werden all. Art ttpreiſen 1420 Hebel, 325 96. zuzüglich Zuſtellgebühr.— Abholſtellen: 8e Luiſenſtraße 1.— Bezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM..— Waldhofſtraße 6, Kronprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, W Oppauer Straße 8, Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. ann Mannheimer General Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1, 46.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm ⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Einzelpreis 10 Pf. Auzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 82 mm breite Colonelzeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Mittag⸗Ausgabe Sanierungsprogramm durch Notverordnung? Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 26. Nov. Zur gleichen Zeit, da Herr Drewitz dem Kanz⸗ ler den Scheidegruß der Wirtſchaftspartei überbrachte, iſt vom Reichsjuſtizminiſter Dr. Bredt aus Mar⸗ burg, wo er ſich ſchon ſeit einigen Tagen aufhielt, das offizielle Demiſſionsgeſuch in Berlin eingetroffen. In dieſem Schreiben erklärt Dr. Bredt, daß er im Einvernehmen mit der Wirtſchaftspartei nunmehr endgültig dem Reichskabinett den Rücken wenden müſſe. Wie erinnerlich, hat die Wirtſchaftspartei bereits im September Dr. Bredt veranlaßt, um ſeine Demiſ⸗ ſion einzukommen. Auf Einwirkung des Reichs⸗ präſidenten blieb er aber als Fachminiſter im Amt. Diesmal wird man Herrn Bredt nicht halten. Die Wirtſchaftspartei hat ſich immer ſtärker von der Regierungspolitik diſtanziert, und es war ſchließlich nur noch eine Frage der Zeit, wann ſie offen ins Lager der Oppoſition übergehen würde. In der Begründung, die die Partei ihrem Beſchluß zu geben verſucht, werden die wahren Motive dieſes Schrittes verſchwiegen. Abgeſehen von dem Wunſch, die Aufmerkſamkeit der Oeffent⸗ lichkeit von den ſtarken inneren Zerwürf⸗ niſſen in der Reichstags fraktion abzu⸗ lenken, ſpielt zweifellos das rein parteiegoiſtiſche Moment die Hauptrolle. Der Wirtſchaftspartei iſt die von der Regierung ein⸗ geleitete Preisſenkungsaktion aus dem Ge⸗ ſichtswinkel ihrer Intereſſenpolitik heraus betrachtet, im Innerſten zuwider. Sie fürchtet ſich da⸗ vor, gegenüber ihrer Wählerſchaft die Verantwor⸗ tung für die Preisſenkungsmaßnahmen mit zu übernehmen und ergreift unter Vorſpiegelung all⸗ gemein politiſcher Gründe die Fahnenflucht. Das Organ des Kanzlers, die„Germania“, bezeichnet die Motivierung des Beſchluſſes als eine„glatte Un wahrheit“: „Der Reichsrat hat und zwar unter Zuſtimmung auch gerade dieſer rechtsgerichteten Vertreter das Programm der Regierung verabſchiedet. Die Regie⸗ kung hat ſelbſt den Standpunkt vertreten, daß dieſes Programm unverkürzt und ohne Veränderung weſentlicher Teile von den Parteien angenommen werden müſſe. Kanzler und Kabinett halten an die⸗ ſer Auffaſſung unbedingt feſt. Wo in aller Welt kann da von der Preisgabe lebenswichtiger Intereſſen des Volkes und der Wirtſchaft geſprochen werden? Wo bon einer Anlehnung an die Sozialdemokratie? Ge⸗ kabe dte Wirtſchaft iſt es, die auf das Zuſtandekom⸗ men dieſes Programms drängt, und wenn die Re⸗ kerung entſchloſſen iſt, ihr Programm, ſo, wie es vorliegt, durchzuſetzen, dann iſt es geradezu unglaublich, daß eine Partei aus engſten Parteigeſichtspunkten heraus die Dinge einfach umdreht.“ . onſt muß ſich die Wirtſchaftspartei, die ja ſtets ein unſicherer Kantoniſt und ein enkant terrible im Kabinett geweſen iſt, in der Berliner Preſſe eine ſcharfe Kritik ihres verantwortungs⸗ loſen Verhaltens gefallen laſſen. Als die Wirtſchaftspartei ſeiner Zeit auf den Austritt Dr. Bredts drang, wurde ſie von der Ab⸗ ſicht geleitet, auf die Art eine Umbildung des abhinetts nach rechts hin zu erzwingen. Der Kanzler hat das damals abgelehut und wird auch jetzt nicht dazu zu bewegen ſein. Der Rücktritt k. Bredts wird zunächſt alſo auf die Zuſammen⸗ ſezung des Kabinetts keine weitergreifenden Folgen haben, da das Kabinett Brüning ja keine partei⸗ hebundene Regierung iſt. Man wird vermutlich den freiwerdenden Poſten einſtweilen offen halten und interimiſtiſch verwalten laſſen, ähnlich, wie das ja auch beim Reichswirtſchaftsminiſterium der Fall iſt. Durch die Losſagung der Wirtſchaftspartei von der Regierung ſind die Ausſichten für den Kanzler, eine parlamentariſche Mehrheit für das Regierungsprogramm zu gewinnen, die ohnehin nicht ſehr ſtark waren, noch mehr 1 zuſammengeſchrumpft damit wächſt die Wahrſcheinlichkeit, daß Dr. Brüning ür die Verabſchiedung der Finanzgeſetze zwangs⸗ ufig auf den Weg der Notverordnung ge⸗ Mittwoch, 26. November 1930 rst die Partei, dann das Vaterland! Scharfe Kritik der Preſſe an dem verantwortungsloſen Verhalten der Wirtſchaftspartei Starke Erregung gegen Polen Der Aeberfall polniſcher Banditen auf das deutſche Dorf Golaſſowitz Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 26. Non. Die Erregung über den ungeheuerlichen Terror in Oſtoberſchleſien iſt in ſtändigem Wachſen begriffen. Zahlreiche Parteien, Verbände und Organiſationen verlangen in Entſchließungen ein energiſches Vorgehen der Reichsregierung, die mit Telegrammen überſchüttet wird. Inzwiſchen haben auch mehrere Fraktionen des Reichstages bereits zu den unerhörten Vorgängen Stellung genommen. In Berliner politiſchen Kreiſen hält man die Maß⸗ regelung der kleinen Beamten in Hohenbirken, wenn ſie auch ein Schuldbekenntnis Polens bedeutet, für völlig ungenügend und iſt der Meinung, daß die Ab⸗ berufung des zuſtändigen Woywoden Graszynſki und die Auflöſung der Kampfverbände gefordert werden müſſe. Das Kabinett wird ſich dieſer Tage erneut mit den polniſchen Uebergriffen beſchäftigen und ſich bei der Gelegenheit auch daran zu erinnern haben, daß ſeit Anfang November dieſes Jahres vier Führer der deutſchen Minderheit in der ehemals weſtpreußiſchen Stadt Neuſtadt in polniſcher Unterſuchungshaft ge⸗ halten werden, weil man ihnen ihr Eintreten für die deutſchen Volksgenoſſen bei den Sejmwahlen als Staatsverbrechen gegen Polen auslegt. Ueber die Vorgänge in dem Dorfe Golaſſo⸗ witz werden der D. A. Z. aus Breslau noch fol⸗ gende Einzelheiten berichtet: In der Nacht zum Samstag kam aus Sorau im Kreiſe Pleß ein Radfahrer nach Golaſſowitz, einem deutſchen Bauerndorf von etwa 700 Einwohnern. Der Radfahrer verſtändigte den evangeliſchen Pfarrer Hirlfinger, daß aus Sorau, einer Hochburg der Auf⸗ ſtändiſchen, etwa 20 Mann unterwegs ſeien, die das Gemeindehaus und die Schule überfallen wollen, um den Pfarrer und den Lehrer nieder⸗ zuſchlagen, die als Führer des Deutſchtums weithin bekannt ſind. Die Kunde von dem Ueberfall durcheilte das Dorf wie ein Lauffeuer. Inzwiſchen rückten die Aufſtän⸗ diſchen an, die vor dem Ort von dem Polizeibeamten Schnapka erwartet wurden, der in Golaſſowitz ſtationiert war. Schnapka ſollte die Aufſtändiſchen zum Pfarrhaus führen. Als die an der Straße nach dem Ort aufgeſtellten Deutſchen die Ankunft der ſchwerbewaffneten Aufſtändiſchen gemeldet hatten, läutete der Küſter die Sturmglocke. Daraufhin ſammelten ſich 70—80 Deutſche und empfingen die Anrückenden. Es kam zu einem Kampf, in deſſen Verlauf die Aufſtändiſchen in die Flucht geſchlagen wurden. Auf beiden Seiten blieben Verwundete zu⸗ rück. Schnapka wurde mit mehreren Stich⸗ wundenſterbend aufgefunden und in die Schule getragen, wo er ſtarb. Der Pfarrer Hirl⸗ finger, gegen den ſich die beſondere Wut der Polen richtet, hatte inzwiſchen in Kattowitz eine Unter⸗ redung mit dem Kirchenpräſidenten und dem Präſi⸗ denten Calonder, dem er die Terrorakte ſchilderte und für die deutſche evangeliſche Gemeinde um Schutz hat. * wieſen wird. Das um ſo mehr, als gewiſſe Teile des Sanierungsprogramms, wie das Plafondgeſetz, die Vorlage über die Kürzung der Beamtengehälter verfaſſungs ändernden Charakter haben und die erforderliche qualifizierte Mehrheit ohnedies nicht erlangen würden. Bei den fünf Geſetz⸗ entwürfen, die im Steueryereinheitlichungsgeſetz zu⸗ ſammengefaßt ſind, iſt die Frage, ob ſte verfaſſungs⸗ ändernd ſind, umſtritten. Die Reichsregierung ſteht in Uebereinſtimmung mit der Mehrheit des Reichs⸗ rats auf dem Standpunkt, daß zwar das Gebäude⸗ entſchuldungsſteuergeſetz und das Geſetz über den Uebertritt von Beamten in den Reichsdienſt im Fall der Steuervereinheitlichung verfaſſungsändernd ſind, daß aber für das Grundſteuerrahmengeſetz, das Ge⸗ werbeſteuerrahmengeſetz und das Steueranpaſſungs⸗ geſetz die einfache Mehrheit genügt. Im Gegenſatz zu der von der Oppoſition vielfach vertretenen Auf⸗ faſſung, daß verfaſſungsändernde Geſetze nicht durch Notverordnungen in Kraft geſetzt werden dürften, iſt die Reichsregierung, auf eine Reihe von Sachverſtändigengutachten geſtützt, der Anſicht, daß auch bei ſolchen Vorlagen der Artikel 48 angewendet werden kann. In politiſchen Kreiſen nimmt man an, daß das Kabinett, wenn es ſich zur Notverord⸗ nung entſchließen ſollte, das Sanierungs⸗ programm in der Form einbringen wird, die es in den Beratungen des Reichsrats erhal⸗ ten hat. Eine verfaſſungsrechtliche Verpflichtung hierzu liegt indes nicht vor. Die Regierung kann, wenn ſie will, auch auf die urſprüngliche Faſſung zurückgreifen. Die Ermächtigung des Reichspräſidenten zum Gebrauch des Artikels 48 wird Dr. Brüning erſt einholen, wenn die Beſprechungen mit den Parteiführern abgeſchloſſen ſind. Heute wird der Kanzler, was bemerkenswert iſt, noch einmal die Sozialdemokraten, dann die Deutſchnationalen und ſpäter die Natio⸗ nalſozialiſten empfangen. Natürlich rechnet die Regierung damit, daß die Oppoſitiobn bei Anwendung des Artikels 48 im Reichstag den Antrag auf Auf⸗ hebung der Notverordnung ſtellen wird. Der Kanzler hofft indes, daß ein ſolcher Antrag keine Mehrheit finden werde. Er geht dabei offenbar von der Erwägung aus, daß, abgeſehen von den Extremen zur Rechten und Linken, es keine Partei auf eine abermalige Parlamentsauflöſung ankom⸗ men laſſen wird. Begegnung Grandi Litwinow Telegraphiſche Meldung — Rom, 25. November. Die Blätter berichten ausführlich über die Zu⸗ ſammenkunft Grandis und Litwinows in Mailand. Der Mailänder„Popolo'Italia“ verweiſt darauf, daß einige ausländiſche Zeitungen die Mailänder Begegnung mit der Anweſenheit des Grafen Bethlen in Berlin und mit der bevorſtehenden Rom⸗Reiſe des türkiſchen Außenminiſters in Zuſam⸗ menhang bringen. Das Geſpenſt jenes türkiſch⸗ ruſſiſch⸗germaniſchen Blockes, ſo fährt „Popolo'Italia“ fort, von dem die Pariſer Blät⸗ ter und die Staaten der Kleinen Entente träumen, erſchien ſofort als bedrückende Wirklichkeit und er⸗ wecke anſcheinend bei zahlreichen nicht gutgewillten Perſonen ernſte Befürchtungen. „Giornale'Jtalia“ betont, der Frieden und die internationale Eintracht beſäßen in allen Teilen Europas gleichen Wert, ſowohl im Oſten wie im Weſten, Für dieſen Frieden habe die Ver⸗ ſchiedenartigkeit der Regierungsfor⸗ men, die eine interne Angelegenheit eines jeden Landes ſeien, keine Bedeutung. Sowjetruß⸗ land ſtelle einen internationalen Faktor dar, mit dem zuſammenzuarbeiten es im nationalen und internationalen Intereſſe nützlich und notwen⸗ dig ſei. Die Grundlagen für die italieniſch⸗ruſſiſche Arbeit würden ſelbſtverſtändlich durch die wirtſchaft⸗ lichen Intereſſen der beiden Länder beſtimmt. Die Begegnung von Mailand habe zu einer Klärung und Annäherung in otelen internatio⸗ nalen Fragen beigetragen, an denen die beiden Länder intereſſiert ſeien. Was ſagt Paris? Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 26. Nov. Die Beſprechungen Litwinows mit Grandi wer⸗ den in Pariſer Regierungsblättern teils ironiſch be⸗ handelt teils ſucht man daraus den Schluß zu ziehen, daß Italiens Lage ſehr ungünſtig ſein müſſe, wenn es ſich auf eine Abenteurerpolitik mit Rußland ein⸗ läßt. Das„Journal“ empfiehlt der franzöſiſchen Diplomatie, Italien präziſe Vorſchläge über die Bil⸗ dung eines europäiſchen Blocks zu machen, der die Sicherung geordneter Verhältniſſe auf dem Kontinent gewährleiſten ſoll, 141. Jahrgang— Nr. 540 Die polniſchen Graphologenwahlen Die Wahlen zum vierten polniſchen Reichstag ſeit dem Wiedererſtehen eines polniſchen Staates hat man in ſcharfer Weiſe als Säbel⸗ und Gendar⸗ menwahlen gekennzeichnet. Aber das war für alle polniſchen Wahlen typiſch. Das wirklich Neue, das Pilſudſki bei der Durchführung des Wahlbetruges geſchaffen hat, war die Mitwirkung von Graphologen bei der Wahl des Regierungs⸗ blocks. Mit dieſer Hilfstruppe ſicherte er ſich nach der Darſtellung des„Mancheſter Guardian“ durch Außerkraftſetzung von 24 Wahlvorſchlägen der geg⸗ neriſchen Parteien mehr als ein Drittel der 444 Sitze des neuen Reichstages. Die pilſudſkitreuen Wahl⸗ kommiſſare hielten in den Bezirken, in denen die Regierungsparteien überhaupt keine nennenswerten Ausſichten hatten, Sonderſitzungen mit irgendwo auf⸗ gegriffenen Graphologen ab, bei denen die Unter⸗ ſchriften auf den Wahlvorſchlägen geprüft wurden. Der Graphologe hatte nur feſtzuſtellen, daß dieſe oder jene Unterſchrift keinen Originalcharakter trage, und er tat das auch; denn er wurde ja dafür bezahlt. Auf dieſem endlich einmal neuen Wege erfolgte die Un ⸗ gültigkeitserklärung der Vorſchläge, und damit war die Wahlentſcheidung in dieſen Be⸗ zirken ſchon zu Gunſten Pilſudſkis gefallen. Dieſes „wiſſenſchaftliche“ Manöver ſchädigte ſämtliche Oppoſitionsparteten. Korfantys„Polonia“ beſchei⸗ nigt das Pilſudſki mit der gleichen Entrüſtung wie die dem Diktator abſeits ſeiner Getreuen noch am nächſten ſtehende nationaldemokratiſche„Gazeta War⸗ ſzawſka“, und beide halten ihm gleichzeitig vor, daß ſein„Wahlſieg“ ſich auf die nichtpolniſchen Analpha⸗ betenprovinzen des polniſchen äußerſten Oſtens ſtütze. Die wirklichen Polen hätten ſo gut wie geſchloſſen gegen Pilſudſki geſtimmt und würden nicht ruhen, bis er niedergerungen wäre. Zu dieſer innerpolitiſchen Angelegenheit iſt ledig⸗ lich hervorzuheben, daß Pilſudſkis Kampf mit dem Reichstag von 1928 aus einer Verfaſſungsreform her⸗ vorging, die dem Staatsoberhaupt Diktatorenrechte zugeſtehen wollte. Daran ſind fünf polniſche Regie⸗ rungen ſeit 1928 zugrunde gegangen, und Pilſudſki ſteht ſich auch heute außerſtande, dieſen Weg im Seim zu erzwingen, weil er von der erwarteten verfaf⸗ ſungsändernden Zweidrittelmehrheit weit entfernt geblieben iſt. Man begreift deshalb den Stoßſeufzer im„Echo de Paris“:„An dem ariſtokratiſchen Parlamentaris⸗ mus iſt Polen einmal zugrunde gegangen, und mit dem demokratiſchen weiß es nichts anzufangen.“ Deutlicher wird das ſchon erwähnte engliſche Blatt, wenn es darlegt:„Dieſe Wahlen ſchufen einen Klaſſenhaß von ſolcher Erbitterung, wie ihn Polen niemals erlebte— vermutlich den ſchlimmſten irgend eines Landes in Europa—, und einen Nationalhaß, au den alles, was ſich jemals in Irland zutrug, nicht heranreicht. Die Zukunft Po⸗ lens liegt nun in völligem Dunkel. Die Grundlagen ſozialer Geſundheit und nationalen Lebens ſind zer⸗ ſchlagen, und ſehr zahlreiche ſachliche Veurteiler der Lage Polens haben heute die Ueberzeugung, daß es unaufhaltſam einer revolutionären Erſchütterung entgegen treibt.“ Es iſt für Deutſchland wichtig, ſolche ausländiſche Stimmen für die Einſchätzung der heutigen Zuſtände Polens zur Kenntnis zu nehmen, weil die gehäſſige Antideutſchland⸗Politik dieſes öſtlichen Nachbar⸗ landes uns mit ungünſtigen Vorurteilen belaſtet haben könnte. Wenige Reiſeſtunden von unſerer Reichshauptſtadt gibt es heute ein Land in bei⸗ ſpielloſem innerem Wirrwarr. Daran ändert nichts die Diktatur Pilſudſkis; denn dieſer hat ſeit dem Staatsſtreich vom 15. Mai 1926 in keinem Augenblick ein polttiſches Programm und einen politiſchen Weg erkennen laſſen. Das können wir ohne perſönliches Mißbehagen ausſprechen, weil er bisher als Haſſer Deutſchlands nicht ausdrücklich hervorgetreten iſt. Gleichzeitig verſchließen wir aber nicht die Augen vor der Tat⸗ ſache, daß Pilſudſki ſeine Wahlbeeinfluſſung gegen Oppoſttion und Minderheiten am rückſichtsloſe⸗ ſten im Korridorgebiet wirken ließ. Den ſicherſten der deutſchen Wahlkreiſe im Bezirk von Graudenz ſchaltete er auf graphologiſchem Wege aus. In Zalenze prüfte der Wahlkommiſſar die Stimm⸗ zettel und befahl unter Androhung der Todesſtrafe die Abgabe von pilſuoſkiſchen anſtatt deutſchen 2. Seite/ Nummer 549 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Mittwoch, 26. Novemver wody Stimmzetteln. In Bromberg⸗Hohenſalza gab es obendrein noch eine deutſch⸗polenfreundliche Gegen⸗ liſte unter Führung des Drogiſten Kindermann, eines Mannes aus Lodz, der während der Be⸗ ſetzungszeit den Franzoſen Separatiſten⸗ und Spitzel⸗ dienſte in Grevenbroich leiſtete und nach dem Abzug der Franzoſen in den Korridor auswanderte. Polni⸗ ſche Gendarmen mußten ſeiner Liſte am Wahltage deutſche Bauern mit Gewalt zutreiben, da ſie die „richtige deutſche Liſte“ ſei. Derartige Ausſchreitun⸗ gen ſind nur gegen deutſche Minderheiten verübt worden. Außer der graphologiſchen Beiſeiteſchiebung von 60 000 deutſchen Stimmen wurden im Korridor 50 000 ſtimmberechtigte Deutſche einfach aus den Liſten geſtrichen. Die Bedrängnis der Deut⸗ ſchen durch Polen führt auf jeden Fall zu ſcharfen Spannungen mit Deutſchland! Paſltor Hirlfinger bei Calonder Telegraphiſche Meldung Kattowitz, 25. Nov. Wie die„Kattowitzer Zeitung“ meldet, hatte der Paſtor Hirlfinger in Gegenwart des Kirchenpräſi⸗ denten Voß ⸗Breslau eine etwa halbſtündige Unter⸗ redung mit Präſident Calonder. Dem Präſiden⸗ ten wurde auch die Bitte unterbreitet, der deutſchen evangeliſchen Gemeinde in Golaſſowitz zu einem aus⸗ reichenden Schritt zu verhelfen. In Golaſſowitz ſelbſt ſind inzwiſchen 30 Perſo⸗ nen, darunter der Küſter und Organiſt, verhaf⸗ tet worden. Dieſe wurden zunächſt im Keller der Polizeikommandantur untergebracht. In der Stadt ſind von Aufſtändiſchen geſtellte Wachen aufgezogen. 3,484 Millionen Deutſche ſuchen Arbeit Telegraphiſche Meldung Berlin, 26. Nov. Das Anwachſen der Arbeitsloſigkeit, das regel⸗ mäßig um dieſe Jahreszeit einſetzt, iſt nach dem Bericht der Reichsanſtalt in der erſten Hälfte des November annähernd in dem erwarteten Umfange eingetreten. Die Zahl der Hauptunterſtützungs⸗ empfänger in der Arbeitsloſenverſicherung iſt um rund 100 000 auf 1661159 geſtiegen, während in der gleichen Zeit des Vorjahres die Zunahme rund 124 000 betrug. In der Kriſenunterſtützung mit 537 613 Unterſtützten iſt ein Mehr von rund 27 100 zu verzeichnen(i. V. rund 6009). Damit haben dieſe beiden Unterſtützungseinrichtungen zufſammen eine Belaſtung von rund 2 200 00 0 erreicht. Die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden bei den Arbeitsämtern iſt um mehr als 230 000 angewachſen und beträgt jetzt rund 3 484 000 Perſonen. Hugenbergs Fülmgeſchäfte Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 26. Nov. Im„Jungdeutſchen“ macht der Reichstagsabg. Abel über die Filmgeſchäfte Hu gen ber.gs Angaben, die geeignet ſind, einiges Aufſehen zu er⸗ regen. Danach hat die Ufa, in der Hugenberg, wie bekannt, die ausſchlaggebende Rölle' ſpielt, mit der Union der Sozialiſtiſchen Sowfetrevubliken einen Vertrag abgeſchloſſen, nach dem die Ufa in Sowjetrußland in mehreren tauſend Kinotheatern das Monopol beſitzt. Die Vorführung eines Ufa⸗ films bis zu 200 Metern Länge in bolſchewiſtiſchen Theatern koſtet, ſo behauptet Herr Abel, die deulſchen Firmen, die die Ufa des Herrn Hugenberg zum Ge⸗ ſchäftemachen mit Rußland einlädt, nur 100/ pro Theater und Woche und zwar bei einem Mindeſt⸗ abſchluß auf 50 Wochen. Bemerkenswert iſt weiter die Feſtſtellung, daß die Initiative zu dem Unternehmen von Mos kau ausging und daß die Ufa als alleiniges deutſches Filmunternehmen für dieſe Propaganda von den Sowjets auserkoren wurde.— So weit Herr Abel. Man darf geſpannt ſein, was der Geheimrat Hugen⸗ berg, deſſen ſo gar nicht von nationalen Geſichts⸗ punkten diktierte Filmpolitik ſchon wiederholt die Oeffentlichkeit beſchäftigte, zu dieſen neueſten Ent⸗ hüllungen zu ſagen haben wird. Bergarbeiterſtreik in England? Die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen überfteigt bereits 2 285 000 Drahtung unſ. Londoner Vertreters i§ London, 26. Nov. Der Ausbruch eines ausgedehnten Kohlen⸗ ſtreiks am kommenden Montag erſcheint zur Zeit unabwendbar. Obwohl in einigen weiteren kleinen Bezirken Kompromiſſe zuſtandegekommen ſind, ſtehen ſich Bergarbeiter und Grubenbeſitzer in den wichtigen Revieren von Südwales und Schott⸗ land nach wie vor un nachgiebig gegenüber. Es ſind nur noch drei Verhandlungstage, in denen eine Einigung erzielt werden kann und die Preſſe iſt jetzt in hohem Maße ſkeptiſch geworden. Man weiſt darauf hin, daß die Grubenbeſitzer nicht einheitlich organiſiert ſind und eine Entſcheidung des Schlich⸗ tungsausſchuſſes oder eine Intervention der Re⸗ gierung nicht anerkennen würden. Auf eine andere Weiſe ſcheint aber der Konflikt überhaupt nicht mehr zu löſen zu ſein. Wie die Blätter mitteilen, ſind an den wichtigſten Kohlenhandelsplätzen bereits zahlreiche Vertreter deutſcher und amerikaniſcher Firmen eingetroffen, die An⸗ gebote für den Fall eines Streikes machen. Bekanntlich ſind ſeinerzeit bei dem großen Gruben⸗ ſtreik vom Jahre 1926 hier ſehr erhebliche Kontrakte auf deutſche und andere Firmen übergegangen, die England nicht hat zurückgewinnen können. Man befürchtet hier, daß dasſelbe auch jetzt wieder ein⸗ treten wird. Die Lage iſt umſo kritiſcher, als die all⸗ gemeine Wirtſchaftsdepreſſion noch immer nicht ihren ſchlimmſten Grad erreicht hat. Die Zahl der Arbeitsloſen ſteigt unaufhörlich. Die heute ausgegebene offizielle Ziffer überſt e igt 2285 000 und iſt damit weit über das Doppelte des gleichen Datums im vorigen Jahre geſtiegen. Konſervatives Vertrauensvotum für Baldwin Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 26. November. Die Palaſtrevolution in der Konſervativen Par⸗ tei, die durch den Aufſtand der Preſſelords gegen Baldwin entſtanden war, ſcheint jetzt wirklich beigelegt zu ſein. Die Blätter Rother⸗ meres und Beaverbrooks haben in der letzten Zeit über ihren Konflikt mit der Konſervativen Partei mehr oder weniger geſchwiegen und auf einer großen Parteiverſammlung, die geſtern in London ſtattfand, erhielt Baldwin ein beinahe einſtimmiges Ver⸗ trauensvotum. Die Einheitsfront, die damit nach außen hergeſtellt iſt, dürfte zwar noch immer zu ſchwach ſein, um der Konſervativen Partei einen ernſthaften Angriff auf die Arbeiterregierung zu ermöglichen, die Anſüätze zu einer Ueberwindung der Zerſplitterung ſind jedoch da und werden für die innerpolttiſche Entwicklung von großer Bedeutung ſein. Auf der anderen Seite iſt es jedoch geſtern zum erſten Male zu einer feſten Zuſammenarbeit zwiſchen Macdonald und Lloyd George gekommen. Die Arbeiterregierung hat auf das Drängen der Liberalen ihre Geſetzesvorlage über die Ausdehnung der Schulzeit auf zwei Jahre verſchoben. Dieſe Maßnahme, auf die die Labour Party großen Wert gelegt hat, iſt alſo den Liberalen geopfert worden und man wird keine Zeit verlieren, den Preis dafür auf die Rechnung zu ſetzen. Die Liberalen ſind tatſächlich vorläufig an Händen und Füßen gebunden und müſſen die Re⸗ gierung unterſtützen. Lloyd George iſt trotz der ge⸗ legentlichen Proteſte ſeines rechten Flügels der un⸗ umſchränkte Herrſcher der Liberalen Partei und da er ſelbſt zur Zuſammenarbeit mit Macdonald neigt, dürften die gelegentlichen entgegengeſetzten Abſtim⸗ mungen einiger liberaler Abgeordneter keine große Rolle ſpielen. Ein beſonders günſtiger Umſtand für die Regie⸗ rung iſt die Tatſache, daß der liberale Abgeordnete Runeiman, Lloyd Georges Rivale auf dem rech⸗ ten Flügel, ſich dieſer Tage von der Politik zurück⸗ gezogen hat, um die Leitung einer großen Schiff⸗ fahrtsgeſellſchaft zu übernehmen. Eroͤbeben⸗Kataſtrophe in Japan . Telegraphiſche Meldung Tokio, 26. Nov. Die etwa 70 Kilometer ſüdweſtlich von Tokio ge⸗ legene Stadt Miſchima auf der Halbinſel Iſu iſt von einem ſchweren Erdbeben heimgeſucht worden. Etwa 900 Perſonen ſollen getötet oder verletzt worden ſein. Bisher ſind 15 Leichen geborgen. Nach dem Erdbeben brachen Brände aus. 5 Das Arkeil im Verliner Pollze!-Prozeß Berlin, 25. Nov. Das Schöffengericht Berlin Mitte, das ſich in zweitägiger Verhandlung mit den Prügeleien auf dem Polizeirevier 82 beſchäftigt hatte, verurteilte heute den Polizeioberwachtmeiſter Gertner wegen vorſätzlicher, körperlicher Mißhandlung im Amte zu vier Monaten Gefängnis, Polizeihaupt⸗ mann i. R. Alsdorf und Polizeioberſtleutnant Mader wurden freigeſprochen. In der Urteils begründung führte Land⸗ gerichtsdirektor Steinhaus aus: „Jeder rechtlich denkende Menſch wird mit dem Gericht das Bedauern ausſprechen, daß durch die Verhandlung, trotz ſachlicher und fleißiger Mitarbeit aller Prozeßbeteiligten es nicht möglich geweſen iſt, diejenigen Perſonen einwandfrei feſtzuſtellen, welche Die Halbinſel Iſu war in der letzten Zeit be⸗ reits mehrmals der Schauplatz ſchwerer Erderſchüt⸗ terungen. Das heutige Erdbeben begann um .03 Uhr und dauerte ungefähr zehn Minuten. In⸗ folge Störung der Verbindungen fehlen Einzel⸗ heiten, doch ſcheint es, daß großer Schaden in Mi⸗ ſchima ſelbſt und auch in der benachbarten Stadt Numaſu ſowie den benachbarten Dörfern angerichtet worden ſind. 8 f am Abend des 1. Mai 1929 auf dem Polizeirevier 82 die ſieben Nebenkläger in ſo beſtialiſcher Weiſe im Kreiſe der Polizeibeamten mißhandelt haben. Mit Recht ſagten der Staatsanwalt und der Nebenkläger und mit ihnen auch die Verteidiger, daß ſich die Haare ſträu⸗ ben, wenn man höre, wie mit dieſen ſieben Män⸗ nern, die völlig unſchuldig und einwandfrei als Bürger ihres Weges gingen, auf dem Po⸗ lizeirevier von Beamten der Polizei verfahren und wie ſie bearbeitet worden ſind. Das Gericht iſt überzeugt, daß ſich dieſem Bedauern auch die Polizeibehörde bis zum Miniſter anſchließt.“ Antrittsbeſuch Botſchafter von Schuberts beim König — Rom, 25. Nov. Mit dem übliche Zeremoniell hat heute der deutſche Botſchafter beim Qutrinal, von Schubert, dem König ſein Beglaubigungs⸗ ſchreiben überreicht. zu Ende, der früher Direktor . Dr. Dornier über„Do“ Telegraphiſche Meldung Berlin, 25. Nor. Dr. Dornier erklärt telephoniſch aus La Corung daß bei den bisherigen Flügen mit dem„Do Ne viele wertvolle Erfahrungen geſammelt worden ſeien, daß das Vertrauen zu der Maſchine mit jedem Tage gewachſen ſei. Auch die Curtiß⸗Motoren ſeſen während des ganzen Fluges glänzend gelaufen. Alz lächerlich bezeichnete Dr. Dornier das Gerücht von den Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen ihm und dem Kommandanten Chriſtianſen. Ein beſſerez Einverſtändnis ſei nicht zu denken. Die Mannſthaft ſei glänzend aufeinander eingeſpielt. Das Boot habe praktiſch in La Coruna eine Seeprüfung beſtanden, die weit über das hinausgehe, was man allgemein unter Seeprüfung bei Abnahmen verſtehe. Die Betriebsmittelübernahme habe an allen Etap⸗ penſtationen tadellos geklappt. Zuſammenfaſſend erklärte Dr. Dornier, daß bei den guten Erfahrungen, gerade bei dem Sturm in der Biscaya, keine Rede davon ſein könne, daß der Flug über den Ozean aufgegeben werde. Die Entſcheidung, ob für den Ozeanflug die Nord⸗ oder Südroute gewählt werde, dürfte in allerkürzeſter Zeit fallen. Dr. Dornier wird jetzt zum Beſuch ver⸗ ſchiedener ſpaniſcher Regierungsſtellen nach Ma⸗ drid fahren, und ſich dann nach Paris begeben, um dort der Eröffnung der internationalen Luft⸗ fahrtausſtellung beizuwohnen, wo das Flugboot„Do X“ zum erſten Male der Oeffentlichkeit gezeigt wird. Das Flugſchiff„Do X“ hat 10 000 Liter Benzin und 300 Kg. Oel an Bord genommen. Wenn das Wetter günſtig iſt, wird der„Do X“ morgen nach Liſſabon ſtarten. Letzte Meldungen Reichsregierung an Prof. Sievers — Berlin, 25. Nov. Reichsinnenminiſter De Wirth hat dem Univerſitätsprofeſſor Dr. Eduard Sievers in Leipzig zum heutigen 80. Geburtstage die Glückwünſche der Reichsregierung ausgeſprochen, Der Nachfolger des Königsberger Rektors — Königsberg, 25. Nov. Zum Nachfolger des wegen der Vorgänge an der Albertus⸗Univerſttät zu⸗ getretenen Rektors Prof. Dr. Andrée wurde heute Prof. Dr. Alfred Mitſcherlich, der Direktor der Landwirtſchaftlichen Inſtitute gewählt. Haftentlaſſung Levines — Wien, 25. Nov. Das Gericht gab dem Ent⸗ haftungsantrag Levines gegen Stellung einer Kau⸗ tion von 50000 Schilling ſtatt. Levines wird jedoch bei der Haftentlaſſung das Verſprechen abge⸗ nommen, Wien nicht zu verlaſſen, da der Verdacht des Münzverbrechens weiterhin beſteht, Sieben Jahre Zuchthaus für einen engliſchen Finanzmann — London, 25. Nov. Heute ging nach achttägiger Verhandlung der Prozeß gegen Franeis Lorang der Blue Bird Oil Er war beſchuldigt, ſich Geldſummen Company war. im Geſamtbetrage von 317000 Pfd. Sterling angeeignet und falſche Erklärungen darüber abge⸗ geben zu haben. Er wurde in allen Punkten für ſchuldig befunden und zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. ö Nachdem Lorang ſeinerzeit London verlaſſen hatte, hatte er ſich in Belgien, Frankreich, Deutſchland und Serbien aufgehalten. Seine Verhaftung erfolgte in Paris. Die Moskauer Angeklagten bekennen ſich ſchuldig — Moskau, 25. Nov. Sowjetunion.) Nach der Verleſung der Anklage⸗ ſchrift im Prozeß wegen der Organiſterung von Schädlingsakten antwortete jeder der Angeklagten Raſin, Kalinnikoll, Lartiſchew, Tſcharnowſki, Kuprig⸗ noff, Fedotoff, Otſchkin und Sitnin auf die Frage des Gerichtsvorſitzenden, ob ſie ſich der ihnen zur Laſt gelegten Verbrechen ſchuldig bekennen:„Ja, ich bekenne mich ſchuldig.“ Auf die Frage, ob ſie ausſagen wollen, wurde von den Angeklagten bezahl, Ballett an Wänden Ausſtellung der Entwürfe für das Ruſſiſche Ballett in der Maunheimer Kunſthalle Kann man ein Ballett ausſtellen? Iſt es möglich, die tänzeriſche Bewegung, das Gelöſte, Leichte, Schwe⸗ bende, in ſtändigem Drehen, in figurenreichem Schritt Begriffene im ſtarren Bilde feſtzuhalten? Gewiß; eine Ausſtellung- von Bildern, die ſich auf ein Ballett beziehen, vermag einzig und allein das farbige Gehäuſe, den Rahmen zu geben. Der eigent⸗ liche Inhalt geht verloren. Aber im Fall des Ruſ⸗ ſiſchen Balletts, deſſen entlegenes und in dieſer Zuſammenſtellung noch nie gezeigtes Bild⸗ material die Mannheimer Kunſthalle gegenwärtig ausbreitet, iſt das Bild das einzige noch Leben⸗ dige. Das Tänzeriſche ſelbſt iſt dahin, und nur noch in verſprengten Reſten lebt es weiter. Vor einem Jahr ſtarb das Ruſſiſche Ballett. Mit ſeinem Schöpfer Diaghilew ging es dahin; in Paris, wie ſo vieles aus dem alten Rußland. Diag⸗ hilew war der große Anreger der ganzen erleſenen Kultur, die ſich in dem bei weitem nicht nur eine Tänzergruppe oder ein Theater verkörpernden Ruſ⸗ ſiſchen Ballett etwa ſeit der Jahrhundertwende zu⸗ ſammenfand. Diaghilew war kein ſogenannter Fachmann; we⸗ der Komponiſt noch Maler, noch Choreograph. Er war der hochgebildete Liebhaber und begeiſterte För⸗ derer einer Kunſt, die das Stoffliche in bewegte Farbe und geformte Bewegung auflöſte. Vom kaiſerlichen Hofballett zu Petersburg zweigte er das Ruſſiſche Ballett ab; er entdeckte die Talente, die Pawlowa, die Karſawina, er zog als Erſter neue Komponiſten für die Muſik zu den Ballettaufführungen heran— aus Deutſchland keinen Geringeren als Richard Strauß mit der„Joſefslegende“— er hielt das Ballett durch die zerſtörenden Zeiten auf künſtleri⸗ ſcher Höhe der Form, mit ihm mußte es ſterben. Eine große Schar von Künſtlern hatte Diag⸗ hilew für die Entwürfe zu ſeinem Ruſſiſchen Bal⸗ lett gewonnen. Die weſentlichſten dieſer Entwürfe ſind gegenwärtig in der Kunſthalle in den Originalen zu ſehen. Ein Ballett an Wänden, oder vielmehr der ſzeniſche Rahmen, die koſtümlichen Farben und Jor⸗ men zu den Vorſtellungen eines Balletts, ſo, wie die Ideen dazu unmittelbar der Seele des Künſtlers entſprangen. Die Ausſtellung beginnt mit dem 1925 verſtor⸗ benen Ruſſen Leon Bakſt. Er entſtammt durchaus dem moskowitiſchen Erdreich der Kunſt, und wo er ſich ſeinem Umkreis entlegeneren Gegenſtänden zu⸗ wendet wie zum Beiſpiel einem Ballett des alten Italieners Scarlatti, zeigt ſichs, daß ſeine Darſtel⸗ lungsweiſe die eines nur wenig ſtiliſierten Realis⸗ mus iſt.— Die Entwürfe von Bilibine ſind durch⸗ aus nationalruſſiſch, ſeine Figurinen gleichſam aus alten ruſſiſchen Bilderbogen ausgeſchnitten. Auch der Komponiſt des„Boris Godunow“, der geniale Muſſorgſky, wurde ebenfalls mit ſeiner Muſik für das Ballett herangezogen. Die Entwürfe von Fedorowſky beziehen ſich auf ſeine Werke; da ſieht man Bojaren in breitausladenden Gewän⸗ dern die ganze Pracht des alten Moskowiterreichs verkörpern, da ſchreiten rotgekleidete Strelitzen vor⸗ über, und zugleich erkennt man, wie vortrefflich der Bühnenbildner des Nationaltheaters, Dr. Löffler, den Geiſt und den Stil der altruſſiſchen Welt in ſei⸗ nen Entwürfen zum„Boris Godundw“ getroffen hat. Eine der ſtärkſten Begabungen in der ſzeniſchen Illuſtrierung der neueren und neuen ruſſiſchen Muſik iſt eine Frau, die Gontſcharowa. Ihr ſtärkſtes Mittel iſt die Verbindung eines vielgeſtaltigen For⸗ mengefüges mit der unmittelbaren Kraft der Farben. Am bezeichnendſten iſt der große, leuchtend farbige Entwurf mit den vielen Türmen zu Strawinſkys „Feuervogel“, deſſen Polyphonie und Polyrhythmik in dieſem Bild erſtaunlich eingefangen iſt. Aber auch wo ſie mit einem bloßen Rahmen die Szene umbaut, wie bei Strawinſkys„Hochzeit“ bleibt die ſzeniſche Ge⸗ ſtaltung in voller Uebereinſtimmung mit dem Muſi⸗ kaliſchen. Weit zurück in die Formkunſt der alt⸗ ruſſiſchen Kultur, bis zu ihren byzantiniſchen Ur⸗ und Vorbildern, reichen die Entwürfe der Gontſcha⸗ rowa für die in Figuren umgeſetzte Liturgik, zu der man ſich die großartige Vokalkunſt der altruſſiſchen Kirchenmuſik hinzudenken muß. Leider gibt es von dieſer keine Beiſpiele, die man ſich durch das Mittel der Grammophonplatten vergegenwärtigen kann. Dagegen hat die Leitung der Kunſthalle für Montag, Samstag und Sonntag, nachmittags 4 Uhr, im Saale 3 des Erdgeſchoſſes kurze Einführungs⸗ vorträge angeſetzt, die durch muſikaliſche Beiſpiele beſonders unterſtützt werden; dabei ge⸗ langen durch Grammophonplatten Kompoſi⸗ tionen zur Wiedergabe, die von den neueren Muſi⸗ kern für das Ruſiſiſche Ballett geſchrieben wurden. . Mit der Ueberſiedlung des Ruſſiſchen Balletts nach Paris kommen mit einem Mol auch die bedeutenden franzöſiſchen Künſtler in den Bereich derer, die Ent⸗ würfe für einzelne Aufführungen des Balletts her⸗ geſtellt haben. Faſt alle bedeutenden Namen erſchei⸗ nen auf dieſe Weiſe; ſogar Utrillo befindet ſich darun⸗ ter, der als Hintergrund zu dem Ballett„Barrabau“ einfach eine ſeiner bekannten Landſchaften malte und dazu ein paar recht alkoholiſch umwitterte Figuren entwarf. 5 Mit zu den beſten Entwürfen für die Figuren des Balletts gehören die Bilder Picaſſos, deſſen genau durchdachte Kunſt vor allem auch der techniſchen Ausführbarkeit der Koſtümentwürfe am meiſten Rech⸗ nung trägt. Eine beſonders intereſſante Erſcheinung iſt G. de Chirico, weil ſich in ihm der Geiſt der von Muſſolini beeinflußten gegenwärtigen ita⸗ lieniſchen Kunſt offenbart. Wie Muſſolini nur zu verſtehen iſt aus dem Geiſt des alten Römertums heraus und aus deſſen Wiedergeburt, im wörtlichſten Sinn aus der„Renaiſſance“, ſo zeigt es ſich, daß Chiriebo im Banne Muſſolinis auf die Formen der Antfke zurückgreift. In dieſer dem Klaſſiſchen wieder genäherten und dennoch in keiner Weiſe unzeitgemä⸗ ßen Kunſt offenbart ſich der alte Geiſt der römiſchen Mimuskomödie, wie ſie ſich in der Comedia dell'arte fortſetzt. Die Verbundenheit des Ruſſiſchen Balletts mit der abendländiſchen Kultur kann nicht beſſer zum Ausdruck kommen als an dieſem Beiſpiel. * Die Ausſtellung wird ergänzt durch eine Reihe von künſtleriſchen Erinnerungen an das Ruf⸗ ſiſche Ballett, Bildern, die keine Entwürfe, ſondern künſtleriſche Niederſchläge von Aufführungen ſinz. Beſonders die Bilder von Kainer geben ſtim⸗ mungsvolle Impreſſionen der Welt des Ruſſiſchen Balletts, während die Blätter von Grunenberg allzu akademiſch bleiben. Ernſt Oppler ſteht ganz und gar im Banne der Pawlo wa. Ihr„Sterben⸗ der Schwan“ lebt bei ihm immer wieder auf, Er it gleichſam ein Sinnbild für das Ruſſiſche Ballett ſelbſt das ſchließlich in der ganzen Schönheit ſeiner For⸗ men und im vollen Schmuck ſeines Gefieders geſtor⸗ ben iſt und noch immer vereinzelt weiter ſtirbt. Wie der ſterbende Schwan der Pawlowa 51 K * Für die Ausſtellung„Das Ruſſiſche Ballett“ wer⸗ den folgenden Sammlern und Künſtlern Leihgaben verdankt: J. Bilibine, B. Fedorowſky, Verlag Quatre Chemins, Frau Juan Gris, Dr. A. Grunenberg (Berlin), Jacques de Laeretelle, W. Larionow, Serge Lifar, Henri Matiſſe, H. O. Roche, Andre Ute, Dr. B. Oppler(München), M. Soukhombin, Galerie Paul Roſenberg. Die Beſchaffung des Pariſer Ma⸗ terials war möglich durch die Zuſammenarbeit der Mannheimer Kunſthalle mit der Galerie Billiet, Paris. Das Nationaltheater teilt mit: In der am Freitag in der Inſzenierung von Richard Dorn, ſeiff ſtattfindenden Erſtaufführung von Bruckners „Eliſabeth von England“ ſpielt Hermine Körner a. G. die Titelrolle. Den Eſſex ſpielt Eric Muſil, den König Philipp Karl Mar, den Bacon Willy Birgel, den Cecil Hans Go deck, Damen der Eliſabeth ſpielen die Damen Sanden Uſell, Schradiet, engliſche Hofbeamte und Adlige die Herren Finohr, Haubenreißet, Heinz, Köhler, Krüger, Linn, Römer⸗ Hahn, Simshäuſer, ſpaniſche geiſtliche und weltliche Würdenträger die Herren Alſter, Kol⸗ mar, Langheinz, Renkert, bie Infantin da bella Ellſabeth Stieler. Die Koſtüme an Bühnenbilder entwarf Dr. E. Löffler. (Telegraphenagentur der f Wel und her: der: „Un Pal 8 Deu gete hat feſte wiel Pſa fein kau! dem gew me ken der xus nich eine eine allen ja 1 wur . Noy, Corung, o X. o worden rit jedem ren ſeien tfen. Alz ücht von hm und beſſerez annſchaft s Bobt üf ung vas man verſtehe. en Etap⸗ daß bei turm in daß der de. Die rd⸗ oder kürzeſter ſuch ver⸗ „ Ma- begeben, n Luft⸗ boot„Do zigt wird. r Benzin zenn das gen nach 1 8 ſter Di. Eduard urtstage ſprochen. tors ger des rſttät zu⸗ ode heute ktor der r Kau⸗ nes wird en abge⸗ dacht des liſchen httägiger o rang Bird Oil ſummen erling er abge⸗ ikten für Ithauß en hatte, ch land erfolgte ſchuldig ttur der Anklage⸗ ung von geklagten Kupria⸗ e Frage zur Laſt „Ja, ich je, ob ſis n bejaht. e en ſind. en ſtim⸗ tuſſiſchen nberg eht ganz Sterben⸗ . Er ſſt ett ſelbſt, ter For⸗ s geſtor⸗ bt. Wie Dr, K. tt“ wer⸗ eihgaben Quatre menberg v, Serge 3 Uttet, Galerie ſer Ma⸗ beit der illie t, der am Dorn ruckners mine elt Erich x, den zo deck, anden, te und eißen, ömer⸗ he und „ Kol⸗ tin Naa⸗ ne und em Ent⸗ 7 3 9 das man heute fährt. Mittwoch, 26. November 1930 Neue Maunheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Seite“ Nummer 549 Durch deutſches Grenz⸗ und Weinland „Do meene als die dumme Leit, wer Biecher ſchreibt, der wär' geſcheit; Ich han emol e Buch geles', das war e kolofſſaler Kees; Do hat em ener angelo, daß mer faſcht grien worr is un blood: Er hätts berechelt un gemeßt, wo's Paradies als wär geweſt: de Derke, dort dät mer's heitzeda noch merke, Er hätt' Beweiſe„zur Genüge“, das heeßt mer doch die Leit betrige! Wer ſo e Kees ſchreibt, is meſchugge; mer braucht die Landkart anzegucke, Dann ſieht mer glei,'s war nerjends als in unſere liewe ſcheene Palz!“ Am Euphrat hinne bei So beginnt die luſtige Darſtellung der„pälziſch Weltgeſchicht“ von Paul Münch, mit der nicht mehr und nicht weniger bewieſen werden ſoll, als daß die herrliche Pfalz nicht nur das einſtige Paradies, ſon⸗ dern auch der Mittelpunkt alles Weltgeſchehens ſei. „Un uf der Welt hat nix kee Wert, was nit in unſerer Palz paſſeert!“ Leider müſſen die Pfälzer ſehen, daß im übrigen Deutſchland dieſe Meinung nicht oder doch nur ſelten geteilt wird. Nach der Befreiung des Rheinlandes hat es monatelang überall wunderſchöne Freuden⸗ ſeſte gegeben. Man wurde nicht müde, die endlich wiedergewonnenen Brüder zu feiern, aber an die Pfalz, die am längſten und ſchwerſten unter dem feindlichen Druck geſeufzt und gelitten hat, wurde kaum gedacht. So klagt man in der Pfalz, man ſei dem Reich und Bayern gleichermaßen ein Stiefkind geworden. Kürzlich hat der Berufsbürger⸗ meiſter von Germersheim, der einſtigen ſtar⸗ ken Rheinfeſte, ſein Amt mit der Begründung nie⸗ dergelegt, daß dieſe ſterbende Stadt ſich den Lu⸗ zus eines von der Gemeinde bezahlten Oberhauptes nicht mehr leiſten könne— ein heroiſcher Schritt in einer Zeit, in der die Skandale um das Oberhaupt einer anderen deutſchen Stadt nicht enden wollen und allenthalben im Reiche den großen Städten zu teure, ja verſchwenderiſche Wirtſchaftsführung zum Vor⸗ wurf gemacht wird. Hier an der neuen deutſch⸗franzöſiſchen Grenze aber muß eine durch die Feſſeln des Verſafllers Vertrages zum langſamen Untergang ver⸗ urteilte, ehemals bedeutende Garniſonſtadt, ehrenamtlich verwaltet werden. Auch wer die mißlichen Verhältniſſe im Reiche draußen genau kennt, iſt erſchüttert, wenn er die Dinge in der einſt ſo fröhlichen und von Gott geſeg⸗ neten Rheinpfalz mit dem Zuſtand der pfälziſchen Wirtſchaft vor dem Weltkriege vergleichen kann. Schon bei der Abfahrt von Karlsruhe macht man ſich da ſeine beſonderen Gedanken. Weit draußen auf einem Außenbahnſteig ſteht das aus drei Wagen be⸗ ſtlehende Zügle, das ſchon bei der Erbauung der Che⸗ öpspyramide in Betrieb geweſen ſein dürfte. Frei⸗ lich ſind wir auch nur ein halbe Dutzend Reiſende, von denen innerhalb der nächſten drei Stunden bis Neuſtadt auch noch die Hälfte verſchwindet. Aber gerade ihnen ſollte eine hohe Reichsbahn zeigen, daß ſie nicht ganz vergeſſen ſind, abgeſehen davon, daß die in Winden nach Frankreich umſteigenden Reiſen⸗ den dort die ſchön gepolſterten 3. Klaſſe⸗ Wagen des Elſaß vorfinden, die von uns auf Reparations konto erbaut worden ſind, während wir wie gerädert in Neuſtadt ankommen. Ein Troſt, daß an der Eiſenbahnfähre über den Rhein bei Maxau nicht mehr die franzöſiſchen Poſten ſtehen und uns den Eintritt in die weiß⸗blaue Pfalz berwehren. Aber es iſt zunächſt totes Land, durch Nur der herrliche Bien⸗ wald mit ſeinem bunten Herbſtlaub und der dar⸗ über liegenden warmen Mittagsſonne bringt einige Abwechflung in das monotone Bild der neuen Grenz⸗ landschaft, in der die Felder unbebaut und verwil⸗ dert daliegen. Man hat den Eindruck, daß der Fran⸗ zoſe hier ganze Arbeit gemacht hat. Vor Landau lie⸗ gen die Reſte der von ihm zerſtörten, einſt von Frank⸗ keichs berühmteſten Feſtungsbaumeiſter Vauban er⸗ bauten Forts Landau ſelbſt macht gleichfalls Von Paul Schweder⸗Rudolſtadt einen niederziehenden Eindruck auf den, der ſie einſt⸗ mals als blühende Garniſonſtadt kannte. Dann aber, gleich hinter der gepeinigten Stadt, wird es auf einmal licht und hell. Denn hier beginnt der „Garten Gottes“, das pfälziſche Weinland. 5 Und auch die Menſchen, die nun in Maikammer, Edenkoben und den anderen Weinorten mit den hoch⸗ berühmten Lagen einſteigen, zeigen ein anderes, fröhlicheres Geſicht als bisher. Es geht ja Neuſtadt entgegen, dem luſtigen Zen⸗ tralpunkt des pfälziſchen Weingebiets und des ganzen lachenden Erdſtrichs, der ſich von hier über Mußbach, Königsbach, Deidesheim, Wachenheim und Dürkheim hinaufzieht bis ins Rheinheſſiſche. Schon beim Klang dieſer Namen wird es dem Ken⸗ ner der Spitzenweine, die dort wachſen, eigen ums Herz. Wie ſollten nicht die, die ihn an der Quelle und zu ganz anderen Preiſen als die übrigen Erden⸗ bürger genießen können, fröhlich und zufrieden ſein? So denkt man, aber es iſt doch alles ganz anders als früher. Freilich verleugnet der Pfälzer auch in tiefſter Not nicht ſeinen angeborenen und ſo urgeſunden Mutterwitz. Während der Abendfahrt von Neuſtadt nach Kaiſerslautern, einer der durch unzäh⸗ lige Tunnel intereſſanten und durch herrliche Aus⸗ blicke auf die entzückenden Waldtäler der Haardt immer wieder überraſchenden Reiſe in Geſellſchafk mit heimkehrenden Arbeitsmenſchen aller Stände und Berufe, lernt man ſchnell den himmelweiten Unterſchied zwiſchen dieſer prächtigen Bevölkerung und einer mürriſchen und unhöflichen Großſtadͤt⸗ maſſe exkennen. Hügel reiht ſich an Hügel und aus dem bunten Herbſtlaub der Wälder reckt ſich, immer noch trutzig und gebieteriſch, Ruine an Ruine. Nicht weniger als einhundertundvierzig zerfallene Ritter⸗ burgen künden die reiche Geſchichte des Landes, zeu⸗ gen von Krieg, Mord, Brand und Verwüſtung deu⸗ ten das harte Schickſal dieſes ſchönen Landes, das Schickſal Grenzland zu ſein, ewig friedloſes, umkämpf⸗ tes Land, Deutſchlands letztes Bollwerk gegen den Anſturm welſcher Kultur, des Reiches ſturmerprobte treue Südweſtmark. Im Abendſcheine ſehen ſich dann die hochragenden Eſſen der einſtigen Karolingerſtadt Kaiſerslautern zunächſt etwas unheimlich an. Aber in der Stadt merkt man nichts davon, daß hier einige Welt⸗ firmen ſchaffen, die wie die berühmten Nähmaſchi⸗ nenfabriken von Kayſer und Pfaff, die rieſige Möbelfabrik von Eckel, das Kaiſerslauterer Eiſen⸗ werk und die pfälziſchen Zigarrenfabriken ſie zu einem induſtriellen Mittelpunkt der Weſtpfalz ge⸗ macht haben. Leider zeigt ein Blick in die Tages⸗ In einigen Tagen Es iſt wie Stille vor dem Sturm. Man kann eigentlich nicht ſagen, daß der Verkehr in Mann⸗ heims Straßen nicht lebhaft, nicht großſtädtiſch, nicht vielſeitig und intereſſant wäre. Aber in einigen Tagen da reißt ein Sonneuflitz die letzten trüben Novembernebel auseinander, die Straßen ſchütteln die Fetzen ab und werfen ſie in nahe Baumkronen, auf daß ſie wieder zu Wolken werden und uns nicht die freie Sicht rauben— in einigen Tagen wird Feſteszeit. Da werden wir alle zu Kindern, die wie beſchenkt durch die Straßen gehen und ſchauen, ſchauen. Denn eine Märchenwelt tut ſich auf, es glitzert und ſchim⸗ mert hinter den Fenſtern, Flimmerſchnee und Engelshaar, Flammen und Kerzen nehmen unſeren Blick gefangen, bunte Glaskugeln ſpiegeln unſere Träume wieder, weiße Bärte wallen unter prallen Säcken, Haſelnußruten werden in Fauſthandſchuhen geſchwungen, durch Tannengrün ſchimmert Silber⸗ glanz... Und rund herum ſtauen ſich Berge von guten, nützlichen Sachen, lauter Geſchenke für uns. Wie wir ſo durch die Stadt wandern, geht uns ein Lichtlein im Herzen auf, warm und mild. Dann zeitungen, daß auch hier die allgemeine Wirtſchafts⸗ kriſe tauſende fleißiger Hände ſtillgelegt hat, aber als ich am nächſten Morgen dem Arbeitsamt ent⸗ gegenſtrebe und die Arbeitsloſenanſammlung be obachte, habe ich doch einen grundverſchiedenen Ein⸗ druck gegenüber etwa den Radauſzenen, die ich kurs vorher in der badiſchen Landeshauptſtadt miterlebte und welche norddeutſche Arbeitsämter faſt jeden Tag zu verzeichnen haben, erhalten. Nur die älte⸗ ren Arbeiter haben die gemütliche Stummelpfeife des Pfälzers im Munde, keiner der jüngeren raucht etwa Zigaretten. Dabei ſind die Arbeitsausſichten gerade hier doch ganz troſtlos. Die Pfalz iſt wie ab⸗ geſchnitten vom großen Weltverkehr und darunter leidet ganz beſonders ihre Inbuſtrie. Leider iſt auch der Fremdenverkehr minimal und doch wäre er gerade in der befreiten Pfalz um ſo ange⸗ brachter, als ſie das Land iſt, da noch Milch und Honig fließt, wo die Natur mit geradezu verſchwen⸗ deriſcher Fülle gibt, ein Land, in dem neben dem herrlichſten Wein Deutſchlands Tabak, Eßkaſtanien, Mandeln und Feigen im Freien reifen und das man daher auch bis in den November hinein mit Nutzen bereiſen kann. Wohin man ſich auch um Auskunft und Belehrung wendet, wird man mit wohltuender Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit aufgenommen. Hier hat noch ein Jeder, ob Geſchäfts⸗ oder Arbeitsmann, Zeit zu einer liebenswürdigen Antwort und— was heute die Hauptſache iſt— man wird überall nett bedient und nirgends übervorteilt. Man ſieht, daß hinter den Bergen des ſchönen Pfälzer Landes auch Leute woh⸗ nen und Menſchen, die dem grauen Alltag mit Be⸗ hagen und Humor zu begegnen wiſſen. Wie ſchade, daß der Deutſche das Sonnenland nur immer jenſeits ſeiner Grenzen ſucht. Hier unten war nicht nur das Paradies, hier iſt es noch für Jeden zu finden, der es mit ſtarkem Heimatgefühl und der Freude am heite⸗ ren deutſchen Menſchen ſucht. Auch wer nicht oder nicht nur in den uralten Kellern der pfälziſchen Wein⸗ könige die Poeſie des edelſten Pfalzweines genießen will, ſondern wer in Pfälzer Luft und Sonne baden, in den Haardtwäldern und drunten im duftenden Tal zu Füßen des Speyerer Doms, des Hambacher Schloſſes, des ehrwürdigen Donnersberg ſtreifen und mit dem Blick auf das ferngewordene Straßburger Münſter der großen weltgeſchichtlichen Bedeutung der Pfalz nachgehen will, der ſollte immer wieder einmal ſeine Schritte in das gepeinigte und doch ſo paradie⸗ ſiſche Pfälzer Land lenken, um mit den lieben, offenen Menſchen hier unten zu wünſchen: „Fröhlich Pfalz, Gott erhalts!“ kommen wir an ein Fenſter, das mit grauem Tuch dicht verhangen iſt. Wir verſtehen, daß hier das Ge⸗ heimnis erſt morgen gelöſt werden ſoll: mit unſicht⸗ barer Schrift ſteht auf dem unſcheinbaren Stoff ge⸗ ſchrieben:„Mitten ins Paradies.“ In einigen Tagen iſt Advent.— Nachleſe für die Vrockenſammlung Die Brockenſammler ſind an den Sammeltagen nicht vollſtändig fertig geworden. An vielen Türen wurden ſie gebeten, an einem anderen Tag zu kom⸗ men. Da und dort wurden auch die Türen nicht ge⸗ öffnet, weil die Wohnungsinhaber nicht zu Hauſe waren. Es wird deshalb in der nächſten Woche eine Nachleſe gehalten. Einige Adreſſen wurden be⸗ reits angegeben. Die Hausfrauen, die der Not⸗ gemeinſchaft noch Brocken zugedacht haben, werden herzlich gebeten, telephoniſch(über Rathaus) oder mit Poſtkarte ihre Adreſſe anzugeben, damit der Wagen bei ihnen anhält. Eine Erleichterung würde es bedeuten, wenn die nicht zu entfernt wohnenden Hausfrauen ihre Pakete in der Geſchäftsſtelle D 15/6 (früher Pfälzer Hof) Zimmer 1 abgeben wollten. Chriſtbaumplätze verſteigert Es naht die Weihnachtszeit. Die Geſchäftsleute haben ſchon umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um genügend gerüſtet zu ſein! Das Schönſte, das Feierlichſte an Weihnachten das iſt doch unſtreitig der Lichterbaum. Geſtern wurden die Chriſtbaum⸗ plätze auf dem Gockelsmarkt, auf dem Zeughaus⸗ platz und auf dem Neumarkt im hinteren Saale des „Großen Meyerhofes“ verſteigert. Ueber hun⸗ dert Intereſſenten hatten ſich dazu eingefunden. Ver⸗ ſteigert werden die Plätze, um etwaige Vorwürfe zu vermeiden. Als Mindeſtgebot waren 10 Mark ein⸗ geſetzt, die aber in den meiſten Fällen überboten wurden. Ein Eckplatz am Gockelsmarkt ſchnellte auf 92 Mark, der Platz daneben auf 90 Mark. Nur ein einziger Platz ging hier für 10 Mark durch. Die Intereſſenten hatten in dieſem Moment wohl nicht richtig aufgepaßt. Die anderen Plätze brachten durch⸗ ſchnittlich 50 Mark. Der ganze Gockelsmarkt brachte bei 42 Plätzen 2058 Mark. Die Plätze am Zeughausplatz gingen im Preiſe nicht ſo hoch. Der höchſte brachte 50 Mark ein. 28 Plätze wurden hier für 686 Mark verſteigert. Weniger begehrt waren die Plätze auf dem Neumarkt in der Neckar⸗ ſtadt, wo 16 Plätze für 260 Mark verſteigert wurden. Sie brachten im einzelnen nur wenig über 10 Mark ein. Vier Verkaufsplätze auf dem Kirchweihplatz in Neckarau gingen je Stück für 10 Mark fort. Im ganzen hat die Stadt bei dieſer Verſteigerung über 3000 Mark eingenommen. Daß die Preiſe ſo hoch geſchnellt ſind, daran ſind die Intereſſenten ſelbſt ſchuld. Es wurde oftmals das Gebot aufs äußerſte getrieben. Ob alle auf ihre Koſten kommen werden, dürfte bei der heutigen ſchweren Wirtſchafts⸗ lage zumindeſt zweifelhaft ſein. Die Plätze müſſen am 11. Dezember belegt und am 24. Dezember, nach⸗ mittags um 5 Uhr, wieder geräumt ſein. R. B. * * Die Kirche für deutſche Erzeugniſſe. Die evan⸗ geliſche badiſche Landeskirche macht die Gewäh⸗ rung von Vorſchüſſen zur Anſchaffung von Kraftfahrzeugen zum Dienſtge⸗ brauch auch davon abhängig, daß die betr. Maſchi⸗ nen deutſche Erzeugniſſe ſein müſſen. * Konſulariſche Vertretung Großbritannfens. Der zum Königl. britiſchen Wahl⸗Vizekonſul in Mannheim ernannte Herr Otto Clemm iſt zur Ausübung konſulariſcher Amtshandlungen in Baden zugelaſſen worden. * Verſetzt wurde in gleicher Eigenſchaft Ge⸗ werbelehrer Erwin Otto Schmidt an der Gewerbe⸗ ſchule 1 in Pforzheim an die Gewerbeſchule 1 nach Mannheim. Veranſtaltungen Der Salzburger Dom⸗Chor auf Reiſen. Die großen Erfolge, die der Salzburger Domchor im Rahmen der Salzburger Feſtſpiele erzielt hatte, haben dieſem Chor eine große Zahl von Gaſtſpiel⸗Anfragen ge⸗ bracht. Die Konzerte, die bis jetzt in Frankreich, Italien, etc. ſtattfanden, brachten auch dort eine außergewöhnliche Wirkung auf das Publikum. Auf einer kurzen Rundreiſe durch Deutſchland, kommt nun der Salzburger Domchor am Sonntag, den 30. November nach Mannheim und wird nachm. im Gloria⸗Palaſt ein einmaliges Gaſt⸗ ſpiel geben. * Allgemeiner Studenten⸗Ausſchuß der Handels⸗Hoch⸗ ſchule Mannheim. Im Rahmen der vom Amt für kul⸗ turelle und ſtagatspolitiſche Bildung für das Winter⸗ Semeſter 1930⸗31 vorgeſehenen Vortragsreihe ſpricht heute abend Oberſt a. D. Hier!(M. d..) im Studentenheim der Handels⸗Hochſchule, E 5, 16, über das Thema:„Wehr problem“(Abrüſtung). Die Veranſtaltung iſt öfſent⸗ lich. Eintritt frei. Schluß des redaktionellen Teils Effaxan 0 die Perle der Schuhpflege für den einfachsten und feinsten lederschuh jeder Föfbe, 74 Eline Dose ausreichend für ca. 100 par Schuhe. Nochenſcht degewesene Spitzenleistung Das Marmorſchreibzeug Skizze von E. Theer Sie wiſſen, die Zeiten ſind ſchlecht. Beſonders aber für einen Zeitungsſchreiber. Die Konkurrenz hat ſich verzehnfacht: Wenn in der öſtlichen Stadt⸗ erweiterung eine Katze huſtet, ſo widerhallt das Echo in zwanzig raſenden Reporterſeelen und bringt die Japierkörbe der 2 oder 3 Redaktionen zum Ueber⸗, bezw. die Schriftleiter zum Davonlaufen. Alſo, die Zeiten ſind ſchlecht.(Meine inoffizielle— bitte, nicht weiterſagen!— und durchaus unmaßgebliche Meinung iſt allerdings: Nicht die Zeiten ſind ſchlecht, aber die enſchen ſind— dumm.) Mein Freund, der Bankdirektor C.(lachen Sie nicht!, den ich jeden Freitag abend über die wöchent⸗ ich fällige„Dichtung der Jüngſten“ orientiere, wollte mir ſchon ein Dutzend mal einen Blumenladen ein⸗ er— daß ich endlich auf einen grünen Zweig 1 Der Mann weiß, was mir gut ſchmeckt, aber eine Pſychologie reicht nur bis zum Magen. Er be⸗ reift nicht, was ein„Kunſtgeheimnis“ und verſteht aber nicht, daß ein echter Zeitungsmenſch zu jedem andern Beruf untauglich iſt. Sehen Sie, als Bei⸗ wiel bloß,— wenn ich merke, daß Peter, mein kleiner Neffe das Schreibfieber kriegt, ſo dreh ich ihm, ſchon uus Sora 8 e 2 5 Irge um ſein Seelenheil, kaltblütig den Hals u. Aber wenn ich ſelbſt mal wiedergeboren werde, n beſtimmt wieder als Zeitungsmenſch. Denn 50 einmal an der Rotationsmaſchine geleckt und r gerochen hat, entrinnt ſeinem Schickſal immer. 88 Davon abgeſehen, kann auch der unbürgerlichſte 5 der Feder nicht hindern, daß er mal Geburts⸗ n hat. Ich perſönlich muß ſagen, daß ich gar nichts 95 Geburtstage habe(wie etwa mein Kollege., der ein im Ja, ich ſtehe ſogar im Jahr Geburtstag zu man beſchenkt mich daher immer mit n, all da find: Rollſchinken, Socken, fmarken uſw. Aber geſtern erlebte ich Denn da war mein wirklicher, richtiger und ein⸗ ziger Geburtstag. Und von dem hat nur meine Wirtin Kenntnis. Sie heißt laut Türſchild: Rudol⸗ fine Zähauer, verw. Rechnungsrat, geb. Wiel. Trotz⸗ dem aber eine Seele von Menſch. Aeußerſt gemüt⸗ voll. Ich bin der Blitzableiter ihrer mütterlichen Jnſtinkte, die ſeitens des ſel. Rechnungsrates ohne Erfüllung blieben, ſie umſorgt mich wirklich an Kindesſtatt.— Ihre Hochachtung vor meiner Be⸗ ſchäftigung, die ſie übertrieben„Arbeit“ nennt, iſt unbegrenzt. Wenn das Belegexemplar einer Zeitung einläuft— es kommt mitunter vor— ſo ſchmückt ſie es jedesmal mit einem Blümchen. Auf dieſe und manche andere Weiſe,— ſo raffiniert können Frauen ſein!— macht ſie es mir zur Ehrenſache, meins Miete pünktlich zu zahlen... Bis heute iſt mir dies noch leidlich gelungen; aber wenn die Zeiten noch ſchlechter werden loder die Menſchen noch dümmer). Geſtern alſo übertraf ſie ſich ſelbſt. Zum Kaffee brachte ſie ein Rieſenſtück Mürbekuchen(lden ſie ſo gern ißt). Dann verſchwand ſie. Kein Rufen und Suchen lockte ſie bei. Ich befürchtete bereits, daß ſie, deren Lob ich ſo oft im Cafs Pfauenſchwanz geſungen, mir von einem neidiſchen Kollegen geſtohlen ſei. Ge⸗ rade als ich gehen wollte, kam ſie die Speichertreppe herab. Mit Mühe hielt ſie einen ſchweren Gegen⸗ ſtand unter ihrer Schürze verborgen und lächelte ver⸗ heißungsvoll. Ich mußte in der guten Stube Platz nehmen, indes ſie ſich in meinem Zimmer zu ſchaffen machte. Dann geleitete ſtie mich an meinen Schreib⸗ tiſch. Dort ſtand, blumengeſchmückt, ein rieſenhaftes Schreibzeuß aus Marmor. Fleiſchfarben. Jeder Metzgermeiſter hätte ſeine helle Freude daran gehabt. Ich war gerührt, ſo gut ich nur konnte, küßte der alten Dame die Hand und verſprach ihr öffentliche Anerkennung durch die Widmung des erſten Dramas, das aus dieſem Tintenfaß fließen würde Dann verſank ich in dumpfes Brüten. Mir war, als ſei eine Bombe in meine Stube gefallen. Das Marmorſchreibzeug wirkte ſprengend. Der kleine Schreibtiſch zerbrach unter ſeinem Gewicht, die Wände fielen ein, das Haus ſenkte ſich auf einer Seite. Ich ſah mich plötzlich vor einer pompöſen Villa, ſtieg aus einem Maybach⸗Wagen und ging die breite Treppe(Stuckmarmor) hinauf in mein Ar⸗ beitszimmer. Die Sekretärin reichte mir die Poſt. Ich ſaß an meinem breiten„Diplomat“, darauf ſtand das fleiſchfarbene Marmorſchreibzeug, davor lag eine Schreibmappe in gepreßtem Schweinsleder, in meinem Genick fühlte ich eine dicke Speckfalte. Ich griff nach dem armdicken Federhalter, legte den maſ⸗ ſiven Deckel von dem einen Marmorwürfel zurück, der ein winzig kleines Tintengläschen barg, und füllte einen Scheck über 50 000 Mark aus für verarmte, aber ehrliche Journaliſten. Ich öffnete die Poſt. Einige Bettelbriefe, wenig Wichtiges heute: Eine Anfrage der Univerſität., ob ich be⸗ reit ſei, den Dr. h. c. anzunehmen. Der PEN⸗Klub bat mich, demnächſt meine geſimmelten Feuilletons vorzuleſen und das Präſidium für 1935 zu übernehmen. Berlins Oberbürgermeiſter forderte mich auf, der Einweihung meines eignen Denkmals am Alexanderplatz beizuwohnen.(Ich wußte nichts davon, daß ich einen Pelzmantel geſtiftet hätte!?) Und ſo weiter, was ſo eben die Poſt eines Promi⸗ nenten bringt.— Die Türe ging, an dieſem Morgen war es überhaupt ſehr unruhig. Aha, dachte ich, Baronin Mira. Es war aber Lisbeth, meine einſtige Geliebte. Wieder ſchrieb ich einen Scheck über 50 000 Mark und hieß ſie gehen. Allmählich wurde es ruhiger um mich. Ich faltete die Hände überm Bauch und ließ die Daumen kreiſen. Meine Meditation galt dem Mar⸗ morſchreibzeug. In einem einen Würfel war Tinte. Das Glas im andern war leer. Dieſe Leere lag als Alp auf meinem Buſen, war der Grund meiner ſchlafloſen Nächte und zehrte an meiner Leber. Ich ſuchte verzweifelt nach einem inhaltvollen Gegen⸗ über für den Tintenklotz. Was iſt das Pendant zu Tinte? Vorübergehend ſtreifte mich der Gedanke, es mit dem Blut des Redakteurs N. zu füllen, der im Kipsdorfer Wochenblatt meine Schreibweiſe „blutrünſtig“ nannte.(Früher ſchrieb er: mein Stil ſei feminin, meine Gedanken bleichſüchtig) Juſt im Moment als ich, die Qual zu enden, das Glas an die Wand ſchmiß und den leeren Marmor⸗ terte es gegen die Tür.—„Attentat“ durchzuckte es mich. Ich fuhr auf und, rieb mir die verträumten Augen. Wilhelm Knuſchke, Gerichtsvollzieher im 13. Stadt⸗ bezirk, wünſchte mir wohlwollend einen guten Morgen. Herzlich hieß ich den alten Freund will⸗ kommen und ſteckte ihm eine, eigens für ihn reſer⸗ vierte Zigarre ins Geſicht(Marke„Freimaurer“— im Freien und nur durch Maurer zu rauchen.) Er ging bald zum geſchäftlichen Teil ſeiner Miſſion tber. Sie verlief, wie immer, reſultatlos. Aber als ich mich an meinem Schreibtiſch niederließ, um nach alter Gewohnheit die Fruchtloſigkeit ſeines würdigen Bemühens im Protokoll zu unterſchreiben, prallten unſere beiden Sehorgane auf das(fleiſchfarbene) Marmorſchreibzeug.„Wie kommt ein ſolcher Glanz in dieſe Hütte?“ drang es lyriſch, mit drohendem Unterton, aus Knuſchkes Bruſt.„Ihr Eigentum?“ Ja, bekannte ich, ſtammelnd, aber ein Geſchenk, erſt heute...“ Da klebte auch die Marke ſchon, blau leuchtete ſie auf der Schinkenfarbe.„Defraudant,“ knurrte Knuſchke und ſchritt grußlos durch die Pforte Mein Herz wippte mit einemmal, Freude der Erlöſung und Dankbarkeit gegen den Nothelfer wall⸗ ten in meinem Buſen hoch. Ekſtatiſch entriß ich die letzte Wurſt meiner Schublade, rannte Knuſchke nach und ſteckte ſie ihm, händeſchüttelnd, in die Taſche. Leider erzählt er ſeitdem bei meinen Kollegen, ich ſei verrückt geworden. Aber die haben das im⸗ mer von mir gedacht. Das Schlimmſte iſt vielmehr, daß mir Frau Zähauer, geb. Wickel, das Zimmer auf nächſten Erſten gekündigt hat. Ein Mozartdenkmal⸗Entwurf. Zu den im Januar 1931 anläßlich des 175. Geburtstages von Mozart in der muſikaliſchen Welt ſtattfindenden Feierlichkeiten hat der Bildhauer Profeſſor Fritz Klimſch der Mozart⸗Gemeinde in Salzburg für die Geburtsſtadt Mozarts den Entwurf zu einem Mozart⸗Denkmal eingereicht. Das Werk ſoll nicht nur eine Porträtſtatue des Komponiſten dar⸗ ſtellen, ſondern einen künſtleriſchen Ausdruck für klotz zu einem Aſchenbecher umwandeln wollte, pol⸗ das muſikaliſche Weſen des Meiſters geben. 1 * eite/ Nummer 549 Gutſelbacke Die Mamme backt die Weihnachtsgutſel ſchun. Die ganz Familie, alles helft do mit, Die Großmudder, die Dande, ja ſogar de Babbe Un ſelbſchtverſchtändlich all die klaane Krabbe. Un mit zwee Henkelkörb bewaffnet holt die Line Im Lade Haſelniß un Mandle un Roſine Un Mehl un Eier, Budder, Herſchhornſalz, Anis, Zitrone, Zucker, Zimt un Schmalz. Dann geht es los mit Menge, Miſche, Rihre. Mit Schbeck die Blecher einzureiwe un zu ſchmiere. E halbes Dutzend Blecher werd dezu gelehnt. Des gibt jo Gutſel for e ganzes Regiment. Ja, 8 Gutſelbacke'üheert mit zu de wichtge Sache, Do muß e jedes ſich noch Kräfte nitzlich mache, Die Mamme wiegt erſcht alles vorſchriftsmäßig ab. „Do Babbe, henk emol die braune Schiſſel ab, Hol drucke Holz im Keller, ſchteck de Ofe an Un knack die Mandle uff, e biſſel dalli, Mann.“ Dann muß er rihre, linksum, rechtsum, bis ihm heeß Vun Schtern un Backe runner laft de Schweeß. D' Großmubder mit de Brill dut unnerdeſſe Mit aller Sorgfalt de Anis beleſe, Un uff de Lauer is de Franz,— de Gutſelteig ſchmeckt fein Un ſieht's die Mamme net, dunkt er de Finger nei Un ſchleckt en ab, de Babbe lacht dezu Un nickt un blinzelt als dem Kleene heemlich zu. Doch's Allerſcheenſchte is die Gutſel auszuſchleche Un ſie dann reiheweis uff's Blech zu lege. Dann werre ſe im Ofe braun gebacke; De Babbe ſitzt defor un muß de Wächter mache Un wenn gewehniglich e Blech voll doch verbrennt, Werd er⸗als Sindebock verdunnert un verſchennt. Vun de verbrennte Gutfel loßt mar ihm de Reſcht, Bei uns iſch's Gutſelbacke e Familiefeſcht. A. Weber. Plutdruckkrankheiten Vortrag im Kaufmannsheim Die beiden Pfarrer Kneipp und Heumann läugſt tot, aber ihre Namen leben Schiller oder Goethe. Wenn uns nämlich das Zipperlein quält oder ſonſt irgendwo was weh tut, ſoſort weiß der erfahrene Kneippianer, was zu tun iſt, um die Krankheit zu vertreiben. Immer ſind es die einfachſten Mittel, auch die natürlichſten, die unſere Beſchwerden lindern helfen. So wurde der Name Kneipp, der dieſe Volksmedizin auf die Beine geſtellt hat, weltberühmt. In faſt allen Orten Deutſchlands beſtehen Kneippvereine. Es iſt außerordent⸗ lich lehrreich und intereſſant, einmal einen arrivierten Ver⸗ treter dieſer Naturlehre ſelber ſprechen zu hören über Kankheiten und ihre Heilung durch die Kneippkur. Geſtern abend im Kaufmannsheim des D. H. V. bot ſich dazu Gelegenheit. Dr. med. Keller aus Bad Wörishofen ſprach in Vertretung von Dr. med. Adornp, der gleichfalls gus dem Eldorado aller Kneippianer kommen ſollte, über „Blutdruckkrankheiten, ihre Heilung und Verhütung durch die Kneippkur.“ Der Blut⸗ druck ſei die Spannung in den Blutgefäßen, hieß es. Seit nerſchtiedenen Jahrzehnten ſtehen der mediziniſchen Wiſſen⸗ ſchaft Apparate zur Verfügung, mit denen der Blutdruck gemeſſen werden kann. Entweder iſt der Blutdruck bei Krankheiten zu hoch oder zu niedrig. Auf jeden Fall muß der Arzt eingreifen, beſonders bei zu niedrigem Blut⸗ druck, der eine erhöhte Herztätigkeit und damit eine Ver⸗ dichtung der Herzmuskel bedingt. Herzkrampf, Aſthma und wie ſie alle heißen mögen, ſtellen ſich ein. Mit dieſen Din⸗ gen iſt nicht zu ſpaßen. Sie bilden für den Kranken eine große Gefahr. Im zweiten Teil der mediziniſchen Rede wurde die Bekämpfung des auormalen Blutdrucks er⸗ läutert. Nikotin, Alkohol, zu ſtarker Bohnenkaffee und überhaupt die unſachgemüße Ernährungsweiſe rufen die organiſchen Störungen hervor. Die Kneippſche Methode, ſo hörte man, gibt in ihrer Form ſehr viel geſunde Anleitun⸗ gen für die richtige Ernährung, was ſchließlich die Haupt⸗ ſache iſt, um die Kranken erfolgreich behandeln zu können. Licht, Luft und Waſſer, darauf kommt es an. Das ſind die wichtigſten Faktoren des Naturheilverfahrens. Natürlich muß die Behandlung des Kranken von Fall zu Fall indivi⸗ duell erfolgen. Die intereſſanten Darlegungen wurden mit ſtarkem und überzeugtem Beifall aufgenommen. N. ſind zwar fort im Volke wie ein Ein Legionswerber verurteilt Der 44jährige ledige Schirmflicker Jakob Ar⸗ bäüter aus Freckenfeld hatte in der franzöſi⸗ ſchen Fremdenlegion von 1911 bis 1920 und von 921 bis 1928 gedient. Von ſeiner Entlaſſung im Jahre 1928 ab ſcheint er ſich in der Hauptſache dar⸗ auf verlegt zu haben, junge Deutſche fran zö⸗ iſchen Werbern in die Hände zu ſpielen. So hatte er am 11. November d. Is. mit drei Wanderburſchen, die er in Karlsruhe getroffen und zum Eintritt in die Fremdenlegion gewonnen hatte, den Verſuch unternommen, bei Steinfeld die Grenze zu überſchreiten. Diesmal glückte ſein Vor⸗ haben nicht. Er konnte aufgegriffen und in Unter⸗ ſuchungshaft nach Bergzabern verbracht werden. Das Amtsgericht Bergzabern verurteilte Ar⸗ biter zu einer Gefängnisſtrafe von 1 Jahr und wegen Ungebühr vor Gericht zu einer Or d⸗ nungsſtrafe von 3 Tagen. Neue Maunheimer Zeitung! Mittag ⸗Ausgabe Mittwoch, 26. November 1930 Verwaltungsrejorm!-o geht's nicht! Abwälzung der Verantwortung, aber keine Linderung der Not Von Oberbürgermeiſter Dr. den Darlegungen eines der die Not der s ſeines eigenen Stadtobe Hand des Beiſpi kreiſes von höherer ders beachtenswert. Wirkungs⸗ Warte beleuchtet, ſind beſon⸗ * Oberbürgermeiſter Dr. Luppe hat auf dem Dresdener Städtetag anſchaulich geſchildert, wie ſich die deutſchen Städte Ende 1926 und Anfang 1927 ge⸗ gen die Abſicht des Reichstages gewehrt hätten, aus der gemeindlichen Erwerbsloſenfürſorge eine Reichs⸗ arbeitsloſenverſicherung zu machen. Er hat hinzu⸗ gefügt, daß alle Bedenken, die damals vom Deutſchen Städtetag geäußert ſeien, in den drei Jahren, die ſeit dem Inkrafttreten Geſetzes über die Arbeits⸗ loſenverſicherung verſtrichen ſind, in geradezu er⸗ ſchreckendem Ausmaße Wirklichkeit geworden wären. Die hannoverſchen Verhältniſſe ſind ein ſchlagender Beweis für die Richtigkeit dieſer Behauptung. Wir hatten im September 1927, alſo unmittelbar vor dem Inkrafttreten des Geſetzes über die Arbeitsloſen⸗ verſicherung, 3100 Wohlfahrtserwerbsloſe, die uns in dieſem Monat 142000 Mark koſteten. Dieſe Zahl ſtieg im Januar 1928 auf 4800 mit einem Monats⸗ aufwand von 227000 Mark, fiel aber dann infolge der Fürſorgearbeiten, die die Stadt eim richtete, bis zum November 1928 auf 3700. Im Winter 1928/29 ſtieg ſie natürlich wieder an, kam jedoch nicht über 4900 hinaus. Im Juni 1929 hatten wir— das war wieder eine Folge unſerer Arbeitsfürſorge— weni⸗ ger als 3000 Wohlfahrtserwerbsloſe, deren Geſamt⸗ unterſtützung ſich in dieſem Monate auf 152 000 Mark belief. Dann aber kam der verhängnisvolle Erlaß des Reichsarbeitsminiſters Wiſſel über die Einſchrän⸗ kungen in der Kriſenunterſtützung. Er hatte zur Folge, daß im Juli und Auguſt 1929 die ausgeſteuerten Erwerbsloſen, ſtatt vom Arbeitsamte die Kriſenunterſtützung zu erhalten, zum Wohlfahrtsamte kamen. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen belief ſich ſchon im Auguſt 1929 auf 3600 mit einem Monatsaufwande von 173 000 Mark. Dabei entſprach der Erlaß we⸗ der dem Willen des Geſetzgebers von 1927 noch dem klaren Wortlaut des 8 101 des Geſetzes über die Arbeitsloſenverſicherung. Das wird auch von dem Abteilungsdirigenten im Reichsarbeitsminiſterium Dr. Beiſiegel in einer der neueſten Nummern des„Reichsarbeitsblattes“ zugegeben, und es iſt charakteriſtiſch, daß Dr. Beiſiegel weiter ſchreibt: „Aber der Reichsarbeitsminiſter iſt auch an die Haushaltsgeſetze gebunden und mußte ſich im Rah⸗ men der Mittel halten, die ihm für die Durchfüh⸗ rung der Kriſenfürſorge zur Verfügung geſtellt waren.“ Das heißt, man ſchafft ein Arbeitsloſen⸗ verſicherungsgeſetz, und wenn man ſieht, daß es nicht durchzuführen iſt, macht man ein Haushaltsgeſetz, das nur beſtimmte Mittel vorſieht, und erklärt: Wir halten uns an das Haushaltsgeſetz; mögen die Kommunen ſehen, wie ſie durchkommen. Im Oktober 1929 Sachverſtändigen⸗ zum Arbeistloſenverſiche⸗ Es kam aber noch ſchlimmer. erging auf Grund des bekannten Gutachtens die Novelle bekannt geworden. wird alſo erſt kommen, wenn die ſchon ſeit Jahren reform durchgeführt wird Arthur Menge⸗ Hannover rungsgeſetz, die den Gemeinden wieder neue Laſten zuſchob. Im November 1929 ſtieg die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen in der Stadt Hannover um 400 auf 3900. Im Dezember ſtieg ſie ſogar um 900, und dann gab es kein Halten mehr. In der Ar⸗ beitsloſenverſicherung ſelbſt ſank die Kurve während der Sommermonate, wenn auch lange nicht ſo tief wie in den Jahren vorher. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen iſt keinen Augenblick zurückgegangen, vielmehr bis Ende September auf 7800 geſtiegen, die einen Monatsaufwand von 460 000 Mark erforderten. Dabei iſt weder in dieſer Zahl noch in allen anderen bisher genannten die Zahl der Fürſorgearbeiter ein⸗ begriffen, obwohl das durchaus ſtatthaft wäre. Die Rettung, die den Gemeinden aus einer Erweiterung der Kriſenfürſorge erſtehen ſollte, ſtellt ſich bei genauerer Betrachtung der beiden Verord⸗ nungen vom 11. Oktober d. J. als eine weitere Belaſtung dar. Sie hat nur das eine Gute, daß ſie dieſe weitere Belaſtung auf das Frühjahr 1931 verſchiebt. Sonſt hätte die Nachforderung für den laufenden Haushaltsplan noch höher ſein müſſen. Wenn aber nicht eine grundlegende Verbeſſerung unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe eintritt, wer⸗ den wir im Rechnungsjahre 1931 mit weiteren Mehrbelaſtungen für die Unterſtützung der Wohl⸗ fahrtserwerbsloſen zu rechnen haben. Ich ſpreche mit aller Deutlichkeit aus, daß wir im Städtetage ein ſolches Verfahren nicht für richtig halten. Wir ſind in den Gemeinden unter derartigen Verhältniſſen nicht mehr in der Lage, unſere Haushalts⸗ pläne auszugleichen, ohne die Realſteuern erheblich anzuſpannen und ich meine, daß in der Oeffentlichkeit ein falſcher Eindruck erweckt wird, wenn man ernſthaft ſo tut, als ob bei den Gemein⸗ den eine Senkung der Realſteuern eintreten könnte, oder wenn man, wie in der Debatte über den Voungplan, gar von einer Senkung der Einkommen⸗ ſteuer ſpricht. Wie helfen wir uns? Wirkliche Sparmaßnahmen in dem Siune, daß man die Verwaltungskoſten in größerem Um⸗ fange verringert, ſind auch in dem neuen Regie⸗ rungsprogramm nur in unzulänglicher Weiſe ent⸗ halten. Aber wir werden nicht darum herumkommen. Herr Reichsbankpräſident Dr. Luther hat mir vor dreiviertel Jahren geſagt, als ich mit ihm über die Reichsgliederung ſprach:„Die finanzielle Not wird über kurz oder lang ſo groß werden, daß wir einfach zu der Reform gezwungen werden, ſonſt geht das Rad über uns hinweg.“ Das hat er ſicher nicht mir allein geſagt, ſondern dieſe Meinung iſt beſtimmt auch den Herren im Reichstag und in der Regierung Eine durchgreifende Beſſerung und Verwaltungs ⸗ Mit neuen Steuern oder mit Gehalts⸗ und Lohnabbau iſt die Sache nicht zu machen. Die Organiſation muß geändert, die Aufgaben müſſen abgebaut werden. beſprochene Reichs⸗ Kommunale Chronik Die Finanzlage der Stadt Mainz : Mainz, 23. Nov. Ueber die derzeitige Finanz⸗ lage der Stadt Mainz gab Oberbürgermeiſter Dr. Küllb am Freitag in einer Preſſebeſprechung nähere Auskunft. Das Rechnungsergebnis für 1929 ergab einen Fehlbetrag von 327259 Mark für die Stadt Mainz, 49 242 Mark für Mainz⸗Biſchofsheim, 1821 für Mainz⸗Bretzenheim und 117611 für Mainz⸗ Weiſenau. Die Fehlbeträge von zuſammen faſt einer halben Million Mark ſind zu Laſten des ordentlichen Haushalts vereinnahmt worden, ohne daß eine De⸗ fizitanleihe gemacht wurde, wodurch der Ausgleich zwiſchen den Einnahmen und Ausgaben herbeigeführt wurde. Aus den jetzt vorliegenden Rechnungsabſchlüſ⸗ ſen für das erſte Halbjahr 1930 laſſen ſich Schlüſſe für die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben für das ganze Jahr noch nicht ohne weiteres ziehen. Sie gaben aber eine gewiſſe Grundlage für die Beurtei⸗ lung des vorausſichtlichen Jahresabſchluſſes. Vor⸗ ausſichtlich wird ſich ein Mindeſtüberſchuß von 932 000 Mark und ein Mehrzuſchuß von 1 340 000 Mark er⸗ geben, ſodaß mit einem Mehr zuſchußbedarf von 2272 000 Mark für den ordentlichen Haushalt zu rechnen iſt. Bei dem außerordentlichen Haushalt 1930 find mit 15 006 599 Mk. Einnahmen und 18 179 445 Mk. Ausgaben zu rechnen, ſodaß noch ein Einnahmebedarf von 3 172 846 Mk. offen bleibt. Zwecks Steigerung der Einnahmen zieht man bei der Straßenbahn und dem Gaswerk eine Tarifänderung in Erwägung. Man will das Gewerbe⸗ und Induſtriegas ver⸗ billigen und auch durch entſprechende Geſtaltung des Tarifs einen Anreiz zur Raumheizung geben. Zwecks weiterer Erſparnis arbeitet man ſeit Monaten an einem neuen Stellenplan mit dem Ziel einer Eiuſchrän kung der Beamtenſtel⸗ lungen in Mainz. Zwecks Einnahmeerhöhung hat der Oberbürgermeiſter im Finanzausſchuß einen An⸗ trag auf Einführung der Bürgerſteuer geſtellt. Wenn auch nach den Ausführungen des Oberbürger⸗ meiſters die Finanzlage der Stadt Mainz ſich durch⸗ aus nicht roſig darſtellt, ſo iſt die Mainzer Finanz⸗ verwaltung doch noch weſentlich gefünder als in vie⸗ len Nachbarſtädten. Kleine Mitteilungen In Mittelſchefflenz wurde in der letzten Bür⸗ gerausſchußſitzung der Geländeankauf für das Waſſerpumpwerk genehmigt, dagegen die Gemeinde⸗ bier⸗ und Bürgerſteuer abgelehnt.— Die Holz⸗ hauerei wurde für das Winterhalbjahr zum Preiſe von 2,50/ bis 2,80/ je Ster genehmigt. Die Stadtverwaltung Oppenheim beabſichtigt, den jetzt gemiſchtwirtſchaftlichen Betrieb des Waſſer werks Oppenheim.⸗G. und das Hoſpital, eine alte, einſt ſehr reiche Stiftung, die durch die Inflativn verarmte, auf die Stadt zu übernehmen. Das Waſſerwerk ſoll zu einem werbenden Betrieb ausgebaut, das Hoſpital in den Dienſt der Fürſorge geſtellt werden. Beide Maßnahmen ſollen mit Rückſicht auf die kataſtrophale Finanzlage der Stadt durch⸗ geführt werden. Oppenheim hat nämlich bei 4000 Ein⸗ wohnern 1853 000„ Schulden, was eine Zinſenlaſt von 120 000% jährlich bedingt. — Ludwigswinkel und Fiſchbach verlangen Induſtrie⸗Anſiedlung birmaſens, 25. November Dieſer Tage hatte die Gemeinde Ludwigswinkel eine Bürgerverſammlung einberufen und dazu ſämtliche pfälziſchen Abgeordneten eingeladen. Es handelte ſich darum, die ſeit Monaten vertrele⸗ nen Wünſche der Gemeinden Ludwigswinkel und Fiſchbach nach Induſtrie⸗Siedlung endlich nachdrück⸗ lichſt zu äußern, nachdem die Not in dieſen Gemein⸗ den immer größer wird und immer mehr Leute ge⸗ zwungen ſind, für einen Hungerlohn die franzöſi⸗ ſchen Unternehmer zu unterſtützen. Gewerkſchaftsſekretär Ohliger⸗Neuſtadt refe⸗ rierte über den gegenwärtigen Zuſtand. Er ſagte den Ludwigswinkelern, daß es keinen Sinn habe, in Ludwigswinkel eine Schuhfabrik oder, wie es jetzt von einigen pfälziſchen Holzunternehmungen ge⸗ plant ſei, eine Parkettbodenfabrik zu errichten. Für Ludwigswinkel komme nach der Natur der Sache nur eine holzverarbeitende Induſtrie in Frage, die Artikel für den täglichen Gebrauch liefere. Die Ah⸗ geordneten Boſſert(Du.) und Bürgel(Ne referierten ebenfalls kurz über die Frage und unterſtrichen die Notwendigkeit einer geſonderten pfleglichen Behandlung der Grenzlandbevölkerung zum Danke dafür, daß ſie in den elf Jahren der Beſetzung ſo treue Wache hielten. Zum Schluß wurde eine Entſchließung an⸗ genommen, in der in ziemlich geharniſchter Form die bayeriſche Regierung erſucht wird, endlich die Frage zugunſten der Gemeinden zu klären, und in der die Pläne der Holzhändler, mit Hilfe von Reichsmitteln dort ihre Intereſſen zu vertreten, ſchärfſtens zurückgewieſen werden. Verſchiedene Holzhändler werden in der Entſchließung als Landes⸗ und Vaterlandsverräter bezeichnet, die in ſchwerſter Zeit den Pfälzer Wald ausgeräubert und Geheimverträge mit den Franzoſen abgeſchloſſen hatten. Es dürfe nicht ſein, daß dieſe Leute mit Reichsmitteln unterſtützt würden. Die Grenzbepölke⸗ rung lehne dieſe Herren jedenfalls grundſätzlich ab. Holzminden ſoll eine Stadthalle erhalten 100 Jahre Baugewerkſchule rdv. Holzminden, 26. Nov. Der ſeit einigen Jah⸗ reu geplante Bau einer Stadthalle in Holzmin⸗ den ſoll jetzt verwirklicht werden. Anlaß dazu iſt das Jubiläum der Baugewerkſchule Holz⸗ minden, die als eine der älteſten Baugewerk⸗ ſchulen Deutſchlands im nächſten Jahre ihr 100 jähri⸗ ges Beſtehen feiert. Mit der geplanten Stadthalle ſoll der bisher fehlende große Raum für die Ju⸗ biläumsfeier geſchaffen werden. Die Stadthalle ſoll einen Saal für mindeſtens 1200 Perſonen mit den nötigen Nebenräumen für die Bewirtſchaftung uſw. erhalten. Da von dritter Seite nicht unerhebliche Beihilfen gewährt werden, kann der Bau ohne über Ausnützung der Berufungsfriſt ſchlüſſig ſind. Steuererhöhung finanziert werden. — DSaegeolalesicles Mittwoch, 26. November Nationaltheater:„Turandot“, Oper von F. Buſpni und „Gianni Schicchi“, Oper von G. Puccini, Miete 0 18, Anfang 20 Uhr. Apollo⸗Theater: Kindervorſtellung„Rotkäppchen und der Wolf“, 16 Uhr.— Gaſtſpiel der Berliner Rotterbühnen „Das Land des Lächelns, 20 Uhr. Marionetten⸗Theater Münchner Künſtler:„Der kleine und der große Klaus“, Kindervorſtellung, 16 Uhr.— malte deutſche Fauſtſpiel“, 20,15 Uhr(im Caſino⸗ „Das Saal). Planetarium: 15 Uhr Beſichtigung, 17 Uhr Vorführung. Volkshochſchule:„Arbeit und Perſönlichkeit“, Vortrag von Dr. Hendrik de Man, Frankfurt, im Muſenſaol, 20.15 Uhr. Vater ſein dagegen ſehr“, Ufa⸗Palaſt— Pfalzbau: a 8 ohne Kartenverkauf, Komödie von E. C. Carpenter, 20 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra:„3 Tage Mittelorreſt“.— Un verſum:„Die ſingende Stadt“.— Scala „Etappe 1918“.— Schauburg:„Das Lied der Frei⸗ heit“.— Roxy:„O alte Burſchenherrlichkeit“. Palaſt:„Cilly“.— Capitol:„Der Greifer“, Sehenswürdigkeiten: Schloßmuſeum: Geöffnet täglich von 10—13 Uhr und 14—16 Uhr; Sountags von 11—17 Uhr durchgehend. Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeng⸗ haus: Sonutag vormittags von 11 bis 13 Uhr und nochmittags von 15—17 Uhr; Dienstag 15—17 Uhr: Mittwoch 15—17 Uhr; Freitag 17—19 Uhr.— Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet werktugs(mit Ausnahme Montags) von 10—13 und 14—16 Uhr, an Sonn⸗ und Feiertagen 2 11—16 Uhr durchgehend.— Ausſtellung:„Das ruſſiſche Ballett“. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat November Rhein Pegel 21. 22.24. 25 28. Neckar-Pegen 22.2425, 8, Bafel.88 2550183 1,88 1,78 0 Schuſterlnſel 29.80.67.87248. Fehl 8 68.284,33.224,11 Jaaſtſeld 1552 Maxau 5,72.176,97.89 6,72 Plochingen Maunbeim 4588.82702.108,50 Heilbronn 3,47 Kaub.66 4,30 6 04.46.88 Köln 4,15.027,67 8,18 8,08 , sie vereinigen Qualität und Preiswürdig keit Erzeugnisse „MAddls Würze. MAgdls Suppen. MAdels Fleischbrühe. 331 gelei wirt wer Die ſtatt. werk Sch 40jäl werk Aner 1930 ember Swinkel en und geladen. zertrete⸗ el und ichdrück⸗ Bemein⸗ eute ge⸗ ranzöſi⸗ refe⸗ r ſagte habe, in es jetzt en ge⸗ en. Für Sache age, die Die Ab⸗ 1(NS) je und nderten kerung ren der ng an⸗ Form ich die und in lfe von treten, chiedene ug als die in ert und ſchloſſen ute mit bevölke⸗ lich ab. ten n Jah⸗ olzmin⸗ iſt das Holz⸗ gewerk⸗ jähri⸗ adthalle ie Ju⸗ ile ſoll nit den g uſw. hebliche ohne ſind. ui und e ind der rbühnen kleine Uhr.— Caſino⸗ ung. Vortrag ſenſaal, 1 ſehr“, verkauf, Uni⸗ ö bruchartigen Aus Baden Der Kampf um die Schloß wirtſchaft * Heidelberg, 25. Nov. Um der Heidelberger Be⸗ völkerung Gelegenheit zu geben, ihre Meinung in der Schloßfrage zu äußern, werden in den nächſten Tagen in einer Reihe von Geſchäften Liſten aufgelegt, in die die Einwohner ihre An⸗ ſicht über die Schloßwirtſchaft eintragen können.— Der Verein Alt⸗Heidelberg beſchloß in ſeiner geſtri⸗ gen Vorſtandsſitzung, entſprechend ſeiner ſeitherigen Stellungnahme die geſamte Bürgerſchaft zu einer öffentlichen Kundgebung gegen die ge⸗ plante Verlegung der Schloßwirtſchaft in das Innere des Schloſſes aufzurufen. Schwerer Verkehrsunfall * Hockenheim, 25. Nov. In der Schwetzingerſtraße wollte ein Ingenieur aus Karlsruhe zwei hieſige Burſchen, die Holz nach Hauſe fuhren mit dem Auto überholen. Beide Wagen nebſt den Bur⸗ ſchen wurden vom Fahrzeug erfaßt und auf die Straße geworfen. Der Führer des Perſonenwagens verlor anſcheinend durch den Zuſammenſtoß die Geiſtes gegenwart und ſtieß mit einem anderen Laſtkraftwagen zuſammen. Das Perſonen⸗ auto wurde vollſtändig zertrümmert. Der Führer erlitt innere Verletzungen. Einer der hieſigen Bur⸗ ſchen wurde ſchwer, der andere leicht verletzt, Lebens⸗ gefahr beſteht aber nicht. Schadenfener * Hüngheim bei Adelsheim, 25. Nov. In der Nacht zum Montag gegen 2 Uhr brach in dem An⸗ weſen des Landwirts Joſef Kolb ein Brand aus, dem die Scheuer und die Stallung zum Opfer fiel. Das Feuer fand in den aufgeſtapelten Vorräten reiche Nahrung. Mitverbrannt ſind die in der Scheune geſtandenen landwirtſchaftlichen Maſchinen. Nur das Vieh konnte gerettet werden. Tagung der Schmiede⸗Obermeiſter * Bruchſal, 24. Nov. Hier fand der Landesober⸗ meiſtertag des Verbandes ſelbſtändiger badiſcher Schmiedemeiſter ſtatt. Er wurde eingeleitet durch eine Sitzung des geſchäftsführenden Vorſtandes am Samstag nachmittag mit anſchließenden Begrüßungs⸗ abend im Gaſthaus zum Engel. Die am Sonntag im Hotel Wulf abgehaltene Obermeiſtertagung war von 32(von 52) Innungen beſucht und wurde vom Landesverbandsvorſitzenden Lichtherr⸗Lahr geleitet, der eine Reihe Gäſte begrüßen konnte. Die wirtſchaftliche Notlage des Schmiedehand⸗ werkes gab der Tagung reichen Verhandlungsſtoff. Die Landesverbandstagung 1931 findet in Buchen ſtatt. Dem vorbildlichen Förderer des Hand⸗ werks, Ehrenobermeiſter der Schmiedezwangsinnung Schäufele ⸗Bruchſal, wurde anläßlich ſeines hlährigen Geſchäftsjubiläums durch den Hand⸗ werkskammerpräſident Jſemann in dankbarer Anerkennung ſeiner Verdienſte eine Ehrenurkunde überreicht. Verſuchsgut Raſtatt vollſtändig unter Waſſer * Raſtatt, 25. Nov. Durch die anhaltenden wolken⸗ Regengüſſe der letzten Tage ſind große Flächen des landwirtſchaftlichen Verſuchs⸗ und Lehrguts Raſtatt unter Waſſer geſetzt. Das überſchwemmte Arealgelände iſt über 30 Hektar groß und es iſt anzunehmen, daß es vor dem Früh⸗ lahr nicht mehr vom Waſſer befreit wird. Ein großer Teil der bereits in den Boden gebrachten Winter⸗ ſaaten iſt als verloren zu betrachten. Der größte Schaden wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag durch den wolkenbruchartigen Regen ut Gewitter ver arſacht. Das Waſſer dreng in die Wohnräume ein, ſodaß das geſamte Perſon il noch in der Nacht zur Verhütung weiterer Schäden alarmiert wurde. In den Kellerräumen ſteht das Waſſer über einen Meter hoch. Der Schaden wird auf einige Tauſend Mark geſchätzt: Eine Tabakhalle umgeriſſen Kehl, 25. Nov. Ein Opfer des Sturmes iſt die Tabakhalle bei Heſſelhurſt geworden. Die Wucht des Sturmes hat ſie aus den Fundamenten geriſſen und auf das Feld geworfen. Etwa 500, Zentner Tabak liegen unter den Trümmern. Unter Auf⸗ icht von Zollbeamten iſt man ſofort an die Auf⸗ käumungsarbeiten gegangen. Eine Dreſchmaſchine und andere landwirtſchaftliche Maſchinen ſind ſchwer K beſchädigt. Ein Bauernanweſen niedergebrannt * Gengenbach, 25. Nov. Auf bis jetzt noch un⸗ dufgeklärte Weiſe brannta am Sonntag abend das Auweſen der Witwe Anton Diener in Haigerach bollſtändig nieder. Die Fährniſſe ſind alle mit⸗ berbrannt. Vom Vieh konnte alles mit Ausnahme ener Ziege gerettet werden. Da durch den Sturm Telephon⸗ und Lichtleitung geſtört, der Notgang ab⸗ betragen, die Zugänge durch die entwurzelten aume außerordentlich erſchwert waren und das zorhandene Waſſer zum Löſchen nicht ausreichte, fiel er ganze Hof dem Feuer zum Opfer. Auto in einen Bach geſtürzt 5 Vöhrenbach(Amt Donaueſchingen), 24. Nov. acht geringe Aufregung verurſachte am Sonntag der e in die e e am Gaſt 5 errannte bei der Aefahrkichen f 1 linde 5 zum„Engel“ in Vöhrenbach das Ge⸗ 5 2 er ſchmalen Brücke und ſtürzte ſenkrecht 11 hochgehenden Bach. Die 0 en ſich retten. Der Anprall der Waſſermengen 1e tledoch ſo ſtark, daß das Auto Gefahr lief, unter 16 ü cke ge ſch wem mt zu werden. Mit Auf⸗ hem 1 155 Balken und Stangen uſw. gelang es kündi rüftigen Zufaſſen der Einwohner nach zwei⸗ ger angeſtrengter Arbeit, den nur gering be⸗ kuniehen 1 ſhädigten Wagen wieder aus dem Waſſer heraus⸗ Inſaſſen. Von der Heiliggeiſtlirche zu Heidelberg Einbau einer neuen Heizungsanlage Niederlegung der Scheidemauer? Es war am Morgen des erſten Weihnachtstages vor zwei Jahren, als anſtelle der Kirchenbeſucher die Berufsfeuerwehr vor der Heiliggeiſtkirche ankam, herbeigerufen durch die Nachbarn, die aus den Fenſterritzen und Türen einen verdächtigen Qualm herausbrechen ſahen. Und es war höchſte, ja die allerhöchſte Zeit, um Sekunden hätte es ſich noch ge⸗ handelt, dann hätten Empore und Orgel die Flam⸗ men hinaufgeſchickt in das gewaltige Holzwerk des Rieſendaches und des Turmes. 8 Was war geſchehen? In das von der evangeliſchen Gemeinde benützte Langhaus war eine neue Heizungsanlage eingebaut des Langhauſes untergebrachten Univerſitätsbiblio⸗ thek mit reichen Schätzen aus dem Privatbeſitz der Kurfürſten. Die Zerſtörung der Stadt durch die Franzoſen 1693 brachte der Kirche den Verluſt des Dachſtuhls und des Turmhelms; an die Stelle des Spitzhelms wurde die graziöſe welſche Haube errichtet, die der Stadt als Wahrzeichen dient. Am 21. November 1705 wurde das kurz zuvor durch Kurfürſt Johann Wilhelm eingeführte Simul⸗ taneum dahin abgeändert, daß der Chor den Ka⸗ tholiken, das Schiff den Reformierten eingeräumt wurde. Die Heiliggeistkirche(Aus dem Kurpfälzer Jahrbuch) geweſen, ſogenannte Gasluftheizung, deren Anlage die Zufuhr weiteren Brenngaſes automatiſch zu unterbinden verſprach, ſobald Gefahr im Verzuge war. Aber wie bei jedem Unglück oft nur ein Zu⸗ fall mitſpielt, ſo auch hier, die automatiſche Vor⸗ richtung funktionierte aus irgend welchem Grunde nicht, die Ueberhitzung der Anlage griff das Holz der Verſchalung des einen Ofens und der Heißluftſchächte an, und es hätte nur noch weniger Augenblicke be⸗ durft, um die Kirche in Flammen zu fehen. Das hiſtoriſche Bauwerk der Helliggeiſtkirche in Gefahr! Dieſer Mahnruf an dem Morgen des Weihnachts⸗ feſtes genügte, um nach erfolgter Unterſuchung die größte Vorſicht bei der Wahl eines neuen Heizungs⸗ ſyſtems walten zu laſſen. Beim Einbau der neuen Hei⸗ zungsanlage iſt alles Holz vermieden; die Motore ſitzen in Eiſenbetonkäſten und auch die Heißluft⸗ ſchächte ſind gleichfalls ſo gebaut. Durch die Mo⸗ tore werden Ventilatoren in Bewegung geſetzt, die zu ebener Erde eingebaut, die kalte Bodenluft an⸗ ſaugen, über die Gasheizflammen führen und als erwärmte Luft durch Schächte nach oben in die Kirche entweichen laſſen. Hoffen wir, daß die neue, unter größter Vorſicht eingebaute und geprüfte Anlage ihr Beſtes verſpricht. Ohne weiteres frägt man ſich, warum jetzt erſt nach zwei Jahren eine neue Heizung eingebaut wird? Erſtens konnten die Gottesdienſte für die Altſtadtgemeinde während der Sommermonate gut in der Heiliggeiſtkirche abgehalten werden; nur im vorigen Winter trat an ihre Stelle die Peterskirche. Der Hauptgrund aber war ein ganz anderer: Die Heiliggeiſtkirche ſollte wieder gang evangeliſch und die Scheidemauer niedergeriſſen werden. Die Heiliggeiſtkirche evangeliſch! Das wäre eine hiſtoriſche Tat geweſen und hätte den beiden Kon⸗ feſſtonen, der römiſch⸗katholiſchen und der evangeliſch⸗ proteſtantiſchen, alle Ehre gemacht. Um dies richtig beurteilen zu können, muß man die pfälzer Ge⸗ ſchichte der Religionsſtreitigkeiten kennen. Die Heiliggeiſtkirche, 13981410 von Kö⸗ nig Ruprecht erbaut, iſt ſozuſagen die Geburts⸗ ſtätte des Proteſtantismus in der Pfalz. In ihr wurde am 3. Juli 1546 zum erſtenmal das lutheriſche Abendmahl ausgeteilt und die Woche darauf die katholiſche Meſſe daraus verbannt. Leider aber brachten die folgenden Jahre manches Schlimme: Der bilderfeindliche Purismus hatte ſeinen Einzug gehalten und durch Entfernung aller Bilder uſw. eine Verödung des äußerſt ſtimmungs⸗ vollen und reich mit Kunſtwerken geſchmückten Got⸗ teshauſes herbeigeführt. Auch ſtritten ſich die Re⸗ formierten und Lutheraner um den Beſitz der Kirche. Im Dreißigjährigen Krieg erfolgte durch Tilly die Wegführung der auf den beiden Seitenemporen So erſtand 1706 die erſte Scheidemauer in der Heiliggeiſtkirche, die der großartigen Raumwirkung den Todesſtoß verſetzte. Kurfürſt Karl Philipp verlangte ſpäter die Herausgabe des Schiffs an die katholiſche Ge⸗ meinde und die Niederlegung der Scheidemauer. Da die Reformierten auf der Wache ſtanden, verblieb ihnen vorerſt der zugewieſene Teil des Gotteshauſes; aber im Jahre 1719 erfolgte die Niederlegung der Mauer durch die Katholiken, und die ganze Kirche ward für den katholiſchen Gottesdienſt eingerichtet. Daraufhin legten ſich die proteſtantiſchen Für⸗ ſten Deutſchlands ins Mittel und verlangten vom Kurfürſten die Wiederherſtellung der Mauer und die Zurückgabe des Schiffs an die Reformierten. Die Scheidemauer blieb bis zum Jahr 1886, dem 500. Jubiläumsjahr der Univerſität. Für die Feier des 500. Geburtstags der Hochſchule ſtand da⸗ mals kein Raum zur Verfügung, da ward die Scheidewand niedergelegt, und es zeigte ſich nun die Großartigkeit der Raumwirkung der Kirche. Noch können uns ja viele Lebende von der gewaltigen Feier erzählen, zu der die Univerſitäten der Welt thre Vertreter geſandt hatten, zu der die Fürſten des Reiches erſchienen waren. Doch die Mauer blieb nicht liegen; ſie erſtand aufs neue, wie wir ſie heute noch verfinſternd, trennend ſehen. Im Schiff halten die Evangeliſchen ihre Gottesdienſte ab, die Altkatholiken im Chor. Nun verlangt aber die äußere Faſſade der Kirche ſamt Turm eine durchgreifende Renovie⸗ rung, zu welcher umfangreichen Arbeit hohe Summen flüſſig gemacht werden müſſen. Hierin müſſen ſich nun nicht etwa die altkatholiſche und die evange⸗ liſche Gemeinde teilen, ſondern die römiſch⸗katholiſche Kirche für Chor und Turm und die evangeliſche Ge⸗ meinde(Pflege Schönau) für das Langhaus. Dieſe Fragen der baulichen Rekonſtruktion führten nun zu Verhandlungen zwiſchen den letztgenannten Konfeſ⸗ ſionen, bzw. den beteiligten Kirchenbehörden um Ueberlaſſung des Chors an die evangeliſche Gemeinde, ſamt Turm. Damit wäre die evangeliſche Kirche Al⸗ leinbeſitzerin und Alleinbenützerin der hiſtoriſch denk⸗ würdigen Heiliggeiſtkirche geworden und die kath. Konfeſſion, die gar keinen Anteil an den gottesdienſt⸗ lichen Räumen hat, und dennoch für die Bauarbeiten des einen Teils aufkommen muß, wäre ihrer bau⸗ lichen Verpflichtungen ledig geworden. Der alt⸗ katholiſchen Gemeinde wäre zur Abhaltung ihrer Gottesdienſte der Chor der Peterskirche überlaſſen worden. Anfangs ſchien es, als ob die Verhandlun⸗ gen zu einem günſtigen Ende führen würden, leider konnte die Zuſtimmung der katholiſchen Kirche nicht erreicht werden, und ſo bleibt die Scheidemauer der Heiliggeiſtkirche weiterbeſtehen. Nach der Anwelternacht im Schwarzwald * Triberg, 25. Nov. Sehr bös gelitten hat im Hochſchwarzwald das Fernſprechnetz. Gerade im Zentrum des Gebirgs⸗ ſtockes waren auf weite Strecken die Leitungen durch Sturm auf den offenen Teilen und durch Baumſchlag in den Waldſtrecken zerſtört. Die Bautrupps aus Freiburg und Villingen haben am Sonntag und Montag böſe Arbeitstage zu verzeichnen gehabt. Da⸗ bei haben alle Anſtrengungen nicht ausgereicht, um wenigſtens die wichtigſten Leitungen wieder inſtand zu ſetzen, ſo daß die Abwicklung des Drahtverkehrs am Montag abend noch unter großen Umleitungen u. Verzögerungen zu leiden hatte. In dem verhältnis⸗ mäßig engen Bezirk Triberg, Villingen und Furt⸗ wangen war am Sonntag keine einzige Leitung in⸗ takt, ſo daß keinerlei Verſtündigung möglich war. Am Montag abend war die mühſame Ausbeſſe⸗ rungstätigkeit der Bautrupps ſoweit gediehen, daß wenigſtens in dieſen Nahbezirken der Draht wieder funktionierte. In den Wäldern des Schwarzwaldes zeigt ſich jetzt allmählich der große Schaden durch Bau m⸗ bruch. Die Bäume von ſtärkſtem Ausmaß ſind viel⸗ fach auf halber Höhe wie Streichhölzer umgeknickt und in ſich noch wieder zerſplittert. Altehrwürdige Tannen, die unter Naturſchutz ſtanden, ſind ein bis zwei Meter über dem Erdboden abgebrochen und haben manchen jüngeren und noch lebenskräftigen Baum mit ſich mitgeriſſen. Die Wege ſind in den Steilſtrecken durch die Gewalt der ſtürzenden Waſ⸗ ſermaſſen tief aufgeriſſen und Häuſer allenthalben beſchädigt. Erfreulich nur, daß bei allem Unheil es noch ohne Schäden für Menſchen abgegangen iſt. Der Bahnverkehr, der ebenfalls auf verſchie⸗ denen Strecken, teils unmittelbar, teils auch durch Behinderungen Verſpätungen hatte, iſt wieder nor⸗ mal. Die Straßen ſind ebenfalls wieder alle frei, während man natürlich in den Waldgebieten auf den Fahr⸗ und Fußwegen erſt nach und nach die Hinder⸗ niſſe beſeitigen kann. Aus der Falz Zum Ludwigshafener Raubmord * Ludwigshafen, 25. Nov. Wie wir erfahren, wird der an dem Schuhmacher Albert Dietrich Mitte Oktober verübte Raubmord in Kürze das Schwurgericht Frankenthal beſchäftigen. Die Ver⸗ handlung beginnt am 1. Dezember. Angeklagt iſt der 22jährige Kurt Adam wegen Mordes in Tat⸗ einheit mit ſchwerem Raube. Sein 15jähriger Bru⸗ der, der bei der Bluttat zugegen, aber nicht an ihr beteiligt war, wird lediglich als Zeuge vernommen. Selbſtmord eines Angeſtellten * Pirmaſens, 25. Nov. Heute mittag hat ſich im ſogenannten Fahrſchen Walde, unweit von Pirma⸗ ſens, der 19 Jahre alte Kurt Jakobi durch einen Schuß in die Schläfe das Leben genommen. Jakobi war kaufmänniſcher Lehrling in einer hieſi⸗ gen Speditionsfirma und hatte ſich an Frachtgeldern vergriffen. Es handelt ſich nicht um hohe Beträge. Die gegen ihn bereits im Gange befindliche polizei⸗ liche Unterſuchung hatte ſich der junge Mann ſo zu Herzen genommen, daß er zum Revolver griff. Bei dem Toten fand man verſchiedene Abſchiedsbriefe vor, die den Grund zur Tat erkennen ließen. Die Walsheimer Bluttat * Landau, 25. November. Zum Geſtändnis der Muttermörderin Frau Lina Sturm erfährt man ergänzend, daß ſie mit ihrer Mutter am Tage der Tat eine Auseinanderſetzung hatte. Die getötete Frau Kraft hielt ſich am Abend der Tat bei Bekannten im Dorfe auf und kehrte ge⸗ gen 10 Uhr abends in ihr Haus zurück. Lina Sturm hatte ihre Heimkehr abgelauert und warf in dem dunklen Hausflur der Mutter, anſcheinend in dem Augenblick, als ſie ſich ihrer Schuhe entledigte und in gebückter Stellung ſtand, einen Strick um den Hals und erwürgte ihr Opfer. Der Verdacht wurde durch einige auffallende Erſcheinungen auf die Sturm gelenkt. Die Leiche lag mit dem Kopf gegen die Haustür. Dadurch ſollte vorgetäuſcht werden, daß Frau Koſt ſich mit einem Strick an der Haustür⸗ klinke erhängt hatte. Da nun die Tür bei der Heim⸗ kehr des Schwiegerſohnes nicht abgeriegelt war, ſo hätte der Körper der Getöteten gegen die Tür fallen und dieſe öffnen müſſen. Außerdem waren die Schuhe der Getöteten fein ſäuberlich beiſeite geſtellt. Aas Messen Wieder feſtgenommen * Darmſtadt, 25. Nov. Der 30jährige Schreiner Poth aus Berlin, der im Landeszuchthaus Marien⸗ ſchloß wegen Spionage Strafe verbüßte, entwich am 5. November und konnte jetzt beim Ueberſchreiten der deutſch⸗franzöſiſchen Grenze bei Zweibrücken feſt⸗ genommen werden. Poth, der bei ſeiner Flucht in Gefangenenkleidung war, trug bei ſeiner Feſtnahme Zivilkleidung und hatte ein Herrenfahrrad Nr. 122917. Da Poth bei ſeiner Feſtnahme mehrere Dietriche, eine Stahlblechzange und eine Flickſchere beſaß, iſt anzunehmen, daß er ſich die Kleidungs⸗ ſtücke und das Fahrrad auf ſtrafbare Weiſe verſchafft hat. Das Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt inter⸗ eſſtert ſich dafür.. Den Tod im Rhein geſucht * Mainz, 24. Nov. In der vergangenen Nacht ſprang der 60jährige Maſſeur Auguſt Schu mann in Wiesbaden mit ſeiner Ehefrau nach reichlichem Alkoholgenuß hier am Kaiſertor in den Rhein. Während der Ehemann, der ſich an der Kette eines Schiffes feſthielt, von Schiffern gerettet und ins Krankenhaus gebracht werden konnte, ertrank die Frau. Am Ufer wurden Mäntel, Rock, Schirme und Handtaſche des Ehepaares gefunden, wobet ſich ein Zettel befand, auf dem das Ehepaar zum Aus⸗ druck brachte, unſchuldig zu ſein. Dieſe Unſchuld⸗ beteuerung bezieht ſich wahrſcheinlich auf eine An⸗ zeige oder Anklage, die gegen das Ehepaar ſchwebt. Die Frankfurter Kokainſchiebung * Frankfurt a.., 25. Nov. Der Fall Pache und Genoſſen wird, wie nun endgültig feſtſteht, am 19. Dezember vor dem Großen Schöffengericht unter Vorſitz des Landgerichtsdirektors Dr. Meſſer⸗ ſchmidt verhandelt. Die Anklagebehörde wird von Staatsanwaltſchaftsrat Dr. König vertreten. Die Verhandlung findet unter Ausſchluß der Oef⸗ fentlichkeit ſtatt, * St. Ingbert, 25. Nov. Von einem Lieferwagen überfahren und ſchwer verletzt wurde das achtjährige Mädchen der Familie Altpeter. Das Kind iſt am Abend des Unfalltages geſtorben. Den Fahr⸗ zeuglenker ſcheint ein Verſchulden nicht zu treffen. * Hofheim(Ried), 24 Nov. Im nahen Bob⸗ ſtadt richtete der Sturm am Sonntag morgen der⸗ artige Verheerungen an, daß die Feuer⸗ weir alarmiert werden mußte. Auf der Straße von hier nach Bobſtadt wurde eine Anzahl Bäume entwurzelt. In einer Wirtſchaft in Bobſtadt ſchlug der Blitz ein. Zum Glück war es nur ein kalter Schlag. Trotzdem wurde das Dach der Wirtſchaft zum Teil abgedeckt. Die Landſtraße war derart überſchwem mt, daß das Waſſer in die Höfe und in die Keller eindrang. Schluß des redaktionellen Teils Blinkwunder putzt Fenster ohne Wessef blank wie ein Spiegel ber 1930 ELS- der Neuen Mannheimer Zeitun Sächſiſche Boden— Leipziger Hypothekenbank Die ao. HV. der Sächſiſchen Bodenkreditan⸗ ſta lt, Dresden, g zmigte die Verſchmelzung mit der Leipziger Hypothekenbank in Leipzig und die dadurch no nig werdende Kapitalerhöhung um 2 auf 11 Mill. Die Aktien werden bekanntlich im Verhältnis:1 in Höhe von 2 Mill./ umgetauſcht, wäh⸗ rend 4 Mill./ anderweitig zur Verfügung ſtehen. Auch dem Beitritt z Femeinſchaftsgruppe und zahl⸗ reichen änderungen ſtimmte die HV. zu. Die o Leipziger Hypothekenbank, zerſchmelzung mit der Sächſi⸗ Danach geht das ger Inſtituts als ganzes bei einem „Januar 1930 auf die Säch⸗ Auf Anfrage eines Bank⸗ rde mitgeteilt, daß das Leipziger Inſtitut in dem b rigen Umfang weiter beſtehen werde. Auch in den Geſchäftsgepflogenheiten bezüglich Hypotheken⸗ vergebung würden keine A n. Ebenſo⸗ wenig ſei ein Abbau der Angeſtellten beabſichtigt. * Bank für Textilinduſtrie, Berlin. die 20 Mill./ Stammaktien dividendenlos(i. V. 8 v..), die 2,25 Mill. Vorzu ü erholten 6 y. H. Der Ge⸗ winnvortrag erhöht rund 0,2 Mill./(li. V. 68 000). „Auch in Italien Bankenkriſe. 8 meldet wird, hat der Credito Veneto ſeine Schalter ge⸗ ſchloſſen und Vergleichsvertrag angeboten. Dem Beiſpiel iſt die Bance della Venezia und der Credito Poleſano ge⸗ folgt. Die Exportpläne der Opelwerke Am Schluſſe der Händlertagung der Adam Opel AG., Rüſſelsheim a.., über die wir bereits berichtet haben, machte das erſte Vorſtands mitglied Dr. Wronker⸗ Flatow noch einige Ausführungen über den Einfluß Motors Corporation auf die Geſellſchoft ſo⸗ Die Brü⸗ Vermögen Aktienumtauſch von ſiſche Boderereditan angeſtelltenvertreters Für 1929 bleiben Wie aus Padua ge⸗ der Geheimrat Dr. h. c. Opel, die den 0 haben, ſeien an dem Werk noch erheblich finanziell 5 ligt. Von den rd. t zwei Dutzend Amerikaner. daß von den durch den ˖ nahmen mindeſtens 90 v. H. dem deutſchen Kapital zugute⸗ kämen dadurch, daß nur deutſches Arbeit Verwendung finden. Im Jahre 1931 hoffe man 150000 Automobile abſetzen zu können, davon 100 000 ins Ausland mit Hilfe der General Motors Export Cor⸗ poratlon, die etwa 3600 Automobilhändler umfaßt, wäh⸗ rend in Deutſchlond rd. 900 Händler für Opel verkauſen. „ Sitzverlegung der Dörflingerſche Achſen⸗ und Fe⸗ dernfabriken AG., Mannheim. Die Geſellſchaft, die bereits ſeit 1021 ihren Mannheimer Betrieb mit dem Offenbacher Werk vereinigt hatte, ſchlägt fetzt die Sitzver legung der Geſellſchaft nach Offenbach M. vor. Die Sitzverlegung iſt aus ſteuerlichen Gründen erforderlich, weil der heſſiſche Staat neuerdings eine Fillalſteuer zu erheben beabſichtigt, ſodaß, da ohnehin der ganze Betrieb in Offenbach vereinigt iſt, auch die formelle Sitzverlegung nach dort als das gegebene erſcheint. Wie wir hören, bleibt das Unternehmen auch für das abgelaufene Ge⸗ ſchäftsſahr ohne Dioldende, da ſich ein kleiner Ver⸗ Tust(i. V. 4580% Reingewinn, der vorgetragen wurde), ergibt. „ Haltloſe Gerüchte über die Maybach⸗Werke. Dit Direktion des Maybach⸗Motorenbau Gmbß., Friedrichs hafen erklärt, daß die umlaufenden Gerüchte, als ob die Maybachwerke an die amerikaniſchen For dwerke ver⸗ kauft worden ſeien, aus der Luft gegriffen ſind. Die Maybachwerke ſind eine Tochtergeſellſchft des Luft⸗ ſchifbaus Zeppelin und mit dieſem aufs engſte verbunden. Zwiſchen den Maybachwerken und den Fordwerken ſind überhaupt keine Verkaufsverhandlungen gepflogen worden und der Maybach⸗Motorenbau denkt nicht daran, die May⸗ bachwerke zu veräußern. Verluſtminderung bei der Waggonfabrik Danzig. In der o. HV. wurden die Regularten für 1929⸗30 einſtimmig erleblgt. Nach dem Geſchäftsbericht treten die günſtigeren Verhältniſſe des abgelaufenen äußerlich in dem faſt völligen Ausgleich des Verluſtſal dos von 98 772 DG. aus dem Vorjahre in Erſcheinung, da nur noch ein Verluſt von 9 358 DG. verbleibt. Von einem Auftragsbeſtand von 4858 721 DG. wurden bis zum 30. Junk 1930 insgeſamt 3 150 588 DG. abgewickelt, während der Reſt in das lau⸗ fende Geſchäftsjahr übernommen wurde. Ende Juni 1930 beſchäftigte die Geſellſchaft 450 Arbeſter. Nach Abwicklung des Auftragsbeſtandes aus dem Vorfahre iſt dieſe Zahl auf 220 zurückgegangen. Die zur Zeit noch vorliegenden Auf⸗ träge beſchäftigen das Werk mit dieſer Arbeiterzahl bis Ende Februar. „ Amerika⸗Abkommen der Pittler⸗Achß.— Sticherung des europäiſchen Markts. Aus Newyork wird der K. Z. gedrahtet: Die Pittler Werkzeugmaſchinen⸗ fabrik A., Leipzig⸗ Wahren, bat ſoeben mit einer großen amerikaniſchen Werkzeug⸗ und Maſchinen⸗ fabrik, der National Aeme Co. in Cleveland, einen Vertrag abgeſchloſſen, nach dem die Aeme Co. auf die Herſtellung der in Europa zu verkaufenden Maſchinen verzichtet. Die Herſtellung des europäiſchen Bedarfs wird vielmehr nur von der Pittler AGG. erfolgen. Cha⸗ pin, der Präsident der Aeme Co,, tritt in den Aufſichts⸗ rat der Pittler Ac. ein. Die Verhandlungen wurden von Die deutſche Spielwareninduſtrie einſt und jetzt Verdreifachung des Inlandsverbrauchs Deutſchlands Anteil an der Weltproduktion von über der Hälfte auf ein Drittel zurückgegangen Die Spielwareninduſtrie, eine der älteſten Verfei⸗ nerungsinduſtrien Deutſchlands, hat, ebenſo wie andere Zweige des Holz⸗ und Metallgewerbes, mit den in der Kriegs⸗ und Nachkriegszeit entwickelten Induſtrien des Auslandes zu kämpfen. Trotz dieſer Konkurrenz wird mit einer Jahresproduktion von rd. Mill.„(wovon 100—140 Mill./ Wertzuwachs darſtellen) die mengen⸗ i Die 55—60 v. H der Produktion zurückgegangen. Reben den hiſtoriſchen Standorten der Spielwaren⸗ herſtellung: Nürnberg⸗Fürth, Sonneberg und dem Erz⸗ gebirge, die ſich durch alte Tradition in der Pflege der Handfertigkeit ein Geſchicklichkeitsmonopol erwarben, ent⸗ wickelten ſchon vor dem Kriege Württemberg, Berlin⸗Bran⸗ denburg und die thüringiſchen Bezirke Waltershauſen und Ohrdruf eine bedeutende Spielwareninduſtrie. In Nürn⸗ berg⸗Fürth werden vornehmlich Metall⸗Spielwaren, in Sonneberg und Waltershauſen Puppen, in Ohrdruf Pferde, im Erzgebirge ungefärbte Holzſpielwaren und in Würt⸗ temberg vor allem Metall⸗ und Holzſpielwaren hergeſtellt. Von der geſamten Produktion entfallen auf Nürnberg⸗ Fürth 32 v.., auf Sonneberg 26,6 v.., das Erzgebirge 74 v.., das übrige Sachſen 70 v.., Württemberg 6,9 v. H. und Nordthüringen 6,4 v. H.— Während durch die Einheitlichkeit der Nachfrage und die Größe des Marktes in den Vereinigten Staaten die Möglichkeit zu weitgehen⸗ der Spezialiſterung der Produktion gegeben iſt, verlangt der deutſche Markt, nach Feſtſtellungen des Enquete⸗Aus⸗ ſchuſſes auch heute noch eine Vielgeſtaltigkeit der Sor⸗ timente, die vor dem Kriege der deutſchen Induſtrie die Möglichkeit zur Beherrſchung des Weltmarktes gab. Die Kapazität war in den meiſten Zweigen der Spiel⸗ wareninduſtrie 1928 im Jahresdurchſchnitt zu etwa 70 v.., bei dem Chriſtbaumſchmuck zu 55 v. H. ausgenutzt. Lediglich bei Geſellſchaftsſpielen beträgt die Ausnutzung der gegen 1913 um 40—50 v. H. geſteigerten Kapazität etwa 80-90 v. H.— Der Lohnanteil an den Selbſtkoſten ſchwankt in den Fabriken zwiſchen 20 und 50 v.., bei den Hausgewerbetreibenden beträgt der Anteil der Arbeits⸗ koſten aus Erlös etwa 60 v. H. In den Fabrikbetrieben machen die direkten Herſtellungskoſten durchſchniktlich 60 bis 75 v.., die indirekten Herſtellungskoſten und die Ab⸗ fatzſpeſen ſe 10—20 v.., die Steuern 2,5—5 v. H. der ge⸗ ſamten Selbſtkoſten aus. Der Anteil der Rohſtoffe ſchwankt zwiſchen 24 und 56 v. H. Von dem geſamten Kapital ent⸗ fallen durchſchnittlich 40 v. H. auf Anlagekapital; 40—50 v. H. ſtecken am Jahresſchluß in den Außenſtänden. Die neue Saiſon wird meiſtens mit einem Fertiglager in Höhe von 30 v. H. des Betriebskapitals begonnen. Die Ver⸗ ſchuldung beträgt normal nur 10—20 v. H. der eigenen Mittel, ſteigt jedoch in den Saiſonmonaten bis zu 50 v. H. und darüber. Das geſamte in der Spielwareninduſtrie(ohne Haus⸗ gewerbe) inveſtierte Kapital beträgt 165—215 Mill.; es wird im Jahre ungefähr einmal umgeſchlagen. Der deutſche h trotz geſunkener Kinderzahl von 32 Mill./(1911) au 100 Mill./ in den letzten Jah⸗ ren gehoben. Die Preisſteigerungen ſchwanken gegenüber der Vorkriegszeit zwiſchen 0 v. H.(für Gummiſpielwaren) und 100 v. H ren).— Die normale Han⸗ delsſpanne zw und dem Konſumenten be⸗ trägt 90—120 v. H. i rkaufspreis. Der Auf⸗ ſchlag im Einzelhandel bet 70 v.., Luxusartikel müſſen wegen des Saiſoncharakters und des Moderiſikos höher kalkuliert werden. Inlandsverbrauch hat Die wichtigſte trukturwandlung in der Spielwaren⸗ induſtrie iſt die des deutſchen Weltmono⸗ pols der Vorkriegs als die fte der für 1913 auf 250 Mill./ geſchätzt hynduktion und Dreiviertel des Weltexportes von 140 1 lagen in deutſcher Hand. In der Nachkriegszeit erhöhte ſich die Weltproduk⸗ tion auf 650 Mill. J, was einer mengenmäßigen Steige⸗ rung um mehr als die Hälfte gleichkommt, während der Welthandel mit 185 Mill./ das Volumen der Vorkriegs⸗ zeit noch nicht wieder erreicht hat und nur 28 v. H. des Weltverbrauchs gegenüber eheme 56 v. H. beträgt. Heute erzeugt Deutſchland nur noch ein Drittel der Weltproduk⸗ tion und wird von den Vereinigten Staaten in der Höhe der Erzeugung(340 Mill. /) übertroffen, der deutſche An⸗ teil am Welthandel iſt auf 60 v. H. zurückgegangen. Die Zurückdrängung Deutſchl 3 in der Weltverſorgung iſt eine unmittelbare Kriegsfolge. Durch den Fortfall des Welt⸗Lieferanten entſtand ein Vakuum, das zur Errichtung eigener Induſtrien führte. Die nationalen Induſtrien wurden durch Zollmauerm geſchützt, ſo ſtieg der Zoll auf Spielwaren in den Vereinigten Staaten von 35 auf 70 v.., in Auſtralien von 25 auf 90 v. H. des Wertes, bei einer Reihe von Staaten beträgt er 100 und auch mehrere 100 v. H.(Polen, ferner einige ſpaniſche, franzöſiſche und ungariſche Poſitionen). Weiter iſt der Rückgang des deut⸗ ſchen Exports daraus zu erklären, daß, abgeſehen von Qualitätsprodukten, der enaoliſchen, franzöſiſchen che Pro⸗ duktion auf dem aſiatiſchen Markt, in Zelluloidſpielwaren ſogar auf dem Weltmarkt Raum gewinnen konnte. Auch die langſame Anpaſſung an den Geſchmackswandel ſtand der Ausfuhr im Wege. Nur in Südamerika konnte das deutſche Erzeugnis ſeinen Platz behaupten. Zwar erreichte die Ausfuhr im Jahre 1929 die Höhe von 121 Mill. 1 gegen 103 Mill./ im Jahre 1913, mengenmäßig iſt ſie aber von 566 000 auf 463 000 Dz. geſunken. Unter den Abnehmern ſteht Großbritannien an erſter Stelle. Wenn ſich die deutſche Spielwareninduſtrie in Zukunft behaupten will, ſo iſt, nach Anſicht des Enquete⸗Ausſchuſſes, ihre pfleglichere Behandlung bei den Handelsverträgen notwendig. Dies allein rei aber nicht aus, das Terrain wiederzugewinnen, vielmehr muß eine Anpaſſung an den international gewandelten Geſchmack und den Zug zum Stapelartikel erfolgen. Dies kann durch eine Verbeſſerung der Betriebsverfaſſung, insbeſondere einen Abbau der Ueberfetzung und durch eine ſozialpolitiſche Reform des Hausgewerbes, erreicht werden. — pp))), /// PP dem ſtellvertretenden Aufſichtsratsvorſitzenden der Pittler AG. Paul Rohde geführt. Von der deutſchen Geſellſchaft wurde uns die Richtigkeit der, obigen Meldung beſtätigt. Die Geſellſchoft ſtellt als Spezialität Revolver⸗Werkzeug⸗ maſchinen, gutomatiſche und halbautomatiſche Revolver⸗ Maſchinen her. * Ruſcheweyh., Langenöls. Der AR. beſchloß, der auf ben 10. Dezember d. Js. einberufenen HV. eine Divi⸗ dende von 6½ v. H. auf die StA. vorzuſchlagen. Zurzeit liegen genügend Aufträge mit geringer Lieferzeit vor, durch die eine gute Beſchäftigung gewährleiſtet iſt. * Georg Benda AG., Nürnberg.— Verminderter Rein⸗ gewinn. Das Geſchäftsjahr 1929 brachte dem Unternehmen bei 1,040 Mill. 4 Ac. und nach Abſchreibungen von 36 216 (30 777)„ einen Reingewinn von 115 607(174 560) 1 ein⸗ schließlich 59 845(49 384)„ Vortrag. Ueber die Verwen⸗ dung des Reingewinns werden keine Mitteilungen ge⸗ macht. In der Bilanz ſind Vorräte mit 547 685(468 674) Mark, Warenbeſtände mit 91 757(89 147„ und Außen⸗ ſtände mit 98 414(740 970)/ ausgewleſen, denen im ah⸗ gelaufenen Geſchäftsjahr keine Verpflichtungen li. 500 182% Gläubiger) mehr gegenüberſtehen. * Continentale Gummiwerke AG., Hannover. Nach dem Bericht des Vorſtands in der AR.⸗Sitzung iſt der Inland⸗ umfatz bis Oktober um etwa 16 v. H. gegen das Vorjahr zurückgeblieben. Der Auslands umſatz hat ſich bei gedrück⸗ ten Preiſen auf der alten Höhe gehalten. Den Bekriebs⸗ mitteln von insgeſamt 55,0 Mill. /, darunter 13,3 Mill. 1 Bankguthaben und Wechſel, ſtanden im November Ver⸗ pflichtungen kurzfriſtiger Art mit 5,5 Mill.% 1 Ueber Sie vorausſichtliche Dividende(i. V. 9 v..) laſſe ſich noch nichts ſagen, Die Verhandlungen zwiſchen deut⸗ ſchen und auslänbiſchen Reifenfobrikanten zwecks Rege⸗ lung der Preiſe uſw. ſind noch nicht zum Abſchluß ge⸗ kommen. Eine befriedigende Löſung erſcheine angeſichts der Marktüberſetzung ſchwierig. * Porzellanfabrik Lorenz Hutſchenrenther AG. Selb i. B. — Ungünſtige Geſchäftsentwicklung im neuen Jahr. Die Geſellſchaft weiſt für 1929⸗30 einen verminderten Roh⸗ gewinn von 5,6(6,1) Mill. aus. 1 0,3(0,36) Mill. 44 Abſchreibungen verbleibt einſchließlich, Jorfahrsvortrag ein Reingewinn von 0,67(0,81) Mill.„1, woraus, wle ſchon gemeldet, eine von 9 auf 7 v. H. ermäßigte Divi⸗ .— Die Auftriebsſaktoren für den Wiederanſtieg der amerikaniſchen Wirtſchaft vorhanden Die Berliner Handels⸗Geſ. unterſucht in ihrem neueſten Wochenbericht den Konjunkturverlauf in den Vereinigten Staaten und kommt dabei u. a. zu dem Reſultat, daß die amerikaniſche Wirtſchaft um deswillen große Schwierig⸗ keiten zu überwinden habe, weil ſie auf hohe Umſätze ein⸗ geſtellt ſei. Außerdem iſt die Kaufkraft dadurch der gez: daß ein Teil der Bevölkerung von dem Abſatz der Roh⸗ ſtoffe lebt. Nimmt man den Umſtand hinzu, daß große amerikaniſche Induſtrien Luxusbedarf herſtellen und die Vereinigten Staaten erſt damit anfangen, ſich den großen ſozlalen Problemen zuzuwenden, ſo dürften damit die empfindlichſten Schwierigkeiten umriſſen ſein. Entkleidet man den Verläuf der amerikaniſchen Konfunktur den un⸗ gewohnten Begleitumſtänden, ſo bleibt daß Bild einer typiſchen Depreſſion, bei der die Auftriebsfaktoren für den nächſten Wiederanſtieg immerhin ſchon bemerkbar werden, wenn auch kaum angenommen werden darf, daß ſie ſchon während der nächſten Monate den Ausſchlag geben khnnen. Billiges Geld und billige Rohſtoffe ſind bereits vorhanden und die Warenlager ſind nicht allzu groß. Das Auslgnds⸗ vermbgen und der inländiſche Reichtum haben einen un⸗ geheuren Umfang. Niedrige Einkommen und niedrige Fertigwarenpreiſe laſſen aber noch auf ſich warten. Mögen dieſe Umſtände eine zeitlang ſchwer überſehbare Gegen⸗ wirkungen auslöſen, ſo wird doch die amerikanſſche Wirt⸗ ſchaft den Weg aller gefunden Wirtſchaftsorganismen gehen und aus ſich heraus die Kraft zur Wiedergeburt finden. Sollte es ihr gelingen, einen neuen Ankurbelungsfaktor zu ſchaffen, wie etwa den Wiederaufbau der Bauinduſtrie, ſo würde das den ſchmerzlichen Geneſungsprozeß wahr⸗ ſcheinlich erheblich beſchleunigen. Der öſterreichiſche Außenhandel im Oktober Nach den Mittetlungen des öſterreichiſchen Handels⸗ ſtatiſtiſchen Amtes beltef ſich der Wert der Einfuhr im Okt. auf 219,0 Mill. Schilling, der Wert der Ausfuhr auf 1717 Mill. ing, das Paſſivum ſomit guf 48 Mill. Schilling. Im Vergleich zum September iſt die Einfuhr um 4, Mill. Schilling zurückgegangen, die Ausfuhr um 2,7 Mill. Schil⸗ ling geſtiegen, ſo daß r Einſuhrüberſchuß um.9 Mill. illing verring In den erſten zehn Mo⸗ naten Jahres iſt die Einfuhr gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um! Mill. Schilling, die Aus⸗ fuhr um 245,9 Mill. Schilling zurückgegangen. Das läuft ſich Ende Oktober auf 690,3 Mill. Schil⸗ 5 Mill. Schilling im Vorfahr. Paſſivum be ling gegen de „ Mehrbelaſtung durch Aenderungen des Reichsbahn⸗ Tiertarifes? Zur Zeit ſchweben, wie vom Bund der Vieh⸗ händler Deutſchlonds(E..) geſchrieben wird, Beratungen über elne Aenderung der Tiertariſe und üher eine Umän⸗ derung der Kälber⸗ und Jungrindertartfierung. Der Reichstag ſowte die intereſſierten Kreiſe des Viehhandels und der Landwirtſchaft haben ſich ſchon ſeit Jahren darum bemüht, eine Erleichterung der Tilerfrachten zu erringen. Es drohe allerdings die Gefahr, daß dieſe Bemühungen in das Gegenteil umgekehrt würden, denn die Vorſchläge auf Aenderung der Tiertarife und Neuſchaffung einer beſon⸗ deren Klaſſe für Jungrinder(Freſſer) ſeien nichts anderes als eine erhebliche Neubeloſtung, f unheilvoll auf Landwirtſchaft und Viehhandel und ſchließ⸗ lich auch auf den Konſümenten auswirken müſſe. Wenn die in Erwägung ſtehenden Vorſchläge zur Einführung gelangten, dürfte ſich eine Fracht⸗Mehrbelaſtung der Würt⸗ ſchaft um co. 2,7 Mill. 1 ergeben. Es müſſe deshalb nach⸗ brücklichſt gegen Pläne Proteſt eingelegt werden, die in Verkennung der gegenwärtigen Wirtſchaftslage aus einer Tariffſenkung eine Mehrbelaſtung machen. Lichtſpiele GmbH. in Mannheim In der geſtrigen Gläubiger⸗Verſammlung wurde eine volle Etnigung erzielt. Die Glänbiger der fälligen Forderungen werden mit 100 v. H. befriedigt. Mit den Filmverleihern wurde eine Einigung da⸗ hingehend erzielt, daß die von dem früheren Geſchäftsführer der Geſellſchaft Martin Franz bewilligten zu hohen Garantieſummen, auf eine tragbare Baſis geſtellt wurden. Bei den beiden Firmen, die Konkursantrag geſtellt hatten, handelte es ſich um Verträge für noch nicht geſpielte Films. Auch dieſe wurden befriedigt, ſo daß die Konkursanträge zurückgezogen wurden. Herr Leonhard Würthele, der bekannte Mannheimer Theaterſachmann, in beſſen Beſitz ſich ſämtliche Anteile der Gmbß. befinden, betreibt nun außer den hieſtgen Theatern den GloriasPalaſt in Karlsruhe als Privatbeſttz. Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die Theater Alhambra, Schauburg und Roxy in Mannheim. deren Mit⸗ inhaber Herr Würthle iſt, mit der Lichtſpiele Gmbch. in Mannheim nichts zu tun haben.— Durch dieſe Verſtändi⸗ gung mit den Filmverleiher iſt die Lichtſpiele Gmb. (Gloria⸗Palaſt in Karlsruhe) ein geſundes Theaterunter⸗ nehmen geworden. wickkung der die ſich außerordentlich dende gezahlt wird. In der Bilanz erſcheinen u. a.(in Mill.%) Grundſtücke 0,79(0,81), Gebäude 3,1(3,2), Wohn⸗ häuſer 0,61(0,64), Maſchinen 0,63(0,68), Fertigerzeugniſſe 1,2(1,1), Rohſtoffe 0,33(0,32), Wertpapiere und Beteili⸗ gungen 1,2(1,4), Bankguthaben 1/1(0,88), Schuldner 3,3 (8,6), Gläubiger 1,(1,4). Der Geſchäftsbericht beklagt die Ueberproduktlon und die verminderte Konſumfähigkeit und das weitere Abſinken der Preiſe. Das Auslandsgeſchäft ſei durch die Weltwirtſchaftskriſe und durch neue Zoll⸗ erhöhungen weiterhin erſchwert worden; trotzdem konnte die Geſellſchaft ihre vorfährigen Umſätze dem Umfang nach erhalten. Es ſei gelungen, die Liquidität zu erhalten und die Ergebniſſe 1929⸗30 befriedigend zu geſtalten. Die Ent⸗ eſten Monnte des neuen Geſchäftsjahres iſt ungünſtiger als im Vorfahr. * Elektra AG.— Vorausſichtlich wieder 12 v. H. Divi⸗ dende. Die Geſellſchaft, bekanntlich im weſentlichen eine Holdinggeſellſchaft ſächſiſcher Elektrizi⸗ föätsunter nehmungen, wird für das abgelaufene Geſchäftsjohr aller Vorausſicht nach wieder eine Dividende in Höhe des Satzes der letzten vier Jahre von 12 v. H. in Vorſchlag bringen. Im laufenden Jahre haben ſich naturgemäß die Abſatzverhältniſſe bei den verſchiedenen Werken verſchlechtert. * Permutit AG. in Berlin. Die Geſellſchaft konnte die Zahl der gelieferten Anlagen für die verſchledenſten In⸗ duſtriezweige im Geſchäftsfahr 1929-30 auf Vorjahrshöhe halten. Die Umſätze in Anlagen, welche nicht unter Pa⸗ tentſchutz ſtehen, konnten geſteigert werden. An den Um⸗ fätzen iſt das Ausland in ſtärkerm Maße als in früheren Jahren beteiligt. Aus dem Reingewinn von 254 599 1 (311 161)„ werden 8 v. H. Dividende verteilt. Die zurzeit vorliegenden Aufträge ſichern dem Unternehmen Beſchäftigung für die nächſten Monate. * Rommel, Weiß u. Co. AG., Köln⸗Mülheim. Der Ab⸗ ſchluß für das Geſchäftsjahr 1929⸗30 weiſt krotz der Ungunſt der Zeit einen kleinen Ueberſchuß auf. Der auf den 16. Dezember einberufenen HV. ſoll vorgeſchlagen werden, von einer Dividende abzuſehen und den Ueberſchuß vorzutragen (i. V. wurden aus einem Ueberſchuß von 17774, A v. H. Dlofdende auf die StA. und 7 v. H. auf die VA. verteilt). „ Abſchluß der Frowein u. Co. AG., Elberfeld— Divi⸗ deudenerhöhung. Die Geſellſchaft erzielte in dem am 30. Juni 1930 abgelaufenen Geſchäftsfahr ein Geſamterträgnis von 777 407(558 238) /, dem allgemeine Handlungsunkoſten von 289 859(285 766) /, Steuern von 82 297(45 027 A, ſo⸗ ziale Laſten von 67847(41 099) /, Zinſen von 63 118 1 (51557 1 und Abſchreibungen von insgeſamt 138 599 (58 816)/ gegenüberſtehen, ſodaß einſchl. Gewinnvortrag ein Reingewinn von 142 565(79 869)/ verbleibt. Die HV. beſchloß, hieraus auf 1,2 Mill./ Aktienkapital eine von 4 auf 7½ v. H. erhöhte Dividende zu verteilen. In der Bilanz erſcheinen u. a. noch: Verbindlichkeiten mit 1 824 902(1 111 084) /, andererſeits Außenſtände mit 1 098 414(552 886)„ und Beſtände aller Art mit 626 975 (700 158) l. — pp]⅛⁰wułu 3 ̃˙²˙Z Deutſchlands Kohlenproduktion im Oltober Nach den Erhebungen des Statiſtiſchen Reichsamts wur⸗ den im Oktober 1930 im Deutſchen Reich 12217 170 To. Steinkohle gegenüber 14 834914 Tonnen im Oktober 1929 und 13 141 231(15 932 743) Tonnen Braunkohlen gefördert. Die Koksproduktion ſtellte ſich auf 2 498 536(3 880 065) To., während 460 262(500 807) Tonnen Preßkohlen aus Stein⸗ kohlen und 3 017 403(3828 960) Tonnen Preßkohlen aus Braunkohlen gewonnen wurden. Die Steinkohlenproduk⸗ tion iſt ſomit in den Monaten Januar bis Otober 1930 im Vergleich zum entſprechenden Zeitraum des Vorjahrs von 185, auf 120,4 Mill. To., die Braunkohlenerzeugung von 144,6 auf 122,5 Mill. To. zurückgegangen, während die Kokserzeugung eine Verminderung von 31,9 auf 27,9 Mill. Tonnen erfahren hat. Ebenſo weiſt die Preßkohlen⸗ gewinnung aus Steinkohlen einen Rückgang von 4,6 auf 3,3 Mill. To. und die Preßkohlengewinnung aus Braun⸗ kohlen einen ſolchen von 35,3 auf 29 Mill. To. auf. Zunahme der Schrotteinfuhr im Oktober. Die Ein⸗ fuhr von Schrott nach Deutſchland iſt im Oktober um faſt 40 p.., von 9189 Tonnen auf 16 976 Tonnen, geſtlegen. Beſonders ſtark war die Einfuhr aus Holland, die ſich mit 10000 Tonnen faſt verdoppelt hat. Die Steigerung der Schrotteinfuhr iſt umſo bemerkenswerter. als ſie ſich in einer Zeit vollzieht, in der der Verbrauch an Schrott ſtark zurückgeht. Die Ausfuhr iſt im Oktober mit 14 559 To. gegenüber dem September um 1000 Tonnen rückläufig. Hauptabnehmer war Italien mit ſaſt 6000 Tonnen. * Hanfbericht. Ber lin, 24. Nov. Wie der Verband Deutſcher Handinduſtrieller GmbH. für die Zeit vom 18. bis 24. Nov. 1930 berichtet, zeigte ſich das Geſchäft in Itg⸗ lien wieder ſehr regſam und lebhaft, ſodaß die erhöhten Preisforderungen aufrecht erhalten werden konnten. Be⸗ ſonders Unteritalien konnte ziemlich namhafte Preis⸗ Nr. 549 2 Kapitalverkehrſteuereinnahmen im Oktober Im Oktober wurden insgeſamt verkehrsſteuer vereinnahmt Da auf die Börſenumſatzſteuer, k verzinsliche inländiſche Schr auf die Steuer auf Aktiengeſellſch 4 566 887/ an Kapital. on entfallen 1485 851% auf die Steuer auf eibungen, 1 749 189. und K 6 A. ſowie 691 214/ auf die ge den erſten 7 Monaten des Rechn es 39,46 Mill./ aufgekommen gegenüber 53,11 dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, was einem Rück gang um über 25 v. H. entſpricht. Am ſtärkſten iſt von der Abnahme die Börſenumſatzſteuer, deren Eingang um über ein Drittel von 18 auf 12,04 Mill./ zurückgi troffen worden. Bei der Steuer auf AG. ergibt ſich eine Verminderung um 3,34 Mill./ auf 13,68 Mill., bei der GmbH.⸗Steuer um 1,43 auf 5,62 Mill. J. Relgtiy gehalten war das Aufkommen der Steuek auf ver iche inländiſche Schuldverſchreibungen mit 6,77(6,79) 9 1 während ſich bei den diſchen Sthuld⸗ verſchreibungen für die Monate April bis Oktober eine Dezimierung auf 0,11(1,09) Mill. und bei den aus⸗ ländiſchen Aktien auf 0,32(1,79) Mill. J ergibt. verz chen ausle 4* Philipp Holzmann AG., Frankfurt a. M.— Chilenj⸗ ſcher Auftrag. Die chileniſche Tochtergeſellſchaft der Phi⸗ lipp Holzmann AG., die Compan ta General de Conſtrucciones in Santiago hat einen Auftrag auf Errichtung eines Irrigationsdammes am Aconcagua erhalten. Es handelt ſich um ein Obſekt im Werte von 25 Mill. Peſo(etwa 12,5 Mill.). * Faber— Kohinbor. Zwiſchen der Bleiſtiftſabrik vor⸗ mals Johann Faber AG., Nürnberg und der L. u. C. Hardtmuth(Kohinboor) in Budweis iſt eine Verſtändigung über das rumäntſche Geſchäft zuſtandegekommen. Hardt⸗ muth hat gleichzeitig einen weſentlichen Teil des im Be⸗ ſitz von Faber befindlichen Aktienkapitals der rumänf⸗ ſchen Bleiſtiftfabrik, an der Faber ſeit der Gründung be⸗ teiligt iſt, übernommen. „ Actien⸗Brauverein zu Plauen in Plauen i. V. Der auf den 17. Dezember einzuberufenden o. HV. dieſer zum Riebeck⸗ Konzern gehörenden Geſellſchaft wird für das am 30. September 1930 abgelaufene Geſchäftsjahr wieder eine Dividende von 12 v. H. in Vorſchlag gebracht.(J. B. Erhöhung um 1 v..) * Aktien⸗Bierbrauerei Gohlis in Leipzig.— Wleber 10 v. H. Dividende. Die Aktien⸗Bierbrauerei Gohlis n Leipzig ſoll, wie die„NN.“ melden, für das Geſchäfts⸗ jahr 1929⸗30 wieder 10 v. H. Dividende ausſchütten. „Bürgerliches Brauhaus Ravensburg AG. in Ravens⸗ burg.— Wiederaufnahme der Dividendenzahlung mit 6 v. H. Der AR. ſchlägt der am 18. Dezember 1930 ſtatt⸗ findenden Hauptverſammlung für das Geſchäftsfahr 1920⸗00 6 v. H. Dividende(i. V. 0) vor. 1 Sanierung der Rheiniſchen Preßhefe⸗ und Spritwerke AG. in Monheim⸗ Rheinland. Die Geſellſchoft beantragt Kapitalherabſetzung von 2 Mill./ auf 1,5 Mill.„ zwecks Minderung des am 1. Januar 1930 ausgewieſenen Ver⸗ luſtes von 717 797, ſowie Wiedererhöhung um 0,5 Mil⸗ lionen A. „Seelberg Keks⸗ und Waffelfabrik Gmocß. Mann eim. I Die Firma bittet uns, darauf hinzuweiſen, daß ſie nicht identiſch iſt mit der früheren Seelberg AG. Keks⸗ und Schokoladenfabriken, Mannheim ⸗Alpirshach⸗Wrttbg., die durch die damaligen Beſatzungsverhältniſſe im Mannheimer Induſtriehafen 1925 in Schwierigkeiten geriet und ſeit 5 Jahren abgewickelt wird. Die Seelberg Gmb g, Keks⸗ und Waffelfabrkk hat alſo nicht das ge⸗ ringſte mit dieſer früheren AG. zu tun. Im übrigen ſſt re Firma außerordentlich gut beſchäftigt. * Zahlungseinſtellung im Hamburger Rauchwarengroß⸗ handel. Die Rauchwarengroßhandelsfirma Weigel, Bohnen u. Co. GmbH. in Hamburg mit Filiale it Leipzig hat ſich laut„Konfektionär“ an die Gläubiger ge⸗ wandt und ſtrebt einen Vergleich an. Ein Status liegt bisher noch nicht vor, jedoch ſollen die Paſſiven ziemlich erheblich ſein. * P. Wohl AG., Frankfurt a M.— Verluſtabſchluß. Die Geſellſchaft legt erſt jetzt ihren Abſchluß für 1929 vor, der einen Verluſt von 264 718/ ausweiſt.(J. B. wur⸗ den aus 70 030„ Gewinn 10 v. H. Dividende auf 600 000 Mark AK. verteilt.) Nach dem Bericht hatte öte Geſell⸗ ſchaft(Darmgroßhandel) unter den wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſen ſtark zu leiden. Die Warenlager konnten keil⸗ weiſe nur mit erheblichem Verluſt abgeſetzt werden, ebenſo entſtanden Verluſte guf Außenſtände. Aus der Bilanz(ig Mill.): 100(2,74) Verbindlichkeiten, andererſeits 6 (15) Außenſtände, 0,48(1,25) Vorräte, 0,39(0,12) Werk⸗ papiere und Beteiligungen, 0,11(0,04) flüſſige Mittel. Kein Ende des Hanſakanal⸗Planes Die Mitteilung von der Auflöſung des Vorarbeiten⸗ amtes für den Hanſakanal und der Verſetzung ſeines Le ters auf einen anderen Poſten iſt mißverſtanden und mit falſchen Schlußfolgerungen verſehen worden. Das Vor⸗ arbettenamt ſollte nicht bis zum 1. April 1931 he⸗ ſtehen bleiben. Es iſt alſo keineswegs vor ber Zeit aufgelöſt, weil das Reichsverkehrsminiſterſun ſich von der Unmöglichkeit des Baues überzeugt hätte, Daß Amt hat vielmehr ſeine Arbeiten in dem vor: geſehenen Umfange und mit dem vbn Anfang an 22 erſten genfet ter m dafür vorgeſehenen Koſtenbetrages planmäßig a 0 geſchloſſen und damit ſein natürliche! Ende gefunden. Seine Unterſuchungen liegen zurzelt der Provinzial⸗Inſtanz zur Prüfung vor und werden in Kürze dem Roichsverkehrsminiſterium zugehen, Sie mülſſe natürlich dann auch dort erſt geprüft werden. Schon hieran ergibt ſich, wie abwegig die Behauptung iſt, das Reichs vek⸗ kehrsminiſterium habe dieſen wichtigen Plan zur Verhiß⸗ dung der größten Verkehrsgebiete des Reiches begrabeh Wenn die Vorarbeiten auch der Oeffentlichkeit noch nicht vorliegen, ſo weiß man doch, daß es ſich um ſehr wert⸗ volle und gründliche Unterſuchungen haz delt. Für die Behauptung, daß ſie die Unmöglichkeit des Baues ergäben, fehlt jeder Grund. Zur Belebung det Ruhrkohlen⸗Induſtrie und zu rentabler At beitsbeſchaffung iſt der Hanſakanal drin gender als je. ſteigerungen verbuchen. Zum jugoſlaviſchen Markt wurden nur kleinere, qualitativ abfallende Mengen dn gefführt, die nur teilweiſe zu unveränderten Preiſen Aufs nahme fanden.. Berliner Börſen— Roggenpreis. Der durchschnitt liche Berliner Börſen⸗Roggenprels für 1000 Kg. betrug in 251 8 vom 3. 11. bis 8. 11. 1030 ab märkiſcher Statio 5¹,. Der Aktieninder Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Akttenindez (192426 gleich 100) ſtellt ſich für die Woche vom 7 November 1980 auf 91,8 gegenüber 93,5 in der Vorwoche, und zwar in der Gruppe Bergbau und auf 86,9(89,3), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf (82,4) und Gruppe Handel und Verkehr auf 115% 4160, Deviſenmarkt Im heutigen Frühverkehr notieren Pfunde gegen New. Dork. 485,62 J Schweiz.. 25,07 ½ J Stockholm 2900 Paris 1236 Holland. 4206 ¼ ¼ Maerd„ 4 Beülſſel. 34.38 Oslo 18,16 Dollar geg Rm. Mailand 92.77 ſtopenhagen 18.15% Pfunde„ 20 05 25. Noh. ſtill. Dies Verlobe⸗ Frachtenmarkt Duisburg⸗Ruhrort- Das Geſchäft an der heutigen Börſe war ſehr iſt darouf zurückzuführen, daß an den meiſten Venn anlagen nicht mehr geladen werden kann. Ebenſo 1% keine Leerkühne mehr in den Rhein⸗Herne⸗Kanal geſchlen werden. Für Reiſen ab Rhein⸗Herne⸗Kanal kommen ig Kähne in Frage, die bereits leer im Kanal liegen. Sold Kähne werden für Berg⸗ und Talreiſen geſucht. Die fracht erfuhr eine Erhöhung von 10 Pfg. und no Pfg. Baſis Mannheim. Das Schleppgeſchüft ruht Der Talſchlepplohn beträgt 20 Pfg., doch wird zu d Satz nicht angenommen. Schwerinduſtele— 549 . —— klober Kapital, 5 851 K uer auf m Rück⸗ von der um über till., Schuld⸗ ber eine en aus⸗ Chileni⸗ der Phi⸗ ral de Auftrag e mmes n Objekt 40. hrik vor⸗ u. C. indigung Hardt⸗ im Be⸗ rumäni⸗ dung be⸗ V. Der eſer zum für das 1 wieder t.(J. V. Wieber zohlis in Beſchäfts⸗ en. Ravens⸗ ung mit 930 ſtatt⸗ r 1929-30 pritwerle beantragt zwecks nen Ver⸗ 0, Mil⸗ dannheim. ſie nicht ſeks⸗ und tg., die nnheimer und ſeit G m b H. das ge⸗ brigen it arengroß⸗ Veigel, Filiale in tbiger ge⸗ tus liegt t ziemlich ſtabſchluß. 1 vor, . 9 9 uf 600 000 te Geſell⸗ chen Ver⸗ uten teil⸗ en, ebenso zilanz(in rſeits 1 12) Wert⸗ Mittel. anes rarbeiten⸗ eines Lei⸗ mund mit as Vor⸗ 1 1991 be⸗ or der iniſterium ätte. Daß m vor- Anfang an ßig ab⸗ ir liche! ien zurzelt werden in ste müſſen n hierguß Reichsvek⸗ r Verbig⸗ begrabeß noch nicht r wert⸗ gen han⸗ ichkeit des 7 ung der b ler At⸗ [ drin⸗ eee en Markt engen zu⸗ eiſen Auf⸗ Urchſchnitt⸗ betrug in er Statiot lktieninde m 11 5 Vorwoche erinduſtelt ſtil. Dies 1 Verlabe⸗ tſo können 1 geſchlent mmen nus zen. Solche Die Berg notiert“ t ebenfalls. Mittwoch, 26. November 1930 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe RNümmer 349 1 — 3 at 8 2 Nallonale Boxkämpfe in Karlsruhe Sp. Vg. Germania Karlsruhe— Polizei⸗Sportverein Heilbronn 13:5 Die Sportvereinigung Germania hatte mit der Ver⸗ pflichtung des Polizei⸗Sportvereins Heilbronn, deſſen junge vielverſprechende Boxabteilung ebenfalls dem DAS ange⸗ hört, einen guten Griff getan. Der Saal in der alten Brauerei Kammerer Karlsruhe war dicht beſetzt, als die Mannſchaften in beſter Beſetzung antraten und im Verlauf Aus der Mannheimer Kunſtturner⸗ Vereinigung TV. 46 ſich am im fand tmals die neu gung Mannhei ö zuſammen. Es ten 5 den verſchiedenen Vereinen ein⸗ t, die zu ihrer erſten Arbeitsſtunde vom Vorſitzen⸗ zereinigung, Adelmann, begrüßt wurden. Noch⸗ auf den Zweck des Zuſammenarbeitens zurückkom⸗ der Turnhalle des enen Sonntag v rufene Mannh des 1 1 end, dankte Adelmann für die freundlichen uſche des Abends teilweiſe ſehr intereſſante Kämpfe lieferten. Eidgenöſſiſchen Turnvereins in der ſchweizeriſchen Die Poliziſten konnten trotz der hohen Niederlage gut ge⸗ 15 Hie Fin lad 1 2 Marauer 72 7 5„ 14 5 1111 f teyf. für die Einladung zum Aargauer Jubi⸗ fallen, es fehlte ihnen lediglich die Kampferfahrung, mit Mit der dortigen Vereinigung N er ſeit dem Länderkampf Baden⸗ Schweiz freundſchaftliche Beziehungen. der Leitung von Turnwart Endreß nahm die erſte ſtunde erfolgreich einen anregenden Verlauf. Nach sſprache über weitere Programmpunkte wurde e Uebungsſtunde in der Turnhalle des TV. Ba⸗ a Feudenheim für den 14. Dezember feſtge Gr. —— der Jugend⸗ Handball J. Jugend Pfalz, Ludwigshafen— J. Jugend Poſt⸗ Sportverein:2 igem Spiel trat die Pfalz⸗Jugend vollſtändig, id mit 2 Mann Erſetz an. Vor allen Dingen der Poſt⸗Jugend das Fehlen d To rwäch⸗ Das Spiel ſelbſt der ſich die Germanen faſt durchweg überlegen zeigten. Die Ergebniſſe: Papiergewicht: Kopf⸗Karlsruße— Morwais⸗ Heilbronn. Sieger: Kopf durch Aufgabe. Fliegengewicht: Kleindienſt⸗Karlsruhe— Fröhrer⸗Heil⸗ bronn. Kleindi ſiegte durch Aufgabe ſeines Gegners in zweiten Runde. Bantamgewicht: Seeger⸗Karlsruhe— Adam⸗ Heilbronn. Das Kampfgericht gab ein zweifelhaftes Unentſchieden. Federgewicht: Schmalz⸗ Karlsruhe— Nollenberger⸗Heil⸗ brunn. Nach einer unentſchiedenen erſten Runde ging Schmalz in Führung und wurde Punktſieger. Leichigewicht: Wirth⸗Karlsruhe— Heß⸗Heilbronn. Wirth deckte ſeinen Gegner in ſortgeſetztem Angriff mit harten U* 2 Mann 1 0 Lend 8 oyrther— 2* 7 2. ph Se, zende Nong chaf ten zeigten e F es Können. Die Pfalz gewann das Spiel durch. e 5 5 3 5 de Sturmreihe, in der beſonders der Mitkelſtürmer Weltergewicht: Wieland 2⸗Karlsruhe— Bauer⸗Heil⸗ überragte. Die Poſt⸗Jugend ſpielte ſehr eifrig, in der bronn. Wieland gewinnt nach Punkten. zweiten Halbzeit ragten der Mittelläufer und der Mittel⸗ Mittelgewicht: Nägele⸗ Karlsruhe— Joſt⸗Heilbronn. entſchieden erzielen. Zu gleicher Zeit fand auch ein größerer Kampfabend ſtatt. gute Weltergewichtler Bully Me. Larnin nach Punkten. Weltmeiſter rikaner Doran nach Punkten. 57 ſtanden nicht weniger als 80 Siege zu erringen. Das für einen Mann, der ſich als— Sportjournaliſt verdient h Punkte erhöhen könnte. Auch in der Trainerſtatiſtik einige Jahre vor dem Kriege Waugh aufgeſtellt wurde. allerdings berückſichtigen, daß d reiche Rennbetrieb reichſten Pferde Butzkes Tarquinius Superbus, Fürſt Wertvoller waren natürlich wohl er„nur“ 57 Sieger ſattelte. jetzt bei einer Veranſtaltung in Coney⸗Island wieder ein⸗ mal in den Ring und konnte gegen den wenig bekannten Amerikaner Jack Adler über ſechs Runden nur ein Un⸗ im Newyorker„Garden“ Im Hauptkampf ſiegte der Petrolle allerdings recht umfangreichen Stall Vollblüter— gelang es ihm, iſt ein hervorragendes Zeugnis ſeine Sporen im Rennbetrieb at. über Mit Jimmy In Chicago mußte ſich der frühere Halbſchwergewichts⸗ Tommy Loughran gegen King Le⸗ vinſky mit einem Punktſieg begnügen. Schwergewichtler Niſſe Ramm unterlag gegen den Ame⸗ Der ſchwediſche E. G. Butzke der erfolgreichſte Trainer 80 Sieger in Flachrennen Eine ungewöhnliche Zahl von Erfolgen hatte der aus⸗ gezeichnete Hoppegartener Trainer E. G. Butzke in der abgelaufenen Flachrennſaiſon zu verzeichnen. ſeinem — ſeiner Obhut unter⸗ Weiter gelang es ihm noch 13 Sieger in Hindernisrennen zu ſatteln, eine Zahl, die ſich an den letzten Renntagen noch um einen oder zwei gibt es einen Rekord, der von dem Dieſem gelang es, 108 Sieger Dabei muß man ſehr umfang⸗ rieſigen Umfang beſitzenden Stall Kracker Flach⸗ und Hindernisrennen zu ſatteln. er damals mehr Ausnutzungs möglichkeiten zumal der Stall Kracker auch auf den klekneren und klein⸗ ſten Plätzen ſeine Vertreter laufen ließ. waren Grenadier, Emmo, ſtreif, Agathon, Tatius und Gold wächter. populären R. A. für den in bot, Einige der erfolg⸗ Meiſterpolier, Dianthus, Silber⸗ die Erfolge, die G. Ar⸗ An null, der Trainer des Stalles Oppenheim davontrug, ob⸗ der Laufbahn des lürmer hervor. Bis kurz vor Schluß ſtand dos Spiel Der Kampf endete mit dem Sieg von Joſt, da Nägele noch zes, und nur dem zeitweiligen Ausſcheiden von 2 ohne erſichtlichen Grund in der zweiten Runde aufgab. verletzten Spielern und einer damit bedingten momentanen Halbſchwergewicht: Wieland 1⸗Karlsruhe— Leis⸗Heil⸗ Unſicherheit in der Deckungsreihe war Pfolz die Gelegen⸗ heit gegeben, noch 2 Tore zu erzielen. allgemein ſehr ins Feld ſtellte, ſehr hart. Der Pfalz, die eine kräftige und ſtark entwickelte Mannſchaft ſpielte gegen die körperlich ſchwächere Poſt Schiedsrichter ging an. bronn. Sieger: Leis durch Aufgabe. Schwergewicht: Löffelhardt⸗Karlsruhe— Sülzle⸗Heil⸗ bronn. Löffelhardt dirigierte von Beginn an den Kampf und ſiegte durch Aufgabe ſeines Gegners. K. C famoſen Alba hatte er perſönlich großen Anteil, wie er auch damals Oleanders eigentlicher Entdecker und Retter war, als man den Hengſt nach einem Unfall töten wollte. Der im Weſten anſäſſige A. Morawez hatte 52 Erfolge mit mit⸗ telmäßigem Material zu verzeichnen, der neu„importierte“ Fecht Eänderkampf Schweden-Italien In Stockholm begann am Montag in Anweſenheit des ſchwediſchen Könis der ſich über drei Tage erſtreckende Fecht⸗Länderkampf zwiſchen Schweden und Italien. Am erſten Tage wurden in der Hauptſache die Kämpfe im De⸗ genfechten ausgetragen, bei denen die ſchwediſchen Vertre⸗ ter mit 513 die Führung erringen konnten. Aus amerikaniſchen Vorringen Hülſebus boxte Unentſchieden 5 Der unter dem Management von Artur Bülow fſeit längerer Zeit in Amerika weilende Bremer Halbſchwer⸗ gewichtsboxer Edu Hülſebus hält nicht das, was er nach ſeinen erſten Amerikakämpfen verſprach. Hülſebus ging Trainer des Stalles A. u. C. v. brachte es auf 44 Siege, A. v. gleiche Anzahl. Weinberg, R. Negelein Schläfke, der Privattrainer der Frau v. Opel, auf die Zis zu 25 Sieger in Flachrennen konnten dann noch ſatteln: J. Cooter 39, H. Goff 38, F. Landler 37, R. Scholz 35, H. Naſh und A. Olejnik je 34, J. Ott 31, A d auf 40, a ms, Alb. R. Utting 28, Frhr. v. d. Bottlenberg und M. Lücke ſe 27, A. J Horalek, J. Schunk und F. Waugh je 25. Pferdeſport Strausberg(25. 1. Maiden⸗ZJagdreunen: 1000 Felſengar(Michael), 2. Perlauda Platz: 27, 2, 25. Ferner: Kurzſch neſtra. 2. Winter⸗Preis. Hürdenrennen, 2200 /, 2800 Meter: 1. v. Mitzlafſs Maikrone(Oſtermann), 2. Meton, 3. Octa⸗ vig. Toto: 26. Platz: 12, 15, 13. Ferner: Hetmatltebe, Blocksberg, Satan 3, Marlitta. 3. Prunns⸗Jagdrennen. Für Dreijährige, Meter: 1. Wedemeyers Lohland(Müſchen), 1. Po Toto: 1 Lori, Mi⸗ 833 C iß, Bereſina, 22 1, 400 Wildlocke, 35 4, Charleſton. Toto: 188. Pla 3, 21, 409, 72. kicomedia, Futuriſt, Negus, Schmeichlerin, S, Kriegsſpiel, Peterſilte, Sahoret, Sturmhaube, Minneklang, Nordfriesland, Matrone. 4. Majeſtic⸗Jagdrennen. 200 /, 3400 Meter: 1. Ma⸗ deyſkis Inſtructor(Madeyſki), 2. Eldon, 3. Eminenz. Toto: 98. Platz: 21, 26, 27. Ferner: Battle Cruiſer, Masked Mogul, Saalburg, Holdrio. 5. Wallenſtein⸗Jagdrennen. Reitzenſteins Barfuß(Gimpl), 81. Platz: 29, 39, 28. Ferner: land, Nil. 6. Auf Wiederſehen⸗Jagdrennen. Ausgleie 3400 Meter: 1. Stahls Kif Kif(Wolff), tras, 4. Geſelle. Toto: 36. Platz: 15, 2 gron, Hol Gulden, Mentor, Die Sgar, Staffelſtein, Prachtkerl, Lawine, Norjang. 7. Schluß⸗Hürdenreunen. 2200 ,, 2800 Meter: 1. Milos Epheu 2(Oertel), 2. Komm voran, 3. Makkater. to: 74. Platz: 30, 24, 41. Ferner: Black Bridge, Thymian, Prünas, Lord Val, Manvir, Fair Nature. Brieflaſten Wir bitten für den Briefkaſten beſtimmte Einſendungen auf dem Umſchlag als ſolche kenntlich zu machen. Münd⸗ liche Auskünfte können nicht gegeben werden. Beantwor⸗ tung furiſtiſcher, mediziniſcher und Aufwertungs⸗ tragen iſt ausgeſchloſſen. Jeder Anfrage iſt die Bezugs⸗ Moslem, ) A1, 3800 Meter: 1. v. Eiche, 3. Zorndorf. Toto: Kermak, Regan, Barden⸗ 7 quittung beizufügen. Anfragen ohne Namensnennung werden nicht berückſichtigt. H. L. I. Reichsmarineamt Berlin; 2. Reichswehr⸗ bataillon Donaneſchingen oder 14. Jägerbataillon in Kon⸗ ſtang⸗ M. F. Ihre Anſicht iſt richtig, das Wort wird geſchrieben. J Der Miete die bringen. M. W. Wenden Sie ſich wegen der Glocke an das Miek⸗ einigungsamt. E. Wenn Sie kommt es ſicher an. 8 Der Sitz oer Geſellſchaft iſt in Newark, D. F. 1. Bürgermeiſter iſt Dr. Walli, dann folgen die Herren Böttger und Büchner. 5 K. Erkundigen Sie ſich beim Auswärtigen Amt in Berlin unter genauer Darlegung der Verhältniſſe. groß er Hauseigentümer kann Ihnen bei geſetzlicher Straßenreinigungskoſten nicht in Anrechnung das Schreiben nach Köln richten N 4 Junker& Ruh⸗- n Voss anschaffen! Und Sie werden erkennen, daß Gasfeuerung am praktischsten und bequemsten ist, wenn Sie sich— einen jiasback-Herd Unsere Auswahl ist enorm— Unsere Preise sind be- Ja Refe am billigsten, am, 20. ſchäftstol 8364 — ſich i. Anfertig, feinſt. Damengarderobe nach Wiener und Pariſer Journalen. Spezial.: Mäntel u. Koſtüme. Anna Eſſert, talerſtr. Nr. 17. 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Amtliche Bekanntmachungen Ueber das Vermögen der Firma Selinger& Mahler in Mannheim, G 7. 19, Alleininhaber Alfred Selinger in Mannheim, Waldparkdamm Nr. 2, wurde heute nachmittag 5 Uhr Konkurs eröffnet. Konkursverwalter iſt: Rechtsanwalt Dr. Deutſch in Mannheim. Konkursforderungen ſind bis zum 23. Dezember 1930 beim Gerichte anzumelden. Termin zur Wahl eines Ver⸗ walters, eines Gläubigerausſchuſſes und zur Entſchließung über die in§ 192 der Konkurs⸗ ordnung bezeichneten Gegenſtände iſt am: Mitt⸗ woch, den 17. Dezember 1930, vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderun⸗ gen am: Mittwoch, den 31. Dezember 1939, vor⸗ mittags 10 Uhr, vor dem Amtsgericht Mann⸗ heim, 3. Stock, Zimmer Nr. 309. Wer Gegen⸗ ſtände der Konkursmaſſe beſitzt oder zur Maſſe etwas ſchuldet, darf nichts mehr an den Ge⸗ meinſchuldner leiſten. Der Beſitz der Sache und ein Anſpruch auf abgefonderte Befriedigung da⸗ raus iſt dem Konkursverwalter bis 15. De⸗ zember 1930 anzuzeigen. 151 Mannheim, den 24. November 1930. Bad. Amtsgericht B. G. 1. Statt besonderer Anzeige Mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Schwager und Onkel Herr Oskar Grass Amisgerickisrat Wurde am 23. November 1930 von seinem schweren Leiden erlöst. In tiefer Trauer: Emmy Crass geb. Messmer Liselotte Crass Karl Grass, Geh. Reg. Rat und die übrigen Verwandten. Heidelberg(Bienenstr.), Morogoro(Ost- afrika), 26. November 1930. Die Beisetzung fand auf Wunsch des Ver- stoxbenen in aller Stille statt. Von freundlich zugedachten Beileidsbesuchen bittet man bestens dankend abzusehen. 10150 In dem Konkursverfahren über das Ver⸗ mögen der Firma Seelberg Aktiengeſellſchaft, HKeks⸗, Schokolade⸗ u. Waffelfabriken in Mann⸗ heim und Alpirsbach, ſoll mit Genehmigung des Amtsgerichts die Schlußverteilung erfolgen. Dazu ſind 87 707.70 R. verfügbar. Zu berückſichtigen ſind: bevorrechtigte Forde⸗ rungen im Betrage von 2 006.52.“ und un⸗ 10 Forderungen im Betrage von 408 338.38 9 ß ichnis d berügſicht! Das Schlußverzeichn er zu berückſt en⸗ den Forderungen liegt auf der Geſchäftsſtelle des hieſigen Amtsgerichts, B. G. 5, zur Einſicht der Beteiligten aus. 16 180 Mannheim, den 25. November 1990. Der Konkursverwalter: Der. Reis, Rechtsanwalt. Arterienverkalkung Ihre Vorboten und Begleiterscheinungen, wie: hoher Blutdruek, Atemnot, Schwindelanfälle, Herz beschwerden, Schlaflosigkeit. Gicht, Rheuma bekämpfen Sie dureh 81⁴² „Nudioscferin(e. Vn 3 S4 den seit Jahren bewdhrten radiumhballigen Brunnen-Cableſlen(mii 3 1 55034 Kontroll. Pachiumgehelſ). ach gulachien erster med. Ruioriſeten e eee bewirkt reines Nadiumsciz Entkalkung der Gefasse unò demi eine H An d 1 2E 8E K Un 81 bessere Hlutrirki on, sowie normele Funklion der lebenswiehiligen Orgone, besonders des Oris ensustems u. Wiederhersſellung geis lige: und kôrperlicher tische. Orig- Rohre Mk..80, Orig.-Fachung mis 5 Rohren Mit ii., Orig Fackung mit ſo Röhren MR 20. Avoltheſben. 7 Charakter, Ehe möglichkeiten etc., Ereignisse mit Jahres angaben Frau Ulle Hansel Schülerin von E. Issberner-Haldane. Tattersallstraße 29(Salomon) Auntl. Verbffentihlchungen der Staat Manheim Aufgebot von Pfaudſchein Es wurde der Antrag geſtellt, folgende Pfand⸗ Mannheim, welche angeblich abhanden gekommen ſind, nach 8 21 der Leihamtsſatzungen ungültig zu erklären: 17 998 vom 16. Juni 1930, 3647 vom 25. April 1930, 13971 vom 26. Auguſt 1930, 2799/0 vom 30. April 1930, 4 609 vom 30. April 1930, 9814 vom 28. Mai 190. Die Inhaber dieſer Pfandſcheine werden hiermit ſcheine des Städt. Leihamts Lit. B Nr. Sit. G Nr. Lit. A Nr. Lit. A Nr. Lit. G Nr. Lit. G Nr. en. Nicht nur heute und morgen soll Ihre abe Freude machen? Sie möchfen ein Oeschende, das dauernd seinen Wert behalt?— Dann wählen Sie schönes Porzellan, und noch nach Jahren wird der Beschenkte sick Ihrer gern erinnern. 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November 1930 Die Handelsbör e der Raubtiere Beſuch in der größten Menagerie der Welt Von Ferry Waſhborn⸗Newyork Wem die Gelegenheit ſich einmal bietet, dem Warenhaus der wilden Tiere einen Beſuch abzu⸗ ſtatten, der wird an der Eingangstür in großen Lettern angeſchrieben finden:„Jeder, der durch dieſe Tür geht, tut es auf ſeine eigene Gefahr.“ Eine Handbreit darunter ſteht:„Alles, was Sie hier ſuchen, iſt verkäuflich.“ Dieſes ſeltſame Handelshaus befindet ſich zu Hoboken in New Jerſey. Als Chef des Unternehmeus wirkt Miſter John T. Benſon, der amerikaniſche Vertreter der welt⸗ berühmten hamburgiſchen Firma Hagenbeck. Er ver⸗ kauft Tiger und Elefanten, Giraffen und Affen, dreſſierte Pferde, Känguruhs, Nashörner, Schlangen⸗ gift uſw. 5 Geht man durch die Vorhalle hindurch, ſo ge⸗ langt man in einen mächtigen Raum, der wie eine große Kraftwagenhalle ausſieht. Rings herum an den Wänden ſind einzelne Käfige und größere Ver⸗ ſchläge, in denen ſich Elefanten, Zebras, Giraffen, Kamele und Büffel befinden. Ueber dieſen Käfigen laufen dann in mehreren Stockwerken kleinere Käfige an den Wänden entlang, und hier ſind ſchwarze und braune Bären, Löwen und Tiger, Affen in großer Zahl eingeſperrt. Polizeihunde begrüßen den Ein⸗ tretenden mit wütendem Gebell, zahme Affen ſpringen an ihm empor; es herrſcht wilder Lärm und Bewegung, und ruhig iſt in dieſem Gewirr nur der Eigentümer dieſer rieſigen Menagerie, der in jahr⸗ zehntelangem Verkehr mit den Tieren ſich eine philo⸗ ſophiſche Weltanſchauung und die nötige Gemüts⸗ ruhe erworben hat. Das Telephon klingelt, Benſon geht heran und ſpricht mit einer Newyorker Filmfabrik, die innerhalb von zwei Monaten hundert Kamele haben möchte, achtzehn zum Reiten und die übrigen als Laſttiere. Benſon erklärt ruhig, daß er ſie erſt in vier Monaten liefern könne, und zwar koſten die Reitkamele 34 000 Mark das Stück, die anderen Kamele 2500 Mark. Das Geſchäft iſt abgeſchloſſen, die 100 Kamele werden von den Hagenbeck⸗Farmen in Indien und Südafrika ver⸗ ſchifft werden, paradieren ein paar Wochen bei den Aufnahmen eine Monſterfilms in Los Angeles und können dann ſehr viel billiger an zoologiſche Gärten oder Zirkuſſe abgegeben werden. Nicht alle Orders in dieſem merkwürdigen Geſchäft ſind ſo leicht aus⸗ zuführen. Da beſtellt zum Beiſpiel der Zoo in St. Louis oder der in Cineinnati jeder ein Rhinozeros in vorzüglichem Zuſtande. Der Auftrag wird nach dem Hamburger Hauptgeſchaft weitergegeben, und von dort geht dann die Order nach Indien. So viele Tiere man auch in den Far⸗ men der Firma hat, Rhinozeroſſe ſind ein ſo ſeltener Artikel, daß ſie erſt geſucht werden müſſen. Nach ſieben Monaten kommt dann die Mitteilung, daß man zwei weibliche Rhinozeroſſe von vortrefflicher Beſchaffenheit gefangen hat. Nun beginnt aber erſt die Schwierigkeit der Verſchiffung, denn dieſe Dickhäuter ſind recht anfällige Tiere, und man muß ſie mit größter Vorſicht behandeln. Wirklich holt ſich denn auch das eine eine Erkältung, ſtirbt in Newyork an einer Lungenentzündung, und während es in lebendigem Zuſtande 40000 Mark wert war, kann man nun die Haut nur mehr noch für 1200 Mark an ein naturgeſchichtliches Muſeum verkaufen. Nicht minder ſchwierig ſind Aufträge zu er⸗ füllen, bei denen es ſich um dreſſierte Tiere handelt. Da verlangt ein Löwenbändiger einen beſonders ſchönen Löwen, der darauf dreſſiert ſein ſoll, am Schluſſe der Vorführung würdevoll aus der Zahl der übrigen heraus zu ſchreiten und ſich auf ein Lager neben dem Bändiger zu legen. Es muß ein ganz be⸗ ſonders ſchönes und zugleich ſehr zahmes Tier aus⸗ geſucht werden; dieſes wird dann daran gewöhnt, ſich auf ein Lager zu legen, auf dem es immer eine Fleiſchmahlzeit findet. Man legt ſchließlich eine an⸗ gezogene Puppe auf das Lager, neben der ſich der Löwe niederläßt, und zuletzt tritt der Bändiger an die Stelle der Puppe. Ein anderer Dreſſeur verlangt ein Pferd, das ſich nach Menſchenart ins Bett legt. Auch das mußte man einem geeigneten Tiere beibringen. „Der merkwürdigſte Auftrag, den wir je erhiel⸗ ten“, ſagte Benſon,„war der nach einem Liter Schlangengift; er kam von einer ſüdamerika⸗ niſchen Univerſität, um Serum herzuſtellen, und wir mußten das Gift über ein halbes Jahr von indiſchen Giftſchlangen ſammeln laſſen. Der größte Auftrag war der eines Zirkuſſes; er belief ſich auf 12 Elefanten, 35 dreſſierte Pferde, 9 Eis⸗ bären, 11 Löwen und 7 Tiger. Im Jahr verkaufe ich etwa 3000 Affen und 60 000 Vögel, 130 bis 160 dreſ⸗ ſierte Löwen, 30 Tiger, 35 ausgewachſene und etwa 15 kleine Elefanten und dazu eine Anzahl Leoparden, 22 Zebras, Gnus, Büffel uſw. Am höchſten werden gegenwärtig Giraffen bezahlt, weil ſie am ſchwerſten zu bekommen und zu befördern ſind. Eine Giraffe koſtet etwa 50000 Mark, ein Rhinozeros 40 000, ein ausgewachſener ſibiriſcher Tiger 8000 bis 12 000 Mark.“ Ein neues Mittel gegen Lungenentzündung? In zwei großen Londoner Krankenhäuſern wer⸗ den gegenwärtig Fälle von Lungenentzündung mit einem neuen Heilverfahren behandelt. Das Ver⸗ fahren beſteht in dem Einatmen einer Miſchung von Kohlendioxyd und Sauerſtoff. Es iſt zuerſt in den Vereinigten Stagten erprobt worden und man hat dort, wie behauptet wird, mit dem neuen Mittel be⸗ merkenswerte Erfolge erzielt. Die Miſchung enthält 93 v. H. Sauerſtoff und 7 v. H. Kohlendioxyd. Sie wird dem Patienten aus einem Gasbehälter zu⸗ geführt, der über dem Lager angebracht iſt. In einem amerikaniſchen Krankenhaus ſind be⸗ reits 150 Patienten mit dem neuen Mittel behandelt worden. Es wird behauptet, daß die Heilung ſicher iſt, wenn das Verfahren ſofort nach der Erkrankung angewandt wird. In vorgeſchrittenem Stadium iſt die Erkrankung auch mit dem neuen Mittel nicht zu heilen. Die amerikaniſchen Aerzte betonen, daß man noch viele Verſuche anſtellen müſſe, ehe man ſagen könne, das Mittel habe ſeine praktiſche Probe beſtanden. In den beiden Londoner Krankenhäuſern iſt man bisher mit dem Erfolg der Kuren z u⸗ frieden. Das neue Verfahren iſt beſonders des⸗ halb bemerkenswert, weil man bisher von der An⸗ wendung von Kohlendioxyd gegen ſolche Krankheits⸗ fälle eher eine ſchädigende als eine heilende Wirkung erwartet hat. Der Orkan wütet Die eingeſtürzten Antennenmaſten der Münchener Funkſtation Aihlung! Filmaufnahme! Einbrecher mit Kurbelkaſten— Publikum und Polizei applaudieren Newysork hat jetzt eine ganz eigenartige krimi⸗ naliſtiſche Senſation, eine Senſation, über die jeder lacht. Verwegenen Einbrechern gelang es, alt hellen Tage Schmuck für 50000 Dollar zu rauben und dann unter dem begeiſterten Beifall von Hufkderten von Menſchen und einer großen Macht Poliziſten das Weite zu ſuchen. Eines Tages erſchienen in der Wohnung der Witwe Lilly Workley zwei elegant gekleidete Herren. Da ſie ein Empfehlungsſchreiben von einem guten Freund der Witwe vorzeigten, wurden ſie anſtandslos vorgelaſſen. Als ſie der Witwe gegen⸗ überſtanden, zogen ſie plötzlich ihre Revolver und zwangen Mrs. Lilly, die eiſerne Kaſſe zu öffnen. Die beiden ungebetenen Gäſte begannen in aller Ruhe, die eiſerne Kaſſe zu leeren, als plötzlich im anderen Zimmer das Hausmädchen, das die Einbrecher mit den Revolvern geſehen hatte, ans Fenſter lief und laut um Hilfe ſchrie, Daun raſte das Mädchen aus dem Zimmer in den Korridor und verſuchte die Haus⸗ bewohner zu alarmieren Währenddeſſen arbeiteten die Einbrecher ruhig wei⸗ ter,. Unten vor dem Tore ſtand ein Auto. Um das Auto herum eine Menge Menſchen. Die Umher⸗ ſtehenden hörten zwar die Hilferufe, ſahen auch, daß oben im erſten Stock am Fenſter eine Frau verzwei⸗ felt mit einem Mann rang, machten aber keine An⸗ ſtalten, zu helfen. Ganz im Gegenteil. Es wurden Rufe laut:„Ausgezeichnet! Tatſächlich realiſtiſch!“ N Plötzlich verſchwaud der Mann vom Feuſter, und eine Minute ſpäter erſchienen zwei Männer mit zwei Aktentaſchen in der Hand auf der Straße. Den bei⸗ den folgte die Frau, die Anſtalten machte, ſich auf die beiden Männer zu ſtürzen. Das Publikum ſah dies alles und ſpendete begeiſtert Beifall. Zwiſchen der Frau, dem Hausmädchen und den beiden Männern entſtand ein Handgemenge. Nach einer Weile pack⸗ ten daun die Männer energiſch zu, ſchoben die Frauen in das bereitſtehende Auto, ſtiegen ſelbſt ein und fuh⸗ Eiſenbahnzug ſtürzt in die Loire e der Schlußteil des Zuges, der knapp vor dem Herabſtürzen bewahrt blieb Infolge der rieſigen Ueberſchwemmungen, die allerwärts großen Schaden anrichten, wurden die Eiſenbahngleiſe längs der Loire unterſpült, der Expreßzug Paris.—Nantes entgleiſte und mehrere Wagen ſtürzten in den Fluß. 2 Tote und viele Verletzte ſind zu beklagen, ren ab. Inzwiſchen ſtand auf der anderen Seite der Straße ein Filmoperateur mit ſeinem Aufnahmeapparat und kurbelte unaufhörlich Als das Auto mit den vier angeblichen Schauſpielern bereits verſchwunden war, beſtieg der Operateur mit noch zwei Mann ein anderes Auto, und auch dieſes Auto fuhr raſch davon. Einige Stunden ſpäter kam dann die große Ueber⸗ raſchung. Das erſte Auto, das in der Richtung Grand⸗Central⸗Station fuhr, ſetzte in einer ruhigen Nebengaſſe die zwei Frauen auf die Straße und — ſauſte davon. Die zwei meldeten den Vorfall und alles kam aus Tageslicht. Die Filmaufnahme war keine Filmaufnahme ſondern tatſächlich ein Banditenſtreich Die beiden Schauſpieler waren keine Schau⸗ ſpieler, ſondern Räuber, und die zwei Schauſpielerinnen die Ueberfallenen. Aber der gute Einfall, eine Filmſzene in Wirklichkeit zu ſpielen, brachte den ideenreichen Einbrechern mühe⸗ und gefahrlos eine Beute von 50 000 Dollar und Hunderten von Menſchen eine angeregte Stunde., Die Kinder vertauſcht. Zwei Frauen aus Gladͤbach-Mitte und Neuwerk, die ſich vor elf Jah⸗ ren gemeinſam in einem Entbindungsheim be⸗ fanden, ſtellten, wie berichtet, bei einem zufälligen Zuſammentrefſen ſeſt, daß ihre beiden Söhne da⸗ mals anſcheinend vertauſcht worden ſein müßten, da das Kind aus Gladbach⸗Mitte eine frappaute Aehn⸗ lichkeit mit dem Ehemann der Frau aus Neuwerk aufwies. Wie wir nun hören, wird die Neuwerker Familie, die das Kind aus Gladbach⸗Mitte für ſich beanſprucht, eine gerichtliche Klärung des Falles herbeiführen und einen Antrag auf Auslieferung des Kindes ſtellen, während die Familie aus Glad⸗ bach⸗Mitte den von ihr ſeit elf Jahren aufgezogenen Jungen als eigen behalten will. — Auf der Suche nach einem Vermißſen Seit dem 5. Juli ds. Js. wird der engliſche Vize konſul in Marſeille, Arthur Lee, vermißt, Das Geheimnis ſeines Verſchwindens iſt bis zum heut, gen Tage nicht aufgeklärt. Da der Vizekonſul ſich in der Bekämpfung des Rauſchgiftſchmuggels ſehr her, vorgetan hatte, ſo glaubte man zunächſt an einen Racheakt oder an eine Verſchleppung zu Erpreſſungs⸗ zwecken. Dieſe Fährte erwies ſich aber als falſch Dann ſtellte ſich heraus, daß Lee mit einer ſchweizeri⸗ ſchen Hausangeſtellten ein Liebesverhältnis unter⸗ halten und der Geliebten zwei Tage vor ſeinem Verſchwinden in einem Brief geſchrieben halte: „Ohne dich hat das Leben für mich keinen Werk“ Zwei Wochen ſpäter wurde im Hafen von Mar⸗ ſeille ein Koffer aus dem Meere gefiſcht, der außer einigen ungezeichneten Wäſcheſtücken ein Blatt Pa⸗ pier mit der Aufſchrift enthielt:„Ich begehe Selbſt⸗ mord. Niemand iſt zu tadeln.“ Die Haushälterin des Vizekonſuls glaubte in den Wäſcheſtücken das Eigentum ihres verſchwundenen Herrn wiederzuer⸗ kennen. Doch waren die nächſten Angehörigen Lees anderer Meinung. Jetzt hat ſich die engliſche Polizei dazu entſchloſſen, eine genaue Beſchreibung des Ver⸗ mißten durch den Rundfunk verbreiten zu laſſen. Sie iſt offenbar der Anſicht, daß der Vizekonſul noch lebt und ſich irgendwo unerkannt aufhält. Eine unvermutele Hochzeitsüberraſchung Seit Wochen wurde in der amerikaniſchen Stadt Pittsburg zu einer glänzenden Hoch zeitsfeier gerüſtet. Galt es doch die Ver⸗ mählung des jungen Mellon, des Sprößlingz einer ungeheuer reichen Millionärsfamilie, mit der Tochter eines nicht minder begüterten Pittsburger Finanzmannes. Der junge Mellon iſt der Neffe des gleichnamigen amerikaniſchen Staatsſekretärs, der in dem Bunde der reichſten Männer der Welt der dritte iſt. In der letzten Woche, die der geplanlen Vermählung voranging, nahmen die Feſtlichkeiten und Bälle kein Ende. Dann aber kam ganz unver⸗ mutet am Tage vor der bereits ſeit Wochen gn⸗ geſetzten Vermählungsfeier eine Ueberraſch⸗ ung, die alles in Frage zu ſtellen drohte. Es ſtellte ſich nämlich heraus, daß das junge Paar bereits verheiratet war. Der Geiſtliche Dr. Allinſon in Wellsburg las in der Zeitung von der Vermählungsabſicht des jungen Mellon und hatte nichts Eiligeres zu tun, als den Eltern des Bräutigams telegraphiſch mitzuteilen, daß er die Ehre gehabt habe, den Sohn und ſeine Braut bereits vor Jahresfriſt in Anweſenheit ſeiner Frau gls der einzigen Zeugin zu trauen. Es dauerte nicht lange, ſo war dieſe Nachkicht in ganz Pittsburg bekannt. Lächelnd gab das junge Paar die Richtigkeit der Nachricht zu. Vor Jahres⸗ friſt war es„durchgebrannt“, ohne daß bezeichnender⸗ weiſe die Eltern etwas davon gemerkt hatten, und von dem genannten Geiſtlichen heimlich getraut wor⸗ den. Romantiſche Abenteuerluſt hatte die beiden, die das 20. Lebensjahr gerade erreicht haben, zu dieſem Streich verführt. Als dann die Eltern aus dem Heiratsplane Ernſt machten, wollten die beiden ihnen die Freude nicht verderben und ſich noch ein⸗ mal trauen laſſen. Dadurch machte dann aber das Telegramm des Geiſtlichen einen Strich. Die Ver⸗ mählung mußte abgeſagt werden. Aber im übrigen wurde nichts geändert. Man feierte die Hochzeit nachträglich. * * Das Eichhöenchen als Kirchenbeſucher. Die an⸗ dächtige Gemeinde in der St. Mary⸗Kirche in De⸗ von in England hatte kürzlich beim Gottes dienſt ein Schauſpiel, wie es nicht gerade häufig geboten wird. Die aufmerkſam der Predigt Lauſchenden bemerkten plötzlich ein rotbraunes Eichhörnchen, das irgendwie in die Kirche geraten war, ſich unter der Kanzel nie⸗ derſetzte und munter an einem Apfel zu knab⸗ bern begann. Man wollte es verſcheuchen, aber mit einem flinken Satze war das Tierchen oben auf einem der Kirchenſtühle, von wo es aufmerkſam in die Runde ſah. Natürlich beobachtete jetzt die ganze Gemeinde den ſeltenen Beſucher. Ein Kirchendiener ſchlich ſich vorſichtig näher, um das Eichhörnchen einzufangen, führte damit aber geradezu eine Kataſtrophe herbe Denn das gewandte Tierchen ſah den Verfolger rechl⸗ zeitig kommen und entzog ſich der Gefangennahme durch einen geſchickten Sprung, der es geraden wegs auf dem Kopfeeines Kirchenbeſuchers landen ließ. Durch eine Reihe weiterer gewaltiger Sprünge von einem Kopf zum anderen durch die ganze Länge der Kirche gewann das Eichhörnchen glücklich den Ausgang. Die dabei entſtandene Auf regung war begreiflicherweiſe nicht gering, und es dauerte eine geraume Zeit, ehe der auf ſo ſeltſame Weiſe geſtörte Gottesdienſt fortgeſetzt werden konne, — ĩ—•òoñ0iſ r—— 2222 Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton: Dr. Stsſan Kayſer Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schönfelder ⸗ 110 u. Vermiſchtes: Willy Müller- Handelsteil; Kurt Ehmer 19900 und alles üßrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchaſtliche teilungen: Jakob Faude, ſämtlich in Mannheim— eee Drucker und Verleger: Drügerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Manndeim, k 1,—8 5 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erſolgt nut Rückporto Panzerflugzeuge die modernſte Kriegswaffe Das erſte Panzerflugzeug auf dem Flugplatz von Chicago Nach langen Vorverſuchen iſt jetzt in Amerika das erſte vollkommen gepanzerte Flugzeug her⸗ geſtellt worden. Die Probeflüge verliefen befriedigend. Gegen Maſchinengewehrſchüſſe leiſten die Panzerplatten vollkommenen Schutz, wodurch die Kriegsverwendungsſähigkeit ſtark er⸗ f 8 höht wird. 2 5 1 1 gung von I ler Anſerti 2 1930 Mittwoch, 26. November 1930 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 9. Seite/ Nummer 549 mißten g N 22 — he Ni—— 1 1, Sn 8855 S palasr 1 1 Ab 1 f 1 1 la Plante Flottes Tempo 10. eute in Erstaufführung! 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