N * 5* “daß der engliſchen Regierung, wenn ſie wirklich ſchon die Entwicklung im Memelland eingehend beobachtet Erſcheinungsweiſe: Täglich 2mal außer Sonntag. Bezugspreiſe: rei Haus monatlich.08 Mk. und 62 Pfg. Trägerlohn, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt.25 Mk., durch die Poſt.70 Mk. einſchl. 60 Pfg. Poſtbef.⸗Geb. Hierzu 72 Pfg. Beſtellgeld. Abholſtellen: Wald⸗ hofſtr. 12, Kronprinzenſtr. 42, Schwetzinger Str. 44, Meerfeldſtr. 13, Ne Fiſcherſtr. 1, Fe Hauptſtr. 63, W Oppauer Str. 8, Se Luiſenſtr. 1. Einzelpreis 10 Pf. Anzeigenpreiſe: 22 mm breite Millimeterzeile 9 Pfennig, 79 mm breite Reklamemillimeterzeile 50 Pfennig. bezahlende Familien⸗ und Gelegenheitsanzeigen beſondere Preiſe. Allgemein gültig iſt die Anzeigen⸗Preisliſte Nr. 2. Für im voraus zu Bei Zwangs⸗ vergleichen oder Konkurſen wird keinerlei Nachlaß gewährt. Keine Gewähr für Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für fernmündlich erteilte Aufträge. Gerichtsſtand Mannheim. Sonntags⸗Ausgabe A u. B Samstag, 21. Juli/ Sonntag, 22. Juli 1034 145. Jahrgang— Nr. 330 Die Gefahren um das Kabinett Doumergue Der Miniſterpräſident kehrt nach Paris zurück Drahtbericht unſ. Pariſer Vertreters Paris, 21. Juli. Die Kriſe, die durch das Duell zwiſchen Tar⸗ dteu und Chautemps hervorgerufen worden iſt, ſcheint ſich doch nicht ſo ſchnell überwinden zu laſ⸗ ſen, wie es nach dem Erfolg der erſten Beruhigungs⸗ verſuche ausſah. Eines iſt jedenfalls ſicher, alle Welt iſt gründlich verärgert, der Miniſterpräſident Dou⸗ mergus an erſter Stelle. Es iſt ſchon aufgefallen, daß die Rundfunkrede Doumergues genau 24 Stun⸗ den vor dem Vorſtoß Tardieus recht matt und müde Hang. Jetzt kommen Nachrichten aus Tournefeuille, daß Doumergue am liebſten überhaupt nicht mehr von ſeinem Landgut nach Paris zu⸗ rückkehren möchte, um ſich noch einmal in das politiſche Getümmel zu ſtürzen. Tardieu hat, wie verlautet, dem Miniſterpräſidenten vorher von ſeiner Abſicht Keuntnis gegeben. Es ſcheint aber, daß er weit aggreſſiver vorging, als er es Doumergue ahnen ließ, weil ihn die Hitze des Geſechtes mitriß, vielleicht auch, weil er tatſächlich irgendwelche Ab⸗ ſichten über den Kopf Doumergues hinweg durch⸗ führen will. In der Regierung ſelbſt ſind der Juſtizminiſter Chéron und der Innenminiſter Sarraut durch den Angriff Tardieus ſtark verſtimmt, denn ſie ind ja gewiſſermaßen mitbelaſtet, weil ſie ſich von Tardieu indirekt ſagen laſſen mußten, daß ihre Ju⸗ ſtiz und ihre Polizei nicht ihre volle Pflicht zur Auf⸗ klärung des Staviſkyſkandals getan hätten. Herriot ſchwankt noch zwiſchen ſeiner neuen Freundſchaft zu Tardieu und ſeiner alten Treue zur Radikalen Partei, Auf jeden Fall hat er ſeiner rheumatiſchen Erkrankung ein Ende geſetzt und iſt geſtern Nacht wieder nach Paris abgereiſt, um am Kabinettsrat unter Cherons Führung teilzunehmen. Inzwiſchen iſt natürlich Chautemps ſelbſt auch nicht müßig geblieben. Seine Freunde haben eine eifrige Propaganda in der Radikalen Partei und in den Wandelgängen unternommen für die Alter⸗ native; entweder Rücktritt Tardieus ooͤer Austritt der radikalen Miniſter aus der Regierung. Die So⸗ zialiſten Leon Blums haben mit ihrer ſchon gemel⸗ deten Forderung nach Auflöſung der Kammer noch Oel ins Feuer gegoſſen. Die Kommuniſten ihrer⸗ ſeits beſchuldigen Tardieu, daß er als Diktator des Faſchismus in Frankreich kandidiert habe. All dieſer Zank und Streit hat an der Börſe einen vernichtenden Einfluß gehabt; die franzöſiſchen Staatsrenten ſind ſtark geſunken, und die neue Anleiheoperation des Finanzminiſters Ger⸗ main Martin iſt völlig in Panne geraten Aus alledem ergibt ſich der Eindruck, daß man wohl ziemlich allgemein den Vorſtoß Tardieus als nicht ganz zeitgemäß und vor allem als zu ſcharf mißbilligt, daß man aber doch noch immer mit aller Kraft bemüht iſt, den Konflikt beizulegen, ohne die Nationale Union zu gefährden. Inzwiſchen hat man bekanntlich bereits an Doumergue appelliert, ſelbſt zur Schlichtung des Streits einzugreifen. Für Mon⸗ tag oder Dienstag dürfte Doumergue wieder nach Paris zurückkehren. Sollte auch dieſer zweite Ver⸗ ſuch ſcheitern, dann glaubt man vorausſagen zu kön⸗ nen, daß Doumergue, angeekelt von dem Wieder⸗ aufflammen des poliſchen Haders, lieber ſeine Demiſſion geben würde als eine neue Regierung auf ſchmalerer Baſis zu bilden. Englands Arbeiterpartei will Abrüſtung Meldung des DNB. London, 21. Juli. Der Führer der Arbeiteroppoſition im Unterhaus, Lansbur y, hat erklärt, daß ſich die Arbeiterpartei nicht an die von Baldwin in ſeiner Unterhausrede über die Luftpolitik der Regierung erwähnte Drei⸗ parteienvereinbarung vom Jahre 1931 gebunden fühle. Lansbury betonte, daß die Arbeiterpartei weiterhin zur Politik des Friedens und der Übrüſtung durch Vereinbarung, ſowie zur Poli⸗ tik des Völkerbundes ſtehe. Eden und die Memelfrage Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 21. Juli. Loroͤſtegelbewahrer Eden hat im engliſchen Un⸗ lerhaus auf eine Anfrage zur Lage im Memelgebiet bekanntlich erklärt, daß die britiſche Regierung ſchon vor dem Eingang der den Signatarſtaaten überreich⸗ ten deutſchen Note die Verhältniſſe im Memelgebiet mit Aufmerkſamkeit verfolgt habe. Dieſe Mitteilung des engliſchen Regierungsvertreters überraſcht eini⸗ germaßen, denn man ſollte kaum annehmen können, kann wohl kaum ein Zweifel ſein. Und da nicht zu⸗ Miniſterpräſident Doumergue In Pariſer politiſchen Kreiſen glaubt man, daß der Regierungswechſel in Frankreich? Außenminiſter Barthou von Miniſter Tardieu heraufbeſchworene Konflikt mit den Radikalſozialiſten die nationale Einigung ſprengen und den Rücktritt des bisherigen Kabinetts zur Folge haben könnte. Mehrfach wird dabei die Anſicht vertreten, daß bei einem Rücktritt Doumergues der bisherige Außenminiſter Barthou Ausſicht habe, Miniſterpräſident zu werden. „Wir wollen keine Allianzpolitik⸗ Deutliche Worte Pierre Cots an Varthou Meldung des D NB. Paris, 21. Juli. Der früthere Luftfahrtminiſter Pierre Cot von der Radikalſozialiſtiſchen Partei unterzieht im „Oeuvre“ die Außenpolitik Barthous einer ſcharfen Kritik. Er widerlegt vor allem die ſelbſtgefällige Behauptung des franzöſiſchen Außen⸗ miniſters, daß er die Politik Briands fortſetze. Bar⸗ thou bleibe vielmehr dem Geiſt ſeiner berüchtigten Note vom April treu. Im einzelnen führte Pierre Cot im Anſchluß an die Bayonner Rede Barthous über die Abrüſtung als mögliche Folge, nicht aber als Bedingung der regionalen Pakte aus: Entweder hat Barthous nichts Beſtimmtes ſagen wollen, oder er wollte die traditionelle Verbindung zwiſchen dem Sicherheitsfortſchritt und der Abrüſtung zerſchlagen. Man müſſe zunächſt über dieſe regionalen Pakte ver⸗ handeln meint Barthou, und werde nach ihrer Ver⸗ wirklichung Verhandlungen über die Abrüſtung ein⸗ leiten, vorausgeſetzt natürlich, daß keine neuen Gründe zur Vertagung dieſer Verhandlungen zwän⸗ gen und auch unter der Bedingung, daß man ſich über ein Abrüſtungsprogramm einige. Man kann alſo ſicher ſein, meint Cot, Verhand⸗ lungen über die Pakte zu haben, aber viel weniger ſicher, ſolche über die Abrüſtung zu erleben. Mit⸗ hin wiſſen wir, woran wir ſind. Barthou bleibt dem Geiſt ſeiner Note vom April treu. Dieſe Politik aber unterſcheidet ſich von der⸗ jenigen Briands, Paul⸗Boncours und Daladiers. Bisher hat Barthou mit Vorliebe betont, daß ſich nichts an der franzöſiſchen Außenpolitik geändert hat. Dieſe Formel ſtellt ſich als falſch heraus. anerkennenswerter Weiſe England und Italten für ſeine Anſicht gewonnen. Aber beide Länder erklären Regionalpakte ohne Deutſchland für undurchführbar, denn London wünſcht auch nicht, daß diefe Pakte als gegen eine Macht oder gegen eine Mächtegruppe gerichtet aus⸗ gelegt werden können. Daher lautet die Frage, ob Deutſchlands Zuſtimmung erlangt werden kann ohne gleichzeitige Verhandlungen über die Abrüſtung und die Sicherheit. Herriot hat Deutſchland die fortſchreitende Durch⸗ führung der Gleichberechtigung im Rahmen einer beſſer organiſierten internationalen Sicherheit ver⸗ ſprochen. Jetzt, wo man zur Durchführung der Sicherheitsorganiſation Deutſchlands Zuſtimmung verlangt, kann man nicht ernſtlich daran denken, daß Deutſchland dieſes Verſprechen vergißt. Für ſo „verrückt“ darf man es nicht halten. Wenn andererſeits die Paktpolitik mit keiner allgemein kon⸗ trollierten Rüſtungsherabſetzung Hand in Hand gehe, d. h. ohne Deutſchland verwirklicht werden muß, dann muß man ſie mit ihrem wahren Namen nennen: Allianzpolitik. Dieſe Politik aber wol⸗ len wir, ſchließt Cot, um keinen Preis. Meine Generation war 1914 18 Jahre alt. Wir haben nicht wie gewiſſe berühmte Perſönlichkeiten zwei Kriege erlebt, ſondern nur einen. Wir haben ihn nicht ge⸗ führt, um zur Politik der Allianzen und zum Rü⸗ ſtungswettlauf zurückzukehren. Ich ſage das rund heraus an die Aoͤreſſe derjenigen, die dem Schauſpiel unſerer hingemordeten Jugend beiwohnten, und das gilt auch für diejenigen, die nicht gewiſſe Jahre ihrer Jugend vergeſſen haben, der wichtigſte Einwand gegen die Politik Barthous. 5 Barthou hat gewiß in JJããũũũ /dDr!!!!!!!!!!!!!!!!!!„!!.õõõõ hat, die ſyſtematiſche Verletzung des Memelſtatuts durch die Kownoer Machthaber entgangen ſein ſollte. Feſt ſteht jedenfalls, daß England bisher nicht das Geringſte getan hat, um gegen die plan⸗ mäßige Entrechtung des Deutſchtums einzuſchreiten. Es iſt im übrigen nicht richtig, wenn Herr Eden meint, daß wir allein als Mitglied des Völkerbundes das Recht hätten, wegen der Zuſtände im Memel⸗ gebiet uns an die Signatarſtaaten zu wenden. Es iſt ſchließlich nicht nur eine rechtliche, ſondern auch eine moraliſche Pflicht der Signatar⸗ ſtaaten, eine flagrante Verletzung des Memel⸗ ſtatuts, das ihre Unterſchrift trägt, zu verhindern. Wenn ſie in ihrer Pflicht ſäumig ſind, ſo ſind wir durchaus berechtigt, ſie zu mahnen. Ueberdies beſitzt, von allen beſonderen vertrag⸗ lichen Bindungen abgeſehen, nach den diplomatiſchen Gepflogenheiten jede Regierung die Möglichkeit, mit einer anderen ohne weiteres gemeinſam intereſſie⸗ rende Fragen zu beſprechen. Bei unſerer beſonderen geographiſchen und ethnographiſchen Lage zum Me⸗ melgebiet hat das brutale Vorgehen Litauens gegen die memeldeutſche Autonomie eine ſehr ernſte Lage an der deutſchen Oſtgrenze geſchaffen. Daran letzt die Signatarmächte der Memelkonvention für dieſe ebenſo bedauerlichen wie bedenklichen Zuſtände verantwortlich ſind, iſt die Reichsregierung allein aus dieſem Grunde ſchon berechtigt, ſie auf ihre vertrag⸗ lich beſchworene Pflicht hinzuweiſen. Mit dem Kraftwagen in den Too Meldung des DNB. Angermünde, 21. Juli. Auf der Berliner Chauſſee in der Nähe von Schmargendorf ereignete ſich am Samstag früh ein ſchweres Kraftwagen⸗ unglück, dem der Bezirkswalter der Dc, Waldemar Drieſt aus Gollnow(Pommern) zum Opfer fiel. Ein Berliner Perſonenkraftwagen, in dem ſich die Bezirkswalter Drieſt(Gollnow), Koblinſki(Gollnow) und Jordey(Stettin) auf der Fahrt nach Stettin befanden, geriet im 70⸗Km.⸗ Tempo ins Schleudern, kam auf den Sommerweg, fuhr gegen einige Steine, geriet wieder auf die Straße und überſchlug ſich infolge plötzlichen Brem⸗ ſens. Während Jordey, der den Wagen ſteuerte, mit Bein⸗ und Bruſtquetſchungen davonkam, drang dem neben ihm ſitzenden Drieſt eine Schraube ins Gehirn; er war zofort tot. Bezirkswalter Koblinſki wurde am Kopfe ſchwer verletzt. 50 Opfer der Hitze in Amerika — Neuyork, 21. Juli. Die noch immer anhal⸗ tende Hitzewelle hat bisher über 50 Todesfälle verurſacht. Die Hitze in Neuyork iſt infolge der hohen Luftfeuchtigkeit geradezu erſtickend. In Kanſas City wurden Temperaturen von 42 Grad ge⸗ meſſen, in Oklahoma ſogar 46 Grad. 8 Die Radikalifierung Amerikas Von Dr. Paul Rohrbach Die Vorgänge in San Franzisko ſind an ſich ernſt genug. Sie ſind aber mehr als ein bloßer Generalſtreik in einer großen Stadt, ſie ſind ein Anzeichen dafür, daß Amerika eine tiefgreifende Umwandlung ſeiner ſozialen Zuſtände erlebt. Die Amerikaner lernen jetzt, was es heißt, es mit einer ſozialen Frage von der Art zu tun zu haben, wie ſie die großen europäiſchen Induſtrieländer ſeit einem Jahrhundert bewegt. Früher, im Zeitalter des Wohlergehens, der „Proſperity“, waren die ſoztalen Zuſtände in Ame⸗ rika von denen Europas ſo verſchieden, daß man ſie mit eigenen Augen kennenlernen mußte, um das unglaublich Scheinende zu glauben. Als ich vor zehn Jahren eine Fahrt von Los Angeles nach San Diego in Kalifornien machte, kam ich mit meinem Gaſtfreund unterwegs an einem Neubau vorbei, bet dem ſechs Kraftwagen ſtanden.„Die gehören den ſechs Maurern, die hier arbeiten,“ wurde ich belehrt. Der Tagelohn eines Maurers in dem ſich raſend ſchnell vergrößernden Los Angeles betrug 14 Dollar, und ein Stukkateur, allerdings der höchſtbezahlte Handwerker, verdiente ſogar 18 Dollar(damals rund 75.50%) am Tag! Bei demſelben Beſuch in Amerika erzählte mir ein Profeſſor der Columbia⸗ Univerſität in Neuyork:„Wir haben in Neuyork 50000 Studenten und 5000 Maurer. Wenn die 50 000 Studenten im Atlantiſchen Ozean verſchwinden wiſte⸗ den, ſo würde das für Neuyork nichts ausmachen, wenn aber die 5000 Maurer umkämen, ſo wäre das eine Kataſtrophe!“ Die Induſtriearbeiter ſtanden ſich nicht ſo gut als die Handwerker, aber im Vergleich zu ihren europätſchen Kollegen ging es auch ihnen glänzend. Bet ihnen mußte man zwiſchen den kürzlich ein⸗ gewanderten Elementen und den vollbürtigen Ame⸗ rikanern unterſcheiden. Die erſteren taten haupt⸗ ſächlich die ſchwere, ſchmutzige und am ſchlechteſten bezahlte Arbeit, namentlich in den Kohlengruben des Oſtens, und wenn unter ihnen eine Lohnbewe⸗ gung entſtand, ſo wurde ſie von der bewaffneten Privatpolizei der Bergwerksmagnaten brutal unter⸗ drückt. Upton Sinelair hat dieſe Zuſtände beredt genug geſchildert. Die Behörden kümmerten ſich nicht darum, oder höchſtens in dem Sinne, daß der Sheriff zur Verfügung der Direktoren war. Der wirkliche Amerikaner war ſelten Induſtriearbeiter nach Art des europäiſchen. Er fühlte ſich auch gar nicht einer„Arbeiterklaſſe“ zugehörig, noch viel weniger einem Proletariat, ſondern er rechnete dax⸗ auf, daß es ihm eines Tages glücken würde, etwas Selbſtändiges anzufangen,„hand work“ mit„brain work“ zu vertauſchen.„Brain work“ war alles, was nicht Lohnarbeit war, womit ein anſtelliger Kopf in die Höhe kommen konnte. Darum ſpielte die So⸗ zialdemokratie, als typiſche Klaſſenpartet, in Ame⸗ rika auch eine ſehr geringe Rolle. Dieſer Zuſtand hat ſich durch die nun ſchon vier Jahre andauernde Kriſis der amerikaniſchen Wirt⸗ ſchaft aufgelöſt. Trotz aller Bemühungen Rooſevelts beträgt die Zahl der Arbeitsloſen immer noch etwa elf Millionen. Zur Rooſeveltſchen Wirtſchaftspolitik, die hier im einzelnen nicht erörtert werden ſoll, ge⸗ hört bekanntlich auch ein bedeutſames Stück Sozial⸗ reform. Die berühmte„National Recovery Act“ (N. R..) will bewußt die Gewerkſchaften ſtärken, in⸗ dem ſie ihnen das früher nur mehr auf dem Papier ſtehende, auch kaum je ernſthaft gebrauchte Koali⸗ tionsrecht gewährleiſtet. Das Koalitionsrecht be⸗ dingt ſelbſtverſtändlich auch das Streikrecht, ſo wie es jetzt von den amerikaniſchen Arbeitern geübt wird. Die Induſtriellen ſind aus alter Gewöhnung Feinde von Arbeiterrechten dieſer Art auf amerika⸗ niſchem Boden. Die Arbeiter ihrerſeits verfolgen jetzt mit ihren Streiks zwei an ſich verſchiedene, in der Praxis ſich leicht vermiſchende Ziele: das Koalitionsrecht zu behaupten und höhere Löhne zu erzwingen. Die Induſtriellen ſind ebenſo gegen die Nötigung, nur mit der geſchloſſenen Ge⸗ werkſchaft zu verhandeln, wie gegen die Lohn⸗ erhöhung, die ihnen die ohnehin fragliche Abfatzbeſ⸗ ſerung wieder fortnehmen würde. Man ſieht, es ſind die Erfahrungen, die während der ſozialen Kriſen in Europa ſchon ſeit Menſchenaltern gemacht wor⸗ den ſind, und die jetzt auch Amerika zu koſten be⸗ kommt. Die amerikaniſche Arbeiterschaft iſt radikali⸗ ſiert und beginnt ſich gegenüber dem Unternehmer⸗ tum als Klaſſe zu fühlen. Was eigentlich den Anlaß zum Generalſtreik in San Franzisko gegeben hat, geht aus den Meldungen nicht klar hervor. Der Streikbeſchluß iſt am 14. Juli abends gefaßt worden, 110 Gewerkſchaften waren dafür, nur 3 dagegen, 49 enthielten ſich der Stimme, weil ſie in der Eile keine Vollmacht von ihren Mitgliedern hatten erhalten können. Am Dienstag fürchtete man die Ausdehnung auf alle pazifiſchen Staaten. Es glimmten aber auch ſchon Brände im Süden, in Alabama, und im Oſten, in Kentucky auf Rooſevelt war, bevor der Ausbruch in neue Mannheimer Jeitung Mannheimer General-Anzeiger ö Verlag, Schriftleitung u. Hauptgeſchäftsſtelle: N 1, 46. Fernſprecher: Sammel⸗RNummer 24951 Abbeſtellungen müſſen bis ſpäteſt. 25. f. d. folgend. Monat erfolgen. Poſtſcheck⸗ Konto: Karlsruhe Nummer 17590— Drahtanſchrift: Nemazert Mannheim 4 2. Seite/ Nummer 33 3 Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 21. Juli/ Sonntag, 22. Juli 1934 San Franzisko in Sicht kam, auf eine Erholungs⸗ reiſe nach Hawaii gegangen und kann vorerſt ſein zweifellos großes Talent zu beruhigender Einwir⸗ kung nur auf drahtloſem Wege ausüben. Das Streikfieber ſchwelt ſchon ſeit Monaten, aber bisher gelang es dem Präſidenten, die drohenden Kämpfe, erſt in der Auto⸗ und Baumwoll-, zuletzt, Anfang Juni, auch in der Eiſeninduſtrie, noch im letzten Augenblick au leichen. Generalſtreiks mit ge⸗ waltſamer Verhinderung des Verkehrs und der Lebensmittelverſorgung ſind bei der amerikaniſchen Arbeiterſchaft etwas Neues; die Farmer haben es allerdings ſchon öfters verſucht, ganze Städte dadurch gur Bewilligung höherer Preiſe zu zwingen, daß ſie die Lebensmitteltransporte bewaffnet aufhielten. Man kann nicht leugnen, daß eine Welle von Ent⸗ täuſchung durch die Staaten geht. Im Herbſt gibt es wieder Wahlen zum Kongreß, und die können für die jetzt herrſchenden Demokraten gefährlich werden, wenn die Unzufriedenheit ſich ſteigert und die Ar⸗ beitermaſſen mit radikalen Forderungen auftreten. Der jetzige Kongreß, der dem Präſidenten in Amerika⸗ nie dageweſene Vollmachten bewilligt hat, daher ſpöt⸗ tiſch„Ves⸗Nes⸗Kongreß“ genannt, iſt vertagt, und die nach Hauſe gegangenen Abgeordneten müſſen nun ihren Wählern die verlangte Rechenſchaft geben. Stark kritiſiert wird die Finauzwirtſchaft. An ſtaat⸗ lichen Geldern für wirtſchaftliche Nothilfe ſind bis zum 30. Juni über vier Milliarden Dollar ausgege⸗ ben worden. Der monatliche Aufwand hierfür ſtieg vom Oktober 1932 bis zum April 1934 von 112 auf 470 Millionen Dollar! Die Staatsſchuld, ein⸗ ſchließlich der Vorſchüſſe an die Alliierten aus An⸗ laß des Weltkrieges, beträgt über 27 Milliarden Dollar. Bei den Wahlen im März 1933 charakteri⸗ ſierten die ſiegreich gebliebenen Demokraten die Wirtſchaftsdepreſſion als einen durch die republi⸗ kaniſche Mißwirtſchaft hervorgerufenen Zuſtand. Jetzt werden ſie ſich die Umkehrung der Beweisführung ge⸗ fallen laſſen müſſen. Freie Bahn für den Arbeitsdienſt — Berlin, 21. Juli. Der Leiter der Unterrichtsabteilung in der Reichsleitung des Arbeitsdienſtes, Gauarbeits⸗ führer Kretzſchmann, äußert ſich im„Deutſchen Arbeitsdienſt“ über die Auswirkungen des 30. Juni für den Arbeitsdienſt. Er betont, daß mit der Er⸗ neunnung des Staatsſekretärs Hierl zum Reichs⸗ köommiſſar des Arbeitsdienſtes die Bahn für einen wahrhaft nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſt frei ſei. Die Zeit ſei endgültig vorüber, in der man den Arbeitsdienſt als eine An⸗ gelegenheit der arbeitsloſen Jugend anſah. Nie⸗ mand wage heute mehr, der grundſätzlichen Forde⸗ rung einer allgemeinen und gleichen Ar⸗ heitsdienſtpflicht offen entgegenzutreten. Der Referent ſtellt demgegenüber feſt, daß es im Natio⸗ Ualſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeitsdienſt keine Aus⸗ nahmen für die Söhne beſitzender Stände geben wird, keinen Loskauf und kein Ein jäh⸗ rigen Privileg. Der NS⸗Arbeitsdienſt ſei die große Erziehungsſchule der deutſchen Jugend. Deshalb, ſo erklärt Kretſchmann laut ND, iſt auch der 30. Juni 1934 ein Tag geweſen, der allen ſichtbar, äuch für den Arbeitsdienſt die Forderung des Führervorlebens wiederum herausgeſtellt hat- Auch hier waren für den NSA D klare Wege ge⸗ wieſen, und manch eine nur Vorgeſetztennatur, die nicht jugend⸗ und frontverbunden war, mußte den Arbeitsdienſt verlaſſen. Was der Führer in ſeinen 12 Punkten vom 30. Juni fordere, muß und wird ſelbſtverſtändlich Gedankengut bei allen Führern und Unterführern des Arbeitsdienſtes ſein. Es war eine ſelbſtverſtändliche äußere Forderung, daß der Reichs⸗ arbeitsführer am 6. Juli anordnete, daß ſich ſämtliche Führer im Arbeitsdienſt entſcheiden müſſen, ob ſie reſtlos und bedingungslos ſich dem nationalſoziali⸗ ſtiſchen Wollen einfügen. Kretſchmann ſagt zum Schluß, daß die Vorausſetzungen für einen weiteren Ausbau des nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſtes geſchaffen ſeien. Es ſei Allgemeingut des Denkens der deutſchen Jugend geworden, ein Jahr Arbeits⸗ dienſt für Volk und Staat zu leiſten. Der Maler Iranz Rad ziwill, Ausſtellung in der Galerie Buck In der Mannheimer Kunſthalle hängt ſeit Jahren das Bild einer Kirchhofsmauer. Der Maler heißt Franz Radziwill. Aber dieſes Bild ſagt über ſeine Art und Kunſt nur ſehr wenig aus. Dabei gehört der Künſtler zu den eigenwlligſten Erſcheinun⸗ gen unter den lebenden deutſchen Malern: eigen⸗ willig nicht in der berechnenden Abſicht, auf ſich auf⸗ merkſam zu machen, ſondern aus innerem Zwang, ſo zu ſein, wie er iſt. d Der Lebensweg iſt einfach. Franz Radziwill iſt geboren am 6. Februar 1895 in Strohauſen bei Ro⸗ denkirch in der oldenburgiſchen Weſermarſch als Sohn eines Töpfermeiſters mit ſlawiſchem Bluteinſchlag und einer frieſiſchen Mutter. Zweifellos ergibt ſich aus dieſem Bluterbe die Un⸗ ausgeglichenheit ſeeliſcher Spannungen, die uns aus manchen Bildern heraus beinahe ängſtigt. Der junge Radziwill erlernt das Maurerhandwerk, wird Bau⸗ gewerkſchüler, beſucht dann die Kunſtgewerbeſchule in Bremen da bricht der Krieg aus und ſchleudert den Zwanzigjährigen in den Strudel ungeheuerſten⸗ Geſchehens. In ihm wird der Maler. Nach Kriegs⸗ ende bildet ſich Radziwill in Berlin weiter, zieht ſich dann auf zehn Jahre in die Abgeſchiedenheit ländlichen Lebens am Jadebuſen zurück, arbeitet da⸗ zwiſchen ein Jahr in Dresden, iſt in Holland und wirkt heute im Rheinland. In der auſſchlußreichen Schau von gut zwei Duk⸗ gend Arbeiten, die in der Galerie Buck zuſammenge⸗ ſtellt ſind, fehlen Gemälde aus der Frühzeit des Ma⸗ lers. Sie bedienten ſich, wie berichtet wird, des Stils jener geſteigerten Ausdruckskunſt, die als„Expreſſio⸗ nismus“ von Modemalern und Kunſt,händlern“ ent⸗ wertet worden iſt. Bei Radziwill müſſen die Bilder dieſer Art von einer unbedingten Ehrlichkeit erfüllt geweſen ſein; dieſen Rückſchluß erlaubt das ſpätere Werk. Dieſe Anfänge ſind erwachſen aus der ſeeliſchen Grundhaltung des Malers: ihm iſt das Bild mehr als Schein und bunter Abglanz der Wirklichkeit. Radziwill hat niemals impreſſioniſtiſch gemalt. Er gibt die maleriſch gefüllte, gefeſtigte Form. Seine Kleinmalerei, die nicht kleinlich wirkt, iſt das Ergebnis einer bis ins einzelne gehnden Erfaſſung des Gegenſtändlichen. Auf dieſem Weg Der Luftdienſt Deulſchland⸗Sſidamerika Eine wöchentliche Schnellverbindung eingerichtet Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 21. Juli. Von heute ab wird der ſeit Februar d. J. regel⸗ mäßig alle 14 Tage von der Deutſchen Luft⸗Hanſa durchgeführte Luftpoſtdienſt von Deutſch⸗ land nach Braſilien und Argentinien in Zuſammenarbeit mit dem Luftſchiffbau„Graf Zep⸗ pelin“ zu einem wöchentlichen Dienſt ver⸗ dichtet. Bis zum 27. Oktober d. J. wird der regel⸗ mäßige Luftpoſtdienſt Deutſchland Südamerika ab⸗ wechſelnd von der Deutſchen Luft⸗Hauſa und dem Luftſchiff„Graf Zeppelin“ durchgeführt, d. h. in der einen Woche fliegt die Luft⸗Hanſa nach Südamerika, während in der darauffolgenden das Luftſchiff die Fahrt nach Rio de Janeiro antritt. Wenn das Luft⸗ ſchiff im Oktober ſeine regelmäßigen Fahrten ein⸗ ſtellt, übernimmt die Deutſche Luft⸗Hanſa allein die Durchführung des wöchentlichen Luftoͤienſtes über den Südatlantik. * Seit Jahren verfolgte die Deutſche Luft⸗Hanſa den kühnen Plan, eine Luftverbindung nach Ame⸗ rika zu ſchaffen. Abgeſehen von den techniſchen Schwierigkeiten lagen für Deutſchland die Verhält⸗ niſſe hier beſonders ungünſtig. Deutſchland, ohne Kolonialbeſitz, verfügt über keine Stützpunkte in Ueberſee, die allen anderen Großmächten zur Ver⸗ fügung ſtehen. Es fehlten ſo die wichtigſten Voraus⸗ ſetzungen für eine derartige Luftbrücke. Wenn den⸗ noch der Luftweg über den Ozean von der Deutſchen Luft⸗Hanſa dem planmäßigen Verkehr erſchloſſen wurde und heute die deutſchen Flugboote im regel⸗ mäßigen Poſtdienſt den Atlantik überqueren, ſo iſt das ein Beweis dafür, daß der Friedenswille des dentſchen Volkes und der Wunſch, dem Weltverkehr und dem Welthandel zu dienen, größer waren als dieſe großen Hemmniſſe. Jahrelange Vorbereitungen und die verſchiedenſten Verſuche waren erforderlich, bevor die deutſche Luft⸗ Hanſa an die Schaffung des ſchwim menden Flugſtützpunktes„Weſtfalen“ und die Aufnahme des Flugdienſtes gehen konnte. Am 2. Februar d. J. wurde der regelmäßige Verkehr aufgenommen, zunächſt in latägiger Folge. Enge Zuſammenarbeit, genaues Einſpielen aufeinander der an dieſem Dienſt Beteiligten iſt notwendig, um einen Ozeanluftverkehr aufrechtzuerhalten, wie wir ihn zur Zeit ſchon beſitzen. Deutſche Zuverläſſigkeit und Gründlichkeit haben das in erſter Linie er⸗ möglicht. Durch Schaffung des ſchwimmenden Flugſtütz⸗ punktes iſt es gelungen, weitgehend von den herr⸗ ſchenden Wetter⸗ und Waſſerverhältniſſen unabhän⸗ gig zu werden. Der Dampfer„Weſtfalen“, der erſte ſchwimmende Flugſtützpunkt der Welt, iſt in der Lage, den wechſelnden Wetterlagen durch Standort⸗ wechſel zu entſprechen und ſo den Flug durch das jeweils günſtigſte Wetter möglich zu machen. Da⸗ durch, daß die Flughvote des deutſchen Transozean⸗ dienſtes an keinen ſtarren Flugweg gebunden ſind, iſt es gelungen, nicht nur die planmäßig ange Jetzte Reiſezeit einzuhalten, ſondern in den meiſten Fällen dieſe zum Teil ganz erheblich zu überßieten. Die in Natal⸗Pernumbuco in Braſilien eintref⸗ fenden deutſchen Dornier⸗BMW⸗Walflugboote über⸗ geben ihre Poſt an die Flugzeuge der braſilianiſchen Luftverkehrsgeſellſchaft Syndicato Condor Ltd., die der Deutſchen Lufthanſa naheſteht. Das Kondor⸗ ndikat, das ausſchließlich mit deutſchen Flugzeugen fliegt, übernimmt die Weiterleitung der Poſt über Rio de Janeiro bis nach Buenos Aires, der Haupt⸗ ſtadt Argentiniens. Vor kurzem erſt hat der Präſident der argen⸗ tiniſchen Republik mit dem Kondorſyndikat einen Luftpoſtvertrag abgeſchloſſen, ſo daß nun auch dieſer große ſüdamerikaniſche Staat kommt Radziwill zu einer im Alltäglichen verwur⸗ zelten Verſtändlichkeit, ohne platt zu werden. Wenn man ihn in dieſen Bildern nüchtern nennt, muß man ſich klar ſein, daß Nüchternheit nicht Seelenloſigkeit bedeutet, ſo wenig wie Gefühl immer gleich Senti⸗ mentalität zu ſetzen iſt. Doch: über die germaniſche Klarheit frieſiſchen Weſens und ſeine Verhaltenheit wirft das flawiſche Erbe zuweilen zuckende Schatten und dann brodelt etwas in den Bildern, das uns ſchreckt. Zuweilen löſt ſich dieſe Spannung in Schöpfungen von märchenhafter Spukhaftigkeit. Bei jedem Maler wird man in beſtimmten Ab⸗ ſchnitten ſeines Schaffens feſtſtellen können, mit wel⸗ chen(meiſt techniſchen) Fragen es ſich auseinander⸗ ſetzt und woher ihm der Anſtoß dazu gekommen iſt. Bei Radziwill, der ſich ſein Können ſelbſt erarbeitet hat, wird man Einſchläge deſſen finden, was man neue Sachlichkeit nannte. Dieſe muß ihn beſchäftigt haben. Die Holländer ſind ihm nicht fremd und vor allem die alten deutſchen Meiſter. Aber niemals ſt Radziwill einer, der übernimmt oder nachahmt oder altertümelt, auch wenn zuweilen ſeine Berge und Bäume ausſehen, als ſeien ſie etwa von Altdorfer oder ſeinen Zeitgenoſſen um 1500. Drei Bilder ſind leicht als Uebergänge oder Vor⸗ ſtufen des Späteren zu erkennen. Der„Feier⸗ abend“ mit der robuſten Härte ſetner kühlen und ſchweren Farben und einer nicht ganz geſchloſſenen Kompoſition; ſehr bezeichnend für des Malers Mut zum Alltäglichen, das doch mehr iſt als Abſchilderung in realiſtiſcher Manier. Die„Landſchaft mit rotem Himmel“, geſchloſſener als Bild, reicher an gekonnten Einzelheiten, und die„Hafenein⸗ fahrt“. Prachtvoll, wie hier die langſame Be⸗ wegung des nur im Teilausſchnitt zu ſehenden Ueberſeedampfers durch die Anordnung der beherr⸗ ſchenden Horizontalen zwingend zum Ausdruck kommt. Problematiſch der Leuchtturm links und der Himmel. Allen drei Bildern gibt in erſter Linie der Him⸗ mel mit ſeinem Farbenfeuerwerk einen beſonderen, faſt unwirklichen Charakter und etwas— man er⸗ laube das Parador— Unterirdiſches. Von dieſen Bildern aus führen die Wege zu anderen. Land⸗ unmittelbar an die deutſche Atlantik⸗Luftver⸗ bindung augeſchloſſen iſt. An der techniſchen Abwicklung des Flugverkehrs nach Braſtlien iſt vor allem die Steigerung der Fluggeſchwindigkeit intereſſant. Der erſte Flug erfolgte am 3. Februar morgens 9 Uhr mit dem Start des Heinkel⸗Schnellflugzeuges HE 70 in Stutt⸗ gart zur erſten Etappe nach Sevilla. Von dort wurde die erſte Poſt nach Las Palmas und ſchließlich nach Bathurſt in Britſch⸗Gambien gebracht, wo die eigent⸗ liche Atlantikſtrecke beginnt. Von dem Flugſtütz⸗ punkt„Weſtfalen“ wurde dann das Dornier⸗Flug⸗ boot„Taifun“ mit dem Heinkel⸗Katapult geſtartet und landete am 7. Februar 17.08 Uhr in Natal. Dort übernahmen die Flugzeuge der braſilianiſchen Flug⸗ linie die Poſt, um ſie nach Buenos Aires zu bringen. Die Geſamtflugſtrecke betrug 13 900 Kilometer. Der Rückflug erfolgte am 9. Februar um.40 Uhr in Natal auf derſelben Streckenführung nach Ber⸗ lin, wo das HE 70⸗Schnellflugzeug, von Stuttgart kommend, am Montag, den 12. Februar nachmittags 18.20 Uhr auf dem Tempelhofer Feld eintraf. Von Natal⸗Pernambuco in Braſilien bis nach Berlin hatte die erſte ſüdamerikaniſche Luftpoſt alſo nur 3 Tage 8 Stunden und 40 Minuten ge⸗ braucht. Das Ziel, die Verbindung mit Süd⸗ amerika, war alſo voll erreicht worden. Einen her⸗ vorragenden Anteil daran hatte auch die deutſche Seewarte Hamburg, die auf der„Weſtfalen“ eine Wetterbeobachtungsſtelle eingerichtet hat. Die folgenden Flüge wurden in immer kürze⸗ ren Zeiträumen durchgeführt. Die kürzeſte Flugzeit hatte bis jetzt die Luftpoſt, die am Freitag, den 6. April.14 Uhr Natal⸗Pernam⸗ buco verließ und am 9. April.59 Uhr in Stuttgart eintraf, alſo nach einer Flugzeit von nur 2 Tagen und 23 Stunden. Damit war der bisherige Re⸗ kord, der bei 3% Tagen ſtand, um mehr als einen halben Tag überboten worden. Die wirkliche Lei⸗ ſtung der Deutſchen Lufthanſa an dieſem Dienſt er⸗ kennt man vor allem, wenn man die Zeiten der franzöſiſchen Atlantikpoſt mit ihm ver⸗ gleicht. So war der Poſtſchluß für die franzöſiſche Poſtſtrecke der Air France bereits am Samstag, den 17. März, in Rio de Janeiro; dieſe Poſt erreichte Berlin erſt am Dienstag, den 27. März, war alſo fünf Tage länger unterwegs als die deutſche Poſt. Dieſer außerordentliche Zeitgewinn zeigt am deut⸗ lichſten die Ueberlegenheit des deutſchen Dienſtes. Sie iſt um ſo höher zu veranſchlagen, als die Fran⸗ zoſen ſchon auf eine jahrelange Erfahrung zurück⸗ blicken. Für das deutſche Anſehen im Auslande ſpielt dieſe Leiſtung der Deutſchen Lufthanſa eine nicht unweſentliche Rolle, und die vielen Anerkennungen gerade im Ausland, wie die oben erwähnte Ueber⸗ tragung des Luftpoſtdienſtes auf die von Deutſchland beflogene Linie des Kondorſyndikats beweiſen es immer wieder. So iſt gerade der deutſche Flugver⸗ kehr berufen, für das neue Deutſchland im Ausland zu werben und den Beweis zu erbringen, was deutſche Leiſtung und Schaffungskraft vermag. Ein Engländer über Deutſchland München, 21. Juli Der Führer Gardener, der 400 zur Zeit in Mün⸗ chen weilenden Engländer, hat einem ausländiſchen Preſſevertreter gegenüber erklärt, daß die 400 Eng⸗ länder über die deutſche Gaſtfreundſchaft und über die Liebenswürdigkeit erfreut ſeien, mit der ihnen überall begegnet würde. Die Engländer begrüßten die Maßnahme der nationalſozialiſtiſchen Regie⸗ rung, durch die billige Reifen durch Deutſchland ge⸗ ſchaffen wurden. Das habe zur Folge, daß die Eng⸗ länder fetzt bedeutend mehr reiſen würden, als es ſonſt möglich wäre. Gardener betonte, daß allen in England verbreiteten Gerüchten entgegen, kein Menſch in Deutſchland vom Krieg rede. ſchaft“, grandios ins Spukhafte geſteigert ohne Ge⸗ waltſamkeit; Mondſchein ohne Sentimentalität, aber mit allen Geheimniſſen, die durch die Nacht raunen. Verwandt ein Aquarell: Winterabend. Ein hoher, perlmuttſilberner Himmel ſteht über der„Jade⸗ Küſte“; ein Bild voll Weite und Ruhe. Die Me⸗ lancholie des Verlaſſenſeins klingt durch die„Häu⸗ ſer am Kanal, einem in ſeiner Klarheit und ſei⸗ nem harmoniſchen Farbenaufbau ganz prachtvollen Bild. Ein paar ſehr ſtoffliche Stilleben haben den Glanz des Emails; Aquarelle zeigen meiſt Landſchaften; Zeichnungen— von beſonderer Schönheit eine rot und grün getönte Federzeichnung — ein Selbſtbildnis, anſcheinend früheren Da⸗ tums— das ſind Dinge, die das Hauptwerk umſpie⸗ len und den Geſamteindruck abrunden, der beſagt: eine ſtarke, einmalige, eigenartige Perſön⸗ lichkeit und ein Maler von Rang. 5 Dr.., E. S. Geheimnis um Jerome Von Will Scheller Bei den Maskeraden, die Seine weſtfäliſche Ma⸗ jeſtät, Jéréme, in Wilhelmshöhe, das damals Napo⸗ leonshöhe hieß, veranſtaltete, iſt nach Aufzeichnungen der Zeitgenoſſen ſehr genau der höfiſchen Vorſchrift gemäß entſprochen worden. Der Beſucher mußte zu⸗ nächſt einmal beim Hofportier die Einladungskarte vorlegen und danach durch einen Huiſſier eine zweite Prüfung durchmachen, bis ihn ein Kammerherr des Königs in großer Gala, der zu den deutſchen Ver⸗ trauten des Hofes gehörte, empfing und von jedem Teilnehmer das Ablegen der Maske und die An⸗ gabe des Namens forderte. Es zeigte ſich nach die⸗ ſen Anordnungen alſo ein höchſt ſorgfältiges Zere⸗ moniell, das unlautere Elemente nicht in die könig⸗ lichen Feſte ſich einſchleichen laſſen konnte. Trotz alledem hat ein Begebnis vorkommen können, das den König aufs äußerſte frappieren und die Um⸗ gebung ſowohl im allgemeinen wie die höhere Po⸗ lizei im beſonderen auf das befremdendſte berühren ſollte. f f 8 8 Die königliche Familie und der Hof waren eben verſammelt, mit dem Ballettmeiſter die ab⸗ ſchließende Frangaiſe anzuordnen, als ſpäte und unerwartete Gäſte in den Saal traten. Die Flügeltüren öffneten ſich, und unter Verzicht jeder dierenden eine klare Dienſteinteilung zu ſchafſen, die Kleine Tageschronik Warſchau in Erwartung der Hochwaſſerwelle — Warſchau, 21. Juli. In Warſchau erreichte de Waſſerſtand der Weichſel am Samstag früh bereits 4,53 Meter und nähert ſich damit immer mehr dem Gefahrenpunkt. Er nimmt durchſchnitt⸗ lich um 9 Zentimeter in der Stunde zu. Die Vor⸗ bereitungsarbeiten für die Räumung der be⸗ drohten Vororte ſind in vollem Gange und größtenteils ſchon abgeſchloſſen. Vier Pionier⸗ abteilungen und Arbeiterkolonnen überwachen die Weichſeldämme. Die Garniſon von Warſchau ſteht in Alarmbereitſchaft. Schweres Manöverunglück in Südtirol — Mailand, 21. Juli. Als bei Partſchins unweit Meran in einem Paßübergang eine Gruppe von Ar⸗ tillerieſoldaten eine zu Manöverzwecken errichtete Fernſprechleitung abmontierte, fiel ein Draht auf die den Paßübergang durchziehende Hochſpan⸗ nungsleitung. Ein Leutnant und zwei Mann, die den Draht in den Händen hatten, wurden auf der Stelle getötet. Ein vierter Soldat er⸗ litt einen Nervenſchock. Durch den Fußboden ins Waſchfaß gefallen — Mailand, 21. Juli. Ein ſeltſames Aben⸗ teuer hatte eine 220 Pfund ſchwere Frau in Bergamo, die trotz der Warnung eines Zimmer⸗ mannes eine Küche durchquerte, als der Fußboden gerade neu gelegt war. Der Boden gab nach und die ſchwere Frau, die im dritten Stock wohnte, ſtürzte mit voller Wucht in einen Raum des zweiten Stockes, wo ſie vor ſchweren Verletzungen nur dadurch be⸗ wahrt blieb, daß ſie ausgerechnet in ein bis zum Rande gefülltes Waſchfaß fiel. Hagelſturm über dem Teſſin — Mailand, 21. Jult. Am Freitag wurde der nördliche Teil des Teſſin von einem Orkan mit Hagelſchlag heimge⸗ ſucht. Der Sturm wütete über eine Stunde lang. Auf den Talſtraßen lag der Hagel über einen Meter hoch. Der Verkehr ruhte völlig. Der Schaden in den Weinbergen und auf den Feldern iſt ſehr groß. Wolkenbruch verurſacht Zugentgleiſung — Mailand, 21. Juli. Am Freitag entgleiſte der vom Brenner kommende fahrplanmäßige Nacht⸗ ſchnellzug auf der Strecke Bozen Trient in der Nähe von Nave San Feice. Die Lokomotive, der Gepäck⸗ und Poſtwagen, ein Wagen 3. Klaſſe und ein durchgehender Wagen Mätinchen—Venti⸗ miglia wurden aus den Gleiſen gehoben. Der Un⸗ fall iſt darauf zurückzuführen, daß ein unmittelbar vor der Durchfahrt des Zuges niedergehender Wolkenbruch große Steine und Erdmaſſen in rund 1 Meter Höhe auf den Bahnkörper geſpült hatte. Der Heizer, der Zugführer und ein Fahr⸗ gaſt erlitten leichtere Verletzungen. Die Aufräu⸗ mungsarbeiten werden in zwei Tagen beendet ſein. Der Verkehr wird inzwiſchen über ein zweites Nebengleis weitergeführt. Anſchlagsplan gegen Venizelos? — Athen, 21. Juli. tria“, ein Blatt des früheren Miniſterpräſtdenten Venizelos, erfahren haben will, ſeien vier Geg⸗ ner Venizelos nach Frankreich abgereiſt, um dort einen Anſchlag auf den früheren Miniſterpräſi⸗ denten zu verüben. Die franzöſtſche Polizei ſei dem⸗ entſprechend verſtändigt worden. Hauptſchriftleiter: Hans Alfred Meißner(im Urlaub) (Stellvertreter: C. O. Eiſenbart) Verantwortlich für Politik: i. V. C. O. Eiſenbart ⸗ Handelsteil: i. B. Willy Müller Feuilleton: Carl Onno Eiſenbart Lokalen Teil: i. V. C. W. Fennel Sport: Willy Müller ⸗Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht und den übrigen Teil! Curt With. Fennel— Anzeigen und geſchäft⸗ liche Mitteilungen: i. B. Gg. 1 ſämtlich in Mannheim„Herausgeber, Drucker und 9 Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung, Mannheim, R 1,—8 3 Schriftleitung in Berlin: Dr. Fritz Fillies, W 35, Viktoriaſtraße 4 Abend⸗Ausgabe A 12917 Ausgabe B 8320, Geſamt⸗D.⸗A. Juni 1934 21287 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr- Rückſendung nur bei Rückporto Maske erſchien im Schimmer einer etwas fremd⸗ artigen Eleganz eine buchſtäblich bildſchöne Dame, die in Begleitung eines reizenden vierjährigen Jungens geradeswegs der Königin entgegenſchritt. Eine Reihe von Damen und Herren formierten eine Art von Gefolgſchaft. Die Dame mit dem Knaben ver⸗ neigte ſich vor der Königin in würdigſter Weiſe und verließ unangefochten mit den Ihrigen den Saal, während Jéröme, gleichſam mit einer Hand aufs Herz geſchlagen, mit ſeinen ihm umgebenden Freun⸗ den aus Amerika Eliſabeth Patterſon er⸗ kannte, ſeine erſte Gattin, die er mit ſeinem Sohn auf Befehl Napoleous hatte verlaſſen müſſen. Als der König und ſeine Umgebung endlich zur Wirklichkeit zurückgefunden hatten, waren die Fremden im Schloß entſchwunden, und es nützte kei⸗ nerlei Polizeiaktion, die Identität der unerwarte⸗ ten Beſucher, die doch auch die öreifache Unterſuchung hatten durchmachen müſſen, aufzuklären. Geheimnis⸗ voll, wie ſie vor Jérsmes und ſeiner Gäſte Augen ſichtbar geworden waren, waren ſie auch wieder ins Ungreifbare entrückt worden und kein Feſtteilneh⸗ mer wußte zu ſagen oder auch nur zu ahnen, wer ſich in der ſchönen Eliſabeth Patterſon maskiert ⸗ N oder beſſer, nicht maskiert hatte. Bei allen Vorſichts⸗ maßnahmen Ihrer weſtphäliſchen Majeſtät hat es füglich nicht verhindert werden können, daß ihre Menſchlichkeit einmal an der empfindlichſten Stelle getroffen wurde, und zwar von jemandem, der im allerhellſten Kerzenglanz einer Feſtlichkeit gleich⸗ wohl dunkel zu bleiben verſtand.. f Ein Dienſtplau für die Studentenſchaſk, Der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung, Ruſt, hat dem neuernannten Führet der Reichsſchaft der Studierenden, Andreas Feickert, mit der Ausarbeitung eines Geſamtdienſtpla⸗ nes für die Deutſche Studentenſchaft und die Deutſche Fachſchulſchaft beauftragt. Der Plam ſoll vor allem die Notwendigkeit der wiſſenſchaſtlichen Arbeit in Einklang bringen mit SA⸗Dienſt, Arbeits dienſt, Kameradſchaftserziehung, Anforderung Korporationen, Fachſchaftsarbeit und Arbeit des Na⸗ tionalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbundes. Gs wird angeſtrebt, im nächſten Semeſter für die Sin vor allem den Notwendigkeiten der wiſſenſchaftlichen Arbeit Rechnung trägt.„ . Wie die Morgenzeitung„Pa⸗ I 2 SCO V o u u 1 n r 1275 Samstag, 21. Juli Sonntag, 22. Juli 193. Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe 3. Seite Nummer 330 8o sieht der Brunholdisstuhl aus der Vogelschau aus Die Sonne brennt auf das Bergmaſſiv, das die Dürkheimer den Brunholdisſtuhl nennen. Kein Luftzug regt ſich, ſtill liegt die kleine Stadt mit den verblichenen Dächern, umſponnen von der Romantik der kleinen, verwinkelten Gaſſen. In den Wein⸗ bergen ſchaffen die Winzer und oben im Wald, am Brunholdisſtuhl, erklingen die Spitzhacken, hämmern die Aexte, rollen Loren über die Schienen, werden Hügel aufgeworfen. 40 Mann Notſtandsarbeiter, die die Dürkheimer Stadtverwaltung zur Verfügung geſtellt hat, ſind Tag um Tag hier am Werk. Jahrhunderte werden ausgegraben, Geheimniſſe, die unter Waldboden und Felsgeröll ſchlummerten, enthüllt, Römiſches und Germaniſches ſteigt aus der Verborgenheit auf, wird von Spaten und Hacke wieder ans Tageslicht ge⸗ bracht. Seit dem Frühjahr dieſes Jahres hat Direktor Spratere er, der Leiter des Hiſtoriſchen Muſeums in Sptyer, damit begonnen, einen bereits langgehegten Plan, nämlich die Enträtſelung des Brun⸗ holdisſtuhls, praktiſch in Angriff zu nehmen. Er hat dabei beſonders die Unterſtützung wiſſenſchaſtlich intereſſierter Kreiſe aus Bad Dürkheim gefunden. Gemeinſam mit Dr. Stoll, Studienrat Picker und dem Detmolder Vorgeſchichtsforſcher Wilhelm Teudt wurden die Vorarbeiten zu dieſem gewaltigen Unter⸗ nehmen geleiſtet. Dann, nachdem ihm 50 Arbeiter bewilligt waren, iſt er ſpäter zur Offenſive übergegangen. Er hat, trotzdem er aus Kreiſen der Fachwiſſenſchaft wiederholt ſcharf angegriffen wor⸗ den war, als er bereits 1917 darauf hingewieſen hatte, daß der Brunholdisſtuhl ein römiſcher Stein⸗ bruch und eine germaniſche Kultſtätte zugleich iſt, und kein mittelalterlicher Steinbruch geweſen iſt, Recht behalten! Wie eine rieſige Naſe ragt das Sandſteinmaſſiv des Brunholdisſtuhls ins Land hinein, das unten bon lachender Fruchtbarkeit ſtrotzt, an deſſen Hori⸗ zont die blaßblauen Konturen der Bergſtraße gezeich⸗ net ſind. Eine gewaltige Naturbühne iſt dieſer Fel⸗ ſeuſtuhl, der heute wieder freigelegt worden iſt und dem die Wiſſenſchaft mit ihren Hilfstruppen wieder das Geſicht geben will, das er vor 1700 Jahren ge⸗ habt hat. 5 5 Eine uralte mit ſeltſamen aſtronomiſchen Zeichen beſetzte Ringmauer, die„Heiden mauer“, wie ſie der Volksmund nennt, grenzt an die Fels⸗ wände des Brunholdisſtuhls. Ein gewaltiger ſtei⸗ nerner Ring, über deſſen eigentlichen Zweck man ſich heute noch nicht völlig klar iſt. Wahrſcheinlich haben leltiſche Druiden oder die Ppieſter früher germaniſcher Stämme dieſe aus aufgeſchichte⸗ ten Steinſtücken beſtehenden Wall, der Jahrtauſende überdauern ſollte und auch überdauern wird, errich⸗ ten laſſen, um dort ihre aſtronomiſchen Beobachtun⸗ gen und Berechnungen der Geſtirnlaufbahn vorneh⸗ men zu können. ö e Skizre von Dipl.Ing. X. Teuffel-Ludwyigshafen Die Arbeiter, die hier mit entblößtem, braunge⸗ branntem Oberkörper in der glühenden Hitze des Juli Tag um Tag am Werk ſind, die die Erdverklei⸗ dung abtragen, den Stein des Brunholdisſtuhles von ſeinen Feſſeln löſen, entdecken begeiſtert mit jedem Tag neue antike Funde, die hellſtes freudigſtes Leuch⸗ ten auf die Geſichter der hier weilenden Altertums⸗ forſcher zaubern. des amen U Es war damals unter den Germanen, die im Dienſt der Cäſaren ſtanden, häufig Brauch, ſich einen römiſchen Namen zuzulegen. Auch die Karika⸗ tur eines Vorarbeiters, eines primus magistri, der ſich anſcheinend bei ſeinen Untergebenen keiner allzu großen Beliebtheit erfreute, und der wahrſcheinlich Römer geweſen iſt, ſteckt noch im Geſtein. Man wird die ziemlich plump gehauene Zeichnung ebenſo wie die verhältnismäßig zahlreichen Inſchriften vorſichtig aus der Felswand ablöſen. „Woran erkennen Sie eigentlich, daß es die Legion war, die dieſen Steinbruch für ihre großen Militärgebäude in Mainz, Worms, im alten Köln und in Straßburg ausbeuten ließ?“ frage ich meinen archäologiſchen Ciceronen. Er lächelt, führt mich an gewaltigen Blöcken vor⸗ bei, die von den Legionär⸗Arbeitern mit dem eiſer⸗ nen Zweiſpitz nach einem Verfahren, das durchaus noch modern iſt, behauen und für den ſchwierigen Transport zum Rhein hinunter kunſtgerecht zurecht⸗ geſchnitten ſind, zu einer ſteinernen Wand, auf der man verſchiedene ſteil und ſteif in den Stein ein⸗ gekratzte Inſchriften leſen kann. „Aha, da ſteht es ja jetzt ganz groß:„Leg. XXII PP— die primigenia pia fidelis— die treue 22, Le⸗ gion des Kaiſers Caracalla oder des Severus. 22. E . Vor dem Brunholdisstuhl liegt von Weinbergen umgeben Sie ſchälen ſeltſame Zeichnungen aus dem Fels, meterhohe Sonnenräder, Pferde und menſchliche Fi⸗ guren und ihre Werkzeuge legen Namen frei, die Direktor Strater als die der Arbeiter, der„Vexila⸗ tionen“ bezeichnet, die hier in den Jahren 90260 n. Ehr. im Dienſt der 22. römiſchen Legion, die ihren Standort in Mainz, dem Moguntiacum der itali⸗ ſchen Eroberer beſaß, tätig waren. Der Urſus doſſus und der Gettonus, der Juſtinus und vielleicht der Mopeſu, die ſich hier mit ihren eiſernen Werkzeugen in ihren Mußeſtunden in den Fels einkratzten, ſie find, wie mir die Männer„vom Bau“ erzählten, keine Römer geweſen. Nein, dieſe Leute waren Germanen. Hinter dem römiſchen Urſus ver⸗ birgt ſich niemand anderes als der germaniſche Bär Germanisches und Römisches wird ausgebuddelt —— Bad Dürkheim Das iſt der römiſche Steinbruch! Noch bin ich beim Photographieren all der ſeltſamen Symbole, die aus Stein gehauen im Fels ſtecken, da gibt es einen kleinen Auflauf unter den Arbeitern, die unten in einer Grube links von uns mit der ganzen Wucht ihrer kräftigen ſtahlharten Arme die Hacken in den Sand ſchlagen, um das Brunholdis⸗ maſſiv wieder freizulegen... Ein Vorarbeiter läuft hinüber zu Direktor Sprater, hält in den Händen vorſichtig, als ſei es ein rohes Ei, ein braunes Etwas, in dem es matt metalliſch glitzert. Sprater lächelt zufrieden. „Sehen Sie, wieder eine prächtige Beſtätigung meiner Annahme, daß es ſich hier um einen römi⸗ ſchen und nicht um einen mittelalterlichen Stein⸗ bruch gehandelt hat. Das iſt der Reſt des Schuh⸗ werkzeuges eines römiſchen Legionärs, der vielleicht um 200 n. Chr. hier im Bruch ebenſo geſchwitzt hat wie heute die wackeren Männer dahinten mit ihren Werkzeugen, die eigentlich nur wenig beſſer ſind als die vor mehr als tauſend Jahren. Das iſt der Reſt des Leders, das die eiſernen Nägel darin Und wir verfallen bei einer Zigarette in ein Ge⸗ ſpräch über die römiſche Technik und über römiſches Organiſationstalent. Ich höre von den Militär⸗ ziegeleien in Rheinzabern und von den Frachtdien⸗ ſten, die man eingerichtet hatte, um die Steinblöcke aus dem Brunholdisbruch rheinauf⸗ oder abwärts in die römiſchen Garniſonen zu befördern, wo ſie zum Hausbau oder zu Denkmalsaunlagen verwandt wurden. Die ſteinernen Inſchriften, die man in Trier gefunden hat und die den militäriſchen Ruhm des Kaiſers Septimus Severus und des Kronprin⸗ zen Caracalla beſingen, eine ſteinerne Dank⸗ ſagung an die 22. Legion, die bei einer Belagerung durch die Germanen die Stadt vor dem Untergang rettete, die Inſchriften aus dem Badhaus des Cara⸗ calla in Mainz, der Grabſtein eines Kindes, der mit einer ſo poſtevollen Inſchrift geſchmückt war, daß man unſchwer die griechiſchen Einflüſſe auf die rö⸗ miſche Mentalität hier erkennt, all dieſe kunſtgerecht hemeißelten Sanoſteinplatten, ſie ſtammen letztlich aus Dürkheim. Dort ſaß das Material zu den Por⸗ 2 talen und Hermen. Was iſt es aber mit den ſelt⸗ ſamen Steinbildern? Nun, ſie erzählen uns vom religiöſen Brauchtum der germaniſchen Stämme, die zur Zeit des römi⸗ ſchen Imperiumg hier in der heutigen deutſchen Weſtmark gewohnt haben. Sie haben im Brunhol⸗ Aan .— runhol. L Ein römischer Steinbruch als germanische Sonnenkultstätte Ein germanisches Sonnenpferd Im Inneren des Die Platte sollte ein römischer Grabstein werden Nummer 330 Mannheim, den 21. Juli. Das Kleinflugzeug Da hat ein Dichter einmal von einem großen Shelichen Streit geſchrieben. Es ging nur um eine aber Kleinigkeiten ſind an den heißen Tagen ſchmerzhafter als alles Große; denn ſie löſen ein Unbehagen aus, weil man ſie nicht genug beachtet. Damals war es ſo, daß ein Ton durchs Zimmer klang. Der Mann ſagte:„Weit du die Glocke gehört?“ und die Frau erwiderte:„Das iſt doch eine Fliege!“ Venn zwei Menſchen gereizt ſind, genügt das, um einen ganzen Nachmittag mit Geſprächsſtoff zu ver⸗ ſorgen. Es war übrigens doch eine Fliege; das muß feſtgeſtellt werden; denn Frauen haben immer recht. Aber die Fliege wurde weder gefangen noch über⸗ haupt geſehen; weil ſie nämlich in einem Glaſe ſaß und keinen Ausweg fand. Man muß nicht immer zu zweit ſein, um an einer Fliege etwas zu finden, das einen aufregt. Wenn man trotz aller Fliiegenfänger genügend von dieſen Kleinflugzeugen im Zimmer hat, braucht man morgens gehwiß keinen Wecker. Niemand hält das uf die Dauer aus, wenn ihm ſechs flinke Füße im Beſicht herumtreten; es wäre gar nicht mehr nötig, daß auch noch der Saugrüſſel in Tätigkeit tritt: Die Beine und das Flügelſchwirren bei jeder Bewegung, die man macht, genügten vollkommen, um den ſchön⸗ ſten Schlaf unwiderbringlich zu verſcheuchen. Und wenn man ſpäter etwa am Schreibtiſch ſitzt mend einen Gedanken ſucht, wird man ihn nie faſſen, ehe man nicht die Fliege gefaßt hat, die ſich mit Summen und Krabbeln einzumiſchen verſucht. Nur Kleinigkeit, gerade wie der Nagel auf der iße, der das große Auto zum Halten brachte, weil mit einem Male die Luft aus dem Reifen piff. Und wenn eine hartnäckige Fliege im Zimmer ſchwirrt, dann kann man tatſächlich ſeeliſch platt fahren. Dabei ſind die Kämpfe bei der Fliegenabwehr meiſt ſo hoffnungslos. Denn hat man einmal eine exwiſcht, dann kommen gleich vierzig andere, um ihr Beileid auszuſprechen und die Lebensarbeit der toten Fliege fortzuſetzen. Warum es wohl Fliegen über haupt gibt? Man hat ja mancherlei von ihrer chkeit und Unentbehrlichkeit im Haus 79 77 der ter Natur gehört; aber merkwürdig, das fällt einem nie ein, wenn ſie einem am Halſe in die Höhe kriechen. Das iſt eben das menſchliche Uebel, daß man immer gleich die Schattenſeiten ſieht, wenn einem etwas gegen den Strich läuft. Mein Freund Wüte⸗ rich hatte allerdings eine gute Ausrede bei der Hand. Ich erlebte es einmal, daß er mit Indianergeheul eine Fliege zur Strecke gebracht hatte und ihr einige wenig ſchmeichelhafte Worte nachrief. Und als ich ihn da auf den Nutzen dieſer lieben Tierchen hinwies, da zuckte er die Schultern und ſagte im Bruſtton der Ueberzeugung:„Die hier taugte be⸗ ſtimmt nichts! Und außerdem— es gibt ja doch ſoop viele!“ 45. Saar-Treuekundgebung auf dem Ehrenbreitſtein Der Bund der Saarvereine, Ortsgruppe heim⸗Ludwigshafen, wird ſich auch in dieſem Jahre an der Saar⸗Kundgebung auf dem Ehrenbreitſtein beteiligen, und läßt einen Sonderzug ab Lud⸗ wigshafen laufen. Um den Fahrtteilnehmern Gelegenheit zu geben ſich Koblenz und die Umgebung anzuſehen, fährt der Zug morgens früh in Ludwigs⸗ haſen ab und kommt abends ſpät zuruck. Auf dem Ehrenbreitſtein können bequem Hundertauſende auf⸗ marſchieren und doch wird jeder den Führer ſehen. Anmeldungen zur Fahrt in der Geſchäftsſtelle Foto⸗ Schmidt, N 2, 2. An der Fahrt können ſich alle Volksgenoſſen beteiligen. Maun⸗ Geheimniſſe des Brunholdisſtuhls (Fortſetzung von Seite 3) Aisſtuhl mehr erblickt als ein Sandöſteinmaſſiv, das man für Denkmäler und Kaſernenbau ausbeuten kbpunte. Da alle die Zeichnungen und Zeichen im Fels ſich an den nach Oſten gerichteten Wänden be⸗ finden, alſo der aufgehenden Sonne entgegenge⸗ wandt und dem wachſenden Licht des Frühlings, ſo Unterliegt es, wie die Vorgeſchichtsforſcher Teudt und Sprater zugleich behaupten, wohl keinem Zwei⸗ ſel mehr, daß im Umkreis des Brunholdis⸗ ſtuhles unſere Vorfahren ihr Frühlingsfeſt gefeiert haben. Die ſteinerwen Son nen räder, die man alt den Dürkheimer Felſen fand und noch findet, was ſind ſie eigentlich anderes als die Vorläufer der Brezelſtäbe, die noch heute im ganzen deutſchen Südweſten zum„Sommertag“ als Zeichen der Ver⸗ kveibung des Winters von fröhlichen Kindern durch die Gaſſen der Dörfer und die Straßen der Städte getragen werden. Ueberall finden ſich Fäden, die von der Vergangenheit zur Gegenwart hinführen. Die ſpringenden Pferde, die als elegant entworfene Re⸗ liefbilder im Fels erſcheinen und die man nicht in ein Muſeum entführen wird, die geheiligten Tiere des Wotans, ſind weitere Sonnenſinnbilder, die menſchlichen Figuren, Götterbilder, die die Licht⸗ wenden ſymboliſieren, gehören ebenfalls in die Reihe der Darſtellungen des germaniſchen Sonnenkultes. Der römiſche Steinbruchbetrieb iſt mit dem Ein⸗ bruch der Alemannen eingeſtellt worden, aber die germaniſche Sonnenkultſtätte blieb, bis das Chriſten⸗ tiüten Über die heidniſche Religion triumphierte. Noch heute leuchten wie ſeit vielen Jahrhunderten alljähr⸗ lich die Sonnenwendfeuer über dem Berg, der ſo viele Geheimniſſe der Geſchichte birgt. Noch immer erklingen die Werkzeuge der Dürk⸗ heimer Arbeiter am Brunholdisſtuhl, werden große Erömaſſen abgeräumt, noch immer bringt jeder Ar⸗ beitstag den Archävlogen eine neue Senſation. Es iſt ſchon richtig, daß der Brunholdisſtuhl ein ebenſo gewaltiges Monument germaniſchen Brauchtums iſt, wie die Externſteine im Weſerbergland. 8 C. W. Fennel. Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Die Mannheimer Siedlung in Wünchen Ein Gang durch die deutſche Siedlungsausſtellung „Mannem vorne!“ Wenn dran, aber man iſt da und Ja! Es iſt ſchon richtig: auch nicht ganz vorne wird beachtet. Jedenfalls war es erfreulich für uns, bei unſerem Beſuch der zur Zeit verauſtalteten Münchener Sfſedlungs⸗Ausſtellung unter den ausſtel⸗ lenden Großſtädten auch Mannheim zu begegnen. Als Kernſtück der Mannheimer Schau zei⸗ gen vor allem drei Modelle in anſchaulicher wie und wo man hier ſiedelt. Das eine, Siedlungshaus, iſt bekannt genug, und es erübrigte ſich alſo, länger dabei zu verweilen. Die beiden ande⸗ ren zeigen das ebenfalls uns ſchon vertraute Bild d Weiſe, „unſer“ er Siedlerdörfer in Käfertal und Neu⸗ eichwald Ergänzend fügen ſich im Rahmen der Koje Bildmon⸗ tagen, Pläne und Tabellen ein. Unter letzteren fin⸗ den beſonders die ſtatiſtiſchen Zahlen einige Beach⸗ tung. Nicht weniger auch zerbrechen ſich viele Be⸗ ſucher den Köpf darüber, wieſo man hier ſo billig bauen kann. Und es war wirklich unterhaltſam, ſo als„Unbeteiligter“ um ſich herum das Für und Aber der Meinungen zu hören. Beſonders iſt es halt immer wieder der niedrige Preis, der Bedenken weckt. Um ſie etwas zu zerſtreuen, mußte man ſchon mit dieſem und jenem Vertreter einer Stadt ins Ge⸗ ſpräch kommen und ihm klar machen, daß neben dem eigentlichen Materialaufwand, der Wert der richtig organiſierten und ſinnvoll ausgewerteten Selbſthilfe der Siedler, ein, en Geſamtaufwand bei der Erſtel⸗ lung der Siedlungen ſehr vermindernder Faktor dar⸗ ſtellt. Sehr treffend bemerkte dazu einer aus der Runde:„Ja, gehen wir hin und tuen das gleiche!“ So nahmen wir alſo unſeren Weg weiter und ſchauten ſo vieles, dem einen zuſtimmend und ande⸗ ren als„Beſſerwiſſer“ begegnend. Der tiefe Sinn und praktiſche Zweck der Siedlungsſchau, die, räum⸗ lich getrennt, aus einer Hallenſchau und der Muſterſiedlung Ramersdorf beſteht, wird gekennzeichnet durch die Worte Führers:„Ich will dem deutſchen Volke die Lebens⸗ freude wiedergeben!“ Dabei geht ſie, nach den Wor⸗ ten ihres verantwortlichen Planers und Geſtalters, Regierungsbaumeiſter Harbers, von dem Grund⸗ gedanken aus, unſerem Volke im eigenen Lande das Leben wieder lebenswert zu machen. Damit wirkt die Ausſtellung für alte, verbürgte Grundſätze des Nationalſozialismus, die auf ſozialem, wirtſchaft⸗ 17 und nicht zuletzt auch noch auf wohnkulturel⸗ lem Gebiet zu erfüllen ſind. Hinzu kommt, daß der Reichsſiedlungskommiſſar zur Eröffnung der Ausſtellung, dieſelbe als Propagandagrundſtein für ſeine Aufbauarbeit im deutſchen Siedlungswerk be⸗ zeichnet. So fanden wir in der Hallenſchau alles ſäuberlich geordnet und aufgebaut im Sinne der Aufgabe, das Wohnen und Siedeln anſchaulich in ſeinen weſens verbundenen Zuſammenhängen darzu⸗ ſtellen. Von einem Ehrenhof aus gelangten wir in die ſeit⸗ lich angeordneten Abteilungen, die ungeheuer wert⸗ volles und ſorgfältig geſichtetes Material über Sied⸗ lungstechnik und Wirtſchaft enthalten. Die ſied⸗ lungspolitiſche Idee und ihre in den verſchiedenen Großſtädten verſuchte Verwirklichung findet wir⸗ kungsvolle Darſtellung in beſonders überſichtlich aus⸗ geſtatteten Kojen, von denen die„Maunheimer“ uns ja ſchon bekannt iſt. An auderer Stelle werden die Elemente der Baukonſtruktion anſchaulich und lehrreich zur Dar⸗ ſtellung gebracht. Wirklich! Da gibt es u. a. ein Haus, dem man die„Haut abgezogen“ hat. Auf dieſe Weiſe iſt es für jeden Laien denkbar einfach, ſich über die wichtigſten Bauteile, ihre Verarbeitung uſw. ein klares Bild zu machen. In einem weiteren Teil der Schau, die beſondes dem Wohnen und ſeinen Grundlagen gewidmet iſt, erlebten wir an trefflichen Einrichtungen den Ablauf des Zeitgeſchehens in des einem anonymen Daſein vom Morgen bis zur Nacht. Aus dieſer lebendigen Geſchehnisfolge, von uns allen eigentlich vertrauten Vorgängen, werden dem Be⸗ ſucher Erkenntniſſe von bleibendem Wert vermittelt. Wir erkennen auch dabei an Beiſpielen alter, im Lande draußen heimiſch geweſener Stilformen, wie ſehr uns heute meiſt der Sinn für echte Wohnkultur abgeht. Beherzigenswert iſt hierzu der nordiſche Spruch: „Lebe unter Deinen und Trinken, lebe gemäß Deinen Verhältniſſen in der Klei⸗ dung und lebe aber über D So brachte uns die Schau der Siedlung und Woh⸗ Verhältniſſen in Eſſen eine Verhältniſſe im Wohnen!“ nung manches wertvolle Erkenntnisgut nahe. Ver⸗ tieft aber wurde es im Erleben der praktiſchen Siedlungsaus⸗ ſtellung, der Muſterſiedlung Ramersdorf. In Omnibuſſen wurden wir dorthin gebracht und hatten die Freude, auch hier wieder in Stadtrat Har⸗ bers einen mit jedem Stein und Raſenfleck vertrau⸗ ten Führer zu haben. Es iſt ja ſein Werk und darum war es für uns ſo aufſchlußreich wie nur denkbar, unter ſeiner Anleitung in dem Siedlerdorf in ver⸗ hältnismäßig kurzer Zeit alles Wichtige zu ſehen. Was wir ſahen— war ſchlechthin ein ganzes neues Dorf, das wundervoll gewachſen ſich dem Beſucher darbietet. Als Dorf will dieſe Muſterſchau auch ge⸗ wertet ſein. Die in verſchiedener Anordnung und Grundriß⸗ löſung insgeſamt geſchaffenen 192 Siedlerſtellen ſind Zum kleinſten und kleineren Teil als Reihen⸗ und Doppelhäuſer und in der Mehrzahl als Einzelheim⸗ ſtätten errichtet. Gartenland iſt überall in ausrei⸗ chender 1 zugeteilt. Den finanziellen und tech⸗ niſchen Dingen in der Siedlung bringt man aus den berufenen Kreiſen beſonderes Intereſſe entgegen. Als Siedlerhaus in dem allgemein verſtandenen Sinne laſſen ſich die Ramersdorfer Heimſtätten we⸗ niger anſprechen. Dafür zeigen ſie aber in Met Geſamtheit, eben als Löſung der Dorfaufgabe, aller beſte organiſche Verbindung. Dazwiſchen er 8 85 wir die erhebende Freude des Dorfangers und der Linde am Brunnen. Eine wertvolle oder eigentlich faſt als ſtändlich anzuſehende Ergänzung des bildet die direkt ſich anſchließende ſelbſtver⸗ Siedͤlerdorfes Fahresſchau:„Garten und Heim“. Dauergärten, Kleingärten in Menge, ſogar auch Wochenendgärten u. a. finden wir dort zwiſchen nutz⸗ barem, ſchönem Grün und geſchmackvollen Lauben. Hinzu kommen die in ſchönſter Entwicklung ſtehen⸗ den Dahlienkulturen. Im Spätſommer wird hier die große Dahlienſchau ſtattfinden. Zwiſchen man⸗ chen anderen Gärten fanden wir aber auch das Münchener Kleinſiedlerhaus und einträglich daneben das der Nürnberger. Wertvoll war, dort zu ſehen, daß der Menſch ſamt ſeiner ihm anvertrauten Scholle, in der Siedlung im Vordergrunde ſteht und nicht as Haus. Anſchließend finden wir in einer, der Geſamtanlage ſich unauffällig einfügenden Geräte- und Materialienſchau, ſorgfältig ausge⸗ wählt, die beſten Hilfsmittel, die uns Technik und Wiſſenſchaft zur Bewältigung der Aufgaben in der Siedlung, dem Garten und in der Wohnung, bietet. U. a. ſinden wir darunter auch eine Vertreterin un⸗ ſeres heimiſchen Handels, die Firma Franz Haniel. So hat ſtundenlang unſere Wanderung durch die Muſterſchauen gedauert. Viel Wichtiges haben wir dabei durch unſeren trefflichen„Fremden⸗Führer“, Stadtrat Harbers, zu ſehen bekommen, ohne jedoch dabei leider nicht allem auf den Grund geſchaut zu haben. Man müßte halt Tage dort zubringen kön⸗ nen. Immerhin, um ein Erlebnis und wertvolle Erkenntniſſe reicher, fuhren wir wieder zurück und trugen in uns das Gefühl heim, Zeuge an den Stel⸗ len geweſen zu dein, wo wertvollſte Pionierarbeit geleiſtet wird für die feſte Gründung des Deut⸗ ſchen Siedͤlungswerkes. Mutter und Kind ſind das Anterpfand für die Anſterblichkeit eines Volkes! Dieſes Geleitwort gab Reichsminiſter Dr. Goebbels einem kleinen Heft mit auf den Weg, das unter dem Titel„Mur⸗ ter und Kind“ von dem Amt für Volks⸗ wohlſahrt herausgebracht wurde und das zugunſten des Hilfswerks„Mutter und Kind“ für zehn Pfennig verkauft wird. In dem Vorwort dieſes intereſſanten und mit reizenden Kinderbildern ausgeſtatteten Heftchens heißt es u..: Die bevölkerungspolitiſche Aufklärungs⸗ aktion der Reichsregierung hat der Oef⸗ fentlichkeit die Augen dafür geöffnet, daß der Geburtenrückgang in Deutſchland zum Stillſtand kommen muß, daß wir einen geſunden und zahlreichen Nachwuchs brauchen, um Deutſchlands Zukunft zu ſichern.. Die geſetzgeberiſchen Maßnahmen des Staates bereiten auch auf wirtſchaftlichem Gebiet den Boden vor, um der kinder⸗ reichen erbgeſunden Familie freie Ent⸗ wicklungs⸗ und Entfaltungsmöglichkeit zu gewährleiſten. Die entſcheidende Wendung aber wird und muß die Geſamtheit der Volks⸗ genoſſen und Volksgenoſſinnen bringen, bei denen ſich im Gegenſatz zu den ver⸗ gangenen Jahrzehnten mit ihrem kraſſen Materialismus und Individualismus eine tiefgehende geiſtige und ſeeliſche Wandlung vollziehen muß. Die echte deutſche Wertung von Sippe und Familie, Mutterſchaft und Kinderglück muß wieder — wie in der in dieſer Beziehung„wahrhaft guten alten Zeit“ zur Selbſtverſtändlichkeit im Leben und Denken und Fühlen des ganzen Volkes und jedes einzelnen werden. Alle die praktiſchen Maßnahmen, die die NS⸗Volkswohlfahrt mit ihrem Hilfswerk „Mutter und Kind“ ins Leben ruft, können nur ſegensreich gedeihen und Früchte bringen, wenn zu⸗ vor dieſe neue und dabei doch ſo ewige und alte Geſinnung wieder Eingang findet in Herzen und Seelen deutſcher Männer und Frauen, deutſcher Jünglinge und Mädchen. i e 2 Sanda! c Cie 48 21. Juli Sonntag, 2. Juli 10 5 — 5— Samstag,? Das neue Recht für die Kriegsopfer Ss Pflichtverſammlung bei der NSKO2 Die Nationalſozialiſtiſche Kriegs opferverſorgung, Ortsgruppe Mannheim⸗ Neckarſtadt⸗Weſt, hielt in der„Flora“ eine Pflicht⸗ der Gauamtsleiter KO Heidelberg einen ug ab, bei NSS mitgliederverſammlu Julius Weber von der Vortrag über nationalſozialiſtiſche Schulung und Kriegsopferverſorgung hielt und alle Kriegsopfer aufforderte, treu zu ihrem Führer zu halten, damit das angefangene große Werk auch vollendet werden könne. Reicher Beifall zeugte davon, wie ſehr der Redner von allen verſtanden wurde und wie ſehr die Kriegsopfer ſich mit den Ausführungen einverſtay⸗ den erklärten. Hierauf verlas Obmann Alois Weber einen Bericht aus der Rede des Reichsführers der NoS⸗Kriegsopferverſorgung Oberlindober, in dem bereits die Grundgedanken des neuen Rechts der Kriegsopfer erkennbar ſind: Be. ſondere Achtung, Ehrung und Bevorzugung der Kriegsopfer auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens; Pflicht der Wirtſchaft, ihrerſeits alles zu tun, um die heimgekehrten Landesverteidiger und die Witwen und Waiſen der zwei Millionen Toten des Weltkrieges in Arbeit und Brot zu bringen, Ein⸗ ordnung der Kriegsopfer in den Behördenapparat; Neugeſtaltung der Siedlung für die Kriegsopfet; Ehrenſold an Stelle des bisherigen Rentenbezuges, da der Rentenbezug die Kriegsopfer ſtets auf die Stufe mit den Empfängern von Wohlfahrtsunter⸗ ſtützungen ſtellte und Vereinheitlichung aller bis jetzt erſchienenen Geſetze, Beſcheide, Erlaſſe, Verordnun⸗⸗ gen über die Kriegsopferverſorgung. Der Bericht betonte: Alle dieſe Forderungen der NS OV dür⸗ fen keine Flickwerke bereits beſtehender Geſetze ſein, ſondern müſſen eine grundlegende Um⸗ und Neuge⸗ ſtaltung bringen. Auch für die Kriegsopfer war ſeit Beginn Arbeitsſchlacht in der Unterbringungg⸗ möglichkeit eine Beſſerung eingetreten. Kamerad Thomas Blank gab als Fachberater der NSK OW Neckarſtadt⸗Weſt einen überſichtlichen Arbeitsplan und bedauerte ſehr in ſeinen Ausfüh⸗ rung daß es in Mannheim noch Geſchäfte gibt, in denen noch nicht eine entſprechenbde Zahl Kriegsopfer untergebracht iſt und forderte alle Kriegsopfer auf, ihm mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen. Mit eindrucksvollen Worten ſprach Pg. Wolf⸗ gang, Leiter der NS Daß Ortsgruppe Humboldt, über Aufbau des Dritten Reiches und betonte in ſeiner Rede, daß Nörgler und Schädlinge die Unzu⸗ friedenheit ſtiften, kein Verſtändnis bei uns finden. J. B. Polizeibericht vom 21. Juli Verkehrsunfall. Auf der Kreuzung Heinrich⸗Lanz⸗ und Schwetzinger Straße ſtießen geſtern mittag zwei Perſonenkraftwagen zuſammey, Beide 1 wurden ſtark beſchädigt und mußte abgeſchleppt werden. Perſonen kamen nicht zu Scha⸗ den. Verloren ging am 17. Juli von der Tulla⸗Straße bis Richard⸗Wagner⸗Straße eine braun⸗lederne Brieftaſche, etwa 15/25 Zentimeter groß, mit drei großen und vier kleinen Fächern. Inhalt ein 20-Mark⸗Schein, ein Paßausweis mit Bild, ein Füh⸗ rerſchein, ein Perſonalausweis, alles auf den Na⸗ men Ludwig Guthmann und mehrere Quittungen. Zwei Tage ſpäter wurde auf dem Wege von der Rheinhäuſer Straße bis Renz⸗Straße eine weiß⸗ goldene Damen⸗Armbanduhr verloren. Die Uhr iſt beſonders klein, rechteckig, mit 10 Diamanten und vier blauen Steinchen beſetzt, am Aufziehknopf he⸗ findet ſich ebenfalls ein blaues Steinchen, Stunden⸗ einteilung bis 12, arabiſche Zahlen. Das Armband iſt ebenfalls aus Weißgold und geflochten. Juliausklang in der Libelle Mit der zweiten Hälfte des Tropenmonats Juli iſt in die Libelle ein Häuflein wackerer Künſtler ein⸗ gezogen, deſſen allabendliche Aufgabe es iſt, ein von der Hitze ſchier k. o. geſchlagenes Publikum wieder au Leben und Fröhlichkeit zurückzurufen. Aller Anfang iſt Willy Dietrich, der ſich nicht nur als muſizierender Anſager betätigt, ſondern auch genügend Heiterkeit mit original Mannheimer Vorträgen entfacht. Anja und Gerge tanzen einen zärtlichen Walzer und Anita Stoll kommt uns ruſſiſch in koſakiſchem Wirbelrhythmus. Sehr an⸗ ſprechend ſind Viſionas magiſch⸗bunte Licht ſpiele, und ganz famos Grvaſſers Zauber ſcchau, in der Karten und Frauen verſchwinden und maſſive Handfeſſeln mit Leichtigkeit gelöſt werden.— Die Kapelle Will Marr ſpielt zünftig⸗ſchmiſſig und lockt aller Sommertemperatur zum Trotz zum Tanz. WI. der ** Seinen 65. Geburtstag begeht am morgigen Sonntag Herr Heinrich Hüngerle, ein langfähri⸗ ger treuer Leſer der NM. den Schluß der Kolonial⸗Ausſtellung. Die Mann⸗ heimer Kolonial⸗Ausſtellung, die ſich in den letzten ließ, wird nach ihrer Verlängerung jetzt endgültig geſchloſſen. Der morgige Sonntag iſt der letzte Beſuchstag, ſo daß es für diejenigen, die es bis jetzt verſäumt haben, höchſte Zeit iſt, einen Blick in die Ausſtellung zu werfen, die uns zeigt, was wir an unſeren Kolonien beſeſſen und was wir verloren haben. ** Ein Müllhaufen brennt. In der vergangenen Nacht, um 2,54 Uhr, wurde die Berufsfeuerweht durch Feuermelder nach der Rheinkaiſtraße Nr. 5 ge⸗ rufen, wo aus unbekannter Urſache ein Müllhaufen in Brand geraten war. Das Feuer wurde mit einer Schlauchleitung gelöſcht. ui Piyniere treffen ſich in Heidelberg. In ber Zeit vom 3. bis 7. Auguſt 1934 findet in Heidel⸗ berg unter der Schirmherrschaft des badiſchen Mi⸗ niſterpräſtdenten Walter Köhler, der 9. Deutſche und der 44. Badiſche Pioniertag ſtatt. Wohl kein Fleckchen Erde unſeres deutſchen Vaterlandes kann eine ſchönere und würdigere Stätte für das große Reichspioniertreffen abgeben. Die Pionier⸗ kameraden aus dem Reich und unſerer engeren Het⸗ mat werden unvergeßliche Tage erleben, die weit über den Rahmen ähnlicher Kameradſchaftstreffen hinausragen werden. Darum auf Pioniere nach Hei⸗ delberg! Nähere Auskunft: Friedrich Haßler, Mann⸗ heim, Karl⸗Ladenburg⸗Straße Nr. 6. a 1 . Wochen eines überaus ſtarken Beſuchs erfreute, und ö 8 die bei allen Beſuchern einen ſtarken Eindruck hinter⸗ 17 1—. K e Gr ee„. eee e e 1 —— 2 22 2922 ft 1 * Samstag, 21. Juli/ Sonntag, 22. Juli 1934 — Das Hauptwerk der Heidelberger Reichsfeſtſpiele Thingprobe im Schloßhof— Das ſiameſiſche Königspaar ſah zu Eine unerwartet zutage getretene Felsſchicht hat zem fieberhaft betriebenen Bauvorhaben der Thingſtätte auf dem Heiligen Berg vor⸗ läufig ein Ziel geſetzt. Nicht mehr donnern täglich um Sonnenaufgang die Schläge der Sprengungen, leuchtet nachts geheimnisvoller Fackelſchein der un⸗ ermüdlichen Arbeitsdienſtler durch das Filigran des Höhenwaldes über Stadt und Fluß. Was Menſchen⸗ hände vermochten, was durch Ströme von Schweiß in glühender Sonnenhitze beſiegelt war, iſt von natürlichen Hinderniſſen aufgehalten, mit denen nie⸗ mand rechnen konnte. Als Schirmherr der Reichs⸗ feſtſpiele ſprach deshalb Dr. Goebbels angeſichts der Unmöglichkeit einer in wenig Wochen zu vollen⸗ denden Leiſtung das entſcheidende Wort: es ſolle die „Deutſche Paſſion 1933“— das bekenntnis⸗ hafte Gegenwartswerk eines jungen Dichters des Dritten Reiches— nicht durch den Eindruck des Halbfertigen beeinträchtigt werden. So iſt denn der Schloßhof auserſehen worden, auch dieſer, allem„Theatermäßigen“ entſtrebenden, politiſch⸗ſymboliſchen Dichtung von Deutſch⸗ lands Not und Wiedergeburt ein würdi⸗ ger Rahmen zu ſein. Uebermenſchlich mochte im erſten Augenblick die Aufgabe der Umſtellung für den Spielleiter und ſeine Künſtler ſcheinen. Denn nicht nur der ganze techniſche Apparat, die für ein freies Spielfeld und rieſige Räume erdachte, ſchon bis in alle Einzel⸗ heiten feſtgelegte Gliederung des Werkes, die von kultiſcher Feierlichkeit erfüllten Aufzüge, die Be⸗ wegung der Maſſen muß nun in kürzeſter Friſt dem ſo gänzlich andern Charakter des in ſeiner Ver⸗ gangenheit ruhenden Schloßhofes angepaßt werden, — es geht hier vor allem um die Verantwortung für die Idee des Things, die in ihrer künſt⸗ leriſchen und ſozialen Glanzheit erhalten, bleiben ſoll. Denn Thing iſt eben etwas anderes als Theater; Thing iſt auch nicht gleichzuſetzen mit Freilichtbühne, die ja ſchließlich ſelbſt im beſten Fall doch immer wieder nur eine erweiterte Form unſe⸗ ker, in Spielende und Zuſchauende geteilten drama⸗ tiſchen Kunſtübung darſtellt. Thing iſt Feierſtunde des Volkes: Ruf und Antwort einer Gemeinſchaft, die ſich nicht mehr in agierende Schauſpieler und ein genießeriſch oder auch ehrlich mitgeriſſen auf ſeinen Plätzen harrendes Publikum ſcheiden läßt. Viel— wenn auch nicht alles— tut deshalb der Raum zur Sache, in dem ſich ſolches Gemeinſchaftserlebnis vollziehen kann. Wird das Schloß zu Heidelberg, die ideale Freilichtbühne des„Sommernachtstraumes“, des „Götz“, der„Räuber“, auch noch die Kraft in ſeinen Mauern bergen, um dieſes Große, Neue zu erfüllen? 4 Erſte Geſamtprobe von mehr als drei⸗ hundert Menſchen. Die Künſtler, die Kamera⸗ den vom Arbeitsdienſt, die Hitlerjugend ſtrömen herbei, da der Vormittag ſeinen heißeſten Stunden entgegenneigt. Die Sonne brennt ſchier unbarmher⸗ zig; kein Lüftchen füchelt durch die von freundlichen Genien bewachten Fenſterhöhlen; die neugierig An König Prajadhipok bei der Thingprobe den Schranken herumlungernden Touriſten machen die Sammlung auf das ſchwierige Werk auch nicht gerade leichter. Und doch— nach ein paar Viertel⸗ ſtunden des Ordnens, des Ausſonderns— nach den mit eifervoller Geduld von allen Seiten durchprobier⸗ ten Anfangsſzenen ſpürt man es deutlich: wie hier unter den Händen des Spielleiters Niedecken⸗ Gebhardt, bereits auf ganz klaren Vorſtellungen 155 Bildwirkung begründet, ſich etwas zu formen be⸗ innt. Der große, ſtarke Mann mit dem ſchon leicht er⸗ grauten Künſtlerkopf iſt von unglaublicher Behen⸗ digkett. Bald ſteht er unten auf der Spielwieſe vor dem zum Podium umgebauten Brunnen und dem Buſchwerk, das für diesmal hinter einer abſchirmen⸗ den Holzkuliſſe verſchwinden wird,— bald befehligt er von den Höhen der Zuſchauertribüne mit dem Megaphon am Mund ſeine Heerſcharen. Ihm zur Seite, ganz Spannung, innerſte Verbundenheit mit dem eignen Wort, Richard Euringer, der dieſer Erweckung ſeines urſprünglich für den Rundfunk geſchriebenen choriſchen Hörwerkes zur geſtalteten Szene immer neue Einfälle ſpendet und in jugend⸗ licher Lebhaftigkeit überall einſpringt, wo eine Geſte plaſtiſcher, ein Aufſchrei ſchriller herauskommen muß. Ueberall und nirgends taucht auch im Schutze ſeiner mächtigen dunkeln Brille, mit Bleiſtift und Schreibblock bewaffnet, der Inſpizient hervor, der zum Unterſchied von dem beträchtlich größeren und ſchlankeren Schauspieler gleichen Namens„Wagner Nene Mannheimer Zeitung! Sonntags⸗Ausgabe ſorgt Hein Heckroth, der bewährte techniſche Lei⸗ ter der Reichsfeſtſpiele, mit kräftiger Stimmentfal⸗ tung. Kein Arbeitsdienſtler wird noch ſo wohlver⸗ dient irgendwo in einem ſchattigen Eckchen weiter⸗ ſchlafen, wenn Heckroth mehr oder weniger draſtiſch zum Sammeln ruft. „Er hat den richtigen Volkston“, meint Dr. Nie⸗ decken, und kann für ein paar Minuten die Bera⸗ tung mit dem Rundfunkmanne fortſetzen, der auch im Schloßhof wichtige Aufgaben zu verſehen haben wird. „Die Rieſenlautſprecheranlage des Thingplatzes können wir hier unten natürlich nicht ſich die zierliche exotiſche Majeſtät das geräuſchvolle Treiben, nimmt hier eine Gruppe Schauſpieler, dort ein paar Arbeitsdienſtler vor die Kamera und iſt mit ſeiner rehzarten, dunkelhäutigen Königin ſo einfach, heiter und ſchlicht, daß alle Gedanken an weiße Ele⸗ fanten, edelſteinſtrotzende Gewänder und ſonſtige Nabobsgepflogenheiten vor ſo viel europäiſcher Selbſtverſtändlichkeit im Nu verflogen ſind. Und als wir ihn dann ſelbſt aufs Korn nehmen und um einen Augenblick„Geſicht“ für die NM bitten, da kommt uns die Anrede„Majeſtät“ nicht einmal mehr ſonderbar vor; der König aber lacht ſehr vergnügt und will ſogar raſch noch die Brille abnehmen— ſo Was die Kamera gebrauchen“, erläutert uns ſpäter Dr. Pleiſter, der Tonregiſſeur des Deuſchlandſenders, deſſen ausgezeichnetes Wiſſen in allen Fragen der Elektro⸗ akuſtik ihm dieſe Mitwirkung bei der Uraufführung der„Deutſchen Paſſion“ eintrug.„Aber wir gehen hier zum erſten Male daran, das Mikrophon als tech⸗ niſches Mittel in den Dienſt der Kunſt zu ſtellen und dadurch der oͤramatiſchen Wiedergabe des Hörwerkes beſondere akuſtiſche Wirkungen zu verleihen. Wir wollen die Stimmen der Sprecher ſo einfangen, ab⸗ blenden und tonlich modifizieren, wie wir es bisher nur im Senderaum taten. Deshalb brauchen wir hier zwar nicht die großen Pilzlautſprecher— denn der Hörerkreis wird ja nicht das Vermögen der Men⸗ ſchenſtimme überſchreiten— wohl aber die kompli⸗ zierte Miſchpultanlage, durch die wir zum Bei⸗ ſpiel den Chor der Toten zu einem überall deutlich vernehmbaren, aber doch irgendwie unirdiſchen Flü⸗ ſtern herabſtimmen können.“ * Inzwiſchen gibt es— von der Menge der Mit⸗ wirkenden kaum bemerkt— eine kleine Senſation: der König Prajadhipok von Siam iſt nebſt ſeiner Gemahlin Rambhai Bharni und Gefolge im Schloßhof erſchienen. Von allen Seiten betrachtet Von links nach rechts: Heckroth, Niedecken-Gebhardt, der Dichter Richard Euringer— Szene baut sich auf im Schloßhof sah: Eine gut weiß er ſich auf die deutſchen Preſſeleute und ihre Wünſche einzuſtellen. * Schon lange hat es Mittag geläutet, da mahnt Dr. Niedecken zum letzten Male mit ein paar ermunteru⸗ den Worten: noch einmal muß die große Revolu⸗ tionsſzene durchgegangen werden, in der ſich aus der Geſtalt des unantaſtbaren namenloſen Soldaten das Wunder der deutſchen Wandlung vollzieht. Denn während alle anderen Partien eine Aufteilung der verſchiedenen Gruppen von Bauern, Arbeits⸗ loſen, Proleten, von Kriegskrüppeln und all' den ſonſtigen Repräſentanten vergangenen Volkselends ganz von ſelbſt anboten und trotz der ungleich⸗ mäßigen Spielfläche zu höchſt eindrucksvoller [Wärkung kommen laſſen, müſſen viele Hun⸗ derte von Menſchen in einer gewaltigen Ballung gegen die Lichtgeſtalt des„Guten Geiſtes“ branden. Aber auch das läßt ſich am Ende zwingen—, formt ſich ſchon jetzt, im hellen Schein des Tages zu den DUmriſſen jener großartigen Viſion, die hier an der von deutſchem Schickſal oftmals getroffenen Stätte den neuen Glauben und die naue Kraft ver⸗ künden helfen ſoll. M. S. Schon vor Jahrhunderten erkannten die Staatsführer die Gefahren für das Handwerk, die in der Beſchäftigung ortsfremder und nicht genügend vorgebildeter Mitarbeiter lagen und verordneten Maßnahmen, die dieſe Schwarzarbeit verhindern ſoll⸗ ten. Sie könnten von heute ſein, denn ſie wollen das Handwerk als ehrſamen Stand erhalten wiſſen, als einen der ſtarken Pfeiler, auf denen jede ſtaatliche Ordnung beruht. Im Jahre 1718 ordnete Kaiſer Karl VI. die ſchon 1681 erlaſſene Handwerksordnung neu. Strafen für Uebertretungen Es iſt in dieſen Artikeln den Handwerksmeiſtern verboten, Lehrlinge oder Geſellen zu beſchäftigen, die nicht eine handwerkliche Vorbildung genoſſen haben. Wenn ſie dagegen verſtoßen, werden ſie von den In⸗ nungen mit Strafe belegt, und zwar koſtet der erſte Fehlgriff zwei Taler, der zweite ſchon vier. Das iſt aber nur eine Ordͤnungsſtrafe, denn da dieſe Ueber⸗ tretung ein Verſtoß gegen das kaiſerliche Verbot iſt, müſſen ſich die Gerichte der Sache annehmen und neben der„Handwerksſtrafe“ auch auf eine ſtaatliche Strafe erkennen, die nicht ſelten einſchneidend war und im Wiederholungsfalle ſogar zur Entziehung der Handwerkserlaubnis führte. Der Kaiſer befiehlt Tariflohn Streitigkeiten um den Lohn gab es ebenſowenig wie Extrawürſte. Durch kaiſerlichen Befehl bekam der Geſelle für das Anfertigen eines Paars Schuhe einen Entgelt von drei bis zwölf Kreuzern. Die Art der Schuhe war vorgeſchrieben, und um keinen Luxus aufkommen zu laſſen, war es verboten, „Modeſchuhe“ zu verfertigen. Die vierzehntägige Kündigung iſt für den Mei⸗ ſter wie für den Geſellen bindend. Die Lehrlinge haben ſich einfach zu fügen, ſie dürfen weder Samt noch Seide noch Federn am Hute tragen und ja keine Schmuckſachen. Um das Jahr 1722 wurden allenthalben die Ge⸗ ſellen ihren Meiſtern gegenüber aufſäſſig und traten mit unerfüllbaren Forderungen an ſie heran. Darum erließ Karl VI. einen weiteren Befehl, daß bei Zuſammenrottungen und Arbeitsniederlegungen die Rädelsführer in Eiſen in ein Gefängnis der Kleine“ heißt. Was er im ſtillen abmacht, be⸗ Schon vor 225 Jahren: Kampf der Schwarzarbeit Eine Handwerksordnung Kaiſer Karl VI. ſus lautet:„... wenn ſie nicht allein aus der Arbeit ausſtehen, ſondern auch die in der Arbeit verbleiben⸗ den Mitgeſellen mittels Zwang aus den Werkſtätten vertreiben...“ Später mildert Karl die Aufnahme⸗ bedingungen für Lehrlinge in die Zunft. Während vorher ein nicht legitim geborener Junge nicht aufgenommen wurde, ſtellt Karl ſie jetzt gleich. Ste dürfen auch nicht mehr über Gebühr geprügelt werden, und auch der Unſinn, den ſich zuerſt die älteren Geſellen mit ihnen erlaubten, wird unter Strafe geſtellt. Auch der„Blaumontag“, der der Anlaß zu aller⸗ lei Ausſchreitungen war, wurde aufgehoben. Denn die Obrigkeit will, daß das Handwerk als Pfeiler des Reiches ſich ehrſam zeige. Me. Was wird Buſch in Mannheim bieten? Eireus Buſch kommt, wie uns geſchrieben wird, nach Mannheim als ein anderer, als den man ihn in Erinnerung haben wird. Treu geblieben iſt er ſeinem Grundſatz der bedingten Gediegenheit. Und vielleicht gerade dieſes Feſthalten an dem ſchätzens⸗ werten Grundſatz ſchuf ihm die Möglichkeit zu dem Aufſtieg, den er in den letzten drei Jahren durchgemacht hat. Sowohl ſein Cireusprogramm wie auch ſein neues Manege⸗Schauſpiel bieten ſo viel des Außergewöhnlichen, daß man die Erfolge wohl verſtehen kann, die Buſch in Paris, Rom, Brüſſel, Warſchau und anderen europäiſchen Hauptſtädten zu verzeichnen hatte und die vor ihm in dieſem Ausmaß noch kein reiſender Circus erlebte. Man wird in Mannheim zu dem gleichen Reſultat kommen; denn das Doppelprogramm, das die Einwohner jener ge⸗ waltigen Städte in Begeiſterung verſetzte, wird auch bei uns in jeder Vorſtellung vorgeführt werden. Außerdem aber kommt mit Buſch auch ſeine umfang⸗ reiche Tier⸗ und Völkerſchau, die ſo viel des Inter⸗ eſſanten, Lehrreichen und Sehenswerten bringt, daß ſelbſt große zobologiſche Gärten nicht an dieſe wun⸗ derſame Schau heranreichen. Die wandernde Groß⸗ ſtadt aus Wagen und Zelten, die den bedeutungs⸗ vollen Namen Buſch über ihrem Eingang trägt, wird auch in Mannheim für die Zeit ihres Hierſeins das Intereſſe des Publikums beherrſchen. Und das mit Deutſcher Sommerabend bei der Deutſchen Schule für Volksbildung Einen Sommernachtstraum zauberte uns geſters die Deutſche Schule für Volksbildung vor. Zum würdigen Ausklang ihrer Sommerarbeit unterhielt ſie Gönner und Schüler aufs beſte mit altem Brauchtum, wie wir es in Tanz⸗ und Tonſpielen, in Gedichten und alten Mären von den Vorfahren übernommen haben. Die Lehrerin Marie Luiſe Tilleſſen brachte die ſchönſten Perlen, aus der Krone heimiſcher Volkskunſt entlehnt, in anmutige neue Faſſung. Als Mitwirkende ſtellten ſich im Garten der Schule, des ehemaligen Reißſchen Landhauſes, zur Verfügung: zwei Klaſſen der Feu⸗ denheim⸗Schule, wo bekanntlich auch die darſtellende Kunſt eifrige Pflege findet, weiter eine Gruppe des Bundes Deutſcher Mädel, der von Fritz Hugger geleitete Nationale Volkstanzkreis und endlich der Singkreis, den Vikar Wieber in Vertretung des Chormeiſters Pfautz anführte. Rektor Werner gab ihnen in einleitenden Worten das Geleite. Im flackernden Schein der Fackeln, die, in die Erde geſteckt, den in die Gartentiefe führenden Zu⸗ gang und den Spielplatz abgrenzten, tanzten zuerſt Buben und Mädchen Ringelreihen und andere volks⸗ tümliche Hand⸗in⸗Hand⸗Reigen und Liebeswerbetänze. Zu dieſen Fröhlichen ſchritt dann eine zierliche Schar über die Freitreppe herab. Zwiſchen den Neugekom⸗ menen und den Tanzenden wickelte ſich ein Sin n⸗ ſpiel ab, das die Sehnſucht des von Staub und Maſchinenlärm bedͤrückten Großſtadtmenſchen in Rede und Gegenrede verherrlichte. Inzwiſchen hatte die Nacht vollends den kleinen Park umhüllt. Ein Scheinwerfer, deſſen bald rot, bald grün ſchillerndes Auge aus der Säulenhalle an der Rückmauer glühte, beleuchtete geſpenſtiſch einen hereinſchreitenden Sommertagszug. Feierlich wandelte er über das grüne Raſenrund— gleich dem antiken Chor auf der„Orcheſtra“. Aber dieſe jungen Schnitter und Schnitterinnen ſangen und ſagten nichts von griechiſchen Götzen. Sondern die Zuſchauer erlebten einen gemütvoll⸗deutſchen Sommerabend: ein Sonnwendſfeſt, bei dem ein junges Paar über das Johannisfeuer ſprang, während die Ge⸗ fährten um den Maibaum einen Bänder⸗ und einen Hahnentanz aufführten; man ſah die Mohnmuhme und das„Hütchen“⸗Geiſtlein, hörte die Sage von Baldur und Hödur, madrigale Chöre und manches andere Schöne, deſſen Sinn ſich uns nicht immer gleich erſchließen wollte. Denn als wir jung waren, teilten uns die Alten doch eigentlich blutwenig von dem koſtbaren Vätererbe mit, daß die heutige Jugend neu erwirbt, um es zu beſitzen... Darum Dank den hochgemuten Vorkämpfern für das, was„deutſch und echt“ iſt— und wieder werden ſoll! IZ. Sonntagsdienſt der Mannheimer Aerzte und Apotheken 22. Juli am Sonntag, Aerzte: Dr. Bender, O 7, 16, Tel. 268 70, Dr. Türk, O 2, da, Tel. 242 07, Dr. Ruoff, Fratrel⸗ ſtraße 5, Tel. 529 05, Dr. Bautz, Langſtraße 39e, Tel. 528 87. Frauenärzte: Dr. Graeff, Friedrichsring 20, Tel. 405 87, Dr. Schwoerer, Leibnizſtraße 2, Tel. 413 26. Zahnärzte: Dr. Fitterer, Luiſenring 12, Teb. 313 01. Dentiſten: Georg Eger, Schwetzinger Straße 79, Tel. 433 96. Apotheken: Humboldt⸗Apotheke, N Tel. 406 01, Kronen⸗Apotheke, Tatterſallſtraße 26, Tel. 401 64, Löwen⸗Apotheke, E 2, 16, Tel. 206 10, Stern-Apotheke, 8 1, 10, Tel. 223 87, Friedrichs⸗ Apotheke, Lameyſtraße 21, Tel. 406 12, Lindenhof⸗Apo⸗ theke, Lindenhof, Gontardplatz, Tel., 224 44, Storchen⸗ Apotheke, Neckarau, Neue Schulſtraße 17, Tel. 485 70, Luzenberg⸗Apotheke, Waldhof, Stolberger Straße, Tel. 531 74. N * Jaldhofſtr. 33/35, Hinweis Mannheimer Kunſtverein E.., I. I, 1, Breite Straße. Neu ausgeſtellt: Fritz Neuen hahn, Wei⸗ mar, 37 Aquarelle; Hermann Mayrhofer, Paſſau, 30 Radierungen. Die Ausſtellung der Bilder von Prof. Wilhelm Blos, München, wurde verlängert. „Sein großer Irrtum im Roxy ⸗Thegater „Sein g r 0 5 er Irrtu', die Tragödie des alternden Mannes, ein Film voll ſtärkſter Spannungen, läuft gegen⸗ wärtig im Roxy⸗Theater. Unſer Bild zeigt Harry oder Arbeitshaus gebracht werden ſollten. Der Paſ⸗ Recht! Bauer und Alice Field in den Hauptrollen. „ „Seite/ Nummer 330 — Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 21. Juli/ Sonntag, 22. Juli 1984 Die 2000-Kilometer-Fahrt durch Deulſchland (Von unſerem.⸗D⸗Mitarbeiter) Man kennt ſie kaum wieder, dieſe ſonſt ſtillem Kurbetrieb gewidmete Badeſtadt Baden⸗Baden! Sie iſt zu ſportlichem Leben erwacht und ſteht reſtlos im Zeichen der 2000⸗Km⸗ Fahrt durch Deutſchland. Es gibt kein freies Hotelbett mehr, geſchweige denn einen Garageplatz. Unzählige Flag⸗ gen und Wimpel grüßen von Häuſern und Maſten, und durch die Straßen brauſt die wilde Autlerjagd, heute, am Vortage der 2000 Km⸗Fahrt ſchon im gleichen Tempo, das auf der Fahrt gefordert wird. Nicht die alten erfahrenen Sportkapitäne ſinds, die ſolche Stadtrennen machen, ſon⸗ dern der junge Nachwuchs. Nun— die Baden⸗Badener und die Kurgäſte haben ſich ſchon an das Renntempo gewöhnt, und drum paſſiert nichts. Und doch ſahen wir einen Wagen ſiech am Straßenrand. Ein neuer ſchneller Röhr⸗Junior wars, jener Wagen, der dem Karoſſier Authenried gehört. Ein alter Privatwagen war ihm, falſch fahrend, entgegengekommen, Kühler ſtieß gegen Kühler, und die Art der Beſchädigungen bewies, daß das Tempo nicht klein geweſen ſein kann. Anſonſten aber regeln Schupo und SͤA den Verkehr, daß es eine Freude iſt. Obergruppenführer Hühnlein iſt in Baden⸗Baden eingetroffen, Staatsſekretär Funk wird erwartet, ebenſo Staatsſekretär Grauert. Die Anweſenheitsliſte vom Freitag verzeichnet ferner Reichsbahngeneraliſſimus Dr. Dorpmüller, Generalinſpektor Dr. Todt, die Mini⸗ ſterialdirektoren Brandenburg und Orth, Miniſte⸗ rialrat Metzner, Herzog Carl Eduard von Sachſen⸗Coburg⸗ Gotha, Brigadeführer Profeſſor Oppermann, ſtellvertretenden Korpsführer des NS und Vizepräſident des DDA, Major Werner vom Reichswehrminiſterium, SS⸗Obergruppenführer Diet⸗ rich, Dr. Bollmann als Führer der bdeutſchen Sport⸗ preſſe, SS⸗Brigadeführer Scharfe in Vertretung des Reichsführers Himmler, Conte Maſſimo Magi⸗ ſtrati als Vertreter des italteniſchen Botſchafters u. a. Draußen rings um den Abnahmeplatz an ber Lichten⸗ taler Straße ſcharen ſich die Stände der Brennſtoff⸗ und Oelkonzerne. Es geht ins Ungeheure, was auf der 2000⸗Km⸗ Fahrt an Brennſtoff und Oel konſumiert wird. Jeder der beteiligten Brennſtoffkonzerne hat ſich erfolgreich bemüht, ſeinen Fahrern Kundendienſt durch Zur⸗Verfügungſtellung von Marſchtabellen, Straßenkarten, Städte karten, Tank⸗ ſtellenverzeichniſſe zu leiſten. Die Fahrtleitung wiederum Hat ſehr intereſſante Tabellen geſchaffen, die Auſchluß ge⸗ en über die Tankſtellenzahl der einzelnen Brennſtoffgeſell⸗ ſchaften an der 2000⸗Km⸗Strecke, über die Verbandszuge⸗ hörigkeit der Teilnehmer, über die Zahl der zum Verkauf gelangenden Programme und Anſtecknadeln uſw. Die Abnahme der Fahrzeuge geht ſehr raſch und reibungslos vonſtatten. Wagen folgt auf Wagen, aber es gibt keine Stockungen, weil alles be⸗ ſtens vorbereitet iſt. Der Sportwagentyp iſt am zahlreich⸗ ſten vertreten, man ſieht aber auch intereſſante Stromlinien⸗ Karoſſeriekonſtruktionen ganz unterſchiedlicher Art. Neben neuen Typen, die auf der 2000⸗Km⸗Fahrt ihre Eignung für Strapazen und Schnellverkehr beweiſen ſollen, begegnen wir alten, nach außen hin ausgedient ſcheinenden Fahr⸗ zeugen, deren Teilnahme um ſo anerkennenswerter iſt. als damit ja ihre Beſitzer echten, rechten Sportſinn beweiſen. Fraglos werden dieſe Altwagen es ſehr ſchwer haben, das geforderte Solltempo einzuhalten. Neue Typen ſind der Adler⸗Trumpf⸗Junior, Sportmodell, der außerordentlich ſchnell ſein ſoll, und ein neuer 15 Liter⸗Mercedes⸗ Benz. Der neue Mereedes iſt ein Heckwagen, deſſen Motor(zum Unterſchied vom bisherigen 1, Liter⸗Heckmotorwagen der Daimler⸗Benz AG) vor der Hinterachſe liegt. Sehr vielartig in ihren Aufbauten ſind öte Wagen der Autounſon. Gefällig ſind die Sport⸗ typen von Hanomag und die von Röhr. Hübſch, ſchlank, auffallend durch ihre Tieflage, kommen die Stoewer da⸗ her. Inmitten raſſiger Fiat⸗Balila, DaW und Au⸗ ſtin⸗Sportzweiſitzer ſteht ein alter hochbeiniger Ford. Seine Windſchutzſcheibe iſt geſprungen. Ob der Wagenbeſitzer ſo in den Wettbewerb gehen will? Es gibt Wagen, in denen man bie 2000⸗Km⸗Fahrt nicht gern mitmachen möchte, überſchlanke, überzüchtete Wägel⸗ chen, die hart gefedert ſind und in denen man die Beine nicht ausſtrecken kann. Dann wieder ſieht man bequeme, reſtlos tourenmäßige Cabriolets anrollen, die gar nicht ſportlich„friſiert“ ſind, ſondern für gemächliche Schwarz⸗ waldtour geeigneter zu ſein ſcheinen, als für die Sollzeiten der 2000⸗Km⸗Fahrt. Inmiten funkelnagelneuer Sportwagen ſteht der DaW des Sportjournaliſten Voigt. Der Kol⸗ lege erklärt, freudig und ſtolz auf ſeinen Wagen:„Derſelbe Wagen iſts mit demſelben Motor, mit dem ich ſchon im Vor⸗ jahr die 2000⸗Km⸗Fahrt erfolgreich beendete“. Fahrer der alten Garde lächeln vergnügt, wenn man ſie nach ihrer Stimmung und ihrer Fahr⸗Zuverſicht fragt. Reſtlos zu⸗ verſichtlich und von ihrem erfolgreichen Durchhalten über⸗ zeugt ſind die teilnehmenden Damen, von denen wir, beide blitzvergnügt, Edith Friſch mit ihrem Opel und Baroneſſe Edle von Scheidlein auf Fiat auf dem Parkplatz trafen. Sieht man die Bereifungen mancher Wagen an, ſo muß man den Kopf ſchütteln. Wir trafen Fahrzeuge, die reich⸗ Iich abgefahrene, keineswegs mehr griffige Vorderreifen und ſaſt bis zur Leinwand abgefahrene Hinterreifen hatten. Die Wagen der Induſtriemannſchaften und überhaupt die große Mehrzahl der Teilnehmerwagen iſt ſelbſtverſtändlich gut bereift. Beachtlich iſt die Verwendung zahlreicher ge⸗ ſommerter Reifen, die nach dem Syſtem Sommer Querker⸗ ben durchs Profil erhielten und dadurch rutſchſicher werden. Am Freitag⸗Spätnachmittag feierliche Flaggenhiſſung und Fahrerappell durch Obergruppenführer Hühnlein vorm Kur⸗ Haus. Alle in Baden⸗Baden ſtartenden Fahrer ſind zur Stelle. Wenige Stunden noch,— dann nimmt der größte Tpurenſportwettbewerb, den es je auf der Welt gab, ſeinen Anfang! 8 Der Start in Baden-Baden Schwül war die Nacht, gewitterdrohend das Wetter, und doch, als um 2 Uhr die erſten Wagen an den Start rollten, ſah man ſternenklaren Himmel. Später lugte die Sonne durch Wolkenfetzen und erſt als die letzten Fahrer auf der Strecke nach Freiburg waren, ging leichtes Regengerteſel nieder, Polizeigeneral Daluege auf 1000⸗cem⸗ Autounion⸗Wagen war ber zuerſt Geſtartete. Am Start⸗ platz hielt er eine kurze, von ſportlichem und vaterländi⸗ ſchem Geiſt getragene Anſprache, die ausklang in ein Heil auf Volkskanzler Hitler und Obergruppenführer Hühnlein, den Führer des deutſchen Kraftfahrſportes. Obergruppen⸗ führer Hühnlein erteilte den Start. Neben General Da⸗ Iuege ſtartete Reg.⸗Rat Dr. Schifferer, Verkehrsreſe⸗ rent im Reichs minfſterium des Innern und Leiter des preuß. Verkehrsreferats. Als nächſter Mann der dritte Mann des erſten Polizeiteams, Polizeimajor Fuchs Ber⸗ Lin, gleichfalls auf Autounlon⸗Dadg. Wagen auf Wagen rollte vom Start, immer zwei gleichzeitig mit Abſtand von einer Minute vor den nächſtfolgenden. Hier ſah man Reichswehroffiziere, ſportgeſchult und diſztpliniert, dort wieder ſah man Privatfahrer, am Start zu ihrer erſten großen Fahrt etwas nervös, dort wieder rauchte ein Fahrer auf kleinem Wagen eine Rieſenzigarre ſaus Beruhigungsgründen!). Ein anderer ließ auf der Lichtentaler Allee, wo die Fahrzeuge zum Start geſam⸗ melt wurden, ſeinen Motor ſo lange im Leerlauf laufen, bis der Kühler beim Startbeginn kochte wie ein Dampf⸗ keſſel, dann wieder ſahen wir einen Wagen, deſſen Küh⸗ ler ſchon vor Ablauf leck war. Man hörte alle deutſchen Mundarten, rheiniſch, oſtpreußiſch, ſchleſiſch, ſächſiſch, Ham⸗ burger Platt, ſchwäbiſch, bayeriſch, hörte italientſch, eng⸗ Iiſch, franzöſiſch, ſlawiſche Sprachen, Schwitzerdütſch, ſah Damen und Herren, die eben vom Ball kamen, ſah be⸗ kannte Vertreter von Sport und Induſtrie, von denen Geheimrat Dr. von Opel, Direktor von Fungen⸗ felldb von Daimler⸗Benz, Dr. Werner, den verdienſt⸗ vollen techniſchen Leiter der Autounion, dem die ſieghafte Herrichtung der Autounionrennwagen und die Vorberei⸗ tung der Autounionſportwagen zur 2000⸗Km.⸗Fahrt zu danken iſt, begrüßte den Opelbdirektor Bangert, Opel⸗ Werbeleiter Dr. Wiskott, den Werbeleiter der Auto⸗ union und zugleich erfolgreichen Sportfahrer und Turmter⸗ reiter Dr. Völter, Direktor von Falkenhayn von NSu, Direktor Werner Stoewer von Stoewer und manch andere bekannte Perſsulichkeit und hinzugeſellte ſich, wieder geneſen, ſportintereſſiert, liebenswürdig und fröhlich, der vor 10 Wochen ſo ſchwer verunglückte Vize⸗ präſident des Automobilklubs von Deutſchland und Mit⸗ glied der ONS, Konſul Fritſch. Kaum aus dem Kran⸗ kenhaus heraus, hielt's ihn nicht mehr daheim, es galt ja Zeuge zu ſein vom Start und Ziel des größten Kraft⸗ fahrzeug⸗Tourenſportwettbewerbs der Welt, der 2000.⸗m.⸗ Fahrt durch Deutſchland. Die erſten Meldungen von ber Strecke Mancher Fahrer begann ein Rennen ab Startbeginn. Jeder wollte der Erſte ſein. Allzu ſtürmiſches Draufgänger⸗ tum ſchuf Gefahren und doch gilts ja nur Sollzeit zu halten. Der im Rieſengebirgsrennen und im Gabelbachrennen ſieg⸗ reich geweſene Mercedes⸗Benz⸗Fahrer Günther Lehmann 3. B. trat bei dem ihm unbekannten Bahnübergang zwiſchen Baden⸗Stadt und Baden⸗Oos eine Sekunde zu ſpät die Bremſe. Der in großer Fahrt befindliche ſchwere 7⸗Liter⸗ Mercedes⸗SS⸗Wagen mit Startnummer 2 jagte eine Bö⸗ ſchung herauf. Lehmann und ſein Beifahrer blieben un⸗ verletzt, der ſchöne weiße Mercedes aber ſchied durch Tank⸗ ſchaden aus. Kurz darauf erfuhr man auch vom Unfall des italteniſchen Teilnehmers Nr. 520 Gagliardi(Verona). Er war mit ſeinem Fiat bei Ottersweier umgeſchlagen. Erſter Informationsbericht meldet: Armbruch und Rippen⸗ brüche. Zinnoberrot die Mercedes⸗Benz der Induſtrie⸗ fahrer, ſilbergrau die der Autounlon, hellblau dite Opel, weiß die Ad ler, andere Wagen anderer Fabriken wieder gelb und braun und dazwiſchen die Reichswehrwagen in ihrer Schutzfarbe, ſo bot dieſe Auffahrt zum Start auch ein farbenfreudiges Bild. Faſt alle Fahrer haben ſich für die Fahrt gut verproviantiert. Viele Fahrer haben Reſerve⸗ kaniſter mit Brennſtoff mitgenommen, trotzdem es ja ſo viele Zapfſtellen auf der Strecke gibt. Aber ſchließlich kann gerade vor einer Zeitkontrolle die Zeit zum Tanken an ſtark beanſpruchter Tankſtelle nicht mehr reichen. Dann er⸗ füllt oͤie Reſervekanne ihren Dienſt. Um.24 Uhr begaun der letzte Fahrer die 2000⸗Km.⸗ Jagd. 583 Wagenfahrer haben das Tal der Oos verlaſſen. Am ſtärkſten beſchickt iſt die Gruppe 6, Wagen bis 1000 cem. 184 Fahrer dieſer Klaſſe nehmen den 2000⸗Km.⸗Kampf mit vorgeſchriebenem 64⸗Km.⸗Durchſchnitt auf. Von der Wer⸗ tungsgruppe 5, Wagen von—1½ Liter, wird 72 Km. Durchſchnitt verlangt. 172 Fahrer dieſer Gruppe ſtellten ſich dem Starter. In der Ger u p pe 4 der 2⸗Liter⸗Wagen ſind 138 geſtartet, die ihre Sollzeit von 76 Km. glauben einhalten zu können. Gruppe g, Wagen von—3 Liter, ſtellt 44 Bewerber. Sie müſſen 80 Km. Durchſchnitt fah⸗ ren, die Goldplakette der 2000⸗Hm.⸗Jahrt zu erhalten. 48 Fahrer der Gruppe Wagen von—4 Liter, hoffen 84 Km. Durchſchnitt fahren zu können. Beſonders ſchwer haben es natürlich die 20 Geſtarteten der Gruppe 1, Wagen über 4 Liter, denen 88 Km. Durchſchnitt vorgeſchrieben iſt. Freudenſtadt war um.15 Uhr vom erſten Fahrer Nr. 534, Prüſſing(Zſchopau) auf Autounion, paſſtert, unmittelbar darauf folgte die preußiſche Polizeimannſchaft General Daluege, Dr. Schifferer, Major Fuchs. Fahrer Nr. 403 Becker(Berlin) auf Hanomag gab bei Freudenſtadt auf. Der Berliner Hanomag⸗Fahrer Liedtke hatte bei Freudenſtadt einen Unfall. Der Wagen wurde abgeſchleppt, der Fahrer erlitt Schlüſſel⸗ beinbruch. Slegfried Doerschlag. Die Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg Rund um die Kämpfe Für die Schwimmwettkämpfe liegen mehr als 500 Meldungen vor. Sie werden vom 24. bis 26. Jult durchgeführt. Das Waſſerballturnier, das 32 Spiele bringt, nimmt faſt eine ganze Woche in Anſpruch. Die Boxkämpfe werden vom 22. bis 24. Juli aus⸗ getragen. In jeder Klaſſe ſind acht Boxer zugelaſſen worden. Vom 286. bis 28. Juli finden die Wettbewerbe der Schwerathleten ſtatt. Bei den Ringern treten 250 und bei den Gewichthebern 185 Teilnehmer an. Auch im Jiu⸗Jitſu werden die Meiſterſchaften in 5 Klaſſen ausgetragen. Bei den Schützen füllen Wettkämpfe im Scheiben⸗ gewehr, Wehrmannsgewehr, Kleinkaliber⸗ und Piſtolen⸗ ſchießen die ganze Woche aus. Bei den Fechtern wird während einer Woche in allen Waffen um den Titel gekämpft. Der moderne Fünfkampf wird erſtmals in gro⸗ ßem Stil bei einer rein deutſchen Veranſtaltung aufgezo⸗ gen. 37 Teilnehmer wollen ſich dieſer ſchweren Prüfung unterziehen. Im Fauſt⸗ und Schlagball werden am 23. und 25. Juli die Meiſterſchaften ausgetragen. Die Reiter treten bei den Deutſchen Kampfſpielen zum erſten Mal in die Erſcheinung. Die Wettkämpfe fin⸗ den vom 27. bis 29. Juli ſtatt. Die Kegler werden von Montag bis Freitag ihre Meiſter ermitteln. Während die Bahnwettbewerbe der Rabſportler in Halle durchgeführt werden, kommen in Nürnberg nur zwei Straßenmeiſterſchaften zum Austrag. Am Samstag wird das Einer⸗Streckenfahren über 249,6 Km., am Mon⸗ tag das Vierer⸗Vereins⸗Mannſchaftsfahren über 100 Km. durchgeführt. Vom 21. bis 23. Juli werden in Hal le die Bahnmeiſterſchaften über 1 Km., 25 Km., im Zwei⸗ ſitzerfahren und Vereins⸗Mannſchaftsfahren abgewickelt, da die Nürnberger Rennbahn Reichelsdorf zu weit von der Stadt abliegt. Auch im Kanuſport ſind die Wettbewerbe geteilt. In Nürnberg gibt es nur eine Kanu⸗Polomeiſterſchaft auf dem Dutzendteich, während die Langſtreckenmeiſterſchaften am 22. Juli auf dem Starnberger See, die Kurzſtrecken⸗ meiſterſchaften am 11/12. Auguſt in Hamburg ſtattfinden, da die Waſſerverhältniſſe in Nürnberg nicht ausreichend ſind. Auch im Rudern mütſſen die Meiſterſchaften aus⸗ wärts durchgeführt werden. In Verbindung mit der Mainzer Jubiläumsregatta werden ſie vom 20. bis 22. Juli im Mainzer Floßhafen veranſtaltet. Eine glänzende Beſetzung zeichnet dieſe deutſche und Kampf⸗ ſpielmeiſterſchaft aus. Die Tennismeiſterſchaften werden in Müün⸗ chen durchgeführt. Die Wettbewerbe im Segeln ſind bereits gelegentlich ber„Kieler Woche“ erledigt worden, im Motorboot⸗ ſport wurden Meiſterſchaften in drei Klaſſen in Pots⸗ dam ausgetragen. In Nürnberg, aber außerhalb der Kampfſpiele, gibt es noch Rahmenwettbewerbe im Roll⸗ ſchuh lauf. Der Sport am Sonntag Der 22. Juli bringt den Beginn der 4. Deutſchen Kampf⸗ ſpiele mit zahlreichen Veranſtaltungen in Nürnberg ſelbſt und einigen aus Zweckmäßigkeitsgründen an anderen Or⸗ ten ſtattfindenden Meiſterſchaftswettkämpfen. Die Mehrzahl der im ſonntäglichen Sportprogramm enthaltenen Wettbe⸗ werbe gehören alſo ſchon zu den Deutſchen Kampfſpielen, die damit einen machtvollen Auftakt erleben. In Nürnberg ſelbſt werden das Einer⸗Streckenfahren der Radfahrer, die erſten Kämpfe der Fechter und der Waſſerballer neben dem als Auftakt gedachten Bayerſtſchen Landesturnfeſt abgewickelt. Außer⸗ halb Nürnbergs finden in Halle die Bahn wettbe⸗ werbe der Radfahrer, in Mainz die Wettkämpfe der Ruderer und auf dem Starnberger See die Lang ⸗ ſtreckenkämpfe der Kanufahrer, ſämtlich zugleich als deutſche und Kampfſpielmeiſterſchaften ſtatt. Die her⸗ vorſtechendſten ſonſtigen Ereigniſſe des Sportſonntags ſind die 2000⸗Km⸗Fahrt durch Deutſchland, das Amerikaner⸗Sportfeſt in Frankfurt und der 15. Rhön⸗Segelflug⸗ Wettbewerb auf der Waſ⸗ ſerkuppe. Radſport Auf der Rennbahn in Halle finden die deutſchen und Kampfſpielmeiſterſchaften der Bahn⸗ fahrer ſtatt. Das Programm verzeichnet die kurze und lange Fliegermeiſterſchaft der Amateure über 1 Km(Ver⸗ teidiger: Toni Merkens⸗ Köln) und 25 Km(Vert.: Ihbe⸗ Leipzig), die Meiſterſchaft im Zweiſitzerfahren(Merkens⸗ Ungethüm) und im Vierer⸗Mannſchaftsfahren. In Nürn⸗ berg ſelbſt wird am Samstag das Einer⸗Strecken⸗ fahren über 240 Km. auf ber Strecke Nürnberg— Re⸗ gensburg— Nürnberg durchgeführt. Waſſerball Im Pulverſee in Nürnberg trefſen ſich die ſechzehn Be⸗ werber um die deutſche Kampfſpiel⸗Waſſer⸗ ballmeiſterſchaft in vier Gruppen zur Vorrunde. Vorgeſehen ſind folgende acht Spiele: Gruppe 1: Weißenſee 96— Magdeburg 96, München 99— Tgm. Mülhauſen, Gr. 2: SV Ludwigsburg— Waſſerfreunde Hannover, Schwimm⸗ ſportfreunde Barmen— Bayern 07 Nürnberg, Gr, 8: Hel⸗ las Magdeburg— Bremiſcher Schwimmperband, Spandau 04— Duisburg 98, Gr. 4: Poſeidon Magdeburg— 1. Fc Nürnberg, SV Augsburg— Hamburger Turnerſchaft 1816, In der Zwiſchenrunde treffen die jeweiligen Sieger auf die unterlegene Mannſchaft aus dem zweiten Spiel ihrer Gruppe. Nudern Große Rudertage erlebt vom Freitag bis Sonntag die Stadt Mainz. In Verbindung mit der 50, Jubiläums⸗ regatta des Mainzer Rudervereins wird die deutſche Meiſterſchafts⸗ und Kampfſpiel⸗ Regatta abgewickelt.— Im Ausland gibt es gleichfalls zwef Mei⸗ ſterſchaftsregotten und zwar Sie italieniſche in Rom und die holländiſche in Amſterdam. Kann Eine weitere Kampfſpielmeiſterſchaft wird mit den Meiſterſchaften der langen Strecken(10,4 Ktlometer), auf dem Starnberger See ausgefahren. Der Start für die beiden Meiſterſchaftswettbewerbe im Einer und Zweier befindet ſich in Tutzing, das Ziel in Starnberg. Die Meiſterſchaften werden umrahmt dur 17 Rennen, von denen die der Jugendlichen, Frauen⸗ un Altersklaſſen über 4 Km. führen. Leichtathletik Das vierte Gaſtſyijel der Amerikaner findet am Sonntag auf dem Ic ⸗ Sportplatz in Frankfurt am Main ſtatt. Sportgemeinde Eintracht und der JG⸗Sport⸗ erwähnt. verein zeichnen gemeinſam als Veranſtalter verantwortlich. Neben den Amerikanern ſind auch die zur Zeit in Deutſch⸗ land weilenden glänzenden Ungarn zu Gaſt und außerdem ſtarten zahlreiche Spitzenkönner der deutſchen Leichtathletik. Von beſonderer Bedeutung iſt noch der alljährliche Kampf Baden— Elſaß. der diesmal in Straßburg aus⸗ getragen wird und einen weiteren deutſchen Sieg verheißt. Motorſport Eine der gigantiſchſten und größten Veranſtaltungen des deutſchen Motorſportes iſt die 2000 ⸗Km.⸗Faßhrtdurch Deutſchland, die am Samstag und Sonntag mit Start und Ziel in Baden⸗Baden durchgeführt wird. Mehr als 2575 Fahrer haben in den einzelnen Klaſſen gemeldet und ſelbſt bei Abſtänden von einer Minute nimmt ſchon der Start allein 11 Stunden in Anſpruch. Deutſche und aus⸗ ländiſche Firmen haben ſowohl die Motoxrad⸗ als auch Autoklaſſen beſchickt. Rund 150000 Mann Motor⸗SA und vom NScck ſind zur Sicherung der Strecken aufgeboten worden. 5 Schwimmen Nordheſſens Gaumeiſterſchaften, die om letzten Sonntag abgeſagt wurden, finden am Samstag und Sonntag in Kaſſel ſtatt. Mit 133 Einzel⸗ und 34 Staffel⸗ meldungen ſind die Titelkämpfe ſehr gut, für eine„Mei⸗ ſterſchaft“ vielleicht zu gut beſetzt. In Pforzheim wird ein Städtekampf Pforzheim— Heidelberg ausgetra⸗ gen. 5 Tennis Das Wochenende bringt einige intereſſante Turniere. In Mannheim treffen die beſten badiſchen Spieler auf einige gute Kräfte aus Frankreich und der Tſchechoſlowakei und in Düſſeldorf ſind ebenfalls ausländiſche Spie⸗ ler beteiligt. Ein internationales Turnier geht außerdem noch in Zürich in Szene. Im Kampf um den Da⸗ vi spokal begegnen ſich die alte und neue Runde. In Wimbledon liefern ſich Auſtralien und Uu S A den Kampf im Inter zonenfinal, deſſen Sieger im Endkampf um den Pokalkampf 1034 auf den Verteidiger England trifft. Die Ausſcheidungsrunde für 1985 wird mit dem Kampf Polen— Belgien in Warſchau ein⸗ geleitet. Pferdeſport Hier iſt das Programm wieder recht umfangreich. Im Mittelpunkt der Rennen in Hoppegarten ſteht der Lehndorſf⸗Preis, Deutſchlands längſtes, über 4000 Meter, führendes Flachrennen. Weitere deutſche Galopprennen ringt der Sonntag in Düſſeldorf und Bad Kreuz⸗ nach. Das Verdener Reitturnier, eines der größten Turniere der Welt, wird am Sonntag beendet. Flugſport Der am Sonntag auf der Waſſerkuppe beginnende, bis 6. Auguſt dauernde Rhön⸗ Segelflug, hat eine Re⸗ kordbefetzung gefunden. Auf der Waſſerkuppe mußte eine neue Flugzeughalle gebaut werden, um die von den Orts⸗ gruppen des De gemeldeten 115 Segelflugzeuge über⸗ haupt unterbringen zu können Verſchiedenes Das Bayeriſche Landesturnſeſt, mit über 11000 Teilnehmern, leitet die Kampfſpielwoche in Rürn⸗ berg ein. Gleich dem Deutſchen Turnſeſt in Stuttgart, wo das württembergiſche Turnfeſt und die Polizei⸗Meiſter⸗ ſchaften den Anfang bildeten, werden alſo auch die Nürn⸗ berger Feſttage einen machtvollen Auftakt finden. Im Fußball gibt es in Deutſchland keine Ereigniſſe. Aus dem Ausland ſei das Rückſpiel der Vorſchlußrunde im Mitropa⸗Cup zwiſchen Bologna und Ferenczvaros Eine internationale Hockeytagung findet in Paris ſtatt. Neben enderen wichtigen Punkten ſteht anch die Frage des Olympiſchen Hockeyturniers auf dem Programm. — Die SA bei der 2000 Kilomeler⸗Jahr Die Teilnehmer der SA⸗Motor⸗Standarte 153 Von der SA⸗Motor⸗Standarte 153 werden ſich an der 2000⸗Km.⸗Fahrt durch Deutſchland beteiligen: Sturmbannführer Wilhelm Joſt(Mannheim) auf Horex; Rottenführer Reinh. Vogel(Mannheim) auf RS (Sctiſt); Oberſcharführer Haus Bacher(Mannheim), Beſ⸗ fahrer, Rolf Theile(Mannheim)] auf Adler⸗Trumpf; Sturmmann Karl Stich(Mannheim), Beiſahrer; Trupp⸗ führer Friedrich Feuerſtein(Mannheim⸗Feudenheimj auf Viktoria; Truppführer Karl Sjegmaun(Mann⸗ heim⸗Feudenheim auf Triumph; Sturmmann Franz Js. linger(Mannheim) auf Horex; Rottenſührer Herbert Ehriſt(Monnheim⸗ Rheinau) auf Horex; Sturmmann Guſtav Braun(Mannheim), Beifahrer; Scharführer Heinz Trauth(Mannheim] auf Fiat offen; Hermann Reitermann(Sulzbach/ Weinheim) auf Ur, Kae Rauch(Laudenbach/ Bergſtr.) auf Ardie; Konrad Va⸗ Jent in(Viernheim) auf BM)(Sd); Joh. Nikl. Roos(Viernheim), Beifahrer; Sturmführer Walter Eicke(Neckargemünd) auf Harley⸗Davidſon; Alois Ju hf (Meckesheim), Beifahrer Roland Schuck(Heidelberg auf BM. Die Teilnehmerliſte der SS⸗Motor⸗Stanbarte 29 Rottenſührer Hans Hausmann(Heidelberg! auf DaW; Otto Herbſtrieth(Heidelberg); auf Bid; Paul Herwerth(Pirmaſens) auf Nu; Heinrſch Rumpf(Heidelberg); auf DW; Hans Schmit (Mannheim) auf Bücker(Beiwagenmaſchine); Karl Stork (Kaiſerslautern) auf BMW; Hans Uehlert(Heidel⸗ berg) auf BMW; Norbert Zeuner(ßeidelberg) Adler⸗Trumpf. Von dieſen ſieben Fohrern haben Rumpf, Herbſtrieth und Uehlert auch die 650⸗Kilometer⸗Grenzlondfahrt durch den Schwarzwald ſtrafpunktfrei zurückgelegt. 2 2 2 2 Internationales Tennisturnier in Mannheim War der erſte Tag des großen Mannheimer Tennistur⸗ niers auf den Plätzen des Tennisklubs am Ring in ſport⸗ licher Hinſicht ein Erfolg, ſo brachte der Freitag noch ſpan⸗ nendere Kämpfe und vor allem einen ganz ausgezeichneten Beſuch. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich natürlich wie⸗ der auf die Spiele der Klaſſe A, die die Zuſchauer voll in ihren Bann ſchlugen. Mitunter wurden überragende Lei⸗ ſtungen geboten, das ſportverſtändige Publikum ging mit und kargte nicht mit Beifall. Auch die Sonne meinte es recht gut, für die Spielerinnen und Spieler, für die Schieds⸗ richter und Akteure faſt zu gut; aber Sonne gehört einmal zum weißen Sport, und ſo konnten ſämtliche angeſetzten Spiele zum Austrag gebracht werden. Der geſtrige Tag war alſo ein voller Erfolg. Ueberraſchungen gab es eigent⸗ lich nicht. Schade nur, daß einige ſehr gute Spieler ſchon Federn laſſen und ausſcheiden mußten. Aber die ausge⸗ ſprochenen Favoriten ſetzten ſich bis fetzt durch, ſo daß man für Samstag und Sonntag, wenn es den Endſpielen ent⸗ gegengeht, mit aufregenden und intereſſanten Begegnungen rechnen darf, wie ſie Mannheim ſeit langem nicht mehr ſah. a Der Pforzheimer Wetzel trat heute auch in Aktion und ſiegte gegen Müller⸗Frankfurt nach ſchönem Kampf mit :4,:3. Hildebrandt 1⸗Heidelberg hatte im 1. Satz Mühe, den Mannheimer Mohnen mit 644 zu ſchla en, dann aber ſiegte er leicht:1, um in der nächſten Runde gegen Benda nach hochwertigem, ideenreichen Spiel 618, 125, :2 zu verlieren. Noch immer iſt der Univerſitätsprofeſſor gute Klaſſe, es fehlt ihm anſcheinend jedoch am nötigen Trainingspartner, ſo daß er ſeine Leiſtungen nicht mehr zu ſteigern vermag. Dr. Buß ſiegte zuerſt leicht gegen Endriß⸗ Darmſtadt:1, doch im zweiten Satz mußte er ganz aus ſich Herausgehen, um 614 zu gewinnen. Eine ſehr gute Leiſtung vollbrachte Fütterer ⸗ Mannheim, der gegen den ausge⸗ zeichneten Darmſtädter Sigwart mit 816, 276,:4 ſtegreich bleiben konnte. Bei den Herren ſowohl wie bei den Damen iſt die Frage, wer das Endſpiel gewinnen wird, vollkommen offen, denn gerade die Spitzenklaſſe Dr. Buß, Serto⸗ rio ⸗Italien, Vodika⸗Tſchechoflowakei, Wei h-Frei⸗ burg, Wetzel ⸗ Pforzheim, Benda Tſchechoflowaket iſt ſich ſo ziemlich gleichwertig. Bei den Damen werden Frl. Hiller⸗ Berlin, Morozek, Frl. Huß⸗ München wohl mit unter den letzten ſein. Frl. Huck⸗ Mannheim hat wohl die größten Anlagen, aber das durch berufliche Tätigkeit be⸗ dingte mangelnde Training macht ſich doch bemerkbar. Viel⸗ leicht kann ſie ſich ebenfalls durchſpielen. Auch bei den Damen konkurrenzen wurben inter⸗ eſſante Kämpfe durchgeführt und ſelten ſchöne Leiſtungen gezeigt. Frau Huß⸗München mußte gegen Frl. Ringer⸗ Darmſtadt ſogar einen Satz abgeben, leichter hatte es Frl. Böſel⸗Berlin gegen Frl. Mittler⸗Lu., ſie ſiegte:2, 618. Die Frankfurterin Herbſt konnte erſt nach hartem Kampf Fr. Schellenberg⸗Lu. 715, 615 ſchlagen. Frl. Morczek⸗ Berlin und Frl. Pfleiderer⸗Heilbronn waren ſich zunlchſt gleichwertig, die Berlinerin konnte dann doch das Spiel mit:5, 612 gewinnen. Ein ſehr hartes und ſchönes Spiel lieferten ſich die Klubkameradinnen Frl. Huck und Frl. Schömb⸗Mannheim. Nur die größere Routine brachte Fr, Huck auch den 2. Satz mit 715, nachdem ſie zuerſt 673 ge⸗ wonnen hatte. In ben gemiſchten Doppelſpielen gab es einen hochwertigen Kampf zwiſchen Hildebrandt 2⸗Frl⸗ Mittler und dem Tſchechen Vodika⸗Frl. Hiller. Der deut⸗ ſche Juniorenmeiſter ſtellte ſein heute ſchon ſehr beacht⸗ liches Können wieder unter Beweis. Leider war ſeine Partnerin zu ſchwach, um gegen den ſehr gut ſpielenden Vodika mit Partnerin ſiegen zu können. Immerhin be⸗ nötigten Vodika⸗Hiller 3 Sätze und gewannen nur knapp :6,:2,:4. Eine glattere Sache war die Begegnung Dr. Buß⸗Frl. Huck gegen den Junior Kaiſer⸗Schömbs, wobe die letzteren 61, 613 verloren. 5 Im Herren⸗Doppel ſiegten Hildebrandt⸗Fütterer gegen Krebs⸗Sillib glatt mit:2,:2 und ebenſo⸗ das tſchechiſche Paar Vodika⸗Benda gegen Fabe⸗Fucke 618, 0 ,. Es überraſchte etvas, daß das favoriſierte Herren⸗Doppel⸗ Paar Sertoriv⸗Dr. Buß gegen Werner, Speyer, und Dr. Gans, Mannheim, nur 614,:2 gewinnen konnte. Auch die B⸗Klaſſe beſtritt heiße Kämpfe, maß ſah ſo manche gut veranlagten Spielerinnen und Spleler, die für die Zukunft Gutes erhoffen laſſen. 85 Der beliebte Schauſpieler Hans Brauſemeftet, der ebenfalls am Turnier teilnimmt, wird nachmfttagz mit verſchiedenen ſeiner berühmten Filmkolleginnen und kollegen den Tenniswettkämpfen beiwohnen. 1 Olympia 1936 USA mit ſtärkſtem Aufgebot Daniel Ferris, der Sekretär der Amateurͤthletik⸗ Aſſociation von USA, der zuſammen mit den amerlkani⸗ ſchen Leichtathleten nach Europa kam, äußerte ſich in Stock⸗ holm über die Beteiligung der USA an den Olympiſchen Spielen 1936 in Berlin. Ferris betonte, daß eine end gültige Entſcheidung zwar noch nicht gefallen ſei, dieſe viel mehr erſt am nächſten Montag zu erwarten iſt, wenn ber Präſident des Amerikaniſchen Olympiſchen Komitee, Avery Brundage in Deutſchland eingetroffen iſt. Es ſtehe jedenfalls feſt, daß Amerſka umfangreichere Vorbereitun⸗ gen denn je trifft. Nach den Worten von Ferris iſt damit zu rechnen, daß die amerikaniſche Olympiatruppe etwa 400 Aktive umfaſſen wirb. Nur drei Fahrer beſtreiten am Sonntag auf der Pariſer Prinzenparkbahn den Endlauf um die fron öſiſche Stehe, meiſterſchaft über 100 Km. Aus den zahlreichen Aus, dungsläufen haben ſich Weltmeiſter Lacquehay, ne 5 meiſter Paillard und der Nachwuchsſteher G. Wombſt d Teilnahmeberechtigung geſichert.„ 10 Einen weiteren Titel holte ſich die däuiſche Meiſter Lilly Anderſen in Kopenhagen. In neuer Freiwa zeit von:52 wurde ſie däniſche Meiſterin im Kraulſchwimmen.. i Der Mereedesſahrer Manfred v. Brauchitſch, der 2 5 Training zum Großen Preis von Deutſchland auf lt Nürburgring verunglückt war, hat ſich wieder ſoweit 0 daß er in acht Tegen das Bett verlaſſen kann. v. Bra N chitſch begibt ſich anſchließend zur Erholung nach Baer auf erbeſt⸗ eter⸗- N uch gun ugs ſeia go gd uv es gun] pape olang Uollvz neee eee eh eee e eee neui ine ughzu z a dg av us un gogy o gogen use vl ava ac zich Lao chdabg uv duse g ale feu us nig gudngeg uh goung moa es uud nocou W du ed mais zousgenazchang ue mog 2195 c eerlgvada Je ee ee eee een euer een inen e eng ige mat ugs al udgoh ihu supcpang sas vc“ Icunet ee an rn ige! 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Im Sekretariat ſagte Ly nichts von ihrer Abreiſe. Die ging niemand etwas an, und die Rechnung würde Georg bezahlen. Mochte man annehmen, daß ſie nur Frau Karring zur Bahn begleitete. „Eine regelrechte Entführung! In meinem Leben hat mir nichts ſo viel Spaß gemacht!“ lachte Marga, als der Hotelwagen ſich in Bewegung ſetzte. Sie hatte von„ eine Vorliebe für mehr oder minder harmloſen Schabernack. Vielleicht wollte ſie ſich für die Ablehnung rächen, die ſie vom en Tage an ganz deutlich hinter Rosladins formvollem Weſen geſpürt hatte. Vielleicht ber ſtand auch noch eine verlockende, pikante Möglichkeit im Hintergrund ihrer Gedanken. „Ich werde dafür ſorgen, daß es Ihnen bei mir gefällt. Sie ſollen ſehen, daß ich Talent zur Wirtin habe, Schatzi.“ „Schatzi“ war Georgs Koſewort, und mit wie vielen Erinne⸗ rungen an glückheiße Stunden war es verknüpft! Minuteulang ſchweiften Lys danken ab, aber Marga brachte ſie bald wieder zurück. Später im Speiſewagen wählte ſie mit leichter Gewandt⸗ heit einen Tiſch, an dem gerade zwei Reichswehroffiziere Platz genommen hatten, luſtige, lebhafte, junge Menſchen, die ange⸗ nehm überraſcht waren durch das Erſcheinen zweier 1 eleganter Frauen. Bevor ſie indeſſen einen Annäherungsverſuch machten, hatte Marga das anknüpfende Wort ſchon gefdntben Eigentlich iſt 358 mordskokett! dachte Ly beluſtigt. Sie kann nie lange ohne Männer ſein! Allerdings: Marga ſchien immer wie in einer Wolke von Flirt zu ſchweben, und die Leutnants reagierten prompt. Sie gerieten bald in eine Art Manöverſtimmung, und da der Wagen wenig beſetzt war, ſo blieb man am Tiſch ſitzen bis Stuttgart, wo die beiden ausſtiegen. „So, jetzt werd' ich erſt mal ein biſſel den Mund halten,“ ſagte Marga, als ſie mit Ly ins Abteil zurückkehrte.„Wollen Sie was zu leſen, Schatzi? Da!“ Ly fing eins der zugeworfenen grellbunten Hefte auf und blät⸗ terte in dem halben Dutzend Novellen voll abgeſtandener, fauſt⸗ dick aufgetragener Gehirngeſpinſte. Man braucht nicht anſpruchsvoll zu ſein, aber muß Geſchmack haben! dachte ſie gelangweilt, mit einem Blick auf die eifrig ſchmö⸗ kernde Freundin. Ob der dies Hintertreppenzeug wirklich Spaß machte? Ein Weilchen riet ſie noch an dem Kreuzworträtſel herum, dann wurde auch das langweilig. Sie legte das Blatt hin, lehnte den Kopf an das Polſter und ſchloß die Augen. Dies war ein ereignisreicher Tag geweſen; kein Wunder, daß man müde war. Wann mochte Georg vom Julier zurückgekommen ſein? Was ſagte er zu ihrem Brief? Natürlich würde er begriffen haben, daß es ſich nur um einen Scherz haudelte. „Lieber Tyrann! Bitte, gerate nicht in ein Jurioſo ſchreibt keine Frau als Einleitung zu einem eruſthaften Ehe⸗ drama. Sie hatte ihm nur eine kleine Lehre geben wollen, und wenn er ehrlich war, mußte er einſehen, daß die Lehre nicht un⸗ verdient war. 7. Beim eintönigen Stampfen des Zuges vergingen ihr endlich die Gedanken, und 1 Tag dämmerte ſchon, als ſie langſam aus tiefem Jugendſchlaf wieder zu ſich kam. Wo in aller Welt war ſtie? Und was für ein ſchauderhaft unbequemes Bett! Der Kopf war ihr ſo tief zurückgeſunken, daß der Nacken ſchmerzte. „Du, Georg—“ murmelte ſie. Aber Georg war weit, und ſie war keineswegs in ſeinem Arm eingeſchlafen, wie ſie geträumt Hatte Das Haus des Juſtizrats Karring lag in einer der breiten Villenſtraßen, die jedem größeren Ort vorgelagert ſind. Alle waren gepflegt, alle hatten ſchattige Vorgärten mit Roſenbeeten, alle ſchienen von einem Hauch ausdrucksloſer und hochmütiger Zurückhaltung umwittert. Hier ging das Leben immer noch auf breiter Grundlage, wie Ly auf den erſten Blick feſtſtellte. Ein junger Burſche in geſtreifter. 1 im Garten, ein korrektes Hausmädchen kam auf das Hupenzeichen, und im Hintergrund tauchte die Köchin auf. „Oje, die gnädige Frau!“ „Herr Juſtizrat zu Hauſe?“ „Ja. Das heißt: auf dem Gericht.“ „Schön. Haben Sie was Anſtändiges zu Mittag?“ „Gewiß, gnä' Frau!“ Der Gartenburſche ſchaffte das Gepäck ins Hans und Marga führte Ly in ein Fremdenzimmer, das genau ſo 7 99 5 war wie das ganze übrige Haus, So Nichts fehlte, bis herunter zum Ständer mit Poſtkarten, die in Ly den Gedanken weckten: Ich will nachher gleich an Georg ſchreiben! Marga ſtieß das Fenſter auf, rückte die Daunenkiſſen des Diwans zurecht, zupfte an der Tiſchdecke, dann ſagte ſie wie aus irgendwelchen Gedanken heraus:„Sie werden alſo meinen Mann auch gleich kennenlernen.“ „Das ſetze ich voraus. „Ich nicht. Ich dachte ſicher, er wäre ſchon nach Hannover ab⸗ gereiſt zu einem fabelhaften Schwindlerprozeß. Na, dann a nicht! Eſſen können wir erſt um drei Uhr. Aber Lina ſoll Ihnen Erfriſchungen bringen. Ruhen Sie ſich recht aus, und dann machen Sie ſich ſchön, Schatzi! Nötig haben's Sie freilich gar nicht.“ Als Ly ſpäter auf das Gongzeichen hinunterging, öffnete Marga die Tür zum Eßzimmer.„Hier, wenn ich bitten darf! 50 offentlich läßt mein Mann uns nicht zu lange warten.“ Im ſelben Augenblick trat er ſchon von der anderen Seite herein, groß, hager, mit Rednermund und einem auffällig ver⸗ oroſſenen Ausdruck im faltigen Geſicht. „Ich heiße Sie willkommen, ee ee ſagte er mit einer mechaniſchen Art von Höflichkeit, als ſeien ſeine Gedanken eigent⸗ lich bei einem Rechtsfall.„Hätte ae Frau ſich angemeldet, ſo würde ich mir die Ehre gegeben haben, Sie von der Bahn e Des Perſonals wegen melde ich mich niemals an,“ ſagte Marga 192 begann, die Suppe aufzugeben. Ihre Frau Gemahlin glaubte Sie ſchon auf Dienſtreiſen.“ ſagte Ly, ungeſchickt begütigend. Das war ein Irrtum.“ In den Worten an ſich lag nichts, aber das ſarkaſtiſche Lächeln gab ihnen Schärfe und verſteckten Sinn.„Die Verhandlungen in Hannove er beginnen erſt am Mittwoch.“ Schade! Es wäre beſtimmt ſehr viel netter ohne ihn! dachte Ly, während Marga nervös ihr Mundtuch knitterte. Der Juſtizrat ſprach allerlei mit weltläufiger Gewandtheit, und das Geſpräch ſtockte nie, aber eine merkwürdige Kühle lag in der Luft. Wie ein Hauch von fernen Gletſchern, dachte Ly. So iſt es nie, wenn Georg und ich Gäſte haben. „Kommſt Du zum Abend wieder, Max?“ fragte Marga, als man vom Tiſch aufſtand. „Nein. Ich habe zu tun und eſſe nachher mit Kollegen im Ratskeller.“ „Wie Du meinſt. Ich gehe dann mit Frau Rosladin zum Abendkonzert in den Stadtpark.“ „Meinetwegen wäre es nicht nötig,“ meinte Ly. „Oh, pure Selbſtſucht meinerſeits! Man trifft bei dieſen Kon⸗ zerten immer Bekannte. Die erfahren dann gleich, daß ich wieder da bin.“— Vor der Gaſtſtätte des Stadtparks ſpielte eine ganz annehm⸗ bare Kapelle, und der Raum ringsum und in den Veranden war ſtark beſetzt. Aber Marga gehörte zu den Frauen, die nie⸗ mals unbeachtet eintreten; dafür ſorgte ſchon ihre Uebereleganz. Damen winkten, Herren ſprangen eilfertig auf, ein Kellner machte Platz, ſchob Tiſche heran. Im Nu ſah Ly ſich mitten in einem großen Kreis. Es ſchien Margas beſonderes Talent, immer einen Schwarm um ſich zu verſammeln. Es war wie in Sankt Moritz, und hier wie dort wurde die Heiterkeit geräuſchvoll. Einer der Herren rief, Frau Margas Heimkehr müſſe würdig gefeiert werden, und beſtellte Wein. Ein⸗ mal kam es Ly ſo vor, als ob an den Nachbartiſchen beobachtet und kritiſiert würde. Natürlich ſaßen da lauter Philiſter, die für mouſſierende Laune kein Verſtändnis hatten. Man mußte ihnen etwas zu gucken geben, damit ſie ordentlich auf ihre Koſten kamen. Ly begriff vollkommen, daß es die Freundin reizte, die Zungen der männlichen und weiblichen Mittelſtadtbaſen in Bewegung zu ſetzen. Sie begann auch ihrerſeits, ihrem Nachbar den Kopf warm zu machen, und machte ihre Sache vorzüglich. Man lebte doch nicht umſonſt unker lauter Bühnenkünſtlern. Spät kamen ſie nach Hauſe, und unter dem Einfluß des Weins ſchrieb Ly an Rosladin:„Lieber Georg! Hoffentlich geht es D. ſo ausgezeichnet wie mir? Frau K. verzieht mich rührend, unk ich unterhalte mich glänzend. Heute abend in ſehr luſtiger Geſell⸗ ſchaft. Großartige Stimmung. Wann ich zurückkomme, läßt ſich noch nicht überſehen.“ Sie war recht zufrieden mit ſich, daß ſie ſo 5 5 hatte von ſich Hören laſſen.—— Sonntags⸗ Blatt der Neuen Mann beimer Zeitung Die nächſten Tage gingen im gleichen vergnüglichen Gleiſe. Es gab Gäſte, Ausflüge in die hübſche Gegend, und es gab Ein⸗ ladungen. Lys Carmenſchönheit feierte Triumphe, ſo oͤaß Marga meinte:„Wenn das ſo weitergeht, werde ich noch eiferſüchtig auf Ste werden.“ a a Der Juſtizrat zeigte ſich nur beim Mittageſſen und gab ſich wie zu Anfang. Höflich gegen den Gaſt, verbindlich gegen ſeine Frau, aber wenn je ein wärmerer Hauch dieſe Ehe belebt hatte, ſo war es lange her. Ich möchte ſo nicht leben! dachte Ly. Gewiß: Freiheit muß ſein! Aber hier erfriert man ja Als er am erwähnten Mittwoch zum Beginn des großen Pro⸗ zeſſes abreiſte, ſagte Marga mit durchtriebenem Geſicht:„So, nun iſt die Luft rein. Ich hatte ſchon eine Heidenangſt, der Termin könnte verſchoben werden.“ An dieſem Tage— Ly erinnerte ſich ſpäter ganz genau— fiel es ihr zum erſtenmal auf, daß Georg noch immer nicht geſchrieben hatte. Spielte er den Beleidigten? Oder fehlte ihm was? Ach nein: Was ſollte ihm fehlen? Trotzdem fühlte ſie eine unklare Be⸗ unruhigung, aber ſie ſprach nicht davon. Marga würde ſie nur ausgelacht haben. Uebrigens war die Freundin im täglichen Verkehr doch nicht ganz ſo ergiebig, wie Ly gemeint hatte. Ihr Lieblingsgeſpräch war die Pſychoanalyſe; ſie konnte ſtundenlang bis zur Ermüdung eigene und fremde Liebeserlebniſſe, die Beziehungen des Weibes zum Manne, erörtern. Auf anderen Gebieten dagegen verſagte ſie in auffälliger Weiſe und kam über Schlagworte nicht hinaus. In bezug auf Muſik und Literatur hat ſie geradezu einen elenden Geſchmack! fand Ly ſehr bald. Man war eben doch verwöhnt, wenn man von Muttſch erzogen und mit Georg Rosladin verheiratet war. Gelegentlich kam ihr der Wunſch, Georg von ihren Erlebniſſen und Eindrücken zu er⸗ zählen, aber das ging natürlich nicht. Erſt mußte er von ſich hören laſſen. Noch immer ſchuldete er ihr die Antwort auf ihre Karte. Eines Tages kam das Geſpräch auf die Menſchen, die in Sankt Moritz zu Margas Kreis gehört hatten, auf Edzard von Sommer⸗ feld und ſeine vier Ehen und auf Herrn Bernd Bergmann. „Wie geht es ihm?“ fragte Ly vorſichtig und in Sorge, taktlos zu ſein. Marga zuckte die Achſeln.„Hoffentlich gut. Er wird wohl bis über die Ohren in Geſchäften ſtecken; davon verſtehe ich 8 nichts. Mir genügt es, wenn ſeine Bank nicht verkracht.“ „Das klingt ja gleichmütig. Ich glaubte, er ſtünder Inn ſehr nahe.“ f „Tut er auch, aber ganz ohne Gefühlsduſelei. Sie haben ihn ja auch kennengelernt: ein geſcheiter Menſch und für manche Stimmungen unvergleichlich, aber alles kann er mir natürlich nicht ſein. In meinem Weſen gibt es eben zu viele Saften, und jeder Freund bringt eine andere zum Klingen: die ſeeliſche, die etben chat die verſtandesmäßige. Ich habe da die intereſſan⸗ teſten Beobachtungen an mir ſelber gemacht. Gelt, da ſtaunen Sie? Ich denke eben über dieſe Dinge ganz fachlich, denn jeder ſeeliſche Vorgang hat ſein Gegenſtück im Phyſiſchen. Weil ich leidenſchaftlich gern Eis eſſe, kann mir zu anderen Zeiten auch Paprika ſchmecken, oder ich kann herben Wein zu ſüßem Kuchen trinken. Eins ſchließt das andere nicht aus. Dennoch bin ich treu, wenigſtens in dem Sinne, wie ich Treue verſtehe. Es geſchieht nicht oft, daß mir jemand völlig wertlos wird, ſei er auch nur noch eine hübſche Erinnerung.“ „Welche Bedeutung hatte denn Herr Bergmann auf Ihrer Speiſekarte?“ 8 5 i Marga lachte.„Na, ſagen wir: die der Käſeplatte und des Pumpernickels. Hat man ſich im Gefühlsmäßigen zu ſehr veraus⸗ gabt, ſo iſt er von einer wohltuenden Nüchternheit und Alltäglich⸗ keit. In einem Wort: Ich ſchätze ihn als 1 für die Ferien. Da will ich mich nicht anſtrengen.“ Ly ſchüttelte den Kopf.„Nein, wiſſen Sie— 90 kann ich nicht mit.“ Die andere legte ihr den Arm um die kindlich ſchmalen Schul⸗ tern.„Sollen Sie ja auch gar nicht, mein Engel! Daß Sie 5 nicht können, macht für mich gerade Ihren Reiz aus.“ „Oh, bitte ſehr! Ich bin keineswegs ein heuriger Haſ', 77 eine ganz, ganz moderne Frau.“ „Sie wiſſen viel, was Sie ſind,“ verſetzte Marga ernſter als ſonſt. Eine Weile ſchwiegen beide. Ly blickte verträumt ins Leere. Marga häkelte läſſig an einem ſeidenen Täſchchen. Plötzlich 1 tete Sie den Kopf auf.„Woran denken Sie, Schatzi?“ 5(Schluß folgt.) Auf dem Transport von carl conrad Wir fuhren die ganze Nacht hindurch, und der Wind pfiff an den Waggons entlang, und ich konnte nicht ſchlafen, aber aufſtehen hatte keinen Zweck, wir lagen alle dicht nebeneinander im Stroh, und es war kein Platz da, ſich zu bewegen, wenn man nicht auf den anderen herumtrampeln wollte. Eine Achſe von unſerem Waggon quietſchte. Geſtern war hinter Tobolſk ein Wagen mit Pferden in Brand geraten. Die Achſe hatte ſich heißgelaufen. Wir hielten und ſprangen alle hinaus und hinten brannte der Wagen ſchon lichterloh und die Pferde traten die Seitenwände durch. Ich konnte nicht ſchlafen und mußte immer an den brennenden Wag⸗ gon denken. Die Achſe von unſerem Waggon quietſchte noch immer. Es mußte die vordere Achſe ſein, nach der Fahrtrichtung zu. D Achſe war unter mir. Ich konnte es gut hören. „Die läuft ſich ſchon noch heiß,“ ſagte jemand. Ich konnte nicht ſehen, wer es war. Wir hatten die Seitentüren ganz zu⸗ geſchoben, denn es war kalt. Es war im November und in Ruß⸗ land.„Wer quatſcht denn da?“ ſagte ich. „Rat mal,“ ſagte die Stimme. „Hein Peters iſt doch heiſer,“ ſagte ich,„das iſt doch nicht Hei Peters.“ „Auf alle Fälle,“ ſagte er.„Ich bin nicht mehr heiſer.“ „Und deswegen denkſt du, du mußt gleich wieder quatſchen.“ „Ich kann nicht ſchlafen.“ „Ich kann auch nicht ſchlafen. Deswegen muß man doch nicht gleich quatſchen.“ Ich dachte an den brennenden Wagen geſtern. „Du,“ ſagte Hein nach einiger Zeit,„ich möchte doch mal wiſſen, warum ich eigentlich nicht ſchlafen kann. Ich ſchlaf ſonſt immer ſo prima in der Eiſenbahn. Hör bloß, wie die Achſe quietſcht.“ „Früher bin ich nachts immer Schlafwagen gefahren,“ ſagte ich, „alles gedämpft und extra gefedert, aber ich hab' nie ſchlafen kön⸗ nen. Ich hab' immer an das letzte»'sz denken müſſen, und 1. 10 8 1 1 „Ich werd' dir was erzählen,“ ſagte Hein,„das Rädertlopfen 92 der Wind ſo an den Waggonwänden entlang und das Dampfaus⸗ 5 puffen vorn an der Maſchine und immer dazu das gleichmä ißige 5 Räderklopfen, das beruhigt doch. Das ſchläfert ſo angenehm ein.“ „Ich merk' bei dir auch nichts davon,“ ſagte ich. Das kommt ſchon noch,“ ſagte er.„Hör bloß 8 verdammte Achſe! Ich werd' dir was erzählen.“ „Er muß wieder die ganze Nacht quatſchen,“ ſagte ich; „Du biſt ein undankbares Karnikel“ ſagte er,„ich erzähl 'ne Geſchichte, die ihr Geld wert.“ 5 „Wir kennen deine Geſchichten.“ „Ich war mal in der Eifel,“ ſagte er. „Ich war auch ſchon in der Eifel.“ „Das iſt ganz egal. Nch war im Hohen Venn. Auf einer. wanderung. Ich hatte mich verlaufen und es wurde dunkel und ich konnte kein Haus finden. Es war im Herbſt, und wenn es dunkel wurde, wurde es ſchon eklig kühl. Mit einemmal ſah ich Licht durch die Bäume. Ich ging auf das Licht zu. Da war ſo eine Art altes Schloß, ganz verfallen, ich klopfte an das Tor. Neben dem Tor war ein Pförtnerhaus, und hinter dem kleinen Fenſter war Licht. Der Pförtner ſtreckte ſeinen Kopf zum Fenſter heraus Ich fragte, ob man da übernachten könnte, und er ſagte, er müßte erſt den Herrn Major fragen. Die Tür wurde aufgemacht, auf dem Hof ſtanden lauter kleine Kamine, die aus der Erde kamen. Das war ſehr komiſch. Es kam aber kein Rauch aus den Kaminen. Ich dachte vielleicht iſt es auch irgendwas anderes. Ich mußte in der Vorhalle warten. Der Pförtner ging weg, und dann kam er wieder, ging durch die Halle und hinaus. Ein Diener in Unifor⸗ t ging auch durch die Halle. Er ſah mich mißbilligend an, ſagte aber nichts. Er machte eine Tür auf, und dann kam ein dicke Mann beraus in einer Hägerſopve. mit ſo Schnüren, 3 51 1 beierten Aus Baden Gegen einen Baum geraſt * Heidelberg, 21. Juli. Wie aus Eſſen gemeldet wird, führ in den Abendſtunden des Donnerstag ein Perſonenkraftwagen, der von der Ehefrau Johanna Leipert aus Heidelberg geſteuert wurde, gegen einen Baum. Frau Leipert erlitt dabei ſchwere innere Verletzungen. Ihre Schweſter Gretl We⸗ herg aus Solingen trug einen Beinbruch ſowie Arm⸗ und Kopfverletzungen und ihre Mutter, Frau Eugenie Weberg, ebenfalls aus Solingen, Verletzun⸗ gen durch Glasſplitter im Geſicht davon. Sämtliche Verletzte mußten den Städtiſchen Krankenanſtalten zugeführt werden. Karlsruher Sportsmann tödlich verunglückt Karlsruhe 21. Juli. Aus Ravensburg kommt die Meldung, daß der bekannte Spieler des FC. Phönix Karlsruhe, Kurt Dickgieſer, bei einem ſchweren Kraftradunfall das Leben verloren hat. Dickgieſer, der ſeit kurzem in Friedrichshafen war, wollte wieder nach Hauſe zurückkehren. Ein Bekannter wollte ihn mit dem Motorrad zum Bahn⸗ hof Ravensburg bringen. Dabei erfolgte ein Zu⸗ ſammenſtoß mit einem Laſtkraftwagen und beide wurden unter den Wagen geſchleudert. Der Benzin⸗ tank des Kraftrades explodierte und Dickgieſer erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß der Tod ſofort eintrat, während der Kraftradfahrer ſelbſt in hoffnungsloſem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht werden mußte. J. Schwetzingen, 20. Juli. Die Eheleute Bittorf dieſer Tage die goldene Hochzeit. Militär⸗ und Kriegerverein Schwetzingen zogen abends in geſchloſſenem ugge vor das Haus des Jubelpaares, woſelbſt der Führer des Vereins unter Ueberreichung eines Blumengebindes und Geſchen⸗ kes den Glückwunſch des Vereins überbrachte. Auch der Schützenverein Schwetzingen ließ anſchließend Geſchenke und Glückwünſche überbringen. * Weinheim, 21. Juli. Durch Zwangsverſteige⸗ rung ging das in der Freudenbergſtraße 23 ſtehende Holzhaus in den Beſitz des Hauptlehrers Julius Wolff über. Der Verſteigerungserlös betrug 13 500 Mark. * Nußloch, 21. Juli. Hauptlehrer a. D. Heinrich Keil beging dieſer Tage ſeinen 69. Geburtstag. Am Mittwoch wurde der Landwirt Adam Renſch 3, 78 Jahre alt, während am heutgen Samstag der Zi⸗ garrenmacher Philipp Bitz ſein 72. Wiegenfeſt feiert. Den Jubilaren unſeren Glückwunsch.— Letzte Woche wurde im Mayerhof unter Vorſitz von Gaſtwirt Fritz Arnold ein Handharmonikaklub ins Leben ge⸗ rufen. I. Sandhauſen, 21. Juli. Der hieſige Ortsgrup⸗ penführer der NSDAp Pg. Franz Machmeier wurde ams Samstag als Bürgermeiſter vereidigt und trat am 16. Juli ſeinen Dienſt an. * Walldorf, 21. Juli. Die Eheleute Hch. Aſtor und Wilhelmine Katharina geb. Antritter können am kommenden Sonntag in körperlicher und geiſti⸗ ger Friſche das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit feiern. Am Sonntagmorgen findet die kirchliche Feier im Kreiſe ihrer Kinder und Enkel ſtatt.— Werk⸗ meiſter Ludwig Wagner und Frau Anna geb. Brenneiſen konnten dieſer Tage ihre ſilberne Hoch⸗ zeit feiern. I. Weiher, 21. Juli. Durch die Aufmerkſamkeit des Kiesgrubenbeſitzers Bart aus Weiher konnte ein ſchöner Fund vor dem Verlorengehen bewahrt werden. In der Sand⸗ und Kiesgrube wurde ein Stück eines Mammutzahnes—4 Meter tief im Kies, alſo etwa acht Meter unter der Ober⸗ fläche angetroffen. An dem Bruchſtück des Backen⸗ mahlzahnes ſind ſehr deutlich die Wurzeln mit den Nervpkanälen, ſowie die durch den ganzen Zahn hin⸗ durchlaufenden Schmelzfalten zu erkennen. Reue Mann N 5 8 N N l Die Abſtimmung im Saargebiet Wer iſt ſtimmberechtigt? Von amtlicher Stelle wird mitgeteilt: Der Völkerbundsrat hat die Volksabſtim⸗ mung im Saargebiet auf Sonntag, den 18. Ja⸗ nuar 1935, feſtgeſetzt. Abſtimmungsberechtigt iſt ohne Unterſchied des Geſchlechts und der Staatsange⸗ hörigkeit jede Perſon, die am 13. Januar 1935 zwanzig Jahre alt iſt und am Tage der Unterzeichnung des Verſailler Vertrages, das iſt der 28. Juni 1919, im Saargebiet gewohnt hat. Nach dem vom Völkerbundsrat feſtgeſetzten Ab⸗ ſtimmungsreglement iſt grundſätzlich jede Perſon ab⸗ ſtimmungsberechtigt, die an dieſem Tage im Saar⸗ gebiet ihren gewöhnlichen Wohnort hatte und ſich dort mit der Abſicht des Verbleibens niedergelaſſen hatte. Eine beſtimmte Anweſenheitszeit wird ſomit nicht verlangt; auch wer ſich erſt am Stichtag, dem 28. Juni 1919, im Saargebiet niedergelaſſen hat, iſt abſtim⸗ mungsberechtigt. Andererſeits iſt die vorübergehende Ab⸗ weſenheit vom ſtändigen Wohnort im Saarge⸗ biet ohne Einfluß auf die Stimmberechtigung, vor⸗ ausgeſetzt, daß der Wille beſtand, den tatſächlichen Aufenthalt im Saargebiet beizubehalten. Es ſind beiſpielsweiſe auch abſtimmungsberechtigt: a) Perſonen, die aus einer Gemeinde des Saar⸗ gebiets zur Erfüllung des Militärdienſtes eingezogen, am 28. Juni 1919 aber noch nicht an ihren ſtändigen Wohnort im Saargebiet zurück⸗ gekehrt waren, weil ſie' noch bei ihrem Truppen⸗ teil ſtanden, ooͤer ſich in Gefangenſchaft befanden oder infolge Verwundung oder Krankheit noch nicht in das Saargebiet zurückkehren konnten; b) aktive deutſche Militärperſonen, die vor der Beſetzung des Saargebiets bei einem im Saargebiet garniſonierenden Truppenteil ſtanden und bei der Beſetzung das Saargebiet verlaſſen mußten, ihren Wohnſitz oͤaſelbſt aber bis 28. Juni 1919 noch nicht aufgegeben hatten. In Betracht kommen Offiziere, Militärbeamte, Unteroffiziere und Kapitulanten, nicht aber die lediglich zur Er⸗ füllung ihrer Militärdienſtpflicht Eingezogenen; c) Perſonen, die ſich über den 28. Juni 1919 zu Be⸗ ſuchs⸗, Studien⸗ oder Ausbildungs⸗ z wecken außerhalb ihres im Saargebiet ge⸗ heimer Zeitung/ Sonntags⸗ Ausgabe legenen ſtändigen Wohnorts aufgehalten haben, ſelbſt wenn ſie am 28. Juni 1919 im Saargebiet polizeilich nicht gemeldet waren; Perſonen, die über den 28. Juni 1919 vorüber⸗ gehend außerhalb ihres ſtändigen Wohnorts im Abſtimmungsgebiet eine Dienſt⸗ oder Ar⸗ beitstätigkeit ausgeübt haben; e) Perſonen, die am 28. Juni 1919 von ihrem ſtän⸗ digen Wohnſitz im Saargebiet verreiſt waren und ſich polizeilich abgemeldet hatten, um z. B. wäh⸗ rend der Reiſe am Aufenthaltsort Brotkarten zu erhalten; f) Perſonen, die am 28. Juni 1919 zwangsweiſe, z. B. durch Ausweiſungsbefehl der damaligen Beſatzungsmächte, von ihrem ſtändigen Wohnort im Saargebiet ferngehalten worden ſind oder die aus dem Saargebiet geflüchtet und bis 28. Juni 1919 nicht zurückgekehrt waren. Der Aufenthalt von Minderjährigen und Entmündigten am 28. Juni 1919 beſtimmt ſich nach dem Aufenthalt der Perſonen, die die väterliche Gewalt oder die Vormundſchaft über ſie ausübten. Der Aufenthalt der Eltern oder des Vor⸗ munds hat aber dann keine entſcheidende Bedeutung, wenn ein Minderjähriger, der zu dieſer Zeit ge⸗ trennt von ſeinen Eltern oder ſeinem Vormund wohnte, ſelbſt für ſeinen Unterhalt ſongte. Eine am 28. Juni 1919 im Saargebiet beſchäftigte Minder⸗ jährige, die dort ihren Unterhalt als Hausgehilfin ſelbſt verdiente, iſt alſo abſtimmungsberechtigt, auch wenn ihre Eltern damals nicht im Saargebiet wohn⸗ ten.— Die werheiratete Frau teilt den Aufenthalt ihres Ehegatten, ſofern die Ehe vor dem 28. Juni 1919 geſchloſſen war. An alle im Reich außerhalb des Saargebiets wohnhaften Perſonen, die auf Grund der vorſtehen⸗ den Richtlinien die Verleihung der Abſtimmungs⸗ berechtigung beanſpruchen können und ſich bisher noch nicht gemeldet haben, ergeht die Aufforderung, ſich umgehend bei der Saarmeldeſtelle ihres jetzigen Wohnorts(beim Einwohnermeldeamt, in den Städten beim zuſtändigen Polizeirevier) zu melden. Soweit möglich, ſind Nachweiſe über den Wohnſitz am 28. Juni 1919(An⸗ und Abmeldebeſcheinigungen, Beſchäftigungszeugniſſe, Militärpapiere uſw.) mit⸗ 5 zubringen. eee, In Heidelberg wird ein Ehrenmal gebaut „Sehen Sie die hohe Rundmauer auf der Höhe jenes Hügels? Wiſſen Sie, was die zu bedeuten hat?“ Dieſe Frage ſtellte ein Herr aus Mannheim an mich, als wir uns mit dem Zug der Station Heidelberg näherten. Ich wußte ſchon, was er meinte, ich brauchte gar nicht zum Wagenfenſter hinausſehen und konnte ihm gleich die Antwort geben:„Dort hinauf kommt das Heidelberger Ehrenmal für die im Weltkrieg Gefallenen und Verſtorbenen.“ „Iſt da ſchon etwas zu ſehen?“ wurde ich weiter gefragt.„Ich möchte über die Drei Eichen nach dem Kohlhof wandern; liegt das Ehrenmal an meinem Wege?“ „Das trifft ſich alles ganz gut. Ste nehmen vom Bahnhof Heidelberg den Weg durch die Rohrbacher⸗ ſtraße, biegen bei der Kronprinzenſtraße links ein in den Steigerweg. Im Schatten auf der ſtaub⸗ freien, gut geteerten Straße wandern Sie aufwärts bis zu dem ſogenannten grünen Häuschen. Der Stein trägt die Markierung„Drei Tröge“. Hier weiſt ein Wegweiſer nach dem Bierhelderhof. So⸗ bald Ste die Höhe des Zickzackwegs erſtiegen haben, führt ein neuer Fußweg— er iſt noch nicht ganz fertig und etwas holperig— nach rechts durch Jung⸗ wald zum Ehrenmal. eee Landhelfer-Brief als Ehrendokument Der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermitilung und. Arbeitsloſenverſicherung verleiht dieſen Landhelfer-Brief den Landhelfern und Landhelferinnen, die mindeſtens 6 Monate belm Bauern gearbeitet haben. Der Lanbperfer- Brief ſſt bel allen Bewerbungen um einen Arbeits plaß— beſonders in der Landwirtſchaft— del der Anmeldung für landwirtſchafillche Schulen, bel der Bewerbung um Sledlerſtellen und bei ähnlichen Anläſſen vorzulegen. 7705. V d nie, daß das helligſte Recht anf oleſer Welt das Recht auf Erde iſt, die man ſelbſt bebauen will, und das heiligſte Opfer das Blut, das man für dieſe Erde vergießt. Adolf Huler: em Rad. Vorst. Eu. 10— V. Der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung wird künftig den Jugendlichen, die mindeſtens 6 Monate als Landhelfer beim Bauern gearbeitet haben, als Nachweis ihrer hier gezeigt werden. Tätigkeit und gleichzeitig als Ehrengabe einen Landhelfer⸗Brief ausſtellen, deſſen Vorder⸗ und Rückſeite Die Vorderſeite(rechts) trägt das Symbol der Landhilfe: Ein Aehrenbündel mit einem Hakenkreuz inmitten der Buchſtaben Lund KH. Die Arbeiten am Ehrenmal ſind noch im Gang. Etwas weiter oben, wie der vorerwähnte Fußweg, zweigt eine breite Zufahrtſtraße nach dem Ehrenmal ab. Sie iſt nicht ſo ſchattig, hat aber den Vorzug, daß der weite Platz in ſeinem Aufbau ſo⸗ fort im ganzen wirkt. Die breite Freitreppe, von der man den beſten Ueberblick hat, fehlt noch. Die Steine zu all den Aufbauten werden in dem Stein⸗ bruch am Rieſenſtein gewonnen und dort behauen. Etwa in doppelter Breite wie die Auguſta⸗Anlage liegt das Rieſenfeld vor uns. Der Wald iſt ausge⸗ hauen bis zum Rande des runden Hügels. An ihm ſteigt vorn die hohe und langgezogene Ringmauer empor, die von der Bahn aus ſichtbar iſt. Von dieſer Abſchlußmauer hat man den ſchönſten Blick über Heidelberg und die Rheinebene, ein Bild von zauberhafter Schönheit, faſt unbegrenzt in ſeiner Ausdehnung. Iſt einmal die ganze Anlage fertiggeſtellt, wird oͤas Ehrenmal gerade wegen die⸗ ſes herrlichen Fernblicks viele Beſucher anziehen. Dabei iſt der Spazierweg hierher nicht ſehr weit; die Steigung, die zu überwinden iſt, beträgt nicht ganz 200 Meter und führt durch den ſchönſten Hoch⸗ wald. Links und rechts von dem breiten Hauptweg im Ehrenmal ſtehen in gewiſſen Abſtänden rieſige Sand⸗ ſteinblöcke von 2,40 Meter Länge und 0,80 Meter Stärke. Die nach dem Hauptweg gerichtete breite Fläche iſt ganz glatt geſchliffen. Dieſe Flächen werden die Namen all der im Weltkrieg gefallenen oder verſtor benen Helden aufnehmen, die in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 von Heidelberg aus ins Feld gerückt ſind. Daher auch die große Zahl der Sandſteinblöcke in künſtleriſcher Anordnung. Der am Wege liegende größte, noch unbehauene Stein in ſeinen gewaltigen Dimenſtonen wird weiter nach vorne transportiert werden, gegen die Mauer zu und einen Altar ab⸗ geben, deſſen Rieſenkreuz weit hinaus in die Ebene leuchtet. Die Einteilung der großen Anlage macht die Her⸗ ſtellung verſchiedener Wege nötig. An Platz iſt nicht geſpart. Ueberall iſt alles auf großartige Wirkung berechnet. Zwiſchen den einzelnen Wegen Raſenfel⸗ der und Blumenbeete. Vergeſſen werden auch die 500 Kriegsteilnehmer nicht, die in den Heidelberger Lazaretten an ihren Wunden geſtorben und im Ehrenfriedhof zu Neuenheim beſtattet wurden. Iſt alles fertiggeſtellt, werden die Ueberreſte dieſer Krieger in der Dämmerung bei Fackelſchein in feierlicher Weiſe in die hier oben an dem Ehrenmal für ſie bereiteten Grä⸗ ber übergeführt werden. Laut Verſailler Friedensdiktat mußte Deutſchland auf ſeine Koſten die Leichen all der Kriegsgegner, die im Ehrenfriedhof ihre letzte Ruheſtätte gefunden und deren Gräber genau ſo gute Pflege erfahren hatten wie die der Deutſchen, nach ihrer Heimat überführen. Jetzt kommen nur noch Deutſche, Oeſterreicher und Ruſſen in Fetracht. Es ſind ungefähr 500; für ſie ſind 9. Seite/ Nummer 330 3 allein gibt ſchon ein Bild von der Größe der Anlage. Blumenſchmuck und Strauchwerk ſorgen für den Ernſt des Platzes, deſſen gewaltige Ausdehnung zu⸗ gleich für Maſſenverſammlungen berechnet iſt; vor allem ſoll der Jugend die Heiligkeit dieſes Platzes eingepflanzt werden, die Achtung vor den Gefallenen, die hinausgezogen waren, die Heimat zu ſchützen. Der Platz wird ſeiner Beſtimmung als Ehrenmal gerecht werden. Fern von jedem Lärrm und Geräuſch liegt er, in ſeiner An⸗ lage der Treue und dem Gedächtnis der Gefallenen dienend.“ So erzählte ich meinem Mannheimer Mitreiſen⸗ den. Er hatte es nicht bereut, den Weg über das Ehrenmal zu nehmen in der heiligen Morgenſtunde des Sonntags. Freilich liegt noch alles unfertig da, aber das Werden der Anlage läßt ſich ſehr gut er⸗ kennen. Wenn ſpäter einmal eine Gedenkfeier zu nächtlicher Stunde die Menſchen hier oben ver⸗ ſammelt, dann werden die Feuer weit hinausleuchten in die Ebene, und auch in Mannheim wird man dieſe Feuer ſehen als ein Mahnzeichen des Gedenkens der Gefallenen.— eee eee Aus der Pfalz Appell an die Doppeſverdiener! * Ludwigshafen, 21. Juli. Der Arbeitsbeſchaf⸗ fungsreferent richtet an die Doppelverdiener einen dringenden Appell, von ihven Arbeitsplätzen zurückzutreten zugunſten der immer noch zahlrei⸗ chen arbeitsloſen Volksgenoſſen, die ſchon jahrelang auf der Straße liegen. Es dürfe kein Dauerzuſtand werden, öͤaß es noch Familien gebe, die mit vier Köpfen über 600 bis 1200 Mark monatlich verdien⸗ ten, ſolange noch andere Familien mit acht bis zehn Köpfen dem Wohlfahrtsamt zur Laſt fallen und mit 20 bis 25 Mark in 14 Tagen leben müßten. Nach dem, was man bisher an ſolchem„freiwilligen“ Tat⸗ ſozialismus kennen lernte, wird ödieſer notwendige Appell nur geringen oder gar keinen Erfolg haben. Hier gibt es nur ein Mittel: mit feſter Hand Surch⸗ greifen! Wieder ein Meineiòsfall in Frankenthal * Frankenthal, 19. Juli. Vor dem Schwurgericht ſtand wiederum ein Meineidsfall zur Verhand⸗ lung, bei dem ſich die Anklage gegen den 21 Jahre alten Karl Menges aus Ludwigshafen richtete. In einer Verhandlung vor dem Schöffengericht Ludwigs⸗ hafen am 10. Auguſt 1933 wurde der Angeklagte in einer Verhandlung gegen einen gewiſſen Leber als Zeuge vernommen. Leber war des Betruges ange⸗ klagt. Menges war bei Leber, der in Mundenheim eine Wirtſchaft betrieb, zwei Jahre lang als Haus⸗ burſche beſchäftigt. Nun hatte Leber ſich eine Haus⸗ hälterin eingeſtellt, der er die Ehe verſprochen hatte, und ſie dadurch veranlaßte, ihm das Ver⸗ fügungsrecht über ihre Erſparniſſe zu übertragen. Das Geld wurde dann auch von Leber abgehoben und außerdem verkaufte er die Mö⸗ bel der Haushälterin, ſo daß dieſe um 2100 Mark ge⸗ ſchädigt wurde.— In der Verhandlung am 10. 8. 1933 vor dem Schöffengericht Ludwigshafen hatte ſich dann Leber wegen Betrugs zu verantworten, und der als Zeuge vernommene Menges ſagte dort unter Eid auf die Frage, wo die Möbel der Haushälterin ſeien, ſie müßten ſich noch im Hauſe des Leber be⸗ finden. Dabei wußte Menges, daß die Möbel ver⸗ kauft waren. In der Verhandlung vor dem Schwur⸗ gericht gab der Angeklagte an, er ſei damals zum erſten Male vor Gericht geweſen und habe nicht mehr daran gedacht, daß die Möbelſtücke verkauft waren. Durch die Vernehmung der Zeugen wurde in der Verhandlung feſtgeſtellt, daß der Angeklagte völlig unter dem Einfluß des Leber ſtand und anſcheinend aus Furcht vor dieſem falſche Angaben gemacht hatte. — Das Gericht erkannte gegen den Angeklagten auf eine Zuchthausſtrafe von einem Jahr, die jedoch unter Anwendung der Milderungsgründe des 8 157 ermäßigt wurden auf vier Monate Zuchthaus und dieſe wurden dann in ſechs Monate Gefängnis um⸗ gewandelt. 2 Schmuggler aus Mannheim verhaftet * Zweibrücken, 21. Juli. Zwei verdächtige Perſonen, die im Bahnhof Tſchifflick den Lan⸗ dauer Zug beſteigen wollten, entpuppten ſich bei der näheren Beſichtigung als Mitglieder einer Schmugglerbande aus Mannheim; der eine von ihnen hatte 1600, der andere 1800 Päckchen Zigarettenpapier aus dem Saargebiet bei ſich. Beide wurden feſtgenommen und ins Amtsgerichtsgefäng⸗ nis eingeliefert. * Ludwigshafen, 21. Juli. Heute früh 4,30 Uhr wurde im Bahnhof Mutterſtadt Hbf. im Gleis der Perſonenbahn Ludwigshafen—Schifferſtadt die Leiche des verheirateten 33jährigen Drehers Adolf Winkler aus Limburgerhof mit abgefahrenem Kopf aufgefunden. Nach Sachlage iſt Selbſttötung durch Ueberfahren anzunehmen. * Rheinbiſchofsheim bei Kehl, 21. Juli. Zur Zeit ſtehen wir mitten in der Seegrasernte, die der Be⸗ völkerung der beteiligten Ortſchaften wieder einen guten Verdienſt bringt. Gedörrtes Seegras wertet zur Zeit.30 Mk. je Zentner. die Grabſtätten im Ehrenmal bereitgeſtellt. Das N 10. Seite/ Nummer 380 Neue Mannheimer Zeitung/ Sonutags⸗Ausgabe Samstag, 21. Juli/ Sonntag, 22. Juli 1034 — Brieffkus fen der NM Die Schriftleitung übernimmt für die erteilten Auskünfte nur die preßgeſetzliche Verantwortung. Allgemeings Wald.„Welche Größe und welchen Wert hat der badiſche Wald?“—— Der badiſche Wald bedeckt faſt 40 p. H. der geſamten Landesfläche und macht damit Baden zum verhältnismäßig waldreichſten unter den größeren Ländern Deutſchlands. Bei einer Ge⸗ ſamtlandesfläche von rund 17“ Millionen Hektar be⸗ trägt demnach die Waldfläche rund 600 000 Hektar, wovon ſich rund 100 000 Hektar in Händen des Staa⸗ tes, rund 300 000 Hektar in denen von Gemeinden und Körperſchaften und rund 200 000 Hektar in denen von Privaten befinden. Auf Klima und Landes⸗ kultur übt der Wald einen ſehr wohltuenden Ein⸗ fluß aus. Er bindet die Wärmegegenſätze, ſchützt vor raſchen und austrocknenden Winden, er ſpeichert vor allem die Feuchtigkeit des Winters im Boden, regelt die Waſſerführung der Bäche und Flüſſe und beugt Abſchwemmungen und Ueberfluten vor. Der Wald iſt damit in vieler Hinſicht ein unentbehrlicher Schutz für unſere Landwirtſchaft. Seine Hauptbedeutung Hat jedoch der Wald als Holzerzeuger. Die badiſchen Forſten liefern jährlich faſt 4 Millionen Feſtmeter Holz und damit nicht nur das in Baden benötigte Nutz⸗ und Brennholz, ſondern er geſtattet noch über die heimiſche Bedarfsdeckung hinaus die Ausfuhr beträchtlicher Holzmaſſen in waldärmere Teile des Reichs. Dieſe Tatſache iſt umſo bedeutender, als früher der deutſche Wald nicht in der Lage war, den Geſamtbedarf an Holz zu liefern, ſondern noch all⸗ jährlich große Mengen vom Ausland eingeführt werden mußten. Es wird daher der Erhaltung der geſamten Waldfläche und eindringlicher Pflegearbeit bedürfen, um in unſeren Wäldern eine Ertragsſtei⸗ gerung von ſolchem Ausmaße zu erreichen, daß wir vom Auslande in dieſem für viele Zwecke nicht zu erſetzenden Rohſtoff unabhängig werden. Große Be⸗ achtung verdienen ferner gerade in der heutigen Zeit die Arbeits⸗ und Verdienſtmöglichkeiten, die der badiſche Wald ſchafft, beſonders da er in den von Induſtriezentren meiſt abgelegenen Waldgebieten die einzige Barverdienſtgelegenheit für ganze Orte dar⸗ ſtellt. Die Zahl der in der badiſchen Waldwirtſchaft Haupt⸗ und nebenberuflich beſchäftigten Perſonen beträgt ungefähr 65 000. Meiſt handelt es ſich hier um Holzhauer, die gegendweiſe, wie im Schwarz⸗ wald, faſt das ganze Jahr beſchäftigt werden; in anderen Landesteilen gibt es nur in gewiſſen Jah⸗ reszeiten und meiſt nur im Winter Arbeitsmöglich⸗ keit. Hier bildet die Waldarbeit die meiſt dringend nötige Ergänzung zu der Sommerbeſchäftigung in der Landwirtſchaft. Neben der Holzhauerei erfor⸗ dern der Bau und die Erhaltung der Waldwege und ferner die Anlage und Pflege der Kulturen viele Arbeitskräfte. Auch die Abfuhr des Holzes bietet Arbeitsgelegenheit. Nach einer Schätzung werden eben den Brennholzkäufern, die das Holz meiſt mit eigenem Geſpann aus dem Walde abführen, rund 15000 Fuhrleute beſchäftigt. Wenn man zu dieſen noch die etwa 15 000 Arbeiter in der Holz⸗ induſtrie rechnet, ſo ergibt ſich, daß der badiiſche Wald rund 90100 000 Menſchen Verdienſt gibt. Nicht zu unterſchätzen iſt der Nutzen, den der Wald durch ſeine Erträge an Nebennutzungen liefert. Während die Erträge aus Verpachtungen von Jagd und Stein⸗ brüchen ſowie Erd⸗ und Torfnutzungen, Zierreis⸗, Samen⸗ und Grasgewinnung für die Finanzen der Waldeigentümer mitunter große Bedeutung er⸗ langen, kommen Beeren und Pilze koſtenlos der Allgemeinheit zugute. Schließlich ſoll aber auch auf die Bedeutung des Waldbeſtandes als Stätte der Erholung hingewieſen werden. Unvergeßliche Natur⸗ eindrücke verdanken wir alle unſerem badiſchen Wald. Aus der Enge der lauten Großſtadt flüchten wir immer wieder in die ſtillen Wälder und auf die weiten Höhen und holen uns dort neue Kraft für Körper und Geiſt. All dies zeigt, daß der badiſche Wald für Staat, Gemeinden und Bevölkerung von ſo großer Bedeutung iſt, daß das Höchſtmögliche zur Erhaltung und Pflege dieſes großen Wertes ein⸗ geſetzt werden muß. H. K.„Seit wann ſagt man Familie?“—— Der Nationalſozialismus hat in weiten Volksſchich⸗ ten das Intereſſe für Fragen der Familienkunde geweckt. Volkstum und Raſſe ſind Begriffe gewor⸗ den, die jedem Deutſchen etwas ſagen. Das war nicht immer ſo. Es iſt überaus bezeichnend, daß die vom Worte„Volk“ abgeleiteten Wörter zum Teil erſt im 19. Jahrhundert gebildet wurden. Turnvater Jahn war es, der 1810 die Wörter„Volkstum“ und „volkstümlich“ prägte. Die Wörter„Volkslied“ und „Volksſeele“ gehen auf Herder zurück. Das Wort „völkiſch“ taucht ſogar erſt im Jahre 1875 auf. Falſch wäre die Annahme daß Herder, Jahn und die„Völ⸗ kiſchen“ nur neue deutſche Namen für längſt unter anderer Bezeichnung bekannte Begriffe geſchaffen hät⸗ ten. Sie gaben auch neuen Inhalt. Gänzlich neu waren natürlich die Probleme des Volkstums nicht. Aher auch das Wort„Raſſe“ iſt erſt im 18. Jahr⸗ hundert aus dem franzöſiſchen in die deutſche Sprache übernommen werden. Etwas älter ſind die Wörter „Stammbuch, Stammbaum und Familie“. Stamm⸗ buch in der Bedeutung Geſchlechterrolle taucht im 16., Stammbaum im 17. Jahrhundert erſtmals auf. Auch das Wort Familie ging erſt im 17. Jahrhun⸗ dert aus der franzöſiſchen in die deutſche Sprache über. Noch Luther kennt für den Begriff Familie nur das Wort„Haus“, das heute lediglich die Fa⸗ milien königlicher Geſchlechter(Haus Hohenzollern, Haus Wittelsbach uſw.) bezeichnet. Alt⸗ Mannheim.„Wie lange iſt es her, daß das Mgheintor abgeriſſen wurde und wo ſtand dasſelbe? Was ſtanden vor 100 Jahren für Gebäude an den Planken, wo heute ſich der„Durlacher Hof“,„Engel⸗ harn u. Sturm“,„Ackermanns Weinſtube“(früher „Markgräfler Weinſtube“ ſich befinden? Wann wurde die Wirtſaft„Neue Schlange“ erbaut und geſchloſſen? Iſt es wahr, daß ſich im Hauſe der„Markgräfler Weinſtube“ eine Wachſtube der„Wache an den Plan⸗ ken“ befand? Was für Gebäude von hiſtoriſchem Wert befinden ſich am Strohmarkt? Warum der Name Strohmarkt? Wann wurden die Bäume und Ketten an den Planken entfernt und woher ſtammt der Name Planken?“—— Das Rheintor ſtand in dem heutigen D 7⸗ Quadrat. Es ging 1808 in Privat⸗ beſitz über ſtand dann ſeit dem Fall der Jeſtungs⸗ werke innerhalb eines Gartens, im Erdgeſchoß etwas verändert. Es wurde bis zum Bau des Deutſch⸗ mannſchen Hauſes in D 7, 2, als Wohngebäude be⸗ nützt und diente zuletzt noch einige Jahre dem Luiſenhaus als Anſtaltsgebäude. 1863 wurde es ab⸗ gebrochen. Ueber die anderen Fragen gibt Ihnen das Werk„Mannheim in Vergangenheit und Gegen⸗ wart“(3 Bände), das Sie ſich in der Schloßbücherei ausleihen können, genau Aufſchluß. Wie erlaugt man das Aufführungsrecht eigener Muſikwerke?„Ich bin angemeldet in der Reichsmuſik⸗ kammer und möchte ich gerne meine Quartette, Vio⸗ lintrios, Blas⸗ und Streichmuſikſtücke zur Auffüh⸗ rung bringen.— In meiner Waſchküche ſollte ein Kamin von 6 Meter 40, 40 errichtet werden. Ein Maurermeiſter machte mir einen Voranſchlag von 18.96 Mk. Bei der Arbeit wurde noch durch eine 40er Backſteinwand eine Oeffnung für ein normales Gangfenſter durchbrochen. Die Rechnung lautet nun 78.25 Mk. Ich werde die Summe nicht bezahlen; zu⸗ mal ein Fachmann den Betrag kaum auf die Hälfte ſchätzt?“—— Wir bitten Sie, auf unſerer Schriftlei⸗ tung das Geſetz über Vermittlung von Muſikauf⸗ führungsrechten einſehen zu wollen. Laſſen Sie ſich von dem Maurermeiſter Rechnung mit genauer Auf⸗ zählung der Arbeitsſtunden und des Materials vor⸗ legen. Wenn Sie dann mit der Berechnung nicht ein⸗ verſtanden ſind, müſſen Sie ſich an einen Sachver⸗ ſtändigen wenden. Hühnerzucht.„An meinen Hühnern ſchmarotzen große Blutläuſe in ungeheuren Mengen. Können Sie mir Mittel nennen, die dieſe Plagegeiſter voll⸗ kommen vernichten? Nach Anwendung von„Juckſin rot“ ſah ich wohl, daß das Ungeziefer an die Ober⸗ fläche kam, von einem Eingehen merkte ich aber nichts.“—— Der ganze Stall muß gründlich ge⸗ reinigt und friſch gekalkt werden. Die Sitzſtangen, unter denen die Läuſe gewöhnlich ſitzen, werden mit einer Sodabrühe, der man etwas Lyſol zugibt, ge⸗ bürſtet. Die vom Ungeziefer befallenen Hühner haben in der Regel Kalkbeine. Hier hift man, indem man die Beine mit warmem Seifenwaſſer abwäſcht und mit Schmierſeife leicht einreibt. Für die Be⸗ handlung der Hühner ſelbſt gibt es nichts Beſſeres als„Juckſin rot“, da es vollkommen unſchädlich iſt. Natürlich dürfen die Hühner nicht nur einmal, ſon⸗ dern müſſen ein paarmal behandelt werden. Der Stall muß ebenfalls alle 14 Tage nachgeſehen werden. Ein im Stall aufgehängter Farnkrautſtrauß, den man im Walde holt, verhütet, daß ſich das Ungeziefer wieder einniſtet. Dem Sand, in dem die Hühner baden, können Sie ein zerſtoßenes Kampferei bei⸗ miſchen. W. S.„Welche Fachzeitſchriften ſtehen einem Siedler zur Verfügung, der ſich über Hühner⸗, Kaninchen⸗ und Edelpelztierzucht unterrichten will? Es kommen keine teueren Bücher in Frage. Wie⸗ viele Tage Urlaub ſtehen einem Schreiner zu, der im dritten Jahre in einem Möbelgeſchäft arbeitet? Ein⸗ tritt 5. Dez. 1931.“—— Die Anſchrifte nder ver⸗ ſchiedenen Zeitſchriften können Sie auf unſerer Schriftleitung einſehen. Laut Mantelvertrag ſtehen Ihnen 6 Tage Urlaub zu. Den Mantelvertrag kön⸗ nen Sie bei der„Deutſchen Arbeitsfront“ Abteilung Holz in P 4,—5, einſehen. Hygiene.„In einer hieſigen Kellerwirtſchaft trank ich ein Glas Wein, das eiskalt war. Als der Wirt mich fragte, wie der Wein mir ſchmecke, ſagte ich, er ſchmecke faſt wie Eiswaſſer. Er antwortete, Wein müſſe eiskalt ſein, wogegen ich behauptete, er müſſe kühl ſein, kellerkühl. Wer hat recht? Ich halte auch das Eis⸗(vielmehr Eiscreme⸗)Eſſen für geſundheits⸗ ſchädigend. Man ſollte doch alles temperiert, d. h. mit Zimmertemperatur, genießen(alſo bei 20.). Eis iſt noch gefährlicher als eiskalter Wein.“—— Es iſt richtig, der Wein ſoll nicht zu kalt ſein. Es gibt aber auch Menſchen, die eiskalten Wein gern trinken; eine Geſchmacksſache, über die man nicht ſtreiten kann. Speiſeeis in geringen Mengen lang⸗ ſam genoſſen, wird nie ſchädlich ſein. Es iſt nur dann ſchädlich, wenn es in erhitztem Zuſtand zu raſch gegeſſen wird. Was das von Ihnen beobachtete Spü⸗ len der Gläſer bei einer großen Veranſtaltung be⸗ trifft, ſo iſt das nicht ſo ſchlimm, wie Sie anneh⸗ men, da das Spülwaſſer, eben weil kein fließendes Waſſer vorhanden war, ſehr oft erneuert wurde. Daß das Spülen der Gläſer in fließendem Waſſer hygieniſcher iſt, iſt ſelbſtverſtändlich. A. H.„Unter Autofahrern beſteht in Mannheim vielfach Unklarheit darüber, was als Hauptſtraße anzuſprechen iſt bzw. welche Straßenzüge als Stra⸗ ßen erſter Ordnung gelten. Ich fahre ſehr oft de⸗ Richtung vom Schloß—Bismarckſtraße entlang und kreuze den Kaiſerring. Haben nun die Fahrzeuge, die den Ring entlang kommen und meine Fahrbahn von links her ſchneiden, Vorfahrtsrecht oder habe ich Vorrecht? Ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß ich Vorrecht habe; denn beide Straßen ſind Haupt⸗ ſtraßen, und da ich von rechts komme, habe ich Vor⸗ fahrt. Gilt ferner die Kunſtſtraße als Straße erſter Ordnung?“—— Jede Straße, in der ein Straßen⸗ bahngleis liegt, iſt eine Straße erſter Ordnung. Wenn ſich, wie in Ihrem Falle, zwei Straßen erſter Ordnung ſchneiden, hat immer der von rechts kom⸗ mende Fahrer das Vorfahrtsrecht. Die Kunſtſtraße iſt keine Straße erſter Ordnung, ſie iſt Nebenſtraße. A. J.„Wird die Reichsautobahn nach ihrer Fer⸗ tigſtellung infolge des vermutlich ſehr ſtarken Kraft⸗ fahrzeugverkehrs für die Anwohner beſondere Nach⸗ teile mit ſich bringen? Es wird behauptet, daß die unmittelbar an der Reichsautobahn ſtehenden Häu⸗ ſer im Wert bedeutend ſinken würden. Ebenſo die Bauplätze, die ſchon jetzt nicht mehr in vollem Wert verkauft werden könnten, da kein Bauluſtiger ſo nahe an der Autobahn wohnen möchte. Kann eine derartige Wertminderung der Häuſer infolge des befürchteten Lärms uſw. durch die Benutzung der Autobahn eintreten? Wie hoch war der Lebensindex im Jahre 1924 im Vergleich zum Jahr 1934?“—— Wir glauben nicht, daß durch die Reichsautobahn eine Entwertung der betr. Häuſer eintritt, ebenſo⸗ wenig der Bauplätze. Wir empfehlen Ihnen, ſich direkt mit der zuſtändigen Leitung der Reichsauto⸗ bahn im Rathaus in Verbindung zu ſetzen. Der Lebensindex ſtand im Juni 1924 auf 123,5 und im Juni 1934 auf 121,5, N. V.„Ein Bekannter von mir, 65 Jahre alt, bezieht von der Reichsverſicherung eine monatliche Rente von 72 /. Er iſt nun der irrtümlichen An⸗ ſicht, daß dieſe 72/ nur für ihn beſtimmt ſind und daß ſeine Frau kein Anrecht auf dieſes Geld hat. Kinder ſind keine zu verſorgen. Dies iſt die einzige Einnahme, die der Herr hat. Es iſt eigentlich ſelbſt⸗ verſtändlich, daß der Herr die Pflicht hat, für ſeine Frau zu ſorgen, ob er nun ein Gehalt bezieht oder Rente. Der Herr meint aber, ſeiner Frau eine Ge⸗ fälligkeit zu erweiſen, wenn er die 72, nicht allein für ſich verwendet. Würde die Rente die gleiche Höhe betragen, wenn die Frau nicht mehr leben würde bzw. wieviel würde der Mann in dieſem Falle erhalten, oer umgekehrt die Frau, wenn der Mann nicht mehr lebte?“—— Die Rente wird dem Manne ohne Rückſicht auf ſeine Familie gewährt. Wenn der Mann ſtirbt, erhält die Frau die Hälfte der Rente, in dieſem Falle alſo 36 J. Der Mann iſt auch als Reutenempfänger verpflichtet, ſeiner Frau Unterhalt zu gewähren. Briefkaſten.„Worin beſteht der Unterſchied zwi⸗ ſchen allgemeiner und gehobener Fürſorge? Können Sie ein gutes Lehrbuch über Hypnotismus empfeh⸗ len? Wie iſt das„Freiſchweben einer Dame in der Luft“ zu erklären? Herr C. v. Moli brachte dieſes Experiment(Aerolitha) vergangenen Sommer im Kaſinoſaal.“—— In der gehobenen Fürſorge ſind u. a. Sozial⸗ und Kleinrentner, die etwas höhere Sätze als in der allgemeinen Fürſorge erhalten. Ein Buch über Hypnotismus erhalten Sie in jeder Buch⸗ handlung. Das Freiſchweben hängt mit Hypnoſe zu⸗ ſammen. Vielleicht finden Sie die Erklärung in dem zu kaufenden Buch. Sand.„Können Sie mir reelle Firmen in Köln oder deren Nähe mitteilen, die private Schulden ein⸗ treiben?“— Solche Firmen ſind uns nicht bekannt. H. J. 14.„Darf ein Großhandelsgeſchäft nach dem Einzelhandelstarif oder nach Leiſtungen bezahlen?“ —— Das Großhandelsgeſchäft muß den Tarif des Großhandels bezahlen. Es kann auch nach Leiſtun⸗ gen, dann allerdings übertariflich, bezahlen. Alte Abonnentin.„Bitte um die Adreſſe von Lili Baum, Schriftſtellerin.“—— Sie meinen jedenfalls Vickt Baum; dieſe wohnt in Berlin⸗Grunewald, Königsallee 45. X. Y. Z. Ich bin Lehrling in einer Buchhand⸗ lung. In meinem Lehrvertrag iſt kein Urlaub aus⸗ gemacht. Wieviel Tage kann ich im erſten Jahre beanſpruchen?“—— Der Urlaub beträgt für einen Lehrling im erſten Jahr 12 Werktage, im zweiten 9 Werktage und im oͤritten 6 Werktage. Mieter und UDomung G. Pf.„In meinem Hauſe in der Pfalz habe ich an eine Familie 3 Zimmer und Küche für 35 vermietet. Dieſe hat vor vier Monaten ein Zimmer und Küche für 17/ untervermietet. Wieviel v. H. kann ich hierfür Untermiete anrechnen und wie lange darf ich zurückgreifen? Möchte meinen verheirateten Sohn als Verwalter in die Wohnung einſetzen, da⸗ mit er nach dem Rechten ſieht. Trotz Kündigung räumen beide Mieter nicht. Was kann ich dagegen tun? Da ich Rente beziehe(Angeſtelltenverſicherung) und mein jüngſter Sohn als Elektrolehrling be⸗ ſchäftigt iſt, jedoch bald 15 Jahre alt wird, kann ich für ihn die bisherige Rente von 10/ weiter er⸗ halten und wo muß ich mich hinwenden?“—— Der Mieter darf ohne Ihre Zuſtimmung nicht un⸗ tervermieten. Sie können von ihm verlangen, daß er den Untermieter wieder aus der Wohnung ent⸗ fernt. Wenn Sie ihm aber die Untervermietung ge⸗ ſtatten, können Sie 15 v. H. des Mietwertes der untervermieten Räume verlangen. In Ihrem Falle zwei Räume mit einem Mietwert von 17.75 /, ſo daß der Betrag, den der Mieter an Sie abzuführen hätte,.65/ beträgt. Sie können dem Hauptmieter (wenn es eine Altwohnung iſt) nur daun kündigen, wenn er mehrere Monate keine Miete bezahlt hat. Wenn er dann trotz Kündigung nicht auszieht, müſſen Sie beim Gericht auf Räumung klagen. Wegen der Weitergewährung der Rente an Ihren Sohn müſſen Sie ſich an die Reichsverſicherung, Ver⸗ ſicherungsſtelle Mannheim, O 2, 1, wenden. G. U.„In meiner Wohnung habe ich im Tag —2% Stunden kein Waſſer, gewöhnlich um die Mittagszeit, wo man das Eſſen zu richten hat. Meine Wohnung liegt im fünften Stock, iſt ſehr heiß. Im Hauſe iſt ein Flaſchenbiergeſchäft, ein Hinter⸗ haus, ein Vorderhaus und nur eine Steigleitung. Wir haben kleine Kinder, für die man häufig Waſſer braucht. Ich habe mit dem Hauswirt ſchon des öfte⸗ ren Rückſprache genommen, er unternimmt aber nichts. Was kann ich tun?“—— Da der Hausherr nicht für Abhilfe ſorgt, wenden Sie ſich perſönlich an das Städtiſche Waſſerwerk. Minerva.„Ich habe ſeit 20 Jahren eine Miet⸗ wohnung mit eingerichtetem Badezimmer. In dem⸗ ſelben beſindet ſich auch ein Waſchbecken aus Stein⸗ gut. Dieſes hat mit der Zeit Sprünge durch den Gebrauch erlitten, aber es ſind auch von meiner Seite durch Hineinfallen von Gegenſtänden größere Sprünge entſtanden. Meine Frage geht nun dahin, ob ich bei einem evtl. Auszug zum Schadenerſatz verpflichtet bin und ob das nicht durch den langen Gebrauch als abgegolten gilt. Ich ſtehe nämlich auf dem Standpunkt, daß Steingut ſowieſo durch den Gebrauch von heißem und kaltem Waſſer ſich mit der Zeit abnutzt, im Gegenſatz zu Feuerton oder einem ſonſtigem beſſeren Material. Wie iſt die Rechtslage? Und wenn ich zum Schadenerſatz verpflichtet bin, muß ich dann vollſtändig neuen Erſatz leiſten oder abzüg⸗ lich Abnützung innerhalb der 20 Jahre?“—— Beim Auszug ſind Sie verpflichtet, das Waſchbecken in ge⸗ brauchsfähigem Zuſtand zurückzulaſſen. Auf alle Fälle haben Sie die Schäden zu vertreten, die Sie ſelbſt verurſacht haben. Was durch normale Ab⸗ nützung an Schäden entſtanden iſt, haben Sie nicht zu vertreten. Sie ſind alſo nicht genötigt, ein tadel⸗ loſes neues Becken ſetzen zu laſſen, wohl aber ein ſolches, wie es bei einer normalen Abnützung ent⸗ ſtanden wäre. Da dieſe Regelung praktiſch ſchwer durchzuführen iſt, erſcheint es am klügſten, die Frage nach Verſtändigung des Vermieters dadurch zu er⸗ ledigen, daß Sie ſich bereit erklären, einen beſtimm⸗ ten Betrag für die Anſchaffung eines neuen Beckens zu bezahlen. Exbscliaſtsangeſegenſieiten Teſtament.„Was iſt bei Abfaſſung eines Teſta⸗ ments zu beachten? Muß das Teſtament, um volle Gültigkeit zu beſitzen, von einem Notar abgefaßt ſein? Wie hoch wären die Koſten? Wie wäre die Verteilung der Hinterlaſſenſchaft, wenn ein Erb⸗ laſſer ſtirbt und kein Teſtament vorhanden iſt? Die Hinterlaſſenſchaft beträgt 7000 /. Die Erben, Frau und ſechs volljährige Kinder. Würden Spargelder, die auf den Namen der Frau gehen, ebenfalls zur Erbmaſſe gehören, ebenſo die Lebensverſicherung des Mannes? Dieſelbe iſt zur Auszahlung auf den Namen der Frau überſchrieben. Können ſich die Eheleute gegenſeitig zu Alleinerben einſetzen und 7 daß nur bei Wiederverheiratung die Hinterlaſſen ſchaft geteilt würde? Können trotzdem die Kinder das Pflichtteil verlangen? Wie wäre die Abfaſſung eines ſolchen Teſtaments? Wie hoch iſt das Pflicht⸗ teil?“—— Bei der Abfaſſung eines Teſtaments iſt gemäß 8 2231 des Bürgerlichen Geſetzbuchs zu be⸗ achten, daß dieſes entweder vor einem Notar er⸗ richtet wird oder das Teſtament von dem Erblaſſer eigenhändig unter Angabe des Ortes umd Tages (Datum in Worten) geſchrieben und unterſchrieben wird. Das Teſtament iſt auch ohne notarielle Be⸗ urkundung rechtsgültig, wenn es den unter Ziffer! aufgeführten Erforderniſſen entſpricht. Die Koſten der notariellen Beurkundung des Teſtaments richtet ſich nach der Höhe des Nachlaſſes. Wenn der Erb. laſſer ſtirbt und kein Teſtament hinterläßt, ſo treten die geſetzlichen Beſtimmungen über die Erbfolge in Kraft. Hiernach erbt die Ehefrau gemäß 8 1931 des Bürgerlichen Geſetzbuches ein Viertel, die 6 Kinder die übrigen drei Viertel des Nachlaſſes. Wenn Spar⸗ gelder auf den Namen der Frau gehen, ſo iſt an⸗ zunehmen, daß dieſes Vermögen nicht in den Nachlaß des verſtorbenen Ehegatten fällt. Ebenſo verhält es ſich bei der Lebens verſicherung des Mannes, wenn dieſe oͤie Beſtimmung enthält, daß die Lebensver⸗ ſicherung an die Frau auszuzahlen iſt. Die Ehe⸗ leute können ſich durch ein gemeinſchaftliches Teſta⸗ ment gegenſeitig zu Alleinerben einſetzen und in dieſem gemeinſchaftlichen Teſtament Beſtimmungen ccufnehmen, wie es ſich mit dem Nachlaß verhalten ſoll, wenn der überlebende Ehegatte wieder eine Ehe ſchließt. Es muß aber ausoͤrücklich feſtgeſtellt werden, daß im Falle eines gemeinſchaftlichen Te⸗ ſtaments das Recht der geſetzlichen Erben auf Ver⸗ langen des Pflichtteils unberührt bleibt. Die Ab⸗ faſſung eines gemeinſchaftlichen Teſtaments muß lediglich die Beſtimmung des einen Ezegatten ent⸗ halten, daß ſich die Ehegatten gegenſeitig zu Allein⸗ erben einſetzen. Die Ehefrau muß alsdann die eigen⸗ händig geſchriebene Erklärung beifügen, daß das Teſtament ihres Ehegatten auch als das ihrige gel⸗ ten ſoll. Der Pflichtteil beſteht in der Hälfte des Wertes des geſetzlichen Erbteils. Letztwillige Verfügung(Teſtament).„Ich möchte feſtlegen, daß meine Frau als meine alleinige Erbin zu gelten hat. Umgekehrt ſoll ich als überlebender Teil der Ehegemeinſchaft das alleinige Verfügungs⸗ recht über alle Beſitztitel haben. Es ſind zwei min⸗ derjährige Kinder vorhanden. Ein Ehevertrag be⸗ ſteht nicht. Der Beſitz beſteht im weſentlichen in einem Einfamilienhauſe nebſt Grundſtück und In⸗ ventar und in einer Lebensverſicherungsſumme., Der Beſitz müßte ſinngemäß als gemeinſamer Erwerb der Eheleute angeſehen werden.(Ein eigenes, ge⸗ N meinſam betriebenes Geſchäft beſteht jedoch nicht) Iſt eine ſolche Dispoſition im Hinblick auf die Kin⸗ der zuläſſig? Welche Maßnahmen könnte gegebenen⸗ falls das Vormundſchaftsgericht treffen, wenn eine ſolche letztwillige Verfügung beſteht? Wie kann auf billigſte und doch rechtsgültige Weiſe ein ſolches Te⸗ ſtament errichtet werden? Der Zweck ſoll ſein, dem überlebenden Elternteil Handlungsfreiheit zu be⸗ wahren. Ein Obſtbaum hat eine jährlich wieder⸗ kehrende Blattkrankheit(anſcheinend Milben oder Pilze). Gibt es ein Inſtitut, an das man einen Zweig einſenden kann, um wirkſame Bekämpfungs⸗ mittel zu erfahren? Oder kann man das in Mann⸗ heim irgendwo zuverläſſig erfragen? Kann man jetzt noch Reben mit Kupferkalkbrühe ſpritzen? Es zeigen ſich an den Blättern Bräunungen, die mög⸗ licherweiſe auf Peronoſpora hindeuten mit anſchlie⸗ ßendem Schrumpfen der Trauben.“—— Die letzt⸗ willige Verfügung, wie ſie von Ihnen und Ihrer Ehefrau beabſichtigt iſt, erfolgt am beſten in einem gemeinſchaftlichen Teſtament zwiſchen Ihnen und Ihrer Ehefrau. Dieſes Teſtament kann vor einem Notar errichtet werden. Es genügt aber auch, daß das Teſtament gemäߧ 2231 des Bürgerlichen Ge⸗ ſetzbuches durch eine von dem Erblaſſer unter An⸗ gabe des Ortes und Tages eigenhändig geſchriebene und unterſchriebene Erklärung erfolgt. Es genügt 4 bei dem gemeinſchaftlichen Teſtament, daß einer der Ehegatten das Teſtament entſprechend den Beſtim⸗ mungen des§ 2231 BGB. errichtet und der andere Leiden Sie an schlechter Verdauung? „Wenn Ihnen nach den Mahlzeiten die Nahrung wie Blei im Magen liegt, iſt ein Mittel in Reich⸗ 85 dieſe Beſchwerden in wenigen Minuten zu genſaft zurückzuführen, wodurch die Nahrung in Gä⸗ rung übergeht und die empfindlichen Magenwände angegriffen werden. Zur Bindung dieſes Säureüber⸗ ſchuſſes nehme man nach den Mahlzeiten oder bei auftretenden Beſchwerden einen halben Teelöffel voll oder zwei bis drei Tabletten Biſerirte Magneſig Sie fühlen ſich ſofort wohler, die Verdauung beſſert ſich unmittelbar und geht normal von ſtatten. Bei der nächſten Mahlzeit haben Sie einen guten Appe⸗ tit. Sie können eſſen wie jeder andere und Ihr Verdauung vollzieht ſich leicht und ſchnell. Sie er⸗ Iten Biſerirte Magneſta in allen Apotheken in ulver⸗ oder Tablettenform zum Preiſe von. 55 große vorteilhaftere Packung zum Prei „40. l n. Magenverſtimmung und Magenſchmerzen 1 ſind faſt ſämtlich auf einen Säureüberſchuß im Mm⸗ ‚JI/ Samstag, 21. Juli/ Sonntag, 22. Juli 1934 Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe 11. Sette/ Nummer 330 Ehegatte die Erklärung beifügt, daß das Teſtament auch als ſein Teſtament gelten ſoll. Dieſe Erklärung des anderen Ehegatten muß aber auch unter Augabe des Ortes und Tages eigenhändig geſchrieben und unterſchrieben ſein. Selbſtverſtändlich beſteht die Möglichkeit, daß von den andern geſetzlichen Erben, alſo von den Kindern bzw. deren Vormund, der Pflichtteilsanſpruch geltend gemacht wird. Wenn der Nachlaß im weſentlichen aus einer Lebensverſiche⸗ rung beſteht und dieſe an die Frau ausbezahlt wer⸗ den ſoll, können Sie bei der Verſicherung beantra⸗ gen, daß in Ihrem Todesfalle die Verſicherung an Ihre Frau ausbezahlt wird. In dieſem Falle ſchei⸗ det die Lebensverſicherung aus dem Nachlaß aus und iſt als Eigentum Ihrer Ehefrau zu betrachten. Wegen der beiden anderen Fragen wenden Sie ſich am beſten an die Landwirtſchaftsſchule Auguſtenburg bei Durlach. NAupof fliehen umd Darlefen Darlehen.„Infolge eines Regierungsdekrets, das meine langjährige Stellung überflüſſig machte, verlor ich meine Exiſtenz und bin ſeit ungefähr einem Jahr ohne Erwerb. Erſt jetzt wird mir, nach⸗ dem ich bei den zuſtändigen behördlichen Stellen an⸗ dauernd gegen dieſe Ungerechtigkeit proteſtierte, eine Anſtellung bei einer neuzugründenden Organiſation für die allernächſte Zeit zugeſagt. Begreiflicher⸗ weiſe bin ich nun mit meinen pekuniären Verpflich⸗ tungen in Rückſtand geraten; ich benötige zur Be⸗ friebigung meiner Gläubiger etwa 1000 I/. Gibt es nun irgendeine behördliche oder ſonſtige Stelle, die an unverſchuldet in Not Geratene ein Darlehen zwecks Entſchuldung zu geringen Zinſen abgibt oder muß ich mich an private Geldverleiher wenden?“ —— Eine ſtaatliche Stelle iſt uns nicht bekannt. Wir empfehlen Ihnen aber, ſich einmal mit dem Arbeitsamt in Verbindung zu ſetzen. Efaestamds-Darleſen A. K.„Bin ich verpflichtet, das Eheſtandsdarlehen zu zahlen, da ich arbeitslos bin, aber bis jetzt noch keine Unterſtützung bezogen habe? Da mein Schwiegervater Bürgſchaft geleiſtet hat, iſt er ver⸗ pflichtet, die Rate zu zahlen?“—— Die Zahlung kann nach Paragraph 7 des Geſetzes über die Gewäh⸗ rung von Eheſtandsdarlehen für die Dauer der be⸗ gründeten Zahlungsunfähigkeit geſtundet werden. Die Stundung wird in der Regel zinslos erfolgen. Eine Zahlungsunfähigkeit wird dann anzunehmen ſein, wenn die Arbeitsloſenunterſtützung das einzige Einkommen bildet. Die Rückzahlung hat an das Finanzamt zu erfolgen, das den Beſcheid über die Gewährung des Eheſtandsdarlehens erteilt hat. Wir glauben kaum, daß in dieſem Falle der Schwieger⸗ vater herangezogen wird. Erkundigen Sie ſich beim zuſtändigen Finanzamt. Juxistisgſię Cragen Fran O. Wann verjährt der Anſpruch auf das Iflichtteil?“—— Der Anſpruch verjährt in drei Hahren. Die Verjährung beginnt aber nicht mit dem Tode des Erblaſſers, ſondern erſt mit dem unser lieber Vater Ernst Wolschendorl für immer zur Ruhe gegangen. MANNHEIM, den 21. Juli 1984. Pfalsplats 1 umd die Kinder Die Beisetzung hat dem Wunsche des Verstorbenen gemäß in aller Stille stattgefunden. Mein lieber Mann und treuer Lebenskamerad, ist nach langem Leiden am Mittwoch nachmittag Mathilde Wolsckendorl Varg Niirnberger Hopfenmarki s. Nürnberg, 20. Juli.(Eig. Ber.) Die Geſchäftslage am Hopfenmarkte war auch in dieſer Woche weiter rückgängig. Die deutſche Brauinduſtrie, die Nonaten ziemliche Vorräte aufgenommen hat, nzlich fern, zumal die letzten Regenfälle vor⸗ der Hallertau wiedere beſſere Ausſichten für die Ernte eröffnet haben. Der Einkauf wurde reſt⸗ porthandel beſtritten und erreichte 300 Ballen; Wochenzufuhr 100 Ballen. Es iſt damit zu rechnen, daß ſchon in Bälde wieder weitere Uebernahmen für heimiſchen Be⸗ darf erfolgen werden, da die gegenwärtige Witterung den Bierkonſum weſentlich geſteigert hat. Aber aüch der Export⸗ handel wird noch weiterhin und vielleicht noch ſtärker als bisher auf den deutſchen Markt angewieſen ſein, denn die ausländiſchen Hopfenproduktionsgebiete ſind faſt vollkom⸗ men geräumt. Nach einer Schätzung von berufener Seite ſtehen in Deutſchland immerhin noch 15 000 Zentner der letzten Ernte zur Verfügung. Die Notierungen ſind noch unverändert: Hallertauer 190—220 l, Gebirgshopfen und Württemberger 170—190/ je Zentner. Wochenſchluß⸗ ſtimmung: trotz ruhiger Haltung feſte Preiſe. Die meiſten Hopfenanlagen befinden ſich in geſunder Verfaſſung und liefernt beſtimmt ein gutes Qualitätsergebnis. Weitere Niederſchläge wären er⸗ wünſcht und würden ſich auch auf den Mengenertrag vorteil⸗ haft auswirken. Auch der Saazer Markt hat zur Zeit nur ſchwache Nachfrage und dazu kommt noch, daß die Eigner jetzt recht zurückhaltend ſind. Die Preiſe konnten infolgedeſſen leicht gewinnen. Notierungen von 17501850 Kronen.— Weſt⸗ liche Märkte bei mangelndem Angebot geſchäftslos. No⸗ minlle Notierungen von 850—875 Frances. Abschlüsse saarländischer Zigareffenfabriken Die Haus Neuerburg A G. Merzig(Kapital 4,0 Mill. Fr.) erzielte 1933 einen Fabrikations⸗ und Ver⸗ kaufsgewinn von 0,356(0,408) Mill. Fr. Nach 0,180 0,222) Mill. Fr. Abſchreibungen ergibt ſich ein Gewinn von 176 013(186 214) Fr., der ſich um den Vortrag von 460 188(273 924) Fr. weiter erhöht. Aus der Bilanz: Verpflichtungen 5,810(5,657), andererſeits flüſſige Mittel 2,29(3,097), Außenſtände 4147(8,152), Material⸗ und Warenbeſtände 1,339(1,074) Mill. Fr. Die A. Batſchari Cigaretten fabrik A G. Merzig verzeichnete 1933 einen Bruttoüberſchuß von 49 442(48 171) Fr. und einen Reingewinn von 9928(27094) Fr., wozu die Gewinnvorträge aus früheren Jahren mit 106 169(79 075) Fr. treten. Aus der Bilan 3: AK. unv. 500 000, Verpflichtungen 26 200(—), andererſeits Forderungen 642 092(606 091) Fr. * Dörflingerſche Achſen⸗ und Federufabriken AG., Offenbach a. M. Die Geſellſchaft hat ihren Sitz nunmehr nach Obrigheim a.., der Hauptfabrikationsſtätte, verlegt, nachdem bereits früher einmal aus ſteuerlichen Gründen eine Sitzverlegung von Mannheim nach Offenbach voran⸗ gegangen war. Für 1933(30. Juni) ergibt ſich nach 3648 —„ Abſchreibungen ein Ver lu ſt von 21 553(49 390) Mark, um den ſich der Vortrag erhöht. Aus der Bilanz: Aktienkapital 375 900(unv.), Gläubiger 276 706(292 659), andererſeits Warenvorräte 224822(254 219), Schuldner 50 901(61608), Immobilien und Beteiligungen unv. 300 000 l. * Pfälziſche Textili (Pfalz). Die mit kounte rie, Otterberg AG, Otterberg 0 Ac arbeitende Geſellſchaft Januar 1934 beendeten Geſchäfts⸗ in dem am 31. jahr den Fabrikationsertrag auf 740 419(618 253), er⸗ höhen. Nach 50 840(60 976)/ Abſchreibungen verbleibt ein Jahresgewinn von 88 934(8513) /, um den ſich der Verluſtvortrag weiter auf 101 074/ ermäßigt. In der Bilanz erſcheinen u. a. in Mill.: Kreditoren 0,903 (1,047), andererſeits Debitoren 0,310(0,881), Vorräte 0,269 0,229). 5* Aelteſte Volkſtedter Porzellanfabrik AG., Rudolſtadt⸗ Volkſtedt. Die Geſellſchaft vereinnahmte im Geſchäftsjahr 1933 aus dem Warenverkauf 0,88(0,45) und außerordent⸗ liche Erträge von 0,12(0,005) Mill. 4. Nach 0,04(0,03) Mill./ Abſchreibungen verbleibt ein Gewinn von 17 632, der zur Herabminderung des Verluſtvortrages von 54 595 auf 36 963/ verwendet werden ſoll. Die Um⸗ ſätze hielten ſich im Berichtsjahre annähernd auf der Vor⸗ jahreshöhe. Der Rückgang des Ausfuhrgeſchäftes konnte durch eine Belebung auf dem Inlandsmarkt zum größten Teil wettgemacht werden. Aus der Bilanz(in Mill.: Ack. unv. 0,663, Warenverbindlichkeiten 0,17(0,04), Bank⸗ ſchulden 0,39(0,43), dagegen Vorräte 0,21(0,22), Waren⸗ forderungen 0,18(0,19), Konzernforderung 0,06(0,06). HV. 20. Juli. Tage, an dem der Pflichtteils berechtigte von dem Erbfall und der ihn beeinträchtigenden letztwilligen Verfügung Kenntnis erhalten hat. A. Ich fühle mich Mutter. Mein Freund läßt ſich, ſeit er Beſcheid weiß, nicht mehr ſehen. Was muß ich nun tun und welche Schritte muß ich unter⸗ nehmen, ooͤer muß ich warten bis nach der Entbin⸗ dung?—— Sie können jetzt ſchon dieſenigen Be⸗ träge einklagen, die durch die Geburt des Kindes vorausſichtlich entſtehen werden. Weitere Anſprüche haben Sie ſelbſt nicht. Dieſe ſtehen vielmehr dem Kinde ſelbſt zu. Aber dieſe Unterhaltsanſprüche können erſt nach der Geburt für das Kind geltend gemacht werden. J. S.„Wegen einen Seitenſprungs meines Man⸗ nes habe ich Scheidung eingereicht. Kann ich, nach⸗ dem ich mich mit meinem Mann verſöhnt habe, auch gegen ſeine Freundin Klage erheben?“ —— Eine Klage gegen die Freundin können Sie nicht erheben. Dazu fehlen alle rechtlichen Voraus⸗ ſetzungen. Möglich wäre nur eine Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft, die aber auch zwecklos wäre, nachdem eine Verſöhnung eingetreten iſt. K. B.„Mein Bruder hat im September 1933 ge⸗ heiratet. Vor einigen Tagen hat ihm ſeine Frau eingeſtanden, daß ſie noch Schulden an ein Abſchlags⸗ zahlungsgeſchäft aus ihrer Mädchenzeit hat. Iſt er nun verpflichtet, dieſe Schulden zu bezahlen, und kann er gerichtlich dafür haftbar gemacht werden? Er verlangt von ſeiner Frau, daß ſie über alle Ausgaben Buch führt, deshalb war es ihr bis jetzt noch nicht möglich, ſeit der Verheiratung etwas zu be⸗ zahlen. Nun ſcheint die Firma zu drängen; die Frau hatte daher keine andere Wahl mehr, als ihrem Manne die Wahrheit zu ſagen. Nach meiner An⸗ ſicht hätte die Firma meinen Bruder ſchon lange benachrichtigen müſſen. Wenn ſich mein Bruder wei⸗ gert, zu zahlen, kann ihm dann der Lohn gepfändet merden und bis zu welcher Höhe?“—— Der Mann haftet für die Schulden der Frau, die dieſe vor der Eheſchließung gemacht hat, nicht. Die Benachrichti⸗ gung Ihres Bruders durch die Firma iſt nicht er⸗ forderlich, da die Firma offenbar nur die Frau als ihre Schuldnerin anſteht. Da der Lohn Ihres Bru⸗ ders innerhalb der pfändungsfreien Grenze fällt, wäre, ſelbſt wenn Ihr Bruder für die Schulden ſei⸗ ner Frau aufkommen müßte, eine Betreibung zweck⸗ los. 2. a. Was hören wir? Sonntag, den 22. Juli Reichsſender Stuttgart .15: Haſenkonzert aus Hamburg. durch utſchland.—.00: Evong. Ch umpflieder.— 11.30: Kla Gedenkſtunde.— 29.00: Michel fährt in die neue Z zert.— 13.15: Ko zert am Mittag. Jungmädels ſpielen und ſi Sageshaleucles Sonntag, 22. Juli außer Miete, 20 Uhr. Planetarium: 16 Uhr Vorführung des Sternprofſektors. Ausſtellung 1934. Geöffnet von—18 Uhr. Köln⸗Düſſeldorſer Rheinſahrten: 7 Uhr Mannheim heim— Aßmannshauſen und zurück; und zurück; 12 Uhr Worms und zurück; fahrt Mannheim— Speyer und zurück. Reichsverbandes Deutſcher Rundfunkteilnehmer. und Preisſchießen. Kleinkunſtbühne Libelle: 16 Uhr Tanzkabarett. Pfalzbau⸗Kaffee: 16 und 20 Uhr Kabarett und Tanz. Waldparkreſtaurant: Tanz: Palaſthotel Mannheimer Hof, Kaffee Vaterland. Lichtſpiele: Univerſum:„Tas verlorene Alhambra:„Karneval und Liebe“. „Sein großer Irrtum“.— Schau burg: 1 0 0 „Die Ständige Darbietungen Städtiſches Schloßmuſenm: Sonderausſtellung„Kalſerdome am Mittelrhein“. Geöffnet von 11 bis 17 Uhr. Naturalienkabinett im Schloß: Geöffnet von 11 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet von 11 bis 19.30 und von 15 bis 17 Uhr. Mannheimer Kunſtverein J. 1, 1: und von 15 bis 17 Uhr. Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: öffnet von 11 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr. Geöffnet von 10 bis 13 Pr zert.— 13.00: Aus Baden Km durch d. Am Ziel. 13.15: enn; 14.00: Kinderſtunde.— 15.00: Jahre⸗Gedenken an die Belagerung Reber gen— Handharmonikakon⸗ zert.— 16.0 16.15: Unterhaltu: 17.30: Klaviermuſik.— 18.00: Fledermaus 19.00: Detlev von Eilieneron⸗ ſpiel.— 20.45: Unterhaltungskonzert.— 22.50: Km. durch Deutſchland. Schlußbericht. 23.10: und Unterhaltungsmuſik.—.00: Nachtmuſik. Reichsſender Frankfurt .45: Choralblaſen.—.09: Evang. Morgenſeier.— .45: Alemanniſcher Sommertag.— 10.10: Stunde des Chorgeſanges.— 10.45: Bekenntniſſe zur 11.00: Philipp Reis. 100⸗Jahr⸗Feier zu Ehren des Erfinders des Telephons.— 13.15: Mittagskonzert.— 11.00: Kaſperlſtunde.— 14.50 tunde des Landes. 15.80: Fliegertreffen auf der Rhön.— 18.40: Meiſterſchafts Othello. regatta in Mainz: Rennen der Achter.— 20.00: Oper von Verdi.— 22.30: Das Königreich Siam. Reichsſender Köln : Morgenfeier.—.30: Funk ins Blaue.— 12.00: 16.00: Nach⸗ 30: Kämpferiſche Dichtung der Gegenwart.— 18.00: Muſikaliſche Akodemie im Brühler Schloß. 20.00: Wallenſtein Dramatiſches Gedicht von Schiller.— 22.30: Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. Dentſchlandſender .55: Deutſche Feierſtunde.—.40: 2000 Km. durch Deutſchland.— 12.00: Mittagskonzert.— 14.00: Kin ſingen.— 14.45: Schach.— 15.00: Schallplatten. 16.00: Unterhaltungsmuſik.— 18.00: Klingende Artiſtik.— 18.45: Stunde der Auslandsdeutſchen.— 23.00: Tanzmuſik. Roſengarten:„Derfflinger“, Operette von Walter Kollo, D g, 15, ehemalige Diskonto⸗Geſellſchaft: Deutſche Kolonial⸗ Roſarium, Reuoſtheim, Harrlachweg: Geöffnet v.—20 Uhr. Rüdes⸗ .30 Uhr Speyer 14.50 Uhr Speyer— Germersheim und zurück; 19.45 Uhr Abend⸗ Friedrichspark: 20.90 Uhr„Große italieniſche Nacht“ des Sportplatz Hohwieſenſtraße: Sportvergg. 1884 Mannheim „Sommerfeſt“, verbunden mit ſportlichen Vorführungen 15 und 20 Uhr Konzert und Tanz. Tal“. Ro xy: vier Musketiere“.— Capitol:„Freut Euch des Lebens“. Ge⸗ 33mm Rohr Metallbett% Weiß lackiert weiñ mit 1 i 145⁰ matratze Unseren Mitgliedern machen wir hiermit die traurige Mitteilung, daß unser Herr Ernst Wolschendorl sen. Miibegründer und Ehrenvorsiizender im Alter von nahezu 60 Jahren am Mittwoch, den 18. ds. Mts,, nach längerer Krankheit sanit ent- schlafen ist. Wir bedauern aufrichtig den so schweren Verlust, der in unserem Verein sowie Vorstand eine große Lucke gerissen hat, denn er war für uns ein leuchten- des Vorbild und werden wir auch weiterbin in seinem Sinne die Geschicke des Vereins vorwärts leiten. Mannheimer Ruderverein Baden.V. Der Führerring Die Beerdigung fand auf Wunsch des Verstorbenen in aller Stille statt 644 Metallbent 99ůf90 lackiert mit n 85 1675 5 matratze Das große Spezialhaus für Betten und Aussteuern 33 mm Metniibelt 0 23 min Rohr ee 12 0 Rohr weiß lackiert mit Zug leder matr. mit vollem Fußbrett. 275⁰ M ANNH EIN H 1, 2 H 1, 4 N 1, 13 H 1, 14 „ Sie läßt es ihrem Manne das Frühſtück durch frohe Laune u. anregende Unterhaltung zu würzen. Sie verſteht es aber auch, ihre na⸗ kürliche Anmut im Glanze eines 7 gleichbleibenden ſonnigen ibt es keine Mißſtimmung u. ihr die ſchätzten Eigenſchaften? 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Andererſeits wird die zu erwar⸗ tende Zwangsmitgliedſchaft den Reichsverband in die Lage verſetzen, bei Neuzulaſſung von Tapetengeſchäften die Eignung der Bewerber zu prüfen und gegebenenfalls zu verneinen. Einer ſeiner wichtigſten Aufgaben ſieht der RDT darin, die Verkäufe der Induſtrie wieder in die ihr zuſtehenden Bahnen zurückzulenken. So wird die Um⸗ ſtellung der im Kleinverkauf arbeitenden Fabriken ge⸗ fordert. Die Erzeuger ſollen nur an das fachmänniſch ge⸗ leitete Speziolgeſchäft verkaufen. Seit der Einigung der beiden Fabrikantengruppen ſind wichtige Forderungen des Handels erfüllt worden: Die Kontingentierung der billigen Muſter. Die Feſtſetzung von Mindeſtgrenzen für Deckertapeten und Gauffrage werden das in der Verbraucherſchaft aufkom⸗ mende Qualitätsempfinden fördern. Das iſt um ſo be⸗ deutungsvoller, als hier vorerſt der einzige Weg zu einer verbeſſerten Kalkulation des Tapeten⸗ handels liegt, nachdem die vor einiger Zeit erfolgte Erweiterung der Handelsſpanne im Zuſammenhang mit Arbeitsbeſchaffungsprogramm und Gheſtandsdarlehen ſchon gewiſſe Erleichterungen brachte. Beſondere Beachtung wind der RD ſchließlich den Beziehungen zum Tapezier⸗ handwerk ſchenken, wobei naturgemäß die Abgrenzung und Anwendung der beiderſeitigen Intereſſen im Vordergrund ſtehen wird. * Wochenüberſicht der Bayeriſchen Notenbank vom 14. Juli 1934. Aktiva: Goldbeſtand 30 932 000, deckungs⸗ fähige Deviſen 204 000, Wechſel und Schecks 50 589 000, deutſche Scheidemünzen 64000, Noten anderer Banken 6 193 000, Lombardforderungen 1472 000, Wertpapiere 5 673 000, ſonſtige Aktiva 8 886 000.— Paſſiva: Grund⸗ kapital 15 000 000, Rücklagen 14 654 000, Betrag der um⸗ laufenden Noten 69 282 000, ſonſtige täglich fällige Ver⸗ bindlichkeiten 2070 000, an eine Kündigungsfriſt gebundene Verbinbdlichkeiten 956 000, ſonſtige Paſſiva 2051 000, Ver⸗ indlichkeiten 996 000, ſonſtige Paſſiva 2051 000, Verbind⸗ lichkeiten aus weiter begebenen im Inlande zahlbaren Wechſeln 1 731 000 l. Acc. Berlin, 2. Juli.(Eig. Tel.) Zu den Börſengerüchten über die Acc. erfahren wir, daß der Geſchäfts gang bei der Firma nach wie vor ſich be⸗ friedigend entwickele. Sowohl das Inlands⸗ als auch das Auslandsgeſchäft habe ſich in den letzten Monaten unverändert gehalten. Es beſteht, wie ſchon in der HV. betont wurde, weder zu übertrieben peſſimiſtiſchen, noch zu übertrieben optimiſtiſchen Vorausſagen irgendwelcher An laß. * Holzinduſtrie⸗Werke Joſef Benz AG., Löffingen. Bei der Geſellſchaft(Aktienkapital 500 000%) gingen die Er⸗ trägniſſe aus Warenlieferungen auf 333 049(406 958)/ zu⸗ rück. Unter Berückſichtigung von rund 10 700/ ſonſtigen Erträgniſſen(i. V. rd. 31 400%) ergübt ſich ein Verluſt von 3020„, um den ſich der Verluſtvortrag von 12 757 A erhöht (i. V. unter Berückſichtigung von 330 000 Buchge⸗ winn aus Kapftalherabſetzung und Teilauflöſung der Geſetzlichen Reſerve 15 481/ Verluſt). Abgeſchrieben wur⸗ den 34 605(45 403 plus 330 000% Sonderabſchreibungen). In der Bilanz erſcheinen u. a. Warenvorräte 187 671) 166 377), Debitoren 74 183(72 720), andererſeits Kredttoren 324 351(659 560), Bankſchulden 28 200(12 504), Darlehen 50 874(47 702) AI. Wirischaffs-Rüsfung Die brütende Sonnenglut und die Ferienzeit erwecken den Eindruck, als ſuche Deutſchland von den Mühen der vergangenen Monaten eine kleine Raſt. Wenn auch die⸗ ſes und jenes Mitglied der Reichsregierung ſich einen kurzen Erholungsurlaub gönnt, ſo wird doch im allgemei⸗ nen mit unverminderter Energie an der Löſung der für die Nation lebenswichtigen Fragen gearbeitet. Neben den politiſchen Aufgaben drängt ſich eine Fülle rein wirt⸗ ſchaftlicher Probleme zuſammen, die im Intereſſe der Volksgemeinſchaft nicht auf die lange Bank geſchoben werden dürfen. Nach den Erfolgen der Arbeitsſchlacht während des letzten Frühjahrs und Sommers gilt es vor allem, das Erreichte zu ſichern und darüber hinaus weitere ruhende Hände in den Produktionsprozeß einzuſchalten. Die Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung und Ar⸗ heitsloſenvermittlung konnte ihren Etat durch die Ueber⸗ führung von Wohlfahrtsempfängern in den Arbeitsgang erheblich entlaſten, ſo daß noch Mittel zur Verfügung ſtehen, um neue öffentliche Arbeiten in Angriff zu nehmen. Parallel mit dem Kampfe gegen die Erwerbsloſigkeit geht der Neuban des deutſchen Außenhandels bzw. der Verſuch, ſich von dem Bezuge ausländiſcher Roßhſtoffe ſoweit wie möglich unabhängig zu machen. Der Kanzler hat in ſeiner letzten großen Rede ausdrücklich darauf hingewieſen, Deutſchland werde mit aller Macht daran gehen, die ſich hier auftuenden Schwierigkeiten zu meiſtern; denn viel Verſtändnis für ſeine Lage findet das Deutſche Reich im Auslande nicht. Das ſchlkanöſe Verhalten der Treuhänder für die Dawes⸗ und Noung⸗ Anleihe ſowie die ſich immer noch häufenden Abwehrmaßnahmen gegen ausländiſche Produkte(Holland will ſoeben die Einfuhr von Kohlen kontingentieren) liefern den untrüglichſten Beweis dafür, daß man es vorläufig ſeinem Schickſal überlaſſen will. Welches gewaltige Ziel die Aktivierung des deutſchen Exportes darſtellt, dafür gibt das ſoeben erſchienene neue Vierteljahresheft des Inſtituts für Kon⸗ junkturforſchung(Teil A) einige wichtige Anhaltspunkte. 5 Deutſchlands Ausfuhr erreichte im Jahre 1933 den Be⸗ trag von 4,87 Mrd.„. Von dieſer Summe wurde faſt die Hälfte, nämlich 2,11 Mrd.„ durch Mengenkontingente ge⸗ hemmt. Auf Beſchränkung durch Deviſenkon⸗ tingente entfielen 0,75 Mrd.„/, auf Verrechnungsab⸗ kommen mit der Schwedenklauſel 2,44 Mrd./ und auf entwertete Währungen 2,03 Mrd.„. Wenn die verſchie⸗ denen Hinderniſſe nach Art und Wirkung ſich auch vielfach Aberſchneiden, ſo lehrt das Ziffernwerk doch, wie unendlich ſchwer es hält, dem deutſchen Erzeugnis einen erhöhten Abſatz auf fremden Märkten zu ſichern, zumal ja Wäh⸗ rungsentwertungen überhaupt nicht mehr aus der Welt gu ſchaffen ſind. Ebenſo dürfte eine Lockerung der Men⸗ genkontingente im Hinblick auf die letzten Ausſtrahlungen der Kriſe kaum zu erreichen ſein. Trotzdem darf niemand erlahmen, denn an Stelle der Meiſtbegünſtigungsverträge können Einzelabkommen treten, die ſehr wohl in der Lage ſind, zwiſchen zwei, vielleicht ſogar zwiſchen drei Partnern Wirtſchaftsbeziehungen in einer den heutigen Verhältniſſen entſprechenden Weiſe herzuſtellen. Neben den Bemühungen um eine Aktivie⸗ Mobiliſierung um die Ginfuhr wenigſtens von unnötigem Ballkaſt f Die Nutzbarmachung künſtlicher Roh⸗ ſtofſe muß auf jeden Fall verſucht werden, um die Deviſen⸗ Eine deutſche Stapelfaſer⸗ In duſtrie iſt im Entſtehen begriffen, die nach Anſicht (in Form der chung ein erfolgreiches Wefterarbeiten gewährleiſten rung der Ausfuhr ſteht die galler inländiſchen Hilfsquellen, gu befreien. bilanz zu erleichtern. on Fachleuten dem Bekleidungsgewerbe für Herbsf und Winfer IRTSCHAI der Neuen Mannheimer Zeitung Besinnliche Umschau Die deutſche Wirtſchaft kämpft. Kampf bedeutet immer Anſtrengung, und Anſtrengung iſt nicht im⸗ mer bequem. Wenn nun in dieſer an Spannungen ſo reichen Zeit mancher, der in der Kampflinie ſteht, klein⸗ und mißmutig wird, wenn die Beſchwerlich⸗ ketten der täglichen Berufsarbeit ihn zu verärgern und ihm den freien Blick zu trüben drohen, dann wird ein kleiner Umblick geeignet ſein, ihm manche Zuſammenhänge wieder ins rechte Licht zu rücken, ſie klarer ſehen zu laſſen. Nicht das einzelne Dages⸗ geſchehen iſt ja das Entſcheidende, ſondern die Ent⸗ wicklungsrichtung, in welcher die Linie der Einzel⸗ geſchehniſſe verläuft. In einem Schweizer Wirtſchaftsblatt war wenige Tage vor dem 30. Juni zu leſen, daß alle in letzter Zeit aus Deutſchland zurückkehrenden Schweizer Ge⸗ ſchäftsleute auf Grund von Unterhaltungen in Deutſchland der feſten Meinung ſei, die Zeit der nationalſozialiſtiſchen Regierung ſei vorbei; nach ihr wurde die Herſtellung eines konſervativen Regimes erwartet. Das im übrigen äußerſt deutſchfeindliche Blatt warnte ſeine Landsleute dringend vor ſolcher falſchen Meinung; in der franzöſiſchen Revolution ſeien nach den Girondiſten nicht die ausgewanderten Marquis, ſondern die Jakobiner an die Macht ge⸗ kommen und in Rußland nach Kerenſki nicht der Zar, ſondern die Bolſchewiſten; ein Sturz der Na⸗ tionalſozialiſten könne nur den radikalſten Kommu⸗ nismus in Deutſchland ans Ruder bringen. In⸗ zwiſchen hat der Kanzler ſelbſt tatſachenmäßig die Beſtättgung gegeben, welche radikalen Mächte bei der Revolte beteiligt waren. Haben jene deutſchen Kreiſe, welche ſich eine mögliche Ablöſung der gegen⸗ wärtigen Regierung nach der Art früheren Pendel⸗ ſchlags vorſtellten, wohl einen Gedanken darüber gemacht, was eingetreten wäre, wenn in einer zwei⸗ ten Revolution„ſo dooͤer ſo“ die Wirtſchaft hätte die Koſten tragen müſſen? Könnte heute noch ein Zweifel erlaubt ſein, daß eine Wirtſchaft des freien Unternehmers nur noch im nationalſozialiſtiſchen Reich, nicht aber unter der Herrſchaft einer neuen Revolutionsregierung beſtehen würde? Und wenn ſich der einzelne Wirtſchaftsunternehmer das einmal gründlich bedacht hat und ſich deſſen klar geworden iſt, bedingt die Erkenntnis dann nicht eine ſehr poſi⸗ tive Einſtellung zu dem Staate, der allein ihn noch zu ſchützen vermag, der allerdings auch ſelbſt über die Formen ſeines Schutzes befinden muß? Wir leiden unter einer anormal trockenen und heißen Witterung, die Ernte wird das vorjährige Ergebnis nicht erreichen. Ein Blick in die übrige Welt zeigt, daß dort kataſtrophenhafte Entwicklungen eingeſetzt haben, wie wir ſie Gott ſei Dank nicht kennen zu lernen brauchten. Was wäre aber wohl eingetreten, wenn die wirt⸗ ſchaftlichen und zumal die landwirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe ſich noch im Zuſtand von 1932 befunden hät⸗ ten? Eine außerordentliche Preisſteigerung für land wirtſchaftliche Erzeugniſſe unter wilder Speku⸗ lation einerſeits, ſtarke Voreinfuhren unter Bela⸗ ſtung unſerer Handels⸗ und Depiſenbilanz anderer⸗ ſeits; in öder Auswirkung davon eine allgemeine weitere Schwächung der Kaufkraft, neue Arbeits⸗ ſoll und gleichzeitig in der Lage iſt, die Bezüge von Wolle bw. Baumwolle einzudämmen. Außer der neuen Kunſt⸗ faſer wird die Kunſtſeide eine größere Rolle als bisher ſpielen. Man will ſie ſogar in den Dinſt der Reifenfabri⸗ katton und der Eletrotechnik ſtellen, um die Baumwolle zu verdrängen. Die techniſchen Erfahrungen lehren, daß das Experiment ohne allzu großes Riſiko gewagt werden darf. Ein neuer Werkſtoff taucht auch in Form des Getreide⸗ ſtrohs auf. Das Erzeugnis wird binnen weniger Monate in größeren Mengen auf dem Markte erwartet. Gleich⸗ zeitig ſollen die Erfinder Anregungen erhalten, ihre Fähig⸗ keiten zu zeigen und künſtliche Rohſtofſe in aus⸗ reichender Menge zur Verfügung zu ſtellen. Allerdings darf man ſich keiner Illuſion darüber hin⸗ geben, welches Maß von Geduld und geiſtiger Spannkraft die Inangriffnahme der genannten Projekte erfordert. Die Deviſenſituation Deutſchlands iſt ernſt, da es ihm an Manövpriermaſſe fehlt, um Reibungen und Stauungen zu beſeitigen. Einmal empfindet es die Wirtſchaft als große Härte, daß ſie gezwungen wird, den Barbetrag für ihre geſamten Deviſenanſchaffungen vorher zu deponieren, wäh⸗ rend die Zuteilung ungleichmäßig erfolgt und die ange⸗ forderte Summe erſt ganz allmähbich zur Verfügung ſteht. Zum anderen bringt es die Repartierung bei der Zutei⸗ lung ausländiſcher Zahlungsmittel mit ſich, daß die Kre⸗ ditfriſten des Rohſtoffbeziehers ſehr ver⸗ kürzt werden, ja zum Teil völlig aufgehoben ſind und daß die Lieferanten an ihrer Stelle Barzahlung ſor⸗ dern. Auf dieſe Weiſe können oft genug bereits gekaufte Waren nicht ſofort abgenommen werden; es entſtehen mit⸗ hin beträchtliche Lagerkoſten, hier und da müſſen die Wa⸗ ren ſogar verderben. Ein Glück iſt es, daß in manchen Fällen die Vorräte an Rohſtoffen noch ziemlichen Um⸗ fang beſitzen. Wenn nur dafür geſorgt wird, daß ſie in die richtigen Hände gelangen, ſo liegt zu Beſorgniſſen irgendwelcher Art zur Zeit kein Grund vor. Auch iſt zu berückſichtigen, daß die Deviſenzuteilung augenblicklich deshalb verhältnismäßig ſehr klein iſt, weil von früher her aufgehäufte Verpflichtungen laufen. Sobald man über dieſen Punkt erſt einmal hinweg iſt und die Exportoffen⸗ ſive Erfolge zeitigt, wird auch die zur Verteilung kom⸗ mende Deviſenmenge wieder eine größere ſein. Im Innern nimmt der Wirtſchaftsauf⸗ ſchwung ſeinen Fortgang. Deutſchland kennt weder das Problem von Arbeitskämpfen, wie ſie gegen⸗ wärtig in den meiſten anderen großen Induſtrieſtagten auf der Tagesordnung ſtehen, noch hat es mit konjunk⸗ turellen Rückſchlägen zu rechnen, wie ſie ſich in den letzten Wochen in den USA, Großbritannien und Frankreich ein⸗ ſtellten. Ein Zeichen, daß die Offen five gegen die Arbeitsloſigkeit in Deutſchland am Keſchickteſten angelegt wurde. Der Inveſtitions⸗ tätigkeit der Wirtſchaft ſtehen alle Möglichkeiten offen, der Unterverbrauch von Maſchinen während der Kriſe kann wettgemacht werden und namentlich das neue Steuerpro⸗ gramm mit ſeinen Erleichterungstendenzen wird vielen Gewerbetreibenden und Kaufleuten Veranlaſſung geben, manches Verſäumte nachzuholen. Mit dieſer Initiative rechnet auch die Reichsregierung, wenn ſie an die Verwirk⸗ lichung ihrer Pläne geht, im Herbſt und Winter das in der Arbeitsſchlocht vom Frühjahr und Sommer gewonnene Terrain zu behaupten und 1— neues zu erobern. Vorausſetzung für das Gelingen des großen Werkes iſt die Diſziplin. Gemein nutz geht vor Eigen⸗ nutz: dieſer nationatſozioliſtiſche Grundſatz wird fetzt ſeine Feuerprobe beſtehen. Führt man ihn konſeguent durch, dann braucht niemand um die Zukunft bangen. Ein Volk von 66 Millionen Menſchen geht nicht unter, ſelbſt wenn in man nd b ſteht, ſeine Erhebung mit allen Mitteln zu verhindern. n Hirnen des Auslandes die Abſicht be⸗⸗ Verkauf gut. Heidelbeeren 1920; Johannisbeeren-11, loſigkeit und eine Zupitzung unſerer handelspoliti⸗ ſchen und währungspolitiſchen Lage, für deren Mei⸗ ſterung die Umſtände und Vorausſetzungen äußerſt ungünstig geweſen, zum Teil überhaupt nicht vor⸗ handen geweſen wären. Heute können wir hinſicht⸗ lich der Sicherſtellung unſerer Ernährung ohne ſpe⸗ kulativen Preisauftrieb beruhigt ſein. Die ſtraffe Zuſammenfaſſung der Landwirtſchaft, die Aus ſchaltung der Spekulation, die plan⸗ mäßige Ausgleichung einer notwendigen Preis⸗ erhöhung ohne ſtärkere Belaſtung der Kaufkraft ſind die Folgen einer Landwirtſchafts⸗ und Ernährungs⸗ politik, die grundſätzlich mit dem ſeitherigen Herum⸗ doktern an der Oberfläche des unheilbar geweſenen Grundübels in der Bewirtſchaftung von Grund und Boden gebrochen haben. Daß dabei dies und jenes noch unvollkommen blieb, kann nur von untergeord⸗ neter Bedeutung ſein gegenüber der Haupttatſache, daß anders die Lebensgrundlage des Volkes ſich in einer kaum vorſtellbaren Gefähroͤung befinden würde. 81 Deutſchland führt einen harten Kampf gegen den wirtſchaftlichen Un⸗ verſtand der Welt, einem Kampf um ſeine wirt⸗ ſchaftliche Freiheit. Es bedarf dazu großer Anſtren⸗ gungen und auch Opfer des ganzen Volkes. Es be⸗ darf neben der energiſchen Entſchloſſenheit des Ver⸗ trauens und der Diſziplin. Mit Boykott und Han⸗ delserſchwerungen aller Art, mit dem Aufgebot der Regierungen und ſchikanöſer Handhabung von Para⸗ graphen ſucht das Ausland uns ſeinen Wünſchen und Intereſſen gefügig zu machen. Wie wäre es wohl um die deutſche Widerſtandskraft beſtellt, wenn das Deutſchland von 1932 einen ſolchen Druck zu beſtehen hätte? Man glaube doch nicht, daß die eingetretenen Spannungen lediglich darauf zurückgingen, daß der Nationalſozialismus ans Ruder gekommen iſt. Die unerbittliche Zwangsläufigkeit der Weltkriſe und unſerer Schuldenkriſe hätte unter jeder anderen Re⸗ gierungsform zu äußerſt kritiſchen Spannungen füh⸗ ren müſſen. Wie aber hätten dieſe wirtſchaftlich er⸗ tragen werden können, bevor ſich die Wirtſchaft be⸗ reits wieder gefeſtigt und gekräfigt hatte, bevor eine Verminderung der Arbeitsloſigkeit und Ausweitung des Binnenmarktes erreicht war, welche die Ein⸗ bußen am Weltmarkt ohne Erſchütterung tragen ließ? Die deutſche Leiſtung und die deutſche Wider⸗ ſtandskraft wird ja erſt daran deutlich, daß aller Druck der Welt den Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft und den Kampf gegen oöie Arbeits⸗ loſtgkeit nicht zu hemmen vermocht hat. Gewiß hätten wir es ohne dieſen Druck weſentlich leichter gehabt. Aber daß wir trotzdem den ſichtbaren Erfolg hatten und haben, gibt auch die Berechtigung zu dem Vertrauen, daß wir in der umſichtigen Er⸗ probung unſerer nationalwirtſchaftlichen Wider⸗ ſtandskraft auch weiterhin erfolgreich bleiben wer⸗ den. Aber nur eine Wirtſchaft, in welcher Arbeits⸗ kämpfe beſeitigt ſind, in welcher die Arbeit auf die Bedürfniſſe der Geſamtheit ausgerichtet iſt, in wel⸗ cher eine kapitaliſtiſche Vorherrſchaft gebrochen iſt, in welcher eine unbeugſame Energie Entwicklung und Ausgleich lenkt, kann ſich ſolche Kraft zutrauen. * 8 Gerade wenn wir in die übrige Welt hinaus⸗ blicken, müſſen ſich uns ſolche Ueberlegungen auf⸗ drängen. Es beſteht ſicher kein Anlaß, irgend ein Volk zu beneiden, nicht einmal das engliſche, das ſei⸗ nen ſchwerſten Belaſtungen noch entgegenzuſehen hat; auch nicht das franzöſiſche, das ſich krampfhaft, aber vergeblich bemüht, den entſcheidenden Fragen auszuweichen, welche der Zwang wirtſchaftlicher Ge⸗ ſetzmäßigkeiten auch ihm ſtellt. Wir wollen uns be⸗ wußt ſein, daß in den vergangenen anderthalb Jah⸗ ren tatſächlich das Fundament zur Rettung von Volk, Staat und Wirtſchaft gelegt worden iſt, auf dem wir jetzt mit Vertrauen weiterbauen können, wenn auch manchmal der Wind etwas bläſt. Ein klarer und weiter Blick wird er⸗ kennen, daß unſere Kraft ſtark geworden iſt, weil ſie geſammelt und geordnet wurde und weil ſie geſtützt wird durch die Macht zwingender wirtſchaftlicher Ge⸗ ſetzmäßigkeiten, * Schraubenſpund⸗Fabrik Wm. Kromer AG, Freiburg i. Brsg. Bei der mit 500 000/ Kapital ausgeſtatteten Geſellſchaft ergab ſich für 1933 eine Erhöhung des Verluſt⸗ vortrages von 103 514(67 438)/ weiter auf 112965 (108 514) J. Die Abſchreibungen waren mit 12 048(12 250) Mauf auf etwa Vorfjahrshöhe vorgenommen worden, der Betriebsüberſchuß iſt mit 78 134(60 728)% wieder etwa auf den Stand von 1931 geſtiegen(74 280 /. Sonntags-Ausg⸗ Fßnßpp. Zum organischen Aufbau der deuischen Wirischaff Bie der mit der Führung der Wirtſchaft beauftragte Stellvertreter des Führers der Wirtſchaft, Graf von der Goltz, vor kurzem ausführte, ſoll die organiſatoriſche Ar⸗ beit für öte Geſamtorganiſation der deutſchen Wirtſchaft mit Beſchleunigung zu Ende geführt werden. Nunmehr hat der Reichswirtſchaftsminiſter auf Grund des Geſetzes zur Vor⸗ bereitung des organiſchen Aufbaues der deutſchen Wirt⸗ ſchaft vom 27. 2. 34 die Wirtſchaftsgruppe der deutſchen Et⸗ ſen⸗ und Metallwaren⸗Induſtrie, Wuppertal⸗Elberfeld, als alleinige Vertretung ihres Zweiges anerkannt. Auf Grund des genannten Geſetzes iſt die Zwangs⸗ mitgliedſchaft aller für die Zugehörigkeit zu dieſem Verbande in Frage kommenden Unternehmer und Unter⸗ nehmungen angeordnet. Pg. Erich Hartköpff⸗Solin⸗ gen, wurde zum Reichsführer. Pg. Bernhard Roemert⸗ Braunſchweig zum ſtellvertretenden Reichsführer und Pg. Dipl.⸗Ing. Hermaun Reinhold ⸗Wuppertal⸗Elberfeld zum Organiſationsleiter der Wirtſchaftsgruppe der deut⸗ ſchen Eiſen⸗ und Metallwaren⸗Induſtrie ernannt. Die Führer der Frankfurfer Börse Die Frankfurter Börſenordnung iſt durch Verfügung des Reichs⸗ und preußiſchen Wirtſchaftsminiſteriums eben⸗ ſo wie die Berliner Börſenordnung auf das Führerprin⸗ zip umgeſtellt worden. Die Mitglieder des Börſenvor⸗ ſtandes und der Zulaſſungsſtelle werden von der Indu⸗ ſtrie⸗ und Handelskammer auf die Dauer von drei Ka⸗ lenderjahren ernannt. Die Induſtrie⸗ und Handelskam⸗ mer ernennt ferner, und zwar auf die Dauer eines Ka⸗ lenderjahres, den Börſenpräſidenten, der zugleich Vor⸗ ſitzender der Abteilung Wertpapierbörſe iſt, und den ſtellveptretenden Börſenpräſidenten, der zugleich Vorſitzen⸗ der der Abteilung Getreidegroßmarkt iſt. Der Präſidenkt der Induſtrie⸗ und Handelskammer für das rhein⸗maini⸗ ſche Wirtſchaftsgebtet, Sitz Frankfurt a.., Dr. Lü en, hat Freiherrn von Bethmann(Gebr. Bethmann) zum Börſenpräſidenten und Vorſitzenden der Abteilung Werr⸗ papierbörſe, Dir. Guſt. Eberle(Mitteldeutſche Credit⸗ Hank, Niederlaſſung der Commerzbank) zum ſtellvertreten⸗ den Vorſitzenden der Abteilung Wertpapierbörſe ernannt. Es wurden ferner ernannt: H. Thylmann(Kilian⸗ ſtädter Mühle), Frankfurt a.., zum ſtellvertretenden Börſenpräſidenten und Vorſitzenden der Abteilung Aml⸗ licher Großmarkt für Getreide und Futtermittel, Dir. F. Weyrauch(Frankfurter Hypothekenbank) zum Vor⸗ ſitzenden, Dir. R. Neumeier(Mitteldeutſche Credit⸗ bank) zum ſtellvertretenden Vorſitzenden der Zulaſſungs⸗ ſtelle an der Börſe Frankfurt a. M. Stidafrikas Mais-Ernſe Angeſichts der knappen Futtergetreideernte in Europa ſind die Ausſichten der Mais⸗Ernte in Südafrika von be⸗ ſonderem Intereſſe. Die offizielle Schätzung lautet auf 19 000 000 Sack, in gut unterrichteten Handelskreiſen glaubt man aber, daß die Ernte um etwa 5 000 000 Sack über dieſe Schätzung hinausgehen wird. Nach dem Mais⸗Quoten⸗ Geſetz mu ß ein wechſelnder Prozentſatz der Ernte expor⸗ tiert werden und der zwangsmäßige Mais⸗Export iſt für dieſes Jahr auf 50 v. H. feſtgeſetzt. Die ſüdafrikani⸗ ſchen Farmer können aber zu den gegenwärtigen Well⸗ marktpreiſen für Mais nicht produzieren und um ſie für den geldlichen Schaden aus dem zwangsläufigen Export ſchadlos zu halten, muß der Inlandpreis zum großen Nachteil der ſüdafrikaniſchen Viehzüchter ſehr hoch gehalten werden. Die Exportſubvention iſt jetzt von 6 d auf 1 ſh 6 d per Sack erhöht worden und als weitere Hilfe für den Mais⸗Farmer, der durch die Trockenheit und die Depreſſion am meiſten gelitten hat, wurde die Lan d⸗ Bank veranlaßt, ihre Bevorſchuſſung des Ernte⸗ ertrages in einem Umfange zu erhöhen, der den gegen⸗ wärtigen Exportpreis überſteigt. Eine vom Miniſter für Handel und Induſtrie veröffentlichte Stellungnahme wird wahrſcheinlich die weitere Erörterung über ein von den Farmern propagiertes Projekt abſchneiden, das darauf himausläuft, mit Regierungsmitteln als Zuſchuß eine An⸗ lage für die Gewinnung von induſtriel lem Alkohol aus Mais zu errichten. Der Miniſter, der ſich dabei auf die Ratſchläge des Forſchungsinſtituts für Feuevungs material in Südafrika ſtützen kann, veröffent⸗ lichte überzeugende Angaben, daß die Gewinnung von induſtriellem Alkohol als Nebenerzeugnis ſich wirtſchaft⸗ lich nicht rechtfertigen läßt, ſolange für dieſen Alkohol kein örtlicher Markt vorhanden iſt, wenn auch techniſche Schwie⸗ rigkeiten für dieſe Alkoholerzeugung nicht beſtehen. * Gebr. Dix AG., Gera.— Abſchluß für 1933. Die mit 1 Mill. 4 A arbeitende Geſellſchaft ſchließt das Geſchäfts⸗ jahr 1933 nach 0,065(0,132) Mill.% Abſchreibungen mit einem Reingewinn von 4238(5605) /, durch den ſich der beſtehende Gewinnvortrag aus dem Vorjahr von 8975, entſprechend erhöht. In der Bilanz erſcheinen(alles in Mill.%): Beteiligungen mit 0,630(0,650); Vorräte mit 0,515(0,576); Warenforderungen mit 0,276(0,239); Forde⸗ rungen an abhängige Geſellſchaften mit 0,225(0,175); an⸗ dererſeits betragen Darlehen 0,365(0,390) und Verbindlich⸗ keiten aus Lieferungen und Leiſtungen 0,064(0,055). * Die öffentlichen Lebensverſicherungsanſtalten in Dentſchland. Im Juni wurden bei den im Verbande bf⸗ fentlicher Lebensverſicherungsanſtalten in Deutſchland zu⸗ ſammengeſchloſſenen öffentlichen Lebensverſicherungsanſtal⸗ ten 12 585 neue Verſicherungen mit 20,4 Millionen„ Ver⸗ ſicherungsſumme beantragt. Die durchſchnittliche Verſiche⸗ rungsſumme beträgt in der Großlebensverſicherung 346 und in der Sterbegeldverſicherung 441. Waren und Märkſe Berliner Freiverkehrsberichi vom 21. Juli Der Verkehr an den deutſchen Börſen ruhte heute wie⸗ der vollkommen. In den Berliner Bankbüros wurden keine Abſchlüſſe bekannt. * Rotterdamer Getreidekurſe vom 21. Juli.(Eig. Dr.) Schluß: Weizen lin Hfl. per 100 Kilo) Juli 3,60; Sept. 3,72; Nov. 3,80; Jan.(35) 3,95.— Mats(in Hfl. per Laſt 2000 Kilo) Juli 70; Sept. 66,75; Nov. 67,75: Jan.(35) 68,25. * Liverpooler Getreidekurſe vom 21. Juli.(Eig. Dr.) Anfang: Weizen(100 15.) Tendenz willig; Okt. 5,4: Dez. 5,5%; März(35) 5,83.— Schluß: Tendenz feſt; Juli 5,14; Okt. 5,5; Dez. 5,796; März(85) 5, 8,4.— Mehl (280 lb.) Liverpool Straights 22; London Weizenmehl 18 bis 26,50. * 3 Baumwolle vom 21. Juli.(Eig. Dr.) Amerik. Univerſal Stand. Middl.(Schluß) loko 14,63. * Liverpooler Baumwollkurſe vom 21. Juli.(Eig. Dr.) Amerik. Univerſol Stand. Middl. Anfang: Juli 685, Okt. 675677; Dez. 671; Jan.(35) 669670; ärz 671; Mai 669670; Juli 686; Okt. 661; Tagesimport 38900; Tend. k. ſtetig. Schluß: Juli 688; Auguſt 683; Sept. 681; Okt. 679; Nov. 674;. 674; Jan.(35) 671; Febr. 670, März 665; April 663; Mai 663; Juli 673; Okt. 673; Jan. (86 674; März 673; Mai 673; Tagesimport 3900; Tendenz ruhig, ſtetig. 8 * Mindeſtpreiſe für Oelkuchen auch 1935. Die Reichs⸗ regierung hat für die Fortführung der Maßnahmen zur Förderung des deutſchen Oelſaatenanbaues Mittel zur Verfügung geſtellt. Danach werden die Erzeuger von Leinſaat, Raps und Rübſen für die 1935 geernteten Er⸗ träge auch bei weſentlich verſtärktem Anbau die gleichen Mindeſtpreiſe erhalten wie im laufenden Erntejahr, alſo 24 für ben Dz. Leinſaat und 30 4 für den Dz. Raps⸗ und Rübſenſaat. 7 * Obſtgroßmärkte. Bühl: Anſuhr ſtark, etwo 1100 Ztr. 4 Himbeeren 24299; Reineclauden 10—12; Pfirſiche 11—15 Flotto 19—22: Pflaumen 11—18; Zwetſchgen 2125; Bir⸗ nen 10—16; Aepfel—15 Pfg. Oberkirch: Pfaumen 6. 15; Zwetſchgen 1524: Aepfel—14; Birnen 75 Pfirſiche 10—16, Heidelbeeren 2025; Bohnen 12—18 Pfg. Weiſenheim a..: Anfuhr 480 Zentner. Johannis⸗ beeren 10—11; Pfirſiche—12; Apriköſen 15.28; Aepfel .12; Birnen 714; Zwetſchgen 1016; Pflaumen 60 Mirabellen 12; Bohnen 10—12; Tomaten—11 Pfg. ö Großvieh etwa 4 v. H. Ueberſtond, ein Drittel Ueberſtand, Läufer ausverkauft. ö heim: Zufuhr 2 Läufer und 575 Milchſchweine, Preis pro Paar Milchſchweine 2090 J, Milchſchweine ausverkauft. Freiburg i. Br.: 1 8 497 Stück, davon 402 Ferkel und 35 Läufer. Preiſe: das Stück. Marktverlauf flau, ca. 200 Stück Ueberſtand. Kehl: Zufuhr 70 Milchſchweine. Preiſe 2036% Paar, Morkt ausverkauft. Schopfheim: Zufuhr: Milch⸗ und 66 Läuferſchweine. Milchſchweine 712, Lüner 1522 ¼ ze Stück. Markt geräumt. Wies loch: Zu⸗ fuhr: 390 Milchſchweine, 56 Läufer. Milchſchweine drs Paar 18—28, Läufer je Paar 30—42 J, verkauft wurden 26 Läufer und 20 Milchſchweine. * Eberbacher Schweinemarkt. Amfuhr: 45 Milchſchweine 2 Läufer. Verkauft wurden 10 Milchſchweine und ein Läufer. Milchſchweine das Paar zu 1724 /, Läufer pro Stück 18.50. erkel—13; Läufer 162 e e „ 2 8. 5 t * Berliner Metall⸗Notierungen vom 21. Juli.(Ci Dr.) Im Freiverkehr notierten 1 für je 100 Kilo: G trolytkupfer(wirebars) prompt 48,25; Standarokupfer lor 97,25—40,25, Drigfnalhuttenweichblei 17,50 20, Standar blei per Juli 17,50—19,50; Originalhüttenrohzink ab Stationen 21,25 21,75, Standardzink 2121, Samstag, 21. Juli Sonntag, 22. Juli 1084 Neue Mannheimer Zeitung/ Sountags⸗Ausgabe Dampfkessel- und Apparatebauindustrie ge im Dampfkeſſel⸗ und Apparatebau Vierteljahr 1934 nicht einheitlich. Der Auf⸗ aus dem Inlande iſt gegenüber dem erſten Viertelfahr d. J. bei einigen Erzeugniſſen zurückgegangen, bei anderen etwas geſtiegen. Im ganzen iſt der Beſchäfti⸗ gungsgrad des Induſtriezweiges mit 35 bis 40 v. H. ſeiner Arbeit tundenkapazität noch immer wenig befriedigend, gegenüber dem Tiefſtand des Jahres 1932 eine e Beſſerung eingetreten iſt. Beim Aus⸗ hen nach wie vor die bekannten Schwierig⸗ keiten. Wenn auch durch das Zuſatzausfuhrverfahren eintge Aufträge für die Dampfkeſſel⸗ und Apparateinduſtrie herein⸗ geholt werden konnten, iſt doch gegenüber dem Vorjahr ein weiterer Rückgang zuſtellen. Die aus dem Aus d vorliegenden Anfragen werden zwar mit aller Ener ie verfolgt, trotzdem iſt es vielfach ſelbſt bei Inanſpruchnahme aller Mittel der Exportförde⸗ rung nicht möglich, weil die als Abnehmer für deutſche Dampfkeſſel und Blechkonſtruktionen in Betracht kommen⸗ den Abſatzländer teilweiſe mit Kapitalmangel und Deviſen⸗ schwierigkeiten zu kämpfen haben. Auch iſt in dieſen Län⸗ dern die Wirtſchaftsbelebung noch nicht auf den Punkt an⸗ gekommen, daß eine Erneuerung und Erweiterung der Er⸗ zeugungswerkſte ten in Angriff genommen wird * Saar⸗Browu Boveri AG., Saarbrücken. In der H. wurde der Abſchluß für 1933 genehmigt. Die Verlang⸗ ſamung der rückläufigen Umſatzbewegung hat angehalten. Der Umſatzrückgang betrug nur noch ca. 6 v. H. Dagegen haben ſich di 8 verſchlechtekt. Aus wieder Preiſe weiterhi III 0,42(0,43) Fr. Reingewinn werden 6 v. H. Divi⸗ dende auf Mill. Fr. AK. verteilt. In der Ver⸗ 0 betragen in Mill. Fr. Reſerven und Erneuerungsfonds 8,47, Lieferantenſchulden 8,84(6,70). An Geſamtverbindlichkeiten werden 9,63(7,48) ausgewie⸗ ſen. Demgegenüber ſtiegen die Kundenaußenſtände auf 18,09(11,54), die Bankguthaben auf 3,43(1,57) Mill. Fr. Anlagen erſcheinen mit 3,12(3,30), das Materialkonto mit 0,56(0,53). Im laufenden Geſchäftsjahr hat ſich der Auf⸗ tragseingang verbeſſert. Der Preiskampf hat derart ſcharfe Formen angenommen, daß die jetzt auf dem Markt gelten⸗ den Preiſe in keinem Verhältnis zu den Geſtehungskoſten ſtehen. * Südd. Immobilien⸗Geſ. AG, Frankfurt a. M. Geſellſchaft nimmt für 1933 nunmehr die Neubewertung ihres Grundbeſitzes und ihrer Grundͤſtücksistereſſen vor. Zum Ausgleich von Wertminderungen werden 0,85 Mill. „zur Abdeckung bereits eingetretener oder überſehbarer Verluſte 0,14 Mill./ abgeſchrieben(i. V. 0,005 Mill. An⸗ lage⸗ und 0,22 andere Abſchreibungen). Der Verluſt⸗ vortrag erhöht ſich um dieſe Abſchreibungen und 0,08 Mill. Betriebsverluſt auf 2,544 Mill./ Das Ausbleiben einer größeren Forderung gegen die Frankfurter Grund⸗ und Boden⸗Verwaltungs Gmbh. Liqu. machte es un⸗ möglich, den Zins⸗ und Kapitalverpflichtungen rechtzeitig nachzukommen. Die genannte Untergeſellſchaft hat ihrer⸗ ſeits eine Forderung ron 90 000/ an eine Frankfurter Siedlungsgeſellſchaft, die Ausſicht auf einen Sanierungs⸗ kredit öffentlicher Stellen beſitzt. Laut Bericht des Glän⸗ bigerausſchuſſes in der Gläubigerverſammlung der Sübd. Imobilien am 19. Juni 1934 wird mit einer günſtigen Ent⸗ Die ſcheidung in dieſer Angelegenheit in—8 Wochen gerechnet. 5 0 geleg 5 9 Die Verſammlung verlängerte daraufhin das Moratorium für den Kapitaldienſt bis 25. September 1934, allerdings f 5 0 ſtimmten noch nicht ſämtliche Gläubiger dieſem Beſchluß zu. * Engliſcher Auftrag für die Carl Lindſtröm AG., Ber⸗ lin.— Mehr als 50 v. H. Ausfuhranteil am Geſamtumſatz. Der Carl Lindſtröm AG. iſt es gelungen, einen großen laufenden Exportauftrag auf Radio⸗ und Sprechmaſchinen⸗ teile von England zu erhalten, wodurch es, wie die Ber⸗ liner Abendblätter berichten, der Firma möglich iſt, in namhaftem Umfange die ſonſt ſaiſonmäßig bedingten Ent⸗ laſſungen zu vermeiden. Ferner wird es der Verwaltung möglich ſein, das Radioteile⸗Geſchäft zu konkurrenzfähigen Preiſen nicht nur in Deutſchland aufzunehmen und da⸗ durch zuſätzliche Beſchäftigung zu ſchaffen, ſondern es wird auch erwartet, daß es der weltumſpannenden Vertriebs⸗ organiſation der Lindſtröm AG. gelingen wird, für dieſe Erzeugniſſe namhafte Exportaufträge außerhalb Englands zu erhalten und damit noch mehr als bisher deviſenſchaf⸗ fend zu ſein. Die Geſellſchaft konnte übrigens als einzige deutſche Schallplattenfabrik ihre Ausfuhr trotz aller Schwierigkeiten in bedeutendem Umfange aufrecht erhal⸗ ten, ſo daß umſatzmäßig der Ausfuhranteil immer noch über 50 v. H. des Geſamtumſatzes beträgt. * Die Aktiengeſellſchaften in Bayern 1933. Bei einem Zugang von 6 Aktiengeſellſchaften und einem Ab⸗ gang von 43 Geſellſchaften iſt der Geſamtbeſtoand der ihren Sitz in Bayern beſitzenden Aktiengeſellſchaften auf 846 zu⸗ rückgegangen. Unter Berückſichtigung der Kapitalerhöhungen und Kapitalherabſetzungen ſtellte ſich das Aktienkapital ſämtlicher Geſellſchaften Ende 1993 um 9,678 Mill./ niedriger auf 1422,717 Mill. J. 18. Seite/ Nummer 330 Wellere Mittel für die Bauwirischafl Bau⸗Ge ft AG., Leip⸗ Die Bauſparkaſſe Deutſche zig, konnte am 15. Juli d. J. million Reichsmark neue Baudarlehen Jahre 1984 konnten ſomit durch oͤte DBG⸗Bauſpa deutſchen Bauwirtſchaft insgeſamt 2,3 Millionen Reie neu zugeführt werden. Die insgeſamt erreichte Zut Summe iſt nunmehr auf 21,7 Millionen Reichsma Zahl der finanzierten Eigenheime auf 2096 ar ie Geſamt⸗Geld⸗Eingänge der DBG⸗Bauſparkaſſe betragen i erſten Halbjahr 1934 einſchließlich einer Teilentnahme vo einer Million Reichsmark aus der Kreditaktion für ſparkaſſen 2820 000„/. Die geſamte Auszahlung für die gleiche Zeit beziffert ſich auf 2175 000 /. Die Barbeſtände belaufen ſich zur Zeit auf über 1 Million Reichsmark, ohne Berückſichtigung der der DBG⸗Bauſparkaſſe aus der Kredit⸗ aktion noch zuſtehenden Sondermittel. Der Reichsverband Deutſcher Bauſpar⸗ kaſſen bemüht ſich zur Zeit um die Bereitſtellung der reſtlichen rund 40 Millionen aus dem 100⸗Millionen⸗Kredit an die zugelaſſenen, privaten deutſchen Bauſp Be⸗ kanntlich entſpringt dieſe Aktion der Initiatit chirm⸗ herrn des Reichsverbandes Deutſcher Bauſparkaſſen e.., Herrn Reichsminiſter Hanns Kerrl. Aus den 1933 zur teilung gelangten 60 Mill./ der 100⸗NY onen⸗Kredit⸗ aktion für Bauſparkaſſen ſind auf die DBG⸗Bauſparkaſſe rund 3 Millionen entfallen. * Hamburger Schmalz⸗Notierungen vom 21. Julf.(Ei Tendenz ſtetig; Amerik. Steamlard trans. ab K Pure Lord verſch. Standardmarken raf Kiſten mit je 25 Kg. netto tranſ. ab Kai 1818,50 p. 4 Dollar. o GL OSKAR HG KER 2 „Läſtre nicht, Dina! Sie opfert ſich für mich auf. Und die himmliſchen Tulpen, die ſie dir auf Num⸗ mer 30 hingeſtellt hat!“ Sie öffnet die Tür.„Da— bitte!“ „Ich bin ein Rabenaas— ich weiß.“ das Geſicht zuſammen, ſo daß die ſcharſe Naſe noch mehr herausſticht, und ſchielt grauenhaft.„Guck, Helma! So ein Kölner Hänſeken hab' ich in Runns⸗ wick als gehabt. So guck doch, du! Länger kann ich die Fratz' nicht halten.“ Dinas umfangreiches Gepäck wird aus dem Liſt geſchafft; die Damen ſtehen noch vor der offenen Zimmertür. „Nette Käſchperle⸗Vorſtellungen gibſt du da wie⸗ der, Dina!“ ſagt Helma, die amüſiert im Spiegel über dem Anrichtetiſch bemerkt hat, daß Herr Prinz, ihr Flurnachbar, aus Nr. 23 herausgetreten iſt, von Exzellenz von Malchow bis zur Tür begleitet. Nun gewahrt auch Dina erſchrocken die Fremden. Sofort legt ſie ihr Geſicht wieder artig zurecht und ſieht unſchuldsvoll in den Spiegel. „Aber das iſt doch Fräulein Antze!“ ruft die Ge⸗ neralswitwe und tritt voller Begeiſterung auf die Planiſtin zu, beide Hände nach ihr ausſtreckend.„Die berühmte Ding Antze! Ja, ja, ich weiß: das Sont⸗ mar⸗Quartett!“ „Exzellenz von Malchow!“ ſtellt Helma vor. „Haben Sie mich etwa auch Chopin ſpielen hören, Exzellenz,“ fragt Dina, mit einem Augenblinzeln zu Helma. „Ihr himmliſcher Sopran!“ ſagt die fäſt taube alte Dame mit einem entrückten Augenaufſchlag. „Exzellenz iſt ſchwerhörig,“ erläuterte Helma Halblaut. „Na ja: Wenn ihr mein Klaviergepauke ſchon als himmliſcher Sopran erſchienen iſt—?“ bemerkt Dina, plötzlich in tiefem Baß murmelnd. Dina kneiſt 3 Verkündete: Juli 1094 Arbeiter Karl Traber— Elifabeth Koch Kaufmann Alfred Görner— Luiſe Krieger Werkzeugmacher Robert Einert— Frieda Kugler Glaſer Heinrich Sulger— Margaxeta Jöſt Mech. Friedr. Weber— Gliſabeth Hartmann Elektromonteur Paul Schiele— Gertrude Heiß Händler Hermann Jung— Roſa Zimmermann Zimmermann Ludw. Dreikorn— Juliane Amend Arbeiter Peter Frey— Luiſe Schneider geb. Grein Maſchtniſt Heinrich Becker— Auguſte Bamberger Gärtner Wilh. Willkomm— Hildegard Kuhn Maſchinenſchl. Adolf Waſſer— Elſa Chor Schneider Karl Schumacher— Roſa Murſchel Verwalt.⸗Aſſ. Wilh. Herkert— Roſa Dorner Bäckermſtr. Alois Schönig— Roſa Bäuerle Dekorateur Otto Spieß— Frieda Bös Kaufmann Dr. Hans Lurch— Annelieſe Reiß Expedient Willi Horn— Eliſabeth Kirſch Lehramtsaſſeſſor Dr. Konr. Joſt— Marg. Diehl Ingenieur Georg Merkel— Franziska Huba Kraftw.⸗Führer Arthur Weinmann— Anna Schwab Möbelpolter Ehriſttan Schuler— Auguſta Fiſcher Mechaniker Jof. Wolk— Pauline Fiſcher geb. Weinmann Mechaniker Walter Merkert— Mina Volz Schreiner Karl Kreß— Magdalena Dietz Sottler Auguſt Stamm— Suſanna Schmitt Tüncher Max Amſchlager— Maria Wetter . Willy Limburg— Kath. Schmieder geb. Zang Geschäftsführer Adam Roth— Luiſe Steinmüller Kaufmann Oskar Kolb— Luiſe Schaum Flektro⸗Meiſter Karl Bauer— Magdalena Böhm Mechaniker Arthur Bohn— Maria Schäfer geb. Merkel Maſchiniſt Walter Hammermeiſter— Maria Brand Gärtner Franz Weiß— Gertrude Preiſendörfer Techniker Fronz Reddzymſki— Margarete Lanograf Schloſſer Otto Kraus— Roſa Fiſcher Ingenieur Friedrich Wieland— Anna Möbus Elektrotechniker Phil. Blumberg— Marta Schill Schloſſer Joſe Schropp— Friedo Reiners Maſch.⸗ Setzer Hermann Schmid— Eliſabeth Adler Bankßeamter Wilhelm Steinmetz— Katharina Rickol Schreiner Ludwig Zapf— Gertrud Rehm Kaufmann Karl Froſch— Irma Gaßert Schloſſer Paul Ehmann— Lyôta Heiß ALLE DRUCK SACHEN für Privat- u. Geschaftsgebrauch lsfert schnell und prelswürdig Helma kann ſich kaum des Lachens erwehren. Sie wendet ſich nach Herrn Prinz um.„Darf ich Sie auch gleich mit meiner Freundin bekannt machen, Herr Prinz?“ „Ich hörte ſchon von Ihrem triumphalen Einzug, gnädiges Fräulein!“ Er beugt ſich leicht auf Dinas Hand.„Fräulein Dooſt⸗vangͤuypers hat nämlich mit ihrer freudigen Aufregung die ganze Penſion ange⸗ ſteckt.“ Herr Prinz iſt ein wohlgepflegter Herr auffallend gut gewachſener und von höchſtens vierundzwanzig Jahren. Er ſtammt aus den Vereinigten Staaten, beherrſcht die deutſche Sprache aber faſt ohne Akzent Dina iſt überraſcht von ſeinem ſchöngeformten Kopf, den ausdrucksvollen, klaren grauen Augen. Obwohl Prinz noch bis vor kurzem in Hollywood tätig ge⸗ weſen iſt, beſitzt er doch nichts, was an den Filmſchau⸗ ſpieler erinnert. Seine liebenswürdige Art wirkt ſehr zurückhaltend, auch durch die immer etwas ge⸗ dämpfte Sprechweiſe. „Hoffentlich wird Sie mein Muſizieren nicht ſtö⸗ ren, Herr Prinz“ fragt Dina.„Manchmal kommt man ſich beim Ueben ſo unausſtehlich grauſam gegen ſeine Mitmenſchen vor.“ Er lächelt(Dina iſt gleich ein bißchen verliebt in ſein wundervolles natürliches Gebiß) und nickt Helma freundlich zu.„Durch Fräulein Dooſt⸗van Kuypers bin ich hier ein bißchen erzogen worden für ernſte deutſche Muſik. Uebrigens war ich nie ein Schwärmer für Negerrhythmen. Beunruhigen Sie ſich meinet⸗ wegen gar nicht, gnädiges Fräulein!“ „Der iſt ja bezaubernd, Willemintje!“ ſagt Dina hernach.„Biſt du mit ihm befreundet? Habt ihr einen netten kleinen Flirt miteinander?“ „Gar nicht. Sie machen ihm hier ja ſchon alle ſo ſchrecklich die Kur. Wer? Nun alle Weibchen. In der ganzen Penſion. Bei Tiſch iſt es manchmal un⸗ erträglich, wie ſie ihm heimlich, auch im Spiegel, zu⸗ lächeln oder zutrinken. Ich wollte ſo tun, als könnt ich ihn nicht leiden, wollte der Bekanntſchaft über⸗ haupt ausweichen. Aber da kam der Zimmerwechſel, Nämlich Frau Schlentzig, die das Zimmer neben mir Hatte, beſchwerte ſich darüber, daß ich manchmal ſchon früh um acht Uhr Solfeggien übe; Frau von Schei⸗ degg vermittelte; Herr Prinz war gefällig und zog auf Nr. 24, und ſo kam's dann doch dazu, daß er mir vorgeſtellt wurde.“ gewaſchen und geplättet werden „Ihr ſeid hier fabelhaft vornehm, Willemintje. Eine Exzellenz— ſo ein eleganter Herr Prinz“ 22 Geborene: Jult 1934 Kraftw.⸗Führer Willi Stamm 1 S. Horſt Adolf Kurt Friſeur Martin Bauer 1 S. Herbert Friedrich Poſthelfer Eugen Peter Pfeifer 1 S. Erhard Fridolin Kaufmann Bruno Andr. Kirſch 1 S. Wolfram Bruno Arbeiter Karl Velte 1 S. Karl Arbeiter Arthur Berger 1 T. Lydia Thereſia Arbeiter Valentin Wernz 1 S. Hans Former Ernſt Guſtav Braun 1 S. Heinz Albert Kaufmann Friedr. Jean Munk 1 S. Roland Wilfried Maler Georg Walter 1 S. Wolfgang Georg Wilhelm Kaufmann Paul Rob. Renz 1 S. Horſt Dieter Paul Landwirt Ludw. Weiſenborn 1 S. Karl Ludwig. Kaufmann Hugo Willi Weber 1 S. Wolfgang Franz Willi Schauſpieler Eduard Karl Marks 1 S. Malte peter Reſ.⸗Lokomotivf. Guſtav Fiſcher 1 S. Rudolf Guſtav Buchbinder Joſ. Georg Frey 1 T. Sonja Amalia Arbeiter Jakob Pah 1 T. Mario Chriſta Kutſcher Friedrich Glanert 1 S. Wolfgang Friedrich Schreiner Albert Veyel 1 S. Alfred Fritz Mechaniker Kurt Nitſchky 1 T. Ingeborg Chriſta Spengler Philipp Kreß 1 T. Erna Sonja Stallmeiſter Karl Fränznick 1 S. Ernſt Adolf Kontoriſt Heinr. Karl Sautter 1 T. Herta Emma Maſchiniſt Hugo Martin Schnizer 1 S. Gerhard Peter Zollinſpektor Georg Fauſer 1 S. Hans Georg Karl Bankbeamter Max Victor Walther 1 S. Volker Hans Steuerinſpektor Karl Friedr. Fiſcher 1 S. Joh. Wolfgang Ingenieur Karl Georg Lamm 1 S. Theodor Robert Bäcker Carl Schuler 1 S. Rudolf Peter Dipl.⸗Kaufm. Karl Friedr. Bauer 1 S. Walter Gerhard Schuhmacher K. J. Weber 1 T. Giſela Maria Margareta Former Karl Eruſt Kick 1 S. Paul Karl Georg Friſeur Hugo Antoni 1 S. Harry Hugo Julius Maſch.⸗Schloſſer Erwin Bahm 1 T. Erna Emilie Werbeberater Rob. Rus. Schmidt 1 T. Charlotte Eliſabeth Metzgermeiſter Wilh. Henninger 1 T. Irmgard Spenglermſtr. Martin Hans Mayer 1 S. Heinrich Emil Dipl.⸗Ing. R. Alfr. Naumann 1 S. Walter Gerh. Werner Hafenarbeiter Peter Jeck 1 T. Wilfriede Margarete Mechaniker Wendelin Müller 1 S. Manfred Alexander Kaufm. Angeſt. Robert Chriſt 1 S. Gerhard Robert Steuermann Guſtav Schweiker 1 S. Karl Kaufmann Julius Kaißling 1 S. Horſt Karl Brund Schloſſer Karl Baumbuſch 1 S. Alfred Johann Max Kraftwagenftbhrer Leopold Volk 1 S. Joſef Albert Handlungsgeh. Otto Bürkel 1 T. Helga Margarete Techniker Joſ. Val. Hopp 1 T. Inge Giſela Kraftwagenf. W. Aug. Himmelsbach 1 T. Chriſta Angela Schloſſer Friedrich Nägele 1 S. Friedrich Reinhold Ingenieur Friedrich Argus 1 T. Edelgard Maria Lina Arbeiter Phil. Herm. Reinfrank 1 S. Kurt Arno Sie bricht ab:„Nein, weißt du, daß mir da gleich eine frappante Aehnlichkeit aufgefallen iſt?“ Helma lacht.„Kunſtſtück! Du wirſt Bilder von ihm geſehen haben In tauſend Journalen. Miſter Balthaſar Prinz als X, als Y, als Z. Immer in neuen, berauſchend ſchönen Koſtümen. Oder auch faſt ohne. Als ich in Amſterdam zum erſtenmal in einen Film mitdurfte, ſah ich ihn als kleinen Lord Faunt⸗ leroy. O Gott, hab' ich damals für den Bengel ge⸗ ſchwärmt! Und dann war er der ſüße Karlheinz in „Alt⸗ Heidelberg“. Und Aiglon war er auch.“ „Richtig, richtig! Aber ich hab' noch eine ganz be⸗ ſondere Erinnerung... Zum Kuckuck, Mädel, krieg' ich denn nichts zu eſſen? Klingel doch mal! Zweit weiche Eier, Toaſt mit Butter und Tee.“ „Ach, du Spielverderber! Du alter Philiſter! Heut gibt's doch ein Feſtmahl! Wir ſchlüpfen ſofort in mein Auto und fahren in mein Leiblokal. Ich hab' extra ein paar Spezialitäten beſtellt. Rheiniſche und holländiſche. Du wirſt ſtaunen!“ „Und nachts ſtöhnen!“ Dina droht ihr und macht wieder ihre tragikomiſchen Schielaugen führerin!“ Jetzt ſteht ſie am Waſchtiſch und erklärt: „Du, aber große Toilette wird heut nicht gemacht!“ „Bewahre! Bloß ein bißchen Puder auf die Naſe! Deine Sommerſproſſen ſind übrigens kaum mehr zu ſehen, Dina. In drei Minuten alſo Abfahrt!“ Und wer packt aus? Etwa ich? Etwa du? Wenn wir, des füßen Weines voll, von deiner laſterhaften Orgie um Mitternacht hier landen?“ „Elli packt aus. Macht das glänzend.“ Dina klingelt alſo dem Stubenmädchen Elli, um ihr die Kofferſchlüſſel anzuvertrauen. Aber dann ſchlägt ſie ſich an die Stirn.„Geht nicht.“ Helma wendet ſich in der Tür um. nicht?“ „Abgang! Raus! Vorhang!— Elli, kommen Sie mal geſchwind her! Hier in dieſem Sack iſt meine ſeidene Wäſche. Die muß unbedingt noch heute abend Und hier ſind die Spitzen abgetrennt— da fehlen auch die Bänd⸗ chen Ein Dutzend Aufträge, wenn nicht mehr, würden jetzt folgen. Helma kennt ja ihre unberechenbare Ding. Sie entzieht ſich jeder Widerrede der ſtörriſch dreiblickenden Elli und macht ſich zu dem gemein⸗ ſamen Ausgang fertig.—— Eine„laſterhafte Orgie“ iſt es dann doch nicht ge⸗ worden; denn ſie gingen gleich von den Vorſpeiſen „Was geht Geſtorbene: Juli 1984 William Schäfer, 4 Sto. Joſef Schäfer 4% Sid. 6 Taglöhner Jakob Mühle, 68 J. 5 M. Maria Henkner geb. Biereth, Ehefrau des Zimmermanns Karl Rud. Henker, 24 J. ö Ledige Verk. Hilda Katharina Steinheimer, 16 J. 6 M. Eliſabeth Graab geb. Friſchknecht, geſchied. v. Buchhalter Johann Graab, 66 J. 1 M. Lediger Tüncher Bernhard Schwarz, 67 J. 1 M. Schloſſer Ferdinand Rofſſa, 61 J. 8 M. 5 Veronika Maierhöfer geb. Karg, Ehefrau des Metzgers Anton Maierhöfer, 25 J. 6 M. Oberpoſtaſſ. a. D. Ernſt Friedr. Pfennig, 62 J. 9 M. Kaufmann Gottfried Sämmler, 58 J. 8 M. Eliſabeth Roeſinger geb. Haug, Ehefrau des Monteurs Mich. Karl Roeſinger, 78 J. 10 M. Sattler Franz Schneider, 47 J. 3 M. Helena Salm geb. Mildenberger, Ehefrau des Fuhr⸗ manns Karl Salm, 45 J. 6 M. Privatmann Karl Schoenemann, 91 J. 3 M. Anna Kübler geb. Reinhard, Ehefrou des Werkmeiſters Jakob Kübler, 55 J. 2 M. Gertrud Forſter geb. Ehret, geſchieden von Maurer Hans Forſter, 42 J. 20 Tage Oberrequiſiteur Wilhelm Garth, 70 J. 6 M. Hans Wernz, 10 Stunden Lediger Dekorateur Franz Pache, 24 J. 1 M. Pauline Schöllhorn, geb. Stein, Ehefrau des Mesners Joſ. Schöllhorn, 59 J. 7 M. Lediger Buchbinder Wilhelm Link, 63 J. 4 M. Lediger Rentenempfünger Willi Joh. Uhly, 20 J. 2 Tage Privatmann Ludwig Trautmann, 72 J. 11 M. Schieferdecker Valentin Ballmann, 65 J. 10 M. Rentenempfänger Georg Karl Heckmann, 47 J. 4 M. Ledige Gaſthausangeſtellte Maria Haas, 30 J. 6 M. Rudolf Wilhelm Baumann, 9 J. 10 M. Malermeiſter Joſef Strickle, 56 J. Frieda Klora Chriſt, 14 J. 10 M. Franziska Komarek geb. Schmidt, Ehefrau des Arbeiters „Ha— Ver⸗ zum Mokka über. So viel, ſo viel hatten ſie einander zu erzählen. Aber gemütlich war die Ecke in dem alten Schlemmerreſtaurant auf alle Fälle, und Helma iſt ſehr ſtolz darauf, es entdeckt zu haben; es erin⸗ nert ſie an ein berühmtes kleines Frühſtücksſtübchen in Amſterdam. Die halbe Flaſche Hautes Sauternes hat ſie aber beide doch ſo müde gemacht, daß Helma es dem Pagen überläßt, den Wagen in die Garage zu fahren. Früh um acht Uhr bereits kommt Dina, in Schlaf⸗ anzug und Kimonv, über den Gang herüber zu Helma, die die beiden Eckzimmer bewohnt, Nr. 25 und 26, und ſetzt ſich an den großen Konzertflügel, Der Klavierauszug von„Madame Butterfly“ liegt da aufgeſchlagen. Sie beginnt zu ſpielen. Dazwi⸗ ſchen ruft ſie ins Nebenzimmer:„Du, Willemintje, was ſind denn das für Seitenſprüng'? Willſt du etwa umſatteln und zum Theater? Helma lehnt ſich verſchlafen an den Türpfoſten, hüllt ſich feſter in den Kimono, ſchüttelt ſich und gähnt mitleiderweckend.„Du biſt von einer barbariſchen Grauſamkeit, Dina! Ich begreife nicht, wie du jetzt ausgeſchlafen ſein kannſt. Das iſt pervers! Und „Butterfly“ vorm Frühſtück? Das kommt mir vor wie Aal mit Himbeerſoße!“ „Brrr!“ Mit einem ſchrill diſſonierenden Akkord ſpringt Dina auf. Aber wie ſchuldbewußt ſetzt ſie ſich ſogleich wieder und fügt ein ſchulgerecht auf⸗ löſende Schlußkadenz à la Haydn hinzu.„Du, Wille⸗ mintje, ich hab' dir doch geſtern von der Aehnlichkeit erzählt, nit?“ Sie nimmt das Päckchen wieder auf, das ſie auf die Flügeldecke gelegt hat.„Grad wie ich den Schreibtiſch einräumen will, gerät' mir das Bild⸗ chen zwiſchen die Finger. Ich kann mich von dem alten Kram ja nicht trennen. Guck bloß einmal ſelbſt! bos In Das iſt mein kleiner Herzog als Blue Runnswick damals.“ Sie holt ein paar Liebl aufnahmen aus dem kleinen Paket und breitet ſie 1 Helma beginnt ihren Morgen ſonſt immer mit Solfeggien. Sie fühlt ſich in ihrem Tagesprogramm geſtört. Aber dem impulſiven Gaſt kann ſie das nicht klarmachen.„Moment mal! Ich drehe bloß das Bad für dich auf.“ „Für mich? Danke! Ich bade um ſechs Uhr abend. Seit tauſend Jahren. Müßteſt du wiſſen! Donnerwetter, warum ſchlüpfſt du nicht in deine Pantoffel? Ach ſo, ich ſoll deine bildhübſch polierten Fußnägel bewundern? Gemacht! Jetzt ſetz' dich her, andesumiſiqie Nucdſiri Willemintje, und guckl“ Fortſetzung folgt. Getraute: Juli 1934 0 Bäcker Joſef Schneider— Luiſe Reiſcher Kaufmann Friedrich Rehmann— Cücilie Müßhlum Glektro⸗Ing. Wilhelm Honold— Eliſabetha Kühlwein Kaufm. Hermann Werner— Maria Eberenz Kaufm. Otto von Müller— Berta Otterbacher Hotelangeſtellter Friedrich Retz— Klara Lipponer Händler Wilhelm Kolb— Hildegard Boyheimer Kaufmann Friedrich Karl Dammann— Katharina Doll Schuhmachermeiſter Albert Eble— Walpurga Laſchinger Bücker Karl Scharpf— Margaretha Orth Kaufmann Hermann Dietz— Lutſe Jäger Bautechniker Th. Hoffmann— Hildegard Lauferswefler Schloſſer Wilhelm Schulz— Brunhilda Elſer Wagner Michael Geiger— Lucia Steck Maſchinenſchloſſer Karl Kenzler— Magdalena Mütter Arbeiter Richard Geiſt— Berta Matter Fräſer Ludwig Heiß— Aung Wasmuth Zementeur Alfred Habich— Frieda Seitz Schreiner Otto Reiſert— Eliſabetha Bär Maſchinenſchloſſer Ludwig Hazemann— Eliſe Knobloch Monteur Hermann Häuſer— Kreſzentia Hofmann Buchhalter Karl Machts— Katharina Schmich Kaufmann Kurt Mayer— Luiſe Oehler Eiſendreher Willi Heß— Johanna Werner Kaufmann Eugen Rudolph— Hildegard Schleßmann Schloſſer Heinrich Kling— Emilie Kientz Elektromonteur Ernſt Gutfleiſch— Wilhelmine Morgen Glasreiniger J. Wagner— Anna Wetterich geb. Lineke Eiſendreher Ggon Nitz— Anna Votteler Metzgermeiſter Ernſt Abele— Frieda Abel Former Joſef Krimm— Elſa Sauer Tüncher Georg Friedrich— Eliſabeth Nohe Schreiner Adolf Mater— Auguſta Mai Kaufmann Valentin Supper— Margarete Klawitter Arbeiter Georg Müller— Elſa Schmieder Verſicher.⸗Angeſt. Albin Baier— Roſo Wellenreuther Schneider Oskar Münch— Katharina Galle Gärtner Karl Scheuermann— Wilhelmine Müller Johann Komarek, 55 J. 9 M. Suſanna Becker geb. 7 8 Ehefrau bes Schloſſers Jo⸗ honn Becker, 40 J. 9 M. Eva Reiner geb. Scholl, Witwe des Metzgers Albert Reiner, 62 J. 16 Tage Ledige Arbeiterin Aung Katharina Mühlum, 81 J. 4 M. Erik Agge Lyder Lund, 8 J. 3 M. Lediger Kaufmann Anton Hch. Schwarz, 29 J. 9 M. Maria Leithner geb. Herz, 65 J. 10 M. Lediger Konſtrukteur Karl Franz Bauſch, 90 J. 9 M. Mario Karolina Bomhard geb. Kaufmann, Chefrou des Ofenſetzers Johann Friedrich Bomhard, 49 J. 3 M. DRUCKEREI DR. HAAS Neue Mannhelmer Zeltung 7 N 1, 48 Möbelhaus Volk Au 3, 17-718 MANNHEIM Qu 3, 17-18 Das Haus für formschöne Qualitätsmöbel. 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