931 1 0 3 s 17 Bezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM..— Waldhofſtraße 6, zuzliglich Zuſtellgebühr.— Abholſtellen: Kronprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Fe Hauptſtraße 68, Erſcheinungsweiſe de Friedrichſtraße 4, 8e Luiſenſtraße 1.— 5 W Oppauer Straße 8, wöchentlich 12 mal. zunhelner Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die Colonelzeile; im Reklameteil RM..— telephoniſche Aufträge keine Gewähr. 32 mm breite die 79 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für Gerichtsſtand Mannheim, Mittag⸗Ausgabe Mittwoch, 10. Juni 193 142. Jahrgang— Nr. 261 Honelle Erklärung Briands in der Kamm Schroffſte Ablehnung jeder deutſchen Reviſionsforderung:„Wir betrachten den Youngplan als definitive Abmachung, es kommt für Irankreich auf keinen Fall in Frage, ihn zu ändern“—„Toſender Veifall“ auf der Rechten und bei der Mitte der Kammer Beleuchtung der Nolverorönung Briands Teſtament Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 10. Juni. Selbfſt der bevorſtehende Rücktritt des Geſamt⸗ kabinetts aus Anlaß der Amtsübergabe an den neuen Präſidenten der Republik ſchreckte die unentwegten Gegner des Außenminiſters Briand nicht ab, ihm von neuem Schwierigkeiten zu berei⸗ ten. Die willkommene Gelegenheit bot die Zuſage Briands, am nächſten Sonntag in einer großen Frie⸗ henskundgebung ehemaliger Kriegsteilnehmer in Gourdon, dem Wahlbezirk des Radikal⸗Sozialen Malvy, teilzunehmen und dort das Präſidium zu übernehmen. Die enge Nachbarſchaft zwiſchen Briand und dem Radikal⸗Sozialen Malvy, der zu der Regie⸗ Kung in Oppoſition ſteht, bezeichnen die franzöſiſchen Nationaliſten als eine politiſche Heraus for⸗ derung. Miniſterpräſident Laval machte die In⸗ lrpellanten bereits vor Beginn der geſtrigen Kam⸗ merſitzung darauf aufmerkſam, daß eine Anfrage über ein zukünftiges Ereignis in der Kammer nicht üblich ſei und daß am kommenden Sonntag Briand überhaupt nicht mehr als Außenminiſter in Gourdon auftreten könne, da das Kabinett dann bereits zu⸗ trückgetreten ſei. Die Interpellanten ließen ſich jedoch nicht über⸗ zeugen und hielten ihre Anfrage aufrecht. Trotz der in Ausſicht ſtehenden ſcharfen Debatte loten die Wandelgänge der Kammer kaum ein be⸗ lehteves Bild als an ſonſtigen Tagen. Gleichgültig betraten die Deputierten den Sitzungsſaal. Wider Erwarten i gaben die Interpellationen des zur Maginotgruppe gehörenden Deputierten Lorin über die Breslauer Stahlhelm⸗ kundgebung dem Außen miniſter Briand Gelegenheit zu ſenſationellen Erklä⸗ rungen in der Reviſionsfrage: Briaud ging zunächſt auf die Stahlhelmkundgebung ein, bezeichnete ſie als ein bedauerns wertes und tadelnswerteg Ereignis. Die Zahl pon 150 000 Teilnehmern ſei weit übertrieben. Auch Fh end 60 000 bedeuten ſchon eine recht anſehn⸗ liche Zahl.„Die Friedenspolitik hat in Denutſchland ungerkennbare große Fortſchritte gemacht. Es wäte ein Wunder, wenn es bei den Deutſchen keine Nationaliſten gäbe, über ſie find nicht die Herren des Landes. Die franzöſiſche Regierung wird jedoch weiter darauf drängen, daß das deutſche Ka⸗ binett derartige Kundgebungen auf jeden Fall verhindert. Jedenfalls werden 8 gegen ähnliche Vorkommniſſe prote⸗ n. Auf die deutſchen Reviſionsbeſtrebungen kaſpielend, teilte Briand mit, ein dementſprechen⸗ der Antrag ſei der franzöſiſchen Regierung bisher nuch nicht zugegangen. Unter geſpannteſter Auf⸗ nerkſamkeit der Kammer gab Briand ſodann die de Erklärung ab; wobei er Wort für Wort mit ſtarken Geſten unterſtrich: „Frankreich will nicht die Koſten einer neuen Schuldenreviſion tragen. Der Joungplan iſt ganz neuen Datums. Nie⸗ mand kaun daran ohne unſere Zuſtim⸗ mung rütteln. Wir betrachten ihn als eine definitive Abmachung. Es kommt für Frankreich auf keinen Fall in Frage, ihn zu ändern.“ koſender Beifall begleitete auf der Rechten und in der Mitte dieſe Erklärungen des Außenmini⸗ lers, die am Vorabend des Kabinettsrücktritts als ein Teſtament für ſeinen Nachfolger alzuſprechen ſind. Die Interpellation des Deputierten Soulier über die Beteiligung Briands am Bankett in durdon wurde nach einigen Zuſammenſtößen zwi⸗ ſchen den Interpellationsrednern mit Laval und em Außenminiſter mit 314 gegen 252 Stimmen vertagt. In einer Rechtfertigungsrede bezeichnete Brian d Als das einzige Ziel des Banketts die Arbeit für den Arieden. Er ſähe nichts Unerlaubtes in der gleich⸗ zeitigen Anweſenheit von Regierung und Oppo⸗ ſlonsmitgliedern, wo es ſich um eine derartige Kundgebung handle.. Einen großen Erfolg gegen ſeinen Widerſacher Franklin Bouillon trug Außenminiſter Briand davon, als er ihm die Worte ins Geſicht gleuderte:„Sie ſind der Letzte, der mir Vorſchriften über würdiges Verhalten zu machen hat,“ was die ammer mit ſtarkem Beifall quittierte. Erläuterungen zur Kriſenſteuer Im einzelnen gliedert ſich die Kriſenſteuer, wie bekannt, in zwei voneinander unabhängige Teile, eine für die Lohnempfänger, die ebenſo wie die Lohnſteuer mit dem Steuerabzug vom Arbeits⸗ lohn an der Quelle erhoben und durch den Arbeit⸗ geber geſondert abgeführt wird, ſowie eine Steuer der veranlagten Einkommenſteuerpflichtigen, die e mit der Einkommenſteuer veranlagt wird. Die Kriſenlohnſteuer beträgt bei einem Monatsarbeitslohn bis zu 300/ monatlich 1 v. H. des Bruttoarbeitslohnes, ſteigt dann in Stufen von je% v. H. für je weitere 100/ wonatlich bis zu 700% monatlich auf 3 v.., beträgt bei einem Ar⸗ beitslohn zwiſchen 700 und 1000/ 3,5 v.., zwiſchen 1000 und 1500/ 4,5 v. H. und über 3000/ 5 v. H. Die Kriſenlohnſteuer wird vom Bruttoarbeitslohn erhoben; irgendwelche Abzüge dürfen nicht gemacht werden. Es zahlt alſo, um einige Beiſpiele an⸗ zuführen, ein Lohnempfänger mit einem Brutto⸗ arbeitslohn von monatlich 250/ monatlich 2,50/ Kriſenſteuer; bei Arbeitslohn von 300/ monatlich 3, 7. 7 77 400„ 5 53 51 1 75. 500) 1 751 1 0 71 7. 17„ 600„ 77 1 5.„ 700„ 555 N 2„ 800„. 28„ 1500 60„ 71. 5.* 1 Beſondere Vorſchriften ſind getroffen für die Be⸗ ſteuer ung der einmaligen Einnahmen. Wenn zum Beiſpiel ein Lohnempfänger neben ſeinen laufenden Bezügen eine einmalige Tantieme von 5000% bezieht, ſo zahlt er davon 5 v. H. 250 4 Kriſenlohnſteuer. Von dieſer Kriſenlohnſteuer ſind befreit diejenigen Perſonen, die effektiv keine Lohn⸗ ſteuer zahlen, und ferner ſind befreit die Beamten, weil bei ihnen eine direkte Gehaltskürzung erfolgt. Die Kriſenſteuer der veranlagten Ein⸗ kommenſteuerpflichtigen bemißt ſich nach dem Einkommen, das für Steuerabſchnitte veranlagt wird, die in den Kalenderjahren 1931 und 1932 ge⸗ endet haben. Der Tarif beträgt hier bis zu einem Jahreseinkommen von 8 600/ 0,75 v. H. zwiſchen 3 600 bis 6000 F—Ʒπ von 6 000„ 20 000„ 1,5„„ 55 20 000„ 100 000„2 5 „ 100 000„ 250 000„ 2,5„„ 5 250 000„ 590000 3 5 500 000„ 1000 000„ 3,5„„ über 1000 000„ 4 Ebenſo wie bei der Kriſenlohnſteuer dürfen der ſteuerfreie Einkommensteil und die Familienermäßi⸗ gungen nicht abgezogen werden. Pflichtige je⸗ doch, bei denen z. B. wegen der Familienermäßi⸗ gungen keine Einkommenſteuer feſtgeſetzt wird, ſind auch von der Kriſenſteuer der Veranlagten frei. Ein Gewerbetreibender zahlt z..: bei Einkommen von 2000/ 15/ Kriſenſteuer 1 7. 4000 77 40** 7„ 5 89000„ 120 1 75 5„ ie, 1 5 95* 25 000 7 5 7 1 5 5„ 80000 1800 5 2 7 10 150 000„ 3 750„ 5 1 1„ 300 000„ 9 000„ 0 7 7„ 1 000 000„ 35 000„ 5 7„„ 1 500 000„ 60 000„ 75 Bei Landwirten iſt zu berückſichtigen, daß durch die Einführung der landwirtſchaftlichen Ein⸗ heitsſteuer die erſten 6000 Mk. des landwirtſchaftlichen Einkommens ſteuerfrei ſind. Landwirte bis zu 6 000 Mk. Einkommen ſind alſo auch von der Kriſenſteuer befreit. Ein Landwirt mit 10000 Mk. Einkommen zahlt 40 Mk. Kriſenſteuer. Zu beachten iſt, daß die Kriſenſteuer der Veran⸗ lagten bei den veranlagten Gehaltsempfängern zur Kriſenlohnſteuer hinzutritt. Hier findet alſo eine doppelte Heranziehung ſtatt. Um Härten zu vermeiden, ſind jedoch Gehaltseinkommen bis z u 16000 /, gleichviel ob es ſich um Beamte oder private Lohnempfänger handelt, von der doppelten Belaſtung ausgenommen. Solche Pflichtige unter⸗ liegen der Kriſenſteuer der Veranlagten ſomit nur mit ihrem ſonſtigen Einkommen. Hat alſo z. B. ein Gehaltsempfänger 12 000% Gehalt und kein ſon⸗ ſtiges Einkommen, ſo zahlt er nur die Kriſenlohn⸗ ſteuer. Hat er daneben 2000/ ſonſtiges Einkommen, ſo zahlt er hiervon die Kriſenlohnſteuer der Veran⸗ lagten mit 1 v.., d. ſ. 30 /. Hat ein Gehalts⸗ empfänger dagegen mehr als 16 000, z. B. 24 000, Gehalt, ſo zahlt er neben der Kriſenlohnſteuer von 1080% im Jahre noch die Kriſenſteuer der Veran⸗ lagten mit 480 l. Die Kriſenſteuer der Veranlagten wird in halbjährlichen Vorauszahlungen am 10. Oktober 1931, 10. März 1932 und 10. Oktober 1932 erhoben. Für die Bemeſſung der Vorauszahlungen wird zunächſt von dem zuletzt zur Einkommenſteuer veranlagten Einkommen ausge⸗ gangen. Endgültig maßgebend iſt aber nicht das zuletzt veranlagte Einkommen, ſondern das Ein⸗ kommen von 1931 und 1932. Nach der Ver⸗ anlagung findet die Verrechnung mit den Voraus⸗ zahlungen ſtatt. Da die Kriſenſteuer erſt vom 1. Juli ab gilt, wird die Kriſenſteuer für 1931 in halber Höhe, für 1932 in voller Höhe erhoben. Die ganze Maßnahme ſoll für 17 Jahre, alſo für die Zeit vom 1. Juli 1931 bis zum 31. De⸗ zember 1932, gelten. Um den Ausnahmecharak⸗ ter dieſer Vorſchrift von vornherein zu betonen, iſt die Reichsregierung ermächtigt, die Kriſenſteuer be⸗ reits im Jahre 1932 aufzuheben oder abzumildern. Der Konflikt Muſſolini Vatikan Drahtung unſ. römiſchen Vertreters Rom, 9. Juni. Wie ich von vatikaniſcher Seite erfahre, dürften infolge des Konflikts zwiſchen Italien und dem Vatikan der päpſtliche Nuntius bei der italieniſchen Regierung und der italieniſche Geſandte beim Vatikan abberufen werden. Das be⸗ deutet indes keinen Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen, da die beiden Perſönlichkeiten ſofort erſetzt werden würden. Man hofft ſogar, daß dieſer Perſonenwechſel zur Erleichterung der Lage beitragen wird. Inzwiſchen dauern die Verhand⸗ lungen an. Das politiſche Rom war geſtern nach⸗ mittag in Hochſpannung. Hartnäckig erhielt ſich das Gerücht von einem Abbruch der Beziehungen. Erſt als man hönte, daß ein Auto mit dem gelb⸗weißen Wimpel in den Hof des Palazzo Chigi eingebogen ſei, entſtand eine gewiſſe Beruhigung. Man erfährt, daß ein vatikaniſcher Diplomat, der aber nicht der Nuntius war, mit dem Außenminiſter konferierte. Der unperſönliche und gefährlichere Weg des Noten⸗ austauſches iſt bisher vermieden worden. Die Tak⸗ ſache, daß die Reden des Papſtes am Samstag und Sonntag keine Angriffe mehr enthielten, hat weſent⸗ lich zur Entſpannung beigetragen. n Im Laufe des Montags trafen aber im Vatikan Berichte über a neue Gewalttätigkeiten gegen Mitglieder der katholiſchen Action 5 ein. In mehreren Orten Italiens ſoll man Katho⸗ liken gezwungen haben, aus der katholiſchen Action auszutreten und Proteſtbriefe gegen die angeblich po⸗ litiſchen Tendenzen der Action zu unterſchreiben. Der „Oſſervatore Romano“ ſoll in verſchiedenen Provinzſtädten von den Behörden beſchlagnahmt wor⸗ den ſein. Wie ich höre, hat der Vatikan geſtern die völlige Einſtellung der Gewaltmaßnahmen zur Vor⸗ ausſetzung weiterer Verhandlungen gemacht, was die italieniſche Regierung zugeſagt haben ſoll. In Rom ſtehen alle kirchlichen Gebäude nach wie vor unter ſtarkem Polizeiſchutz. Andererſeits fordert die italie⸗ niſche Regierung ein direktes Kontrollrecht über die katholiſche Action, was der Vatikan nicht zugeſtehen will. Die Gegenſätze prallen alſo noch hart aufein⸗ ander. Es iſt deshalb nicht ſicher, ob in der heute zu⸗ ſammentretenden mit großer Spannung erwartenden Sitzung des Miniſterrates bereits entſcheidende Be⸗ ſchlüſſe gefaßt werden können. — Paris, 10. Juni. Wie dem„Petit Journal“ aus Straßburg gemeldet wird, iſt der Kammer⸗ ausſchuß für Heeresfragen in Straßburg eingetroffen und hat von dort aus eine Inſpektionsreiſe zur Be⸗ ſächtigung der Grenzbefeſtigungsarbei⸗ ten angetreten. 8 f j — Warſchau, 9. Juni. Durch einen Streikbe⸗ ſchluß der Straßenbahner und Autobusführer wur⸗ den ſämtliche Straßenverkehrsmittel in Warſchau ſtillgelegt. Die Streikenden verlangen die Zurück⸗ nahme einer erlaſſenen Dienſtordnung, die von ihnen, ihrer Meinung nach, zu hohe Akkordleiſtungen verlangt. i Der Welllauf um die Sotwielunion Von Richard Bahr In Genf ſind die Sowjetruſſen, von denen man ſonſt nicht gerade am Quai du Montblanc ge⸗ grüßt zu werden wünſchte, diesmal lebhaft umſchmei⸗ chelt worden. Herr Litwinow hat frank und frei mit allen reden dürfen, ſogar mit dem großen Briand. Und Gerüchte wollen wiſſen, Frankreich ſei drauf und dran, mit der Sowjetunion einen politiſchen Nichtangriffspakt, noch einen zweiten zu dem ſchon vorhandenen unter dem Namen Kel⸗ loggs laufenden, zum mindeſten aber einen Handels⸗ vertrag, zu ſchließen. Es iſt nicht ohne herben Reiz zu beobachten, wie dieſe Dinge(Tatſachen und Nachrichten) auf deutſche Gemüter wirken. Die Einen, mit der frommen Glaubenseinfalt der Urchriſten, halten ein politiſches Abkommen zwiſchen Frankreich und den Sowjets für unmöglich. Das wäre doch eine Demonſtration gegen das Reich, das dann ganz iſoliert daſtünde. Dazu aber würde Moskau ſeine(ja bekanntlich ſehr reinen) Hände nimmer bieten. Andere, ſchon weniger naiv, verlegen ſich aufs Geſundbeten: wir hätten ein Recht, von der Sowjetunion zu fordern, daß die An⸗ näherung an Weſteuropa nicht auf Koſten Deutſch⸗ lands erfolge. Ein franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſcher Nicht⸗ angriffspakt müßte unſere ganze Oſtpolütik als ſinnlos erweiſen:(Es gibt Leute, die ſte auch ſo dafür halten.) Die Dritten ſchließlich emp⸗ finden vor allem die Genugtuung, wieder einmal Recht gehabt zu haben. Recht, daß ſie durch all die Jahre an den Rapallokurs ſich klammerten, deſſen intellektueller Urheber und Anſtifter, wie immer noch zu wenig bekannt iſt, damals in Genf Herr Edvard Benes geweſen war. Mithin müßten und würden wir den ſog. Berliner Vertrag mit der Sow⸗ jetunion demnächſt auf weitere fünf Jahre er⸗ neuern. Bei allen dieſen Ueberlegungen wurde, leider, das Weſentlichſte überſehen, daß das durch die Bolſchewiki ſeeliſch und materiell zerſtampfte oder, wenn man durchaus will, umgeſtampfte Rußland eines anderen Sittengeſetzes ſich erfreut als die Kulturwelt. Meint man im Ernſt, daß die Sowjets uns fragen werden, wenn ihnen ein Ab⸗ kommen winkt, das ſie ſo oder ſo ihren Zielen näherzubringen verheißt? Und bildet man ſich wirk⸗ lich immer noch ein, ſie durch irgendwelche Verträge binden zu können? Man darf vielleicht in dieſem Zuſammenhang an das Communiqué vom 14. Jani v. J. erinnern, in dem die beiden Regierungen, die deutſche und die ſowjetruſſiſche, nach langwierigen, zum Teil recht bewegten Verhandlungen ſich ver⸗ pflichteten,„alle Verſuche zu einer aktiven Beeinfluſ⸗ ſung der inneren Angelegenheiten des anderen Lan⸗ des“ zu unterlaſſen. Das Reich hat natürlich bier⸗ ehrlich an die Abmachungen ſich gehalten. Die Han⸗ delsvertretungen der Sowjets aber haben auch nicht einen ihrer Agenten und Agitatoren zurückgezogen. Und die Radiopropaganda des in deutſcher Sprache hetzenden ruſſiſchen Senders gedieh erſt ſeither zu ihrer vollen Entfaltung.„Sittlich iſt“, hat Lenin gelehrt,„was der kommuniſtiſchen Partei nützlich iſt“ 8 5*. Im vorigen Jahr, nicht gerade als Folge des päpſt⸗ lichen Kampfaufrufs, aber doch durch ihn angeregt, ſchien es, als ob eine allgemeine Meinung der Welt in Sachen des Bolſchewismus ſich vorzubereiten be⸗ gönne. Die Geſchäftsleute fingen an ſtutzig zu wer⸗ den. Die Banken, auch in Deutſchland, hatten ſich ausgerechnet, daß die durch die Sowjets in auslän⸗ diſchen Deviſen ausgeſtellten Trattenbeträge die Zahlungs möglichkeiten der Moskauer Re⸗ gierung um ein Vielfaches überſtiegen. Die Induſtrie gewährte nur ungern noch und ganz kurze Kredite. Das ruſſiſche Dumping, gegründet auf die Skavenarbeit der in die ungeheuren Walddiſtrikte am Eismeer, am Ural und in Nordſibirien Deportierten, hatte den Holzhandel in ganz Europa erſchüttert. Es war nicht mehr fern— ſo durfte man hoffen— vom Durchbruch der Erkenntnis, daß ſich ſelber den Tod aß, wer mit den Sowjets wirtſchaftliche und politiſche Geſchäfte machte. Die fortſchreitende Weltkriſe hat alle ſolchen Anſätze verſchüttet und verweht. Man denkt nicht mehr daran, daß dieſe Kriſe zu ihrem gewichtigſten Teil, weit mehr noch als durch die neuen Grenzziehungen in Europa, juſt von den So w⸗ jets geſchaffen wurde, die die beiden größten Seite/ Nummer 261 2 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag ⸗Ausgabe Mittwoch, 10. Juni 1931 Verſucht nicht einmal ſich klarzumachen, 5, wa r dem Schutz eines namen⸗ loſen Terrors und mit der tumben Hilfe ausländi⸗ ſchen Kapitals und ausländiſcher Kapitaliſten umge⸗ trieben wird, ja gar keine Volkswirtſchaft iſt. Daß auch die vielbeſtaunte, hier gefürchtete, dort um⸗ ſtrittene pjatfilfetka, der Fu nfjahreplan, nicht etwa der Bedürfnisbefriedigung dienen ſoll, auf daß die verelendeten ruſſiſchen Maſſen früher oder ſpäter beſſer entlohnt, kräftiger ernährt, einigermaßen menſchlich behauſt werden können. Daß ſeine Be⸗ ſtimmung vielmehr dieſelbe iſt wie die des durchaus illegitimen Sowjethandels. Der kauft da und dort auf Borg und lange Sicht Waren zuſammen und ſchlägt ſie ſofort, doch grundſätzlich nur gegen bar, wieder los, um für die Weltpropagan da Deviſen in die Hand zu bekommen.(Ein Verfahren, das, von irgend einem Privatmann geübt, allſobald den Strafrichter intereſſteren würde.) Nicht anders auch die Ziele des Fünfjahreplans. Auf dem ſechzehnten Kommuniſtiſchen Kongreß, vor Jahresfriſt in Moskau, ſind ſie alſo erläutert worden: den ausländiſchen Induſtrien eine ruinöſe Konkurrenz zu machen die Arbeitsloſigkeit und das Elend im Ausland zu vermehren und zu verſtärken und ſo für die Ausdeh⸗ nung des Kommunismus die günſtigen revo⸗ lutionären Grundlagen zu ſchaffen. Es ſcheint indes, daß Gedächtnis und Logik der, nach Krieg und Inflation, von der Weltkriſe erfaß⸗ ten Menſchheit nachgerade abhanden kamen. Daß die Wirtſchaftler nicht mehr wirtſchaftlich, die Politiker nicht mehr politiſch denken können. Und die Militärs nicht einmal militäriſch. In der Not frißt der Teufel Fliegen. Die Schrift eines amerikaniſchen Journa⸗ liſten, aus der abſtrakten Empirie der über Ruß⸗ land verſtreuten amerikaniſchen Ingenieure zuſam⸗ mengetragen, geht als Bibel der Weisheit von Hand zu Hand. Das ausgezeichnete Werk aber, das Iwan wird eine Viviſektion Rahuſtetten. Ilfin, der bedeutende Rechtsphtloſoph der einſtk⸗ gen Moskauer Univerſität, in Gemeinſamkeit mit elf ſeiner Schickſalsgenoſſen vorlegt, blieb ſo gut wie unbeachtet. In dieſem Buch(Die Welt vor dem Abgrund. Polätik, Wärtſchaft im kom⸗ muniſtiſchen Staate. Nach authentiſchen Quel⸗ len. Eckart⸗Verlag, Berlin-Steglitz 1931) urteilt S. von Oldenburg über die dritte Internationale: „So beſteht in jedem Lande— vollkommen legal eine auf einen gewaltſamen Umſturz eingeſtellte Organiſation, die blindlings einem ausländiſchen Zentrum gehorcht. Dieſe Orga⸗ niſation beſitzt in den Sowfetvertretungen exterri⸗ toriale Stützpunkte und Finanzierungsorgane, denen der Außenhandel der Sowjetunton bedeutende Sum⸗ men zufließen läßt. Durch ihre kommuniſtiſchen Ge⸗ werkſchaften iſt ſie in der Lage, Maſſenſtreiks zu veranſtalten und auch noch andere Arbeiterorganiſa⸗ tionen mitzureißen, indem ſie ſich auf die Klaſſen⸗ ſolidarität ſtützt. Sie verfügt über Millio⸗ nen williger Späher und Vollſtrecker, denn es iſt der Komintern gelungen, in den meiſten ihrer Anhänger das Vaterlandsbewußt⸗ (Ein lahmzulegen und durch eine blinde Hin⸗ gebung an die Weltpaxtei, an die Internattonale, zu erſetzen. es iſt eine Weltverſchwörung im Gange und die ganze Welt wird von ihr bedroht. Wer in unſerer Zeit Politik treiben oder über politiſche Angelegenheiten Urteile fällen will, ſollte dieſe verhängnisvolle Bewegung nach authentiſchen Quellen gründlich und objektiv ſtudieren. f Gemeinhin, leider, tut man das Gegenteil. Man ſchwätzt ins Blaue. Oder man fährt auf fünf Tage mach Moskau, wie unſere Induſtriellen, und ſchwätzt erſt recht in den meiſten .* Iſt es wirklich ſo ſchwer ſich vorzuſtellen, was Frankreich, das zu ſeinem Teil ja am wenigſten von der Weltkriſe getroffen wurde, am wenigſten auch „Sektion Rahnſtetten⸗ Erſtaufführung des Stückes von Curt Corriuth a im Nationaltheater Politiſche Jugend, reife und unreife, duckt ſich in geheimem Bund zuſammen, ballt die Fauſt, befiehlt ſich Pläne, heckt ihre Durchführung aus, macht ſich daran, mißtraut ſich, führt einen Kampf gegen das eigene Selbſt, mit dem Menſchlichen, um das es dem Dichter in dieſem Stück einzig geht. Aus der Sektion Wie lautet der Befund? Der Dichter Curt Corrinth, bekannt ſeit ſeinem Schülerbrama„Trojaner“, ſucht die Ju⸗ gend von heute dramatiſch einzukreiſen. Es geht dabet nicht mehr um Frühlings Erwachen, ſondern Um die jungmännliche Anteilnahme am Politiſchen des Tages im Zuſammenhang mit dem Schickſal der Geſamtheit. Die Geheimbünde mit ihren Mord⸗ plänen und Femetaten geben das Vorbild für die Rahnſtetten⸗Sektion. Es iſt ein Exempel von geſtern. Aus dem Geheimen wurde inzwiſchen die Straße. . Die Sektion nennt ſich nach ihrem Führer: Rahnſtetten. Er iſt der politiſch eiſenhart Geſottene, der Mann, der nichts anderes kennt, als die ganze Hingabe an die Sache. Der Vertreter eines Kol⸗ lektivbewußtſeins, an dem nur eines falſch iſt: ſein Beginn. Beginn heißt in dieſem Fall wie im ur⸗ ſürünglichen Wortſinn Prinzip. Das Prinzip iſt faͤlſch. An dieſem Prinzip muß Rahnſtetten ſcheitern. Das kann er nur in der äußerſten Konſequenz, in⸗ dem er befiehlt bis zuletzt. Befehlen iſt hier das Setzen einer Ordnung in einer ungeordneten Welt. Die Geheimorganiſation wird zum beherrſchenden Geſetz. Willy Birgel gibt den Sachwalter dieſes Geſetzes, den Ritter vom ſtarren Geſichtsmuskel ſeiner Aus⸗ und Durchführung überaus klug. Man ſpürt, wie hinter dieſer unbeweglichen, umdüſterten Stirn Dinge vorgehen, die in einer dumpfen Klar⸗ heit dem Geſchehen ganz nah kommen. Das Glühen für eine Sache wird hier zur unbedingten Kälte der Durchführung. Für ſich allein wäre dieſer Rahn⸗ ſtetten als Rolle— Birgel gibt mehr als dieſe immer noch eine Abſtraktion. Aber er iſt nicht allein. Er ſteßt in ſeiner Sektion. 8 5 Oder Reichstagseinberufung? Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 10. Juni Da die Rückkehr der deutſchen Miniſter nach Berlin wegen des Nebels auf See ſich verzögern wird, iſt die urſprünglich für heute abend vorge⸗ ſehene Sitzung des Reichs kabinetts, in der die Ergebniſſe von Chequers beſprochen werden ſoll⸗ ten, auf Donnerstag verſchoben worden. Die Partei⸗ führerbeſprechungen ſollen bereits am gleichen Tage beginnen. Den Reichskanzler erwartet ein Proteſt⸗ ſtu rm, deſſen erſte Gewalt der Reichsfinanzmini⸗ ſter Dietrich hat auffangen müſſen. Die weitere Entwicklung wird nun vor allem davon abhängen, ob der Kanzler ſich zu einer Abänderung der Not verordnung aus freien Stücken bereit fin⸗ det. Lehnt er dieſe von faſt allen Parteien erhobene Forderung ab, ſo wäre die Ein⸗ berufung des Reichstags, die er vermieden ſehen will, in bedenkliche Nähe gerückt. Entſcheidun⸗ gen werden erſt fallen, wenn die Fraktionen beraten haben. Als Auftakt zu den bevorſtehenden Auseinander⸗ ſetzungen in der ſozialdemokratiſchen Fraktion iſt ein Artikel des Reichstagspräſtdenten Löbe zu be⸗ trachten, der in einem Nachwort zum Leipziger Parteitag im„Vorwärts“ dem Irrtum ent⸗ gegentritt, daß der Arbeiterklaſſe weitere Belaſtun⸗ gen erſpart bleiben würden, wenn die Sozialdemo⸗ kratie der Regierung Brüning die Gefolgſchaft ver⸗ ſage. Vielmehr ſet zu erwarten, daß bei der Aende⸗ rung der Taktik es noch ſchlimmer werde. Löbe, der nach wie vor für dieſe Umſtellung eintritt, macht den Parteigenoſſen begreiflich, daß die Schwenkung zur Oppoſition mit neuen Opfern und neuen Verſchlechterungen verbunden ſein werde. Der Kampf werde nicht leich⸗ ter, ſondern zunächſt ſchwerer werden. Ihr müßt bereit ſein, ſchließt Löbes Appell,„Huch auf neue Schlachtfelder zu ſchlagen, wenn die Entſcheidung zu neuen Fronten führt.“ Wo iſt der beſte und ſchnellſte Ausweg? Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 10. Juni. Der voreiligen Kombination, daß das Kabinett bereits Ende der Woche den Beſchluß faſſen werde, den Antrag auf ein Transfermoratorium zu ſtellen, iſt die Regierung mit einem halbamtlichen Dementi entgegengetreten. Sie hat nicht die Abſicht, über⸗ ſtürzte Entſcheidungen zu treffen. Das geht ſchon aus der Tatſache hervor, daß der Kanzler am Freitag nach Neudeck fahren wird, um dem Reichspräſidenten über Chequers Bericht zu er⸗ ſtatten. Eine Moratoriumserklärung wilrrde nur die Folge haben, daß einige 300 Mil⸗ lionen Mark nicht in Deviſen, ſondern in Mark aus⸗ gezahlt werden müſſen, ſo daß zwar eine Deviſen⸗, nach ruſſiſchen Geſchäften zu gieren Urſache hat, be⸗ wogen haben könnte, den vielberufenen„ruſſiſchen Draht“ einmal abzutaſten? Ganz ſachte zu prüfen, welche Belaſtungsprobe er unter Umſtänden auszu⸗ halten vermöchte? Der Gedanke liegt im Grunde ſo nahe, daß man von Rechts wegen ſchon früher in Paris auf ihn hätte verfallen müſſen. Für uns im Reich aber ſollte es der Anlaß ſein, von neuem und nun mit ſchier heiligem Ernſt zu überlegen, ob wir nicht dabei ſind, die Fehler der Jahrhundertwende zum anderen Male zu begehen. Es iſt keineswegs Abänderung der Notverorönung? Jaſt alle Parteien verlangen ſie— Wird ſich das Kabinett dazu bereit finden? aber keine Gelderſparnis einträte. Die Maßnahme, die überdies erſt nach Ablauf eines Vier⸗ teljahrs in Krafttreten könnte, würde vor⸗ erſt alſo keine Zahlungsentlaſtung für Deutſchland bringen, das noch ein ganzes Jahr lang die vollen Voungraten an die Bank für internationale Zah⸗ lungen zu entrichten hätte. Die Vermutung liegt daher nahe, daß die Regierung verſuchen wird, an⸗ dere Wege einzuſchlagen. Ueber die Möglich⸗ keiten, die etwa in Betracht kommen, iſt bereits eine rege Diskuſſion im Gange, in deren Vordergrund zwei Pläne ſtehen: Die Einberufung des beratenden Sonderausſchuſſes der B. J. Z. und die Anberaumung einer internationalen Reparations⸗ konferenz. Für welchen Weg ſich die Regierung entſcheiden wird, ſoll erſt in den bevorſtehenden Ka⸗ binettsbeſprechungen eingehend erörtert werden. Dietrich vor der Staatspartei Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 10. Juni. Die Auseinanderſetzungen in der ſtaatspartei⸗ lichen Fraktion, an denen auch die Mitglieder des preußiſchen Landtages teilnahmen, währten mehr als vier Stunden und geſtalteten ſich zeitweiſe ſehr leb⸗ haft. Reichsfinanzminiſter Dietrich, gab einen Ueberblick über die finanzielle Lage in Reich, Ländern und Gemeinden und verteidigte insbeſondere das De⸗ kret der Regierung. Er hob hervor, daß die Kriſen⸗ ſteuer notwendig geworden ſei, um die ſozialen, Einrichtungen zu erhalten. Wenn es nur darauf angekommen wäre, den Etat des Reiches zum Aus⸗ gleich zu bringen, hätte man auf die Kriſenſteuer ver⸗ zichten können. Durch die Arbeitsbeſchaffung der Reichsbahn würde eine fühlbare Entlaſtung auf dem Arbeitsmarkt bewirkt werden. Mit den Ver⸗ tretern des Bergbaus wurde über eine Herab⸗ ſetzung der Kohlenpreiſe um eine Mark für die Tonne verhandelt. Die Reſolution, die zum Schluß der Sitzung angenommen wurde, iſt von auffallender Schärfe. Dennoch läßt ſie— und das iſt wohl das Ausſchlag⸗ gebende— alle Möglichkeiten offen. In der Diskuſſion trat die Auffaſſung her⸗ vor, daß eine Einberufung des Reichstags tunlichſt mit Rückſicht auf die reparationspolitiſchen Abſichten der Regierung vermieden werden dolle. Für die Beſchlüſſe der ſozialdemokratiſchen Reichs⸗ tagsfraktion wird von beſonderer Bedeutung die morgige Beſprechung ſein, die der Fraktionsvorſtand zuſammen mit Vertretern der Gewerkſchaften abhält. Es ſcheint, daß die Gewerkſchaften beabſich⸗ tigen, den Fraktionsvorſtand dahin zu beſtimmen, daß er ſich bei der Fraktion für eine Einberufung des Reichstags einſetzt. Die Frage iſt, ob es dem Fraktionsvorſtand gelingt, dieſen gewerkſchaftlichen Vorſtoß abzubiegen. Die Entſcheidung über die Ein⸗ berufung des Reichstags wird in der morgigen Sitzung des Aelteſtenrats auf keinen Fall erfolgen, da nicht nur von den Sozialdemokraten, ſondern auch von den Vertretern anderer Parteien die Zu⸗ rückſtellung der Einberufungsanträge verlangt wird mötig, wie die an Ideen und an volklichem Empfin⸗ den Armen predigen, den Franzoſen den Verzicht auf die öſterreichiſch⸗deutſche Zollunion und alle ge⸗ meindeutſchen Zukunftshoffnungen auf dem Präſen⸗ tierteller entgegenzubringen. Gewiß, man kann nicht zweit Haſen auf einmal jagen. Wenn man kein Schwert hat und ringsum auf allen Seiten von be⸗ waffneten Wächtern umſtellt iſt, ſchon erſt recht nicht. Doch auch andere„Kompenſationen“ wären am Ende denkbar. Es gibt Leute, die behaupten, ſie wären noch nie von uns angeboten. mit der Begründung, daß erſt die Fraktionen gehört werden müßten. In der Entſchließung der Deutſchen Staakspartez heißt es: ordnung für verfehlt und mit ihren grundſätz⸗ lichen Auffaſſungen nicht für vereinbar Wegen der ſozial und wirtſchaftlich notwendigſten Aenderungen und Ergänzungen wird die Fraktion mit dem Reichskanzler verhandeln. Von dem Ergebnis dieſer Verhandlungen macht die Frak⸗ tion ihre endgültige Entſchließung abhängig. n. 5 Kohlenſäureausbruch bei Neurode 5 5 5 Sieben Todesopfer Telegraphiſche Meldung — Breslau, 10. Juni. Wie die Polizeiverwaltung in Neurode mit teilt, ereignete ſich geſtern Abend gegen 11 Uhr in den Kohlen⸗ und Tonwerken in Kohlendorf hei Neurode beim Schichtwechſel ein Kohlenſänreaus⸗ bruch. Das Unglück forderte ſieben Tote, von denen bereits ſechs geborgen ſind. Außerdem ſind noch vier Verletzte zu beklagen. Zur Zeit beſteht keine weitere Gefahr mehr. Die Rettungsmannſchaften ſind eifrig an der Arbeit, um weitere Unglücksfälle zu verhüten. Es iſt nicht anzunehmen, daß noch weitere Verunglückte in der Grube ſind. Die Ur⸗ ſache des Kohlenſäureausbruchs iſt bisher noch nicht bekannt. N Ankergang eines engliſchen A⸗VBootes Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 10. Juni Das engliſche Unterſeebobot„Poſeidon“ wurde geſtern im Gelben Meer von einem chineſiſchen Frachtdampfer gerammt und zum Sinken gebracht, 28 Mann der Beſatzung wurden gerettet, zwei Lei⸗ chen geborgen und 18 Mann werden vermiß Aus der engliſchen Flottenbaſis Wai⸗Hai⸗Wai, in deren Nähe ſich der Unfall zutrug, kamen ſofort mehrere Kriegsſchiffe heran. Es wurde verſucht, das geſunkene U⸗Boot mit Tauchern zu erreichen, bis⸗ her iſt es jedoch nicht gelungen, das Boot auf dem Meeresgrund zu finden. Nur eine dichte Oeldecke, durch die fortwährend Luftblaſen auffſteigen, zeigt die Unglücksſtätte an. Man hat jetzt die Hoffnung aufgegeben, die im-Boot eingeſchloſſenen Mitglieder der Be⸗ ſatzung noch lebend ans Tageslicht bringen zu können. Das Unterſeeboot„Poſeidon“ iſt erſt vor einem Jahr in Dienſt geſtellt worden und gehörte der modernſten Klaſſe der engliſchen-Boote an. Es war über 86 Meter lang und ſeine Beſtückung be⸗ ſtand aus einem 4⸗zölligen Geſchütz und 8 Torpedo⸗ rohren. Mit 1500 Tonnen war es eines der größten Unterſeeboote der Welt. Der Schaden für die eng⸗ liſche Flotte iſt ſehr ernſt, namentlich wenn man be⸗ denkt, daß in den letzten Jahren mehrere Unterſee⸗ boote verunglückt ſind. Volksentſcheid am g. Auguſt — Berlin, 10. Juni. In politiſchen Kreiſen wird erwartet, daß der Volksentſcheid über die Landtags⸗ auflöſung in Preußen auf Sonntag, den 9. Auguſt, angeſetzt wird. Der ſchweizeriſche Ständerat gegen die Todesſtrafe — Bern, 9. Juni. Der Ständerat hat die Ein⸗ führung der Todesſtrafe im Eidgenöſſiſchen Straf⸗ geſetzbuch verworfen. 69 Stunden in der Luft — Paris, 10. Juni. Um 1,49 Uhr nachts flog das Flugzeug„Bindeſtrich“(De immer, und zwar 69 Stunden. Die in geſchloſſenem Rundflug zurückgelegte Entfernung beträgt 10 800 Kilometer. In dieſer geht es um Jugend und Reife. Hall⸗ bach iſt die Jugend. Bum Krüger gibt dieſen zur Mordtat an einem Miniſter Erkorenen mit ganzer Inbrunſt. Eine Leiſtung, in der Kraft, Auftrieb, Glut des Herzens, aber auch Wärme des Menſch⸗ tums ſteckt. Selbſt wo der Dichter in unerträglich ſentimentale Anwandlungen gerät, weiß Krüger noch zu feſſeln. Die Unterredung mit dem Miniſter, zu der ſich das urſprünglich geplante Attentat wandelt — man ſieht daran, wie literariſch der ganze Fall iſt— wirft den jungen Mann um. Er gelangt zur Einſicht, aber er weiß auch, daß er damit der Feme verfällt. Dieſe übernimmt ſein alter Freund, ſein Lehr⸗ meiſter Tomberg, den Karl Marx mit echter, menſchlicher Wärme umgibt. Dieſer Freund kann es zuerſt nicht dulden, daß der Junge die Tat voll⸗ bringt. Das Geſchehen(allerdings wie der Autor es ſich herauspräpariert) gibt ihm recht. Nun über⸗ nimmt er die Sühne, aber ſo, daß er den Jungen laufen läßt und ſich ſelbſt dafür zum Opfer bringt. Eine Tat, der auf dem Theater keinerlei Schwie⸗ rigkeiten entgegenſtehen. Man ſoll nur nicht mei⸗ nen, daß damit irgend ein menſchliches Problem der politiſchen Jugendbündelei wirklich behandelt ſei. Es iſt nichts anderes als das private Schickſal des Herrn Tomber, an dem man Anteil nehmen kann, wenn es im Theater ſo gut vorgeſpielt wird wie geſtern, oder das einen völlig gleichgültig laſſen kann, ſobald man den Raum der Bühne mit der Sphäre einer ideellen Möglichkeit vertauſcht. Wir entſcheiden uns für letzteres. ** Das ſoll nicht gegen dieſe ausgezeichnete, aus einem Guß gehämmerte Aufführung ſagen, die in ihrer hervorragenden Durchinſtrumentierung zu den allerbeſten des Schauſpiels gehörte. Dr. Gerhard Storz, der aus unbegreiflichen und unerfindlichen Gründen mit dem Ende dieſer Spielzeit das Mann⸗ heimer Theater verläßt, hat hier wieder gezeigt, mit welcher Kraft er es vermag, aus Rollen Menſchen und aus dieſen Menſchen eine Welt in ihrer Eigen⸗ art zu bilden. Die Atmoſphäre des Stücks war echt von Anfang bis zu Ende. Wir nennen daraus die dunkle Geſtalt des ſehr konſequent durchgeführten Schurr von Erich Mu⸗ ſäl, den aufbrauſenden Merten von Guſtl Römer⸗ Hahn, der verkörperte Sturm und Drang, ſchließ⸗ ſchen bleiben immer wieder auf dem Aſphalt ſtehen, lich den als feine Studie über ſein papierenes Da⸗ ſein hinausgeführten Miniſter von Hans Finohr, dem es mit zu danken war, daß die eines Tonfilms nicht unwürdige Szene zwiſchen dem Miniſter und ſeinem jugendlichen Retter wieder Willen ſo ſtark einſchlug.— wie überhaupt das nicht ſehr zahlreiche Publikum geſpannt mit dem Stück ging und am Schluß beſonbers auch den Spielleiter herzlich feierte. Kk. ** Die Mozartwoche beginut am Sonntag. Von den in der Mozartwoche im Nationaltheater zur Aufführung kommenden Werken hat Dr. Eduard Löffler für„Idomeneo“ und„Die Ent⸗ Jührung aus dem Serail“ neue Aus⸗ ſtattungen entworfen, die in den Ateliers des Nationaltheaters hergeſtellt werden. Die„Zauber⸗ fLöte“ kommt im Gewand der Jubtiläumsinſzenie⸗ rung,„Die Hochzeit des Figaro“ in der Geſtalt der letztjährigen Neuinſzenierung auf die Bühne. Für„Coſi fan tutte“ gelangen die von Heinz Grete im Jahre 1926 geſchaffenen Dekorationen zur Verwendung. — Gedichtbuch und Schnellzugs tempo Von Max Jungnickel Das deutſche Gedichtbuch iſt im Zeittumult unter⸗ gegangen. Es liegt da, unbeachtet, verſtaubt: eine ſeeliſche Krähwinkelei. Doch könnte man denken, daß ſich die ſchnellebige, mechaniſche Zeit einen Ge⸗ dichtband wie eine Atempauſe gönnen müßte, um wieder zu ſich zu kommen. Man ſieht jeh doch auch immer wieder die Sternbilder an, ſteckt ſich eine Wieſenblume ins Knopfloch, legt ſich unter eine Birke und ſpinnt ſich einen Traum, und die Men⸗ wenn ſich wie eine bunte, geſchwungene Angelrute ein Regenbogen über die Großſtadthäuſer wirft. Aber wie kommt es, daß das Gedichtbuch in dieſen Tagen bedeutungslos, wirkungslos und eine holde Vergangenheit geworden iſt?— Vielleicht, weil wir Stern, Blume und Regenbogen heute als Gedichte ohne Worte empfinden. Unſere Seelen ſingen und klingen, wenn dieſe Dinge auf die harten Treib⸗ riemen des Heute fallen. Oder bleiben Gedichte un⸗ Man hat in dieſer entgötterten Zeit ſehr ſtark die Empfindung, Gedichtbücher ſind zu teuer. Man nimmt ſie doch nur wie eine himmliſche Spielerei. Sie müßten eigentlich wie Liebkoſungen ſein: unbe⸗ zahlt, herzensvoll. Bezahlte oder teure Liebkoſungen gibt es nicht. f Es kommt mir auch vor, als ob das Buch nicht mehr der richtige Ort iſt, um Gedichte aufzunehmen, Im Buch wird das Gedicht zu alltäglich, es entgeiſtert ſich. Es bereitet ſich wohl eine Zett vor, wo man Ge⸗ dichte wieder auf Blätter ſchreibt und ins Volk mehen läßt. Ob es nun verflattert oder hängen bleibt, das allein wird das Gedicht ſelbſt beſtimmen, Aber ein Gedicht in dieſer Geſtalt kann die Seele überwältigen und ganze Kreiſe magiſch binden. Vielleicht wird der Dichter wieder ganz arm, ein durchgeſungener Bettler, der ſeine Verſe an die Mauerwände einer Kirche ſchreibt, auf den Fußſteig malt oder an einen Sportpalaſt. Sie werden dort abgeleſen, wandern von Mund zu Mund. Und wüh⸗ rend das Gedicht im Volke groß und mächtig iſt, ſitzt der Dichter am Wege und orakelt mit einem Raben oder ſingt mit einer Nachtigall. 1 5 Vielleicht wünſcht ſich gerade dieſe techniſche Zeil, die ohne ideale Bewegung iſt, den armen Dichter, ſo arm wie eine Blume oder wie ein Regenbogen. Der Dichter, der wie ein Stern in das Schnellzugs⸗ Rummel mit ſeiner Fackel verklärt. Der Schauspieler Viktor Schwanneke F. Geſtern abend iſt der Schauſpieler Viktor Schwan neke in Berlin an den Folgen eines Leberleidens im Alter von 50 Jahren geſtorben. Schwauneke, der ſeit 1920 an verſchiedenen Berliner Bühnen auf⸗ getreten iſt, wirkte zuletzt bis wenige Wochen vor ſeinem Tode am Theater in der Behrendſtraße. Das Rätſel der Brandurſache in Miln Die Polizeidirektion München veröffentlicht heute vormittag einen kurzen Bericht zu dem Brande de Münchener Glaspalaſtes: Die eingehenden Erhebun⸗ gen zur Feſtſtellung der Brandurſache haben bisher keine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß vorſäßliche Brandbſtiftung am Werk geweſen wäre. Dagegen deuten die bisherigen Feſtſtellungen mit Aroßet Wahrſcheinlichkeit darauf hin, daß Selbſtentzündeg durch chemiſche Vorgänge die Urſache des Brande geleſen, weil der Traum aus der Wirkichkeit ver⸗ bannt iſt? Sind Gedichtbücher deshalb unverkäuf⸗ lich, weil ſie das Stichwort der Zeit verſäumt haben? war. Sobald die Erhebungen abgeſchloſſen ſind und ſich ein beſtimmtes Bild über die Vorgänge gewin⸗ nen läßt, wird weitere Mitteilung erfolgen „Die Fraktion hält weſentliche Teile der Notven 1 Brix und Doret) noch. tempo niederfährt und auf Minuten den ganzen auf kurz br auf f L b zuge Kind Ausf und auße Beru gen Mut. dern zugle Dien M Erwe Kind worb ſchaft luſte könn auße pharf Die für! Mut chen führe zu ge D Frau Daus nicht dern hen, der könn Fam werd wert lichke D zung heira aller bürg ſtreb auße: zung N Ausf zum Nach Ende ſchlof Roſe 1 1 3 am 2 band. herr auch der? einen wurd heim wurd geſchr konze Der ſehr! a 8 Als k bier, 81 hört artez tvem dſätz⸗ bar. gſten die Von Frak⸗ doͤe Mittwoch, 10. Juni 1931 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 3. Seite/ Nummer 261 — Arbeitstagung der Hausfrauenvereine Nach den Ausführungen von Frau Dr. Ulich⸗Beil auf der geſtrigen Arbeitstagung ergriff, wie ſchon kurz berichtet, Frau Berta Hindenberg⸗Del⸗ rück das Wort, um in einem Korreferat noch näher auf die Beziehungen von Frauenbheru 8 arbeit und Familien verantwortung ein⸗ zugehen. Den Schutz der Mutter und den Schutz des Kindes hatte die Rednerin in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen geſtellt. Mit der vertieften Auffaſſung und Ausübung von Hauswirtſchaft als Beruf iſt ein gußerhäuslicher Beruf nicht vereinbar, weil jeder Beruf den vollen geſammelten und dauernden geiſti⸗ gen Krafteinſatz braucht. Auch die Aufgaben der Mutter dürfen gerade heute nicht eingeſchränkt, ſon⸗ dern müſſen erweitert und vertieft werden. Sie ſind zugleich der höchſte ſoziale und ſtaatsbürgerliche Dienſt der Haufsrau. Mit regelmäßiger, ungelernter außerhäuslichen Erwerbsarbeit iſt Haushaltführung, Heimbildung, Kinderpflege und Erziehung nicht vereinbar. Die er⸗ worbenen wirtſchaftlichen Werte werden— volkswirt⸗ schaftlich betrachtet— durch unwiederbringliche Ver⸗ luſte wettgemacht. Wohlfahrtspflege u. Jugendpflege können die Muter nicht erſetzen. Die ungelernte außerhäusliche Erwerbsarbeit der verheirateten Frau harf daher nicht erleichtert oder gefördert werden. Die Fürſorge iſt planmäßig umzuſtellen auf Beihilfen für die im Hauſe ihren Familienpflichten genügende Mutter. Die Erziehung und Ausbildung aller Mäd⸗ chen muß zur praktiſchen Fähigkeit und Bereitſchaft führen, mit beſcheidenen Mitteln Heim und Familie zu geſtalten. Der Geburtenrückgang bedeutet Verſagen der Frau vor ihrer höchſten ſtaatsbürgerlichen Aufgabe. Dauende Einſchränkung dieſer Frauenleiſtung kann licht durch andere Leiſtung ausgeglichen werden, ſon⸗ bern führt zum Volkstod. Es iſt falſch zu glau⸗ hen, durch Geburtenbeſchränkung eine Verbeſſerung der wirtſchaftlichen Geſamtlage herbeiführen zu können. Auch iſt die Anſicht irrig, daß eine kleine Familie zur Höherentwicklung des Volkes führen werde. Nur im Kinderreichtum der geſunden, hoch⸗ wertigen Schichten der Bevölkerung liegt die Mög⸗ lichkeit, die Qualität des Nachwuchſes zu heben. Die Notwendigkeit der Erhaltung und Neuſchaf⸗ jung der kinderreichen Familie erfordert von den ver⸗ heirateten Frauen den Entſchluß zur Unterordnung aller anderen Belange unter ihren höchſten ſtaats⸗ bürgerlichen Dienſt in der Familie. Daher iſt zu er⸗ ſtreben in wirtſchaftlicher Hinſicht der Abbau der außerhäuslichen Berufsarbeit der verheirateten Frau bei gleichzeitiger wirtſchaftlicher Förderung und Stüt⸗ zung der Familie, beſonders der kinderreichen. Nach den mit ſtarkem Beifall aufgenommenen Ausführungen fand eine Ausſprache ſtatt, die zum Teil ſich ſehr lebhaft geſtaltete. Erſt in ſpäter Nachmittagsſtunde fand die Tagung ihr vorläufiges Ende. Einem Beiſammenſein im Friedrichspark ſchloß ſich wiederum im Verſammlungsſaal des Roſengarten eine Vereinsbeſprechung an. Rheinfahrt der Bäckermeiſter Zur fröhlichen Rheinfahrt der Tagungsteilnehmer am Verbandstag des Badiſchen Bäckerinnungs⸗Ver⸗ bandes waren geſtern nachmittag die Dampfer„Frei⸗ herr vom Stein“ und„De Rhijn“ bereitgeſtellt, die auch beide voll beſetzt wurden. Unter den Klüngen der Muſikkapellen gings zunächſt, allerdings unter einem kleinen Gewitterregen, nach Speyer. Dort wurde gedreht, man fuhr wieder abwärts an Mann⸗ heim vorbei und weiter in Richtung Worms. Dieſes wurde aber nicht mehr ganz erreicht, da die Zeit vor⸗ geſchritten war und die Leuchtfontäne mit Stand⸗ konzert in Mannheim nicht verſäumt werden ſollte. Der zweite Teil der Fahrt verlief bei ſchönem Wetter ſehr heiter und gemütlich. ** * Kraft Geſetzes tritt in den dauernden Ruheſtand die Handarbeitslehrerin Wilhelmine Bitter in Mannheim. — ſchlichten Feier. Verurteilung von Demonſtranten Die Montags-Ausſchreitungen vor dem Schnellrichter Im geſtrigen Abendblatt wurde bereits berichtet, daß bei den Ausſchreitungen auf dem Marktplatz und in der Neckarvorſtadt am Montag abend von der Polizei verſchiedene Verhaftungen vorgenom⸗ men worden ſind. ieſe Fälle kamen bereits am geſtrigen Nachmittag zur Aburteilung. Sechs Ange⸗ klagte, meiſt Angehörige der KPD., hatten ſich vor dem Schnellrichter zu verantworten. 2 D Den beiden Hauptangeklagten, K. Fiſcher und E. Pitz up, legte die Anklage zur Laſt, daß ſie die De monſtration gegen die neue Notverordnung auf⸗ recht erhalten haben, obwohl ihnen die bezirksamt⸗ liche Genehmigung hierzu nicht erteilt worden war. Fiſcher iſt Organiſationsleiter ſeiner Partei und will an dieſem Abend zufällig am Gartenfeldplatz vorbei⸗ gekommen ſein, als ſchon eine große Anſammlung Arbeitsloſer zuſtandegekommen war. 7 und Kommuniſten Eine nach dort beorderte Polizeiſtreife war nicht in der Lage geweſen, die Anſammlungen zu zer⸗ ſtreuen, ſondern hatte ſich genötigt geſehen, das Ueberfallkommando Bei den Zuſammenſtößen von wurden dann die beiden Pitzup, außerdem die Ar⸗ Volz feſtgenommen. zu Hilfe zu rufen. Polizei und Kommuniſten Angeklagten Fiſcher und beiter O. Eiſſe und W. Der fünfte Angeklagte P. Jöſt hatte von der Abſage der Demonſtration auf dem Marktplatz nichts erfahren und ſich zur Beteiligung daran von zu Hauſe entfernt. Am Marktplatz traf er ſich nun mit verſchiedenen Freunden und Gleichgeſinnten. Auch dort war ein ſtarkes Schupoaufgebot, um die Menge zu zerſtreuen. Jöſt konnte ſich nun wegen ſeines künſtlichen Beines nicht ſchnell genug entfernen und geriet mit einem Schupobeamten ins Hand⸗ gemenge. In der Unterſtadt ſetzte man den Polizeiſtreifen und dem Ueberfallkommando ebenfalls heftigen Widerſtand entgegen. Abſchied von Carl Genton Freunde und Bekannte waren in großer Zahl geſtern nachmittag im Krematorium erſchienen, um von Carl Genton, dem langjährigen Ehrenmitglied der hieſtigen Gaſtwirtevereinigung Abſchied zu neh⸗ men. Zu Beginn der Trauerfeier ſpielte Organiſt Blum auf dem Harmonium den Choral„Jeſus meine Zuverſicht“. Stadtvikar Dr. Barner von der Chriſtuskirche unterlegte ſeiner Grabrede das Bibelwort„So ſpricht der Herr: ſeid ſtille und er⸗ kennt, daß ich Gott bin!“ Der Geiſtliche wies auf den ſanften Tod des Mannes hin, der in früheren Jahren ſich außerordentlich intenſiv ſeiner Arbeit widmete. Genton hat ſich ganz ſeiner Familie gewidmet, die den ſtets frohgemuten Menſchen ſchwer vermiſſen wird. Der reich mit Kränzen und Blumen bedeckte Sarg ſenkte ſich unter den Klängen des Harmoniums in die Tiefe. Für die Mannheimer Gaſtwirtevereinigung und die Freie Innung der Hotel⸗Reſtaurant und Kaffeehausbeſitzer legte Herr Rudolf Würth vom Union⸗Hotel mit auerkennenden Worten einen Kranz nieder. Die Arbeit am Verband ſichert Carl Genton ein ehrendes Andenken. Der Choral„Gott mein Troſt und mein Vertrauen“ bildete den Abſchluß der Bei der Räumung der Wirtſchaft„zu den drei Kronen“ wurde dann auch der ſechſte Angeklagte K. Bauer verhaftet. Bei ſeiner Unterſuchung auf Schußwaffen oder dergl. wurden ihm Wurfſteine aus der Taſche gezogen. Die Verhandlung ging nicht ohne Reibungen von ſtatten. Es mußten verſchiedene Anweſende aus dem Saal gewieſen werden, um die Ordnung zur Weiterführung der Verhandlung wiederherzuſtellen. Ein außerordentliches Schupoaufgebot be⸗ fand ſich im Gerichtsſaal ſelbſt und auf deſſen Zugängen, während ſich auf der Straße vor dem Grichtsgebäude eine große Anzahl Parteiange⸗ höriger der Angeklagten in Schmährufen gegen die Richter ergingen. Die Staatsanwaltſchaft ſah ſich im Verlauf der Verhandlung genötigt, verſchiedene Punkte der An⸗ klage fallen zu laſſen, da die den Angeklagten zur Laſt gelegten Handlungen meiſt harmloſer Natur waren, wie durch Zeugen erwieſen werden konnte. Der Antrag des Stagatsanwaltes lautete für den Parteileiter Fiſcher auf 3 Monate, für K. Bauer ebenfalls auf 3 Monate und für P. Jöſt auf 14 Tage Gefängnis, während er für die übrigen Angeklagten E. Pitzup, O. Eiſſe und W. Volz die Höhe der Strafe ins Ermeſſen des Gerichts ſtellte. Sämtliche Ange⸗ klagten wurden von Rechtsanwalt Dr. Walter ver⸗ teidigt, der für ſeine Klienten Freiſprechung mangels erwieſener Schuld beantragte. Nach dreiſtündiger Verhandlung verkündete das Gericht folgendes Urteil: K. Bauer erhält 3 Monate und P. Jöſt 14 Tage Ge⸗ fängnis. Die übrigen Angeklagten wurden von der Anklage freigeſprochen. Bei der Urteilsbegründung führte der Vorſitzende aus, daß den Verurteilten eine eigentliche Schuld an den Vorfällen nicht zuzumeſſen ſei, ſondern daß die Haupt verantwortlichen ihre Führer ſeien, die ſie in dieſes Unternehmen hingehetzt hätten. Treffen oer ehemal. 109er Die Kameradſchaft ehemaliger Badi⸗ ſcher Leibgrenadiere in Friedrichsfeld hatte die Vereinskameraden und die ehemaligen 109er zu einem großen 10ger⸗ Treffen am Sonntagnachmittag nach Friedrichsfeld in die Gaſt⸗ wirtſchaft„Zur Main⸗Neckar⸗Bahn“ eingeladen. Zahlreich waren die Vereinskameraden der Ein⸗ Die Vereine aus Mannheim, Hei⸗ Edingen, Reilingen u. a. erſchienen. Der Vor⸗ ladung gefolgt. delberg, Schwetzingen, Orten waren faſt vollzühlig ſitzende, Architekt Oertel von Karlsruhe, fand herzliche Worte der Begrüßung. Auch der Bezirks⸗ vorſitzende Eltzer von Schwetzingen wünſchte der Zuſammenkunft einen guten Verlauf. Die Kapelle „Lyra“ Friedrichsfeld und der Geſangverein„Lieder⸗ kranz“⸗Friedrichsfeld ſorgten für ſtimmungsvolle muſikaliſche Unterhaltung. Der Dirigent des Lie⸗ derkranzes, Herr Berger, hatte ſehr gut die ein⸗ zelnen Chöre einſtudiert. Fräulein Stetzelber⸗ ger erfreute durch einen geſchickt vorgetragenen Prolog. In beſter Stimmung blieben die Kameraden bis zum Abend beiſammen. Der Militärverein von Friedrichsfeld hatte im Verein mit dem Kriegerbund und den Friedrichsfelder 109ern die Gäſte am Bahn⸗ hof abgeholt. bilten wir Angeigen großeren Umſanges, die für die Caauolag-Agend- Abgabe beslimm sind, möôglidist bis Fre fag vormittag in unserer Haupigesdidſts- Sbellè qufgugeben. Eine frühseilige Be- Stellung sichert zudem aud eine gute Plugjerung der Angeigen. 60 Jahre Kaffee Valentin Das mitten im Zentrum der Stadt gelegene Kaf⸗ fee Valentin, ein auf einer Reihe von Ausſtellun⸗ gen wie Leipzig, Würzburg, Frankfurt, Mannheim mit den höchſten Preiſen ausgezeichneter Konditorei⸗ betrieb, feiert am heutigen Mittwoch das Feſt ſeines 60 jährigen Beſtehens. Das Kaffee Valentin, wie es kurzweg genannt wird, gehört zu den älteſten Kaffees von Mannheim. Nach dem Feldzug 1870-71 wurde es von dem aus Arolſen im Waldeckſchen ſtammenden Konditormeiſter Heinrich Valentin gegründet. Zuerſt befand ſich die Konditorei in E 2. Bald aber wurde eine Vergrö⸗ ßerung notwendig. Das Geſchäft wurde in das Algardiſche Haus, einem Teil des damaligen alten Kaufhauſes verlegt. 1879 kam das Koditoreikaffee in das Kaufhaus direkt neben dem Turm am Parade⸗ platz. Als um die Jahrhundertwende die Stadt Mann⸗ heim den ſtaatlichen Teil und die in Privathänden befindlichen Teile des alten Kaufhauſes nach lang⸗ wierigen Verhandlungen in ihren Beſitz gebracht und das neue Rathaus durch Umbau des alten Kauf⸗ hauſes fertiggeſtellt war, zog Heinrich Valentin im Jahre 1906 in die heute noch innehabenden ſchmucken Räume an der Oſtecke des neuen Rathauſes. Der Gründer Heinrich Valentin genoß in Fachkreiſen größtes Anſehen und war Mitbegründer des Deut⸗ ſchen Konditoreibundes. Seit ſeinem Ableben im Jahre 1925 liegt die Leitung des Unternehmens in den Händen ſeinexr direkten Nachkommen. Dieſe waren von jeher darauf bedacht, das alte Renoms des Hauſes zu erhalten und den guten Ruf des be⸗ kannten Familienkaffees zu befeſtigen. Ein Blick im die Schaufenſter gibt einen Ueberblick über die Leiſtungsfähigkeit der Firma.* * * Straßen⸗ und Hausſammlung. Auf Grund der Bundesratsveroroͤnung vom 15. Februar 1917 über Wohlfahrtspflege und der badiſchen Vollzugsverord⸗ nung hierzu vom 24. Februar 1917 wird dem Lan⸗ desausſchuß der Arbeiterwohlfahrt Baden(Sitz Mannheim) die Erlaubnis erteilt, im Lande Baden am Sonntag, 4. Oktober 1931, eine öffentliche Straßenſammlung und an den beiden Tagen, Samstag, 3. und Sonntag, 4. Oktober 1991 eine Sammlung von Haus zu Haus(nur in Pvivat⸗ häuſern, nicht in Wirtſchaften und ſonſtigen öffent⸗ lichen Gebäuden) zugunſten ihrer ſatzungsmäßigen Wohlfahrtsaufgaben zu veranſtalten. Zwischen 2 Zigareffen 3 Me Tableffen Die Bauidee der Wuen Aniverſität Heidelberg Vom Architekten des Baues, Prof. Karl Gruber Die endgültige einprägſame Geſtalt eines Bau⸗ werks formt ſich aus zwei Gegebenheiten: dem Ba u⸗ rogramm und der Oertlichkeit der Bauſtelle. Das Bauprogramm umfaßt nicht nur die erforder⸗ lichen Räume, ſondern überhaupt die Geſamtheit der Wünſche, die der Bauherr an den Architekten ſtellt. Im Falle des Neubaues der Heidelberger Univerſität waren gefordert: 13 Hörſäle, kleinerer und mittlerer Größe von 60 bis 180 Sitzplätzen, ein Hör⸗ aal für 250 und ein aucditorium maximum für 500 Hörer, das Kunſthiſtoriſche Inſtitut, das Geographiſche Inſtitut und eine Aula von etwa 1100 Sitzplätzen, außerdem ein Erfriſchungs⸗ kaum und einige Fakultätsſitzungs⸗ und Dozenten⸗ bimmer. Die Aula ſoll nicht nur als Feſtraum der Uni⸗ verſität, ſondern nach alter örtlicher Gepflogenheit auch als Konzertſaal benutzt werden können, . muß außerdem das für einen Univerſitätsfeſtraum äliche Profeſſorengeſtühl, einen Raum für Orcheſter und einen Platz für Kammermuſikaufführungen ent⸗ halten. Die beiden Großräume der Aula und des großen Hörſaalessſtellen beſondere Anforderungen an Kleiderablagen und Treppen. Der große Men⸗ chenſtrom— die Hörſäle enthalten 2200 Sitzplätze— erfordert weitläufige Wandelhallen und Korridore. Als beſondere Forderung der Univerſität ſoll er, weil er entſcheidenden Einfluß auf die Geſtal⸗ zung des Baues geübt hat, das mit großer Entſchie⸗ denheit betonte Verlangen nach einem konzentrierten Hör⸗ ſaalgebäude am Univerſitätsplatz erwähnt werden. Die für den Einzelfall typiſche Form erwächſt aus ben Eigentümlichkeiten der Oertlichkeit, alſo er aus der Gliederung der vor handenen latzräume und der beſtehenden großen Bau⸗ werke, der alten Univerſität, der Jeſuitenkirche mit dem Turm, des Seminariengebäudes und des Hexenturmes. Der Univerſitätsplatz iſt das geiſtige Jorum Heidelbergs. Selbſtverſtändlich, daß an ſeinem Rand der größte Baukörper als Platz⸗ wand geſtellt werden, ſelbſtverſtändlich auch, daß hier die Aula liegen muß, deren beſondere Fenſter dem Bau das Pathos geben müſſen, das ihn aus der Reihe normaler Schulgebäude herausheben muß. Prof. Karl Gruber während seiner gestrigen Einweihungsworte vor dem Mikrophon Der dem ganzen Baukörper aufgeprägte Rhythmus der hohen Aulafenſter gibt dem Gebäude den Cha⸗ rakter, der in der auch vom Anreger des Bauwerkes immer wieder gebrauchten engliſchen Bezeichnung der university hall zum Ausdruck kommt, d. h. den Charakter der einräumigen mittel⸗ alterlichen Halle. Selbſtverſtändlich iſt auch, daß die ſo entſtandene Platzwand ſo lang wie mög⸗ lich ſein muß, damit ſie den Raum möglichſt ſchließe. Deshalb das Einhalten der alten Bauflucht an der Grabengaſſe und deshalb die Verlängerung des Bau⸗ körpers gegen Oſten und die Ueberſpannung der Auguſtinergaſſe durch einen Bogen. So bin ich dazu gekommen, den Bau nach ſei⸗ nem eigenen Weſen zu bilden und jedem Raum ſeine ihm eigen angepaßte Lichtzuführung zu geben. Der Baukörper der Univerſität ſoll mächtig ſein, er ſoll als Kernbau der Uni⸗ verſitätsſtadt alles andere überragen. Mit dem hohen Dach der Jeſuitenkirche zuſammen bildet er einen das Gewirr der Bürgerdächer der Altſtadt gliedernden Raum, ähnlich wie die Terraſſe des hortus palatinus mit der Schloßterraſſe, die alte Brücke mit der Heiligengeiſtkirche zuſammen das Stadtbild räumlich gliedern. Der graue Muſchelkalk der Fenſter ſtellt mit dem hellen Putz der Flächen, dem zurzeit noch die Patina fehlt, die Farbenharmonie dar, die der Alt⸗ ſtadt entſpricht, ſoweit ſie nicht durch Abklopfen des alten barocken und kaſſiziſtiſchen Anſtrichs vor dreißig Jahren in rotem Sandͤſteinton umgefälſcht worden iſt. Aus dieſen Erwägungen heraus habe ich mich dem ausgeſprochenen Wunſche der Univerſität, keinen roten Sandſtein zu verwenden, nicht ungern gefügt. 0 So wie jetzt der Bau daſteht, iſt er ein Torſo. Wenn auch das bisherige Gebäude Dreiviertel bes Raumprogramms umfaßt, ſo iſt doch die ſtädte⸗ bauliche Wirkung heute erſt zur Hälfte erreicht, ſolange es nicht gelingt, durch den Süd⸗ flügel den Hof abzuſchließen. Dieſer Südflügel ſoll vor allem den Univerſitätsinſtituten, die jetzt im Seminariengebäude beengt untergebracht ſind, Raum gewähren. Nach ſeiner Fertigſtellung wird der Univerſitätskomplex aus drei Gebäuden beſtehen, dem Hauptbau, einen den Hexenturm um⸗ ſchließenden Winkelbau und dem Seminariengebäude. Auf der Oſtſeite des Hauptbaues wird nach Ab⸗ bruch der alten kleinen Häuſer ein Platz entſtehen, der vom Jeſuitenchor und dem ſchlanken Turm wir⸗ kungsvoll beherrſcht ſein wird. So werden drei Platzräume geſchaffen. Vom monumentalen Uni⸗ verſitätsplatz, der allerdings in der jetzigen Notzeit nur recht notdürftig hergeſtellt werden konnte, betritt man durch einen Schwibbogen den eben erwähnten kleinen Platz auf der Oſtſeite des Hauptbaues, von hier aus führt eine Treppe auf eine Terraſſe vor dem Seminariengebäude, von der man auf die höher gelegene Seminarſtraße empor⸗ ſteigt. Die jetzt ſchon ausgeführte Stützmauer und eine geplante Allee geſchnittener Linden wird den mit alten Bäumen und grünem Gras bewachſenen Univerſitätshof gegen dieſen Fußgängerdurchgang abgrenzen. Der dem 14. Jahrhundert entſtammende Hexenturm ſoll nicht zerſtört werden. — Theater und Mufik ( Theaterarbeitsgemeinſchaft der Volkshochſchule. Am Donnerstag, den 11. Juni 20.15 Uhr findet im Saal der Hochſchule für Muſik ein Einführung s⸗ abend in Mo zarts„Idomenes“ ſtatt anläß⸗ lich der Aufführung im Nattonaltheater in der Ben arbeitung von Richard Strauß. Dr. Ske⸗ fan Kayſer wird mit Lichtbildern in dos Werk einführen. Guſtav Hartung wird beglückwünſcht. Für die Wahl Guſtav Hartungs zum Generalintemn⸗ danten des Heſſiſchen Landestheaters haben ſich Ger hart Hauptmann und Thomas Mann mit folgenden Telegrammen eingeſetzt: Es wird mir mitgeteilt, daß die Ernennung von Guſtav Hartung zum Intendanten des Heffiſchen Staatstheaters in Frage ſteht. Dürfte ich mir er⸗ lauben, auf die ganz einzigartige, künſt⸗ leriſche Kraft und Arbeitskraft hinzu⸗ weiſen, die Guſtav Hartung bedeutet? Man muß ihn zu den ganz wenigen zählen, deren das deutſche Theater an erſter Stelle bedarf. Ich bin überzeugt, daß die Darmſtädter Bühne von ihm geleitet, zur neuen hohen Blüte gebracht würde. Ich könnte Sie aus tiefſter Heberzeugung nur beglückwünſchen, wenn es gelänge, dieſen ausgezeichneten Idealiſten und zu⸗ gleich praktiſchen Theatermann für Darmſtadt zu ge⸗ winnen. Mit dieſem Bekenntnis genüge ich einer künſtleriſchen Gewiſſenspflicht. In der feſten Ueber⸗ zeugung, damit auch dem vaterländiſchen Kultur⸗ gedanken zu dienen, genhmigen Sie Ger⸗ hart Hauptmann.— Bin überzeugt, im Sinne zahlreicher Freunde deutſcher Theaterkultur zu han⸗ deln, wenn ich Kandidatur Guſtav Hartung für Intendantenpoſten, den er ſchon vier Jahre er⸗ folgreich verwaltet, wü vmſtens unter ſtütz e Thomas Mann.* 5 1 0 9 4. Seite/ Nummer 281 Am Sonntag vormittag hielt der Ba diſche Bländen verein(Sitz Freiburg) ſeine Mit⸗ gliederverſammlung im Ballhaus ab. Etwa 450 Mitglieder aus allen Teilen des Landes hatten ſich eingefunden, um den Bericht über die Arbeiten des vergangenen Jahres entgegenzunehmen. Der Vorſitzende des Badiſchen Blindenvereins, Landes⸗ kommiſſär Schwörer ⸗ Freiburg, dankte im men der auswärtigen Teilnehmer für den freund⸗ lichen Empfang in Mannheim. Er begrüßte den als Vertreter des Staatspräſidenten und des Innen⸗ miniſteriums erſchienenen Landeskommiſſär Dr. Scheffelmeier, durch deſſen Anweſenheit aufs neue bekundet werde, wie eng die Zuſammenarbeit mit den ſtaatlichen Behörden iſt. Vor allem würdigte der Redner das Wirken des vorbildlichen Leiters der Bezirksgruppe Mannheim, Dr. Fuchs, der in un⸗ eigennütziger Weiſe mit ſeiner Gemahlin ſeit langen * Jahren für die Blindenſache tätig iſt. Na⸗ Im Namen des Staatsminiſteriums übermittelte Landeskommiſſär Dr. Scheffelmeier herzliche Grüße all denen, die zu der Verſammlung erſchienen waren. Die Regierung verfolge mit großem Inter⸗ eſſe die für die Blinden geleiſtete Arbeit. Daß die Verwaltungsbehörden den Belangen des Blinden vereins Verſtündnis entgegenbringen, ſei ſelbſtver⸗ ſtändlich. Dr. Fuchs gab als Vertreter der Be⸗ zirksgruppe Mannheim dem Wunſche Ausdruck, daß das Reſultat der Beſprechungen für die Blindenfür⸗ ſorge ein poſitives ſein möge. Schließlich dankte der Vorſitzende der Preſſe für ihre eifrige Unter⸗ ſtützung anläßlich der Sammlung der Gebrechlichen⸗ verbände. Recht aufſchlußreich war der von dem Geſchäfts⸗ führer Vanoli erſtattete Geſchäftsbericht. In einer Zeit, wo ſo ungeheuer viele Vollſinnige arbeitslos ſimd, iſt es natürlich für Blinde nahezu ausgeſchloſſen, Arbeitsplätze zu finden und ſie werden mehr und mehr in die öffentliche Fürſorge gedrängt. Damit iſt der Anlaß gegeben zu einer Forderung auf öffent⸗ liche Blindenrente. Nach dem Rechnungsabſchluß betrugen die Rein⸗ einnahmen rund 50 000 Mark. Aus der Hauptkaſſe ſind etwa 40 000 Mark unmittelbar den blinden Mit⸗ gliedern zugute gekommen. Der Voranſchlag des letzten Jahres wurde im großen und ganzen einge⸗ halten. Die Rechnung ſchließt mit einer Vermöge vermehrung von etwa 2000 Mark ab. Die Zahl der blinden Mitglieder hat ſich im verfloſſenen Jahr um 85 vermehrt, davon ſind er⸗ blindete; 16 Mitglieder ſind geſtorben 1 aus⸗ getreten, ſodaß der Mitgliederſtand Ende 1930 889 betragen hat. Er iſt inzwiſchen auf über 900 an gewachſen. Leider ſind die Einnahmen nicht in dieſem Maße zu ſteigern geweſen wie die liederzahl. unterſtützenden ren weſentlich ) auch einzelne Im Gegenſatz dazu iſt die Zahl der Mitglieder in den letzten zwei Je zurückgegangen, damit haben ſich Sammelſtellen aufgelöſt. In Baden laufen 72 Füh⸗ rerhunde, womit der Hauptbedarf gedeckt zu ſcheint. Während bei der Alleinſammlung am Blumentag 1929 rund 70000 Mk. den badiſchen Blinden zugute⸗ kamen, wurden 1930 bei der allgemeinen Gebrech⸗ lichenſammlung etwa 100 000 Mk. vereinnahmt, wo⸗ von der Blindenverein allerdings auf Grund der turnusmäßigen Verteilung nur 20 v. H. erhielt. Vom nächſten Jahre ab wird die Drittelung der Einnah⸗ men(für Blinde, Taubſtumme und Krüppel) durch⸗ geführt. Die Bezirksgruppen haben im abgelaufenen Jahr wieder einen großen Teil der Vereinsarbeit geleiſtet; beſonders rührig waren Mannheim, Hei⸗ delberg, Bretten, Bruchſal, Pforzheim, Raſtatt, Lahr, Schopfheim und Konſtanz. Der Vorſitzende richtete an die Blinden die Mah⸗ nung, von der freiwilligen Invalidenverſicherung Gebrauch zu machen. Zur Frage des Verkaufs von Blindenware kam es zu einer kleinen Ausſprache, in der zum Ausdruck kam, daß endlich den Schwindlern, die ſich leider auch auf dieſem Gebiet breitmachen, das Handwerk gelegt werden müſſe. Die ſtaatlichen Be⸗ hörden haben bereitwilligſt jeden polizeilichen Schutz zugeſichert. Dem Vorſtand, der Geſchäftsführung und dem Rechner wurde Entlaſtung erteilt. Nach einer kurzen Verſammlung der Krankenkaſſe des Vereins war der Nachmittag geſelligem Beiſammenſein gewidmet. Die Heidelberger Aniverſitätsfeier im Rundfunk Der Südfunk brachte über die Mannheimer Be⸗ ſprechungsſtelle eine Uebertragung der Einwei⸗ hungsfeierlichkeiten der Neuen Heidelberger Univerſität. Verwunderlich war, daß von den zehn deutſchen Sender⸗ gruppen außer der Frankfurter Gruppe nur noch der Mit⸗ teldeutſche und der Oſtmarken⸗Rundfunk angeſchloſſen waren. Den Auftakt der Uebertragung aus Heidelberg bil⸗ dete ein als Interview bezeichneter Vortrag von den Er⸗ bauern des neuen Gebäudes Prof. Dr. Gruber ⸗ Danzig und Gutmann Karlsruhe. Anſchließend folgte ein Schaubericht von dem Univerſitätsplatz, Schilderung des Feſtzuges, Nennung der Ehrengäſte, Reportage von der Schlüſſelübergabe und ſchließlich als Hauptereignis die Uebertragung des Feſtaktes aus der neuen Ana. Einzelheiten ſind aus unſerem geſtrigen Berichte ſchon bekannt, ſodaß es ſich erübrigt, näher darauf ein⸗ zugehen. Eine wirklich wertvolle Bereicherung bildeten die beiden Vorträge von Dr. Rud. K. Gold ⸗ ſchmitt und von Geheimrat Prof. Dr. H. Rickert. Leider wurden beide Vorträge durch die elektriſchen Ent⸗ ladungen der Gewitter ſehr geſtört. Dr. Goldſchmitt ſprach über„Heidelberg im Wandel der Zeiten“ und legte Heidelbergs Verbundenheit mit dem deutſchen Geiſtes⸗ leben dar. Die Stadt, die ſchon von jeher ein Zufluchts⸗ und Aufenthaltsort zeitzugewandter und zeitabgewandter Geiſter geweſen iſt, iſt mit ihrer Univerſität ein getreuer Spiegel von Deutſchlands Werden. Geheim⸗ rat Rickert, der Führer und Leiter der Südweſtdeutſchen Philoſophenſchule ſprach über„Die Heidelberger Tradtftion in der deutſchen Philo ſophie“. Er gab einen Ueberblick über die Geſchichte des deutſchen Individualismus, der philoſophiſchen Anſchauungen, defi⸗ nierte das, was man„Heidelberger Tradition“ zu nennen pflegt. Rickert ſprach nicht nur über Vergangenheit und Gegenwart der philoſophiſchen Schule, wodurch Probleme angeſchnitten und zum Teil auch durchgeführt wurden, ſon⸗ dern gewährte auch einen Einblick in die Werkſtatt ſeines geiſtigen Schaffens und zeigte, wodurch ſich ſeine Anſchau⸗ ung von anderen philoſophiſchen Anſchauungen unterſcheidet. Umrahmt wurden dieſe wiſſenſchaftlichen Vorträge durch ein Nachmittags konzert, das vom Städtiſchen Orcheſter Heidelberg unter Leitung von Muſikdirektor Radig und unter ſoliſtiſcher Mitwirkung von Eliſabeth Schlotterbeck⸗ Textor, Stefanie Pelliſſier und Konzertmeiſter A. Berg ausgeführt wurde, ſowie durch ein aus einem Heidelberger Privathaus übertragenes Spätkonzert, das alte Muſik auf alten Inſtru⸗ menten brachte. Leider können wir den Bericht über den Heidelberger Feſttag nicht ſchließen, ohne einige kritiſche Worte geſagt zu haben. Als Sprecher bei den Einweihungsfeierlichkeiten waltete Carl Struve, der Vielſeitige. Wir haben be⸗ ſtimmt kein Vorurteil gegen dieſen Herrn, möchten aber des Programms nochmals der Leitung des Südfunks nahelegen, ihm ein beſtimmtes Reſſort zuzuteilen. Carl Struve vermag in manchen Dingen ſeinen Mann zu ſtellen, iſt aber keines⸗ wegs als Sprecher bei Reportagen geeignet. Offenſichtlich war nur ſehr wenig zur Durchſage beſtimmt worden, man wollte wohl die Vorgänge ſelbſt wirken laſſen. Dann darf es aber nicht vorkommen, daß das Wenige, was zur Durch⸗ ſage gelangt, vollkommen verpfuſcht wird. Wohl ein halbes Dutzend Mal mußten die Hörer von den zahlreichen Film⸗ leuten Kenntnis nehmen, die auf dem Platze Aufſtellung genommen. Nicht weniger oft wurde geſagt, daß der Feſt⸗ zug langſam mit gemeſſenen Schritten nahen würde. Pein⸗ lich wirkte es, daß die„gleich erfolgende Schlüſſelübergabe“ nicht weniger als dreimal angeſagt wurde.() Was Herr Struve ſonſt noch ſagte? Nichtigkeiten, die kein Bild von den Vorgängen ergaben. Von den Verlegenheits⸗ pauſen möchten wir ganz ſchweigen. Eine Frage: War in Heidelberg kein Sprecher, der mit der Stadt, ihrer Kultur und ihrer Landſchaft mehr verknüpft war? Schließlich gibt es beim deutſchen Rundfunk auch noch Sprecher, die jeder Situation gewachſen ſind und die zweifellos eine leben ⸗ dige Reportage zuſtande gebracht hätten. * Gewitter und Regen. Als geſtern vormittag die Sonne vom Himmel ſtrahlte, glaubte man be⸗ reits an eine Wiederherſtellung der Schönwetterlage. Ein kräftiger Regenguß nach 11 Uhr bewies aber, daß die Wetterwarten, die unbeſtändiges Wetter vor⸗ ausgeſagt hatten, doch recht gehabt haben. Gegen 16 Uhr zog ein Gewitter auf, das längere Zeit über Mannheim hängen blieb und ergiebigen Regen brachte. * Lotterie⸗Erteilung. Dem Münſterbauverein in Ueberlingen wurde die Erlaubnis zur Veranſtaltung einer Geldlotterie erteilt. * Ueber 3000 Mark geſammelt. Die von den drei Wohlfahrtsorganiſationen, der Arbeiter⸗Wohlfahrt, der Inneren Miſſion und dem Caritas⸗Verband durchgeführte Straßenſammlung am Sonntag in Mannheim und den Vororten hatte ein beträcht⸗ liches Ergebnis zur Folge. 53000 Blumen wur⸗ den abgeſetzt. Der Geſamterlös wird 3000 Mark über⸗ ſteigen, ſo daß auf jede der drei Organfſationen über 1000 Mark entfällt. 300 Sammelbüchſen waren un⸗ terwegs. Mitglieder der Mannheimer Jugendbünde hatten ſich freiwillig in den Dienſt der Sache geſtellt. Der Erlös der Sammlung dient der Erholungs⸗ fürſorge für Kinder. Daß durch dieſe Samm⸗ lung wieder einige Großſtadtkinder einige Wochen aufs Land geſchickt werden können, iſt ein nicht hoch genug zu bewertender Erfolg. * Staatliche Privatmuſiklehrerprüfung. Fräulein Erna Speierer, Mannheim, hat bei den dies⸗ jährigen ſtaatlichen Privatmuſiklehrerprüfungen in Karlsruhe(Klavier als Hauptfach) mit gutem Erfolg abgeſchnitten und die Prüfung beſtanden. * Der Verein für Hundeſport e.., Mannheim veranſtaltete am Sonntag Nachmittag einen Werbeumzug zur Förderung der kynologiſchen Beſtrebungen. Nach der am alten Gaswerk Lindenhof erfolgten Aufſtellung bewegte ſich der Zug mit Muſik durch die Straßen vom Lindenhofſtadtteil und des Waldparks, um darnach auf den eigenen Uebungs⸗ platzanlagen im Waldpark— bei den Schäferwieſen — zum Abſchluß der Veranſtaltungen zu gelangen. Der Spitze des Zuges mit den Führern und den zwei großen deutſchen Doggen folgte der Propa⸗ gandawagen und dann kamen Führer mit Po⸗ lizei⸗ und Schutzhunden. Der Werbeumzug fand all⸗ ſeits Beachtung. * Tanzabend im Friedrichspark. Am kommenden Sams⸗ tag, 13. Juni, findet ein Geſellſchafts⸗Tanz⸗Abend in den Gartenſälen des Friedrichsparks ſtatt. Als Tanzkapelle wurde das erfolgreiche Funk⸗Jazz⸗Orcheſter Georges Matz verpflichtet. Unter der Leitung von Tanzmeiſter FJ. Stündebeek wird ein Tango und Wiener⸗Walzerwett⸗ ſtreit um den großen Preis vom Friedrichspark ſtattfinden, zu dem jeder zugelaſſen iſt. Das Geſamtarrangement liegt in den Händen des Herrn Ph. Brim o. Neue Maunheimer Zeitung Mittag⸗Ausgabe Mittwoch, 10. Juni 1891 Lundeslngung des Bad. Blindenvereins V——— Süddeutſchland beim Vierverbandͤskampf Ein Vorſchlag für die Mannſe Verband hat für er Weſtdeutſche Spiel⸗ den am 21. Juni in Leipz f indenden Vierver⸗ ampf ſeine Mannſchaft bereits aufgeſtellt. Für in einzelnen Uebungen nicht ſo ein⸗ 1 ingsvoller guter Klaſſe vor⸗ bändek Sp e chen den tatſächlick en, beda es noch eini⸗ nur noch ein Sonntag Süddeutſchland keine erfügung, da ht mehr an ſeine alte Form herangekommen iſt und Gerling z. Zt. in Genf weilt. Für die 4 mal 100 Meter⸗Staffel kommen die Eintrachtleute Metzner, Eldracher und Niermann in Frage, die zu Beginn der Saiſon mit ihren beſten Leiſtungen auf 11,0 bzw. kamen. Die Staffel wäre entweder durch einen weiteren Eintrachtmann oder rch zwei Leute der Stuttgarter Kickers(Kohler und chu h macher) zu ergänzen, allerdings müßten ſich die beiden Stuttgarter bei den Wettkämpfen der nächſten So ge noch qualifi⸗ zieren. Aus der Viererſtaffel wä dann die Ver⸗ treter für 100 und 200 Meter zu wählen, wobei Metzner, der die bisher beſte Zeit im 200 Meter⸗Lauf mit 22,8 Sek. er⸗ reichte, für dieſe Strecke wohl der geeignetſte wäre. Für den 400 Meter⸗Lauf kommen Metzner mit bisher 50,6. Sek, und Münzinger⸗Stuttgarter Kickers mit 51,2 Sek. in Frage. Falls Metzner für die Viererſtaffel und für die Olympiſche Staffel über 200 Meter verwendet werden ſoll, dann bliebe alſo Münzinger für dieſe Strecke übrig. 11,1 Sek. n Für die Mittelſtrecken iſt die Auswahl ſchon ein⸗ facher, denn für 800 Meter kommt nur Paul⸗Kickers Stutt⸗ gart in Frage. Helber J Stuttgart ſollte man über ſeine beſte Strecke, die 1500 Meter, ſtellen, ſodaß dann für 1500 Meter der Darmſtädter Schilgen, der am Sonntag 413,8 Min. erzielte, übrig bliebe. Die einfachſte Auswahl bringen die 110 Meter Hür⸗ den, für die nur Welſcher in Frage kommt, der be⸗ kanntlich ſchon eine Zeit von 15,1 Sek. erreichte. In den Sprungwettbewerben iſt es weſentlich ſchwieriger, die geeigneten Leute zu finden. Für den Weft⸗ ſprung kommen in Frage Brodbeck⸗ VfB. Stuttgart (7,06 Meter), Ebner ⸗ Schweinfurt 05(7,00) und S ch eck Kickers Stuttgart(6,99 Meter.) Vielleicht dürfte Brodbeck deshalb der geeignetſte ſein, weil er gleichzeitig für den Hochſprung in Frage kommt, in dem er als einziger Süddeutſcher bisher 1,80 Meter überſprang. Boneder⸗ Regensburg, der bisherige ſüddeutſche Dauervertreter, konnte noch nicht an ſeine früheren Leiſtungen anſchließen. Im Stabhochſprung iſt ſicher Reeg⸗Neu Iſenburg der Beſte, von dem allerdings Leiſtungen aus dieſem Jaßre noch nicht vorliegen. Im Kugelſtoßen iſt der Nürnberger Uebler am vorigen Sonntag mit einem Stoß von 15,19 Meter heraus⸗ gekommen, ſodaß er mehr Ausſicht auf Verwendung hat als der Rüſſelsheimer Schneider. Zwei Dis kus we 1 fer kamen bisher über die 40 Meter⸗Grenze, nämlich der Münchener Rödl mit 41,30 Meter und der Cannſtätter Schauffele mit 40,05. Dieſe beiden treffen beim Gruppenkampf Württemberg gegen Bayern am 14. Juni zuſammen, ſodaß dann wohl die Entſcheidung fallen wird. Für das Speerwerfen kann man nur den Stutt⸗ garter Bahrt nehmen, der ſchon die 60 Meter⸗Grenze er⸗ reichte. Die vorausſichtliche Mannſchaft Zuſammengefaßt würde eine Vorſchlagsliſte . wurde e nach den heutigen Stand der Dinge wie folgt ausſehen: 100 Meter: Eldracher oder Niermann⸗Eintracht Frank⸗ furt. 200 Meter: Metzner⸗Eintracht Frankfurt.— 400 Meter: Münzinger⸗Stuttgarter Kickers.— 800 Meter: Paul- Stuttgarter Kickers.— 1500 Meter: Schilgen⸗Darmſtadt 98. — 50090 Meter: Helber I⸗ ESV. Stuttgart.— 110 Meter Hürden: Welſcher⸗Eintracht Frankfurt.— 4 mal 100 Meter: Eldracher, Niermann, Metzner⸗Eintracht Frankfurt, foh⸗ ler⸗Kickers Stuttgart.— Olympiſche Staffel: Paul⸗Stutt⸗ garter Kickers oder Lang⸗ VfL. Heilbronn für 800 Meter, Metzner und Eldͤracher⸗Eintracht Frankfurt für 200 Meter, Münzinger⸗Stuttgarter Kickers oder Metzner ⸗Eintracht Frankfurt für 400 Meter. Weitſprung: Brodbeck⸗ Vf. Stuttgart oder Ebner⸗Schweinfurt 05.— Hochſprung: Brod⸗ beck⸗BſB. Stuttgart oder Boneder⸗Jahn Regensburg. Stabhochſprung: Reeg Neu Iſenburg.— Kugelſtußen: Uebler⸗PSV. Nürnberg.— Diskuswerfen: Rödl⸗ S. München oder Schauffele⸗RC. Cannſtatt.— Speerwerfen: Barth⸗Stuttgarter Kickers. Fuß ball⸗Städte⸗Spiel Mannheim-Ludwigshafen Am 20. Juni in Ludwigshafen Im Rahmen der Ludwigshafener Tur u⸗ und Sport⸗Werbewoche vom 14.—21. Juni findet am 20. Juni auf dem Pfalz⸗Platz in Ludwigshafen das Städteſpiel Mannheim Ludwigshafen ſtatt. Mannheim ſtellt folgende Mannſchaft: Morlock (SWV Waldhof) Meiſter Broſe (beide Ve Neckarau) Eberle Brezing Haber (BfR)(beide SV Waldhof) Zeilfelder Benner Teufel 2 Pennig Walz (heide Vs Neckarau(08 Mannheim)(beide SV Waldhof! Als Erſatzleute ſind aufgeſtellt: För ſich⸗ 8 Mannheim, Brei Waldhof und Schmidt 1⸗Vſe ninger⸗ S f Neckarau. Da die Ludwigshafener Mannſchaft bis jetzt kannt iſt, kann ein V nöch nicht leich zwiſchen den 1 zu erhal⸗ ten, da nach einer Beſtimmung nur die amtlichen Fach⸗ zeitungen die Mannſchaften erhalten dürfen. Im allgemei⸗ nen iſt gegen dieſe Beſtimmung nichts einzuwenden, wenn es ſich um Ereigniſſe handelt, die Mannheim nicht direkt betreffen. In dieſem Sonderfall: Städteſpiel Man n⸗ heim— Ludwigshafen hätte die Mannſchaftsauf⸗ ſtellung gleichzeitig an alle Zeitungen gegeben wer⸗ den müſſen, denn man kann nicht gut Propaganda von den Tageszeitungen verlongen, wenn man ihnen das Material hierzu vorenthält. Es wäre endlich an der Zeit, daß in dieſem Punkte die Abmachungen mit den amtlichen Fachzeitungen einer Aenderung unterzogen werden. 5 1 25 2 Fußball im Kreis Süodheſſen Die Spiele am Sonntag verliefen ſehr intereſſant. Das größte Intereſſe beanſpruchte natürlich das Spiel um den Aufſtieg zur Bezirksliga zwiſchen unſerem Ver⸗ treter Olympia Lor ſch und Viktoria Walldorf. Es war ein armes Spiel ohne jede Technik, Lorſch ſpielte ſichtlich verhalten. Durch den:0 Sieg von Walldorf, iſt die Lage nach unten noch nicht geklärt, wenn auch ſchon feſtſteht, daß Lorſch endgültig zur Bezirksliga aufrückt. Anläßlich des 20 jährigen Stiftungsfeſtes nom FV. Hofheim wurde ein Propagandaſpiel zwiſchen Wormatia Worms und Vfe. Lampertheim aus⸗ getragen. Die Wormſer Elf wies die bekannte Beſetzung auf, in der nur Gispert, Winkler und Völker fehlten. Worms gewann das Spiel mit 70. Olympia Worms weilte beim ASB. Ludwigshafen und holte ſich nach 57 Zur deutſchen Luftfahrt Werbewoche 8 Mit Segelflugzeug, Freiballon und Sportflugzeug hinauf zu reineren Höhen! Rechts oben: Staatsminiſter a. D. Dominikus, erſter Vorſitzender des deutſchen Luftfahrtverbandes, der vom.—13. Juni eine großangelegte Deutſche Luftfahrt⸗Werbewoche veranſtaltet, in der vor allem der Jugend— zu nacheifernder Mitarbeit— der Stand des deutſchen Luftſports gezeigt werden ſoll. guten Leiſtungen ein gerechtes 212. FV. Biblis war in Wolfskehlen und gewann 53 Am letzten Samstag abend war im Lampertheimer Handballager Hochbetrieb. Der Rheinmeiſter Waldhof abſolvierte das Rückſpiel gegen den Turnverein Lampertheim. Das Spiel war ſpannend und äußerſt ſchnell und endete unentſchieden:4. Durch ein Mißverſtändnis der Gäſtehintermannſchaft gelingt es Lampertheim, den erſten Erſolg zu erzielen. Durch einen Strafwurf kommt Wald⸗ hof zum Ausgleich. Waldhof wird nunmehr klar überlegen und legt einen ſchönen Sport an den Tag. Noch zweimal iſt Waldhof erfolgreich und dann iſt Pauſe. In der End⸗ hälfte wird Lampertheim zuſehends beſſer. Die Angriffe werden gefährlicher und bald ſtand die Partie:3. Das Spiel wird nun härter und Strafſtöße gibt es auf beiden Seiten, und einen ſolchen ergibt für Waldhof die erneute Führung. Lampertheim bekommt einen Spieler vom Platze geſtellt, ſpielt aber trotzdem ſehr flott. 10 Minuten vor Schluß kann die Platzelf den verdienten Ausgleich wieder herſtellen. Beide Mannſchaften waren ſehr gut diſponkert. Allerdings vermißte man bei Waldhof das durchdachte Spiel von Spengler und Anke und wäre unter Mitwirkung dieſer Spieler das Reſultat beſtimmt anders ausgefallen. * Phönix Mannheim— Bf Neckarau. Die Ligamann⸗ ſchaften dieſer Vereine treffen ſich in ſtärkſter Beſetzung Mittwoch abend auf dem Phönixplatze zu einem Freund ſchaftsſpiel. e ee 2 Deutſchland Vier Berliner Spieler in Front Am 1. Juni hat in Swinemünde das diesjährige Schach⸗ turnier um die Meiſterſchaft von Deutſchlond ſeinen An⸗ fang genommen. Leider mußte v. Holzhauſen⸗Magdeburg, einer der Anwärter auf einen der erſten Plätze, 1 Krankheit abſagen, ſo daß ſtatt der vorgeſehenen 14 Te nehmer jetzt nur noch 13 Spieler in der Konkurrenz be⸗ teiligt ſind. Nach Beendigung der 4. Runde führte gallz überraſchend der Berliner Koch, der ſich erſt in einer Ausſcheidungs⸗ runde die Teilnahmeberechtigung erkämpfen mußte und der ſich bisher ſehr gut hielt. In der 1. Nunde konnte er zwar gegen einen der ſchwächſten Teilnehmer, Moritz, nur remis ſpielen, dafür gelang es ihm, dem Titelvertei⸗ diger Ahues gleichfalls einen halben Zähler abzunehmen. Durch zwei Siege über die Neulinge in der Meiſterſchaft Rödl und Engels erreichte er mit 3 Punkten die Spitze der Tabelle. Außer ihm ſind bisher nur noch die Berliner Ahues und Sämiſſch ohne Niederlage. Bogolfu⸗ bow, der für den Oberrheiniſchen Schachbund ſtartet, machte ſeine beiden erſten Partien mit MWieſes und Sämiſch remis und ſchlug dann den Berliner Richter. Durch eine überraſchende Niederlage in der 4. Runde, die er gegen Rellſtab erlitt, da er in ausgegliche⸗ ner Stellung gewinnen wollte, fiel er etwas zur Stand nach der 4. Runde: 1. Koch 3.;.—5. Ahues, Rödl, Sämiſch, Richter 2%.;.—8. Rellſtab, Bogol 5 Mieſes 2.;.—10. Foerder, Helling 172., II. 5 5 1.; 12.—13. Moritz, Weißgerber 92 P. F. Mittwoch, 10. Juni Nationaltheater:„Die Bohsme“, Oper von Puccini, Miete D 37, Anfang 19.80 Uhr. Pfalzbau— Ludwigshafen:„Lumpazivggabundus“. Th. Ge F. V.., Anfang 20 Uhr. a Apollo⸗Theater:„Gal Paris“, große Repue, Anf. 20 Uhr. Planetarium: 15 Uhr Beſichtigung; 17 Uhr Vorführung. Köln⸗Düſſeldorfer Rheinfahrten: 15.30 Uhr Mannheim Worms— Gernsheim und zurück. Mannheimer Omnibus⸗Verkehrs⸗Geſellſchaft: Abfahrt 5 Uhr ab Poradeplatz nach Weinheim, Gorxbeimer 5 Heiligkreuzſteinach, Schönau, Neckarſteinach, Mannheim, Lichtſpiele: Alhambra:„Hans in allen Gaſſen“ 2 Univerſum:„DeZug 19 hat Verſpätung“ 17 Scala:„Zweimol Hochzeit“.— C 3 „Die letzten Tage vor dem Weltbrand“.— Sche 4. burg:„Ariane“.— Gloria:„Du biſt der Tran der Liebe“.— Roxy ⸗ Theater:„Der Kuß“ Sehens würdigkeiten: Schloßmuſeum: Geöffnet täglich von 10—19 Uhr 95 15—17 Uhr; Sonntags von 11—17 Uhr dur ann Sonderausſtellung:„Die Kurpfälziſche Sovonnerie⸗ faktur“.— Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im fin haus: Sonntag vormittags von 11—19 Uhr und nachmitienz von 15—17 Uhr; Dienstags 15—17 Uhr; Mittwochs Gebſſ⸗ Uhr; Freitags 1719 Uhr.— Städtiſche Kunſthalle: net von 10—19 Uhr und 15—17 Uhr. — *„ 1 1 Mittwoch, 10. Juni 1931 Aus Baden Auf dem Felde vom Blitz getötet s Forſt(Amt Bruchſal), 10. Juni. Bei einem geſtern nachmittag in unſerer Gegend niedergegan⸗ genen Gewitter wurde der 26 Jahre alte Schloſ⸗ ſer Erwin Böſer vom Blitz getroffen. Er be⸗ ſand ſich mit ſeinem Kuhfuhrwerk auf dem Felde und hielt die unruhig gewordenen Tiere. Dabei wurde er ſamt den Kühen vom Blitz erſchlagen. Seine be⸗ iagten Eltern ſtanden glücklicherweiſe eine Strecke ſetwärts und kamen unverſehrt davon. Die Badiſche Milchwirtſchaft auf der D. L..⸗ Ausſtellung 5* Karlsruhe, 8. Juni Die Badiſche Milchwirtſchaft, die in drei Sammel⸗ ausstellungen und zwar in Milch, Butter und Käſe vertreten war, hat mit gutem Erfolg abgeſchnitten. Die Sammelausſtellungen, die der Badiſche Molke⸗ teiverband veranſtaltete, waren wie folgt beſchickt: zin Milch mit 22 Proben, in Butter mit 18 Proben und in Käſe mit 17 Proben. In Milch konnten ein Siegerpreis, 13 erſte Preiſe und 2 zweite Preiſe er⸗ rungen werden. In Butter konnten 2 erſte und ein zweiter und 3 dritte Preiſe erlangt werden. In Käſe war das Reſultat ein Siegerprets, 2 erſte und 2 zweite und 3 dritte Preiſe. Wenn man bedenkt, daß die Ausſtellung in Han⸗ nover im ganzen mit 726 Milchproben, 1400 Butter⸗ pioben und 843 Käſeproben beſchickt waren, ſo iſt das Ergebnis für Baden als ein recht gutes zu be⸗ zeichnen. Nachdem ſich nun auch Baden noch mehr wie bis⸗ her auf Verarbeitung umſtellen muß iſt es dringend erforderlich, daß die in Baden erzeugten Produkte von Zeit zu Zeit einen Preiswettbewerb mit den Erzeugniſſen anderer Nachbarländer mit⸗ machen. Gerade die DeG.⸗Schauen dürften hierzu am beſten geeignet ſein und ſich einen Maßſtab der Güte der Waren zu ſichern. Erfreulich iſt es, daß gerade an dieſen Schauen neuerdings, was Milch an⸗ betrifft, die Milchzentralen reichlich beteiligen und ein Blick auf die Ergebniſſe iſt ein Beweis für den Wert dieſer Einrichtungen. Landestagung in Kehl a. Rh. Kehl, 10. Juni. Die Haupttagung des Lan⸗ besvereins Badiſche Heimat in Kehl a. Rh. iſt end⸗ gültig feſtgeſetzt auf den 26. und 27. September. Im Zuſammenhang damit iſt das jeweilig erſcheinende Jahresheft„Badiſche Heimat“ außsſchließlich einge⸗ ſtellt auf„Kehl und das Hanauerland“, das ſicher⸗ lich ganz beſonderem Intereſſe begegnet, zumal eine Reihe bekannter Autoritäten als Mitarbeiter durch den Herausgeber Hermann Eris Buſſe gewonnen werden konnten. Tagung der badiſchen Schulräte * Freiburg i. Br., 8. Juni Der Verein badiſcher Schulräte hielt am 6. Juni d. 98. im Hotel„Kopf“ in Freiburg ſeine ordent⸗ liche Jahresverſammlung ab. Der Vorſitzende des Vereins, Stadtoberſchulrat Hofman n⸗Pforzheim, konnte Vertreter des Unterrichtsminiſteriums und die Freiburger Stadtverwaltung begrüßen. Die BVereins⸗Mitglieder aus dem ganzen Badenerlande waren faſt vollzählig erſchienen. Im Mittelpunkt der Vormittagsſitzung ſtand ein Referat des Direktors der Freiburger Lehrerbil⸗ dungsanſtalt, Dr. Bergmann, über die badiſche dehrerbildung, dem ſich ein aus der Fülle der Praxis ſchöpfender Vortrag von Stadtoberſchulrat Dr. Winter mantel⸗Freiburg über die prak⸗ üiſche Ausbildung der Lehrerſtudenten im Vorberei⸗ tüngsdtenſt würdig zur Seite ſtellte. Nach einer Berichterſtattung über die zahlreichen neuen Schulverwaltungsaufgaben des bergangenen Jahres wurden interne Vereinsange⸗ legenheiten beraten. Eine beſondere Note empfing die Tagung durch die Gaſtfreundſchaft der Stadt Frei⸗ durg: eine Theatervorſtellung am Vorabend und zue herrliche Fahrt mit der Schwebebahn auf den Sthauinsland eröffneten und beſchloſſen die Tagung und werden den Teilnehmern in angenehmſter Erin⸗ gerung bleiben. Vom Auto angerannt und ſchwer verletzt *Steinsfurt(Amt Sinsheim), 10. Juni. Ein hieſi⸗ ger Schreiner, der ſich nach Mitternacht mit ſeinem rad auf dem Heimweg befand, wurde beim a übergang von einem Auto angefahren und zur Seite geworfen. In die elterliche Wohnung verbracht, bat der Verunglückte erſt morgens das Bewußtſein wieder erlangt. Neben einem S ch ä delbruch wurden ſchwere innere Verletzungen feſtſtgeſtellt. Der 50 Mann wurde in die Heidelberger Klinik ver⸗ * des Lützelſachſen, 10. Juni. Hier wurde der älteſte ürger unſeres Ortes, Schreinermeiſter Philipp lohr, unter großer Beteiligung der Bevölkerung zu Grabe getragen. Herr Klohr war Mitbegründer und Ehrenvorſitzender des hieſigen Krieger⸗ und Militärvereins. 5 ch. Weinheim, 9. Juni. Die alle zwei Jahre von er Evang. Oberkirchenbehörde feſtgeſetzte evange⸗ lde Schulſynode muß in dieſem Jahre wieder zogehalten werden. Das Dekanat Weinheim hat dieſe für den Kirchenbezirk Weinheim, zu dem auch lahriesheim zählt, auf Mittwoch, 17. Juni, nachmit⸗ ange? Uhr im Konfirmandenſaal der Altſtadtkirche in Weinheim, anberaumt. Neben der allgemeinen üsſprache über Belange im evangeliſchen Reli⸗ Konsunterricht ſind folgende Vortragsthemen vor⸗ leben: 1.„Die Behandlung des Kirchenliedes im eligtonsunterricht“(Referent: Hauptlehrer Her⸗ . Meier ⸗ Weinheim), 2.„Der Religionsunter⸗ a 105 als Erziehung zur kirchlichen Gemeinſchaft“ Referent: Pfarrer Schühle⸗ Weinheim). ioweſtdeutſche 8 Tägliche Serichte der Neuen Mannheimer Feitung Beleidigungsprozeß Römer-Förſter * Grünſtadt, 10. Juni Vor dem Amtsgericht Grünſtadt begann geſtern der Beleidigungsprozeß, den Bürgermeiſter Römer⸗Dirmſtein gegen den„Eiſenhammer“⸗ Schriftleiter Heinrich Förſter⸗Ludwigshafen ange⸗ ſtrengt hatte und der bereits am 2. Juli v. Is. in der Turnhalle des Turnvereins Grünſtadt verhan⸗ delt wurde. Infolge der Ausſchreitungen, die damals gegen Bürgermeiſter Römer nach Beendigung des erſten Verhandlungstages unternommen worden waren, erſchien dieſer am nächſten Tage nicht mehr zur Verhandlung und der Prozeß mußte dann abge⸗ brochen werden. 5 Die erneute Verhandlung findet nun im Sitzungs⸗ ſaale des Amtsgerichts Grünſtadt ſtatt, der ziemlich beſchränkte Raumverhältniſſe aufweiſt. Vor Eintritt in die Verhandlung richtete der Vorſitzende, Amts⸗ gerichtsrat Dr. Mattinger, an alle Betekligten den Appell, Sachlichkeit und Ruhe walten zu laſſen. Das Amtsgerichtsgebäude iſt durch ein ſtarkes Gendarmerieaufgebot in weitem Umfange abgeſperrt. Beim Betreten des Gerichtsſaales wer⸗ den alle Zeugen und Zuhörer ſowie auch Kläger und Beklagte auf Waffen unterſucht. Nach dem Eröffnungsbeſchluß liegt dem Ange⸗ klagten Förſter zur Laſt, in einem Artikel des „Eiſenhammer“ im Auguſt 1929 den Privatkläger Römer beleidigt zu haben, indem er aufſtellte, Römer ſei ein Duz⸗Freund von Heinz⸗Orbis geweſen und habe ſich bereit erklärt, die ihm ange⸗ tragene Stelle eines ſeparatiſtiſchen Bezirkskommiſ⸗ ſars von Frankenthal zu übernehmen. Weiter hatte er behauptet, Römer ſei Mitglied der Separa ti⸗ ſten geweſen und habe deren Sache als ſeine eigene bezeichnet. Ferner habe Römer den Führer der Freien Bauernſchaft, Rudolf Hamm ⸗Deileiſterhof, ols Schuft bezeichnet, weil dieſer es mit ſeiner deut⸗ ſchen Geſinnung für unvereinbar gehalten habe, der Beerdigung des erſchoſſenen Landesverräters Heinz⸗ Orbis beizuwohnen. Nach dem Aufruf der Zeugen wurde zunächſt der Beklagte Förſter aufgerufen, der ſich als verant⸗ wortlichen Schriftleiter des„Eiſenhammer“ bezeich⸗ net und ſich zur Führung des Wahrheitsbeweiſes er⸗ bietet. Der Privatkläger Römer erklärt die Be⸗ hauptung Förſters als unwahr. Er habe niemals einen Poſten angenommen, auch habe er gegen Heinz⸗Orbis ſofort Stellung genommen und dieſe ablehnende Stellung auch beibehalten bis zum Ende Heinz⸗Orbis. Er könne ſich nicht ent⸗ ſinnen, Hamm als Schuft bezeichnet zu haben. Er ſei damals nur erbittert geweſen, weil Hamm trotz der Verabredung bei der Beerdigung des Heinz⸗ Orbis nicht erſchienen ſei. Seine(Römers) Tätigkeit während jener Zeit ſei im Intereſſe des Deutſchtums geweſen; er könne für ſich in Anſpruch nehmen, ſich damals Verdienſte um das Deutſchtum erworben zu haben, denn unter den Bauern ſeines Bezirks ſei nicht ein einziger Separatiſt geweſen und das habe er zuſtande gebracht. Mit Heinz ſei er nur in den Sitzungen der Freien Bauernſchaft zuſammen geweſen und habe dieſen auch nicht geduzt. Bürger⸗ meiſter Roos⸗Dirmſtein, Mitglied der SPD, ſei ſ. Zt. wegen Beleidigung beſtraft worden, weil er ihn(Römer) als Separatiſten bezeichnet habe. Gegen Heinz war in den Kreiſen der Freien Bauernſchaft der erſte Verdacht geſchöpft worden im März 1923, als Heinz von den Franzoſen Holz kaufte. Römer hat die Beſtrebungen von Heinz ſchon da⸗ mals mißbilligt, als Heinz einen ſog. Selbſtſchutz bilden wollte und die Beſtrebungen als gegen die Franzoſen gerichtet, bezeichnete. Römer erkärte damals, wenn Heinz etwas Un⸗ geſetztliches tue, dann müſſe er aus der Vorſtandͤſchaft entfernt werden. In einer Sitzung der Vorſtand⸗ ſchaft der Freien Bauern in Kaiſerslautern ſei be⸗ ſchloſſen worden, daß Heinz von ſeinem Poſten zu⸗ rücktreten ſolle. Römer habe dort erklärt, die Freie Bauernſchaft müſſe von den Beſtrebungen von Heinz freigehalten werden. Römer habe auch weiter er⸗ klärt, man müſſe gegen die Pläne von Heinz Stel⸗ lung nehmen. Während der Vernehmung des Zeugen Lauter proteſtierte Rechtsanwalt Beaufort dagegen, daß vom Preſſetiſch aus durch den Berichterſtatter der „Pfälziſchen Poſt“ dem Vertreter des Privatklägers, Rechtsanwalt Dr. Teufel, ein Zettel zugeſteckt wurde. Rechtsanwalt Dr. Teufel erklärte, auf dem Zettel ſei eine Frage enthalten geweſen, ob der Zeuge Lauter die Unterlagen für den Artikel im „Eiſenhammer“ geliefert habe. Rechtsanwalt Beaufort beantragte daraufhin Gerichtsbeſchluß über die Ausweiſung des Preſſevertreters aus dem Ge⸗ richtsſaal. Der Vorſitzende des Gerichts verkündete dann den Beſchluß, wonach dem Berichterſtatter eine Verwarnung ausgeſprochen und für den Wteder⸗ holungsfall der Ausſchluß aus dem Sitzungsſaal in Ausſicht geſtellt werde. Als erſter Zeuge wird dann der Geſchäftsführer des Reichsverbandes deutſcher Bauſparkaſſen in Heidelberg, Reimund Lauter, vernommen, der zunächſt ausführlich ſchil⸗ dert, wie er ſ. Zt. im Benehmen mit der Abwehrſtelle in Heidelberg als ſeparatiſtiſcher Bezirkskommiſſar von Frankenthal ſich anſtellen ließ, um dadurch der Ahwehrſtelle in Heidelberg wertvolles Material lie⸗ fern zu können. Am 19. November 1923 ſei Fran⸗ kenthal von den Separatiſten beſetzt worden. Der ſeparatiſtiſche Innenminiſter Wilhelm, der bei der Einnahme Frankenthals zugegen war, habe dann auf dem Rathaus in Gegenwart des Zeugen an Heinz⸗Orbis in Speyer telephoniert, Frankenthal ſei beſetzt, man brauche jetzt einen Bezirkskommiſſar. Heinz habe darauf geantwortet: „Da kommt nur mein Freund Römer von Dirmſtein in Betracht.“ Römer ſei dann nach Frankenthal geholt worden und habe auf die Frage Wilhelms, ob er den Poſten als Bezirkskommiſſar annehme, geantwortet, das ſei im Moment unmöglich, er habe noch mit landwirtſchaft⸗ lichen Arbeiten zu tun, man möge ſich noch etwas ge⸗ dulden. Daraufhin habe der Zeuge Lauter dann einſtweilen den Poſten übernommen. Römer ſei während dieſer Zeit mehrere Male zu ihm gekommen und habe ſich erkundigt, ob die Sache vorwärts gehe. Der Zeuge iſt auch einmal mit Römer im Auto nach Speyer gefah⸗ ren zu einer Beſprechung mit Heinz⸗Orbis, bei der auch Bley und Wilhelm anweſend waren. Römer ſei dort von Heinz ſehr freundſchaftlich begrüßt worden. Sie hätten ſich beide geduzt, und Heinz habe geſagt: „Jetzt läßt Du mich aber nicht im Stich, ſieh“ zu, daß Du bald Dein Amt anutrittſt.“ Römer habe geantwortet:„Du weißt doch, wie es jetzt in der Landwirtſchaft zugeht, daß ich jetzt keine Zeit habe.“— Der Zeuge Lauter iſt auch einmal mit Römer in Ludwigshafen geweſen, wo er geſehen hat, daß Römer auf das ſeparatiſtiſche Bezirksamt ging. Römer habe einen Ausweis gehabt. Der Zeuge hat dieſen allerdings nicht geſehen, erklärt aber, Römer hätte ja ſonſt nicht hinein gedurft. Der Zeuge ver⸗ breitet ſich dann ausführlich über ſeine ſpätere Ver⸗ haftung durch die Separatiſten und das von dieſen gegen ihn eingeleitete Hochverratsverfahren, wobei er mit Erſchießen bedroht worden ſei. Der Kaufmann Otto Betz⸗ Neckargemünd, der früher bei der Abwehrſtelle in Heidelberg tätig war, wurde von der vorgeſetzten Behörde nicht vom Amts⸗ geheimnis entbunden. Er kann daher nur über die Glaubwürdigkeit des Zeugen Lauter vernommen werden. Er erklärte hierauf, Lauter ſei ſehr tüchtig und zuverläſſig. Man habe auch keinen Anlaß ge⸗ habt, Mißtrauen in vaterländiſcher Beziehung gegen ihn zu hegen. 30 Fahre Gewerbeverein Plankſtadt * Plankſtadt, 10. Juni. Anläßlich des 30jährigen Stiftungsfeſtes des hie⸗ ſigen Gewerbevereins fand am Samstag abend im ſchön dekorierten Roſengartenſaal ein wohlgelungenes Feſtbankett ſtatt. Der erſte Vorſitzende hieß die Erſchienenen, insbeſondere davon Herrn Burkhard Heidelberg und Herrn Merkel⸗Schwetzingen herzlich willkom⸗ men. Die Sängereinheit brachte den Chor„Deutſch⸗ land Dir mein Vaterland“. Nach einem Muſikſtück die Liedertafel den Chor„Am ſchönſten biſt Du“, ſchön zum Vortrag. Bürgermeiſterſtellvertreter Braun überbrachte die Glückwünſche der Gemeinde. Vor⸗ ſtand Büchel ſtreifte in kurzen Zügen die Vereins⸗ chronik und nahm ſodann die Ehrung von ſiteben verdienter Mitglieder vor, die vor 30 Jahren den Gewerbeverein gegründet und ſeitdem zum Wohle des Handwerks ſich große Verdienſte erworben haben. Es ſind dies: Hahn Jakob, Kolb Georg, Berlinghof Georg, Wacker Valentin, Ochs Wilhelm, Müller Heinrich und Gaa Gg. Michael. Mit der Ermahnung feſt und treu weiter zum Gewerbeverein zu ſtehen, ſchloß der Vorſitzende ſeine Ausführungen. Landespräſtdent Burkhard ſtreifte die allge⸗ meine Lage des deutſchen Handwerks. Arbeiter und Handwerker müſſen jederzeit treu zuſammen⸗ ſtehen, wenn Deutſchlands Aufſtieg ſicher ſein ſoll. Als langjähriger Vorſtand des Gewerbevereins Plankſtadt wurde das Ehrenmitglied Jakob Hahn von dem Landesverband durch Ueberreichung eines Diploms geehrt. Der Vorſtand des Nachbarvereins Schwetzingen, Herr Merkel, übermittelte die Grüße des Brudervereins Schwetzingen. Geſang, Muſtk und turneriſche Aufführungen verſchönten die Veranſtal⸗ tung. Der Gauvorſtand Herr Rheinecker⸗Mannheim eröffnete am Sonntag im Saalbau zur Roſe die ordentliche 0 Gautagung des Unterpfalzgaues vom Landes⸗ verband babiſcher Gewerbe⸗ und Handwerker⸗ Vereinigungen. Die Verleſung des Protokolls vom letzten Gautag fand einſtimmige Genehmigung. Eine lebhafte Aus⸗ ſprache führte der Bericht über die Erholungs⸗ heime des Landesverbandes Baden herbei, wobei beſonders die Unwirtſchaftlichkeit dieſer beiden Heime beſprochen wurde. Schließlich einigten ſich die Ver⸗ treter auf eine Formulierung des Gauverbandes, wo⸗ bei das Defüzit der Erholungsheime durch einen Zehn⸗Jahres⸗Plan abgedeckt werden ſoll. Dieſes wurde zum Antrag erhoben, der beim nächſten Landesverbandstag in Offenburg geſtellt werden ſoll. Der nächſte Gautag findet mit einſtimmiger Ein⸗ willigung der anweſenden Mitglieder im Spätfahr in Edingen ſtatt. Verſchiedene Anträge kamen zur Verleſung und wurden nach deren Begründung zur Weiterleitung an den Landesverband genehmigt. * Ellerſtadt, 9. Juni. In einer hieſigen Behau⸗ ſung ereignete ſich am Sonntag ein eigentümliches Unglück. Als die Tochter der Familie den Hof be⸗ trat, wurde ſie von dem in Tollwut geratenen Hof⸗ hund angefallen. Der Hund hatte dem Mädchen beide Waden zerriſſen und konnte nur mit größter Mühe von ſeinem Opfer wieder abgebracht werden. Das Mädchen mußte ſofort in das Kranken⸗ haus nach Ludwigshafen überführt werden. 142. Jahrgang/ Nummer 261 4 As der Falz Der Bau der Altrheinbrücke * Germersheim, 9. Juni. Die ſchon ſeit zwei Jahren ſchwebende Frage der Erbauung einer feſten Betonbrücke über den Rusheimer Altrhein hat nun⸗ mehr ihre Löſung gefunden. Die Stadt wird den Brückenbau ſelbſt vornehmen und hat ſich jetzt auch für die unverzügliche Ausſchreibung der Arbeiten ent⸗ ſchloſſen. Nach dem Koſtenvoranſchlag betragen die Baukoſten über 24000 Mark, die jedoch in Höhe von 10 000 Mark aus öffentlichen Mitteln beſtritten wer⸗ den können. 75 Berufsverhandlung Levy * Landau, 10. Juni. Die Berufsverhandlung ge⸗ gen den Kaufmann und Landesproduktenhändler Ernſt Levy aus Bergzabern, der bekanntlich durch Betrug und Blankettfälſchung eine Anzahl Land⸗ wirte aus der Südpfalz ſchädigte und deswegen vom Schöffengericht Landau zu einer Gefängnisſtrafe von mehreren Monaten verurteilt wurde, findet am 16. Juni vor der Strafkammer des Landgerichts Landau ſtatt. Der Verurteilte und der Staatsan⸗ walt hatten Berufung eingelegt. Bezirksſchulrat Hebel geſtorben * Kaiſerslautern, 10. Juni. Am Samstag iſt Bezirksſchulrat Hebel im Alter von 56 Jahren einem ſchweren Leiden erlegen. Schon als Lehrer wurde er bekannt durch die Sammlung Pfälzer Sagen, die er für den Schulgebrauch bearbeitete und als Buch herausgab. Hebel war Mitglied der Pfälziſchen Akademie der Wiſſenſchaften. ** * Grethen bei Bad Dürkheim, 9. Juni. Durch ein Schadenfeuer wurde vergangene Nacht gegen 3 Uhr das Anweſen der Witwe Fritz Weber faſt vollſtändig in Aſche gelegt. Das Feuer überraſchte die Bewohner im nächtlichen Schlaf und breitete ſich raſch auf Scheune und Stall aus, wo es reiche Nahrung fand und bis zum Eintreffen der Ortswehr bereits auf das Wohnhaus übergegriffen hatte, deſſen Dachſtuhl faſt vollſtändig ausbrannte. Das Mobiltar konnte zum größten Teil gerettet werden. Zwei Ziegen kamen in den Flammen um. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht geklärt. Der Schaden iſt beträchtlich. Bei dem Feueralarm erlitt eine Frau durch den Schrecken eine Verletzung dadurch, daß ſie durch das Fenſter ſprang. * Speyer, 8. Juni. Einem 22 Jahre alten Wan⸗ derburſchen wurden in einer Herberge aus der Geloͤbörſe ein 20 Markſchein und drei einzelne Markſtücke geſtohlen. Im Verdacht ſtehen vier ju⸗ gendliche Wanderer, die ebenfalls in der Herberge übernachteten. * Rülzheim, 8. Junt. Die vier Täter, die Diens⸗ tag nacht Raubverſuche bei Straßenpaſſanten unternommen haben, konnten jetzt hinter Schloß und Riegel geſetzt werden. * Kaiſerslautern, 8. Jun. Am Samstag fiel der ſechs Jahre alte Knabe Friedrich Glaß, Sohn des Invaliden Peter Glaß, durch ein Glas dach hindurch. Er wurde mit ſchweren Kopfverletzungen ſofort in das Städt. Krankenhaus gebracht, wo ſeine ſofortige Operation erfolgte. Ein Heiratsbetrüger ausgebrochen * Darmſtadt, 9. Juni. Der Strafgefangene Willy Schniebs, geboren am 9. 6. 1900 zu Dresden, iſt am Montag früh aus dem Landeszuchthaus Maxrienſchloß ausgebrochen. Es handelt ſich um einen Hei⸗ ratsbetrüger. Er iſt.72 Meter groß, ſchlank, fällt durch ſeine gerade Haltung auf und hat ovales, braunes Geſicht. Er trägt Anſtaltshoſe ohne Rock. Mitteilungen über ihn werden an das Landes⸗ kriminalpolizeiamt Darmſtadt erbeten. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Juni bthein Pegel 5. 6. 8..10.] Neckar-Peger] 6, 8. 8. 70. Bafel 1557 188.5075.85 Schuſterinſel 2207261.600261 2,55 Mannbelm 5,49 5,955.94 4,98 Kehl.13.00 8,82 50709 Jagſtfed 13..4, 25138 Maxau.806,07 5,86 5,81 5,88 Heilbronn 140 4,8 1,491.55 Mannheim 5,615.58 5,12 5,10 5,02 Plochingen 0,460,480, 4500,47 Kaub 8,84 3,860 8,54, 3,59 8,40 ö Köln.64 3,70 8,80 8,47.41 Waſſerwärme des Rheines: 17,5 Grab 0 preis 60 Pfg. 5 Uberall zu haben! Kleines für Baden und Pfalz mit Anschlüssen nach allen Richtungen Neu aufgenommen: Wichtige Kraftpostlinien für Ausflüge in Zaden, nach Hessen und in die Pfalz — 5 Semmer-Aus 8882 1827 fachung der n Mtiwoch, 10. Juni 1931 Am die Reichsbahnaufträge für Vaden * Raſtatt, 10. Juni. Hier wurde eine öffentliche Ver⸗ ſammlung abgehalten, die von Angeſtellten und Arbeitern der Waggonfabrik, von Vertretern der ſonſtigen Arbeit⸗ nehmerſchaft und auch der Gemeinden und der Wirtſchafts⸗ verbände beſucht war. Die Angelegenheit der Waggon⸗ fabrik wurde nochmals beſprochen und eine Ent⸗ ſchl ie ung einſtimmig angenommen, worin an die ba⸗ biſche Regierung das dringende Erſuchen gerichtet wird, unabhängig von ihren Beſtrebungen um Erhöhung der badiſchen Geſamtquote bei der Reichsbahn endlich zu veranlaſſen, daß die Vergebung von Waggon⸗ lieferungen nach Baden nach dem im Stgatsvertrag feſt⸗ gelegten Quotenſch üſſel(1,78 v. H. für Raſtatt und 2,71 h. H. für Heidelberg) vorgenommen wird, damit die ſeit Jahren zu Unrecht beſtehende Verkürzung der Waggon⸗ fabrik Roſtatt beſeitigt wird. Falls die Reichsbahnver⸗ waltung dieſem Verlangen nicht entſpricht, möge die ba⸗ diſche Regierung durch Anrufung des Staatsgerichthofes dieſe Auftragserteilung erzwingen. 5 82 —— 25 H. Fuchs Waggon⸗Fabrik AG., Heidelberg.— Gefahr einer Teilſtillegung im Spätſommer. Die Geſellſchaft reicht mit ihren Aufträgen etwa bis Anfang Auguſt, muß aber ſchon in nächſter Zeit eine Anzahl Arbeiter entlaſſen. Das Werk hat zur Zeit 500 Mann Belegſchaft. Sollten nicht neue Aufträge kommen, ſo iſt mit eine teilweiſen Still⸗ legung im Spätſommer zu rechnen. Gemeiden und das Ausland kommen als Auftraggeber ſo gut wie gar nicht mehr in Frage. * Waggonfabrik Joſ. Rathgeber A. G. in Mtuchen⸗ Mooſach. Das Unternehmen konnte in dem am 30. April 1931 zu Ende gegangenen Geſchäftsjahr ein günſtiges Er⸗ gebnis erzielen. Der Umſatz war nur um etwa 5 v. H. geringer als i. V. Weitere Mitteilungen über den Ver⸗ Lauf des Geſchäftsjahres enthält der Bericht nicht. Der Fabrikations„Bruttogewinn erſcheint mit 1040 026(1099 017) 1, Unkoſten erforderten 377 826 l 661 245%). Die Steuern konnten auf 288 166(345 545)/ permindert werden. Nach Abſchreibungen von 148 915 (141 203%) verbleibt einſchl. 36 463(12 108)/ Gewinn⸗ vortrag ein Gewinnüberſchuß von 305 202/ gegen 276 176 4 i. B. Wie bereits gemeldet, erhalten die Vor⸗ zugsaktionäre wieder 6 v. H. und die Stammaktionäre wie⸗ der 8 p, H. Dividende. Der Gewinnvortrag wird auf 65 480/ erhöht. Die Bilanz iſt außerordentlich liquide. Unter Halbfabrikaten und Material erſcheinen die von der Reichsbahn bezahlten und damit in deren Eigentum über⸗ gegangenen Waren erſtmals nicht mehr(0,62 Mill. gegen 188 Mill.& i..; infolgedeſſen werden dieſe Anzahlungen (. V. 140 063 J) unter Gläubigern nicht mehr geführt. Gläubiger erſcheinen mit 35 287(300 204), andererſeits Bank⸗ und Poſtſcheckguthaben mit 970 496(348 473)/ und Debitoren mit 43 452(199 480) /. Das Kapital beträgt .838 Mill. /, die geſetzliche Reſerve hiervon 10 v.., außerdem Rückſtellungen und Uebergangspoſten 200 000% gegen 296 000 // i. V. Die bis jetzt vorliegenden Aufträge geben bis zum Herſt eine mäßige Beſchäftigung. * Mitropa, Mittelenropäiſche Schlafwagen⸗ und Speiſe⸗ wagen AG.— Befriedigendes Ergebnis 1930— Starker Rückgang in 1931. Die o. HV. genehmigte den Abſchluß ür 1930. Nach Abſchreibungen von 2884 352(i. VB. 3012 105) Mark wird ein Reingewinn von 1 011.693(i. V. 1054 231)/ ausgewieſen. Aus ihm werden noch Zuwei⸗ ſung von 50 584/ an den geſetzlichen Reſervefonds wie⸗ der 5 v H. Dividende auf das im Beſitz der Deut⸗ ſchen Reichsbahn⸗Geſellſchaft befindliche A. ausgeſchüttet und 20 809/ vorgetragen. Das laufende Geſchäftsjahr 1931 weiſt infolge der ungünſtigen allgemeinen Vage erhebliche Rückgänge gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres auf. * Dampfkeſſelfabrik Rodberg AG., Darmſtadt. Die GV. der Geſellſchaft, in der von 350 000% Aktien 320 200 vertreten waren, genehmigte einſtimmig den Abſchluß für das abgelaufene Geſchäftsſahr. Der Gewinn von 5205, wird vorgetragen. Eine Aenderung der Geſchäftslage ſei bis jetzt noch nicht eingetreten. Das ausſcheidende Auf⸗ ſichtsratsmitglied Max Rothſchild⸗Frankfurt a. M. wurde wiedergewählt. * Nordſtern Lebensverſicherungsbank.⸗G. Der.⸗R. Hat in ſeiner Sitzung vom 8. d. M. die Bilanz genehmigt. Das Geſchäftsjahr 1930 ſchließt mit einem Ueberſchuß von 4 Mill. J, von denen 3,7 Mill.„ an die Gewinn⸗ rücklage der Verſicherten überwieſen wurden. Aus dem Reſt erhalten die Aktionäre, wie ſchon mitgeteilt, eine Divibende von 14 v. H. ſowie eine Gratiseinzahlung von 10 v. H. auf die Aktien. *„Herold“ Af. Hamburg— Dividendenkürzung. Der zum 25. Juni einberufenen HV. dieſer Tochtergeſellſchaft der Newyork⸗ Homburger Gummi Waaren Co, wird, wie verlautet, die Verteilung einer Dividende von 11(12) v. H. auf die VA. und 7 li. V. 8) v. H. auf die Sta. vorgeſchlagen werden. Weiter wird vor⸗ e en werden, den Reſervefonds 2 um 50 000(100 000) urk zu erhöhen. * Hauptverſammlungen im Gerling⸗Konzern. In den Hauptverſammlungen, der dem Gerling⸗Konzern an⸗ geſchloſſenen Sach⸗ und Rückverſicherungs⸗ geſellſchaften wurden die bekannten Anträge der Verwaltung(wieder 12 v. H. Dividende) genehmigt und neu in den Aufſichtsrat gewählt Dr. Otto Brügelmann⸗ Köln, Handelsgerichtsrat Franz Proenen⸗Köln. General⸗ direktor Karl Leuſſing⸗Halle⸗Sagle, Dr. Leopold Braun⸗ Frankfurt⸗Main, Nikola Caſpari⸗Trier, Dr. Albert ackelsberger⸗Oeflingen bei Säckingen, Jakob Bühler⸗Wag⸗ fäuſel, Paul Henrichs⸗Jena, Karl Nu o r r⸗ Heilbronn, Eberhard Conzelmann fun., Tailfingen(Württemberg), ant Otto Reichenbach, Dr. Karl Schwenk⸗Ulm, Dr. Wilh. ohne r⸗Troſſingen bei Rottweil und Helmut Roehnert⸗ Lüdenſcheid. In der ordentlichen Hauptverſammlung der Gerling⸗Konzern Lebensverſicherungs⸗ Ac, wurde neu in den Auſſichtsrat gewählt Paul Henrichs⸗ Jena und Richard Freudenberg⸗Weinheim. der Neuen Mannheimer Zeitung Das Inſtitut für Konjunkturforſchung unterſucht in ſeinem neueſten Wochenbericht die Einwirkungen der Ein⸗ kommensminderung auf den Verbrauch. Die verſchärfte Senkung des Arbeitseinkommens traf in erſter Linie den Konſum von Genußmitteln und von Gütern des verfeiner⸗ ten Nahrungsbedarfes, da der Bekleibungsverbrauch be⸗ reits im Jahre 1930 bis nahe an ſeinen Tiefpunkt geſunken zu ſein ſcheint. Aus den Einzelheiten der Unterſuchung geben wir folgendes wieder: Der konjunkturelle Rückgang des Arbeitseinkommens hat ſich in den letzten Monaten außerordentlich verſchärft. Alle Faktoren, die die Höhe des Arbeitseinkommens be⸗ ſtimmen, drängen nach unten. Die Geſamtzahl der Ein⸗ kommensbezieher ſowohl im Durchſchnitt des erſten Viertel⸗ jahres wie der erſten 4 Monate d. J. iſt um gut 1,6 Mill.% kleiner geweſen, als im gleichen Zeitraum 1930. Daraus ergibt ſich, wenn man noch die durch Kurzarbeit entſtanden Einkommens minderung in Rechnung ſetzt,- eine Abnahme des Arbeitseinkommens, die ſchät⸗ aunsweiſe für das erſte Vierteljahr(im Vergleich zum Vorjahr) 1,2 Mill./ betragen dürfte Faßt man den Einkommensausfall der Arbeiter, Angeſtell⸗ ten und Beamten zuſammen, ſo dürfte ſich für das erſte Quartal d. J. ſogar eine Einkommensminderung von 1,5 Müll.„ ergeben. Infolge der hohen Arbeitsloſigkeit vollzieht ſich eine Ein⸗ kommensverlagerung großen Stils; denn die Beträge, die auf der einen Seite aufgebracht werden, werden auf der anderen Seite dazu verwendet,„den Arbeitsloſen das Exiſtenzminimum zu ſichern. Gleichzeitig damit geht eine Verlagerung der Nachfrage auf den Konſumgütermärkten vor ſich. Die Einkommensbezieher mit reduzierten Ein⸗ nahmen ſind als Käufer nicht auf den gleichen Märkten Einkommens verminderung und Verbrauchslumſthithtung ausgefallen, auf denen die Arbeitsloſen nun als Abnehmer auftreten. Der Verbrauch der breiten Maſſe iſt in ſeiner Ge⸗ ſamtheit mengenmäßig nicht ſo ſtark geſunken, wie die Einkommen. Immerhin iſt das geſamte Verbrauchsniveau in Deutſchland be⸗ trächtlich geſchrumpft; denn die Preisrückgänge haben die Einkommensmuderung — ganz roh geſchätzt— nur etwa zur Hälfte ausgeglichen. Dieſer Verbrauchsrückgang hat ſich aber nicht gleichmäßig auf die einzelnen Verbrauchszweige verteilt. Die Sorge um den Lebensunterhalt führt zwangsläufig dazu, daß in einer Lage wie der gegenwärtigen das Problem der Lebensmittelpreiſe in den Vordergrund der öffentlichen Diskuſſion rückt und die breiten Maſſen weſentlich mehr bewegt, als die Frage der Preisgeſtaltung für die Güter des elaſtiſchen Bedarfs. Hierin iſt auch die Erklärung dafür zu ſuchen, daß z. B. bei Textilien, bei den Genuß⸗ mitteln und dem verfeinerten Nahrungsbedarf ein Ver⸗ brauchsrückgang trotz Preisſenkung nicht verhindert wer⸗ den konnte, während der Verbrauch an Mehl, Brot, Eiern und Fetten bei zum Teil weſentlich geringeren Preis⸗ ſenkungen ſich im ganzen doch wenigſtens behaupten konnte. Die Geſamtumſätze des Lebensmittel⸗Einzel⸗ handels ſind um einen Betrag zurückgegangen, der etwa ber Preisſenkung entſpricht. Jedoch iſt namentlich der Verbrauch von Tee, Kakao, Süd⸗ früchten, Gewürzen uſw. in der letzten Zeit auch mengen⸗ mäßig z. T. recht erheblich geſunken. Noch ſtärker iſt die Konſumabnahme von Bier, Tabak und Brauntwein.— Der Bekleibungs verbrauch ſcheint nach dem ſcharfen Rück⸗ ganz in den beiden letzten Jahren nunmehr ſeinen Tief⸗ ſtaud erreicht zu haben. OEG- Verluſtabſchluß 308 543/ Verluſt— Starker Rückgang im Gitter verkehr Die Oberrheiniſche Eiſenbahngeſell⸗ ſchaft, die vollkommen von der Stadt Mannheim kon⸗ trolliert wird, zeigt in dem vorliegenden Geſchäftsbericht die Auswirkungen der in ihrem Intereſſengebiet herrſchenden ſtarken Arbeitsloſigkeit, die naturgemäß die Be⸗ triebsergebniſſe außerordentlich ungünſtig beeinflußte. Trotz der Aufnahme des elektriſchen Betriebes auf der Strecke Mannheim ⸗ Heidelberg und der dadurch ein⸗ getretenen Steigerung des Verkehrs auf dieſer Strecke war die Geſamtzahl der beförderten Perſonen nur wenig höher wie im vorangegangenen Jahre. Der Berufs ver⸗ kehr war nach der Kopfzahl der beförderten Perſonen 15 v. H. geringer wie i. V. Die OccG. beförderte mit ihren fämtlichen Betrieben im Kalenderjahr 1930 rund 6,2 Mil⸗ lionen Perſonen gegen 6,2 Millionen 1929 und gegen 5,0 Millionen 19286. Der Güterverkehr iſt nach der Zahl der beſör⸗ derten Tonnen um 18 v. H. gegenüber dem Vorfahre zu⸗ rückge gangen. Der Schotterverkehr ab Doſſenheim und Schriesheim iſt durch Stillegung des Porphyrwerkes in Schriesheim im Sommer 1930 und verminderten Ab⸗ ſatz der übrigen Werke erheblich geringer wie im Vor⸗ jahre. Der Rückgang im Güterverkehr iſt außerdem auch auf den Wettbewerb durch Kraftwagen zurückzuführen. Im Güterverkehr wurden befördert: 1930 rund 413 600 Tonnen, 1929 rund 506 000 Tonnen, 1928 rund 501 000 Tonnen, 1927 rund 688 000 Tonnen, 1926 rund 585 000 To. Die Fortführung der Elektrifizierung unſerer Dampfbahn au der Bergſtraße von Heidelberg⸗ Handſchuhsheim nach Weinheim, die Elektrifi⸗ zierung der Strecke Mannheim Käfertal⸗Wall⸗ ſtadt⸗ Heddesheim ſowie die Erweiterung des Vor⸗ ortbahnnetzes durch Ausbau der Strecke Mannheim ⸗ FTeudenheim„ Ladenburg„Schriesheim ſcheiterten an der Unmöglichkeit, die hiefür erforderlichen Mittel zu beſchaffen. Der Betrieb ſelhſt hat ſich ohne nennenswerte Störung abgewickelt. Die Betriebsein nahmen ſtellten ſich auf 2,69 (2,88) Mill. J, während Betriebs ausgaben 2,80(2,61) Mill. /, allgemeine Verwaltungskoſten 0,089(0,083) und Schuldzinſen 0,379(0,179) erforderten, ſo daß ſich ein Be⸗ triebs zuſchuß von 308 543 ergibt, während im Vor⸗ jahr eine gusgeglichene Gewinn⸗ und Verluſtrechnung vor⸗ gelegt wurde. Die ſtarke Erhöhung der Schuldzinſen er⸗ klärt ſich daraus, daß das für die Elektrifizierung der Strecke Mannheim— Heidelberg aufgenommene Darlehen mit der Inbetriebnahme der Strecke, alſo im Herbſt 1929 voll verzinslich wurde, die Zinslaſt alſo für ein volles Jahr jetzt erſtmals zu Buche ſchlug. In der Bilanz ſind Anlagen mit 5,43(unv.) Neu⸗ bauten mit 8,75(8,66) Mill./ bewertet, Materialbeſtände ſtehen mit 0,47(0,43) Mill./ zu Buch. An Debitoren ſtanden 0,050(0,056) aus, an Bankguthaben waren 0,095 (0,2) und an Zinſendepot unv. 0,132 vorhanden, ſowie an Kaſſe 0,011(0,012). Auf der Gegenſeite erſcheinen neben dem unv. AK. von 5 Mill./ Darlehen mit 9,025(9,72), die ausſchl. für Elektrifizierung und Ausbau der Be⸗ triebe verwendet wurden. Der Geſchäftsbericht betont, daß die Abſicht, die kurzfriſtigen Darlehen durch ein lang⸗ friſtiges abzulöſen, im Berichtsjahr nicht verwirklicht wer⸗ den konnte. Das Haftpflichtverſicherungskonto ſteht mit 0,028(0,029) und der Erneuerungs⸗ und Reſerveſonds mit Vereinigte Glanzſtoffabriken AG. Der Verluſtabſchluß Dem Geſchäftsbericht für 1930 iſt zu entnehmen, daß der Fabrikationsüberſchuß mit 14038 981(i. V. 14 077 092)„ gegenüber dem Vorjahr wenig verändert iſt, ebenſo die ſonſtigen Erträgniſſe, die mit 1502 026(1 318 136) Mark ausgewieſen werden. Es erforderten Steuern 2695 298(4 720 273), Generalunkoſten 2 439 033(2 901 340) Mark und Zinſen, die erſtmals geſondert ausgewieſen wer⸗ den 3 599 520. Bei 9 593 016(66 390 733)/ Abſchrei⸗ Hungen ergibt ſich ein Ver lu ſt von 2725 855 /, der, wie ſchon mitgeteilt, vorgetragen werden ſoll(i. V. ergab ſich bei 307 592 /, Gewinnvortrag aus 1928 ein Verluſt von 88 315 5666 /, der aus der Rücklage gedeckt wurde), Aehnlich wie die holländiſche Dachgeſellſchaft, die Aku, geht der Geſchäftsbericht zunächſt ausführlich auf die all⸗ gemeine Lage am Kunſtſeidenmarkt ein und teilt mit, daß die Ausfuhrzahlen eine Verminderung erfahren hätten, die jedoch durch verſtärkten Abſatz auf dem deutſchen Markt mehr als ausgeglichen werden konnte. Es ſei gelungen, die um ein Geringes erhöhte Produktion(Zahlen werden nicht genannt] voll abzufetzen und darüber hinaus die Lä⸗ ger zu verkleinern. Die Arbeiten zur Einführung der neueſten Methoden, die eine Verbeſſerung der Qualität und eine Verbilligung der Erzeugungskoſten mit ſich brachten, ſeien weiter fortgeſetzt worden und gelong⸗ ten mehr und mehr zur Auswirkung. Sämtliche Betriebs⸗ ſtellen konnten hierdurch eine Senkung der Ein⸗ ſtaundspreiſe melden. Zwar ſei es nicht gelungen, den Ausfall, der durch die Verkaufspreisminderung ent⸗ ſtuaden ſei, durch dieſe Erſparungen völlig auszugleichen, doch ſeien auch im neuen Jahr die Einſtands⸗ preiſe weiter geſenkt worden. Die auf dem Ge⸗ biet der Selbſtkoſtenſenkung erzielten Erfolge ſeien um o bemerkenswerter, als die benötigten, vielfach kartellier⸗ ten Roßhſtoffe nur geringfügige Verbilligungen aufwieſen. Die Erſparungen beruhten vielmehr guf der in den eignen Betrieben durchgeführten Rationaliſierung und Verbeſſeruug der Verfahren. Weitere weſent⸗ liche Erſparniſſe und Vorteile ſeien durch die Verein ⸗ innern Verwoltung und durch Intenſive Zuſammenorbeit und Vereinheit⸗ lichung verſchiedener Verwaltungsſtellen innerhalb des Ge⸗ ſamtkonzerns zu verzeichnen. In der Bilanz weiſt bei unv. Aktienkapital die Rück⸗ lage infolge der vorfährigen Inanſpruchnahme einen Rück⸗ gang auf 2 Mill.(77 215 566)„ auf. Bankſchulden betra⸗ 7 gen 1 290 069(12 721 456) /, Forderungen befreundeter Ge⸗ fellſchaften 85 680 204(57 515 265)/ und ſonſtige Kreditoren 6 427 101(6 208 155)„. Die Du Heinz Jordan⸗Stiftung die früher auf beiden Seiten der Bilanz vorweg abgeſetzt wurde, iſt diesmal paſſiyiert mit 1 296 709 4. Unter Aktiven belaufen ſich die Vorräte nach 3 053 047/ Abſchrei⸗ bungen auf 6 945 117(7878 248). Nach dem Bericht ſind ſie jetzt erheblich unter den Durchſchnittsverkaufspreiſen eingeſetzt. Bankguthaben ſind mit 10 989 111(6 838 459) 4 ausgewieſen, Schulden befreundeter Geſellſchaften mit 38 367 201(14 433 630)/ und Debitoren mit 7 410 858 (28 739 390)%, Rohmaterialien betragen 971 336(1 635 044) Mark und Betriebsmaterialien 2 723 402(3 698 479) I. In⸗ folge der Fuſion, von der faſt ſämtliche Bilanzkonten merk⸗ bar beeinflußt ſind, weiſt auch der Poſten„dauernder Betei⸗ ligungen“ ſtärkere Veränderungen auf. Nach Verrechnung von 5 872 908()/ Zugang und 8 799 844(377 343)/ Ab⸗ gang ſowie der eingangs erwähnten Abſchreibungen von 1 Mill.& auf den neuen Zugang aus der Kapitalerhöhung Glanzſtoff⸗Courtaulds ergibt ſich ein Schlußwert von 69 005 128(72 932 064)„4. Das Wertpapierkonto iſt mit 716 567(767 191)„ nur wenig verändert. Wechſel und Schecks figurieren mit 478 715(401874). Auf den Anlage⸗ konten erſcheinen infolge der Fuſion insgeſamt 15 799 162 (6 293 393)/ Zugänge. Hiervon ſind reine Neuinveſtitionen 1,5 Mill.„ Im einzelnen belaufen ſich Grundſtücke und Gebäude auf Wh 435 684(20 752 85)„/, Fabrikanlagen auf 19 460 855(15 336 324), die Kraftanlage auf 5 930 284 (4 475 194)/ und die übrigen Poſten auf den Erinnerungs⸗ wert. Zwecks Regelung der Abſatzverhältniſſe auf dem deut⸗ ſchen Markt ſeien mit den wichtigeren hierfür in Frage kommenden in⸗ und ausländiſchen Erzeugergruppen von Viscoſe⸗Kunſtſeide Verhandlungen geführt worden, die das Ziel verfolgen, durch Vereinheitlichung des Verkaufsweſens eine Stabiliſierung der Marktverhält⸗ niſſe zu fördern. Dieſe Verhandulngen haben erfreuliche Fortſchritte gemacht und zeigen, daß die Bereitwillig⸗ keit zur Verſtändigang unter den Herſtellern der Visccoſe⸗ Seide gewachſen ſei.(HV. am 23. Juni.) 5 0,131(0,073) zu Buch. Der i. V. unter Rückſtellung ver⸗ huchte Betrag von 51 797/ wurde dem Erneuerungsfond zugeführt, während eine Zuweiſung aus dem laufenden Betrieb nicht möglich war. Kreditoren ermäßigten ſich von .17 auf 1,062 Mill. 1. Im ganzen iſt alſo eine An⸗ ſpannung der Bilanz unverkennbar.— Wie ſich die Ver⸗ hältniſſe im laufenden Geſchäftsjahr geſtaltet hoben, da⸗ rüber ſchweigt der Bericht. Deutſche Luft⸗Hanſa AGG. Verlin Verminderter Rohüberſchuß, entſprechend geringere Abſchreibungen Der Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1930 weiſt Ein⸗ nahmen und Ausgaben in Höhe von 28 672 286 li. V. 30 311076)/ und nach Abzug der Betriebskoſten von 19 824 265/(21 784 002/ einſchl. Zinſen) und der Hand⸗ lungsunkoſten von 1620 817(2 025 817)„ einen Roh⸗ ü berſchuß von 5 227 704(i. V. 6 551 255)/ aus. Der Verringerung der Betriebs⸗ und Handlungsunkoſten ſteht ein Rückgang der von der öffentlichen Hand gewährten Beihilfen um 4 611583/ gegenüber. Hierauf iſt der um. 153 Mill./ geringere Rohüberſchuß des Jahres 1930 zurückzuführen. Von dem Rohüberſchuß ſollen für A b⸗ ſchrei bungen 5 219 280(i. V. 6 537 211)/ verwendet und der verbleibende Betrag von 8 423(i. V. 14044)% der geſetzlichen Reſerve zugewteſen werden. N * Rheiniſche Braunkohlen— Wieder 10 p..?(at- ſprechend früheren Nachrichten über das vorausſichtliche Ergebnis des am 31. März abgelaufenen Geſchäftsjohres der Rheiniſchen AG. für Braunkohlenbergbau und Bri⸗ kettfabrikation in Köln verlautet nunmehr von unterrich⸗ teter Seite, daß der am 3. Juli tagende AR. die Aus⸗ ſchüttung von wieder 10 v. H. Dividende vorſchlagen werde. * Storch u. Schöneberg AG.— Noch kein Sanierungs⸗ vorſchlag. Die Geſellſchaft weiſt hauptſächlich infolge von 4,42 Mill./(i. V. 0,78) Abſchreibungen eine Erhöhung des Verluſtvortrags von 1,21 auf 63 Mill./ aus. Einnahmen waren nur in Höhe von 0,17(0,73), Unkoſten dagegen mit 0,54(0,67), Abgaben mit 0,15(0,33) und Zinſen mit 0,18 (0,26)„ zu verzeichnen. Faſt alle Betriebe bis auf Netphen, das teilweiſe fortgeführt wurde, liegen ſtill. Der Baſaltbruch im Weſterwald und die Ziegelei in Klafeld arbeiteten nur im Sommer. Die Eiſenſteingrube Goſen⸗ bach wurde verpachtet, aber am 1. Februar d. J. von den Pächtern ſtillgelegt. Um die im Abbruch befindlichen An⸗ lagen richtig zu bewerten, waren die Abſchreibungen erfor⸗ derlich, die Erlöſe gehen abex immer weiter zurück. Nach Auflöſung der Reſerve von 52 000/ wird der Verluſt mit 6,28 Mill./ vorgetragen, ein Sanierungsvorſchlag aber noch nicht gemacht. In der Bilanz ſtehen die Anlagen nur noch mit 1,78(6,23] Mill. /, Beteiligungen mit 0,07(0,36) Mill.„ zu Buch. Hinzu kommen 0,07(0,11) Wertpapiere, 0,4(1,51) Debitoren, 0,56(2,33) Vorräte, anderſeits 0,14 (0,14) Anleihe, 0,11(0,30) Löhne und Steuern ſowie 1,58 (3,96) Mill.„ Kreditoren, davon 1,39(1,46) Bankſchulden. * Afa⸗Film AG.— Wieder 10 v. H. Dividende. Kapitalerhöhung. Wie wir erfahren, bringt die Afo Film AG. in Berlin wieder eine Dividende von 10 v. H. in Vorſchlag. An der Dividendenzahluag nehmen 600 000, teil, während aus der letzten Kapitalerhöhung begebene 400 000/ noch nicht dividendenberechtigt ſind. Die Ge⸗ ſellſchaft beantragt ferner eine Erhöhung des AK. um 500 000 4. auf 1,5 Mill. /, die im Laufe des nächſten Jahres begeben werden ſollen. Die Transaktion dient zur Verſtärkung der Betriebsmittel beſonders im Hinblick auf das Tonfilmgeſchäft. 5 Rellingen, Rhein-Main-Donau AG. Der Jahresabſchluß der Rhein⸗Main⸗Donau AG. Mün⸗ chen, für 1930 iſt der dritte, in dem eine Erfolgsrechnung vorgelegt wird. Es wird ein Betriebsüber ſchuß mit 2,89 gegen 2,64 Mill.„ ausgewieſen. Wie im Vor⸗ jahre iſt wieder eine 5proz. Verzinſung der VI. vorgeſehen; der Reingewinn wird nach Abzug von 15 (0,14) Mill.„ wie folgt verteilt: Zinſendienſt der An⸗ leihen 1,19(1,07), Zuweiſungen an den Abſchreibungsfondgz 0,85(0,75), Zuweiſung an den Spezialreſervefonds 090 (0,24), Zuweiſung an den Wohlfahrtsfonds 25 000, gegen 45 000% im Vorjahre. Die Betriebsausgaben für fertig⸗ geſtellte Schiffahrtsanlagen werden mit 0,31 gegen 0,84 aus, gewieſen. 5 In der Bilanz erſcheinen(in Mill.): Anlagen im Betrieb 92,91(61,08), Anlagen in Ausführung 12,09 81,07), Grundbeſitz und Verwaltungsgebäude 1,48(1,51), Effekten⸗ beſtände 8,39(8,92), Kaſſabeſtand, Poſtſcheck⸗ und Bankgut⸗ haben 1,37(0,56), dagegen Darlehen von Bayern und Reich 72,51(63,49). Die Bautätigkeit ber Geſellſchaft an der Rhein⸗ Main⸗Donau Großſchiffahrtsſtraße konnte im Berichtsjahr trotz der allgemeinen Ungunſt der wirtſchaftlichen Verhäll⸗ niſſe im ungeſähr gleichen Rahmen gehalten werden wie in den Vorjahren; ſie erforderte einen Aufwand von rund 11 Mill., ſodaß ſich die Bauobjekte auf rund 105 Mill./ erhöht haben. Gegenwärtig wickelt ſich im Maingebiet die Haupttätigkeit der Geſellſchaft ab. Die im Betrieb befindlichen Kraftwerke haben in tech⸗ niſcher Beziehung einwandfrei gearbeitet. Die Strom⸗ erzeugung betrug im Jahre 1930 214(190) Mill. KWh. Das wirtſchaftliche Betriebsergebnis der Waſſerkraftwerke hat ſich gegenüber dem Vorjahre infolge der günſtigen Waſſerführung der Flüſſe verbeſſert. * 40 Millionen⸗Anleihe der elſäſſiſchen Automobilfabrik Mathis. Auf der TO. der GV. am 22. Juni der Straß⸗ burger Automobil⸗AG. Mathis ſteht der Verwaltungsan⸗ trag auf Bevollmächtigung zur Begebung— in einem oder mehreren Malen, in franzöſiſcher ooͤer ausländiſcher Währung— von Obligationen oder Bons bis zum 900 betrage eines Nennwerts von 40 Millionen Frs. * Keramiſche Werke Offſtein und Worms AG. in Worms. Das 40. Geſchäftsjahr der Geſellſchaft 1930 ſchloß nach faſt unveränderten Abſchreibungen von 0,092 Mill./ ſowie nach Abzug von 0,388(0,582) Mill. 4 Handlungsunkoſten mit einem Reingewinn einſchl. Vortrag von 0038 (0,035) Mill. 1. Der Geſchäftsgang war im ab⸗ gelaufenen Jahr ſehr ungünſtig. Im Inlande ging der Aliſotz infolge des Darniederliegens des deutſchen Baumarkts ſtark zurück. Auch der Auslandsabſatz ſtand ſowohl bezüglich der ausgeführten Mengen wie auch der erzielten Preiſe unter dem Druck der Weltwirtſchaftskriſe. Die Bilanz zeigt in Mill. J u..: Grundſtücke 0,166 (0,168), Fabrikgebäude 0,485(0,481), Brennöfen 0,180 (0,297), Maſchinen 0,946(0,091), Vorräte 0,281(0,365), Debitoren 0,305(0,562), Effekten, die im Vorjahr mit 500 1. waren, ſtehen jetzt mit 0,029 Mill. zu Buch. Reſerve 0,100, Hypotheken 0,276(0,283), Kreöitoren 0,844 (0,626), Rückſtellungen 0,050(0,075). * Odenwälder Hartſtein⸗Induſtrie AG., Darmſtadt. Die GV genehmigte debattelos den Abſchluß per 31. 12. 1930. Aus dem nach 186 882/ Abſchreibungen verbleiben⸗ den Reingewinn von 75 493/ gelangen auf die Vz.⸗ Aktien 6 und auf die St.⸗Aktien 5 v. H. Dividende zur Verteilung. 8773/ werden vorgetragen. Aus dem Bericht geht hervor, daß ein größeres Aktienpaket, das im Beſitz der liquidierten Firma Bonte war, von der Ge⸗ ſellſchaft zu verbilligtem Preis zurückgekauft wurde. Die beiden Herren Bonte ſind aus dem AR. ausgeſchieden. * Der Hammerſen⸗Abſchluß. Die Bilanz der Hammer⸗ ſen AG., die bekanntlich mit einem auf 0,18(1,52) Mill. Mark verringerten Reingewinn abſchließt, iſt bereits be⸗ kannt. Aus dem jetzt vorliegenden Geſchäftsbericht iſt noch nachzutragen, daß die Erhöhung der Wertpapiere und Beteiligungen von 5,63 auf 6,41 Mill./ aus dem Zu⸗ gang des vielumſtrittenen Debag⸗Aktienpaketes, das früher bei Herrn Häcker lag,(303 000„ nom.) und aus der Uebernahme von 1 Mill./ Aktien der Gebr. Elbers AG. reſultiert, die anläßlich der Sanierung dieſer Beteiligung gegen Warenforderungen erworben wurden. Die Debag⸗ Aktien ſind, 89,59 v. H. aktiviert. In ber Bilanz ſtehen im übrigen 14,37 Mill.„/ Forderungen, davon 5,28 Mill. Konzernforderungen und 5,97 Mill./ Vorräten 9,68 Mill. Mark laufende Schulden gegenüber. * Neufinanzierung bei Nordwolle. Der Verluſt der Norddeutſchen Wollkämmerei und Kammgarnſpinnerei wird nach einer Information der„F..“ die Reſerven von zu⸗ letzt 22,5 Mill./ auf höchſtens ein Drittel vermindern. (Ak. 75 Mill..) Eine bisher außenſtehende Finonzgruppe werde jedoch zur Neufinanzierung 20—30 Mill., Verfügung ſtellen. ö Aklienind er Der vom Stat. Reichsamt errechnete Aktienindex(1924 bis 1926 gleich 100) ſtellb ſich für die Woche vom 1. bis 6. Juni auf 77,0 gegenüber 78,5 in der Vorwoche, und zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 69,0(71,0), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 675(69,1 und Gruppe Handel und Verkehr auf 100,3(101,7). „Vergleichsverfahren und Konkurſe im Handelskammerbezirk Mannheim * Eröffnete Vergleichsverfahren: Firma Richard Zimmermann, Kleinvertrieb von Textilwaren in Inhaberin Anna Zimmermann in Reilingen. (Vertrauensperſon: Bücherreviſor Guſtav Thienhaus in Schwetzingen.)— Aufgehobene Ver. Ver.(nach Beſtätigung des Vergleichs): Firma Gebr. Pitſch, Konſervenfabrik in Schwetzingen. ö Eröffnete Konkursverfahren: Kaufmann Karl Heinrich Siegel in Mannheim, R 7, 42.(Konkursverwalter: RA. Dr Traum in Mannheim). .. y d d y d b Veſſerung im Ruhrkohlenabſatz Im Mai belief ſich nach dem vorläufigen Ergebnis der Berechnungen des Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlen⸗Syndikats der Abſatz für Rechnung des Syndikates auf arbeitstäglich 199 000 To. gegen 179 000 Tonnen im April. In das unbeſtrittene Gebiet gingen 90 000(84 000) To., in das beſtrittene Gebiet 100 000(95 000) To. arbeitstäglich. Die geringe Beſſerung beruht in der Hauptſache auf Mehrabſatz in den Hausbrandſorten, für die Sommerrabatte gewährt werden. Die Haldenbeſtände auf den Zechen ſind im ganzen um ud. 9,1 Mill. To. Ende Mai leinſchl. Koks und Briketts in Kohle umgerechnet) gegen Ende April faſt unverändert geblieben. Während bei Kohle eine kleine Abnahme zu verzeichnen iſt, haben die Koksbeſtände ſich noch etwas erhöht. * Weiſenheimer Obſtgroßmarkt vom 9. Juni. Bei 250 Zentner Anfuhr und flottem Abſatz wurden folgende Preiſe genannt: Kirſchen 14—20 Erdbeeren 25—40; Spar⸗ gel 30—40 und 1520; Erbſen 25 Pfg. * Freinsheimer Obſtgroßmarkt vom 9. Juni. Bei 240 N Anfuhr und gutem Abſatz wurden folgende reiſe genonnt: Kirſchen— Früh der Mark— 10—17; Schloßkirchen 17-22; Erdbeeren—36. Der Waggonver⸗ ſand im rheiniſchen Induſtriegebiet hat bereits begonnen. * Schifferſtadter Gemüſeauktion vom 8. Jun. Bei guter Anfuhr und gutem Abſatz wurden folgende Preiſe notiert: Spargeln 40—47, 2228 und 10, Erdbeeren 31—42; Kirſchen 15—20; Spitzkohl 17,5; Erbſen 11—14,5: Wirſing—11; Spinat 10; Mangold 15; Rhabarber 5; Blumenkohl 7; Kohlrabi—7; angold—8; Schlangengurken 33—88; Rettich 26,5; Bündel—3; Karotten, Bündel—10; Sup⸗ pengrünes—3,5; Schnittlauch—2,5; friſche Landeier 9. * Obſt⸗ und Gemüſegroßmarkt Weinheim a. d. B. vom 8. Inni. Kirſchen ſüße 19—23; Erdbeeren 20.—27; Obſt gut; Nachfrage gut. 1 * Naturweinverſteigerung. Bad Dürkheim, 9. Juni. Die heute hier durchgeführte Naturweinverſteigerung der Winzergenoſſenſchaft Bad Dürkheim nahm bei gutem Be⸗ ſuch einen zufriedenſtellenden Verlauf. In 34 Nummern wurden rund 32 000 Liter 1930er Natur⸗Weißweine aus⸗ geboten, von denen 5 Fäſſer mangels ausreichender Ge⸗ bote keinen Zuſchlag erhielten. Es brachten die 1000 Liter 1990er Dürkheimer Haidfeld 610, Geiersböhl 590, enken⸗ böhl 610, 650, Frohnhof 630, Forſt 650, Eichenböhl 660, Frohnhof 680, Meß 620, Halsberg 640, Fuchsmantel 65% Vigilienturm 620, 690, Frohnhof 650, Spielberg 670, Schenkenböhl 650, Eichenböhl 670, Hochmeß 700, 710, Spiel⸗ berg Spätl. 770, 810, Hochbenn 800, 810, desgl. Spätl. 870, 900, Wachenheimer Lelten 600, Ungſteiner Diemert 610, durchſchnittlich 660„. Geſamterlös rund 17 500. Weiter geſunkener Großhandelsindez dexziffern der Hauptgruppen lauten: 105,7(— 2,8), Kolonialwaren 94,2 ſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 102, und induſtrielle Fertigwaren 136,7(). Für den Monatsdurchſchnitt Mai lautete 9 Geſamtindexziffer 113,3(gegenüber dem Vormonat— 9, v..]. Indexziffern der Hauptgruppen: eee 1007 (0,8), Kolonialwaren 95,5(— 1,4), induſtrielle ohſtoffe und Halbworen 103.4(—.), induſtrielle Fertigwaren 1872(— 0,4). 8 Deviſenmarkt Im heutigen Frühverkehr notieren Pfunde gegen New. Dork„ 4,8652 Schweiz. 25,07 J Stockholm 350 Paris 124.25 Holland. 12.09½[Madrid. 50 Brüſſel Oslo. 18,16½ Mailand Kopenhagen 18.18½ Pfunde„ Frachtenmarkt Duisburg⸗Ruhrort- 9. duni Die 1 nach Kahnraum war an der e Börſe im Gegenſatz zu geſtern ſehr gering. Es wur 15 faſt keine Kähne nagenommen. Ebenſo waren nur 175 einzelt Bergreiſen am Markt. Die Frachten wie Schlepplöhne erfuhren kal⸗ wie bergwärts keine Aenbe⸗ rung. zur „ Dollar geg⸗Rin 20.50 Andererſeits werden ausgewieſen: AK. 1,000,. 1 1 1 1 * 51 Continental- Reifen bestanden eine unerhörte Geibaltprobe hei dieser größten Zuverlũssig ceitsfahri, die je unter der Kontrolle eines Automobil- Klubs veranstaltet worden ist. 34 ersle Preise, darunter 25 Einzelfahrer Start-Nr. Start-Nr. 7 R. Hasse- O. Sittner auf Vanderer 49 Cv. Schubert- Briesemeister a. Mergedes- Benz 16 L. von Raffay G. Osjord auf Hanomag 52 H. J. Bernet- E. Hofmokel auf Wanderer 18 K. Matuschovsky- J. Volf auf Praga 59 E. Bieber · W. Harsy auf Mercedes-Benz 20 E. Sander H. Grunow auf Adler 68 R. Otte- F. Walz auf Mercedes-Benz 21 A. Gutknecht E. Vogtländer auf Adler 69 Frl. M. Pix- A. Stoltz auf N. A. G. 22 M. Lippmann · F. Schuster auf Vanderer 70 Frau L. R. Rochrs Frau H. Seidel auf Adler 23 W. Bau K. F. Heimbold auf Wanderer 71 E. Kleyer- Haack auf Adler 24 E. Boche Fr. O. Gehrckens auf Wanderei 75 H. Lüttgau- T. Loneskowski auf Ford 29 H. Hoffmann E. Böttcher auf Brennabor 76 G. Hentschel H. Scheibenzuber auf Ford 30 G. Leonhard E. Proessl auf Brennabor 77 A. Petzold M. Wasik auf Ford 31 F. Graf Spiegel-Diesenberg- J. Heusler a. Praga 79 Frl. A. Minartz- J. Frdr. Fahrenholz auf Ford 32 O. Wolf- R. Wolf auf Wanderer 89 E. Hannemann J. Reichert auf Ford 35 B. Wagener F. Knabe auf Fiat 90 Frl. E. Mann- R. Hallgarten auf Ford 36 K. Wolf- Nieber auf Fiat 92 A. Graumüller-M. Süppel auf Audi 37 A. Klein jr. W. Bohres auf Fiat 93 G. Schrof- R. Felten auf N. S. U. 45 P. von Guilleaume- Frau L. Bahr auf Steyr 94 A. Baur H. Knoeckel auf N S. U. 46 H. G. Langen · Frau- H. Pastor a. Mercedes-Benz 96 Dr. J. Löwengard- M. Bardosch auf Fiat 3 erste eum. Preise ADLER, FORD, VANDERER, mit Continental Reifen 24 69 0 0 0 18.. f 3 z Welte Preise und der dritte Preis 10 Start-Nr. Start-Nr. 50 HH. Nathusius F. Kaiser auf Wanderer 82 F. Backasch · W. Girrulat auf Brennabor 74 E. Vallentin- A. Wruck auf Mercedes-Benz 78 J. v. Krohn H. Hörmann auf Ford 1 in N. in 10 it 0 ch l.„ 4 contingurat-haurtwegkk nankoveEg⸗Exckistog- went tinter okteEks union. Wenk consacn 5 er n= 5 1. 25. 1 5 8 i Caraceiola fährt im Eifel-Rennen auf 5 dem Nürburg-Ring die 9 sohneflste Zeit des Pages E 2 6 a uf Mercedes-Benz mit e 4 2 E ˖ 8. Seite —— Nummer 23 20 Der Schrecken von Tſawo — Zerbrechende Arzneiflaſchen als Lebensretter Löwen überfallen ein Lazarett 1 Panik Ich hielt mich erſt ein paar Tage in Ta wo (Britiſch Oſtafrika) auf, als ich hörte, Löwen ſeien in der Nachbarſchaft geſichtet worden. Kurz darauf verſchwanden zwei eingeborene Arbeiter.„Sie ſind nachts von Löwen aus ihren Zelten verſchleppt und aufgefreſſen worden“, hieß es. Anfänglich glaubte ich dieſem Gerüchte nicht. Viel⸗ mehr hegte ich den Verdacht, die beiden Arbeiter, zwei tüchtige Leute, ſeien um ihres erſparten Geldes willen von anderen ermordet und beiſeite geſchafft worden. Doch kurz darauf wurde ich morgens aus dem Schlaf geweckt: Ungan Sin gh iſt in der Nacht im Zelt von einem Löwen an gefallen, fort⸗ geſchleppt und gefreſſen worden!“ Ungan Singh war einer meiner Aufſeher, ein großer, ſtarker Inder. Mit fünf anderen hatte er in einem Zelt ge⸗ legen, und nur einer von dieſen war wach und Zeuge 8 Vorfalls geweſen: Um Mitternacht tauchte ein Löwe plötzlich und geräuſchlos im Zelteingang auf und packte den Inder an der Kehle.„Laß los!“ war das Einzige, was der Unglückliche noch ſchreien konnte. Im nächſten Augenblick war er aus dem Zelt geſchleift, und machtlos mußten die aus dem Schlafe geſchreckten Arbeiter dem ausſichtsloſen Kampfe zuhören, den draußen der ſchon todwunde Menſch mit dem Raubtier kämpfte. Ich verfolgte natürlich ſofort die Spur des Löwen. Dies war umſo leichter, als das Tier hie und da Halt gemacht haben mußte, bevor es ſeine Beute fraß. Blutlachen bewieſen dies. Zweifellos hatte es hier nach Art menſchenfreſſender Löwen die Haut ſeines Opfers durch öfteres Lecken zerfetzt, um ſo an friſches Blut zu kommen. Dann fanden wir die Stelle, wo die Großkatze ihr Mahl gehalten hatte. Der Anblick der Ueber⸗ reſte war fürchterlich. Einige Meter entfernt lag der bis auf we⸗ nige Bißwunden unverletzte Kopf des Inders, und die ſtarrenden Augen des Toten drückten unſag⸗ bares Entſetzen aus. Wir unterſuchten den Platz, und entdeckten, daß ſich hier ohne Zweifel zwei Lö⸗ wen aufgehalten und aller Wahrſcheinlichkeit nach um die Beute geſtritten hatten. In der nächſten Nacht ging ich auf einen Baum in der Nähe von Ungan Singhs Zelt auf Anſitz, weil ich erwartete, die Löwen würden ſich ein zweites Opfer holen wollen. Ein paar der am meiſten ver⸗ ſchüchterten Arbeiter folgten mir dorthin, nachdem ſie mich flehentlich gebeten hatten:„Laß uns mit in den Baum klettern!“ Alle anderen blieben in ihren Zelten, doch keine Tür wurde offen gelaſſen. Kurz nachdem ich mich auf meinem Anſitz mit meinen beiden Gewehren eingerichtet hatte, ſchien ſich meine Erwartung zu beſtätigen, denn zwief a ch es Gebrüll kam näher und näher. Doch plötzlich ver⸗ ſtummte es, und für mehr als eine Stunde herrſchte vollkommene Stille. Ich wußte, daß Löwen ſich im⸗ mer lautlos an ihre Beute heran pirſchen, und war deshalb die Spannung ſelbſt. ind dann brach plötzlich raſender Lärm los. Entſetzte Schreie drangen durch die Nacht. Doch ſie kamen aus einem anderen Lager, das etwa achthundert Meter vom unſrigen entfernt war. So erhielt ich die traurige Gewißheit daß die Löwen dort wieder einen Menſchen geriſſen hatten. Wir ſelbſt würden alſo in dieſer Nacht nichts mehr von den Raubtieren hören. Am Morgen erfuhr ich, daß einer der Löwen tat⸗ ſächlich einen Arbeiter aus dem Nach bar ⸗ lager fortgeſchleppt hatte. Deshalb ging ich in der nächſten Nacht auf einen Baum in der Nähe des betreffenden Zeltes in Anſitz. Unter mir ließ ich eine Ziege anbinden, weil ich hoffte, der Löwe würde das Tier anſtelle eines Menſchen reißen. Bald nachdem ich meinen Poſten eingenommen hatte, begann es zu regnen. Kurz darauf war ich völlig durchnäßt; das machte meine Lage auf dem unbeguemen Sitze noch unangenehmer. Doppelt ver⸗ ſtändlich erſcheint unter dieſen Umſtänden meine Enttäuſchung und Erbitterung, als ich um Mitter⸗ nacht herum aus der Ferne Brüllen und herzzer⸗ reißende Schreie vernahm. Zum zweiten Male wußte ich, daß die Löwen irgendwo anders ein Menſchen⸗ leben vernichtet hatten. Wo dies geweſen war, erfuhr ich am nächſten Morgen. Als der Trupp, der am Kopfſtück der von uns zu legenden Bahnſtrecke arbeitete, ſein Lager weiter nach vorn verlegte, blieb ſein Feldlazarett zurück. Es ſtand etwas abgeſchieden von den ande⸗ ren Lagern in einer Lichtung im Buſchwald, viel⸗ leicht einen Kilometer von meiner Hütte entfernt. Eine dichte Umzäunung aus Dornbüſchen ſicherte es packen und aus dem Zelte ziehen. Das Opfer hatte in ſeiner Verzweiflung verſucht, ſich am Griff einer ſchweren Kiſte anzuklammern, doch dieſe war nur mit ihm gezogen worden, bis ſie von der Zeltwand aufge⸗ halten wurde und mußte. Nun griff er nach einer Zeltſchnur, die ihm in ſeiner Todesangſt gerade in die Finger geriet, und klammerte ſich Löwe ihn außerhalb des Zeltes hatte, Tier dem Waſſerträger an die Kehle und ein paar wütende Biſſe erſtickten bald den Todesſchrei des Un⸗ glücklichen. Das Raubtier nahm das Opfer dann in den Rachen wie eine Katze eine Maus und brach durch eine ſchwache Stelle in der Umzäunung aus. Kleider⸗ und Hautfetzen des Unglücklichen, die noch an den Dornen hingen, zeigten mir deutlich genug den Ausgang. ohne Schwierigkeit folgen. Ein paar hundert Meter weiter im Buſch fanden wir die Ueberreſte. Der An⸗ — Das Aben — Der Jäger wird zum Wild hielt auch dieſer Zaun die„Dämonen“ nicht auf, denn ſie fanden bald eine ſchwache Stelle und brachen ein. Der Lazarettgehilfe entging hierbei dem Tode nur wie durch ein Wunder. Er der Löwenfalle hörte irgend ein Geräuſch vor dem Zelt, öffnete die Tür, und ein paar Meter vor ihm ſtand ein Löwe, ſtarrte ihn an. Der Lazarettgehilfe war einen Augen⸗ blick wie gelähmt. Erſt als das Tier zum Sprung gegen ihn anſetzte, gewann er ſeine Beſinnung wie⸗ der. Entſetzt prallte er zurück und ſtürzte dabei über eine Kiſte mit allen möglichen Arzneien. Dieſe fiel um, Phiolen und Gläſer zerbrachen, und das erſchreckte den Löwen derartig, daß er den Lazarettgehilfen unbehelligt ließ und ſich am anderen Ende des Lagers ein Opfer ſuchte. Ein Satz trug ihn auf das Dach eines Zeltes, in dem acht Kranke lagen. Das Raubtier brach durch, ver⸗ wundete durch ſeinen Sturz zwei Arbeiter, packte einen dritten und zog den armen Kerl hinter ſich her durch die Lücke im Dornenzaun. Zum 150. Geburtstag des Die„Rockett“, Stephenſons berühmteſte Lokomoti die als erſte mit und zum Vorbild für Länder wurde. Die beiden Verwundeten blieben unter dem zu⸗ ſammengebrochenen Zelte liegen, und in dieſem Zu⸗ ſtande fanden wir ſie, als der Arzt und ich im Mor⸗ gengrauen erſchienen. Unverzüglich ließen wir das Lazarett näher an das Hauptlager verlegen, und eine noch dichtere Umzäunung wurde geſchaffen. Ich hatte gehört, Löwen pflegten neuerdings verlaſſene Lager zu beſuche n. Deshalb ſaß ich in der nächſten Nacht innerhalb der aufgegebenen Umzäunung auf Anſtand. Doch wieder erlebte ich eine bittere Enttäuſchung Mitten in der Nacht dran⸗ gen aus dem neuen Lazarett entſetzte Schreie zu mir herüber; wieder hatten mich die Beſtien zum Narren gehabt. Im Morgengrauen rannte ich nach dem Lazarett: Einer der Löwen hatte— über die Umzäunung ſprin⸗ gend— den Waſſerträger des Lagers fortge⸗ holt. Einige andere Arbeiter waren Zeugen des ſchrecklichen Schauſpiels geweſen, das ſich noch inner⸗ halb des vom Lagerfeuer gebildeten Lichtkreiſes zu⸗ trug. Der Waſſerträger hatte auf dem Boden eines Zeltes gelegen, mit dem Kopf nach der Mitte zu, und ſeine Füße ſtießen beinahe an den Zeltrand. Dem Löwen war es gelungen, den Kopf zwiſchen Zeltbahn und Boden hindurchzuzwängen. So konnte er den unglücklichen Waſſerträger bei einem Fuße der Waſſerträger ſie loslaſſen Sobald der ſprang das daran feſt, bis ſie riß. Wir beide, der Arzt und ich, konnten der Spur menſchlicher Vorausſicht nach vollkommen. Und duch blick war grauenerregend. Ein neues Heim der Nationen auf der alten Zitadelle in Mainz cee 5 Das Juſtitut für Völkerpä dagogik auf der Mainzer Zitadelle das nach ſeiner Fertigſtellung die Verkörperung eines großzügigen Gedankens darſtellen wirs. Pädagogen aller Länder werden Hilfsmittel für Erziehung dort zuſammentreffen und wohnen, um die Methoden und und Unterricht der verſchiedenſten Völker zu ſtudieren Neue Mannheimer Zeitung /Mittag⸗Ausgabe einem Röhrenkeſſel ausgeſtattet den Lokomotivenbau aller auf uns „Deine Augen ſind müde vom Starren.“ Doch ich hob das Gewehr. „ſehen Sie etwas?“ Er antwortete nicht. Später be⸗ kannte er, daß es ihm genau ſo ergangen war wie teuer des Diſtriktskommiſſars Menſchen in Bevor die 2 vollendet. Die Umzäunung hatten wir noch dichter und haltbarer geſtaltet als die beiden erſten. Als die Kranken umquartiert waren, ließ ich einen ge⸗ deckten Güterwagen auf ein Nebengeleiſe ſchieben, das unmittelbar an dem ſoeben verlaſſenen Lager vorbei führte. Hier wollte ich mich mit dem Arzt auf Anſtand legen. Ein paar Zelte ließen wir inner⸗ halb der Umzäunung ſtehen, und neben ſie pflockten wir einige Stück Vieh als Köder für die Lö⸗ wen an, die innerhalb eines einzigen Nachmittags an drei verſchiedenen Stellen der Nachbarſchaft ge⸗ ſehen worden waren. Sechs Kilometer von Tſawo entfernt hatten ſie einen Arbeiter zu reißen verſucht, der an der Bahnlinie entlang ging. Der Mann konnte aber gerade noch a uf einen Baum flüchten. Der Bahnmeiſter, der glücklicherweiſe bald darauf mit einem Zug vorüber fuhr, ſah den vor Angſt Schlotternden und nahm ihn mit. Begründers der Eiſenbahn Stephenſon, der Hauptbegründer des Eiſenbahnweſens, wurde vor 150 Jahren, am 8. Juni 1701, in Wylam(England) geboren. Er baute 1829 die erſte öffentliche Bahn zwiſchen Stockton und Tarlington. pe, George Daun waren die Raubtiere in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes Tſawo geſehen worden, und ein paar Stunden ſpäter hatte einer der Löwen ſich an den Arzt heranzupürſchen verſucht, dann aber, infolge des Erſcheinens einiger Arbeiter, die Flucht ergriffen. Nach dem Abendeſſen legten wir uns im Güter⸗ wagen auf Anſtand. Wir hatten die untere Hälfte der Wagentür geſchloſſen, die obere blieb zur Be⸗ obachtung weit offen. Die Nacht war ſchwarz wie Tinte, und wir konnten das verlaſſene Lager nicht ſehen. Eine Stunde verlief ereignislos, und die laſtende Stille bedrückte uns. Plötzlich knackte rechts von uns ein Zweig. Gleich darauf hörten wir einen dump⸗ fen Fall, als ſei ein ſchwerer Körper über die Um⸗ zäunung geſprungen. Das angepflockte Vieh wurde unruhig und zerrte an den Stricken. Dann trat wieder quälendes Schweigen ein. Irgend etwas mußte ſich jetzt ereignen. Die Spannung des kritiſchen Augenblicks zerrte an meinen Nerven:„Ich will ausſteigen und mich neben dem Wagen auf den Boden legen. So kann ich den Löwen beſſer ſehen, wenn er mit der Beute zurückkommt.“ Der Arzt wollte nichts davon wiſſen: „Bleiben Sie!“ Ich bin froh, daß ich ſeinen Rat befolgte, denn ſpäter erkannten wir— damals wußten wir es nicht — daß einer der Löwen in dieſem Augenblick um unſeren Wagen ſchlich, daß ein Sprung ihn über mich gebracht hätte. Wir hatten den Arbeitern den Be⸗ fehl gegeben, den Eingang zum Lager zu ſchließen, und warteten nun natürlich darauf, zu hören, wie das Tier ſich mit ſeiner Beute durch den Dornen⸗ zaun zwängen würde. Doch das Lagertor war nicht ordnungsgemäß verſchloſſen wor⸗ den, und während wir uns wunderten, warum der Löwe ſich ſolange innerhalb der Umzäunung aufhal⸗ ten mochte, hatte das Tier den alten Lazarettplatz ſchon längſt verlaſſen und pürſchte ſich lautlos in der Dunkelheit an uns heran. Plötzlich war es mir, als ſähe ich einen Schatten zuköͤmmen.„Ach, Unſinn!“ dachte ich. „Brock“, fragte ich den Arzt, Wir beſchloſſen das Lazarett nochmals zu verlegen. ddämmerung einbrach, war das Werk Mittwoch, 10. Juni 1931 utir. Er t Ja ſagen wollen, weil er fürch⸗ tete, der unte unnötig fallen und das Raub, tier nur verjagen Ein paar Sekunden war wieder vollkommeng Stille. Dann aber ſchoß unvermittelt ein maſſiger „Der Löwel“ eichzeitig. Körper in weitem Sprung auf uns zu. ſchrie ich, und wir beide feuerten gl Nicht einen Augenblick zu früh, denn den Bruchteil einer Sekunde ſpäter wäre das Tier im Wagen ge⸗ landet. 5 Der Löwe mußte mitten im Sprung ſeine Rich⸗ tung geändert haben. Sicher blendete ihn unſer Mündungsfeuer, und das unter dem gewölbten Eiſendach des Güterwagens hundertfach widerhal⸗ lende Dröhnen des Doppelſchuſſes erſchreckte ihn. Wir waren alſo dem Verhängnis nur um ein Hagar entgangen. Am Morgen fanden wir Brocks Kugel tief in den Sand eingewühlt in unmittelbarer Nähe einer Tatzenſpur; ſie konnte den Löwen höchſtens um einen oder zwei Zoll gefehlt haben. J. H. Patterson. Amerikanſche Mutter und deutſcher Feontſoldat „Mütter des goldenen Sterns“ nennt man in den Vereinigten Staaten diejenigen Frauen, die im Kriege einen oder mehrere Söhne verloren haben. Gruppen dieſer Frauen unternehmen in jedem Jahre eine Fahrt nach Frankreich, um dort die Kriegsſtätten zu beſuchen, mit denen die Er⸗ innerung an ihre Söhne verknüpft iſt. So traf auch vor kurzem wieder eine Gruppe von 200 ſolcher Mütter in dem franzöſiſchen Hafen Cherbourg ein. Dabei ereignete ſich ein rührender Zwiſchenfall, über den die Pariſer Blätter berichten. Eine der Müt⸗ ter, eine Frau Kennedy aus Germantown in dem Staate Pennſylvanien, ſchwenkte während der Fahrt des Landungsbootes ein Taſchentuch, während ſie in der anderen Hand eine Photographie hielt. Kaum war ſie aus dem Boot an Land geſtiegen, ſo wurde ſie von einem kräftigen Manne umarmt, ihrem Sohne Hermann Weitmülle r, einem ehe⸗ maligen deutſchen Frontſoldaten, der aus ſeinem Wohnort in Deutſchland herbeigeeilt war, um nach 32jähriger Trennung ſeine Mutter zu be⸗ grüßen. Um das Wiedererkennen zu erleichtern, hatte er ihr ſeine Photographie nach Ger man⸗ town geſchickt. Seine Mutter war in ſeiner frühen Jugend mit Verwandten nach Amerika ausgewan⸗ dert und wurde dort durch eine zweite Eheſchließung Frau Kennedy. Ihr Sohn aus zweiter Ehe ging als Soldat an die amerikaniſche Front, während ihr Sohn aus erſter Ehe den Krieg an der deutſchen Front mitmachte. Die Söhne derſelben Mutter kamen aber nicht in die Gefahr, ſich als Feinde ge⸗ genüberzutreten, denn der Amerikaner ſtarb auf dem Wege in den Schützengraben. Das Wiederſehen zwiſchen Mutter und Sohn war außerordentlich herzlich. Frau Kennedy benutzt die Gelegenheit, um auch ihrer deutſchen Heimat einen Beſuch abzu⸗ ſtatten. Dem Gedächtnis der Gefallenen der deutſchen Kraftfahrtruppen Das eindrucksvolle Denkmal, das am Sonntag zum Gedenken an die gefallenen Angehörigen der deutſchen Kraftfahrtruppen in Pots dam eingeweiht wurde. Der Entwurf ſtammt von Architekt Fritz Ebhard. Chefredakteur: Kurt Fiſcher, z. Zt. beurlaubt Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner Feuilleton: Dr. Stefan Kayſer Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schönfelder Sport u. Vermischtes: Willy Müller- Handelsteil: Kurt Ehmer 8 und alles übrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mit, teilungen: Jakob Faude, ſämtlich in Mannheim 7 Herausgeber. Drucker u. Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung Gm. b. H. Mannheim, R 1,—6 Füt unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erfolgt nur bel Das Brückeneinſturzunglück bei Vordeaur Rückporto Die Trümmer der 10 Laſtwagen die bei der Belaſtungsprobe die neue Brücke über die Isle bei Bordeaux zum Einſturz brachten. 15 Perſonen wurden getötet, 16 ſchwer verletzt. 4 5 5 5 g. Seite Nummer 28 31 Neue Männheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 9. Seite Nummer 261 ürch⸗ 8 1 Total-Ausverkauf e 5 U 1 8 5 ptal-Ausverke ft ati b 5 f a f 10 esonderer Anzeige Gestern entschlief, tiefbetrauert von den Ihrigen, vom 10, Juni 1931 bis 18. August 1931 110 Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben uns eb wegen ungen eser ie hteil Mann, unseren guten Vater und Großvater 0 2. 9(Kunststraße) 1 itel 15 nenn Otto Fähler frau Anna Feite Auf Federn und Inletie nſer geb. Heymann 20 Prozent Rabatt! bten Gipsermeisſer 8 f„FF hal⸗. 5 in ihrem 63. Lebensjahr. Daunendecken, ce Metall- ihn, im Alter von fast 63 Jahren, nach langem, schwerem bettstellen, Matratzen besonders billig gar Leiden zu sich zu rufen. Mannheim, den 9, Jun 1931 5 kt 7 1 K den Mannheim(Burgstraße 41), den 10. Juni 1931 i. 12 I 5 0 2 b 75 d Im Namen der Hinterbliebenen: 75 um Die trauernden Hinterbliebenen: 5 7 1˖ f N on 2 8 a 5 2 55 1 Frau Triederilie Täßler Iaco. 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