* des Völkerbundsvertrages Bezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in n Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM..— Waldͤhofſtraße 6, Krönprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, W Oppauer Straße 8, Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. unſere: zuzüglich Zustellgebühr.— Abholſtellen: Se Luiſenſtraße 1. Mannheimer General- Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Einzelpreis 1 0 Pf. tung Auzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 32 mm Preite Colonelzeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim, Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 6. November 1930 141. Jahrgang— Nr. 515 2 Phantaſien über die deutithen Militürkrüflt Franzöſiſche Heuchelei als Auftakt zur heute beginnenden Genfer Abrüſtungskonferenz Beamtenfragen vor dem Reichsrat Frankreichs vorbiloͤliche„Abrüſtung“ Drahtung unſeres Pariſer Vertreters y Paris, 6. November. Der heute beginnenden Tagung der vorläufigen Abrüſtungskonferenz in Genf ſtellt der„Excel⸗ ſtor“, deſſen gute Beziehungen zur franzöſi⸗ ſchen Regierung bekannt ſind, folgende Prognoſe: Es ſeien eruſte Schwierigkeiten zu er⸗ warten, aber man zweifle nicht, in vier oder fünf Wochen zu befriedigenden, wenn nicht endgültigen Abmachungen zu kommen. Die Ruſſen unter Führung Litwinows werden ſich vorausſichtlich von neuem unter lärmenden Propagandakundgebungen für die reſtloſe Abrüſtung einſetzen. Ferner beſtehe die ſtarke Möglichkeit, daß die deutſche Delegation unter Bernſtorff unter der Farbe der politiſchen Gleichberechtigung die Frage der Rüſtungsgleichheit für Deutſchland aufs Tapet bringe. Aller Wahrſcheinlichkeit nach werden die Engländer unter Robert Cecil wie ſchon in der Vergangenheit radikale Rüſtungseinſchränkungen verlangen, ohne zuſätzliche Sicherheiten zu beanſpruchen. Die Amerikaner unter Gibſon werden ſchließlich ihre Hauptaufmerkſamkeit darauf richten, von Frankreich und Italien eine vorläufige Einigung über das Flottenbauprogramm zu erreichen, die bei⸗ den Ländern den Beitritt zum Londoner Abkommen ermöglicht. 5 a 5 Die franzöſiſche Haltung ſei außerordentlich meint der„Excelſior“: Solange die Verpflichtungen und des Briandſchen Kellogg⸗Paktes nicht in dem Sinn eines gegenſeiti⸗ gen allgemeinen Beiſtandes zugunſten des angegrif⸗ ſenen Staates gegen den Angreifer ausgelegt wer⸗ den, wird Frankreich, das ſeine Rüſtungen gegenüber 1913 um 35 v. H. und dem Mutterland allein um 50 v. H. herabgeſetzt hat(2) energiſch für das Recht klar, eintreten, mit eigenen Mitteln für die zutage lie⸗ gende Verteidigung zu ſorgen. Bezüglich der Flotten⸗ Notwendigkeit der nationalen rüſtungen ſchreibt das Blatt, man erkenne nicht, wie die franzöſiſche Regierung angeſichts der Wieder⸗ herſtellung der deutſchen Flotte, deren neue Kreuzer in der franzöſiſchen Marine nichts ihresgleichen ha⸗ ben, einer franzöſiſch⸗ftalieniſchen Flottengleichheit zuſtimmen könne, die eine italieniſche Ueberlegen⸗ heit im Mittelmeer bedeuten würde. Auf Grund welcher Geiſtesverfaſſung und An⸗ ſchauungen die Franzoſen für die Beibehaltung ihrer Rüſtungspolitik eintreten, geht mit ſchlagender Deutlichkeit aus einem Rüſtungsartikel des„Petit Pariſien“, der gleichfalls die Intereſſen der Regie⸗ rung vertritt, hervor. Das Blatt beginnt mit der Feſtſtellung, daß Frankreich bei ſeinem großen Kolonialreich zur Zeit im Mutterland militäriſche Streitkräfte einſchließlich Offizieren von 317 000 Mann beſitze, zu denen 60 000 Förſter, Zollbeamte und Gendarmen treten, die in Frankreich gleichfalls zur bewaffneten Macht gerechnet werden. Im Vergleich zum Jahre 1913 bedeute dies eine Herabſetzung um 300 000 Mann. Der„Petit Pariſien“ verſucht dann, die Militärkräfte Deutſchlands zu berechnen, wobei er ſeiner Phantaſie freien Spiel⸗ raum läßt. Neben den 100000 Mann Reichswehr und 150 000 Mann Schutzpolizei exiſtiere der Stahl⸗ helm, der kürzlich den Beweis erbracht habe, daß er in 24 Stunden unter den Offizieren der Reichswehr eine Armee von 120 bis 140000 Mann ver⸗ einigen könnte, denen für die Kriegführung nur die im Depot zurückgelaſſenen Kanonen, Maſchinen⸗ gewehre und Gewehre fehlten. Nach den Wahlen werde in Deutſchland niemand mehr die Exiſtenz der Hitlerſchen Sturmabteilungen ab⸗ leugnen können, die nach eigenen deutſchen An⸗ gaben ſich aus etwa 100 000 jungen Leuten im mili⸗ üärpflichtigen Alter zuſammenſetzen. Stelle man ſchließlich noch den Jungdeutſchen Orden in Rechnung, ſo komme man für Deutſchland zu der Höchſtzahl von 470 000 Mann, die das Deutſche Reich mit ſeinem enormen Kriegspotenzial nur ſchnell auszurüſten hätte, falls ſie es nicht bereits ſind. Nachdem franzöſiſche Generäle ſelbſt dir reſt⸗ loſe Abrüſtung Deutſchlands und die Erfüllung aller von dieſen ſelbſt vorgenommen Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 6. Nov. Schon in den geſtrigen Beſprechungen des Reichs rats ſpielte die Frage, ob die Gehalts⸗ abzüge der Beamten ein Vierteljahr früher wirkſam werden ſollen, als der vor⸗ liegende Geſetzentwurf es vorſieht, eine wichtige Rolle. Die Anregung, dieſes Schlüſſelgeſetz des Finanzprogramms bereits vom 1. Januar nächſten Jahres ab durchzuführen, ging von dem Ham⸗ burger Vertreter aus, der offenbar im Ein ver⸗ ſtändnis mit der Reichsregierung han⸗ delte. Die Auffaſſung der übrigen Länder iſt aber noch nicht einheitlich. Es wurde im Verlauf der Ausſprache geltend gemacht, daß man den Beamten eine gewiſſe Anlaufsfriſt für die Gehalts⸗ kürzung geben müſſe. Für Preußen, deſſen Standpunkt der Miniſterpräſident Braun und der Finanzminiſter Höpker⸗Aſchoff darlegten, würde eine Gehaltskürzung as 1. Januar immerhin eine Erſparnis von 20 Millionen Mark bringen. Für Bayern ſprach der Miniſterpräſi⸗ dent Held. Weiter kamen die Vertreter Würt⸗ tembergs und Badens zu Wort. Wie verlautet, iſt in den Reichsratsverhandlungen auch erwogen worden, ob nicht die Gehaltskürzung für die Länder werden könnte. Während Preußen dazu wohl in der Lage wäre, iſt Bayern der Meinung, daß in' dieſem Fall das Reich die Kürzungen auch für die Länder vornehmen ſolle. Das„Geſetz zur Einſchränkung des Perſonal⸗ aufwands in der öffentlichen Verwaltung“, das gegenwärtig im Mittelpunkt der Debatte ſteht, ſtellt übrigens in ſeiner Präambel ausdrücklich ſeinen verfaſſungsändernden Charakter feſt. Auch die Bezüge für die Miniſter und die ſonſtigen parlamentariſchen verantwortlichen Regierungsmit⸗ glieder der Länder, für die Mitglieder der geſetz⸗ gebenden Körperſchaften und der Selbſtverwaltungs⸗ körper ſollen genau ſo gekürzt werden, wie die ent⸗ ſprechenden Gehälter im Reich. Der verſchiedentlich geäußerten Vermutung, daß die Regierung mit Hilfe des Artikels 48 einen Teil der Finanzgeſetze noch vor dem 3. Dezember effektuieren werde, tritt die„Germanfa“ entgegen. Sie zeichnet den Ablauf der Dinge wie folgt: „Zunächſt liegen die Geſetze und der Etat beim Reichsrat. Die Regierung hat erſucht, der Reichsrat möge ſeine Arbeiten beſchleunigen und die Ent⸗ würfe in vierzehn Tagen erledigen. Es ſteht zu er⸗ warten, daß der Reichsrat angeſichts der Lage in an⸗ geſtrengter Arbeit dieſem Wunſch der Regierung nachkommen wird. Dann wird die Regierung ſelbſt⸗ verſtändlich die im Reichsrat erledigten Geſetze dem Reichstag zuleiten, und ſie hofft, das ſo pünktlich tun zu können, daß die Beratungen im Reichstag am 3. Dezember beginnen. Sie hofft, daß auch die Druckſachen rechtzeitig in die Hände der Abgeordneten gebracht werden. Dann wird die Entſcheidung ganz ordnungsgemäß beim deutſchen Reichstag liegen und dann werden die Parteien wiederum zu zeigen haben, ob ſie die Not des deutſchen Volkes verſtehen und ob ſie bereit ſind, mit einem erhöhten Maß an Ver⸗ antwortungsgefühl dieſer Not zu ſteuern.“ * Einer weiteren Meldung unſeres Berliner Büros zufolge, iſt der von der Regierung offenbar beſtellte Antrag Hamburgs, die Kürzungen ſchon am 1. Januar vorzunehmen, bisher nicht zum Be⸗ ſchluß erhoben worden. Er wird aber wohl in der zweiten Leſung wiederholt werden und man nimmt an, daß er dann eine Mehrheit finden wird. Die Regierung wird in dieſem Spiel mit verteilten Rollen dann ſich einen ſolchen Beſchluß ſelbſtver⸗ ſtändlich zu eigen machen. diesbezüglichen Vorſchriften des Friedensvertrages feſtgeſtellt haben, bedeuten dieſe infamen Unterſtellungen des „Petit Pariſien“ den Gipfel der Heuchelei. Auch Italien bekommt vom„Petit Pariſien“ eine gehörige Rechnung aufgeſtellt. Die Geſamtzahl ſeiner Streitkräfte wird auf 766 000 Mann beziffert, davon 303 000 Mann in der regulären Armee, 353 000 Mann faſziſtiſche Miliz und der Reſt faſziſtiſche Vereine, Zollbeamte, Förſter und Gendarmen. Gegenüber der Vorkriegszeit bedeuten die italteniſchen effektiven Streitkräfte eine Verdoppelung. Bezüglich England, teilt der„Petit Pariſien“ mit, beſtehen im Jahre 1930 mit 520000 Mann Truppen eine praktiſche Rüſtungsgleichheit mit Frank⸗ reich. Aber die Aushebungsſyſteme in beiden Län⸗ deren ſeien verſchieden. Der Engländer vereinige die Berufsarmee mit ſeinen Miliztruppen. So komme er auf eine Geſamtzahl von 780 000 Mann. Skandalaffäre bei der Verliner Polizei Drahtbericht unſeres Berliner Büros) E Berlin, 6. Nov. Schon ſeit einigen Tagen macht eine Affäre von ſich reden, in die der Berliner Polizeivizepräſtdent Dr. Weiß verwickelt iſt. Der Bruder des Polizei⸗ vizepräſidenten, der Kaufmann Konrad Weiß, ſoll da⸗ nach einem Berliner Gaſt wirt gegen eine Proviſion eine Nachtkonzeſſion vermittelt haben, die ſein Bruder, der Polizeivizepräſident, zu vergeben hat. Dieſer ſelbſt gibt die Verfehlung ſeines Bruders zu, erklärt aber, für ſeine Perſon nicht das Geringſte mit den Dingen zu tun zu haben. Nun aber veröffentlicht der Goebbelſche„Angriff“ in Fakſimile zwei Dokumente, die immerhin zu denken geben: Am 18. Dezember 1928 ſchickte der Berliner Polizei⸗ vizepräſident dem Inhaber des Cafés„Terminu 80 eine ſchroffe Abſage auf ein Geſuch um Ertei⸗ lung der Nachtkonzeſſion. Der Wirt wandte ſich nun an Konrad Weiß, der ihm am 22. März 1929 mit⸗ teilte, daß ein neuerliches Geſuch bewilligt wor⸗ den ſei. Gleichzeitig wird in dem Brief um die Auszahlung von 2000 Mark gebeten. Erſt vom 28. März 1929 datiert der amtliche Beſcheid über die Gewährung der Konzeſſton. Der Vorgang bedarf denn doch dringend der Auf⸗ klärung. Wie kommt es, daß der Bruder des Polizei⸗ vizepräſidenten ſechs Tage vor der amtlichen Ent⸗ ſcheidung ſchon deren Ergebnis wußte? Das Polizei⸗ präſidium wird nicht umhin können, ſich zu dem Fall Weiß zu äußern. Polizei gegen Gewalt, politiker Berlin, 6. Nov. Die Anſprache, mit der der preußiſche Innen⸗ miniſter Severing den Polizeipräſidenten Grze⸗ ſinſki in ſein Amt eingeführt hat. wird im„Vor⸗ wärts“ ausführlich wiedergegeben. In ihrem Kern enthält ſie, wie vorauszuſehen war und wie es auch den Sinn der perſonellen Neuordnung im Innen⸗ miniſterium entſpricht, die Ankündigung eines ſchar⸗ fen Kurſes gegen die politiſchen Parteien, die ihr Ziel auf„gewaltſamen Wege! zu erreichen ſuchen. Wer, ſo verſichert Severing, in einer politi ſchen Organiſation auf verfaſſungsmäßigem Boden, mit verfaſſungsmäßigen Mitteln ſeine Ideen erſtrebt, würde von der Polizei nicht nur in Ruhe gelaſſen, ſondern ſogar von ihr geſchützt werden. Dagegen würde ſich die Stoßkraft der Polizei gegen alle die⸗ jenigen richten, die zur Durchſetzung ihrer Beſtre⸗ bungen Gewalt anwenden. Dieſe Elemente ſollten ſcharf angepackt werden und durch die Praxis würde ſich erweiſen, daß die Regierung nicht geſon⸗ nen und in der Lage ſei, ſich den Terror der Straße gefallen zu laſſen. Severing betont noch⸗ mals:„Mit ſcharfen Mitteln wollen wir dieſe Stören⸗ friede der öffentlichen Ordnung bekämpfen“. — Paris, 6. Nov. Wie Havas aus Rio de Janeiro berichtet, hat ſich der Oberſte Gerichtshof einſtimmig für unzuſtändig erklärt, die Habeas⸗ Corpus⸗Akte zu Gunſten des ehemaligen Präſidenten Waſhington⸗Luiz anzuwenden. Die Inhaftierung ſei eine politiſche Maßnahme und die verfaſſungs⸗ rechtlichen Garantien ſeien gegenwärtig außer Kraft. Schlagwelterkataſtrophe in A. S. A.— Bisher 160 Todesopfer Telegraphiſche Meldung Athens(Ohio), 6. November. Bei einer Schlagwetterexploſion in der der Sun⸗ day Creek Kohlen⸗Geſellſchaft gehörenden Grube ſind 160 Bergleute ums Leben gekommen. Die Rettungsarbeiten begegnen außerordentlich gro⸗ ßen Schwierigkeiten, da die Einfahrtſtellen vollkom⸗ men vergaſt ſind. Erſt am ſpäten Nachmittag gelang es der Rettungskolonne, mittels der eilends herbei geſchafften Gas⸗ und Rauchmasken einzufahren. Sie mußte jedoch nach kurzer Zeit wieder an die Ober⸗ fläche zurückkehren. Kurz darauf erfolgte in der Grube eine neue Exploſion, die aus dem Luftſchacht Flammengarben emportrieb. „Do 1 in Amſterdam Telegraphiſche Meldung Amſter dam, 6. November. Ueber den Flug der„Do X“ iſt noch zu berichten: Die Strecke Friedrichshafen Amſterdam wurde in nur fünf Stunden 10 Minuten zurückgelegt. Die Durchſchuitts⸗Stundengeſchwindigkeit betrug 164,80 Kilometer. Der Kommandant des„Do., Kapitän Chriſtiauſen, äußerte, das Flugſchiff habe ſich vorzüglich benommen. Es habe allen Erwartungen entſprochen und in keiner Hinſicht enttäuſcht. Auch verſchiedene Mitglieder der Beſatzung äußerten ſich ſehr lobend über die Eigenſchaften der„Do X“ und erklärten, daß ſie der Weiterfahrt mit großen Er⸗ wartungen entgegenſehen. Die Lan dung erfolgte um 16,30 Uhr in der Nähe des Hauptflugſchuppens des Marinehafens. Ein Zwiſchenfall — Paris, 6. Nov. Nach einer Meldung des„New⸗ hork Herald“ aus Madrid wird im Laufe des heu⸗ tigen Tages vom portugieſiſchen Luftrat über einen Einſpruch der franzöſiſch⸗portugieſiſchen Luft⸗ poſt⸗Geſellſchaft, die das Flugpoſt⸗Monopol zwiſchen Liſſabon und den Azoren beſetzt, entſchieden. Der deutſche Geſchäftsträger hat in einer Beſprechung mit dem Handelsminiſter darauf hin⸗ gewieſen, daß die von der„Do X“ beförderte Poſt nur Intereſſe für Briefmarkenſammler hat. Nach der Meldung ſei mit einer Genehmigung zur Landung der„Do&“ auf den Azoren zu rechnen. Die Prager Deutſchenhetze Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 6. November In Prag hat man offenbar eingeſehen, daß die unerhörten Ausſchreitungen gegen die Deutſchen ſich höchſt nachteilig für die Tſchechoſlowakei ausge⸗ wirkt haben. Daher die wenigſtens der Form nach auffallend gemäßigte Erwiderung des Herrn Beneſch auf die ſcharfen⸗ Erklärungen des deut⸗ ſchen Reichsaußenminiſters. Man hat ſich wohl in⸗ zwiſchen davon überzeugt, daß bei einem Boykott wirtſchaftlicher oder kultureller Art der tſchechiſche Staat nur den kürzeren ziehen werde und hält es deshalb für beſſer, einzulenken. In Prag läuft bereits wieder ein deutſcher Tonfilm. Geſtern hat die Polizei, wie dem„Lok.⸗Anz.“ ge⸗ drahtet wird, auf die Straßenverkäufe des offiziel len Organs der tſchechiſchen Faſziſten, an deſſen Spitze der ehemalige Generalſtabschef Gajda ſteht, ein Keſſeltreiben veranſtaltet. Das Blatt war wegen gehäſſiger Angriffe gegen Dr. Curtius behördlich beſchlagnahmt worden. Es hatte in einem Kommentar zu den Darlegungen des Dr. Curtius im Reichsrat u. a. geſchrieben, die tſchechiſchen Faſzt⸗ ſten würden nur noch eine einige„derartig gemeine und freche Kundgebung dieſes Curtius aus der Wilhelmſtraße“ abwarten und dann werde den deutſchen Geſandten auch noch das ſchnellſte Flugzeug nicht ſchnell genug in den Bereich der „deutſchen Kultur“ bringen können. — Frankfurt a. Main, 6. Nov. Das weltbekannte Café Bauer hat geſtern wegen finanzieller Schwie⸗ rigkeiten ſeine Pforten geſchloſſen. Die Verbindlich⸗ keiten belaufen ſich auf mehrere hundert⸗ tauſend Mark. Die Zahlungsſchwierigkeiten haben u. a auch ihren Grund in der Kündigung eines erheblichen Kredits, den die zuſammengebrochene Frankfurter Spar⸗ und Kreditbank gewährt hatte. 2. Seite Nummer 515 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Adolf Hitler ſpricht in Mannheim „Der Schlüſſel, der die Pforte zu den Rohſtoffauellen der Welt öffnet, heißt nicht Fleiß und Sparſamkeit, er heißt Kraft.“ ö 3000 Zuhörer im Nibelungenſaal Die Nationalſozialiſten hatten für Mittwoch abend eine Verſammlung in den Roſengarten einberufen, in der Adolf Hitler, der Führer der Partei, ſprach. Schon vor 8 Uhr war der Saal überfüllt. Ein langes Transparent über dem Podium, auf dem die ver⸗ ſchiedenen Unterführer Platz genommen hatten, lau⸗ tete:„Leben heißt kämpfen“. Einige andere Werbe⸗ transparente waren um die Galerie des Nibelun⸗ genſaales gelegt. In allen Gängen bildeten die S..⸗ Leute in weißen Hemden Spalier. Die Kapelle Mohr ſpielte, bis Adolf Hitler kurz vor halbeg Uhr unter dem Jubel der Verſammlung den Saal durch die Spaliere der S..⸗Leute betrat. Kaum hatte Hit⸗ ler das Podium betreten— in dunklem Anzug—, als auch ſchon die S..⸗Leute und Jungnational⸗ ſozialiſten ſich hinter Hitler aufbauten. Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache des Reichstagsabgeordneten Lenz ergriff Hitler das Wort. Er führte u. a. aus: Wir erlebten einen Zuſammenbruch, wie ihn die deutſche Geſchichte noch nie erlebt hat. In längeren Darlegungen verſuchte Hitler die Urſache des Zu⸗ ſammenbruchs darzulegen: Ein politiſcher Zuſam⸗ menbruch wird nach ſeiner Anſicht auch immer ein wirtſchaftlicher Zuſammenbruch ſeien. Der Redner ging dann auf die Geſchichte Deutſch⸗ lands während des 30jährigen Krieges ein. Der geiſtige Zerfall machte unſer Volk kraftlos, obwohl es ſeine ganze Kraft benötigt hätte, um in den Wett⸗ bt verb mit den Nationen einzutreten, die damals die Welt unter ſich verteilten. Wäre die Kraft un⸗ unſeres Volkes nicht im Kampfe zweier Richtungen verbraucht worden, hätte kein Volk mehr Anrecht gehabt auf die Weltherrſchaft als das Heutſche Volk.(Lebhafter Beiall.) Die heutige Zeit iſt nicht auf Frieden geſtellt, ſondern auf Krieg wie nie zuvor. Wir ſind aber wieder ſelbſt zerriſſen, wieder herrſchen zwei geiſtige Richtungen, die ſich immer mehr und mehr von einander entfernen. Wir haben jetzt nach 50 Jahren wohl noch ein deutſches Reich, aber keine Deutſchen mehr. Ein Nationalſtaat wird keine Nation mehr beſitzen. Man muß die Frage ſtellen: Kann man die Na⸗ tion wieder zuſammenfügen? Wenn das nicht ge⸗ lingt, iſt das Ende der deutſchen Nation gekommen. Was trennt eigentlich unſer Volk? Zwei Begriffe, die allgemein als unvereinbar miteinander ange⸗ ſehen werden: Sozialismus und Nationa⸗ lis mus. Dieſe Begriffe können nur von gänzlich Unvoreingenommenen geprüft werden, vom deut⸗ ſchen Soldaten der dem Deutſchen Reich und dem deutſchen Volk gedient hat. Führen die Begriffe zu⸗ ſammen, dann können wir dem Schickſal wieder den Kampf anſagen.(Beifall.) Eine Nation kann nicht beſtehen, wenn jeder auf ſich ſieht. Zuerſt kommt die Geſamtheit, denn wenn die Geſamtheit ſtirbt, kaun der Einzelne nicht leben. Wenn der Begriff Sozialismus in dieſer Richtung erkannt wird, wenn alſo erkannt wird, daß es ſich nicht darum handelt, ein Volk in die Zwangsjacke zu ſtecken von Theorien, Gedankenkonzeſſionen uſw., iſt man auf dem rechten Wege. Nationaltsmus iſt in der letzten Konſe⸗ quenz nichts anderes als die Hingabe des Einzelnen zugunſten der Geſamtheit, ein Einfügen des eigenen Intereſſes in das Intereſſe der Geſamtheit. Im tieſſten Grunde iſt der größte Idealismus der gewaltigſte Realismus, den es gibt. Wenn ein ganzes Volk von dieſem Idealismus er⸗ füllt iſt, ſeine Intereſſen den Intereſſen des Volkes unterzuordnen, dann entſteht daraus eine überwäl⸗ tigende reale Gewalt, die Deutſchland neu zu ge⸗ ſtalten und umzuformen vermag.(Beifall.) In dieſen Begriff münden beide Begriffe Nationalis⸗ mus und Sozialismus. Wenn die Menſchen ihre eigene Wichtigkeit zurückſetzen und das Größere er⸗ kennen, dann ergibt ſich die geiſtige Vorausſetzung, für das, was man Volksgemeinſchaft heißt. Dieſe geiſtige Erziehung kann nur von einer Be⸗ wegung ausgehen, die nicht vorbelaſtet iſt. Die dritte Plattform muß geſchaffen werden. Dieſe Plattform wurde 1919 von einer Handvoll Männer geſchaffen. Heute iſt es eine Milltonen⸗ armee geworden. Nicht der Eigennutz führt die Men⸗ ſchen in eine ſolche Bewegung. Wenn ſie bereit ſind, ihr eigenes Ich hinzugeben, dann haben ſie das Fundament für eine neue Volksgemeinſchaft ge⸗ ſchaffen. Wenn unſere Gegner ſagen, ihr ſtoßt überall an, ihr ſchlagt zuviel in Trümmer, ſo verſtehen ſie noch nicht unſere Arbeit. Wir marſchieren quer durch Deutſchland, wir marſchieren über alle Parteien hin⸗ weg, durch alle Lager. Am Ende ſtehen die Trümmer der Parteien und über ihnen wird ſich wieder ein deutſches Volk erheben(Beifall). Wir ſehen unſere Zukunft nicht darin, als Partei zu enden. Wir ſehen unſer Ziel nicht in einem Zu⸗ ſammenregieren mit Anderen. Wir ſehen unſere hiſtoriſche Miſſion in der Zertrümme⸗ rung der Begriffe unſerer Gegner, des ſoztalen Margismus und des bürgerlichen Natio⸗ nalismus und nennen den neuen Begriff Na⸗ tionalſozialismus. Das neue Bekenntnis hat heute ſchon die Kraft, Millionen Menſchen aufzu⸗ rütteln. Wir haben in unſeren Reihen einen bei⸗ ſpielloſen Opferſinn, einen Sozialismus der Tat. Wenn dieſer Geiſt allgemein der Geiſt der Nation wird, dann iſt das ſoziale Problem gelöſt(Beifall). Der Geiſt unſerer Bewegung iſt tragfähig für die ganze Nation, er iſt geeignet für die Erringung der Freiheit, auch für die Ueberbrückung der Gegenſätze, an denen unſer Volk im Innern leidet. Der Geiſt der Bewegung muß der Geiſt des deutſchen Reiches ſein. Wenn dies zuſtande kommt, haben wir das Deutſchland der großen Ein⸗ heit. Minutenlanger Beifall folgte der einſtündigen Rede von Adolf Hitler. Mit dem Horſt Weſſel⸗Lied wurde die Verſammlung geſchloſſen, die ſich daun ohne jeden Zwiſchenfall auflöſte. Zum Berliner Metallkonflikt Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 6. Nov. Das Dreimänner⸗Schiedsgericht, das im Konflikt der Berliner Metallinduſtrie eingeſetzt wurde, hat die vertragſchließenden Parteien auf heute vormittag zu Verhandlungen geladen. Falls es da nicht zu einer Einigung kommt, wird das Schiedsgericht einen neuen Spruch fällen, der für beide Parteien unwiderruflich und bindend iſt. Die kommuniſtiſche Zentrale hat den Streik der Metallarbeiter dazu ausgenutzt, eine ſelbſtändige Ge⸗ werkſchaft aufzumachen, die ſich„Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins“ nennt. Es iſt das alſo die kommuniſtiſche Gegenorganiſation zu den freien ſozialiſtiſchen Gewerkſchaften. ——.—. ͤͤK————.—— Volk und Sprache Vortrag in der Volkshochſchule Für die Menſchenkenntnis, welcher die Winter⸗ arbeit der Volkshochſchule gewidmet iſt, iſt die Zu⸗ gehörigkeit zu einem Volke nicht gleichgültig, da die geiſtige Form und der Charakter des Einzelnen er⸗ fahrungsgemäß ſehr ſtark mitbeſtimmt iſt von dem Volkscharakter. Das weſentlichſte, auffälligſte außere Merkmal eines Volkes aber bildet ſeine Sprache. Was trägt ſie nun bei zur Volkheit und damit zum Charakter des Einzelnen? 5 Dieſer Frage widmete der bekannte Sprachforſcher Geh. Rat Prof. Dr. Panzer- Heidelberg ſeinen geſtrigen Vortrag. An die Spitze ſeiner Ausfüh⸗ rungen ſtellte er die Sätze, daß einmal eine Volkheit eine geſchichtliche und damit einmalige zufällige Er⸗ ſcheinung iſt, die ſich deswegen nicht in feſte Begriffe ganz aufnehmen läßt; daß zum andern alle bei ihrer Entſtehung und in ihrem Leben tätigen Kräfte zu⸗ gleich Bewirktes und Wirkendes, Mittel und Er⸗ gebnis find. Ganz allgemein läßt ſich das Volks⸗ tum höchſtens beſtimmen als eine„in ſich und nach außen hin geſchloſſene geiſtige Verkehrsgemelinſchaft.“ 5 Dieſer Beſtimmung des Volkstums lag allen weiteren Feſtſtellungen zugrunde, ſie bedeutete zu⸗ gleich eine Feſtlegung. Als nicht⸗weſentlich für das Volkstum ſcheiden nämlich aus die natürlichen Grundlagen, Raſſe und Siedlungsraum. Beide ſind heute nicht eindeutig zu beſtimmen, da es Volkheiten gibt, die verſchiedene Raſſen und geographiſch gar nicht zuſammengehörige Siedlungsräume umfaſſen. Namhafte Forſcher behaupten zugleich, daß Sprache die körperliche Form des Menſchen beeinfluſſe. Auch die kulturellen Tatſachen der Sitte und der Wirtſchaft ſind für das Volkstum nicht von ausſchlag⸗ gebender Bedeutung. Denn gerade in der heutigen Zeit der Betonung der Nationalitäten vollzieht ſich immer mehr ein Ausgleich in den Sitten und Wirt⸗ ſchaftsformen, trotzdem die Volkheiten ſtark betont werden. Der Staat, der die Volkheit zu einem ein⸗ heitlichen Willen zuſammenfaßt und den Einzelnen die Volkheit beſonders zum Bewußtſein bringt, iſt für die Volkheit nur wichtig als der Gedanke vom Nationalſtaat. Staat und Nattonalſtaat fallen aber durchaus nicht immer zuſammen, es gibt den einen, ohne daß er den andern umfaßt(grietziſche Staaten, Deutſches Reich). 7 Das einzige gegenſtändliche Merkmal der Volk⸗ heit iſt die Sprache, ſo daß man ſagen kann, daß überall, wo eine einheitliche Sprache die Menſchen verbindet, auch eine Volkheit beſteht. Und wo eine neue Volkheit entſteht, da verändert ſich auch die Ausdrucksform der Sprache(Amerika). Die eine, alle verbindende Sprache braucht nicht die alltägliche, die Mundart eines jeden Bürgers zu ſein. Weſent⸗ lich iſt nur, daß dieſe eine non allen ils Ausdruck der gemeinſamen geiſtigen Güter verſtanden wird, und daß ſie als die Form anerkannt wird, in ber die geiſtige ſchöpferiſche Schicht ihre Werke nieder⸗ legt. Als ſolches Ausdrucksmittel iſt die Sprache ungleich wichtiger als Religion, Wiſſenſchaft oder Kunſt, denn ſie macht den Beſttz und die Erhaltung der geiſtigen Schöpfungen der Volkheit möglich, ſie wirkt zugleich, auf die Nachkommen übertragen, bildend und erziehend, ſie ſchafft mit am Charakter des Einzelnen und iſt ſo Trägerin der Volkheit. Das gilt für die Hochſprache, der gegenüber die Mundarten bedeutungslos ſind. Die gewinnen erſt Bedeutung, wenn die Mundart zur Hochſprache, d. h. zum Ausdruck einer Volkheit wird(holländiſch). Das Bewußtſein von der Volkheit iſt Schwan⸗ kungen unterworfen, und ſchon das weiſt darauf hin, daß das Volkstum ein Beſttz iſt, der ſtets von neuem erworben werden muß. Die Ausführungen, in klarer und gepflegter Sprache vorgetragen, fanden freundlichen Beifall. Manchem haben ſte vielleicht den Mut geraubt, ſich an heimatkundlichen Beſtrebungen noch weiterhin ſtark zu bet.tigen, da ſie der ganzen Volkheit ge⸗ fährlich werden könnten. Für den Geſamtrahmen „Menſchenkunde“ wäre es auch vorteilhaft geweſen, daß gerade auf die Beziehung der Sprache zur Men⸗ ſchenkenntnis mehr abgehoben worden wäre. Ein Ausflug in die Zuſammenhänge zwiſchen der Seele einer Volkheit und ihrem eigentümlichen ſprachlichen Ausdruck hätte hier ſicher fruchthare Einblicke in die Kenntnis des Einzelnen und ſeines Volkes geben können. Wir hätten gewünſcht, Seele des Volkstums und ſeeliſcher Gehalt ſeiner Sprache miteinander in der engen Beziehung zu ſehen, in der ſie doch wohl ſtehen. Mannheimer Kunſtverein E. V. L 1, 1. Neu ausgeſtellt: Eugen Keller ⸗Koblenz, 18 Aquarelle, 12 Zeichnungen und Radierungen. Die Bilder von Ewald Vetter, Walter Waentig und die Samm⸗ lung der Mannheimer Aquarelltiſten blei⸗ ben nur noch über Sonntag ausgeſtellt.— In Vor⸗ bereitung: Ehrenausſtellungen für die Mannheimer Künſtler Ernſt Noether, Theodor Schindler, Peter Breithut ef und Auguſt Lamey f. enollſce Warnung an deſterttih Donnerstag, 6. November 1090 Sorgen vor einem Staatsſtreich der Heimwehren Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 6. Nov. Die Zuſpitzung der Lage in Oeſterreich wird in Kreiſen der engliſchen Regierungspartei mit großer Beunruhigung verfolgt. Der ſozialiſtiſche„Daily Herald“, der dieſe Stimmung widerſpiegelt, ſpricht heute von einem bevorſtehenden Staatsſtreich der Heimwehren und nennt dies einen„Wahn⸗ ſinnsſtreichl. Der Kampf der verfaſſungstreuen Demokratie gegen die ſchwerbewaffneten Streitkräfte des Faſzismus ſei von größter Bedeutung nicht nur für Oeſterreich, ſondern für Europa und die ganze Welt. Die Führer der faſziſtiſchen Bewegung ſeien durch Hitlers Wahlerfolg derart ermu⸗ tigt worden, daß ſie jetzt einen Umſturz planen. Oeſterreichs wirtſchaftliche Lage ſei ſo, daß es ganz auf den Kredit des Auslandes angewieſen ſei. Dieſer Kredit, der mit ſo vielen Opfern aufgebaut worden ſei, würde durch einen Umſturz in Oeſterreich ſchwer erſchüttert werden. Die faſziſtiſchen Führer, die einen ſo wahnſinnigen Anſchlag planen, ſollten ſich darüber klar ſein, daß die Sympathien der Demokratien in der ganzen Welt mit der öſterreichiſchen Demokratie ſeien. Da⸗ neben würden aber auch durch eine Störung der Stabilität und der friedlichen Entwicklung Oeſter⸗ reichs andere Kräfte erweckt werden, die wenig Sympathie mit der Demokratie hätten. Das Blatt ſpielt offenbar auf Oeſterreichs Nach⸗ harn an. Man erinnert im übrigen in Kreiſen der Arbeiterpartei an die Wirkung, die im vorigen Jahre die Warnung des Außenminiſters Henderſon im Unterhauſe gehabt habe und es ſcheint ein ähnliches diplomatiſches Eingreifen zur Zeit erwogen z werden. Aus der engliſchen Innenpoliit Drahtung unſ. Londoner Vertreter 8 London, 6. Nor, Eine der politiſchen Senſationen, die von Zeit zu Zeit in der Liberalen Partei vorkommen, erſchütten ſeit geſtern das innenpolitiſche Leben Englands, Vier hervorragende liberale Abgeordnete, darunter Sir John Simon und der Haupteinpeitſcher Sir Ro⸗ bert Hutchinſon, haben ſich von dem Fraktions⸗ zwang losgeſagt und der Regierung den Krieg erklärt. Die konſervative und ſozialiſtiſche Preſſe bauſcht dieſen Zwiſchenfall ungebührlich auf und verſucht dal aus eine Parlamentsauflöſung herzuleiten In Wirklichkeit iſt an dem Abfall der von jeher rechtsgerichteten liberalen Mitglieder nichts raſchendes. Sie werden die Liberale Partei nicht verlaſſen und ihre Stimmen gegen die Regierung werden zweifellos noch für eine längere Zeit durch die Stimmen des linken Flügels der Partei ausge⸗ glichen werden, die jedesmal zu Gunſten der Regie⸗ rung in die Waage fallen. Es iſt nicht zu verkennen, daß die Atmosphäre ganz allgemein geſprochen in den letzten Wythen nervöſer geworden iſt und daß die Regierung viele Sympathien eingebüßt hat, die ihr noch vor kurzer Zeit gehörten. Aber in der parteipolitiſchen Lage iſt vorerſt kein Anzeichen einer bevorſtehenden Parlamentswahl zu ſehen. Letzte Meldungen Zuchthaus für den Stettiner Schlachhofdirektor — Stettin, 6. Nov. Im Prozeß gegen den frühe⸗ ren Schlachthofdirektor Dr. Baſel wurde heute unter großer Spannung das Urteil verkündet. Dr. Baſel wurde wegen fortgeſetzter Untreue, ſchwerer Urkundenfälſchung, Beſtechung und Betruges zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurde auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren erkannt. Die Be⸗ ſtechungsgelder wurden als dem Staate verfallen erklärt. Die Wahlen zum Repräſentantenhaus — Newyork, 6. Nov. Nach den zuletzt bekannt gewordenen Wahlergebniſſen ſind in das Reprä⸗ ſentantenhaus gewählt: 201 Republikaner, 203 Demokraten und 1 Kandidat der Farmer⸗ und Arbeiterpartei. Noch nicht entſchieden iſt über 30 Mandate. Hobvers Reklamation zum Waffenſtillſtandstag — Waſhington, 0. Nov. Präſident Hoover ver⸗ las geſtern die alljährliche Proklamation zum Waf⸗ fenſtillſtandstag. Er fordert darin zur Feier dieſes Tages auf als„Ausdruck der Dankbarkeit dafür, daß der 11. November 1918 den Weltkrieg mit den hervor⸗ gerufenen Leiden und ſchweren Verluſten an Men⸗ ſchenleben beendete“, ſowie im„ehrenden Gedenken an diejenigen, die im Dienſte unſeres Vaterlandes und in dem Glauben, ſich für die gute Sache des Friedens zu opfern, ihr Leben hingaben“, Den Ge⸗ fallenen gegenüber ſei Amerika feierlich verpflichtet, alles irgendwie zur Förderung des Friedens mögliche zu tun. Deuljche Volkspartei Verſammlungskalender Wir machen nochmals auf die heute abend 8 Uhr in den Germaniaſälen ſtattfindende n Mittelſtandsverſammlung aufmerkſam und bitten unſere Mitglieder um vollzähliges Freitag, 7. Nov., Bezirksverein Oſt ſt a d t. Redner: Dr. Martin, Lokal: Fürſtenberg, abds..30 Uhr. Freitag, 7. Nov., Bezirksverein Neckarſtadt Redner: Stadtrat Vath, Lokal: Vohmann, abds..30 Uhr, Freitag, 7. Nov., Bezirksverein Lindenhof Redner: Dr. Brandt, Frau Weickert, Lokal: Stolzen⸗ eck, abds..15 Uhr. Freitag, 7. Nov., Bezirksverein Neu⸗Oſthein Redner: Mayer⸗Dinkel, Lokal: Brück, abds..30 Uhr. Freitag, 7. Nov., Bezirksverein Neckarau. Red⸗ ner: Stadtrat Haas, L. Stalf, Lokal: zur Krone, abs, .30 Uhr. Freitag, 7. Nov., Bezirksverein Rhein a u. Red ner: Frau Hoffmaun und L. Stalf, Lokal: Rats- keller, abds..30 Uhr. 0 i Samstag, 8. Nov., Bezirksverein Friebrichs! feld. Redner: Dr. Martin, Frau E. Schmidt, Lokal: Main⸗Neckarbahn, abds. 8 Uhr. Samstag, 8. Nov., Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler. Redner: Dr. Waldeck, Lokal: Wartburg⸗Hoſpiz, abends.30 Uhr. Sonntag, 9. Nov., Bezirksverein Käfertal. Red⸗ ner: P. Walther, Lokal: Löwen, nachm. 4 Uhr. 5. Sonntag, 9. Nov., Wahlkreis konferenz Mannheim⸗Land, Weinheim, in Ladenburg Gaſthaus zur Roſe, 10.30 Uhr vorm. 477 Der Vorſtand. Der Nobelpreis für Literatur Preisträger: Sinclair Lewis Von den diesjährigen Kandidaten des Nobel⸗ preiſes für Literatur, unter denen auch Paul Va⸗ lery(Frankreich), Gunnar Gun narſon(Däne⸗ mark) und Theodor Dreiſer(Amerika) genannt worden waren, iſt ſoeben deſſen Landsmann Sinclair Lewis der Literaturpreis zugefallen. Sinelair Lewis wurde am 9. 2. 1885 in Sauk Center, Minneſota, geboren. Sein Großvater, Vater und Onkel waren Aerzte; auch ſein Bruder ſtudierte Medizin und ſo lag es für ihn ſehr nahe, das Problem des Arztes ſchriftſtelleriſch zu behandeln, wie er es in mehreren ſeiner Romane getan hat. Er begann als Journaliſt. Während 10 Jahren war er als Zeitungsreporter in Connecticut, Jowa und Californien tätig, war dann Herausgeber verſchie⸗ dener Magazine, wie„Transatlantie Tales,“„Volta Review,“„Adventure,“ uſw. und bereiſte in den letzten Jahren ununterbrochen die verſchiedenen Staaten Nordamerikas. Sein erſtes Buch„Our Mr. Wrenn“(1924) ent⸗ hält noch viel Biographiſches. Dann folgten„The Trail of the Hawk“(1915),„The Job“(1917),„The Innocents“(1917),„Free Air“(1919). Seine großen literariſchen Erfolge waren die beiden Romane „Main Street“(1920) und„Babbitt“(1922), denen neuerdings ein weiterer Arztroman„Dr. Ar⸗ rowſmith“ gefolgt iſt. Den für dieſen Roman im Jahre 1926 zuerkannten Pulitzer⸗Preis hat er mit der Begründung abgelehnt, daß die Wahl der jeweils preisgekrönten Erzählung nicht entſprechend ihrem wahren literariſchen Wert erfolge, ſondern, da ſie den„hohen Stand amertkanſcher Sitte und Ehrbar⸗ keit widerſpiegeln ſoll,“ von dem jeweils herrſchenden Sittenkoder abhängig gemacht werdel Sinelair Lewis iſt der Schilderer des amerika⸗ niſchen Alltags, unſentimental, voll trockenen Hu⸗ mors und nüchternſter Sachlichkeit. In der minu⸗ ziöſen Beobachtung von Einzelheiten— in„Babbitt“ ſchildert er das Zubettgehen ſeines Helden auf Dut⸗ zenden von Seiten, in„Dr. Arrowſmith“ beſchreibt er eine mikroſkopiſche Unterſuchung mit der Aus⸗ führlichkeit eines Lehrbuches— erinnert er an Zola. 9 Gedenkfeier für Frau Profeſſor Dr. Altmann⸗ Gottheiner. Eine ſchlichte, eindrucksſtarke Feierſtunde vereinigte die Mitglieder der Mannheimer Frauen⸗ vereinigungen: Verein Frauenbildung Frauenſtudium, Gedok und der Deutſtche Akademikerinnenbund hatten ſich im ernſten, weihevoll geſchmückten Handelskammerſaal zuſam⸗ mengefunden. Aus dem Lorbeerhain ertönten Beet⸗ hopenſche Klänge; der zweite Satz aus dem B⸗Dur⸗ Trio(geſpielt von den Damen Ida Frank, Luſſe Michelis⸗ Heidelberg und Elſe Michaelis) lei⸗ tete würdig die Gedenkſtunde für dieſe, allen ſchönen Künſten ergebene Frau ein.— Dann ſprach Frau Alice Bensheimer. In ihren beſeelten, warmen Worten erklang der Ton echteſten Leids um die Freundin und Mitkämpferin. Sie ließ noch einmal vor den ergriffenen Hörerinnen das Bild dieſer ſelten vielſeitigen, klugen und edlen Frau erſtehen, bei der Klarheit und Tiefe des Denkens, ſich mit Lauterkeit des Weſens und einer nie ermüdenden Hilfsbereit ſchaft für alle, die da mühſelig und beladen zu ihr kamen, in ſeltener Reinheit einten. Allem ſchenkte ſie ihr Intereſſe und was die Frauenorganiſationez, was die Soziale Frauenſchule, was alle, die ihr menſchlich und beruflich nahe ſtanden, an Eliſabel! Altmann verloren, iſt unerſetzbar.— Dr. Marie Baum Heidelberg ergänzte das von Frau Bens; heimer liebevoll geſtaltete Bild durch intereſſante Ausführungen über die Perſönlichkeit und den Werde⸗ gang Eliſabeth Altmann Gottheiners, über ihte ſoziale Entwicklung und über die, für ſie ſo entſchei⸗ dende Einwirkung engliſcher Kultur.— Bachs ergrei⸗ fende Arie„Komm ſüßer Tod“,(geſungen von Fraß Schleich⸗Bauer, Ludwigshafen). beſchloß die wahrhaft weihevolle Trauerfeier. N. 85 Dreher⸗Gaſtſpiel im Neuen Theater, Als Nobelmann in dem Schwank„Die Logen brüder“ gaſtiert Konrad Dreher, der bayriſche Komiker, am kommenden Sonntag, 9. November, mit eigenem Enſemble im Neuen Theater des Roſengartens. Dreher hat in dieſer Rolle, die er für ſeine Zwecke bearbeitet hat, auf der Muſenſaalbühne ſchon im Vorjahre einen durchſchlagenden Erfolg ei⸗ zielt, als ihn die Intendanz des Nationaltheaters zu einigen Gaſtſpielen nach Mannheim eingeladen hatte.„Die Logenbrüder“ ſind ein handfeſter Schwank alten Schlages und von unerreichter Situations⸗ komik. Konrad Dreher kommt von der Operetle. Im Münchener Gärtnertheater ſtand die Wiege ſeiner Bühnenerfolge, die ihm im Volksſtück, in der Poſſe und im Schwank bis heute treu geblieben ſinb. Auch im Münchener Staatstheater iſt Dreher als Froſch in der„Fledermaus“ und als Ko⸗ko im „Mikado“ oft ein gern geſehener Gaſt geweſen. Seine Deutſchlands. über⸗ 6 Erſcheinen. Geſinnungsfreunde und Gäſte ſind willkommen, a. g Aiur 5 diesmalige Gaſtreiſe führt ihn durch vierzig Städts 1875 Sta gel des Hafe etwa halle Arbe 2 zehn herr Güte ſam löſch daue hafen tralg Leop Brät Zeus D im Feue tung prinz fühlt licher Kron war Gene die g. hand Südd nach Ste an di hierff 5 auſcht t dar⸗ leiten jeher über⸗ nicht erung durch usge⸗ ſtegie⸗ phäre zochen erung 9 vor iſchen enden e in den hliges doͤner: ta dt, ) Uhr, hof. olzen⸗ PPP e i m. Uhr. Reb⸗ abds. Red Rats⸗ ch 84 ti dt, haft deck, Red⸗ enz zur * Donnerstag, 6. November 1930 Neue Maunheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 3. Seite/ Nummer 515 . Auflöſung der Vahnhoffeuerwehr im Staatshafengebiet Mannheim In den nächſten Tagen wird die ſeit dem Jahre 1875 beſtehende Bahn ho feuerwehr des Staatshafengebietes in Mannheim auf⸗ gelöſt, weil durch Uebergang des größten Teiles des Hafengebietes an das Land Baden(Badiſche Hafenverwaltung) der Eiſenbahnverwaltung nur ewa ein Drittel der Gleisanlagen, einige Güter⸗ hallen und mehrere Wohngebäude für Beamte und Arbeiter verbleiben. Die etwa 50 Mann ſtarke Wehr hatte vor Jahr⸗ zehnten, als in den Hafenanlagen noch Großbetrieb herrſchte und die Lagerhäuſer bis zum Giebel mit Gütern angefüllt waren, manches Großfeuer gemein⸗ ſam mit der Berufs⸗ und Freiwilligen Feuerwehr zu löſchen. Wir erinnern nur an die tagelang an⸗ dauernden Brände der Werfthalle 2 im Mühlau⸗ fen, der Halle Egan, der Zwillingshalle im Zen⸗ tralgüterbahnhof und des Getreidelagerhauſes Leopold Cahn im Binnenhafen. Auch bei größeren Bränden im Stadtgebiet, u. a. beim Brand des Zeug hauſes, wirkte die Wehr mit. Die bisherigen Aufgaben der Bahynhoffeuerwehr im Hafengebiet gehen an die Berufs⸗ und Freiwillige Feuerwehr und an die Brandwache der Hafenverwal⸗ tung über. Die Mäochenberufsſchule wird ihrer Beſtimmung übergeben Am Dienstag, den 11. November wird die an der Weber⸗ und Hugo Wolfſtraße erſtellte Mädchen⸗ berufsſchule ihrer Beſtimmung übergeben. Das Gebäude nimmt die Fortbildungsſchülerinnen aus der K 5⸗, Moll⸗, Wohlgelegen⸗, Schiller⸗ und Dieſter⸗ wegſchule auf, außerdem ſämtliche beruflichen Fach⸗ klaſſen der Mädchenfortbildungsſchule aus dem ge⸗ ſamten Stadtgebiet. Von Oſtern 1981 an ſoll auch ein Teil der ſtädtiſchen zweifährigen Haus⸗ frauenſchule hier Unterkunft finden. Die Uebergabe des Neubaues an das Stadtſchul⸗ amt findet in einem kleinen Feſtakt in der Turn⸗ halle ſtatt, deſſen Beginn auf 10 Uhr vormittags feſtgeſetzt iſt. Zu dieſer Feier, an der das Lehrer⸗ kollegium und die Dienstag⸗Vormittags⸗Kurſe der neuen Schule teilnehmen, iſt ein begrenzter Kreis von Perſönlichkeiten der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden eingeladen. Im Laufe der folgenden Tage ſind Führungen für die hieſtge Lehrerſchaft und Berufsorganiſationen vorgeſehen. 7 für nme. Um auch der Geſamtbevölkerung Einblick in den neuzeitlich eingerichteten Schulbau zu geben, wird er am Samstag, 15. November von 15 bis 17 Uhr und am Sonntag, 16. November von 11 bis 16 Uhr ge⸗ öffnet. St..⸗A. * * Blinkfeuer an Straßenkreuzungen. Auf der jetzt in Betrieb genommenen Straßen bahn⸗ linie Frankfurt am Main— Griesheim (—Höchſt), die die ſtark von Automobilen befahrene Straße zweimal kreuzt, wurde eine neuartige Warnanlage angebracht. Neben dem üblichen Warn⸗ kreuz für Gleiskreuzungen wurde eine automa⸗ tiſche Blinkfeueranlage eingerichtet. Der herannahende Straßenbahnzug löſt durch einen Oberleitungskontakt das Blinklicht aus, das die ſich nähernden Automobile mit 8bfachem Wechſel in der Minute warnt.— Eine ähnliche Blinkfeueranlage wurde bereits vor einiger Zeit vom Allgemeinen Deutſchen Automobilklub verſuchsweiſe an Straßen⸗ kreuzungen der Eiſenbahn Königswuſterhauſen— Storkow Beeskow angebracht. Auf Grund der guten Erfahrungen mit dieſer Anlage beabſichtigt auch die Reichsbahn ſelbſt, im Direktionsbezirk Stettin wei⸗ tere Verſuche mit automatiſchen Blinkfeuer⸗Warn⸗ anlagen zu machen.— Wir haben auch im Mann⸗ heimer Stadtgebiet Gleiskreuzungen, an denen eine derartige automatiſche Blinkfeueranlage wendig wäre. ſehr not⸗ gers Ife „Im echten Manne iſt ein Kind verſteckt: das will ſpielen. Auf! Ihr Frauen! So entdeckt mir doch das Kind im Mann!“ Jetzt im Herbſt, Mannheimer Frauen, findet Ihr die großen Kinder, bevor die Sonne ſich dem Horizonte neigt, an den Außen⸗ bezirken unſerer Vaterſtadt in der Nähe der großen Parkanlagen. Da könnt Ihr ſelbſt urteilen, ob der große Philoſoph im Rechte iſt. Da ſeht Ihr ſie ſpie⸗ len unter dem Vorgeben, ihren Kindern das Drachenſteigen beizubringen. Als ob die modernen Kinder das nicht viel beſſer könnten als die Väter, namentlich die nicht mehr ganz jungen, die das in der eigenen Kindheit wenig übten. Es iſt garnicht einfach, einen Drachen zu kaufen, wenn man über keinerlei Erfahrung ver⸗ fügt, von Selbſtanfertigen garnicht zu reden. Natürlich wußte ich genau um die unvermeid⸗ lichen Folgerungen eines derartigen Kaufes, den ich denn auch zu hintertreiben verſuchte. Aber mein Einwand, daß Drachenſteigen keine weibliche Be⸗ ſchäftigung ſei, verfing bei der Kleinen wenig. „Papale, die Edith iſt ſchon acht und hat auch noch einen Drachen.“ Dies Argument war ſtichhaltig. Nach einigen vergeblichen Verſuchen war ein herrlich bemalter Drache erſtanden Sie vergaß ihn nicht, die Kleine. Ungeduldig er⸗ innert ſie am Spätnachmittag den heimkehrenden Vater an die Drachenjagd. Doch, oh wehl Der klare Himmel war jetzt umwölkt, und ein dünner Regen rieſelte herab. Auch für den folgenden Tag verhieß der Wetterbericht nichts gutes, und in dieſem Fall hat er leider immer recht. Innerlich triumphierte ich, denn wer blamiert ſich gern. Trübſinnig und verlaſſen lehnte der unglückliche Drachen an der Wand des Herrenzimmers. Wir hatten uns auf ſchlechtes Dauerwetter ſchon einge⸗ richtet, aber eines Tages hellte ſich der Himmel plötzlich auf, ein ſchüchternes Sonnenſtrählchen lugte durch die Wolken, ein heftiger Herbſtwind fegte durch die Gaſſen und bog die Baumwipfel. Sonne, Wind, aber wohin? Es mußte ein Ort ſein an dem keine Drahtleitungen ſtören. Als ſolch ein Plätzchen ſtand der Südrand des Pfalsplatzes nahe an den Kleingärten in meiner Erinnerung. Da pilgern wir hinaus, aber damit es mit der nötigen Feierlichkeit geſchehe, mußten ein halbes Dutzend Nachbarkinder mit. Schon am Heinrich⸗ Lanz⸗Krankenhaus erblickten wir über dem Alters⸗ heim ein ganzes Drachengeſchwader, ein buntes Ge⸗ wimmel von Rieſenvögeln, die unbeweglich am Himmel ſtanden. Aber am Ziel angelangt, da ſahen wir junge und alte Hände die windigen Geſellen meiſtern. Jetzt hieß es ſein Heil verſuchen. Erwartungsvoll ſtanden die Kinder um mich herum. Ich meinerſeits blickte mich hilfeſuchend um, verzweifelt, wie die ſchwierige Aufgabe zu löſen war. In meiner Nähe ſtand ein Mann und ſah, wie hilflos ich der An⸗ gelegenheit gegenüberſtand.„Ja,“ ſagte er gering⸗ ſchätzig,„das iſt wohl ein gekaufter Drachen?“, eine Frage, die wir beſchämt bejahen mußten.„Da wird er kaum ſteigen! Die Fertigen ſteigen alle nicht!“ Eine Bemerkung, die bei meiner Geſellſchaft unver⸗ kennbar mein Anſehen erſchütterte und zugleich tiefſte Niedergeſchlagenheit auslöſte. Ich tat, als hätte ich nichts gehört, wickelte an die zwanzig Meter Bindfaden ab und verſuchte mein Heil. Aber alles will gelernt ſein. Hier rächte ſich der Erziehungsfehler der vorigen Generation. Waren unſere 40jährigen Väter mit uns zum Drachenſteigen ins Feld gegangen? Nun konnte ich es nicht! Doch halfen freundnachbarliche Ratſchläge aus, und nach zahlreichen Verſuchen, ſiehe da vun Pfollzlolz ſtand auf einmal unſer ſchöner, buntbemalter Drachen neben den zahlreichen anderen am rötlichen Abendhimmel. Der dunkle Schattenriß des Waldparkes zeichnete ſich in herrlicher Form vom noch hellen, aber lang⸗ ſam verglühenden Abendhimmel mit ſeiner auffſtei⸗ genden Wolkenbank deutlich und klar ab. Die Rand⸗ linie der blauſchwarzen Wand flammte in flüſſigem Gold. Uns zu Häupten ſtand, wie ein Adlerſchwarm, wie ein Symbol der Menſchheit in ihrem Streben nach Höhe und Licht, das Drachengeſchwader. Unſer „Fertiger“ hielt ſich brav neben den andern. Frei⸗ lich war er weniger ausgewogen und darum un⸗ ruhiger, doch konnten wir ihm mehr und mehr Schnur geben. Die einfache Pſychologie des Drachenſteigens hatten die Kinder raſch erfaßt. Solange er zog, mußte man nachgeben, machte er dagegen Miene zum Fallen, dann hieß es ſofort ſtramm anziehen. Im November iſt die Dämmerung kurz. Schon verloren die Bäume des Waldparks und die Häuſer⸗ blocks des Pfalzplatzes ihre Farben. Ich begann an den Aufbruch zu denken. Aber alle Kinder wollten eine Zeitlang den Drachen bändigen. Ich überließ ſie dem Vergnügen und machte Studien. Da waren Kinder bis zu 10 und 12 Jahren, darunter viele Mäd⸗ chen, dann Männer jenſeits der dreißig. Glücklich dem Spiel hingegeben, vergaßen ſie ſich; der kindliche Spieltrieb überrannte alle geiſtigen Differenzierun⸗ gen, ſchwemmte Sorgen und Laſten der Seele hin⸗ weg und machte dieſe ausgewachſenen, ſorgenbelade⸗ nen Menſchen zu Kindern, die gleich Kindern, jenen kleinen, unbeſchwerten Augenblicksmenſchen, die Dinge wahrhaft miterleben, dynamiſch⸗motoriſch, traumähnlich. N „Wahrlich, im Manne iſt mehr Kind, als im Jüng⸗ ing“, ſprach der Weiſe.„Des Mannes Gemüt iſt tief. Sein Strom rauſcht in unterirdiſchen Höhlen!“ Philo⸗ ſophie iſt dem Drachenſteigen abträglich. Die Kinder ſchreien plötzlich, denn ſchneller, als ihre kurzen Aermchen imſtande ſind, die Schnur einzunehmen, raſt unſer ſtolzer Drachen kopfheiſter in die Tiefe. Doch Wunder über Wunder, er ſtürzt nicht zur Erde, ſon⸗ dern bleibt kopfhängend plötzlich in der Luft ſtehen und führt einen raſenden Rundtanz auf „Halt, halt,“ ruft mein Nachbar, derſelbe, der pro⸗ phezeit hatte, mein Fabrikdrachen würde nicht ſteigen, „nicht weiter! Unſere Drachen haben ſich verfangen!“ Endlos dauerte das Einholen des Bindfadens. Die Kinder liefen in die von Dorngeſtrüpp beſtandene Wieſe, die von kleinen Gräben durchzogen war, doch vergaßen ſie ſchon während des Laufens ihr eigent⸗ liches Ziel, den Drachen, und pflückten beſtaubte, ver⸗ kümmerte Blumen. Ich mußte wiederholt mahnen, ehe ſie ſich wieder dem Drachenſport zuwandten. Nun brachten ſie ihn an. Er war bös mitgenommen. Der Schwanz fehlte, die Tragfläche hatte handtellergroße Riſſe. Ein kläg⸗ liches Wrack! Die Uhr ſchlug die ſiebente Stunde. Es war ganz dunkel geworden. Die Kinder ſtritten um die Ehre, die Ueberreſte des Drachen tragen zu dür⸗ fen.„Papale, gell, morgen nehmen wir viel mehr Schnur, dann fliegt er ſicher bis zum Himmel. Dann können wir ihn garnicht mehr ſehen und die Engel ſpielen mit ihm.“ In ihre Träume hinein begleitet ſie das Bild der drachenſpielenden Engel. In meinem Denken aber ſtanden die Männer, die Väter, die in grauer, trüber Gegenwart ein farbenfrohes Erleben aus der Tiefe ihrer Kindheit ſchöpfen.„Wahrlich, Ihr Frauen, im echten Manne iſt ein Kind verſteckt. Auf ihr Frauen, ſo entdeckt mir doch das Kind im Manne!“ F Die Kattetragödie 1730 Zum 200, Todestag des Leutnants von Katte am 6. November Von Hermann Thrams, Kütſtrin. Der 6. November iſt für Küſtrin, nein für Deutſchland ein denkwürdiger Tag. Am 6. No⸗ vember 1930 jährt ſich zum 200. Male der Tag, an dem der Leutnant von Katte, der Freund Friedrichs des Großen, in der Oderfeſtung Küſtrin hingerichtet wurde. Dieſer Tag vor 200 Jahren war ein Wende⸗ punkt im Leben des Kronprinzen Fried⸗ rich, des ſpäteren großen Preußenkönigs. In Küſtrin entſchied ſich vor 200 Jahren das Geſchick Preußen⸗Deutſchlands. Ohne Küſtrin hätte es kein Sanſſouei gegeben. Erſt Kattes Tod gebar einen neuen Menſchen, den großen König Friedrich. Zum Verſtändnis für dieſe Behauptung wollen 05 groben Zügen die Geſchehniſſe vor 200 Jahren eifen. In Preußen regierte König Friedrich Wilhelm I. in älteſter Sohn und Kronprinz Friedrich war ganz das Gegenteil ſeines ſtrengen und ſparſamen Vaters, leichtlebig und ohne ernſte Lebensauffaſſung. Zwischen Vater und Sohn bildete ſich eine tiefe Kluft, die ſich ſtändig vergrößerte und bald unüberbrückbar ſchien. Mit der Zunahme der eiſernen Zucht des Vaters wuchs der Trotz und die Abneigung des Sohnes zum Vater. Die Zerwürfniſſe vertieften ſich welter durch die Heiratspläne am preußiſchen Königs⸗ hoe. Die Königin wünſchte die Verbindung des Kronprinzen mit einer engliſchen Königstochter, während der König eine bayeriſche Prinzeſſin zur Gattin für den Kronprinzen beſtimmte. Da entſchloß ſich der junge, erſt 18jährige Kron⸗ drinz, der ſich ungerecht von ſeinem Vater behandelt fühlte, zur Flucht nach England, von wo er mit reich⸗ lichen Geldmitteln hierfür unterſtützt wurde. Des konprinzen Vertrauter und beſter Jugendfreund war der Leutnant Hermann von Katte im Regiment Gendarmes zu Berlin. Katte erhielt 1000 Taler und ie geheime Korreſpondenz vom Kronprinzen ausge⸗ kündigt, als dieſer mit ſeinem Vater eine Reiſe nach Süddeutſchland antreten mußte. Dieſe Reiſe ſollte für Flucht nach Holland und von dort weiter 55 England benutzt werden. In dem Dorfe keinfurt bei Sinzheim, wo eine Gedenktafel 115 dieſes Ereignis erinnert, ſchien dem Kronprinzen Metfür die beſte Gelegenheit. Als er ſich zur Flucht wi Afr 2. aufs Pferd ſchwingen wollte, wurde er jedoch von drei Generälen des Königs Gefolge daran gehindert. Die Wut des Vaters über die Flucht ſeines Sohnes war unermeßlich. Unter ſchwerer Bedeckung wurde der„Fahnenflüchtige“ nach der Feſtung Weſel trans⸗ portiert. Er weigerte ſich hartnäckig, ſeine Helfer zu nennen. Bei einem Verhör ſtürzte ſich der König mit gezogenem Säbel auf den Kronprinzen. Doch der geiſtesgegenwärtige Kommandant der Feſtung, Ge⸗ neralmajor von Moſel, warf ſich zwiſchen Vater und Sohn mit den Worten:„Sire, durchbohren Sie mich, aber ſchonen Sie Ihres Sohnes“ Von Weſel wurde der Kronprinz nach Treuen⸗ brietzen transportiert, von dort am 25. Auguſt 1730 nach Mittenwalde und am 29. Auguſt nach der ſtar⸗ ken Oderfeſtung Küſtrin. Hier wurde er in einem Zimmer im Turm des Schloſſes, das für dieſen Zweck mit„Traillen vor den Fenſtern und guten Türen“ verſehen werden mußte, feſtgeſetzt. Der Kö⸗ nig befahl völlige Iſolierung des Gefangenen. Nie⸗ mand durfte ihn beſuchen. Alle Sachen wurden ihm abgenommen, behalten durfte er nur die Bibel, das Geſangbuch und Joh. Arndts wahres Chriſtentum. 3 Vorhängeſchlöſſer ſperrten die Tür ab. In einem Vorgemach wachten ſtändig 2 Kapitäne, die mit ihrem Leben für den Kronprinzen hafteten. Die 300 Mann ſtarke Beſatzung der Feſtung wurde noch durch eine Kompagnie aus der Feſte Peitz verſtärkt. Streng wurde der Fremdenverkehr in der Feſtung überwacht. Bei Einbruch der Dunkelheit mußten die Tore der Stadt geſchloſſen und durften erſt wieder am näch⸗ ſten Morgen geöffnet werden. Nur dreimal am Tage, wenn die Mahlzeiten hineingereicht wurden, durfte die Tür zum Kronprinzen geöffnet werden. Dies mußte innerhalb 4 Minuten erledigt ſein. 2 Offi⸗ ziere hatten jedesmal das Oeffnen der Tür zu über⸗ wachen. Es war ſtreng verboten, dabei mit dem Kronprinzen zu ſprechen. So lebte der Kronprinz völlig abgeſchloſſen von der Außenwelt in Ungewiß⸗ heit über ſein und des Freundes Schickſal. Inzwiſchen war auch der Vertraute des Kron⸗ prinzen, Leutnant von Katte, der durch einen aufgefangenen Brief des Kronprinzen an ihn ver⸗ raten worden war, in Berlin verhaftet wor⸗ den. Der König ernannte am 22. Oktober 1730 ein Kriegsgericht, das über den„Prinzen Fried⸗ rich und den geweſenen Leutnant von Katte“ urtei⸗ len ſollte. Es beſtand aus je drei Generalmajoren, Oberſten, Oberſtleutnants, Majoren, Kapitänen und dem Vorſitzenden, Generalleutnant Achaz von der Schulenburg und trat am 27. Oktober 1730 in Kö⸗ penick zuſammen. Die fünf Ranggruppen fällten zu⸗ nächſt Sonderurteile. Drei lauteten auf„ſchuldig“, drei auf„nichtſchuldig“. In Sachen des Kronprin⸗ zen hielt ſich das Kriegsgericht nicht für zuſtändig; es empfahl ihn der Gnade des Vaters und Königs. Am 29. Oktober wurde Katte durch das Endurteil zu lebenslänglicher Feſtungshaft verurteilt. Dieſes Urteil lehnte der König jedoch ab. Das Kriegsgericht blieb aber bei ſeeinem Spruch. Da geſchah das Un⸗ faßbare: Der König befahl, daß Katte in Küſtrin enthauptet werden ſolle. Er begründete ſein Urteil mit dem Hinweis, daß Katte kein gewöhnlicher Offi⸗ zier, ſondern Offizier der Garde Gendarme ſei, die unmittelbar dem Königshauſe unterſtänden und von denen man Treuhaltung des Eides unbedingt ver⸗ langen müſſe.„. denn ſolche Sachen, die einmal in der Welt geſchehen, können öfters geſchehen Wenn das Kriegsgericht dem Katten den Urteils⸗ ſpruch bekannt gibt, ſoll ihm geſagt werden, daß es Sr. Kgl. Majeſtät leid täte; es wäre aber beſſer, daß er ſtürbe, als daß die Juſtiz aus der Welt käme. Der König wollte alſo mit der ſtrengen Beſtrafung ein Exempel ſtatuieren. Katte nahm ſein Todes⸗ urteil gefaßt auf. Am 3. November wurde er unter ſtarker Bewachung nach Küſtrin transportiert, wo er am Sonntag, den 5. November ankam. Die Einzelheiten der Hinrichtung hatte der König genau vorgeſchrieben. In einem kleinen Häuschen über dem noch heute erhalten ge⸗ bliebenen Berliner Tor verbrachte Katte die letzte Nacht vor ſeinem Tode. Er betete lange mit dem Feldprediger Müller und dem Garniſonsprediger Beſſer, ſchlief von—5 Uhr leicht auf einem Feld⸗ bett und trat um 7 Uhr ſeinen letzten Gang an. Dieſer führte über die noch heute ſtehende Baſtion König zum Schloß. Auf dem Wall vor dem Schloß an der leis rauſchenden Oder hatten 150 Mann der Garniſon und die 30 Mann Gendarmen der Be⸗ deckung Kattes einen Kreis geſchloſſen. Auf Befehl des Vaters mußte der Kronprinz aus dem vergitterten Fenſter ſeines Turmzimmers im Schloß auf den Richtplatz ſehen. Zwei Offiziere mußten auf die Einhaltung dieſes grau⸗ ſamen Befehls achten. Als Katte am Fenſter vorbei⸗ geführt wurde, warf ihm der Kronprinz einen letz⸗ ten Kuß mit der Hand zu und rief mit Tränen er⸗ ſtickter Stimme:„Mon cher Katte, ſe vous demande mille pardons, au non de Dieu, pardon.“ Worauf Katte erwiderte:„Point de pardon, non prince, je meurs avec mille plaisirs pour vous.“ Daun nahm Katte Abſchied von ſeinen Kame⸗ raden, den Offizieren ſeines Regiments Gendarmes, Leichte Steigerung der Erwerbsloſenziffern Die Zahl der Erwerbsloſen im Bereich des Mannheimer Amtsbezirks hat Ende Oktober nur eine leichte Steigerung erfahren und betrug 30 267. Eine ſtärkere Vermehrung hat die Ziffer der Un ⸗ terſtützungsempfänger erfahren, die jetzt 16 165 beträgt. Auf dem Stellenmarkt für kaufmän⸗ niſche und techniſche Anegſtellten waren 4400 Ar⸗ beitſuchende gemeldet. Auf dem Arbeitsmarkt der Metallinduſtrie iſt noch keine Beſſerung eingetreten. Im Bekleidungs⸗ gewerbe hat ſich die Lage plötzlich verſchlechtert, da nach Aufarbeitung der alten Aufträge keine neuen eingegangen ſind. Auch im Friſeurgewerbe iſt die Entwicklung rückläufig, da das Geſchäft zu wünſchen übrig läßt. Bei den Frauen herrſchte Nachfrage nach Gummiſchuhnäherinnen, ebenſo nach Schneiderinnen und Pelznäherinnen, dagegen wird für Waſch⸗, Putz⸗ und Monatsfrauen die Lage immer ſchwieriger. Die Arbeitsmarktlage für die Angeſtellten ſteht weiter im Zeichen allgemeiner Depreſſion, vor allem für die weiblichen Angeſtellten. th. Reif lag auf den Dächern „O wie iſt es kalt geworden,“ können wir fetzt wieder aus eigener Erfahrung ſingen. Die Dächer hatten ſich heute morgen mit einer Reifſchicht überzogen. In den Außenbezirken der Stadt wirkte ſich dieſer Niederſchlag ſo ſtark aus, daß es teilweiſe ausſah, als ob es geſchneit hätte. Wenn die Wetter⸗ propheten recht haben, dürfte es in den nächſten Tagen nicht ſo weit kommen, denn es wird wieder ein Schub warme Luft angekündet, der uns wärme⸗ res Wetter und Regen bringen ſoll. Ein Blick an den Morgenhimmel belehrte, daß der Wetter⸗ umſchlag ſchon eingeſetzt hat. Die Aufheiterung iſt verſchwunden. Ein Minimum von 1,3 Grad C. unter Null In der vergangenen Nacht hat die Temperatur zum erſtenmal in dieſem Herbſt die Froſtgrenze überſchritten. 153 Grad Celſius unter Null zeigte das Thermometer als Minimum an gegen 2,9 Grad Celſius über Null in der Nacht zum Mittwoch. Heute früh ſtand das Queckſilber noch genau an der Grenze zwiſchen Kälte und Wärme, während geſtern morgen noch 4,9 Grad Celſius Wärme herrſchten. Die Höchſttemperatur wurde geſtern mit 7,5(9,2 Grad Celſius erreicht. N * Wenn der Motor ſtreikt. Eine größere Ver⸗ kehrsſtörung trat geſtern nachmittag zur Zeit des größten Verkehrs auf der weſtlichen Rhein⸗ brückenſeite dadurch ein, daß bei einem die Rhein⸗ brücke paſſierenden Ludwigshafener Laſtkraftwagen plötzlich der Motor verſagte und im Nu den Still⸗ ſtand einer großen Anzahl Fahrzeuge aus allen Richtungen bewirkte. Nach etwa zehn Minuten ge⸗ lang es dem Chauffeur, ſeinen Wagen wieder in Gang zu bringen und die geſtörte Fahrbahn wieder freizumachen. Rölniſche Illustrierte Morgen neu 20 Pfennig Zu haben in unſerer Geſchäfts⸗ ſtelle R 1, 4/8, den Nebenſtellen Waldhofſtr. 6, Schwetzingerſtr. 20/1 Meerfeldſtr. 18 und durch unſere Trägerinnen zog den Rock aus, machte die Halsbinde los, riß ſich das Hemd herunter„.... ganz frei und munter, als wenn er ſich ſonſt zu einer ſeriöſen Affäre prä⸗ parieren ſolle, ging hin, kniete auf dem Sandhaufen nieder, rückte ſich die Mütze in die Augen, fing laut an zu beten: Herr Jeſu, dir leb ich uſw. welches noch nicht aus war, ſo flog der Kopf, weg, welchen mein Kerl(Burſche) aufnahm und wieder an ſeinen Ort legte. Seine presence'esprit bis „ 2„ auf die letzte Minute kann nicht genug admi⸗ rieren. Seine Standhaftigkeit und Uner⸗ ſchrockenheit werde meine Tage nicht vergeſſen, und durch ſeine Zubereitung zum Tode habe vieles gelernt, ſo noch weniger zu vergeſſen wünſche. Sein Sarg, worin er gelegt worden, iſt von Eichenholz mit ſchwarzen Leiſten und 6 verziunten Handgriffen geweſen, mit welſcher Leinwand inwendig ausge⸗ ſchlagen. Wie er durch hübſche(angeſehene) Bür⸗ gerleute eingelegt worden, iſt er mit einem von derſelben Leinwand gemachten Sterbekittel bedeckt und bei dem Kinn herum feſtgemacht worden. Nach⸗ gehends iſt er durch die 12 Bürgersleute auf einer Totenbahre, mit ſchwarzem Tuch behangen, nach dem Armenkirchhof getragen und daſelbſt begraben worden, allwo bereits mehrere Offiziere von der Garniſon liegen, ſo daſelbſt geſtorben.“—— ſchreibt der Führer des Geleits nach Küſtrin, Major Schack, an ſeinen Vorgeſetzten, Generalmajor von Hatzmer. Den Kronprinz bewahrte eine tiefe Ohnmacht vor dem furchtbaren Anblick der Hinrichtung feines beſten Freundes. Als er aus dieſer wieder aufwachte, ſtierte er ununterbrochen bis zum Abend auf den mit einem Tuch bedeckten Leichnam. Auch am nächſten u. übernächſten Morgen blickte er unverwandt auf den, Richtplatz. Er war ſeeliſch zuſammengebrochen, weinte und ſtöhnte in tiefſtem Schmerz. Er alaubte, daß er ſelbſt in acht oder vierzehn Tagen ſterben müſſe und man ihn vorher nur noch quälen wolle, Die große Seelenqual der Novembertage gebaren aber einen neuen Menſchen, ſie ſchenkten Preußen den großen König, den Sieger von Roß⸗ bach, Leuthen, Zorndorf, den einfachen, ſparſamen „erſten Diener des Staats“, den Gründer des ſtarken Preußens, aus dem das große Deutſchland entſtand. Der 6. November bedeutet darum einen Wendepunkt im Leben Friedrichs des Großen. Er iſt der Grund⸗ ſtein zur ſtolzen preußiſch⸗deutſchen Geſchichte. Der 6. November hat uns aber auch ein leuchtendes Bei⸗ ſpiel echter Freundestreue gezeigt, die mit dem Tode beſiegelt wurde. 4. Seite/ Nummer 515 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 6. November 1% Zum Do X. Beſuch Schon tagelang lag gewiſſermaßen„etwas“ in der Luft. Die Meldung von dem beabſichtigten Luft⸗ beſuch des„Do X“ ſorgte für eine Spannung, die man in Mannheim ſtets bei einer Zeppelin⸗ Ankunftsmeldung beobachten konnte. Immer und immer wurde der Himmel abgeſucht, jedes Motoren- geräuſch wurde kritiſch begutachtet. Es ſind wohl kaum in letzter Zeit ſo viele Menſchen durch falſche Alarmgerüchte aufgeſchreckt worden, wie gerade in den vergangenen Tagen. Aber geſtern iſt der immer wieder verſchobene Start zur Wirklichkeit geworden. Er hatte ſich mit einer unbegreiflichen Schnelligkeit herumgeſprochen. Viele, die in den letzten Tagen angeführt worden waren, hegten auch diesmal Zwei⸗ fel. Die Jugend aber glaubte mit Zuverſicht an das bevorſtehende Ereignis. Manches Mittageſſen wurde kalt. Nach Schulſchluß verſammelte man ſich, beſonders auf den freigelegenen Schulplätzen, be⸗ ſprach alle techniſchen Einzelheiten— über die be⸗ kanntlich die Jugend oft beſſer Beſcheid weiß, als über den Inhalt der Schulbücher— dachte nicht an das Nachhauſegehen. Als dann nach zwei Uhr das immer näherkommende Motorengedröhn keinen Zweifel mehr ließ, gab es ein freudiges Rufen, ein Laufen, ein Rennen. Möglichſt lange wollte man den Anblick des Rieſenvogels genießen. Aber ſo war nicht nur die Jugend: die Er wach⸗ ſenen waren beinahe noch ſchlimmer. Die Be⸗ geiſterung dürfte einesteils von der allgemeinen Begeiſterung der Mannheimer für flugſportliche Dinge herrühren, andererſeits darin begründet ſein, daß die kleinere Schweſter des Flugſchiffes„Do X“ ſchon öfters den Mannheimer Waſſerflughafen an⸗ geſteuert hat. Man mußte ſich nicht nur wundern, wie ſchnell alle Straßendiſziplin vergeſſen wurde, wie man, die Augen gen Himmel, über die Straßen rannte. Die Fahrzeuglenker taten in den meiſten Fällen das richtige: ſie hielten ihre Fahrzeuge an und ſtarrten ſelbſt in die Höhe. Die Straßenbahnen verlangſamten ihr Tempo. Nur dieſem Umſtand iſt es zu verdanken, daß in der Nähe des Marktplatzes ein größeres Unglück vermieden wurde. So ein „Guck⸗in⸗die⸗Luft“ rannte beim Ueberſchreiten der Straße an die Breitſeite eines Straßenbahnwagens, vergaß aber vor lauter Begeiſterung für das Flug⸗ bvot auf den Wagenführer zu ſchimpfen. Eine ſolche Unterlaſſung iſt immerhin eine Seltenheit. Lange ſchon war das Motorengeräuſch verklungen, als es immer noch Gruppen gab, die den Straßenverkehr hemmten, die eingehend über das Geſehene ſprachen And denen, die nichts geſehen hatten, bereitwilligſt Auskunft gaben. 2 * * Fahrpreisermäßigung. Anläßlich der Aus- ſtellung für religiöſe Kunſt in Rom wird von den Italieniſchen Staatsbahnen in der Zeit vom .—15. November und vom.—10. Dezember die Aus⸗ gabe von um 50 v. H. ermäßigten Fahrtausweiſen nach Rom zugeſtanden. Veranſtaltungen Mittelſtand und Gemeindewahl Wir machen auch an dieſer Stelle darauf aufmerkſam, daß über dieſes aktuelle Thema am heutigen Donnerstag abend in den Germaniaſälen, S 6, 40, die Herren Glaſer⸗ meiſter Georg A. Lamerdin, Ad. Wilſer, Präſident des babiſchen Einzelhandels, und Malerobermeiſter Guſtav Grelle jr. auf Veranlaſſung des Ortsvereins Mann⸗ beim der Deutſchen Volkspartei ſprechen. Ein ſtarker Beſuch vor allem aus Mittelſtandskreiſen iſt ödrin⸗ gend zu wünſchen, da das erwerbstätige Bürgertum unter der gegenwärtigen wirtſchaftlichen Not beſonders ſchwer zu leiden hat und deshalb bei der bevorſtehenden Stadt⸗ verordnetenwahl nur für die Kandidaten ſtimmen kann, kisgubre Antereſſen auf dem Rathauſe auf das nachdrück⸗ lichſte vertreten. ö 0 Mazdaznan Die Kunſt glücklich zu ſein Die Mazdaz nan„Vereinigung Mannheim veranſtaltet gegenwärtig eine Reihe von Vorträgen, die vor allem den Laien der Bewegung näher bringen ſollen. Nachdem geſtern nachmittag Frau Hedwig Rauth aus Leipzig über die praktiſche und die geiſtige Aufgabe der Frau geſprochen hatte, referierte bieſelbe Rednerin abends im kleinen Saal der„Harmonie“ über„Neue Wegefür ein geſundes, harmoniſches, arbeitſames Le⸗ ben“, Scheinbar größtes Glück kann für uns Unglück be⸗ deuten. Einſchränkung u. Oekonomie ſind ſehr gut, wenn ſie freiwillig getragen werden. Wenn jeder Menſch zwei Stunden täglich ſchöpferiſch arbeiten würde, dann könnten alle Menſchen gut leben. Dieſe Theorie iſt nicht neu und darüber hinaus behauptet die Vortragende, daß wir Llängſt das Paradies hätten, wenn nur die Frau regieren würde. Darüber läßt ſich nach⸗ denken. Daß die materiellen Dinge in unſerem Leben eine zu große Rolle ſpielen, iſt allerdings eine bedauerliche Tatſache. Und daß die Zigeuner, im weſentlichen unbelaſtet durch den über den augenblicklichen Bedarf hinausgehen⸗ den Materialismus, glücklicher ſind als der überzivillſierte Menſch, wer wollte es beſtreiten. Die Mazdaznan⸗Lehre iſt in der Hauptſache auch eine Geſundheitslehre. Der Kulturmenſch ißt zu viel, das iſt die Quelle vieler Leiden. Die Rednerin empfieylt als Frühſtück eine Taſſe kalten ſchwarzen Kaffee und eine Pellkartoffel oder Haferbrei. Das ſcheint uns denn doch eine Sache der Konſtitution des Einzelnen zu ſein, wenigſtens für den Uebergang zum Idealzuſtand. Weiter wird Gelaſſen⸗ heit und Ruhe empfohlen; dies allerdings ſcheinen uns für unſer heutiges Tempo ſehr geſundheitsfördernde Eigen⸗ ſchaften zu ſein, leider kommen die meiſten Mitmenſchen nicht dazu. Wo Menſchen ganz entſpannt ſind, da fühlt man ſich wohl. Große Aufmerkſamkeit wird der Funktion der Drüſen zugewandt, die belebt und angeregt werden ſollen; man wird friſcher und arbeitet leichter. Und dann Rhythmus in der Bewegung, im Leben überhaupt. Wer richtig in Gleichgewicht iſt, kann nicht anders, als körper⸗ lich, ſeeliſch und geiſtig tätig zu ſein und mit ſeinen vollentwickelten„zwölf Sinnen“ nützlich und ſchöpferiſch zu arbeiten. Das lehrt Mazdaznan, und das iſt, wie in der Ankündigung des Vortrages geſagt wird, die Kunſt glücklich zu ſein und vorwärts zu kommen. Ein weiterer Vortrag der gleichen Rednerin über Gleichheit und Freiheit, Drüſentätigkelt und Gehirnent⸗ wicklung findet am Sonntag abend ſtatt. el. * * Der Indien⸗ und Orientforſcher Peryt Shon ſpricht am morgigen Freitag abend im alten Rathaus⸗ ſaal über das Thema:„Neue okkulte Erlebniſſe, Kundgebungen und Forderungen einer überſfinnlichen und höheren Welt“ peryt Shou, der auch in Aegyp⸗ dermann wertvolle und intereſſante Aufſchlüſſe. Anzeige.) (Weiteres Die Not der ſtaatlichen Angestellten Eine Proleſwerſammlung im Gartenſaal des Ballhauſes Zweifellos ſehr wichtig iſt es, Verſammlungen zu beſuchen, in denen gegen ein erhebliches Eintrittsgeld parteipolitiſche Größen wie ſeltene Berühmtheiten dargeboten werden. Zuweilen ſoll man ſich aber auch gelegentlich einmal bei einer Verſammlung blicken laſſen, die ſich in durchaus ernſter Weſſe mit der Not des eigenen Berufsſtandes befaßt und nach Wegen ſucht, Linderung und Abhilfe zu ſchaffen. Wenn gleich die Zahl der flammenden Entſchließungen täg⸗ lich größer wird,„einmal muß doch Frühling wer⸗ den“, ſagt Geibel. Auch der Kundgebung der Staatsangeſtellten, die geſtern abend im Gartenſaale des Ballhauſes ſtattfand, hätte man einen beſſeren Beſuch wünſchen können. Zum Glück waren mehrere Kollegen und Kolleginnen aus Hei⸗ delberg erſchienen, die Mannheimer ſelbſt hatten ein beängſtigend geringes Intereſſe. Der Referent Paul Beller, der erſte Vorſitzende des Bundes badiſcher Staats⸗ angeſtellter in Heidelberg, ſprach mit dem Eifer des hilfsbereiten Beraters über die ungeheuere Not der ſtaatlichen Angeſtellten in Baden. Beträgt doch das Monatseinkommen des verheirateten Staatsange⸗ ſtellten vielfach nur 150 und 160 Mark. Davon ſollen nach einem Erlaß des Reichsfinanzminiſteriums vom 4. 10. 30 nochmals 6 v. H. abgezogen werden. Die Angeſtellten ſind gewiß gerne bereit, Opfer zu brin⸗ gen, wenn aber das Monatseinkommen kaum höher iſt als die Arbeitsloſenunterſtützung, ſind weitere Abzüge unmöglich. Die Staatsangeſtellten ſind nicht, wie die Beamten, geſchützt gegen Kündigung; ſie können mit einer vierwöchentlichen Friſt entlaſſen werden. Durch die ſchlechte Beſoldung ſehen ſie dem Winter mit Grauen und Sorgen entgegen. Sie richten daher, ſo hab der Redner hervor, an den Staat die Bitte, eine Winterbeihilfe zu ge⸗ währen. Die ſtaatlichen Angeſtellten erblicken auch ein großes Unrecht darin, daß den Mannheimern die . örtliche Sonder zulage von 5 v. H. abge⸗ zogen wird. Nicht weniger heftig wehren ſie ſich gegen einen Miniſterialerlaß, der vorſieht, die Dienſt⸗ ſtellen mit ein Drittel männlichen und zwei Drittel weiblichen Angeſtellten zu beſetzen. Eine weitere fühlbare Härte iſt, daß den badiſchen Staatsangeſtell⸗ ten das ihnen während einer Krankheit ausbezahlte Krankengeld nach der Geneſung von ihrem Ge⸗ halt auf einmal in voller Höhe abgezogen wird. Es wird gefordert, daß die Regierung die Angeſtell⸗ tenſchaft Badens gleichſtellt mit den Staatsangeſtell⸗ ten anderer Länder. Der Bund der bad. Angeſtellten hat darum das Sondertarifabkommen ge⸗ kündigt und erklärt, daß er dem Reichstarif angehören wolle und entſprechend beſoldet werden will. An die Ausführungen des Vorſitzenden Beller ſchloß ſich eine rege Diskuſſion an, an der ſich die Landtagsabgeordnetien Dr. Wolfhard, Wahner und Bachleiter, ferner ein Vertreter der G. d. A. mit Hingebung beteilig⸗ ten. Das Ergebnis des Abend wurde zuſammen⸗ gefaßt in einer Entſchließung, in der gefordert wird, weitere Abzüge an den Angeſtelltenbezügen nicht mehr vorzunehmen und die Freigrenze auf 300 Mark feſtzuſetzen. Hinſichtlich des Abzuges der fünf⸗ prozentigen Sonderzulage erklären ſich die Angeſtell⸗ ten mit der Entſchließung des Ortskartells Mann⸗ heim des deutſchen Beamtenbundes vom 17. Oktober, über die wir berichteten, ſolidariſch. Angeſichts der großen Not tritt die Verſammlung an Regierung und Landtag heran mit der Bitte, den Angeſtellten eine Winterbeihilfe zu gewähren. Die Forderungen, die einſtimmig und mit Beifall angenommen wurden, werden an die Regierung weitergeleitet. h. Die Heilung mit Weißkäſe Wer iſt der Joſef We ißenberg? Am Dienstag hat vor dem Moabiter Schöffen⸗ gericht ein Straſprozeß begonnen der äußerſt inter eſſant, ja geradezu hochſenſationell ſich geſtaltete. Angeklagt war nämlich der bekannte„Prophet“ und Heilmagnetiſeur Joſef Weißenberg wegen fahr⸗ läſſiger Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, begangen an dem verſtorbenn Drogiſten Rudolf Wernicke aus Niederſchönhauſen. Der Angeklagte ſpielt als Gründer und Ober⸗ haupt der „Johannisſchen Gemeinde“ ſeit Jahrzehnten eine bemerkenswerte, vielum⸗ ſtrittene Rolle. Weißenberg hat ein Mitglied ſeiner Gemeinde, jenen Wernicke, mit Packungen von Weißkäſe gegen ein hartnäckiges Nackengeſchwür behandelt. Der Kreisarzt von Niederſchönhauſen, der auch die Anzeige gegen Weißenberg erſtattete, erklärte zu Protokoll der Patient habe zwar an Zuckerkrank⸗ heit gelitten, aber ſein Geſchwür wäre bei ſach⸗ ärztlicher Behandlung heilbar geweſen, wenn nicht Weißenbergs Mittel zu einer Infektion des ganzen Körpers geführt hätte. Demgegenüber be⸗ hauptet der Angeklagte, Wernicke ſei lediglich an den Folgen ſeiner Zuckerkrankheit geſtorben. Eine zweite Anzeige, die aber jetzt noch nicht zur Verhandlung ſteht, hat die Staatsanwaltſchaft be⸗ reits veranlaßt, Weißenberg wegen fahrläſſiger Körperverletzung infolge Behandlung der entzünde⸗ ten Augen der zweijährigen Hildegard Hänſicke aus Hohenfinow, ebenfalls mittels Weißkäſe, anzu⸗ klagen. Das Kind iſt inzwiſchen völlig erblindet. Joſef Weißenberg verfügt über eine ebenſo zahl. reiche wie fanatiſierte Anhängerſchaft, die mit ihrem „Propheten“ durch dick und dünn geht, ja ihn gar als„fleiſchgewordener Gott“ verehrt. Einige nüchterne Ziffern dürften die Ausbreitung der Weißenbergſekte nicht nur in der Mark Bran⸗ denburg, ſondern auch in Oſt⸗ und Norddeutſchland illuſtrieren. Weißenberg ſelbſt gibt den Mitglieder⸗ beſtand ſeiner„Kirche“ mit 120 000 Perſonen an. Er bezeichnet die von ihm ausgeübte Krankenbehand⸗ lung als„religiöſen Kult,“ der bibliſch begründet ſei. Er, Weißenberg, ſtelle keine Diagnoſen. Man ſchätzt die Einnahmen des„Propheten“ aus den Abgaben ſeiner Gemeinde ziemlich hoch; dazu kommen die beträchtlichen Einkünfte aus ſei⸗ nem Organ„Weißer Berg“. Der Prophet iſt Präſi⸗ dent der Chriſtlichen Siedlungsgenoſſenſchaft Wald⸗ frieden bei Glau(Trebbin), eines Millionenobjekts, und unterhält drei große Andachthäuſer, nämlich in der Berliner Gleimſtraße, in den„Glauer Bergen“ und in Niederſchönhauſen. a Joſef Weißenberg tritt neuerdings wenig an die Oeffentlichkeit, erſcheint unter ſeinen Gläubigen nur bei beſonderen Gelegenheiten. Im allgemeinen läßt er den„Gottesdienſt“ durch ſeine„Werkzeuge“ verſehen, voll ausgebildete Medien unter der Füh⸗ rung eines Obermediums. Den größten Teil dieſer Verſammlungen nehmen die Weißenbergſchen Geiſterbeſchwörungen ein. Der Fachausdruck lautet„Geiſter haben ſich ein⸗ geſchaltet.“ Die„Befallenen“ geraten in Verzückun⸗ gen. Aus ihnen ſprechen durchweg nur verſtorbene Berühmtheiten oder gar Erzengel und Luzifer. Bis⸗ marck wird ſehr oft zitiert, ferner Martin Luther, Moſes, Nebukadnezar, Pontius, Pilatus, aber auch manche militäriſche Prominenz, wie der im Welt⸗ kriege gefallene Kampfflieger von Richthofen. Der„Göttliche Meiſter,“ wie Joſef Weißen⸗ berg von ſeinen Anhängern tituliert wird, iſt 75 Jahre alt, ſieht alles andere als dämoniſch aus, ein kleiner, nüchterner Mann mit geſund gerötetem Geſicht und tiefliegenden graublauen Augen. Seine Laufbahn war, bevor er als„Prophet“ auftrat, nach⸗ einander Droſchkenkutſcher, Straßenhändler, Mau⸗ rerpolier, Gaſtwirt, ſchließlich Heilmagnetopath. Aber ſein Blatt„Weißer Berg“ kündet von Joſef Weißenberg 5 Wunderdinge: er wandle jetzt zum dritten Male auf Erden, zuerſt als Prophet Elias, dann als Johannes der Täufer. Man munkelt in dieſen Kreiſen, der Meiſter gebiete über das Reich der Geiſter, heile Kranke, erwecke Tote. Dieſes ſoll ihm ſchon mehrere Male gelungen ſein. Die fanatiſchſten ſeiner Anhänger verehren Weißenberg ſogar als„Neuverkörperung Gottes.“ Joſef Weißenberg beſitzt zweifellos einen ſtarken pſychiſchen Einfluß auf ſeine Gemeinde. Sobald er den Saal betritt, bemächtigt ſich der Menge fieber⸗ hafte Erregung. Beſeſſenheitserſcheinungen ſetzen ein. Offenbar handelt es ſich regelmäßig um Maſſen⸗ pſychoſe. i Der Strafprozeß gegen den„Meiſter“ hat die Weißenberggemeinde in mächtige Aufregung ver⸗ ſetzt. Der Andrang zum Prozeß war rieſengroß. Das Urteil lautete unter Freiſprechung von der Anklage der fahrläſſigen Tötung wegen fahrläſſiger Körperverletzung auf 6 Monate Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte ein Jahr ſechs Monate bean- tragt. N Mannheimer Bewegungschöre Laban. Bei der mor⸗ gen abend im Kaſino ſtattfindenden Tanzfeler wird u. a. ein Männertanz und ein von den Mitgliedern ſelöſterdachter Bewegungschor aufgeführt. Neuartig iſt auch die Einſtudierung, des von Albrecht Knuſt⸗Hamburg ver⸗ faßten Chorwerks„Die Welle“, das nach der von R. von Laban erfundenen Bewegungsſchrift einſtudiert iſt. Der auf dem 3. Deutſchen Tänzerkongreß in München aufge⸗ führte, von Harry und Grete Prerenkämper⸗Mann⸗ heim, verfaßte„Feierliche Kanon“ wird für Mann⸗ heim zum erſtenmale gezeigt werden. Con.... Die Wunder der Suggeſtion. Ueber praktiſche Anwendung der Methode Cons, über Selbſthei⸗ lung und Seelenerziehung, Beſſerung ſeeliſcher und ner⸗ vöſer Leiden, Erfolg im Geſchäftsleben. Examenshemmun⸗ gen, übermäßige Schüchternheit uſw. hält Leon Hardt⸗ Berlin einen einmaligen Experimentalvortrag am Freitag, 7. November in der Harmonie D 2, 6. c„Kairo“⸗Vortrag Direktor Hartlaubs im Freien Bund (Kunſthalle). Heute Donnerstag, den 6. November, abends 8% Uhr, beendet Dr. G. F. Hartlaub ſeine Vorleſungsreihe „Kulturſtätten des Mittelmeeres“ mit einem Lichtbildervortrag:„Kairo, Stadtbilddes Islams und altägyptiſche Umgebung(Gizeh, Memphis, Sakkarah)“.— Wiederholung: Freitag, den 7. November *„Lebendige Kirche.“ Von Freitag, 7. November bis Sonntag, 9. November, finden in der Trinitatiskirche drei Vorträge über das Thema:„Tod und ewiges Leben“ ſtatt. Es iſt gelungen, als Redner Univerſitätsprofeſſor Dr. Köberle⸗Baſel zu gewinnen, der im letzten Winter mit ſeinen Vorträgen eine ſo außergewöhnliche Anzie⸗ hungskraft ausübte. Die Vorträge finden wie immer bei freiem Eintritt ſtatt.(Weiteres Anzeige.) c Das Jazzfinfonie⸗Orcheſter Bernard Ette gibt ein einmaliges Gaſtſpiel in Mannheim am Sonntag abend im Nibelungenſaal. Ueber„Graphologie“ hält heute abend im Han ſa⸗ Saal, D 2, 6, Fräulein Ella Sickinger⸗ Karlsruhe einen Lichtbildervortrag über:„Handſchrift un 80 Perſönlichkeit“. 5 * Beſtaud und Erſchütterung der Familie. Am Diens⸗ tag, 11. November wird Frau Oberregierungsrat Dr. Marke Bau m, Dozentin am Inſtitut für Sozial⸗ und Staats⸗ wiſſenſchaft der Univerſität Heidelberg, im großen Saal der Handelskammer I. 1, 2, einen Vortrag halten über„Be⸗ ſtand und Erſchütterung der Famile“. Nicht nur über die Bedeutung der Ehe als Fortpflanzungsge⸗ meinſchaft wird die Rednerin ſprechen, ſondern auch das Wirtſchafts⸗gemeinſchaftliche, das Erzieheriſch⸗päbagogtſche und die gemeinſchafts⸗bildende Kraft innerhalb der Familie beſonders behandeln. Bei der Tagung des BadiſchenVer⸗ bandes für Frauenbeſtrebungen in Heidelberg erzielte Frau Dr. Baum mit dieſem Vortrag einen überfüllten Saal. Gäſte willkommen.(Weiteres Anzeige.) *„Verbrechen und Heilung“. Zu dieſem Thema ſpricht Freitag abend im Wartburg⸗Hoſpiz, F 4, 6, Hilmar von Hinüber⸗ Barmen, Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft. Der Redner ſteht ſeit einer Reihe von Jahren mit hunder⸗ ten von Gefangenen und entlaſſenen Gefangenen in engſter perſönlicher Fühlungnähme, vor allem mit Zuchthausge⸗ fangenen. An verſchtedenen Einzelſchtckſalen werden der Weg des Rechtsbrechers und ſeine Behandlung durch die heutige menſchliche Geſellſchaft gezeigt und die daraus ſich ergebenden Forderungen der Menſchenwürde dargelegt. Nach dem Vortrag iſt Gelegenheit zur Fragenbeantwortung. (Weiteres Anzeige.) * r Kommunale Chronit Bürgerausſchußſitzung in Nußloch g. Nußloch, 5. Noy. Um reinen Tiſch zu machen, rief Bürgermeſſer Bauſt kurz vor Ablauf der Wahlperiode den Blr. gerausſchuß nochmals zu einer Sitzung zuſammen Punkt 1 befaßte ſich mit dem Verkauf von Bam gelände, daß die Gemeinde von der Siedlungsgeſel, ſchaft„Badiſche Pfalz“ erworben hat. Es erwalten: Zigarrenmacher Adam Renſch 2,50 Ar, Idam Zimmer 4,15 Ar und Schreiner Heinrich Winter 2,45 Ar zum Preiſe von.60 1 je Quadratmeter unter der Fe. dingung, daß auf dem Bauplatz innerhalb 5 Jahren ein Kleinwohnhaus erſtellt wird. Iſt dies nicht der Fall, dann kann die Gemeinde den Rückkauf zun ſelben Preiſe beantragen. Weiterverkauf des unde. bauten Geländes an Dritte iſt ausgeſchloſſen. Zur Ergänzung ſeines Bauplatzes erhält außerden Schuhmacher Heinrich Stucke am Beintweg 40 Ong dratmeter zum üblichen Preis von.50 4 je Qug⸗ dratmeter. ſtimmig dieſe Geländeverkäufe. g Bei Punkt 2: Vergütung des Verwal tungsrates der Gemeindeſparkaſſe und deſſen Vorſitzenden war nur der Form halber eine früher verſehentlich verſäumte Zuſtimmung dez Bürgerausſchuſſes nachzuholen. Bürgermeiſter Bauſt ſchilderte zunächſt die Tätigkeit des Verwaltungs, rates, der der Gemeinde gegenüber für die sichere Anlage der öffentlichen Gelder verantwortlich iſt und daher über alle beantragten Darlehen Beſchluß zu faſſen hat. Der Verwaltungsrat beſteht aus dem ge. ſamten Gemeindera“ und einem weiteren Mitglieh, Jeden 2. und 4. Mittwoch des Monats, findet elne Sitzung ſtatt, außerdem noch mehrere außerordent, liche Sitzungen. Da die Jahresvergütung je Nit. glied 30 4 beträgt, ſtellt ſich die Vergütung je Sitzung auf rund eine Mark. In einer anderen Gemeinde des Bezirks erhält jedes Mitglied jährlich 75% wieber einer anderen ſogar 4 4 Anweſenheitsgelb für jede Sitzung. Die Sprecher der bürgerlichen Ver, einigung und der Kommuniſten vertraten den Stand! punkt, daß das Amt des Gemeinderats ein Ehrenamt iſt und daher ſede Vergütung abzulehnen ſei. Der vorliegende Beſchluß des Gemeinderatz, wonach jedes Verwaltungsratsmitglied als jährliche Vergütung 30 4 und der Vorſttzende 150& erhalten ſoll, wurde ſodann mit 21 gegen 12 Stimmen ange⸗ nommen. Zum Schluſſe dankte Bürgermeiſter Bauſt gllen. 1 Gemeindeveroroͤneten für ihre gewiſſenhafte Mil⸗ arbeit während ihrer vierjährigen Amtszeit und ſtellte mit Genugtuung feſt, daß man bei den ſtels parlamentariſch und harmoniſch verlaufenen Bürger⸗ ausſchußſitzungen auch bei den oft verſchiedenſten Meinungen den Eindruck gewinnen mußte, daß jedes Bürgerausſchußmitglied nur das Wohl der Allge⸗ meinheit im Auge hatte. 22 Bewerber um den Ludwigshafener Ober bürgermeiſterpoſten * Ludwigshafen, 5. Nov. Um die durch den Tod des Oberbürgermeiſters Dr. Weiß freigeworbeze Stelle haben ſich 22 Perſonen beworben. Die Pri⸗ fung der Bewerbungsgeſuche wird durch den Stabt⸗ rat bezw. den in Betracht kommenden Ausſchuß n nächſter Zeit erfolgen, ſo daß die Wahl ſpäteſtenz bis Ende November oder Anfang Dezember burch⸗ geführt werden kann. K. k. Neckargemünd, 5. Nov. Dem Gemeinde⸗ rat wurde der vom badiſchen Kulturbauamt Heidel⸗ berg aufgeſtellte Koſtenanſchlag vorgelegt über die Entwäſſerung der am Neckar gelegenen Häuſer im Gewann Siegelhütte. Es ſoll zunächſt das Bei⸗ tragsverzeichnis zum Beizug der Anlieger zu den Herſtellungskoſten des unterirdiſchen Abzugs kanals aufgeſtellt und das Offenbarungsverfahren durch⸗ geführt werden. Daraufhin ſoll die Verlegung des Kanals erfolgen.— Die Arbeiten für die Kanali⸗ ſierung der Mühlgaſſe, die von der Firma Hamk⸗Neckarbiſchofsheim übernommen wurde, wur den aufgenommen. Zunächſt wurde auf der Haupt⸗ ſtraße begonnen, die der Kanaliſationsſtrang über⸗ quert. Die Fahrzeuge dürfen paſſieren bei ganz minimaler Fahrtgeſchwindigkeit. Tegeobalencles Donnerstag, 6. November Nationaltheater:„Der Brückengeiſt“ und„Das Apoſtel⸗ ſpiel“, Miete E 10, Anſang 20 Uhr. Apollo⸗Theater: Gaſtſpiel der Berliner Rotterbühnen „Friederike“, Operette von Léhar, 20 Uhr. Bühnenvolksbund: 1. Konzert des Landesſymphonkeor ſters für Pfalz und Saargebiet unter Leitung von Ge⸗ ö neralmuſtlöiret genſaal. Anfang 20 Uhr. Planetarium: 15 und 16 Uhr Beſichtigung. Freier Bund— Städtiſ*⸗ Kunſthalle:„Kulturſtätten bes Mittelmeeres: III. Kairo“, Lichtbildervortrag von Dit, Dr. G. F. Hartlaub, 20.15 Uhr(AK). Harmonie D 2, 6(Hanſa⸗Saal]:„Handſchrift und Perſou⸗ lichleit“, Lichtbildervortrag von Ella Sickinger, Karls⸗ ruhe, 20,15 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra:„Penſion f verſum:„Nur Du“.— Scala ⸗Thealer:; „Lohntag“.— Schauburg:„Die Eſikosbaroneß“ — Rory⸗ Theater:„Unter den Dächern 1 Parts“.— Gloria:„Bräutigam mit 100 PS.“— Pal aſt⸗Theoter:„Die Lindenwirtin“.— Cape toll:„Die Lindenwirtin“. Ufa⸗Palaſt⸗Pfalzbau:„Fidelio“, Oper von Beethoven, 19,30 Uhr. Sehensmürdigkeiten: Schloßmuſenm: Gebffnet täglich von 10-13 Uhr 255 157 Uhr: Sonutags von 11—17 Uhr durchgehend Ausſtellung„Kupferſtiche und Handzeichnungen der 1 Theodor⸗Zeit“— Muſeum für Natur⸗ und Völkerkun im Zeugbaus: Sonntag vormittags von 1113 Uhr und nochmittags von 15—17 Uhr, Dienstag 15—17, lib Mittwoch 15—17 Uhr; Freitag 1719 Uhr.— Städliſche Kunſtlalle: Geöffnet werktugs(mit Ausnahme Montags von 10—13 und 14— 16 Uhr, on Sonn⸗ und Feiertagen von 11—16 Uhr durchgehend. Schluß des redaktionellen Teils Das Gesundheltswasstf Peter Rixius bnd. Manheim. Fernsprecher 26798 und 75791 Wilhelm Mülle jun 25 Fernsptecher 21536 und 2b Der Bürgerausſchuß genehmigte en, tor Profeſſor J. Dobrowen im Nibelus⸗ f Scholler.— Un, 5 gen gerich die in Spe! Betru liegt Die 2 reiſen in der litära Ihr 9 ihrer über mänie ihrer zur 1 ſoll an die ih machte „Gräf Leute ſo faf trüger Urkun Antwe gefert Das jährig ſeiner Staat beant! An eines den N. und d hoden 5. Seite/ Nummer 515 auf den Bezirksmeiſter von Sportverein Ladenburg. Nach den Ergebniſſen zu ſchließen, die Mühlacker bei den Kämpfen im mittelbadiſchen Bezirk erzielte, muß ſich Ladenburg ganz gewaltig anſtrengen, wenn es nicht verlieren will. Unterbaden⸗Pfalz, Athletik⸗ T. V. Mühlacker— Sportverein 1901 Dillſtein 18:3 Bantamgewicht: Müller⸗Mühlacker beſiegte Hinderer⸗ Dillſtein in 11,30 Minuten. Federgewicht: Huhn⸗Dillſtein in 12 Minuten. Leichtgewicht: ſtein in 3,20 Minuten. Weltergewicht: Buchenroth⸗Mühlacker Dillſtein in 5,30 Minuten. Mittelgewicht: Fries⸗Mühlacker beſiegte Vetter⸗Dillſtein in 1,30 Minuten. Halbſchwergewicht: Gerlach⸗Mühlacker beſiegte Wiedam⸗ Dillſtein nach Punkten. Schwergewicht: Rommel⸗Mühlacker beſiegte Hausmann⸗ Dillſtein nach Punkten. E beſiegte Staib⸗Mühlacker Metzger⸗Mühlacker beſiegte Gerlach⸗Dill⸗ beſiegte Kling⸗ Pferdeſport Krefeld(5. November) 2800 /, 1200 Meter: 1. Frau Mutterliebe, 3. Gegen⸗ Moute, Gold und 49:10. Platz: 1. Preis von Grotenburg. J. v. Opels Rheinluſt(Narr), 2. mine. Ferner: Harniſch. Compo Santo, Silber, Autor, Dachsbart, Windroſe. Toto: 17, 15, 34:10. 2. Greifenhorſt⸗Jagdreunen. Verkaufsrennen, 2800 4, 3000 Meter: 1. Herb Ahrens Nebelhexe(Stys), 2. Sinum⸗ bra, 3. Hellas. Ferner. Janette, Eilig, Bergſchüler, Auer⸗ balz, Hekla, Majaki, Schwarzwaldfürſt. Toto: 10510. Platz: 99, 80, 21110. 3. Preis von der Linner Burg. 2300 1, 1650 Meter: 1. Frhr. K. 9. d. Bottlenbergs Truchſeß(Klotz), 2. Leid⸗ ſtern, 3. Feudal Ferner: Reichstag, Pinelle, Schutzherr, Halde, Tarzan, Piſtole, Meergott. Toto: 44:10. Platz: 18, 82, 29:10. 4. Groß⸗Lind⸗Jagdrennen. 2300, 3700 Meter: 1. J. F. Janninks Pechvogel(Kleine), 2. Die Deutſche und Da⸗ molles, totes Rennen. Ferner: Leiſtung, Kalif, Maltheſer⸗ kreuz, Ahnenfürſt. Toto: 55:10. Platz: 21, 14, 16:10. 5. Grüngürtel⸗Preis. Ehrenpreis und 3500 1, 2000 Meter: 1. P. Schneiders Audi(Held), 2. Lütkeſchwienſtärt, 3. Lardſa. Ferner: Wanderer, Jagdkönig, Piniole, Mauer⸗ zinne. Toto: 18:10. Platz: 12, 23, 18:10. 6. Lauvenburg⸗Ausgleich. 3000 4, 1400 Meter: v. Opels Sergius(Narr), 2. Butterfly, 3. Poſtillon, 4. Mika. Ferner: Hageſtolz, Kabriſtan, Goldwächter, Or⸗ densſchweſter, Immertreu, Georgia, Wintermärchen, Ti⸗ rano, Adiantum, Praline. Toto: 31:10. Platz: 18, 99, 19, 39:10. 7. Reichswald⸗Ausgleich. 2300 /, 2000 Meter: 1. G. v. Knoblochs Fantaſig(Lommatzſch), 2. Chevolier, 3. Osram, 4. Soliſtin. Ferner: Orchilla, Negro, Peloria, Clartta, Woher, Mauerbrecher, Happy Girl, Drachenburg, Nonne, Lügner, Klingenſchmied, Grenzbote, Diavolo, Sündenbock. Toto: 408:10. Platz: 60, 61, 25, 18:10. 1. Frou Strausberg(5. November)) 1. Phyllis⸗Jagdrennen. 2200. 3800 Meter: 1. A. v. Borckes Vigor(Unterholzner); 2. Gilde; 3. Filigran. Ferner liefen: Harma, Prachtkerl, Nil. Toto: 18:10, Platz: 13, 16:10. 2. Jagdrennen der Dreijährigen. 2200 A. 3000 Meter: 1. Ehrenfrieds Neuplatin(Bielke); 2. Futuriſt; 3. Kriegs⸗ ſpiel; 4 Charleſton. Ferner liefen: Marburg, Tongola, Gulbrand, Wildlocke, Verſuch, Donau, Sturmhaube, Meermädchen. 30, 59:10. 3. Hoffnungs⸗Flachrennen. 3000. 1250 Meter: 1. W. Palmers Bill(Murphy); 2. Silberling; 3. Amtmann. Ferner liefen: Iguanodon, Buſſard. Toto: 9010, Platz: 43, 16:10. 4. Gulliver⸗Jagdrennen. Ehrenpreis Lohland, Letzter Toto: 959:10, Platz 76, 17, und 2200. 4000 Meter: 1. W. Scharrs Richtlinie(W. Schmidt); 2. Bar⸗ fuß; 3. Felſenaar. Ferner liefen: Kämpfer, Mariza grovna. Toto: 33:10, Platz: 12, 11:10. 5. Küſtriner Hürdenrennen. Lehrlingsreiten. 2200. 2800 Meter: 1. Frau H. Fellers Legende(Derenthal); 2. Meton; 3. Enkel; 4. Octavia. Ferner liefen: Eiland, Taugenichts, Bereſina, Lanz, Stalltebling, Geſelle, Blocks⸗ berg, Milo, Heimatliebe, Mynheer, Lawine, Bardenland, Redopp, Komm voran, Habana. Toto: 115:10. Platz: 87, 46, 46, 91:10. 6. Lupus⸗Ausgleich. 2200 /. 1800 Meter: 1. R. Leder⸗ manns Ping⸗Pong(Pförtke); 2. Monte Carlo; 3. Sleſta; Ferner liefen: Lonni, Forno, Tambur, Tau⸗ 4. Senator. Mark. Toto: perle, Runkler, Octavi, Gerald, 88:10, Platz: 22. 26, 17, 23:10. 2 A AA 20 Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner- Feuilleton: Dr. Stefan Kayfer⸗ Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder Sport und Vermiſchtes: Willy Müller ⸗ Handelsteil: Kurt Ehmer- Gericht und alles Übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mit⸗ teilungen: Jakob Faude, fämtlich in Mannheim— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Manndeim. R 1,—6 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erfolgt nur bei Rückporto Chikoi, e Geſchäftliche Mitteilungen l Wie ſchmeckt Margarine? Ueber den Geſchmack läßt ſich bekanntlich nicht ſtreiten. Eins aber iſt Tatſache: Selbſt eine feine Zunge kann die friſche Reſi dank ihres vorzüg⸗ lichen Milcharomas nicht ſicher von Kuhbutter unterſcheiden. Auch der Nährwert guter Märgarine iſt dem der Butter gleichzuachten. Profeſſor von Noorden hat dieſe beiden Tat⸗ ſachen feſtgeſtellt und im Krankenhaus Margarine ſogar zu Maſtkuren mitverwendet. Dabei iſt Reſi bedeutend billiger als andere hochwertige Speiſefette, das halbe Pfund koſtet nur 50 Pfennige. S. 140 Milch— frische Kuh- miloh in reinster Form— das it Gluchsblee. Kon- zentriert— ohne jeglichen Zusatz. Steriliſiert— da- her keimfrei. In der ver- gchloscenen Dose unbegrenat Halibar. Achten Sie auf das rot-weiße Etikett! 1930 2 0 Donnerstag, 6. November 1930„ 1 3 1 heimer Zeitung ittag⸗Ausgabe — e Neue Mannhe n Zeitung M ag⸗ usgab i 1 5 5 2 ii Gerichtszeitun El Non Der Roman einer Pfälzerin. 1„„ meister ep. Frankfurt a.., 5. Nov.(Eigenb.) Am heuti⸗ f i s i Blr gen Mittwoch begann vor dem großen Schöffen⸗ 2 2 mmen. gericht der auf mehrere Tage berechnete Prozeß gegen b unn 1 amp 2 er er g M 5 ingen Ba die in Schifferſtadt i. Pf. geborene Frau Magda 1— 9 1b tore Kaff f 17 7 2 3 72 8 2 esel, Spennemann und 9 weitere Angeklagte wegen Noch eine Aeberraſchung im Vezirk Anterbaden-Pfalz Kraftſportklub 1910 Pirmaſens valten: Betrugs, Urkundenfälſchung uſw. Der Verhandlung ſchlägt BfK. Schif erſtadt 10:8 immer liegt folgender romanhafter Sachverhalt zu grunde: j ir zum Die Angeklagte, die ſchon als junges Mädchen Luſt⸗ Während Stemm⸗ und Ringklub Ludwigshaſen über⸗ Mittelgewicht: Unſelt⸗Weingarten beſiegte Seeburger⸗ er Be⸗ reiſen nach England und Italien gemacht hat, ſchoß 1 50 e e e 1. nach tapferer Verteidigung in der 4. Minute durch Jahren in den Sher Jahren in Germersheim 8 ii ſeus kurz v dem Ziel zur Bezirksmeiſterle aft zu Fal Armzug. l 2 8 7 4 Mi- brachte, gelang es dem Tabellenletzten Kraftſporttlub 19410 Halb bt. 79 10 cht er litärarzt, der ſie angeblich vergewaltigt hatte, nieder. Pünens den Pi Schifferſta dl i eier e e Schneider⸗Bruchſal batte mit dem f zum Ihr Prozeß erregte großes Aufſehen und endete mit beimzuſchicken. Die Ueberraſchung iſt um ſo größer, als 955 725 e Arbeit, um dieſen nach unbe⸗ ihrer Freiſprechung. Ein Graf Dorſo va de Schifferſtadt den Vorkampf mit 14:4 ſehr hoch gewann und Punkten Wegen In können. 5 5 45 FF 1 4 er zum Rückkampf in Pirmaſens mit kompletter Mannſchaft Schwergewicht: Holzmüller⸗Weingarten wurde kampflos f 15 über. e in Italien und Ru⸗ angetreten war. Durch dieſen Sieg iſt Kraftſporttlub 1910 Sieger, da Bruchſal keinen Gegner ſtellte. zerdem mänien verfügte, verliebte ſich in ſie und nahm ſich] mit Schifferſtadt punktgleich geworden. 1910 hat leine Aus⸗ S 95 8 Quad. ihrer an. Als er im Irrenhaus endete, ſoll er ſie ſicht mehr auf Verbeſſorung ſeiner Lage, denn ſein Gegner e 955 i . 0 iperſalerbi 1 5 5 8 8 am Sonntag, der 1. Athletenklub Pirmaſens hat die bei Kämpfe gew. un. verl. Pkt e Univerfalerbin eingeſetzt habe je Erbſchaf N eee Athleten ige e f 5 a kt. Urs, zur Un ve 999 0 e ee Die Erbſchaft[den Punkte dringend notwendig und wird ſie ſich beſtimmt Bezirk Unterbaden⸗Pfalz ell, ſoll auf 60 1 1 illionen Mark beziffert werden, auch holen. Nicht ſo leicht, wie der 1. Alhletentlub, wird 1. Athletentlub Pirmaſens 5 4— 8 die ihr allerdings die gräfliche Familie ſtreitig es, Ludwigshaſen am gleichen Tage gegen Schifſerſtadt St. u. Rkl. Ludwigshafen 5 5— 2 8 t wal. machte. Um die Millionen hereinzubringen, hat die Sa e e ee e lg Schifferſtadt 8 5 5 1 2 e und„Gräfin Dorſova“ die Hilfe einer großen Zahl kleiner ſiegte die Hebring Maunſchaft 1278, Der Rückkampf in 8 e N 1 1 r eine Leute in Anſpruch genommen. In 5 Jahren ſind ihr Schifferſtadt darf deshalb nicht leicht genommen werden, Bezirk Mittelbaden g des 4 ſo faſt 35 000 Mark zugefloſſen. Für dieſe Be⸗ 1 5 dem entſcheldenden 1 mit 3 ee 4 4—— 8 f. 77 r dem 1. Athletentlub Pirmaſens kommen will. Hermonia Karlsruhe 5 4— 1 8 Baut trügereien bediente 9 ſich zahlreicher gefälſchter Im Bezirk Mil telbaden konnte Germania Karls] Deutſche Eiche Oeſtringen 5 tungs, Urkunden deutſcher Auslandsbehörden, die nach den ruhe mit 108 knapp Germania Bruchſal beſiegen; Deutſch Germania Bruchfol 6 0— 6 0 ſichere Antworten der Aemter auf belangloſe Anfragen an⸗ Eiche Oeſtringen verlor dagegen mit 314 um ſo höher Bezirk Oberbaden it und gefertigt waren. 2 94 55 Germania Karlsruhe, während Germania Wein⸗ Syp 8 Haslach 5 4 1 8 5 8 te e 11310 8 len ingeſchlager Me ebe Spy. 1-Haslac 2 0 ß a Totſchlag an der ungetreuen 5 55 Oberliga, de en 155 1 5 17 e 85 7 Kolnan— 4 3 8 1 6 em ge⸗ 9 en Frau Der Kampf Karlsruhe— Weingarten am kommenden Athl Spv. i 1 5 5 1 9 itglieb. Das Landgericht Lin Berlin verurteilte den g0⸗ e e 1 20 1„„ ähri beiter P 7 17 g U eſtring— Weingarten 28. Nov. N 1 9 85 Arbeiter 1 12 0 Tot ſchlag 182 auf a e keinen Einfluß hat Rhein-Neckar-Gau rent. einer Frau zu zwei Jahre Gefängnis. Der Im Bezirk Ober baden war Ruhepauſe, ſo daß ſich Stemm⸗ 1 g 7 5 8 8 e 5 5 5 2.„und Ringklub Lampertheim— Sportvereini⸗ MI Staatsanwalt hatte ſieben Jahre 31 in der Staffelung nichts geändert hat. Sportverein Frei⸗ g N e... burg⸗Haslach führt bei 5 Treſſen i Punkten vor 8 gung 84 Mannheim:11 9 8 5 Athletik⸗Sportverein Kollnau bei 4 Kämpfen mit 6 Punk⸗ Sportvereinigung 84 holte ſich mit dieſem Sieg in meinde Am 28. Januar morgens hörte die Bewohnerin 5 Die Begegnungen am S antag zwiſchen Kollnau und Lampertheim zwei wertvolle Punkte, die ihr den 3. Platz 85 in eines Hauſes in der Großen Frankfurter Straße bei„„ 905 5 e 1 5 0 1 1 5 Die Lampertheimer Mannſchaft hat an tsgeld den Nachbarn über ihr Hin⸗ und Herlaufen, Hilferufe eee 5 Klarung i keiſter⸗ ampfſtärke erheblich eingebüßt, der Verein ſcheint augen⸗ f 5 Hin⸗ 2„ ſchaftsfrage bringen. blicklich eine Kriſ a 1 ö 8 n Ver. FJuſſchlagen eines Körpers auf den Fuß⸗ Bezirk Unterbaden⸗Pfalz S e von der er ſich hoffent⸗ Stand hoden. Die Polizei fand in der Küche der Woh⸗ Kraftſportklub 1910 Pirmaſens— V. f. K. Schiffer⸗ 995 9155 505 b e ee e eee 1 11 8 e U. i Verletzungen ſtadt retten vermocht, ſo daß die Gefahr des Abſtiegs in greif⸗ u und Würgemalen am Halſe tot in der Küche, den Bantamgewicht: Becker Pirmaſens beſiegte Bernatz⸗ bare Nähe gerückt iſt. derats, Ehemann U. im Schlafzimmer auf dem Bette mit Schifferſtadt nach Punkten. Gegen Sportvereinigung 84 hatte Lampertheim das Pech, hrliche gufgeſchnittener Pulsader und auf dem Küchentiſch Federgewicht: R. Kolb⸗Schifferſtadt beſiegte Winkmann⸗ ohne Steffan im Schwergewicht antreten zu müſſen, dazu halten einen Brief Pirmaſens nach Punkten kam noch, daß ſich Hartmann ſelbſt warf. Nicht erwar 1 8. 1 5 2 9 5 5 5„ 0 H 2 u erwar⸗ . 2 5 Leichtgewicht: A. Reis⸗Pirmaſens beſiegte Krauſe⸗ ten war, daß Moos⸗Lampe 4550 ange Es lag der Verdacht nahe, daß der Briefſchreiber[Schifferſtadt nach Punkten See aß bie VIII ö 8 985 e 1 5 S t 8 e 885.. Hemeier au ie Schultern bringen würde. Die durchweg ene e Fan mit kübler Ueberleaun ungebracht dat Sc erben eg Siigcregen ne leer, ie e ee dee ae eden . Sohn eines Trinkers, der ſeine Kinder ſchwer Mittelgewicht: Heißler⸗Schifferſtadt beſiegte Weber⸗Pir⸗ Mannheim einen einwandfreien Kamofrichter. In dem t mißhandelte, kam U. in der Schule und ſpäter in der maſens durch Unkergriff von hinten in 6 Minuten. vorausgegangenen Kampf der erſten Jugendmannſchaften und Schloſſerlehre ſchlecht vorwärts, war ein fleißiger Halbſchwergewicht: W. Kolb⸗Schifferſtadt beſtegte Hill⸗ blieb Bf. Schifferſtadt über St. u. R. K. Lampertheim mit i ſtets und nüchterner Arbeit 50 1 5 it der 5 g Pirmaſens durch Halbnelſon in 2 Minuten. 11:9 Steger. Für Lampertheim waren Alberſtadt, Kettler ürger⸗ ner Arbeiter und lebte mit der Mutter Schwergewicht. Stegner Pirmaſens beſtegte, Bertram. und Webel erfolgreich, während für Schifferſadt Kolb enſten r e Schifferſtadt durch Untergriff von vorn in 2 Minuten. Schertel, Schuſter und Schackert die Punkte brachte. 9 0 öfters zu ſagen. 1925, nach dem 8 2 a; 5 jedes 2 f i e Bezirk Mittelbaden Die Ergebniſſe des Hauptkampfes ode ſeiner Mutter, heiratet Jahr Allge⸗ e Arbeiterin Gabi Die 9180 0 8 8 Germania Bruchſal— Germania Karlsruhe:10 ei e e ee 1 e Der f 7 1 5 5 5 5 5 8 5 5 S ür Moos ſtand ni n F e, er führ K f nicht im Zweifel, wen ſie zum Mann bekam. Sie Bantamgewicht: Funkert⸗Karlsruhe beſiegte Graſſel⸗ 115 legte Hemeier durch enen pellen a bett 115 9 r uneheliches 2 392 wünſchte für e 2 deen 59 der 16. Minute auf beide Schultern. ich und ihr Kleines einen Ernährer. In dieſem N„ 55 8 i Federgewicht: Hahl⸗Lampertheim— Huſer⸗ 83a. Nach Sinne äußerte ſie ſich zu ihrer Freundin. U. arbeitete 5 nach Punkten. 20 Minuten wurde Huſer Punktſieger 5 1 N 2. 5 8 icht: S a ſi G 0 ⸗Karls⸗ d j 5 251 18 1 10 damals bei der Straßenbahn und verdiente gutes ͤ‚‚ꝛ‚x.. e e 2 45 85 15* 2 vurde 8 0 1 9 82 2 5 2 78 Pil Held, die ganze Lohntitte legte er der Frau auf den beet Dafsener Kar; ede ee eee e 1 2 ie E f f 3 lick derholt verwarnt werden. Stadt iſch. Die Ehe verlief anfangs glücklich. Dann wurde ruhe nach Punkten. Weltergewicht: Hartmann⸗Lampertheim— Bender⸗s4 u5 u. arbeitslos. Die Frau mußte verdienen, verlor Mittelgewicht: Kümmel⸗Karlsruhe beſiegte Seeburger⸗ Bender, der ſich in der in e pf 4 5 75 eſtenz edc bald ihre Arbeit. Jetzt erhielt keiner von bei⸗ de dan Runkten. kam r der 17. Minute durch Selbſtwurf 185 Gegners 25 den Ehegatten Erwerbsloſenunterſtützung. Es gab Halbſchwergewicht: Schneider⸗Bruchſal beſiegte Nägele⸗ zum Erfolg. 5 oſt Zank und Streit. Die junge Frau knüpfte ein. 0 e Mittelgewicht: Gunkel⸗Lampertheim— Hammer⸗4. Verhältnis mit einem verheirateten Mann au. Sie ger, da Bruchsal 9 98 elle. e kampflos Ste: Sieger Hammer nach 11 Minuten durch Aufgabe ſeines ſei von ihrem Mann geſchieden, erzählte ſie. Später, 5 5 5. Gegners. 5 ude⸗ als er ſchon wußte, daß er von ihr getäuſcht worden Germania Karlsruhe.—Deutſche Eiche Oeſtringen 14:8 Halbſchwergewicht: Hilsheimer⸗Lampertheim— Walter⸗ a ſei, beſtand ſie auf Fortſetzung d r Beziet il a 84. Sieger Hilsheimer durch Hüftſchwung nach 14 Minuten. eidel⸗ be! ſie auf Jo ſetzung der Beziehungen, wei Bantamgewicht: ohne Wertung, da Trautner, Oeſtringen Schwergewicht: Rettich⸗s4 wurde kampflos Sieger, da r die„ie einen Scheidungsgrund haben wolle.“ Er Uebergewicht und Karlsruhe keinen Gegner hatte. Lampertheim keinen Gegner ſtellte ger öäuſet bat ſie, doch auf ſeine Familie Rückſicht zu nehmen. Federgewicht: Funkert⸗Karlsruhe beſiegte Hoffmann⸗ 25 Bei⸗ U, dem das ſpäte Nachhauſekommen ſeiner Frau auf⸗ Deſtringen durch Armzug in 4 Minuten. Der Stand der dämpſe en war, stellt ſie zur Rede.„Es geht dich nichts i derdpamiſtn Lorneſ anne beſteste Hartlieb Oe, Din 88 e, N 23 8 8. 1 ringen durch Untergriff in 2 Minuten... K. d e e: anass an, wohin ich gehe“, erhielt er zur Antwort. Ste 5 og Heſtringen beſtegte Kunzmann Spielvg. Sandhofen„ 2 1 zur buſch nicht mehr ſeine Wäſche, kochte nicht mehr Karlsruhe durch Soubleſſe in 2 Minuten. Sportvg. 84 J%% g bes Eſſen, die Eheleute führten ſogar getrennten Mittelgewicht: Kümmel⸗Karlsruhe beſiegte Mayer⸗Oeſt⸗ St. u- R. K. Lampertheim 3 3 18:89 0 ta li⸗ Haushalt. Am Morgen des 27. Januar fand U. ringen nach Punkten. Am kommenden Wochenende beginnen bereits die Rück⸗ Firma in der Taſche ſeiner Frau einen Brief von ihrem Halbſchwergewicht: Nägele⸗Karlsruhe beſiegte Lutzeier⸗ kämpfe; der Tabellenführer.f. K. 86 muß über den Neckar wur⸗ Geliebten, Er ſtellt ſie zur Rede, ſie warf nach ihm Oeſtringen in 2 Minuten. gegen Sportvereinigung 84 antreten und Spielvereinigung aupt⸗ mit einer Gabel. Am Nachmittag ſchrieb er den Ab⸗ Schwergewicht: Roſtock⸗Karlsruher wurde kampflos Sandhofen muß ſich in Lampertheim gegen Stemm⸗ und über⸗ ſchiedsbrief Am nächſten Morgen fand er in der Sieger, da Oeſtringen keinen Gegner ſtellte. Ringklub ſtellen. Der Papierform nach müßten 86 und 1 8 a 5 5 5 4 2 Sandhofen weit eld behaupten. 0. ganz Taſche einen zweiten Brief. Germania Weingarten— Germania Bruchſal 18:2„ e K. C Wirber ſtelte er ſie zur Rede. geriet i Mut, dul burg Senbleſeain 2 Henn 4 Die Kämpfe in der Kreisliga ergriff nach dem Meſſer, dann nach dem Federgewicht: Strei⸗Weingarten beſiegte Hiller, der tapfer Mühlacker Bezirksmeiſter von Mittelbaden Hammer, verſetzte ihr eine große Zahl von kämpfe, mit Ueberſtürzer nach 7½ Minuten. Weder Daxlanden noch Dillſtein vermochte der Sieges⸗ Stichen und Hieben und würgte ſie. Leichtgewicht: L. Bacher⸗Weingarten, der von Scherer⸗ ſerie von Mühlacker Einhalt zu gebieten; die zweite Dan 1 11 j Bruchſal mit Untergriff gefaßt wurde, drückte dieſen bei] Mannſchaft von Germania Weingarten kam ſchon gar nicht 5 5 5 55 e h 1 1775 ſich 05 der Ausführung auf die eigenen Schultern. Sieger mehr in Frage, ſie mußte ihren drei Gegnern in der Vor⸗ fel Lebenswirkli 23 chwa. Bacher nach 1,50 Minuten. und Rückrunde die Punkte abgeben. Bedeutend höher als 50 enswirklichkeit nicht gewachſen, hatte eine Tat be⸗ Weltergewicht: H. Bacher⸗Weingarten— Keßler⸗Bruch⸗ erwartet ſchlug Mühlacker im Entſcheidungskampf ſeinen 10 5 gewicht: H 9 5 ch hnem 9 ugen, für die er, wie der Arzt ſagte, nur be⸗ fal. Bacher, der durch Soubleſſe und ſeitlichem Aufreißer ſtärkſten Gegner, den Sportverein 1901 Dillſtein, und holte ſchränkt zur Verantwortung gezogen werden konnte in Führung ging, ſiegte in 4 Minuten durch Schulterdreh⸗ ſich damit den Meiſtertitel des mittelbadiſchen Bezirks in 0 das milde Urteil zeugt von Verſtändnis. griff. der Kreisliga. Mühlacker trifft bereits am 16. November u Ge⸗ zelun⸗ 1 des 5 Sch kt gut— bek— 1 chmec u ekommf guf— isf gun 1 N 2 Kindern will man stets das Beste und Gesündeste geben: gute Milch... und das ist Glücksklee. Reinste, beste Milch von Holsteiner Kühen, die gut schmeckt und vor allem gut f bekommt. Glücksklee ist für Kinder leichter verdaulich und 9 sehr bekömmlich, weil die Fetteile durch Homogenisierun 2—„*— 2 2 fein zerspalten und gleichmäßig verteilt sind. Glücksklee ist 8 reich an Auf baustoffen, immer gleichmäßig gehaltvoll und un 5 5 6 absolut keimfrei. Sie entspricht allen Anforderungen für die 9 Ernährung der Kinder und ermöglicht es, stets einen Vor: An 5 8 8 5 10 rat frischer Milch im Hause zu halten. Auf dem Etikett liſche 8 5 8 5 5 71 sind die Anweisungen für die Verwendung angegeben. agen Preis: Große Dose 60 Pfg. — Kleine Dose 30 Pfg. 9 „ 8 C1 DUCK SKLE 0 1 . 2 2 5 1 3 N 52707* 5 2 N 22 g 1 Beste Milch von Holsteiner Kühen 1 5 SUD WESTDEUTSeHE SEH Donnerstag, 6. November 1930 Aus Baden Staatliche Perſonalveränderungen Ernannt wurden, Hauptlehrer und Muſiklehr⸗ kandidat Auguſt Maier⸗Heuſer in Karlsruhe. zum Muſiklehrer an der Oberrealſchule Kehl, die Ge⸗ richtsverwalter Friedrich Petri beim Landgericht Karlsruhe, unter Verſetzung zum Amtsrichter daſelbſt, Juſtizaſſiſftent Guſtav Friebolin beim Notariat Säckingen zum Juſtizſekretär, Juſtizaktuar Franz Hollerbach beim Amtsgericht Mosbach zum Juſtizaſſiſtenten, Oberaufſeher Karl R einhard heim Bezirksgefängnis Bruchſal zum Inſpektor. Zur Ruhe geſetzt wurde Hauptlehrerin Veronika Roder in Oetigheim. Amt Raſtatt, bis zur Wiederherſtellung der Geſundheit. Auf der Straße geſtorben X Reihen(Kreis Heidelberg), 5. Nov. Tot auf⸗ gefunden wurde Heinrich Rat von hier. Er war auf dem Wege nach Hauſe begrifſſn, als er von einem Blutſturz überraſcht wurde, an deſſen Folgen er ſtarb. Rat, der ſchon längere Jahre leidend war, hin⸗ terläßt eine Frau mit drei unmündigen Kindern. Vagabund und Künſtler * Mosbach, 5. Nov. In der Herberge der Polizei im Rathaus übernachtete in der Nacht auf Sonntag ein intereſſanter Vagabund, ein begabter Ber⸗ liner Maler. Als die Polizei am Morgen das Quartier des Gaſtes betrat, bemerkte ſie, daß der brotloſe Maler an die Wand mit Kohlen ein großes Ehriſtusbild gezeichnet hatte, das verdient er⸗ halten zu werden. Tödlicher Unglücksfall * Vilchband(Amt Tauberbiſchofsheim), 4. Nov. Dieſer Tage verunglückte der heſige 76jährige Land⸗ wirt Stephan Feth in der Station Grünsfeld. Beim Ausſteigen aus dem bereits anfahrenden Zug geriet er unter die Räder. Feth iſt an den ſchweren Verletzungen geſtorben. Epileptiſcher Anfall als Todesurſache * Sandweier bei Raſtatt, 5. Nov. Der Sohn der Familie Ullrich fiel infolge eines epileptiſchen Anfalles ſo unglücklich auf einen Kübel, daß der Tod alsbald eintrat.* Neue Kirchenglocken für Offenburg * Offenburg, 4. Nov. Die evangeliſche Kirche wird ein neues Geläute bekommen. Die Glocken ſind letzten Freitag in Karlsruhe in der Glockengießerei Bachert in Anweſenheit der Vertreter der hieſigen Kirchenbehörden gegoſſen worden. An Stelle des bis⸗ herigen aus drei Glocken beſtehenden Geläutes wer⸗ den in Zukunft fünf Glocken in vollem harmoniſchem Ton vom Turm erklingen. Die Glocken werden ver⸗ mutlich am Samstag in feierlicher Weiſe eingeholt. Fünf Grad Kälte im Schwarzwald * Freiburg i.., 5. Nov. Deer Schneefall auf dem Schwarzwald hat auch geſtern angehalten. Auf dem Feldberg und den umliegenden Höhen liegt eine Schneedecke bis zu 30 Zentimetern. Es ſind alſo gegenüber Dienstag vormittag 15 Zenti⸗ meter Neuſchneie gefallen. Dementſprechend hat ſich auch die Schneedecke in den niederen Lagen ver⸗ ſtärkt. Die Temperatur iſt ſehr erheblich zurück⸗ gegangen, das Thermometer auf den Höhen auf minus 5 Grad geſunken. In den Tälern und der Rheinebene, die am Montag noch 16 Grad über Null Tagestemperatur hatten, iſt das Thermometer gleich⸗ falls auf den Nullpunkt heruntergegangen. * L. Oftersheim, 5. Nov. Am Sonntag war hier ein evang. Gemelndeabend, bei dem Spieler vom Jugendbund und Mädchenbund das Stück„Die Hugenotten“ zu einer reiſen Darſtellung brachten. Ueber die Geſchichte der Hugenotten ſchickte der Orts⸗ geiſtliche einen kurzen Vortrag voraus. Darbie⸗ tungen des evang. Kirchenchors unter Hauptlehrer Waibel ſchmückten den Abend noch beſonders aus. — Dieſer Tage wurde die neue Motorſpritze in feierlicher Weiſe eingeholt. Damit iſt die hieſige Freiwillige Feuerwehr um ein wichtiges Ausſtat⸗ tungsſtück bereichert. L. Oeſtringen, 5. Nov. Zur Bekämpfung des Krebſes iſt hier ein Ortsausſchuß für Radium⸗ beihilfe gebildet worden, der die Durchführung einer Hausſammlung am 9. November übernommen hat. L. Diedesheim a.., 4. Nov. Hier wurde ein Denk⸗ malausſchuß gebildet, dem Bürgermeiſteramt, Ge⸗ meinderat und die Vorſtände aller Vereine beige⸗ treten ſind, um im kommenden Frühjahr ein würdi⸗ ges Gefallenendenkmal errichten zu können. Das Denkmal. das Ende Mai eingeweiht werden ſoll, gelangt neben dem Schulhauſe zur Aufſtellung. L. Eppingen, 4. Nov. Auf dem Transport zu dem Erziehungsheim nach Sinsheim verſtand es ein Zögling, bei der der Statiyn Sulzfeld folgenden Steigung aus dem Zuge zu ſpringen und zu entfliehen. Der Burſche nahm ſeine Flucht aus dem Abortfenſter, was die Flucht noch verwegener er⸗ ſcheinen läßt. Tägliche Berichte der Neuen Mannheimer Zeitung Bad. Frauenverein vom Roten Kreuz * Schopfheim, 5. November. Hier fand dieſer Tage die 52. Landes ver⸗ ſammlung des Badiſchen Frauen vereins vom Roten Kreuz ſtatt. Dem von Präſident Hochapfel erſtatteten Jahresbericht iſt u. a. zu entnehmen, daß der Verein im Jahre 1929 auf eine 70jährige Tätigkeit hatte zurückblicken können. Ende Mai 1930 fand aus dieſem Anlaß in Karlsruhe eine ſchlichte Feier ſtatt. Vier Zweigvereine wurden 1929 neu aufgenommen, ſodaß der Verein jetzt 417 Zweig⸗ vereine mit rund 89 000 Mitgliedern zählt. Der Hauptverein und die Zweigvereine unter⸗ halten folgende eigene Anſtalten: Eine Kinder⸗ heilſtätte(Solbad) in Bad Dürrheim, ein Kinder⸗ ſolbad in Rheinfelden, zwei Wöchnerinnenheime, ſechs Heime für Alte, drei für Berufstätige, zwei Erholungsheime für Erwachſene, ein Hauswirt⸗ ſchaftslehrerinnen⸗Seminar, eine Frauenarbeits⸗ ſchule(Gewerbliche Unterrichtsanſtalt), 69 Frauen⸗ arbeits⸗ und Nähſchulen, ſieben Haushaltungs⸗ und zwei Kochſchulen, vier Volksküchen, ſechs Kinder⸗ krippen, 103 Kindergärten und 202 Gemeinde⸗ Krankenpflege⸗Stationen. Die Schweſternſchaft um⸗ faßt 1240 Pflegekräfte, darunter 65 Hilfsſchweſtern. Eine große Zahl von Helferinnen leiſtete während der Urlaubs⸗ und Krankheitszeiten der Schweſtern Aushilfe. Die Schweſtern ſind auf 77 Pflegeſtationen tätig. Die Zahl der gepflegten Kranken belief ſich auf 96 000; in 99 Gemeinden ſind Landkrankenpflegerin⸗ nen des Vereins angeſtellt. Während des abgelau⸗ fenen Jahres wurden von den Vereinen zahlreiche Wanderkurſe zur Aus⸗ und Weiterbildung ſchulentlaſſener Mädchen und Frauen im Kochen, Backen, Einmachen, Bügeln, Nähen, uſw. abgehalten, fünf Zweigvereine unterhalten eigene Büchereien, der Landesverein verſendet auch Bücher aus ſeiner Bibliothek an die Zweigvereine zur Ausleihung an die Mitglieder. Auch auf den anderen zum Tätig⸗ keitsgebiet des Landesvereins gehörenden Zweigen waren die Ortsvereine und der Verein ſelbſt ſehr rege, insbeſondere wurde der Fürſorge großes Augenmerk geſchenkt. In erfreulicher Weiſe wirkte ſich dabei die Zuſammenarbeit mit den amtlichen Wohlfahrtsſtellen ab. * S. Wieſental, 6. November. Ein aus Bergzabern ſtammendes Auto, das von Bruchſal kam, wollte die Straße Karlsruhe Mannheim überqueren, ſtieß dabei aber unerklärlicherweiſe ſo heftig an einen Bau m, daß es vollſtändig demoliert wurde. Die beiden Inſaſſen, ein Herr und eine Dame, mußten blutüberſtrömt mit ſchweren Verletzungen weg⸗ getragen werden. Pfälzer Sänger auf freiem Heimatboden FJahresverſammlung des * Kandel, 5. November. Unter regſter Anteilnahme der Bewohner von Kandel, die den ganzen Ort feſtlich geſchmückt hatten, fand am Sonntag hier die 30. ordentliche Jahres⸗ verſammlung des Speyergauſängerbundes, des größten Gaues im Pfälziſchen Sängerbund, ſtatt. Am Vormittag tagte der Muſikausſchuß unter Vorſitz des Bundesobermeiſters Prof. Berg, um interne Chorfragen zu erledgen. Die Haupt⸗ verſammlung begann um 1 Uhr. Außer mehreren hundert Sängern aus der Umgebung hatten ſich 238 Vertreter aus dem geſamten Bundesgebiet ein⸗ gefunden, ſodaß der feſtlich geſchmückte Saal die Teilnehmer kaum faſſen konnte. Einleitend begrüßte der Vorſitzende, nachdem die Ortsvereine ihre Gäſte durch Vortrag zweier Chöre geehrt hatten, die Erſchienenen. Der gemeinſam geſungene„Deutſche Säugergruß“ leitete dann zur Hauptarbeit über. Vorſitzender Daniel ⸗Mundenheim ſprach vom Wert großer Bundesverſammlungen, die die Pulsadern ſeien, die das Blut in die entfernteſten Teile des Bundes⸗ körpers trügen. Er gab der Freude Ausdruck, daß der Bund endlich wieder auf freiem Heimat⸗ boden tagen könne und dankte allen Sängern und Führern, die in der Zeit der doppelten Knechtſchaft treu zum deutſchen Lied und Vaterland gehalten haben. 5 Darauf erſtattete er den Jahresbericht. Dem Bunde gehören zurzeit 222 Vereine in 19 Gruppen mit 6586 Sängern an. Dazu kommen zwei Einzelmitglieder und zehn Ehrenmitglieder. Sein Gebiet erſtreckt ſich von der Weißenburger Grenze bis zum Zellertal und vom Rhein bis zur Haardt. Im Ausſchuß hat es wenig Veränderung gegeben. Der bisherige Bundes⸗ rechner Ebrecht, der nach Frankfurt verzogen iſt, wurde durch Taglieber⸗Frieſenheim erſetzt. Der Poſten des 2. Bundesſchriftführers iſt noch offen. 111 Sänger erhielten die ſilberne Ehrennadel für 25⸗ jährige, 30 Sänger die goldene und den Ehrenbrief des Speyergau⸗Sängerbundes für 40 Sängerjahre und fünf den Ehrenbrief des deutſchen Sängerbundes für 50 Jahre Mitarbeit am deutſchen Sangesweſen. Speyergau-Sängerbundes Bundeschormeiſter Prof. Berg ⸗ Ludwigshafen berichtete ſodann über das muſikaliſche Leben im vergangenen Jahr, wobei er die erzieheriſche Tätig⸗ keit der Vereine in den Vordergrund ſtellte. Die Gründe für die Abſage des Bundesfeſtes in Lud⸗ wigshafen ſeien rein wirtſchaftlicher Natur ge⸗ weſen. In würdiger Weiſe ſei der deutſche Lie d⸗ Sonntag überall begangen worden. In Zukunft ſollen auf Antrag der Gruppe Frankenthal an dieſem Sonntag alle ſonſtigen Sangesveranſtaltungen unter⸗ ſagt ſein. Eine eigene Befreiungsfeier hat der Bund nicht veranſtaltet, hat ſich aber offiziell an der Speyerer Feier beteiligt und auch ſonſt überall bei den örtlichen Feiern mitgewirkt.— Als Bundesgabe für 1931 erhalten die Vereine unentgeltlich den Chor „Vaterland“ von Jakob Schultz, dem ehemaligen Bundes vorſitzenden. Die dritte Bundeslieder⸗ ſammlung ſoll neu herausgegeben und mit einem Unhang von 12 Chören— teils Originale, teils Be⸗ arbeitungen— verſehen werden. Der Vortragende gab ſeinem umfaſſenden Bericht durch praktiſche Bei⸗ ſpiele eine inſtruktive Note und fand herzlichen Bei⸗ fall. Der Kaſſenbericht verzeichnet Einnahmen von 4045,80/ und Ausgaben in Höhe von 3788,20 Mark. Die Rückſtände betragen noch 2179. Gerügt wurde, daß viele Vereine und ſogar Gruppen mit ihren Zahlungen noch im Rückſtand ſind. Einen breiten Raum der Verhandlungen nahm die Frage des Vertrages mit dem Tonſetzer verband ein. Sie wurde jedoch bis zur entſprechenden Ent⸗ ſcheidung des Pfälziſchen Sängerbundes zurück⸗ geſtellt. Der Voranſchlag für 1931 ſieht Dirigenten⸗ kurſe in Grünſtadt, Altenglan, Rockenhauſen, Lan⸗ dau, Schifferſtadt, Jockgrim, Dahn und Marnheim vor.— Der Speyergauſängerbund will als Glied des Pfälziſchen Sängerbundes das Frankfurter Sängerfeſt in möglichſt großer Zahl mitmachen, die Vereine werden die ganze Winterarbeit auf die Vorbereitung der in Frankfurt zu ſingenden Chöre einſtellen. Nach Erledigung verſchiedener Anträge mehr in⸗ terner Art fand die Tagung gegen 5 Uhr mit dem Bundeslied ihren Abſchluß. Verbandstag der ſüdweſtdeutſchen Milchhändler * Speyer, 5. November. Der Südweſtdeutſche Milchhändlerverband, Sitz Frankfurt a.., dem auch die pfälziſchen Milchhänd⸗ lervereine angehören, hielt am Sonntag und Montag hier ſeinen diesjährigen Verbandstag ab. Die Tagung begann am Sonntag mit einer internen Vorſtandsſitzung, der ſich eine Beſichtigung der Speyerer Sehenswürdigkeiten anſchloß. Abends wurde im Wittelsbacher Hof ein ſehr gut beſuchter Begrüßungsabend veranſtaltet, zu dem auch der Präſident der deutſchen Milchhändlervereine, Franz Reins⸗Berlin, er⸗ ſchienen war. Serr⸗Speyer entbot den Gäſten herzlichen Willkommengruß. Die Feſtrede des Ver⸗ bandsvorſitzenden, Hopp⸗ Frankfurt a.., war ein hohes Lied auf die ſchöne Pfalz. Am Montag war eine Beſichtigung der ſtädtiſchen Gutsverwaltung, insbeſonders des Speyerer Milch⸗ hofes. Um ½11 Uhr konnte Verbandsvorſitzender Hopp die gutbeſuchte Verbandstagung eröff⸗ nen. Syndikus Eisner⸗Berlin hielt einen Vor⸗ 0¹ trag über das Reichs milchgeſetz und die vor⸗ geſchlagenen Ausführungsbeſtimmungen. Er ver⸗ breitete ſich über die Entſtehung dieſes Geſetzes und legte ſeine Bedeutung für den Milchhandel dar. Breiten Raum widmete er den Ausführungsbeſtim⸗ mungen und der Stellungnahme des Verbandes zu ihnen, betonend, die Arbeit der Intereſſenvertretung habe ſich in dieſer Frage als ſehr notwendig erwieſen. An den Vortrag ſchloß ſich eine recht lebhafte Ausſprache. Unter anderen Rednern betonte Präſident Reins, das Geſetz ſei nicht nur ein Geſetz für den Milchhänd⸗ ler, ſondern müſſe ſelbſtverſtändlich auch die Wünſche verwandter Berufszweige wie Landwirtſchaft und Molkereibeſttz berückſichtigen. Das Hauptaugenmerk ſei darauf zu richten, daß die eingebrachten Vor⸗ ſchläge der verſchiedenen Berufsgruppen ſich nicht widerſprechen. Die weiteren Punkte der Tagesordnung galten Organiſationsfragen innerhalb des Verbandes. Mit einer Beſichtigung der Kurpfalz⸗Sektkellerei ſchloß die Tagung. e 141. Jahrgang/ Nr. 515 Aus der Pfalz Die bayeriſchen Tabakbauvereine gegen neue Tabakſteuern * Landau, 5. November. In Landau hielt der Hauptausſchuß des Landes. verbandes bayeriſcher Tabakbauvereine in An⸗ weſenheit des Miniſterialrates Dr. Hirſch vom bayeriſchen Landwirtſchaftsminiſterium eine Sitzung ab, um zu der Lage im Tabakbau Stellung zu nehmen. Aus der Sitzung wird bekannt, daß der bayeriſche Bevollmächtigte beim Reichsrat einen Vorſtoß im Intereſſe der bayeriſchen Tabakpflanzer unternehmen wird. Gleiche Schritte ſind von den Vertretern Badens, Württembergs und Heſſens angekündigt. In der Sitzung wurden die Steuererhöhungen, wie ſie der Reichsrat vorſieht, beſprochen und zu ihnen Stellung genommen. Man bezeichnete einen Zollhöchſtbetrag von 250 Millionen Doppelzentner als vollauf genügend. Weiter wurde verlangt, daß der Bevollmächtigte beim Reichsrat die Beibehaltung der Steuervergünſtigung für einheimiſchen Fein⸗ ſchnitt und die des Verarbeitungszuſchuſſes für die Zigarreninduſtrie vertreten ſoll. Mit einer Er⸗ höhung der Banderolenſteuer von 33 auf 40 p. H. und einer Belaſſung der Materialſteuer in Höhe von 500/ iſt der bayeriſche Verband einverſtanden. Bei Durchführung des Vorſchlages, wie ihn der bayeriſche Verband macht, würde ſich der Klein⸗ verkauf von 50 Gramm ſteuerbegünſtigtem Fein⸗ ſchnitt von 40 auf 55 Pfg. erhöhen. Es wurde betont, daß allein in der Südpfalz etwa 100 tabak⸗ verarbeitende Klein⸗ und Mittelbetriebe mit mehre⸗ ren tauſend Arbeitern und außerdem zahlreiche Tabakpflanzer von einer Steuererhöhung wirtſchaft⸗ lich ſtark geſchädigt würden. Ehrenvolle Berufung eines Pfälzer Arztes * Edenkoben, 5. Nov. Der ſeitherige Chefarzt des hieſigen Krankenhauſes, Dr. Auguſt S chlegel, frü⸗ her Oberarzt in Ludwigshafen, iſt unter Ernennung zum Medizinalrat vom 15. November an als ärzt⸗ licher Direktor eines Krankenhauſes nach Ber⸗ lin berufen worden. Die Stätte ſeines hieſigen Wirkens, das Ludwigsſtift, hat der Scheidende in den vier Jahren ſeiner Tätigkeit an dieſem Inſtitut zu einem modernen Krankenhaus ausgeſtaltet. Unverſchämter Bettler * Eiſenberg, 5. Nov. Der Fuhrknecht Johann Kreß aus Böckingen trieb ſich drei Tage in der hie⸗ ſigen Gemeinde bettelnd umher. In den meiſten Fällen warf er den Leuten das ihm geſchenkte Geld mit dem Verlangen vor die Füße, ihm mehr zu geben. Oefters wurde er dabei tätlich und bedrohte die Spender. Die Gendarmerie machte dem Treiben des Rohlings ein Ende, indem ſie ihn feſtnahm und dem Kirchheimbolandener Amtsgericht zuführte. Die Zuckerrübenernte * Leimersheim, 5. Nov. Die Zuckerrüben⸗ ablieferung iſt hier beendet. Geerntet wurden über 20 000 Zentner, die mit dem Schiff nach Ger⸗ mersheim verfrachtet wurden. Für Schmutz wurden durchſchnittlich 5 v. H. abgezogen. Früherer Separatiſt als Einbrecher verhaftet * Kaiſerslantern, 5. Nov. Der wegen ſchweren Einbruchs in die Büroräume des hieſigen Grund⸗ und Hausbeſitzervereins ſtrafrechtlich verfolgte ehe⸗ malige Stoßtruppführer der Separatiſten, Robert Sei bert, wurde jetzt von der Kaiſerslauterner Po⸗ lizei verhaftet. Nach Verübung des Einbruchs war Seibert ſ. Zt. nach Frankreich ausgeriſſen. Auch dort kam er mit den Strafgeſetzen in Konflikt, was ihn veranlaßt hatte, nach der Pfalz zurückzukehren. Aus Heſſen⸗Naſſau Ausbau des Zwingenberger Obſtgroßmarktes Zwingenberg a. d.., 5. Nov. Das erſte Be⸗ triebsjahr der Ende Juni ds. Is. hier eröffneten Großmarkthalle neigt dem Ende zu, nachdem der Vollbetrieb bereits Ende Oktober eingeſtellt wurde. Das holländiſche Verſteigerungs⸗Syſtem be⸗ währte ſich ſehr gut; die Geſchäfte wickelten ſich glatt und geräuſchlos ab. Die Anlieferungen aus dem Ried und aus dem ganzen Odenwald waren, mit Aus⸗ nahme von Kirſchen und Aepfeln— die ja in dieſem Jahre überall verſagten—, in jeder Weiſe zufrieden⸗ ſtellend. Den in dieſem Jahre betriebenen zwei Obſt⸗ ſammelſtellen(Alsbach und Schwanheim) werden ſich 1931 weitere anſchließen, nämlich Hähnlein, Jugen⸗ heim und Rodau. Die hieſigen Märkte waren von Händlern aus Berlin, Hannover, Duisburg, Ham⸗ burg und Bayern beſucht, die am Tag oft 10— 15 Wa ggonladungen auf den Weg brachten. Für das kommende Jahr iſt der Zuſammenſchluß mit den Obſtmärkten von Auerbach und Seeheim geplant und eine Molkereieinrichtung in den Kellerräumen vor⸗ geſehen, woran die Gemeinden Hähnlein, Rodau, Langwaden und Schwanheim beteiligt ſein werden. Auch ein Ciermarkt ſoll ins Leben gerufen wer⸗ den. L. 8 — 5 7. Seite/ Nummer 515 PPCCTTTTbbTbTVTTT———————— Flic nm am Freitag, den 7. Novembeg Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe * Berufst. Frl. ſucht Schöne Schlafstelle leeres geräum. Zimmer ſof, zu verm. 49358 mit Nebenraum od. kl. Wohng., Zentrum. U 4. 2, 4. St., links. Ruh. ſol. Herr ſucht ſof. einfach möpl. Zimmer m. Familienanſchl. b. Schön möbl. Zimmer el. Licht, m. od. ohne Penſion zu vermieten. C1. 10, 2 Treppen. 5 Gelegenheitskauf! gegen Fixum u. Proviſion bei entſprechend. 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November 1930 Kapitalerhöhung der Feldmühle Kapitalumtanſch:1 mit Koholyt Nachdem die FJeldmühle, Papier⸗ und Zell⸗ aſtoffwerke AG., Scholwin, im Juni 1930 die Mehr⸗ heit des Ack. der Königsberger Zellſtoffabriken und Chemiſche Werke Koholyt A. ⸗G., von der bekanntlich in Schwierigkeiten geratenen In weresk Pacher Co. käuflich erworben hatte, iſt es ihr jetzt gelun⸗ gen, den größten Teil des noch ausſtehenden reſtlichen Ka⸗ pitals dieſes Unternehmens aus dem Auslande zu erwer⸗ ben. Nach den getroffenen Vereinbarungen ſoll dieſes Aktienpaket im Verhältnis 111 in Feldmühle⸗Aktien umgetauſcht werden. Der AR. der Feldmühle hat dieſer Ab⸗ machung zugeſtimmt und beſchloſſen, einer auf den 10. Dez. 1030 einzuberufenden ao. HV. die Er höhung des Grundkapitals um 5. Mill./ Sta. mit Gewinn⸗ berechtigung vom 1. Januar 1931 ab vorzuſchlagen. Ferner wird beantragt werden, dem AR. und Vorſtand die Ermäch⸗ tigung zur Ausgabe weiterer Aktien bis zum Höchſtbetrag von 4 Mill.„ zu erteilen, deren Begebung erſt ſpäter erfol⸗ gen ſoll, wenn ſich hierzu bei einer etwaigen zukünftigen langfriſtigen Finanzierung ein Anlaß bietet. Zwiſchen der Jeldmühle und der Koholyt wird ein Intereſſengemein⸗ ſchaftsvertrag abgeſchloſſen werden, wonach der geſamte Be⸗ trieb der Koholyt mit Wirkung ab 1. Juli 1930 für Rech⸗ nung der Feldmühle geführt wird. Zum Zuſammenſchluß der Kölner Hypotheken banken. Die Gerüchte über Neuverhandlungen wegen einer Ver⸗ bindung der Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Boden⸗Credit⸗Bank Deutſcher Hypotheken⸗ banken gehörenden Weſtdeutſchen Bodencreditanſtalt wer⸗ den in gewiſſem Sinne jetzt dadurch beſtätigt, daß, wie von maßgebender Seite mitgeteilt wird, in den nächſten Tagen Vorver handlungen über einen Zuſam⸗ wenſchluß dieſer beiden Hypothekenbanken ſtattfinden. Die Beſtrebungen ſollen einerſeits darauf hinausgehen, die MRheiniſch⸗Weſtfäliſche Boden⸗Credit⸗Bank in die ver⸗ größerte Gemeinſchaftsgruppe hineinzubringen, anderer⸗ ſeits aber auch, daß durch die nach Kapital und Geſchäfts⸗ bereich um etwa ein Sechſtel größere Rheinboden die Weſt⸗ deutſche Bodenereditanſtalt durch einen Aktienumtauſch 11 völlig einverleibt wird. Derartige Maßnahmen wer⸗ den jedoch als verfrüht bezeichnet, da keines der beiden Aufſichtsratsgremien ſich bisher mit der Frage offiziell be⸗ faßt habe. * Gebr. Schultheißſche Entaillierwerke AG., St. Geor⸗ gen i. Schw. Das mit 100 000% AK. arbeitende Unter⸗ nehmen erzielte auf 30. Juni nur 250(i. V. 428)/ Rein⸗ gewinn, der ſich überdies als Reſt des vom Vorfahr vor⸗ getragenen Gewinns darſtellt, da die geſamten Ausgaben den Warenüberſchuß von 204 184(222 708)/ um 1178% überwiegen. Abſchreibungen wurden vorgenommen für V 4200(2665), Löhne 107 092(125 280), Gehälter 35 449 84 749), Zinſen 7666(8941), Steuern 12618(11849), allgem. Unkoſten 28 336(38 208). Aus der Bilanz(in): Vorräte 40 864(46 128) Ausſtände 66 883(64 181); andrerſeits Bonk⸗ ſchuld 43 152(65 039), Gläubiger 19 024(14724), Tratten 16 664(neu). Die letzte Dividende von 5 v. H. wurde für das Geſchäftsjahr 1927.28 bezahlt. Jer Neuen Mannheimer Zeitung HANDELS- UU WIRTSCHAFT-ZETTU Mittag-Ausgabe vr. 315 Ein amerikaniſch-franzöfiſches Wellfinanzierungs⸗Inſtitut Im Kampf gegen die Weltwirtſchaftskriſts— Erſatz für Houngplan⸗Reviſion? Mr. Harriſon, der Gouverneur der New Yorker Fede⸗ ral Reſerve Bank, iſt ſoeben in Europa angekommen. Seine Miſſion ſcheint überaus wichtig und auch für Deutſchland in mehrfacher Hinſicht bedeutungsvoll zu ſein. Während man bisher in Amerika bei der Bekämpfung der Wirtſchaftskriſe den Hebel an der Produttionsſeite an⸗ ſetzte, ſcheint man es jetzt auf dem Wege einer Konſum⸗ belebung durch Anleihegewährung verſuchen zu wollen. Mehr und mehr bricht ſich in den Ver. Staaten die Er⸗ kenntnis Bahn, daß eine Löſung der Schwierigkeiten der amerikaniſchen Wirtſchaft nur bei gleichzeitiger Löſung der weltwirtſchaftlichen Depreſſion möglich iſt. Aus dieſer Grundeinſtellung heraus iſt es auch zu erklären, daß ein⸗ ſichtige amerikaniſche Kreiſe ſich mit der Idee einer Repi⸗ ſion des Poungplanes beſchäftigen. Die Widerſtände, die auf amerikaniſcher Seite trotz dieſer Erkenntnis gegen eine Reviſion des Ppung⸗Plans beſtehen, ſind auch in Deutſch⸗ land bekannt. Rückſichten auf den amerikaniſchen Steuer⸗ zahler ſind es vor allem, die die leitenden amerikaniſchen Stellen dazu bewegen, nichts unverſucht zu laſſen, um eine Repkſion zu vermeiden oder doch aufzuſchieben. Im Lichte dieſer Tatſachen muß man die gegenwärtige Europa⸗ reiſe des Gouverneurs der Federal Reſerve Bank, der eine der einflußreichſten Perſönlichkeiten im amerikaniſchen Wiriſchaftsleben iſt, betrachten. Was er bei ſeinen Ver⸗ handlungen in der Alten Welt erreichen will, iſt eine enge Fühlungnahme der Zentralnotenbanken mit dem Ziele einer Planwirtſchatf am internationalen Kapitalmarkt. Wenn dies auch nicht gleich auf den erſten Anhieb gelingen dürfte, und wenn man auch vorerſt Harriſons Pläne noch mit einiger Reſerve aufzunehmen hat, ſo ſind hierin doch bereits die ſehr großzügigen, auf lange Sicht berechneten Pläne Amerikas zu erkennen. Vor allem laufen dieſe Pläne auf eine Mobiliſierung des amerikaniſchen und nicht zuletzt des franzöſiſchen Goldſchatzes hinaus. Man will die Steuungen, die in der Entwicklung der Weltkonjunktur durch die unrationelle Anhäufung von Währungsmetoll in Newyork und Paris entſtanden ſind, durch ein Weltfinonzierungsinſtitut be⸗ heben. Auf ganz großer Baſis ſoll von den kapitalkräf⸗ tigen Gläubigerſtagten, die an ihrem„embarras de richeſſe“, an hrem eigenen Goldüberfluß ſchwer leiden, ein Kapitalexport in die kreditbedürftigen Länder eingeleitet werden. Wie man weiß, iſt dies nicht der erſte Schritt, der in dieſer Richtung getan werden ſoll. Gerade in letzter Zeit iſt z. B. in Baſel unter franzöſiſcher Beteiligung eine Internationale Hypothekenbank(Compagnie Centrale de Préts Fonciers) gegründet worden, und in Amſterdam ſoll eine europäiſche Bodenkreditanſtalt ins Leben geruſen werden. Beide Inſtitutionen verſolgen im weſentlichen den Zweck, die ungeheuren franzöſiſchen Goldreſerven in⸗ ternational nutzbar zu machen. Alle dieſe Beſtrebungen, die dem gegenwärtigen Europa⸗ beſuch Harriſons parellel laufen, hoben mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich nichts zu tun. Es drängt ſich aber doch die Frage auf, ob dos von den Ameri⸗ kanern geplante Weltfinanzierunginſtitut in irgendwelchen Beziehungen zu der Reparationsbank ſtehen ſoll. Jeden⸗ falls wären die Grundlagen des Weltfinanzierungsinſti⸗ Wechſelvolle Metallmärkte Konſumkäufe beſonders in Kupfer regen an— Statiſtiſches Geſamtbild ungünſtig— Erholung am Zinnmarkt Auf den internationalen Metallmärkten hat der Ent⸗ Entwertungsprozeß im Lauſe des Okober weitere Fort⸗ 1 55 gemacht. Es wurden neue Tiefkurſe erreicht ſo am 9. Okober für Zink mit 131⅜ Pfd. per Tonne, Baſis Lon⸗ don, am 10. Oktober für Blei mit 14e Pfd., am 10. bezw. 14, Oktober für Zinn mit 1094—409%½ Pfd. und für Kupfer, wo ſich die Baiſſe am nachhaltigſten auswirkte, am 24. Okt. für Standard mit 4136 Pfd. und für Elektrolyt mit 44 Pfd. Die weitere Entwicklung geſtaltete ſich ziemlich wechſelvoll. Am Blei⸗ und Zinkmark kam es zwar ſchnell zu einer Reaktion, doch ging ein nicht unbedeutender Teil der Preisavancen wieder verloren. Starken nervöſen Schwankungen war im Verlauf der Zinn markt unter⸗ worfen. Aber gerade auf dieſem Gebiet rang ſich immer wieder eine etwas feſtere Preistendenz durch. In erſter Linie iſt dies der Aktivität des Londoner Kartells zuzu⸗ ſchreiben, das mit neuen Valoriſierungstendenzen operierte und u. a. auf die letztmonatliche Abnahme der ſichtbaren Weltbeſtände hinweiſen konnte. Die neuerliche Senkung der Kupferpreiſe hat zu Beginn der vierten Oktober⸗Woche endlich auch zu einer umfaſſen⸗ deren Belebung des Kupfergeſchäftes geführt. Viele Verbraucher, die ſich ſeit Monaten im Hinblick auf das überhöhte Preisniveau völlig vom Kaufe zurückgehal⸗ ten hatten, ſind nunmehr zu Eindeckungen geſchritten. In dieſem Zuſammenhange verdient beſondere Beachtung die regere Kauftätigkeit des europäiſchen Kontinents ein⸗ ſchlteßlich Englands, während aus den Vereinigten Staaten ſelbſt eine weſentlich geringere Nachfrage zu verzeichnen war. Wenn das Kupferkartell nicht in ſeinen alten Fehler, nur beſchränkte Mengen für den Verkauf freizugeben, ver⸗ fällt, beſteht Ausſicht auf etwas größere Stabilität der Kupferpreiſe. Im ganzen wird man jedoch dieſen Kon⸗ ſfumkäufen, die ſich als eine Folge lange zurück⸗ geſtauten Bedarfs darſtellen und die, ähnlich wie bei 1 Kupfer, kürzlich auch bei Zinn und Blei feſtzuſtellen waren, kein übergroßes Gewicht beimeſſen dürfen. Entſcheidend für die Weiterentwicklung bleibt vielmehr die Geſtaltung der Konjunktur und die ſtatiſtiſche Geſamtlage. 0 Während die Konjunktur ſowohl in Deutſchland wie in England unverändert im Zeichen der Depreſſion verharrt, ſcheint die Rückbildung der Konjunktur lage in den Vereinigten Staaten— wenn auch durch Sak⸗ ſoneinflüſſe zur Zett etwas verſchleiert— ſich langſam fort⸗ zuſetzen. Die Preisentwicklung der Metalle, insbeſondere des roten Metalls, wird ſolange der Stetigkeit entbehren, als bis es gelungen iſt, die Produktion entſprechend dem verringerten Bedarf herabzuſetzen. Solange einzig in der Union die Beſtände an Kupfer ſich auf 600 000 To., an Blet auf rund 150 000 To. und an Zink auf 133 000 To. belaufen und ſolange der Verbrauch, durch Faktoren wirtſchafts⸗ politiſcher und allgemein politiſcher Natur bedingt, eine ſo enttäuſchende Enwicklung nimmt, kann von der Wieder⸗ kehr ruhigerer und ſtabilerer Verhälniſſe noch nicht ge⸗ ſprochen werden. Die Preisbildung. (New Pork, loko, Cent je lb.) Elektrolyt Kupfer Zinn Blei Zink Durchſchnitt 1918s 15.— 41..15 5 32 0 2 48.25.50.75 CCC 86 585 505 nes. 11230 31.80.50 462 1 Juli 1930—— 12— 30.15.25.10 2. September 19309 11 29 80.50.82 29. September 1930 10.25 28.75.50.28 28 Oktober 19309⸗-.50 27.25.10.95 80. Oktober 19309.50 27.—.10.— (London, loko, Pfd. Sterling für 1 Tonne) Standard 1 Kupfer Zinn Blei Zink Durchſchnitt 1914 599% 151 18%8⁸8 28% Milte April 199 7700 203/ 24% 269% Mlite März 1930 60 6030 18% 17¹⁵/ 9. Mai 188) 51% 145% 18 1615/76 Jul 190 50 8 18/10 15ʃ5½5 2 September 1930 475% 13 8% E 29. September 1930 43½ 128 16% 15 28 Okfober 199 42 119 15% 14/4 90. Oktober 198) 435% 11257 15% 14/8 Die innere Schwäche des Kupfer marktes beruht, abgeſehen von den ſtändig das Preisniveau bedrohenden Rieſe beſtänden, auf der wenig günſtigen Lage des Kupfer. kartells, wie ſie durch den pertragsloſen Zuſtand zwiſchen Lohnhütten und Gruben bedingt iſt, ſodaß von einer Be⸗ herrſchung der Marktlage durch das Kupferkartell abſolut keine Rede ſein konnte. Durch die ſtändigen Unterbietungen der Lohnhütten iſt dem Kartell das Heft des Handelns aus der Hand geriſſen worden und es begnügte ſich in der letzten Zeit damit, die ungünſtige Lage nachträglich durch Preiszugeſtändniſſe anzuerkennen. Die Zinnmärkte konnten daraus Vorteil ziehen, daß namentlich die amerikaniſche Weißblech⸗Induſtrie das ſtark geworfene Preisniveau zu Konjunkturkäufen ausnutzte und daß u. a. das ſtrikte durchgeführte Programm der Pro⸗ duktionseinſchränkungen Befriedigung auslöſte. Die un⸗ günſtige Konjunktur, unter der die zu verarbeitende In⸗ duſtrie zu leiden hat, läßt jedoch auch hier eine zurück⸗ haltende Beurteilung angebracht erſcheinen, ſodaß von der Reſtriktionsſeite allein eine Stabiliſierung der Marktlage zur Zeit noch nicht zu erwarten ſteht. Am Bleimarkt hat die Produzentenorganiſation nicht verhindern können, daß die Preisdifferenz zwiſchen Blei⸗ und Zinkpreis ſich merklich zu ungunſten des Blet⸗ preiſes verengt hat. Und dies, obwohl ſich das Verbrauchs⸗ geſchäft einigermaßen befriedigend entwickelte. In der nächſten Zeit dürfte der Bleimarkt einen ſtärkeren Rückhalt an Konſumkäufen kaum zu gewärtigen haben. Die Speku⸗ lation zeigte ſich weiter desintereſſiert. Am Zinkmarkt hat die Depreſſion durch den Ver⸗ kauf der kürzlich ſtattgefundenen interenationalen Zink⸗ Konferenz zeitweiſe eine Verſchärfung erfahren. Abgeſehen davon, daß ſchon bald eine neue Sitzung ſtattfinden wird, wird zu leicht die Bedeutung überſehen, die in der Beteili⸗ gung der vereinsſtgatlichen Produzenten und in ihrer Zu⸗ ſtimmung zu dem Reſtriktions⸗Schema liegt. Die Arbeits⸗ aufnahme durch das Kartell dürfte nicht mehr lange auf ſich warten laſſen, inſofern eine Einigung in der Quoten⸗Ver⸗ teilung erzielt wird. Der Kampf um Unter dieſem Thema ſetzt das Inſtitut für Konjunktur⸗ ſorſchung ſeine Artikelreihe zu dem Problem„Gold und Wirtſchaft“ in ſeinem letzten Wochenbericht mit etwa ſol⸗ genden Darlegungen ſort: Die Notenbanken Europas und der Vereinigten Staaten von Amerika benötigen zur Einhaltung der Deckungsvorſchriſten gegenwärtig rd. 26 Milliarden„ Deckungsmittel. Davon brauchen aber nur rd. 21 Milliarden/ aus Gold zu beſtehen. Die durch⸗ ſchnittliche Golddeckung in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika beträgt 20 v. H. der Geſamtſumme von Goldumlauf und Notenbankdepoſiten(Ende 1929 92 Milliarden. Es werden alſo in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika erheblich weniger Gold⸗ beträge durch Deckungsvorſchriften gebunden als vielfach angenommen wird. Neben den Verſchlebungen in der Goldverteilung, die ſich in den letzten Jahrzehnten voll⸗ zogen haben, hat ſich auch die Verwendung der monetären Goldbeſtände geändert: aus den Goldumlaufswährungen wurden Goldkernwährungen, d. h. an Stelle des freien Goldumlaufs traten die zentralen Goldbeſtände der No⸗ tenbanken, die— meiſt gemeinſam mit den Deviſenbeſtän⸗ den— zur Deckung der umlaufenden Noten dienen. Während noch 1913 rd. 41 v. H. des monetären Gold⸗ beſtands der Welt als Goldmünzen im Umlauf wgxren, ſind es gegenwärtig kaum noch 7 v. H. Während vor dem Krieg zumeiſt die Dritteldeckung Vorſchrift war, iſt die Deckungsquote jetzt vielfach auf 35 v. H. oder 40 v. H. erhöht worden. In vielen Ländern ſind darüber hinaus neben dem eigentlichen Geldumlauf auch die übrigen kurzfriſtigen Verbindlichkeiten der No⸗ tenbanken(Depoſiten] als deckungspflichtig erklärt wor⸗ den. Außerdem können gegenwärtig Silber, Staatsnoten und Scheidemünzen faſt nirgends mehr zur Währungs⸗ deckung verwendet werden. Dagegen haben die meiſten europälſchen Länder(jetzt bis auf), die reine Gold⸗ deckung durch die gemiſchte Gold⸗ und Deviſendeckung erſetzt. Im einzelnen iſt der Umfang der geſetzlich deckungspflichtigen Verbindlichkeiten verſchiedenartig feſt⸗ gelegt. In Europa ſind in 14 Ländern die Notenbanß⸗ depoſiten in die Deckungspflicht einbezogen. Der Stück⸗ geldumlauf iſt in keinem Lande deckungspflichtig.(Für Scheidemünzen wird jetzt erſtmalig in Belgien eine De⸗ viſendeckungspflicht eingeführt). Gegenüber umlaufenden Staatsnoten(ſo in Belgien, Italien, Lettland, den Nie⸗ derlanden, Polen, Rußland, den Vereinigten Staaten] ſo⸗ wie gegenüber den Rontenbanfſcheinen in Dentſchland und den Natſonalbauknoten in den Vereinigten Staaten von Amerika beſtehen keinerlei Gold⸗ oder Deviſen⸗ tutes inſofern von vornherein breiter als die der., als hier im Gedenſatz zur Reparationsbank Amerika in einer ſehr maßgeblichen Weiſe beteiligt ſein müßte. Das Riſiko des Kapitalexports würde Frankreich, deſſen Sparer auf Grund ſchlechter Erfahrungen eine Abneigung gegen Auslandsanleihen zeigen, unter dieſen Umſtänden zweiſel⸗ los weitaus tragbarer erſcheinen als bei einem iſolierten Vorgehen ohne die Vereinigten Staaten. Das zu gründende Inſtitut ſoll, ſoweit bisher erſicht⸗ lich iſt, ſich vor allem mit der Aufnahme von Staatsan⸗ leihen kreditbedürftiger Länder befaſſen und ſich die Mit⸗ tel hierzu durch Ausgabe von Certifikaten verſchaffen. Die Perſpektiven, die ſich hier eröffnen, laſſen ſich im Augen⸗ blick noch nicht in ihrer vollen Tragweite überſehen, aber ſoviel läßt ſich bereits heute ſagen: Mr. Harriſons große zügige Pläne müßen gerade in Deutſchland das größte Intereſſe hervorrufen. * Neuer Zuſammenbruch einer franzöſiſchen Bank— Crédit du Rhone in Lyon. Der Crédit du Rhone in Lyon hat ſeine Zohlungen eingeſtellt. Es handelt ſich um eine Bank von regionaler Bedeutung, die mit nur 10 Mill. Franken Aktienkapital arbeitete, aber durch zahlreiche Zweigniederlaſſungen über eine große Kundſchaft verfügte. Die Einlagen ſind auf etwa 100—200 Mill. Franken zu veranſchlagen. Näheres iſt noch nicht bekannt, doch dürften die Verluſte erheblich ſein, wenn auch nicht ſo bedeutend wie bei der Banque Adam. Aber auch im Falle des Crédit du Rhone bildeten, wie die K. Z. meldet, die Vorgänge bei der Banque Ouſtrice den Anſtoß zu dem Zu⸗ ſammenbruch, da das Bekanntwerden von dieſen Vorgän⸗ gen zu Maſſenabhebungen von Kundengeldern führte. Man wußte, daß Ouſtric auch den Crédit du Rhone beherrſchte und vermutete deshalb, daß er von dieſem ebenſo wie von der Banque Adam Gelder für ſeine Börſengeſchäfte erhol⸗ ten habe.— Ueber den Fall der Bangue Adam wird jetzt bekannt, daß eine gerichtliche Liguidation durchgekührt wird ſo daß alſo der Bankrott vermieden iſt. Vermutlich wird auch beim Crédit du Rhone in dieſer Weiſe verfahren werden. * Weitere Zuſammenfaſſung in der Uhreninduſtrie. Der Kienzle⸗ Konzern hat ſich maßgebend an der Firma Deutſche Uhrenfobrik Popitz u. Co. KG., Leip⸗ zig beteiligt. Damit iſt auch eine Intereſſennahme an der Dufa Deutſche Uhrenfabrik AG. Mülhauſen t. Thür., verbunden, da deren Aktienmehrheit in Händen der Dufa, Leipzig liegt. Die einzelnen Firmen werden ſelb⸗ ſtändig weitergeführt. Im Zuſammenhang hiermit trat Herr Waldemar Popitz in den Vorſtand der Kienzle Uhren⸗ fabriken AG., Schwenningen a. N. ein. * Reiniger, Gebbert u. Schall AG., Erlangen. Dem Geſchäftsbericht des Unternehmens, das für das am 31. Juli 1930 zu Ende gegangene Geſchäftsjahr die Dividende bekanntlich auf 5(i. V. 7) v. H. er⸗ mäßigt, iſt zu entnehmen, daß im Berichtsjahre Beſtel⸗ lungseingang und Produktion gegenüber dem Vorjahre zurückgegangen ſind. Es mußten vorübergehende Ein⸗ ſchränkungen der normalen Arbeitszeit und eine Redu⸗ zierung der Belegſchaft vorgenommen werden. Durch Ver⸗ beſſerungen in der Arbeits vorbereitung und durch plan⸗ mäßig geleitete Lagerhaltung gelang es günſtigere Re⸗ ſultate zu erzielen. In der Bilanz ſtehen die Anlage⸗ konten wenig verändert mit 1477 763(1 524 349)/ zu Buche. Die Guthaben bei Banken gingen auf 34.131 (218 508)% zurück. Die dauernden Beteiligungen betragen unv. 5 492 403 /,]. Rohmaterialien werden mit 160 703 (238 462)/ und angefangene und fertige Fabrikate mit 978 236(913 126)„ ausgewieſen. Schuldner ermäßigten ſich auf 3 170 167(4 185 849). Andererſeits erhöhten ſich bei unv. Aktienkapital von 6,5 Mill.„ die Rücklage auf 470 000(425 000)„/ und der Dispoſitionsfonds auf 200 000 (160 000) /. Gläubiger gingen auf 3 421333(4 695 113) ¼ zurück. Angaben über das laufende Geſchäftsjahr werden nicht gemacht.(HV. 5. Dez.). * Schloßfabrik AG. vorm. Wilh. Schulte in Schlagbaum bei Velbert— Wieder Verluſtabſchluß. Wie wir hören, iſt die AR.⸗Sitzung der Geſellſchaft auf Ende November vor⸗ geſehen. Die Geſellſchaft litt auch in dem mit dem 30. Juni beendeten GJ. 1929⸗30 unter der Ungunſt der Ver⸗ hältniſſe. Es mußte ſtark eingeſchränkt geerbeitet werden. Arbeiterentlaſſungen waren nicht zu vermeiden. Eine Dividenden verteilung kommt auch dies ⸗ mal nicht in Frage, vielmehr iſt mit einem Ver⸗ luſtabſchluß zu rechnen. Im Vorjahr wies die Ge⸗ ſellſchaft einen Verluſt von rund 445 000/ aus, der haupt⸗ ſächlich auf Sonderabſchreibungen auf dos Beteiligungs⸗ konto Induſtriewerke Stockheim zurückzuführen war und der durch Einziehung der Vorratsaktien in Höhe von 445 000/ gedeckt wurde. Das Aktienkapital der Geſell⸗ ſchaft beträgt nunmehr.555 Mill. J. * Cohan erwirbt Pathé Einéma⸗Majorität. Kürzlich iſt bekanntlich die Aktienmehrheit der Münchner Licht⸗ ſpielkunſt AG.(Emelka) aus dem Beſitz des Reichs an ein Konſortium übergegangen, das von dem Vorſtands⸗ mitglied der Geſellſchaft, Kommerzienrat Kraus, geführt und dem als Exponent franzöſiſcher Intereſſen der in Film⸗ und Finanzkreiſen bekannte Albert Cohan an⸗ gehört. Cohan, der früher eine führende Rolle bei der Gaumont⸗Geſellſchaft ſpielte und mit den maßgebenden Herren der Pathé Einéma befreundet iſt, hat, wie zuver⸗ läſſig verlautet, ſoeben aus dem Beſitz der Gruppe Natan die Majorität des AK. der Pathé Cinéma(AK. 100 Mill. Fr.) erworben. Der bedeutendſte franzö⸗ ſiſche Rohfilm⸗ und Spielfilm⸗Produzent gelangt ſomit in die Kontrolle Cohans. Welche Konſequenzen ſich hieraus für die Entwicklung der Emelka ergeben, deren Produk⸗ tion bekanntlich rein deutſch bleiben ſoll, bleibt abzuwarten die Goloͤbeſtände deckungspflichten. In einigen Ländern iſt auch ein Teil des Banknotenumlaufs deckungsfrei. In Europa ſind in⸗ folgedeſſen durchſchnittlich nur zwei Drittel und in den Vereinigten Staaten von Amerika etwa drei Viertel der aus Stückgeld und Zentralbanbdepoſiten beſtehenden Geld⸗ kapitalien einer Deckungspflicht unterworfen. Der Anteil der tatfächlich deckungspflichtigen Verbind⸗ lichkeiten an der Geſamtſumme des Geldumlaufs und der Notenbankdepoſiten iſt dort am höchſten, wo die Depoſiten in die Deckungspflicht einbezogen ſind und wo die kleinen Banknoten nach der Währungsſtabiliſierung noch nicht durch neugeprägte Scheidemünzen erſetzt worden ſind. In Europa waren Ende 1929 nach den geſetzlichen Beſtim⸗ mungen durchſchnittlich Deckungsmittel im Umfang von 27,4 v. H. der Summe von Geldumlauf und Notenbank⸗ depoſiten erforderlich, in den Vereinigten Staaten von Amerika 28,8 v. H. Deutſchland folgt mit ſeiner Deckungs⸗ quote von 28,0 an 13. Stelle der Rangliſte der verſchie⸗ denen Deckungshöhen. Ende 1929 waren in Europa nur etwa 20 v.., in den Vereinigten Staaten von Amerika rd. 29 v. H. des Geldumlaufs und der Notenbankdepoſiten durch Gold zu decken. Dazu waren in Europa 12347 Mill./ Gold, den Vereinigten Staaten von Amerika 8738 Mill./ Gold, zuſammen abſo 21085 Mill./ Gold not⸗ wendig, gegenüber einem Geſamtbedarf an Deckungs⸗ mitteln von 25 634 Mill. 4. In Europa und den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika zuſammen betrug der Gold⸗ bedarf alſo nur rd. 82 v. H. des Geſamtbedarfs an Deckungsmitteln, in Europa allein ſogar nur 73 v. H. Die zur Aufrechterhaltung der Golddeckungsqubten erforder⸗ lichen Goldmengen betragen in Europa und den Ver. Staaten von Amerika 21085 Mill.. Davon entfallen auf: Ver. Staaten von Amerika 8739, Frankreich 5075, Großbritannien 2575, Deutſchland 1568, Spanien 1022 Mill.„, zuſammen 18 979 Mill. I= 91 v. H. Den abſolut höchſten Goldbedarf haben— entſprechend der Größe des Landes— die Vereinigten Staaten. Ihnen folgt in kurzem Abſtande Frankreich. Das iſt nicht nur eine Folge der ſtrengeren Deckungsvorſchriften(34,2 v. H. der Ge⸗ famtverbindlichkeiten gegenüber 28,8 v. H. in der Union). Der Stückgeldumlauf— je Kopf der Bevölkerung— iſt in Frankreich weſentlich höher als in anderen Ländern, weil die Banknote in weit geringerem Maße durch bar⸗ geldloſe Zahlungsmittel erſetzt iſt als etwa in den Ver⸗ einigten Staaten, in England oder in Deutſchland. Hinzu kommt, daß die umfangreichen flüſſigen Mittel des frau⸗ zöſiſchen Schatamts und der Tilauneskaſſe bei der Bank von Frankreich angelegt und ſo der 35proz. Golodeckungs⸗ pflicht unterworfen ſind. 5 ſehr beträchtlicher Rückgang. Oktober-Ausweis der Biz (in Schweizer Franken zur Parität, Ziffern in Mill. Schweizer Franken Akt IV a —ů I. Kaſſenbeſtand Kaſſe und Guthaben bei Banklen.8 II. Geider auf Sicht 1 linstragend angelggnnt 20.0 III. Rediskontierbare Anlagen(Einſtandspreis) 1 1. Handelswechſel und Bankalzepte 224.9 2. Gch weckte 86,5 Sn. 8914 IV. Gelder auf Zeit, zinstragend angelegt 1. Bis zu höchſtens 3 Monate 999,1 2. Von 8 bis 6 Monaten 3. Von 6 bis 9 Monaten Summe IV, 183 V. Andere Anlagen(Einſtan spreis) 1. Mit Fälligkeit bis zu 2 Jahren 2. Von mehr als 2 Jahren. Summe e i undd 191.8 VI. Sonſtige Altiva 11.8 — Summe der Aktiven„„ 788,9 Passiva I. Stammkapital(Genehmigt 200 000 Aktien von je 2500 Schwe zer Goldfranken) 500, Begeben 164000 Aktien mit 25proz. Einzahlung 410, II. Langfriſtige Einlagen 1. Treuhänder⸗Annuitäten⸗Konto 2. Einlage der Deutſchen Regierung 9 3. Garantie onds der Franzöſiſchen Regierung 88, Summe I, 18388 3 Kurzfriſtige Einlagen 1 Von 3 bis höchſtens 8 Monaten Zentralbanken für eigene Rechnung b Zentralbanken für Rechnung Dritter S) Andere Einlagen Summe Il, age— 2. Bis zu höchſtens 3 Monaten: a Zentra banken für eigene Rechnung b) Zentralbanken für Rechnung Dritter. S) andere Einlagen Summe III, 24a e IV. Einlagen auf Sicht Zentralbanken: . 154. 80 III. — —— 8 2 * 0 0 „5„46 8 2* 8) für eigene Rechnung bj für Rechnung Dritter e) andere Einlagen Summe IV,-e V. Sonſtige poſten 12.7 Summe der Paſſiven„„„6 174,0 2*3„ „„„„ 23„„ „2„„„ 2 5„„ „52„„ 692 2„„ *Diamalt AG., München.— Wieder 9 v. H. Dividende. Die Diamalt AG., München, legt ſoeben den Geſchäfts⸗ bericht für das Jahr 1929⸗30 der Oeffentlichkeit vor. Daraus geht hervor, daß alle Fabriken des Unternehmens das ganze Jahr über voll beſchäftigt waren. Sowohl die Backmittelabteilung, wie die Abteilung für Textil⸗ und Lederwaren, die Süßwarenbranche und das Suppen⸗ artikelgeſchäft haben zufriedenſtellend gearbeitet. Aus dem verbleibenden Gewinn von 459 106(450 967)/ werden auf die Stammaktien wieder 9 v. H. und auf die Vorzugs⸗ aktie wieder 8 v. H. Dividende in Vorſchlag gebracht. Die Ausſichten für das neue Geſchäftsjſahr werden mit der üblichen Zurückhaltung nicht ungünſtig beurteilt.(5. 3. Dezember). * Porzellanfabrik C. M. Hutſchenreuther AG., Dresden⸗ Hohenberg a. d. Eger. Aus dem ſich auf 285 430(282 395) Mark belaufenden Rohgewinn ſind 72 383(71961)/ zu Abſchreibungen zu verwenden, 10 000/(0) dem Sicher⸗ heitsbeſtand zu überweiſen, wieder 5 v. H. Dividende auf die Vorzugsaktien und 6 v. H.(6 v..) Dividende auf die Stammaktien zu verteilen bei 21000„ Vortrag. In den beiden letzten vorangegangenen Jahren wurden 6% v. H. auf Stammaktien verteilt. Filzfabrik AG., Fulda. Die Geſellſchaft ſchließt 1920 nach ſtark erhöhten Abſchreibungen von 381 000(75 000)— mit einem Ver luſt von 675 456 ,.(J. V. wurden aus 60 933„/ Reingewinn 5 v. H. Divfdende verteilt) Zur Deckung des Verluſtes ſoll bekanntlich das Ak. von 1,5 Mill. auf 900 000/ zuſammengelegt und die Reſerve von 75 000/ aufgelöſt werden. Nach dem Bericht iſt det Verluſt auf geörückte Preiſe, Konjunkturverluſte bei Vor⸗ räten. Debitorenausfälle und Sonderabſchreibungen auf Anlagen zurückzuführen. In der erſten Hälfte des laufen⸗ den Jahres ſei der Auftragseingang weſentlich ſchwächer geweſen als im Vorfahre. Die letzten Monate hätten eine Geſchäftsbelebung gebracht bei jedoch noch nicht ausreichen⸗ den Preiſen. In der Bilanz verminderten ſich Kreditoren auf 1,65(2,21) Mill. /, andererſeits Debiteren auf 0,69 (0,72) Mill.. Vorräte ſind nach den ſtarken Abſchrei⸗ bungen noch mit 0,71(1,34) und Anlagen mit 1,08(1,20) Mill.„ bewertet. J. Kahn Sohn AG. Freiburg i. Br. Dieſe 1928 in eine A umgewandelte ehemalige Gmbß. Getreidegroß⸗ handelsfirma ſeit 1876(AK. 600 000) veröffentlicht jetzt, reichlich ſpät, ihre erſte Bilanz per 30. 9. 29. Danach ergab das erſte Geſchäftsjahr als AG. einen Verluſtſaldo von 104 445. Einem Warenertrag von 156871„ ſtehen ge⸗ genüber Unkoſten mit 205 301, Abſchreibungen mit 11 616 Mark und ein Delkredere von 45 000. figurieren u. a.(in): Anlage 292 900, Inventar 9920, Scheck, Wechſel und Einfuhrſchein 48 690, Debitoren 878 229. Waren 175 578; andererſeits neben dem AK. Kre⸗ ditoren 854 906, die oben ſchon erwähnte Delkredererück⸗ ſtellung und eine Rückſtellung für Unkoſten mit 28 101. Im AR. ſitzen neben den Herren RA. S. Kaſſewitz und Dir, Faller aus Freiburg die Mannheimer Herren Dir. E, Schmitz und Gen.⸗Dir. Wagner ſowie aus Ludwigshafen Dr. E. Hirſch. Speditions⸗ und Lagerhaus AG. Spelag, Weil g. Rh. Et. Rechnung für 1929 überſtiegen diesmal Löhne und Ge⸗ hälter mit 2955„,(2792) und Unkosten mit 6871(84750 den Speditionsbruttogewinn von 9439/(8804) um 388( wodurch ſich der vorgetragene Gewinn aus 1928 von 596 auf 208 verringert. Aus der Bilanz(in): Debitoren 7248(6410), Banken 1118(323 paſſiv); andererſeits Ak. 6000 101 500 Kreditoren 3071(1040) und eine Rückſtellung neu von. In der Bilanz Erheblicher Amſatzrückgang im Einzelhandel Lagerabban— Zunahme der Inſolvenzen „Die ungünſtige Lage im deutſchen Einzelhandel hat ſich im dritten Viertelfahr 1920 weiter verſchlechtert, Die Großunternehmen ſchnitten allerdings noch ziemlich günſtig ab, bei den Spezialgeſchäften ergab ſich aber ein 2 Wie die Forſchungsſtelle für den Handel mitteilt, iſt ein weitgehender Lager; abbau unverkennbar. Die Zahl der Konkurſe wor im im dritten Vierteljahr mit 986 gegen 867 um 13,7 v. H. größer als im Vorfjahrsvierteljahr. Die Zahl der ge⸗ richtlichen Vergleichs verfahren ſtieg von 639 auf 867. Verhältnismäßig gering waren die Umfätze im Lebensmittelhandel, am ſtärkſten waren ſie beim kredit⸗ gebenden Einzelhandel. Bemerkenswert iſt auch der niedrige Umſatz in Bekleidung und Schuhen. Die Umſätze des Handels mit Waren, denen ein gewiffer Luxuscharak⸗ ter anhaftet, ſind nicht beſonders ſtark geſunken. Von Aus⸗ nahmen abgeſehen ſonken die baren Eingänge ſtärker als die Umſätze. Am ſtärkſten war der Lagerabbau im Textil⸗ ſchnittwarenhondel. In keinem Handelszweig gelang es, die Koſten dem Umſetzrückgang entſprechend zu ſenken. Deviſenmarkt Im beutigen Früßverkehr notieren Pfunde gegen Nem Pork 485.72 Schweiz 25.03 Stockholm 16.40 Pars 1287 Holland 1208 Madrid 430% Mead 2200 Helene dens dong ges un Mailand 92.80 fopenhagen 18.16 Pfunde„„ 2088 Frachtenmarkt Duisburg⸗Ruhrort 3. Ne v. Das Geſchäft an der heutigen Börſe war wiederum ſehr ſtill. Die Talfracht blieb mit 80100 Pfg. ab hier bezw. ab Kanal nach Rotterdam unverändert. Die Bergfracht notierte mit 70—85 Pfg. Baſis Mannheim. Der Zuſchlag für Bel⸗ gien beträgt ſeit geſtern 40 Pfg. per Tonne. Die Fracht ſelbſt für Belgien war bis geſtern trotz der zweimaligen Fracht⸗ erhöhung für Rotterdam mit 1,101,304 ſtehen geblieben. Der Bergſchlepplohn notierte mit 1,10/ nach Mannheim, der Talſchlepplohn zog etwas an und wurde heute mit 8 bis 87% Pfg. nach Rotterdam bezahlt. * „ „7 56 9 22 . 2 8 Donnerstag, 6. November 1930 Stand der Winterſaaten im Deutſchen Reich Anfang November Anhaltende Niederſchläge im erſten und letzten Okto⸗ berdrittel haben die Feldarbeiten in allen Teilen des Reiches nicht unweſentlich erſchwert. Die Hackfruchternte iſt mit Ausnahme der Zuckerrüben, die infolge der naſſen Witterung noch nicht reſtlos geborgen werden konnten, ſaſt überall beendet. Die Ausſagt des Wintergetreides hat ſich vielfach durch die eingetretene Näſſe verzögert. Stellen⸗ weiſe ſind die Beſtellung eiten durch Ueberſchwemmun⸗ gen unterbrochen worden. Soweit die Sagten frühzeitig in die Erde gebracht werden konnten, ſind ſie im allge⸗ meinen gut auſgel und zeigen einen befriedigenden Stand. Auf ſpät beſtellten Feldern iſt die Saat zumeiſt noch nicht aufgegong 8 Für die bereits aufgelauſenen Saaten ergibt ſich im Reichsdurchſchnitt unter Zugrundelegung der Zohlennoten 2 gleich gut, 3 gleich mittel, 4 gleich gering ſolgende Be⸗ gutachtune Winterweizen 2,6(im Vorfahr 2,7), Win⸗ terſpelz 2,7(2,8), Winterroggen 2,7(2,6), Wintergerſte 6(2,6). 206(2,6) 2 Die Herbſtſaaten in Baden Die Beſtellung der Saaten hat ſich infolge der an⸗ dauernden regneriſchen Witterung vielerorts ſehr verzögert und iſt noch nicht überall beendigt. Rechtzeitig unter⸗ gebrachte Saaten haben ſich gut entwickelt und zeigen im allgemeinen einen kräftigen und gefunden Beſtand. kteber Mäuſefraß in den Kleeäckern und in den jungen Saaten wird vielfach geklagt, ebenſo über Engerlinge und Acker⸗ ſchnecken, vereinzelt auch über Wiloſcheden. Tabakverkauf Heddesheim vom 5. Non. Der geſtern in lebhaften Schwung gekommene Tabakhandel hat ſich heute fortgeſetzt; für die noch unverkauften Partien dies⸗ jährigen Tabols— hauptſächlich bei Mitgliedern des Ta⸗ halpflanzervereins— wurden pro Zentner 62,0/ ge⸗ Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 9. Seite/ Nummer 515 jedoch vorerſt noch keine Einigung mit den Händ⸗ i weil man in Anbetracht 8er bevorſtehenden Cabalzolles noch höhere Toba preiſe zu er⸗ e geſtrigen Verkäufer(55/ per Ztr.) erleiden immerhin einen Schaden. * Tabakverkauf Büchenau vom 5. Nov. hier größere Mengen Tabal verkauft. Bezahlt wurden pro Zentner 65 Mark. Das plötzliche eigen des Preiſes iſt auf die bevorſtehende Erhöhung des Tabarzolles zu⸗ rückzuführen. * Schifſerſtadter Gemüſeauktion vom 5. Nov. Auf der heutigen Auktion notierten: Rotkraut—4,75; Weißkraut 1,07—1,22; Wirſing—2,5; Zwiebeln 2,90—2,50; Karotten 22,5; Tomaten 14—22; Roſenkohl 20—23; Spinat—5; Kartoſſeln 2,25—2,50; Feldſalat 19 Erbſen 24—25; Kopfſellerie—5; Blumenkohl 46,50; Endivien 13,5; Kopfſalat 4; Rettich 3; Kohlrabi—3.— Anfuhr und Ab⸗ ſatz gut. Vom Jutemarkt. Berlin, 5. markt. Calcutta williger, London koſten: Okt.⸗Nov.⸗Verſchiffung 16. ſtr e Tu., Nop.⸗Dez.⸗Verſchiff 16.—/— Lſtr. je To., Dez.⸗Jan.⸗ in „De fung f Verſchiffung 16.2/3 ſfe To. Fabrikatemarkt Dundee. Garn und Gewebemarkt nach vorübergehen⸗ der Belebung ruhiger. Deutſcher Markt. Das Ge⸗ ſchäft iſt unverändert ſtill. Der pfälziſche Weinhandel im 3. Vierteljahd pp. Einem Bericht der Handelskammer Ludwigshafen entnehmen wir: Die Lage des pfälziſchen Weinhandels war, wie bei dem Niederliegen der deutſchen Wirtſchaft nicht anders zu erwarten, auch in den abgelaufenen Frei Monaten durchaus unbefriedigend. Trotz des Tiefſtandes der Preiſe war der Abſatz ſchleppend und der Zahlungs⸗ eingong ließ nach wie vor ſehr zu wünſchen übrig. Die Ausſichten auf einen reichen Herbſt in dieſem Jahre drück⸗ ten naturgemäß gleichfalls auf das Geſchäft. Do das Wetter ſehr viel zu wünſchen übrig ließ, mußte bereits in der zweiten Septemberhälfte die Leſe der Portugieſertrauben im pfälziſchen Weinbaugebiet in Angriff genommen wer⸗ boten, Geſtern wurden Nov. Rohjute⸗ ruhiger. Firſts .— 1 den. Der Ertrag bedeutet einen Rekordherbſt, da vielſach die ſonſt in einem„Vollherbſt“ erzielte Menge überſchrit⸗ ten worden iſt. Auf der anderen Seite lähmte die durch den Wahlausfall noch vermehrte Unſicherheit für die Zu⸗ kunft jeden Unternehmungsgeiſt, ſo daß die Preiſe für friſchgekelterten Portugieſerwein einen Tieſſtand erreich⸗ ten, wie man ihn nie für möglich gebalten hätte. Mißernte im franzöſiſchen Weinbau Die Weinleſe iſt in Frankreich beendigt. Das Ergebnis bedeutet überall eine ſchwere Enttäuſchung. Die Preis⸗ hauſſe iſt deshalb an der Tagesordnung und macht ſich be⸗ reits im Kleinverkauf ſpürbar. Zwar ſteht die amtliche Veröffentlichung der Erntedeklarationen noch aus, aber ſoviel ſteht bereits feſt, daß die Erntemenge die niedrigſte ſeit einem Jahrzehnt iſt. Im Midi erzielten Markenweine mit Leichtigkeit 20 Frs. je Grad Alkohol, gewöhnliche Weine durchſchnittlich 18 Frs. In der Cöte⸗d' Or wurden die neuen Pommard mit 1200—1300 Frs. je Oxhoft bezahlt. In Nuits erfolgten Abſchlüſſe in gewöhnlichen Sorten zu 100 Frs., in feinen Lagen zu 220—400 Frs. je Doppel⸗ zentner Trauben. In der Champagne betrug die Ernte kaum ein Fünftel der vorjährigen; Trauben notierten 2 bis 4 Frs. je Kilogramm. Anfou ſetzte die Schillerweine mit 23 Frs. je Grad ab. In der Gironde wurden die Weißweine mit 200 Frs. je Grad⸗Tonne verkauft. Im Beaufolais erzielten die Fleurie 900 Frs., die Moulin⸗a⸗ Vent 1000, die Mittelſorten 700800 Frs. je Oxhoft. Die Preiſe werden weiter in die Höhe gehen, zumal auch die Apfelernte gering und deren Preiſe ebenfalls anziehen. Im Elſaß wird für neuen Durchſchnittswein 140 bis 180 Frs. je Hektoliter geboten. Muskat wurde mit 200 Frs. und Rießling mit 280 Frs. bezahlt. In Algerien ſchwanken die Preiſe je Grad zwiſchen 16,50 Frs. und 19 Frs. * Zuviel Weltſchiffahrtstonnage. Nach dem Bericht von Lloyds Schiffsregiſter für das Geſchäftsjahr vom 1. Juli 1929 bis 30 Juni 1930 hatte die Welttonnage einen Umfang von 68 Mill. To gegen 66,4 Mill. To. zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Es liegt nach Mitteilung von Lloyds Regiſter für die Schiffahrtsgeſellſchaften keine Ver⸗ anlaſſung vor Aufträge zum Bau neuer Schiffe zu er⸗ teilen. Rückgang der Stimmrechtsaktie Nach einer Veröffentlichung des Statiſtiſchen Reichs⸗ amtes iſt ſeit September 1925 ein fortlaufender aber lang⸗ ſamer Rückgang der Stimmrechtsbevorzugung jeſtzuſtellen. Im Jahre 1925 hatte eine bevorxechtigte Altie noch faſt das 16fache Stimmrecht einer einfachen Aktie, am 31. Dez. 1929 das 10,6fache, am 30. Juni 1930 das 10,8fache. Dieſe Zahlen ergeben ſich aus dem Verhältnis zwiſchen dem An⸗ teil der Mehrſtimmrechtsaltien an den Stimmen(30. Juni 1930 26,9 v..), und am Kpital(30. Juni 1930 2, v..) Rund die Hälfte aller Börſengeſellſchaften ſowohl der An⸗ zahl nach(47,3 v..) als auch dem Kapital nach(81,6 v..) hat Mehrſtimmrechtsaktien. * Die Kohlenproduktion des Deutſchen Reichs im Sept. September 1930 11 729 117(i. V. 13 479 854) Tonnen Stein⸗ kohle und 12 820 873(14 121 243) Tonnen Braunkohle ge⸗ fördert. Die Koksproduktion betrug 2513 348(3 258 501) Tonnen. Steinkohlenbriketts wurden 421 496(435 462) To. und Braunkoehlenbriketts 3 102 250(3 560 482) Tonnen pro⸗ duziert. Für die erſten 9 Monate 1930 ergibt ſich ein Rück⸗ gang der Steinkohlenförderung um 12,7 Mill. Tonnen auf 108,1 Mill. Tonnen, der Braunohlenförderung um 17,5 Mill. Tonnen auf 109,2 Mill. Tonnen. Die Koksproduk⸗ tion iſt auf 25,4(28,5) Mill. Tonnen, die Steinkohlen⸗ brikettproduktion auf 3,38(4,08) Mill. Tonnen und die Braunkohlenbrikettproduktion auf 26.0(31,5) Mill. Tonnen zurückgegangen. * Kupfer⸗Hüttenproduktion der Welt im September. Noch den Berechnungen der Metallgeſellſchaft AG., Frank⸗ furt a.., ſtellte ſich die Kupfer⸗Hüttenproduktion der Welt im September 1930 auf 138 449 To. gegenüber 137 734 To. im Auguſt. Dieſe Produktion verteilt ſich auf die ein⸗ zelnen Kontinente wie folgt: Amerikg 101 563(100 966) To., Europa 16 101(16 502) To., Afrika 12 000(12 000) To., Aſten 7123(6862) To., Auſtralien 1662(1404) To. 9 Staii besonderer Anzeige Am 2. November, abends 9 Uhr 30, ist lieber Onkel und Verwandter, Herr Jakob Sebold Halendirekior I.., Karlsruhe 69 Jahren sanft entschlafen Mannheim in aller Stille beigesetzt worden Im Namen der trauernd Hinterbliebenen: Jakob Sebold protessor Mannheim, L 4, 8 15238 Unser nach kurzem, schwerem Leiden im Alter von fast Seinem Wunsche entsprechend. ist der Heim- gegangene am 5. November in seiner Heimatstadt geb. Dilling in die Ewigkeit abgerufen. Der Herr über Leben und Tod hat meine liebe Frau, unsere treubesorgte Mutter Frau Marie EdCert im Alter von 51 Jahren ganz unerwartet zu sich In tiefer Trauer: Philzpp Edeert u. Minder Mannheim(Werftstr. 11), 5. Nov. 1930, rei Der Name Leichenhalle aus. Beerdigung Samstag 3 Uhr von der hiesigen 1 * Alles dem letzten Preis-Rückgang angepaßt Wecæera und warme Unterkleidung, Strümpfe, Wollwaren sagen Ihnen alles Warme Strümpfe für die ganze Familie 29878 Warme Trikotagen für die ganze Familie (Schlüpfer, Prinzebröcke) Warme Handschuhe für die ganze Familie 7 geb. Ebherwein im 61. Lebensjahre. Gestern verschied unerwartet meine liebe Frau, unsere gute, treubesorgte Mutter, Schwester, Schwägerin u. Tante, Frau Johanna lIhlenburg Mannheim, K 3, 10, den 5. November 1930 In tiefer Trauer: Franz IIhlenburg und Töchter 15216 4 Ich habe mich in Mannheim als Nechisanwalf medergelassen und übe meine Praxis in OA. A(im Hause der Badischen Bank) gemeinsam mit den Rechtsanwälten Dr. Waldeck und Dr. Clemm aus. Dr. Richard Zoepflfel Nechisanwali. I groge Ribana-Lager große Kübler-Lager Immer das Immer das Unsere Kennt jede Dame — Die Beerdigung findet am Freitag, den 7. 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Nov. 1930 Familie Vogelmann Für die innige Anteilnahme an unserem Ver- luste sprechen wir allen auf diesem Wege unseren Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frankfurter Würs lichen Normalgröße 5 9 e467 extra große 30g p. Pasr güttinger Feinkosl P 4, 10 ſſeren ange und Mäntel oettbillig. Hein Stück. Hohbug F 4, 6, über seine 15214 Umzüge l 88 a— N„9368 ber 8 1515 nicht! 1 ö öber 59.— 4. s Mar v. Hinuber- Harnen] Transzorte. Nah-„. ecene duemeff, Pfarrei in der Christengemeinschaft. N 3 E 5 3 5 sprieht Freitag, 7. Nov., 20½% Uhr im gewiſſenßaft u billig 5 „Luthersaal“ des Wartburg-Hosplz 11 72 Felerß 286 55 Autoverleir E f N krlebulsse Und Erfahrungen mit Zuchthaus gefangenen Verbrechen und Heilung“ f Vermöven. glebtset: 1. ö. kerbrloze fel. ———„—v—— Gut. bürgl. Mittag⸗ 2 (u. Abendtiſch mit Deſſert 90 3. 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November 1930 Das Dornier⸗Rieſenflugſchiff„Do 1“ Die Anforderungen, die an die Führer gro⸗ ßer Luftſchiffe geſtellt werden, laſſen ſich nicht mit denen vergleichen, die an die Piloten kleiner Flugzeuge herantreten. Während bei letzteren die geſamte Handhabung wegen der beſchränkten Raum⸗ verhältniſſe allein in der Hand des Fliegers und vielleicht noch eines zweiten Mannes liegt, iſt auf einem Flugſchiff, ähnlich wie auf modernen Damp⸗ fern, der ganze Betrieb ſpezialiſiert, indem die Steuerung dem Flieger, die Motoren und. Hilfs⸗ maſchinen dem Ingenieur und ſeinen Monteuren, die Funkentelegraphie des Telegraphiſten, aber die Ober⸗ leitung und Navigation dem Kommandanten obliegt. Dabei muß betont werden, daß die Navigation durch den Ausbau der drahtloſen Telegraphie und Peilung, durch die aſtronomiſche Ortsbeſtimmung und das Studium des Wetterdienſtes zu einer Wiſſenſchaft geworden iſt, die beträchtliche Kenntniſſe vorausſetzt. Es iſt daher ſelbſtverſtändlich, daß nur Führer, die reiche Erfahrung beſitzen, fliegeriſch, wie navigato⸗ riſch und techniſch auf der Höhe ſind, einen derartig verantwortungsvollen Poſten übernehmen können. Dieſe Forderung bringt es auch mit ſich, daß die Kapitäne der großen Flugſchiſſe in der Regel ältere Perſönlichkeiten ſein werden, wie es auch bei dem Kommandanten des„Do&“, Kapitänleutnant d. R. Fr. Chriſtianſen, der Fall iſt. Die Trennung zwiſchen fliegeriſcher Handhabung und maſchineller Ueberwachung unter einheitlicher Oberleitung iſt von vornherein beim Bau des „De&“ bewußt durchgeführt und kommt in der gan⸗ zen Anlage zum Ausdruck. Der Rumpf, der nicht, wie ſonſt üblich, auf zwei Schwimmern ruht, ſondern, durch Spanten und Schottenunterteilung gegen Waſſereinbruch widerſtandsfähig gemacht, mit 2 zur Erhöhung der Stabilität ſeitlich angeſetzten Floſſen ſelbſt zum„Schwimmrumpf“ geworden iſt, hat eine Maxtmallänge von 40, eine Höhe von 9, eine Breite von 6 Metern und iſt in 3 Decks eingeteilt. In dem in Höhe des Tragflügels befindlichen „Oberdeck“ liegt vorn der Fliegerraum mit den nur für die fliegeriſche Führung nötigen Inſtrumenten, unmittelbar dahinter, ge⸗ trennt durch eine Wand mit Tür und Fenſtern, der große Kommandanten⸗ und Navigationsraum mit Kartentiſch und Schrank. Von hier werden die Be⸗ fehle an den Flugſchiffſteuerer und das Maſchinen⸗ perſonal gegeben. Es folgt dann bie Bedienungs⸗ zentrale mit allen Bedienungs⸗ und Ueberwachungs⸗ inſtrumenten für die auf der Tragfläche befindlichen 12 Motoren von etwa 7000 PS. Die Leiſtungen dieſer Motoren ſind ſo bemeſſen, daß ſie ſofort nach dem Start um etwa 40 v. H. gedroſſelt werden kön⸗ Der Tragflügel hat eine Spannweite von 46 Metern und nahezu 500 Quadratmeter tra⸗ gende Fläche. Auf ihm erheben ſich 6 Traggerüſre, welche die Motorgondeln aufnehmen und unter ſich durch eine beſondere Tragfläche verbunden ſind. Jede Motorgondel trägt je einen Motor mit Zug⸗ bezw. Druckpropeller.— Hinter der Maſchinenzentrale liegt der Raum für Funkentelegraphie und dahinter der Hilfsmaſchinenraum, in dem ein Verbrennungs⸗ motor die Kraftquelle für Licht, Lenzpumpen, Fun⸗ kentelegraphie u. a. bildet. Im mittleren, dem in halber Höhe des Flugſchif⸗ ſes gelegenen„Hauptdeck“, das mit 20 Meter Länge das größte der 3 Decks iſt, liegen die Räume zur Unterbringung der Paſſagiere für Tag und Nacht. Hinter den Schlafkabinen befindet ſich die Küche, an die ſich noch ein Schlafraum für die Köche anſchließt. Im unterſten Deck, das durch mehrere Schotten in einzelne Abteilungen zerlegt iſt, wer⸗ den Betriebsſtoffe, Erſatzteile, Proviant, Gepäck, Fracht u. dergl. gelagert. Es können etwa 16 000 Li⸗ ter Benzin und 1500 Kilo Oel mitgeführt werden. Die Unterbringung der Betriebsſtoffe in einem beſonderen Raum, fern von den Motoren er⸗ höht die Feuerſicherheit des Flugſchiffs erheblich, beſonders, wo dieſer Lager⸗ raum in ſich nochmals durch Schotten unterteilt iſt und durch Schutzgas geſichert werden kann. Der führende Gedanke, der dem Bau eines der⸗ artigen Rieſenflugzeuges zu Grunde lag, war der, daß durch Vergrößerung der Abmeſſungen Sicher⸗ heit und Wirtſchaftlichkeit bedeutend geſtei⸗ gert werden können. Wir ſahen, daß die Urſache der meiſten bisherigen Flugunfälle— Ueberlaſtung der Piloten, Ueberanſtrengung der Motoren, unvollkom⸗ mene Zugänglichkeit zu den Benzin⸗ und Oelleitun⸗ gen, ſowie Brände infolge zu geringen Abſtands der Betriebsſtoffe von den Motoren— bei„Do. X“ ſo gut wie ausgeſchaltet ſind, alſo die Sicherheit be⸗ deutend geſteigert iſt. Dies wird noch im beſonderen Maße dadurch erreicht, daß Zweckmäßigkeit der An⸗ lage und Aufteilung der Arbeitsgebiete jederzeit ſchnellſte Unterrichtung der für den Geſamtbetrieb verantwortlichen Schiffsleitung gewährleiſten und jedes Mitglied der Beſatzung an den Platz der eige⸗ nen Verantwortung weiſen.— Aber auch die zweite, an den Bau des Flugſchiffs geſtellte Forderung, Verbeſſerung der Wirtſchaftlichkeit, iſt er⸗ füllt, da„Do&“, im Gegenſatz zu den bisherigen Flugzeugen, in der Lage iſt, ſelbſt bei großen Fern⸗ flügen eine beträchtliche zahlende Laſt mit ſich zu führen. Die Geſamtleiſtung des„Do X“ läßt ſich auch dahin ausdrücken, daß das Schiff mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von etwa 200 Stundenkilometer 100 Perſonen mit je 100 Kilo Gepäck über mehr als 1000 Kilometer befördern kann. Bei geringerer Belaſtung erhöht ſich der Aktionsradius in erheblichem Maße. „Do“, ein Erfolg deutſcher Arbeit, iſt eine techniſche Leiſtung allererſten Ranges, auf die wir mit Recht ſtolz ſein können und die einen neuen Zeitabſchnitt im Fernverkehrsflug ein⸗ leitet. Ein regelmäßiger transatlanti⸗ ſcher Verkehr mit Flugzeugen iſt aber heute trotz zu denen, die den Luftkampf in Flandern vom Anfang bis zum Ende mit unerſchütterlichem Opfer⸗ mut mitgemacht haben. In mehr als 2000 Flug⸗ ſtunden vor dem Feinde errang er zahlreiche Luft⸗ ſiege und war vorbildlich in Schneid, Beſonnenheit und Beherrſchung der Waffe. Selbſt die Gegner würdigten ſeine Leiſtungen. So gab ein engliſcher Militärſchriftſteller erſt kürzlich in ſeinem Werk „Geſchichte einer Nordſeeflugſtation“ dieſer Wert⸗ ſchätzung folgenden Ausdruck: Unſer Feind, der ſehr geſchickt durch Oberleutnant d. R. Chriſtianſen ge⸗ führt wurde, bewies bei ſeinen Unternehmungen außerordentliche Tapferkeit und Klugheit. Dieſer Offizier war Seemann von Beruf, daneben ein vol⸗ lendeter Flieger, ausgezeichneter Schütze und Sportsmann!“ Nachdem ſich Chriſtianſen mehrfach ausgezeichnet hatte, wurde er im Juni 1917 wegen„Tapferkeit vor dem Feinde“ zum Oberleutnant befördert und bald darauf zum Leiter der Seeflugſtation Zee⸗ brügge ernannt. Am 11. Dezember 1917 gelang es ihm, das engliſche Luft ſchiff C 27 zu vernichten, „Do X“ vor dem Start zum Europa- und Transozeanflug Das Rieſenflugboot wird in Altenrhein am Bodenſee aus der Halle gebracht. aller Neuerungen noch nicht durchführbar, da gewiſſe Schwierigkeiten, wie nicht genügend Reſerve an Ak⸗ tionsradius bei Sturm oder Nebel, Motorpannen und Nebellandungen noch nicht völlig überwunden ſind. Auch die Geſchwindigkeiten genügen noch nicht, Der Kommandant des Dornier⸗Flugſchiffs„Jo u“ Der Führer des„Do“, Kapitänleutnant d. R. Friedrich Eriſtianſen, zeigte bereits vor dem Kriege ein ſo ausgeprägtes Intereſſe für das Flugweſen, daß er ſeine Stellung als Kapitän eines Handelsdampfers aufgab und ſich im Jahre 1913 zum Flieger ausbilden ließ. Im Kriege war er einer unſerer erfolgreichſten Seeflieger und gehört das nach einem Gefecht von nur 2 Minuten bren⸗ nend in die See ſtürzte. Für dieſe außergewöhnlich ſchneidige Tat erhielt er den„Pour le mérite“ und wurde von ſeiner Vaterſtadt Wyk auf Föhr zum Ehrenbürger erngunt. Weitere erfolgreiche hielt er für die Rettung von 120 Paſſagieren eines geſtrandeten amerikaniſchen Dampfers die Große Goldene Medaille der„Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger.“ Im Jahre 1929 erging dann der ehrenvolle Ruf an ihn, das Kommando über„Do&“ zu übernehmen. Erwähnt ſei noch, daß Chriſtianſen 40 Jahre alt und ſein Bruder der Offizier iſt, dem 1915 auf Dampfer„Rubens“ der ſchneidige Durch⸗ bruch nach Oſtafrika gelang, wodurch unſerer Schutz⸗ truppe die dringend benötigte Ausrüſtung an Muni⸗ tion, Waffen und Kleidungsſtücken zugeführt wurde. —— Wo die Anterwelt ihre Tolen läßt Sehr ergötzlich iſt die Sache gerade nicht zu leſen, aber der Vorfall entbehrt auch nicht des grimmigen Humors. Entdeckte da vor einiger Zeit ein Auf ſeher im Leichenhaus eines Marſeiller Friedhofez einen Toten, der keine Viſitenkarte bei ſich führte Das heißt, der arme Mann lag öhne amtlichen Ein⸗ lieferungsſchein, der Namen, Wohnung, Todesurſach und andere nützliche Angaben enthalten hätte, auf der Bahre. Ach, dachte der biedere Angeſtellte, der Zettel wird wohl nachgeliefert werden, und ſchob den Toten in eine Ecke. Leider beſt⸗kigte ſich ſeine Hoff⸗ nung nicht, denn kein Menſch kümmerte ſich um die Leiche. Wenn letztere ſich nicht ſchließlich durch ver⸗ ſtärkten Geruch ſelbſt bemerkbar gemacht hätte, ſo würde ſich der Aufſeher vielleicht heute noch mit der Hoffnung auf das ſchließliche Eintreffen des Ein⸗ lieferungsſcheines getröſtet haben. So blieb ihm nichts anderes übig, als den Fall zu melden: „Wo bleiben die Papiere?“—„Papiere?“ wunderte ſich die Friedhofsverwaltung.„Für den Mann haben wir keine!“ Nun wurde der geſamte ein wenig ſchwerfällige Verwaltungs mechanismus in Bewegung geſetzt. Standesämter, Polizei, Leichen⸗ frauen, Aerzte, Beerdigungsunternehmer wurden ge, fragt:„Wißt Ihr nichts über den Toten?“ Alle konnten nur antworten, daß die Toten, mit denen ſie zu tun gehabt hatten, von ihnen ordnungs⸗ gemäß weierbefördert worden waren, bis ſie ihr kühles Gub erreicht hatten. Blieb alſo nur die geradezy unglaubliche Möglichkeit, daß irgend⸗ welche Leute, die das Tageslicht ſcheuen mußten, den Toten nächtlicherweile unter die anderen Leichen ge⸗ ſchmißgelt und aufgebahrt hatten. Nun kam man ſchleßlich auf den Einfall, den Unbekannten ſelbſt zu befragen. Ein Arzt ſollte die Autopſie vorneh⸗ mm. Dieſe verlief aber ergebnislos, weil ſchon rechlich viel Zeit verſtrichen war, und der Tote he⸗ wehrte ſein Geheimnis. Was nun? Das Rätſel⸗ aten iſt im beſten Gange. Alle möglichen Vermu⸗ tungen werden aufgeſtellt, ſelbſt die, daß es ſich um den verſchollenen engliſchen Konſul in Marſeille Lee handeln könnte. Doch nichts Genaues weiß man, und das einzige, was nunmehr ſicher feſtzuſtehen ſcheint, iſt die wenig erbauliche Gewißheit, daß die Marſeiller Unterwelt neue Mittel und Wege entdeckt hat, um ſich ihrer Opfer zu entledigen. Da ſie leider verſpricht, ſich nach Chicagoer Vorbild zu entwickeln, ſo werden die Friedhofsverwaltungen für ihre Auf⸗ ſeher den Nachtdienſt einführen müſſen. Die älteſte amerikaniſche Eiſenbahnſtrecke Die Hudſon⸗Eiſenbahngeſellſchaft beabſichtigt eine Verkehrsſtrecke ſtill zu legen, die der älteſte Schienen⸗ weg in den Vereinigten Staaten iſt Die Strecke ver⸗ bindet Racket Brbok und Honesdale in Pennſyl⸗ vanien, iſt etwa dreißig Kilometer lang und wurde in den Jahren 19289 erbaut. Sie hat alſo das für eine Eiſenbahnlinie immerhin ehrwürdige Alter von rund hundert Jahren erreicht. Die Bahnſtrecke iſt ſeinerzeit erbaut worden, um Kohlen aus einem boraſſo in den amerikaniſchen Anden gehalten, die im ewigen Eis und Nebel ſchlummert. Dieſer Berg⸗ gipfel, der die Höhe von 5310 Meter erreicht, verlor ſeinen Ruhm, als man in Aſien ſeinen Konkurrenten entdeckte, und zwar den Bergrieſen Gauriſankar in der Himalayabergkette. Dieſer Berg hat eine Höhe von 7150 Meter über dem Meeresſpiegel. Auch dem Gauriſankar wurde die Königswürde genom⸗ men. Es erwies ſich nämlich, daß ſein Nachbar Evereſt noch bedeutend höher iſt, und zwar 8800 Meter. So galt der Mount Evereſt viele Jahre hin⸗ durch als König der Berge. In letzter Zeit wird aber immer häufiger behauptet, daß Evereſt und mit ihm auch die ganze Himalaykette zu Gunſten des Bergmaſſivs Karakorum an der Grenze zwiſchen China und Tibet entthront werden muß, Man nimmt ſchätzungsweiſe an, daß der Berg Gang⸗Ka, der höchſte der Karakorumkette, die Höhe von 9000 Meter erreicht. Eine wiſſen⸗ ſchaftliche Expedition wurde kürzlich von der chineſi⸗ ſchen Univerſität Kanton ausgerüſtet und in die Gegend von Karakorum entſandt, um auf Grund ge⸗ nauer Abmeſſungen die Höhe des Gang⸗Ka⸗Berges feſtzuſtellen. * Die überraſchten Banditen. In New Pork erlebten mehrere Banditen, die einen geheimen Spielklub um die Kaſſe berauben wollten, eine unangenehme Ueberraſchung. Als ſie nämlich in den Zigarrenladen eindrangen, in deſſen Hinter⸗ zimmer 25 Spieler verſammelt waren, trafen ſie zwei Geheimpoliziſten, die dem Klub das Handwerk legen ſollten, bereits an Ort und Stelle. Sofort entſpann ſich ein erbitterter Kampf zwiſchen den Banditen und den Wächtern des Geſetzes. Eine Reihe von Schüſſen wurden gewechſelt, die zum Teil in das Hinterzimmer drangen und mehrere Spieler verwundeten. Einer der Banditen wurde getötet, ein anderer ſo ſchwer verletzt, daß man ihn auf der Flucht einholen und kurz vor dem Beſteigen eines Automobils feſtnehmen konnte. Die anderen Banditen entkamen. Die Mitglieder des Spielklubs konnten zum größten Teil verhaftet werden. f nen, ſo daß ſelbſt bei Abſtellen oder Ausfall von 4 um allen Stürmen trotzen zu können. Am meiſten Kriegshandlungen, daruf ter noch im Juli 1918 die Bergwerk 1985 dem e 5 befördern. 5 1 0 non ihnen der Weiterflug gewährleiſtet iſt. Dieſe Ausſicht auf baldige ſichere Durchführbarkeit und Vernichtung eines engliſchen-Boots, brachten ihm den letzten Jahrzehnten iſt der Verkehr immer me 4 9 Kraftreſerve, die als hocheinzuſchätzender Sicher. wirtſchaftlichen Erfolg im Ueberſeeflug bietet vor⸗ die wohlverdiente Beförderung zum Kapitän⸗ zurückgegangen, ſodaß 5 Strecke heute nicht mehr 0 15 heitsfaktor, beſonders im Vergleich zu Maſchinen⸗ läufig der Luftpoſtverkehr mit Südamerika. leutnant, Lenkabel 1 85 Reber e 88 N a An 6 anlagen mit nur—4 Motoren, verfügbar bleibt, e Dieſer iſt in Etappen von Berlin über Sevilla oder Nach dem Kriege war Chriſtianſen zunächſt Flug: das Handelsamt in Waſhington zu entſchelden. möglicht gleichzeitig Schonung und Reparatur der e e idafrika lehrer und danach Leiter der C aſpar Werke 5 8 8 5 2 nach Rio de Janeiro auf einer Geſamtſtrecke von Travemünde. Im Jahre 1922 kehrte e dli 5 5 85 9 9 5 Tra vem de. Im Jahre 1922 kehrte er endlich Motoren. Ihre Ueberwachung 5 erde augängia, etwa 10 000 Kilometern in—5 Flugtagen geplant. zu ſeinem alte Ber zurück nd hat lange Jahr 8 da man von der Maſchinenzentrale aus durch im 8 i a. zn ſeinem alten Beruf zurück und hat lange Jahre aller 2 Tragflü 1 de Kriechſt 5. einzel Es wird aber noch viel Kleinarbeit und Organiſation als Kapitän des großen Motorſchiffs„Rio Bravo“ ö ragflügel liegende Kriechſtollen zu den einzelnen erfordern, um dieſes Projekt zu verwirklichen. der Reederei Schuldt⸗Flensburg zwiſchen Deutſch⸗* Mount Evereſt entthront? Eine zeitlang wurde 5 Motorenpaaren gelangen kann. land und Mexiko gefahren. In dieſer Stellung er⸗ für den höchſten Berg der Welt die Bergſpitze Chi m⸗ 1 ten Gewähr für* vorzügli che Su 1 N 8 5 5 11. Seite/ Nummer 515 Donnerstag, 6. November 1930 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 30 N—— 51 n un 7 3 m 1A en i b Nenn: 1 1 f 0 ö Die erfolgreiche Tonfilmposse igen nach d leichnamigen Operette mit Auf. Ab heute! Fre Asen 0 Eine Lore gei⸗ 5 fes 8 1. Aul Vincenti, Camilla von Hol- 15 Vom höchstenstockwerk bis zumkeller lay, Ida Wüst, Albert Paulig, e. lacht alles über Julius Falkenstein. 85 h 2 5 obi 3 Die 5 ich hab' im Traum delns Lippen besessen) Csikos— das ist der wilde Reiter der . ungarischen Ebene- der Cowbog der Pußta Wie solch ein wilder Reiter ist* Her he, 9 51 9 1 1— 5 9 K 7 icht G „Die Csikosbaroneg“— unbändig in i 9 g. 11185 Liebe. 1 in 1 5 85 H eu 0 m m ich 1 3u m ſſen, 5 j diesem Tonfilm klingt die ganze Süfle f man Lustspiel- f 17 5„ Melodie, mit ihrer 2 2 elbſt. e 2. Schwermut, ihrem hinreißenden Feuer. muß die ganze Stadt zuſammenrufen bei neh⸗ Schlager! e 4 Hierzu ein vorzüglicher stummer 5 chon 5 e e Dat Recht f dle de Macht be⸗ 1. as Recht auf die ersle Db bes nam 1 tſel⸗ mit Ronald Colman und AN E gibt S nämlich emen großen mu⸗ 2 Vilma Banky 8 U* 75 80 Nach dem gleichnamigen Bühnenschwank F 4 2„Wintermarkt“! 1 l 8 Regie: Georg Jacoby g 193 5 . Darsteller: Friz Kempers, Erliz Schulz, paul„ 5 5 1 7 1 knleeidemenn, Jahob Tiedſte, Figa Brink, Trude kreis, e Morgen um ½9 Uhr geht's los! 7 bSerlner, Truus van Aalten, Hedwig Wengel, b 8 ich Mig lat dectt 0 Josephine Dora, Curf Vespermann, Baul abends d Unr Spricht iarktplat“) f * 5 Hendtels. Viktor de Kowa. ö 1 F 0 En, 5 l luf⸗ 5 Aa ln dun gente rdf Bie gur e chnglen 0 6 ö N 5 N 5 9 e eee e N Thema: Neue okkulte Erlebnisse, Kundgebungen u. Heute donnerstag abend. 1 Forderungen einer übersinnlichen u. höheren Welt Sen 1 Sen 2 75 im tönenden Beiprogramm: Freunde elner neuen Gelstesriohtung sind höfl. eingeladen 755 1 nbi gene meen e e Weinhaus„Zum Rosenstock“ 5 N 1 UPPE NEIEIM- LI SkHAEEN illi 25 119 1 Se t ef im der ZUrEReI JJC. U billige Tage Telephon 31226 P. BRONNEPR N 2. 8 en- i 3 3 3 5 77= wſgzer wee 8 mit einem Doppelprogratmm Hasenpfeffer. 1 8 Mk..30 bis MK. 2. 115 f 1 5 d elboceſiea lelert pinlisst dds 5 1. 1030er Deidesheimer Tiergarten Riesling. 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Das Ver⸗ zeichnis der zu berückſichtigenden Forderungen kann auf der Geſchäftsſtelle des Amtsgericht Mannheim, B. G. 14, eingeſehen werden. Mannheim, den 5. November 1930. Der Konkursverwalter: gez. Dr. Horch. 15 220 g 8 , ENA ANNE“ 9 2 Bezu unſe: zuzü Kron Ne 8e 181