1 . Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..—. Einzelverkaufspreis 10 Pfg.— Abholſtellen: Walbhofſtraße 6, Schwetzinger⸗ ſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, W Oppauerſtraße 8.— Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Feruſprecher: Sammel⸗Nummer 24951 Poſtſcheck⸗Konto Nummer 17590 Karlsruhe. — Telegramm ⸗Adreſſe: Nemazeit Maunheim Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 2mm breite Colonel⸗ zeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile.— Für im Voraus zu bezahlende Familien⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen be⸗ ſondere Sätze.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Beilagen: Sport der N. M. 5.» Aus der Wel der Cechnil* Kraftfahrzeug und Verleehr* Die fruchtbare Scholle Steuer, Seſetz und Recht„Neues vom Film Mannheimer Franenzeitung Für unſere Jugend„ Mannheimer Reiſezeitung Mannheimer Vereinszeitung„ Aus Seit und Leben& Mannheimer Muſilezeitung Mittag⸗Ausgabe Mittwoch, 23. Juli 1930 141. Jahrgang— Nr. 334 4 8 ö ataſtroph e in Koblenz Eine ſchmale Pontonbrücke, auf der ſich 100 Menſchen befanden, ſtürzte am ſpä ilen Abend ein Bisher ſind 38 Todesopfer geborgen Eroͤbebenkataſtrophe in Italien Jahlreiche Todesopfer und Verletzte Tragiſcher Abſchluß der Befreiungsfeier Telegraphiſche Meldung Koblenz, 23. Juli. Nach Abſchluß der glänzend verlaufenen Beleuch⸗ tung der Feſte Ehrenbreitſtein und des Deutſchen Ecks ſtrömten die Maſſen, die am Neuendorfer Ufer zu Tauſenden verſammelt waren, über die ſchmale Pontanbrücke des Sicherheitshafens Koblenz⸗ Lützel. Als ſich etwa 100 Menſchen auf der Brücke befanden, brach dieſe zuſammen und ſämtliche Per⸗ ſonen fielen ins Waſſer. Die ins Waſſer Gefallenen wurden zum Teil von den niederſtür zenden Balken erſchla⸗ gen, zum Teil von den umkippenden ſchweren Pon⸗ tons unter Waſſer gedrückt. Nur einige in der Nähe des Ufers befindliche Per⸗ ſonen konnten ſich retten, andere wurden herausge⸗ fiſcht. Der größte Teil ertrank. Bis 12 Uhr nachts waren 24 Leichen geborgen. Vis 3 Ahr 38 Tote geborgen Koblenz, 23. Juli. Bis gegen 3 Uhr früh waren an der Unglücksſtelle am Neuendorfer Eck 38 Tote geborgen. Zehn Perſonen ſind leicht verletzt worden. Die Feuerwehr war innerhalb von zehn Minuten an der Unglücksſtelle, ebenſo zahlreiche Schupobeamte, die für die notwendige Abſperrung und mit Pechfackeln für die erforderliche Beleuchtung ſorgten. Sofort waren zahlreiche Kähne zur Stelle. Mit langen Haken und Stangen wurde der Floß⸗ N hafen abgeſucht und abgetastet. Mehrere Verletzte wurden mit Krankenautos in die nächſtgelegenen Kraukenhäuſer übergeführt. An der Unglücksſtelle erſchienen auch der preußi⸗ ſche Wohlfahrtsminiſter Dr. Hirtſie fer, Oberbür⸗ germeiſter Ruſſel und der Polizeipräſtdent. Das traurige Unglück iſt auf einen Zuſammenbruch der leichten Brücke zurückzuführen, die für den öffentlichen Verkehr an ſich nicht beſtimmt war. Da die Vermutung beſteht, daß noch mehr Perſonen er⸗ trunken ſind, werden die Bergungsarbeiten im Dun⸗ kel der Nacht emſig fortgeſetzt. Auf der Brücke befand ſich zur Zeit des Einſturzes auch eine Schweſter mit einer Gruppe Schülerinnen, die ſämtlich ins Waſſer ſtürzten. Sechs der jungen Mädchen ertranken. Bericht eines Augenzeugen — Koblenz, 23. Juli. Ein Augenzeuge der grauſigen Kataſtrophe ſchil⸗ dert den Vorgang des Unglücks wie folgt: Ich hatte mich mit Bekannten über die Unglücksbrücke zum Neuendorfer Eck begeben, um von dort aus das Feuerwerk beſſer beobachten zu können. Die letzten Leuchtkugeln waren am nächtlichen Himmel verglüht, als viele Beobachter des Jeuerwerks heimwärts über die ſchmale Brücke am Eingang des Sicherheits⸗ hafens in Koblenz⸗Lützel drängten. Ich befand mich in einem Zuge freudig geſtimmter Menſchen auf der Brücke kurz vor dem Lützeler Ufer, als plötzlich mit lautem Krach und Getöſe die Brücke unter den dicht gedrängt Kopf an Kopf auf ihr befindlichen Menſchen zuſam⸗ meubrach und die auf ihr befindlichen Männer, Frauen und Kinder mit ſich in die Tiefe riß. Ich ſelbſt ſtirzte mit in den an dieſer Stelle beſon⸗ ders tiefen Floßhafen, gellende Hilferufe ſchallten über die dunkle Waſſerfläche. In der höchſten Not klammerten ſich ins Waſſer Gefallene aneinander. Da ich nahe am Üfer war und einen Halt hatte, gelang es mir, verſchiedenen in der Nähc befindlichen Leuten beizuſtehen und ſie vor dem Tote zu retten. Indeſſen ſchlugen die unglücklichen auf⸗ und untertauchenden Menſchen in ihrer höchſten Angſt und Not um ſich. Die Dunkelheit und die Todesaugſt behinderten naturgemäß die gegenſeitige Hilfeleiſtung, und eine wilde Panik hatte alle er⸗ Friffen. Die Leichen der auf ſy tragiſche Weiſe ums Leben Gekommenen werden zur Feſtſtellung der Perſona⸗ lien in die Turnhalle an der Telegraphenkaſerne ge⸗ bracht. Die Beerdigungskoſten übernimmt die Stadt. N unſ. römiſchen Vertreters Ro m, 23. Juli. Italien iſt heute nacht kurz nach 1 Uhr von einem Erdbeben heimgeſucht worden, dem eine Anzahl Menſchen zum Opfer gefallen iſt. In Neapel wurde durch das wellenſörmig auftretende Beben ein Palaſt teilweiſe zum Einſturz gebracht, wobei z wei Perſonen getötet und ö verletzt wurden. Weiter wurde durch den Einſturz eines fünfſtöcki⸗ gen Hauſes ein Kind getötet und fünf Per⸗ ſonen verletzt. Von dem Erdbeben wurden nach bisherigen Ver⸗ lautbarungen weiter betroffen die Städte Potenza, Matera, Rionero, Melfi, Barile, Atella. Aus den bis jetzt vorliegenden Meldungen geht hervor, daß bisher 10 Tote in Barile, 2 Tote in Atella und 4 in Landhäuſern von der Umgebung von Atella zu beklagen ſind. In Potenza wurden 3 Perſonen, in der Umgebung von Venoſa ſind 7 Perſonen verletzt. In Filiano Mirdten mehrere Häuſer und eine Kirche ein. Auch aus Ascoli Satriano und Cancellara wer⸗ den Häuſereinſtürze gemeldet. Auch in Camco⸗ baſſo und Avellino wurden die Erſchütterungen wahrgenommen. Die Regierung hat ſofort ein großes Hilfswerk für die heimgeſuchten Gegenden organiſtert. Großfeuer auf der Vulkan⸗Werft in Hamburg — Hamburg, 22. Juli. Auf der Vulkanwerft brach heute nachmittag gegen.45 Uhr ein Brand aus, der ſich raſch zum Großfeuer auswuchs. Ein großer Lagerſchuppen geriet in Bran d. Bet Eintreffen der Feuerwehr ſtand bereits das ganze Gebäude in hellen Flammen. Nach Eintreffen der erſten Feuerwehrzüge wurde ſofort Großfeuer⸗ alarm kan alle Feuerwehrwachen gegeben und ſechs weitere Züge herbeigerufen. Vom Waſſer aus nah⸗ men vier Löſchdampfer, die an der Kafmauer feſt⸗ machten, die Bekämpfung des Brandes in Angriff. Die Feuerwehr mußte ſich darauf beſchränken, die neben den brennenden Schuppen liegende große Werkſtatt, ein vierſtöckiges Gebäude, vor den Flammen zu ſchützen. Gegen 7 Uhr war die Gewalt des Feuers gebrochen, ſodaß man ſich auf die eigent⸗ liche Ablöſchung beſchränken konnte. Perſonen ſind nicht zu Schaden gekommen. Die Brandurſache iſt noch nicht feſtgeſtellt. Ein Appell der Volkspartei Verſuch zur„Zuſammenfaſſung aller ſtaatsbejahenden Kräfte“ Ein Brief des Parteivorſtandes Telegraphiſche Meldung Berlin, 22. Juli. Der Parteivorſtand der Deutſchen Volkspartei hat heute einſtimmig die Abſendung des folgenden Briefes beſchloſſen, der auch dem Reichskanzler überſandt wurde: Die politiſchen Erfahrungen der letzten Jahre, das troſtloſe Bild der parlamentariſchen Verhand⸗ luntzen, die heilloſe Zerſplitterung der politiſchen Kräfte haben dazu geführt daß die unerläßlichen Mittel zur Rettung der deutſchen Wirtſchaft und zur Abwendung der erſchreckenden Arbeitsloſigkeit nicht zur Verfügung geſtellt werden konnten. Ueberaus eruſte Gefahren drohen für den kommenden Winter in allen Be⸗ völkerungskreiſen. Nicht zuletzt in den überparteilichen Organi⸗ ſationen lebt ein ſtarkes Sehnen nach Zu⸗ ſammenfaſſung aller ſtaatsbeja hen⸗ den Kräfte. Der Parteivorſtand der Deutſchen Volkspartei hat daher in ſeiner Sitzung vom 22. Juli einſtimmig beſchloſſen, die Zuſammenfaſ⸗ ſung aller derjenigen herbeizuführen, die unter Zurückſtellung des Treunenden be⸗ reit ſin d, ſich aktiv in den Dienſt des Staates zu ſtellen. 9 Im Namen des Parteivorſtandes richtet der Unterzeichnete an die nachſtehend genannten Par⸗ teien und Parteigruppen des Reichstags die Auf⸗ forderung, ihm mit möglichſter Beſchleunigung mit⸗ zuteilen, ob ſie bereit ſind, an einer zu dieſem Zweck einzuberufenden Beſprechung teilzunehmen. Dieſe Einladung ergeht zunächſt an die folgenden Parteien und Gruppen des Reichstags: Chriſt⸗ lich⸗ Nationale Arbeitsgemeinſchaft das war die Fraktionsgemeinſchaft der Chriſtl.⸗natl. Bauern[Heppl, der Chriſtlich⸗Sozialen Mumm] und der Volkskonſervativen[Treviranus!] int letz⸗ ten Reichstag. D. Red.), Deutſch⸗demokra⸗ tiſche Partei, Gruppe Graf Weſtarp und Wirtſchafts partei. In vorzüglicher Hochachtung der Parteivorſtand der Deutſchen Volkspartei gez. Scholz, Reichsminiſter a. D. „Politiſche“ Nevolverhelden bei Nacht Drahtung unſeres eigenen Vertreters E Berlin, 22. Juli. Heute Nacht iſt es in Berlin zum erſten Feuergefecht im Wahlkampf gekommen. In Mariendorf brachte gegen Mitternacht, wie wir der B. Z. entnehmen, eine kommuniſtiſche Klebe⸗ kolonne Plakate an den Hausmauern an. Ein nationalſozialiſtiſcher Trupp kam vorüber und riß die Anſchläge wieder herunter. Die Kommuntſten holten aus der Nachbarſchaft Verſtärkung herbei. Wenige Minuten ſpäter kam es zu einer Schlägerei. Plötzlich fielen von Seiten der Nationalſozialiſten zahlreiche Schüſſe. Ein Kommuniſt erlitt eine Schußverletzung am Kopf, zwei unbeteiligte Paſſanten, die auf dem Nachhauſewege waren, trugen Verletzungen durch Streifſchüſſe davon. Inzwiſchen war von Anwohnern das Ueberfall⸗ kommando alarmiert worden. Vier Kommuniſten und drei Nationalſozialiſten wurden feſtgenommen. Bei den Nationalſozialiſten wurden Schuß waffen gefunden. Zwei Stunden ſpäter wurde am Wedding ein Arbeiter von einem Trupp von zehn Kommuni⸗ ſten überfallen. Die Kommuniſten hielten ihn für einen Nationalſoziali ſten und ſtürzten ſich mit dem Rufe„Auch ein Nazzi“ auf den Arbeiter. Er wurde zu Boden geſchlagen, 4 5 5 u u d ſeines Jacketts mit ſämtlichen Papie⸗ ren beraubt. Die Täter ſind unerkannt ent⸗ kommen. Jahr bei Antritt der Arbeiterregierung. Weltwirtſchaftskriſis in Sicht? Aus London wird uns geſchrieben: „Die Welt leidet heute an einemſon der baren Paradox; ſie leidet nicht unter Armut, ſondern am Reichtum, nicht unter Mangel, ſondern am Ueberfluß. Eine Weltkriſis der Ueber⸗ produktion! Wie kann man anderſeits von Ueberproduktion ſprechen, da die Bedürfniſſe der Menſchheit— nur von den materiellen ſei hier die Rede—, noch lange nicht gedeckt ſind, denn Hun⸗ derten von Millionen fehlt es noch am Notwen⸗ digſten. Der Weltgetreidemarkt durchläuft eine niegeſehene Kriſts; immer mehr wird das Getreide in den großen Speichern aufgeſtapelt; die Farmer der großen Mehl⸗ kammern des Globus fürchten heute eine ergiebige Ernte infolge Abſatzmangel und niedrigſter Preiſe; daneben leiden über hundert Millionen Menſchen Hunger, weil ſie trotz niedriger Preiſe das Geld nicht heſitzen, um Brot zu kaufen. Die Baumwolle und die damit zuſammenhängenden Induſtrien leiden in der ganzen Welt an einer Depreſſion, die heute kata⸗ ſtrophale Formen annimmt, deren Folgen erſt lang⸗ ſam in den breiten Schichten der Konſumenten ſich auswirken wird, daneben fehlt es hunderten von Millionen Menſchen an Kleidern und Schuhen oder Geld, ſolche zu beſchaffen. In Kreiſen der Schiffahrt, insbeſondere der Ozean⸗ ſchiffahrt wird üben Mangel an verfügbarem Schiffs⸗ raum geklagt, daneben liegen heute über 5 Millionen Schiffstonnage in den Heima chäfen untätig, die zu erzielenden Frachten im großen Verkehr unterbinden jede Rentabilität. Die. Kohlen⸗ und Eiſeninduſtrie der großen produzierenden Länder England Deutſch⸗ land. Vereinigte Staaten Polen führen einen nie geſehenen und erbitterten Kampf auf den Welt⸗ märkten, durch rückſichtsloſes Unterbieten aller gegen alle die Poſition jedes Einzelnen ununterbrochen ſchwächend. Die Preiſe ſämtlicher Metalle, Blei, Kupfer, Nickel, Silber uſw. zeigen ſeit 8 Monaten eine derartige Baiſſe, daß kaum die Produktions⸗ koſten gedeckt werden können. Als Folge dieſer be⸗ unruhigenden Entwicklung zeigen die Börſen in allen bedeutenden Wirtſchafts⸗Staaten der Welt eine ungeahnte Deroute und haltloſes Niedergleiten der feſteſten Werte. Die Arbeitsloſenziffern ſteigen furchtbar. In England beträgt die Zahl der Unbeſchäf⸗ tigten heute beinahe 50 Proz. mehr als vor einem Hilflos ſteht die Regierung dieſer Kriſis gegenüber(ſo erfolg⸗ reich ſie auch in der Außenpolitik ſich betätigt). Stolz zog Labour vor einem Jahr nach Weſtminſter und verſprach die Arbeitsloſenfrage zu löſen, die die vor⸗ hergehende Regierung nach ihrer Anſicht vertrödelt hatte. Heute hißt auch Labour die weiße Flagge in dieſer wichtigſten aller Gegenwartsfragen; erken⸗ nend, daß nur eine planmäßige Zuſammenarbeit aller Parteien eine Löſung bringen kann. Die Liberalen unter dem allzeit beweglichen Lloyd George er⸗ klären ſich bereit, am Kampfe gegen dieſes nationale Uebel ſich zu beteiligen. Die Konſervativen jedoch, die ſich von ſolchen Drei⸗Parteienkonferenzen, auf denen ſchließlich ganz verſchiedene wirtſchaftliche Anſchau⸗ ungen aufeinander prallen müſſen, nur wenig ver⸗ ſprechen, lehnen die gemeinſame Beratung außerhalb parlamentariſchen Bodens ab, mit dem Hinweis darauf, daß die Lage der Arbeiterpremiers zu ſehr der Aeſopſchen Fabel vom Fuchs in der Grube gleiche, der dann auf dem Rücken der zur Hilfe eilenden Zieze ſich aus der peinlichen Situation befreie, um dieſe dann allein zu laſſen; die Regierung möchte nun wohl die Verantwortung auf die andern Parteien ab⸗ wälzen, ſelbſt aber allein am Steuer bleiben. Wie immer die Löſung der Frage angepackt wird, Tatſache bleibt, daß die Lage von Monat zu Monat beunruhigender wird und eine baldige Beſſerung in Berückſichtigung der allgemeinen Depreſſion nicht ſo ſchnell zu erwarten ſteht. Dieſe zunehmende Verſchlechterung der wirtſchaft⸗ lichen Lage trifft in Europa nicht nur auf England, fondern auf die meiſten Länder zu, wie aus einer Rundfrage der internationalen Handelskam⸗ —— —— e ———TPTTCT———————— 2. Seite. Nr. 334 Nene Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 23. Juli 1930 mer an die einzelnen Landeskammern und aus deren Antworten erhellt. Aus der großen Mehrzahl der Gegenäußerungen geht hervor, daß die gegenwärtige Lage nicht nur die Folge der auf⸗ und abſteigenden Kurve des Wirtſchaftsbarometers darſtellt, ſondern auf tiefere, anormale Gründe zurückgehe und einer ſcharfen Kriſts entgegentreibe. Die außerordentlich ſchwierige und zur Vorſicht mahnende Lage der Dinge in Deutſchland iſt be⸗ kannt. Die beinahe 3 Millionen Arbeitsloſen ſprechen für ſich. Spanien beklagt u. a. die niedrigen Exzpreiſe leine Haupteinnahmequelle) und die Abſatzſtockung da die beiden führenden Kunden Deutſchland und England nicht nur keine neuen Kontrakte abſchließen, ſondern auch die Abwicklung früher getätigter Schlitſſe ſo lange als möglich hinausſchteben infolge Abſatzmangels der betreffenden Länder. Dänemark, Norwegen und Oeſterreich leiden ſeit Jahren unter der Ungunſt der Wirtſchafts⸗ depreſſion; eine Beſſerung iſt nur von einer allge⸗ meinen Erholung der Märkte zu erwarten, die Zoll⸗ tarife in verſchiedenen Ländern und beſonders in den USA. laſſen aber dieſe allgemeine Erholung nicht in abſehbarer Zeit erhoffen. Holland und Schweden, die bis vor kurzem günſtige Wirtſchaftsnachrichten meldeten, zeigen nun ebenfalls deutlich den Beginn einer Induſtriekriſis. Frankreich, das im Allgemeinen bis jetzt vom Arbeitsloſenproblem kaum den Namen kannte, ſpricht ebenfalls von kommender Verſchlechterung in ver⸗ ſchiedenen Zweigen. Im Großen und Ganzen ſtehen natürlich die Länder mit einem ſtarken Stamm Agrarbevölkerung weit beſſer da, als ausgeſprochene Wirtſchaftsſtaaten, aber ſelbſt der Bericht aus Un⸗ garn beklagt die Tatſache, daß die landwirtſchaft⸗ lichen Produkte heute weit unter Vorkriegspreiſen ſich bewegen. Die landwirtſchaftliche Bevölkerung (Ungarn als ausgeſprochener Agrarſtaat) ſei daher nicht im Stande Maſchinen zu kaufen, die beinahe das Doppelte der Vorkriegsziffern koſten. Der un⸗ gariſche Getreidebauer, der heute den Zollſchutz der frühern Doppelmonarchie vermißt, ſei daher gezwun⸗ gen die alten unrentablen Methoden weiter anzu⸗ wenden. Italien bedauert wie Ungarn den Preisſturz der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe, während der Preisabbau in der Inbuſtrie bei weitem nicht Schritt halte, die Kaufkraft der Agrarbevölkerung daher im ungünſtigen Sinne beeinfluſſe. Daß Ita⸗ lien bei ſeiner hochentwickelten Maſchineninduſtrie von der Induſtriekriſis bis jetzt noch wenig geſpürt, liegt natürlich auch in ſeiner ſtraffen Diſßtplin, in der Unmöglichkeit von Streiks und Ausſperrungen begründet. Die Schweiz deren hochwertige Qualitätsindu⸗ ſtrie beſonders im Maſchinenbau noch langfriſtige Aufträge in Abwicklung beſitzt und bis heute unter der ſchlechten wirtſchaftlichen Lage der größeren In⸗ duſtrieländer wenig leidet, mit Ausnahme der Textil⸗ und Luxusinduſtrien und beſonders jener Zweige die ſich auf die Pflege des nordamerikani⸗ ſchen Kontinentes konzentrierten, meldet jedoch auch für den Herbſt bezw. Winter einen allgemein zu er⸗ wartenden Rückgang der Beſchäftigung. f Belgien, das ähnlich wie Frankreich bis anhin günſtige Verhältniſſe aus Induſtrie und Handel be⸗ vichtete, ſpricht von auffallendem Konjunkturrückgang und von zu erwartenden Schwierigkeiten. Unter den neuen, vom wirtſchaftlichen Standpunkt aus erwähnenswerten Staaten, verdient die pol⸗ niſche Aeußerung beſonderes Intereſſe. Polen leidet ſtark unter dem Dumping Sowjetrußlands, das ſeine Erzeugniſſe zu jedem erztelbaren Preiſe ab⸗ ſetze, ohne Rückſicht auf commerctelle Grundſätze. Auf der anderen Seite macht es die hohen deutſchen Zollanſätze für alle aus Polen ſtammenden Produkte für ſeine ſchwierige wirtſchaftliche Lage verantwort⸗ lich. Gelb die Tſchechoſlowakei, die ſeit einer Reihe von Jahren ununterbrochen Hochkonjunktur zu verzeichnen in der Lage war, bedauert die unerklär⸗ lich niedrigen Preiſe der lanbwirtſchaftlichen Erzeug⸗ utſſe, auf der andern Sette allerdings hervorhebend, daß dadurch die Lebenshaltung günſtig beeinflußt werde und die entſprechende Lohnpolttik der tſchechi⸗ ſchen Induſtrie geſtatte, ſich erfolgreich auf den Welt⸗ märkten zu betätigen gegenüber andern Bewerbern. Eine Schwalbe aber macht keinen Sommer. Die Verhältniſſe in den Vereinigten Staaten mit ihren ſchätzungsweiſe heute ſieben bis neun Millio⸗ nen Arbeitsloſen ſind als kritiſch bekannt. Gerade Die Waldwieſe Von Georg Meyer Sie breitet ſich auf ebenem Grund— aufgerollt wie ein friſch gewobener Teppich— bis zu den Füßen uralter Bäume, deren vielgeſtaltige Kronen mit ihrem feinſchattterten Grün gleich den Farben⸗ kleckſen auf der Palette eines Malers ineinander⸗ fließen: das Ganze durchflutet vom goldnen Licht der ſtrahlenden Sonne und überwölbt von der blaven Glocke des heiteren Frühlingshimmels... Die Stimmen der Vögel— lockend, lachend, flötend und ſchmelzend— ſteigen in die nur leiſe bewegte Luft in plaſtiſcher Klarheit, als werde dieſe ganze Muſik verſtärkt durch die Reſonanz des ſchwingenden Aethers. i Ein paar voreilige Zitronenfalter kreuzen über dem ſattgrünen Lande ihrer Verheißung, ſchwankend wie junge Piloten, die ihrer Sache noch nicht völlig ſicher ſind. Am unteren Ende der Wieſe äſt ein Rehbock mit ſeiner ſchlanken Gemahlin. Er„äugt“ und erſpäht uns, denkt aber an keine Flucht. Mehrere buntfar⸗ bige Faſanen bewegen mit Anmut ihre langen, ſpieß⸗ förmigen Federn. Durch das Gebüſch kommt ein Haſe gehoppelt, ſetzt ſich ins Gras mit hochgeſtellten Ohren: er hat das mühſame Oſtergeſchäft hinter ſich und pflegt nun der Beſchaultchkeit und inneren Sammlung, wie jedes vernünftige Weſen tut, das ſich in einer großen Sache ausgegeben hat. Am oberen Rande der Wieſe ſpielt ein kleines Mädchen — in deſſen Augen ſelbſt ein Stück des Himmels blaut— mit helleuchtenden Blumen wie mit Ster⸗ nen, die in der Morgenfrühe vom Himmel gefallen. Die Wieſe feiert das tägliche Feſt ihres lieblichen Seins, und Pflanze, Tter und Meuſch ſind eingeſpon⸗ nen und verwoben in den heiligen Zauber dieſes Feſtes. Man könnte ſich vorſtellen: ein jäh auftau⸗ chendes Raubtier ſtände— gelähmt durch die gött⸗ liche Erhabenheit des Bildes— wie auf ein Kom⸗ mandowort ſtill und verzichte auf ſeinen Sprung nach der Beute 4. Drahtbericht unſeres Berliner Büros E! Berlin, 23. Juli. Ueber eine Entſchließung des Reichsland⸗ bundes, deſſen Vorſtand geſtern den ganzen Tag über beraten hat, wird uns berichtet: Die Ent⸗ ſchließung ſtellt ein Kompromiß unter den verſchie⸗ denen im Landbund zuſammengefaßten Kräften dar. Eine radikale Richtung, die beſonders von dem 2. Präſtdenten Hepp geführt wurde, forderte das völlige Uebergehen des Landbundes zu der chriſtlich⸗ nationalen Bauern- und Landvolkpartei und die Be⸗ ſchränkung auf rein berufsſtändiſche Parolen und Ziele. Andere Kräfte, die bisher in der deutſch⸗ nationalen Partei vertreten waren, wünſchten eine möglichſt gleichmäßige Behandlung aller politiſchen Parteien. Durchgeſetzt hat ſich ſchließlich die Abſicht des Reichsernährungsminiſters Schiele, den Landbund zwar in ſeiner grundſätzlichen parteipolitiſchen Neu⸗ tralität zu erhalten, das Landvolk aber in der jetzigen außerordentlichen Lage zur Bildung einer eigenen politiſchen Vertretung aufzu⸗ rufen. Von der Gründung einer eigenen Partei hat man indes abgeſeßen. Es handelt ſich lediglich um bie ſchon angekündigten Landliſten, die durch entſprechende konſevvattve Stabtliſten ergänzt wer⸗ den ſollen, wie ſie von den Gruppen um Weſtar p und Schiele geplant ſind. Mit dieſer Stadtliſte ſoll, wo irgend angängig, eine Liſten ver bin⸗ dung eingegangen werden. Außerdem ſchweben Verhandlungen über eine gemeinſame Reichsliſte. Die Ausführung des geſtrigen Reſchslandbund⸗ beſchluſſes liegt in den Händen des Präſidiums, alſo praktiſch des Reichsernährungsminiſters Schiele. Am Abend trat dann der Vorſtand der chriſtlich⸗ nationalen Bauern⸗ und Landvolkpartei zuſammen, um ſich mit dem Beſchluß des Reichslandbundes zu beſchäftigen. Kommt Kahl wieder? Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 23. Juli. Zu denen, die in den Reichstag nicht wieder⸗ kehren würden, war bisher auch der allſeits verehrte Senior Wilhelm Kahl gezählt worden. Es ſcheint aber, daß trotz ſeiner 81 Jahre Kahl mit ſich noch gar nicht einig iſt, ob er den Sprung in die Politik nicht noch einmal verſuchen will. Jedenfalls ſchreibt er auf eine Anfrage der„Voſſiſchen Zeitung“: Ich habe bisher überhaupt keine Erklärung zu der Frage meiner Aufſtellung als Kandidat zu dem neuen Reichstag abgegeben. Die Aufſtellung der Kandidaten der Deutſchen Volkspartei iſt noch in von den.S. A. aber, die heute gern als Schwung⸗ rad der Weltwirtſchaftsmaſchine bezeichnet werden, bleibt auf abſehbare Zeit wenig zu erwarten, denn dte dortige Kriſis überſchattet alles bisher Da⸗ geweſene; die neugeſchaffene Zollpolitik gibt keiner⸗ let Anlaß zu Hoffnungen. Die ſüdamertkaniſchen Märkte haben ſich ſoptel als möglich während bes Krieges ſelbſtän⸗ dig gemacht und leiden gleichfalls unter einer aus⸗ geſprochenen Kriſis in der Landwirtſchaft. Der ferne Oſten aber iſt noch zu ſehr heftigen politiſchen Zuckungen unterworfen, ſo daß deſſen Aufnahme⸗ fähigkett vorläufig nur eine magere Hoffnung für das ſchwer um ſeine Exiſtenz ringende Europa bildet. Die Wirtſchaftsmaſchinerie ſteht vor einem Zu⸗ ſammenbruch oder zum mindeſten vor einem Still⸗ ſtand. Wie dieſer von Monat zu Monat ſich akuter geſtaltenden Kriſis begegnen? Hier bleibt guter Rat teuer. Die künſtlich eingeſchränkte Produktion erhöht die Ziffern der Arbeitsloſen, Hand in Hand damit geht der Rückgang der Kaufkraft der Maſſen; der eirculus vitiosus erweitert ſich, wenn es nicht gelingt, die menſchlichen Bedürfniſſe in Kaufkraft umgu⸗ wandeln und dieſe Bebürfniſſe entſprechend der er⸗ höhten Produktion zu ſteigern. In dieſe Diskuſſion hinein fällt die Publikation eines franzöſiſchen Schriftſtellers, der ſeit geruumer Zeit die wirtſchaftlichen Verhältniſſe, beſonders in Europa verfolgt. Delaiſi behauptet in ſeinem Buche„Die beiden Europa“, daß es ein Fehler der 4 Die Einigungsbeſtrebungen der Rechten Vorbereitung, und ich bin überhaupt noch nicht ge⸗ fragt worden, ob ich wieder kandidieren will. Irgend⸗ einen Entſchluß habe ich bisher noch nicht gefaßt.“ Es wäre jedenfalls erfreulich, wenn Herr Kahl, den die Jahre nicht müde, den ſie nur reifer gemacht haben, dem Reichstag wieder angehören würde. Auch um der für Deutſchland und Oeſterreich gemein⸗ ſamen Strafrechtsreform willen wäre ſeine Wieder⸗ kehr ehrlich gewünſcht. Blick in den Spiegel 32 Wahlvorſchläge gab es bei der letzten Reichstagswahl Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 23. Juli. Der„Bankrott des Reichstages“, meint der demo⸗ kratiſche Zeitungsdienſt, ſei im weſentlichen auf die Zerſplitterung bei den Maiwahlen von 1928 zurückzuführen. Das iſt gar keins unrichtige Be⸗ obachtung. Mehr als zwei Millionen Stimmen ſind damals durch die Zerſplitterung verloren gegangen, ungerechnet der 430 000 ungültigen Stimmen, die ab⸗ gegeben wurden. Ohne die Zerſplitterung hätte der Reichstag 512 Abgeordnete gezählt und ſein Schickſal wäre vermutlich anders geweſen. Die Zerſplitterung ſetzte ſchon mit den 32 Wahl⸗ vorſchlägen ein. Neben der Hitlerbewegung gab es den völeiſch⸗nationalen Block und Richard Kunzes, des ſogenanten Knüppel⸗Kunzes deutſch⸗ ſoziale Partei und dann die verſchiedenen Aufwer⸗ tungsparteien: Die Volksrechtspartei, den Volks⸗ block der Inflationsgeſchädigten, den deutſ hen Reichs⸗ block der Geſchädigten, die Aufwertungs⸗ und Auf⸗ baupartei, die Reichsarbeitsgemeinſchaft für Volks⸗ recht und Aufwertung, ſowie ſchließlich noch eine Partei für Recht und Mieterſchutz, die im weſent⸗ lichen aus den Mitgliedern der verehrlichen Familie Wulfmeyer in Barmen und Halle in Weſtfalen be⸗ ſtand. Um das Bild der Buntſcheckigkeit zu vollenden, bewarb ſich auch noch in den einzelnen Wahlkreiſen eine Anzahl von Gruppen um Reichstagsmandate, um je ein polniſches Voll mandat eine polniſch⸗katho⸗ liſche Volkspartei, eine litauiſche Volkspartci, eine maſuriſche und eine wendiſche, der Schleſierverein und eine Gruppe Fries ⸗ land. Der klein ſchreibende guſtav nagel trat mit einer„deutſch⸗kriſtlichen(mittelſtands⸗) volkspartei“ auf den Plan, und in Hamburg präſentierte der Buchmacher Ernſt Peterſen einen Wahlvorſchlag zugunſten der„Lebensintereſſen der Ledigen“. Er hatte vermutlich die kommende Ledigenſteuer voraus⸗ geahnt. europälſchen Produzenten ſei, die Erweiterung ihrer Märkte in Afrika, Amerika oder Aſien zu ſuchen, der Ausweg liege in Europa ſelbſt. Der Verfaſſer teilt Europa in zwei Teile, ſo wie einſt Dickens London in die Stadt der Reichen und die Stadt der Armen teilte. Die Grenzlinie von Europa A führt über Stockholm, Danzig, Krakau, Budapeſt, Florenz, Barcelona, Bilbao, Belfast, Glasgow und Bergen. Das außerhalb dieſer Linie liegende Europa B iſt für Delaiſt wirtſchaftlich noch ſtark unentwickeltes, teilweiſe auch nur ſchwach ziplliſtertes Terrain, wo noch Methoden des Mittelalters in Anwendung ſtehen. Hier müßte Europa A einſetzen, beſonders in jenen Ländern wo die großen Magnaten ver⸗ ſchwunden ſind und das Land zwiſchen die Bauern aufgeteilt wurde. Europa A ſoll Europa B nicht nur die politiſche. Stabilität ſichern, ſondern mit land⸗ wirtſchaftlichen Maſchinen und Kapital in großem Maßſtabe zu Hilfe kommen.„Dann muß Europa B der beſte Kunde von Europa A werden, denn die Rettung Europas liegt nur in der Rück⸗ kehr zu Europa!. Bei den aufhorchenden In⸗ duſtriellen, Bankiers und Großkaufleuten findet das Buch Delaiſis viel Anerkennung und Intereſſe, aber auch viel Kopfſchütteln, und zwar beſonders bei jenen, die die Märkte von Europa B aus eigener Erfah⸗ rung kennen. Das Eine ſteht allerdings feſt, daß wenn die Weltwirtſchaft ſankert werden muß, die ſo⸗ genannten ziviliſterten Teile des Erdballs noch ſchwere Zeiten zu überwinden haben. Dr. E. 2. Und dieſe, meine Wieſe, wo iſt ſte? Sie liegt nicht etwa in dem fernen Paradies einer weit ge⸗ rühmten Natur: ſie iſt in unſerer nächſten Nähe im Waldpark. Ste exiſtiert fretlich nicht immer, ſondern nur in ber lärmloſen Frühe ſonnig⸗heiterer Tage, und auch einmal in einer Abendſtunde, wenn nach einem trüben Tage die ſcheidende Sonne noch eine kurze Verzauberung über ihre geliebte Erde wirft. Sie iſt aber nicht mehr vorhanden, ſobald die lauten Menſchen, bie nur ſich ſelbſt hören, ſehen und fühlen wollen, in ihre Nähe kommen. Da iſt mit einem Schlag der ſtille Zauber dahin. Nicht mehr als 15 Worte (Nachdruck verboten.) Keri, ein ungariſcher Journaliſt, war von ſeiner Zeitung nach Arad entſandt, um dort der Enthüllung eines Gedenkſteines von politiſcher Bedeutung bei⸗ zuwohnen. Nach Beendigung der Feter mußte er ſofort der Zeitung telegraphiſch den Bericht zugehen laſſen. Gegen.15 Uhr hatte er ſein Telegramm fertig und brachte es zur Poſt. „Om,“ machte der Beamte,„ſechshundert Worte? Unmöglich! Ich will wohl noch ein Telegramm an⸗ nehmen, aber mit nicht mehr als fünfzehn Worten, denn um 6 Uhr ſchließt die Poſt.“ Einige Minuten ſpäter übergab der Journaliſt dem Beamten ein Telegramm mit folgendem Wort⸗ laut, der tatſächlich nicht mehr als 15 Worte umfaßte: Miniſter für Handel. Budapeſt. Po ſt Arad verweigert wegen Faulheit An⸗ nahme eines wichtigen politiſchen Te⸗ legramms. Keri. i „Geben Sie mir nur Ihr erſtes Telegramm,“ ſagte der Beamte, nachdem er das zweite geleſen hakte,„ich will es doch noch ſchnell beſorgen.“ M. N. Karl Zimmermann, einer der bekannteſten deutſchen Jagdmaler, iſt, wie dem„Lok.⸗Anz.“ gemel⸗ det wird, 66 Jahre alt in Goslar geſtorbe n. Zim⸗ mermann war ein Schüler von Eugen Bracht. Seine Tierbilder ſind durch zahlreiche Reproduktionen in den Zeitſchriften Uehannt geworden. Das Mannheimer Konſervatorium der Muſik gedachte mit einem eigenen Abend des vor 5 Jahren in Paris verſtorbenen Komponiſten Moritz Moszkowski, der ſich beſonders mit ſeinen „ſpaniſchen Tänzen“ einen guten Namen gemacht hat. Einen ungewöhnlich großen Raum in ſeinem Schaffen nimmt die Klavierkompoſition ein, für die ex als vorzüglicher Piantſt prädeſtiniert ſchien, und ſeine Klavierwerke werden dank ihrer eleganten Faktur, die ſte zur beſten Salonmuſtk— im guten Sinne des Wortes— ſtempeln, noch lange einen ehrenvollen Platz im Repertoire vorgeſchrittener Pianiſten behaupten, auch dann, wenn ſeine Orche⸗ ſterwerke längſt vergeſſen ſind. Leider haben Mosskowskis unbeſtreitbare Erfolge nicht hingereicht ihm einen ſorgenfretien Lebensabend zu geſtatten und die letzten Tage ſeines Erdenwallens waren von allerhand Sorgen beſchattet. Eine Auswahl aus den Werken ſeiner Blütezeit gab immerhin Gelegenheit, die beſten Seiten ſeiner Kompoſitionswetſe kennen zu lernen, ſowie einer jungen Pianiſtin erwünſchten Anlaß, ihr techniſches Können an dankbaren Aufgaben in helles Licht zu rücken. Frl. Grete Keilbach, die ihre pianiſtiſche Entwicklung von Aufang an unter der Leitung von Direktor Friedrich Häckel durchgemacht hat und uns mit einer guten Wiedergabe Weberſchen As⸗Dur⸗ Sonate aufgefallen iſt, hat ſeit ihrem letzten Auf⸗ treten in vieler Hinſicht ſchöne Förtſchritte gemacht. Die von uns gerügte Neigung zum Etlen hat einer merklichen rhythmiſchen Präeiſion Platz gemacht, die vor allem dem Fackeltanz, ſowie dem vielgeſpielten Liebeswalzer ſehr zu ſtatten kam. Auch in rein tech⸗ niſcher Hinſicht iſt eine erhebliche Fortentwicklung und Verfeinerung zu konſtatteren, die ſich nicht nur in graziöſen Staccato⸗Paſſagen, ſondern allgemein in der ſtilreinen Wiedergabe der techniſch ſehr an⸗ ſpruchsvollen Werke von Moszkowski, namentlich der Konzert⸗Etüden äußerte. Es wäre ſehr zu begrüßen, Letzte Meloͤungen Hindenburg ſagt die Kundgebungen in Trier und Aachen ab Telegraphiſche Meldung f — Trier, 23. Juli. Der Reichspräſident hat der Stadtverwaltung Trier mitteilen laſſen, daß er aus Anlaß des furcht⸗ baren Unglücks in Koblenz nicht in der Lage ſei, an den Feiern in Trier und Aachen teilzunehmen. Er werde lediglich heute in Koblenz noch an einer Trauerkundgebung teilnehmen und dann ſofort nach Berlin zurückkehren. Der Reichspräſident hofft je⸗ doch, die Fahrt nach Trier und Aachen in Kürze nach⸗ holen zu löunen. Die in Trier angeſetzten Feiern fallen im geſamten Umfange aus. Die Opfer des Taifuns Telegraphiſche Meldung — Tokio, 22. Juli. Eine offizielle Verlautbarung über die Folgen der letzten Taifunkataſtraphe gibt folgende Zahlen bekannt: Auf Korea wurden 393 Menſchen ge⸗ tötet und 205 verletzt, 1493 Perſonen werden vermißt. Man nimmt au, daß alle umgekommen ſind. 8475 Häuſer ſind zer⸗ ſtört worden. In Kiuſchin ſind nach einer neueſten offiziellen Mitteilung 82 Perſonen getötet und 425 verletzt wor⸗ den; 75 Perſonen werden vermißt. 16 890 Häuſer wurden zerſtört, 20 786 beſchädigt, 1803 Schiffe ſind geſunken. i e eee * N Karte des Taifunweges ö Wertvolle Flugzeugladung Paris, 23. Juli. Geſtern ſind im Flugzeug von London 7145 Kg. Gold im Werte von 120 Mil lio⸗ nen Franken auf dem Flugplatz Le Bourget eingetroffen. n Zehn tödliche Unfälle in Frankreich — Paris, 23. Juli. Die Unfallſtatiſtik des„Jour⸗ nal“ gibt die Zahl der geſtern bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommenen Perſonen mit 10 an und der Verletzten mit 30. 2 Deuſſthe voltsparte Am Donnerstag, 24. ds. Mts., abends.30 Uhr, findet im Reſtaurant„Brück“(Neu⸗Oſtheim) eine Bezirksvereinsverſammlung i ſtatt, in welcher Stadtrat Pfarrer Vath über dle allgemeine politiſche Lage ſprechen wird. Zahlreiches Erſcheinen erwünſcht. Der Vorſtand. wenn die vielverſprechende Pianiſtin die ihrem Leh⸗ rer Direktor Häckel alle Ehre macht, Gelegenheit fände, ihr Können auch an Werken anderer Metſter, etwa Beethoven, Chopin, Brahms zu erproben und hiedurch ihre Reife in der Beherrſchung auch anderer Stilrichtungen darzutun. Die Darbietungen von Frl. Keilbach fanden mit Recht viel Anklang. 0— Literatur * Fritz Wittels:„Die Befreiung des Kin!„ Hippo⸗ krates⸗Verlag Stuttgart. Ein Buch für Erzie Rouſſean, dem Befreier des Kindes gewidmet, aufgebaut auf den Er⸗ kenntnuiſſen der Pſychanalyſe und der Individualpfycho⸗ logie. Ergebnis:„Laſſet Eure Kinder in Ruhe. Erzieht ſie nicht, ihr könnt ſie nicht erziehen“.„Es könnte ſein, daß die Kinder uns ſpielend eine neue Kultur erarbeiten.“ Das ſind Grundſätze, hinter denen wie bei Rouſſeau eine Feindſchaft gegen die heutige Kullur zu ſtehen ſcheint. Der heutige Erzieher behandelt das Kind faſt immer noch als einen unfertigen Erwachſenen mit dem Methoden der Macht und des Egoismus, Familie und Schule ſind„Käfige“, in die das ganz anders als der Erwachſene geartete Kind ein⸗ geſperrt wird. Wie aber das Kind befreſen? Heraus aus dieſen Käfigen, hinein in das frohe Land einer Kinderge⸗ meinſchaft, wo es unter ſeinesgleichen aufwachſen und ſich frei entwickeln kann. Erſter Schritt dazu iſt die Ex⸗ ziehung der Erzieher in Familie und in Schule, um eine grundlegende Aenderung in der Erztehungsgeſin⸗ nung zu erreichen.— So manche Bedenken ſteigen dem Leſer auf. Sind es nur die Wirkungen vererbter Vor⸗ urteile oder ſind ſie Warnungen eines natürlichen In⸗ ſtinktes? Steht nicht neben der Ablehnung der Familte durch Rouſſeau ihre Verherrlichung durch Peſtalozzi? Der Verfaſſer hat ſich über den Sinn des Menſchenlebens und die Stellung des Einzelnen in der Kultur zu wenig aus⸗ geſprochen, als daß man zu feiner Meinung Stellung nehmen könnte. Er iſt Arzt und will helfen, nicht nur dem Kinde, ſondern auch dem Erzieher, um ihn vor Ent⸗ täuſchungen zu bewahren. Aus reicher Erfahrung und aus einem warmen Herzen ſpricht er zu dem Kindlichen das noch in jedem Menſchen lebt, um es aufzurufen für den Dienſt am Kinde. Wer in dem Geleiſe des Hergebrachten erzieht, wird ſich nach dieſer Lektüre ſeine ernſten Gedanken machen, ſede verantwortungsvolle Mutter wird dem Arzt danken für die vielen Winke und Anregungen. bish. 30 K länd ſtädt. die 9 * ſ chen Stre ten 1 bis da b weite rung 9 wodu 20 f geſchi werd ſchätz zum —5 zuletz Aut ließet Strec Wald Ring währ den beim ſchon ſogar nicht ſchwi: Penft Mit Ar E ILu! 280 K Hütte verlie bei S Alles ſetzte D Part! bach Seite wand Ruhft Schw ſteing Al munt einen Sache ſorgte läufe, lun klang raſch „Oh, derur verlbic Heim von nehm Want He . N N 4 Mittwoch, den 23. Juli 1930 8 — — 8 TTV Kürzere Fahrzeiten Die Polizeibehörde erlaubte unſerer Straßenbahn bisher nur eine Höchſtgeſchwindigkeit von 80 Km. innerhalb der Stadt, auf bahneigenem Ge⸗ lände bis zu 40 Km. Gegenüber anderen Groß⸗ ſtädten, z. B. Frankfurt a. M. und München, fährt die Mannheimer Straßenbahn recht langſam. Verſuchsweiſe läßt man ſeit 1. Juli die Linie 3 ſchneller fahren, indem man die Fahrzeit der Strecke Waldhof Frieſenheim von 52 auf 45 Miuu⸗ ten verkürzt hat und zwar werden von Frieſenheim bis Hauptbahnhof Ludwigshafen drei Minuten, von da bis zur Friedrichsbrücke eine und bis Waldhof weitere drei Minuten eingeſpart. Dieſe Neueinfüh⸗ rung hat ſich bewährt, ſo daß jetzt auch die Ringlinien 1 und 2 ſchneller fahren dürfen, wodurch eine Erſparnis von fünf Minuten (20 ſtatt 25 Minuten Fahrzeit) erzielt wird. Das geſchieht von heute ab. Beſonders die Reiſenden werden die ſchnellere Verbindung zum Bahnhof zu ſchätzen wiſſen. Vom Hauptbahnhof Mannheim bis zum Waldpark wird eine Minute gewonnen. Zu dieſen Fahrzeitverkürzungen hat man ſich nicht zuletzt entſchloſſen, um der Konkurrenz des Autos zu begegnen. Größere Geſchwindigkeiten ließen ſich naturgemäß vor allem auf den freien Strecken(Ludwigshafen Frieſenheim, Neckarſtadt Waldhof) und auf den weniger belebten Teilen des Rings durchführen. Weitere Linien ſollen nach Be⸗ währung folgen. Die Straßenbahn erwartet von den Fahrgäſten, daß ſie auf die verkürzte Fahrzeit beim Ein⸗ und Ausſteigen Rückſicht nehmen. Wer ſchon in München war, konnte feſtſtellen, wie fix das ſogar bei den gemütlichen Bayern geht. Warum nicht bei uns! Ein Perſonalabbau iſt mit der Ge⸗ ſchwindigkeitserhöhung nicht verbunden, da durch Penſionierung dauernd Leute abgehen. mp. Jugendwanderung Mit 280 Volksſchülern zur Mannheimer Hütte Am letzten Sonntag unternahm der Oden wal d⸗ klub wieder eine Schüler wanderung mit 280 Kindern der Volksſchule. Ziel: Mannheimer Hütte bei Neckarſteinach. Unter Sang und Klang verließ der Zug um.34 Uhr den Bahnhof. Gleich bei Seckenheim eine Ueberraſchung. Der Zeppelin! Alles drängte an die Fenſter. Ein begeiſterter Jubel ſetzte ein. Die Wanderung endigte in Neckargemünd. Eine Partie wählte den Weg neckaraufwärts nach Rain⸗ bach und erſtieg den Dilsberg, um auf der anderen Seite nach Neckarſteinach zu gelangen. Die andere wanderte auf einem Pfad rechts des Neckars zum Ruhſtein. Von da gings weiter über die Ruine Schwalbenneſt und die drei Burgen nach Reckar⸗ ſteinach. Am Ziel angekommen, entwickelte ſich alsbald ein munteres Spiel. Der fürſorgliche Hüttenwart hatte einen Kletterbaum mit allerhand nützlichen, eßbaren Sachen aufgeſtellt. Für weitere luſtige Unterhaltung ſorgten Sackhupfen, Tauziehen, verſchiedene Wett⸗ läufe, Geſang u. a. m. Auch die Geſangsabtej⸗ lung des OW. erfreute Jung und Alt durch klangvollen Vortrag mehrerer Volkslieder. Nur zu raſch verflogen die fröhlichen Stunden. Mit einem „Oh, wie ſchade!“ wurde das Zeichen zur Rückwan⸗ derung quittiert. Mit einem herzlichen„Friſch auf!“ verließ die wanderfrohe Schülerſchar das gaſtliche Heim. Das Einſteigen in Neckargemünd ging glatt von ſtatten. Pünktlich um 19.40 Uhr trafen die Teil⸗ nehmer von einer genuß⸗ und abwechflungsreichen Wanderung wieder hier ein. i Herzlicher Dank belohnte die Führer für die große Geduld und viele Mühe. Erwähnt ſei noch, daß das ſo ſchön gelegene Heim der OW. mit ſeiner prächtigen Ausſicht trotz des zweifehaften Wetters gut beſucht war. Eingefunden hatten ſich u. a. auf dieſem ſo ſchönen Fleckchen Erde die Optsgruppe des OW von Bammental und Schriesheim, ferner eine Geſellſchaft aus Norddeutſchland. Einſtimmig war das Lob über die ſo gut eingerichtete Gaſtſtätte mit ſeiner herrlichen Umgebung. a d= * Verdun⸗ und Moſelfahrt. Die Mannheimer Omnibus⸗ Verkehrsgeſellſchaft unternimmt am., 10. und 11. Auguſt (Verfaſſungstag) eine Autofahrt nach Verdun und dem umliegenden Kriegsgebiet. Außerdem werden am 10. und 11. Auguſt Nahe⸗, Moſel⸗ und Rheinfahrten aus⸗ geführt. Pfalz⸗ und Odenwaldfahrten finden täglich vom Paradeplatz aus ſtatt.(Näheres Anzeige.) Auswärtige Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) falzbau⸗Gafhpiele des Nationaltheaters Beſchlußfaſſung im Ludwigshafener Stadtrat Bedingte Vertragserneuerung— Erhöhung In ſeiner geſtrigen Sitzung befaßte ſich der Stadt⸗ rat Ludwigshafen zunächſt mit der Aenderung der Fürſorgeordnung gemäß dem neuen bayriſchen Geſetz vom März d. J. Die vom Bürger⸗ meiſter Kleefoot vorgeſchlagene Satzungsände⸗ rung und die neue Beſetzung des Wohlfahrtsaus⸗ ſchuſſes wurden nach mehr als einſtündiger Aus⸗ ſprache mit einem Antrag Schwarz(Ztr.) auf Zuwahl eines Mitglieds des Ortswohlfahrtsaus⸗ ſchuſſes der chriſtlichen Arbeiterſchaft mit 18 Stim⸗ men der Rechten gegen 16 Stimmen der Linken an⸗ genommen. Die Folge iſt eine Erhöhung der dem Ausſchuß angehörenden Stadtratsmitglieder⸗ zahl. Die kommuniſtiſchen Anträge und ein national⸗ ſozialiſtiſcher Abänderungsantrag verfielen der A b⸗ lehnung mit allen gegen die Stimmen der An⸗ tragſteller. Sodann wurde die Erhöhung des Schul⸗ geldes für das Mädchenlyzeum auf 140, für Ludwigshafener und auf 180/ jährlich für gemäß dem Antrag des Rechtsrats Genthe mit allen gegen die 6 Stimmen der Kom⸗ muniſten und Nationalſozialiſten au genommen. Ohne Ausſprache fand auch der Antrag Genthe betr. Krediterhöhungen einſtimmige Annahme, ebenſo das Referat des Baurats Heß vom Tiefbau⸗ amt wegen Anſchluß der Gemeinde Rheingön⸗ hieim an Ludwigshafener Kanalnetz Billigung. Sehr lebhaft beteiligten ſich die Vertreter aller Fraktionen an der Ausſprache ſiber den das Vertrag mit dem Nationaltheater Maunheim über Aufführungen im Pfalgbau während des Spieljahres 1939/31 Rechtsrat Genthe trug vor: Der bisher zwi⸗ ſchen dem Nationaltheater und der„Ufa“ abge⸗ ſchloſſene Vertrag kann mit dem Ablauf der Spiel⸗ zeit nicht ſtillſchweigend fortgeſetzt werden, da von der Stadt Mannheim verſchiedene Forderungen ge⸗ ſtellt werden. Es handelt ſich dabei um vier Punkte. Zwei Hauptpunkte betreffen die Erhöhung der Garantieſumme und der Platzpreiſe. Die Stadt Ludwigshafen hat bisher dem Nationaltheater eine Einnahme von 55 000/ verbürgt; für künftig wurden 75 000% verlangt. Weiter wünſcht das Nationaltheater, daß Ludwigshafen eine Er⸗ höhung der Eintrittspreiſe vornimmt: in der Oper mindeſtens auf 2%(für den billigſten Platz), für Schauſpiel auf.50. Zwei untergeordnete Wünſche: die Logen der Stadtratsmitglieder möchten bei geſchloſſenen Vorſtellungen den Theater⸗ gemeinden überlaſſen und die Programmhefte ſollen nicht von einer Ludwigshafener, ſondern ein⸗ heitlich von einer Mannheimer Druckerei hergeſtellt werden. Eine Erhöhung der Garantieſumme um 20 000 Mark iſt bei der ſchlimmen Finanzlage Lud⸗ wigshafens ausgeſchloſſen. Als tragbar bezeichnet der Referent eine Erhöh⸗ ung um 10 000 M. auf 65 000 M. Dieſe Er⸗ höhung ließe ſich rechtfertigen einerſeits dadurch, daß von der Ufageſellſchaft eine Ermäßigung der Saalmiete von 1100 M. für den Abend auf 950 M. verlangt würde, andererſeits dadurch, daß anzunehmen iſt: durch eine reichhaltigere Auswahl der Stücke werden die Einnahmen um 10 v. H. ſich erhöhen, drittens wird dies der Fall ſein durch Erhöhung der Platzmieten. Das Na⸗ tionaltheater beſteht hierauf, mit Rückſicht auf die der „Konkurrenz“ feindliche Strömung in Mannheim, mehr noch auf die Forderung der Theaterge⸗ meinden: die Eintrittspreiſe müßten mindeſtens um 25 Prozent erhöht werden(weil ſonſt die Mit⸗ glieder in Ludwigshafen größere Ermäßigung ge⸗ nießen, als durch ihre Theatergemeinde. D..). Wenn wir nun auch der Forderung auf Erhöhung der Platzpreiſe gemäß den genannten Ziffern zu⸗ ſtimmen, ſo möchten wir doch darauf beſtehen, daß für mindeſtens 4 Reihen der Preis nur auf.50 bezw. 1 Mk. feſtgeſetzt wird, d. i. im ganzen für 120 Plätze. Das Ludwigshafener Programmheft möch⸗ ten wir nicht miſſen; es kann neben dem Programm⸗ heft der Intendanz beſtehen. Die Freiplätze der Stadtratsmitglieder können den Theatergemeinden zur Verfügung geſtellt werden. In der anſchließenden 50 der Garantieſumme und der Eintrittspreiſe Ausſprache wendet ſich der Nationalſozialiſt Beiswenger gegen die Erhöhung der Garantieſumme, ebenſo der Kommuniſt Harth, dem die Abſicht, die niederen Plätze zu verteuern und die teuren Preiſe zu ſenken, als Erleichterung für die Bourgeoiſie erſcheint. Stadtrat Hammer(Soz.) erklärte wie ſein Frak⸗ tionsgenoſſe Bauer: wenn nicht die Pachtſumme von der Ufa vermindert werden könne, ſei ſeine Partei unter allen Umſtänden gegen den Vertrag mit dem Nationaltheater, angeſichts der Notlage der Stadt Ludwigshafen. Stadtrat Bertram(Dem.) führte Klage wegen der Spielplanpolitik, den Ludwigshafenern wieder⸗ holt abgeſpielte oder nicht zugkräftige Stücke vorzu⸗ ſetzen. Eine Beſſerung werde der Umbau des Orcheſterraums bringen.(Der Orcheſterraum wird durch Herausnahme der erſten zwei Sitzreihen und Umbau zurzeit ſo vergrößert, daß er 75 Muſiker faſſen kann. D..) Die Frage, Pfalzbau oder Roſengarten habe das Publikum übrigens bereits entſchieden: es fanden ſtatt: 71 Vorſtellungen im Pfalzbau, 80 im Muſenſaal; darunter im Pfalzbau 40 freie(ohne Theatergemeinden), im Muſenſaal 37. Die Beſucher⸗ zahl betrug in Ludwigshafen 27000, im Muſenſaak 14000(lebhaftes Hört! Hört!) Alſo brauchen die Theatergemeinden gar nimmer zu entſcheiden. Wiedemann(Wirtſch..) verſpricht ſich wenig von Spielplanverbeſſerung. Dr. Detzel(3tr.), geiſtlicher Studienprofeſſor, nennt das Theater eine herrliche Einrichtung und ſpricht ſich trotz der wirt⸗ ſchaftlichen Not für Jortſetzung der Gaſtſpiele des Nationaltheaters im Sinn des Referenten aus. Stadtrat Dr. Röhrig(D. Ppt.) gibt ebenfalls ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß weitergeſpielt werden ſoll; aber bei unſerer finanziellen Lage muß es entweder bei der alten Garantieſumme bleiben oder es muß etwas eingeſpart werden, ſei es durch den Vertrag mit der Ufa oder ſonſtwie. Einer Preisermäßigung kann nur in beſcheidenſtem Maß zugeſtimmt werden. Das Programmheft ſollte in Ludwigshafen hergeſtellt werden; das Kompromiß, beide Hefte feilzubieten, hält der Redner nicht für günſtig. Frau Weltin(kath. Frauen) würde es um der Minderbemittelten willen bedauern, wenn dieſe künftig nach Mannheim ins Theater fahren müßten. Abſchließend faßt Bürgermeiſter Kleefoot ſeine Meinung dahin zuſammen: Wir dürfen nicht wie faſt alle Vorredner die finan⸗ ziellen Opfer von Ludwigshafen ſo hoch einſchätzen; ein Theater wird immer ein Zuſchußbetrieb bleiben; was wenden erſt andere Städte für ihre Bühne auf! Vom Nationaltheater bekommen wir doch erſtklaſſige Aufführungen, was wir bei anderen Gaſtſpielen nicht würden ſagen können. Wenn infolge der erhöhten Preiſe der Beſuch ſchlechter würde, könnten wir dieſe, weil ſie eine Angelegenheit von Ludwigshafen ſind, immer noch regulieren. Wir werden künftig auch große romantiſche Opern bekommen, die der erwei⸗ terte Orcheſterraum ermöglicht. Man kann ja die Zahl der von der verlangten Staffelung freibleiben⸗ den Plätze auf etwa 300 vermehren. Im Anſchluß an die Ausführungen des Bürger⸗ meiſters beſchließt der Stadtrat mit allen gegen die Stimmen der Nationalſozialiſten: der Erhöhung der Garantieſumme auf 65 000% und der Preiserhöhung der Plätze unter der Vorausſetzung zuzuſtim⸗ men, daß die Ufa ihre Pacht um 200/ für die Vorſtellung ermäßigt. X Gärtuerplatz⸗Theater im Roſengarten. In der am heutigen Mittwoch ſtattfindenden Erſtaufführung der Ope⸗ rette„Hoheittauzt Walzer“ von Leo Aſcher ſind die Hauptrollen wie folgt beſetzt: Gaudensdorf: Fritz Daurer— Liſi, ſeine Tochter: Bertl Weingart— Plunderer: Eugen Strehn Peperl Gſchwandner: Rudolf Seibold Strampfl: Joſef Bureſch— Knackerl: Edwin Reinald— Sali: Sonja Fiſcher— Prinzeſſin Maxie: Mizzi Seibold — Frau von Kaleſch: Anni Heidner— Graf Bendl: Hans Carle— Baptiſte: Walter Lohner. Die Inſzenierung be⸗ ſorgte Oberregiſſeur Oswald Czechowſfki. Dirigent: Eduard Hartogs. Rudolf Seibold hat in dieſer Rolle, in der er in Wien und München große Triumphe gefeiert hat, Gelegenheit, ſein ganzes Können dem Mann⸗ heimer Publikum zu zeigen. 1 Film⸗Rundſchau „Laila“ im Roxy Der Norden, das iſt Finnmarken, die höchſte Ecke Skan⸗ dinaviens. Unter den Phantaſien des Nordlichts dehnt ſich das karge Land: Tundrenſteppen, Schneeflächen, kalte Seen zwiſchen kahlen Bergrücken. Karg wie die Land⸗ ſchaft iſt das Leben dieſer Menſchen, die nur ein dürftiger Firnis urfinniſcher Sitte von der Primitivität der Es⸗ kimos trennt. Nomaden ſind es, jedes Ereignis ihres engen Seins im weiten Land hat als Beweggrund die Natur, die Börſenbaiſſe heißt hier Herdenraub wiloflet⸗ ſchender Wölfe. Zum Einkauf von Kinderſpielzeug braucht es eine Tagereiſe über Schnee und Eis.„Und Aslag brach auf...“„Und Jampa gab ihr ein Renntier zum Geſchenk.“ Bibliſche Atmoſphäre erwacht. Aber zwiſchen dem Geruhſamen ſind die Fahrten durch reißende Stromſchnellen, ſind die Schlittenjagden hinter dem Renntier und die Skirennen die Hänge hinunter. Sind die Rudelattacken jener gierenden Wölfe, die als ſchwarze Schatten in rieſigen Sätzen über den tiefen, weißen Schnee hetzen. Das iſt von dem Regiſſeur Schneevoigt präch⸗ tig geſehen und von dem Kameramann Chriſtenſen prächtig photographiert. Etwa das Bild der mächtigen Renntierherde: Unendliches Meer ſich drängender Rücken, darüber der Wald der geäſteten Geweihe. Ueber die Spielhandlung des Films iſt wenig zu ſagen. Die Darſteller zeigen manchmal das Zuviel des Dilettanten. In der Erinnerung bleibt der Vater As lag im höchſten Alter und dann dieſe Laila(Mona Martenſen), die dem Film den Namen gab. Herrlich ſtolz und kühn und groß auf den Skiern, den Schlitten, den Felſen, dem Boot. Und dann im Kreis der Ziviliſation plötzlich verlegen und klein, von der Jägerin zum Mädchen geworden. Sie und die Natur, dieſer Regiſſeur und dieſer Kameramann werden auch in Mannheim vor einem verſtändigen Publikum ſiegen. „Der Tiger“ im Palaſttheater „Der Tiger“ füllt etwas mehr als die Hälfte des Pro⸗ gramms. Der Reſt beſteht in einer ganz wilden Sache. „Der fliegende Teufel“ heißt dieſe von tollen Einfällen ſtrotzende Geſchichte, ie nur ein ganz verhärtetes Gemüt nicht zu vergnügtem Lächeln bringen kann, eine reizende Jdee. Und dann kommt der„Tiger“. Man war all⸗ gemein der Meinung, daß dieſer Tonfilm auch nach der techniſchen Seite eine Ueberraſchung werde. Leider iſt er oͤas nicht geworden, wir ſind immer noch nicht ſo weit. Aber er bedeutet wenigſtens wieder ein Stück Fortſchritt gegenüber dem, was der Durchſchnitt der letzten Wochen an Tonfilmen gebracht hat. Er verzichtet mutig und konſe⸗ quent auf Zwiſchentitel, und das ſollte ja, wenn erſt die Wiedergabe techniſch einigermaßen vollendet iſt, beim Ton⸗ film ſelbſtverſtändlich ſein. Bis jetzt allerdings muß man verdammt aufpaſſen, wenn man dem Faden der Rede folgen will, denn immer noch geht vieles unter im allgemeinen Gegurgel. Für eine Kriminalnovelle ſteht der Film auf beträcht⸗ lichem Niveau. Joh. Meyers Regie nützt viele neue Möglich⸗ keiten des Tonfilms aus, um vor allem den Schlußtefl mit hinreißender Spannung faſt zum Platzen zu bringen. Die Darſteller ſpielen mit wenigen Ausnahmen ſo gut, daß mon keinen noch beſonders hervorheben möchte. A. Hi. Gloria⸗Palaſt: Das internationale Theater„Lyra“ „Der Siegeszug durch Deutſchland“ lautet die Deviſe des Künſtlertheaters„Lyra“. Eine vielſagende Ankün⸗ digung, die aber, das ſei vorweggenommen, reſtlos er⸗ füllt wird. Die erſte Station dieſer 15 Künſtler ſind tänzeriſche Kunſtwerke dreier allerliebſter Girls, mit einer faſt verruchten Geſchicklichkeit hergezaubhert. Auch Amerika tritt auf den Plan und wirklich ſieht man ſel⸗ ten amerikaniſche Tänze in Vollendung des Rhythmiſchen und Muſikaliſchen dargeboten. Dann wird die Bühne angefüllt mit ganz fixen Tataren, die ganz ſamos tan⸗ zen und Geſang in aſtatiſcher Weiſe interpretieren. Den Höhepunkt des Abends bilden die ruſſiſchen Lieder, auf der Balalaika vorgetragen. Es iſt etwas Köſtliches, um dieſe wunderſame Ruſſenmuſik, die uns, auf faſt rätſel⸗ hafte Gewandtheit, dargeboten wird. Zwiſchendurch folgen wieder Tänze ſüßer kleiner Mädchen, mit denen man ſel⸗ ber gerne tanzen möchte. Da ſtimmt nun jeder Ton und doch iſt man überzeugt, daß dieſe Leutchen mit der gleichen Hingabe ihr muſikaliſches Einmaleins von rückwärts her⸗ unterklimpern können. Ein Zwiſchenſpiel ſei noch heraus⸗ gehoben, das originelle Sänger mit unverwüfſtlicher Komik ſo nebenbei einmal veranſtalten, und das ſo neben⸗ bei das Witzigſte des ganzen Abends war. Im Filmteil ſehen wir die entzückende Dotothy Mackaill in„Seine Gefangene“. Milton Sills iſt der Hauptdarſteller und wer ihn geſehen hat, dem iſt er⸗ neut bewieſen worden, daß Sills eine Miſchung von Tauſendſaſſa und Teufelskerl iſt. Der Film bringt den größten Senſationsmordprozeß, der je gezeigt worden iſt. Neben den zahlreichen Darſtellern, deren Spiel von un⸗ nachahmlichem Reiz umſtrahlt iſt, liefert vor allem die ſehr ſchöne und ſehr feine Mackaill eine Paraderolle, die ſich ſehen laſſen kann. Man ſoll dieſen wahrhaft ſpannenden Gerichtsfilm ſehen. Er iſt nicht nur mit der Kamera ge⸗ macht, ſondern auch mit Herz und Seele. A. Hi. Schluß des redaktionellen Teils Zur natürlichen Bräunung der Haut fette man vor und nach der Beſonnung die Haut, insbeſondere Geſicht und Hände mit Creme Leodor gründlich ein; man erzielt dann ohne schmerzhafte Rötung eine geſunde, ſonnengebräunte Hautfärbung. Creme Leodor, Tube 60 Pf. und 1 Mark, Leodor⸗Edel⸗Seife 50 Pf. In allen Chlorodont⸗Verkaufs⸗ ſtellen zu haben. In freiem Weitbewen werben wir durch e —— 4. Seite. Nr. 384 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 23. Juli 1930 Nachrichten aus Vaden Verregnete Ernte im Angelbachtal * Wiesloch, 21. Juli. Durch den Wetterſturz hat die allenthalben begonnene Getreideernte eine ſtarke Ver zögeru ng erfahren. Ein großer Teil des Getreides liegt geſchnitten auf den Fluren und wird auf die häufigen Regengüſſe ſtändig durchnäßt. Die Landwirte befürchten, daß nunmehr zu dem ſchlechten Ausfall der diesjährigen Ernte infolge der ungünſtigen Witterung nun noch eine Verſchlech⸗ terung der Qualität hinzukommt. Von dem ſchlechten Körnerausfall geben in Rauenberg dürf⸗ tige Ernteergebniſſe ein Bild. Dort erhielt ein Landwirt von 72 Garben Ger ſte beim Maſchinen⸗ druſch nur 50 Pfund Körner. Für die Ernte iſt es daher notwendig, daß recht bald die Sonne wieder hervorkommt. Selbſtmord f 4 Philippsburg, 22. Juli. Freiwillig in den Tod gegangen iſt in der Nacht von Sonntag auf Montag ein 28 Jahre alter verheirateter Mann. Aus wel⸗ chen Gründen der Unglückliche dieſen verhängnis⸗ vollen Schritt getan hat, ließ ſich noch nicht feſtſtellen. Die Kinderlähmungsepidemie am Oberrhein Kehl, 23. Juli. Die ſpinale Kinderläh⸗ mung, die im Elſaß außerordentlichen Umfang an⸗ genommen hat, iſt jetzt auch auf der badiſchen Seite des Rheines, in Neumühl bei Kehl, aufgetreten, wo drei Fälle feſtgeſtellt wurden. Die Kinderſchule iſt geſchloſſen worden. Aſta⸗Wahlen in Freiburg * Freiburg i.., 22. Juli. Bei den geſtrigen Wahlen zum Allgemeinen Studenten⸗Ausſchuß der Univerſität Freiburg wurden bei 3915 ſtimmberech⸗ tigten Studenten 3125 Stimmen abgegeben. Es ent⸗ fielen auf Liſte 1(Katholiſche Studentenſchaft) 1149 Stimmen(10 Sitze, bisher), Liſte 2(Republikaniſche Studentenſchaft) 366 Stimmen(3 Sitze, bisher ge⸗ meinſame Liſte), Freie Hochſchulgruppe(4 Sitze), Liſte 3(Sozialiſtiſche Studentenſchaft) 183 Stimmen (1 Sitz, bisher gemeinſame Liſte mit), Liſte 4 (Ring nationaler Studentinnen) 55 Stimmen(0 Sitze, bisher nicht vertreten), Liſte 5(Nationalſozialiſtiſche Studentengruppe) 543 Stimmen(4 Sitze, bisher Y, Liſte 6(Nationale Studentſchaft) 826 Stimmen 7 Sitze, bisher 10). * kr. Heidelberg, 22. Juli. Das ſtatiſtiſche Amt hat im Benehmen mit den intereſſierten Organiſationen durch eine Rundfrage die Zahl der Woh⸗ nungsſuchenden neu feſtgeſtellt. Von 2408 Wohnungsſuchenden hatten Ende April 1480 eine ſelbſtändige, aber nicht ausreichende Wohnung, 481 wohnten bei Eltern oder Verwandten, 447 bei frem⸗ den Leuten in Untermiete. I. Reilingen, 23. Juli. Die bekannte Firma Jakobi Mannheim hat die Fabrikräume der Firma Pejuweba gepachtet, um darin eine Zigar⸗ renfabrikfiliale zu eröffnen. Der Betrieb wurde mit Beginn dieſer Woche eröffnet, L. Neckarbiſchofsheim, 21. Juli. Große Unruhe iſt hier dadurch entſtanden, daß die Uhrkettenfabrik Kollmar u. Jourdan⸗Pforzheim ihr hieſiges Zweig⸗ geſchäft auf 1. Auguſt eingehen laſſen will, da wirlkſchaftliche Gründe einen Weiterbetrieb nicht recht⸗ fertigen. Dadurch würden etwa 60 Arbeiter die Be⸗ schäftigung verlieren. Die Gemeindeverwaltung hat ſich nach Kräften bemüht, die Firma zu einem Rück⸗ tritt von ihrem Entſchluß zu bewegen, doch ſcheint die Stillegung Tatſache zu werden. * Bab Peterstal, 22. Jult. Die heißen Sommer⸗ tage ſind einer erheblichen Abkühlung gewichen und auf die trockene Zeit iſt Regenwetter gefolgt. Die Kirſchenernte mit der man letzte Woche be⸗ gonnen hatte, erleidet durch das andauernde Regen⸗ wetter eine unliebſame Unterbrechung und dürfte, wenn nicht bald beſſere Witterung eintritt, ſehr ſchlecht ausfallen. Gleiches Schickſal ſteht auch bei der Getreideernte zu erwarten; die Frucht liegt größtenteils auf der Erde und hat bereits wieder ausgeſchlagen.— Bezüglich des Fremden ver⸗ kehrs ſteht das laufende Jahr im Verhältnis zu früheren Jahren an letzter Stelle. Die allgemeine Wirtſchaftskriſis zeigt ſich auch hier recht deutlich. Im letzten Jahr wurden hier rund 2900 Kurgäſte gezählt; dieſe Zahl dürfte vorausſicht⸗ lich in dieſem Jahr nicht erreicht werden. Punkt 10 Uhr wurde geſtern abend die Berufs⸗ feuerwehr alarmiert.„Am Huthorſtweg brennt'!“ Durch dieſe Ortsangabe kam es, daß die Feuerwehr mit reichlicher Verſpätung am Brandplatz— Kohlen⸗ handlung Joſeph Rettig, Spelzengärten, Reihe 15, Nr. 28— ankam. Ein weiteres empfindliches Uebel war das Fehlen von Hydranten in der Nähe des Brandherdes. Nachdem man erſt in der Karl Benzſtraße vergeblich geſucht hatte, wurden zwei Schlauchleitungen am Hydrant beim Straßenbahn⸗ depot in der Waldhofſtraße angeſchloſſen. Unter Brandmeiſter Schmitt nahm die Mannſchaft des erſten Löſchzuges dann tatkräftig die Bekämpfung des Feuers auf. Als noch Scheinwerfer aufgeſtellt waren und Polizei den Brandöplatz geſperrt hatte, konnte nach eineinhalbſtündiger intenſiver Arbeit das Feuer gelöſcht werden. Zitternd vor Aufregung ſtehen die Bewohner der Spelzengärten umher. Die Familie des Kohlen⸗ händlers Rettig, der ſelbſt noch nicht zu Hauſe war, als der Brand begann, ſucht zu erzählen. Das junge Ehepaar war gerade beim Zubettgehen. Auf einmal hört man die Hühner gackern. Aus dem Stall dringt das Geräuſch vom Schlagen der Pferde. Aufmerk⸗ ſam gemacht, ſieht man ſchon durch die Fenſter die hellen Flammen. Raſch wird das zweifährige Kind gepackt. Die Brüder merfen wenige Habſeligkeiten aus dem Fenſter: die Menſchen ſind gerettet. Auch ein Pferd keun aus dem Stall geführt warden, das zweite, wertvolle verbrennt. Weinend erzählt es die junge Frau. Vater Rettig kann es nicht faſſen. Da ſtehen die Nachbarn und er⸗ zählen dem Heimgekommenen die ſchreckliche Kunde. Außer dem Pferd ſind vier Schweine, Ziegen und Hühner verbrannt, außerdem 200 Zentner Heu. Ein Glück, daß die Abgebrannten verſichert ſind. Aber wo werden ſie ihr Haupt niederlegen, bis das Haus wieder errichtet iſt? Wo werden ſie ihr Geſchäft betreiben? Wie lange wird es dauern, bis die Verſicherung das Geld auf den Tiſch legt? Das Feuer malt am nächtlichen Himmel rote Zeichen. Tauſende zieht es an. Ein Fanal über den Spelzengärten, die wir kennen als ein Quartier der Armut und des Elends. Aber der Menſch erweiſt ſich groß aus dieſer Gemeinſchaft. Denn die Nachbarn helfen retten, ſie tragen heraus, was noch unverbrannt iſt, ſie bieten der Familie Nachtlager an. Das kleine Kind iſt beim Nachbar untergekommen. Weinend ruft es der Mama, dem Großvater. Eine Frau aus der — Aus der Nfalz Pfälziſcher Kreisfeuerwehrtag. *Pirmaſens, 21. Juli. Der diesjährige pfälziſche Kreisfeuerwehrtag wurde am Samstag eingeleitet mit einem außerordentlich zahlreich beſuchten Be⸗ grüßungsabend, auf dem Kreisbranddirektor Wirkl. Behörden und die aus der ganzen Pfalz und der Saarpfalz erſchienenen Bezirksbrandinſpektoren begrüßen konnte. Alle Redner fanden herzliche Worte der Anerkennung über die Tätigkeit der Feuerwehr. Geheimrat Strobel verwies insbeſondere auf die Verdienſte der Pirmaſenſer Wehr anläßlich der Er⸗ ſt ür mung des Bezirksamts im Februar 1924. Der Begrüßungsabend hatte eine durchweg vaterländiſche Note. Der eigentliche Feuerwehrtag wurde am Sonntag durch Branddirektor Lang eröffnet. Auch dort überbrachte Oberregierungsrat Wenner die Grüße der Staatsregierung. Branddirektor Lang erſtattete den Tätigkeitsbericht der pfälziſchen Feuerwehren in den letzten 3 Jahren. Er konnte insbeſondere feſtſtellen, daß die Wehren iu der Beſchaffung von Kommandogerät außer⸗ ordentliche Fortſchritte gemacht hätten Heute beſitzen die pfülziſchen Feuerwehren die ſtattliche Anzahl von 65 Motorſpritzen. Bekannt gegeben wurde, Geh.⸗Rat Lan g⸗Landau, die Vertreter der Großfeuer in den Spelzengärten Kohlenhandlung Reilig niedergebrannt! Neckarſtadt bietet dem Kind Nachtlager an. Die Nach⸗ barsfrau aber lehnt ab:„obgleich wir ſelbſt ja keine rechten Betten haben.“ Die Angehörigen der Familie Rettig ſind verzwei⸗ felt. Die Zuſchauer aber machen ihrem Unmut Luft. Die Feuerwehr ſei zu ſpät gekommen. Das iſt nicht richtig. Um 10 Uhr war der Alarm. Um 10.01 wurde ausgerückt! Lediglich der Umweg durch die Falſchmeldung, das Fehlen der Hydranten hat das raſche und wirkſame Eingreifen der Feuerwehr verhindert. * N. Etwa 6— 8000 Mark Schaden Nach der Meldung der Berufsfeuerwehr beträgt der Schaden etwa—8000 Mark. Außer dem Pferd, vier Schweinen und Federvieh ſind zwei Ziegen verbrannt. Das eine Pferd wurde durch Nachbarn im Stalle losgemacht. Das andere mußte man ſeinem Schickſal überlaſſen, weil es zu wild um ſich ſchlug. Dem Kutſcher wäre die Rettung des Tieres wohl eher gelungen, weil es an ihn gewöhnt war. Aber da er nicht in den Spelzengärten wohnt, kam er zu ſpät. Er ſcheint den Gaul ſehr gern ge⸗ habt zu haben, denn jammernd lief er vor der Brandſtätte hin und her und rief: Mei Pferd, mei Pferd! Vom Mobiliar iſt offenbar, wie aus den Aeu⸗ ßerungen der ſich an der Bergung beteiligenden Nachbarn hervorging, das meiſte gerettet wor⸗ den. Es wurde behauptet, zu zwei Betten, einem Schrank und einer Wanduhr habe man nicht mehr gelangen können, da die Decke einzuſtürzen drohte, während ein anderer mit Beſtimmtheit geſehen hat, daß die Betten und die Uhr noch herausgeholt wer⸗ den konnten. Von dem Schuppen, in dem der Brand ausbrach, iſt nicht mehr viel übrig geblieben. Auch das mit der Rückwand anſtoßende Wohn⸗ häuschen wurde ſo ſtark beſchädigt, daß es jeden⸗ falls ganz abgebrochen werden muß. Die Berufs⸗ feuerwehr, die den Brand mit zwei Schlauchleitun⸗ gen bekämpfte, die von der Motorſpritze geſpeiſt wur⸗ den, rückte um 1,15 Uhr wieder ein. Als ein Glück iſt es zu betrachten, daß Windſtille herrſchte. Bei ſtärkerer Luftbewegung wäre das ganze Wohn⸗ quartier ſehr gefährdet geweſen, da ſich in nächſter Nähe ein weiterer Schuppen befindet, der Heu, Stroh und ſonſtige leicht brennbare Dinge ent⸗ hält. 5 daß die Wehren mit den Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz einge⸗ eine Arbeitsgemeinſchaft gangen. ſind. Es wurden zwei Vorträge über die Zweckdienlichkeit der kleinen Motorſpritze und über Feuerverhütung gehalten. Zum Ort der 24. Kreis⸗ tagung, die 1933 ftattfindet, wurde einſtimmig Frankenthal heſtimmt. Mittags 1 Uhr fand eine Schguübung der Pirffäſenſer Feuerwehr ſtatt, die eine Kritik fand. Die Mitwirkung der Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz wurde vom Kreisbranddirektor in anerkennenden Worten gewürdigt. Um 3 Uhr be⸗ wegte ſich ein impoſanter Feſtzug durch die feſtlich geſchmückten Straßen der Stadt, an dem ſich mehrere tauſend Feuerwehrleute aus allen Teilen der Pfalz beteiligten. a Im Verfolgungswahn * Frankenthal, 23. Juli. Ein Aufſehen erregen⸗ der Vorfall ereignete ſich am Montag nachmittag. Der geiſtesgeſtörte 27 Jahre alte Händler Jakob Unkelbaſch aus Flomersheim, der an Verfolgungs⸗ wahn leidet, verſuchte an der Bahn auf einen fah⸗ renden Zug zu ſpringen, eilte dann durch die Bahnhofſtraße zum Landgericht, ſtieg durch ein offenes Fenſter ein und begab ſich in das zweite Stockwerk. Von dort aus ſtürzte er ſich auf die Straße und mußte ſofort in die Kreis⸗, Kranken⸗ und Pflegeanſtalt in Frankenthal überführt werden. Seine Verletzungen ſind ernſter, jedoch nicht lebens⸗ gefährlicher Natur. glänzende Mit Arſenik vergiftet * Leiſtadt, 23. Juli. Am Montag nachmittag ver ſuchte ſich in einer hieſigen Wirtſchaft ein aus Fran⸗ kenthal ſtammender 45 Jahre alter Kaufmann mit Arſenik zu vergiften. Sein Vorhaben wurde bemerkt. Er konnte aber nicht mehr ver⸗ hindert werden, das Gift, das er ſich in den Wein geſchüttet hatte, zu trinken. Durch das ſofort aus Bad Dürkheim herbeigerufene Sanitätsauto wurde der Mann in das Krankenhaus gebracht. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. e Mittwoch, 23. Juli Roſengarten: Operettengaſtſpiel des Gärtnerplatztheaters München:„Hoheit tanzt Walzer“, 20 Uhr. Kleinkunſtbühne„Libelle“: 15,30 Uhr Tanztee, 20 Uhr Ka⸗ barett. . Konzert 16 Uhr. öln⸗Düſſeldorfer Rheinfahrten: 7 Uhr Rüdesheim Aß⸗ mannshauſen und zurück; 14,30 Uhr Speyer—Germers⸗ heim und zurück; 19.45 Uhr Abendfahrt 27 Std. Lichtſpiele: Alhambra:„Das Recht auf Liebe“.— Scala:„Hai⸗Tang“.— Univerſum:„Scapa Flow“. — Gloria⸗Palaſt:„Gefangene der Liebe“. — Palaſt⸗ Theater:„Der Tiger“.— Schauburg: „Glücksmelodie“.— Roxy⸗ Theater:„Laila“.— Capitol:„Melodie des Herzens“. Sehenswürdigkeiten: Schloßmuſenm: Geöffnet täglich von 10—13 Uhr und 15—17 Uhr; Sonntags von 11—17 Uhr durchgehend. Ausſtellung„Innenräume deutſcher Schlöſſer vom Barock bis zum Empire“.— Muſeum für Natur und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—13 Uhr und nachm. von 15—17 Uhr; Dienstag 15—17 Uhr;: Mittwoch 15—17 Uhr; Freitag 17—19 Uhr.— Planetarium: 15 Uhr Beſichtigung; 17 Uhr Vorführung. n Waſſerſtandsbevbachtungen im Monat Juli Rhein Pegel] 18, 19 21 22. 28 Neckar ⸗Peget 19. 21. 22 28. Dafel.50.15 188 1 88 165 0 8 ſuſerintel.41 555 2,54 245 Mannheim 425 105 888 7 80.87.48.20 8,748.70 Jaaſtfeld e 27 8˙88 5 ˙8 Blochingen.26 0,45 0. 40 0,86 Mapau 4586.48.48 85 0 0 2 Mannheim.88 4,83.51.26 5,20 Heilbronn e.801,28 Kaub.86294.11 3,32 8,52 Köln.712,88 3,06 8,228.46 Waſſerwärme des Rheins 17 C wenn man in der Sommerfrische von einer schonen Fanderung ins Quartier zuriick- gomimt und findet dort angenehme Nacſi- Heli von zu Fause vor, Man möchte docſt auch wissen, was es in Mannheim Neues gibt, furzum, man will auf dem Laufenden bleiben. G Dazu gefiort nichis elles, als daß man sich seine gewohnte Leſelure, die„Neue Mannſieimer Zeitung““ nachsenden laut. Die Geschäftsstelle besorgt das pünletlich an jede aufgegebene Adtesse gegen ganz geringe Gebüir. Ve, langere Zeit an einem Orie bleib kann dig Zellung auch beim dortigen Postamt abon. neren. Das ist nocli billiger. 8 Ilieger⸗Grotesken Von Eva Rouge Barmixer in der Luft Das dreimotorige große Flugzeug hat nur einen einzigen Fahrgaſt. Es iſt ein dicker Herr, wahoſchein⸗ lich ein reicher Bankier. Er ißt und trinkt ſehr viel. Der„Oberſtſteward“(fliegender Oberkellner) hat alle Hände voll zu tun, um ſeinen Gaſt, der großen Appetit und Durſt hat, zu bedienen Der Gaſt beſtellt wieder etwas. „Herr Oberſtſteward, nehmen Sie ein Miſchglas, füllen Sie es mit Eis, Whisky, Wermouth, Curaceau und Cognac und miſchen Ste mir das! Aber bitte recht gut miſchen und ſchütteln!“ Der Luftkelluer verſchwindet für einen Augen⸗ blick in den Nebenraum. Der Fahrgaſt beginnt plötzlich zu taumeln, fliegt faſt aus ſeinem Sitz her⸗ aus, alles dreht ſich vor ſeinen Augen, die ganze Welt erſcheint ihm dunkel und das Blut ſchießt ihm in den Kopf. 6 „Was war das?“ fragt er verzweifelt den Oberſt⸗ ſteward, der mit dem fertigen Bargetränk zurück⸗ kommt. 5 „Unſer Pilot iſt ein Luftakrobat, ich bat ihn, einige Male„Looping the Loop“ zu machen, damit das Bargetränk gut durchgeſchüttelt wird.“ * Kaufleute über den Wolken Zwei Kaufleute fliegen von Prag nach Brünn. Zwei alte Bekonnte, der reiche Bankier Weiß und der ewig in Sorgen lebende Kaufmann Schwarz. Unterwegs, dreitauſend Meter hoch, ſagt Schwarz: „Du, Weiß, pumpe mir 50 000 Kronen“. „Ich habe genau 50 000 Kronen bei mir, ich kann ſtie Dir nicht geben, ich brauche das Geld“, bedauert Weiß. „Wofür?“ fragt Schwarz. „Ich fahre jetzt nach Brünn zu einem berühmten Arzt, um mich einer Verfüngerungsoperation zu unterziehen. Das koſtet genau 50 000 Kronen.“ ee In dieſem Augenblick dreht ſich der Pilot um und I 1 „Mein Motor verſagt. Wir ſind rettungslos. Wir ſtürzen.“ a Während das Flugzeug ſtürzt fragt Schwarz: „Na, aber jetzt kannſt Du mir doch die 50 000 Kronen borgen.“ 5 „Nein“. „Warum?“ „Ich brauche das Geld!“ „Jetzt? Wofür?“ „Für mein Begräbnis.“ . 75 Der blinde Paſſagier Das große Flugzeug war ſchon unterwegs. Plötz⸗ lich entdeckt der Stewart einen blinden Paſſagier, der ſich zwiſchen Konſervendoſen und Reiſegepäck verſteckt hielt. Er führte den ertappten jungen Mann in den Radio⸗Raum. Der Funker gibt eine Radio⸗Mel⸗ dung ab: „Blinder Paſſagier entdeckt, ihm?“ Drohen Sie ihm mit ſofortigem Hinauswerfen“, kam eine Radio⸗Antwort zurück. Der Steward und der Radio⸗Offizier öffnen ein Fenſter, faſſen den jungen Mann hoch und ſchaukeln ihn vor dem offenen Fenſter: „Sie werden jetzt hinausgeſchmiſſen!“ Aber der blinde Paſſagier erſchrickt nicht. läßt er ſich hin und her ſchaukeln. „Warum fürchten Sie ſich nicht?“ ruft der Funker empört. „Weil ich einen Fallſchirm unter meiner Jacke habe“, erwidert er. was machen mit Ruhig 8. Rekord Auf dem Flugplatz in Tempelhof gibt es eine große Terraſſe des Mitropa⸗Reſtaurants, wo Luft⸗ paſſagtiere, Piloten und neugieriges Publikum ge⸗ miſcht umher ſitzen. An einem Tiſch ſttzen drei Piloten, Angeſtellte der Lufthanſa, und ſtreiten laut miteinander, wer von ihnen am meiſten geflogen ſei. Als die Unter⸗ haltung etwas überlaut geworden iſt, ruft plötzlich eine Stimme vom Nebentiſch: „Höen Sie doch endlich damit auf! als Sie alle zuſammen geflogen!“ Die drei Piloten ſchauen einander erſtaunt an, doch niemand kennt den fremden Herrn. Ich bin mehr „Wer ſind Sie eigentlich?“ fragt ihn einer der Piloten. „Ich bin Staubſauger⸗Agent.“ Eröffnung 1 der Bayreuther Feſtſpiele Die diesjährigen Bayreuther Bühnenfeſtſpiele wurden am Dienstag mit dem wieder in den Spiel⸗ plan aufgenommenen„Tannhäuſer“ glanzvoll eröffnet. Die von Siegfried Wagner inſze⸗ nierte, von Toscanini meiſterhaft geleitete Vor⸗ ſtellung, deren Hauptrollen von Maria Müller(Eli⸗ ſabeth), Frau Joſt⸗Arden(Venus), Siegismund Pi⸗ linzky(Tannhäuſer), den eine Erkältung an der vol⸗ len Entfaltung ſeiner glänzenden Mittel hinderte, Herbert Janſſen(Wolfram) und Jvar Andreſen (Landgraf) mit höchſter Hingabe verkörpert wurde, hinterließ bei dem das Haus bis auf den letzten Platz beſetzenden Publikum einen nachhaltigen Ein⸗ druck. *** Siegfried Wagners Befinden hat ſich ſeit Anfaͤng der Woche erfreulicherweiſe ge⸗ beſſert, doch hält nach einer Münchener Drah⸗ tung der„D. A..“ der Schwächezuſtand, der eine ſchwere Erkrankung des Herzens mit ſich ge⸗ bracht hat, noch an. Die Nachrichten von einem Schlaganfall und unmittelbarer Lebensgefahr wer⸗ den indes als falſch bezeichnet. Immerhin wird es noch längere Zeit dauern, bis Siegfried Wagner ſich ſeiner Tätigkeit bei den Feſtſpielen wieder widmen kann. Doch noch Heidelberger Staoͤttheater? Wie wir von gut unterrichteter Seite hören, hat ſich in der Frage der Schließung des Heidelberger Stadttheaters eine neue Lage ergeben. Der Stadt⸗ rat wird ſich in ſeiner Mittwoch⸗Sitzung mit einem neuen Vorſchlag des Intendanten beſchäftigen. Die Hauptpunkte dieſes Vorſchlages ſind: achtmonatige Spielzeit mit Schauſpiel und Operette, die Stadt ſtellt das ſpielfertige Haus mit Licht und Behet⸗ zung, ſowie das ſtädtiſche Orcheſter für 16 Abende im Monat zur Verfügung, der Intendant ver zich⸗ tet auf ſeden Zuſchuß. Da der Stadt auf die⸗ ſer Bafis kaum weſentlich höhere Ausgaben erwach⸗ ſen dürften, als bei vollſtändiger Schließung des Theaters, darf wohl erwartet werden, daß Heidel⸗ berg das Theater— wenn auch in beſchränktem Um⸗ fang— erhalten bleibt. 1 5 Man lernt nie au (Nachdruck verboten.) Während des 19. Jahrhunderts ſind aus Deutſch⸗ land 6 Millionen, aus England ſogar 9,5 Millionen Menſchen ausgewandert. Während aber die eng⸗ liſchen Auswanderer in engliſche Kolonien oder nach den Vereinigten Staaten gingen und dem Angel⸗ ſachſentum erhalten blieben, gingen die deutschen Auswanderer zum großen Teil dem Deutſchtum ver⸗ loren. 5 * Die Elektrifizierung einer Eiſenbahnſtrecke koſtet für jeden Kilonteter 100 000 Mark. a Zum Einzugs⸗ oder Stromgebiet des Rheins zäh⸗ len 28 Prozent des Reiches, zur Elbe 21 Prozent, zur Oder 14 Prozent, zur Donau 12 Prozent, zur Weſer 10 Prozent. Der Reſt von 20 Prozent entfällt auf die übrigen Flüſſe. : A 20 S220 * 4 e Mittwoch, den 28. Juli 1930 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Nr. 334 5. Seite. Zehn Jahre deutſche Reichsmarine Zehn Jahre liegt— gerade im laufenden Monat Juli— der Zeitpunkt zurück, an dem nach den Be⸗ ſtimmungen des Verſailler Vertrages die frühere große und ſtolze kaiſerliche Flotte aufgelöſt ſein mußte und die neue kleine Reichsmarine beginnen durfte, zu erſtehen. In allen Schiffsklaſſen, den Linienſchiffen, Kreuzern und Torpedobvoten, hatte man für die Einſtellung in die neue Flotte jetzt nur überaltertes und in keiner Weiſe mehr den ent⸗ ſprechenden Schiffsarten der fremden großen Flotten ebenbürtiges Material liegen. So ſchwach und un⸗ zureichend war damals die nach dem Zuſammenbruch gebildete Neuformation der Flotte, daß es anſtelle der je ſechs Linienſchiffe und Kreuzer, die für die In⸗ dienſthaltung zugelaſſen waren, im Jahre 1920 zu⸗ nächſt nur möglich war, je einen kleinen Kreuzer für die Oſtſee und die Nordſee unter die Flagge treten zu laſſen. In planmäßigem Aufbau iſt die Reichsmarine im Jahre 1930 ſo weit, daß ſie vier Linien⸗ ſchiffe und vier Kreuzer nebſt 24 Torpedo⸗ booten im Dienſt halten kann, während drei Linienſchiffe, die eigentlich bereits als total aufgebraucht zu betrachten ſind, vier veraltete Kreuzer und acht Torpedoboote in Reſerve liegen. Je zwei Linienſchiffe, je ein Kreuzer und je eine Torpedoboots⸗Flotille(acht Boote) ſind den beiden Marineſtationen in Kiel und Wilhelmshaven zuge⸗ teilt, während in taktiſcher Hinſicht die vier Linien⸗ ſchiffe„Schleswig⸗Holſtein“,„Heſſen“,„Schleſien“ und „Hannover“ zuſammen eine Diviſion, zwei Kreuzer („Königsberg“ und„Köln“), zuſammen mit den Tor⸗ pedobooten den Verband der Aufklärungsſchiffe, je unter einem beſonderen Führer im Admiralsrang, denen der Flottenchef übergeordnet iſt, bilden. Zwei weitere Kreuzer(„Karlsruhe“ und„Emden“), ſowie das Segelſchulſchiff„Niobe“ unterſtehen als Schul⸗ ſchiffe der Bildungsinſpektion der Marine. An wei⸗ terem ſchwimmendem Material beſitzt die Reichs⸗ marine eine in der Oſtſee ſtationierte Minenſuch⸗Flo⸗ tille, ein Vermeſſungsfahrzeug(„Meteor“) mit dem Haupthafen Wilhelmshaven, einen kleinen Fiſcherei⸗ kreuzer und mehrere Tender(ehemalige Minenſuch⸗ boote) und eine Anzahl von Verſuchs⸗ und Peil⸗ booten. Für alle dieſe Fahrzeuge, wie auch für die Marine⸗ teile an Land darf die Marine nicht mehr als 15000 Mann militäriſches Perſonal haben, ſodaß alſo— von den Koſten abgeſehen— ſchon dieſer beſchränkte Mannſchaftsſtand die Indienſt⸗ haltung der vollen, Deutſchland belaſſenen Schiffszahl verbietet, ſolange die Beſtimmungen des Verſailler Vertrages für uns gültig ſind. Als innerhalb dieſer einengenden Beſtimmungen höchſt bedeutſame Tatſache iſt es jedoch zu betrachten, daß es möglich war, innerhalb der letzten fünf Jahre alle im aktiven Dienſt befindlichen Kreuzer und eine volle Torpedoboots⸗Flottille durch hochwertige Neubauten zu erſetzen und andere, aus älteren Typen be⸗ ſtehende Torpedoboots⸗Flottillen durchgreifend zu moderniſieren und die vier Linienſchiffe durch Um⸗ bau, teilweiſe Neuarmierung und Ausſtattung mit neuzeitlichen Feuerleitungs⸗Apparaten ete. für die Anforderungen des derzeitigen Frontdienſtes eini⸗ germaßen brauchbar zu erhalten. Sehr viel lang⸗ ſamer als die Armierung der Kreuzer⸗ und Tor⸗ pedoboots⸗Front wird ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach die Erſetzung dieſer renovierten Linienſchiffe durch Neubauten vollziehen. Erſt ein ſolcher Neu⸗ bau, das Panzerſchiff&(Erſatz„Preußen“) befindet ſich im Bau, und um den zweiten Neubau ſpielt ſich Anſere Flotte, wie ſie heute iſt ſeit Monaten ein erbittertes Ringen zwiſchen den Gegnern und Befürwortern der Erneuerung dieſer für unſere ganze Seegeltung wichtigſten Schiffsgat⸗ tung ab. Nichtsdeſtoweniger haben bereits die Kon⸗ ſtruktionsangaben für das Panzerſchiff K, das mit der für dieſe Schiffsklaſſe außerordentlich kleinen Waſſerverdrängung von 10 000 Tonnen(die derzei⸗ tigen alten Linienſchiffe haben 13 200 Tonnen, die ſtellen. Sowohl bei dieſen Kreuzern, wie bei den künftigen Panzerſchiffen laſſen ſich ſolche Ergebniſſe nur ermöglichen durch Anwendung neuen Leicht⸗ metall⸗Materials und eines neuen Plattenſchwei⸗ ßungs verfahrens anſtelle der früher üblichen Nietung. Aehnlich liegen die Dinge ſogen.„großen“ Torpedobooten, ihren bei unſeren neuen die allerdings mit 800 Tonnen Waſſerverdrängung von den Der Typ der neuen deutschen Kreuzer„Königsberg“,„Karlsruhe“ und„Köln“ neuen engliſchen Schlachtſchiffe 35—40 000 Tonnen Waſſerverdängung) alle militäriſchen und artilleriſti⸗ ſchen Eigenſchaften eines modernen Kampfſchiffes verbinden muß, im Ausland lebhafteſtes Aufſehen und z. B. bei den Franzoſen arge Angſtbeklemmun⸗ gen hervorgerufen. Von dieſen neuen Kreuzern kann der zuerſt er⸗ baute, die„Emden“, zwar auch bereits als gutes modernes Schiff ſeiner Art gelten, doch iſt es in ſeinem militäriſchen Wert von den drei folgenden gleichartigen Neubauten fremder Flotten an Größe teilweiſe um das Dreifache übertroffen werden. Während die deutſchen Torpedoboote früher nur mit einem Buchſtaben, der die Bauwerft bezeichnete(3. B. S.— Schichau; G.= Germania⸗ und V.— Vulkan⸗ Werft) nd einer hinzugefügten Nummer bezeichnet wurden, haben die neuen Boote Eigennamen erhal⸗ ten, die an Schiffe erinnern, die im Krieg oder früher im Dienſt der Marine beſonders bedeutſame Rollen geſpielt haben. Die eine Halbflottille führt Linienschiff„Schleswig⸗Holstein“ Flotten-Flaggschiff Kreuzern„Königsberg“,„Karlsruhe“ und„Köln“ ſo⸗ wohl an Fahrgeſchwindigkeit, Zahl und Aufſtellung ſeiner Geſchütze, ſowie in der Art ſeiner Torpedo⸗ Armierung bereits weſentlich überholt. Ein noch vollkommenerer Bau verſpricht der fünfte neue Kreu⸗ zer, die in Wilhelmshaven in Bau begriffene„Leip⸗ zig“, zu werden. Und auch von dieſen Schiffen allen kann geſagt werden, daß ſtie im Rahmen ihrer vorge⸗ ſchriebenen Tonnage(6000 To.) ganz ausgezeichnete Leiſtungen der deutſchen Kriegsſchiffbau⸗Technik dar⸗ Vogelnamen: Möwe, Albatros, Kondor, Greif, Falke und Seeadler. die andere Raubtiernamen: Wolf, Il⸗ tis, Leopard, Tiger, Jaguar und Luchs. Zehn Jahre nach dem offiziellen Ende der alten Flotte hat in dieſem Frühſommer wie der eine ſtatt⸗ liche deutſche Armada in der Ferne, wo bisher nur einzelne deutſche kleine Kreuzer ſich hatten zeigen können, dokumentiert, daß es noch eine deutſche Flotte gibt und daß ſie es wagen kann, ſich dem kriti⸗ ſchen Auge der großen Seemächte zu zeigen. A. N. Der neue deutsche Zerstörer-Typ Zähne als Feliſch Wie eine E. Th. A. Hoffmannſche Geſtalt mutet die ſonderbare Figur des Millionärs Elvin Ben d⸗ ley aus Spriicgfield in Miſſouri an. Bendley war eine zeitlang Bankdirektor, zog ſich aber bald aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte ſtill in ſeiner Villa. Er richtete in Springfield eine Tanzſchule für junge Mädchen und ein Seminar für Philoſophie ein. Bendley hatet noch eine ſonderbare Leidenſchaft. Er ſtudierte Zahnheilkunde und liebte Zähne. So⸗ bald er eine Frau ſah, die ihm gefiel, gab er ſich für einen Zahnarzt aus und redete ſeinem Opfer ein, daß es einen ſchlechten Zahn habe, den er gern unent⸗ geltlich entfernen würde. Bendley verſtand es auch tatſächlich, vollſtändig ſchmerzlos Zähne zu operieren. Er war bald im Beſitz einer herrlichen Zahnkollek⸗ tion, die mehrere hundert Exemplare zählte. Er be⸗ ſaß Zähne von Opernprimadonnen, Halbweltdamen, Millionärinnen und Tanzſchülerinnen. Eines Tages lernte der Sonderling die bildſchöne Mildred Rackin kennen. Er erklärte auch ihr, daß eine Zahnoperation unausbleiblich ſei. Die junge Dame zog aber einen richtigen Zahnarzt zu Rate und erfuhr von ihm, daß der Zuſtand ihrer Zähne nichts zu wünſchen übrig laſſe. Als die Schöne dem vermeint⸗ lichen Zahnarzt dieſe Neuigkeit mitteilte, zog Bendley eine Zange aus der Taſche und ſtürzte ſich auf die Dame, um ihr einen Zahn auszureißen. Die ſchöne Mildred flüchtete und zeigte Bendley⸗ an. Die Polizei miſchte ſich in die Sache, unternahm bei Bendley eine Hausſuchung und nahm ihn feſt. Gegen eine hohe Kaution wurde Bendley allerdings bald freigelaſſen. Am ſelben Abend erſchoß er ſich. Arxtillerie-Schulboot„Drache“ Ein 5000 Jahre alter Mumienfriedhof entdeckt In London traf der Profeſſor für Archeologie an der Univerſität Kairo, Selem Haſſan ein. Er leitete die Ausgrabungsarbeiten an der Grabſtätte Ra Owers, des Oberprieſters der Göttin Nehab und Ratgebers des Pharaos Neferikar, der ca. 3000 Jahre v. Chriſti in Aegypten regierte. Prof. Haſſan teilt mit, daß er kurz vor ſeiner Abreiſe auf eine große Zahl Mumien ſtieß, die in vier Reihen nebeneinander lagen. Der Fund von ſopielen Mumien an einer Stätte läßt vermuten, daß es ſich um die Entdeckung eines uralten ägyptiſchen Mumienfriedhofs handelt. Profeſſor Haſſan hatte bis jetzt keine Gelegenheit, alle Mumien zu bergen. Er hatte einige Mumien von der oberſten Reihe herausholen laſſen und ſtellte dabei feſt, daß es offenbar Angehörige ber reichſten Klaffe der Bevölkerung ſeien. Auf der Bruſt der Mu⸗ mien wurden Goldplatten gefunden: die Leinen⸗ tücher, in welche die Mumien eingewickelt ſind, ſind mit Hieroglyphen beſchrieben Die Mumien la⸗ gen in der Erde mindeſtens 5000 Jahre. Die Ausgrabungen an dieſer uralten Friedhof⸗ ſtätte werden—3 Jahre in Anſpruch nehmen und zur Bereicherung unſerer Kenntniſſe über die alt⸗ ägyptiſche Kultur ſehr viel beitragen. Profeſſor Haſſan entdeckte außerdem einen Zäulentempel, der in ber Zeit der 5. Dynaſtile erbaut wurde. Er vermutet, daß die weiteren Ausgrabungen an dieſer Tempelſtätte ſehr bedeutende Funde an Statuen, Edelſteinen, Tempelgeräten und anderen hiſtori⸗ ſchen Reliquien von ſehr hohem archäbologiſchem Wert ans Licht bringen werden. Die Entdeckung von Pro⸗ feſſor Haſſan erweckten in den wiſſenſchaftlichen Krei⸗ ſen das größte Aufſehen. Totſchlag wegen einer Zigarette In der franzöſiſchen Stadt Clichy wohnten zwei junge Fabrikarbeiter René Hubos und Marcel Gher⸗ noux. Sie waren die beſten Freunde und pflegten täglich, wenn ſie von der Arbeit nach Hauſe gingen, miteinander ein kleines Stündchen gemütlich zu plaudern. Jüngſt paſſierte es, daß Hubos ſeinen Tabak zu Hauſe vergeſſen hatte und als Ghernoux ſeine Tabakstüte aus der Taſche zog, um ſich eine Zigarette zu drehen, bat ihn ſein Freund Hubos um ein bißchen Tabak. Statt für die Liebenswürdigkeit ſich zu bedanken, begann Hubos die Qualität des Tabaks ſeines Freundes zu kritiſieren. Gherndux empfand dieſe Kritik als perſönliche Beleidigung und ging aufgeregt von dannen. Am nächſten Tage trafen ſich die beiden wieder. Als Ghernoux erklärte, er fühle ſich durch die Aeußerungen Hubos über die Tabakqualität verletzt, begann eine neue aufgeregte Diskuſſion. Raſch wurden die Freunde handgreif⸗ lich. Ghernvux zog ein Meſſer, Hubos ſchlug ihn mit ſolcher Wucht auf den Kopf, daß er tot umfiel. Und alles um den Tabak. wie der Fächer. Der Fächer-eine Waffe? In dieſen Tagen warf ein Mitglied des Unter⸗ hauſes die Frage auf, ob der Gebrauch eines Fächers geſtattet ſei, da doch das Tragen eines Schwertes im Parlament verboten iſt. Der Spre⸗ cher, der in England die Stellung eines Parlaments⸗ präſidenten hat, gab ein für allemal General- pardon für den Gebrauch des Fächers. Er ſtellte feſt, daß zwiſchen dieſen beiden Gegenſtänden ein großer Unterſchied beſtehe, indem das Schwert eine Angriffswaffe ſei und der Fächer nicht. Wenn wir uns jedoch in die Tage zurückverſetzen, in denen der Gebrauch des Fächers auf der Höhe war, dann müſ⸗ ſen wir konſtatieren, daß der Unterſchied kein ſo großer iſt. Schon ein Shakeſpeareſcher Held ruft beim Leſen eines ihn beleidigenden Briefes aus: „Bei Gott, wenn ich den Schurken zur Hand hätte, ich ſchlüge ihn mit dem Fächer meiner Dame.“ Ein anderer engliſcher Schriftſteller erzählt uns, daß am Ende des 17. Jahrhunderts Herren ſehr große Fä⸗ cher, ungefähr einen halben Meter lang, trugen, die ſie zur Züchtigung von Dienſtboten zu benutzen pflegten. Abgeſehen von dieſen Angriffen im litera⸗ riſchen Sinne hat kein Schwert, von einer Dame ge⸗ ſchwungen, auch nur halb ſo viel Schaden angerichtet War dieſer doch während einer langen Zeit der weſentlichſte Beſtandteil in dem Arſenal der weiblichen Kriegs⸗ künſte. Wahrſcheinlich hat der Fächer mehr Opfer gekoſtet als das Schwert. Zyniker find ſogar der Anſicht, daß dieſe Wunden viel ſchmerzlicher geweſen ſind. 300 jähriges Jubiläum der erſten franzöſiſchen Zeitung Der erſte franzöſiſche Zeitungsherausgeber war Theophraſte Renandot, der im Jahre 1630 auf die Idee kam, eine Zeitung herauszubringen. An die⸗ ſem erſten Zeitungsmanne Frankreichs hatte ſich das Schickſal vieler ſeiner ſpäteren Berufskollegen er⸗ füllt. Renandot ſtarb in großer Armut und wurde auf dem Armenfriedhof in Paris begraben. Das erſte von Renandot herausgebrachte Blatt erſchien während der Regierungszeit des Königs Louis XIII. und hieß„Gazette“, es wird in der Nationalbiblio⸗ thek von Paris ſorgfältig aufbewahrt. Von Beruf war Renandot Arzt, gab aber ſeine Praxis auf, um „den Gebildeten“ von Paris Neuigkeiten aus der ganzen Welt zu vermitteln. In der erſten Nummer der„Gazette“ ſtand folgende Meldung:„Der per⸗ ſiſche König belagert die Stadt Dille, zwei Reiſetage von Babylon enfernt. Sein Heer beſteht aus 15 000 Reitern und 50 000 Schützen. In Dille hat ſich der Satrap der nördlichen Provinz Perſiens mit einigen tauſend Rebellen eingeſchloſſen. Sie wurden alle vom Schah zu Tode verurteilt.“. In der erſten Zeit ihrer Exiſtenz erfreute ſich die„Gazette“ der Unterſtützung des allmächtigen Kardinals Richelieu. Später lehnte der Kardinal jegliche Zuſchüſſe ab. Die„Gazette“ mußte ihr Erſcheinen einſtellen⸗. Benzin mit Zucker Drei Monate lang währte die Berühmtheit jener Tankſtelle auf der Straße zwiſchen Cherbroo ke (Rana du) und Newport(Staat Vermont U. S..), dann war es jählings aus. Und die Bude rentierte ſich doch ſo gut. Selbſt zur Nachtzeit herrſchte dort Betrieb, und am Tage war nicht ſelten die Straße verſtopft von Autos, die angeblich das Tan⸗ ken dringend nötig hatten. Dergleichen ſcheint ver⸗ wunderlich, wenn man erfährt, daß der Betriebsſtoff an jener Tankſtelle keinen viertel Dollar pro Liter koſtete, ſondern erſt von fünfzig Dollar für das Liter an zu bekommen war. Was die ganz feinen Leute waren, die nahmen welchen zu fünfundſiebzig. Noch erſtaunlicher iſt die Tatſache, daß das Zeug gar nicht einmal literweiſe abgegeben wurde, ſondern man be⸗ kam immer nur ein paar Gramm davon in einem kleinen Glas, und zwar das Glas zu drei Dollar. Die Sache wird erſt wieder verſtändlich, wenn man bedenkt, wie wir im B. T. leſen, daß es unter ſämt⸗ lichen Tankenden keinen einzigen gab, der den er⸗ worbenen Betriebsſtoff in ſeinen Wagentank ge⸗ ſchüttet hätte, nein, ſie alle ſchütteten ihn ganz hinten in die Kehle und verdrehten obendrein noch vor Ent⸗ zücken die Augen. Er brannte auch gar zu herrlich den Schlund hinunter. i Aber kein Glück iſt von Dauer und die Sache kam, wahrſcheinlich durch Geplauder, zu Ohren der Be⸗ hörde. Es wurde ein Mann entſandt, der erſt ein Glas zur Probe tankte, dabei lebhaft bedauerte, nicht wie alle Umſtehenden zwiſchen drei und ſechs Glas friſchen Betriebsſtoff zu ſich nehmen zu dürfen und der dann zum Entſetzen der Schar von Durſtigen ſith deren Namen notierte und ſie alle ſamt dem Tank⸗ ſtelleninhaber zur Anzeige brachte. Nun kommt das Beſte. Dieſer wies nach, daß er niemals etwas anderes als Benzin zum Verkauf angeboten habe. Benzin zum Antreiben von Ver⸗ brennungsmotoren. Er könne als guter Geſchäfts⸗ mann ſeinen Kunden keine Vorſchriften machen, ſelbſt wenn dieſe die Flüſſigkeit für andere Zwecke ver⸗ wendeten. Und nur um dieſe Anwendung leichter zu geſtalten, habe er ſein Benzin ſtark verdünnt und auch ſehr viel Zucker beigemiſcht. Darin ſehe er nichts Verbotenes und ob Benzin mit oder ohne Zucker, man könne mit beiden ſeine Maſchine heizen. Die Prüfung des Pumpeninhalts ſeiner Tankſtelle ergab die Richtigkeit der Angaben. Aber ohne Strafe kam der Mann doch nicht weg, er erhielt etliches wegen Wucher aufgebrummt. Für die zur Anzeige gebrach⸗ ten Automobiliſten iſt wohl die Erinnerung an die gehabten Genüſſen Strafe genug. Der Leichenkeller der Inguiſition In der ſpaniſchen Stadt Hu en za, 180 Kilo⸗ meter von Madrid entfernt, wird die alte Kirche Santa Kruza renovtert. Während der Maurerarbeiten fiel eine große Steinplatte aus der Kellerwand heraus. Die Maurer ſchauten ins Loch hinein und wurden von Entſetzen gepackt: ſie erblick⸗ ten im Kellerraum viele menſchliche Skelette und mumienhafte Körper, die am Boden und auf ſteinernen Wandbänken herumlagen. Wahr⸗ ſcheinlich wurde dieſer Kirchenkeller in der Zeit der ſpaniſchen Inquiſition als Gefängnisſtätte für sdetzer und Heretiker benutzt. Die Opfer der Inquiſition wurden nach dem Kellerraum gebracht und fanden dort den Tod unter den Skeletten ihrer unglücklichen Vorgänger. Der Todeskeller war ſo eingerichtet, daß die Inquiſitionsrichter durch kleine Gucklöcher in den Gefängnisraum hineinblicken konnten. Die Entdeckung in der Kirche Santa Kruza erregt großes Aufſehen in Spanien, 10 Mittwoch, 23. Juli 1930 Die Pariſer Vereinbarungen über die Tonfilmpatente Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 23. Juli Die Vertreter der deutſchen und amerikaniſchen Elektro⸗ un Filminduſtrien geben ein gemeinſames Communiqus über ihre Pariſer Verhandlungen, die vom 19. 6. bis 22. 7. dauerten, heraus, in dem es u. a. heißt: Die Vertreter der beutſchen und gmerikaniſchen Elektro und Filmindu⸗ ſtrien haben als Abſchluß ihrer Verhandlungen in Pa⸗ is ein Abkommen über den Austauſch der Patentrechte der ganzen Welt unterzeich⸗ net. Die Abmachungen ermöglichen es, den Herſtellern von Filmen aller Länder Lizenzen für die Herſtellung den Filmſtreifen aus allen Ländern der Welt unter deut⸗ ſchen und amerikaniſchen Patenten zu erhalten. Die Film⸗ ſtreifen ſollen in allen Ländern und auf allen ten von in Deutſchland und Amerika in Lizenz ge⸗ bauten Apparaten austauſchbar ſein, Die unter dem Vorſitz des amerikaniſchen Filmindu⸗ ſtriellen Will. H. Hays in Paris ſeit fünf Monaten zwi⸗ ſchen der deutſchen und der amerikaniſchen Elektro⸗ und Filminduſtrie geführten Patentverßandlungen ſind dangch geſtern erfolgreich abgeſchloſſen worden. Dos getroffene Ab⸗ kommen iſt von weittragender Bedeutung für die geſamte Weltfilminduſtrie. Nach dem gemeinſchaftlich herausgege⸗ benen Kommuniqué iſt der Austauſch der Patentrechte in der. ganzen Welt vorzunehmen. Auf Grund der Einigung wird es in 7 den amerikaniſchen Produzenten er⸗ möglicht, ihre Fabrikate uf den deutſchen Markt einzu⸗ führen und umgekehrt. Ferner legen Hie Abmachungen ſeſt, daß es für die Tonfilmerzeuger aller Länder möglich ſein oll, Produktionslicen zen für die Herſtellung von Fil⸗ men in allen Ländern der Welt nach deutſchen oder nach 5 Patenten zu erhalten. Auf dieſe Weiſe iſt Konkurrenzkampf zwiſchen den beiden großen Film⸗ induſtriellen Deulſchlands und Amerikas beendet worden. Bisher konnte kein deutſcher Tonfilm in Amerika und lein merikaniſcher Tonfilm in Deutſchland ohne Schwierigkeiten vorgeführt werden, weil kein Land über entſprechende Vorführungsapparate verfügte,— mit Aus⸗ nahme des Warner Brothers⸗Konzerns, der ſchon vorher eine Einigung mit Deutſchlond fand—, um die Filme des anderen Landes zu zeigen, eine Situation, die durch die Patentgeſetzgebung in beiden Ländern begründet war. An den Verhandlungen haben auf deutſcher Seite die Allge⸗ meine Elektrizitäts⸗Geſellſchaft, Siemens⸗Halske, der Kü⸗ . und das Ton⸗Bild⸗Syndikat teilgenom⸗ en. Folgende Arbeitsteilung iſt in der Verſorgung der verſchiedenen Länder der Welt nach dem neuen Ab⸗ zommen vorgeſehen. Die deutſchen Fabriken decken den Appargtebedarf in folgenden Ländern: Deutſchland, ein⸗ ſchließlich Danzig, Saargebiet und Memelland, Deſterreich⸗ Ungarn, die Schweiz, Tſchechoſlowaket, Holland, Holländiſch⸗ Oſtindien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Jugoflowien, Rumänien und Bulgarien. Andererſeits ver⸗ ſorgen die amerikaniſchen Fabriken die folgenden Staaten mit Vorführapparaten: Vereinigte Staaten und die dozu gehörigen Beſitzungen, Kanada, Neufundland, Auſtralien, Neuſeeland, State Settlement, Indien und Rußland. Die von den übrigen Ländern der Welt benötigten Apparate werden ſowohl von deutſchen wie von amerikaniſchen Fa⸗ briken geliefert. Der Amerikaner Roß, einer der führenden amerikani⸗ ſchen Unterhändler, erklärte nach Abſchluß der Beſprechun⸗ en, daß derartige Reſultate nur durch Konzeſſtonen auf eiden Seiten erreicht werden könnten. Die Abmachungen ſeiew ſowohl für Deutſchlond wie für Amerika befriedigend. Alfeld Gronan.— Divfdendenlos. Der Abſchluß per 31. Dezember 1929, der im Zuſammenhang mit den unklaren Beſitzverhältniſſen des Geſellſchaftskapitals noch immer nicht bekanntgegeben wurde, wird wahrſcheinlich in den nächſten Tagen veröffentlicht werden. Eine Divi⸗ dende gelangt wieder nicht zur Verteilung. Auch die Bilanz ſoll kein beſonders befriedigendes Bild er⸗ geben, wenn auch die Bankſchulden nicht erheblich ſein dürften, da die Beträge aus der letzten Kapitalserhöhung inzwiſchen eingekommen ſind. Allerdings iſt nur eine Er⸗ höhung auf 5 Mill., nicht, wie urſprünglich beſchloſſen, auf 10 Mill. 4 vorgenommen worden. * Weißthaler Spinnerei⸗ und Weberei AG. in Mitt⸗ weibn— Vorausſichtlich wieder dividendenlos. Wie ver⸗ lautet, wird das der Dresdener Gardinen⸗ und Spitzen⸗ Manufaktur⸗Ach, naheſtehende Unternehmen für das Ge⸗ 5 8 192930 vorausſichtlich wieder keine Dividende verteilen. Bedeutende Inſolvenz im Wupperlaler Garngroß⸗ handel. Die Baumwollgarn⸗Großhandlung Max Schal ⸗ ler in Wuppertal⸗Barmen hat ſich lt.„Konfektionär“ an die Gläubiger gewandt und die Zahlungen eingeſtellt. An der Aufſtellung eines Status wird gearbeitet. Dem Unter⸗ mehmen ſollen noch im letzten Jahre rund 290 000„ aus prlpten Mitteln des Geſchäftsäinhabers zugeführt worden ſein. Es ſind noch wertvolle, unbelaſtete Grundſtücke, große Warenbeſtände ſowie nahezu ſämtliche Debitoren als Aktipwerte vorhanden, ſodaß mit einer angemeſſenen Quote zu rechnen iſt. Zuſammenſchluß amerikaniſcher Lufttransportlinien. Wie aus Wallſtreet gemeldet wird, erwartet man dor: innerhalb der nächſten Tage eine Verſchmelzung oder HANDRHRLS. o WIRTSCIIA der Neuen Mannheimer Zeitung 2 55 Export- Vergütung Die Außenhondelsabteilung der Handelskammer Mann⸗ heim teilt uns mit: Die ſchlechten Abſatzverhältniſſe auf dem Inlandsmarkt haben in der letzten Zeit viele Firmen veranlaßt, ſich in verſtärktem Umfang dem Export zuzuwenden, die vorher entweder garnicht oder nur in geringem Umfange den Ab⸗ ſatz nach dem Ausland gepflegt hatten. Darauf iſt es wohl auch zurückzuführen, wenn auffallend häufig Unklarheiten über alle möglichen mit dem Exportgeſchäft verbundenen Fragen zu finden ſind. Im beſonderen gilt das für die Umſatzſteuer⸗ Rückvergütung, die, wie ſich ge⸗ zeigt hat, häufig ſo wenig bekannt iſt, daß es notwendig erſcheint, ſie kurz ins Gedächtnis zurückzurufen. Daß der Umſatz ins Ausland der Umſatzſteuer nicht unterliegt, darf allgemein als bekannt vorausgeſetzt wer⸗ den. Wentger bekannt iſt dagegen die Tatſache, daß gemäß L 4 des UStG. der Exporteur die Vergütung eines der Höhe der Umſatzſteuer entſprechenden Betrages verlangen kann, wenn er den Nachweis erbringt, daß die von ihm ausgeführten Gegenſtände im Inlond erworben worden ſind, daß die Lieferung on ihn der Umſatzſteuer unter⸗ legen hat, und daß ſich Bearbeitung und Verarbeitung durch ihn in den geſetzlich zuläſſigen Grenzen gehalten hat. Der Geſetzgeber ging bei Erlaß der Beſtimmung davon aus, daß der Lieferant des Exporteurs die Umſatzſteuer ſeiner Lieferung dem exportierenden Abnehmer entweder getrennt oder im Preis in Rechnung ſtellt. Bei Fehlen der Beſtimmung des§ 4 wäre der Exporteur gezwungen geweſen, dem ausländiſchen Abnehmer im Preis auch ſei⸗ nerſeits dieſe Umſatzſteuer zu berechnen, da ſie für ihn einen Koſtenbeſtandteil darſtellt. Da derjenige Fabrikant oder Lieſerant des Exporteurs, der unter Umge Sz hindlers dtrekt ins Aus gemäß des USt. für die Licſerung keine Umſatzſteuer zu ent⸗ 0 richten hat, ſo wäre eine Ausſchaltung des Exporthändlers die Folge geweſen.§ 4 beſtimmt daher, daß der Exporteur berechtigt iſt, die Vergütung der Umſatzſteuer für die Ex⸗ portware beim Finanzamt zu beantragen, wenn die Lieſe⸗ rung des Fabrikanten an ihn umſatzſteuerpflichtig war. In den meiſten Fällen wird dies der Foll geweſen ſein, da ein umſatzſteuerpflichtiger Vorgang auch dann vorliegt, wenn der Fabrikant bzw. Lieferant auf Veranlaſſung des Ex⸗ porthändlers unmittelbar ins Ausland geliefert hat, Nicht notwendig iſt, daß der dem Exporteur liefernden Unternehmer die Umſatzſteuer im Preis auch tatſächlich ein⸗ kalkuliert bzw. berechnet hat. Es genügt nach der Rechts⸗ ſprechung des Reichsfinanzhofs, daß er für die Steuer haftet und ſie rechtlich zu bezahlen hat, Ein Vergütungsanſpruch heſteht nicht, wenn der dem Export vorhergehende Umſatz ſteuerfrei war, z. B. als Einfuhr oder verlängerte Einfuhr. Die zu vergütende Umſatzſteuer wird von einem Betrag errechnet, der 92 v. H. des bei dem Umſatze ins Ausland vereinbarten Entgelts ausmacht. Die Spanne von 8 v. H. ſtellt die nicht vergütungsberechtigte Gewinn⸗ und Unkoſten⸗ ſpanne des Exporteurs dar. Außerdem ſind die Koſten für Verpackung und Verſicherung in Abzug zu bringen, ſoweit ſie nicht vertroglich vom Käufer übernommen werden milſſen. Der Antrag iſt innerhalb von 6 Monaten nach Schluß des Kalendervierteljahres zu ſtellen für alle im abgelau⸗ fenen Kalendervierteljahr für ausgeführte Gegenſtünde vereinnahmte Entgelte, oder— im Folle der Geltend⸗ machung des Vergütungsanſpruchs nach Lieferungen— für alle Entgelte, die für die im abgelauſenen Kalenderviertel⸗ jahr in das Ausland erfolgten Lieferungen vereinbart wurden. Der Antrag iſt bei demjenigen Finanzamt zu ſtellen, welches für den Ausfuhrhändler zuſtändig iſt. Intereſſenpoglung der vier größten amerikaniſchen Luft⸗ trausportlinien. Es handelt ſich um die Transkontinental Air Transport, die ſog. Lindbergh⸗Linie mit der Weſtern Air Expreß und zweitens um die Pan American Airways mit der Newyork Rio aud Buenos Aires Line. Vata verhandelt mit Peugeot! Zu den Nachrichten über Pläne des tſchechoſlowakiſchen Schuhfabrikan⸗ ten Bata, wonach dieſer ſich mit der Erzeugung von Automobilen beſaſſen werde, erfährt der DH., daß tatſächlich zwiſchen Bata und der franzöſiſchen Auto⸗ ntobilfabrik Peugeot Verhandlungen geführt werden, die die Errichtung einer Automontagewerkſtätte in Zlin zum Ziele haben. Außerdem wird Bata den Verkauf von Benzän, Gummi und anderen Autobeſtand⸗ teilen ausbauen. Eine Gummi fabrik, die im Herbſt 1990 in Betrieb geſetzt werden ſoll, wird Pueumatiks aller Größen, und zwar bis zu 25 v. H. niedrigeren Prei⸗ ſen herſtellen. Wieder 10 v. H. Dividende bei der Dr. Selle⸗Gysler AG., Berlin. In der Bilanzſitzung des AR. wurde be⸗ ſchloſſen, der GV. am 9. Aug. eine Dividende von wieder 10 v. H. vorzuſchlagen. Die Geſellſchaft weiſt für das am 31. März 1930 beendete Geſchäftsjahr einen gegenüber dem Vorfahr ſaſt unveränderten Reingewinn in Höhe von vd. 210 000& aus, ſodaß abzüglich der Dividende und der Aufſichtsratstantieme wieder rd. 3000/ zum Vor⸗ trag verbleiben. Der Geſchäftsgang war im Berichtsjahr durchaus zufriedenſtellend. Auch z. Zt. ſei eine normale Beſchäftigung zu verzeichnen. * Zuſammenſchluß in der Zigarreninduſtrie. Die Ta⸗ bak⸗ und Zigarrenfabrik Gebrüder Unge⸗ witter AG. in Wanfried an der Werra hat die Zigarrenfabrik Reinhold Hein in Kaſſel über⸗ nommen; Reinhold Hein tritt in den Vorſtond der Al). ein. Die Zentrale der Firma Reinhold Hein einſchl. Sor⸗ tier⸗ und Verſondabteilung wird von Kaſſel nach Wanfried verlegt, dagegen wird die Filtalfabrik Sontra in Heſſen einſtweilen in Betrieb gehalten. Kohlenbergbau unter Depreſſion Der Abſatzrückgang im erſten Halbjahr 1930 Nachdem nunmehr die vorläufigen Ziffern über dle Brennſtoffgewinnung im Juni vorliegen, iſt es möglich, einen Ueberblick tber die Entwicklung der Kohlenförderung im erſten Halbjahr 1930 zu gewinnen. Wie aus der nach⸗ folgenden Zuſammenſtellung hervorgeht, iſt im zweiten Viertelfahr(in 1000 To.) die Steinkohlenſörderung um 4919,90 und die Koksgewinnung um 1109,68 zurückgegangen: Steinkohle Koks 1. Vlertelf. 2. Viertel. 1. Blerlelfſ. 2 Viertel in 1000 To. Ruhr 29 850,7 W 954,1 8 056,0 7 010,8 Oberſchleſten 4 499,6 4 177,7 870.5 348,5 Aachen 1676, 1 604,2 334,0 92079 Niederſchleſien 150,1 1 947,0 275,5 20,5 Sachſen 1 010% 802,9 60,0 52,2 insgeſamt: 388 699,8 38 885,0 9 102,0 7 992,4 Obgleich der Produktionsrückgang in den Sommer⸗ mongten eine normale ſaiſonmäßige Erſcheinung darſtellt, ſo iſt für dieſes Jahr zu berückſichtigen, daß der Kohlen⸗ abſotz bereits in den milden Wintermonaten des erſten Vierteljahrs außerordentlich ſtockend war, ſo daß— mit Rückſicht auf die Ueberfüllung der Zechen⸗ und Hänbler⸗ läger— im zweiten Quartal eine weit über das normale Maß hinausgehende Abſatzdepreſſion ſtattgefunden hat. Be⸗ Mannheimer Hafenfragen Der Betriebsvertrag zwiſchen badiſchem Staat und der Reichsbahn zwecks Betriebs der Mannheimer Häfen Die Handelskammer Mannheim hatte in Ge⸗ meinſchaft mit der Arbeitsgemeinſchaft der ud uſtrie⸗ und Hafengebiebe von Mann⸗ heim und Umgebung geſtern zu einem Vortrags⸗ abend geladen, der über die nun endlich grundſätzlich zu⸗ ſtandegekommene Einigung zwiſchen dem badiſchen Staat und der Reichsbahn über den Elſenbahnbetrieb im Mann⸗ heimer Hafen unterrichten ſollte. Angeſichts des Umſtandes, daß von dieſem Betriebsvertrag alle Verträge zwiſchen Anlegern der Häfen und der Reichsbahn betroffen werden, war der aroße Sitzungsſaal der Handels⸗ kammer ſehr gut beſetzt, fanden die rlegungen des Miniſterlalrats Seeger vom badiſchen Finanz⸗ miniſterium die größte Aufmerkſamkeit und vertiefte ſich das Reſerat in der anſchließenden Diskuſſion ſehr ein⸗ gehend in alle Spezialfragen, die aus dieſem Vertrag für die Intereſſenten entſpringen. 8 Um es vorweg zu nehmen: der neue Vertrag iſt ein Kompromiß. Es war bisher nicht alles durchzuſetzen, was man in Mannheim und in Baden für wünſchenswert Hält, aber er iſt auf ſeden Fall geeignet, die Betriebs⸗ führung im Mannheimer Hafen zu exleich⸗ tern und e röürſte bei einer richtigen Anwendung im Ganzen geeignet erſcheinen, die volkswirtſchaftlichen Funk⸗ tionen des Hafens zu erleichtern und ſeiner wirtſchaftlichen Fortentwicklung zu dienen. Die Fragen, die noch offen find, werden ſicherlich noch eine Klärung und hoffentlich eine Erledigung zu Gunſten der Mannheimer Intereſſen finden. Miniſterialrat Seeger betonte, daß die Entſchei⸗ dung der Frge über die Rückbehaltung des Hafens durch das Land Baden maßgeblich von der Haltung der Intereſſenten und ihren Wünſchen be⸗ einflußt wurde. Die Häfen ſeien zurückgegeben auf Grund des Staatsvertrages mit der Eiſenbahn. Kurz vor der Gründung der Reichsbahngeſellſchaft im Jahre 1084 kam ein Mantelvertrag zuſtande, in dem das Recht der Länder niedergelegt war, daß ſie von dem Rückhal⸗ tungsrecht Gebrauch machen und in dem ſich der Reichsnerkehrsminiſter bereit erklärte, die Eiſenbahn⸗ bebriebe in den Häfen zu übernehmen auf Grund eines be⸗ ſonders abzuſchließenden Betriebsvertrages. Heute iſt der Betriebsvertrag paraphiert aber noch nicht unterſchrieben. Die Meinungs⸗ verſchieden heiten konnten bisher nicht reſtlos beſeitigt werden, man dürfe aber erwarten, daß die gemachten Vorbehalte noch im Laufe dieſes Jahres durch⸗ gedrückt werden können. Die Vereinbarungen mit der Reichseiſenbahn gipfeln darin, daß die Vertragsgegner einig ſind, daß der Eiſenbahnbetrieb im Hafen Mannheim innerhalb drei Monten, vom 1. Mai an gerechnet, auf das Land Baden überzugehen habe. Zunächſt ſoll der Mann⸗ heimer Hafen, dann der Kehler und ſchließlich auch der Rheinauhafen übernommen werden. Der Ver⸗ trag iſt ſo zu verſtehen, daß die Ladegleiſe an das End übergehen, die Zufuhr⸗ und Rangiergleiſe aber bei der Reichsbahn verbleiben. 5 Miniſterkalrat Seeger betonte ausdrücklich, daß es auf oͤte Handhabung des Vertrages ankomme, damit beide Vertragspartner Nutzen und Zufriedenheit aus der Vereinbarung ziehen können. Der Abtretung einer An⸗ zahl Lokomotiven und Wagen wurde ſeitens der Reichs⸗ bahn nicht Folge geleiſtet, dagegen berechtige die Ab⸗ grenzung der Haftpflicht zur Hoffnung, daß die im allgemeinen nach den vom Präſidenten Lenel auf⸗ geſtellten Richtlinien getroffenen Vereinbarungen bei den Intereſſenten Zufriedenheit erwecken werden. Der Redner verbreitete ſich noch des Näheren über die Einzelheiten des 33 Paragraphen umfaſſenden Vertrages, von denen hier 9 zu erwähnen ſind, daß die Beförderungsgebühren un⸗ verändert bleiben und daß eine einjährige Vertragskündi⸗ ung für die Reichsbahn vorgeſehen iſt. Was die Vor⸗ halte anbelangt, ſo werde man bemüht ſein, eine Ver⸗ beſſerung zu erzielen, ſo u. a. auch eine Angleichung an die Hamburger Verhältniſſe, wo das Anſchlußrecht dauernd dem Staate Hamburg zugeſichert wurde, was hier noch nicht zu erzielen war.. Miniſtertalrat Seeger verſicherte, daß das Finanzmini⸗ ſtertum 1 Abſchluß des Vertrages mit verſtärktem Maße an Organiſation der Häfen und der Verkehrs⸗ werbung für die Häfen arbeiten werde, um nicht allein im Intereſſe der Stadt Mannheim und der Schiffahrtspolitik des Landes, ſondern um für die geſamte badiſche Wirt⸗ ſchaft einen Faktor zu ſchaffen, der von beachtender Be⸗ deutung auch für die Zukunft ſein ſoll. Ein geſunder Op⸗ timismus werde die Reglerung hierbei leiten. Dabei ſei ee über die Grenzen hinauszuſchauen auf die ſenaulagen von Ludwigshafen. Das Schickſal möge uns auch auf dem Gebiete der Hafen verwaltung zu gemein⸗ ſamer Arbeit auf gemeinſamem Wege zufammenführen. Aus der intenſiven Ausſprache ſei noch mitgeteilt, daß man in Mannheim ähnlich wie in Duisburg und Köln einen Hafenbeirat einrichten will, der in dieſem Sinne zu ar⸗ beiten die Aufgabe haben wird, ſonders drückt ſich dieſer Umſtand beim Koksabſatz aus, was auf die ſchlechte Lage der Eiſenhütten, die Hauptverbraucher von Koks ſind und in den letzten Monaten in ſtarkem Um⸗ fange zu Betriebseinſchränkungen und Arbeiterentlaſſungen ſchreiten mußten, zurückzuführen iſt. Es bleibt abzuwarten, ob die Auswirkungen der Preisſenkungsaktion ſowie des Notbeſchaffungsprogramms der Reichsregierung hier eine Beſſerung herbeiführen werden. Im Braunkohlenbergbau iſt die Rohförderung (in 1000 To.] um 1890, zurückgegangen, der Brikettabſatz hingegen um 217,4 geſtiegen: Rohbrgunkohle Braunkohlenbrlkeits 1. Viertelj.“ 2. Viertelj. 1. Viertelj. 2. Viertelj. Oſt⸗ und Mittel⸗ deutſchland 23 798,8 476,8 5 385,5 5 636,8 Rheinland 12 255,2 11 645, 2 765,6 2 781,7 Bayern 240, 22154—— insgeſomt 36 234,5 34 344,1 8 151,1 8 868,5 Der Rückgang der Braunkohlengewinnung iſt auf den verringerten Bedarf für induſtrielle, namentlich für Elek⸗ trizitätszwecke zurückzuführen. Die leichte Zunahme des Brikettobſatzes ſtellt eine Folge der von den Braunkohlen⸗ ſyndikaten ſeit April bzw. Mai gewährten Sommerver⸗ günſtigungen dar, die Handel und Verbraucher zu ver⸗ ſtärkten Eindeckungen angeregt haben. Kapitalverkehrſteuereinnahmen im Juli Im Juni 1930 wurden an Kapitalverkehrsſteuer ins⸗ geſamt 5 693 561 vereinnahmt. Hiervon entfallen an Ge⸗ ſellſchaftsſteuer auf die Aktiengeſellſchaften und K. a. A. 1130 768/ und auf die..b. H, 1 926 201 //. Ferner ſind darin einbegriſfen 1910 911, Wertpapierſteuer für inlänsiſche Schuld⸗ und Rentenverſchreibungen uſw. und ſchließlich 1 991 287„ Börſenumſatzſteuer Für das 1. Quar⸗ tal des Haushaltsjabres 1930-31 ergibt ſich im Vergleich. zum entſprechenden Zeitraum des Vorjahres eine Geſomt⸗ einnahme an Kapitalverkehrsſteuer von 19,51 Mill. 1 gegenüber 23,17 Mill.„ in 1929. Dieſer Rückgang hat ſei⸗ nen Grund in der Hauptſache in der von 8,68 Mill. 4 auf 5,00 Mill./ verringerten Einnahme an Börſenumſatz⸗ ſteuer. Beſſere Erträgniſſe ſind öͤagegen bei der Wertpapier⸗ TS-Z EITUNG Mittag-Ausgabe Nr. 334 — 2 ſteuer für inländiſche Schuldverſchreibungen feſtzuſtellen, die in 1930 3,63 Mill.„ gegenüber 2,59 Mill./ betrugen. Ebenſo zeigen die Einnahmen an Geſellſchaftsſteuern der .m. b. H. eine geringe Steigerung von 2,77 Mill. 4 auf 3,07 Mill.. Geringere Einnahmen ſind allerdings bei den Geſellſchaftsſteuern der Aktiengeſellſchaften und K. a. A. feſtzuſtellen, nämlich 6,15 Will. 4 gegen 7,08 Mill. I. Stork rückgängige Einnahmen ſind ferner bei der Wert⸗ papierſteuer für ausländiſche Schuld verſchreibungen zu verzeichnen. Für April bis Juni 1930 ſtellen ſich die Ein⸗ nahmen hieraus auf 0,033 Mill./ gegenüber 1,05 Mill. im entſprechenden Zeitraum des Vorfahres. Deutſche Baumwollſpinnerei-Statiſtik Steigende Spindelzahl— In Sachſen und Baden ein Rückgang Reichlich ſpät veröffentlicht ſoeben das Statiſtiſche Reichsamt ſeine Produktionserhebung über die Baumwoll⸗ ſpinnerei und ⸗Zwirnerei im Jahre 1928. Demnach hat ſich die Spindelzahl auf 11,26(1927: 11,01) Mill. Stück erhöht. An dieſer Erhöhung ſind mit Lusnahme von Sachſen ſämt⸗ liche Länder beteiligt. In Preußen erhöhte ſich die Spindel⸗ zahl auf 4,62(4,42) Mill., davon entfielen auf Rheinland und Weſtfalen 3,88(3,72) Mill. Stück. Bayern zählte 2,48 (2,43) und Württemberg 1,12(1,09), während der Beſtand Sachſens auf 2,42(2,45) und derjenige Badens auf 0,59 (0,60) Mill. Stück zurückging. Die Zahl der Selfaktor⸗ Spindeln ging zurück, wogegen die Zahl der Droſſel⸗ ſpindeln zugenommen hat, ſo daß ſeit der letzten Vor⸗ kriegserhebung für das Jahr 1909 der Beſtand an Droſſel⸗ ſpindeln um die Hälfte zunahm, wogegen der Beſtand an Selfaktorſpindeln um 29 v. H. gefallen iſt. 5 von Sachſen überwiegen in allen Bezirken die Droſſel⸗ ſpindeln. Die Leiſtung ging auf 25 953(28 336) Mill. Spindel⸗ ſtunden zurück, in denen 383,7(393,5) Mill. Kg. Rohbaum⸗ wolle, 39,3(42,6) Mill. Kg. Baumwollabfälle, 22,1(20,4) Mill. Kg. Kunſtbaumwolle und 2,3(2,9) Mill. Kg. andere Spinnſtoffe verarbeitet wurden. Der Verbrauch an ame⸗ rikaniſcher und ägyptiſcher Baumwolle ermüßigte ſich zu Gunſten der oſtindiſchen Baumwolle. Hervorzuheben iſt die verſtärkte Verwendung von Abfällen und Erſfatzſtoffen. Die Jahreserzeugung belief ſich auf 320,5(329,5) Mill. Kg. eindrähtiger Garne und 46,6(51,1) Mill. Kl. Zwirne. Auf veredelte Garne und Zwirne entfielen davon 12,7(18,4) v. H. Der Geſamtbruttowert der Jahreserzeugung betrug unverändert vd. 1,1 Mrd./ ſo daß der Durchſchnittswerk etwas geſtiegen iſt und z. B. pro Kg. rohes eindrähtiges Dreizylindergarn 3,07(2,90)/ betrug. Demgegenüber ſtieg der Jahresdurchſchnittspreis der amerikaniſchen Baumwolle auf 2/01(1,76) 4. Die Zahl der Beſchäftigten betrug im Durchſchnitt 108 559(108 197), wobei im erſten Halbfahr die Zahl der Beſchäftigten höher und im zweiten Halbjahr niedriger als im Vorjahre war. Der Abfatz der Baumwollſpinnereien und ⸗Zwirnereien betrug 314,9(324,0) Mill. Kg. eindrähtiges Garn und 42,5 (45,8) Mill. Kg. Zwirn. Die wachſende Ausſchließung des Garnhandels zeigt ſich darin, daß der Abſatz an eigene weiterverarbeitende Betriebe ſowie an fremde inländiſche⸗ verarb. Betriebe nur um 2 v. H. zurückging, dagegen der Abſatz an inländiſche Händler und Kommiſſionäre um 38 v. H. zurückging. Der Export erhöhte ſich zwar um 42 v.., macht aber trotzdem nur etwa 2 v. H. des Geſamt⸗ abſatzes aus. Der Produktionsrückgang erſtreckte ſich gleich⸗ mäßig auf alle Bezirke und hat ſich, ſo viel zu überſehen iſt, im Jahre 1929 fortgeſetzt. Die Zahl der Betriebe iſt in Sachſen auf 162(170) und Württemberg mit 58(60) erheblich zurückgegangen. In Preußen iſt ſie mit 157 und in Baden mit 28 unverändert geblieben, während ſie in Bayern mit 554(53) geſtiegen iſt. Allerdings brachte das Jahr 1927 für Sachſen auch eine beſonders große Zahl von Neu⸗ bezw. Wiedereröffnungen von Betrieben. 5 * Ein⸗ und Ausfuhr Oeſterreichs im Juni 1980. Wie das Bundesminiſterium für Handel und Verkehr mitteilt, betrug die Einfuhr im Juni 1930 251,2 Mill.., die Aus⸗ fuhr 153,4 Mill.., ſodaß ſich ein Einſuhrüberſchuß von 97,8 Mill. S. ergibt. Gegenüber dem Vormonat iſt die Einfuhr um 16,1 Mill. S. geſtiegen, die Ausfuhr um 0,4 Mill. S. gefallen. Das Paſſivum hat ſich demnach um 16,4 Mill. S. erhöht. Wünſche des ſüddeutſchen Mehlhandels Aus Kreiſen des ſüddeutſchen Mehlhandels wird uns geſchrieben: In der vergongenen Woche war gemeldet wor⸗ den, daß nach der kürzlichen Kündigung des Rabattabkom⸗ mens der weſtdeutſchen Mühlen mit dem Mehlhandel die eingeleiteten Verhandlungen zwiſchen den früheren Ver⸗ tragspartnern ſehr ſchnell wieder zu einer Einigung geführt haben und daß nach der neuen Regelung ein feſter Ra⸗ battſatz von 25 Pfg. einheitlich für alle von den Mit⸗ gliedern der Mehlhändlerverbände abgenommenen Mengen feſtgeſetzt wird, deſſen Verteilung durch die Mehlhändler⸗ verbände erfolgt(bisher war der Rabattſatz nach der Hihe der Bezüge geſtafſelt). Nachdem in Köln die Konvention der oberrheiniſchen und niederrheiniſchen Mühlen auf drei Monate verlängert worden war, fanden auch in Mannheim Verhandlungen zwiſchen der Süddeutſchen Müh⸗ len vereinigung und einigen Mehlhändlern ſtatt. Diefe Verhandlungen blieben reſultatlos; die verhan⸗ delnden Mehlhändler hatten keine Vollmacht der Organi⸗ ſationsgruppe der Mehlhändler mehr, weil dieſe Vollmach⸗ ten nur bis zum 30. Juni d. J. liefen. Es iſt in den Reihen der Organiſationsgruppe des Mehlhandels zu ver⸗ ſchiedenen Unſtimmiokeiten gekommen: im allgemeinen ſteht man auf dem Standpunkt, daß bevor ſolche Verhandlungen wieder mit der Süddeutſchen Mühlenvereinigung aufge⸗ nommen werden, eine Verſammlung der Organ ſationsgruppe der Mehlhändler in Mannheim ſtatt⸗ finden muß, die neue Vollmachten erteilt und den Mit⸗ gliedern Gelegenheit gibt, alle ihre ſeit dem Beſtehen der Organiſotionsgruppe geſammelten Erfahrungen auszutau⸗ en. In erſter Linie müſſen die beſtehenden Einheiten für die Refaktien fallen, es darf nur eine gleichmäßige Refaktie pro 100 Kg. geben, die ſowohl dem kleinen wie dem großen Händler zukommen muß. Dieſe gerechte Rückvergütung hat ſich ſowohl in Frankfurt und Stuttgart als auch im ganzen Rheinlande glänzend bewährt. Ferner muß bei den neuen Verhandlungen mit der Süddeutſchen Mühlen vereinigung unbedingt das ſchon längſt Rs re Vetorecht auf ole Preisbildung der Mühlen durchgeſetzt werden. Schließlich und endlich ſind die glei⸗ chen Verkaufspreiſe der einzelnen Händ⸗ ler das Allerwichtigſte, um den Mehlhandel überhaupt für die Organiſativonsgruppe fernerhin zu inter⸗ eſſteren. Gelingt letzteres nicht, insbeſondere gelingt es nicht, eine n ſtroffe Preisvereinbarung bei den in Betracht kommenden Bäckergenoſſenſchaften mit Unterſtützung der Süddeutſchen Mühlenvereinigung Jurch⸗ zuſetzen, ſo hat die Organiſationsgruppe der Mehlhändler in Mannheim ißren eigentlichen Zweck verfehlt und iſt für den geſamten Mehlhondel intereſſenlos geworden. Getreidehandelsbilanz 1929/ 30 Weizeneinfuhrdroſſelung durch Vermahlungszwang Hohe Futtergerſtenbezüge In den erſten 11 Monaten der Getreidekampagne 192930 iſt als bemerkenswerteſtes Charakteriſtikum der Getreidehandelsbilanz— gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres— ein Rückgang der Weizeneinfuhr um(in 1000 Di.] 7542 und eine Zunahme der Gerſteneinfuhr um 6070 zu verzeichnen. Auf der Ausfuhrſeite iſt eine Verminde⸗ rung des Weizenexports um 1697 und eine Zunahme des Haferexports um 3091 zu erwähnen: in 1000 Dz. Einfuhr Ausfuhr Auguſt bis Juni 1929/0 1928/29 1929/80 1928/9 Weizen 13 396 20 988 1038 9 735 Roggen 861 1859 457 6241 Gerſte 21 483 15 4¹ 420 88 Hafer 28 1259 6762 3 671 Mals 7 ² 7 44— Der Rückgang der Weizeneinfuhr iſt auf die Auswirkun⸗ gen des Vermahlungszwanges für Inlandsweizen zurück⸗ zuführen, der erſt dieſer Tage unbefriſtet verlängert wurde. Dem Vermahlungszwang unterſtehen 98 Mühlen, die von der Getreidehandels⸗Geſellſchaft kontrolliert werden. Die Vermahlungsquodte wurde für die Monate Auguſt bis No⸗ vember v. J. mit 40 v. H. und September v. J. bis Juni 1930 mit 50 v. H. feſtgeſetzt und beläuft ſich ab 1. Juli auf 90 v. H. Infolge Schwierigkeiten in der Beſchaffung oͤes inländiſchen Mahlſtoffs haben ſich verſchiedene weſt⸗ deutſche und Homburger Mühlen zu Stillegungen veran⸗ laßt geſehen. Die Mühleninduſtrie hütte ab Juli bis zur neuem Ernte die Aufhebung des Vermahlungszwanges oder die Feſtſetzung einer weit niedrigeren Quote gefordert. Die Zunahme der Gerſteneinfuhr entfällt ausſchließlich auf erhöhte Futtergerſtenbezüge. Der Zoll für Futtergerſte wurde im April um.—/ auf 10.—/ erhöht. Die nord⸗ weſtdeutſchen Maſtgebiete haben noch vor der Zollerhöhung große Vorabſchlütſe getätigt, die erſt allmählich zur Abwick⸗ lung gelangen. Die Einfuhr von Gerſte zur Viehfütterung betrug allein im erſten Halbjahr 1980: 9,9 Mill. Dz. im Werte von 185,8 Mill. J. Die Bemühungen, die Roggen⸗ ausfuhr zu heben, haben keinen Erfolg gehabt. Sie war 714000 Dz. niedriger als im Vorjahr. Die Deutſch⸗Pol⸗ niſche Roggenkommiſſion mußte in den erſten onaten ihrer Tätigkeit hauptfächlich polniſchen Roggen ausführen, um das ſtarke polniſche Angebot zu etwas erträglicheren Preiſen als ſie die Polen im freien Verkehr erzielten, aus dem Markt zu ſchafſen. Deviſenmarkt Im heutigen Frühverkehr notieren Pfunde gegen New Dork, 488, Solang 25,08 Stockholm 18.09 Paris 129,63 Holland.. 12.09 Madrid. 42,20 Brüſſel 334.80 Oslo 18,16 Dollar geg. Rm. 4,18 Mailand 92.88 Kopenhagen 18,16 Pfunde„„ 20,87 Frachtenmarkt Duisburg-Muhrorl 22. Juli Die Nachfrage nach Kahnraum war an der heutigen Börſe wieder äußerſt gering. Es wurden nur wenige Kühne angenommen. Die Frachten wie die Schlepplöhne erfuhren keine Aenderung. 5 Literatur * Zuſammenſchluß im Fachzeitſchriftweſen. Der ſeit 90 Jahren erſcheinende„Kontorfreund“, zuletzt unter dem Ti⸗ tel„Aufwärts“, iſt auf die Muthſche Verlagsbuchhandlung in Stuttgart übergegangen und wird mit der dort erſchei⸗ nenden eitſchrift„Beleg und Bilanz“, der fachlichen, kri⸗ tiſchen und unabhängigen Runoſchau für Buchhaltungs⸗ praxis, Steuerweſen und wirtſchaftliche Kaufmannsarbeit, verſchmolzen. Bereits vor einem halben Jahre haben die bekannte„Deutſche Buchholtungs⸗Zeitung“ und die Zeit⸗ ſchrift Daß Syſtem“(„Das Geſchäft“) ſich mit„Beleg und Bilanz“ vereinigt. Es iſt erfreulich, daß dieſer vernunft⸗ gemäße Zuſammenſchluß bei anerkennenswerter Leiſtungs⸗ ſteigerung die Zerſplitterung im kaufmänniſchen Fachzeit⸗ ſchriftenweſen zu einem guten Teil behebt. *Der Fachzeitſchriftenverlag,(Vogel⸗Verlag, Pößneck i. Thür.) Band 4 der Schriftenreihe„Muſterbetriebe Deutſcher Wirbſchaft“. Organiſarion Ver lagsgeſ. m. 5. H.(S. Hirzel), 1928. 72 Seiten mit 7 Abbildungen. Unter dem Titel„Muſterbetriebe Deutſcher Wirtſchaft“ gibt der Organiſations⸗Verlag eine Schriftenreihe heraus, die für jede Branche den beſtorganiſierten Betrieb darſtellt. Der vorklegende Band behandelt das Fachzeitſchriftenweſen, His im Hinblick auf die foeben eröffnete Preſſe beſonderem Intereſſe begegnen dürfte. Es iſt die kaufmänniſche und betriebstechniſche Organiſation eines der größten Fachzeit⸗ ſchriften⸗Verlage Deutſchlands,„Der Vogel⸗Verlag“ Pöß⸗ neck, dargeſtellt. Bemerkenswerk an dieſer Darſtellung iſt vor allem wie, dem Beiſpiel Amerkkas folgend, hier die geſamte Betriebsorganiſation rückhaltlos mit Ziffern und einzelnen Angaben dargeſtellt iſt. Dieſes Löſen von der Geheimkrämerei wird zweifellos der deutſchen Induſtrie helfen, ihre frühere Stellung ſchnelk wieder zurückzuge⸗ winnen. Jeder am Verlagsweſen Intereſſierte ſollte dieſe Mit Ausnahme ee . —— 3 Mittwoch, den 23. Juli 1980 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 384 Verufungsverhandlung Faßhold (Starker Andrang des Publikums Begiun der Plädoyers— Staatsanwalt beantragt 1 Jahr 6 Monate Gefängnis Der Andrang zu der geſtrigen Nachmittagsver⸗ handlung war ſo ſtark, daß kein Sitz⸗ und Stehplatz in dem großen Saal der Strafkammer(Schwur⸗ gerichtsſaal) mehr zu erhalten war. Neben dem Intereſſe an dem Prozeß war es vor allem die Per⸗ ſon des RA. Dr. Alsberg ⸗ Berlin, der mit RA. Dr. Selig die Verteidigung übernommen hatte. Ein Zeuge erklärte, daß alle in der Bank bis zum Lehrling herab gewußt hätten, daß über die Stücke der Continentalen Verſicherungsbank ein Nummernverzeichnis vorhanden war. Vorſitzender:„Nur der Chef der Bank wußte es nicht.“ Staatsanwalt Dr. Schmitz ſtellte feſt, daß er nicht wegen der Höhe der Strafe Berufung eingelegt habe, ſondern aus rechtlicher Beurteilung. In einigen Punkten legt er ſeinen abweichenden Standpunkt dar. Der Angeklagte ſei verpflichtet geweſen, den Fremocharakter der Depots anzugeben und habe ſich eben durch die Unterlaſſung der Anzeige bei der Zentralbank ſtrafbar gemacht. Der Schutz des Auftraggebers ſei im Depotgeſetz be⸗ ſonders in den Vordergrund gerückt. Daß er nicht über die Papiere des Luiſenheims verfügen konnte, darüber hätte ſich Faßhold im klaren ſein müſſen. In dieſem Punkte verliere der Menſch Faßhold außerordentlich und in dem zweiten Falle noch mehr, wenn er hier ein Nichtwiſſen der Nummeric⸗ rung vorſchütze. Das Urteil des Schöffengerichts erſcheine ihm zu niedrig. Er halte deshalb ſeinen damals geſtellten Antrag auf 1 Jahr 6 Monate Ge⸗ fängnis aufrecht. Unter großer Aufmerkſamkeit begann hierauf Rechtsanwalt Dr. Alsberg⸗Berlin ſein Plädoyer. Er behauptet, daß das Depotgeſetz ein mangelhaftes Geſetz iſt. Wenn es dem Bankier nicht gelinge, ſeinen Verpflichtungen nachzukommen, dann helfe auch dieſer Kundenſchutz nicht. Das Geſetz ſtehe auf Seiten des Angeklagten. Die Ehefrau des Angeklagten ſei mit ihrem ganzen Vermögen ein⸗ geſprungen, was doch auch als Aktippoſten be⸗ trachtet merden müſſe. Die laxen Gepflogenheiten der Inflation hätten damals noch herübergewirkt. Dann kam der berüchtigte„ſchwarze Freitag“ an der Böürſe. Der Angeklagte ſei kein leichtfertiger Spie⸗ Jer, er ſei nur ein Opfer der wirtſchaftlichen Ent⸗ wicklung geworden. Niemand hätte vorausſehen können, wie die Dinge liegen. Dann befaßte ſich der Verteidiger mit den Aus⸗ führungen des Staatsanwalts über den 8 4 der Ge⸗ ſchäftsbeſtimmungen. Auch ohne ausdrückliche Angabe bei der Zentralbank erſcheine bei dem Auftraggeber der Selbſteintritt anſtelle des Kunden für ge⸗ geben, wenn auch der Bankier bei einem Ankaufs⸗ oder Verkaufsgeſchäft ſelbſt Kommiſſionär bleibe. Er verweiſt hierbei auf eine Entſcheidung des Kammergerichts vom Jahre 1910. Nur bei Weiter⸗ gabe eines Auftrages durch die Zentralbank hätte dieſe eine Fremdanzeige zu erſtatten, nicht aber in den vorliegenden Fällen. Die Bank hätte ſte alſo als A⸗Papiere betrachten können. Der Angeklagte hätte alſo ſo jandeln dürfen, wie er gehandelt hat. Die moraliſche Beurteilung komme hier nicht in Frage. Beim Depot„Fuiſenheim“ vertritt der Ver⸗ teidiger die Auffaſſung: Auch wenn die„Bebän⸗ derung“ und die Bezeichnung vollzogen worden ſei, ſo konnte immer noch von einem Wollen die Rede ſein, nicht von einer Ausführung. Damit ſei noch kein Eigentumsrecht ausgeſprochen. Von Bös willig⸗ keit könne bei dem Angeklagten aber in allen Fällen nicht geſprochen werden. Der Verteidiger kommt dann auf eine menſchliche Seite der Sache zu ſprechen. Man ſolle dem Angeklagten helfen, ſich wieder ſozial aufzurichten. Eine Verurteilung würde ein ſchweres Hindernis hierzu bilden. Ruhig, ſachlich, ohne Geſten und ohne pathetiſche Unterſtreichung ſeiner Worte, fern von jeder Schärfe, machte der Verteidiger ſeine Ausführungen. Er be⸗ tonte, daß auch im Falle Luiſenheim keine ſtrafbare Handlung vorliege. .⸗A. Dr. Selig machte noch eine Reihe ergänzender Ausfüh⸗ rungen zu Alsbergs Plädoyer. Er ſtellte wie ſchon früher die Behauptung auf, der Run auf die Bank wäre bei einer gütlichen Auseinanderſetzung mit den Kunden der Bank vermieden und dieſe vor den ſchweren Schädigungen bewahrt worden. Für dieſe ſei daher der Angeklagte nicht verantwortlich zu machen, auch nicht dafür, daß der Kunde durch die veränderte Depotgeſetzgebung einen verminderten Schutz genieße und ſelbſt ein Nummernverzeichnis zu verlangen hat. Bewußt rechtswidrig habe Faßhold in keinem Falle der Anklage gehandelt. Niemand könne dem Angeklagten nachweiſen, daß er die Kunden der Bank abſichtlich habe ſchädigen wollen. Bei dieſer Mentalität des Angeklagten verdienten ſeine Handlungen eine durchaus milde Beurteilung Zu bedenken ſei auch, daß er und ſeine Frau weit mehr verloren hätten, als ſeine Kunden. Der Verteidiger beantragte die Freiſprechung des Angeklagten, da die Anklage gegen Faßhold auf Rache zurückzuführen ſei. Abends um 7 Uhr vertagte der Vorſitzende, Land⸗ gerichtsdirektor Dr. Link, die Sitzung auf heute vor⸗ mittag halb 12 Uhr. Nach dem letzten Wort erfolgt die Urteilsberatung und die Verkündung des Ur⸗ Nachbargebiete Zugunfall— 15 Leichtverletzte * Stuttgart, 23. Juli. Nach Mitteilung der Reichsbahndirektion Stuttgart iſt geſtern nachmittag 12.01 Uhr der Eilzug 3887 Ulm Freiburg bei der Einfahrt in den Bahnhof Scheer bei Sigma⸗ ringen infolge falſcher Weichenſtellung auf das Ausladegleis geraten und dert auf eine Gruppe beladener Güterwagen geſtoßen. Dabei ſind 15 Reiſende durch Schürfungen leicht verletzt worden. Drei beladene Güterwagen wurden ſtark beſchädigt. Die Lokomotive iſt mit der vorderen Laufachſe entgleiſt. Die Leichtverletzten konnten nach Anlegung von Notverbänden die Fahrt im gleichen Zuge mit 30 Minuten Verſpätung fortſetzen. Schweres Motorradunglück— Zwei Tote, zwei Schwerverletzte * Saarlouis, 23. Juli. In dem benachbarten Orte Pachte ereignete ſich ein ſchweres Motorradunglück. Ein Kraftfahrer wollte einen anderen, der gerade an einer Tankſtelle Halt machte, überholen. In dem gleichen Augenblick kam ein drittes Kraftrad, auf dem zwei Damen ſaßen, aus entgegengeſetzter Richtung. Da offenbar ein Ausweichen nicht mehr möglich war, fuhren dieſe beiden Maſchinen mit vol⸗ ler Wucht gegeneinander. Alle vier Per ſonen wurden lebensgefährlich ver letzt, zwei von ihnen ſind bereits geſtor ben, darunter eine Dame. Unermittelte Auto⸗Rohlinge * Schiffweiler(Saar), 23. Juli. Ein ſchwerer Unglücksfall hat ſich bei der fonntäglichen Kirchweihe hier zugetragen. Gegen 10 Uhr abends kam ein vollbeſetztes Auto die Donners⸗ bergſtraße herunter, die von Hunderten von Men⸗ ſchen belebt war. Der junge A. Knieſſel aus Neun⸗ kirchen wollte den Weg überſchreiten und wurde dabei von dem Wagen, deſſen Geſchwindigkeit er offenbar unterſchätzt hatte, überfahren und ſchwer verletzt. Das rechte Bein wurde am Ober⸗ ſchenkel faſt abgequetſcht. Der Wagenlenker und die Inſaſſen des Autos kümmerten ſich nicht um den Verunglückten. G 2 Internationaler Europa-Runoflug Am Dienstag morgen Am Dienstag vormittag ſtarteten 5 deutſche und 2 britt⸗ ſche Teilnehmer von Heſton nach St. Inglevert, eine polniſche Maſchine iſt ſtärker beſchädigt, als man zuerſt annahm, und wird noch einige Zeit auf die Weiter⸗ fahrt warten müſſen. Kurz nach 10 Uhr iſt in Briſtol von Dungern eingetroffen, dem Eichele und andere Teil⸗ nehmer folgten. Die Fahrt wurde vielfach durch ſtarken Gegenwind erheblich verzögert. In Paris iſt eine Spitzengruppe von 10 Fliegern geſtartet, die den Weg nach Spanien nahm. In Poitiers ſind bald darauf die erſten Teilnehmer eingetroffen und meiſt nach kurzem Aufenthalt weitergeflogen. Unter ihnen befanden ſich die Engländer Butler, Thorn, die Franzoſen Arrachart, Cornel, die Engländerin Miß Spooner und die deutſchen Flieger Spengler, Morzik, Poß und Siebel. Der Weiterflug des Franzoſen Arrachart und der Engländerin Spvoner ver⸗ zögerten ſich, da an der Maſchine des Franzoſen eine Trag⸗ fläche brach und an der Maſchine der eugliſchen Pilotin der zu loſe ſitzende Propeller repariert werden muß. Ein tödlicher Unfall Bei der Ankunft der Europaflieger auf dem engliſchen Flugplatz Heſton ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Der deutſche Journaliſt Wolf Dietrich von Reders aus Berlin, der als Paſſagier im Flugzeug des Herrn von Oertzen⸗Zehlendorf flog, ſpraug unmittelbar nach der Lan⸗ dung aus dem Flugzeug heraus, um ſo ſchnell wie möglich ſeinen Namen in die Liſte einzuzeichnen. Unglücklicher⸗ weiſe wartete er aber nicht, bis der Propeller ganz zum Stillſtand gekommen war. Er wurde von der Spitze des Propellers getroffen und war ſofort tot. Herr von Oerden verzichtete darauf auf die weitere Teilnahme an dem Rundflug. Die Spitze in Spanien Am Dienstag abend iſt der engliſche Flieger Capitän Butler bereits auf dem erſten ſpaniſchen Zwangs⸗ landeplatz Saragoſſa gelandet. Zur gleichen Stunde befinden ſich eine Anzahl weiterer Flugzeuge, darunter auch ſechs deutſche Maſchinen, auf dem Wege nach Spanien. Schwimmen Waſſerball⸗Repräſentativkämpfe Die norddeutſche Repräſentativ⸗Waſſer⸗ ballſieben mußte bei ihrem Gaſtſpiel in Weſt⸗ deutſchland auch am Sonntag in Bocholt eine Nie⸗ derlage einſtecken. Die Norddeutſchen wurden von der Auswahlmannſchaft Rheinland⸗Weſtfalen 711(:0) geſchla⸗ gen. Der beſte weſtdeutſche Spieler war Schneider, der allein fünf Tore auf ſein Konto brachte. Bei der Ver⸗ anſtaltung in Bocholt erlitt die bekannte Kunſtſpringerin Margrit Borgs einen bedauernswerten Unfall. Sie ſtieß ſo hart auf dem Baſſingrund auf, daß ſie verletzt in ein Krankenhaus überführt werden mußte. Im Schwimmſtadion Tourelles bei Paris kam am Sonntag der Waſſerball⸗Länderkampf zwiſchen Frankreich und England zum Austrag. Die Fran⸗ zoſen erwieſen ſich ihren Gäſten klar überlegen und ſiegten leicht mit:1(:). In den Rahmenwettbewerben ver⸗ beſſerte Yvonne Godard im Freiſtilſchwimmen über 100 Meter den Landesrekord auf:12. Jean Taris durch⸗ ſchwamm 200 Meter in der glänzenden Zeit von 218,6. Tennis Grün⸗Weiß Tennis⸗ und Turnierklub gegen Heilbronner Tennis⸗Geſellſchaft Am vergangenen Sonntag empfing der Grün⸗Weiß Tennis⸗ und Turnierklub die Heilbronner Tennis⸗Geſell⸗ ſchaft mit 4 Damen und 4 Herren auf ſeiner Anlage. Ob⸗ wohl 2 Zeit 4 ſpielſtarke Mitglieder von Grün⸗Weiß durch Verletzungen am Spiel verhindert ſind, wurde das Wettſpiel mit 14:2 Punkten von Grün⸗Weiß gewonnen. Es ſpielten für Grün⸗Weiß die Herren: Dr. Ganß, Krebs, Thorbecke, Verger im Einzel, im Doppel und Mixed traten außerdem die Herren Boehringer, Engelhorn, Waldeck an. S Grieshaber, T. Boehringer, Böhm, Seubert, Nuß. Rund um den Neroberg Sieger Ferd. Ickes⸗Wiesbaden Das Rennen um den Neroberg, der auf ſeiner 100 Ktlo⸗ meter langen Rundſtrecke achtmal erklettert werden muß de, ſah die Fahrer der Radſportverbände mit denen des BD. im Wettkampf, obwohl von Seiten des Landesverbandes Startverbot erlaſſen worden war. Wie man am Ziel er⸗ fuhr, ſoll das Rennen vom Sportausſchuß ausnahmsweiſe genehmigt worden ſein. In der vierten Runde fuhren die Erſt in der ſiebenten Gebrüder Ickes dem Felde davon. Runde fiel W. Ickes in die zweite Gruppe zurück, ſo daß Ferdinand Ickes mit zwei Minuten Vorſprung unange⸗ fochten Sieger blieb. Ergebniſſe: 1. Ferdinand Ickes⸗Wiesbaden(Opel):14,10 Sto. 2. Matheis, Radſportverein Mainz,:16,15 Std. 3. W. Ickes⸗ Wiesbaden(Opel). 4. Münz, Germania Frankfurt. 5. Zinnkann, RSC. Bürgel, alle dichtauf. 6. Barthemus, Germania Frankfurt. Von der„Tour de Frante“ Ein Ruhetag in Evian Die Teilnehmer an der franzöſiſchen Radrundfahrt, die ſich jetzt ihrem Abſchluß zuneigt, verbrachten den Dienstag in Evian am Genfer See. Es war der letzte Ruhetag vor den abſchließenden fünf Etappen auf dem Weg nach Paris, wo am Sonntag das Ziel der langen Fahrt erreicht wird. Die Fahrer haben jetzt auch die größten Schwierigkeiten Hinter ſich, die letzten Etappen führen meiſt durch ebenes Gelände. Auf ihrer Strecke iſt in den letzten Jahren bei der„Tour de France“ nie eine beſondere Veränderung im Stand des Rennens eingetreten. Erfrewlicherweiſe be⸗ finden ſich die ſechs Deutſchen immer noch im Rennen und es iſt auch damit zu rechnen, daß ſie bis zum Ziel zu⸗ ſammenbleiben. Im Länderklaſſement halten die Deutſchen den dritten Platz und man darf hoffen, daß ihnen die Spa⸗ nier in der Ebene dieſen Platz auch nicht mehr ſtreitig machen können. Das genaue Länderklaſſememt lautete nach der 16. Etappe wie folgt: 1. Frankreich 380:12½40 Stunden; 2. Belgien 381:54,41 Std.; 3. Deutſchland 385:11½8 Stunden; 4. Spanien 386:19,10 Sbd.; 5. Italien 886:19,20, Deutſchland hot alſo auf den beiden letzten Etappen einen beträchtlichen Vorſprung vor Spanien gewonnen. Die Spanier geraten ſogar in die Gefahr, wieder von Itabſen verdrängt zu werden. * Sawall gewinnt den„Großen Befreiungspreis der Rheinlande“ Mit dem„Großen Befreiungspreis der Rheinlande“ hatte die Frankfurter Stadion⸗Rennbahn ihren ſeit Jah⸗ ren größten Erfolg. Mehr als 12 000 Zuſchauer wohnten dem ſpannenden Kampfe bei. Bei den Steherrennen gab es bedauerlicherweiſe ſehr viele Motordefekte. Im erſten Lauf ſtegte Sawall, nachdem Krewer durch Motordefekt ſtark zurückgefallen war. Im zweiten Lauf gab Chriſt⸗ mann die einmal gewonnene Führung nicht ab. Unter großer Begeiſterung der Zuſchauer wehrte er alle Schluß⸗ angriffe Sawalls erfolgreich ab. Geſamtergebnis: 1. Sawall, 99,985 Kilometer. 2. Chriſtmann, 98,840 Kilometer. 3. Snoek, 97,880 Kilo⸗ meter. 4. Schäfer, 98,400 Kilometer. 5. Krewer, 89,400 Kilometer. Rennen in Karlshorſt 1. Knirps⸗Jagdrennen: Lehrlingsreiten, 2800, 9700 Meter: 1. Stahls Tornado(Florian), 2. Narr, 8. Undine. Toto: 18. Platz: 11, 11, 18. Ferner: Narrengold, Stern⸗ kunde, Rahel, Niederwald, Graphit. 2. Littoral⸗Hürdenrennen: Für Dreijährige, 8800, 8000 Meter: 1. Wolffs Iſabell(Hauſer),. Herbſtzeitloſe, 3. Flaggengruß. Toto: W. Platz: 11, 12, 11. Ferner: Tell, Florett, Hauptmanns Schweſter, Hekla, Mia. 3. See⸗Jagdrennen: Ausgleich 3, 3500, 4800 Meter: 1. Laskis Minnelied(Holthey), 2. Automedon. Toto: 29. Platz: 20, 20. Ferner gefallen: Vigor, Favoritin, Vimont, Richtlinie. 4. Großer Karlshorſter Hürdenausgleich: Ausgleich 1, 15 000 ,, 3500 Meter: 1. Steinleins Anton(Wolff, 2. Double Dutch, 3. Finnland. Toto: 69. Platz: 28, A, 36. Ferner: Fürſtenbrauch, Raphael, Aſſuan, Felix eſto, Groe⸗ nendagel, Wendelin, Formoſus. 5. Parſifal⸗Jagdrennen: Herrenreiten, 8800, 3400 Meter: 1. Schumanns Sieſta(Rupprecht), 2. eri, 8. Emi⸗ grant. Toto: 14. 6. Heluan⸗Jagdrennen: Für Dreijährige, 9000 /, 3000 Meter: 1. Trauns Ararat(Gimpl), 2. Blanco, 3. Vinius. Toto: 37. Platz: 14, 11, 15. Ferner: Pflichttreue, Indiga, Wehre dich, Coryx, Zar.. 7. Preis vom Bärfelde: Flachrennen, 3000 1, 1600 Me⸗ ter: 1. Schwarzes Schelm(Grabſch), 2. Sturluſon(D. Schmidt), 3. Fatime. Toto: 35. Platz: 14, 12, 22. Ferner: Caſtor, Francesko, Böckerſchuß, Epheu 2, Musketier, Pi⸗ niole, Rohr. BB BBZ T————— Chefredakteur, Kurt Fiſcher Verantwortlich für Polttik: H. A. Meißner— Feuilleton l.., Kurt Fiſcher Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schönfelder Sport u. Permiſchtes: l. B. Kurt Ehmer- Handelsteſt: Kurt Ehmer- Gericht und alles übrige franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mik⸗ tellungen Jakob Faude, ſämtlich in annheim— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. d.., Mannheim, R 1.—6 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erfolgt nur bei Müctporte Unser, von allen unseren werten Kunden Sr-wclrfeler, diesfcihriger 9 Auch diesmal bringen wit Riesenmengen unserer hochwertigen Qualitätg-Sehuhe dar unler feinsle Mekenfabrikale, wie Hassia, Huassiasana, Edox, Anqulus usw. au Tlesig Hilligen Preisen un berkau⸗ O 7, 13 Heidelbergerstr. am Dasserlurm Ie% Ol sse usizsseBqDe¹ον,Hi3u i Sie in Neue Mannheimer Zeitung([Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 23. Juli 1980 Offe in wenigen zwecklos. 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Steeb uns in so reichem Maße sowohl persönlich als auch schriftlich entgegengebracht wurde, sowie für die Zahlreichen Blumen und Kranzspenden sagen wir auf diesem Wege unseren innigsten Dank; ebenso Segnungen am Grabe Herrn Schreck der unteren Pfarrei Mannheim(P 3,), Stuttgart, 22. Juli 1930 Die trauernden Hinterbliebenen: Wilhelm Bonifer und An verwandte Ausverkauf stark reduzierte Preise für A baue * Teppiche Brücken- Divandecken Aah.-Bbl die Frau, unserer Kaplan ee Breitestr. 4259 geb. Kuectiler Leibruz sfr. 15 Ihre Vertnäblurig beehren sich rnZUZzei ger Heris POfHle UHE POEHle Manheim, 2. Juli 1850 . A I. Auqusf: MUricher,„Die Borsfei“, LGfffz str. Tausch! kin öbb dam Motorrad gegen eine steuerfreie Maschine. Außerdem ein bereits neues EB Zimmer umſtändehalb. billig zu verkaufen 4263 N. Wels, Rheinau Schifferstadterstr. 10 45⁴⁰ 2 O. 3 7 15 e N 3 5 N Die gluckliche Zwillings- Gebirf zwei gesunder Mädels Zeigen hocherfreuf an: Erich Trui u. 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