkt wohl kaum jemand daran, daß dieſer Duft gleichbedeutend iſt mit einer Gefahr, der Ex⸗ ploſtonsgefahr der trockenen Tannennadeln und Zweige. Der Duft, den die Nadelzweige ausſtrö⸗ men, ſtammt von flüchtigen, wohlriechenden Oelen, die in Form allerkleinſter und nur bei mikroſkopi⸗ ſcher Vergrößerung wahrnehmbarer Tröpfchen in den Nadeln enthalten ſind. Werden die Nadeln er⸗ hitzt, ſo ſprengen die Oeltröpfchen alsbald ihre Zell⸗ wände und verbrennen ſodann unter heller Flamme und dem bekannten leiſen Krachen, das uns das An⸗ brennen eines Chriſtbaumzweiges dann auch ge⸗ wöhnlich raſch erkennen läßt. Sind aber die Nadeln recht trocken, ſo kann das Verbrennen der Zweige gelegentlich auch böſe Exploſionen zur Folge haben, nämlich dann, wenn man, wie es ſo oft geſchieht, die trockenen Zweige des abgeleerten Chriſtbaumes im Ofen verbrennt. Denn in dieſem Fall verbindet ſich der aus dem Nadelholz entweichende Kohlen⸗ waſſerſtoff mit dem im Ofeninnern befindlichen Sauerſtoff, worauf Gaſe entſtehen, die, wenn ſie ſich in größerer Menge bilden, ſehr leicht und heftig explodieren. Man verbrenne daher immer nur kleine Mengen der trockenen Nadeln oder Zweige auf einmal und ſchiebe immer erſt neues Aſtwerk nach, wenn das alte bereits abgebrant iſt. * * Neufeſtſetzung der Ortslöhne nach der RVO. Für den Verſicherungsämtsbezirk Mannheim⸗Stadt mit Vororten ſowie Friedrichsfeld und Seckenheim iſt der Ortslohn(ortsüblicher Tagesentgelt ge⸗ wöhnlicher Tagearbeiter) gemäß 88 149 ff. der Reichsverſicherungsordnung mit Wirkung vom 1. Januar 1930 wie folgt feſtgeſetzt— die Zahlen in Klammern gelten für Mannheim⸗Land ohne Friedrichsfeld und Seckenheim—: über 21 Jahre männlich.20(.50), weiblich.80(.20), 16 bis 21 Jahre männlich.00(.60), weibl..80(.70), 14 bis 16 Jahre männl..70(.20), weibl..20(.70), unter 14 Jahren männl..30(.10), weibl..10(.00) RM. * Frühjahrsprüfung der Rechtskandidaten. Der Beginn der erſten juriſtiſchen Prüfung im Frühjahr 1930 iſt auf 6. März in Ausſicht genommen. Die Anmeldungen zu dieſer Prüfung ſind im Laufe des Monats Februar in der vorgeſchriebenen Form beim Juſtizminiſterium einzureichen. Ich fahre nicht wieder in die Blaue Grotte Humoreske von Gerhard Venzmer Lieber Italienreiſender! Wenn Dich der Weg nach Neapel führt, wenn Du auf einem Klepper, gegen den Don Quichottes Roſinante ein feuriger Muſtang war, auf den Veſuv„geritten“ biſt, wenn Du in den Straßen Pompejis Ströme Schweißes von Dir ge⸗ geben, im Bett Deines Hotels reiches Innenleben feſtgeſtellt, Aquarium und Muſeum beſichtigt haſt, dann bleibt Dir als anſtändigem Menſchen noch Eines zu tun übrig: die Blaue Grotte zu beſich⸗ tigen. Tu's nicht; ich rate Dir gut! Warum nicht? Du wirſt es gleich ſehen Ich ſchritt die Via Perthenope entlang zum An⸗ lezeplatz der Boote. Am Caſtel'Ovo war ſchon eine Menge Menſchen verſammelt; Touriſten aus aller Herren Länder, Männer und Frauen, alte und junge; hübſche und häßliche. Jetzt, da ich die Grotten⸗ fahrt kenne kann ich nur ſagen, es müßte an der Landungsbrücke der Dampfer unter allen Umſtänden ein Schild mit der Inſchrift angebracht werden: „Junggeſellen werden dringend gewarnt, bei ſchlech⸗ tem Wetter in die Blaue Grotte einzufahren.“ Anfangs war alles wunderſchön. Der ſchmucke, bemerkenswert ſauber gehaltene Dampfer rauſchte aus der Bucht von Neapel hinaus, und ein zauber⸗ haftes Gemälde entrollte ſich dem Blick: die bunten Häuſerzeilen an den Terraſſen des Monte Calvario und Capo die Monte, die üppigen Gärten und Rebenpflanzungen an den Hängen des Veſuv, die ſchwefelgelben Rauchwolken, die ſich über dem Krater des Vulkans kräuſelten, und die poſtkartenhafte Bläue des Himmels und des Meeres. Mit Entzücken trank das Auge das unvergeßliche Bild, und in die Bruſt ſenkte ſich jene Stimmung, die ſüß und gefähr⸗ lich zugleich iſt, weil ſie das Gemüt auflockert und 1910 Begeiſterungsfrohen bereit macht, alles ſchön zu nden. Das Jahr 1930 wird für die Entwicklung der deutſchen Kommunen entſcheidend ſein. Die große Sparaktion der Städte wird in dieſem Jahr fortgeführt mit allen ihren Konſequenzu für die ge⸗ ſamte Volkswirtſchaft, insbeſondere für die Städte als Verwaltungen und Auftraggeber. Die Ab⸗ drängung der Städte vom ausländiſchen Kapital⸗ markt, die Verengung des inländiſchen Marktes, un⸗ günſtige Verſchiebungen des Finanz⸗ und Laſten⸗ ausgleiches, unvorherſehbare Steuerausfälle und an⸗ dere zwingende Gründe führten zu jener hohen kurzfriſtigen Verſchuldung einer großen Anzahl von Städten, die auf dem geſamten Kapital⸗ markt als überaus lähmend empfunden wurde. Es kam hinzu, daß auch das Reich und die Länder ſowie große Gruppen der Privatwirtſchaft in ziemlich weitem Maße kurzfriſtig verſchuldet waren, ſodaß ſatz von über 10 Proz. laſſen ſich weder Wohnungen bauen, noch können Schulen, Krankenhäuſer, Straßen oder Verkehrseinrichtungen gebaut werden. Die Vernunft und die Not zwang alſo die Städte, alle verfügbaren Mittel aufzuwenden, um die kurzfriſtigen Schulden in langfriſtige umzu⸗ wandeln und auf allen Gebieten äußerſte Sparſamkeit in den Ausgaben anzuwenden. dieſe Mnaßnahmen zu einer ſtarken Belaſtung des Arbeitsmarktes und zu einer Verſchlechterung des Wohnungsbaues führen würden, waren aber ge⸗ rade im Intereſſe des Wohnungsbaues und ihrer Betriebe nicht in der Lage, von der Ausgaben⸗ droſſelung abzuſehen. Was nützt es, wenn Woh⸗ nungen gebaut werden, die für die Leute, für die ſie beſtimmt ſind, zuteuer ſind, und was nützt es, den Bau von Verkehrsein richtungen zu„ ginnen, wenn er über kurz oder lang aus Mangel an Mitteln ein⸗ geſtellt werden muß. Die Gemeinden wünſchen, daß ihre Maßnahmen ausreichen werden, um in abſeh⸗ barer Zeit eine Beſſerung der Marktlage zu er⸗ reichen. Reich und Länder werden darauf achten müſſen, daß die Gemeinden in ihrer Eigenſchaft als Auftraggeber bald wieder in die Lage verſetzt wer⸗ den, auch wirklich Aufträge zu vergeben. Dazu gehört auch, daß bei der Neuregelung der Reichsfinanzen dringende Bedürfniſſe der Gemein⸗ den beachtet werden. Die Abdrängung der Länder und Gemeinden von der Reichseinkommenſteuer und direkter Steuern iſt höchſt bedenklich. Der Abbau der Gewerbeſteuern, unbedenklich da, wo eine Ueber⸗ ſpannung der Gewerbeſteuern ſtattgefunden hat, iſt nur möglich, wenn die Gemeinden auf anderem Wege entſchädigt werden. Der von vielen Seiten geforderte bewegliche Faktor iſt notwendig, aber er iſt nicht in der Verwaltungsabgabe gefunden, die ihrer Erhebung wegen und aus ſozialen Gründen eine geeignete Steuerart iſt. Er muß finanziell ergiebig geſtaltet werden können und techniſch leicht durchführbar ſein. Der Kampf um die öffentlichen Betriebe wird 1930 wahrſcheinlich mit unverminderter Schärfe fortgeſetzt werden. Es ſcheint ſo, als ob gewiſſe Gruppen der Privatwirtſchaft nicht erkannt hätten, daß die Frage nicht lautet„öffentliche oder private Wirtſchaft“, ſondern daß es ſich grundſätzlich nur um ein Zuſammengehen beider Wirtſchafts⸗ ſyſteme handeln kann. Die Gemeinden ſind ſich darüber einig, daß überall da, wo zweckdienliche Einrichtungen der privaten Wirtſchaft den Bedürf⸗ niſſen der Allgemeinheit wirklich dienen, öffentliche Betriebe nicht errichtet zu werden brauchen. Wo aber die Methoden der Privatwirtſchaft nicht aus⸗ reichen, ſoll man die öffentliche Wirtſchaft nicht be⸗ hindern. Schließlich ſteht das allgemeine Wohl höher als die Privatintereſſen Weniger. Die Gemeinden haben im letzten Monat des alten Jahres die not⸗ wendige Organiſation begonnen, um ihre Betriebe nach der techniſchen und nach der wirtſchaftlichen Seite hin revidieren zu laſſen. Reviſionsein richtungen, die ſich in einer Anzahl von Städten bereits außer⸗ ordentlich bewährten, werden auf die Geſamtheit der Städte im kommenden Jahr ausgedehnt werden. Ein⸗ die dulſchen Städte im Jahre 1930 Von Dr. Otto Benecke, Beigeordneter des Deutſchen Städtetags zelheiten der ſehr wichtigen Maßnahmen werden vorausſichtlich ſchon im Januar bekannt werden. Auf der Jahresverſammlung des Deutſchen und Preußiſchen Städtetages im September in Frankfurt a. Main ſprach der Präſident des Städtetages über die kommende Aenderung der Gemeinde⸗ verfaſſung. In den einzelnen deutſchen Ländern entwickelten ſich im Laufe der vergangenen Jahr⸗ zehnte im weſentlichen drei Typen: Die Magiſtrats⸗ verfaſſung, die Stadtratsverfaſſung und die rheiniſche das Zinsniveau unerträglich ſtieg. Bei einem Zins⸗ Die Städte habei dabei nicht verkannt, daß alle die Verweiſung der Gemeinden auf die Erträgniſſe i n⸗ Bürgermeiſterverfaſſung. Die Magiſtratsverfaſſung iſt ein Zweikammerſyſtem, deſſen eine Kammer aus den gewählten Stadtverordneten und deſſen andere aus dem Bürgermeiſter und den haupt⸗ und neben⸗ amtlichen Stadträten beſteht. Gemeindebeſchlüſſe be⸗ dürfen der Zuſtimmung beider Organe. Im Stadt⸗ rat der ſüddeutſchen Stadtratsverfaſſung ſitzen der Bürgermeiſter, die hauptamtlichen Stadträte und die gewählten Mitglieder des Stadtrats in einer Kam⸗ mer zuſammen, die zugleich geſetzgebend und verwal⸗ tend iſt. In der rheiniſchen Bürgermeiſterverfaſſung ſind die hauptberuflichen Wahlbeamten(Beigeord⸗ neten) nicht Mitglieder des Stadtrats, ſondern ſind dem Oberbürgermeiſter, der den Vorſitz in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung führt, lediglich beige⸗ geben. Die Erfahrungen des vergangenen Jahr⸗ hunderts und die modernen Bedürfniſſe haben ge⸗ zeigt, daß das Zweikammerſyſtem veraltet iſt. Die Stadtverwaltung braucht einen mit ſtarken Befugniſſen ausgeſtatteten Verwaltungschef und ver⸗ langt, daß die in die Stadtverordnetenverſammlung gewählten Bürger nicht nur an der Geſetzgebung, ſondern auch an der Verwaltung der Stadt tätigen Anteil nehmen. Mit großer Mehrheit hat darum der Vorſtand des Städtetages beſchloſſen, dem neuen Entwurf einer Reichsſtädteordnung das Ein⸗ kammerſyſtem in der Kombination der ſüd⸗ deutſchen Stadtratsverfaſſung und der rheiniſchen Bürgermeiſterverfaſſung zugrunde zu legen. Der Entwurf wird im Laufe des Januar veröffentlicht. Er wird zweifellos für die geſetzgeberiſchen Arbeiten der Reichs⸗ und Länderorgane eine wichtige Grund⸗ lage ſein. Das Erſte aber und Wichtigſte, was ſich die Städte für das neue Jahr wünſchen, iſt die tatkräftige Mitarbeit ihrer Bürger, eine poſitive Kritik der Oeffentlichkeit und eine verantwortungs⸗ volle kommunale Beamtenſchaft. * Der ſüddeutſche Großſender im Bau. Die Vor⸗ arbeiten für die Errichtung des neuen ſlüddeutſchen Großſenders haben begonnen. Mit der Gemeinde Dürrmenz im Oberamt Maulbronn iſt durch die Süddeutſche Rundfunk.⸗G. in Gemeinſchaft mit der Reichspoſt der erforderliche Vertrag wegen Ueber⸗ laſſung des Baugeländes unterfertigt worden. Die Gemeinde ſtellt, wie mitgeteilt, rund 37 000 Qm. auf ihre Koſten zur Verfügung und ſorgt für die Herſtel⸗ lung entſprechender Zufahrtsſtraßen. Auch eine Zwi⸗ ſchenfunkſtation muß eingerichtet werden. * Kofferdiebſtahl im D⸗Zug. Am 23. Dezember verſchwanden nachmittags aus einem-⸗Zuge, ver⸗ mutlich auf dem Bahnhof Mannheim, zwei Reiſe⸗ koffer aus braunem Rindleder, 80 zu 50 zu 25 Ztm. groß, mit folgendem Inhalt: Ein blauer Herren⸗ anzug mit hellen Streifen, im Rock der Name „Deutſch“, Herrenſchneiderei Freiburg, zwei weiß⸗ geſtreifte Herrenhemden, ein cremefarbenes Pyjama, ein Paar Lacklederhalbſchuhe, Größe 42, ein Raſier⸗ zeug in rotem Etui, ein neues geſtreiftes Pyjama, ein Photvapparat, Original Rietſche, mit zwei Linſen für Steriobilder, eine Damenhandtaſche aus Rind⸗ leder, blau, 20 zu 12 Ztm. groß, ein Reiſepaß, auf den Namen Guſtav Noll, Düſſeldorf, ein rötliches geblumtes Damenſeidenkleid mit Aermel, letztere und Halsausſchnitt mit Handſtickerei verſehen, eine weiße ſeidene Bluſe, eine roſaſeidene Wäſchegar⸗ nitur, 8 Paar verſchiedenfarbige Seidenſtrümpfe, ein goldener Herrenring ohne Stein mit glatter Platte, ſeitlich ziſeliert und ein Reiſepaß, auf den Namen Mathilde Becker aus Alsdorf lautend. In Sorrent, deſſen ſtolze Hotels vom hohen Felſenufer mitleidig auf das Dampferlein zu blicken ſchtenen, ſtiegen neue Unternehmungsluſtige an Bord. Dann fing das Unglück an. Als das Schiff die Felſennaſe des Capo di Sorrento umfahren hatte, ſetzte anſehnlicher Wellengang ein, und nun huben alle jene Schreckensſzenen an, wie ſie jeder Seebefahrene kennt. Der Schiffswirt war vortreff⸗ lich im Bilde; er hatte während der ruhigen Fahrt von Neapel nach Sorrent fortwährend Kellner mit ſchlemmerhaften Butterbrotsplatten herumlaufen laſſen, ſo daß niemand der geſchickten Lockung wider⸗ ſtehen konnte. Jetzt war die Wirkung um ſo furcht⸗ barer, und in kaum einer Viertelſtunde glich das Deck des Dampfers einem Leichenſchauhaus. Mittlerweile wuchs vor uns der mächtige Kalk⸗ felſen von Capri einem rieſigen Ungetüm gleich aus dem Meere. Als wir um die Marina herum gefahren und in Landſchutz gekommen waren, wurde die See ruhiger, und die Paſſagiere erholten ſich. Aber nie⸗ mand hatte, als nun dicht an der Felsküſte der Anker fiel, Luſt in die Blaue Grotte zu fahren, deun die wenigen kleinen Barken, die ſich neben dem Schiff eingefunden hatten, führten abenteuerliche Tänze auf den Wellen auf. Die Barkenführer ſchrien aufmunternd um das Schiff herum.„Courage, Courage“ und„Trinkgeld“: das war das einzige„deutſche“ Wort, das ſie kannten. Ich empfahl meine Seele Neptun begab mich ans Fallreep und kletterte die Sturmleiter hinab, ange⸗ ſtaunt von allen den anderen, die an Bord blieben. Ach, ich ahnte nicht, daß größere Gefahren auf mich lauerten als die brodelnde See und die Brandung an der Felſenküſte!— Sobald die Dünung den See⸗ lenverkäufer, der mich in die Grotte bringen ſollte, für einen Herzſchlag lang auf gleiche Höhe mit der Plattform des Fallreeps empor hob, ſprang ich mit raſchem Satz in den Kahn. Ich glaubte ſchon, allein zu bleiben, da kam im letzten Augenblick noch eine gehörte zu den wenigen, die dem Meergott nicht ge⸗ junge Dame die Stufen herab und ſetzte ſich neben mich. Sie war mir ſchon vorher aufgefallen, denn ſie Zirkus Sarraſant Bisher 120 000 Beſucher! Zahlen beweiſen. Da bedarf es keiner weiteres Worte. Sarraſani iſt nun eben mal Europas popu⸗ lärſter Zirkus. Ueber eine Woche ſchon hält dieſer Name Mannheim und Umgebung in Bann. Und doch iſt es nicht zu verwundern, geht doch jede Vor⸗ ſtellung, auch nachmittags, im Rahmen der feſtlichen Weihnachtspremiere vor ſich. Sarraſani macht da keinen Unterſchied. Eine Wochentagsvorſtellung wird in gleichem Glanz, mit der gleichen Sorgfalt abge⸗ rollt wie an den Sonn⸗ und Feſttagen. Das Mann⸗ heimer Gaſtſpiel neigt ſich nun ſeinem Ende ent⸗ gegen. Man nutze daher jeden Tag zum Beſuch aus. Die nächſten Nachmittagsvorſtellungen finden Sams⸗ tag, 4. und Sonntag, 5. Januar ſtatt. Späterlegung des Spätabend⸗Zuges Mannheim⸗Waghäuſel Für die Zirkusbeſucher wird Zug 3072 Mann⸗ heim⸗Waghäuſel bis auf weiteres ab 23.50 Uhr in Mannheim geführt. * * Ein Kellerbrand entſtand geſtern nachmittag im Hauſe Paulusſtraße 38 in Feudenheim durch unvor⸗ ſichtigen Umgang mit offenem Licht. Das Feuer wurde durch die um.42 Uhr alarmierte Berufs⸗ feuerwehr mit einer Schlauchleitung gelöſcht. Ver⸗ brannt ſind Brennmaterial und Stroh. Der Scha⸗ den iſt unbedeutend. Film⸗Runoſchau Ufa⸗Theater:„Uebern Sonntag, lieber Schaß Ein erfreuliches und trotz ſeiner Verwicklungen ein ganz unkompliziertes Luſtſpiel: Was kann der arme Ver⸗ ſicherungsbeamte dafür, daß ihn ein Tanzgirl für einen Millionär hält, als er mit dem Wagen ſeines Chefs bei einem wirklichen Millionär zwecks Verſicherungsabſchluß vorfährt. Das Mädel muß ihn haben, ſie ſehnt ſich aus ihren armſeligen Verhältniſſen heraus, doch ihr Schmerz iſt groß, als ſte ſeinen wirklichen Stand erfährt. Zur Ver⸗ wicklung der Geſchichte kommt noch ein harmloſer Flirt mit dem wirklichen Millionär und der tatſächliche Vertrags⸗ abſchluß. Aber das Mädel bekommt doch den Mann den ſie liebt, wenn es auch vier Sonntage dauert und noch die Polizei helfen muß. Clara Bow iſt das Tanzmädel und zeigt ihre mimiſche Geſtaltungsfähigkeit. Neil Hameil⸗ ton ſpielt ſehr zurückhaltend den jungen Mann und fällt wieder durch ſein ausgeglichenes Spiel angenehm auf.— Außerdem läuft ein reichhaltiges Beiprogramm aus dem der hochintereſſante Kulturfilm:„An hiſtoriſchen Städten Siziliens“ beſonders zu erwähnen iſt. e⸗ Capitol:„Die vier Teufel“ Schon einige Male haben Regiſſeure verſucht, Hermann Bangs Zirkusnovelle„Die vier Teufel“ auf„eine noch nie daegeweſene“ Art zu geſtalten. Seit der letzten Inſzenke⸗ rung durch den Dänen Sandberg ſind ſieben Jahre ver⸗ floſſen, die für die Entwicklung des Films viel bedeuten. F. W. Murnau hat die„Vier Teufel“ in Hollywood in ſeiner bekannten Art inſzentert, indem er hauptſächlich vom optiſchen Eindruck ausgeht, die Zwiſchentitel auf ein Mini⸗ mum beſchränkt und die Handlung an ſich verſtändlich macht. Zwei Darſtellergenerationen, zuerſt die Kinder und dann die Erwachſenen im gleichen Film auftreten zu laſſen, gehört zu den beſonderen Schwierigkeiten, denn in den Er⸗ wachſenen ſollen nicht nur die Kinder wiedererkannt, ſon⸗ dern auch die Charaktere auf eine Entwicklungslinie ge⸗ bracht werden. Mureau iſt dies vorzüglich geglückt, das inhaltvolle Spiel der Kinder geht weit über das hinaus was man bisher zu ſehen gewohnt war und in den Er⸗ wachſenen glaubt man die nunmehr groß gewordenen Kin⸗ der vor ſich zu ſehen. Murnau hat es weiter verſtanden, den Film ſpannend aufzubauen, von dem kleinſten tragiſchen Geſchehen bis zur grandioſen artiſtiſchen Leiſtung. Ein Film der ſeinem Namen Ehre macht. Die Photographie iſt ebenfalls hervorragend.— Bei den Darſtellern begegnet man faſt nur neuen Namen. Janet Gaynor iſt aus früheren Filmen bekannt, Mary Duncun ein echter „Vamp“, ohn Farell ein Charakterdarſteller von ganz großem Format. Der Film iſt ein wirkliches Erlebnis, die ausverkauften Häuſer beweiſen ſchon den äußeren Erfolg. t⸗ Schluß des redaktfonellen Telfs Wir ziehen uml Wir verkaufen aus! 20 bis 50 Prozent Rabatt um zu räumen 78 1 12 Stella-Haus, D 3. opfert hatten. Aber ich hatte mich in reſpektvoller Entfernung gehalten, denn ſie reiſte augenſcheinlich mit ihrer Mutter, und ich habe— ich weiß nicht warum— von jeher eine unüberwindliche Scheu vor jungen Damen gehabt, die in Begleitung ihrer „alten Dame“ durch die Welt gondeln. Diesmal aber war es anders. Wir kamen raſch ins Geſpräch, zumal die Begleitumſtände unſerer Fahrt höchſt eigenartig waren. Der Nachenführer hatte den Kahn vom Fallreep des Dampfers abge⸗ ſtoßen, und nun ſchaukelte die Nußſchale bergauf, bergab in tollen Sprüngen der Felswand entgegen. Vor dem kaum einen Meter hohen gurgelnden Loch hielt das Boot. Mir wollte es unfaßlich erſcheinen, wie es möglich ſein ſollte, die zerbrechliche Barke durch die winzige Oeffnung hindurch zu bugſieren. Nur für einen kurzen Augenblick ward, wenn die Brandung zurück lief, das Felsloch ſichtbar, und dann fegte— durch den entſtehenden Unterdruck her⸗ vor geſogen— allemal brauſend und fauchend ein waſſergeſättigter, ſprühender Wirbelſturm aus der „ und überſchüttete uns mit Gießbächen aſſer. Wir mußten uns eben einander der Länge nach auf den Boden des ſchmalen Kahns legen. Eine dicke Perſenning wurde über uns gedeckt, und ich ſah nichts mehr, fühlte nur noch den jungen, lebenswar⸗ men Leib meiner Begleiterin neben mir. Als man uns die Leinewand wieder fort nahm, war es ſtill um uns herum geworden. Das Gurgeln und Brau⸗ ſen hatte aufgehört, platt wie ein Spiegel dehnte ſich im Innern der Mäthengrotte die kriſtallklare, azur⸗ farbene Flut. Das Bild war zauberhaft, und es ver⸗ fehlte auch nicht, mich in jene ſchon oben erwähnte gefährliche Stimmung zu verſetzen. Alles weitere ging dann unglaublich ſchnell. Als der Nachen auf der Rückfahrt von neuem in den gurgelnden Fels⸗ ſchlund glitt, mußten wir uns wieder, eng anein⸗ ander geſchmiegt, auf den Boden legen, und aber⸗ mals wurden wir zum Schutze vor der giſchtenden Brandung vom Kopf bis zu den Füßen in die Per⸗ ſenning eingehüllt. Was ſoll ich noch viel erzählen? Unſere Lippen fanden ſich zu einem langen Kuſſe, und ausgerechnet in dieſem Augenblick wurde die Leinewand wieder hochgeſchlagen. Das Boot ſchaukelte ſchon unmittelbar neben dem Dampfer. Sämtliche Fahrgäſte hatten an der Reling die Rückkehr des einzigen Grottenbootes voller Spannung erwartet, und nun brüllte das ganze Schiff vor Lachen. Als wir das Fallreep empor ſtiegen, kam uns die Mama entgegen und ſegnete unſern Bund. Der Kahnführer grinſte unverſchämt; ich glaube, er hatte ein unerhörtes Trinkgeld bekommen. Lümmel Ich fahre nun nicht wieder in die Blaue Grotte. eine Frau, die ja aus eigener Erfahrung den „Grottenzauber“ kennt, würde es auch gar nicht er⸗ lauben. Es ſei denn, ich nähme ſie mit. Vom Nationaltheater. Am Samstag findet die Erſtaufführung von Sherriffs„Die andere Seite, inſzeniert von Richard Dornſeiff ſtatt. Die Erſtaufführung des Luſtſpiels„Olympia“ von Mol⸗ nar iſt auf Donnerstag, 9. Januar feſtgeſetzt. Die Spielleitung hat Wilhelm Kolmar. Am Sonntag, 12. Januar wird Verdis„Violetta“(La Trapiata) in völliger Neueinſtudierung und Neuinſzenierung gegeben. Die Spielleitung hat Alfred Landory, die muſikaliſche Leitung Karl Klauß. Der zweite Gatte In Reclams„Univerſum“ erzählt eine Dame: Wenn man vor einer zweiten Heirat ſteht und hat dieſen Entſchluß ſeinen allerfüngſten Kindern noch nicht mitgeteilt, kann man mancherlei Erheiterndes vernehmen. Meiner Jüngſten dauerte die Klärung der Angelegenheit ſcheinbar zu lange, und ſie rückte mir eines Tages mit der Frage zuleibe:„Mutter, heiraten wir nun den Herrn Krieger oder nicht?“ Nach meiner ſie zufriedenſtellenden Antwort erwog ſie als praktiſches Kind heutiger Zeit ſofort die Wohnungsfrage.„Umziehen brauchen wir nicht, für einen Schreibtiſch können wir ihm Platz ſchaffen, bloß im Schlafzimmer wird es dann ein bißchen eng für dich, aber ſag ihm doch, er ſoll abends ins Hotel gehen.“ 4. Seite. Nr. 3 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 3. Januar 1930 Veranſtaltungen Neujahrsſitzung des„Feuerio“ Das Hahereckl, dieſe altehrwürdige Stammburg der Mannheimer Narren, konnte kaum die Vielen faſſen, die am Donnerstag abend gekommen waren, um an der er ſt e un karnevaliſtiſchen Sitzung des„Feuerio“ teilzunehmen. Schon als um 8,11 Uhr der Hohe Elferrat unter den Klängen des Narrhalleſen⸗Marſches einzog, herrſchte eine einträchtige Gemütlichkeit, der beſte Boden für die bevorſtehenden drei Stunden frohen Pfälzer Humors. Präſident Bleber war, gleich wie ſeine Unter⸗ tanen und Gäſte, ein krätiges Ahoi! Nach berühmten Vorbildern ließ er zunächſt einen luſtigen Sprechchor ſteigen. Dann trat Jean De Lank als Vorfänger in Funktion. Der Gemeinde⸗ geſang galt dem Prinzen Karneval. Der Elferrat ließ ſich dann vom Sprechchor das Recht beſtätigen, daß er Gelder in jeder Höhe für den Karnevalszug einnehmen darf. Toni Kunz brachte zwei nette Liedchen zum Vortrag, worauf der Präſident die Abgeſandten der Heidel⸗ berger Karnevalsgeſellſſchaft„Perkeo“ zu ſich entbot, um ſie beſonders zu begrüßen und mit Orden zu bedenken. Eine luſtige Zeitſatire gab ber erſte Bütten⸗ reöner des Abends, Schellhas, zum beſten, Kammer⸗ fänger Welcker erfreute mit prächtiger Stimme durch den Vortrag der„Beichte“ von Supps und anderer ſehr bei⸗ fällig aufgenomener Baritonſoli. Allgemeiner Geſang und einige teure Gänge zum hohen Präſidium brachten Abwechſlung. Der Mimiker„Schnaps“, der Alte mit dem jungen Herzen, ſang wie eine Nach⸗ ligall. Nach einem Kouplet von Kua pp ſtieg Eugen Gehrig als gut entwickelter Schuljunge in die Bütte und kramte allerlei witzige Erlebniſſe aus. Ein Quar⸗ tet ſang trotz der inzwiſchen„ozonrein“ gewordenen Luft wacker einige Liedchen. Ein echter Mannemer Spanner(Gotter) betrat dann die Bütte, um von ſeinen Erfahrungen als ſtädtiſcher Be⸗ amter zu erzählen; die Zuhörer kamen nicht aus dem Lachen. Das nächſte gemeinſame Lied, der Firma Sklarek in Verehrung gewidmet, wurde geſchunkelt und ſchließ lich öffnete Fritz FJegbeutel ſeine unerſchöpfliche Humor⸗ kiſte. Ein beſonderes Lob noch der Kapelle Seezer, die unermüblich aufſpielte. Treu ſeinem Motto für 1930 war der Elferrat mit Ordensverleihungen ſehr ſparſam. Die Vortragenden wurden mit Naturalien, d. h. mit einem Schluck Bier, und, wenns hoch kam, mit einer Zigarre belohnt. Nur der Baxritonſänger erhielt klingende Münze, nämlich 30 Pfg., um ſeinen aufgeweichten Kragen auf⸗ bügeln zu laſſen. So verging mit heiteren Spüſſen im Fluge die Zeit. Als Präſtdent Bieber um 11.11 Uhr die glänzend verlaufene Sitzung ſchloß, ließ er die Hoff⸗ nung durchblicken, daß es in dieſem Jahr gelingen möge, wieder einen Faſtnachtszug zu veranſtalten. Andernfalls müſſe man eben am Faſtnachtsſonntag ins Planetariuin gehe und in den Mond gucken. Ahoi. 0l. * Die ali⸗katholiſche Gemeinde halte am Neufahrslag im großen Saale des Ballhauſes ihren Weihnachts⸗ familienabend. Noch einem gemeinſamen Liede und einem Duo von Kalliwoda für Violine(Otto Wel len⸗ reuther) und Bratſche(Hauptlehrer O. S chlageter) ſang der Kirchenchor unter der ſicheren Stabführung von Hauptlehrer O. Schlageter zwei Weihnachtslieder Großen Beifall fand das temperomentvolle Spiel von Frl. Käthe Back(Violine) in der Mazourka von Zarzycki und dem Zigeunerſtändchen von Wernicke, in feiner Anpaſſung eitet von Frl. Emmy Baſtlan. Stadtpfarrer Dr. Steinwachs begrüßte mit herzlichen Worten Gemeinde⸗ glieder und Freunde und gab eine kurze Einfſthrung in 29 oventſpiel von Fronz Herwig, das im Mittelpunkte er Feier ſtand. Die Spieler, Mitglieber des Jugend⸗ Hundes, hatten ſich ſichtlich in den Geiſt des Stückes ein⸗ gelebt, ſodaß das Spiel von eindringlicher Wirkung war. Lieder des Kirchenchors beſchloſſen die ſtimmungs volle Weihnachtsfeier Geſangsvortrag im Krankenhaus. Am 22. Dezember Hat ber Geſangverein„Sängerkreis“ im Krankenhaus geſungen. Freier Bund. Am Sonntag, 5. Januar, pünktlich 11,0 Uhr, ſpricht der hervorragende Berliner Kunſtkritiker Dr. Adolf Behne im Freien Bun d über das Thema: „Das neue Berlin“. Ein Arbeitsbericht von Wohn⸗ bau und Geſchäftsbau, von Verkehr und Städtebau, vom Ende der Mietskaſerne und vom neuen Siedlungsbau, von der neuen Schule, von der Erſchließung der Wälder und Ufer— nicht für den Einzelnen, ſondern für Alle—. Bau⸗ ten und Entwürfe von Poelzig, Taut, Mendelſohn, Mebes, Hannes Meyer, Luckhardt u. a.(Viele Lichtbilder). Speretten⸗Abſchied im Roſengarten. Bei der vor⸗ läufig letzten Operetten⸗Volksvorſtellung am kommenden Sonntag im Nibelungenſaal kommt nicht, wie urſprünglich angekündigt Zellers„Oberſteiger“ zur Auffſthrung, ſon⸗ dern Leo Falls beliebte Operette„Die Roſe von Stambu“. Die muſikoliſche Leitung dieſes Abends hat Hapellmeiſter Hans Leger übernommen. * Neujahrs⸗Ferrenabend der„Liedertafel“ Die Gratulationscour der Liedertäfler erfreut ſich immer einer ungewöhnlich ſtarken Beteiligung. Auch diesmal erwies ſich der große Saal des Geſell⸗ ſchaftsheimes als viel zu klein. Obwohl man ſehr eng zuſammenrückte und den anſtoßenden Raum in Anſpruch nahm, mußte mancher umkehren, der ſich zu ſpät einfand. An der Haupttafel hatten mit den 5 ECbhrenpräſidenten Groß und Hechler und den 0 bei beſter Stimmung unb entbot Allen N e e„ ein herzliches Winkommen und dem Prinzen Karneval genommen: Polizeidirektor Dr. Bader, die Regie⸗ Mitgliedern des Vorſtandes die Ehrengäſte platz⸗ rungsräte Dr. Compter und Dr. Heim, Ober⸗ ſtaatsanwalt Mickel, Landtagsabg. Dr. Waldeck, die Stadträte Haas und Ludwig, Altſtabtrat Dr. Alt, die Direktoren Dr. Fries und Dr. Harms und Sty.⸗V. Walther. 5 Im Mittelpunkt des Abends ſtand wieder die Neujahrsanſprache, die in Vertretung des zerſten Vorſitzenden diesmal der Vertreter der Paſſivität, Profeſſor Dr. Ott hielt, der einleitend ſeiner Freude über die ſtarke Beteiligung der paſſiven Mitglieder Ausdruck gab. Auch eine ganze Reihe auswärtiger Mitglieder hatte ſich eingefunden, u. a. Herr Bann ⸗Freiburg und Regierungsrat Lafontaine⸗ Karlsruhe. Eine Abordnung des Liederkranzes Schwetzingen war mit dem Vorſitzenden Baſſermann erſchienen. Star⸗ ken Beifall rief die Verleſung eines Telegramms des in Arolſen im Ruheſtand lebenden Bürger⸗ meiſters v. Hollander hervor, der in dankbarem Gedenken an die vielen im Kreiſe der Liedertafel verbrachten Neujahrstage der Mannheimer Lieder⸗ tafel und gauz Mannheim die herzlichſten Neujahrswünſche übermittelte. Möge das Jahr 1930 den Beginn beſſerer Zeiten bringen. Dr. Ott warf nach der einleitenden Begrüßung einen Rückblick auf das verfloſſene Jahr, das eine unendliche Fülle des Mißvergnügens gebracht habe. Auch im neuen Jahr drohten wieder ſchwere Ge⸗ fahren. Ausgerechnet in dem Augenblick, in dem wir gezwungen ſeien, mit dem hartnäckigſten Prozeß⸗ gegner zu verhandeln, hätten wir den beredteſten Anwalt, Streſemann, verloren. Die allgemeine Lage des deutſchen Volkes habe auch auf das deut⸗ ſche Lied eingewirkt. Aber die kräftige Inſtitution des Deutſchen Sängerbundes werde auch über das Unglück hinwegkommen, das ihn durch die Unter⸗ ſchlagungen betroffen hat. Dr. Ott wies in dieſem Zuſammenhang auf die ſchwierige Aufgabe des Vereins⸗Finanzminiſters hin, der wie ſeine großen Kollegen im Reich das Gleichgewicht zwiſchen Einnahmen und Ausgaben aufrecht zu er⸗ halten habe. Er danke den Paſſiven herzlichſt für die Treue, die ſie dem Verein gehalten haben. (Lebhafter Beifall.) An die Mahnung, durch eifrige Werbung für Nachwuchs zu ſorgen, ſchloß der Redner Worte der Zuverſicht, wobei er der Hoff⸗ nung Ausdruck gab, daß das beutſche Volk die Kriſe überwinden wird dank ſeiner bewundernswerten Tüchtigkeit. Das Jahr 1930 müſſe das Jahr der Erkenntnis ſein. Der Cousſche Lehrſatz„Es geht uns jeden Tag beſſer!“ habe keine Geltung. Die Loſung des Tages müſſe ſein: Liebt Guer Volk mehr als die Parteien.(Starker Beifall) Wenn das Jahr 1930 das Jahr der Ein⸗ kehr und der Erkenntnis werde, dann werde es auch wieder aufwärts gehen. Der Redner ſchloß mit der Aufforderung, die Wünſche, die man für die eigene Familie hege, auf die große Familie des deutſchen Volkes zu übertragen, aber auch auf die Liedertafel, auf die er ein brauſend aufgenommenes Hoch aus⸗ brachte. Spontan ſtimmte die Aktivität den Vereins⸗ wahlſpruch an. Dem Redner wurde ſtarker Beifall zuteil. 5 Im Verlaufe des Abends erfolgten noch mehrere Ehrungen. Den Ehrenbrief des Deutſchen Sänger⸗ bundes erhielt Herr Karl Stein für 40jährige Mitgliedſchaft. Die ſilberne Ehrennadel für 25jährige Mitgliedſchaft bei der Liedertafel wurde den Aktiven Alfred Heinz und Adolf Weber verliehen. Den goldenen Sängerri ng durf⸗ ten ſich die Herren Georg Hettinger und Vor⸗ ſtandsmitglied Karl Baumann anſtecken. Die gediegene Vortragsfolge, die das geſprochene Wort umrahmte, ſetzte mit dem Friedericus Rex⸗ Marſch ein, der von der Hauskapelle unter Herrn Tunzes ſtraffer Leitung mit Schmiß und Schwung in den Saal geſchmettert wurde. Die Ouvertüre zu „Prinz Methuſalem“ von Johann Strauß erklang ſo genau abgetönt, daß der rauſchende Beifall wohl⸗ verdient war. Als Zugabe wurde ein weiterer flot⸗ ter Marſch geſpendet. Die Aktiven, die kaum auf dem Podium Platz hatten, ſangen unter Chormeiſter Ulrich Herzogs glänzender Leitung den vater⸗ ländiſchen Chor„Heilige Flamme“ mit packender Stimmentfaltung und ſtarker Verinnerlichung und ſpäter„Der Lindenbaum“ von Schubert⸗Silcher, das Volkslied„Heimliche Liebe“ und„Lützows wilde Jagd“, Liedergaben, die in ihrer Verſchiedenheit einen genauen Gradmeſſer für die Wirkſamkeit des neuen Dirigenten abgaben. Sehr gefeiert wurde auch Opernſänger Werner Märker, der ſchon im erſten Teil des Abends Mühe hatte, ſich freizu⸗ ſingen. Vielleicht darf man bei dieſer Gelegenheit die Anregung geben, das Rauchen künftighin erſt zu geſtatten, wenn nicht mehr geſungen wird. Den Inſtrumenten des Hausorcheſters kann der Rauch nichts ſchaden. Herr Märker führte ſich vor allem mit„Ja, Du biſt mein“ aus dem„Poſtillon von Lonjumeau“ ſo ausgezeichnet ein, daß nach dem zweiten Liede Vergnügungskommiſſär Fußer den begeiſterten Beifall nur mit dem Hinweis ab⸗ brechen konnte, daß ſich der Künſtler noch einmal hören laſſen werde. Das Hausorcheſter ſteuerte ebenfalls noch mehrere vorzügliche Muſikſtücke bei, der Grotesk⸗Komiker Adolf Hartley, der Ende Dezember im Apollotheater auftrat, erzielte einen ſtürmiſchen Lacherfolg und der Hausdichter Jakob Frank zeigte mit einem allgemeinen Lied, daß er im neuen Jahr noch der alte iſt. Sch. Kommunale Chronik Die Michelin⸗Niederlaſſung in Karlsruhe * Karlsruhe, 1. Jan. Nachdem der Karlsruher Stadtrat den Vorvertrag mit der Firma Michelin⸗ Paris über eine Karlsruher Niederlaſſung geneh⸗ migt hat, wird in den nächſten Tagen der Karls⸗ ruher Bürgerausſchuß endgültig über die Stellung der Stadt zu beſchließen haben. Mit dem Bau der Fabrik⸗ und Verwaltungsgebäude wird im März 1930 begonnen. Die Geſellſchaft hat in ihrem Voranſchlag für den Bau Millionenbeträge in deut⸗ ſcher Reichsmarkwährung vorgeſehen. Das Karls⸗ ruher Werk wird die erſte deutſche Fabrikniederlaſ⸗ ſung der Michelin⸗Geſellſchaft ſein. Sie hatte bisher für Deutſchland nur eine Zweigniederlaſſung in Mainz, ohne eigene Fabrikation, lediglich Verkaufs⸗ büros und Lager, allerdings mit 115 Beamten. Dieſe ſtiederlaſſung in Mainz wird nun eingehen und mit der Karlsruher Fabrik verbunden werden. Als Ge⸗ lände für die Anſiedlung des Werkes iſt nahe am Rheinhafen eine Fläche von 138000 Quadratmeter vorgeſehen. Die Michelin⸗Geſellſchaft verpflichtet ſich, gußer den notwendigen Spezialkräften, die ſie mitbringen muß, für ihre Belegſchaft in der Haupt⸗ ſache Arbeiter und Arbeiterinnen durch Vermittlung des Karlsruher Arbeitsamtes einzuſtellen. Erſatzwahl in den Karlsruher Stadtrat Bei der am Montag durch die Stadtverordneten vorgenommenen Wahl eines Erſatzmannes in den Stadtrat für den verſtorbenen Stadtrat Dr. Hugo Geißler iſt mit Amtsdauer bis zur nächſten Er⸗ neuerungswahl des Stadtrats(November 1930) Friedrich Lang, Buchdruckereibeſitzer in Karls⸗ ruhe, gewählt worden. Augsburgs Oberbürgermeiſter aus dem Dienſt geſchieden * Augsburg, 1. Jan. Oberbürgermeiſter Deut⸗ ſchewbaur iſt am 30. Dezember nach 37jähriger Amtstätigkeit aus dem Dienſt der Stadt Augsburg ausgeſchieden, die ihm in Anbetracht ſeiner Ver⸗ dienſte das Ehren bü rgerrecht verliehen hat. Der zweite Bürgermeiſter Ackermann würdigte in einer herzlichen Anſprache die Verdienſte des ſchei⸗ denden Oberbürgermeiſters. Wiederwahl des Speyerer Oberbürgermeiſters * Speyer, 1. Jan. Der neue Stadtrat wählts Oberbürgermeiſter Leiling auf weitere zehs Jahre zum Berufsbürgermeiſter. Der ſeitherige 1. Ehrenbürgermeiſter Stützel wurde wieder⸗ 1 55 Spindler zum 2. Ehrenbürgermeiſter neugewählt. * G Schwetzingen, 2. Jan. Aus der letzten Gee meinderatsſitzung iſt zu berichten: Vergeben wurden: 1. Die Erſtellung einer neuen Blitzſchutz⸗ anlage auf dem Friedrichſchulgebäude an Heinrich Hepp, Schloſſermeiſter hier. 2. Die Herſtellung der elektriſchen Beleuchtungseinrichtung im Friedrich⸗ ſchulgebäude an Otto Meiſter, Elektromeiſter hier. 3. Die Lieferung von Drahtgeflecht für Einfriedigung der Gärten des Gruppenwohnhauſes Maunheimer⸗ ſtraße rechts an Edmund Vogel, Eiſenhandlung hier. 4. Die Lieferung der für die Wieſen erforderlichen Kunſtdünger an Georg Boos, Düngemittelhandlung hier. 5. Die Lieferung von 100 Zentner Hafer für den Farrenſtall an die Badiſche landwirtſchaftliche Haupr⸗ genoſſenſchaft, Zweigſtelle Schwetzingen. Der em Entwurf aufgeſtellten ortspolizeilichen Vorſchrift, „die Bekämpfung der tieriſchen und pflanzlichen Obſt⸗ baumſchädlinge betr.“ wurde die Zuſtimmung er⸗ teilt.— Das im ſtädt. Bauhof lagernde Altmatertal wurde der Firma Leopold Springer G. m. b. H. hier zum Angebotspreis überlaſſen.— Der Arbeiterwoyl⸗ fahrt, Ortsausſchuß Schwetzingen wurde für Durch⸗ führung einer Weihnachtsfeier mit Kinderbeſcherung aus ſtädt!. Mitteln ein Zuſchuß bewilligt.— Die für Durchführung der Weihnachtsbeſcherung im Städt. Krankenhaus erforderlichen Mittel wurden geneh⸗ migt. Den Altveteranen von 1866 und 1870/71 wurde eine Ehrengabe von je 25 Mk. ge⸗ währt.— Zu Mitgliedern des Ortsgerichts Schwetzin⸗ gen wurden auf die Dauer von weiteren 6 Jahren die ſeitherigen Mitglieder ernannt und zwar: 1. Guſtav Schwab, Kaufmann(Vorſitzender), 2. Michael Becken⸗ bach, Ratſchreiber(Mitglied), 3. Friedrich Wörn II, Landwirt und Gärtner(Mitglied), 4. Michael Bickel, Poſtaſſiſtent a. D.(ſtellvertr. Mitglied).— Anſtelle des ausgeſchiedenen Gemeindeverordneten Joſef Gump⸗ mann, Bierbrauer, wurde der der gleichen Vorſchlags⸗ liſte(kommuniſtiſche Partei) angehörende Bewerber Ludwig Klee, Fabrikarbeiter, für die noch übrige Amtsdauer als Gemeindeverordneter berufen.— Dem Karl Uhrig, Schloſſer hier, wurde nach Maß⸗ gabe der Anordnung vom 23. Februar 1927, den Han⸗ del mit Milch in der Stadt Schwetzingen betr., Ge⸗ nehmigung zum Verkauf von Milch in der Stadt. Schwetzingen erteilt. Kleine Mitteilungen Der Gemeinderat Gaggenau hat den aus Geſundͤheitsrückſichten zurücktretenden Direktor⸗ Dr. Lohrmann in Anerkennung ſeiner hervor⸗ ragenden Verdienſte um die Entwicklung der Daim⸗ ler⸗Benzwerke Gaggenau und damit um die Förde⸗ rung des Wirtſchaftslebens einſtimmig zum Ehren⸗ bürger von Gaggenau ernannt. Die Stadtgemeinde Schönau j. W. hat frühere Amtsgefängnis für 10000% erworben und gedenkt darin das neu ins Leben gerufene Hei⸗ matmuſeum unterzubringen. Schluß des redaklionelen Teils Geſchäftliche Mitteilungen * Germania⸗Säle(Bäckerinuung), 8 6, 40. t ſchaftung der Germania⸗Lokalitäten hat der laugfährige Oberkellner und Geſchäftsführer im Roſengarten⸗Reſtaurant, Herr Fritz Schemk, neu übernommen. Die Eröffnung, die mit einem Schlachtſeſt verbunden iſt, findet morgen, Samstag, den 4. Januar, ſtatt. Der beſtens bekannte Ruf des Herrn Schenk bürgt dafür, daß unter ſeiner Leitung die Germanig⸗Säle allen Gäſten das Beſte bieten, was an Speiſe und Trank gewünſcht werden konn. Näheres in heutiger Anzeige. das b A 0 Heilwirkend Pete Rixius 0 1 b., Mannheim Felnsprecher 25796 und 25797 Wilhelm Müllerzun., U 4. 25, Fefnsprecber 21636 Abenteuer 5 mit einer Gottesanbeterin Von Dr. Ludwig Franck, Kairo Glaubt nicht, daß eine Nonne oder gar eine fromme Büßerin gemeint ſei; ein Kurioſum aus der Inſektenwelt iſt es, dem man den Namen einer „Gottesanbeterin“ beilegt. Auch die Wiſſenſchaft hat ſie„Mantis religipſa“,„fromme Büßerin“, getauft, die Franzoſen nennen ſie„precheur“, die Engländer praying mantis“. In Deutſchland iſt ſie ſchon ſo ſelten, daß man ſie— ſogar ein Inſekt— unter Na⸗ türſchutz geſtellt hat, während man in Aegypten und in den Tropen noch mehreren Arten dieſer eigen⸗ artigen Fangſchrecken begegnet. Wieder ſitze ich in einem der beſchaulichen Som⸗ merhäuschen, die in ewiger Laubfriſche das linke Nilufer Kairos von der Kaſr el Nil⸗Brücke einen Kilometer lang bis zur Salamekbrücke begleiten. Blattfiltrierte Weſtſonne fällt in Lichtinſeln über Tiſche und Bänke, ein Mückenſchwarm tänzelt im Höheren Laubdom, macht meine Lektüre träumeriſch⸗ beſiunlicher. Da ertönt mit einem Male das Weh⸗ geſchrei eines Brummers, das die ſilberfeinen Mücckenſtimmen fäh durchbricht. Ich eile nach der Richtung und gewahre nicht ohne Schreck, daß der Harmloſe in die Fangarme einer Mantis geraten iſt und ſein Leben bereits ausgehaucht hat, bevor ich ſeiner wie des ganzen Schauſpiels anſichtig wurde. Gleich einem zerſchliſſenen Strohhalm mit blatt⸗ täuſchenden Flügeln hatte ſich die Fangſchrecke hier zwiſchen dem Rebenlaub aufgeſtellt, um in dem reich⸗ heſetzten Birſchgebiet der Abendjagd obzuliegen. Der Brummer mußte ſich ausgerechnet in ihrer Nähe zu kurzer Raſt niedergelaſſen haben. Ein wohlgezielter Schlag mit den Fangbeinen, ein Aufſchreien, und ſthon drangen die ſcharfen Kieferſchneiden in Kopf und Bruſt, verſchlangen Magen und Eingeweide, ließen Flügel und Ringſchalen fallen und erledigten in kaum drei Minuten den fetten Rumpf des Brum⸗ mers. Behaglich ſäubert dann die Räuberin ihre Fang⸗ eiſen, faltet ſie zuſammen, und in dieſer Haltung, den Vorderkörper leicht empor gehoben, mag ſie, zumal bei ihrem weiblichen Geſicht wie den ſchleppkleidigen Flügeln, ſchon den Eindruck einer Beterin, ja from⸗ men Büßerin, erwecken. Seit dieſem Brummermord aber ſitzt die„Heilige“ in einem geräumigen Glashauſe meines Arbeits⸗ zimmers. Aus perſönlicheren Beziehungen will ich weiter erfahren, wie ſie ihre Gebetsübungen ver⸗ richtet, wie ihr Händefalten faſt ſtets mit einer Mord⸗ tat verbunden iſt. Es wird Abend in der Glaskammer ihres Ter⸗ rariums. Hager und ſchmal, 80 Millimeter lang, ſitzt ſie mit witterndem Dreieckskopf an dem kleinen Mandelzweig, den ich ihr zu Kletterzwecken einge⸗ baut habe. Grünleuchtende Augen durchſchielen den Raum. Ein ſtets freßluſtiger Trieb ahnt bereits, daß ſich etwas im Hauſe regt, immer mächtiger regt. Diesmal iſt es keine Durchſchnittsbeute, keine Fliege, kein Brummer oder Heupferdchen, mit denen ſie ſo mühelos fertig wird; diesmal iſt es einer, der gelb⸗ farbene Ringe um den Leib trägt, mit mächtigen Kneifzangen und vergiftetem Dolche bewehrt iſt. Libellen und Graspferdchen ergaben ſich meiſt kampf⸗ los, überließen ſich wie ſelbſtverſtändlich ihrem Schickſal. Die Horniſſe aber, die ich zu ihr eingelaſſen, wehrt ſich fetzt auf Leben und Tod. Von nur einer Greifzange gepackt, beißt und ſticht die Weſpe derart um ſich, daß die Mantis, aus Ratloſigkeit, wie ſie die Beute aubeißen ſoll, ie wieder freigibt. Wütender durchſtürmt die Horniſſe das Glasgemach. Faſt wie eingeſchüchtert klimmt die Mantis den Zweig höher hinauf; mehrere Hiebe gehen fehl. Doch der Hunger macht liſtig und grauſam. Diesmal ſchlägt ſte nicht am Boden zu, auch nicht am Ver⸗ tikalſtamm des Mandelbäumchens; ſie wartet, bis der Gegner weidgerecht für den Doppelgriff auf dem Seitenzweige ſitzt. Der Schlag gelingt. In die Doppelmeißel eingeklemmt, gibt es kein Ent⸗ rinnen mehr. Weder Beißen, Krümmen noch Dolchen helfen dem tapferen Kämpen. Machtlos prallen Stiche und Biſſe am Bruſtpanzer der Mantis ab. Acht Minuten dauert die Mahlzeit an dem ge⸗ harniſchten Weſpenleib. Nur einige gelbſchwarze Bauchgürtel und ſtärkere Schenkelknochen bleiben davon übrig; ſelbſt der Stachel ſamt Gifttaſche, ich ſehe es mit eigenen Augen, werden ohne Magen⸗ beſchwerden von der Mantis aufgezehrt. Gewiß iſt das kein ſchönes, kein anziehendes Schauſpiel. Aber darf man darum unſer Inſekt als blutdürſtig oder grauſam verdammen, weil es nur lebendige Kerbtiere frißt? Kann man einen Löwen zu einem Aas⸗ oder Pflanzenfreſſer bekehren, einen Adler zu einem Körnervogel? Und wir Menſchen, die wir ſogar imſtande wären, nur von Pflanzen und Früchten zu leben, überliefern wir nicht wie ſelbſtverſtändlich jährlich ganze Armeen von Tieren, nicht nur Schlachttieren, dem Meſſer und dem Blei? So war ich meiner Mantis nicht ungehalten, als ſtie Mitte März aus Drüſenſaft eine walnußgroße Tonne herſtellte und ſie mit 30 bis 40 Eiern belegte. Im Mai ſchon ward die Tonne lebendig: eine an⸗ ſehnliche Schar Mantiskinder von der Größe un⸗ ſerer Waldameiſen ſtieg daraus hervor. Wieviel ausgewählter Nahrung hätte es bedurft, bis ſte nach etwa zehnmaligen Häutungen die Größe der Mutter erreicht hätten? Daher übergab ich ſis die Kinder meiner Mantis— ohne Selbſtanklagen dem allnährenden Schoß der Mutter Natur. Was bringt Bayreuth 1930? Der Spielplan der Bayreuther Bühnenfeſtſpiele 1930 kündigt fol⸗ gende Werke an: Tannhäuſer in der Pariſer Faſſung und völlig neu ausgeſtattet, wird fünfmal gegeben, Triſtan dreimal, Parſifal fünfmal und der Ring zweimal. Dirigenten ſind Muck, Toscanini, Elmen⸗ dorff und Siegfried Wagner, dem auch die Spiellei⸗ tung obliegt. Von Solokräften wirken erſtmalig mit: Sigismund Pilinſky als Tannhäuſer und Ruth Joſt⸗Arden als Venus. Die Chornographie des Venusberg⸗Bacchanals leitet Rudolf von Laban. Kunmſt und Wiſſenſchaft Wiederherſtellung der aſtronomiſchen Kunſtuhr im Dom zu Münſter. Die im Chor des Doms zu Münſter i. Weſtf, ſtehende berühmte aſtronomiſche Kunſtuhr, die nahezu 400 Jahre alt iſt, aber ſchon länger als 100 Jahre ſich nur noch teilweiſe bewegt, wird jetzt im Rahmen der Erneuerungsarbeiten am Dom gründlich erneuert. Die Uhr wurde an Stelle einer von den Wiedertäufern zerſtörten älteren Kunſtuhr in den Jahren 1540 bis 1545 hergeſtellt. Die aſtronomiſchen Berechnungen, die nach den neueſten Feſtſtellungen von größter Genauigkeit ſind, ſtammen von dem Franziskanermönch Johan⸗ nes Aquenſis und dem Buchdrucker Theodor Tzwyvel. Die Metallarbeiten führte der Schmied Windemaker aus, die Skulpturen der Biloſchnitzer Johann Brabender und die ſchönen Tafelmalereien der Maler Ludger tom Rink. Das komplizierte Uhrwerk trieb urſprünglich ein großes Aſtrolabtum mit Sonne, Mond und fünf Planeten, den Fixſtern⸗ himmel mit dem Tierkreiſe, zwei Säulen mit aſtro⸗ logiſchen Angaben, ein Kalendarium, den Viertel⸗ ſtunden⸗ und Stundenſchlag und ſchließlich mittags um 12 Uhr den Opfergang der Hl. drei Könige vor Maria mit dem Ehriſtkinde. Dabei ſchwebte der Stern von Bethlehem den Königen voraus, und ein Glockenſpiel ließ ein zeitentſprechendes Lied er⸗ klingen. Im nächſten Jahre wird die Uhr, die bis jetzt nur die Zeit anzeigte, wieder alle ihre mechani⸗ ſchen Künſte den Beſuchern des herrlichen Münſter⸗ ſchen Doms vorführen. Gummieinſpritzung ſtatt Blutübertragung. Der japaniſche Arzt Nakaſchima ſtellte nach Reclams „Univerſum“ feſt, daß die Einſpritzung einer Gummilöſung in das zirkulierende Blut an Stelle einer notwendigen Blutübertragung den gleichen therapeutiſchen Erfolg bewirken kann. Eine ſechs⸗ prozentige Löſung von Gummiarabikum ſteht in der Viscoſität dem normalen Blute und dem osmotiſchen 5 Druck dem Serum gleich. re e 615 ³¹Wm Ä T ²dͤʃ..—ůudi ̃⁊ĩ 1889 anne 775 * Freitag, den 3. Januar 1930 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 3 Am laufenden Band von 1929 Die wichtigſten Ereizniſſe des abgelaufenen Jahres Naturereigniſſe, Anglücksfälle, Verbrechen Januar: 1. 238 Zwangsgeſtellungen in der Neu⸗ fahrsnacht in Berlin. Bei einem Ueberfall der Ver⸗ brechervereine„Immertreu“ und„Felſenfeſt“ wurde in Berlin 1 Arbeiter getötet und 8 verletzt.— 4. Er⸗ mordung des Antropoſophenführers Dr. Unger⸗ Stuttgart in Nürnberg durch einen Geiſteskranken. — 6. In Frankreich bei 22 Grad Kälte 6 Menſchen erfroxen.— 7. Aus Waſhington werden 120 000 Opfer der Grippe gemeldet.— 13. Reklametrick in der Berliner„Philharmonie“. Ein fingiertes Heirats⸗ inſerat des Mannes der Dirigentin füllt das Haus. — 16. Ein Erdbeben in Schanſi(China) fordert Hun⸗ derte von Todesopfern. Untergang des chineſiſchen Dampfers„Hſin Wah“. Ueber 300 Tote.— 18. Ver⸗ heerende Schneeſtürme in ganz Europa.— 24. Ein Eiſenbahnunglück in Rumänien fordert 40 Todes⸗ opfer.— 25. Beraubung des Poſtamtes Ws in Ber⸗ lin.— 26. Dynamitanſchlag im Poſtamt Bottrop. Die Täter entkamen.— 30. Zugszuſammenſtoß bei Sünching. 4 Tote, 1 Schwer⸗ und 7 Leichtverletzte. 2 30. Ein Großfeuer bei Tietz in Berlin verurſacht 20 Millionen Mark Schaden.— 31. Verwegener Ein⸗ bruch in der Depoſitenkaſſe der Discontogeſellſchaft Berlin. Februar: 2. Neuer Dynamitanſchlag auf die Poſt⸗ agentur 2 in Bottrop. Die Täter mußten ohne Beute flüchten.— 5. Eiſenbahnunglück bei Oſtrow in Ober⸗ ſchleſten. 12 Schwerverletzte.— 7. Großer Brand bei den Opelwerken in Frankfurt.— 12. Neue Kälte⸗ welle über Europa.— Der Schlafwagenzug Berlin München bei Burgkemnitz verunglückt.— Großfeuer in Oettingen, Waldſaſſen, Möhringen, Berlin und Deyden in Holland(Rathausbrand).— 13. Bei Ull⸗ nerbach im Wiener Wald verunglückt der Arlberg⸗ Expreß.— Auf dem Bodenſee werden 5 Knaben und 3 Erwachſene auf einer Eisſcholle abgetrieben und müſſen die ganze Nacht bei eiſiger Kälte und Sturm im Freien verbringen. 3 Kinder im Alter von 9, 10 und 11 Jahren ſind erfroren, die Geretteten erlitten ſtarke Erfrierungen.— 14. Großer Eisſtoß bei Allach gefährdet das Bayernwerk.— 19. Wegen der Grippe werden in ganz Weſtfalen faſt alle Schulen ge⸗ ſchloſſen.— Verheerende Gasexploſion in Solingen. — Brand auf der Newyorker Untergrundbahn. 150 Verletzte.— 21. Schweres Eiſenbahnunglück bei Jo⸗ kuſuka. 11 Tote.— 23. Eiſenbahnunglück im Dort⸗ munder Hauptbahnhof. 3 Tote, viele Verletzte.— In der Nacht zum 28. brennt das hiſtoriſche Lim⸗ burger Schloß größtenteils nieder.— Ein Dorf ie der Nähe von Karlſtadt iſt eingeſchneit. 25 Menſchen werden verhungert, die übrigen Bewohner total er⸗ ſchöpft aufgefunden. März: 3. Die Grippe fordert in der Trierer Be⸗ ſatzung über 50 Todesopfer.— 4. Exploſion in Softa. 28 Tote.— 6. Schloß Hamborn bei Potsdam brennt nieder.— 8. Furchtbare Erdrutſche auf Madeira. Heber 100 Todesopfer.— 10. Großer Erdrutſch auf Oſtfava.— Bei Hamm verunglückte der D⸗Zug Ber⸗ Un⸗Köln.— 15. Entgleiſung eines japaniſchen Ex⸗ preßzuges. Ueber 100 Tote und Verletzte.— Hoch⸗ waſſerkataſtrophe des Miſſiſſippi in Südalabama. Viele Tote und ungeheurer Sachſchaden.— In der Nacht zum 19. wird Graf Eberhard zu Stolberg⸗ Wernigerode auf Schloß Jannowitz erſchoſſen.— 20. In Oslo brennt ein ganzes Stadtviertel nieder. — 22. 119 Todesopfer bei einem Filmbrand in einer ruſſiſchen Schule.— 26. Großfeuer auf 40 000 Ton⸗ nenbampfer„Europa“ in Hamburg.— 30. Schlag⸗ wetterexploſion in einer belgiſchen Grube. 28 Tote. April: 1. Sieben Todesopfer bei Flugzeugabſtür⸗ zen in Amerika.— 2. Großer Wetterſturz mit Schnee und Kälte.— 5. Entgleiſung des Schnellzuges Kiſchi⸗ new Bukareſt. 15 Tote.— 8. Der Farmer Langkoop wird zu 5 Monaten Gefängnis mit Bewährungsfriſt verurteilt.— 11. Furchtbarer Tornado in Arkanſas. Viele Tote.— 17. Enigleiſung des Pariſer Schnell⸗ zuges in Belgten. 10 Tote.— 18. Schwere Brand⸗ kataſtrophe in Tännesberg in der Oberpfalz. 22 Städel eingeäſchert.— 23. 114 Opfer eines japa⸗ niſchen Dampferunglücks.— 25. Exploſion in einer Nürnberger Bleiſtiftfabrik. 11 Tote.— 28. Auf⸗ deckung einer Falſchmünzerei in Köln, die für 10 000 Mark Markſtücke herſtellte. Mai: 5. Schwere Erdbeben in Perſien.— 14. Mel⸗ dungen über ſchreckliche Hungersnot im Wilnagebiet. 14000 Menſchen in ſchwierigſter Notlage.— 13. In Dorf und Domäne Mölſchow an der Oſtſee werden 25 Gebäude und viel Vieh ein Raub der Flammen. — 15. Entſetzliche Brand⸗ und Exploſtonskataſtrophe in einem Krankenhaus in Cleveland in Amerika. Durch Giftgaſe und Feuer 125 Menſchen getötet.— 23. Schweres Erdbeben in Anatolien. 55 Tote, 800 Häuſer zerſtört.— 27. Wirbelſturmkataſtrophe in Elſtorf bei Hamburg.— 28. In Nizninow in Galizien 295 Gebäude verbrannt. Juni: 3. Ausbruch des Veſuv, der ſchlimmſte ſeit 1906. Bis 7. wurden 75 Bauernhöfe ganz oder teil⸗ weiſe von der glühenden Lava zerſtört.— Raditſch wird am 7. wegen der Schüſſe in der Skuptſchina zu 20 Jahren Kerker verurteilt.— 17. Schweres Flug⸗ zeugunglück im Aermelkanal, wobei ſieben Paſſagiere ums Leben kommen, vier Paſſagiere, der Pilot und der Mechaniker verletzt werden.— 17. Dr. Richter wird in Bonn wegen Mord an Frau Mertens zum Tode verurteilt.— 18. Ein ſchweres Erdbeben in Neuſeeland fordert viele Todesopfer.— Beim deut⸗ ſchen Sängerbund werden große Unterſchlagungen des Schatzmeiſters Redlin aufgedeckt. Es handelt ſich um eine halbe Million.— 29. Schweres Flug⸗ zeugunglück auf dem Bodenſee bei Lindau. Fünf Perſonen, darunter der Pilot Zinsmeier und Flug⸗ leiter Eduard Hagge ertrinken in den Kabinen. Juli: Ueber weite Teile des Reiches, insbeſon⸗ dere Süddeutſchland gehen ſchwere Unwetter nieder. Die Ernte iſt vielerorts ganz vernichtet, durch Blitz⸗ ſchläge gehen Menſchen zugrunde, große Brände ent⸗ ſtehen. Bei Reichenhall wird eine ganze Ortſchaft eingeäſchert. Dieſen Unwettern folgen am 8. neuerliche über den ganzen Chiemgau und rich⸗ teten wiederum ſchweren Schaden an.— 19. Im Kaſchauer Zigeunerprozeß werden die Angeklagten zu hohen Zuchthausſtrafen verurteilt, der Banden⸗ rer lebenslänglich. In Berlin⸗Borſigwalde srſolgen am 24. mehrere Exploſionen, die 4 Tote und — * 17 Verletzte fordern.— 29. Furchtbare Schlagwetter⸗ kataſtrophe auf der Friedenshoffnungsgrube in Nie⸗ derhermersdorf. Die Zahl der Toten beträgt ins⸗ geſamt 30. Auch in Mainz erfolgt an dieſem Tage eine Exploſion und in der Tſchechoſlowakei werden durch zündelnde Kinder zwei Dörfer in Brand geſteckt. Auguſt: In einem ungariſchen Dorfe werden am 15. etwa 50 Giftmorde aufgedeckt, verübt von män⸗ nerfeindlichen Weibern unter Anführung einer Hebamme. Die Morde gehen lange zurück und verteilen ſich auf mehrere Jahre.— Bei einer ſchwe⸗ ren Keſſelexploſion am 16. bei Kattowitz gab es 16 Todesopfer.— In der Nordſee ſtoßen am 18. zwei Dampfer zuſammen, wobet 16 Perſonen ertrinken. — Der Schnellzug Prag Trieſt iſt am 22. bei Bad Gaſtein mit einem Perſonenzug aus Villach zu⸗ ſammengeſtoßen. Man zählte 5 Todesopfer und Verwundete.— 24. In Korelicz in Polen zerſtört ein Rieſenbrand 180 Wohn⸗ und Geſchäftshäuſer.— Am gleichen Tage werden bet einem Unwetter in Bulgarien 70 Häuſer von den Ueberſchwemmungs⸗ fluten mitgeriſſen.— Das ſchwere Eſenbahnunglück bei Köln am 25. fordert 14 Todesopfer.— Eine Exploſton in Giersweiler im Saargebiet am 23. for⸗ dert ſechs Menſchenleben.— Bei einem Großfeuer in Berlin am 28. werden wertvolle Sammlungen vernichtet. September: In Teuſchnitz in der Oberpfalz legt am 2. ein Rieſenbrand 59 Wohnhäuſer, 37 Scheunen und 15 Schuppen in Aſche. Der Brand macht 72 Familien obdachlos und richtet einen Schaden von eineinhalb Millionen an.— Am gleichen Tage fallen in Kamien in Polen 300 Häuſer einer Brand⸗ kataſtrophe zum Opfer und bet einem anderen Rie⸗ ſenbrand in Smethwick in Birmingham erleiden 12 Menſchen den Tod.— Bei Tamerfors ſinkt am 6. der Dampfer„Kuru“, wobei 150 Menſchen ertrin⸗ ken, in der Danziger Bucht ſinkt der däniſche Damp⸗ fer„Don“ mit 21 Mann Beſatzung.— 10. Rieſen⸗ brand in Targowice in Rumänien. 1000 Menſchen ſind obdachlos.— 13. Neuerliches Großfeuer in Ober⸗ franken, wo in Obergeiersneſt 8 Gebäude ein⸗ geäſchert werden.— Drei ſchwere Flugzeugunglücke in Amerika fordern am 15. nicht weniger als 13 To⸗ desopfer. Ebenfalls am 15. entgleiſt der D⸗Zug Rom— Florenz, wobei es 16 Verletzte gibt.— 16. Brand am Deutſchen Dom in Berlin. In Ried im Oberinntal werden 16 Objekte eingeäſchert, in Kleinroſſeln in Lothringen fallen einer Bergwerks⸗ kataſtrophe 20 Menſchen zum Opfer.— 18. Die An⸗ geklagten im Prozeß wegen des Eiſenbahnunglückes im Münchener Hauptbahnhof werden freigeſprochen. — 19. Bei einem Brande in einem Nachtlokal in Detroit gibt es 16 Tote.— 23. In Schwichtenberg (Mecklenburg) brennen 40 Häuſer, in Saloniki 80 Häuſer nieder.— 24. In Hackſtock bei Linz 12 Ge⸗ bäude eingeäſchert, Eiſenbahnnuglück bei Wiatka (Weißrußland), das 30 Menſchen das Leben koſtet.— 26. Die Brüder Sklarek werden wegen Milltonen⸗ betrügereien zum Schaden der Stadt Berlin ver⸗ haftet. Der Betrugsſkandal zieht weite Kreiſe. Oktober: In Bettmadingen in Baden fallen am 2. Oktober 25 Gebäude einem Brand zum Opfer.— Am 7. verbrennen in Waldsdorf bei Bamberg 26 Objekte.— Am 8. vernichtet ein Rieſenbrand in Os⸗ kerda in der Tſchechei 36 Häuſer und 40 Ställe. Das ganze Vieh verbrennt mit.— 8. Zwangsverſteigernug der ruſſiſchen Kathedrale in Berlin.— Im Sklarek⸗ ſkandal bringt faſt jeder Tag neue Enthüllungen mit ſchweren Belaſtungen von Beamten und Stadt⸗ räten.— 13. Skandal bei der Reichsbahndirektion Koblenz. Verhaftung höherer Beamter.— 14. Eiſen⸗ bahnzuſammenſtoß bei Campolo, 6 Tote, 100 Ver⸗ letzte.— 17. Ein Hotelbrand in Seattle in Amerika fordert 7 Tote und 15 Schwerverletzte.— 20. Hals⸗ mann wird in Innsbruck zu 4 Jahren Kerker ver⸗ urteilt.— Nach Unterſchlagung von 2 Millionen iſt der Berliner Notar Dr. Aron flüchtig gegangen. November: Am 4. bricht der Vulkan Santa Ma⸗ ria in Guatemala aus und überſchüttet zwei Städte mit glühender Lava. Hunderte von Todesopfern.— 10. Eiſenbahnunglück bei Deſſau. 4 Tote, 4 Schwer⸗ verletzte. Der Lokomotivführer hat ſich erhängt.— Der flüchtige Berliner Notar Aron hat am 12. in Konſtantinopel Selbſtmord verübt.— Unterſchla⸗ gungen durch Amtsperſonen werden am 16. aus Gdingen, Koburg, Güſtrow und Duisburg gemeldet. In Düſſeldorf treibt ſeit Monaten ein unbekannter Maſſenmörder ſein Unweſen. In dieſen Tagen lau⸗ fen Briefe von dem Mörder ein, es gelingt aber nicht, ſeine Spur zu entdecken.— Die Gemeinde Er⸗ bach bei Ulm iſt durch Verfehlungen des früheren Schultheißen Dehner in Zahlungsſchwierigkeiten ge⸗ kommen.— In Eſſen fordert am 25. eine Exploſion 3 Tote und 21 Verletzte.— Das größte amerikaniſche Flugzeug ſtürzt über Mineola ab und wird zerſtört. — Zuſammenſtoß zweter Schnellzüge vor Reichels⸗ dorf bei Nürnberg. 5 Tote und 56 Verletzte.— Am 27. wird in St. Leonhard in der Schweiz ein Auto. he nicht 0 5 15 5 a hin empfiehlt es ſich für die Perſonen, die ſich gerade mit einer Taufgeſellſchaft vom Expreßzug erfaßt. 5 Perſonen, darunter der Täufling, ſind tot. Dezember: In Straßburg wird am 4. der Leip⸗ ziger Verſicherungsinſpektor Tetzner verhaftet, der in einem Auto bei Regensburg einen Wanderbur⸗ ſchen verbrannt hat, um ſich eine Verſicherungs⸗ ſumme herauszuſchwindeln.— Im Kanal ſinkt bei furchtbarem Sturm ein engliſcher Dampfer. Nur 5 Mann werden gerettet.— In Ammern in Thü⸗ ringen werden am 5. Dez. 10 Gebäude eingeäſchert. — In einem amerikaniſchen Filmtheater verbrennen am 10. fünf Männer und vier Frauen.— In Na⸗ mur fordert am 10. ein Eiſenbahnunglück 10 Tote und 56 Verletzte.— Graf Chriſtian zu Stolberg wird am 11. wegen fahrläſſiger Tötung ſeines Vaters zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.— 12. Schwere Sturmverheerungen in weiten Teilen Europas.— Ein Großfeuer in der Zuckerfabrik Waghäuſel in Karlsruhe am 12. verurſacht eineinhalb Millionen Mark Schaden.— Beim ſächſiſchen Schwimmkreis veruntreut der Vorſitzende Dr. Bunner 200 000 Mk. — Im ungariſchen Giftmordprozeß werden in der erſten Verhandlung die 65fährige Lipka zum Tode durch den Strang, die Mitangeklagten in der gleichen Verhandlung am 14. Dez. zu lebeuslänglichem Zucht⸗ haus verurteilt. Im ganzen ſind 34 Frauen ange⸗ klagt, ihre Männer vergiftet zu haben.— 17. Groß⸗ feuer in Bingen in einer Tabakfabrik. Eine Million Schaden.— Am 28. Verhandlungstag wird am 17. im Siegelsdorfer Eiſenbahnerprozeß der Haupt⸗ angeklagte, Oberbahnmeiſter Stuhlfath, wegen fahr⸗ läſſiger Transportgefährdung zu 3 Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt, die Mitangeklagten freigeſpro⸗ chen.— In Bayern haben ſich vom 1. April bis 1. Oktober 15 641 Verkehrsunfälle ereignet, wobei 471 Menſchen getötet und 12 390 verletzt wurden ine ſeltſame Krankheit Die Papageienſeuche zum erſten Male in Deutſchland Eine ſeltſame Krankheit hat in Berlin ihren Ein⸗ zug gehalten, die Papageien⸗Seuche. Mehrere Per⸗ ſonen, darunter der in Dahlem wohnende Geologe Profeſſor Dr. Harborth, ſowie ſeine Gattin ſind unter typhus⸗ und grippeähnlichen Erſcheinungen er⸗ krankt und daran geſtorben. Die behandelnden Aerzte ſtanden zunächſt vor einem Rätſel. Aber das mehr⸗ fache Auftreten der Krankheit bei Perſonen, die zu dem nächſten Kreiſe von Prof. Harborth gehörten, ließ die Vermutung aufkommen, daß es ſich um eine Epidemie handele, die auf irgend einem Wege ein⸗ geſchleppt worden iſt. Man ſtellte feſt, daß Prof. Har⸗ borth ſich ſelbſt einen Papagei gekauft und ein anderes Tier weitergeſchenkt hatte. Es waren nicht allein die Hausbewohner erkrankt, ſondern auch die Dame, der das exotiſche Tier zum Geſchenk gemacht worden iſt. Nunmehr liegt die Vermutung nahe, daß es ſich bei den Erkrankungen um die ſogenannte Papageien⸗ ſeuche handelt. Sie gehört zu jener Gruppe von Krankheiten— Mykoſen— wie die Pneumomykoſis (bei Tauben), d. h. Anſtedlungen von Schimmelpilzen in Lungen und Luftſäcken, die für die betroffenen Tiere meiſtens mit dem Tod enden. An der Pa⸗ pageienſeuche, der Pſittakoſis, ſterben häufig die grauen Papageien. Es finden ſich graue Knötchen in der Leber(Streptococcus perniciosus), Früher hat man häufig angenommen, daß durch Uebertragung des Krankheitserregers auf den Menſchen gewiſſe Lungenentzündungen(die man deshalb auch Pſitta⸗ koſts nennt) entſtänden. Doch konnte bisher der Nach⸗ weis dafür nicht erbracht werden. Namentlich in Deutſchland wurde die Papageienſeuche noch nicht feſt⸗ geſtellt. Hingegen hat man in Paris und in London ſchon Fälle erlebt, in denen Perſonen offenſichtlich wegen Anſteckung von erkrankten Tieren Lungen⸗ entzündungen bekamen. Auf welche Weiſe die Anſteckung vor ſich geht, iſt nicht bekannt Man vermutet aber, daß der Krankheitserreger ſich ſehr leicht in den Schleimhäuten feſtſetzt und ſich von hier aus raſch verbreitet. Zweifellos iſt die Ueber⸗ tragungsgefahr bei den Papageien ſehr groß. So lieben es die Beſitzer von Vögeln häufig, mit ihren Das Metzer Deutſche Tor nach Pfalzburg verkauft Das„Deutſche Tor“ ein Teil der früheren Beſatzungsanlagen von Metz, eine der ſchönſten Partten der alten Moſelſtadt, wurde vom franzöſiſchen Militärkommando in Metz nach Pfalzburg verkauft, da es wegen der Erweiterung der Straße nach Straßburg niedergeriſſen wird. e Tieren zu ſpielen und ſich auf die Finger hacken zu laſſen. Hat das Tier Krankheitserreger im Schnabel und auf der Zunge, ſo werden ſie auf die Hand des Menſchen übertragen und von hier aus entweder direkt auf den Mund oder auf die Speiſen. Deshalb wurde eine allgemeine Warnung erlaſſen, die Pa⸗ pageien nicht aus den Käfigen herauszuholen und be⸗ ſonders vorſichtig im Umgang mit ihnen zu ſein. Es iſt überhaupt im allgemeinen zu empfehlen, möglichſt hygieniſch bei dem Umgang mit Tieren zu ſein, da dieſe vielfach die Träger gefährlicher Krankheiten ſind. So ſollte man ſich unbedingt, wenn man einen Hund geſtreichelt hat, nachher die Hände waſchen. Bisher iſt es noch nicht gelungen, den Erreger der in Berlin eingetretenen Seuche genau feſtzu⸗ ſtellen. Allerdings ſind die behandelnden Aerzte der feſten Ueberzeugung, daß ſie durch erkrankte Papa⸗ geien hervorgerufen worden iſt. Ein beſonders ſchweres Indiz iſt die Tatſache, daß eine Reihe von Papageien, die aus Südamerika eingeführt wurden, an der Papageien⸗Krankheit geſtorben ſind. Der Leiter des Städtiſchen Geſundheitsamtes in Char⸗ lottenburg, Dr. Oelkens, wurde von der Polizei mit der bakteriologiſchen Unterſuchung beauftragt. Er wird bei ſeinen Arbeiten von mehreren Aerzten des Kochſchen Inſtitutes unterſtützt. Doch haben die bisherigen Arbeiten, die in Gemeinſchaft mit den Gelehrten vom Inſtitut für Paraſitenkunde an der Tierärztlichen Hochſchule geführt wurden, zach zu keinem abſchließenden Ergebnis geführt. Unnötig iſt eine allgemeine Beſorgnis vor infek⸗ tiöſen Erkrankungen durch Tiere, namentlich Papa⸗ geien. Durch das rechtzeitige Erkennen der Gefahr konnten in Berlin ſofort entſprechende Gegenmaß⸗ nahmen getroffen werden, ſodaß eine weitere Ver⸗ breitung der Seuche nicht zu befürchten iſt. Immer⸗ jetzt erſt einen Papagei zugelegt haben, beſondere Vorſicht walten zu laſſen. Es iſt nicht ausge⸗ ſchloſſen, daß durch den Tierhandel kranke Tiere, die zu dem ſelben Transport gehörten, auch in anderen Städten Deutſchlands zum Verkauf kommen. Viel⸗ fach dürfte allerdings ſchon bei ihnen die Krankheit zum Ausbruch gekommen ſein. Aber es beſteht auch die Möglichkeit, daß ſie erſt ſpäter in Erſcheinung tritt. Deswegen ſollte man die gleichen Vorſichts⸗ maßregeln wie in Berlin ergreifen: Papageien nicht aus dem Käfig laſſen, vorläufig auch nicht mit ihnen ſpielen, bis es ſich herausſtellt, oh die Tiere geſund ſind oder nicht. Auf alle Fälle muß man für größte Reinlichkeit ſorgen, und durch Händewaſchen eine möglichſt gründliche Desinfektion vornehmen. Dann beſteht keine Gefahr, daß die Pfittakoſis weiter um ſich greift. Eine eigenartige Kriegsheirat Ungarin namens Yolan Kovecſy als freiwillige Krankenpflegerin an die italieniſche Front. Sie lernte dort in einem Lazarett einen italieniſchen Kriegsgefangenen namens Lupinacci kennen, der ſich auf den erſten Blick in die Ungarin ver⸗ liebte und ſofort den Plan faßte, ſie zu ſeinem Wel be zu machen. Er beſaß ein Haus und eine Fabrik in Salerno und war ein wohlhabender Mann. Eine Eheſchließung erwies ſich aber als unmöglich, weil die Kriegsgeſetze die Heirat mit Ausländern ver⸗ boten. Wie Lupinacei erfuhr, gab es nur eine Aus⸗ nahme: ein Kriegsgefangener konnte ſich mit einer Ungarin nur auf dem Totenbette nottrauen laſſen. Dieſe Vorausſetzung beſchloß nun Lupinacet abſicht⸗ lich herbeizuführen. Er öffnete ſich die Pulsader und nahm Gift. ſeitigt, ehe es zur erſehnten Eheſchließung gekommen war. Auch ein zweiter Vergiftungsverſuch miß⸗ glückte. Inzwiſchen war der Lazarettarzt hinter die Abſichten des italieniſchen Kriegsgefangenen gekom⸗ men. Er gewann Intereſſe an der Herzensgeſchichte des Liebespaares und verwandte ſich für den Aus⸗ tauſch des Italieners gegen einen ungariſchen Kriegsgefangenen. In dieſem Falle hätte Lupinacet nach Italien zurückkehren können, und zwar mit der Yolan. Der Italtener wurde nach der Austauſch⸗ ſtation verbracht. Nach ein paar Tagen kam ein Telegramm an Nolan:„Komme ſofort. Voraus⸗ ſetzungen erfüllt.“ Lupinacei hatte ſich auf der Reise eine Lungenentzündung zugezogen, die den Tod be⸗ fürchten ließ. Sofort nach der Ankunft Nolaus wurde die Trauung vollzogen, aber wenige Stunden ſpäter ſtarb der Italiener. Seine Frau blieb in Ungarn zurück und verlebte viele Jahre in Not und Elend. Erſt vor kurzem hat ſie ſich entſchloſſen, einer Einladung ihrer Schwiegermutter zu folgen und nach Salerno überzuſiedeln, wo ſie ihre Rechte als Witwe des italieniſchen Kriegsgefangenen gelten machen will. Organiſierter Wohltätigkeitsſchtvindel Es wird kaum überraſchen, zu hören, daß in Cht⸗ kugo auch der Weihnachtsſchwindel organiſtert wor⸗ den iſt. Die Wohltätigkeitsgeſellſchaften wurden in dieſem Jahre derart mit flehentlichen Bittbriefen überhäuft, daß ſie den Behörden nahelegten, die Spu⸗ ren der Bittſteller einmal zu verfolgen, Dabei ſtellte ſich heraus, daß eine ganze Anzahl von Einwohnern ſich ein„Armenſchauzimmer“ eingerichtet haben, du 5 das ſte die Wohltäter täuſchen. Es handelt ſich dabet meiſtens um eine feuchte Kellerwohnung, die ein Teil der Familie für einige Tage bezogen hat, Die Kinder laufen dort in Lumpen umher. Bei ſechs Familien wurde feſtgeſtellt, daß ſie neben dem„Schauzimmer“ eine bequem und reichlich ausgeſtattete Wohnung be⸗ ſaßen. Der Zweck der Täuſchung iſt, möglichſt viel Geſchenke in der Geſtalt von Weihnachtsbraten, Kohle und barem Gelde zu erhalten. Die Geſchenke werden dann weiter verkauft. Die Wohltätigkeits⸗ geſellſchaften ſind der Ueberzeugung, daß neun Zehn⸗ tel aller Bittgeſuche von ſolchen Schwindlern her⸗ lenhändler ſich eine ganze Menge Kohlen zuſammen⸗ bettelte, die er dann an ſeine Kunden abſetzte. Der„Fluch Tut anch ⸗Amons (Meldung der United Preß) Der„Fluch Tut⸗anch⸗Amons“ hat am 1. Januar eln neues Todesopfer gefordert. Der engliſche Gelehrte Dr. Carver, einer der Entdecker des berühmten Pha⸗ rabnengrabes, iſt zwiſchen San Antoniv u. Hpuſton in⸗ fokge eines Autounfalles ums Leben gekommen. Carver, der in den letzten Jahren in Peru lebte, iſt das zehnte Mitglied der archäblogiſchen Expedition, die das Grab Tut⸗auch⸗Amons freilegte und die in demſelben aufgeſpeicherten Schätze hob, waltſame Weiſe ums Leben kam. neugekaufte Im Frühling des Jahres 1918 ging eine junge Die Todesgefahr wurde aber be⸗ rühren. Ein Fall wurde ermittelt, in dem ein Koh⸗ * das auf ge⸗ 2 1 Beſuch in ſeinem Heimatort weilte. 0 5 ſenem Hals zu Boden. ſtatter Krankenhaus, wo er am Neufahrstage mor⸗ 05 Seite. Nr. 3 Neue Mannheimer Zeitung(Wittag⸗Ausgabe) Freitag, den 3. Januar 1930 Aus dem Lande Große Arbeitsloſigkeit in Ladenburg Y. Ladenburg, 2. Januar. Die Arbeitsloſig⸗ keit hat hier gerade zu den Weihnachtstagen einen Stand erreicht, wie man ihn nie erlebte. Rund 250 Hauptunterſtützungsempfänger ſind Rechnet man dazu die Familienangehörigen, ſo kann man ſagen, daß rund 600 Perſonen von Arbeitsloſen⸗ Unkerſtützung leben müſſen, das ſind 12 v. H. der ganzen Bevölkerung. Die Ausgeſteuerten ſind in die⸗ ſer Zahl jedoch noch nicht berückſichtigt. Mit Fami⸗ lienangehörigen kann man noch etwa 150 dazu rech⸗ nen, ſodaß man auf einen Hundertſatz von 15 v. H. der Geſamtbevölkerung kommt. Sobald mit den gro⸗ ßen Straßenarbeiten, die der Bürgerausſchuß ein⸗ ſtimmig beſchloſſen hat, begonnen werden kann, wer⸗ den wenigſtens die Ausgeſteuerten wieder Arbeit und Brot erhalten.. Vom Neubau der Univerſttät m. Heidelberg, 2. Jan. Nun ſind auch die Maurer⸗ arbeiten für den Neubau der Univerſität vergeben. Zwei Drittel davon wurden der Firma Michael Zimmermann Eppelheim, die auch den Abriß und die Erdarbeiten ausführte, zugeſprochen, ein Drittel der Bauarbeiten⸗Genoſſenſchaft. Von den Eiſenbetonarbeiten erhielt zwei Drittel die Rhein. Hoch⸗ und Tiefbaw⸗AG. in Mannheim, ein Drittel die Firma J. Rotfuß in Heidelberg. Günſti⸗ ges Wetter vorausgeſetzt, kann mit Beginn des neuen Jahres mit dem Bau begonnen werden, den man doch noch bis etwa Ende Juni unter Dach und Fach zu bringen hofft. Die feierliche Grundſtein⸗ legung ſoll am 8. oder 10. Januar erfolgen. Be⸗ nützt wird wieder der im Laufe der Erdarbeiten hloßgelegte Grundſtein des alten Hauſes. Eine große Anzahl von Arbeitern findet an dem Neubau für längere Friſt lohnende Beſchäftigung, was in diefer Zeit, in der wenig gebaut wird, ſehr zu be⸗ arüßen iſt. Schwetzinger Verauſtaltungen 1930 Schwetzingen, 2. Jan. Dem Verkehrsverein Schwetzingen ſind bisher folgende größeren Veran⸗ ſtaltungen gemeldet: 1. Juni: Spargelfeſt und Rokoko⸗Feſtſpiel; 7. bis 9. Juni: Badiſche Spargel⸗ gusſtellung; 22. Juni: Sonnwendfeier; 6. Jult: Erſte große Gartenbeleuchtung; 3. Auguſt: Zweite große Gartenbeleuchtung; 7. September:„Ein Som⸗ mernachtstraum“(dritte Gartenbeleuchtung); 22. September: Schwetzinger Hebeltrunk. Kaninchen⸗Schau des Gaues Maunheim⸗Weinheim J Weinheim, 1. Jan. Der Kaninchenzuchtverein Weinheim 1897 veranſtaltete heute in der Schulturn⸗ halle ſeine mit faſt 200 Raſſetieren beſchickte Ka⸗ ninchen⸗Ausſtellung. Als Preisrichter fun⸗ gierten Lorret⸗Rodalben und Kurz⸗Böckingen. Man ſah in der Ausſtellung u. a. belgiſche und weiße Rie⸗ ſen bis zu einem Gewicht von je 18 Pfund. Je einen Gau⸗Ehrenpreis(geſtiftet vom Gau Mannheim) erhielten die Weinheimer Züchter Philipp Rutz, Phi⸗ lipp Hohenadel, Jakob Walter, Leonhard Dattge. Ferner erhielt Heinrich Mohr⸗ Käfertal je einen Ehrenpreis auf Schwarzloh und auf franzö⸗ ſiſche Rieſenſilber. Weitere Ehrenpreiſe bekamen Albert Reinhardt⸗Ladenburg, Martin Ecker⸗Viern⸗ eim und Peter Kern⸗Laudenbach. Je drei Sieger⸗ und je drei Stadtehrenpreiſe fielen an die Wein⸗ heimer Ausſteller von hervorragenden Raſſetieren. Schlägereien in der Neufahrsnacht * Karlsruhe, 3. Jan. In der Neufjahrsnacht mußte die Polizei bei 11 Schlägereien und in 8 Fällen die Täter zur Verhinderung der Fort⸗ ſetzüng der Schlägereien feſtnehmen. Dreimal mußte der Notruf helfend eingreifen. Vier Per⸗ ſonen trugen erheblichere Verletzungen davon. In einem Falle wurde der Polizei ſchwerer Wider⸗ ſtand geleiſtet, ſodaß ſich der betr. Polizeibeamte irztlicher Behandlung unterziehen mußte. Ein Wirtſchaftslokal mußte polizeilich geräumt wer⸗ den. Noch am Vormittag des Neufahrstages mußte der Notruf in einer Wirtſchaft eingreifen und vier Perſonen feſtnehmen. Zum Morb in Marxzell * Ettlingen, 3. Jan. Zu der Ermordung des Piſchzuchtanſtaltbeſitzers Braun in Marxzell wird bekannt, daß etwa 100 Meter vom Tatort entfernt ein in den Boden eingegrabenes und in einen Sack eingewickeltes Gewehr gefunden wurde. Dieſe Entdeckung konnte mit Hilfe eines Polizeihun⸗ des gemacht werden. Ein hier umgehendes Gerücht, wonach die Kleider des als verdächtig verhafteten jungen Mannes und auch der vielgeſuchte Hut des Ermordeten in einem Kamin aufgefunden worden ſeien, entſpricht nicht den Tatſachen. Unvorſichtiger Schütze * Michelbach(Amt Raſtatt), 3. Jan. In der Sil⸗ veſternacht holte der 40 Jahre alte Fabrikarbeiter Hermann Bittmann aus ſeinem Schrank die aus dem Krieg mit nach Hauſe gebrachte Ar mee⸗ 5 piſtole und richtete ſie gegen den in der Stube weilenden 20 Jahre alten Glaſer Kraft, der zum Plötzlich ging ein Schuß los und Kraft ſtürzte mit durchſchoſ⸗ Man ſchaffte ihn ins Ra⸗ gens gegen 9 Uhr verſchied. Der Schütze wurde verhaftet. Er gibt an, nicht gewußt zu haben, daß noch ein Schuß in dem Revolver war. Brand am Neujahrsmorgen * Ottenau bei Gernsbach, 3. Jan. Am Neujahrs⸗ tag morgens gegen 5 Uhr brach in der Scheune des Bäckers Schmitt ein Brand aus, der ſich in kur⸗ zer Zeit über das ganze Aunweſen erſtreckte und es raſch in Schutt und Aſche legte. Von dem Haus ſtehen nur noch einige Mauerreſte. Die Scheune iſt völlig niedergebrannt. Große Erntevorräte wurden ein Opfer der Flammen. Der Gebäude⸗ schaden dürfte 10—12 000 Mark betragen. Auch der Fahrnisſchaden iſt erheblich. Die Brandurſache ſoll in dem Abſchießen eines Feuerwerkskörpers liegen. dnn e im n cen Planken eingetragen. Neben de Neudtbes. Aus der Pfalz Ludwigshafener Indexziffer * Ludwigshafen, 3. Jan. Die vom Amt für Wirt⸗ ſchaft und Statiſtik Ludwigshafen a. Rh. errechnete Monatsdurchſchnitts⸗Indexziffer für Ludwigshafen a. Rh. beträgt für Dezember 1929 157.2. Die Ziffer des Vormonats betrug 157.0. Die Steigerung beträgt 0,1 Prozent. Motorrad gegen Leitungsmaſt * Ludwigshafen, 2. Jan. Am 31. Dezember nach⸗ mittags fuhr ein lediger 19 Jahre alter Kaufmann von Mundenheim in der Kaiſer⸗Allee beim Aus⸗ weichen vor einem entgegenkommenden Straßen⸗ bahnwagen mit ſeinem Myptorrad mit Beiwagen gegen einen am Straßenrand ſtehenden Ober⸗ leitungsmaſt. Durch den heftigen Anprall ſtürzte der Führer des Motorrades kopfüber gegen den Stoßfang der Steuerung des Straßenbahnwagens und zog ſich einen Schädelbruch zu. Er wurde in bewußtloſem Zuſtande in das Krankenhaus ver⸗ bracht. Sein Zuſtand iſt bedenklich. Ein im Bei⸗ wagen mitfahrender 22 Jahre alter Mechaniker von Neuhofen fiel auf den Vorderteil des Beiwagens, blteb aber unverletzt. Das Motorrad wurde faſt vollſtändig zertrümmert. Ergänzungswahl zur Induſtrie⸗ und Haudels⸗ kammer * Ludwigshafen, 1. Jan. Die Preſſeſtelle des Bürgermeiſteramtes teilt mit: Die Ergänzungswahl zur Induſtrie⸗ und Handelskammer hatte folgendes Ergebnis: In der Gruppe„Großhandel und In⸗ dustrie“ wurden die durch Los ausgeſchiedenen Kam mermitglieder Geheimrat Dr. Artmann, Geheim⸗ rat Knoll, Direktor Küffner, Regierungsbau⸗ meiſter Michel, Dr. Dr. Troeltſch mit je 30 Stimmen wieder gewählt. In der Gruppe„Einzelhandel“ fielen 42 Stimmen auf Kaufmann Georg Bauſen wein, 31 Stim⸗ men auf Kaufmann Sally Ober dorfer, 10 Stim⸗ men auf Kommerzienrat Rothſſchöld und eine Stimme auf Kaufmann Heinrich Altſchüler. Berufliche Gliederung der Pfälzer * Ludwigshafen, 3. Januar. Betrachtet man die erwerbstätigen Pfälzer nach ihrer beruflichen Gliederung, ſo kommt man zu der Feſtſtellung, daß 25 b. H. der Landwirtſchaft nachgehen, 47,5 v. H. in Induſtrie und Gewerbe beſchäftigt ſind und 13,5 v. H. in Handel und Verkehr. Das heißt von der Geſamtbevölkerung der Pfalz verteilen ſich 232661 auf die Landwirtſchaft, 442 235 auf Indu⸗ ſtrie und Gewerbe und 126 220 auf Handel und Ver⸗ kehr. Wein im Straßengraben * Edenkoben, 3. Jan. Ein mit Wein beladenen Laſtkraftwagen rutſchte auf der Straße nach Edes⸗ heim in einer Kurve in den Straßengraben. Der Wagen kippte dabet um, wobei die mit Wein ge⸗ füllten Fäſſer zu Boden fielen. Ein großes Faß ging in Trümmer, wodurch das köſtliche Naß auslief. Niachbargebiete Der„Miniſterſtürzer“ verübt Selbſtmord * Darmſtabt, 2. Jan. Vor einiger Zeit erſchien bekanntlich im Innenminiſterrum ein Mann in Offiztersuniform, um den Miniſter zu ſtürzen. Die Ermittlungen ergaben, daß man es mit dem Alt⸗ händler Georg Größmann zu tun hatte, der nicht mehr im Vollbeſitz ſeiner geiſtigen Kräfte war. Allerdings ſchrieb er ſpäter an die Zeitungsredak⸗ tionen, daß er in voller Abſicht den Regierungs⸗ ſturz vorgehabt hätte. Dienstag vormittag wurde ſein Vater durch das anhaltende Heulen des Hundes aufmerkſam. Beim Nachſehen fand er bei einer Durchſuchung im Magazin ſeinen Sohn erhängt vor. Der Selbſtmord, der auf zerrüttete Familien⸗ verhältniſſe und Lebensüberdruß zurückzuführen iſt, muß allerdings bereits am Samstag vergangener Woche erfolgt ſein. g Folgenſchwere Exploſion von Feuerwerkskörpern * Saarbrücken, 2. Jan. In dem Geſchäft des Fri⸗ ſeurs Wagner in Ensdorf hat ſich am Sylveſterabend eine ſchwere Exploſion ereignet. In einem Ne⸗ benraum lagen größere Mengen Feuerwerkskörper, von denen der Geſchäftsinhaber zwiſchendurch ver⸗ kaufte. Auf bisher noch nicht geklärte Weiſe entſtand in dem Zimmer plötzlich Feuer und mehrere mit Feuerwerkskörpern gefüllte Kartons flogen in die Luft. Der Friſeur und vier in dem Raum anwe⸗ ſende Kunden erlitten mehr oder weniger ſchwere Brandwunden. Zwei der Verletzten mußten ſofort ins Krankenhaus gebracht werden. Obwohl die Feuerwehr ſofort zur Stelle war, hat das Feuer großen Schaden angerichtet. Die Flammen konn⸗ ten erſt nach mehrſtündiger Tätigkeit der Feuerwehr erſtickt werden. Autounglück— Zwei Schwerverletzte * Sigmaringen, 1. Jan. In der Sonntagnacht ereignete ſich in der Nähe von Sigmaringen auf der Straße gegen Jungnau ein folgenſchweres Auto⸗ unglück. Fünf Zigeuner, die am Sonntag abend in hieſigen Wirtſchaften aufgeſpielt hatten, wollten ſich nach Mitternacht mit einem Mietauto zu ihren Wohnungen nach Jungnau fahren laſſen. Auf der abſchüſſigen Straße kam der Wagen infolge Glatteiſes ins Schleudern und rannte gegen einen Bau m. Der Anprall war ſo wuchtig, daß der Wagen völlig in Trümmer ging. Die Inſaſſen wurden herausgeſchleudert und erlitten mehr oder weniger ſchwere Verletzungen. Im allgemeinen han⸗ delt es ſich um Schnittwunden und Quetſchungen. Bei zwei Zigeunern ſind die Verwundungen aller⸗ dings ſchwerer Natur. * 5 * Baſel, 2. Jan. Augeſichts der überhandnehmen⸗ den Einbrüche und Ueberfälle der letzten Tage, ſah ſich die Bafler Polizei veranlaßt, eine gründliche Razzia vorzunehmen, die in der Nacht auf Dienstag durchgeführt wurde. Es wurden 285 Verhaftungen vorgenommen. —ñ Nur noc heuie 9 und morgen Reimann und Geheimrat Sportliche Selbſtjuſtiz der Schiedsrichter nicht zugelaſſen Ein„ſalomoniſches“ Urteil Der Bezirk Württemberg Baden hatte ſich bei der letzten Sitzung ſeiner Spruchkammer die Vorkommniſſe bei dem Verbandsſpiel zwiſchen SC. Freiburg und Karls⸗ ruher FV. zu beſchäftigen, die bekanntlich zu einer Platz⸗ ſperre des Freiburger Vereins führten. Die Spruchkam⸗ mer kam dabei zu folgendem Urteil: „In der Anzeigeſache des Schiedsrichters Weingärtner gegen den SC. Freiburg wegen mangelnder Platzdisziplin wird ſeitens der Bezirksſpruchkammer zu Recht erkannt: Die mündliche Vernehmung in Freiburg hat ergeben, daß an den Vorkommniſſen ſowohl der SC. Freiburg als auch der Schiedsrichter Schuld haben. Die Platzſperre des SC. Freiburg wird ab 27. 12 29 aufgehoben und der SC. Freiburg gemäߧ 30 der Strafbeſtimmungen noch in eine Geldſtrafe von 30„ genommen. der Platzſperre ab 17. 12. bis 26. 12. 29 mußte die Bezirks⸗ ſpruchkammer deshalb kommen, da der SC. Freiburg es verſäumt hatte, den Weg vom Spielfeld zu den Umkleide⸗ räumen freizumachen und weil dadurch die Zuſammenſtöße mit dem Schiedsrichter auf der Aſchenbahn(der Stockangriff und ſeine Folgen) ermöglicht wurden. Feſtgeſtellt wird, daß die Spieler des SC. Freiburg, die noch nicht im Umkleideraum ſich befanden, ſofort zur Hilfe des Schieds⸗ richters herbeieilten. Der Schiedsrichter Weingärtner Stirb. mit 20„ beſtraft, da wir Schiedsrichter nicht zulaſſen können.“ ** wird gemäߧ 43 der eine Selbſtjuſtiz der Soweit das Urteil der Spruchkammer. Es kommt noch hinzu, daß die Koſten in Höhe von 130.45, mit 110.45% vom SC. Freiburg und mit 20/ vom Schiedsrichter ge⸗ tragen werden müſſen. Was an dieſem Urteil überraſcht, iſt die Stellungnahme dem Schiedsrichter gegenüber. Die Spruchkammer mißt ihm ein gewiſſes Teil Schuld an den Vorkommniſſen bet. In Wirklichkeit aber wurde der Schiebsrichter, der mit zu den bekannteſten füddeutſchen Pfeifenmännern gehört, beim Verlaſſen des Platzes von der Menge angegriffen und mit Stockſchlägen traktiert, wo⸗ bei er ſich naturgemäß, ſoweit dies möglich war, zur Wehr ſetzte. Und das kann man ihm doch wirklich nicht ver⸗ übeln. Doch im Bezirk Württemberg⸗Baden ſcheint man in dieſer Hinſicht anderer Meinung zu ſein— und verur⸗ teilt den Schiedsrichter, weil er nicht gott⸗ und den Ver⸗ bandͤsſatzungen ergeben, die Hiebe dieſer randalierenden Menge ſtillſchweigend einſteckte und abwartete, ob ihm nicht von einer Seite jemand zu Hilfe kommen würde. Dieſes Urteil wird wohl manchem Schiedsrichter eine Lehre ſein. Erſt während des Spiels all die„liebenswürdigen“ Titula⸗ tionen, wie ſie heute ſo oft üblich ſind, einſtecken, als Zu⸗ gabe noch Tätlichkeiten entgegennehmen zu müſſen und dann noch auf ſeine Anzeige hin mit als ſchuldiger Teil er⸗ klärt zu werden und einen Teil der Koſten tragen zu müſſen, das ſcheint uns doch ſelbſt für einen ſelbſt noch ſo ideal geſinnten Schiedsrichter des„Guten“ zuviel. Man darf geſpannt ſein, wie das Verbandsgexricht zu dieſem Fall Stellung nehmen wird. * Kommenden Sonntag ſpielt der M. T. K. in Mannheim Am Sonntag(5. Januar), nachmittags, werden erſtmals nach mehrjähriger Pauſe ungariſche Fußballſpieler, die ſicher von einer großen Zuſchauermenge bevölkerte Arena des Mannheimer Stadions betreten, um uns wiederum ſorm⸗ vollendeten Fußball vorzuführen. Die Erfolge der Mek. Spieler ſind auf der ganzen Welt bekannt. Ueberall, wo die ungariſchen Sportleute antraten, erwarben ſie ſich durch ihre Ritterlichkeit uneingeſchränkte Sympathien. Wir begrüßen die von ihrem Außenkapitän Dr. Fodor begleiteten Un⸗ garnſpieler in Mannheim und hoffen, daß ihr Beſuch dazu beitragen möge, Ungarn und Deutſchland, Bu da⸗ pe ſt und Mannheim einander näher zu bringen. Die Sportgemeinde von Mannheim und Ludwigshafen erwartet viel von den Ungarn. Da kein Schlußrundenſpiel angeſetzt iſt, hat jeder Gelegenheit, die MTek.⸗Mannſchaft im Stadion im Spiel gegen Mannheims beſte Kräfte anzuſehen, zumal unſere Gäſte damit ihr zweitletztes Treffen in Deutſchland austragen, bevor ſie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Beginnende Terminnot im Winterſport Ausfall von Wettläufen durch Schneemaugel — Die erſten Verſchiebungen— Drohende Terminüberſchneidungen Die höchſt unangenehme Begleiterſcheinung unnormal⸗ verlaufender Winter beginnt nunmehr im Schwarzwald ſich mit dem Anfang des neuen Jahres in bedeutſamerer Ausdehnung bemerkbar zu machen: die Termin not in der Durchbringung der wichtigeren ſportlichen Winter⸗ ereigniſſe. Hatte der Vorwinter im deutſchen Alpengebiete mit der Schneearmut ſchon zu Verſchiebungen in der Mitte des Monats Dezember genötigt wie z. B. mit dem Allgäuer Staffellauf in Beſſelwang, ſo waren für die ſüdweſtdeut⸗ ſchen Mittelgebirge bisher die Schiebungen bezw. Streichun⸗ gen von vorgeſehenen Sportverauſtaltungen auf mehr oder minder örtliche Programmpunkte der Weihnachtszeit be⸗ ſchränkt geblieben. Es mußten da und dort einige Skiſprin⸗ gen, Skilangläufe, Rodelrennen und Eisläufe zunächſt ent⸗ fallen, wobei es ſich um Veranſtaltungen ſekundärer Art handelt, die ſportlich nicht von weſentlicher Bedeutung waren und die entbehrlich ſind, alſo nicht nachgeholt zu wer⸗ den brauchen, mithin nicht zu Faktoren werden können, die zu einer Ueberſchneidung mit anderen wichtigen Terminen bei einer ſpäteren Nachholung führen. Mit dem Beginn des neuen Jahres ändert ſich aber das Bild erheblich, weil mit dem Neufahrstag bereits die wich⸗ tigeren winterſportlichen Termine einſetzen. Hier bringt der Zwang zur vorläufigen Verſchiebung direkt die miß⸗ liche Situation mit ſich, daß man nicht mehr mit einer ein⸗ fachen eventuellen Streichung ſich helfen kann, ſondern daß für eine Nachholung die mühſame Dividierung vorhandener Sonntage durch die unabweislichen Wettläufe ſtattfinden muß. Wie ſehr hier Kopfzerbrechen dann nötig iſt, weiß nur der, der ſich ſchon mit ſolchen Lagen hat abgeben müſſen. Es iſt faſt garnicht zu vermeiden, daß dann terminliche Zu⸗ ſammenfälle eintreten, die auf die Beſchickung der einzelnen Rennen zurückwirken, weil mit dieſer Zuſammendrängung dem einzelnen Läufer wieder ſeine eigene Dispoſittonsfrei⸗ heit beengt iſt. Das erſte Opfer am Neufahrstag iſt der neu eingeführte beachtliche Große Abfahrtslauf der Ortsgruppe Schonach im Ski⸗Club Schwarzwald, der von dem 1150 Meter hohen Gipfel des Rohrhardsberges ins Elztal über rund 500 Meter Höhendiſtanz führen ſollte. Der Lauf mußte wegen Schneemangels ausfallen. Der Nachholungstermin ſteht noch nicht feſt, dürfte aber wohl, um weitere Schwierig⸗ keiten zu vermeiden, auf den 5. oder 6. Januar erwartbar ſein, falls der Schnee genügt. Schon dieſe Berſchiebung bringt Ueberſchneidungen mit benachbarten Ortsläufen. Im Zu dieſer Geldͤſtrafe neben von Heigensſoſſaß, Seſdentrikot, ſſalcer. 100 ſſanteſctofſen ſerteh-Aurldsloſſen Zur Hälffe und zwei Drittel des regulären Preises. Rundſchau Südſchwarzwald ſollen am 5. Jauuar die immer ſtark N achteten Skiwettläufe von Freiburg Hinterzarten in Hinter⸗ zarten ſtattfinden. Es muß noch gut Schnee und bald geben, wenn der Termin möglich fein ſoll. Aehnlich wird es mit den Ortsläufen in Triberg am 6. Januar ſein, mit denen das Eröffnungsſpringen des neuen Hügels verbunden iſt. Verſchiebungen ſind hier ſchon ſchwer möglich, weil der nach⸗ folgende Sonntag am 12. Januar mit den vorgeordneten Gauwettläufen des Ski⸗Club Schwarzwald beſetzt iſt. Für etwa dahin noch beſtehenden Schneemangel iſt der 19. Ja⸗ nuar abſichtlich als Schiebmöglichkeit freigelaſſen. Man ſieht aus dieſen einfachen Vorgängen, wie ſich die Ereigniſſe nach⸗ her verſchachteln und die Veranſtaltungen erſchweren. Neben dem Skilauf hat auch der Rodelſport und der Eis⸗ ſport manche Opfer, allerdings keine weſentlichen, zu ver⸗ zeichnen, da die Bahnen in Neuſtadt, Titiſee, Triberg uſw. für Rodel vor Weihnachten kurz, für Schlittſchuh auch eben einen Tag benützbar wurden, dann aber dem Wetterumſchlag zum Opfer fielen. Treten nun, wie es den Anſchein hat, bald Schneefälle ein, ſo kann die zeitlich günſtige Lage des 5. und 6. Januar noch einen gewiſſen belebenden Ausgleich bringen. R. Buſchenhagen-van Kempen ſiegen in Brüſſel Abſchluß der Brüſſeler Six days Das am 1. Januar zu Ende gegangene Brüſſeler Sechs⸗ tage⸗Rennen ſah das deutſch⸗holländiſche Paar Buſchen⸗ hagen van Kempen, das vor kurzem im Stuttgarter Sechs⸗ tagerennen den erſten Platz belegt hatte, als Sieger. Zu⸗ rückgelegt wurden 3567,680 Kilometer. Ergebniſſe: 1. Buſchen hagen van Kempen 762 Pkt.; 2. Vau⸗ ters/ Vermandel 404 Punkte; 3. Rielens van Vleckhove 224 Punkte; eine Runde zurück: 4. Charlier/ Duray 327 Punkte; zwei Runden zurück: 5. Bonduel/ van Ryſſel⸗ berghe 529 Punkte; 6. Choury Fabre 491 Punkte; 7. Leducg/ E. Aerts 406 Punkte; vier Runden zurück: 8. Miller/ Alexander Maes 308 Punkte; 9. Albert Maes allein 308 Punkte; 10. Aerts/Braſpennings 208 Punkte; 11. Goris/ Haefendonck 199 Pkt.; ſechs Runden zurück: 12. De⸗ corte/ Sellier 217 Punkte. Während der Ehrenrunde für die Siegermannſchaft Buſchenhagen/ van Kempen intonierte die Kapelle die„Wacht am Rhein“. Flugſport Zehn Nationen beim Europaflug Das Intereſſe an dem internationalen Wettbewerb für Kleinflugzeuge, den im Juli 1930 der Aero⸗Club von Deutſchland durchführt, iſt ſehr rege. Trotz der endgültigen Abſage Italiens werden es vorausſichtlich zehn Nattonen ſein, die Pre offiziellen Vertreter entſenden. Der am 31. Dezember abgelaufene Meldeſchluß verzeichnet die end⸗ gültigen Anmeldungen von Frankreich, der Schweiz, Polen und Eng lan d. Ihr prinzipielles Einverſtänd⸗ nis zur Beteiligung haben außerdem noch die Aero⸗Clubs von Holland, Belgien, Spanien, Rumänien und der Tſchechoſlowakel gegeben. Dazu kommt das deutſche Aufgebot mit dem vorjährigen Sieger Mor zik an der Spitze. Der Europaflug 1930 mit Start und Ziel in Berlin⸗ Tempelhof ſcheint ſich alſo zu einem flugſportlichen Ereignis erſten Ranges auszugeſtalten. * Gordon⸗Beunett⸗Flug 1930 in Belgien? Der bekannte belgiſche Ballonführer M. Demunter unterhandelt augenblicklich in Amerika, um eine Verlegung des diesjährigen Gordon⸗Bennett⸗Fluges anläßlich der 100 Jahresfeier der Unabhängigkeit Belgiens nach Europa durchzuſetzen. Der traditionelle Wettflug, den im letzten Jahre bekanntlich Amerika gewann, ſollte urſprünglich in Oktober 1930 in Cleveland(Ohio) beginnen. Von dem Ausgang der Verhandlungen iſt allerdings noch nichts be⸗ kannt geworden. Die Belgier wollen den Flug„Cup⸗ Belgique“ nennen. Europameiſterſchaften der Amateurringer Deutſche Vorbereitungen Die vom 1. bis 4 März in Stockholm ſtattfinden⸗ den Europameiſterſchaften im Ringen für 1930 machen eine gründliche Vorbereitung der deutſchen Vertreter notwendig, da die nordiſchen Nationen ſämtlich mit vollſtänbigen Mannſchaften teilnehmen werden. In mehreren Gewichts ⸗ klaſſen finden auch im Hinblick auf die Länderkämpfe gegen Dänemark, Frankreich und die Tſchechoflowakek Aus ſcheidungen ſtatt. Deutſchlands beſte Halbſchwergewichtler Rupp⸗ Mannheim, Rieger⸗Berlin und Müller⸗Kreuznach ringen am 12. Februar in Berlin im Rahmen des inter⸗ nationalen Kampftages des Gaues Groß⸗Berlin des DA SV. Freitag, den 3. Januar Nationaltheater:„Lohengrin“. 19.30 Uhr:— Nene Theater:„Das Vergeſſen Gottes“, 19.30 Uhr. Mannheimer Künſtler⸗Theater„Apollo“: Premiere der Neuen Wiener Magozin⸗Revne 1990, Anfang 20 Uhr. Zirkus Sarraſani: Große Vorſtellung. Anfong 19.90[ihr. Lichtſpiele: Alhambra:„Die Nacht gehör uns“, Schauburg:„Die ſeltſame Vergangenheit“.— Capitol: Die vier Teufel“.— Scala:„Der Leutnant ihrer Mafeſtät“— Glori o:„Frühlings rauſchen“— Pala ſt⸗ Theater:„Sein beſter Freund“.— Ufa⸗Theate r: „Uebern Sonntag, lieber Schatz!,— Univerſum: „Weibergeſchichten des Captain Laſh“.— Lichtſpiel⸗ haus Miller:„Der Draufgünger“ Sehens würdigkeiten: Tunſthalle:(außer Montags) tägl. 1013 Uhr, 1416 uhr: Sonn⸗ und Felertogs durchgehend von 11—16 Uhr, Aus⸗ ſtellung„Max Länger, das geſammelte Werk“. Schloßmuſeum: Geöffnet käglich v. 10—13 und 1416 Uhr. Sonntags v. 11—10 Uhr A 5 Sonderausſtellung Deutſche Minneſänger(Bilder der zaneſßeſchen Hanoöſchriftl.— Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zenghaus: Sonntag vorm. von 11—13 Uhr u. nachm. von 15—17 Uhr; Dienstag 15—17 Uhr; Mittwoch 15—17 Uhr: Freitag 17 bis 19 Uhr.— Planetarium: 15 Uhr Beſichtigung. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Januar Ahein Pegel 27. 28. 19 81 8] Recar-Pegel 27. 50 51 7. Safel.87.77 0,70.880. 81 Schuſterinſe! 147 188.47 1331.21 Mannpenn.75.88.84 844 Fehl 2 63.89.81.882,53 Jagſtſeld 1837.87.28.17 Mapau.41 4,554.66.89 4,40 Mannheim.75.82.80 5 80.25 Taub 188556 846207 Köln.80 212 8,25.448.461 2 Egefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton; Dr. S. Kanſer Kommunalpolitſt und Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Bermiſchtes: Wills Müller— Handelstell: Kurt Ehmer 5 5 und alles übrige Feen Kircher— Anzeigen und geſchäftliche M teilungen: Jake Faude, füämtlich in unheim— Hera Drucker und Verleger: Drucerei Dr. Haas, Neue S. m. b.., Mennbeim, R 1. 8 — 2 feste von Baumwollwaren aller Art mit hohem Prelsnachlag. . 3 3 1* . 4 rer Freitag „9555 .— N der Neuen Mannheimer Zeitung ooo Nr. 3 N Barenmärkte im Jahre 1929 Von Georg Haller III. Textil-Rohſtoffe Baumwollmarkt lag zu Beginn des Jahres ziemlich ruhig. Die Feſtigkeit gründete ſich auf eine Schätzung, nach der die diesjährige indtſche Baumwollernte um nahezu eine Million Doppel⸗ zentner größer als im Vorjahre angenommen wurde. In den Februar trat der Markt unter Schwankungen ein. Die Grundſtimmung war jedoch ſchwächeer, weil allgemein damit gerechnet wurde, die diesjährige Kampagne dürfte auch in anderen Produktionsgebieten ein höheres Erträgnis als im Vorjahre liefern, während man annahm, daß die Konſumziffern ziemlich unverändert bleiben würden. Die Preisabſchwächung ſetzte ſich auch zu Anfang Mai unter dem Druck von Baiſſe⸗Angriffen fort, obwohl der ſichtbare Totalvorrat um 370 000 Ballen niedriger als zur gleichen Vorfjahrszeit ausgewieſen wurde. Man wies darauf hin, daß dieſe Verminderung vollkommen durch die diesjährige Produktionserweiterung ausgeglichen werde, mit der die Konſumſteigerung nicht Schritt halte. Im Juni war der Markt weiterhin Schwankungen unterworfen, weil der Verbrauch in der Union entäuſchte. Der engliſche Baum⸗ wollſtreik ließ außerdem die Liverpooler Vorräte auf eine Rekordhöhe anwachſen, ſodaß der Anguſt unter ſtändigen Schwankungen ſchwächere Märkte brachte. Nur vorüber⸗ gehend vermochte ſich der Markt etwas zu befeſtigen. Die Befeſtigung war jedoch nicht von langer Dauer, weil die vorausgegangenen niedrigen Preiſe Anlaß zu umfangreichen Verkäufen im befeſtigten Markte boten, ſodaß die Kursge⸗ winne größtenteils wieder verloren gingen. Ein im Oktober veröffentlichter Bericht des amerikantſchen Ackerbaubüros lautete auf 14,9 Millionen Ballen gegen 14,8 Millionen Ballen am 1. September. Die Folge dieſer Ver⸗ öffentlichung waren neue ziemlich ſcharfe Preisrückgänge, denn man hatte eine Verminderung der Schätzung gegen⸗ über dem Vormonat erwartet. Es kam jedoch in der Zwi⸗ ſchenzeit die erſte amtliche Schätzung der ägyptiſchen Ernte heraus, die eine verhältnismäßige Steigerung des Ernte⸗ ertrages auf 7,5 Millionen Kantars gegenüber 6 Millionen Kantars im Vorjahr annahm. Unter dieſen Umſtänden trat der Markt in die letzten Monate des Jahres ziemlich abgeſchwächt ein. Eine ge⸗ wiſſe Stütze boten ihm jedoch beſſere Berichte aus den zamerikaniſchen Verarbeitungsbezirken. Von den europät⸗ ſchen Induſtriezentren konnte eine ſolche Beſſerung leider nicht berichtet werden. So hatte z. B. die nieder⸗ rhei niſſche Textilinduſtrie in der letzten Zeit beſonders unter den Angeboten aus der Tſchechoſlowakei, Italien, Frankreich und Belgien zu leiden, wo die In⸗ duſtrie viel geringere Unkoſten hat und kaum mehr als die Hälfte der deutſchen Löhne zu zahlen braucht. Beſonders in Baumwollgarnen, feinen Baumwollgeweben und Baumwoll⸗ bruckware kommt das Ausland ſeit Monaten ſtändig mit recht billigen Angeboten an den deutſchen Markt. Dies hat dazu beigetragen, die allgemeine Preislage auf einen Stand herunterzudrücken, der einen großen Teil der Spinnereien, Webereien und Druckereien ein lohnendes Geſchäft nicht mehr ermöglicht. Die Baumwollwebereien haben ſich von ihrem immer ſtärker anwachſenden Lagerbeſtänden auch durch das Weihnachtsgeſchäft nicht entlaſten können, zum wenig⸗ f. gilt dies von den Herſtellern der leichteren Artikel, für „Jie, jetzt die Saiſon vorüber tſt. Was aber am ſchwerſten zauf dem Baumwollmarkt kaſtet, iſt die befürchtete Senkung des Baumwoſlverbrauches in US., die man aus den New⸗ vorker Börſenzuſammenbrüchen folgert. f In England wird der Konſum ſtark durch die Selb⸗ ſtändigkeitsbeſtrebungen Indiens beeinträchtigt, die zu immer größeren Verluſten im Warenabſatz nach jenem Lande führen. Dies tritt in der Baumwollinduſtrie mehr als auf irgend einem anderen Gebiete hervor. Mehr als ein Drittel der engliſchen Baumwollerzeugung ging nach Italien, einſchließlich Indien gehen vier Fünftel der eng⸗ liſchen Baumwollerzeugniſſe nach überſeeiſchen Ländern. Das ergibt, daß die Baumwollſpinnereien und ⸗webereien non Lancaſhire allein für Indien mehr als drei Monate im Jahr zu arbeiten hatten. Es iſt eine der von En gland tcher nicht gewollten Folgen des Krieges, daß die indiſche Baumwollinduſtrie ganz erheblich an Selb⸗ ſtändigkeit gewonnen hat; mit Schrecken erkennt man die aufſteigende Gefahr der Loslöſung von der englischen Ein⸗ fuhr und die Ausdehnung der indiſchen Baumwollinduſtrie. „ Au der Bremer Baumwoll⸗Terminbörſe find wichtige kommerzielle Verbeſſerungen eingetreten, in⸗ dem Stapel und Grad der andienbaren Baumwolle erföht würden und Maßnahmen zur Einſchränkung der Kunden⸗ kredite bei ſpekulativen Terminengagements getroffen wor⸗ den ſind. Die Der Wollmärkte verzeichneten zu Jahresbeginn feſte Preiſe bei kleinem Geſchäft, weil man mit einer Steigerung der auſtraliſchen Produktion um 10 v. H. rechnete. Die erſte Serie der Londoner Kolonialwollauktionen ſetzte feſt ein, weil es im erſten Jahresmonat an größeren Vorräten mangelte. Es waren jedoch größere Mengen unterwegs, die alsbald zu einer Abſchwächung und zu ruhigeren Märkten führten. Bereits zu Anfang März waren die Kämmereien zu Preisnachläſſen bereit. Die Käufer diſponierten ſehr vor⸗ ſichtig, weil man damit rechnete, daß das Jahr eine Re⸗ kordſchur liefert. Die Preiſe lagen auch im Auguſt zu⸗ gunſten der Käufer, da im Verlauf der Londoner Auk⸗ tionen nur ungefähr 60 v. H. der angebotenen Mengen verkauft werden konnten. Die auſtraliſche Woll⸗ aus fuhr iſt in dem am 30. Juni beendeten Wirtſchafts⸗ jahr gegenüber dem Vorjahr um 68 Millionen lbs. auf 811 Millionen lbs. geſtiegen, während ſich der Ver⸗ rauch nicht in gleichem Umfang entwickelt hat. Die Kon⸗ kurrenzfähigkeit der Kunſtſeide hat infolge mehrmaliger * Herabſetzung der Kunſtſeidenpreiſe weiter zugenommen. 4 Die erſte Auſtralwollauktion wurde am 5. Sept. in Adelaide eröffnet. Die europäiſchen Käufer bekundeten dabei lebhafte Nachfrage. Trotzdem blieben die Preiſe 25—35 v. H. unter den Ergebniſſen der Vorfjahrs⸗ auktion; ſie hielten ſich damit auf dem in den letzten Wochen in Europa erreichten niedrigen Preisniveau. Auch das Ergebnis der in der erſten Oktober⸗Woche abgeſchlof⸗ ſenen Serie der Londoner Wollauktionen war für die Verkäufer ſehr enttäuſchend; wie der Londoner, ſo waren auch die übrigen Märkte unter dem Druck der erhöhten Schätzungen der zu erwartenden auſtraliſchen und ſüd⸗ afrikaniſchen Wollproduktion weiter abgeſchwächt. Die am 4. Dezember zu Ende gegangene Londoner Aukttonsſerie brachte dem Markt nur eine ſchwache Beſſerung. Haupt⸗ käufer war der Kontinent, der ſich für Merinos und Kreuzzuchten intereſſierte. Den Ausblick für 1930 beurteilt man günſtiger. f Immerhin bedürfen die Käufer eines Stimulans. Man 1 glaubt jedoch, daß die Produzenten des Rohmaterials in . allen Ländern im kommenden Jahr einen Wollpreis er⸗ ztelen werden, der die Schafzucht gewinnbringend geſtaltet, wenn ſich eine Verkaufsmöglichkeit für das Hammelffleiſch bietet.— In Jute beſtand zum Jahresbeginn nur kleines Geſchäft. Eine Aufwärtsbewegung ſetzte im Februar ein, als knappe Zu⸗ fuhren aus dem Innern zum indiſchen Markte auf knappe Ernteerträgniſſe ſchließen ließen. Dieſe Bewegung kam jedoch alsbald wieder zum Stillſtand, da der eurppäiſche Markt gut verſorgt war. Die nächſten Monate ſahen ruhige Märkte, zumal die europäiſchen Spinnereien un⸗ genügende Beſchäftigung hatten und die indiſchen ſich als ſtark vorverſorgt erwieſen. In Deutſchland und Schott⸗ land mußten Produktionseinſchräukungen vorgenommen werden. Günſtige Witterungsberichte im Juni brachten noch ſchlechtere Haltung des Marktes, zumal fortſchreitende Verſchlechterung im Beſch gungsgrade viele Fabrikanten zu weiteren Betriebseinſchränkungen veranlaßte. Erſt ge⸗ gen Ende des Sommers erfolgten etwas größere Käufe, ſodaß die Notierungen etwas anziehen konnten. Auch der deutſche Fabrikatemarkt hatte ſich etwas belebt und die Intereſſengemeinſchaft deutſcher Jute Induſtrieller konnte die ſeit längerer Zeit unverändert gebliebenen Preiſe für Jutefabrikate leicht erhöhen. In den weiteren Herbſtmonaten blieb die Nachfrage gering, bis in der erſten Dezember⸗Hälfte umfangreiche Rohjuteverkäufe der indiſchen Spinnereien ſtattfanden, die ſich auf mehr als 100 000 Ballen beliefen. Die Folge war nach langer Pauſe eine weſentliche Befeſtigung am Jute⸗ markt. Zum Teil iſt dieſe Befeſtigung auf die angeſpannte ſtatiſtiſche Lage zurückzuführen. Hinzu kam infolge mo⸗ natelanger Zurückhaltung ein ſtark aufgelaufener Be⸗ darf an Jutefabrikaten, deſſen Deckung ſich auch noch auf die erſten Monate des kommenden Jahres er⸗ ſtrecken wird. Am dentſchen Markt erfolgten be⸗ reits größere Abſchlüſſe zum erſten Vierteljahr 1930, ſowohl in Geweben, wie in Garnen, woran Handel und Verbraucher beteiligt waren. Die diesjährige Jute⸗ Ernte in Indien war ſehr gut. Sie wird ſchätzungsweiſe mit 40 000 0d ewt aus einer Anbaufläche von 3 167 500 aeres, d. h. mit 11 ewt per acre, angenommen. 625000 unverkaufte amerikaniſche Automobile ſollen nach Europa Europäiſcher oder deutſcher Kampf gegen die ameri kanſſche Automobilüberſchwemmung? und Kontingentierung— Zweckloſigkeit Ueber die Lage der deutſchen Automobilinduſtrie iſt in a den letzten Jahren ſehr viel Richtiges aber noch mehr Fal⸗ ſches geſchrieben worden. Feſt ſteht heute nur ſoviel, daß die deutſchen Wagen techniſch und preislich jedem Aus⸗ landserzeugnis, alſo vor allem den Amerikanern, wenig⸗ ſtens gleichwertig ſind. Daß aber trotzdem in keinem an⸗ deren Automobile erzeugenden Lande eine ſo große Vor⸗ liebe für ausländiſche Wagen vorhanden iſt, als eben in Deutſchland. Allerdings auch, daß kein anderes Land mit eigener Automobilinduſtrie der Einfuhr fremder Kraft⸗ wagen ſo niedrige Zollſätze gewährt, wie Deutſchland, Nicht einmal das große Amerika. Aber nun zwei Tatſachen. Von den 450 000 Kraftfahr⸗ zeugen in Deutſchland ſind etwas über 100 000 ausländi⸗ ſcher Herkunft. Der prozentuale Anteil der ausländiſchen Marken am deutſchen Abſatzmarkt, der 1923 für Perſonen⸗ wagen 4,8 und für Laſtwagen 2,6 v. H. betrug, ſprang 1925 bereits auf 17,6 bezw. 10.5 und beträgt für die erſten zehn Monate des Jahres 1929 bereits 40,8 für Perſonen⸗ wagen und ſogar 41.0 v. H. für Laſtwagen! Die andere Tatſache: nach amerikaniſchen Angaben ſind die gegen⸗ wärtigen unver kauften Vorräte an Modellen 1929 auf 625 000 Stück zu veranſchlagen, alſo auf etwa eine geſamteuropäiſche Jahreserzeugung. Dieſen Vorräten im Werte von etwa 2 Milliarden Mark droht mit dem Er⸗ ſcheinen der Modelle 1930 eine ſtarke Entwertung. Hinzu kommt die völlige Verwirrung des inneramerikaniſchen Marktes durch die bekannten Vorgänge. Die amerikaniſche Automobilinduſtrie iſt daher gezwungen— und ent⸗ ſprechende Maßnahmen werden gegenwärtig bereits er⸗ wogen— die vorjährigen Modelle mit Hilfe eines ſcharfen Dumpings ins Ausland d. h. als in erſter Linie nach Europa abzuſtoßen. Damit entſteht für die geſamte europäiſche Automobtl⸗ induſtrie eine ſehr ernſte Gefahr, die für die finanziell am ſchwächſten und konkurrenzmäßig am ſchwerſten um⸗ kämpfte deutſche Automobilinduſtrie zu einer Kataſtrophe werden kann. Können wir nun bei dem gegenwärtigen Zuſtand un⸗ ſerer geſamten Wirtſchaft ſtillſchweigend zuſehen; wie mög⸗ licherweiſe die deutſche Antomobilinduſtrie durch die, aus⸗ ländiſche Ueberſchwemmung völlig erledigt wird? Und das nur, weil wir eben als einzige den ſchönen Worten in Genf wegen Zollabbau gefolgt ſind. Für uns darf man ja die Hauptgegengründe gegen eine ſolche Erwürgung nicht an⸗ führen, die aber für die Automobile erzeugenden Nachbar⸗ länder die ausſchlaggebenden ſind: die nationale Verteidi⸗ gung. Dafür darf man aber doch darauf hinweiſen, daß die deutſche Automobilinduſtrie eine ſehr wichtige Stellung als Veredelungs⸗, ja als Schlüſſelinduſtrie einnimmt. Im Jahre 1928 betrug der Wert des deutſchen Kraftfahrzeugsbaues 1068 Mill./ und die im Kraftfahrzeugbau unmittelbar an⸗ gelegten Werte ſind auf 1400 Mill./ zu ſchätzen, zu dem noch die Belieferungs⸗ und Zubehörinduſtrie mit etwa 1700 Mill.„ kommt. Die deutſche Kraftahrzeuginduſtrie vergab im Jahre 1928 an die deutſche Wirtſchaft Aufträge in Höhe von 608 Mill., alſp mehr als die Hälfte des Wertes der Erzeugung! Und dann beſchäftigt der deutſche Kraftfahrzeugbau direkt über 90 000 hochbezahlte Fach⸗ arbeiter, die einen Durchſchnittslohn von rund 2½ Milli⸗ arden 1 bezogen. Wenn wir alſo ganz außer Acht laſſen, daß Deutſchland ja das Erfinderland des Automobils iſt und daß daher ſeine Kraftfahrzeuginduſtrie eine ganz beſondere nationale Induſtrie darſtellt, muß es doch Jedem klar ſein, daß eine ſolche Induſtrie nicht aus noch ſo grundſätzlichen Erwägun⸗ gen heraus einer ausländiſchen Konkurrenz überliefert werden kann und darf. Was alſo bleibt? Noch mehr Rationaliſterung, deut⸗ ſcher Autotruſt? Wie weiter unten gezeigt werden ſoll, führt dieſer Weg nicht zum Ziel. Alſo Zollſchutz! Das wäre katſächlich das einzig wirkſame Mittel. Und es iſt immerhin ein bedeutſames Zeichen, daß ſich heute die deutſche Regierung trotz ihrer grundſätzlichen Zoll⸗ gegnerſchaft der Einſicht eines Zollſchutzes für die deutſche Automobilinduſtrie nicht mehr verſchließt. Und auch bis weit in die Kreiſe der Sozialdemokratie hinein hat man ſich von dieſer Notwendigkeit überzeugen laſſen.(Die einzigen Gegner ſind nur die Gewerkſchaften!). Aber, leider iſt ja Deutſchland gar nicht mehr in der Lage einen beſonderen Zollſchutz dieſem einen Gewerbezweig gewähren zu können, 55 es durch die abgeſchloſſenen Handelsverträge gebun⸗ en iſt. Alſo gor keine Möglichkeit, ſelbſt wenn wan wollte, dem deutſchen Kraftfahrzeugbau zu helfen? Doch, die europäiſche Verſtändigung! Denn unſere Automobile erzeugenden Nachbarländer werden von der drohenden amerikaniſchen Ueberſchwem⸗ mung ebenfalls aufs ſchwerſte betroffen. Und ſie ſind ſtärker noch als wir am Beſtehen ihrer nationalen Kraft⸗ fahrzeuginduſtrie aus Gründen der notlonalen Verteilung intereſſiert. Nun ſind ja ſchon im Laufe des Jahres 1920 wiederholt Meldungen erſchienen, daß ſich die europüiſche Kraftfahrzeuginduſtrie gegen die übermächtige amerikani⸗ ſche Konkurrenz zuſammenſchließen will. Sowohl aus Jtolien wie aus Frankreich kamen immer öfter ziemlich beſtimmte Nachrichten über ſolche Beſprechungen. Erſt im November iſt ja in Paris über ſo eine Möglichkeit verhan⸗ delt worden. Alſo geht man wohl nicht fehl, daß, wie auf verſchiedenen anderen induſtriellen Gebieten, auch für die Automobilinduſtrie eine europäiſche Abmachung zuſtande kommen könnte. Da wir als einziges Land, ſchon gebunden durch die Handelsverträge, allein ohne entſprechende Wiebervergel⸗ tung des betroffenen Landes nicht vorgehen könnten, bliebe tatſächlich eine ſolche europälſche Vereinbarung der einzig mögliche und wirkſame Ausweg. Denn gegen ganz Europa kann ſich Amerika nicht ſperren. Umſoweniger, als ja ſogar die bedeutenſten Vertreter der amerikaniſchen Automobilinduſtrie., wie Herr Sloan, der Präſident der Generol Motors Corp. und Senator Macauly, Präſident der Packard Motor Co. im Verlaufe der bekannten Waſhingtoner Unterhandlungen über die Möglichkeit einer Herabſetzung der amerikaniſchen Autozölle ohne weiteres zugaben und es ſogar für berechtigt hielten, wenn die europäiſchen Automobilländer zum Schutze ihres Kraft⸗ wagenbaues Schritte tun, ja, daß ſie ſogar mit einer enk⸗ ſprechenden Zollerhöhung rechnen! 5 2 Man könnte ſich alſo denken, daß die europäiſchen Län⸗ der d.., ihre Kraftfahrzeuginduſtrien Vereinbarungen dahin treffen, daß auf Grund einer gewiſſen Stückzahl von tragen haben. Erwerbes dieſer Werke und weiterer maßgebender Beteili⸗ Wagen die bisherigen Zollſätze oder ermäßigte für die Zollſchutz weiterer deutſcher Autozuſammenſchlüſſe. gegenſeitige Ein⸗ und Ausfuhr feſtgeſetzt werden. Damit würde erreicht, doß keine beſondere Härte entſteht. Und eine ſolche Kontingentierung könnte auch leicht vereinbart werden. Für die Wagen aber, die über die zugemeſſene Stückzahl hinausgehen, würde ein erheblich erhöhter Zoll⸗ ſatz in Anwendung kommen. Nun haben es die euro⸗ päiſchen Firmen ja leicht, gegebenenfalls die europäiſchen Kontingente entſprechend des zu erwartenden Ausfalls der amerikaniſchen Einfuhr dehnbar zu geſtolten, dagegen die amerikaniſche feſt zu beſtimmen. Finden dann dieſe pri⸗ vaten Abmachungen die Billigung der betreffenden Re⸗ gerungen u. Parlamente dann genügen ſa nur Anhängſel an die abgeſchloſſenen Handelsverträge. Somit könnte auch Deutſchland ſeiner Automobilinduſtrie den notwen⸗ wendigen Schutz gewähren, ohne eine ſogenannte fun- 0 Handlung gegen ein befreundetes Volk“ zu egehen. And die deutſche Automobtlinduſtrie hätte die Möglich⸗ keit, jetzt ihre für viel größere Abſatzmengen eingerichteten Betriebe beſſer auszunutzen, alſo endlich zu einer Wirt⸗ ſchaftlichkeit zu gelangen. Denn unter ſolchen Verhält⸗ niſſen würden den Firmen auch wieder Gelder zur Durch⸗ führung der erhöhten Erzeugung zur Verfügung ſtehen. Und weiter würde erreicht, daß die Montagebetriebe der ausländiſchen Firmen zurückgingen bezw. verſchwin⸗ den würden. Wenn dafür eigene Fabriken von den Aus⸗ ländern in Deutſchland eingerichtet werden, könnte das nur begrüßt werden. Denn da wird es ſich fi fort zeigen, daß die Ausländer auch nicht anders können als wir, weil ſie mit den teuren deutſchen Rohſtoffen und Zube⸗ bkren arbeiten müſſen, vor allem aber die ganze Schwere der deutſchen Steuer⸗ und Sozialgeſetzgebung auch zu Was aber tut die deutſche Automobilinduſtrie, wenn eine derartige europäiſche Vereinbarung nicht zuſtande kommt? Nun, dann muß ſie die Zähne noch mehr zu⸗ ſammenbeißen, die letzten noch vorhandenen Kräfte daran⸗ ſetzen, um ſich über Waſſer zu halten. Dann aber müßte unnbedingt Erleichterung geſchaffen werden, um ſich den Inlandsmarkt wenigſtens in ſeinem jetzigen Umfange zu ſichern. Eine weitere Rationaliſterung iſt nicht mehr mög⸗ lich, denn keine andere deutſche Induſtrie hat auch nur annähernd einen ſolchen Rationgliſierungserfolg aufzu⸗ weiſen, wie die deutſche Kraftfahrzeuginduſtrie, die die Arbeitskeiſtung bereits im Jahre 1927 bis auf 280 v. H. ſteigern konnte. Auch ein weiterer Zuſammenſchluß hat keinen Zweck. Die Zahl der deutſchen Perſonenwagen⸗ fabriken iſt von 88 im Jahre 1924 bereits auf 21 im Jahre 1929 zuſammengeſchmolzen. Zuſammenſchlüſfe haben auch gar keinen wirtſchaftlichen Wert, denn der deutſche Be⸗ darf von rund 100 000 Kraftfahrzeugen könnte glatt von einer einzigen Firma gedeckt werden. Sie ſind aber auch gar nicht möglich, da ſich keine Bank finden wurde die die erheblichen Schulden in Aktien umwandeln und für die teueren Neueinrichtungen weiteres Geld zur Ver⸗ fügung ſtellte. Es würde aber vermutlich dahln kommen, daß die meiſten Firmen, die Wagen zwiſchen 6 und 15 PS herſtellen von der Auslandskonkurrenz erdrückt würden. Denn 60 v. H. des deutſchen Abſatzes ſind zunächſt Wagen bis 6 Ps; bleiben alſo jährlich 40 009 Wagen für etwa 18 deutſche Firmen und das geſamte Ausland! Daß dann bei einem ſolchen Wettbewerb an irgendwelche Wirt⸗ ſchaftlichkeit für die deutſchen Erzeuger nicht mehr ge⸗ docht werden kann, liegt doch auf der Hand. Denn gerade dieſe Wagenklaſſen ſind doch die von den Auskändeen be⸗ ſonders ausgebildeten. Wenn auch unſere deutſchen Wa⸗ gen völlig gleichwertig ſind, bleiben unſere Firmen im Wettbewerb unbedingt zurück, wenn die Ausländer auch nur ein bißchen Dumping treiben. Bleibt alſo die Hoffnung, daß man doch zu einer euro⸗ päiſchen Verſtändigung kommt. Willi Ehmer. Die Kapilalregulterung der Deſchimag Die Deutſche Schiff⸗ und Maſchin en bau⸗ AG. in Bremen will bekauntlich ihr Ack. ohne Schädi⸗ gung der freien Akttonäre regulieren. Hierzu erfährt die „Weſerztg.“ folgende Einzelheiten: Von einer Ueberkapita⸗ liſierung der„Deſchimag“ konnte ſo lange nicht geſprochen werden, als ſie Werke wie den Stettiner Vulkan, die Teck⸗ lenborg⸗Werft und den Hamburger Vulkan voll im Beſitz hatte. Das Ak. wurde im Laufe der Zeit im Zuge des gungen erſt auf 25 Mill. 4 gebracht. Wenn nun eines dieſer Werke wieder abgeſtoßen ezw. ſtillgelegt wurde, ſo iſt ganz erklärlich, daß mit der Verringerung der Aktiven das Nominalkapital Schritt halten und heruntergeſetzt werden muß. Die Regulierung des AK. wird vorausſicht⸗ lich im Ausmaße einer Herabſetzung zum mindeſtens 10 Mill. 4 auf 15 Mill./ erfolgen Die Kapitalumſtellung iſt lange vorbereitet Sie erfolgt durch Einziehung des im Beſitz des Privatkonſortiums befindlichen Aktienpakets, das zu dieſem Zweck der„Deſchimag“ zur Verfügung geſtellt wird, ſo daß den kleinen Aktionären in der Tat kein Schaden erwächſt. Als Folge der Kapitalumſtellung, die ſchon in allernächſter Zeit durchgeführt wird, ergibt ſich für die„Deſchimag“ eine durchgreifende Bilanzbereinigung. Die Vulkan⸗Werft der„Deſchimag“ iſt vertragsmäßig am 31. Dez. 1929 ſtillgelegt worden. * Diskontherabſetzung der belgiſchen Nationalbank. Die belgiſche Nationalbank hat ihren Diskontſatz von 4,3 auf 9/5 v. H. herabgeſetzt. * Divibendenerhöhung der ſpaniſchen Nationalbank. Die Dividende der Bank von Spanien für das zweite Halbjahr 1929 beträgt 14 Duros gegen 10 im entſprechenden Zeit⸗ raum des Vorjahres. Die Geſamtotvidende für das Johr 1020 würde ſich demnach auf 25(23) Duros ſtellen. * gthenanig Iſſag Mineralölwerke AG., Düſſeldorf. In der HV. der Obligakionäre waren 58 Obligationäre, welche zuſammen 8 976 000 fl. 6proz. Obligationen von dem Ge⸗ ſamtbetrag von 12 N äll. und 10 715 600 Hfl. 7,5proz. Obli⸗ gabionen von dem Geſamtbetrag von 11 280 000 Hfl. ver⸗ traten anweſend. Die Beſitzer bzw. Vertreter von 8 928 000 Hfl. proz. und 10 621 000 Hfl. 7 5proz. Obligationen er⸗ klärten ſich mit dem Antrag der Geſellſchaft zur Verlänge⸗ rung der Anleihen einverſtanden, während die übrigen Obligationäre ſich noch nicht endgültig äußerten. Der An⸗ trag der Rhenania Oiſog AG. wird bis Ende Mai aufrecht⸗ Henſchel& Sohn.⸗G. Der verbleibende Beſitz Der Henſchel u. Sohn AG. verbleiben nach der Ab⸗ ſtoßung ihrer ſchwerinduſtriellen Intereſſen als unmittel⸗ bare Betriebsabteilungen das Werk Kaſſel, das Lokomoti⸗ ven jeder Art, Laſtkraftwagen, Auto⸗Omnibuſſe und Stra⸗ ßenbaumaſchinen herſtellt, ſowie die Braunkohlenwerke Müncheberg in Ihringshauſen bei Kaſſel, ferner als Be⸗ teiligungen der Vollbeſitz an der Gewerkſchaft alte Dreis⸗ bach in N. erſchelden im Siegerland(Eiſenerzſoörderung), die Majoritätsbeteiligung bei der J. A. waſſei Ach, in München(Lokomotiven jeder Art, Straßenbaumaſchinen, Dampfturbinen, Maffei⸗Schnellzugwagen und Anhänger), ſowie die Maforitätsbeteiligung bei der Frankfurter Maſchinenbau AG. vormals Pokoruny u. Wittekind. Ueber die Transaktion Eſſener Steinkohle⸗Gelſenkirchen wird eine am 22. Januar ſtattfindende Aufſichtsratsſitzung der Gelſenkirchener Bergwerks AG. endgültig Beſchluß faſfen. Nach den Syndikatsbeteiligungsziffern vom 1. April 1929 betrugen die Beteiligungen beider Geſellſchaften beim Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlenſyndikat(in 1000 Tonnen): Eſſener Steinkohle⸗Verkaufsbeteiligung 5512,7(Gelſen⸗ kirchen 3188,1), Koks 958,8 bezw. 500, Belketts 1475, bezw. 758,4). Die Verbrauchsbeteiligung von Gelſenkirchen be⸗ trug nur 10, die von Eſſener Steinkohle dagegen 350, die zur unmittelbaren Belieferung der Henrichshütte ver⸗ wendet wurden. Dieſe ſtellt jährlich rund 800 000 To. Stahl⸗ werkserzeugniſſe her, von denen 25 v. H. an die Henſchel⸗ Werke geliefert, der Reſt durch das Bochumer Verkaufsbüro an den Handel weiter geleitet werden. Die Henſchel⸗Gruppe beſaß bisher 27 Mill./ des insgeſamt 525 Mill.% be⸗ tragenden Aktienkapitals der Eſſener Steinkohlen⸗Berg⸗ werke A0. Der Wert dieſes Beſitzes wird auf etwa 33, der der Henrichshütte auf 5060 Mill./ geſchätzt Es wird angenommen, daß der Barerlös von Henſchel aus dieſer Abſtoßung ſeiner Rohſtoffbaſis zwiſchen 90 und 100 Mill. liegen wird, wovon 51 v. H nach Umwandlung der Heu⸗ richshütte in eine Aktiengeſellſchaft in Aktien hereingenom⸗ men werden. Der Henſchel⸗Konzern, der ſich damit wieder völlig auf ſeine urſprüngliche Produktionsbaſis zurückzteht, erweitert durch dieſen Verkauf ſeine liguiden Mittel in ganz außerordentlicher Weiſe und es bleibt abzuwarten, wie ſich dieſe Stärkung der finanziellen Poſttion vor allem im Hinblick auf das Auslandsgeſchäft in der Lokomotfy⸗ induſtrie, in welchem Henſchel einen Wiederzuſammenſchluß der deutſchen Werke ohne Durchführung der erforderlichen Betriebskonzentration ablehnt, auswirken⸗wirb. Der Zu⸗ ſammenbruch der Unfon⸗Gießerei in Königsberg und die Uebertragung der Unjon⸗Lokomotivquote an Schichau ßat das Problem der oſtpreußiſchen Lokomptiv konzentration ohne beſondere Anſtrengungen von Seiten der Lokombtiv⸗ induſtrie von ſelbſt bereinigt und dieſe damit von einer nicht unerheblichen Sorge befreit. Scoſa— Chatiſlon. Die inigung der Snia Vise fa fund Courſoubos eine 8 taltang andererſelts geführt * Vor der Fuſiun Suia 2 handlungen wegen der Ve Chatillon, die von Gla und der Banca Commereiale 3. werden, ſind, wie de F. Z. aus Ro Zeit erheblich ſortoeſchrittem, fodaß naß faſſung mit einem p nen Abſchluß ir rechnen iſt. Der e Kursſtunz der S ſull zu ber Annäherung durch die Cout Großaktionäre Vis Halben.* feen wen des Aktie ther Hie n Kernſtück der Ve „ Waeldin- K. ärbeitende Immer recht ſpär ve 1 tlich beigetra den biden Gruppen be⸗ Hie finanziellen Bedinau nnen Beaua auf ein Aßfommen ich non vornherein ein 1 mußte. 51 uber Ac 1a ö i 5 für 1927 erſt zu An⸗ fang 5..) ſchließt 1928 lt. ſoeben bekannt werdender Rechnung nuch 10, 11000/ Abſchr bungen( B. 0) mit erhöhbtem Reingewinn von 1d. 2000(1 440), wovon 10 000% für ein Rückſtellungskonto und der Moe ft für außerodentliche Abſchreibungen auf Intmobilien ver⸗ wandt werden ſollen. 3 der Bilanz: Waren rd. 387 000 (384 486)%, Debitoren rd. 378 000(24 88 1 andeverfeitz Kreditoren 1d. 475 000(697 600)/ und meu ein Hypo⸗ thelendarlehen von 250 000 J. Der Umfatz, der in 1928 po. 101 Mill. 4 betragen habe, ei in 1020 weiter ſpeſtiengen. Der Auftragsbeſtand gewähre z. Z. durch Erportauſträge für längere Zeit volle Beſchäftigung. f Bayexiſch enktienbrauerei Aſchaffenburg.— Dipi⸗ dendenerhöhung auf 15 v. H.(13%. Die Geſellſchaft er⸗ zielte einen Rohgewinn von 3,7 ill.%(9,5, aus dem nach 3, Mill.,(81) Aufwendung für Rohmatertalken Uw. und 0,17 Mill./(0,18) schreibungen 0/34 Mill.„ 0,23) Reingewinn verbleiben. Hiervon werden 15 y. H. Div dende auf das nunmehr auf 2 Mill./ erhöhte Altien⸗ kapital ausgeſchüttet. 5 15 p. H. Dividende beim Hofbräuhaus Hanau drm. G. Ph. Nicolay A. in Hanau— Kapitals rhöhung. Das am 80. September 1019 beendete Geſchäftshahr verzeichnet einen Bruttoüberſchuß von 285 560 /. Der Reingewinn ſtellt ſich auf 184 907(105 903) /, woraus eine Diufdenden⸗ erhöhung von 12 auf 15 v. H. in Vorſchlag gebracht wird Ferner ſoll das AK. um 280 000% auf 1 Mill.„ erhöht werden, wobei den alten Aktionären ein Bezugsangebot zu 105 v. H. gemocht wird. 5 Wieder 12 v. H. Dividende der Wickmüller⸗Küpper⸗ Brauerei., Elberfeld. Der Ag. beſchloß, der. em 17, Januar für das am 31. Okt. abgelaufene Geſchäftsjahr 192829 die Verteilung einer Dividende von wieder 13 9. H. in Vorſchlag zu bringen. a Errichtung des land wirtſchaftlichen Einheſtsverbandes Die Einigungslommiſſion der Organifationen des Land. wirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens hatte bekanntlich in Frankfurt a. M. am 19. Juli 1959 Hie Verhandlungen über oͤte Bildung des Einheitsverbandes zu Ende geführt, In⸗ zwiſchen ſind von fämtlichen beteiligten Organtſationen die Zuſtimmungs erklärungen zu den Frank ⸗ furter Beſchlüſſen erteilt und die zur Auflöfung der Verbände nötigen Vorbereitungen abgeſchloſſen worden. Die Auflöſung des Reichs verbandes der Deut ⸗ ſchen land wirtſchaftlichen Genoſſenſchaf⸗ ten wird am 12. Februar im Rahmen eines nach Berlin einberufenen außerordenklichen Deutſchen Landwirtſchaft⸗ lichen Genoſſenſchaftstages beſchloyen werden. Am gleichen Tage wird auch der Generolver band der Deut⸗ ſchen Raiffeiſengenoſſenſchaften auf einem außerordentlichen Generalverbandstag ſeiner Auflöſung die endgültige Zuſtimmung erteilen. Der Genoſſen⸗ ſchafts verband des Reichs land bunden hat be⸗ reits am 1. Sept. 1920 ſeine Auflöſung durchgeführt. Am 13. Februar 1990 wird dann in Berlin in Form einer ge⸗ ſchäftlichen Tagung die Errichtung des Einheitsverbandes, der bekanntlich den Namen„Reichs ver band de 5 Deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſen⸗ ſchaften— Raiffelſen“ führen wird, stattfinden 2 * Konkurſe im Dezember und im Jahre 1929. Im De⸗ zember iſt ſowohl die Zahl der eröffneten Konkurfe als auch die der eingeleiteten Vergleichsverfahren ſtark angeſtiegen, und zwar die der Konkurſe von 866 im November auf 995 im Dezember, die der Vergleichsverſohren von 491 auf 302. Im ganzen verfloſfenen Jahre ſind nach einer Zuſam⸗ menſtellung der Finanzzeitſchrift„Die Bank 1080 g(.. 8290) Konkurſe und 527(5941) Vergleichsverfahren eingeleitet worden.. „Verlegung des Kupferblech⸗Syndikats von Kaſſel nach Berlin. Das Kupferblech⸗ Syndikat, das bigher feinen Sttz in aſſel hatte, wird Anſong 1030 nach Berlin verlegt, i Deviſenmarkt Im keutigen Früß verkehr notieren Pfunde gegen New Vork 487.85 7 2 Stockholm 181 Paris 128 Holland 12.05 Madrid.58 Brüſſel 34.86 Oslo 136.19 Dollar geg, Rim. 4, Mailand.20 Kopenhagen 18,19 erhalten. Pfunde„„ 20. 8 eee 8. Seite. — Nr. Neue Mannheimer 3 N Ausgabe) Freitag, den 3. Januar 1930 Nationaſ⸗-f date Mannheim Freitag, den 3. Januar 1930 Vorstel lung Nr. 133 Miete F Nr. 17 5 Romantische Oper in 38 Anfang 19 Uhr Akten von Rich. Wagner Musikalische Lei tung: Karl Klaug Ende 23 Uhr Personen: Hch. d. Vogler, deutsch. König Lohengr in Elsa von Brabant Herzog Gottfried ihr Bruder und Friedrich von Tel Ortrud. seine Gem Der Heerrufer des Königs Siegfr. Tappolet Adolf Loeltgen M. 0 Hilde Ebler Hans 1 10 ug Gerti, Bindernagel Christian Könker Tanzschule GEISLER Tel. 232 29 16243 4A 2, 3 Neuer Kurs 6. Januar * e aungochile Sti uclebeel beginn Anfang Januar mii neuen Kursen Zelurhferrictif jeder zeil IracIwicdtiell Bir 16210 Lernt Tanzen! 51191 Tanzschule GU TH, d 1.-6, Telephon 247 68 N 7, 8 Tel. 23006 zeigt den deuts Grogfiſm: in 9 Akten Regie: — Hans Albers Walter Janssen 0 chen Ton- und Sprech- Die Nacht gehört uns Ein neues Ereignis des tõnenden und sprechenden Bildes Sarl Frönlleh Hauptdarsteller: charl. Ander tte Wallburg Belprogramml Beginn 3. 8, 7. Für jugendliche verboten! 8 20 Uhr A zeigt täglich ab 3 Uhr das dramatische und heitere Doppel- Programm Die seltsame Vergangenheit 1. der Thea Carter Ein deutscher Großfilm mit Olaf Fönss, June Marlow, Ernst Siahl- Nachbaur, Herm. Vallenfin, Olga Engl 4 2A RA Am Sonntag, den 3. Januar vorm. 11.30 Uhr letzte Aufführung Der ATLANTIC ITV 2. Lustspielschlager: des Filmwerkes: Mit Amundsen im Luftschiff zum Nordpol Tageblatt: Der Film ist ein Erlebnis. Volksstimme: Ein ungemein interessanter Film. N. M..: Ein hervorragender Film. Gerade die Jugend hat ein Recht darauf, an- Eine ganz tolle Geschichte in Badehöschen 35—.30 8 Uhr gesichts dieses Films Zeugen der Taten wahr- haft großer Männer zu werden. der technischen Vorzüge 80,.—,.30,.30 Jugendliche haben Zuirifi! Bekannte, groge Zigarrenfabrik ſucht auf Oſtern einen ö lehrling möglichſt mit Oberſekundareife. bote unter H U 142 an die Geſchaſtsſtelle. 9 1 —— Ange⸗ Einige werden n. geſucht für den Vertrieb eines Haushaltart. Hoher Verdienſt! Samstag 11—12 Uhr. Vertriebsorganiſator füür Süddeutſchl. glänz. möglich. 1819, eingef. bill. Damen bereits Rieſenumſätze Vorzuſpr. Trettag Schäglein, G 2. 8, *124 Perf. Stenotynistin für Nachmittags⸗ bezw. Abendſtunden geſucht. 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