r — 1 +* EFD ee 3 Margarineinduſtrie nächſte Zeit in Ausſicht genommen. Erſcheinungsweiſe: Täglich 2mal außer Sonntag. Bezugspreiſe: Frei Haus monatl. RM..08 und 62 Pfg. Trägerlohn, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..25, durch die Poſt RM..70 einſchl. 60 Pfg. Poſtbef.⸗Geb. Hierzu 72 Pfg. Beſtellgeld. Abholſtellen: Wald⸗ hofſtr. 12, Kronprinzenſtr. 42, Schwetzinger Str. 43, Meerfeldſtr. 13, Ne Fiſcherſtr. 1, Fe Hauptſtr. 68, W Oppauer Str. 8, Se Luiſenſtr. 1. Mannheimer General- Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗ Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim 8 Einzelpreis 10 Pf, Anzeigenpreiſe: 32 mm breite Colonelzeile RM. 40, 79 mm breite Reklamezeile RM..50. Für im Voraus zu bezahlende Familien⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe. Bei Konkurſen, Ver⸗ gleichen oder Zahlungsverzug keinerlei Rabattgewährung. Keine Gewähr für Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telefoniſche Aufträge. Gerichtsſtand Mannheim. Abend⸗Ausgabe Mittwoch, 28. Dezember 1932 143. Jahrgang— Nr. 604 Neue Hilfe für die Landwirtſchaft Die Veroroͤnung über Butterbeimiſchungszwang und Futtermittel Keine Verteuerung der Margarine Stützung des Juttermittelmarktes Köpfe vom Tage Der Zweck der Maßnahme Meldung des Wolff⸗Büros — Berlin, 28. Dezember. . Förderung der Verwendung inländiſcher tieriſcher Fette iſt die Reichsregierung durch eine Notverordnung des Herrn Reichspräſidenten ermäch⸗ tigt worden, einen Verwendungszwang für Butter bei der Herſtellung von Mar⸗ garine in Ergänzung des ſchon ſeit 1. Dezember 1930 beſtehenden Verwendungszwanges für Talg und Schmalz anzuordnen. Die Reichsregierung wird ferner ermächtigt, Vor⸗ ſchriften über den Umfang der Herſtel lung von Margarine, Kunſtſpeiſefett, Speiſeöl, Pflanzenfetten und gehärteten Tran zu erlaſſen, ſo⸗ wie einen Verwendungszwang von inländiſchen Oelſaaten in den Oelmühlen anzuordnen. Schließlich enthält die Verordnung noch Beſtim⸗ die die Reklame für Margarine . ungen 4 Kunſtſpeiſefette betreffen und Mißbräuchen auf 5 ieſem Gebiete ieee ſollen. Dieſe Maßnahmen 18 den bäuerlichen Wirt⸗ ſchaften helfen, die auf das ſchwerſte unter der allge⸗ meinen Wirtſchaftskriſe und dem Tiefſtand der Preiſe für die Produkte der Vieh⸗ und Milchwirt⸗ ſchaft leiden. Der Erlös aus dieſen Betriebszweigen lag bereits im vergangenen Wirtſchaftsjahr mit nur noch 4,3 Milliarden Reichsmark um 2,1 Milliarden Reichsmark unter dem Erlös im Wirt⸗ ſchaftsjahr 1928/29. Das Schickſal der bäuerlichen Veredelungswirtſchaft iſt beſonders bedeutungsvoll auch deshalb, weil von ihr das Gedeihen des ge⸗ ſamtwirtſchaftlich unentbehrlichen Siedlungswerkes abhängt. Die jetzt vorgeſehene Regelung der Fettwirtſchaft ſtellt eine Ergänzung der Kontingentierung der Ein⸗ fuhr von Butter und Schmalz dar. Sie ſoll den An⸗ teil der ausländiſchen Rohſtoffe bei der Margarine⸗ herſtellung zugunſten der einheimiſchen tieriſchen Fette einſchließlich Butter zurückdrängen. Die verarbeitet heute zu etwa 97 bis 98 v. H. Rohſtoffe ausländiſcher Herkunft, und zwar vor allem pflanzliche Oele und Tran. Urſprünglich war Rindertalg der Grund⸗ ſtoff der Margarine. Noch im Jahre 1913 betrug der Anteil der tieriſchen Fette(Talg, Schmalz) etwas mehr als die Hälfte. Der Buttermarkt ſoll durch Verarbeitung gewiſſer Mengen bei der Margarine⸗ herſtellung entlaſtet werden. Im Verhältnis zur Ge⸗ ſamtmargarine⸗Erzeugung ſind die für die Bei⸗ miſchung in Frage kommenden Buttermengen gering. Die Butterbeimiſchung wird daher keinen Einfluß auf den Margarine ⸗ preis haben, ſoweit es ſich um Margarine für den Verbrauch der breiten Maſſen handelt. Bei der Reichsregierung beſteht der Wunſch, die mit der Verordnung angeſtrebten Ziele im Wege freiwilliger Vereinbarungen mit der Marga⸗ rine⸗ und Oelmühleninduſtrie zu erreichen, ſo daß die Ermächtigung zur geſetzlichen Regelung gar nicht Anwendung zu finden braucht. Erweiterung des Maismonopols Meldung des Wolff⸗Büros i— Berlin, 28. Dezember. Durch Verordnung des Reichspräſidenten wird das Maismonopol auf Reis, Reisabfälle, Rück⸗ ſtände von der Stärkeerzeugung aus Reis uſw. aus⸗ edehnt. Der Zweck des Mais monopols war es, eine übermäßige Einfuhr ausländiſcher Futtermittel im Intereſſe der Verwertung deut ſcher Fut⸗ termittel fernzuhalten. Die Löſung dieſer Auf⸗ gabe wurde durch eine ſteigende Einfuhr von Reis und Reisabfällen mehr und mehr gefährdet. Im Hinblick auf die großen inländiſchen Ernten an Kar⸗ toffeln, Hafer, ſonſtigem Futtergetreide und Fut⸗ termitteln, die die Futterverſorgung der inländiſchen Viehhaltung zu angemeſſenen Preiſen ermöglichen, und angeſichts ihrer Bedeutung für den geſamten Getreidemarkt war deshalb zur Sicherung des Ab⸗ ſatzes und der Verwertung dieſer inländiſchen Er⸗ zeugniſſe auf dem Futtermittelmarkt die Einbezie⸗ hung von Reis und Reisabfällen in das Maismono⸗ pol unerläßlich. Die Preiſe für Speiſereis ſollen durch dieſe Regelung nicht beeinflußt werden. Meiſtbegünſtigungsabkommen mit Kanada Die Regierungen von Deutſchland und Kanada haben, da Verhandlungen im Hinblick auf die Ottawa⸗Konferenz nicht aufgenommen werden konn⸗ ten, ſich entſchloſſen, vom 1. Januar 1933 ab ſich 8 gegenſeitig autonom eine de kacto Meiſt⸗ gegenſeitig autonom eine de facto Meiſt⸗l dg begünſtigung zu gewähren. Verhandlungen zur Herſtellung eines vertragsmäßigen Zuſtandes zwiſchen Deutſchl nd und Kanada pflicht geſchaffenen Währungsverhältniſſe ſind für die Sir Horace Rumbold, Euglands Botſchafter in Berlin, ſoll demnächſt durch Sir Robert Vanſittart abgelöſt werden. Alexander Malinoff, der Führer der bulgariſchen kraten, die neue bulgariſche Regierung bilden. wird aller Vorausſicht nach hat jetzt General Smuts, Führer der ſüdafrikaniſchen Oppoſition, Demo⸗ ſeine Forderung nach Ab⸗ ſchaffung der Goldwährung durchgeſetzt Das Notwerk für die Jugend Was das Hilfswerk will Richtlinien für die Durchführung Meldung des Wolff⸗ Büros — Berlin, 28. Dezember. Im Anſchluß an den Aufruf des Reichs⸗ präſidenten über das Notwerk der deutſchen Jugend hat der Präſident der Reichsanſtalt für Ar⸗ beitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung eine Verfügung an die Präſidenten der Landes⸗ arbeitsämter erlaſſen. In dieſer Verfügung wird u. a. angeordnet, daß tunlichſt bald alle Stellen, die nach ihrem Aufgabenkreis Hilfe für die arbeitsloſe Jugend leiſten, zu Arbeitsgemeinſchaften zuſammengeſchloſſen werden ſollen. Neben dem Arbeitsamt kommen vor allem die Gemeinden, freie Wohlfahrts⸗ und Jugend⸗ pflege, Geiſtlichkeit und Lehrerſchaft, die Jugendver⸗ bände aller Art für dieſe Arbeitsgemeinſchaften in Frage. 8 Das Notwerk ſoll den jungen Arbeitsloſen täglich mindeſtens vier Stunden ſinnvolle Beſchäftigung bieten. Hiervon ſollen grundſätzlich durchſchnittlich minde⸗ ſtens zwei Stunden täglich auf berufliche Bil⸗ dungsarbeit verwendet werden. Mindestens weitere zwei Stunden täglich ſind auf Leibes⸗ übungen oder auf gemeinſame geiſtige Beſchäfti⸗ gung zu verwenden, die der geiſtig⸗ſittlichen Ertüch⸗ tigung dienen ſollen. Nach dem Erlaß ſoll geprüft werden, ob Gruppen von Jugendlichen zu Helfer⸗ dienſten bei Einrichtungen der öffent⸗ lichen und freien Fürſorge, die ſich nicht zur Anerkennung im freiwilligen Arbeitsdienſt eig⸗ nen, eingeſetzt werden können. Für junge Arbeitsloſe, die keinen Rückhalt in der Familie haben, iſt die Einrichtung von Tagesheimen durch geeignete Träger zu fördern. Für die Durchführung des Notwerkes ſind die Kräfte und Mittel aller vorhandenen Stellen plan⸗ mäßig einzuſetzen. Nach Möglichkeit ſollen alle ver⸗ fügbaren Plätze in den Werkſtätten der Berufs⸗ und Fachſchulen in Anſpruch genommen und darüber hinaus geeignete leerſtehende Betriebsanlagen als Schulungswerkſtätten benutzt werden. Die ſonſtige geiſtige und ſportliche Beſchäftigung wird vornehm⸗ lich den Einrichtungen der Jugendpflege, der Volks⸗ bildung, den Turn und Sportvereinen uſw. obliegen. Was die in dem Aufruf des Reichs⸗ präſtdenten erwähnten Kameradſchaften der jungen Arbeitsloſen anlangt, ſo ſind zur Bildung ſolcher Kameradſchaften alle Gemeinſchaftsgruppen(Jugendverbände uſw.) berechtigt, die keine ſtaatsfeindlichen Ziele verfolgen. Parteipolitiſchen Beſtrebungen darf das Notwerk nicht dienſtbar gemacht werden. In der Regel ſoll eine Kameradͤſchaft nicht weniger als 25 Mitglieder haben. Die beruflichen Bildungsmaßnahmen bleiben nach wie vor darauf gerichtet, die beruflichen Kenntniſſe und Fähigkeiten der Arbeitsloſen zu erhalten und zu ſteigern, ihre Verwendungsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen und die Verbundenheit mit dem Beruf aufrecht zu erhalten. Zur Durchführung des Not⸗ werkes hat die Reichs e ng einen Betrag von neun Millionen Reichsmark zur Ver⸗ fügung geſtellt. Aus dieſen Reichsmitteln können insbeſondere an freiwillige Kameradſchaften Bei⸗ hilfen vor allem zu den Koſten der Verpflegung ge⸗ währt werden. Als Beihilfe kann höchſtens ein Betrag von täglich je 15 bis 25 Reichspfennigen gewährt werden, im Durchſchnitt des Landesarbeitsbezirkes jedoch nicht mehr als 20 Reichspfennige. Die Beihilfen haben regelmäßig zur Vorausſetzung, daß ſich auch andere— private oder öffentliche— Stellen mit eigenen Mitteln an der Verpflegung und den ſonſtigen Aufgaben des Notwerkes beteiligen. An⸗ träge auf Gewährung von Beihilfen ſind an den Vorſitzenden des Arbeitsamtes zu richten. eee Südafrikas Verzicht auf den Goloſtandard Meldung des Wolff⸗Büros — Kapſtadt, 28. Dezember. In einem Juterview mit dem Reutervertreter erklärte der Finanzminiſter der ſüdafrikaniſchen Union, Südafrika ſei de facto vom Gol d⸗ ſtandard abgegangenz die Banken müßten die Währung aufgrund der neuen Baſis bewerten. Das Regierungsorgan„Ons Vaderland“ ſchreibt: Wir befinden uns in derſelben Lage wie England im September 1931. Die durch die Aufhebung der Goldeinlegungs⸗ von amtlicher ſüdafrikaniſcher Seite als„regle⸗ mentierte Goldwährung unter. des inneren Goldumlaufes“ bezeichnet. Während in den letzten Tagen immer eber von einer Parlamentsauflöſung geſprochen wurde, heißt werden es jetzt, daß die Regierung an eine derartige Löſung nicht mehr denke. Vielmehr ſprechen die Maß⸗ nahmen der Regierung eher dafür, daß Miniſter⸗ präſtdent Hertzog ſich mit der Oppoſition unter Smuts und Roß verſtändigt hat, denn gerade Smuts und Roß haben die Preisgabe des Goldſtandards ge⸗ fordert. afrikaniſchen Pfundes an die engliſche Währung und haben ſich damit durchgeſetzt. Ein neuer Beweis für das Wiedererwachen der Tradition des britiſchen Empire. * Nach Meldungen aus Newyork vertritt man in Wallſtreet die Anſicht, daß das ſüdafrikaniſche Gold⸗ ausfuhrverbot wenig direkte Wirkung auf die Vereinigten Staaten haben wird, da hier ſüdafrikaniſche Anleihen nur im Betrage von ungefähr 50 Millionen Dollar vorhanden ſeien. Sie verlangten die Angleichung des ſüd⸗ Engliſche Streiflichter Von Londoner Vertreter § London, Ende Dezember. Die Auswirkungen der britiſchen Reichs kon⸗ ferenz von Ottawa machen ſich bereits deutlich bemerkbar. Im engliſchen Außenhandel der erſten neun Monate dieſes Jahres iſt der Anteil der briti⸗ ſchen Reichsländer ſowohl am Import wie am Ex⸗ port des Mutterlandes beträchtlich geſtiegen. Be⸗ ſonders fühlbar wurde dies auf der Importſeite, wie ja überhaupt der Gedanke, den großbriti⸗ ſchen Wirtſchaftsraum intenſiv auszugeſtal⸗ ten, mehr von England als den Dominions ausgeht. Während im Vergleich der ae neun Monate 1932 mit der gleichen Periode des Vorjahres der Geſamt⸗ import Englands um 103 Miltonen Pfund fiel, iſt der Import aus britiſchen Ländern um 27% Millio⸗ nen Pfund geſtiegen. Beſonders markant war die Steigerung des Imports aus Kanada, Auſtra⸗ lien und Britiſch⸗Weſtindien. Beiſpielsweiſe iſt die Einfuhr von Getreide in den erſten zehn Monaten 1932 um 11 Millionen Zentner gegenüber dem Vor⸗ jahre gefallen; die Getreidezufuhr aus Kanada jedoch um 12 Millionen Zentner geſtiegen, und diejenige aus Auſtralien unverändert geblieben. Dagegen iſt in der Getreideeinfuhr aus Sowjetrußland und den Vereinigten Staaten ein enormer Rückgang ein⸗ getreten. Dieſe Veränderungen in der Rangordnung der engliſchen Lieferanten hat unter anderm dazu ge⸗ unſerem führt, daß der engliſche Import aus Deut ſch⸗ land von 45,5 Millionen Pfund in den erſten neun Monaten des Jahres 1931 auf 22, Millionen Pfund in der gleichen Periode 1932 gefallen iſt. Der Ge⸗ ſamtanteil der„britiſchen Länder“ an der engliſchen Einfuhr iſt in der Vergleichsperiode von 29 v. H. auf 35 v. H. geſtiegen, der Anteil der„nichtbritiſchen Länder“ von 71 v. H. auf 65 v. H. geſunken. Dazu hat außer den handelspolitiſchen Abmachungen von Ottawa zweifellos auch die Tatſache beigetragen, daß die meiſten britiſchen Dominions ihre Währung dem Pfund Sterling entſprechend geſenkt haben. Auch der intenſiven Propaganda für den„Kauf bri⸗ tiſcher Waren“ iſt ein praktiſcher Erfolg nicht ab⸗ zuſprechen. Im engliſchen Export iſt die gleiche Ten⸗ denz in ſchwächerem Ausmaß feſtzuſtellen. Der An⸗ teil britiſcher Länder iſt von 44 v. H. auf 46 v.., alſo nur wenig geſtiegen; die geringe Vermehrung entfällt überdies hauptſächlich auf Auſtralien, Indien und Weſtafrika, während überraſchenderweiſe Ka⸗ nada, Neuſeeland und Südafrika weniger in England gekauft haben, als im Vorjahre. Es zeigt ſich alſo, daß das Mutterland mit gutem Beiſpiel vorangeht, während die wicht taten Reichsländer noch zögern, ihre bisherigen Lieferanten zugunſten Englands auf⸗ zugeben. Die Geſamtausfuhr Englands war in ben erſten neun Monaten 1932 um 7,5 v. H. niedriger, als im Vorjahr. Die Ausfuhr nach Europa iſt noch ſchärfer zurückgegangen, nämlich um über 10 v.., während die Ausfuhr nach dem Empire nur um etwa 4,5 v. H. geſunken iſt. Man ſteht, daß ſich die Idee des„Empire⸗Freihandels“ zunächſt nur in beſcheidenem Umfange durchſetzt, aber doch ſchon größere Fortſchritte gemacht hat, als man es er⸗ wartete. * Die engliſche Kohlenausfuhr für das Jahr 1932 wird auf Grund der vorliegenden Ziffern auf 53 Millionen Tonnen geſchätzt, was gegenüber der Jahresausfuhr von 57,3 Millionen Tonnen im Jahre 1931 einen Rückgang von 7 v. H. darſtellt. Deren g⸗ liſche Bergbau kann mit dieſem Ergebnis zu⸗ frieden ſein, denn er hat ſeinen Anteil am Kohlen⸗ bedarf des einſchrumpfenden Welthandels beträchtlich erhöhen können. Der Rückgang der Kohlen⸗ ausfuhr in anderen Ländern war bedeutend ſchärfer: in Belgien etwa 44 v.., in Deutſchland rund 29 v. H. und in Polen über 30 v. H. Dieſen verhältnismäßig günſtigen Abſchluß verdankt Eng⸗ land wohl in der Hauptſache der Pfundentwertung; doch iſt auch innerhalb der Induſtrie Manches ge⸗ ſchehen, um die Leiſtungsfähigkeit zu erhöhen. Der vor zwei Jahren von der Arbeiterregierung einge⸗ ſetzte Reorganiſationsaus chuß hat mit mehr oder weniger ſanftem Druck eine Reihe von Fu⸗ ſionen im Bergbau herbeigeführt. Vor einigen Wochen hat dieſer Ausſchuß zum erſten Male von ſeiner Vollmacht Gebrauch gemacht, ſolche Zuſammen⸗ ſchlüſſe zu erzwingen. Elf ſchottiſche Gruben⸗ konzerne mit einer Geſamtproduktion von 7 Mil⸗ lionen Tonnen im Jahre ſind durch eine Verordnung aufgefordert worden, ſich innerhalb eines Jahres „im nationalen Intereſſe“ zuſammenguſchließen. Gegen dieſen Befehl gibt es keine Berufungsmöglich⸗ keit. Man kann wohl ſagen, daß damit eine neue Epoche der engliſchen Wirtſchaft angebrochen iſt: der ſtaatliche Eingriff in die P ivatin du⸗ ſt rie 1 mit Zuſtimmung des Parlaments zum 6 zelnen Klaſſen ſtatt in den Zeichenſaal der Schule nach dem Schloßmuſeum geführt und hier nun nach 500 ͤ ausgewählten Arbeiten gezeigt. Art der Puppen am ſtärkſten das Kindergemüt be⸗ wegt haben. Die exotiſchen Marionetten, die farbi⸗ gen, fein ziſelſierten Schattenfiguren Javas und ſchließlich die Schwarz⸗Weiß⸗Bilder haben in erſter Linie die Kinder beſchäftigt. Das Wilde, vielleicht das in der Form bezw. in den Verhältniſſen Ueber⸗ Seite Nummer 604 Neue Mannheimer Zeitung Abend ⸗Ausgabe Mittwoch, 28. Dezember 1932 erſten Male in aller Oeffentlichkeit durchgeführt worden. In der Eiſen⸗ und Stahlinduſtrie Perrſcht gedämpfter Optimismus. In den erſten neun Monaten dieſes Jahres iſt die Eiſen⸗ und Stahlproduktion Englands um 1,8 v. H. geſtiegen; kein überwältigender Zuwachs, aber doch ein Grund zur Befriedigung. In der gleichen Zeit mußten nämlich ſämtliche anderen Eiſen und Stahl produ⸗ zierenden Länder ihre Erzeugung einſchränken: in den Vereinigten Staaten beiſpielsweiſe betrug die Einſchränkung 50 v. H. Einer der führenden Kon⸗ zerne der Schwerinduſtrie, Dorman Long, arbeitet zur Zeit in den Stahlwerken mit 30 v. H. der Kapa⸗ zität; vergleichsweiſe kann jedoch die United States Steel⸗Corporation nur mit 15 v. H. der Kapazität arbeiten. Aehnliche Ergebniſſe findet man faſt auf der ganzen Linie der engliſchen Induſtrie: die Kon⸗ junktur iſt zwar nach wie vor ſchlecht, aber im Ver⸗ gleich zu den meiſten anderen Induſtrieländern hält England dem Orkan der Wirtſchafts⸗ kriſe nicht ſchlecht ſtan d. Einſchränkend muß allerdings geſagt werden, daß England bisher durch den Sturz der Weltpreiſe von den inneren Folgen der Pfundentwertung bewahrt geblieben iſt. Früher oder ſpäter muß dieſe Suppe ausgelöffelt werden. Wenn einmal die engliſchen Preiſe zu ſteigen begin⸗ nen, dann muß England mit denſelben ſozialen Schwierigkeiten rechnen, durch die Deutſchland in den letzten Jahren hindurchgegangen iſt. Nach vierjährigen, konfliktreichen Verhandlungen, bei denen nicht weniger als ſiebzig Konferenzen der Arbeitgeber und Arbeiter ſtattgefunden haben, iſt jetzt endlich ödie Frage der Zahl der Webſt üh le, die jeder Weber zu betreiben hat, befriedigend gelöſt worden. Im ganzen haben die Arbeitgeber mehr von ihren Forderungen durchgeſetzt, als die Weber, doch iſt die einmal getroffene Entſcheidung auch von den letzteren bereitwillig anerkannt worden. Damit iſt einer der gefährlichen Konfliktſtoffe der Baum⸗ wollinduſtrie beſeitigt. Gleichzeitig iſt eine ge⸗ wiſſe Belebung der Konjunktur feſtzu⸗ ſtellen. Aus Indien und dem Fernen Oſten treffen wieder höhere Beſtellungen ein, und eine Reihe von Spinnereien, die ſeit langem ſtillagen, konnten in den letzten Wochen wieder in Betrieb genommen werden. Die Baumwollinduſtrie von Lancaſhire hat in der letzten Zeit eine lebhafte Exportpropa⸗ ganda entwickelt, die bereits die erſten Ergebniſſe zu zeitigen ſcheint. Seit man auch in den Kreiſen der Induſtrie ſelbſt eingeſehen hat, daß das krampf⸗ hafte Feſthalten an der Hoffnung auf Wiederkehr der alten Proſperität zu keinem Ziel führt, iſt die Be⸗ reitwilligkeit der Unternehmer, ſich zu modernen Organiſationsmethoden zu bequemen, fühlbar ge⸗ ſtiegen. Allerdings kann die gegenwärtige Geſchäfts⸗ belebung nur von vorübergehender Bedeutung ſein, ſolange man der unvermeidlichen, wenn auch ſchmerz⸗ haften Amputation an dem beſtehenden Produktions⸗ apparat auszuweichen verſucht. Das Rätſelraten um das babdiſche Innenministerium Von beſonderer Seite wird uns geſchrieben: Die Karlsruher Nachricht der bevorſtehenden Er⸗ nennung des Landeskommiſſärs Dr. Schwörer in Freiburg zum Miniſter des Innern iſt Un zutreffend. Schwörers Namen wird zwar neben denen von ſechs oder acht hohen badiſchen Be⸗ amten ſeit dem Ausſcheiden der Sozialdemokratie genannt. Auch darf es als ſicher gelten, daß einem Beamten die Leitung des Innenminiſteriums, und zwar als Miniſter, anvertraut wird. Daß jedoch Landeskommiſſär Dr. Schwörer in Frage kommen wird, iſt unwahrſcheinlich. Im übrigen beruhen alle Mitteilungen, die in letzter Zeit durch die Preſſe gehen, auf reinen Kombinationen. In der vergangenen Woche haben die Fraktionen des Zentrums und der Deutſchen Volkspartei getagt. Auch der aus den Mitgliedern des Kabinetts und den Führern der Koalitionsparteien beſtehende Koa⸗ litionsausſchuß war beiſammen. Daß neben anderen Fragen auch die Wiederbeſetzung des Innenminiſte⸗ riums beſprochen wurde, kann als ſicher angenom⸗ men werden. Die Perſonenfrage iſt aber noch pöllig offen. Vorausſichtlich wird man erſt Anfang Januar über dieſe Frage ſprechen und in der Plenarſitzung vom 10. Januar den Miniſter wählen. Jeutſe lands Feinde in Italien Die Rolle des Abels und der Intellektuellen als Hilfstruppen Frankreichs (Von unſerm römiſchen Vertreter) Rom, Ende Dezember. Den Deutſchenhaß aus den Kriegsjahren hat kein Entente⸗Volk ſo raſch vergeſſen wie das italieniſche. Schon 1919 konnte ein Deutſcher in Italien reiſen und ſich wohl fühlen. Nur der Habsburgerſtaat galt den Italienern als Erbfeind, nicht das Deutſche Reich; den Haß gegen die Donaumonarchie haben die ſlawiſchen Nachfolgeſtaaten, nicht Deutſch⸗Oeſter⸗ reich geerbt. Was aber ſchon 1919 galt, traf 1932 noch mehr zu: die Italiener hatten und haben lebhafte Freundſchaftsgefühle für uns. liche Italien pflegte dieſe Sympathien durch ſeine Preſſe und verlieh ihnen oft politiſchen Ausdruck. Wir dürfen uns darüber freuen. Aber wir dürfen uns dabei nicht beruhigen. haben auch Feinde in Italien. Wir müſſen ſie kennen lernen. Sie gehören zum größten Teil einer Klaſſe an, die in romaniſchen Ländern mehr gilt als bei uns: den Intellek⸗ tuellen. Außerdem einem Stand, der ſich im faſziſtiſchen Italien große Machtſtellungen eroberte: dem Adel. Selbſtverſtändlich gibt es deutſchfreund⸗ liche Intellektuelle und Ariſtokraten. Aber unter den Intellektuellen — mehr unter Künſtlern Das amt⸗ Wi r und Literaten als unter Gelehrten— iſt die franzöſiſche Bildung außer⸗ ordentlich mächtig. Leute, die ihr anhängen, kom⸗ men leicht zu dem ſeltſamen Schluß, daß wer Frank⸗ reich liebt, Deutſchland haſſen muß. Andere Men⸗ ſchen dieſer Kreiſe ſtammen aus Trieſt, der intellek⸗ tuellſten Stadt Italiens, und ſind in deutſchfeind⸗ licher, irredentiſtiſcher Umgebung aufgewachſen. So gehen von Oſt und Weſt, von Trieſt und von Paris Strömungen in die Apeninnen⸗Halbinſel aus, die uns ungünſtig ſind. In der Ariſtokratie wirken weniger Erziehung und Bildung gegen uns als verwandtſchaftliche Bindungen; italieniſcher Adel, vor allem der einflußreiche piemonteſiſche Hofadel hat ſich häufiger mit franzöſiſchen als mit deutſchen Geſchlechtern verſippt. Wo aber geſellſchaftliche Be⸗ ziehungen zwiſchen Intelligenz und Adel beſtehen, wo dieſe meiſt ſo ſtreng getrennten Kreiſe ſich tan⸗ gieren, da gibt es den Typ des italieniſchen Deutſchen⸗ freſſers. Beiſpiel: Graf Sforza, der mit ſeiner polniſchen Geliebten uns im Kampf um Oberſchle⸗ ſien empfindlicher geſchadet hat als alle franzöſiſchen Generale zuſammengenommen. Dieſer Graf Sforza lebt heute als Antifaſziſt im Ausland und ſchreibt Bücher über Außenpolitik, die man bei uns nicht überſetzen und loben ſollte. Die Außenpolitik Muſſolinis iſt der ſeinen ſcharf entgegengeſetzt. Gerade das Jahr 1932 brachte uns unzweideutige, erfreuliche Beweiſe dieſer neuen italieniſchen Außenpolitik. Zum Beiſpiel in der entſcheidenden Frage der deutſchen Rüſtungsgleichheit. Dafür hat Reichskanzler von Schleicher dem Duce erſt kürzlich gedankt. Und dieſer Dank hat in Italien ein ſehr ſtarkes Echo ausgelöſt. Immerhin konnte man aus dieſem An⸗ laß hier und da die Frage hören: warum hat man ſolche Worte aus Deutſchland nicht eher gehört? Ge⸗ wiß erwarten die Italiener für diplomatiſche Hilfs⸗ ſtellung keine Gegengeſchenke. Dazu ſind ſie viel zu nüchterne Politiker. nach unſeren Intereſſen; und wenn ſie morgen der Meinung ſein ſollten, es ſei ihr Intereſſe, gegen uns Politik zu machen— etwa in der Anſchlußfrage — ſo werden ſie das tun. Aber wenn ſie nüchterne Politik lieben, ſo lieben ſie doch keine nüchterne Form. In Fragen der Form ſind die Italiener ſehr empfindlich. a Das wiſſen die Feinde, die wir in Italien haben. Formfehler— das iſt etwas, mas den Schliff des Ariſtokraten und die Spitzfindigkeit des Litera⸗ ten ſtört, wo beide bei einem Volk, das die Formen vergöttert, mit ihrer Kritik Widerhall finden. Ganz gleich, ob es ſich um perſönliche oder um zwiſchen⸗ ſtaatliche Beziehungen handelt. Wo der einzelne Deutſche oder die deutſche Politik nach italieniſcher Auffaſſung das vermiſſen laſſen, was man an äuße⸗ rer Form von ihnen erwartet— etwa Dankesworte wie ſie der Reichskanzler jetzt ausgeſprochen hat— da entſtehen Stimmungen, die uns ungünſtig, die uns ſchädlich ſind, da taucht in der Preſſe die gefährliche Wendung von„den unver⸗ beſſerlichen pſychologiſchen Fehlern der Deut⸗ ſchen“ wieder auf. Unſere Beziehungen zu Italien waren 1992 gut. Das Volk fühlt in Vielem mit uns; Muſſolini will ein gutes Stück politiſchen Weges mit uns zuſam⸗ mengehen. Die politiſchen und wirtſchaftlichen Inter⸗ eſſen beider Länder laſſen ſich in vielen Punkten in Einklang bringen. Die Bilanz iſt alſo günſtig. Wenn wir aber dieſe Bilanz in Zukunft noch ver⸗ beſſern wollen, bleibt nur eines zu tun: wir müſſen unſere Feinde in Italien enttäuſchen, indem wir das hochentwickelte Formgefühl des Italieners befriedigen. Das klingt, als politiſche Forderung, vielleicht abſtrakt. Aber des Reichskanzlers Rundfunk⸗ Worte an Muſſolini und das Echo, das dieſer Dank in Italien fand, haben deutlich gezeigt, wie man dieſe Forderung verwirklichen kann. e eee r cr Schießerei vor dem bulgariſchen Königsſchloß Meldung des Wolff⸗ Büros — Sofia, 28. Dezember. Heute kam es vor dem Königsſchloß zu einem ſchweren Feuergefecht zwiſchen den beiden verfeindeten Flügeln der mazedoniſchen Organiſatio⸗ nen. Gegen 10 Uhr, als der Präſident der Sobranje zum König gerufen wurde um mit ihm über die Löſung der Regierungskriſe zu beraten, ſtießen zwei ſtarke Gruppen der Mazedonier vor dem Schloſſe aufeinander. Die eine Gruppe beſtand aus An⸗ hängern Mihajlows, die andere aus Protogero⸗ wiſten. Auf dem Schauplatz des Geſechtes blieben ein Toter, ein Gendarm, und ſechs Schwerver⸗ wundete. In der Stadt herrſcht große Erregung. Um der Polizei nicht aufzufallen, hatten ſich die An⸗ hänger der Protogerow⸗Gruppe als Jäger verklei⸗ det, die Jagdhunde mit ſich führten. Miniſterpräſident Muchanoff hat heute die Demiſſion ſeines Kabinetts eingereicht. Der König hat die Demiſſion angenommen und das ſcheidende Kabinett mit der Führung der Geſchäfte beauftragt. Noch im Laufe des Vormittags hat der König den Präſidenten det Sobranje, Malinoff, zu ſich ge⸗ beten, um mit ihm die Frage der Bildung eines Kabinetts durchzuſprechen. Kommuniſtiſches Waffenlager Meldung des Wolff⸗ Büros — Hamburg, 28. Dezember. Polizeibeamte beobachteten Dienstag abend in St. Pauli, wie vier Männer eine ſchwere Kiſte von einem Gepäckauto abluden. Da ihnen das Ver⸗ halten der Männer verdächtig vorkam, ließen ſie die Kiſte öffnen und ſtellten feſt, daß ſie mehrere Gewehre und Karabiner, Modell 98, zahl⸗ reiche Piſtolen, eine Granate, einen Granatzünder, eine Kugelhandgranate, acht geſchliffene Sei⸗ tengewehre ſowie Piſtolenmunition enthielt. In einem in der Nähe gelegenen Keller wurden zwei Armeepiſtolen, Munition, ein Morſe⸗ apparat, kommuniſtiſche Broſchüren ſowie zahl⸗ reiche Flugblätter gefunden. Die Polizei nahm die vier Männer feſt. Sie richten ſich nach ihren, nicht Herbert Heutſch aus Dresden, 30 Millionen Arbeitsloſe Meldung des Wolff⸗Büros — Genf, 28. Dezember. Im Hinblick auf die am 10. Januar 1933 begin⸗ nende Konferenz über das Arbeitszeitproblem hat das Internationale Arbeitsamt einen Bericht ausgearbeitet, der Angaben über Ausdeh⸗ nung' und Intenſität der Weltkriſe enthält. Die ſtatiſtiſchen Angaben des Berichtes beziehen ſich allein auf die angemeldeten Arbeitsloſen. Nach dieſen Ziffern hat die Arbeitsloſigkeit in allen Ländern im Laufe der letzten Jahre ganz erheblich zugenommen. Man kann annehmen, daß es gegenwärtig in der ganzen Welt mindeſtens 30 Millionen Arbeitsloſe gibt. Die Unterſtützung derſelben bedeutet für die Budgets der einzelnen Staaten eine gewaltige Be⸗ laſtung. In Deutſchland bezifferten ſich die Ge⸗ ſamtausgaben für die obligatoriſche Verſicherung und die Kriſenunterſtützung auf 2973 Millio⸗ nen Mark(im Jahre 1928 auf 1151 Millionen Mark). In Großbritannien wird ſich der Geſamtbetrag für die obligatoriſche Verſicherung für 1832/33 wahrſcheinlich auf 120 Millionen Pfund Ster⸗ ling belaufen. In der Schweiz ſtellten ſich dieſe Ausgaben 1925 auf 2,6 Millionen Schweizer Fran⸗ ken und im Jahre 1931 auf 37,9 Millionen Schweizer Franken. In insgeſamt 20 Stgaten betrug der Lohn⸗ ausfall von etwa 24 Millionen Arbeitsloſen im Jahre 1931 ſchätzungsweiſe 80 Milliarden Mark, welche Summe au Kaufkraft verloren ging. Die Arbeitsloſen müſſen alſo aus wirtſchaftlichen, finanziellen ſowie ſozialen Gründen wieder in den Produktionsprozeß eingeſtellt werden. Dieſe drin⸗ gende Notwendigkeit führe zur Prüfung einer neuen Herabſetzung der Arbeitszeit des Einzelnen, um eine größere Anzahl von Arbeitern einſtellen zu können. Der Fall Hentſch Meldung des Wolff⸗Büros — Dresden, 28. Dezember. Wie bereits gemeldet, war am Montag die Leiche des SA⸗Truppführers, des 286jährigen Schloſſers Malter mit einem Schuß in der Bruſt tot aufge⸗ funden worden. In Zuſammenhang damit iſt nun⸗ mehr auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft der SA⸗Mmann Willi Bohrmann aus Tha⸗ randt feſtgenommen und in das Amts⸗ gerichtsgefängnis Freital eingeliefert worden. Bohr⸗ mann ſteht im Verdacht, dem SͤäA⸗Sturmführer Ru⸗ dolf Schenk zur Flucht verholfen zu haben. Schenk hatte Heutſch am 4. November ſpät abends an eine beſtimmte Stelle beordert, um ihm einen Sonder⸗ auftrag zu erteilen. Seit dieſer Zeit war Hentſch perſchwunden. Letzte Meldungen Ein Lehrling unterſchlägt 6000 Mark — Eſſen, 28. Dezember. Im Auftrag eines Eſſe⸗ ner Architekten, bei dem er eingeſtellt war, zog ein 16fähriger Lehrling an verſchiedenen Stellen 6000 Mark ein. Er unterſchlug das Geld und verſchwand damit. Jetzt iſt er in Koblenz ver⸗ haftet worden. Man fand bei ihm nur noch 2000 Mark. Schiffszuſammenſtoß im Nordoſtſeekanal — Kiel, 28. Dezember. Im Nordoſtſeekanal ſtießen geſtern der finniſche Dampfer„Eſter Thorden“ und der Motorſchoner„Jupiter“ zuſammen.„Jupiter“, der eine Zwiebelladung an Bord hatte, erhielt ſchweren Backbordſeitenſchaden und lief voll Waſſer. Der Verkehr im Kanal iſt nicht geſtört. uppenſpiel und Mannheimer Schuljugend d Eine Zeichen⸗Aufgabe des Schloßmuſeums Es war ein guter Gedanke der Leitung des Schloßmuſeums, die Ausſtellung„Schatten⸗ theater und Puppenſpiele“ in ihrer Wir⸗ kung auf die Mannheimer Schuljugend zu beobachten. Hat ſich doch vor allem das Puppenſpiel in der Form des Kaſperl⸗Theater die Herzen der Jugend er⸗ ubert, kommt doch das Marionettenſpiel in ſeiner Möglichkeit der ſeeliſchen Ausweitung der Phantaſie gerade dem kindlichen Gemüt näher als das große Theater. So hat nun das Schloßmuſeum nicht nur die Volks⸗ und höheren Schulen zur Beſichtigung der Ausſtellung eingeladen, ſondern auch angeregt, den Zeichenunterricht durch das Ausſtellungs⸗ material befruchten zu laſſen. Man hat die ein⸗ eigener Wahl die Schüler und Schülerinnen die Motive wählen laſſen, die nun entweder mehr oder minder gut abgezeichnet oder im Sinne eines künſt⸗ leriſchen Erlebens umgeformt wurden. Das Ergebnis dieſer Arbeit, das in etwa 1100 Zeichnungen und 100 Modellen, vor allem Puppen⸗ köpfen, vorliegt, wird nun in dieſen Tagen bis ein⸗ schließlich 8. Januar im Ritterſaale des Schloſſes an Es iſt zunächſt intereſſant feſtzuſtellen, welche auch Graufame, das nicht Alltägliche, ebenſo auch triebene ſchiebt ſich zuerſt und nachdrücklichſt in den Geſichtskreis der Jugend. Auch das Totengerippe und der Teufel iſt vertreten, nicht minder der Kö⸗ nig und die Prinzeſſin und dann ſchließlich die bu⸗ Ehrentitel beſtätigt. f morvollen, behäbigen Figuren, die aber auch faſt durchweg— man möchte ſagen, irgendwelche Aus⸗ wüchſe beſitzen müſſen, um zu feſſeln: eine lange Naſe, dicke, aufgeblaſene Backen, merkwürdige For⸗ men des Kopfes uſw. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe geweſen, in der Ausſtellung zu zeigen wie eine ſolche einzelne Puppe in den Seelen der Kin⸗ der verſchiedentlich wieder auſerſteht. Leider hat die Zeit zu einer ſolchen Gruppenordnung nicht ausge⸗ reicht. Aber auch jetzt bringt dieſe ſehenswerte Schau eine Fülle von beachtenswerten Arbeiten, erſtaun⸗ lich in der ſcharfen Beobachtung des Darzuſtellen⸗ den, verblüffend in der oft kunſtgewerblichen Durch⸗ arbeitung der Einzelheiten, charakteriſtiſch in der Erfaſſung der weſentlichen Momente, wobei Farbe, Technik und die Eigenart des Kindes deutlich ihre Spuren erkennen laſſen. Eine Ueberraſchung bot die Schau der Sonder⸗ zeichenklaſſe der Volksſchulen, die die Schüler beſonderer zeichneriſcher Begabung zu⸗ ſammenfaßt. Hier ſind ſehr bemerkenswerte Ergeb⸗ niſſe innerlicher und äußerlicher Geſtaltung feſtzu⸗ ſtellen. Man ſpürt, wie die Jugend auch techniſch an den Einzelheiten Intereſſe nimmt, wie ſte zunächſt das Aeußere zu kennzeichnen verſucht. Dazwiſchen ſind ſogar Verſuche zu ſehen, das Marionettenſpiel ſymboliſch zu erfaſſen oder kunſtgewerblich zu ver⸗ arbeiten oder ſchließlich ganz phantaſtiſche Köpfe in grotesker Anordnung nebeneinander zu ſehen. Eine Fülle von Anregungen, beachtenswert für den Fach⸗ mann, für den Lehrer und für die Eltern geht von dieſer Veranſtaltung aus. Sehr luſtig ſind die Puppen ſelbſt, teils in Gips oder Papier modelliert, teils ſogar aus Kartoffeln geſchnitzt, mit alten Stoffen bekleidet, oftmals auch gruppiert zu beſtimmten, in der Hauptſache ſelbſt ver⸗ faßten Puppenſpielen, deren Inhalt entweder dem Schulſtoff(8. B. Schiller's Bürgſchaft) oder dem Weihnachtsſtoff entnommen iſt. Man darf ſich freuen, daß das Schloßmuſeum ſeine Ausſtellung ſo„leben⸗ dig“ gemacht hat und unſerem Gemeinweſen dieſen lieren. Bayern und Preußen Bekenntnis eines Preußen von V. Auburtin 7 Im Münchener Hauptbahnhof iſt ein Zigarren⸗ laden. Vor dieſem Zigarrenladen hat ſich eine lange Menſchenſchlange gebildet, die hauptſächlich aus Bayern, aber auch aus mir, einem Preußen, beſteht. Der Bayer vor mir trägt einen Ruckſack, und da er der Meinung iſt, daß es außer ihm keine Menſchen in der Welt gibt, ſo macht er plötzlich eine Drehung und haut mir ſeinen Ruckſack in den Magen. „Entſchuldigen Ste,“ flüſterte ich, einer Ohnmacht nahe. Aber das hätte ich lieber nicht ſagen ſollen, denn dem Klang meiner Worte hat der Bayer angehört, daß ich ein Preuße bin. Und nun hält er auf bayeriſch eine heftige Rede über das Thema, daß die Münchener ſich nächſtens auf ihrem eigenen Bahnhof nicht mehr umdrehen können vor lauter Preußen. Ein großer Kreis bildet ſich um uns beide, und es läßt ſich nicht verkennen, daß die Menge eine drohende Haltung gegen mich anzunehmen beginnt. Da entweiche ich vorſichtig, um mich ſelbſt vor Tät⸗ lichkeiten und das Reich vor einem bayeriſch⸗preu⸗ ßiſchen Zwiſchenfall zu bewahren.— Nun, daß die Bayern uns nicht lieben, dieſes iſt bekannt, und darüber ſind keine Worte mehr zu ver⸗ Aber die Frage wäre doch einmal auch von der anderen Seite her zu ſtellen. Haſſen wir Preußen die Bayern? Mitnichten. Machen wir uns über München luſtig, wie ſie ſich über Berlin? Weit gefehlt. Hat jemand bei uns ſchon einmal von Saubayern geſprochen? Nicht, daß ich wüßte. 5 Im Gegenteil, wir Preußen lieben die Bayern, das haben wir ſo an uns. Gerade die größten nord⸗ deutſchen Geiſter ſiedeln ſich in München an, weil ihnen nur dort das Leben einigermaßen erträglich erſcheint. Und auch in der Maſſe iſt das ſo Ge⸗ brauch: einmal im Jahre müſſen ſie nach Bayern reiſen, wohin das Herz ſie zieht. Vorher verkleiden ſie ſich als Bayern und lernen die bayeriſche Mund⸗ art, obgleich dieſe Mundart zu den ſchwierigſten Idiomen der indogermaniſchen Sprachenfamilie ge⸗ hört. Und dann ſind ſie ſtolz, wenn ſie am Odeons⸗ platz den Schutzmann(der eine Pickelhaube trägt) fragen können:„J bitt Eahna, wie kumm i nach dera Pinakoteken?“ Bei ihnen das Mißtrauen, bei uns die Liebe, die nicht erwidert wird und nicht verſagt. So daß wir Preußen vielleicht doch die beſſeren Menſchen ſind, obgleich man es uns von außen allerdings nicht recht anſteht. Literatur im Großen Hauptquartier. Herausgegeben ven Dr. Ottv⸗ Korfes, Archivrat im Reichsorchiv unter Mitwirkung von Kronprinz Wilhelm, Generaloberſt von Einem, Ge⸗ neral d. J. von Eberhardt, Generalmajor Heſſe, General d. J. von Hutter, General d. A. Krafft von Dellmenſingen. General d. J. von Mudra, Admtral v. Schröder, General in der Talſperre 9 * Das Geſicht der Weſtfront. Ein Kriegsdokument und* Erinnerungsbuch. Von Ernſt Vollbehr, Kriegsmaler d. J. Sixt von Armin, General d. J. von Strantz. Mit einem Geleitwort von Generalfeldmarſchall von Hinden⸗ burg. Mit 26 Tafeln in Vierfarbendruck und 80 Abbil⸗ dungen im Text z. T. in Vierfarbendruck. Das Werk er⸗ ſcheint in 7 monatlichen Lieferungen. Akademiſche Ver⸗ lagsgeſellſchaft Athenakon mbc. Potsdam. Mit dem Ab⸗ ſchluß dieſes großen Bildwerkes liegt jetzt eins der ein⸗ örucksſtärkſten und auch für die Zukunft bedeutungsvollſten Erinnerungsbücher vom großen Kriege vor. Die Sichtung der Kriegsliteratur hat ja längſt begonnen. Die Zeit iſt da der einwandfreie Wertmeſſer, der untrüglich die Spreu vom Weizen ſondert. Dieſes„Geſicht der Weſtfront“ jedoch kann jeden Zeitabſtand vertragen, fa, es ſcheint, als ob mit der durch die Forſchung und Erinnerung immer ſtärker werdenden Objektivierung der Kriegsereigniſſe der Wert dieſes Buches von Tag zu Tag wächſt. Die letzten beiden Lieferungen bringen die Frontabſchnitte von Flandern bis zur Küſte, dazu wieder neben den farbigen Bilo⸗ tafeln viele Erdpanoramen, Geländeſkizzen und ſonſtige Kriegsbilder und als Text die Geſchichte dieſer Front⸗ abſchnitte in der gedrängten, dadurch aber doppelt wirk⸗ ſamen Darſtellung des Generals Sixt von Armin und Admirals v. Schröder. a 5 . 1 . 9 1 1 1. * * 1 K 5 F 80 Pakete unverſteuertes Zigarettenpapier ge⸗ 2 f Mittwoch, 28. Dezember 1932 Neue Mannheimer Zeitung Abend⸗ usgabe 3. Seite/ Nummer 604 bie adele Das Holzſchiff iſt da Der Neckarkahn„Theodor Eliſe von Eberbach“ iſt geſtern abend hier eingetroffen und hat am rechten Ufer oberhalb der Friedrichsbrücke angelegt. Das durch Mannheimer Arbeitsloſe im Staatswald beim Neckarhäuſer Hof geſchlagene Holz, etwa 3300 Zentner, wird durch Vermittlung des Mannheimer Hilfswerks an die Erwerbsloſen ver⸗ teilt. Morgen früh beginnt das Ausladen. Das Schiff ſollte eigentlich vor den Feiertagen eintref⸗ fen, war aber durch den im Neckartal beſonders dich⸗ ten Nebel aufgehalten. Am 5. Januar werden nochmals zwei beſonders ſtarke Gruppen mit 120 Leuten zum Holzſchlagen hinausfahren. Eine geſchloſſene Gruppe von 60 Käfertaler Erwerbsloſen, die durch den für das Hilfswerk außerordentlich rührigen Hauptlehrer Klingert zuſammengeſtellt wurde, war bis Weih⸗ nachten eifrig tätig, damit das Schiff noch vor Weih⸗ nachten beladen werden konnte. Wie wir hören, wird Mitte Januar eine nur aus Siedlern beſtehende Gruppe in den Wald fahren, um für eigenen Bau⸗ bedarf Holz zu ſchlagen, z. B. für Pfähle, Zäune uſw. Auch dieſe Maßnahme wurde durch das Hilfs⸗ werk ermöglicht. Erlebnis am Chriſtabend Ein Zufall führte mich noch am Heiligen Abend in die Stadt. Meine Schritte hallten in den faſt menſchenleeren Gaſſen wider. Hier brannte ſchon ein Chriſtbaum, deſſen matter Schein durchs Fenſter fiel, dort drang leiſe ein Lied ins Freie. An den Häuſern entlang glitten langſam dunkle Geſtalten, Heimatloſe, Verlaſſene. Kein Heim hatten ſie offen⸗ bar. Ich näherte mich der Konkordienk irche, als plötzlich mit hellen, feierlichen Tönen der Po⸗ ſaunenchor einſetzte. Ergreifend war es. In den Straßen blieben die Menſchen ſtehen und lauſchten den ernſten, erhabenen Weiſen, ſahen hinauf zum Turm, zu der Fackel, die hoch oben brannte. Auch Arme, Verlaſſene und Einſame blickten nach dem eines nach dem andern und ging ſtumm weiter. Manchem mag noch lange die Weihe der Töne im Herzen nachgeklungen haben. Er dachte vielleicht an ſeine Kindheit, an beſſere und ſchönere Zeiten. W. O. Das Chriſtkind im Zoo Die Großtiere im Waldpark⸗Zoo waren zwar recht verwundert, als ſie ohne erſichtlichen Grund am hellen Tage aus ihrem Freiluftzwinger in den eigentlichen Stall getrieben wurden. Aber noch ver⸗ wunderter waren ſie, als ſie bald darauf ihre ge⸗ wohnte Bewegungsfreiheit wieder bekamen und it ihrem Zwinger verſchiedene Dinge entdeckten, die ſie im allgemeinen dort nicht vorzufinden pflegen. Im Löwenkäfig baumelten in der Höhe Rieſenportionen Fleiſch, und Sara und Sani, die im vergangenen Jahre bei der gleichen Gelegenheit zuerſt etwas Furcht zeigten, ſtürzten ſich mit Begeiſterung auf ihr Futter und machten ſich mit noch größerer Geſchäf⸗ tigkeit darüber her. Auch die Bären entdeckten bald die ihnen zugedachten Würſte und benahmen ſich höchſt poſſierlich, als ſie zur Vertilgung ſchritten. Ihr vergnügliches Brummen zeigte an, daß ſie mit ihrem Weihnachtsgeſchenk zufrieden waren. Die bei⸗ den Leoparden legten ein hölliſches Tempo vor, als ſie ihre Rationen ins Blickfeld bekamen. Mon⸗ cher Zuſchauer fuhr erſchreckt zuſammen, wenn die Wildkatzen gar zu ſehr fauchten und mit wilden Sprüngen durch den Käfig ſetzten. Bei den übrigen Tieren, von denen keines bei der„Beſcherung“ ver⸗ geſſen wurde, ging es etwas ruhiger zu. Ueberall aber freuten ſich die Tierparkbeſucher darüber, wie ſehr ſich die Zoo⸗Inſaſſen ihre Sonderportionen ſchmecken ließen. s 6 roten Licht und ſangen leiſe mit. Dann entfernte ſich * In den Ruheſtand. Nach nahezu 45fähriger Dienſtzeit tritt Lokomotivführer Heinrich Molitor, Meerfeldſtraße 78, auf Jahresſchluß in den wohl⸗ verdienten Ruheſtand. Herr Molitor iſt ein Bruder des noch in beſter Erinnerung ſtehenden Ehrenkom⸗ mandanten der Freiwilligen Feuerwehr, Oberlehrer Edmund Molitor. * Die Wärme⸗ und Leſeſtube für Körperbehin⸗ derte und Rentenempfänger iſt von heute ab geöff⸗ net. Der Selbſthilfebund der Körper⸗ behinderten und Rentenempfänger hat auch in dieſem Jahre mit großzügiger Unterſtützung von Kohlenfirmen, die das Brennmaterial in un⸗ eigennütziger Weiſe zur Verfügung geſtellt haben, für die Mannheimer Körperbehinderten und Ren⸗ e Faeser e ſein Vereinsheim als Wärme⸗ und Leſe⸗Stube zur Verfügung geſtellt. Leſeſtoff, die Mannheimer Tageszeitungen, Geſellſchaftsſpiele und ſogar eine Radivanlage ſind vorhanden. Die Wärmeſtube(Vereinsheim) befindet ſich in Q 5, 3 im Hofe und iſt täglich, auch Sonntags, von mor⸗ gens 9 bis abends 6 Uhr geöffnet. Die Bundes⸗ leitung erhofft auch weiterhin die Unterſtützung der Allgemeinheit, insbeſondere aber auch die bis jetzt noch fehlende Hilfe der Mannheimer Stadtverwal⸗ tung. * Schutthaufen von neuem in Brand geraten. Geſtern nachmittag um 3,38 Uhr wurde die Berufs⸗ feuerwehr nach der Frankenthalerſtraße gerufen. Der der Süddeutſchen Drahtinduſtrie AG. gehörige Schutthaufen, der bereits am zweiten Feiertag die Löſchmannſchaft eine Stunde in Anſpruch nahm, war von neuem in Brand geraten. Die Be⸗ rufsfeuerwehr brauchte diesmal drei Stunden zum Ablöſchen. * St lägerei. Geſtern abend entſtanden in einer Wirtſchaft in der Unterſtadt unter Gäſten Meinungs⸗ verſchiedenheiten, die in Tätlichkeiten ausarteten. Das vom Wirt herbeigerufene Notrufkommando nahm drei Männer feſt und brachte ſie auf die Polizeiwache. Bei der Durchſuchung des einen wur⸗ unden. Der Schmuggler wurde in das Bezirks⸗ gefängnis eingeliefert. Anlagen und Parks in Mannheim Gartenbaudirektor Kirchberg ſprach im Fortbiloͤungskurs für arbeitsloſe Gärtner In dem vom Arbeitsamt erſtmalig eingerichteten Fortbildungskurs für arbeitsloſe junge Gärtner ſprach Gartenbaudirektor Kirchberg, der umſich⸗ tige Leiter des ſtädtiſchen Gartenbauamtes, über die Entwicklung und Bedeutung der Grünanlagen in Mannheim. Einführend orientierte er an Hand eines großen Stadtplanes über die derzeitige Ver⸗ teilung der Grünflächen im Stadtgebiet. Sehr er⸗ freulich war es dabei zu hören, daß Mannheim mit der Größe ſeiner öffentlichen Anlagen und Parks zu den an der Spitze ſtehenden Städten in Deutſchland zählt. Einige Zahlen geben einen un⸗ gefähren Ueberblick über den Umfang des heute von der Stadt zu betreuenden Grüns. Es ſind insgeſamt 360 Hektar Grünflächen, die ſich auf 130 Einzel⸗ anlagen verteilen. Hinzu kommen 20 000 Straßen⸗ bäume, die als Alleen oder Einzelbäume ſteter Pflege bedürfen. In vortrefflicher Weiſe ſkizzierte dann der Vor⸗ tragende die wichtigſten Phaſen in der Entwicklung des Mannheimer Grünbildes. Die älteſte Aulage iſt der 25 Hektar große Schloßgarten. Er wurde zu Aufang des vorigen Jahrhunderts unter der Leitung des Gartendirektors Zeyer an⸗ gelegt. Erſt ſpät iſt die Anlage der Oeffentlichkeit geöffnet worden. Die Stephanienprome⸗ made iſt ein wenig jüngeren Datums. Als dann in den achziger Jahren die Entwicklung der Stadt mit dem ſchnellen Aufſtieg von Induſtrie und Tech⸗ nik andere Perſpektiven erhielt, trat auch die Not⸗ wendigkeit der beſonderen Behandlung des öffent⸗ lichen Grüns in den Vordergrund. Eine der erſten Anlagen dieſer Zeit entſtand 1880 jenſeits des Neckars auf der alten Fohlenweide. Heute bildet ſie mit einem prächtigen alten Baumbeſtand den aus⸗ gedehnten Krankenhauspark. Planung und Durchführung lag damals in der Hand des bekann⸗ ten Frankfurter Gartengeſtalters Sies meyer Durch ihn wurden dann auch der weſtliche Teil des Luiſenparkes und ebenſo der Friedrichs⸗ park angelegt. Beiden Anlagen iſt die für die da⸗ malige Zeit typiſche Gartenarchitektur eigen, die ſich vielfach in faſt konzentriſcher Wegführung und ver⸗ kürzter Achſenbildung äußerte. Intereſſant war da⸗ bei noch zu hören, daß der Friedrichspark damals im Auftrage einer Privatgeſellſchaft angelegt wurde, dann in der erſten Nachkriegszeit an den Staat überging und noch heute in deſſen Beſitz iſt. Die Anfänge der Stadtgärtnerei liegen im Fahre 1690 Es wurde damals ein Gartenfachmann zur Leitung berufen und dann in ſtädtiſcher Regie der öſt liche Teil des Luiſenparkes angelegt. In den neunziger Jahren entſtanden auch die Ringan⸗ lagen und eine Reihe von Schmuckplätzen im Stadtinnern. Als dann 1899 der etwa 100 Hektar große Neckarauer Wald in den Beſitz der Stadt kam, konnte niemand erwarten, daß daraus der Waldpark entſtehen würde. Es dauerte faſt ein volles Jahrzehnt, bis aus der verſumpften und wegloſen Wildnis die heute jedem Mannheimer vertraute Parkanlage wurde. Als Schmuckkäſtlein im Grün⸗ bilde Mannheims und wertvollſte Repräſentativ⸗ anlage unſerer Stadt entſtanden dann zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts die Anlagen am Waſſer⸗ turm. Den Entwurf dazu lieferte Prof. Bruno Schmitz⸗Charlottenburg, der auch die Pläne zum Roſengarten und den angrenzenden Bauten fertigte. Die heutige Baſis zur Durchführung der umfang⸗ reichen Aufgaben des ſtädtiſchen Gartenamtes bei der Pflege und dem Neuſchaffen öffentlichen Grüns bilden die 1908 an den Rennwieſen angelegten gärt⸗ neriſchen Kulturräume. Hinzu kommt ein 5 Hektar großer Baumſchulbetrieb und eine ausgedehnte botaniſche Schulgartenanlage, aus der alljährlich viele tauſend Pflanzen von den Schulen zu Unter⸗ richtszwecken entnommen werden. Der Umfang der im Rahmen neuzeitlicher ſtädtebaulicher Auffaſſung durchzuführenden öffentlichen Grünpflege wurde mit dem Hinweis auf die vielen in den letzten Jahr⸗ zehnten entſtandenen Grünflächen nur angedeutet. Eines der größten Projekte der letzten Zeit iſt die Anlage des etwa 30 Hektar großen Herzogenriedparkes im Norden der Stadt. Seine Fertigſtellung wird leider jetzt durch die höheren Ortes befohlene Spar⸗ ſamkeit um einige Jahre verzögert. Die im zweiten Teile des Vortrages gezeigten hervorragenden Lichtbilder gaben Direktor Kirchberg vielfach Gelegenheit, den aufmerkſamen und dank⸗ baren Hörern die wichtigſten Fragen moderner Grüngeſtaltung an muſtergültigen Beiſpielen aus den Mannheimer Anlagen zu erläutern. Noch vor wenigen Jahrzehnten beſchränkte man ſich bei der Anlage von Grünflächen nur auf den Ausbau von Unlandgebieten am Rande der Bauzonen. Erſt ſpä⸗ ter ſchaffte ſich die Erkenntnis Raum, daß das Grün in ſeiner vielfältigen Form das Gerüſt des Stadt⸗ bildes bilden muß und nicht nur ein ſchöner Rahmen ſein ſoll. Bei den heutigen Beſtrebungen, die zu⸗ ſammengeballten Wohngebiete aufzulockern, treten dieſe Tendenzen um ſo überzeugender in den Vor⸗ dergrund. Daß in Mannheim in dieſer Hinſicht be⸗ reits viele wertvolle Arbeit geleiſtet wurde, zeigten verſchiedene Vogelſchaubilder. In weiten Flächen wird der Stadtkern von größeren Grünkomplexen umrahmt und durchbrochen. Alleen, Straßenpflan⸗ zungen und kleinere Anlagen bilden vielfach die Ver⸗ bindung der großen Grünräume untereinander. Beiſpiele ſind der Waldpark, der durch die Stepha⸗ nienpromenade, dem Schnickenlochpark und Schloß⸗ garten mit dem Friedrichspark verbunden wird. Oder die Ringanlagen, die über Friedrichsplatz und Auguſta⸗Aulage zu den Schmuckplätzen an den Neckarhallen Verbindung erhalten. Eine weitere An⸗ zahl der vorgeführten Bilder gab auch einen unge⸗ fähren Ueberblick über die umfangreichen Vorarbei⸗ ten, die zu leiſten waren, um in ſinnvoller Weiſe das geſamte Grünbild der Stadt planmäßig zu ent⸗ wickeln. Erſt ſo konnte es zu einem organiſchen Ganzen mit dem Stadtgebiet verwachſen. Mit welch umfaſſender Umſicht ſchon Sicht Grünplanung erfolgt, zeigte unter auf weite anderen Beiſpielen auch ein kurzer Hinweis auf die bereits planmäßig vorbereitete Umgeſtaltung des Paradeplatzes zu einem Verkehrsplatz. An die Stelle der den Platz jetzt diagonal überkreu⸗ zenden Verbindungswege und der die Ueberſicht be⸗ hindernden Anpflanzungen ſoll hier zukünftig eine freie Fläche treten, die nur am Rande und in ihrem Zentrum von Gruppen kubiſch beſchnittener Bäume beſchattet wird. Abſchließend folgten noch eine An⸗ zahl von Aufnahmen aus den verſchiedenſten An⸗ lagen, die in vielen prächtigen Ausſchnitten vor allem den ideellen und ſozialen Wert des Grüns im Stadt⸗ bilde dokumentierten. Alles in allem darf behauptet werden, daß mit dem Vortrage und der lebendigen Darſtellungsweiſe des Redners unter den dankbaren Hörern von der grünen Zunft weilgehende Anteil⸗ nahme für ihre berufsſtändigen Intereſſen geweckt wurde. Sr. Arbeitsloſe Muſiker Die Vermittlungsſtelle beim Arbeitsamt, die die arbeitsloſen Muſiker betreut, iſt eine der lebhafteſten. Zwar drängt ſich die Nachfrage an beſtimmten Stun⸗ den zuſammen, vor allem an den Tagen vor Sonn⸗ und Feſttagen. Dafür bekommt man dann auch einen Ausſchnitt aus dem Leben der arbeitsloſen Muſiker, die durch die Mechaniſterung der Muftk⸗ wiedergabe außer Beſchäftigung gekommen ſind. Es iſt eine richtiggehende Muſikerbörſe. Die Stelle iſt beſorgt um die Zuſammenſtellung von Enſembles. Die Muſiker erkundigen ſich nach einer Möglichkeit unterzukommen. Manchmal klappt es. Dann wieder wird ein Saxophoniſt geſucht, aber es ſind nur Celliſten angeboten. Erfreulicherweiſe konn⸗ ten ſich vor den Feiertagen einige Mufiker abmelden. Sie hatten Beſchäftigung gefunden, teils in Mann⸗ heim, teils außerhalb, denn die Vermittlungsſtelle hat auch die Möglichkeit, Muſiker über den Mann⸗ heimer Bezirk hinaus zu vermitteln. So kann einer Kapelle in einer anderen Stadt ſchnell noch ein Schlagzeuger vermittelt werden, der hier bei uns ſeit langem nach Beſchäftigung ſucht. Auch über den Rundfunk werden ſolche Stellen ausgeboten. Selbſt⸗ verſtändlich kommen für die Vermittlung nur ge⸗ lernte Muſiker in Frage. Das Arbeitsamt ſieht darauf, daß nur gute Kräfte vermittelt werden, denn ein Nachwuchs, der nicht beſonders begabt iſt, hat heute überhaupt keine Chancen, irgendwo unter⸗ zukommen. Sehr wertvoll iſt die fachmänniſche Ausbil⸗ dung des Vermittlers ſelbſt, der ſeine Kollegen jenſeits der Schranke in allen Fragen beraten kann und das auch mit einem Mindeſtmaß von Formularen und ſonſtigen bürokra⸗ tiſchen Erſchwerniſſen tut. Er arbeitet aber nicht nur hinter der Schranke, ſondern beſichtigt auch abends die Gaſtſtätten mit Muſikbetrieb, um hier gelegent⸗ lich Kapellen oder Einzelmuſiker unterzubringen. Das iſt erſchwert durch die Einſtellung des Publi⸗ kums, das auch mal auswärtige Kapellen hören und neue Geſichter ſehen will. Die gangbarſte Zuſammenſtellung iſt der Geiger und der Saxophoniſt in einer Perſon. Da kann die Konzertmuſik leicht und ohne eine neue Kapelle umgeſtellt werden auf Jazz, denn wer kann ſich noch zwei Kapellen leiſten, eine für die„ſchwere“ eee fragen nach Beſchäftigung und eine für die leichte Muſik? Der zeitgemäße Muſiker muß mit der gleichen Bravour die Violine ſpielen und das Saxophon handhaben können. Die Mannheimer Vermittlungsſtelle beim Arbeitsamt hat in dieſem Jahre 1800 Ver⸗ mittlungen tätigen können, meiſt allerdings kurzfriſtige. Ihre Leitung, und die Qualität der arbeitsſuchenden Muſtker bürgen für eine gute und fachmänniſche Bedienung. Die In⸗ haber der verſchiedenen Gaſtſtätten ſeien auf dieſe „Winterhilfe“ gegenüber den arbeitsloſen Mannhei⸗ mer Muſikern nachdrücklich hingewieſen. Sie fahren nicht ſchlecht dabei, denn immer noch deckt man ſeinen Bedarf am beſten im Fachgeſchäft. Ein ſolches„Fach⸗ geſchäft“ auf dem Gebiete des Muſikmarktes iſt die Vermittlungsſtelle des Mannheimer Arbeitsamtes. Sieoͤlergemeinſchaft Käfertal Die etwa 200 Stadtrand ſied ber in Käfertal haben ſich in einer Verſammlung am 13. Dezember zu einer Siedlergemeinſchaft zuſammengeſchloſſen. Es dürfte damit der Anfang zu einer Erfaſſung aller Siedler gemacht ſein, um durch eine Gemeinſchaft die Intereſſen der Siedler von einer Zentralſtelle aus zu vertreten. Am Freitag konnten bereits die Siedler in der neuen Gemeinſchaft Käfertal eine Feierſtunde begehen, zu der ſich, trotz des undurchdringlichen Nebels, alle Siedler mit ihren Frauen eingefunden hatten. Der Saal der Freien Turner⸗ ſchaft Käfertal war überfüllt, als der 1. Vorſitzende Kaltreuther die Erſchienenen begrüßte und einleitend nochmals auf den Sinn und Zweck der Gemeinſchaft ein⸗ ging. Unter den Erſchienenen konnte er Herrn Schnee ⸗ berger, den Gartenbauberater des Arbeitsamtes, be⸗ rüßen, deſſen Initiative es zu danben war, daß dieſe eierſtunde gehalten werden konnte. Herr Schneeberger, der in einem kurzen Vortrag auf die Bedeutung des Abends einging, wünſchte der neuen Gemeinſchaft vollen Erfolg. Der bunte Teil des Abends, der mit Rezitationen ein⸗ geleitet wurde, brachte mit großem Beifall aufgenommene Chöre des Wagner⸗Quartetts Käfertal, das ſich freundlichſt zur Verfügung geſtellt hatte und beſonders durch das gute Stimmenmaterial auffiel. Der Humoriſt Hoffmann ſtellte mit ſeinen Koſtümvorträgen ſtarke Anforderungen an die Lachmuskeln. Die Hauskapelle der Freien Turnerſchaft Käfertals ſorgte mit flotten Märſchen und Potpourris, daß keine Minute des Abends unausgefüllt blieb. Eine Gra⸗ tisverloſung von Topfpflanzen, Gaxtengeräten, Dünge⸗ mitteln, Samen uſw., wobei feder Siedler einen Gewinn zog, löſte beſondere Freude aus. Es ſei an dieſer Stelle im Namen der Siedler den Spendern herzlichen Dank ge⸗ ſagt. Mit dieſer Zeitwendefeier hat die neue Gemeinſchaft ihre Probe beſtanden. K. K. Skihaſen unterwegs Kleines Winterſportpanorama im D⸗Zug Wenn man in dieſen Tagen nach dem Weih⸗ nachtsfeſt aus dem Norden in den deutſchen Süden zurückfährt und gegen 5 oder 6 Uhr morgens in Hannover, Kaſſel oder Frankfurt mit ſehr verſchla⸗ jenen Augen auf den Bahnſteig blickt, der nur von wenigen trüben Lampen illuminiert iſt, ſo macht man überall eine Entdeckung, die charmant iſt und alle müden Lebensgeiſter wieder wachrüttelt: Skihaſerln ante portas! Sie ſchwingen ſich— feſch vermummte zier⸗ liche Geſtalten— über die Trittbretter in die Waggons hinein. Sie dringen in bedrohlicher Kriegsſtärke in die Ab⸗ teile und erobern mit Triumphgeſchrei, das ſich er⸗ barmungslos über alle Schlaftrunkenheit der bereits vorhandenen Paſſagiere hinwegſetzt und auch den letzten Mann aus Morpheus Armen reißt, ſich Sitz⸗ gelegenheiten. Ihre Koffer fliegen, aus ſport⸗ gewöhnter Hand befördert, im Wuppdich in die Netze und die Skiknüppel, die auf ängſtliche alte Damen wie gefährliche Schießprügel zu wirken ſcheinen, ſauſen hinter den Koffern her. „Hurra!“ rufen jetzt die anmutigen Vertreterin⸗ nen des ſchwachen Geſchlechtes in Skihoſen, Pul⸗ lovers und Windjacken..„Wie haben wir das wieder geſchafft? Haben wir den Zug erobert oder nicht?... Wie bitte, ſagten Sie da hinten in der mürriſchen Ecke etwas, dann flüſtern Sie es laut, damit es auch der Zugführer hören kann! Hallo! Da ſtehn ja noch Lilo und Marion im Gang.“ Kinder, los, ſucht Euch einen Platz, hinter Frankfurt gibt es ſo was überhaupt nicht mehr, dann könnt ihr euch gleich auf die Bretter ſtellen und im Gang Probegalopps veranſtalten. Alſo, los Kinder, ſucht!!“ Die beiden Herren am Fenſter ſehen ſichtlich erfreut auf dieſe wild durcheinander palawernde Mädchenſchar, von denen eine ſo herzhafte, winter⸗ lich⸗ſportliche Friſche ausgeht. Und ſie fragen, wohin denn die Reiſe geht und hören, daß es eine Skifahrt ins Blaue iſt.„Irgendwo in der Schweiz wird ja wohl Schnee liegen. Wir fahren erſt mal bis Baſel und dann werden wir weiter ſehen.“ Andere Mädels haben in Frankfurt hochbepackt mit Koffern, Decken, Skiern und Skiſtöcken den Innsbrucker D⸗Zug mit Beſchlag belegt. Sie haben mit Elan ſich pickfeine Plätze erobert und können es ſich ja denn auch leiſten, vor den amüſierten Männergeſichtern, die aus allen Gang⸗ und Abteil⸗ fenſtern ſehen, in Reihen von ſechs bis acht über die langen Bahnſteige zugauf, zugab zu flanieren. Und wenn dann der Schnellzug den Main überquert hat, dann ſteht alles in voller„Kriegsbemalung“ in den Gängen, nach Schulklaſſen, Univerſitäten, Städten und Freundſchaften geordnet, und diskutiert an Hand der neueſten Zeitungs⸗ wetterberichte die Skilaufmöglichkeiten im Tiroler und ſchweizeriſchen Gebirge. In den Schwarzwald und in die bayeriſchen Berge iſt ja leider der Winter immer noch nicht eingezogen, da⸗ rum muß man über die deutſchen Grenzen hinausfahren, um in den Bereich des Schnees zu ge⸗ langen. g Der Wind pfeift öͤurch die geöffneten Gangfenſter und wirbelt auf den blonden und ſchwarzen Wuſchel⸗ köpfen alle Scheitel⸗ und Stirnlöckchen durch⸗ einander. Aber, was ſchert dieſe Sportmädels, die aus Hamburg, Berlin, aus Hannover, Kaſſel, Frank⸗ furt oder Mannheim kommen, das bißchen Zugluft. Sind ſie nicht wetter⸗ und windfeſt? Bald werden ſie in Gebirgsſonnenſchein und Höhenluft herrlichſte Gelegenheit haben, es zu beweiſen. WI. Freiwilliger Hilfsdienſt des Mannheimer Hilfswerks Am Freitag abend veranſtaltete der FA D. des Mann⸗ heimer Hilfswerks ſeine Weihnachtsfeier. Das Programm wurde ausſchließlich von Arbeitswilligen beſtritten. Dem Weihnachtslied„O du fröhliche“ folgte das Klavierſolo „Domglocken in der Chriſtnacht“. Leiter Müller ver⸗ ſtand in kurzen Worten, Zweck und Ziel des FA D. im Mannheimer Hilfswerk darzulegen. Auch ein Quartett ſang einige Lieder. Einige Weihnachtsbriefe von jungen Studenten an der Front und Arbeitergedichte von Karl Bröger wurden eindrucksvoll vorgetragen. Einigen ge⸗ meinſamen Weihnachtsliedern folgte die Beſcherung. Das Mannheimer Hilfswerk hatte in liebenswürdiger Weiſe für jeden am freiwilligen Arbeitsdienſt Beteiligten einen Pullover und ein Paar Schuhe geſtiftet. Auch an Zi⸗ garetten und Weihnachtsgebäck fehlte es nicht. 1 Brieftanbenausſtellung in Feudenheim. Der Brief⸗ tauben verein„Windiſch Eck“ hielt über die Feiertage in der Wirtſchaft„zum Windeck“ eine gutbeſchickte Ausſtellung der diesjährigen Steger ab, die gut beſucht war. Preisrichter waren die Gebrüder Giegfried⸗Feudenheim. Preiſe erhielten: 1. Her⸗ mann Wittenmaier, 2. Ihle und Künzler, g. Hch. Müller, 4. Leonhard Schäfer. Außerdem gab es noch eine große Anzahl Preiſe. Viel Heiterkeit erregte es, als ein im Glückshafen befindlicher Gutſchein über einen Zentner Briketts von einem arbeitsloſen Familienvater mit mehreren Kindern gezogen wurde. g Mannheimer Senoͤungen Mit einer künſtleriſch ausgefeilten Leiſtung erfreute Otto Voß, Heidelberg, der vor dem Mannheimer Mikro⸗ phon in einem Klavierkonzert Variationen und Fuge über ein Thema von Händel für das Pianoforte von Joh. Brahms op. 24 ſpielte und durch ſeine techniſche Fertigkeit die Schönheiten der Kompoſition voll erſchloß. Nach einleitendem Glockengeläute der Chriſtuskirche ſpielte Kirchenmuſikdirektor Arnd Landmann auf der Orgel der Chriſtuskirche Präludium, Largo und Fuge in C⸗dur von Joh. Seb. Bach und ließ im Hauptteil des Kon⸗ zertes einige Choralvorſpiele von Brahms, Landmann, Karg, Elert und Reger folgen. Zwei Werke von C. Franck beſchloſſen die Vortragsfolge, die, wie man es auch gar nicht anders erwartete, einen geſchloſſenen Eindruck hinterließ und die das Können Arno Landmanns ins beſte Licht rückte In einer Evangeliſchen Morgenfeier ſprach Uniwerſitätsprofeſſor D. Renatus Hupfeld, Heidelberg, ſinnige Worte über das Weihnachtsfeſt und führte aus, wie das Feſt uns bezwungen hat und wir im Banne des Feſtes ſtehen. Umrahmt wurde dieſe Feierſtunde durch Chor⸗ vorträge der Chorgruppe des Evangeliſchen Inſtituts der g Univerſität Heidelberg unter der Leitung von Kirchenmuſik⸗ direktor Univerſitätsprofeſſor Poppen, m. Heidelberg, 27. Dezember. Der Stadtrat hat als Nachfolger des in den Ruheſtand getretenen Oberforſtrats Krutina den bisherigen Dienſtvor⸗ ſtand des Forſtamts Zell am Hammersbach, Forſtrat Oswald Fuchs, gewählt. * 3 f 1 7 5 5 ſtanden und überwunden hat. Seite/ Numme 604 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgaße Mittwoch, 28. Dezember 1932 Aus Vaden Ein Greis als Kuppler * Heidelberg, 28 Dezember. Ein Achtzig jähriger and wegen Kuppelei vor dem Einzelrichter und er⸗ hielt einen Monat Gefängnis. Faſt wäre er noch wegen Zuhälterei verurteilt worden, doch die Be⸗ weiſe reichten nicht aus. Evangeliſche Chriſtmette in Nußloch gg. Nußloch, 28. Dezember. Pfarrer Menke hielt auch in dieſem Jahre wieder die von ihm im Vorjahre eingeführte Chriſt mette in der Frühe des erſten Weihnachtsfeiertages ab. Die Kirche war nur mit Kerzen ſtimmungsvoll beleuchtet, wäh⸗ rend der mit Tannenbäumen ausgeſchmückte Altar⸗ raum vom Glanze eines großen Adventſterns be⸗ ſtrahlt war. Auserleſene Lyrik, vorgetragen von Pfarrer Menke, Gedichtvorträge, zahlreiche Lieder des Kirchenchores, ſowie Darbietungen des Or⸗ cheſters umrahmten die ſtimmungsvolle Krippen⸗ szene. Der Turn⸗ und Fechtklub und der Geſangverein „Sängereinheit“ veranſtalteten am Abend des zweiten Feſttages im Saale zur Pfalz eine gemein⸗ ſame Winterfeier, deren erſter Teil weihnacht⸗ lich ausgeſtaltet war. Der zweite Teil enthielt heitere Darbietungen, ein reizendes Rokokotänzchen ſowie Geſangsvorträge der„Sängereinheit“. Schwerer Kraftwagenunfall * Adelsheim, 28. Dezember. Das Auto des Forſt⸗ rats Dr. Gerber ſtürzte zwiſchen Zimmern und Adelsheim eine 15 Meter hohe Böſchung 0 8 b. Dr. Gerber erlitt ſchwere Verletzungen am Opf. 8 Beideck geſtorben * Karlsruhe, 28. Dezember. Oberſteuerinſpektor Beideck iſt am 20. Dezember in Friedrichsroda (Thüringen) im Alter von 47 Jahren geſtorben. Bei⸗ deck wurde bekanntlich wegen des gegen ihn an⸗ hängigen Verfahrens von der Staatsanwaltſchaft ge⸗ ſucht. Nach Aufdeckung der Verfehlungen beim Lan⸗ desfinanzamt war Beideck verſchwunden. Freiburger Münſter wird geheizt Freiburg, 27. Dezember. Die Heizungsanlage im Liebfrauenmünſter wurde dem Betrieb über⸗ geben. In knapp vier Monaten iſt ein großes, ſchwie⸗ riges und für das Münſter bedeutſames Werk ge⸗ leiſtet worden. Das Syſtem, das hier zur Ausfüh⸗ rung gelangte, die Feuerluftheizung, iſt das gleiche mie es ſchon in neun deutſchen Domen und in mehr als tauſend Kirchen von Denkmalswert des In⸗ und Auslandes ausgeführt wurde. Die Größe der Oefen iſt ſo gewählt, daß ſie imſtande ſind, bei einer Außen⸗ temperatur von minus 10 Grad den Innenraum auf plus 10 Grad Celſius zu erwärmen. Einbruchsdiebſtahl in ein Uhrengeſchäft * Waldshut, 28. Dezember. In der Nacht zum erſten Weihnachtsfeiertag wurde in das hieſige Uhren⸗ geſchäft von Johann Ebner& Sohn eingebrochen. Die Diebe ſchlugen die Schaufenſter entzwei und ent⸗ wendeten aus der Auslage eine Herrenarmbanduhr, vier Photoapparate, ein Futteral für einen Photo⸗ apparat, etwa 10 goldene Ringe und Mauſchetten⸗ knöpfe. Nachbarhäuſer aufmerkſam, worauf die Diebe eiligſt die Flucht ergriffen. Sie verloren bei ihrer Flucht drei Ringe, die gefunden wurden. & i Ilvesheim, 28. Dezember. Für den Pfarrer Weigand, der, wie gemeldet, am 20. Dezember Ilves⸗ heim verlaſſen hat, um ſeine neue Stelle in Gerchs⸗ heim bei Tauberbiſchofsheim anzutreten, wurde Miſſionar Karl Friedrich Ihle vom Miſſtonsinſtitut in Freiburg als Pfarrverweſer angewieſen. Da der neue Pfarrer erſt Mitte Januar kommen wird, wird die Pfarrei ſolange von einem Mannheimer Geiſtlichen verſehen. 5 Schwetzingen, 28. Dezember. Der Geſang⸗ verein„Sängerbund“ Schwetzingen brachte am erſten Weihnachtstage vormittags den Inſaſſen des hieſigen ſtädtiſchen Krankenhauſes ein mit Dankbar⸗ keit aufgenommenes Weihnachtsſtändchen dar. Nachmittags ſpielte die Stadtkapelle gleichfalls am Krankenhauſe. Auch dieſe muſtkaliſchen Darbietun⸗ gen fanden großen Beifall. Anſchließend veranſtaltete die Stadtkapelle auf dem Schloßplatz ein Weih⸗ nachts konzert. Von größeren Vereinsveran⸗ ſtaltungen, die über die Feiertage ſtattfanden, ſind zu erwähnen die Weihnachtsfeiern des Militär⸗ und Kriegervereins Schwetzingen ſowie der Pivonier⸗ vereinigung Schwetzingen; ferner die Abend muſik des Evangeliſchen Kirchenchors am erſten und die Auf⸗ führung des Singſpiels„Waldvögelein“ am zweiten Weihnachtsfeiertage. Die Veranſtaltungen waren durchweg gut beſucht. 1 S. Plankſtadt, 28. Dezember. Der kath. Jüng⸗ lings⸗Verein hielt am Montag abend im gro⸗ ßen Saal des Jugendhauſes ſeine Weihnachts ⸗ feier mit Theateraufführungen ab. Der Saal war dicht beſetzt. Zur Aufführung gelangte ein dramati⸗ ſches Volksſtück„Der Lindenhofer“ in 3 Aufzügen. Die Mitwirkenden ernteten reichen Beifall. Pfarrer Augenſtein leitete den Abend durch eine ent⸗ ſprechende Anſprache ein. Er dankte am Schluſſe des Abends allen Mitwirkenden. Die Tombola brachte viele ſchöne Gewinne. Der Reinerlös des Feſtes wird wohltätigen Zwecken zugeführt. * Heidelberg, 26. Dezember. Auf den öffentlichen Orientierungstafeln iſt als Heidelberger Sehenswür⸗ digkeit auch die alte hiſtoriſche Wirtſchaft„Zum Seppel“ verzeichnet. Sie wird auch von Fremden viel aufgeſucht. Generationen von Studenten— haupt⸗ ſächlich Korpsſtudenten— haben im„Seppel“ fröh⸗ liche Stunden verlebt, an die alle Beteiligten gern zurückdenken. Unter der Ungunſt der Zeit hatte auch dieſe Gaſtſtätte zu leiden, ſie kam ſogar— und nur darauf bezog ſich eine unlängſt an dieſer Stelle er⸗ ſchlenene Notiz— unter den Hammer. Der lang⸗ jährige Pächter, Herr Sattler, erwarb ſie und damit kam das Unternehmen endgültig in gute, be⸗ währte Hand. Der Sohn des Herrn Sattler, der die Gaſtſtätte ſchon vor der Kriſe in Pacht und infolge⸗ deſſen das Haus ſelbſt geſteigert hat, führt die Wirt⸗ ſchaft nach bewührtem Vorbild weiter und ſo kann man ſagen, daß der„Seppel“ die Kriſis gut über⸗ Durch das Geräuſch wurden Bewohner der Offenburg, 27. Dezember. In der Erzberger⸗ ſtraße wurde auf aufgefülltem Gelände die Leiche eines drei Tage alten Kindes gefunden. 5 i Brandurſache iſt unbekannt. 100 Mk. Geldstrafe für fahrlüſſige Tölung Verhanolung vor dem Schöffengericht Mannheim Der am 28. Dezember 1897 in Uhringen geborene Propiſionsvertreter Ludwig Herz, lenkte am 27. Sep⸗ tember 9 Uhr abends ein von ihm gemietetes Per⸗ ſonenauto. Er fuhr, von Ludwigshafen kommend, durch die Bismarckſtraße in Richtung nach dem Kaiſerring. Es war dunkel und regnete. Der An⸗ geklagte fuhr vorſchriftswidrig auf dem linken(nörd⸗ lichen) Fahrdamm der Bismarckſtraße, wobei er die am 1. Auguſt 1864 geborene Ehefrau des Schreiners Paul Trautmann, Ida Agnes geb. Vergin, beim Be⸗ zirksamt anfuhr. Die Frau hatte nach dem Verlaſſen der elektriſchen Straßenbahn auf dem rechten(ſüd⸗ lichen) Fahrdamm die zwiſchen der Baumallee ge⸗ legene Straße überſchritten und war im Begriffe, zu dem Gehweg vor L 4 zu gelangen und von da nach ihrer Wohnung in N 3, 13 zu gehen. Die Frau wurde vom Kraftwagen erfaßt und zu Boden ge⸗ ſchleudert. Sie erlitt außer ſonſtigen Knochen⸗ brüchen einen Beckenbruch und den Bruch mehrerer Rippen. Die Verletzungen waren derart ſchwer, daß die Frau bald darauf ſtarb. Die Anklage macht dem Autoführer zum Vor⸗ wurf, daß er, obwohl hier ortsfremd, zu raſch ge⸗ fahren ſei und daß er bei einiger Aufmerkſamkeit hätte ſehen müſſen, daß er auf der falſchen Straßen⸗ ſeite gefahren iſt. Durch ſeine Fahrläſſigkeit habe er den Tod der Frau verurſacht. Der An⸗ geklagte erklärte ſich für nicht ſchuldig. Die Blätter der Bäume in der Bismarckſtraße hätten jede Aus⸗ ſicht genommen und außerdem ſei die Beleuchtung der Bismarckſtraße ſehr ſchlecht geweſen. 5 Zeugen wurden vernommen, die das Tempo des Angeklagten mit etwa 20—25 Kilometern angaben. Einer der Zeugen bemerkte, daß in der Bismarck⸗ ſtraße doppelte Vorſicht am Platze ſei. Bezirksarzt Dr. Kreß erſtattete Bericht über den Sektions⸗ befund, während Polizeioberleutnant Huber und Zivilingenieur Brunner als Sachverſtändige ſich über die Verkehrsvorſchriften und den Autounfall äußerten. Der Erſte Staatsanwalt Frey hob hervor, daß der Angeklagte ſchwer gegen die Mannheimer Straßenvorſchriften verſtoßen habe. Es komme ja gelegentlich vor, daß einer in der Bismarckſtraße falſch fahre, daß ſich dies aber allzu häufig ereigne, ſei nicht der Fall. Würde der Angeklagte einiger⸗ maßen aufgepaßt haben, hätte er ſehen müſſen, wo er fährt und dann wäre das Unglück nicht vor⸗ gekommen. Dann würde die Frau heute noch leben. Sein Strafantrag lautete auf/ 300 anſtelle einer Gefängnisſtrafe von zwei Monaten. Rechtsanwalt Dr. Katz des als Nebenkläger aufgetretenen Herrn Trautmann bezog ſich in ſeinem Plädoyer auf ein Reichsgerichtsurteil, daß der Kraft⸗ fahrer in fremden Städten ſeine Geſchwindigkeit ſo heruntermindern muß, daß er jeden Augenblick anhalten kann. Dies ſei der Schwerpunkt der ganzen Sache. Man müſſe dem Staatsanwalt nur recht geben, daß das Unglück ſich nicht ereignet hätte, wenn der Angeklagte aufgepaßt hätte. Die Bis⸗ marckſtraße ſei die beſtbeleuchteſte Straße in Mann⸗ heim. Rechtsanwalt Willt Pfeiffenberger ver⸗ langt den Freiſpruch ſeines Mandanten auf Grund der Gutachten der Sachverſtändigen. Vor Fällung des Urteils erfolgte noch eine zweite Beſichtigung des Tatortes durch den Ge⸗ richtshof. Nach kurzer Beratung verkündete der Ge⸗ richtsvorſitzende, Amtsgerichtsdirektor Dr. Kley, das Urteil, das auf Mark 100 Geldſtrafe lautete. 5 ch. Aus der Pfalz 4 Unter Salzmaſſen verſchüttet * Indmigshaſen, 28. Dezember. Wie wir erſah⸗ ren, ereignete ſich im Werk Oppau der J. G. Far⸗ ben, Bau 60, am Dienstag nacht gegen 11 Uhr ein ſchwerer Unfall. Der verheiratete Arbeiter Georg Schmidt aus Böhl wurde von Salzmaſſen verſchüttet. Obwohl ſeine Kollegen im Verein mit der ſofort alarmierten Fabrikfeuerwehr unver⸗ züglich daran gingen, ihn auszugraben, konnte der Verunglückte nicht mehr lebend geborgen werden. Wie wir dazu erfahren, ſteht einwandfrei ſeſt, daß es ſich um ein Selbſtverſchulden des Ver⸗ unglückten handelte, der ſich in dem Salzbunker auf⸗ hielt, in den in jedem Augenblick von außen Kali⸗ ſalge eingefüllt wurden. Den verſchiedenen War⸗ nungen, den Bunker zu verlaſſen, kam Schmidt nicht rechtzeitig nach, ſo daß er bei der automatiſchen Füllung des Bunkers von 140 Zeutner Kaliſalzen begraben wurde. Die Nichtachtung der Warnungen inn Verbindung mit verſchiedenen unglücklichen Mo⸗ menten führten zu dem verhängnisvollen Ausgang des Unfalls. Selbſtmord einer Frau durch Erſchießen * Frankenthal, 28. Dezember. Die 42 Jahre alte Ehefrau des Finanzamtsbeamten Zellner hat ſich am Samstag früh in ihrer Wohnung erſchoſſen, nach⸗ dem ſie vorher verſucht hatte, ihren zehn Jahre alten Sohn mit der gleichen Waffe zu töten. Die Be⸗ meggründe der Tat ſind noch nicht bekannt, dürften aber in plötzlicher Geiſtesgeſtörtheit liegen. Eine Ge⸗ richtskommiſſion weilte am Tatort. Morhverſuch an der Mutter * Pirmaſens, 28. Dezember. Zwiſchen dem 19⸗ jährigen Arbeiter Michael Reiner und ſeinen Eltern beſtand ſchon geraume Zeit ein geſpanntes Verhältnis, weil der Sohn ein Tunichtgut war, der ſeinen Eltern alles andere, nur keine Freude machte. Ueber die Weihnachtsfeiertage war es, wie ſchon oft, zu heftigen Auseinanderſetzungen gekommen, weil Mutter und Schweſter dem jungen Mann wegen ſeines Müßigganges Vorwürfe machten. Daraufhin faßte der Burſche den Entſchluß, ſeine Mutter z u töten. Heute früh bei Tagesanbruch lauerte er ihr unter⸗ halb der Zeppelin⸗Brücke, alſo am Ausgang der Stadt, auf und ſchlug mit einem dicken Prügel, den er ſich vorher zurecht gemacht hatte, auf die Mutter ein, die mit ſchweren Verletzungen zu Boden ſank. An der feſten Abſicht, die Frau tot⸗ zuſchlagen, wurde er nur durch das Dazwiſchen⸗ treten ſeiner Schweſter und eines in der Nähe woh⸗ nenden Mannes gehindert. Reiner flüchtete darauf, konnte aber bald von der Polizei geſtellt und verhaftet werden. Er gab kalt⸗ blütig zu, daß er ſeine Mutter erſchlagen wollte. Autounglück— Ein Fahrgaſt getötet * Rodalben(Amt Pirmaſens), 28. Dezember. Eine Geſellſchaft von ſechs jungen Leuten wollte zu Ver⸗ wandten nach Kirchenarnbach fahren. Am Forſt⸗ hausneubau geriet das Auto aus unbekannter Ur⸗ ſache auf die Straßenſeite und überſchlug ſich, worauf es eine Böſchung hinabſtürzte. Von den Inſaſſen erlitt der 18jährige Dachdecker Gg. Sofffky aus Gries, der vom Rückſitz gegen den Führerſitz geſchleudert wurde, einen Bruch der Schädelbasis und war auf der Stelle tot. Die übrigen Inſaſſen kamen mit leichteren Verletzungen davon. Großbrand in Trahweiler * Trahweiler(Weſtpfalz), 28. Dezember. In der Nacht zum Dienstag brach im Anweſen des Land⸗ wirts Daniel Braun Feuer aus, das auch das An⸗ weſen des penſionierten Hüttenarbeiters Adam Nau⸗ mann erfaßte. Beide Scheunen ſind mit ſämt⸗ lichen Ernte⸗ und Futtervorräten niedergebrannt. An den Wohnhäuſern wurde nur der Dachſtuhl be⸗ ſchädigt. Da nicht genügend Waſſer vorhanden war, wurde teilweiſe mit Pfuhl geſpritzt. Sämt⸗ liche landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte ſind vernichtet; das Vieh konnte gerettet werden. Der Schaden ſoll durch Verſicherung gedeckt ſein. Die Schiffsberaubung in Speyer nd Speyer, 28. Dezember. Auf dem Rhein bei der Schiffsbrücke wurde zur Nachtzeit eine ſchwere Schiffsberaubung ausgeführt. Die noch unbe⸗ kannten Täter brachen den über Nacht vor Anker gelegenen Schleppkahn„Guro“ auf und ſchafften daraus 4 Sack Weizen fort. Die Beraubung wurde erſt am nächſten Morgen in Maxau entdeckt. Es ſtellte ſich heraus, aß die Plomben des Kahnes abgeriſſen wurden. Aus einem landwirtſchaftlichen Anweſen in Mechtersheim wurden 2 ſchlachtreife Gänſe und in Dudenhofen 4 ſchlachtreife Enten geſtohlen. Als dringend Verdächtige wurden zwei hieſige Erwerbs⸗ loſe verhaftet. Jäher Tod * Hettenleidelheim(Amt Fraukenthal), 28. De⸗ zember. Der 21 Jahre alte Sohn des Schuhmacher⸗ meiſters Chr. Weibel, Karl Weibel, kehrte am zwei⸗ ten Weihnachtstag früh 2 Uhr von einer Weihnachts⸗ feier in Eiſenberg nach Hauſe zurück und wurde von ſeinen Eltern gegen 4 Uhr morgens ſtöhnend im Hausgang vorgefunden. Der Vater brachte ihn in die Küche und ſpäter in bewußtloſem Zuſtande zu Bett, wo er morgens ſtarb, ohne das Bewußt⸗ ſein wiedererlangt zu haben. Es wird allgemein angenommen, daß Karl Weibel rücklings einige Treppenſtufen heruntergefallen und ſich dabei ſchwere Gehirn verletzungen zugezogen hat. Eine Gerichts⸗ kommiſſion von Grünſtadt hat die Leiche zur Be⸗ erdigung freigegeben. 92 FA Nachbargebiete 40 Jahre M. G. V.„Euterpia“, Lampertheim L. Lampertheim, 28. Dezember. Der M. G. W „Euterpia“ Lampertheim kann im Jahre 19383 auf ſein 40⸗jähriges Beſtehen zurückblicken. Zu dieſem Jubiläum, das am 24., 25. und 26. Juni 1933, mit großem nationalen Geſangswettſtreit ver⸗ bunden, gefeiert wird, ſind die Vorarbeiten in vollem Gange. An Geldpreiſen ſtehen 2000/ neben ſehr wertvollen Klaſſen- und Ehrenpreiſen zur Verfü⸗ gung. Außerdem fällt in jede Klaſſe ein Dirigen⸗ tenpreis in Höhe von 50. Der Delegierten tag, wird am 15. Januar in Lampertheim ſtatt⸗ finden. Das Preisgericht wird aus erſten Auto⸗ ritäten zuſammengeſetzt. Tod durch Wundſtarrkrampf * Oppenheim, 28. Dezember. Der verheiratete 62jährige Arbeiter Flick aus Schwabsburg bei Op⸗ penheim ſtarb an den Folgen eines Wundſtarr⸗ krampfes im Städtiſchen Krankenhaus zu Mainz. Er zog ſich vor einiger Zeit eine kleine Verletzung an der Hand zu, der er zunächſt keine Bedeutung bei⸗ legte. Nach einigen Tagen ſtellte ſich eine ſtarke Entzündung an der Hand ein. Auf Anordnung des Arztes wurde der Mann in das Städtiſche Kranken⸗ haus nach Mainz gebracht, wo er jetzt geſtorben iſt. Die ärztliche Unterſuchung ergab, daß der Tod durch ſtark vorgeſchrittenen Wundſtarrkrampf eintrat. Mühle mit Wohnhaus niedergebraunt * Großhenbach(Amt Miltenberg), 28. Dezember. Hier brach in der Dorfmühle von Gottfried Kremer Feuer aus, das mit raſender Geſchwindigkeit um ſich griff. Die Mühle ſamt dem Wohnhaus wurden in kürzeſter Zeit in Schutt und Aſche gelegt. Das Feuer wurde erſt bemerkt, als bereits Gebälk und Dachſtuhl in Flammen ſtanden. Die geſamte Mühl⸗ einrichtung, die Getreide- und Mehlvorräte ſowie die im Wohnhaus befindlichen Möbel wurden ver⸗ nichtet. ** sa- Birkenau, 28. Dezember. Die Bautätigkeit im hieſigen Ort war im Gegenſatz zu anderen Ge⸗ meinden ſehr rege. 16—18 Neubauten wurden hier erſtellt und an den Altbauten Renovierungsarbei⸗ ten vorgenommen. Von einer Wohnungsuypt in Bir⸗ kenau kann demnach keine Rede mehr ſein. sw. Worms, 28. Dezember. Am Heiligen Abend wurden zwei Ehefrauen, eine aus Roxheim und eine aus Herrusheim in hieſigen Warenhäuſern beim Diebſtahl auf friſcher Tat ertappt. Sie mußten bis zur Aufklärung des Tatbeſtandes in Haft bleiben. So hatten ſich die beiden die Feiertage doch nicht vorgeſtellt.* * Mainz, 26. Dezember. Auf dem Forſterplatz wird für die Gefallenen des ehemaligen Infanterie⸗ regimentes 117 ein Ehrenmal errichtet. Es wird einen monumentalen Löwen darſtellen. Von den eingereichten Modellen Mainzer und Wiesbadener Künſtler fiel die Wahl auf das Modell des Bildhauers Karl Hoffmann, Mainz. * Frankfurt a.., 28. Dezember. In einer Halle des Eiſenbahnausbeſſerungswerkes brach geſtern abend gegen 9g Uhr Feuer aus. Ein Perſonen⸗ wagen brannte vollkommen aus, ein zweiter wurde beſchädigt. Die Flammen ergriffen dann auch das Dach der Halle. Die Eindeckung und ein Teil der Eiſenkonſtruktion der Halle wurden beſchädigt. * Laufenburg, 28. Dezember. Seit Herbſt wird ein Ingenieur vermißt, der viele Jahre als Prokuriſt und Betreibsleiter bei der Elektro⸗Nitrum A. G. in Rhina tätig war, aus deren Dienſten er im letzten Sommer austrat. Der Vermißte behielt ſeinen Wohnſitz in Rhina bei. Seit Herbſt iſt er ver⸗ ſchwunden, ohne daß bisher ein Lebenszeichen von ihm eingetroffen iſt. Aussicht Meldung der Landeswefferwarſe Karlsruhe Vorausſage für Donnerstag, 29. Dezember Noch keine weſentliche Aenderung. Beobachtungen der Landeswetterſtellen.28 Uhr vormittags 2 Luft- 8 0 2 22 8 Dee S„32 Wind Statlonen: höhe 1 5 S 355 m mm 3 ss s Richt.] Stärke Wertheim 151— 1 3 o N leicht bedeckt Königsſtuhl] 563 772,1—-2 1 2 80 ieicht Nebel Karlsruhe 120 773,3 0 2 1 NW leicht bedeckt Dad.⸗Baden] 213 773,31 3 2 ſtill— Nebel Villingen 712 774,2 2 0 250 leicht wolkig Bad. Dürrh.] 701——2 0 2 80 deicht bedeckt St. Blaſten 780——3 1—3 ſtill— bedeckt Badenweiler] 422 772,9 2 3=3 SW- leicht heiter eldberg Hoff1275 641.16—1— 6 9205 58 heiter Sauinsld.[1268 665,9—3 16 leicht wolkenlos Seit etwa zwei Tagen fällt der Luftdruck in ganz Europa, ein Anzeichen dafür, daß jetzt die atlantiſchen Zyklonen allmählich Einfluß auf die Witterung Mitteleuropas gewinnen werden. Während des An⸗ fangsſtadiums dieſer Umbildung der Wetterlage iſt aber in Süddeutſchland noch nicht mit nennenswerten Niederſchlägen zu rechnen, da ſich hier zunächſt noch Föhneinfluß geltend machen wird. Schauinsland meldet Alpenſicht über 200 Kilometer, Feldberg bis zu 200 Kilometer. Was hören wir? Donnerstag, 29. Dezember 5 Frankfurt .20: Frühkonzert.— 18.50: Gedanken über den Begriff der Wirtſchaftlichleit.— 19.30: Spuk in der Nacht und an⸗ dere Geſchichten um Ludwig Devrient.— 20.00: Zeitfunk: Eine Nachricht geht in die Welt.— 20.30: Konzert. Heilsberg .35: Frühkonzert.—.30: Turnſtunde für die Haus⸗ frau.— 11.30 u. 19.05: Konzerte.— 16.00: Jugendſtunde. — 16.30: Märchen in der Muſik.— 17.45: Kolendervor⸗ [pruch für Jonuar 1933.— 19.00: Zithertriv.— 29.00: Konzert.— 21.05 Prof. Dr. Rothfels: Bismarck.— 21.35: Literariſches Bismarckporträt. 5 Langenberg a .05: Schallplatten.— 10.15: Gemeinſchaftsempfong für Arbeits loſe.— 11.20; Schallplatten.— 13.00 Konzert.— 15.50: Kinderſtunde.— 16.45: Des Nachbars Garten(Er⸗ zählung).— 17.00: Konzert.— 18.15: Der Ruf der Erde (Erzählung]).— 19.20: Aus der Frauenbewegung.— 19.30: Dr. Schagen: Die berufsſtändige Ordnung im Handwerk.— 20.00: Der Pantoffelheld, Oper v. Tſchaikowſky.— 29.00: Nachtmuſtk und Tonz. f München 10.00: Gymnaſtik für die Hausfrau.— 10.15: Technik im Alltag.— 10.35: Arbeitshygiene.— 13.15: Schallplatten.— 16.05 u. 17.00: Konzerte.—.15: Führung als Er⸗ ziehungsbegriff.— 18.35: Dr. H. Haushofer: Bayeriſcher Bauernadel.— 19.05: Militärmuſik.— 20.05: Scherzo. — 20.30: Winterhilfe 1932/3.— 21.45: Kleiner Hörfilm. Südfunk .20: Schallplatten.— 10.10: Luſtige Lieder.— 10.40 Uebertragung aus Mannheim.— 12.00 u. 13.30: Konzerte. — 15.30: Jugendſtunde.— 16.30: A H. Müller: Streifzug durch das Wiſſensgut der wiſſenſchaftlichen Aſtrologie.— 17.00: Konzert.— 18.25: R. Flamm: Heimatkundliches aus dem Schwarzwald.— 19.15: Uebertragung aus Mannheim. — 19.30: Bei uns zu Lande.— 20.00: Heiterer Abend(aus Hamburg).— 22.00: Zum 100. Todestag des Verlegers Cotta.— 22.45: Tanzmuſik. Wien 16.30: Dr. Blauenſteiner: Paris und London.— 17.05: Konzert.— 19.40: Jags auf zwei Klavieren.— 20.35: Or⸗ cheſterkonzert.— 22.05 Schallplattenkonzert. Aus Mannheim 10.40—11.10:„Klaviermuſik für Kinder“, geſpielt von Trude Rittmann.— 19.15.—19.30: Dr. J. P. Buß gibt In⸗ farmationsberichte über die Lage am ſüdweſtdeutſchen Lan⸗ desproduktenmarkt. N Aus dem Auslande Beromünſter: 20.00: Bläſermuſik mit Klavier.—.502 Kleine Weißhnachtslegende. Mailand 20.30: Oper. 8 Prag: 18.30: Deutſche Sendung. 75 5 Rom: 20.45: Geiſtliche Muſik.— Anſchließend Weiß⸗ nachtsoratorium. Straßburg: 19.30 u. 20.45: Schallplatten.— 21.00 Soliſtenſtunde.— 22.00: Das Rheingold. — ‚—— T r.. Chefredakteur: 5. A Meißner Derantmwortlich für Politik: Dr. Walter Reinhardt Handelsteil: Kurt Ehmer Feuilleton: Dr. Stefan Kayſer Kommunalpolitik u vorares: Richard Schönfelder— Sport und Vermiſchtes: Willy Müller Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht und den übrigen Teil; Franz Kircher Anzeigen und geſchäftliche Mitteilungen: Jakob Faude, ſämtlich in Mannheim- ßerausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim 8 1, Für unverlangte Beiträge keine Gewähr Rllckſendung nur bei Rückports Geſchäftliche Mitteilungen Frohe Botſchaft an die Raucherwelt. Die Firma Vik⸗ liger Söhne gibt betannt, daß ſeit einiger Zeit die Bil⸗ liger 10⸗Pfg.⸗Stumpen in co. 10 v. H. größerem Format herauskommen. Ebenſo ſind die Qualitäten durch Ver⸗ arbeitung des logber Johrgangs nochmals verbeſſert wor⸗ den. Bekanntlich hat Villiger aus der aus ezeichnete 1900er Ernte über 150 Waggons ÜUsberſee⸗ Tobak gekauft. 8. 35 5 * a 3 Mittwoch, 28. Dezember 1932 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe 5. Seite/ Nummer 604 —— II*) Das Morgenblatt kniſtert in Taubs Hand. Wer Zeitung lieſt, gewinut die Welt. Und über ſüdamerikaniſche Revolutionen, überaus wich⸗ tige Reichstagsreden, Eroberung der Stratoſphäre, Unfallchronik und Marktbericht gewinnt man Diſtanz zu ſich ſelber. Ruhe, nur Ruhe und Haltung bewahren! Wohin denn heute abend? In die neue Lehar⸗Operette, oder in die Albers ⸗ Filmpremiere? Heiratsanzeigen? Danke, genug von Daiſy! Vermiſchtes, Okkaſions⸗ verkauf, Stellenmarkt, na, die Stellung hat man ja noch, fehlt leider nur das Fahrgeld, zurück ins heimatliche Laboratorium. Aber ſoll es denn gleich zurückgehen? Mit irgendeiner blödſinnigen Ent⸗ ſchuldigung wieder antreten nach achtundvierzig Stunden. In die Berge müßte man jetzt, Skilaufen wie vor zwanzig Jahren, das wäre ja das Richtige, — Geſellſchaftsreiſe nach Tirol, 21 Tage mit voller Verpflegung, wird mit ſechs Mark neunzig, abzüglich Cognac, Kaffee und zehn Prozent Trinkgeld ſchwer zu machen ſein. Amerikaniſche Kredite zu ſehr kulanten Bedingungen vergibt an Beamte und Angeſtellte großer Unternehmungen Chiffre X. B 2747. Im fennig raus Es ſind erſt ein paar kurze Stunden vergangen, ſeitdem Heinz Taub ſeine kaffeehausgeſchriebene Anfrage perſönlich für Chiffre X. B. 2747 in der Zei⸗ tungsfiliale abgegeben hat. Sein Plan ſteht feſt. Dreitauſend Mark ſollen es ſein, natürlich nicht zu Wucherzinſen, die würde er ablehnen. Dann ruft er den Cheſchemiker daheim an. Entſchuldigt ſich mit einem plötzlichen Trauerfall in der Familie, der ihn nach Berlin gerufen hat und bittet im Anſchluß um ſeinen Jahresurlaub. Macht die Geſellſchaftsreiſe nach Tirol mit. Vielleicht läßt er ſich auch zwei neue Anzüge machen— und kaufen wird er, zum erſten Mal in ſeinem Leben alles zuſammenkaufen kön⸗ nen: Skiausrüſtung, Photoapparat, Daiſy,— nein, Daiſy nicht mehr! Aber wer weiß, was das Schick⸗ ſal noch mit ihm vor hat; ein Mann von vierzig * Dohren iſt ja, in einer Zeit, in der Großmütter 5 N * bas wäre doch fein: nach dem Hochgebirge macht der Herr Doktor eigentlich? Analyſ en Tango tanzen, ein Jüngling. Der Chemiker Heinz Traub ſitzt in ſeinem kleinen Hotelzimmer und phantaſiert in ſehr korrekten Ad⸗ ditionen. Der Pfennigrauſch brauſt über den Mann hinweg. Das Telephon? Eine Damenſtimme?„Ja⸗ wohl, ich bin am Apparat!“ Ach ſo, ſchon die Ant⸗ wort von der lockenden Anzeige. Fix ſind die Leute in Berlin, das muß man ihnen ſchon laſ⸗ ſen.„Selbſtverſtändlich, ich kann gleich hinüberkom⸗ men!“ Und er buchſtabiert ſorgfältig die Adreſſe: Jägerſtraße 61, zwei Treppen, links. NMendriꝶk Fisker macdſit alles Mobilien, Immobilien, Im⸗ und Export, Effekten⸗ lombard, Transportkredit, Rückverſicherung, Finan⸗ gierung aller Arten. Er iſt ein großer, behäbiger Mann mit ſehr kreditfähigen Rundungen. Spricht ein Gemiſch aus allen Sprachen. Engliſche, hollän⸗ diſche, auch franzöſiſche Brocken in ſein gutturales Deutſch eingeflochten. Aber ſo ſparſam als möglich ſpricht er, kein überflüſſiges Wort. Für Floskeln und Formeln hat ein ſmarter Geldmenſch keine Zeit. Kaum daß er ſeinem Gaſt Platz angeboten hat ein Lederfauteuil, in dem der Beſucher tief verſinkt, indes der Hausherr hoch auf ſeinem Drehſtuhl thront— beginnt ſchon die Inquiſition. Alſo Chemiker in den Werken von L. iſt der Herr? Perſonaldokumente bei der Hand? Reiſe⸗ paß und Lebeusverſicherungspolice. Danke, das genügt. Um welchen Betrag ſoll es ſich handeln? Sind bereits Geldſchulden vorhanden? In welcher Höhe? Keine? Gut, gut! Referenzen? Nein, bei der Werkleitung erkundigen wir uns beſtimmt nicht. Die Andeutung eines Lächelns geſpenſtert über das fleiſchige Geſicht. Das widerſpricht unſeren ſoliden Geſchäftsgrundſätzen. Diskretion über alles! Und Kulanz, unſere Kunden ſind unſere Freunde! In Holland geht alles viel mehr casy, tres facile. Wie ſagt man nur, Sie wiſſen ſchon. Natürlich, gemütlich ſagt man. Alſo in Holland geht alles mehr gemütlich zu. Ein Prozent über dem Reichsbank⸗ diskontſatz. Hendrik Fiſker iſt kulanter als jede Großbank. Der Chemiker Heinz Taub verſteht nicht allzuviel von Geſchäften. Aber daß er hier ſehr Billig davonkommen dürfte, das hat er im Gefühl. Wer ſein Leben im Laboratorium verbrachte, hat eben kein hochentwickeltes Ahnungsvermögen. Er ahnt nicht, wie teuer er davonkommen wird. Alſo welche Summe, genau bitte? Die Tiroler Geſellſchaftsreiſe, Anzüge und Ski⸗ usrüſtung, Photoapparat, Daiſy, vielleicht doch Daiſy, und an der See iſt er auch noch nicht geweſen, eine Nachkur an der Riviera.. Dreitauſend Mark hat er verlangen wollen. Nun ſagt er mit etwas rauher Stimme: Fünftauſend!“ Hin und her wiegt Hendrik Fifker's Glatze.„Much money!“ „Dann eben nicht!“ Oh, der kleine Chemiker aus der Provinz weiß, wie man im internationalen Finanzgeſchäft zu bluffen hat. Er reckt den Ober⸗ körper. Gleich wird er gehen. Es iſt der pſycho⸗ logiſche Augenblick, der jedes Weltgeſchäft entſcheidet. „Aber nicht zu viel Geld!“ erwidert der feiſte Holländer.„Viel habe ich geſagt. Bemerken Sie wohl, ich habe nicht geſagt: zu viel!“ Triumph, er hat ihn kleingekriegt, den Mijnheer. „Welche Sicherheiten bieten Sie?“ Natürlich, man muß ſolchen Kerlen nur energiſch kommen, dann machen ſie gleich ſchlapp! In un⸗ roſenrote beirrbarer Haltung erwidert der Mann Heinz Taub: „Ich könnte die kleine Summe binnen zwei Jahren zurückzahlen. Mein Gehalt iſt nicht belaſtet. Und ich hahe eine große entwicklungsfähige Stellung im Werk!“ 85 Ach, bas intereſſiert den Mijnheern aber! Was ) Vergleiche Nr. 600. der neuen chemiſchen Verfahren? Jnuter⸗ eſſant! Da verdient man wohl viel Geld damit? „Die Firma ſchon, der einzelne Mitarbeiter nicht!“ gibt Heinz Taub in hochmütiger Beſcheiden⸗ heit zurück. Schade, Verry, ſchade!“ Auch in des Miinheern Bruſt ſchlägt ein mitfühlendes Fettherz.„Leider iſt es ja nicht die Firma, die ſich bei uns um einen Kredit bewirbt...“ Und das Wort bewirbt ſpricht er plötzlich mit ſo ſchneidender Schärfe aus, daß Heinz Taub unwillkürlich vornüberſinkt.„Sondern,“ fährt die etwas aſthmatiſche Firma Hendrik Piſker gurgelnd fort,„einer ihrer Angeſtellten, der uns nicht ſein gewiß ſehr koſtbares Wiſſen, ſondern nur ſeinen tarifvertraglichen Lohn als Sicherheit zur Ver⸗ fügung ſtellt.“ „Meine beſcheidenen Kenntniſſe gehören dem Werk,“ meint der Chemiker,„das kann Sie doch auch nicht intereſſieren.“ „Oh, Mi jnheer intereſſiert ſich für jedes Geſchäft. In dieſer Zeit kann man von Darlehensgewährung allein nicht leben“, erklärt er. „Am wenigſten, wenn man, kurze Pauſe, auch Dar⸗ lehen ohne Wechſel und Schuldſchein vergibt. Nur auf das ehrliche Geſicht des Geſchäftsfreunds.“ Der vierzigjährige Anfänger nimmt ſeinen Vor⸗ teil wahr. Natürlich, Wechſel gäbe er ungern aus der Hand. Man ſei doch ſchließlich ein Ehrenmann. Die Firma auf dem Drehſtuhl räuſpert ſich be⸗ dauernd. Ob dieſer Ton des Mitempfindens der Ehrenhaftigkeit des neuen Kontrahenten gilt, läßt ſich nicht genau unterſcheiden. Dann ſchweigen beide und die Sonnenſtrahlen ſpielen mit blauen Rauchringelchen. Einer hört ſein eigenes Herz ſchlagen. Schwimmen die Tiroler Berge, der Glanz der Riviera davon? Heinz Taub iſt gerettet, iſt gerichtet. Jangſam holt ſein Gegenüber zu einer Rede aus: „Fünftauſend Mark ſind viel Geld, ſagt er. Aber wir wollen ſehen, was ſich für Sie tun läßt. Sie ſind uns ſympathiſch, Herr Doktor. Wir würden gerne mit Ihnen in Geſchäftsverbindung treten. Ich allein kann freilich nicht entſcheiden. Sie müſſen ſich ſchon zu unſerer Zentrale nach Amſterdam bemühen. Als unſer Gaſt natürlich. Dort wird man mit Ihnen hoffentlich abſchließen können.“ Dann zieht er die Brieftaſche heraus und zählt dem Beſucher langſam ſechs Fünfzigmarkſcheine vor. „Dreihundert“, ſagt Mijnheer.„Als Reiſegeld“. Sie fahren am beſten noch heute abend mit dem Schlaf⸗ wagen und melden ſich morgen früh in Amſter⸗ dam, Kalverſtraat 192 in unſerer Zentrale. Verlangen Herrn Blackſtone perſönlich. Ich werde Ihren Beſuch telegraphiſch ankündigen.“ Er⸗ ſchöpft von dieſer langen Rede lehnt ſich der Dicke zurück. In Taubs zerfurchtem Antlitz hat ſich kein Muskel bewegt. Er iſt groß geblieben in einem großen Augenblick.„Und Ihre Quittung?“ fragt er mit trockener Stimme. Mijnheers ringgeſchmückte fleiſchige Rechte winkt ab.„Brauchen wir nicht. Alles diskret und nie eine Zeile ſchriftlich iſt unſer Prinzip! Wir ſchließen doch ein gentlemen⸗agrͤment, keinen Wuchervertrag!“ Der eine Gentlemen ſpaziert langſam an den Schaufenſtern Unter den Linden vorbei. Sechs kni⸗ ſternde Fünfzigmarkſcheine verleihen ein ganz neues Lebensgefühl. Der andere Gentleman diktiert einer hochblonden Sekretärin:„Blackſtonc. Kalverſtraat 192, Amſter⸗ dam. Bereitet ſorgfältig Frühſtück für jungen deut⸗ ſchen Vetter, der Hunger hat.“ Die hochblonde Sekretärin Lächeln. Sie unterdrückt ein Aellere Nerren sind so neugierig Acht Stunden arbeiten ſie, acht Stunden reden ſie von der Arbeit, acht Stunden träumen ſie von der Arbeit. So vergeht der Tag im Werk. Dieſe Vor⸗ ſtellungswelt, die Atome zertrümmert und das Ge⸗ ſicht der Erde verändert, reicht nicht über die Bu⸗ reaus und Betriebe hinaus. Der plötzlich Todes⸗ fall in der Familie des Chemikers Taub iſt eine Kaſinoſenſation; ſelbſt den engeren Laboratoriums⸗ kollegen hat er niemals von Verwandten in Berlin erzählt. Ob Dr. Hopp etwas wüßte, fragt der Chefchemiker. Man müſſe vielleicht eine Blumen⸗ ſpende nach Berlin ſchicken. über ein paar Jahrzehnte Grundſtoffanalyſen ein gang beſonderer Menſchenkenner geworden iſt, widerrät.„Wenn es um einen nahen Verwandten ginge, hätte ich von ſeiner Exiſtenz gewußt“, ſagt er.„Aber Taub hat mir oft genug erzählt, daß er außer ſeiner alten Mutter in Bielefeld keine An⸗ gehörigen hätte“. Und während er die Mittags⸗ zigarre liebevoll in Brand ſteckt, murmelt er„wird ſich wohl um eine kleine Couſine hau deln“ „Darf ich Sie auch um Feuer bitten?“ erſucht ihn ein weißhaariger Kollege, der vom Ne⸗ bentiſch auf die diskutierende Gruppe zutritt. Es müſſen durchaus keine bedeutſamen Worte ſein, mit denen das Schickſal ſich ankündigt. „Selbſtverſtändlich, lieber Hinrichs“, erwidert Dr. Hopp und hält ihm gleich ſein Etui urtter die Naſe.„Zigarre gefällig?“ „Danke, ich bleibe bei meiner Zwanzigpfennig⸗ ſorte!“ lehnt der weißhaarige Hinrichs beſcheiden ab.„Ich bin nicht ſo nobel wie ihr jungen Leute“, fügt er hinzu— und Dr. Hopp, der Fünfziger zeigt ſeine Zähne—„mit euren dicken Coronas und euren kleinen Couſinen“, Das Denedig Romantiſch und übelriechend ziehen die trägen Waſſer der Grachten durch die Stadt. Seltſames Zuſammenſpiel dieſes behäbig betriebſamen Men⸗ ſchenſchlags mit einer Zeit, die ſeit Ewigkeiten ſtill ſteht. Sind es wirklich ſchon Jahrhunderte her, daß Mijnheer Rembrandt hier durch die Fährten und Fährniſſe des Ghetto ſich durchzwängen mußte? Mit ſeinen Silberkurſen, ſeinem Edelſteinhandel, ſeinen Branntweinſchänkn, den rothaarigen, üppigen Weibern, den fliegenden Trödelladen und den Patriarchenbärten bleibt das Judenviertel immer wie es einmal war, Panoptikum Amſter⸗ dam, von lebendigen Wachsfiguren bevölkert. Laſter und Lockung ſtreichen um den Fremden. Will der Herr Dollars wechſeln? An einem harm⸗ loſen Spielchen teilnehmen? Oh, wir führen Geſell⸗ ſchaftsſpiele aller Arten! Mit Chips, mit weißen Pülverchen, mit Rothaarigen. Brillantenreifen äußerſt preiswert, tauſend Matroſen verſetzen am letzten Urlaubstag die Verlobungsringe von zehn⸗ tauſend Bräuten. Danke! Mit einer läſſigen Handbewegung ver⸗ ſcheucht der Fremde den Hexenſpuk am hellen Tag. Kaum, daß er die Figuren geſehen hat und ihr Flüſtern gehört. Schlafwandelnd geht er durch die Straßen. Ihm iſt, als hätte er einen Auftrag zu erfüllen. Das war die Stimme, die, mitten in der Laboratoriumszeit, aus einem bis dahin ebenſo un⸗ Aber Dr. Hopp, der bedeutenden wie unbeſcholtenen vierzigjährigen Fabrikangeſtellten jäh herausſchrie: Hier riechts ſchlecht! Seitdem ſind drei Tage vergangen, in den Stra⸗ ßen von Berlin der erſte. In einem Kaffeehaus, einem muffigen Bureau und nachher in einem Dutzend ineinander verſchwindender Lokale der zweite. In einem nüchternen Amſterdamer Hotel⸗ zimmer der dritte. Dreimal vierundzwanzig Stun⸗ den hat die Stimme geſchwiegen. Heinz Taub ſaß an einem Hotelſchreibtiſch, vom Morgen der Ankunft bis tief ins Dämmerdunkel und malte zahllose Blätter voll: mit ſinnloſen chemiſchen Formeln, mit Diviſionen der Ziffer Fünftauſend in Reiſe⸗, An⸗ ſchaffungs⸗ und Trinkgeldſpeſen und in Poſten für Zigarren, Anſichtskarten und Allfältiges, und mit plump gezeichneten Konturen eines Mädchenkopfes, „War nur eine harmloſe Vermutung von mir“, nimmt Dr. Hopp den abweſenden Kollegen in Schutz.„Vielleicht iſt es auch eine alte Erbtante, die Taub begräbt“. „Wie war das eigentlich“, inqufriert Hinrichs mit der Neugierde des älteren Herrn weiter. Es iſt eine leicht bekömmliche Verdauungsunterhaltung.„Sie ſagen, daß Taub mitten während der Arbeit aufſtand und wortlos verſchwand. Auf nach Berlin?“ „Wortlos eigentlich nicht“, kramt Dr. Hopp in ſeinen Erinnerungen.„Er hat noch die goldenen Worte: Hier riecht's ſchlecht! geäußert. Den Hut und Mantel ließ er übrigens am Haken hängen. Merkwürdig“, und er ſchüttelt die ſtark ſchütteren Locken.„Daß einer ohne Kopfbedeckung im Winter nach Berlin reiſt!“ „Ja, der Menſch iſt ein komiſches Säugetier ſchließt der alte Herr Hinrichs die Unterhaltung ab. Wenn man über die ſechzig iſt, hat man ſchon genug geſehen um ſich das Staunen abzugewöhnen. Ihn wundert nichts mehr. Und heiter ſummend geht er 7 bom Kaſtno in ſein Bureau zurück. Dort hat er mit einem einzigen raſchen Handgriff das Kartei⸗ blatt Taub Heinz aufgeſchlagen. Er verſenkt ſich in Daten über Herkunft, Ausbildung, Klaſſifika⸗ tion und in— in Codezeichen an den Rand geſchrie⸗ hene Bemerkungen perſönlicher Natur. Dann zündet er ſich eine neue Zigarette an und ſagt zu ſeinem Mitarbeiter, dem Kriminalinſpektor a. D. Steinhagen, der nun Leiter der Werkspolizei von L. iſt:„Ich glaube, ich werde wieder einmal nach dem Sündenpfuhl Berlin fahren müſſen. Oder glau⸗ ben Sie, daß ein alter Herr ſich nicht auch mal ein kleines Abenteuer leiſten darf. So eine kleine Cou⸗ ſine zum Beiſpiel. Nur an die verſchnittenen Weine darf man nicht denken, die mir in den nächſten Näch⸗ ten blühten.“ Er ſchüttelt ſich. des Nordens der Daiſy heißen mochte. Der Mann ſchweigk und lauert in ſich hinein. Bis das Zimmer ſchon tief im Dunkel liegt. Da knipſt er die Schreibtiſchlampe an und ſchreibt einmal übers andere in immer grö⸗ ßeren und immer zitterigeren Buchſtaben: unbe⸗ ſcholten, unbeſcholten, unbeſcholten, unbeſcholten Es iſt der letzte Fluchtverſuch vor ſich ſelbſt. Zwei metallene Schläge. Willenlos hebt der Mann die Armbanduhr zum Auge. Es iſt halb ſieben. Seine Lippen formen ſich zu Worten, die er nie zu denken gewagt hätte.„Gleich werden ſie ſchließen. Geh' jetzt!“ ſagen ſeine Lippen. Und lauter als alle Kirchturmglocken von Amſterdam, die nun im gleichen Augenblick zweimal ſchlagen, peng, peng, dröhnt die Stimme, die Stimme dröhnt: Peng, peng! Geh' jetzt! Peng! Peng! „Wie komme ich zur Kalverſtraat?“ fragt der deutſche Herr ſehr gleichgültig den befliſſenen Hotel⸗ portier. Die Stunde des Derrats Miſter Blackſtone hält ſich nicht mit langen Umſchweifen auf, Der deutſche Vetter, den ſein Ber⸗ liner Geſchäftsfreund ihm telegraphiſch ankündigte, hat Hunger, nicht wahr? Hungrige aber haben kei⸗ nen Anſpruch auf beſondere Höflichkeit.„Sie kom⸗ men ſpät“, herrſcht der Amertkaner den Eintretenden an.„Ich habe Ihren Beſuch ſchon vormittags er⸗ wartet. Time is money. Wenn Sie mit uns in Geſchäftsverbindung treten wollen, werden Sie gut tun, ſich das zu merken!“ ö Der Beſucher iſt ſchon viel zu müde, um auf die Vorwürfe zu antworten. Er verſucht es nicht ein⸗ mal mit der eiſernen Haltung. Dieſer Mann, er fühlt es, iſt eine wandelnde Rechenmaſchine, kein Menſch mit menſchlichen Empfindlichkeiten, Eigen⸗ ſchaften, Nerven. Der da lacht höchſtens über törichte Korrektheit. Und Heinz Taub hat Angſt, richtige elende Angſt hat er davor, daß dieſe unperſönlichen 5 5 Augen lachen könnten!„Ich war. ſtam⸗ melt er. Der Amerikaner ſchneidet ihm das Wort ab.„Was verlangen Sie?“ fragt er. Heinz Taub verſucht ſich Dum le Feinde der deuischien Industrie Von Nené Nraus einzureden, daß er Widerſtand leiſten wollte, indem er im gleichen Telegrammſtil antwortet. Er will nicht wiſſen, daß er derart vor ſich ſelbſt eine Form für die eigene bedingungsloſe Unterwerfung findet. „Fünftauſend!“ „Gulden?“ fragt der Amerikaner weiter. „Natürlich Gulden!“ Noch keinen Augen⸗ blick hat Heinz Taub in einer fremden Währung gedacht. Er weiß nicht einmal, wie hoch der Gulden ſteht. Nur daß er mehr wert iſt als die Mark, das weiß er. Und die Stimme hört er, die ihn rhythmiſch peitſcht: Peng, peng! Geh' jetzt! Peng, peng! a „Sie ſind nicht billig,“ tönt es vom Tiſch des Amerikaners herüber. Stille. t Eine Feder raſchelt über Papier. Es kniſtert. Aus einem Scheckbuch iſt ein Blatt geriſſen.„Hier iſt der Scheck ausgeſchrieben!“ ſchwingen die Schall⸗ wellen im luftleeren Raum weiter.„Sie können ihn in einer Viertelſtunde haben, wenn Ihre Mit⸗ teilungen intereſſant genug ſind. „Welche Mitteilungen?“ Mit der Kraft der Verzweiflung will er ſich noch einmal dumm ſtellen, der Hund, der arme Hund Heinz Taub, „Laſſen Sie das!“ Die Schallwellen funken.„Ich habe keine Zeit für eine Komödie der Verführung. Wir haben Erkundigungen über Sie eingezogen. Sehr genaue Erkundigungen. Ausgezeichnete Aus⸗ künfte bekommen.“ Ein Eishauch weht durch den Raum, wenn die Schallwellen liebenswürdig auf⸗ rauſchen.„Sie ſind Chemiker in L. Sie arbeiten an den neueſten Verſuchen auf dem Gebiet der ſynthetiſchen Farbenherſtellung. Und wir, wir ſind ein bißchen neugierig.“ Und dann ſpricht er das eine Wort aus, um das Millionen kreiſen:„Ihre Patente— wollen wir kennen lernen.“ Sei ſtill, Heinz Taub! Duck' Dich! Verſuch' nicht mehr, aufzubegehren! Nun iſt's zu ſpät. Die Schall⸗ wellen rieſeln weiter.„Sie müſſen natürlich nicht reden. Sie können pathetiſch werden und auf den Scheck verzichten. Sie können nach Hauſe reiſen. Für die Rückfahrkarte wird das Geld des Herrn. Hendrik Fiſker wohl noch langen, nicht wahr? Aber Sie werden nur bis zur Grenze kommen, glauben Sie mir! Ein Telephongeſpräch von dieſem Apparat und ſchon iſt in Aachen die Kriminalpolizei benach⸗ richtigt. Auf deutſche Chemiker, die in der Kalver⸗ ſtraat 192 zu Gaſt waren, iſt ſie noch neugieriger als wir. Alſo“ und nun erhebt ſich der Mann hinter dem Schreibtiſch und ſchwingt den Scheck hoch wie die Fahne des Verrates,„wollen Sie als unverſtandener Patriot ins Zuchthaus daheim oder wollen Sie“, wahrhaftig, er lächelt,„hier die Beſtätigung unſerer Dankbarkeit?“ „Bargeld!“ röchelt Heinz Taub. Nein, er lächelt nicht— dieſe Maſchine lacht! „Ihr Mißtrauen kränkt uns tief! Aber wie Sie wollen!“ Drückt auf einen Klingelknopf. Diener erſcheint.„John mit fünftauſend, Jimmy und Jen⸗ kins mit den Stenogrammheften!“ Auftreten drei Männer. Der John heißt, ältlich und ſehr beſchet⸗ den, hält fünf funkelnagelneue Noten der Bank von Holland in der Hand. Legt ſie auf den Schreibtiſch des Amerikaners.„Pleaſe, Sir!“ Halb zu den beiden anderen, zu Jimmy und Jenkins, gewendet, und halb zu dem Wurm, der ſich in der Ecke verkriecht, ſagt Mr. Blackſtone:„Unſere beiden Sachverſtändigen, die zuhören“— ſehr ernſte Drohung—„und prüfen wollen, was Sie uns zu erzählen haben!“ Ihre Hefte rücken ſie zurecht, ſeine Brillen putzt Jimmy, die Füllfeder öffnet Jenkins. Heinz Taub iſt es ums Herz, als müßte er in der Schmach dieſer Minute vergehen. Er iſt ſo hilflos und preisgegeben. Eine Marionette iſt er in der Hand dieſer Beſtie. Aber nein, nein, nein— er iſt ſtärker als ſie, größer, mächtiger! Er allein beſitzt das geheimnisvolle Wiſſen, das ſie da von ihm ab⸗ kaufen, abbetteln, abpreſſen wollen. Lächerliche Narren ſind ſie mit all ihren Schecks und ihren Bank⸗ noten, ihrem geheimnisvollen Apparat und ihrer wilden Dämonie. Er, Heinz Taub, iſt der wahre Meiſter. Und das ſollen ſie nun zu ſehen bekommen. Staunen ſollen ſie und in Reſpekt vergehen! Der Chemiker Heinz Taub erzählt. Aus Gleichungen, Formeln, Verfahren beſchwört der Menſchengeiſt eine neue Welt— Triumph über die ſtümperhafte Natur! Gleichmütig kratzen Füllfedern über das geduldige Papier. Sesfünmdnis hei NMempins ft Die fünf Tauſender hat er achtlos in die Weſten⸗ taſche geſtopft. Er will nur noch ſchlafen, ſonſt gar nichts. Die Nacht iſt ſo nah und ſo kühl. Ausge⸗ ſtorben die Kalverſtraat nach Geſchäftsſchluß. Weit und breit kein Paſſant. Nur eine Zigarre, die rot aufglüht auf der anderen Straßenſeite. Das Licht leuchtet in der Finſternis... murmelt Heinz Taub, der Verräter, vor ſich hin. a Kommt das Licht näher? Geht es auf iyn zu? Die Zigarre überquert den Damm. Schritte ſtamp⸗ ſen. Ruhe, nur Ruhe! Weitergehen! Wer weiter⸗ geht, wird erſchoſſen, aſſozitert ſein müdes Hirn. Da legt ſich ſchon eine Hand auf ſeine Schulter. Das Licht der Zigarre, die ihm nun atemnahe ins Geſicht ſchlägt, beleuchtet das väterlich⸗ernſte Antlitz eines weißhaarigen Herrn.„Hallo, alter Junge!“ ſagte dieſer. i „Kollege Hinrichs!“ ſtammelt Heinz Taub. „Ich habe Sie erwartet!“ ſagt dieſer und faßt ihn unterm Arm. Recht freundſchaftlich hakt ſich der alte Herr bei dem Jüngeren ein. Zwei Freunde aus der gleichen Stadt, die auf einer Geſchäftstbur im Ausland mal ein bißchen auf Bummel gehen, ſo ſchlendern ſie dahin. f i „Wieſo wiſſen Sie?“„ „War gar nicht ſchwer,“ erwidert Hinrichs mit ſehr ernſtem Lächeln.„Die Kollegen haben mich beauftragt. am Begräbnis Ihrer Tante in Berlin teilzunehmen. War doch eine Tante, nicht wahr? Oder war's die kleine Couſine Daiſy, die ich in der Femina aufgeſtöbert habe??„ i „Daiſy,“ wiederholt Heinz Taub, in Erinnerun⸗ gen ſuchend. Wie weit iſt das verſchwunden, was vorgeſtern war!„„ Fortſetzung folgt) 6. Seite/ Nummer 604 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe Mittwoch, 28. Dezember 1932 In Bologna und München Ein neuer Zweifrontenkampf Gewinnt Süsddeutſchland gegen Oberitalien? Das Experiment eines inoffiziellen Zweifrontenkampfes, bas im deutſchen Fußballſport erſten Male durchgeführt wurde, war nur zur Hälfte von Erfolg begleitet. Süddeutſchland errang bekanntlich in Paris einen triumphalen Sieg, wogegen die Länderelf des Deutſchen Fußballbundes in Düſſeldorf gegen Holland eine unerwartete und deshalb umſo niederdrückendere Schlappe einſtecken mußte. Noch iſt die Erinnerung daran nicht ganz verſchwunden, da verſucht man das gleiche Experiment ſchon wieder. Und diesmal gegen ein Land, das im Augen blick neben Oeſterreich wohl den beſten kontinentalen Fußball ſpielen dürfte. Italien, der nächſte Kandidat für ein Englandſpiel auf britiſchem Boden, iſt in Bologna der Gegner unſerer Ländermannſchaft und Oberitalien ſpielt in München gegen eine Auswahlmannſchaft des ſüddeut⸗ ſchen Verbandes. Beide Kämpfe finden am Neujahrstage ſtatt. Im Prinzip iſt gegen die Austragung von Zweifronten⸗ kämpfen nichts zu ſagen. Für einen ſo mächtigen und ſtarken Verband wie es der Deutſche Fußballbund iſt, ſoll⸗ ten ſie ſogar ein notwendiger Beſtandteil für Repräſen⸗ tation und Dokumentation der tatſächlich beſtehenden Spielſtärke nach außen hin ſein. Man würde auch nichts dagegen ſagen, wenn man die Gewähr dafür hätte, daß in ſolchen Kämpfen die wirklich beſte Mannſchaft die erſte Garnitur bilden und in dem weniger wichtigen Treffen eben eine— B⸗Mannſchaft antreten würde. Solange aber dieſe Garantie nicht gegeben iſt und die Aufſtellungen ſol⸗ cher Mannſchaften einen derart problematiſchen Charakter haben, ſolange kann man Zweifrontenkämpfen des deut⸗ ſchen Fußballs nur mit einer ganz großen Doſis Skepſis entgegen ſehen. Der„Fußballkrieg gegen Italien“ hat ſchon am zweiten Weihnachtsfeiertag ſeinen Anfang genommen. Unſere Studenten haben ſich in Catania auf Sizilien überraſchend wacker gehalten und ein verdientes 3: Uneutſchieden er⸗ zielt. Es ſollte dies ein gutes Omen für die Kämpfe des Neufjahrstages ſein; wir wollen deshalb nicht zu ſchwarz ſehen und hoffen, daß ſich auch unſere Nationalmannſchaft gut aus der Affäre ziehen wird. Bei unſeren ſüddeut⸗ ſchen Jungens haben wir ja in dieſer Beziehung weniger Bedenken. am 4. Dezember 1932 zum Gegen Italien 0 hat Deutſchland bisher erſt vier Länderſpiele zum Austrag gebracht. Leider hat auch hier die Bilanz für uns ein wenig erfreuliches Ausſehen. Drei Spiele hat Italien ge⸗ wonnen und zwar am 1. Januar 1923 in Mailand mit:1, am 23. November 1924 in Duisburg mit 110 und am 2. März 1930 in Frankfurt a. M. mit 210. Deutſchland konnte nur ein Treffen für ſich entſcheiden. Am 28. April 1929 lieferte Deutſchlands beſter Torhüter aller Zeiten, Heiner Stuhlfauth, in Turin das Spiel ſeines Lebens und verteidigte den knappen:1⸗Vorſprung bis zum glücklichen Ende. Das Punktverhältnis ſteht:2 und das Skore 713 für die Italiener. In Bologna wickelt ſich alſo das fünfte Spiel zwiſchen den beiden Ländern ab. Hat Deutſchland überhaupt eine Chance? Die beiden Landesverbände haben ihre Mannſchaften für den Kampf im„Littoriale Bologna“ wie folgt auf⸗ geſtellt: Dewtſchland: Jakob (Jahn Regensburg) Haringer Wendl (Bayern München)(1860 München) Gramlich Leinberger Knöpfle (Eintracht)(Fürth)(FSW Fronkfurt) Bergmaier Krumm Rohr Mahlik Kobierſki (alle Boyern München)(Beuthen)(Düſſeldorf) Dit Demaria Schiavio Meazza Conſtantino Juventus)(Mailand)(Bologna)(Mailand)(AS Rom) Bertolini Monti Pizziolo (Mailand)(Juventus)(Ic Florenz) Gaſpari Monzeglio (beide FC Florenz) Gianni (IC Florenz) Italien: Schiedsrichter iſt der bekannte Belgier L. Baert. Die deutſche Manu ſchaft ſieht auf dem Papier gut aus. Es ſind alles bekannte Namen und auch die Jugend noch viel zu wenig. Bei etwas näherem Betrachten wird mon aber dorauf kommen, daß doch verſchiedene Schön⸗ heitsfehler vorhanden ſind. Da iſt zum Beiſpiel Jakob im Tor. Jakob hat ſich bisher international immer bewährt, aber da war er in einer anderen Verfaſſung, als das augenblicklich der Fall iſt. Seine Paraden ſind auch jetzt noch ſehr effektvoll, doch ſeine Sicherheit im Ballabfangen hat bedenklich nachgelaſſen. Ueber Leinberger gehen die Meinungen ſchon ſeit langem auseinander. Kraus hätte uns auf dieſem wichtigen Poſten entſchieden beſſer gefallen. Aber Kraus hat ſich anſcheinend die Liebe des DB noch lange nicht errungen. Kobierſki leidet immer noch unter ſeiner Verletzung. Am letzten Sonntag war er beim Spiel Fortung Düſſeldorf— Schalke 04 der einzige Mann im Fortunenſturm, der— abfiel. Auch die Auſſtellung des Beuthener Mahlik wird nicht reſtlos Beifall finden. Mahlik hat zwar in Budapeſt— als er auf Halblinks ge⸗ ſtellt wurde— gut gearbeitet, ob das aber gleich zu einer neuerlichen interngtionalen Verwendung berechtigt.. 2 Mit den anderen Spielern kann man einverſtonden ſein. Haringer und Wendl ſind für die ſchnellen Italiener das gegebene Verteidigerpaar, Gramlich und Knöpfle dürften kaum einen Wunſch offen laſſen und der rechte Bayern⸗ flügel mit Bergmaier, Krum und Rohr ſollte auch in der Nationalmannſchaft eine durchſchlagskräftige Einheit bil⸗ den. Schlecht iſt die Elf nicht, ſie hat nur das eine große Handicap, daß ſie gegen einen Gegner antritt, dem ſchon von vornherein alle Chancen zugeſprochen werden. Mit⸗ 15 915 kann das aber auch ein Glück ſein. Siehe Düſſel⸗ orf J. Die Italiener fahren mit ihrem ſtärkſten Geſchütz auf. Das florentiner Hintertrio im Verein mit drei Ein⸗ zelkönnern in der Läuferreihe und dem famoſen Sturm, dem Orſi, Meazza und Conſtantino den Stempel auf⸗ drücken, wird ein kaum zu überwindendes Hindernis bil⸗ den. Die Vorzüge der Italiener ſind ja bekannt: äußerſte Schnelligkeit, ideenreiche Kombination und ein ausgepräg⸗ tes Bollgefühl. Nur an einem mangelt es ihnen, an der Zähigkeit. Sie verlieren zu leicht den Mut, wenn nicht alles von Anfang ſo geht, wie ſie es eben haben möchten. Hier iſt der Punkt, an dem ſie zu faſſen ſind. Gelingt es unſerer Hintermannſchaft durch größte Aufmerkſamkeit die italieniſchen Angriffe auf die Dauer abzuſtoppen, dann könnte leicht ein zweites Turin Wahrheit werden. Auch damals reſignierten die Italiener, als ſie ſahen, daß Stuhl⸗ fauth nicht zu ſchlagen war. Unſerer Maonnſchaft ſteht ein ſchwerer Kampf bevor. Der größte Fehler wäre es, die Flinte ſchon vor Beginn des Kampfes ins Korn zu werfen, denn ein Fußballſpiel iſt immer erſt mit dem Schlußpfiff zu Ende. Und darum hoffen wir, daß unſere Spieler alles aus ſich herausgeben werden— es iſt ja auch vielleicht die letzte Chance für den deutſchen Fußball, nicht endgültig der Zweitkloſſigkeit in Europa zu verfallen. 5 Für den Münchener Kampf ſtehen die beiden Mannſchaften zur Zeit noch nicht end⸗ gültig feſt. Süddeutſchland wird vorausſichtlich folgende Spieler nominieren: Ertl oder Frey (1860)(Wacker) Bader Munkert (Bayern München)(1. FCN) Breindl Kraus Mantel (Bayern)(1. FCN)(Eintr..) Langenbein Fiſcher Panzer Vollweiler Merz (fR Mannh.)(Pforzh.)(Hof)(Ulm 94)(Pforzh.) Falls die Mannſchaft ſo ſtehen wird, kann man nur vollſtes Vertrauen in ſie haben. Das Glanzſtück iſt wie in Paris die Läuferreihe. Nachdem Kraus vom Dy B nicht benötigt wurde, war es natürlich ſelbſtverſtändlich, daß er die ſüddeutſchen Intereſſen vertritt, denn einen guten— einen ſehr guten Mittelläufer findet man nicht alle Tage. Mantel braucht nur an ſeine Leiſtung in Paris anzuknüpfen, um ausgezeichnet zu ſein und Breindl iſt als Erſatz für Gramlich ſicher keine Schwächung. Als blendender Techniker und Taktiker verdient er ſchon längſt repräſentative Ehren. In der Verteidigung mußte leider Huber erſetzt werden, da er ſich am letzten Sonntag einen Schlüſſelbeinbruch zugezogen hatte. Aber auch Bader wird ſeiner Aufgabe vollkommen gerecht werden. Ob Ertl oder Frey das Tor hüten wird, bleibt ſich ziemlich gleich, da beide ausgezeichnet in Form ſind. Köhl wurde für die Nürnberger Städteelf gegen Ujpeſt Budapeſt freigegeben. Der Sturm mit ſeinen jungen Talenten wird ſich ſicher ebenfalls gut zuſammenfinden. Beſonders geſpannt ſind wir auf das Einſchlagen des Ulmers Vollweiler. Oberitalien hat ſeine Mannſchaft im Augenblick Adolf Witt, deutſcher Halbſchwergewichtsmeiſter in ihr verſchiedene internationale Größen zu finden ſein werden. Auf alle Fälle wird es in München einen ſchönen Kampf geben. Zu hoffen bliebe nur, daß das Spielfeld im Heinrich Ziſch⸗Stadion, das bekanntlich ſeine Tücken hat, in einigermaßen gutem Zuſtande iſt. Eishockey in St. Moritz Die erſten Kämpfe um den Spengler⸗Pokal Am Dienstag begannen in Davos bei herrlichem Wet⸗ ter und guten Eisverhältniſſen die alljährlichen Eis⸗ hockeykämpfe um den Spengler⸗Pokol. Die Beteiligung iſt in dieſem Jahre nicht ſo gut ausgefallen, da verſchiedene führende europäiſche Vereine nicht abkommen konnten. So fehlte ſeit Jahren erſtmals eine deutſche Vertretung, denn auch der SC Rieſſerſee mußte in letzter Stunde abſagen, nachdem der Berliner Schlittſchuh⸗Club von vornherein keine Meldung abgegeben hatte. Im erſten Spiel des Ta⸗ ges trug der EHC Davos über die Mannſchaft der Cambridge⸗ Studenten mit 510(:0,:0,:0) einen überlegenen Sieg davon. Der mehrfache Pokalſieger L TC Prag lieferte dem Akademif chen EH C Zü⸗ rich eine überlegene Partie und ſchlug die Schweizer glatt mit:0(:0,:0,:). Die beſten Leute der Tichechen waren Hromodka und Malecek. Handball⸗Pflichtſpiele im Bad. Neckarturngan Der 2. Weihnachtsſeiertag führte nur wenige Mann⸗ ſchaften der Auſſtiegstlaſſe zu fälligen Pflichtſpielen zu⸗ ſammen. So kam die Turngemeinde Plankſtadt zu einem klaren Sieg über den Turnerbund Wieblingen. Verhält⸗ nismäßig leicht kamen die Leutershauſener Turner auf eigenem Gelände zum Sieg über die nicht mehr mit dem gewohnten Eifer ſpielenden Jahnler aus Schriesheim; das zweiſtellige Torergebnis, dem Schriesheim keinen Treffer entgegenſtellen konnte, ſpricht in dieſem Falle für ſich. Ger⸗ mania Doſſenheim und 83 Schriesheim ſind zu den Spielen nicht angetreten, ſo daß dieſelben für Neckarhauſen bzw. 86 Handſchuhsheim als gewonnen zu betrachten ſind. Vie Ergebniſſe lauten: Aufſtiegsklaſſe: Tgde Plankſtadt— Tho Wieblingen:4 :2) Germ. Leutershauſen— Jahn Schriesheim 10:0(:). 1 8 TV Großſachſen 1— T Neckarhauſen 1b 171 Untere Mannſchaften: slankſtadt 2— Wieblingen 2 :0(:); Leutershauſen 2— Jahn Schriesheim 2 310(:). Berufsborkämpfe in Barmen In der Barmer Stadthalle fanden am zweiten Feiertag vor etwa 1500 Zuſchauer Berufsboxkämpfe ſtatt, die durch⸗ weg im Zeichen ſpannender Gefechte mit guten Leiſtungen ſtanden. Im Bantamgewicht kom Hinz ⸗ Barmen Über den Neußer Offermanns, der in den erſten drei Runden durch gute Aufwärtshaken im Vorteil geweſen war, über acht Runden nach zwei Niederſchlägen zu einem glatten Punktſieg. Im Halbſchwergewicht trennten ſich nach ſechs ausgeglichenen Runden Finkenſieber⸗ Barmen und Kronenberger⸗Düſſeldorf unentſchieden. Im Mit⸗ telgewichtskompf über acht Runden zwiſchen S ch üttler⸗ Elberfeld und Clebuſch⸗ Dortmund erhielt der Elber⸗ felder den Punktſieg zugeſprochen. Der Dortmunder hatte nur in den beiden erſten und in der ſiebten Runde Vor⸗ teile. Im Leichtgewicht ſiegte Zicho⸗ Hamm in 6 Runden nach Punkten über Flick⸗ Barmen. Nur dem Umſtand, daß Zichos Schläge zu weich waren, verdankt der Barmer es, daß er überhaupt die Diſtanz durchſtand. Im abſchlie⸗ ßenden Weltergewichtskampf über ſechs Runden kam Wommelsdorf nach ausgeglichenem Verlauf der er⸗ ſten vier Runden zu einem knappen Punkterfolg über Ruhiger Gefreidemarkf * Berliner Produktenbörſe vom 28. Dezbr.(Eig. Telly Das Hauptkennzeichen des Produktenmarktes bleibt das nach wie vor ſehr ruhige Geſchäft. Das Inlands⸗ angebot aus der erſten Hand war allgemein mäßig, trat aber bei Weizen etwas ſtärker in Erſcheinung als bei Roggen, zumal der Weizenmehlabſatz weiter ſchleppend blieb, während ſich für Roggenmehl vereinzelt wieder Anſätze zu einer Belebung bemerkbar machten. Am Promptmarkte waren für Weizen geſtrige Preiſe im allgemeinen ſchwer zu erzielen und auch im Lie⸗ ferungsgeſchäft war die Dezember⸗Sicht um 1% gedrückt, während die Preisrückgänge für die ſpäteren Monate bei mäßigen Interventionen der ſtaatlichen Ge⸗ ſellſchaft nur„/ betrugen. Prompter Roggen war zu geſtrigen Preiſen abzuſetzen; am Lieferungsmarkte nahm die D. G. H. nur in geringem Umfange Material auf, wo⸗ bei ſich die Preis veränderungen auf ein Mindeſtmaß be⸗ ſchränkten. Hafer und Gerſte lagen ruhig bei wenig veränderetn Preiſen; einige Kaufluſt beſtand für feine Qualitäten. Amtlich notiert wurden: Miſchweizen 198; Märk. Wei⸗ zen 186—188, ruhig; dto. Roggen 153155; Warthe⸗Netze 161 eif Blu. bez., ruh. Braugerſte 165175, ruh.; Futter⸗ und Induſtriegerſte 158—164, matt.; Märk. Hafer 114119, ruhig; Weizenmehl 23,25 26,25, ruh.; Roggenmehl 19,35 bis 21,50, ſtet.) Weizenkleie 8,80—9,20, ruh. Roggenkleie 8,70—9, ruh.; Viktorigerbſen 21—26; Kleine Speiſeerbſen 20—22; Futtererbſen 13—15; Peluſchken 1314,50; Acker⸗ bohnen 13,50—15,50; Wicken 1416; Lupinen, blaue 810; dto, gelbe 11,75—13; Seradella 1824; Leinkuchen 10; Erd⸗ nußkuchen ab Hbg. 10,30; Erdnußkuchenmehl ab Hbg. 10,50. Trockenſchnitzel 8,90; Extr. Sojabohnenſchrot ab Hbg. 9,60; dto. ab Stettin 10,10; Kar elflocken 13,40; allg. Tendenz ruhig.— Handelsrechtliches Lieferungsgeſchäft: Weizen Dezbr. 199—199; März 204 203,50; Mai 206,50— 206,50; Roggen Dezbr. 164,75— 164,50; März 166,25—166; Mai 168,75 bis 168,75; Hafer Dezbr.—; März—; Mai 126—125,50. (Eig. Frankfurter Produktenbörſe vom 28. Dezbr. Tel.) Weizen 202,50; Roggen 162,50; Sommergerſte für Brauzwecke 180—185; Hafer(inländ.) 132135; Weizenmehl ſüdd. Spezial 0 28,1529; dto. niederrhein. 2828,25; Rog⸗ genmehl 22,2529 8 7,40; Roggenkleie 8: Weizenkleie alles für die 100 Kg.; Tendenz ſehr ruhig. * Rotterdamer Getreidekurſe vom 28. Dezbr.(Eig. Tel.) Anfang: Weizen lin Hfl. per 100 Kg.) Jan. 3,75, März 3,67%; Mai 3,67%; Juli 3,70. Mais(in Hfl. per Laſt 2000 Kg.) Jan. 5774; März 61; Mai 6194; Juli 63%¼. * Liverpooler Getreidekurſe vom 28. Dezbr.(Eig. Tel.) Weizen(100 lb.) Alter Kontrakt, Anfang: Tendenz ruhig; Dezbr. 4,7(4,76); März 4,3(4,40.— Mitte: Tendenz willig; Dez. 4,698(4,776); März 4,8 (4,4%).— Neuer Kontrakt, Anfang: Tendenz ruhig; März 4,6%(4,76); Mai 4,7%(4,8).— Mitte: März 4,6%(4,7%); Mai 4,7%(4,898). * Nürnberger Hopfenbericht vom 27. Dezbr. Keine Zu⸗ fuhr, kein Umſatz. 8 * Magdeburger Zucker⸗Notierungen vom 28. Dezbr. (Eig. Tel.) Dez. 5,30 B 5,00 G; Jan. 5,30 B 5,00 G; Febr. 5,30 B 5,00 G; März 5,35 B 5,05 G; Mai 5,40 B 3,0 G; Auguſt 5,75 B 5,55 G; Tendenz ruhig.— Gemahl. Mehlis prompt per 10 Tage 31,25; Dezbr. 31,40 u. 31,45; Tendenz ruhig; Wetter trübe. * Feſte Hanfmärkte. Für die Zeit vom 19. bis 26. Dezember 1932 ſind die italienſſchen Hanfmärkte im Gegenſatz zu den alljährlich während der Weihnachtszeit zu beobachtenden Ermüdungs⸗Erſcheinungen in der ver⸗ g floſſenen Woche bei Käufen verſchiedenſter Seiten von einer ſo regen Aktivität geweſen, daß ſogar auch die amtlichen Notierungen eine weitere Aufbeſſerung erfuhren. Die Nachfrage ſtößt leider auf ein verfügbares Volumen, welches auch für einen reduzierten Konſum als un⸗ zureichend betrachtet wird. In Jugoſlawien laſſen infolge Knappheit der Beſtände auch in der Berichtswoche nennenswerte Geſchäfte nicht zuſtande. * Bremer Baumwolle vom 28. Dezbr.(Eig. Tel.) Amerik. Univerſal. Stand. Middl.(Schluß) 6,97. * Liverpooler Baumwollkurſe vom 28. Dezbr.(Eig. Tel.) Amerik. Univerſal. Stand. Miodl. Anfang: Jan.(33) 485486; März 487-488 Mat 490; Juli 492; Okt. 495; Tagesimport 23 100; Tendenz ruhig.— Mitte: Dezbr. 485, Jan.(33) 487; März 490 Mai 402; Juli 494; Okt. 497; Jan.(34) 502; März 505; Mat 508; Juli 510, Loco 510; Tendenz ruhi * Vom Tabakgeſchäft. Sinsheim(Elſenz), 27. Dezbr. In Hoffenheim kamen insgeſamt 1200 Zentner Tabak zum Verkauf, was bei einem Durchſchnittspreis von 63, ro Zentner eine Einnahme von rund 75 000% für die Ge⸗ meinde bedeutet.— In Wollenberg gelangten etwa 89 Ztr. zur Ablieferung. Preis 62 /. In Bretten wurden gegen 200 Zentner verwogen und 60,60/ bezahlt, in Sickingen etwa 260 Zentner zur Ablieferung gebracht und ein Höchſt⸗ preis von 62,50 J erlöſt Meflallpreisindex Die Preisindexziffer der„Metallwirtſchaft, Metallwiſſen⸗ ſchaft, Metalltechnik“ ſtellte ſich am 21. Dezember 1932 auf 48,3 gegen 47 am 14. Dezember 1932(Durchſchnitt 190913 gleich 100), ſtieg alſo um 2,7 v. H. 5 talle wurden nach dem Preisſtande vom 21. Dezember 1932 folgende Einzelinderziffern errechnet: Kupfer 36,1(am 14. Dezember 1932: 34,6), Blei 50,0(47,7), Zink 43,6(42,1), Zinn 57,8 56,4), Aluminium 111,1(111,), Nickel 107,7 iſt diesmal etwas mehr zum Worte gekommen, wenn auch! noch nicht zuſammengeſtellt. Sicher wird aber ſein, daß[ Hahne⸗Köln.(407,7), Antimon 56,8(56,8). ö — 2——————.———.—.—.—...... Die Zeil ohne Mond EIn Zukunftsroman von Hans Christoph 2¹ „Seien Sie vorſichtig in Ihrer Schätzung!“ ſagte Michael.„Sie müſſen täglich von allen Sternwarten der Erde mehrere Depeſchen erhalten, die Sie bzw. Ihr Perſonal ſichten und zuſammenſtellen muß.“ „Ja— mit der Summe kann ich ſchon ungeheuer viel machen!“ erwiderte Bleibtreu. „Alſo für den Anfang will ich verſuchen, dieſe Mittel zu erhalten. Ich kann mich jetzt nicht mehr dem Beobachtungsdienſt widmen, ich muß die Mond⸗ abwehr zu organiſieren verſuchen. Ich fahre jetzt zum Kultusminiſter; ich habe mich für 1 Uhr angemeldet, entſchuldigen Sie daher bitte meine Eile und geben Sie mir Nachricht heute abend.“ „Aber ſo eilig?“— warf Dr. Bleibtreu ein. „Ja, leider— die Zeit drängt, und ich glaube, es iſt noch ſehr viel zu ordnen, um einem Weltuntergang vorzubeugen.“ * Michael fuhr mit der Vorortbahn zurück. Seinen Wagen hatte er unvorſichtigerweiſe abgemeldet, als zer nach Amerika fuhr, aus Erſparnisgründen, die ſonſt nicht ſeine Art waren. 5 Pünktlich fünf Minuten vor 1 Uhr kam er im Kultusminiſterium an, gab ſeine Karte ab, und trug ſich in das Meldebuch ein. Er wurde von einem grau⸗ haarigen Miniſterialgehilfen zum Zimmer des Mi⸗ niſters geführt. „Freut mich, freut mich, Sie wiederzuſehen, Herr Großkopf. Was bringen Sie Neues?“ „Eine ganze Menge“, entgegnete Michael. „So haben Sie weitere Bemeiſe dafür gefunden, daß die Technik nichts anderes iſt als Chriſtentum der Nächſtenliebe mit naturwiſſenſchaftlichen Mit⸗ teln?“ f 8 „Ja, ich habe jetzt ſogar die Aufgabe für die Tech⸗ nik gefunden, an der ſie beweiſen ſoll, daß meine Aus⸗ legung ihres Weſens ihr eigentlicher innerer 5 Sinn iſt“. r 5 damer Sternwarte, Dr. Bleibtreu kennen.“ „Da bin ich aber ſehr geſpannt. Ich habe übri⸗ gens mit dem Landesbiſchof, Sie entſinnen ſich, ver⸗ einbart, daß ich meinerſeits die Phyſikbücher der Schulen daraufhin revidieren laſſen werde, ob es möglich iſt, den Begriff Materie in Ihrem Sinne zu vergeiſtigen. Wir können das innenpolitiſch ſehr gut brauchen, wir entziehen dadurch dem kraſſen Mate⸗ rialismus den Boden. Und der Landesbiſchof hat ſeinerſeits mir zugeſagt, daß er in dem Religions⸗ unterricht verſuchen laſſen will, die Materie mit⸗ hineinzunehmen als Mittel zur Darſtellung des Gei⸗ ſtes. Auf der nächſten Verſammlung der Landes⸗ biſchöfe will er davon ſeine Amtsbrüder unterrichten. Jedenfalls ſind Ihre Ausführungen damals auf fruchtbaren Boden gefallen. Hoffentlich machen wir Fortſchritte damit, denn tatſächlich, Sie haben die Syntheſe geſchaffen zwiſchen Geiſt und Materie. Aber Sie ſagten ſoeben, Sie hätten nunmehr die Aufgabe gefunden, an der die Technik ihren inneren Sinn zur Darſtellung bringen kann. Wollen Sie mir das bitte näher erläutern.“ „Aha“, dachte Michael,„heute habe ich es mit dem dienſtlichen Miniſter zu tun.“ „Der Mond iſt im Begriff, auf die Erde zu fallen“, ſagte er ruhig. Der Miniſter horchte auf, aber Mi⸗ chael fuhr unentwegt fort.„Dieſe Gefahr einer Weltkataſtrophe kann nur durch die Mittel der Tech⸗ nik beſeitigt werden. Es iſt Gottes Wille, daß die Menſchheit dieſe Gefahr mit naturwiſſenſchaftlichen Mitteln erkennt und bekämpft. Eine geiſtige und materielle Einheit aller Menſchen iſt hierzu not⸗ wendig. Jeder einzelne muß an dieſem Kampf teil⸗ nehmen. Der Zwieſpalt zwiſchen Geiſt und Materie wird durch den Kampf gegen das gemeinſame Mond⸗ ſchickſal beſeitigt.“ 5 „Herr Großkopf, ich habe Ihre bisherigen An⸗ regungen für ſo wertvoll gehalten, daß ich mich ver⸗ anlaßt geſehen habe, ſie zur Grundlage amtlicher Verordnungen zu machen. Ich muß aber zu meinem Bedauern feſtſtellen, daß ich Ihnen in Ihren heutigen Ausführungen nicht folgen kann. Ich habe Ihre Anregungen dankbar entgegengenommen, aber wenn Sie mir jetzt ſagen:„Der Mond iſt im Begriff, auf die Erde zu fallen“, dann kann ich nicht umhin, als Ihnen offen zu erklären, daß ich jegliche weitere Er⸗ örterung meinerſeits ablehnen muß.“. „Herr Miniſter“, erwiderte Michael frei und offen, „Sie müſſen von Amts wegen den Leiter der Pots⸗ „Natürlich, kenne ich ihn, ein Mann, deſſen Name in der Fachwelt der Aſtronomie etwas gilt.“ „Nun— Dr. Bleibtreu hat mir vor zwei Stunden beſtätigt, daß meine Mondforſchungen zu dem nun⸗ mehr auch von ihm anerkannten Ergebnis geführt haben, daß der Mond ſich der Erde nähere. Ich habe Dr. Bleibtreu gebeten, heute eine Berechnung aufzu⸗ ſtellen, in welcher Zeit der Mond der Erde ſo nahe ſein wird, daß er in mehr oder minder aufgelöſtem Zuſtand auf ſie niedergeht. Heute abend noch ſoll ich das Ergebnis dieſer Berechnung haben. Wollen Sie bitte Dr. Bleibtreu anrufen, und ſich von ihm meine Ausſagen beſtätigen laſſen.“ „In der Tat? Dr. Bleibtreu gibt Ihnen Recht? — Einen Augenblick bitte—“. Der Miniſter rief die Sternwarte Potsdam an. „Ach, Sie ſind ſelbſt am Apparat, mein lieber Dr. Bleibtreu— Ja, hier iſt das Kultusminiſterium, Dr. Neumann ſelbſt. Ich habe ſpeben Beſuch von Herrn Großkopf— Ja,— ja— wie intereſſant— und in welcher Zeit, bitte? So, ſo, 30 bis 50 Jahre, das iſt ja furchtbar.— Wie, bitte? Sie meinen, daß Ihnen ſelbſt erſt heute früh durch Herrn Großkopfs Beſuch der Umfang der drohenden Gefahr bewußt geworden iſt. — Sie halten alſo die Idee des Herrn Großkopfs für brauchbar?— Ja— ja. Es müſſen alſo auch nach Ihrer Auffaſſung Gegenmaßnahmen getroffen werden? — Sie meinen wirklich? Na, ſchön, haben Sie ver⸗ bindlichſten Dank für Ihre Auskunft. Ich werde Sie wohl in dieſer Angelegenheit noch öfters bemühen müſſen.— Auf Wiederſehen!“ Der Miniſter legte den Hörer weg, ſaß eine Weile nachſinnend da, ſprang dann auf und eilte mit großen Schritten in ſeinem Arbeitszimmer auf und ab. „Das iſt ja unfaßbar, ungeheuerlich— das ſtellt uns ja vor eine ganz neue Situation.— Warum haben Sie mir das nicht früher mitgeteilt; warum kommen Sie jetzt erſt?— 30 bis 50 Jahre, ſind ja gar keine Zeit. Das bedeutet ja eine völlige Umge⸗ ſtaltung aller Lebens bedingungen.— Wie denken Sie ſich überhaupt die ganze Angelegenheit? Spre⸗ chen Sie doch! Ihr Schweigen macht einen ja ganz nervös!“ „Wenn ich mit der Erläuterung meiner Vorſchläge fortfahren darf, Herr Miniſter, und Sie mir weiter Gehör ſchenken wollen— gerne!“ lächelte Michael. „Aber ich bitte Sie, Herr Großkopf, warum ſo empfindlich? Sie müſſen doch verſtehen, wenn ſo plötzlich die Möglichkeit eines ſolchen Ereigniſſes mir vorgetragen wird, daß ich dann ſchon von Amts wegen verpflichtet bin, alles genau nachzuprüfen.“ „Die Vorausſetzungen, die zu einem Kampf gegen den Mond unerläßlich ſind, habe ich Ihnen bereits vorgetragen. Das techniſche Mittel, das innerhalb der zur Verfügung ſtehenden Zeit noch einigermaßen Ausſicht auf Erfolg haben kann, ſehe ich in der Welt⸗ raumrakete.“ 5 „Ja, aber damit habe ich in meinem Reſſort doch nichts zu tun. Das dürfte in das Reſſort des Reichs⸗ poſtminiſters fallen.“ „Es dürfte wohl nicht nur einen der Herren Miniſter angehen, ſondern das geſamte Kabinett“, ſagte Großkopf ruhig.„Dieſe Angelegenheit berührt ſowohl die innere wie die äußere Politik, das Leben des ganzen deutſchen Volkes und aller Völker der Erde. Zu Ihnen, Herr Miniſter, bin ich deshalb zu⸗ erſt gekommen, einmal, weil der Ausgangspunkt der Angelegenheit in Ihr Reſſort fällt, und weil Sie meines Erachtens die große Aufgabe haben, das Volk geiſtig auf die kommenden Ereigniſſe vorzu⸗ 2 bereiten. Sie verfügen über den Apparat, der hierzu notwendig iſt, und daher war mein erſter Gang 8 Ihnen. Herr Miniſter, denn geſtern abend erſt bin ich aus Amerika zurückgekehrt. Dort intereſſiert man ſich auch, allerdings in privaten Kreiſen für die Er⸗ gebniſſe meiner Mondforſchung, die ich, angeregt durch Hörbigers Welteislehre, getrieben habe.“ „Nun ſagen Sie auch das noch! Das iſt doch alles Unſinn! Wenn Sie darauf bauen wollen, dann erübrigt ſich ja jede weitere Diskuſſion in der Sache.“ „Aber, Herr Miniſter— Sie haben doch ſoeben von Dr. Bleibtreu die Beſtätigung erhalten, daß Hör⸗ bigers Theorie ſich als richtig erwieſen hat.“ „Hörbigers Theorie— ich denke, es it Ihre Theo⸗ rie, von der Sie ſprechen?“ „Nein, es iſt Hörbigers Welteislehre, zu der auch der Niedergang des Mondes gehört— die ſich beſtä⸗ tigt hat!“ „Man ſollte doch ſo etwas nicht für möglich hal⸗ ten“, ſagte der Miniſter kopfſchüttelnd,„das iſt ja unglaublich! Die Theorie iſt doch mindeſtens 40 bis 50 Jahre alt, alle Welt hat ſie abgelehnt, und heute kommen Sie und ſagen mir, nun ſtimmt ſie doch! Und es iſt höchſte Zeit, daß man ſich mit den Folge⸗ rungen aus dieſer Theorie vertraut macht!“. „Hierfür dürfte ich nicht verantwortlich ſei ortſetzung folgt) 5 9 298 Für die einzelnen Me- 0 eee 1* . 7 1 1 5 1 55 J 1 Mittwoch, 28. Dezember 1932 Neue Abend- Ausgabe Nr. 604 Nhein. Hoch- und Tiefbau AG. Mannheim Kepifalzusammenlegung 2: 1 genehmigi „Die Wirtſchaftskriſe hat ſich für das Baugewerbe im ab⸗ gelaufenen Geſchäftsfahr bekanntlich ganz beſonders un⸗ günſtig geſtaltet und kommt auch b ieſer zur tereſſen⸗ Bereich der Rheinelektra gehörenden Ge haft zur Geltung. Starker Konkurrenzkampf ließ auskömmliche Preiſe nicht erzielen, ſo daß die Geſe bei ſchärſſter Kalkulation nicht zum Zuge kommer Dieſe Preis⸗ ſtellung und die allgem Wirtſchaftsſchrumpfung hatte einen Rückgang des Um ſatzes zur Folge, der noch dadurch erhöht wurde, daß angefangene Bauten, Hie programmäßig im alten Geſchäftsjahr fertiggeſtellt wer⸗ den ſollten, durch Erweiterung des iftrages nicht zur Ab⸗ rechnung kommen konnten und in das neue Geſchäfts⸗ fahr vorgetragen werden mußten. Bei dieſer ganzen Entwicklung konnte es nicht aus⸗ bleiben, daß trotz erheblicher D elung der Unkoſten ein größerer Verluſt entſtand einem Rohertrag von 414 602/ i. V.— ein 559/ Gewinnvortrag— ſtellte ſich der Rohertrag auf 30. Juni 1932 einſchl. 8264, Gewinnvortrag nur auf 72 024 /, während die Handlungs⸗ unkeſten 135 673(216„1, Steuern und ſoziale Laſten 45 468(75 878)/ und Abſchrei bungen 64486(113 798) Mark erforderten. Sonach verbleibt ein Verluſt von 178 598 /, zu dem eine Wertminderung der Vermögens⸗ gegenſtände in Höhe von 161691/ li. V. 8565 Rein⸗ gewinn) tritt. Um den Verluſt und die Wertminderung zu beſeitigen, Heſchloß die heute unter dem Vorſitz von Dr. Bühring abgehaltene o. GV., in der 5000% VA. und 606 740/ StA. vertreten waren, die Heranziehung eines Betrages von 15 289„ aus dem geſetzlichen Reſerveſond, der ſich damit auf 32 500„ ermäßigt, und nach Umwandlung der VA. in StA. und die Herabſetzung des Stammkapitals im Verhält⸗ nis:1 in e. F. von 650 000 auf 325 000 l. In der Bilanz ſind nach Berückſichtigung der Kapital⸗ kürzung und entſprechenden Wertminderungen in Tauſend Mark ausgewieſen: Gebäude 35(47), Lagerplatzeinrich⸗ tung 2,5(10), Geſchäftseinrichtung 2(), Fahrzeuge 4(), Geräte und Werkzeuge 271(358), Vorräte und angefangene Bauten 515(346), Außenſtände 31(213), Treuhandkonto für Unterſtützungsfonds 67(i. V. unter Außenſtände), Bank⸗ guthaben und Kaſſe 123(176), Aktienkapital 325(645), ge⸗ fetzliche Reſerve 32,5(47,7), Anzahlungen von Kunden 525 (194), Schulden 101(187), Unterſtützungsfonds 67,5(67,5), Bürgſchaften beiderſeits 462(545), Wechſel⸗ und Bankſchul⸗ Hen ſind nicht vorhanden. Der alte AR. wurde wieder gewählt und neu hinzu Dir. Wiedermann und Dir. Klöckers. Er ſetzt ſich nunmehr zu⸗ ſammen aus: Dir. Dr. Ing. e. h. Oscar Bühr ing, Kon⸗ ful Guſtav Nied, Baurat Heinrich Schöberl, Alfons Wie dermann(fämtliche Rheinelektra), Dr. rer. pol. B. c. Richard Betz(Badiſche Bank), Berthold E Deutſch (Zellſtofffabrik Waldhof), Heinrich Klöckers(Dedi). Das laufende Geſchäftsjahr wird durch die Uebernahme größerer Bauſtellen aus dem Vorfahr einen erhöhten Umſatz bringen und kann deshalb weſentlich gün⸗ ſtiger beurteilt werden. Ueber das zu erwartende endgül⸗ tige Ergebnis können aber, wie üblich, Vorausſagen bei der , derzeitigen Wirtſchaftslage noch nicht gemacht werden. Henkel erwirbf Deufsche Hydrierwerke O Düſſeldorf, 28. Dezör.(Eig. Tel.) Der bekannte Waſchmittelkonzern Henkel u. Cie. Gmb H, hat von der bisherigen Hauptaktionärgruppe, und zwar der Ge⸗ ſellſchaft für Teer verarbeitung mbH in Duisburg und einer Reihe maßgebender Montankon⸗ zerne des Ruhrgebiets, eine maßgebende Beteiligung an dem AK von 4 Mill./ der Deutſche Hydrier⸗ werke A G erworben. Der Erwerb durch Henkel dürfte darauf zurückzuführen ſein, daß die Hydrierwerke in letzter Zelt der Oel⸗ und Fettſäureverarbeikung und Veredelung ſowie der Oelſyntheſe, die die Waſchmittelinduſtrie ſtark berührt, beſonderes Intereſſe entge igen. Die Geſell⸗ schaft für Teerverwertung, die ſich allein die Mehrheit des An von 4 Mill. hat ihren Be⸗ ſitz reſtlos an Henkel veräußert. Den übrigen Montan⸗ unternehmen iſt ein Uebernahmeangebot gemacht worden, von dem wohl ausnahmslos Gebrauch gemacht werden dürfte, ſo daß Henkel dan och das Geſamtkopi⸗ kal beſitzen würde. Die bisherigen Hauptaktionäre haben ſich hinſichtlich der Teerverarbeitung die Teerlieſerung ver⸗ kraglich geſichert. * Mannheimer Privatbank Friedrich Straßburger. Das Unternehmen teilt uns mit, daß die ſeit über 50 Jahren beſtehende Aſſekuranz⸗Firma Jonas Bin g, Ham⸗ Burg, mit der ſie bereits ſeit mehreren Jahren in enger Geſchäftsverbindung ſteht, eine Zweigniederlaſſun in Mannheim eröffnet hat, die von den Inhabern der Firma Straßburger geleitet wird. * Neueiuſtellungen bei Daimler⸗Beuz in Gaggenau. Die Daimler⸗Benz⸗Werke Gaggenau haben, veranlaßt durch die guſſteigende Linje des Geſchäftsganges, 98 Neu⸗ einſtellungen von Facharbeitern und Büroangeſtell⸗ zen durchgeführt. Im Frühjahr ſollen, falls keine Nück⸗ ſchläge eintreten, weitere Neueinſtellungen erfolgen. * Vereinigung mitteldeutſcher Rohzuckerfabriken.— Werkgemeinſchaft Schokoladenfabrik Ravia geſichert. Die Arbeiterſchaft der Schokoladen fabrik Ravi a (Konzern Halle⸗Roſitz⸗Holland) den Angeſtellten angenommenen Vorſchlag, den Betrieb auf 85 5 ö 5. 27. 28 27. 28. 27. 28. 27 28 2 2 3 Aktien und Ausfendssgfelhen in rezenten lbmüßle Papier 88,80 88.50 kt. 79.— 78. Kurszettel der Neuen Mannheimer Zeitung- adele u Ju 18 Sue 15 6k! 5 8. 27. 28. 2 ord Motoren. 89,95 54.— Naximil ⸗Hüne 111.0 110. Weſtf. Eiſen„ n etersb. J. Habkrt. Mannheimer Effektenbörse 5 8 ahm 1155 117.0 Berliner Börse riſter. R.„ Mech. Web. Lind. ar 19.— Wicking⸗Cement..— 1 55 Ruſſenbank 2 27. 25 27. 28, ladustrie- Aktien„„ 2(6. 27. 28. Gebhard Tertü, e 0 5 25. Dortm. Ritterbr. 57.— 88.— Ludwigs. Walz... E 1 7 18. Alti Gehe 2 Co. 38 29.75 Mez Sh 0 50.— 50.. D̃tiurdach Kal 60% Bab St.- u. 7 78.— 48. f.-G. J. Seilinb.„.— 28. iner e. Sstverzinsliche Werte industrie-Aktien ehe& Co... 28.— 29. es Söhne.„80.. K alt. Zee den d,. n Daum ene. 19.28 19 25 Löwen München 25.5 2160 Malnkraftwerke..88 8 50 eee Reich zan. 27 70,. 99.25 uteumul 1750 170.0 Selling a Co.: D. e, mag müblen 5 1277 Ziamond N S 51 61. Daimler⸗Benz.. 19,28 19.25 N. 5 g 8 cumulatoren 8 Gelſenk. Bergwk. 39.50 52.50 Mimoſa.... 1949 184.5 och frgeuenz 6% Wonne Geld 6.— 68.— Deulſche Line.: 44.— 880 Scher Ainde 1460 88 4 8 V 1 e e e ee 58 30[Genichew& Co.— 38. Miihe e, 25 a e 1 4680 46.85 Heterſee ahrz 1 8 3 66.— 88.— e N öfferh. Bindg. 1480 148.5 Me FFC 70 Allg. Elertr.⸗G.. 31. 25 l 28. 40 40, f„ o Sfera Bb 28 68. be... Garden.. 68.— 93775 Schwarz storcen 87.— S meg ae.. 2 Schub gebiete: d des Auen in r, 95.—.85 Gerresheim Gs 49.46 42.75 Rieber Kb 159 441) Nee Süder Pe aha S 78.50 84.75 5 Tuche Brauerei:.—.— Woenus e 24.— 5% Bad. Kohlen——— Ammendorf Pap. 68 87.25 Gef. f. elektr. Unt. 78.65 78,— Nordd. Eiswerke 4165 48.50 Otadt Minen 5157 7 12725 50 880% Rh Hyde 79, 9 10% Grkr. M.. 98,— 95,— Werger.... A e Rein. Gebh Sch..% Grkr Mb. K.———.— Anhalt Koßlenm. 98.75 88.—. avi Minen„15,50 16.25 Ufa⸗Fllim„38. 3878 Adige Hen ie. 1460 1400 f f.. 81, 20 Abelneleker erh. 88.— 84 80 fe fene. 888 7 Abgl. K. falt. 30 78—— Firmen e. Co. 58...— Odarſcr Folsw. 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Mansfelder Att. 28, 24.78 Noßtiend Rasch.——— flzaner Werke; 4059 40 58 Nordenench. Lg 8% Südbo. Sig, 7 50 87 Süd Eiſenbahn 56.— 88 Kraus c. Co. Lock. 58.50 50,— Ver. Stahlwerke 3748 36.25 Klan eben 171,0 io l Sarbenind. J. G. 95,50 98,75 Maſchin.⸗ Bolgt& Haeffneß——— Lahmever& Co. 117 116,0] Bari Minen der Grundlage der Werkgemeinſchaft fortzuführen, ab⸗ gelehnt. Im Lauf der Stillegungsverhandlungen mit dem Anhaltiſchen Staatsminiſterium wurde eine ſtärkere Staffe⸗ lung der Lohn⸗ und Gehaltskürzung vereinbart, die für die leitenden Beamten eine weitere erhebliche Kürzung ihrer Bezüge bringt, während die niedrigſten Lohnklaſſen von Lohnabſtrichen verſchont bleiben. Am Dienstag vor⸗ mittag fand eine Belegſchaftsabſtimmung über die Frage ſtatt, ob unter dieſen Umſtänden der Be⸗ trieb fortgeführt werden ſoll oder ob die Arbeiterſchaft bei ihrem Standpunkt verharrt, daß die reine Tarifgrundlage nicht aufgegeben werden dürfe. Bei der Abſtimmung ergab ſich eine Mehrheit für die Weiterführung des Betriebes auf der vorgeſehenen Grundlage Wieder Ruhe in der Edelmefall-, Schmuckwaren- und Diamani-Indusſrie Die Pforzheimer Edelmetall⸗ und Schmuck- wareninduſtrie berichtet über den Verlauf des Oktober bis Dezember, daß die weſentliche Beſſerung des Oktober auch im November angehalten hat, während im Dezember bereits ein Rückgang zu verzeichnen iſt. Die Belebung war hauptſächlich auf das übliche Weih⸗ nachtsgeſchäft zurückzuführen. Im November wurde die Belegſchaft um etwa 10 v. H. gegenüber dem September erhöht. Die Kurzarbeit wurde allerdings vielfach beſeitigt, oft mußte Ueberarbeit geleiſtet werden. In der Ju ⸗ welen branche waren Neueinſtellungen nicht not⸗ wendig. Verhältnismäßig ſchlecht hat die echte Bijout⸗ terie abgeſchnitten. Hier betrug die Belegſchaftsver⸗ mehrung kaum 3 v. H. und die Zunahme der Arbeits⸗ ſtunden 10 v. H. Die größte Beſſerung wies die Gruppe der kleinen Silberwaren ſowie die 0 mit Puderdoſen und ſonſtigen Gebrauchsartikeln auf. 5 Auch in der Hanauer Edelmetall⸗ und Dlamantinduſtrie hat die Belebung, die ſeit Sep⸗ tember eingetreten war, im Dezember wieder nach⸗ gelaſſen. Die Diamantſchleifereien, die in den letzten Monaten voll arbeiteten, zeigen noch gute Beſchäftigung. Allerdings ſind die Preiſe durch die Unterbietung der Heimarbeiter etwas mäßig. Gegen doppelſe Bierbesſeuerung Ein vVorsfoß der Brauereien im Noisfandsgebiei Die Brauereiver bände des ſüdweſtdeut⸗ ſchen Notſtandsgebietes, die durch die große Konkurrenz von Wein und Apfelwein in Heſſen⸗Naſſau. Baden und Württemberg bekanntlich im letzten Jahr 1932 durchweg einen Abſatzrückgang von über 50 v. H. erlitten, haben in einer in Mannheim abgehaltenen Sitzung einen Vorſtoß bei der Reichsregierung auf Abhilfe durch Beſeitigung der untragbaren doppel ⸗ ten Bierverſteuerung durch die Reichs⸗ und Ge⸗ meindegetränkeſteuer unternommen Nicht nur die Konkurrenz von W der unlautere Wettbewerb durch häufige Hinterziehung der Gemeindebierſteuer veranlaßt zu dem Beſtreben, daß künftig nur eine einzige Steuereinziehungs⸗ möglichkeit geſchaffen werden müſſe. Geſor⸗ dert wird möglichſt nur die Veranlagung durch die Ge⸗ meindebierſteuer, wobei den Gemeinden für den Ausfall der Gemeindegetränkeſteuer eine entſprechende Reichsrücküber⸗ weiſung gewährleiſtet werden könne. Die beſonderen For⸗ derungen über die Behandlung der Brauereien in dem n und Apfelwein, auch Notſtandsgebiet bleiben weiteren Verhandlungen im Laufe des Januar vorbehalten. Herabseßung des Benzinzolls beaniragi Berlin, 28. Dezbr.(Eig. Tel.) Der Benzolver⸗ band und die deutſchen Treibſtofferzeuger haben beim Reichswirtſchaftsminiſter eine Hera b. fetzung der Zölle auf Benzin von bisher 17 auf 14„ je Doppelzentner beantragt. Vorausſetzung für dieſen Antrag ſei die vollkommene Aufhebung der Mineralölſteuer, die bekanntlich erſt geſtern mit Wirkung vom 1. Januar auf 3,80% erhöht wurde. Die Treibſtoffkenzerne erklären, daß durch ſolche Maßnahme eine Herabſetzung des Verbraucherpreiſes um 3 Pfg. je Liter möglich iſt. Stärkere Befesſigung des Nenfenmarkſes Im Verlaufe lebhafferes Anlagegeschäff in Stadianleihen/ Akfienmärkie uneinheiilich Glaftsfellungen und Tauschoperafionen Maunheim knapp behauptet Angeſichts der ſtarken Kursſteigerungen des geſtrigen Tages legte ſich die Börſe heute Zurückhaltung auf. Die Aufwärtsbewegung machte daher keine weitere Fort⸗ ſchritte om Aktienmarkt. Farben waren mit 9574 weiter vernachläſſigt. Etwas ſchwächer lagen Rheinelectro mit 96 v..; feſter dagegen Weſteregeln Kalt mit 118 G. Nach Pauſe gelongten Seilinduſtrie Wolf mit 25 v. H. zur Notiz. Am Bankenmarkt lagen Badiſche Bank feſter, von Verſicherungswerten woren Frankonia Württbg. Trans⸗ port gebeſſert. Feſt lag weiterhin der Rentenmarkt unter Bevorzugung von Pfandbrieſen, die Durchſchnittlich Kurs⸗ beſſerungen von 1 v. H. zu verzeichnen hatten. Frankfurt gut behauptet Nach vorbörslich etwas höheren Taxen eröffnete oͤte amtliche Börſe in ſehr ſtiller Haltung und im Vergleich zur Abendbörſe mit uneinheitlicher Kursbildung. Von der Kundſchaft lagen kaum Orders vor, ſo daß auch bei der Spekulation, die geſtern größere Engagements eingegangen war, gewiſſe Ermüdungserſcheinungen feſt⸗ zuſtellen waren; ſie nahm teilweiſe kleine Re aliſatio⸗ nen vor. Die Veränderungen nach beiden Seiten hielten ſich aber im Rahmen von Bruchteilen eines Prozentes. Am Montanmarkt lagen Harpener nach dem geſtrigen Auf⸗ trieb ca. 2½ v. H. ſchwächer; ferner am Elektromarkt Reag in Reaktion auf die geſtrige Steigerung 2 v. H. niedriger. Am Rentenmarkt ſtanden deutſche Anleihen etwas mehr im Vordergrund bei allerdings nur unweſentlichen Veränderungen. Am Pfandbriefmarkt war das Geſchäft recht lebhaft, da auf dem erhöhten Kursſtand etwas Ma⸗ terial herauskam. Liquidationspfandbriefe lagen zum Teil noch etwas feſter, im übrigen blieben die Kurſe behauptet. An den Aktienmärkten herrſchte im Verlaufe faſt vollkommene Geſchäftsſtille und die Kurſe bröckel⸗ ten überwiegend bis zu 77 v. H. ab. Am Renten⸗ markt blieben deutſche Anleihen lebhaft, fedoch ohne weſentliche Aenderungen. Späte Reichsſchuldbuchforderun⸗ gen bröckelten aber auf das Abendbörſenniveau ab. Tagesgeld war weiter ſehr leicht und zu 371 v. H. un⸗ verändert. Berlin ſchwankend Während man an der Vorbörfe noch überwiegend feoſtere Kurſe nannte, zeigten die erſten Notie⸗ rungen kein einheitliches Bild und die Rückgänge waren ſogar in der Mehrzahl. Bei den Großbanken lagen, beſonders für Verſorgungswerte und auch für an⸗ dere Spezialpapiere, Kauforders des Publikums vor. Die Börſe ſelbſt ſchritt aber verſchiedentlich auf dem erhöhten Kursniveau zu Glattſtellungen und nahm auch Tauſchoperationen vor. Deſſen ungeachtet war oͤte Grundſtimmung weiter durchaus freundlich, vor allem wohl in Erwartung der Auswirkungen des Gereke⸗ Arbeitsbeſchaffungsprogramms. Sonſt lagen eigentlich kaum Anregungen vor, die einen Einfluß hätten aus⸗ üben können. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich aber nach wie vor auf die feſtverzinslichen Märkte, und beſonders für Neubeſitzanleihe, Reichsſchuldbuchforderungen und Kom⸗ munalanleihen, die ſchon an der geſtrigen Frankfurter Abendbörſe lebhaft und ſehr feſt lagen. Neuheſitzanleihe zog um, Reichsſchuldbuchforderungen um„1 v. H. an. Der Geldmarkt war vor dem Ultimo natürlich ſteifer. Privatdiskonte waren weiter angeboten. Im Verlaufe war die Kursgeſtaltung zunächſt weiter uneinheitlich, doch konnten ſich ſpäter über wiegend Gewinne bis zu 74 v. H. durchſetzen. Recht feſt lagen Dollarbonds unter Führung von Rentenbanken. Gegen 12,45 Uhr wurde es an den Aktienmärkten all⸗ gemein etwas ſchwächer, die im Verlaufe erzielten Beſſerungen gingen meiſt wieder verloren und es ergaben ſich darüberhinaus Rückgänge bis zu 7 v. H. Im weiteren Verlaufe war der Rentenmarkt ganz außerordentlich feſt, Kursſteigerungen bis zu 3 v. H. und teilweiſe noch darüber waren recht zahlreich. Auch das Geſchäft nahm lebhaftere Formen an, vor allem waren es natürlich Käufe der Kundſchaft zu An lage ⸗ zwecke n. Länderanleihen beſſerten ſich bis 27 v.., Reichsſchuldbuchforderungen zogen 7 v. H. an, die Steuergutſcheinkurſe blieben bei einem Umſatz von 3400 Mille unverändert, wobei gaer und Jer Fällig⸗ keiten gefragt waren. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich auf Stabt⸗ und Kommunal⸗Anleihen, die z. T. mit plus⸗ plus⸗Zeichen erſchienen und verſchiedentlich geldrepartiert werden mußten, wobei die Zuteilungsquote zwiſchen 20 und 50 b. H. lag. 7proz. Düſſeldorf, 8proz. Bonn und proz. Kaſſel⸗ Bezirk waren am ſtärkſten befeſtigt, Kommunal⸗ nleihen waren zum großen Teil 3 v. H. höher. Land⸗ ſchaftliche und Hypotheken ⸗Goldpfandbriefe 74—1½ v. H. befeſtigt, Liguidationsvfandbriefe bis zu 2 v.., Mecklen⸗ burger und Preußen⸗Boden⸗Liguidationspfandbriefe ſogar bis 3 v. H. Auch Induſtrie⸗Obligationen waren mit Aus⸗ nahme der Montanwerte, die 4 v. H. einbüßten, feſt. Der Kaſſamarkt war auch heute weiter feſt, und die Kurſe zogen bis zu 2½ v. H. an. Bei außerordentlich geringem Geſchäft wurde die Tendenz gegen Ende des Verkehrs wieder ausgeſprochen uneinheitlich. Die Kursgeſtoltung war von Zufällen abhängig. Die Ab⸗ weichungen gegen den Anfang betrugen bis zu 1 v.., wobei Abſchwächungen etwas überwogen. Eine auffollende Sonderbewegung noch oben hatten Laura⸗Hütte, die von Bankſeite ſtark gefragt waren und um 5 auf 390% v. H. anzogen. Nachbörſe unregelmäßig. Ach 90 Br., Farbeninduſtrie 96 bis 76, Gelſenkirchen 527, Harpener 874, Hoeſch 55, Siemens 123%, Ver. Stahl 367 und Reichsbank 144. Die deutschen Sparkassen im November O Berlin, 28. Dezbr.(Eig. Tel.) Bei den Spar⸗ kafſen des Deutſchen Reiches erfolgten im Novempver Einzahlungen von 349,3 Mill.% gegenüber 399.5 Mill./ im Oktober und Rückzahlungen von 339,5 gegen 384,2 Mill. 4. Daneben wuchſen den Spareinlagen 13,4 Mill. 4 Zins⸗ und Aufwertungsgutſchriften zu, ſo ſich zum Monatsende ein Geſamtbeſtand von 9782,88 Mill. J ergab. Im Giroverkehr ſind die Einlagen insgeſomt um 14,1 auf 1426,3 Mill./ geſtiegen. Bemer⸗ kenswert iſt, daß nicht nur in 26 von 34 preußiſchen Regie⸗ rungsbezirken fetzt ein Einzahlungsüberſchuß feſtzuſtellen iſt, ſondern auch in den außerpreußiſchen Ländern eine Beſſerung eintrat. So weiſt auch Württemberg letzt einen Einzahlungsüberſchuß auf. * Steuergutſchein⸗Notierungen vom 28. Dezbr.(Eig Tel.) Berlin und Fronkfurt, Fälligkeit 1934 91,25; 1935 8526; 1936 8095; 1937 75%; 1988 7196. Berliner Devisen Diskonksate: Belchsbank 4. Lombard 3, Privat 37% v. H. Amtlich in Rm. Dis⸗ Parität] 27. Dezember 26. Dezember für kont M. Geld Brief Geld rief Buenos⸗Alres 1Peſo 7.782] 0,858 0,862.858 0,882 Kanada ltan. Do ar 4,198.676.684 3,698 8,704 Ippan Ihen 6,57.092.899 0,901 0,889.891 Nairo.. läggot. Pd. 20,953 14,87 14.41 14,38 14.42 Türkei. türk Pfd.— 18.450 2008.012].008] 2,012 London 8 20,429] 138,99 14.03 14,00 14.04 New Vork. 1 Tollar 2½ 4,198.209 4,217].209 4,217 Rio deJaneirolMillr.—.502 0 269.271 0,269.271 Uruguay. Goldpeſo.43.648.65.648.652 olland. 100 Gulden 3 168,739 169.13 169,47 169,18 169,52 then 100 Trachmen 9 5,45.218.22 2,196.2 Grüſſel 100.00 0 3½ 88.37 583) 59, 83.0 58,42 Bukareſt... 100 Sei 7.511] 2,488 2,492 2,488 2,492 Ungarn.. 100 Peng 4½ 28,421.—.———.— Danzig 100 Gulden 4 81,72 81.72 81.88 81,72 81.88 Helſingfors 00% M 8 10.537.134.148.134 8,148 talien.. 100Lire 3 22,094 21.55 21.59.55 21.59 Jugoflapien io Dinar 2½ 31,00.574 5,588.574 5,588 Kowno. 100 Litas 7 41.98 41.88 41.98 41.88 41.96 Kopenhagen 100 Kr. 6 112.50 72.58 72.72 72.58 72,72 Liſſabon 100 Eskudo 6 453,57 12,76 12,78 12,76 12,78 Oslo. 100 Kr. 4 112.5072 13 72.27 72,18 72,27 Paris... 100 Fr. 2½ 16,44 16.42 16,46 16.42 16,46 Prag.. 100 Kr. 4½ 12,438 12,465 12.485 12,465 12.485 Schweiz.. 100 Fr. 2.00 8099 81,15 80,98 8112 Sofia.. 100 Lewa 9½ 3,033 3,057 8,083 3,057.083 Spanien 100 Peſeren 6½ 61,00 834,87 34,43 84,37 34.48 Stockholm.. 100 Kr. 3½ 112,24 76,87 76,58 76,42 76 58 Eſtland.. 100 Eſtm. 5½ 112,50 110.59 110,81 110,59 110.81 Wien 100 Schilling! 8 59,0711 51.95 52.05 51.95.50 Tägliches Geld: 4è u. darüber, vereinzelt 4½% Monatsgeld 570% Reichsmark weiter ſeſt Im internationalen Deviſen verkehr konnte ſich das Pfund eine Kleinigkeit beſſern und zog bis auf 3,33 ½ gegen den Dollar, 14,01 gegen die Reichsmark und 85,46 gegen den franz. Franken an. Lebhaft beſprochen wurden die Maßnahmen Südafrikas; im Gegenſatz zu den amtlichen Erklärungen iſt man der Anſicht, daß Südafrika den Goloöſtandard bereits verlaſſen hat. Der franz. Franken war eher leichter, da die letzten Anträge in der Kammer und Maßnahmen zur Deckung der dringenden Ausgaben natürlich verſtimmen, auch die Erklärung des amerikaniſchen Staatsſekretärs Stimſon trugen hierzu bet. Die Reichsmark lag dagegen weiter feſt und zog in Zürich auf 123,82% an, in Amſterdam ſtellte ſie ſich auf 59,28 und in Paris auf 610. Im ſpäteren Verlauf war das Pfund mit 3,33 bzw. 13,9872 gegen die Reichsmark wieder eine Kleinigkeit leichter, doch noch etwas über ſeinem geſtrigen Schluß. Berliner Mefallhörse vom 28. Dezember Rupf. Kup. Kupf.[Blei Blei] Blei Zink Zint ink dez. Brief Geld dez. Brief Geld] bez. Brief Geld 8 37 75 38,.— 87.75— 15.50 14.75, 21,25 20.28 ebruar— 39.25 38.——.— 15.75 15.——.— 21.50 20.50 Mürz. 38.50 88 ö—.— 21 80 20.75 April 388. 388,—— 21752125 Mal.— 39.50.. 22.— 21.50 uni—.—. 89.758 22.25 21 75 uli—.—.25 22.50 22.— Auguſt—— 40,50 48.— 22 25 Sept.—.— 49 75 23.— 22,50 Oktober. 41. 23,25 22.75 Nov. 41.— 23,50 22,75 Dezemb. J—.— 38.— 755 21.— 20.— * Berliner Metall⸗Notierungen vom 28. Dezbr.(Eig. Tel.] Amtlich: Elektrolytkupfer(witrebars] prompt 48„ für 100 Kg.; Raſſinadetupfer loco 42—43; Standord⸗ kupſer loco 37-38; Standard⸗Blei per Dezbr. 14,50—15,50; Original⸗Hütten⸗Aluminium 98—99proz. in Blöcken 160; desgl. in Walz⸗ oder Drirhtbarren 164; Banka⸗, Strakts⸗, Auſtralzinn 216; Reinnickel 98—99proz. 350; Antimon⸗ Regulus 3739; Silber in Barren ca. 1000 fein per Kg. 34.587,75 K. Londoner Meiallbörse vom 28. Dezember Metalle per To. Platin(per 20 Ounces) Silber(Pence pe. Junce) Kupfer, Standard 28769 Zinn, Standaro 148 4 ulumintum„100 6 28.85 Monate 149.7 3 Monate Antimon 442 80 Settl. Preis 48 50 Settl. Preis 143 5] Queckſilber.. 10.1 Elektrolyt. 33.75 Banka 1155 0 Platin 9 beſt ſelected 81,25 Straits.. 153 7] Wolframerz 1075 ſtrong ſheets 61. Blei, ausländ.. 10,75 Mickel 250.0 El'wirevars 34.25 Zink gewöhnlich 15.99 Weißblech„ 18 25 —... 92 85 8. Seite Nummer 604 Neue 8 Zeitung/ Abend⸗Ausgabe Mittwoch, 28. Dezember 1932 Stall Karien sagen wir herzlichsten Dank Leonhard Danksagung Für die vielen Beweise aufrichtiger Anteilnahme an dem uns so schwer betroffenen Verluste meiner lieben Frau, unserer herzensguten Mutter und Großmutter, Frau Sophie Weber Weber, Heidelberg Familie Emil Weber, Mannheim, L 14. 13 Durch Anordnung vom 29. November 1932, die am 1.. 19 39 in Kraft tritt, wurden ge⸗ mäߧ8 3 u. 21 der Durchführungsbeſtimmungen über den Rehe mit Kraftfahrzeugen vom 19. 10. 1931 der Ortsmittelpunkt für die Stadt Mannheim mit Vororten und die Orts⸗ bereiche der Mannheimer Bahnhöfe beſtimmt. Der Wortlaut der Anordnung kann bis 15. Ja⸗ nuar 1933 in Zimmer 9 des Polizeipräſidiums eingeſehen werden. 20 Mannheim, 27. 12. 32. Polizeipräſidinm O. Hämorrhoiden können nachweisbar in kurzer Zeit ohne Operation geheilt werden. Aerztl. Sprech⸗ stunden in Mannheim, Rheinhäuſerſtr. 18, 1 Treppe, jeden Donnerstag, von—1 Uhr und—5 Uhr. Dr. Fechter V312 Sees Lebensmittehaus Koh! Tel. 23704 e606 Eller und Kasse z u billigen Preisen FFF Qu 1, 12 bietet heute an: ff. Oldenburger Sügrahmhbutter per pf. M..50 Id. Fische Landbutter.. per pfd. 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