Rh. r. 35 2473 erel ung unn Bezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..—, unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM..— zuzüglich Zuſtellgebühr.— Abholſtellen: Waldhofſtraße 6, Kronprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 63, 8e Luiſenſtraße 1.— W Oppauer Straße 8, Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗ Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Einzelpreis 10 Pf. eue Mannheimer Zeitung MWannheimer General Anzeiger Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 32 mm breite Colonelzeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Mittag⸗Ausgabe Mittwoch, 15. April 1931 142. Jahrgang— Nr. 172 Spanien iſt Republik geworden! Alfons XIII. verzichtet auf die Regierungsgewalt und begibt ſich nach England Miniſterpräſident Zamora- Gefahr ſeparatiſtiſcher Republiken Der König verläßt Spanien 14. April 31 In Spanien ſind nunmehr die Würfel endgültig gefallen! Spanien iſt ſeit dem Nachmittag des 14. April kein Königreich mehr! Das Kabinett Aznar iſt zurückgetreten und hat die Regierungsgewalt in die Hand des Republikaniſchen Sozialiſten Alcala Za⸗ mora gelegt, der inzwiſchen bereits die neue republi⸗ kaniſche Regievung gebildet hat. Für Land und Volk erfreulich iſt bei dieſen Vor⸗ gängen die Tatſache, daß Blutvergießen uach Mög⸗ lichkeit vermieden werden konnte. Allerdings vollzog ſich der endgültige Umſchwung durchaus nicht ſo einfach und reibungslos, wie dies nach Außen hin vielleicht den Anſchein hat. König Alfons, von deſſen Flucht falſche Meldungen bereits am Montag zu be⸗ richten wußten, weilte noch am Dienstag in der HHauptſtadt, um vielleicht doch noch zu retten, was zu retten war. Sein letztes Kabinett war zwar ſchon am Montag zu der Erkenntnis gekommen, daß die Entwicklung in nicht mehr zu hinderndem Tempo den Weg der Errichtung der Republik und damit zum Ende des ſpaniſchen Königtums gehe; der König ſelbſt ſchien ſich jedoch noch mit dem Gedanken an gewaltſames Aufhalten dieſer Entwicklung getragen zu haben. Wenigſtens verlautete am Montag und auch noch am Dienstag wiederholt, daß mit der Er⸗ richtung einer neuerlichen Diktatur zu rechnen ſei. Schließlich dürfte ſich aber auch der König davon überzeugt haben, daß die Anwendung von Gewalt nur zu unnützem Blutvergießen führen und die Ausrufung der Republik höchſtens noch um Tage oder Wochen hinauszögern würde. Der Aebergang der Regierungsgewalt ging folgendermaßen vor ſich: Der König hat nicht formell abgedankt, aber auf die Ausübung ſeiner Machtbefugniſſe verzichtet, indem er ſie an die Regierung Aznar übertrug. Der Außen⸗ miniſter, Graf Romanones, begab ſich ſofort zu Alcala Zamora, um ihm die Regierungsgewalt ſür die proviſoriſche republikaniſche Regierung zu übergeben. Die führenden Republikaner und Sozialiſten traten ſofort bei Miguel Maura zuſam⸗ men und bildeten folgendes neue Kabinett Miniſterpräſident: Alcala Zamora; Außenminiſter: Lerroux; Kriegsminiſter: Azan a; Marineminiſter: Caſares Quiroga; Finanzminiſter: Prieto; * Innenminiſter: Miguel Maura; Miniſter für öffentliche Arbeiten: Albornoz; Arbeitsminiſter: Caballero; Wirtſchaftsminiſter: Martinez Barrios; Miniſter für öffentlichen Unterricht: Marcellino Domingo; Juſtiz: Fernando de los Rios. Zum Zivilgouverneur von Madrid iſt ernannt worden Eduardo Ortego Gaſſet, zum Bürger⸗ meiſter von Madrid der Sozialiſt Saborit. Der Finanzminiſter der proviſoriſchen Regierung, Prieto, und eine gewiſſe Anzahl ſpaniſcher Perſön⸗ lichkeiten, die ſich bisher in Paris im Exil auf⸗ hielten, reiſen heute abend nach Madrid ab. Sämt⸗ liche in Frankreich im Exil lebenden Perſönlichkeiten ſind aufgefordert worben, nach Spanien zurückzu⸗ kehren. .* Die neuen Miniſter, die die erſte republikaniſche egierung in Spanien übernommen haben, ſind zum großen Teil bekannte Perſönlichkeiten. So iſt Mini⸗ ſterpräſident Zamora der Führer der Dezem⸗ ber⸗Erhebung geweſen. Er war auch bereits mehrfach Miniſter, u. a. einmal Kriegsminiſter. Bei Miguel Maura, dem neuen Innenminiſter, handelt es ſich um den Sohn des bekannten alten Tolittkers. Der Kriegsminiſter Azana iſt ein in Spanien vielgenannter Linksrepublikaner. Er iſt von Haus aus Rechtsanwalt, war Abgeordneter und gat ſich ſehr ſtark ſchriftſtelleriſch betätigt. Der Außenminiſter Lerrou x war Chef der Radikalen Partei. i Aeber Cartagena nach England Telegraphiſche Meldung — Madrid, 15. April. König Alfons XIII. hat geſtern um 9 Uhr abends in Begleitung des Infanten Alfonſo und des frühe⸗ ren Marineminiſters Herzog von Miranda die Stadt verlaſſen. Wir verlautet, hat der König in Madrid ein Manifeſt zurückgelaſſen, das heute, wenn Alfons XIII. ſich außerhalb des ſpaniſchen Gebietes befindet, veröffentlicht werden ſolle. Der König traf heute früh um 4 Uhr in Cart a⸗ gena ein und begab ſich ſofort an Bord des Kreu⸗ zers„Principe Alfonſol. Mitglieder der Ariſtokratie flüchten nach Frankreich — Madrid, 15. April. Zahlreiche Mitglieder der ſpaniſchen Ariſtokratie haben ſich nach Frankreich begeben. So iſt bereits vormittags der Herzog von Santander nach Frankreich abgereiſt. Der Her⸗ zog von Alba und Graf Cimera haben die Grenze im Auto paſſiert. 1 2 König Alfons XIII. von Spanien, Kaſtilien, Leon, Aragon, beider Si⸗ zilien uſw. iſt am 17. Mai 1886 geboren. Ex war ſchon bei ſeiner Geburt König, denn ſein Vater, König Alfons XII., war bereits am 25. November des vorhergegangenen Jahres geſtorben. Mit 16 Jahren wurde Alfons XIII. am 17. Mai 1902 für volljährig erklärt und zum König proklamiert, nach⸗ dem ſeine Mutter bis dahin für ihn die Regentſchaft geführt hatte. Unter ſeiner Regierung blieb Spanien während des Weltkrieges ſtreng neutral, obwohl es ringsum von Feinden Deutſchlands eingeſchloſſen war. Auch nach Kriegsſchluß war Spanien eines der erſten Länder, das die normalen Beziehungen zu Deutſch⸗ land und den Mittelmächten fortſetzte. Die letzten Jahre waren angefüllt mit Kämpfen um die Re⸗ gierungsgewalt in Spanien, die über die Diktatur Primo de Riveras, Berenguers uſw. fetzt zur Niederlage des Königtums geführt haben. England erwartet Alfons XIII. Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 15. April. Der Umſturz in Spauien hat in England, wo König Alfons ſehr beliebt iſt, allgemeine An⸗ teilnahme hervorgerufen. Durch die ſpaniſche Königin, eine Enkelin der Königin Viktoria, hat der Madrider Hof von jeher in engen Beziehungen mit London geſtanden. Jetzt wird England dem letzten Träger der Bourbonenkrone und ſeiner Familie eine s weite Heimat werden. Die teilnahmsvolle Haltung der Preſſe kommt am beſten in einem Satz der„Times“ zum Ausdruck: „Nach einer langen und ſorgenreichen Regierung hat ſich ein tapferer König, der ſein Land liebte, geopfert, um ſeinem Volk Blutvergießen zu erſparen“. Man fragt ſich hier vielfach, welchen Einfluß der Umſturz auf die künftige Außenpolitik Spaniens haben wird. Der diplomatiſche Kor⸗ reſpondent des„Daily Telegraph“ weiſt darauf hin, daß verſchiedene leitende Republikaner in engen Be⸗ ziehungen zu franzöſiſchen Politikern der Linken ſtehen. Es wäre daher nur natürlich, daß das neue ſpaniſche Regime in verſchiedenen europäiſchen Fra⸗ gen den franzöſiſchen Standpunkt unter⸗ ſtützen werde. Dies gelte namentlich auch für den Völkerbund. Die bisherige Anlehnung an das faſziſtiſche Italien werde vermutlich zu einem plötzlichen Ende e Aufenthalt in Bognor? Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 15. April⸗ Die elegante Strandvilla in dem ſüdengliſchen Seebad Bognor, in der König Georg ſich vor zwei Jahren von ſeiner ſchweren Krankheit erholte, wird ſeit einigen Tagen für einen„hochgeſtellten Beſucher aus Südeuropa“ bereitgeſtellt. Es be⸗ ſteht Grund zu der Annahme, daß König Alfons dort ſeine erſte Zuflucht finden wird. Nach den bisher vorliegenden Meldungen hat der geſtürzte Monarch die Abſicht, ſich unverzüglich nach England einzuſchiffen. Es dürfte ihm daran liegen, außerhalb Londons die Klärung der Lage in Spanien abzuwarten. Vor einigen Wochen, als König Alfons zu einem kurzen Beſuch in London eintraf mußte die Polizei ſehr umfangreiche Schutzmaßnahmen treffen, um die Sicherheit ſeiner Perſon zu gewährleiſten. Es iſt daher verſtändlich, wenn er jetzt vorzieht, ſich zunächſt in die einſame eingezäunte Villa Craigwell in Bognor zurückzuziehen. — p ⅛ͤuq... dll Die erſten Amtshandlungen Die erſte Handlung der proviſoriſchen Regierung der ſpaniſchen Republik war, ein Zirkulartele⸗ gra m mm an ſämtliche Zivilgouverneure auszugeben, in dem ſie über die Bildung der Regierung unter⸗ richtet und aufgefordert werden, von ihrem Amt zu⸗ rückzutreten und dieſes an die Gerichtspräſidenten zu übergeben. Die proviſoriſche Regierung bereitet eine Prokla⸗ mation vor, die außer einem Manifeſt an die Nation auch die proviſoriſche Verfaſſung in großen Linien enthalten ſoll, die Geltung haben wird, bis die verfaſſunggebenden Cortes über die endgültige Verfaſfung beſchloſſen haben. Es iſt ferner telephoniſche und telegraphiſche An⸗ weiſung gegeben worden. ſämtliche politiſchen Gefangenen ſofort in Freiheit zu ſetzen. Eine Abordnung von Offizieren hat beim neuen Kriegsminiſter vorgeſprochen und angeboten, ſich in Verwaltungspoſten zu betätigen, bis die Armee endgültig reorganiſiert iſt. Die Uebertragung der Befugniſſe der bisherigen Regierung auf die neue propiſoriſche Regierung iſt durchgeführt worden. Die definitive und offizielle Verkündung der Re⸗ publik ſoll erſt nach endgültigem Uebergang der Re⸗ gierungsbefugniſſe erfolgen. Der 14. April Nationalfeiertag Wie Havas aus Madrid berichtet, iſt der 14. April zum Nationalfeiertag erklärt worden, und ausnahms⸗ weiſe wird auch der heutige 15. April als National⸗ feiertag in dieſem Jahre gefeiert. Havas meldet aus Madrid, die Zeitung„Voz“ ſchreibt zu den Ereigniſſen vom 14. April: Das neue Regime iſt rein und unbefleckt ans Ruder gekommen, ohne daß Blut oder Tränen gefloſſen wären. Spanier! das Unvermeibdliche iſt geſchehen, be weiſt der Welt, daß Ihr die Freiheit verdient! Die Zeitung„Nacion“, die von Primo de Rivera ſeinerzeit gegründet worden war, ſchreibt: „Wir achten die Wirklichkeit und ordnen unſere per⸗ ſönlichen Gefühle den allgemeinen Intereſſen unter. Wir behalten unſeren Schmerz und unſeren Kampf für uns und dienen Spanien überallen. Man muß erwarten und wünſchen, daß die neue Regierung die Ordnung aufrecht zu erhalten verſteht, was die Vorbedingung für jede Regierung iſt.“ Die Flagge der Republik auch in Tanger — Tanger, 15. April. Die Flagge der ſpaniſchen Republik iſt geſtern nachmittag auch auf dem hie⸗ ſigen ſpaniſchen Poſt⸗ und Telegraphenamt gehißt worden. 5 Freude in Madrid Telegraphiſche Meldung Madrid, 15. April. Den Nachmittag, abend und faſt die ganze Nacht hindurch bewegten ſich durch die Straßen von Madrid endloſe Züge von Bürgern, Studenten und Arbeitern, die mit roten und rotgelb⸗violetten Fah⸗ nen für die Republik manifeſtieren. Die Kund⸗ gebungen ſind bisher in voller Ordnung und Diſziplin verlaufen, lediglich das Standbild Iſabellas II. wurde geſtürzt und mit einem Strick um den Hals auf einem Laſt⸗ auto durch die Stadt gefahren. Der Generalkapitän von Madrid hatte die Prokla⸗ mierung des Belagerungszuſtandes vorbereitet, auf Anweiſung der republikaniſchen Regierung aber wurde die Proklamierung aufgeſchoben. Verliner Meinungen Drahtbericht unſeres Berliner Büros i I Berlin, 15. April. Die Berliner Morgenpreſſe wahrt im allgemeinen die gebotene Diſtanz zu den Vorgängen in Spanien. Man läßt dem entthronten König perſönlich alle An⸗ erkennung zuteil werden und rechnet es ihm als hohes Verdienſt an, daß er durch ſeine geräuſchloſe Abdankung dem Volke den Bürgerkrieg er⸗ ſpart habe.. 238 8 Die„Deutſche Tageszeitung“ wirft der Krone vor, daß ſie durch ihre Politik der Halbheiten ſelbſt zu ihrem Sturze beigetragen habe. Die„Ber⸗ liner Börſenzeitung“ ſieht in dem Wechſel des Syſtems einen Erfolg Frankreichs, da es die Zerſtörung des politiſchen Gleichgewichtes im Mittelmeer bringe und eine Machtlage ſchaffe, deren Gefahr in erſter Linie für England und Italien, gleichzeitig aber auch für das übrige Europa auf der Hand liege. Die„D. A..“ betont, daß Deutſchland ſich einig ſei in dem Wunſche, daß die ſpaniſchen Er⸗ eigniſſe dem Wohle der ſpaniſchen Nation dienen mögen. In der Wilhelmſtraße iſt man mit ſeinem Urteil über die ſpaniſchen Vor⸗ gänge natürlich beſonders vorſichtig. Man begnügt ſich damit, die Genugtuung über den verhält⸗ nismäßig unblutigen Verlauf der Umwälzung aus⸗ zudrücken und der Hoffnung Raum zu geben, daß die Beziehungen Deutſchlands zu den neuen Machft⸗ habern ſich ebenſo freundſchaftlich geſtalten mögen wie zu dem früheren Regime, Die Aufnahme in Paris Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 15. April. Sympathie und Wohlwollen, ſowohl für die neue ſpaniſche Republik wie für den zurückgetretenen Monarchen, kommen in den zahlloſen Kommentaren der Pariſer Morgenpreſſe zum Ausdruck. Die meiſten Zeitungen erkennen an, daß die republikaniſchen und ſozialiſtiſchen Führer ſorgfältig bemüht waren, die Würde und ritterlichen Gefühle der jungen Republik zu wahren, indem ſie der Abfahrt des Königs Alfons keine Schwierigkeiten be⸗ reiteten. Allgemein klingt aus den Zeitungsberich⸗ ten und Kommentaren der Wunſch hervor, daß die neuen Männer der Regierung trotz ihrer Unerfah⸗ renheit befähigt ſein mögen, die Verwaltung des Landes zu übernehmen, ohne den Bau der früheren Monarchie in ſeinen Grundlagen zu erſchüttern. Frankreich, ſo ſchreibt der„Excelſior“, begrüßt mit gleicher Sympathie den abgeſetzten Mo⸗ narchen, deſſen freundſchaftliche und edelmütige Hal⸗ tung während des Krieges es niemals vergeſſen werde. Andererſeits bringt es der neuen Republik ſeine aufrichtigen Wünſche für das Wohlergehen des ſpaniſchen Volkes dar. Die„Journse induſtrielle“ hofft, daß ſich der Uebergang von der Monarchie zur Republik ohne Blutvergießen vollziehen möge. Vor einer derartigen Gefahr würde ſich Europa ſolidariſch verhalten. Der„Matin“ ſchildert, wie Madrid geſtern das Schauſpiel eines großen Volksfreudenfeſtes bot. Während die Bürger vorſichtig zu Hauſe blieben, durchzogen rieſige Volksmaſſen in gehobenſter Stim⸗ mung die Straßen. Die radikal⸗ſozialiſtiſchen und ſozialiſtiſchen Mor⸗ genblätter widmen der jungen ſpaniſchen Republik verſtändlicherweiſe beſonders herzliche Begrüßungs⸗ artikel. ———— 2 eee ä — ̃ͤ——— 2. Seite/ Nummer 172 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgab⸗ Katalonien macht ſich ſelbſtündig Ein Aufruf Matias Telegraphiſche Meldung Barcelona, 15. April. Oberſt Macia hat die Regierungsgewalt in Kataſonien mit folgender Erklärung an ſich ge⸗ riſſen: „Im Namen des katalaniſchen Volkes rufe ich den katalaniſchen Staat unter republi⸗ kaniſchem Regime aus, deſſen Einführung ich gleich⸗ falls für die übrigen iberiſchen Völker wünſche, mit denen wir eine Konföderation der iberiſchen Völker zwecks Befreiung von der Monarchie der Bourbonen bilden werden. Wir wünſchen, daß dieſe Stimme zu allen freien Staaten im Namen der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens unter den Völkern dringt. Frances Macia, Präſident der katalaniſchen Republik. Der 71jährige Macia Rückkehr der Reichsminiſter Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 15. April Reichsaußenminiſter Dr. Curtius wird, wie wir hören, am Ende der Woche wieder in Berlin ein⸗ treffen, um an der Sitzung des Zentralvorſtandes der Deutſchen Volkspartei teilnehmen zu können, der ſich am Sonntag in Berlin verſammelt. Um dieſe Zeit dürfte der deutſche Botſchafter in London, von Neurath, bereits in der Reſchshauptſtadt weilen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß Herr von Neu⸗ rath dem Außen miniſter eingehenden Bericht über die Chequers⸗Angelegenheit erſtatten und mit ihm die Vorbereitungen für die Englandfahrt der deut⸗ ſchen Staatsmänner am 5. Juni beſprechen wird. * Der Reichsfinanzminiſter, der ſich be⸗ kanntlich zur Zeit in Süddeutſchland zur Erholung aufhält, wird anfangs nächſter Woche, alſo einige Tage vor dem Kanzler, in Berlin zurückerwartet. Auch die übrigen noch von Berlin abweſenden Mini⸗ ſter werden im Laufe der nächſten Woche ihre Amts⸗ geſchäfte aufnehmen, ſo daß das Reichskabinett bin⸗ nen kurzem vollzählig verſammelt ſein wird. Der kleinen Apfelblüte Abenteuer Erzählt von Georg Wagener Hier iſt der Brief, den der Kaufmann Hu Wei⸗ite aus King⸗tzſe⸗kwan in der Provinz Honan vor eini⸗ ger Zeit an ſeinen Geſchäftsfreund Chang Djing Hin in Schanghai richtete. Hochverehrter Freund und Gönner! Euch, die Ihr weit vom Schuß am Meere ſitzet und Euch im Schutze fremder Schiffe wißt, mag es wohl ſcheinen, als ſei dies Honan hier ein Hexenkeſſel, in dem es nur noch Mörder, Räuber, Marodeure, Men⸗ ſcheufreſſer und anderes Gelichter gibt. So lieſt man in der ganzen Fremdenpreſſe. 8 Schweres hatten wir zu überſtehen, doch ganz ſo ſchlimm war es noch nicht. Wir leben noch. Und der kleinen Apfelblüte Abenteuer wird Dir zeigen, daß auch bei uns die Tugend ſiegt. Apfelblüte alſo heißt ſie. Achtzehn Jahre iſt ſie alt, und ſie lebt in einem Dorf hier in der Nähe. Sie lange zu beſchreiben, erſcheint mir zwecklos, denn ſie iſt ja wie die Blüte, deren Namen man ihr gab. Viele wollten ſie zum Weibe, doch Frau Chen, die Mutter, wußte, ihre Tochter liebte einen jungen Mann, gebür⸗ tig aus dem gleichen Dorf, der— wohl vor einem Jahr— mit nationalen Trupnen nach dem Norden zog. So ſagte jedes Mal Frau Chen gar höflich: „Ihr Angebot iſt ehrenvoll für uns, mein Herr, doch wir ſind ja ſchon verſorgt.“ Leider war der guten Alten doch nicht mehr be⸗ ſchert, der Tochter Glück zu ſehen. Denn Frau Chen ſtarb, ohne daß ein Lebenszeichen vom zukünftigen Schwiegerſohn noch zu ihr gedrungen wäre. Der Tod wählt ſo oft den Falſchen ſich zum Opfer. Hätte er Frau Chens Bruder fortgeriſſen, der kleinen Apfel⸗ blüte wäre manche Qual erſpart geblieben, freilich fehlte mir dann auch die Möglichkeit, Dir heute die Geſchichte zu erzählen. Onkel Chipu war ein Lump— alle Höflichkeit in Ehren! Arbeit lag ihm nicht, und immer hatte er auf die Gelegenheit gewartet, ohne Mühen zu Beſitz zu kommen. Eilig kam er nun herbei, drückte ſeine Nichte an ſein ſchwarzes Herz nud ſagte:„Habe keine Angſt, Du kleine Apfelblüte, denn ich bleibe nun als Dein Beſchützer hter im Hauſe.“ Dem Mädchen ward es baug ums Herz. Wirklich ließ die Heimſuchung nicht mehr länger auf ſich warten. Denn im gleichen Dorfe wohnte auch ein reicher Mann, der ſchon längſt ein Auge auf die Maid * g Dieſer Aufruf wurde von Artillerieabteilungen verleſen, und zwar auf Anordnung des Generals Lopez Ochba, der vom revolutionären Komitee zum Generalkapitän von Katalonien ernannt worden iſt. Der republikaniſche Stadtrat Aiguade hat einen Mitarbeiter des Oberſten Macia zum Bürgermeiſter ernannt. Auf allen öffentlichen Gebäuden weht neben der ſpaniſchen republikaniſchen Flagge die kataleniſche Flagge. Oberſt Maeia hat An⸗ weiſung gegeben, alle politiſchen Gefangnen frei⸗ zulaſſen. Die Regierung der katalaniſchen Republik hat ihren Sitz im Palais, in dem bisher die Provin⸗ zialvertretung tagte. Erklärungen Zamoras Telegraphiſche Meldung Madrid, 15. April. Zu Preſſevertretern erklärte Alcala Zamora: „Ich habe telephoniſch mit Oberſt Macia und dem Dichter Ventura Caſol geſprochen, die ſich in Barcelona aufhalten. Man konnte die Jubelrufe der Bevölkerung auf den Straßen und die Rufe„Es lebe Katalonien!“,„Es lebe die Republik!“,„Es lebe Spanien!“ durchs Telephon vernehmen. Oberſt Macta hat beſtätigt, daß die Republik in Barcelona proklamiert worden iſt. Allerdings iſt zu demen⸗ tieren, daß es ſich um eine ſeparatiſtiſche kataloniſche Republik handelt. Oberſt Macia hat weiter geſagt, daß die auf dem Marſche befindliche Bewegung den Wünſchen Kataloniens Genugtuung geben muß dadurch, daß ſie ein größeres und geein⸗ teres Spanien ſchafft.“ Miniſterpräſident Zamora erklärte weiter, daß er Oberſt Macia gegenüber betont habe, daß man Zeit gewinnen müſſe, um jede Störung der Ordnung und jedes Blutvergießen zu vermeiden. Alles müſſe ab⸗ geſchloſſen ſein, bevor die Arbeiter ſich etwa ver⸗ anlaßt ſähen, die Fabriken zu verlaſſen. Weitere Teilrepubliken — Madrid, 14. April. Nach in Madrid eingetrof⸗ fenen Meldungen aus San Sebaſtian und Saragoſſa ſind dort die neugewählten Munizi⸗ palbehörden zuſammengetreten und haben ihre Territorien zur Republik ausgerufen. Dr. Sahm Oberbürgermeiſter von Berlin In der Berliner Stadtverordnetenverſammlung wurden bei der geſtrigen Wahl zum Oberbürgermei⸗ ſter insgeſamt 222 Stimmzettel abgegeben, davon 13 unbeſchrieben, ſodaß 209 gültige übrig blieben. Die abſolute Mehrheit betrug demnach 105. Dr. Sahm erhielt 110 Stimmen, der Kommuniſt Pieck 52, der Deutſchnationale Steiniger 46 und der Deutſchnativo⸗ nale Springfeld eine Stimme. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde der bisherige Stadtſyndikus Dr. Lange(Spe) zum Erſten, Dr. Elſas(Staatspartei) zum Zweiten Bürgermeiſter, Dr. Aſch⸗ Frankfurt a. Main(SPD) zum Stadtkämmerer mit 106 bezw. 112 und 101 Stim⸗ men gewählt. Die Deutſchnationalen und die Natio⸗ nalſozialiſten nahmen an dieſen Wahlen nicht mehr teil. 51 Stimmen in jeder Wahl fielen auf die kom⸗ muniſtiſchen Kandidaten. — Berlin, 15. April. Der bekannte Bühnenſchrift⸗ ſteller Dr. Walter Harlan wurde geſtern plötzlich bei einer außerordentlichen Generalverſammlung des Verbandes deutſcher Bühnenſchriftſteller und Bühnen⸗ komponiſten vom Tode überraſcht. Harlan hat ein Alter von 63 Jahren erreicht.. Der Kampf u Braun ſpricht im Sportpalaſt Drahtbericht unſeres Berliner Büros ! Berlin, 15. April. Die Sozialdemokraten hatten geſtern abend zu einer Maſſenkundgebung gegen das Volksbegehren aufgerufen. Die Verſammlung im überfüllten Sportpalaſt trug inſofern eine beſondere Note, als Preußens allmächtiger Miniſterpräſident Otto Braun ſich perſönlich zum Kampfe ſtellte. Braun rühmte zuerſt die ſozialdemokratiſche Tak⸗ tik, die nach dem Hitlerſieg vom 14. September verhindert habe, daß die Nationalſozialiſten Ein⸗ fluß auf die Regierung erlangten. Daß dieſe Tak⸗ tik keine ganz freiwillige und ihr eigentlicher Nutz⸗ nießer am Ende die Regierung Brüning war, blieb der Zuhörerſchaft natürlich verborgen. Braun zeich⸗ nete dann mit einigen karikaturiſtiſchen Strichen das alte Preußen des Dreiklaſſenwahlrechts, um demgegenüber das neue Preußen der Republik, der demokratiſchen Gleichberechtigung und der ſozialen Gerechtigkeit deſto heller erſtrahlen zu laſſen. Dieſes neue Preußen gelte es zu halten, da es mit ſeiner „konſolidterten Politik“ die feſteſte Stütze des republikaniſchen Regimes auch im Reiche bilde. Das Volksbegehren ſei nur als Vorpoſten⸗ gefecht zu werten. Die eigentliche Ent⸗ ſcheidung werde bei den Wahlen zum preußiſchen Landtag fallen, deren Zeitpunkt die Regierung ſich nicht vom Stahlhelm diktieren laſſe, ſondern ſelbſt das beſtimmen werde. Für dieſe Hauptſchlacht müſſe man das Pulver trocken halten, da ihr Ausgang auch Verkehrsflugzeug abgeſtürzt Zwei Tote, mehrere Verletzte = Görlitz, 15. April. Das Verkehrsflugzeug„D 1928“, das ſich auf dem Fluge von Berlin nach Görlitz befand, iſt geſtern nachmittag gegen 4 Uhr zwiſchen Rietſchen und Hähnichen, Kreis Rotenburg(Oberlauſitz), abge⸗ ſtürzt. Dabei kamen der Führer Schirner und der Monteur Biſchoff ums Leben. Die Inſaſſen des verunglückten Flugzeuges „D 1928“ find ſämtlich Reichswehroffiziere, die zu einer eiligen Uebung von Berlin nach Gör⸗ litz wollten. Der Apparat war von der Reichswehr für den Flug gemietet worden. Von den ſieben Reichswehroffizieren iſt einer un verletzt, während ſechs leichtere Verletzungen davongetragen haben. Der ebenfalls in der Kabine ſitzende Funker Stöwer hat hauptſächlich ſchwere Geſichts verletzungen davongetragen. a Der Pilot Schirner und der Bordmonteur Bi⸗ ſchoff ſind auſcheinend von dem Motor des Flug⸗ zeuges, der ſich bei dem Aufprall gelöſt hatte, er⸗ drückt worden. * 4* 8 Abſturz eines franzöſiſchen Marineflugzeugs V Paris, 15. April. Daß zum franzöſchen Kriegsſchiff„Colbert“ ge⸗ hörige Flugzeug ſtürzte geſtern in der Nähe von Cidi Ahmed an der nordafrikaniſchen Küſte ab. Die bei⸗ den Inſaſſen, ein Schiffsleutnant und ein Flug⸗ lehrer, wurden getötet. — Bocholt(Weſtfalen), 15. April. Daß Schloß Velen bei Velen, das dem Grafen Landsberg ge⸗ hört, eine der bekannteſten und ſchönſten Waſſer⸗ burgen des Münſterlandes, ſteht ſeit geſtern früh in Flammen. Es iſt kaum damit zu rechnen, daß auch nur ein Teil des aus dem Jahre 1250 ſtammenden Schloſſes gerettet werden kann. Es gelang aber, wertvolle Gemälde und vor allem Alabaſterſchalen, die von Napoleon geſtiftet worden waren, noch recht⸗ zeitig in Sicherheit zu bringen. Mittwoch, 15. April 1931 5— zolksbegehren zugleich beſtimmend ſei für das Geſchick des Reiches. Brauns nicht ſehr packende Rede atmete mehr Abwehr⸗ als Offenſivgeiſt. Als Miniſterpräſident verteidigte er ſeine Hausmacht und als Parteimann die Schlüſſelſtellung der Sozialdemokratie. Aber er iſt klug genug, den Volksbegehranſturm, auch wenn er ihm zu trotzen hofft, nicht leicht zu nehmen. Daher auch am Schluß ſeine dringende Mahnung, die Zerſetzungserſcheinungen bei den Na⸗ tionalſozialiſten nicht zu überſchätzen, nicht auf die Schwäche des Gegners, ſondern auf die eigene Kraft zu vertrauen. Rein äußerlich konnte man ſich ebenſo gut in eine kommuniſtiſche Verſammlung verſetzt Der Rieſenraum des Sportpalaſtes war Rot getaucht, das auch nicht durch ein einziges ſchwarz⸗rot⸗goldenes Kompromißfähnchen unterbrochen wurde. Man ſpielte„Brüder zur Sonne, zur Freiheit“, die Arbeiter⸗Marſeillaiſe und ſang zum Schluß, wie ſollte es anders ſein, Internationale. Proleſt der Volkspartei Reichsgeſchäftsſtelle der Deutſchen fühlen. ganz in Die Volkspartei hat anläßlich der Auflöſung von Kund⸗ gebungen für das Volksbegehren beim preußiſchen Miniſterium des Innern Verwahrung dagegen ein⸗ gelegt, daß Polizeibehörden der Notverordnung vom 28. März eine Auslegung geben, die mit ihrem Sinn und Geiſt nicht vereinbar ſei. Der Abſchluß des Ruſſengeſchäſtes Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 15. April. Ein Bankett, das der Reichsverband der deut⸗ ſchen Induſtrie geſtern abend zu Ehren der ruſſiſchen Unterhändler veranſtaltete, bildete gewiſſermaßen den Abſchluß der Beſprechungen über die Liefer⸗ bedingungen für die Sowjetaufträge. Man hat ſich über die grundſätzliche Seite des Geſchäftes geeinigt. Die ruſſiſchen Beſtel⸗ lungen, die einen Geſamtwert von 300 Millionen Mark erreichen, müſſen danach bis zum 1. Juli vergeben werden. Die Verhandlungen der ruſſi⸗ ſchen Vertreter mit den einzelnen deutſchen Fir⸗ men ſind bereits im Gange. Bekanntlich hat ſich die deutſche Regierung vorbehalten, jeden Auftrag da⸗ hin prüfen zu laſſen, ob er die Vorausſetzungen für eine Garantie des Reiches erfüllt. Das überaus Bedenkliche iſt dabei, daß die Mos⸗ kauer Vereinbarungen eine Verlängerung der bis⸗ herigen Kreditfriſten um durchſchnittlich 20 Prozent vorſehen, ſo daß ſich unter Umſtänden eine Laufzeit von 27 Jahren 8 ergeben kaun. Ob wirklich Anlaß vorliegt, die Trans⸗ aktion mit den Ruſſen als einen großen wirtſchaft⸗ lichen Erfolg zu feiern, wird ſich ja bald herausſtellen. Der Führer der ruſſiſchen Delegation, der frühere Staatsbankpräſident Pjatakow, geht, wie das „Berliner Tageblatt“ mitteilt, auf einige Tage nach Moskau, um Bericht über den Verlauf der Berliner Verhandlungen zu erſtatten. Er kehrt aber binnen kurzem wieder zurück, um die Leitung der Auftrags⸗ vergebung zu übernehmen. Aus der Strafkolonie geflüchtet [Eigener Bericht) i Paris, 15. April.(Eig. Bericht) In der Zeit vom Juni bis September 1930 ſind nicht weniger als 24 Schwerverbrecher aus den franzöſiſchen Strafkolonien geflüchtet Dar⸗ unter befanden ſich vier zum Tode Verurteilte. geworfen hatte, weil er ſie zur dritten Frau ſich wünſchte, waren doch die beiden erſten ſeiner Anſicht nach zu runzelig geworden, um an ihnen noch den ganzen Spaß von einſt zu finden. Dieſer reiche Herr Pan⸗fu ſagte einſt zu Onkel Chipu:„Rede doch mit Deiner Nichte! Tauſend Dollar zahle ich, wenn ich erſt Dein Neffe bin.“—„Gut, Herr Pan⸗fu,“ rieb ſich Onkel Chipu froh die Hände; dann ging er, Teufels⸗ pläne auszuhecken. „Kind,“ ſprach er zu Apfelblüte,„ich verreiſe heute in die Stadt.“ Nach drei Tagen kam er wieder, kum⸗ mervoll den Kopf geſenkt:„Weine, liebe Apfelblüte, denn Dein Schatz iſt tot. Seinen abgeſchnittenen Kopf ſah ich von der Mauer grinſen, wo ſie ihn zur War⸗ nung aller Marodeure aufgeſpießt.“ Und zwei dicke Tränen rannen ihm hinunter in den Bart. Apfelblüte griff der Schrecken kalt ans Herz. „Spricht der Onkel auch die Wahrheit?“ blitzte dann ein Hoffnungsſchimmer plötzlich vor ihr auf.„Onkel,“ ſagte ſie,„Du irrſt vielleicht. Jch will in die Stadt, mich ſelbſt davon zu überzeugen.“—„Nein, mein Kind, der Anblick eines abgeſchnittenen Kopfes iſt nichts für ein zartes Mädchenherz. Du bleibſt!“ Schmeichelnd ſetzte er ſich dann an ihre Seite: „Apfelblüte, ſieh, ich bringe Dir den Troſt. Denn der reichſte Mann im ganzen Dorfe, Herr Pan⸗fu, wünſcht Dich zur Frau. Er hat ſo viel Geld ver⸗ graben..“—„Nein, ich will von Geld nichts wiſ⸗ ſen“, ſträubte ſich die Apfelblüte.„Denn ich bleibe dem Verlobten treu.“—„Was, dem Toten? Dieſem Kopf dort drüben auf der Mauer? Närrin! Höre zu, was ich beſtimme: Morgen abend wird der reiche Herr Pan⸗fu Dich holen, um Dich gleich zu ſeiner Frau zu machen.“ Und der nächſte Abend kam.„Ich bekomme tau⸗ ſend Dollar!“ freute ſich ſchon Onkel Chipus ſchwarze Seele.„Reich' mir Reiswein, Mädchen, denn ich will mich auf das glückliche Ereignis auch gebührend vorbereiten.“ Tränenlos gab Apfelblüte ihm die Schale, und er trank ſie leer.„Mehr, noch mehr, nur einmal kann ich es erleben, daß meiner Nichte Haar zum Frauenzopf geflochten wird!“—„Ich muß neuen Reiswein aus dem Keller holen“, huſchte Apfelblüte aus der Tür. Doch ſie holte keinen Reiswein. Nein, ſie lief wie um ihr Leben. In die Stadt wollte ſte rennen, flüchten vor dem ſchlechten Herrn Pan⸗fu und dort an der Mauer ſterben, wenn der Onkel wirklich wahr geſprochen. Aber Apfelblüte kam nicht weit, denn dem Ober⸗ bonzen von der Dorfpagode lief ſie in der Dunkel⸗ heit bald in die Arme.„Ach, die kleine Apfelblüte!“ leckte ſich der Jubelgreis die dünnen Lippen.„Nun? Du ſcheinſt zu einem Stelldichein zu gehen. Warum willſt Du denn den Abend nicht mit mir verbringen?“ Apfelblüte dachte ſchon daran, ſich loszureißen, doch die Fauſt des Oberbonzen hielt ihr Handgelenk zu feſt. Da zuckte ihr ein rettender Gedanke durch das Hirn:„Ach, verehrter Oberbonze, wenn Du Deine Gunſt mir ſchenken willſt, ſo bin ich glücklich. Doch ich muß raſch einen Gang beſorgen. Warte ſchon in meiner Hütte, geh' in meine Kammer. Sie iſt leer.“ Ueberglücklich zug der Oberbonze raſch von dannen. Apfelblüte aber rannte in die Nacht hinaus auf den Weg zur Stadt. Voll Erwartung guter Dinge lag der Oberbonze nun in Apfelblütes Kammer. Und weil er ein wenig alt und müde, ſchlief er ſelig träumend ein. Neben⸗ an ſaß Onkel Chipu, wartete noch immer auf den Reiswein.„Ach“, dacht! dann der Ehrenmann,„Du willſt doch einmal ſehen, ob das Mädchen nicht in ſeine Kammer ging.“ Doch weil er ſchon ein wenig viel getrunken, fiel er auf das Bett und ſchlief gleich ein. Inzwiſchen eilte Pan⸗fu von zu Hauſe fort, die Braut zu holen. Mit ſeliger Erwartung bis zum Halſe angefüllt, trat er in Apfelblütes Kammer, wie das bei uns herum für einen Bräutigam ſo üblich iſt. Da knickte er vor Schreck beinahe in die Knie: Zwei Menſchen ſah er auf dem Bette liegen. „Betrug, Verrat!“ ſchrie er, denn hier im Dunkeln war es ihm nicht möglich, Geſichter zu erkennen. „Betrug, ein anderer hat mir ſchon die Braut ge⸗ nommen!“ Und wahllos ſchlug er auf die beiden ein. Gezeter und Geſchrei. Der Oberbonze wachte auf: „O, Apfelblüte, was iſt los?“ Zwei grobe Männer⸗ fäuſte erſtickten ſein Geſchrei. Nun ſchlug er wild, wohin er eben traf, und eine große Schlägerei war ſchon im Gang. Apfelblüte eilte weiter nach der Stadt. Ihr Herz war ſchwer, ihr Atem keuchte. Die Nacht ſchien voller Schrecken. Und plötzlich tauchte aus der Finſternis ein Schatten auf. Sie ſtutzte— und fühlte ſchon zwei Arme ſich eng um ihre Schultern legen: Apfel⸗ blüte, liebe, kleine Apfelblüte! Der Krieg iſt aus, und ich kehr“ heim!“ Er fing ſie auf in ſeinen Ar⸗ men, denn ihre Freude war ja faſt zu groß:„Du lebſt, Du lebſt, der Onkel hat gelogen!“ Und dann erzählte ſie ihm alles, was ſie wußte. Da ſtreifte er die Aermel hoch und ſagte:„Nun ziehen wir in unſere Hütte ein!“ Hochverehrter Freund und Gönner, erſpare mir die Schilderung der nächſten Szene. Laß Dir daran genug ſein, wenn ich ſage: Es ſuchten bald darauf vor einer kleinen Hütte drei Männer ihre Kuchen mühſelig zuſammen. Doch hinter Apfelblüte und dem Bräutigam fiel eine Tür leis' ins Schloß. Die Tugend hat geſiegt! Es freut ſich, daß er Dir dies ſagen kann. Dein alter Hu Weiste, —.—.—— OAusſchuß für Volksmuſtkpflege. In der zwei⸗ ten Aprilhälfte werden planmäßig die beiden letzten großen Konzerte des Ausſchuſſes für Volksmuſikpflege zur Durchführung gebracht werden. Die zweite Sonderveranſtaltung am kommenden Mon⸗ tag, den 20. April war urſprünglich als reiner Bläſer⸗Abend gedacht. Doch iſt es in perſönlichen Verhandlungen zwiſchen Direktor Franz Philipp und Muſikſchriftſteller Karl Eberts gelungen, die Darbie⸗ tungen der erſten Bläſer des Nationaltheater⸗ orcheſters mit Joſeph Roſenſtock am Flügel durch Chorvorträge des von Franz Philipp geleiteten Badiſchen Kammerchors zu ergänzen. Dieſer Chor hat ſich ſeit dem letzten Frankfurter Muſtkfeſt mit neuer katholiſcher Kirchenmuſik auf dem Gebiete des a cappella⸗Geſangs binnen Jahresfriſt eine füh⸗ rende Stellung errungen. Er wird hier Chöre von David, Pizetti und Franz Philipp zu Gehör bringen. An Bläſermuſik verzeichnet das Programm ein Trio von Piolene und die„kleine Kammermuſik“ von P. Hindemith. Ausführende hierbei ſind die Herren Kammermuſiker Fühler, Eramer, Schmitt, Lenzer und Schellenberger.— Acht Tage darauf, am Mon⸗ tag, den 27. April, gleichfalls 20 Uhr, folgt die⸗ ſem Abend das vierte Sinfonſekonzert des Nationaltheaterorcheſters unter Leitung von Eugen Jochum. Geſpielt werden Beethovens ſiebente Sin⸗ fonie, das Violinkonzert-moll von J. S. Bach und eine noch zu beſtimmende Ouvertüre. Soliſt dieſes Abends iſt Konzertmeiſter Arnold Heß(Violine), der Sohn des berühmten Münchener Konzertſängers. Die wenigen noch vorhandenen Eintrittskarten werden mit Gültigkeit für die beiden Konzerte zu mäßigen Preiſen am erſten Konzerttag, den 20, April, ab nachmittags 4 Uhr im Roſengarten aus⸗ gegeben. die 3 % TT 0 „ I I „755„».)„im„„ 28 SSSSTdVwy ñðꝶßß ̃ ß ̃ ܹ̃⁵. ß Mittwoch, 15. April 1931 Die Witterung des Jahres 1930 Das Statiſtiſche Amt der Stadt Mannheim hat feſtgeſtellt, daß das Jahr 1930 den niedrigſten mitt⸗ leren Barometerſtand ſeit 1921 aufwies. Der ntittlere tägliche Barometerſtand betrug 752,1 mm gegen 753,4 mm im letzten Jahrzehnt, der Höchſtwert im Jahre 1921: 755,7 mm, der niedrigſte Wert im Jahre 1930: 752,1 mm. Als mittlere Tagestempera⸗ tur wurden 1930: 11,23 Grad feſtgeſtellt(gegen 10,40 Grad im Jahrzehnt 1921/0). Der Höchſtwert betrug im Jahre 1930: 11,23 Grad, der niedrigſte Wert im Jahre 1922: 9,13 Grad. Demnach war das Jahr 1930 das wärmſte des ganzen Jahrzehnts und hat das in dieſer Hinſicht an zweiter Stelle ſtehende Jahr 1926 noch beträchtlich übertroffen. Da⸗ bei hat die während des Berichtsjahrs gemeſſene abſolut höchſte Temperatur keineswegs einen außer⸗ gewöhnlich hohen Wert erreicht, denn er betrug in Celſiusgraden: höchſte gemeſſene Temperatur: Höchſtwert im Jahre 1930: 34,4, 1921: 38, niedrigſter Wert im Jahre 1926: 31,5; niedrigſte gemeſſene Temperatur: Höchſtwert im Jahre 1930:— 7, 1929: 22,6, niedrigſter Wert 1930:— 7. Das abſolute Mi⸗ nimum des Berichtsjahres hat eine geringere Zahl von Kältegraden erreicht als alle voraufgegangenen des Jahrzehnts. Was die gefallene Regenmenge betrifft, ſo betrug ſie im Monatsdurchſchnitt 54,6 mm, damit aber faſt 10 mm mehr als im Durchſchnitt des Jahr⸗ zehnts mit 44,9 mm und ſtand ſonach an dritter Stelle hinter der Regenmenge des naſſen Jahres 1922 und 1923. Der Waſſerſtand des Rheins ſchwankte zwiſchen 174 em im März und 707 om im Mai bzw. 710 em im November, d. h. innerhalb viel weiterer Grenzen als 1929 mit 167 bzw. 475 em. Da der letzte Frühjahrsfroſt am 21. März, der erſte Herbſtfroſt am 6. November eingetreten war, ſo be⸗ trug die froſtfreie Zwiſchenzeit 229 Tage oder einen Tag mehr als im Vorjahre 1929. Warum erſt Etatberalung im Mai? Vom Städt. Nachrichtenamt wird uns geſchrieben: In einer hieſigen Zeitung iſt die Frage aufgewor⸗ ſen worden, warum die Etatberatung im Bürgerausſchußerſt im Mai ſtattfiuden kann, obwohl der Etat im Stadtrat bereits Ende März verabſchiedet worden iſt. Nach der Verabſchie⸗ dung des Etats im Stadtrat muß der Entwurf des Voranſchlags aufgrund der Beſchlüſſe des Stadtrats korrigiert werden. Die Vornahme der Korrek⸗ tur iſt eine langwierige und komplizierte Arbeit, da nicht nur die Ziffern der einzelnen Etatpoſitionen, an denen der Stadtrat Aenderungen vorgenommen hat, ſondern auch die Abſchlußziffern der einzelnen Vor⸗ anſchläge geändert und neu aufeinander abgeſtimmt werden müſſen. Nachdem der Vorauſchlag ausgedruckt iſt, wird er den Mitgliedern des Bürgerausſchuſſes zugeſtellt. Es muß dann den Stadtverordneten eine angemeſſene Fyfſt lüblich waren bisher drei Sonntage) gewährt werden, damit ſie ſich auf die Beratung des Etats im Bürgerausſchuß vorbereiten können. Der Vor⸗ anſchlag wird den Mitgliedern des Bürgerausſchuſſes noch im Laufe dieſer Woche zugehen, ſodaß die Etat⸗ beratung im Bürgerausſchuß am 6. Mai beginnen kann. * * Straßen⸗ und Hausſammlung. Die Arbeits⸗ gemeinſchaft der badiſchen Gebrechlichenverbände (Bad. Krüppelfürſorgeverein, Bad. Blindenverein, Verein für bad. Taubſtumme) wird mit miniſterieller Genehmigung am Sonntag, 26. April eine Stra⸗ ßenſammlung und während einer Woche un⸗ mittelbar vor oder nach dieſem Tag eine Sammlung von Haus zu Haus zugunſten ihrer ſatzungsmäßigen Aufgaben veranſtalten. Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 100 Jahre Rheinſchiffahrtsakte Jahrzehntelange Kommiſſionsarbeiten- Heute noch gültig- Erſte internationale Flußverkehrskonvention Dieſer Tage konnten die Rheinſchiffahrt und die meiſten an ihr beteiligten Rheinuferſtaaten das 100⸗ jährige Jubiläum des Beſtehens der„Rhein⸗ ſchiffahrtsakte“ und damit den Begiun der völligen Handelsfreiheit auf dem Rhein begehen. Die Rheinſchiffahrt war ſeit dem früheſten Mittel⸗ alter durch die Erhebung von Zöllen uſw. behindert. ö Die erſte Anregung zur freien Schiffahrt auf dem Rhein gab das franzöſiſche Direktorium durch ſeine Abgeordneten auf der Konferenz zu Raſtatt, aber erſt der Reichsdeputationshauptſchluß von 1803 konnte die bisherigen Rheinzölle und Tranſitabgaben beſeitigen. Hierauf wurde im Jahre 1804 zwiſchen Frankreich und Deutſchland eine Oktroikonvention geſchaffen. 1810 gab Napoleon auch in Holland die Rheinſchiffahrt frei. Auf dem Wiener Kongreß wurde ein der Kon⸗ greßakte als integrierender Beſtandteil augehängte Rheinſchiffahrtskonvention abgeſchloſſen, die die Schiffahrt auf dem ganzen Rheinſtrom(„jusqua la mer“) freigab und einer gleichförmigen Abgabe unterwarf. Darauf begann in Mainz im Jahre 1816 die aus Vertretern ſämtlicher damaliger Rheinufer⸗ ſtaaten beſtehende Rheinſchiffahrtszentralkommiſſion ihre Verhandlungen, die ſich aber erſt im Jahre 1830 über ein Rheinſchiffahrtsreglement einigen konnte, das am 31. März 1831 unter dem Titel „Uebereinkunft unter den Rheinuferſtaaten des Rheines und einer auf die Schiffahrt ſich beziehende Ordnung,“ bekannt unter dem Namen„Rheinſchiffahrtsakte“, zum Beſchluß erhoben und ratifiziert wurde. Die Verhandlungen der Zentral⸗Kommiſſion hätten noch länger gedauert, wenn nicht der Um⸗ ſchwung der allgemeinen wirtſchaftlichen Grund⸗ lagen, insbeſondere die mehr und mehr fortſchrei⸗ tende Technik des Verkehrs, die Arbeiten der Kom⸗ miſſion weſentlich beſchleunigt hätten. Sämtliche Schifferzünfte und Schiffergilden kamen zur Auf⸗ löſung; es wurden eine Reihe von Freihäſen er⸗ richtet. Artikel 1 der Rheiuſchiffahrtsakte beſagte, daß die Schiffahrt frei ſein ſollte und in dem Bezug auf Handel niemand unterſagt werden könne. Sta⸗ pelrechte, Vorteile von Schiffergilden, Rangzwang, Frachtpreisfeſtſetzung ſollten ein für allemal abge⸗ ſchafft werden(Artikel 43). Die Dampfſchiff⸗ fahrt nahm im Rahmen des Ganzen noch Sonder⸗ ſtellung ein. Ihre Verhältniſſe ſollten den einzel⸗ nen Rheinuferſtaaten zur Regelung überlaſſen wer⸗ den, da ſich die Wirkung dieſer Neuerung, nament⸗ lich im Verhältnis zur damals noch nebenher herr⸗ ſchenden Segel⸗ und Treidelſchiffahrt, nicht über⸗ ſehen ließ. Eine perſönliche Beſchränkung, die ſich auf eine alte Tradition aufbaute und ſich auch bis heute noch erhalten hat, blieb noch beſtehen: der Patentzwaug für Schiffsführer. Dieſer Befähigungsnachweis ſollte die Erfüllung gewiſſer, aus ſtrom⸗ und verkehrspolizeilichen Gründen her⸗ vorgehender Bedingungen gewährleiſten. Im Laufe der Zeit wurde die Rheinſchiff⸗ fahrtsakte verſchiedentlich revidiert und zwar zuletzt im Jahre 1868 zu Mannheim. Die zwiſchen der erſten Akte und der Reviſion liegende Periode war entſcheidend für die Entwick⸗ lung der Rheinſchiffahrtsunternehmen in ihrem gegenwärtigen Zuſtand. Neben der von ihren Feſſeln befreiten Segel- und Treidelſchiffahrt, die ſich nach Einführung der Rheinſchiffahrtsakte noch eines kurzen Aufblühens erfreuen konnte, ent⸗ wickelte ſich die Dampfſchiffahrt. Mit dem Auf⸗ kommen der Dampfſchiffahrt ſetzte ſofort der Kampf zwiſchen Groß⸗ und Kleinſchiff⸗ fahrt und zwiſchen Segel⸗ und Dampf ⸗ ſchiffahrt ein. Im Jahre 1844 geſtand die Nie⸗ derländiſche Regierung erſt weſentliche Erleichte⸗ worauf ein definitiver Tarif zuſtande Preußen ſchon lange angeſtrebte Aufhebung ſämtlicher Abgaben konnte erſt durch die Friedensverträge von 1866 durchgeführt werden. Dieſe ſetzten ſeſt, daß vom 1. Januar 1867 an die Erhebung der Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein eingeſtellt werden ſollte. Preußen verzichtete rungen zu, kam. Die von gänzliche als erſter Staat auf die Erhebung aller Schiffahrts⸗ abgaben; die revidierte Rheinſchiffahrtsakte trat am 1. Julil 1869 in Kraft und baute ſich im weſentlichen auf die Akte von 1831 auf. Durch den Verſailler Vertrag Artikel 357— iſt Deutſchland gezwungen, ſich einer neuen Re⸗ viſion des Mannheimer Abkommens zu unterwerfen. Der Sitz der Zentralkommiſſion wurde von Mannheim nach Straßburg verlegt und die Zuſammeuſetzung der Kommiſſion ſehr zum Schaden Deutſchlands weſentlich erweitert. Im übrigen geht die Reviſion nur ſchrittweiſe vor ſich. Die Durchführung der Rheinſchiffahrtsakte von 1831 ſtieß wiederholt auf paſſiven Wider⸗ ſtand der Rheinverkehrsbeteiligten. So verſenkte man am 1. März 1841 in der Nähe von Biebrich die Steinladung von etwa 50 Schiffen, um den Strom nach der heſſiſchen Seite hin abzu⸗ lenken. Aber der Fortſchritt der neuen Zeit auf dem Rhein, die mit Einführung der Rheinſchiffahrts⸗ akte begann, ließ ſich nicht aufhalten. Stromkorrek⸗ turen und der Siegeszug der Dampfmaſchine haben den Strom zu einer Verkehrsſtraße von größter internationaler Bedeutung gemacht. In den hun⸗ dert Jahren der Handelsfreiheit entwickelte ſich z. B. der Verkehr in Duisburg⸗Ruhrort von 5 Mill. Tonnen im Jahre 1831 auf 18,6 Mill. Ton⸗ nen im verfloſſenen Jahre. Ohne internationale Abmachungen hätte ſich der Verkehr auf dem Rhein niemals zu einer ſolchen Höhe ſteigern laſſen. 1 Kinder am Verdienen Schon um 10 Uhr vormittags finden ſich die Kinder vor den großen Kaufhäuſern ein. Es ſind ja Ferien; das muß ausgenützt werden. Der Verdienſt muß in dieſer Zeit das Doppelte betragen wie an ſchul⸗ pflichtigen Tagen. Ein Bub erzählte mir, daß er geſtern 108 Mark verdient habe. Das iſt viel für einen Jungen. Auf den Gedanken, Gefälligkeits⸗ handlungen ſyſtematiſch zu ſuchen, ſind wir in unſerer Jugend nicht gekommen. Man fahre mal mit einem Fahrrad zu einem großen Kaufhaus. Ehe man abge⸗ ſtiegen iſt, wird man ſchon von 4, 5 und noch mehr Kindern umringt:„Darf ich auf das Fahrrad auf⸗ paſſen,“ wird gerufen. Dabei ſchütteln die Buben in der Hand die ſchon eingenommenen Geldmünzen durcheinander, ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, damit man nicht auf den Gedanken kommt, die Kin⸗ der würden die Gefällgkeit aus reiner Menſchen⸗ freundlichkeit tun. Verlangt werden keine 10 Pfen⸗ nig. Sie ſind mit jedem Geldſtück zufrieden, und wenn es auch nur 2 Pfennig ſind. Meiſt bekommen ſie aber wohl 5 Pfennig. Da dieſe von den Kindern— übri⸗ gens ſind auch Mädchen darunter— ſelbſt geſchaffene Einrichtung aber viel in Anſpruch genommen wird, bringen die Kinder einen relativ hohen Verdienſt nach Hauſe. * * Der Wohnungsbau in Mauuheim ſtockk. Der Reinzugang an Wohnungen betrug im Monat Mü z 13(Neubau 12, Umbau). Von den neu geſchaffenen Wohnungen ſind 3 mit—3 Zimmern und 10 mit 4 und mehr Zimmern, 6 neue Wohngebäude(Klein⸗ häuſer) wurden von privaten Bauherrn erſtellt. Für 5 Neubauten, die 9 Wohnungen ergaben, wurde eine Baukoſtenbeihilfe bewilligt. 3. Seite/ tummer 172 — 2 8 2 ö 2 Sozialwirtſchaftliches Die wirtſchaftliche Lage des Handwerks im Monat März deutſchetz Vom Reichsverband des Handwerks wird uns geſchrieben: Während in normalen Zeiten der Monat März bereits eine deutliche Aufwärtsentwicklung zu brin⸗ gen pflegt, hat in dieſem Jahr die winterliche Ge⸗ ſchäftsſtille noch ziemlich unverändert angehalten. Zugenommen hat die Beſchäftigung bei ßerſt ge⸗ drückten Preiſen nur im Maler⸗, Tapezierer⸗ und Herren⸗ und Damenſchneidereihandwerk. Doch blieb die Belebung ſo gering, daß das Oſtergeſchäft eine große Euttäuſchung für die betroffenen Gewerbe geworden iſt. Im Schuhmacherhandwerk iſt die erwartete ſaiſonmäßige Belebung bislang ſo gut wie völlig ausgeblieben. Auch die Betriebe Schmiede-, Schloſſer⸗ und Sattlerhandwerks in länd⸗ lichen Gegenden hatten bis zum Schluß des Monats kaum Aufträge für Juſtandſetzungsarbeiten für die Frühjahrsbeſtellung zu verzeichnen, da das Froſt⸗ wetter das Einſetzen der Beſtellungsarbeiten erheb⸗ lich verzögerte und die Landwirtſchaft zur Untätigkeit gezwungen war. Die Tätigkeit des Baugewer⸗ bes wurde in den erſten Wochen des Monats eben⸗ falls durch das Froſtwetter nachteilig beeinflußt. Daß dieſes Wetter aber nicht die Haupturſache der geſchäftlichen Stagnation war, geht daraus hervor, daß die erwarteten Aufträge auch nach Eintritt der wärmeren Witterung ausblieben. Die Neubautätig⸗ keit ruhte vielmehr bis zum Schluß des Monats nahezu vollkommen; vor allem die private Bau⸗ tätigkeit hatte unter den Schwierigkeiten in der Geſamtfinanzierung der Bauten ſtark zu leiden. In den Berufen des Baunebengewerbes, die in der Regel im März größere Aufträge für Reparaturen und In⸗ ſtandſetzungen aufzuweiſen haben, geſtaltete ſich die Lage auch nicht viel freundlicher. Wohl hatte das Malerhandwerl vermehrte Aufträge zu ver⸗ zeichnen. Auch im Töpfer⸗ und Ofenſetzerhandwerk fielen durch die Froſtperiode und durch das Früh⸗ jahrsgroßreinemachen in größerem Maße Inſtand⸗ ſetzungsarbeiten an, dagegen berichten das Dach⸗ decker⸗, Glaſer⸗, Klempner⸗, Elektroinſtallateur⸗, Bau⸗ tiſchler⸗ uſw. Handwerk, daß eher von einer Vermin⸗ derung der Aufträge als von einer Vermehrung ge⸗ ſprochen werden könnte. Die Verhältniſſe auf dem Arbeitsmarkt blie⸗ ben weiter unverändert angeſpannt. Neuein⸗ ſtellungen von Arbeitskräften wurden nur in wenigen Fällen erforderlich. Die Lohnabbaubewegung ging weiter. In den Materialpreiſen haben ſich, abgeſehen von geringfügiger Abſchwächung in einigen wenigen Berufen, keine beſonderen Abänderungen ergeben. des * Karlsruhe, 12. April. Die Karlsruher Umlage mit 51 Pfennigen für bebaute Grundſtücke und Wald, 75 Pfg. für unbebaute Grundſtücke, 29 Pfg. für Betriebsvermögen, 366 Pfg. für höchſtens 10 000 Reichsmark Gewerbeertrag und 427 Pfg. für höheren Gewerbeertrag liegt auch weit unter dem Landes⸗ durchſchnitt, der beim Grundvermögen 90 Pfg., beim Betriebsvermögen 33,6 und beim Gewerbeertrag 525 Pfg. beträgt. Karlsruhe hat neben Pforzheim die nie derſte Umlage unter den größeren Städten des Landes aufzuweiſen. Die Stuhlverſtopfung. Von Dr. med. Kanellis, Berlin. Bei Stuhlverſtopfung und Hartleibigkeit wird der Leib durch Anhäufung unverdauter Nahrungsxreſte im Darm ge⸗ ſpannt und aufgebläht. Man fühlt ſich unbehaglich und leidet unter dem Gefühl der Völle und an Appetitloſigkeit. Blutandrang, Eingenommenſein des Kopfes und leichte Schwindelgelühle machen ſich bemerkbar. Hier ſchafft man am zweckmäßigſten dadurch Abhilfe, daß man gleich bei den erſten Stuhlbeſchwerden ein pflanzliches Abführmittel an⸗ wendet, wie es die mild und zuverläſſig abführenden Apo⸗ theker Richard Brandt's Schweizerpillen ſind, die man in allen Apotheken 1 1 Am beſten nimmt man die Pillen abends vor dem Schlafengehen ein. Die Wirkung erfolgt dann am nächſten Morgen, ohne daß die Nachtruhe geſtört wird, — ß.——ññ pp— ä— Der erſte Brief Von Reue Roy In deutſcher Ueberſetzung liegt jetzt auch das Kriegsbuch eines franzöſiſchen Kriegs⸗ bIiuden, René Roy, vor, das unter dem Titel „Mit toten Augen zum Licht“ das Schickſal der Kriegsblinden ſchildert. Reué Roy, im Kriege Axtillerieoffizier bis zu ſeiner Verwundung und Er⸗ blindung zeigt in Form autobiographiſcher Aufzeich⸗ nungen die Etappen eines durch geiſtige und ſeeliſche Kraft ſich erneternden Menſchenlebens auf. Aus dem beim Ernſt Heinrich Moritz⸗Verlag, Stuttgart, er⸗ ſcheinenden Buch veröffentlichen wir mit Genehmi⸗ gung des Verlages den nachfolgenden Abſchnitt: Ein Brief. Hein gar einfaches, alltägliches Wort, das aber voll von ſchönſten Verſprechungen und intimen Freuden des freundſchaftlichen Verkehrs iſt. Mit welcher Ungeduld brach ich früher gewiſſe Briefe auf, um eine mir lieb gewordene Handſchrift zu erkennen, um mich dem Bewußtſein ferner Zu⸗ neigungen hinzugeben oder die Hoffnung eines bal⸗ digen Beſuches darin zu finden! Stets werde ich mich an den erſten Brief erinnern, den man mir in Neuilly brachte; damals war keiner meiner Freunde anweſend, um ihn mir vorzuleſen. „Herr Leutnant, ein Brief für Sie!“ Und der Poſt⸗ meiſter überreicht mir den Umſchlag. Mit unge⸗ ſchickter Hand ergreife ich ihn, bringe ihn auf mein Zimmer, ohne zu wiſſen, was ich damit anfangen ſoll. Ich nehme ihn von einer Hand in die andere, wäge ihn zwiſchen den Fingern, meſſe ihn, taſte ihn ab. drehe ihn nach allen Seiten, ohne mich eutſchließen zu können, einem andern die Entdeckung der darin enthaltenen Geheimniſſe anzuvertrauen. Bald er⸗ ſcheint mein Führer; ich zeige ihm den Brief und rage ihn, zunächſt nur ſchüchtern und leiſe, woher das Schreiben komme: es trägt den Stempel der Feldpoſt. Jetzt reiße ich den Umſchlag auf und erkundige mich nach der Unterſchrift: es iſt die eines meiner an der Front befindlichen Freunde. Und augenblicklich ſormt ſich deutlich in meinem Geiſte die ſeine, für den Ungewohnten ſchwer zu entziffernde Schrift des Freundes. Vorleſen des Briefes iſt entſpre⸗ chend mühſam, es geht langſam vorwärts und wird zun plötzlichem Schweigen, langweiligem Suchen und 0 2 Das Zögern unterbrochen. Meine ganze Freude an dem Brief iſt verdorben, und während er mir vorgeleſen wird, kann ich an nichts anderes denken, als an den erſten Eindruck, den mir die Ankunft des Briefes ge⸗ macht hat. Und jedesmal, wenn ein neuer Brief kam, blieb ich wie verſteinert ſtehen: denn um zu erfahren, was darin ſtand, mußte ich— und das war mir äußerſt peinlich— einen anderen, vielleicht einen fremden Menſchen zu Hilfe ziehen, der ſo in einen Teil meiner innerſten Gefühle und meiner eigend⸗ ſten Gedanken dringen würde. Allerdings hatte ich meine Unabhängigkeit ſtück⸗ weiſe wieder zurückgewonnen, da ich nun mit mei⸗ nen Freunden ſchriftlich verkehren konnte, und auch dieſe in ihrer Korreſpondenz die Braille⸗Schrift verwenden konnten; aber wie viele würden ſich des⸗ wegen dieſe langweilige Methode aneignen wollen? Trotz ihres unbeſtreitbaren Wertes vermag eben eine Briefführung in Braille⸗Schrift dem Leſer nicht dasſelbe Vergnügen zu bereiten, wie die in gewöhn⸗ licher Schrift: ſie offenbart dem Beſchauer nicht die Eigenarten des Charakters, der aus den verſchieden gearteten Zügen, aus der Dispoſition der Seiten, aus der Wahl des Papiers ſpricht; all die zahlloſen kleinen Einzelheiten, die demjenigen, der gerne Briefe ſchreibt und empfängt, wirkliche Genüſſe bieten können, läßt ſie nicht zum Ausdruck kommen. Gedächtnisausſtellung für Tilman Riemenſchneider in Würzburg eröffnet Am 7. Juli jährt ſich zum 400. Mal der Todestag des Bildhauers Tilman Riemenſchneider (1460—1531)), des Hauptvertreters der ſüddeutſchen Spätgotik. Aus dieſem Anlaß wurde in Würzburg, wo Riemenſchneider Bürgermeiſter war und 1531 ſtarb, eine große Gebdächtnis⸗ ausſtellung eröffnet. gefertigte Grabplatte des Meiſters. ſein Werk veröffentlichten wir bereits in Nr. 167, S führlichen Artikel.) Links im Hintergrund ſieht man die vom Stieſſohn Riemenſchneiders (Ueber die Würzburger Ausſtellung, den Meiſter und Samstag Abend ⸗ Ausgabe, einen aus⸗ Auch gewinnt man beim Leſen eines Briefes in Blindenſchrift nicht jenen ſchnellen Ueberblick über das Ganze, aus dem der empfindſame Leſer rein gefühlsmäßig Natur und Ton der Mitteilung errät. Dieſen allgemeinen Ueberblick, der unvermittelt die Schau eines in ſich abgeſchloſſenen Ganzen, einer Einheit geſtattet, brachte mir früher auch das Leſen der Zeitung, am Morgen, bevor ich an die Arbeit ging. Ein raſcher Blick auf die hervortretenden Ueberſchriften— und man weiß um die vielen Er⸗ eigniſſe in der weiten Welt; es wirkt auf das Auge wie ein Panorama, deſſen wohlgewählte Formen, und Verhältniſſe den Eindruck eines harmoniſchen Gleichgewichtes, eines ſchönen Zuſammenſpiels er⸗ wecken. i 5 5 Wiederholung des„Königs David“ im Nibe⸗ lungenſaal. Das vor einiger Zeit mit großem Er⸗ folge durch den„Liederkranz“ herausgebrachte Chor⸗ werk,„König David“ von Honegger, kommt am Samstag, den 25. April im Nibelungenſaal unter Kapellmeiſter Max Sinzheimer zur Wieder⸗ holung. Daneben gelangen zur Aufführung:„Pa⸗ cifie 231“ von Honegger und als Erſtaufführungen „Spreugbagger 1010“, Tonfilmmuſitk von Wal⸗ ter Gronoſtay und„Leben in dieſer Zeit“, eine Funkkantate für Geſangs⸗ und Sprechſtimmen mit Jazzorcheſters nach Worten von Erich Käſtner, Muſik von Dr. Nick. Selbſtmord Senff⸗Georgis. In ſeiner Ber⸗ liner Wohnung im Hauſe Großbeerenſtraße 28d wurde, wie das„B..“ meldet, der in weiten Krei⸗ ſen bekannte Vortragskünſtler Erwin Seuff⸗ Georgi mit Gas vergiftet aufgefunden. Der Künſtler war ſeit etwa zehn Tagen von ſeinen Nach⸗ barsleuten im Hauſe nicht mehr geſehen worden. Da auch die Poſt unbeſtellbar vor der Eingangstür liegen geblieben war, benachrichtige man heute die Revierpolizei, deren Beamte gewaltſam in die von innen verriegelte Wohnung eindrangen. Hier fan⸗ den ſie in dem mit Gas angefüllten Schlafzimmer Senff⸗Georgi tot auf. Nach dem ärztlichen Gut⸗ achten muß der Tod bereits ſchon vor acht Tagen durch Gasvergiftung eingetreten ſein. Nach den polizeilichen Feſtſtellungen hat der Vortragskünſtler Selbſtmord verübt. Das Motiv der Tat iſt nicht bekannt. Vor Kurzem iſt Seuff⸗Georgi noch im Mannheimer Gloria⸗Palaſt aufgetreten. 4. Seite/ Nummer 172 Neue Mannheimer Zeitung Mittag⸗Ausgabe Mittwoch, 15. April 1931 In dem allen Mannheimern bekannten Sattel zwiſchen der vorderen Kuppe des Heiligen⸗ bergs, die den Ausſichtsturm trägt, und der um 55 Meter höheren, hinteren Kuppe, dem ſtillen Re⸗ fugium des Berges, ſteht fetzt eine Gaſtſtätte, eine richtige„Waldſchänke“. Ihr betriebſamer In⸗ haber iſt der Schwierigkeit, das ſo notwendige Waſſer auf die Höhe zu bringen, mit mehr Geſchick Herr geworden als die Menſchen, die ehedem die Kuppe zu ihrem Wohnſitz erkoren haben. Sie waren auf die ſpärlich ſtrömende Bitterquelle, den Hausbrunnen bei der Judenhütte, die Quelle am Odenwälder Weg und die am tiefſten entſpringende, die Hainsbachquelle, angewieſen. Sie war allezeit die ergiebigſte und hielt im trockenſten Sommer durch. Ihr Waſſer läßt der Wirt zur Waldſchänle durch den Antrieb eines kleinen Benzinmotors in einer Rohrleitung zur Höhe befördern. Seine Zi⸗ ſterne, die als„Waſſerwerk“ um einige Meter das heſcheidene Raſthaus überragt, wird mit größerer Zuverläſſigkeit Waſſer geben als das„Heidenloch“ beim ehemaligen Stefansklöſterlein, das früher als Ziſterne diente. Da ſtanden wir wieder einmal im Sattel und ſchickten uns an, die paar Schritte des alten Kloſter⸗ weges noch dranzugeben nach der letzten Kuppe. In der Rheinebene lag ein ſilbergrauer Dunſtſchleier, der alle Einzelheiten ausgelöſcht hatte. Nur das 4 Silberbaud des Neckars 9 blitzte herauf. Auch die alte ſchnurgerade ver⸗ laufende Römerſtraße nach Speyer iſt zu erkennen. Es iſt heiliger Boden, auf dem wir ſtehen. Wir gehen zwiſchen den Säulenfüßen durch das ehe⸗ malige Mittelſchiff der Michaels baſilika, werfen einen Blick hinab in die Oſtkrypta und biegen N C ein in den Kreuzgang. Schauen im Vorbeigehen 1 ſchnell in die„Küche“, ſtehen einen Augenblick ſtill „u an der Stelle, wo einſt der Pförtner ſaß. Da iſt 1 4 noch die Niſche, in der er die ſtets bereite Ampel „ 17 verwahrte. Da lag der Speiſeſaal, daneben die Wärmeſtube, wo arme Kloſtergäſte geſpeiſt wurden. Dann folgen Auditorium und Kapitelſaal. Ueber all dieſen Räumen erhob ſich die ſtille Klauſur. Der„Zahn der Zeit“ wird weiter an den Trüm⸗ mern nagen und noch mehr einebnen. Aber es wird nicht möglich ſein, die Erinnerung an die Glanztage des Kloſters auszulöſchen.. Die Vertreibung der Römer aus den Rhein⸗ landen hat der heidniſchen Kultſtätte auf der Höhe des mons piri ein Ende bereitet. Kein Bild ſagt uns, wie das Merkurheiligtum dort oben ausſah. Peranſtaltungen Wahl von„Fräulein Maunheim“ Der Schönheits wettbewerb in der„Libellen hat geſteyn abend begonnen. Wie mitgeteilt wurde, erhält zie„ſchönſte Frau von Monnheim und Umgebung“ das „Band der Stadt Mannheim“ und ein Diplom. Damit iſt dle Berechtigung zur Teilnahme am„Reichstreſſen deut⸗ 1 ſcher Schönheitstöniginnen 1931“, das von der„Deutſchen 14 Reichszentrale für Wettbewerbe“ veranſtaltet wird, ver⸗ bunden. Bei dieſem Reichstreffen wird Miß Germany [Fräulein Deutſchland), die offizielle Bertreterin Deutſch⸗ lands auf den internationalen Schönheitskonkurrenzen im ö Ausland, prollamiert. Damit„Fräulein. an 1 9 dem Reichstreffen teilnehmen konn, erhält es die Fahrkarte nag, Berlin und 100„ Reiſeſpeſen. 0 1 el dieſen Chancen hätte die„Libelle“ geſtern abend eigentlich überfüllt ſein müſſen. Das war nicht der Fall. Man kann nur von einem recht guten Beſuch berichten. Als das vorzügliche Kabarettprogramm abgewickelt war, trol der Leiter des Wettbewerbes vor den Vorhang, um 1 zunächſt bie rheiniſche Schönheitstönigin,„Fräulein Köln“, eine mittelgroße Blondine, vorzuſtellen. Im Anſchluß daran forderte er die Damen, die ſich an dem Schönheits⸗ weltbewerb beteiligen wollten, auf, ſich hinter die Bühne zu begeben und ſich der aus einer Dame und acht Herren beſtehenden Ehrenſury vorzuſtellen. Die Beteiligung war ſberraſchend gering. Nur 14 Damen deſilierten. Davon ſchieden vier aus, ſo daß e Abend nur noch zehn ber Entſcheidung durch das Publikum unterwerfen. 8 können aber auch mehr ſein, da der Manager bekanntgab, daß auch noch heute Konkurrentinnen zugelaſſen werden. Da das Publikum abſtimmt, dorf man auf die Entſchei⸗ Fung gespannt ſein. Der Geſchmack iſt bekanntlich ſehr verſchieden. Auf ſeden Fall dürfte ſich der heutige Abend recht intereſſant geſtalten. 5 1 Wie uns die Geſchäftsleitung der„Lißelle“ mitteilt, erhält erhält die Preisträgerin außer 100„ in bar und ber Fohrkorte nach Berlin von folgenden namhaften Mann⸗ eimer Firmen Schönheitspreiſe: Fradt aus Tirol, Hirſch⸗ fand u. Cv. Fiſcher⸗Riegel, Ela Gember, Modiſtin, P 6, 20, 8 15 J Kraut, Schuhhaus Hartmann, Ludwig Wachter, br. Wirth und Kabarett⸗ und Tanzpalaſt„Libelle“. Außerdem gelangen einige Troſtpreiſe zur Verteilung. Viktor von Schenk ſingt im Pfalzban Ein dreitägiges Gaſtſpiel gibt der bekannte Heldentenor 4 des Wiesbadener Landestheaters Viktor von Schenk 3 im Pfalgbau⸗Kaffee. Sein Auftreten muß un⸗ 1 bebingt als ein künſtleriſches Ereignis bezeichnet werden, n denn die ſtimmlichen Mittel, über die der Sänger verfügt, ſind ſo außergewöhnlich, daß ſie für die Hörer einen Geuuß unbedingt gewährleiſten. Der Ort bringt es ſchon mit ſich, daß Viklor von Schenk hinſichtlich der Programmgeſtaltung einige Zugeſtändniſſe an das Publikum machen muß. Aber er wahrt ſtets die künſtleriſche Form, ſelbſt dann, wenn er eine Parodie über„Sonny boy“ bringt. Ganz beſonderen Beifall erringt der Künſtler mit dem„Wolgalied“ und mit „Dein iſt mein ganzes Herz“. Kann er doch hier ſeine ge⸗ pflegte Stimme zu vollſter Geltung bringen. Unnötig zu erwähnen, daß die Rheinlieder ſtarken Anklang finden. Eines aber mögen die Zuhörer bedenken, daß ſie keinen Sänger vor ſich haben, deſſen Stimme in der allgemeinen Unterhaltung ruhig untergehen kann. Es tritt hier ein Künſtler auf, der das Recht in Anſpruch nehmen darf, daß bei ſeinen Darbietungen vollkommene Ruhe herrſcht und der auch verlangen kann, daß das Publikum die Melodien— und wenn ſie noch ſo bekannt ſind— nicht mitſtngt. Es bletbt noch zu erwühnen, daß Viktor von Schenk auch ſein eigener Anſager iſt, der es mit Leichtigkeit verſteht, durch einige wirkſam erzählte Scherze— die zum Teil politiſchen Anſtrich haben— die Zuneigung des Publikums zu ge⸗ winnen. Die Konzertpauſen werden angenehm ausgefüllt durch Tanzmuſik der Kapelle Wirtz L. Walldorf, 18. April. In ſeiner letzten Sitzung hat der Gemeinderat erneut die Einführung der Ge⸗ mefndebierſteuer abgelehnt. Am Tag darauf wurde in der Bezirksratsſitzung vom 10. April der Stadt⸗ gemeinde Walldorf die Auflage gemacht. daß in Hin⸗ ſicht auf die Finanzlage die erhöhte Bierſteuer und 3 rgerſteuer einzuführen iſt. Zeigt ſich der Gemeinderat der Auflage nicht geneigt, ſo werden die Steuern zwangsweiſe eingeführt. Kultſtätten auf dem Heidelberger Merkur Von Wilhelm Bartmann⸗Heidelberg In den Städtiſchen Sammlungen iſt das Fragment eines Altarſteines aus rotem Sandſtein auf⸗ bewahrt. Es trägt die Inſchrift: Mercurio Cimprio. Die Germanen verehrten in Merkur, dem Gott der reiſenden Kaufleute und Händler, den alten Wind⸗ und Toten gott Wodan. Von der Höhe des Ber⸗ ges aus begann der Zug der Toten, das„wilde Heer“, und kehrt wieder in den Berg zurück. Wodansberge ſind Totenberge. Erinnerungen an altheidniſche Vor⸗ ſtellungen liegen zugrunde, wenn das Volksempfin⸗ den ſeinem Barbaroſſa im Kyffhäuſer die letzte Ruhe⸗ ſtätte anweiſt. Ein weiterer Votipſtein redet von einem Mercurius Visucius. Merkurheilig⸗ tümer mit ähnlichen Beziehungen fanden ſich auf dem Krainberg bei Miltenberg und dem Stauffen⸗ herg bei Baden⸗Baden. Ganz im Gegenſatz zu der in lichter Höhe thronen⸗ den Kultſtätte ſtand das am Fuße des Berges auf⸗ gefundene Kultmal. Im Jahre 1838 entdeckte man beim Beginn der Albert⸗Ueberleſtraße beim Aus⸗ ſchachten eines Hauſes ein Mithrabeld, dos in der Altertumshalle in Karlsruhe verwahrt wird, während man ſich in Heidelberg mit einer Gips ⸗ nachbildung begnügen muß. Die Mithrasleute verſammelten ſich in ihrer nur 3 Meter tiefen Grotte, in dem spelaeum, das nur wenigen Gläubi⸗ gen Aufnahme bot. Es hat für uns Nachgeborene einen eigenen Reiz, uns vorzuſtellen, daß zur ſelben Zeit, da am Fuße des Berges die Hymnen auf Mi⸗ thras erklangen, oben vielleicht ein Opferfeſt zu Ehren des Wodan⸗Merkur ſtattfand. Schon in grauer Vorzeit hielten Königſtuhl und unſer„Pantheon“ am Ausgange des Neckartales ge⸗ treue Wacht. Da war es der Menſch der füngeren Steinzeit, der auf dem Hochufer des Neckars zu beiden Seiten ſich ſeine primitiven Wohngruben ſchuf. Auch ihm leuchteten über dem Heiligenberg in dunkeln Nächten die Sterne. Und wenn wir droben nach drei bis vier Jahrtauſenden Bruchſtücke ſeiner Bandmuſterkeramik und die Reſte eines Steinbeils fanden, ſo dürfen wir, ohne fehlzugreifen, annehmen, daß auch er den Weg nach der Höhe ging, wenn er ſeinem Gott ein Opfer brachte. Und wenn ſchließlich auch die Tempel, die das Volk der Gegenwart im Zeitalter des Luftſchiffes und des Radio erſtellte, in Trümmer fallen ſollten, immer noch wird der Allgeiſt ſein, der aus dem Nichts die Welt erſtehen ließ. Bei ihm iſt weder Aufang noch Ende. Hinter aller Zeitlichkeit leuchtet das Morgenrot der Ewigkeit. r nn 2. Bezirkstag in Ludwigshafen Der Bezirkstag Ludwigshafen am Dienstag nach⸗ mittag wurde geleitet von ſeinem Vorſitzenden, Bür⸗ germeiſter Kleefvot⸗ Ludwigshafen. Der Vor⸗ ſitzende begründete den diesjährigen Voran⸗ ſchkag, der ein Spiegelbild der großen allgemei⸗ nen Wirtſchaftsnot gab. Der Bericht ging aus von der beängſtigenden Zahl der Wohlfahrtserwerbs⸗ loſen, die viele Gemeinden faſt zum finanziellen Er⸗ liegen bringen. Bei ſolcher Notlage mußte das Er⸗ tragſteuerſoll im Stadtbezirk von 1000 000 auf 880 000„“, im Landbezirk von 90 000 4 auf 80 000 zurückgehen, insgeſamt alſo um 180 000 A. Eine Erhöhung der Umlagenſätze kommt aber ſchon nach der Notverordnung des Reichspräſidenten nicht in Frage. Darum war es unmöglich, einzelne Haus⸗ haltspoſten für Wohlfahrtszwecke, Landwirtſchaft, Induſtrie und Gewerbe oder für bildungs⸗ und ge⸗ ſundheitspolizeiliche Aufgaben zu erhöhen.— Gegen das Städt. Krankenhaus Ludwigshafen wurden demagogiſche und unwahre Angriffe in der„Arbei⸗ terzeitung“ erhoben. Der Vorſitzende verwahrte ſich ſcharf gegen die Hetze. Die Bezirksſtraßen, die in beſſerem Zu⸗ ſtand als die Staatsſtraßen ſind, konnten auch nicht mit dem gleichen Zuſchuß wie im Vorjahr bedacht werden(164 000 gegen 200 000). Für die Straßen⸗ ſtrecke bis zur Gartenſtadt mußte ein außerordent⸗ licher Aufwand von 125 000„ vorgeſehen werden.— Der Bezirkswohnungs verband erhielt auch einen um zwei Drittel geringeren Beitrag des Bezirks. Der leidige Prozeß der Gemeinde Rheingönheim gegen den Bezirkswohnungsverband ſollte durch Vergleich aus der Welt geſchafft werden. — Die Bezirksſparkaſſe zeigt eine erfreu⸗ liche Aufwärtsentwicklung.— Der Bezirks für ⸗ ſorgeverband Ludwigshafen⸗Land und das Jugendamt erforderten einen Umlagenzuſchlag von 100 Prozent gleich 90 000 J. Die Ausgaben des Bezirksfürſorgeverbands betragen 167 000 J, die des Jugendamts 36 800.— Der Berichterſtatter ſchlos mit dem Wunſch, daß die fremden Staatsmänner einſehen möchten: das deutſche Volk kann die ihm auferlegten Laſten nicht länger tragen. a In der Ausſprache über den Voranſchlag ſprachen zunächſt der Vorſtand des Bezirksamts, Oberregie⸗ rungsrat Dr. Lederle, und Regierungsrat Dr. Beck. Anträge der rechts⸗ und linksradikalen Oppoſition verfielen der Ablehnung gegen die Stim⸗ men der Antragſteller, ſo ein Antrag der Kom mu⸗ niſten auf Streichung der Zuwendungen an reli⸗ giöſe Wohlfahrtsorganiſationen, auch das Landes⸗ ſymphonieorcheſter uſw., wofür Beiträge an die Rote Hilfe, die Arbeiterwohlfahrt uſw. eingeſetzt werden ſollten. Das gleiche Schickſal hatte ein An⸗ trag Fehmel, für einen drohenden Krieg 1000% zur Beſchaffung von— Gas masken auszulegen. Bürgermeiſter Kleefoot erklärte, es unter ſeiner Würde zu halten, einen ſolchen lächerlich machenden Antrag zur Abſtimmung zu bringen. Sparkaſſendtrektor Schmitt erſtattete den Be⸗ richt der Bezirksſparkaſſe. Sodann wurde der Voranſchlag angenommen mit der Maßgabe. daß für den Straßenbau ein Darlehen von 100 000% aufgenommen werden ſoll. Bb. 8 Weinheim, 13. April. Der Stadtrat ge⸗ nehmigte die Herausgabe eines Führers durch die Zedernbeſtände Weinheims.— Der Miniſter des In⸗ nern hat Beſcheid dahin erlaſſen, daß er zu der vom Stadtrat erlaſſenen Wohnungs⸗Luxusſteuer⸗ Ordnung eine Genehmigung uicht in Ausſicht ſtellen kann. f berg. — Die zweite Runde Phöniz 1913 Mannheim wird wiederholt Am vergangenen Sonntag fond die erſte Runde um den Pokal der NMz ſtatt Der Pokal iſt ein Wonderpokal und wurde im vergangenen Jahre von der NM für die unteren Klaſſen des Kreiſes Unterbaden geſtiftet. End⸗ gültiger Beſitzer kann werden, wer den Pokal dreimal hin⸗ tereinomder oder fünfmal außer der Reihe erringt. Im vergangenen Jahre nahmen an der Konkurrenz nur die Vereine der J- und B⸗klape teil. Pololſieger wurde der Poſtſportverein Mannheim. In dieſem Jahr nehmen die Vereine der Kreisliga erſtmals an dem Pokalwettbewerb teil. Daß es ausgerechnet die beſten Vereine des Kretfes find, iſt nicht wenig verwunderlich, iſt doch die Trophäe um die es hier geht neben der damit verbundenen Ehre ſchon ein Einſatz wert. Die Spitzenvereine der unter⸗ badiſchen Kreisliga ſind faſt ausnahmslos ausſichts reiche Anwärter auf den Pokal. Wie ſchon vorausgeſagt, haben Phönix Monnheim und Altrip die größten Chancen, Bei ſolchen Pokalſpielen kommen meiſt ganz unerwartete Re⸗ ſultate heraus. Diejenige Mannſchaft, die den ſogenannten Polalſtil zu ſpielen verſteht, wird die größten Erfolge dabei haben. Am vergangenen Sonntag fanden nachſtehende Spiele ſtatt: Leutershauſen— Edingen:1 Phönix Maunheim— Mic 1913:2 7 Mannheim— Poſtſportverein Mannheim 110 Gartenſtadt— Landen bach:2 Hemsbach— Seckenheim:3 Feudenheim— Heddesheim 011 Neckarſtadt— Reichsbahuſportverein Maunheim 311 Ilvesheim— Nimbach 721 Wallſtadt— Rheinau 721 Die Edinger Kreisligavertreter konnten über die mitt⸗ lere A⸗Klaſſe Leutershauſen keinen Sieg landen. Wenn auch hier der eigene Platz eine entſcheidende Rolle geſptelt haben mag, ſo haben die Leutershauſener doch einen ſchlagenden Beweis geliefert, daß die unterbadiſche -Klaſſe kreisligareif iſt. Ein zäher Kampf wurde auf dem Phönixplatz in Mann⸗ heim zwiſchen dem ehemaligen Meiſterſchatsonwärter Phönix Maunheim und den in die A⸗Klaſſe abſtei⸗ genden 1918er n geführt. Die Phönixleute wiegten ſich anſcheinend beim Halbzeitſtand von 270 für Phönix ſchon in ziemlicher Sicherheit und wurden durch das forſche Spiel der 1919er belehrt, daß man mit einem ſolchen Spiel auch nicht Meiſter des Kreiſes werden konnte. Im Handum⸗ drehen hatten die Leute um Ries ihre zwei Tore auf⸗ geholt und das Spiel ſtand bei Schluß der regulären Spielzeit:2. Der Schiesrichter Klein(Waldhof) ver⸗ längerte unverſtändlicherweiſe das Spiel nicht, mit der Begründung, er hätte keinen Auftrag hierzu. Wie wir aber von der Behörde hören hat der Schiedsrichter den ſchriftlichen Beſcheid gehabt das Spiel bis zur Entſcheidung durchzuführen. Durch dieſe Entſcheidung iſt nun etwas Unordnung in die Durchführung der Pokalſpiele geraten, die letzten Endes auf das Konto der Vereine geht. Es wird ſich nicht vermeiden laſſen, daß am 29. April, an dem Tage, wo hier Waldhof gegen Fürth ſpielt, ein rück⸗ ſtändiges Spiel nachgeholt wird. Wie wir übrigens hören, wird das Spiel zwiſchen Phönix und 1913 Manu ⸗ heim am lommenden Sonntag wiederholt. Der Titelverteidiger Poſtſportverein wurde von 07 Mannheim durch einen:0⸗Sieg aus⸗ geſcholtet.— Der im vergangenen Spieljahr in die B⸗ Fußball im Kreis Süoheſſen Diesmal wor ſehk wenig los in unſerem Kreis. Der Sonntag ſollte die letzten Spiele bringen. Aber es wurde wieder einmal anders. Infolge Platzſchwierigkeiten in Heppenheim wurde dos angeſetzte Spiel gegen Horchheim nicht zum Austrag gebracht.— Einen echten Punktekampf lieferten ſich Hochheim und Olympia Worm s. Man könnte bei dieſem Spiele glauben, es ginge um Meiſterſchaft oder Abſtieg, denn ſo hart war mitunter das Spiel. Worms war bei weitem die beſſere Elf. Das Endreſultat lautete:2 für Worms. Bereits am Samstag abend fuhr Olympia Lam⸗ pertheim zur SpVa Sandhoſe n. Schon lange nicht mehr haben ſich dieſe Vereine gegenüber geſtanden. Sand⸗ hofen konnte:0 gewinnen.— Be Lampertheim verpflichtete ſich den ASV Ludwigshafen. Die Gäſte zeigten nichts beſonderes, aber auch Lampertheim konnte nicht befriedigen und führte ein luſtloſes Spiel vor. Durch reichlich Glück konnte Ludwigshafen das Spiel :2 gewinnen.— Gernsheim verlor gegen die Liga⸗ Reſerven vom Sp Waldhof nach gutem Spiel 114. Mannſchaftskämpfe im Ringen Spori⸗Verein 1910 Heidelberg— V. f. K. 86 0 Mannheim 9212 Am Sonntag weilte die erſte Ringerſtaffel des Bf. 88 Mannheim in Heidelberg⸗Handſchuhsheim und beſiegte den am eigenen Platz ſchwer zu ſchlagenden Sportverein 1910, der über ein ſehr gutes Ringermaterial verfügt. Der Sieg der 88er wäre noch höher ausgefallen, wenn Adam kein Uebergewicht gehaßt hätte und R. Münch ſich nicht wieder mal den Luxus einer Selbſtniederlage geleiſtet hätte. Sie war für Münch umſo unangenehmer, als er bis dahin den Kampf überlegen führte und an Punkten hoch vorlag. Sein Kampf mit dem Heidelberger Rebſcher war der ſchönſte des Tages. Münch als Federgewichtler hatte im Weltergewicht durch den Gewichtsnachteil keinen leichten Stand. Küchler⸗ Mannheim als Kampfrichter war nicht auf der Höhe. Die Ergebniſſe: Bantamgewicht: E. Adam⸗Mannheim— Retzig⸗Heidel⸗ Die Punkte waren wegen Uebergewichts von Adam im voraus für Mannheim verloren. Im Einlagekampf mußte ſich der Heidelberger durch einen Hüftſchwung von Adam in.80 Minuten geſchlagen helennen.:0 für Hei⸗ delberg. Federgewicht: Thomas⸗Mannheim— Schlechler⸗ Heidelberg. Thomas ging gleich aufs Ganze, ging durch Ueßberſtürzer in Führung und ſiegte durch Hammerlock mit Ueberwurf in 4 Minuten entſcheidend. Stand:3. Veicht⸗ icht: Engelauf⸗Maunheim— Diſch⸗ Heidelberg. Der eidelberger ſiegte durch Abfaugen eines ſeitlichen Auf⸗ reißers von Engelauf in 4 Minuten.:8 für Heidelberg. Weltergewicht: R. Münch⸗Mannheim— RebſcherHeſdel⸗ berg. Sieger Rebſcher in 10 Minuten durch Selbſtwurf ſeines Gegners. 978 für Heidelberg. Mittelgewicht: Walz⸗ Mannheim— Fleſchring⸗ Heidelberg. Der Mannheimer zwang ſeinen Partner gleich zu Boden und beſtiegte dieſen . Hammerlock und Eindrücken der Brücke in .50 Minuten.:6 für Heidelberg. Halbſchwergewicht: K. Weber⸗Mannheim— Wagwer⸗ Heidelberg. Durch einen Hüftſchwung brachte Weber den Heidelberger in die Brücke und ſiegte durch Eindrücken derſelben in.50 Minuten. Stand 91:9. Schwergewicht: H. Rudolf⸗Mannheim— Schmitt⸗Heidelberg. Rudolf ſtegte bereits in.50 Minuten durch Armzug aus dem Stand und nachfolgendem Aus⸗ heber. 12:9 für Mannheim. .. St. Kl. Eiche Saudhoſen— Kr. Sp. V. Bensheim 00 Die Bergſträßler kamen am Samstag abend im wieder überfüllt beſetzten Reichspoſtſaal in Sondhoſen aber auch zu keinem einzigen Erfolg im Freunsſchaftstreſſen gegen die erſte Ringermannſchaft des Ring⸗ und Stemm⸗Klubs Eiche. Mit 6 Siegen vor der Diſtanz und einem Punktſieg dolumentierte die Mannſchaft, die ohne den immer noch verletzten Metz ringen mußte, ihre Ueberlegenheit. Auch Bensheim mußte mit Erſatz antreten und zwar im Ban⸗ tam⸗ und Mittelgewicht. Schwer zu ſchaffen machte der noch junge Arzberger von Bensheim dem Exeuropametſter Rupp von Sandhofen, der zur Entfaltung ſeines gonzen Könnens gezwungen wurde und erſt in 14.35 Minuten entſcheidend ſtegen konnte. Trotz der großen Ueberlegenheit von Sandhofen waren die Kämpfe durchweg ſpannend und zeig⸗ ten techniſch guten Ringſport. Ein Jugendmanuſchaftskampf zwiſchen Sandhoſen und Bensheim, der zu Beginn der Veranſtaltung ausgetragen wurde, offenbarte beiderſeits beachtliches Können. Die an Körpergewicht ſtark überle⸗ Klaſſe abgeſtiegene 1. FB Hemsbach kam mit dem die⸗ ſes Jahr in die B⸗Klaſſe abſteigenden Verein, der Icggg 1898 Secken heim zuſammen und konnte auch nur ehrenvoll abſchneiden. Der 312⸗Sieg von Seckenheim iſt um ſo bedeutungsvoller als er auf des Gegners Platz er⸗ rungen wurde. Der Schlager des vergangenen Sonntags wor der Gruß, kumpf zwiſchen Feudenheim und Heddesheim. Heddesheim gewann knapp:0. Die Verbaudsſpiele haben bereits dos Können der Heddesheimer unter Beweis geſtellt. Ilvesheim hatte in Rimbach einen kraſſen An⸗ fänger zu Gaſt. Die Leute aus dem tiefen Odenwold haben den guten Willen, ſie find gute und brave Sportleute, ſo ſogar ganz große Idealiſten, aber an das Können der A⸗ Klanenvereine reichen ſie bei weitem nicht heran. Die Niederlage iſt mit:1 etwas zu kräftig ausgefallen. Auch die Wallſtädter haben ihren alten Ruf, ber Bombenſiege auf dem eigenen Platze, wieder einmal er⸗ neut beſtätigt. Mit:1 die gleichklaſſige Rhein au nach Hauſe zu ſchicken, das ringt einem ſchon Reſpekt ab. Am kommenden Sonntag ſpielen: Seckenheim— Wallſtadt 7 Mannheim— Lentershauſen Heddesheim— Ilvesheim Gaxtenſtadt— Altrip Phönix— 1912 Da wird zunächſt das Spiel zwiſchen Phön ig Mau n⸗ heim und 1913 wiederholt. Es iſt wohl zu hoffen, daß das Spiel diesmal eine Entſcheidung bringt. Phönix iſt und bleibt trotz der am vergangenen Samstag gezeigten Mängel Favorit. Wenn die Phönixmannſchaft auch keine Pokalmannſchaft iſt, ſo wird ſie wohl bieſen Kampf durch ihre techniſche Ueberlegenheit beſtehen können. In Secken heim haben die Wallſtädter zu be⸗ weiſen, daß ſie keine Heimmannſchaft ſind. Das wird ziemlich ſchwer fallen. Nachdem die Seckenheimer die⸗ jenigen waren, die Wallſtadt aus dem Meiſterſchaftswett⸗ bewerb geworfen haben, werden die Revanchegelüſte ziem⸗ lich ſtark ſein. Die Seckenheimer Mannſchaft hat ſich aber ſtark verändert. Es iſt mit einem harten Kampf zu rechnen, bei dem der Sieger nicht vorausgeſagt werden kann. 07 Manu heim— Leutershauſen iſt für 07 auch in unrühmlicher Erinnerung. Auch Leutershauſen hat zwei Jahre hintereinander die 07⸗Mannſchaft aus dem Meiſterſchaftsrennen hinausgeworfen, allerdings ſtets in Leutershauſen. Diesmal wird wie ſtets der Platzvorteil die Entſcheidung bringen, H. h. 07 Mannheim wird Sieger ſein. Flvesheim muß nach Heddesheim. Ilvesheim hat ſo gut wie keine Ausſichten auf Sieg. Wir hoffen aber, daß ſich die Mannſchaft noch annehmbar aus der Affäre zieht, denn die Hintermannſchaft von Ilvesheim wird wohl harte Arbeit belommen. Altrip muß zu Gartenſtadt. Trotz des Platz⸗ vorteils haben die Gartenſtädter keine Ausſicht auf einen Sieg. Das letzte A⸗Klaſſenſpiel zwiſchen den beiden Vereinen auf dem Platze der Gartenſtadt endete mit einem Bombenſieg der Pfälzer. Wenn auch die Gartenſtädtler beſſer geworden ſind, ſo muß immerhin feſtgeſtellt werden, daß auch die Altriper im vergangenen Jahre ihrer Kreis⸗ ligatätigkeit allerhand gelernt haben. Sie werden den Garteuſtädtlern das Leben wohl recht ſauer machen. Fußballfreund. zur Genüge genen Bensheimer waren in 4 und Sandhofen in 2 Ge⸗ wichtskluaſſen erfolgreich. Die Ergebniſſe: Bautamgewicht: Kleparz⸗Sandhofen beſiegte Günther⸗ Bensheim bereits in 15 Sekunden durch Untergriff von vorn und ſeitlichem Ueberwurf.— Federgewicht: Völker⸗ Sandhofen wurde Punktſieger über Grün⸗Bensheim. Leichtgewicht: Sommex⸗Sandhofen ſiegte durch Ueberroller ſeines Gegners Freitag⸗Bensheim in 12 Minuten.— Weltergewicht: Wehe⸗Sandhofen beſiegte Werſing⸗Bensheim durch Armzug am Boden in.12 Minuten.— Mittel⸗ gewicht: Emering⸗Sandhofen legte Adam⸗Bensheim ſchon in 50 Sekunden durch Halbnelſon auf die Schultern.— Halbſchwergewicht: Litters⸗Sandhofen ſiegte über Weber⸗ Bensheim durch Schulterdrehgriff in 3,36 Minuten.— Schwergewicht: Rupp⸗Sandhoſen beſiegte Arzberger⸗Bens⸗ heim durch Schulterdrehgriff in 14,35 Minuten.. Wellbewerbe im Fahrtenrudern Der Deutſche Ruder⸗Verbaud bringt Wettbewerbe im Fahrtenrudern zur Ausſchrelbung, er greift damit eine bereits 1911 erſtmalig verwirklichte Anregung wieder auf. Damals gab es beſondere Auszeichnungen für Kilometer⸗ Höchſtleiſtungen, die im Laufe einer Saiſon erzielt wurden, wobei ein Berliner Ruderer mit 7178 Km den Vogel ab⸗ ſchoß. Die neue Ausſchreibung ſieht Fahrtenruderwett⸗ bewerbe als Einzel⸗ und Vereinskonkurrenzen für die Zeit vom 1. April bis 31. Oktober vor. Auszeichnungen werden im Einzelwettbewer b gegeben für 35jährige bei mindeſtens 1500 Km., für 40fährige bei 1200, für 50 ja rige bei 800 Km. Beim VBereins wettbewerb witd derjenige Verein berückſichtigt, deſſen ausübende Herren⸗ mitglieder die größte Durchſchnitts⸗Kilometerzahl rudern wobei ein höherer Durchſchnitt von 1500 Km. nicht ge⸗ wertet wird. Um möglichſt gleiche Vornusſetzungen u ſchaffen, wird für die einzelnen deutſchen Stromgebiete fe ein Preis gegeben. Mittwoch, 18. April Nationaltheater: Julius Cäſar“, Trouerſpiel von Shoke⸗ ſpeare, Miete b 80, Anfang 20 Uhr. Libelle: Kabarett 20,30 Uhr. Apollo⸗Theater: Varieté⸗Revue Fiamette Hildegarde, An⸗ fang 20,15 Uhr. Volkshochſchule und Geſellſchaft für neue Muſik: Einfüh⸗ rungsabend in das Opern⸗Oratorium von Strawinſkis „Dedipus rex“ von 85 F. Redlich und Dr. Hein in der Hochſchule für Muſik I 2, 9 Beginn 20,15 Uhr. Plauetarium: 15 Uhr Beſichtigung; 17 Uhr Vorführung. Ufa⸗Palaſt— Pfalzbau:„Otells“, Oper von G. Verdi, für die Freie Vollsbühne, Anfang 19,30 Uhr. Pfalzbau⸗Kaffee: Liederabend von Viktor von Schenk(Hel⸗ dentenor vom Landestheater Wiesbaden). 20 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra:„Lichter der Großſtadt““.— UÜUntlverſum:„Grock“.— Secala⸗ Theater: „Einbrecher“.— Roxy⸗Theater:„Liebeserpreß“ — Palaſt⸗Theater:„ Tage Mittelarreſt“. Capitol:„3 Tage Mittelarreſt“.— Schau⸗ burg:„Harold der Drachentöter“.— Lichtſpliel⸗ g 18 Müller:„Die große Sehnſucht“.— Gloria⸗ Pal ſt:„Der Walzerkönig“. l Sehenswürdigkeiten: Schloßmuſeum: Geöffnet täglich von 10—18 Uhr und 15—17 Uhr: Sonntags von—17 Uhr durchgehend. Sonderausſtellung:„Die Kurpfälziſche Savonnerie⸗Mann⸗ faktur.— Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeug⸗ baus: Sonntag vormittags von 11 bis 13 Uhr und nochmiitaas von 15—17 Uhr. Dienstag 15— 17 Uhr: Mittwoch 1817 Uhr: Freitag 17-19 Uhr.— Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet von 1013 und 15—17 Uhr; Sonntage von 1113.80 und 15—417 Uhr. Schöne weiße Zähne Auch ich möchte nicht verfehlen, Ihnen meine größte Anerlennung und voliſte Zufriedenheit über die„Chlorodont⸗Jahnpaſte“ zu übermitteln. Ich gebrauche„Chlorodont“ ſchon ſen Jahren und werde ob meiner bbnen weißen Zähne oſt beneidel, die ich letzten Endes nur durch den ſäguchen Webrallch rer Chlorodont⸗ Zahnpaſte erreicht habe. C. Reichelt, Sch. Man verlange nur die echte Chlorodont⸗Zahnpaſte, Tu 54 Pf. und 90 Pf., und weiſe jeden Erſatz dafür zurück, nd In. ier en , ibe —. auf dem schnellsten Wege nach unseren 74 Groß- Verteilungsstellen und von da aus in alle Teile des Reiches. Das ist das Geheimnis der immer fabrikfrischen REENMTSNMA cicaREHTEN EINHEITS PAcKUNG 505 CROSS HA EUN C N.80 Mittwoch, 15. April 1931 DELS- uv Frankfurter Hypothekenbank In der Gemeinſchaftsgruppe der Deutſchen Hypotheken⸗ banken weiſt die Frankfurter Hypothekenbank AG. Frank⸗ furt, die im November v. J. die Frankfurter Pfan d⸗ briefbank auf dem Wege der Verſchmelzung übernahm, für 1930 einen Reingewinn von 2,41 Mill./(i. V. 1,88 Mill.„ bei der Hypothekenbank und 1,09 Mill./ bei der Frankfurter Pfandbriefbank) aus, woraus 12(10) v. H. Dividende auf das um 2 Mill./ auf 12 Mill./ er⸗ höhte Ask. verteilt werden. Dabei iſt allgerdings zu berück⸗ ſichtigen, daß ſich, zuſammengerechnet aus der Verſchmelzung eine Kapitalverminderung der beiden Geſellſchaften um 4 Mill./ auf 12 Mill.„ ergibt Der Bericht lehnt ſich in der Hauptſache an den Jahresbericht der Gemeinſchafts⸗ grüppe an und ſtellt auch bei dieſem Inſtitut eine Zurück⸗ haltung im Neugeſchäft feſt. Zinſen aus Hypotheken erbrachten 24,96 Mill.,(zu⸗ ſammen 23,41 Mill.), Zinſen aus Kommunaldarlehen 3,76(3,05) Mill., Zinſen und Proviſionen aus dem Bank⸗ geſchäft 0,75 Mill.„(nur bei der Pfandbriefbank ausge⸗ ſeſen 0,74 Mill.), einmalige Einnahmen aus dem Hypo⸗ theken⸗ und dem Kommunalkreditgeſchäft 0,64(0,9) Mill. /, Demgegenüber erforderten Pfandbriefzinſen 21,47(19,56) Mill., die Reichskommunalanleihezinſen 0,35(0,37) Mill., Zinſen für die Kommunalſchuldverſchreibungen 3,19(2,08), Steuern 1,1(1,28), Unkoſten 1,74(1,48) Mill. ¼ In der Bilanz ſind neben dem AK. angeführt(in Mill.%): Rückſagen mit 10,28(10,77), die Deutſche Renten⸗ bank⸗Kreditanſtalt mit 5,39(5,63), die Goldpfandbriefe mit 350,50(333,84), die Kommunalſchuldverſchreibungen mit 44,95(41,5), die fälligen u. laufenden Zinſen mit 8,71(7,97), gegenüber Kaſſe und Bankguthaben mit 10,3(15,42), Lom⸗ hard 1,71(1,96) Wertpapiere 5,77(7,62), Schulldner 11(1,14), Hypotheken 369,54(351,20, Kommunaldarlehen 52,06(17,06), laufende Zinſen mit 0,4(3,13) und Grundſtücke mit 1,23 Mill./(wie i..). Aachen⸗Müuchen Feuer. Der zum 7. Mai einberu⸗ ſenen GV. der Aachener und Münchener Feuerver⸗ ſicherungsgeſellſchaft, Aachen wird für das Geſchäftsjahr 1930 die Verteilung einer Dividende von 70„ auf die im Berichtsjahr ausgegebenen 2 Mill./ neuen, ſowie die um⸗ gewandelten mit 30 v. H. einbezahlten 1000„ ⸗Aktien und einer Dividende von 21/ auf die mit 30 v. H. eingezahlten 300„Aktien, die im Vorjahr außer einer 20/ Dividende eine einmalige Sonderzuweiſung von je 10/ aus der Freigabe erhielten, vorgeſchlagen. Der Reingewinn beträgt 2,58 gegenüber 2,82 Mill.„ einſchließlich der als Bonus zur Kapitalerhöhung ausgeſchütteten 600 000 L. * Vereinigte Boehler⸗Stahlwerke., Zürich. Die 7. GV. der Geſellſchaft genehmigte den Bericht des Ver⸗ waltungsrates und den Rechnungsabſchluß für das Jahr 1930. Die Bilanz weiſt bekanntlich einen Gewinn von 2 130 249 fr. aus, von welchem nach Ueberweiſung von 125 000 Fr. an den Reſervefonds eine Dividende von 10 v. H. wie im Vorjahre verteilt und der Reſt von 55 249 Fr. auf neue Rechnung vorgetragen wird. * Bayriſche Motorenwerke Ac. in München.— 5 y. H. Dividende? Die„M. N..“ berichten, daß die Bilanz⸗ ſitzung der BMW erſt gegen Ende Mai ſtattfinden wird. Es ſei mit einer vorläufigen Dividendenfeſtſetzung noch nicht zu rechnen. Der Reingewinn und die verbeſſerte Li⸗ quidität des Unternehmens würden rechneriſch wohl die Ausſchüttung der Vorfahrsdividende von 7 v. H. geſtatten, aber andererſeits dürfte die Unſicherheit über die weitere Entwicklung der wirtſchaftlichen Allgemeinlage die Geſell⸗ ſchaft möglicherweiſe veranlaſſen, ſich in ihrer Ausſchütt⸗ tungspolitik eine größere Reſerve aufzuerlegen. Man könne ſich vorſtellen, daß die Verwaltung ſich immerhin für eine Dividenden reduktion um annühernd 2 v. H. auf 5 v. H. entſcheiden würde. Das würde bei 16 Mill., Ak. eine Dividendenerſparnis von 320 000% zur Folge haben, die ſich durch die damit verbundene Steuervermin⸗ derung ſchätzungsweiſe auf 400 bis 450 000 4 ſtellen würde. * Zahnräderfabrik Zuffenhauſen Gebrüder Metzger AG. Das Unternehmen(AK. 150 000% ſchließt das Geſchäfts⸗ jahr 1980 mit 1414/ Gewinn und verteilt 5 v. H. Divi⸗ dende aus Reſervekonto 2(8000). * Metallwerk Aberle, St. Georgen i. Schw. wieder in Zahlungsſchwierigkeiten. Dieſes von Aberle u. Metz⸗ ger geführte Unternehmen, das 1927 nach Vergleich aus der unter Geſchäftsaufſicht geſtellten Firma Metallwarenfabrik Chr. Aberle Gmbß. hervorgegangen war, iſt neuer⸗ dings in Schwierigkeiten geraten; dieſer Tage gelangte das Anweſen zur Zwangsverſteigerung. Während es bei den oben Genaunten vor erſt zwei Jahren auf 84 000 Mark zu ſtehen kam, erwarb jetzt die Elektrizitätsgeſellſchaft in Triberg das Anweſen für nur 31000 4. Der Betrieb bleibt vorläufig geſchloſſen. „Felten u. Guilleanme.— Vorausſichtlich Dividenden⸗ kürzung. Laut„BBC.“ wird in der Bilanzſitzung der Felten u. Guilleaume Carlswerk AG., Köln⸗Mülheim, am D e der Neuen Mannheimer Zeitun 9 Die neuen Kali-Petroleum-Projekte Geklärtes und Ungeklärtes In die Börſenbewegung der letzten Zeit brachte die neu beflügelte Hoffnung auf eine dereinſtige Selbſtverſorgung der deutſchen Erdöl⸗Wirtſchaft eine beſondere Note hinein und belebte insbeſondere die Kali⸗Märkte. Man hatte ſich eigentlich auf Einſprüche in der Generalverſammlung der Wintershall, AG. gegen die Dividendenermäßigung auf 8 v. H. gegen 12 v. H. gefaßt gemacht. Aber Generaldirektor Roſtberg konnte mit dem Hinweis auf das neue Arbeits⸗ programm von Wintershall in der Förderung und Ver⸗ arbeitung von Erdöl in Nord⸗ und Mitteldeutſchland und die Aktionäre leicht beſchw hatte ſich Herr Dr. Korte in lung ausgeſprochen, ohne daß punkte der Börſendiskuſſionen ſtehen. In volkswirtſchaftlichem Lichte betrachtet, ſtellen ſich die Dinge wie folgt dar: Die dentſche Erdölförderung hatte vor dem Kriege im Jahre 1909, als noch das elſäſſiſche Feld von Pechelbronn Reichsgebiet war, mit 114000 To. Jahres⸗ erzeugung ihren Höhe kt erreicht. Mit nur 35 000 To. Jahreserzeugung mußten wir im Jahre 1920 erneut begin⸗ nen. Infolge glücklicher Funde und Aufnahme des Erböl⸗ bergbaues war im Jahre eine Steigerung der Jahres⸗ gewinnung auf 104 000 To. und im Vorjahre ſogar trotz künſtlicher Droſſelung auf beinahe 170 000 To. erreicht. Schon beim jetzig der Gewinnungs möglichkeit bei der Gewerkſchaft Elwerath, im ſonſti Hannoverſchen Ge⸗ biet und in Thüringen iſt eine Jahresförderung von 300 000 Tonnen Rohöl durchaus glich, aber, wie man weiß, bil⸗ det der Mangel an La igs⸗, namentlich aber an Raffi⸗ niermöglichkeiten i ind ein Hindernis für die freie Herausbringung, bei uns ſtark paraffinhaltigen Nohöls, ſodaß die Gr Preußag⸗Schaffgotſch⸗Gewerk⸗ ſchaft Elwerath(an wele ſich Wintershall maßgeblich be⸗ teiligt hat) in Misburg eine neue Raffinierie mit einem Koſtenanſatze von etwa—10 Mill./ für die Verarbeitung von vorerſt 80 000 To. Rohöl auf Benzin und Schmieröl er⸗ richtet. Da Elwerath teilweiſe vertragliche Lieferungsver⸗ pflichtungen gegenüber anderen deutſchen Raffinierien hat und ferner die Dauer und Mächtigkeit eines Oelvorkom⸗ mens ſich nicht etwa mit ebenſolcher geologiſcher Sicherheit abſchätzen läßt, wie die der bei uns zumeiſt darüber liegen⸗ den Kaliſchichten oder auch eines Kohlenflötzes, und daher ein ſpekulatives Wagnis erſten Grades bietet, ſo ſoll auf alle Fälle durch die Betätigung der Kalikonzerne in der Erdölförderung die Zulieferung von Rohöl an die neue und alsbald zu vergrößernde Misburger Raffinerie geſichert werden. Es ſind ſehr ſchwierige Kalkulationsfragen noch zu be⸗ antworten, denn obgleich die Kaliunternehmen in Wolken⸗ roda und im ſonſtigen Thüringer Oelgebiet, in welches ſich jetzt Burbach und Wintershall teilen, von der Sole der Kaligruben aus, alſo in einer Tiefe von 800 bis 1000 Meter, nach Erdöl bohren, und ſomit weſentlich billiger arbeiten, als wenn die Arbeit über Tage begonnen wird, ſo ſind doch die erheblichen Anlaufkoſten einer Raffinerie, die gewal⸗ tigen Koſten des Verteilungsnetzes über Tankſtellen, die bekanntlich bei uns in den Händen der Standard Oil, der Shell, Derop(der Ruſſen) und des jetzt auch die Reichskraft⸗ ich zuverſichtlich ach⸗Generalverſamm⸗ ffnungen im Mittel⸗ Von Dr. J. Rubinfeld⸗Berlin geſellſchaft beherrſchenden Benzolverbandes ſind, zu berück⸗ ſichtigen. Auch die Frage der Geſtaltung der Erdölpreiſe darf nicht außer Acht gelaſſen werden. Augenblicklich ſieht der Markt infolge der neuen Ueber⸗ produktion in Texas u. a. m. wenig verheißend aus, aber es wird mit Recht geltend gemacht, daß Deutſchland einen Frachtvorſprung vor den ausländiſchen Rohöllieferanten um mindeſtens 100 Km. habe. Wir müſſen aber bei der Betrachtung der rein volks⸗ wirtſchaftlichen Zuſammenhänge auch ſagen, daß, ſofern die heutigen Preiſe für Erdöl und' deſſen Erzeugniſſe in Frage kommen, die Ver⸗ edlung in Raffinerien bei uns wichtiger iſt als die Erdöl⸗ förderung, daß aber bei ſteigendem Weltpreiſe das heimiſche Benzin ſelbſttätig von der wieder ſteigenden, jetzt aber ebenfalls nur etwa 100 000 To. und weniger jährlich ge⸗ droſſelten ſynthetiſchen Benziner zeugung klon⸗ kurrenziert werden muß. Wie man weiß, ſind an der Deutſchen Gaſolin AG. ſamt Raffinerie der J. G. Farben⸗ induſtrie, die als Verteiler des Motalins auftritt, die bei⸗ den Weltkonzerne Standard Oil und Shell maßgeblich be⸗ teiligt. Es ſteht andererſeits zu befürchten, daß dieſe eine zeitlang den Weltpreis für ihre Erzeugniſſe künſtlich derart niedrig halten werden, daß die von ihnen ungern geſehenen deutſchen Raffineriebauten unter dem Geſichtspunkte der Koſtenberechnung hintangehalten werden könnten. Es kann 3. B. der Shell, die in Deutſchland allein mit der gewaltigen Summe von 225 Mill./ engagiert iſt, keineswegs gleich⸗ gültig ſein, daß ſich dieſe entwerten. Wir wollen hier noch davon abſehen, daß eine verſtärkte Erdölförderung durch Kaligruben das wertvolle Kali ſelbſt verſchmutzt, daß z. B. auch— wie dies ſoeben auf der Braunkohlentagung zum Ausdrucke gekommen iſt— Braunkohlenteer wegen ver⸗ mehrter deutſcher Erdölerzengung im Preiſe halbiert wurde— d. h. es ſtehen den volkswirtſchaftlichen Vorteilen auch Nachteile gegenüber—, ſondern lieber betonen, daß trotz aller Schwierigkeiten der gegenwärtige Elan, mit wel⸗ chem die Kalikonzerne an die Erdölfrage herangehen, unter Umſtänden noch ſehr bedeutſame Wirkungen auslöſen kann. In poſitiver Beziehung muß hervorgehoben werden, daß die gewaltige Einfuhr von 1 434 670 Tonnen Benzin im Werte von 227 228 000/ im vorigen Jahre und die Be⸗ laſtung der heimiſchen Handelsbilanz mit 428,6 Mill. durch die Mineralöleinfuhr überhaupt deutſchen Erdöl⸗ unternehmungen noch ſehr viel Spielraum bieten muß, auch wenn nicht alle gegenwärtigen Blütenträume reifen ſollten, da es vorläuſig unvorſtellbar iſt, daß Deutſchland ſchon bald etwa 5 Mill. To. Rohöl oder mehr fördern und gleich ver⸗ arbeiten könnte; die zur Herſtellung von Treibſtoff, Schmier⸗, Gasöl, Leuchtöl uſw. erforderlich ſind. In vieler Beziehung haben die ausländiſchen Konzerne leiſtungs⸗ fähige Verarbeitungsſtätten für Aſphalte, Schmierble(ſiehe Rhenania ⸗Oſſag, Elbano⸗Aſphaltwerke AG. u..) aufgezo⸗ gen und beſitzen darin bereits einen ſtarken Vorſprung. Auch die Olex⸗Gruppe wird vom Auslande beherrſcht. Aber die Börſenphantaſie hat in dem einen Punkte recht, daß im Rahmen des vielverſprechenden Mineralölbedarfs Deutſchlands den bohren⸗ den Kalikonzernen noch vielerlei Gewinnmöglichkeiten win⸗ ken, was ja auch manche kleine Götter unter den auslän⸗ diſchen Erdölunternehmen anerkannt haben, die ſich Gruben⸗ gerechtſame uſw. bei uns geſichert haben. 1 16. April angeſichts des rückläufigen Umſatzes und der Ge⸗ winnſchmälerungen der Tochtergeſellſchaften, voraus ſichtlich eine Dividende von 675 gegen 7% v. H. vorgeſchlagen werden. * Underwood Elliot Fiſher Co.— Stark verringerter Quartalsgewinn. Die Geſellſchaft, die bekanntlich ein we⸗ ſentliches Intereſſe an der Mercedes Büromaſ ch i⸗ nen⸗Werke Ac. genommen hat, weiſt für das erſte Ge⸗ ſchäftsquartal 1931 nur einen Nettogewinn von 705 000 Dollar gegen 1763 000 Dollar im gleichen Quartal 1930 aus. * Chemiſche Fabrik Weſſeling AG., Weſſeling, Bez. Köln. Die unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit abgehaltene GB. der in Familienbeſitz befindlichen Chemiſchen Fabrik Weſſeling AG. genehmigte den bereits bekannten Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1930 und beſchloß die Verteilung einer Dividende von 7 u. H. “ Natronzellſtoff ohne Dividende? Die Natronzellſtoff⸗ und Papierfabriken AG. in Berlin, wird vorausſichtlich die Dividende für 1930 ausfallen laſſen. Die Bilanzſitzung findet im Mai ſtatt. Das inveſtierte Kapital der deutjchen Zutkerinduftrie Badens Anteil bedeutend über Reichsdurchſchnitt Die letzthin vorläufig zum Abſchluß gelangte inter⸗ nationale Verſtändigung über eine Regelung der Welt⸗ guckerproduktion, die für Deutſchland eine Einſchränkung der Produktion um rund 20 v. H. brachte, hat die Aufmerk⸗ ſamkeit weiter Kreiſe von neuem auf dieſen Zweig der deutſchen Wirtſchaft gelenkt. Ausführungen über Höhe des inveſtierten Kapitals, Veränderung ſeit 1925 und Vertei⸗ lung auf die einzelnen Standorte werden daher von Inter⸗ eſſe ſein. Höhe des angelegten Kapitals. In Deutſchland beſtehen zur Zeit etwas über 300 Unter⸗ nehmen der Zuckerinduſtrie. In ihnen ſind Kapitalien in Höhe von 339,8 Millionen Reichsmark inveſtiert. Die in Form der Geſellſchaft betriebenen ſpielen naturgemäß die größere Rolle. Der Anzahl der Betriebe nach ſind ſie mit 86,7 v.., dem Kapitalbetrag nach mit ſogar 98,4 v. H. in der Ueberhand. Veränderung ſeit 1925 Insgeſamt hat die Zahl der Fabriken um 10,7 v.., ſeit 195 abgenommen. Die Abnahme bewegt ſich um 7,0 v. H. bei den Geſellſchaften und um 25,5 v. H. bei den Privatunternehmen. Eine Verminderung des inveſtierten Kapitals um 8,75 v. H. iſt gleichfalls zu verzeichnen. Während hier die Geſellſchaften 9,06 v. H. ihres Kapitals einbüßten, konnten die Privatbe⸗ triebe dagegen ihr Betriebskapital 16,0 v. H erhöhen. Dieſe Verſchiebung iſt inſofern bemerkenswert, als die Zucker⸗ induſtrie damit im Gegenſatz zu den meiſten anderen In⸗ duſtrien ſteht. Die Kapital konzentration hat im Ganzen um ein geringes, bei den Privatbetrieben ſogar er⸗ heblich zugenommen. Im Durchſchnitt kommen auf jedes Unternehmen 1108 000 Reichsmark Reinkapital (1179 000„ 1925). Die Durchſchnittsanlage der Geſell⸗ ſchaftsunternehmen beträgt 1,25(1,27 1925) Millionen, die der Privatbetriebe nur 133 000 Reichsmark(1925: 85 000 Reichsmark, Zunahme 65 v..) Bedeutung der einzelnen Standorte Die Verteilung des Kapitals gibt ein zuverläſſiges Bild darüber, in welchem Ausmaß die verſchiedenen Bezirke an der Produktion beteiligt ſind und über die Art ihrer Struktur. Faſt die Hälfte, nämlich 45 v.., des geſamten Kapitals iſt in Mitteldeutſchlan d belegen. Mit 28 p. H. der Reichsſumme iſt der Anteil der Provinz Sachſen beſonders hoch. An dem Reſt von 17 v. H. ſind Anhalt, Braunſchweig, Thüringen und Teile der Provinz Hannover beteiligt. In größerem Abſtande folgen als Standorte der Zucker⸗ induſtrie die Bezirke Schleſien mit 17 v. H. und Baben⸗ Heſſen mit 14½ v. H. Für Schleſien iſt bemerkenswert, daß dort allein 68 v. H. des Kapitals der Privatunter⸗ nehmen zu Hauſe iſt. Auf Mitteldeutſchland, Schleſien und Baden⸗Heſſen ent⸗ fallen alſo mehr als 4 des geſamten in der deutſchen Zuckerinduſtrie angelegten Kapitals. Die übrigen Bezirke mit dem Reſt von 23,5 v. H. ſind: Rheinprovinz 4,7 v.., Pommern 5,5 v.., Mecklenburg 2,08 v.., Hamburg 0,57 v.., Oſtpreußen 9,8 v.., Bran⸗ denburg 2,35 v. H. und andere Teile Deutſchlands. In Baden beſtehen im ganzen 8 Unternehmen der Zuckerinduſtrie und zwar eins in Form der Geſellſchaft und ſieben des Einzelunternehmens. Das inveſtierte Rein⸗ kapital erreicht die Höhe von 45 6388 000 Reichsmark. Das ſind allein 13,6 v. H der Reichsſumme von ½ Milliarden, Das durchſchnittliche Reinkapital je Betrieb beläuft ſich da⸗ mit auf rund 5 700 000 Reichsmark und liegt bedentend über dem Reichsdurchſchnitt, was durch das Domizil des ſüd⸗ deutſchen Zuckerkonzerns mit ſeinem AK. von allein 30 Mill. 1 verſtändlich wird. Deulſchlands Eier-Nerbrauch je Kopf der Bevölkerung Nach Angaben der amtlichen Statiſtik betrug der Eier⸗ verbrauch je Kopf der Bevölkerung: 1913 105 Stück 1927 117 Stück 1924 82 Stück 1928 123 Stück 1925 102 Stück 1929 125 Stück 1926 105 Stück 1930 129 Stück Der Eierkonſum iſt alſo im Gefolge des Rückgangs der Eierpreiſe im Verlauf der letzten Jahre geſtiegen. Der Mehr bedarf des heimiſchen Konſums iſt nicht durch er⸗ höhte Importe, ſondern durch eine Steigerung der inlän⸗ diſchen Produktion gedeckt worden. Bevorzugt wurden die billigeren Qualitäten, was ſich aus der Zunahme der Einfuhr oſteuropäiſcher Ware und des Rückgangs der Eier⸗ einſuhr aus Weſteuropa und Dänemark ergibt. Zuckerausfuhrguote 18 v. Der Verwaltungsausſchuß der Ausfuhrvereinigung der deutſchen Zuckerf en Gmb. ſetzte in der Sitzung am Dienstag einf mig die Pflichtausfuhrquote auf 18 v. H. und N ugsguote auf 25 v. H. der Geſamt⸗ erzeugung des Betriebs 8 1930-31 endgültig feſt. * Weiter rückgängige Antoproduktion der Ver. Staaten. Newyork, 14. April. Die tion der amerikaniſchen Kraftwageninduſtrie im M ärz wird auf nur 286 000 Wagen geſchätzt gegenüber 422000 Wagen im März v. J. * Vorzugsaktienemiſſion des Colgate Palmolive⸗Kon⸗ zerns. Newyork, 14. April. Die Colgate Palmolive Peet Co., der bekannte amerikaniſche Seifenkonzern, legt durch ein Newyorker und Chicagder Bankenkonſortium eine Emiſſion von 8 Mill. Dollar 6 v. H. Vorzugsaktien zum Preiſe von 10194 v. H. auf. * Gummiwerke Becker AG., Heidenheim. Die Geſell⸗ ſchaft(AK. 120 000%) erzielte 1930 nach 30 536/ Abſchrei⸗ bungen 31 131/ Reingewinn. Aus der Bilanz(in 0: Debitoren 53 760, Material 29671; Reſerven insgeſ. 66 000, Garantiefonds 30 501, Kreditoren 41311. Blumenſtein-Konzern vor der Liquidation? Wie der B. L. A. mitteilt, hat der Blumenſtein⸗ Konzern erneut Geldbedarf. Gegenwärtig werden Verhandlungen geführt, die die Decküng dieſes Gebsbedor⸗ ſes, den man auf einige Millionen Reichsmark veranſchlo⸗ gen darf, zum Gegenſtand haben. Man hofft, in den nächſten vierzehn Tagen zu einem Ergebnis zu kommen. Wie dieſes ausfallen wird, läßt ſich heute noch nicht ſagen, feſt ſteht jedoch bereits, daß der Blumenſtein⸗Kon⸗ zern aufhören wird zu beſtehen. Nach Mög⸗ lichkeit wird man ſich um eine ſtille Ligui dation bemühen. Die Banken ſcheinen jedoch entſchloſſen zu ſein, Pee dies nicht gelingt, den Konzern endgültig fallen zu aſſen. * Van den Berghs Margarine AG., Berlin.— Voraus⸗ ſichtlich wieder 10 v. H. Dividende. Wie von der Verwal⸗ tung zu erfahren war, wird die Bilanzſitzung noch in der zweiten Aprilhälfte ſtattfinden. Aller Vorausſicht nach iſt in Anbetracht des wenig veränderten Ergebniſſes(i. V. Reingewinn 1429 446 /) mit dem Vorſchlag einer wieder 10proz. Dividende auf das Aktienkapital von 15 Mill. zu rechnen. Internationale Aktienkennzahlen Der Rückgang der Effektenkurſe, der ſich in Deutſch⸗ lond faſt ununterbrochen von Mitte 1928 an vollzogen hat, iſt ſeit etwa dem Herbſt 1929 in ganz ähnlicher Weiſe faſt in allen übrigen Ländern erfolgt. Wenn der durch⸗ ſchnittliche Kursſtand der Aktien auf den Stand von 1924 bis 1926 als 100 bezogen wird, ſo zeigt ſich im Jahre 1928 in Frankreich und in den Vereinigten Staaten ein ganz gewaltiger Anſtieg der Vergleichskurve, der ſich in, den Vereinigten Staaten bis in den Herbſt 1929 fortſetzte. 280 J 2⁰ imernatonsſle 20* Aktien · Kennzahlen (1924/26 1000 240.— 8 8 22⁰. 1 7 1 eee 0 1 1 185 N 9 1 V 180 Verelniste Stestenle + 1 0 alte— neue N 160* 1 Berechnung Berechnung! E 1— 1 0 0— I 120—— 3 e — England N 100——— 80 1 a5* E 222 122 2829 In Frankreich trat der Umſchlag bereits im Frühjahr 1929 ein, in den Vereinigten Staaten erſt im Herbſt 1929. In beiden Ländern erfuhren die Aktienkurſe einen tiefen Niedergang, der bis Ende 1930 ungeſähr auf den Stand von Anfang 1928 zurückführte.(Die vom Statiſtiſchen Reichsamt wiedergegebene Vergleichszahl für den Aktien⸗ kursſtand in den Vereinigten aten wird ſeit Anfang 1990 auf einer veränderten Grundlage berechnet, die die geſamte Kurve etwas heruntergedrückt hat. Da in dem Schaubild für eine gewiſſe Zeit beide Kurven nach der alten und der neuen Berechnungsart dargeſtellt ſind, iſt immerhin ein gewiſſer Vergleich möglich.) In England hat die Aktienkurve im Jahre 1928 und in der erſten Hälfte 1929 nur eine verhältnismäßig geringe Steigerung gezeigt; der Abfall ſeit dem Herbſt 1929 iſt gleichwohl ſehr bedeutend und hat beträchtlich unter den Stand von 1928 heruntergeführt. ö. In fämtlichen betrachteten Ländern iſt zu Beginn des laufenden Jahres ein anſehnlicher Kursanſtieg zu ver⸗ zeichnen. Sp. * Steinfabrik Ulm Az., Ulm a. D. Der Gewinn des mit 200 000% Ad. arbeitenden Unternehmens beträgt für 1930 47 958., woraus 10 i. V. 12) v. H. Dividende zur Ver⸗ teilung gelangen. Aus der Bilanz(in): Vorräte 44 140, Debitoren 204 172; Kreditoren einſchl. Rücklagen 44 172. * Friedrich Heller, Baugeſchäft, Inh. E. Armbruſter, Freiburg i. Br., Hauptſitz in Mannheim. Ueber das Ver⸗ mögen wurde das gerichtliche Vergleichsverfahren eröffnet. Vertrauensperſon iſt Bücherreviſor L. Stritter in Mannheim. Termin am 7. Mat 40 v. Quote bei Vaſſermann- Schwetzingen Die Konſervenfabrik M. Baſſermann u. Co. AG. in Schwetzingen unterbreitete ihren Gläubi⸗ gern den Vergleichsvorſchlag, deſſen Annahme nach den bis jetzt vorliegenden Zuſtimmungen als geſichert gelten kann. Forderungen bis 100/ ſollen bis 1. Oktober 1931 voll bezahlt werden. Die übrigen Gläubiger cerhal⸗ ten 40 Prozent und zwar 30 Prozent am 1. 4. 1932 und 10 Prozent am 1. 7. 1932. Es ſind vorher Ausſchüt⸗ tungen vorzunehmen, wenn jeweils 5 v. H. der am Ver⸗ fahren teilnehmenden Forderungen bereitliegen. Sollte am 1. 7. eine weitere Ausſchüttung möglich ſein, ſo ſollen noch einmal 10 Prozent an die Gläubiger abgeführt wer⸗ den. Die Entſcheidung liegt bei einem vom Gläubiger⸗ ausſchuß beſtellten Sachverſtändigen. Nach dem Status vom 7. 3. 1931 nehmen an dem Verfahren rund 225 000% teil. Brauerei Veckh AG. Pforzheim Der Erlös für Bier uſw. im Geſchäftsjahre 1929/90 per 30. 9. beträgt 1 777 473(2 040 863). Dazu erbrachten Zinſen 23 704(22 491) JJ. Da der Materialverbrauch, allg. Unkoſten uſw. 1 545 463(1 758 947)„/ ausmachen und Abſchreibungen in Höhe von 139 839(143 878) vorgenommen wurden, verbleiben einſchl. 41 461(41 146)% Gewinnvortrag 157 337(201 681) I verringerter Reingewinn. Im Gegenſatz zu den Vorjahren iſt diesmal die Verteilung nicht erſichtlich, denkbar und mög⸗ lich erſcheint jedoch eine Verteilung von wiederum wie in den Vorjahren zehn Prozent Dividende auf das eine Million/ betragende Ax. Aus der Bilanz(in): Immobilien I 297 001 (806 300), Immobilien II 648 600(562 500), geſ. Einrich⸗ tungen 302 600(300 970), Kaſſe, Bankguthaben, Darlehen und Außenſtände 973 138(1049 946), Vorräte 214 989 206 577); andererſeits Reſerve unv. 100 000, Spezialref⸗ 142 001(76 780), Hypotheken 306 123(281 349), Kautionen und Einlagen 269 808(218 223), Kreditoren 370 459(448280), Steuerrücklage 50 000(unv.), Delkredere 70 000(60 000). nnn pp p O 0- Weinverſteigerung Deidesheim * Deidesheim, 15. April. Im Saale des Winzervereins zu Deidesheim hatten geſtern Gg. Sibens Erben, Weingut in Deidesheim, Forſt und Ruppertsberg und Ferdinand Kimiſch, Weingut in Deidesheim, Forſt und Ruppertsberg, eine Verſteigerung naturreiner Faß⸗ und Flaſchenweine veranſtaltet. Es kamen zum Ausgebot: Gg. Sibens Erben: 6600 Liter 1939er, 3000 Liter 1929er Weißweine und 6850 Fleſchen er Flaſchenweine. Fer⸗ dinand Kimiſch: 12 550 Liter 1930er, 1800 Liter 19er Weißweine und 3300 Flaſchen 1929er Flaſchenweine. Der Beſuch war zahlreich, was auch zur angeregten Steigluſt führte. Wenn auch das Weingut Gg. Sibens — Erben bei vier Nummern der gutgepflegten 1929er und das Weingut Ferdinand Kimich bei einer Nummer 1930er, we⸗ gen Nichterreichung der Eigentare, den Zuſchlag nicht erteilen ließ und die Weine zurücknahm, ſo kann trotzdem der Verlauf dieſer Verſteigerung von beiden Weingütern, gegenüber der ruhigen Geſchäftslage im Weinhandel, als flott bezeichnet werden. Auch hier konnte man ſehen, daß die 1030er Weine immerhin noch eine gute Bewertung erhalten. Pro 1000 Liter bzw. pro Flaſche wurden erlöſt: Gg. Sibens Erben, Deidesheim lchher Weis meine: Dei. Hahnböhl Rl. 1090; Linſenbuſch Rl. 800; Michelsbrunnen Rl. 1010; Thal Rl. 1100; Waldberg Rl. 900; Petershöhle Rl. 910; Ru. Achtmorgen 990; Reutherpfad Rl. 1000; Dei. Gehen Rl. 1030; Dei. Mühle Rl. 1200; Dei. Longenmorgen Rl. 1510.— leger Faß weine: Dei. Waldberg Rl. 1260; Linſenbuſch Rl. 1630; Petershöhle Rl. 1700; Ru. Reutherpfad Rl. 1380 zurück; Spieß Rl. 2400. — 192 der Flaſchenweine: Dei. Hunger Rl. 1,407 Forſter Sechsmorgen Rl. 1,50; Ru. Goldſchmied Rl. 1,50 zurück; Dei. Herrgottsacker Rl. 1,80; Haſſert Rl. 1,70 zurück; Dei. Langen morgen Rl. 2,40; Ru. Gaisböhl Rl. 2,10 zur.; Dei. Mühle Rl. 2,50; Dei. Kieſelberg Rl. Ausl. 3,80; Dei. Mühle Rl. Ausl. 5,60; Dei. Leinhöhle Rl. Ausleſe 4,90, Dei. Grainhübel Rl. Ausl. 11,20. Ferdinand Kimich, Deidesheim 1980 er Weißweine: Forſter Mirrhöhe 800, 750; Linſenſtück och Rl. 900; Nu. Hoheburg Gutenberg Rl. 8 1 Ru. Reiterpfad Rl. 990 zur. Rl. 880, Dei. Gr Dei. Langenmorgen Rl. 990; Dei. Lautershöhe Rl. 1040; Det. Tal Rl. 990 zur. Fo. Kranich Rl. 1020; Fo. Pechſtein Rl. 1000; Dei. Kalkofen Rl. 1110; Dei. Kieſelberg Rl. 1100; Dei. Leinhöhle Rl. 1450; Dei. Kränzler Rl. 1310.— 1929 er Weißweine: Ru. Kreuz Rl. 1550; Hoheburg Rl. 1410; Dei. Grain Rl. 1950.— 1929er Flaſchen weine: Dei. Weinbach Rl. 1,50; Dei. Langenmorgen Rl. 2,20; Fo. Kranich Rl. 2,40, Ru. Reiterpfad Rl. 2,60; Dei. Schloß Traminer 2,60; To. Ungeheuer Rl. 2,70; Dei. Kieſelberg Rl. Ausl. 3,00; Dei. Geheu Rl. Ausl. 2,70. * Vom Haufmarkt. Berlin, 14. April. Italien: Die feſte Tendenz des italteniſchen Rohſtoffmarktes hält unverändert an. Gute Qualitäten, in denen Mangel herrſcht, ſind weiterhin ſtark gefragt. Soweit bekannt iſt, ſoll die Anbauverminderung etwa 25— 30 v. H. betragen. Jugoſlawien: Marktſituation unverändert. Der Aktienindex 1,9 v. Der vom Stat. Reichsamt errechnete Aktienindex(1924 bis 1926— 100) ſtellt ſich für die Woche vom 6. bis 11. April 1981 auf 94,7 gegen 92,8 in der Vorwochs, und zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 91,6(89,0), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 84,0(82,3) und Gruppe Handel und Verkehr auf 116,1(114,5). Deviſenmarkt Im deutigen Früßverkehr notieren Pfunde gegen New. Dork.8580 Schweiz. 25,23 Stockholm..15 Paris 144,28 Holland. 12.1[ Madrid 48,5 Brüſſel 34.88 Oslo.. 18,18%] Dollar geg. Rm. 4,2005 Mailand 92.88 Kopenhagen 18.16% Pfunde„„ 20.40 Frachtenmarkt Duisburg⸗Ruhrort 14. April Das Geſchäft war an der heutigen Börſe gegen geſtern unverändert. Ebenſo blieb auch die Talfracht unverändert. Die Fracht ab Rhein⸗Herne⸗Kanal nach Mannheim wurde mit 75 Pfg. je Tonne notiert. Der Bergſchlepplohn notierte mit.10% nach Mannheim. Der Talſchlepplohn beträgt 6 Pfg. für größere beladene Kähne nach Rotterdam. 31 1 3 Mittwoch, 15. April 1931 Aus Baden Der raſende Tod „ Linkenheim(Amt Karlsruhe), 14. April. Am Sonntag nacht hat ſich auf der Landſtraße bei Graben ein ſchwerer Unfall ereignet. Der Sohn des Schmiedemeiſters Geigle von hier ſtürzte mit dem Motorrad und zog ſich ſchwere Verletzungen zu. Auch der Soziusfahrer Heuſer wurde ſchwer ver⸗ letz. Die beiden Verunglückten wurden von einem des Weges kommenden Auto nach Karlsruhe ins rankenhaus verbracht, wo Geigle inzwiſchen ver⸗ ſchieden iſt. Bierfuhrwerk gegen Straßenbahn * Karlsruhe, 14. April. Am Dienstag ſtieß Ecke Durlacher Allee und Seubertſtraße ein Arbeits ⸗ wagen der elektriſchen Straßenbahn mit einem Bierfuhrwerk, das an dieſer Stelle die Schienen übergueren wollte, zuſammen. Das Fuhrwerk wurde umgeworfen, wobei der Fuhrmann unter den Wagen zu liegen kam und eine Rippenquetſchung erlitt. Es entſtand an beiden Fahr⸗ zeugen Sachſchaden. Außerdem wurden etwa 100 Bierflaſchen zertrümmert. Die Schuld⸗ frage iſt noch nicht einwandfrei geklärt.— In Dur⸗ lach wurde ein 33 Jahre alter Hilsarbeiter, der im Begriff war, die Hauptſtraße zu überqueren, von emem Motorradfahrer angefahren und mit erheb⸗ lichen Verletzungen in das Städt. Krankenhaus Dur⸗ lach eingeliefert. Das Motorrad wurde polizeilich ſichergeſtellt. Auch hier iſt die Schuldfrage noch nicht geklärt. Zum Familiendrama in Baden⸗Baden Baden ⸗Baden, 14. April. Zu dem im geſtrigen Abendblatt gemeldeten Familiendrama in der Wein⸗ bergſtraße erfahren wir noch, daß das fünf Monate Nate Kind ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Weniger ſchwer ſind die Verletzungen der Frau, die man am Leben zu erhalten hofft. Man neigt zu der Annahme, daß die Unglückliche den verhäng⸗ nisvolken Schritt in einem Augenblick geiſtiger Ver⸗ wirrung begangen hat. Großmutter, Mutter u. Kind an einem Tag geſtorben Buchholz(Kreis Freiburg i. Be.), 14. April. Hier ſtarb die 73 Jahre alte Witwe Roſa Schreiber. Wenige Stunden ſpäter folgte ihre neugeborene Enkelin ihr ins Grab. Am andern Morgen ſtarb die 35 Jahre alte Tochter und Mutter Thereſia Hin n geb. Schreiber. Innerhalb von 24 Stunden ſtarben alſo Großmutter, Mutter und Tochter. * 4 Plankſtadt, 14. April. Am Montag traf der neue Geiſtliche der hieſigen evangeliſchen Gemeinde, Pfarrer Brand, in Plankſtadt ein. Bereits um 1 Uhr fuhren der Kirchengemeinderat und Kirchen⸗ ausſchuß zur Abholung nach Eppelheim. Zur feſt⸗ geſetzten Zeit traf der feſtliche Zug, der durch den evangeliſchen Jugendbund eröffnet wurde, ein, wor⸗ auf im Gemeindehaus eine kurze Begrüßung s⸗ feter ſtattfand, bei der Pfarrer Herbold den nenen Pfarrer der evangeliſchen Gemeinde Plank⸗ ſtabt mit freundlichen Worten begrüßte. Pfarrer Brand dankte für die herzliche Begrüßung und erſuchte die Gemeinde, ihm volles Vertrauen ent⸗ gegenzubringen. Prolog und Gedichtvorträge ſowie Geſang umrahmten die kurze Begrüßungsfeier. * Heidelberg, 14. April. Der 23jährige Sohn des Landwirts Bürge aus dem Stadtteil Handſchuhs⸗ heim, der ſich auf einer Motorradfahrt nach Köln be⸗ fand, iſt kurz vor ſeinem Endziel tödlich verunglückt. Die Leiche wird nach hier überführt.— Oberjuſtiz⸗ rat Dr. Georg Pfreundſchuh, der Vorſtand des Heidelberger Notariats, iſt geſtern vormittag nach langer Kraukheit im Alter von 57 Jahren ge⸗ ſtorben. * Philippsburg, 14. April. Wie gemeldet, wurde vor einigen Wochen Tetzner zum Tode verurteilt, weil er einen Wanderburſchen ermordete, um einen Verſicherungsbetrug begehen zu können. Die Iden⸗ lität des ſo grauſam Ermordeten war nicht feſtzu⸗ ſtellen. Nun geht in Philippsburg das Gerücht, daß der Ermordete der Schniedergeſelle Willy Eng war, der hier als Schneidergeſelle tätig war und ſich allgemeiner Beliebtheit, beſonders im Kreiſe der Turner erfreute. i 8. Menzingen, 15. April. Aus Lebensüberdruß hat ſich der Ajährige Knecht Franz Halſner, ge⸗ bürtig aus Kipfenberg(Mittelfranken) erhängt. Ein altes Kopfleiden hat den jungen fleißigen Mann, der ſich anſcheinend ſchon längere Zeit mit ſolcher Abſicht trug, wohl in den Tod getrieben. Tägliche Berichte der Neuen Mannheimer Zeitung Der Prozeß gegen Kürten (Zweiter Verhandlungstag) — Düſſeldorf, 14. April. Im weiteren Verlauf der Vernehmung erklärte Kürten, er ſei zu ſeinen Straftaten durch den Ge⸗ danken veranlaßt worden, er übe durch ſeine Miß⸗ handlungen Vergeltung für frühere erlittene Peinigungen. In ſeiner Jugend habe er mit beſonderem Intereſſe die Gerichtsberichte geleſen. Auch die Schilderungen von Bränden hätten ihn erregt. In den Zuchthaus⸗ zellen habe er in den dunklen Ecken geſeſſen und ſich die Mißhandlungen von Menſchen vorgeſtellt. Er kam dann auf ſeine Beziehungen zu der um viele Jahre älteren Frau Uhr. Kürten gab eine eingehende Darſtellung der verſchiedenen Blut⸗ taten. Im Jahre 1923 und 1924 habe er unter dem Einfluß einer Mordprozeß⸗Verhandlung zwei Mäd⸗ chen gewürgt. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er jedesmal mit der Abſicht, Menſchen zu töten, von Hauſe fort⸗ gegangen ſei, erklärte er, daß er dieſe Abſicht von vornherein nie gehabt habe, ſondern nur Blut habe ſehen wollen. Wie es dann gekommen ſei, daß er die Opfer ſchließlich doch getötet habe, könne er nicht er⸗ klären. Verſchiedentlich habe er auch verſucht, das Blut ſeiner Opfer zu trinken. Im Falle des Mordes Hahn habe er zunächſt den feſten Vor⸗ ſatz gehabt, das Mädchen nicht zu töten, habe er ſie plötzlich gewürgt und erſtochen. Er ſei abends nochmals zum Tatort zurückgekehrt. Dann habe er die Tote beerdigt und ſei etwa 30 Mal an dieſe Stelle wieder zurückgekehrt. Nach der Mittagspauſe ſchilderte Kürten u. a. den Doppelmord an den beiden Kindern in Flehe. Die Luiſe Lenzen habe er zuerſt erſt ochen. Dann ſei Gertrud Hamacher mit den Zigaretten zurückgekommen. Auch ſie habe er dann gewürgt und erſtochen. Am nächſten Tage ſei er mit der Gertrud Schulte an den Rhein gegangen. Er habe ihr zunächſt nichts getan, ſie aber dann auch erſtochen. Darauf habe er das Eintreffen des Ueberfallkom⸗ mandos beobachtet. Die Briefe an die Zeitungen habe er geſchrieben, um ſich an der Erregung der Be⸗ völkerung zu erfreuen. Bei den Fällen der Ida Reuter, Eliſabeth Dörrier, Frau Meurer und Gertrud Alber⸗ mann ſagte Kürten immer wieder aus, daß er durch das Schreien ſeiner Opfer erregt worden ſei. Hierauf wurde als erſte Zeugin ein ſunges Mäd⸗ chen aus Holland vernommen, das ausſagte, eines Abends überfallen worden zu ſein, ſie könne aber Kürten als Täter nicht bezeichnen. Kürten gab aber den Vorfall zu. Hierauf wurde die Verhandlung vormittag vertagt. doch dann auf Mittwoch Minzer⸗ und Bauernkundgebung in Kallftadt * Kallſtadt, 13. April. In der neuen Turnhalle in Kallſtadt hielten die Pfälziſche Bauernſchaft und der Junglandbund des Bezirks Dürkheim eine Winzerkundgebung ab. Direktor Reber erläuterte in längeren Ausfüh⸗ rungen die Gefahren, die der deutſchen Bauernſchaft durch den Fünfjahresplan der Sowjet⸗ unjon drohten. Man habe die Bauernſchaft bis jetzt über die wirklichen Auswirkungen und den Stand des Fünfjahresplans im Unklaren gehalten. Tatſächlich ſei aber die Gefahr recht groß, die durch dieſen Plan den deutſchen Bauern und ganz Europa drohten. Ein Scheitern des Planes ſei nicht mög⸗ lich, denn er habe in den verfloſſenen drei Jahren das vorgeſchriebene Soll erreicht, und ſeine Durch⸗ führung ſei bis jetzt zu 75 Proz. ermöglicht. So werde auch der ganze Plan bis 1932 erreicht ſein. Was drohe, ſei furchtbar: die Erfaſſung der Waren und die Beherrſchung des Weltmarktes durch Rußland, das mit ungeheuren Mengen den Markt beſchicken Und die Preiſe in einer Weiſe unterbieten werde, daß ſich jeder Zoll unmöglich mache. Jeder Staat dränge jetzt danach, die Sicherheit und Ernährung ſeines Volkes ſicherzuſtellen, während in Deutſchland der Ruf der Agrarpolitiker nicht gehört werde, was die Bauernſchaft zu Anklagen gegen den Staat zwinge. Der Kampf ſei heute in ein Stadium ge⸗ treten, den nur eine geſchloſſene Bauernſchaft durch⸗ halten könne. Rußland ſchrecke vor nichts zurück, um die Willfährigmachung der Maſſen zu erreichen. Schriftleiter Fleiſchmann beſprach die von der Regierung durchgeführte Erntefinanzierung, Maga⸗ zinierung, das Roggengeſetz und den Preisabbau. Der dritte Redner, Geſchäftsführer Nietmann, unterſtrich die Ausführungen ſeiner Vorredner im Weſentlichen. Der Staat müſſe die Ernährungs⸗ politik als ſeine erſte Aufgabe betrachten, um ſich unabhängig vom Auslande machen und den Bedarf auf eigener Scholle zu decken. Die Kundgebung war von etwa 12—1500 Winzern und Bauern beſucht. PPC 0o0ooo00TTGGTGTGbTꝙFöôꝶ) pp ̃ p]«- ̃˙Ü˙ W] Weinheimer Blütenfeſt UI Weinheim a. d.., 14. April. Die immer noch verhältnismäßig kalten Nächte haben die Obſtbaumblüte in dieſem Jahre ſtark himausgezögert, die aber dadurch, daß das geſamte Steinobſt zu gleicher Zeit blühen wird, einen ge⸗ radezu zauberhaften Eindruck auf alle Naturfreunde hervorrufen dürfte. Günſtiges Wetter vorausgeſetzt, iſt zu erwarten, daß in der Zeitſpanne von Sonn⸗ tag, 19. bis Sonntag, 26. d. M. die Hochblüte voll entwickelt iſt. Mit dem zarten Weiß der jetzt noch vollblühenden Mandelbäume vermiſchen ſich bereits die von Roſa ins Lila ſchillernden Farbentöne der Pfir⸗ ſächblüte. In letzter Zeit ſind tauſende von Pfir⸗ ſichbäume in hieſiger Gegend neu angepflanzt wor⸗ den, ſodaß in zukünftigen Jahren die Farben⸗ ſymphonie der Baumblüte in ihrem märchenhaften Zauber noch bedeutend gewinnen wird. Die Aprikoſen beginnen auch ſchon ihr weißes, roſa angehauchtes Blütengewand zu zeigen. Vereinzelt ſieht man ſogar ſchon die ſchneeweiße Blüte der türkiſchen Kirſchbäume. In den Gärten geben die gelben Zierſträucher der Forſythien und die weißen Dolden der Magnolien das Kolorit des Landſchaftsbildes. Auf Einladung der Winzervereinigung Berg⸗ ſtraße hatten ſoeben die Vertreter des Gemein⸗ nützigen Vereins, des Wirtſchaftsbundes, der Stadt Weinheim und verſchiedener Verkehrs⸗ und Wirt⸗ ſchaftsvereinigungen eine Zuſammenkunft in der Winzerſtube„Zum goldenen Pflug“ hier abgehalten, wobei einmütig beſchloſſen wurde, nach dem Vorbilde der Pfalz alljährlich zur Zeit der Hochblüte ein größeres Blütenfeſt an der Bergſtraße zu veranſtalten. In dieſem Jahre wird das Blütenfeſt am Sonntag, 19. d. M. in der Halle des Großobſt⸗ marktes Weinheim ſeinen Anfang nehmen und ſich bis zum darauffolgenden Sonntage erſtrecken. Die Winzervereinigung Bergſtraße wird ihre Bergſträßer Weine zum Ausſchank bringen. . Zuſammeunbruch einer ländlichen Genoſſenſchaft * Freiburg i. Br., 14. April. Vor dem hieſigen Erweiterten Schöffengericht be⸗ gann geſtern die Verhandlung gegen den Landwirt Karl Kuhn, den Vorſtand und Rechner der Länd⸗ lichen Wirtſchaftsgenoſſenſchaft e. G. m. b. H. in Orſchweier wegen Vergehens gegen 8s 146 und 147 des Genoſſenſchaftsgeſetzes. Der Angeklagte war ſeit der Gründung im Jahre 1919 bis zum Zuſam⸗ menbruch der Genoſſenſchaft im Auguſt 1929 Rech⸗ ner und erſter Vorſtand dieſer zur Freiburger Richtung gehbrenden Genoſſenſchaft. Bei Konkurs⸗ eröffnung ſtellte ſich ein Defizit von rund 30 000 Mark heraus. Die Verhandlung geſtaltete ſich außerordentlich ſchwierig, da der Angeklagte infolge einer Kriegs⸗ verletzung faſt taub iſt. Kuhn hatte es unterlaſſen, die erforderlichen Bücher zu führen, bzw. die Bücher ſo unordentlich geführt, daß keine richtigen Bilan⸗ zen aufgeſtellt werden konnten. Er ſoll auch ſeine privaten Geſchäfte mit denen der Genoſſenſchaft ver⸗ quickt haben. Der Angeklagte hatte keine Ahnung von genoſſenſchaftlicher Buchführung, wußte nicht was Bilanzen ſind und war ſeiner Aufgabe in keiner Weiſe gewachſen. Die Verhandlung, zu der 42 Zengen und vier Sachverſtändige geladen ſind, dürfte einige Tage in Anſpruch nehmen. e Die Kaufkraft jeder Mark ist größer, wenn Sie Opel wählen. ADAM OPEL A.., BUSSELSHEIM AM MAIN Personenwagen. Lastwagen · Mhrrdder 142. Jahrgang/ Nummer 172 Aus der Falz nd. Schifferſtadt, 14. April. Pfälziſcher Obſt⸗ und Gemüſeabſatz Die hieſige„Pfälziſche Gemüſezentrale Gmbc.“ hatte dieſer Tage die Vertreter der vorderpfälziſchen Obſt⸗ und Gemüſebau⸗Organiſationen zu einer Ver⸗ ſammlung eingeladen, in der man ſich eingehend mit der jetzt Ajährigen Tätigkeit der Zentrale auf dem Gebiete der Förderung des Abſatzes von Obſt und Gemüſe und den während dieſer Tätigkeit gemachten Erfahrungen befaßte. Es ergab ſich dabei, daß die Gemüſezentrale in der Erfüllung ihrer Aufgabe ſoweit vorangeſchritten iſt, daß nunmehr daran gedacht werden kann, die Bezie⸗ hungen der Anbauer zu ihrer Abſatzzentrale, die bis⸗ her nur loſe waren, enger zu geſtalten, und zwar durch Beteiligung kapitalmäßiger und lieferpflicht⸗ mäßiger Art. Die Kapitalbeteiligung wird für die Beteiligten keine irgendwie drückende ſein. Eine Lieferpflicht ſtellt ja keine Belaſtung dar, ſodaß der Neugeſtaltung Bedenken beſonderer Art nicht ent⸗ gegenſtehen dürften. Die Verſammlung nahm zu den Vorſchlägen in zu⸗ ſtimmender Weiſe Stellung und beſtimmte eine Ko m⸗ miſſion zur Beſprechung und Feſtlegung der er⸗ forderlichen Maßnahmen. Sie nahm ferner eine Ent⸗ ſchließung an, die ſich mit Fragen der Handels⸗ und Zollpolitik des Deutſchen Reiches unter beſonderer Berückſichtigung des für den heimiſchen Obſt⸗ und Gemüſebau dringend notwendigen Zollſchutzes befaßte. Die Maner eingeſtürzt * Freinsheim, 13. April. Ein ſchwerer Unglücks fall ereignete ſich am Samstag mittag am Keller- neubau des Winzervereins. Kurz nach 12 Uhr, als die Arbeiter bereits ihren Arbeitsplatz verlaſſen hatten, ſtürzte eine etwa—7 Meter hohe Mauer ein. Von den Geſteinsmaſſen wurde der Gipſermeiſter Hofmann getroffen, der ſich mit ſeinem Verwandten Ries noch um dieſe Zeit auf der Bauſtelle befand. Er trug ſchwere innere Verletzun⸗ gen davon und wurde in bedenklichem Zuſtand in ſeine Wohnung geſchafft. Ries konnte ſich bei dem Einſturz noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Erſchoſſen aufgefunden ö * Germersheim, 14. April. Geſtern wurde auf dem Exerzierplatz ein 30 Jahre alter Mann er⸗ ſchoſſen aufgefunden. Neben der Leiche fand man eine Browning⸗Piſtole, die mit noch fünf Schuß ver⸗ ſehen war. Es handelt ſich zweifelsohne um Selbſt⸗ mord. Die Perſonalten des Toten ſind noch unbe⸗ kannt, doch fand die Polizei ein Taſchentuch mit dem Namen Schön. N* * Freinsheim, 14. April. Dfebe, deren Spur noch nicht feſtgeſtellt werden konnte, ſtahlen in der Nacht vom Freitag auf Samstag aus dem Anweſen Ridthaler 27 Hühner, neun Enten und eine Gans. * Kandel, 14. April. Wie hier ſo wurden auch in zahlreichen anderen pfälziſchen Orten Pfeifen⸗ diebſtähle an Kirchenorgeln feſtgeſtellt. Es ſind jedoch nur ſolche Pfeifen geſtohlen worden, die wenig gebraucht ſind. Die Annahme liegt nicht fern, daß es ſich bei den Dieben um Fachleute handelt. Dieſe Feſtſtellung dürfte dazu beitragen, die Täter zu ermitteln. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat April 5 Rhein Pegel 10. 11. 18. 18. 18. dedar-Pegel].] 18. 14 18, Baſel 7,181,260 1,25.26017 Schuſterknſel.84.88 1,86 1,5 187 Mannheim 4,29 3,2.2½16 Kehl 8,27 3,22 8,80 8,30 8 31] Jagſtfeſd.89 187 19 422 Maxau.145,06 5,18.11.11] Jellbronn 1591,45 1,471.80 Mannheim.304,27 4,20 4,21 4,17] Plochingen 0,78.660,60 Kaub.05304.87 2,80 280 Köln.24.18 3,07 2,802.88 rr T . Kurt Fiſcher Verankwortſich für Politik: 1. V. Kurt Flſcher Feuilleton: Or. Stefan Kayſer-K politik u. Lokales: Richard Schönfelder Sport u. Vermiſchtes: Willy Müller- Handelsteil: Kurt Ehmer- Gerſcht und alles übrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mit⸗ teilungen: Jakob Faude, 0 in Mannheim— Herausgeber, Drucker u. Verleger: Druckerei Or. Haas, Neue Mannheimer Zeitung Gmb.., Mannheim, k 1,—6 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erfolgt nur des Rückporto Geſchäftliche Mitteilungen * Die erſten„ſchönen“ Tage ſind gerade die geſährlichſten. Grippe, Hals⸗ und Mandelentzündungen ſowie andere Erkäl⸗ tungskrankheiten befallen uns. Dem beugt man vor, wenn man täglich einige„Planflavin⸗Paſtillen“ im Munde zergehen läßt, desinfizieren doch dieſe Hals, Mund⸗ und Rachen⸗ höhle und laſſen ſo Krankheitskeime nicht aufkommen. V0 Hohe Oualitũt niedrige Preise gruße Leistung geringe Kosten Zweisitzer ſoſfen) gin RM 1990 Viersitzer(offen).. RM 2350 Cabriolet ſm. 2 Reserbes.] RM 2500 Limousine ſofersitaig). 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Der Makrokosmos wird von unſerem Mi⸗ krokosmosſpiegel eingefangen, wir ſehen uns ſelbſt als das Abbild der ganzen Welt, und wie wir aus ihren Erſcheinungen auf ihre Fortdauer ſchließen, ſo lebt auch in uns ein ganz natürlicher Glaube an unſere Unſterblichkeit. Es genügt nun einmal dem Menſchen nicht, ſich über den Tod hinaus in Kindern und Kindeskin⸗ dern, durch die Wirkung ſeiner Taten oder über⸗ haupt im Gedächtnis der Nachkommen fortgeſetzt zu wiſſen, ſondern ſein Gemüt ſehnt ſich— oftmals im Widerſpruch zu der Vernunft— danach, daß er als Perſönlichkeit weiter lebe. Der Auferſtehungs⸗ gedanke iſt unſerm Innern eingewurzelt, und ganz vergeblich hat ſich der Materialismus immer wieder bemüht, ihn zu zerſtören. Aus der Natur ſog die Menſchheit ſeit ihrer früheſten, noch ganz dem Mythos hingegebenen Jugend die Gleichniſſe für ihr eigenes Daſein, ja, ſie lernte ſich überhaupt erſt kennen, indem ſie wachen und immer wacheren Auges wahrnahm, was um ſie herum geſchah. Die Sonne, mochte ſie noch ſo weit geſunken ſein, kehrte in ſtets höher geſchwun⸗ genen Kreiſen zurück, und das auf Erden ſcheinbar Vergangene bewies, daß es nur geſchlummert hatte, um ſich danach deſto ſtrotzender zu entfalten. Die Liebe zur Schönheit in der Umwelt, der Wunſch nach einer im Irdiſchen unmöglichen Ver⸗ nollkommnung und allerdings auch das Grauen vor der völligen Auflöſung des Ichs: dieſe Gefühle klammerten ſich gleichſam an die Tatſache des Neu⸗ werdens. War ſchon dem Nichtbeſeelten, obgleich in wechſelnder Geſtalt, eine Dauer beſchieden, hatte ſich der Geiſt zu der Ueberzeugung durchgerungen, daß kein Stoff verloren geht, um wieviel mehr mußte er dann im Empfinden ſeiner Ueberlegenheit über alles andere Seiende zu der Hoffnung gelangen, daß ſeine eigene Kraft, unabhängig vom Zerfall des Leibes, für die Ewigkeit geſchaffen iſt. Die Hoffnung entwickelte ſich zum Glauben, und die weder faßbare noch erklärliche, in ihrer Weſenheit aber nicht anzu⸗ zweifelnde Seele wurde dem Menſchen immer wert⸗ voller, bis er ſie zum Heiligtum erhob. Was ſich von den übrigen Dingen gänzlich unterſchied, was fähig war, das Kleinſte wie das Größte zu um⸗ ſchließen, was einen nie raſtenden Trieb nach Ver⸗ edlung in ſich trug, das konnte nicht nur wie alles Sichtbare göttlichen Urſprungs haben— es ein Teil von Gott ſelbſt, alſo unſterblich ſein. Platon ſtellte den Satz auf:„Alles ewig Be⸗ wegte iſt unſterblich. Wenn ein Ding ſich ſelbſt be⸗ wegt, ſich ſelbſt gleichſam niemals verläßt, ſo läßt es nicht die Bewegung und iſt auch den anderen Dingen, die da bewegt ſind, die Quelle und der Anfang aller Bewegung.“— Die Seele aber bleibt das nie ruhende Element, das daher auch nicht vergehen kann. Und ſehr wichtig iſt Goethes Zeugnis, das er in einem Geſpräche mit Eckermann ablegte:„Wenn einer fünf⸗ undſiebzig Jahre alt iſt, kann es nicht fehlen, daß er mitunter an den Tod denkt. Mich läßt dieſer Ge⸗ danke in völliger Ruhe, denn ich habe die feſte Ueber⸗ zeugung, daß unſer Geiſt ein Weſen iſt ganz unzer⸗ ſtörbarer Natur; es iſt ein Fortwirkendes von Ewig⸗ keit zu Ewigkeit. Es iſt der Sonne ähnlich, die bloß Unſern irdiſchen Augen unterzugehen ſcheint, die aber eigentlich nie untergeht, ſondern unaufhörlich fort⸗ leuchtet.“— Darum dürfen wir behaupten: ſo gewiß uns der Tod iſt, ſo feſt können wir auf ein Erwachen mach ihm vertrauen. Ende und Anfang reichen ein⸗ ander die Hand. Das Verbrauchte wird abgetan, es bildet den Grund, aus dem das Neue erblüht. Die rückhaltloſe Inbrunſt, mit der ſich die Natur dem Schaffen hin⸗ gibt, dieſe Gewalt des Feſſelſprengens iſt es, die uns im Frühling entzückt, es gibt kein Herz, das ſich vor all dem Sprießen und Aufblühen verſchließen kann, die Friſche rings um uns ſtrömt gewaltig zu uns her und durchdringt uns, daß wir das Jauchzen aller Kreatur verſtehen; der Lenz redet zu uns mit tauſend und abertauſend Zungen, das Myſterium der Aufer⸗ ſtehung offenbart ſich uns, den wir ſind ſelber auf⸗ erſtanden! Eine Freiheit zieht in uns ein, die uns die Zuverſicht verleiht, daß wir imſtande ſein werden, den Kreis unſeres Wollens und Tuns zu erweitern, und niemals iſt unſer Vertrauen auf ein Vorwärts⸗ kommen ſittlicher und realer Art ſicherer, als wenn wir ſchauen, welche Fortſchritte von Tag zu Tag die zur Blüte drängende Welt macht. Im Geläutertwerden empfinden wir das höchſte Ziel. Das Menſchengeſchlecht macht freilich in der Beziehung nur langſame Fortſchritte, viel⸗ leicht iſt es ſeine erſte, noch lange nicht erfüllte Auf⸗ gabe, ſich ganz und gar zum Herrn der Naturkräfte aufzuſchwingen, ſind aber erſt die Hemmungen über⸗ mußte Vorluſte von Wertſacken sind ausgeschlossen, wenn Sie sich unserer offenen Oder geschlossenen Depots (eue und diebessichefe Stahlkammetm bedienen. Beilage der Neuen Mannheimer Zeitung Irdiſckher und ewiger Frühling Von Profeſſor Ottomar Enking wunden, die eine bisher noch nicht zweckmäßig aus⸗ genutzte Materie ihm eutgegenſtellt, ſo kann es leicht ſeiner bedeutend höheren Pflicht zuſtreben: aus⸗ zubauen und zu verfeinern, was ihm an geiſtigem und ſeeliſchem Reichtum beſchieden iſt. Dieſe Mühe bedeutet nichts anderes als die Vorbereitung auf den ewigen Frühling, unſer Ideal, über deſſen Geſtal⸗ tung wir vergeblich nachſinnen, denn es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß wir ihn nicht mit irdiſchen Maßen meſſen können. So ſehr wir es deshalb ablehnen, beſtimmte Bilder mit ihm zu verbinden, ſo ent⸗ ſchieden hoffen wir auf ſeine Wirklichkeit, im Ver⸗ gleich zu der wir jetzt im Unwirklichen ſtehen. In allen Religionen lebt die Verheißung eines Seins, dem das Sterben nichts anhaben kann. Der Tod iſt da nur ein Aufſchäumen des Zeiten⸗ fluſſes an einem Riff, hinter dem ſich die Waſſer wieder ſchließen, um ewig fortzurollen. Das Leben verliert bei ſolcher Betrachtung an Wert, es iſt für uns nicht die Hauptſache mehr, ſondern ein Ueber⸗ gangszuſtand, wie wir deren vielleicht unzählbare durchmachen. Der Buddhismus enthält die Lehre von der Stufenfolge, auf der ſich die Seele bis zur Verklärung emporarbeiten ſoll; für das klaſſiſche Altertum war immerhin das Leben nach dem Tode von Trauer und Trübſal durchſetzt, im Chriſtentum aber taucht die Idee auf, daß die Seele dazu berufen iſt, in eine Gottesnähe zu gelangen, die nicht anders als beſeligend ſein kann. Es liegt ein tiefer Sinn darin, daß Chriſtus auf den älteſten Gemälden als Frühlingsgott dargeſtellt wird. Wahrſcheinlich hätte durch alle Jahrhunderte hindurch viel mehr Freude im Abend⸗ lande geherrſcht, wenn man nicht dazu übergegangen wäre, dieſe lichte Erſcheinung in den Gekreuzigten umzuwandeln, deſſen Anblick leidende und mitlei⸗ dende Gefühle erweckt. Im Frühlingsgedanken ſteckt die Bejahung des Lebens, er fördert aber auch das Bewußtſein, daß wir alle unter den gleichen Be⸗ dingungen und Geſetzen ſtehen, und daraus ergibt ſich das Empfinden einer Zuſammengehörigkeit, die nur dann fruchtbar iſt, wenn ſie liebend gepflegt wird. So erkennen wir eine Liebe, die das Eigen⸗ perſönliche nicht zerfließen läßt, das Andersperſön⸗ liche aber gern in ſich aufnimmt, und ſie iſt uns das Symbol des Oſterfeſtes mit ſeiner glückäußernden Botſchaft, daß auf den irdiſchen der ewige Frühling folgen wird. Ein vergeſſener Forscher Zum 100. Geburtstage von Gerhard Rohlfs am 14. April 1931 Was ſind heute Forſcher⸗, Entdeckernamen! Heute gekannt, kommt morgen der Samum noch größeren Geſchehens und deckt alles zu. Nur wer ſich wieder und wieder in Erinnerung bringen kann, lebt im Munde der Menge. Alle anderen, die einmal„den Beſten ihrer Zeit genug getan“ haben, leben bald nur noch im Herzen— wiederum— der Beſten. Es bleibt nichts weiter, als ihr Andenken gelegentlich aufs neue zu ehren. Solch ein Halbvergeſſener iſt auch der am 14. April 1831 zu Vegeſack geborene Gerhard Rohlfs. Wenn man weiß, daß er als Erwachſener ein„großer, ſchlanker“ Mann war, dann wundert man ſich, wie ſeine Tante von ihm ſagen konnte:„Et wart kin Freter geboren, et wart en mokt.“ Er ſelbſt gibt frei⸗ mütig zu:„Soviel ich eſſen konnte, ſo faul war ich andererſeits in der Schule; nur Geographie, Deutſch und Geſchichte habe ich gelernt.“ Auch für neue Sprachen hatte er Verſtändnis. Nach der keineswegs faulen Hauslehrerzeit kam Gerhard auf das Gymnaſium zu Osnabrück, kniff aber bald aus, da ſein Tatendrang nur ſchwer die ge⸗ regelte Arbeit ertrug. Mutter und Schweſter holten ihn von Amſterdam zurück, wo er bereits auf einem Schiff Heuer genommen hatte. Auch das Gymnaſium zu Celle, in das er nun geſchickt wurde, vermochte ihn nicht zu halten. Noch nicht achtzehnjährig trat er in das Bremiſche Füſilierbataillon ein, in der Hoffnung, bald nach Schleswig⸗Holſtein in den Krieg zu kom⸗ men. Als dieſe Hoffnung ſich nicht erfüllte, ging er nach Kiel und wurde dort im Schleswig⸗holſteiniſchen Infanteriebataillon Unteroffizier. In den Kämpfen wurde er, kaum neunzehnjährig, Leutnant; aber die däniſche Zeit machte am 31. März 1851 allem ein Ende, und Rohlfs nahm in Heidelberg— ſpäter in Würzburg und Göttingen— das Medizinſtudium auf. Wieder lockte ihn hier der Soldatenſtand. Er ging nach Oeſterreich. Aber da es keinen Krieg gab, verließ er heimlich ſein Regiment und landete nach einer abenteuerlichen Reiſe in Nimes, wo er ſich der Fremdenlegion verſchrieb und— wenn auch Feld⸗ apotheker— Mitkämpfer auf afrikaniſchem Boden wurde. Als es hier nichts mehr zu„tun“ gab, gelang ihm die Löſung des Verhältniſſes, und er reiſte im Frühjahr 1861 nach Tanger, weil es vom Sultan von Marokko hieß, er böte jedem Europäer Gelegenheit, ſein Wiſſen zu verwerten. Allein: Für einen Chriſten traf das bei dem Haß der iſlamitiſchen Bevölkerung nicht zu. So wurde Rohlfs äußerlich— Mohamme⸗ daner, erhielt bald die oberſte Arztſtelle in der Armee des Sultans und wurde ſpäter ſogar deſſen Leibarzt. Durch Empfehlung des engliſchen Geſandten erreichte er, daß er frei im Lande herumreiſen durfte. In dem Buch„Mein erſter Aufenthalt in Marokko und Reiſe ſüdlich vom Atlas durch die Oaſen Draa und Tafilet“ ſchildert er ſeine Erlebniſſe. Bei einem Ueberfall entging er nur durch ein Wunder dem Tode. Aus neun Wunden blutend, mit zerſchmettertem linken Oberarm und zerhackter rechter Hand lag er 48 Stun⸗ den allein in einer„Uebergangsgegend der Sahara“, den Anfall von Hyänen und Schakalen fürchtend und von brennendem Durſt gepeinigt. Der verletzte Arm blieb verkürzt und drei Finger der linken Hand blieben ſteif. Seine zweite Reiſe, angeregt durch Petermann, den Vorſtand des Geographiſchen Inſtituts von Nößige Gebühr. Juſtus Perthes in Gotha, trat Rohlfs 1863 an. Sie führte ihn über den Atlas und durch oͤte Wüſte von Tanger nach Tripolis. Wenn ihm auch von wiſſenſchaftlichen Geſellſchaften Mittel zur Ver⸗ fügung geſtellt wurden, ſo waren doch die knapp 1400 Taler— einſchließlich 500 Taler von ſeinem Bru⸗ der Hermann— immer noch mehr als beſcheiden zu nennen. Sein eigentliches Ziel, Timbuktu, erreichte er zwar auf dieſer Reiſe nicht, überſchritt aber doch als erſter den Atlas, und viele ſeiner Mitteilungen waren völliges Neugut für die Wiſſenſchaft. Die dritte Reiſe, die er am 20. Mai 1865 von Tri⸗ polis aus antrat, führte ihn„guer durch Afrika“. Die Abſicht, Wadai aufzuſuchen, mußte er ſchweren Herzens aufgeben, da Fieber und Ruhr ſeinen Kör⸗ per ſehr geſchwächt hatten. Er entſchloß ſich, in ſüd⸗ weſtlicher Richtung die Durchquerung Afrikas zu vollenden, und erreichte auch glücklich am 1. Juni 1867 das an der Weſtküſte gelegene Lagos. Die Be⸗ ſchreibung dieſer Reiſe machte Rohlfs' Namen welt⸗ bekannt. 1867 ging er im Auftrage König Wilhelms von Preußen zu der engliſch⸗indiſchen Armee, die gegen den Negus von Abeſſinien Krieg führte. Kaum zu⸗ rück, brachte ein Auftrag des Königs ihn zum Sultan von Bornu mit königlichen Geſchenken, die Rohlfs auf ſeiner früheren Reiſe dem Sultan verſprochen hatte. Bei dieſem Auftrage unterſtützte ihn Dr. Guſtav Nachtigal, der dann ſeine Reiſe weiter ausdehnte und fünf Jahre unterwegs blieb. 1873 ſtellte der Vizekönig von Aegypten Rohlfs 80000 Mark zu erneuter Erforſchung der Libyſchen Wüſte zur Verfügung. Nach dreieinhalb Monaten erreichte die Expedition den Nil und fuhr auf ihm nach Kairo zurück. Inzwiſchen hatte König Leopold II. von Belgien Intereſſe für afrikaniſches Gebiet gefaßt, und die zum Teil auf ihn zurückzuführende Deutſche Abteilung der „Internationalen afrikaniſchen Aſſoziation“ ſandte 1878 Rohlfs hinaus, daß er vom Norden nach Inner⸗ afrika vordringe, wobei man vor allem die Erforſchung des nördlichen Kongobeckens durch ihn erhoffte. Nach Entdeckung der Oaſe Kufra zwang ihn der Fanatis⸗ mus der durch einen ſeiner Begleiter verhetzten Be⸗ wohner zur Umkehr. „Mit Kufra prangt Rohlfs' Name in majeſtätiſcher Einſamkeit und Oede“, ſagte Schweinfurth, der ſich weiterhin alſo ausläßt:„Die Enträtſelung des räum⸗ lich Unbekannten auf der Erde gefördert zu haben, mag als ein Voreug gelten, dem nicht immer perſönliche Verdienſte anhaften. Werden doch manchem Fortunas Gaben mehr im unbewußten Glücksſpiel des Erfolges als in treffſicherer Durchführung ſeiner Pläne zu⸗ teil... Rohlfs, jeder Rückſicht auf eigene Wohlfahrt bar, machte von Hauſe aus große Einſätze, und ſchwere Opfer hielten ihn nicht ab von den waghalſigſten Un⸗ ternehmungen. Es waren dieſelben, die offenbar ſei⸗ nen Lebensabend verkürzt haben. Will man aber ſeine Lebensarbeit abſchätzen, muß man zunächſt an das⸗ jenige erinnern, wodurch er tatſächlich die allgemeine Kenntnis erweitert hat.“ 1 Am 2. Juni 1896 entſchlief Rohlfßs in Godes⸗ berg, wohin er ſich mit ſeiner Frau von Weimar zurückgezogen hatte. Ein reiches Leben der Arbeit und der Erfolge lag hinter ihm. Nur einen Teil da⸗ von haben wir hier berühren können. Erwähnen kön⸗ nen wir noch ſeine umfangreiche Vortragstätigkeit, die ihn ſelbſt nach Amerika führte, und ſein Wirken als deutſcher Generalkonſul in Sanſibar. Skädt. Sparkaſſe Maunnkeim Hinteflegungsstelle für Mündelvefmégen 142. Jahrgang/ Nr. 172 Ein neuer Prouſt Marcel Prouſt: Die Herzogin non Gnermantes Verlag R. Piper u. Co., München. 2 Bände Ueberſetzt von Walter Benjamin und Franz Heſſel. Lange genug haben wir auf die Fortſetzung von Prouſts großer Proſaſchöpfung„Auf den Spuren der verlorenen Zeit“ warten müſſen. Der Verlag, der mit den erſten Teilen—„Der Weg zu Swann“ und„Im Schatten der jungen Mädchen“— den Ruhm des frühvollendeten Franzoſen auch in Deutſchland ausbreiten half, wurde ein Opfer unſerer Wirtſchaftsnöte. Umſo dankenswerter iſt die Einſicht des neuen Verlages, daß ihn die Ueber⸗ nahme der Reſtbeſtände jener erſten Bände dazu verpflichte, die unterbrochene Eindeutſchung Marcel Prouſts weiterzuführen und zu beenden. Nun, wo als dritte Abteilung„Die Herzogin von Guermantes“ in zwei umfänglichen, aber ſchön und handlich zugeformten Bänden vor uns liegt, wo wir beginnen, Seite für Seite leſend umzublättern, voll⸗ zieht ſich wieder das ſeltene Wunder einer unauf⸗ haltſamen Verzauberung aus anfänglichem Wider⸗ ſtreben in tiefſte Beglückung. Prouſt iſt, zumal in deutſcher Uebertragungen, ein Schrift⸗Steller im ur⸗ eigenſten Sinn, der es ſeinen Leſern nicht leicht macht, mit der geradezu artiſtiſchen Konſtruktion ſeines Satzbaues ſich abzufinden. Auf dem verwir⸗ renden Delta ſeines Wortfluſſes kann man nicht läſſig dahin fahren. Die Aufmerkſamkeit darf das Steuer keinen Augenblick aus der Hand laſſen. Aber hat man ſich einmal an den von jedem Gedanken⸗ hauch aufgekräuſelten Wellenſchlag ſeiner Sprache gewöhnt, dann trägt einen dieſer Amazonas in ein phantaſtiſches Gedankenparadies. Geiſtige Horizonte von einer Köſtlichkeit ohnegleichen tun ſich auf, eine ganz ungewöhnliche, trotzdem irgendwie ſeltſam vertraute Welt liegt an den Ufern, noch in ihren flüchtigſten Bildern erregend wie Abenteuer. Jedoch, wer nun wähnt, in der„Herzogin“ dränge ſich die Fülle romanhafter Erlebniſſe und es ſeien darin alle Regiſter novelliſtiſcher Spannung gezogen, der irrt ſich gründlich. Denn in dieſen zwei Bänden geſchieht im Grunde nichts! Wenig⸗ ſtens nichts von dieſer Art. Umſo mehr vollzieht ſich in dem Nervengeflecht jenes„Ich“, das da zu uns ſpricht und natürlich Prouſt heißt und eine ein⸗ zige Membrane zu ſein ſcheint, fähig, die zarteſten Reflexe der Erſcheinungen, die ſchattenhafteſten Vor⸗ gänge der Wahrnehmung in tönende Schwingung, in Sprache umzuwandeln. Dient doch dieſem Ner⸗ venmenſchen ein Gehirn, welches ſeine eigenen Ak⸗ tionen, und ſeien es die verborgenſten, anſtrengungs⸗ los zu ordnen vermag. Alſo kein Roman, nur Pſychologie? Weit ge⸗ fehlt. Denn Seelenforſchung in doktrinärer Abſicht liegt Prouſt völlig ſern. Aber die Projektionen ſeiner geiſtigen, phyſiſchen oder materiellen Umwelt auf ſein Senſorium geraten von ſelbſt zu Seelen⸗ dokumenten aus dem einfachen Grunde, weil dieſer Dichter zuerſt und zuletzt auf alles mit dem Herzen reagiert, und das mit einer grenzenloſen Weite der Aufnahmefähigkeit. Die intellektuelle Interpretation folgt erſt an zweiter Stelle. Was auch immer in der „Herzogin“ ſich zuträgt, mag es nur die Alltäglichkeit eines Telephongeſpräches ſein, wird ſolcherart für den Leſer, was es für den Dichter war: zum ſeeli⸗ ſchen Erlebnis. Und das Schöne iſt, daß eine Natur wie dieſe— traumhaft, ohne Schwere ſchöpferiſch auch in ihren Abſtraktionen eine durchaus ſinnliche, ſinnfällige Gegenſtändlichkeit bewahrt. Ueber den Geſchehnisablauf, über die äußere Handlung in der„Herzogin von Guermantes“ braucht man nicht viel Worte zu machen. Der Er⸗ zählende, deſſen frühes Leiden am romantiſchen Idealismus die vorangegangenen Bände dargeſtellt hatten, wächſt jetzt dichter mit der Welt der Tat⸗ ſachen zuſammen. Indem der Hexangereifte in den Kreis zweckgelenkter Menſchen tritt, verwandelt ſich ihm Schein in Sein, der Haug zur Illuſion in ein taſtendes Abfinden mit der Realität. Die Welt, die ſich ihm öffnet, iſt die adlige Geſellſchaft des Fau⸗ bourg St. Germain, ſind die ariſtokratiſchen Salons der Dreyfus⸗Zeit. Der faſt maniſchen Schwärmerei des jungen Mannes zu der Herzogin, der gefeier⸗ teſten, excluſivſten Repräſentantin dieſer Geſellſchaft, mird damit zugleich ein Ende bereitet: das als Ah⸗ nung geliebte Frauenweſen verliert ſeinen lockenden Nimbus, ſobald der Anbetende ſelbſt im Himmel reich ſeiner heimlichen Göttin atmet. Die Nähe ent⸗ zaubert. Denn dieſer Himmel gleicht darin einem gemalten Bühnenproſpekt, daß ſeine Wahrheit nur von der Ferne, der Entrücktheit, der Diſtanz lebt. taſieliebe kontrapunktiert Prouſt mit einer ſozio⸗ logiſchen Kritik grandſeigneuraler Lebensformen, die ihn als einen neuen„ſpectator“ in das hellſte Licht ſetzt, zumal ſeine Betrachtungen immer anmuiig, witzig, geiſtreich, alſo auf das Höchſte unterhaltſam bleiben. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß viele der uns aus den früheren Bänden her vertrauten Ge⸗ ſtalten wie Swann, Blank, Albertine, die Großmuk⸗ ter, der Herr von Charlus im Zentrum und an der Peripherie der geſchilderten Vorgänge teils ephemer, teils als wichtigere Akteure in Erſcheinung treten, „Kurzum, mit der„Herzogin“ wird erneut be⸗ ſtätigt, daß Prouſts Werk eins der wichtigſten und koſtbarſten geiſtigen Austauſchgüter iſt, die wir Frankreich in den letzten Jahren zu danken hatten. Es iſt vielleicht zu erleſen, um raſch viele Leſer zu finden. Umſo mehr wird ſeine Wirkung in die Tiefe gehen. Ein Werk, das bleibt. Hch. 5 8 optiſchen Dieſes Leitmotiv einer bloßen Phan⸗ ne tken⸗ rache ein zonte eine tſam hren gin? und nung ieſen enig⸗ zieht a zu ein⸗ eſten Vor⸗ ung, Ner⸗ Ak⸗ ngs⸗ ge⸗ bſicht onen welt elen⸗ ieſer ren der dtion t der chkeit für ſeeli⸗ atut ch 5 liche, ßere ites“ Er⸗ ſchen ſtellt Tat⸗ den t ſich ein „die * ebständas Arbeiteninnen 3 Mittwoch, Jüngerer, lleberſeeverkehr gut verſierter im Ausland⸗Tarifweſen und ſpez. 52590 Spetlit pon Juternat. Trausport⸗Geſ. geſucht. Angebote unter X L 70 an die Geſchäftsſtelle dſs. Bl. Aelt, branchekund. Herr, mit den Mannheimer Perhältn, vertraut, zur Führung eines hieſigen * Bierdenots halb geſucht. Angeb. mit Angabe der Kautions⸗ ſellung und des Gehalts unter 8 L 48 an die Heſchäftsſtelle dieſes Blattes. B40 ber sofort gesucht Jüngere Kontoristin Bewerberinnen, die bereits Rechen- Maschinen bedient haben. werden bevorsugt. M. 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Unſere wirtſchaftliche Not mit traurigen, troſtloſen Begleiterſcheinungen t viele Mitmenſchen die Pforten des Gerichtes beſchreiten, die ſich in geordneten Zeiten niemals träumen ließen, daß auch für ſie eine Zeit kommen würde, in der ſie ſich mit dem Geſetze näher befaſſen n, oder daß ſich das Geſetz mit ihnen befaſſen Sei es nun für ſie oder gegen ſie, ſei es lrechtlicher oder in ſtrafrechtlicher Hinſicht, ſei Kläger oder als Beklagte oder gar als An⸗ Wohl und In ſehr vielen Fällen bringt die Unkenntnis des Geſetzes ſo manchen Mitmenſchen ungewollt vor die Schranken des Gerichts. Erſt vor dem Richter kommt er zur Erkenntnis: Unkenntnis des Veſetzes ſchützt nicht vor Strafe. Viele Menſchen en in det Selbſthilfe ſich Recht verſchaffen zu dürfen, ohne zu wiſſen, daß auch in dieſer Rich⸗ tung das Geſetz Grenzen gezogen hat. In unſeren veränderten materiellen Verhältniſſen wird es dem Richter manchmal ſchwer, ein Urteil zu fällen, das unter Berückſichtigung des beſtehenden Geſetzes dem heutigen Volksempfinden entſpricht. Der Richter iſt an das Geſetz gebunden und er wird niemals den Rechtsgrundſatz durchbrechen. In dem Gerichtsſaale für Zivilſachen fördern neben den Forderungsklagen die Klagen auf Unterhaltsgewährung beſonders tragiſche Mo⸗ mente zutage, wo alte, abgearbeitete Leute, denen die Inflation den letzten Spargroſchen geraubt hat, ihre Kinder auf den notwendigſten Unterhalt ver⸗ klagen müſſen. Sie gelangen nur zu oft zur Ein⸗ ſicht, daß die Kinder und Enkel ſelbſt am Hungertuch Ragen. Die Not trägt Zerwürfniſſe in die Familie, ſodaß die Che zerrüttet und zerſtört wird, was die in erſchreckendem Maße zunehmenden Eheſchei⸗ dungen beweiſen. Die Wohnungsnot⸗ und Miet⸗ ſchwierigkeiten ergeben vor Gericht ein erſchütterndes Bild. Mit einem gerüttelt Maß voll Haß ſtehen ſich meiſtens Hauseigentümer und Mieter gegenüber. nicht minder ſchwieriges Kapitel hat der Richter beim Arbeitsgericht zu bewältigen, wo ſich Unternehmer d. h. Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegenüberſtehen. Ein trauriges Kapitel entrollt ſich vor unſern Augen im Gerichtsſaale für ZJugendſachen. Hier leuchtet der Jugendrichter ſo recht in die Urtiefe der menſchlichen Schwächen, des menſchlichen Elendes. Dieſes Elend wird meiſtens durch eine grenzenloſe, beiſpielsloſe Sitten⸗ lofigkeit heraufbeſchworen, in der die Kinder in un⸗ zureichenden Wohnräumen emporwachſen. Die Kinder müſſen in Zwangserziehungsanſtalten, in weniger graſſen Fällen bei geeigneten Familien un⸗ tergebracht werden. Hochzeit des franzöſiſchen Kronprinzen“ Der Graf von Paris mit ſeiner Gattin, der Prinzeſſin Iſabella von Orléans nach der Trauung Im Palazzo'Orlsaus zu Palermo fand die feier⸗ liche Vermählung des Grafen von Paris, des Sohnes des franzöſiſchen Kronprätendenten Herzog von Guiſe, mit der Prinzeſſin Iſabella von Orléans Braganza ſtatt. Der Strafgerichtsſaal bietet die abwechſ⸗ lungsreichſten Bilder. Meineids⸗, Sittlichkeits⸗ Eigentums⸗ und Roheitsdelikte ziehen an dem Auge des Zuſchauers vorüber, wie ein ſchauerlicher Film. Die Beleidigungsklagen mit ihren Gehäſſig⸗ keits⸗ und Vernichtungsmerkmalen ſprechen für ſich. Der Gerichtsſaal für Ableiſtung der Offen⸗ barungseide zitiert ſtets eine große Anzahl von Opfern herbei, denen das Schickſal übel mitgeſpielt hat. Das Vormundſchaftsgericht hat eine traurige Miſſion zu erfüllen. Werden doch hier die Neue Maunheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Grundbuchamt in Anſprach. Die tagtäglich ange⸗ kündigten Zwangsverſteigerungen von Haus⸗ und Liegenſchaften ſprechen eine unzweideutige Sprache. Die Belaſtung der Häuſer und Grundſtücke hat in den meiſten Fällen ihre Höchſtgrenze erreicht. Zeigt ſich hier das menſchliche Elend und unſer wirtſchaftlicher Tiefſtand in höchſter Potenz, ſo will es ſcheinen, daß in unſerm verarmten Deutſchland Wohlſtand im Uebermaße herrſcht, wenn wir die Vergnügungsſalone unſerer Großſtädte, namentlich unſerer Landeshauptſtädte beſuchen. Kriſtalleuchter Das Rekoroôflugzeug Kreuz des Südens in Siöney abgeſtürzt Das Flugzeug„Southern Croß“(Kreuz des Südens), mit dem der auſtraliſche Flieger Kingsſord Smith ſeinerzeit den Rekordflug Auſtralien— England durchführte, iſt mit ſeinem jetzigen Beſitzer und deſſen Begleiter in Sidney abgeſtürzt. Beide Inſaſſen wurden getötet. elterulos gewordenen Kinder, ſowie die unehelichen Kinder in väterlich richterlicher Rechtsfürſorge be⸗ treut.- 5 Das Nachlaßgericht, dem die Erbeuermitte⸗ lung, die Eröffnung der Teſtamente und die Aus⸗ ſtellung der Erbſcheine obliegt, bildet oft der Schau⸗ platz keinesfalls ſchöner Familienſzenen und nicht mit Unrecht ſagt das Sprichwort:„Die Einigkeit unter den Geſchwiſtern beſteht ſolange, bis es ans Erben und Teilen geht.“ Wegen Kleinigkeiten befehden ſich oft die Geſchwiſter, Prozeſſe werden angeſtrengt und ein unheilbarer Familienzwiſt überträgt ſich auf Generationen. Das Regiſtergericht, das gerichtliche Baro⸗ meter der wirtſchaftlichen Konjunktur zeigt einen unheimlichen Tiefſtand an und das Konkursgericht iſt gezwungen, eine wenig erfreuliche Tätigkeit zu entfalten, wie noch zu keiner Zeit. Das Grundbuchamt ſteht in einem beſon⸗ deren Zeichen unſeres wirtſchaftlichen Ruins. Hier geht es zu wie in einem Bienen⸗ haus. Privatperſonen, Auskunfteien, Bankbeamten, Konkurs⸗ und Zwangsverwalter, Grundſtücksmakler, Steuerkontrolleure, Rechtsanwälte, Notaxiatsbeamte ohne Zahl nehmen täglich zu ihren Erhebungen das werfen märchenhafte Lichtwellen in den Saal; eine auserwählte Künſtlerkapelle ſorgt für den unter⸗ haltenden Teil und ein auserwähltes Publikum führt ſich an den reich gedeckten Tafeln Hochgenüſe zu Ge⸗ müte. Schenkt man dieſem Publikum größere Auf⸗ merkſamkeit, ſo findet man ſtets, daß es ſich in der Hauptſache um Ausländer handelt, in den ſeltenſten Fällen um Deutſche. Hier pflegen die Kontrolleure zu verkehren, die die Siegerſtaaten zu uns ſchicken, um unſere wirt⸗ ſchaftlichen Verhältniſſe und unſer Zahlungsver⸗ mögen zu ſtudieren. Die Frequenz der Vergnü⸗ gungsſalons und die Befriedigung der Bebürfniſſe eines ausländiſchen, mitunter oft verwöhnten Publi⸗ kums nehmen die Kontrolle als willkommenen Maß⸗ ſtab, um ihrem Lande die ſolide Stabilität der deut⸗ ſchen Wirtſchaft und damit die außer Zweifel ſtehende Möglichkeit der Erfüllung des Poungplaues zu ſchildern; was uns ja zur Genüge aus auslän⸗ diſchen Zeitungen bekannt iſt. Würden dieſe Kon⸗ trolleure bei ihren Kontrollen und Berichten den Maßſtab bei unſeren Wirtſchaftsverhältniſſen dort, wie er ſich ſo echt und unverfälſcht in den Gerichts⸗ ſälen und beim Grundbuchamt ergibt, anlegen, dann müßten die Siegerſtaaten einſehen lernen, daß wir ein armes Volk geworden ſind. 3 Eine ſchwere Wahl In Paris wird den Juhabern von Reſtauratio⸗ nen die Pflicht auferlegt, die Speiſekarte ſo ſichtbar auszuhängen, daß der Gaſt ſich über den Preis der Gerichte genau unterrichten kann, ehe er die Wirt⸗ ſchaft betritt, Wird dieſe Beſtimmung nicht befolgt, ſo iſt eine empfindliche Geldſtrafe fällig. Im abendlichen Dunkel iſt die Speiſekarte ſchwer zu leſen und zu entziffern, wenn nicht gerade eine helle La⸗ terne in der Nähe brennt. Da mehrere Inhaber von Reſtaurationen ſich wegen mangelhafter Beleuchtung bereits eine Strafe zugezogen haben, iſt es in der letz⸗ ten Zeit Brauch geworden, die Speiſekarte in dem Bereich einer oder mehrerer elektriſcher Lampen un⸗ terzubringen, die am Abend ihr Licht leuchten laſſen. Nur haben in dieſem Falle die Wirte ihre Rech⸗ nung ohne die Steuerbehörde gemacht. Es gibt näm⸗ lich in Paris noch eine andere geſetzliche Beſtimmung, die ſtändig beleuchtete Ankündigungen mit einer Steuer belegt. Sie zielt in der Hauptſache auf die Lichtreklame, wurde aber von der wachſamen Steuer⸗ behörde alsbald auch auf die beleuchteten Speiſekar⸗ ten angewendet. Die Pariſer Wirte ſtehen nun vor einer ſchweren Wahl. Sollen ſie es darauf ankommen Eroͤgaserploſion in Ilalien Der Erdgasausbruch bei Bohrarbeiten in Lardarello(Italien) laſſen, daß ſie wegen ungenügender Beleuchtung der Speiſekarten beſtraft werden, oder ſollen ſie ſich durch ausreichende Beleuchtung die ebenſo hohe Steuer zu⸗ ziehen. In dem einen wie in dem anderen Falle ſind täglich fünfzehn Frances fällig. Vorläufig unterliegt der Fall noch der Eutſcheidung der ſteuerlichen Be⸗ rufungsinſtanz. Aber wer die Steuerbehörde kennt, wird wohl an dem Ausgang dieſer Entſcheidung nicht zweifeln. Ein geheimnisvoller Wohltäter In den landwirtſchaftlichen Notſtandsgebieten der Vereinigten Staaten erregt ſeit kurzem ein Mann Aufſehen, der in ſeinem Automobil von Ort zu Ort fährt und mit vollen Händen Geld an die verarmten Farmer verteilt. Der Wagen iſt vollgepackt mit Koffern, in denen es von Dollarnoten wimmelt. Einem Zeitungsreporter erklärte der geheimnisvolle Wohltäter, er habe ſein ganzes Leben in Müßiggang zugebracht und fühle ſich glücklich, daß er ſich end⸗ lich einmal nützlich machen könne. Die Reichen hätten die Verpflichtung, den Beſitzloſen zu helfen, Ausdehnung der portugieſiſchen Anruhen auf die Azoren 5. April 1991 Fragen weigerte Wohltäter, ſeinen Namen zu nennen. Als er in Miſſiſſippi interviewt wurde, hatte er Nord⸗ ung Süd⸗Carolina bereits hinter ſich. In fünf weiteren verarmten Farmerſtaaten wollte er ſein Geld noch unterbringen. Ehe er ſeine Fahrt beendet hatte, war es den Reportern gelungen, das Geheimnis ſeiner Perſönlichkeit zu lüften. Es handelt ſich um einen Millionär namens Enos Jones aus Jerſey Eity, der von ſeinem Vater eine chemiſche Fabri und ein rieſiges Vermögen geerbt hat. 5 5 5—— 5 Die Wohnungsnot eines Einſiedlers Ein engliſcher Waldeinſiedler, im Volksmunde „Mountain(Berg) ⸗Charlie“ genannt, iſt in bittere Verlegenheit geraten, wo er ſein Haupt nie⸗ derlegen ſoll, Vor zwei Jahren verzweifelten die Aerzte an ſeinem Leben. Daraufhin beſchloß er, ein Leben in vollem Einklang mit der Natur zu führen“ Er zog ſich in den Epping Foreſt, einen Wald in der Nähe von London, zurück und baute ſich dort in der Gabel einer Rieſenbuche eine Wohnſtätte. Aus Brettern, Aeſten und Zweigen entſtand eine Hütte, die auch während der kalten Jahreszeit eine ſichere Uẽnterkunft bot. Hier wurde der Einſiedler zu einem geſunden Mann. Ein Rotkehlchen, das über ihm denſelben Baum bewohnte, befreundete ſich mit ihm und ließ ſich täglich von ihm füttern. Dieſes Idyll dauerte zwei Jahre. Bei den Waldhütern fand der Einſted⸗ ler von Anfang an nur geringes Verſtändnis. Aher man ließ ihn wenigſtens gewähren. Vor kurzem ſetzte aber ein ſtrengeres Regiment ein. Der Ein⸗ ſiedler wurde aufgefordert, ſeine Wohnung zu räu⸗ men, und als er der Aufforderung nicht nachkam, machte man kurzen Prozeß. Die Hütte wurde abge⸗ riſſen und die Gebrauchsgegenſtände wurden auf den Boden geworfen. Der Einſiedler ſah dem Zerſtb⸗ rungswerk mit raurigen Augen zu. Zur Zeit hält er ſich als Obdachloſer in London auf. Er iſt auf der Suche nach einem anderen— Baum. Der geplünderte Oſterhaſe In der amerikaniſchen Stadt Phoenixvil le in dem Staate Pennſylvanien erlebten zahlreiche Kinder eine ſchlimme Oſterenttäuſchung. Es iſt dort Sitte, daß den ärmeren Kindern Oſtereier zum Ge⸗ ſchenk gemacht werden, die man auf einem weiten Feld verſteckt, und die die Kinder dann ſuchen müſſen, In dieſem Jahre blieb alles Suchen faſt ganz erfolg⸗ los. Nur zwei Eier wurden von den 1200 gefunden, die man am Oſterſamstag verſteckte. Unter den vermiß⸗ ten Gaben des Oſterhaſen befand ſich auch das„Gol⸗ dene Oſterei“, das als Hauptpreis dem glücklichen Finder zugedacht war. Als das ſtundenlange Suchen vergeblich blieb, wurde den Beteiligten klar, daß der Oſterhaſe von räuberiſchen Händen in der vorausgegangenen Nacht ausgeplündert worden war. Die behördliche Unterſuchung führte zur Verhaftung von vier Per⸗ ſonen, die im Verdacht ſtehen, das Feld heimlich„ab⸗ gegraſt“ zu haben. Auf dem Raſenplatz des Weißen Hauſes in Waſhington kamen dagegen 12 000 Kinder bei dem Suchen nach Oſtereiern auf ihre Koſten. Es iſt Brauch, daß der amerikaniſche Präſident die nötigen Oſtereier für dieſes kindliche Vergnügen ſpendet. Die Eier werden auf dem Raſen um die Wette„gerollte, 9 ſich Trotz eindring der Graf Zevpelin über den Pyramiden Das dentſche Luftſchiff über den Pyramiden von Gizeh(Oberägypten Ueberall, wohin das deutſche Ozeanluftſchiff„Graf Zeppelin“ kam, wurde es wie ein Wunder beſtannt und bejubelt. Ponta del Gada auf den Azoren . 1 91 Mittwoch, 15. April 1931 Neue Maunheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 11. Seite/ Nummer 172 8 7 5 8 5 2921 1 Landkulfer 1 10 Pfd. Mk..30 teren Molkereibuffer noch Pid. Mk..50 „war 15 8 noch 1 1 5 lende 77 ute u. morgen 8 Ur noc ute einer 2 2 8 8 5 A En Uller einen Charlie Chaplin in seinem ersten Tonfilm: 5 und morgen! pid. Mx..60 erf 1 8 Dina Gralla e Georg Alexander Frische 5 5 Halold, del Drachentöter l 9 jenhter der Großstadt a 3 8 f er 5 eee eee eee dine Spftseneigenf. DER LIEBE SEX PRESS 10 St. 68 rg. er Chaplin scher Kunst pie brschandden Eine Reise nach Venedig. Rommeiss H 1, 15 5 Wunder Runde Tönendes und stummes 2. 22 1 N brignenl! Entzbckend! Belprograemm! dules Klavier N 3. 5, 7..25 Uhr 300, 5,80,.00 Uhr 3, 5, 7,.25 Uhr 125 g nie- i zu verleihen. Nähere u die Angaben unt. Y F 15 „ Ei 1 5 5 durch die Geſchäftsſt. ren.“— a 0 2967 Mass 1— D rei 2 2 We atlonal-Theater Mannheim 8 Wenger Abeba m Schwarzwaloſchule dort 1 nd morgen letzter Tag! 5 ſtätte. Woch, den 15. Ahr 9* 2 2 E 5 Sex 18 eine Vorstellung Nr. 261— Miete D Nr. 30 ee e eee 5 5 bis N i ein 0 11 u UA ä ꝓ— ä—ꝓ—ßꝑꝗꝓ——ꝗ———% Pfund prima Tafel“ Oberrealſchullehrplan m. wahlfreiem Latein Trauerspiel von Shakespeare— Deutsche Ueber- 5 a f bisher ſtädt. 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