1991 zuzüglich Zuſtellgebühr.— Abholſtellen: Je Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 68, 80 Luiſenſtraße 1.— Hezugspreiſe: Durch Träger frei Haus monatlich RM..— unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt RM. 3. Waldhofſtraße 6, Kronprinzenſtraße 42, Schwetzingerſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, W Oppauer Straße 8, Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. in Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: K 1,—6.— Fernſprecher: Sammel- Nummer 249 51 Poftſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Einzelpreis 1 0 Pf. Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 32 mm breite Colonelzeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim Mittag⸗Ausgabe Neue Instruktionen für Hoeſch Drahtung unſeres Pariſer Vertreters ö Paris, 6. Nov. Hinſichtlich der deutſch⸗franzöſiſchen Beſprechungen iſt am geſtrigen Mittwoch kein Fortſchritt in Paris zu verzeichnen. Das Schwergewicht der Ver⸗ handlungen liegt zur Stunde in Berlin, und mit ungezügelter Neugierde fragt ſich die franzöſiſche Oeffentichkeit nach dem Eindruck, den der Bericht des Botſchafters von Hoeſch in Berlin ausgeübt hat. Die Meldungen der franzöſiſchen Morgenpreſſe über die Reparationsfrage ſtammen daher vorwie⸗ gend aus Deutſchland. Man erwartet auf franzöſi⸗ ſcher Seite, daß das Reichskabinett vor Erfüllung des franzöſiſchen Wunſches, den beratenden Sonder⸗ ausſchuß der B. J. Z. einzuberufen, den deutſchen Botſchafter in Paris damit beauftragen wird, Herrn Laval um neue präziſe Angaben hinſichtlich der Befugniſſe des beratenden Ausſchuſſes zu erſuchen. 0 Deutſchland möchte wiſſen, ob das Problem der bedingten, d. h. aufſchiebbaren geſchützten deutſchen Leiſtungen von neuem zur Diskuſſion geſtellt wird, tellt der Vertreter des„Petit Pariſien“ aus Berlin mit. Ferner ſtellt die deutſche Regierung die Frage, ob der in Ziffer 119 des Youngplans vorgeſehene beratende Ausſchuß die Vollmachten er⸗ halten wird, die deutſche Leiſtungsfähigkeit hinſicht⸗ lich der bedingungslos zu erfüllenden deutſchen An⸗ mität und darüber hinaus die geſamte deutſche Mirtſchafts⸗ und Finanzlage zu prüfen.(Bekannt⸗ lich beſchränken ſich die Vollmachten des beratenden Ausſchuſſes nach den Vorſchriften des Ppungplans Auf die Prüfung der deutſchen Zahlungsfähigkeit be⸗ züglich der aufſchiebbaren deutſchen Leiſtungen.) Das„Journal“ ergänzt dieſe Informationen hähin, daß Deutſchland von ſich aus die Erweiterung der Befugniſſe der Youngſachverſtändigen beantragen ird. Außerdem liegt es in der Abſicht der deutſchen Regierung, die kurzfriſtigen Schulden in die zu be⸗ handelnden Probleme auf jeden Fall mit einzu⸗ beziehen. Auf dieſe Weiſe ſoll eine engere Verquickung der privaten und politiſchen Schulden herbei⸗ geführt werden. Im Gegenſatz dazu iſt man in Frankreich bekanntlich beſtrebt, dieſe bei⸗ den Probleme vor allen Dingen auseinander⸗ zuhalten. Gegenüber der Taktik Lavals gibt man in Ber⸗ lin das Spiel noch nicht verloren“, bemerkt das „Journal“ weiter. Man arbeitet in Deutſchland mit dem Argument, daß über kurz oder lang das Ausland gezwungen ſein werde, ſich zwiſchen Reparationsleiſtungen und Erfüllung der Wirtſchaftsſchulden zu entſcheiden. du maßgebenden politiſchen Kreiſen der deutſchen Hauptſtadt erſtrebt man eine Herabſetzung der be⸗ bingungslos zu leiſtenden Reparationszahlungen aaf 400 bis 450 Millionen Goldmark(gegenüber 660 Millionen, die der Youngplan vorſieht). In einer Ausſprache, die geſtern zwiſchen dem kranzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval und dem Vorsitzenden der Finanzkommiſſion der Kammer, Maly, ſtattfand, ſtellte der franzöſiſche Regie⸗ tüngschef in Ausſicht, daß er am Tage des Zuſam⸗ mentritts der Kammer(12. November) vor der Finanzkommiſſion der Kammer und der Außenkom⸗ miſſion einen ausführlichen Bericht über ſeine Lon⸗ doner, Berliner und Waſhingtoner ſowie über die in Gang befindlichen deutſch⸗franzöſiſchen Beſprechungen erſtalten wird. Noch alles in der Schwebe Drahtbericht unſeres Berliner Büros i Berlin, 5. Nov. Es iſt anzunehmen, daß Herr von Hoeſch auf Grund der geſtrigen Miniſterbeſprechung neue In⸗ ſtruktionen erhalten wird. Entgegen anders lauten⸗ en Meldungen wird uns indes an zuſtändiger Selle erklärt, daß ein abermaliger Beſuch des deut⸗ chen Botſchafters in Berlin vorläufig nicht beab⸗ ligt ſei. Man wird jetzt hier erſt einmal ab⸗ lungen mit dem franzbſiſchen Miniſterpräſidenten iigeben werden. Die Ausſprache vom Dienstag war bon vornherein nur als erſte, noch nicht poſitiven tracht auch noch nicht feſt, wann das Kabinett weiter mit Reparationen und Schulden ſich beſchäftigen wird, cbenfalls noch nicht, wann der Stillhalteausſchuß heine Arbeiten fortſetzen ſoll. Wirtſchaftsparteiler beim Reichspräſidenten Berlin, 4. Nov. Wie wir erfahren, hat der geihspräfident heute die Reichstagsabgeordneten über die Auffaſſungen der 127 Wirtſchaftspartei zur dolſtiſchen Lage unterrichteten. warten, was die noch bevorſtehenden Unterhal⸗ Vereinbarungen zuſtrebende Fühlungnahme zu be⸗ N N Soweft wir unterrichtet ſind, ſteht im Augenblick mollath und Hermann empfangen, die ihn onnerstag, 5. November 193 142. Jahrgang— Nr. 513 Lord. Kylfant im Gefängnis Der Generaldirektor des größten Reederet⸗Konzerns der Welt als Vetrüger und Fälſcher zu einem Jahr Gefängnis verurteilt Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 5. Nov. Lord Kylſant, der Generaldirektor der Royal Mail⸗Schiffahrtsgeſellſchaft, die mit 34 Schweſter⸗ geſellſchaften den größten Reedereikonzern der Welt bildet, verlor geſtern ſeinen Appell gegen die Ver⸗ urteilung zu 12 Monaten Gefängnis wegen Abfaſſung gefälſchter Proſpekte. Kylſant wurde ſoort ins Gefängnis überführt. Die Aufdeckung des Royal Mail⸗Skandals im Mai dieſes Jahres hatte ungeheures Aufſehen er⸗ regt. Seit der Entlarvung des Milliardenſpekulan⸗ ten Hatry hat das Vertrauen der City zu ihren führenden Männern keinen ſolchen Stoß erlitten wie durch den Sturz von Lord Klyſant. Hier war kein Mann mit dunkler Herkunft, ſondern ein Stock⸗ engländer, deſſen Name ſeit Jahren überall da be⸗ kannt war, wo die engliſche Handelsflagge wehte. Seine Brüder nehmen hohe Stellungen in der Wirt⸗ ſchaft ein. Daß ein Mann von ſolchem Anſehen plötz⸗ lich des Bilanzbetruges und der Fäl⸗ ſchung von Börſenproſpekten überführt werden konnte, iſt ein Schlag, der noch ſchwerer wiegt als Hatrys Spekulationen. Lord Kylſant hat ſich trotz der Beratung der her⸗ vorragendſten Rechtsanwälte, zu denen auch Sir Herbert Samuel gehörte, auch in der Berufungs⸗ ... 00 ͤdddbdGßdßdbßddßdßdßßbdßbdßbßbbbcßccccc ccc Bolſchafter Pontet beim Kanzler Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 5. Nov. Der Reichskanzler hat am Mittwoch nachmittag den franzöſiſchen Botſchafter in Berlin, Francois Poncet, empfangen. Von zuſtändiger Stelle wird darauf hingewieſen, daß es ſich hierbei lediglich um einen der üblichen diplomatiſchen Empfänge gehan⸗ delt habe, wie ſie zur Beſprechung der ſchwebenden politiſchen Fragen in den letzten Tagen auch mit den Vertretern der übrigen Großmächte ſtattgefunden haben. Immerhin werden ſchließlich in der Unter⸗ redung mit Francois Poncet die gleichen Probleme behandelt worden ſein, wie am Dienstag zwiſchen dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten und dem deut⸗ ſchen Botſchafter in Paris. Vor allem wird, wie die „D. A..“ zu berichten weiß, Dr. Brüning keinen Zweifel daran gelaſſen haben, daß das Deutſche Reich nicht in eine Zurückſetzung ſeiner privaten Gläubiger willigen und daher auch nur mit einer Prüfung unſerer Zahlungsfähig⸗ keit an ſich ohne die Beſchränkung in irgend einer Richtung ſich einverſtanden er⸗ klären könne. inſtanz nicht von der Anklage reinigen können. Er iſt ſchon geſtern im Zylinder und Pelzmantel ins Gefängnis überführt worden. Lord Kylſant Wirtſchaftskriſe auch in Frankreich Drahtung unſeres Pariſer Vertreters § Paris, 5. Nov. Unter dem Druck der auch in Frankreich immer ſchärfer um ſich greifenden Wirtſchafts⸗ und Banken⸗ kriſe, hat ſich das alte franzöſiſche Bankinſtitut, die Bankfirma Wwe Louis Guerin de Fils in Lyon gezwungen geſehen, ihre Schalter zu ſchließen. Ferner hat infolge umfangreicher Depotabhebungen in Grenoble, die Banque Charpenay ihre Zahlungen eingeſtellt. Die Bank arbeitet mit 10000 Kunden und unterhält enge Beziehungen mit zahlreichen Wirt⸗ ſchaftsunternehmungen der Umgegend. In St. Etienne hat ſich die Bank Ramel Tar⸗ diffe et Co. nicht in der Lage geſehen, den Anfor⸗ derungen ihrer Kundſchaft gerecht zu werden. Ueber⸗ raſchend wurden am Mittwoch vormittag die Schalter geſchloſſen. Während dieſe Maßnahme urſprünglich mit notwendig gewordener Inventur begründet wurde, hieß es ſpäter, daß umfangreiche Kündigungen von Seiten der Kundſchaft und von Großinduſtriellen die Schalterſchließung veranlaßt hätten. Gthreiben Briands an Yoſhijawa in der Mandſthureifrage Telegraphiſche Meldung .— Genf, 4. Nov. Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat in ſeiner Eigenſchaft als Präſtdent des Völkerbunds⸗ rates an den Vertreter Japans, Noſhiſawa, ein Schreiben gerichtet, in dem er zu den Erklärungen der japaniſchen Regierung vom 26. Oktober, die die Be⸗ dingungen Japans für die Räumung der Mandſchurei enthielten, Stellung nimmt. Der Ratspräſident weiſt zunächſt darauf hin, daß außer der an dem Wider⸗ ſpruch Japans geſcheiterten Entſchließung des Rates, die„ihre moraliſche Kraft behalte“, die vorhergehende, einſtimmig angenommene Entſchließung vom 30. Sept. zu recht beſtehe, und daß dieſe Entſchließung die Verpflichtung zu ihrer Ausführung in ſich trage.— Briand zitiert dieſe Entſchließung, in der Japan ſich bereit erklärt hat, die Truppen zurückzunehmen, ſobald Leben und Eigentum der japaniſchen Staats⸗ bürger in den zu räumenden Gebieten genügend ge⸗ ſichert ſeien. In der Note Briands heißt es dann weiter: f Ueber die vier erſten Punkte der japaniſchen For⸗ derungen beſtehe keinerlei Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Japan und China. Was den noch ſtrittigen Punkt, nämlich die Anerkennung der Ver⸗ träge betreffe, ſo weiſt Briand in ſeiner Note dem japaniſchen Vertreter auf die wiederholten Er⸗ klärungen des chineſiſchen Vertreters vor dem Völker⸗ bundsrat hin, in denen die chineſiſche Regierung die Verpflichtung übernommen habe,„auf das gewiſſen⸗ hafteſte alle Verpflichtungen der Verträge zu be⸗ achten“ und alle Verpflichtungen des Völkerbunds⸗ paktes loyal auszuführen. Die chineſiſche Regierung habe ſich bereit erklärt, alle Meinungsverſchieden⸗ heiten mit Japan über die Auslegung der Verträge einem Schiedsgericht oder einem Schlich⸗ tungs verfahren zu unterbreiten. Briand gibt zum Schluß der Erwartung Ausdruck, daß unter dieſen Umſtänden die japaniſche Regierung ihre Truppen gemäß ihren Erklärungen vor dem Rat in möglichſt kurzer Friſt aus dem beſetzten Gebiet zu⸗ rückziehen werde. Da die japaniſche Regierung der Frage der Sicherheit ihrer Staats ange⸗ hörigen eine große Bedeutung beilege, weiſe er auf die(von Japan abgelehnte) Entſchließung vom 24. Oktober hin, in der der Rat den beiden Parteien nahegelegt habe, beiderſeits möglichſt bald Vertreter zu benennen, um die Einzelheiten der Räumung und der Wiederinbeſitznahme des geräumten Gebietes zu regeln. Zuſammenſtoß bei einer Arbeitsloſenkund⸗ gebung in Paläſtina. — Jeruſalem, 4. Nov.(Reuter.) Bei einer Kund⸗ gebung jüdiſcher Arbeitsloſer vor Orange⸗Plan⸗ tagen, auf denen arabiſche Arbeiter beſchäftigt waren, kam es in der jüdiſchen Kolonie Hederah zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen den Teilnehmern an der Kundgebung und der Polizei. Dabei wurden 20 Perſonen verletzt, davon fünf ſchwer. Vier Perſonen wurden verhaftet. irtſchaftsschuld In der FJühlungnahme zwiſchen Berlin und Paxis über den Vorrang der Reparationszahlungen iſt noch kein Fortſchritt erzielt en? Die Verhandlungen mit der Schweiz Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 5. Nov. Die deutſche Delegation iſt, wie wir hören, ge⸗ ſtern aus Bern abgereiſt. Die Verhandlungen über den Handelsvertrag mit der Schweiz ſollen in Berlin fortgeſetzt werden. Ein Termin für den Be⸗ ginn der Beſprechungen iſt indes noch nicht verein⸗ bart worden. Man wird vor allem erſt einmal die Rückkehr des Miniſterialdirektors Poſſe, des deut⸗ ſchen Verhandlungsführers, nach Berlin abwarten, der zur Zeit an den Beratungen über den wirtſchaft⸗ lichen Nichtangriffspakt in Genf teilnimmt. Im unterrichteten Kreiſen beurteilt man nunmehr die Ausſichten der Verhandlungen mit der Schweiz recht zuverſichtlich. Das Haupthindernis ſcheint im übrigen ja mit der Abänderung der Kündigungsfrist von zwei auf drei Monate ſchon ausgeräumt zu ſein. Große Zentrumstagung Drahtbericht unſeres Berliner Büros a[Berlin, 5. Nov. Heute vormittag um 10 Uhr verſammelt ſich, wie bereits gemeldet, im Reichstag der Reichs partet⸗ ausſchuß des Zentrums. Seine Beratungen ſind ſtreng vertraulich. Doch ſoll ein parteioffiztöſer Bericht über die Reden ausgegeben werden, die Reichskanzler Dr. Brüning und der Parteivor⸗ ſitzende Prälat Kaas halten werden. i Geſtern hat bereits der Parteivorſtand eine vor⸗ bereitende Sitzung abgehalten, an der auch der Reichskanzler teilgenommen hat, ebenſo hiel⸗ ten verſchiedene Ausſchüſſe der Partei, ſo der Wirt⸗ ſchaftsausſchuß, der Mittelſtandsausſchuß und der Beamtenausſchuß Beratungen ab. Schließlich tagte, wie die„Germania“ mitteilt, am Mittwoch der Reichsarbeiterbeirat des Zentrums im Reichstag, der vom Reichstagsabgeordneten Erſing geleitet wird. Reichsarbeitsminiſter Dr. Steger⸗ wald erklärte vor dem Arbeiterbeirat, daß die Re⸗ gierung der Arbeiterſchaft nicht mehr zumuten werde, als unbedingt nötig ſei. Neue Brolpreiserhöhung in Berlin Drahtbericht unſeres Berliner Büros J Berlin, 5. Nov. Die Berliner Bäcker haben eine neue Brotpreis⸗ erhöhung in Petto. Sie haben das Brot abermals um einen Pfennig verteuert. Ihr ſchlecht⸗ hin unverſtändliches Verhalten— doppelt unverſtänd⸗ lich, da die großen Brotfabriken das Normalbrot ſchon ſeit Wochen für 45 Pfg. verkaufen— begründen ſte mit der Roggen⸗ und Weizen⸗Hauſſe der letzten Tage. Der Vorſitzende des Zweckverbandes der Ber⸗ liner Bäckermeiſter hat dem Reichsernährungs⸗ miniſter für Donnerstag vormittag ſeinen Beſuch angekündigt. Herr Schiele wird nach unſerer Kenntnis den Berliner Bäckern darlegen, daß ſie ihre Verdienſtſpanne in der letzten Zeit auf 169 Pfg. pro Kilo erhöht haben, das ſind 174 Pfg. mehr als zu irgend einer Zeit des Vorjahres. Sir Samuel anſtelle Lloyd Georges Drahtung unſ. Londoner Vertreters 8 London, 5. Nov. Die Unterhausfraktion der Liberalen Partei hat Sir Herbert Samuel anſtelle von Sloy b George zum Vorſitzenden gewählt, Als liberale Fraktion iſt jetzt nur noch die Gruppe von 33 Ab⸗ geordneten anzuſehen, die im Wahlkampf für die Erhaltung des Freihandels eingetreten iſt. Da⸗ neben hat Sir John Simon ſeine eigene liberale Gruppe von 35 Abgeordneten, deren Programm ſich kaum noch von dem der Konſervativen unterſcheidet, als ſelbſtändige Fraktion beibehalten. Dieſe beiden liberalen Gruppen gehören zum Regierungsblock. Auf der Linken ſteht Lloyd Georges Fami lienfraktion, der außer ihm nur noch ſein Sohn, ſeine Tochter und ſein Schwager angehören. Der Briefwechſel zwiſchen Lloyd George und Sa⸗ muel über die Parteiführung zeigt ein deutliches Beſtreben, die Wieder vereinigung nicht für alle Zeit unmöglich zu machen. Die erſte Gelegen⸗ heit dazu wird kommen, wenn die Zollfrage zum Konflikt innerhalb der Koalition führt. Lloyd George hat noch nicht ſeine letzte Karte ausgeſpielt und das Unterhaus hält ihm nach ſeiner Rückkehr vom Krankheitsurlaub einen Platz frei, auf den ſich ſchon jetzt viele geſpannte Blicke richten. 2. Seite/ Nummer 513 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 5. November 1931 Nochmals der„Jall Oppau“ Telegraphiſche Meldung = München, 4. November. Im Verfaſſungsausſchuß des Bayeriſchen Landtags ſtand der nationalſozialiſtiſche Antrag zur Beratung, einen Unterſuchungsausſchuß einzuſetzen zur Klärung der Frage, ob die am Op⸗ pauer Hilfswerk beteiligten Staatsbeamten ihre Aufgabe mit der von einem Staatsbeamten zu er⸗ wartenden Uneigennützigkeit und Gewiſſenhaftigkeit in Sachen der Geldgebarung verſehen haben. Der Berichterſtatter erklärte, daß nach Auffaſſung der Bayeriſchen Volkspartei die Angelegenheit durch die bekannten Verhandlungen des Verfaſſungsgas⸗ ſchuſſes reſtlos geklärt und deshalb ein Unterſuchungs⸗ ausſchuß nicht notwendig ſei. Er gab auch einen Bericht der Polizeidirektion Ludwigshafen bekannt über die Perſönlichkeit des mutmaßlichen Gewährsmannes der Nativnalſozialiſten, des damaligen Buchhalters Ammann. Dieſem Bericht war zu entnehmen, daß Ammann, ſolange er Geld hatte, dem Trunke ergeben war, daß er mit ſeiner Familie in Unfrieden lebt und wegen Unterſchlagung anvertrauten Geldes bereits beſtraft iſt. Im Verlaufe der ſehr lebhaften Auseinander⸗ ſetzung betonte der nationalſozialiſtiſche Redner, daß der Landtag ein öffentliches Intereſſe an der Klärung der ganzen Angelegenheit habe. Miniſterpräſident Dr. Held erklärte, die Nationalſozialiſten wollten mit der irrigen Anklage nur einen ihnen verhaß⸗ ten Miniſter unmöglich machen und dazu ſei ihnen jedes Mittel gerade recht. In der Abſtimmung fand ſchließlich der natio⸗ nalſozialiſtiſche Antrag nur die Unterſtützung der Antragſteller und des Bauernbundes, während der deutſchnattonale Vertreter und die Abgeordneten der Bayeriſchen Volkspartei dagegen ſtimmten. Die Sozialdemokraten und der Vertreter der DV. ent⸗ hielten ſich der Stimme. Für die heute im Plenum stattfindende Abſtimmung iſt nur die Zuſtimmung eines Fünftels der Mitgliederzahl des Landtages, alſo bei dem gegenwärtigen Mitgliederſtand die Zahl von 28 Abgeordneten, erforderlich, daß der Antrag als angenommen gilt und ein Unterſuchungsausſchuß eingeſetzt werden muß. Der Helldorf⸗Prozeß Berlin, 4. Nov. In der Nachmittagsſitzung des Helldorf⸗Prozeſſes verlas Landgerichtsdirektor Brennhauſen eine Mit⸗ teilung des Strafanſtaltsdirektors über den Zwi⸗ ſchenfall im Unterſuchungsgefängnis. Danach ſei der Unterſuchungs gefangene Rackow, der wegen Vorbereitung zum Hochverrat in Haft ſitzt, mit ſieben anderen auf Helldorf zugegangen und haben ihm mit der Fauſt hinter das Ohr geſchlagen. Die Gefängnisverwaltung habe bei dem Richter gegen die Angreifer Haftſtrafen von je 10 Tagen Arreſt beantragt. Dann fand die ausführliche Vernehmung des Heil⸗ praktikers Knüppel, des Führers der Standarte 4, ſügtt. Der Zeuge iſt am 12. September in die Hege⸗ männſtraße gegangen, um mit dem Oberführer dienſtlich zu ſprechen. Vor dem Hauſe hätten ihn veyſchiedene Jungen mit den Worten begrüßt:„Staf (Standartenführer), heute abend am Kurfürſten⸗ damm.“ Auf ſeine Frage, was denn da los ſei, wurde ihm geſagt, daß beſchloſſen worden ſei, auf den Kurfürſtendamm zu gehen. Er habe die Jungen gewarnt. Dann ſei er zum Stabsleiter Ernſt gegangen, der ihm aber bedeutete, daß er von nichts wiſſe. Der Zeuge erklärte ſelbſt, er ſei auf telephoniſche Anrufe hin nach dem Kurfftrſtendamm gefahren und hätte alle SA⸗ Leute, die er geſehen habe, nach Hauſe geſchickt. Auf Befragen des Vorſitzenden bekundete der Zeuge, daß Hitler ſelbſt die Anordnung gegeben habe, daß die Führer ſich bei Demonſtrationen um ihre SA⸗ Leute zu kümmern hätten und daß ſie für die Dummheit ihrer Untergebenen verantwortlich ge⸗ macht werden.— Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vertagt. Drahtung unſ. Londoner Vertreters § London, 5. Nov. Nach dem Geſetz, daß ein Unglück ſelten allein kommt, iſt England in dem Augenblick der ſchwierig⸗ ſten Zuspitzung des Hindu⸗Mohammedaner⸗Pro⸗ blems in Indien auch noch in den Konflikt in Kaſchmir hineingezogen worden, der die reli⸗ giöſen Leidenſchaften zweifellos in ganz Indien aufſtacheln wird. Zwei Bataillone Infan⸗ terie aus Britiſch⸗Indien ſind in das Gebiet des Staates Kaſchmir entſandt worden, insgeſamt 1500 Mann, ſämtlich rein engliſche Truppen. Die Som⸗ merhauptſtadt Dſchammu wurde geſtern abend be⸗ ſetzt. Andere engliſche Truppen beſetzten verſchiedene Punkte an der Grenze zwiſchen Kaſchmir und dem Pansab. Kaſchmir iſt ein ſelbſtändiger Staat im Rahmen des indiſchen Kaiſerreiches. Mit Grenzen gegen Rußland, Tibet und China iſt Kaſchmir einer der wichtigſten Punkte der indiſchen Strategie. England kann nicht ruhig zuſehen, wie ſich die religiöſen Streitigkeiten unter dem Einfluß afghaniſcher und bolſchewiſtiſcher Agitatoren auf eine Revolution zu entwickeln. Die innere Lage in Kaſchmir iſt inſofern eigen⸗ artig, als ein Hindu⸗Maharadſcha über eine Bevöl⸗ kerung herrſcht, die zu mehr als drei Viertel aus Mohammedanern beſteht. Das hat bisher zu keiner⸗ lei Schwierigkeiten geführt, aber im Laufe dieſes Jahres iſt infolge von Fehlernder lokalen Regierungsſtellen weitgehende Unzufrieden⸗ heit unter den mohammedaniſchen Bauern entſtan⸗ — Berlin, 4. Nov. In der heutigen Nachmittagsverhandlung des Sklarekprozeſſes beſchäftigte man ſich weiter mit den Vorwürfen gegen den Angeklagten Buchprüfer Lu ⸗ ding, der von dem mitangeklagten Buchhalter Tuch erheblich belaſtet wurde. So bekundete Tuch, daß dem Luding bei der Buchprüfung das Warenkonto nicht vorgelegt worden ſei. Der Vorſitzen de ſtellte feſt, daß dadurch ein Umſatz von rund einer Million Mark unter den Tiſchgefallen ſei. Für das Jahr 1927 wur⸗ den die Bücher der Sklareks umgeſchrieben und ſo mit den Steuererklärungen in Einklang gebracht. Luding wurde ſpäter Angeſtellter der Sklareks bei einem Monatsgehalt von 400 Mark. Vorſitzender zu Luding:„Ich denke, Ihnen war durch Verfügung verboten, Nebenarbeit zu lei⸗ ſten, damit Sie ſich nicht mit Firmen einließen, die Sie zu prüfen hatten!“— Luding:„Das galt nur für die Beamten!“ Vorſitzender: Aus den Akten kann ich aber feſtſtellen, daß Sie die betreffende Verfügung geſehen und gegengezeichnet haben! Luding: Es wimmelte bei uns von Verfügun⸗ gen. Die unterſchrieb man eben, hatte ſie aber nicht geleſen. Wenn man jede ein⸗ zelne leſen wollte, wäre man zu keiner anderen Ar⸗ beit gekommen. Die Anklage macht den Sklareks weiter zum Vorwurf, daß ſie Beamte, die mit der Kontrolle der in den Räumen der Sklareks lagernden Beſtände der Bezirksämter ſtets mit Kaffee, Kuchen und Zigarren bewirtet hätten. Willi Skla⸗ rek räumt ein, daß wohl mal jemand bei ihnen Kaf⸗ fee getrunken habe, ſo Frau Oberbürgermeiſter Boeß, erklärte aber im übrigen, daß er es nie ge⸗ wagt haben würde, wenn eine ernſte Reviſion ſtatt⸗ finden ſollte, die Beamten einzuladen. In dieſem Zuſammenhang erwähne der Mitangeklagte Buch⸗ halter Tuch, daß auch die Beamten und die ſtädti⸗ ſchen Angeſtellten Garderobe beſtellten, und daß dann auf Veranlaſſung der Sklareks in den Büchern die Zahl 70 hingeſchrieben wurde zum Zei⸗ Neue indische Sorgen Englands Sklareks Zuwendungen an ſtädtiſche Beamte den. Von paniſlamitiſchen Kreiſen, die den Bruder des geſtürzten Afghanenkönigs Amanullah auf den Thron von Kaſchmir bringen wollen, wurde die Stimmung zur Aufwiegelung der Bevölkerung aus⸗ genutzt. Es kam daher zu örtlichen Konflikten, bei denen die Polizei von Kaſchmir offenbar mit bar⸗ bariſcher Grauſamkeit vorgegangen iſt. Die Unruhen wurden ſo ſehr ſchnell niedergeworfen, haben ſich aber jetzt in verſchärfter Form wiederholt. Die eigentliche Kriſe iſt dann daraus entſtanden, daß die Mohammedaner der benachbarten britiſch⸗indiſchen Provinz Panſab in großen Maſſen über die Grenze von Kaſchmir ſtrömten, um ihren dortigen Glau⸗ bensgenoſſen Hilfe zu bringen. Die Be⸗ wohner von Panſab ſind für ihre kriegeriſche Natur berühmt. Es kam daher bald zu Zuſammenſtößen mit den Kaſchmirtruppen. Die Armee des Maharadſchas umfaßt ungefähr 25 000 Mann, die aber zum größten Teil an den Grenzen beſchäftigt ſind. Sie konnten in den letzten Tagen dem Andringen der Mohammedaner aus dem Panſab, die übrigens ſämtlich organiſiert waren und rote Hemden trugen, nicht mehr widerſtehen. Der Maharadſcha hat infolge⸗ deſſen die engliſche Regierung um Entſendung von Truppen erſucht. Es wird unverzüglich eine Unter⸗ ſuchung eingeleitet werden. Nach den neueſten Meldungen iſt die Ruhe und Ordnung nach dem Eintreffen der engliſchen Trup⸗ pen in Kaſchmir vollſtändig wiederhergeſtellt worden. Eine gründliche Staatsreform dürfte in Kaſchmir erfolgen, bei der England ſich künftig einen größeren Einfluß auf das Hinterland ⸗ſichern wird. chen dafür, daß keine Rechnung geſchickt werden ſollte. Lehmann erklärte hierzu, daß bei dem Konto beſonders bevorzugter Kunden auf Veranlaſſung der Sklareks die Bemerkung„nicht mahnen“ Platz fand. Aus den Akten ſtellte der Vorſitzende feſt, daß in dieſer Weiſe Stadtinſpektoren, Stadtamtmänner, Oberrechnungsreviſoren und Stadträte bedient wur⸗ den. Leo Sklarek:„Im Jahre 1923 kamen alle mit Gummikragen und Holzſchuhen zu uns und wollten eingekleidet werden, obwohl ſie große Gehälter hatten“. Diejenigen Be⸗ amten, die größeren Einfluß bei der Stadt hatten, ſollen nach der Anklage von den Sklareks zu Be⸗ ſichtigungen eingeladen worden ſein und ebenfalls Garderobe bekommen haben, die von einer erſt⸗ klaſſigen Schneiderfirma nach Maß an⸗ gefertigt wurde und nicht aus den Konfektions⸗ beſtänden der KV hſtammte, und zwar ſollen die Etiketten dieſer Firma herausgetrennt worden ſein. Insgeſamt ſoll ſo bei der betreffenden Firma für 90000 Mark Kleidung angefertigt worden ſein. Die Anzüge ſollen bis zu 400 Mark gekoſtet haben. 5 Vorſ.:„Wie wurden dieſe Anzüge berechnet und was wurde bezahlt?“ i Leo Sklarek:„Entweder wurden ſie richtig bezahlt oder garnicht“. Auch Darlehen ſollen an Beamte und Angeſtellte der Stadt gegeben wor⸗ den ſein. Dieſe Zuwendungen werden im Laufe der Verhandlungen noch in ihren Einzelheiten erörtert werden.— Die Verhandlung wurde auf Donners⸗ tag vertagt. Erdbeben in Japan — Tokio, 4. Nov. Im Nordoſten Japans hat ſich heute früh ein ſtarkes Erdbeben ereignet, das be⸗ trächtlichen Sachſchaden verurſacht hat. Menſchen⸗ leben ſind bis jetzt nicht zu beklagen. Blättermeldun⸗ gen aus Tokio zufolge ſoll ein Teil einer klei⸗ nen Inſel im Meer verſchwunden ſein. Vadiſche Polit Ein vielverſprechender Anfang Die Polizeidirektion Freiburg hat die erſte Num mer der nationalſozialiſtiſchen Zeitung„Der Ales manne“ beſchlagnahmt, wegen der gänzlich unwahren und gehäſſigen Notiz„Freiburger Schutz⸗ leute als Obſtdiebe“. An dem in Frage kommenden Vorfall waren weder Polizei⸗ oder Gendarmerie⸗ beamte von Freiburg noch ſolche von einem anderen Dienſtſitz beteiligt. Inhalt und Form dieſer Beſchul⸗ digung erwieſen ſich alſo als böswillige Verächtlich⸗ machung der ſtaatlichen Polizei. Studententumulte in Halle Gegen Prof. Dehn Halle, 5. Noy,. Der neuernannte Profeſſor der Theologie an der Univerſität, Pfarrer Dehn, der bekanntlich vor einigen Monaten bereits an die Univerſität Heidel⸗ berg berufen war, deſſen Amtsübernahme ſich aber dann aus politiſchen Gründen zerſchlug, hielt geſtern ſeine erſte Vorleſung. Die gegen ihn eingeſtellte „Deutſche Studentenſchaft“ unter Führung der Na⸗ tionalſozialiſten hatte bereits vor Tagen ſich in ſchärfſter Form gegen Dehn und ſeine Lehrtätigkeit ausgeſprochen. So geſtaltete ſich dann die Antritts⸗ vorleſung zu einem großen Tumult. Ueber 1000 Studenten ſammelten ſich vor und in dem Uni⸗ verſitätsgebäude. Geſang von Liedern, Getrampel, Rufe wie„Dehn raus!“ und„Pfui!“ machten jedes Wort unverſtändlich. Die Univerſitätsbehörde zog angeſichts dieſer Vorfälle Polizei heran. Prof, Dehn harrte trotz des Tumults während der Vor⸗ leſungszeit auf ſeinem Katheder aus und verließ dann in Begleitung des Rektors und unter Poltzei⸗ ſchutz das Univerſitätsgebäude. Rektor und Senat ſtehen auf dem Standpunkt, daß die Berufung Prof. Dehns ordnungs⸗ mäßig erfolgt ſei und er ein Anrecht darauf habe, ſeine Vorleſungen ungeſtört zu halten., Der Senat hat dem Rektor Aubtin ausbrücklich das Vertrauen ausgeſprochen und ihn in ſeiner Zu⸗ ſicherung, unter allen Umſtänden den Vorleſungen des Prof. Dehn Schutz zu gewähren, beſtärkt. Außer⸗ dem wurde das Kultusminiſterium benach⸗ richtigt, das ſich jedoch entſchloſſen hat, den Verlauf der heutigen Vorleſung abzuwarten, um dann, wenn es noch nötig iſt, einzugreifen. Letzte Meldungen Schiffszuſammenſtoß in der Nordſee — Hamburg, 4. Nov. In der Nordſee iſt heute in den frühen Morgenſtunden der Dampfer„Livorno“ logger zuſammengeſtoßen. ö Sieben Mann der Beſatzung des geſunkenen Schiffes ſollen von der„Livorno“ übernommen worden ſeig Ein Mann der Beſatzung des Loggers erlitt bei der Uebernahme ſchwere Verletzungen, denen er erlegen iſt. Sieben Mann des geſunkenen Schiffes ſollen noch vermißt werden. a Die Hebung der in Scapa Flow verſenkten Kriegsſchiffe wird eingeſtellt — London, 5. Nov.„Times“ melden, daß die Firma, die ſeit ſieben Jahren damit beſchäf⸗ tigt iſt, die Schiffe der bei Seapa Flow verſenk⸗ ten deutſchen Kriegsflotte zu heben, ſich entſchloſſen hat, die Arbeiten als unrentabel einzuſtellen. Ins⸗ geſamt ſind 32 Schiffe gehoben worden, dar⸗ unter ſechs von 20000 und mehr Tonnen. Ungefähr ein Dutzend Schiffe, die in einer Tiefe von etwa 0 Metern auf dem Meeresgrunde ruhen, werden bort verbleiben. f b FFFCCCCCC ⁵ ⁵ PUUUUUPFFPFPPFFFFPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPPVVVPVPVVPVPVPTPVPVPVPVPTPVPVPVPVPVPVPVPVPVPVPVVV————ꝛwꝓwœꝓœꝓœwœꝓœꝓœ—————————ꝓꝓꝓꝓꝓꝓPꝓꝓꝓPPPPP—PP—PPP——————PPP———————PVP——PPPGGGGT0TGdTG—ͤGGG—WWWWWTWbWbTW——TTw————————————— i Geſchichten aus dem Wiener Wald Volksſtück im Deutſchen Theater, Berlin Horvath, der Kleiſtpreisträger, iſt nun in das Deutſche Theater eingezogen. Seine„Ge⸗ ſchichten aus dem Wiener Wald“ beſtanden ihre Uraufführung ſehr gut und erweckten, je weiter der Abend vorrückte, einen deſto ſtärkeren Bei⸗ fall, Es iſt ein Wiener Volksſtück mit viel Humor, nlt manchem Ernſt und mit gutgemeinter Moral. Ein Puppenhändler, genannt der Zauberkönig, von Moſer ſehr echt und ſehr wirkſam geſpielt, iſt ſehr böſe zu ſetner Tochter, die allerlei Liebſchaften, auch ein En⸗ gagement in einem Variete als nackte Plaſtik, auch einen Diebſtahl hinter ſich hat, aber ſchließlich durch die Güte des Autors mit ihrem Vater verſöhnt wird und die Ehe mit einem gottesfürchtigen Fleiſchhauer eingeht. Außerdem gibt es noch eine böſe Groß⸗ mutter eben des jungen Mannes, der das Mädchen verführt hat und mit ihr in wilder Ehe lebte— die ö Großmutter iſt ſehr zornig, ſie kanzelt den Jungen ordenklich ab, ſchließlich bringt ſie das Kind der wil⸗ den Ehe zu Tode und dabei ſpielt ſie immer mit dem Grinſen einer Hexe ein bischen Zither. Sie wird von Frieda Richard in geradezu monumental dämoniſcher Weiſe geſpielt. Dieſe böſen Leute ſind aber zuguterletzt nicht bloß ſchlechte Menſchen, ſie haben auch ihre Portion Liebe verſchämt im Herzen, ſo muß es in einem Volksſtück ſein. i Daneben gibt es eine Trafikbeſitzerin, ein älteres, fehr ſinnliches Mädchen, die Lucie Höflich mit manchem guten Ton ihrer großen Vergangenheit durchleuchtet. Ein Rittmeiſter, von ſchönſter Liebens⸗ würdigkeit gegen das Leben, den Hörbiger ganz entzückend zeichnet. Ein dicker Amerikaner, eine adlige Kupplerin, ihre blinde, muſikaliſche Schweſter, ein Student aus Deutſchland mit ausgeſprochen natio⸗ naliſtiſchen Anſichten. Es iſt ein buntes Gewimmel von gut geſehenen Volkstypen, die geſchickt mitein⸗ ander in Beziehung gebracht werden. Da ſind ſehr ſpaßige Begegnungen, zwiſchen dem Fleiſchhauer⸗ meiſter und dem Rittmeiſter. Oder zwiſchen dem Zau⸗ berkönig und dem dicken Amerikaner. Und immer, wenn ſ ein Ausſchnitt aus dem Volksleben mit gut ſchön beobachtet und den Dialog ſehr bodenſtändig durchgeführt. In dieſen kleinen Dingen liegt mehr Wert als in den großen. Das Schickſalhafte der trau⸗ rigen Laufbahn des Mädchens wird ein wenig zer⸗ ſtückelt und zerriſſen und auch von Carola Neher nicht ganz umfaßt, die aus einer abſichtlichen Ver⸗ ſchloſſenheit des Charakters nicht organiſch genug vor dem erwachenden Leben in die Leidenſchaft hinein⸗ wächſt. Es ſind 15 Szenen, manche etwas breiter, manche aber auch ſo kurz, daß ſie grade anzufangen ſcheinen, wenn ſie aufhören. Darunter leidet der Roman, der in dem Stücke verborgen liegt und ſein Strom läuft dann manchmal zu dünn. Man muß Hilpert, dem Regiſſeur, zugeſtehen, daß er aus dieſer Vielfältigkeit ein wunderbar bewegtes, ſehr naturwahres und ſehr bühnenlebendiges Enſemble geſchaffen hat, das durch die Aufführung das Stück weit über ſeine eigenen Qualitäten hinaushob. Von all den Lokalitäten, auf die ſich die Szenen verteilen, der Landaufenthalt in der Wachau, die Wienerſtraße mit den Läden des Fleiſchers, des Puppenhändlers, der Trafik, die Bohemeſtube der wilden Ehez die Landpartie mit den Photographen, die Kirche mit dem Beichtvater— am allerſchönſten iſt das große Varieté mit der Bar, in dem das arme Mädchen vom Vater entdeckt wird, und durch eine ausführliche Drehbühne verbunden der Heuri⸗ gengarten mit der tollen Sing⸗ und Tanzluſtigkeit Wiens, mit dem ganzen Trubel aller dieſer auf⸗ einander gepferchten Schickſale und Menſchen, die ſich in Berauſchtheit verlieren: ein Höhepunkt des Büh⸗ nenlebens, der Verſchmelzung von Perſon und Mi⸗ lieu, wie man ihn ſelten in dieſem Hauſe erlebt hat. Hier brach der Erfolg des Stückes durch und wird 1 nun Abend für Abend auf lange Zeit wieder⸗ Olen.. zur Diskuſſion in einem inſtruktiven Abend der „Arbeitsgemeinſchaft Mannheim⸗Lud⸗ wigshafener Muſiklehret und lehrer⸗ innen“, der im Vortragsſaal der Muſikhoch⸗ ſchule abgehalten wurde. Zunächſt ſprach Herr Dr. Fritz Eckart eingehend über das Weſen der Poly⸗ phonie, wobei er ſehr feſſelnde Betrachtungen über die Formen der Polyphonie und ihre hiſtoriſche Ent⸗ gewürzten Geſprächen auf der Bühne ſich abspielt, t ſich der Dichter von ſeiner beſten Seite, er hat wicklung darbot. Herr Dr. Rud. Bellardt er⸗ Oscar Bie. J. S. Bachs Goldberg⸗Variationen ſtanden läuterte anſchließend die(leider zu wenig bekannten) Variationen, die Bach für einen beſonders be⸗ fähigten Schüler Th. Goldberg komponiert hat, und zwar für das damals gebräuchliche Cembalo mit zwei Manualen. Verſchtedene Bearbeiter verſuchten die ſchöne„Aria mit 30 Veränderungen“, wie ſie Bach ſelbſt nannte, für die heutige Muſikübung zu⸗ rückzugewinnen, u. a. Rheinberger(und Reger) in einer Neufaſſung für zwei Klaviere. In dieſen Variationen offenbart Bach ſeine unerſchöpfliche Kunſt, einem einfachen Thema, einer Sarabande, immer neue Beleuchtungen und Umrankungen ab⸗ zugewinnen. Herr Inſpektor Karl Oehler und Frau Hochſtätter⸗Streceius trugen die koſt⸗ baren Variationen in muſterhaftem Zuſammenſpiel und mit gepflegter pianiſtiſcher Technik vor. Ein weſentlich anderes Bild der Muſtkübung jener Zeit bot die bekannte Kanzonette„Drei Tage“, deren Autorſchaft man neuerdings nicht mehr Pergoleſt, ſondern— allerdings mit Benutzung Pergoleſiſcher Motive— dem Opernkomponiſten Rinaldo da Capua zuſchreibt. Die ſchöne Melodie trug in ver⸗ innerlichter Auffaſſung und mit wohllautender Stimme im intendierten getragenen Zeitmaß Frau Joh. Oehler⸗Hillitzer vor, begleitet von Frl. Annemarie Bayrhoffer. Im Intereſſe der Zu⸗ hörer ſowie der Veranſtaltung hätten wir eine Dar⸗ bietung der Variationen ohne Wiederholung begrüßt, wie z. B. auch Max Reger für ſeine Telemann⸗ Variationen den Konzertvorträg ohne Wiederholung ausdrücklich wünſchte, da die Vartationenform die Geduld des Hörers ohnedies auf eine harte Probe ſtellt. 5 1 .— Jung-Mannem Ich zeige meinem Jungen im Mannheimer Na⸗ turalienkabinett die verſchiedenen ausgeſtopften Vögel und ihre Eier. Beim Vogel Strauß liegt neben anderen auch ein großes, mit Ornamenten reich verziertes und mit einem kurzen lateiniſchen Sinnſpruch verſehenes Ei. Mein Junge iſt über die Größe, das Ornament und den lateiniſchen Sinn⸗ ſpruch erſtaunt. Aber nach wenigen Sekunden hat er ſeine Selbſtgläubigkeit wieder gefunden:„Ne Wallenſtein Werner Krauß Die Wallenſteintrilogte iſt von Joßner nach ſiebenjähriger Pauſe im Berliner Schau ſpielhaus wieder neu aufgenommen worden. „Piccolomini“ als in Wallenſteins Tod die oft zwei⸗ druck iſt gewaltig, am ſtärkſten vielleicht in den „Piccolomini“. „Wallenſteins Tod“ hat er erſt Umgebung und Peri; pherie zu überwinden, bis er ganz in der Glortole des eigenſtarken Feldherrn erſtrahlt. Selten iſt ein Wallenſtein ſo leidenſchaftlich aufgewachſen wie dieſer. doch wieder das Gefühl hat, es gäbe heut noch ein Perſönlichkeit von Krauß ſchmilzt den oft ſo ſpröden grandioſen Einheit zuſammen. 8 Der Octavio von Walter Franck und der Buttler von Heinrich George ſind ſeine ſtärkſten Mit⸗ ſpieler. Alles Amoureuſe tritt zurück. Das 5 riſche, das Menſchliche, das Zentrale beherrſcht die Bühne und lobt die oft verkannte Hand dieſes geht erſt ganz freien Regiſſeurs. a O. B. Von der Univerſität Heidelberg. Der Ord⸗ narius für klaſſiſche Philologie an der hieſigen Uni verſität, Prof. Dr. Regenbogen, hat den Ruf an die Univerſität Baſel abgelehnt. O Werden die Menſchen intelligenter? Die 1. ſuchungen des Neurologiſchen Inſtituts der Frank furter Univerſität an einer großen Zahl im Sttr gebiet Verletzter zeigen bei Einengung des Stirn gebiets einen Mangel an Phantaſie. Daraus die Wiſſenſchaft den Schluß, daß mit der Zunabſte Funktionen des Großhirns eintritt. Die Anthro logen wollen nun feſtgeſtellt haben, daß ſich die Gr hirnfläche noch heute beim Menſchen in eine digen Entwicklung befindet, und beſonders kaniſche Hiruforſcher ſind davon überzeugt, koi Latein! Vatter, des glaab ich net. Der Strauß kann 3 unſerem Gehirn Platz für die Entſtehung Eigenſchaften frei iſt. d b 8 einer hieſigen Reederei mit dem Elsflether Herings⸗ Der Logger ſank ſofort Seine Striche finden mehr im„Lager“ und in den felhafte Miſſion engerer Zuſammenfaſſung. Der Eit⸗ 1 Werner Krauß, der Wallenſtein, entwickelt h hi.! noch unbeſchwert zu ſeiner vollen Größe. Er erſchüttert und begeiſtert das Publikum, das nun wahres und ehrliches und würdiges Theater. Die* Zuſammenhang des vielfältigen Dramas zu einer 14 Hit Unter ⸗ an Maſſe auch eine Zunahme von ie Dor Die hilfe Arbe rent! ſellſcha lung glieder der Vi entgeg Wu re bedaue keinen Ni das m auch a wurden ausgef die M gegebe. liche 2 Organ gedacht Mitgli erhobe der Or der bo folgen Geſ genehn von 76 und d gänzt. Sehr über, Klei mehr den ſo schlie su bis ſp befaßte mittelt einigen mühen . Aninlie durchz! 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November 1931 —— 2 1 8 288 Ein Jahr„Selbſthilfe Die vor Jahresfriſt unter dem Namen„Selbſt⸗ hilfe“ ins Leben gerufene Vereinigung der Arbeitsinvaliden, Witwen und Unfall⸗ rentner hielt geſtern nachmittag im Saal des Ge⸗ ſellſchaftshauſes ihre erſte Jahresverſamm⸗ lung ab. Etwa die Hälfte der Mannheimer Mit⸗ glieder letwa 900) war gekommen, um den Bericht der Vorſtandſchaft über die bis jetzt geleiſtete Arbeit entgegenzunehmen. Die erſte Vorſitzende, Frau Purzel, begrüßte die zahlreich Erſchienenen und bedauerte, daß trotz Einladung das Fürſorgeamt leinen Vertreter entſandt habe. Sie gab einen Rückblick über das abgelaufene Geſchäftsjahr, das mannigfache und ſchwere Arbeit brachte, aber auch an Erfolgen reich war. In 88 Sprechſtunden wurden 1774 Fälle behandelt, 1328 ſchriftliche Geſuche ausgefertigt. Ferner fanden 83 Nähabende ſtatt. An die Mitglieder konnten 580 Theaterfreikarten aus⸗ gegeben werden. Durch die unermüdliche ehrenamt⸗ liche Arbeit der Vorſtandsmitglieder erreichte die Organiſation eine beachtliche Stärke. Frau Wurzel gedachte auch der im verfloſſenen Jahr verſtorbenen Mitglieder, zu deren Andenken ſich die Anweſenden erhoben. Herr Friedrich Keppner, der Vorſitzende der Ortsgruppe Haslach i.., überbrachte die Grüße ber bortigen Mitglieder und berichtete von den Er⸗ ſolgen dieſer rührigen Ortsgruppe. Geſchäfts⸗ und Kaſſenbericht wurden einſtimmig genehmigt. Die Selbſthilfe hat ein Vermögen pon 769 /. Die Vorſtandſchaft wurde wiedergewählt und durch Zuwahl einiger Ausſchußmitglieder er⸗ günzt. Die Ausſprache geſtaltete ſich recht ergiebig. Sehr beunruhigt ſind die meiſt älteren Leute dar⸗ über, daß für dieſen Winter den Sozial⸗ und Kleinrentnern kein Brennmaterial mehr als Winterbeihilfe zur Verfügung geſtellt wer⸗ den ſoll. Die Verſammlung forderte in einer Ent⸗ ſchließung an Stadtrat und Fürſorgeamt die ſofortige Aufhebung der Kohleuſperre und Ausgabe von Brennmaterial bis ſpäteſtens Mitte November. Die Entſchließung befaßte ſich auch mit den Arzthonoraren und Arznei⸗ mittelgebhühren, die einer Herabſetzung bedürfen. An einigen kraſſen Fällen wurde dargelegt, daß die Aufhebung der Krankenzuſchläge nicht gerechtfertigt iſt. Die Leitung der„Selbſthilfe“ wird ſich be⸗ mühen, für ihre Mitglieder den ſchweren Winter er⸗ mäglich zu geſtalten und ihre berechtigten Wünſche durchzusetzen. Sommerliche Wärme Als in der vergangenen Woche der erſte Schnee fiel, hätte man nicht geglaubt, daß wenige Tage ſpäter ein faſt ſommerlich warmes Wetter herrſchen würde. Slieg doch geſtern die Temperatur bis auf beinahe 2 Grad, ſo daß in den Mittagsſtunden der Mantel ſchon etwas läſtig wurde. Auch am frühen Abend machte ſich die Wärme noch angenehm bemerkbar. Selbſtverſtändlich ſetzte man ſchleunigſt den Ofen außer Betrieb, um das Heizmaterial für kalte Tage aüfzuſparen. Außerdem war es ja ſo warm, daß man vuhig die Fenſter öffnen konnte. Vereinzelt ſah man, wie im Frühjahr an den erſten warmen Tagen, dis Leute im Fenſter liegen. Auch heute früh wurden am Thermometer noch 11 Grad Wärme abgeleſen, eine für den Monat November ganz ungewöhnliche Temperatur. Die angekündigte Wetterverſchlechte⸗ fung ſcheint ſich nur langſam durchſetzen zu können, un nach ſternenklarer Nacht erfreute uns heute früh wieder ein faſt wolkenloſer Himmel. Beiſetzung der Familie Gramlich Die drei Opfer der ſchrecklichen Tragödie in der Familie Gramlich wurden geſtern vormittag zu Grabe getragen. Obwohl die Verwandten den Wunſch geäußert hatten, daß die Beſtattung in aller Stille erfolge, hatten ſich viele Teilnehmende und leider auch nur zu viele Neugierige eingefunden. In der Kapelle der Leichenhalle ſtanden vor dem Sarg des Vaters die mit Blumen bedeckten Särge der heiden Mädchen. Mit dem„Ave Maria“ von Gounod leitete Organiſt Reuſch die Andacht ein. Pfarr⸗ kürat Kaltenbrunn von der St. Peter⸗Pfarrei ſprach die Sterbegebete und den Segen. Mit dem Ave verum“ wurden die Toten hinausgeleitet, wo ſie in einem Reihengrab die letzte Ruheſtätte fanden. Die Schulfreundinnen der Klaſſe 23 legten für die achtjährige Ruth einen Kranz nieder. Von der zwölfjährigen Erika nahmen Lehrer und Mit⸗ ſcülerinnen des Luiſeninſtituts Abſchied. Das Per⸗ ſpnal der Firma Ferdinand Gramlich und die Firma 8& Neumond ließen ebenfalls Kränze nieder⸗ egen. 5 ol. * Freiwilliger Tod. In Ergänzung unſerer Mel⸗ ng über den Selbſtmord eines Amerikaners wird uns mitgeteilt, daß es ſich um einen Edinger handelt, der jahrelang in Amerika als Kranken⸗ bfleger tätig geweſen iſt. Er kehrte im letzten Früh⸗ lahr zum Beſuch ſeiner Mutter und Geſchwiſter in ie Heimat zurück. Während ſeines Aufenthaltes in Ebingen ſtarb die Mutter. Seitdem war er ſchwer⸗ mütig. Er hat bereits vor einigen Wochen den Ver⸗ ſuch gemacht, ſich die Pulsader zu öffnen. Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 3. Seite/ Nummer 513 Eine ſoziale Großtat Das Ergebnis der Warenſammlung des Mannheimer Einzelhandel⸗Verbandes: Spenden im Einkaufswert von 30 000 Mark Es ſtellt der Opferwilligkeit des organiſierten Mannheimer Einzelhandels das rühmenswerteſte Zeugnis aus, daß es gelungen iſt, bei rund 150 Firmen Waren im Einkaufswert von 30 000 Mark zu ſammeln. Der Preſſe war geſtern nachmittag Gelegenheit gegeben, die in den letzten Tagen zuſammengetragenen Spenden des Mannheimer Einzelhandelsverbandes zu beſichtigen. Durch Einziehen einer Zwiſchenwand wurde in der kleinen Halle der Rhein⸗Neckarhallen ein Abſchluß geſchaffen, der eine wirkungsvolle Gruppierung der Man fühlt ſich in ein kleines Spenden geſtattete. 1 verſetzt! Das war wohl übereinſtim⸗ mend der Eindruck der Damen und Herren, die ſich zur Beſichtigung der Spenden eingefunden hatten. Wenn wir gefragt werden, was und wieviel nun eigentlich zuſammengetragen worden iſt, ſo haben wir zu antworten: Etwa 1450 Gegenſtände für Frauen (Kleider, Mäntel, Unterwäſche, Strümpfe uſw.), etwa 2400 Gegenſtände für Männer(Anzüge, Hoſen, Mäntel, Röcke, Weſten, Strümpfe uſw.), etwa 200 Gegenſtände für Mädchen, etwa 300 Gegenſtände für Knaben und etwa 1200 Gegenſtände für Kinder (Kleider, Wäſche, Strümpfe, Shals uſw.), etwa 650 Gegenſtände für Babys(in vielen Ausführungen), etwa 250 Lederwaren(Schuhe, Pantoffeln, Taſchen, Schulranzen), etwa 160 Spiel⸗ und Schreibwaren, etwa 2200 Zigarren und Zigaretten, Pfeifen und Tabake, 17 Zentner Hülſenfrüchte, 14 Schlafdecken, 1500 Meter Kleiderſtoffe und ſonſtige Stoffabſchnitte und 920 Haushaltungsgegenſtände. Ferner wurden 260 Gutſcheine im Werte von je 1 Mk., 580 Gut⸗ ſcheine im Werte von 2 Mk. und 580 Gutſcheine im Werte von 3 Mk. geſpendet. Das ſind Barzuwen⸗ dungen im Geſamtwert von 3671 Mk. Herr Rudolf Engelhorn, der erſte Vorſitzende des Verbandes des Einzelhan⸗ dels e. V. Mannheim, ſtellte vor der Beſichtigung der wirkungsvoll arrangierten Ausſtellung mit Genug⸗ tuung feſt, daß ſich die Mitglieder des Verbandes ſehr zahlreich an der Sammlung beteiligt haben. Es ſei erhebend, zu ſehen, daß auch kleine Firmen über Erwarten reichlich gegeben haben. Herr Engelhorn dankte der Stadtverwaltung für die Ueberlaſſung der Halle zur Unterbrnigung und Sortierung der Spenden, den Helfern der Stadtverwaltung und des Verbandes, ſpeziell Herrn Hermann Cramer, dem die Leitung der Sammlungsaktion, die Regiſtrierung und das Arrangement der Spenden übertragen war, und Baurat Beck, der im Auftrage der Stadtver⸗ waltung ſeinen bewährten Rat zur Verfügung ſtellte. Das Ergebnis der Sammlung berechtige zu der überaus befriedigenden Feſtſtellung, daß der Mann⸗ heimer Einzelhandel auf das erfolgreichſte beſtrebt ſei, die große Not unſerer Mitbürger in dieſem Winter zu lindern. Herr Engelhorn ſchloß ſeine Fhoto: Alfred Reinwarth, Mannheim Ausführungen, indem er die Sammlung dem Mann⸗ heimer Hilfswerk übergab. Beigeordneter Dr. Bartſch dankte im Namen des Oberbürgermeiſters und als Leiter des Mannheimer Hilfswerkes herzlich für die hervorragende Beteiligung des Mannheimer Einzel⸗ handels an der Hilfsaktion mit der Bitte, den Dank auch den Verbandsmitgliedern zu übermitteln. Wenn man bedenke, daß der Geſamteinkaufswert der geſpendeten Waren(30 000 Mk.) auf 150 Firmen ſich verteile, ſo werde man die Opferwilligkeit des Mannheimer Einzelhandels in vollem Maße zu würdigen wiſſen. Wir möchten hinzufügen, daß wir in dieſes Lob uneingeſchränkt einſtimmen. Durch die Warenſamm⸗ lung iſt die Brockenſammlung auf das wertvollſte ergänzt worden. Vor allem iſt bemerkenswert, daß die Gaben keineswegs Ladenhüter ſind. Hochwill⸗ kommen werden vor allem die Kleidungsſtücke ſein, mit denen ein wirkungsvoller Rahmen für die Tafeln geſchaffen wurde, auf denen die übrigen Spenden wie bei einer großen Weihnachtsbeſcherung ausgelegt waren. In der Hauptſache praktiſche Sachen, aber auch zahlreiche Gegenſtände zur Unter⸗ haltung und Belehrung, wobei wir vor allem an die Spielwaren denken, die an Weihnachten vielen Kin⸗ dern zeigen werden, daß ſie nicht vergeſſen worden ſind. Niemand wird nach dem glänzenden Erfolg der Warenſammlung behaupten können, daß der Mannheimer Einzelhandel im Rahmen der all⸗ gemeinen Hilfsaktion verſagt hat. Im Gegenteil, man wird ihm umſo herzlicher danken, je mehr man ſich vergegenwärtigt, wie ſchwer auch er um ſeine Exiſtenz zu ringen hat. Sch. Raubüberfall oͤurch zwei maskierte Burſchen Ein mit unglaublicher Dreiſtigkeit ausgeführter Raubüberfall ereignete ſich geſtern nachmittag in dem Feinkoſthaus Elſe Schank, Ecke Richard⸗ Wagnerſtraße und Kluckſtraße. Während der Haupt⸗ geſchäftszeit gegen 5 Uhr betraten zwei mas⸗ kierte Burſchen das Geſchäft, in dem ſich außer der Ladeninhaberin noch mehrere Damen befanden. Mit den Worten:„Nicht ſchreien, ſonſt ſchießen wir!“ verlangten ſtie unter Vorhalten von Revolvern von der Beſitzerin die Herausgabe der Kaſſe. Da jeder Widerſtand erfolglos war, war es den Räubern ein Leichtes, ſich der Kaſſe zu nähern und den geſam⸗ ten Inhalt von etwa 150 Mark an ſich zu reißen. Sie ergriffen ſofort auf Fahrrädern in Richtung Seckenheimerſtraße—Tatterſall die Flucht. Es gelang trotz ſofort aufgenommener Verfolgung durch Paſſan⸗ ten nicht, ihrer habhaft zu werden. Beide Räuber dürften in den 20er Jahren ſtehen. Der eine war mit einer ſchwarzen Halbmaske, der andere mit einem dreieckigen Tuch maskiert. Ein weiterer Raubüberfall vereitelt— Der Täter verhaftet Etwa zwei Stunden vorher betrat ein junger Mann das Zigarrengeſchäft Werling in der Seckenheimerſtraße 40 und bat um ein Almoſen, das er auch erhielt. Nachdem er ſich entfernt und die Geſchäftsinhaberin ſich in das hinter dem Laden be⸗ findliche Zimmer begeben hatte, rief ſie ein ver⸗ dächtiges Geräuſch in den Laden zurück. Mit Schrecken ſah ſie, wie der bettelnde junge Mann ſich über den Ladentiſch beugte und nach der in der Theke befindlichen Kaſſe greifen wollte. Kurz entſchloſſen lief die Frau auf die Straße, laut um Hilfe rufend, während der junge Mann auf ſeinem vor dem Geſchäft ſtehenden Fahrrad die Flucht ergriff. Die durch die Hilferufe aufmerkſam gewordenen Paſſanten und ein Polizeibeamter nah⸗ men ſofort die Verfolgung auf. Es gelang ihnen, den Flüchtling in der Karl⸗Ludwigſtraße einzuholen und zu verhaften. Der Täter iſt der in Fried⸗ richsfeld wohnhafte 23jährige verheiratete Matroſe Mack. Es iſt nicht unmöglich, daß es ſich bei beiden Raubüberfällen um eine Bande handelt. Nach Am ſicht der Ladeninhaberin war der Ueberfall in dem Feinkoſtgeſchäft ſorgfältig vorbereitet, denn ſchon am Tage vorher trieben ſich in der Nähe verdächtige Burſchen herum. Weihnachtsmeſſe Vom 27. November bis 3. Dezember veranſtaltek der Gewerbeverein und Handwerker⸗ verband in den Rhein⸗Neckarhallen eine Wei h⸗ nachtsmeſſe. Die bisherigen Ausſtellungen „Hausfrau und Handwerk“ und die„Unterbadiſche Obſt⸗ und Gartenbauausſtellung“ haben durch ihren Erfolg bewieſen, daß derartige Veranſtaltungen einem Bedürfnis der Erzeuger und der Geſchäfts⸗ welt entgegenkommen und andererſeits beim Publi⸗ kum großen Anklang finden. Der Ausſteller hat Ge⸗ legenheit, ſeine Waren einem größeren Kreis von Intereſſenten vorzuführen, als es in ſeinem Ge⸗ ſchäftslokal oder durch die Schaufenſterauslage mög⸗ lich iſt. Er erreicht eine perſönliche Fühlungnahme mit dem Publikum, das ſeinerſeits unbefangen und ungebunden prüfen und wählen kann. Für die Weihnachtsmeſſe iſt der größte Teil des in den Rhein⸗Neckarhallen zur Verfügung ſtehenden Platzes ſchon belegt. Die Platzanordnung erfolgt nach neuen Geſichtspunkten. Die neueingebaute Zentralheizung wird die nötige Wärme erzeugen. Das„Weihnachtliche“ kommt in der Dekoration zum Ausdruck. Die Eintrittskarte zum Preis von 50 Pfg. ſtellt zugleich einen Gutſchein dar, der bei Waren⸗ einkauf in der Meſſe mit 25 Pfg. in Zahlung ge⸗ nommen wird. * * Ablehnung des Schiedsſpruches für die Ge⸗ meindearbeiter. Der Wirtſchaftsbezirk Baden des Geſamtverbandes der Arbeitnehmer öffentlicher Be⸗ triebe hat auf ſeiner in Karlsruhe abgehaltenen Be⸗ zirkskonferenz den Schiedsſpruch, der eine Lohneinbuße von 475 v. H. vorſieht, mit geringer Mehrheit abgelehnt. Fleiſch unter Vorkriegspreis * Heilbronn, 5. Nov. Die hieſige Metzgerinnung hat die Fleiſchpreiſe weiter herabgeſetzt. Ochſen⸗ und Rindfleiſch koſten jetzt 75, Kalb⸗ und Schweine⸗ fleiſch 80 Pfg. das Pfund. Damit ſind die Fleiſch⸗ preiſe hier unter die Vorkriegspreiſe geſunken. Ein Vergleich mit dem 1. November 1913 zeigt, daß da⸗ mals Ochſenfleiſch 98, Rindfleiſch 96, Kalbfleiſch 1 Mk. und Schweinefleiſch 94 Pfg. das Pfund gekoſtet hat. 2 Donnerstag, 5. November Nationaltheater:„Nina“, Schauſpiel von Brund Fronk, Miete E 9, Anfang 20 Uhr. Ufa⸗Palaſt— Pfalzbau:„Don Pasguale“, Kom. Oper von Donizetti, für die Freie Volksbühne, Anfang 20 Uhr. Freier Bund— Stäbtiſche Kunſthalle: Vortrag von Dr. Oe, kar Schürer⸗Prog über„Die Stadt als Kunſtwerk“ mit Lichtbildern, 20.15 Uhr, Abtl.—K. Verein für das Deutſchtum im Ausland: Vortrag von Dr. Ernſt und Dr. Scherer über„Das Nationalktsten⸗ problem und der europäiſche Friede“ und„Religiöſe Not des Auslanddeutſchtums“ im Muſenſgal, 20 Uhr. Harmonie D 2, 6: Experimentalvortrog des Pſychologie⸗ Praktikers Medicoto, 20 Uhr. Kunſtausſtellung im Ballhaus: Gemälde⸗Ausſtellung det Münchner Künſtlerbundes„Ring“. Geöffnet von 10 4 18 Uhr. Plauetarium: 10 Uhr Beſichtigung. Kolpinghaus: Filmvorführung„Die heilige Eltſabetz“, 20 Uhr. g Kaffee Schlener J 1, 6: Künſtlerkonzert und Bunter Abend mit Fegbeutel, ab 20 Uhr. Pavillon Kaiſer: Geſellſchaftstanz und Kabaretteinlagen al 20.30 Uhr. Palaſthotel: Tanztee 20.30 Uhr. Flugplatzkaſino: Tanztee ab 16 Uhr und abends. Autobnsansflug zur Pfälzer Weinleſe, 14 Uhr ab Parode⸗ platz. Adlers Motorboot⸗Fahrten: Tägliche Hoſenrund fahrten. vorm. 10 Uhr, nachmittags 15 und 17 Uhr ab Landeplaß Friedrichsbrücke. Lichtſpiele: Gloria⸗Palaſt:„Die Abenteurerin von Tunis“.— Schauburg:„Salto Mortale“.— Scala Theater:„Penſion Schöller“.— Univerſumt „Hirſekorn greift ein“.— Roxy⸗Theater: Re⸗ ſerve hat Ruh“.— Capitol:„Die Abenteurerin von Tunis“.— Alhambra:„Trader Horn“. RR„Meine Frau— dote Hochſtax⸗ erin“. Sehens würdigkeiten: Schloßbücherei: Geöffnet von—13 und von 18—19 Uhr. Städt. Schloßmuſeum: Geöffnet täglich von 10—13 Uhr uns 15—17 Uhr; Sonntags von 11—17 Uhr. Ausſtellung: „Deutſche Dichter als Maler und Zeichner“.— Muſenm für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Sonntag vor⸗ mittags von 11—18 Uhr und nachmittags von 15—17 Uhr: Dienstags 15—17 Uhr; Mittwochs 15—17 Uhr; Freitags 17—19 Uhr.— Städtiſche Kunſthalle: Werktags(mit Aus⸗ nahme Montags) geöffnet von 10—13 und 14—16 Uhr Sonntags von 11—16 Uhr durchgehend. Sonderausſtellungt „Schöpferiſche Kopien“, 11 Uhr. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat November Rhein⸗Pegel] 31. 2. 3. 4 5[[Neckar⸗ Pegel 2. 5. 4 f 5. Bafe!.88.5 505,10 88 5,82 ö Se e e Mean.464,42 422.4 400 Selbronn 148 122 155 1 Mannheim,.93 882.288,07.98 Plochingen. 0,00 0,58 0,00, 58 Caub 09.27 2,38 2,20.08 f Köln 2022,00 2,22.812,15 5— bie bisher von den Boten der Neuen Mannheimer Zeitung belieferten Lernens en Kölniſchen Illustrierten 1 erhalten ihr Blatt von dieser Woche an durch die Firmo Joh. khemann, Senger& Frueulin G. m. b.., Mannheim, G. 7, 26. 8 1 5 Nummer nicht rechtzeitig bedient werden, wenden Sie sich bitte an die neue lieferfirme 4. Seite/ Nummer 513 Neue Maunheimer Zeitung“ Mittag⸗Ausgabe — Donnerstag, 5. November 1931 Jilm⸗Rundſchau Capitol und Gloria:„Die Abenteurerin von Tunis“ Nun wäre auch Ellen Richter glücklich beim Ton⸗ film gelandet,— erfreulicherweiſe; denn ſie bringt die tönende Fortſetzung der Filmkategorie, die beim ſtummen Film ſehr beliebt war. Von jeher pflegte Gllen Richter mit Dr. Willi Wolf zuſammen den Abenteurer⸗ und Expebitionsfilm, ſo daß ihre Freunde ſie ſofort wieder in dem bekannten Bereich antreffen und dazu noch ſprechend— gewiß nicht zu ihrem Nachteil.„Die Abenteurerin von Tunis“ iſt ſelbſtverſtändlich Ellen Richter, die ſich ſehr geſchmackvoll und mit weiſer Zurückhaltung durch den Film bewegt. Selbſtverſtändlich ſind allerlei Schwierig⸗ keiten zu überwinden, ehe die Geſchichte von Maſchinen gewehren, die in Makkaronikiſten verpackt ſind und zur Ver⸗ tetdigung einer von aufſtändiſchen Arabern belagerten Kupfermine in Afrika benötigt werden, ein Ende findet. Die Verbindung einer Reiſeſchilderung mit Abenteuern aller Art erwies ſich in dieſem Falle beſonders erfolgreich, denn man nützte die landſchaftlichen Schönheiten des Reiſe⸗ weges nicht nur wirkungsvoll aus, ſondern verknüpfte ſie auch noch mit der Handlung des Films. Das aufregende Autorennen an der Riviera, die Abenteuer in Tunis und der Sandſturm in der Wüſte laſſen an Realiſtik nichts zu wünſchen übrig. Damit aber die Nerven der Zuſchauer nicht allzufehr mitgenommen werden, hat man dem ganzen Film einen heiteren Grundton gegeben, ſo daß die große Maſſe alles beiſammenfindet, was ſie an einem Film ſchätzt: Span⸗ nung, Abenteuer, Humor, Senſation und ſchöne Aufnahmen aus fremden Ländern. Der Partner Ellen Richters, Theo Shall, dürfte ſich durch liebenswürdiges und ſport⸗ liches Auftreten die Sympathien der weiblichen Zuſchauer erobern. Für die heitere Note ſorgen Senta Söne⸗ land und der dicke Karl Huſzar⸗Puffy, der von ſeiner Frau bis in die Wüſte verfolgt wird. In kleineren Rollen ſieht man Julius Falkenſtein, Henry Bender, Ferdinand Hart, Roſa Valettl. Kommunale Chronik Bürgermeiſterwahl Walldorf, 4. Nov. Geſtern abend fand der mit Spannung erwartete dritte Wahlgang zur Bürgermeiſterwahl ſtatt. Hierbei wurde Landwirt Guſtav Horſch mit großer Mehrheit ge⸗ wählt. Er erhielt 50 Stimmen. Die reſtlichen 18 Stimmen verteilten ſich auf Stadtrat Noe⸗Heidel⸗ berg(Kommuniſt) 14 Stimmen und Kaufmann Frey 1 Stimme, 3 Stimmen waren ungültig. Das Ergeb⸗ nis wurde dadurch erreicht, daß die bisherigen Mit⸗ kandidaten der bürgerlichen Fraktionen und des Zen⸗ trums zugunſten der Einheit zurücktraten. Die Wahl verlief ruhig. * ch Schwetzingen, 3. Nov. Aus der letzten Ge⸗ meinderatsſätzung iſt zu berichten: Der Bür⸗ germeiſter legte den Entwurf zum Ausgleich des Haushalts 1031 vor. Der Entwurf wurde im einzelnen erörtert. Es ſind darin zum Ausgleich Erhöhung der Bürgerſteuer um 150 v. H. auf das Dreifache u. Einführung einer Getränke⸗ ſteuer in Höhe von 10 v. H. vorgeſehen, außerdem Inanſpruchnahme des Rücklagefonds für Gebäude⸗ erneuerung. Beſchlußfaſſung wurde bis zur nächſten ordentlichen Sitzung ausgeſetzt.— Der Gründung einer Notgemeinſchaft Schwetzingen wurde zugeſtimmt.— Die Holzaufbereitung im Gemeinde⸗ wald wurde vergeben.— Von den aufgeſtellten Be⸗ rechnungen über die an die Allmendgenuß⸗ berechtigten für das Jahr 1931 zu zahlenden Geld renten und die von den Berechtigten zu zahlende Bürgergenußauflage, Staatsſteuer und Kreisumlage wurde zuſtimmend Kenntnis ge⸗ nommen. Kleine Mitteilungen Da ber Gemeinderat Singen in feiner letzten Sitzung die Erhöhung der Bürgerſteuer auf den dreiſochen Landesſatz abgelehnt hat, hat Bürgermeiſter Dr. Kaufmann auf Grund der Haushaltnotverordnung dieſe Erhöhung angeordnet. Seit 1. Oktober wird die Bierſteuer erhoben, ſeit 1. September die Getränkeſteuer. Bisher 9 175 die Bürgerſteuer mit dem zweifachen Landesſatz er⸗ Von den Zweibrücker Vorortgemeinden hat ſich Jrheim entſchloſſen, im Rahmen des Winterhilfswerks auch die Kinderſpeiſungen durchzuführen. Die bedürftigen Kinder werden durch Verabreichung einer warmen Mahlzeit während bes Unterrichts geſtärkt. Tilden-Gaſtſpiel in Köln Nüßlein ſchlägt Kozeluh in vier Sätzen Nach dem finanziellen Mißerfolg in Hamburg hatte Ber⸗ lin der Tilden⸗Compagnie um ſo beſſere Einnahmen ge⸗ bracht. Auch mit dem Kölner Ergebnis dürften die Ameri⸗ kaner bei 2000 Intereſſenten durchaus zufrieden ſein. An⸗ dererſeits dürfte aber auch das Publikum auf ſeine Rech⸗ nung gekommen ſein, denn die beiden Einzelſpiele zwiſchen Tilden und dem Engländer Burke und auch die Begegnung zwiſchen Nüßlein und Kozeluh brachten wirklich ganz aus⸗ gezeichneten Sport. Es iſt nicht leicht möglich, dieſe beiden Begegnungen gegenüberzuſtellen, dazu waren ſie in ihrem Stil zu grundverſchieden. Bei Tilden war es das geniale ſeines Spiels, die perſönliche Note, die dieſem ganzen Tref⸗ ſen das Gepräge gab. Obwohl das zweite Spiel vielleicht intereſſanter und aufregender war, ſo brachte doch das erſte die techniſch noch beſſeren Leiſtungen, wobei es nur äußerſt ſchade. war, daß Burke in der Halle natürlich für Tilden kein Gegner iſt, der den großen Amerikaner zur Entfaltung ſeines ganzen Könnens zu zwingen weiß. Was aber Tilden zeigte, freiwillig zeigte, genügte ſchon, um ſeine große Klaſſe zu beweiſen. Unvergleichlich vor allem ſein Ballgefühl, dieſes letzte Nachgeben, dieſe Verlängerung eines Schlags, dieſe Korrektur in letzter Stunde, wie ſie ſonſt keiner der gewiß guten Spieler zu zeigen vermochte. Sein Bomben⸗Aufſchlag, ſein getwiſteter zweiter Angebeball waren gleichermaßen meiſterhaft und drängten Burke zu⸗ meiſt ſchon von vornherein in die Verteidigung. Der Eng⸗ länder kam eigentlich nie recht ins Spiel, ſo daß hier im Gegenſatz zum zweiten Treffen längere Ballwechſel zu den Seltenheiten gehörten. Tilden— Burke 628, 68 Bei ſtändiger Führung von Tilden unternimmt Burke im erſten Satz bei:1 den erſten energiſchen Angriff, aber Tilden placiert ſeinen Gegner mühelos aus und jagt ihn mit prächtigen Croß⸗Bällen von Ecke zu Ecke, lockt ihn mit Stop⸗Bällen dann wieder ans Netz, um ihn ſicher zu paſ⸗ ſieren. Im zweiten Satz kann Burke nach einer:0⸗Füh⸗ rung von Tilden zwar einmal mit:1 die Führung an ſich bringen, aber Tilden gerät eigentlich nie in Gefahr. Immer wieder muß Burke laufen und erhält faſt keine Chance, ſelbſt zum Angriff überzugehen. Tilden diktiert das Tempo, Tilden beſtimmt den Stil und es iſt natürlich ſein Spiel, mit dem er das Treffen durchführt. Burke kann noch einmal bei:2 ein drittes Spiel an ſich bringen, dann aber holt Tilden:9 den zweiten Satz und damit den Ge⸗ winn des einleitenden Spiels. Nüßlein— Kozeluh:5,:3, 276,:3 Das zweite Einzel dieſes Dienstagabends in der Köl⸗ ner Rheinlandhalle nahm einen intereſſanten Verlauf, da ſich die beiden Gegner weſentlich gleichwertiger waren und brachte auf beiden Seiten hervorragende Leiſtungen. Nüß⸗ lein hat zwar nicht das geniale Spiel eines Tilden, aber er iſt unglaublich ſicher und bei ſeiner Jugend erſtaunlich ruhig. Seine Bälle ſind von einer kaum zu überbietenden Exaktheit, ſeine Schläge vorbildlich aus jeder Lage, man möchte ihn einen Profeſſor des modernen Tennis in des Wortes beſter Bedeutung nennen. Kozeluh dagegen liebt mehr das akrobatenhafte und riskiert dabei ollerdings auch zuviel. In der Sicherheit und in dem kühl berechnenden Aufbau des Spiels kam er dem deutſchen Meiſter jedenfalls nicht gleich und hierin iſt auch in erſter Linie der Grund zu ſeiner für manchen vielleicht überraſchenden Niederlage zu ſuchen. Nüßlein verſtand es nämlich, ſeinen Gegner ämmer wieder aus dem Feld zu drängen und ſo die Baſis für ſeine Netzongriſſe zu ſchaffen. War Nüßlein einmal vorne, donn war er kaum noch zu paſſieren, da er vor allem auch neben größter Sicherheit ſtets am richtigen Platz ſtand. In Nüßlein darf mon in wenigen Jahren den unbedingten Weltmeiſter erwarten, denn ſein Spiek iſt derart ſicher und dabei ſo klug aufgebaut, daß er bei noch größerer Routine kaum zu ſchlagen ſein dürfte. Eben dieſe Routine dürfte ihm die bevorſtehende Amerika⸗Reiſe mit Tilden bringen. Im erſten Satz kam Nüßlein zunächſt nicht recht ins Spiel. Der Tſcheche führte:0 und dann noch dem Spiel⸗ ausgleich auch:2. Wieder zog Nüßlein gleich, kam aber erſt mit 615 in Führung und dann gleich beim erſten Satz⸗ ball zum Satzgewinn. Im zweiten Satz zog Nüßlein raſch mit:0 davon. Kozeluh holte zwar drei Spiele guf, mußte dann aber auch dieſen Satz mit:6 abgeben. Im dritten Satz beſchränkte ſich Nüßlein auf die Defenſive, ſo daß Roger hier mit:2 ſiegreich blieb, Im vierten Satz ſuchte Nüßlein ſofort die Entſcheidung. Der Deutſche ſpielte faſt fehlerlos und holte ſich die erſten drei Spiele in glänzendem Stil. Bei 41 konnte dann Kozeluh nach einigen großartigen Ballwechſeln noch zwei Spiele aufholen, aber der Tſcheche kämpfte wenig glücklich und mußte auch dieſen Satz und damit den Wettkampf mit 376 verloren geben. So glänzend und begeiſternd die Leiſtungen in den bei⸗ den Einzelſpielen waren, ſo ſehr mußte das abſchließende Doppel den Fachmann enttäuſchen. Man verſteht jetzt, warum man die Tilden⸗Gaſtſpiele als„Tilden⸗Zirkus“ zu bezeichnen pflegt, denn was hier geboten wurde, war wirk⸗ lich nichts mehr als ein mittelmäßiges„Galerie⸗Spiel“. Ein Teil des Publikums zog es dann auch vor, die Rhein⸗ landhalle zu verlaſſen, nachdem Tilden⸗Hunter gegen Burke⸗Kozeluh den erſten Satz:6 gewonnen hatten. Im zweiten nehmen die Amerikaner dann ihre Aufgabe etwas ernſter und ſiegten auch ſicher mit 62. Tauſend Mark für zehn Minuten! Big Bill Tilden iſt nicht nur ein ganz großer Tennis⸗ ſpieler, er iſt auch ein ſmarter Geſchäftsmann. Am Diens⸗ tag abend ſollte der große Amerikaner im Weſtdeutſchen Rundfunk ſprechen, aber er verlangte für die zehn Minu⸗ ten, während denen er für ſich und ſeine Spieler allerbeſte Reklame machen konnte, die Kleinigkeit von 1000 Reichs⸗ mark. Der Weſtdeutſche Rundfunk tat das einzige Richtige und lehnte dankend ab, worauf man den deutſchen Meiſter Nüßlein zu einem ſicherlich angemeſſeneren Honorar zu hören bekam. Was noch geſagt werden muß Wir ſind in Süddeutſchland reichlich verwöhnt worden, das wurde einem erſt offenbar, als man die Preſſeverhält⸗ niſſe in der Kölner Rheinlandhalle gewahr wurde. Ueber übergroße Höflichkeit kann man ſich hier beſtimmt nicht beklagen, man darf froh ſein, wenn man einen Platz er⸗ hält, einen Platz natürlich, der weder Sicht⸗ noch Schreib⸗ möglichkeit bietet. Es iſt unverſtändlich, wie etwas der⸗ artiges in einer Stadt möglich iſt, die gegenüber vielen anderen den großen Vorzug hat, einen ſportbegeiſterten Oberbürgermeiſter zu beſitzen, die auch ſonſt dem Sport ein derart großes Verſtändnis entgegenbringt. Man wird im Süden gut daran tun, für die Rheinlandhalle und die Veranſtaltungen des Herrn Delfoſſe keine Reklame mehr zu machen. HB. Schwere Jagden im Berliner Sechstagerennen Nach 115 Stunden— Funda/ Maczinſki überraſchen Auch am Mittwoch nachmittag ging es auf dem Holzoval ſehr lebhaft zu. Im Anſchluß an die zweite Spurt⸗ ſerie entfeſſelte Schön/ Göbel eine harte Jagd, die ſich über eine halbe Stunde lang hinzog. Funda/ Maczinſki kamen, nachdem ſie bereits Boden verloren hatten, zu Fall. Mac⸗ zinſki trug ſchwere Geſichtsverletzungen davon, ſodaß das Rennen für dieſe Mannſchaft neutraliſiert werden mußte. Den größten Erfolg bei dieſer Jagd hatten Schön/ Göbel, die zwei von ihren drei Verluſtrunden zurückgewannen. Auch Tietz, Broccardo gewannen eine Runde und liefen da⸗ mit zu den führenden Funda/ Maczinſki auf. Nach 115 Stunden waren 2571 Km. zurückgelegt. Der Stand des Rennens: 1. Broccardo/ Tietz 146 Punkte. 2. Funda/ Maczinſki 100 P.— Eine Runde zurück: 3. Schön/ Göbel 201 P.— Zwei Runden zu⸗ rück: 4. Richli Siegel 212 P.— Vier Runden zu⸗ ü ck: 5. Rauſch/Hürtgen 80 P. 6. Wämbſt/ Wolke 68 P.— Fünf Runden zurück: 7. Ehmer/ Kroſchel 63 P.— Sechs Runden zurück: 8. Petri Manthey 172 Punkte. 9. roll/ Maidorn 147 P.— Sieben Runden zurück: 10. Bulla/ Miethe 142 P.— Der Belgier Deneef hat das Rennen aufgegeben, ſein Partner Charlier fährt als Erſatz⸗ mann weiter. Damit iſt bereits die dritte der ſtarken aus⸗ ländiſchen Mannſchaften geſprengt, nämlich außer Charlier/ Deneef(Belgien) noch Wambſt/ Mareillae(Frankreich) und Linari Piemonteſi(Italien.) Pferdeſport Horſt⸗Emſcher(4. November) 1. Preis vom Vogelſang. Für Zweijährige, 1600, 1200 Meter: 1. Dr. H. Schlichtes Legitimiſt(H. Schmidt); 2. Hatz; 3. Roſenkrieg; 4. Mignonette. Toto: 52. Platz: 15, 34, 15, 25. Ferner: Turmgraf, Schwerthieb, Haudegen, Taru⸗ mulus, Heli, Befreiungsfeier, Birgit, Danklied, Droſtei. 2. Rhenania⸗Jagdrennen. Ausgleich 3, 1600 J, 3700 Me⸗ ter! 1. W. Los! St. Anton(Hänſcheid); 2. Pechvogel; 3. Se⸗ gur. Toto: 69. Platz: 26, 16, 29. Ferner: No Friend, Enthu⸗ ſiaſt, Janette, Hofnarr. — 3. Preis der Diana. Verkaufsrennen, 1600, 2000 Ne. ter: 1. J. Janſſens Gebt Feuer(Zimmermann), 2. Mauer, zinne; 3. Dictator. Toto: 22. Platz: 15, 21, 28. Veſpaſtan, Miſpel, Pelorig, Saufeder, Soliſtin, Negunde 4. Preis von Hugenpoet. Hürden rennen, 1600, 280 Meter: 1. Gebr. Jannſens Halde(Glitſch); 2. Hageſtolz, 3. Wildlocke. Toto: Toto: 82. Platz: 30, 1 1 Paſtete, Apache, Brigant, Schneegans. 5. RNüttger von der Hörſt⸗Rennen. Ausgleich 2, 2000 1 2400 Meter: 1. A. Winklers Ria(Buge); 2. Fantoſtg 8. Audi. Toto: 52. Platz: 15, 15, 15. Ferner: Nobelmann Nemrod, Mauſer, Gaukelei. 0 6. Schlägel und Eiſen. Ausgleich 3, 1600 J, 1400 Meter: 1. J. Middeldorfs Jan von Werth(Knoche); 2. Leibwoßt, g. Erich; 4. Italig. Toto: 80. Platz: 20, 18, 19, 46. Ferner, Teufelsjunge, Attis, Negro, Feuerroſe, Gold und Silber, Fernamt, Alpina, Helgoland, Jaſen, Alpenfee. 5 7. Feierabend. 2500 J, 1800 Meter: 1. Gebr. Rößler Volumnius(J Pinter); 2. Chamberlin: 3. Aka. Toto; 2 Platz: 13, 15. Ferner: Hohenſyburg, Jahrtauſend. 5 ** 5, 37, Ferner; Strausberg(4. November) 1. Freiwalder⸗Jagdrennen, 2200“. 3400 Meter. S. Singers Vergangenheit(Kardel); 2. Erolcaf Negus. Ferner: San Marco, Tauperle, Habicht 2, Flug, holde, Roxana. Tot.: 49:10; Pl.: 22, 55, 47:10. 2. Hürdenrennen der Dreijährigen. 2200 l. 2800 Meler, 1. Stall Sauerlands Landjun ker(Müſchen); 2. Garbe; 3. Cyklop. Ferner: Fürſtenkind, Mentha, Antonius, Hyl⸗ ſos, Limpurg, Amtmann, Anker. Tot.: 20:10; Pl.; 12 14, 14:10. 8. Halali⸗Flachreunen. 2200 J. 1800 Meter. 1. E. Elsz⸗ ner und Frau J. Suchers Wigbert(Zehmiſch); Chinafeuer; 3. Wanda; 4. Till Eulenſpiegel. Ferner: man, Hunding, Morgenrot, Khedive, Suhle, Flavig, Com, teſſe, Iſola, Markolf, Optant. Tot.: 44:10; Pl.; 20 12, 2, 49:10. 4. Hubertus⸗Jagdrennen. Ausgleich II. 2200. 400 Meter. 1. L. Bernhards Legina(Buſchke); 2. Lohlandz 3. Kermak. Ferner: Mahadöh, Sternkunde, Poſtmeſſter Immertelle, Rheinart, Girigare 16. Tot.: 44:10; Pl.:, 19, 30:10. 5. Rennen. Halbblutrennen. 6. Waſſerfall⸗Flachrennen. Für Zweijährige. 2200 1250 Meter. 1. R. Roths Pommernländer(From, mann); 2. Widmung; 3. Henriette. Ferner: Druſuz, Herrido, Prinzeſſin, Pumpfia, Falena, Poſſe, Pandorg, Clodia, Lillith. Tot.: 45:10; Pl.: 16, 16, 16:10. 7. November⸗Ausgleich. Ausgleich III. 2200 4. N Meter. 1. Et. v. Madeyſkis Inſtructor(Maemeke);, Marbod; 3. Geſolei. Ferner: La Margna, Sieſta, Patras, Oſtfranke, Taſſilo. Tot.: 182:10; Pl.: 35, 33, 27110. Wir hörten Die Kunſt des Zeitungsmachers In Ergänzung ſeines erſten Vortrags über die Kunſt dez 4 Zeitungsmachers ſprach Chefredakteur Dr. Otto Pfei fer⸗ Heidelberg über das Thema„Vom Arbeitstiſc des Journaliſten“, wobei er zunächſt die inneren un äußeren Begebenheiten zergliederte, von denen der Beruf des Journaliſten abhängig iſt. Die Grundſätze, nach denen ein Redakteur zu arbeiten hat, ſind recht vielgeſtaltig; er muß Empfänglichkeit und Fingerſpitzengefühl mitbringen, muß die Ereigniſſe eingliedern in den Wechſel des öffent⸗ lichen Intereſſes und muß ſchließlich den Willen und ben Mut aufbringen, ſeine eigene Meinung zu vertreten. Zur Kunſt der Auswahl und der Verarbeitung gehört auch de äußerſte Einſchränkung und das Zuſammenfaſſen der Ar⸗ tikel, bedingt durch den ſtändigen Kampf mit der Raum nat, denn höchſtens ein Zwangzigſtel des täglich eingehenden Matertals kann in der Zeitung untergebracht werden. Mit der Behauptung, die Preſſe lüge, muß man vorſichtig seit, denn oft iſt eine der Preſſe zugeleitete Tatſachenmeldung nur ein Beweis der menſchlichen Unzulänglichkeit. er rrrrrrrrtntttttttttttññññ 8 Chefredakteur; Kurt Fiſcher Verantwortlich für Polltik: 5. A. Meißner- Feuilleton: Dr. Stefan Kayſer Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schönfelder„ Sen u. Vermiſchtes: Willy Müller- Handelsteil: Kurt Ehmer» Geil und alles übrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Ni teilungen: Jakob Faude, ſämtlich in Mannheim— ee Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeltung G. m. b.., Mannheim. R 1,—6 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr— Rückſendung erfolgt nur bes Rückporto ee Sie ſparen bei der Zahnpflege, wenn Sie die Chlorodont⸗ aſte 5 denn eine kleine Menge davon genügt. Hüten ſich vor billigen, minderwertigen Nachahmungen. Sie und ſeine Gänſe Skizze von Wilhelmine Baltineſter Ich langweile mich! Ich langweile mich unſäg⸗ lich. Auf meinem eigenen Jour langweile ich mich. Ich kann die Bridgegeſichter nicht mehr ſehen, dieſen angeſpannten Nervenaufwand für ein paar Karten. Och kann die Damen nicht mehr flirten ſehen(oder ſo tun, als flirte jemand mit ihnen). Ich kann es bricht mehr ſehen, wie Herren die Kavaliere ſpielen, aber gern eine kleine Gewagtheit zum beſten geben, ſowie ſie nur halbwegs meinen, eine willige Zu⸗ höxerin gefunden zu haben. Ich kann das alles nicht mehr ſehen, Klaus. Seien Sie nett, begleiten Sie mich jetzt gleich auf einer kleinen Autofahrt. Kein Menſch wirds merken, daß ich meine Gäſte verlaſſe. Niemand vermißt mich. Beim Bridge fehlt keine Perſon, Meine beiden Mädchen verſtehen es tadellos, bie belegten Brötchen herum zu reichen. In einer Stunde ſind wir zurück. Ich muß friſche Luft haben. Ich erſticke in dieſer empörenden Fadheit meines eigenen Jours.“ Klaus kluges Geſicht ſagt: Ja. Unbemerkt ver⸗ laſſen ſie die Geſellſchaftsräume, unbemerkt find ſie entwiſcht. Das Auto trägt ſie in angenehm gedämpfte Nachmittagshelle. „Machen Sie beide Fenſter auf, Klaus! gut, Ich muß meine Lungen auspumpen.“ „Sie ſind ſo elegant, ſo gepflegt und dabei ſo ge⸗ ſelligkeitsfeindlich, Ninni.“ „Ich ſehne mich nach natürlichen Lebensumſtän⸗ den— fort aus dem Salon.“ „Sie haben Raſſe...“ „Weiß ich nicht. Meine Mutter ſagt nein, mein Vater ſagt ja. Was er mir zumutet. Er ſitzt be⸗ haglich in ſeinem Bürp und lieſt die Zeitung— denn in Wirklichkeit gibt es dort nachmittags nichts mehr zu tun, er täuſcht nur den arbeitenden Chef vor, um auf ſeine Angeſtellten Eindruck zu machen. Und ich ſoll unterdeſſen ſeinen faden Kreis warm halten und mir bei Jours, die ich gebe oder zu denen ich eingeladen werde, vor Langeweile graue Haare holen. Es iſt zu anſtrengend für mich, dieſe Leere auszuhalten. Wären Sie heute nicht gekom⸗ men, ich hätte plötzlich Schluß blaſen laſſen und allen Leuten geſagt, ich müßte eines Fieberanfalls wegen ins Bett.“ ö „Sie ſind reizend temperamentvoll.“ So iſt's „Es iſt halb ſechs. Wir können noch ein bißchen herumfahren. Eine halbe Stunde. Ach, Klaus, er⸗ zählen Sie mir von Ihrem Gut, von Ihren Gänſen oder von dem Truthahn, der immer böſe iſt, oder von der Kuh, die ſo kläglich muhte, als man ihr das Kalb wegnahm. Und dann von den großen Wander⸗ vogelſchwärmen, die im Herbſt über Ihr Gut ziehen. Das iſt ſo ſchön traurig.“ Er erzählt, was ſie will, und ſeine Stimme wird ganz innig und warm, wenn er von ſeiner Heimat ſpricht. „Wir ſind beide ſtadtmüde,“ ſagt ſie.„Wir armen Kinder möchten ſo gern aufs Land. Sie können ſo leicht auf Ihr Gut ziehen, wann Sie nur wollen. Aber ich bin hier feſtgenagelt. O— es iſt ſechs Uhr! Nun müſſen wir leider zurück. Mich hat ſicher nie⸗ mand vermißt.“ Unbemerkt, zurück. Ninni gleitet verbindlich lächelnd zu den Bridge⸗ tiſchen, über denen eine Wolke von Konzentration und Tabaksqualm liegt, und ſetzt ſich für einen Augen⸗ blick auf einen Kiebitzſtuhl hinter eine ſehr unſym⸗ pathiſche Dame. „Sie nehmen ſo wenig Notiz von mir, liebe Frau von Stoß. Und eigens für Sie ſang ich vor einer halben Stunde nebenan die Arie der Manon; aber es ſtörte Sie wohl beim Bridge, und Sie hörten gar nicht hin.“. Und ſie gleitet weiter durch die Kette der dunſtigen Räume. Am Klavier phantaſiert ein Außenſeiter ebenſo ſchlecht wie überzeugt. „Lieber Herr Doktor, ich habe von meinem Bridge⸗ tiſch aus ſeit einer Stunde mit Ihnen zu kokettieren verſucht, vergeblich! Die Töne ſind Ihnen wohl lie⸗ ber als ein Frauenlächeln?“ Sie lächelt dem Ent⸗ rückten, Verdutzten, ſichtlich Zerſtreuten zu, geht wei⸗ ter. Ein kleiner blauer Salon tut ſich auf. Flirt⸗ atmoſphäre. 1 „Kläre, Sie ſind heute ſo reizend. Gegen halb ſechs hatte Ihr Geſicht eine Farbe, daß jeder Mann Sie verehren und auf Sie eiferſüchtig ſein müßte.“ Dann geht ſie weiter bis ins letzte Zimmer, wo Klaus, einſam rauchend, in einer Ecke ſitzt. a „Sehen Sie, man glaubt mir aufs Wort. Kein Menſch hat mich vermißt.“ wie ſie gingen, kehren ſie wieder Er lächelt.„Es müßte hübſch aussehen, wenn Ste auf ſo einem Feld ſtehen, im Kleid einer Bauersfrau, ein Streif Himmel, ein Streif Feld hinter Ihnen.“ 85 „Möchte ich auch. Wie machen es Ihre Gänſe? Schnell! Schnattern Sie ein wenig! Niemand hört es.“ Und er tut ihr den Gefallen, die Schnatterlaute feiner Gänſeherden zu kopieren. Sie umkrampft die Armlehne ſeines Seſſels.„Klaus, ich ſehne mich ſo nach einem bißchen Land.“ Um ſieben Uhr lichten ſich die Bridgetiſche, werden Flirtwinkel leer. Um halb acht ſind die letzten Gäſte gegangen. Nur Klaus iſt noch da.. „Oeffnen Sie die Fenſter, Klaus, und laſſen Sie dieſe öde Geſellſchaftsluft hinaus! Ich möchte jetzt eine Bäuerin ſein, die nicht weiß, was Jours ſind. Ich ſehne mich ſo furchtbar ins Freie. Papa beſteht be⸗ harrlich auf Pflege dieſer ſogenannten Geſellſchaft, auch wenn ich mich dabei mopſe.“ „Ich habe ein kleines Häuſel geerbt, mehr als be⸗ ſcheiden, aber es liegt wundervoll. Wenn Sie wollen, ſtelle ich es Ihnen und Ihrem Papa als Wochenend⸗ häuschen zur Verfügung. Und manchmal darf ich zu Beſuch kommen? Ja? Denn mein Gut iſt ja zu weit für eine Wochenendfahrt.“ „Lieb von Ihnen. Wo iſt das Häusl? Hat es fließendes Waſſer?“ f „Aha! Sehen Sie, Ninni, das iſt der ſpringende Punkt. Komfort wollen Sie. Romantik und Kom⸗ fort ſind aber Todfeinde.“ „Man kann doch nicht...“ „Ich verſtehe. Nun, dann muß man eben hier bleiben und mit den Wölfen heulen, Jours geben, ſich in Geſellſchaft langweilen und dafür fließendes Waſſer und andere Bequemlichkeiten haben.“ „Sind Sie gleich böſe?“ „Nein, gar nicht. Nur belehrt worden.“ „Wie meinen Sie das?“ „Belehrt, daß Sie doch hierher gehören— nicht auf ein Gut.“ 1 „Iſt nicht wahr!“ „Doch! Sie würden ſich zwiſchen Wieſen, Bäumen, e Kühen und Gänſen nur zu ſchnell lang⸗ weilen.“ 5 „Ich erſticke aber hier in der Bequemlichkeit.“ „Ach wo, Sie erſticken nicht. Nehmen Sie ein bißchen vom neueſten Parfüm, dann bekommen Sie gleich wieder gut Atem.“ 5 „Ihre Zunge iſt ſcharf, Klaus.“ 8 Er ſchweigt. Sie zählt ihre Armbandreifen, dann ſieht ſte zu ihm auf.„Werden Sie wieder auf Ihr Gut reiſen?“ 8 a „Ja, und bald.“ „Und zu meinem nächſten Jour ſind Sie da?“ „Ich kann es nicht beſtimmt verſprechen.“ „Wovon hängt das ab?“ 1 „Davon, ob es mir draußen nicht zu gut gefällt „Sie ſind häßlich gegen mich.“ Er verteidigt ſich nicht. Sie bohrt mit ber 1 + 7 ſpitze im dicken Teppich. Beide ſchweigen. pfiehlt ſich etwas jäh. „Gute Nacht“, ſie gibt ihm froſtig die Hand, kr geht. Ninni flitzt ans Telephon: Hör zu! Er iſt furchtbar anſtrengend dieſer Meuſch Und unverſchämt auch. Aus der Heirat wird nichts. Den ganzen Nachmittag habe ich ihm eine Kombde vorgeſpielt, ihm erzählt, wie ich mich beim Jour lang- weile, wie ich mich aufs Land ſehne— und zum Schluß glaubt er, ich paſſe doch nicht ſo recht zu ſel“ nen Gänſen!“ „Wie werde ich reich und glücklich“, Joachim ſons und Spolianſkys luſtige Kammerrevne, die am Samstag als Nachtvorſtellung it Untverſum zur Erſtaufführung kommt, beſchlſ tigt die Damen Annemarie Schradiek, Ilde Overhoff und Henny Liebler und die Herren Bum Ernſt Langheinz, Hugo Voiſin, Walter Jooß, Waller Friedmann, Joſef Offenbach, Ravul Alſter, Jui Linn und Gottfried Ebert. Die einzelnen Abteilun⸗ gen des Kurſus werden verbunden durch 1 Mädchen, das für die Reihenfolge verantwortlich 0 dargeſtellt von Irmgard Wehner. In beſondere Solotanznummern wirken außerdem mit Hertrn Steinweg, Andrei Jerſchik, Anja Dittler und Car Dammermann. Der Verkauf für die Vyrſtelun iſt an allen Verkaufsſtellen des Nationaltheaters und im Univerſum im Gang.— In der morgen 7 folgenden Wiederholung von Verdis„Otello ſingt Erik Enderlein zum erſtenmal im f tionaltheater die Titelpartte, Wilhelm Trielof zum erſtenmal in Mannheim den Jago. ball mit vielen Lichtbildern über das Thema„Dis Stadt als Kunſtwerk“. * Ferneg „Du, Papa? Hale!“ Krüger, Mann⸗ f. bereits 2 * mini Abbe schul tung unte. Zuſd schul ab a 4 die g Karl von faßt lein wurk fred elekt. ſchwe letzu! ins bruch gen beide 1931 — 2000 Me. . Mauer Ferneg egunde. , 2800 Dageſtoz, Ferner: 45 Fantoſtg belmang N Meter: eibwoche Gerner: Silber, „Rößlerz Toto: 8. Neter.. Eroica; 3. 2, Flug, 0 Meter. 2. Garbe; ius, Hyl⸗ Pl.; 15 f 1. E. Els⸗ niſch); 2. ner: At big, Com, 20 12, 2, A. doch Lohland; oſtmeiſter, Pl.: N, 2200, r(From⸗ Druſuz, Pandorg, A. 200 emeke);, „ Palraz, 10. Kunſt des o Pfeſ⸗ itstiſch? neren und der Beruf tach denen ſtaltig; et itbringen, es öffent⸗ t und den ten. Zur t auch die t der Ar⸗ Raumnst, ngehenden rden. Mit chtig ſein, nmeldung dr. Stefan er Sporn r- Geil ſtliche Mil herausgeder ner Zeltung algt nur bes ſchwere Donnerstag, 5. November 1931 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Aus Baden Die Aufbau⸗Oberrealſchule Tauberbiſchofsheim * Tauberbiſchofsheim, 3. Nov. Vom Unterrichts⸗ miniſterium iſt die Nachricht eingetroffen, daß ein Abbau der oberen Klaſſen der Aufbau⸗Oberreal⸗ ſchule vorläufig nicht erfolgt. Die Unterrichtsverwal⸗ tung hat das ihr von der Stadt Tauberbiſchofsheim unterbreitete Angebot bezüglich eines finanziellen Zuſchuſſes angenommen. Die Aufbau⸗Oberreal⸗ ſchule Tauberbiſchofsheim wird alſo von Oſtern 1932 ab als Vollanſtalt erhalten bleiben. Schwerer Verkehrsunfall * Karlsruhe, 4. Nov. Ein Herr und eine Dame, die geſtern abend nach 7 Uhr mit dem Fahrrad am Karlsplatze die Straße überqueren wollten, wurden von der gerade daherkommenden Straßenbahn er⸗ faßt und zu Boden geſchleudert. Während das Fräu⸗ lein mit leichten Hautabſchürfungen davonkam, wurde ihr Begleiter, der ledige Photograph Man⸗ red Lindemann mit ſolcher Gewalt gegen den elektriſchen Licht maſt geſchleudert, daß er eine Gehirnerſchütterung neben ſonſtigen Ver⸗ letzungen erlitt. Man verbrachte den jungen Mann ins neue Vinzentiushaus, wo auch ein Schädel⸗ bruch feſtgeſtellt wurde. Lindemann hatte heute mor⸗ gen noch nicht das Bewußtſein wiedererlangt. Die beiden Fahrräder ſind völlig demoliert. Levita noch im Hungerſtreik * Karlsruhe, 4. Nov. Der Kaufmann Harry Le⸗ uta aus Baden⸗Baden, der ſich bekanntlich unter der Anklage der Erpreſſung gegenüber der Firma Reemtsma ſeit beinahe einem halben Jahre in Unterſuchungshaft befindet, iſt, wie gemeldet, am Samstag vor acht Tagen in den Hungerſtreik eingetreten, um gegen die Aufrechterhaltung des Haftbefehls zu proteſtieren. Wie wir hören, hält der Angeſchuldigte den Hungerſtreik weiter durch, uhwohl er ihn körperlich ſo ſtark zermürbt, daß wahrſcheinlich noch im Laufe dieſer Woche die künstliche Ernährung einſetzen muß. Le⸗ vitas Privatarzt Dr. Neumann, ein Karlsruher Nervenſpezialiſt und Bezirksarzt Dr. Croiſſant ſind um die ärztliche Ueberwachung des Unterſuchungs⸗ gefangenen beſorgt. Levita will mit ſeinem Hunger⸗ ſtreik die Aufhebung der Haft erreichen, da, trotzdem die Anklage nun erhoben iſt, noch drei bis vier Wochen bis zur Verhandlung vergehen können. Das Gericht, das am Dienstag einen Prüfungs⸗ termin abhielt, hat beſchloſſen, den Haftbefehl gegen Levita aufrecht zu erhalten, da nach Anſicht des Gerichts die Verdunkelungsgefahr noch nicht be⸗ hoben iſt. Auto vom Perſonenzug zertrümmert. Zwei Verletzte Baden ⸗Baden, 5. Nov. Geſtern nachmittag er⸗ kignete ſich auf dem Landſtraßenübergang Offenburg⸗ Karlsruhe bei dem Bahnhof Baden⸗Baden⸗Weſt ein schweres Unglück. Das Auto des Schweizer Hoteliers Hermann Zeiler aus Brieg durchfuhr die geſchloſſene Schranke, da wie man hört, der Wagenführer, von der Sonne geblendet, die Schranke nicht bemerkt hatte. Das Auto wurde von der Lokomotive des Per⸗ ſonenzuges 817 erfaßt und 60 Meter weit geſchleift und vollſtändig zerſtört. Die beiden Inſaſſen, Be⸗ zer und Chauffeur, kamen glücklicherweiſe mit dem Leben davon. Der Chauffeur trug allerdings ſehr ſchwere Verletzungen davon, während der Beſitzer ür leichtere Verletzungen erlitt. Beide Perſonen würden hier ins Städtiſche Krankenhaus verbracht. Wie amtlich mitgeteilt wird, iſt dies der 47. Fall im laufenden Jahre im Bezirk der Reichsbahndirek⸗ tion Karlsruhe, daß eine geſchloſſene Bahnſchranke von Kraftwagen durchfahren wird. Bahnbau Peterstal Griesbach Bad Peterstal, 3. Nov. Die Fertigſtellung der Bahnſtrecke Peterstal Griesbach zieht ſich immer ehr in die Länge. Anfang des Jahres noch rechnete man an maßgebender Stelle damit, die Inbetrieb⸗ nahme des Zugverkehrs im Spätherbſte vornehmen zu können. Der E rdrutſch, der vor einigen Mo⸗ naten an einem Einſchnitt zwiſchen den beiden Orten erfolgte, hat die Beendigung der Arbeiten bedeutend verzögert. Anfänglich war geplant, die Erdmaſſe ab⸗ zutragen. Da aber bis heute das Bergmaſſiv noch nicht zur Ruhe gekommen iſt und die Wegſchaffung der ungeheuren Erdmaſſe gewaltige Koſten verurſacht hätten, ſo entſchloß ſich die Bauleitung, die Bahnlinie zu verlegen. Das benötigt neue Berechnungen, An⸗ fertigung neuer Pläne, weiteren Geländeerwerb(zwei äuſer müſſen abgeriſſen werden) und anderes mehr. kan wird alſo froh ſein können, wenn die Bahn im nächſten Frühjahr läuft. Das ganze Projekt koſtet die Reichsbahn im Verhältnis zur Größe ſehr viel Geld. An eine Rentabilität iſt nie zu denken. Nur der Um⸗ ſtand, daß hierbei Notſtandsarbeiten verrichtet wer⸗ den, begründen die Ausführungen dieſes Bahn⸗ projektes. * Weinheim, 5. Nov. Hier treibt ſich ſeit längerer Zeit ein gemeingefährlicher Wäſchedieb um, der die von den Hausfrauen zum Trocknen aufgehängte Wäſche in unbewachten Augenblicken don der Leine wegſtiehlt. In der vergangenen Nacht iſt wieder in der Kleiſt⸗ und Mannheimer Straße je ein Wäſchediebſtahl mit großer Frechheit ausgeübt worden. Bis jetzt konnte der Täter noch nicht ermittelt werden.— Im Kaſtanienwäldchen kuürde die Leiche eines 58 Jahre alten, in der Stadtmühlgaſſe wohnhaften Arbeiters aufgefun⸗ den, der ſich erhängt hatte. Der Grund waren wirt⸗ ſchaftliche Sorgen. Pfullendorf, 5. Nov. Der Knecht des Land⸗ wirts Joh. Ströhle von Ruhſtetten nahm ſich in der Jutterkammer aus unbekannten Gründen das Le⸗ ben. Man fand 600 Mark erſpartes Geld, ſo daß finanzielle Gründe als Motiv zur Tat ausſchei⸗ den, umſomehr als ſein Lohn für das letzte halbe hr noch nicht ausbezahlt worden war. * Oberſimonswald(Amt Waldkirch), 5. Nov. Am Alerheiligentage ſpielten zwei junge Knechte des Slegenhofbauern Stratz mit einem Gewehr, während die Kinder des Bauern anweſend waren. Dabei böte ſich ein Schuß und traf den acht Jahre alten Sohn des Strotz ſo unglücklich ins Herz, daß er tot zu Boden ſank, 5. Seite/ Nummer 513 Winternothilfe in Oppau B. Oppau, 4. Nov. Die hieſige Stadtverwaltung hatte ſämtliche ecari⸗ tativen Korporationen und wirtſchaftlichen Verbände zu einer gemeinſamen Beſprechung über die im kom⸗ menden Winter durchzuführenden Hil fs maß⸗ nahmen für die in Not befindliche Bevölkerung in den Sitzungsſaal des Rathauſes eingeladen. Zu der Beſprechung hatten 15 Vereine und Verbände ihre Vertreter entſandt. 1 Der 1. Bürgermeiſter, der die Beſprechung leitete, führte u. a. aus, daß bei der Durchführung der Hilfs⸗ aktion im vergangenen Winter niemand daran dachte, daß eine ſolche Aktion im kommenden Winter noch viel notwendiger wäre. Auf der einen Seite würden die Mittel, die für die öffentliche Fürſorge zur Verfügung ſtehen, immer geringer und auf der anderen Seite nehme die Zahl der in öffentlicher Fürſorge ſtehenden Perſonen rapid zu. Heute habe die knapp 12000 Einwohner zählende Stadt Oppau über 800 Arbeitsloſen⸗ und Kriſen⸗ unterſtützungsempfänger und faſt 700 Wohlfahrtserwerbsloſe. Ferner wurden 111 Sozial⸗ und Kleinrentner gezählt. Zuſammen mit den rund 2450 Familiengngehörigen der Haupt⸗ unterſtützungsempfänger ſtänden nahezu 4000 Perſonen in öffentlicher Fürſorge, ein Drittel der geſamten Bevölkerung. Daß unter dieſen Umſtänden im kommenden harten Winter ein Ein⸗ greifen der freiwilligen Wohlfahrtspflege unbedingt notwendig iſt, bedürfe keiner weiteren Erörterung. Die Durchführung der Winterhilfsaktion für die Notleidenden ſoll in drei Formen geſchehen: 1. Spei⸗ ſung der Hilfsbedürftigen, 2. Vornahme einer Haus⸗ ſammlung und zentrale Verteilung der Spenden wie im Vorjahre und 3. Herbeiführung einer Preis⸗ ſenkung für alle Lebensmittel und Gebrauchsartikel zugunſten der Arbeitsloſen und Fürſorgeempfänger. Zu Punkt 1 konnte Bürgermeiſter Dr. Zorn die erfreuliche Mitteilung machen, daß die Notgemein⸗ ſchaft der Arbeiter und Angeſtellten der J. G. Farben⸗ induſtrie und die Direktion ſelbſt, die bisher ſchon bis zu 150 Eſſen für die hieſigen Wohlfahrtserwerbs⸗ loſen zur Verfügung ſtellten, nunmehr täglich 330 Elſen ausgeben werden. Durch dieſe großzügige Hilfsaktion, die nicht genug Anerkennung finden könne, ſei die Stadt einer großen Sorge ent⸗ hoben. Hinſichtlich der Hausſammlung betrachtete es Bürgermeiſter Zorn für unbedingt notwendig, daß jede Sonderſammlug dieſer oder jener Korpo⸗ ration unterbleibt, damit die Gebefreudigkeit der Einwohner für die gemeinſame Sammlung nicht unterbunden und aber auch eine doppelte oder gar dreifache Verſorgung von Hilfsbedürftigen vermie⸗ den werde. Die Korporationen, die bereits eine Sammlung durchgeführt haben, bitte er, die Namen der mit Spenden bedachten Perſonen mitzuteilen, damit dies bei der zentralen Verteilung entſprechend berückſichtigt werden könne. Zur dritten Form der beabſichtigten Hilfsaktion (Preisſenkung) führte der Redner aus, daß die öf⸗ fentliche Fürſorge gezwungen geweſen ſet, die Unter⸗ ſtützungsſätze herabzuſetzen. Dafür ſolle nun ein ge⸗ wiſſer Ausgleich geſchaffen werden, dadurch, daß die Wohlfahrtsempfänger künftig für ihr Geld mehr Lebensmittel und Gebrauchsartikel einkaufen können. Er richte deshalb an Handel und Gewerbe die Bitte, den Arbeitsloſen und Fürſorgeempfängern einen Sonderrabatt zu gewähren. In der anſchließenden Debatte kam einſtimmige Zuſtimmung zu den von Bürgermeiſter Dr. Zorn ge⸗ machten Vorſchlägen zum Ausdruck. Mit Rückſicht auf die beſonderen Verhältniſſe in Oppau, wo ſich faſt die geſamte Bevölkerung mehr oder weniger in Not befindet, ſoll in dieſem Winter, und zwar vor Weihnachten, nur eine Hausſammlung vor⸗ genommen werden. Dieſe und die Verteilung der Spenden geht in der gleichen Weiſe vor ſich wie im vergangenen Winter. Aus dem Leben des Bigamiſten Schaller Biſchweier(Amt Raſtatt), 4. Nov. Wir berichteten kürzlich von dem merkwürdigen Fall einer Doppelehe, die ſich der in den vierzi⸗ ger Jahren ſtehende Rudolf Albert Anſelm von hier hat zu Schulden kommen laſſen. Anſelm hatte wie gemeldet, ſeine Frau und ſeine vier Kinder, die noch im ſchulpflichtigen Alter ſtehen, im Jahre 1924 verlaſſen und war im vorigen Jahre in Oberweiler, Amt Müllheim unter dem Namen Schaller mit einer Penſionsinhaberin in eine neue Ehe einge⸗ treten, ohne daß die zuſtändigen Behörden dahinter gekommen waren. Anſelm war unmittelbar nach dem Kriege aus Michelbach bei Gaggenau nach Biſchweier ge⸗ zogen und hatte dort ſeine erſte Frau, eine geborene Hörig, geheiratet. Er arbeitete zunächſt in einer Gaggenauer Fabrik, ſchied aber ſpäter freiwillig aus dieſem Arbeitsverhältnis aus und eröffnete in Biſchweier ein kleines Kolontalwarengeſchäft, das, als einziges am Platze, zweifellos floriert hätte, wenn Anſelm nicht ſo leichtſinnig geweſen wäre. Man hatte im Dorf allgemein den Eindruck, daß er eine Hochſtaplernatur war, der über ſeine Verhältniſſe lebte und der mehr ſein wollte, als er eigentlich war. Anſelm war damals nebenbei noch als Aushilfsbriefträger beſchäftigt, mußte je⸗ doch wegen gewiſſer Verfehlungen aus dem Dienſt entlaſſen werden. Sein Geſchäft geriet in Kon⸗ kurs und ſein neuerbautes Haus ging aus der Konkursmaſſe in das Eigentum eines Karlruher Weinhändlers über. Anſelm verließ nun Biſchweier und ſiedelte nach Hagsfeld bei Karlsruhe über, wo er eine Wirt⸗ ſchaft pachtete. Aber hier hielt er es nur wenige Monate aus und bald darauf betätigte er ſich als Reiſevertreter für Tee und ähnliche Artikel. Seine Frau verzog zu Verwandten in Karlsruhe. Anſelm ließ ſich bald darauf bei ſeiner Familie nicht mehr ſehen. Er war plötzlich ſpurlos verſchwunden. Den Nachforſchungen ſeiner Frau gelang es ſchließlich, ihn im Jahre 1927 in Kleinſtein hach bei Pforzheim ausfindig zu machen, wo er mit einem Mädchen ein Verhältnis hatte, das nicht ohne Folgen blieb. Als Frau Anſelm nach Kleinſteinbach fuhr, um mit ihrem Manne eine Ausſprache herbei⸗ zuführen, machte ſich dieſer aus dem Staube und konnte, trotzdem er jahrelang im Fahndungsblatt ausgeſchrieben war, nicht ausfindig gemacht werden. Der verlaſſenen Familie blieb nichts übrig, als wieder nach Biſchweier zurückzukehren, wo die Kin⸗ der in den letzten Jahren von der Fürſorge er⸗ halten werden mußten. Das Erſtaunliche dieſes Falles iſt, daß man dem Betrüger, der in Ober⸗ weiler ſchon ein Jahr lang in zweiter Ehe lebte, erſt jetzt auf die Spur gekommen iſt. Aus der Pfalz Staatsanwalt legt Berufung ein * Ludwigshafen, 5. Nov. In der Betrugsſache gegen Ulſchmied, welcher am 29. v. Mts. zu 1 Jahr 1 Monat Gefängnis verurteilt wurde, hat der Staatsanwalt Berufung zum Landgericht Franken⸗ thal eingelegt. U. hatte verſchiedene Banken und Geſchäftsleute um etwa 180 000/ betrogen. Der Staatsanwalt hatte 3 Jahre 4 Monate Gefängnis beantragt. Weitere Fälle der Ueberfliegung deutſchen Gebiets * Landau, 5. Nov. Im Zuſammenhang mit der gemeldeten Notlandung eines franzöſiſchen Mi⸗ litärfliegers auf dem Ebenberg wird aus Steinfeld gemeldet, daß deubſche Zollbeamte am Dienstag vor⸗ mittag an der elſäſſiſch⸗pfälziſchen Grenze beobach⸗ teten, wie insgeſamt drei franzöſiſche Militär⸗ eindecker die Grenze nahe der Bienwaldmühle vom Elſaß her überflogen. Die drei Flugzeuge kreuzten etwa eine Stunde lang ſehr niedrig über dem Bienwald. Zwei gon ihnen wandten ſich gegen 10,30 Uhr nach dem Elſaß zurück; der Rückflug des dritten Apparates wurde nich beobachtet. Man ver⸗ mutet, daß es ſich bei letzterem um das hier not⸗ gelandete Flugzeug handelte. Nach den Ausſagen der beobachtenden Grenzbewohner flogen die Flug⸗ zeuge lange in einer Art und Weiſe über dem Bien⸗ wald, die annehmen ließ, als ob von oben her irgendwelche Beobachtungen angeſtellt würden. Seit vier Tagen vermißt * Annweiler, 4. Nov. Der hieſige Oberamts⸗ richter Niederreuther, der ſich im Sanatorium des Dr. Hoenes in Bad Gleisweiler zur Erholung von einer Grippe befand, iſt ſeit letzten Donnerstag ſpurlos verſchwunden. Am Donnerstag abend unter⸗ nahm N. mit mehreren Patienten einen Spazier⸗ gang. Als er ſeine Begleiter verließ und ſeinen Gang allein fortſetzte, machte er einen äußerſt ge⸗ drückten Eindruck. Am Abend iſt er nicht mehr zu⸗ rückgekehrt. Eine ſofort unternommene Polizei⸗ ſtreife hatte keinen Erfolg. Im Verlaufe des Sonntags haben nun die Feuerwehren von Burr⸗ weiler, Gleisweiler, Ramberg und anderer Ort⸗ ſchaften durch das geſamte Waldgebiet zwiſchen dem Haardtrand und dem Ramberger Tal eine erneute Streife durchgeführt, den Vermißten aber nicht gefunden. Man nimmt an, daß er irgendwo umher⸗ irrt. Wieder ein Doppelſelbſtmord * Bad Dürkheim, 5. Nov. Am Haſeneck auf der Gemarkung Grethen wurden geſtern vormittag 7 Uhr an einem Aufſtieg zur Lim⸗ burg ein etwa 25—30 Jahre alter Mann und eine etwa 30jährige Frau erſchoſſen aufgefun⸗ dem. Allem Anſchein nach handelt es ſich wiederum um ein Liebespaar, da beide nach einem A b⸗ ſchiedsbrief, den man bei dem Manne fand, be⸗ ſchloſſen hatten, gemeinſam aus dem Leben zu ſchei⸗ den. Die Frau wurde von ihrem Liebhaber in die linke Schläfe geſchoſſen, während er durch einen Schuß in die rechte Schläfe aus dem Leben ſchied. Bei dem Toten fand man eine Aktentaſche, die— ebenſo wie die Kleidung— nichts über die Herkunft enthält. Der Mann hatte einen blauen Mantel und blauen Anzug an und trug an der linken Hand einen Siegelring. Die weibliche Leiche war mit einem blauen Jackett und rohſeidener Bluſe mit rotem Binder bekleidet. Morgens gegen 6 Uhr ſprachen beide in der Woh⸗ nung eines Briefträgers in Hauſen vor und ver⸗ langten ein Glas Waſſer. Kurz darauf dürfte die Tat ausgeführt worden ſein. Man vermutet, daß der Mann aus dem Badiſchen, die Frau aus der Pfalz ſtammt. 5 Die Feſtſtellungen über die Herkunft der Toten haben nach einer ſpäteren Meldung zu einem Er⸗ folg geführt. Die Leichen wurden von den erſchie⸗ nenen Angehörigen als der 26jährige ledige Kauf⸗ mann Friedrich Palm aus Mannheim Neckarau und als die 28;jährige verheiratete Helene Ben dinger aus Grünſtadt erkannt. Die beiden Lebensmüden haben ſich am Samstag von zu Hauſe entfernt. Während die Frau in einem hinterlaſſenen Briefe ihrem Mann Mitteilung machte, daß ſie einen Arzt in Ludwigshafen auf⸗ ſuchen werde, hat der junge Mann am Tage vor der Tat an ſeine Eltern einen Abſchiedsbrief gerichtet. Im Gärkeller erſtickt (Bad Kreuznach, 4. Nov. Die bei der Gärung des jungen Weines ſich entwickelnden Kohlenſäuregaſe haben wieder ein Opfer gefordert. In Windesheim (Nahe) hatten ſich der Küfer Wilhelm Trapp und ſein Schwiegerſohn in den Weinkeller begeben. Als ſie nicht wieder zum Vorſchein kamen, ſuchte man nach ihnen und fand ſie bewußtlos auf dem Boden bes Kellers liegend. Sie wurden ſofort an die friſche Luft gebracht. Die mit einem aus Kreuznach herbeigehol⸗ ten Sauerſtoffapparat angeſtellten Wiederbelebungs⸗ verſuche hatten nur bei Trapp Erfolg. Er liegt aber noch in bedenklichem Zuſtand im Krankenhaus dar⸗ nieder, während ſein Schwiegerſohn, der Bildhauer Kaufmann, den giftigen Gaſen zum Opfer fiel. an der Spitze deutscher Oualitätsfabrikation. Schon diese Tatsache allein muß jeden Liebhaber von Goldmundstück- Zigaretten vefanlassen, das neue Zwillingsprodukt, die einmal zu versuchen. 3 E LS IND Donnerstag, 5. November 1931 Der Kraſtfahrzeugbeſtand im Jahre 1931 Nur 6,lproz. Zunahme gegenüber dem Vorjahr Die Feſtellung des Kraftfahrzeugbeſtandes erfolgt in Deutſchland regelmäßig zum 1. Juli jeden Jahres. Soeben ſind die für das Jahr 1931 ermittelten Ziffern der Oeffent⸗ lichkeit übergeben worden. Um Irrtümer zu vermeiden, muß ausdrücklich darauf hingewieſen werden, daß es ſich bei der Beſtandsaufnahme ausſchließlich um ſolche Fahr⸗ zeuge handelt, die am Stichtage ſteuerlich erfaßt, d. h. ange⸗ meldet waren. Der tatſächliche Beſtand zeigt zwar auch dieſes Jahr wiederum eine Zunahme gegenüber dem gleichen Termin des Vorjahres, aber die Steigerung iſt er⸗ heblich geringer als urſprünglich erwartet und auch vor allem als der Zuwachs im Jahre 1929/30 gegenüber dem Jahre 1928/20 war. Wenn man fernerhin berückſichtigt, daß die Intenſität der Kraftfahrzeugbenutzung infolge der all⸗ gemeinen Wirtſchaftslage ſtark nachgelaſſen hat, ſo wird man zu dem Ergebnis gelangen, daß trotz der zifferumäßi⸗ gen Steigerung ein Fortſchritt der deutſchen Kraftverkehrs⸗ wirtſchaft nicht feſtzuſtellen iſt. Insgeſamt wurden im Gebiete des Deutſchen Reiches am 1. Juli 1931: 1507 129 Kraftfahrzeuge gegenüber 1419 870 am 1. Juli 1930 gezählt, die ſich auf die einzelnen Fahrzeugkategorien wie folgt verteilen: 1 Juli 1031 1. Juli 1930 Stück d Stllck v. 792 075 52,%½ 781 237 ö 522 943 34,7 501 254 161072 10,7 157 432 24 788 1,7 23 984 Div. Fahrzeuge 6251 0,4 6013 Insgeſamt 1507 129 100 1 419 870 100 6,1 Die Zunahme der einzelnen Fahrzeuggattungen iſt recht unterſchiedlich. Die Krafträder ſtehen mit 8,3 v. H. an der Spitze, wogegen die Laſtwagen mit nur 23 v. H. den Abſchluß bilden. Erwähnenswert iſt, daß der dies⸗ jährigen Geſamtzunahme des Beſtandes in Höhe von 6,1 v. H. eine Steigerung des Vorjahres in Höhe von 17,0 v. H. gegenüber ſteht. Im übrigen ſei auch darauf hinge⸗ wieſen, daß die Gebiete, deren Kraftverkehrswirtſchaft bis⸗ her am wenigſten entwickelt war, einen Zuwachs aufweiſen, der nicht unerheblich über dem Durchſchnitt liegt. Der Be⸗ ſtand des Freiſtaates Sachſen iſt ſogar um Gerin⸗ ges gegenüber dem Vorjahrsziffern zurückgegangen, jedoch iſt hierbei zu berückſichtigen, daß in den Vorjahrsziffern irrtümlicherweiſe eine Anzahl ſteuerlich abgemeldeter Wagen mitaufgeführt war. Hinſichtlich des Verhältniſſes Kraftfahrzeug wohnerzahl ſteht das Land Lippe Steigerung 7 in vß. Krafträder Perſonenwagen Laſtwagen Zugmaſchinen zur Ein⸗ mit 31 Einwohnern je Kraftfahrzeug an erſter Stelle, wogegen Oſtpreußen mit 66 Einwohnern die ungünſtigſte Relation auſweiſt. Inbezug auf die Großſtädte ergibt München mit 24 Ein⸗ wohnern auf ein Kraftfahrzeug das ſtatiſtiſch erſaßte günſtigſte und Hindenburg Oberſchl. mit 103 Ein⸗ wohnern das ungünſtigſte Bild. * Stand der Badiſchen Bank vom 31. Okt. Aktiva: Goldbeſtand 8 123 609, deckungsfähige Deviſen 1076 271, ſonſtige Wechſel und Schecks 19 066 060, Deutſche Scheide⸗ münzen 6 782, Noten anderer Banken 4153 240, Lombard⸗ forderungen 2 952 020, Wertpapiere 9 657 024, ſonſtige Aktiva 27 916 276. Paſſtva: Grundkapital 8 300 000, Rücklagen 3 300 000, Betrag der umlaufenden Noten 24 016 100, ſonſtige täglich fällige Verbindlichkeiten 21 226 990, an eine Kündi⸗ gungsfriſt gebundene Verbindlichkeiten 13 281 223, ſonſtige Paſſiva 2826 969, Verbindlichkeiten aus weiter begebenen im Inlande zahlbaren Wechſeln 2028 615. * Banca Commerciale Italiana, Mailand.— Juduſtrie⸗ aktienbeſitz abgeſtoßen. Der Präſident des Verwaltungsrates, Senator Conti, und der Direktor der Banca Commer⸗ ciale Italiana, Mailand, Toeplitz, geben eine Mittei⸗ lung heraus, derzufolge der geſamte In duſtrieaktien⸗ beſitz dieſer Bank an die neu gegründete Societa Finanziaria Induſtrie abgeſtoßen wird. Dieſer Beſchluß kam in der Verwaltungsratsſitzung am Dienstag zuſtande, die, wie es in der Mitteilung heißt, dieſe in den letzten Tagen vereinbarten und vervollſtändigten wichtigen Abmachungen genehmigt hat. Dieſe Abſtoßung erfolgt unter Vermeidung jeder Gefahr eines Druckes auf den Markt durch verluſtloſe Zedierung und mit Sicherheit der Unter⸗ bringung dieſes Aktienbeſitzes in der neu gegründeten Finanzgeſellſchaft, deren Kapital von einer Gruppe italieni⸗ ſcher induſtrieller Unternehmungen übernommen wird und deren Finanzierung für eine lange Periode mit autonomen Mitteln ſichergeſtellt iſt. Gleichzeitig wird eine Kapital⸗ erhöhung des Liegenſchaftskonſortiums(Conſorzio Mo⸗ biltare Finanziario) vorgenommen, die, wie bekannt, in Überragender Weiſe an dem Kapital der Banca Commer⸗ etale Italiana beteiligt iſt. Dieſe Erhöhung wird von den Mitgliedern des gegenwärtigen Aktienſyndikats der Banca Commerciale aufgebracht, das nach der Abtretung ſeiner eigenen Aktienanteile an das erwähnte Liegenſchaftskonſor⸗ ktium ſich auflöſen wird. Auch der Finanzierung dieſer Maß⸗ nahme ſeitens des Konſortiums ſtehen einige Mittel außer⸗ halb der Banca Commerctale zur Verfügung. Dieſe wird damit über einen Betrag flüſſiger Mittel verfügen(Kaſſen⸗ Heſtand, Guthaben bei Bankinſtituten, Uebertragungen, Wechſelportefeuille, Staatspapiere oder ſtaatlich garantierte Papiere), die gegenüber den kurzfriſtigen Verpflichtungen aller Art einen Liquiditätskoefftzienten von über 100 v. H. ergeben. Die Aktiven beſtehen außer den bereits erwähnten flüſſigen Aktivpoſten aus Induſtrieobligattonen, Grundbeſtitz und Beteiligungen an Bankinſtituten in Italien und im Ausland. Maſchinenfabrik Schütze A. G. Oggersheim Keine Stillegung— Noch weitere Großauſfträge für das Ausland in Ausführung Zu der auch von uns geſtern gebrachten Mitteilung über eine vorübergehende Stillegung des Betriebes der Schütze Ach teilt uns dieſe mit, daß das nicht den Tat⸗ ſochen entspricht. Das Werk hatte ſeither ſehr be⸗ deutende Lieſerungen für das Ausland und beſonders auch nuch Rußland auszuführen. Neuerdings waren der Schütze Acß weitere große Aufträge angeboten, doch kopnten dieſe nicht ungenommen werden, da im gegenwärtigen Zeitpunkt eine Reichsgarantie nicht erteilt wird, weil die Mittel erſchöpft ſind. Aus dieſem Grund müſſen im Lauf dieſes Monats nach Fertigſtellung des letzten großen ruſſiſchen Auftrages eine größere Anzahl Arbeiter und auch Angeſtellte entlaſſen werden. Das Werk bleibt aber nach wie vor in Betrieb, da noch eine Reihe von Aufträgen für die ſchemiſche Glasinduſtrie, beſonders auch für das Aus land zu erledigen ſind. Heib⸗Union AG, Neuſtadt a. d. H. Die mit 50 000 4 Ack ausgeſtattete Geſellſchaft(der Heid u. Co. Neuſtadt naheſtehend) iſt bekanntlich gemäß G⸗Beſchluß vom 23. September d. J. in Liquidation getreten. Die erſt jetzt bekanntgegebenen Abſchlüſſe per 31. März 1980 ſowie per 31. März 1931 ſind ſehr ſummariſch aufgemacht und weiſen weder Gewinn noch Verluſt aus, ſind auch in den ein⸗ zelnen Konten vollkommen gleichloutend. Neben dem Ka⸗ pital von 10 033 ¼ Verpflichtungen außer einer Delkredererücklage von 2398 4 ausgewieſen. Auf der Aktivſeite erſcheinen 11905, Debi⸗ toren, 10/ Poſtſcheckguthaben, 51„ Bankguthaben und die mit 265„ bewertete. * Sberland Fahrradfabrik Ach in Liquſdatſon, Oeflingen. Der Verluſt hat ſich in der Bilanz für 1990 gegenüber der für 1929 erheblich verringert; er beträgt nur noch 18 801 (191 983). Die Abſchreibungen gingen auf 1246(53 101), die Handlungsunkoſten auf 1205(14 601)„ zurück. Aus der Bilanz(in): Außenſtände 9955(22 000), Waren 580[S409]: andererſeits An 15 000(unv.), Gläubiger 20 486 (209 884) Robert Kraft Ach, Pforzheim. Bei dieſer Kleinalpoka⸗ d Silberwarenfabrik(Act 300 000 4) ſtieg per 30. 4. 31 r Verluſt auf 189 202(80 079)„, bei einem ermäßigten ikationsgwinn von 402 267(525 503), den Betriebs⸗ rwaltungsunkoſten mit 369 166(395 688), Steuern werden auf der Paſſivſeite keinerlei Weitere Prolongation der Terminverpflichtungen Maßnahmen des Börſenvorſtandes zum allmählichen Abbau der ſchwebenden Eugagements E Berlin, 5. Nov.(Eig. Dr.) Nach der geſtrigen Börſenvorſtandsſitzung wurde eine Bekanntmachung veröffentlicht, in der die wei⸗ tere Prolongation der Verpflichtungen vom 16. Nov. auf den 10. Dez. mit dem Zwang zur Abtragung eines weiteren Betrages der Differenzen ange⸗ ordnet wird. Dieſe Verſchiebung der aus den Termin⸗ geſchäften entſpringenden Verpflichtungen geſchieht auf⸗ grund neuer Prolongationskurſe(ſiehe unten) die ſo feſtgeſetzt wurden, daß ſie etwa die Hälfte der Differenzen zwiſchen den Prolongationskurſen vom 15. 9. und den amtlichen Kurſen vom 18. 9. fällig machen. Die hiernach fälligen Beträge und die ſonſt durch freiwillige Abnahme reſp. Lieferung bei der Liquidationskaſſe ent⸗ ſtandenen Verpflichtungen ſind zur Hälfte am 16. Nov. und zur anderen Hälfte am 1. Dez. zu zahlen. Das Ziel aller dieſer Maßnahmen iſt natürlich der all⸗ mähliche Abbau der auf den ſchwebenden Engagements ruhenden Differenzenbeträge. Ferner wurden vom Börſenvorſtand die zu zahlenden oder zu fordernden Zinſen geregelt und verfügt, daß alle Vorſchriften im Verkehr mit der Kundſchaft entſprechende Anwendung finden. Auch die Fälligkeit der Bör⸗ ſengelddarlehen iſt auf den 10. Dez. hinaus⸗ geſchoben worden. Ueber die anderen Projekte, von denen wir bereits geſtern ſprachen, fanden in der heutigen Sitzung überhaupt keine Erörterungen ſtatt. Am Geldmarkt ſetzten ſich die Rückflüſſe leicht fort und er Satz für Tagesgeld ging ſchon vereinzelt unter 9 v. H. zurück. Sonſt lag dieſer Markt unverändert. Ob⸗ wohl ſich für die meiſten Werte(Aktien und Pfandbriefe) die Mittagskurſe behaupten konnten, war die Grun d⸗ ſtimmung des Marktes doch ziemlich matt. Eine Mitteilung über eine wahrſcheinliche Dividendenloſigkeit bei Klöckner verſtimmte am Montanmarkt, auch daß der Stahlverein nicht, wie erwartet, einen Zwiſchenſtatus ver⸗ öffentlichen will, ſondern nur die übliche AR⸗Sitzung auf den 24. Nov. einberufen hat, trug zur Zurückhaltung bei. Auslandsbörſen eher feſter An der Londoner Börſe war das Geſchäft zum Schluß ſehr ruhig und die Kursgeſtaltung ziemlich unregel⸗ mäßig. Deutſche Werte waren wieder feſter. Die Pariſer Börſe war allgemein feſter, im Verlaufe ſetzten ſich die Kursſteigerungen auf Deckungen in allen Marktgebieten fort. Auch die Brüſſeler Börſe zeigte ein recht feſtes Ausſehen; das anfangs ziemlich lebhafte Geſchäft ließ im Verlaufe wieder nach. Die Amſterdamer Börſe war bei verhältnismäßig geringem Geſchäſt feſt veranlagt und ſchloß zu den höchſten Tageskurſen. An der Wiener Börſe ſetzte ſich nach ſchwächerem Beginn ſpäter eine Er⸗ holung durch. Auf die weiter zuverſichtlich lautenden Be⸗ richte aus der Induſtrie und dem Handel zeigte auch die Newyorker Börſe bei Eröffnung eine ſeſte Haltung, doch war die Kursgeſtaltung nicht ganz einheitlich. Schwankendes Pfund An den internationalen Deviſen märkten konnte ſich das Pfund am Nachmittag zunächſt weiter be⸗ feſtigen und zog bis auf 3,764 gegen den Dollar an, doch wurde es ſpäter wieder etwas ſchwächer und ging auf 3,7474 zurück. Gegen den Gulden ſtellte ſich das Pfund auf 9,2952, gegen Zürich 19,192 und gegen Paris auf 95,31. Der Dollar war am Nachmittag gut behauptet, der franz. Franc war unverändert, dagegen neigte Madrid eher zur Schwäche. Die Reichsmark hielt ſich unter Schwan⸗ kungen gut, gegen das Pfund ſchloß ſie mit 15,84, in Amſterdam ſtellte ſie ſich auf 58,72, in Zürich auf 121%, in Oslo und Stockholm war ſie beſonders feſt. Die Nord ⸗ Deviſen waren weiter leichter, beſonders Stockholm, während die ſüdamerikaniſchen Deviſen weiter feſt tendierten. Die holländiſchen Waren märkte waren bei ruhigem Geſchäft faſt unverändert, nur Getreide tendierte ſchwächer. Die belgiſchen Warenmärkte waren ruhig und unverändert. Terminnotierungen (Prolongationskurſe der Berliner Börſe) 117. 17 Aug. Di. Credit T5. Goldſch nid Bank f. Brauind arpen. Bergbau Barmer Bankver. beſch Elf. u. Gt Bayr. Hyp u. W h. Holzmann Bayr Vereinsbk. otelbetriebsgeſ. Berl. Handelsgeſ. lſe Bergbau Comm.⸗ u. Priv. alt Aſchersleben Darmſt. u Nas, R. Karſtadt Deutſche Discomts! ſlöckner Werke Dresdner B föln-Neueſſen B. .-G. für Verketzt Mannesmann Allg. Lokal Mansfelder Dit. Reichsb. g. Metallbant apag Mitteldtſch. Stahl ambg.⸗ Südam. Nordd. Wolle anſa Dampf Oberbedarf Nordd Loyd Oberſchl. Koksm. Aku 1„ Orenſt,& Koppel Allg. Elektr.⸗Geſ. Oſtwerke Bayr. Motorenm. Phöntz Bergbau J e 1 Polyphonwerke Bergmanncklekte Rh. Braunk. u. Bt. Buderus Eiſenw. Charlottb.Waſſer Tomp. Hiſpans Font. Cautſchone⸗ Dai mlex⸗Benz Deſſauer Gas Deutſche Erdöl Dt. Linoleumwk. Dynamit A. Nobel Elektrizitäts⸗Lief Kl. Licht u. 12 Eſſener Steinke Spengka J. G Farben Leonhard Tieg kth. Elektrizität Nh. Stahlwerke Rh.⸗Weſtf. Elektr. A. Riebeck⸗Mont. Nütgerswerke Salzdetfurth Kall Schleſ. Portl.-Z. Schudert& Salzer Schuckert& Co. Schulih⸗Patzenh. Siemens K Dalske Feldmühle 60 Ber. Stah werke eilen& Gui. 61. Weſteregel Alkali elſenk. Hergwk. 5 Sabre Waldhof Gesfür l.. 9g, tanta Minen und ſoztale Laſten mit 45 487(51 583), Abſchreibungen mit 52 797(51 772)/ gegenüberſtehen. Aus der Bilanz(in Mark): Waren 162 830(172 102), Debitoren 180 588(224 912), Wechſel 50 955(55 058); andererſeits Darlehen 40 639 (48 500), Hypotheken unv. 33 000, Kreditoren 146 965 (153 445). * Keine Vergrößerung der Singener Alumininmwalz⸗ werke. Anläßlich der Gründung der Alliance Cie in Ba⸗ ſel tauchte die Vermutung auf, über den weitergehenden Einfluß dieſer Alliance auf die Aluminium⸗Walzwerke in Singen und das Breisgau⸗Walzwerk in Teningen. Dieſe Vermutungen werden ſich nicht erfüllen. Für eine Ver⸗ größerung der Singener Werke iſt keine Möglichkeit ge⸗ ſchaffen. Was die Frage der Verlegung des Breisgauwer⸗ kes in Teningen noch Singen betrifft, ſo ſind zwiſchen den beiden Werken gewiſſe Produktionsverlegungen im Gange, die verhindern ſollen. daß das gleiche Material in zwei Stellen zerſplittert hergeſtellt und daher mit erheblichen Mehrkoſten beloſtet wird. * Albrecht u. Meiſter AG., Berlin.— Dividendenlos. Der Abſchluß für 193031 weiſt ein Generalertragskonto in Höhe von 337 472(i. V. 359 284), aus. Nach Abzug der Handlungsunkoſten(Gehälter uſw.) von 246 635(261170) 4 und der Abſchreibungen von 87 248(i. V. 80 256) 4 wird für entſtandene Valutadifferenzen ein Betrag von 5000 ¼ verrechnet. Der nach Zahlung von wieder 6 v. H. Dini⸗ dende auf die Vorzugsaktien verbleibende Saldo von 2778 (4489)/ ſoll vorgetragen werden(i. V. 4 v. H. StA. ⸗ Dividende). * Konkursantrag über die Rex⸗Werke., Magdeburg. Ueber das Vermögen der Rex⸗Werke AG., Magdeburg (Schrauben⸗ und Mutternfabrik), iſt das Konkursverfahren beantragt worden. Es ſchweben Verhandlungen darüber, oh der Betrieb in irgendeiner Form weitergeführt werden kann. Bei einer Werkſtillegung würden etwa 350 Arbeiter and Angeſtellte zur Entlaſſung kommen. J Harkort⸗Brückenbau inſolvent Eſſen, 4. Nov.(Eig. Dr.] Die A für Eiſenlnduſtrie und Brückenbau(vormals hann Caſpar Harkort) in Duisburg hat die Zahlungen eingeſtel lt. Die Pure iſt eine Folge des Zuſammenbruchs des Kölner ankhauſes Deichmann u. Co., deſſen kürzlich verſtorbener In haber Karl Theodor Deichmann den AR⸗Vorſitz bei Har⸗ kort inne hatte. Es kam hinzu, daß Reichsbank bzw. Ak⸗ zeptbank ſich zuletzt mit der P. longierung von Diskont⸗ wechſeln nicht einverſtanden erklärten. Der Abſchluß für 1930 konnte infolge der ungeklärten finanziellen Verhält⸗ niſſe bisher noch nicht vorgelegt werden. Jedenfalls hat aber der aus 1929 übernommene Verluſt von 720 000 4 eine ſolche Vergrößerung erfahren, daß das Unternehmen der auf den 16. November anberaumten GV Mitteilung vom Verluſt von mehr als der Hälfte des 2 Mill.„ be⸗ tragenden An gemäß 8 240 des HGB machen wird. * Ach für Lederfabrikation, München.— Hauptverſamm⸗ 55 6 Die o. HV genehmigte die Vorlagen der Verwaltung ſowie die Liquidationseröffnungsbilanz vom 23. April, die ein Reinvermögen von 2,37 Mill. 4 ausweiſt. Den freien Aktionären hat die Adler u. Oppenheimer AG, Berlin, eine Mindeſtgarantie bezüglich des Liquidationserlöſes gewährt. Die HV beſchloß, Ernſt Ullmann⸗Berlin mit Wirkung vom 15. Nov. zum Liquidator zu beſtimmen. * Zahlungsſchwierigkeiten in der holländiſchen Schuhindn⸗ strie. Die Koninklifke Stoomſchoenfabriek A. H. van Schindel in n eine der be⸗ kannteſten holländiſchen Schuhfabriken, Gläubiger mit der Bitte um ein Morator um gewandt. Das Kapital der Geſellſchaft beträgt 1,6 Mill. hfl., wovon die eine Hälfte Sta, die andere 5proz. VA ſind. Die Aktien werden an der Amſterdamer Börſe offiziell gehandelt. * Spinnerei St. Blaſien Ach. Die mit 1,2 Mill./ Kapital arbeitende Geſellſchaft hat bekanntlich im Septem⸗ ber die Zahlungen einſtellen und einen Liquidationsver⸗ gleich anſtreben müſſen. Erſt jetzt wird der nur noch hiſto⸗ riſchen Wert beſitzende Abſchluß per 31. Dez. 1930 ver⸗ öffentlicht, der bereits im Juni von der GV gebilligt wor⸗ den war. Danach ging der Bruttogewinn von 561 465 auf 408 884 1 zurück. Geſchäftsunkoſten und Geſchäftsverluſte erforderten 927 989(i, V. Unkoſten 431 230), Steuern 82 088(99 874) J, Abſchreibungen 51 000(59 022)%% Na Aufzehrung von 120 000/ geſetzlicher Reſerve 1 55 ſich ein Verluſt von 532 243(28 660) 4, der ſich um den V. aus 1929 noch erhöht. Bereits 1928 entſtand ein Verluſt von 1665 4, 1929 wurde die Reſerve 2 von 120 000 4 auf⸗ 5 In der Bilanz erſcheinen noch 31 393(11719) Rücklagen, 1 446 978(984 056) 4 Bankſchulden und Liefe⸗ rantenverpflichtungen, andererſeits Grundſtücke, Gebäude, Waſſerkroftanlagen 508 627(508 002), Maſchinen, Fuhrpark 419 108(895 536, Kaſſe, Bonkguthaben, Beteiligungen, Dar⸗ lehen, Wertpapiere 610 686(463 351), Außenſtände 240 693 (509 851) und Worenvorräte 347 353(888 127) 4.. ot ſich an ihre 'ortrag * Vorausſichtlich Dividendenreduktion bei der Zucker⸗ fabrik Klein⸗Wanzleben vorm. Rabbettge u. Gieſecke AG, Klein⸗Wanzleben. Bei der Geſellſchaft, die ihre Diyidende im vorigen Jahre von 6 auf 8 v. H. erhöhte, dürfte lt. BT in der in der nächſten Woche ſtattfindenden AR Sitzung ein ermäßigter Dividendenſatz auf das Ac von 20 Mill. 1 in Vorſchlag gebracht werden. Der Geſchäftsgang hat ſich relativ günſtig entwickelt. * Zuckerfabrik Würzburg AG., Würzbarg. Die Geſell⸗ ſchaft, deren faſt geſamtes AK. im Beſitz der Süddeut⸗ ſchen Zucker A G. ſich befindet, die alſo nur eine Mantelgeſellſchaft iſt, weiſt für das Geſchäftsjahr 1930⸗31 einen aus Handlungsunkoſten und Steuern entſtandenen Verluſt in Höhe von 496(562)/ aus. In der Bilanz werden Schuldner mit 74949(75 445)%. Grundkapital und Reſerve mit 75 445(76 006)„/. Aus⸗ geſchieden aus dem AR iſt Karl Haber, neu gewählt wurde Albert Flegen heimer, Direktor in Stuttgart. * Landshuter Kunſtmühle C. A. Meyers Nachf. AG., Landshut. Aus dem mit 27 526(54 024)& ausgewieſenen Reingewinn der ſich durch den Vortrag aus dem Vor⸗ jahre auf 56 294(66 769) // vergrößert, ſollen wiederum 3 v. H. Dividende verteilt werden. In der Bilanz er⸗ ſcheinen Debitoren mit 0,84(0,78), Waren mit 0,49(0,65), dagegen Kreditoren und Akzepte mit 0,94(1,15) Mill. 4. GV. am 9. November. * Dividendenausfall bei der Berlin⸗Neuroder Kunſt⸗ anſtalten AG, Berlin.— Verminderte Abſchreibungen. Der AR genehmigte die Bilanz für 1930⸗31. Eine Dividende (i. V. 4 v..) gelangt, wie bereits gemeldet, nicht zur Ver⸗ teilung. Ein kleiner Gewinnſaldo von 14000 4, der vor⸗ getragen werden ſoll, wird durch eine weitere Verminderung Warenhausumſätze im Auguſt und Sepiember ö v.., im September um 13,3 v. H. unter denen des Vor⸗ jahres, der Index der Lebenshaltungskoſten in der Gruppe „Ernährung“ in der gleichen Zeit um 13,2 v. H. bzw. 1150 v. H. Da die Preisſtellung der Warenhäuſer in Lebens, mitteln oft als„Richtungsflügel“ für den geſamten Le⸗ bensmitteleinzelhandel gilt, darf man annehmen, daß ſi die mengenmäßigen Veränderungen der Lebensmittel umſätze in den Warenhäuſern im Vergleich zum Vorfahr in engen Grenzen hielt. Die Bekleidungsumſätze det Warenhäuſer waren im Auguſt um 18,6, im September um 17,6 v. H. niedriger als im Vorfahr. An Hand des„Be kleidungsindex“ läßt ſich für die gleiche Zeitſpanne ein Rückgang der Preiſe um 15,7 bzw. 155 v. H. berechnen. Gegenüber dem Vorjahre darf hier ein leichter Mengen⸗ ausfall als wahrſcheinlich angeſehen werden. Nach den Angaben, die aus einem— immerhin als repräſentativ anzuſprechenden— Teil der berichtenden Betriebe zur Ver⸗ fügung ſtehen, erſtreckte ſich dieſer Rückgang vor allem auf Damen⸗ und Kinderkonfektion. Damenwäſche, Baumwoll, waren und Schuhe, weniger auf Herrenkonfektion, Triko⸗ tagen, Woll⸗ und Strickwaren. In Hausrat und Möbeln lagen die Umſätze im Auguſt um 15,4 im September jedoch um 23 v. H. unter Vorjahrshöhe. Die Belebung des Möbelabſatzes, die im Juli und Auguſt bei den Fach⸗ geſchäften zu beobachten war, hat ſich auf die Warenhäuſer nur in abgeſchwächtem Grade übertragen. In der Gruppe „Sonſtige Waren“, zu der zum Teil Waren mit einem ge⸗ wiſſen Luxuscharakter gehören, lagen die Umſätze um 7 bzw. 24,1 v unter denen der gleichen Vorjahrszeit. Die Geſamtumſätze in den Monaten Januar bzw. Februaz bis September ds. Is. bewegen ſich auf rund 87 v. 5. des Vorjahrsumfanges. der Abſchreibungen auf 212 000(255 000)& ermöglicht. Einem Währungsberichtigungskonto werden 50 000 4 zugeführt. * Zentrales Frachtkontor für die Rheinſchiffahrt. Rotter⸗ dam, 2. Nov. In einer Sitzung des kürzlich von Heutſchen und holländiſchen Partikulierſchifferverbänden gegründelen zentralen Frachtkontors für die Rheinſchiffahrt wurden die Satzungen der neuen Organiſation genehmigt. Das Fracht kontor wird am kommenden Donnerstag ſeine Tä⸗ tigkeit aufnehmen. Dos Rotterdamer Kontor bez zweckt eine Vereinfachung und Vereinheitlichung des Frach⸗ tengeſchäfts auf dem Rhein. * Das Provpiſorium der Juternationalen Rohſtahlgemein⸗ ſchaft. Wie„Uſine“ berichtet, hat ſich ein aus den Gruppen⸗ vorſitzenden der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft ge⸗ bildeter kleiner Ausſchuß om 22. Oktober in Paris mit der allgemeinen Lage der Metallinduſtrie im Rahmen der Wirt ſchaftskriſe beſchäftigt. Man kam überein, daß die allgemeine Lage noch zu verworren und die Zukunft noch zu unſicher ſei, als doß man mit Ausſicht auf Erfolg die endgültige in Angriff nehmen könnte. Daher iſt auch kein Zeitpunkt für die nächſte Sitzung des Vorſtondes der Rohſtahlgemein⸗ ſchaft, ͤer mit der Ausarbeitung neuer Statuten betrat worden war, feſtgeſetzt worden. In Paris hat man be⸗ ſchloſſen, die gegenwärtige proviſoriſche Lage bis zum 31. Dezember 1931 zu verlängern. * Gefährdetes Internationales Waggonkartell. Wie he⸗ reits mitgeteilt, beginnen Mitte November in Paris die Verhandlungen über eine etwaige Verlängerung des Internationalen Waggonkortells. Die Ausſichten fk eine Verſtändigung ſind, wie wir hören, gering, da einer⸗ ſeits die bisherige Wirkſamkeit des Kartells als nicht be⸗ Aonders erfolgreich angeſehen wird und anderſeits noch viels Länder(England, Polen, Spanien, Dänemark, Holland un Schweden) dem Kartell nicht beigetreten ſind. Es wird ſer⸗ ner darauf hingewieſen, doß die Verhältniſſe in der inter nationalen Eiſenbohnwaggoninduſtrie heute ganz anderz gelagert ſeien als zur Zeit der Gründung. Das Arbeitz⸗ bedürfnis der einzelnen Gruppen ſei trotz Betriebsſtill⸗ legungen und Arbeitszeitverkürzung außerordentlich geſtie⸗ gen, und im übrigen würde ſich non ſelbſt die Notwendig; keit einer größeren Bewegungsfreiheit und einer ungehin⸗ derten Entwicklung der produktiven Kräfte ergeben. * Weiter ſteigende Inſolvenzziffern im Oktober. Nach den Meldungen des Statiſtiſchen Reichsomtes wurden im Monat Oktober 1031 durch den„Reichsanzeiger“ 1435 neue Konkurſe ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten An⸗ träge auf Konkurseröffnung und 1010 eröffnete en verfahren bekanntgegeben. Die entſprechenden Zahlen füt den Vormonat ſtellen ſich auf 1341 bzw. 743. * Diskonterhöhung in Japan. Tokio, 4. Nov. Gi Dr.) Die Bank von Japan hat den Diskontſatz von 5, guf 6,75 v. H. erhöht. * Kontingentierung der Ledereinfuhr nach Frankreich ge⸗ fordert. Der Präſident des Syndikats der franzöſiſchen Lederinduſtrie hat im Auftrage dieſes Syndikats ein Schrei⸗ bei an den franzöſiſchen Handelsminiſter Rollin geſandt, worin er im Intereſſe der franzöſiſchen Induſtrie und a geſichts der augenblicklichen Kriſe um eine ſtrenge Konkin⸗ gentierung der Ledereinfuhr nach Frankreich bittet, Waren und Märkte Saatenſtand im Deutſchen Reich Anfang November a Berlin, 4. Nov.(Eig. Dr.) Durch das vorwiegend trockene Oktoberwetter iſt die Durchführung der Feld⸗ arbeiten allgemein begünſtigt worden. Die Hackfruchternte iſt bis auf Reſte der Zuckerrübenernte beendet. Die Aus⸗ ſaat des Wintergetreides iſt überall gut vorwärts ge⸗ kommen. Nur auf ſpät geräumten Hackfruchtfeldern bleibt ſie noch im Rückſtand. Soweit Saaten früh in den Boden ge⸗ bracht werden konnten, ſind ſie gut und gleichmäßig aus⸗ gelaufen und zeigen einen befriedigenden Stand. Auf ſpät beſtellten Feldern macht ſich bisher nur eine ſchwache Ent⸗ wicklung bemerkbar. Für die bereits ausgelaufenen Getreideſaaten ergibt ſich im Reichsdurchſchnitt unter Zugrundelegung der Zah⸗ lennoten 2= gut, 3= mittel, 4- gering folgende Be⸗ gutachtung: Winterweizen 2,7(im Vorfahr 2,6), Winter⸗ ſpelz 28(), Winterroggen 2,7(2,7), Wintergerſte 2,6(2,6) Stand der Saaten in Baden Aufang November Im abgelaufenen Monat Oktober war die Witterung im allgemeinen nicht ungünſtig. Die Herbſtſaaten, hauptſäch⸗ lich Winterroggen, konnten gut untergebracht werden und entwickeln ſich kräftig. Im Hochſchwarzwold ſind die jungen Saaten mancherorts ſchon mit Schnee bedeckt; da und dort wird über Krähen⸗, Mäuſe⸗ und Schneckenfraß geklagt. Karlsruher Produktenbörſe Karlsruhe, 4. Nov. Getreide, Mehl und Futter⸗ mittel: Der Ruhe der letzten Wochen iſt eine weſent⸗ lich feſtere Stimmung gefolgt. Den erhöhten Forderungen gegenüber verhält man ſich zwar vorerſt abwartend, das Geſchäft hat aber doch einen weſentlichen Antrieb erfahren und die Umſätze haben ſich gebeſſert. Südd. Weizen W bis 26; füdd. Roggen 22,75—.23,25; Sommergerſte 18,50 bis 19,75; Fuͤtter⸗, Sortiergerſte 17,50—18,50; deutſcher 5 85 oder weiß 16,50—19; Weizenmehl, Spezial d, Okt.⸗Noy. 95,75; ſogenanntes Austauſchmehl 37,75; Roggenmehl 60 proz. 31,75—32,25; Weizenbollmehl(Futtermehl) 10,75 bis 11,5; Weizenkleie, fein, prompt 9,25—9,75; Sto. grob, 9,75 10,28; Biertreber 13; Trockenſchnitzel 6/25—6,50; N keime 11,50—12,50; Erdnußkuchen 13, Kokoskuchen 13,25; Sojaſchrot ſüd 12,50; Leinkuchenmehl 15— 15,50, Seſam⸗ kuchen ohne Angebot; Speiſekartoffel ſüdd. 6,50—7.— Rauhfutter mittel: Loſes Wieſenheu. 5,50—6; Lu⸗ zerne 5,50—6,5; Stroh, örahtgepreßt. 4 l. Finanzierung der 1931er Kernobſternte Zur Ergänzung der Mitteilung von Anfang Oktober wird von zuſtändiger Seite mitgeteilt, daß der Reichs⸗ miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft Mittel zur Verfügung geſtellt hat zur Zins verbilligung von Darlehen, welche die Obſt verarbeitende gn; duſtrie zwecks Ankauf von Kernobſt der diesjährigen Ernte aufgenommen hat. Die Anträge ſind bis zum 10. Nov. 1931 beim Miniſterium des Innern Karlsruhe einzureichen.. Dabei iſt als Unterlage eine von dem gelogebenden Kreditinſtitut zu unterſchreibende Diskont⸗ bzw. Zins; abrechnung beizufügen, aus der insbeſondere die Höhe des Darlehens, der Zinsſatz und die Zinslaufzeit zu erſehen ſind. Ferner ſind Schlußſcheine über den Kaufvertrag vor⸗ zulegen und der Nachweis zu erbringen, daß mindeſtens 5 Waggons je 200 Zentner Kernobſt aufgekauft worden ſind. Die Verbilligung iſt auf 4 Prozent bemeſſen und wird auf die Dauer von 6 Monaten gewährt. * Schifferſtadter Gemüſeauktion vom 4. Nov. Bei 55 Anfuhr und gutem Abſatz koſteten: Kochbirnen 2,5 Rol kraut 3,5—4 und 1,75—27 Weißkraut 1,25—1,35; Dän 2— 2,25; Wirſing—2; Karotten 1,5—3; Zwiebel 7,5 94, Rofenkohl 12—15 und 7; Blumenkohl 28— 20, 12 —;: Feldſalat 15—26. 1 Sbſtmarkt Bad Dürkheim vom 4. Nov. Auf dem hen 5 gen Obſtmarkt koſteten: Birnen—8, Aepfel—7, Tomote „ Herbſt⸗Pferde⸗ und Fohlenmarkt Kaiſerslautern von 4. Nov. Zum geſtrigen Herbſt⸗Pferde⸗ und Fobleunege waren angetrieben 96 Pferde und Fohlen. Es kam tro 5 kritiſchen wirtſchaftlichen Loge zu regem Handels⸗ und 1 kaufsgeſchäft. Zu dem Markt hatte ſich auch eine anſehnliche Zahl auswärtiger Käufer eingefunden. 8 Bor- * Die deutſchen Viehpreiſe bis zu 40 v. H. unter 15 jahrshöhe. Die Lage auf den deutſchen Viehmärkten wi am beſten dadurch gekennzeichnet, daß man das gegn leich. tige Niveau mit dem von Ende Oktober 1980 vergl 15 Hiernach ergibt ſich ein Preisrückgang bei Schweinen 5 20 v.., bei Kälbern um W v.., bei Kühen um 95 v. 10 bei Bullen um 38 v.., bei Färſen und Schafen 3 v. H. Wenn der Verbraucher nicht in den vollen Gen des Rückganges gekommen iſt, ſo liegt das an den ſa 1 veränderten Tarifen und Gebührenſätzen amtlicher u ſonſtiger Stellen. 5 Das Geſchäft an der heutigen Börſe erfuhr gegen gelung keine Aenderung. Es wurden im großen und ganzen le wenige Reiſen vergeben. Talreiſen ab Kanal waren rt der nicht am Markt. Die Schlepplöhne tal⸗ wie bergwz blieben unverändert. Ebenfo blieben die Frachten auf dem Satze von geſtern ſtehen. 5 Neubildung der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft ſchn und 57; Endivienſalot 27; Kopfſolat 137 Suppengrün Frachtenmarkt Duisburg⸗Ruhrort 4. gol. 1 D haben Es i Vert D wege peru! dem std einer Man beit brik, Gefä die e ſo de muß. Tagl Drei N Ludn Eau ſie ft falſch ausg. 8 — b 7. Seite/ Nummer 513 . a s theimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 8 5 5 Donnerstag, 5. November 1931 8 N N 8 8 5 5 Nong Das Gericht ver- ſondern einen Fehlbetrag in ſeiner Kaſſe damit 5—— 5— fängnisſtrafe von—8. 1 1 te In der gleichen Weiſe unterſchlug er die an⸗ g 2 urteilte Th. zu 2 Jahren Gefängnis, abzüg eren Beträge. Durch die Unordnung in den Akten 0 a 5 1 1 6 Monaten Unterſuchungshaft und H. zu 8 25 57 uren e n nicht einfach. Bei eines — 1 2 2 2 3 2 11 1 55— 2 1 1 7— 9* 3 1 ö 0 b ten Gefängnis, abzüglich 8 Monaten Unte Reviſion im März hatte ſeine Kaſſe noch einen ſuchungshaft. Ueberſchuß von 120/ und im Julk wurde daun de 13 2 1 i 1 Ueberſchuß von 124 A u. e das U — 5 Schöffengericht Mannheim 3 5 5 große Fehlbetrag feſtgeſtellt. Hier lautete 8 N direktor Dr. Wolfhard, Beiſitzer Amtsgerichtsrat Schmitz Zwei ungetreue Gerichts vollzieher teil auf(Monate Gefängnis. ˖ ichtsbirektor Dr. Wo„Beiſit btsrat S i d 1 9 1 5„ 9 en eee 5 5„ 5„ fell 0 5 In dem einen Fall hatte ein 32 Jahre alter 15 Schöffengericht Ludwigshafen Die Herstellung und der Vertrieb von Falſchgeld] lung Th. einwandfrei wieder erkannte, e e ee e e ort eingenommene Gelder und Wegen Hehlerei verurteilt ben gerade in der letzten Zeit ſtark zugenommen. S hwindel ſofort feſt und ſchickte 1 e 50 Mark Koſtenvorſchüſſe unterſchlagen und für ſich Wegen Hehlerel wunde die 52 Jab e Volks. 15 it nicht immer einfach die Herſteller und die nach. der Th. einholte und ihn e 1 54 verbraucht. Er ſcheint durch eigene Schuld in 10 1 a Witwe Rath r Schlieger zu einer Gefäng⸗ die ce Betreiber des Falſchgeldes zu erwiſchen. der ſechs Monate in e ee ee at. An dem zielle Schwierigkeiten geraten zu ſein, da er wet nisſtrafe von drei Monaten verurteilt. Sie 1 der VVV 5 1 85 8 dei ſer lei be bak 5 über ſeine Verhältni 0 1 5 15 1 hatte von einem Diebe, der in Dannſtadt W̃ ein n= und wegen Münzverbrechens zu 3 Jahren Gefängnis 0 1 1 Aaekeut er 1 575 e Nettogehalt von 184 Mark e 5 77 geſtohlen hatte, ſich ein Quantum ſchenken laſſen. ber un f den war, wurde am 1. Mai kurz nach aber ein Bekannter ge 5 85 H. für 150 Mark Monatsmiete und, da er in Außen⸗ 9 5 rſchriftsmäßiges Baugerät hrungs⸗ verurteilt worden war, wurde a. k⸗ klagte H. ſei. Ein anderer Zeuge hatte Th. und H. 15 715 5 ißte er ſich natürlich ein Auto Unvorſchriftsmäßiges B 1 15 eben eines falſchen Dreimark⸗ ee e 9„bezirken tätig war, mußte e e 5 dermeiſter Anon; —77-Vp ß/ ß e ee e Gruppe 1 iebſtahl und rückte dann nach heim fuhren. Daß ee e e er Ver. fung ſeine K aſſe nicht in Ordnung be mel hatte an einem 2 e 122 70 einen 2 Ae Namen ar⸗ ſind, ſteht einwandfrei feſt. Es liegt e ee 1 15 Damals kam er mit einer Dienſt ſt 229 fe Gerüſt aufgeſtellt, e U erna ten de 4 1 e r bis 1928 in einer Mannheimer Fa⸗ 80 cht ſehr 1 daß 7 75 e J von 20 Mark und einem Verweis davon. 1 0 5 er e ee e e 1 5 6 8 5 5 2 iner fzugere Former E 8 Falſchgeld 2 5 Sire Ra N dienen müſſen. ber ſtürz e. Wegen fahrläſſig 8 6 tus daß ſich ik, dann wurde er erkannt und zu einer längeren Former war, das 8 1795 Wie wurde ver⸗ Strafe hätte ihm zur Warnung tuſſen 9! 80 5 is ne rurteill K mittel. erurteilt. Die Bewährungsfriſt, ſtellt hat, denn auffälliger Weiſe wurden ichen trotzdem lebte er weiter über ſeine Verhältniſſe. Die T. zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt. Es u 10 9. date wor im März 1931 abgelaufen, ſchiedene e 11 ben an e Unterſchlagungen gab er von vornherein 5 1 ihm 5 Straferlaß bis zum 1. Januar 1934 ie 2 5 g üße Herkunf halten, die nach de gef r 8 3 1 onaten zuteil. „ t f! e i be ee, e ee e 5„B 8 1 itig mit ihm wa 5 5 e F; KE a die bon Th. er⸗ E 1 9 Hen, 5 15 0 27. Dezember nne ein muß. Gleichzei 5 7 N 7 8 einmal 60 Fünfmarkſtücke, die er vo 1 5 91 5 Händler Ludwig Lenz, geb. am 27. Dezem rechnen Taglöhner H. angeklagt, der beim„Umtauſch“ des halten hatte, bei ſich zu Hauſe aufbewahrt haben. H. richt erkannte. 5 1 1388 1 bene deen nengen. e Dreimarkſtückes dabei. a f will von der ganzen Angelegenheit überhaupt nichts Im zweiten Fall hatte ein 37 Jahre a Geldſtrafe und vier Monaten Gefängnls Jene PT /t wiſen, f e e e n e e ee 8 r i Zigarettenpapier, Rauchtabak und ur Ver⸗ Ludwigshafen nach Mannheim. In einem Ver⸗ I. Staatsanwalt Dr. Gerard wies auf das ge⸗ ſchlagen. Dieſer kebte ſehr anſtändig, hatte aber Zigaretten unverzollt über die Reichsgrenze gebracht 100 aufs häu echen 5 e bg fübrliche Treiben der Falſchmünzer und ihrer Ge⸗ ſeinen Dienſtakten eine 1 gr 55 915 beige Im Unvermögensfalle muß er für je 100 Mark umwol⸗ 5% f sfennig Tabak und ließen ſich auf das fäh⸗ Trei f e In einem Fall nahm er eine Siche atte. 8 ee Möbel 9165 ears den Reſt von 2,50 Mark her⸗ hilfen 1 0 120 9 0 1355 1 5 für e von 500 1 entgegen, die er aber nicht ablieferte, einen Tag Gefängnis verbüßen. 5 1 0 en Die Verkäuferin, die bei der Verhand⸗ ſtrafe von 2 Jahren 6 Mone 1 3 a ing des n Fach⸗ 8 N 55 mhäuſer 5 Verkäufe 8 Gruppe 5 un f Soflafzimmer it. Die Mahagoni. Oecums Februar poliert(Ueberſeeholz) 7 v. 9. Nachrul 8 aut Naben u. def. 0 mit Nußbaum abgeſ., N 7 vollſtänd. 1 4 5 5 3 5 beitet. Eine bedeu⸗ 190 Aus einem arbeitsreichen pflichttreuen Wirken ist rasch. 5115 lar bein. Motte fabrik hat noch ein. 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November 1931 e 19: bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich Ein Velour-Manfel öffentlichen Vortrag 17 8 f n 11 1 eri ſteigern: 1 Standuhr, 1 Kredenz, 1 Auszieh⸗ ber 1931, abends 8 Uhr in den H 7. au(am Pulsenriug) torchen Drogerie, verſteig Decke, 6 Lederſtühle, 2 Lederſeſſel, ein neu, Gr. 48, für 10.— am Samstag, den 7. November„ tritt frei! 4 N Marktplatz, H 1. 16 u. tiſch 1 0 2 Fußbodenkeppiche⸗ 1 Rauchtiſch zwei ſomſe Straußfedern in Germaniasälen(Bäckerinnung) 8 6. 40. Ein Die trauernden Hinterbliebenen betimmt 8 Pesſerheigen, 5 Bilder, 1 Kae 15 2 5 525 u. e Taligemeinschaff Mannheim 2 orti erbare. 2 1 14 iegel, 2 Plüſchſtühle, 1 Marm 5 Postschließ fach i 12225 theke am Waſſerturqm, ſofa mit Sp den 4. November 1981.“ lig zu verkauf. 146g ; Töwen⸗Apos u. a m. Mannheim den. 5 f lee, k 2. 16. 778514805 Weber. Obergerichtsvollzteher. e e ee 8. Seite/ Nummer 513 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 5. November 1931 Wenn Tiger in die Schule gehen Der Tiger, der grüne Bohnen fraß Eine ſeltſame Fügung des Schickſals führte mich direkt von der Schulbank in einen Tigerzwinger. Das geſchah ſo: Ich lebte in einem Vorort von Köln bei meinen Eltern, die ein Kurzwarengeſchäft beſitzen, ging zur Schule und dachte an alles andere eher als an die aufregende Laufbahn, die mir beſchieden ſein ſollte. Eines Tages, unmittelbar vor meinem Schul⸗ abgang, las ich in einer Zeitung ein Inſerat:„Ein bekanntes Zirkusunternehmen ſucht eine gebildete, hübſche, ſportgewandte junge Dame, die den Strapa⸗ zen des Wanderlebens gewachſen iſt, als Tier⸗ lehrerin.“ Nebenbei bemerkt iſt der Ausdruck „Dompteuſe“ in Artiſtenkreiſen nicht mehr geläufig, auch„Dreſſeurinnen“ gibt es nicht. Die moderne Auf⸗ faſſung der Tierdreſſur hat den Begriff der Tier⸗ lehrerin ins Leben gerufen. Da ich ſehr tierlieb hin, überlegte ich mir das Angebot und ſchickte ſchließlich dem Zirkus einige Bilder von meinen häuslichen „Tierakten“ ein. Ich hatte es nämlich fertiggebracht, eine Katze Männchenſtehen zu laſſen, was nicht ſo leicht iſt, wie es auf den erſten Blick erſcheint, und hatte acht Hühner auf einer Leiter in kunſtvoller Weiſe zu einer Gruppe vereint. Meine ſchriftliche Be⸗ werbung wurde günſtig aufgenommen, ich meldete mich perſönlich und nun fing meine Arbeit an. Ich, die damals Sechzehnjährige, ſollte„Tigerlehrerin“ werden. Mir wurden zunächſt ſechs junge Tiere zur Verfügung geſtellt. Meine erſte Aufgabe war, mich mit den Tieren anzufreunden. Den Auftakt zu der komplizierten Leiſtung der Tigerdreſſur bil⸗ dete— das Ausmiſten der Käfige. Im Laufe von ſechs Monaten mußte ich mich täglich vier bis zehn Minuten in den Käfigen aufhalten, um die Tiere an mich zu gewöhnen und vor allem, um die Tiere zu füttern, denn ein Tier, und ſei es das wildeſte Raub⸗ tier, lernt ſeinen„Brotgeber“ oder richtiger geſagt „Fleiſchgeber“ kennen und lieben. Täglich gab ich den noch jungen Tieren vier bis fünf Pfund rohes Fleiſch. Das Fleiſch, das z. T. aus Pferde⸗ und Rindfleiſch Heſteht, wird auf 8 Grad„temperiert“ und wird ſogar vorher vom Tierarzt unterſucht.(Das heute für meine ſieben erwachſenen Tiger verwendete Fleiſch⸗ gnantum beträgt 90 Pfund täglich.) Die jungen Tiger kletterten an mir herum, zer⸗ Kratzten mich und riſſen mir einmal das ganze Kleid pom Leibe Gefahr beſtand für mich in der Anfangszeit nicht. Der große Moment war der Anfang meiner ernſten Arbeit. Nachdem die Tiere, die ich auf dieſe Art im kleinen Wagenkäfig ein halbes Jahr lang täglich beſucht hatte, mich zur Genüge kannten, mußte ich mich ihnen zum erſten Mal in einem 12 Meter langen Käfig präſentieren und mit der eigentlichen Dreſſurarbeit beginnen. Zu dieſer Leiſtung gehören Beherrſcht⸗ heit, Kaltblütigkeit und vor allem übergroße Tierliebe. Die Tiere ſaßen mir gegenüber im Käfig, in dem ich mich ganz allein und ohne Waffe befand. Eine Schußwaffe in meiner Hand, die wo⸗ öglich gänzlich Unbeteiligte zu Schaden bringen bönnte, wäre auch unter allen Umſtänden vollſtändig Pperflüſſig geweſen, denn ſchließlich nützt ein Re⸗ holver nichts, wenn man etwa in die unangenehme Hage kommen ſollte, mit einer Mehrzahl von Tigern in Meinungsverſchiedenheiten zu geraten, In ſolcher 0 ituation würde es auch nichts ändern, wenn an stelle eines jungen Mädchens ein junger männ⸗ licher Athlet im Käfig ſtände. Ein rein äußerlicher Umſtand brachte mir beim Erſten Betreten des großen Käfigs das Gefahren⸗ moment zum Bewußtſein. An beiden Enden des Zwingers ſtanden Feuerwehrleute mit Waſ⸗ Krſpritzen in der Hand. Jetzt ſollte ich die Tiger, die itzwiſchen angefangen hatten ſich zu balgen, auf die Poſtamente bringen— der wichtigſte Akt in der Tier⸗ Freſſur. Das wird ſchrittweiſe dadurch erreicht, daß die Tiere für jede Gehorſamsleiſtung mit Jleiſchſtücken belohnt werden. Es iſt dies Eine ſyſtematiſche und ſchwere Arbeit, bei der das Feitaus ſchwierigſte iſt, jedes Raubtier individuell dl erkennen und zu behandeln. Meine inzwiſchen erwachſenen Zöglinge hatten alle Namen— Java, Higris, Ceylon, Jack uſw. Für den Laien hat jeder iger dasſelbe Geſicht. In Wirklichkeit aber trägt jedes Raubtier ſeine eigenen Kennzeichen und unter⸗ ſtheidet ſich von ſeinen Kameraden genau ſo wie ein Menſch vom anderen. Ich prägte mir die Merk⸗ male jedes einzelnen Tieres ein. Der Tiger Jack B. fiel mir auf durch ein nervöſes Zucken an der Schnauze. Als ich die Tiere ſoweit gebracht hatte, daß ſie mir gehorchten, war ein wichtiger Teil der Aufgabe gelöſt. Die größte Senſation, die ich in meinem geruf erlebt habe, war eine Tigertragödie, die ich eines Tages in einem Käfig abſpielte. Noch vor meinem Eintritt in den Zirkus befand ſich in einem Wagen ein junger Tiger mit dem Namen Paris, der als Objekt für ein merkwürdiges Experiment Von Cilly, der 18jährigen„Tigerlehrerin“ diente. Dieſes Raubtier wurde vollkommen wie eine Hauskatze erzogen und wurde mit Milch und vege⸗ tariſchen S genährt. Er war wohl der ein⸗ zige Tiger d zelt, der grüne Bohnen fraß. Als Paris, der bis dahin auf einer Matte in einem Wohnwagen ſchl in den Tigerkäfig einquartiert wurde, erregte er inſtinktiv das ſtärkſte Miß ⸗ fallen der übrigen Tiere. Sie ſonderten ſich von dem Neuankömmling ab und betrachteten ihn offenſich'kich als Außenſeiter, mit dem ſie nichts zu tun haben wollten. Bald aber gewann ſich Paris einen Freund und Kameraden in der Perſon des Tigers Jack, der ihn vor Angriffen der feindlichen Tiere beſchützte. Im Tiger⸗ g zwei gegneriſche Parteien, käfig bildeten ſich nun entſtanden. Eines unter denen oft Streitigkeiten Ebenſo herrſcht in vielen Teilen Japans In dieſer Welt genügt es manchmal nicht zu exi⸗ ſtieren, um zu leben. Vor einigen Jahren tauchte in Amerika ein gewiſſer Peter Ruſſel auf, der nach polizeilichen Feſtſtellungen im Lande überhaupt niemals eingetroffen war, und aus dieſen Gründen von den Behörden als nicht Exiſtierender betrachtet wird. Und in Frankreich lebt ein Mann, der als kann, daß er lebt. Was Peter Ruſſel anbetrifft, ſo vermuten die amerikaniſchen Polizeiämter, daß er, aus England ſtammt. Die engliſchen Behörden wol⸗ len aber von ihm nichts wiſſen, und er ſelbſt ſcheint auf den Irrwegen des Lebens das Gedächtnis voll⸗ kommen verloren zu haben. Dagegen gilt der Franzoſe Marcel Leroy als Toter, In den Standesbüchern ſteht es ſchwarz auf weiß vermerkt, daß Leroy am 31. März 1931 durch Selbſtmord aus dem Leben ging. Nach einem Zer⸗ Ehrung der gefallenen Deutſchen in Flandern Der Kölner Vikar Hochmann hä It die Gedenk rede für die deutſchen . Gefallenen Am Allerſeelentage traf in Npern, wo die blutigſten Schlachten des Weltkrieges geſchlagen worden waren, eine deutſche Delegation ein, um an den Gräbern der gefallenen Deutſchen Kränze niederzulegen. Während bei uns Kälte und Schnee den herankommenden Winter melden, ſubtropiſchen Kuba ſchwere Regengüſſe 1 und das Land metertief unter Waſſer geſetzt. Hochwaſſernot, der japaniſchen Häuſer für die Bewohner beſonders ſchwer auswirkt. Lebende Leichname tot gilt und trotz aller Bemühungen nicht beweiſen Tages es war während eines Gaſtſpiels des Zir⸗ kus in Halle brach im Käfig eine wahre Revo⸗ lution aus. Um.30 Uhr morg wurde das ganze Perſonal durch ein furchtbares Brüllkon⸗ zert zuſammengetrommelt. Die leibhaftige Hölle ſchien losgelaſſen, es war, als ob Steppe und Dſchungel ſich zu einer grauenerregenden Demon⸗ ſtration zuſammengefunden hatten. Alle Tiere Elefanten, Tiger, Pferde— brüllten und ſchrien, daß einem das Blut im Leibe erſtarrte. Die feindlichen Tiger hatten ſich auf Paris geſtürzt. Ein Tiger riß ihm die Schlagader auf, andere zerfetzten ihn in Stücke. Ich war von dem tragiſchen Tode meines Schützlings ſo ergriffen, daß ich den ganzen Tag in Krämpfen lag und zum erſten Mal in meiner Lauf⸗ bahn abends nicht auftreten konnte. Hochwaſſernot im fernen Weſten und im fernen Oſten Oben: Bis zu den Hüften watet die Bevölkerung von Santiago auf Kuba in den Waſſerfluten. Unten: Ueberſchwemmung in den tiefer gelegenen Teilen von Tokio Rund um die Erde herum hat nördlich des Aequators der Herbſt ſeinen Einzug gehalten. haben in dem die ſich bei der leichten Bauweiſe würfnis mit ſeiner Frau war Leroy an dieſem Tage aus ſeinem Heimatdorf verſchwunden. Seine „Witwe“ erhielt vom Standesamt das formelle Todesatteſt und auch die Verſicherungs⸗ summe konnte ihr ausgezahlt werden. Als er ſich nach 1½jährigen Wanderungen in ſeiner Wohnung wieder eingefunden hatte, war die Freude ſeiner „Witwe“ zuerſt ſehr gering. Sie hatte ihn für ein Geſpenſt gehalten. Ein langer bürokratiſcher Weg mußte angetreten werden, um den Beweis zu er⸗ bringen, daß der Tote lebendig ſei. Eine ſtandes⸗ amtliche Urkunde kann in Frankreich nur durch ein gerichtliches Urteil aufgehoben werden. Da aber die Mühlen der franzöſiſchen Juſtiz langſam mahlen, iſt es bis jetzt noch nicht ſo weit gekommen. Wahr⸗ ſcheinlich wird die„Auferſtehung“ Marcell Leroys endlich doch auf gerichtlichem Wege vollzogen wer⸗ den. —— Mexikos ſchönſte Frau Frl. Maria Amparo Obregon Corral, die nicht nur über einen ſchönen Namen verfügt, ſondern ſelbſt bildſchön ausſieht, wurde in Mexiko⸗ City zur„Königin von Churubusco“ und damit zur ſchönſten Frau der mexikaniſchen Republik gewählt. Frommts, den Schleier aufzuheben, wo das nahe Schrecknis droht? Wenige der zahlreichen Verbrechen, die in den leß⸗ ten Jahren in Amerika begangen wurden, erregten ein ſolches Aufſehen, wie es bei dem Mor de an der 23jährigen Studentin der Columbig⸗ Univerſität in Newyork, Miß Henriette Schmer⸗ ler, der Fall war. Die erſte Vermutung, daß die hübſche junge Dame von Apaſchen⸗Frauen aus Eifer⸗ ſuchtsmotiven getötet wurde, erwies ſich im Laufe der weiteren Unterſuchung als unhaltbar. Die Forſchun⸗ gen der Polizei führten zu einem ganz anderen höchſt eigenartigen Ergebnis. Die ermordete junge Dae war die einzige Tochter des bekannten Gelehrte Schmerler und galt als eine der begabteſten Schüler⸗ innen der Columbia⸗Univerſität in Newyork, Sie widmete ſich mit Vorliebe ethnographiſchen Studien und beabſichtigte zur Erreichung des Dok, tortitels eine Abhandlung über die Sitten und Bräuche der Indianer in dem Staate Arizona zu ver⸗ faſſen. Bekanntlich ſind die Indianerſtämme von Arizong am wenigſten von der Ziviliſation berührt und be⸗ wahren bis heutzutage den alten Glauben und die ſeltſamen Sitten der Rothäute. Mit Un⸗ terſtützung der Univerſität unternahm Miß Schmer⸗ ler eine Reiſe nach Arizona, um an Ort und Stelle die Objekte ihrer wiſſenſchaftlichen Forſchung beobach⸗ ten und ſtudieren zu können. Sie kleidete ſich wie die Indianer⸗Frauen und nahm am täglichen Leben der Indianer und an deren religiöſen Zeremonien leil Den ethnographiſchen Stoff, den ſte auf dieſe Weſſe unter den Indianern ſammeln konnte, ſandte ſie an die Univerſität ein. Die Mitteilungen der jungen Forſcherin wurden von den Profeſſoren mit großem Intereſſe verfolgt. Inzwiſchen ſetzte Miß Schmerlet ihr Leben unter den Indianern fort, bis ſie eines Tages am Rande der Arizona ⸗Steppe to! aufgefunden wurde. Der ehrgeizigen Forſcherin gelang es durch freund⸗ liches Zureden, Schmeicheleien und Liſt von den vie⸗ len ſtreng überwachten Geheimniſſen der Apaſchen⸗ Indianer, und insbeſondere über die Herſtellung von verſchiedenen Heilmitteln aus Pflan⸗ zen und Kräutern, Kenntnis zu erlangen. Als die Häuptlinge des Stammes erfuhren, daß die alt⸗ bewährten Ueberlieferungen der Neugierde der wel⸗ ßen Frau preisgegeben waren, verſammelten ſte ſich, um über das Schickſal Miß Schmerlers zu entſcheiden, Trotz der Bemühungen der Unterſuchungskommiſſton gelang es nicht, die Verkünder und Vollſtrecker des Todesurteils über die junge Dame zu ermitteln. Die Leiche Henriette Schmerlers wurde nach Newyork überführt und in feierlicher Prozeſſion zu Grahe ge⸗ tragen. Der Dekan der philoſophiſchen Fakullät ſprach in ergreifenden Worten über den Mut des jun⸗ gen Mädchens, das dem heiligen Drang nach wiſſen⸗ ſchaftlicher Forſchung zum Opfer gefallen war. * Ein ſeltenes Frauenrecht. Im Jahre 1228 ver lieh das ſchottiſche Parlament den Frauen das ge⸗ ſetzliche Recht, dem Manne ihrer Wahl im Schalt⸗ jahre einen Antrag zu machen. Der Mann muß bei ſtrenger Strafe die Ehe eingehen, wenn er nachweislich bereits verlobt war. Das Geſetz iſt nie mals außer Kraft geſetzt worden. Die ſchottiſchen Mädchen machen aber heute keinen Gebrauch von ihrem geſelichen Recht. Der letzte deutſche Dreidecker abgeſtürzt Blick auf die Unglücksſtelle bei Osnabrück Bei einem Flugſportfeſt in Osnabrück ſtürzte der letzte deutſche Dreidecker, ein ehemaliges Kampfflugzeug der Richthofen⸗Staffel, ab und wurde völlig zertrümmert. Deutſchland hat nach dem Kriege den weiteren Bau von Dreideckern eingeſtellt. ö Anna Charlo Ansäg ben, 12 den letz⸗ erregten de an lumbia⸗ ch mer⸗ daß die 8 Eifer⸗ aufe der orſchun⸗ en höchſt e Dame elehrten Schüler⸗ rk. Sie iſchen es Dok⸗ en und zu ver⸗ Arizona und be⸗ en und it Un⸗ Schmer⸗ telle die beobach⸗ wie die ben der ien leil e Weiſg te ſie an jungen großem chmerlet ie eines pe tot freund⸗ den vie⸗ paſchen⸗ lung Pflan⸗ Als die die alt⸗ der wei⸗ i ſte ſich, scheiben, nmiſſton cker des eln. Dis tewyork rabe ge⸗ Fakultät des jun⸗ wiſſen⸗ ir. 1 — Donnerstag, 5. November 1931 Neue Mannheimer N Mittag⸗ Ausgabe 9. Seite/ Nummer 318 Im Anschluß an die in der Landeszelſjung““ 2. ZI. erscheinende Aulsaßfolge: Trader 50 7, 23 Anfangszeiten:.00,.00, Ehren- U. Frelt arten bis N aufgehoben eee, Horn entdeckt Afrika bringen wir täglich in Erstaufführung den größten Afrika- Tonfilm aller Zeiten in deutscher Sprache: Trader Horn Nach einer Geschichte, die der alte Händler Horn, der 65 Jahre lang im afrikanischen Busch lebte, erzählt hat, Regisseur W. S. van Dyke dieses Riesen-Filmwerk, das in allen Ländern seit„Ben Hur“ den größten Erfolg hatte drehte der AHA n Auttl Ali el. 292 02 .00,.30 Uhr Donnerstag, den 5. November 1931 Vorstellung Nr. 67— Miete E Nr. 9 NI n a Fomsdie in 3 Akten von Bruno Frank Inszenierung: Hermann Albert Schroeder Anfang 20.00 Uhr Personen: n ing et rer. pol. Stefan Breuer Willy Birgel Nna, seine Frau Ide Overhoff Paul Hyrkan, Regisseur ans Finohr Trude Mielitz Fra Weininger, Sekretärin Martha Zitferer Josei Pirrigl Ernst Langheinz Ela Maria Motz Anna Tilly Kratz Charlotte Friedel Heizmann „Ansager Georg Köhler Meclicato das okkultische Phänomen Blutungen wle Konnersrauth Hellsehen Aufgekärte Verbrechen NARMONIE heute abend 8 Uhr Rerten dau. 90 bis 230 an der Hongzertkasse H. Ferd. kleckel, O 3. 10. l. Ahm. Austkhaus 0 7. 13 und on der Abendkasse. 148⁵⁰ ona ste Mannheim Ende 22 Uhr i 85. ä Haupt- bahnhof .1221 HbS8iS Chef Hof te. pöRSCHNER. Heule großes Schlachtfes! Im Ausschank: pschorr-Bräu München und Spezial Habereckl NMaturreins Qualltäts Welne.- Bek. gute Küche. Zeitgemäße Preise. 631 Gemütl. Nebensimmer für Konferensen u. kleine Vereusteſtungen bestens geeignet. 732 corosse FPischfängel? 32222 K ĩͤA 703 8 alm, im ganzen Fisch. 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