125 * Erſcheinungsweiſe: Täglich emal außer Sonntag. Bezugspreiſe: Frei Haus monatl. RM..08 und 62 Pfg. Trägerlohn, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..25, durch die Poſt RM..70 einſchl. 60 Pfg. Poſtbef.⸗Geb. Hierzu 72 Pfg. Beſtellgeld. Abholſtellen: Wald⸗ Schwetzinger Str. 43, Meerfeldſtr. 13, Ne Fiſcherſtr. 1, Fe Hauptſtr. 63, W Oppauer Str. 8, Se Luiſenſtr. 1. hofſtr. 12, Kronprinzenſtr. 42, Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1, 46.— Fernſprecher: Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Sammel ⸗Nummer 249 51 imer Seit Anzeigenpreiſe: 32 mm breite Colonetzeile RM.„40, 79 mm breite Reklamezeile RM..50. Für im Voraus zu bezahlende Familien⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe. Bei Konkurſen, Ver⸗ gleichen oder Zahlungsverzug keinerlei Rabattgewährung. Keine Gewähr für Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telefoniſche Aufträge. Einzelpreis 10 Y Gerichtsſtand Mannheim. Mittag⸗Ausgabe Freitag, 23. Dezember 1932 143. Jahrgang— Nr. 598 Verzögerung er Krie gsf. zulden⸗Reviſion Die amerikaniſche Regierung lehnt Verhandlungen über die interalliierten Schulden ab, da Rooſevelt ſeine Mitarbeit verweigert Starke Mehrheit für Paul⸗Vontour Mit 365: 215 Stimmen ſprach die Kammer ihr Vertrauen aus Enttäuſchung in England Drahtbericht unſ. Londoner Vertreters S London, 23. Dezember. Die Schuldenfrage hat geſtern eine neue Wendung zum Schlechten genommen. Die Verhandlungen zwiſchen Hoover und Rovſevelt, die die Löſung des Schuldenproblems einleiten ſollten, ſind an der Wei⸗ gerung Rooſevelts geſcheitert. Der neue Präſident hat ein gemeinſames Vorgehen in der Schuldenfrage abgelehnt. Darauf hat Hoover angekündigt, daß er in der Schuldenfrage nichts weiter unternehmen kann. Hoover hatte geſtern mit dem Außenminiſter Stimſon und Finanzminiſter Mills eine Kon⸗ ferenz, in der die Frage der Ernennung einer Kom⸗ miſſion zum Schuldenproblem erörtert worden iſt. Hvovers urſprünglicher Plan, an dieſer Kommiſſion demokratiſche Abgeordnete zu beteiligen, mußte auf⸗ gegeben werden, da die Parteigänger Rooſevelts nach der Weigerung des künftigen Präſidenten gleichfalls ihre Teilnahme ablehnten. Die Konferenz bei Hoover kam daher zur Ueberzeugung, daß die gegenwärtige amerikaniſche Regierung in der Schuldenfrage nichts mehr unternehmen könne, da die Unterſtützung des Kongreſſes fehle und auch Europa mit derartig wirkungsloſen Verhandlungen nicht gedient ſein würde. Das Weiße Haus veröf⸗ fentlichte dann den Briefwechſel zwiſchen Rooſevelt und Hoover, aus dem hervorgeht, daß der zukünf⸗ tige Präſident ſich die Hände frei zu halten wünſcht, bis er am 4. März ſein neues Amt antritt. In der Kette der bitteren Enttäuſchungen, die England in den Schuldenverhandlungen erlebt hat, iſt dieſe Wandlung in Waſhington wohl die ſchwerſte. In Londoner politiſchen Kreiſen faßt man die Ab⸗ lehnung Rooſevelts als ein politiſches Manöver auf, das ſchwere Gefahren nach ſich ziehen kann. Damit ſind die Reviſtonsverhandlungen, ab⸗ geſehen von vorbereitenden Studien, bis zum März aufgeſchoben. Im Juni iſt jedoch bereits die nächſte Kriegsſchulden⸗ rate fällig, die übrigens dann für Frankreich bedeu⸗ tend größer iſt als für England. In London weiſt man darauf hin, daß zwiſchen März und Juni nicht genügend Zeit bleibe, um die ſchwierigen Probleme, die ſich aus der Unmöglchkeit der Schuldenzahlung ergeben, zu löſen. Die„Times“ meinen, die Ver⸗ zögerung der Verhandlungen werde ſich„als eine Kataſtrophe für die ganze Welt“ erweiſen. Man ſieht darin die Ankündigung, daß England gezwungen ſein werde, im Juni die weitere Zahlung glatt zu verweigern. Wie ein ſolcher Schritt auf die Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz und auf die Pläne für den Wiederaufbau der internationalen Finanz wirken würde, kann man ſich leicht vorſtellen. Auch die Eity erhebt warnend ihre Stimme. Die„Financial News“ ſchreibt, Rooſevelt wolle lediglich ſeinen eigenen Reviſtonsplan durch⸗ bringen, damit er und ſeine Partei den Ruhm des Erfolges für ſich in Anſpruch nehmen können. Das Manöver ſei aber überaus gefährlich. Wenn es im nächſten Juni zur Zahlungsverweigerung komme und die Zeit zum Abſchluß von Verhandlungen nicht ausreiche, dann würde Rooſevelt eine ſchwere Ver⸗ antwortung auf ſich geladen haben. Pointaré verhandelt mit Norman . unſeres Pariſer Vertreters M Paris, 23. Dezember. In hieſigen politiſchen Kreiſen verfolgt man mit erheblichem Intereſſe den gleichzeitigen Aufenthalt des Miniſterpräſidenten Poincaré und des Gou⸗ verneurs der Bank von England, Montague Nor⸗ man, an der Rivieraküſte. Beide haben in der Nähe von Hyeres Beſitzungen, die aneinander gren⸗ zen. Man glaubt, daß Poincaré, deſſen Geſundheits⸗ zuſtand im Süden Frankreichs ſich erheblich ge⸗ beſſert hat, mit dem engliſchen Finanzmann be⸗ deutungsvolle Unterhaltungen über die weltpoliti⸗ ſchen Probleme, insbeſondere über die Frankreich und England gemeinſam intereſſierende Schulden⸗ frage führt. Hoovers Veto gegen die Bier- Vill Telegraphiſche Meldung — Waſhington, 23. Dezember. Die Befürchtung, daß Präſident Hoover gegen jede Aenderung der Prohjbitionsgeſetze ſein Veto einlegen werde, der bereits bei Genehmigung der „Bierbill“ durch das Repräſentantenhaus Ausdruck gegeben wurde, ſcheint in vollem Umfange gerechtfer⸗ tigt. An wohlinformierter Stelle wird jetzt wieder betont, daß Hoover dieſe Maßnahme auf jeden Fall ergreifen werde. Es beſteht ſomit ſo gut wie keine Ausſicht auf einen geſetzlich zugelaſ⸗ ſenen Ausſchank von Bier vor dem Amt s⸗ ( 5 F Drahtbericht unſ. Parker Vertreters Paris, 23. Dezember. Die franzöſiſche Kammer hat geſtern dem Kabinett Boncour nach der Verleſung der Regierungserklä⸗ rung und längerer Ausſprache mit 365 gegen 215 Stimmen bei einigen Enthaltungen das Vertrauen ausgeſprochen. Die Mehrheit beſteht aus Radikal⸗ ſozialen und Sozialiſten. Die Verleſung der Regierungserklärung des neuen Kabinetts Paul⸗Boncour vollzog ſich in einem viel einfacheren Rahmen, als man dies bei derartigen hochpolitiſchen Anläſſen in der franzöſiſchen Deputiertenkammer gewöhnt ſt. Der Zuſtrom der Neugierigen war mit dem Gedränge, das die letzten Kammerſitzungen über die Schulden⸗ frage charakteriſierte, nicht zu vergleichen. Paul⸗ Boncour brachte die ausführliche Regierungs⸗ erklärung in mechaniſchem Ton zur Verlefung, dem jede innere Wärme fehlte. Die Deputier⸗ ten verhielten ſich ruhig, und nur hin und wieder Unterbrachen Kundgebungen den Redner. Die auf die Außenpolitik Frankreichs bezüglichen Sätze ver⸗ las der Miniſterpräſident ſo leiſe, ſo daß er von vie⸗ len Deputierten aufgefordert wurde, lauter und deutlicher zu ſprechen. Nur die Reformankündigung der Regierung auf finanzpolitiſchem und ſozialem Gebiet wurden von den Linksbänken mit ſtarkem Beifall quittiert, während ſich die Deputierten auf⸗ fallend ruhig verhielten, als Paul⸗Boncour die An⸗ ſichten der Regierung bezüglich der Krtegsſchulden und der Abrüſtung entwickelte. Die Regierungserklärung geht von der Feſtſtellung aus, daß weder dem Preſtige der vorausgegangenen Regierung, noch ihrer Politik irgend ein Abbruch getan worden ſei und daß das Kabinett ſein Augenmerk auf die Kon⸗ tinuität richte, was auch in ihrer Zuſammen⸗ ſetzung zum Ausdruck komme. Die Regierung müſſe vorerſt für Sanierung der Finanzen, Ein⸗ dämmung des Defizits und Wiederherſtellung des Budgetgleichsgewichts ſorgen, alſo ſtraffe Sparmaß⸗ nahmen im Einvernehmen mit den zuſtändigen Kom⸗ miſſionen und intereſſierten Kreiſen, Beamtenſchaft und ehemaligen Frontkämpfern treffen. Nähere An⸗ gaben über eien etwaige Herabſetzung der Gehälter und d Penſtonen enthält die Regierungserklärung nicht. Die zweite Aufgabe der Regierung ſei die allge⸗ meine Regelung der Kriegsſchuldenfrage. Die gegenwärtig äußerſt verwickelte innerpolttiſche Lage in den Vereinigten Staaten gebiete, dieſe Ver⸗ handlungen, deren Richtung durch die Kammer⸗ abſtimmung vom 12. Dezember klar angezeigt ſeien, äußerſt vorſichtig zu führen. Die franzöſiſche Regie⸗ rung werde die Verhandlungen in der feſten Abſicht führen, eine Geſamtlöſung vorzubereiten, die dem Wirrwarr ein Ende mache, der den e e wirtſchaftlichen Wiederaufbau infolge der Laſt der zwiſchen den Regierungen ſchwebenden Schulden be⸗ hindere. Gleichzeitig werde die Regierung im Ein⸗ vernehmen mit den Staaten, an die Frankreich durch ein gemeinſchaftliches Intereſſe gebunden ſei, und ohne Hintergedanken gegen einen dritten ſich be⸗ mühen, zu einem guten Abſchluß zu kommen. Auch ſte drängten; von ihnen hänge zum größten Teil die Löſung der Kriſe ab, die die tiefere Urſache der bud⸗ getären Schwierigkeiten Frankreichs ſei. Dieſe Kriſe ſei nämlich ncht nur wirtſchaftlicher, ſondern auch pſychologiſcher Art, geboren aus der internationalen Beunruhigung und den Mißverſtändniſſen und Riva⸗ litäten unter den Völkern. 5 Die vorangegangene Regierung habe ſich erfolg⸗ reich bemüht, die Abrüſtungskonferenz aus der Unſicherheit und Langſamkeit, in der ſie zu verſacken drohte, zu befreien. Ein wichtiges Ergeb⸗ nis ſei erreicht, auf die Abrüſtungskonferenz ſei ein großes Land zurückgekehrt, deſſen Anweſenheit not⸗ wendig ſei, um der abzuſchließenden Konvention und den Garantie⸗ und Kontrollmaßnahmen, die deren Folge ſein müßten, ihre volle Wirkſamkeit zu ver⸗ leihen. Die Regierung werde darauf achten, daß man aus der loyalen Anerkennung einer Gleich berechtigung in der Gleichheit der Pflichten und in einer poſitiven Organiſation der internationalen oder wenigſtens europäiſchen Sicherheit nicht Konſeuenzen ziehe, die auf eine mit dem Zweck der Konferenz ſowie mit den Frie⸗ densverträgen unvereinbare Aufrüſtung abzielen würde. Scharfe Kammerdebalte über Gleichberechtigung Nach einer kurzen Pauſe wurde die Debatte über die allgemeine Politik der Regierung eröffnet. Zu⸗ erſt ergriffen zwei weniger bedeutende Redner, unter ihnen der auvergnatiſche Krämer Beſſon, das Wort und unterhielten die Kammer durch witzige Bemerkungen, die beſonders auf Paul⸗Boncour ab⸗ zielten. Erſt als der Vorſitzende der Heereskommiſ⸗ ſion der Kammer, Oberſt Fabry, ſeine gegen jede Abrüſtung gerichtete Erklärung vortrug, ſtieg die Aufmerkſamkeit der Kammer. Fabry wandte ſich mit ziemlicher Schärfe gegen Paul⸗Bon⸗ cour, deſſen Konſtruktivpplan keine Ausſicht auf Verwirklichung habe. Die Beiſallskundgebungen der Rechtsdeputierten ſtiegen zu einem Begeiſterungs⸗ taumel, als 5 Fabry die Forderung an die Regierung rich⸗ tete, im Völkerbund die Offenlegung der deutſchen Geheimrüſtungen zu verlangen. Die Wahrheit müſſe endlich offenbar werden. So⸗ lange dies nicht der Fall ſei, habe der Völkerbund keine Exiſtenzberechtigung. Auf Grund angeblicher Geheimberichte des Generalſtabes glaubte der deutſch⸗ feindliche Oberſt die Behauptung von den deutſchen Geheimrüſtungen wiederholen zu können. „Reichskanzler von Schleicher“, ſo rief er in den Saal,„hat die militäriſchen Beſtimmungen des Ver⸗ ſailler Vertrages zerriſſen. Frankreich würde ſich einer großen Gefahr ausſetzen, wenn es annehme, daß Deutſchland an eine Rüſtungsherabſetzung denke.“ Immer wieder wurde der Redner von ſtürmiſchen Beifallsrufen der Rechten unterbrochen. Der ab⸗ rüſtungsfeindliche Oberſt ſchloß ſeine Rede mit dem Bekenntnis, nur die Wiederbeſetzung des Rheinlandes könne Frankreich vor der Gefahr eines neuen Krieges ſchützen, Paul⸗Boncour erwies ſich als ein ſehr geſchickter Taktiker. Im Bruſtton der Ueberzeugung verſicherte er, daß er alles getan habe, um die Sozialiſten für die Beteili⸗ gung an der Regierung zu gewinnen. Die Ausfüh⸗ rungen Paul⸗Boncburs wurden ſehr oft von ſozia⸗ liſtiſcher Seite durch Beifall unterbrochen. Beſonders an den Stellen, wo der Miniſterpräſident die Mit⸗ arbeit der Gewerkſchaften an den geplanten Sozial⸗ reformen als erforderlich bezeichnete. Paul⸗Boncour 7 rüſtungskonvention ſind viel bekannte ſich in ſeiner Geſinnung als„ſozialiſtiſch beeinflußt“ und erntete mit dieſer Erklärung den Beifall der Partei, die er vor zwei Jahren verließ. Die außenpolitiſchen Darlegungen des Miniſterpräſidenten waren äußerſt vorſich⸗ tig gehalten. Zum Fünfmächteabkommen in Genf erklärte Paul⸗Boncour, daß er für die in Deutſchland verbreitete Auslegung der Genfer Eini⸗ gung nicht verantwortlich gemacht werden könne. Es handle ſich um ein Kompromiß, das teilweiſe nicht ganz klar formuliert werden konnte und daher verſchiedene Auslegungen zulaſſe. Aus innen⸗ politiſchen Gründen dürfte das Abkommen jenſeits des Rheins anders interpretiert werden als in Frankreich, England uſw. Das Weſentliche ſei, daß die Beſprechungen in Genf die Rückkehr Deutſch⸗ lands in die Abrüſtungskonferenz ermöglichten. „Ich glaube, daß die Anweſenheit Deutſch⸗ lands auf der Konferenz unerläßlich not⸗ wendig iſt, wenn überhaupt die auszuarhei⸗ tende Konvention für alle Staaten gelten ſoll. Dieſen Erfolg haben wir erzielt und damit iſt es uns gelungen, die Konferenz vor dem Zuſammenbruch zu bewahren.“ Von der Rechten wurde der Miniſterpräſident mit den Worten unterbrochen:„Man hat uns einfach hereingelegt“. Paul⸗Boncour proteſtierte energiſch gegen dieſe Auffaſſung und wies daraufhin, daß Frankreich eine Wiederaufrüſt ung Deut ſch⸗ lands nicht dulden werde. Er betonte ferner, daß eine einſeitige Kontrolle Deutſchlands unwirkſam und deshalb eine Unterſuchung geheimer Rüſtungen auf Grund eines Antrages beim Völkerbundsrat undurchführbar ſei.„Keine franzöſiſche Regierung hat einen Antrag auf Nachforſchung geheimer Rü⸗ ſtungen in Deutſchland geſtellt. Wir vertreten wei⸗ ter den Standpunkt, daß eine Politik der Gewalt nur zu einer Kataſtrophe führen kann. Die inter⸗ nationale Kontrolle und die Ausarbeitung der Ab⸗ beſſere Garantien gegen Geheimrüſtungen als das noch vorhandene Syſtem“. Paul⸗Boncour betonte, daß die Verſtändi⸗ gung mit Deutſchland über das Abrüſtungsproblem zur Sicherung des Friedens in Europa notwendig ſei, daß aber Deutſchland nie aufrüſten würde. 5 Die Agrarhilfe des Reiches Meldung des Wolff⸗Büros — Berlin, 23. Dezember. Im Rundfunk hielt geſtern der Reichs mini⸗ ſter für Ernährung und Landwirtſchaft einen Vortrag über das Thema„Die Landwirtſchaft an der Jahreswende. Freiherr von Braun führte u. a. aus: Die Wiederherſtellung der Ertrags⸗ fähigkeit der Landwirtſchaft konnte im Jahre 1932 nicht erreicht werden. Gerade in den typiſch bäuerlichen Gebieten des Weſtens, Südweſtens und Nordens, deren Schickſal auf das Engſte mit dem Gedeihen der Vieh⸗ und Milchwirtſchaft verbunden iſt, hat ſich die Lage ausgeſprochen verſchlechtert. Die Verkaufserlöſe der Vieh⸗ und Milch⸗ wirtſchaft waren im letzten Jahre um mehr als zwei Milliarden Reichsmark niedriger als im Wirtſchaftsjahr 1928/29. Die Not unſerer Bauern trifft auch ſchwer die Siedlung, auf die unſer Volk für die Zukunft große Hoffnungen ſetzt. Denn die Erzeugniſſe der Viehwirtſchaft ſind die typiſchen Produkte der Arbeit des Siedlers. Wenn Schweine und Rinder, wenn Schmalz und Butter nichts bringen, dann kann auch der Siedler trotz härteſter Arbeit nicht vorwärts kommen, ja er kann auch, wie ſich gezeigt hat, ſeine Zinſen und ſeine Tilgungsraten nicht abzahlen. Die Getreideernte reichte erſtmalig ſeit Jahrzehnten zu einer über⸗ reichlichen Deckung des einheimiſchen Bedarfs aus. Dadurch entſtand für die Getreidepolitik eine recht ſchwierige Lage, Trotzdem gelang es, von der großen Ernte bereits etwa die Hälfte wenigſtens zu Vorkriegspreiſen unterzubringen. Die Gewährung einer Ausfallbürgſchaft für die Dünge⸗ mittellieferung im Herbſt ermöglichte die Durch⸗ führung einer geordneten Herbſtbeſtellung. Am Kartoffelmarkt wurden durch Aufkauf von 110000 Tonnen Kartof⸗ feln, durch Erhöhung des Spiritusbeimiſchungs⸗ zwangs und durch Ausbau des Stärkemehlbei⸗ miſchungszwangs ausgedehnte Aufnahmemöglichkei⸗ ten für auftretende Ueberſchüſſe geſchaffen. Dem Anſturm der Rekordernte an Kartoffeln konnte da⸗ mit wenigſtens einigermaßen begegnet werden. Auf dem eee Kreditgebiet wurde e 8 1 e auf das Reich oernommen de Hand in Dad damit ging die Sanierung des ländlichen Genoſſenſchafts w eſens, die wiederum Vor⸗ ausſetzung einer Ausgeſtaltung des Abſatzweſens und ſtärkerer Durchorganiſation der landwirtſchaft⸗ lichen Warenmärkte iſt. Das Vorgehen gegen die Zinsſpannen im landwirtſchaftlichen Be⸗ triebsapparat Hand in Hand mit der Senkung des Reichsbankdiskonts und mit der Senkung der Zinſen für den Hypothekaskredit brachte insgeſamt für die deutſche Landwirtſchaft eine Senkung der Zins laſt auf Wiedervorkriegsſtand. Während im Wirtſchaftsjahre 1931/32 die Landwirtſchaft noch rund eine Milliarde Reichsmark an Zinſen aufbringen mußte, wird die geſamte Zinslaſt im Wirtſchaftsjahr 1932/33 wahrſcheinlich nur noch etwa 640 Millionen Reichsmark betragen. Man bemüht ſich nun auf Grund dieſer Tatſachen, die Agrarzölle für ganz überflüſſig zu halten mit der Begründung, daß ſie gegen eine Uebererzen⸗ gung im Inlange nichts nützen könnten. Dies iſt nur ſehr bedingt richtig; denn auch bei Uebererzeu⸗ gung können Schleuderpreiſe des Weltmarktes wei⸗ teren Preisrückgang bei uns erzeugen. Bei einem erheblichen Teil unſerer Produktion ſind wir aber vor allem in gar keiner Weiſe an der Grenze der Bedarfsdeckung durch Eigenproduktion angelangt. Z. B. werden in der Fettverſorgung Deutſchlands, deren Wert unter Zugrundelegung des Kleinhandels⸗ preiſes auf etwa 2,25 Milliarden Mark geſchätzt wird, erſt etwa 40 Prozent im Inlande produziert. Die Handelspolitik iſt eines der allerwich⸗ tigſten und vielfach weit unterſchützten Mittel für den Wiederaufſtieg der Landwirtſchaft. Wir werden — wie ich hoffe— durch die in letzter Zeit erfolgte Kündigung mehrerer Handelsverträge mit anderen Ländern die Löſung unerträglicher Zoll⸗ bin dungen der wichtigſten e 5 Erzeugniſſe erreichen und durch f autonome Zollgeſtaltung und 1 8 deen handelspolitiſche Maßnahnten den Preisdruck der vom Weltmarkt nach Deu ſchland zu niedrigſten Preiſen e e 5 ſchaftlichen N ausschalten„ 2. Seite Nummer 598 Neue Maunheimer Zeitung/ Mittag ⸗Ausgahe Wir wollen weiter dafür eintreten, daß der Deutſche nach Möglichkeit inländiſche Produkte ver⸗ braucht und ſie den ausländiſchen vorzieht. Zweifel⸗ los kann auf dem Gebiete der binnenwirtſchaftlichen Organiſation noch manches erreicht werden. Zur Er⸗ reichung dieſes Zieles können aber, wie vielfach emp⸗ fohlen, ausländiſche Vorbilder nicht ohne weiteres bei uns nachgeahmt werden. Das neueſte Rezept, das in Eingang gefunden hat, iſt das der Kartellie⸗ rung. Man will das, was ſich in der induſtriellen Produktion bewährt hat, auch auf die Landwirtſchaft übertragen. Praktiſch dürfte jedoch eine Kartellierung der landwirtſchaftlichen Produktion ſchon an der Fülle der Betriebe ſcheitern. Es iſt unmöglich, jedem einzelnen landwirtſchaft⸗ lichen Betriebe vorzuſchreiben, wie er ſeine Produk⸗ tion zu regeln hat, alſo wieviel Kühe und Schweine er zu halten, wieviel Getreide und Futter er anzu⸗ bauen hat. Es gibt wie z. B. beim Getreidebau keine andere Beeinfluſſung des Produktions⸗ umfanges als der Preis. Der Preis iſt das natür⸗ liche Steuerungsmittel für eine Produktion. Er wird im nächſten Jahre, wenn die Landwirtſchaft ſich nicht von ſich aus bei der Frühjahrsbeſtellung große Zurückhaltung im Getreidebau auferlegt, auf weitere Sicht geſehen, die Produktionseinſchränkung beim Getreide erzwingen. Keine ſtaatliche Maß⸗ nahme iſt beſſer als der Preis in der Lage, wieder der Agrarpolitik geſunde Preisverhältniſſe am Getreidemarkt zu ſchaffen. Als weiteres wird der Landwirtſchaft Unkoſtenſenkung empfohlen. Es iſt zweifellos richtig, daß niedrigere Unkoſten Lebensfrage für die Landwirtſchaft ſind. Dagegen ſind die Möglichkeiten der Unkoſten⸗ ſenkung für den Einzelnen außerordentlich begrenzt; denn Steuern, Soziallaſten, die Preiſe für indu⸗ ſtrielle Bedarfsartikel, Zinſe, Löhne, das alles ſind Faktoren, die von dem einzelnen Landwirt nicht beeinflußt werden können. Und dann muß ein Ausgleich zwiſchen den Produktionskoſten der Landwirt ſchaft und den Preiſen für die landwirtſchaft⸗ lichen Erzeugniße geſchaffen werden. Als letztes der Rezepte zur Sanierung der Land⸗ wirtſchaft wird empfohlen, auf die Hebung der Kaufkraft der Städte zu warten oder dieſe in erſter Linie anzuſtreben. Richtig iſt es, daß die Kaufkraft des Käufers beim Abſatz der landwirt⸗ ſchaftlichen Produkte heute eine ſehr wichtige Rolle ſpielt. Kein Bauer darf außer Acht laſſen, daß in den Städten fünf bis ſechs Millionen Ar⸗ beitsloſe monatlich einen Unterſtützungsſatz von weniger als 50 Mark beziehen, und daß dieſe Unterſtützung neben den Ausgaben für Wohnung und Heizung nur noch zu kümmer⸗ lichſter Ernährung hinreicht. Auch die Lohn⸗ und Gehaltsverhältniſſe der noch in Arbeit befindlichen ſtädtiſchen Bevölkerung haben ſich in den letzten Jahren ſo verſchlechtert, daß ſie zwangsläufig eine Einſchränkung der Mit⸗ tel für Lebensmittelbeſchaffung zur Folge hatten. Es iſt nicht leicht, zwiſchen dieſen Kauf⸗ kraftverhältniſſen und der Notwendigkeit, der Land⸗ wirtſchaft zu helfen, den Ausgleich zu finden. Irgendwie muß dieſe Aufgabe aber gelöſt werden. Die Aktion zur Winterhilfe mit einem Geſamtaufwand von 37 bis 38 Millionen Mark ſtellt hier einen Schritt dar, Sie eröffnet für Fleiſch, Brot, Milch uſw. durch die Verbilligung mit Reichs⸗ mitteln Abſatzmöglichkeiten, die ohne die Verbilligung durch Reichszuſchüſſe einfach nicht vorhanden wären. Bet voller Berückſichtigung der durch die ge⸗ ſchwächte Kaufkraft gegebenen Verhältniſſe darf man aber nicht vergeſſen, daß die Kaufkraft eben doch nur einer der preisbildenden Faktoren iſt, Es ſollten alle, die deutſches Korn bauen und deutſches Brot brechen, einander nicht als Gegner, ſondern als Weggenoſſen betrachten, die zuſammen⸗ gehalten werden durch gemeinſames Blut und durch deutſchen Boden. Im Zeichen der Freitag, 23. Dezember 1932 Imneſtie Der Jelſeneck-Prozeß ging geſtern mit zwei geringen Strafen zu Ende Meldung des Wolff⸗ Büros — Berlin, 23. Dezember. Nach vielmonatiger Verhandlung wurde geſtern im Felſeneckprozeß das Urteil verkündet. Die kom⸗ muniſtiſchen Angeklagten Becker und Schön wurden wegen Diebſtahls zu je ſechs Monaten Gefängnis verurteilt, die durch die Unterſuchungshaft verbüßt ſind. Gegen alle übrigen Angeklagten wurde auf Grund der Amneſtie das Verfahren eingeſtellt. Die Vorgeſchichte Im Anſchluß an eine nationalſozialiſtiſche ſammlung kam es in der Nacht zum 19. Ja⸗ nuar d. J. in der Kolonie Felſeneck im Norden Berlins zu einer blutigen Schlacht zwiſchen politiſchen Gegnern, bei der ein National⸗ ſozialiſt und ein Kommuniſt den Tod fanden. Die Schlacht entſtand durch Gerüchte von einem geplanten Ueberfall, die in beiden Lagern verbreitet waren. Als ſich 150 nattonalſozialiſtiſche Verſammlungsteil⸗ nehmer, die von der Polizei begleitet wurden, der Kolonie näherten, wurde dort Alarm geſchlagen. Der Koloniſt Klemke trat dem Zug mit einer Zaunlatte bewaffnet entgegen— man fand ihn ſpäter er⸗ ſchoſſen auf der Straße. Inzwiſchen hatten die kommuniſtiſchen Bewohner der Kolonie Zuzug von Geſinnungsfreunden aus Reinickendorf⸗ Oſt er⸗ halten und bei einem neuen Zuſammenſtoß mit den Nationalſozialiſten wurde der SA.⸗Mann Schwarz erſtochen. Der erſte Prozeß Am 20. April begann das e ee gegen ſechs Nationalſozialiſten und 22 Kommuniſten. Stän⸗ dig gab es im Laufe der Wein agen die auf⸗ regendſten Zwiſchenfälle. Zuletzt wurde der kommuniſtiſche Verteidiger Litten wegen Sabo⸗ tage der Verhandlung ausgeſchloſſen. Er legte da⸗ gegen Beſchwerde beim Kammergericht ein, der auch ſtattgegeben wurde. Es kam aber nicht zur Weiter⸗ verhandlung, da der Vorſitzende des Gerichts und ein Beiſitzer ſich nun als befangen erklärten. So ging der erſte Felſeneckprozeß nach fast d e Verhandlung ohne Erfolg zu Ende. er 2. Prozeß, der am 17. Oktober begann, war 5 weniger arm an Zwiſchenfällen. Dieſe begannen damit, daß das Ver⸗ Gericht beſchloß, Rechtsanwalt Litten wegen Ver⸗ dachts der Zeugenbeeinfluſſung nicht zuzulaſſen. Lit⸗ tens Beſchwerde gegen dieſen Beſchluß wurde abge⸗ wieſen und ebenſo der Antrag, das neue Gericht wegen Befangenheit abzulehnen. Gleichzeitig ſchied am erſten Tage der nationalſozialiſtiſche Vertei⸗ diger Dr. Plettenberg aus, der 8 am glei⸗ chen Tage ſeinen Austritt aus der NS DA erklärte. Auch in der zweiten Verhandlung gab es dauernde Zuſammenſtöße, aber Landgerichtsdirektor Dr. Böhmert griff entſchieden durch und ſchloß endlich fünf kommuniſtiſche Angeklagte wegen fortgeſetzter Störung der Verhandlungen von der weiteren Teil⸗ nahme an den Sitzungen bis zum Urteilsſpruch aus, ſodaß ſte nach nunmehr vier Wochen geſtern zum erſtenmal wieder im Gerichtsſaal erſchienen.— Nach rund zwei Monaten war die Beweisaufnahme been⸗ det, ein ganzes Heer von Zeugen vernommen. Der große Aufwand aber führte zu der Einſtellung des Verfahrens infolge Amneſtie Die Arteilsbegründung ſagt u.., das Gericht habe das Vorliegen von ver⸗ ſuchtem oder vollendetem Totſchlag verneint. ſei gleich beim erſten Zuſammenſtoß ein Menſchen⸗ leben zum Opfer gefallen— der Kommuniſt Klemke — allein das Gericht ſei nicht zu der Annahme ge⸗ kommen, daß die angeklagten Nationalſozia⸗ liſten den Tod Klemkes beabſichtigt hätten. Von ähnlichen Beweggründen habe ſich das Gericht bei der Beurteilung des Falles Schwarz leiten laſſen. Zwar werde nicht geglaubt, daß die Mitglieder des Anti⸗ faſziſtiſchen Kampfbundes in Notwehr ge⸗ handelt hätten, das Gericht nehme vielmehr an, daß hier ein richtiger Raufhandel vorliege. Es könne aber nicht zur vollſtändigen Gewißheit kommen, daß die angeklagten Kommuniſten eine ſolche brutale Tat, wie es der Totſchlag an dem Nationalſozialiſten Schwarz geweſen ſei, gewollt oder gebilligt hätten. Da Raufhandel, Körperverletzung, Landfriedensbruch, Schußwaffenvergehen und Waffenmißbrauch unter die Amneſtie fielen, und da Totſchlag oder Totſchlagsverſuch nach dem Ergebnis der Be⸗ weisaufnahme vom Gericht nicht angenommen werden könne, müſſe mit Ausnahme der abgeurteil⸗ ten Diebſtahlsfälle das Verfahren auf Koſten der Staatskaſſe eingeſtellt werden. eee, Schwere Zuſammenſtöße in Glasgow Drahtbericht unſ. Londoner Vertreters 8 London, 23. Dezember. In Glasgow kam es geſtern zu erneuten ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen Ar⸗ beitsloſen und der Polizei. 14 Schutzleute und ein Arbeitsloſer wurden verletzt. Zwei der Poliziſten liegen in kritiſchem Zuſtand im Kranken⸗ haus. Die Arbeitsloſen hatten eine Abordnung zum Rathaus entſandt, der ſich 2000 Demonſtran⸗ ten anſchloſſen. Die Stadtverordnetenverſammlung lehnte es ab, die Abordnung zu empfangen, die Demonſtration zog in Ruhe auf einen Platz außer⸗ halb der Stadt, wo Reden gehalten wurden. Plötzlich entſtand ein Streit. Ein Detektiv in Zivil, der ſich mitten unter der Menge befand, wurde erkannt und verprügelt. Die zu! Zweit unter den Demonſtranten verteilten Poliziſten verſuchten die Ruhe wiederherzuſtellen. Die Menge wandte ſich jedoch wütend gegen die Schutzleute, die ſich nicht ſchnell genug zuſammenſchließen konnten. Einer von ihnen wurde niedergeſchlagen und bewußtlos auf dem Platz zurückgelaſſen. heulenden Menſchenmenge verfolgt und mit Steinen beworfen. Ein Poliziſt, der am Ufer des Clyde ent⸗ lang rannte, wurde von ſeinen Verfolgern eingeholt und ins Waſſer geworfen. Er konnte ſich in völlig erſchöpftem Zuſtand retten. Die Unruhe wurde Andere flohen von einer ö ſchließlich durch einen Sturmangriff beritte⸗ ner Polizei unterdrückt und gegen Abend trat wieder Ruhe ein. Zahlreiche zerbrochene Schaufenſter zeugen von der Heftigkeit des Straßenkampfes. Verhaftung der Zigarelten⸗Vergmann Meldung des Wolff⸗ Büros — Dresden, 23. Dezember. Der Generaldirektor der Zigarettenfabrik Haus Bergmann in Dresden, Karl Bergmann, und ſein Bruder Siegmund Bergmann, ſind auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft vorläufig feſt⸗ genommen worden. Sie ſtehen unter dem Verdacht, ſich gegen die Deviſenbeſtimmungen vergangen zu haben. Es ſoll ſich um mehrere Millionen Reichs⸗ mark handeln. Die beiden Verhafteten wurden in den Abendſtunden wieder auf freien Fuß geſetzt. Während die einen Meldungen von einer Kaution von einer Million ſprechen, erklären andere Nach⸗ richten, daß keine Sicherheit geleiſtet werden mußte. Von einer der Verwaltung der Zigarettenfabrik naheſtehenden Seite wird eine erſchöpfende Aufklä⸗ rung des auſſehenerregenden Falles angekündigt. Es wird angedeutet, daß es ſich nur um eine De⸗ nunziation handeln ſoll. Außerdem wird von Zwar dieſer Seite angenommen, daß die den Brüdern Bergmann zur Laſt gelegten angeblichen Deviſen⸗ ſchiebungen mit der im dieſen Tagen erfolgten Uebereignung des Aktienbeſitzes an die Britiſh⸗American Tobacco Co. zuſam⸗ menhängen. Anſcheinend handele es ſich darum, den Erlös für den Aktienverkauf ſicherzuſtellen bzw. da⸗ für zu ſorgen, daß dieſer Erlös im Inland ver⸗ bleibe. Von anderer unterrichteter Seite erfahren wir hierzu, daß es ſich nicht um dieſen Verkauf, ſon⸗ dern um weiter zurückliegende Vorfälle handeln ſoll. Die Brüder Bergmann waren bisher Haupt⸗ aktionäre der Haus Bergmann Zigaretten⸗ fabrik AG. Nachdem der Reemtsma⸗Neuerburg⸗ Konzern auf die Ausübung einer Option auf das Bergmann⸗Zigarettengeſchäft verzichtet hatte, iſt ſo⸗ eben das Aktienkapital auf die Britiſh⸗Ameri⸗ can⸗Tobacco Co. bzw. deren Hamburger Toch⸗ tergeſellſchaft übergegangen. Große Effektenſchiebungen anfgebeckt Meldung des Wolff⸗Bür 8 — Stuttgart, 23. Dezember. Seit Monaten verfolgt die Zollfahndungsſtelle Stuttgart Spuren einer umfangreichen Effek⸗ tenſchiebung. Ein früherer Bankier aus Stutt⸗ gart hatte über ſeine Bankkonten und andere Pri⸗ vatkonten Wertpapiere verkaufen laſſen, die nach⸗ weislich aus der Schweiz ſtammten. Gemeinſam mit einem Kaufmann aus Baſel, der als Deviſenſchieber bekannt iſt, hatte er währungsſchädigende Effekten⸗ geſchäfte gemacht. Weitaus der größte Teil des Gel⸗ des iſt wieder in das Ausland zurückgewandert. Bei den unlauteren Geſchäften haben die beiden einen bedeutenden Spekulationsgewinn erzielt. Als Ku⸗ rier zwiſchen Dame aus Stuttgart Dienſte. Das Verfah⸗ ren gegen die Beteiligten iſt bei der Staatsanwalt⸗ ſchaft eingeleitet. 1 — 2. 2 2 2 Das verwaiſte Innenministerium Meldung des Wolff⸗Büros — Karlsruhe, 23. Dezember Getragen von der Sorge um die Ueberwindung der ungeheuren Schwierigkeiten dieſes Notwinters und in der Erkenntnis der Wichtigkeit der Stelle des Innenminiſters für die daraus erwachſenden Auf⸗ gaben hat der Vorſtand des Städte ver⸗ bandes in einem Schreiben an das Staats⸗ miniſterium die Bitte vorgetragen, die Wie der⸗ beſetzung des Innenminiſteriums z u beſchleunigen. Brand im Weißenfelſer Schloß — Weißenfels, 23. Dezember. Geſtern brach im Weißenfelſer Schloß ein Großfeuer aus, als deſſen Urſache wahrſcheinlich Kurzſchluß in der im Schloß⸗ turm untergebrachten Funkſtation der Polizei an⸗ zuſehen iſt. Nach längerer Arbeit gelang es, den Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken. Der Sach⸗ ſchaden iſt ſehr groß. Verhaftung eines Luſtmörders — Leipzig, 23. Dezember. Der Luſtmörder von Görnitz, der am Sonntag ein dreijähriges Mädchen erdroſſelt und ſich hernach an ihm ver⸗ gangen hatte, iſt in der Perſon eines 21 Jahre alten Arbeits loſen ermittelt und feſtgenom⸗ men worden. Dampferzuſammenſtoß vor Marſeille — Paris, 23. Dezember. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Marſeille ſtieß der franzöſiſche Paſſagierdampfer„Bernardin de St. Pierre“ mit dem ſpaniſchen 6000 Tonnen⸗Dampfer„Na vemar“ zuſammen. Dabei erhielt die„Napemar“ ein klaf⸗ fendes Leck dicht über der Waſſerlinie und ſackte weg. Vertagung des engliſchen Parlaments — Vondon, 23. Dezember. Das Parlament hat ſich bis zum 7. Februar vertagt. Kunſt und Wiſſenſchaft Vortrag in der Volkshochſchnle. Im Rahmen der Vorträge über Volkskunde ſprach Dr. Karl Laux über Volksmuſtik. Zunächſt widerlegte er die romantiſche Anſchauung, daß Volksmuſik vom Volk als ſolchem geſchaffen werde. Faſt alle Volkslieder gehen auf beſtimmte Schöpfer zurück, das Volk nimmt ihre Lieder nur an und macht ſie ſich zu eigen. Dieſe Aneignung geſchieht nicht unbeſehen, manches wird dabei geändert, aus einem geiſtlichen Lied wird manchmal ein weltliches und umgekehrt. Das Volk vollzieht alſo an dem Lied eine bearbei⸗ tende Tätigkeit, und nur die Muſik, die das Volk als ſeinen Beſitz ſich erſchaffen und erworben hat, gilt als Volksmuſik. An ihr arbeiten ſtets zwei Kräfte, das Individuum ſowohl wie das Volksganze. Darin liegt der Unterſchied zur Konzertmuſik von heute, die außerhalb der ſchöpferiſchen und geiſtigen Möglichkeiten des Volkes ſteht, ein Vorrecht der Gebildeten und mit Arbeit und Erholung des Men⸗ ſchen nicht verknüpft iſt. Das Volkslied war in den. Blütezeiten Gebrauchsmuſik, ſo im Mittelalter und in der Renaiſſance. Die Inſtrumentalmuſik kam ebenfalls aus der Verwendung der Muſik im täg⸗ lichen Leben, auß dem Tanzlied, und erſt allmählich erfolgte die Stiliſterung, durch welche der Gebrauchs⸗ charakter beſeitigt und die Muſik„eigenſtändig“ wurde. Sie wird eine Angelegenheit der Muſiker und einer Schicht von Auserwählten. Rouſſeau, Sturm und Drang ſchufen den Namen Volkslied und brach⸗ ten eine Wiedererweckung, die zunächſt literariſch war, dann aber auch in der Berliner Liederſchule auf die Muſik übergriff. Die Romantik brachte dann mit ihren Liedern die große Kluft auch in der Vokal⸗ muſik zwiſchen Volk und Sachverſtändigem. Das Volk verfiel dem Schlager. Aus dieſem Zuſtand will die heutige Muſikbewegung herausführen. Sie ent⸗ deckt einerſeits die alten Volksliederſchätze und läßt ſie in der Jugendbewegung und der Laſenmuſik wie⸗ der lebendig werden, ſie will andrerſeits den Zu⸗ ſammenhang zwiſchen Volk und Komponiſten wieder⸗ herſtellen. Da iſt nun das Beſtehen von geſchloſ⸗ fenen Lebenskreiſen wichtig, in denen Muſik mit den Bedürfniſſen und Tätigkeiten des Lebens auch wirk⸗ lich e werden kann. Hindemith hat ver⸗ ſucht für den Lebenskreis der Familie Kinderlieder zu ſchaffen, ebenſo für die Schule Schulopern. In den Lebenskreiſen der Erwachſenen iſt nichts ent⸗ ſprechendes vorhanden, weil ſie zu zerſplittert ſind und das Bedürfnis nach einem gemeinſamen Aus⸗ druck des ſeeliſchen Empfindens noch nicht zur wirk⸗ lich Neues ſchaffenden Kraft ſich entwickelt hat. Am eheſten läßt es ſich noch im religiöſen Kreis finden. Immer muß echte Volksmuſik von einem Indivi⸗ duum geſchaffen, für eine Gemeinſchaft aber beſtimmt und von ihr aufgenommen ſein.— Dieſe mit er⸗ freulicher Klarheit und Verſtändlichkeit vorgetra⸗ genen Ausführungen fanden ihre Erläuterung durch Darbietungen des Singkreiſes der Volkshochſchule unter Leitung von Hermann Pfautz. Sie gefielen durch ihren ſchlichten volkstümlichen und doch wohl⸗ gepflegten Ausdruck und fanden ebenſo wie der Red⸗ ner freundliche Aufnahme und herzlichen Beifall. * Herbert Blank:„Soldaten“, Preußiſches Füh⸗ rertum von Waterlob bis Ypern(Verlag Gerhard Stalling⸗Oldenburg i..)„So will dieſes Buch der Verſuch ſein, in unſeren ziviliſtiſchen Tagen den preußiſchen Offizieren der Vergangenheit nicht nur den Ruhm zu geben, der ihnen heute von einem lebensmüden Liberalismus ſo oft geſchmälert wird, ſondern es will vor allem dartun, daß der kom⸗ mende deutſche Befreiungskampf nur dann den Er⸗ folg bringt, wenn die Vork und Marwitz in neuer Geſtalt wiederkehren“. In dieſem dem Vorwort des Verfaſſers entnommenen Auszuge iſt Tendenz und Charakteriſtikum des Blankſchen Werkes gegeben. Ein aufrechtes, überzeugungstreues Buch vom deut⸗ ſchen Soldatentum, eine glänzende, wenn auch ſehr einſeitige aber nichtsdeſtoweniger intereſſante Dar⸗ ſtellung preußiſchen Führertums. Die ſoldatiſch klaren Formulierungen des weltanſchaulichen Un⸗ terbaues dieſer milttärtaktiſ)9en und ſtaatspoliti⸗ Der abſolute wehrpolitiſche Gedankengang des Ver⸗ faſſers mit ſeinen politiſchen Schlußfolgerungen iſt nicht Jedermanns Sache. Aber man wird von dem nationalen Feuer, das aus jeder Seite dieſes eigen⸗ artigen Buches ſpricht gewärmt werden und wird der eee i ſchen Arbeit Blanks werden ſehr umſtritten ſein. Achtung gewähren müſſen. Für den, der mit dem Verfaſſer weltanſchaulich nicht übereinſtimmt, iſt das Buch, abgeſehen von ſeiner Bedeutung als Do⸗ kument geiſtiger Zeitſtrömungen im deutſchen Volke, deshalb auch feſſelnd zu leſen, weil auf in höchſt eigenwillige Art der Verfaſſer große Soldaten und Führer der deutſchen Vergangenheit zeichnet und Zuſammenhänge und Entwicklungslinien feſt⸗ ſtellt, die abſeits des bisher in dieſer Hinſicht be⸗ gangenen Weges liegen. Ob die Theorie des Blanks von der Hiſtorie ohne beſtimmte„Abſchnitte“ nun zutrifft, ob der Kreislauf vom„Wir“ zum „Ich“ und abermals zum„Wir“ führt, das ſoll hier nicht näher unterſucht werden. *„Der Kampf ſeines Lebens.“ Neun wahre Ge⸗ ſchichten um den Sport. Von Curt Rieß Stei⸗ nam.(Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig.) Tempo, Spannung, Begeiſterung, die Atmoſphäre der großen Sportkämpfe wird in dieſem Buche leben⸗ dig. Rieß Steinam kennt ſie alle, die weltberühmten Meiſter des Sports, einen Tilden, Arne Borg, MeNamara, Segrave. Er weiß mehr von ihnen, als die fabelhafte Rekordzeit, das entſcheidende Tor, das große Turnier. Er kennt das Lächeln des Triumphes, aber er ſieht auch die Augenblicke der Verzweiflung, der Mutloſigkeit, des Zuſammenbruches. Im ſchwer⸗ ſten Kampf ihres Lebens ſtellt er ſie dar, die Lieb⸗ linge des Publikums, und er weiß mehr als Rekord⸗ zahl und Leiſtung, mehr als Sieg oder Niederlage ſeſſelt den Leſer ein Blick hinter die Kuliſſen: ſo läßt er uns die menſchliche Seite der Wettkämpfe ſehen, das ſeeliſche Ringen, das ungeheure Erlebnis, das jeder neue Kampf auch für die Großen im Sport be⸗ deutet. In die geſpannte Erwartung, mit der wir Phaſe um Phaſe des Kampfes verfolgen, miſcht ſich die bange Sorge: wie erträgt der Menſch im Sports⸗ mann dieſes Hangen und Bangen, dieſe Minuten vor Weltberühmtheit oder Niederlage? Das tragiſche Geſchick der Großen, die einen Augenblick des Zwei⸗ fels nicht mehr einzuholen vermögen, der begeiſterte Wagemut der Unterlegenen, die doch einmal den Sieg erringen— nichts könnte en Leſer ſtärker in ſeinen Bann ziehen, als dieſes bie zum letzten Augenblick Ungewiſſe der großen Sportkämpfe. Die moderne Sportbiographie, die die Welt des Sports auch dem literariſch verwöhnten Publikum erſchließt— hier iſt ſie verwirklicht. Die Sportgeſchichte war des Rät⸗ ſels Löſung, und Rieß Steinam iſt ihr Meiſter. Genaue Kenntnis der Sportwirklichkeit verbindet ſich bei ihm mit einer wahrhaft künſtleriſchen Geſtal⸗ tungskraft, die uns das ganze Fludium der Sport⸗ kämpfe lebendig werden läßt. Verkannter Andank Von Georg Treuſch⸗Kailbach i. O. Es hat das Chriſtkind iwwer Nacht Dem Odenwald e Deck gebracht; Da kuſcht ſich drunner Tal un Berg Des Dorf, des Parrhaus un die Kerch. Frau Parrern, noch im Negligee, Beguckt am Fenſter ſich den Schnee, Den drauß der Mathes mit der Kratz Zuſammefegt am Kercheplatz. Der Mathes war en alter Knopp Von ſiebzig Jahr, en armer Tropp, Der gege Koſt und frei Loſchte De Bauern hüt' die Säu un Küh. Was Bauerngeiz noch iwwrig läßt An Stiwwel, Hos, an Wams un Weſt, Beim Mathes alles ufferſteht, Geſohlt, gefleckt, geſtoppt, genäht. „Nun Mathes“ jetzt die Parrern fragt, „Hat dir mein Chriſtkind Spaß gemacht, Das warme Hemd von reiner Woll, Das iſt doch noch ganz wundervoll?“ Der Mathes kratzt ſich in dem Gnick Mit em rerlegne Seiteblick, Un brummt dabei gar nachdenklich: Ich finds Geſchenk nen hinlänglich. „Nicht hinlänglich, was, nicht genug, Daß dieſe, Hemd der Pfarrer trug, Ich habs geflickt und hergericht, Du Undankbarer ſchämſt dich nicht?“ Der Mathes ſtottert,„s' is ja ſo, Mit ſellem Hemd ſchäm ich mich jo, Des is, wie 5 ach zopp un zieh Stuttgart und Baſel leiſtete eine * 4 Breitag, 23. Dezember 1932 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗ Ausgabe 9. Seite/ Nummer 598 Die Stadiseife Angenügende Reichshilfe als Beitrag zu den Laſten für Wohlfahrtserwerbs⸗ loſe zur Verfügung ſtellt, hat Mannheim für die Monate April bis Dezember 1 969 000 ¼ erhalten. Der Mannheim durch das Reich zugedachte Betrag hätte für dieſen Zeitraum 2289 000/ ausgemacht. 4 Seit Juni werden jedoch 10, dann 15 und jetzt ſchließ⸗ f Iich 20 v. H. der vom Reich ausgeſchütteten Beträge ſtocks für notleidende Gemeinden ein⸗ f behalten. Das Land hat bisher 321.000 J einbehal⸗ ö ten. Aus dieſem Ausgleichsſtock hat Mannheim trotz erträglichen Wohlfahrtslaſten bisher nichts erhalten. nur wenig über ein Viertel des tatſächlich entſtehen⸗ den Aufwands für Wohlfahrtserwerbsloſe. Der„Weihnachtsbaum für Alle brennt Zu unſerer nicht geringen Genugtuung können wir mitteilen, daß ſich die Stadtverwaltung in letz⸗ ter Stunde entſchloſſen hat, vor dem Waſſerturm den „Weihnachtsbaum für Alle“ aufſtellen zu laſſen. Wir ſind durchaus damit einverſtanden, daß auf dem Rat⸗ haus jede Ausgabe auf ihre unbedingte Notwendig⸗ 5 keit auf das genaueſte geprüft wird. Aber in dieſem Falle hätte es die Bevölkerung nicht verſtanden, wenn ihr aus Sparſamkeitsgründen die Weihnachts⸗ freude, die ihr durch den vor dem Mannheimer Wahrzeichen im Lichterglanz prangenden Chriſtbaum bereitet wird, diesmal vorenthalten worden wäre. Die Koſten, die durch den Erwerb des Baumes, die Inſtallation der Beleuchtung und die Stromkoſten entſtehen, laſſen ſich ſelbſt in wirtſchaftlich ſo ſchwe⸗ rn Zeiten, wie den gegenwärtigen, verantworten. Sehr wahrſcheinlich wäre der Chriſtbaum auch tiative ergriffen hätte, denn es waren bereits von ſtock zu zeichnen, Stadtverwaltung den Baum aufſtellen laſſe. Die angeregte Aufſtellung eines Baumes im Hauptbahnhof iſt von der Reichsbahndirektion Karlsruhe abgelehnt worden, da nur ein Baum für nachtsbaum bewilligt. Am Abend des 24. Dezember wird von 16 bis 17.30 Uhr eine Knapelle erwerbsloſer Mu⸗ ſiker bei dem Weihnachtsbaum ſpielen, der bereits geſtern abend in weithin leuchtendem Lichterglanz erſtrahlte. wurde in der Frage des Studenten⸗Werkjahres eine neue Lage geſchaffen, zu der der Vorſtand der Mannheimer Studentenſchaft durch fol⸗ gende Entſchließung Stellung nahm: 5„Die Mannheimer Studentenſchaft bedauert den 1 Beſchluß der Reichsregierung vom 14. 12.1932, die 5 pflichtmäßige Erfaſſung von Abiturienten und Studenten im Rahmen des Arbeitsjahres zu Oſtern 1933 nicht durchzuführen. Durch dieſen Be⸗ ſchluß iſt die Möglichkeit, aktive Maßnahmen zur Behebung der heutigen Notlage der jungen Aka⸗ demiker zu treffen, genommen worden. Die Stu⸗ dentenſchaft wird im Rahmen der Arbeitsjahr⸗ aktion der D. St. von ſich aus daran gehen, Abi⸗ turienten und Studenten in ſtärkſtem Maße in Arbeits⸗ und Wehrlagern einzuſetzen.“ Von den Beträgen, die das Reich den Gemeinden vom Land Baden zugunſten eines Ausglei ch s ⸗ ſeiner großen Arbeitsloſigkeit und trotz der kaum Die an Mannheim ausgezahlte Reichshilfe deckt aufgeſtellt worden, wenn die Stadt nicht die Ini⸗ 3 privater Seite Beſtrebungen im Gange, durch eine * Sammlung die Mittel aufzubringen. Ein hie⸗ 5 ſiger Militärverein ſchickte ſich gerade an, den Grund⸗ als die Nachricht kam, daß die den Karlsruher Bahnhof in Frage kommt. Wir hof⸗ fen, daß man im nächſten Jahre dem Hauptbahnhof der größten Stadt des Landes ebenfalls einen Weih⸗ Das Abiturienten-Werkjahnrt Durch die Rede des Reichskanzlers v. Schleicher Unſer Biloͤbericht„Eine Barackenſtadt des Elends“, der ein vorweihnachtlicher Appell an die Herzen der Bürger ſein ſollte, die Not der Armen nicht zu ver⸗ geſſen, hat überall in der Stadt ſtärkſten Widerhall gefunden. Wir hatten bereits darauf hingewieſen, daß wir es für das zweckmäßigſte hielten, wenn die den bedürftigſten Familien zugedachten Spenden auf dem Wege über die Organiſation des Mannheimer Hilfswerkes in den Benzbaracken zur Verteilung gelangten. Eine große Anzahl von Mannheimer und Ludwigshafener Bürgern hatte es ſich trotzdem nicht nehmen laſſen, ſich direkt an einer Hilfsaktion zu be⸗ teiligen. In den letzten Tagen ſind wiederholt größere Mengen von Naturalien in die Barackenſtadt gefahren worden. Auch die„Neue Mannheimer Zeitung“ brachte geſtern nachmittag ein Automobil voll Grieß, Zucker und Mehl— die großherzige Spende eines Mann⸗ heimer Bürgers— in das Elendsquartier. Groß war die Freude, als der Wagen in einigen Baracken⸗ ſtraßen auf⸗ und abfuhr und an die Frauen der ein⸗ zelnen Haushaltungen, an dieſe verhärmten Mütter von fünf, ſechs und ſieben unterernährten Kindern, je eine Ration von einem Pfund Grieß, einem Pfund Mehl und einem Pfund Zucker ablieferte. Beſonders die vielen Kinder mit den blaſſen ſchmalen Geſichtern umſtanden mit verlangenden Augen das Auto, aus dem der Führer und frühere rumäniſche Offizier, von dem in unſerem Artikel die Rede war, und der ſich der jetzigen Hilfsaktion ſofort zur Verfügung ge⸗ ſtellt hat, viele nahrhafte Dinge herauszauberten. Heller Jubel erklang, als mehrere große Tüten von Backwerk unter die Kleinen verteilt wurden und ſo ein Abglanz des Weihnachtsfeſtes auf dieſe Stief⸗ kinder der Großſtadt fiel. Intereſſant und erfreulich ſeſtzuſtellen war, daß Mannheimer Bürger während unſeres Auf⸗ enthaltes in der Barackenſtadt ſich von der Not perſönlich überzeugten und mit dem Verſprechen, allerlei Lebensmittel und warme Winterkleider noch vor dem Weihnachtsfeſt dort auszuteilen, zur Siadt zurückgingen. Zur gleichen Zeit ratterte ein großes Lieferauto einer Mannheimer Metzgerei über die ge⸗ frorenen Wege und brachte ähnlich wie das Auto der NM. in einige der Barackengaſſen Pakete von Wurſt zur Verteilung. Einige Stunden vorher bereits war, von einem bekannten Mannheimer Bürger hin⸗ geſchickt, das Automobil eines Bäckers dort geweſen und hatte ungefähr unter 25 Familien Brot aus⸗ geteilt. Es iſt ein ſchönes Zeichen des Opferſinns und des ſozialen Verſtändniſſes unſerer Bürgerſchaft, daß der Ganz in der Stille entſtand, der Abteilung III des Hilfswerks(kulturelle Nothilfe) angegliedert, ein Tagesheim für Frauen und Mädchen, das ſeinen beſonderen Charakter durch eine neue Form der Sozialpädagogik hat. Die Initiative hier⸗ zu gab die Leiterin der Städt. ſozialen Frauenſchule, Frau Dr. Bernays, die in Frau Blauſtein eine warmherzige Mitkämpferin für dieſen Plan ge⸗ wann. Der Sinn des Heimes liegt darin, in erſter Linie alleinſtehenden erwerbsloſen weiblichen Per⸗ ſonen ein Heim zu geben, in dem ſie neben praktiſcher auch berufliche Fortbildung finden. Gleichzeitig wird aber auch durch das Gemeinſchaftsleben die Behag⸗ lichkeit gefördert, ſodaß ein etwa ſchulmäßiger Cha⸗ rakter ſelbſtredend fortfällt. Die Koſten für das Heim wurden in erſter Linie durch private Mittel aufgebracht. Der zweite Träger des Heimes iſt das Arbeitsamt, das zu freiwilli⸗ ger Meldung durch Anſchlag aufforderte und nach den geſetzlichen Beſtimmungen einen gewiſſen Zuſchuß geben kann. Dritter Träger iſt letzten Endes das Hilfswerk ſelbſt. In den ſchönen Räumen im Ober⸗ geſchoß des Verwaltungsgebäudes des Städt. Gas⸗ werkes iſt ein Kinderfreunde in den Benzbaracken Lebensmittel für die Weihnachtstage werden reichlich verteilt Not der Armen ſo ſchnell gedacht worden iſt. Wir wollen hoffen und das ſollte auch der Zweck unſeres Bild⸗Artikels ſein— daß das Elend in Mannheim(nicht nur in den Benzbaracken), ſondern in der ganzen Stadt weiterhin tatkräftig bekämpft wird und man zuſammen mit dem Mannheimer Hilfswerk dieſen ſozialen Feldzug erfolgreich durch⸗ führt. cwf. Wenn das alle Menſchen täten In der„Schifferbörſe“ in der Jungbuſch⸗ ſtraße, in der ſonſt wohl recht rauhe Matroſen ver⸗ kehren und die Schiffsleute ſich ein Stelldichein geben, ſchien geſtern nachmittag alles wie umge⸗ wandelt. Am Klavier war ein großer Weihnachts⸗ baum aufgeſtellt. Hell ſtrahlten die Lichter und die Wirtſchaftstiſche waren zu einer langen, ſeſtlichen Tafel zuſammengerückt. Wo ſonſt die Schiffsleute ſitzen, ſtand gutes, warmes Eſſen. Junge Mädels und Buben löffelten eifrig, was ihnen beſchert wor⸗ den war. Dahinter ſtand der Wirt Heinrich Ar z⸗ heimer mit ſeiner Gattin. Manche Mutter oder Schweſter ſchaute zu. Selbſt dem Bedienungsperſonal machte es eine Freude, immer wieder einzuſchenken. Frau Arzheimer verſicherte, daß das„ihre Weih⸗ nachtskinder“ ſeien, weil ſie doch ſelbſt keine hätte. Am Klavier, an der Ziehharmonika und beim Dekla⸗ mieren waltete die unermüdliche Hauskapelle Nandor Supp unermüdlich ihres geſtern nachmittag gerne ausgeübten Amtes: die Kinder zu unterhalten! Was hatte man getan? Man hatte etwa vierzig Kinder aus den Benzbaracken, vom Ulmen⸗ weg und Exerzierplatz zu ſich zu Gaſt ge⸗ laden! Die Kinder ſollten ſatt werden, ſollter Kaffee und Kuchen bekommen, ſollten ein wenig Weihnachten erleben. Schließlich kam noch ein rot⸗ backiger Nikolaus und brachte jedem einzelnen Kind, das ſchon garnicht mehr wußte, in welchem Märchen⸗ land es lebte, eine Tüte mit Süßem und Nützlichem! Dann ſangen ſie alle gemeinſam, ſagten„Danke ſchön“ und„Auf Wiederſehen“ und verſchwanden ſtill und glücklich aus der„Schifſerbörſe“. Eine ſtille und wichtige Tat, denn die Menſchen, die ſchenkten, waren mit ganzer Seele dabei! Sie wollten nicht nur einen Geldbetrag zeichnen oder ſonſtwas tun, ſtie wolltens miterleben. Auf den Geſichtern und in der ganzen Wirtsſtube war noch lange etwas zu ſpüren, was ſo recht eigentlich nur an Weihnachten zu bemerken iſt Aber ſowas gehört ſchon garnicht mehr in die Zeitung. Darein gehört nur noch der Gedanke, wie ſchön es wäre, wenn alle Menſchen das täten! Woerkheim für erwerbsloſe Frauen und Mädchen gemütlicher heller Aufenthaltsraum mit klei⸗ nem Vorzimmer und Garderoberaum zur Verfügung geſtellt worden. Dort werden auch die Nähkurſe abgehalten und ein Teil des Nach⸗ mittags, ſoweit er nicht Vorträgen im Vortragsſaal des Gaswerkes gewidmet iſt, zugebracht. 5 Der Tag ſelbſt gliedert ſich in die praktiſche Ar⸗ beit am Vormittag(Kochkurſe und Nähkurſe wöchent⸗ lich wechſelnd) und in die kulturelle und berufliche Fortbildung, zu denen ſich künſtleriſche Baſtelſtunden geſellen. Die Koch⸗ und Nähkurſe, die für 6 Wochen bindend ſind, finden vormittags von 9— 1 Uhr ſtatt. Dann folgt eine Eßpauſe, in der das vom Kochkurs zubereitete Eſſen gegeſſen wird. Nach dem Spülen und Aufräumen folgt eine Ruhepauſe, darnach Gymnaſtik und eine Freiſtunde bis zur Teepauſe. Nach dem Tee wird dann ein Vortrag meiſt mit Licht⸗ bildern oder praktiſchen Vorführungen gehalten. Um 5 Uhr gehen die Mädchen nach Hauſe. Bis jetzt fau⸗ den folgende Vorträge ſtatt. Frau Dr. Ber⸗ nays: Die ſoziale Stellung der Frau in der Gegen⸗ wart, Schularzt Dr. Stephan: Hygiene der Frau, Caritasrektor Dr. Gillmann: Beziehung der Frau zu den Siedlungen. Herr Zimmermann Hanswurſt und Prophet Eine neue Bernard Shaw⸗ Biographie Hart auf den Ferſen, doch nicht in den Fußtapfen des ſenſationellen Buches von Frank Harris über Bernard Shaw kommt ein Monumentalwerk des amerikaniſchen Profeſſors Archibald Hender⸗ ſon„Bernard Shaw, Hanswurſt und Prophet“(Ver⸗ lag D. Appleton u. Co., London). Ein Buch von faſt neunhundert Seiten, eine unkritiſche Sammlung von guten und ſchlechten Shaw⸗Anekdoten, mit verſchwen⸗ Briefzitaten. Henderſon hat ſchon einmal ein Buch über Shaw geſchrieben; das war im Jahre 1911 und wenn wir nicht irren, war es die erſte Biographie über den großen Iren. Seitdem iſt viel geſchehen. „GBS.“ iſt ſechsundſtebzig Jahre alt und läßt noch innen kein Jahr vergehen, ohne die engliſche Oef⸗ fentlichkeit mit einem neuen Theaterſtück oder Proſa⸗ buch aufzuſtören. Jetzt hat Shaw eine Weltreiſe angetreten, und es ſcheint, daß er dabei ſein altes Gelöbnis hrechen wird, niemals den Fuß auf amerikaniſchen Boden zu ſetzen. Bisher haben ſeine Verehrer in der neuen Welt ihre Shaw⸗Feſtlichkeiten ohne den Autor begehen müſſen. Profeſſor Henderſon ſelbſt hat einmal ein Shaw⸗Bankett in Newyork veranſtaltet und auf ſeine dringende Einladung folgende charakteriſtiſche Ant⸗ wort erhalten:„Ein Bankett! Wie grauenhaft! Sie wollen mich zum Vorwand nehmen, um einen Haufen arme Tiere, Vögel und Fiſche umzubringen. Ich danke beſtens. Ja, wenn Sie ſtatt eines Freſſens ein Faſten veranſtalten würden: ſagen wir, eine drei⸗ tägige Enthaltung vom Leichengenuß zu meinen Ehren, dann ließe ſich darüber reden. Blutopfer ſind micht nach meinem Geſchmack.“ Die Amerikaner laſſen ſich jedoch nicht ſo leicht ab⸗ weiſen. Eine Dame der Nei„orker Geſellſchaft fandte Shaw ein Kabel, in dem ſie ihm zweitauſend⸗ fünfhundert Dollar anvot, wenn er ſich verpflichtete, ſeine erſten Worte auf amerikaniſchem Boden in ckreif. Wenn Land der Wolkenkratzer reiſen ſollte, deriſcher Beigabe von Illuſtrationen, Fakſimiles und ihrem Salon zu ſprechen. Die Antwort war leider a 5 aber der umworbene Gaſt doch „die erſten Worte“ erworben haben. Er hat mit un⸗ ermüdlichem Fleiß jeden Splitter von Information zuſammengetragen, der ſich auftreiben ließ. Briefe, Zeitungsartikel, Witze, Geſchichten, Karikaturen, Photographien, Zeichnungen— es iſt wohl das ge⸗ waltigſte Inventar, das jemals über einen Lebenden angefertigt worden iſt.„Henderſons Buch“, ſchreibt der Kritiker Jvor Brown,„enthält mehr Bilder und mehr Platituden, als irgend ein anderes Buch über Shaw.“ f groß angelegtes Shaw⸗Archiv enthält natürlich neben viel Wertloſem auch zahlreiche intereſſante Dokumente. Hier iſt ein Brief, den GBS. an den Profeſſor ſchrieb, um ſich gegen den Vorwurf der intellektuellen Perverſität zu verteidi⸗ gen.„Ich arbeite an demſelben gewöhnlichen Material, wie andere Leute. Ich bin nützlich als Klärer und Aufräumer. Ich bin eine Art geiſtiger Straßen⸗ reiniger. Die Schwierigkeit liegt nicht darin, die Leute zu bewegen, neue Ideen aufzunehmen; im Gegenteil, ſie ſind ſo wild darauf, daß ſie immer hinter Novitäten herrennen, die weder neu, noch echt ſind. Aber ſie denken nie daran, die alten Ideen zu verſchrotten, wenn neue an ihre Stelle treten. Sie pflanzen das Neue einfach in den alten Garten und kümmern ſich nicht um das Unkraut. Ich bin ein Unkrautjäger erſten Ranges. Ich eigne mir nicht nur, wie andere Leute, alle neuen Ideen an, ſondern ich überlege mir auch, was die Ab⸗ neigung nach ſich zieht. Ich laufe nicht mit Ein⸗ ſteins Relativitätstheorie in einer Gehirnwindung und der Schöpfungsgeſchichte in der anderen herum.“ Oder Bernard Shaws Dank für den Nobelpreis, den er 1925 erhielt, weil er, nach ſeinen eigenen Worten,„in dieſem Jahr nichts veröffentlicht hatte“. Er ſchrieb damals:„Als die Teſtamentsvollſtrecker des Erfinders des Dynamits mir den Nobelpreis zugeſprochen hatten, ſchrieben etwa fünfzigtauſend Perſonen an mich. Sie ſagten alle, daß ich als der größte Mann der Welt einſehen müſſe, daß ich nichts beſſeres mit dem Preis tun könne, als ihn ihnen Ein ſo ſſor Henderſon ein Recht auf. grauſam und rückſichts los. dieſer Vorwurf berechtigt iſt,“ ſchreibt Shaw.„Wenn funden hat. Aber nur ein Teufel in menſchlicher Geſtalt konnte auf den Gedanken kommen, den Nobelpreis zu erfinden.“ Offenbar befanden ſich unter den fünfzigtauſend Bittſtellern zahlreiche Amerikaner. Doch Shaws Abneigung gegen dieſe Petenten iſt nicht größer, als ſeine Verachtung für amerikaniſche Philanthropen. Als jüngſt das Shake⸗ ſpeare⸗Gedächtnis⸗Theater in Stratford größtenteils mit amerikaniſchen Mitteln erbaut wurde, äußerte ſich GBS. in dem allgemeinen Trubel von Miniſter⸗ reden und Dankesbotſchaften folgendermaßen:„Eng⸗ land hat alles übertroffen, was ſich Irland jemals an Bettelei geleiſtet hat. Die Engländer haben ihr nationales Shakeſpearetheater von den Amerikanern erbettelt. Jede andere Nation wäre vor Scham ge⸗ ſtorben.“ Das iſt die echte Shaw⸗Tonart, die immer er⸗ klingt, wenn alle anderen Engländer über irgend eine Sache einer Meinung ſind. Kein Wunder, daß man ihm immer wieder vorwirft, ſeine Kritik ſei „Ich glaube nicht, daß Chaſhel Byron, der Boxer, ſagt, daß er ſeinen erſten Gegner beinahe getötet habe, weil er ſeine eigene Kraft nicht kannte, dann erklärt er auch die Wild⸗ heit meiner Kritik in früheren Jahren. Ich ſelbſt war ſehr empfindlich und bin es noch immer, aber ich kann auch kritiſche Hammerſchläge aushalten, die jeden Anderen in Wut oder zu Tränen treiben N Am Famslag, dem 24. Dezember (Heiliger Abend) erscheint die N N 2 nur in einer Ausgabe um 1 Uhr. Wir bitten Anzeigen für diese Ausgabe bis spätestens 10 Uhr vormittags aufgeben zu wollen. Die Schalter für Bezug, Offerten und Zeitungsverkauf sind bis 2 Uhr geöffnet. FFFPFPFCCVCbCCCCCCCCCCTbCCTTCTTTTTTTTTT hielt einen Vortrag im Gaswerk ſelbſt mit prak⸗ tiſchen Vorführungen. Weiter ſind Vorträge von Frau Caroli, Frau Cronberger⸗Freuſſen, Dr. Poeſchl u. a. m. in Ausſicht genommen. Frau Cronber⸗ ger⸗Freuſſen wird einen beſonderen Kurſus, be⸗ titelt„Reiſebilder aus Deutſchland“, halten. In der Jugendleiterin Fräulein E. Zimmermann hat das offene Werkheim eine verſtändnisvolle Leiterin gefunden, die es verſteht, in den Mädchen das Gefühl der Zuſammengehörigkeit lebendig werden zu laſſen. Bei der Eröffnungsfeier hatten die jungen Mädchen, die ſich gemeldet hatten, Gelegenheit, an der geiſtigen Ausgeſtaltung mitzu⸗ arbeiten, indem ſie ſelbſt Wünſche über die Art der Vorträge äußern konnten. Gemeldet hatten ſich etwa 50, von denen 44 jetzt täglich kommen. Sie ſetzen ſich aus achtzehn Hausgehilfinnen, vierzehn Arbeite⸗ rinnen und zwölf Angeſtellte zuſammen. Vierzig ſind unter, vier über 25 Jahre. 5 Die Kochkurſe finden in der Küche des Haus⸗ frauenbundes ſtatt, der ſein geſamtes Inventar zur Verfügung ſtellte. Findet ein Mädchen in der i Zwiſchenzeit(die Teilnahme im Heim ſoll immer ein Vierteljahr dauern) Arbeit, ſo wird es ſelbſt⸗ verſtändlich freigegeben; ſonſt ſind die Anmeldungen für Koch⸗ und Nähkurſe bindend. So iſt das Werk⸗ heim wieder an ſich eine ganz andere Einrichtung als das Klubheim oder die Arbeitsfürſorge für wohl⸗ fahrtserwerbsloſe weibliche Perſonen. Das Heim be⸗ trachtet es als ſeine wertvollſte Aufgabe, die Mädchen den Wert des„Schaffens und Wirkens“ erkennen zu lehren und einen Ausgleich zwiſchen rein hausfrau⸗ licher oder rein beruflicher Arbeit zu bewerkſtelligen. Das Material für bie Kurſe bringen die Mädchen ſelbſt mit, im Notfall ſtellt das Hilfswerk Arbeits⸗ material zur Verfügung. 4 Acht Tage beſteht das Heim. Schon nach dieſen wenigen Tagen läßt ſich feſtſtellen, daß die Mädchen gerne freiwillig in ihr Heim kommen, ſich wohl darin fühlen und ſich in einen großen Rahmen einzufügen verſtehen. Neben den bereits genannten Perſönlichkeiten bemühten ſich um die Einrichtung des Heimes noch Dr. Eppſtein als Leiter der kulturellen Nothilfe und Herr Heiland, Fräulein Schaible vom Arbeitsamt, Frau Elſe Heſſe, Frau Heimerich, Frau Direktor Grün⸗ baum vom Fröbelſeminar, Frau Cronberger⸗ Freunſſen, Frau Ruth Hal m, Frau Schraeder und die Vorſitzenden des Hausfrauenbundes. W. Der Nebel iſt wieder da! Als ſich geſtern in den Vormittagsſtunden die ſeit Tagen über der Stadt und über dem Land lagernde Nebeldecke immer mehr auflöſte und die Sicht vo Stunde zu Stunde beſſer wurde, atmete man au ſchaffen. Wenn auch die Welt über man richtet wird, ſeit einem halbe der Brief entdeckt w geheimnisvolle Mit der Auflockerung trat gleichzeitig ein Tempera⸗ turanſtieg ein, der in den Mittagsſtunden die Queck⸗ ſilberſäule über den Nullpunkt drückte. Um 5 Uhr abends war aber bereits der Gefrierpunkt wieder er⸗ reicht. Die Rauhreif bildung, die ſeit Tagen ſelbſt in der Innenſtadt das Auge erfreute, konnte ſich nur in den Außenbezirken halten. Die Auflocke⸗ rung des Nebels machte am Abend und in der Nacht weitere Fortſchritte. Zum erſtenmal ſeit Tagen prä⸗ ſentierte ſich der Sternenhimmel in ſeiner ganzen Pracht. Aber bereits gegen vier Uhr fiel wieder Ne⸗ bel ein, der ſich immer mehr verdichtete und auch in den Vormittagsſtunden noch anhielt und zu neuen Verkehrsſchwierigkeiten führte. Wir ſind zwar Nebelbildungen gewöhnt, aber ſo hartnäckig war de unangenehme Einfluß der geographiſchen Lage der Stadt Mannheim ſchon lange nicht mehr. f derſons über Shaws Tätigkeit für die engliſche Kriegspropaganda zu ſein. Der Schriftſteller Maſon, der mit der Leitung der Propaganda im Mittelmeer⸗ gebiet betraut war, wandte ſich an Bernard Sha mit der Bitte um Unterſtützung„bei der Bekämpfu des deutſchen Einfluſſes in Nordafrika“. Shaw lie ſich nicht lange bitten und verfaßte mit Maſon z ſammen eine„Epiſtel an die Mauren“, eine Miſchun aus Teilen des neuen Teſtaments, des Korans der Erzählungen aus tauſendundeiner Nacht. Dieſe eigenartige Dokument, das der Nachwelt anſcheinen nicht erhalten geblieben iſt, ſoll tatſächlich ein großen Eindruck auf die nordafrikaniſchen Stäm: gemacht haben, um ſo mehr, als der deutſche Geh ö dienſt bis dahin Shaws kriegsfeindliche Schriften dazu benutzt hatte, in dieſen Gebieten gegen Frank, reich Stimmung zu machen. Dabei hatte man den Mauren mitgeteilt, daß Bernard Shaw„ein groß Prophet“ ſei. Dieſer Spieß wurde dann promp gedreht. 5„„ Der amerikaniſche Biograph geht bis in die p vateſten Einzelheiten ſeines Opfers vor. Er erz uns nicht nur, was für Unterwäſche Shaw tr ſondern auch, wie er in jüngeren Jahren auf Frauen wirkte:„Viele Frauen haben ihn geliebt. Sein ziehung für Frauen war ſo ſtark, daß er ſelbſt ſag jede Frau, mit der er jemals allein gelaſſen wu ſei ihm prompt um den Hals gefallen“. Der getre Sancho Panſa, der ſich ſelbſt etwas hochtraben Bernard Shaws Kolumbus nennt, hat ein waltiges Kompendium der Shaw⸗Wiſſenſchaft Bemühungen lächeln wird, darf man dem kaner doch für Vieles dankbar fein; Ein Kaſpar⸗Hauſer⸗Dokun Schreibpult, das ſich, wie der B ſitz einer Familie in Tre Findli 4. Seite/ Nummer 598 Freitag, 23. Dezember 1932 Es war Weihnachtszeit. Wir trugen damals die bunten Mützen der Obertertia und kamen uns ſehr wichtig vor mit unſeren vierzehn Lenzen, die uns das Leben beſchert. In Wahrheit freilich hatten wir uns noch nicht über Mutters Küchenbereich hinaus⸗ gewagt und fühlten uns ordentlich geborgen, wenn wir die Füße unter Vaters Tiſch ſtellen konnten. Und wenn auch kein goldener Ueberfluß uns über⸗ ſchwemmte: Vaters reſtloſer Arbeitswille und Mut⸗ ters haushälteriſcher Sinn hielten die düſterſte Not von uns fern. So wurde uns auch das Weihnachts⸗ feſt immer zu einem frohen Erleben: Weihnacht im Dunkel und in Armut, Weihnacht ohne den Lichter⸗ glanz des Tannenbaumes kannten wir nicht. Da begeiſterte uns unſer älterer Freund zu freudebringender Tat. Er war Vikar an einer Vor⸗ ſtadtkirche und hatte einen Einblick in die not⸗ umdüſterte Lebensſphäre der Aermſten. Nun wollte er auch uns einen Blick tun laſſen in eine Welt, die uns wohl Behüteten fremd war. Doch ſollten wir auch mithelfen, ein wenig Weih⸗ nachtsſonne ins Dunkel dürftigſter Armut zu bringen. Ein paar Bäumchen wollten wir kaufen, ſie mit Lichtern ſchmücken, Kleider und Nahrungsmittel bei Verwandten und Bekannten ſammeln und einige der ärmſten Gemeindeglieder damit beſcheren. Wir waren Feuer und Flamme für den Plan, und konn⸗ ten den Heiligabend kaum erwarten. Der Abend kommt heran. Rauhreif hatte die kahlen Bäume und die Gartenzäune überzuckert. Da schleppen wir unſere Sachen durch die dunklen Straßen. Grau und unnahbar ſteht die Wohnkaſerne. Unſere Taſchenlampen blitzen auf, das ſtockdunkle Treppenhaus zu erleuchten. Auf engen Treppen gehts hoch. Dunkle Gänge zweigen an jedem Treppenabſatz ab mit zahlloſen Türen zu beiden Seiten. Neugierige Köpfe ſtrecken ſich hier und dort heraus: fahle, vergrämte Geſichter, die ſtaunend un⸗ ſere Gruppe beſchauen. Endlich ſind wir oben. Dicht unter dem Dach. Auch hier oben Tür an Tür. Wie⸗ viel Menſchen mögen hier wohnen. Jede Türe führt in zwei ineinander übergehende Räume: Die Woh⸗ nung für je eine Familie. Immer hatten wir als Buben mit einer ge⸗ wiſſen Scheu dieſes unheimlich wirkende Haus betrachtet; jetzt waren wir ſelbſt darin. Unſer Vikar— heute iſt er längſt würdiger Dorf⸗ pfarrherr an der Bergſtraße drüben— gibt das Zeichen. Da ſchmetterten wir los. Zweiſtimmig das Died von der heiligen Nacht. Indeſſen zündeten wir die Baumkerzen an. Während der zweiten Strophe öffnet der Vikar eine der vielen Türen. Singend treten wir ein. Ein enger Raum. Dürftige Möbel: mur das Allernotwendigſte. Ein Gangöllämpchen Weihnachtsſonne dem Einſamen Jugenderlebniſſe eines Mannheimers ſchwalt an der Wand. Im winzigen Herd glimmt ein ſpärlich Feuer. Und neben dem Herd hockt auf niederem Stuhl ein altes Mütterchen. Wie ver⸗ ſteinert das faltenreiche Geſicht, um das ſich ſträhnig weißes Haar legt. Die knochigen Hände ſind gefaltet. Reglos ſitzt das Mütterchen. Nur die Augen leben. Sie ſpiegelten eine leidgeprüfte vereinſamte Seele wider. Gucken zuerſt wie erſchrocken und erſtaunt, dann aber raſch wie in ablehnender Verbitterung. Dieſen Ausdruck haben ſie eine ganze Weile. Starren vor ſich hin, als würde der Blick überhaupt ins Leere gehen, indes er in Wahrheit tief nach innen ſich richtet und ſich hinabſenkt in eine abgründige Seele. Aber dann war's dieſen Eindruck vermag nur unmittelbar teilnehmendes Erleben zu erwecken—, als würde aus der Seelentiefe eine Wärme empor⸗ quellen in die Augen. Sie ſchimmern feucht, und zwei Tränen rollen über die durchfurchten Wangen, indes das Geſicht noch immer wie leblos iſt. Wir haben tapfer geſungen. Nach der zweiten Strophe die dritte. Aber da kommt uns ein Würgen in die Kehle. Wir erleben zum erſten Male, wie wuchtig das Schickſal die Menſchen durchſchüttern kann, und erleben zum erſten Male die Wahrheit vom Kämpferſein des Menſchen. Denn hier ſehen wir einen Menſchen vor uns, den das Schickſal nie⸗ derſchlug und dem es die Seele verhärtete in ſeiner todtraurigen Einſamkeit, der aber trotz allem im tiefſten Seelengrund ein ewig Lämpchen glühen läßt: das Erinnern und das Hoffen. Kein Wort fiel nach dem Lied. Nur ein paar Zweiglein kniſterten. Wir waren ergriffen und ſchauten verlegen vor uns hin. Da klang des Vikars klare Stimme. Wie aus dem Nirgendland. „Ein Licht ſcheint in die Finſternis!“ Urweisheit der Menſchen, die die Seelen packt. Dann breiteten wir die Geſchenke aus: Reichtum für dieſe Armut. Worte fanden wir nicht. Wir drückten dem Mütterchen nur die knochige Hand zum Abſchied. Schweigend ſtolperten wir die Treppen hinunter und ſchritten aus dem engen Hausgang wieder ins Freie. Wir ſtellten den Mantelkragen, denn ein ſcharfer Nord pfiff um die Straßenecken. Fahl leuchteten die Gaslaternen durch das Dunkel. Wir gingen noch zu fünf Leuten. Es war reich⸗ lich ſpät, als wir daheim in die wohlig durchwärmte Stube traten und in die fröhlich leuchtenden Augen der kleinen Geſchwiſter ſahen. Es war hoch an der Zeit, mit der Beſcherung zu beginnen. Doch als hernach der ſtolze Chriſtbaum vor uns leuchtete in ſeiner weihnachtlichen Pracht, da tauchte doch immer wieder das Bild in der Seele auf von dem einſamen Mütterchen, dem wir ein wenig Weihnachtsſonne ins ärmliche Stübchen gebracht— H. Die geſtrige Bezirksratsſitzung, die letzte in dieſem Jahr, war eine Tagung der zurückgeſtellten Ent⸗ scheidungen. Das Geſuch der Süddeu tſchen Be⸗ wachungsgeſellſchaft in Ludwigshofen um Erlaubnis zur Errichtung einer Zweig⸗ nieberlafſung in Mannheim— die Verhand⸗ lung iſt ſchon einmal wegen weiterer Erhebungen vertagt worden— iſt abermals zurückgeſtellt, da ſich der Bezirksrat auch diesmal nicht endgültig ent⸗ ſchlleßen konnte. Er will ſich noch über das Verhält⸗ nis zwiſchen der Geſellſchaft und ihren Angeſtellten 5 durch Vorlage der Verträge unterrichten. Nach An⸗ g ſicht der Handelskammer müßte das Unternehmen eine Sicherheit von 20 000 Mark leiſten. Dieſen Be⸗ trag fand der Vertreter der Firma als viel zu hoch. Ein für Mannheim neues Bewachungs⸗ 38 gewerbe möchte ein erwerbsloſer Mechaniker einführen und zwar nach dem ſogenannten Magdeburger Syſtem. Ein Telephonruf genügt, um ſich zu jeder Tages⸗ und Nachtzeit von handfeſten Wächtern durch die dunkel⸗ ſten Winkel unſerer Stadt begleiten zu laſſen. In dieſem Fall hat die Handelskammer geltend gemacht, daß für ein ſolches Unternehmen ſehr erhebliches Belriebskapital notwendig ſei. Der Antragſteller hat es übrigens nicht der Mühe für wert gehalten, zur Verhandlung vor dem Bezirksrat zu erſcheinen, Dieſer wiederum legte Wert darauf, den Mann kennen zu lernen und hat daher die Entſcheidung vertagt. Der Eigentümer eines Hauſes in D 5 verlangt Befreiung von der Gebäudeſonder⸗ ſteuer mit der Begründung, daß mit dem inneren Umbau des Hauſes die Neuſchaffung von Räumen verbunden geweſen ſei. Der Vertreter der Stadt⸗ gemeinde will nur Inſtandſetzung gelten laſſen. Das 8 Erfordernis der weſentlichen baulichen Aenderung ſei nicht gegeben und der Koſtenaufwand von 35 000 Mark ſpiele keine Rolle. Der Bezirksrat wird nun ein Gutachten beim Bezirksbaumeiſter einholen und dann entſcheiden. Gegen einen Zigarrenarbeiter in Rei⸗ Ungen iſt wegen häufiger Trunkenheit Wirts⸗ Hhausverbot ergangen, wogegen der ewig Dur⸗ ſtige Einſpruch erhoben hat. Trinkerfürſorge und Gemeindeverwaltung haben das Verbot erwirkt, weil der Mann ſeine Unterſtützung verflüſſigt und die Familie auf dem Trockenen ſitzen läßt. Der Be⸗ zirksrat, der derartige Angelegenheiten glücklicher⸗ weiſe ſelten zu behandeln hat, beſchloß Aufrechterhal⸗ tung des Verbots.— Der Deutſchen Bergin⸗ Ach. wurde die gewerbepolizetliche Genehmigung zur Errichtung eines Salzſäure⸗Biſulfatoſens(für das Verfahren der Verzuckerung von Holz) auf dem Grundſtück Mülheimerſtraße 30 in Rheinau geneh⸗ migt.— Die Firma E. und H. Herbſt hat im Hauſe Pozziſtraße 3 einen Nähereibetrieb mit etwa 380 elektriſchen Maſchinen und läßt zurzeit in zwei Schichten arbeiten. Ein Nachbar beſchwerte ſich. Geräuſchbeläſtigung. 8 Der Bezirksrat wird im Laufe der nächſten Woche Gelegenheit nehmen, die Sache an Ort und Stelle gu prüfen. Die Beſitzer des Gaſthau ſes„Ba di⸗ eee ee Der letzte Bezirksrat im Jahre 1932 Nous Neberwachungsgewerbe geplant Beſchwerde wegen Geräuſchbeläſtigung Baubeſcheidsbedingung Beſchwerde eingelegt, jedoch ohne Erfolg; ſie müſſen die verlangte Abortanlage für den Saal im Obergeſchoß einbauen laſſen. Die Wirtſchaftsgeſuche konnten, ſoweit ſie verhandelt wurden, genehmigt werden. Bei der Kon- zeſſion für den neuen Wirt des Caſino⸗Reſtaurants betonte der Vorſitzende allerdings, daß die Geneh⸗ migung für dieſen Wirtſchaftsbetrieb nun zum letz⸗ ten Mal erteilt werde, da in den letzten zehn Jah⸗ ren ein zu häufiger Wirtswechſel ſtattgefunden habe. Genehmigt wurden außerdem die Schankwirt⸗ ſchaften„zum Müllerſtübl“, Werftſtr. 35,„zur Mohn⸗ blume“, Lortzingſtr. 27,„zum Engel“, Rheingold⸗ ſtraße 38 in Neckarau,„zum Volkshaus“, Rheingold⸗ ſtriaße 47 in Neckarau,„zur Winzerſtube“, K 4 13, und zwei Kaffees. el. Weihnachtsfeier im Inſtitut Sigmund Die Höhere Privatlehranſtalt Inſtitut Sigmund läßt kein Weihnachtsfeſt vorübergehen, ohne in einer aus den Reihen der Schüler beſtrittenen Feierſtunde die Eltern, Lehrer und Schüler zu vereinigen. Schüler und Schülerinnen der Tagſchule leiteten die geſtern nachmittag im Ballhausſaal abgehaltene Weihnachtsfeier ſtimmungsvoll mit der alten Weiſe„Herbei, o ihr Gläubigen“ ein, und ſchufen ſo den ſtimmungsvollen Auftakt zu den Inſtrumental⸗ vorträgen und den Rezitationen, die ſinnig die Weih⸗ nachtsanſprache von Lehramtsaſſeſſor Schwarz vorbereiteten. Der Redner pries das deutſche Weih⸗ nachtsfeſt als ein Familienfeſt, das zu begehen die Gemeinſchaft der Schule ein Recht hat. Zwei Sym⸗ bole ſind es, die den Geiſt des Weihnachtsfeſtes darſtellen: die Krippe und der Tannenbaum. Der Weihnachtsbaum hat zwar das Symbol der Krippe etwas verdrängt, doch möchten wir keines miſſen, denn beide haben ihren Sinn und ihre Berechtigung. Mit der Krippe wird das Weſen des Weihnachts⸗ feſtes am ſinnfälligſten zum Ausdruck gebracht, was aus den vielen mit der Krippe verbundenen Deu⸗ tungen, Sitten und Gebräuchen zu erkennen iſt. Das Symbol der Krippe ſoll uns eine Mahnung ſein, ob wir auch dazu beigetragen haben, die Not unſerer Volksgenoſſen zu lindern. Das Symbol des Tannenbaumes geht von dem uralten Brauch aus, durch Zweige Segen in das Haus zu bringen. Hin⸗ zu kam ſpäter noch das Licht als Symbol des Le⸗ bens, aber es dauerte lange Zeit, bis der geſchmückte Lichterbaum vom Segensbaum zum Chriſtbaum wurde. Die Vereinigung von Krippe und Tannen⸗ baum ergibt das echte deutſche Weihnachtsfeſt, das ein Feſt der Freude auch für die ine kerndeutſchen chriſtlichen Sinne geleitete Anſtalt iſt. Für das weitere ſehr umfangreiche Programm ſetzten ſich die einzelnen Schüler und Schülerinnen mit großem Eifer ein und ließen es weder an Willen noch an dem Beſtreben, nach beſtem Können zu geben, fehlen. Der geſpendete ſtarke Beifall war zugleich Dank für das Gebotene und Aufmunterung zu weiterem Streben. Eine Ausſtellung von Weihnachtsarbeiten zeigte, daß man es auch ſcher Hof“ in Feudenheim haben gegen eine mangeln ließ. 0 auf dieſem Gebiete nicht an Fleiß und Können Rund um den Lederball Den Fußball- Verbands⸗Meiſterſchaſten entgegen Waldenburg 09 wurde noch das Ringen um Seit rund drei Monaten toben in den Landesverbän⸗ den des Deutſchen Fußball⸗Bundes die Kämpfe um die Punkte. Es geht um Meiſterſchaftsehren; es geht auch um den Abſtieg, eine für die Vereine vielfach lebenswichtige Frage. Als höchſter Lohn winkt den Tüchtigſten der Titel eines deutſchen Meiſters. Doch viele ſind berufen, wenige auserwählt. Das Dichterwort hat auch hier ſeine Gel⸗ tung. Einige wichtige Entſcheidungen ſind in den letzten Wochen in den einzelnen Landesverbänden bereits gefal⸗ len. Hier und da gehen die Verbände ſchon daran, ihre Kandidaten für die„Deutſche“ in beſonderen Endſpielen zu ermitteln, nachdem ſich die Spreu vom Weizen geſon⸗ dert hat. Die Lage in Süddeutſchland iſt genügend bekannt. Alle 16 Teilnehmer an den End⸗ ſpielen ſind bereits ermittelt und auch hinſichtlich des Ab⸗ ſtiegs ſind ſchon die meiſten Entſcheidungen gefallen. Die in einzelnen Gruppen noch ausſtehende Entſcheidung bin⸗ ſichtlich der Meiſterſchaft iſt nur von ethiſcher Bedeutung, da ja die beiden Erſten einer jeden Gruppe an den End⸗ ſpielen beteiligt ſind. Im Januar werden die nicht an den Endſpielen beteiligten und nicht dem Abſtieg verfalle⸗ nen Mannſchaften der Bezirksliga den Kampf um den Verbandspokal aufnehmen, deſſen Gewinner auch noch die Chance hat, deutſcher Meiſter zu werden; er hat alſo auch den Marſchallſtab im Torniſter. Hie Hertha BS., hie Viktoria und T. B. In Berlin deutet alles auf eine Entſcheidung zwi⸗ ſchen Hertha/ BSC. und Viktoria bzw. Ten nis⸗ boruſſia hin. Die Hertha Elf iſt in viel beſſerer Form als vor einem Jahre und wird ſich kaum die Berliner Meiſterſchaft entgehen laſſen. Ob auf der anderen Seite Viktoria oder die„Veilchen“ zum Schluß oben ſind, wer⸗ den die nächſten, intereſſante Kämpfe verſprechenden Wo⸗ chen ergeben. Spannend dürften auch die Abſtiegskämpfe verlaufen, ſind doch eine ganze Reihe von Vereinen, darunter ſo ruhmreiche wie Preußen, Union Oberſchöne⸗ weide, Norden⸗Nordweſt uſw. in den Abſtiegstrudel ver⸗ wickelt Das mit Berlin liierte Pommern hat ſeine intereſſanteſten Spiele zurzeit noch in den Kämpfen um die Stettiner Meiſterſchaft. Zurzeit liegen Stettiner SC. und Polizei, dicht gefolgt vom VfB. punktgleich an der Tabellenſpitze. Dieſe drei Vereine werden wohl das Ende unter ſich ausmachen, nachdem der Bfs. bisher mit ſeinen Leiſtungen hinter den Erwartungen zurückgeblieben iſt⸗ In Norddeutſchland eilen zwei vorjährige Bezirksmeiſter, Holſtein Kiel und Arminia Hannover, mit Rieſenſchritten abermals Meiſter⸗ ehren entgegen. In Hamburg hat ſich ein reizvoller Kampf zwiſchen Altona 93 und dem Titelverteidiger, dem Hamburger., entſponnen. Zurzeit liegen die Altonger ſo gut im Rennen, daß man ihnen ein Abhängen des HSV. zutrauen kann. In Bremen liegt Werder ungefährdet an der Spitze, während die Situation im Nordbezirk und in Lübeck/ Mecklenburg noch wenig äber⸗ ſichtlich iſt. Ruhe vor dem Sturm im Oſten Im Balten verband ſind die Meiſterſchaftsſpiele bis zum Abſchluß der Spiele um Oſtpreußen⸗ und Grenz⸗ markmeiſterſchaft gediehen. Hindenburg Allen⸗ ſte in und Pruſſia Samländ auf der einen, Pre u⸗ ßen Danzig und B. u. E. V. Danzig auf der an⸗ deren Seite qualifizierten ſich für die im Februar begin⸗ nenden Endkämpfe um Verbandstitel und Teilnahme an der Deutſchen Meiſterſchaft. Vorentſcheidungen in Schleſien Im Bereiche des Südoſtdeutſchen Fußball⸗Ver⸗ bandes ſind einige Vorentſcheidungen gefallen. Cott⸗ bus 98 und Hoyerswerda qualifizierten ſich für die Endſpiele; Bergland meiſte r. Sehr bewegt iſt zurzeit die mittelſchleſiſche Meiſterſchaft, die am kommenden Sonntag entſchieden ſein ſoll. Einen der bet⸗ den erſten Plätze hat ſich der Breslauer SC. 08 bereits ge⸗ ſichert; auf den anderen erheben Hertha, Sportfreunde und F. V. 06 Anſpruch, von denen Hertha ſogar noch Meiſter werden kann. In Oberſchleſien iſt Vorwärts⸗Raſenſport Gleiwitz Meiſter. Beuthen 09 iſt zweiter Vertreter, wenn das Entſcheidungsſpiel gegen den Pokalmeiſter Preußen Zaboreze auch nur unentſchieden geſtaltet werden kann. Mitteldentſchland noch weit zurück is zur Ermittlung der mitteldeutſchen Gaumeiſter werden noch einige Wochen vergehen. Da aber die Ent⸗ ſcheidungen nach dem„Pokalſyſtem“ durchgeführt werden, ſind die Endkämpfe mit wenigen Spieltagen erledigt. In Nordweſtſachſen führt der V. f. B. Leipzig mit deut⸗ lichem Vorſprung vor Wacker. Hinter dieſen Mannſchaf⸗* ten folgen Spielvereinigung, Sportfreunde und S. V. 99 „Kopf an Kopf“. Oſtſachſens und Dresdens vorausſicht⸗ licher Meiſter iſt wieder der Dresdener S.., der einige Punkte Vorſprung zwiſchen ſich und die Tabellen⸗ nächſten, Ring⸗Greiling und Gutsmuts, gelegt hat. In Chemnitz hat der Chemnitzer B. C. eine unbeſtrittene Füh⸗ rung vor dem mit ſtarken Torſchwankungen aufwartenden Polizei SB. Im Mittelelbgau haben Viktoria 96 Magde⸗ burg und die Magdeburger Fortuna gleiche Punktzahl. Auch im Weſten noch keine klare Sicht Die weſtdeutſchen Meiſterſchaftsſpiele ſind noch nicht ſo weit gefördert, daß man weitgehende Schlüſſe ziehen könnte. Tabellenführer ſind natürlich ſo ſpielſtarke Ver⸗ eine wie Fortuna Düſſeldorf und Vf. Beu⸗ rath(Berg⸗Märk. Bezirk), Schalke 04(Ruhrbezirk), Alemannia Aachen und VfR. Köln(Rheinbezirk). Dieſe Vereine ſollten ihre Poſitionen auch bis zum Schluß halten. Ausſichtsreiche Kandidaten auf die Gruppenmet⸗ ſterſchaft ſind außerdem VfB. Bielefeld und Arminia Bielefeld bzw. Spog. Herten in Weſtfalen und Boruſſia Fulda in Heſſen⸗ Hannover. In Südweſtfalen dürfte Hüſten 09 wieder in Front enden. Am wenigſten über⸗ N ſichtlich iſt noch die Lage im Niederrheinbezirk, jeder Ausgang möglich iſt. Die„Corinthians“ in Norddeutlſchland Englands berühmte Amateur⸗Fußballmannſchaft, Corinthians, werden nach mehrjähriger Pauſe wieder in Deutſchland zu Gaſt ſein. Sie beginnen ihre Auslands⸗ Wettſpiele in Holland, reiſen dann nach Hamburg, wo— ſie am 8. April gegen den HSV. antreten und am Tage 5 darauf iſt Holſtein Kiel der Gegner. Weitere Spiele tragen die Engländer dann noch in Kopenhagen aus. Internationale Fußball⸗Notizen Uruguay und Argentinſen werden ſich nach einer Mitteilung von Dr. Ino Schricker, dem General- ſekretär der FJ., 1934 an der Fuß ball⸗Welt⸗ meiſterſchaft in Italien beteiligen. * Hakvah Newyork, ein Fußballverein der in USA. lebenden Oeſterreicher, hat Pleite gemacht. Der Verein wurde ſeinerzeit gegründet, als die Wiener Hakdah in Amerika weilte und ein Teil ihrer Spieler dort blieb. Anfangs lohnte ſich das Unternehmen, jetzt iſt der Verein jedoch völlig ruiniert. Er wurde regelrecht verkauft und zwar für 300 Dollar. wo noch die 1 11 Ein Rieſenſtadion, das 150 000 Zuſchauer faſſen ſoll, wird in Buenos⸗Alres projektiert. Die jetzige Anlage nimmt 60 000 Zuſchauer auf und iſt die größte Argentiniens. Die Herſtellung des größten Stadions der Welt wird mit zwei Millionen Dollar veranſchlagt. Handball der Turner Im Gegenſatz zur Meiſterklaſſe, deren Gruppen⸗ ſpiele ſich planmäßig abgewickelt haben, ſo daß am 8. Jan. die letzte Begegnung vor ſich geht, ſteht die Ab wicklung der Run denſpiele im Mannheimer Turn⸗ gau. Nach anfänglich flottem Verlauf ſind Stockungen eingetreten, durch Spielausfälle, die auf Umſtänden ver⸗ ſchiedener Art beruhen. Dieſe Rückſtände machen ſich nun in der Schlußrunde unangenehm bemerkbar, ſo daß für den 2 Weihnachtstag einige Spiele angeſetzt wurden, ent⸗ gegen der urſprünglichen Abſicht. Um nicht gar zu ſehr in Druck zu kommen, zumal einige Vereine bereits in den Vorbereitungen für ihre Schauturnen ſtehen, muß auch der Neufahrstag herhalten. So iſt denn auch vor dem Ablauf des letzten Telles der Aufſtlegsklaſſen runden ein kurzer Ueberblick am Platze. Aeußerſt hart geſtaltete ſich, wie vorausgeſagt, der Verlauf in der Gruppe 1, welche in der Spielſtärke ausgeglichener iſt, als die Gruppe 2. Ein böſes Zeichen ſind allerdings die verſchiedenen Vorkomm⸗ niſſe, in einer bisher im Turnerlager nicht gekannten Häufung. Hier unbedingte Abhilſe zu ſchaffen iſt höchſte Zeit, ehe neben den Sperren, welche über die Schuldigen in nicht geringem Ausmaße verhängt wurden, ganze Mann⸗ ſchaften, von den Spielen ausgeſchloſſen werden müſſen. Mancher der Vereine könnte ſeinem Können nach einen beſſeren Tabellenplatz einnehmen, wenn der Geiſt und das Verhalten auf den Spielplätzen im gleichen Verhältnis ſtehen würde. Jahn Neckarau, TDgde Käfertal und TV Waldhof ſind zweifellos die ſtärkſten Mann⸗ ſchaften dieſer Staffel, zu welchen bei Beginn auch der T V Seckenheim zu zählen war. Die augenblickliche Reihen⸗ folge iſt: Vereine Spiele gew. unentſch. verl. Tore Punkte ahn Neckarau 10 8 1 1 44-24 17 gde. Käfertal. 9 6 1 2 33.361 18 Tv. Waldhof 10 4 3 3 42.40 11 Ty Seckenheimm 10 5 1 4 64:83 11 Badenia Feudenheim 10 4 2 4 29.45 10 Tod Germania. 10 3 3 4 41756 9 Ty Sandhofen 10 1 2 4 30.41 2 Tbd. Viernheim 9 1 1 7 2184 8 Weſentlich reibungsloſer ſind die Spiele in der Gruppe 2 verlaufen. Hier nehmen der Töd Hockenheim, der T VFriedrichs feld und die Tg Oftersheim eine Spitzenſtellung ein. Die nächſten Spieltage werden im Zeichen der Rückſpielbegegnungen dieſer Anwärter ſtehen, von denen die weitere Rangordnung eine weſentliche Be⸗ einfluſſung erfährt. Daß Germania Reilingen noch vorſtoßen wird, iſt weniger anzunehmen. Die übrigen Mannſchaften haben, wie die Tabelle zeigt, keine Ausſicht mehr einzugreifen. Spiele gew. unent verl. Tore Punkte Tod Hockenheim 9 8— 1 48.15 16 Ty. Friedrichsfeld 8 6— 2 44.26 12 Oftersheim 7 5— 2 57:28 10 Retlingen 5 4 1 3 23.25 8 Ty. Schwetzingen 7 2— 5 15˙34 4 Ty. 1846 Ib 9 2— 7 14 42 4 Ty. Kirrlach 9 1— 8 17.53 2 Am 2. Weihnachtstag ſich in Gruppe l Tgöe Käfertal— T S 3 0 a treffen n 5 0 o „wobel Kaſertal feinen nuar 19 9 ausgetragen. 2. Platz feſtigen müßte, was aber nicht leicht gelingen ſollte; denn bekanntlich entwickeln in den letzten Spielen die Mannſchaften auf den unteren Plätzen überraſchende Kräfte. In der Gruppe 2 wird Oftersheim gegen Reilingen ſich nicht ſo ſchwer tun, als der TV Fried- richs feld auf dem Platze des TV Schwetzingen. n müßten jedoch Oftersheim und Schwetzingen g gewinnen. 5 3 2 n 2 Schwere Aufgabe für die Studenten Faſt nur Internationale in Italiens Maunſchaft Zu dem Studenten⸗Länderkampf im Fußball zwiſchen Deutſchland und Italien, der zu 8808 0 in Ca⸗ tania auf der Inſel Sizilien ausgetragen wird, ſteht eine äußerſt ſtarke italieniſche Elf, die ſich faſt ausſchließlich aus Internationalen zufammenſetzt, bereit. Die Italiener bie⸗ ten für das Spiel, das übrigens vorausſichtlich err ſt a m 26. Dezember ſtattfindet, folgende Spieler auf: Pa⸗ netta⸗Palermo(Tor); Allemandi⸗Makland, Gazzari⸗Flo⸗ renz, Monzeglio⸗Bologna(Verteidiger); Läufer: Bernardini⸗Kom, Colombari⸗Neapel, Martelli⸗ Bologna, Piziolo⸗Florenz, Pitto⸗Florenz;: Stürmer: Salluſtro⸗ Neapel, Mazzoni⸗Genua, Borel⸗Florenz, Conſtantino⸗Rom, Ottani⸗Bologna, Reguzgoni⸗Bologna. Die endgültige Aufſtellung wird erſt Spieles vorgenommen. Mit Ausnahme von Borel und Panetta haben fämt⸗ liche Spieler zumindeſt bereits in der italieniſchen B⸗Mann⸗ ſchaft geſpielt. Beſonders bekannt ſind die oftmaligen Internationalen Bernardini, Conſtantino, Allemandi, Co⸗ lombart und pPitto. Die deutſche Mannſchaft wird es alſo nicht leicht haben, ein gutes Reſultat zu erzielen. Bisher trugen die deutſchen Studenten vier Länderkämpſe aus, von denen drei gewonnen wurden: 1929 gegen Dänemark mit :2, 1930 gegen Luxemburg mit:0 und ebenfalls 1930 gegen . mit:2. Dieſe Spiele fanden während der armſtädter Akademiſchen Weltſpiele ſtatt Hier ſtand die deutſche Elf auch Italien gegenüber und mußte mit 122 Toren ihre erſte Niederlage einſtecken. Die Hoffnung, in Catania Revanche nehmen zu können, iſt nur gering. Das ſoll nicht heißen, daß die deutſchen Studenten nicht Fußball ſpielen können. Aber die Um⸗ ſtände, unter denen dieſes Treſſen ausgetragen wird, bil⸗ den doch ein zu großes Handicap. Die deutſche Mannſchaft wird vorausſichtlich in folgender Aufſtellung ſpielen: Tor: Fiſcher⸗Dresden; Verteidigung: Claus⸗Dresden, Radecke⸗ Berlin; Läufer: Elaas⸗Berlin, Kiehi⸗Dresden, Oehm⸗ Nürnberg: Sturm: Stohl⸗Leipzig oder Grebe⸗Frankfurt, Knapp⸗ S Frankfurt, Niggemeyer⸗Köln oder Ernſt⸗S Feuerbach, Gäßler⸗Freiburg, Heckmeier⸗München. Als Tor⸗ hüter ſteht Kirchner⸗Raſtatt in Reſerve. 2 Spielverlegungen im Rheinbezirk Die beiden Verbandsſpiele V. f. L. Neckarau gegen Germania Friedrichsfeld und Sp. Vg San d⸗ hofen— 08 Ma ihe im, die für die Abſtiegsfrage ſehr wichtig ſind, wurden auf den 8. Januar 1938 verlegt, da ſie nach den Beſtimmungen in Baden nicht vor 3 Uhr angefangen werden können. 3 Das am 4. Dezember wegen ſchlechter Platzverhältniſf ausgefallene Spiel German la Friedrichsfeld gegen Amieltia Viernheim wird am a= am Tage des 85 — Freitag, 23. Dezember 1932 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe 5. Seite Nummer 598 8 Aus Baden Amtliche Perſonal veränderungen erſetzt wurde Reviſtonsoberinſpektor Heinrich Win ter beim Bezirksamt Konſtanz zum Landes⸗ kommiſſar daſelbſt. Auf Anſuchen in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt wurde Hauptlehrer Fritz Morſtadt in Lahr. Mathaiſemarkt in Schriesheim 1933 J. Schriesheim 22. Dezember. Die Mathaiſe⸗ marktkommiſſion trat dieſer Tage im Rathaus zu einer Tagung zuſammen, um ſich über die Abhal⸗ tung des Mathaiſemarktes im kommenden Früh⸗ jahr ſchlüſſig zu werden. Als Vertreter der Land⸗ wirtſchaftsſchule Ladenburg nahmen Dr. Kru iſj m und Dr. Gugelmaier an der Sitzung teil. Rat⸗ ſchreiber Schuhmann legte die Abrechnung des Marktes von 1932 vor, die ein befriedigendes Er⸗ gebnis aufweiſt. Die rege Ausſprache, ob man im nächſten Jahre den Mathaiſemarkt wieder abhalten ſoll, endete mit dem einſtimmigen Beſchluß, den Markt im ſeit⸗ herigen Umfange wieder durchzuführen. Der Ter⸗ min wurde auf Sonntag, den 19. Februar bis Dienstag, den 21. Februar 1933 feſtgeſetzt. Haupt⸗ tag iſt, wie alljährlich, wieder der Dienstag. Den Vorſitz der Kommiſſion führt, wie ſeither, Gemeinderat Ph. Forſchner, Beſitzer des Gaſt⸗ hauſes„Zum goldenen Pflug“. Die lan dwirt⸗ ſchaftliche Ausſtellung leitet wieder Dr. Krumm, Ladenburg, die Obſtausſtellung Obſtbauoberinſpektor Martin, Ladenburg. Reichsgericht hebt Schwurgerichtsurteil auf S Heidelberg, 23. Dezember. Das Serviermädchen Paula Hack aus Schwenningen wurde im Juli d. J. vom hieſigen Schwurgericht trotz allerſtärkſten Schuld⸗ verdachts von der Meineidsanklage freigeſprochen. Man hatte damals nicht weniger als 49 Zeugen auf⸗ geboten. Die Staatsanwaltſchaft erreichte jetzt mit ihrer Reviſion die Aufhebung des freiſpre⸗ chenden Urteils. Daraufhin wurde die Hack er⸗ neut verhaftet und ins hieſige Unterſuchungs⸗ gefängnis eingeliefert. Sie wird ſich daher nochmals vor dem Schwurgericht verantworten müſſen. Gnadengeſuch für Mädchenmörder Amend * Mosbach, 22. Dezember. Wie berichtet, hat das Schwurgericht Mosbach am 15. Dezember den 19⸗ jährigen Schuhmacher Joſef Anton Amend am * bHanbura wegen Mordes zum Tode verurteilt, 2 weil er am 22. September ds. Is. ſeine Geliebte, die gleichaltrige Roſa Haug, von einem Kahn aus in der Tauber ertränkt hatte. Der Verteidiger Rechtsanwalt Reindl⸗ Mosbach, hat nunmehr die erforderlichen Schritte eingeleitet, um beim Staats- miniſterium die Begnadigung ſeines Kienten zu erreichen. 5 Karlsruher Schöffengericht * Karlsruhe, 22. Dezember. Das Schöffen⸗ gericht verurteilte den Elektrotechniker Adolf Denzler aus Karlsruhe, der im Sommer durch Einbruch in ein hieſiges Warenlager für einige f tauſend Mark Kleider und Wäſche geſtohlen hatte, zu 27 Jahren Gefängnis. e Der Schloſſer Eugen Bran nath aus Karls⸗ ruhe hatte den Schaukaſten eines Karlsruher Gold⸗ ſchmiedes aufgebrochen und daraus Schmuck⸗ fachen im Werte von einigen hundert Mark ent⸗ wendet. Er erhielt wegen Rückfalldiebſtahls ein Jahr neun Monate Gefängnis. Der mit⸗ angeklagte Hehler wurde zu drei Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. * N I. Walldorf, 22. Dezember. Der Bürgeraus⸗ —— 2 ſchuß genehmigte unter dem Vorſitz von Bürger⸗ 1 meiſter Horſch: 1. Die Abgabe von 700 Feſtmeter Holz an etwa 480 Erwerbsloſe und Fürſorgeberech⸗ tigte, ſoweit ſie nicht gabholzberechtigt ſind, gegen Erſatz des Holzhauerlohnes mit 48 gegen 8 Stimmen und 2. die Abgabe von etwa 350 Feſtmeter Holz aus dem Gemeindewald als Vorhieb für Gemeinde⸗ zwecke. Der Erlös ſoll für Wegverbeſſerungen und ſynſtige Gemarkungsarbeiten Verwendung finden. 22 I. Eberbach, 22. Dezember. Die eingebrachten Anträge auf Weihnachts⸗ und Winterbeihilfen an die Hilfsbedürftigen konnten, weil die Finanzlage dies nicht geſtattet, auf geldlichem Wege geregelt werden, weshalb wie im Vorjahr beſchloſſen wurde, dieſe Hilfe als Naturalien zu gewähren und zwar werden in der Zeit vom 21. Dezember bis 3. Januar an ſämtliche Empfänger von Alu, Kru und Wolu ſowie an ſämtliche Kleinrentner koſtenlos Mittageſſen aus der ſtädt. Notgemeinſchaftsküche ver⸗ abfolgt. Bis zum 32. Lebensjahre hat ſich die Ehefrau Amalie K. von hier gut geführt. Dann beginnt ſie auf einmal, ſich an dem Gute von Leuten zu ver⸗ greifen, die ſelbſt mit ihrem Gelde rechnen müſſen. Sie ging als Stundenfrau in eine Architektenfamilte, in deren Hauſe ſie mit ihrem Manne und Kindern wohnt. Man hat Nachſicht mit ihr, wenn die Miete im Rückſtand bleibt. Im Oktober v. J. verſchwinden zweimal 100/ bei der Arbeitgeberin, einmal zwei Fünfziger. Die Stundenfrau leugnet hartnäckig. Im Hauſe wohnt auch die Tochter des Architekten mit ihrem Manne. Im Juni d. J. wird dort der Ver⸗ luſt dreier Sparkaſſenbücher für die Kinder bemerkt. Das Geld wurde von der Stundenfrau in knapp einem Monat abgehoben. Das dritte Spar⸗ kaſſenbuch iſt nicht mehr zu finden, möglich, daß es in den Neckar oder Rhein geworfen wurde. Der weitaus größte Teil des Geldes wurde von Frau Amalie R. für fortwährende mehrtägige Beſuche mit Kindern auf Stift Neuburg bei Heidelberg verbraucht. Sie machte Geſchenke für Schweſtern, ſtiftete Altardecken, Altarkerzen, Blumen für die Kirche, ſpielte ſich in einer Weiſe als die religiöſe Wohltäterin auf, daß man ſie im Stifte bat, nun mit ihren Zuwendungen Einhalt zu tun. Geſtohlene 200/ dienten zu einem dreitägigen Pfingſtausflug nach Neuburg. Nach dem Dieb⸗ ſtahl der Sparkaſſenbücher folgten die Beſuche auf Neuburg dicht aufeinander. Sie ſpielte ſogar einmal einer Freundin gegenüber die unbekannte Wohl⸗ täterin mit 70. Moraliſch noch verwerflicher war die Handlungsweiſe an einer Frau., die ſie 1920 im Wöchnerinnenaſyl kennen lernte, der ſie 600 ¼ und ein Sparkaſſenbuch von 550/ entwendet. Da die Diebin aber das Stichwort auf der Sparkaſſe nicht angeben kann, muß ſie erfolglos von dannen ziehen. Sofort unternimmt ſie mit dem Bargeld wieder eine Reiſe nach Neuburg. Moroͤtat eines 20 jährigen Maͤoͤchens * Mainz, 22. Dezember. Die 20jährige Kinder⸗ gärtnerin Johanna Degen von hier, die, wie ge⸗ meldet, verdächtig erſchien, in Gemeinſchaft mit dem 21jährigen Gaſtwirtsſohn Hans Rom mel aus Augsburg in einer Siedlung bei Warendorf(Hol⸗ ſtein) den 21jährigen Siedlungsbeſitzer Fritz Möl⸗ ler aus Kiel ermordet zu haben, hat ein Ge⸗ ſtändniss abgelegt. Die Degen iſt hier bei ihren Eltern verhaftet worden und hatte bei ihrer erſten Vernehmung in Mainz jede Beteiligung an der Tat lächelnd geleug⸗ net, obwohl bei ihrer Wäſche eine blutbefleckte Schürze gefunden worden war. Vor dem Unter⸗ ſuchungsrichter in Kiel hat ſie geſtern ein Geſtändnis abgelegt. Sie will Möller durch einen Revolver⸗ ſchuß in den Kopf getötet und dann nach Unkennt⸗ lichmachung des Kopfes des Toten durch Schläge mit einer Axt die Leiche in einen Sack genäht und in ein Waſſerloch geworfen haben. Die Degen behauptet, von Möller nachts in ihrem Zimmer überfallen worden zu ſein und in Notwehr gehandelt zu haben. Sie beſtreitet, daß Rommel in irgendwelcher Weiſe an der Tat beteiligt ſei. Schwere Strafe gegen einen Jechpreller * Mainz, 22. Dezember. Das Bezirksſchöfſen⸗ gericht verurteilte den 41 Jahre alten Monteur Otto Ebert aus Frankfurt a. M. wegen ſieben Betrü⸗ gereien und zweier Diebſtähle zu 2 Jahren und 6 Wochen Zuchthaus, ſowie 1000/ Geloſtrafe, die eventuell in einen Monat Zuchthaus umgewan⸗ delt werden. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre aberkannt. Der Angeklagte reiſte angeblich als Obermonteur einer Hamburger Firma und beging Betrügereien, Zechprellereien und Heiratsſchwindel. Er konnte erſt kürzlich auswärts feſtgenommen werden. N * Luftkurort Wahlen, 22. Dezember. Im Oktober wurde durch die Gemeinde Wahlen mit Hilfe des Arbeitsamtes Weinheim im freiwilligen Arbeits⸗ dienſt die Erbauung eines 60 Meter langen und 30 Meter breiten Schwimmbades ſowie eines anſchließenden Sportplatzes begonnen. 30 funge Leute im Alter von 17—25 Jahren fanden Arbeit. Durch das ſchöne Wetter der letzten Zeit ſind die Arbeiten ſtark vorangeſchritten. Man rechnet damit, daß ſie bis Mai 1933 ſertig ſind und die Anlagen dem Betrieb übergeben werden können. Somit iſt für die im hieſigen Kurort weilenden Kurgäſte ein blktütigkeit mit gestohlenem Verhandlung vor dem Schöffengericht Mannheim lang gehegter Wunſch in Erfüllung gegangen. elde Die Angeklagte leugnet mit großer Hartnäckig⸗ keit den Diebſtahl bei dem Architekten. Die übrigen Diebſtähle gibt ſie zu. Man fragt ſich: war der Mann der Angeklagten denn ſo ganz ahnungs⸗ los? Denn nach ihrer Ausſage hat ſie auch An⸗ ſchaffungen gemacht. Das konnte doch nicht mit dem geringen Gehalt des Mannes von monatlich 140% geſchehen. Nach dem Gutachten des Pſychiaters war die An⸗ geklagte als Kind nervös. Soll hyſteriſche Anfälle gehabt haben. Erſt von 1925 an verfiel ſie in den religiöſen Stupor, ging viel in die Kirche und wurde gegenüber ihrem Manne ſo verſchloſſen, daß die Ehe keine glückliche mehr war. Der pfychiatriſchen Klinik gab ſie in ihrem Zuſtande zu raten auf. Einmal war ſie in einem Zuſtand völliger pfychiſcher Läh⸗ mung. Zu Hauſe hat ſie der Gutachter wieder völlig klar gefunden. Die Verwendung des Geldes zu religiöſen Zwecken könne man als eine rein pfychiſche Abwegigkeit bezeichnen. Der Staatsanwalt beantragte gegen die Ange⸗ klagte unter Würdigung des Sachverſtändigen⸗Gut⸗ achtens eine Gefängnisſtrafe von 8 Monaten für ſämtliche vier Fälle. Das Gericht ſprach unter An⸗ nahme mildernder Umſtände eine Gefängnis⸗ ſtrafe von 7 Monaten aus. Die Angeklagte weiſe eine eigenartige Miſchung von tiefreligiöſer Lebensführung und Veranlagung zu ſtrafbaren Handlungen auf. Die Begründung läßt die Frage offen, welche Triebkräfte bei der Angeklagten zu ihrem Vorgehen herrſchten und ſtützt ſich auf die Ver⸗ antwortlichkeit nach dem Gutachten des Sachverſtän⸗ digen. Die Art und Weiſe, wie ſie immer wieder die Sparbücher in Geld umſetzte, ſpreche für einen be⸗ wußten Willen der Angeklagten, ihre Straftaten fortzuſetzen. Die Angeklagte proteſtierte gegen die Verurteilung im erſten Falle, nahm aber dann doch das Urteil an. ele Gefährlicher Meſſerſtecher verurteilt * Zweibrücken, 23. Dezember. Das Schöffengericht Zweibrücken hatte ſich mit einer Meſſerſtecherei zu befaſſen, die den Tod des 65 Jahre alten penſtonier⸗ ten Oberlehrers Chriſtian Hudlett aus dem Vor⸗ ort Niederauerbach im Gefolge hatte. Als Täter ſtand der 1889 geborene, übel beleumundete und ſchon mit Zuchthaus vorbeſtrafte Schuhmacher Karl Leh⸗ berger aus Zweibrücken vor den Richtern, der am 10. Juli morgens 3 Uhr auf dem Heimweg ohne jede Veranlaſſung Hudlett mit einer Schuſter⸗ kneipe einen tiefen Stich in den Unterarm ver⸗ ſetzte, wobei die Hauptader angeſchnitten wurde, ſo⸗ daß der Geſtochene ſchweren Blutverluſt erlitt, be⸗ wußtlos am Boden liegend aufgefunden wurde und am 1. Auguſt ſtarb. Lehberger leugnete anfänglich jede Kenntnis von der Tat, wurde aber u. a. durch eine Hausſuchung überführt, die die zur Tat benutzte Schuſterkneipe zutage förderte. Die beabſichtigte Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge, wofür das Schwur⸗ gericht zuſtändig geweſen wäre, konnte nicht durch⸗ geführt werden, weil auf Antrag der Verteidigung das Gehirn des Toten an der Univerſität Würzburg unterſucht worden war mit dem Ergebnis, daß der Kauſalzuſammenhang zwiſchen Meſſerſtich und Tod verneint wurde. Lehberger konnte daher nur wegen gefährlicher Körperverletzung zur Rechenſchaft ge⸗ zogen werden. Das Urteil lautete auf ein Jahr Gefängnis. * Der freiwillige Arbeitsdienſt in der Pfalz * Speyer, 23. Dezember. Arbeitsdienſt in der Pfalz macht der amtliche Ar⸗ beitsmarktbericht folgende Mitteilungen: Während ſich anfänglich die Sportvereine recht rege um den freiwilligen Arbeitsdienſt an⸗ nahmen, haben nun auch die Gemeinden in größerem Umfange volkswirtſchaftlich wertvollere Arbeiten wie Bodenverbeſſerungen, Rodung von Berg⸗ und Oedland, Ausbeſſerung und Erneuerung von Feld⸗ und Waldwegen, Grabenreinigungen, Bachregulierungen uſw. in Angriff genommen. Eine Erhebliche Einſchränkung des frei⸗ willigen Arbeitsdienſtes ſoll nun aus finanziellen und anderen Gründen beabſichtigt ſein. Abgeſehen davon, daß die Gemeinden den Wegfall der finan⸗ ziellen Entlaſtung, die ihnen der freiwillige Arbeits⸗ dienſt immerhin gebracht hat, ſehr empfindlich ſpüren werden, beſteht unmittelbar die Gefahr, daß viele Arbeitsdienſtwillige damit ihren Verdienſt verlieren. 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Dezember. in den Tagen gemeldet, hat die Kriminalpolizei Räumen der„Pfälziſchen Poſt“ eine Durch⸗ ſuchung nach Waffen vorgenommen. Die Organ der nationalſozialiſti⸗ ſchen Arbeiterpartei wußte geſtern allerdings unter Vorbehalt zu berichten, es ſeien in Ludwigshafen bei der„Pfälziſchen Poſt“ und in Kaiſerslautern 200 bis 300 Piſtolen beſchlagnahmt worden, außerdem ſollten 180 Piſtolen an zwei Hundertſchaften der„Eiſernen Front“ verteilt worden ſein.— An dieſer Meldung iſt, wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, kein wahres Wort. Es wurden lediglich einige wenige Waffen gefunden. Dem Vernehmen nach handelt es ſich um Piſtolen, deren Eigentümer erklären, int Beſitz eines Waffenſcheins zu ſein. Auto gegen einen Baum gerannt * Waldſee(bei Speyer), 22. Dezember. Am Mitt⸗ woch fuhr der hieſige Arzt Dr. Siebert auf der Straße Limburgerhof— Neuhofen beim Ausweichen vor einem Fuhrwerk mit ſeinem Auto gegen einen Baum und erlitt dabei ſchwere Bruſtquetſchungen und Splitterverletzungen. Der Wagen wurde ſtark beſchädigt. Zechpreller erhält 15 Monate Gefängnis * Pirmaſens, 23. Dezember. Wegen Zechprellerei wurde der hieſige Arbeiter Friedrich Hermann, ge⸗ nannt Joſef, ein oft Vorbeſtrafter, zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er nahm die Strafe an. * * Germersheim, Dezember. Der Bahnſchloſſer Karl Kegler von hier, der unter dem Verdacht, die Signalbeſchädigungen auf der Bahnſtrecke Lingen⸗ feld Germersheim verübt zu haben, in Unter⸗ fuchungshaft genommen worden war, iſt geſtern wieder auf freien Fuß geſetzt worden. * Quirnbach(Amt Kuſel), 22. Dezember. Im Alter von 91½ Jahren wurde der älteſte Einwohner, Landwirt Karl Hinkelmann zu Grabe getragen. Der Verſtorbene war Kriegsteilnehmer von 1870/71. * Laudſtuhl, 22. Dezember. Die hieſige Gen⸗ darmerie ermittelte, daß in der Waldabteilung„Al⸗ moſenwald“ Schlingen geſtellt werden. Zwei Gendarmeriebeamte legten ſich in der Nähe der Schlingen auf die Lauer. Am Dienstag kamen die Wilderer, die Gebrüder Joſef und Adam Müller und wurden geſtellt. Bei Durchſuchung ihrer Kleider wurden zahlreiche Schlingen vorgefunden. TFageshalesicles Freitag, 23. Dezember Nationaltheater:„Die goldenen Schuhe“, Oper von Dſchar⸗ kowſky, Miete A 11, Anfong 20 Uhr. Planetarium: 16 Uhr Vorführung. Libelle: 16 Uhr Tanztee, 20.15 Uhr Abendvorſtellung. Odeon⸗Kaffee: Konzert(Verlängerung!). Pfalzbau⸗Kaffee: 17 Uhr Tanztee, 20 Uhr Konzert, 21 Uhr 9 29. Tonz. Lichtſpiele: Alham bro:„Helgas Fall und Aufſtieg“.— Univerſu m:„Das Abenteuer einer ſchönen Frau“ und Bühnenſchau. Paloſt⸗Thegter: „Walzerparadies“.— Capitol:„Der Schützenkönig“. Rory ⸗ Theater:„Theodor Körner“. Gloria⸗Palaſt:„Hölzerne Kreuze“.— Schau⸗ burg:„Verhaftung um Mitternacht“,— Scalo⸗ Theater:„Mutter“. Sehens würdigkeiten Städtiſches Schloß⸗Muſeum: Intereſſante Sonderaus⸗ ſtellungen:„Schattentheater und Puppenſpiel“ und „Werdegang der Rheinbrücke Mannheim⸗ Ludwigshafen“. Geöffnet werktags von 10—18 und 14—16 Uhr, Sonntags von 11—16 Uhr.— Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet werktags (mit Ausnahme Montags] von 16—13 und 14—16 Uhr; Sonntags von 11—18 und 14—16 Uhr:; außerdem Dienstag. Mittwoch, Donneestag u. Freitag, jew. von 19.90 21.30 Uhr. Sternwarte am Friedrichspark: Ausſichtsturm mit um⸗ ſaſſendem Rundblick, geöffnet von 9 bis 17 Uhr.— Muſenm für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Ge⸗ öffnet von 15—17 Uhr.— Oeffentliche Muſikbücherei M 4, a: Buch⸗ und Notenausgabe von 11—18 und 16—19 Ubr. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Dezember Rhein⸗Pegel 19. e 22. B. Neckar⸗Pegel] 20 21. 22 B. Hasel. 0,190,180, 22 0,26 0,29 Rheinweiler 300 78 2009 221 2,130 Neaundeim. 3055889091805 Kehl.. 2112510.08 2, 1102,13 Jenfeld 9,60 0,08 0,69 0,59 Masau 348 3,47 3,40 3,413, Sion 744 54% 53 646 Mannheim 2,12 2 10 3,08.03.02][ Plochingen. e 55 10 A 13231.42 J,38 1,33 Köln 134131 1,26 1,20, 16 5 Chefredakteur: H. A Meißner Verantwortlich für Politik: Dr. Walter Reinhardt ⸗Handelstell: Kurz Ehmer Feuilleton: Dr. Stefan Kayſer Kommunalpolitik Lotater: Richard Schönfelder Sport und Vermiſchtes: Willy Müller Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht und den übrigen Teil: Franz Kircher Anzeigen und geſchäftliche Mitteilungen: Jakob Faude, ſämtlich in Mannheim- Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr⸗ Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim R 1,—8 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr Rückſendung nur bei Rückvorto 6. Seite/ Nummer 598 Neue Maunheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe Freitag, 23. Dezember 1932 Vierte Neue Romane * Hans von Hülſen:„Die Bucht von Sant' Agata“. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig. Der Dichter führt uns in eine kleine italieniſche Hafen⸗ ſtadt am Mittelmeer und in das geheimnisvolle Ge⸗ triebe einer Geſellſchaft, die aus allen Ländern Europas ſich hier zuſammengefunden hat. An der Oberfläche ſpielt ſich das idylliſche Badeleben ab, das Leben der Gäſte, der Bevölkerung und der Bewoh⸗ ner des gräflichen Schloſſes. Aber untergründig wühlen heimliche Strömungen, ſpinnen ſich unſicht⸗ bare Fäden. Alles iſt mit faſzinierendem Geiſt und Temperament geſchrieben, und die zahlreichen Figu⸗ ren aus allen Ländern beleben das intereſſante Zeit⸗ bild, das einen Blick in die geheimſten geſellſchaft⸗ lichen und politiſchen Strömungen des heutigen Europa gewährt. * Muſchler:„Die Tänzerin Jehudi“, Verlag Paul Neff, Berlin W 10. Der neueſte Roman des bekannten Erzählers behandelt ein Künſtlerſchickſal der Gegen⸗ wart. Das Ringen und Schaffen von Lorenz Beatus, der mitten in den Konflikten und Kämpfen des Tages ſteht und ſein hohes Ziel nicht aufgeben will, der Widerſtreit zwiſchen Künſtler und Mann, der gerade in der Beziehung zu der ſchönen Tänzerin Jehudi und der kleinen Lucille ſeinen ſtärkſten Ausdruck findet, die Sehnſucht endlich nach höchſter Vollendung und künſtleriſcher Befreiung erfahren in der feinen und klugen Art des Dichters eine außerordentlich packende und feſſelnde Darſtellung und die farben⸗ frohen Bilder ſüdlicher Landſchaften ergänzen die Schönheit der Dichtung. * Franz Herwig:„Tim und Clara“. Bergſtadt⸗ perlag, Breslau I. Franz Herwig hat in ſeinem letz⸗ ten Roman mit unerbittlicher Offenheit, die nur dem ernſten Dichter erlaubt iſt, an dem Schickſal einer Ehe— nämlich zwiſchen Tim und Clara— die ſozio⸗ logiſche Entwicklung des innerlich beziehungsloſen Großſtadtmenſchen, die er bereits in früheren Ro⸗ manen darſtellte, fortgeführt. Herwig zeichnet keine Figuren, die nur Gleichnis ſein ſollen, nein, Tim, der berühmte Brückenbauer und Chefingenieur, iſt eine Geſtalt unſerer Tage und Clara, das leibhaftige 5 Produkt ihrer Erziehung und Umgebung, iſt wie i das gefeſſelte Leben, das den unterdrückten Sinn des Daſeins auf dem falſchen, weil maßloſen Wege zu erringen ſucht. Waren Herwigs bisherige Großſtadt⸗ romane mehr auf das Religiöſe im Sinne einer feſten confessio eingehend, ſo ſpielen in ſeinem letzten Ro⸗ man„Tim und Clara“, Menſchen der modernen Großſtadt, Menſchen ohne unmittelbare Rückverbin⸗ dung zu Gott, aber im Kampf um das göttliche Leben ſtehend, die Hauptrolle und nur aus dem Hintergrund leuchtet die Erkenntnis des Zuſammenhanges, Gottes, der alle Beziehungen regelt und flicht und dem zu vertrauen unſer Glaube ſein muß. g Diedrich Speckmann:„Scholle der Väter.“ Mar⸗ tin Warneck Verlag, Berlin. Wie ſchon der Titel des Buches andeutet, ſteht im Mittelpunkt der Hand⸗ lung die väterliche Scholle. Zwei Afrikaner, ein junges Ehepaar, wandert aus ſeiner ſonnigen Hei⸗ mat aus, um in der Nähe von Hamburg den groß⸗ väterlichen Hof zu übernehmen. Der wortkarge alte Großvater ſowie alle Dorfbewohner helfen dem jungen Paar die Scholle zu erhalten und teilen mit ihm Leid und Freud. Nach vielen Schwierigkeiten ſtellt ſich aber der Segen der Arbeit durch reiche Ernte ein. Aus dem uralten Hof der Großväter ent⸗ ſteht ein neues ſtolges Bauernhaus, das den Mittel⸗ punkt der bäuerlichen Gemeinde bildet. Speckmann, der zu den volkstümlichſten Schriftſtellern gehört, hat mit der„Scholle der Väter“ einen prächtigen Heimatroman geſchrieben. DAS GUTE BUCH ALS EIHNACHTSGA! Weihnachts-Literaturbeilage der Neuen Mannheimer Zeitung Für unsere jugend * Peter Mattheus,„Robby kämpft um ſeine Frei⸗ heit“(Union Deutſche Verlagsgeſellſchaft Stuttgart— Berlin— Leipzig). Robby iſt kein Mutterſöhnchen. Er iſt im Gegenteil ein mutiger, heller und gewandter Burſche, der ſich in jeder Klemme einen Rat weiß. Angſt hat er überhaupt nicht. Dieſes Buch ſchildert vierundzwanzig Stunden aus Robbys Leben— vier⸗ undzwanzig aufregende Stunden, die durch die tat⸗ kräftige Entſchloſſenheit des Jungen einen glücklichen Abſchluß finden. Robby iſt nicht dafür, die Flinte ins Korn zu werfen, ſolange es noch irgend einen Ausweg für ihn gibt. Und der Erfolg läßt ihn am Ende recht behalten und belohnt ſeine Tapferkeit. * Kinder⸗Jahrbüchlein. Im Wilhelm Limpert⸗ Verlag, Dresden, hat Alfred Willgeroth Jahrbüch⸗ lein für Kinder herausgegeben, wie wir ſie ſelten erhalten, gleich gut in Wort und Bild. „Kaſperle 1933“, das Jahrbuch für die Kleinſten der Schule. An Reimen und Späßen können unſere Jüngſten zum erſtenmal ihre neuerworbenen Leſe⸗ kenntniſſe beweiſen, dann geht es mit Buntſtift oder Pinſel über Rübners luſtige Zeichnungen her. „Guckkäſtlein 1933“: Das fröhliche Jahrbuch unſerer 6⸗ bis 10jährigen Schuljugend. Ein lebendes und lachendes, dabei belehrendes Kinderbüchlein voll von Humor und Kinderfreude.—„Jungborn 1933“: Das Jahrbüchlein für 10⸗ bis 14jährige Jungens. Ein Büchlein voll geſunder Kraft und ſprudelndem Leben!. * Helene Lange,„Produktives Spiel.“ Mit 8 ſar⸗ bigen Bildern und 76 Illuſtrationen(Rotapfel⸗Ver⸗ lag, Erlenbach⸗Zürich und Leipzig). Eltern, Erzieher und Schulen aber werden ſich freuen über die An⸗ regungen zu Schatten⸗, Marionetten⸗ und Handpup⸗ pen⸗(Kaſperle⸗) Spielen und über die dazu geeigneten kleinen Stücke. In dieſe Stücklein ſind allerlei kind⸗ liche Improviſationen mit aufgenommen. Das Buch beweiſt aufs neue die angeborene Phantaſie, das „Schöpferiſche“ des Kindes; wer darin blättert, ſtimmt bald der Verfaſſerin bei, daß es gerade in unſerer allzu ſachlichen Zeit keine ſchönere und dankbarere Aufgabe für die Erziehung geben kann, als die, dieſe glückliche Gabe des Kindes zu hegen, zu fördern und nur ganz behutſam zu leiten. * Flotten⸗Kalender für 1933. Der neue Jahrgang 1933 des weltbekannten Köhlerſchen Illuſtrierten Flotten⸗Kalenders(Wilhelm Köhler Verlag, Min⸗ den i..), der in altgewohnter Reichhaltigkeit ſo⸗ eben erſcheint, berichtet in einem intereſſanten Arti⸗ kel über das neue deutſche Verfahren zur Gewin⸗ niſſe ſeiner Jugendzeit. nung eines dem Radium verwandten Stoffes aus dem Meeresſand. Schon dies Beiſpiel zeigt die er⸗ ſtaunliche Vielſeitigkeit des neuen Flotten⸗Kalen⸗ ders, der immer auf der Höhe der Zeit bleibt und jedem Freund des Salzwaſſers, den Leuten von der Waſſerkante wie den„Landratten“, eine Fülle des Wiſſenswerten und Unterhaltenden zu bieten hat. Die unterhaltenden Beiträge, die ernſten und heite⸗ ren See⸗Erzählungen, das Seemannsgarn der alten Fahrensleute, das hier geſponnen wird, ſind wie immer, auch eine beſondere Stärke des neuen Jahrgangs. Daneben finden wir intereſſante Ta⸗ bellen und Statiſtiken, ſo z. B. eine vollſtändige Liſte aller deutſchen Kriegsſchiffe, wir erfahren, wie die Reichsmarine organiſiert iſt und können uns über Größe, Baujahr, Geſchwindigkeit und Beſatzungs⸗ zahl aller deutſchen Handelsſchiffe an Hand eines vollſtändigen Verzeichniſſes unterrichten. Ueber 150 Abbildungen illuſtrieren den vielſeitigen Text des über 250 Seiten ſtarken Kalenders, und eine neue Bereicherung bildet die große mehrfarbige Karten⸗ beilage des geſamten deutſchen Küſtengebietes. „Deutſcher Tierſchutz⸗Bildkalender 1933“, heraus⸗ gegeben vom Verband der Tierſchutzvereine des Deutſchen Reiches(Wilhelm Limpert⸗Verlag, Dres⸗ den⸗A). Ein herrlicher Wochen⸗Abreißkalender, den man gerne in die Hand nimmt, der wirklich jedem Tierfreund, Tierliebhaber und Tierſchützer und ganz beſonders unſerer Jugend ein lieber Jahresbegleiter ſein kann. Der Kalender erfüllt ſeine Aufgabe, mit⸗ zuarbeiten an der notwendigen Erziehungsarbeit des Tierſchutzgedankens. * Hans Reyhing,„Der Morgen“, Geſchichten aus Heimat und Jugend(Verlag Silberburg, Stuttgart). In dieſen Erzählungen, die tief im ſchwäbiſchen Volkstum wurzeln, geſtaltet der Dichter die Erleb⸗ An früheſte Kindheitserin⸗ nerungen aus der ſchwäbiſchen Dorfheimat reihen ſich lebenſprühende und ſehnſüchtige Bilder aus den Kna⸗ benjahren.— Die zweite Hälfte des Buches füllt eine löſtliche Liebes⸗ und Seminargeſchichte, die um die Jahrhundertwende ſpielt, wirklich beſchenkt vom Morgentau erwachender Jungmannesjahre, unbe⸗ ſchwert von ſchwachen Süßigkeiten und ſpieleriſchem Schaum, ſondern ganz eingetaucht in herbe Albluft, durchſtrömt von friſchem Schollenduft. In der gan⸗ zen ſchwäbiſchen Literatur gibt es keine Seminar⸗ geſchichte dieſer Art, und gerade das Leben unſerer württembergiſchen Lehrerſeminare zu jener Zeit, da die Geſchichte ſpielt, hat noch keine laterariſche Dar⸗ ſtellung gefunden. * Mit 20 PS. und Leuchtpiſtole. Abenteuer des Hindenburgfliegers. Von Friedrich Karl Freiherr von Koenig⸗Warthauſen. Mit 42 Bildern nach Originalphotos und einer Routenkarte.(Deutſche Verlags⸗Anſtalt Stuttgart und Berlin.) Der zwei⸗ undzwanzigjährige Friedrich Karl Freiherr von Koenig⸗Warthauſen hat mit ſeinem kleinen Klemm- Flugzeug„Kamerad“ D 1432 mit einem kleinen Zweizylindermotor mit nur 20 PS., mit einem Ver⸗ mögen von nur vierzig Mark und einer Leuchtpiſtole in der Taſche einen Flug von Berlin über Moskau, Charkow, Roſtow, Wladikawkas, Baku, Enſeli nach Teheran zurückgelegt und mit dieſer vorzüglichen Leiſtung den Hindenburgpokal gewonnen. Die Nach⸗ richt der Preiszuteilung traf ihn auf der zweiten Etappe ſeines Weltflugs, in Karachi, der weſtlichſten Stadt Britiſch⸗Indiens, die er auf einem ereignis⸗ lichen Gleichmaß reichen und gefahrvollen Flug über das perſiſche Hoch⸗ land über Isfahan, Schiras, Buſchir, Bendar⸗Abbas, Jask, Pasnt erreichte. * Joſée Ortega ey Gaſſet:„Ueber die Liebe, Media⸗ tionen.“ Deutſche Verlagsanſtalt Stuttgart. Dieſer neue Eſſayband wird Ortega neue Freunde zufüh⸗ ren. Vor allem die gebildete und geiſtig anſpruchs⸗ volle Frau wird nach ihm greifen. Dieſer hervor⸗ ragende Kenner der Kulturgeſchichte verſteht es, wie kaum ein zweiter, mit der Anmut des ſpaniſchen Weſens ſeinen Leſer gleichſam ſpielend durch die Räume der Geſchichte zu geleiten und das Fernſte greifbar nah zu rücken. Die konkrete Denkart des Südens kommt ſeiner Behandlung des Themas be⸗ ſonders entgegen, das er mit einem außerordent⸗ und einer beſtrickenden Liebens⸗ würdigkeit behandelt, dabei nie geiſtreichelnd, ſon⸗ dern überall als empfindſamer Menſch und philo⸗ lophiſch beſonnener Schriftſteller, in deſſen anſpre⸗ chender Geſellſchaft man gern verweilt. Seitdem Spengler den Untergang des Abend⸗ des angekündigt hat, bemühen ſich viele Geiſter, ine kulturphiloſophiſche Summe des Weltgeſchehens zu ziehen, um daraus die eine oder andere Schluß⸗ gerung für das alte Europa zu entnehmen. Viele Stimmen aus dieſem Chor laſſen recht unzweideutig ſo etwas wie einen Grabgeſang auf den alten Erd⸗ teil vernehmen, der nicht zur Ruhe kommen will,— ls ob er je zu einer wirklichen Ruhe gekommen zäre! Man weiſt auf Zahlen hin, um die Schatten u deuten, die das bedenkliche Flackern von Europens ebenslicht wirft: Es gibt 100 Millionen Nord⸗ f aner, 80 Millionen Japaner; das ſind Ziffern, hinter denen Mächte ſtehen. hl nicht getan. Daß das Abendland an vielerlei en krankt, wird kaum einer beſtreiten; zwiſchen merikaniſchen und der ruſſiſchen Grundhaltung geboten, die Extreme auszugleichen. Es wird zur Wiederentdeckung Europas aufgerufen, B. der Schriftſteller Paul Cohen⸗Portheim zutdeckung Europas“ tut, auf deſſen gute Mei⸗ und ſchlechte Argumente wir noch zurück⸗ Da erſcheint es denn an der Zeit, daß ein Mann a ſeſen Europas aus ſich heraus neu geſtaltet nicht im Zuſammenhang mit großen hiſtoriſchen rſuchungen, auch nicht in Jorm einer wirtſchaft⸗ ichen oder politiſchen Programmatik, vielmehr iſt der erſuch einer Deutung der gegenwärtigen euro⸗ iſchen Welt vor allem auf das Organ geſtellt, dem immer noch am allermeiſten vertrauen dürfen, rlag von Rent eine, ſch E Europãische Hauptstädte Allein, mit ſolchen Quantitätsbemeſſungen iſt es chriftſteller Wilhelm 5 Eugen Ein neues Buch von Wilhelm Hausenstein lichkeit des Autors drängt ſich nirgends auf, ſie tritt vielmehr ſtets hinter der Sache zurück, die er be⸗ trachtet; gerade in dieſer Art der Betrachtung liegt der Reiz dieſes Buches. Es iſt gleichſam vom Auge aus geſchrieben. Alle Zeichen des Sichtbaren trägt es an der Stirne, nir⸗ gends verflüchtigt ſich die Darſtellung in Abſtrak⸗ tionen oder hiſtoriſche Betrachtungen, das Schaubare bleibt das erſte und das letzte. Dieſe Deutung der Zeichen, die ein geſchulter Blick und ein verſtändiger Sinn vermitteln, hält ſich nicht auf bei der Frage, was aus dieſem Europa noch alles werden ſoll; den⸗ noch gibt das Buch auf die Schickſalsfrage unſeres Erdteils mehr und beſſer Antwort als manche kultur⸗ philoſophiſche Unterſuchung, die noch ſo tiefgründig ſein mag, aber durch ihre Abſtraktion mit dem Leben, das uns umgibt, nichts mehr zu tun hat. Hauſenſtein will nicht etwa die europäiſchen Hauptſtädte darſtellen; es fehlen London und Madrid, Moskau ſcheidet ſchon deshalb aus, weil es nur geographiſch, aber nicht kulturell Europa zugehört. (In dieſer Beziehung hat der Spenglerſche Begriff des Abendlandes gewiß ſein Gutes gehabt.) Be⸗ ſonders die Menſchen unſerer engeren Heimat geht dieſes Buch an. Nicht nur, weil ſein Autor ein Ba⸗ dener iſt und immer liebevoll von ſeiner badiſchen Heimat ſpricht, vielmehr auch deshalb, weil es be⸗ wußt mit der Blickrichtung deſſen geſchrieben iſt, der zwiſchen Rhein, Main und Donau lebt, während im Süden ſein Land umzirkt iſt von der Kette der Alpen. In dieſer Art iſt beſonders das Schlußkapitel des Buches, der Abſchnitt über Berlin, intereſſant. Es zeigt, wie der von dem trächtigen Boden Süd⸗ deutſchlands Kommende die Weltſtadt Berlin ſieht, ihre unräumige Ausbreitung, ihre Geſtaltloſigkeit, gamtzeit von dem wi 1 Wiener Architektur, ihres Sinns und Ziels verglei⸗ chen ließe, ſo unmittelbar iſt das Wachstum der Stadt erfaßt und dargeſtellt. Das Geheimnis Wiens, die Verbindung des Hiſtoriſchen mit dem Gegenwär⸗ tigen, tritt dabei klar hervor und an dieſer Art des Weiterlebens einer großen Vergangenheit vermag man am beſten die Werte zu erkennen, die Europas Beſtand ſolange immer wieder retten werden, als es noch Meuſchen gibt, die aus den Gebilden der Ver⸗ gangenheit das Stetige im Werden und Vergehen der Geſchlechter abzuleſen vermögen. Auf Wien folgt bei Hauſenſtein Paris, die Stadt, über die wohl neben Rom am allermeiſten geſchrieben wurde. Hauſenſtein hat auch darüber Eigenes zu ſagen, zumal er neben dem heidniſchen Paris auch das Paris der Kirchen in ſeiner Eigenart vor uns hinſtellt und ſchließlich in das Pariſer Leben aus den Räumen der Vergangenheit in die Gegen⸗ wart hineinzuhören weiß. Höchſt eigenartig geſehen iſt auch Rom, deſſen verwirrende Vielfältigkeit in Hauſenſteins Darſtellung ſich auflöſt in ein wohl⸗ gelungenes Moſaik der Einzelbilder, die jeder, der über Rom ſchreibt, darſtellen muß. Bei Hauſenſtein f wird ſie zuſammengehalten durch die Unbeſtechlichkeit des Blicks, der auch an den heutigen Erſcheinungen des Alltags in der ewigen Stadt nicht vorübergeht. Ein verhältnismäßig großes Kapitel iſt Brüſ⸗ ſel eingeräumt, der Stadt, die uns durch den Krieg gleicherweiſe nah und fern gerückt wurde. Hauſen⸗ ſtein verſucht, ſie aus ſich ſelbſt zu verſtehen und dabei wird ſeine Darſtellung zu einer eindrucksvollen Kritik an dem Neubau der Stadt. Aber das Nein, das er den architektoniſchen Sünden des 19. Jahr⸗ hunderts entgegenſtellt, wird von dem Ja übertönt, mit dem er die Geſchloſſenheit der oberen Stadt um⸗ zeichnet. So erſcheint bei Hauſenſtein ſchließlich der Stadtcharakter Brüſſels beherrſcht durch eine ſtarke Zuſammenſetzung und ganz von ſelbſt ſchreitet er dabei die wichtigen Etappen der Geſchichte ab, die auch hier wieder meiſterlich mit dem Gegenwärtigen verbunden werden. Er gewinnt daraus das Chi⸗ märenhafte aus Brüſſels Eigenart und weiß damit aufſchlußreich die Kunſt der großen zugleich höchſt Belgier von B ind wieder ke gel bis Enſor zu deuten. Wieder Zeit und Voll * Heinz Lorenz⸗Lambrecht:„Der Koloß“ Verlag Julius Waldkirch u. Cie., Ludwigshafen a. Rh. Der Verfaſſer hat ſich zwei Jahre der deutſchen Geſchichte herausgegriffen, begrenzt durch Luthers Auftreten vor dem Reichstag in Worms und durch den Unter⸗ gang der Ritterſchaft unter ihrem Führer Franz von Sickingen. Er zeigt in der Form eines außer⸗ ordentlich packenden und in ſich abgeſchloſſenen Ro- manes, wie zwei Männer— Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten— ihre großartige Zeit, in der es, nach Hutten, eine Luſt war zu leben, die Zeit der Wiedergeburt zur Einung und zur inneren und äußeren Befreiung des deutſchen Volkes aus⸗ zunutzen verſuchten, und wie der Verſuch dieſer „Volksführer“ kläglich zerſchellte an dem Koloß, der von je dem deutſchen Heil im Wege ſtand, an der Schamloſigkeit, die alles verneint, was Heimatliebe, Nationalſtolz und Selbſtbewußtſein umfaßt. Wenn viele Züge in dem Buch an das Geſicht er⸗ innern, das heute unſere Heimat trägt, ſo rührt es nicht daher, daß der Verfaſſer eine bewußte Paral⸗ lele ziehen wollte, ſondern weil ſich die Geſchehniſſe aus dem Grundcharakter des Volkes erklären, der heute wie damals und immer derſelbe iſt. Es iſt ein deutſches Buch, es iſt das Buch für die reifere deutſche Jugend. * J. Jaſtrow: Weltgeſchichte in einem Band. Ver⸗ lag Ullſtein, Berlin. Dieſes ſoeben erſchienene Buch wird zu Weihnachten ſicherlich viel verkauft werden. Dieſe Weltgeſchichte aus der Feder des bekannten Berliner Univerſitätsprofeſſors bietet etwas ganz be⸗ ſonderes. Sie iſt nicht von der Art der Weltgeſchich⸗ ten, wie wir ſie in den mannigfaltigſten Ausgaben, aber im Grunde immer ziemlich gleichbleibend, ſchon ſeit unſeren Schülertagen kennen. Vielmehr wird hier in dieſem Buch auf knapp 500 Seiten eine ebenſo umfaſſende wie intereſſante Geſchichte des Zuſam⸗ menhanges zwiſchen den Völkern der Erde gegeben. Sie zeigt, wie die Menſchheit ſich als Ein⸗ heit gefunden und— in ihren Gegenſätzen nicht min⸗ der als in ihrem Zuſammenwirken— ſich als Ein⸗ heit erlebt hat. Vom Jahre 5000 vor Chr. reicht dieſe Geſchichte bis in die Zeit, in der wir leben. Prof. Jaſtrow hat faſt zwei Jahrzehnte daran ge⸗ ſchrieben. 5 * Max Juugnickel:„Volk und Vaterland.“ Mit 113 ganzſeitigen Kupfertiefdruckbildern. Das Buch iſt aufgeteilt in zwei große Abſchnitte, die„deutſche Seele“ und die„deutſche Tat“. Um die Wurzel unſe⸗ res Volkes, ſeine Weſensart bloßzulegen, geht der Verfaſſer auf die ſo wichtigen und intereſſanten Volksüberlieferungen und Gebräuche zurück, läßt die ſchöpferiſchen Perſönlichkeiten der Jahrhunderte, die befruchtend auf das Geiſtesleben eingewirkt haben, aufleben, um dann in aus dem Leben gegriffenen Bei⸗ ſpielen uns einen Blick in die allen Volksſchichten gemeinſame„deutſche Weſensart“ werfen zu laſſen. Sie iſt für ihn, wie aus dem zweiten Teil des Buches, der einen Ueberblick über das Werden und Wachſen unſeres Volkes gibt, hervorgeht, die trei⸗ bende Kraft, die ſoviele bedeutende Männer, Bahn⸗ brecher der Zeit hervorgebracht hat, die uns aus aller Not und allem Niedergang, wie ſchon ſo oft, zu neuem Aufſtieg führen wird.— Eine wichtige Beigabe des Buches ſind die 113 ganzſeitigen, ſchönen Kupfertiefdruckbilder. ſcheidet auch den bildlichen Teil merklich von den üb⸗ lichen Deutſchlandbüchern— nicht nach geographiſchen Geſichtspunkten zuſammengeſtellt, ſondern in ihren Motiven auf den Text zugeſchnitten. So finden wir neben prachtvollen Landſchafts⸗ und Städteaufnah⸗ men eine Fülle von Bildern, die auf unſer Volks⸗ tum Bezug nehmen. Sehr zu begrüßen erſcheint es, daß Hauſenſtein danach Kopenhagen in ſeine Betrachtungen ein⸗ bezieht, deren Annehmlichkeiten er liebevoll nach⸗ zeichnet, um dann den baulichen Charakter als Aus⸗ druck des Werdens dieſer Stadt herauszuſtellen. Er weiſt dabei vor allem den Einfluß der Renaiſſance auf die Stadt nach, deren kommerzielle Blüte im 16. Jahrhundert beginnt. Soweit es den nordiſchen und dem Katholizismus ferneren Bezirken möglich iſt, dringt hier auch das Barock durch, das in ſeiner Kopenhager Eigenart mit feinem Griffel gezeichnet wird. Mit einfühlendem Verſtändnis geht er der Kunſt Thorwaldſens nach und moduliert damit hin⸗ über zum Verſtändnis des däniſchen Klaſſizismus. Erſt nachdem er dieſe uns nahen Zugänge erſchloſſen hat, kommt er auf das Eigentümliche und Sonder⸗ bare der Stadt mit ihren Farben und Formen zu ſprechen, ebenfalls in einer meiſterlichen Art der Einfühlung und des Verſtändniſſes. Von Kopenhagen führt Hauſenſtein nach A m ſt e r⸗ her den Leſer unmittelbar in dieſe Stadt führte. Da⸗ durch kommt ihre Beſonderheit nur um ſo mehr zur Geltung. Hier wird Hauſenſteins Palette beſonders farbig, das Schaubare tritt in ſeiner ganzen Un⸗ mittelbarkeit hervor. Aber bald weiß er mit ſeinen Farbtönen in jene Unwirklichkeit zu wechſeln, die jeden Beſucher Amſterdams erfaßt. Dann ſucht er das Häßliche auf, das in dieſer Stadt beſonders dicht um von da das Exotiſche aus beiſammenhockt, Ueberſee in den Kreis der Betrachtung einzube Das Anekdotiſche, zum Typiſchen geſteigert, rückt uns die Stadt immer näher, deren Kunſt Hauſenſtein ſelbſtverſtändlich nicht vergißt, obwohl er bei der Schilderung des meiſten verweilt. Das vorletzte Kapitel iſt Prag gewi ſenſtein ſieht es vom Bayeriſchen trachtung geht darauf aus, die Einheit diet 8 zu verſtehen, die durch Lage und Geſchick als ein von den entgegengeſetzten Strömungen zuſamm gehaltenes Gebilde einer ſolchen, im beſten Sinne des Sie ſind— und das unter⸗ Lebens von Amſterdam am aller⸗ 8 0 . 5 dam, und es erſcheint gut, daß er nicht von Brüſſel „ achaſtsbericht erſcheinen ddler Neuen Mannheimer Zeitung Mittag- Ausgabe Nr. 598 Flüssiger Krupp-Abschluß 19,6 Nin. Rm. Verlust aus Rücklagen gedeckt/ In si ch gekräfliges Uniernehmen Als erſter der September⸗Abſchlüſſe der Montanindu⸗ ſtrie erſcheint in dieſem Jahre wieder der Krupp⸗ A b ch 1 u ß. Die Firma weiſt einen Ver luſt von 15,2 Mi[lionen aus, einen im Vergleich zu den übri⸗ gen Montanwerken des Weſtens, deren Juni⸗Abſchlüſſe Bereits vorliegen, relativ hohen Betrag. Damit wird das am 90. Sept. beendete Kruppſche Geſchäftsjahr oſſen und deutlich genug charakteriſiert als das ſchwerſte in der langen Zeit der Weltwirtſchaftskriſe. Die Produktionsziffern der Kruppſchen Werke ſind ſämtlich noch weit hinter denen des ſchon ſchlechten Vorjahres zurückgeblieben. Die Roheiſenerzeugung betrug nur etwa die „Hälfte, die Rohſtahlgewin nung 61 v.., und der Umſatz der Maſchinenfabriken knapp 50 v. H. des Vorjahres. Erſchütternd zu denken, was hinter die⸗ ſen nüchternen Zahlen ſteht: ein brach liegender großer Produktionsapparat von modernſtem Aufbau und eine Ar⸗ mee von Arbeitsloſen. Die Kruppſche Belegſchaft Heltef ſich am 30. Sept. einſchließlich der angeſchloſſenen Firmen auf 46000 Mann gegen 92 000 zum gleichen Zeit⸗ punkt des Johres 1928. Eine Fülle von Hinderniſſen und Schwierigkeiten hat im verfloſſenen Johre— nach dem Geſchäftsbericht— das Wirtſchaftsleben belaſtet: der Hader dee Por⸗ teien, mangelnde Unternehmungsluſt und die Behin⸗ derung des Welthandels durch Währungs⸗ verfall, Zölle und Kontingente. Die Anzeichen für eine leichte Belebung der Wirt⸗ ſchaft werden auch im Kruppſchen Geſchäftsbericht vermerkt, aber verglichen mit anderen Berichten und Aeußerungen recht vorſichtig und bedächtich. Krüpp kann auch auf zweckoptimiſtiſche Ausführungen um ße eher verzichten, als die Grundlagen des Unternehmens in der Krifenzeit feſt und die bilanzmäßige Bewegungs⸗ freiheit erhalten geblieben ſind. Der im verfloſſenen Geſchäftsjahr entſtandene Verluſt und der Verluſtvortrag des Vorjahres wird aus Rück⸗ lagen gedeckt; in der neuen Bilanz verßleöbt trotzdem noch eine anſehnliche Reſervepoſition. Dieſe Reſerven konnten in beſſeren Zeiten entſtehen, nicht etwa, weil eine verſtändnisvolle Steuer⸗ und Sozialpolitik ihre Bildung begünſtigt hätte,— im Gegenteil, von dieſer Seite iſt ſo gut wie alles geſchehen, um die Sammlung von Notgroſchen zu verhindern—, ſendern meil die Familie Krupp als Inhaber des Unter⸗ nehmens auch in guten Nachkriegsjahren auf die Ausſchüttung von Dividenden verzichtet hat, um das Unternehmen zu ſichern für die Zeiten der Not, und um die ſeit Kriegsende begonnenen ſchwierigen Auf⸗ gaben zum guten Ende führen zu können. Die Bilanz, die Gewinn⸗ und Verluſtrechnung und der erſtmalig im neuen Gewande und 8 den Vermerk eines vereidigten Wirtſchafts⸗ prüfers. Die Bilauzſumme mit 402 Mill. bleibt um 52 Mill. hinter der des Vorjahres zurück, und in dieſer Weſamtdifferenz, wie in zahlreichen Einzel poſten der Bilanz offenbart ſich deutlich der Rückgang des Geſchäftsumfanges. Dos Immoßbilkonto wird mit 183 Mill., alſo um etwa 7 Mill. geringer ausgewieſen als i. V. und um 5 Mill. niedriger als in der Reichsmork⸗Eröffnungs⸗ bilanz. Wenn man bedenkt, daß dieſem Bilanzpoſten nun⸗ mehr ein in weiten Teilen moderniſiertes Unternehmen und eine Anzahl großer, zwiſchenzeitlich erſtellter Neu⸗ bauten gegenüberſteht, ſo erſcheint das Anlagevermögen recht vorſichtig bemeſſen.— Die Vorräte ſind weiter zurückgegangen, und zwar von 45 auf 37 Mill., dem Kon⸗ junkturrückgong iſt alſo in der Vorratshaltung mengen⸗ mäßig Rechnung getragen, und auch die Bewertung iſt, wie der Geſchäftsbericht vermerkt, vorſichtig erſolgt. In den Erläuterungen zur Bilanz werden erſtmalig die hauptfächlichſten Beteiligungen auch im einzel⸗ nen aufgeführt. Dem Bilanzpoſten„Beteiligungen“ non 75 Mill. li. V. einſchließlich der Wertpapiere 82,5 Mill.) ſteht demnach ein ſehr wertvoller Beſitz gegenüber. Auf der Paſſivſeite der Bilanz fällt die im Ver⸗ gleich zu anderen Werken noch ſtarke Stellung der Firma hinſichtlich ihrer Rücklogen auf. Es werden in Form von Reſervefonds, Rückſtellungen und Wertberichtigungen in sgeſamt 64 Mill. ausgewieſen. Ein Ver⸗ gleich mit dem Vorfahr iſt jedoch infolge veränderter bHliederung der Bilanz nicht möglich, da in der Vorjahres⸗ bilanz ein Teil dieſer Reſerven in anderen Paſſivppoſten enthalten war. Wenn als allgemein gültige Wirtſchoftsregel gilt, daß eine Schrumpfung des Geſchäfts eine Verbeſſerung der Flüſſigkeit zur Folge haben ſoll, ſo ſehen wir dieſes Poſtulak durch die Kruppſche Bilanz voll erfüllt. Im Lauſe der letzten örei Jahre hat ſich die in der Krupp⸗ ſchen Bilanz ausgewieſene Flüſſigkeit ſtändig verbeſſert. Nach der Gewinn⸗ und Verluſtrechnung hot die Firma auch im verfloſſenen Jahre wieder 6 Mill. für Wohl⸗ fahrts ausgaben, die in der Hauptſache aus Bei⸗ hilfen für ehemalige Werksongehörige beſtehen, auſgewandt. Die ſchwere Zeit hat alſo nicht vermocht, Inhaber und Werkleitung des Unternehmens vyn ihrer hohen Auf⸗ ſoſſung Kruppſcher Tradition abzubringen. Steuern und foziale Abgaben ſind zwar in ihrer abſoluten Höhe zurückgegangen(von 24,6 auf 18 Mill.), jedoch im Verhältnis zu dem verminderten Umſotz noch weiter ge⸗ ſtiegen. Die Erwartung der Firma, daß die ſchonendere Behandlung der Wirtſchaft, wozu die erſten Anſätze vorliegen, auch künftig fortgeſetzt und erweitert werden muß, iſt daher vollkommen berechtigt. Der Rohertrag wird nach Abzug der Aufwendun⸗ gen für Roh⸗, Hilfs⸗ und Betriebsſtoffe mit 108,06 Mill. A angegeben. Hinzu kommen 4,70 Mill./ Erträge aus Be⸗ teiligungen und 9,02 Mill./ ab. Exträge laus Lizenz verträgen uſw.). Demgegenüber erforderten Löhne und Gehälter 69,57, ſoziole Abgaben 7,54(i. B. 11,18), Steuern 10,50(13,54), freiwillige Wohlfahrtsausgaben, Penſionen ufw. 6,14(6,0), ferner Zinſen 4,67, Vertriebs⸗ und Ver⸗ ö em laufenden Geſchäft der Beteiligungen 3,47 Mill., walkungsbaſten, Bergſchüden uſw. 115 und Verluſte aus 4 daß ſich nach Abzug von 11,35(14,85) Abſchreibungen auf Anlagen und 6,71 anderen Abſchreibungen(auf Be⸗ teiligungen, Dubioſe, Vorräte uſw.) und einſchl. 4,42 Ver⸗ luſtvortrag aus dem Vorfahr ein Gelamtverluſt von 19 647 375% ergibt, zu deſſen Deckung in gleicher Höhe verſchiedene Rücklagen herangezogen werden(i. V. Geſamtverluſt 18 415 733 /, duvon durch Auflöſung des Werkerhaltungs⸗ kontos 9 Mill.& gedeckt). Wenn auch das geänderte Schema einen genaueren Ver⸗ gleich der diesjährigen Gewinn⸗ und Verluſtrechnung mit dem Vorjahrsabſchluß nicht geſtattet, ſo ſind doch gewiſſe Rückſchlüſſe möglich, die u. a. aus der Veränderung der Steuerlaſten auch den im Bericht nicht angegebenen Jahres⸗ umſatz konſtruieren laſſen. Die Steuerbelaſtung iſt näm⸗ lich von 5,10/ pro 100/ Umſatz i. V. auf 6,20/ im Be⸗ richtsjahr(1929 ⸗30 4,23 /) geſtiegen. Bezieht man dieſen Satz auf die Steuern in ihrer abſoluten Höhe, ſo läßt ſich daraus für 193182 ein Umſatz von 169 Mill. 4 gegen 265 Mill.„ i. V. und 389 Mill./ im Jahre 1929⸗30 errechnen. In der Bilanz hat die ſtärkere Aufgliederung es mit ſich gebracht, daß bislang ſtill verbuchte Rücklagen oſſen in Erſcheinung getreten ſind, ſo daß ſich im großen und ganzen wenn man von der Heranziehung des vorjährigen, mit 9 Mill.„ ausgewieſenen Werkserhaltungskontos zur da⸗ maligen Verluſtdeckung abſieht, die geſamten Rücklagen nur wenig verändert haben, obſchon für die diesjährige Verluſt⸗ deckung Entnahmen aus Rücklagen in Höhe von 19,6 Mill. Mark erfolgt ſind. Neben dem unveränderten Aktien⸗ kapital von 160 Mill.„ ſind der geſetzliche Reſervefonds mit 16 Mill.„ und„Andere Reſervefonds“ mit 10 Mill.% unverändert. Hinzu kommen weitere„Rückſtellungen“ mit 21,47 Mill.„ und ein Poſten„Wertberichtigungen“ mit 16,93 Mill.„(i. V. Deckung für Schäden und Verpflich⸗ tungen 17,45 Mill.„ und ſonſtige Rückſtellungen 29,10 Mill. Mark. Die Vergleichbarkeit der einzelnen Betriebskonten auf beiden Seiten der Bilanz iſt, wie ſchon angedeutet, be⸗ grenzt. Den im Vorfahr mit(alles in Mill%) 29,5 aus⸗ gewieſenen Waren und ſonſtigen Gläubigern ent⸗ ſprechen im diesjährigen Abſchluß ungefähr Verbindlich⸗ keiten aus Warenbezügen und Leiſtungen in Höhe von 9,00 zuſammen mit 9,61 ſonſtigen Verbindlichkeiten. Anzahlun⸗ gen von Kunden ſind auf 12,15(17,28) vermindert. Ver⸗ bindlichkeiten aus Werksgemeinſchaftsverrechnung auf 23,39 (20,86) erhöht und Bankſchulden auf 34,12(43,16) zurück⸗ gegangen. Auf der Aktiyſeite der Bilanz fällt zunächſt die außerordentliche Steigerung des Poſtens„Wechſel“, der diesmal mit 32,45 ausgewieſen wird(i. V. Kaſſe, Reichs⸗ bank⸗ und Poſtſcheckguthaben, Wechſel und Schecks 19,08), auf. Es handelt ſich dabei im weſentlichen, und zwor in Höhe von 20,9 um Auslandswechſel(Ruſſen⸗, Türken⸗ und jonſtige Wechſel). Nicht ohne Verbindung zu dieſer ſtorken Erhöhung des Wechſelparteſeuilles ſteht der Rückgang der Bankguthaben auf 8,67(13,58). Forderungen aus Werkgemeinſchoftsverrechnung betragen 20,72(28,098). Mit den i. V. in Höhe von 61,21 gusgewieſenen„Waren⸗ und ſonſtigen Schuldnern“ muß mau in der diesjährigen Bilanz die 39,52 betragende Summe der folgenden vier Konten vergleichen: Hypotheken uſw., Forderungen(2,44), Anzahlungen(4,005), Forderungen aus Warenlieſerungen und Leiſtungen(25,66] und ſenſtige Forderungen(7411). Vorräte ſind mit 37,98(45,07) vorſichtig bewertet. Dem mit 3,01 verbuchten Poſten„Wertpapiere“ liegen die Kurſe vom Bilanzſtichtag zugrunde. Beteiligungen ſind mit 75,50 über die Abſchreibungen hinaus nur wenig verändert(i. V. Wertpopiere und Beteiligungen insgeſamt 82,54). Die Aw logen erſcheinen mit 183,22(199,61), und zwar nach Verrechnung von 4,96 Zugängen, 1,46 Abgängen von den erwähnten Abſchreibungen. Unter Paſſiven wer⸗ den demgegenüber Hypotheken uſw. mit 1/16(2,54) neben den auf 81,33(82,62) verringerten Anleihen aus⸗ geworfen. Im neuen Geſchäftsjahr mehren ſich auf dem In⸗ lands⸗ und Anslandsmarkt die Anzeichen für eine Belebung des Geſchäftes, die man bereits in den letzten Monaten des verfloſſenen Geſchäftsjohres keſtſtellen konnte. Insbeſondere habe ſich der Abfatz der Kohlenzechen etwas gehoben. Eine weiter⸗ reichende und dauernde Beſſerung der Wirtſchaftslage Deutſchlands könne jedoch nur erwartet werden, wenn endlich Ruhe und Stetigkeit in ſeinen innerpolitiſchen Verlältniſſen wiederkehren. Von den konzernzugehörigen Werken ſchließt die Fried. Krupp Gruſonwerk AG, Magdeburg, 1931/82 bei 885 186(—)„ Abſchreibungen mit einem Verluſt von 389 175% ab, der aus Rücklagen gedeckt wird(i. V. wurden 358 685„ Verluſt von der Fried. Krupp Ach in Eſſen übernommen). Auch bei dieſer Geſellſchaft iſt der Umſatz weiter zurückgegangen. Die Fried. Krupp Germania Werft A G, Kiel, weiſt für 1931/32 bei 349 114(—), Abſchreibungen einen Verluſt von 766 476„ aus, der von der Fried. Krupp A Eſſen übernommen wird(i. V. 45 991„ van der Stammfirma übernommener Reingewinn). Für die auf ein Drittel verminderte Belegſchaft verbleibe noch Be⸗ schäftigung bis Ende des laufenden Geſchäfts jahres. Die AG für Unternehmungen der Eiſen⸗ und Stahlinduſtrie, Berlin, die ſich auch 1991/92 auf die Verwaltung ihrer Wertpapiere und Beteiligungen be⸗ ſchränkt hat, legt einen Verluſt von 255 086(59 929) 4 vor, der vertragsgemäß von der Fried. Krupp Ac übernommen wurde. Deuischlands sfeuerliche Belasſung im Vergleich mif Oesfierreich, Frankreich, Großbrifanien und USA Wie erinnerlich, ſpielten bei den Auseinanderſetzungen um das Reparationsabkommen zwiſchen Deutſchland und einem Teil der ehemaligen Feindbundländer die Frage der ſteuerlichen Belaſtung bzw. Minder⸗Belaſtung in Deutſch⸗ land und den anderen Ländern eine nicht unweſentliche Rolle. Jetzt iſt im Verlag Reimar Hobbing in der Reihe der Einzelſchriſten zur Statiſtik des Deutſchen Reiches Nr. 23 erſchienen mit einer Darſtellung der Steuer und Soziallaſten der gewerblichen und kaufmänniſchen Betriebe in Deutſchland, Fran E reich, Großbritannien, Italien, Oeſter⸗ reich und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Darſtellung beſchränkt ſich zunächſt auf einen Vergleich der Steuerlaſt des großen Wirtſchafts⸗ bereichs„Handel und Induſtrie“, bezieht aber die Steuer⸗ belaſtung aller Produktionsfaktoren, die in dieſen Wirt⸗ ſchaftsbereich fallen, d. h. die Steuerbelaſtung. ſowohl des Bodens wie des Kapitals und der Arbeit, in die ver⸗ gleichende Betrachtung ein. Die Einleitung unterrichtet über die Schwierigkeiten und Grenzen, die ſich der Durchführung eines ſolchen Ver⸗ gleichs entgegenſtellen. Um ſo verdienſtlicher erſcheint der Verſuch des Statiſtiſchen Reichsamts, dieſes Problem, das für die Tribut⸗, Schulden⸗ und Handels⸗ politik von größter Bedeutung iſt, der Löſung näher⸗ zuführen. Unter Ablehnung der populären Methoden, zu denen vor allem der Vergleich der Steuerbelaſtung pro Kopf der Beyöd!⸗ kerung gehört, geht die Unterſuchung von einer ſyſtematiſch vergleichenden Darſtellung des ſteuer⸗ und tartifrechtlichen Grundmaterials aus und ſchildert nach einer kürzeren Betrachtung der handels rechtlichen Stellung des Einzelkaufmanns und der Handelsgeſellſchaften in den einzelnen Staaten die Beſteuerung der Unter ⸗ nehmung während ihres Beſtehens nach Vermögen, Umſatz und Betriebsgewinn, ferner die Beſteuerung der Geſellſchaftsgewinne beim Geſellſchafter, der Schuldzinſen beim Gläubiger der Unternehmung und der Löhne und Gehälter gewerblicher und kaufmönniſcher Arbeitnehmer unter Berückſichtigung der von ihnen und ihren Arbeitgebern zu tragenden So ⸗ zial laſten. Auf Grund des eingehend aufgeteilten und näher un⸗ terfuchten Steuerrechtsvergleichs wird ein Vergleich der Beſteuerung des Arbeitseinkommens, des reinen Kapttal⸗ einkommens in Geſtalt von Dividenden und Schuldzinſen und des gewerblichen und kaufmänniſchen Gewinns zah⸗ lenmäßig durchgeführt. Dabei mußte der im Mittelpunkte der Unterſuchung ſtehende Beſteuerungsvergle ich für die kaufmänniſchen oder gewerblichen Gewinne nach Betriebstypen entſprechend der Vielgeſtaltigkeit der Be⸗ triebe getrennt für kapital⸗, arbeits⸗ und umſatzintenſive Betriebe durchgeführt werden und zwar an Hand von Bilanzen, die auf Grund konkreter Steuerfälle konſtruiert ſind. Da die Geſamtbeſteuerung der Aktien ⸗ geſellſchaften eine Anzahl von Jahren hindurch unter der Annahme wechſelnder Rentabilität verfolgt wird, konnte dem ſteuerrechtlichen Problem des Gewinnausgleichs zwiſchen den einzelnen Wirtſchafts⸗ jahren(Verluſtvortrag, Abſchreibungen, beſtands⸗ und Deufsche Wirischaffslage Ende 1932 Die Krisis nach der Ansichf des Konjunkiur-Insfiſuis übersfanden Nach dem Wochenbericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung hat Deutſchland mit dem Jahre 1932 die Kriſis im weſentlichen überſtanden. Der Kunjunkturabſchwung wurde beendet und der Punkt or⸗ reicht, bei dem der Konjunkturaufſchwung be⸗ ginnen kann. Die Geſamtbeſchäftigung der In du⸗ ster ie iſt in den letzten Monaten leicht geſtiegen, daher hat die Arbeitsloſigkeit konjunkturell etwas abgenommen. Der Produktionsanſtieg der Verbrauchsgüterinduſtrien war aber von einem weiter rückgängigen Konſum der Verbraucher begleitet. Soll aber die Produktion weiter zunehmen, ſo wäre eine Erhöhung auch des Verbrauchs— ſei es an Konſumgütern, ſei es an In⸗ veſtitlonsgütern— erforderlich. Nun iſt eine Zunghme des Konſungüterverhrauchs nicht anders möglich, als durch erhöhtes Einkommen, das wiederum eine erhöhte„„ voraus⸗ Die Moglichkeit eines nachhaltigen Produktionsantriebes bleibt deshalb abhängig von dem Verbrauch an Ane e alſo von der Entwicklung der Inveſtitionstätiglett. Ihre regulierenden Kräfte ſind, ſo⸗ weit ſie aus dem freten Marktmechauismus erwachſen, in den Rentabilitätschancen gegeben. Soweit ſie der öffent⸗ lichen Inktliative entſpringen, hängen ſie von dem Einfatz der für„Arbeitsbeſchaffung“ bereitgeſtellten Mittel können. ab. Ausſichten auf eine weſentliche Erhöhung der pri- vaten Inveſtitionen ſind zurzeit nicht gegeben. An⸗ geſichts der nicht ausgenutzten Kapazitäten und der Lage des Kapitalmarktes beſteht weder ein Bedürfnis zur Er⸗ weiterung beſtehender, noch zur Einrichtung neuer Pro⸗ duktionsanlagen. Nun iſt zwar der Abbau der Kapitalzinsſätze bereits in Gang gekommen. Es iſt auch damit zu rechnen, daß er ſich während der nächſten Zeit wieder fortſetzen wird. Von einer vollen Emiſſionsreiſe ſind aber Renten⸗ und Aktienmarkt noch weit entfernt. Es wird deshalb eine geraume Zeit vergehen müſſen, ehe von dieſer Seite her merkbare Impulſe auf die Inveſtitions⸗ itigkeit ausgehen. Die Zukunft der Inveſtitionstätigkeit und damit die Zukunft von Arbeitsmarkt un Verbrauch hängt alſo zunächſt von den öffentlichen Inveſtitionen ab. Da diefe durch Rückſichten mannigfacher Art in enge Grenzen gebannt find, wird auch von hier aus, ſoweit im Augenblick zu überſehen iſt, kaum ein ſchneller Anſtieg der Geſamtproduktion und ein dementſprechend raſcher Rückgang der Arbeitsloſigkeit erzwungen werden So wird das Wirtſchaftsbild vorerſt depreſſiven Charakter tragen, d. h. durch ein nicht mehr ſinkendes(piel⸗ leicht ſogar konjunkturell leicht ſteigendes), aber doch noch tiefes Probuktionsniveau bei zunehmender Entlaſtung der Kreditmärkte gekennzeichnet ſein. wertmäßige Vermögens veränderungen, Abgrenzung des Veranlagungszeitraumes u. a..) und dem Wechſel der Konjunktur Rechnung getragen werden. Die Beſteuerungsvergleiche führen u. a. zu folgenden Ergebniſſen: Die Geſamtbelaſtung!) der Löhne und Gehälter. Ein 7 5 5 Verein. inkommen eutſches Frank⸗ Großbri⸗ 1 eſter- Staaten in R. Reich reich kannien Italien) reich) von Amerika in v. H. des Einkommens Einzelperſonen 2000 28,75.89 6,87 18,47 11.84.8 5 000 19,04 6,68.00 13,16 10,53 0,58 10 000 17.24 10,14 14,22 13.69.03 1,19 Verhelrateter mit 2 Kindern 2 00 21½8 10.08 8,78 11685 1148 005658 5 000 15,41.81 3,88 11,51 9,89 0,58 10 00 13,46 6,9.91 1187 8,28 0,58 1) Einkommen- und Ertragsſteuern, Soztalverſicherungsbeiträge und Abgaben vom Verbrauch und Aufwand. J Ausſchließlich Abgaben vom Verbrauch und Aufwand, Die Geſamtbelaſtung der Kapitalerträge. 5 Verein. 7 Deulſches Frank⸗ Großbri⸗ Stalien Oeſter⸗ Staaten 20000 Namn Rei reich tannien reich von 2 Amerika in v. H. des Extrages Die Geſamtbelaſtung des Kapitalertrags beim Empfänger) 2783 26.30 11.82 19.98.05 Dividenden 17.59 Obligationszinſen 32,15 3181 26.30 23,01 26,46 2,40 Hypothekenzinſen 32,15 25,98 260 24½77 25,70.46 Sönſtige Schuld⸗ zinſen 32,15 25,98 26,30 23,37 83.28 2,46 Die Geſamtbelaſtung!) des Kapftakertrags beim Empfänger) einſchl. der Belaſtung ßei der auszahlenden Unternehmung durch Einkommen und Extragsſteuern. Diufdenden 44.05 40,87 26.80 80,12 44,95 15.63 Obligationszinſen 4,85 31.31 26.380 33.01 51.46.46 Sypothekenzinſen 41,35 25,908 836,30 24,77 50,70 2,46 Sonſtige Schuld⸗. 5 3 zinſen 32,5 2508 26,0 2337 3828 2. ) Einkommen⸗ Stempelſteuern. ) Einzelperſonen. und Ertragsſteuern, Vermögen, Erbſchaft⸗ und Die Geſamtbelaſtung!) der kaufmänniſchen oder gewerblichen Unternehmung. Verein. Deutſches Frank⸗ Großbri⸗ Italien Oeſter⸗ Staaten Reich reich tannien reich von Amerika Einzelfirmen in v. H. des Gewinns (Betriebsvermögen 8 80 000 kapitalintenſto 58,44 99,18 13,07 31.03 48.37 9,74 arbeitsintenſiv 75,74 50,25 20,81 37.81 70,18 6,30 umſatzintenſin 65,48 48,40 9,00 22,71 653,27 2,22 Aktiengeſellſchaft (Betriebsvermögen 10 Mill.) kapitalintenſir 62,67 89.24 20.00 28.91 26,51 arbeitsintenſiv 92,40 54.21 26,47 39,17 22,51 umſatzintenſiv 66,77 47.60 1507 50,57 16.86 1) Steuern von Vermögen, Umſatz und Betriebserfolg ſowie Sozial⸗ nerſicherungsbeiträge. Zu Grunde gelegt iſt der Stand des Steuerrechts beim Beginn des Jahres 1932. Behandelt werden die Staaten Deutſchland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Oeſter⸗ reich und die Vereinigten Staaten von Amerika. Zuſammenfaſſend kann die Einzelſchrift als der erſte umfaſſende, auf dem ſteuerrechtlichen Urmatertal auf⸗ bauende, wiſſenſchaftlich fundierte Verſuch einer Löſung des im Titel bezeichneten Problems angeſehen werden. Sie bietet der Wiſſenſchaft wie der Praxis das notwendige Ritſtzeug für ihre Unterſuchungen und Entſcheidungen, gleich wichtig für den Kaufmann und Induſtriellen, den Wirtſchafts⸗ und Finanzpolitiker und den Wiſſenſchaftler. „Einag“ und„Tilka“ Die neuen Hulisinsfifufe für Banken und Gewerbe Die Besprechungen und Vorbereitungen für die Be⸗ reinigung bei den Banken ſind jetzt ſoweit gediehen, daß die Gründung in den nächſten Tagen vollzogen werden kann. Das eine Inſtitut wird AG. Deutſches Fi⸗ nangzierungs⸗Inſtitut, abgekürzt„Finag“, hei⸗ ßen, das zweite Tilgungskaſſe für gewerb⸗ liche Kredite(Tilka“). Die„Finag“ ſoll bekanntlich der Förderung des gewerblichen Bankkredits dienen und hat die Aufgabe, die Fort ührung ſolcher Kredite ſowie ihre Umwandlung in Aktien und ähnliche Beteiligungen zu erleichtern. Das Grundkapital der Geſell⸗ ſchaft wird 30 Millionen/ betragen. Hiervon entfallen 10 Millienen 4 auf Vorzugsaktien, die durch die Golodis⸗ kontbank, die Akzept⸗ und Garantisbank und die Bank für deutſche Induſtrieobligotionen übernommen werden. Dos Inſtitut wird von Banken und Bankfirmen Ak⸗ tien und ſonſtige Geſchäfts anteile gewerh⸗ licher Unternehmungen und mittel⸗ und lang⸗ friſtige Forderungen gegen ſolche unter der Bedingung übernehmen, daß die betreffenden Unternehmungen fantert ſind. Die Bank hat dafür einzuſtehen, daß die von ihr eingelieferten Werte einen Zins⸗ bz w. Divi⸗ den denuertrag von mindeſtens 4 v.., auf die Geſamtſumme des Kaufpreiſes berechnet, erbringen. Als zweite Inſtitution, die der Erleichterung der Wirk⸗ ſchaftslage dienen ſoll, wird die Tilka ins Leben geruſen mit dem Ziel der Beſeitigung von Folgen der Wirtſchaftskriſe. Zweck der Kaſſe iſt, für Bank⸗ forderungen gegen gewerbliche Unternehmungen die allmähliche Tilgung zu ermöglichen, ſoweit ſie in Verbindung mit der Sanierung ſolcher Unterneh⸗ mungen ſteht. Die Tilgungskoſſe übernimmt von Banken und Bankfirmen Forderungen gegen gewerbliche Unter⸗ nehmungen. Die Reichsregierung hat ſich dazu entſchloſſen, einen Betrag von 30 Mill.& aus dem Garantiefonds, der bei der Deutſchen Golddiskontbank gebildet worden war, hinter die Tilgungskaſſe zu ſtellen. * Karlsruher Brauereigeſellſchaft, vorm. K. Schrempp u. A. Printz AG. Karlsruhe.— 7(8) v. H. Dividende. Die v. GV. genehmigte die Regularien. In dem Ge⸗ ſchüftsbericht kommt zum Ausdruck, daß billiger Wein und Moſt, ungünſtige Witterung und die überall herrſchende Arbeitsloſigkeit auch im vergangenen Geſchäftsfahr den Bierumſatz ungünſtig beeinflußt haben Die in dieſem Frühjahr durchgeführte Bierſteuerermäßigung ſei zu ge⸗ ringfügig geweſen, um dadurch eine Abſatzbelebung er⸗ ztelen zu können. Lediglich dem Ueberſchuß aus Mieten und Zinſen und der ſeit Jahren gepflogenen vorſichtigen Bilanzierung verdanke die Geſellſchaft den ausgewieſenen Gewinn. Nach Rückſtellung von 100 000/ für zweifelhafte Außenſtände und 98 500% Abſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von 211874(804 755), der ſich um den Vortrag aus 1980/1 von 28 145(40 690)„ erhöht. Aus dem Gewinn werden 7(8) v. H. Dipidende verteilt. 32 919/ werden vorgetragen. Aus der Bilanz: Lie⸗ genſchaften 2,917(3,045), Maſchinen und Geräte 0,135 (0,158) Mill., Vorräte 0,118(0,119) Mill., Schuldner 2/15 (8,786) Mill., Kaſſe 0,004(0,012) Mill. /. Andererſeits neben dem Aktienkapital Hypotheken 90,199(0,727) Mill., geſ. Reſerve unv. 0,297 Mill., Sonderrücklagen 0,75(%½70). Beamten⸗ und Arbeiterunterſtützungsfonds 0,196 Mill. (unv.), Betriebsſparkaſſe 0,058(0,056) Mill. und Gläubiger 1,476(1,837) Mill. Die Sanierungsbilanz der Wesffalenbank Erſt jetzt übergibt die in der Sanſerung hefindliche Weſtfalen bank AG in Bochum ihren Abſchluß für 1931 der Oeffentlichkeit. Danach haben ſich die Zinsein⸗ nahmen gegen das Vorjahr von 540 200 auf 424 681 24 und Hie Proviſionseinnahmen von 1 102 888 4 auf 990 613 vermindert. Andererſeits ſind Handlungsunkoſten mit 703 107(i. V. 704 663)/ nur wenig verändert. Steuern er⸗ forderten 252 498(382 389), Abschreibungen auf Effekten 580 293(250 000) J, Abschreibungen auf Grundſtücke 650 000 („ʃ und eine für die Bilanzaufſtellung erforderlich ge⸗ wordene Minderbewertung der Debitocen 6975 000 5 8 0 Nach Berückſichtigung eines Uebertrags von 200 000 auf das Reſervekonto 1 und andererſeits des 30 604(172 705) 14 betragenden Gewinnvortrags aus dem Vorfahr iſt die Ge⸗ winn⸗ und Verluſtrechnung durch Heranziehung der buch⸗ mäßigen Ueberſchüſſe aus den Sanierungsmaßnahmen (Herabſetzung des AK. von 5,5 auf 0,525 Mill. 1, Auf⸗ löſung der offenen Rücklagen in Höhe von 1,25 und ferner ſtillex 4 in unbekanntem Ausmaße), die ſich auf 7075 Mill. belaufen, ausgeglichen.(Für 1990 gab es noch 7 v. H. Dividende aus einem Reingewinn von 505 604). Bekenntlich ſoll das durch die Sanierun. geſchnittene Aktienkapital um 5,475 auf 6 Mill. wieder erhöht werden. Die geſamten neuen Aktien ſind, ſo heißt es im Bericht, feſt übernommen(wie wir ſchen mitteilten, in der Hauptfache von der Wintershall⸗ Gruppe, der Dort⸗ munder Union⸗Braueret, der Geſellſchaft für Teerverwer⸗ tung moĩ. in Duisburg, dem RWe⸗Konzern, der Friedr. Krupp(., außerdem zum weitaus kleineren Teil von der Deutſchen Golddiskontbank). Die Weſtſalenbank erhalte außerdem zur Slärkung der Reſerven 2 Mill. v verzins⸗ liche Reichsſchatzanwelſungen, die aus zukünftigen Ge⸗ winnen zurückgezahlt werden ſollen. Dieſe Reſervenſtär⸗ kung iſt in der vorklegenden Bilanz noch nicht berückſichtigt, während die Wiedererhöhung des Aktienkapitals auf 6 Mill. Mark und der Reſervefonds mit 600 000 bereits bilan⸗ ziert ſind. Im übrigen erſcheinen in ber Bilan Kaſſe, fremde Gelöforten uſw. mit 0,15(0,9) Mill., Guthaben hel Noten und Abrechnungsbanken mit 0,33(0,3) Mill. 4 Noſtroguthaben bei Banken 4,17(7,87 Mill., Wechſel 2,27 12,85) Mill./ Vorſchüſſe auf Waren und Warenver⸗ ſchiffungen mit 22,57(32,71) Mill., Reports und Lom⸗ bards mit 9,98(292) Müll. 4, eigene Wertpaviere mit 2,7 19 Mill., Schuloner in laufender Rechnung 8,51 10,56) Mill.„ und demgegenüber Gläubiger in laufender Rechnung mit 24,05(32,71) Mill., Guthaben deutſcher Banken mit 1,18(1, Mill.„, ſonſtige Gläubioer mit 15,01 (18,07) Mill.„ und Akzepte mit 1,28(0,80) Mill. A. „ Deneſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten. Nach Informationen des WB. wird der Antell, den die Rentenmarkt wurde Altbeſitzanleihe, v. H. niedriger 9658, Junghans 4 Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten vorbehaltlich der Genehmigung der zuſtändigen Organe an dem Gereke⸗Arbeitsbeſchaffungsprogramm über⸗ übernimmt, rund 300 Mi ll./ betragen. * Entſcheidung über Bauſparkaſſen. Das Reichsaufſichts⸗ amt fütr Privatverſicherung hat u. a. die Eröffnung des Konkurſes beantragt: Ueber das Vermögen der Vereinigte Rheiniſch⸗Weſtfäliſche und„Ebag“ Bauſparkaſſe Ach. in Köln und der Bauſparkaſſe Rhenania., Köln. Die Ent⸗ ſcheidungen ſind noch nicht rechtskräftig. * Verein für Zelltoff⸗Induftrze AG., Berlin. In der ab. GV. machte der Vorſtand Mitteilung gemäß 8 240. Das Vergleichsverfahren iſt inzwiſchen durch das Entgegenkommen der Gläubiger abgewendet worden. Der vorausſichtlich auf den 28. Jan. einzuberufenden o. GV. werden die Abſchlüſſe per 30, Juni 1932 und per 30. Nov. 1932 vorgelegt werden. Die Nachricht, daß eine Zuſam⸗ menlegung der Aktien im Verhältnis 301 beabſichtigt ſei, wurde von dex Verwaltung als nicht von ihr ſtammens bezeichnet. Der Verlegung des Sitzes des Unter⸗ nehmens nach Mainz und der Verlegung des Geſchälts⸗ jahres auf die Zeit vom 1. 12. bis 30. 11. eines jeden Jahres wurde zugeſtimmt. *„hape Ac. für Einheitspreſſe“, Köln.— 6(s) v. H. Dividende. Die GV der„Ehape“(Leonhard Tletz⸗Konzern) genehmigte den Abſchluß für 1931⸗32, der einen Reingewinn von 753 580(962 766)/ ausweiſt, aus dem 6(8) v 92 Dividende verteilt werden. Hingewieſen wurde auf die außerordentlich hohen Steuerleiſtungen von 2 095 000. In den erſten Monaten des neuen Geſchäftsjahres habe der Umſatzrückgang angehalten. Fränkfurfer Abendbörse behaupfei Da Orders vollkommen fehlten, hielten ſich die U m⸗ ſäßze auf der ganzen Linie in engſten Grenzen. Die Kurſe zeigten gegenüber dem Berliner Schluß kaum nennenswerte Veränderungen, die Tendenz war als be, hauptet zu bezeichnen. Von Montanwerten eröffneten Siemens 36 v. H. höher, Stahlverein bröckelten dagegen % v. H. ab Ich. Farben kamen mit 9936 v. H. unverändert zur erſten Notiz. Von Einzelwerten lagen Zement Heidel⸗ berg mit 457½ v. H. behauptet, Metallgeſellſchaft gab dagegen leicht nach. Der Börſenverlauf geſtaltete ſich luſtlos. Am genannt, ſpäte Schuldbücher lagen mit 74s v. H. behauptet, Von fremden Werten erhielt ſich einſge Nachfrage für un⸗ gartiſche Goldrente zu 6,80 v. H. U. a. notierten: Neubeſitz .45 bezahlt und Geld, Altbeſitz 8½, bezahlt und Geld, Berliner Handelsgeſellſchaft 8976, Reichsbank 188%, Farben 8. Seite Nummer 598 Neue Mannheimer Zeitung/ Mittag⸗Ausgabe INN NMBRA 5 8 U ANB 12480 118% . 1 tag: J. Vorst. 3, let te Vorst. J Ur Die Königin des Films Fin Metro- Goldwyn-Mayer-Tonfilm in deutseher Sprache. Die edelsten fraulichen Reize vereinigen sich in dem großen Geheimnis um ihre Schönheit. Eine Bezauberung ohnegleichen geht von ihr aus. 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Heinrich Burkard Musikalische Leitung: Joseph Rosenstock Inszenierung: Herbert Maisch Chöre: Karl Klauß- Tanzleitg.: Gertrud Steinweg Bühnenbilder: Eduard Löffler Technische Einrichtung: Walther Unt uh Anfang 20 Uhr Ende 22.30 Uhr Personen: Wakula, Schmied Heinrich Kuppinger Ssolocha, Wakulas Mutter Nora Landerich Tschub, ein älterer Kosak Hans Görlich O xu, Tschubs Tochter Ellice Illiard Der Dorfschulze, Gevatter des Tschub Karl Mang Der Schulmeister Fritz Bartling Der Teufel Sydney de Vries Die Zarin Irene Ziegler Der Fürst Christian Könker Albert Weig Albert Weig Ein alter Zaporoger Ein Waldteufel ſoen gulen ein Pen pfeiffer 14628 Liter Aer Saublckeneime- 85 Zler Kleinkarlha cher 75 Jer Dürkheimer Fuchsmantel 1 * natur, Wachstum Winzergen. . aten Gebt. Buh. elt.30 .40 30er Forster Schnepfenflug natur, Wachst. Winzerverein 30er Deidesheimer Hahnenböhl 1 65 * natur, Orig.-Abf. Winzerverein 30er Wachenheimer Bächel 60 natur, Orig.-Abf. 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Er ist von einer Editheit und Wildheit, der alle bisher gezeigten Filme dieser Art weit hinter sich läßt. [Frohe Weihnachten? Sonntags ab 2 Uhr Sfrumpf-Hornung Mannheim— O 7, S. Schenkf- Strümpfe. adaanennaannaacmaandgaunamnedngaddagnonnggagag tet Warnung und Weihnachfsbitte Zur Ermöglichung einer Chriſtbeſcherung er⸗ bitten wir Ihre gütige Hilfe. Die Art der Hilfe⸗ leiſtung überlaſſen wir Ihnen gerne, warnen aber vor unbefugten Sammlern, denn wir ver⸗ anſtalten zu keiner Zeit Haus⸗ oder Straßen⸗ ſammlungen, noch verkaufen wir ſelbſtgefertigte Gegenſtände oder laſſen ſolche verkaufen. Auf Wunſch holen wir Gaben im Hauſe ab. Teleph.⸗ Ruf 275 98. Poſtſcheckkonto: Karlsruhe 6578. Kathol. Knabenwaiſenhaus„St. Anton“, Mannheim, A 4 Nr. 4 13 574 Ainlantmnadnumea dun kgngdandndadgtganau dean 8576 Oertiſche und private Gelegen- hsitsanzelgen je Zeile 20 Pig. abzügl. 10 Prozent Krisenrabatt Offene Stellen In Lebensmittelgeschäft wird infolge Erkrankung auf ſofort tücht. 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