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Abend⸗Ausgabe Donnerstag, 1. Februar 1932 82 143 Jahrgang— Nr. 70 zn Genf hielt heute Lilwinow eine längere Rede Außer ihm ſprachen der belgiſche Außenminiſter und der ſchwediſche Miniſterpräſident Die litauiſche Gewaltpolitik Moemels Autonomie ſoll durch einen Marſch auf die Stadt beſeitigt werden Moskauer Doppelſinnigkeit Drahtung unſeres eigenen Vertreters — Genf, 11. Febr. In der heutigen Vormittagsſitzung der Ab⸗ Alſtungskonferenz ſprach zuerſt der belgiſche Außen⸗ miniſter Paul Hymans:„Belgien will an der Aufrechterhaltung des Friedens für ſich ſelbſt und ür die anderen Staaten mitarbeiten“, ſagte er. „Denn trotz des Rheinpaktes würde mein Land unter den Folgen eines europäiſchen Konfliktes leiden und wohl auch hineingezogen werden“. Dieſe Worte werfen ein Schlaglicht auf die Mil i⸗ kätrpolitik Belgiens, das durch ſeine Allianz mit Frankreich und Polen zur Unterſtützung der abrüſtungsfeindlichen Politik ſeiner Bundes⸗ genoſſen gezwungen iſt. Hymaus verherrlichte dann die Sicherheits⸗ forderung Frankreichs und begrüßte den Plan Tardieus als wunderbares Mittel zur Verhütung künftiger Kriege. Er erging ſich in ſchwermütigen Betrachtungen über die wirtſchaftliche Notlage Europas, ohne nur einen Augenblick für die Erleichterung der Rüſtungslaſten einzutreten. Es war eine ſterile, faſt ſklaviſche Wiederholung der franzöſiſch⸗polniſchen Theſe. Die llare Abrüſtungsrede Dino Grandis war für den helgiſchen Außen miniſter einfach nicht vorhanden. Nach Paul Hymans ſprach der ſowjetruſſiſche Volkskommiſſar Lilwinow Seine Rede dauerte 50 Minuten und diente vor allem der Moskauer Theſe, ſofortige und voll⸗ ſtändige Abrüſtung zu Lande, zu Waſ⸗ ſet und in der Luft durchzuführen. Der Ver⸗ kteter Sowjetrußlands konnte ſich nicht enthalten, ropagandiſtiſche Darlegungen in ſeine Rede einzuſtreuen. Dadurch erreichte er, daß die 1 Zuhörerſchaft ſich ziemlich reſerviert verhielt und einige Delegierte den Saal verließen. In der Hauptſache betonte Litwinow, daß Sowjetruß⸗ land die Sicherheit gegen den Krieg ſchaffen wolle. Er wies darauf hin, daß im fernen Oſten ein Kon⸗ flikt ausgebrochen ſei, von dem man heute nicht ſagen könne, ob ſeine Lokaliſierung erreichbar iſt. Die Einstellung der Rüſtungen allein werde zur Ver⸗ hütung des Krieges nicht führen. Alle Staaten ſeien gegenwärtig gerüſtet, einige davon ſo ſtark, daß im Falle eines Krieges der Endſieg ihnen, dieſen hoch⸗ gerüſteten Staaten, zufallen müſſe. Aus dieſem Grunde verlange die ſowfetruſſiſche Delegation Maßnahmen gegen den Krieg. Litwinow betonte ſodann, daß die Vorſchläge der franzöſiſchen Delegation über die Aufrüſtung des Völkerbundes, außerordentlich bedenklicher Natur ſeien. Er warf die Frage auf, welchem Zweck eine verhältnismäßig kleine Völkerbundsmacht eigentlich dienen ſoll und zog aus dem Vorſchlag Tardieus die Schluß⸗ folgerung, daß eigentlich Fraukreich und ſeine Bundesgenoſſen allein die Nutznießer des franzöſiſchen Projekts ſein würden. Er ſprach die Befürchtung aus, man werde im kriti⸗ ſchen Augenblick den Angreifer in der Weiſe beſtimmen, daß Frankreich und deſſen Alliierten alle Vorteile aus diefer Lage ziehen würden. Aus dieſem Grunde lehnte er den franzöſiſchen Vor⸗ ſchlag ab, freilich mit dem Vorbehalt, an der Prüfung des Planes ſelbſt teilzunehmen. Die Rede Litwinows gliederte ſich in zwei Teile. In dem erſten ſprach er des langen und breiten über die Sicherheit gegen den Krieg. Er ver⸗ langte, wie bereits erwähnt, die vollkommene Ab⸗ küſtung. Doch im zweiten Teil ſchwächte er ſeine Forderung ab und rückte Frankreich in bedenklicher Weiſe näher. Er erklärte nämlich, daß die ſowjetruſſiſche Delegation in der Er⸗ kenntuis, den Plan einer vollkommenen Ab⸗ rüſtung nicht verwirklicht zu ſehen, ſich an der terſuchung einer Einſtellung und Begren⸗ zung der Rüſtungen beteiligen werde. Dann legte er eine Liſte von verſchiedenen Kriegs⸗ mitteln vor(ſchwere Artillerie, Giftgaſe, Bombar⸗ dlerflugzeuge uſw.), die nach Anſicht Sowjetrußlands unterdrückt werden ſollten. g Den Ausklang der Litwinowrede bildete die Auf⸗ zeigung der kataſtrophalen Gefahr einer Ver⸗ ſchleppung der Weltkriſe. Sowietrußland, ſſen Propaganda auf eine Zerrüttung der eüropäfſchen Staaten abzielt, ließ von ſeinem Vertreter Litwinow erklären, daß die Moskauer Re⸗ gierung an der Sicherung des Friedens und an allen hegen den Krieg zu ſchaffenden Garantien ehrlich Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 11. Febr. Die Nachrichten, die aus dem Memelland und aus Litauen hierher gelangen, werden immer beun⸗ rühigender. Wie erinnerlich, ſollte am 11. Februar ein Marſch der ſogenannten litauiſchen Schützen auf Memel ſtattfinden und dort mehr oder Hans Moraht, der deutſche Geſandte in Kowno Dr., Jurgis Schaulys, der litauiſche Geſandte in Berlin weniger gewaltſam die Befſeitigung der memelländiſchen Autonomie verſuchen. Dieſer Marſch iſt fürs erſte nicht erfolgt, man wird aber damit rechnen müſſen, daß es ſich hierbei mehr um einen Aufſchub, als um die völlige Aufgabe der nach wie vor in litauiſchen Kreiſen verfolgten Ab⸗ ſichten handelt. Jedenfalls iſt es im höchſten Grade auffallend, daß die bei der Poſt beſchäftigten Mit⸗ glieder der litauiſchen Schützen ſchon vor einigen Dagen beurlaubt worden ſind, angeblich um die be⸗ waffnete Macht zur Aufrechterhaltung der Or d⸗ nung zu unterſtützen(eine Ordnung, die beiläufig bisher allein durch die Gewaltpolitik des Herrn Merkys geſtört wurde). Die Verhetzung der Landbewohner durch den„Litauiſchen Verband der Landwirtſchaft“ dauert fort. Dieſem Verband iſt es auch allein ge⸗ ſtattet, Volksverſammlungen abzuhalten, was allen deutſchen Organiſationen aufs ſtrikteſte ver⸗ boten wurde. Litauiſche Beamte werden zu den Kundgebungen einfach abkommandiert. Seit Wochen wird eine rieſige Propaganda für einen Demonſtra⸗ tionszug des Litauiſchen Verbandes der Landwirt⸗ ſchaft nach Memel entfaltet, an dem ſich auch die litauiſchen Schützen beteiligen ſollen. Die Teilneh⸗ mer an dieſer Demonſtration erhalten ſogar Fahr⸗ preisermäßigung auf den Staatsbahnen. Nach den letzten aus durchaus zuverläſſiger Quelle kommenden Nachrichten ſoll die Be⸗ ſeitigung der memelländiſchen Autonomie das eigentliche Ziel dieſer Bewegung ſein. Der Landtag ſoll aufgelöſt, der Oberbürger⸗ Zaunius, der Außen⸗ Podſchus, der Landes⸗ miniſter von Litauen direktor des Memelgebietes meiſter von Memel und der deutſche Ober⸗ ſtaatsanwalt„wegen Unkenntnis der litaui⸗ ſchen Sprache“ ihres Amtes enthoben werden. Der Marſch auf Memel ſoll am 13. Februar ſtattfinden. Am 16. Februar, dem litauiſchen Unab⸗ hängigkeitstag, ſoll dann die eigentliche Aktion der Beſeitigung der Autonomie des Me⸗ mellandes erfolgen. Dieſe Ereigniſſe rücken auch die litauiſche Verzögerungstaktik in Genf in ein neues Licht. Herr Zaunius hat ſich jetzt freund⸗ lichſt bereitgefunden, am 18. Februar nach Genf zu kommen. Die litauiſche Regierung ſcheint alſo, ehe ſie dem Völkerbundsrat zu Verhandlungen ſich ſtellt, auf alle Fälle abwarten zu wollen, bis im Memel⸗ land fertige Tatſachen geſchaffen worden ſind. Die Reichsregierung verfolgt, wie uns verſichert wird, die Ereigniſſe im Memelland mit beſonderer Aufmerkſamketit. Die deutſche Vertretung in Genf dringt jetzt mit aller Entſchiedenheit auf eine ſo⸗ fortige Löſung der Memeler Angelegenheit. In Berliner politiſchen Kreiſen nimmt man an, daß der Rat alsbald, morgen oder am Samstag, mit den deutſchen Beſchwerden ſich befaſſen wird, auch wenn Litauen keinen bevollmächtigten Vertreter zu den Beratungen entſandt hat. F ðↄW mu] ð Um dd d. mitarbeiten wolle. Dieſe Doppelſinnigkeit trat be⸗ ſonders am Schluß der Ausführungen Litwinows in die Erſcheinung und rief begreiflicherweiſe eine ſtarke Verſtimmung hervor. Die heutige Sitzung fand um 71 Uhr ihren Ab⸗ ſchluß mit der Rede des ſchwediſchen Miniſterpräſidenten Ramel, der die franzöſiſche Sicherheitsforderung mit großer Sachlichkeit wider legte und auf die Gefahr eines Scheiterns der Konferenz hinwies, falls eine wirk⸗ liche Abrüſtung nicht zuſtandekommen ſollte. Ramel hob auch die Notwendigkeit einer baldigen und end⸗ gültigen Löſung des Reparationsproblems hervor, daß die internationale Politik und die Be⸗ ziehungen zwiſchen den europäiſchen Staaten ſtark belaſte. Die Sitzung wurde hierauf auf morgen Vormittag vertagt. Engliſche Anterſtützung Deutſchlands Drahtung unſ. Londoner Vertreters 8 London, 11 Febr. Im Zuſammenhang mit der Genfer Abrüſtungs⸗ rede des Reichskanzlers lieſt man heute in den „Times“ die bemerkenswerte Feſtſtellung, daß der Zuſtand der Ungleichheit der Rüſtungen auf die Dauer eine Gefahr für den Frieden ſei.„Ein Land ohne befeſtigte Grenzen, umgeben von kriegeriſchen und ehrgeizigen Nachbarn, kann vielleicht zu aller⸗ erſt ſeinen Ueberſeehandel und ſeine Kolonien ver⸗ ſchmerzen, aber ſeine Sicherheit kann es niemals aus den Augen verlieren“. Dieſe Sätze ſtammen nicht von dem Leitartikler der„Times“, ſondern von dem großen Staatsmann Edmond Burke, der ſeit 1793 im Hinblick auf das damals ſchwer⸗ bedrängte Frankreich dieſe Worte ausſprach. Es hätte aber nicht einmal dieſer Erinnerung an ein altes Prinzip der engliſchen Außenpolitik bedurft, um der deutſchen Grund forderung nach Gleichberechtigung in England bereit⸗ willigſt Gehör zu verſchaffen. Mit der zunehmenden Abkühlung den engliſch⸗franzöſiſchen Beziehungen ſchwindet allmählich das Verſtändnis für die ungeheuren Anforderungen der franzöſiſchen Sicherheit. 1 In dem Maße, in dem Frankreich ſeine Machtſtellung in Europa zur Tyrannei ent⸗ wickelt, wenden ſich die engliſchen Sympa⸗ thien der ſchwächeren Seite zu. Das politiſche Gleichgewichtsgefühl der Engländer iſt wunderbar. Deshalb hat der deutſche Ruf nach Gleichberechtigung hier ein ebenſo nach⸗ haltiges Echo gefunden wie der nachdrückliche Appell Muſſolinis für die Beſeitigung der Kriegsver⸗ ſchuldung. Die„Times“ führen in ihrem Leit⸗ artikel aus, es liege durchaus im Rahmen der prak⸗ tiſchen Möglichkeiten, ein neues niedrigeres Niveau der Reparationszahlungen zu ſchaffen und damit ſei der Ausgleich der Rüſtungen ohne Aufrüſtung zu ermöglichen. Die Ungleichheit der Bewaffnung ſei auf die Dauer nicht zu halten, doch ſei es vielleicht ſchon zu ſpät, die Aufrüſtung der entwaffneten Län⸗ der zu verhindern. Es gebe keine ſtärkere Garantie gegen eine deutſche Aufrüſtung als die Erfül⸗ lung der berechtigten gemäßigten deut⸗ ſchen Forderungen. — Berlin, 11. Febr. Anſtelle des Geheimen Re⸗ gierungsrates Prof. Dr. Carl Duisberg iſt Herr Dr. Paul Silverberg in Köln als Mitglied des vor⸗ läufigen Reichswirtſchaſtsrates einberufen worden, Pius XI. Zum 10. Jahrestag ſeiner Krönung Von unſerem römiſchen Vertreter Zehn Jahre— das iſt in der Regierung eines Papſtes ſchon eine lange Zeit. Denn die Nachfolger Petri werden— anders als weltliche Souveräne, die oft ſchon als Kinder zur Macht kommen— erſt in ſpäten Jahren Herren ihres weiten geiſtigen Rei⸗ ches. So auch Pius XI. Er war bereits 65 Jahre alt, als er am 12. Februar 1922 mit der Tiara gekrönt wurde. Vor zehn Jahren— was für ein ſchickſalsvolles Jahrzehnt hat Pius XI. auf dem Stuhl Petri erlebt! Als er Herr über die katholiſche Chriſtenheit wurde, bangte die Welt der Konferenz von Genua entgegen, von der er ſelbſt als„Vertreter des Gottes des Friedens und der Liebe“ in ſeinem berühmten Schrei⸗ ben an den Erzbiſchof der liguriſchen Hauptſtadt „neue Opfer auf dem Altar des Allgemeinwohles“ forderte. Wie viele Enttäuſchungen ſollte dieſe Kon⸗ ferenz bringen! Und dennoch erloſchen die Hoffnungen der Menſchen nicht. Es gab ſogar Zeiten, in denen ſich dieſe Hoffnungen zu erfüllen ſchienen, in denen es ausſah, als ob die Friedensrufe, die Pius XI. immer wieder an die Welt richtete, das ihre dazu beigetragen hätten, um die Staatsmänner zur Ver⸗ nunft zu bringen. Bis eine neue große Kataſtrophe, die Woltkriſe, hereinbrach und den Völkern bewies, daß der Geiſt des Krieges nicht verſchwunden war, daß vor allem Frankreich, die„älteſte Tochter der Kirche“, nicht gewillt war, im Geiſt chriſtlicher Näch⸗ ſtenliebe mit den anderen Nationen zuſammenzu⸗ arbeiten. *** Die Ereigniſſe des Jahres 1931 müſſen für einen Mann wie Pius XI. ſchmerzlich geweſen ſein. Denn ſo wenig man auch über die Gefühle eines Mannes weiß, der wie er gewoht iſt, nur mit ſich ſelbſt zu Rate zu gehen, ſo ſteht doch eines feſt, daß der jetzige Papſt keine kalte Natur iſt, die fähig wäre, den großen politiſchen Ereigniſſen der Zeit nur als nüch⸗ terner Beobachter gegenüberzuſtehen. Die politiſche Aktion Pius XI. trägt den Stempel der Hingebung, der inneren Teilnahme; in ſeinen Reden, in ſeinnen Enzykliken iſt etwas ſehr Unmittelbares, Impul⸗ ſives, das manche ſeiner Vorgänger nicht gehabt haben. Vielleicht, daß ſein Leben ihn noch mehr als ſein Charakter zu dieſer Haltung gebracht hat. Achille Ratti aus Deſio in der Lombardei, hat bis zu ſeinem ſechzigſten Jahre ein Leben geführt, das zur Verinnerlichung hinleitet und das darum das Ge⸗ fühl rein und ſtark erhält. Nachdem er einige Zeit hindurch kirchliche Beredſamkeit im Mailänder Prieſterſeminar gelehrt hatte, wurde er mit 31 Jahren Bibliothekar. Erſt an der Ambroſiana in Mailand(18881942), dann an der Vaticana in Rom(19121918). Faſt ebenſo entſcheidend wie die Arbeit in den Bibliotheken— er beſchäftigte ſich vor allem mit lateiniſcher Palacographie— war für Achille Ratti der Bergſport, dem er ſich in ſeinen Ferien widmete. Daß er auf dieſem Gebiet Tüch⸗ tiges geleiſtet, beweiſt allein die Tatſache, daß er den Monte Roſa an der Oſtſeite auf einem Weg beſtieg, den vor ihm niemand erklettert hatte. Er ſelbſt hat wiederholt die Wirkungen des Alpenlebens geſchil⸗ dert, wie durch die Einſamkeit der Berghöhe der Menſch zugleich verinnerlicht, erhoben und urſprüng⸗ lich rein erhalten wird. * 2*. Wenn ein Mann, deſſen Leben bis zum ſechzig⸗ ſten Jahr ſo verläuft, wie das Leben Achille Rattis verlief, ſaſt unerwartet vor die Notwendigkeit geſtellt wird, politiſch zu handeln, gibt es für ihn nur zwei Wege: entweder Verzicht auf eigene Entſchlüſſe, Unterwerfung unter größere Erfahrung Anderer, oder unbedingten Glauben an ſich ſelbſt, an die eigene, durch ein Leben der Verinnerlichung rein erhaltene Intuition. Pius XI. hat den zweiten Weg beſchritten. Man ſagt im Vatikan, daß ſeit einem Jahrhundert kein Papſt ſo abſolut regiert hat wie er. *** Schon auf ſeinem erſten— und einzigen diplomatiſchen Poſten zeigte er dieſe ausgeſprochene Eigenwilligkeit. Benedikt XV., deſſen beſonderes Vertrauen er genoß, ernannte ihn 1018 zum apoſto⸗ liſchen Viſitator bei der jungen polniſchen Republik. Durch ſeine gute Kenntnis des Deutſchen und des Polniſchen ſchien er für dieſen Poſten ganz beſon⸗ 2. Seite/ Nummer 70 Neue Mannheimer Zeitung Abend⸗Ausgabe bers geeignet. Eine bedeutende Rolle hat er vor allem in den Kämpfen um den Volkseutſcheid in Oberſchleſien geſpielt.(Man ſagte damals oft: zum Schaden der Deutſchen— eine Behauptung, die erſt die Geſchichte beweiſen muß.) 1919 wurde er dann Nuntius in Warſchau. Kürzlich hat uns ein italie⸗ niſcher Diplomat, der in jener Zeit bei der polniſchen Regierung akkreditiert war, erzählt, wie eigenwillig ſich Nuntius Ratti beim Vormarſch der Sowjetruſſen verhielt. Als einziger von allen Warſchauer Diplo⸗ maten wollte er in Warſchau bleiben, auch wenn die Nuſſen die Stadt beſetzen ſollten. Wiederanknüpfung der unterbrochenen Beziehungen zwiſchen Rußland und dem Vatikan. General Wey⸗ gands Erfolge vereitelten ſeinen Plan. Aber kurz nach ſeiner Erhebung auf den Stuhl Petri, während der Konferenz von Genua, trat er mit den Ruſſen in Verbindung und Viele behaupten, daß damals ſogar Tſchitſcherin den Fiſcherring des Papſtes ge⸗ küßt habe. 5 *** Man ſagt in Rom, daß der Lebenszweck Pius XI. die Verſöhnung mit Italien geweſen Nur darum habe er nach der höchſten Macht in der kathollſchen Kirche geſtrebt. Mit ſeiner ganzen, impulſiven Natur. Und er fand in Muſſolini einen nicht weniger impulſiven Ver⸗ handlungspartner. So wurde das große Ziel er⸗ reicht. Um ſo ſchmerzlicher muß für den Papſt der Konflikt mit Italien geweſen ſein, der im vorigen Jahr das Erreichte wieder zu vernichten drohte. Der Hirtenbrief, den er damals an die Biſchöfe der Welt richtete, zeigt vielleicht am deutlichſten das ſtarke Temperament dieſes Fünfundſiebzigjährigen. Zum Glück konnte im Auguſt der Konflikt wieder beigelegt werden. *.** Ein anderer, ſchwerer Kampf war inzwiſchen aus⸗ gebrochen: der Kampf mit Spanien. Die Prieſter⸗ verfolgungen in Mexiko wollten kein Ende nehmen. Auch in anderen Ländern— jüngſt z. B. in iltauen— vang die Kirche hart mit ihren Gegnern. Trotz der Verſöhnung mit Italien waren alſo die zehn erſten Jahre des Pontifikats Pius XI. ernſte Sorgenjahre. Aber ſte brachten, wenn auch im be⸗ ſcheidenen Umfang, die Wiederherſtellung der weltlichen Macht des Papſttums, und durch dieſes Ereignis, das eng mit dem Namen des 261ſten Papſtes verbunden iſt, wird das erſte Dezennium der Regierung Pius XI. in der Geſchichte der Kirche denkwürdig bleiben. ——— Paris und die Stillhaltung Drahtung unſeres Pariſer Vertreters y Paris, 11. Febr. Von maßgebenden Bankkreiſen wird verſichert, daß entgegen den deutſchen Behauptungen die Gründe für das Zögern der Pariſer Banken, ſich dem Stillhalteabkommen anzuſchließen, nicht auf po li⸗ tiſchem Gebiet liegen. Man ſucht die zögernde Haltung in Paris vielmehr mit den Beſtimmungen des Berliner Abkommens ſelbſt zu erklären. Dar⸗ nach hätten die Banken, die bereits einen Teil ihrer Forderungen zurückgezahlt erhielten, auf die reſt⸗ lichen Zahlungen ſolange zu warten, bis eine Geſamt⸗ regelung zwiſchen allen Gläubigern und allen Schuld⸗ nern erfolgt ſei. Die„Agence Econiomique et Financiere“ ſchreibt dazu, daß die Zuſtimmungserklärungen der franzö⸗ ſiſchen Inſtitute umſo ſchwieriger zu erhalten ſeien, als die franzöſiſchen Banken ihre Entſcheidungen indi⸗ viduell treffen müſſen und nicht, wie in anderen Län⸗ dern, in Syndikaten zuſammengeſchloſſen ſind. Die Haltung einer jeder franzöſiſchen Bank hänge letzten Endes von der Haltung ihrer privaten Schuld⸗ ner ab. Auf jeden Fall ſei es übertrieben, zu be⸗ haupten, die Pariſer Inſtitute würden überhaupt dem Stillhalteabkommen nicht beitreten. Die Erklärungs⸗ friſt laufe bekanntlich bis zum 1. März. Bis zum Ab⸗ lauf dieſer Friſt dürfe niemand ein Urteil über die Entſcheidung der franzöſiſchen Banken fällen. Sein Ziel war: reiches Gefolge in die Stadt ein. in die Vatikanſtadt folgte den Automobilen berittene . Carabintierie. ſei. Danaſus⸗Hof e gt dan bel empfangen und in die päpſtlichen Gemächer geleitet, leicht zu viel. Aber dieſes„man ſagt“ beweiſt doch, wie leidenſchaftlich der Papſt dies Ziel herbeiſehnte. Drahtung unſ. römiſchen Vertreters Rom, 11. Februar. Beſuch Muſſolinis bei Pius XI. wurde heute zum Ereignis der Stadt Rom. Alle Straßen waren beflaggt. Auf den Gebäuden der Va⸗ tikanſtadt wehten die gelb⸗weißen vatikaniſchen Fah⸗ nen. Vom Palazzo Venezia, dem Palais des Duece, bis zum Glockenbogen, dem Eingang in die Vatikan⸗ ſtadt, war Weg mit italieniſchen Truppen⸗ kordons abgeſperrt und mit gelbem Sand aus dem Tiber beſtreut. Vom Glockenbogen bis zum Danaſus⸗ hof bildeten die päpſtlichen Truppen Spalier. Um 10 Uhr fuhr Muſſolini und ſein zahl⸗ Bis zum Eingang Der der Die italieniſchen Gäſte vom päpſtlichen wurden im Geheimkämmerer * Donnerstag, 11. Februar 1939 Muſſolinis beim Papſt wo ſich die Schweizergarden und allmählich zahl⸗ reiche andere vatikaniſche Würdenträger dem Zuge anſchloſſen. Dann empfing der Papſt Muſſolini allein in ſei⸗ ner Privatbibliothek. Die Unterredung dauerte etwa 40 Minuten. Darauf ſtellte Muſſolini dem Papſt ſein Gefolge vor. Anſchließend folgte der Beſuch beim Kardinal⸗ ſtaatsſekretär Pacelli und in der Peterskirche, wo der Duce und ſein Gefolge kurze Zeit im Gebet verweilten. Auf der Rückfahrt bereitete die Bevölkerung Muſſolini lebhafte Kundgebungen. Heute abend wird die Kuppel von St. Peter mit Fackeln be⸗ leuchtet ſein. Morgen vormittag, den 10. Jahrestag ſeiner Krönung, Pius XI. die Meſſe in St. Peter. Wie man hört, wird das italieniſche Kö⸗ nigspaar dieſer Meſſe beiwohnen. lie Der vorſchwenderiſche Aufwand der Gebrüder Eklarel Meldung des Wolffbüros Berlin, 11. Febr. In der heutigen Sitzung im Sklarek⸗Prozeß be⸗ ſchäftigte man ſich mit der Frage des übermäßigen Aufwandes, den die Sklareks getrieben haben. Willy und Leo Sklarek haben für Hausumbau und Ein⸗ richtung von 1925 bis 1929 je etwa 150 000/ aus⸗ gegeben. Allein die Marmoreinrichtung des Bade⸗ zimmers hat 5000 // gekoſtet. Der Staatsanwalt hielt Willy Sklarek dann verſchiedene andere Aus⸗ gaben vor: 12 Hemden nach Maß für 544 J, zwei ſeidene Garnituren für 190 ¼, drei ſeidene Beinkleider für 150 /. In fünf Monaten wurden 5000% für Delikateſſen ausgegeben; für Weine in zwei Jahren 30000 /. Bei der Einſegnung des Sohnes von Leo Sklarek wurde für 3000 4 1 Wein getrunken. Vom 1. bis 7. September 1929 hat Leo Sklarek viereinhalb Pfund Ka⸗ viar zu je 70% das Pfund verbraucht, Zigar⸗ ven koſteten bei den Geſellſchaften das Stück 1 41 bis 3,50 /. Bei Horcher wurden einmal Zigarren das Stück zu 10 4 geraucht. Leo Sklarek kaufte von 1924 bis 1926 außerdem Schmuckſachen im Werte von 60 000/ und zahlte in St. Moritz 270 Franken Penſion pro Tag. Das Geſtüt brachte den Sklareks einen Verluſt von 600 000 /. Abſchließend ſtellte der Vorſitzende feſt, daß die Sklareks in ſechs Jahren 11,1 Millionen Bankein⸗ nahmen und 2,5 Millionen Ueberſchüſſe aus ihren Geſchäften, alſo insgeſamt 13,5 Millionen ent⸗ nommen haben, ſo daß auf jeden der drei Brüder 700 000 4 pro Jahr kommen. In Ertvartung einer großen japaniſchen Offensive Telegraphiſche Meldung Schanghai, 11. Febr. Die Poſition der chineſiſchen und der japaniſchen Streitkräfte hier iſt unverändert. Die Japaner haben keine weiteren Angriffe auf die Wuſunk⸗ Forts unternommen. Abgeſehen von einem zeit⸗ weiligen Aufleben des Feuers hatten die beiderſei⸗ Mit ſolchen Plakalen wirbt China gegen Japan Eines der antijapaniſchen Plakate, die ganz China zu Millionen bis in die entfernteſten Provinzen über⸗ ſchwemmen und zum Widerſtand gegen die Japaner aufrufen. Die Zeichnung ſtellt einen Japaner dar, der mit ſeinen Eßſtäbchen gierig in den Napf eines Chineſen greift. Der Chineſe ſtößt als Rache dem Eindringling ſeinen Dolch in die Gurgel. tigen Streitkräfte in Tſchapei und Hongkin einen ruhigen Tag, und das ſchöne Wetter wurde zur Ausbeſſerung der Stellungen benutzt. Allgemein herrſcht jedoch die Anſicht, daß dies die Ruhe vor dem Sturm ſei und daß innerhalb 48 Stunden eine große japaniſche Offenſive zur Vertreibung der Chineſen aus Tſchapei be⸗ ginnen werde. Japaniſche Truppen wurden an den Ufern des Jangtſe bei Wuſung gelandet. Es verlau⸗ tet, daß mindeſtens zwei Diviſionen japaniſcher Truppen nach Schanghai unterwegs ſeien, womit ſich die japaniſchen Landſtreitkräfte auf mindeſtens 30000 Mann erhöhen würden. Vortrag des Reichskanzlers beim Reichs⸗ präſidenten — Berlin, 11. Febr. Wie wir erfahren, empfing der Reichspräſident, wie angekündigt, heute vormit⸗ tag den Reichskanzler zum Vortrag. Der Neichs⸗ kanzler berichtete dem Reichspräſidenten über Genf. Eiſenbahnunfall des Zirkus Gleich in Brüſſel — Berlin, 11. Febr. Der in Brüſſel gaſtierende Zirkus Gleich iſt durch einen Elſenbahnunfall ſchwer geſchädigt worden. Der Zirkus wollte ſich geſtern abend zu einem Gaſtſpiel nach Charleroi begeben. Die Abfahrt des Tiertransportes leines Güterzuges von 16 Wagen) erfolgte vom Brüſſeler Weſtbahnhof. Aus noch ungeklärter Urſache entgleiſten auf einer Weiche die letzten vier Wagen des Transport⸗ zuges, in denen ſich Pferde, Elefanten, Büffel uſw. befanden. Ein Wagen ſtürzte um, die drei anderen ſprangen aus den Schienen und wurden zertrümmert. Der Sachſchaden iſt ſehr groß. N — Am die Einbürgerung Hitlers Weimar, 10. Februar. Gegen eine Aeußerung des früheren Junenminn ſters Dr. Frick, die Regierung Thüringens hahn bei Erörterung der Einbürgerung Hitlers durchaus kein Verſtändnis dafür gezeigt, die Frage von ſich aus„im deutſchen Sinne zu erledigen“, wendet ſich Staatsminiſter Baum mit einer Erklärung, in der es heißt, daß er damals die Berechtigung dieſes Wunſches,„unumwunden“ anerkannt habe. Aller⸗ dings habe er die Zumutung zurückgewieſen, ge⸗ meinſam mit Dr. Frick unter Ausſchaltung des Ka⸗ binetts Hitler ein Staatsamt zu übertragen. Ab⸗ ſchließend bemerkt Miniſter Baum, für ihn komme bei einer Einbürgerung Hitlers nur der gerade, offene, legale, der wahrhaft deutſche Weg, nie⸗ mals eine Scheinmaßnahme in Frage. — 1 Der Schultheiß⸗Prozeß — Berlin, 10. Febr. In der heutigen Verhandlung des Schultheiß. Prozeſſes beſchäftigte man ſich mit dem Proſpekt, den die Oſtwerke anläßlich der Kapitalserhöhung heraus- gegeben hatten. Man erörterte die Frage, wer dafür verantwortlich ſei, daß verſchiedene Angaben in die⸗ ſem Proſpekt fehlten. Der Angeklagte Penzlin, der den Proſpekt abgezeichnet hatte, betonte, ihn nicht durchgeleſen zu haben. Der Zeuge Bankier Fehr, früher Vorſtandsmit⸗ glied der Deutſchen Bank, berichtete über ein Geſpräch mit Katzenellen bogen, dem ein Kauf von 450 000 Aktien und eine Option auf 750 000 Mark i Aktien gefolgt ſei, die er ſeiner Kundſchaft mit ſo großem Erfolge empfohlen habe, daß bald alle Aktien mit Ausnahme von der Reſtoption auf 300 000 Mark untergebracht werden konnten. Er erklärte, er habe nicht das Gefühl gehabt, daß Katzenellenbogen ihn als Abladeſtelle benutzen wollte, er ſei überzeugt, daß Katzenellenbogen weder ſeine eigene Geſellſchaft noch ihn, Fehr, habe ſchädigen wollen. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vertagt Zunahme der Verkehrsunfälle * Ludwigshafen, 11. Febr. Die Statiſtik der Verkehrsunfälle im Jahre 1931 weiſt nach, daß hier im vergangenen Jahre die Zahl der poltzeilich ſeſt⸗ geſtellten Verkehrsunfälle von 374 im Vor⸗ berichtsjahr auf 408 geſtiegen iſt. Verletzt wur⸗ den bei dieſen Unfällen 282 Perſonen, weitere acht verunglückten tödlich. An den 408 Verkehrsunfällen waren beteiligt 240 Perſonenautos, 117 Laſtkraft⸗ wagen, 112 Krafträder, 85 Straßenbahnwagen, 143 Radfahrer, 26 Fuhrwerke und 75 Fußgänger. Erklärung Dr. Fricks zur Frage der Ein⸗ bürgerung Hitlers — München, 11. Febr. Zu einem Leitartikel der „Münchener Neueſten Nachrichten“, in dem es hieß, man könne Adolf Hitler die Einbürgerung nicht verſagen, wenn er darum einkäme, erklärt Dr. Frick in der nationalſozialiſtiſchen Parteikorre⸗ ſpondenz, noch im Jahre 1923 habe Innenminister Dr. Stützel im Einvernehmen mit dem berekiſtheſt Miniſterpräſidenten Dr. Held eine von ihm, Dr, Frick, und Dr. Buttmanns geſtellte Anfrage, oh ein Einbürgerungsgeſuch Adolf Hitlers Ausſicht auf Er⸗ folg habe, abſchlägig beſchieden. Heute lehne es der Führer der größten Parte Deutſchlands ab, die Einbürgerung zu erbitten.(Meldung des Wolffbüros.) l In Schleſien bis zu 27 Grad Kälte — Breslau, 11. Febr. Vom Obſervatorium Breslau⸗Krietern wird uns gemeldet, daß die ver⸗ gangene Nacht in Schleſien eine weitere Froſtver⸗ ſchärfung brachte. Als tiefſte Temperatur wird aus Breslau— Gan dau—20 Grad gemeldet. In Hirſchberg und auf der Heufuder⸗Weide ſanken die Temperaturen auf—25 Grad. Aus Neuſtadt (Oberſchleſien) wurden—26 und vom Glatzer Schneeberg werden ſogar 27 Grad gemeldet, Aus Zeit und Leben Gegen die Schanſtellung von„Schönheitsköni⸗ ginnen“. Nach Oeſterxreich hat ſich nun auch Italien dazu entſchloſſen, an dem Schönheitswettbewerb in Paris, aus dem„Fräulein Europa 1932“ hervorgehen ſoll, nicht teilzunehmen. In Italien hat Muſſolini eine Verfügung erlaſſen, durch die die Veranſtaltung von Schönheitswettbewerben und die Wahl von ſo⸗ genannten Schönheitsköniginnen in den italieniſchen Städten verboten wird. Jeder Hotelbeſitzer, der in ſeinen Räumen einen Schönheitswettbewerb zuläßt, ſoll mit der Entziehung der Konzeſſion beſtraft wer⸗ den. Auch in Italien hat man erkannt, daß an der Wahl von„Schönheitsköniginnen“ vor allem die Hotelbeſitzer an der franzöſiſchen Riviera intereſſiert ſind, da die preisgekrönten Schönheiten dort öffentlich auftreten und in den vielen Veranſtaltungen zur He⸗ bung des Fremdenverkehrs eine beſondere Anzie⸗ Hungskraft ausüben. Den„Schönheitsköniginnen“ kommt es gar nicht zum Bewußtſein, daß ſie für dieſe Zwecke ausgebeutet werden. Auch in ihrem Intereſſe wäre eine weſentliche Einſchränkung dieſer ganzen Reklameveranſtaltungen ſehr zu begrüßen. Denn wie die Erfahrung wiederholt gezeigt hat, ver⸗ danken die„Schönheitsköniginnen“ den kurzen Tagen ihrer Herrlichkeit keineswegs eine Bereicherung ihres Daſeins. * Merkwürdiges Schickſal einer japaniſchen Tem⸗ pelglocke. Als Herr Iſchimara, Sekretär der japa⸗ niſchen Delegation beim Völkerbunde, eines Tages im Ariana⸗Park in Genf ſpazieren ging, ſah er vor dem Eingang zum Ariana⸗Muſeum eine rieſengroße Glocke, die in einem Holzgeſtell hing. Groß war die Verwunderung des Japaners, als es ſich bei näherer Betrachtung herausſtellte, daß die Glocke mit japa⸗ niſchen Inſchriften bedeckt war. Herr Iſchimara las die Inſchrift und kam nicht aus dem Staunen her⸗ aus. Es war die berühmte Tempelglocke von Schinagava, die in ihrer Heimat längſt als verloren galt. Auf welchem wunderbaren Wege konnte die ſagenumſponnene, in Japan als Heiligtum ange⸗ ſehene Tempelglocke nach Genf gelangen? Die Unterſuchung konnte das Rätſel löſen. Mitte des 10. Jahrhunderts iſt die Glocke, nachdem der Tempel den Flammen zum Opfer gefallen war, nach Europa abtransportiert worden, um in Kanonen umge⸗ ſchmelzt zu werden. Im letzten Augenblick wurde von dieſem Vorhaben Abſtand genommen und die eine Metallblende von Glocke blieb unberührt. Auf der Weltausſtellung in Paris im Jahre 1867 war die Glocke ausgeſtellt und von dem reichen Kunſtmäzen und hervorragenden Kenner der japaniſchen Kunſt Guſtave Revilliard er⸗ worben, der ſie nach ſeinem Wohnſitz in Genf brachte. In ſeinem Teſtament vermachte Herr Revilliard ſeine ganze Sammlung oſtaſiatiſcher Kunſtgegen⸗ ſtände der Stadt Genf. Auf dieſe Weiſe kam auch die Glocke in den Beſitz der Genfer Stadtverwaltung. Sie hing ſechzig Jahre lang in dem ſchönen Ariana⸗ Park, um den Spaziergängern die Stunde des Tor⸗ ſchluſſes zu verkünden. Der Klang der Glocke war ſo klar und ſtark, daß man ihn weit auf dem Genfer See vernehmen konnte. Die Kunde von dem merk⸗ würdigen Glockenfund in Genf erreichte auch die gläubigen Mönche des inzwiſchen wiederberaubten Tempels von Schinagava. Sie wandten ſich an die japaniſche Regierung mit der Bitte, die Rückbeförde⸗ rung der Glocke aus Genf anzuregen. Der Wunſch der fſapaniſchen Regierung wurde von der Genfer Stadtverwaltung erfüllt. Die Freude in Japan an⸗ läßlich der Rückkehr der Glocke war ſo groß, daß man ihr Läuten auf allen japaniſchen Rundfunk⸗ ſendern übertrug, * Sphärenmuſik wird Wirklichkeit. Die ameri⸗ kaniſche aſtronomiſche Zeitſchrift„Popular Aſtro⸗ tomy“ bringt einen intereſſanten Artikel über einen Apparat, mit deſſen Hilfe das Licht der Sterne in Töne umgewandelt werden ſoll. Der Kon⸗ ſtrukteur des Apparates iſt der Ameriraner Arx. Auf dieſe Weiſe würde die Sphärenmuſik, von der Plato und andere altertümliche Philoſophen träum⸗ ten, Wirklichkeit werden. Nach vielen Verſuchen, die er mit Fernſehapparaten unternommen hat, kam Arx zu der Ueberzeugung, daß das Abhören der Sternenſtimmen durchaus möglich ſei. Sein Apparat beſteht aus einer ungemein empfindlichen Photo⸗ zelle, die in der Linſe eines großen Fernrohrs an⸗ gebracht iſt. Damit die Photozelle vom Lichte jedes einzelnen Sternes beeinflußt wird, wird ſie durch einem Viertel Millimeter Durchmeſſer bedeckt, ſodaß nur ein ſchmaler Licht⸗ ſtreifen, der von einem beliebigen großen Stern her⸗ ſtammt, in das Innere des Apparates gelangt. Mit Hilſe von Amplifikatoren wird dieſes Licht in einen Ton umgewandelt, der ſeinerſeits durch Verſtärker gut vernehmbar wird. Dieſes intereſſante Experi⸗ ment ermöglicht das deutliche Vernehmen der Stim⸗ men der Sterne, wobei die größeren eine ſtärkere und die kleineren eine ſchwächere Stimme ergeben. 7 Wenn man alſo das Rohr des Fernſehers mit der eingebauten Photozelle in einer klaren Nacht auf verſchiedene Himmelskörper richtet, bekommt man hintereinander die Stimmen des„Großen Bären“, der„Kaſſiopeia“, des„Orions“ uſw. zu hören, wobei jedes dieſer Geſtirne eine andere, nur ihm eigene Sprache führt. Unzweifelhaft haben wir es dabei erſt mit den Anfängen auf dem Gebiete der Sphä⸗ renmuſik zu tun. Der Gedanke des amerikaniſchen Konſtrukteurs leuchtet jedem Menſchen ein, der auf dem Gebiete elektromagnetiſcher Erſcheinungen ge⸗ wiſſe Erfahrungen hat. Bekanntlich Zeſtatten die Kathodenlampen oder Amplifikatoren auch die ſchwächſten Wellen ſehr abgelegener Radioſender in mächtige Laute zu verwandeln. Warum ſoll es nicht möglich ſein, auch andere Arten elektromaguetiſcher Euergien umzugeſtalten? * Ein unangenehmes Vermächtnis. Der rumä⸗ niſchen Akademie der Wiſſenſchaften iſt kürzlich ein Vermächtnis in der Höhe von 150 Millionen Lei zu⸗ gefallen, was trotz der Entwertung der rumäniſchen Währung immer noch ein ſehr anſehnlicher Betrag iſt. Der gütige Spender war ein gewiſſer Konſtantin Ghika, der Ende des vorigen Jahres im Alter von 75 Jahren in Jaſſy ſtarb. Ghika war ein Mann von literariſchen Neigungen, hatte damit aber weniger Erfolg als mit ſeinen Geſchäften, die ihm ein Ver⸗ mögen einbrachten. Die Verwaltung der Akademie war über das Vermächtnis ſehr erfreut. Mit dem Teſtament war die Bedingung verknüpft, daß alle von Ghika hinterlaſſenen Manuſkripte gedruckt und von der Akademie herausgegeben werden ſollten. Das ſchien zunächſt keine ſehr ſchwierige Bedingung zu ſein. Bei einer Durchſicht der Manufkripte aber ſtellte es ſich heraus, daß die Akademie ſich unbedingt einer Verfolgung durch den Staatsanwalt ausſetzen würde, wenn ſie wirklich den Verſuch machen ſollte, die Manuſkripte zu drucken und zu veröffentlichen. Denn der Inhalt iſt ſo unſittlich, daß gar kein an⸗ derer Weg bleibt, als die Manuſkripte dem Feuer zu überantworten. Auf die Erbſchaft wird die Akademie unter dieſen Umſtänden verzichten müſſen. * Wie oft ärgert man ſich? Der Aerger ſpielt im menſchlichen Leben leider eine recht große Rolle. Es war deshalb vielleicht ein ganz guter Gedanke des amerikaniſchen Profeſſors Meltzer von der Waſhing⸗ ton⸗Univerſität in St. Louis, einmal feſtzuſtellen, wie oft ſich der Menſch im Laufe einer Woche gründlich ärgert und welches die Urſachen ſelnes Aergers ſind. Profeſſor Meltzer konnte die notwen⸗ digen Beobachtungen in ſeiner nächſten Umgebung machen. Die Studenten und Studentinnen der ge⸗ nannten Univerſität ſtellten ſich ihm für dieſen Zweck gerne zur Verfügung.— Das Ergebnſs det Unterſuchung iſt, daß ſich die Studentinnen weniget oft ärgern als ihre männlichen Kollegen, nämlich durchſchnittlich nur viermal in der Woche, die Stu⸗ denten dagegen ſechsmal. Bei den Studentinnen äußert ſich der Aerger in der Luſt, zu fluchen, mit den Füßen zu ſtampfen oder zu weinen, während die Studenten am liebſten etwas zerbrechen oder nach der Perſon, die ſie ärgert ſchlagen möchten, Die Studenten ärgerten ſich am meiſten, wenn ihnen beim Schnüren der Schuhe in aller Eile der Senkel zerriß, die Studentinnen, wenn ſie der„Freund geringſchätzig oder ſpöttiſch behandelte. * Durch den Tod zur Berühmtheit. Im Stabt⸗ park in Boſton wurde ein junges Mädchen in N ſinnungsloſem Zuſtande aufgefunden und in eln Krankenhaus eingeliefert. Die vorgenommene Un⸗ terſuchung ergab, daß das Mädchen ſich mit Mor- phium vergiftet hatte. Nachdem ſie das Wei ſein wieder erlangt hatte, legte ſie ein eigenartige Bekenntnis ab. Sie hätte den Selbſtmordverſuch deshalb unternommen, weil die Schriftleitungen 15 Boſtoner Zeitungen ihre Gedichte nicht veröfſen lichen wollten. Auf die Nachricht von der 8 5 zweiflungstat der jungen Dichterin hin ließ de Chefredakteur einer bekannten literariſchen Wochen ſchrift, bei dem zahlreiche Manuſkripte aus 105 Feder der Selbſtmörderin lagen, die geſammeltel Gedichte der jungen Dame im Eiltempo bene Schon am Tage darauf erblickte die fein eingebun dene Broſchüre das Licht der Welt. Daraufhin 15 ſchien der Redakteur im Krankenhaus, um der 15 faſſerin die Sammlung ihrer Gedichte zu ben chen. Ein Vorwort über den Lebenslauf der i und die unglücklichen Umſtände, die ſie zum Sel 0 mordverſuch verleitet hatten, fehlte natürlich 05 Der Chefredakteur wurde aber von den. nicht zu der Kranken vorgelaſſen. Sie lag 1 im Sterben und hatte keine Ahnung davon, daß 3 Lebenstraum in Erfüllung gegangen war ſten ſelbe Verlag der ſich geweigert hatte, bei Leben der jungen Autorin ihre Gedichte berauszubr h machte anläßlich ihres ſenſationellen Todes 1 die Herausgabe der Broſchüre ein Bombengeſchäf 1 5 . ö * 1 * 9 rr r l 8 d . 1 l 0 er„„„ r.,. U 1 5 eiß⸗ den us. 0 Hür die⸗ * um ver⸗ ver⸗ aus In nken adt ger det, . bung 3 platz ſind ſeit heute früh 8 Uhr in Betrieb. Die zoft ſchonungslos Hammer und Meißel an und iſt Donnerstag, 11. Februar 1932 N Zur Senkung ber Vereins und Verbandsbeiträge Vom Badiſchen Statiſtiſchen Landesamt, das mit ber Preisüberwachung beauftragt iſt, wird der „Karlsr. Ztg.“ geſchrieben: Zu de in Nr. 30 der„Karlsruher vom 5. Februar erſchienenen Artikel elwai ze Senkung der Vereins⸗ und Verbands⸗ 1 m Zeitung“ über eine eue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe a m t, das mit der Preisüberwachung in Baden be⸗ auftragt iſt, wird uns geſchrieben: D 2 is Profs 241 17 1 1 ie Preisſenkungs aktion iſt in Baden, wie im beiträge iſt dem Statiſtiſchen Landesamt eine An⸗ zahl von Zuſchriften zugegangen, die ſich in der Mehrzahl zuſtimmend äußern. Einige dieſer Zuschriften enthalten Anfragen, die eine kurze Ant⸗ wort oder Aufklärung nötig machen. Zunächſt ſei bemerkt, daß der Artikel nur eine Anregung der einen Rat geben ſollte; eine Abſicht, die Bei⸗ träge etwa zwangsweiſe herabzuſetzen, beſteht nicht. In erſter Linie war an die örtlichen Vereine der verſchiedenſten Art gedacht, dann aber auch an jene Verbände, die ſich über das Land erſtrecken. Hier heſteht, bei der örtlichen Verſchiedenheit der wirt⸗ schaftlichen Verhältuiſſe, die Möglichkeit, daß die allgemein feſtgeſetzten Beiträge für einzelne Orts⸗ gruppen weniger tragbar ſind, als für andere. Eine Durchprüfung der Beiträge nach dieſer Seite hin könnte gewiß zur Milderung mancher Härten führen. Selbſtverſtändlich muß an die ganze Senkungs⸗ frage mit vorſichtiger Hand herangezangen werden, damit nicht Vereine und Verbände, die ſich beſon⸗ ders wichtige Aufgaben geſtellt haben— es ſei bei⸗ ſpielsweiſe nur an jene Vereine erinnert, die ſich der öffentlichen Wohlfahrt, der Förderung des Ge⸗ ſundheitsweſens u. a. widmen in ihrer Lei⸗ ſtungsfähigkeit oder zar in ihrem Beſtand bedroht werden. Nicht in Betracht kommen für die angereg⸗ ten Fragen der Beitragsſenkung natürlich auch jene Organiſationen, die ſich über das ganze Reich er⸗ trocken, bei denen die Beiträge einheitlich für das Reich feſtgeſetzt werden, und zwar von Inſtanzen, die nicht in Baden hren Sitz haben. Dieſer Fall trifft z. B. auf die Gewerkſchaften zu, die ja auch in 1 der Auslaſſung des Statiſtiſchen Landesamts nicht genannt waren. Für dieſe Organtſationen dürfte eine Herabſetzung der Beiträge um ſo weniger mög⸗ lich ſein, als auch auf ihnen die wirtſchaftliche Kriſit in beſonderem Maße laſtet und ſie durch die heutige Lage unſeres Wirtſchaftslebens vor neue ſchwere Aufgaben und Verpflichtungen geſtellt ſind. * * Die ſtädtiſchen Eisbahnen in Betrieb. Die ſtädt. Eisbahnen im Stadion und auf dem Pfalz⸗ Eis⸗ Rodelbahnen werden heute mittag ge⸗ ſpritzt, ſo daß ſie von morgen früh ab benutzt werden können, Die anderen ſtädtiſchen Eisbahnen können wegen der ſtarken Schneelage nicht geſpritzt werden. * Neun Kraftfahrzeuge beanſtandet. Eine in — 2— den geſtrigen Abendſtunden vorgenommene Be⸗ leuchtungskontrolle der Kraftfahr⸗ zeuge auf der Schloßgartenſtraße führte zu dem Ergebnis, daß ſechs Perſonenkraftwagen, zwei Lie⸗ ſerkraftwagen und ein Kraftrad wegen unzu⸗ reichender werden mußten. * Freiwillig aus dem Leben geſchieden. Geſtern früh wurde in der Neckarſtadt eine 39 Jahre alte geſchle dene Frau in der Küche ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die Lebensmüde, die den Gashahn geöffnet hatte, war nervenleidend. Die Tat dürfte auf ihren krankhaften Zuſtand zurückzu⸗ führen ſeiet. ö 1 Beleuchtung beanſtandet 00 Mark Belohnung. Am 29. Januar, nachts gegen 12 Uhr, wurde ein 60 Jahre alter Kauf ⸗ mann auf dem Heimwege bei dem früheren Markt⸗ platz vor der Heilig Geiſt⸗Kirche an der Secken⸗ heimerſtraße von mehreren Burſchen über⸗ fallen und ohne Grund ſchwer miß handelt. Für die Ermittlung der Täter wurden 300 Mark als Belohnung zugeſichert. Anhaltspunkte wollen der Polizei[(Kriminal⸗ oder Fahndungspolizei) mit⸗ geteilt werden. Reichsamt 2 Reich noch nicht abgeſchloſſen; die Bemühungen der mit der Preisüberwachung beauftragten Stellen, die Preiſe der verminderten Kaufkraft der Bevölkerung anzugleichen, gehen unvermindert weiter. Dennoch darf man heute ſchon bei ruhiger und fachlicher Prüfung der Preisentwicklung in den letzten Wo⸗ chen und Monaten feſtſtellen, daß die Preiſe, vor allem die Kleinhandelspreiſe für einen er⸗ heblichen Teil der Waren, vor allem jener des täg⸗ 188 5 lichen Bedarfs, nicht unbeträ chtlich ge⸗ funken ſind. Der beſte Beweis für dieſe Beobachtung iſt der 7 0 9 2 5 55 2 Lebenshaltungsin de, der monatlich zwei⸗ mal in den Ländern, alſo auch in Baden, wie im Reich berechnet wird. Dieſe Berechnung wird außer⸗ ordentlich ſorgfältig vorgenommen. Es ſind weit⸗ gehende Maßnahmen getroffen, um einen Irrtum oder gar eine einſeitige Beeinfluſſung der Feſtſtel⸗ lungen auszuſchalten. Die Preisfeſtſtellungen wer⸗ den zunächſt von d geſondert vorgenom⸗ men und zwar nicht nur in einer, ſondern in meh⸗ reren Städten. In Baden ſind es die Städte Mannheim, Karlsruhe und Lahr. werden an beſtimmten vom feſtgeſetzten Tagen die Kleinhandels⸗ preiſe für eine große Anzahl für die Lebenshaltung wichtiger Lebensmittel, ferner für Miete, Brenn⸗ ſtoffe, Beleuchtung, Bekleidung, für Reinigungs⸗ jedem Lan Erhoben Statiſtiſchen B mittel, für den ſog. Kulturbedarf(z. B. Zeitungen) u. a. Dieſe Preiſe werden jeweils in mehreren Ge⸗ ſchäften der gleichen Branche erhoben. Um Richtig⸗ keit und Zuverläſſigkeit dieſer Preisermittlung zu gewährleiſten, müſſen die feſtgeſtellten Durchſchnitts⸗ preiſe von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeit⸗ land der Preisentwick Vom Badiſchen Statiſtiſchen Landes⸗ nehmer(Gewerkſchaften) durch Unterſchrift urkund⸗ lich beſtätigt werden. So ſtellt der Lebenshaltungs index einen untrüglichen Wertmeſſer für die Lebens⸗ haltungskoſten des Landes dar. Dieſer badiſche Index der Lebenshaltung iſt nun im Monatsdurchſchnitt des Januar um 4,5 v. H. ge⸗ ber 1931, er beträgt jetzt 128,7. lung wird das, was eingangs über das Sinken der Preiſe auch in Baden geſagt wurde, beſtätigt. Aller⸗ dings muß dabei hier einſchränkend bemerkt werden, daß die Preisſenkung bei den einzelnen Waren noch recht erhebliche Unterſchiede aufweiſt. Vergleicht man die Preiſe vom 31. Dezember 1931 mit jenen vom 31. Januar 1932, ſo ſind, wie die Er⸗ hebungen bei einer großen Lebensmittelfirma er⸗ gaben, Abſchläge von 10—6 Pfg. feſtzuſtellen, z. B. bei Gemüſe, Nudeln loffen), bei Margarine„Sanel⸗ la“, bei Reis, bei deutſchem Schweineſchmalz, bei Dürrobſt, bei Kakao. Geringere Rückgänge(von 4 Pfg.) finden ſich u. a. bei Haferflocken, Weizen⸗ grieß, Makkaroni, Linſen, Tafelbutter, Trinkeiern, Kernſeife(gelbe), Schweizerkäſe und Noch klarer wird das wenn man die Preiſe vom Dezember 1928 fenett von heute gegenüberſtellt, dann ergibt ſich Würfelzucker. Bild des Preisrückgangs, bei der Mehrzahl der Lebensmittel ein ſehr beträchtlicher Rückgang, in einem Falle ſogar(bei weißen Bohnen) um 34 Pfg., d. ſ. 62,96 v. H. Andere wichtige Waren, 3. B. gelbe Erbſen, ganze und halbe Linſen, Tafel⸗ butter, Margarine,„Sanella“, deutſches Schweine⸗ ſchmalz, Kokosfett, Speiſeöl, Salzheringe(Milchner), Dürrobſt, Schweizerkäſe, Kernſeife(gelb) ſind um 3050 v. H. niedriger im Preis. Bei Sago, Hafer⸗ flocken, Makkaroni, Reis, Kartoffeln, Marmelade, Kaffee, Kakao, Trinkeier, Stearinkerzen, Limburger⸗ käſe, Scheuertuch, iſt ein Abſchlag von 1029 v. H. feſtzuſtellen. Geſtiegen iſt Weizenmehl 90 funken gegenüber dem Monatsdurchſchnitt Dezem⸗ Mit dieſer Feſtſtel⸗ Nummer 70 Seite/ — 8. . lung in Baden um 2 Pfg(8,33 v..) und Würfelzucker um 5 Pfg.(13,16 v..). Hier handelt es ſich alſo um einen Preisvergleich mit dem Dezember 1928. Be⸗ merkenswert iſt aber, daß Weizenmehl 00 und Wür⸗ felzucker vom 31. Dezember 1931 bis 31. Januar 1932 doch auch heruntergegangen ſind und zwar jeweils um 2 Pfg. je Pfund. Es iſt ferner aus der Preſſe genügend bekannt — jede Hausfrau kann es aus Erfahrung beſtäti⸗ gen„daß durch erfolgreiche Verhandlungen des Badiſchen Landesamts weitere wichtige Lebensmittel eine Preisſenkung erfahren haben. Es ſei nur an das Fleiſch, das Fett, die Wurſt⸗ waren und das Schwarzbrot erinnert. Die Frischmilch koſtete im 1. Halbjahr 1931 noch Rpf., ging dann im Juni vorigen Jahres auf 30 und am 1. Dezember auf 28 Rpf. zurück. In Mann⸗ heim koſtet ſie ab Laden 27 Rpf., in einer Anzahl von Städten und Gemeinden des Oberlandes ſogar 26 Rpf. Kohlen, Briketts, die Schuhe, die Textil⸗ waren, die Zeitungen u. a. m. haben eine Preis⸗ herabſetzung erfahren, ebenſo die Preiſe der Herren⸗ und Damenfriſeure. Verhandlungen mit der Karls⸗ ruher Firma Wolff u. Sohn haben auch bei dieſer Weltfirma zu einer Anpaſſung der Preiſe für Seife und Toiletteartikel an die derzeitigen Lohn⸗ und Ge⸗ haltsſätze geführt. Wenn auch, wie ſchon betont, die Bemühungen, eine ausreichende Preisſenkung herbeizuführen, noch nicht zum Abſchluß gekommen ſind und auch noch nicht ſein können, ſo muß doch bei ſachlicher Beur⸗ teilung der Preisentwicklung anerkannt werden, daß bei einer großen Anzahl von Lebensmitteln und wichtigen Gegenſtänden des täglichen Bedarfes eine ſpür bare Herabſetzung der Preiſe er⸗ zielt worden iſt. Bei ſeiner weiteren Arbeit auf dieſem Gebiete, bei der vielfach widerſprechende Intereſſen und Lebensnotwendigkeiten in Einklang zu bringen ſind, bedarf das Badiſche Statiſtiſche Landesamt auch weiterhin der verchändnisvollen Hilfe und Mitarbeit aller in Betracht kommenden Kreiſe und Organiſationen der Erzeuger, des Han⸗ dels und auch der Verbraucher ſelbſt. 2 32 Kind lolgelahren Unter Bezugnahme auf unſere Mitteilung über den tödlichen Unglücksfall in Feudenheim im Diens⸗ tag⸗Mittagblatt wird uns geſchrieben: Nach Angabe verſchiedener Zeugen kam das Auto aus Richtung Mannheim und fuhr mit großer Ge⸗ ſchwindigkeit auf der Hauptſtraße, die rechte Stra⸗ ßenſeite einhaltend. Das Kind kam von der gegen⸗ überliegenden Straßenſeite über die vollkommen frete Straße und nicht von der Seite, auf der das Auto fuhr. Auch entſpricht es nicht den Tatſachen, daß das Kind vor der Straßenbahn über die Straße wollte und dann in das Auto geſprungen ſei, da keine Straßenbahn aus der Richtung Feudenheim End⸗ ſtatton kam. Erſt nach dem Unglück kam eine Stra⸗ ßenbahn aus Richtung Mannheim; ſie konnte nicht weiterfahren, da das tote Kind bis zum Eintreffen der Polizei auf den Schienen liegen bleiben mußte. Der Fahrer bremſte erſt, als das Unglück geſchehen war. Das getötete Kind war aufgeweckt und ſehr vorſichtig. Es ſchaute vor dem Unfall nach rechts und links, um dann über die Straße zu ſpringen, da das Auto noch ziemlich weit weg war. Der Wagen fuhr jedoch ſo ſchnell, daß das Kind, als es beinahe über der Straße war, am Fuß erfaßt wurde. Durch den Aufprall brach die Schädeldecke. ** * Ein Zimmerbrand brach geſtern nachmittag im Hauſe Schwarzwaldſtraße 6 aus. Im dritten Ober⸗ geſchoß hatte ein Holzpfoſten Feuer gefangen, weil er gegen einen Kachelofen nicht genügend geſichert war. Die um 2,09 alarmierte Wache Il der Berufs⸗ feuerwehr beſeitigte die Gefahr. Täglich von-19 Uhr liegen in unserer Geschäftsstelle R I,.6 die Einzeich- nungslisten für Hndenburg auf. Nur noch zwei Tage besteht die Möglichkeit, sich an dieser großen Volks- kundgebung zu beteiligen. Jede Stimmefür Hindenburg! Markt bei 12 Grad Kälte Es war ein bitterkalter Gang über den Markt. Nicht nur die Hausfrauen, auch ein Teil der an ſich ſpärlichen Händlerſchar glänzte durch Abweſenheit. Es war ihnen nicht zu verdenken. Bei der Kälte hat⸗ ten die Händler außer dem wenig verſprechenden Ge⸗ ſchäft noch das Riſikv des Erfrierens der Ware. Die Sonne ſtand zwar über der Stadt, aber von ihrer Wärme ſpürten die frierenden Verkäufer nichts. Der Gemüſemarkt war weniger reichlich be⸗ fahren als ſonſt. Salate waren gar keine zu ſehen. Bei Roſenkohl und Blumenkohl waren die Preiſe er⸗ höht. Schwarzwurzeln, Rot⸗ und Weißkraut, Meer⸗ rettich, Spinat und Tomaten warteten vergeblich auf die Käufer. Am Fiſch⸗ und Geflügelmarkt jammerten die Händler ebenfalls über den ſchlechten Beſuch. Auch auf dem Blumen markt machte ſich das Wetter unliebſam bemerkbar. Von der bis⸗ herigen Pracht der Hyazinthen, Nelken, Narziſſen und Veilchen war nichts zu ſehen. Nur ein paar Mimoſen hatten ſich ins Freie getraut. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden fol⸗ gende Verbraucherpre ſe für ein Pfund in Pfg. ermittelt: Kartoffeln—4,5; Salatkartofſeln 12; Wirſing 1012; Weiß⸗ kraut—12; Rotkraut 10—12; Blumenkohl, Stück 5550; Grünkohl 10—12; Gelbe Rüben—10: Rete Rüben 810; Spinat 20—25; Zwiebeln 15—16; Feldſalat 80100; Kopf⸗ ſalat, Stück 25—30; Endivlenſalat, Stück 10—25; Erdkohl⸗ raben, Stück—10; Roſenkohl 20 Tomaten 50690 Rettich, Stück 10—20 Meerrettich, Stück 20—35: Suppen⸗ grünes, Bſchl.—10; Peterſilie, Bſchl.—10; Schnsttlauch, Bſchl.—10; Lauch, Stück—10; Aepfel 825; Birnen 8 bis 25; Nüſſe 25—35; Schwarzwurzeln 2535; Zitronen, Stück—8, Orangen 18—25; Bananen, Stück—12: Süß⸗ rahmbutter 140—170; Landbutter 120140; Weißer Käße 80 bis 35; Eier, Stück—13; Hechte 120140; Kar fen 89 Schleien 120; Backfiſche 50—60; Kabeljau 030: Schellfſſche 40—50; Goldbarſch 40; Grüne Hering 25: Seebecht 60: Stock⸗ fiſche 40; Hahn, geſchlachtet, Stück 150400; Huhn, ge⸗ ſchlachtet, Stück 300—500; Enten, geſchlacht't. Stück 400 bis 800; Gänſe geſchlachtet, Stück 8001800; Gänſe geſchlachtet, 110130; Rinofleiſch 70; Kalbfleiſch 80; Schweinefleiſch 70. *Die„Mädchen in Uniform“ kommen. Wie wir be⸗ reits mitteilten, läuft der Film„Mädchen in Un i⸗ form“ von morgen Freitag ab im hieſigen„Al ham⸗ bra⸗Theater“. Die elf Darſtellerinnen des Films, angeführt von Hertha Thlele, treſſen morgen, 13.10 Uhr, von Freiburg kommend im Mannheimer Hauptbahn⸗ hof ein. Sie befinden ſich au! einer Rundreiſe durch Deutſchland, wo ſie der Erſtaufführung ihres Films in den größeren Städten beiwohnen. Die Eigenart des Films beſteht vor allem darin, daß er ausſchließlich von Mädchen und Frauen geſpielt wird, ſelöſt Fie Regie hat eine Fran. Es iſt anzunehmen, daß das Gaſtſpiel der Filmamazonen in Mannheim ſtorkes Intereſſe weckt. * Ueber heilende Hände wird am morgigen abend im Wartburg⸗Hoſpiz bei freiem Eintritt ein bildervortrag gehalten. Freitog Licht ⸗ (Weiteres Anzeige.) Wir hörten Reichsſendung 5 t Stabführung von Hans Ros bau brachte Frankfurt als Reichsſendung Haydns Bdur⸗ Sin fene Nr. 98, ein weniger betanntes, gegenſätzliches Werk, deſſen Gruppierung der Sätze beſonders eigenartig iſt, zur Aufführung. Dos Frankfurter Rundzunkorcheſter ſpielte dieſe Sinſonie mit nerſchwenderiſcher Klongfülle. e 5 75 705 175 i alen Na Unter der Copyright 1931 dy Prometheus. Vetisg Or. Eichacker, Gröbenzell bel München der werfe den erſten Slein RO MAN VON ELSE SPAR WASSER 43 „Arme Mutter!“ ſagte Liſelotte leiſe. „Siehſt du!“ fuhr die bleiche Frau fort.„Das i, worüber ich nachgegrübelt habe Jahr um Jahr. Wenn es eine Allgewalt gibt, die alles lenkt und alles leitet— warum läßt die uns ſo namenlos elend werden?“ „Ich ſehe das alles anders an!“ ſagte Liſelotte langſam, als beſänne ſie ſich auf ſich ſelbſt.„Das Schickſal iſt ein großer Bildhauer. Es möchte aus dem rohen Stein der Menſchenſeele ein Kunſtwerk formen— ein edles fehlerfreies. Und ſetzt deshalb nicht eher zufrieden und formt und hämmert ſo lange, bis das Kunſtwerk fertig iſt, geläutert und gut, wie es ſein muß.“ 4 Frau Marga ſchüttelte müde das Haupt. „Ich bin zerbrochen unter dieſem Meißel!“ ant⸗ wortete ſte düſter. „Laß nur erſt wieder Sonne werden, Mutter!“ un du dann nicht mehr den Mut haſt, dich aufzu⸗ achten, dann will ich es glauben. Eher nicht!“ Frau Marga lachte kurz und ſcharf. „Woher ſoll denn die Sonne kommen, Liſelotte?“ Mutter!“ ſagte dieſe beinahe feierlich und trat dicht vor ſie hin.„Es gibt ein deutſches Geſetz, und nach dieſem iſt Ehebruch ein Scheidungsgrund Und ich kenne einen, dem das Leben ſchon die erſten, weißen Fäden ins Haar geſponnen, aber das Herz in der Bruſt iſt noch heiß und jung. Das habe ich beim Abſchled wieder recht deutlich gefühlt— aus einem Blick— aus ſeiner Stimme— aus den weni⸗ gen Worten:„Und grüße ſie!!“ Frau Marga ward kotenbleich und lehnte ſtill in rem Stuhl und hob dann das gebeugte Haupt ſolz und kühn— wie es Liſelotte nie an ihr gekannt. „Du!“ ſagte ſie mit ſchwerem, zitterndem Auſſeufzen,„ich bin noch nicht zerbrochen!“ Sie reichten ſich die Hände und ſahen ſich ſchwei⸗ gend an, und vom Garten herein drang das Jauchzen des Kindes. Als Liſelotte am Abend am Fenſter ihres Giebel⸗ ſtübchens ſtand und in die Dämmerung ſchaute, die langſam über den Rheinſtrom kroch, hörte ſte, daß unten Beſuch gekommen war. Bald darauf ſtieg jemand die knarrende Treppe herauf und öffnete ihre Türe. „Herr Doktor Schwarz! O, lieber, lieber Freund!“ Liſelotte ging ihm überraſcht entgegen. Er ſchloß die Tür und führte ſie ans Fenſter. Dort nahm er ihr Geſicht in die Hände und prüfte es Zug für Zug. Liſelotte fühlte, daß ſeine Finger an ihren Schläfen leiſe bebten. „Sie haben furchtbar gelitten, Liſelotte!“ ſagte er ſchwer. Sie lächelte leiſe. „Es gibt Menſchen, denen drückt das Schickſal eln Siegel ins Geſicht,“ fuhr er ſort,„das Siegel ſtill⸗ getragener Qual. Das leuchtet dann in Flammen⸗ ſchrift auf bleichen Dulderſtirnen und umgibt das Haupt mit einem Glorienſchein. Sie gehören zu dieſen Menſchen, Liſelotte!“ „Wir wollen nicht von mir ſprechen, Herr Doktor!“ bat ſie unſicher,„wir wollen lieber beraten, wie wir für andere noch ein bißchen Glück retten!“ „Ich weiß— ich weiß——1“ unterbrach er ſie. „Ihre Frau Mutter ſprach mir ſchon unten in aller Haſt davon!“; „Helfen Sie uns, lieber Freund!“ b „Sie ſind ſonderbar, Kind! Haben ſelber eine kranke Seele und denken daran, die Wunden anderer zu heilen.“. 4 „Vielleicht heilen dann meine mit, Herr Doktor! „Ich glaube das Gegenteil!“ murmelte er. „Ich habe mir nun überlegt!“ lenkte ſie ab.„Mut⸗ ter wird mit mir das Haus verlaſſen, ehe mein Stiefvater zurückkehrt. Ich möchte ihr unter allen Umſtänden eine Ausſprache mit ihm erſparen. Wie ich ihn kenne, kann er ſehr brutal werden! Wenn Sie dann die perſönlichen Verhandlungen mit ihm übernehmen wollen, Herr Doktor———“ 5 er lächelte leiſe:„Keine leichte Arbeit, Kind!“ „Ich weiß es! Aber ich weiß auch beſtimmt, daß Sie uns beiſtehen werden!“ Er erhob ſich und nahm ſeinen Hut. „Das 7 ſich von ſelbſt, Liſelotte! Ich gehe jetzt, um mir in aller Ruhe die weiteren Schritte zu überlegen. Gute Nacht!“ Sekundenlang hielt er ihre Hand feſt. Ein großer, ſtiller Wunſch war in ihm, ſie an ſeine Bruſt zu ziehen und zu ſagen:„Du haſt nun das große, allmächtige Glück da draußen in der Welt gefunden und biſt daran krank geworden. Willſt du dich nun zu mir flüchten und dich ſchützen laſſen?“ Aber auf ihrer blaſſen Dulderſtirne leuchtete in Flammenſchrift ihre ſtillgetragene Qual und nahm ihm den Mut zu einer Frage. Als er gegangen war, wandte ſich Liſelotte zu Großmutters Stübchen und ſetzte ſich an das kleine Bett ihres Kindes. Es ſaß aufrecht in den Kiſſen, wiegte den Kopf leiſe hin und her und lachte ſie mit ſeinen großen, ſtrahlenden Augen an. „Warum ſchläfſt du nur nicht, du Unband!“ Sie ſchüttelte das Kiſſen auf und legte den Knaben um. Aber hell und un verwandt hing ſein Blick an ihrem Geſicht, und der kleine Mund redete leiſe ſein drolli⸗ ges Kauderwelſch, immer ein und dieſelben Laute, und die zarte Stirn zog ſich in leichte Falten. Dann kam es mühſam und deutlich heraus: „Mutter!“ Sprachlos ſah Liſelotte auf das Kind nieder, und „Mutter!“ wiederholte der Kleine, erfreut, ein ſo ſchweres Wort ſprechen zu können. Da ward es wunderſam weich und warm in ihr. Es ſank etwas in ihrer Seele zuſammen, das war die ſtarre Scheidewand, die der Schmerz aufgerichtet. Und die Wärme und Weichheit verbreitete ſich und durchſtrömte ihre Glieder und ſtieg ihr in die Augen und tropfte in ſchweren, wonnigen Tränen über ihre Wangen. So ſaß ſie, über das Kind gebeugt, und weinte ſtill und lang und lautlos und fühlte überm Weinen, daß ſie gefunden würde. * Mit Frau Marga war eine ſeltſame Veränderung vorgegangen. Seit der Unterredung mit Liſelotte ging ſie hoch aufgerichtet durch ihr kleines Haus. Die ſchmalen, blaſſen Lippen färbten ſich und waren in fehnſüchtiger Rundung gewölbt. Ihre Augen hatten den ſcheuen, müden Ausdruck verloren, ſchauten über Dinge und Menſchen hinweg und ſpähten mit ſtillem, feuchtem Glanz ins Weite, als ſähen ſie dort das Wundeybare, das nun endlich in ihr Leben kommen würde. Wie von einem ſchweren Alpdruck befreit, klang ihre Stimme, und ſobald ſie allein war, ſank ſie in verträumtes Nachdenken. a Liſelotte beobachtete die Mutter ſtänbig und un⸗ auffällig. Tag um Tag gingen lange Berichte an Bergdorf ab, aber dem waren ſie oft noch nicht aus⸗ 1 1 führlich genug. Und als Frau Marga immer raſtloſer durchs Haus ging, als ihre ſchmalen Wangen in leichter Röte brannten und ihre Augen immer mehr in ungewiſſe Fernen gingen, da hatte Liſelotte Er⸗ barmen mit ihr. „Komm!“ ſchrteb ſte an Bergdorf,„es iſt Zeit!“ Zwei Tage ſpäter, am Spätnachmittag traf er ein. Lifelotte erwartete ihn am Bahnhof. „Geh allein!“ hatte Frau Marga gebeten,„Mir fehlt die Kraft, ihm vor vielen Menſchen zu bes gegnen!“ Alſo war Liſelotte allein gegangen. ü Sie ſah ſeine hohe Geſtalt ſofort über andere hinwegragen, eilte ihm entgegen und warf ſich in ſeine Arme. Er küßte ſie lang und innig, ungeachtet der neugierigen Blicke ringsum, und ſchob ſie dann ſtaunend ein wenig von ſich. „Kind... du biſt anders wie ſonſt! Was iſt ge⸗ ſchehen!“ „Zwei Wunder, Vater! Ich hab einmal von Herzen geweint, und mein Kind kann ſchon„Mut⸗ ter“ ſagen.“ „Liebling!“ Er drückte leiſe ihren Arm,„nun iſt das Schwerſte überwunden!“ Ganz ruhig ging er Arm in Arm mit ihr durchs Städtchen, ganz unverändert. Aber Liſelotte fühlte mit doppelten Sinnen. Ihr ſagte das leichte Vibrie⸗ ren in ſeinem Plauderton genug. „Einen Augenblick laß mich ſammeln, ich erſticke ſonſt!“ ſagte er und preßte beide Hände gegen die ſchweratmende Bruſt und wandte keinen Blick von dem Haus. Da erſchien auf der Veranda eine Frau und hob grüßend die Hand. Bergdorf vergaß ſeine Umgebung und Leſelotte und nahm ſtürmend das letzte Stück Weg. Wie er ins Haus gekommen und die Treppen hinauf, er wußte es ſelbſt nicht. An der Türe des Wohnzimmers lehnte er und wagte nicht zu öffnen. Liſelotte kam hinter ihm her, atem⸗ los vom raſchen Laufen. Sie nahm ihn bei der Hand und drängte ihn hinein und ſchloß dann die Türe hinter ihm. In der Mitte des Zimmers ſtand Frau Maren, ganz überflutet von der Abendſonne. Die niſtete ſich in ihre ſchweren Flechten ein und beleuchtete die 1 müden Fällichen um Mund und Augen⸗ er. So ſah er ſte wieber. 5 25(Fortſetzung folgt,) Donnerstag, 11. Fef ruar 1932 Steuererklärungs⸗Friſten Zur Einkommen⸗, Körperſchafts⸗ und Umſatzſteuer Auf Grund des 8 61 des Einkommenſteuergeſetzes des 8 22 des Körperſchaftsſteuergeſetzes und des 8 17 des Umſatzſteuergeſetzes in der Faſſung der Verord⸗ nung des Reichspräſidenten vom 1. Dezember 1930. ſowie des§ 4 der Verordnung des Reichsminiſters der Finanzen über den Zeitpunkt der regelmäßigen Veranlagung zur Einkommenſteuer, Körperſchafts⸗ ſteuer und Umſatzſteuer vom 30. Dezember 1931 wird als Friſt für die allgemeine Abgabe der Steuer⸗ erklärung zur Einkommenſteuer, Körperſchaftsſteuer und Umſatzſteuer bei der Veranlagung für 1931 endende Steuerabſchnitte die Zeit vom 15. bis 29. Februar 1932 beſtimmt. Durch die Einführung der Steuerſtufen iſt die genaue Errechnung des zu verſteuernden Ein⸗ kommens für jeden Steuerpflichtigen ſehr wichtig. Unter Umſtänden ſind für eine RM. Mehreinkommen erheblich höhere Steuerbeträge zu bezahlen. Es beträgt die Einkommenſteuer ein⸗ ſchließlich Kriſenſteuer der Veranlagten bei einem ſteuerpflichtigen Einkommen von 575 RM. um Re 12.10 mehr als bei 900 RM. um RM. 16.50 mehr als bei 899 RM. 6250 RM. um RM. 74.30 mehr als bei 6249 RM. 16 500 RM um RM. 215.— mehr als bei 16499 RM. Jeder Steuerpflichtige muß ſich daher genau da⸗ rüber unterrichten, was er von ſeinem Einkommen abziehen darf. Erfahrungsgemäß erheben viele Steuerpflichtige nach Erhalt des Steuerbeſcheides Einſpruch, weil ihnen der vom Finanzamt angefor⸗ derte Steuerbetrag zu hoch erſcheint, und machen nachträglich verſchiedene Abzugs möglichkeiten gel⸗ tend. Das iſt zwar zuläſſig, es liegt jedoch im Intereſſe der Geſchäftsvereinfachung der Finanz⸗ ämter, daß Einſprüche aus dieſen Gründen auf das Mindeſtmaß beſchränkt bleiben. Es wird deshalb jedem Steuerpflichtigen auf Verlangen koſtenlos und portofrei ein Merkblatt über die Frühjahrsveranlagung 1932 von der Reichsſteuertabellen⸗-Verlag m. b. H. Berlin SO 38, Dresdener Straße 2 durch die Poſt zugeſandt, Vertreternöte Schadenerſatz für unvollſtändige Proviſions⸗ auszüge Ein Handelsvertreter, dem die Bezirksvertretung ( 89 HGB.) für einen beſtimmten Bezirk übertragen war, ſo daß er Anſpruch auf Proviſion von allen Geſchäften zwiſchen der vertretenen Firma und Kun⸗ den ſeines Bezirkes hatte, ſtellte feſt, daß in den Proviſionsauszügen der vertretenen Firma für ihn proviſionspflichtige Geſchäfte mit verſchtedenen Kun⸗ den ſeines Bezirkes fehlten. Er klagte gegen die vertretene Firma auf Ausfertigung eines Provi⸗ ſionsauszuges, auf Einſicht in die Geſchäftsbücher und auf Zahlung der ihm noch zuſtehenden Propiſion von den in den Auszügen nicht enthaltenen Geſchäf⸗ ten. Der Handelsvertreter erzielte in beiden In⸗ ſtanzen, und zwar vor dem Landgericht IJ Berlin (Urteil vom 10. November 1929— 91. 0. 484. 28) und vor dem Kammergericht(Urteil vom 19. November 19290— 6. W. 15 100. 28) ein obſiegendes Urteil. Die vertretene Firma hatte während des Prozeſ⸗ ſes ein Vergleichsverfahren einleiten müſſen, das mit einem Zwangsvergleich von 65 Prozent endete. Die urſprüngliche Forderung des Handelsvertreters wurde entſprechend der Quote herabgeſetzt. Um ſchnell zu Geld zu kommen, einigte ſich der Handels⸗ vertreter mit der Firma auf ſoſortige Barzahlung eines Betrages, der unter der Quote lag. Für den ihm ſo gegenüber ſeiner urſprünglichen Forderung entſtandenen Ausfall nahm er in einem nachſolgen⸗ den Prozeß den Prokuriſten der vertretenen Firma in Anſpruch, da ſeſtgeſtellt worden war, daß dieſer zwei Angeſtellte der vertretenen Firma, die mit der Anfertigung der Proviſionsauszüge für den Han⸗ delsvertreter beauftragt waren, veranlaßt hatte, ver⸗ ſchiedene für den Handelsvertreter proviſionspflich⸗ tige Geſchäfte in den Proviſionsauszügen nicht auf⸗ zuführen. Während die Klage gegen den Prokuriſten in erſter Inſtanz vom Landgericht III in Berlin ab⸗ gewieſen wurde, gab die zweite Inſtanz, das Kam⸗ mergericht, dem Klageantrage des Handelsvertreters gegen den Prokuriſten in vollem Umfange ſtatt. 574 RM. Das Kammergericht führte aus, der Prokuriſt habe gegen ein Schutzgeſetz im Sinne des 8 823 Abſatz 2 BGB., nämlich den 8 203 des Straf⸗ geſetzbuches, alſo den Betrugsparagraphen, verſtoßen. Die Behauptung des Prokuriſten, 50 Kundenfirmen ſeten laut mündlicher Vereinbarung mit dem Han⸗ delsvertreter von der Proviſionspflicht ausgeſchloſſen worden, ſei völlig haltlos. Es müſſe, ſo ſagt das Kammergericht weiter, als ausgeſchloſſen be⸗ trachtet werden, daß die Herausnahme einer ſo gro⸗ ßen Anzahl von Firmen nur mündlich verein⸗ bart worden ſei, da eine ſolche nur mündliche Ver⸗ einbarung der Gefahr von Mißverſtändniſſen, Ver⸗ wechſlungen und Erinnerungsfehlern Tor und Tür öffnen und daher vernünftigen Ueberlegungen zu⸗ widerlaufen würde. Kein vernünftig denkender Kaufmann würde ſich mit einer bloß mündlichen Vereinbarung hierüber zufrieden gegeben haben. Den Prokuriſten könne alſo, wenn er den Buchhalterin⸗ nen der vertretenen Firma unrichtige Angaben machte, dabei nur die Abſicht geleitet haben, der ver⸗ tretenen Firma die Proviſionen, die ver raglich dem Handelsvertreter zuſtanden, zu erſparen und ſo der vertretenen Firma einen rechtswidrigen Vormögens⸗ vorteil zu verſchaffen. Nach alledem ſelen die Tat⸗ beſtandsmerkmale des 8 263 StB. gegeben, und der Prokuriſt habe dem Handelsvertreter gemäß 8 823 Abf. 2 BB. den Proviſionsausfall zu erſetzen (Urteil vom 10. Nopember 1930— 31. U. 1285. 30). Beilage der Neuen Mannheimer Zeitung Folgen der Mietskündigungen Die Dezember⸗Notverordnung hat einen Schutz des Vermieters inſofern, als Folgen der Nichterfüllung fälliger Verbindlichkeiten, die infolge einer Kündi⸗ gung ohne Verſchulden des Vermieters eintreten, mit Wirkung bis zum 15. Juli 1932 als nicht ein⸗ getreten gelten ſollen. Dieſes beſchränkte Teil⸗ moratorium des Vermieters iſt aber wohl kaum ge⸗ nügend, da es eine Reihe von Möglichkei⸗ ten für den Vermieter nicht ſichert. Soll etwa ſofort am 16. Juli 1932 die Möglichkeit beſtehen, mit aller Schärfe gegen den, infolge der Notverordnung in Zahlungsverzug geratenen Ver⸗ mieter vorgehen zu können? Das Teilmoratortum ſchützt nur vor Zahlungs⸗ verzug gegenüber öffentlichen Schulden und Hypo⸗ thekenzinſen. Wie iſt es aber, wenn beſtimmte Rechts⸗ folgen gegen den Vermieter ſich aus dem Hypotheken⸗ vertrag deshalb ergeben, weil nach dieſem Vertrag mehrere Wohnungen unvermietet ſind? Dieſe in manchen Hypothekenverträgen getroffene Beſtim⸗ mung, wonach dann der Hypothekenbetrag ohne wei⸗ teres fällig wird, kann vielleicht gegen den Vermie⸗ ter ohne deſſen geringſtes Verſchulden eintreten. Aehnliche Beſtimmungen zum Schutze des Hypothe⸗ kengläubigers können die Fälligkeit der Hypothek eintreten laſſen, ohne jedes Verſchulden des Ver⸗ mieters. Genau ſo, wie dieſe Rechtsfolgen erheb⸗ licher Art von der Notverordnung nicht beachtet worden ſind, hat die Notverordnung auch ſchutz⸗ loſe Hypotheken geſchaffen, und zwar ohne jede innere Berechtigung. Schuld tritt nämlich Die Verlängerung der Rick ein bei ypotheken, de dne weitere Kündigung mit einem beſtimmten Fälligkeitstage geſchuldet werden. Iſt alſo im Hypothekenvertrag bei einer Hypothek feſtgelegt, daß ſie ohne weitere Kündigung auf 1. Oktober 1932 fällig wird, ſo kann der Schuldner keine Verlängerung, wie dies bei ſonſtigen Schulden von der Notverordnung vorgeſchrieben wird, verlangen. Wohl aber kann der Schuldner eine Prolongation verlangen, wenn ver⸗ einbart wurde, daß die Fälligkeit nach einer voran⸗ gehenden Kündigung am 1. Oktober 1932 einzutreten hat. Wirtſchaftlich liegen die Fälle völlig gleich.; es iſt nicht zu verſtehen, daß ſolche verſchledenen Rechts⸗ folgen bei völlig gleichliegenden Fällen eintreten ſollen. Im Uebrigen bleiben Mietverträge, wenn nicht die außerordentliche Kündigung auf 5. Januar 1932 völlig durchſchlägt, beſtehen: es iſt nicht zuläſſig, daß die Nebenkoſten der Miete, die nach den Miet⸗ verträgen vertraglich vom Mieter zu zahlen ſind, jetzt einſeitig auf den Vermieter ab⸗ gewälzt werden. Die Notverordnung hat nur die Möglichkeit, ſich von langfriſtigen und drückenden Verträgen zu befreien, ſchaffen wollen. Haben ſich Mieter und Vermieter grundſätzlich auf den alten Vertrag geeinigt, lediglich mit Aenderung der Miet⸗ ſumme, ſo ſind auch alle Nebenbedingungen dieſes alten Vertrages fortlaufend. Rechtsanwalt Dr. Otto Simon. Der Lohn⸗ und Kartellzwang Seit Jahren iſt es immer wieder von amtlicher Stelle als eine der wichtigſten Aufgaben einer neuen, zur Ueberwindung der Kriſe erforderlichen Wirt⸗ ſchaftspolitik bezeichnet worden,„die Wirtſchaft aus allzuſtarken Bin dungen zulöſen, die ihr durch die Zuſammenſchlüſſe und Vereinbarungen auf wirtſchaftlichem Gebiete auferlegt ſind“ und auch in der amtlichen Verlautbarung zur zweiten Notver⸗ ordnung findet ſich dieſer Satz wörtlich wieder. Man darf annehmen, daß die Regierung hierbei die Zu⸗ ſammenſchlüſſe und Vereinbarungen auf dem Preis⸗ gebiet, d. h. die Kartelle, Syndikate uſw. ſowie die auf dem Lohngebiet vorhandenen Zwangsbindungen im Auge hatte, die ihren ſtärkſten und charakteriſtiſch⸗ ſten Ausdruck in der Verbindlichkeitserklärung finden. Auf den erſten Blick erſcheint es als billige For⸗ derung, eine Lockerung bzw. Beſeitigung der Lohn⸗ zwangswirtſchaft nur bei einer gleichzeitigen Lockerung oder Beſeitigung der Kartellzwangswirt⸗ ſchaft vorzunehmen. Geht man aber der Sache auf den Grund, ſo ergibt ſich, daß hier zwei Dinge ver⸗ glichen werden, die überhaupt nicht zu vergleichen ſind. Die Lohnzwangswirtſchaft drückt ſich, wie ſchon erwähnt, prakttſch in erſter Linie in der ſtaatlichen Verbindlicherklärung aus. Alle unſere Löhne ſtehen unter dem Drucke der Verbindlicherklä⸗ rung, denn ſelbſt in Fällen, in denen formal Ver⸗ bindlicherklärungen nicht erfolgen, kommt die Eini⸗ gung ſchließlich unter dem Drucke des ſtaatlichen Zwangsapparates zuſtande. Dieſe ſtaatliche Ver⸗ bindlicherklärung hat man im Auge, wenn man die Forderung nach einer Beſeitigung oder Lockerung der Lohnzwangswirtſchaft erhebt. Daß dieſe Lohn⸗ zwangswirtſchaft, die eine unſerem individualiſtiſchen Syſtem auferlegte artfremde Zwangsfeſſel barſtellt, in erſter Linie aufgehoben werden muß, wenn man mit der Löſung der Wirtſchaft aus ſtarren Bindun⸗ gen ernſt machen will, verſteht ſich von ſelbſt. f Zieht man nun aber auf dem Gebiet des ſoge⸗ nannten Kartellzwanges die richtige Parallele, ſo beſteht dieſe in einer Gleichſetzung der freien Kar⸗ telle und Gewerkſchaften. Beide ſind in Aus⸗ übung des Koalitionsrechts zuſtande gekommen. Hier liegen deshalb vergleichbare Dinge vor. Wie bei den Gewerkſchaften ordnen ſich dem ſelbſtgewähl⸗ ten Organiſationskartellzwange nur diejenigen frei⸗ willig, d. h. ohne ſtaatlichen Zwang, unter, die von der Freiheit Gebrauch machen wollen, ſich zu ko⸗ alieren. In völligem Gegenſatze hierzu wirkt ſich die ſtaatliche Lohnzwangswirtſchaft durch die Verbind⸗ licherklärung dahin aus, daß zwangsweiſe Bindun⸗ gen auch denjenigen auferlegt werden, die, ſei es auf der Arbeitnehmer⸗ oder Arbeitgeberſeite, die Lohn⸗ frage ohne den ſtaatlichen Apparat regeln wollen. Staatlichen Zwangscharakter tragen auf dem Kartellgebiet lediglich die wenigen Zwangskartelle, die nur vereinzelte Ausnahmeerſcheinungen bilden. Darüber hinaus kann von einem Kartell zwang im Sinne des auf dem Lohngebiete beſtehenden ſtaatlichen Zwanges keine Rede ſein. Wollte man in unbewußter oder bewußter Verkennung dieſer Zuſammenhänge den Kartellzwang als Aequivalent für Lockerungen auf dem Lohnzwangsgebiete mil⸗ dern oder ſogar Kartelle verbieten, ſo würde da⸗ durch kein Zwang beſeitigt, ſondern es würde die Freiheit, ſich zu koalieren, aufgehoben werden. Eine Aufhebung der freiwillig zuſtande gekom⸗ menen Kartelle würde eine Aufhebung der Koali⸗ tionsfreiheit bedeuten und zwar einſeitig für die Unternehmer. Gegen dieſe würde ein neuer Zwang, ſich nicht zu koalteren, eingeführt. Die Aufhebung der Lohnzwangswirtſchaft, die ſich immer mehr als dringendſtes Erfordernis, des Tages herausſtellt, kann alſo unter keinen Umſtänden mit der Aufhebung oder dem Verbot freiwilliger Kartelle in Zuſammen⸗ hang gebracht werden. !!!TUTT!!.!...;.ͥ0 ᷑l ndnd dd Dürfen Aerzte inſerieren? Ein freiſprechendes Urteil von grundſätzlicher Bedeutung Das Schöffengericht Berlin ⸗Mitte hat über das Recht der Aerzte, zu annoncieren, eine Entſcheidung von großer grundſätzlicher Bedeutung gefällt. Ein Hautarzt war wegen Vergehens gegen das Geſchlechtskranken⸗Geſetz angeklagt, weil er in Ta⸗ geszeitungen unter der Bezeichnung als Spezialarzt gründliche und ſchnelle Heilung(zu mäßigen Prei⸗ ſen) angeboten hatte. Das ärztliche Ehrengericht war deshalb ſchon wiederholt gegen ihn vorge⸗ gangen. Vor dem Gericht vertrat Sanitätsrat Joachim als Sachverſtändiger der Aerztekammer den Standpunkt, daß ein ſolches Annoneieren unlauter und daher nach dem Geſetz ſtrafbar ſei. In grund⸗ ſätzlichen Ausführungen wandte ſich Rechtsanwalt Dr. Sidney Mendel gegen das Gutachten der Aerzte⸗ kammer, es handele ſich bei dieſer Entſcheidung nicht um eine ärztliche Frage, ſondern um eine Rechts⸗ frage. Was unlauter ſet, habe das Gericht nicht nur nach ärztlichem Standpunkt zu entſcheiden, ſondern es komme auf den Standpunkt der Allgemeinheit an. Nur was die Allgemeinheit für unanſtändig halte, und was deshalb auch unlauter ſei, könne von dem Gericht als maßgebend erachtet werden. Entgegen dem Antrag des Staatsanwaltes, der eine Strafe von 2300 Mark verhängt haben wollte, ſprach das Gericht den Arzt mit der Begründung frei, es komme nicht auf die Standesſitten an, ſondern auf die Auffaſſung der Allge⸗ meinheit. Dieſe ſehe aber nichts Unlauteres darin, daß ein Arzt, ſeinen Fähigkeiten entſprechend Kranken durch Anzeigen ſeine Hilfe anbietet. Eigentlumsvorbehalt bei Rohſtoffen und Halbfabrikaten Das Hanſeatiſche Oberlandesgericht und das Oberlandesgericht München haben den Standpunkt vertreten, daß die Ausdehnung des Eigentumsvorbehaltes bei Rohſtoffen und Halb⸗ fabrikaten auch auf den Fall der Bearbeitung und Verarbeitung an 8 950 BGB. ſcheitere, der folgender- maßen lautet:„Wer durch Verarbeitung oder Um⸗ bildung eines oder mehrerer Stoffe eine neue be⸗ wegliche Sache herſtellt, erwirbt das Eigentum an der neuen Sache, ſofern der Wert der Verarbeitung oder der Umbildung erheblich geringer iſt als der Wort des Stoffes. Als Verarbeitung gilt auch das Schreiben, Zeichnen, Malen, Drucken, Gravieren oder eine ähnliche Bearbeitung der Oberfläche. Mit dem Erwerbe des Eigentums an der neuen Sache erlöſchen die an dem Stoffe, beſtehenden Rechte.“ Im Gegenſatz zu dieſen Entſcheidungen hat das Kammergericht in einem Beſchluß vom 27. Mal 1930 — Jur. Wochenſchrift 1930 S. 2798— den Vorbehalt des Eigentums auch für den Fall der Bearbeitung und Verarbeitung für wirkſam erklärt. Ebenfalls hat auch das Oberlandesgericht Dresden in einem Beſchluß vom 2. Oktober 1930 einen derartigen Eigentumsvorbehalt für wirkſam erklärt. Es heißt hier u..:„Die Nebeninterventen⸗ tin hat glaubhaft gemacht, daß ſie der Beklagten das zur Herſtellung des ſtreitigen Poſtens Strümpfe ver⸗ wendete Material geliefert, ſich an dieſem bis zur vollſtändigen Zahlung des Kaufpreiſes das Eigentum vorbehalten und ferner mit der Beklagten verein⸗ bart habe, der Eigentumsvorbehalt ſolle ſich auch auf die durch die Verarbeitung entſtehenden Fertig⸗ fabrikate erſtrecken.“ werden. 143. Jahrgang/ Nr. 70 — Ausſtellung von ungedeckten Schecks iſt Betrug In letzter Zeit mehren ſich die Fälle von Scheck⸗ ſchwindeleien, in der Hauptſache von ungedeckten Schecks. Die Annahme eines Schecks ſetzt das Ver trauen voraus, daß der Ausſteller auch genügend Bankguthaben beſitzt. Trifft dies nicht zu, ſo läuſt der Ausſteller des Schecks Gefahr, daß er wegen Betrug im Sinne des 8 263 des StGB. belangt wirb. In der Rechtſprechung ſteht man heute auf den Standpunkt, daß auch dann Betrug vorliegen kann, wenn der Scheckausſteller glaubte, in der Zwi⸗ ſchenzeit bis zur Vorzeigung des Schecks zwecks Ein⸗ f löſung volle Deckung beſchaffen zu können. Gibt der Ausſtellet eines ungedeckten Schecks bet der Hingabe eine beſondere Erklärung über das Vorhandenſein der vollen Deckung in dieſem Zeitpunkt nicht ab, und wird dann der Scheck mangels Deckung nicht eingelöst ſo kann Betrug vorliegen, wenn der Scheckausſtellet nicht die Abſicht hatte, rechtzeitig für Deckung zu ſor⸗ gen oder wenn er damit rechnete, daß er die Deckung nicht rechtzeitig beſchaffen könne. Vollends liegt Be, trug vor, wenn der Ausſteller eines Schecks bei der Hingabe der Wahrheit zuwider vorſplegell daß volle Deckung vorhanden ſei. Es genügt nich, daß der Ausſteller eines Schecks denſelben hingiht mit der Ueberzeugung, daß bis zum Tage der Vorzeigung genügend Deckung vorhanden iſt; vielmehr iſt der Tag maßgebend, an dem der Scheck auz⸗ geſtellt bezw. hergegeben wir d. Es muß ſic jedermann darüber klar ſein, daß er keinen Scheck in Verkehr geben darf, wenn er nicht beſtimmt weiß, daß ſein Guthaben bei der Bank oder dem Poſtſchec amt wenigſtens die Höhe der ausgeſtellten Stheck⸗ ſumme aufweiſt. Durch die Hingabe ungedeckter oder! nur teilweiſe gedeckter Schecks ſchadet er ſich, und er erſchüttert auch das Vertrauen in die Sicherhelt des Scheckverkehrs. Denn ſchließlich iſt die Annahme eines Schecks eine reine Vertrauensſache. Mit Rückſicht auf die beſondere Bedeutung 10 durch Scheckbetrug ausgelöſten Straftaten und auf bie bei ihnen häufig auftretenden fragen, werden Strafverfolgungen wegen Scheck ſchwindels nur durch die Staatsanwaltſchaft bear⸗ beitet. H.., Rechtspfleger und Grundbuchamt in Bayern Der bayeriſche Juſtizminiſter, der ſchon vor einiger Zeit die mit der Entlaſtung des Richters durch den Rechtspfleger gemachten günſtigen Erfah⸗. rungen hervorgehoben hatte, hat jetzt auf Grund einer Notverordnung der bayeriſchen Staatsregle⸗ rung die Präſidenten der Oberlandesgerichte ermäch⸗ tigt, die Verrichtungen des Grundbuchamts den Rechtspflegern in größerem Umfange al bisher zu übertragen, wenn und ſolange eln dienſtliches Bedürfnis dafür beſteht. Bei gegebenen Vorausſetzungen können demzufolge auch alle Ge⸗ ſchäfte des Grundbuchamts dem Rechtspfle⸗ ger zur ſelbſtändigen Erledigung übertragen wer⸗ ſchwierigen Rechts⸗ den, mit Ausnahme der Verhängung der Ordͤnungs, ſtraſen, die aber im Grundbuchweſen nur verhält nismäßig ſelten vorkommen. Außerdem ſollen im Regelfall einige beſondere Grundbuchgeſchäfte, ins, 6 beſondere auf Grund des Aufwertungs⸗ und Grunb⸗ buchbereinigungsgeſetzes dem Richter vorbehalten werden; ihre Uebertragung auf den Rechtspfleger it aber zuläſſig. Die Ermächtigung zur ſelbſtändigen Erledigung der Grundbuchgeſchäfte wird folchen Rechtspflegern erteilt, die über gründliche Kenntniſſe auf den einſchlägigen Rechtsgebieten und langjährige Erfahrungen im Grundbuchdtenſt verfügen. Neueſte Enlſcheidungen Reichsgericht Das Mieteinigungsamt hat das Rech, bie Erſtattung von Barauslagen anzuord⸗ nen. Hat das Mieteinigungsamt oder die Be⸗ ſchwerdeſtelle davon abgeſehen, der einen Partei die Erſtattung von Barauslagen der Gegenſeite aufzu⸗ geben, ſo kann mangels eines beſonderen Rechts grundes ein Erſtattungsanſpruch nachträglich nicht mehr vor den ordentlichen Gerichten geltend gemacht (VIII 330/31.) 8 Wer einen noch wenig gebrauchten und gut er, haltenen Kraftwagen in Pfand nimmt, haue delt nicht ohne weiteres grobfahrläſſig. Vielmehr hat er das Pfandrecht in gutem Glaubett erworben, auch wenn dev Wagen unter Eigentums vorbehalt verkauft worden iſt. Verpflichtungen, Nachforſchun gen über das Eigentum des Wagens anzuſtellen, he⸗ ſtehen nur dann, wenn die Umſtände ſo liegen, daß dem Pfandnehmer Verdachtsgründe darüber auſſteſ⸗ gen müßten, daß der Verpfänder des Wagens nicht Eigentümer iſt.(VII 52/1.) Meichs arbeitsgericht Eie privatrechtlicher Ruhegehaltban, ſpruch des Arbeitnehmers genießt keine ko! kurs rechtliche Bevorzugung.(Rach. 28, 81.) Tie Zahlung von Welhnachtsgrall⸗ fikationen, die entweder ausdrücklich zugeſichel ſind, oder auf die der Arbeitnehmer durch fahle⸗ lange Gewähr eng einen Rechtsanſpruch erworben hat, unterliegt nicht in jedem Falle der Bedingung daß der Geſchäftsbetrieb des Arbeitgebers gewinn⸗ bringend geweſen iſt. Eine ſolche Bedingung kant nur dann angenommen werden, wenn ſie bei ber Zuſicherung oder der Gewährung der Gratifikation zusdrücklich aufgeſtellt worden iſt, oder wenn fi den Arbeitnehmer eine derartige Abſicht des Arbeit gebers erkennbar geweſen iſt. rr ˖ Verantwortlich: Kurt Fiſcher . e r (RAG. 870/31) 1 A. —. Scheck, deckten ö Ver⸗ fügen läuſt wegen wird. dem kann, Zwi⸗ s Ein⸗ bt der ingabe enſein b, und gelöſt, ſtellet u ſor⸗ eckung t Be⸗ ei ber iegel, nichl, bt mit igung der aus- uß ſic heck in weiß, ſcheck⸗ Scheck⸗ r oder ind er it des iahme 9 bet uf die 'echts⸗ fcheck⸗ bear⸗ 1 amt vor chters rfah⸗ rund regie⸗ mäch⸗ den als eln benen Ge⸗ pfle⸗ wer⸗ ungs⸗ hält⸗ n im ins⸗ rund⸗ alten er itt digen chen tniſſe hrige Donnerstag, 11. Februar 1932 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe 5. Seite/ Nummer * Reichsminiſter Schlang e⸗Schöningen hat in einem Vortrag, den er, wie ſchon in der Mittwoch⸗Mit⸗ logsausgabe kurz erwähnt, in der gemeinſamen Ver⸗ ſammlung der Tierzucht⸗Abteilungen der Deutſchen Landwirtſchafts⸗Geſellſchaft während der Großen Landwirtſchaftlichen Woche in Berlin gehalten hat, dapon geſprochen, daß man keine großen Möglich⸗ keiten zum Ausweg der Landwirtſchaft aus ihrer grenzenloſen Not aufzeigen könne, daß man nur noch den Abſturz zu verlangſamen vermöge, daß es ſich heute nur noch um den Reſt le. Das iſt eine Kennzeichnung der Lage, wie de von der Landwirtſchaft ſelbſt ſchon ſeit geraumer Zeit gegeben wird. Auch die Tragweite hat Miniſter Schlange unterſtrichen, als er die Rentabilität der Landwirtſchaft als die Schickſals⸗ und Zukunftsfrage ber Nation bezeichnete. Es entſpricht dieſer Bedeutung, wenn der Prä⸗ ident der Landwirtſchaftskammer für den Freiſtaat 1 2 D Sachſen, Rittergutsbeſitzer Vogelſang, den Mi⸗ niſter bat, dies auch ſeinen Kolleg en im Reichskabinett zu ſagen. Die Deutſche Land⸗ wirtſchafts⸗Geſellſchaft hat ſelbſt mit Politik und auch mit Agrarpolitik nichts zu tun. Sie iſt aus⸗ geſprochen das Organ der Selbsthilfe des ländlichen Berufsſtandes. Sie hat mit ihrer nun bald 50jährigen Arbeit, in deren Mittelpunkt die Agrartechnik im wetteſten Sinne ſteht, entſcheidend zu dem gewaltigen volks⸗ wirtschaftlichen Aufſchwung der Landwirtſchaft in dieſen Jahrzehnten und zu der Ermöglichung der Volksernährung aus der eigenen Scholle beigetragen. Aher dieſe ganze ſachliche, neutrale Arbeit ſteht doch unter dem Einfluß der Auswirkungen der all⸗ gemeinen Lage, wie ſie Miniſter Schlange gekenn⸗ zeichnet hat. So mußte die diesjährige Große Land⸗ wirtſchaftliche Woche, die in einem weſentlich be⸗ schränkten Rahmen vor ſich ging, ganz unter dem Aus Baden „ Oſterburken, 11. Febr. Am Montag abend brach im der alleinſtehenden Werkſtatt und Scheune des Zimmermeiſters Karl Götz aus unbekannter Urſache Feuer aus, das in den Holz⸗ und Futtervorräten keiche Nahrung fand, ſodaß die Gebäude innerhalb kurzer Zeit in Flammen ſtanden. Trotzdem die Feuerwehr ſofort erſchien, brannten Werkſtatt und Scheune bis auf den Grund nieder. Der Schaden be⸗ trägt 5000 Mark. Ein Feuerwehrmann wurde leicht verletzt. * Freudenberg bei Wertheim, 10. Febr. Ihren 80, Geburtstag begingen Frau Margaretha Maier geh, Kirchgäßner und ihr Zwillingsbruder Franz, her in Frankfurt a. M. lebt, in völliger geiſtiger und körperlicher Friſche. Karlsruhe, 11. Febr. Das Schöffengericht ver⸗ urteilte den Apothekergehilfen., in deſſen Wohnung die Polizei eine größere Menge Arzneimittel und Gift vorfand, wegen Vergehens gegen das Optumgeſetz zu 2400 4 Geloͤſtrafe, hilfs⸗ weſſe 2 Monate Gefängnis. Daß die Medikamente in einer hieſigen Apotheke, in der der Apotheker⸗ gehilfe beſchäftigt war, geſtohlen worden ſeien, erachtete das Gericht nicht für erwieſen. * Pforzheim, 11. Febr. Eine 21jährige Haus angeſtellte, die bald zwei Jahre im hieſigen i käbtiſchen Krankenhaus beſchäftigt war, hatte am Sonntag abend auf der Altſtädterbrücke eine Unter⸗ tebung mit ihrem zukünftigen Verlobten, der dabei dem Mädchen die Trennung ankündigte. Offenbar aus Gram darüber ſprang das Mädchen in bas eiskalte Waſſer der Enz und ertrank. Die delche wurde am Rechen des Elektrizitätswerks in Eutingen gefunden. Stockach, 11. Febr. Ein frecher Einbruch⸗Dieb⸗ ſhl wurde bei dem Landwirt Riebel ausgeführt. Als die Familie abends 7 Uhr beim Nachteſſen ſaß, drangen Diebe in das Wohn⸗ und Schlafzimmer, hürchſtöberten Schränke und Tiſchſchubladen und re h⸗ men mit, was ihnen wertvoll erſchien, darunter auch 170 Mark in Bargeld. In dem Augenblick, als die Frau das Schlafzimmer betrat, ſprangen die Ein⸗ brecher durch das Schlafoͤlmmerfenſter auf die Straße und entkamen. Kleine Nachrichten Betrunkener Autofahrer erhält fünf Monate Gefängnis n Neuſtadt a. d. Hdt. 11. Febr. Der Garagen⸗ werkmeiſter und Fahrlehrer Jakob Hertel aus emaſens fuhr Mitte November v. Is. in ange⸗ lünkenem Zustand und in Geſellſchaft eines gleich⸗ alls unter Einfluß des Alkohols ſtehenden jungen (ann vom Flugplatz Lachen—Speyerdorf zurück, An der Achatmühle ſtand nun auf der rechten Straßen⸗ eite ein Karlsruher Auto, deſſen Führer gerade elne Reparatur am Auspuff vornahm. Hertel, der im Zickzack fuhr, ſtieß dieſes Auto an, wobei der Mährige Fahrer erfaßt, ein Stück mitgeſchleift würde und dann bewußtlos liegen blieb. Trotz des durch den Anprall verurſachten Lärmes und der lauten Haltrufe des anderen Wageninſaſſen uhr Hertel unbekümmert davon. In Kaiſerslautern lellte, daß er betrunken war. Er will den Unfall nicht gemerkt haben, wurde aber durch die Tatum⸗ kände überführt. Straferſchwerend war, daß er ſich an Jahrkehrer betätigt.— Das Urtell lautete auf fünf Menate Gefängnis. 12 000 Mark ſtädtiſche Gasgelder unterſchlagen Frankfurt a.., 10. Febr. Vor dem Kleinen Smöfſengericht hatte ſich der bei der Stadt ange⸗ bete Gas- und Waſſergeldabholer Karl Hild wegen Amtsunterſchlag ung zu verantworten. Der lugeklagte knüpfte eines Tages Beziehungen zu 5 Witwe an, Dieſe Verbindung koſtete ihm mit 1 55 Zeit mehr, als er auf rechtmäßige Weiſe ver⸗ 1 tente. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu der Gefängnisſtrafe von einem Jahr. Nach Verbüßung der Hälfte der Strafe foll ihm eine fünf⸗ ührige Bewährungsfriſt gegeben werden. Wiederaufbau der ländlich Nachwort zur Landwirtſchaftlichen Woche in Verlin zonnte ex feſtgenommen werden, wobei ſich heraus⸗ 1 Zeichen der Not ſtehen, wobei die Ueberfüllung aller Verſammlungen davon zeugte, daß die Landwirtſchaft auch in ihrer heutigen verzweifelten Lage jede nur irgend ſich bietende Möglichkeit zur Selbſthilfe, zur Herabdrückung der Unkoſten und zur Steige⸗ rung der Qualität ausnutzen möchte. Dieſe Frage der Mitarbeit jedes einzelnen Be⸗ triebes an der Erzielung der Rentabilität und zugleich an der verantwortungsbewußten Sicherung der Volksernährung war das Thema in allen Verſamm⸗ lungen der„Woche“. Freilich konnten unter dieſen Verhältniſſen wiſſenſchaftliche Einzelfragen— ſo grundſätzlich wichtig ſie auch ſein mögen— nicht in der früher üblichen ausführlichen Form behandelt werden. Es kam nur darauf an, die agrartechniſchen Notmaßnahmen zu erwägen, die im Ausgleich zwi⸗ ſchen all den verſchiedenen Betriebszweigen noch an⸗ wendbar ſind, um die Vorausſetzung dafür zu ſchaffen, daß der von Miniſter Schlange geforderte und vom Staat zu verantwortende große Umſchwung im letzten Augenblick noch einen brauchbaren Reſt für den Wiederaufbau der ländlichen Wirt⸗ ſchaft und der Volkswirtſchaft über⸗ haupt vom Boden aus findet. In dieſer Erwartung wird die D. L. G. vom 31. Mai bis 5. Juni auch ihre 5 große Wanderausſtellung in Mannheim durchführen, um der Landwirtſchaft des Ausſtellungs⸗ gaues und den früheren Landwirten aus dem ganzen Reich die weitere praktiſche Anſchauung zu ermög⸗ lichen und vor der ganzen Welt von dem Selbſt⸗ erhaltungswillen der Landwirtſchaft in Zuſammenarbeit mit allen Berufsſtänden, insbe⸗ ſondere der Induſtrie, zu zeugen. Ebenſo wird im September die Herbſtverſammlung in Danzig unter dem beſonderen Geſichtspunkt der Förderung der oſt⸗ deutſchen Landwirtſchaft und des deutſchen Volkstums im nahen Oſten durchgeführt werden. Bauern ſordern zum Voykott auf Sw. Oppenheim, 10. Febr. Das Finanzamt Op⸗ penheim hat in der Gemeinde Uelversheim, die durch den Strom⸗ und Waſſerkrieg in der letzten Zeit oft in der Oeffentlichkeit genannt wurde, den Bauern für Steuerrückſtände die Milchgelder be⸗ ſchlagnahmen laſſen. Ueber dieſe Maßnahmen iſt in der bäuerlichen Bevölkerung Erregung ent⸗ ſtanden. Es wird eine große Bauernkundge⸗ bung verlangt, die beſchließen ſoll, daß die Ein⸗ wohnerſchaft von Oppenheim die Forderung der Bauern auf Aufhebung der Beſchlagnahme unter⸗ ſtützen ſoll, andernfalls werde über die Stadt Op⸗ penheim der Boykott für bäuerliche Erzeugniſſe ver⸗ hängt. Dieſe Maßnahme wäre zweifellos für die Be⸗ völkerung von Oppenheim von weittragender Be⸗ deutung; iſt doch Oppenheim von der ländlichen Be⸗ völkerung der Umgebung in großem Maße abhängig. Man darf auf den Ausgang dieſer bäuerlichen Drohung geſpannt ſein. Was hören wir? Freilag, 12. Januar 1931: Frankfurt .15: Frühkonzert.— 12.05: Konzert.— 17.05: Städt. Kurorcheſter Wiesbaden.— Weiteres Programm ſiehe Südſunk. Heilsberg .30: Turnſtunde für die Hausfrau.— 13.05: Mittags⸗ konzert.— 16.00: Frauenſtunde.— 16.80: Der Winter in der Muſik.— 17.50: Prof. Dr W. Herbſt: Betrieo auf einer Geflügelfarm.— 18.45: Deutſcher Arbeiter⸗Mando⸗ liniſtenbund.— 20.00: Triumph des Herzens. Operndich⸗ tung.— 21.20: Heitere Muſik. Langenberg .05: Morgenkonzert.— 13.05: Mittagskonzert. 16.20: Jugendfunk.— 17.00: Veſperkonzert.— 18.20: Dr. Roſenhauer: Papſt Pius XI. Zum 10. Jahrestag ſeiner Stuhlbeſteigung.— 19.15: Drei Deutſche ſprechen mit⸗ einander.— 20.20: Aus neueren Operetten.— 22.80: Tanzmuſik. München 12.30: Schrammeltrio.— 15.05: Stunbe ber Frau.— 10.20: Konzertſtunde.— 17.75: Veſperkonzert.— 18.88: Dr. O. Schwinck: Urdenſorm— Bodeubedeckung— Wn⸗ terſport.— 10.35: Unterhaltungstonzert.— 21.00: frahren Sie mit der Poſtkulſche? Hörſolge.— 21.50: Klavierkon⸗ zert Prof. W. Ruoff. Sübfunk 10.00: Vormittags konzert.— 12.385: Akkordeon ⸗Kon⸗ zert.— 13.00: Heit. Waldhornquartette.— Bis 14.30: Job. Maximilian ſingt.— 19.05: Aerztevortrag: Die Kopfgrippe und ihne Bekämpfung.— 19.452 Mandolinenkonzert.— 20.15: Drei in der Zelle.— 20.50: Neue Muſtk der Na⸗ tionen.— 22.35: Tanzmuſik. Wien 11.80: Mittagskonzert.— 16.20: Frauenſtunde.— 17.00: Nachmittagskonzert.— 20.20: Aus neueren Operetten.— 22.15: Tanzmuſik. Aus Mannheim 1010.45:„Bormittags konzert“, Ausführende: Stephanie Pelliſſier(Klavier), Alfred Polack(Violonsello). 13.00—13.30:„Heitere Waldhorn⸗Quartette“. Ausführende: Städt. Waldhorn⸗Quartett, Heidelberg. 16.20—16.45: Vortrag von Hugo H. Jooſten, Mannheim über:„Unſere Kraft“, Ein Anſporn für Jung und Alt. 10. 4517.00:„Frauen⸗Lyrit“ von Goethe, Rezitation von Gabriele Myeſt⸗Malſch. 19.35—19.45: Dr. J. O. Buß gibt Informationen über die Lage am Süd weſtdeutſchen Landesprodultenmarkt. 22.35—24.00: Tanzmuſik der Kapelle Jazz⸗Matz. Aus dem Ausland Beromünſter: 12.30: Konzert.— 18.30: Kammermuſik. — 20.00: Richard Flury⸗Werke.— 21.00: Chorkonzert. Mailand: 16.55: Buntes Konzert.— 20.15: Schall⸗ . 18.30: Deutſche Sendung rag: 18.30: Deutſche Se. 7 17.45: Buntes Konzert.— 20.00: Schallplatten. Straßburg: 18.00: Jazz⸗Muſik.— 29 45: Schall⸗ 11 27.505 Werke zellgenöff. elſäſſiſcher Komponiſten. — 22.30: Perſiſche Nacht. NMechels Nadio-Aßb teilung 3. 70 Kunststrasse) bilngt modernste Radiogeräte: Telefunken, Slemens, Sabe, Sachsenwelk, Hende Fechmänn Beclenung- kigene Repatstutwerkststte Nan veiſenge kostenſosen Veitieteibesuch und wertvolle Gutscheine dazu! 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Hierbei iſt zu berückſichtigen, daß das In⸗ ſtitut durch Aufnahme ſeiner Tochtergeſellſchaften ſich jetzt in völlig neuem Rahmen präſentiert. Banca Commereiale Italiana.— 8 gegen 12 v. H. (Drahtung unſeres römiſchen Vertreters). Der AR. be⸗ ſch der GV eine Dividende von 8(i. V. 12) v. H. lagen. Außerdem wurde die vollkommene Ueber⸗ re der Banca Commerciale Trieſtlan a teſt, die ein Kapital von 100 Mill. Lire hat, beſchloſſen. Baroper Walzwerk Der Verluſtabſchluß O Berlin, 11. Febr.(Eig. Dr.) Das am 30. Juni be⸗ ewdete Geſchäftsjahr ſchließt nach 370 000(250 000 4 Ab⸗ schreibungen einſchl. 763 000 Verluſtvortrag mit einem Geſamtverluſt von 1,16 Mill. /, der weiter vorge⸗ en werden ſoll. Durch Betriebsverbeſſerung und ing der Betriebsausgaben war e rmäßigung der 1 skoſten möglich, die jedoch infolge der verſchärf⸗ ten Abfatztriſe eine rentable Ausnutzung der Anlasen nicht n am 5. April termi Bonndorf. Bruxelles. Dieſe belgiſche Groß⸗ zuließ. Die Produktion mußte erheblich einge⸗ ſchränkt werden. Steuern und ſoziale Laſten erſor⸗ derten 91 000(188 009), Verwaltungsunkoſten 159 000 (194 000), Zinſen 79 000(74 000). Aus der Bilanz: An! 3,797(3,895); flüſſige Mittel 0,025(0,071); Vor⸗ rd 0(0,265); Beteiligungen unv. 0,027; Schuldner 9,452(0,579 Mill.]. Auf der Paſivpſeite ſtehen AK. unv. mit 4 Mill. 4 und Gläubiger mit 1,815(1,590). * Ilſe Bergbau 8 v. H.(i. V. 10). Wie das B. T. er⸗ fährt, wird die Ilſe Bergbau AG. in Grube Ilſe bet Senftenberg l. L. für das am 31. Dez. abgelaufene Ge⸗ ſchäftsjahr 1931 eine Dividende von 8 li. V. 10) v. H. in Vorſchlag bringen. O Entlaſſungen und Beurlaubung in der oſtoberſchleſi⸗ ſchen Induſtrre. Kattowitz, 11. Febr.(Eig. Dr.) Der Demobilmachungskommiſſar beſchäftigt ſich erneut mit einer Reihe von Entlaſſungsanträgen der Eiſenhütten. Die Falvahütte erhielt die Genehmigung zur Entlaſſung von 160 Arbeitern. 750 Arbeiter werden für zwei Monate beurlaubt. Bei der Bismarckhütte dürfen 340 Ar⸗ heiter entlaſſen werden, während 1000 Arbeiter für zwei Monate beulaubt ſind. Weitere Entlaſſungsanträge liegen dem Demobilmachungskommiſſar von der Königshütte vor. Die Charlottengrube beantragt die Stillegung modurch 2000 Arbeiter betroffen werden. Desgleichen ſoll die Blüchergrube mit 1700 Arbeitern ſtillgelegt werden. * Dampfkeſſelban der Hanomag arbeitet weiter. Wie von der Verwaltung mitgeteilt wird, arbeitet die Abteilung Dampfkeſſelbau entgegen umlaufenden Gerüchten weiter. 25 bote und Aufträge werden gewiſſenchaft und ſchnell ¹ führt. Erſatzteile werden prompt geliefert und Re⸗ paraturen raſch und gewiſſenhaft Zgeführt. In lang⸗ jähriger Praxis beſonders geſchufte Montage⸗Inſpektoren mit internationalen Erfahrungen überwachen nach wie vor die Aufſtellung der Keſſel⸗Anlagen bis zur ſchlüſſelfertigen Ablieſerung. Der Abrechnungsverkehr 1931 Erheblicher Rückgang der Amſätze— Einflüſſe der Fahlungskriſe Bei den deutſchen Abrechnungſtellen iſt im Jahre 1931 nach einer Ueberſicht, die ſoeben von der bank ver⸗ öffentlicht wird, der Umſatz erheblich zurü u, und zwar die Stückzahl der Einl Mill. gegen 43,91 M 1929, dem bi träge gingen f bzw. 126,28 Mill lieferungen ermäßigte ſich a Auch hier zeigt ſich der Schru Mill. im Jahre abgerechneten Be⸗ gegen 119,84 der Ein⸗ 2720 0) Wirtſchaft. Von den E g nungen ausg. t v..). Die Zahl der Teilnehmer ſank auf 730 bzw. 768 un Zahl der Teilnehmer ſank auf 730 bzw. 768 und 844 im Jahre 1928, dem bisherigen Hö and). Deutlich iſt in den monatlichen die Zahlungskriſe waren im Juli mit 2,44 und im Auguſt mit 3,1 am kleinſten. Der abger 10,32 Milliarden am g hwankungen der Abrechnungen rkennbar. Die Einlieferungen l ück und 4,55 Milliarden ill. ick und 4,31 Milliarden 4 echnete Betrag war im Juni mit Stuck Ein Vergleich von Abrechnungsverkehr, Reichs bankgiro⸗ ſcheckverk verkehr und Poſt hr zeigt, daß die vorübergehende Konzentration des geldloſen Zahlungsverkehrs auf die Reichsbank d Reichs bankg ſtigte. Allerd war auch der Poſtſcheckverkehr in der Zahlungskriſe nicht rückgängig, da die damals ſehr ſchnell verfügte volle Auszahlung hier von Vorteil war. So be⸗ trugen die Umſätze im Nürnberger Herecules⸗Werke AG. i ufenen o. GV 0 ukapita von 200 000 4 eigener 1 verordnung vom 6. Oktober 1931 herabzuſetzen. der Not⸗ ( Dividendenausfall bei der F. Wunderlich n. Co. AG., Waldenburg/ Schleſien.(Eig. Dr.) Der 1930/31 erzielte Ueberſchuß von 46 000(281 000)/ ſoll zu Sonderabſchrei⸗ bungen in Höhe von 20 000% auf das ſtillgelegte Werk Freiburg und zu einer Sonderrücklage von 25 000/ ver⸗ wendet werden. Zuſammen mit dem Gewinnvortrag des Vorjahres von 34000„ verbleibt ein Ueberſchuß von 35 000 4, der vorgetragen werden ſoll. Die Vorzugsaktien bekommen wieder 6 v.., während die Stammaltien, auf die l. V. 6 v. H. ausgeſchüttet wurden, leer ausgehen. * Montecatini.— Vorausſichtlich 12 v. H. Dividende. Bisher hatten die Dividendenſchätzungen für die Monte⸗ catini zwiſchen 10 und 12 v. H. gegen 15 v. H. im Vor⸗ jahr geſchwankt. Wie die F. Z. nunmehr der Verteilung einer Dividende von 12 rechnen. v. H. ſicher zu Wolfram Lampen AG., Augsburg. 5 fra. Für das abgelau⸗ fene Geſchäftsjahr wird ein Betriebsgewinn von 318 824 (358 655)„ ausgewieſen. Noch Abzug von 51546(51 664) Mark Abſchreibungen und 197 114(210 000)„ General⸗ unkoſten verbleibt einſchließlich Gewinnvortrag ein Rein⸗ gewinn von 94 623(97 793), aus dem wieder 10 v. H. Dividende verteilt werden. 21 700(24 400)/ werden auf neue Rechnung vorgetragen. Das günſtige Betriebs⸗ ergebnis ſei in erſter Linie der auf der Höhe befindlichen techniſchen Einrichtung zu verdanken. In den letzten drei Monaten des Berichtsſahres wurde die Produttion ein⸗ neſchränkt und nur mehr 32 Stunden in der Woche gear⸗ deitet. Im laufenden Jahre hoffe man die derzeitige Pro⸗ duktionshöhe aufrecht erhalten zu können. Die Regulorien wurden einſtimmig genehmigt und die turnus⸗ mäßig ausſcheidenden AR.⸗Mitglieder wiedergewählt. * Sinalco AG., Detmold.— Erhebliche Abſatzminberung. Das am 30. November 1931 beendete Geſchäftsjahr ergibt nach 18 663(i. V. 13 545)„ Abſchreibungen und 284 556 Deckungskäufe der Kuliſſe Namentlich in den geſtern beſonders betroffenen Werten/ Teilweiſe Gewinne bis zu 5 v. H. Geſchäft im allgemeinen kleiner/ Im weiteren Verlaufe Materialmangel/ Tendenz feſt Auch am Rentenmarkt überwog Kaufneigung A Berlin, 11. Febr.(Eig. Dr.) Obwohl ſich die Gerüchte, die in den geſtrigen Nachmit⸗ tagsſtunden zu kräftigen Kurserholungen geführt hatten, inzwiſchen als falſch herausgeſtellt haben, blieb die Sti m⸗ mung im heutigen Vormittagsverkehr bei ſtil⸗ lem Geſchäft freundlich. Die matten Auslandsbörſen blieben eindruckslos, ebenſo wirkte ſich die Zahlungseinſtel⸗ lung der Berliner Bankfirma Braun u. Co. weder kurs⸗ noch ſtimmungsmäßig aus, da dieſe Firma ſchon ſeit län⸗ gerer Zeit für das Börſengeſchäft ohne Bedeutung war. Wenn die Kurſe im heutigen Freiverkehr zum Teil noch über die des geſtrigen Abendniveaus hinausgingen, ſo war. dies weniger auf neue Anlagekäufe des Publikums, als auf weſtere Deckungen der Kuliſſe, zurückzufüh⸗ ren, da man die Ausſichten Hindenburgs in der Reichsprä⸗ ſidentenwahl nach den neueſten Informationen durch die Haltung des Kyffhäuſerbundes und des Stahlhelms gün⸗ ſtiger beurteilte. Dieſes Deckungsbedürfnis erſtreckte ſich beſonders auf die Marktgeblete, die geſtern ſtärkere Verluſte erlitten hat⸗ ten, wobei nicht ſelten gegen geſtern vormittag bis öproz. Gewinne, vereinzelt auch noch darüber, auftraten. Kräftig erholt waren vor allem die Elektro papiere(mit Ausnahme von Schuckert, die vernachläſſigt lagen) und die Auslandswerte unter Führung von Chadeaktten. Am Bankenumarkte waren Handelsanteile und Reichs⸗ bank etwas begehrt, während bei den übrigen keine Kurs⸗ neränderungen eintraten. Auch Schiffahrts werte und Montan papiere lagen ſehr ruhig, dagegen beſtand am Kali markt für Salzdetfurth einiges Intereſſe. Aber nicht nur am Aktienmarkte, ſondern auch in den feſt verzinslichen Werten überwog heute dle Kaufneigung. Faſt alle Kategorien des Anlagemarktes wie⸗ ſen 4 bis proz. Beſfeſtigungen auf, auch Schuldbücher waren ca. 7 v. H. über geſtern geſucht. Reichs bahnvor⸗ zugsaktien und Farbenbonds waren um ca. 1 v. H. ge⸗ beſſert und nur Induſtrie⸗ und Kommunalobligattonen waren ziemlich vernachläſſigt. Bei ſtärker fühlbar werdendem Mater lalmangel machte die Aufwärtsbewegung der Kurſe, ſpeziell in den ührenden Werten des Aktienmarktes, weitere Fortſchritte, ſodaß die Tendenz trotz kleinſter Umſätze als feſt be⸗ zeichnet werden muß. Auch feſt verzinsliche Werte waren im weiteren Verlaufe des Tages eher gefragt. Schuldbücher hatten jedoch nur eine unter Schwankungen behauptete Tendenz aufzuweiſen. Am Geldmarkte ermäßigte ſich der Satz für Tagesgeld auf 7 v.., die übrigen Sätze erfuhren keine Veränderungen. Am De⸗ viſenmarkte verlor das Pfund abermals 4 3 und die Norddeviſen gingen um 20—30 3 zurück. Amſterdom notierte 25 3 niedriger, während Spanien ſeine Erholung um 90 J ſortſetzen lonnte. Deckungen auch in Amſterdam A. Amſterdam, 11. Febr.(Eig. Dr.) Die Amſterdamer Börſe zeigte zu Beginn eine feſtere Tendenz. Die berufsmäßige Spekulation schritt in Erwartung einer feſteren Newyorker Börſe, die morgen geſchloſſen iſt, zu Deckungen, doch war das Geſchäft im allgemeinen nicht ſehr umfangreich. Königl. Petroleum notierten 127,5 128,5, Unilever 102, Handels⸗ vereinigung Amſterdam 170 und Pounganleihe 36 Geld,, 36,5 Brief. Schwankungen des Pfundkurſes An den internattonalen Deviſen märkten war das engliſche Pfund kaum behauptet, unter mehrlachen Schwankungen ſtellte es ſich gegen Mittag auf 3,4276 gegen den Dollar. Gegen den Gulden ſtellte es ſich auf 8,50%, gegen Paris auf 87,09, gegen Zürich auf 17,55 und gegen die Reichsmark auf 14,48(heute morgen 14,377, geſtern Schluß 14,85]. Der holländiſche Gulden war knapp ge⸗ halten, der Dol lar zog gegen Mittag leicht an, auch die Reichsmark lag eher etwas höher, ſie notierte näm⸗ lich in Amſterdam 58,887 und in Zürich 121,70. Der [ranzöſiſche Franken wor etwas leichter, Ma⸗ rid konnte ſich ſtärker erholen, während Mailand weiter zur Schwäche neigte. Der Nen log internatio⸗ nal feſter, die Südamerikoner, die Norddevl⸗ ſen und die Belga waren unverändert. London erholt London, 11. Febr.(Eig. Dr.) Die Londoner Börſe eröffnete in ſtetiger Grundſtimmung bei jedoch unregelmäßiger Kursge⸗ ſtaltung. Britiſche Staatspapiere waren etwas vernach⸗ läſſigt. Das Geſchäft war im allgemeinen etwas weniger ſchleppend, als an den Vortagen. Die leichte Erholung, die ſich am geſtrigen Spätnachmittag an der Effektenbörſe und auch auf den Deviſenmärkten unter dem Eindruck der Außenhandelsbilanz für Januar gezeigt hatte, ſetzte ſich heute fort. An der Börſe notierten 2½proz. Konſols 54½, Nounganleihe 5272, Dawesanleihe 72½, Royal Dutch 1598, Courtauls 31 und Kreuger und Toll 91. Am Londoner Metallmarkte ging der Gold⸗ preis um 5 Pence auf 120 Sh 9 Pence ver Unze herauf. Kupfer und Zinn tendierten wieder ſchwächer und ver⸗ loren bis zu 98 Pfund. Berliner Devisen Olskontsdtze: Relchshank 7. Lombard 8, prwat 68½ und 85% y. f. Amtlich in Rm. Dis-] 10 Februar 11. Februar Parität für kont] Geld Brief Geld Brie: M Buenos⸗Aires 1Peſo 7.043].047 1038.087.686 Kanada tan. Dollar.658.684.610.624.757 Japan.. Ien 6,57.498.491.489 14˙1.910 Nalro„Ilägypt. Pd. 14.78 14.82 12,74 14.78 21.890 Türkei„ Iürt Pfd.“ 8 8 7 8 2133 London.. 1Sterl. 8 14.4 14.47 14.89 14.43 20,885 New Vork. I Dollar 356].200 4,217 4,209 4,17 4,1790 Rio de JaneirotMillr.— 90.252.254.250 0,252.503 Uruguan. 1Goldpeſo. 9 1 15.477 olland 100 Gulden 3 93.170 169, 5 168.485 Hagen„10 Drachmen 12 5,395.405.305 5,405 5,44 Krüſſel 100.500 f 3½ 58.69 88.81 88.69 58.81 858,858 Bukareſt.. 100 Le 8 220.526.520 2,526— Ungarn. 100 pPengd 8 56,94 57,06 56.94 57.06—.— Danzig 10% Gulden 5 197.18 01,97 82,13 81,55 Helſingſors 100 ß 8 6,494 6,506.7/4.436 10.51 talien... 100 Kre 7 21,88 2187 2183 221.87 22,02 1 goflaniento Dinar 7½ 7463.477 7,463.477.85 omno. 100 Litas 3 9 805 32 5 7225—.— Kopenhagen 100 Kr. 0.78.32 9,48 112,08 Lisbon 10 Esküde d 18.49 8. 13,2 18,4 17.492 Oslo 0 Kr 8 78,82 78.78 70,82 d 8 111,745 Paris.. 100 Fr. 2½ 1637 18.61 16,57 16,61 16.445 Prag 100 fr. 8 12.465 12.485 12.465 12.485 12,38 Schweiz. 100 Fr. 2.11 82,27 2,1 2,27 60,51 Sofia. 100 Lewa 9½.057 9,068.057.083.01 Spanien 100peſetſen 6½ 82,57 32.63 32,47 32.88 69,575 Stockbolm. 00 Kr. 8 81727 81.43.07 81 23 12.05 Eſtland. 100 Eſtm. 7 111.39 111.61 11.39 111,61 111,61 Wien 100 Schilling 12 49.95 80. 49.95 N 50,05 Tägliches Geld:%, Disk. Comp. 66/8% irover kehr begün⸗ Poſtſcheckpterkehr im Monatsdurch⸗ meldet, iſt mit U 0 ſchnitt 1931 rund 10,27 Milliarden, im Juli 9,62, im Auguſt 10,63 Milliarden 4, die Umſätze im Reichsbankgiroverkehr im Monatsdu titt 51,8 8 tarden, im Juli 47,8, im Auguſt 49 Milliarden 4. Dagegen gingen die Einlieferun⸗ gen im brechnungs verkehr gegen 7,15 Milliar⸗ den im Monatsdurchſchnitt im Juli 4,55, im Auguſt auf 4,31 Milliarden„ zurück. Die zumſätze in den drei Gruppen des bargeldloſen;! verkehrs waren lin Milliarden 1 bzw. 8 Abrechnugsverkehr Poſtſcheck 1931 85,84 116,6 123,2 296 1980 119,34 162, 185,8 141, 340 1929 126,28 171,4 198,0 150,7 362 1913 78,68 100 100 416 100 Die Zahl der Abrechnungsſtellen blieb unver⸗ ändert 72. An der Spitze ſteht natürlich Berlin mit Einlieferungen Betrage von 43,49 Milliarden. Es folgen Hamburg mit 9,6, Frankfurt mit 4,72, Köln an im vierter Stelle mit 4,61, danach München mit 3,23 Milliar⸗ den 1, Dresden mit 2,44, Leipzig mit 1, ittgart mit 1,44, Breslau mit 1,34 und Bremen mit 1 Karls ⸗ ruhe verzeichnet 0,43, Mannheim 0,33 und Lu d⸗ wigs hafen 0 Den höchſten Durchſchnitts⸗ betrag weiſt Berlin mit 5 199(i. V. 6 388) 1 auf. Es folgen Frankfurt a. M. mit 4696(6 602) /, Köln mit 3 600 (4559)„, Eſſen mit 2 493(3 386) und Karlsruhe mit .391(2 650). (318 265)% Unkoſten einſchließlich 15 107(14028)/ Vor⸗ trag einen Reingewinn von 56 167(147 067)%, wo⸗ raus, wie ſchon gemeldet, eine Dividende von 5 v. H. (12 v..) ausgeſchüttet werden ſoll. Der Verlauf des Ge⸗ ſchäftsjahrs brachte, wie der Bericht mitteilt, eine weitere bedeutende Einſchränkung des Konſums und einen teilweiſe ſehr ſchleppenden Eingang der Außenſtände. Der Aus⸗ landab ſatz, der nach dem vorjährigen Bericht das Rück⸗ grat des Geſchäftes der Geſellſchaft bildet, habe erheblich nachgelaſſen. Nach der Bilanz ſind die laufenden Ver⸗ bindlichkeiten wieder ſehr gut durch Vermögenswerte ge⸗ deckt. Bei nur 71574(90 005)/ Gläubigern und Rückſtel⸗ lungen betragen Außenſtände und Bankguthaben 591 395 (625 975)„, Waren 121 533(149 863)/ und Wertpapiere 146 778(170 298) /; letztere ſind, wie es heißt, nur zum Zeitwert aufgenommen.(SV. 24. Februar.) * Holſten⸗Brauerei, Altona.— 6 gegen 14 v. H. Divi⸗ dende. Nach Abſchreibungen von 1 li. V. 1,31) Mill. ¼ verbleibt für 1930⸗31 ein Reingewinn von 615 000 (1 480 627)&, aus dem, wie gemeldet, eine Dividende von 6(i. V. 14) v. H. zur Verteilung gelangen ſoll. Laut Vorſtandsbericht ſenkte ſich der Geſamtumſatz gegenüber dem Vorjahr um 23 v. H. Nach Abzug der Rohſtoffkoſten betragen die Einnahmen im Berichtsjahr 11(13,56) Mill., die Ausgaben für Betriebs⸗ und Handlungsunkoſten, Löhne und Gehälter 4,20(5,13) Millbonen A, für Steuern 4,78(5,45) Millionen 4, für un⸗ einbringliche und zweifelhafte Forderungen ſind 554 000 (184 000) 4 eingeſetzt. In der Bilanz ſtehen zu Buche lin Mill.): Warenvorräte mit 3,58(3,57); Waren⸗ und Dar⸗ lehensſchuldner mit 6,88(6,42); Bank, Kaſſe und Wert⸗ papiere mit 0,2(0,4); andererſeits Akzepte mit 1,82((1, 24); Gläubiger mit 9,67(4,06); noch nicht fällige Steuern mit 1,17(1,03); Barhinterlegungen und verzinsliche Einlagen mit 2,9(8,18). Aus der Zigaretten-Induſtrie 1931: 22,7 v. H. Umſatzrückgang bei den großen Kon⸗ zernen gegenüber 1930— Vor weiteren Betriehs, zuſammenlegungen? Das Jahr 1931 hat für die deutſche Zigaretteuinduſtrie umſatzmäßig einen wenig befriedigenden Verlauf genom⸗ men. Die ſcharfe Steigung der Arbeitsloſigkeit und die damit verbundene notwendige ſchärſſte Einſchränkung wei⸗ ter Bevölkerungsſchichten hat einen erheblichen u 1 ſatzrückgang, ſowohl bei den großen Konzernen Reemtsma und Neuerburg wie auch in der ge⸗ ſamten Zigaretteninduſtrie zur Folge gehabt. Namentlich das letzte Quartal des Jahres 1931 war durchaus unhe⸗ friedigend. Mengenmäßig lagen, wie wir hören, die Um⸗ ſatzergebniſſe der Monate Oktober— Dezember in der deut, ſchen Zigaretteninduſtrie um 23 v. H. unter den Umſatz⸗ ziffern des 3. Quartals 1931. Das Jahresergebnis weiſt einen Umſatzrück⸗ gang von 22,7 v. H. gegen das Jahr 1930 auf. Gegen das Jahr 1929 beläuft ſich der Umſatzrückgang des Jahres 1931 auf 24,8 v. H. Dieſen Umſatzrückgang konnte auch die Ein⸗ führung der billigen Zigarettenſorten nicht aufhalten. Die ſtarke Abwanderung des Konſums zu den Preislagen bis 4 Pfg. geht am beſten aus folgenden Zahlen hervor. Der Anteil der Zigaretten in den Preislagen bis 4 Pfg. am Geſamtumſatz betrug 1930 nur etwa 24,0 v. H. Im letzten Quartal 1931 dagegen ſtieg der Anteil der 259 3 ½ und 4 Pfg. Zigarette auf 59,9 v. H. und hat ſich damit mehr als verdoppelt. Eine ähnliche Entwicklung zeigt ſich auch bei der Gegenüberſtellung der Durchſchnitts⸗Kleinver⸗ kaufspreiſe. Im Jahre 1930 betrug der Durchſchnittsprels der Zigarette im Kleinhandel.9 Pfg., dagegen im letzten Quartal 1931 nur noch 4,1 Pfg. Während dieſe Bevorzugung der billigſten Sorten finan⸗ ziell bei den großen Zigaretten⸗Konzernen weniger in die Waagſchale fällt, hat ſich natürlich der ſcharfe Umſatzrückgang des Jahres 1931(um insgeſamt 22,7 v..) finanziell nachteilig ausgewirkt. Man war jedoch mit Er⸗ folg bemüht, durch noch ſchärfere Rationaliſterungsmaß⸗ nahmen ſich der veränderten Lage anzuvaſſen. Arbeſter⸗ entlaſſungen ließen ſich jedoch zu Beginn des neuen Jahres nicht vermeiden. Ebenſo wird man zur weiteren Zuſammen⸗ legung von Betriebsſtätten innerhalb der großen Konzerne ſchreiten müſſen, falls ſich die Abſatzverhältniſſe nicht in der nächſten Zeit beſſern. * F. W. Woolworth n. Co Etd. Der Reingewinn füt 1931 beträgt 41,35(i. V. 34,74) Mill. Dollar. Es wird eine Dividende von 2,40 Doll zuzüglich Bonus von 2 Doll. ver⸗ teiſt. Der Umſatz im Januar beträat 17.99 Mill. Dollar und iſt damit um 6,49 v. H. gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres geringer. Southern Railways. Die 2% v. H. auf die Vorzugsaktien. Damit wurde eine Ge⸗ ſamtdividende von 4 v. H.(5 v..] gewährt. Auf neue Rechnung werden 93 000 Lſtr. vorgeſchlagen. Schlußdividende betröſt Um die Erneuerung des Internationalen Waggon⸗ kartells. Brüſſel, 11. Febr.(Eig. Dr.) Am 13. Februar findet in Brüſſel die Sitzung der Vertreter der Waggon⸗ induſtrie ſtatt. Man will verſuchen, das Internationale Waggonkartell, deſſen Vertrag am 31. Dezember abgelaufen ift, wieder zu erneuern. 8 * Der engliſche Außenhandel im Januar 1932. Nach den amtlichen Ziffern über den engliſchen Außenhandel im Januar 1932 betrug die Einfuhr 62 266 000 Oſtg. gegen 77 027 303 im Dezember 1931 und 75 569 744 Eſtg. im Ja⸗ nuar 1931. Die Geſamtausfuhr beltef ſich auf 36 395 000 Oſtg. gegenüber 37 613 869 Eſtg. im Dezember und 43 601 036 Lſtg. im Januar 1931. Weiterhin nur kleines Produktengeſchäft Froſt behindert Kahnzufuhren/ Weizen gut behauptet/ Ruſſenroggenangebot behindert Preisbefeſtigung/ Gerſte Berliner Produktenbörſe v. 11. Febr.(Eig. Dr.) Durch den anhaltenden Froſt wird die an ſich geringe Umſatztätigkeit im Produktenverkehr noch mehr beeinträchtigt, da die Kahnzufuhren faſt völlig auf⸗ gehört haben und der Markt ausſchließlich auf Waggonware angewieſen iſt. Das erſthändige Offerten mate⸗ rial blieb ziemlich gering und die Forderungen waren kaum nachgiebig. Andererſeits disponierten die Mühlen aufgrund von Befürchtungen über Tranportſchwierigkeiten nur vorſichtig. Für Inlands weizen war das Prels⸗ niveau im Prompt⸗ und Lieferungsgeſchäft gut behauptet. Am Roggenmarkt konnten ſich Preisſteigerungen nicht durchſetzen, da das Angebot von Ruſſenroggen hemmend wirkte; immerhin wurden für deutſchen Roggen, der gegen⸗ wärtig nach dem hieſigen Platz kaum offertert iſt, Aufgelder gegen Ruſſenroggen bewilligt. Das Roggenlieferungsgeſchäft war ſehr ruhig, bei wenig veränderten Preiſen. Am Mehlmarkte blieben die Abſatzverhältniſſe ſchwierig. Hafer lag bei geringem Angebot und einiger Frage nach guten Qualitäten feſter. Gerſte hatte ruhiges Geſchäft. Weizenexportſcheine wurden erneut höer bezahlt. Amtlich notiert wurden: Futterweizen 75—76 Kg. 244 bis 246 feſter; Roggen 72—73 Kg. 194—196 ſtetig; Brau⸗ gerſte 160168; Futter⸗ und Induſtriegerſte 163167 ruhig: Hafer 140—148 feſt; Weizenmehl prompt 29—23 beh.; Roggenmehl 70proz. prompt 27,15— 29,15 feſter; Weizenkleie 9,50—9,90 ſtill; Roagenkleie 9,50—9,90 ſtell; Biktsriagerbſen 21— 27,50; Kleine Speiſeerbſen 2123,50; Futtererbſen 15 bis 17; Peluſchlen 16—18; Ackerbohnen 14—16; Wicken 16 bis 19; Lupinen. blaue 10—12; Lupinen, gelbe 14,5016; Seradella, neue 24—30; Leinkuchen Baſis 37 v. H 11,20; Erdnußkuchen Baſis 50 v. H. ab Hamburg 12,40; Erdnuß⸗ kuchenmehl Baſis 30 v. H. ab Hamburg 12,20— 12,0; Trockenſchnitzel 7,80—8; Extrahiertes Sajabohnenſchrot 46 v. H. ab Hamburg 10,50 10,60; dto. ab Stettin 11,30: Kar⸗ tofſelflocken 12,50—12,60; Speiſekartoffeln, weiße 1,70 bis .80 rote 1,90—2,00; Odenwälder, blaue 2,09—2 10; gelb⸗ fleiſchig außer Nieren 2,30— 2,50; Fabrikkartoffeln in Pfg. 8,75—9,50; allg. Tendenz fehr ruhig.— Hardelsrechtliches Lieferungsgeſchäft: Weizen März 254.254,25 G; Mal 281; Roggen März 203; Mai—; Hafer März 155— 155,50; Mai 161—161,25 G. * Mannheimer Produktenbörſe vom 11. Febr.(Eigen⸗ bericht) Der heutige Produktenmarkt lag ruhig, Mehl und Brotgetreide unverändert, Futtermittel im Preiſe er⸗ mäßigt. Angeboten wurden in für die 100 Kilo netto, waggonfrei Mannheim: inl. Weizen 2623,25; inl. Roggen 22,25; inl. Hafer 16—18,50; Sommergerſte 1919,75: Futter⸗ gerſte 17,50— 17,75; Biertreber 212,50; Eronußkuchen 13,75—14; Sojaſchrot 1111,25; Trockenſchnitzel 7; Malz⸗ keime 1112; Weizenmehl ſüdd. n. M. 35,90: Sto. mit Aus⸗ landweizen 37,65; Weizenbrotmehl 27,90—29,65; Ragen⸗ mehl 60proz. 30,25—31,50; Weizenfuttermehl 10; Weizen⸗ „ 8,50; Roggenkleie 9,50; Grünkern 5060, Lein⸗ ſaat 17. * Rotterdamer Getreidekurſe vom 11. Febr. Anfang: Weizen(in Hfl. per 100 Kg.) März 4,45, Mai 4,5772; Juli 4,0%; Sept. 4,72%; Mais(in Hfl. per Laſt 2000 Kg.) März 68; Mai 69,75: Jult 68.75; Sept. 69,75. * Liverpooler Getreidekurſe vom 11. Febr. Anfang: Weizen(100 lb.] ſtetig; März.3%(.276); Mai.594 (.576); Juli.8%(.76].— Mitte: ſtetig; März.828; Mai.6; Juli.8; Okt..10 K. Nürnberger Hopfenmarkt Nürnberg, 10. Febr.(Eigenbertcht.) Die Geſchäftslage am Nürnberger Hopfenmarkt blieb auch in den erſten drei Tagen der laufe den Woche unver⸗ ändert ruhig, doch zeiste ſich täglich Na frage die ſowohl vom Kundſchaftshandel wie auch von der Brauinduſtrie ruhig/ Hafer feſter kommt und den Beweis dafür ergibt, daß fortgeſetzt Bedarf beſteht. Bei den ſchwachen Marktbeſtänden iſt die Auswahl bedauerlicherweiſe oft nur gering und es wäre daher nur zu wünſchen, daß die nunmehr ſeitens der Hopfenſtützungs⸗ aktion in den Produktionsorten aufgenommenen Reſt⸗ beſtände der letzten Ernte recht bald über den Nürnberger Markt geleitet würden. Die dreitägigen Zufuhren be⸗ trugen nur 30 Ballen, während 80 Ballen zum Umſatz ge⸗ langten. Es handelt ſich ausſchließlich nur um Haller⸗ tauer, mittel bis prima, von 3350/ per Zentner, Stim⸗ mung ruhig bei weiterhin noch feſten Preiſen. Magdeburger Zuckerterminnotierungen vom 11. Febr. Febr. 5,85 B 5,00 G; März 5,90 B 5,75 G; Mai 6,10 9 5,90 G; Aug. 6,45 B 6,20 G; Okt. 6,60 B 6,40 G: Dez. 6,80 B 6,65 G; Tendenz: behauptet.— Gemahl. Mehlis, Weißzucker⸗Raffinerie⸗Melaſſe— Melaſſe⸗Rohzucker 20 bis 3; Tendenz: geſchäftslos, mangels Angebot; Wetter: heiter, aber kalt. * Bremer Baumwolle vom Amerik. Univ. Stand. Midol.(Schluß! 7,78. * Liverpooler Baumwollkurſe vom 11. Febr.(Amerik, Univerſal. Stond. Middl.) Anfang: März 520; Mo 51 bis 520; Juli 521; Okt. 525; Tendenz: ſtetig.— Mitte Jan. 532; März 520; Mai 520; Juli 521; Okt. 528, Dez 581; März 133) 587; Mai(38) 541; Juli(33) 5457 Okt.(80 549; Loco 551; Tendenz: ruhig. * Kleinviehmarkt in Mannheim vom 11. Febr. Zufuhr insgeſamt 828 Stück. Im einzelnen wurden zugefahren und erlöſt für 50 Kg. Leberdgewicht in 1 181 Kälber, b) 35—88; c) 3033; 5) 2630, 19 Schafe, b) 1220. 19 Schweine, nicht notiert. 606 Ferkel und Läufer, Ferkel bis 4 Wochen—10; über 4 Wochen 1214; Läufer 11 Marktverlauf: Mit Kälbern mittel, geräumt, mit Ferkeln und Läufern ruhig. Berliner Mefallbörse vom 11. Februar 1932 Kupfer Ale U gunt, g bez. Brief] Geld vez. Brief] Geld dez J Brieb] Geld Januar]—.— 58. 54., 25,24.— 25% 72 Februar.. 51. 50, 20.75 20.258 20.50 2. 75 2570 März—— 1.2 20.0%— 1 305 April 50— 80.25 50.——.— 22, 2180— 250 8 Mai 50.25 50,75 5080—.— 22,022.50 22.80 5 9 55—. 51.25 80.75—.— 22. 28 715 uli.—.— 52. 51. 23.8022.—— 29.59 220 Auguſt 52.50 82,0.5023 75 23.75 2,50—— 2% Sep.. 88. 50%—. 44.59 23.50—— 6898 Skioder]—.— 34.28 58.——.— 24.72% 4 Nou.— 84 50 88 80.— 28,24 Dezemb.]— 58. 365— 25.5024 5 00 * Berliner Metall⸗Notierungen vom 11. Febr.(ig Dr.) Amtlich Elektrolytkupfer(wirebars) prompt 0 Mark für 100 Kg. Raffinadekupfer loco 5354; Standard kupfer, loceb 5051; Standard⸗Blei per Februar e Original⸗Hütten, Aluminium 98—99 v. H. in Blöcken 5 desgl. in Walz⸗ oder Drahtbarren 164; Ban ka⸗ Str Auſtralzinn 214; Reinnickel 98—99 v. H. 350; Antimon Regulus 52—54,; Silber i. Barr. ca. 1000 fein per 41,50 44,75 l. Londoner bieiallbötse vom 11. Februar 1932 Metalle in E pro To Silber Unze 6(187/10 fein and, Mlatir Unze 1 —.— ſtupfer, Standard 35,4 Zinn, Standart 136,1 Aluminium 185 3 Monaie 25.25 3 Monate 133.3 Antimon 2 5 Settl. Preis 35 45 Settl. Preis 136 2] Queckſilber— Elektrolyt 39,25 Banka 156 2 Platin 8 deſt ſelee ed 37.0 Straits 199 2] Wolframerz 2 ſtrong ſheets—,[ Blet, ausländ. 49] Nickel 2. El'wirebars 40 28 inf gewöhnlich 138] Weißblech 5 Kupfer flau, Zinn, Zink willig, Blei ſtetig. Nene Kupferpreisermäßigung. Newyor k, II. 15 (Eig. Dr.] Das internationale Kupferkartell hat mit 5 kung vom 11. Februar den Preis eif Nordſeehäfen auf Gh Dollarcents je lb. herabgeſetzt. 11. Febr.(Eig. Dr) 5 2 9 90 9 1 9 0 E 2 Um⸗ eut⸗ ſatz⸗ ück⸗ 3 Donnerstag, 11. Februar 1932 die A⸗Klaſſe im Kreis Anterbaden Viktoria Wallſtadt Meiſter der A⸗Klaſſe Spiele vom vergangenen Sonntag: Brühl— Wallſtadt 92 Ladenburg— Leutershanſen:8 Seckenheim— Mheinanu 24 Garteuſtadt— Ilvesheim 70 Recht früh und mit einem recht deutlichen Punktvor⸗ ſprung können wir in dieſem Johr unſeren Meiſter vor⸗ bellen. Es iſt kein geringerer als die belannte Vie ⸗ lot ta Wallſtadt, die ſchon jahrelang verzweifelte An⸗ krengungen um den Auſſtieg zur Kreisligo macht. Der Sort der Wollſtädter zu den diesjährigen Verbandsſpielen ſcht ſo verheißungsvoll, daß mon ihnen ohne weiteres en Enderſolg zutrauen konnte. Erſt die Regelung in⸗ er Vereins angelegenheiten und die Verpflichtung des Internationalen Schönig von Mannheimer Phönix 5 e den Umſchwunn in der Mannſcha't. Schönig hot aus der Monnſchoit wirklich etwas gemacht. So überzeu⸗ gend wurde in den letzten Jahren keine A⸗Meiſterſchaft nuch Hauſe gebracht. Die Mannſchalt ſelbſt beſteht aus Eplelern, die ſchon lange Jahre die Farben der erſten Elf ber Viktoria tragen. Wenn einer beſonders hervorgehoben wird, ſo wird dos nicht etwo deswegen getan, weil man domit die onderen zurückſetzen will; es hat jeder ſeine Filicht getan. Aber der ſechsundreißigjährige Reiß, der ſetzt eine ährige Spielertätiglkeit hinter ſich hat, iſt noch ein Junger. Er war in der Saiſon trotz ſeines vorge⸗ ſchrültenen Alters die gewalttaſte Schußtanone in der A⸗ kloſſe und hat viel zu der großen Kameradſchaft in ſeiner Nannſchat beigetrogen. Wenn Wollſtadt Meiſter gewor⸗ ben it, dann hat es dieſe Ehre nicht zuletzt dieſem Spieler zu verdanken. Wir gratulieren den Wallſtädtern aufrichtig zu ihrem ſchonen Erfolg und wünſchen weiterhin erfolgreiches Be⸗ kehen in der Kreisliga. Nicht ſo überzeugend wie der Meiſter ſeine Sache er⸗ lebigt geſchleht dies vom Tabellenzweiten. Der Plotz iſt noch nach der Popierform von drei Bewerbern umſtritten. Jenn auch Leutershauſen von allen dreien am beſten dran ii, ſo iſt der End ſieg doch noch nicht ſicher. Bel Leuters⸗ houſen ſind noch zwei Punkte notwendig. Dieſe können m kommenden Sonntag auf eigenem Gelände gegen Sek⸗ lenheim wohl errungen werden. Die Laden burger haben den Leutershauſenern das Leben doch noch kecht ſaner gemacht. Mit einem Unentſchieden mußten die Lentershauſener ſchließlich noch froh ſein, denn bel Halb⸗ zelt ſah es mehr nach einem Ladenburger Sien aus. Dieſer elne Punkt wird auch wohl für den zweiten Platz der ent⸗ ſchedende geweſen ſein. 0 Die Rheinauer haben ſich ihre Chancen auf den weiten Platz gut geſichert, indem ſie in Secken heim br gewiß nicht leichtes Lokalſpiel ſicher gewonnen. Ziem⸗ lich ſicher hat auch Gartenſtadt gegen Ilvesheim gewonnen.— Die Abſtieas frage iſt noch ziemlich un⸗ gellärt. Feſt ſteht nur der Abſtieg von Laudenbach. Wer er Zweite ſetn wird, das iſt eine Froge, die wohl erſt am letzten Spielſonntag geklärt werden wird. Die Tabelle der A⸗Klaſſe Spiele gew. unentſch. verl. Tore Punkte 17 138 2 2 74 25 28:6 Lentershauſen 17 10 8 4 42.25 2311 Nheinen 16 9 2 5 4438 2ʃ½¼12 Jaden burg 16 9 1 6 35:38 19:13 Ilvesheim 17 8 1 8 47:41 17.17 116 6 1 9 28 45 13.19 Arb!„ 17 5 2 10 32:39 12:22 Jartenſtadt.. 16 5 1 117777 Seckenheim 15 4 8 8 24.35 11˙19 Laudenbach 17 3 3 11 38:66 925 Am kommenden Sonntag ſpielen: Wallſtadt— Ladenburg Leutershauſen— Seckenheim Faudenbach— Brühl 33 859 5 11— Ilvesheim heinau— Gartenſtadt Dos iſt zum letzten Mal ein volles Programm. Es wird auch nochmals heiß hergehen, da die Abſtiegsbedxrohten jetzt zum Endſpurt anſetzen. Das kann noch monche Ueber⸗ raſchung geben. Der Kampf in Wallſtadt wird nicht ſo heiß werden. Was die andern in Wallſtadt nicht fertig gebracht haben, das werden die Laden burger trotz ihrer guten Ver⸗ fafung ouch nicht zuſtande bringen. Der neue Meiſter ſtellt ſich als folcher auf ſeinem eigenen Platze ſeinem eige⸗ en Publikum vor. Er wird daher alles daran ſetzen, mit bleſer Vorstellung nicht eine Niederlage zu verbinden. M Leutershauſen wird es ſchon etwas heißer bergehen. Da geht es auf der einen Seite um den Auk⸗ Iſleg zur Kreisliga und auf der anderen Seite um den 1 Verbleib in der A⸗Klaſſe. Beide brauchen die Punkte drin⸗ gend zur Erreichung ihres Zieles. Der Platzvorteil wird con dafür ſorgen, daß es keine Ueberraſchung gibt. Die Punkte werden ſicher beide an der Bergſtraße bleiben und den Lentershauſenern den ſo erſehnten Aufſtieg zur Kreis⸗ ligo bringen. nach vorn und kommt vom gefährlichen Ende weg. gegen Richter ſprochen dem Wiener den Sieg zu und zwei waren Neue Mannheimer Zeitung/ Abend ⸗Ausgabe 7. Seite/ Nummer 70 Die Brühler tragen ihr letztes Spiel aus. Sollten ſie ohne Punkte von Laudenbach zurücklommen, dann wird der Abſtieg der Brühler beſiegelt ſein, da die anderen Kandidaten wohl alle mehr als 12 Punkte belommen. Die Faud enbacher ſind in der letzten Zeit gut aufgelommen. Es iſt doher ein Laudenbacher Sieg ſchon möglich. Fußball im Kreis Süd⸗Heſſen Auch dieſer Sonntag endete mit den üblichen Ueber⸗ raſchungen, die jedoch auf die Tabellenführung keinen Einfluß hatten. Der Meiſterſchaftsanwärter Burſtadt hatte wohl das ſchwerſte Spiel zu beſtreiten und zwar mußte die Mannſchaft in Abenheim antreten. Burſtadt gewann 411. 8 Der Vfs Lampertheim enttäuſchte ſeine An⸗ hänger gewaltig. Die Elf hatte das fällige Verbandsſptel in Horchheim zu beſtreiten. Lampertheim trat mit vier Mann Erſatz an und verlor:4.— Olympia Lam⸗ pertheim erfocht einen glatten:0 Sieg über Vik⸗ toria Neuhauſen, trotzdem die Mannſchaſt von Lampertheim mit Erſatz antreten mußte. Nach einer längen Pauſe können die Heppenhei⸗ mer wieder einen 21 Sieg gegen Höchheim melden. Normannia Pfiffligheim rückt ſo langſam Die Elf zeigte ſich in einer glänzenden Verfaſſung und gewann Olympia Worms mit:2. Der Tabellen⸗ letzte Hofheim empfing auf eigenem Platze Concor⸗ dia Gerus heim und gewann 20. Am kommenden Sonntag ſinden folgende Spiele ſtatt: Bürſtadt Horchheim, Olympia Lampertheim Bs Lampertheim, Heppenheim Abenheim, Neuhauſen— Gernsheim, Hochheim— Biblis, Worms— Hofheim. 3. Nach dem Ski-Langlauf Dem Bericht über den 18 Km.⸗Skilanglauf ſind noch einige Einzelheiten nachzutragen. Die Schneelage war am Mittwochmorgen ausgezeichnet, aber durch die intenſive Sonnenbeſtrahlung wurde der Schnee ſchon ſehr bald pappig. Dagegen hatte ſich auf den nicht der Sonne aus⸗ geſetzten Stellen eine harte Kruſte gebildet. Die Nor⸗ weger, die auch heute nicht in dem von ihnen erwarteten Maße abſchnitten, erklären dieſe Tatſache in erſter Linie durch falſches Wachſen der Skier. Die ſtändig wechſeln⸗ den Temperaturen hätten ſie irre geführt. Dazu kam, daß einige ihrer Beſten bei der Ausloſung ſehr ſchlecht plaziert worden waren. So mußte ſich der als Erſter ge⸗ ſtartete Rudſtadſtuen ſein ganzes Rennen allein machen. Die hinter ihm liegenden Leute waren ſo ſchwach, daß der Norweger ſogar noch ſeinen Zeitvorſprung vergrö⸗ terte, obwohl er doch zu„ſpuren“ hatte. Rudſtadſtuen er⸗ reichte unter dem Jubel ſeiner Landsleute zuerſt wieder das Eisſtadion, aber ſchon bald nach ihm traf der weſent⸗ lich ſpäter geſtartete Sieger Utterſtröm ein und ihm folgte auf dem Fuße der Schwede Vikſtröm, der überraſchend den zweiten Platz beſetzte. Die beiden Schweden hatten wohl die günſtigſten Bedingungen gehabt. Sie waren im Mittel- feld faſt zuſammen geſtartet und konnten ſich unterwegs durch ſtändig wechſelndes Führen äußerſt wertvolle Dienſte leiſten. Die Leiſtung von Vikſtröm iſt dabei ſaſt noch höher zu wetten als die ſeines ſiegreichen Landsmannes Utter⸗ ſtröm, denn Vikſtröm wurde unterwegs von ſo heftigen Pagenkrämpfen befallen, daß er ſchon aufgeben wollte. Durch einen Apfel, den ihm ein Landmann aus der Um⸗ gebung von Lake Plaeld zuſteckte, beruhigte ſich aber der Magen wieder. Bemerkenswert hielten ſich die Japaner, die noch vor den Amerikanern am Ziel eintrafen. Sie hatten allerdings das Glück gehabt, zwiſchen einigen der beſten Skandinavier zu ſtarten, ſo daß ſie für längere Strecken ausgezeichnete Führerdienſte hatten. Nach Schäfers Sieg Wie die Punktrichter urteilten Die ſieben Preisrichter beim elympiſchen Eiskunſtlaufen der Herren waren in[hren Entſcheidungen durchaus ob⸗ jektiv und ließen ſich durch das Publikum keineswegs be⸗ einfluſſen. Dafür ſpricht ſchon allein die Tatſache, daß der vom Publikum allgemein favoriſierte G lis Graſſtroem ge⸗ rechterweiſe auf den zweiten Platz geſetzt wurde. Fünf Schäfers nicht mehr zu rütteln. Graſſtroem wurde nur zweimal als Sieger vorgeſchlagen, dre Richter päd exten für den zweiten und je elner ſogar für den dritten und vierten Platz. Der Kanadier Wilſon erhielt fünf Stimmen für den dritten und zwei für den vierten Platz, während der Finne Niklanen, der Vierte in der Geſamtwertung, ſo⸗ gar zweimal als Zweiter vorgeſch tagen wurde und ferner für den dritten, vierten, fünften und ſiebenten Platz je eine Stimme erhielt. Der Deutſche Bale r, dex in der Kür weſer h beſſer war als bei den Pflichtübungen und der trotz ſeines dreimaligen Ausgleitens, das ihm wertvolle Punkte keſtete, vom Publikum ſtändig applau⸗ diert wurde, kann mit dem Richterſpruch zufrioden ſein. Drei der Richter, unter denen ſich kein Deutſcher befard, ſprachen ihm den vierten, dre: den fünften und einer den ſiebten Platz zu. Baier bewies damit, daß er talſächl ich zur internationalen Klaſſe zählt. Die Reihenfolge der Kunſtläufer Für das olympiſche Kunſtlaufen der Herren liegt fetzt das genaue Punktergebnis vor. Es zeigt, daß der neue Olympiaſieger Schäfer⸗Wien ſowohl in der Pflicht⸗ als auch der Kürſhung beher abgeſchnitten hat als der Schwede Graiſtröm. Das. genoue Ergebnis lautet: 1. Karl Schäfer⸗ Oeſterreich: Pflichtübung 1553, Kürübung 1049, geſamt 2 602 Punkte. 2. Grafſtröm⸗Schweden: Pflichtübung 1406, Kürübung 1018, geſamt 2514 Punkte. 3. Wilſon⸗Amerita: geſamt 2448 Punkte. 4. Nikkanen⸗Finnland: geſamt 2 410. 5. Baler⸗Deutſchland: Pflichtübung 1404, Kürübung 930, geſamt 2 884. Deutſche Ringerſiege in Stockholm Die vier deutſchen Amateurringer Hering, Sper⸗ ling⸗ Dortmund, Földeat⸗ Hamburg und Bräun⸗ Kreuznach ſtarteten in Stockholm bei einem weiteren intev⸗ 2 nationglen Turnier und lonnten mit Ausnahme von Bräun den erſten Preis davontragen. Der Federgewichtler Hering beſiegte A. Bergſtröm nach Punkten und ſertigte anſchließend J. K. Larſſon in 23 Sekunden mit einem Blitzſiege ab. Ganz groß in Form wor im Leichtgewicht Sperling, der nacheinander B. Petterſon in 82 Setunden, Olofsſon in:02 Min. und O. Johannſſon in 1 Min. entſcheidend beſiegte. Europameiſter Földeak erhielt ebenfalls durch zwei Schulterſiege den erſten Preis. C. Lindber mußte ſich nach:53 Min. beugen und A. Petterſon mußte in 4 Min. die Ueberlegenheit des Deutſchen anerkennen. Der Kreuznacher Halbſchwerge⸗ wichtler Bräun kam durch einen Schulterſieg über E. Johannſſen in 4 Min. und einen ſolchen über Holmberg in:51 Min. in die Endrunde, wo er von dem ſchwediſchen Ringerkönig Rudolf Spenſſon in:30 Min. eine entſchei⸗ dende Niederlage einſtecken mußte. Engliſche Polizei⸗Boxmeiſterſchaften Unter Beteiligung von Berliner, Pariſer und Dubliner Boxern wurden am Mittwoch abend in der ſoſt ausvertauf⸗ ten Albert⸗Halle die internationalen Polizei⸗Boxmeiſter⸗ ſchaften von England ausgetragen. Von den Deutſchen hielt ſich der Mittelgewichtler Hornemann am beſten. Mit ſeinen Punktſiegen über Mad low und Stewart erreichte er das Fingle, wo er von dem Titelverteidiger J. Magill⸗ Irland nach Punkten geſchlagen wurde. Im Halbſchwergewicht verlor Gaikowſ ki gleich in der Vor⸗ runde gegen den Iren Murphey, der ſich dann im Schluß⸗ kampſe dem Engländer Goyder beugen mußte. Mit Tit⸗ mus⸗England war im Halbſchwergewicht ein weiterer Titelverteidiger über Clifton⸗England erfolgreich, und im Leicht⸗ und Weltergewicht wurden L. Gobde⸗England und ſein Landsmann Clapp mit Punktſiegen über Turquet⸗ Frankreich bezw. Shipton⸗England Meiſter für 1993. Neuſel und Riethdorf ſiegen in Paris Huat Bantamgewichts⸗Europameiſter Im Rahmen der am Montag im Pariſer Sportpalaſt ausgetragenen Eu ropameiſterſchaften im Bantamgewicht be⸗ ſtritten die beiden Berliner Walter Neuſel und Riethdorf ihre zweiten Kämpfe und konnten dieſe abermals ſiegreich geſtalten. Neuſel hatte in dem italieniſchen Schwerge⸗ wichtler Sietllano nichts zu ſchlagen und brachte ſeinen Gegner zu Beginn der zweiten Runde mit einem ge⸗ nauen Rechten auf die Bretter. Der Bantamgewichtler Riethdorf führte gegen den fungen FranzoſenMarti⸗ net über alle ſechs Runden ganz überlegen und ſiegte hoch nach Punkten. Der Kampf um den Europatitel zwiſchen dem Verteidt⸗ ger Lucien Popescu ⸗ Rumänien und dem Franzoſen Eugen Huat endete mit den k..⸗Siege von Huat in der 5. Runde. In den beiden erſten Runden zog ſich der Rumäne noch geſchickt aus der Affäre und ging in der folgenden energiſch zum Angriff über. Seine gutgelandeten Schläge hinterließen aber bei dem Herausforderer keinerlei Wir⸗ kung. In ber vierten Runde landete Huat gegen Schluß der Runde einen harten Rechten auf die Kinnſpitze des Rumä⸗ nen, ber ſofort zuſammenſackte und nur durch den Gong gerettet wurde. Die Pauſe genügte Popesen nicht zur Erholung, ſodaß zu Beginn der fünften Runde feine für den zweiten Platz. Danach war auch an dem Erfolg Zwangs- Ve Stat Karfen Danksagung geb. Nielz sagen wir hiermit herzlichen Dank Ausschneiden und aufbewahren! Eintritt frei. jede Familie muß vertreten sein. am kreitag. 12. Februar. abends 8 Unr St im Waribuig- Hospiz- Saal, F 4, 8 Lientbilder- Vortrag e ylellende“ Hände Heilen obne Medizin, ohne Appa- rat usw. Im Menschen selbst sind die Heilmittel gegen alle Krankheit u. Leiden en, auch Kfebs und Sehwerktanker e ga beds Nan lasse diese sur Auswirkung dirg bringen durch— naturgemäße 5 a Jeg. ne ll— cee Lebengbraft Büähändlung Ollene Füße und Fubleiden aller Art werden durch bestbewährte Spezialmethode behandelt kapern Hornberger unter anderem Schfler des weltbeheunten 1932 zur endenden 1932 unter das Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Heimgang meiner lieben Frau und unserer guten Mutter, Frau 8 Margareiha Muplersdhmiti Mannheim- Neckarau, den 11. Februar 1932 Familie Jakob Muplerschmiii sen. Bäckermeister Amtſiofte Bekanntmachungen Oeffentliche Aufforderung zur Abgabe von Steuererklärungen für die Die Steuererklärungen für die Veranlagung Einkommenſteuer, 0 und Umſatzſteuer für die im Kalenderjahr 1931 „Steuerabſchnitte worteten Fragebogen 0 ſteuer ſind in der Zeit vom 15. bis 29. Februar Vordrucke abzugeben. Abgabe einer 9 Fragebogens) verp tet 8 amt einen Vordruck zugeſandt. Die durch inlommenſteuergeſetz, geſetz, Umſatzſteuergeſetz ſowie Grund⸗ und Ge⸗ weebeſteuergeſetz begründete Verpflichtung, eine Steuererklärung abzugeben, auch wenn ein Vor⸗ druck nicht überſandt iſt, forderlichenfalls haben die Pflichtigen Vordruck vom Finanzamt anzufordern. Mannheim, den 8. Februar 1982. Maunheim⸗Stadt und Manuheim⸗Neckarſtadt. bare Zahlung Spelzengärten, Reihe 8 1 Stall für Kleinvieh, 1 1842 Freitag, den 12. Febrnar 1932, nachm. 2 Uhr werde ich im hieſigen Pfandlotkal Qu 6. 2 gegen 5 im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: 7 kg Ordo ⸗ Tee, 1 Damenfahrrad, i vollſt. 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Stärke Weri eim 151].— 12 W. leicht wo kenles föniſtsſtubl e 563,707,315—11 NO eicht beiten Narlstuhe 120 76%—12—3 N letdn halbbedeckt Bad ⸗Uad 213,680,812—3 N mäßig wolkenlos Villingen 7120768 15—2 f ſchwach vedeckt Bas Pürrh. 701[—.4 No leicht Schneefall St. Blaſien 780—— 180—8 NN leicht Schneefall Uadenweil. 422 763,2 13 NO leich Schneefall Jeldbg. Hor 1275026840—8 N ſtar! Nebel Bei anhaltender Luftzufuhr aus Nordoſten hat ſich der Froſt infolge Ausſtrahlung auf dem Feſt⸗ land ſeit geſtern noch verſchärft. Selbſt aus Frank⸗ reich melden faſt alle Stationen heute früh 8 bis 10 Grad Kälte. In Oſtdeutſchland hat der Froſt 20 Grad erreicht. Bei uns wurden in der Rhein⸗ ebene 13 Grad minus und auf dem Feldberggipfel 21 Grad minus gemeſſen. Von Nordfkandinavien iſt inzwiſchen eine Zy⸗ klone bis zum Baltikum vorgedrungen und hat dort Milderung der Kälte und neue Schneefälle gebracht. In Oſtpreußen ſind die Temperaturen bisher ſchon auf 9 Grad minus geſtiegen. Es iſt damit zu rech⸗ nen, daß der Einfluß dieſer Störung morgen auch Süddeutſchland erfaſſen und bis Sonntag im Alpen⸗ vorland wieder Schneefälle verurſachen wird. Heute nacht ſind jedoch noch einmal ſtrenge Fröſte zu er⸗ warten. Amtlicher Schneebericht vom 11. Februar Feldberg⸗Poſtſt.: leichter Schueeſall,— 17 Grab, Schnee⸗ höhe 45 Zent meter, davon 10—15 Zentimeter Neuſchnee, Pulver, Sti und Rodel ſehr gut. Hinterzarten: Graupel,— 14 Grad, Schneehöhe 10 Zentimeter, davon—5 Zentimeter Neuſchnee, Pulver, Ski mäßig, Rodel gut, Eisbahn ſehr gut. Neuſtadt: Graupel,— 12 Grad, Schneehöhe 10 Zenti⸗ meer, davon—5 Zentimeter Neuſchnee, Pulver, Ski mäßig Rodel gut, Eisbahn ſehr gut. Grafenhauſen: trockener Nebel,— 18 Grad, Schwee⸗ höhe 14 Zentimeter, davon—10 Zentimeter Neuſchnee, Pulver, Ski umd Rodel aut, Elsbahn ſehr gut. Schauinsland: heiter,— 15 Grad Schneehöhe 10 Zenti⸗ meter, davon—5 Zentimeter Neuſchnee, Ski und Rodel gut. Schönwald: bewölkt,— 17 Grad, Schneehöhe 28 Zenti⸗ meter, davon—10 Zentimeter Neuſchnee, verweht, Se und Rodel gut. Triberg: bewölkt.— 14 Grad, Schneehöhe 10 Zenti⸗ meter, davon—5 Zentimeter Neuſchnee, verweht, Ski und Rodel gut. Ruheſtein: bewölkt.— 18 Grad, Schneehöhe 20 Zenti⸗ meter? davon—5 Zentimeter Neuſchnee, Ski und Rodel gut Bühlerhöhe⸗Pl.: Zentimeter, Pulver, ſehr gut. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Febrnar bewölkt,— 17 Grad, Schneeßthe 8 Ski und Rodel mäßig, Eisbahn Rbein⸗Peßel][ 6. 89.10 11 T weckar-Begelf 8 9 10 14. aſel.240.20 U 340,7 Schuſterinſel.23.33.24 0,28 024 Manndetm 248026225.40 hl„.83.78.4173.76 Jagel...630.458 0 75 Maxau. 9,59.58 4478,44 3 410 Hen bronn 111.281.281 Mannheim. 2,7321502 11048205 Plochingen..26 0,28 0,20.20 Caub 1,62 186 1561.38 125 Köln.51143.40.35 1 30 Chefredakteur: Kurt giſcher Verantwortlich für Politik: H. u. Meißnek, Feuilleton. Dr. Steen Kagſer Kommunalpolitik und Lokales Richard Schönfelder Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht und den übrigen Teil Franz Kircher Sport und Bermiſchtes: Willy Müller- Handelsteif Kurt Ehmer Anzeigen und geſchäftliche Miteltungen. Jakob Faude, fänmlſch in Mannheim Herausgeber, Drucker und Verleger Druckerer Dr. Daa Neue Mannheimer Zeitung Gem. 1 Mannheim R 1.—6 Jür unverlangte Beiträge keine Gewähr ückſendung nur dei Rückvorts 8 5 V. 1 V 8 , a 5232 Müchnet, 10 S8 48 . 2 Plund—— —35 8. Seite/ Nummer 70 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗ Ausgabe Donnerstag, 11. Februar 1993 Jeg r a m m Alhambra- Theater P 7, 23 Ma nn h e i m Dsmensfrümpfe Waschkunstseide m. Doppel- sohle mod. Farben wir kommen freitag dreizehn uhr zehn und freuen uns herz 11ch auf das schöne mannheim nertha thiele und 10 mad chen in uni f Waschkunstseide pleflierte Demenstrümpfe in mod. 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