Bezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM..— Waldhofſtraße 6, Kronprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Fe Hauptſtraße 63, W Oppauer Straße 8, 12 mal. zuzüglich Zuſtellgebühr.— Abholſtellen: Ne Friedrichſtraße 4, 8e Luiſenſtraße 1.— Erſcheinungsweiſe wöchentlich Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Einzelpreis 70 Pf. Anzeigeupreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 32 wm breites Colonelzeile; im Reklameteil RM..— Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim, die 79 mm breite Zeile. Abend⸗Ausgabe Freitag, 16. Oktober 1931 142. Jahrgang— Nr. 480 Da die Wirtſchaftspartei ſich in letzter Stunde für den Kanzler erklärt hat und die Volkspartei bei der Abſtimmung keinen Fraktionszwang ausübt, iſt jetzt eine parlamentariſche Mehrheit vorhanden Nach einer Kanzler-Rede ſpontane Beifall⸗Salven Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 16. Okt. In der Plenarausſprache im Reichstag, für die das Intereſſe vollkommen erlahmt iſt, nimmt zu⸗ nächſt der Abg. Rippel von den Chriſtlich⸗Sozia⸗ len das Wort, der in einer längeren Polemik ſich mit den Nationalſozialiſten auseinanderſetzt. Die Erwartung, daß nach Herrn Rippel bereits der Kanzler einen letzten Appell an das Haus rich⸗ ten werde, erfüllt ſich nicht, vielmehr betritt der Kommuniſt Neubauer die Tribüne. Der Kan z⸗ ler verläßt oſtentativ ſeinen Platz. Während der Rede des Kommuniſten leert ſich das Haus faſt völlig. 5 Die Fraktionsſitzungen der Wirtſchaftspar⸗ lei und der Volkspartei haben inzwiſchen ihr Ende erreicht. Von der Volkspartei ſteht nunmehr feſt, daß kein Fraktionszwang ausgeübt werden wird. Eine Mehrheit von 21 Abgeordneten wird für die Mißtrauensanträge ſtimmen, der Reſt wird ſich der Stimme enthalten. Wie verlautet, ſoll dem Abg. Kahl konzidiert wor⸗ den ſein, daß er für das Kabinett Brüning ſeine Stimme abgeben dürfe. Die Wirtſchaftspartei hat kein Kom⸗ munigus über das Ergebnis ihrer Beratungen her⸗ ausgegeben, doch geht das Gerücht um, daß ſie zum größten Teil für die Regierung Brüning votieren werde, die darnach auf eine knappe Mehrheit rechnen darf. Auf den Kommuniſten Neubauer folgt der Abg. Mollaty von der Wirtiſchaftspartei Nun füllt ſich wieder das Haus. Auch der Knanzler erſcheint, denn man erwartet, daß er nun endlich des Rätſels Löſung finden wird. Mollath verlieſt eine Erklärung, in der er darauf hinweiſt, daß die Frak⸗ tion ſich der ſchweren Verantwortung voll bewußt ſei, die ihr dadurch auferlegt werde, daß ſie durch die Zuſtimmung zum Mißtrauensvotum der na⸗ tionalen Oppoſition den Weg frei machen werde für die Bildung einer Regierung, in der die Kräfte der Oppoſition führend vertreten ſeien. Er führt dann weiter aus, daß hinter einer Regierung der Rechtsoppoſition die kommuniſtiſche Gefahr drohe. Das wäre ein Verhängnis für die nationale Be⸗ wegung. Die Verſicherung, daß es bei den letzten Verhandlungen nach beiden Seiten ſich nicht etwa um einen„kleinliesen Schacher“ gehandelt habe, erregt einige Heiterkeit.— Von kommuniſtiſcher Seite er⸗ tönt der Zuruf:„Kein Engel iſt ſo rein.“ Unter Hin⸗ weis auf den bekannten Beſchluß der Zentrums⸗ fraktion ſtellt Mollath dann weiter feſt, daß heute bie Ausſicht gering ſei, eine Bildung einer Regierung der nationalen Front zu ermöglichen. Eine Re⸗ gierung Hugenberg— Hitler würde eine 8 Minderheit darſtel⸗ en. Die Erklärung läuft darauf hinaus, daß trotz mannigfacher Bedenken im Vertrauen auf Reichs⸗ präsident und Reichskanzler die Wirtſchafts⸗ dartei gegen die Mißtrauensanträge der nationalen Oppoſition ſtimmen wird. Damit iſt die Situation alſo geklärt. Die Spannung weicht. Man weiß: Das Kabinett Brü⸗ ning l darf auf eine Mehrheit rechnen. Abſchließende Erklärung des Kanzlers Als Mollath geendet, erhebt ſich der Kanzler, während die nationale Oppoſition den Saal wieder verläßt. Er führt aus, es ſei nicht ſeine Absicht, Er⸗ klärungen abzugeben. Die Linie der Politik der Reichsregierung habe er zu Beginn der Debatte im Plenum auseinandergeſetzt. Er ſei der Ausſprache ſehr aufmerkſam gefolgt und ſei für eine Reihe von Anregungen dankbar, denen ſich die Regierung kei⸗ neswegs widerſetze. Ferner erklärt der Kanzler ſich bereit, ſormulferte Anträge einem Ausſchuß zur wei⸗ teren Beßandlung überweiſen zu laſſen. Die Regie⸗ rung halte nicht an der Auffaſſung feſt, daß ſie in jeder einzelnen Notverordnung Recht gehabt habe. 88 ſei aber der Ueberzengung, daß an den we⸗ ſentlichen Dingen, an dem Wirtſchafts⸗ und Finanzgebände, nicht gerüttelt dener Konßli kt mit Japan Wegen der Einiadung Amerikas durch den Völkerbundsrat Telegraphiſche Meldung — Genf, 16. Okt. Der Völkerbundsrat hat heute vormittag in öffentlicher Sitzung die Frage der Einladung an die Vereinigten Staaten nochmals behandelt und be⸗ ſchloſſen, das Einladungsſchreiben abzuſenden. Briand legte dem Rat aufgrund der geſtrigen Beratungen einen ſchriftlich formulierten Vorſchlag vor, der die Begründung der Einladung enthält. Nach Briand ſprach der japaniſche Vertreter Noſhiſawa, der in einer formulierten Erklärung erneut im Namen der japaniſchen Regierung die Auffaſſung vertrat, daß der Rat dieſe Frage nicht durch Mehr⸗ heitsbeſchluß entſcheiden könne. Yoſhiſawa erklärte, der Rat habe geſtern ſeinen Vorſchlag, die Frage durch einen Sachverſtändigen prüfen zu laſſen, ab⸗ gelehnt. Infolgedeſſen ſei er gezwungen geweſen, im Prinzip gegen die Einladung an die Ver⸗ einigten Staaten, die nicht Mitglied des Völker⸗ bundes ſeien, zu ſtimmen. Es handele ſich hier um eine prinzipielle Frage, nicht um eine Frage des Vertrauens. Es habe ein Meinungsaustauſch zwiſchen dem Rat und der amerikaniſchen Regierung ſtattgefunden, der in der befriedigendſten Weiſe vor ſich gehe. Unter dieſen Umſtänden könne er ſein Erſtaunen darüber nicht verhehlen, daß der Rat in übereilter Weiſe die Entſcheidung treffen wolle, einen Beobachter mit beratender Stimme einzuladen, am Ratstiſche Platz zu nehmen, trotz der Tatſache, daß hierdurch die ernſteſten Be⸗ denken bezüglich der Verfaſſungsgrundſätze des Völkerbundes aufgeworfen ſeien. Er halte an ſeinem grundſätzlichen Standpunkt feſt. Der nächſte Redner in der heutigen Sitzung des Völkerbundsrates, der engliſche Außenminiſter Lord Reading, der auf die große Bedeutung des mandſchuriſchen Konfliktes hinwies, trat der Auffaſſung des japa⸗ niſchen Vertreters mit dem Argument entgegen, daß hier lediglich eine Verfahrensfrage zur Eutſcheidung des ſtehe. Hier liege eine Exiſtenzfrage Völkerbundes vor. Moſhiſawa replizierte ganz kurz, er könne nicht von ſeiner Auffaſſung abgehen, daß es ſich hier um eine prinzipielle Frage handele, da Amerika nicht Mitglied des Völkerbundes ſei. Er wiederholte ſeinen Antrag, die Frage einem Expertenkomitee zur Prüfung zu überweiſen. Briand erklärte, der Rat ſei einmütig der Auf⸗ faſſung, daß die Zuſammenarbeit mit den Vereinigten Staaten in dem vorliegenden Konflikt gepflegt werden müſſe, und habe bereits im September grundſätzlich beſchloſſen, in dieſer Frage mit den Vereinigten Staaten zuſammenzuarbeiten. Briand ſchloß mit der Mitteilung, daß er nun⸗ mehr die Einladung an das amerikaniſche Staatsdepartement abſenden werde. Der Vertreter Japans, Voſhiſawa, meldete ſich ſodann noch einmal zum Wort, um kurz und entſchieden zu erklären, daß er ſeine Auffaſſung nicht ändern könne und daß er nach wie vor auf dem Standpunkt ſtehe, daß der Rat nicht hefugt ſei, die Einladung an die Vereinigten Staaten mit Mehrheit zu beſchließen. Er habe ſeinen früheren Erklärungen nichts mehr hinzuzufügen. Zum Schluß gab neben anderen Mitgliedern des Rates auch der deutſche Vertreter, Geſandter von Mutius, Erklärungen ab. Die des Herrn von Mutius war ein Appell an die Vertreter Ja⸗ pans und Chinas. Er glaube, daß eine ſchnelle Löſung des Konflikts im Fernen Oſten den guten Willen der beiden Parteien erfordere. An einer ſol⸗ chen Löſung ſei Deutſchland nicht weniger intereſſiert als alle anderen Mitglieder des Völkerbundes. Briand erklärte abſchließend, ein Krieg ſei ausgeſchloſſen, da er unmoraliſch ſei ll) Unmittelbar nach der Sitzung des Völkerbundsrates wurde die Einladung an die Vereinigten Staaten auf telegraphiſchem Wege nach Waſhing⸗ ton übermittelt. FFEFPFPFPFPFPTPTPTFTbCbCT0Tòꝙ¼VTVTTTTTCCTGTGTPTbTPPTGTGTGTCGTGTGTCTGTGTbTCVTbTGTGTGTGTbTGTGkb(TbTbVTVTVTVTVTVTͤTbVTbTVTVTVTVbT„TbVTVꝓkͤVk']'!'!'!'!;!..... ß—————— werden dürfe. Eine Geſamtlöſung auf ande⸗ rem Wege habe die Debatte nicht ergeben. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen dankt Brüning den verſchiedenen Rednern und auch den Nationalſozialiſten für die Vornehm⸗ heit, mit der ſie ſich zu ſeiner Perſon geſtellt haben. Eine ſolche Beſſerung der politiſchen Methoden ſei jeder Saalver⸗ ſammlung im kleinſten Ort Deutſchlands zu wünſchen. Weiter wendet ſich der Kanzler ſehr ſcharf gegen das Landvolk. Mit großer Enttäuſchung habe er die Erklärung dieſer Partei gehört. Gerade vom Standpunkt eines Freundes der Landwirtſchaft. der durch die Zwangs⸗ lage gezwungen ſei, Abbaumaßnahmen gegen die Ar⸗ beiterſchaft vorzunehmen, als ein Mann, der immer für den Schutz der Landwirtſchaft ſich eingeſetzt habe, müſſe er aufs entſchiedenſte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückweiſen. Die Erklärung des Landvolkes ſei ſo geſehen ein hiſto⸗ riſcher Fehler. Es gehe nicht an, die radikale Löſung der Produktionskoſtenſenkung mit einem Schlage durchzuführen, wie ſie Herr Dingelde y empfohlen habe. Der Kanzler geht damit auf die Ausführungen des volksparteilichen Führers ein. Wenn Dingeldey ihm vorgeworfen habe, daß er in den Tagen des Bank⸗ und Sparkaſſenzuſammenbruchs nicht einſchuekdende Maßnahmen getroffen habe, ſo müſſe er ihm eutgegenhalten, daß durch ſolche Maß⸗ nahmen das ganze Volk erregt und die Kreditwirt⸗ ſchaft und der deutſche Staat überhaupt in tiefſte Verwirrung geſtürzt worden wären. In dieſem Augenblick durfte keine Unruhe geſchaffen werden. Der Kanzler kommt dann weiter auf die Ar⸗ beitsgemeinſchaft zu ſprechen. Er verweiſt auf die Verhandlungen, die er in den letzten Wochen mit den Wirtſchaftsführern, aber auch mit Ver; tretern der Arbeitnehmer dauernd geführt habe. So gehe es jedoch nicht, daß bei den großen Bemühungen auf ſozialpolit iſchem Gebiet die beiderſeitigen Spitzenverbände ſich zu zwei ſcharf getrennten Fronten formierten. Das deutſche Volk dürfe nicht in zwei Teile ausein⸗ andergeriſſen werden. Um dieſe Au f⸗ gabe kämpfe er. Deswegen habe er ein Kabinett gebildet, das keine parteipolitiſche Färbung hat und keine Front nach irgend einer Seite ein⸗ nimmt. Das Ziel, das ihm vorſchwebe, ſei, in dieſen Ta⸗ gen zu verhindern, daß über der Not der kommen⸗ den Wochen und Monate und der internationalen Spannungen nicht im letzten Augenblick das deutſche Volk in zwei Feldlager ſich teile. Man möge ihn angreifen, das würde ihn nicht ſtören. Aber er habe es vermieden, in öffentlichen Verſammlungen ſich zur Wehr zu ſetzen, da er ſonſt viel für die Zukunft zerſchlagen hätte. Man möge es ihm nicht als Dummheit und Unentſchloſſenheit aus⸗ legen, wenn er ſich auch fürderhin ſo verhalte. Ich habe, ſo erklärte der Kanzler mit er⸗ obener Stimme unter ſtürmiſchem Bei⸗ fall der Mittelparteien, Wichtigeres zu tun und ich habe einen tiefen Glauben an den edlen Charakter des deutſchen Volkes. Dr. Brüning ſetzt dann weiter auseinander, wes⸗ halb er auf die Bildung eines Konzentrations⸗ kabinetts habe verzichten müſſen. Es ſei nicht möglich, die Volksgemeinſchaft herbeizuführen, die wir in dieſer hiſtoriſchen Stunde haben müßten. Er müſſe es ablehnen, einen Weg zu gehen, der von vornherein auf eine geſchloſſene Front gegen die Arbeiterſchaft weiſe. Ein ſolcher Verſuch müßte in kürzeſter Zeit verſagen. Deshalb ſei er zu der Löſung gekommen, ein Kabinett zuſam⸗ menzuſtellen, deſſen Programm von jedermann akzep⸗ tiert werden könnte. Jedes neue Kabinett habe für einige Zeit mit ſtärkſtem Mißtrauen im Ausland zu rechnen. Wir aber dürfen keine Zeit verlieren. Eine andere Regierung wäre genötigt geweſen, dem Ausland gegenüber Erklärungen abgeben zu müſſen, die dieſes Kabinett nicht abzugeben brauche. Die Aufforderung des Kanzlers an die nationale Oppoſition, endlich einmal klar auszudrücken, was man wolle, löſt ien Hauſe ſtarken Beifall aus. Inu dieſem Zuſammenhang geht Dr. Brüning auf den offenen Brief ein, den Adolf Hitler heute mor⸗ gen an ihn gerichtet hat. Es ſei der grundſätzliche Fehler in den Auffaſſungen der nationalen Oppo⸗ ſition, daß ſie von ihm erwartet habe, daß er als ſeine erſte Pflicht die Reviſion des Voungplans be⸗ trachte. Seine Auffaſſung ſei es vielmehr geweſen, unter bitteren Opfern ein finanziell ſchwankendes Gebäude zunächſt einmal zu ſtützen und die zweite, vor dem Ausland Deutſchlands Notlage darzulegen. Die erſte Aufgabe hatte Deutſchland erfüllt aus eigener Kraft, ohne Anleihen aufzunehmen. Aber auf die Dauer ſei es nicht möglich, un⸗ ſeren finanziellen Verpflichtungen ohne ausländiſche Kredite nachzukommen. Dieſes offene Wort werde man uuns vielleicht übel nehmen, aber er glaube, daß die Methoden, die ge⸗ wählt worden ſeien, um die Welt über Deutſchlands Lage aufzuklären, wirkſamer geweſen ſei als man er⸗ wartet hatte. Mit Expoſés und fulminanten Reden könnte die Welt nicht von der Notlage Deutſchlands überzeugt werden. Ueberzeugend wirke es vielmehr, wenn die Regierung den Mut habe, die Karten offen zu legen und zu zeigen, was mit uns los ſei. Weil Deutſchland noch immer das Herz der Welt ſei, würde ſein Untergang den Ruin und die Verwirrung der ganzen Welt bedeuten. Dieſe Methode ſei nicht neu, vielmehr ſei ſie von be⸗ ſiegten Völkern immer in der Geſchichte benutzt wor⸗ den, um zu einem Erfolg zu kommen. Wenn Herr Adolf Hitler ihm nicht ſeine nationale Geſinnung abſtreite: was hindere dann vier Fünftel des hohen Hauſes allgemein, ſich zu entſchließen, für ein paar Monate die Parteipolitik beiſeite zu laſſen und ſo das Vaterland zu retten. Dieſer letzte Appell Brünings macht im Hauſe einen außerordentlich ſtarken Eindruck. Die Ausführungen des Kanzlers wurden mehrfach von ſpontanen Beifallsſalven unterbrochen. Der Abſtimmungsmodus Telegraphiſche Meldung — Berlin, 16. Okt. Bei den Abſtimmungen wird heute nachmittag ſo verfahren werden, daß an der Spitze der Miß⸗ trauensantrag gegen das Geſamtkabi⸗ nett ſteht. Vielleicht werden die Mißtrauensanträge gegen einzelne Kabinettsmitglieder bereits dadurch erledigt. Der Antrag auf Aufhebung der Not⸗ verordnung wird mit ſtarker Mehrheit abge⸗ lehnt werden, und zwar ſchon mit Rückſicht auf die ſchweren Folgen, die ſich durch die Aufhebung der Notverordnung für unſer ganzes geſetzliches Leben ergeben würden. Die Anträge auf Abänderung der Notverordnung werden dem Hauptausſchuß über⸗ wieſen. Die Parteien haben ſich dahin geeinigt, daß der Ausſchuß im November darüber berät. Der Vertagungsantrag, der die Abſtimmungs⸗ folge beendet, lautet auf Vertagung bis zu einem Datum im letzten Februardrittel. Er wird ſicher angenommen werden, da auch die Sozialdemo⸗ kraten ſich mit ihm einverſtanben erklärt haben. Stand der ſchwebenden Schuld des Deutſchen Reiches Telegraphiſche Meldung Berlin, 16. Okt. 31. 8. 31 30. 9. 31 Millionen: 1. Unverzinsliche Schatzanweiſun⸗ gen uiid, 2. Umlauf an Reichswechſeln 389,5 400,0„ 3. Kurzfriſtige Darlehen„„ 98% 176,9„ 4. Betriebskredit bei d. Reichsbank 82,3 94,2„ 5. Verpflichtungen aus früheren Anleiheope rationen 4õ„ 4 4,4„ 166952 1766, N Glückwunſchtelegramm des Reichskanzlers an Kommerzienrat Dr. Krumbhaar — Berlin, 18. Okt. Der Reichskanzler hat Kom⸗ merzienrat Dr. Krumbhaar, der heute 10 Jahre an der Spitze des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger ſteht, in einem Telegramm ſeine herzlichſten Glück⸗ wünſche ausgeſprochen. Die täglichen Goldſendungen für Paris — Paris, 16. Okt. In Le Hayre iſt der fran⸗ zöſiſche Paſſagierdampfer„Lafayette“ eingetroffen, der für verſchiedene Pariſer Großbanken 15 Mill. 8 in Gold an Bord hatte. 2. Seite/ Nummer 480 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe Freitag, 16. Oktober 1981 „Revolutionäre Pläne radikaler Organisationen Drahibericht unſeres Berliner Büros Berlin, 16. Oktober. Im Preußiſchen Landtag nahm am Freitag der Innenminiſter Severing das Wort, um ſich mit ſeinen Gegnern auseinanderzuſetzen. Bei der Ge⸗ legenheit ſtellte der Miniſter feſt, daß revolutio⸗ näre Pläne radikaler Organiſationen beſtünden und daß Terrorgru ppen unter Leitung der K. P. D. feſtgeſtellt worden ſeien.(Die Berliner Vorgänge der letzten Tage beweiſen das beiläufig zur Genüge.) Aus dieſem Grunde, meinte der Miniſter, ſei es ſchlechthin unmöglich, in dieſem Winter Wahlen durchzuführen Nicht Programme und Weltanſchauungen, allein Re⸗ volver und Dynamit würden den Wahlkampf beherr⸗ ſchen. Eine ſolche Einſicht hätte auch, durch dieſes Argument ſuchte Herr Severing ſein Vorgehen gegen die Poliseioffiziere zu rechtfertigen, alle Beamten leiten müſſen und darum hätte nie⸗ mand von ihnen am Volksentſcheid ſich beteiligen dütrfen. Der Kultusminiſter Grimme, gegen den ebenfalls ein kommuniſtiſches Mißtrauens⸗ o tum vorliegt, appellierte um Verſtändnis für die drakoniſchen Abbaumaßnahmen an Schule und Lehrerſchaft. Es gelte, ſo erklärte Herr Grimme, einen Staatsbankerott zu vermeiden And erſt einmal die nackte Exiſtenz von Schule und Kultur überhaupt zu retten. Der Miniſter ver⸗ ſprach dann noch für den Lehrernachwuchs nach beſten Kräften zu ſorgen, die erlaſſenen Kündi⸗ gungsbeſtimmungen ſoweit als möglich zu mildern und mit allen nur möglichen Rückſichten durchzu⸗ führen. Pointaré für internationale Zuſammenarbeit Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 16. Okt. Der frühere Miniſterpräſident Poincarés nimmt in einer Aufſehen erregenden Weiſe in der „Illuſtration“ Stellung zur gegenwärtigen Welt⸗ ſituation. Als Heilmittel für die allgemeine Depreſ⸗ ſion empfiehlt er eine nationale Selbſthilfe, die durch ſofortige internationale Zu⸗ ſammenarbeit ergänzt werden muß.„In naher Zukunft“, ſo ſchreibt der franzöſiſche Stgats⸗ mann,„werden die geſchloſſenen volitiſchen Syſteme eher als eine barbariſche, denn als eine zivili⸗ ſierte Stufe der Entwicklung der Menſchheit ange⸗ ſehen werden.“ Es ſei weſentlich für die politiſche Entwick⸗ leug, daß alle Regierungen von der Not⸗ mendigkeit einer Verſtändigung nicht nur auf wirtſchaftlichem, ſondern auch auf intellek⸗ tuellem und moraliſchem Gebiete erfüllt wür⸗ den. „Der Tag wird beſtimmt kommen, an dem ſich nie⸗ mand mehr die gegenwärtige Spaltung der Menſch⸗ heit erklären kann, an dem unſere Nachkommen die Frage erheben werden, ob wir in einer Epoche der Ziviliſation oder des Barbarentums lebten.“ Den Nationen, deren Wirtſchaſtsſyſteme heute Zeichen des Verfalls aufweiſen, empfiehlt Poincaré ein rigoroſes Syſtem der Selbſtheilung, wie es Frankreich in den Jahren 1926 und 1928 er⸗ probte. Deutſchlands Rettung ſei geſichert, wenn es dem franzöſiſchen Beiſpiel ſolge und den Ratſchlä⸗ gen des früheren Reparationsagenten Parker Gil⸗ bert Gehör gebe. England andererſeits, das Poincarés als das Opfer einer mißbrauchten Ar⸗ beitsloſenunterſtützung hinſtellte, werde genügend Vernunft und Wirtſchaftserfahrung aufbringen, um ſich ſelbſt von den gegenwärtigen Erſchütterungen zu befreien. Für jedes Land würden ſeine individuel⸗ len Anſtrengungen aber nur eine vorbereitende Ar⸗ beit bedeuten, die Hauptſache ſei die inter⸗ nationale Zuſammenarbeit, die die Grundlage für eine organiſatoriſche Vereinigung aller Nationen ſchaffen ſoll. Dieſe Vereinigung flieger Johannſen hat gegen ſeinen Fluggefährten müſſe auf der individuellen und wirtſchaftlichen An⸗ näherung aufgebaut ſein. Nolruf der Zeit Von Hermann Eris Buſſe Im Anſchluß an unſeren Bericht über die Karls⸗ ruher Badiſche Woche im heutigen Mittagblatt geben wir nachſtehend den Schluß der Rede wieder, die unſer Mitarbeiter, Proſeſſor H. E. Buſſe, bei der dortigen Notkundgebung gehalten hat. Schriftl. Es gibt viele, die, weil ſie ſeither ſo laut dem allein ſeligmachenden Zweckhaften, dem Relativen, der mit den groben Sinnen zu erreichenden Sachlichkeit das Wort geredet haben, ſich nun ſchämen, das lange un⸗ terdrückte— wie ſagt doch Hebel— ewig mutternde und bruttelnde Heimweh, das Verlangen nach Stille und Wärme, nach Dichtung und Phantaſie zu beken⸗ nen. Sie leugnen weiter, aber ihr Lärm iſt nicht mehr aufreizend, es ſteht keine Evolution mehr da⸗ hinter, die alte, verbrauchte Syſteme zerſchlägt. Gott⸗ lob hat man doch dabei nicht unſer altes Kunſtgut zer⸗ schlagen, wir brauchen das Manffeſt ihres zeit⸗ und ſyſtemüberdauernden Daſeins heute mehr denn je. Auf ihrem Kulturboden bauen wir uns einen neuen Raum Wir müſſen dies tun, wir müſſen bewegt ſein, wir müſſen tätig ſein, wir müſſen die Tätigen im Geiſt unterſtützen mit allen Mitteln, deren wir fähig ſind. Wir müſſen die Unkultur ablehnen. Wir müſſen alles Kulturgut und vor allem das in den Grenzlän⸗ dern als Rüſtzeug gegen Zerfall und Verelendung des Volkes mehren helfen. Das Leben ohne geiſtige und ſeeliſche Erregtheit hat keinen Sinn, das wirft jeder in einem Anfall von Verzweiflung weg, weil es ihm an innerem Halt fehlt. grö reden, 5 0 bensjahr aus dem Innerſten heraus, ans dem Koſt⸗ barſten, was wir haben. Laßt es ein Jahr des Glaubens ſein an die unantaſtbare Go⸗ walt des Geiſtes, der Seele. Laßt es ein Jahr der Besinnung ſein auf den Adel Telegraphiſche Meldung — Hamburg, 16. Okt. Eine ſenſationelle Klage kommt heute vor der Hamburger Amtsgericht zum Austrag. Der Ozean⸗ Rody einen Arreſt über 5000 Mark erwirkt, gegen den Rody jetzt Einſpruch erhoben hat. g Die Auseinanderſetzungen zwiſchen den Ozean⸗ fliegern begannen ſofort nach ihrer glücklichen Ret⸗ tung aus ſchwerſter Seenot nach ſechstägigem Um⸗ hertreiben auf dem Ozean. Johannſen verlangt von Rody die Zahlung ſeiner Löhn ung als Flug⸗ Fohannjen verklagt Nody um 5000 Reichsmark Löhnung kapitän in Höhe von 5000 Mark, was Rody ablehnte. Einen Tag vor der Rückkehr nach Ham⸗ burg beantragte Johannſen radiotelegra phiſch von Bord des Dampfers in Hamburg einen Arreſt in Höhe von 5000 Mark gegen Rody. Dem Arreſtantrag wurde ſtattgegeben und Rody, der im Beſitz von 1200 Dollar war, wurde gepfändet. In der Klageſache des Ozeanfliegers Johannſen gegen ſeinen Fluggefährten Rody waren zu dem heutigen Termin vor dem Hamburger Amtsgericht die Parteien nicht erſchienen, ſondern nur durch ihre Anwälte vertreten. Das Gericht vertagte die Ver⸗ handlung auf den kommenden Montag. Die Ankunft Johannſens in Hamburg. 2 2— Neben ihm ſeine Gattin und ſein kleiner Sohn. Ein jubelnder Empfang wurde den deutſchen Ozeanfliegern Johannſen und Rody und dem Portugieſen Veiga bei ihrer Ankunft in Hamburg zuteil, die nach tägigem Treiben auf dem Meere wie durch ein Wunder an der Küſte von Neufundland gerettet wurden. Zum ſpaniſchen Regierungswechſel Alcala Zamora, der bisherige ſpaniſche Miniſter⸗ präſident, der mit ſeinem geſamten Kabinett zurück⸗ trat, nachdem die Verbannung der Jeſuiten aus Spanien von der Nationalverſammlung beſchloſſen worden war. Don Manuel Azana, der bisherige Kriegsminiſter und Führer der Action republicana, der Führer der neuen ſpaniſchen Regterucg iſt. Lavals Abreiſe nach ASA Telegraphiſche Meldung — Paris, 16. Okt. Miniſterpräfident Laval hat heute früh.10 Uhr— wie angekündigt— begleitet von der fran⸗ zöſiſchen Delegation und ſeiner Tochter Joſette artis verlaſſen und iſt im Zuge nach Le Hapre ab⸗ gereiſt. Auf dem Bahnſteig in Paris waren die in Paris anweſenden Mitglieder der Regierung er⸗ ſchienen, um ihn zu begrüßen. In ſeinem Salon⸗ wagen haben außerdem Platz genommen der ameri⸗ kaniſche Botſchafter in Paris, Edge, um Laval bis Le Havre das Geleit zu geben, ſowie die Unter⸗ ſtaatsſekretäre Cathala und Foulo n. Miniſter⸗ präſident Laval wird in Le Havre im Rathaus von dem dortigen Bürgermeiſter, dem aus der radikalen Partei ausgetretenen Abgeordneten Leon Meyer, empfangen werden und ſich, wie bereits angekündigt, um 12,15 Uhr einſchiffen. r des Menſchſeins, ein Jahr der Schau auf alle Großtaten des Deutſchen, angefangen von den herr⸗ lichen männiſchen Geſängen der Edda und des Ni⸗ belungenliedes, den kraftvollen, geiſtſeeligen Dichtun⸗ gen Wolfram von Eſchenbachs und Hartmanns von der Aue, zu den geiſtigen Minneliedern eines Hein⸗ rich Seuſe bis zu den Werken unſerer Klaſſiker. Seht die deutſchen Dome an mit ihren unermeßlichen Schätzen an zeitüberdauerndem Gut in Lübeck, in Danzig, in Bamberg, in Köln, in Nürnberg. in Ulm, in Straßburg, in Freiburg. Kehren wir auch einmal ſo gründlich und begeiſtert bet uns ſelber ein in den Zauber unſerer Landſchaf⸗ ten, wie es viele von uns im Ausland katen. Dazu brauchen wir nur die Zeit, die wir bisher in freien Stunden auch gehabt haben, laſſen wir ab von Ver⸗ gnügungen, von ſogenannten Zerſtreuungen, in die man ſenſationslüſtern hineingeht und leer wieder herauskommt. Jede Zeit hat ihre große Stimme, die in die Zu⸗ kunft hinaus ruft, wir hören die der unſrigen begreif⸗ licherweiſe nicht, weil der brutale Lärm ihre Reinheit übertönt und weil wir nicht mehr feinhörig ſind. Wir müſſen lernen, wieder feinhörig zu werden. Wir müſſen das Große wieder in uns aufklingen laſſen, uns der Erſchütterung ſtolz hingeben, die das gewal⸗ tige Schickſal unſeres Deutſchtums in uns wachruft, wenn wir etwa vor den Tafeln des Meiſters Grüne⸗ wald ſtehen, oder im Geſchichtsbuch der alten deut⸗ ſchen Kaiſer blättern, all das heldiſche und traglſche, ſpannende und erregende Schickſal der Einzelnen und des Volkes leſen bis zum heutigen Tag, als hätten wir's nie gewußt. Und unſere großen Muſtker hören, als hätten wir ſie noch nie gehört. Wach müſſen wir werden und von dem Unglauben ab⸗ laſſen, daß wir als Einzelne nichts gegen die Entwicklung tun können. Jeder Einzelne kann es, wenn er von der Trägheit des Her⸗ zens läßt, jeder Einzelne kann den andern anrufen, dann erwacht das ganze Volk und läßt nicht zu, daß audere Völker unſere durch Gleichgültigkeit und Un⸗ einigkeit geſchwächten Zellen zerſetzen. Mögen uns, wie dies zu allen deutſchen Nokzeiten war, Dichter und Denker, Künſtler aller Gattung ge⸗ ſchenkt werden, die in kämpferiſcher Glut und ſeelen⸗ hafter Sicherheit uns den ewigen Weg der Menſchheit führen: aus dem Dunkel ins Licht. Der Spielplan des Nationaltheaters für die kommende Woche. Sonntag, 18. Okt. nachm.„Sommer⸗ nachtstraum“; Sonntag, 18. Okt. abends(Miete B) „Tannhäuser“; Montag, 19. Okt.(Miete D)„Das Spielzeug Ihrer Majeſtät“; Dienstag, 20. Okt.(Miete C, Sondermiete O)„Elektra“; Mittwoch, 21. Okt. (Miete E, Sondermiete E)„Tartüff“; Donnerstag, 22. Okt. Miete B, Sondermiete B)„Wunder in Ame⸗ rika“; Freitag, 23. Okt. Miete F, Sondermiete F) zum erſten Male:„Nina“; Samstag, 24. Okt., Vorſtellung für Minderbemittelte— ohne Kartenverkauf— nachm. „Der Hauptmann von Köpenick“; Samstag, 24. Okt. abends(Miete D, Sondermiete D)„Der Hauptmann von Köpenick“; Sonntag, 25. Okt. nachm.„Der Haupt⸗ mann von Köpnick“; Sonntag, 25. Okt. abends(Miete A, Sondermiete 4)„Das Spielzeug Ihrer Majeſtät“; Montag, 26. Okt.(Bühnenvolksbund)„Tannhäuſer“. Kammerſpiele im Univerſum am Samstag, 24. Okt., Nachtvorſtellung,„Intimitäten“; Ufa⸗Palaſt, Pfalz⸗ bau, Ludwigshafen, am Mittwoch, 21. Okt.„Die Ent⸗ führung aus dem Serail“; Donnerstag, 22. Okt.„Das Spielzeug Ihrer Majeſtät“. Für die Nachmittags⸗ vorſtellung„Sommernachtstraum“ am kommenden Sonntag iſt eine Anzahl von Karten im freien Ver⸗ kauf an der Theaterkaſſe erhältlich. In der am Sonn⸗ tag abend ſtattfindenden Wiederholung des„Tann⸗ 5 5 ſingt den Landgrafen Kammerſänger Wilhelm uten. ODie Uebungszeit auf Muſikinſtrumenten. Nach der Entſcheidung eines Altonaer Gerichtes iſt im Hauſe eine Uebungszeit von vier Stunden käglich geſtattet, und zwar von.30 bis 11.30 Uhr vormit⸗ tags und von.30 bis.30 nachmittags, wobei in den Nachmittagsſtunden aber ein Dämpfer(Moderator) benutzt werden muß, der auf eigene Koſten des Uebenden am Inſtrument anzubringen iſt. Vadiſche Politik Das Verbot der„Arbeiterzeitung Die Beſchwerde vom Reichsgericht verworfen Das Reichsgericht hat die Beſchwerde der kom⸗ muniſtiſchen Mannheimer„Arbeiter ⸗Ztg“ gegen das am 18. September 1931 ausgeſprochene Verbot koſtenfällig als unbegründet ver⸗ en. 1 Reichsgericht ſtellt ſich in der Begründung ſeines Urteils auf den Standpunkt des Miniſteriumz des Inmern, wonach die ſeinerzeit durch die„Ar⸗ beiter⸗Zeitung“ erfolgte Wiedergabe eines Telegramms an die engliſchen Arbeiter, Ma⸗ troſen und Soldaten eine Gefährdung der öffent⸗ lichen Sicherheit und Ordnung im Sinne der Not⸗ verordnung des Reichspräſidenten zur Bekämpfung politiſcher Ausſchreitungen eine Anreizung zum Un⸗ gehorſam gegen die Geſetze darſtellt. Wenn auch in den abgedruckten Sätzen in erſter Linie die engliſchen Matroſen zum gewaltſamen Widerſtand gegen die verfaſſungsmäßige Gewalt und ihre Organe aufgefordert war, ſo wurde dar⸗ über hinaus allgemein der revolutionäre Kampf d. h. der gewaltſame Umſturz, ver⸗ herrlicht und ein gleiches revolutionäres und umſtürzleriſches Verhalten, ein gleicher gewaltſamer und rechtswidriger Widerſtand gegen die verfaſ⸗ ſungsmäßige Staatsgewalt und ihre Organe, gegen Geſetze und Anordnungen auch für Deutſchland als erſtrebenswert hingeſtellt. Aus dem Inhalt der Veröffentlichung der Arbeiter⸗Zeitung ging deutlich hervor, daß auch alle deutſchen Leſer zur Re⸗ polution aufgereizt werden ſollten. Bet der gegenwärtigen, ſehr geſpannten politiſchen Lage des Reiches ſtelle dieſe revolutionäre Aufreizung des kommuniſtiſchen Blattes eine ernſtere Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung dar. Bei dieſer Sachlage konnte auch eine Herabſetzung des Verbotsdauer nicht in Frage kommen Straßenkampf mit Lebensmittelpünderern Telegraphiſche Meldung 5 Berlin, 16. Okt. In ein Berliner Buttergeſchäft drangen heute vormittag ſechs Perſonen ein und entwendeten eine größere Menge Lebensmittel. In dem Augenblich, als die Banditen aus dem Geſchäft heraus kamen, fuhr zufällig ein Dienſtwagen mit einem Beamten des Raubdezernats vorbei, der das Auto hal⸗ ten ließ und einen der Täter ergriff, um ihn in das Auto zu ziehen. Das war das Signal für etwa 30 bis 40 junge Burſchen, die auf der Straße ſtanden, ſich auf den Kriminalbeamten und den Chauf⸗ feur zu ſtürzen. Sie befreiten den Feſtgenom⸗ menen und brachten dem Beamten mehrere Meſ⸗ ſerſtiche am Auge und im Geſicht bei. Dem Chauffeur des Autos wurde die Hand zerſchnitten, Den Tätern gelang es dann, zu entkommen. Letzte Meloͤungen Schweres Autounglück— 13 Verletzte — Kattowitz, 16. Okt. In der Nähe von Zakopane fuhr geſtern nachmittag ein Perſonenwagen auf einen aus Nowy Targ kommenden Autobus, dem er aus⸗ weichen wollte. Der Perſonenwagen wurde vollkom⸗ men zertrümmert. Seine 7 Inſaſſen erlitten ſchwere Verletzungen, ebenſo 6 Paſſagiere des Autobuſſes. Nach dem Zuſammenſtoß geriet der Autobus in Brand und ſtand in wenigen Minuten in hellen Flammen. Henderſon will den Vorſitz in der Abrüſtungs⸗ Konferenz führen — London, 16. Okt. Der Führer der Arbeiter⸗ partei, Arthur Henderſon, ſagte geſtern abend in einer Wahlrede, er beabſichtige, als Vorſitzender der Abrüſtungs konferenz nach Genf zu gehen, denn er ſel in ſeiner perſönlichen Eigenſchaft und nicht in ſeiner früheren Eigenſchaft als Staatsſekretär des Aeußern zum Vorſitzenden gewählt worden. 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Neue Maunheimer Zei tung/ Abend⸗Ausgabe bſt⸗ und Gartenbau⸗Ausſtellung Mannheim Die Eröffnungsfeier vor zahlreichen Ehrengäſten Im Vortrags raum der Rhein⸗Neckar⸗Hallen wurde heute vormittag die Unterbadiſche Obſt⸗ und Garten bau⸗Ausſtellung Mann⸗ heim 1931 in feierlicher Weiſe eröffnet. Eingefun⸗ den hatten ſich außer den Spitzen der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden das Präſidium und zahlreiche Mitglieder des Ehren⸗ und Arbeitsausſchuſſes mit der techniſchen Leitung. Wir bemerkten u. a. Landes⸗ kommiſſär Dr. Scheffelmeier, Amtsvorſtand Dr. Guth⸗Bender, Landgerichtspräſident Dr. Wetzlar, Polizeidirektor Dr. Bader, die Bür⸗ germeiſter Dr. Walli und Büchner, Handwerks⸗ kammerpräſident Kalmbacher, Landtagsabg. Dr. Wolfhard, Kreisrat Barber, Dr. Graf Douglas, Präſident der Badiſchen Landwirt⸗ ſchaftskammer, Stadtoberſchulrat Lohrer, die Bei⸗ geordneten Dr. Bart ſch, Lö b und Zizler, Prof. Dr. Walter, Gartendirektor Kirchberg, die Syndiei Dr. Blauſtein, Dr. Ulm und Eier⸗ mann, Gutsbeſitzer Scipio, Verkehrsdirektor Hieronymi und Frau Emma Kromer, Vor⸗ ſtzende des Landesverbandes Badiſcher Hausfrauen. „Waldvögelein“, ein Volkslied aus dem 16. Jahr⸗ hundert, von der Singſchule der Volks⸗ ſchule Mannheim(Oberſtufe) unter Leitung von Hauptlehrer Noe klangſchön und ſtimmungs⸗ voll vorgetragen, leitete kurz nach 10 Uhr die Feier ein. Altſtadrat Schepp- Heidelberg Vorſitzender des Arbeitsausſchuſſes, hielt die Be⸗ grüßungsanſprache. Er gab einleitend ſeiner Freude und Genugtuung darüber Ausdruck, daß die Ehrengäſte in ſo großer Zahl der Einladung Folge leiſteten und damit ihr lebhaftes Intereſſe für die Ausſtellung bekundeten. Insbeſondere begrüßte der Redner das Präſidium der Ausſtellung, Landeskom⸗ miſſär Dr. Scheffelmeier und Dr. Graf Douglas ⸗Langenſtein, Präſident der Badiſchen Landwirtſchaftskammer, ferner Bürgermeiſter Dr. Walli, den Vertreter des am Erſcheinen verhin⸗ derten Oberbürgermeiſters. Beſondere Begrüßungs⸗ worte wurden auch den Vertretern der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden und der Preſſe gewidmet. Herzlichen Dank ſprach der Redner vor allem der Badiſchen Landwirtſchaftskammer und den Kreis⸗ täten von Mannheim, Heidelberg und Mosbach aus, die durch zielbewußte Maßnahmen den unterbadi⸗ ſchen Obſt⸗ und Gartenbau tatkräftig fördern, ferner den Stadtverwaltungen von Mannheim, Heidelberg, Weinheim, Eberbach und Mosbbach für die wohl⸗ wollende Unterſtützung, ſchließlich all denen, die durch Rat und Tat der Ausſtellungsleitung hilfreich zur Seite geſtanden haben. Nicht vergeſſen möchte der Redner die Preisrichter, die ſich der undankbaren Aufgabe unterzogen haben, vom Guten das Beſte auszuwählen. Aber auch den Ausſtellern müſſe ge⸗ dankt werden, daß ſie keine Mühe und Arbeit ge⸗ ſcheut haben, um die Ausſtellung zu einem würdigen Bild ihrer Tätigkeit und Leiſtungsfähigkeit zu ge⸗ ſtalten. Auch dem Arbeitsausſchuß ſprach der Red⸗ ner ſeinen perſönlichen Dank für die Mitarbeit aus. Nach dieſen Begrüßungs⸗ und Dankesworten ging der Redner auf Zweck und Ziel der Aus⸗ ſtellung ein, die aus der Not der Zeit geboren ſei und eine Hilfs⸗ und Werbeaktion für den deutſchen Obſt⸗ und Gartenbau darſtelle, die in den weiteſten Kreiſen das Verſtänd⸗ nis dafür wecken ſoll, daß die Landwirtſchaft ein wichtiges Glied der deutſchen Wirtſchaft überhaupt iſt. Die Ausſtellung ſolle aber auch die Erkenntnis fördern, daß, wenn die Landwirtſchaft Not leide, das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit in Mitleiden⸗ ſchaft gezogen werde. Der Redner wandte ſich als⸗ dann der Einfuhr landwirtſchaftlicher und gärtneriſcher Erzeugniſſe zu. Die Zahlen, die er bekannt gab, reden eine nur zu deut⸗ liche Sprache. Die Einfuhr nach Deutſchland an Obſt, Gemüſe und Südfrüchten ſteigerte ſich von 13,5 Millionen Doppelzentnern im Werte von 321 Millionen Mark im Jahre 1913 auf 15 Millionen Doppelzentner im Werte von 630 Millionen Mark im Jahre 1929 und auf 16 Millionen Doppelzentner im Werte von 603 Millionen Mark im Jahre 1930. Im erſten Halbjahr 1931 belief ſich die Einfuhr auf 76 Millionen Doppelzentner im Werte von 288 Millionen Maek. Seit 1904 betrug die Geſamt⸗ einfuhr von Obſt, Gemüſe und Südfrüchten 103 Millionen Doppelzentner im Werte von 4056 Mil⸗ lionen Mark. Der Redner wandte ſich nach dieſen ſtatiſtiſchen Angaben, die mehr als alle volkswirtſchaftlichen Ausführungen beweiſen, wie dringend notwendig die Hebung des dentſchen Obſt⸗ und Gartenbaues iſt, an die Hausfrauen mit der höflichen Bitte, 1 den deutſchen Erzeuguiſſen den Vorzug zn geben. Im Namen der Obſtbauvereine könne er die Ver⸗ ſicherung abgeben, daß es ſich die Vorſtände ange⸗ legen ſein laſſen werden, ihren Mitgliedern die ſorgſamſte Pflege ihrer Erzeugniſſe hinſichtlich der Sortenwahl immer wieder zu empfehlen. In dieſer Hinſicht zeige die Ausſtellung einen großen Fortſchrätt, der hauptſächlich der unermüdlichen Tätigkeit der Kreisbeamten zu verdanken ſei. Wenn die Ausſtellung den Erfolg hat, daß ſie den Absatz eimiſcher Erzeugniſſe fördere, ſo wäre ihr Zweck er⸗ fült. Möge ſie ein Bauſtein zum Aufbau unſerer vaterländiſchen Wirtſchaft ſein.(Lebhafter Beifall.) Dr. Graf Douglas-Langenſtein führte u. a. aus: Die Organiſationen des Obſt⸗ und Gemitſebaues in Nordbaden hätten ihn gebeten, die Ausstellung zu eröffnen. Die ſtatiſtiſchen Angaben, ie der Vorredner über die Einfuhr gemacht habe, ſollten jedem Beſucher der Ausſtellung tagtäglich 5 zum Bewußtſein kommen. Führten doch ieſe Zahlen vor Augen, daß wir in unſerem ver⸗ ärmten Deutſchland heute noch Geld genug haben, um für viele Millionen Obſt und Gemüſe aus dem uslande zu beziehen, in einer Zeit, in der die udwirte ſtolz darauf ſein können, eine ſolche Aus⸗ ellung zeigen zu dürfen. Dabei ſei zu beachten, daß wir dieſes Jahr in Baden einen Obſtſegen haben wie noch nie zuvor, und im Gegenſatz dazu eine Preisbildung, ſo elend, wie man ſie noch nie erlebte. Durch die Handelsvertragsbeſtimmungen ſei Deutſchland gezwungen, noch jahrelang Tür und Tor für einen Import zu öffnen, den die Landwirte als unnötig betrachteten. Angeſichts dieſer Situation bleibe dem Landwirt in dem Abwehrkampf nur übrig, der Konkurrenz durch vorbildliche Verpackung und Sortierung und durch eine richtige Aufmachung der Ware zu begegnen. Die Ausſtellung ſolle den Bewohnern der Großſtadt Mannheim zeigen, daß die Landwirte beſtrebt ſind, dieſem Gedanken nachzukommen. In den Jahren nach dem Kriege ſei die Landwirtſchaft nicht müßig geweſen. Er ſtelle als Kammerpräſident gern feſt, daß das Zuſammenarbeiten mit allen In⸗ ſtanzen ganz ausgezeichnet ſei. Die Zeit ſet vorbei, in der die landwirtſchaftlichen Organiſationen gegeneinander arbeiten konnten. Heute arbeite ein⸗ mütig die Landwirtſchaft daran, die Qualität zu beſſern und die Ware ſo anzubieten, wie es das kaufende Publikum verlange. Er bitte deshalb die Käufer, die Notlage der Landwirtſchaftg zu beherzi⸗ gen und von ihr zu kaufen. Die Landwirtſchaft glaube, daß ſie heute ebenſogut liefere wie das Ausland. Sie appelliere deshalb an den geſunden Patriotismus der Allgemeinheit. Wenn die Aus⸗ ſtellung davon überzeugen würde, daß die Land⸗ wirtſchaft arbeitet und ſichſelber helfen wolle, dann ſei ihr Zweck erfüllt. In dieſem Sinne erkläre er die Ausſtellung für eröffnet.(Lebhafter Beifall). Erſter Vürgermeiſter Dr. Walli führte im Namen der Stadtverwaltung folgendes aus: Namens des Stadtrates und der Stadtverwal⸗ tung Mannheim habe ich die Ehre, der lebhaften Freude über das Zuſtandekommen der Unterbadi⸗ ſchen Obſt⸗ und Gartenbauausſtellung Ausdruck zu geben. Ich begrüße zugleich die auswärtigen Gäſte und hoffe, daß ihnen der Aufenthalt in Mannheim in dieſen Tagen in angenehmer Erinnerung bleiben möge. Der Herr Oberbürgermeiſter bedauert ſehr, daß er durch ein dringendes auswärtiges Dienſt⸗ geſchäft verhindert war, ſelbſt zu erſcheinen, und hat mich erſucht, Ihnen allen ſeine Grüße und die beſten Wünſche für die Ausſtellung zu übermitteln. Im vergangenen Sommer konnte die Stadt dem Handwerk und Gewerbe Gelegenheit geben, ſeine für den Familienhaushalt in Betracht kommenden Erzeugniſſe in den weiten Räumen der Rhein⸗ Neckar⸗Hallen zur Schau zu bringen. Hoffen wir, daß der große Erfolg, den dieſe Ausſtellung hatte, auch der jetzigen Ausſtellung beſchieden ſein möge. Wir Städter freuen uns beſonders darüber, daß wir nunmehr auch mit dem bodenſtändigen Obſt⸗ und Gartenbau in enge Berührung kommen. Das Sehnen nach eigenem Grund und Boden und die Freude an den Naturerzeugniſſen iſt ja auch dem Städter nicht verloren gegangen. Das beweiſt Ihnen der Drang weiter Kreiſe in der Stadt nach Klein⸗ gärten. Es iſt erhebend, zu ſehen, mit welcher Luſt und Liebe die Scholle auch von ihnen bebaut und gepflegt wird. Mögen insbeſondere dieſe Kreiſe reiche Anregung und Belehrung von der heutigen Ausſtellung erfahren, möge aber auch die Haus⸗ frau durch die Ausſtellung darauf hingelenkt wer⸗ die Ernährung der Familie zu leiſten vermag. Wenn durch die Ausſtellung auch das Ziel er⸗ reicht wird, daß unſer heimiſcher Obſt⸗ und Garten⸗ bau eine Förderung erfährt, ſo wollen auch wir Städter uns darüber freuen, da Land und Stadt zu gemeinſamem Gedeih und Verderb miteinander verbunden find. Und wir wollen durch die Ermöglichung der Ausſtellung auch zu einem kleinen Teil unſere Dan⸗ kesſchuld an die landwirtſchaftlichen Kreiſe ab⸗ tragen, die unſerer notleidenden Bevölkerung reiche Gaben bereits geſpendet oder in Ausſicht geſtellt haben! Es drängt mich ſchließlich, herzlichſt allen denen zu danken, die ſich um das Zuſtandekommen der Ausſtellung verdient gemacht haben, und allen Aus⸗ ſtellern, die zu uns gekommen ſind. Ich wünſche der Ausſtellung in ideeller und materieller Be⸗ ziehung beſten Erfolg.(Lebhafter Beifall.) Das von der Mädchenſchar vorgetragene Volks⸗ lied„Kein ſchöner Land in dieſer Zeit“ beendete die halbſtündige Eröffnungsfeier. Der Rundgang der alsdann angetreten wurde, überzeugte, wie wir bereits hervorhoben, davon, daß die Ausſtellung in Aufmachung und Leiſtung als erſtklaſſig zu be⸗ zeichnen iſt. Jeder Beſucher wird ſich beim Verlaſſen der Rhein⸗Neckar⸗Hallen ſagen, daß er eine derartige Qualitätsſchau und ein derartig wirkungsvolles Arrangement nicht erwartet hätte. Auch dieſe Aus⸗ ſtellung iſt wie die erſte bis zur Eröffnung vollſtän⸗ dig fertig geworden. Wenn man ſich vergegenwär⸗ tigt, wie unvollkommen der Aufbau noch geſtern nachmittag war, ſo muß man dem Arbeitseifer der Ausſteller und ihrer Mitarbeiter die größte Aner⸗ kennung zollen. Hoffentlich beweiſen der Beſuch der fünftägigen Schau und das Verkaufsergebnis, daß die Mannheimer Bevölkerung den Beſtrebungen unſerer badiſchen Landwirtſchaft volles Verſtändnis Die wirtſchaftliche Lage des Handwerks im Monat September Vom Reichsverband des deutſchen Handwerks wird uns geſchrieben: Durch die weitere Entwicklung der ſchwierigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe iſt auch die Handwerks⸗ wirtſchaft ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen. Die zunehmende Verſchärfung der Lage im Handwerk kommt für den Monat September deut⸗ lich in den immer weiter zurückgehenden Umſätzen zum Ausdruck. Mit der Fortdauer dieſer Verhältniſſe wird die finanzielle Lage zahl⸗ reicher auch gut fundierter Betriebe immer kriti⸗ ſcher. In ſteigender Zahl ſind bereits Vergleichs⸗ verhandlungen und Konkurſe zu beobachten. Am ſchwierigſten geſtaltet ſich die Lage in den Gewerben, in denen die an und für ſich ſchon ungenügende Be⸗ ſchäfttgung aus ſaiſonmäßigen Gründen rückläufige Tendenz hat. Dies gilt beſonders für das Bau⸗ gewerbe ferner für die im engſten Zuſammenhang mit dem Baugewerbe ſtehenden Bauneben⸗ gewerbe, Metall⸗ und Holzgewerbe. Da die weni⸗ gen ſchon früher begonnenen Bauten größtenteils beendigt ſind, infolge der Finanzierungsſchwierig⸗ keiten Neubauten aber nicht in Angriff genommen werden und, ſoweit möglich, begonnene Bauten ſo⸗ gar eingeſtellt werden, iſt die Geſchäftslage aller für den Baumarkt arbei⸗ tenden Gewerbe ſehr ſchlecht. Auch Aufträge ftr Reparaturarbeiten vermögen keinen Ausgleich für den Ausfall an Neu⸗ arbeiten zu geben, da auch mit der Auftragsertei⸗ lung für dieſe Arbeiten ſehr zurückgehalten wird. Unter dem Ausfall der Reparaturarbeiten haben vor allem die ländlichen Betriebe des Schmiede⸗, Schloſſer⸗„ Sattler⸗ und Stellmacherhandwerks zu leiden. Günſtiger als in den bisher genannten Be⸗ rufen liegen die Verhältniſſe bei den Berufen, für Der Ladenſchluß am Weihnachtsabend Der Reichs rat hat am Donnerstag den Ge⸗ ſetzentwurf über den Ladenſchluß am 24. Dezember angenommen. Die Regierungsvorlage wurde in einigen Punkten geändert. Auf Antrag Bayerns wurde mit großer Mehrheit beſchloſſen, den allge⸗ meinen Labenſchluß auf 5,30 Uhr feſtzuſetzen mit der Maßgabe, daß die Beſchäftigung des Per⸗ ſonals bis ſpäteſtens 6 Uhr erlaubt wird. Das Aus⸗ tragen von Waren iſt noch bis 7 Uhr zuläſſig. Von der Regelung ſind allein ausgenommen der Verkauf von Weihnachtsbäumen, der Betrieb von Tankſtel⸗ len und die Gaſtwirtſchaften und Schankſtätten. Die Beſtimmung der Regierungs vorlage, daß die Schankſtätten um 8 Uhr ſchließen müſſen, wurde vom Reichsrat abgelehnt. Ein Antrag, auch den Zei⸗ tungsverkauf von der Regelung auszunehmen, fand keine Mehrheit, ebenſo ein weiterer Antrag, wenigſtens den Straßen verkauf der Zeitungen bis 7 Uhr zuzulaſſen. 8 entgegenbringt. Ueber Einzelheiten der Ausſtel⸗ lung werden wir noch berichten. Sch. die der Berichtsmonat den Anfang ihrer Haupt⸗ geſchäftszeit bedeutet: die Herrenſchneiderei, Damen ⸗ Schneiderei, Putzmacherhand⸗ werk und Kürſchnerhandwerk. Die Be⸗ lebung der Geſchäftstätigkeit hielt ſich jedoch in die⸗ ſem Jahr in auffallend engen Grenzen. Auch hier wurden in der Hauptſache Umänderungs⸗ und Inſtandſetzungsarbeiten verlangt. Eine vermehrte Anzahl von Reparaturen und Inſtand⸗ ſetzungsarbeiten hatten auch das Töpfer⸗ und Ofenſetzerhandwerk infolge des frühen Einſetzens der Heizperiode aufzuweiſen. Die er⸗ hoffte Beſſerung des Abſatzes in den Nahrungs- mittelgewerben iſt überwiegend nicht einge⸗ treten. Die verſchlechterten Einkommens verhältniſſe der Kundſchaft haben vielmehr zu einem weiteren Rückgang der Umſätze im Schlachter⸗, Bäcker⸗ und Konditorenhandwerk geführt. Die Entwicklung der Preisbildung wird unter dieſen Verhältniſſen immer ungünſtiger. Vor allem auf dem Lande werden rigoroſe Preisabſtriche ge⸗ fordert, bevor überhaupt ein Auftrag erteilt wird. Zu berechtigten Klagen gibt auch die ſchlechte Zah⸗ lungsweiſe der Kundſchaft und der ſchleppende Ein⸗ gang der Außenſtände Anlaß. Da die geringe Be⸗ ſchäftigung der Betriebe zu immer weiteren Arbei⸗ terentlaſſungen zwingt, wird auch die Schwarzarbeit der arbeitsloſen Geſellen immer größer und dadurch der Auftragseingang der Betriebe wei⸗ ter verringert. Dieſe ſtändige Zunahme der Pfuſch⸗ und Schwarzarbeit, deren Bekämpfung mit den zur⸗ zeit zur Verfügung ſtehenden Mitteln ſich leider als unmöglich erweiſt, wächſt ſich für eine Reihe von Handwerkszweigen geradezu zu einer Exiſtenz⸗ gefährdung aus. RH. Landpreiſe in Aeberſee Der ſtarke Rückgang der deutſchen Auswanderung von burchſchnittlich 60 000 in den Nachkriegsjahren auf nur noch 15 000 im Jahre 1981 iſt auf die er⸗ ſchwerten Einwanberungsbeſtimmungen der Ueber⸗ ſeeländer zurückzuführen. Für Landwirte und ſolche, die noch landwirtſchaftliches Blut in den Adern fließen haben, d. h. die im letzten Jahrzehnt dem Zug in die Großſtadt gefolgt ſind, bieten ſich aber immer noch in manchen Ländern zur Gründung einer eigenen Exiſtenz verhältnismäßig günſtige Möglich⸗ keiten. So weiſt z. B. der Evang. Hauptver⸗ eln, Beratungsſtelle für Auswanderer, Berlin, Monbijouplatz Nr. 10, mit Recht darauf hin, daß die Währung in den einzelnen Ländern trotz des ſinkenden Kurſes dazu führt, daß die Landpreiſe nicht ſteigen, alſo mit ſtabtler ausländiſcher Währung, z. B. der Reichsmark, Land unter ſehr günſtigen Bedin⸗ gungen gekauft werden kann. Ueber dieſe Möglich⸗ keiten ſollten ſich Auswanderungswillige aufs ſorg⸗ fältigſte unterrichten, zumal auch darüber, welche Siedlungsgeſellſchaften vertrauenswürdig ſind und wo Land in guten klimatiſchen Verhältniſſen zu finden iſt. den, was unſer heimiſcher Obſt⸗ und Gartenbau für 3. Seite (Nummer 480 22. Film⸗Rundſchau * Ufa⸗Univerſum: Unter dem Titel„Filmhiſtori⸗ ſche Matineen“ gelangen am S tag, d t als Morgenfeier zwei Filme von beſonderem führung und zwar:„Die Augen der P ein Erſtlingsfilm mit Harry Liedke, Emil 3 Pola Negri und„Der Golem“ mit Paul verſtorbenen Albert Steinrück, Lyda Salmonova, Deutſch und Otto Gebühr. Dieſe Filme, die vor Jahren hergeſtellt wurden, können heute zweifellos als klaſſiſch bezeichnet werden. Wir erinnern an zeiten der eigentlichen Filmkunſt des ſtummen 8 bei als intereſſante Erſcheinung nebenbei bemer möge, daß im letzten Vierteljahr nur noch ſteben Filme vor die Zenſurkammer gebracht wurden, se heute von einem endgültigen Verſchwinden 0 Films als Tatſache ſprechen können. Aus dieſen Gr iſt es zu begrüßen, daß das Ufa⸗Univerſum zwei vollſten Filme mit den großen Pionieren der Darſtellerkunſ wie Paul Wegener und Albert Steinrück wieder zur Vo führung bringt. Großes Aafa⸗Preisausſchreiben. 8 nold Fanck⸗Film„Die weiß Hauptpreis: Gratisreiſe zu Hanne Dr. Fanck inſzenierte H. R. Sokal⸗ weißen Teufel“(Die neuen Wunder des und wird in in Kürze ferttggeſtellt Welturaufführung erleben. Um nun w ums⸗ kreiſe auf dieſen Film bereits vor ſeinem Erſcheinen auf⸗ merkſom zu machen, veranſtaltet die Aafg ei Preisausſchreiben. Die Preisaufgabe iſt ſo g Verſchläge für einen neuen Haupttitel des Fil werden. Der 1. Preis beſteht aus einem zwe Gratisaufenthalt mit Reiſe und Skiunterricht in kannten Skiſchule von Hannes Schnei in S (Arlbergl. Die Einſendungsfriſt der Preisvorf auf den 23. Oktober feſtgeſetzt. Die näheren Bed des Preisausſchreibens ſind in ſämtlichen deutſcher ſpielthestern zu erfahren, die den Film„Die Teufel“ zur Aufführung bringen werden. Veranſtaltungen * Das Palaſthotel Mannheimer Hof eröffnet am morgi⸗ gen Samstag ſeine neue Schoppen⸗Weinſtube, um den wirtſchaflich veränderten Verhältniſſen und den beſon⸗ deren Wünſchen der Stammgäſte Rechnung zu tragen. Eine beſondere Ueberraſchung erwartet die Gäſte durch die originelle Geſtaltung des Raumes und das erſte öffentliche Auftreten des populärſten Urbayern, genannt der„Baum⸗ Gattin Margarethe geb. Boſſelmann, Sandhoferſtraße Nr. 8 teider Anton iſt * Lichtkontrolle. Bei einer geſtern abend vor⸗ genommenen Lichtkontrolle der Kraftfahrzeuge mußten 41 Kraftwagen, zwei Motorräder und 1 Fahrrad wegen nicht vorſchriftsmäßiger Beleuch⸗ tung beanſtandet werden. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begehen heute Krimi⸗ nalſekretär Johann Straub mit ſeiner Gattin Emma geb. Wiggenhauſer, Windmühlſtraße Nr. 26 wohuhaft, und Kriminalkommiſſär Karl Weyland mit feiner Gattin Margarthe ges Boſſelmann, Sandhoferſtraße Nr. 5 wohnhaft. Kommunale Chronik Der Doſſenheimer Bürgermeiſter bleibt mp. Doſſenheim, 13. Okt. Für Mittwoch, 14. Okt, war in Doſſenheim die Neuwahl des Bürger⸗ meiſters angeſetzt, da die Amtszeit von Bürger⸗ meiſter Böhler abläuft. Für dieſen erſten Wahl⸗ gang waren mehrere Kandidaten aufgeſtellt und große Propaganda von den zahlreichen Parteien auf⸗ gezogen. Die neue badiſche Haushalts⸗Notverord⸗ nung hat aber die Neuwahl unmöglich gemacht, da in der Verordnung die Amtsdauer der Bürger⸗ meiſter bis zum 1. Mai 1933 verlängert wird. Bür⸗ germeiſter Böhler hat am Dienstag vom Bezirks⸗ amt Mannheim diesbezüglichen Beſcheid erhalten. Um den Berufsbürgermeiſter für Lampertheim * Darmſtadt, 18. Okt. Im Petitionsausſchuß des Heſſiſchen Landtags entſpann ſich eine lebhafte De⸗ batte über die Eingaben und Aufragen des Zenu⸗ trums und der Deutſchen Volkspartei des Ge⸗ meinderats Lampertheim gegen die Entſcheidung des Miniſteriums des Innern in der Frage der Ein⸗ führung eines Berufsbürgermeiſters für die Gemeinde Lampertheim. Mit fünf gegen drei Stimmen der Sozialdemokraten wurde ſchließlich die Regierung erſucht, der Einführung des Berufsbütr⸗ germeiſters für die Gemeinde Lampertheim zuzu⸗ ſtimmen. Ablehnung neuer Steuern in Bruchſal S. Bruchſal, 15. Okt. Zur Erfüllung der Vor⸗ bedingungen für eine Reichshilfe für die Wohl⸗ fahrtslaſten iſt die Erhebung einer Bürger⸗ ſteuer in Höhe von mindeſtens 300 Prozent der Landesſätze(an Stelle der 200 Prozent, die zur Zeit in Bruchſal gelten) und die Erhebung einer Ge⸗ meindegetränkeſteuer in Höhe von 10 Prozent(zur Zeit in Bruchſal 5 Prozent) des Kleinhandelsprei⸗ ſes erforderlich. Der Stadtrat hat die Erhöhung der beiden Steuern abgelehnt. Kleine Mitteilungen Das Kreisamt Groß⸗Gerau hat für die Gemeinden, die ſich bisher der Einführung der Gemeinde bierſteuer widerſetzt haben, auf Grund der Notverordnung die zwangs⸗ weiſe Einführung der Steuer mit Wirkung vom 1. Oktober ab verfügt. Davon betroffen werden die Gemeinden Dorn⸗ heim, Wollerſtädten, Bauſchheim, Aſtheim, Leeheim, Nau⸗ heim und Erfelden. Geſchäftliche Mitteilungen * Die Natur hilft! Als Naturprodukt ſind Jays echte Sodener Mineral⸗Paſtillen anzuſprechen. Dieſe Paſtillen werden aus den Salzen der bekannten Heilquellen des Bades Soden a. Taunus hergeſtellt und wirken ausgezeich⸗ net bei Huſten, Heiterkeit und Verſchleimung. V374 ae Aerger Unkosten Zeitverlust bleibem feden espart, del stels das neue Mannheimer Einwohnerbuch ig z Uu Hand hal. Llefetung erfolgt sofort auf Telefon- Anu unter Sa.- Ir. 24951 Druckerei D, Haas Gm b.., RI,.0 4. Seite/ Nummer 480 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe Freitag, 16. Oktober 1991 Schwurgericht Mannheim Meineid in einem Alimentationsprozeß Zwei junge Leute ſtanden wegen Meineids und der Anſtiftung dazu heute vor dem Schwurgericht. Der 25 Jahre alte Angeklagte Leopold Sch. hatte vor dem Unterſuchungsrichter in einem Unterhalts⸗ prozeß wiſſentlich falſche Ausſagen mit ſeinem Eid bekräftigt. Sch. erlernte nach dem Beſuch der Oberrealſchule den Beruf ſeines Vaters, dem er bis zu ſeiner Feſtnahme wegen Meineids eine große Stütze war. Die 21jährige Mitangeklagte Roſa., die mit dem Sch. verlobt war, wird beſchuldigt, den Angeklagten burch ihre Ueberredung zu der falſchen Ausſage vorſätzlich beſtimmt zu haben. Die An⸗ klage vertrat Oberſtaatsanwalt Brettle, Vor⸗ ſitzender war Landgerichtsdirektor Dr. Bär, während als Verteidiger die.⸗A. Dr. Natz ſen. und Dr. Neumann fungierten. Auf Beſchluß des Gerichts wurde die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlichkeit ausge⸗ ſchloſſen. Der Vorſitzende appellierte bei Beginn der Sitzung an Sch., endlich die Wahrhelt zu ſagen, das hartnäckige Leugnen zu unterlaſſen und ſich nicht die letzten Sympathien zu verſcherzen. Sch. will ſich aber an keine Eluzelhelten mehr erinnern; er ſei bei der erſten Einvernahme verwirrt und aufgeregt ge⸗ weſen und wiſſe nicht mehr, was er geſagt habe. Alles gütige Zureden, ſich nicht ins Unglück zu ſtür⸗ zen und ein offenes Geſtändnis abzulegen, blieb erfolglos. Die Mitangeklagte Roſa., die am 11. Dez. 1930 Mutter wurde, hat ihre Gunſt ſowohl dem Sch. als auch einem Muſiker geſchenkt. Der Vorſitzende hatte alle Mühe, aus dem Mädchen überhaupt etwas her⸗ auszubringen. Sie hatte bei früheren Vernehmungen andere Auſagen gemacht, gab aber heute zu, den Sch. zu der wahrheitswidrigen Angabe verleitet zu haben. Die Angeklagte ſtammt aus einer kinder⸗ reichen Familie, war in der Schule in einer Schwer⸗ hörigenklaſſe und war viel krank. Sie verwickelte ſich heute in viele Widerſprüche und nannte ihre protokollariſchen Ausſagen unwahr. Medizinalrat Dr. Götzmann bezeichnete beide Angeklagte als ordentliche, nicht ſchlecht begabte, gei⸗ ſtig und ſeellſch intakte Menſchen, die vom rein ärzt⸗ lichen Standpunkt aus ſicher verantwortlich ſind. Die pfychologiſchen Motive unterliegen der Würdi⸗ gung des Gerichts. Oberſtaatsanwalt Brettle beantragte für beide Angeklagte je anderthalb Jahre Zuchthaus..⸗A. Dr. Matz ſen. plädierte auf fahrläſſigen Falſcheid bei Sch. und.⸗A. Dr. Neumann auf vermin⸗ derte Zurechnungsfähigkeit bei der B. Um.30 Uhr zog ſich das Gericht zur Urteils⸗ beratung zurück. Das Urteil Der Angeklagte Sch. wird zu einer Zuchthans⸗ ſtrafe von einem Jahr und die Angeklagte B. zu einer Gefängnisſtraſe von 9 Monaten verurteilt. ch. * Schöffengericht Mannheim Den Bruder beſtohlen Der 81 Jahre alte Hllfsſchloſſer P. K. hat ſeinen älteren Bruder in ganz gemeiner Weiſe beſtohlen. Er iſt wegen Dlebſtahls ſchon ſehr oft vorbeſtraft. Am 25. Januar 1931 wurde er auf das Betreiben ſeines Bruders aus dem Zuchthaus entlaſſen. Von einer jährigen Zuchthausſtrafe wurde ihm eln Teil auf Wohlverhalten erlaſſen. Der Bruder war in jeder Weiſe bemüht, für den Schwervorbeſtraften zu ſorgen. Er nahm ihn in ſeine Familie auf und gab ihm koſtenlos volle Verpflegung. Als er dann ſpäter eine Stellung fand ſollte er wöchentlich 10 Mark Koſt⸗ geld bezahlen. P. K. zog dann von ſeinem Bruder weg und verlangte ſeine Erſparniſſe in Höhe von 120 Mark. Da er aber kein Koſtgeld bezahlt hatte, behielt der Bruder 90 Mark zurck und gab dann noch, um weiteren Krach zu vermeiden 40 Mark, ſo⸗ daß P. K. im ganzen 70 Mark erhalten hatte. Aus Baden Staatliche Perſonal veränderungen Ernannt wurde Bezirksaſſiſtenztierarzt Dr. Heinrich Kübitz in Meßkirch zum Veterinärrat als Zuchtinſpektor in Radolfzell, die Gendarmeriehaupt⸗ wachtmeiſter Friedrich Schumacher in Mengen und Wilh. Mayer in Buggingen zu Gendarmerie oherwachtmeiſtern und Polizeiaſſiſtent Adolf Haas in Heidelberg zum Polizeiſekretär. Zur Ruhegeſetzt wurde Verwaltungsinſpek⸗ torx Karl Lang bei der Polizeidirektion in Baden⸗ Baden bis zur Wiederherſtellung der Geſundheit. Weitere Verhaftung im Fall Klumpp Heidelberg, 16. Okt. Geſtern wurde hier im Zuſammenhang mit der ſchon gemeldeten Feſtnahme des Sparkaſſenoberſekretärs Klumpp, die in Oſt⸗ preußen erfolgt iſt, auch einer der Heidelberger Freunde Klumpp verhaftet. Es iſt der in den 4er Jahren ſtehende Schneidermeiſter Karl Kolb, der ein größeres Herrenſchneidergeſchäft in der Anlage betreibt. Kolb ſteht unter dem dringen⸗ den Verdacht, einen Teil des von Klumpp unter⸗ ſchlagenen Geldes erhalten und auch ſtets mit Klumpp auf deſſen Flucht in Verbindung geſtanden zu haben. Kolb war, wie zu vermuten iſt, durch einen vor einigen Jahren abgeſchloſſenen Häuſerkauf in Schwierigkeiten geraten. Der Betrüger Eſchbach ausgeliefert * Lörrach, 16. Okt. Dieſer Tage wurde an der badiſchen Grenze der von der Staatsanwaltſchaft Karlsruhe geſuchte Landwirt und„Treuhänder“ Joh. Eſchbaſch, der bekanntlich Betrügereien in Höhe von mehreren 100 000„ begangen hat. von den ſchweizeriſchen Poltzetbehörden ausgeliefert. Er wurde ſofort nach Karlsruhe transportiert. * ö eg. Doſſenheim, 16. Okt. Bei Grabungsarbeite in der hieſigen katholiſchen Kirche, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut wurde, fand man die Grabſtätte eines Menſchen, der einen Kelch und einen Roſenkranz in Händen hielt. ö Der Auszug erfolgte am 14. Auguſt 1930 und am 14. Auguſt 1931 will P. K. bei ſeinem Bruder in der Wirtſchaft eingebrochen und Zigarren, Zigaretten und Bargeld im Geſamtwert von 21 Mark geſtohlen haben. Er will ſich nur ſein Geld geholß haben, das er ſonſt nicht bekommen konnte. Da der Angeklagte doppelte Schlüſſel beſaß, war es für ihn ſehr einfach, in den Keller und von dort in die Wirtſchaft einzu⸗ dringen. Die Schilderung des Angeklagten klingt ſehr einfach. In Wirklichkeit hat er aber ſeinen Bruder das ganze Jahr über ganz gemein beſtohlen Der Schaden wird auf über 2000 Mark be⸗ ziffert. So ſtahl er fortgeſetzt Wurſtwaren, Flaſchen⸗ weine, Flaſchenbier, Zigarren, Zigaretten und Bar⸗ geld. Als der Angeklagte trotz der Warnung ſeines Bruders ſeine Diebereten fortſetzte, erfolgte Anzeige. Dem betrogenen Bruder merkte man es bei ſei⸗ nen Ausſagen an, daß ihm die Anzeige gegen ſeinen Bruder nicht leicht geworden iſt. Er hatte verſucht, ihn wieder auf die rechte Bahn zu bringen und wurde dann ſo bitter enttäuſcht. Nach dem Antrag des 1. Staatsanwalts Dr. Gerard verurteilte das Gericht(Vorſitzender Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolfhard) P. K. wegen erſchwerten Diebſtahls im Rückfall zu 2 Jahren Zuchthaus. 8 Wochen Unterſuchungshaft werden in Anrechnung gebracht. (Verteidiger Rechtsanwalt Willt Pfeiffenber⸗ ger.) Aufruhr, Widerſtand, Beamtennötigung Am 19. September gab es in der Breiteſtraße zwiſchen H und J Zuſammenrottungen, ſo daß das Notrufkommando einſchreiten mußte. Nicht weit da⸗ von wurde ein Polizeiwachtmeiſter von 15—20 jungen Burſchen umzingelt und tätlich angegriffen. Einer der Haupttäter war der 23 Jahre alte Friſeur J. Sch., der ſich jetzt vor dem Erweiterten Schöffen⸗ gericht zu verantworten hatte. Dem Wachtmeiſter wurde im Gedränge ſein Gummiknüppel aus der Hand geriſfen und das Seitengewehr weggenommen, das er mit der Piſtole in der Hand wieder holen konnte. Plötzlich erhielt er einen Schlag in den Rücken, ſo daß er über ein Fahrrad hinweg auf den Boden ſtürzte und ſich an der Hand verletzte. J. Sch., der Mitglied der Kommuniſtiſchen Partei iſt, wurde von dem Wachtmeiſter einwandfrei als der Angreifer wieder erkannt. Der Angeklagte will natürlich nichts getan haben, er ſei nur zufällig dabei geſtan⸗ den. Wer den Schlag geführt habe, wiſſe er nicht. Der 1. Staatsanwalt Dr. Gerard beantragte 7 Monate Gefängnis. Das Urteil lautete auf 6 Monate Gefängnis abzüglich 3 Wochen Unterſuchungshaft.—— Vor dem Einzelrichter Diebſtähle bei Daimler⸗Benz Zu ſtillen Teilhabern machten ſich im Juni und Juli d. J. in der Daimler⸗Benz⸗Fabrik zwel An⸗ geſtellte einer hleſigen Spedltlonsfirma, die dle Fuhren zwiſchen hier und der Untertürkheimer Fabrik beſorgte. Unter Mitwirkung von Arbeitern der Fabrik, von denen der eine, ein gewiſſer Wenz, flüchtig iſt, entwendeten ſie Lichtmaſchinen, Batterien, Scheibenwiſcher, Richtungsanzeiger und Sucher. Ein Bekannter von ihnen ſpielte den Vermittler an den Hehler. Einige der Sachen wurden von dem Schloſſer A. B. abgenommen. 16 Liter Oel und 25 Liter Benzin, die unentgeltlich für die Fuhren ver⸗ abfolgt wurden, wurden ebenfalls verkauft. B. iſt bereits abgeurtellt. Die Fabrik hatte einen Schaden von 220 Mk. Ein Angeſtellter der Fabrik, der ge⸗ fragt wurde, ob man ſolche Diebſtähle denn in der Fabrik nicht bemerke, bejahte das, weil die Gegen⸗ ſtände ſich nicht im Lager, ſondern in dem Betrieb befanden. Die Abnehmer wollen nichts davon ge⸗ merkt haben, daß ſie geſtohlene Sachen kauften. Es gab Gefängnisſtrafen von 6 Wochen bis zu vier Monaten. Aus der Pfalz Das Rote Kreuz in ber Pfalz Speyer, 15. Okt. Der Kreisverein Pfalz des Bayeriſchen Landesverbandes vom Roten Kreuz um⸗ faßt nach der letzten Erhebung 14 Männer⸗, 52 Frauen, und ſieben gemiſchte Zweigvereine mit zu⸗ ſammen 10 550 Mitgliedern. Sanitätskolon⸗ nen in der Pfalz beſtehen 45 mit 1050 aktiven und 8600 paſſiven Mitgliedern. Der erſte Vorſitzende des Kreisvereins iſt Regierungspräſident Dr. Pfülf, zweite Vorſitzende Frau Fabrikant Heß, Kreisleiter des Kolonnenweſens Direktor Raquet in Kalſers⸗ lautern, Schriftführer Regierungsrat Dr. Kääb in Speyer. Schweſternſtationen des Roten Kreuzes befinden ſich in der Pfalz 29 mit rund 150 Schwe⸗ ſtern, davon 37 im ſtädtiſchen Krankenhaus Kaiſers⸗ lautern, 16 in Landau, vier in Annweiler, 17 in Neuſtadt, 14 in Speyer, eine in Zweibrücken. Pfälziſche Landkrankenpflege⸗Stationen ſind in Glanmünchweiler, Kalſerslautern, Kindsbach, Ober⸗ mieſau, Schönenberg, Zweibrücken. ö Die Pirmaſenſer Fleiſchpreisfrage 2: Pirmaſens, 18. Okt. Vor einiger Zeit hatten die Metzger in Pirmaſens eine Erhöhung der Fleiſch⸗ und Wurſtpreiſe vorgenommen. Die von der Lebens⸗ mittelpolizei daraufhin erfolgte Unterſuchung nach der Berechtigung dieſer Erhöhung hat folgendes Er⸗ gebnis: Die Polizei ſtellt feſt, daß die Erhöhung für Schweinefleiſch noch gerechtfertigt erſcheinen könne, daß aber eine Erhöhung des Kalbfleiſches um 20 Pfennig für das Pfund nicht erklärlich er⸗ ſcheine, ebenſowenig das Feſthalten des Verkaufs⸗ vreiſes für Rindfleiſch, da der Einkaufspreis um 5 Pfennnig für das Pfund zurückgegangen iſt. Das Gleiche gilt für Wurſtwaren, wofür der Pfundpreis um 10 Pfennig erhöht worden iſt. Die den Metzgern vom! Polizeiamt nahegelegte Einführung einer Preisbildung nach Pfennigen iſt ohne Exfolg geblie⸗ ben. Nunmehr hat die Polizei gegen füuf hieſige Metzger Strafanzeige erſtattet, da der Verdacht begründet erſcheint, daß mit der letzten Preiserhöhung eine Abwälzung der Schlachtſteuer auf die Käufer⸗ ſchaft verbunden iſt. 75 a Kleine Nachrichten Feſtnahme eines Klingelfahrers sW. Darmſtadt, 15. Okt. Ein in Lemberg gebür⸗ tiger Kaufmann, der am Freitag in Darmſtadt zu⸗ gereiſt war, hatte ſich ſchon vor ſeinem Gang in die Stadt im Hauptbahnhof etwa 60 Adreſſen von Ge⸗ ſchäftsleuten aus dem Adreßbuch abgeſchrieben, bei denen er als ſogen, Klingelfahrer Einbruchs⸗ diebſtähle begehen wollte. Nach ſeinen eigenen Angaben hatte er auch bereits—10 Wohnungen aufgeſucht, mußte aber— da ſich die Bewohner auf ſein Klingeln meldeten, von ſeinem Vorhaben ab⸗ ſehen. In der Schuchardſtraße hatte ſich aber auf das Klingeln niemanden gemeldet und ſo öffnete er mit einem Dietrich die Vorplatztüre und drang in die Wohnung ein. Er hatte ſich auch bereits eine Damenarmbanduhr angeeignet und einen Bücher⸗ ſchrank aufgebrochen. Hierbei wurde er überraſcht und durch die Alarmrufe der Hausbewohner von einem beherzten Mann feſtgehalten und der Poli⸗ sei übergeben. Zwei Jahre Zuchthaus für einen Gelddiebſtahl * Darmſtadt, 15. Okt. Ein junger Schreiner uus Heidelberg, der ſchon verſchiedentlich wegen Diebſtahls vorbeſtraft iſt, ging eines Tages in das Haus ſeines früheren Arbeitgebers, eines Bauern in Trebur, mit dem er in Streit auseinandergeraten war, holte ſich eine Kaſſette mit 660„ aus dem Schrank und erbrach auch einen Sekretär. Das Geld hatte er in einigen Tagen ver jubelt. Das Be⸗ zirksgericht Darmſtadt verurteilte ihn unter Ver⸗ ſagung mildernder Umſtände wegen ſchweren Dieb⸗ ſtahls im Rückfall zu 2 Jahren Zuchthaus. Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen * Mainz, 15. Okt. In der Nacht vom 12. auf 18. Februar d. Js. waren in einer Wirtſchaft in Worms der 33 Jahre alte Mechaniker Ludwig Mohr und der 82 Jahre alte Fabrikarbeiter Friedrich Oßwald in Streit geraten. Mohr wurde daraufhin aus der Wirtſchaft ausgewieſen. Als Oßwald einige Zeit ſpäter mit einem Bekannten nach Hauſe ging, wurde er von Mohr überfallen und durch einen Stich unterhalb des linken Schlüſſelbeins ſo ſchwer verletzt, daß er am nächſten morgen verſtar b. In der Ver⸗ handlung vor dem Mainzer Schwurgericht wollte ſich der Angeklagte an nichts mehr erinnern. Die Sach⸗ verſtändigen ſprachen ſich jedoch dahin aus, daß der Angeklagte für die Tat voll verantwortlich ſei. Das Gericht verurteilte Mohr daraufhin zu fünf Jahren Gefängnis. Sechs Monate der Un⸗ terſuchungshaft werden angerechnet. Was hören wir? Samstag, 17. Oktober : Langenberg: Morgenlonzert auf Schallplatten. rankfurt: Frühtonzert auf Schallplatten. : Südfunk: Schallplattenkonzert. 1 Jen Schallplattenkonzert. künchen: Unterhaltungskonzert. 8 Sind Unterhaltungskonzert auf der Oskalyd⸗ e Orgel. : Langenberg: Mittagskonzert. : Heilsberg: Unterhaltungsmuſtk. : Südfunk: Stunde der Jugend. : Langenberg: Kinderſtunde. : Wien: Kraftfahrer und Fußgänger. Ein 10⸗Minuten⸗ Knigge für beide. eilsberg: Teemuſtk. angenberg: Ein Herbſttog auf dem Schlachtfeld von Tannenberg. Max Horndaſch. : München: Veſperkonzert. : Südfunk: Aus Karlsruhe: Muſtk in den alten Mark⸗ ee Baden-Baden und Baden⸗Dutlach. ünchen: Kleine Kammermuſikſtunde. Frankfurt; Gespräch mit einem reiſenden Kauf⸗ mann, Robert Rauft und P. Laven. : Heilsberg: Die deutſche Reichsverſoſſung: Miniſte⸗ ktialrat Hans Goslar. : München: 10 Minuten für die Empfangs anlage. : Frankfurt: Muſikollſche Grundbegriffe. Einführung in ihr Weſen und ihre Bedeutung. Von Hans Rosbaud. : Wien: Aus zeitgenöſſtſchen Opern. : Langenberg: Luſtiger Abend. : München: Funkſeuerwerk, Ein bunter Abend. : Wien: Aus Carl Blaſels Operettenzeit. Aus dem Ausland : Beromünſter: Unterhaltungskonzert. : Mailand: Schallplottenlonzert. : Rom⸗Neapel: Orcheſterkonzert. : Straßburg: Inſtrumentolkonzert. : Prag: Deutſche Sendung: Leo Schleißner: Die In⸗ ſtrumente des Orcheſters. : Straßburg: Inſtrumentalkonzert. : Mailand: Salonorcheſter. : Straßburg: Inſtrumentalkonzert. : Beromünſter: 1. Sinfoniekonzert der Allgem. Muſik⸗ geſellſchaft Baſel : Rom⸗Neapel:„Der kleine Marat“. Oper. : Sottens: Tonzmuſik. Vielfach Morgennebel, vorwiegend trocken, zeitweiſe noch heiter und etwas milder bei leichten nordöſt⸗ lichen Winden. Welter⸗Nachrichten der Vadiſchen Landeswetterwarte Karlsruhe Beobachtungen der Landes wetterſtellen.36 Uhr vormittags 1 2 Luft- bob. druck in Am Wertheim 8 Königsſtunn 865 773,5 Kartsruhe 12078 6 Bad ⸗Bad 218/73, Villingen 7120775 Bad Dürrb. 701— St. Blaſien 7800— Badenweil. 422 772.6 Jeldog. Oo 1275542 3—3 ſeif heiter Unter dem Einfluß eines großen Hochdruckge⸗ bietes, das heute über Weſt⸗ und Mitteleuropa aus⸗ gebreitet liegt, hatten wir ſchon geſtern heiteres Wetter. Da von der Nordſee inzwiſchen feuchtere Luft nach Nordweſtdeutſchland gelangt iſt und ſich von dort aus auch nach Süden ausbreiten wird, iſt morgen früh mit ſtärkerer Nebelbildung zu rechnen. Am Tage wird es vorausſichtlich zu leichter Bewöl⸗ kungszunahme kommen. a 8 Wind duct Stärte Geſtrige Höchſt⸗ wärme — bedeckt leicht wolkig leich! wolkig leicht wolkenlos leicht wolkenlos leicht wolkenlos leſch! wo kenlos friſch woltenlos U U S n für anspruchsvolle Herren ist auch der Richtige! für Sie: Mollig, bequem, sehr kleidsam und ganz besonders billig! Er kostet jetzt nur= Manhhelm N * * wenig herunter, Freitag, 16. Oktober 1931 i 2 Ne uen Mannheimer Zeitung 2 Wanderers Berbſt- freuden Im Grund iſt der Herbſt die beſte Zeit, in unſe⸗ ren Mittelgebirgen echt ſportlich zu wandern. Im Frühling ſind die meiſten auf einen Achtſtunden⸗ marſch noch nicht„trainiert“, weil ſie im Winter vorher das Wandern unklugerweiſe aufgegeben hatten. Um Pfingſten herum„ſteigen“ die obligaten Vereinsausflüge, die mit Sport wenig zu tun haben, und im Hochſommer iſt es zu heiß, wenn es nicht, wie heuer, ſieben Tage lang in jeder Woche regnet. Die kühlen und doch(hoffentlich!) ſonnigen Tage des Herbſtes aber finden den Wanderer in der beſten ſportlichen Form, und dieſe Zeit der Erfüllung, des geſtetigerten Lebensgefühls kurz vor der großen Ruhe des Winters zeigt uns Land und Leute auf dem Höhepunkt des alljährlichen Kreislaufs. So ein Herbſttag fängt mit Nebel an. Der Aſphalt iſt feuchtſchwarz, es tropft von den Bäumen, und die Häuſerzeilen der Stadt haben ihre verwir⸗ rende Endloſigkeit hinter den ſilbergrauen Vor⸗ hängen der Waſſerdämpfe verloren. Auf den Bahn⸗ ſteigen ſteht der Dunſt von Schmieröl und Rauch. Man iſt froh, wenn der Zug hinaus rollt und ſich in das weiße, undurchdringliche Nichts des Nebels hin⸗ einbohrt. Beim Ausſteigen auf der Endſtation am Gebirgs⸗ rand freut man ſich, daß das Pflaſter klitſchnaß iſt. Es iſt ſicher, daß der Nebel fällt. Schon treten hier und da die Randlinien der heute doppelt hoch er⸗ ſcheinenden Berge aus dem Nebel, und auch die Sonne taucht ab und zu wie eine ſilberne Scheibe hinter den wallenden Schleiern auf. Die Arbeit im Dorf iſt ſchon in vollem Gang. Dumpf dröhnt das Gebrumm der Dreſchmaſchine über die Fachwerk⸗ giehel herüber, ſchwillt mit jeder Garbe, die ihr in den Rachen geworfen wird, an und geht im Ton ein wenn der gepreßte Strohwürfel glücklich ausgeſpieen iſt. Der große Hof ſchwärmt von tätigen Menſchen, in der Küche aber komman⸗ diert hochroten Kopfes die Bäuerin. Heute gilts, das weiß die jüngſte Magd, aber mit dem brodeln⸗ den Inhalt der Töpfe und Pfannen wird der An⸗ griff der zwanzig hungrigen Mäuler ſiegreich be⸗ ſtanden. Im Nachbarhaus, beim Obſthändler, wächſt die Arbeit den Leuten faſt über den Kopf. Dank der diesjährigen Rekordnußernte kann der Mann täglich hundert Zentner Nüſſe umſetzeu. Das bedeutet eine Rieſenarbeit. Mit dem Laſtauto wer⸗ den die braunen Früchte aus den entlegenſten Höfen des Gebirges herangeſchafft. Zwei Mann ſtehen von früh bis ſpät an den Bottichen und waſchen mit Reiſerbeſen Sand und Schalenreſte ab. Dann wer⸗ den ſie ſchön hellgelb geſchwefelt, in handliche, neue Säckchen verwogen, zugenäht und weitergeſchafft. Nebenher geht der Verſand der Aepfel, Birnen und der köſtlichen, goldgelben Spätpfirſiche. Wie groß der Obſtſegen dieſes Jahres iſt, gewahrt man mit Staunen, wenn man dann rüſtigen Schrittes in die Täler des Gebirges eindringt. Tief beugen ſich die Zweige unter der ſüßen Laſt der rotwangigen Früchte und ſo ein dutzendfach geſtützter Apfel⸗ oder f 0* Birnbaum ſieht im Nebel phantaſtiſch aus wie ein Die Talſtraße mit Auto⸗ gehupe und Fuhrwerksgeraſſel liegt läugſt hinter uns. Feierliche Morgenſtille ruht noch über den naſſen Wieſen und Feldern. Dumpf tönt ab und zu der Aufſchlag, wenn eine überreife Frucht auf den Raſen fällt. Am Rain des Feldwegs, deſſen tiefes Geleiſe zum Waldrand emporführt, blühen noch wilde Aſtern, Skabioſen und die letzten klauen Glockenblumen. Die Sonne iſt mächtig im Vordringen, und bis wir den Saum des Eichwaldes erreicht haben, wo bie Nußhäher aufgeregt lärmen und zetern, ſchießt das Tagesgeſtirn ganze Bündel ſeiner feurigen Strahlen in den von den Dünſten burchzogenen Waldraum. In wirren Fetzen ziehen die geſchlagenen Nebel ab, und es iſt drollig anzu⸗ ſehen, wie ſie höherſteigen, eben noch da ſind und im nächſten Augenblick von der Sonne verzehrt ſpur⸗ los werden. Tiefblau ſtrahlt es ſchon in der Höhe über den goldgrünen Stämmen. Unaufhaltſam iſt die Sonne im Siegen. Wenn wir den Kamm er⸗ keicht haben, iſt der atmoſphäriſche Kampf entſchie⸗ den, und wolkenlos, feurigblau wölbt ſich über uns die Glocke des Himmels. Zuhöchſt ſtehen da droben ein paar mächtige Kiefern. Darunter iſt der rote Sand trocken und warm, hoch über der ganzen, bun⸗ ten Welt ein herrlicher Lagerplatz. Das jenſeitige Tal mit dem Fluß liegt noch unter einem hartnäckigen Nebel, aber die Sonne und ein kräftiger Talwind bringen gerade fetzt die grauen Nebelgeſchwader ins Treiben. Blaugeſchieferte Türme, rote Sandſteinfronten, blizende Fenſter und der grüne Spiegel des Fluſſes dauchen auf und werden wieder verhüllt. Das geht Hin und her, bis ſchließlich doch gegen Mittag das alte Städtchen mit der leichtgeſchwungenen Brücke, den barocken Kirchen und den ſteilen Giebeln ſchön, wie eben geſchaffen, vor uns liegt. Drei Stunden Narſches haben uns hungrig gemacht. Butterbrot, beutſche Aepfel und deutſche Nüſſe geben eine wun⸗ dervolle Mahlzeit. Steiler und ſteiniger wird der Wanderpfad, zu⸗ etzt windet er ſich mühſam zwiſchen wollſackähn⸗ lichen Granitblöcken hindurch, bis endlich überall zwiſchen den Stämmen des Waldes das Jeuerblau des herbſtlichen Himmels aufleuchtet und das schwere Gemäuer des Turmes daſteht. Hinein und hinauf! Im Herbſt muß man auf die Türme des Landes ſteigen, wenn man, der ſteinernen Troſt⸗ loſſgkeit der Stadt müde, einmal ein Stück Erde mit Wald, Wieſe und Waſſer, wie es die freie Natur in ihrem Schoße hält, ſehen will. So einen Berg kennen wir meiſt nur als Silhouette, die vom Weſen s Berges zu wenig verrät. Ganz anders aber, vollplaſtiſch wie eine Bruſt am Leib der Erde, wölbt er ſich, non der Höhe des Turmes aus geſehen. Und zerfetztes Indianerzelt. Von Richard Mager da liegen ſo viele Berge und Täler im beſtrickenden Zauber der herbſtlichen Farben, ſchwellendes Ge⸗ hügel, klar und ſcharf gezeichnet bis in die feruſten Räume hinaus, wo Himmel und Erde ſich berühren. Es hält ſchwer, das ſchöne Bild zu laſſen und in den dunklen Schacht des Turmes zu ſteigen. Der Abſtieg über die Vorhöhen iſt leicht und be⸗ quem, dauert aber doch Stunden. Eine köſtliche Kühle ſteigt aus den Waldſchluchten, herb gewürzt vom Duft des fallenden Laubes, der Früchte des Waldes und dem ſtrengen Geruch der Pilze. Niemals wandert man leichter, ſtraffer als im Herbſt! Bald geſellt ſich dem Waldpfad ein rieſelndes Bächlein zu, eine einſame Wieſe tut ſich auf, und nun ſind es die intimen Bilder deutſcher Herbſtwaldſchönheit, die uns den langen Weg kurz⸗ weilig machen: Da ſteht vor dem tiefen Grün bär⸗ tiger Fichten eine Gruppe weißſtämmiger Birken und die Goldſtücke des Märchens haften an ihren dünnen Ruten. An der Waldecke ragt ein ur⸗ altes Steinkreuz ſchief aus den Moosbuckeln. Der nahende Abend vertieft noch die Farben, und bezaubernde Stimmungsbilder ländlicher Schönheit entſtehen, wenn ein flammendes Abendrot die Fach⸗ werkhäuſer, die Zäune, die Erlen am Bach und den Bo⸗ gen der alten Brücke richtig vergoldet, während die fernen Matten, Berge und Wälder in einem Blau und Grün von gläferner Durchſichtigkeit erſtrahlen. Kaum ſind wir zwiſchen den erſten Häuſern des Dorfes, ſo zieht uns ein angenehm⸗würziger Geruch entgegen: Unverkennbar wird da und dort ſchon Latwerg' gekocht. Das iſt immer noch ein Feſt für die jungen Leute. Abends, wenn die Arbeit getan, kommen dann die Burſchen und Mädchen in der Küche, wo der große Keſſel mit dem dampfenden, brodelnden Zwetſchen⸗ mus, gewürzt mit Zimt, Nelken und Sternanis, ſchon unter Feuer ſteht, zuſammen. Mit einem rieſigen Rührlöffel muß der Brei in dauernder Bewegung gehalten werden. Das iſt die Arbeit; viel„wichtiger“ ſind natürlich Geplauder, Scherz und Neckerei. Die Nacht wird„durchgemacht“, um 12 Uhr wird ein guter Kaffee gekocht und der Zwetſchenkuchen verſpeiſt, den die Bäuerin gerade eben, knuſperig, ſaftig und groß wie eine kleine Stubentür aus dem Backhaus heraus⸗ bringt. Im Unterdorf riecht es wieder anders, ſüß⸗ lich, aber auch fäuerlich. Das haben wir getroffen! Der Kronenwirt keltert Aepfel und ſchänkt „Süßen“! Der iſt nicht ſchlecht, aber der Moſt, der ſo zwei bis drei Tage alt iſt und ſchon ein wenig„biz⸗ zelt“, der iſt erſt der richtige! Dazu Bauernbrot, Butter und ein„durchener“ Hand⸗ oder Schüſſelkäſ', das iſt ein Göttermahl für wenige Pfennige! Man ſagt, es gäbe Menſchen, denen der Herbſt, das„Sterben“ der Natur, melanucholiſche An⸗ wandlungen bereite. Der rüſtige Wanderer, der offenen Auges und warmen Herzens die Natur ſucht, die jetzt erfüllt, was ſie ſeit langem verſprochen hat, empfindet anders. Es gibt heute ſo vieles, was uns Not und Trübſal bringt, daß wir das Wenige, was uns Erquickung und Kraft geben kann, uns nicht mit ſchwarzen Gedanken zu verbittern brauchen. Dazu gehören die beſcheidenen, aber echten Freuden einer herbſtlichen Wanderung. Straßenkreuzung in Maikammer Die Iffentiiee iam Dienste des Wintersports Anläßlich der Landesausſchußſitzung des Badiſchen Verkehrsverbandes in Baden⸗Baden fand eine Son⸗ derbeſprechung zwiſchen Vertretern des Badiſchen Verkehrsverbandes und den beteiligten Stellen des Südd. Rundfunks und der Badiſchen Landeswetter⸗ warte über die Durchführung des Winterſport⸗ meldedtenſtes im kommenden Winter ſtatt. Als Vertreter der Badiſchen Landeswetterwarte war Dr. Schmitt erſchienen, im Auftrag der Pro⸗ grammleitung des Südfunks nahm Direktor Dr. Mayer an der Beſprechung teil. Außerdem waren die Reichsbahn durch Oberregierungsrat Schiffer⸗ decker und die Reichspoſt durch Oberpoſtrat Hen⸗ nenberger⸗Karlsruhe vertreten. Der Zweck der Beſprechung war, mit der Bereinfachung eine Verbilligung des winterlichen Wetter⸗ meldedienſtes zu erzielen und durch die Ver⸗ ringerung des Umfangs der Berichte eine ver⸗ mehrte Aufnahme in den Zeitungen und dem Rundfunk zu ermöglichen. Dr. Schmitt von der Landeswetterwarte Karls⸗ ruhe behandelte die Entwicklung des winterlichen Meldedienſtes. Seit dem Jahre 1928, wo zum erſten Mal die Schneemeldungen nach einheitlichem Muſter von der Bad. Landeswetterwarte entgegengenommen und weitergeleitet wurden, nahm die Zahl der be⸗ richtenden Orte von Jahr zu Jahr zu, von 117 im Jahre 1926 auf 560 im Jahre 1931. Im letzten Win⸗ ter meldeten alſo faſt 22 Stationen an jedem Be⸗ richtstage über die Wetterverhältniſſe für den Win⸗ terſport. Der Wettermeldedienſt war deswegen ſo umfangreich geworden, daß man ſchon im voraus Kürzungen vornehmen mußte, um die Aufnahme der Schneeberichte in Preſſe und Rundfunk zu erleich⸗ tern. Für die Neuorganiſation des winterlichen Meldedienſtes lagen zu Beginn der Beſprechung zwei Hauptvorſchläge vor: Der eine Vorſchlag kam vom Leiter der Karlsruher Landeswetterwarte und baſterte auf einem ſchon im letzten Jahr durchgeführ⸗ ten Verſuch, bei dem die Schneegebiete des Schwarz⸗ waldes in zwei Gruppen untergeteilt waren, die ab⸗ wechſelnd mit ihren Wetterverhältniſſen an den Be⸗ richtstagen veröffentlicht wurden, während eine Reihe von Hauptwinterſportplätzen ſtändig im Bericht erſchienen. Einen zweiten Vorſchlag, aus⸗ gehend von der Verkehrsgemeinſchaft Hochſchwarz⸗ wald, legte Hotelbeſitzer Schladerer vom Feld⸗ bergerhof vor, nach dem die Meldungen in einzelnen regionalen Gemeinſchaften geſammelt an die Landes⸗ wetterwarte weitergegeben und von dort zuſammen⸗ gefaßt nach Höhenlagen veröffentlicht werden ſollten. Gegen den Vorſchlag der Zuſammenfaſſung nach Höhenlagen ſprachen die Erfahrungen der Landes⸗ wetterwarte; Dr. Schmitt zeigte an Beiſpielen, daß je nach der Lage der Berghänge auf Lee oder Luv in ein und derſelben Höhenlage beiſpielsweiſe Schneehöhenunterſchiede bis über 1 Meter auftreten können. Man einigte ſich infolgedeſſen auf eine Gemein⸗ ſchaftslöſung der Frage: Nach dem Vorſchlag von Hotelbeſitzer Schladerer ſollen die Meldungen in den einzelnen Sportbezirken durch Ortsgeſpräche ge⸗ ſammelt und gemeinſam im Ferngeſpräch an die Badiſche Landeswetterwarte übermittelt werden. Hierdurch iſt einerſeits eine nicht unbeträchtliche Er⸗ ſparnis möglich, andererſeits wird die Arbeit der Entgegennahme der Schneeberichte bei der Badiſchen Landeswetterwarte erleichtert. Die Landeswetter⸗ warte gibt für die Verbreitung im Rundfunk, die täglich im Reichsfunkdienſt als zuſammengefaßte All⸗ gemeinmeldung über das badiſche Winterſportgebiet erſcheint, eine textliche Ueberſicht über das Winter⸗ ſportwetter, der ſich eine kurze Wettervorherſage an⸗ Zufammenfaſſung in den Aushangformularen des Wetterdienſtes iſt allerdings in dieſem Winter noch nicht möglich. Eine kurze Ueberſicht ſoll, wie Dr. Schmitt mitteilt, auch an den Bayeriſchen Rund⸗ funk gegeben werden, der dieſe über den Kaiſers⸗ lauterner Sender für unſere Pfälzer Nachbarn über⸗ trägt. Syndikus Rieger richtete ſchließlich an den Ver⸗ treter des Südfunks die Bitte, mit den Schneemel⸗ dungen auch die Verkehrsmitteilungen allgemeiner Art über Sonderzüge und Fahrbarkeit der Straßen für den Kraftwagenverkehr gleichzeitig bekannt zu geben. Vereinfachung und Neuorganiſation des Winter⸗ ſportmeldedienſtes und ſprach den Wunſch aus, daß die Neueinteilung den anderen Organiſationen, die Wetterberichte im Winterſportdienſt des Sübfunks verbreiten laſſen, zur einheitlichen Geſtaltung des Funkdienſtes mitgeteilt würde. ſchließen ſoll. Die Veröffentlichung dieſer textlichen 0 Dr. Mayer vom Südfunk begrüßte die 142. Jahrgang/ Nr. 480 Wander- Vorfchläge Tages wanderung Bad Dürkheim, Dreieichen, Weißer Stein, Forſthaus Rotſteig, Forſthaus Silbertal, Alte Schanze, Wein⸗ biet, Schefſelwarte, Welſchterraſſe, Neuſtadt a. d. H. Sonntags rückfahrkarte Bad⸗Dürkheim⸗Neuſtadt a. d. H. ab Bahnhof Luòwigshafen 1,70 l. Ludwigshafen ab.01,.32, Bad Dürkheim an:.10,.88. Vom Bahnhof in Bad Dürkheim links die Straße aufwärts. Beim Photograph Lederle rechts um. Die Treppen auf und durch ein enges Gäßchen. Die Kirche links. An einem Brunnen vorüber zum Limburgweg, einer ſchönen Lindenbaumallee, die zuletzt in eine Anlage von Ebereſchen(Vogelbeerbaum) endigt. Bequem bergan. An einem Wochenendhäuschen rechts vorbei. Einzig ſchöne Ausblicke auf ein auf der gegenüber liegenden Höhe, in den letzten Jahren erbautes Sanatorium, die Limburg und den Bismarckturm auf dem Peterskopf, ſowie ſchöner Rückblick auf Bad Dürkheim. Wegzeichen von Bad Dürk⸗ heim bis kurz vor das Weinbiet, weißer Strich, Richtung immer ſüdlich. Bitte, die Markierung nicht aus dem Auge verlieren, da ſie hle und da nicht gut angebracht wurde. Nach der Ebereſchenallee, Waldwanderung bis vor Neu⸗ ſtadt. Auf breiter Straße, rechts noch ein Wochenend⸗ häuschen. Im Föhrenwald etwas abwärts zu den Dreieichen, mit Schutzhütte, 1 Stunde. Kurz vor der Hütte geht der weiße Strich, mit zwetr anderen Markierungen auf Weg links ab und ſchwenkt gleich rechts. Bei einer ſaftigen Waldwieſe über ein Wäſſerlein und das obere Poppentälchen. Jeuſeits auf Pfad wieder gemächlich aufwärts. Vor dem Weißen Stein kurz ab,. Stunde. Den Sattel querend und rechts auf gleicher Höhe weiter. Der Weg macht mehrere Bögen. Links drunten ein Naturfreundehaus. Einige Minuten abwärts zum Forſthaus Rotſteig, St. Abermals kurz ab zu einem Bächlein und vor nach For ſt⸗ haus Silbertal,„ Stunde. Von da gemächlich an⸗ ſteigend zur Alten Schanze, 5 Minuten. Noch etwa 15 Minuten bequem bergauf, dann eben zum Weinbiethöhenweg, der rechts abzweigt und durch einen weißblauen Strich markiert iſt. Abermals etwa 8 bis 10 Minuten aufwärts, hierauf eben zum Weiwbiet⸗ turm, 40 Minuten. Auf dem Turm umfaſſende Rund⸗ ſicht, bei klarem Wetter bis zum Schwarzwald und Vo⸗ geſen. Vom Turm mit gleichen Wegzeichen links an⸗ fänglich auf holperigem Pfad teils ſteil, teils weniger ſteil bergab. Auf dem Pfad bleiben. Nach etwa 30 bis 35 Minuten, vorher rechts der Ludwigsplatz, links hinter (Wegweiſer) zur Scheffelwarte, ſchöner Platz, mit ſchönem Blick auf Neuſtadt, 5 Minuten. Im Walde weiter abwärts zuletzt auf ſchlecht gepflaſtertem, rauhem Weg durch Weinberge zur Welſchterraſſe, jetzt prächtige Anlagen, mit dem Ehrenmal des ehemaligen Königl. Bayr. Reſerve⸗ Infanterte⸗Regiment Nr. 5, 20 Minuten. Hier ſchöner Ausblick auf Neuſtadt und deſſen herrliche Umgebung. Weiter durch Weinberge und auf dem Treppenweg hinunter nach Neuſtad t, 10 Minuten. Neuſtadt ab: 18.58(hält unterwegs nicht) 19.05, 19.53, Ludwigshafen an: 19.29, 19.55, 20.32. F. Sch. A Schwarzwaldwanderung der Ortsgruppe Maun⸗ heim⸗Ludwigshafen 3 Badiſchen Schwarzwald⸗ Bereins Die alljährlich im Spätjahr ſtattfindende Schwarzwald⸗ wanderung der Ortsgruppe Mannheim⸗Ludwigshafen des Badiſchen Schwarzwaldvereins führte dieſes Jahr durch ein Gebiet im nördlichen Schwarzwald, das durch ſeine Romantik und Naturſchönheiten jedem Freund der Natur außerordentlich viel zu bieten vermag. Am Abend zuvor, am 10. Oktober, erfolgte in Gegenwart des Vorſitzenden des Kreisrats Baden, Bürgermetſter Schnel⸗ ders Gaggenau und des Beſitzers vom Kurhaus Hundseck, Herrn Hammer ſen., eine Begehung des neu erſtellten „Mannheimer Weges“ zwiſchen den Kurhäuſern Hundseck und Unterſtmatt. Bei einem ſich anſchließenden gemütlichen Beiſammenſein im Kurshaus Hundseck wurde nicht nur die Geſelligkeit gepflegt, ſondern es kamen auch eine Reihe von wichtigen Vereinsangelegenheiten zur Er⸗ örterung. Bei gleich günſtigem ſonnigem Herbſtwetter, wie es den Teilnehmern ſchon am Samstag beſchieden war, erfolgte am Sonntag(11. Oktober), die Wanderung über Mehliskopf, Hoher Ochſenkopf, Teufelskamin, Kegelplatz, vorderer Ochſenkopf und dann über den langgeſtreckten Rücken des Nägeliskopfes und die Schwarzen bachtalſperre nach Raumünzach. In liebenswürdiger Weiſe hatte ſich Apotheker Zimmermann aus Achern als naturwiſſen⸗ ſchaftlicher Führer für dieſe Wanderung zur Verfügung ge⸗ ſtellt. Seine Ausführungen und Vorträge, vor allem Über die Pflanzenwelt des Schwarzwaldes und ſpeziell des durch⸗ wanderten Gebietes boten den Teilnehmern außerordentlich viel Intereſſantes und Belehrendes. Herbſt in Meran Herrliches Sommerwetter begünſtigt die Meraner Herbſtſaiſon. Das Traubenfeſt iſt in vollem Gange, im Burggräfleröorf und auf der Kurpromenade herrſcht fröhliches Kommen und Gehen und Trauben und Trauben. ſaft— ſowohl friſcher als auch gegorener— gehen reißend ab. Im Stadttheater ſpielt bis Anfang November Wiener Operette mit mehreren Neuheiten, von denen be⸗ londers„Im weißen Rößl“ ein aus verkauftes Haus gibt. Das 11. Internationale Tennisturnier geht ſeinem Ende zu, aber mit Künſtler⸗ und Symphontekonzerten, Bällen und Tanzunterhaltungen iſt für die Zerſtreuung der Gäſte bis in den November hinein beſtens geforgt. Alles in allem kann Meran mit über 6000 Gäſten trotz „ Pfundſturz und Notverordnung zufrpfe⸗ en ſein. — Allgemeine Deutſche Reiſegemeinſchaft Die ſchwere wirtſchaftliche Lage hat es mit ſich gebrucht, daß es nur noch wenigen Kreiſen vergönnt iſt, eine Reiſe zu unternehmen und ſich wenigſtens einmal im Jahr von den Mühen des Alltags loszulbzſen. Die Erholungsreiſe aber iſt das beſte Mittel, um Körper und Geiſt für den Lebenskampf neu zu ſtählen. Dieſem Gedanken Rechnung tragend, wurde unter dem Zitat„Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen, den ſchickt er in die weite Welt“ mit dem Hauptſitz in München ein gemeinnütziger Verein, die„Allgemeine Deutſche Reiſegemeinſchaft e..“ gegründet. Mit einem kleinen jährlichen Verwaltungsbeitrag und einem monatlichen Sparpfennig will die A Rech. ihren Mitgliedern eine Reiſe oder einen Aufenthalt in unſerem Heimatlande oder aber auch im Auslande ſichern. Eine allmonatlich erſcheinende kleine Reiſezeitſchrift, die in Wort und Bild die Wunder der Welt erſchließt, ſowte regelmäßige Lichtbildervorträge und Reiſevergünſtigungen jeder Art werden in das Programm der AD. auf⸗ genommen. Aber auch den Erwerbsloſen ſoll durch Lichtbildervor⸗ träge ein Erſatz für Reiſen geboten werden und für die Kinder Armer und Erwerbsloſer iſt durch Schaffung von Freiplätzen gedacht. So wirkt auch die ADR. auf ſozis⸗ lem Gebiete fördernd. Anfragen ſind zu richten an oe „Allgemeine Deutſche Reiſegemeinſchaft e..“, Sitz Mün⸗ chen, Elylraſtraße 17. Verantwortlich: Willy Müller Freitag, 16. Oktober 1931 8 Die überflüſſige B33 Lonbon, 1. Okt.„Mancheſter Guardian“ fordert in einem Leitartikel, daß der BZ. entweder neue Aufgaben zugeteilt werden ſollen oder daß ſie ſofort liquidiert werden ſolle, denn ein großer Teil ihrer Mitglieder ſei, entgegen den Statuten, nicht mehr auf den Goldſtandard eingeſtellt, und der ſich aus den Reparationen ergebende Tätigkeitskreis habe ſich erledigt. Dr. Schacht habe während der letzten wei Jahre erklärt, daß der Houng⸗Plan und die mit ihm verknüpften finanziellen Abmachungen nur dann arbeiten könnten, wenn die B93. eine allgemeine Verteilung neuen Kapitals organiſtere. Was Dr. Schacht öffentlich geſagt habe, ſei auch nachgewieſenermaßen die private Anſicht der engliſchen Bankiers geweſen. . Dresdner Bank Filiale Mannheim. Wie wir erfahren, ſcheidet Dr. Hans Graf Henckel von Donners⸗ marck aus der Leitung der hieſigen Niederlaſſung der Dresdner Bank aus, um künftig, im Zuſammenhang mit zeiner zur Zeit erfolgenden Neuorganiſation einzelner Reſſorts in der Zentrale des Inſtituts, in Berlin tätig zu ſein. Schalterſchluß einer ſchweizeriſchen Sparbank. Lu ⸗ zern, 15. Okt. Die Sparkaſſe Willisau hat ihre Schalter geſchloſſen. Infolge von Spekulationen ſind Verluſte ent⸗ ſtanden, ſo daß das Aktienkapitol von zwei Millionen und die Reſerven von 500 000 Franken verloren ſein dürf⸗ ten. Die Spar⸗ und Obligationsgelder ſollen nicht geſchä⸗ digt ſein. Der Staud der Bank wird zur Zeit geprüft. Konkurs der Amonium AG., Schaffhanuſen.(Eig. Dr.) In Verbindung mit den Schwierigleiten im Pleß⸗ Fonzern, beſonders aber der Stickſtoffwerke Woldenburg, mußte dleſe ſchweizeriſche Holdinggeſell⸗ ſchaft ſchon Anfang 1931 ein gerichtliches Moratorium be⸗ antragen. Das beſtellte Kuratorium beſtand aus dem Schoffhauſener Gerichtspräſidenten Brutſch, Rechtsanwalt Dr. Corti⸗Zürich und Dr. Semler⸗Berlin. Das Ergebnis der Prüfungen dieſes Kuratoriums führte jetzt zur Not⸗ wendigkeit des Konturſes der Amonium AG., der er⸗ öffnet wurde. Das AK. von 2 Mill. ffr. befindet ſich größtenteils im Beſitz des Fürſten Pleß und des General⸗ bireltors Neumeyer⸗Nürnberg. * Die Schweiz finanziert die Elektrifizierung von Poſen und Pommerellen. Die Verhandlungen zwiſchen Polen und der um Brown Boveri⸗ Konzern gehörenden Schwetzer Geſellſchaft Motor Columbus über die Finanzierung und die Durchfthhrung der Elektrifizierung von Poſen und Pommerellen ſtehen jetzt, wie polniſche Blätter melben, vor dem Abſchluß. Die Elektrifizierung wird Wojewodſchaft Poſen und Pommerellen und Teile der Warſchauer und Loozer Wojewodſchaften umfaſſen. Die Durchführung der Elektriziſierungsarbeiten wird 100 Mill. Schw. Fr. erſordern. G. Sanerbrey Maſchinenſabrik AG, Staßfurt.— Weiter erhebliche Verluſtſteigerung.(Eig. Dr.) In der heutigen Sitzung des AR wurde die Jahresbilanz für das verfloſſen? Geſchäftsjſohr 1930-31 vorgelegt. Die Gewinn⸗ und Verluſtrechnung weiſt einen neuen Betriebs⸗ verlbuſt von rund 254 000/ aus, wodurch ſich der Ge⸗ ſamtverluſt auf rund 582 000„ erhöht(AK 1,205 Mill.). Dleſer Verluſt ſoll zum Teil durch Auflöſung des in Höhe von 150 000 4 beſtehenden Reſervefonds vermindert wer⸗ den. Mit Rückſicht auf die allgemeine wirtſchaltliche Lage wurde von der Feſtſetzung des Termins für die HVnoch Abſtand genommen. Im laufenden Geſchäftsjahr konnte eine Belebung noch nicht ſeſtgeſtellt werden. * Vereinigte Fabriken landwirtſchaftlicher Maſchinen vormals Epple u. VBurbaum, Augsburg.— Verkauf der Erntemaſchinenfabrikation. Die Betriebe der Geſellſchaft liegen bekanntlich ſeit längerer Zeit ſtill. Nunmehr über⸗ nimmt die mit 600 000 4 Kapital arbeitende Eggen⸗ und Pflugfabrik Feucht Ach in Feucht(Bayern die Fa⸗ brikation von Erntemaſchinen nach dem Syſtem von Epple u. Buxbaum. Die maſchinelle Einrichtung iſt von der Feucht Ach erworben worden. * Der Abſchluß der S. A. Cockerill, Seraing⸗ſur⸗Meuſe. Brüfſel, 13. Okt. Das Bruttoerträgnis des Geſchäſts⸗ jahres 1990-31 beträgt einſchließl. Vortrag 34,03 Mill. Frs. egen 8/06 Mill. Frs. im Vorfahr. Die allgemeinen Un⸗ oſten ſind mlt 9,6 gegen 9,14 Mill. Frs. nur gering an⸗ gewachſen. Dagegen ſind die Einnahmen aus Zinſen und Beteiligungen auf 8,05 gegen 2,36 Mill. Frs. geſtiegen. Der Reingewinn ſtellt ſich auf 15 302 000 Frs, gegen 71 920 000 rs. im Vorjahr. Der Hauptverſammlung wird, wie gemeldet,„oeſchlagen, keine Dividende zu verteilen (, V. 100 rs. brutto), ſondern den Gewinn zu Amor⸗ tiſatlonen zu verwenden. * Allgemeine Lokalbahn⸗ und Kraftwerke AG., Berlin. Wie die Verwaltung erklärt, ſind die Gerüchte über Ver⸗ luſte bei der Geſellſchaft unzutreſſend. Es ſind keine Aenderungen in den Verhältniſſen der Bayriſchen Zugſpitz⸗ hahn AG., die ihre Unkoſten verdient, eingetreten. Ueber die Betelligung bei dieſer Geſellſchaft ſind in der letzten GV. ſehr eingehende Mitteilungen gemacht worden. Da Veränderungen ſeitdom nicht eingetreten ſind, beſtehe kein Anlaß zu weiteren Mitteilungen. * Rraftag AG., Berlin.— Verluſtabſchluß für 1930. Die von NSU. der Dresdner Bank und Flat vor wel Jahren gegründete Geſellſchaft, die als größtes Ber⸗ liner Kraftdroſchkenun ternehmen über 1000 Wagen unterhält, ſchließt das erſte volle Geſchäftsjſahr 1980 mit einem Ver luſt von 0,96 Mill. 4 ab, der ſich durch den letzten Gewinnvortrag auf 0,25 Mill. ermäßigt. Die Wagen ſind mit 8,1 Mill.& nach 1,34 Mill. Abſchreibungen wertet. Die ſehr hohen Akzepkverpflichtungen von 5,8 H. A ſtellen wohl Wechſel an die NSU. dar. Daneben werden kurzſriſtige Gläublger mit über 1 Mill. 4 an⸗ egeben und Bankſchulden mlt 204 000 4. Die Droſch⸗ eneln nahmen für das Berichtsſahr 1980 betrugen 9,59 Mill. 4, wovon Löhne 409 Mill. 4 und Betriebs- koſten.5 Mill.& erforderten. Teilſtillegung bei der„Keramag“ Keramiſche Werke AG., Bonn. Die große Unſtcherheit, die inſolge der Pfund⸗ kriſe an den Exportmärkten herrſcht, hat im Verein mit dem Darniederllegen der Bautätigkelt weitere Betriebsein⸗ ſchränkungen notwendig gemacht. Im Werk Ratingen wird u. a ein Ofen ſtillgelegt und eine erneute Herbſetzung der Arbeſtszelt von 836 auf 30 Stunden vorgenommen. Die im Früßfahr erfolgte Gründung des Feuertonbundes hat eine völlige Marktberubhigung nicht gebracht, vielmehr werden noch wie vor Unterbietungen gemacht. DD-Vank über Zinsſenkung Seit einiger Zeit, namentlich aber ſeit den für Deutſch⸗ land verhängnisvollen Julitagen, wird in der Oeſſentlich⸗ keit mit mehr oder minder großer Heftigkeit gegen die Banken ein Kampf mit dem Ziele geführt, ihre bisherige Geſchüftsführung und Kreditpolitik hauptſächlich für dle Wirtſchafts⸗ und Beſchäftigungskriſe und ihre verheerenden olgen verantwortlich zu machen. Es ſind, wie die eutſche Bank und Disconto⸗Geſellſchaft in der neueſten Nummer ihrer„Wirtkſchaftlichen Mittei⸗ lungen“ u. a. ſchreibt, beſonders zwei Vorwürfe, die immer wieder gegen die Banken erhoben werden, nämlich erſtens ihre zu hohen Kreditkonditionen und zweitens dle unperſbnliche, ſchematiſche Behand⸗ Lung der Kundſchaft, namentlich ſeitens der größeren Banken. Die Forderung nach billigeren Kreditkonditionen iſt durchaus begreiflich und wird von niemandem — am wenigſten von—— Banken felbſt— ver⸗ annt. Die Banken müſſen darauf bebacht ſein, daß der zwiſchen dieſen Kreöltkonditlonen und den von den Banken durch⸗ schnittlich bezahlten Habenzinſen beſtehende Unterſchted (Marge) ausreichend iſt, um die Koſten der Liquicät und die eigenen Unkoſten zu decken, ſowie darüber eine an⸗ (Marge) ausreichend iſt, um die Koſten der Liquidität und die Bildung von Rücklagen für die namentlich in Kriſen⸗ zeiten unvermeidlichen Verluſte(Riſtkoprämie) zu gewähr⸗ leiſten. Nachdem nun durch Fortſall des Auslandsgeldes die Geldbeſchafſung in Deutſchland vermutlich auf längere Zeit nur auf das Inlandsgeld beſchränkt bleiben dürfte ſollte es jetzt möglich ſein, das g von den meiſſen Banken ſchon ſeit langem erſtrebte Ziel zu erreichen, durch Vereinbarungen, mit den Anderen eld nehmenden Inſtiinteg eſue Senkung 8 des Zinsniveaus herbeizuführen. 2 der Neuen heimer Zeitu ng Freiverkehr vor der Reichstagsentſcheidung Zurückhaltend und ſchwächer/ Spa Diskonterhöhung im Spiegel der VBörſen Ab Berlin, 16. Okt.(Eig. Dr.) Die Newyorker Der heutige Freiverkehr zeigte ſehr abwar⸗ tende Haltung. Anſcheinend wollte man vor den Entſcheidungen im Reichstag keine Neuengagements ein⸗ gehen. Das Geſchäft bewegte ſich in ſehr ruhigen Bahnen bei Kurſen, die meiſt etwas unter den ſchon ſchwächeren Kurſen des geſtrigen Abend⸗ verkehrs lagen. Beſonders fiel einiges Angebot ein Siemens⸗Aktien und Schultheis auf, die etwas ſtärker ge⸗ drückt waren. Gut behauptet lagen J. G. Farben, aber auch für feſtverzins liche Werte überwog heute das Angebot. Man führte dies darauf zurück, daß der Gedanke einer Zwangs konvertierung jetzt bei den zuſtändi⸗ gen Stellen langſam feſtere Formen annehmen ſoll. Nicht ganz ohne Einfluß blieb natürlich auch die aber⸗ malige Diskonterhöhung der Newyorker Bundesreſervebank. Obwohl man davon über⸗ zeugt iſt, daß dieſe Maßnahme ſich in erſter Linie gegen Frankreich richtet und weitere Goldverluſte verhindern ſoll, ſo weiß man doch nicht, ob nicht dieſes Rekontre zwi⸗ ſchen der Bank von Frankreich und der Newyorker Federal Reſerve Bank in der Zukunft Folgen auch für die Dis⸗ kontpolitik der deutſchen Reichsbank haben könnte. Direkte Auswirkungen auf den hieſigen Geldmarkt ſind jetzt in der Zeit des Stillhalteabkommens jedoch kaum zu erwarten. Intereſſant iſt nur, daß auch die valutaſtarken Länder Maß⸗ 0 ergreifen müſſen, die Deutſchland ſchon hinter ſich at. Soweit ſich bisher überſehen läßt, ſind die 3 eich nun⸗ gen auf die Reichs bahnauleihe verhältnismäßig gut geweſen, ein Zeichen dafür, daß die Steuerfreiheit und die ſonſtigen Vergünſtigungen gewirkt haben. Der Reichs⸗ bahn wird es alſo möglich ſein, auf Grund dieſes Anleihe⸗ ergebniſſes ihr Arbeitsbeſchaffungsprogramm in vollem Umfange durchzuführen. In den Mittags ſtunden Telephon zu Telephe hrfachen Schwankungen un⸗ terworfen, die Umſatz kett war aber hierbei ziemlich lebhaft. Anhaltend ſchwach lagen Schultheis, während ſonſt im allgemeinen geſtriges Niveau behauptet blieb. Am Geldmarkt hörte man für Tagesgeld einen Satz von —10 v. H. und darunter, der Privatdiskont notierte un⸗ verändert 8 v. HB. Am Deviſen markt notierte das Pfund entſprechend der internationalen Bewegung 3 Pfg. niedriger, von den Norddeviſen verloren Kopenhagen und Oslo je 25 Pfg. und Stockholm 50 Pfg. Feſter lagen da⸗ gegen Deviſe Italien und Wien. war die Tendenz von n Amſterdam ruhig und gleichfalls abwartend a Amſterdam, 16. Okt.(Eig. Dr.) Die Amſterdamer Börſe wor bei ſehr ruhi⸗ gem Geſchäft kaum verändert, die Ungewißheit über den Ausgang der Abſtimmung im deutſchen Reichstag wirkte auf den Handel lähmend. Zucker⸗Aktien waren auf die ſchwache Tendenz des Newyorker Zuckermarktes nie⸗ oͤriger, auch Royol Dutch gingen leicht zutück. An den internationalen Deviſen märkten waren größere Veränderungen noch nicht feſtzuſtellen, das Pfund lag eine Kleinigkeit ſchwächer als geſtern, es ſtellte ſich gegen den Dollar auf 8,86 ½, gegen den hollän⸗ diſchen Gulden auf 9,53 und gegen Zürich auf 19,65. Die Reichsmark las in London mit 16,90 ziemlich unverändert, gegen den holländiſchen Gulden war ſie aber mit 56,20 etwas leichter im Zuſammenhang mit der eben bereits erwähnten Unſicherheit hinſichtlich der politiſchen Sttugtion in Deutſchlond. In Amſterdam kſt man der Anſicht, daß die geſtrige Diskonterhöhung in Newyork den Abfluß wei⸗ terer Gelder aus den Vereinigten Staaten nicht ver⸗ hindern werde. Der Dollar, der in Amſterdam etwas leichter eröffnete, konnte ſich ſpäter wieder etwas beſſern umd ſtellte ſich auf ea. 246,25. An den übrigen Plätzen war er zunächſt unverändert.— Die holländiſchen Woa⸗ renmärkte zeigten im Zuſommenhang mit der unein⸗ heitlichen Tendenz der amerikoniſchen Märkte ſchwächere Veranlagung, doch waren die Umſätze gering. Zurückgegangener Notenumlauf in England Ab London, 16. Okt.(Eig. Dr.) Das Geſchäft an den Londoner Effekten⸗ und Waren märkten ſowie in Deviſen war infolge des Fehlens neuer Momente äußerſt gering. Das Haupt⸗ geſprächsthema war natürlich die Newyorker Dis⸗ konterhöhung, die für die Londoner Kreiſe durchaus nicht überraſchend kam. England ſelbſt wird ja ſeit ber Aufgabe des Goldſtandards von den Diskontveränderungen der Goldſtandardländer nur mittelbat berührt. Man iſt bezüglich der Wirkſamkeit der Newyorker Diskonterhöhung ziemlich ſkeptiſch geſtimmt, da man meint, daß dieſe Maß⸗ nahmen vielleicht gerade das Gegenteil des Ge⸗ wünſchten herbeiführen kann, weil ſie die Unruhe des breiten Publikums vielleicht noch vergrößert. Es ſei auch fraglich, ob ſich das Ausland durch die Diskonterhöhung davon abbringen laſſen werde, ſeine Guthaben aus Ame⸗ rika abzuziehen. Viel hängt natürlich von der Haltung der Bank von Frankreich ab; bleibt Parts unverändert, ſo dürfte die ſich daraus zweifellos ergebende Vergrößerung des Disaglos auf Termindollars die auf dem Kontinent herrſchende Unſicherheit nur noch vergrößern, folgt aber Paris, ſo bleibt international alles beim alten. Angeſichts der Erhöhung des Newyorker Diskontſatzes haben ſich die Befürchtungen inflationiſtiſcher Tendenzen, die durch die Schaffung der National Credit Corporation entſtanden ſind, zumindeſt als übertrieben herausgeſtellt. Gelingt eine derartige Vereinbarung nicht, ſo würden die Hoffnungen der Wirtſchaft auf billigere Zins bedingungen enttäuſcht werden. Zur Erreichung der Zinsſenkung erſcheint es der DD.⸗ Bank dringend erforderlich und wünſchenswert, die Kon⸗ ditionen im Bankgewerbe den tatſächlichen Leiſtungen und Laſten der Banken anzupaſſen und dem Bankgewerbe die zur Erfüllung ſeiner volkswirtſchaſtlichen Aufgaben not⸗ wendige Rentabilltätsbaſis u ſichern. Das würde zunächſt bedeuten, daß für proviſtonsfreie laufende Guthaben an Zinſen nicht mehr als 2 v. H. unter dem Reichsbankſatze und für propiſionspflichtige laufende Rech⸗ nungen nicht mehr als 1½ v. H. unter dem Bankſatze be⸗ 1 werden müßten, wobei allerdings unerläßliche orausſetzung wäre, daß die Banken für die vielen von ihnen bisher ohne Entſchädigung oder gegen nur un⸗ zureichende Entlohnung geleiſteten Arbeiten einigermaßen auskömmliche Gebühren zur Deckung der Selbſtkoſten be⸗ rechnen könnten. Gebundene Gelder bis zu zwei Monaten, unter denen in der Hauptſache die in der Wirtſchaft nur vorübergehend frei gewordenen Betriebsmittel erſcheinen und für die die Banken inſolge der leichten Veränderlich⸗ keit öteſer Gelder im Kontokorrentkreditgeſchäft keine rechte Verwendung haben, müßten zinsmäßig den kurzen Gel⸗ dern gleichgeſetzt werden. Für derartige Gelder ſollten kaum mehr als 1 v. H. bis höchſtens 5 v. H. unter Reichs⸗ bankſatz bezahlt werden. Für Gelder auf mindeſtens zwei bis drei Monate feſt dürfte nicht mehr als der Reichs⸗ bankſatz vergütet werden. Bei Diskontierung von guten Warenwechſeln werde eine ähnliche Spanne zwiſchen pro⸗ ulſtons pflichtigen täglichen Geldern und Diskontſatz wle bet Barkrediten genügen, aber auch erforderlich fein. Wäßhrungskrebite müſſen analog den Mark⸗Barkrediten, i aänglog den Akzeptkrediten betrachtet werden. ter ſchwankend und etwas lebhafter Durch die Kreditverteuerungsquelle wird England nur inſofern in Mitleidenſchaft gezogen, als die Waren ⸗ pretſe dadurch ſteigen, d. h. der Wert des Geldes wird eine weitere Erhöhung erfahren.— Der Gol d⸗ preis zog heute um 5 Pence auf 106 Schilling 11 Pence an, wodurch ſich die Spannung zwiſchen den Goldwährun⸗ gen und dem Papierpfund nur vergrößern kann. Der Wochen ausweis der Bank von Eng ⸗ land befriedigte, da der Noten um lauf um 2,6 Mil⸗ lionen Pfund zurückgegangen iſt. Ein weiterer auf eine deflattoniſtiſche Bewegung hin: di en ſind um 6 Millionen u kredite um 2,8 Millionen zurü s däeſer Tatſachen erſtaunlich, daß die kit noch recht flüſſig iſt. Sechs große Texrtilmaſchinenfabriken werden fuſionieren, ſie hachen insgeſamt ein Kapital von 3,7 Millionen Stammoltten und 3,5 Millionen Vorzugs⸗ aktien, die neue Geſellſchaft wird dei einem Kapital von nur 3,4 Millionen Pfund den Namen Textile Ma⸗ chinery Makers Etd. führen. Berliner Devisen Olskontsdtze: fefchsbank 8, Lombard 10 v. f. . 5 N 970 Holland. 100 Gulde 170,73 171.12 163.43 8 Athen, 100 Drachn en 5,195.203 5,445 12 Brüſſel 100-500 ff 59.04 59.16 38,355 2½ Danzig„100 Gulden 82.42 82.53 81,555 6 Helſingfors 100801 8,41 8,48 10,3512 9 Italien. 100 f fre 21,73 2182 22.0257 Südſtavien 100 Dina.47.437 7,355 6½ ftopenhagen 100 fer. 92.91 9300 112,08 6 Liſſabon 100&studo 14,84 14,86 17,487 Oslo. 40 Kr. 92,68 92.81 111,747 Baris. 100 Fr 1665 16.6) 16,445 2½ Bragg. 100 Kr 12.47 12.49 12,33 6 Schweiz... 100 Fr. 52.52 32.63 80,518 2 Zofia. 100 Lewa.072.073 3,0178 Spanien 6 Stockholm 7 Wien 0 10 Ungarn 1009 1³ Buenos⸗Aires. 7 anada, tan. Toſſar 634 1— Japan Iden 8 9 585 ſtairo. lägypt. Pid 16,71 20.91— Türkei. türk. Pfd.—.——.— 2 130 9 London„ lengl.Pfd 16,27 16.31 20,393 68 New Hor 1 Dollar.40 4,217 4,1780 3% Rio be Janeiro 1Millr.205 0,25 0,503— Uruguay 1Goldpeſo.349.351.421— * Weitere Verluſtſteigerung bei der Stellawerk AG. vorm. Williſch u. Co., Berlin. Dieſe Tochtergeſellſchaft der Stettiner Schamottefabrik vorm. Didier Berlin, weiſt für das am 31. Dez 1930 beendete ftsjahr einen von 658 843/ auf 2152 024„I er: höhten Verluſt aus. D Geſamtverluſt beträgt nun⸗ mehr bei einem AK. non 4 Mill./ 2 810 868. Der Ver⸗ luſt aus Beteiligungen und Fabrikation beläuft ſich auf 1868 681„ und die Abſchreibungen auf 283 343(273 A1. In der Bilanz werden die Schulden mit 7 394 651(7 732 402) Mark, und Akzepte mit 547 287(—)]„ ausgewieſen. Als Aktiven werden Grundſtücke mit 767 838(510 920) /, Fa⸗ brikgebäude mit 557 341(686 593) /, Warenbeſtände mit 1821 688(3 060675) 1, Forderungen mit 4306 191 (3 666 712)„ und Fabrikbeteiligungen mit 836 812(842 653) Mark verbucht. * 125 Jahre Lyra⸗„Orlow“⸗Bleiſtiftfabrik, Nürnberg. Das Unternehmen kann in dieſem Jahr auf ein 125 jäh⸗ riges Beſtehen zurückblicken. 1806 gegründet, iſt ſie das zweitälteſte Bleiſtiftunternehmen Nürnbergs und hat zur Begründung der Weltgeltung der Nürnberger Bleiſtift⸗ induſtrie weſentlich beigetragen. * Thodeſche Papierfabrik AG. in Hainsberg(Bez. Dres⸗ den].— Vorausſichtlich wieder dividendenlos. Die Geſell⸗ ſchaft war zwar in dem am 30. Juni abgelaufenen Ge⸗ ſchäftszahr 1930⸗31 noch befriedigend heſchäftigt, doch iſt nach Informationen des DoD mit einer Dividende wie⸗ derum nicht zu rechnen(1929⸗30: Verminderung des Ge⸗ winnvortrags von 112 560 4 auf 103 663). * C. A. Wagner Buchdruckerei AG. Freiburg i. Br. Die Geſellſchaft(AK. 300 000), die bisher mit Reingewinn arbeitete, weiſt infolge der Wirtſchaftskriſe ebenſalls in der auf 81. 3. ö. J. abgeſchloßenen Bilanz einen Verluſt von 12 098„ aus(t. V. noch 6609„ Gewinn), der ſich nach Abzug des vorgetragenen Gewinns auf 5489/ er⸗ mäßigt. Die Betriebsüberſchüſſe gingen auf 121 444 (149 256)„/ zurück, während die Generalunkoſten mit 88 340 (87 230) ſich noch etwas erhöhten; Steuern und ſoziale Laſten änderten ſich mit 96 672(86 246)/ nur unweſentlich, während Abſchreibungen nur mit 8529(20 944)/ vor⸗ genommen wurden. Aus der Bilanz(in): Außenſtände 292 617(147 179), Waren 82171(55 129); Schulden 103 203 (117 963), Hypotheken 193 000(68 000), Rücklagen unv. 30 000. J Gläubigerverhandlung der Kempewerke, Nürnberg. (Eig. Dr.) Dieſe ſeit 50 Jahren beſtehende Geſellſchaft (Kliſcheefabrikatton, Buchdruck und Tiefdruck) iſt in Za h⸗ lungsſchwierigkeiten geraten und hat ſich an ihre Gläubiger gewandt. Verſtärkt wurden die Schwierigkeiten inſolge des ſchlechten Auftragseinganges in der Buchdruck⸗ maſchineninduſtrie und durch die Pfundentwertung mit ihren Folgen auf den Weltmarkt. Eine Aufrechterhaltung des Unternehmens durch Entgegenkommen von Banken⸗ und Lieſerantenſelte ſcheint geſichert. 2 Starke Zurückhaltung am Produktenmarkt In Erwartung der Reichstagsentſcheidung/ Bei erhöhtem Preisniveau nur kleine Umſatztätigkeit Berliner Produkteubörſe v. 16. Okt.(Eig. Dr.) In Erwartung der bevorſtehenden Entſcheidung im Reichstag machte ſich im Produktenverkehr heute eine ſtar ke Zurückhaltung bemerkbar. Das Fnlands⸗ angebot von Brotgetreide blieb minimal und die Nachfrage zwecks Befriedigung des notwendigſten Tages⸗ bedarfes konnte nur zu 12 4 höheren Preiſen als geſtern erzielt werden. Auch auf dem erhöhten Preis⸗ niveau blieb die Umſatztätigkeit ſehr ge⸗ ring. Am Lieferungsmarkte ergaben ſich Preisbeſſerungen um 11, die Notierungen kamen ſchwer zuſtande. Die Situation am Mehlmarkte hat keine Veränderung er⸗ fahren; bei behaupteten Preiſen erfolgten täglich kleine Be⸗ darfskäufe. Hafer lag bei mäßigem Angebot ſtetig, Gerſte in unveränderter Marktlage. Weizen⸗ und Roggen⸗ exportſcheine hatten ſehr ruhiges Geſchäft. Amtlich notiert wurden: Welzen, märk. prompt 214 bis 217; Okt. 229; Dez. 232 u. G. etwas feſter; Roggen, prompt 187-189, Okt.— danach 199, Dez. 198,50 190, ſeſter; Braugerſte 159—178 Futter- und Induſtriegerſte 151—158 ruhig; Hafer, prompt 140148; Okt.—, Hanach 151,50; Dez. 153,75—54 Br. ſtetig; Weizenmehl prompt 27,38 bis 32,5 ruhig; Roggenmehl 70proz. prompt 26,25—.28,75 ruhig; Weizenkleie 9,90— 10,10 k. behauptet; Roggenklete 9,10—9,30 ruhig; Biktorigerbſen 2027; Leinkuchen 13,20 15 1 0 o N 115 e 66,10; xtra ojaſchrot a 1 1 ojgextractionsf Stettin 11,60; allg. Tendenz feſter. 19. ang: Weizen(100(.) Tendenz ſtetig; Okt. 4 4,64); 20 1 Mal 8,196 (5,1%.— Mitten ſtetig; Okt. 4,774; Dez. 4954; Mürz (Eig. Tensenz 7 NG sgabe Nr. 480 8 1 2 8 Fear Der Kampf um das Gold Wachſende Goldabzüge haben die Federal Reſerve Bank in Newyork veranlaßt, ihren Diskont von 1% auf v. H. zu erhöhen, dieſe Maßnohme beantwortete die Ban?! get von Frankreich mit einer Steigerung ihres Diskonts auß diſ ebenfalls 2% v.., ſo daß geſtern Newyork aberma!? nit erhöhen mußte. 5 5 g un Der Kampf um das Gold, ſo wird im Wochen 701 bericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung ausgeführt, 10 iſt damit, nachdem er Oeſterreich, Deutſchland und Groß⸗. britannien aufs ſchwerſte in ihrer wirtſchaftlichen Stahl, 5 lität bedroht hat, in eine neue und vielleicht ent⸗ 9 ſcheidende Phaſe eingetreten. Der in der füngeren M 0 daſtehende Preisſturz hat bereits jeh Fr isvollen Entwertung der Kreoikuntek, der Die Folge tſt eine kaum jemals gekannte von der auch die Banken der großen igerländer nicht verſchont bleiben. Die Zinz⸗ gar i 3 N a verteuerung arbeitet einer Wirtſchaftz, erleichterung aufs ſchwerſte entgegen. See verſtärkt den auf der Wirtſchaft loſtenden Deflationsdeuſ und treibt gerade diejenige Entwicklung weiter, die ß Anlaß der gegenwärtigen Vertrauenserſchütterung bildel Eine Verteidigung der Goldbeſtär J die großen Gläubigerländer iſt für die inner Geſtaltung dieſer Länder eher ſch a dlich lich. Inſoweit das Mißtrauen der inländiſche: in die Stabilität der Depoſitenbanken zur Ha von Zahlungsmitteln oder Gold führt, haben die Zeniral⸗ notenbanken keinerlei Veraulaſſung, dieſem Beſtreben ent, Das Publikum wird um egenzutreten. Im Gegenteil: doe einem Run abſtehen, je bereitwilliger Bargels N zur Verfügung geſtellt wird. Inſoweit es ſich um inler⸗ nationale Goldabzüge handelt, ſind ſowohl die Vereinigten Staaten als auch Frankreich in der Lage, einer ſehr weil, 8 gehenden Reduktion ihrer Goldbeſtände zuzuſehen. 55 .— riet * Rudolf Karſtadt Ach., Hamburg. Das Einkauf 3 haus der Karſtadt⸗Geſellſchaft in Paris geht mit den 1 1. November auf die Firma D. Roditi u. Sons über, 0 die künftig den Einkauf in Frankreich für die Karſtagl⸗ dle Geſellſchaft erledigen wird. Dieſe Maßnahme llegt i e Rahmen der bekannten Rationaliſierungsabſichten, die tag darauf hinausgehen, die Geſellſchaft möglichſt nur auf az bel reine Warenhausgeſchäft zu beſchränken und alle Neben 5 betriebe abzuſtoßen. 90 * Auſchluß von Tietz u. Co., Frankfurt a.., an den Ste Einkaufskonzern der Leonhard Tietz AG., Köln. Nach 5 unſeren Informationen hat ſich die Firma Tietz u.(9, 10 Frankfurt a.., für die mit ihr verbundenen Häuſet ſich H. C. Tietz in Bamberg, Schweinſurt und Chemnitz, ſowie wen die Kape(Kleinpreis GmbH.) in Chemnitz mit Wlrkung vom 1. Okt. 1931 an die Einkaufsgruppe der Leonhard Tieß AG., Köln, angeſchloſſen. Zu dem Ausſcheiden aus den ü Einkaufskonzern der Firma Hermann Tietz in Berlin wir! f noch erklärt, daß die Löſung von Frankfurt o. M. ausging mei und daß ein Delkredere öder Firma Hermann Tletz voß ſein Tietz u. Co., Frankſurt o.., niemals beanſprucht oder 111 auch nur verlangt wurde. pro Starkes Anwachſen der Juſolvenzwelle Her Die kriſenhafte Zuſpitzung der Kreditloge ſeit bez—— Sommermonaten hatte in den letzten Wochen ein ſprung haftes Anwachſen der Zahlungseinſtellungen zur Felgt Von Mitte Auguſt bis zur vergangenen Woch hat ſich lt. Inſtitut für Koujunkturſorſchung die Zahl bet arbeitstäglich eröffneten Vergleichs verfahren un 68 v. H. und die Zahl der Konkurſe um 58 v. H. er höht. In den letzten Wochen wurden 60 bis 80 v. H. meh Zahlungseinſtellungen als in der gleichen Vorfahtszelt gezählt. Dabei handelt es ſich lediglich um diefenigen Fälle, die zur Eröffnung gerichtlicher Verfahren geſiülhe haben; die Zahlungsſtockungen, die durch außergerichtliche Verhandlungen beigelegt werden ſollen, entziehen ſich det ſtatiſtiſchen Erfaſſung. O Weitere Wechſelklage gegen die Stadt Frankfurt a. M. (Eig. Dr.) Wie zu erwarten, ſetzen ſich die Wechſelklages gegen die Stadt Frankfurt a. M. aus den ultimo September fälligen 6,4 Mill.„ Wechſel hauptſächlich von den deutſches Banken aber nur teilweiſe verlängerten Fälligkeiten fort So ſtand vor der 3. Kammer für Handelsſachen eine Wechſtl⸗ klage eines Londoner Bankhauſes in Höhe von 200 000 4 an. Die Stadt Frankfurt a. M. erklärte, daß aufgrund ber Deykſennotverordnung ein im Ausland anſäſſiger Gläubl⸗ ger nicht über eine Forderung verfügen dürfe, die er vor dem Inkrafttreten der Deviſenverorönung mit einem deu ſchen Schuldner eingegangen ſei. Demgegenüber verlangle die Klägerin Zahlung des fälligen Wechſelbetrages in denn ſcher Währung auf ihr Konto bei einer deutſchen Bank. Die Entſcheidung des Gerichtes iſt auf den 22. Oktober angeſeht * Londoner Goldpreis. Lant Bekanntmachung der Reichsbank beträgt der Londoner Goldpreis gemäß Verorb⸗ nung vom 10. Oktober 1931 zur Aenderung der Werkberech, nung von Hypotheken und ſonſtigen Anſprüchen, die all Feingold(Goldmark) lauten, für eine Unze Feingo 106 ſh 6 ö, in deutſche Währung nach dem Berliner Miel, kurs für ein engliſches Pfund vom 15. Oktober 1081 mf. 16,2% umgerechnet 86,904.“ für ein Gramm Feingold dem, N 41,0886, in deutſche Währung umgexrechnel 0. Unveränderter Zementabſatz im September O Berlin, 16. Okt.(Eig. Dr.) Dem durch dle katoſte⸗ phale Wirtſchaftslage des Juli verursachten ſturzartigen Abſinken des Zementabſotzes im Auguſt iſt im Septembes keinerlei Erholung gefolgt. Der Septemberobfatz blleh uit 343 000 To. gegenüber dem Vormonat unverändert. September 1930 ſtellte ſich der Zementabſatz auf 510 To. und im September 1929 noch auf 728 000 To., ſo alſo diesmal noch nicht dle Hälfte der letztgenannten fatzmenge erzielt werden konnte. Liverpooler Baumwollkurſe vom 16. Okt.(Eig. De/ Amertk. Univ. Stand. Miodl. Anfang: Okt.— de, 4327 Jan.(32) 436; März 448; Mai 31; Juli 457 Totes, import 7000; Tendenz ruhig und behauptet.— Mitle! Okt. 442; Dez. 484; Jan.(32) 488; März 445; Mat 90 Juli 459; Okt. 466, Dez. 470) Jan.(88) 472; März 4 Loco 477; Tendenz ruhig. * Nürnberger Hopfenbericht vom 15. Okt. 30 Ballen 50 Zufuhr, 20 Ballen Umſatz. Tendenz: flau. Preiſe! 4 Hallertauer 4070 l. 5 Berliner Mefallbörse vom 16. Okiober 1931 55 Kupfer Blei n bez. Brief Geld f bez. Brief Gels bez. ale 115 Januar.] 50.50.75, V Marr 2550 6580 65——— 2.—— 765. ärz— 5 1e 5 Abril—.— 61.50—.— 23,.— 27.75—— 24% 1 Ma. e 83, 625—.— 24.50 2— 2 5 Juni 63.25 88.50 68.25—,— 24.3% 22,78—— 2,0%„ uli 64.50 64,50 64.25—.— 24.5029. 28.50 111 luguſt.— 65,50 84,7—.— 24.50 28,5* Sept.... 8,.— 64.50—.— 24.2528.——.— 29,25. Oktober. 59 50 60,— 88.—.— 21.802180—.— 22.. V⁵•öVn Dezemb.“ 60.— 59.75—— 22.802150— 20. 5 „Tendenz: Kupfer, Zink ruhig, Blei luſtlos. 18 * Berliner Metall⸗Notierungen vom 16. Okt.. 77 9 Amtlich: Elektrolytkupfer(wirebars) prompt 7% für 100 Kg.; Raffinadekapfer loco 6465; Standardkupfek loco 59.80; Standerd⸗Blei per Ottober 2122, Orig, Hütten⸗Aluminium 98.—99proz. in Blöcken 1707 desgl. i Walz⸗ oder Drohtbarren 174 Ben Straits⸗, Auſtrelzing 1— 285 Reinnickel 98—99proz. 350; Anttmon⸗Regulus nn, Silber in Barren ca. 1000 fein per Kg. 4144,25. ö L Londoner Meiallbörse vom 16. Okfober 1931 6 Metalle in E pro To. Süüber Unze E(187/40 fein ſtand J. Platin ute? kupfer, Standard 84,85 Zinn, Standart 130,8 Aluminium Monate 65 Monate 133,2] Antimon Settl. Preis 34 85 Settl. Preis 131.0 Queckſilber Elektrolyt 4054 Banka 43 0 Platin K deſt ſelected 87.80 Straitz 1650 Wolframerz 8 ſtrong ſheets—.—[Blei, ausländ..65 Nickel 0 El'wiresars 41 50 Zink gewöhnlich 12 45] Weſßoſech f Tendenz: Kupfer, Zinn ſtetig, Blei willig, Zink k ee. * 2 2 eee e Aus der Badiſchen Turnerſchaft Nachdem die Veranſtaltungen im Freien allmählich aus⸗ geklungen ſind und der vielſeitige Uebungsbetrieb der Ba⸗ diſchen Turnerſchaft in die Turnhallen übergeleitet iſt, nimmt in den nächſten Monaten wiederum die Ausbildungs⸗ und Schulungsarbeit einen breiten Raum ein. Bereits am kommenden Samstag und Sonntag ſind für die Turnwarte da und dort Uebungsſtunden vorgeſehen. Turnwarte⸗ verfammlungen führen der Turngau Mittelbaden in Baben⸗Baden und der Karlsruher Turngau in Malſch durch. Vorturnerſtunden hat Mittelbaden für das Frauenturnen in Raſtatt, der Karlsruher Turngau für Kin⸗ zer und Jugendturnwarte in Karlsruhe vorgeſehen. Der Badiſche Neckar⸗Turngau und der Karlsruher Turn⸗ gau führen ihre Spielwarteverſammlungen Jurch, der Neckar⸗Elſenz⸗Gau hat ſeine Gauſpielaus⸗ ſchuß⸗Sitzung in Sinsheim, der Mannheimer Turn⸗ gan ſeine Schiedsrichterverſammlung im Lokal zum Kaiſerring. Außer dem Altersturnertreffen des Brelsgaues in Endingen und des Ortenauer Turngaues im Gengenbach geht noch der Spätjahrwaldlauf des Kreich⸗ gaues in Friedrichstal vor ſich. Dazu kommt noch das Schlußturnen der Jugendturner des TV 1834 Pforzheim und die Rlegenwettkämpfe des TV 1846 Mannheim. Gr. Riegen wetturnen im Turnverein Mannheim von 1846 Es iſt ſeit einigen Jahren im Turnverein 1846 Mann⸗ heim Sitte und Gebrauch, daß ſich die einzelnen Turner⸗ klegen zu einem Wettſtreit treffen. Der erfolgreichſten Riege fällt jeweils für ein Jahr der Thenau⸗Schweizer⸗ Wanderpreis zu. Mit dieſer Veranſtaltung wird aber auch gleichzeitig der Gedanke der Werbung für die tur⸗ neriſche Arbeit und Betätigung in die Tat umgeſetzt. Das ölesjährige Riegenwetturnen geht am kommenden Sonn⸗ lag nachmittag in der großen Turnhalle des Vereinshauſes vor ſich. Die Hauptturnabtellung hat einen Fünfkampf zu beſtrelten, der aus einer Rlegenfreiübung, einem Turnen an einem freigewählten Gerät, einem Pflichtſprung über Pferd oder Bock, aus beſtarmigem Kugelſtoßen und Stemmen mit dem 75 Pfund⸗Gewicht beſteht. Den 9 70 uch ſchluß bildet ein Tauziehen der einzelnen Riegen. 100 Riegen der Jugendabteilungen ſind daran beteiligt, die ſich in einem Dreikampf auf ähnlicher Grundlage meſſen werden. Lichtbildervortrag über Segelflug Der Turnverein Mannheim von 1846 eröffnet am kom⸗ menden Samstag abend in ſeinem Vereinshauſe die Reihe ſeiner diesjährigen Wintervorträge mit einem Lichtbilder⸗ vortrag über das Segelfliegen, dem jüngſten Arbeits⸗ gebiet, das auch die Deutſche Turnerſchaft in ihr Arbeits⸗ programm aufgenommen hat. Zu dieſem Vortrag hat ſich 5 Herr K. Ganter vom Badiſchen Segelfliegerverband zur Verfügung geſtellt, um mit ſeinem reichhaltigen material und ſeinen vielſeitigen Erfahrungen für di breitung des ſich immer mehr durchſetzenden Seg zu werben. 0 2 5* 2 Mannſchafts-Meiſterſchaft iim Amaeurboxzen Die Teilnehmer Zu den diesjährigen Wettkämpfen um die Deutſche Mei⸗ ſterſchaft im Mannſchaftsboxen haben mit Ausnahme von Std weſtdeutſchland alle Landesverbände des Deutſchen Reichsverbandes für Amateurboxen ihre dungen abgegeben. Obwohl in einigen Verbänden, ſo in Brandenburg, Nordoſt⸗, Oſtdeutſchland und Oberſchleſien noch kein Meiſter ermittelt iſt, hat der DRfA B bereits die Zuſammenſtellung der Gegner für die Vorrunde vor⸗ genommen. In dieſer Vorrunde, die bis zum 31. Oktober erledigt ſein ſoll, ſte übe (Vertreter oſtdeutſchlan land S * ülſchland(); hurg) und gd Brandenburg(wahrſch ſten Berlin) und Bayern(1880 München) Heutſch⸗ land(Sportsmann Hamborn) und Weſtfalen(Dortmund 1920). Die Zwiſchenrunde ſell bis Ende November, der Endkampf bis Ende Dezember erledigt werden. Der Titel⸗ verteidiger Colonia⸗Köln hat diesmal von einer Teilnahme Abſtand genommen. Saarbrücken und Heidelberg in Mannheim Zu dem am Sonntag(18. Oktober) nachm. im Herſchel⸗ bad ſtattfindenden Klubkampf des SV Mannheim gegen Saarbrücken und Nikar Heidelberg er⸗ warten die Zuſchauer ſpannende Sta f Damen⸗ figurenlegen, Kunſtſpringen und zwei 2 ei den großen Fortſchritten der Saarbr alles daranſetzen, früher mehrfach erlittene Niederlagen wett zu machen, ſodaß ſich der Veranſtalter gehörig an⸗ ſtrengen muß, um ſiegreich aus dieſem Treffen hervor⸗ zugehen. Als weitere Winterveranſtaltung findet am 1. November in Mannheim erſtmalig ein Waſſerballblitzturnier ſtatt. Tiſch⸗Tennis⸗Klubkämpfe Am 14. Oktober trug der neugegründete Tiſchtennis⸗ klub„Grün⸗Schwarz“ ſeinen 2. Klubkampf aus, und zwar gegen den Tiſchtennisklub„Stadt Köln“. Die Kämpfe, die zum Teil äußerſt ſpannend verliefen, zeitigten ein unent⸗ ſchledenes Geſomtergebnis von 11:11. Beſonderes Intereſſe rieſen die Einzelſpiele Achtſtetter— Wäckerle, Stellrecht Höchtl und Gaßner— Roos hervor, während bei den Dop⸗ pels beide Parteien nicht ganz auf der Höhe waren. Seine Tiſch⸗Tennis⸗Saiſon eröffnete der Ping⸗Pong⸗ Club„Eintracht“ Mannheim mit einem Klubkampf gegen die ſpielſtarke Vi R⸗Schwitzgebelmannſchaft und konnte dieſe überraſchend hoch abfertigen. Beſondere Lei⸗ ſtungen zeigten die Herren Margot, Lächele(Vſgi) und Goldberg, Ott(Eintracht). Eintracht gewann mit 13:2 er werden d Punkten, 28:7 Sätzen. — 4 . E — 7 Abend ⸗Ausgabe Mel⸗ 7. Seite/ Nummer 480 Generalverſammlung der Automoputlubs Neun Automobilrennen in Deutſchland Nach den Sitzungen der ſtändigen Kommiſſionen hielt die Internationale Vereinigung Anerkannter Automobilelubs in Paris ihre jährliche Generalverſammlung ab, auf der die Vorſchläge der Kommiſſionen ihre Genehmigung ſenden. Der bisherige Vorſtand wurde bis auf den erſten Präſiden⸗ ten wiedergewählt. Da der ſeit 27 Jahren an der Spitze ſtehende Präſident, Baron de Zuylen, nicht mehr kan⸗ didierte, wurde au ſeiner Stelle einſtimmig Graf Robert de Vogne⸗ ükreich gewählt. Baron de Zuylen wurde zum Ehrenmitf ernannt. Unter den gewählten Vize⸗ präſidenten befindet ſich auch wieder Konſul Fritſch (AvD), ferner Vicomte de Roan⸗ Spanien, Graf von Roſen⸗ Schweden, Oberſt'Gormac⸗England und Senator Greſpi⸗Italien. Die Statuten wurden dahin⸗ gehend erweitert, daß die Vereinigten Staaten von Amerika in Zukunft durch zwei Automobil⸗Clubs vertreten ſein können. Der Sportkalender wurde mit einigen Aenderun⸗ gen genehmigt und weiſt wieder ein recht umfangreiches Programm auf. In Deutſchland werden im nächſten Jahre folgende Veranſtaltungen abgehalten:.—7. Februar: Internationale Winterfahrt nach Garmiſch⸗ Partenkirchen; 27. März— 2. April: Sechstagefahrt für Kraftwagen auf dem Nürburgring; 30. April bis 5. Mai: 132. Wiesbadener Automobilwoche; 22. Mai: Avus rennen für Laſtwagen; 12. Juni: 7. In⸗ ter nationales Keſſelbergren nen; 29. Junt bis 3. Juli: 12. Internationale Baden ⸗Bade⸗ ner Automobilwoche; 17. Juli: Großer Preis von Deutſchland; 28. Juli— 8. Auguſt: 4. Intern. Alpenfahrt; 14. Auguſt: A D A C⸗Bergrekord rennen in Freiburg. Mit 62 Zentnern über die Steilſtrecke Die unglaubliche Leiſtung eines Wanderer⸗Wagens Anläßlich eines längeren Aufenthaltes auf dem Nür⸗ burgring konnte der bekannte frühere Rennfahrer Karl Kappler⸗ Gernsbach, der nunmehr die Fabrikate der Wanderer⸗Werke benützt, eine einzigartige Leiſtung voll⸗ bringen. Kappler machte zuletzt im Vorfahre von ſich reden, als er die Wette, mit ſeinem 1050 PS Wanderer Sport⸗Cabriolet 80 00 0 Km. mit zugeſchweißter Motor⸗ haube zurückzulegen, gewann. Dann kam ſein Erfolg bei der Sternfahrt nach Monte Carlo, wobei es ihm als einzigen unter den Bewerbern gelang, von ſeinem Startort Saloniki⸗Athen aus das Ziel zu erreichen. Kapp⸗ ler wurde danach monatelang ans Krankenbett geſeſſelt und die ſchlimmſten Befürchtungen wurden in dieſem Zu⸗ ſammenhang geäußert. Seine neuerliche motorſportliche Leiſtung mag nun auch den Beweis für die völlige Geſundung Kapplers er⸗ bringen, die ihn zu neuen Taten befähigt. In ſeinen alten Wagen hat Kappler die neue Schöpfung des Werkes, den 12/65 PS⸗Sechszylinder⸗Motor und das Viergang⸗ Aphongetriebe eingebaut, wodurch es ihm ermöglicht wurde, rundenlang einen Durchſchnitt von 84,6 Stoͤkm. auf dem Nürburgring zu halten. Die Kraftreſerve des Motors hat ihn dann auch zu ſeinen Verſuchen, die 27proz Steilſtrecke des Nürburgring mit einer anormalen Be laſtung zu bezwingen, ermutigt. Mit 10 Perſonen Beſatzung begann Kappler ſeine Verſuche. Der Wagen erledigte dieſe Aufgabe in ſolch ſpielender Weiſe, daß die Belaſtung auf 18, 18, dann 10 und zuletzt 17 Perſonen, die dem Fahrzeug ein Gewicht von 2870 Kilogramm zählten, geſteigert wurde. Weil wei⸗ tere Perſonen fehlten, gab ſich Kappler an dieſem Tage zufrieden. Swei Tage ſpäter, am 6. Oktober, wurde der Berg mit einer 20köpfigen Beſatzung angegriffen. Das Un⸗ glaubliche gelang: der Motor ſchleppte 62 Zentner die Steigung hinan und die Contireifen, die Federn und die Antriebsorgane hielten unter der ungeheuren Be⸗ laſtung durch. Die neuerliche Glanzleiſtung eines deutſchen Wagens war den Wanderer⸗Werken gelungen. 1 Zwei Preiſe für deutſche Flugzeugführer Die Berufsvereinigung deutſcher Flugzeugführer be⸗ abſichtigt von jetzt ab jährlich zwei Preiſe zum Austrag zu bringen. Für die beſte dem Verkehr dienende Flugleiſtung des Jahres auf einem beſtimmten Teilgebiet der Luftfahrt, z. B. im See⸗, Alpen⸗ oder Wettererkundungsflug iſt ber Dr. Theodor Lewald⸗Preis vorgeſehen; für die beſte ſchriſtliche Bearbeitung einer Frage von grundſätzlicher Bedeutung auf dem Gebiet der Luftfahrt wird der Dr. Hans Luther⸗Preis verteilt. Zu beiden Wett⸗ bewerben iſt jeder unbeſcholtene Deutſche zugelaſſen. Die Preiſe werden erſtmalig im Januar/ Februar 1933 vergeben. Nürnberger Hockeyſpieler in Mannheim Am Samstag hat die Hockey⸗Abt. des VfR Man n⸗ heim den beſten noröbayeriſchen Hockeyverein, den Nürnberger Hockey⸗ und Tennis⸗Club zu Gaſt. Die Nürnberger Mannſchaft, ein gern geſehener Gaſt in Mannheim wird in ſtärkſter Mannſchaftsaüfſtellung in Mannheim ſpielen; u. a. werden wir in ihren Reihen ole Internationalen Horn lehem. Hockey⸗Club Heidelberg) und Ell finden. Nach dem Spiel der 1. Herren treffen ſich die 1. Damen des Noi und VfR Mannheim.— Die alten Herrenmannſchaften der beiden Clubs treffen ſich am Sonntag vor dem Spiel der Nürnberger gegen den OC in Heidelberg. Metzner in Paris k. o. Vor Überfülltem Haufe traf der deutſche Doppelmeiſter Willi Metzner am Donnerstag abend im Wagram⸗Saal auf den franzöſiſchen Bantamgewichtsmeiſter Emile Plad⸗ ner. Der Franzoſe befand ſich in glänzender Form und brachte bereits in der erſten Runde zahlreiche Körper⸗ und Geſichtstreffer an, ſo daß der Kölner bald ſchwankte. Nach weiteren verſchiedenen Körpertreffern landete Pladner einen blitzſchnellen Kinnhaken, durch den Metzner ſofort zu Boden mußte und ausgezählt wurde. Ab 8 Uhr abends erstmaliges öffentliches Auftreten des samt Gefolge, in seinen heiteren und ernsten Bauern- 'sangln, Schnadahüpfln und Duo- Szenen. Unüber⸗ —— Populärsten Urbayern, genannt der „Baumstiftenlenz“ 13842 mirschhorn i ü T S Gasthaus zur Kro ue bietet gut bürgerlichen WI f 10 e b ee Vor, zel 581 In der a8 bote, 1 5 ungen rechtzeitig erbeten. 2 Karl Holzſchuh, Küchenchef, Telephon 11. Heute Verlängerung! 5 CCCCCbCCbCbCbCbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbb Hainstaddt penn Bolte 2, 4 MA KIR rel. 28344 Heute Verlängerung Preisabbau— Bellheimer Exportbler. Strecke Höchſt l..—Hainſtadt—Aſchaffenburg. Erſtklaſſ. Haus a. Platze, fließ. Waſſer i. Zim., Min. v. Walde. Vorzügl. 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Generalverſammlung des Bun⸗ des Deutſcher Frauenvereine hat vom 8. bis 10. Oktober in Leipzig ſtattgefunden. Den Ge⸗ genſtand der Verhandlungen bildeten die ſchwerſten und brennendſten Fragen:„Das Berufsſchick⸗ ſal der weiblichen Jugend“„Die Ab⸗ ü ſtungs konferenz 1932 und die deut⸗ ſchen Frauen“. Das bedeutete, daß das deutſche Schickſal in ſeinem ganzen Ausmaß in der politiſchen und wirtſchaftlichen Kriſe der Gegenwart erfaßt wer⸗ den mußte. Dennoch war von Anfang bis zum Schluß das Bild dieſer überreich beſetzten Verſammlung— allein aus dem Reich waren 700 Frauen gekommen ein feſtliches, nicht in der äußeren Aufmachung, aber in der inneren Haltung und der Bereitſchaft zu ern⸗ ſter, gemeinſamer Arbeit. Für das erſte Thema war es wichtig, daß nicht nur die ſachverſtändigen Frauen, die ſich ſozialpolitiſch oder in irgend einem Bundeskreiſe mit dieſen Fragen beſchäftigen, anweſend waren, ſondern daß auch die jungen Mädchen, um deren Zukunft es ging, in gro⸗ ßer Zahl den Saal mit füllten. Fran Miniſterialrat Dr. Gertrud Bäumer zeigte die weibliche Jugend im deutſchen Schickſal, durch das uns allen drei Aufgaben auferlegt ſind: das Ringen um die nationale Freiheit und die Wieder⸗ erſtarkung des Volkes, das Ringen um die Bewäl⸗ tigung der wirtſchaftlichen Arbeitsfragen und den Kampf um Erhaltung der Quellen ſeeliſcher Kraft und um die deutſche Kultur. Die Aufgaben der weib⸗ lichen Jugend in dieſer Zeit liegen im Rahmen des weiblichen Staatsbürgertums und der Frauentätig⸗ keit in der Familie. Sie müſſen im Zeichen der Lei⸗ ſtung ſtehen. Es kommt darauf an, in der Jugend das Gefühl der Selbſtachtung vor der eigenen Leiſtung zu erhalten und zu ſtärken, das durch die gegenwär⸗ tigen Zuſtände gedrückt wird. Die ſchwerſte Aufgabe in der heutigen Weltwirtſchaft iſt die noch undurch⸗ ſichtige Situation, die erzwungene Paſſivität. Der hier neugeſchaffene Begriff des„Stillhaltens“ kann nur zum Poſitiven umgeſchaffen werden, wenn ein Zukunftsherbismus die Gefahren der Skepſis und des Zweifels im Sinn aller Bindungen überwindet und den„langen Willen“ gewinnt, der die Zeiten überſpannt und für die Zukunft arbeiten will. Dieſer Wille kann nur gewonnen werden in der Zuſammen⸗ arbeit der Generationen. In der Jugend iſt viel Be⸗ reitſchaft für dieſen neuen Heroismus in den verſchie⸗ denſten Lagern vorhanden, die ſich gegenſeitig erken⸗ nen und anerkennen müſſen. Es muß dafür geſorgt werden— eine ganze„Generation von Müttern“ hat die Aufgabe, Wege dazu zu ſuchen—, daß nicht eine Generation ausgeſchaltet wird aus der Kette, in der die Fackel des Lebens und des Geiſtes von der Ver⸗ gangenheit an die Zukunft kommt. Ein Vortrag über„Die deutſche Wirtſchaft und das Berufsſchickſal der Frau“ von Oberregierungsrat Dr. Käthe Gaebel gab ein breit und überſichtlich angelegtes Bild der gegenwärtigen Arbeits⸗ und Arbeitsmarktverhält⸗ niſſe. Im Handwerk ergibt ſich im Allgemeinen für gut begabte Mädchen eine immerhin nicht ausſichts⸗ loſe Lage. In der Angeſtelltenſchicht hat die Frauen⸗ arbeit ganz erheblich zugenommen: von 1925 bis 1930 iſt die Zahl der männlichen Angeſtellten in Betrie⸗ ben, die der Gewerbeordnung unterſtehen, von 1/1 auf 1, Millionen geſtiegen, die der weiblichen von 530 000 auf 690 000— um 30 v. H. Ueberall iſt feſt⸗ zuſtellen, daß Frauen meiſt in den unteren Berufs⸗ ſchichten ſtecken bleiben. Doch verbeſſern ſich die Auf⸗ ſtiegsmöglichkeiten mit der beſſeren Ausbildung. Kataſtrophal ſind die Ausſichten für die Studie⸗ renden. Die Ueberfüllung der akademiſchen Be⸗ rufe und der Ausbildungsanſtalten für ſie wächſt ins Ungemeſſene. Die Depreſſionsſtimmung, die ſich aus der Geſamtberufs⸗ und Wirtſchaftslage heute ergibt, wird bei den Schülern ſelbſt gemildert und muß auch überwunden werden, durch Selbſtver⸗ trauen und wagenden Optimismus, Beſinnung auf die ſtegreichen Kräfte und Vertrauen auf die inter⸗ nationale Zuſammenarbeit, die unumgänglich wird. Im Zuſammenhang mit den Darlegungen dieſes Tages wurde folgende Entſchließung zu den Spar⸗ und Abbau⸗ maßnahmen gefaßt: „Mit tieſſter Sorge und im Gefühl ernſteſter Ver⸗ antwortung vor der Lage unſeres Voltes beobachtet der Bund Deutſcher Frauenvereine die Auswirkungen der durch die Einengung der Wirtſchaft hervorgeru⸗ ſenen Abbau⸗ und Sparmaßnahmen auf das Schickſal und die Stellung der Frau im Arbeitsleben der Nation. Es muß feſtgeſtellt werden, daß über die allgemeinen, Mann und Frau ſchwer treffenden Erwerbs⸗ und Ar⸗ beitseinſchränkungen hinaus die Berufsarbeit der Frau noch insbeſondere dadurch beeinträchtigt wird, daß ſie immer mehr zurückgedrängt wird auf die geringwerti⸗ gen, mechaniſchen und ſchlecht entlohnten Arbeiten. Vielfach wird der Geſichtspunkt ſozialer Notwendig⸗ keiten zum bloßen Vorwand genommen, um die Frau in ihrer Berufs⸗ und Erwerbs möglichkeit einzuengen. J 5 Auch auf Gebieten und in Arbeiten, in denen die Mitwirkung der Frau für das Wohl der Volksgemein⸗ 5 ſchaft ſchlechthin unentbehrlich iſt, wird ihre Betätigung und ihr Einfluß in verhängnisvoller Weiſe zurück⸗ edrängt. Dadurch wird nicht nur einem Teil der Frauen die Exiſtenzgrundlage entzogen, ſondern auch die Berufsbildung und Leiſtungen der Frau weſentlich gefährdet. Es erwächſt daraus aber vor allem die dringende Gefahr, daß der geſunde Wille der weib⸗ lichen Jugend zur Ausbildung und Betätigung ihrer Kräfte gelähmt und damit dem Wiederaufſtieg unſeres Volles eine ſeiner wichtigſten Vorbedingungen ent⸗ zogen wird. Vornehmſte Aufgabe und Pflicht des Vol⸗ kes— auch in ſchwerſter Notloge— muß es ſein, für die heranwachſende und nach Arbeit und Auswirkung ihrer Kräfte verlongende Jugend Arbeitsraum zu ſchafſen. Der Bund ütſcher Frauenvereine verlangt von Volk und Reglerungen ernſteſte Prüſung aller Möglichkeiten, um dieſer Forderung gerecht zu werden. In Notverordnungen und in behördlichen Maß⸗ nahmen des Reiches und einiger Länder ſind zudem die in der Verfaſſung gewährleiſteten Rechte der Frau durchörochen oder in formal⸗juriſtiſcher Auslegung um⸗ gangen worden. Bei aller Anerkennung unſerer wirt⸗ ſchaftlichen Notlage erwartet der Bund Deutſcher Frauenvereine von der Oeffentlichkeit ſowie von Re⸗ gierungen, Behörden und Parlamenten, daß ſie die in der Verſfaſſung feſtgelegte Gleichberechtigung der Frau im geſamten Staats⸗ und Wirtſchoftsleben ſtützen oder wiederherſtellen und dadurch das Vertrauen in Recht und Gercchtigkeit neu befeſtigen.“ Ueber die politiſchen und militäriſchen Pro⸗ bleme der Abrüſtungskonferenz ſprach Dr. Frauces Magnus von Hauſen. Verlangt werden muß die allgemeine Abrüſtung als Einlöſung eines von der Völkergeſamtheit abgegebe⸗ nen Verſprechens.„Die Stellung der inter⸗ nationalen Frauenwelt zur Abrüſtung“ behandelte Dr. Alice Salomon. Sie zeigte die Haltung des Internationalen Frauenbundes geſchicht⸗ lich. Der Internationale Frauenbund ſieht die Siche⸗ rung des Friedens in der Abrüſtung aller Na⸗ tionen. Die Mitarbeit an der Befriedung der Welt hat in der beſonderen Lage der deutſchen Frauen ge⸗ wiſſe Schwierigkeiten, ſo müſſen die Frauen ihre biſto⸗ riſche Aufgabe darin ſehen, er Welt einen Glauben an neue Werte, an gemeinſame menſchliche Verant⸗ wortung zu geben. Die neue Führerin der deutſchen Frauenvereine Dr. Agnes Zahn von Harnack Dr. Elſe Ulich⸗Beil ſprach zu dem gleichen Thema von den Erfahrungen des Weltbundes für Frauenſtimmrecht her, der großen Schweſterorgant⸗ ſation des Internationalen Frauenbundes, dem der Deutſche Staatsbürgerinnenverband als Mitglied an⸗ gehört. Als Vorausſetzung für die Zuſammenarbeit auf dieſem Gebiet muß die Schaffung einer Ver⸗ trauensgrundlage angeſehen werden. Nur mit Ehr⸗ lichkeit kann der Kampf um den Frieden geführt wer⸗ den. Eine Eingabe an die Genfer Abrüſtungskonfe⸗ renz, die von der bekannten amerikaniſchen Friedens⸗ kämpferin, Frau Chapman⸗Catt verfaßt und vom Internationalen Frauenſtimmrechtsverband ange⸗ nommen iſt, kurſiert in allen Ländern und wird vom Bund Deutſcher Frauenvereine ebenſo wie vom Deut⸗ ſchen Staatsbürgerinnenverband zur perſönlichen Unterzeichnung empfohlen. Hierdurch ſoll der Volks⸗ wille zur Abrüſtung in der ganzen Welt zum Aus⸗ druck gebracht werden. Die Ausſprache über dieſe Fragen war gemäß der Zuſammenſetzung der Verſammlung, in der die ver⸗ ſchiedenſten politiſchen Richtungen vertreten waren, ungemein lebhaft. Schließlich faßte Gertrud Bäu⸗ age der Neuen Mannheimer Zeitu 2 1 Frauenvereine mer als Ergebnis zuſammen, daß hier zwei große Gefühlsimpulſe ihren Ausdruck finden müſſen, daß es weder einzig um das nationale Empfinden, noch allein um die Stellung der Frau als Frau zum Kriege gehe, ſondern daß beides in der Stellung⸗ nahme des Bundes ſeinen Ausdruck finden muß. Einig waren ſich alle Teilnehmerinnen in der Forderung nach dem Grundſatz unbedingter Rechtsgleichheit aller Völker in der Frage der Abrüſtung. So konnte es ſchließlich nach verantwortungsvoller und gewiſſenhafter Zuſammenarbeit zu einer Ent⸗ ſchließung des Bundes kommen, die dieſen Grundſatz unter beſonderer Hervorhebung der deut⸗ ſchen Lage vertritt und die einſtimmig angenom⸗ men wurde. Sie lautet: „Mit zahlloſen Frauen der Welt forbern wir deut⸗ ſchen Frauen von der Abrttſtungskonferenz, daß ſte die Verpflichtungen des Völkerbundes zu einer allgemeinen Abrüſtung in ehrlicher und entſchiedener Weiſe erfüllt. Niemand kann aufrichtiger als die deutſchen Frauen wünſchen, daß, nachdem ihr eigenes Land abgerftſtet hat, nun endlich die Herabſetzung der Rüſtungen der an⸗ deren die ſtändige Bedrohung des Friedens der Welt wirkſam vermindert. Um ſo entſchiedener müſſen wir zum Ausdruck brin⸗ gen, daß der Entwurf der Abrüſtungskonvention dieſen Willen in keiner Weiſe erkennen läßt und mit den Ver⸗ pflichtungen und Grundſätzen des Völkerbundes in einem peinlichen Wibderſpruch ſteht. Wir finden dieſen Widerſpruch vor allem in dem Artikel 58, der für Deutſchland und die anderen abgerüſteten Staaten die Beſtimmungen der Verträge von 1919 erneuert und ſie daburch zu Staaten minderen Rechts und minderer Sicherheit erniedrigt. Auf einer ſolchen Grundlage, der zuzuſtimmen die Ehre Deutſchlands verbietet, kann der wahre Frieden, auf den die Frauen warten, nicht aufgebaut werden. Wir hoffen, daß in der ungeheuren Kriſis, die die Welt erſchüttert, die Abrüſtungskonferenz Einſicht und Kraft für eine entſcheidende Tat findet.“ Dieſer Tag fand ſeinen Abſchluß in einer größeren Zuſammenfaſſung durch die Dichterin Ina Seidel in der von Gertrud Bäumer geleiteten öffentlichen Abendverſammlung vor völlig überfülltem Saale. Das Thema:„Die Entwicklung des Friedensideals in Europa bis zur Entſcheidungsſtunde der Gegenwart“ gab in einer großen Drei⸗ teilung zuerſt die biologiſche Begründung von Krieg und Frieden als Lebensform. Ein beinahe blutmäßi⸗ ger Zuſammenhang zwiſchen Frauentum und Frie⸗ deusgedanke aus dem Muttertum gab hier die Ein⸗ führung. Es folgte daun eine hiſtoriſche Darſtellung der Entwicklung des Krieges im chriſtlichen Europa und der Entwicklung der Friedensbewegung von den Kirchenvätern über Kant bis zur erſten Haager Kon⸗ ferenz. Schließlich kam das gegenwärtige Stadium praktiſcher Anfänge der Friedensverwirklichung zur Darſtellung. Es leitete über zu der Forderung an die Frauen, als Mütter der Völker durch den Dienſt am Frieden den kommenden Generationen zu dienen. Ein anderer öffentlicher Abend brachte einen Vor⸗ trag der neuen Bundesvorſitzenden, Frau Dr. Agnes von Zahn⸗ Harnack über „Die Aufgaben der Frauenbewegung von heute“ Als wirtſchaftliche Macht muß die Frauen⸗ bewegung zum Problem des Arbeitszeitausgleichs Stellung nehmen zur Schaffung von Arbeits⸗ bedingungen die Vereinigung von Familien⸗ und Erwerbsberufen für die Frauen möglich machen. Kulturpolitiſch muß die Weltkriſe gegen die Frauenbewegung überwunden werden durch das Streben nach planmäßiger Verſtärkung des Frauen⸗ einfluſſes im öffentlichen Leben. Weltpolitiſch iſt der erſte Schritt zur Befriedung der Welt zu tun. Im Geiſt des Idealismus, aus dem ſie erſtanden iſt, muß die Frauenbewegung verſuchen, auf die Ab⸗ rüſtungskonferenz Einfluß zu gewinnen. Sie muß es tun als deut ſche Frauenbewegung, um dem Grundſatz völliger Rechtsgleichheit aller Völker zum Sieg zu verhelfen. Hanna Röhr ſprach als Vertreterin der Zwiſchengeneration, die in den Jahren des Heran⸗ wachſens den Krieg erlebt hat, und deren Berufs⸗ ſchickſal von den Schwierigkeiten der Nachkriegs⸗ zeit geprägt iſt. Trotzdem bekannte ſich die Red⸗ nerin zum„Beruf“ als Lebensinhalt“, auch in einer durchrationaliſierten Betriebswelt durch Vertiefung, durch Beſeelung oder durch das Wiſſen als dienendes Glied einem größeren Ganzen eingefügt zu ſein. Dr. Elfe Bröckelſchen ſprach über„Familie als Lebensinhalt“. Sie gliederte dieſes Problem dem großen Umriß der Geſamtkriſis ein, in der alle Werte erſchüttert ſind und jeder Lebens⸗ kreis mit neuem Inhalt erfüllt werden muß. Nach den Tagen der Verhandlung über lebens⸗ wichtige Fragen des deutſchen Volkes, die in ihren großen Abendveranſtaltungen einen Kreis weit über den des Bundes hinaus direkt berührten und er⸗ faßten, folgte ein Arbeitstag mit internen Organiſatious⸗ fragen, an dem eine ganze Reihe von Anträgen für die Fortführung der Arbeit angenommen wurden: ſo über die Errichtung eines Beirates, den der Engere Vorſtand ſich ſchaffen ſoll, um die legitime Mitarbeit ſolcher Frauen zu ſichern, die nicht durch Organiſationen direkt in die Arbeit hineinkommen. Die Vorſtandswahlen ergaben einen neuen Vor⸗ ſtand, dem angehören als erſte Vorſitzende Dr. von Zahn⸗Harnack, ferner Dr. Gertrud Bäumer, Oberſchulrat Emmy Beckmann(Hamburg), Maria Jecker, M. d. R. W.., Elſe Kolshorn, Dr. von Herwarth, Gräfin Keyſerlingk, Dr. Frances Magnus von Hauſen, Dr. Elſe U lich⸗ Beil und Anna von Gierke. Die verdiente Schriftführerin des Bundes, Frau Alice Bens⸗ heimer ⸗Maunheim, die ſeit 26 Jahren dem trag glied ernannt. Engeren Vorſtand angehört, wurde auf deſſen An⸗ zum lebenslänglichen Ehrenmit⸗ Den warmen Dank für Frau Enders zehnjährige Tätigkeit als erſte, bzw. ge⸗ ſchäftsführende Vorſitzende und für den unermüd⸗ lichen ſtillen Dienſt von Frau Alice Bensheimer ſprach die Verſammlung durch Frau Elſe Kols⸗ horn aus, der ſich Marianne Weber aus den Er⸗ fahrungen früherer Zuſammenarbeit anſchloß. Die Veranſtaltung fand ihren ſchönen Abſchluß in einem Empfang, den der Rat der Stadt Leip⸗ zig unter beſonderer Mitwirkung ſeiner weiblichen Mitglieder veranſtaltet hatte, und der in einem ſchö⸗ nen Konzert ausklang. So ſchön und feſtlich wie dieſer Rahmen, ſo ſorgfältig und gut war die ge⸗ ſamte Vorbereitung der Tagung durch die Leipziger Frauenorganiſativnen. Wenn Oberbürgermeiſter Goerdeler zum Schluß anerkennend darauf hin⸗ wies, daß dieſe Frauentagung etwas zuſtande ge⸗ bracht habe, was eine gleichartig zuſammengeſetzte Berſammlung von Männern heute in Deutſchland leider ſo einmütig noch nicht fertig bringen würde, ſo brachte er damit zum Ausdruck, daß in Leipzig wirklich ein kleiner, poſitiver Schritt nach vorwärts gemacht werden konnte. Darüber hinaus iſt es ſicher, daß gerade auch die ſo zahlreich anweſende Jugend berührt worden iſt von den großen Fragen, die wir alle gemeinſam für das deutſche Volk mit zu löſen haben. Für die kommende Zeit liegen nun Auf⸗ gaben vor, wie ſie die neue Vorſitzende wirtſchafts⸗, kultur⸗ und weltpolitiſch aufgezeigt hat, die ein Zukunft weiſendes Miteinander bedingen und erzeugen müſſen. a* Tierſchutz Verein Mannheim-Ludwigshafen Dieſer Tage ſprach im gefüllten Hanſaſaal der Harmonie der verdienſtvolle, im In⸗ und Aus land geſchätzte Schlacht⸗ hofdirektor Dr. Klein⸗Remſcheid über das Thema:„I ſt das Schächten unſerer Kultur würdig?“ Der Redner ging in ſeinem ſehr gründlichen und obfektiv ge⸗ haltenen Vortrag auf die ſchichtliche Entwicklung der Schlachtmethoden ein und ſtellte am Schluß, unterſtrichen mit von ihm ſelbſt aufgenommenen Lichtbildern, das neu⸗ zeitliche humane Schlachten und das rituelle Schächten in den Oordergrund ſeiner ethiſch⸗kritiſchen Betrachtung. Das zahlreich erſchienene Publikum cus allen Berufsſtänden Vertreter der Tierſchutzvereine aus Heidelberg und Wein⸗ beim waren ebenfalls zahlreich anweſennd— folgte mit großem Intereſſe den Ausführungen und den Lichtbildern. In einer Entſchließung wurde zum Ausdruck gebracht, daß menſchliches Mitgefühl verlangen kann, daß jeder Schlach⸗ tung eine ſchmerzloſe Betäubung vorausgehen muß. Feuerio“ Soll Vergangenen Mittwoch fand in den Räumen de; Stammburg Habereckl eine gut beſuchte Mitglieder verſammblung ſtatt. mit der ein vom Hauſe Dingeldeiz in dankenswerter Weiſe geſtifteter Freitrunk verbunden war. Herr Karl Brenner, z. Zt. interimiſtiſcher 1. Prz⸗ ſident, begrüßte die Erſchienenen mit herzlichen Worten un widmete dem leider ſo raſch verſtorbenen allverehrten Pri, ſidenten Joſef Bieber einen warmen Nachruf, worauf ſich die Verſammlung zum ehrenden Gedächtnis von den Sitzen erhob. Ein von Elferrat Philipp Krumm un Mitglied Wut ke geſtiftetes Bild, auf dem der verſtorbene Präſident in verſchiedenen humoriſtiſchen Stellungen ſeß⸗ gehalten iſt, fand lebhaftes Intereſſe. Die Stiftung wird der Bilderſammlung des„Feuerio“ einverleibt werden Hinſichtlich der Unterbringung der Garderobeſtücke wurd berichtet, daß ſie ſich nunmehr in einem geeigneten großen Raum in U 6, 4 befinden. Für die zur Tradition gewor⸗ dene Karnevalanfangsfeier am 11. 11. gab 8i⸗ nanzminiſter Holm verſchiedene beachtenswerte Anregun⸗ gen. Der Vorſchlag, dieſe Feier auch dieſes Jahr wieder ſtattfinden zu laſſen, fand einſtimmige Annahme. An⸗ regende Vorſchläge über die Gewinnung von weiteren Büttenrednern gab Elferrat Fritz Wöllner. Da der Tod in den letzten Jahren unter den Mitwirkenden reiche Ernte gehalten, wäre es unbedingt erforderlich, Nachwuchz zu ſchaffen. Es bleibt zu hoffen, daß ſich am 11. 11 bereitz eine Anzahl neuer Kräfte meldet. Lebhaft diskutiert wurden auch die Verhältniſſe bei der Abhaltung von Veranſtaltungen im ſtädtiſchen Roſengarten Die teuere Miete, Steuern uſw. ſeien unerträglich. es müßten unter allen Umſtänden Verbilligungen eintreten, zumal ſchon die wirtſchaftlichen Verhältniſſe bedingen, er⸗ mäßigtes Eintrittsgeld zu erheben. Einen freudigen Widerhall fand der Vorſchlag, jeden erſten Mittwoch im Monat im Habereckl eine Mitgliederverſamm⸗ lung abzuhalten. Auf dieſe Weiſe ſei ein engerer Non takt im Intereſſe des„Feuerio“ möglich. Eine kürzlich von einem Fernſtehenden gebrachte Notiz in den hieſigen Tageszeitungen muß dahin berichtigt werden, daß diefes Jahr in der Generalverſammlung keine Präſtdenten⸗ wahlen ſtattgefunden haben, pielmehr werden dieſe erſt im kommenden Frühjahr ſtattfinden. Um Irrtümer von zubeugen, ſeien die Namen der gegenwärtigen Elferrat mitglieder angegeben: Karl Brenner, 1. pie ſident. Jean Holm, Finanzminiſter, Paul Kaeppler, 1. Schriftleiter, Fritz Schenk, Vereinskaſſier, Alo Puſch und Michael Adler, Garderobeverwalter, Fritz Wöllner, Kommandeur der Prinzengarde, Fritz Schön, 2. Schriftführer, ferner Hans Dingel dein, Fritz Dingeldein, Eugen Gehrig und Philipp Kru m m. Kleingartenverein Mannheim Lindenhof In einer erweiterten Vorſtandsſitzung des Kleiz⸗ garten vereins Mannheim Lindenhof be⸗ faßte ſich die Vereinsleitung in der Hauptſache mit der Organiſierung der Beſchickung der„Unterbadiſchen Obſt⸗ und Gemüſeausſtellung“. Der Aufbau und die Anordnung der Außſtellung wurde durchgeſprochen und die notwendigen Direktiven an die Vertrauensleute erteilt. Beſprochen wurde ferner der Arttkel einer hieſigen Tageszeitung„Bau⸗ luxus im Kleinen“, der ſich auf die Dauergartenanlage in der Dohllache bezog, der leider bei Uneingeweihten falſche Meinungen und bei Kennern ſtärkſtes Befremden hervor, —*——— rief. Es iſt z. B. nicht richtig, daß die Lauben genaut del be Grbße, gleiche Inneneinrichtung, Betonſockel uſw. erhallen a müſſen, ſondern nur der Typ des Hauſes ſoll, um ein ein verb heitliches Bild darzuſtellen, eingehalten werden. Es kann neh. ſie auch jeder ſelbſt erſtellen. Die angezogenen ſtädtiſchen nötig Aemter und Baudirektor Platz waren bei der Ausſtattung der Anlage nur beratend beteiligt. Gemüſe kann im ganzen Garten gepflanzt werden. Nur ſollen Obſtbäume nicht wahllos, ſondern an beſtimmten Plätzen gepflanzt werden, um zu vermeiden, daß in einigen Jahren die Kleingarten⸗ anlage in einen Obſtwald mit allen ſeinen vielfachen Nach⸗ teilen verwandelt wird. Die gegebenen Anleitungen ſind keine Muß, und Darfbeſtimmungen, ſondern ſie ſtellen Erfahrungen dar, die in fahrzehntelangem Umgang mit der Materie geſammelt wurden, um den zukünftigen Kleingärtner vor Enttäuſchungen zu bewahren. Die un⸗ 5 bemittelten Reflektanten werden vom Verein finanziell unterſtützt. Jedoch müſſen die Mittel wieder zurückfließen, um andern helfen zu können. Es kann auch der ärmſe kur e Arbeitsloſe innerhalb des Gebietes einen Garten erhalten, Stadt da er vom Verein jegliche Unterſtützung findet und ſtäbli⸗ ſcherſeits Pachtnachlaß in Ausſicht geſtellt iſt. In der Er⸗ K A — wartung eines durchſchlagenden Erfolges bei der„Unter⸗ badiſchen Obſt⸗ und Gemüſeausſtellung“ wurde die Sitzung 5 geſchloſſen. Ph. R.. Verantwortlich: Richard Schönfelder. i—2 5 über NM 1 ic VEREINS- KALENDERT bun Freitag, 16. Oktober ue V. f. K. 86 Mannheim N 0 ringt abends.00 Uhr in der Mädchen⸗Turnhalle de? 55 Moll Oberrealſchule gegen Stemm⸗ und Ringeluß daz Eiche, Sandhofen. 1577 bliuſte And Samstag, 17. Oktober Ste „Arion“, Iſenmannſcher Männerchor E..: 1* Herbſtfeter mit Ball, abends.30 Uhr im Kolpinghaus, 1. 18. Eintritt R..—.. Sonntag, 18. Oktober Schwimm Klubkampf i im Herſchelbad, nachm. 3 Uhr: Mannheim gegen Saar⸗ brücken und Nikar⸗ Heidelberg. Mittwoch, 21. Oktober nragubeimer Mädchen⸗Singkreis für ſangesfreudige Ju⸗ gend: 4 Jeden Mittwoch 20.15 Uhr Caſino R 1, 1. Hauptl. K. Hartmann O 7, 15. 8 Donnerstag, 22. Oktober Badiſch⸗Pfälziſcher Luftfahrt⸗Verein G.., Mannheim: ereinsobend jeden Donnerstag, 20.30 Uhr im Bet⸗ einslokal, Palaſt⸗Hotel, neben der Weihenſtephanſtuße Vorträge und Beſprechungen über aktuelle der Luftfahrt und ihrer Hilfswiſſenſchaften. Nichtmit⸗ glieder als Gäſte zwanglos willkommen.— Motor! ſchule täglich ab 16.30 Uhr gouf dem ern mitglieder erbitten ſich Führung(unentgeltlich). — Nachdruck verboten 5 N Chefredafteur; Kurt Fiſcher 980 Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner Feuilleton: Dr. Ste Kapſer Kommunalpolitik u. Lokales Rlchar d Schönfelder u. Vermiſchtes: Willy Müller Handelstell! Kurt Ehmer 5 und alles übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche g leilungen Jakob Faude ſämtlich in Mannheim— Herau Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue. Mannheimer 3 85 G. m. b. H. Manndeim 8 1. 46 7 5 nur Für unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erfolgt Rückporto e 5 e tu⸗ 5 i f be Trocken. Lagerraum Nacht I 0 1 ö ö t der 1520 qm, zu mieten 0 b nel 0 Uu Ucht** Obſt⸗ geſucht. Preisang. u. 3 beben 125 2915. 5 mſtändehalber ſoſor i vermieten. 10* J 4, ie Geſch. a aberes Voln, Tulidstr. Ia, Tefeph. 427 18. ochen f en. 3 od. 4 Zim.-Wohng. Jungbusefstrage 7(hoehparterre) ge zu mieten geſucht.— . Wir suchen ace b 8 Zimmer- Wohnung ee als selbständigen direkten Generalagenten e eee mit Magazin günſtig zu vermieten. B9904 als bel bester, lohnendster Bezahlung geeignete, Völn sli Groß& Baumann, M 2. 9, Telephon 22804. n Werbstüchtige, nur gut berufene Persön- 0 10 Ung 8 tes f kann lchkeit. Schriftl., ausführliche Angebote 7. Marktplatz- ßeschlagnahmefrei ſchen nötig, Kapital nicht erforderlich. 9332 Immer r. sonn. 4 Zimmer-Wohnung ttung mit Balkon und Manſarde zu vermieten, eptl. inzen Daunschwelgische Labensversſeherungs- mit Zentralhzg. Bad⸗ auch getrennt. 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Wenn er nicht im Felde wäre, na ja, man hat Mitleid— vielleicht iſt er ſchon tot.—— Gott, der kleine Lutz, das wäre nun auch nicht nötig— dieſer blöde Krieg— aber was kann ſie ſchließlich dafür? „Wieder pathetiſch, der junge Held, was? Tut ge⸗ rade ſo, als wenn er allein den Krieg führen müßte.“ Dr. Matzka ſtand plötzlich hinter ihr. Er ging längſt im Haus unangemeldet aus und ein. „Na, etwas mehr als du tut er ja fürs Vaterland.“ „Soll ich vielleicht an die Front?“ „J bewahre— du— Aber der Junge macht mir doch zu ſchaffen.“ Matzka lachte:„Wat? Der ſoll bloß nach Hauſe bummen. Ich, der Herr Unterſtabsarzt ich ſag' Ir, ich laß den Kerl dafür ſtramm ſtehen, daß er dein mes Köppche ſo quält.“ b„Bild dir mal nicht zuviel ein, du Karbolfüngling. Wohin gehts heute?“ „Zu Troſtorff! Da wird endlich wieder getanzt! Dieſe eiſerne Zeit, das war ja furchtbar.“ „Bloß Walzer?“ „J wo. Ooch geſteppt. „Gott ſei Dank!“ Matzba ging mit ſeiner kleinen Adelheid tanzen. In dem Tanzſalon verkehrten faſt nur Offiziere und Offiztersanwärter, alle in Extrauniform. Mit be⸗ glückten Geſichtern ſaßen ſie an den Teetiſchen in den „auſchigen“ Niſchen, ihre Kriegsbräute zur Seite. Sie ließen ſich von den jungen Mädchen bewundern und koſen und nahmen ritterlich⸗kecke Haltung ein. Hier feierten ſtie ihre Triumphe. Hier wurden ſie für den Dreck und das Blut da vorn belohnt durch die Anbetung„holder Frauen“ Matzka, ohne E.., in der langweiligen Unter⸗ arztuntform, wurde von den Feldoffizieren, die meiſt ſchon mehrere Auszeichnungen an der Bruſt durch ein schmales Ordens band andeuteten, offenſichtlich nicht für voll angeſehen. Ein hübſcher Oberleutnant von den Gardepionie⸗ Gott ſtrafe England!“ ten ulkte ihn ſogar an:„Na, Aſpirin⸗Aſpirant?“ 9 28 ORT Se vom verdqum, von Alfred Hei N 16 „Mein Herr—“ wollte Matzka, Adelheid mitten im Tanz loslaſſend, ſchneidig tun—— Adelheid jedoch lachte dem Oberleutnant ſo herzlich zu, daß dieſer Matzka kurzerhand die Braut wegnahm und mit ihr weitertanzte. „Wie unkameradſchaftlich— unerhört—“ ſchrie Matzka. „Was heißt mit euch Rizinüßchen Kameradſchaft— he? Wir Frontoffiziere holen uns die Braut da, wo wir ſie kriegen! Ruckzuck—!“ Alle ſtanden wie ein Mann gegen Matzka. wurde ſchwül zumute. „Adelheid— rief er noch einmal. Die unterhielt ſich aber kichernd mit dem Ober⸗ leutnant. Ein ausgezeichneter Geſellſchafter; vor 1914 bei jungen Mädchen bekanntlich das höchſte Lob, das einem Mann geſpendet werden konnte. Leider mußte er morgen wieder an die Front. Ob ſie nicht mitküäme? Aber wo er hindenke! „Nun, als Krankenſchweſter. Als Karbolmäuschen. Ihr Unterarzt wird das doch ſchaukeln können. „Der hat ja Augſt, an die Front zu gehen. Der macht ſich ganz unſichtbar und iſt ſo fleißig, daß er hier unentbehrlich bleibt.“ „So einen lieben Sie?“ „J was“, ſagte Adelheid,„aber ihr ſeid ja nicht da. Vierzehn Tage Urlaub, was iſt das! Und dann die Knochen kaputt geſchoſſen. Und ich kann das Baby ſchaukeln von der letzten Kriegstrauung.“ Der Oberleutnant lachte und ſchloß ſie feſter in ſeinen Arm. Sie tanzten ſchon den dritten Step in der Runde. Matzka war verſchwunden. „Wir bummeln noch weiter] Ach, verzeihen Sie, Dem gnädiges Fräulein, mein Name iſt Lietz von Lietzenau. Und Sie heißen, wie ich aus dem ent⸗ ritſteten Munde Ihres Herrn Verlobten hörte, Adel⸗ heid?—“ „Er iſt nicht mein Verlobter!“ „Um ſo beſſer! Wir gehen jetzt in'n Kientopp— vorher wollen wir aber eſſen.“ Sie riefen draußen ein Auto heran, und während gewohnter! heit Adelheids Hand,— einem Front⸗ überhaupt ihm, der, hoch und ſchlank ge⸗ igem und heiterem Geſicht durch ſein Mo⸗ t ſchaute, ſchlug kein Mädchen in die⸗ ab. e Gerichte in einem der Patzen⸗ im Kurfürſtendamm, für das Brot on ziemlich ſtrohig gewordenes Ge⸗ offizier baut, mit r noke And Sie aßen karten hofer⸗Reſtaurar zur Suppe, ein miſch, ſpendete Adelheid zwei Abſchnitte von ihrer Brotkarte. Und d entführte ſie der Film in kriegsloſe, verliebte 1 bermorgen— da wieder nach dem verfluchten Polen— ach, was— erſt über⸗ [morgen— 12 urde die zwölfte Kompagnie ühelager zurückgezogen. Und ſchloß ſich van Heuſens Ma⸗ an. abgeſchlagen. Unangetaſtet t den einrückenden Kompag⸗ yns RR. Nr. 313. Als aber Wynfrith und gar van Heuſen verglich, wie viele hundert Mann an Stelle ihrer Häuflein die Stellungen beſetzten, da wußten ſie: Der Tod hat ge⸗ erntet. Van Heuſen ſann: Hier gibt es noch kein Zitat. Unſere Größten, ſelbſt Goethe nicht, haben ſo etwas vorgeahnt. Er dachte daran, wie er Liliencron zu Beginn des Krieges bei der Abſchiedsfeier des Regt⸗ ments vorgetragen hatte.„Unter flatternden Fah⸗ nen——“ Nein, das war ganz anders. Dantes Hölle allein konnte hier gleichnishaft deuten. Van Heuſen ſetzte ſich mit Wynfrith und Lutz an die Spitze der Kompagniereſte. „Ich wünſchte, ich wäre ſo irrſinnig“, ſagte van Heuſen,„daß ich mit meinen paar Leuten ganz ein⸗ fach immer weiter maſchiere— nach Holland, wo kein Krieg iſt.“ „Der Affentanz geht vorläufig weiter. Sie ſind wütend drüben, nicht rangekommen zu ſein. Nun ſchießen ſie ihren letzten Munitionsvorrat uns vor die Füße. Das koſtet auch noch was“ ſprach Wynfrith in das Jaulen und Ziſchen der Schüſſe hinein, auto⸗ matiſch ſich mit ſeinen Leuten an die Grabenwand preſſend, wenn Leuchtkugeln über dem Niemandsland hochgingen, franzöſiſche goldgelbe, deutſche ſilberweiße. Und dann das Amſelwäldchen—„na, wir können losziehen. Ohne Tritt—“ warf van Heuſen müde das der Fahrt nahm der Oberleutnant von Lietzenau in e mietungen Kommando in die tobende Nacht. Wirst wieder gesund. Du erhältst von morgen ab SCOTT'SEMULSION;: Was mir und meinen Kindern gut getan hat, wird auch Dir sicherlich helfen. Originalſlasche NM..75, Doppelſlasche RR, 3.—. Man ver- lange nur Original Scoft in allen einschlägigen Geschäften Depots: Engel-Apotheke, Dr. Fentzling Löwen-Apotheke, Kraemer Stern-Apotheke, Meiss Kurfürsten- Drogerie, von Elehstedt Drogerie Ludwig& Schütthelm, O 4, 3, Filiale: Friedrichsplatz 19 Michaells- Drogerie, Becker Storchen- Drogerie, GoB mann Immer schnell ferlig ist, Wer das amerik. Journal oder Kassabuch ohne Schattenseiten „System Tat“ besitzt. Ausf. Prosp. 20 Pfg. Th. Adt, Bankb., Mannheim, N 8. 2. 7999 n Zentrum 3 2 Oder 3 1 aut möbl Zimmer f 0 mit—2 Bett., bil. 1 zu verm. Fr. 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Oder— ſo wie dort der unbekannte Sol⸗ dat im Drahtverhau liegen— verweſen— „Lutz, durchſagen— im Amſelwäldchen Laufſchritt.“ „Im Amſelwäldchen—“ „— Laufſchritt—“ Das Amſelwäldchen war ein Birkenhain, der in der Mulde zwiſchen Höhe 304 und Toter Mann kurz vor dem eingeebneten Bethincourt lag in einem für die feindliche Artillerie ſchwer erreichbaren ſogenann⸗ ten toten Winkel. Die Gräben wurden durch das Wäldchen vonein⸗ ander getrennt, das freilich von Gewehrſchüſſen und Minen arg zerſchoſſen war, immerhin noch Stämme und Aeſte aufwies, die ſogar im Frühling zu grünen anfingen. Der Graben war aber auf deutſcher Seite ſo ſchmal angelegt, daß die Ablbſungen durch das Wäldchen hindurch geſchehen mußten. Gleich hinter dem deutſchen Graben lief ein Bach. Und Sumpf. Auch das Wäldchen durchſumpft. Bretter waren gelegt, darüber hüpften die Ablöfungen, ſo gut es eben ging. Und in dieſem Wäldchen niſteten vier oder fünf Anrſeln. Vielleicht waren es nur noch drei, die ſeit Ende April trotz der Granaten und Leuchtraketen, die dauernd über dem Wäldchen Unruhe ſchufen, ſich wieder hier eingeniſtet hatten. Sie ſchwiegen merk⸗ würdigerweiſe nicht vorm Granatenheulen, aber wenn ſie Schritte hörten,— da ſchwiegen ſie. i Jetzt näherte ſich Wynfriths und van Heufens Trupp dem Wäldchen. „Laufſchritt— Laufſchritt—“ wieder noch einmal durchgeflüſtert. Und dann ging es über die Bretter mit eilenden wohlgeztelten Schritten— einer hinter dem andern rechts und links der Sumpf— ſchon ſchwiegen die verdammten Viecher, wie jeder in ſeiner Bruſt die ſüßen Singvögel nannte, ſchon begann es tak— tak tak— peng— peng gegen die Stämme— ping— ein Stahlhelm—„Ooh“— einer war getroffen— los, los,— weiter, weiter, nur raus aus dem verfluchten Amſelwäldchen— jetzt noch eins abbekommen? Hirſchfeld— was ſtehſt du? Los!!“ (Fortſetzung folgt.) n sich nicht bequem ble Wein Sie denndgdehn flott i aussehen können! 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