14 r nung auf Beilegung des Hezugspreiſe: Frei Haus monatl. RM..70 einſchl. Trägergeld, in ünſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..25, durch die Poſt RM..70 einſchl. 60 Pfg. Poſtbef.⸗Geb. Hierzu 72 Pfg. Beſtellgeld. Abhol⸗ ſtellen: Waldhofſtr. 6, Kronprinzenſtr. 42, Schwetzingerſtr. 19/20, Meerfeldſtr. 13, Ne Friedrichſtr. 4, Fe Haäuptſtr. 68, W Oppauer Str. 8, Se Luiſenſtr. 1.— Erſcheinungsweiſe: wöchentlich 12 mal. Mannheimer General Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Pyſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm Adreſſe: Nemazeit Mannheim er Seitu Anzeigenpreiſe: Im Auzeigenteil RM. 40 die 32 mm breite Colonel⸗ zeile; im Reklameteil RM..50 die 70 mm breite Zeile. Für im voraus zu bezahlende Familien⸗ u. Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe. Rabatt nach Tarif.— Kriſenrabatt 1025.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telefoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim, Einzelpreis 10 PB Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 4. Februar 1932 * Gute Hoffnung auf Beilegung Drahtung unſ. Londoner Vertreters 8 London, 4. Febr. Der japaniſche Außenminiſter Noſhiſawa hat dem Tokiver Korreſpondenten der„Times“ eine Erklärung abgegeben, in der er die Gründe der japa⸗ niſchen Antwort an die Mächte unterſtreicht. Da die uffizielle Antwortnote erſt heute zu erwarten iſt, gibt die Erklärung des japaniſchen Außenminiſters einen willkommenen Aufſchluß über die Gründe, aus denen gapan die Friedensvorſchläge der Mächte teil⸗ welſe ablehnt. Die japaniſche Regierung unter⸗ ſcheidet ſcharf zwiſchen dem Konflikt in Schanghai und der mandſchuriſchen Streitfrage. Der japaniſche Außenminiſter betont, daß Japans Intereſſen in Schanghai mit denen der anderen Mächte parallel laufen. Dort habe Japan keine territorialen oder politiſchen Ambitionen. Andererſeits ſei aber die Mandſchurei von überragender Bedeu⸗ tung für Japan, ſowohl wirtſchaftlich wie po⸗ Ittiſch. Die mandſchuriſche Angelegenheit ſei für Japan eine Angelegenheit von Leben oder Tod. Der japaniſche Außenminiſter verſichert, daß die Kämpfe in Schanghai mit den Angriffen chineſiſcher Truppen auf japaniſche Seeſoldaten begonnen hätten und erklärt ſich bereit, einen ehrenhaften Frieden anzuneh⸗ men. Darunter ſei zu verſtehen, daß die Sicherheit der japaniſchen Ziviliſten durch den Rückzug der chineſiſchen Truppen garan⸗ liert ſein müſſen, bevor Japan ſeine Truppen N zurückziehen könne. „Wir haben keine weitergehenden Forderungen ſtellen“, ſchloß Yoſhiſawa ſeine Erklärung. Wenn dieſe Darſtellung der japaniſchen Abſichten ganz zutreffend iſt, dann iſt mit einer Bei⸗ legung des Schanghaier Konfliktes zu kechnen. Man iſt hier geneigt anzunehmen, daß die Japaner zunächſt ihre militäriſche Poſition in Schanghai noch zu verbeſſern wünſchen, daß ſie aber ür baldigen Räumung bereit ſind. Sie würden ſich bei den bevorſtehenden Friedensverhand⸗ lungen die Freigabe Schanghais teuer abkaufen laſ⸗ ſen und der Hauptpreis iſt bereits in dem Wort unmöglich“ enthalten, mit dem Japan die 5. Klauſel der Friedensvorſchläge ablehnt. Der Preis heißt„Hände weg von der Mandſchurei“. Die internationale Lage wird damil ziemlich klargeſtellt. Weder Japan noch Rußland werden eine Einmiſchung in die Mandſchurei dulden. Darüber beſteht zwiſchen Tokio und Moskau ſeit Jahren abſolute Ueberein⸗ N ſtimmung. Die Völkerbundskommiſſion, die heute Europa verläßt, mag einen ausführlichen Bericht zuſammen⸗ ſellen, aber ihr Werk wird Papier bleiben. England wird wegen deer Mandſchurei kaum ſein ſreundſchaftliches Verhältnis zu Japan aufs Spiel setzen, was es im Falle von Schanghai immerhin kiskteren könnte. Amerika wird zwar verſuchen, ſich in die Verhandlungen Tokio, Nanking und Moskau kinzuſchalten, aber die Vereinigten Staaten find weder militäriſch noch politiſch in der Lage, ſich allein durchzuſetzen. Schon mehrfach ſind amerikaniſche Verſuche, in der Mand⸗ ſchurei diplomatiſch zu intervenieren, fehlgeſchlagen. Im Sommer 1929 hätte eine ſolche Interventton bei⸗ nahe zum ruſſiſchen Einmarſch in mandſchuriſches Gebiet geführt. Auch jetzt würden die Ruſſen, die in Man⸗ ſchuli 100 000 Mann erſtklaſſiger Truppen ſtehen haben, nicht zögern, ihre Einflußzone in der Mandſchurei militäriſch zu ſichern, wenn die Gefahr einer ausländiſchen Inter⸗ vention wirklich akut würde. Ju England ſieht man dieſe Möglichkeit ſehr deutlich. ie Unterhauserklärung Simons beweiſt, daß die engliſche Regierung zunächſt bereit iſt zu warten, bis ſich die militäriſche Lage in Schanghai geklärt hat. England hat ſeine Karten hervorragend geſpielt. e engliſch⸗amerikaniſche Freund⸗ ſchaft iſt durch das gemeinſame diplomatiſche Vor⸗ 50 wieder einmal ſtark unterſtrichen worden. Auf anderen Seite iſt es England gelungen, Frank⸗ keich und den Völkerbund in die Aktion einzuſchalten. Die Gefahr, daß England mit Amerika in eine gemeinſame aktive antijapaniſche Politik hineingezogen würde, iſt vorüber. Venn Waſhington jetzt wegen der mandſchuriſchen Frage die japaniſche Antwort ablehnen ſollte, dann würde die engliſche Regierung zu verſtehen geben, ſie weit genug gegangen ſei und den Völker⸗ bund nicht im Stich laſſen könnte. Einer ſolchen Molierung würde ſich aber Waſhington kaum aus⸗ ſetzen und darauf ſtützt ſich letzten Endes die Hoff⸗ fernöſt lichen Konflikts, die in den letzten Tagen bedeutend ſtärker geworden iſt. ö u 4 143. Jahrgang— Nr. 57 Japans Antwort an die Mächte Mitteilungen des japaniſchen Außenminiſters an den Tokioer Vertreter der Londoner Times“ Am die Volkswahl Hindenburgs 103 300 Einzeichnungen am erſten Tage Meldung des Wolffbüros Berlin, 4. Febr. Der Hindenburg⸗Ausſchuß teilt mit: Bis 11 Uhr abends haben von 191 Zeitungen, die ſich nach den bisherigen Feſtſtellungen an der Preſſeaktion für die Volkskandidatur Hindenburgs beteiligen, 72 Blätter das vorläufige Ergebnis des erſten Ein⸗ zeichnungstages mitgeteilt. Danach beträgt die Ge⸗ ſamtzahl der Einzeichnungen am erſten Tag im Reich 105 30 0, davon in Berlin 28 400. Wie werden die Nationalſozialiſten ſtimmen? Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 4. Febr. Es darf nunmehr als ſicher gelten, daß die Präſi⸗ dentenwahlen auf den 13. März anberaumt werden und daß die Regierung dem Reichs tag, der nach der Verfaſſung allein über dieſen Termin zu befinden hat, einen entſprechenden Vorſchlag unterbreiten wird. Die Frage der Sondertagung ſchwebt noch, doch würde nach Auffaſſung der Regierung, da nun alle tech⸗ niſchen Vorbereitungen eingeleitet worden ſind, der Reichstagsbeſchluß lediglich eine formale Handlung darſtellen, die auch am 23. Februar rechtzeitig genug erfolgen könnte. Die geſtrige Führertagung der Nattional⸗ ſozialiſten in München hat, noch keine Klä⸗ rung über die Haltung der Nationalſozialiſten gebracht. Die Parteileitung will aber die Entſcheidung von der weiteren Entwicklung der Dinge in Berlin ab⸗ hängig machen. Dieſe Reſerviertheit iſt nach einer Münchener Meldung der D. A. Z. nicht zuletzt wohl auch darauf zurückzuführen, daß die Stellung der Deutſchnationalen Partei zur Frage einer nationalſozialiſtiſchen Sonderkandidatur noch nicht geklärt iſt und es zum mindeſten zweifelhaft iſt, ob die Deutſchnationalen im erſten Wahlgang ohne wei⸗ teres für eine Kandidatur Hitlers ſtimmen wür⸗ den. Hugenberg weilte in den letzten Tagen in Bad Kreuth in der Nähe von Tegeruſee bei ſeinem Freunde, dem Oekonomierat Wegner. Gerüchte, die von einer Beſprechung zwiſchen Hitler und Hu⸗ genberg in Kreuth oder gar einer Einigung über ein gemeinſames Vorgehen wiſſen wollen, haben ſich bisher nicht beſtätigt. In den Kreiſen der Harz⸗ burger Front macht man ſich offenbar noch immer Hoffnungen auf einen Sturz Brünings vor Beginn des Wahlkampfes und auf Ver⸗ änderungen in der Reichsregierung, die der Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Partei den Verzicht auf eine Son⸗ derkandidatur erleichtern ſollen. Nachdem der Reichs⸗ präſident ſich als unzugänglich erwieſen hat, verſucht man ſeit einiger Zeit, den Reichs⸗ kanzler unter Druck zu ſetzen und ihm deutlich zu machen, daß er ſich opfern müſſe, um die Zuſtimmung der Rechten zu einer Kandidatur Hindenburgs zu ermöglichen. Man will mit anderen Worten dadurch zum Ziel gelangen, daß man den Kanzler in eine moraliſche Zwangslage zu verſetzen trachtet. 2 2 Ganz England für Hindenburg Drahtung unſ. Londoner Vertreters S London, 4. Febr. Dem„Daily Telegraph“ wird aus Berlin gemeldet, daß der Reichskanzler mit der Abſicht umgehe, zurückzutreten, um eine einmütige Wiederwahl Hindenburgs zu ermöglichen, welche die Rechtsoppoſition von Dr. Brünings Rücktritt abhängig mache. Die Möglichkeit, daß der Kanzler ſich opfert, um dem Reichspräſidenten nicht im Wege zu ſtehen, iſt ſchon ſeit einigen Tagen hier erörtert worden und hat in politiſchen Kreiſen größte Beſorgnis hervorgerufen. Der„Daily Telegraph“ gibt dieſer Stimmung heute in einem Artikel Ausdruck.„Der Rücktritt Dr. Brünings würde zwar die Präſtdentenfrage löſen, aber die allgemeine Lage des Reiches würde wieder einmal dem Chaos überliefert werden und die deutſche Republik würde die ſtärkſte politiſche Führung verlieren, die ſie ſeit ihrem Be⸗ ſtehen gehabt hat.“ Auf der andern Seite bezeichnet das konſervative Blatt die Möglichkeit, daß Adolf Hitler durch einen Verzicht Herrn von Hindenburgs auf den Präſidentenſtuhl komme, als„phantaſtiſch und albern.“ Darüber gibt es allerdings in England mehr als eine Auffaſſung. Das Intereſſe an der Reiche“ räſidentenwahl nimmt jedenfalls in allen po⸗ litiſchen Lagern täglich zu. Es iſt keine Uebertrei⸗ bung, wenn man feſtſtellt, daß das ganze poli⸗ tiſche England eine reibungsloſe Wie⸗ derwahl Hindenburgs mit erleichter⸗ tem Aufatmen begrüßen würde. Ein Frick-Hitler Intermezzo Frick hat vor 1½ Jahren in Thüringen verſucht Hitler einzubürgern Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 4. Febr. Seit Hitlers Präſidentſchaftskandidatur zur Diskuſſion ſteht, ging das Gerücht, daß die Ein ⸗ bürgerung des nationalſozialiſtiſchen Führers bereits erfolgt ſei. Das große Geheimnis, von dem Eingeweihte bedeutungsvoll munkelten, iſt nun gelüftet worden. Wie ſich jetzt herausſtellt, iſt Hitler bereits im Juli 1930 von dem damaligen thüringiſchen. Innen⸗ miniſter Dr. Frick zum Gendarmeriekommiſſar in Hildburg⸗ hauſen ernaunt worden. Dieſe Ernennung, von der mit Ausnahme von zwei Beamten des thüringiſchen Innenminiſteriums weder die übrigen amtlichen Stellen Thüringens oder des Reiches, noch die Offentlichkeit bisher Kenntnis erhal⸗ ten haben, iſt ſelbſtverſtändlich lediglich zu dem Zweck vorgenommen worden, um Hitler damit die Staats⸗ angehörigkeit eines deutſchen Landes zu verſchaffen. Auf verſchiedene Gerüchte hin hat der fetzige thü⸗ ringiſche Innenminiſter Käſtner Erhebungen ange⸗ ſtellt, und die beiden zuſtändigen Beamten des thü⸗ ringiſchen Innenminiſteriums, den Miniſterialrat A. und den Oberregierungsrat B. veranlaßt, ihre damals dem Innenminiſter gegebene Schweigepflicht zu durch⸗ brechen. Das Material über die Angelegenheit iſt jetzt von dem thüringiſchen Miniſterpräſidenten Baum 5 perſönlich dem Reichsinnenminiſter übergeben worden. Aus dem Material geht hervor, daß der damalige thüringiſche Innenminiſter Dr. Frick den Oberegie⸗ rungsrat B. im Juli 1930 veranlaßt hat, eine Urkunde auszufertigen, nach der dem„Frontkämpfer des Welt⸗ krieges Adolf Hitler“ die damals freie Stelle des Gendarmeriekommiſſars in tragen wurde. Ueber den Stellenantritt und die Dienſtbezüge behielt ſich der Miniſter die Entſcheidung vor. Die weiteren Anordnungen bezogen ſich darauf, daß Adolf Hitler auf den Dienſtantritt und die Beſol⸗ dung verzichtet. Die Urkunde ſollte Hitler zur Unterſchrift vorgelegt werden. Auf die Bedenken des Oberregierungsrates, daß auch der thüxringiſche Finanzminiſter mit unterzeichnen müſſe, erklärte Dr. Frick, daß er den zur damaligen Zeit beurlaub⸗ ten Finanzminiſter vertrete und in deſſen Eigen⸗ ſchaft handle. Miniſter Dr. Frick legte dem Ober⸗ regierungsrat ausdrücklich Schweigepflicht über dieſe Ernennung auf. Dr. Frick verwahrte ſowohl den Entwurf wie die Reinſchrift dieſer Urkunde ſelbſtändig. Die Dienſteinſtellung wurde weder zu den Akten genom⸗ men noch wurde die Einſtellung Adolf Hitlers auf dem üblichen Wege veröffentlicht. Der Verſuch, Hitler ſozuſagen über die Hinter⸗ treppe als deutſchen Reichsbürger einzuſchmuggeln, wirft ein recht merkwürdiges Licht auf die Regie⸗ rungspraktiken des Herrn Frick. Hitler ſelbſt hat offenbar das bedenkliche der Prozedur rechtzeitig er⸗ kannt und ſeine Einbürgerung auf dieſem Wege ab⸗ gelehnt. Die in der Anſtellungsurkunde vor⸗ geſehene Verzichterklärung auf Gehalt und Dienſt⸗ antritt beweiſt im übrigen ohne weiteres, daß es ſich nicht um eine eruſthafte Ernen⸗ nung, ſondern um einen ausgeſprochenen Scheinakt gehandelt hat, der, wie der Mini⸗ ſtertalrat Dr. Kaiſenberg vom Reichsinnen⸗ miuiſterium dieſer Tage in einem Berliner Blatt auseinanderſetzte, genau ſo rechts⸗ ungültig iſt wie ein gleicher zivilrechtlicher Vorgang. Hildburghauſen über⸗ Was ſich in Thüringen unter Fricks Regime ab⸗ geſpielt hat, um den Frontſoldaten Hitler ausgerech⸗ net zum Gen darmeriekommiſſar in Hild⸗ burghauſen avancieren zu laſſen, könnte im übrigen faſt den Stoff für ein Luſtſpiel liefern. Eine „Staatsrechtskomödie“ nennt deshalb auch die„Germania“ dieſe neue politiſche Senſation, die, wie ſich denken läßt, von den Blättern der Linken mit ſpöttiſchen Kommentaren verſehen wird. Der Hugenbergſche„Lok. Anz.“ verſucht einen ſchwa⸗ chen Rechtfertigungsverſuch: Die Zeugen ſprächen doch nur aus der Erinnerung und im übrigen wüßte keiner der Beteiligten, was aus der Urkunde, die Miniſter Frick ſelbſt in Verwahrung genommen habe, geworden ſei. Es wäre ſehr wohl denkbar, daß Frick damals die Abſicht hatte, Hitler auf die gedachte Art zum thüringiſchen Beamten zu machen und da⸗ mit im Deutſchen Reich einzubürgern, daß er aber bei weiterer Erwägung die Angelegenheit fallen ge⸗ laſſen habe. Die Berliner zuſtändigen Stellen laſſen die Tatſachen für ſich ſprechen und enthalten ſich jeglicher Meinungsäußerung über das der Reichsregierung von der thüringiſchen Re⸗ gierung überreichte Material, das nunmehr der Nachprüfung durch den Reichsinnenmini⸗ ſter unterliegt. Das Ergebnis wird vorausſichtlich in einem Gut⸗ achten zuſammengeſaßt werden, doch dürfte die Unterſuchung der Angelegenheit durch das Fehlen des Hauptdokuments ſich nicht ganz einfach geſtalten. Das„Berl. Tagebl.“ will bereits wiſſen, daß gegen Frick ein Diſziplinarverfahren eingeleitet würde, weil er gegen die Beamtenpflichten verſtoßen habe. Eine Erklärung der Reichsleilung der NS DA München, 4. Februar. Zu der Meldung über den angeblich erfolgten Erwerb der deutſchen Staatsangehörigkeit durch Adolf Hitler als thüringiſcher Beamter teilt die Preſſeſtelle der Reichsleitung der NSDAP. mit, daß Miniſter Dr. Frick allerdings die Abſicht gehabt habe, Adolf Hitler, der vier Jahre lang in der deutſchen Armee für ſein Volk gekämpft hat, durch Erwerb der Beamteneigenſchaft in Thüt⸗ ringen auch formell die deutſche Staatsangehörigkeit zu verſchaffen. Als Adolf Hitler jedoch von dieſen Bemühungen, die ohne ſein Wiſſen ſeinerzeit erfolgt waren, erfuhr, bat er Miniſter Frick, davon Abſtand zu nehmen bzw. die eingeleiteten Schritte rückgängig zu machen, da er nicht auf dieſem Wege die deutſche Staatsangehörigkeit zu erwerben wünſche. Demgemäß hat auch Miniſter Dr. Frick ſeinerzeit die eingeleiteten Schritte unverzüglich ab⸗ gebrochen. Zerſetzungsverſuche bei der Reichswehr Meldung des Wolffbüros Berlin, 3. Febr. Der Polizeipräſident teilt mit: Am 20. Jauuar wurden in Berlin⸗Falkenſee eine Anzahl von Per⸗ ſonen feſtgenommen, die in dem dringenden Ver⸗ dacht ſtanden, die Zerſetzung der Reichs⸗ wehr in Elsgrund im Auftrage der KPD zu be⸗ treiben. Bei den Durchſuchungen wurde umfang⸗ reiches kommuniſtiſches Zerſetzungsmaterial, bei einem der Beſchuldigten wurden außerdem drei Piſtolen, Munition, ein M ⸗Schloß, Handgranaten⸗ köpfe und Zünder gefunden. Die Feſtnahme eines der Täter gelang gerade in dem Augenblick, als er in einem Kaffee in Berlin mit einem Reichswehrangehörigen ſaß und ver⸗ ſuchte, von dieſem über militäriſche Dinge etwas zu erfahren. Die von ihm hierüber gemachten Notizen hatte er vor ſich liegen. Gegen die Beſchuldigten iſt ein Strafverfahren pegen Vorbereitung zum Hoch⸗ verrat eingeleitet worden. Vom Vernehmungs⸗ richter wurde gegen ſechs Perſonen Haff befehl erlaſſen. Autounfall Adenauers und Silverbergs — Düſſeldorf, 4. Febr. Mittwoch nachmittag gegen 16 Uhr verunglückte das Auto des Kölner Oberbürgermeiſters Dr. Adenauer in der Nähe der Brücke zwiſchen Neuß und Düſſeldorf. Der Wagen ſtieß mit einem Duisburger Laſtkraft⸗ wagen zuſammen. Dr. Adenauer blieb unver⸗ letzt. Dagegen wurde Geheimrat Dr. Silverberg am Kopfe verletzt. Dr. Silverberg konnte zuſammen mit Dr. Adenauer nach Anlegung eines Notyer⸗ bandes die Heimfahrt im Auto antreten. 9. Seite“ Nummer 57 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 4. Februar 1992 Der Kanzler reiſt Samstag nach Genf Reichspräſident Hindenburg ſteht nach wie vor hinter ihm Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 4. Februar. Der Termin der Kanzlerreiſe nach Genf iſt zwar noch nicht endgültig feſtgeſetzt, indes iſt als Tag der Abreiſe nun doch der kommende Sams⸗ tag ernſtlich in Ausſicht genommen. Urſprünglich wollte, wie mitgeteilt, der Kanzler die Fahrt zur Abrüſtungs konferenz in die nächſte Woche verlegen, in der Erwartung, daß dann der engliſche Miniſter⸗ präſident Macdonald, auf deſſen Anweſenheit bei der Generaldebatte die Reichsregierung natur⸗ gemäß großen Wert legt, von ſeiner Augen⸗ erkrankung wieder geneſen ſei. Inzwiſchen iſt aber aus London die Nachricht eingegangen, daß der Heilungsprozeß ſich doch länger als erwartet hin⸗ ziehen würde. Man muß indes mit der Möglichkeit rechnen, daß Macdonald vielleicht erſt in zwei Wochen in der Lage ſein wird, London zu verlaſſen. In der deutſchen Delegation iſt man aber der Au⸗ ſicht, daß der Kanzler die erſten grundlegenden Er⸗ klärungen in der Generaldebatte perſönlich abgeben müſſe. Infolgedeſſen hat ſich Dr. Brüning ent⸗ ſchloſſen, nun doch ſchon, wenn nicht unvorhergeſehene Ereigniſſe eintreten, am Samstag nach Genf aufzu⸗ Hrechen. Durch das Dementi des Staatsſekretärs Reichspräſidenten, Meißner, iſt in das In⸗ trtgenſpiel hineingeleuchtet worden, das wäh⸗ rend der Verhandlungen über die parlamentariſche Löſung der Präſidentſchaftsfrage angeſponnen und ſeitdem munter fortgeſetzt wurde. Meißners Ab⸗ wehr bezieht ſich auf einen Artikel„uertrei⸗ bereien“ in den„Münchner Neueſten Nachrichten“, in dem behauptet wurde, daß ohne Wiſſen des Reichspräſidenten der Reichskanzler auf eigene Fauſt eine Um⸗ bildung des Kabinetts vorzubereiten ſuche und Verhandlungen mit oppoſttionellen Poli⸗ tikern über noch nicht einmal befragte Kandidaten führe. beim Wir haben von dieſem Gerücht, das neben vielen anderen in der letzten Zeit umlief, abſichtlich keine Notiz genommen. Es iſt ja kein Geheimnis, daß Kreiſe der Rechtsoppoſition, nachdem der direkte Verſuch, Dr. Brüning mit dem Reichspräſi⸗ denten zu entzweien und ſo ſeinen Sturz herbei⸗ zuführen, mißlungen war, dasſelbe Ziel auf in⸗ direktem Wege zu erreichen bemüht ſind. Wir haben Grund zu der Annahme, daß derlei Beſtre⸗ bungen, an denen leider auch die eine oder andere Perſönlichkeit beteiligt ſein wird, die man nicht zur„Fronde“ zählen kann, ſich an dem geraden Sinn des Reichspräſidenten 5 totlanfen werden. 3 Es entſpricht ganz und gar nicht ſeiner Natur, ſich etwa des Kanzlers zu entledigen, um ſich nach dieſem Opfer von der nationalen Oppoſition auf den Schild heben zu laſſen. Die Leute, die ſo kalkulier⸗ ten und vielleicht noch kalkulieren, ſind möglicher⸗ weiſe ſchlechte Pſychologen. Es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als den Sturz des Kanz⸗ lers in offener Feldſchlacht, nämlich im Reichstag, herbeizuführen— vorausgeſetzt, daß ſie ſich ſtark genug dazu fühlen. An einen freiwil⸗ ligen Rücktritt, wie ihm das ja von rechts⸗ radikaler Seite in den letzten Wochen wiederholt nahegelegt worden iſt, denkt Dr. Brüning jedenfalls nicht. Ein ſolcher Akt würde ihm als Fahnenflucht erſcheinen. Millerand macht ſich lächerlich Drahtung unſeres Pariſer Vertreters „ Paris, 4. Febr. Bis zur letzten Minute verſuchen einflußreiche franzöſiſche Politiker, der franzöſiſchen Abrüſtungs⸗ delegation in Genf den Rücken zu ſtärken, indem ſie in Paris einfach unglaubliche, um nicht zu ſagen, lächerliche Theſen aufſtellen. Der frühere Präſident der Republik, Millerand, zeigte ſich geſtern als erbitterter Gegner Deutſch⸗ lands und gleichzeitig der franzöſiſchen Abrüſtung, als er in einer Verſammlung der Senatsgruppe der republikaniſchen Union Anklagen gegen Deutſchland erhob, die längſt nicht mehr ver⸗ fangen, weil ſie töricht und unrichtig ſind und weil die eigenen franzöſiſchen Sachverſtändigen das Gegen⸗ teil von dem geſtern Geſagten feſtgeſtellt haben. Millerand ging davon aus, daß die in Genf zur Debatte ſtehende Abrüſtung von der vollſtändigen Durchführung der Militärklaufeln des Verſailler Vertrags durch Deutſchland abhängig iſt.„Deutſch⸗ land behauptet, dieſe Bedingung erfüllt zu haben, aber die ganze Welt weiß, daß dies nicht der Fall iſt“, rief Millerand unter lauter Zuſtimmung ſeiner Parlamentskollegen aus! „Deutſchland konnte ſich ungeſtraft ſeinen militä⸗ riſchen Verpflichtungen entziehen. Dieſer Um⸗ ſtand bedeutet den Ruin für jede Rüſtungsbe⸗ grenzung. Bevor man von einer Herabſetzung der für die franzöſiſche Sicherheit unbedingt er⸗ forderlichen Streitkräfte ſpricht, muß das deutſche Heer auf das Niveau der Beſtimmungen des Verſailler Vertrags herabgeſetzt werden.“ Dieſe an Zynismus kaum zu übertreffenden heuch⸗ leriſchen Vorwürfe wurden immer wieder von lebhaften Beifallskundgebungen unterbrochen. In ſeinen weiteren Ausführungen beſchäftigte ſich Millerand kritiſch mit den Möglichkeiten, die dem Völkerbund zur Herabſetzung der Rüſtungen der einzelnen Länder zur Verfügung ſtünden. Materielle Abrüſtung, die Einſchränkung des„Kriegspotentiell“ bezeichnete Millerand als reine Utopie. Frankreich und ſeine Trabanten in Genf Auch die Vertreter der kleinen Entente verlangen erſt Sicherheit dann Abrüſtung Drahtung unſeres eigenen Vertreters — Genf, 4. Febr. Das Hauptintereſſe wendet ſich den langen Kon⸗ ferenzen zu, die zwiſchen den erſten Delegierten Frankreichs, Polens und der kleinen Entente geſtern ſtattgefunden haben. Der ſüdſlawiſche Außen⸗ miniſter Marinkowitſch ließ ſich über die Ziel⸗ ſetzung dieſer Beſprechungen folgendermaßen aus: Die kleine Entente erwartet, daß die Abrüſtungs⸗ konferenz eine Verankerung des durch den Friedensvertrag geſchaffenen Terri⸗ torialſtatus bringen wird. In dieſem Sinne handelt es ſich um eine wahre Friedenskonferenz. Unter der Führung Frankreichs ſucht die kleine Entente die Verwirklichung eines regionalen Paktes der wechſelſeitigen Hilfe, in den Ungarn, Oeſterreich und Bulgarien einbezogen werden ſollen. Ein der⸗ artiger Vertrag würde die Sicherheit der oſt⸗ und ſüdoſteuropäiſchen Staaten weſentlich ſteigern, die Herabſetzung der Rüſtungen ermöglichen und damit die politiſchen Vorausſetzungen für die enge Zuſammenarbeit der Donauſtaaten ſchaffen. Dieſe Sätze geben die Richtlinien der Ver⸗ handlungen klar wieder. Eine andere Frage iſt, ob ſich Ungarn auf die Vorſchläge Frankreichs und der kleinen Entente einlaſſen wird. Es ſoll nicht an Bemühungen von franzöſiſcher Seite fehlen. Graf Apponyi, der ungariſche Hauptvertreter, hält den Plan der kleinen Entente für„abwegig“. Aus der engliſchen Delegation wird uns mit⸗ geteilt, daß dieſe Beſtrebungen geeignet ſeien, die Arbeiten der Abrüſtungskonferenz zu erſchweren und zu ſtören, anſtatt zu fördern. Demgegenüber geben die Vertreter der kleinen Entente deutlich zu verſtehen, daß es für ſie nur die Formel:„Erſt Sicherheit, dann Abrüſtung“ gibt. Die Organiſierung der internationalen Ab⸗ rüſtungskonferenz ſchreitet vorwärts. Heute iſt die aus 63 Staatenvertretern zuſammengeſtellte Hauptkommiſſion gebildet worden, die ſich mit der Alfred Mombert Zum 60. Geburtstage des Heidelberger Dichters Heidelberg, 4. Febr. Der Dichter Alfred Mom⸗ bert, Mitglied der Dichter⸗Akademie, begeht am 6. ds. Mts. ſeinen 60. Geburtstag. Von der deut⸗ ſchen Fachſchaft der Univerſität wird eine beſondere Feier veranſtaltet werden, bei der der Kulturkritiker Richard Benz die Feſt⸗ rede halten wird. Dieſer wirkliche Dichter, d. h. Beherrſcher einer Eigenwelt mit den Gaben der Weisſagung, der Durchdringung und Verklärung, macht es nicht leicht, in ſeine Gebilde von Weltallwundergärten ihm zu folgen. Mancher Kunſtempfängliche, der zum erſten Male einer ſeiner Dichtungen begegnet, mag ver⸗ wundert und kühl abweiſend lächeln; bei einem zwei⸗ ten Male wird er aufhorchen, halb verwirrt, halb er⸗ ſchüttert um Verſtändnis ſich mühen, um dann zum mindeſten einigen der ſeltſam mächtigen Schöpfungen Momberts entrückt ſich hinzugeben. Momberts Dich⸗ tertum offenbart ſich in dem überquellenden Geleucht hellſeheriſch verzückter Hochgeſänge, die man zuerſt wohl ſämtlich, und von denen dieſes oder jenes ſelbſt mancher ſonſt tief ihm Nachbohrende als wirres Kunterbunt empfindet. Dieſes Dichtertum ſtammt aus dem Himmelswunder ſeiner Träume und Er⸗ leuchtungen, die zuweilen menſchliches Höchſtmaß ſtreiſen. In der Trunkenheit eines„Himmliſchen Zechers“(ſo nennt er ſeinen letzten Gedichtband aus dem Jahre 1922, im Inſelverlag in Leipzig er⸗ ſchienen) dringt ſein Dichtergeiſt in eine Welt ur⸗ großer Bilder, greift ins Grenzenloſe.„Die Seele erblindet am eigenen Glanze.“ Er wird verſtrickt in ahnungsvolle Träume, von Geburt und Tod der Himmelskörper, von Wundern in Milchſtraßen⸗ gebreiten. Die handelnden Gewalten, auch die in ſeinen„Dramen“, ſind keine Perſonen, überhaupt keine irdiſchen Wirklichkeiten, ſondern entweder Ge⸗ ſchöpfe geformt aus Gedanken und Empfindungen, aus Urkräften und Geſichten, oder nur Spiegelung und Stimme. Sie ſind in einem Irgendwo, nicht auf der Erde, deren Farbenduft und Wohllautfülle ſie nur wahrnehmen. In Sonnenfernen lenkt der Dichter das Steuer ſeines Sternenflugzeugs, um Redeblumen für verborgenſte Ahnungen und Sehn⸗ ſüchte des Menſchengeiſtes zu pflücken. In einer Dreifolge von Dramen verſinnbildlicht on den„ewigen Menſchen“, der ſich ſelbſt aus dem Urſtoff entwickelt, in den alles Wahrnehmbare aus dem Urſtoff einſtrömt, um Erkenntnis und Er⸗ fahrung zu werden. Das Weltall braucht zu ſeiner eigenen Vollendung die Menſchenſeele. Mombert dichtet die Welt neu, fühlt ſich in die Fülle der wir⸗ belnden Geſtirne(nach Kantiſcher Vorſtellung) hinein, trinkt als„himmliſcher Zecher“ den Becher des Weltalls bis zum Grunde leer, um von neuem die Welt zu ſchöpfen, das Unermeßliche auszu⸗ ſchöpfen, Unſichtbares zu ſehen, Unſagbares zu ſagen, Unfaßbares zu faſſen, Ungeahntes zu ahnen. Unter der Schwelle der ſprachlichen Ausdrucks⸗ möglichkeiten zu liegen Scheinendes wird wortbar. „Und meine Augen fliegen aus mir weit als blaue Eisvögel in die Weltherrlichkeit.“ Am klarſten kommen Momberts Vorſtellungen in den Dichtungen„Die Schöpfung“,„Der him m⸗ läſche Zecher“ und in den beiden feſtlichen „Alg hba“⸗Dramen zum Ausdruck, von denen„Aig⸗ las Tempel“ das ſchönſte und feſtlichſte ſcheint, ein Lobgeſang auf die Jahrtauſendzeit der Menſchheit und deren ewigen Tempelbau der Weltenliebe, an deſſen Vollendung niemand auch nicht der geringſte Steinträger, ausgeſchloſſen iſt. Wenn eine der dramatiſch geformten und gedachten Dichtungen Momberts, ſo iſt dieſe der Aufführung ſicher wert. Aber wo gibt es heute einen Bühnenleiter, der ſich für innere Schön⸗ heit und Hoheit einſetzt? Ja er könnte es nicht, er fände keine Darſteller und Sprecher für Momberts überirdiſche Geſchöpfe. Das für ſolche wahre Tempel⸗ Regelung des Konferenzverfahrens zu befaſſen haben wird. Die politiſche Kommiſſion kam gleichfalls zu⸗ ſtande. In einer heute abzuhaltenden Konferenz⸗ vollſitzung wird entſchieden werden, wann die Kom⸗ miſſionen für Heeres⸗, Flotten⸗, Luft⸗ und Budget⸗ fragen gebildet werden ſollen. Das Präſidium der Konferenz beſteht aus vierzehn Mitgliedern. „Bis an die Zähne abgerüſtet!“ Drahtung unf. Londoner Vertreters § London, 4. Febr. Die engliſche Oeffentlichkett nimmt vorerſt an der Abrüſtungskonferenz nur wenig Intereſſe. Die maßgebenden politiſchen Kreiſe geben zwar zu, daß in Genf irgend etwas geſchehen müſſe, damit Deutſchland nicht allzu ſehr enttäuſcht werde() Die Ausſichten auf die tatſächliche Herabſetzung der Rüſtungen werden aber keines⸗ wegs optimiſtiſch beurteilt. Die vorherrſchende Meinung kommt mit zyniſcher Offenheit in dem in Lon⸗ don umlaufenden Satz zum Ausdruck: „Wir haben bis an die Zähne abgerüſtet.“ Die Eröffnungrede Henderſons iſt in der Preſſe ſehr kühl aufgenommen worden. Man kann nur ſchwer den Verdacht los werden, daß die Regierung den Genfer Vorpoſten nur deshalb in den Händen Hen⸗ derſons gelaſſen hat, weil ſie den Kampf für hoffnungslos hält und das Odium der Nie⸗ derlage gern auf ihren parteipolitiſchen Gegner ab⸗ wälzen möchte. Nationalſozialiſtiſche Beobachter fahren nach Genf Telegraphiſche Meldung — Berlin, 4. Febr. Wie wir erfahren, werden im Auftrage Hitlers General Ritter v. Epp und Oberſt Haſelmayer am Freitag nach Genf fahren, um als Beobachter die Verhandlungen der Abrüſtungs⸗ konferenz zu verfolgen. —— China nimmt an Schanghai, 4. Febr. Der chineſiſche Außenminiſter teilte mi daß China die engliſche und die amerikaniſche Note dahin beantwortet habe, daß es die ihm unterbreite ten Vorſchläge zur Aufrechterhaltung des Friedens in Schanghai an nehme. Vor der Beſetzung Charbins? Tokio, 4. Febr. Die japaniſchen Streit, kräfte ſind am Mittwoch abend bis in die unmittel⸗ bare Nähe von Charbin vorgedrungen. Der Ein. marſch ſoll jedoch erſt heute erfolgen. Viermal Todesſtrafe gefordert Die Strafanträge im Eſſener Kommuniſten⸗ Prozeß Eſſen, 3. Febr. Im Mordprozeß gegen die 12 Kommuniſten, die eine geheime Gruppe zum Zwecke der Er ſchießung politiſcher Gegner gebildet ha⸗ ben und von denen fünf in der Nacht zum 14. Mätz v. J. auf eine 15 Mann ſtarke nationalſozig liſtiſche Gruppe, die ſich auf dem Heimwege nach Eſſen⸗Kray befand, einen Feuerüberfall mit Piſtolen verübt haben, beantragte hente der Staatsanwalt gegen die vier Hauptangeklagten Zingel, Wolff, Verſeck und Schuler die Todesſtrafe, da ſie ſich des überlegten und vorſätzlichen Mordes ſchuldig gemacht hätten. Gegen die übrigen Angeklagten wurden Zucht. haus- bzw. Gefängnisſtrafen von vier Jahren bis fünf Monaten und gegen einen Freisprechung he⸗ autragt. Der Prozeß Katzenellenbogen Telegraphiſche Meldung .— Berlin, 3. Febr. Zum Schluß der heutigen Vernehmung Katzen⸗ ellenbogens über die Effekten⸗Konſortium G. m. h. H. erklärte dieſer: Niemand würde ihn doch für ſo wahnſinnig halten, daß er bei dieſen Transaktionen diejenige Stelle in Gefahr bringen ſollte, bei der der Schlüſſel zum Konzern, zu ſeiner Stellung und zu der Möglichkeit, alles evtl. ſeinem Sohn zu übertragen, gelegen habe, wenn er auch nur die mindeſte Gefahr geahnt hätte. Er habe alle Vorſicht walten laſſen. In einem Prüfungsbericht ſei ihm auch ausdrücklich beſtätigt worden, daß von einer objektiven Schädigung von Schultheiß nicht die Rede ſein könne. Auch die anderen Angeklagten brachten zum Aus⸗ druck, daß die Banken im Jahre 1927 mit Kredit⸗ gewährungen ſo freigebig geweſen ſeien, daß Katzen⸗ ellenbogen wahrſcheinlich auch ungedeckte Kredite er⸗ halten hätte. 5 Die Verhandlung wurde auf Freitag vertagt. Das Wrak von U gefunden Drahtung unſ. Londoner Vertreters 8 London, 4. Febr, Das Wrack des U⸗Bootes MI iſt geſtern abend gegen 10 Uhr aufgefunden worden. Nach acht⸗ tägigem Suchen durch die Minenſucher iſt jetzt das geſunkene Schiff an der Stelle aufgefunden worden, an der am Tage der Kataſtrophe der Kapitän eines Schoners ein-Boot mit dem Heck zuerſt auftauchen ſah. Die Stelle der Bucht von Portland, an der das -Boot entdeckt wurde, iſt bereits ſeit acht Tagen vielfach durchſucht worden, aber erſt jetzt hat man durch beſondere Hörapparate das Wrack feſtgeſtellt, Die Taucher mußten bis zum Eintritt der Ebbe war⸗ ten, ehe ſie den Seeboden erreichen konnten. Man erwartet, daß das Wrack heute gehoben und in fla⸗ cheres Waſſer abgeſchleppt werden kann. kunſt geeignete feſtliche Theater wird vielleicht einſt erſtehen, wenn zermalmende Notzeit geläuterte Menſchheit leben läßt. * Von jeher bediente ſich Mombert in Verſe geſetzter zwangloſer Rhythmik der Sprache, die nicht eigentlich auf tönende Schönheit geſtellt iſt, nicht ſowohl ſingt als viel mehr mit hoher Intenſität der Anſchauung malt. Nicht von vorn herein aber wandelte der Dichter jenſeits der Wirklichkeiten. Er begann 1894 ſein dichteriſches Werk in der Schmiede der ſozialen Lyrik; doch ſchon da, in„Tag und Nacht“, hub er an, die Welt der Dinge zu überholen, in dem Gefühl, das Leibhafte verhülle das eigentliche„Sein“, Zwei Jahre danach ſchuf„Der Glühende“ die Jenſeits⸗ welt der Gluten und Geſtirne. Das nächſte Jahr brachte„Die Schöpfung“, in der das Sein an ſich und das künſtleriſche Schöpfertum dem gleichen Glutbecken entſteigen.„Der Denker“ vom Jahre 1901 ſchließt alles Beſtehen und Geſchehen in ſich ſelbſt ein. Das All iſt ſein Gedanke, ſein Geiſterzeugnis, bildet mit ihm die Einheit, die All⸗Einheit. Gott und Welt, Natur und Geiſt, Leib und Seele, Erſchei⸗ nung und Ding an ſich ſind eine Einheit, alle Einzel⸗ dinge nur Formen des Urweſens. * Das Chaotiſche unſerer Zeit, in der Rieſengebilde zerfallen, der Glutſchein einer ſich ſelbſt verbrennen⸗ den Welt prägte dieſen Dichter als ein geiſtiges Zerreibungserzeugnis der modernen Ziviliſation, der er entwich, um ſich und die Welt für ſich und ſein Volk neu zu ſchaffen aus in Geburtswehen kreiſendem, brodelndem Gehirnſtoff. Der aus Karlsruhe ſtammende frühere Rechtsanwalt Alfred Mombert ſuchte ſein Heil auf der Flucht aus der Welt entarteter Ziviliſation in die Welt er⸗ habenſter Natur⸗ und Kulturoffenbarungen, zu Veſuv und Aetna, Monſerrat und Parthenon, nach der Alhambra und nach Jeruſalem, zur Heiterkeit des Meeres und zur Feierlichkeit der Wüſte, in die Eis regionen der Alpengipfel. Dort überkamen ihn kühne Gedanken und Vorſtellungen und die Aus⸗ drucks möglichkeiten hochſtiligen Schmuckwerkes. Nun hauſt er einſam am Fuße des Heidelberger Schloſ⸗ ſes, ſelbſt ein Bergfried, mit ſeinen Wunderbibeln von Schönheit und Tiefe befliſſen, daß aus Schutt und Scherben einer entgötterten Zeit das Hochland eines neuen ſtarken Mythos ſich erhebe und neuer Goldglanz ſich breite über das Irdiſche. P. W. „Nina“ mit Notlampen. Während der Abend⸗ vorſtellung„Nina“ im Mainzer Stadttheag⸗ ter bemerkten die Zuſchauer Rauchſchwaden im Haus. Auch hinter der Bühne hatte man den Rauch bemerkt. Man verſtändigte ſofort die Feuerweht, die in zwei Minuten zur Stelle war und ging an die Nachforſchung der Brandſtelle. Man fand beim Schnürboden, daß ein Widerſtand durchgeſchmort war. Der Brand war ſchnell gefunden und durch daß Abſtellen der Stromleitung und baldiges Löſchen erſtickt. Allerdings konnte die Aufführung bei normaler Beleuchtung nicht erfolgen. Es wurden Scheinwerfer und Notlampen aufgeſtellt Der Intendant beruhigte das Publikum mit launigen Worten. Die Theaterbeſucher verhielten ſich muſtergültig ruhig. Nach 20 Minuten Unter⸗ brechung des Spiels wurde es fortgeſetzt. Nur der Umſicht der Leitung und beſonders der Anſprache des Intendanten iſt es zu verdanken, daß keine nervöse Stimmung ins Publikum kam und der Brand ſchnell gefunden und beſeitigt wurde. ſeine Generalverſammlung ab. Der vom 1. Vor⸗ ſitzenden Hans Georg Geißler erſtattete Jahres bericht verzeichnete die Gründung des Pfalzzirkels und des Zeitgeiſtzirkels als kleinerer Sondergrup⸗ Hanns Glückſtein, einen Pauline⸗König⸗Abend und die Morgenfeier zum Tag des Buchs. Vom Aus⸗ ſchuß zur Förderung junger Talente wurde Rahel Querbaum, vom Pfalzzirkel, über deſſen Tätigkeit ſein rühriger Leiter Hans Loſchky ſprach, eine ganze Reihe einheimiſcher Schriftſteller gewürdigt, ſo Betſch, Reitz, E. S. Müller, Lina Staab, Elſe Hebel. Im neuen Jahr ſoll ein Bildkunſtzirkel unter Leitung des Kunſtmalers Willmes und ein Muſtk⸗ zirkel unter Kirchenmuſikdirektor Blatter ins Leben treten. Am 16. April findet die ſtädtiſche Goethe⸗ feier mit Unterſtützung des Literariſchen Vereins, intereſſen ſtatt. Nach Verleſung des von Pryfeſſot Wetzlar erſtatteten Berichts über die Tätigkeit des Zeitgeiſtzirkels wurde der bisherige Vorſtan wiedergewählt. Der Vorſitzende wies zum Schlu noch empfehlend auf das neue Buch von Fr Droop hin:„Raſt auf der Wanderung“ GVerlat Th. Heller, Heidelberg).„ Der Literariſche Verein Ludwigshafen hielt pen des Vereins, ferner die Gedächtnisfeier für Ritterspacher, Adam Carillon, Bechtoldsheimer und des Kunſtvereins und des Vereins für Frauen Donn e eee 2 Der in dieſer Oberreg lungen Reichs ko das Lan erklärt kommiſſe die Bie: des Ver Hecht er Baden ſchiedenſ nicht erf allgemei gewerbe bau ſeir Preiskot nahmen ders vo maßgebe handlun Maße züglich! Die wetthew Woche“ Eine hut.! Breisga 1. Prei a) Ober b. H. in b. H. in bearbeit G. m. b Oberbas in Rado b.., 2 kerei⸗G. Werthei ſenſchaft Weichkä Waldsh! heim a. ſchaft R für B in We zentrale Radolfz Karlsru G. m. b gung G Wen wettbem gut“ mi glückwüt Erfolge erreiche Auslan *Die des In ämter d Faſtu berechtit zulegen ginnt. wo die gen, ſin haben gezeigt, in der reits„ liche B Beginn Mannh Sie wa ſchen u der Bo * 1 Nee Weichkäſe: Donner Stag, 4. Februar 1932 Neue Mannheimer Am die Vierpreisſenkung Der Badiſche Gaſtwirte⸗Verband hat in dieſen Tagen mit dem badiſchen Preiskommiſſar, Oberregierungsrat Dr. Hecht, eingehende Verhand⸗ lungen gepflogen. Durch beſondere Verfügung des Reichskommiſſars Dr. Goerdeler iſt, wie mitgeteilt, das Land Baden zum ſogenannten Notſtandsgebiet erklärt worden. Danach iſt der badiſche Preis⸗ kommiſſar berechtigt, beſondere Beſtimmungen über die Bierpreisſenkung zu erlaſſen. Wie das Organ des Verbandes mitteilt, hat Oberregierungsrat Dr. Hecht erklärt, daß eine Bierpreisſenkung in Baden ſo lange nicht möglich ſei, als die ver⸗ ſchiedenſten Bierſteuern ſelbſt eine Senkung nicht erfahren haben. Er hat anerkannt, daß in der allgemeinen Preisbewegung das badiſche Gaſtſtätten⸗ gewerbe ſchon in weitgehendſtem Maße an einen Ab⸗ bau ſeiner Preiſe herangegangen iſt. Der badiſche Preiskommiſſar will nicht mit diktatoriſchen Maß⸗ nahmen vorgehen. Die Gvenzlandlage gebiete beſon⸗ ders vorſichtige Maßnahmen. Er iſt bereit, mit den maßgebenden Reichs⸗ und Gemeindeinſtanzen Ver⸗ handlungen zu führen, damit ſie in weitgehendſtem Maße Steuererleichterungen ſpeziell be⸗ züglich der Bier⸗ und Getränkeſteuer eintreten laſſen. Erfolge der badiſchen Molkereien auf der„Grünen Woche“ in Berlin Die badiſchen Molkereien errangen im Preis⸗ wettbewerb für Molkereierzeugniſſe auf der„Grünen Poche“ in Berlin folgende Auszeichnungen: Einen Ehrenpreis für Käſe: Molkerei Walds⸗ hut G. m. b. H. in Waldshut, 1. Preis für Rohmilch: Breisgau⸗Milchzentrale G. m. b. H. in Freiburg, Preis für molkereimäßig bearbeitete Milch: a) Oberbadiſche Milchzentralgenoſſenſchaft e. G. b. H. in Radolfzell, b) Breisgau⸗Milchzentrale G. m. J. H. in Freiburg i. Br., II. Preis für molkereimäßig bearbeitete Milch: Heidelberger Milchverſorgung G. m. b. H. in Heidelberg, 1. Preis für Hartkäſe: Oberbadiſche Milchzentralgenoſſenſchaft e. G. m. b. H. in Radolfzell, II. 859 5 für Hartkäſe: Molkerei⸗G. m. b.., Waldshut, Preis für e a) Mol⸗ kerei⸗G. m. 5 5 Waldshut, b) Verbandsmolkerei Wertheim a.., c) Oberbadiſche Milchzentralgenoſ⸗ ſenſchaft e. G. m. b.., Radolfzell, II. Preiſe für a) Molkerei Waldshut G. m. b. H. in Waldshut, b) Verbandsmolkerei Wertheim in Wert⸗ heim a.., c) Oberbadiſche Milchzentralgenoſſen⸗ ſchaft Radolfzell e. G. m. b. H. in Radolfzell, 1. Preis für Butter: a) Verbandsmolkerei Wertheim in Wertheim a. Main, b) Oberbadiſche Milch⸗ zentralgenoſſenſchaft Radolfzell e. G. 10 h. H. in Radolfzell, II. Preis für Butter: a) N kilchzentrale Karlsruhe G. m. b.., b) Breisgau⸗ Milchzentrale G. m. b.., Freiburg, c) Heidelberger Milchverſor⸗ gung G. m. b.., Heidelberg. Wenn man bedenkt, daß 1246 Proben zum Preis⸗ wettbewerb vorhanden waren, ſo hat Baden„ſehr gut“ mit ſeinen Erzeugniſſen abgeſchnitten. Wir be⸗ glückwünſchen die badiſchen Molkereien zu dieſen Erfolgen, die ſicher ein Anſporn ſind, noch mehr zu erreichen, um mit den Nachbarländern und dem Ausland konkurrieren zu können. * * Die Polizeiſtunde an Faſtnacht. Das Miniſterium des Innern hat in einem Erlaß an die Bezirks⸗ ämter die Regelung der Poliseiſtunde für Faſtnacht vorgenommen. Die Bezirksämter ſind berechtigt, die Poltzeiſtunde bis 4 Uhr morgens feſt⸗ zulegen dort, wo ſie normalerweiſe um 12 Uhr be⸗ ginnt. Sie iſt auf 5 Uhr morgens feſtgeſetzt dort, wo die Polizeiſtunde normalerweiſe um 1 Uhr be⸗ ginnt. Bezüglich der Gebührenregelung für die Polizeiſtunden verlängerung, ſoweit ſie auf Grund beſonderer Anträge zu erfolgen hat, iſt Anweiſung auf größtmöglichſtes Entgegenkommen ergangen. * Mannheimer Erwerbsloſe in der Landwirt⸗ schaft Die Bemühungen des Arbeitsamtes, jugend⸗ liche Erwerbsloſe in der Landwirtſchaft unterzubrin⸗ gen, ſind ſchon ſeit einigen Jahren im Gange und haben jetzt zu gutem Erfolg geführt. Es hat ſich gezeigt, daß gerade die Mannheimer Jungens ſich in der Landwirtſchaft gut bewährt haben und be⸗ reits„gefragt“ ſind. Es ſind immer mehr jugend⸗ liche Bewerber vorhanden, als offene Stellen. Zu Beginn des Frühjahrs wird wieder eine„Sendung“ Mannheimer Jugend aufs Land geſchickt werden. Sie waren bisher untergebracht im Allgäu, im badi⸗ ſchen und württembergiſchen Schwarzwald und in der Bodenſeegegend. Zeitung Mittag⸗Ausgabe Nummer 57 — Von der Preſſeſtelle iniſterium wird mitgeteilt: Unter dieſer Ueberſchrift wird im 21. Januar 1932 zu dem neuen genommen. Auf die einlei dieſes Artikels e nicht unwider liche Kritik übt wird. Si „Führer“ die G tionsverbeſſeri beim Staatsmi „Führer“ vom Milchgeſetz Stellung tenden Bemerkungen der Ort; unſach⸗ ſelbſt ge⸗ lſchreiber — Produk⸗ nicht die hier des 8 indlinien des Geſetzes ung, Qualitätserhöhung, Standardi⸗ ſierung und Abſa organiſierung nicht erkannt hat oder nicht erkennen will. Es wird von ihm be⸗ hauptet, durch die dem Erzeuger, Be⸗ handel koſten. ig der Anforderungen, die rbeiter und dem Milch⸗ geſtellt Was verlangt denn das Geſetzd Auf einen Nenner geb racht, nicht mehr und nicht weniger, als daß die Milch im Betrieb des Erzeu⸗ gers bei und nach der Gewinnung und auf dem Wege vom Erzeuger bis zum letzten Verbraucher ſo be⸗ handelt werden muß, daß ſie, ſoweit dies durch An⸗ wendung der im Verkehr erforderlichen 1 1 vermeidbar iſt, weder mittelbar noch unmittelba einer nachteiligen Beeinfluſſung, ins⸗ beſondere durch Staub, Schmutz aller Art, Gerüche oder Krankheitserreger oder durch die Witterung ausgeſetzt iſt; Anforderungen alſo, auf deren Er⸗ Konſu 1 füllung der tent wohl Anſpruch erheben darf und die keineswegs zu gewaltigen Mehrausgaben führen. Vom Erzeuger wird verlangt, daß die Ställe möglichſt hell und lüftbar ſein ſollen. Der Boden ſoll ſo beſchaffen ſein, daß er rein gehalten werden kann. Die Ställe dürfen außerdem nicht mit Aborten in unmittelbarer Verbindung ſtehen. Was wird vom Handel verlangt? In erſter Linie perſönliche Zuverläſſigkeit, Sach⸗ kunde, ſaubere Betriebsräume und Einrichtungen, die eine Friſchhaltung der Milch gewährleiſten; wiederum alſo Forderungen, die der Konſument an den Händler auch bisher ſchon geſtellt hat und denen letzterer nachkommen kann, ohne größere Koſten zu haben, als er bisher für den Betrieb aufwenden mußte. Dieſen Forderungen iſt in den meiſten Städten ſchon bisher entſprochen worden. Weiter wird behauptet, man 19 150 die Auf⸗ ſaugung der kleinen elbſtändigen Landwirte, die ihre Milch bisher direkt zum Verbraucher gebracht haben, an, weil dieſe den An⸗ forderungen, die das Geſetz an den Erzeuger ſtellt, nicht mehr gerecht werden könnten. Der Auſſaugung der kleinen Landwirte würden die kleinen privaten Molkereien nachfolgen. Niemand denkt daran, den kleinen ſelbſtändigen Landwirten den Abſatz ihrer Milch zu erſchweren, im Gegenteil, die ganzen Maßnahmen der Regierung auf dem Gebiet der Milchwirtſchaft und die auch für die Zukunft beab⸗ ſichtigten Maßnahmen(8s 38 Milchgeſetz) haben zum Ziel, allen Landwirten und beſonders den klein⸗ bäuerlichen Betrieben, einen ſicheren, regel⸗ mäßigen Abſatz der Milch zu angemeſſenem Preiſe zu gewährleiſten. Der Landwirtſchaft iſt nicht damit gedient, daß ein⸗ zelne in der Nähe der Städte liegende Milcherzeu⸗ ger allein in der Lage ſind, ihre Milch als Friſch⸗ milch abzuſetzen, während die übrige Landwirtſchaft darauf angewieſen iſt, ihre Milch zu Molkereipro⸗ dukten zu derzeit niederen, ſchwankenden Preiſen zu verarbeiten. Mit Hilfe des Milchgeſetzes kann er⸗ reicht werden, den Anteil am Friſchmilchabfſatz in einer Weiſe zu regeln, daß alle Landwirte am Friſchmilchgeſchäft beteiligt werden und ſei es auf dem Wege, daß die am Friſchmilchgeſchäft beteilig⸗ ten Landwirte an die Werkmilchgebiete einen Aus⸗ gleichbetrag abliefern zum Ausgleich dafür, daß die Werkmilchgebiete mit ihrer Ueberſchußmilch die Friſchmilch jener Landwirte nicht verdrängen und unterbieten. Wenn ferner behauptet wird, jeder Landwirt ſolle nun gehalten ſein, ſeine Milch an eine Zentrale abzuliefern, die Milch müſſe über weite Strecken transportiert, in den Zentralen entrahmt und dann wieder als Magermilch dem Erzeuger zurückgeführt werden und wenn dann empfohlen wird, der ein⸗ fachere Weg wäre wohl der, in den entfernt gelege⸗ nen Gemeinden ſelbſt f zilchkrieg Rahmſtationen zu errichten und dort die Verarbeitung vorzunehmen, ſo darf dem Artikelſchreiber empfohlen werden, ſich die durch die eigene Mithilfe der Landwirtſchaft organiſierten Gebiete des badiſchen Hinterlandes und Bodenſees zu beſichtigen; er wird dann feſtſtellen können, daß die Tandwirtſchaft ſich bereits e eingeſtellt hat, die Ueberſchußmilch in den Ueberſchußgebieten ſelbſt auf Rahmſtationen zu entrahmen und in den im Ueberſchußgebiet gelegenen Verarbeitungsbetrieben auf Molkereiprodukte zu verarbeiten. Dieſe Ent⸗ wicklung weiter vorwärts zu treiben und das Syſtem auszubauen, auch gegen den Willen einzel⸗ ner, eigennütziger Landwirte, gibt das Milchgeſetz Mittel und Wege. Wenn behauptet wird, daß einer derartigen Regelung das Geſetz entgegenſtünde, weil alle Milch einer Paſteuriſierung unterzogen werden müſſe, die in kleinen Rahmſtationen nicht vorgenommen werden könne, ſo ſei zunächſt feſt⸗ geſtellt, daß das Geſetz einen Zwang zur Paſteuri⸗ ſierung nicht vorſchreibt, vielmehr lediglich die Län⸗ der ermächtigt, den Paſteuriſierungszwang dort ein⸗ zuführen, wo er für notwendig erachtet wird. Not⸗ wendig iſt der Paſteuriſierungszwang aber dort, wo Milch aus vielen hunderten von Ställen zuſammen⸗ ſtrömt und wo der Gefahr vorgebeugt werden muß, daß wenige Liter mit Krankheitserregern behafteter Milch der geſamten in einer Stadt ſich anſammeln⸗ den Milch eine Beſchaffenheit verleiht, die für die menſchliche Geſundheit die ſchwerſten Gefahren brin⸗ gen kann. Es wird nach Auffaſſung maßgebender Hygieniker vorerſt in Großſtädten der Paſteuriſte⸗ rungszwang deshalb ſo lange nicht zu umgehen ſein, als nicht Gewähr dafür geboten iſt, daß aus jedem landwirtſchaftlichen Betriebe nur völlig ein⸗ wandfreie Milch in den Verkehr kommt. Die⸗ ſes Ziel zu erreichen, helfen die Vorſchriften des Milchgeſetzes mit. Wenn weiter ausgeführt wird, das Geſetz ſei un⸗ ſo zial, weil durch die ſtrengen Vorſchriften und Anordnungen zur Gewinnung von Vorzugs⸗ und Markenmilch die Produktion dieſer Art Milch um ein gewaltiges verteuert werde, ſo darf dem ent⸗ gegengehalten werden, daß der Verbraucher, wenn er rohe Marken⸗ oder Vorzugsmilch kaufen will, auch eine unbedingte Gewähr dafür haben muß, daß dieſe Milch geſundheitlich völlig einwandfrei gewonnen und beſchaffen iſt. Der Geſetzgeber iſt bei der Schaffung der Mar⸗ ken⸗ und Vorzugsmilch und bei den Beſtimmungen über Vollmilch davon ausgegangen, daß ſchon die Vollmilch derart beſchaffen ſein ſoll, daß ſte als Volks⸗ ernährungsmittel zu dienen geeignet iſt. Wer Vor⸗ zugs⸗ oder Markenmilch gewinnen will, die nach dem Geſetz dem Paſteuriſierungszwang nicht unterworfen werden darf, muß größere Mittel für die peinlich ſaubere 9 90 und für die tierärztliche und ärztliche Ueberwachung aufbringen; dafür hat er auf der anderen Seite die Möglichkeit, ſeine erhöhten Aufwendungen durch einen höheren Preis ſich be⸗ zahlen zu laſſen. In einem Punkt kann man mit dem Artikelſchrei⸗ ber einig gehen: Der natürliche und richtige Weg zur Gewinnung guter und einwandfreier Qualitäts⸗ milch geht über öͤie Hebung und Förderung des Geſundheitszuſt an des unſeres geſamten Milchviehs. Gelingt es, darüber hinaus die Milch auf dem Wege vom Erzeuger bis zum Verbraucher jeder nachteiligen Beeinfluſſung zu entziehen, dann wird einmal der Zeitpunkt gekom⸗ men ſein, wo vielleicht auch in den Großſtädten von einer Paſteuriſierung der Milch abge⸗ ſehen werden kann. Deswegen aber heute ſchon die Paſteuriſierung der Milch rundweg abzulehnen, wäre unverantwortlich, weil, ſo wie die Dinge heute liegen, niemand der für die Hebung der Volksgeſundheit Verantwortlichen es auf ſich nehmen könnte, auf die Paſteuriſterung heute ſchon zu verzichten, ſolange nicht die vorhin genannten Vorausſetzungen erfüllt ſind. * Wohltätigkeitsbaſar. Am Montag, 8. und Dienstag, 9. Febr. veranſtaltet das Zuiſen⸗Stephanienhaus in ſeinen Räumen I. 3,—5, einen Jugendbaſar. Freunde und Gönner des Hauſes werden trotz der großen Opfer, die zur Zeit in erhöhtem Maße gebracht werden müſſen, gerne kommen. Soll doch der Ertrag des Baſars der Jugendwohlfahrtspflege, die der Mithilfe ſo dringend bedürftig iſt, zugute kommen. Man darf mit Rückſicht auf die in Ausſicht genommenen Darbietungen gerade beim Luiſen⸗Stephanienhaus auf einen vollen Erfolg rechnen. Erfolgreicher Beginn! Wie an anderer Stelle der vorliegenden Ausgabe mitgeteilt wird, haben die Einzeichnungen in die Listen bereits am ersten Tage die erforderliche Zahl von 20 000 Stimmen um ein vielfaches überschritten. Ueber 100 000 Stimmen wurden im Reiche gezählt. Auch Mannheim muß dazu beitragen, daß es bei dieser Volkskundgebung für Hindenburg einen ehrenvollen Platz erringt. Deshalb ergeht an die Wahlberechtigten Mannheimer und Mannheimerinnen nochmals die Aufforderung, sich in die in unserer Ge- schäftsstelle R I. 46 von 8 Uhr bis 18 Uhr aufliegenden Listen einzutragen. Jede Stimmefür Hindenburg! Veranſtaltungen Aufklärung über Geſchlechtskrankheiten Die alljährliche Veranſtaltung der Mannheimer Orts⸗ und Betriebskrankenkaſſen mit Un⸗ terſtützung der Ortsgruppe Mannheim der Deutſchen Geſellſchaft zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten, die in der Abhal⸗ tung zweier Lichtbildervorträge über Geſchlechtskrankheiten beſteht, wurde am Mittwoch abend durch einen ſolchen für Männer von Dr. Wertheimer im Alten Rathausſaal eingeleitet. Der Abend war ſehr gut beſucht. Der Redner konnte auf Grund ſeiner Sprechſtunden⸗ erfahrung von der erſtaunlich weit verbreiteten Unkennt⸗ nis über Weſen und Vermeidung von Geſchlechtskrank⸗ heiten berichten und forderte aus dieſer Erfahrung heraus rechtzeitige Aufklärung durch Schule und Elternhaus. Die meiſten Perſonen werden geſchlechtskrank aus Unwiſſen⸗ heit und müſſen dafür durch unangenehme Erfahrungen am eigenen Leibe büßen, durch geſundheitliche Schädigun⸗ gen unterſchiedlichen Grades. Rechtzeitige Behandlung iſt beſonders wichtig; ſie darf aber nur vom approbierten Arzt vorgenommen werden. Ganz falſch iſt es, ſich von Kurpfuſchern behandeln zu laſſen, die aus der unbegrün⸗ deten Angſt des Publikums vor dem Queckſilber und dem Salvarſan profitteren. Notwendig iſt es für den Patien⸗ ten, die Anordnungen des Arztes genau zu befolgen und die Kur durchzuhalten, denn der Arzt ſteht auf dem Standpunkt: lieber gar kein Salvarſan, als zu wenig. Nach einer kurzen Erläuterung des Geſetzes zur Be⸗ kämpfung der Geſchlechtskrankheiten gab der Redner den Zuhörern den Grundſatz mit: es iſt keine Schande, ge⸗ ſchlechtskrank zu ſein, weil es eine Infektionskrankheit wie jede andere iſt, aber es iſt ein ehrloſes Verhalten, einen Mitmenſchen mit einer Geſchlechtskrankheit anzu⸗ ſtecken. Lichtbilder illuſtrierten den Vortrag wirkungsvoll. Jedem Beſucher war ein Merkblatt der Geſellſchaft zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten ausgehändigt wor⸗ den.— Heute abend ſpricht im gleichen Saal Frau Dr. Graeff für die Frauen. 1 * * Vorfaſching in Feubenheim. Die Tanzſchube Geis len veranſtaltete am Samstag im„Prinz Max“ in Feudenheim ihren Maskenball, zu dem die Schüler der letzten Jahrgänge eingeladen waren. Eine große Schar kam von den Stadtkurſen der Tanzſchule. Infolgedeſſen war dieſer überhaupt erſte Maskenball in Feudenheim ſehr gut be⸗ ſucht. Die Kapelle Krämer ſpielte unermüdlich. Sehr ſchöwe Masken waren zu ſehen. Tanzlehrer Lamade, der Leiter des Inſtituts, darf mit dem Verlauf des Abends zufrieden ſein. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit konnte am vergange⸗ nen Dienstaz Herr Hanz Müller, Karl Benzſtr. 14, mit ſeiner Gattin Roſa geb. Vilgis feiern. 1 N KG NIGIN VON Me echte SARBAILI 4. Seite/ Nummer 57 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, 4. Februar 1999 Wellerumſchlag im Schwarzwald Weſtwinde— Hoffnung auf Schnee?— Temperaturumkehr beendet Auf abermals recht kalte Nächte, vor allem in Ieittel- und Tieflagen, wo wiederum ſieben Grad unter Null erreicht wurden, hat ſich im Lauf des Dienstag eine Schwenkung im Wettercharakter im Ge⸗ birge vollzogen, der ſich ganz ſtillſchweigend, ohne die ſonſtige Aufruhr der Elemente durchſetzte. Man ging bei ſtrahlendem Sternenhimmel und etlichen Graden Kälte am Montag ſchlafen und wachte am Dienstag bei bedecktem, dunſtigem Himmel auf. Draußen waren bereits zwei Grad über Null anſtelle des Froſtes in Mittellagen und Tiefgebieten. Umgekehrt Hat ſich im Hochſchwarzwald die Tage lang dauernde Temperaturumkehr in die normale Geſtaltung zu⸗ rückverwandelt, ſodaß die Gipfelzonen, die lange über ⸗ haupt keinen richtigen Froſt aufzuweiſen hatten, wieder kälter als die unteren Lagen ſind. Eine ein⸗ zige kleine Ausnahme machte noch die Oſtbaar, wo Bad Dürrheim ein Grad unter dem Feldberg lag. Der Umſchwung hat ſich erſt in den Morgenſtun⸗ den des Dienstag vollzogen. Es iſt bemerkenswert, daß die tiefſten Temperaturen der Vornacht noch völlig im Zeichen der Temperaturumkehr und der ſtarken nächtlichen Ausſtrahlung ſtanden. Daher ſanken die Meſſungen in der Baar zum Beiſpiel noch doppelt ſo tief wie am Feldberg. Dieſer hatte als Minimum minus fünf Grad, Ba Dürrheim aber minus zehn und Villingen minus acht Grad. Auch St. Blaſien kam auf minus acht Grad und ſelbſt Randgebiete wie Badenweiler und Baden⸗Baden noch auf vier und drei Grad Froſt. Die Ebene hatte noch ein Grad unter Null. Die Morgenmeſſungen, die nur etwa zwei Stunden von dem Eintritt der Tiefſt⸗ temperatur entfernt zu liegen pflegen, hatten ein ganz anderes Bild. Der Feldberg erſchien, mit der erwähnten einen Ausnahme Bad Dürrheim, als tiefſte Meſſung mit minus vier, die Hochtäler und die Baar aber waren erheblich milder geworden (minus drei). Im Lauf des Tages ſtieg mit langſam weſtlich drehenden Winden auch die Luftfeuchtigkeit an, was ſich vor allem bei den vordem vorzüglichen Eis⸗ bahnen bemerkbar machte. Es kam ſtellenweiſe auch im Mittelſchwarzwald, nicht nur im Norden, zu leiſen Nebelrieſeln. Im Erzgebirge und im Harz ſind leichte Schneefälle eingetreten. Ob ſie auf den Süden übergreifen werden, ſteht bi dem ziemlich kon. ſtanten und hohen Luftdruck im Schwarzwald noch dahin. Man möchte es hoffen, aber für die Schwarz ⸗ wald meiſterſchaft, die am 6. und 7. Februar in Todt⸗ nau ſein ſollte, wird es zu ſpät ſein. Todtnau wird es daher bei der Saalfeier ſeines 40jährigen Jubi⸗ läums und der Erinnerung an die Geburt des mit⸗ teleuropäiſchen Skilaufs, die am 6. Febr. beibehalten wird, zunächſt belaſſen müſſen. oe: K 1 Borſicht beim Aufbewahren von glühender Aſche! Geſtern früh.41 Uhr wurde die Berufsfeuer⸗ wehr nach O 4, 21/2 gerufen. Infolge unrichtiger Aufbewahrung glühender Brikettaſche war ein 3i 0 merbrand ausgebrochen, der ſchnell gelöſcht wurde. g Gerichtszeitung Aufgehobenes Urteil des Schwurgerichts Maunheim Das Reichsgericht hat das Urteil des Schwur⸗ gerichts Mannheim vom 14. Oktober 1931 gegen den Taglöhner Hans Auguſt Ihrig, der wegen ver⸗ ſuchten Totſchlags zu ſechs Jahre Zuchthaus und drei Jahre Ehrverluſt verurteilt wurde, auf die Reviſton Ihrigs aufgehoben. Das Schwur⸗ gericht Mannheim ſoll prüfen, ob Ihrig, der belannt⸗ lich ſeine Ehefrau aus dem 4. Stock auf die Straße ſtürzte, nicht durch ſchwere Beleidigungen zur Tat „auf der Stelle“ hingeriſſen wurde. 22 Vor den Olympiſchen Winterspielen Lake Placid iſt gerüſtet Amerika veranſtaltet in dieſem Jahre in Los Angeles die X. Olympiſchen Spiele und richtet gleichzeitig in der Zeit vom 4. bis 13. Februar die III. Olympiſchen Winter⸗ ſpiele aus. Schauplatz der winterſportlichen Greigniſſe iſt Lake Placid im Staate Newyork. Umrahmt von den Seen Placid und Mirror, eingebettet in den Felſengebirgen der Airondacks, iſt Lake Placid in den letzten Jahren zu einem faſhionablen Winterſportplatz Amerikas geworden, den man häufig als das amerikaniſche St. Moritz bezeichnet. Die Amerikaner haben keine Mühen und Koſten geſcheut, um ihre Winter⸗Olympia zu einer einzigartigen Veranſtaltung zu machen. In Europa wurden die Haupt⸗Winterſportplätze beſichtigt, Studien gemacht, Erfahrungen geſammelt und dann ging man ans Werk. Der deutſche Bobfachmann St. Zentzytki baute eine ſchmucke Bobbahn, die mit ihren Neu⸗ erungen im letzten Winter von Hunderttauſenden beſtaunt und bewundert wurde. Im Herzen von Lake Placid wurde ein prächtiges Eisſtadion errichtet, das mit ſeinen 5000 Sitzplätzen den verwöhnteſten Anſprüchen genügt. Nicht weit davon liegt der Eispalaſt, die Olympia⸗Arena, wo die Kunſtläufer und Eishockeyſpieler unabhängig vom Wetter auf einer Kunſteisbahn ihre Wettkämpfe austragen können. In enger Nachbarſchaft befindet ſich der Olympiſche Sprung⸗ hügel, die Intervales⸗Schanze, die allen modernen Anfor⸗ derungen gerecht wird und Sprünge von über 60 Meter Weiten zuläßt. So haben die Amerikaner, nur 450 Km. von Newyork entfernt, aus dem verträumten Lake Placid mit der ihnen eigenen Schnelligkeit ein Winterſport⸗Paradies geſchaffen. 5 Die letzten Vorbereitungen ſind nahezu beendet. Das Eisſtadion iſt feſtlich geſchmückt. Die Züge bringen bereits die erſten Schlachtenbummler. Auch das Wetter läßt ſich nach den mannigfachen Enttäu⸗ ſchungen der letzten Wochen recht zufriedenſtellend an. Seit Wochenanfang herrſcht in Lake Placid wieder normales Winterwetter und es beſtehen Ausſichten auf neue Schnee⸗ fälle. Alle Anzeichen ſind gegeben, daß die III. Olympiſchen Winterſpiele zum feſtgeſetzten Zeitpunkt am Donnerstag beginnen. Nach dem Einzug der Nationen wird der Goun⸗ verneur Rooſevelt den feierlichen Eröffnungsakt vorneh⸗ men, und wenn dann am ſchlanken Maſt die weiße Fahne mit den fünf farbigen Ringen emporſteigt, tritt der Kampf in ſeine Rechte. zur Eröffnung Debut der deulſchen Eishockey ⸗Mannſchaft Ein Unentſchieden in Newyork Kaum 24 Stunden nach der Ankunft mit der„Europa“ trug die deutſche Nationalmannſchaft ſchon ihren erſten Eishockeykampf in Newyork gegen den Hockey⸗Club Bronx aus, der mit:4(:1,:8,:0) unentſchieden endete. Die⸗ ſer Teilerfolg unſerer Olympia⸗Vertreter verdient beſon⸗ dere Anerkennung, denn die gegneriſche Mannſchaft iſt die zweitſträkſte Newyorks. Ein ſtarker Nachteil für unſere Mannſchaft war das Fehlen des leichterkrankten Torhüters Leinweber. Von der langen Ueberfahrt noch etwas ſteif und unbeweglich, fanden ſich die Deutſchen nach der Spiel⸗ eröffnung durch Generalkonſul Kiep nur ſchlecht zuſammen und ſchienen nach vier Torerfolgen der Amerikaner in den beiden erſten Spielabſchuitten endgültig geſchlagen zu ſein. Doch im Schlußdrittel klappte es dann beſſer, unter großer Begeiſterung der Zuſchauer wurden in kurzen Abſtänden vier Gegentreffer erzielt. Aber zum Siege langte es nicht mehr, da verſchiedene weitere Torſchüſſe knapp das Ziel verfehlten. Vei den verunglückten Vobfahrern Es bedeutete eine ſtarke Minderung der deutſchen Ge⸗ winnchancen, als ſich das Unglück mit unſerem Viererbob „Deutſchland J“ ereignete, durch das vor allem Hauptmann Zahn jetzt ausfällt. Aber noch beſtand ja dle Möglichkeit, durch eine Umbeſetzung beide Vierer an den Start zu ſchik⸗ ken, bis auch hier die Dublizität der Ereigniſſe uns einen Strich durch die Rechnung machte. Denn mit dem Sturz unſeres zweiten Bobs iſt uns die Möglichkeit genommen, beide Vierer zu beſetzen. Von den verunglückten deutſchen Bobfahrern ſcheint der Bremſer Brehme, wie wir aus dem Krankenhaus von Jake Placid erfahren, am ſchwerſten verletzt zu ſein. Er hat bei dem Sturz das Rückgrat gebrochen, ſodaß Muſeumsfrevel Humoreske von Fritz Schick An der ganzen Geſchichte war eigentlich ein Kino⸗ heſuch ſchuld. Ein Saaldiener des Staatsmuſeums hatte ſich am Vorabend des ungewöhnlichen Ereig⸗ niſſes den Film„Der geſtohlene Michelangelo“ an⸗ geſehen und war dadurch ſcheinbar kriminaliſtiſch an⸗ geregt worden. So ſchöpfte ſein biederes Gemüt ſchwärzeſten Verdacht, als er einen Mann durch den Saal 16(Spaniſche Klaſſiker: El Greco, Velasquez, Murillo) irren ſah, einen Mann, der unter ſeinem Mantel irgend etwas verſteckt zu halten ſchien. Die unerbittlichen Augen des Saaldieners errieten unter den verdächtigen Wölbungen des Mantels ein ge⸗ ſtohlenes Meiſterwerk. Das Muſeum war gerade ſchwach beſucht, und ſo konnte der Liebhaberdetektiv ohne allzuviel Aufſehen an den Beſucher herankommen. Er pflanzte ſich vor ihm in ſeiner ganzen breiten Beamtenwürde auf und ſagte unhöflich, aber beſtimmt:„Machen S' ein⸗ mal Ihren Mantel auf!“ Der Fremde begann wie alle unbegabten Böſe⸗ wichter zu zittern.„Warum?“ ſtotterte er blaß und aufgeregt. „Nicht ſo viel fragen!“ donnerte der Muſeums⸗ diener und hatte ſchon mit einem unſanften Ruck den Verbrechermantel aufgeriſſen. In ſeinen edlen Zügen blitzte Triumph, denn unter dem Mantel befand ſich tatſächlich ein ziemlich großes goldgerahm⸗ tes Gemälde. Mit eiſerner Fauſt hielt der Saal⸗ diener den Gauner feſt, mit der zweiten eiſernen Fauſt hatte er das geraubte Bild an ſich gebracht. Dann gellte ſein Alarmſchrei und ſchaffte vier Kriminalbeamte zur Stelle, die den Beſucher vor den Muſeumsdirektor ſchleiften. „Bilderdiebſtahl!“ meldete der eine Kriminal⸗ beamte militäriſch knapp. a Der Muſeumsdirektor Schreibtiſch feſt. Los. „Unter dem Mantel hat er ihn gehabt, einen von die ſpaniſchen Klaſſiker“, erklärte der Saaldiener ſtolz.„Aber ich hab ihn grad noch erwiſcht.“ Der Direktor trat drohend an den Feſtgenom⸗ menen heran.„Das wird Sie teuer zu ſtehen kom⸗ men“, ſagte er.„Jedes dieſer Bilder iſt ein Ver⸗ hielt ſich an ſeinem „Entſetzlich“, ſtammelte er faſſungs⸗ , ul. ſein Zuſtond als ſehr bedenklich angeſehen wird. Dagegen beſteht bei dem Führer Grau, der einen Schulter⸗ und einen Hüftenbruch davongetragen hat,— ein Bruch der Schädelbaſis, wie zuerſt gemeldet wurde, hat ſich erfreu⸗ licherweiſe nicht beſtätigt,— keine Lebensgefahr mehr. Bei dem Braunſchweiger Hupmann wurde ein Unterſchenkel⸗ bruch konſtatiert. Von den Fahrern des verunglückten Bob „Deutſchland 1“ konnte der Dresdner Dr. Hans Mehl⸗ horn bereits aus dem Krankenhaus entlaſſen werden. Trotz des Bruches ſeiner linken Hand will er ſich wieder an den Rennen beteiligen, da er wegen ſeiner Bremskunſt ſich nach wenigen Fahrten bereits einen ausgezeichneten Ruf verſchafft hat. Zahn ⸗Braunſchweig, Feſſen Rückenverlet⸗ zungen ſich doch als ſchwerer herausgeſtellt haben als zuerſt angenommen, und Roßner⸗Zeitz bleiben vorläufig noch ans Krankenbett gefeſſelt. Gran, der Führer des Viererbobs Deutſchland II, der beim Training in Lake Placid letzt wurde. Frankfurter Sechstagerennen Noch keine Entſcheidung Das Frankfurter Sechstagerennen hatte am Mittwoch abend noch einmal einen großen Publikumserfolg aufzu⸗ weiſen. Schon lange vor 10 Uhr war die rieſige Feſthalle gefüllt. Nur auf den Plätzen mit ſchlechter Sichtmöglichkeit gab es noch einige Lücken. Faſt traditionsgemäß verliefen auch diesmals die erſten Abendſtunden ſehr ruhig. Das Feld ſchonte ſich, um für die Anſtrengungen der bevorſtehen⸗ den Wertung gewappnet zu ſein. Um 10 Uhr, alſo am Schluſſe des fünften Tages, hatte die Spitzengruppe 270,100 Kilometer zurückgelegt. Ueberraſchenderweiſe ver⸗ liefen ͤaun aber auch die Spurts ziemlich ruhig. Lediglich Schön unternahm dabei einen Vorſtoß. Als jedoch das Feld energtiſch nachſetzte, gab der Wiesbadener, der bereits eine halbe Runde gewonnen hatte, den Verſuch als aus⸗ ſichtslos auf. Um ſo mehr iſt in dieſer Nacht mit ſchweren entſcheidenden Jagden zu rechnen. Durch die Spurtergebniſſe gab es kleine Korrekturen im Geſamtklaſſement, das nach dieſer Wertung folgendes Aus⸗ ſehen hatte: 1. Rauſch⸗Hürtgen 335.; 2. Göbel⸗Dinale 186.; 3. Schön⸗Tietz 185.; eine Runde zurück: 4. Char⸗ lier⸗Deneef 192.; 5. Negrini⸗Severgnini 186.; 6. Kroll⸗ Maidorn 86.; 7. Wambſt⸗Brvecardo 78.; zwei Run⸗ den zurück: 8. van Kempen⸗Braſpenning 266.; fü n Runden zurück: 9. Zims⸗Schorn 155 Punkte. Am die Meiſterſchaft im Ringen der Oberliga Germania Weingarten ſchlägt SV Freiburg⸗Haslach 11:8 Nach Bf Schifferſtadt mußte auch der oberbadiſche Be⸗ zirksmeiſter in Weingarten daran glauben und der dortigen Germanta, die auf ihrer Matte immer noch ſchwer zu ſchlagen iſt, am Sonntag die Punkte laſſen. Die Revanche für die beim Vorkampf in Freiburg⸗Haslach bezogene Nie⸗ derlage iſt dem Bezirksmeiſter von Mittelbaden geglückt, allerdings nur mit einem Unterſchied von 3 Punkten. Der Sieg ſtand im Verlauf der einzelnen Treffen oft auf des Meſſers Schneide und neigte einmal auf dieſe, ein ander⸗ mal auf jene Seite, ſodaß die Spannung des Mannſchafts⸗ kampfes von Gewichtsklaſſe zu Gewichtsklaſſe wuchs und vor dem letzten Treffen im Schwergewicht beim Stande von ſehr ſchwer ver⸗ :8 ihren Höhepunkt erreichte. brachte durch einen Schulterſieg über Engler⸗Freiburg⸗ Hag, lach ſeiner Mannſchaft die ausſchlaggebenden Punkte. Ei Ueberraſchung gab es im Leichtgewicht, wo der babiſch pfälziſche Meiſter L. Bacher⸗Weingarten nach überlegen führtem Kampfe in der 19. Minute von Keller Freiburg, Haslach beſiegt wurde. Im Mittelgewicht kam Dietz⸗Weln⸗ garten zu einem billigen Sieg über Hock⸗Freiburg⸗ Haslach der ſich mit einer Soubleſſe ſelbſt warf.. Die Ergebniſſe: Bantamgewicht: Klaiber⸗Weingarten— F. Ehret⸗Frel⸗ burg⸗Haslach. Sieger nach Punkten Ehret. Federgewicht; Streit⸗Weingarten— Schiele⸗Freiburg⸗Haslach erwieſen ſich als gleichwertig, jedoch konnte Streit einen knappen Punktſieg erringen und damit den Ausgleich herſtellen Durch einen überraſchenden Punktſieg von Keller, der im Leichtgewicht bis zur 19. Minute nichts zu beſtellen hatte dann aber ſeinen Gegner L. Bacher⸗Weingarten mii Schleudergriff auf die Schultern war, kam Freiburg⸗Hasl mit:2 wieder in Führung. Im Weltergewicht holte H. Bo, cher⸗Weingarten, der H. Ehret mit Hüftſchwung in 3 Mi⸗ nuten beſiegte, wieder auf. Stand 575. Mittelgewicht Dietz⸗Weingarten— Hock⸗Freiburg⸗ Haslach. Nach beider. ſeits ſchurfen Angriffen warf ſich Hock mit einer Soubleſſe in 4,30 Minuten ſelbſt auf die Schultern und verhalf c Weingarten zur Führung von 815. Im Halbſchwergewicht war Langenbacher⸗Freiburg⸗Haslach von Beginn dez Kampfes an ſeinem Gegner Ziegler⸗Weingarten überlegen und beſiegte dieſen mit Ausheber am Boden in.90 Mi⸗ nuten. Damit war mit:8 wieder ein gleiches Verhältniz erreicht. Im Schwergewicht ſorgte Holzmüller⸗Weingarten gar bald für die Entſcheidung zu Gunſten ſeiner Mann⸗ ſchaft. Sein Partner Engler⸗Freiburg⸗Haslach wurde mit einem Kopfgriff in 30 Sekunden auf die Schultern gelegt, Endreſultat 11:8 für Weingarten. l Kämpfe gew. verl. Kampf⸗ Mannſch⸗ Punkte Puntte Germanig Weingarten 3 2 1 419 Bf Schifferſtadt 2 1 1 2˙2 SV Freiburg⸗Haslach 3 1 2 974 Bierwirth ſtößt neuen Rekord Der bekannte Eſſener Gewichtsheber Bierwirth wartete in Hochfeld mit einer deutſchen Rekordleiſtung im Halb⸗ ſchwergewicht auf. Im beidarmigen Stoßen überbyt er mit 287 Pfund nach mehreren Verſuchen die bisher von Vogt⸗ Koblenz mit 285 Pfund gehaltene deutſche Höchſtleiſtung um mehr als ein Kilo. ages aleucles Donnerstag, 4. Februar Nationaltheater:„Zar und Zimmermann“, kom. A. Lortzing, Miete C 22, Anfang 19.30 Uhr. Ufa⸗Palaſt— Pfalzbau:„Ein Sommernachtstraum“ Shakeſpeare, für die Freie Volksbühne, Planetarium: 16 Uhr Beſichtigung. Freier Bund: Vortrag fällt aus. Friedrichspark: Faſchingsveranſtaltung des Bundes der Badiſchen Hausfrauen von 15—19 Ühr, ab 20 Uhr Tanz. Tanz: Palaſthotel, Cafaſß und Pavillon Kaiſer, 20.90 Uhr. Kaffee Schleuer: Künſtlerkonzert ab 20 Uhr. Pfalzbau⸗Kaffee: ö⸗Uhr⸗Tee; 20 Uhr Konzert und Tanz Lichtſpiele: univerſum:„Madame Alhambra:„Liebeskommando“. burg:„Der Draufgänger“.— Ro x:„Romanze“. Scala⸗ Theater:„Der Kongreß tanzt“.— Gloria⸗Palaſt:„Der falſche Feld morſchall““ Capitol:„Das Liebeslied“.— Pala ſt⸗ T heates; „Im Geheimdienſt“. Sehenswürdigkeiten: Schloßbücherei: Geöffnet von—18 und von 1519 Uhr, Städt. Schloßmuſeum: Geöffnet von 10—13 u. 1416 1 r. Sonderousſtellung: Die Preſſe in Bilder aus pier Jahrhunderten.— Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet von vormittags 10—18 Uhr und nachmittags von 1416 Uhr. Sonderausſtellung:„Wie der Künſtler dit Kunſt ſteßht“. Sternwarte am Friedrichs park Ausſichtsturm mit umfaſſendem Rundblick, geöffnet von 9 bis 17 Uhr. Muſeum für Natur⸗ und Bylker⸗ kunde im Zeughaus: Geöffnet nachm, von 18—17 Uhr.— Oeffentl. Muſtkbücherei u 4a: Buch⸗ und Notengusgab von 11—19 und 1619 Uhr. 5 Oper von von e Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Februar 1 1 1 Aheln-Pegel] 30. 1..8 4[[Necar-Pegelſ 1 2..4 Base! 9,000, 15 ö. 8b, 807 24 Schuſterinſel 0,48 0,88.390 8000,30 Mannheim.69 20 3% Kehl! 6595.92.88 1,88 185 Sande..970.950,% Maxau.895,65 3,888 6108,60 Heilbronn.802414, Mannheim. 22 2,88.88.292,28 Plochingen 0,800.82.80 0 Taub.761,70.68.87.82 Köln.791,67.61.56154 Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner Feuileton; Dr, Ste an Kayſer- Kommunalpolitlk und Lokales. Richard 1 1 Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht und den übrigen Teil: Franz Kirche Sport und Vermiſchtes: Willy Müller Handelsteil: Kurt 1% Anzeigen und geſchäftliche Mitteilungen: Jakob 4 fämilit Mannheim Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr, Haaß Neue Mannheimer ane N annheim k 1, 38 Für unverlangte Beträge keine Gewähr ückſendung nur bel Rückvort mögen wert. An dieſen Diebſtahl werden Sie Ihr Leben lang denken.“ „Ich habe das Bild nicht ſtehlen wollen“, vertei⸗ digte ſich der Fremde. Die Kriminalbeamten brachen im Chor in ein Hohngelächter aus. Der Muſeums⸗ direktor lächelte ſchmerzlich über ſo viel Gemeinheit. „Wenn man jemanden mit einem Bild unter dem Mantel ertappt, was ſoll der damit wollen?“ fragte er mit aller Ironie, die er in dieſem tragiſchen Augenblick aufbrachte. Da gab der Fremde eine Ant⸗ wort, die alle Anweſenden den Mund aufreißen ließ. „Ich wollte das Bild hinhängen!“ ſagte er. Der Direktor ſtürzte auf den Saaldiener los und entriß ihm das Bild. Es erwies ſich als ein Still⸗ leben: zwei Forellen, umgeben von einem Kranz von Melonen, mit dem deutlichen Signum„Alois Kern⸗ beißer“ verſehen. Dem Direktor verſagte faſt die Stimme, als er fragte:„Wer, um Himmelswillen, iſt Alois Kern⸗ beißer?!“ a 0 „Ich, Herr Direktor“, erklärte der Fremde freund⸗ lich. 1 Zeug haben Sie gemalt?“ „Das Bild iſt gut“, verwies ihn der Maler ge⸗ kränkt. „Das Ding da wollten Sie unter die Gemälde des Staatsmuſeums hängen?“ a „Ja“, ſagte Herr Kernbeißer.„Es ſollte ſeinen Platz unter den anderen Meiſterwerken finden.“ Der Muſeumsdirektor ergriff in ſeiner Auf⸗ regung den Saaldiener beim Arm.„Ramſauer“, ſtöhnte er gebrochen.„Der Kerl iſt wahnſinnig!“ Dann wendete er ſich nochmals dem Maler zu.„Und die ſpaniſchen Klaſſiker, waren Ihnen gerade gut genug, um Ihrem Schmarren Geſellſchaft zu leiſten?“ „300 verſtehe die Aufregung nicht“, meinte der Fremde.„Ich Monaten!“ er Direktor fuhr wie vom Blitz getroffen zu⸗ ſammen.„Was machen Sie ſeit ſechs Monaten?“ brüllte er. „Ich hänge meine Bilder ins Staatsmuſeum.“ Weiter kam er nicht. Der Muſeumsdirektor raſte wie ein angeſchoſſener Eber davon. Mit dem Gefolge ſeiner Mannen raunte er durch die Liebespärchen und die paar Engländer, die ſich in den Muſeums⸗ ſälen ergingen. N N 5 mache das doch ſchon ſeit ſechs Und da ergab ſich wahrhaft Schreckliches. In Saal 25, wo die holländiſchen Meiſter des ſiebzehnten Jahrhunderts hingen, fand man zwiſchen Franz Hals, Jan Molenaer und Adrian van de Venne vier Originalwerke, die deutlich mit„Alois Kernbeißer“ unterzeichnet waren. In Saal 34(Meiſter des Rokoko) hingen neben Watteau, Fragonard und Boucher drei echte Kernbeißer. Unter den Floren⸗ tinern des Saales 42(Andrea del Sarto, Bugiardint, Fra Bartolemeo) fand ſich bloß eine Schöpfung des heimiſchen Künſtlers. In Saal 54 aber(Kreis um Tiztan) prangten unter Palma Vecchto, Paris Bor⸗ done, Lorenzo Lotto, Paolo Veroneſe und Sebaſtiano del Piombo ſage und ſchreibe ſtieben Gemälde aus der Werkſtatt Kernbeißers. Alle mit jenem deutlichen Signum des Meiſters verſehen. Seit Monaten hatten die Beſucher des Muſeums Alois Kernbeißer teils für einen alten Holländer, teils für einen Meiſter des Rokoko gehalten und mit ehrfürchtiger Bewunderung ſeine Bilder teils als Meiſterwerke der Florentiner Schule, teils als Schöpfungen des Kreiſes um Tizian angeſtaunt. Seit ſechs Monaten hingen fünfzehn Gemälde von Alois Kernbeißer in den Sälen des Staatsmuſeums. Weder den Beſuchern noch den Muſeumsbeamten war in dieſer Zeit irgend etwas aufgefallen. Das Nationaltheater teilt mit: Zu„Robert und Bertram“ oder„Die luſtigen Vagabunden“, die beliebte Poſſe mit Geſängen und Tänzen von Räder, die am Samstag in neuer Bearbeitung von A. Landory zur Aufführung kommt, hat Karl Klauß und Guſtav Semmelbeck die Muſik zuſammengeſtellt und bearbeitet. Die Tanzleitung hat Gertrud Stein⸗ weg, die Bühnenbilder entwarf Dr. Ed. Löffler, die techniſche Einrichtung beſorgte Walther Unruh. Außer Bum Krüger und Ernſt Langheinz in den beiden Titelrollen ſind in den Hauptrollen beſchäftigt Hugo Voiſin als Strambach, Erich Muſil als Michel, Ellen Philips(in der erſten Wiederholung am Sonntag Henny Liebler) als Röfl, Hans Godeck und Walter Friedmann als Gendarmen, Karl Mang als Mehl⸗ mayer.— Der Ipelmayer⸗Akt iſt durch ein neues Bild:„Ein indiſches Feſt“ erſetzt, in dem die Herren Alſter, Offenbach und Jooß und die Damen N Ziegler und Zifferer in Hauptrollen mitwirken. Ruth, die echte Badͤnerin Von Rudolf Presber Wie wir bereits— auch im Bilde— mittekl wurde zur Schönheits königin für 1053 die ſtebzehnjährige Freiburgerin Ruth Behnen, blond, hraunäugig und vollſchlank, gewählt. Daz iſt zwar an ſich in der heutigen Zeit kein beſon⸗ deres Ereignis, aber die nachſtehenden hübſchen Verſe, mit denen unſer Mitarbeiter deugof Presber die junge Badnerin aus alter Anhänglich⸗ keit feiert, dürfen gewiß innerhalb der gelbrolen Grenzpfähle bekannt werden. Nun ruht der Streit für viele Wochen, Verhalt'nen Atems lauſcht man hin: Die ſtrenge Jury hat geſprochen Und grüßt die Ruth als Königin. Ich aber— ſcheint's auch manchem dämlich Bin durch das Urteil echauffiert, Im guten Sinn. Ich fühl' mich nämlich Ein ganz klein wenig mit⸗prämiiert. Warum? Je nun, die Blätter künden, Wie's auch ihr hübſches Bild erzählt: Es wurde allen Schneider⸗Bünden Zum Trytz„Vollſchlank“ hier auserwählt. Vollſchlank— mit lieber, froher Miene, Ein Grübchen klein und fein im Kinn, ne nicht⸗gefärbte„Hochblondine“ Und— eine echte„Badnerin“, Vollſchlank und blond, im runden Kinne Ein Grübchen— die vor Jahr und Jahr In meiner Studien Anbeginne Zu Freiburg meine Muſe war, So ſah ſie aus. Und unverloren — Wie's Zeit und Sturm auch übel trieb Klingt mir ihr Badiſch in den Ohren: „Rudi, weiſcht was? J hab' dich lieb!“ 1 Ruth!— Traum, der wieder auferſtanden, Dem ich noch heut verpflichtet bin, Ich grüß' aus ſand'gen preuß'ſchen Landen Des Schwarzwalds Kind, die Badnerin. In blondem Glanz von ſiebzehn Lenzen Freu' ich mich deines Siegs im ſtill'n, Und auf die blonden„Konkurrenzen! Schimpf ich nicht mehr— um dein et will n. Holzmüfler⸗Weingerſer N Anfang 20 Uhr, . 0 Ueb Geſetz rat Frei gg.“ paar Mi ſeltener der Go feier in Brautpa Goldene verein„ dieſer F ſtes abg überbra regierun der Gen wehrkap ſches St * Ka Schöffen wärter worten. 28. Dez übergan rechtzeitt hörige Katharin faßt un Berückſt glückte e hielt d * Be einer S kommen eines kl Fremer' einem K Schwarz zwei we eine in lieferan! Leute w Haftentl gent zig N N ſtarb hie tel, V Gewiſſe! hans aus unk einen K und den bester Sgalbar ge älteſte Frey, i ſtorben. In. l Tünche kommen ſtaben P. Zimmer —6 Uh: weit von Donners Rathaus 28. Febr —— 3 Ausft Speyerei wörthſtre Bedin gebäude texmin: mer Nr. 44 Morg Anfang — bei und erfah Zuf ſcha fat 0 erklär: Angebi ſtelle d —— la donnerstag, 4. Februar 1932 Aus Baden Staatliche Perſonal veränderungen Uebertritt in den Ruheſtand kraft Geſetzes: Polizeidirektor Geh. Oberregierungs⸗ rat Freiherr von Reck in Baden⸗Baden. Goldenes Ehejubiläum 88. Nußloch, 3. Febr. Geſtern feierte das Ehe⸗ paar Michael Ebner und Katharina, geb. Renſch, in ſeltener körperlicher und geiſtiger Friſche das Feſt der Goldenen Hochzeit. Bei der Einſegnungs⸗ feier in der Kirche überreichte Pfarrer Menke dem 1 Brautpaare die von der Kirchenregierung geſtiftete Goldene Bibel. Der Kirchenchor und der Geſang⸗ T verein„Sänger⸗Einheit“ trugen zur Verſchönerung dieſer Feier, die ganz im Rahmen eines Gottesdien⸗ ſtes abgehalten wurde, bei. Bürgermeiſter Bauſt überbrachte dem Paare die Glückwünſche der Staats⸗ regierung und der Gemeinde und ein Geldgeſchenk der Gemeinde. Am Abend überraſchte die Feuer⸗ wehrkapelle ihren Mitbegründer durch ein muſikali⸗ ſches Ständchen. Ein Schrankenwärter vor Gericht 1 2 ö 5 90 1 aan * Karlsruhe, 4. Febr. Vor dem Karlsruher Schöffengericht hatte ſich ein 53jähriger Schranken⸗ wärter wegen fahrläſſiger Tötung zu verant⸗ worten. Es wurde ihm zur Laſt gelegt, er habe am 2. Dezember als Schrankenwärter beim Weg⸗ übergang Eichenbergſtraße der Murgtalbahn nicht rechtzeitig die Schranke geſchloſſen, ſodaß die ſchwer⸗ hörige und geiſtig beſchränkte 45jährige Näherin Katharina Melcher aus Rotenfels vom Zuge er⸗ faßt und auf der Stelle getötet wurde. Unter Berückſichtigung des Umſtandes, daß die Verun⸗ glückte ein Mitverſchulden an dem Unfall trifft, er⸗ hielt der Angeklagte eine Geldſtrafe von 0 Mark. Eine Schwarzbrennerei entdeckt * Baden⸗Baden, 3. Febr. Die Zollbehörde iſt einer Schwarzbrennerei auf die Spur ge⸗ kommen. Der frühere Gaſtwirt und jetzige Juhaber eines kleinen Kolonialwarengeſchäfts in der oberen Fremersbergerſtraße, Anton Frietſch, hatte in einem Hohlraum bei der Kellertreppe eine geheime Schwarzbrennerei eingerichtet. Er arbeitete mit zwei weiteren Perſonen zuſammen, von denen der eine in Sinzheim anſäſſige Teilhaber als Zucker⸗ lieſerant und Abnehmer in Frage kommt. Die drei Leute wurden vorübergehend feſtgenommen. Ihre Haftentlaſſung erfolgte nachdem ſie die Verfehlun⸗ gen zugegeben hatten. 7 0 4 — * ig, Ilvesheim, 4. Febr. Im Alter von 63 Jahren ſtarb hier Polizei⸗ und Gemeindediener Joſef Men⸗ tel. Von 1904— 1930 hatte er ſein Amt in treuer Gewiffenhaftigkeit verſehen. Bürgermeiſter Klein⸗ hans ſprach den Dank der Gemeinde am Grabe aus und legte im Namen der Gemeindeangeſtellten einen Kranz nieder. Ebenſo ehrte der Geſangverein „Germanig“, dem Joſef Mentel 40 Jahre lang an⸗ gehört hatte, ſein treues Mitglied durch zwei ſchön zu Gehör gebrachte Grablieder und Kranznieder⸗ legung. Weinheim, 3. Febr. Zwiſchen der Bezirksſpar⸗ kaſſe als Eigentümerin der Weinheimer Feſthalle, ö bezw. der Stadtverwaltung Weinheim und dem Gaſt⸗ wirte⸗Verein Weinheim iſt ein Vertrag zuſtande gebommen, wonach der Gaſtwirteverein den Saal⸗ bau(Feſthalle„Pfälzer Hof“) in Pacht nimmt. Gleichzeitig hat der Gaſtwirteverein die Verwaltung und den Wirtſchaftsbetrieb des Saalbaues dem Hotel⸗ beſitzer Reiffel übertragen. Bekanntlich iſt der Sgalbau Weinheims größter Theaterſaal. * Heidelsheim(Amt Bruchſal), 4. Febr. Unſere ülteſte Mitbürgerin, Frau Wilhelmine Doll geb. 0 iſt 93 Jahre alt nach kurzer Krankheit ge⸗ n. * 2 eit um Ludendorffs frühere Ehe Beleidigungsklage vor einem Stuttgarter Gericht * Stuttgart, 3. Febr. Eine Beleidigung mit politiſchem Hinter⸗ grund nötigte den Stiefſohn des Genera Ludendorff, den in Stuttgart wohnhaften 35jäh⸗ rigen ledigen Kaufmann Heinz Pernet, auf die An⸗ klagebank. Der Klage lag folgender Tatbeſtand zu⸗ grunde: Oberſtleutnant Ahlemann, der früher dem General Ludendorff ſehr nahe ſtand, ſpäter aber einen ſcharf zugeſpitzten politiſchen und perſönlichen Kampf gegen den General führte, hatte in ſeinem inzwiſchen der Konfiszierung anheimgefallenen Buche„National⸗ ſozialismus in Abwehr“, deſſen Inhalt auszugsweiſe auch in die Preſſe gelangte, die Behauptung aufgeſtellt, die jetzige Gattin des Generals, Frau Dr. med. v. Kemnitz, habe mit dazu beigetragen, die frühere Ehe zu zerſtören Um dieſe Behauptung zu entkräften, veranlaßte der General zwei Stuttgarter Mitglieder des Tannen⸗ berg⸗Bundes zu einer perſönlichen Fühlungnahme mit ſeinem Stiefſohn, der die Unwahrheit dieſer Be⸗ hauptung zweifellos beſtätigen werde. Bei einer Unterredung zwiſchen den drei Herren ſoll der Stiefſohn erklärt haben, die Ehe ſeiner Mutter mit dem General ſei ſchon längſt zerſtört geweſen, als Frau v. Kemnitz auf den eigenen Wunſch ſeiner Mutter zu deren ärztlicher Behandlung und auch als politiſch Gleichgeſinnte in das Ludendorffſche Haus gekommen ſei. Er ſelbſt habe des öfteren zu ſeiner Mutter geſagt, auf dieſe Art und Weiſe dürfe ſie den General nicht behandeln. Er ſelbſt hätte ſich ſchon viel früher als der General von dieſer Frau ſcheiden laſſen, die ſchon vor dem Kriege morphinmſüchtig geweſen ſei. Die Trennung der Ehe ſei wegen des von ſeiner Mutter verfaßten Buches:„Als ich Luden⸗ dorffs Frau war“ erfolgt. Der Bitte der beiden Beſucher, dieſe Erklärungen ſchriftlich zu fixieren und zu unterzeichnen, entzog ſich Pernet zunächſt mit der Begründung, ſeine in München lebende Mutter um ihre Einwilligung hierzu befragen zu wollen, die indes verſagt wurde. Die Abgeſandten teilten dem General darauf den Erfolg ihrer Miſſion mit, und dieſer veranlaßte in ſeinem Organ die Veröffentlichung der ihm unter eidesſtattlicher Verſicherung übermit⸗ telten Erklärungen ſeines Stiefſohns. Dieſer richtete darauf einen Brief ſchwer beleidi⸗ genden Inhalts an den General, der darin beſchul⸗ digt wurde, die Unwahrheit der ihm hinterbrachten Mitteilungen gekannt zu haben. Der Brief ſchloß mit den Worten:„Wenn Sie es trotzdem für nötig hielten, dieſe verſtunkenen und verlogenen Erklärun⸗ gen zu veröffentlichen, ſo zeigt dies deutlich, mit welch verzweifelten Mitteln Sie zu kämpfen belieben.“ Ein Abdruck dieſes Brie⸗ fes erſchien mit der Einwilligung Pernets in einer in München erſcheinenden nationalſozialiſtiſchen Zeitung. Da die beiden Beauftragten vom Tannenberg⸗ Bund nicht geſonnen waren, ſich öffentlich der Ver⸗ logenheit zeihen zu laſſen, reichte einer von ihnen lt.„St. N..“ die Beleidigungsklage gegen Pernet ein, während der andere in der Hauptverhandlung als Zeuge auftrat. Der Beklagte beſtritt mit Ent⸗ ſchiedenheit, Erklärungen der ihm in den Mund ge⸗ legten Art abgegeben zu haben. Die beiden ſeien lediglich die Strohmänner Ludendorffs, der mit ſeiner Mutter einen Kampf um die Annullierung oder zum mindeſten ſtarke Hersbſetzung ihrer Unterhaltsrente führe. Sie hätten allerdings verſucht, derartige Erklä⸗ rungen von ihm zu erhalten und ihm erpreſſeriſcher Weiſe mit Veröffentlichungen aus ſeinem eigenen Vorleben gedroht, wenn er ſeine Unterſchrift verweigere. Das habe ihn jedoch nicht angefochten. Er könne deshalb auch nicht auf einen vom Vorſitzenden vorgeſchlagenen Vergleich ein⸗ gehen, der ihm das Eingeſtändnis einer Unwahrheit zumute. Der Richter hielt den Beklagten auf Grund der beeidigten Zeugenausſagen einer Un wahrheit und damit der öffentlichen, üblen Nachrede für überführt und verurteilte ihn demgemäß zu 60 Mk. Geldſtrafe oder 6 Tagen Ge⸗ fängnis. haupttagung des Gemeinnützigen Vereins Weinheim J Weinheim, 2. Febr. In der geſtern abend in der„Eintracht“ abgehaltenen Generalverſa m m⸗ lung des Gemeinnützigen Vereins Weinheim er⸗ ſtattete der erſte Vorſitzende, Kreisrat Karl Zink⸗ gräf, den Tätigkeitsbericht, dem zu entnehmen iſt, daß der Gemeinnützige Verein im Berichtsjahr das ſog. Lutze Brünnele erneuert und im Müll⸗ heimer Tal gegenüber dem Gaſthauſe„zur Burg Windeck“ eine Gedenktafel für Hoffmann von Fallersleben, den Dichter des Deutſchland⸗ liedes, angebracht hat. An der Böſchung der Roſen⸗ brunnenallee wurden über 200 Mandelbäume ange⸗ pflanzt. Es wurden 3360„Führer durch Weinheim“ verſandt und 230 Auskünfte erteilt. Der Tätigkeits⸗ bericht wurde zur Keuntnis genommen. Anſchließend daran wies Oberbürgermeiſter Huegel auf den von Forſtrat Fabricius im Manuffkript fertig⸗ geſtellten Führer durch den Weinheimer Exotenwald hin, ein einzig in ſeiner Art da⸗ ſtehendes, wertvolles Werk, das von der Stadt Wein⸗ heim herausgegeben wird. Forſtrat Fabricius nahm zu einer Erläuterung das Wort und erklärte, daß im Berichtsfahre 3000 Perſonen unter ſeiner Führung den Weinheimer Exotenwald beſichtigten, der 286 verſchiedene Holzarten beherbergt und ſomit eine botaniſche Seltenheit erſten Ranges darſtellt. Mit der Veranſtaltung eines Sommertags⸗ zuges an Sonntag Laetare, 6. März, erklärte ſich die Generalverſammlung einverſtanden, nachdem die Vertreter der wirtſchaftlichen Verbände ihre Bereit⸗ willigkeit erklärt hatten, den Sommertagszug auch diesmal zu finanzteren. Für die ſchönſten Feſt⸗ gruppen werden Geldprämien und Plaket⸗ ten ausgeſetzt. Die Schüler werden zur Mitwirkung veranlaßt werden. Die näheren Vorbereitungen wur⸗ den dem Komitee übertragen. Kreisrat Karl Zinkgräf wurde einſtimmig zum 1. Vorſitzenden und der engere Vorſtand und der Verwaltungsrat unter Zuszehl von Medizinalrat Roſe, Gymnaſialdirekor Mangels dorf und Obermeiſter Pfliegensdörſer gleichfalls wie⸗ dergewählt. * * Pfeddersheim bei Worms, 4. Febr. Am Diens⸗ tag morgen machte man die Entdeckung, daß ein 17⸗ jähriges Mädchen mit einem 28jährigen Metzgergeſellen unter Zurücklaſſen eines A b⸗ ſchiedsbriefes ſich aus der elterlichen Wohnung entfernt hatte. Man nimmt an, daß ſich die beiden Liebesleute ein Leid angetan haben. Die von der Polizei vorgenommenen Streifen verliefen er⸗ gebnislos. m 143. Jahrgang/ Num * Aus der Falz Der Biſchof von Speyer beſucht die Kalmit M. Neuſtadt a.., 4. Febr. Der Speyer iſt, wie wenig bekannt ſein eifriger Beſucher des Pfälzer Waldes. von ein Er unter⸗ nimmt öfters Ausflüge mit ein oder zwei Begleitern. Biſchof dürfte, Mitt⸗ hrlich ein⸗ Mit ſeinen Alumnen beſuchte er am geſtr woch die Kalmit, die er mit ihnen alljä mal beſteigt. Die Mittagskoſt fällt da ür alle Teilnehmer ſehr einfach aus: Erbſenſuppe mit Wurſt, eine echte Wandermahlzeit. Da der Biſchof bald 70 Jahre alt iſt, ſprechen ſolche Wanderleiſtungen für ſeine Rüſtigkeit. Großfeuer in einem Hochwalddorf * Bruchweiler(Amt Pirmaſens), 3. Febr. Am Montag abend entſtand hier ein Großfeuer. In den Erntevorräten des Landwirts Friedrich Maus fand das Feuer reiche Nahrung, ſodaß es ſich raſch ausdehnte und auch auf das Anweſen des Auguſt Fauſt überſprang. Die beiden Wohnhäuſer, Stal⸗ lungen und Scheunen, brannten vollſtändig nieder. Möbel und Vieh konnten gerettet werden. Die Ent⸗ ſtehung des Brandes konnte nicht feſtgeſtellt werden. Das Anweſen des Landwirts Weyand, das in größter Gefahr war, konnte gerettet werden. Nleine Mititeiſunngen Der Biebesheimer Raubüberfall aufgeklärt. * Darmſtadt, 4. Febr. Der Raubüberfall auf den Gaſt wirt in Biebesheim iſt aufgeklärt. Der Täter iſt der Former Karl Herrmann der vor ſeiner Verhaftung ſteht. Herrmann hat ſich un⸗ mittelbar nach der Tat nach Klein⸗Hauſen zu einem ihm bekannten Gaſtwirt begeben. Unter der Angabe, er habe ſich mit ſeinem Vater entzweit, gelang es ihm, dort für eine Nacht Unterſchlupf und Ver⸗ pflegung zu erhalten. Am anderen Tage ſah der Gaſtgeber, wie Herrmann ſich eiligſt von dem Hauſe entfernte. Das Schlafzimmer war durchwühlt und eine Kaſſette mit 55 Mark Inhalt fehlte. Der Wirt las gerade in dieſem Augenblick in der Zeitung die Nachricht über den Raubüberfall in Biebesheim und benachrichtigte ſofort das Landes⸗ kriminalamt, da er annahm, daß es ſich um den Täter handelt. Herrmann iſt dann nach Mann ⸗ heim geflüchtet, wo er in die Wohnung ſeines Bruders in deſſen Abweſenheit eingedrungen iſt und ebenfalls einen Anzug und 70 Mark entwen⸗ det hatte. Er kleidete ſich auch neu ein⸗ . * Trier, 2. Febr. In den letzten Tagen wurden auf deutſchem Gebiet nahe der Saargrenze von Zoll⸗ beamten ſechs Leute feſtgenommen, die zwei Schmugglerbanden angehörten und zuſammen 350 Pakete Tabak mit ſich führten. Zwei anderen Schmugglern wurden zuſammen 155 Pakete Tabak abgenommen. Die Schmuggler ſtammen zum Teil aus dem Saargrenzgebiet, zum Teil aus rechts⸗ rheiniſchen Gegenden. Wie die Zollbehörden an⸗ nehmen, werden die Tabakmengen an beſtimmte Orte nahe der Grenze gebracht, dort geſammelt und dann in Autos nach dem Innern Deutſchlands befördert, wo ſie abgeſetzt werden. * Trier, 2. Febr. Das Erweiterte Schöffengericht verurteilte den praktiſchen Arzt Dr. Nahm aus Trier wegen Betrugs zu ſechs Monaten Gefängnis und 1500 Mark Geldſtrafe. Dr. Nahm hatte ver⸗ ſchiedenen Krankenkaſſen mehr Leiſtungen berechnet, als er in Wirklichkeit vorgenommen hatte. Dadurch hatten die Kaſſen etwa 1000 Mark Schaden er⸗ litten. In ſeiner Verteidigung hatte Dr. Nahm gel⸗ tend gemacht, daß er täglich über 100 Kranke zu be⸗ handeln hatte und ſeine mangelhafte Buchführung auf Ueberarbeitung zurückzuführen ſei. Anl. Neröftenüchungen der Stadt Mannheim Arbeitsvergebung. Tüncherarbeiten— Ühlandſchule. In Betracht kommen Tünchermeiſter mit den Anfangsbuch⸗ ſtaben PZ. Nähere Auskunft im Rathaus N 1, Zimmer 166, in der Zeit von—10 und von 6 Uhr, wo Ausſchreibungsbedingungen, ſo⸗ zeit vorrätig, erhältlich. Einreichungstermin: gegen Donnerstag, 11. Februar 1952, vorm..00 Uhr, fetts. 1 Vitrine. 1 Reihaus N 1, Zimmer 121. Zuſchlagsfriſt: bis Sofa. 1 Anoyfloch⸗ 25, Februar 1932. Hochbauamt. 19 maſchine, 2 Schreib⸗ 5— maſchinen 1 Radio⸗ 7 4 Arbeitsvergebung. Ausführung von Straßenbauarbeiten in der ZWWäangsversteigerung Freitag. 5. Februar 1932, nachm..00 Uhr werde ich im hieſigen Pfandlokal. Qu 6, 2, bare Zahlung im Vollſtreckwagswege öffentlich verſteigern: 3 Schreibtiſche. 2 Bü⸗ apparat, 4 Röhren, 2 Clubſeſſel, 1 Stand⸗ uhr, 1 Lederſofa ein Speyererſtraße zwiſchen Steuben⸗ und Mönch⸗ Chaſſelongue m. Deze wörthſtraße einſchlleßl. Lieferung der Banſtoffe.. 1 kompl. Bedingungen, Pläne und Auskunft: Amts⸗ Radivanläge. 845 gebäude II, D 1. 5/5, Zimmer 8. Einreichungs⸗ Morat h, termin: 12. Februar 1992, vorm, 11 Uhr, Zim⸗ Gerichts vollzieher. mer Nr. 28. Zuſchlagsfriſt: bis 11. März 1932. 8 4 e Tiefbauamt. Zwängsver steigerung Morgen früh auf der Freibank Kuhfleiſch.“ Freitag.. Februar Anfang Nr. 1. 9 auf 8 5 37 1932, nachm..00 Uhr Rat une Hiilfe bel Zahlungsstockungen, Finanzierungs- und Grundstücksfragen durch werde ich im hieſigen Pfandlokal. Qu 6. 2, gegen bare im Vollſtreckmagswege öffentlich verſteigern: Zahlung 2 Betten. 2 Schreib⸗ erfahrenen Sankfachmann Dae e Fuſchriften unter u U in an die He tofletten, Büfetts. 1 — chäftsſtelle diefes Blattes. Ben Gdſoſa mit Umbat, U fit ä 2 Möbel aller Art 1510 Verſchiedenes. tung! 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TWelschgen-Latwerg 6 5 5 -Pfd.-Elmer 83, Vollreis.. 1 Pd. 20, 18, 13 fein. Schweineschm. 250. 95 Kokosfett 28 1· Pfd.- Tefel 55 3 Karotten geschnitten-Pfd.-J. 34. junger Kohlrabi-pid.-J. 589 Note Rüben 2. Pfd.- Dose 55. demischtes ſtemüse 2. Pfd.. I..50, J. 05, 68. Junge groge Bohnen. 2. Pfund-Uoze 80. Stachelbeeren 2. Pfd. D. 75 Heidelbeeren 2. Pd. D. 759 Preißelbeerenz:PId. D. 889 Pflaumen m. Si. 2. Pfd. D. 30, Gem. Marmeladet-pfd.-F. 759 Margaring. Pfd.. 40, 34, 203 Volxhefmer Lieb- fraumfleh 1 Ltr.—45 1 Utr. Wermuth- Wein 285 Grobe Eier 40 Ste 70 Rodter Rosen. garten 1 Utr.. 65 KAFFEE Immer friseh, Immer gut, Immer billig Malaga-Weln 1 Lier..20 Uinnburger o. nde 1 Pfd. 50 Bechtheimer 1 Ltr. 75 ½ Pfunti 90. 1 85 11⁰ 12⁰ 160 17⁰ 7225 St. Martiner 2 Ltr. 95 Munsterkäse 1 pfd..20, 85 i. Alg. Schwoizer-täse oi. 95 ee e 45. i fetter Sperl. pd. 6e, 50 Fbinst. Fomensehmalz pd. 58 Diverse fischmarnaden. Iſer-Dose 62. Holländiscze Vollheringe.. J0 Stück 95. Hofweger Sprotten in hel. 3 Dosen 50, Seelachs-Schnitzol, leicht gefärbt pfund 75.4 Krabben in Meyonhatse ½ Pfd. 35.4 Flußaal geräuchert 1 Pfd..73 KAD DE Püusch-Cteme-Bohnen. ¼ Pfund 20. Jebäck-Misck./ Pjund 23. Schok.- Sortiment 4. 309 Block- Schokolade d. 80. Vollmilch-Schok. 3 Il..00 ANI Donnerstag, 4 e Februar 1932 Zellſtoff Waldhof Wahrſcheinlich dividendenlos Das Hauptwerk der Zellſtofffabrik Waldhof in Mannheim erfährt, wie ſchon gemeldet wurde, augen⸗ blicklich eine Kapazitätsaus nutzung von 75 v. H. Das bedeutet alſo eine freiwillige Einſchrän⸗ kung von weiteren 250 v. H. gegenüber der vom inter⸗ nationalen Zellſtoffſyndikat vorgeſchriebenen allgemeinen Einſchränkung von 30 v. H. Die oſtpreußi ſchen Werke arbeiten dagegen mit voller Ka pazitäts⸗ aus nutzung. Man iſt bereits jetzt zu einer frei⸗ willigen Kapazitätseinſchränkung über den international leſtgelegten Umfang hinausgegangen, weil anzunehmen iſt, daß für 1932 das internationale Zellſtoff⸗ ſyudikat ſeine Einſchränkungsguote er⸗ höhen wird. Vorausſichtlich wird, wie das B. T. er⸗ fährt, in wenigen Wochen in Oslo eine Sitzung des Syn⸗ dikats mit entſprechender Beſchlußfaſſung ſtattfinden. Ueber das Bilanzbild könne noch nichts geſegt werden, da man die Entwicklung der internationalen Welt⸗ marktlage für Zellſtoff noch abwarten wird Wohl auch mit Rückſicht darauf, iſt in einer vorläufigen Auſſichts rats⸗ ſitzung aum 20. Januar die Frage des Abſchluſſes zurück⸗ geſtellt worden, ſo daß auch innerhalb der Verwaltung die Frage der vorausſichtlichen Bilanzvorlage offengelaſſen wurde. Man kann jedoch annehmen, daß eine Divi⸗⸗ dende für 1931(i. V. 6 v..) kaum zur Aus ſchüt⸗ tung gelangt, obwohl die finanzielle Situation während des Geſchäftsfjahres 1931 durch ſtärkeren Lagerabbau und eine über die Syndikatseinſchränkung hinausgehende frei⸗ willige Produktionseinſchränkung von etwa 6 bis 10 v. H. wie allgemein in der deutſchen Zellſtoffinduſtrie, ſich beſſern konnte. Da die Verhältniſſe kaum in einer Branche ſo gleich⸗ artig liegen wie in der Zellſtoffinduſtrie, gilt die gleiche Geſchäftsentwicklung wohl auch bei der A G. für Zell ſtoff⸗ und Papierfabrikation Aſchaffen⸗ h urg. Wie es heißt, wird auch bei dieſem Unternehmen für 1931 mit einem Dividendenausfall(i. V. 6 v..) zu rechnen ſein. * Babiſche Bank vom 31. Jan. Aktiva: Goldbeſtand 8 538 338, deckungsfähige Deviſen 355 992, ſonſtige Wechſel und Schecks 19 538 997, Deutſche Scheidemünzen 12 142, Noten anderer Banken 5 453 808, Lombardforderungen 4178 480, Wertpapiere 11 351 686, ſonſtige Aktiva 27 911 744. Paſſiva: Grundkapital 8 300 000, Rücklagen 3 300 000, Betrag der umlaufenden Noten 25 121 900, ſonſtige täglich fällige Verbindlichkeiten 19 882 542, an eine Kündigungsfriſt gebundene Verbinblichkeiten 16 452 023, ſonſtige Paſſiva .684 715, Verbindlichkeiten aus weiter begebenen im In⸗ lande zahlbaren Wechſeln 2 085 302 l. Schweizeriſcher Bankverein, Baſel.— 7 gegen 8 v. H. Dividende. Der Verwaltungsrat des Schweizeriſchen Bank⸗ vereins genehmigte die Jahresrechnung für 1931, die ein⸗ ſchließlich Vorjahresvortrag von 1025 434 Schw. Fr. einen Reingewinn von 19 638 955 Schw. Fr.(17 081 678) ausweiſt. Der am 25. Februar ſtattfindenden GV. wird die Ausſchütt⸗ tung einer Dividende von 7 v. H.(8 v..) vorgeſchlagen werden. 1 523 103 Schw. Fr. ſollen auf neue Rechnung vorgetragen werden. Voigt& Häffner AG. Frankfurt Die Umſfatzſchrumpfung in der Elektroinduſtrie Wie wir erfahren, iſt die Fertigſtellung der im Gang befindlichen Bilanzarbeiten der Voigt n. Häffner AG., Frankfurt a.., erfahrungsgemäß erſt in einigen Mong⸗ ten zu erwarten. Ueber das Ergebns des Geſchäfts jahres 1931 läßt ſich heute noch nichts ſagen, die Aus ſchüt⸗ tung einer Dividende kann aber angeſichts der Zeitumſtände als aus geſchloſſen angeſeben werden (. V. 0,20 Mill./ Verluſt, der aus der geſetzlichen Rück⸗ lage gedeckt wurde). Was die allgemeine Lage der gesamten Elektro⸗ inbuſtrie betreffe, ſo leide bieſe im beſonderen unter dem Druck der Weltwirtſchaftskriſe. Die in allen Abnehmer⸗ kreiſen einſchließlich der Betriebe der öffentlichen Hand aufs äußerſte durchgeführte Auftragsdroſſelung habe eine Umſatzſchrumpfung von nie dage⸗ weſenem Ausmaß gebracht. Hinzu kämen die bekannten zollpolitiſchen Maßnahmen des Auslandes, die nicht nur eine erhebliche Erſchwerung, ſondern eine wei⸗ tere Verminderung des Umſatzes im Gefolge hätten. Die Geſchäftsberichte der deutſchen elektrotechniſchen Groß⸗ firmen ſtimmten ſämtlich in der Klage über den ſtark dar⸗ niederliegenden, beträchtliche Verluſte in ſich ſchließenden Geſchäftsgang überein. Von dem engeren Gebiet der Voigt u. Häffner AGG. gelte begreiflicherweiſe das gleiche. * Haunvverſche Maſchinenbau vorm. Egeſtorff(Hanso⸗ mag).— Vergleichsverfahren eröffnet. Das gerichtliche Vergleichsverfahren der Hanomag iſt nunmehr unter dem g. Febr. gerichtsſeitig eröffnet worden. Augeſichts des um⸗ fangreichen Betriebs und der hohen damit verknüpften In⸗ tereſſen hielt die Verwaltung es für zweckmäßig, zwei Ver⸗ trauensperſonen und zwar Juſtizrat Dr. Woltereck (Hannover) und Kommerzienrat Frank(Berlin) als Vertreter der Kraftfahrzeug⸗Zubehör⸗Induſtrie in Vor⸗ ſchlag zu bringen. Der Termin zur Verhandlung über den Bergleichsvorſchlag iſt auf den 3. März vor dem Amts⸗ ericht Hannover anberaumt. Bezüglich des Gläubigeraus⸗ chuſſes(vorgeſehen ſind neun Perſonen) ſteht die Entſchei⸗ zung des Gerichts noch aus. * Liquidation der Schuhfabrik Hermaun Liebmann Gmbch., Offenbach. Die Firma, die ſchon im Jahre 1930 zu einer Zahlungseinſtellung genötigt war, beaobſichtigt nunmehr einen iquidatlonsvergleicch vorzuneh⸗ men, da eine Weiterführung des Betriebes nicht mehr lohnend erſcheint. Die Schwierigkeiten des Unternehmens waren dadurch entſtanden, daß es nicht gelang, den weri⸗ vollen Grundbeſitz zu mobiliſieren. Die Aktivmaſſe des Unternehmens beſteht zum größten Teil in Grunoſtücken, die ein vielfaches des Wertes der Gläubigerforderungen Farſtellen- Die Firma hofft, daß die Gründſtücke unter dem Schutze der Notverordnung nicht verſchleudert zu wer⸗ den brauchen und es möglich ſein wird, die Gläubiger voll zu befriedigen. Die Mehrzahl der Gläubiger hat die Zu⸗ ſtimmung zum Liquidations⸗Vergleich bereits erteilt. HANDELS- u Der Kaufmann im Vombenflugzeug Die Hintergründe der japaniſchen Kämpfe Die Rätſel, die uns heute noch die fernöſtliche Welr aufgibt, ſind um ein neues vermehrt worden. Wäh rend die verantwortliche fapaniſche Regierung von T aus erklären ließ, ſie ſchütze in der Mandſchurei nur das Leben und das Eigentum ihrer dort friedlich arbeiten wollenden Landeskinder, meldet der japaniſche Generalſtab von blutigen Schlachten und Bombenabwürfen. Und wäh⸗ rend in Genf der javaniſche Vertreter verſichert, die japani⸗ ſchen Truppen würden zurügerufen, verkündet das Hauptquartier die Fortſchritte der Beſetzung. Im gleichen Augenblick, als Tokio verſichert, die japaniſche Regierung denke an keinerlei Veränderung der beſtehenden Verhält⸗ niſſe in China, kommen die Schreckensnachrichten aus Schanghai und Nanking. Das Dunkle, Rätſelhafte, das über dieſen Vorgängen liegt, wird aber blitzartig beleuchtet durch die plötzliche Tätigkeit der Kabinette der übrigen Weltmächte. Und ent⸗ hüllt damit die wirklichen Hintergründe der Vorgänge. Als Japan überraſchend ſchnell faſt die geſamte Mandſchuret militäriſch beſetzte, da hörte man von einigen freundſchaft⸗ lichen Vorſtellungen, die England, Amerika in Tokio er⸗ hoben haben ſollen. Der Völkerbund windet ſich bis heute um den neueſten Fall offenſichtlichſter Verletzung ſeiner Verfaſſung. Jetzt aber, als in Chinas zweitgrößter Hafen⸗ ſtadt ohne jeden begreiflichen äußeren Grund japaniſche Maſchinengewehre, Schiffsgeſchütze, Bombengeſchwader Tod und Entſetzen verbreiten, da iſt ein zufällig Manöver ab⸗ haltendes amerikaniſches Geſchwader gefechtsklar in nächſter Nähe, dampfen von allen Seiten mit Höchſtgeſchwindigkeir engliſchen Schlachtſchiffe nach China. h nur, um Leben und Eigentum ihrer Landeskinder zu ſchützen? In Wirklichkeit geht es bei allen drei nur um die Er⸗ haltung des chineſiſchen Marktes! In allererſter Linie aber für Japan. China iſt für Japau eine Le⸗ bensnotwendigkeit geworden, erſt recht jetzt, bei der allgemeinen Weltwirtſchaftskriſe. Und trotz aller chineſtſchen Wirren muß Amerika ängſtlich bemüht bleiben, ſich den einzigen, noch ausdehnungsfähigen Abſatzmarkt nicht verſchließen zu laſſen. England dagegen hat neben dem wirtſchaftlichen Verluſt auch noch politiſche Gefahren wegen der Rückwirkungen auf Indien zu befürchten. Da⸗ her die plötzliche Tätigkeit, die ſo lange fehlende Ueber⸗ einſtimmung mit Amerika. Und aufs neue, das Beiſeite⸗ ſtehen vielmehr offene Unterſtützen Japans durch Frank⸗ reich. Denn jetzt ſchlagen die Wellen von Verſailles eben auch in China zu gefährlichen Brandungen. Iſt doch auch an dem, was jetzt und all die Jahre vorher in Oſtaſien vor ſich geht, Verſailles Schuld trägt Frankreich dafür die Hauptverantwortung. War Europa in der Vorkriegszeit am Chinahandel mit —— etwa 40 v. H. beteiligt, Amerika mit etwa 20 v.., ſo iſt das jetzt genau das Gegenteil. Europa muß ſich jetzt mit nur noch 18 v. Hebe ⸗ gnügen, während Amerika, d. h. alſo die US A ſeinen Anteil auf 40 v. H. ſteigern konnte! Noch ſtärker faſt iſt der kulturelle Einfluß der USA auf das neue China geworden. Gingen früher lern⸗ begierige Chineſen nach Europa, trifft man ſie heute faſt nur noch in den Staaten, wo ſie trotz der Farbengrenze mit offenen Armen aufgenommen werden. Und war früher Europa in China mit Schulen führend, iſt es heute von amerikgniſchen Miſſionen und Anſtalten weit übertroffen. Dementſprechend auch ſchon die Aenderung der geiſtigen Einſtellung in Einn. Darin liegen nun zugleich die Gefahren für das be⸗ nachbarte Japan. Die übervölkerten Inſeln haben ſchon ſeit Jahrzehnten ihren beſten Ueberſchuß an China abge⸗ geben. Die Induſtrie hat ſich in China überall Rohſtoff⸗ grundlagen geſchaffen und gleichzeitig Abſatzmärkte für ſeine Fabriken in Nippon und Ching geſichert. Ge⸗ waltig iſt die wirtſchaftliche Ausbreitung Japans in Chin a. 3 Milliarden Reichsmark hat es allein in der Mandſchurei angelegt. Nicht weniger als 92 japaniſche Banken mit einem eingezahlten Kapital von 1 Milliarde Goldmark arbeiten in China. Von den rund 12 300 fremden Handelsfirmen in China entfallen allein 826 auf Japan(1112 ſind ruſſiſch, 682 engliſch, 574 ameri⸗ kaniſch, 319g deutſch, 181 franzöſiſch). Im gleichen Ver⸗ hältnis iſt die Zahl der in China lebenden Fremden, die auf rund 350 000 geſchätzt werden. Davon ſind aber nach engliſchen Angaben allein 239 000 Japaner(in weitem Abſtand folgen 78 000 Ruſſen, 12 000 Engländer, 6000 Ame⸗ rikaner, 3000 Deutſche, 2500 Franzoſen). Vergleicht man die. Zahl der Niederlaſſungen mit denen der anſäſſigen Fremden, ſo erkennt man ſofort, daß die Japaner in ihren Niederlaſſungen keine Chineſen beſchäftigen müſſen bzw. daß unter den Japanern viele wirkliche Auswanderer find, alſo Bauern, Arbeiter und Handwerker. Schon daraus ergibt ſich, daß ſeeliſche Bindungen zwiſchen den zwei raſſiſch doch naheſtehenden Völkern ſehr gering ſein müſſen, vielmehr aus dieſem Umſtand heraus Japan eine dauernde und wohl auch immer größer werdende Gefahr droht. Die größte Gefahr für Japan liegt jedoch in der Be⸗ oͤrohung ſeines oſtaſiatiſchen Außenhandels. Denn der japaniſche Außenhandel iſt mit 40 v. H. auf das Chinageſchäft angewieſen. Dabei entfällt faſt die Hälfte dieſes Außenhandels auf die Mandſchurei, die übrigens auf japaniſchen Karten als japaniſches„Pacht⸗ gebiet“ eingezeichnet iſt. Es iſt klar und verſtändlich, wenn Japan alles darau ſetzt, ſich dieſes lebenswichtige Wirt⸗ ſchaftsgeblet zu erhalten, noch mehr auszubauen. Aber, es hat ja an der ſtündigen Steigerung des amerikaniſchen Handels geſehen, der jetzt bereits die gleiche Stellung ein⸗ nimmt wie der japaniſche, welche Gefahren ihm drohen. Und vom chineſiſchen Boykott! Schon vor der Mandſchurei⸗ Beſetzung hat er Japan ſchweren Schaden zugefügt, Ein⸗ und Ausfuhr faſt auf die Hälfte heruntergedrückt. Seit Freiverkehr wieder zu Höchſtkurſen Tauſchoperationen Pfandbriefe gegen Aktien AE Berlin, 3. Febr.(Eig. Dr.] Die im Freiverkehr ſchon in den Mittagsſtunden ein⸗ etretene Erholung machte auch nachmittags weitere ortſchritte, ſodaß die Höchſtkurſe vom Dienstag meiſt wieder erreicht wurden. Es wurde mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, daß auch die Züricher Börſe nur geringfügig von dem ſchwochen Newyork beeinflußt wurde, und ſo zeigte ſich neben den Favoriten beſonders wie⸗ der für die Elektro⸗Nebenwerte Intereſſe. Aber auch die Gosaktien fönden ſtärkere Nee und ſonſtige Spe⸗ zialwerte waren von der Kündſchaft wieder ge⸗ frog t. Die Geſchäftstätigkeit war im allgemeinen aller⸗ dings ruhiger, als an den Vortagen. Am Pfandbrieſmarkte blieb die Situation do⸗ gegen unverändert, d. h. W lagen 1 läſſigt, man glaubte ſogar Tauſchoperoti n g. Allien ſeſtſtetlen zu können, aber auch die übrigen Gebiete des Anlagemarktes wieſen, mit Aus nohme der Reſchspoß⸗ ſchätze und der Reichsbahnvorzugsaktien, die bis zu% v. 9. angogen, nur geringe Veränderungen auf. Auch in Li⸗ quidotionspfondbriefen wurden einige Rückläufe vorge⸗ nommen, ebenſo zeigte ſich für Kommunalobligationen und Induſtrieobligationen etwas Intereſſe. g Auslandsbörſen teils feſt, teils unſicher ex Börſe konnte ſich die Verlaufe der London ö u itiſche Stagtspapiere ten⸗ dierten weiter ſeſt, deutſche Anleihen zogen im Verlaufe ſtark an, bröckelten aber zum Schluß wieder etwas ab. Die Kursgeſtaltung war zum Schluß etwas uneinheitlich, doch blieb die Grundſtimmung zuverſichtlich. Chineſiſche und japaniſche Bonds waren erholt. Die Pariſer Börſe er⸗ öffnete zwar unſicher, doch wurde die Tendenz im Verlaufe bei äußerſt lebhaftem Geſchäft ſehr feſt, die Kursbeſſerun⸗ gen nahmen ein teilweiſe recht beträchtliches Ausmaß au. Brüſſel war dagegen ſehr ruhig und nicht ganz einheit⸗ lich; die Spekulation bekundete ſtärkſte Zurückhaltung. An der Amſterdamer Börſe trat im Verlaufe eine leichte Erholung ein, doch blieb die Grundtendeuz unregelmäßig. Deutſche Aktien lagen vernachläſſigt und meiſt ſchwächer. Deutſche Obligationen waren dagegen gauz uneinheitlich und vereinzelt ſogar feſter. Wien verkehrte in feſterer Haltung, doch waren die Beſſerungen nicht erheblich. Die Newyorker Börſe eröffnete heute in ſtetiger Haltung. An den internationalen Deviſen märkten ſtellte ſich das Pfund gegen den Dollar auf.4578, gegen den Gulden auf 8,58½, gegen Paris auf 87,84, gegen Mailand auf 67,78, gegen Zürich auf 17,72 und gegen die Reichs mark auf 14,591, Madrid ging in Zürich auf 40,20 zurück, die Reichsmark nannte man in Newyork mit 29,67 ir Amſterdam notierte ſie 58.846 und in Zürich 121,50. Madrid ging am Nachmittag nach der Erholung des Vormittag wie⸗ gen Tages. 8 war nach der Abſchwäch! wieder der zurück und ereichte faſt die niedrigſten Kurſe des geſtri⸗ Schanghai und Tokio lagen ſchwächer, Italien fest 8 d e m pan aber dite Boykotts. volle Wucht des So berechnet der japaniſche 1931, wo der Handel zwiſchen China und Japan faſt zum Stillſtand kam, die Ausfälle auf das Jahr umgerechnet allein in der Küſtenſahrt guf über 50 v. H. ſtigen Einnahmen. Japan hat daher keine Zeit mehr zu ver⸗ lieren. Die Weltwirtſchaftskriſe ver bun⸗ den mit dem Fall der Rohſtoffpreiſe laſtet ſchwer auf dem Lande, das immer noch unter den Nachwirkungen des ſchweren Erdbebens ſteht, durch die Goldabkehr des Pfundes erheblich geſchwächt wurde. aber ſieht es die Möglichkeiten, Schimonoſeki auszugleichen. Die europäiſchen Staaten hält es für geſchwächt, einig und kraftvoll genug, um Japan Einhalt gebieten zu können. Amerika fühlt es ſich kricgeriſch überlegen. Alſo iſt jetzt der Augenblick, ſich den chineſiſchen Markt zu ſichern. Sollte Amerika ſich doch ſtärker er⸗ weiſen, dann kann man ſich immer noch mit ihm in den europäiſchen Satz teilen. Seinen Außenhandel muß es aber vergrößern, mit allen Mit⸗ telnl, will es nicht in dem Strudel der Weltwirtſchafts⸗ kriſe. der Verſailler Brandung verſinken. Nur vergißt Japan, daß, ſelbſt wenn ihm ſeine Ab⸗ ſichten in vollem Ausmaß gelingen mögen, es mit dieſer Eroberung nicht froh werden wird. Zu dem Haß in China fügt es den in Ameriſa! Die Zeit aber bleibt nicht ſtille ſtehen. Und ſelbſt in Europa wird man über die ge⸗ genwärtigen Unſinnigkeiten hinwegkommen! Was wird Japan dann tun? E kriegeriſchen Vorgehen verſpürt Ja⸗ chineſiſchen ſeiner ſon⸗ Nun nicht Bilanzkurſe für unnotierte Werte Die Ortsausſchüſſe der ſtändigen Kommiſſion für a gelegenheiten des Handels in amtlich nicht notierten Per⸗ ten beim Zentralverband des deutſchen Bank⸗ und Ban⸗ kler⸗Gewerbes, haben für die in dieſe Tätigkeit eingezg⸗ genen Werte Bilanzkurſe r den 31. Dez. errechnet. Albrecht u. Meiſter Allg. Hochbau 37,85; Bil Metall 4,11; Dux Porzellan 6,22; Faber Bleiſtift 70% Glückauf 24,98; Großkraft Franken 91,22; Gummi⸗W. Elbt 70; Hanſa Lloyd 2,03; Hochfrequenz 120,50; Induſtrie Bet 92,82; Kabel 113,33; Linke Hofmann 34,25, Lune burger Eiſen 3,30; Maſch u. Kranbau 45,50; Manolf 16). a„60; Max Müller Kaffee 1008, National 33,26; Neue Boden 17,50; Oehringen Berg eder 13,89; Scheidemandel 19,84; Schwer wer Motor 6,04; Terr. Nied. Schön p. S N); Ufa⸗Film„ I0proz. Mfa⸗ Bonds 90,05, Weſtf. Dinnendahl 44; Burbach 10807 Halle Kali 95; Hannov Kali 75, Adler Kali 70; Winterz⸗ hall 76,75; Diamond 3,26; Diamond Vorzug 4,20; Deutſche Petroleum 49,62. g 6proz. Reichsſchuldbuchforderungen mit Zin 1. Fäll. 1330 94,03,—; 2. 83,85 21 75,10; 1933 73,94, 70 1934 69,39, 68,61; 1935 64,92, 6% 1996 60,78, 60,26; 1937 57,75, 57,92 5 75 1 55,0 54,97; 1940 1 53% 43 5, 52,15; 44 52,90, 52,41 45„52,56, 40 52 52,56 1944/45 Wiederaufbauanleihe 20,94; dto⸗ 1946/48 20,0 ce fülm 77,50; NS 157,89; Poſe L ſeger 0,04; St 40; Trier⸗Wal 1 * Vorausſichtlich Dividendenausfall bei Beton⸗ und Monierbau. Wie verlautet, dürfte die Beton⸗ und Monier⸗ bau⸗AG. in Berlin, die im vorigen Jahr noch 8 nach 12 9. H. Dividende verteilte, unter dem Einfluß der allgemeinen Wirtſchaftskriſe in dem gerade abgelaufenen Geſchäftsfahr 1931 aller Vorausſicht nach eine Dividende nicht zur Aus ſchüttung bringen. Insolvenz und Gläubigerſchutz Von Landgerichtsrat Dr. Herbert Schlieper Die wirtſchaftliche Not der Zeit hat das Inſolvenzrecht mehr und mehr in den Vordergrund des Intereſſes ge⸗ rückt. Die Mißſtimmung der Gläubiger, die gegenwärtig weniger denn je bei dem Zuſammenbruch eines Schuldners die Möglichkeit ſehen, eine auch nur an⸗ nähernde Befriedigung ihrer Anſprüche zu erreichen, iſt ſtändig im Wachſen, und es iſt menſchlich durchaus ver⸗ ſtändlich, daß ſie den Grund ihrer Mißerfolge in weit ge⸗ ringerem Maße in der allgemeinen Ungunſt der Zeiten als vielmehr in dem Verhalten der einzelnen Schuldner und vor allen Dingen in einer unzulänglichen geſetz⸗ lichen Regelung des Inſolvenzrechts ſehen. Auch die Intereſſen vertretungen der Gläubigerſchaft ſtehen faſt ausnahmslos auf dem vorſtehend angedeuteten Standpunkt, daß die geltenden Beſtimmungen nicht mehr zeitgemäß und allzu ſchuldnerfreundlich ſeien, und ſeit Monaten bereits wird in der Preſſe ein erbitterter Kampf um eine Verſchärfung der einſchlägigen Strafbeſtimmun⸗ gen ſowie eine Aenderung des Kon kursrechtes und der Vergleichsordnung geführt. Insbeſon⸗ dere gegen letztere richten ſich die meiſten Angriffe, die teil⸗ weiſe ſogar darin gipfeln, daß man ſchlechtweg eine völlige Abſchaffung dieſes Geſetzes verlangt. Neben den Vorſtößen gegen die in Rede ſtehenden Ge⸗ ſetze als ſolche und gegen einzelne Punkte derſelben gehen ernſthafte Reformbeſtrebungen. So hat ſchon gegen Ende des Jahres 1930 der mehr als 80 000 Mitglieder umfaſſende Verband der Vereine Kredit⸗ reform eine Denkſchriſt unter dem Titel„Die reſorm⸗ bedürftige Vergleichsordnung“ herausgegeben und den in Betracht kommenden Regierungsſtellen zugeleitet, und im Herbſt 1931 haben die Spitzenverbände der Wirtſchaft dem Reichsjuſtiz⸗ und Reichswirtſchaftsminiſterium Vorſchläge für die Reform des geſamten Inſolvenzrechts unterbreitet. Während die letztere Denkſchrift zum Erlaß einer Not⸗ verorduung Veranlaſſung bieten ſoll, wünſcht der Ver⸗ band der Vereine Kreditreform eine Aenderung der Ver⸗ gleichsordnung durch Geſetz, will alſo eine Neuregelung von Dauer herbeiführen. Was zunächſt die Angriffe der Gläubigerſchaft gegen die Konkursordnung anbelangt, ſo bewegen ſich dieſe in folgenden Richtungen: Das Anfechtungsrecht ſei ſchwer⸗ zällig und veraltet. Der Kreis der Aus⸗ und Abfonde⸗ rungsberechtigten ſei zu groß. Eine Umkehr der Beweis⸗ laſt ſei erforderlich(dieſe müſſe nicht dem Konkursverwal⸗ ter, ſondern dem begünſtigten Gläubiger obliegen). Weg⸗ fall der unbeſchränkten Begünſtigung des Kündigungs⸗ ſchutzgeſetzes. Anpaſſung des Zwangsvergleiches an die Vergleichsorduung, insbeſondere Erhöhung der Mindeſt⸗ quote auf 30 v. 5. Verminderung der Koſten des Ver⸗ fahrens. Nach engliſchem Vopbild müſſe auch verhindert werden, daß der Gemeinſchuldner noh Beendigung des Konkurſes mit Mitteln, die ihm von anderer, meiſt ver⸗ wandter Seite zur Verfügung geſtellt werden ober die er rechtzeitig beiſeite geſchafft hat, eine Gmb. oder ſonſtige unperſönliche Geſellſchaft aufmacht, gegen die eine Voll⸗ ſtreckung auf Grund des Tabellenouszuges unmöglich iſt. Daß Aenderungen in der hier erörterten Hinſicht ge⸗ eignet wären, eine Verbeſſerung der Lage der Glüubiger herbeizuführen, kann ſchwerlich geleugnet werden. In⸗ deſſen muß doch die Verbeſſevung notwendigerweiſe nur ge⸗ ring ſein. Denn das Konkursverfahren iſt nun einmal ſeiner ganzen Struktur nach än ⸗ ßerſt langwierig und koſtſpielig, und dieſe Tatſachen können Lurch die beſten Geſetzesbeſtimmungen nicht aus der Welt geſchafft werden. Weit mehr Beachtung verdient daher ein anderer Vorſchlag, der die Verwertung der Maſſe betrifft: Es ſei anzu⸗ ſtreben, daß ſich die Großgläubiger, die naturgemäß das ſtärkſte Intereſſe daran haben, eine Verſchleuderung der vorhandenen Werte des Schuldners zu verhindern, zu Geſeéllſchaften zuſommenſchlöſſen, die die ſchwer ver⸗ äußerlichen Gegenſtände vom Konkursverwalter zu über⸗ nehmen und ihrerſeits in geeigneter Weiſe zu verwerten hätten. Da für eine nach wirtſchoftlichen Geſichtspunkten vorzunehmende Verwertung unter Umſtänden ein langer Zeitraum erforderlich wäre, würden aber derartige Ge⸗ ſellſchoften nur dann gebildet werden können, wenn ſie für die Dauer ihres Beſtehens Bankkredite erhielten, woran indeſſen— zumal in der jetzigen Zeit— ſchwerlich zu denken iſt. Die lange Dauer und Koſtſpieligkeit des Konkursver⸗ fahrens hat bereits ſeit Langem dazu geführt, daß die Gläu⸗ biger ſich im Regelfalle zu einem Vergleichs verfah⸗ ren bereitfinden, um in abſehbarer Zeit wenigſtens eine beſtimmte Quote ihrer For⸗ derung zu erhalten. Die Vergleichsord⸗ nung ſpielt daher jetzt die Hauptrolle und gegen ſie rich⸗ ten ſich, wie eingangs erwähnt, auch die ſchwerſten Angriffe der Gläubigerſchaft. Wenn man vielerſeits ihre vollſtändige Abſchaffung verlangt. ſo geſchieht dies hauptſächlich mir Rückſicht auf die ſich ſtändig mehrenden Fälle von Kredit⸗ erſchleichung. Man erblickt iu der Vergleichsordnung durchaus eine Ueberſpannung des Gläubigerſchutzes und weiſt darauf hin, daß ſie in vielen Fällen einen Schuldner, bei dem weder Zahlungsunfähiakeit noch Ueberſchuldung vorliegt, auf bequeme Weiſe eine Sanierung ermöglicht. Was die einzelnen Angriffspunkte anbelangt, ſo wird faſt allgemein eine Heraufſetzung der Mindeſtguote von 30 auf 50 v. H. verlangt; der Schuldner biete ſtets nur die Mindeſtquote an, nach Abſchluß des Vergleichs würden dann die Quoten nicht eingehalten. Der Erla ß⸗ vergleich, alſo die Streichung der 30 v. H. überſteigen⸗ den Schulden müſſe gauz beſeitigt werden, der Stun⸗ dungsvergleich und der Liquidationsvergleich, bei dem ein Treuhänder die Verwertung des Vermögens übernimmt, könnten allenfalls beſtehen bleiben. Daneben verlangt man auch eine Verſchärfung der Gründe für eine Ablehnung des Vergleichs verfahrens. eine Erweiterung der Eröffnungs⸗ erforderniſſe, eine ſtrengere Regelung des Vorverfahrens. eine Einſchränkung der Verpflichtung zur Leiſtung des arungseides(diefer ſo tung verſchiedener Währungen dadurch zu komp daß die amerikaniſchen Zollſätze zeitweilig erhöh nicht auf Antrag eines einzelnen Gläubigers, ſondern nur dann geleiſtet werden, wenn die Vertrauensperſon, ein Mitglied des Gläubiger⸗ ausſchuſſes oder 10 v. H. der Gläubiger es verlange) so noch eine Anzahl von Aenderungen von minderer Ze deutung. Ob in der gegenwärtigen Zeit geſetzgeberiſche Aenderun⸗ gen derartigen Umfanges auf dem Gebiete des Inſolvenz⸗ rechts überhaupt am Platze ſind, ſoll hier unerörtert hlei⸗ ben. Jedenfalls iſt darauf hinzuweiſen, daß durch ſie die Schäden augenblicklich keinesfalls beſeitigt, ſondern beſten⸗ falls gemildert werden können. Maßnahmen für eine Verringerung der Fälle von Inſol⸗ venz erſcheinen weit mehr als das Gebt der Stunde. Karlsruher Produktenbörſe * Karlsruhe, 3. Febr. Abt. Getreide, Mehl und Futtermittel: Gegenüber der Feſtigkeit der Vorwoche iſt die Tendenz heute abwartender geworden. Die Umſütze beſchränken ſich nach wie vor auf den nötigſten Bedarf, z notierten: Südd. Weizen 2525.75, Roggen 22.7530 Sommergerſte 18.75—19.75, Futter⸗ und Sortiergerſte 1730 bis 18.50, Hafer 14.5018, Platamais 17.7518, Weizen⸗ mehl, ſüdd. 35.90. Mit Aus landsweizen 37.65, Roggenmehl 31.5032, Weizenbollmehl 1010.25, Weizenkleie, fein 87) bis 9, grob.50—.75, Biertreber 12.25—12.75, Trocken ⸗ ſchnitzel.757. Malzkeime 11.50—12.25, Erdnuß kuchen 19.50—13.75, Kokoskuchen 12.50, Sojaſchrot 1111.25, Lein⸗ kuchenmehl 13.50—14.75, Speiſekartoffeln, gelbfl. u. weißll. .—.50. Rauhfutter mittel: Wieſenhen.50500, Luzerne 66.25, Stroh, drahtgepreßt 4,204.40% alles per 100 Kilogr. * * Schifferſtabter Gemüſeauktion vom 3. Febr. Es koſte⸗ ten Weißkraut 2,5—3, Dänenkohl 4,5, Rotkohl J 4,555, l 2,5—3 Wirſing J—6, II 2,5—3, Roſenkohl J 1214, Uf Spinat 7,5—8, Feldſalat 25—33, Karotten 1,75, Zwiebeln 11—11,5, Schwarzwurzel 1013, Roterüben.—3, Erdkohl⸗ rabt 1, Kopfſellerie—6,5, Supengrünes 2,5—9,5, Lauch per Stück—4 Pfg. Nürnberger Hopfenmarkt Nürnberg, 3. Febr.(Eigenbericht) 5 Iur Hopfeugeſchäft beſteht nach wie vor eine ruhige Stimmung. an den erſten drei Tagen der laufenden Woche zuſammen 70 Ballen umgeſetzt. Beſonders gefragt ſind mittlerk Hallertauer, die zwiſchen 35 und 45„ Abnahme fanden; daneben wurden noch Spalter, gutmittel bis prima, von 50 bis 60 4 per Ztr. gehandelt. Die dreitägigen Zufuhren betrugen 60 Ballen. hat die Hopfenſtützungsaktion nunmehr ſämtliche Hopfen übernommen. Zum Nürnberger Markt wurden jedoch bis letzt noch keine gebracht. Stimmung weiterhin ruhig bel feſten Preiſen. 5 8 * Schwetzinger Schweinemarkt vom 3. Febr. Auftrieh 157 Milchſchweine. Preiſe: 15—40/ pro Paar. Etwa bie Hälfte verblieb als Ueberſtand. 8 * Kandeler Schweinemarkt. Auftrieb 269 Milch⸗ und 128 Triebſchweine. Preiſe pro Paar Milchſchweine 8 Triebſchweine 25—35 /,. Markt ſehr lebhaft, kleiner Ueberſtand. Nächſter Markt 9. Februor. * Neuſtadter Viehmarkt vom J. Febr. Der Auftrieb zun 5 geſtrigen Viehmarkt betrug 215 Stück Großvieh und 75 Kül ber. Der Marktverlauf war befriedigend. Weinverſteigerung in Bad Dürkheim Die Vereinigte Weinbergbeſitzer Weiſenheim a. Bg Vereinigung zur Verſteigerung von Qualitäts und Kot ſumweinen veranſtaltete am Mittwoch im Saal der Win zergenoſſenſchaft„Bier Jahreszeiten“ in Bad Dürkhein eine Verſteigerung von 1980er und 19gler Qualitätsweiß⸗ gezogen wurden zwei Nummern 1930er und 4 193 ler. Es koſteten die 1000 Liter: 1930er Vogelgeſang natur 450, 450, Kallſtadter Weg verb. 440 zu, 440 zur., Steinfeld 440, Herrenmorgen m. Riesl. 440, Steinfeld 40.- logter Weißweine: Steinfeld vert 960, 380, Kallſtadter Weg 360, 360, Kies 940, 340, Kallſtabtet Weg 370, 370, Steinfeld 340, 340, 360, Hängel 34 0% heimer Hannesmann gen. Fieſenberg 330 zur., Herren 5 morgen Riesl. 350, 390, Kallſtadter Weg 370, 360, Vogel geſang 310 zur., Feinerde 370, 370, Kollſtadter Weg 900 zur, 800 zur., Hängel 360, Herxbeimer Graß 370, 370, 970, Herz, heimer Weiſenheimerweg 8 340. 5 * Weinverſteigerung in Baden. Die Bezirkswinzel; genoſſenſchaft Oberkirch hielt eine gutbeſuchte Weintel ſteigerung ab, auf der 220 Hektoliter Wein abgeſetzt wurden Es erlöſten Elbling 35, Weißherbſt 4050, Klingelberger 5060, Riesling 45, Ruländer 6065, Oberkircher Bu; gunder 6062/ per 100 Liter. N 5 Frachtenmarkt Duisburg ⸗Muhrort-. Jebt, Das Geſchäft war an der heutigen Börfe gegen geſt unverändert. Es waren weder zu Tal noch zu Berg ßere Reiſen am Markt. Die Frachten und die Schle löhne blieben unverändert. 21 * Neue Zollerhöhungen in USA.? Waſhing 3. Febr. Der ſfinanzausſchuß des Senats hat beſchl durch den Zollausſchuß eine Unterſuchung darüber anſtel zu laſſen, ob ſich nicht die Notwendigkeit ergibt, die 3 gung des amerikaniſchen Außenhandels durch die En 1 Täglich zeigt ſich Nachfrage und es wurden, In den bayeriſchen Anbaugebieten! eiß weine: Donn e I Man für neu Artikel i rganif über 1 Er u ſt Erlange bietet ſi von Kle 1 bis werden. 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