SFE„„ 1112 4 7 2 + Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..— Einzelverkaufspreis 10 Pfg.— Abholſtellen: Waldhofſtraße 6, Schwetzinger⸗ ſtraße 19/0, Meerfeloͤſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, 12 mal Oppauerſtraße 8. Erſcheinungsweiſe wöchentlich Beilagen: Montag: Spori der N. M. Z., Dienstag wechſelnd: Aus der Welt der Technit Donnerstag wechſelnd: Mannheimer Frauenzeitung Für unsere Jugend/ Freitag: Winterſport und Erholung Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1, 46. 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März war bis in die Abendſtunden ruhig verlaufen, wobei das„ruhig“ allerdings mit dem bekannten Körnchen Salz zu ver⸗ ſtehen iſt. Es iſt allerorten gearbeitet worden. Die kommuniſtiſche Streikparole hatte, von ganz wenigen kleinen Firmen abgeſehen, keine Gegenliebe gefun⸗ den. Krawalle hat es freilich da und dort gegeben, zum Teil auch recht ernſthafte, wie vor dem Arbeits⸗ amt Berlin⸗Mitte, wo ſich nach und nach 3000 bis 4000 als Arbeitsloſe maskierte Kom mu⸗ nichen verſammelt hatten, die plötzlich mit Steinen, Blechbüchſen und dem Unrat, den ſie aus den Müll⸗ gruben klaubten, die Poliziſten zu bewerfen began⸗ nen. Die Lage ſcheint zeitweiſe für die Polizei recht kritiſch geweſen zu ſein. Schließlich konnte ſie ſich nur dadurch helfen, daß ſie etwa 600800 Kommuniſten im den Hof des Arbeitsamts zurückdrängte und das Tor ſchloß, worauf die Eingeſperrten dann auf dem Hof einen waren Höllenlärm verübten. Auch an an⸗ derer Stelle hat die Polizei vorübergehend vor der Menge zurückweichen müſſen, iſt dann aber mit Ver⸗ ſtärkungen wiedergekehrt und hat mit dem Gummti⸗ knüppel Ordnung gemacht, ſo auch vor dem kommuniſtiſchen Hauptquartier am Bü⸗ low⸗Platz, vor dem eine große rote Sowjet⸗ fahne herabhing und rile Plakate die ganze Häuſerfront entlang zum„Kampf gegen das Hungerregime für ein Sowjet⸗Deutſchland“ einluden. Hier hatten ſich mehrere hundert Demonſtranten verſammelt, die ſich mit dem Abſingen der Inter⸗ nationale und törichten Anſprachen die Zeit ver⸗ trieben. Der Polizei ſchien es ſchließlich erforder⸗ lich, die Demonſtranten auseinander zu jagen. Prompt meldet ſich im„8 Uhr⸗Abendblatt“ ein „Rührſeliger“, der ſich von„Augenzeugen“ berichten läßt, die Polizei ſei oft mit übertriebener Schärfe gegen die Menge vorgegangen. An den kommu⸗ niſtiſchen Ernſt werden dieſe kümmerlichen Schreiber wohl erſt glauben, wenn ſie eines Tages ſelber die Laternenpfähle zieren. Allmählich gegen Nachmittag wurde es unruhiger, zunächſt im Neuköllner Kommuniſtenneſt. Dort ſammelten ſich in den von uns bereits mehrfach be⸗ schriebenen Seitengaſſen einige tauſend Demonſtranten, die dann plötzlich ſozu⸗ ſagen in Schützenketten gegen die Polizei vordrangen. So kam es in Neu⸗ kölln, aber auch im Oſten zu ſchweren Zuſammen⸗ ſtößen. Dann nach Anbruch der Dunkelheit wieder⸗ holte man, was wir vorausgeſehen hatten, die Exereitien der letzten Samstage in der Friedrich⸗ ſtraße. Durch die Friedrichſtraße, aber auch durch die Linden, tobte das wilde Heer, die Halb⸗ flüggen, die ſogenannte Antifaſziſtiſche Junge Garbe, die Rotfrontkümpfer immer an . der Spitze. Unnachſichtlich waltete der Gummiknüppel ſeines ſchweren, doch gerechten Amtes. Die erſten Schüſſe, mitten im Herzen der Stadt, im Zentrum des Verkehrs, hallten durch die Nacht. Ein blutiger Zuſammenſt o ß hatte ſich bei⸗ Hufig ſchon gegen halb 6 Uhr in Charlottenburg ereignet, Dort wurden zwei Schutzpoli⸗ ziſten von den kommaniſtiſchen Row⸗ dies niedergeſchlagen. Im Moment höchſter Not gaben die Schupoleute mehrere Schüſſe ab, die vier Perſonen trafen: das wirkte. Die Menge ſtob auseinander. Zwei Tote in Halle Telegraphiſche Meldung Halle, 6. März. Im benachbarten Ammen dorf mußte heute nachmittag ein Demonſtrationszug aufgelöſt werden. Als die Polfzei einſchritt, wurden die Beamten tät⸗ lich angegriffen und niedergeſchlagen. Ein Poliziſt, der einem in höchſter Gefahr befindlichen Kameraden beiſprang, mußte von der Schußwaffe Gebrauch wachen, wodurch zwei Perſonen getötet und eine verletzt wurden. Telegraphiſche Meldung Prag, 7. März.(United Preß.) Zu ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen Arbeits⸗ loſen und der Polizei kam es in Gablonz, im Zentrum der Glasinduſtrie. Stellenloſe Glas⸗ arbeiter aus dem ganzen Bezirk marſchierten in ge⸗ ſchloſſenem Zuge zur Stadt, wo ſie die Polizei mit Steinen bombardierten. Die Polizei griff darauf die Demonſtranten an, die ihre Ver⸗ wundeten abſchleppten. Fünf Poliziſten wur⸗ den verletzt, 20 Demonſtranten in Haft ge⸗ nommen. Am ſpäten Abend war die Ruhe wieder hergeſtellt. Echt amerikaniſch Telegraphiſche Meldung 2 Newyork, 7. März.(United Preß.) Die kommuniſtiſchen Demonſtrationen, die im Verlauf des geſtrigen Abends ſich in verſchiedenen amerikaniſchen Großſtädten ereigneten, ſind ſämtlich mit Anwendung von Knüppeln, Tränengas, Feuerwehrſpritzen und berittenen Attacken der Polizei unterdrückt worden. Todesfälle haben fich nirgends ereignet. Nur wenige Schwerverletzte wurden gemeldet. Bei ſämtlichen Demonſtrationen waren die Zuſchauer gegenüber den Kommuni⸗ ſten bei weitem in der Ueberzahl und die Polizei beſchränkte ſich darauf, Geſetzes verletzungen zu ver⸗ hindern. In einzelnen Städten ſchützte ſie ſogar die Kommuniſten gegen Angriffe der ihnen feindlich geſtunten Zuſchauermenge. Dies ereignete ſich je⸗ doch nur in ganz wenigen Fällen. Im allgemeinen waren die Zuſchauer durchaus vergnügt ge⸗ ſtimmt und ließen in gleicher Weiſe die Kommuniſten und die Polizei hochleben. Am Unionplatz, im Zentrum der Konfektions⸗ induſtrie, kam es am geſtrigen Nachmittag zu ſchwe⸗ ren Zuſammenſtößen zwiſchen kommuniſtiſchen De⸗ monſtranten und der Polizei. Etwa 100 Per⸗ ſonen wurden verletzt, darunter auch ein Polizeibeamter, der einen Schädelbruch erlitt. 12 Perſonen wurden verhaftet, darunter Robert Minor, der Chefredakteur des kommuniſtiſchen Blat⸗ tes„Daily Worker“. 5 And die Sowjetunion? Telegraphiſche Meldung Moskau, 7. März. Aus Anlaß des internationalen Tages zur Be⸗ kämpfung der Arbeitsloſigkeit fanden geſtern in zahlreichen Betrieben von Moskau und Leningrad Verſammlungen ſtatt, in denen Vorträge über die kommuniſtiſche Aktion gehalten wurden. Nächtliche Barrikadenkämpfe Drahtbericht unſeres Berliner Büros I Berlin, 7. März. Bis in die ſpäten Nachtſtunden hinein hatte die Polizei zu tun, um die an einzelnen Stellen der Stadt immer wieder ausbrechenden Tumulte der kommuniſtiſchen Unruheſtifter zu bekämpfen. Gegen elf Uhr kam es in der Umgebung des Bülowplatzes zu erneuten ſchweren Zuſammenſtößen. Die Demonſtranten hatten in einer benachbarten Straße aus Müllkäſten, Steinen und Brettern eine Barrikade errichtet und die Stadt⸗ laternen ausgelöſcht. Beim Eintreffen der Polizei flüchtete die Menge nach dem Bülowplatz. Hier machte die Polizei, als die Kommuniſten Widerſtand leiſteten, von der Schuß ⸗ waffe Gebrauch. Mehrere Schwerver⸗ verletzte blieben am Platz, darunter ein Mann, der einen Bauchſchuß erhalten hatte. Ein Kin d wurde ebenfalls, wahrſcheinlich durch eine verirrte Kugel, verletzt. Soweit bisher die Bilanz gezogen werden konnte, ergibt ſie, daß elf Zivilperſonen und dreizehn Polizeibeamte verletzt wurden. Ein Poliziſt, der ch ſelbſt einen Oberſchenkelſchuß beigebracht hatte, mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Ver haftet wurden etwa 230 Per⸗ ſonen. Unter ihnen befinden fich 40 kommuniſtiſche Führer, die in Spandau aus einer Konferenz heraus feſtgenommen wurden und 17 Berliner kommuniſtiſche Stadt⸗ verordnete. Wenn es den Kommuniſten auch gelungen iſt, die Polizei in Atem zu halten, ſo iſt dieſe doch überall Herr der Lage geblie⸗ ben. Alles in allem hat der 6. März noch deutlicher als der 1. Februar gezeigt, daß die Kommuniſten trotz aller Anſtrengungen zwar imſtande ſind, ver⸗ einzelte Zuſammenſtöße, nicht aber die von ihnen angekündigte„große Aktion“ herbeizuführen. Was die kommuniſtiſche Partei geſtern auf die Beine gebracht hatte, war nicht die Ar⸗ beiterſchaft Berlins, die ſich den Tumulten fert-hielt, ſondern die bekannten radauluſtigen Elemente, vor allem die Halbwüchſigen. Die„Rote Fahne“ freilich iſt mit dem„Erfolg“ zufrieden oder ſtellt ſich doch wenigſtens ſo. Der geſtrige Tag, verkündet ſie ſiegestrunken, habe den Beweis erbracht, daß die Kommuntiſten nicht mehr von der Straße zu vertreiben ſeien, und ſelbſt die modernſten techniſchen Polizeimittel nichts ver⸗ mögen„angeſichts der klugen und gewandten Stra⸗ ßentaktik der Arbeiter“. Für die Berliner Stadtverordneten⸗ verſammlung hatte der Demonſtrationstag die erfreuliche Nebenwirkung, daß man endlich einmal ſachliche Arbeit leiſten konnte. Von den 56 Kommu⸗ niſten waren nämlich nur vier erſchienen, die übri⸗ gen betätigten ſich als Antreiber bei den Demon⸗ ſtrationen. Auch die Krakeeler, die ſich ſonſt auf der Tribüne breit zu machen pflegen, fehlten diesmal, ſo daß während der Verhandlungen eine geradezu himmliſche Ruhe herrſchte. Erſt gegen acht Uhr er⸗ ſchien ein größerer Teil kommuniſtiſcher Stadtver⸗ ordneter in ziemlich abgekämpftem Zuſtand. Der Fraktionsführer Pieck gab im Ton der Entrüſtung bekannt, daß 17 kommuniſtiſche Stadtverordnete feſt⸗ genommen worden ſeien und bat, eine gerade fällige Wahl deswegen auszuſetzen. Dieſem Erſuchen wurde dann auch entſprochen. l Franzojen ſind wieder auf der Flottenkonferenz Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 7. März. Die franzöſtſche Delegation für die Flottenkonfe⸗ renz iſt geſtern abend unter Führung Brian ds wieder in London eingetroffen. Die Konferenz wird jetzt nach der unfreiwilligen Pauſe die Verhand⸗ lungen wieder in vollem Umfang auf⸗ nehmen. Auf allen Seiten macht ſich der feſte Wille geltend, nunmehr mit Beſchleunigung zu praktiſchen Ergebniſſen zu gelangen. Daß ſich ein gewiſſes Maß nützlicher Uebereinſtimmung erzielen läßt, kann heute als ſicher gelten, auch wenn die Konferenz eine Reihe der wichtigſten Fragen offen läßt. Es wird in Konferenzkreiſen betont, daß die amerikaniſch⸗ japaniſchen Verhandlungen entgegen gewiſſen Preſſe⸗ nachrichten befriedigend fortſchreiten. Auch die Verhandlungen über die Unterſee⸗ bootsfrage, die gegenwärtig an der Spitze der Tagesordnung ſtehen, haben einige Reſultate er⸗ geben. Es handelt ſich dabei hauptſächlich um die Be⸗ mühungen, eine Höchſttonnage für Unterſeebodte feſtzulegen. Während England, Amerika und Italien bereit ſind, 1800 Tonnen als Maximum für künftige U⸗Boptebauten feſtzulegen und Japan wenigſtens 2000 Tonnen annehmen würde, verlangt Frankreich die Erlaubnis, eine Neihe von U⸗Booten von faſt 30900 Tonnen bauen zu können Maſaryl 80 Jahre Am heutigen 7. März feiert die Tſchechoſlowakel den 80. Geburtstag ihres erſten Repräſentanten. Maſaryk, der unabſetzbare Präſident des tſchecho⸗ ſlowakiſchen Staates, iſt der„Volksheros, der großs Europäer“, eine Perſönlichkeit, die auch den Gegnern Achtung gebietet, der Staatsmann und Denker von Weltformat. Am 21. Dezember 1918 zog Thomas Garrigue Maſaryk als erſter Präſident der tſchechoflowakiſchen Republik in die königliche Burg auf dem Hradſchin in Prag ein. Dieſer feierliche Augenblick krönte das Werk des Mannes, der in einem langen Leben für die Freiheit und Selbſtändigkeit ſeiner Nation ge⸗ kämpft und gelttten hat. Am 7. März 1850 in Göbing in Mähren als Sohn kleinbürgerlicher Eltern ge⸗ boren, ahnte der aufgeweckte Junge, der zunächſt auf Wunſch ſeiner Eltern einem Kunſtſchloſſer in die Lehre gegeben wurde, nicht, daß er dereinſt die höchſte Würde in der ſelbſtändigen tſchechoſlowakiſchen Re⸗ publik bekleiden würde. Mit 68 Jahren ergriff er die Zügel der Regierung, und trotz ſeines hohen Alters hat er mit viel Tatkraft und Geſchick den jungen Staat durch alle Fährniſſe der Nachkriegszeit hindurchgeführt. Heute, nach zwölf Jahren der Prä⸗ ſidentſchaft, kann Maſaryk mit Stolz auf den Weg zurückblicken, den die Tſchechoſlowakei unter ſeiner Führung zurückgelegt hat. Maſaryk iſt eigentlich ein Mann der Wiſſen⸗ ſchaf t. Nur ſeine leidenſchaftliche Liebe der Freiheit und der Gerechtigkeit hat ihn in die Arme der Politik getrieben. Nach einem kurzen Zwiſchenſpiel als Kunſt⸗ ſchloſſer in Wien gelang es ihm, die Mittel zum Univerſitätsſtudium zu erlangen. Im Jahre 1876, alſo im Alter von 26 Jahren, promovierte er zum Doktor der Philoſophie. Er ging nach Leipzig, habilttierte ſich einige Zeit darauf in Wien und wurde dann bald nach Prag berufen, wo er 14 Jahre ſpäter zum ordentlichen Profeſſor ernannt wurde. Im Laufe ſeines langen Lebens hat er zahlreiche Bücher ver⸗ öffentlicht, hauptſächlich Arbeiten auf dem Gebiete der Pſychologie, Soziologie, Aeſthetik und Logik. 1891 wurde er in das Wiener Parlament gewählt, aber ſchon zwei Jahre ſpäter gab er die parlamentariſche Betätigung wieder auf. Er zog es vor, hit Kuliſſen zu wirken. Er f r dl gründete fungtſt iſche Klubs und kämpfte erbittert um die Minderheits⸗ rechte in der Habsburgmonarchie. Seine große Zeit kam aber erſt nach dem Ausbruch des Weltkrieges. Im Jahre 1914 erkannte Maſaryk, daß jetzt oder nie die Stunde der Loslöſung von Oeſterreich ge⸗ kommen ſei. Auf das Ziel, dem tſchechiſthen Volk zu politiſcher Selbſtändigkeit zu verhelfen, ſteuerte er mit der ganzen Energie, zu der er fähig war, los. Einige Monate nach Kriegsbeginn verließ er die Heimat und hatte von nun an keinen feſte tf mehr. Er reiſte von der Schweiz nach Paris London, nach Rußland, nach Amerika. Ueber faltete er eine ungeheuer erfolgreiche agita Tätigkeit. Ueberall verſtand er es, bei den dann Direktor des 2. Seite. Nr. 111 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 7. März 1990 gebenden Politikern Eingang zu finden und die Not⸗ wendigkeit einer ſelbſtändigen tſchechoflowakiſchen Republik mit Nachdruck zu propagieren. Zeitungen wurden gegründet, Bücher und Broſchüren ge⸗ ſchrieben, die maßgebende Auslandspreſſe beeinflußt. Ueberall in den Ländern der Entente bildeten ſich iſchechiſche nationaliſtiſche Zirkel. Dabei unterhielt Maſaryk durch die Heimagenten und Spione engſte Beziehungen zu Prag. Die Zerſetzung im Heer wurde g dert, aus den Ueberläufern und aus geflohenen Tſchechen wurden die nationaler Legionen gebildet, die 1999 in den Kampf gegen die Mittelmächte eingriffen. Dieſe Tätigkeit Maſaryks während des Weltkrieges die gegen Oeſterreich und ſeine Verbündeten gerichtet war, bedeutet allerdings für uns Deutſche eine ſchmerzliche Erinenrung. Die Perſönlichkeit Maſaryks iſt gekenn⸗ zeichnet durch eine glückliche Miſchung von phtlo⸗ ſophiſcher Begabung und einem ungewöhnlich ſcharfen Blick für die Notwendigkeiten der Realität. Sein philoſophiſcher Sinn befähigte ihn, die Dinge in einem großen Zuſammenhange zu ſehen und mit Maßſtäben zu arbeiten, die ein Handeln auf lange Sicht ermöglichen. Sein Sinn für die Realität machte ihn zu einem großen Organiſator, der jede, auch noch ſo kleine Einzelheit abzuwägen und ein⸗ zuordnen verſteht. Die Tſchechoſlovakei kann ſich glücklich ſchätzen, daß ſte im entſcheidenden Augenblick einen Maſaryk beſaß, denn ihm verdankt ſie ihre ſtaatliche Exiſtenz. Tirpitz im E Drahtung unf. egel . Englandſpie b Vertreters 8 London, 7. März. Der Tod des Admirals Tirpitz hat in England erloſchene Gefühle wieder belebt und es iſt intereſ⸗ ſant zu ſehen, wie tief in allen politiſchen Lagern die Ueberzeugung ankert, daß Tirpitz Deutſchland in den Konflikt mit England hineingetrieben habe, An⸗ dererſeits aber wird deutlich, daß die Zeit dieſe Ueberzeugung von Eifer und Haß faſt völlig gerei⸗ nigt hat. Es iſt ein bedauerndes Zurückblicken, mit der die Preſſe heute die Tätigkeit des verſtorbenen Erbauers der deutſchen Schlachtflotte würdigt. „Mit Tirpitz, ſchreiben die„Times“, verſchwin⸗ det die letzte große Perſönlichkeit, die Deutſchlands Politik vor dem Kriege geformt hat. Er war die ſtärkſte Geſtalt im deutſchen politiſchen Leben nach Bismarck. Für ihn war Verſöhnungsbereitſchaft gleichbedeutend mit Schwäche. Seine Gewohnheit, ſchon lange vor dem Kriege England als Feind Deutſchlands zu betrachten, hat viel dazu beigetragen, Englands Teilnahme am Kriege unvermeidlich zu machen.“ Die„Daily Mail“ meinen,„Tirpitz ſei ohne es zu wollen Deutſchlands ſchlimmſter Feind geweſen. Die Politik des Aufbaues einer gewaltigen Flotte habe unvermeidlich dazu führen müſſen, daß Eng⸗ land früher oder ſpäter Anſchluß an Frankreich und Rußland ſuchte. Das habe Tirpitz ebenſo wenig vor⸗ ausgeſehen, wie ſpäter das wirkſame Eingreifen Amerikas in den Weltkrieg.“ Der„Daily Telegraph“ meint in einer längeren Würdigung des deutſchen Admirals:„Die Geſchichte des Krieges wäre vermutlich anders ver⸗ laufen, wenn Tirpitz ſeinen Plan des unverzüg⸗ lichen Angriffs zur See ausgeführt hätte. Auf den Wink des Kaiſers gegen dieſen Plan ſei die Kanalſtrecke in den erſten Kriegstagen für den Transport der britiſchen Armee nach Frankreich offen geblteben.“ Nachruf des Reichswehrminiſters Telegraphiſche Meldung Reichswehrminiſter Groener widmete dem ver⸗ ſtorbenen Großadmiral von Tirpitz folgenden Nach⸗ ruf: Heute verſtarb im 81. Lebensjahre der frühere Staatsſekretär des Reichsmarineamts und preußiſche Staatsminiſter, Großadmiral Alfred von Tirpitz. Sein Name gehört für alle Zeiten der Geſchichte an als der des Schöpfers der deutſchen Flotten. Der Entwicklung der Reichsmarine galt ſein wärmſtes Intereſſe. Sie wird das Andenken an den hochver⸗ dienten Offizter und treuen Kameraden allzeit in Ehren halten. Drahtbericht unſeres Berliner Büros U Berlin, 7. 1 Das vom Kabinett verabſchiedete Finanzkompro⸗ miß iſt mittlerweile von ſämtlichen Regi Ern parteien unter die Lupe genommen worden und hat, wie man feſtſtellen muß, eigentlich eine wenig freundliche Aufnahme gefunden. Den ſtärk⸗ ſten Widerſtand hat es offenbar in der volkspartei⸗ lichen Fraktion ausgelöſt. Deren Beſchluß, in wei⸗ 8 Verhandlungen auf die Erfüllung übrer For⸗ erungen zu dringen, ſpiegelt zudem die in der Fraktion herrſchende Stimmung nur unvollkommen wieder. Tatſächlich war urſprünglich eine weit ſchärfere Faſſung vorgeſehen. Fraktion über den Finanzplan abgeſtimmt worden, ſo hätte er vielleicht keine Mehrheit gefunden. Die Enttäuſchung, die man über das Ergebnis der Finanzberatungen dort hegt, geht vor allem darauf zurück, g daß eine durchgreifende Reform der Arbeits⸗ loſenverſicherung wieder einmal auf weite Sicht hin vertagt worden iſt und daß auf der andern Seite die Vorausſetzung für eine Steuerſenkung im nächſten Jahr doch auf ſehr ſchwankender Grundlage ruht. Die Volkspartei will alſo verſuchen, durch Abänderungsanträge eine Reviſion des Kompromiſſes zu erreichen. Aber auch die Sozialdemokratie, die ſo zu tun beliebt, als ſei das„Opfer des Beſitzes“ über⸗ haupt nicht der Rede wert, ſtrebt Verbeſſerungen in ihrem Sinne an und verfolgt offenkundig eine Ver⸗ ſchleppungstaktik, die ſie zum Zentrum in ſcharfen Gegenſatz bringt. Das Zentrum verlangt— und die Der Reichstagskampf Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 7. März. Der Kampf um die Pounggeſetze nähert ſich ſeiner letzten Phaſe. Geſtern hat der Reichstag mit der zweiten Leſung begonnen. Sie wird den Reſt der Woche ausfüllen. Am Montag ſoll die Ab⸗ ſti mmung vor ſich gehen. Gleich am Dienstag, ſo wenigſtens hat der Aelteſtenrat es angeordnet, will man ſich an die dritte Leſung heranmachen. Läuft alles glatt, ſo könnte das Haager Abkommen Mitte nächſter Woche unter Dach und Fach ſein. Man hat in den verſchiedenſten Gremien, zuletzt in den vereinigten Ausſchüſſen, die Materie nach Wäre geſtern in der allen Seiten hin beleuchtet, hat Argumente und Gegenargumente ſo eingehend erörtert, daß viel Neues zu ſagen kaum mehr übrig bleibt. Die Bedenken, die gegen den„Neuen Plan“ beſtehen, und die ja von faſt allen Parteien geteilt werden, ſind inzwiſchen in dieſem und jenem Punkt vielleicht etwas abgeſchwächt, im ganzen aber nicht weſeutlich herabgemindert worden. Die Regierung ſtellte ſich noch einmal vor die Front. Geſtern übernahm der Außenminiſter die Verteidigung des Young⸗ abkommens. Heute wird der Finanzminiſter ſprechen und abſchließend zu Beginn der dritten Leſung dann noch der Kunzler an das Haus appellieren. Dr. Curtius kleidete ſein Plädoyer in die Form einer Replik auf die ſcharf ablehnende Kritik des Deutſchnationalen Reichert. Er faßte die Deutſchnationalen an dem ſchwachen Punkt ihrer Oppoſitionsſtellung, der ſie zwingt, den Dawesplan gegenüber dem Moungabkommen über Gebühr herauszuſtreichen. Alles, was Dr. Reichert und den Seinen als Nachteile erſcheint, wird von Dr. Cur⸗ tius auf der Plusſeite verbucht: der definitive Charakter des Poungplans, der Wegfall der Trans⸗ ferklauſel, die Neuordnung der Annuitäten. Einen Zwiſchenruf des Grafen Weſtarp, ob er den Poungplan überhaupt für durchführbar halte, beant⸗ wortete der Miniſter mit der negativen Feſtſtellung, daß eine Ablehnung jedenfalls in Chaos führen würde. ſehr ſkeptiſch und, ſoweit der Po⸗ ſogar nahezu ableh⸗ Das Zentrum, lenvertrag zur Debatte ſteht, nllüuſchung über das Finanzkompromiß „Germania“ unterſtreicht das nochmals— eine feſte Bindung der Parteien vor der Verabſchiedung des Moungplaus, ſei es in Form ſchriftlichen Placets, ſei es in der einer gemeinſamen Erklärung der Regie⸗ rungsparteien im Plenum, ähnlich wie es ſeiner Zeit beim Dezemberprogramm geſchehen iſt. Zu ſolcher Bindung aber beſteht aus mehr oder weniger unter⸗ ſchiedlichen Motiven bei den übrigen hinter der Regierung ſtehenden Parteien bisher keine Neigung, am wenigſten übrigens bei der dem Zentrum eng liierten Bayeriſchen Volkspartei. erklärt, ſie könne doch unmöglich ſich in ſo feierlicher Form auf ein Programm feſtlegen, das als einen ſehr weſent⸗ lichen Beſtandteil die verpönte Bierſteuer ent⸗ hält. i Die * Es ſoll nun die gewiß nicht leichte Aufgabe des Kanzlers ſein, die Gegenſätze unter den Regie⸗ rungsparteien aus der Welt zu ſchaffen. Der Kanz⸗ ler hat denn auch die Parteiführer auf Samstag zu einer Beſprechung gebeten. Wie aber in der kurzen Friſt bis zur Schlußabſtimmung über das Haager Abkommen dieſe Aufgabe gelöſt werden ſoll, bleibt zunächſt unerfindlich. Faſt ſieht es ſo aus, als würde das grauſame Spiel, das wir eben im Kabi⸗ nett mitanſehen mußten, ſeine Wiederholung in den Fraktionen erleben. Sollte es nicht gelingen, dieſe Entwicklung im letzten Augenblick abzubiegen, ſo ſteht noch ein zermür bender Kampf der Parteien hart am Kriſenabgrund bevor. Im beſten Fall würde dieſes Ringen den gleichen Ausgang nehmen wie im Kabinett: den einer Ver⸗ ſtändigung mit Hängen und Würgen, wobei ſchließ⸗ lich doch alles beim alten bliebe. um die Mounggeſetze nend, ließ dure) den Abg. Ulitzka nochmals er⸗ klären, daß es ſeine endgültige Entſcheidung von der vorherigen Bereinigung der FJi⸗ nanzfragen abhängig mache. Die Drohung, daß das Zentrum bei der Abſtimmung am Montag ſich wie im Ausſchuß der Stimme enthalten werde, bleibt alſo als Damoklesſchwert über dem Haupt der Re⸗ gierung hängen. Für Voungplan und Verſtändigung warb im Na⸗ men der Sozialdemokratie Dr. David, ein Kämpe alten Schlags, in deſſen Rede doch auch die nationa⸗ len Töne nicht fehlten. Kohlenſtaubexploſton — Aachen, 7. März. In der Waggonfabrik von Clooſſens, Lochner u. Co. in Würſelen geriet am Donnerstag der Inhalt eines Kohlenbunkers in Brand. Die Feuerwehr bekämpfte das Feuer, wäh⸗ rend die Arbeiter damit beſchäftigt waren, den Bunker umzuwerfen. Bei dem Sturz der Kohlen⸗ maſſen entwickelten ſich mächtige Kohleuſtaubwolken, die unmittelbar darauf eine große Kohlenſtauh⸗ exploſion verurſachten. Mehrere Sekunden lang waren die weiten Hallen in der ganzen Ausdehnung ein einziges Flammenmeer. Ein Feuerwehrmann erlitt ſchwere Brandverletzungen, einige andere wur⸗ den leichter verletzt. Auch der an der Brandſtelle anweſende Bürgermeiſter wurde bei der Exploſion verletzt. Raubüberfall auf einen Geldtransport — Zwickau, 6. März. Ein Lohngeldtrans⸗ 59 9 71 zwiſchen den Zechen Wilhelm⸗Schacht 2 und Wilhelm ⸗Schacht 3 iſt geſtern nacht 10 Uhr von drei bewaffneten Banditen überfallen worden. Die Räuber ſchoſſen auf die Begleiter des Geld⸗ transportes. Einer der Begleiter erhielt einen ſchwe⸗ ren Bauchſchuß, ein anderer einen Steckſchuß in den linken Oberſchenkel und dem dritten wurde der linke Fuß durchſchoſſen. Einer der Verletzten ſetzte ſich mit dem Stock zur Wehr. Als ſein Gegner einen wuchtigen Hieb auf den Kopf erhielt, ergriff er mit den anderen Räubern die Flucht. Trotz f 8 Ver⸗ letzung nahm einer der Begleiter die Verfolgung auf, was zur Folge hatte, daß der Räuber die Kiſte mit dem Geld, die er an ſich geriſſen hatte, fortwarf. Hospitals Vadͤiſche Politik Der 85 um die Dotationen Im Haushaltsausſchuß des Landtags wurde in der geſtrigen Nachmittagsſitzung eine Ein⸗ gabe des evang. Oberkirchenrats und 2183 evang. Gemeinden behandelt, in der verlangt wird, daß die von den Evangeliſchen als Unrecht empfundene Kür⸗ zung der Dotationen geändert werde. Eine lebhafte Ausſprache brachte die beiden Gruppen einander nicht näher. Die Eingaben wurden nach dem Antrag des Berichterſtatters mit 11 gegen 3 Stimmen durch den früheren Beſchluß des Ausſchuſſes als er⸗ ledigt erklärt. Letzte Meldungen Erreger der Papageien⸗Krankheit entdeckt — London, 6. März. Die Aerzte des London⸗ haben den Erreger der Papageien⸗Krank⸗ heit iſolieren und feſtſtellen könne 5 Es handelt ſich um einen Bazillus ähnlicher Art, wie er bei Pocken, Maſeru, Maul⸗ und Klauenſeuche eſtgeſtellt werden kann. Der Bazillus iſt ſowohl bei menſchlichen wie auch bei tieriſchen Erkrankungen einwandfrei nach⸗ gewieſen worden, Erſte Niederlage Tardiens — Paris, 7. März. Die Regierung hat geſtern in der Kammer ihre erſte Niederlage erlitten, die allerdings keine Folgen haben wird, da die Ver⸗ trauensfrage nicht geſtellt war. Der ſoz zialiſtiſche Abgeordnete Vineent Auriol verlangte in der Einzelberatung des Einnahmebudgets Zurückver⸗ weiſung des Artikels über die Beſteuerung bei Be⸗ ſitzwechſel an den Ausſchuß. Dieſer Antrag wurde gegen den Willen der Regierung mit 393 gegen 266 Stimmen angenommen. Vier Militärflieger abgeſtürzt — Prag, 7. März. Anläßlich des Geburtstages des Präſtdenten Maſaryk fand am Donnerstag nach⸗ mittag auf der Burg eine Truppenſchau der Prager Garniſon ſtatt. Bei dem zu Ehren des Präſidenten veranſtalteten militäriſchen Gruppenfliegen ſtießen zwei Flugzeuge zuſammen und ſtür zten ab. Die zwei Piloten und Beobachter beider Maſchinen konnten nur noch als Leichen aus den Trümmern geborgen werden. Nachtrag zum lokalen Teil Aus der Stadtratsſitzung vom 6. März Das Dienſtverhältnis mit dem Intendanten Sioli wird auf 31. Anguſt 1931 gelöſt Gleichzeitig wird dem Erſuchen des Intendanten ihn ſchon für das Spieljahr 1930⸗31 zu beurlauben, entſprochen. 7 Das Ernſt⸗Baſſermann⸗Denkmal wird bei der Einweihung am Sonntag, 23. vom Oberbürgermeiſter Mannheim genommen werden. Die Reiß⸗Villa in E 7, 20 wird für die Unterbringung des Inſtituts zur ſprach⸗ und wirtſchaftswiſſenſchaftlichen Ausbildung von Dolmetſchern an der Handelshochſchule und der ſonſtigen ſprachlichen Vorleſungen und Se⸗ März minare 2 5 3 zur Verfügung geſtellt. Deulſche ollspartei Unſere Mitglieder ſeien hiermit nochmals auf die heute abend 8 Uhr F 4, 8/9, ſtattfindende Jahreshauptverſammlung aufmerkſam gemacht. Wir bitten um vollzähliges Erſcheinen. im Wartburg⸗Hoſpiz Der 8 Intendant Wie oben mitgeteilt wird, hat der Stadtrat geſtern beſchloſſen, den Vertrag mit dem Intendanten Sioli auf 31. Auguſt 1931 zu löſen. Dem Wunſch des Intendanten entſprechend, wird Sioli ſchon mit Ende dieſer Spielzeit die Leitung des National⸗ theaters niederlegen, die er dann ſechs Jahre inne⸗ hatte. * Ueber Stolis Werdegang entnehmen wir dem bereits klaſſiſch gewordenen Werk über das Mannheimer Nationaltheater von Dr. Ernſt Leo⸗ pold Stahl folgende zuſammenfaſſende Bemerkun⸗ gen:„Franceſco Soli iſt 1878 in Halle a. S. als Sohn eines Apothekers italieniſcher Abſtam⸗ mung geboren, ſtudierte zunächſt Muſikwiſſenſchaft und wurde dann Schauſpleler. Er war als ſolcher in Flensburg, Metz, Görlitz, Würzburg, Frank⸗ furt a. M. und Breslau engagiert. Bühnenleiter iſt er bereits ſeit 1908, wo er(bis 1913) Direktor des Stadttheaters in Tilſit wurde; 1913/14 war er Stadttheaters Halberſtadt, Es folgten zwei jetzt als von 1914—18 war er an der Front. weilere Jahre in Halberſtadt(1919.21), Intendant, von wo er 1921 in der gleichen Eigen⸗ ſchaft nach Aachen berufen wurde, als es ſich darum handelte, dem beſetzten Rheinland in einer Zeit härteſter kultureller Bedrängnis eine Reihe von energiſchen, zielbewußten und organiſatoriſch fähigen Bühnenleitern zuzuführen. Sioli hat ſich in den drei Jahren ſeiner Aachener Tätigkeit(1921 bis 1924) nach jeder Richtung ausgezeichnet bewährt. Er hat von der Bühne dleſer Stadt endgültig das ihr lauge aufgeprägte Stigma eines provinziel⸗ len Durchſchnittstheaters genommen, hat das Opern⸗ reuertoir belebt, intereſſante Uraufführungen ge⸗ bracht, in der ſtreng katholiſchen Stabt ſelbſt den jüngſten Autoren Zutritt verſchafft und das Ge⸗ famtuiveau der Aufführungen in Oper und Schau⸗ ſpiel bedeutend gehoben.“ Sioli geht Sioli hat ſein Mannheimer Amt am 17. März 1924 angetreten. Im Gegenſatz zu ſeinem Vor⸗ gänger, zeichnete er ſich dabei durch eine ſtarke Be⸗ 1 ſeiner Perſönlichkeit aus. Mag man über n denken wie man will, jedenfalls hat Sioli ſeinen etgenen Willen alsbald in den Vordergrund zu rücken gewußt und dabei gezeigt, daß er nicht ge⸗ neigt war, ſich in dieſer Haltung beirren zu laſſen. Trotzdem er von der Muſik ſeinen Ausgang ge⸗ nommen hatte, war er ein etwas einſeitiger Schau⸗ ſpiel⸗Intendant. Nur zweimal hat er in der Oper Regie geführt, das eine Mal, als er den„Fidelio“ inſzenierte, den Lert muſikaliſch leitete. Durch dieſe erſte nicht ſehr glückliche Vereinigung zweier ganz verſchiedener Naturen wurde wohl der Konflikt zwiſchen beiden mitbegründet, durch den das Mann⸗ heimer Nationaltheater während einiger Jahre zu leiden hatte. Das zweite Mal trat Sioli in der Oper hervor, als er mit der Aufführung der„Sa⸗ lome“ Lerts Nachfolger Orthmann präſentterte. Sein Hauptintereſſe und ſeine Hauptarbeit galt dem Schauſpiel. Er hat bei der Ausleſe der Stücke zweifellos dem zeitbürdigen, dich⸗ teriſchen Schaffen in weitem Maß Rechnung getragen, dabei allerdings einen Geſchmack entwickelt, der mit dem des Mannheimer Publikums durchaus nicht in allen Fällen übereinſtimmte. Auch in der Art, wie Sioli die Engagements⸗ fragen behandelte, der ſtändige Wechſel, den er ins Enſemble brachte, war wenig nach dem Geſchmack der Mannheimer. Solange Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer am Ruder war, hatte Sioli freiere Hand, weil das Stadtoberhaupt ſehr auf ſeiner Seite wer. Als dieſe für ihn günſtige Konſtellation ſich dann änderte, verſuchte er ſich mehr nach dem Publi⸗ kum zu richten. Trotzdem verläßt er jetzt vorzeitig ſein Amt, mit dem ihn einer der beſten Verträge, die je ein deut⸗ ſcher Theaterleiter bekam, verband. Er wird ſich fetzt vielleicht ſagen, daß er auf die Stimme des Pu⸗ blikums in der letzten Zeit nicht ſo ſehr hätte hören ſollen, aber wir glauben, daß ſeine Eigenart mit den Mannheimer Verhältniſſen nie ſo recht übereinge⸗ ſtimmt haben würde. Das ſpricht nicht gegen ſeine künſtleriſchen Qua⸗ litäten, ſondern nur gegen ſeine Eignung für ſeinen hieſigen Poſten; denn Sioli iſt ein Mann, der eine ſehr große Theatererfahrung mit einer nicht alltäg⸗ lichen künſtleriſch⸗menſchlichen Eigenprägung ver⸗ einigt, deshalb wird das künſtleriſch Bemerkenswerte während ſeiner hieſigen Tätigkeit erſt dann recht ge⸗ würdigt werden können, wenn man den nötigen Ab⸗ ſtand dazu beſitzt. Für heute bleibt uns nur, darauf zu verweiſen, daß wir auf die Geſamtwürdigung der Tätigkeit Siolis noch ausführlich zu ßprechen kommen. Jetzt wird natürlich der Sturm der Bewer⸗ ber auf die Nachfolgeſchaft losbrechen, der bisher ſich bereits in einigen Anzeichen angekündigt hat. Es ſind in der letzten Zeit ſogar ſchon einige Bewerber genannt worden, darunter der Darm⸗ ſtädter Intendant Profeſſor Ebert, der offenbar nicht geringe Ausſicht für die Nachfolgerſchaft Siolts hat. Man kann den verantwortlichen Stellen nur empfehlen, alle einſchlägigen Fragen genau zu prü⸗ fen, nachdem man nicht nur Jubiläen gefeiert, ſon⸗ dern auch Erfahrungen geſammelt hat, Rheiniſche Komponiſten in Nürnberg. Nürn⸗ berg plant in Verbindung mit der Rheiniſchen Kunſtausſtellung die Veranſtaltung Rhein i⸗ ſcher Komponiſten⸗ Abende und bittet rhei⸗ niſche Komponiſten um Programmangabe und Mate⸗ rial für dieſen Zweck zu ſenden. Es kommen in erſter Linie Orcheſterwerke in Frage. Viertes Rheiniſches 1 ſkfeſt. Das 4. Rhei⸗ niſche Muſikfeſt findet vom 12. bis 15. April in Eſſen ſtatt. Dabei gelangt der Beethovenpreis erneut zur Verteilung. Ferner wurde beſchloſſen, gus den angeſammelten Geldern des Verbandes eine Wohlfahrtsſtiftung zu errichten, deren Zinſen J bedürftigen Mitgliedern zukommen ſollen. Offenbach lebt wieder auf. Aus Wiel baden wird uns geſchrieben: Hatte ſchon Hagemann mit der Ausgrabung weniger bekannter Werke O fe n⸗ bachs begonnen, ſo ſetzt Paul Bekker mit Glück dieſe Verſuche fort und bevorzugt dabei gerade jenes dem Komponiſten eigene Genre heiterer, von den Franzoſen als„Muſiquettes“ bezeichneter Kleinig⸗ keiten, komiſcher Miniaturopern von ſatiriſch⸗paro⸗ diſtiſcher Note. Solcherart iſt der„Regimenks⸗ zauberer“, deſſen Handlung von Boecaecio er⸗ funden ſein könnte; eine verwickelte Liebesgeſchichte, die der kecke Pfeifer Hans vom Garderegiment in launigem Einfall löſt, indem er mit ſeinen heim⸗ lichen Beobachtungen allerlei Hokuspokus treibt, natürlich ſeine Braut erringt, einen Liebhaber ver⸗ ſcheucht und ein ergürntes Paar wieder verſöhnt. Das harmloſe fröhliche Werkchen hat die Friſche köſt⸗ licher Naivität, gibt ſich als Spiel um des Spieles willen und iſt durch Offenbach mit pikanten melo⸗ diöſen Reizen ausgeſtattet. Anſprechend und gefällig war die Darſtellung, in der vor allem Marga M aner als feſcher Gardiſt voll mitreißenden Humors ſich auszeichnete. In kräftigeren 98 der Groteskkomik angelegt iſt„Die Inſel Tulipa⸗ tan“. Auch hier geht es um luſtige Schickfale eines Liebes pages, diesmal doppelt verzwickt, weil der Junge in Wirklichkeit ein Mädchen und das Mädchen ein Junge iſt. Der apart behandelte Einfall nimmt aus draſtiſcher Situationswirkung naturgemäß einen weſentlichen Teil ſeines Erfolges, läßt aber trotzdem nichts von erzwungener Abſichtlichkeit verſpüren, und durch Offenbachs leichtbeſchwingte Muſik mit ihrem ſchwelgerſſchen Melodienſtrom wird ihm alle Schwere genommen. J. Tonkünſtlerfeſt 1930. Auf dem diesjährigen Ton tanſlerſeß in Königsberg gelangt neben der Feſtoper, Alban Bergs Wozzeck' auch die jüngſte Konzertarie„Der Wein“ von Alban Berg zur Uraufführung. An Chorwerken ſind Conrad Becks„Der Tod des Oedipus, vier Kammerchöre von Alfred Fiſcher⸗Krefeld und die„Triologia ſacra“ von Orbouſ⸗ [ſter zur Uraufführung beſtimmt worden. in die Obhut der Stadt 7 0 1 n die 27 dien keine rechte — — Freitag, den 7. März 1930 —— 8— 8. Seite. Nr. 111 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe] oder Finanzausgleith wüſhen dem Lande und den Gemeinden Eine Denkſchrift des Vabiſchen Städte verbandes Der Badiſche Städteverband hat dem Landtage eine Denkſchrift zugehen laſſen, in der zu der Landtagsvorlage des Finanzminiſters: „Reichsfinanzſtatiſtik, Finanzausgleich und Spar⸗ kommiſſion“ eingehend Stellung genommen wird. Der Städte⸗ verband weiſt in dieſer Schrift zunächſt darauf hin, daß die geſamten, insbeſondere die finanziellen Ver⸗ hältniſſe der Rechnungsjahre 1929 und 1930 und die Laſtenverteilung anders gelagert ſind als die des Rechnungsjahres 1926, das der Denkſchrift des Fi⸗ nanzmintſters zugrunde liegt. Des weiteren wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die Denkſchrift des Finanzminiſters immer nur von Gemeinden ſpricht, während die Erhebungen des Statiſtiſchen Reichs⸗ amts, auf die ſich die Deukſchrift ſtützt, die Zahlen⸗ ergebniſſe der Gemeinden und Gemeindeverbände zuſammenfaßt. Es ergeben ſich daraus namentlich bei der Laſtenverteilung der Wohlfahrtspflege und des Verkehrsweſens bei einem Vergleiche der badi⸗ ſchen Zahlen etwa mit denen des Landes Preußen unrichtige Schlußfolgerungen, wenn man nicht dauernd im Auge behält, daß bei den Aufwendun⸗ gen der preußiſchen Gemeinden auch die der preußi⸗ ſchen Provinzen eingerechnet ſind. Das in der Regierungs⸗Denkſchrift entworfene Bild der Laſtenverteilung hat ſich vor allem durch die außerordentliche Steigerung des Fürſorgeauf⸗ wandes der Städte gerade in den letzten zwei Jahren vollſtändig zu Ungunſten der Städte weiter verſchoben, da deren Mehrbelaſtung keine Aufwandſteigerung des Staa⸗ tes auf dem Gebiete der Wohlfahrtpflege gegenüber⸗ ſteht. Die geſamten Fürſorge⸗ Ausgaben der 16 verbandsfreien Städte ſind von 27,6 Mill./ 1926) auf 33 Millionen/(1929) geſtiegen. Dieſe gewaltigen Mehrausgaben ſind vor allem auf die immer raſcher wachſende Zahl der Wohl⸗ fahrterwerbsloſen zurückzuführen. Die Zahl der Parteien, die von den Städten übernommen werden mußten, betrug am 1. Oktober 1927: 1667 und iſt bis 1. März 1930 auf 9092 geſtiegen. Der die Städte völlig belaſtende Aufwand für dieſe Wohl⸗ fahrterwerbsloſen iſt von 1,8 Millionen 4(1927) auf 6,4 Millionen 4(1929) angewachſen. Wie ſehr dieſe ungeheure Steigerung der Fürſorgelaſten die ſtädtiſchen Haushalte belaſtet, ergibt ſich aus der Tatſache, daß die geſamten Anteile der Städte an den Reichsüberweiſungs⸗ ſteuern(Einkommen⸗, Körperſchaft⸗ und Umſatz⸗ ſteuer) durch die Fürſorgeaufwendungen der Städte vollſtändig aufgezehrt werden. Die auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege einge⸗ tretene Laſtenverſchiebung wurde noch dadurch ver⸗ größert, daß die früheren Aufwendungen des Lan⸗ des für die Erwerbsloſenfürſorge ganz weggefallen ſind und ſich der Staat überdies jeder weiteren Auf⸗ wandsſteigerung in der Fürſorge dadurch entzogen hat, daß er ſeinen Anteil an der gehobenen Fürſorge hurch Einſetzung eines feſten Betrages von 6 Mill. Reichsmark in den Haushaltplan nach oben be⸗ grenzte. Zu der Schullaſten verteilung wird in der Denkſchrift des Städteverbandes dar⸗ gelegt, daß das von der Regierung ermittelte Laſten⸗ verhältnis von 74 Prozent(Land) zu 26 Prozent(Ge⸗ meinden) für die Städte deshalb nicht zutrifft, weil die Städte ſich mit einem geſetzlichen Lehrer auf 55 Schüler nicht begnügen können, ſondern übergeſetz⸗ liche Lehrer auf eigene Koſten unterhalten müſſen. In Mannheim ſteht einem Aufwand des Landes für die Volks⸗ und Fortbildungsſchulen, Knaben⸗ und Mädchenrealſchulen und Fachſchulen von insgeſamt 50 Millionen RM. im Jahre 1930 ein Aufwand der Stadt von 5,7 Millionen RM. auf dieſe Schulen gegenüber. Das Verhältnis der Aufwendungen des Landes zu denen der Stadt iſt alſo nicht 74:26, ſon⸗ dern etwa 49:51. Eine Laſtenverſchiebung auf dem Gebiete des Schulweſens zum Nachteil der Städte wäre auch um deswillen ganz beſonders ungerecht⸗ fertigt, weil die derzeitigen großen Schullaſten des Staates nicht zuletzt auf freiwillige Maßnahmen des Das ſind nicht weniger als 89 v. H. des geſamten Fi⸗ nanzbedarfs der Stadt. Von dieſen 16,3 Millionen benötigt das Fürſorgeamt allein 7,1 Millio⸗ Landes zurückzuführen ſind, auf die die Gemeinden keinen Einfluß hatten. Auf die finanzielle Notlage der meiſten badiſchen Städte war die Vorausbelaſtung des Grund⸗ beſitzes und Gewerbes durch die Realſtenern des badiſchen Staates von beſonderem Einfluß. Während das Land Preußen im Jahre 1926 auf den Einwohner 6,4/ an Grund⸗ und Gebäudeſteuer er⸗ hob, entfiel in Baden auf den Einwohner 11,3%¼ an ſtaatlicher Grund⸗ und Gebäudeſteuer. Eine Ge⸗ werbeſteuer wird in Preußen von dem Land über⸗ haupt nicht erhoben, ſodaß das Gewerbe in Preußen von den Gemeinden allein beſteuert wird. Dem⸗ gegenüber ſind in dem Badiſchen Staatsvoranſchlag für 1928 und 1929 an ſtaatlicher Gewerbeſteuer 10,6 Millionen,(nach Abzug der Verluſte) vorgeſehen. Dieſes Aufkommen ſtammt infolge der Struktur der Steuer zum allergrößten Teil aus den Städten, ins⸗ beſondere den großen Städten, die nun ihren Zu⸗ ſchußbedarf auf die höchſten im Reich erhobenen ſtaatlichen Realſteuern aufpfropfen müſſen. In Mannheim entnimmt das Land auf den Kopf etwa 15/ an Gewerbeſteuer. Wenn die Stadt, wie es nach dem Voranſchlag 1928 geſchieht, ebenfalls 15% beanſprucht, ſo iſt der Einwohner Mannheims ungefähr ebenſo hoch belaſtet, wie z. B. der Einwoh⸗ ner in Frankfurt a.., nur daß eben das Frank⸗ furter Aufkommen ausſchließlich der Stadt zufällt. Die Städte waren in den letzten Jahren in zu⸗ nehmendem Umfange gezwungen, aus ihren Voran⸗ ſchlägen alle Ausgaben zu ſtreichen, die nur irgendwie zurückgeſtellt werden konnten. Die heute noch vor⸗ geſehenen Ausgaben ſind im weſentlichen geſetzlich geboten und können nicht weiter gedͤroſſelt werden. Wenn infolge der hohen Fürſorgeaufwendungen trotz dieſer Streichungen in faſt allen Städten immer noch außerordentliche Haushaltfehlbeträge ent⸗ ſtehen, ſo könnte deren Deckung ohne neue Einnah⸗ men nur durch eine weitere Anſpannung der Realſteuern und der Tarife erfolgen. Eine ſolche Maßnahme müßte ſich aber nicht nur für die Städte, ſondern auch für das Land unheilvoll auswirken, da hierdurch die Anſiedlung von Induſtrie zwangsläufig verhindert wird. Angeſichts der außerordentlich bedrängten Finanzlage der Gemeinden wurden auch in keinem anderen Lande des Reiches der Verſuch unternom⸗ men, einen Fehlbetrag des Staatshaushaltes durch eine Kürzung der Gemeindeeinnahmen oder Abwäl⸗ zung von Staatslaſten auf oͤie Gemeinden zu decken. Die Denkſchrift, die mit einer Reihe von Anträ⸗ gen zu den einzelnen Steuern und Laſtengebieten ſchließt, weiſt vor allem darauf hin, daß der frühere Grundſatz, unrentierliche Anlagen nicht aus Anleihen zu ſpeiſen, auch von dem Land heute nicht weiter auf⸗ recht erhalten bleiben kann, wenn es ſich um Maß⸗ nahmen handelt, die auf lange Zeit hinaus einem Bedürfnis abhelfen. Das Land ſollte daher in gleicher Weiſe wie die Städte davon abſehen., ordentliche Wirtſchaftsmittel zur Deckung außer⸗ ordentlicher Ausgaben zu verwenden. Wohlfahrtserwerbsloſe und Finanznot Von Bürgerme Die derzeitige Finanzlage im Reiche, in den Län⸗ dern und Gemeinden iſt ganz beſonders prekär. Sie iſt ſchlimmer, als ſie je nach dem Kriege geweſen iſt. Was an Reſerven ſeither vorhanden war, iſt ausgegeben, weil faſt jede Gemeindeverwaltung be⸗ ſtrebt und gezwungen war, die ohnehin geſchwächte Finanzkraft der Steuerzahler zu ſchonen. Die Ge⸗ meindefinanzen leiden zudem daran, daß den Ge⸗ meinden allzu geringe eigene Steuerquellen zur Verfügung ſtehen und daran, daß die Steuerüber⸗ weiſungen aus dem Aufkommen des Reiches und der Länder ungenügend ſind, nicht zuletzt aber auch daran, daß Reich und Länder den Gemeinden in den letzten Jahren eine Reihe von Aufgaben zuge⸗ wieſen haben, ohne ihnen die erforderlichen finan⸗ ziellen Mittel zur Verfügung zu ſtellen. Nur ſo iſt es zu verſtehen, daß die Gemeindever⸗ waltungen bei der Aufſtellung ihrer Voranſchläge vor faſt unüberwindlichen Schwierigkeiten ſtehen und häufig nicht in der Lage ſind, ihren Parlamenten einen ausbalanzierten Etat vorzulegen. Auch der Mannheimer Voranſchlag für das Rech⸗ nungsjahr 1930/31 weiſt eine klaffende Lücke auf. Es ſind nicht weniger als 2,6 Millionen RM., die fehlen, um das Loch zu ſtopfen. Ob und mit welchen Mitteln dies gelingen wird, iſt vorerſt noch gar nicht abzuſehen. Das wird weſentlich abhängen non dem Ausgang der Finanz⸗ ſchlacht im Reichstag und nicht zuletzt von der Stel⸗ lungnahme der Badiſchen Regierung, die jetzt vor der Frage ſteht, ob ſie den Hennen, die ſeither die goldenen Eier legten, den Hals abſchneiden will. In Mannheim liegen die Dinge beſonders ſchlimm, weil durch eine jahrelang anhaltende ſchlechte Wirtſchafts⸗ konjunktur die Anſpannung der Gemeindefinanzen vor allem für ſoziale Zwecke ganz beſonders ſtark iſt. Der Angelpunkt der ſchlechten Finanzlage der Stadt Mannheim ſind einzig und allein deren Füitrſorgelaſten. Sie werden nach dem Voranſchlag 1930/31 nicht weniger als 16,3 Millionen I ver⸗ ſchlingen. iſter Böttger nen, das ſind gegenüber dem Voranſchlag 1929/0 1,5 Millionen/ mehr. Bei den anderen ſozialen Aemtern und bei den ſozialen Anſtalten und Ein⸗ richtungen iſt es nicht viel beſſer. Suchen wir nach den Gründen dieſer immenſen Anforderungen, ſo ſtoßen wir ſofort auf die Maſ⸗ ſennot, von der unſere Stadt ſchon ſeit Jahren heimgeſucht wird. Nur einige Zahlen mögen die ſchlechten wirtſchaflichen Verhältniſſe vor allem in Mannheim beleuchten. Während im Landesarbeits⸗ amtsbezirk Südweſtdeutſchland[Württemberg und Baden) am 31. Januar auf 1000 Einwohner 22,6 Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenunterſtützung gezählt wurden, waren es in Mannheim 34,1. In Stuttgart, das eine Wirt⸗ ſchaftsnot von der Intenſität wie in Mannheim nicht kenn, wurden nur 16,3 gezählt. In Mannheim ſtan⸗ den Ende Januar 8700 Parteien(je Partei durch⸗ ſchnittlich 3 Köpfe) in offener Fürſorge, die in dieſem Monat mit mehr als 400 000% unter⸗ ſtützt werden mußten. Zu dieſer Summe kommen noch Hunderttauſende von Reichsmark, die für an⸗ dere Fürſorgeaufgaben aufgewendet werden mußten. Das Kernſtück des koloſſalen Fürſorgeauf⸗ wandes liegt aber bei den Wohlfahrts⸗ erwerbsloſen, unter denen ſolche arbeitsfähige Perſonen zu ver⸗ ſtehen ſind, die entweder von der Arbeitsloſenver⸗ ſicherung nicht erfaßt werden oder von ihr ausge⸗ ſteuert ſind. Zur Zeit müſſen nicht weniger als rund 3200 Wohlfahrtserwerbsloſe(Par⸗ teien) unterſtützt werden. Das ſind allein 31 v. H. der Hauptunterſtützungsempfänger des Mannheimer Arbeitsamts. Von der Geſamtzahl der Parteien in der Armenfürſorge entfallen nicht weniger als 67 v. H. auf Wohlfahrtserwerbsloſe. Für die Mann⸗ heimer Wohlfahrtserwerbsloſen wurden im Januar allein 180 000% Armenfürſorgemittel benötigt. Der Jahresaufwand für 1929/30 wird für dieſe Hilfsbe⸗ dürftigen⸗Gruppe mehr als 2,2 Millionen/ be⸗ tragen. Dieſe wenigen Feſtſtellungen reden eine deutliche Sprache. Sie zeigen erſtens einmal die troſtloſe Lage, in der ſich die deutſche Wirtſchaft, vor allem aber die des Mannheimer Induſtriebezirks, befindet. Zum anderen offenbaren ſie aber auch— und zwar ſehr deutlich— die Unzulänglichkeit der Sozialgeſetzgebung, in dieſem Falle die der Arbeitsloſenverſicherung, die die ſoztale Not unſerer Volksgenoſſen nur in ſehr beſcheidenem Maße aufzufangen in der Lage iſt. Die Haupftlaſt liegt bei den Gemeinden, deren Finanznot— wenigſtens iſt dies in Mannheim der Fall— mit einem Schlage aus der Welt geſchafft wäre, wemn ihnen die Laſt der Wohlfahrts⸗Erwerbs⸗ loſenfürſorge genommen würde. In dem Moment, in dem beiſpielsweiſe in Mannheim die Fürſorge für die 3200 Wohlfahrtserwerbsloſen mit einem Auf⸗ wand von rund 2,5 Millionen Reichsmark den Ge⸗ meindehaushalt nicht mehr belaſten würde, wäre deſſen Gleichgewicht ſofort hergeſtellt. Nach Lage der Dinge iſt vorerſt nicht daran zu denken, daß die Wohlfahrtserwerbsloſen wieder in den Produktionsprozeß eingegliedert werden können. Ebenſowenig iſt damit zu rechnen, daß die Reichs⸗ anſtalt für Arbeitsloſenverſicherung angeſichts ihrer eigenen Finanzſorgen den Gemeinden dieſe beſonde⸗ ren Laſten wird abnehmen können. Es gibt darum nur eine Möglichkeit: Reich und Länder müſſen den Gemeinden das geben, was ſie brauchen, um ſie vor einer Kata⸗ ſtrophe zu ſchützen. Reich und Länder dürfen auf keinen Fall die ſchon bisher unzureichenden finanziellen Zuwendungen noch weiterhin zu ſchmälern verſuchen. Reich und Länder müſſen bei Uebertragung neuer Laſten den Gemeinden unter allen Umſtänden einen finanziellen Ausgleich bieten. Die Gemeindeparlamente ſelbſt müſſen aber auch den Mut aufbringen, die alsdann noch vorhandenen Fehlbeträge in ihren Voranſchlägen durch eine erträgliche Steuerpolitik auszugleichen, Tödlicher Schlaganfall im Auto Tauberbiſchofsheim, 6. März. Am vergangenen Dienstag mittag ſahen die Paſſanten auf der neuen Würzburgerſtraße ein Auto ganz langſam gegen die Tauberbrücke zufahren. Da der Führer einen auf⸗ fällig eigenartigen Eindruck machte, wurde das Auto angehalten. Man machte die Feſtſtellung, daß der Mann von einem Schlaganfall betroffen war, der eine halbſeitige Lähmung zur Folge hatte. Kurz nach ſeiner Verbringung ins Spital verſtarb der Erkrankte. Es handelt ſich um den Kaufmann Willt Goloöͤſtein aus Crailsheim. Schluß des redaktionellen Teils Hebamme Frau W. genſeßt überell dort, wohin sie gerufen wird, größtes Ver- trauen. Mit der Energie und Entschiedenheit ihres Wesens verbinden sich Güte und aufopfernde Hiltsbereitschaſt. Wie manche Mutter verdankt ihrem erprobten Rat des Gedeihen ihres Lleblings und das eigene Wohlergehen. „Sie Wssen nun- sagt sie oſt- daß Coffein in dle Muttermilch übergeht, das ist wissenschaſtlich festgestellt, Stsrungen bei Szuglingen sind nicht selten auf starken Kaffsegenuß der Mutter zurückzuführen. Trinken Sie deshalb Kaffee Hog, der von anderem aller- feinsten Bohnenkaffee in Geschmack und Aroma nicht zu un- ters cheiden, dabei aber coffeinfrai und völlig unscha dlich ist. Auch spöterhin gibt es für Sie, hren Menn und die Kinder kein besseres Fammiengetränk.“ Bille, in welchem Augenblick? Von Dr. Fritz Balder Sie löſen ſo gerne Kreuzworträtſel. Verſuchen Sie ſich doch einmal an Rechtsfragen des Alltags! J. Gotthold, der nie Geld hat, pumpt mich am Montag mittag um 20% an. Ich bin ein guter Kerl und helfe ihm aus ſeiner Not. Gotthold ver⸗ ſichert mir mit treuen Augen:„Von heute ab gerech⸗ net in drei Tagen bekommſt du dein Geld wieder.“ 25 In welchem Augenblick muß er nach dem Geſetz ſpäteſtens die 20, zurückzahlen? 2. Der Menſch wird bekanntlich volljährig, wenn er das 21. Lebensjahr vollendet hat. Fritz iſt am * Januar 1910 um 11 Uhr nachts geboren.— In welchem Augenblick kann er ſeine Volljährigkeit feiern? 3. Ein Geſchäftsreiſender hat nach dem Anſtel⸗ lungsvertrag ſeiner Firma gegenüber die Verpflich⸗ tung übernommen, mindeſtens ſechs Monate im Jahr zu reiſen. Wie viele Tage muß er unterwegs ſein, um ſeinen Vertragsverpflichtungen nachzu⸗ kommen? 4. In einem Zivilprozeß iſt ein Zeuge eidlich ver⸗ nommen worden. Wie ſich ſpäter herausſtellt, hat er unter Eid bewußt falſche Angaben gemacht. Er iſt wegen Meineids verurteilt worden. In welchem Augenblick war das Verbrechen des Meineids voll⸗ endet? 5. Am 15. November 1929 kurz vor Mitternacht ind Studenten ſingend vom Wirtshaus heimgezogen. gaſſanten haben an dem Radau Aergernis genom⸗ men. Die Studenten wurden von einem Schutz⸗ mann wegen groben Unfugs aufgeſchrieben. Gro⸗ ber Unfug iſt eine Uebertretung und Uebertretun⸗ gen verjähren bekanntlich in drei Monaten. In welchem Augenblick beginnt die Verjährungsfriſt und wann endigt ſie? 6. Fräulein k. hat bei Frau Kammerſängerin N. eſangſtunden. Die junge Dame hat an ihren Stu⸗ Freude mehr und kündigt brieflich den Unterrich“. Der Brief wird vom Poſtboten am 1. Dezember der Frau Kammerſängerin in den Briefkaſten geworfen; die Künſtlerin iſt an dieſem Tage verreiſt, kommt erſt am 3. Dezember zurück und öffnet den Brief am 4. Dezember. Frau M. will die Kündigung nicht gelten laſſen; es kommt zum Prozeß und da ſpielt die Frage eine Rolle, in wel⸗ chem Augenblick die Kündigung rechtswirkſam ge⸗ worden iſt. Was iſt Ihre Anſicht? Deutſche Jorſchungs⸗ Expeditionen nach Grönland und Inneraſien Prof. Dyhrenfurth⸗ Breslau, Leiter der Oſthimalaya⸗ Expedition 1930. Auch in dieſem Jahr entſendet die deutſche geologiſche Prof. Dr. Wegener ⸗ Berlin, Leiter der deutſchen Grönland⸗Expedition 1930. Wiſſenſchaft Expeditionen in kaum erforſchte Gebiete der Erde. Unter Leitung des bekannten Berliner Geologen Prof. Wegener geht eine Expedition in die Eiswüſten Grönlands, während faſt zu gleicher Zeit Prof. Dyhrenfurth⸗ Breslau mit einer von ihm zuſammengeſtellten Expedition die Gebirgsketten des öſtlichen Himalayas durchſorſchen wird. Hier ſind die richtigen Antworten. Bitte, in welchem Augenblick...- 1. Ein Darlehen, das von„heute, Montag ab“ in drei Tagen zurückzuzahlen iſt, muß ſpäteſtens am Donnerstag nachts 12 Uhr zurückerſtattet werden. „Von heute ab“ heißt alſo tatſächlich„von morgen ab“, weil das Geſetz beſtimmt:„Iſt für den Anfang einer Friſt ein in den Lauf eines Tages fallender Zeitpunkt maßgebend, ſo wird bei Berechnung der Friſt dieſer Tag nicht mitgerechnet.“ 2. Für die Berechnung des Lebensalters gilt: der Tag der Geburt wird mitgerechnet. Die Volljährig⸗ keit tritt demnach ſchon mit dem Beginn des Tages ein, an dem das 21. Lebensjahr vollendet wird. Fritz wind mit Ablauf des 31. Dezember 1930 volljährig, obwohl noch 23 Stunden bis zu den vollen 21 Jah⸗ ren fehlen. 3. Der Reiſende muß 6 mal 30, d. k. 180 Tage unterwegs ſein, um ſeinen Vertrag zu erfüllen, denn unſer Bürgerliches Geſetzbuch erklärt:„Iſt ein Zeitraum nach Monaten oder nach Jahren in dem Sinne beſtimmt, daß er nicht zuſammenhängend zu verlaufen braucht, ſo wird der Monat zu 30 Tagen, das Jahr zu 365 Tagen berechnet.“ 4. Im Zivilprozeß— im Strafprozeß iſt es grundſätzlich gerade umgekehrt— werden die Zeu⸗ gen nach ihrer Ausſage beeidigt. Beim Nacheid iſt das Delikt vollendet, ſobald der Zeuge die Eides⸗ formel nachgeſprochen hat und ſomit die Eides⸗ leiſtung abgeſchloſſen iſt. Beim Voreid kann die im Laufe der Vernehmung erſtattete unwahre Ausſage als Verſuch des Meineids beſtraft werden. 5. Die Verjährung läuft nicht etwa von dem Augenblick an, in dem die Studenten Radau gemacht haben, ſondern ſchon vorher, nämlich vom Beginn dieſes Tages an, in unſerem Fall alſo von Mitter⸗ nacht des 14. auf den 15. Nopember 1929. Die Ver⸗ jährungsfriſt endet am 14. Februar 1930 um Mitter⸗ nacht. 5. Die Kündigung iſt, wie der Juriſt ſich aus⸗ drückt, eine empfangsbedürftige Willenserklärung. Solche Erklärungen werden in dem Zeitpunkt wirk⸗ ſam, in dem ſie zugehen. Die Kündigung iſt in dem Augenblick, in dem ſie in den Briefkaſten der Kam⸗ merſängerin geworfen wurde, zugegungen und da⸗ mit rechtswirkſam geworden. Daß die Künſtlerin zu dieſer Zeit verreiſt war und den Brief erſt am 4. Dezember geöffnet hat, iſt rechtlich ohne Be⸗ deutung. —— Das Nationaltheater teilt mit: Am Son n⸗ tag wird Offenbachs„Orpheus in der Un⸗ terwelt“ in der neuen Bearbeitung zum erſten⸗ mal im Abonnement gegeben. Die Neuin⸗ ſzenterung von Shakeſpeares„Viel Lärm um nichts“, die am Dienstag zum erſten⸗ mal zur Aufführung kommt, ſpielt in einer die zahlreichen Szenen des Werkes einheitlich zuſam⸗ menfaſſenden Dekoration. Die Bühnenmuſik für das wie alle Shakeſpeareſche Luſtſpiele muſtkaliſcher Reſonnanz ſehr zugängliche Werk wird von Eugen Heſſe geleitet. OSängerfeſt 1930. Das diesjährige Sängerfeſt des 11000 Mitglieder zählenden„Berliner Sängerbundes“ wird am 1. Juni in Berlin ſtattfinden. Vorgeſehen ſind Feſtkonzerte in den Aus⸗ ſtellungshallen, ſowie ein Feſtzug mit Feſtakt.— Der Sängertag des deutſchen Sängerbundes findet nach Oſtern in Leipzig statt. a Das Rothſchild⸗Theater in Paris gerät von einer Kriſe in die andere. Nachdem ſich der junge Baron Philipp Rothſchild mit Antoine über⸗ worfen hatte, engagierte er den Spielleiter Gaſton Bathy. Nach dem Durchfall einer Komödie„Him⸗ melsleiter“, in der die Furcht vor dem Weltunter⸗ gang in banaler Weiſe geſchildert wird, kam es zu einem Konflikt zwiſchen Rothſchild und Bathy. Er endete mit dem plötzlichen Ausſcheiden Bathys. Das Theater wird dieſer Tage ſchließen. Ende März ſoll Bruno Walter, der hier drei Beethoven⸗Konzerte dirigieren wird, die„Fleder⸗ maus“ im Rothſchild⸗Theater den Pariſer vermit⸗ teln. Für Ende April ſoll Reinhardt eingeladen werden. Atte Nr 111 Die Dotationsfrage Stellungnahme des Mannheimer Evaug. Kirchengemeinderats Dotationsfrage hat der Evang. gemeinderat Mannheim heute be folgende Eingabe an den La zu richten: 88 Zu der der unterfertige Evang. Kirchengemeinderat heim erhebt Einſprache gegen das von der gierung eingebrachte und von dem Haus⸗ chuß des Bad. Landtags bereits genehm über den Abbau der Staat tion an die Kirchen. Nach dieſem Geſetz n die Zuwendungen des Staates an die Evang. jährlich in viel erheblicherem Maße herab⸗ als für die Kath. Kirche. Während dieſe in jahren 745 360 RM. weniger erhält, ſollen der g. Kirche in demſelben Zeitraum 1277 246 RM., d. h. faſt das Doppelte weniger, zufließen. Für die g der Dotation ſind eben in dem Geſetz die als einem halben Jahrhundert gültigen undſätze plötzlich verlaſſen und andere angewendet, veder den berechtigten Bedürfniſſen des evang. Pfarrſtandes und deſſen Hinterbliebenenverſor noch der Bedeutung des evang. Steuerzahlers g n en. Gegen eine ſolche Zurückſetzung unſerer Kirche gerade im Moment des Abbaus der Dotation und des wirtſchaftlichen Niederganges unſeres Volkes müſſen wir uns entſchieden verwahren. Wir erwarten daher von unſeren Abgeordneten, daß ſte dem Geſetzentwurf hre Zuſtimmung ver⸗ ſagen und eine gerechtere Art des Ab⸗ baues der Dotation beſchließen. Bevölkerungsbewegung Die Statiſtik der Lebendgeborenen weiſt mach der Vierteljahrsüberſicht Oktober Dezember 1929 des Statiſtiſchen Amts der Stadt Mannheim mit 309 bzw. 322 und 342(349 bzw. 357 und 347) in allen drei Monaten einen weiteren Rückgang auf, ſo daß ſich bei Ausſchluß der von fremden Müt⸗ tern Geborenen die außerordentlich nied⸗ rige Geburtenhäufigkeit von 13,62(15,42, v. T. im Berichtsviertelfahr ergibt. Der Anteil der unehelich Geborenen war gleichzettig mit 17,2(17,6) Y. H. etwas niedriger als im Vorjahr. An Sterbe⸗ fällen wurden mit 179 bzw. 188 und 187(199 bzw. 202 und 232) gleichfalls in jedem Berichtsmonat eine kleinere Zahl als 1928 verzeichnet. Auch die Sterb⸗ lichkeit— wiederum ohne Ortsfrembe— hat dem⸗ gemäß mit 8,04(9,34, v. T. gegenüber dem Vorfahr weſentlich abgenommen. In erſter Linie iſt dieſe Beſſerung auf den beträchtlichen Rück⸗ gang der Säuglingsſterbefälle mit 62 (88) zurückzuführen. Auch die Zahl der Todesfälle an Tuberkuloſe war mit 37(42) etwas kleiner, wäh⸗ rend der Krebs mit 74(70% etwas mehr als im Vor⸗ jahr und genau doppelt ſo viel Opfer wie die Tu⸗ berkuloſe gefordert hat. Eheſchließungen ſind im Berichtsviertelfahr mit 757(716) wiederum in ſtark vermehrter Zahl erfolgt. Unter ihnen befanden ſich 324(310) Miſchehen nach der Konfeſſion oder 42,8(43,3) v. H. der Geſamtzahl. Im ganzen Kalenderjahr 1929 iſt die auf ano Einwohner der mittleren Jahresbevölkerung berechnete Ehehäufigkeit mit 10,81(40,36) und die Sterblichkeſt(ohne Ortsfremde) mit 10,12 923) höher geweſen als 1928, die Geburten⸗ häufigkelt mit 15,87(16,46) aber niedriger, ſo daß ein weiterer Rückgang des Geburtenüber⸗ ſchuſſes auf 5,75(7,23) v. T. eingetreten iſt. Die Säuglingsſterblichkeit iſt mit 8,03(8,12 der Lebendgeborenen um ein geringes zurückgegangen. Der Zuzug iſt in allen drei Berichtsmonaten ſtär⸗ ker geweſen als 1928, der Wegzug hat ſich dagegen kaum verändert, ſo daß ſich rechnungsmäßig ein er⸗ höhter Wanderungsgewinn ergibt. Die Zahl der Umzüge iſt mit 3476(1976) ganz weſentlich geſtie⸗ gen. Auch der Fremdenverkehr hat mit 40090(38 058) den vorjährigen nicht unerheblich über⸗ troffen. 1 * Ein Hirtenbrief über die gemiſchten Ehen. In ben Kirchen der Erzdtözeſe Freiburg wird an den nächſten beiden Sonntagen ein Faſtenhirten⸗ brief des Erzbiſchofs Dr. Karl Fritz zur Verleſung kommen, der in ſeinem erſten Teil die Gründe dar⸗ legt, aus denen die Kirche die gemiſchte Ehe miß⸗ billigt und verbietet, und der in ſeinem zweiten Teil die Bedingungen beſpricht, bei deren Erfüllung allein Hie katholiſche Kirche eine ſolche Ehe, wenn auch ſehr ungern, zuläßt. Was ſagt die Statiſtik über den milden Winter? Der Winter iſt im Jahre 1929 zwar früher, aber in milderer Form eingetreten als im Vorjahre. Wäh⸗ end 1928, wenn man von zwei verfrühten Froſt⸗ tagen Mitte Oktober abſieht, ſich der erſte Froſt am 5. Dezember einſtellte, der Dezember im ganzen 15 Froſttage und eine mittlere Temperatur von 1,71 Grad brachte, wies nach der Viertelfahres⸗ ſüberſicht des ſtädtiſchen Statiſtiſchen Amtes, 1929 ſchon der November 8(—) Froſttage und eine mitt⸗ lere Tagestemperatur von 5,39(7,71) Grad, der Dezember aber erſt vom 18. ab 7(15) Froſttage in geſchloſſener Reihenfolge und die ungewöhnlich hohe mittlere Temperatur von 5,50(1,71) Grad auf. Der Dezember war alſo wärmer als der November 1929. Des wärmeren Winters unerachtet iſt aber die Nlederſchlagshöhe mit zuſammen 117(149) Millimeter in jedem der drei Berichtsmonate hinter der vorjährigen zurückgeblieben. * Der Demonſtrationszug der Maunheimer Kom⸗ muniſten, der geſtern nachmittag um 6 Uhr vom Marktplatz aus ſich in Bewegung ſetzte, iſt völlig ruhig verlaufen. Im Zuge, dem eine Muſik⸗ kapelle voranmarſchierte, wurden die üblichen Traus⸗ parente getragen. Als die Innenſtadt durchzogen war, wandte ſich der Zug, an dem ſich rund tauſend Perſonen beteiligten, der Neckarſtadt zu, wo er ſich auflöſte. * Preußiſch⸗Süddeutſche Klaſſenlotterie. In der geſtrigen Vor mittags ziehung wurden von größeren Gewinnen ausgeloſt: 2 Gewinne zu je 9000 4 auf die Nr. 354391, 14 Gewinne zu je 3000& auf die Nrn. 70 326, 204 169, 238 730, 250 603, 277 953, 314 671, 327 063, in der Nachmitags⸗ zlehung 6 Gewinne zu je 10 000 4 auf die Nrn. 24 376, 66 592, 351 165, 6 Gewinne zu je 3000„ auf die Nrn. 177 657, 260 104, 356 732.(Ohne Gewähr.) 9 Städtiſche Nachrichten Aarlsruher Nationnlſezialitten vor Gericht Badiſchen Nene Mannheimer Zeitung(Mittag⸗ Ausgabe) Freitag, den 7. März 1930 Der Zuſammenſtoß mit den Mitgliedern der Eiſenbahntarifkommiſſion abgeurteilt * Karlsruhe, 6. März. Vor dem Schöffengericht begann heute morgen der mit großer Spannung erwartete Prozeß gegen den nationalſoz. Landtagsabg. Robert Wag⸗ ner und Genoſſen wegen Beleidigung, Körperver⸗ letzung uſw. Es handelt ſich um die bekannten Vor⸗ gänge im„Darmſtädter Hof“ am 19. Dezember v. J. Den Vorſitz f e Amtsgerichtsdirektor Dr. Mül⸗ lex, die Anklagebehörde vertrat Oberſtaatsanwalt Dr. Heins heimer. Aus der Feſtſtellung der Perſonalien ergibt ſich, daß die Angeklagten, Abg. Wagner, Schriftleiter Franz Moraller und Kaufmann Johann Knauth aus München wegen politiſcher Vergehen vorbeſtraft ſind. Auf der An⸗ klagebank ſitzen ferner Major a. D. Max Fröh⸗ * lich und die Studenten Karl Schuſter und Her⸗ mann Seitz. f 1 Die Verletzten ſind a zugelaſſen. Nach dem Eröffnungsbeſchluß kam es in der Nacht zum 19. Dezember v. Is. gegen halb 1 Uhr im genannten Lokal zwiſchen den Angeſchuldigten und Mitgliedern der in Karlsruhe tagenden Tarif⸗ kommiſſton zu Streitigkeiten, die zu Tätlichkeiten führten. Schuſter ſoll im Vorbeigehen am Tiſch der Kommiſ⸗ ſtonsmitglieder, darunter Reichsbahninſpektor Laſ⸗ ſen aus Altona, ausgeſpuckt und das Schimpfwort „Schweine“ gebraucht haben. Auch Knauth werden beleidigende Ausdrücke vorgeworfen. Wagner wird beſchuldigt, daß er den Reichsbahninſpektor Laſſen be⸗ ſchimpft und durch einen Fauſtſchlag ins Geſicht ver⸗ letzt habe. Moraller, Fröhlich und Seitz werden gleichfalls Beleidigungen bezw. Tätlichkeiten zur Laſt gelegt. Während der Auseinanderſetzungen ſoll Moraller mit einem Bierglas geworfen, aber das Ziel verfehlt haben, ſodaß eine Kellnerin über dem rechten Auge getroffen wurde. s Nebenkläger Vernehmung der Angeklagten: Zunächſt wird der Angeklagte Wagner ver⸗ nommen. Er ſagte u. a. folgendes aus: Am 19. Dez. hatten die Nationalſozialiſten eine Kundgebung in der Feſthalle. Danach fand im„Darmſtädter Hof“ eine Abſthiedsfeier für den Parteigenoſſen Knauth ſtatt. Wir nahmen von den dortigen Gäſten zunächſt keine Notiz. Dieſe auch nicht von uns. An unſerem Tiſch im Nebenzimmer wurden deutſche Volks⸗ und Soldatenlieder geſungen, u. a.(etwa 1 Uhr) „Grenadiere ſind luſtige Brüder“, worin der Satz „Siegreich wollen wir Frankreich ſchlagen“ vor⸗ kommt. Wir wollten aber keinesfalls provozieren und haben nicht daran gedacht, die Ausländer heraus⸗ zufordern. Da kam plötzlich die Wirtin, Frau Eber⸗ hard, höchſt erregt auf uns zu und verlangte, das Singen einzuſtellen, da ſich die Ausländer das ver⸗ bäten. Ich erhob mich und erklärte Frau Eberhard, wenn hier Ausländer etwas zu ſagen haben, dann verlaſſen wir das Lokal. Beim Hinausgehen ent⸗ ſtand ein Wortwechſel zwiſchen Parteigenoſſen und Ausländern. Ich trat dazwiſchen, um Weiterungen zu verhüten. Meine Tiſchgenoſſen außer⸗ ordentlich erregt. Der Vorſitzende ſtellt feſt, daß die Ausländer ſich tatſächlich nicht beſchwert haben und Frau Eber⸗ hard ſich ungeſchickt ausgedrückt hat. Angeklagter Wagner erklärt, er könne das nicht beurteilen. Er habe den Eindruck gehabt, daß die Herren damals zuviel getrunken hatten. Am Ausgang kam es noch⸗ mals zu einem Gedränge. Ich griff wiederum ein mit dem Bemerken, es gebe hier keine Auseinander⸗ ſetzungen. Ich habe mich die ganze Zeit dafür ein⸗ geſetzt, daß Streitigkeiten vermieden werden und glaubte in Herrn Laſſen eine Stütze zu finden. Statt deſſen hat er uns beleidigt und den Ausdruck„Laus⸗ buberei“ gebraucht. Laſſen hat auch mich beleidigt und zudem mit der Fauſt gegen meine Bruſt ge⸗ ſtoßen. Darauf habe ich Laſſen„eine herunterge⸗ hauen“. Die Ausländer hatten inzwiſchen fluchtartig das Lokal verlaſſen. Nun kam es zu Auseinanderſetzungen zwiſchen den Gäſten und uns. Das Ueberfallkommando ſtürzte ſich ſofort auf die Braunhemden und wollte Herrn Fröhlich feſtnehmen. Ich zog meinen Abgeordneten⸗ ausweis heraus und erklärte:„Sie ſehen, wer ich bin; Ich ſtehe Ihnen zur Verfügung. Laſſen Sie den Herrn in Ruhe!“ Herr Fröhlich war in der Tat in keiner Weiſe an der Sache beteiligt. Auch als man Moraller und Seitz feſtnehmen wollte, trat ich da⸗ zwiſchen mit der Erklärung, daß ich die Verantwor⸗ tung übernehme. Auf weiteres Befragen beſtreitet der Angeklagte Wagner, Ausdrücke wie„Schweine“ oder„Lumpen“ gebraucht zu haben. Er ſelbſt hat nicht gehört, daß der Ausdruck„Boches“ gefallen iſt. Der Vorſitzende ſeinerſeits hält es für aus⸗ geſchloſſen, daß die Ausländer„ſo dumm“ geweſen ſeien,„Boches“ zu rufen. Der Angeklagte Moraller beſtätigt im weſent⸗ lichen die Darſtellung Wagners. Er hörte, daß Laſſen von„Lausbuberei“ ſprach, ebenſo, daß der Ausdruck „Boches“ fiel, ohne zu erkennen, wer der Rufer war. Moraller räumte ein, daß er das Bierglas an die Wand habe werfen wollen. Angeklagter Knauth gibt die Möglichkeit zu, daß er in der Erregung Aus⸗ drücke, wie„Schweine“ und„Lumpen“ gebraucht habe. Laſſen habe„Lausbuberei“ gerufen. Auch ſei„Boches“ gerufen worden. Auf Befragen des nebenklägeriſchen Vertreters bemerkt Knauth, daß von einer Maſſen⸗ ſchlägerei keine Rede ſein könne. Fröhlich beſtrei⸗ tet eine ſtrafbare Handlung, desgleichen der An⸗ geklagte Schuſter. Das Urteil lautete gegen Moraller auf 200%/ Geldſtrafe oder 20 Tage Gefängnis wegen erſchwerter Körper⸗ waren digung, gegen Wagner auf 100% Geldſtrafe bzw. 10 Tage Gefängnis wegen erſchwerter Körper⸗ verletzung und Beleidigung. Zwei weitere Angeklagte wurden zu 40 bzw. 30/ Geloſtrafe verurteilt, zweit Angeklagte freigeſprochen. Katholiſcher Deutſcher Frauenbund Badiſche Bundestagung Der Katholiſche deutſche Frauenbund, Landesaus⸗ ſchuß für Baden, tagt in den nächſten Tagen in Mannheim. Seit Wochen trifft der hieſige Zweig⸗ verein die Vorbereitungen. Die Bundestagung er⸗ folgt unter der Deviſe „Heimat und Heimatgemeinde.“ Damit ſoll geſagt ſein, daß katholiſches Frauenwollen und Frauenwirken in Verbindung mit der badiſchen Heimat ſteht. Das reichhaltige Programm ſieht folgende Ver⸗ anſtaltungen vor: Am 10. März geſchloſſene Delegierten verſammlung, Eröffnung der Tagung und Ausſtellung, abends Be⸗ grüßungsfetler der auswärtigen Gäſte. Frl. Schüler wird über„Frau Rat Schloſſer und ihr Kreis“ ſprechen. Am 11. März(Haupttag) finden drei öffentliche Veranſtaltungen ſtatt, eingeleitet durch die Landesvorſitzende, Frau Landtagsabgeordnete Siebert, mit dem Vortrag „Die tragenden Ideen des Kath. deutſchen Frauen⸗ bundes“. Verſchiedene Referate aus der katholiſchen Frauenbundsarbeit Badens bilden die Tagesord⸗ nung. U. a. ſpricht Caritas⸗Rektor Eckert⸗Frei⸗ burg über„Die Stellung der Frau im Ringen um Form und Geiſt der Wohlfahrtspflege“ und Frl. Anna Heider mann Köln über„Heimatgut in der ſchaffenden Frauenhand“. Der Schlußtag(12. März) bringt Parallelverſammlungen. Die Reichsvorſitzende, Baronin Maria Kerke⸗ vink, wird einen Vortrag über die Entwicklungs⸗ geſchichte der kath. Frauenbewegung halten. Beſich⸗ tigungen verſchtedener Mannheimer Einrichtungen der Wohlfahrtspflege und der Milchzentrale beſchlie⸗ ßen die Bundestagung. Die Beſtrebungen, Stadt⸗ und Landfrauen zuſam⸗ menzuführen, ſind der Hauptzweck der Tagung. Sämtliche Veranſtaltungen finden in den Räumen des Kolpinghauſes ſtatt. Das Empfangsbüro am Hauptbahnhof wird die auswärtigen Gäſte genau in⸗ formieren. Die Vorbereitungen ſind ſoweit getrof⸗ fen. Den Bundesmitgliedern wird ein herzlicher Empfang in den gaſtlichen Lokalitäten des Kolping⸗ hauſes bereitet. Es iſt zu wünſchen, daß die Frauen⸗ tagung einen guten Verlauf nimmt und den aus⸗ wärtigen Gäſten Mannheim in angenehmer Erinne⸗ rung bleibt. K. G. Veranſtaltungen * Lebendige Kirche. Am kommenden Sonntag abend beginnen in der Trinitatiskirche die Vorträge über„Die Botſchaft Gottes“. Profeſſor Unruh, früher in Rußland, wird an drei Abenden von Sonntag bis Dienstag über die bibliſchen Perſönlichkeiten Petrus, Paulus und Johannes ſprechen. Dabei wird Profeſſor Unruh, der die Leitung der in letzter Zeit viel genannten Rückwanderung der deutſch⸗ ſtämmigen ruſſiſchen Bauern inne hat, die heutigen Ver⸗ hältniſſe Rußlands berühren. Die Vorträge finden bei freiem Eintritt ſtatt Kommunale Chronik sch, Rot(Amt Wiesloch), 4. März. Schon ſeit Jahren ſteht die Frage einer Waſſerleitung für unſern Ort zur Debatte. Der Plan dürfte in neuerer Zeit wieder der Verwirklichung näher gerückt ſein, bedingt durch das große Waſſerverſorgungsprojekt der 5 Letzenberggemeinden. Es iſt beabſichtigt, daß die Grundwaſſerſohle der Rheinebene in der Nähe unſeres Ortes Verwendung finde, ſodaß die Gemeinde dann Anſchluß an die Waſſerverſorgung finden kann. seh Reilingen, 4. März. Aus dem Gemeinde⸗ rat iſt zu berichten: Bezüglich der alljährlichen Rücklage in Höhe von 6000, die aus dem Erlös des Waſſerzinſes entnommen wird, wurde ein ent⸗ ſprechender Beſchluß gefaßt.— Der Gemeinderat hat gegen die Errichtung einer Apotheke in Reilin⸗ gen nichts einzuwenden. Eine finanzielle Unter⸗ ſtützung wird jedoch abgelehnt.— Der Handels⸗ hochſchule Mannheim wird für das Rechnungsjahr 1929/0 ein Förderungsbeitrag aus der Gemeinde⸗ kaſſe bewilligt.— An den hieſigen Schützenverein „Eintracht“ wird Faſchinenmaterial unentgeltlich ab⸗ gegeben.— Genehmigt wurde auch der Ankauf eines Zuchtfarrens auf dem Offenburger Zuchtviehmarkt. ab Baben⸗Baden, 5. März. Bei der heute nach⸗ mittag im Rathauſe vorgenommenen Erſatz wahl zum Stadtrat für den aus dem Kollegium frei⸗ willig ausgeſchiedenen Buchdruckereibeſitzer Johannes Pfeiffer wurde Metzgermeiſter Franz Birn⸗ bräuer(3tr.) mit 33 Stimmen gewählt. Der eben⸗ falls dem Zentrum angehörige Gewerkſchaftsſekretär Dietrich, der vom Zentrum offiziell als Kandidat proklamiert worden war, erhielt nur 24 Stimmen, während 4 weiße und 4 ungültige Zettel abgegeben wurden. Für den von der Deutſchen Volkspartei zum Stadtrat vorgeſchlagenen und gewählten Stadt⸗ verordneten Rechtsanwalt Dr. Paul Bauer tritt Kaufmann Joſ. Bayer in den Bürgerausſchuß ein. Kleine Mitteilungen Im Bürgerausſchuß Durlach wurde ein Antrag des Stadtrats auf Erhöhung der Kanal⸗ gebühren von 15 auf 25/ abgelehnt. Zur Vor⸗ lage über die Inangriffnahme weiterer Notſtands⸗ arbeiten im Geſamtbetrage von 60 000“ legte Bür⸗ germeiſter Ritzert dar, daß die Zahl der Erwerbs⸗ lofen in Durlach auf 1350 geſtiegen ſei, von denen 350 als Ausgeſteuerte ganz der Gemeinde zur Laſt fallen. Es werde immer ſchwerer, neue, praktiſch durchführbare Projekte für Notſtandsarbeiten zu finden. Nach lebhafter und zuweilen erregter De⸗ batte wurde der Vorlage zugeſtimmt. Am 1. April wird in Freinsheim die Bier⸗ ſteuer eingeführt, und zwar werden 7 v. H. vom Herſtellerpreis berechnet. Ferner wird die Hun de⸗ ſteuer von 10 auf 12/ erhöht. Außerdem wurde der Voranſchlag für 1930 feſtgeſtellt. Für eine Mehrausgabe von 68 000 J, iſt noch keine Deckung vorhanden.— Der Waſſerverſorgungsverband der Freinsheimer Gruppe beſchloß, die Gebühr für den Waſſer verbrauch um fünf Pfg. für den Kubik⸗ meter zugunſten der beteiligten Gemeinden zu er⸗ höhen. Lande der Bergſtraße * Weinheim, 6. Etwas verſpätet hat in dieſem Frühjahr das Blühen der Mandel⸗ bäume eingef In manchem Jahre konnte man an beſonders geſchützten ſonnigen Stellen der Berg⸗ ſtraße bereits Mitte Februar blühende Mandelbäume ſehen, blaßroſa Blumen im lichten Grün des Vor⸗ frühlings⸗Landes g bar, wenn man aus dem Zug nach den He inüberſah. In dieſem Jahre brachen die Blüten trotz des allgemein ſehr warmen Frühlingswetters erſt in den erſten Märztagen aus. Bald werden die Kirſch⸗ und anderen frühblütigen Obſtbäume folgen und die Bergſtraße in einen pracht⸗ vollen Blütengarten verwandeln. Ehrliche Finderin 15 Aus den 4 753 Blühende Mandelbäume an * Hemsbach, 5. März. Im Warteſaal des hieſigen Bahnhofes fand dieſer Tage ein junges Mäßd⸗ chen einen Geldbeutel mit 340 Mark Inhalt. Ob⸗ wohl es dabei nicht beobachtet wurde, fragte es ſoſort bei den anweſenden Reiſenden nach dem Verlierer und da ſich niemand meldete, lieferte es die Börfe am Schalter ab; der Beamte notierte den Namen. Während das Mädchen durch die Sperre ging, bildete der Vorfall bei den Zurückbleibenden noch Geſprächs⸗ ſtoff. Es entſtand die Streitfrage, wieviel Finderlohn die ehrliche Finderin beanſpruchen dürfte. Als nun einer gar behauptete, dem Mädchen ſtänden 10 Pro⸗ zent zu, wußte ein uniformierter Bahnbeamter auf dem juriſtiſchen Boden beſſer Beſcheid und ſtellte feſt, daß es ſich um einen Fund in einem ſtattlichen Ge⸗ bäude handle und hierfür ein Anſpruch auf Finder⸗ lohn nicht beſtehe. Darüber entſtand noch eine große Debatte, obwohl die ehrliche Dorfſchöne ſchon längſt abgedampft war. Zwei abentenerluſtige Burſchen * Bruchſal, 5. März. Zwei junge Burſchen im Alter von 15 und 16 Jahren aus Bruchſal wurden von der Polizei in Tamm bei Ludwigsburg an⸗ gehalten. Sie hatten die Abſicht, in Abenteuer luft ferne Länder zu ſehen. Veranlaßt wurde der eine dazu, weil er angeblich bei ſeinem Lehrherrn, einem Dentiſten in Karlsruhe, zu viel„ſchaffen“ mußte, dem anderen gefiels bei der väterlichen Zucht da⸗ heim nicht mehr. Die beiden waren ausgeſtattet mit ſcharfgeladenen Revolvern, Patronen uſw. Seinen Verletzungen erlegen Ettlingen, 6. März. Der am Dienstag abend von einer Hausſtaffel heruntergeſtürzte und mit einer ſchweren Gehirnerſchütterung liegengebliebene 70 Jahre alte Rentner Jakob Holl iſt geſtern abend, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſeinen Verletzungen erlegen. Aus der Pforzheimer Handelskammer * Pforzheim, 5. März. Die Handelskam⸗ mer Pforzheim verhandelte in ihrer Vollſitzung über die Frage der Verlängerung der Volksſchul⸗ zeit, des Schuljahrbeginns und der Ferienordnung, ferner über den Beſuch der Fachſchulen durch Aus⸗ länder. Auf Antrag des Einzelhandelsausſchuſſes wurde nach dem Vorgang anderer Handelskammern zur Bekämpfung der geſetzlich nicht erfaßten Er⸗ ſcheinungen des unlauteren Wettbewerbs die Er⸗ richtung eines Einigungsamtes für den Einzelhandel i. S. des unlauteren Wett⸗ bewerbs beſchloſſen. Zum Brand in Oberuhldingen Ueberlingen, 6. März. Wie bereits gemeldet, wurde Oberuhldingen geſtern Nacht von einem Brand heimgeſucht. Die beiden Anweſen des Bäckermeiſters Boll und des Schneidermeiſters Schneider waren aus unbekannter Urſache in Brand geraten und ſtanden, als die Feuerwehr am Platz erſchten, in hellen Flammen. Dieſe mußte ſich darauf beſchrän⸗ ken, das Feuer vor einem Uebergreifen auf weitere Gehöfte zu hindern. Beide Anweſen brannten voll⸗ ſtändig nieder. Der Schaden iſt unbekannt, ebenso die Brandurſache. Die Hausbewohner befanden ſich zur Zeit des Brandes im benachbarten Maurach beim Schneckenball. * OO Weinheim, 7. März. Der ehemalige Beſitzer des Gaſthauſes zum„Schwarzen Adler“, Ludwig Lang, Ehrenmitglied und früherer Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Weinheim, begeht mor⸗ gen Samstag in voller Friſche ſeinen 75. Geburts⸗ tag. Er gehörte ehedem 18 Jahre lang dem hieſigen Bürgerausſchuß an. * Hemmenhofen(Amt Konſtanz), 5. März. In der Nacht zum Mittwoch brannte hier das Wohn⸗ und Oekonomiegebäude des Landwirts Bürgel vollſtändig nieder. Die Brandurſache iſt unberannt. Freitag, den 7. März Nationaltheater:„Cyankali“, 20 Uhr. Kabarett Libelle: Kabarett, 20 Uhr. Berein für Klaſſiſche Kirchenmuſtk Ludwigshafen a. Nh. 2. Geiſtliche Abendmuſik in der Lutherkirche, 20 Uhr. Mannheimer Künſtlertheater„Apollo“: Premiére Enries Raſtelli mit Variété, 20 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra:„Witwenball“. Schau: burg:„Auf Leben und Tod“.— Capitol:„Mein Himmelreich“.— Scala⸗Theater:„Der ſchwarze Dominv“.— Roxvy⸗ Theater:„Eine Nacht im Pro⸗ ter“.— Univerſum:„The Singing Fool“, Gloria⸗Palaſt:„Ich lebe für Dich“.— Palaſt⸗ Theater:„Pat und Patachon“.— Odeon⸗Licht⸗ ſpiele:„Anna Karenina“. Sehens würdigkeiten: Kunſthalle:(außer Montags) tägl. 1013 Uhr, 1817 Uhr: Sonntags und Feiertags von 11— 13.30 Uhr und 15—17 Uhr. Schloßmuſeum: Geöffnet täglich von 10—13 Uhr und 1416 Uhr. Sonntags von 11—16 Uhr durchgehend. Ausſtellung:„Meiſterwerke der Buchmalerei““ Muſeum fiir Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 1113 Uhr u. nachm. von 15—17 Uhr Dienstag 15—17 Uhr; Mittwoch 15—17 Uhr; Freitag 1 bis 19. Uhr.— Planetarium: 15 Uhr Beſichtigung. Schluß des redaktionellen Teils Wirkt vorbeugend Peter Rlxlus bnd. Mannheim, Fefnsprecher 28795 und 257, Wilhelm Müller jun. U 4, 25, femsprocher 21888 und 26 55 A N 8 E 2 1 Freitag, den 7. März 1930 an Meineid, Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ansgabe) 5. Seite. Nr. 111 nur Falſcheid Schluß der gestrigen Schwurgerichtsſitzung Noch den ganzen Nachmittag dauerte geſtern die ESchwurgerichtsverhandlung über den höchſt ver⸗ worrenen Fall, der der Meineids⸗ und An⸗ ſtiftungsklage B. und A. zugrunde lag. Die ganze Beweisaufnahme ergab kein eindeutiges Bild, ſo daß die Richter vor einer ganzen Reihe von zweifelhaften Momenten ſtanden. Der Vertreter der Anklage, Staatsanwalt Dr. Frey, ſtellte den Antrag zur Beſtrafung wegen Meineids und Anſtiftung zum Meineid: ein Jahr Zuchthaus und ein Jahr drei Monate Zuchthaus. Die beiden Verteidiger, Dr. Weindel und Dr. Katz jr., unterſtrichen das Ungeklärte der Be⸗ weisaufnahme und übten Kritik an der erſten In⸗ ſtanz, vor allem aber auch mit Recht an der Art, wie B. in die ganze Miſere hineingekommen ſei: Man hatte ihn ſeinerzeit ohne Gegenüberſtellung mit der Kindsmutter vereidigt, und darin lag zwei⸗ ſellos ein Fehler. In einer Zeit, in der ſich die Meineidsklagen häufen, ſollten ſolche Dinge nicht möglich ſein. Gerade weil der damalige Richter den Angeklagten B. auf das Schwerwiegende des Eides in einem ſolchen Fall aufmerkſam machte, hätte er den Mann, der noch nie vor einem Richter ſtand, durch eine Gegenüberſtellung mit dem Mäd⸗ chen gus ſeiner verworrenen Situation retten kön⸗ nen. Auch das Gericht hielt es nicht für unbedingt notwendig, den B. ohne dieſe Gegenüberſtellung zu vereidigen. Dieſer Zuſammenhang, viel mehr als das Er⸗ ebnis der Beweisaufnahme, hat das Gericht zu em Urteil geführt, das für B. wegen fahr⸗ läſſigen Falſcheids auf zwölf Wochen Gefäng⸗ nis lautet. Ste ſind durch die Unterſuchungshaft verbüßt. Man konnte ſich des Eindrucks nicht er⸗ wehren, daß der Angeklagte, der ſichtliche Zeichen ſchwerer Reue zeigte, durch eine Reihe von Unge⸗ ſchicklichkeiten in die ganze Angelegenheit hinein und vor den Richter. kam. Der andere Angeklagte erhielt wegen Verlei⸗ tung zum Falſcheid ſechs Monate Ge⸗ fängnis. Sein Verhalten in der erſten Inſtanz des Prozeſſes und auch in der geſtrigen Schwur⸗ gerichtsperhandlung ließ, wie das Gericht betonte, erkennen, daß er in weſentlichen Punkten falſche ar El Angaben gemacht hat und auch zweifellos der ſtär⸗ kere Motor in der ganzen Sache war. Jedenfalls iſt die Anklage, die gegen ihn erhoben wurde, von anderem Ausmaß als die Meineidsanſchuldigung, 155 die ganze Sache vor das Schwurgericht geführt hat. Der Staatsanwalt ſtellte den Antrag, den einen als Zeugen vernommenen Chauffeur wegen Mein⸗ eids verdacht zu verhaften, da ſich ſeine Aus⸗ ſagen im ſtrikten Gegenſatz zu denen der Kindsmut⸗ ter befanden. Das Gericht lehnte dieſen Antr a g a b. Im Hinblick auf die höchſt ungeklärte Lage, die wohl kaum wirklich in ihren zutreffenden Einzel⸗ heiten ergründet werden kann, iſt kaum anzunehmen, daß bie Staatsanwaltſchaft den Zeugen vor den Rich⸗ ter ſtellen wird. Gewiß kann das Gericht ohne ein einwandfreies Zeugnis nicht auskommen, aber die ganze Angelegenheit ſpielte ſich ſo ſehr im dunklen Innern der Mietautos ab, daß es faſt unmöglich ſein wird, die geeigneten Scheinwerfer zu finden, die das Ganze reſtlos aufhellen. Die Verhandlung traf auf großes Intereſſe, be⸗ ſonders der Kollegen der Angeklagten. Bel der Ur⸗ teilsverkündung war der Saal überfüllt; bis zum Spätnachmittag mußten die ſehr intereſſierten Zu⸗ hörer auf die Zulaſſung zum Gerichtsſaal warten, in dem ſelbſtverſtändlich die Oeffentlichkeit während der Verhandlungsdauer ausgeſchloſſen war. Nachbargebiete Ein„Raketenauto“ explodiert Oberndorf, 6. März. Als am Sonntag nach⸗ mittag der Umzug der koſtümierten Kinder ſtatt⸗ finden ſollte, ereignete ſich ein bedauerlicher Un⸗ glücksfall. Der für den Umzug vorgeſethene Rake⸗ tenwagen exploblerte und geriet in Brand. Eine hohe Stichflamme ſtieß auf. Einer der Feuerwehrleute wurde herausgeſchleudert, wäh⸗ rend der andere ganz in Flammen gehüllt ſchien und Verletzungen davongetragen hat. Der Raketen⸗ wagen, in Form eines Motorrabs, wurde vollſtän⸗ dig zerſtört. Weitere Veyletzungen von Perſonen ſind nicht vorgekommen. Breslauer Spielklub vor Gericht Die nene Hauſſe in Spielklubs—. im Gerichtsſaal— Intereſſante Entſcheibung in einem zweie In Breslau herrſcht ſeit kurzem wieder eſne gewiſſe Spielklub⸗ Inflation. Im Septem⸗ ber 1927 war von dem damaligen Spielerdezernenten beim Polizeipräſidium gegen alle Spielklubs in Breslau ſcharf vorgegangen worden und man hatte ſie ſchließlich fämtlich geſchloſſen. Aehnliche Vorgänge ſpielten ſich teilweiſe auch in anderen Slädten des Reiches ab. Von einem Spielklub in Frankfurt a. M. wurde das Vorgehen der Polizei angefochten und die Angelegenheit bis zu einer Reichsgerichtsent⸗ ſcheidung getrieben. Dieſe iſt Ende vorigen Jah⸗ kes gefallen. Das Reichsgericht hat entſchieden, daß ein Gearté⸗ oder Sechsundſechzig⸗Spiel mit Chonette nicht immer ein Glückſpiel zu ſein brauche, nämlich dann nicht, wenn der beteiligte Spieler, d. h. der Pointeur, der auf einen Spielenden ſetzt, ſein Geld urch Mitberatung verteidigt. Außerdem wurden für das Geärts neue Richtlinien aufgeſtellt. Man beſtimmte, daß der König nicht mehr angelegt werden dürfe und nicht mehr„aus“ mache und nahm haburch dem Spiel einen Teil des an ein Glücks⸗ ſpiel exinnernden Charakters. Die Folge diefer Entſcheidung für Breslau war, daß eine Reihe von Spielklubs wieder ihre Pforten Iffneten und teilweiſe auch guten Zuſpruch haben. Dies ſollte bei unſerer ſchlechten Wirtſchaftslage kigentlich kaum glaublich erſcheinen, iſt andererſeits aber wieder verſtändlich, denn gerade in den Zeiten der Not wird der einzelne leichter geneigt ſein, ſich Mit einem beſcheidenen Anlagekapital einen mühe⸗ loſen Gewinn zu ſichern. Gerade heute, wo alſo die Spielklubs in Breslau wieder im Aufblühen be⸗ guiffen ind, wurden vor der 5. Strafkammer des Landgerichts in Breslau die Akten eines Spfelerprozeſſes geſchloſſen, der ſeit zweieinhalb Jahren alle Inſtanze durchlaufen hatte. ü In den Räumen einer Weinhandlung in der Junkernſtraße hatte man damals einen Klub beim Sechsundſechzig mit Chouette angetroffen, die Spiel⸗ geräte beſchlagnahmt und die anweſenden Klub⸗ mitglieder unter Anklage der Beteiligung am Glücksspiel geſtellt. In der erſten und zweiten In⸗ ſtang war eine Verurteilung der Angeklagten er⸗ folgt, Die dann eingelegte Reviſion beim Ober⸗ verwaltungsgericht brachte für die Angeklagten den erſten Erfolg dahingehend, daß dieſes Gericht den Beweis, daß es ſich um ein Glücksſpiel gehandelt habe, nicht für erbracht hielt, das Urteil aufhob und zur Neuentſcheidung an die Vorinſtanz zurück⸗ verwies. Am Montag fand nun die abſchließende Verhand⸗ lung ſtatt. Wie bei allen bisherigen Terminen hatte nhalbjährigen Prozeß die Verteidigung zunächſt gegen eine gewiſſe Sach⸗ unkenntnis, namentlich der Beiſitzer des Gerichts⸗ hofes, in Spielerangelegenheiten zu kämpfen, ſo daß ſchließlich zur Orientierung des Gerichtes die Improviſierung eines Spielvorganges nötig wurde Aus den Kreiſen der Angeklagten bildeten ſich zwei Parteien, eine Bank und eine Pointeſeite, die dann den Hergang eines Spieles praktiſch vor⸗ führen und zum allgemeinen Verſtändnis erläutern. Zur Feſtſtellung, ob es ſich um ein Glücksſpiel gehan⸗ delt habe oder nicht, beſtand für das Gericht die Auf⸗ gabe darin, feſtzuſtellen, ob alle Mitſpieler ſich an der Beratung des gerade am Spieltiſch ſitzenden Kar⸗ tenhalters beteiligt halten oder nicht. Von den An⸗ geklagten und ihrer Verteidigung wurde ſtrikt die Behauptung aufgeſtellt, daß dies immer geſchehen ſei und der Beweis dahin zu erbringen verſucht, daß man ſich damals hierzu ſchon aus dem Grunde ge⸗ zwungen fühlte, weil man aus anderen Prozeſſen wußte, daß ſonſt ein Spiel als Glücksſpiel bezeichnet werden konnte. Außerdem wurde es als ſelbſtver⸗ ſtändlich bezeichnet, daß jeder Spieler verſuchen werde, ſeinen Satz durch Mitberatung zu verteidigen. Man machte weiter geltend, daß durch dieſe Bera⸗ tung das 66 mit Chonette zu einemkonzentrier⸗ ten Geſchicklichkeitsſpiel würde, denn der Spieler habe die Möglichkeit, ſich bei ſeinen Part⸗ nern darüber zu informieren, welche Karten bereits geſpielt ſind, wieviel Points der Gegner habe und anderes mehr, Vorteile, die immer weiter von dem Charakter eines Glücksſpieles abrücken. Der dann als Zeuge— nicht mehr als, Sachver⸗ ſtändiger— vernommene ehemalige Kriminalkom⸗ miſſar des Spielerdezernates blieb auch diesmal ba⸗ dei, daß, wenn auch Beratungen ſtattgefunden hätten, die Angaben der Angeklagten allgemein nicht zu⸗ träfen, und behauptete, daß dieſe teilweiſe ſo weit vom Spiele abgeſtanden hätten, daß eine Beratung ausgeſchloſſen geweſen ſei. In ſachlich klaren Aus⸗ führungen gab dann der Sachverſtändige v. Man⸗ teuffel⸗ Berlin ſein Urteil dahin ab, daß er in langjähriger Praxis die Beobachtung habe machen können, daß eine Verſtändigung am Spielttſch in ſo unauffälliger Weiſe erfolgen könne, daß es für einen Laien kaum bemerkbar ſei. Im übrigen glaube er, daß Beratungen des Spielenden ſchon im Intereſſe aller Beteiligten allgemeine Gepflogenheit in den Klubs ſei. Nach längerer Beratung des Gerichtshofes wurde verkündet, daß, wenn auch ein Verdacht beſtände,, daß die Beratung nicht immer exakt durchgeführt worden wäre, dies nicht hätte bewieſen werden können und die Angeklagten daher freizuſprechen ſeien. Die Koſten fallen der Staatskaſſe zu. Tennis-Rundſ. Die Affäre Prenn Die Anſchuldigungen, die in einem Teil der Heutſchen gegen Prenn erhoben wurden, und über die wir be⸗ mehrfach berichteten, ſind inzwiſchen durch den Haupt⸗ ten formell beſtritten worden. Der Bund hat gramm des zur Zeit in Monte Carlo ſpielenden ſters erhalten, in dem Prenn ſehr energiſch benen Verdächtigungen proteſtiert, indem er 0 mit einer bekannten Schlägerfabrik en der Uebernahme von Vertre⸗ Benutzung der betreffenden Marke Der DB. hat inzwiſchen die Unterſuchung weiter ausgedehnt, und die deutſche Sport⸗ artikel⸗Induſtrie gebeten, ſie möge ihre Behauptungen durch Unterlagen erhärten, Reſtloſe Aufklärung des Tat⸗ beſtandes, auf oͤie unſere Oeffentlichleit ein Anrecht hat, iſt ſeitens oͤer Bundespreſſeſtelle zugeſagt, immerhin ein neuer s dafür, daß der Bund weder Vogelſtrauß⸗Politik ten Spielern treibt, noch Vertuſchungen ver⸗ ate etwas faul iſt. Turnierſpielers ins Lager der Profis verdeutlicht die ſchwierige Lage, in der ſich die deut⸗ ſchen Tennisaltiven in unſerem unter wirtſchaftlicher Be⸗ dra 5 Werner rſt, der noch im Jahre 108 infolge ſeiner mehr⸗ Erfolge über ſtärkere Spieler an fünfter bis achter lle der deutſchen Rangliſte ſtand, dafür aber im letzten Jahre weniger hervortrat, iſt dem Beiſpiel ſeines Bruders folgend in die Reihe der Tenntslehrer denen Deutſchland ohnehin keinen Mangel leidet. Er wird vorerſt in Nürnberg wirken; mit wel hem Erfolg bleibt abzuwarten. r gewiſſe Bed tungen bezw. der „korreſpondiert“ zu haben. An der Riviera ſcheint ſich Cilly Außem, immer noch populürſte deut⸗ ſche Tennisſpielerin im internationalen Tennisleben, nun doch einigermaßen konſtant durchzufetzen. Nachdem ſie die ſüdfranzöſiſchen Meiſterſchaften leicht gewann, ließ ſie ſich zwar im Beaulieu⸗Turnier erneut von Miß Owen⸗Cham⸗ berlain ſchlagen, im Monte Carlo ffeſſa⸗Turnier konnte ſte aber ihren zweiten Sieg über die Engländerin Miß Ridley erringen und damit die noch ausſtehende Revanche für die zweimalige Niederlage gegen dieſes funge engliſche Talent beenden. Frau von Reznicek dagegen ſcheint von eingetreten, an hau ihrer Erkrankung doch noch nicht wieder ganz hergeſtelkt. Sie konnte ſich weder im Einzel noch im Doppel mit Cilly Außem— als einziges deutſches Damenpaar des Beau⸗ mont⸗Pokalſpiels durchſetzen. Daß Frl. Außem die franzöſiſche Spitzenſpielerin Mme. Mathieu in der erſten Begegnung der beiden Damen ſeit den Pariſer Meiſter⸗ ſchaften des Vorjahres glatt ſchlagen konnte, iſt der Köl⸗ nerin als ein wirklich großer Erfolg zu gönnen. Hoch er⸗ freulich ſind, neben den lzu wechſelnden Lelſtungen unſerer Damen die Siege Prenns, der zum erſten Mal auf Hartplätzen gegen Bouſſus antrat und in regulärer Form in drei Sätzen ſiegen konnte. Vorher ſchlug er den Ameri⸗ kaner Coen und den Dänen Worm, hat alſo eine Sieges⸗ ſerie hinter ſich, die internationale Beachtung verdient. Um ſo überraſchender kom dann ſeine Niederlage in der Vor⸗ ſchlußrunde gegen den engliſchen Meiſtex Auſtin, doch darf man dieſen Reſultaten im Süden keine übertriebene Be⸗ deutung beimeſſen, denn der ſportliche Wert dieſer Riviera⸗ Turniere iſt— trotzdem immer wiederkehrender Behaup⸗ tungen der Organiſatoren und eines Teiles der Spieler, — das ſei nicht der Fall— doch zu ſtark vom Geſellſchaft⸗ lichen abhängig um vorbehaltlos als ein Ausdruck reiner Tenniskvoftproben angeſehen zu werden. Unter dieſem Ge⸗ ſichtspunkt muß man auch Niederlagen wie die der Dayls⸗ ſieger Cochet und Brugnon im Butler⸗Cup gegen Auſtin⸗ Kingfley betrachten, wiewohl von vielen Seiten die Mei⸗ nung laut wird, daß Brugnon, der„Mann mit der Pfeife“, ſeinen Höhepunkt überſchritten und für die franzöſiſche Da⸗ viswannſchaft kaum mehr in Betracht kommen wird. Nirgends wird das wechſelnde Tennisglück deutlicher ſichtbar, als in der blendenden Sonne des Südens und nirgends haben es die Spieler Mitteleuropas ſchwieriger ſich zu akklimatiſieren, als an den Geſtaden des Mittel⸗ meers. Allein dieſer Umſtand ſollte davor warnen, das geplante Spiel Südͤdeutſchland gegen Südfrankreich, das bekanntlich am 8. und 9. April in La Ciotat ſtattfinden ſoll, ohne eine genügend akklimatiſierte, ſorgſam aus⸗ gewählte Mannſchaft zu beſtreiten. Reſerve auf dem Ge⸗ biete der internationalen Mannſchaftskämpfe ſcheint um ſo mehr geboten, als bisher ein offizieller Kampf Deutſch⸗ land— Frankreich aus verſchiedenen Gründen nicht zuſtande kommen konnte und daher eine Niederlage gegen Frank⸗ reich, auch wenn es ſich um eine Regionglmannſchaft han⸗ delt, für unſer Tennispreſtige beſonders ungünſtige Fol gen haben wuß. Dr. W. B. ...... cßß00GGßwGßPPGßwßwGwGßßGGßpßcpßwßcccccccccccccccccccccCccccccccccccccccGccccccccccccccccccccoccccococcococcccccccccccccccccccccc Schluß des 23. Berliner Sechstagerennens Das 28. Berliner Sechstagerennen brachte, wie WTB. ⸗ Sportdienſt meldet, in der Schlußrunde am Donnerstag abend keine Veränderung im Stande des Feldes mehr. Das Siegerpaar von Kempen/ Buſchenhagen zeigte ſich den übrt⸗ gen Mannſchaften bis zum Schlußzeichen überlegen. Ein Vorſtoß von Rieger in den letzten Minuten ſcheiterte an der überlegenen Fahrweiſe von van Kempen. Das Schlußergebnis lautet: 1. van Kempen/ Buſchenhagen 222 Punkte; 2. Rieger/ Kroſchel 128 Punkte; zwei Runden zurück: 3. Pijnenburg/ Goebel 350 Punkte; 4. Preuß/ Reſiger 278 Punkte; 5. Gpoſens/ De⸗ neef 245 Punkte; 6. Ehmer/ Schön 190 Punkte; drei Run⸗ den zurück: 7, Krüger/ Funda 241 Punkte. Zurückgelegte Strecke in den 145 Stunden 3421,750 Km. Die letzten Stunden Am ſpäten Nachmittag des letzten Tages des 28. Ber⸗ liner Sechstagerennens ſchied gegen 6 Uhr Hürtgen aus, du ihm die Leiſtungen ſeines Partners Petri zu ſchwach für eine erfolgreiche Fortführung des Rennens waren. Kurz darauf wurde dann auch Petri aus dem Rennen genommen, ſodaß nur noch ſieben Mannſchaften dem baldigen Ende zu⸗ ſteuerten. Als die Fahrer in der ſtebenten Abendſtunde langſam die Bahn umkreiſten, ſtieß plötzlich Schön vor, kam gut vom Felde weg; Gooſens ſetzte jedoch bald nach und brachte das Feld wieder an den Ausreißer heran. Auch ein weiterer Verſuch von Gooſens ſcheiterte. Eine kurze ſcharfe Jagd gab es um 79 Uhr. Pijnenburg/ Goebel hat⸗ ten bereits eine halbe Runde Vorſprung, mußten aber er⸗ mattet bie übrigen Fahrer wieder heranlaſſen. Während eines Prämienſpurts in der 10. Abendſtunde ſtieß plötzlich Funda vor, gefolgt von Rieger. Es gelang Rieger, eine knappe halbe Runde zu gewinnen. Die große Chance für Rieger/ Kroſchel war da, denn Buſchenhagen lag in ungün⸗ ſtiger Poſitton im hinteren Felde und eine Runde Gewinn gegen ihre großen Rivalen war für Rieger/ ͤKroſchel in greifbarer Nähe. Merkwürdigerweiſe ſtoppte aber Kro⸗ ſchel die Jagd ab und brachte dadurch ſich und ſeinen Part⸗ ner um eine große Chance. In. Die Troſtrundenſpiele am 9. März Neue Spielanſetzungen Die Spieltermine für den 9. März ſind in den Troſt⸗ runden noch einmal umgeſtellt worden. Für die Abteilung Nordweſt wurden drei Spiele neu anugeſetzt, in der Troſt⸗ runde Südoſt iſt an die Stelle des Spieles Union Böckin⸗ gen— München 1860 das Treffen München 1860— ASV. arne getreten. Die Vorverlegung dieſes Spieles war notwendig, da der ASV. Nürnberg am 16. März in Prag gegen Sparta Prag ſpielen wird. Der vollſtändige Spielplan für die Troſtrunden am 9. März hat fol⸗ gendes Ausſehen: Abteilung Nordwest: In Ludwigshafen: Phönix Lub⸗ wigshafen— Vfs. Neckarau; in Frankfurt: Fußballſport⸗ verein— Sportfreunde Saarbrücken; in Saarbrücken: F. Saarbrücken— Rot⸗Weiß Frankfurt; in Wiesbaden: SB. Wiesbaden— Bfs. Neu⸗Iſenburg. Abteilung Südoſt: In Karlsruhe: Karlsruher J.— 1. FC. Nürnberg; in Regensburg: Jahn Regensburg VfR. Heilbronn; in München: München 1860— AS. Nürnberg. Am 16. März ſpielt bann München 1860 ſtatt wie vor⸗ geſehen gegen ASV. Nürnberg gegen den Karlsruher JV. Ein erfolgreicher Proteſt im Rugby Der Eutſcheidungskampf im Kreis Neckar wiederholt. Wie bereits gemeldet, hatte der Heidelberger., der im Endſpiel um die Kreismeiſterſchaft mit 615 gegen die Heidelberger RG. unterlegen war, einen Proteſt einge⸗ legt, der ſich mit verſchiedenen Fehlentſcheidungen des Schiedsrichters begründete. Der Süddeutſche Rugby⸗ Fußball⸗Verband hat nun dieſem Proteſt entſprochen und eine Wiederholung des Spiels, und zwar am 9. März auf dem Platze des SC. Neuenheim angeordnet. Der Sieger aus dieſm Treffen wird bereits acht Tage ſpäter mit dem SC. 80 Frankfurt, dem Mainkreismeiſter, um die ſüddeutſche Rugby⸗Meiſterſchaft ſpielen. Südweſtdeulſche Mannſchaſtskampfe im Ringen ohne den Stemm⸗ und Ringklub Ludwigshafen An den nächſten Wochenendtagen gilt das Intereſſe der ringſportlich intereſſierten Gemeinde den ſüdweſtdeutſchen Mannſchaftskämpfen im Ringen. Dieſes Jahr beteiligen ſich fünf Vereine an der Austragung der Kämpfe: der ſüdweſtdeutſche und deutſche Meiſter 1. Athletenklub Pir⸗ maſens, Germanig Weingarten, Germania Hornberg, KSV. Göppingen und KSV. Untertürkheim, Einer der wichtigſten Vereine, der Stemm⸗ und Ringklub Ludwigs⸗ hafen hat ſich von den Kämpfen zurückgezogen, da ihm die angeordnete Art der Kampfdurchführung„ede Mann⸗ ſchaft gegen jede“ zu koſtſpielig ſei und er ſich nur auf die Ausſchlagmethode einlaſſen könne. Damit iſt alſo den ausgezeichneten Ludwigshafener Ringern jede Möglichkeit genommen, ſich an den Meiſterſchaftskämpfen zu beteiligen. Die Vorkämpfe nehmen ſchon am 9. März ihren Beginn. Es treffen ſich zunächſt der Deutſche Meiſter 1. Ak. Pirmaſens und die Germanen Hornberg. Die Pfälzer, die eine längere Ruhepauſe hinter ſich haben, müſſen ſich in Hornberg ſchon anſtrengen, ſiegreich zu he⸗ ſtehen. Am gleichen Tage meſſen KSV. Göppingen und der 2. Kreismeiſter Germania Weingarten ihre Kräfte. Die Göppinger, Meiſter des 6. Kreiſes, werden in den Mittelbadener auf harte Gegner ſtoßen. Die weiteren Begegnungen ſtehen wie folgt feſt: 16. Mar z: Göppingen— Hornberg;, Weingarten— Untertürkheim; 23. Mär z: Untertürkheim— Hornberg; Plrmaſens gegen Göppingen; 30. März: Untertürkheim gegen Göppingen; Weingarten— Pirmaſens; 6. April: Horn⸗ berg— Weingarten; Pirmaſens— Untertürkheim. Die Rückkämpfe finden an folgenden Tagen ſtatt: 13. April: Hornberg— Göppingen, Untertürkheim gegen Weingarten; 20. April: Pirmaſens Hornberg, Weingarten— Göppingen; 27. April: Hornberg gegen Untertürkheim, Göppingen— Pirmaſens; 4. Mat: Göp⸗ pingen— Untertürkheim, Pirmaſens Weingarten; 11. Mai: Weingarten— Hornberg, Untertürkheim gegen Pirmaſens. Sch. Ringen und Voren beim Bf 86 Nach den fröhlichen Tagen des Karneval läßt der Verein für Körperpflege von 1886 wieder die ſportliche Seite ſeines Daſeins zur Geltung kommen. Er veran⸗ ſtaltet am kommenden Samstag, abend, im Saale des Jugendheims in der Schwetzingerſtraße eine große Doppel⸗ veranſtaltung, die ſowohl Ring⸗ als auch Boxkümpfe vor⸗ ſteht. Bet den Ringern meſſen ſich die bewährten Leute des Stemm⸗ und Ringklubs Lempertheim mit den wleder in allerbeſter Form befindlichen Ringern des Vf. 86. Die Boxkämpfe ſehen intereſſante Paarungen vor, die aus Fauſtkämpfern des Bfs. Neckarau, Phönix Mannheim und des Vf. 86 gebildet werden. Es treffen ſich: im Flie⸗ gengewicht: Keller⸗Vfs.— Gräske⸗Vfg. 80, im Febergewicht: Witſchorke⸗Phönix Mannheim Lutz⸗ Bf. 86, im Leichtgewicht: Koch⸗Vfe.— Schreieck⸗ Vf. 85 und im Mittelgewicht: Kirſch⸗Phöniz Mannheim— Handſchuh⸗BfK. 86. Waſſerſtaudsbeobachtungen im Monat Februar Nein Bege 3. 4.6 7. Jegar-en 5 7 Saſel 9500.40.40 0 470.38 0 „ 9150 180 39.2002 Manngeim 18030 eh! 1871381381264 Jean 0 000.940, C0f 0 00 Mapau.09 f..10.07 1 Slechingen 9,00.90.69.9, Mannbein.701,75 741.8 176 Heilbronn 0,00 0,0000 00,00 Taub 94 0890, 0820.88 ö Kölr 0670,86.83.6300.60 Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H A Meißner- Feuilleton: Dr. Stefan Kanſer Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder Sport und Bermiſchtes': Willy Müller- Handelsteil: Kurt Ehmer Gericht und alles übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mit⸗ tellungen: Jakob ffaude, fämtlich in annheim— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerel Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeltung G. m. b.., Mannheim. R 1.—6 . N nur die milde, reine, nuch ärzt- licher Vorschriſt für die zarte Haut der Kleinen besonders hergestellte NIVEA IN DERSEIFE Schonend dringt ihr seidenweicher Schaum in die Hautporen ein und macht sie frei für eine gesunde, kräftige Heutatmung. 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H. herabgeſetzt hat, hat ſich demnach das Reichs- bankdirektortum entſchloſſen, unmittelbar zu folgen. Es dürfte hiebei von der Erwägung ausgegangen ſein, dot die Reichsbank bei der großen Spanne zwiſchen London und Berlin den Kontakt mit dem Zeldmarkt verliert, und ſich auch vor dem überwältigenden Hereinfließen kurzfriſtiger Mittel nach Deutſchland ſchützen muß. Ee tiſt auch anzunehmen, daß die Rückflütſſe in der erſten Maͤrz⸗ woche nach der erheblichen Anſpaunung zum Ultimo Februar recht reichlich geweſen ſend. In Betracht kommen dürfte eine Ermäßigung des Dis⸗ kontſatzes um 4 v.., wobei allerdings dahinſteht, ob die Reichsbank nicht die Gelegenheit wahrnimmt, die Spanne zwiſchen Wechſel⸗ und Lombardſatz durch Beibehaltung des derzeitigen Lombardſatzes von 7 v. H. zu vergrößern. Die deutſche Wirtſchaft wird die neuerliche Diskontſenkung in Deutſchland, mit der ſie etwa ſeit einiger Zeit als ſicher gerechnet hat, mit Genugtuung aufnehmen. Neben den geſtern gemelbeten ausländiſchen Banken hat auch die Nieder ländiſche Bank in Amſterdam ihren Diskontſatz von 4 auf 3,5 v. H. geſenkt. Diskonthoffnungen beſtehen auch in der Schweiz. 3 iſt auf heute 75 Javag- A. regreßpflichtig Nach Meinung der Reviſivuskommiſſion Die Reviſionskommiſſion der Favag erklärt am Schluſſe des in der nächſten Woche zu veröffentlichenden Berichtes:„Wir nehmen davon Abſtand, die Fragen der Verantwortlichkeit beſtimmtee Perſonen für Einzel⸗ handlungen oder der etwaigen Haftung des Reichsauſſichts⸗ amtes für den entſtandenen Schaden zu beant⸗ worten. Auf Grund der vorgetragenen Tatbeſtände kom⸗ men wir einſtimmig, ohne uns in grundſätzliche Rechtserörterungen einzulaſſen, zu folgendem Votum: Die Verantwortlichkeit des Vorſtandes halten wir wegen der aus dem Bericht erſichtlichen ſchweren Verſtöße gegen das Geſetz und die Satzung für gegeben.— Die Verant⸗ wortlichkeit des Aufſichtsrats halten wir wegen Unter⸗ laſſung der nach Geſetz und Satzung erforderlichen Kon⸗ trolle für gegeben.“ Vereinsbank in Nürnberg.— Wieder 8 v. H. Divi⸗ dende. Das Inſtitut erzielte im Geſchäftsjahr 1929 einen verteilbaren Ueberſchuß von 562 792%(i. V. 532 897). Hieraus ſoll u. a. wieder eine Dividende von 8 v. H. aus⸗ geſchüttet werden, ferner erfolgen Reſerveſtellungen in Höhe von 150 000(125 000)/ iund nach Abſetzung der ſtatutenmäßigen Tantieme an den Aufſichtsrat werden 58 126/(58 231%) auf neue Rechnung vorgetragen. Im Geſchäftsbericht wird mitgeteilt, daß ſich der Pfandbrief⸗ abſatz faſt ausſchließlich auf den Verkauf Sproz. Goldhypo⸗ theken⸗Pfandbriefe der Bank beſchränkte, und zwar betrug der Bruttoverkauf 6,6 Mill. 4. Der Pfandbriefumlauf hat ſich in der Bilanz von 83,4 auf 85,4 Mill./ erhöht, ferner ſind die Kreditoren von 4,1 auf 5,1 Mill./ geſtiegen. Der Aufwertungsbetrag der Hypotheken⸗ Pfandbriefe erſcheint mit 13,7(13,2) Mill. /. Unter den Aktiven haben ſich Hypothekendarlehen von 84 auf 85,9 Mill./ vermehrt, fer⸗ ner ſind die Debitoren von 6,38 auf 6,5 Mill./ geſtiegen. Die Anlagen der Teilungsmaſſe werden mit 13,7(13,2 Mill./ ausgewieſen. * Vereinsbank Karlsruhe e. G. m. b. H.— 8 v. H. Divi⸗ bende. Die Genoſſenſchaftsbank iſt im abgelaufenen Jahr 905 f weiter auf⸗ und ausgebaut worden. Der Umſatz von kiner Seite des Hauptbuchs iſt um 20 auf 150 Mill.% geſtiegen, die Bilanzſumme von 3,7 auf 4,03 Mill. angewachſen. Die Garantiemtittel betragen zu⸗ ſammen 2,28, Mill. 4. 1,055 Mill.„ neue Kredite gingen im Berichtsfahr hinaus u. 10 525 Wechſel im Geſamtbetrag von 49 Mill.„ ſind diskontiert worden. Die geſamten Außenſtände im Kontokorrent⸗ und Vorſchußverkehr be⸗ liefen ſich am Jahresſchluß auf rund 3. Mill.„, die Mit⸗ gliederzahl hat ſich um 438 vermindert. Der größte Teil der Abgänge entfällt auf Mitglieder, die in den Jahren 19201923 eingetreten waren. Der Reingewinn beträgt 57 284(54 351). Daraus werden 8(9) v. H. Diyldende der G⸗V. am 14. März vorgeſchlagen. Viele gehegten Erwartungen habe das vergangene Geſchäftsjahr unerfüllt gelaſſen, doch ſei das Geſamtergebnis in Anbe⸗ tracht der überaus ſchwierigen allgemeinen Wirtſchaftslage nicht als unbefriedigend anzuſehen. Die Kapitaliſierung der Ruhrſtahl AG. Höchſtens 30 Mill. RM. Aktienkapital Nach unſeren Informationen beruhen die bisher ge⸗ machten Mitteilungen über das vorausſichtliche Grund⸗ kapital der zunächſt als Studiengeſellſchaft mit 50 000 RM. Kapital gegründeten Ruhrſtahl Ac. auf reinen Mut⸗ maßungen. Es iſt kaum anzunehmen, daß das Aktien⸗ kapital mit 40 Mill. RM. angeſetzt wird. Zweifellos wird bei der Einbringung der Gußſtahl⸗ werke Witten Ac. nicht deren Nominalkapital von 10,4 Mill. RM., ſondern ein erheblich niedrigerer Betrag in Anſatz gebracht werden, beſtand doch her dieſer Geſellſchaft bereits im Februar 1928, die allerdings infolge Oppoſition der Gruppe Oppenheimer⸗Köln nicht durchgeführte Abſicht einer Sanierung durch Zuſammenlegung des Aktien⸗ kapttals von 10,4 Mill, auf 3,12 Mill. RM. Die Bilanz von Witten für 1928-29 ſchloß mit 1824182 RM. Verluſt ab. Legt man den Börſenkurs der Wittenergußaktien von zur Zeit 41 Prozent zu Grunde, ſo würde ſich ein Effektiv⸗ wert von etwa 4,5 Mill, für die Einbringung ergeben. Für die Rhein.⸗Weſtf. Stahl⸗ und Walz werke AG. dürfte, da ſich der Börſenkurs auf 98 Prozent be⸗ läuft, an ſich der Nominalwert des insgeſamt 6,5 Mill. RM betragenden Aktienkapitals zur Grundlage genommen werden. Nun ſind aber die Hagener Gußſtahlwerke aus der Stahl⸗Rewag ausgegliedert worden, ſo daß man auch hier nur einen Betrag von etwa 4 Mill. RM. als Ein⸗ bringungswert anzuſetzen haben dürfte. Ueber die Veranſchlagung der Heurichshütte, ſowie über die anderen Modalitäten, unter denen die Henrichs⸗ hütte mit der Ruhrſtahl AG. vereinigt werden ſoll, ſchwe⸗ ben noch Verhandlungen. Ob man hier wirklich einen Wert pon 15 bis 20 Mill. RM. anſetzen wird, iſt jedoch noch zweifelhaft. In unterrichteten Kreiſen bezeichnet man es nach alledem als durchaus unwahrſcheinlich, daß das künf⸗ tige Grundkapital der Ruhrſtahl AG. mehr als 30 Mill. RM. betragen werde. Es werde der Höhe nach eher davun⸗ ter liegen. * Vorfahresdividende bei den Vereinigten Stahlwerken Ban der Jypen und Wiſſener Eiſenhütten AG. in Köln⸗ Deutz. Der am 31. März ſlattfindenden HV. wird eine Dividende von wieder 9 v. H. in Vorſchlag gebracht. „ Maſchinenbauunternehmungen Az., Dunsburg Der Verluſtvortrag aus 198 in Höhe von 2049 090/ hat ſich 1020 um 1 199 648„ vermindert. Die Bilanz per 31. Dez. weilſt noch einen Verluſt von 849 4%. aus. 4 Dentſche Telefonwerke und Kabelinduſtrie., Ber⸗ lin.— Ohne Dividende. Die Bilanzziffern für das Ge⸗ schäftsjahr 1928⸗20 zeigen gegen das Vorjahr eine weſent⸗ liche Entſpannung. Vorräte ſind um 1,64 auf 5,0 Mill. A1, Ban'ſchulden um 106 auf 3,03 Mill. zurückgegangen. Die GVB. am 28. März ſoll den auf 11261(l. V. 87 308) erhöhten Reingewinn vorkragen. Eine Dividende gelangt alſo wieder nicht zur Verteilung. Die Entwicklung im koufenden Geſchäftsiahre wird in Anbetracht der allgemein schlechten Wirtſchaftslage Als befriedigend bezeichnet. Stock u. Co, Spiralbohrer⸗, Werkzeug⸗ und Maſchinen⸗ ſabrik Ach. Berlin. Die Verwaltung ſchlägt die Vertei⸗ Die nachſtehenden Ausführungen geben die wichtig⸗ ſten Teile eines Vortrages auf der Werkbeſitzer⸗Ver⸗ ſammlung des Deutſchen Zementbundes wieder. Ueber die Wege künftiger Finanzierung des Wohnungs⸗ baues gehen die Meinungen ſtark auseinander. Sicher iſt, daß nur bei entſprechender Beteiligung des Privatkapttals wieder jener Zuſtand erreicht werden kann, der zu einem erwünſchten mäßigen Ueberſchuß an Wohnungen führt. Man hat in der letzten Zeit auf dem Gebiete des Woh⸗ nungsbaues den Hypothekenbanken vielfach ein Verſagen vorgeworfen. Als Feſſeln des Realkredits ſtellen ſich heute vor allem die öffentlich rechtlichen Beſchränkungen des Privateigentums dar, das die Grundlage jedes ge⸗ ſunden Realkredites bildet. Gerade in der letzten Zeit ſind mehrere Geſetzentwürfe vorgelegt worden, die den Real⸗ kredit auf das ſchwerſte bedrohen. Hier iſt der Entwurf eines Gebäude⸗Entſchuldungs⸗Steuerge⸗ ſetzes zu nennen, der in ſeiner gegenwärtigen Form vom Reichsrat abgelehnt wurde. Dieſer Entwurf ſieht einen Erſatz der heutigen Hauszinsſteuer durch zwet nebeneinander anfallende Steuern, die Sacherhaltungs⸗ ſteuer und die Entſchuldungsſteuer vor. Früher waren für den Wert eines Hauſes objektiv feſtſtellbare, lediglich im Grundſtück gelegene Anhaltspunkte vorhanden. Heute muß dungsſteuer ermitteln, um den Wert des Anweſens feſt⸗ ſtellen zu können. Auch die Induſtriebelaſtung macht ſich auf dem Gebiete des Wohnungsbaues äußerſt unangenehm fühlbar. So ruht z. B. auf einer Siedlung von 83 Häuſern in München die ganze Induſtriebelaſtung des Bauunternehmers, dem dieſe Wohnhäuſer gehören. Bei der Veräußerung auch nur eines der Häuſer bleibt die ge⸗ ſamte Induſtriebelaſtung als öffentliche Geſamtlaſt an 1. Stelle auf dem veräußerten Grundſtück mit beſtehen. Weitere ſchwerſte Hemmungen des Pfanböbriefabſatzes liegen in der Kapitalertragsſteuer. Die Beſeiti⸗ gung der Steuer für die neuen Emiſſionen genügt nicht, ſondern dieſe muß auch für die älteren Pfandbriefreihen in Fortfall kommen. Geſchieht dies nicht, dann werden unzweifelhaft die älteren Serien gegen neue getauſcht. Verfehlt iſt der Kampf gegen die Auslandsanleihen zum Zwecke des Wohnungsbaues. Es iſt wohl berechtigt, die Frage aufzuwerfen, ob beim Unterbleiben der Ein⸗ fuhr ausländiſchen Kapitals der inländiſche Zinsſatz nicht bedeutend geſtiegen wäre. Die heutige Wohnungsnot iſt vielfach überhaupt keine Raumnot mehr, ſondern ein Mangel an billigen Wohnun⸗ gen. Durch die Angleichung der Mieten von Alt⸗ und Neu wohnungen wird ein Zuſammen⸗ rücken der Mieter der Altwohnungen bewirkt. Es wird von ſelbſt die auf der Mietungleichheit beruhende Woh⸗ nungsnot beſeitigt werden und die Nachfrage nach Neu⸗ wohnungen wird ſich beleben, wenn dieſe nicht mehr weſent⸗ lich teurer ſind als die älteren Wohnungen. Die Deckungs⸗ finanzierung wird weiter gefördert durch Senkung der Zinsſätz e. Gerade hier glaubte man aber, als im ver⸗ gangenen Fahr der Pfandbriefabſatz in beſonderem Maße ſtockte, den Ruf nach dem gprozentigen Pfandbrief erheben zu ſollen. Der Beginn des neuen Jahres hat bewieſen, daß dieſe Stockung nur von vorübergehender Dauer war und daß die Senkung des Reichsbankbiskontſatzes genügt hat, um erhebliche Sparkapitalten der laugfriſtigen Anlage in Goldpfandbriefen zuzuführen. Für den Wohnungsbau heißt die Parole Senkung der Zinsſätze. Nur eine ſolche kann dazu führen, auch bei einer niedrigen Miete den Wohnungsbau wieder voll rentabel zu machen. Es iſt feſt⸗ zuſtellen, daß der Pfandbriefabſatz im Verhältnis zur Vorkriegszeit keineswegs geringer geworden iſt und Oppoſition gegen Petſchek Wir haben bereits vor kurzem angekündigt, daß ſich zur Wahrung der Minderheitsaktionär⸗Intereſ⸗ ſen bei der Eintracht AG., Braunkohlenwerke ein Schutzverband gebildet hat. Dieſer Schutzverband Berlin 'ü15, Kaiſerdamm 215, tritt nunmehr mit einer größeren Broſchüre an die Oeffentlichkeit, in der die im letzten Jahr gegen die Petſchekſche Werks⸗ und Handelspolitik in ver⸗ ſchledenen Zeitungen erſchtenenen Artikel veröffentlicht werden, mit dem Ziel, für die Abſichten des Schutzverban⸗ des größeres Intereſſe bei den Aktionären ſowohl wie in der Oeffentlichkeit zu wecken. Hinter dem Schutzverband ſtehen, ſoweit wir hören, einige Groß a ktionäre, darunter ein beſonders großer aus dem Rheinland, der ſich durch die Petſchekſche Politik geſchädigt fühlt. Bei einem Aktienkapital von 24 Mill. RM. verfügt der Schus⸗ verband bisher über eine Stimmenmacht von rund 1 Mill., die er aber durch in nächſter Zeit geplante größere Werbe⸗ tätigkeit auf eine erheblich höhere Summe du bringen hofft. 5 In der Hauptſache richtet ſich der Kampf der Oppoſilion, wie bereits angedeutet, gegen die großen Gewinne der Petſchekſchen Handelsgeſellſchaften, die vbliig in ſeinem Beſitz ſind und die erzielt worden ſeien zum Schaden der von ihm kontrollierten Werksgeſellſchaften und darett zum Schaden der Minderheitsaktionäre. Petſchel, der bekanntlich u a. die Eintracht AG. die Niederlauſitzer Frohlenwerke, die Ilſe Bergbau AG., die Bleichert' ſchen Braunkohlen⸗ werke, die Braunkohlenwerke Borna, die Phönix AG. für Braunkohlenverwertung und die Klettwitz Bergbaugeſell⸗ ſchaft m. b. H. kontrolliert, habe ſich in Ausnutzung ſeiner Machtſtellung Gewinne auf Koſten und zum Schaden der einzelnen Geſellſchaften zu verſchaffen gewußt. Da Petſchek ſich bisher auf die in der Preſſe erſchienenen Angriffe in keiner Weiſe geäußert habe, ſo ſoll in der demnächſtigen Hauptverſammlung bei den Eintrachtwerken eine Klärung herbeigeführt werden. Darüber hinaus hat es ſich der Schutzverband zur Aufgabe gemacht, der bisherigen Peiſchek⸗ ſchen Hauspolitik mit allen geſetzlichen Mitteln entgegenzu⸗ treten. Die Braunkohlenintereſſen des Jgnaz Peiſchek-Konzerns Anläßlich der Gründung des Schutzverbandes zur Wah⸗ rung der Minderheits⸗Aktionärsintereſſen der Eintracht Braunkohlenwerke AGG. e. V. in Berlin wird feſtgeſtellt, daß die Ignaz Petſche?⸗Gruppe im Laufe der letzten Jahre 70 v. H. der oſtelbiſchen und etwa 23 v. H. der mitteldeut⸗ ſchen Braunkohlenwerke unter ihre Kontrolle gebracht hat. In der Hauptſache ſind dies folgende Werke: Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken Ach. in Welzow .., Niederlauſitzer Kohlenwerke AG. in Berlin, Ilſe Bergbau AG. in Grube Ilſe, Bleichertſche Braunkohlen⸗ werke in Neukirchen⸗Wyhrg bei Borng. Braunkohlenwerke Borna AG. zu Borna, Phönix Ach. für Braunkohlenver⸗ wertung in Berlin und Klettwitz Bergbaugeſellſchaft.b. H. in Berlin. „ Konkursantrag gegen die Gebrüder Gutbrod Gmbß. abgewieſen. Das Konkursgericht Frankfurt a. M. hat den Antrag der Südweſtdentſchen Bank AG. Frankfurt a.., an die Gebrüder Gutörod GmbH., Frankſurt, ein Veräu⸗ ßerunasverbot zu erlaſſen und das Konkursverſohren über das Vermögen der Firma zu eröffnen, abgewieſen. Der Streit der Süd weſtdentſchen Bank mit der Firma Gebr. Gutbrod geht bekanntlich um eine Bürgſchaft der Heyl⸗Beringer AG., Berlin, die von den damaligen Direk⸗ toren ödieſer Geſellſchaft, den beiden Herren Gutbrod ge⸗ lung einer Dividende von w leder 7 v. H. vor. Der Ge⸗ ſchäftsgang im neuen Jahr ſei befriedigend. geben wurde und deren Gültigkeit von letzteren beſtritten wird. man die Hauszinsſteuer und ſpäter die Gebäude⸗Entſchul⸗ Die Finanzierung des Wohnungsbaues Von Dr. Friedrich Wilhelm Kärcher daß auch das allgemein ſür ſchlecht gehaltene Jahr 1920 wohl keineswegs unter den Friedensdurchſchnitt der Pfand⸗ briefmehrung geführt hat Die Rückkehr zur freien Wirt⸗ ſchaft wird auch die Gewährung der Zwiſchenkredite, die heute hauptſächlich von Kreditanſtalten gegeben wer⸗ den, durch Private fördern. Zuſammenfaſſend iſt zu ſagen: Nicht durch Plan⸗ wirtſchaft, ſondern durch Privatwirtſchaft iſt das Problem der Wohnungsbaufinanztie⸗ rung zu löſe n. Es iſt nur zu löſen durch eine Wirt⸗ ſchaftspolitik, die das Vertrauen auf die Grundlage jedes Realkredites in vollem Umfange wieder herſtellt. Dann wird auch jener Unternehmungsgeiſt nicht fehlen, der dem Wohnungsbau ſo notwendig iſt. Die Bautätigkeit im Jahre 1929 Nach„Wirtſchaft und Statiſtik“ war die Ausſicht am Wohnungsbaumarkt zu Anfang des Jahres 1929 günſtig. Ein ungewöhnlich harter Winter legte jedoch faſt die ge⸗ ſamte Bautätigkeit bis in den März hinein brach und, als endlich die Bautätigkeit wieder aufgenommen wurde, hat⸗ ten ſich die Verhältniſſe am Kapitalmarkt ſtark verſchlech⸗ tert. Trotzdem konnte der Wohnungsbau in den meiſten Gegenden wenigſtens annähernd im geplanten Rahmen, wenn auch vielfach nur unter großen Schwierigkeiten und unter weitgehender Vorbelaſtung des nächſten Jahres (1930), durchgeführt werden. In den 92 Gemeinden, die Angaben über den Baubeginn liefern, ſind unter dem Ein⸗ fluß der Froſtpexiode im 1. Vierteljahr nur 10 432 Woh⸗ nungen gegen 17693 im Vorjahre begonnen worden, alſo 41 v. H. weniger. Jedoch bereits der April, in dem 131 v. H. mehr Wohnungen als im April 1928 in Angriff genommen wurden, brachte den Ausgleich. Auch in den nächſten Mo⸗ naten, bis zum September, hielt ſich die Zahl der begonne⸗ nen Bauten über dem Vorjahrsſtande. Das letzte Viertel⸗ jahr hatte jedoch gegenüber dem Ergebnis 1928 einen Aus⸗ fall von rd. 3 200 Wohnungen oder 11 v. H. aufzuweiſen. In den 96 berichtenden Groß⸗ und Mittelſtädten war der Reinzugang an Gebäuden für gewerbliche und ſonſtige wirtſchaftliche Zwecke mit 6 218 um 7 v. H. größer als im Jahre 1928, der Reinzugang an Wohngebäuden mit 30 714 nur um 0,3 v. H. größer, während der Reinzugang an öffentlichen Gebäuden(383) um 21 v. H. abgenommen hat. Damit iſt der Anteil der Wohngebäude am Geſamtrein⸗ zugang, der ſich in den Jahren 1925 bis 1928 ſtändig erhöht hatte, im Berichtsjahr um ein geringes zurückgegangen. Von dem Reinzugang in den 96 Berichtsſtädten entfielen 82,8 v. H. gegen 83,0 v. H. im Vorjahre auf Wohngebände, 16,7(15,7) v. H. auf Gebäude für gewerbliche und ſonſtige Zwecke und 1,0(1,3) v. H. auf öffentliche Gebäude. Nach einer Zuſammenſtellung des Preußiſchen Miniſte⸗ riums für Volkswohlfahrt wurden 1929 in ſämtlichen Ge⸗ meinden Preußens etwa 198 500 Wohnungen in Wohn⸗ häuſern(ohne Umbauten) gegen 185 500 im Vorjahre ferttg⸗ geſtellt, mithin 19000 Wohnungen oder 7 v. H. mehr. Auf⸗ grund der preußiſchen Angaben und des Ergebniſſes der monatlichen Ermittlungen in ſämtlichen Groß⸗ und Mittel⸗ ſtädten kann man ſchätzungsweiſe annehmen, daß der ge⸗ ſamte Reinzugang im Deutſchen Reich ſich 1929 auf annäh⸗ hernd 330000 Wohnungen(im Vorjahre 310 000) belaufen haben dürfte.— Begonnen wurden in 92 Gemeinden, die hierüber berichten, 5 832 Nichtwohngebäude und 130 510 Wohnungen(ohne Umbauten), während in dieſen Städten etwa 7500 Nichtwohngebäude und 126 000 Wohnungen fer⸗ tiggeſtellt wurden(Rohzugang). Der am Ende des Jahres 1929 in Arbeit begriffene Baubeſtand war mithin in den 92 Groß⸗ und Miktelſtädten bei den Wohnungen um etwa 4000 größer als Ende 1928. 1 1 „Augsburger Buntweberei vorm. L. A. Riedinger, Augsburg. Aus 202 284(440 243)/ Rein ge w inn wer⸗ den bekanntlich 6(10) v. H. Dividende vorgeſchlagen. Nach dem Bericht konnte die Geſellſchaft März bis Juni 1929 nur mit einer Leiſtungsfähigkeit von 70 v. H. arbeiten. Später habe ſich die Lage etwas gebeſſert bei jedoch nicht aus⸗ reichenden Preiſen. Im neuen Jahre ſei die Geſchäftsent⸗ wicklung unbefriedigend bet weiter verſchlechterten Export⸗ möglichkeiten und anhaltendem Konkurrenzlampf. Die Bilanz verzeichnet 131(0,95) Verbindlichkeiten und Rückſtellungen, andererſeits 2,18(1,94) Außenſtände und Guthaben, 1,6(1,75) Mill.„ Vorräte. Anlagen ſind mit 3,50(3,4) Mill., bewertet. & Golo Schuhfabrik AG., Frankfurt a. M. Wie wir er⸗ fahren, ſind genügend Zuſtimmungen von Gläubigerſeite zur Eröffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens ein⸗ gegangen, um die Eröffnung des Verfahrens herbeiführen zu können. Inzwiſchen ſind mit verſchiedenen Intereſen⸗ ten für das Werk Verhandlungen eingeleitet worden, die noch nicht zum Abſchluß gekommen ſind. Dieſe Verhand⸗ lungen werden augenblicklich weitergeführt. * Juſolvenz Lederwerke Höchſt A. Biringer AG., Frank⸗ furt 3..⸗Höchſt. Die Geſellſchaft, die bekanntlich ihre Zahlungen einſtellen mußte, hat einen Status aufgeſtellt, nach dem bei 788 316/ Geſamtpaſſiven nur 120 513. Aktiven frei verfügbar ſind. Den Gläubigern wird ein außergerichtlicher Vergleichsvorſchlag unterbreitet, der für die unbevorrechtigten Gläubiger eine Quobte von 30 v.., zahlbar in mehreren Raten zu je 5 v.., vorſieht, während die Forderungen bis zu 200/ voll befriedigt werden ſol⸗ len. Die Herren Biringer erklären ſich ferner für den Fall des Zuſtandekommens des Vergleichs bereit, ihre per⸗ ſönliche Forderung von 201 000“ gegen die AG. bis zur Erfüllung des Vergleichs zurückzuſtellen. Am 10. März findet eine erſte Gläubigerverſammlungsſtott. „ Zahlungseinſtellung einer Wormſer Weingroßhand⸗ lung Die Wormſer Weingroßhandlung Fritz Clemens hat ſich infolge der ſchlechten Lage am Weinmarkt ge⸗ zwungen geſehen, ihre Zahlungen einzuſtellen. Es wird ein Vergleich mit den Gläubigern angeſtrebt. Die erſts Gläubigerverſammlung findet heute ſtatt. Auswirkungen der Kaffeezollerhöhung Die billigſten Sorten am höchſten beſtenert.— Röſtkaffeepreiserhöhung. Nachdem die Zollerhöhung für Rohkafſee von 65 auf 80 Pfg. und für Röſtkaffee von 87 Pfg. auf 1,50 ie Pfd. am 5. März in Kraft getreten iſt, haben die Röſter be⸗ ſchloſſen, ihre Preiſe für Röſtkaffee vom gleichen Tage ab um durchweg 20 Pfg. ſe Pfund zu erhöhen. Der erhöhte Rohkaffeezoll(Röſtkaffee wird in nennenswerten Mengen überhaupt nicht eingeführt) wirkt ſich dahin aus, daß ſetzt auf das Pfund von in Deutſchland hergeſtelltem Röſtkaffee ein Zoll von 1/ entfüllt und zwar gleichmäßig auf die teuerſten wie auf die billigſten Sorten, da der Kaffeezoll ein Gewichtszoll iſt. Nach Berechnungen der Kommiſſion für Kaffeepropaganda wirkt ſich die Zollerh ßes bei den einzelnen Kaffeeſorten in folgender Weiſe aus: Bei 1 Pfd. Kaffee zu 885 M beträgt der Zoll 28 65 v 1 10 1*„„* 1 5„„ *„„ 1 5„ 2 50„ 40 Hieraus ergibt ſich, daß die billigſte 1772 v. H. höher Zollerhöhung dazu ausgenutzt, umfangreiche Mengen ein⸗ zuführen. In der letzten Woche wurden über Hamburg 76 000(Vorwoche 35 000) Sack Kaffee, davon 33000(3000 Braſilkaffee importiert; den Reſt ſtellten gewaſchene und Beiſorten dar. Die Hamburger Lagerbeſtände betrugen Ende Februar 176 892(Januar 199 360) Sack, davon 60 000 Sack Braſilkafſee. Der Rückgang der Beſtände iſt darauf zurückzuführen, daß der Abzug von Loko⸗Kaffee nach dem Inland angeſichts der bevorſtehenden Zollerhöhung in allen Preislagen bedeutend war. Behandlung des Geſchäfts freiere Hand erhält, ſtimmten Leipziger Meßbonnerstag Da aus Weſtdeutſchland noch zahlreiche Einkäufer eln⸗ treffen, iſt der Beſuch, beſonders der Techniſchen Meſſe, auf der die fachwiſſenſchaftlichen Tagungen eine große Anziehungskraft ausüben, in den letzten Tagen noch geſtiegen. Am Dienstag und am Mittwoch ſind auf der Techniſchen Meſſe 48 000 bezw. 56 000 Beſucher gezählt wor⸗ den; das ſind 5000 bezw. 10 000 mehr als im vergangenen Jahre. Die Ausſteller vieler Branchen erklären ſich mit dem bisherigen geſchäftlichen Ergebnis ſehr zu⸗ frieden. Auf einen Apparat für die Textilinduſtrie ſind beiſpielsweiſe am Montag ſo viele Aufträge erteilt wor⸗ den wie im Vorjahre während der ganzen Meſſe. Die Abſchlüſſe an den Meſſeſtänden ſcheinen übder⸗ haupt weſentlich ſchneller als ſonſt zu erfolgen. Auch große Objekte, wie Turmdrehkräne, ſind mehrfach verkauft worden. Die Ausſteller für Kältemaſchinen erklären ſich mit den bis jetzt erzielten Aufträgen zufrieden. In Haushalts maſchinen und Apparaten in mittlerer Preislage hält der geſchäftliche Verkehr lebhaft an. Süß waren verkaufen ſich weiter gut; auch das Kunſtgewerbe iſt mit dem Geſchäftsgang zufrieden, Bei Porzellan⸗,„ Glas⸗ und Papierwaten macht ſich die Summierung kleinerer Aufträge der deutſchen Kundſchaft günſtig geltend. Die Textilmeſſe, die am Donnerstag abend ihren Abſchluß fand, neuheiten und in gangbarer Ware die Erwartungen durch⸗ weg erfüllt. Das Inland hat beſſer beſtellt, als man er⸗ warten durfte; allerdings immer nur in Artikeln, die gleich an die Kundſchaft wieder abgeſetzt werden können. Einige größere Aus lands aufträge laſſen erken⸗ nen, daß die deutſche Qualitätsware, da wo der Wett⸗ bewerb nicht durch Hochſchutzzölle beengt wird, ſich den Markt allmählich zurückgewinnt. Ausländiſche Käufer ſtellten vor allen Dingen England, Holland und Skan⸗ dinavien und außerdem die franzöſiſchen Warenhäuſer Mit dem Abſchluß der Textilmeſſe dürfte der Beſuch der Textilmaſchinenmeſſe noch lebhafter werden, da ſich die Fabrikanten, wenn ſie das Ergebnis der Textilmeſſe über⸗ ſehen können, ſich gerne über alle techniſchen Neuerungen in der Sonderſchau„Textilmaſchinen“ orientieren. Pfälziſche Preßhefen- und Syritfabeik Ludwigshafen Die Geſellſchaft berichtet über Zunahme des Hefe⸗ abſatzes, doch ſei im Geſchäftsjahr 1928⸗20 im Preisrück⸗ gang noch kein Stillſtand eingetreten. Die Beſchäfti⸗ gung wird als ausreichend bezeichnet, der Gewinn war aber infolge des herabgeſetzten Reinigungslohnes geringer als im Vorjahr. Der weitere Aus bau der Fabrik⸗ anlagen hätte wieder größere Geldmittel erfordert— in der Bilanz erſcheinen 75118 RM. Zugänge. Vom Branntweinmonvopol ging ein ziffernmäßig nicht genannter Abſindungsbetrag ein, der zu ao. Abſchreibungen verwen⸗ det wurde— die Abſchreibungen erhöhten ſich von 100 626 auf 192275 RM. Der Bruttogewinn wird auf 90. September mit 1,28(1,097) Mill. Mk. aufgeführt. Infolge des Mehrabſatzes erhöhten ſich auch die Betriebsunkoſten von 0,86 auf 0,96 Mill. RM., ſo daß nach Berückſichtigung der erhöhten Abſchreibungen ſich der Reingewinn auf 108 331(108 385) RM. einſchließlich von 4474(2916) RM. Vortrag ſtellt. Wie ſchon mitgetellt, ſollen hieraus wieder 9 v. G. Divldende ausgeſchüttet und nach Abzug der Tan⸗ tiemen in Höhe von 13 638 Mk., 4693 RM. auf neue Rech⸗ nung vorgetragen werden. Aus der Bilanz: Grundſtücke und Gebäude 596055(720 778) RM., Fabrikeinrichtung 500 065(495611) RM., Waren 170 305(78 677) RM., Debi⸗ toren und Bankguthaben 192 464(301 838) RM., dagegen bei unverändert 1 Mill. RM. AK. und 197 182 RM. ge⸗ ſetzliche Rücklage Kreditoren 310 734(442 876) RM. 1 i Zechenbeſitzerverſammlung im Rheiniſch⸗Weſtfäliſches Kohlenſyndikat. Am 6. März fand in Eſſen die ange⸗ kündigte Zechenbeſitzerverſammlung als erſte Vollſitzung über die Verlängerung des Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlen⸗ ſyndikats um 10 Jahre ſtatt, in der in der Handelsfrage und den Zuwachsbeteiltgungen bereits eine grundſätzliche Einigung erzielt werden konnte. Der vorgeſchlagene Neu⸗ reglung der Handelsfrage im beſtrittenen Gebiet, die im weſentlichen dahingeht, daß die bisherigen Vorrechte des Zechenhandels wegfallen und der Syndikatsvorſtand in der ſämtliche Mitglieder mit wenigen Ausnahmen zu. * Reichsverband der Dentſchen Induſtrie gegen Tarif erhöhung. Der Verkehrsausſchuß des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie hat ſich in ſeiner letzten Sitzung mit der Tariflage der Reichsbahn eingehend beſchäftigt. In der aus allen Teilen des Reiches ſtark beſuchten Sitzung wurde unter Würdigung der ſchwierigen Finanzlage der Deutſchen Reichsbahn einmütig zum Ausdruck gebracht, daß alle Anſtrengunen gemacht werden müßten, um eine Er⸗ höhung der Tarife zu vermeiden. Deviſenmarkt Im keutigen Fri verkehr notieren Pfunde gegen New Pork 86.09 Schweiz 25,1 Stockholm 18.11 Paris 124 2 Holland 12.12 Madrid(40. Brüſſel 34.89 Oslo 34, Dollar geg. Rm. 418 Mailand 92.80 Kopenhagen 18.15 Pfunde„„ 20438 Seit 22 Fahren der niedͤrigſte Zinkpreis Skeptiſche Beurteilung der neuen Kartell⸗Verhandlungen In maßgebenden Kreiſen der deutſchen Zinkinduſtrie werden die Nachrichten über Wiederaufnahme der Ver⸗ handlungen zur Bildung des Internalionalen Zinkkartells ſkleptiſch beurteilt. Es gewinnt dem Anſchein, als ob beſonders angeſichts der kroſtloſen Lage des Zinkmarktes der Wunſch der Vater des Gedankens ſei. Jedenfalls wird den dieſer Tage in Paris ſtattfindenden Beſprechungen keine allzu große Bedeutung beigemeſſen. Der Londoner Rohzinkpreis wies vor kurzem mit Lſtr. 18 6/3 den 1 ſten Stand ſeit 22 Jahren auf. Gegenwärtig notiert Roh⸗ zink Eſtr. 18/10 bis 19 2/6. Elektrolytzink bedingt Baſſs Hamburg⸗Antwerpen einen Aufſchlog von Lſtr. 2/—. Det Konſum iſt außerordentlich ſchwach und es ſprechen alle An⸗ zeichen dafür, daß in nächſter Zeit keine wesentliche Bewe⸗ gung eintritt. Es verlautet, daß einzelne Gruben bei der gegenwärtigen Preislage neue Erzkontrakte nicht mehr tätigen, ſondern ſich lediglich auf die Auslieferung der früheren, zu beſſeren Preiſen abgeſchloſſenen Kontrakte einſtellen. Der Ausgang der Beſprechungen über die Wiederaufrichtung des Kartells wird beſten Endes davon abhängen, ob ſich die American Smelting u. Refaining Co. doch dazu verſtehen wird, ihr Rohzink⸗Export⸗Kontingent für Europa herabzuſetzen. Das Ende der amerikaniſchen Weizenſtützungen Wer die Nervoſikät bei den letzten Weizen⸗Stützungs⸗ maßnahmen in den Vereinigten Staaten verfolgte, dem kommt die Nachricht, daß Amerika mit ſeinen Notſtands⸗ altionen am Ende ſei, keineswegs überraſchend. Es zeigt ſich immer deutlicher, daß ſelbſt ein ſo kaptalkräftiges Land, wie die Vereinigten Staaten, ohnmächtig iſt, wenn es gilt, elementarer Exeigniſſe Herr zu werden. Das, was die Welt im vorigen und in dieſem Jahr an„Ge⸗ treideüberſchwemmungen“ erlebte, geht weit über normale Vorſtellungen hinaus. Wenn es uns Deutſchen nicht ge⸗ glückt iſt, die Roggenkalamität zu meiſtern, ſo iſt dies des⸗ halb verſtändlich, weil der Roggen nur ein begrenzt abſetz bares Produkt iſt. Die Amerikaner dagegen kaun man von ſchwerer Schuld nicht freiſprechen. Sie haben ſogar in den lekten Jahren noch in denen das Mißwerhältnis zwi⸗ ſchen Anbau und Verbrauch ſchon recht deutlich zu Tage trat, ihre Weizen anbaullächen ſtändig vergrößert, anſtatt den gegebenen Verhältniſſen Rechnung zu tragen. Je icht ſich die Außerochtlaſſung des ehernen Geſetzes, daß der Preis einer Ware ledielich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage reguliert wird, daß Einſpeicherun⸗ gen von Getreide vorübergehend ſich wohl rechtfertigen laſſen, aber niemals zu einem Programm werden dürfen. hat in Mode⸗. 2 ˙ A ee ngenen en ſich d u- ie ſind t wor⸗ über⸗ [gen. ehrfach inen rieden. en in aft an. ch das frieden. baren utſchen die am Mode⸗ durch⸗ nan ex⸗ e gleich erken⸗ Wett⸗ ſich den Käufer Skan⸗ häuſer. ich der ich die e ber⸗ rungen abril Hefe eisrück⸗ äftf⸗ in war eringer brik⸗ dert— Vom tannter berwen⸗ 130 626 auf 30. Infolge inkoſten htigung nen auf ) RM. v. G. r Tan⸗ e Rech⸗ noͤſtücke ichtung „Debi⸗ dagegen M. ge⸗ äliſchen e ange⸗ Uſitzung Kohlen⸗ elsfrage ſätzliche ne Neu⸗ die im chte des in der timmten kartells b rutes ls wird chungen ondoner 7 rt Roh⸗ t Baſis Der alle An⸗ Bewe⸗ bei der t mehr ing der ontrakte ber die 3 davon ing Co. utingent en ützungs⸗ te, dem ſtſtands⸗ Ls zeigt räftiges t, wenn Das, an„Ge⸗ normale ticht ge⸗ ies des⸗ t abfetz⸗ icherun⸗ fertigen dürfen. * — Freitag, den 7. N f Ersttel. den Wir ſuchen für Man welcher den Konfumartikels, den muß, übernimmt. amtlich geſchützt und Jahresperdienst Herren mit gutem Leumund 5 Verkauf kärz 1930 Neue 8 8(Mittag⸗ b ral. Vertrieb nheim einen Herru, eines bedeutenden 8 5 ieder Kaufmann haben Der Artikel iſt patent⸗ behördlich zugelaſſen. bd. NH. 20000 die über R. 2000.— verfügen, wollen ſich von 10—1 bei u * —6 Uhr M nſerm Herrn Lorjs, 1 5 5 Teen II enstnbeah te beim Vertrieb meines hervorragenden Apparates (D. R. P..) für Niederdruck ⸗ Dampfheizungs⸗ anlagen. 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März 0 Der größte Lustspiel-Erfolg, den Berlin seit Aerzen gehenden Handlung und des dra- vorm. 11.30 Uhr ö Jahren erlehte! 5 matischen Splels der schönen blonden 5 ö E Pole ser Rasten Film-Vortrag Dle Kritiken sind geradezu phantastisch! 3 5 15 5 2 in seinem neuesten Großfilm: 8 f . Heute Freiſag Eine Nac! bas schaffende 2 Beginn der großen Lustspiel-Wochel. 5 22 Der Kritiker hat gesagt: Kinder, geht hin mit eurem 5 Im Praler 1 g 755 ganzen Griesgram und wenn Ihr beim Verlassen des 5 Regie: Jos. v. Sternberg 1 25 Theaters nicht wieder euer seelisches Gleichgewicht[Eddie als Tauch- und Entfesselungs- In weiteren Rollen: Eine Stiidtenbese en 255 habt, dann ist Euch nicht zu helfen, dann geht an 5 künstler, als 5 15 e 2 James Hall einigten Staaten, New Vork bis 5 die Kasse und lasst euch das Geld zurückzahlen. r eehtkelen Abenteuern! Gustav von Seyffertitz. 5 25 TTT 15 8 Vortrag: 22 N 0 5 Hierzu; 15 A. U. Winterfeld 5 I 8 Liebesf alle 1 Marion Dauies Berl. Tageblatt: Die fesselnden 5 0 1 85 in dem enteückenden Lustspiel: Ausführungen fanden ebenso wie 8 1 3 25 2 der sehenswerte Film reichen Beifall. egen amtes, Ei Mädel mit Tempo Ein neues Lustspiel mit dugendliche haben Zutritt! 5 Vorverkauf an beiden Theaterkassen und beim Nordd. Hoyd- Büro, O 7. Mk. 80,.,.30,.50 7%%%„% b 5 1 9950 Laura la Plante 7 lustige Akte Anfangszeiten: 3.30 8 Uhr Beginn:.00,.30, 8 00 Uhr 25 National-Theater Mannheim. Freitag, den 7. März 1930 Vorstellung Nr. 209 Außer Miete · Vorrecht F Toe fraündea er nge Berlin die beiden Cy ank alt(8 28s) Schauspiel von Friedrich Wolf 9 Un d 40 0 U Regie: Hans Hinrich Anfang 20 Uhr Ende 22 Uhr Pers onen: Mutter Fent, Arbeiterwitwe Walburga Gmür U 2 7 gonmteg wumftag fl 30 Ul Auf vielseitigen Wunsch: Elnmallge Vorführung des wunder vollen, in seiner Elgenari unuber- treſllichen Großfiims Darsteller veranstalten ante H. Lamstag mittag g Hete, ihre Tochter Renée Stobrawa 0 8 5. 8 aul, Heizer Gerhard Bienert g 0 Eine roßse 3 ö Prosnik, Hausverwalter Ludwig Roth 2 895 9— 89 55 Kuckuck. Zeitungss verkäufer Reinhold Bernt— 0 * Max, Metallarbeiter Adolf Fischer 11D Er-. 5 Frau Klee, Arbeiterfrau Ilse Fürstenberg 5 Frau Witt, Arbeiterfrau Lotte Schrammke— f Dr. Moeller. Arzt 11 Werner Gene Abschieds- Vorstellung Madame Heye, frühere Hebamme Rose Grawz f 5 5 Kriminalkommissar Kurt Werther zu ermäßigten Preisen 5 Eine Dame Lo te Schrammke ö Ein Kliminalbeamter Ernst Hoflmann 530 und 55 3 ler König des Dschungels Dieses Bilderband ist ein kümhistorisches Ereignis. Es steht außerhalb ſeder Kategorie. Weder ein Kul- tur- noch ein Spielfilm im üblichen Sinne, sondern ein in tausend Tropen- farben blühendes Ge- mälde von dem harten Schicksal einer siame- sischen Familie u. deren unerbitt! Kampf gegen Tiger, Leoparden, Schlangen u. Elefanten versdumen Sie diese Vorstellung nicht! Volles Orchester! Eintrittspreise Mk..— u..50. Jugendliche haben Zutritt! Alle Kinder sind herz- lichst eingeladen von pat U. Patachonz us tsplel- Jonpehrograam TVorzugskarten haben Sültigkelt f 60 bis 0 Anfang: 2. 30.10,.20.10 Uhr APorrLO d Heufe 8 Uhr Dremiere und das große Programm. Morgen Samstag 4 Uhr mit ungekürztem Programm bei kleinen Preisen. neee d ese eee 5 1 Die mitternächtigen Abenteuer des guten Onkel Henry im Sündenbabel Berlin. Regle: Georg Jacoby in den Glanzrollen: Siegfried Arno Fritz Kampers Nenry Bender Lucle Englisch/ pegqy Norman/ Lydia Potechina Feinste Tafelbutter rtund.80 ( iochter 227. Emmentaler. 57d. 48 u. 35 ö Frische Landbutter rund.50 Aeier- Sr: 3% NUL ud eln 5 Hochapartes Ab heute bis einschl. Dienstag Wilnelm Ofeterle u. Lyn Deyers Ich lebe für Dich Die Geschichte einer wahren großen Liebe Mann helm wartet auf den auf den Rennwiesen aufgenommenen Kindermaskenfiim von W. Kelling. „Der Liebrelz unserer Minder im Film- Das Publikum stimmt an Hand der an der Kasse verabfolgten Stimmzettel ab. Die besten Aufnahmen erhalten Preise. Is gelangen wertvolle Preise, gestiftet von hiesigen Firmen, zur Verteilung. Auf cler Bühne: Der bestvekannte Autor-Humorist Max Paulsen mit für Mannheim neuem Repertoir: 1) Der Koch vom Deutschen Haus. 3 Bilder von einst und jetzt. 3) G golo- Pa odie. Beginn werktags 65 Uhr urier: Die ſehr aut ſitzenden Titel jagen ſich mit Wa en 5 gegenſeitig um den ſtärkſten Bei⸗ fall und größten Raſerei des losgelaſſenen Publikums. 1% b„„„„„ b b 5 am Mittag: Ein Film, der in jedem Einfall orbönt. 5 2 ſchmetternd dröhnender Erfolg, Jacobys Regie don⸗ nerte, ſchmetterte, dröhnte, daß ſich die Linſe bog. d Vari Sts Tonft Imi X. Cugat und seine GIgolos begeistert das Publikum. Dazu Vilma Banks bilbsühne: Wie lange mag es her ſein, daß man in 9 e nicht 1008 ſo gelacht hat, ſo mitge⸗ riſſen, ſo hingegeben. Das deutſche Lichtſpiel⸗Publikum Wirb allen Lichtſpielſtätten Dank wiſſen, dle ihm dieſen Esſtlichen Film beſcheren. 5 m reich. Zubehör, feines 82¹² 2 Nein Himmeſfeleh??“ 27 tansgabe: Derbſaftige Situationen und nette Einfälle 2 bier zu einer ſo flotten Szenenfolge vereint, daß un⸗ aufhörlich Lachſalven im Publfkum ertönen. Ein immer⸗ währendes lustiges, zuweilen köſtliches Auf und Ab. S⸗Uhr⸗ Abendblatt: Es herrſchte eitel Fröhlichkeit und Wonne eſtern abend im Atrium. Lachſtürme über Lachſtürme Bperſchatteten das Haus und des Beifalls war kein Ende. rr 6 e 5 N Das Geheimnis in aud ariten Se der Höllenschlucht eise 58 erf. J. ul& Lo. 4 Mybdell⸗Küchen 8 R. 210.—, 290.—, 310.— 2 5 5 mit groß. 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Rißmann Mannheim Feudenheim, 7. 5 — S NN Beerdigung findet am Samstag, den 8 März nachmittags 125 Uhr von der Leichenhalle Mannheim aus statt S8. 5 1925 zen een 5 92 5 1 Der wohlschmeckende legeno-⸗Schlankheitstee, der . 5 5 aus 2J Heilkersutern unter wissenschafflicher Kontrolle Dance wer dars 1 1 85 dect uc 25 e 3 7 ö bi cli 85 Sicke an NN nen roc zacnev. ves hergestellt wlrel, helehi die Leber- und Dermtäfigkeit, Herronkleider 2 10 1555 deten been 0 ane 85 8 5 Wirlet blutreinigend und hoseiſigi Korpulenz. Dieselbe Wirkung erzielen Sie mit Tesane⸗Pillen, Prels je Feckung k.. 50, Verlengen Sie belehrende Broschüre. Saldde, pfaaasckeine C F Zohlreiche Dankschreiben. Zu haben in aſlen Apofn. Großnlederlage: Andreae Noris Zahn& Co. Tel. 25474..³5 Generaldepot: Roland-Apotheke. Köln a. Rh. 72. FEE intel, 6 5, 5 Die Sachgewinne des Preisausschrelbens „Wer fucnt sind ab Freitag, scnemhaus Wurlm Auedamm ausge Mannheim p 3, 14 beffentſohe Aufforderung f N zur Anmeldung der Erbrechte im Nachlaß des lebigen Sprachlehrers Nikolaus Eſimowicz Faklerowicz in Mannheim, G 1. 9, verſtorben am 27. November 1928 und geboren am 19. Ok⸗ tober 1869 in Kiew, ergeht hiermit gemäß 8 1965.G. B. Das Erbrecht iſt bis ſpäteſtens zum 6. Mai 1930 beim unterzeichneten e gericht anzumelden. Mannheim, den 6. März 1930. Water. drohkrattwele Mannheim Akflen gesellschaft Auf den 13. Halbjahreszinsſchein unſerer Hhigen Kohlenwertanleihe werden für die Zeit vom 1. 9. 20 bis 28. 2. 30. R..61 je Tonne und für die Stücke, die auf Reichsmark umgeſtellt find, 37 des Umſtellungsbetrages, jeweils ab⸗ züglich der Kapitalertragsſteuer, gezahlt. den 7. Mürz im Schaufenster der Firma gewinnt“ ann 8., 2 r Lade bannen stellt aphinx Propaganda Karl Krems Ken Lung, das Naciiges green! 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