03. N verkauft Universum, ter feiern! .00,.20,.55 Unt 0 Uhr. 8 2 2 5 in Pescheinunssweiſe: Täglich 2mal außer Sonntag. Bezugspreiſe: rel Haub monatl. RM..08 und 62 Pfg. Trägerlohn, in unſeren WPeſchäftsſtellen abgeholt RM..25, durch die Poſt RM..70 einſchl. Nie Poſtbef.⸗Geb. Hierzu 72 Pfg. Beſtellgeld. Abholſtellen: Wald⸗ gofſer. 12, Kronprinzenſtr. 42, Schwetzinger Str. 43, Meerfeldſtr. 18, Ne Fiſcherſtr 1, Te Hauptſtr. 63, W Oppauer Str. 8, Se Luiſenſtr. 1. Neue Mannheimer Zeitung Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 249 51 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 175 90.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Einzelpreis 1 0 Y, Anzeigenpreiſe: 82 mm breite Colonelzeile RM. 40, 79 mm breite Reklamezeile RM..50. Für im Voraus zu bezahlende Familten⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen beſondere Preiſe. Bei Konkurſen, Ver⸗ gleichen oder Zahlungsverzug keinerlei Rabattgewährung. Gewähr für Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telefoniſche Aufträge. Keine Gerichtsſtand Mannheim. Neufahrs⸗Ausgabe Samstag, 31. Dezember 1032 Sonntag, 1. Januar 1933 143. Jahrgang— Nr. 610 l Schickſalsverbundenheit Melbung des Wolff⸗Büros — Berlin, 31. Dezember. Anläßlich des Jahreswechſels ſtellt der Reichs ⸗ 9erband der Deutſchen In duſtrie in schau einem Rundſchreiben an ſeine Mitglieder feſt,„daß ug 26, 470,., 88. ſich in Deutſchland nach wie vor ein bewunderungs⸗ 5 würdiges Kapital an unternehmeriſcher Initiative, ne haben Zutritt an geiſtigem und techniſchen Rüſtzeug, an Opfer⸗ bereitſchaft und an entſchiedenem Willen zum Ein⸗ RUN ſatz der letzten Kräfte erhalten hat. So ſchwer die Aufgaben der Zukunft noch ſeien, ſo berechtigt ſei das Urteil, daß ſich das Geſamtbild der innerwirtſchaft⸗ eee chen und außerwirtſchaftlichen Lage Deutſch⸗ 1 OT E 1. klauds in der zweiten Hälfte des Jahres gebeſſert hat. Wie ſich die Maßnahmen des Not⸗ EIM programms von Münſter auf die Dauer auswirken, 3 flaſſe ſich noch nicht überſehen. Wohl aber könne feſt⸗ ter- Feier, geſtellt werden, daß es nur dieſes eindeutigen Be⸗ Ekenntniſſes der Reichsregierung zu den ſchöpferiſchen 211 Lräften des privaten Unternehmertums bedurfte, A2- Matz zum Empfindungen und Kräfte auszulöſen, die bis u unser Empfang aßhin durch ein falſches Syſtem wirtſchaftspolitiſcher elephon Nr. 411 Handlungen und Unterlaſſungen erſtickt waren. Die %%%%%%% Mitteifung ſchließt: „Wir werden für die Rechte des Unternehmers kämpfen, wie wir uns auch umgekehrt ſeiner ſitt⸗ lichen und nationalen Pflichten voll⸗ kommen bewußt ſind. Wir erinnern in dieſem Zu⸗ ammenhang an die grundſätzlichen Ausf hrungen, die Dr. Krupp von Bohlen und Halbach auf der ER ö L L 4 letzten Hauptausſchußſitzung gemacht hat. Das Wort SER »Schickſalsverbundenheit“ der einzelnen — Berlin, 31. Dezember Wirtſchaftszweige und Bevpölkerungsgruppen hat acer dee en banden e Berufung auf die„Schickſalsverbundenheit“ ofs Anderen Opfer verlangt, ſondern es umſchließt auch die Forderung, daß das Unternehmertum„hſelbſt frei⸗ willig und ſelbſtverſtändlich allen ſittlichen und natio⸗ nalen Pflichten nachkommt.“ N CHESTEE Der Hanſabund für Gewerbe, Handel rten sichern! bund Induſtrie veröffentlicht„Bemerkungen zum f Jahreswechſel“, in denen ein gewiſſer Peſſimismus 1933 hinſichtlich der kommenden wirtſchaftlichen Entwick⸗ F lung betont herausgeſtellt wird. Die Vorausſetzun⸗ 1 E ben dafür, daß Deutschland an der ſich durch gewiſſe Anzeichen ankündigenden Belebung der Weltwirt⸗ Eine peſſimiſtiſche Stimme er PROMINENTENſchaft teilhaben werde, ſeien leider durch die 8 1 ch 5 Haul Hartmann Meldung des Wolff⸗ Büros W TAaNz rz Peutſche Wirtſchaftsgeſetzgebung und die malig die 1450s gegenwärtig erneut die deutſche Wirtſchaftspolitik be⸗ ſtimmenden Gewalten allzu ſtark außer Kraft geſetzt. copators Von dem in Münſter durch Reichskanzler von Papen 295771 verkündeten Programm ſei nur ein Teil der nateriellen Inhalts übrig geblieben. Man ſehe von hallen Seiten her neue Einengungen und Lähmungen n. 12. 7 2 des wirtſchaftlichen Lebens, den Beginn neuer Fehl⸗ 2 5 leitung wirtſchaftlicher Kraft. Wer die Aufgaben en- Restaurant funſerer nächſten Zukunft klar erfaſſen wolle, dürfe ns- Weine ſiich darüber nicht im Zweifel ſein, daß„die inner⸗ Neizenbier politiſchen und wirtſchaftspolitiſchen Rückſchläge der Sujahr! fahrenzone zurückgeworfen haben, in der Deutſchland Fritz Unger im Mai 1932 ſtand. Jalt Machonheig%% — Berlin, 31. Dezember sten ein kräftige aas, veröffentlicht in der Zentrumspreſſe eine Neujahrsbetrachtung unter der Ueberſchrift„Ka m pf r Wirt: Jakob Münchiußere und innere Not des deutſchen Volkes hin und klärt, daß ein Volk ſich nicht„geſundwählen“ ung erhoben, der zwar bis zu den höchſten Stellen — vehört, dem aber bisher die Erfüllung verſagt wor⸗ limator- Ausschank zuvor. Prälat Kaas fährt dann fort: den Sie die Speisen„Solange der begnadete Führer, der mit magneti⸗ Qualität. 446i iged wieder auf ſich vereinigt, für die Realpolitik ten Gästen und Ich ein Wunſchbild bleibt, dürfen wir über der 5 cht vergeſſen, was bei gutem Willen auch heute Jun möglich ſein müßte: an die Stelle des ute Küche. letzten Wochen“ Staat und Wirtſchaft in die Ge⸗ 5 Ein Ruf zur Sammlung Der Vorſttzende der Zentrumspartei, Prälat 22 46 elijalu 5 der Sammlung“. Er weiſt darin auf die eufaht KONZERT nne. Er habe daher im Herbſt den Ruf zur Samm⸗ en ſei. Dieſer Ruf gelte fürs neue Jahr mehr als Preislagen und an- er Kraft das Vertrauen aller poſitiv gerichteten ehr: ehnfucht nach der Glanzlöſung der Zukunft das n en ch lich nicht berechtigten und legal cht durchſetzbaren Ausſchließlich⸗ 5 itsanſpruchs dieſer oder jener politiſchen a N 7, 28 tung, dieſes oder jenes Programms, dieſer oder fer Stqatsauffaſſung wenigſtens für dieſe pielloſſer Volks⸗ und Staatsgefährdung den Ile n dur Sammlung der wertvollen ergſien zu ſetzen, die in allen ſtaatsbejahenden Zeit uper ern in Bereitſchaftsſtellung liegen und auf Ein⸗ Humor i 1 Deulſche Gedanken zum Jahreswechjel Betrachtungen und MWünſche deutſcher Politiker und Wirtſchaftler für das Jahr 1933 Neujahrserlaß an die Wehrmacht Meldung des Wolff⸗Büros — Berlin, 31. Dezember. Anläßlich des Jahreswechſels iſt ein Erlaß an die Wehrmacht ergangen, der vom Reichspräſi⸗ denten und vom Reichswehrminiſter unterzeichnet iſt. Der Erlaß hat folgenden Wortlaikt: „Zum Neujahrstage ſpreche ich allen Angehörigen der Wehrmacht, Reichsheer und Reichsmarine, meine herzlichſten Glückwünſche aus. Die alten Soldaten⸗ tugenden Treue, Gehorſam und Pflicht⸗ erfüllung ſollen wie bisher die Richtſchnur Eures Handelns bleiben.“ Die Empfänge bei Hindenburg Telegraphiſche Meldung — Berlin, 31. Dezember. Der Neujahrsempfang beim Reichspräſidenten findet morgen in der traditionellen Weiſe ſtatt, wenn auch nicht im Reichspräſidentenpalais, ſondern in der Reichskanzlei, wo Hindenburg zur Zeit wohnt. Nach dem Beſuch der Halloren, die jedes Jahr dem Reichspräſidenten ihre Ehrengabe übergeben, wird das diplomatiſche Korps empfangen. Dabei wechſeln der päpſtliche Nuntius Orſenigo und der Reichspräſident Anſprachen. Beſondere Bedeutung wird dem Empfang der Reichsregierung zukommen, da der Reichspräſident auf die Glück⸗ wünſche des Reichskanzlers mit einer Rede erwidern wird, in der er auf die großen Aufgaben für ' a Rede deshalb mit beſonderer Erwartung entgegen, weil der Reichspräſident in dieſem Jahr nicht durch den Rundfunk direkt zum Volke ſpricht. Den Abſchluß bilden die Empfänge des Reichstagspräſidiums, an dem bekanntlich der Reichstagspräſident Göring nicht teilnimmt, des Reichsrats, der Wehrmacht, des Reichs⸗ bankpräſidiums und der Reichsbahn. Deutſchland und die Korridorfrage Meldung des Wolff⸗ Büros — Paris, 31. Dezember Das Korridorproblem wird in Verbindung mit Erörterungen in der deutſchen Preſſe in der franzö⸗ ſiſchen Oeffentlichkeit wieder ſtark beachtet. Man wirft die Frage auf, ob Deutſchland beabſichtigt, das Korridorproblem demnächſt aufzurollen. Der Ber⸗ liner Berichterſtatter des„Journal“ war bemüht, ſich darüber in offiziellen deutſchen Kreiſen zu unter⸗ richten. Er meldet jetzt, man habe ihm geantwortet, daß Deutſchland keineswegs beabſichtige, die Initia⸗ tive zu ergreifen und die Abrüſtungskonferenz mit der Korridorfrage zu befaſſen. Jedoch könnte die Lage ſich ändern, wenn die übrigen Mächte in Verbindung mit dem Sicherheitsproblem verſuchen ſollten, Deutſch⸗ land einen Pakt, der die gegenwärtige deutſch⸗polniſche Grenze garantiere, zur Unterzeichnung vorzuſchlagen. Deutſchland habe niemals den Korridor anerkannt und denke dieſen Standpunkt in nichts zu ändern. Wenn man in Genf von Deutſchland verlangen ſollte, den Korridor durch einen Sicherheitspakt zu garantieren, würde es genötigt ſein, darauf hinzu⸗ weiſen, daß man eine derartige Garantie nicht über⸗ nehmen könne. Das würde bedeuten, daß die Re⸗ viſion der Frage aufgerollt ſei, ohne daß Deutſchland hierzu etwas getan habe. 7 ũ VdddßßßßGßGGGbPßGßbPbPTGTPbGbGTGTPTPTPTPTVTPTPTPTPTGTPTPTGTGTbTGTGTGTbTbTVTVTfTVTCTVTVTVTVTVTbͤTVbTbVTVTVTVTVTWTbTb—TwTV—TVTwTVVWTwTWWWWVWVww———w ſatz warten. Sollen dieſe Kräfte brach liegen oder in ödem Bruderzwiſt verkommen, weil die Führer zu zaghaft oder zu eigenbrödleriſch ſind, um die Wege der Sammlung zu ſuchen und die gefundenen auch unter Opfern zu gehen? Hitlers Pläne zum neuen Fahr Telegraphiſche Meldung — München, 31. Dezember In einer„Neujahrsbotſchaft“ ſetzt ſich Hitler„die Ausrottung des bürgerlichen Liberalismus und internationalen Marxismus“ zum Ziel. Die Abſicht, den Sieg der nationalſozialiſtiſchen Bewegung durch Scheinlöſungen zu verhindern, werde an der Geſetz⸗ mäßigkeit der Entwicklung zerſchellen. Hitler erklärt dann:„Ich werde, ſo lange mir der Allmächtige Leben und Geſundheit läßt, mich gegen jeden Ver⸗ ſuch wehren, daß die Erhebung des deutſchen Volkes ihre Miſſion für ein paar Miniſterſtühle verkauft. Denn wenn unſere Gegner uns einladen, in ſolcher Art an einer Regierung teilzunehmen, dann tun ſie es nicht in der Meinung, uns damit langſam und all⸗ mählich die Macht zu geben, ſondern in der Ueber⸗ zeugung, ſie uns damit für immer zu entwinden.“ eee. Jorderungen der Verufsſtände Meldung des Wolff⸗Büros — Berlin, 31. Dezember. Die wirtſchaftlichen Berufsſtände veröffentlichen zum Jahreswechſel Neujahrswünſche, die zugleich das Programm für ihre Arbeit im Jahre 1933 um⸗ reißen. Die Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbän de fordert Stetig⸗ keit in Staatsführung, Geſetzgebung und Verwal⸗ tung, freie Entfaltung der Führerperſönlichkeit, Be⸗ ruhigung des inneren Zwiſtes und Wiederherſtellung der Vernunft auch in den internationalen Be⸗ ziehungen. Die chriſtlich nationalen Angeſtellten⸗ verbände wünſchen beſonders eine ſtarke, auf das Vertrauen des Volkes geſtützte Staatsführung, den Einbau der ſtaatserhaltenden Elemente der Land⸗ ſchaften in die Reichsverſaſſung durch Bildung eines Ständehauſes und eine Verfaſſungsreform, die jede Partei⸗ oder Eliquenwirtſchaft unmöglich macht. Die Induſtrie⸗ und Handelskammer Berlin erhofft für das Frühjahr eine Beſſerung der Wirtſchaftslage, wenn dieſe Beſſerung auch keine ſtürmiſche ſein werde. Man werde ſie pfleglich und vorſichtig behandeln müſſen, damit ſie wirklich zu einer Hochkonjunktur führe, Feſte Währung und Vermeidung aller Experimente ſeien unbedingte Vorausſetzungen des Erfolgs. Die Handwerkskammer Berlin verlangt für das Handwerk den nötigen Lebensraum und die Erneuerung einer berufsſtändigen Wirtſchafts⸗ ordnung auf der Grundlage der Privatwirtſchaft. Die Einflüſſe ſtaatlicher Stellen auf die Preisbil⸗ dung müßten fallen, die Betriebe der öffentlichen Hand und die Wohnungszwangswirtſchaft beſeitigt werden. Die Vereinigung der Chriſtlichen Bauern vereine fordert Wiederherſtellung der Lebens⸗ und Leiſtungsfähigkeit der Betriebe durch Stärkung des Bildungs⸗ und Schulungsweſens, durch Feſtigung des Genoſſenſchaftsgedankens und Aus⸗ bau der ländlichen Siedlung. Schließlich wünſcht die Notgemeinſchaft der deutſchen Wiſſenſchaft Sicherung der deut⸗ ſchen Forſchung durch eine fürſorgliche Hilfe von Seiten des Reiches, das in den letzten Jahren be⸗ reits durch die Stützungsmaßnahmen die Rettung der deutſchen Wiſſenſchaft ermöglicht habe. Der„Vorwärts“ veröffentlicht einen Neujahrs⸗ gruß des Vorſitzenden des ADGB., Leipart, an die Funktionäre und Mitglieder der Gewerkſchaften, in dem es u. a. heißt: Unſere Ideen haben ſich in der Oeffentlichkeit mehr und mehr durchgeſetzt. Heute verſucht die Re⸗ gierung von Schleicher einen Teil unſerer Forderungen zu erfüllen. Den Sozialis⸗ mus wird dieſe Regierung nicht verwirklichen. Das wiſſen wir wohl. Sie will im Gegenteil ebenſo wie die Regierung von Papen die kapitaliſtiſche Wirt⸗ ſchaft befeſtigen. Aber können wir in dieſer Lage die Aufforderung der Regierung ablehnen, an der Durchführung der Arbeitsbeſchafſung mitzuwirken? Wenn wir als die berufene Vertretung der Arbei⸗ terſchaft zu dieſer Mitarbeit bei der Durchführung der Arbeitsbeſchaffung bereit ſind, ſo geben wir von unſeren letzten großen Zielen kein Jota auf. Die Verantwortung für die Ar⸗ beiterſchaft, die auf uns laſtet, iſt aber zu groß, als daß wir es ablehnen können, mit dieſem oder jenem zu verhandeln, der uns auf Grund ſeiner Vergan⸗ genheit nicht angenehm iſt. Ich weiß, daß die Funk⸗ tionäre der Gewerkſchaften dieſe Haltung verſtehen. Um ſo mehr erwarte ich, daß ſie der Maſſe der Mit⸗ glieder und den Maſſen der Unorganiſierten gegen⸗ über mit aller Eutſchiedenheit dieſe Haltung ver⸗ teidigen, daß ſie ſich durch alles Geſchrei von Verrat nicht erſchüttern laſſen. Bilanz der Stadtverwaltung Von Oberbürgermeisfer Dr. Helmerich- Mannheim Die Stadtverwaltung ſteht am Ende des Jahres 1932 vor kaum geringeren Sorgen und Aufgaben als am Anfang dieſes Jahres. Die Schrumpfung der Wirtſchaft und die in Mannheim faſt unvermindert andauernde Ar⸗ beitsloſigkeit hat ſeit dem Etatjahre 1981 alle Bemühungen, den Haushalt auszugleichen, zur Er⸗ folgloſigkeit verdammt. Wir haben in Mannheim infolge rechtzeitiger und durchgreifender Sparmaß⸗ nahmen nur das eine erreicht, daß die Defizit⸗Wirt⸗ ſchaft bei uns verhältnismäßig ſpät eingetreten iſt. Der Haushalt 1930 konnte noch ausgeglichen werden. Der Haushalt 1931 weiſt erſtmals ein Defizit von 1,3 Millionen auf. Im Haushalt 1932 wird ſich das Defizit auf 4,5 bis 5 Millionen Mark er⸗ höhen und auch im Jahre 193g iſt, wenn ſich die Ver⸗ hältniſſe nicht grundlegend ändern, mit einem Defi⸗ zit von mindeſtens 5 bis 6 Millionen/ zu» chnen. Dabei konnte das Defizit ſeit 1932 nur dadurch auf dieſen Betrag beſchränkt werden, daß die Stadt auf alle Abſchreibungen verzichtete und nicht einmal dem Erneuerungsfonds der Werke die Beträge zuführte, die im jeweils laufenden Jahre an Ausgaben für unaufſchiebliche Erneuerungsarbeiten notwendig werden. Die Urſachen dieſer ungeſunden Verhältniſſe ſind nur allzuſehr bekannt. Die Arbeilsloſigkeit hat der Stadt eine nicht mehr zu tragende Wohlfahrtslaſt aufgebürdet. Nach dem Voranſchlag 1932 beträgt der Zuſchußbedarf für Wohlfahrtspflege allein faſt 22 Millionen Mark bei einem Geſamtzuſchuß⸗ bedarf des ſtädtiſchen Haushalts von rund 41 Millio⸗ nen Mark. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen iſt im Laufe des Jahres 1932 in Mannheim nicht nur nicht geringer geworden, ſondern noch weſentlich angeſtiegen. Sie hat am 1. April 1932 12 914 und am 1. Dezember 1932 158 76 betragen. Daß trotzdem die Wohlfahrtsausgaben nicht über den Etatanſatz geſtiegen ſind, ſondern im Ergebnis des Haushalts⸗ jahres wohl unter dem Etatanſatz bleiben werden, iſt auf die Kürzung der Unterſtützungsſätze und auf die ſonſtigen Droſſelungsmaßnahmen zurückzuführen, denen wir uns, nachdem das Reich vorangegangen war, leider nicht entziehen konnten. Höhere Aus⸗ gaben verboten ſich auch ſchon deswegen, weil die Steuereinnahmen im Laufe des Jahres im⸗ mer mehr abſanken. Gegenüber dem Etatanſatz, der für Steuern und Abgaben einen Ueberſchuß der Einnahmen und der Ausgaben von 18 712000 Mark vorſah, wird der wirkliche Steuereingang trotz Er⸗ höhung der Bürgerſteuer vorausſichtlich um 1 Mil⸗ lion zurückbleiben. Nur durch ſchärfſte Drof⸗ ſelung aller Ausgaben iſt es möglich geweſen, die Wirkung dieſes Mindereinganges an Steuern eini⸗ germaßen auszugleichen. Leider führt dieſe Droſſelung der Ausgaben dazu, daß die Stadt immer weniger zur Belebung des Wirtſchaftslebens beitragen kann, daß vielmehr Handwerk und Gewerbe in ſteigendem Maß Auf⸗ träge entzogen werden müſſen. Es iſt bezeichnend, daß die Aufwendungen des ſtädtiſchen Hochbauamtes und des Maſchinenamtes für außergewöhnliche Baufälle und Anſchaffungen bei den ſämtlichen ſtädtiſchen Gebäuden im Jahre 1929 noch 924000% betrugen; im Etat 1930 waren es noch 863 000, 1931 527 000 /, 1932 278 000% und im Etat 1933 werden es nur noch 191 000/ ſein! Jeder Bürger, dem an dem Schickſal unſerer Stadt etwas gelegen iſt, wird die Frage aufwerfen, wie das eigentlich weitergehen ſoll und wann bei der Stadt Mannheim der Zeitpunkt grö⸗ ßerer Zahlungsſchwierigkeiten oder gar einer Zah⸗ lungseinſtellung gegeben ſein wird, wie ſie in einer Reihe von anderen deutſchen Städten ſchon einge⸗ treten ſind. Bisher iſt die Stadt Mannheim allen ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern auf das pünktlichſte und peinlichſte nachgekommen. Es war dies nur dadurch möglich, daß die unter Oberbürgermeiſter Dr. Kutzer begonnene und von mir gegen erhebliche Widerſtände fortgeſetzte Fondspolitik uns flüſſige Mittel bewahrt hat, die uns bisher auch bei einem Etatdefizit noch zah⸗ lungsfähig bleiben ließen. Daß wir aber bei einem nochmaligen 5 bis 6⸗Millionen⸗Defizit, wie es uns im neuen Etatjahre bevorſteht, nicht mehr ſehr lange flüſſig und zahlungsfähig bleiben können, liegt für jeden Einſichtigen auf der Hand. Dann erſt, wenn die notwendigen Gelder für die Unterſtützungs⸗ Lohn⸗, Gehalts⸗ und Zinszahlungen nicht mehr rechtzeitig aufgebracht werden können, werden die größten Gefahren für die ſtädtiſche Finanzwirtſchaft beginnen. Wird es im neuen Jahr einen Weg geben, dieſes faſt unvermeidlich erſcheinende Schickſal abzuwenden? Wenn ein Wirtſchaftsaufſchwung in einem ſolchen Umfange einſetzen würde, daß etwa die Hälfte 2 Seite Nummer 610 Neue Maunheimer Zeitung Neufahrs⸗ Ausgabe Samstag, 31 der von der Stadt zu verſorgenden Woh[fahrts⸗ Erwerbsloſen wieder Aufnahme in den Arbeitsprozeß fände, dann wäre freilich nicht nur das Etat⸗Deftzit beſeitigt, ſondern es könnten auch wieder gewiſſe notwendige Abſchreibungen fütr Erneuerungsarbeiten durchgeführt werden. Jeber Wohlfahrtserwerbsloſe verurſacht uns im Durch⸗ ſchnitt(ohne Verwaltungskoſten) einen Jahresauf⸗ wand von rund 600 Mark. Die Eingliederung von 1 würde uns eine unmittelbare Erleichterung von 4500 000 Mark bringen; außerdem würden durch eine ſolche Wirtſchaftsbelebung natürlich die Steuer⸗ erträgniſſe beſſer werden. Wir könnten alſo insgeſamt mit einer finanziellen Erleichterung(Min⸗ derausgaben und Mehreinnahmen) von 6 bis 7 Mil⸗ lionen rechnen. Leider können die Ausſichten auf eine derartige Entwicklung im Jahre 1933 nicht als günſtig bezeichnet werden. Ich würde es ſchon als einen Erfolg anſehen, wenn es gelänge, die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen um 10 bis 15 v. H. zu vermindern. In dieſem Zuſammenhang muß auch vor über⸗ triebenen Hoffnungen gewarnt werden, die ſich an das Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsregierung knüpfen. Das Programm iſt ſelbſtverſtändlich zu begrüßen, aber es wird nur Erfolg haben, wenn bei ſeiner Durchführung neue Fehlinveſtitionen vermieden werden und wenn es eine weſentliche Verſtärkung der allgemeinen Wirtſchaftsbelebung zur Folge hat. Die Städte wer⸗ den durch die Bereitſtellung von Mitteln im Rah⸗ men eines ſolchen Arbeitsbeſchaffungsprogramms por allem wieder in die Lage verſetzt ſein, gewiſſe Unterhaltungs⸗ und Erneuerungsarbeiten durchzzu⸗ mütſſen. Darüber hinaus wird man mit Vorſicht an einige Projekte herangehen können, die nach ihrer Verwirklichung Verzinſung und Amortiſation des aufgewandten Kapitals gewährleiſten oder zum mindeſten im Intereſſe der Volksgeſundheit als un⸗ gufſchieblich anzuſehen ſind. Alles in allem genommen, wäre es ſicherlich ver⸗ fehlt, wenn wir dem Jahre 1933 mit zu großen Hoff⸗ nungen entgegenſehen wollten. Wir müſſen froh ſein, wenn es uns gelingt, unſere notleiden⸗ den Mitbürger wie in dieſem Jahre auch über das kommende Jahr hinwegzubringen, wenn es uns ferner gelingt, unſere kulturellen Einrichtungen wenigſtens in ihrem Rahmen aufrecht zu erhalten und in eine beſſere Zeit hinüberzuretten. Weit⸗ gehendſte Sparſamkeit wird auch die Deviſe des kommenden Jahres ſein müſſen. Das Gutachten des Reichsſparkommiſſars über die Verwaltung der Stadt Mannheim, das wir Mitte Januar der Bürgerſchaft vorlegen können, wird Zeugnis davon ablegen, wie nachdrücklich die Stadt Mannheim gerade in den letzten Jahren unter den ſchwierigſten Verhältniſſen bemüht war, ihre Finanzen in Ordnung zu halten, ohne völlig let⸗ ſtungsunfähig zu werden, und wie ſtark alle ver⸗ Rünftigen Sparmöglichkeiten ſchon ausgenützt wor⸗ den ſind. Es wird uns aber anderſeits auch noch einige Wege zeigen, die zu einer weiteren, nicht zu umgehenden Rationaliſterung unſerer Verwaltung führen werden. Nur darf man ſich darüber nicht täuſchen, daß auch die alleräußerſte Sparſamkeit und Rakionaliſterung das Millionen- Defizit micht zu befeitigen vermag, das nun einmal in der Wirtſchaftslage und der Notwendigkeit der Fürforge für eine Unzahl von Notleidenden begründet iſt. Rückgabe des Emden“ Schildes Meldung des Wolff⸗ Büros — London, 31. Dezember Das Namenſchild des Kreuzers„Emden“, das von r auſtraliſchen Regierung zurückerſtattet werden ſoll, iſt bereits in London eingetroffen. Der auſtra⸗ liſche Geſandte in London, Bruce, wird nach ſeiner Rückkehr vom Urlaub das Schild ſelbſt übergeben. Es ſteht noch nicht feſt, ob er es dem deutſchen Bot⸗ ſchafter in London oder aber dem Reichspräſi⸗ denten perſönlich in Berlin überreichen wird. Silveſter mit happy end Skizze von Alexa Da in kürzeſter Zeit dieſes betrübliche Jahr endet und ein neues, wahrſcheinlich ebenſo betrübliches— gar kein Anlaß, daß es vergnüglicher würde— be⸗ ginnt, verlangen ſämtliche Zeitſchriften Silveſter⸗ geſchichten. Und alle, die ihr kümmerliches Daſein im Laufe von zwei bis drei Wochen, jeder einzelne zumindeſt zehn bis zwölf, Erzählungen, die irgend⸗ eine Beziehung zum 31. Dezember haben. Ach, haben dieſe Menſchen eine herrliche Phanta⸗ ſie? Oder— geſchehen wirklich gerade am 31. De⸗ zember ſo tolle, gefühlvolle und erſchütternde Dinge? Da mir perſönlich anläßlich dieſes Datums nichts, aber ſchon gar nichts einfällt, ich aber ſchließlich und endlich auch eine wunderſchöne, humoriſtiſche oder rührende Geſchichte zu ſchreiben verpflichtet bin, die zpwiſchen dem 31. und 1. paſſiert, habe ich verſucht, meiner ſichtlich etwas lahmen Phantaſien allerdings tiefbeſchämt, nachzuhelfen und habe einige Zeit⸗ ſchriften vom 1. Januar 1931 vor mich auf den Tiſch gelegt und zu leſen begonnen. Alſo, es iſt, weiß Gott, faſt unglaublich was alles in den Abendſtunden des 31. Dezember geſchieht: Da geht ein wunderſchöner junger Mann, fabel haft elegant— woher hat er bloß das Geld ſich ſo gut anzuziehen? Oder, meine Seele füllt ſich mit Neid, hat er vielleicht noch Kredit?— um zehn Uhr Nachts im Tiergarten ſpazieren. Ah, er iſt nicht nur kegant, er hat auch dunkelblaue Augen und eine ne Naſe.— Aber, warum geht er denn mit ſei⸗ nem vornehmen Stadtpels, den blauen Augen und 1 kühnen Naſe in einer nebligen Nacht durch den Tiergarten? Warum nimmt er ſich nicht ein Taxi? Dazu müßte es doch noch reichen!— Und er ſchlen⸗ dert auch noch, ſichtlich ziellos.— Wie iſt es möglich, Haß ein hübſcher, junger Mann um zehn Uhr abends ein Ziel hat? Und wenn er ſchon keines hat, wes⸗ Halb bleibt er nicht zu Hauſe?s? 3 Ach ſo! Jetzt kommt ihm eine ſchlanke Frauen⸗ eſtalt entgegen. Sie iſt in Gedanken verſunken und scheint betrübt zu ſein. Vor lauter Betrübnis blickt Sſchließlich auf ihre Fußſpitzen und— obwohl in der Nacht im Tiergarten ſicherlich kein Ge⸗ dränge iſt— rennt ſie gegen den ſchlendernden, ühnnaſigen Jüngling. Da ſie gut erzogen iſt ſagt N führen, die ſie ſonſt aus Mangel an Geld unterlaſſen ** 7500 Wohlfahrtserwerbsloſen in den Arbeitsprozeß 1 John Bull in Seenot Englands große internationale Schwierigkeiten im vergangenen Fahre (Von unſerem Londoner Vertreter) London, Ende Dezember. Mehr als je war die engliſche Politik im Jahre 1232 mit internationalen Vorgängen verknüpft. Man hat es im Sommer erlebt, daß ſich faſt das ge⸗ ſamte engliſche Kabinett im Auslande befand: in Genf, in Lauſanne, in Ottawa. Das war kein Zufall, ſondern die Folge der gefährlichen Ab⸗ hängigkeit von der Weltwirtſchaft, in die England geraten iſt. Seit dem Kriege hat England um ſeine Stellung als Weltbankier gekämpft; es hat dabei ſeine Reſerven derartig verzettelt, daß die Stockung des Welthandels und die Lähmung der Weltfinanz die engliſche Lebensader getroffen haben. Nur durch Wiederherſtellung der Weltwirt⸗ ſchaft, nur durch die Geſundung der Schuldnerläunder kann Großbritannien der Gefahr entgehen, zu einer Macht zweiten Nanges herabgedrückt zu werden. Dies war die Triebfeder der engliſchen Bemühungen um die Einigung in Lauſanne; dies war auch der Grund dafür, daß Macdonald feiert wurde. durch Erfinden von Kurzgeſchichten friſten, erzeugen fall! nehmen— ſitzt vor dem Kamin. läutet. weiche, dunkle Frauenſtimme tönt ihm entgegen: Warum ſchreit er Stimme völlig bezaubert, gibt ſich als der millionen nach ſeiner Rückkehr von der Konferenz wie ein ſtegreicher Feldherr ge⸗ Es war Maedonalds Hand, die den Vertrag unterſchrieb, aber die Londoner Eity führte ihm die Feder. In der Außenpolitik hat ſich England, wie es ſtets unter einem ſchwachen Außenminiſter der Fall iſt, erneut ins Fahrwaſſer Frankreichs be⸗ geben. Sir John Simon hat dieſen Kurs jedoch nicht mit der Beharrlichkeit verfolgt, die beiſpiels⸗ wetſe Sir Auſten Chamberlain jahrelang gezeigt hat. Frankreich und Von unſerem Pariſer Vertreter * Paris, Ende Dezember. Das Goethejahr war für Frankreich das Ja h r ernſter, entſcheidender Erkenntniſſe. Zwiſchen Frankreich und Deutſchland hat ſich in den verfloſſenen zwölf Monaten Vieles geändert, und Manches wird ſich zwangsläufig noch umgeſtalten müſſen. Hartnäckig ablehnend ſtand zu Beginn des Jahres 1932 das offizielle Frankreich, geführt von Tardieu, den wirtſchaftlichen Tatbeſtänden gegen⸗ über. Noch beherrſchte die Legende, das deutſche Volk ſei zu Tributen fähig, die Oeffentlichkeit. Be⸗ rechnungen wurden angeſtellt, Sachverſtändige glänzten mit ihren Enthüllungen über das„reiche Deutſchland“. In den politiſchen Zirkeln wagte man es nicht, das Wort von der Streichung der Repara⸗ tionen zu gebrauchen. Die„Heiligkeit der Verträge“ war der cantus fürmus aller ſtaats⸗ männiſchen Reden. Die franzöſiſch⸗deutſchen Beziehungen ſtanden im Zeichen ſchwerſter Meinungskämpfe. Daß die Reparationen(heute nennt ſie der zum Unterſtaatsſekretär für Auswärtiges ernannte Deputierte Pierre Cot: wirtſchaftliche Kadaver) ein gewaltiges Hindernis bildeten, deſſen Beſeitigung unbedingt notwendig war, darüber waren ſich die linksbürgerlichen und ſozialiſtiſchen Parteien einig. Sie ſiegten im Wahlkampf. Sie räumten die Repa⸗ rationsſtellung Mitte 1932, wie ſie im Auguſt 1924 die Ruhrſtellung geräumt hatten. Die Bedingungen waren ebenſo mangelhaft und juriſtiſch verzwickt wie in allen Vereinbarungen, die Frankreich mit Deutſch⸗ land ſeit dem Verſailler Diktat abgeſchloſſen hat. Doch der Reparationsfrie de iſt geſichert. Frankreichs Zahlungsweigerung und ge⸗ wollte Verleugnung des Abkommens mit den Vereinigten Staaten ſtellt den erſten Schritt auf dem Wege zur Reviſion dar. Zwei Miniſter des Adventminiſteriums Paul⸗Bon⸗ cvur haben ſich„gemäßigte Reviſtoniſten“ genannt. 1 1 Die Außenpolitik bewegte ſich im Zickzack. Während noch im April der damalige franzöſiſche Miniſter⸗ präſident Tardien vergeblich verſuchte, England an den Wagen ſeines Donauprojekts anzukoppeln, konnte ein paar Monate ſpäter Herriot die Lon⸗ doner Regierung in der Abrüſtungsfrage ſpielend um den Finger wickeln. Auch der unbeweint ver⸗ blichene„Europäiſche Vertrauens pakt“ ſtand in dieſem Kapitel. Schließlich kam England im Kriegsſchuldenproblem den Franzoſen unter Aufgabe ſeiner eigenen Vorzugsſtellung unerwartet weit ent⸗ gegen. g Daß die franzöſiſche Kammer im letzten Angenblick England im Stich ließ, hat gegen Ende des Jahres einen gewiſſen Stimmungs⸗ umſchwung herbeigeführt, der mit einer freundlicheren Beurteilung der deutſchen Lage zuſammenfällt. Unvergeſſen iſt in England der Gongſchlag aus Aſien: Japans Vorgehen in Schanghai und in der Mandſchurei zeigte den Engländern in aller Klarheit den Rückgang ihrer Machtſtellung im Fer⸗ nen Oſten. Jede Störung des Gleichgewichts in Aſten kann über Nacht zu einer Kataſtrophe für das hritiſche Weltreich werden. So wand ſich die engliſche Politik beſorgt zwiſchen den Forderungen Japans, Amerikas und des Völkerbundes hindurch; immer bemüht, zu vermitteln, zu beruhigen, niemanden zu verletzen. Gegenüber Perſien glaubte Sir John Simon einen ſchärferen Ton anſchlagen zu können, aber die Drohungen der erſten engliſchen Note ver⸗ pufften wirkungslos, und man bequemte ſich dazu, den anglo⸗perſiſchen Konflikt in den Warteſaal des Als Volksvertreter ſetzten ſie oft ihren Namen unter Aufſätze, die das europäiſche Kernproblem, die Um⸗ des Verfailler Vertrages, poſitiv behan⸗ geſtaltung delten. Die Erkenntnis wirtſchaftlicher und finanzieller Tatbeſtände vollzog ſich bis zu einem gewiſſen Grade. Das kommende Jahr wird zweifellos entſcheidende Auswirkungen bringen. Doch in dem„Sicherheitsgedanken“ blieb Frankreich auch nach der verlorenen Wahl⸗ ſchlacht verbohrt, die den Linksbürgerlichen und Sozialiſten eine Kar⸗ tellmehrheit brachten. Edouard Herriot bekämpfte die Gleichberechtigung Deutſchlands in der Abrüſtungsfrage und verurſachte dadurch die fünfmonatige Abweſenheit Deutſchlands. Es trat eine Störung in den deutſch⸗franzöſiſchen Bezie⸗ hungen ein, die Herriot umſo leichter hätte verhüten können, als er bereits während der Reparationskon⸗ ferenz in Laufanne den deutſchen Anſpruch auf GleichberechtigQung genau kannte. Die Haltung Frankreichs auf der Genfer Fünſerbeſprechung kenn⸗ zeichnete ſich durch Mißtrauen und Rüſtungswillen. Paul⸗Bonconr erwies ſich nicht als Förderer des deutſch⸗franzöſiſchen f gedankens. Den„Auslegungen“ öffnete er Tür und Tor. So wird im zweiten Abſchnitt der Abrüſtungskonferenz der Meinungsgegenſatz in ſeiner früheren Schärfe hervortreten und nur durch kurzfriſtige Zwiſchen⸗ löſungen zu überbrücken ſein. Die beiden Ereigniſſe— Lauſanner und Rückkehr Deutſchlands ferenz— haben eine unverkennbare pfychologiſche Entſpannung in Frankreich zuwege ge⸗ bracht. Auch das Verſtändnis für die Not⸗ lage Deutſchlands, für die ſchweren politiſchen Erſchütterungen gewinnt an Breite und Tiefe. Es liegen für eine Beſſerung der deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen effektive Möglichkeiten auf wirtſchaft⸗ lichen und politiſchen Gebieten vor. Nr in Verſtändigungs⸗ Konferenz in die Abrüſtungskon⸗ Dez. 1932„Sonntag, 1. Jan 1993 Völkerbundes abzuſchieben. Günſtiger hat ſich Er lands Stellung in Indien entwickelt. Nach jahre⸗ langen, verluſtreichen Kämpfen iſt fetzt eine 2 ſtändigung mit den aufſtrebenden Kräften i ſchen Bevölkerung erreicht worden, die Ausſicht eine längere Friedensperiode eröffnet. Englan auf der ganzen Linie nachgegeben; es hat dabe bedeutend beſſer abgeſchnitten, als bei den wiede holten Verſuchen einer Gewaltpolitik, die zun Chaos zu führen drohte. Der Erfolg iſt faſt aus⸗ ſchließlich dem Indienminiſter Sir Samuel Hoare zuzuſchreiben, der ſich damit eine große Politi Zukunft geſichert hat. Man Die tiefſte Veränderung, die das Jahr 1932 England gebracht hat, war der Uebergang vom Dr. Ja Freihandel zum Schutzzoll 3 3 Polizeip Zum erſtenmal in ſeiner Geſchichte als Induſtrie la: hat England im Februar einen allgemeinen Zolltar erhalten, der ſeitdem Schritt für Schritt ausgeban und erhöht worden iſt. Die Reichskonferenz von Ol⸗ ta wa brachte die Krönung dieſes neuen Syſtems: mit dem Abſchluß gegenſeitiger Präferenzverträ innerhalb britiſchen Empire wurde der Schritt zur wirtſchaftlichen Verflechtung des R getan, das politiſch ſo locker geworden iſt. Der ſchwung führte zu einer Kabinettskriſe: die ralen verließen die Regierung, in der Macs Es iſt i Aalen Leben uis dieſes;! Je länger 1 abzuwägen Für die Be gußenpolitiſ men und die tigung in 6 tungsvoll u des jetzt nur noch mit wenigen Getreuen inmitten einer für Deutſch gewaltigen Uebermacht von Konſervativen ſitzt. Di Tauſanner „Regterung der nationalen Konzentration“ wurde tionen im m damit praktiſch zur konſervativen Staatsregierung infolge der die den ehemaligen Sozialiſten und Kriegsdienſtper Gentleman⸗ weigerer Macdonald, nach dem Vorbild der Wiki wegs volle gerſchiffe, als ſchützenden Drachenkopf am Bug deutſchen G feſtigt hat. aus ungewi Im Innern des Landes wuchſen die wirtſcha wird. lichen Schwierigkeiten. Es gelang zwar, Das, wa hrückt und! Sie iſt das verfolgt. 2 Leben Deut Ende gehen griffnah Arbeitsloſenziffer an der Dreimillionengrenze au zuhalten, das Pfund vor gewaltſamem Sturz 3 wahren und die Staatsfinanzen im Gleichgewich halten: auch die Lage der großen Induſtrien 9 5 weniger verſchlechtert, als in den meiſten anderen Ländern. Aber Finsbeſonde die Arbeiterſchaft wurde unruhig. 1 bete In der Textilinduſtrie gab es zwei lang wie Mögen f rige Maſſenſtreiks, bei denen zum erſtenmal, Stellen und in der engliſchen Geſchichte die Kommuniſten faßt der Jugend überall die Führung an ſich riſſen. In ſämtlichen „ Arfur He Induſtrieſtädten kam es zu Demonſtrationen der E werbsloſen, die ſaſt regelmäßig mit blutigen Kämpfen endeten. Der„Hungermarſch“ der Arbeitsloſen Syndiku aus dem Norden und Weſten des Landes, ihre Um⸗ der Ha züge in der Hauptſtadt und die ſchweren Zuſammen⸗ 5 Wir m ſtöße, die ſich daraus entwickelten, werden nicht ſo bald in Vergeſſenbeit geraten. Von dieſer Seite her drohen England ernſte Schwierigkeiten, wenn nicht bald eine Beſſerung der Wirtſchaftslage eintritt Schließlich iſt auch das Ban ditenun we das ſich im Laufe dieſes Jahres in ungeahnter verſchlimmert hat, eine Folge der fortſchreitender Zerſetzung. Das ſolide, alte Schiff„John Bull“ befindet ſich in Seenot. Lauſanne war ſein SOs.; das Stundungsgeſuch an Amerika war eine Leuchtrakete, die bisher noch keine Hilfe res ſtehen! bdeerbenebract bes Gele be Nur die EHarmen Reterben, die drei Generationen trotz aller non ſpärſämen Engländern ungeregt haven, bea ren in Zeiten ti das Land vor der vollen Wucht des Sturmes. Eng licher Not lands internationale Zahlungsbilanz iſt für unſe; auch in dieſem Jahre wieder paſſiv; die Reorgani⸗ und die gan ſation der Induſtrie kommt nur langſam voran, und dem entſcheidenden Problem der Koſtenſenkung iſt die engliſche Wirtſchaft bisher ausgewichen. Die Ge⸗ ſchicke des Landes liegen in ſchwachen Händen; das der Mehrhe 66 Jahren dung— al 5. Kompag: feindliche 2 1902 den 31 nant befehli dem Bunde heute Rei 3. deutſchen der Spitze d Ludi Direkto Durchſchnittsalter des engliſchen Kabinetts iſt um elle fünfzehn Jahre höher, als das des deutſchen. Es 5 wäre ein wagemutiger Prophet, der England eine Das ein des Wirtſch⸗ meiner Anf gülſchein 4. Septemb Zum erf Geſetzgebun⸗ bildung baldige Geneſung vorausſagte. Nur wenn die e wirtſchaft in abſehbarer Zeit aus dem Kriſental emportaucht und die alten Ströme des Handels, der Schiffahrt und des Geldes wieder zu fließen be⸗ ginnen,— nur dann kann John Bull damit rechnen, mit heilen Gliedern das Land zu erreichen. 2 ſie:„Pardon.“ Zugleich aber ſchaut ſie mit erſtaun⸗ ten, goldbraunen Kinderaugen— was für herrliche Augenfarben nächtliche Spaziergänger im Tiergar⸗ ten haben— erſchreckt den Jüngling an. Daraufhin muß er etwas ſagen.— Das ſehe ich ein.— Und da beide einſam ſind— eigentlich zu verwundern: Mädchen mit goldbraunen Augen ſind ebenſo ſelten allein anzutreffen, wie Männer mit blauen und Stadtpelz— gehen ſie zuſammen zu Horcher ſoupieren. Dort konſtatieren ſie Seelen⸗ verwandtſchaft— na, klar bei der Vorliebe für den Tiergarten— und da er außerdem ſein ganzes Leben lang auf der Suche war nach einem goldbraunäugigen Mädchen und ſie in ihm ihr Ideal ſieht, verloben ſte ſich. Hinderniſſe gibt es nicht, denn ſie iſt das Wai⸗ ſenkind eines ruſſiſchen Großfürſten und er Beſitzer großer, gutgehender Fabriken.— Es gibt alſo noch gut gehende Unternehmungen! Wie tröſtlich bei un⸗ ſerer ſchlechten Wirtſchaftslage.— Dieſes war eine ſentimentale Silveſtergeſchichte. Ich werde immer beſchämter. Welche Phantaſte die Kollegen haben! Und, was für ein herrlicher Zu⸗ Mir paſſiert ſo etwas nie. Wenn ich am Silveſterabend auf jemanden ſtoße, iſt es entweder ein biederer, aber bezechter Mann aus dem Volke, der mir wohl etwas Zärtliches, doch weniger Feines nachruft, oder eine in jeder Beziehung unintereſſante Frau mittleren Alters, die leicht böſe wird. Eine zweite Geſchichte. Es handelt ſich um einen Telephonanruf: a f Ein eleganter Mann— ſchon wieder! Falls er auch noch dunkelblaue Augen hat, werde ich es übel⸗ Das Telephon Elaſtiſch ſteht er auf und hebt ab. Eine „Biſt du es, Bobby?“ Er iſt nicht der Bobby und ſagt gar nichts. nicht falſch verbunden und hängt ab?. g i Die Stimme ſpricht weiter: „Weshalb biſt du nicht gekommen?“ Darauf kann er wirklich nichts ſagen, denn ſie hat ihn ja gar nicht eingeladen, alſo ſchweigt er. Sie läßt ſich dadurch nicht abhalten, fortzufahren: „Du kümmerſt dich in letzter Zeit gar nicht um nrich!“ a i e In dieſem Moment iſt er aber ſchon von ihrer ſchwere Lord Leiceſter zu erkennen, flehte ſie um die Er⸗ laubnis an ſie zu beſuchen, ſie erlaubt— wie denn auch nicht, da er ein reicher Lord iſt— er ſpringt in ſeinen wartenden Rolls Royce, fährt in raſendem Tempo zu ihrer Villa.— Schon wieder der Tier⸗ garten.— Sie empfängt ihn mit neugierigem Lächeln, hat zur ſchönen Stimme auch noch rotblonde Haare, alles geht wie geſchmiert und am 1. Januar abends fahren ſie ſchon zuſammen nach Monte Carlo. Obiges iſt eher eine pikante Silyeſtergeſchichte. Nein, wirklich, wie ſchön iſt doch die Welt! Meiste falſchen Telephon verbindungen, ſogar die am Srl⸗ veſterabend ſind leider ganz anders. Von einem rei⸗ chen Lord keine Spur! Uebrigens bin ich etwas mißtrauiſch, ich glaube nämlich, dieſe rotblonde Schlange hat ganz gut gewußt, wen Sie anruft! Aber das iſt natürlich wieder mal meine häßliche Skepſis, die meine Phantaſie daran hindert, bunt zu blühen.— Soll ich noch weiter leſen? Ach, das ſcheint eine hochdramatiſche Angelegenheit zu ſein! Schon der Ort der Handlung: St. Moritz. Alles ganz weiß! Und ſo viele Sterne! Im Ballſaal des großen, mondänen Hotels— im Bädeker als IX bezeichnet— herrſcht tolles Sil⸗ veſtertreiben. Doch ein aſchblondes kleines Mädchen ſteht ſchüchtern in einer Ecke. Sie iſt ſehr traurig, ohwohl ſie ein neues weißes Kleid von Lanvin an⸗ hat.— Warum, um Gottes Willen, iſt ſie trotzdem traurig?— Aha, da haben wir es: ſie verdächtigt ihre große Liebe, den blonden Skilehrer, der nebenbei ein ab⸗ gebauter Herzog iſt, einer fündhaften Neigung zu einem amerikaniſchen Vamp in Worthtoilette. s Von wilder Verzweiflung gepackt und raſch ent⸗ ſchloſſen, wirft ſie ſich in ihr Skidreß, rennt in den Schnee hinaus, ſtürzt ab, wird vom ganzen Hotel, Gäſten und Perſonal, mit Laternen geſucht und natür⸗ lich auch gefunden. Sie hat ſich nur ein Fußgelenk leicht verrenkt, der Skilehrer ſchließt ſie gerührt in dis Arme,— das mit dem Vamp war gar nichts. Na alſo, warum hat ſie ihn nicht gleich gefragt?! Ich bin leicht ermüdet von dem Verſuch, meiner Phantaſie Nahrung zuzuführen. 5 f f engſter Verbindung. ieee darf dauerr Mein Weltbild hat ſich verſchoben. Wunderba gerecht werd Hoffnungen gaukeln vor meinen Augen. Ich gebe apitalbeſch jede Art von Arbeit auf und warte auf Silveſter⸗ ſchöpft und Entweder gehe ich in den Tiergarten,— oder dringender ſetze mich zum Telephon,— nur die Sache mit S land angew Moritz ſcheitert an materiellen Schwierigkeiten. die meiſten tiger Steue „Das Deutſche Nationaltheater ber Bildunz Steuergutſch Der Literaturhiſtoriker der Univerſität Berlin. Profeſſor Julius Peterſen, der am Freitag Durch 55 dem 6. Januar im Rahmen der Vorträge des Man n⸗ Wirtſchaft 8 heimer Altertumsvereins im Muſenſaal 8 5 über das Deutſche Nationaltheater ſpricht, dieſer Betr. iſt einer der bekannteſten Vertreter deutſchen Geiſtes⸗ 95 daß lebens und ein Gelehrter aths, von internationalem Ruf. Nachdem er erſt kürzlich größer iſt, a von ſämtlic in Paris geſprochen hat, geſchütteten tritt er im Frühjahr eine Vortragsreiſe nach Ame⸗ Mein rika an. 1 Direkt Peterſen war Ordina⸗ 955 5 rius für deutſche Litera⸗ Bere turgeſchichte in Baſel und Politi Frankfurt, bis er 1920 auf den Lehrſtuhl Erich Schmidts nach Berlin de⸗ rufen wurde. Seit 1926 iſt er als Nachfolger Guſtav Roethes auch Prü⸗ ſident der Gvethe⸗Geſell⸗ ſchaft. Seine durch Rund⸗ funk ganz Deutſchland vermittelte Feſtrede war der Höhepunkt bei der Gvethe⸗Feier des Reichs in dauernde S Weimar am 22. März diefes Jahres. Peterſen iſt halte ich in Mitglied der Preußiſchen und der Bayeriſchen Aka⸗ ſchaft als demie der Wiſſenſchaften und Senator Preußi⸗ wurden hier ſchen Akademie der Künſte. Die Unſverſttät Amſter men und da dam ernannte ihn bei ihrem letztjährigen Jubiläun flußt, daß i zum Ehrendoktor.„ dw2wirtſchaftlich Ueber das für Mannheim beſonders bedeutſames Kultuz Vortragsthema„Das Deutſche National- Ereignis ne theater“ hat Peterſen ein grundlegendes Werk halb von gr veröffentlicht. Als Direktor des theaterw henſchafk⸗ ie ſehr der lichen Inſtitutes der Berliner Univerſitßzät e ten di Peterſen auch mit der Theatergeſchichtsforſeſbung in ung her nis im nat reichten An gung. Tr. rungsverſuc ſung präzis auen zu kö ſchritt in eir das ganze 7 Wirtſe Prof. Julius Petersen 8 2 Jan 1939 Samstag, 31. Dez. 1932/ Sonntag, 1. Jan. 1939 Neue Mannheimer Zeitung/ Neujahrs⸗ Ausgabe 3. Seite/ Nummer 610 . bn ich En 192 iht 3 2 räf ften die Ausſicht 17 et. England 9 hat dabei e hei den tik, die Ig iſt faſt au Samuel Hoa roße politi Jahr 1932 bergang vom Dr. Jaſtoß Bader oll 5 Polizeipräsident 8 Ind uſtrie 5 7 8 3 8 3 neinen Es iſt richtig, daß die Frage:„Was iſt im natio⸗ nalen Leben Deutſchlands das eindrucksvollſte Ereig⸗ uis dieſes Jahres?“ nicht leicht zu beantworten iſt. Je länger man ſich mit ihr befaßt und je mehr man abzuwägen beginnt, um ſo ſchwieriger erſcheint ſie. ritt ausge ba; ferenz von Ot⸗ teuen Syſtems äferenzver urde der erſte Für die Beantwortung Ihrer Frage ſind die großen ing des Reiches außenpolitiſchen Geſchehniſſe, das Lauſanner Abkom⸗ n iſt. De men und die Anerkennung der deutſchen Gleichberech⸗ riſe: die tigung in Genf, beſonders verführeriſch. So bedeu⸗ der Mac 5 tungsvoll und folgenſchwer beide auch ohne Zweifel inmitten einer für Deutſchland ſind, ſo beſtehen doch hinſichtlich des Dauſanner Abkommens, durch welches die Repara⸗ Honen im weſentlichen aus der Welt geſchafft werden, infolge der Ratifizierungsbeſtimmungen und des Gentleman⸗Agreement vom 2. Juli 1932 noch keines⸗ wegs volle Gewißheit. Was die Anerkennung der rtiven ſitz ration“ w ötaatsregi Triegsdie zild der iki am Bug deutſchen Gleichberechtigung betrifft, ſo iſt noch durch⸗ aus ungewiß, wie ſie ſich in der Praxis auswirken e wirtſcha wird. Das, was jeden von uns tagein und tagaus be⸗ drückt und bekümmert, iſt die Arbeitsloſigkeit. Sie iſt das Geſpenſt, das uns auf Schritt und Tritt verfolgt. Daher möchte ich als das im nationalen Lebe en Deutſchlands eindrucksvollſte Ereignis des zu Ende gehenden Jahres die tatkräftige Inan⸗ griffnahme der Arbeitsbeſchaffung und insbeſondere der Hilfe für die Nöte der Ju⸗ elang zwar, nengrenze au m Sturz zu be⸗ Bleichgewich duſtrien hat ſich neiſten andere ruhig. gend bezeichnen. ei lang wi Mögen ſich die Erwartungen der verantwortlichen zum erſtenmal, Stellen und die Hoffnungen ſo vieler, insbeſondere mmuniſten 0 der Jugend, auf Arbeit und Brot erfüllen. In ſämtlichen ationen de. utigen Kämpfen Axtzur Blaustein er Arbeitsloſen ndes, ihre Um⸗ ren Zuſammen⸗ verden nicht ſo dieſer Seite her en, wenn nicht tslage eintritt Rt ü he ſen cgeahnter fortſchreite Syndikus der Handelskammer und Professor der Handelshochschule Wir marſchieren... An der Spitze der von der Mehrheit des Volkes erkürte Marſchall, der vor 66 Jahren ſchon 1866 bei Königgrätz— trotz Verwun⸗ dung— als junger Leutnant mit einem Zug der 5. Kompagnie des 3. Garderegiments zu Fuß die feindliche Batterie ſtürmte. Sein Adjutant— der 1902 den Zug derſelben Kompagnie als junger Leut⸗ nant befehligte, als wir am Berliner Schloß— vor dem Bundesgenoſſen Re'Italia Spalier bildeten— heute Reichskanzler. Der Kriegsminiſter im 3. deutſchen Kabinett des Jahres 1932 hat dem an der Spitze des 5.() franzöſiſchen Kabinetts des Jah⸗ res ſtehenden Kriegsminiſter das Prinzip der Gleich berechtigung abgerungen. Daß dies U“ befindet ſein S Os. a war eine keine Hilfe f General en trotz aller Zerklüftung, trotz zahlloſer Wahlkämpfe een, Peraßren in Zeiten tiefſter wirtſchaftlicher, ſozialer und menſch⸗ sturmes. Eng, licher Not erreicht werden konnte, iſt ein Beweis as bilanz iſt für unſere Lebenskraft. Wir marſchieren— die Reorgant⸗ und die ganze Weltgeſchichte marſchiert mit. ſam voran, und nſenkung iſt die hen. Die Ge⸗g Cudivig FuUHIAd n Händen; das zinetts iſt um el deutſchen es Gesellschaft England eine Das eindrucksvollſte Ereignis auf dem Gebiet wenn die eil des Wirtſchaftslebens Deutſchlands im Jahr 1932 iſt dem Kriſental meier Anſicht nach die Schaffung der Steuer⸗ S Handels, der 8 ſcheine auf Grund der Notverordnung vom zu fließen be⸗ 4. September 1932. damit rechnen Zum erſtenmal ſeit vielen Jahren iſt durch die eichen. Geſetzgebung die Möglichkeit der Kapital⸗ bildung hierdurch erwirkt. Unſere Wirtſchaft be⸗ —ñ— diy dauernd neuen Kapitals, um ihren Aufgaben Wunderbar gerecht werden zu können, und da die Möglichkeit der gen. Ich geb Kapitalbeſchaffung aus dem Ausland zunächſt er⸗ uf Silvester. ſchöpft und auch nicht erwünſcht iſt, iſt die Wirtſchaft ten,.— oder lh dringender denn je auf die Kapitalbildung im In⸗ Sache mit St land angewieſen. Der Steuergutſchein bildet für erigkeiten die meiſten Empfänger eine Rückvergütung zukünf⸗ . tiger Steuerzahlungen, alſo damit die Möglichkeit ber Bildung von Kapital. Außerdem erfüllen die theater b die Funktion i 5 die 5„ Beſchaffung von Krediten und damit die Mög⸗ e 8 lichkeit zur weiteren Ankurbelung der Wirtſchaft. ge des Man n⸗ Durch die Steuergutſcheine können der deutſchen im Muſenſaal Wirtſchaft Kapitalien in Höhe von RM. 1,5 Mil⸗ bea ter ſpricht, liarden zur Verfügung geſtellt werden. Was utſchen Geiſtes⸗ dieſer Betrag wirtſchaftlich bedeutet, zeigt die Tat⸗ b ein Gelehrter ſache, daß er noch um rund RM. 250 Millionen tationalem Ruf. größer iſt, als die Summe der in der Vorkriegszeit r erſt kürzlich von ſämtlichen deutſchen Aktiengeſellſchaften aus⸗ geſprochen hat, geſchütteten Dividenden. Frühjahr eine eiſe nach Ame NMeinz F. Sulden Direktor der Vereinigten Jutespinnereien und Webereien A. G. in Mannheim Politik: Hier ſehe ich das bedeutendſte Ereig⸗ nis im nationalen Sinne in der endlich formal er⸗ reichten Anerkennung unſerer Gleichberechti⸗ gung. Trotz der ſicherlich zu erwartenden Schmäle⸗ rungsverſuche der Gegenparteien ſcheint mir die Faſ⸗ ſung präzis genug, um das Erreichte halten und aus⸗ bauen zu können. Umſo bedeutſamer, als der Fort⸗ Direktor der Deutschen Bank und Disconto- war Ordina⸗ deutſche Litera⸗ e in Baſel und bis er 1920 Lehrſtuhl Erich nach Berlin de⸗ rde. Seit 1926 ls Nachfolger ethes auch Prü⸗ Goethe⸗Beſell⸗ ſchritt in einer Frage erzielt wurde, die wohl einmal ne durch Kund⸗ das ganze Deutſche Volk in ſich einig ſah. eſtrebe war der g 15 5 Wirtſchaft: Die über das ganze Jahr an⸗ des Reichs in dauernde Schwäche des engliſchen Pfundes 3. Peterſen t halte ich in ihren Auswirkungen auf unſere Wirt⸗ ayeriſchen Aka⸗ ſchaft als das weſentlichſte Ereignis. Deutſchland venfit Preuß. wurden hierdurch ſoviele Exportmöglichkeiten genom⸗ ät Amſter men und damit die Arbeitsloſenfrage ſo ſtark beein⸗ a Jubtläun flußt, daß ich keinem anderen Ereignis gleich große wirtſchaftliche Bedeutung beizulegen vermag. ers. Kultur: Laſſen Sie mich hier auch ein negatives Naſtional Ereignis nennen. den„Zwickel“⸗Erlaß. Des⸗ dlegendes We* halb von grundlegender Bedeutung, weil er beweiſt, aterwiß 125 wie ſehr der alte Erbfehler, mit Neben ſächlich⸗ niverſiſe in ten die Zeit zu vergeuden, unſere Ent⸗ btsforſch bang lung hemmt. Poſttiv halte ich die Erkenntnis von 8 5 1 1 W Bedeutung der Sieblung und Das eindruchsvollsfe&xeignis Mannfieimer Antworten auf die Jilvesferumfrage der N. M..: loas war im nufionauſen Lehen Deuts ſands das eindruchsvoffste Ereignis des Juſires 19327 ir wollen Brüchen bauer sein Eim Seleifwort der Nedaftion * Man n ei n, 31. Desember 1932. Zu den wichtigsten Aufgaben jeder gutgeleiteten Zeitungsredaltion gehört es, bei rer Leser 8 0 SN Schaft das Cefuil der Verbundenheit ed rw ulten. Für jede parteipolitisch niclit gebundene Dienst am Volke, unbeirrbares MWirꝶen zur Veberwindung der man haltbare w enn man Verständnis für den Standpunht und die Sorgen seiner 201% e am anderen Ufer aussielit, Bu ο, bhdaue r. Nur dann aber kann don Klasse s Klasse, bauen, Mitmenschen hat. Man muß ves gen, allen Regeln der Kunst der Brücfenpfeilen gibt es für eine moderne Zeitungsredahtion tausend druben aus dem Mege, Gebrauch davon. Strome herausragen. So gchen ih und der Zeitung um in ständiger Fühlung mit ihrer Leserschaft 270 Je besser man sich gegenseitig łennenlernt und je mehr und gründlicher man a phHegen und dauernd Jagesgeitung ist 1 redahtionelle Arbeit Gegensatse, also Ar bei t als Bruckenbogen von Mensch æ Mensch, ten nach 1h u nn muß hedienen können, die svdoischen hüben bleiben, und wir machen ausgiebig Gelegenlieit hat, vorhandene Vorurteile aus dem Mege æu rãumen und bestehende Mihderständ- Sg e aιfeuεlaren, ausge taungen fü die Der Porbereitung anderen Hilfsmitteln aueh die U myßrage. desto grõher sind auch die Aussichten für Anbaſinung eines Hreundschaftsverhäͤlinisses. 2 Mesem Ziele dient im Verhelir atischen Leitung und Leserschaft neben Desnalb hatten dir ung s M eiſinachten mit eine eine Verständigung und die Von, Umfrage an die heramtach gende S ch ν n d in Mann ein gewandt und mit de, Ver- o ffentlichung der erhaltenen das nicht nu, die Jugend selbst, ein dankbares Beldtigungsßeld begeben hatten. Hildester ausgabe uuns vdiederum mit einer Umfrage an unsere Lesergemeinde getbandt, Antꝛoorten aur Erörterung und Klärung eines Problems beigetragen, gondern auch ihre Holgs gemeinschaft aufs intensivste beschäftigt, die wissen, Zuschriften aus ungerem Veserhreise haben uns beseugt, daß ꝛc. ung mit Folcher Dadurch ermutigt, haben wir gleich für unsere Eltern und Erziehen sotoie alle Kreise der rag ier auf dem Spiele Steht. Zahlreiche Initiative an/ und aααν ap pellierten wir dabei in einer briemichien Rundfrage an solche Männer unserer Stadt, die wir in unseren un Strome des Jnsere Silvdestefumfrage lautete diesmal: Jan d& das ein duch SD Ot e ollten ziir über die erwahnte Millen, als Brüchenbauer Zeitgeschehens ansehen. co ollten zor den Befragten aum„ daruber tätig au Sein, Er e ig ni des an e grund ùtaliche Bedeutung Hinaus æweterlei Deatoec hen. als lragfahige Ve bin dun)εf itt Vasubdarimna tionalen Leben Deus e li- Mit dieser Umfrage gundchst anregen, welches don den So außerordentlich dielen und interessanten Ereignissen dieses Jalires hei ihm den nachhaltigsten Eindruch hinterlassen nat. Eine Aufgabe, die keineswegs so leicht au lösen ict, zie es Sich oberflächliche Beurteiler viel- leicht vorstellen, sondern die dau stoingt, Leben Deutschland oro auf νιhν,⏑ ee m ie tuelle m Gebiete(denn so war unsere Frage gestellt Auge Revue passieren ai las gen und sich dann erst in den Qual der Mail au entscheiden. alle die vielen wichiigen Jaliresereignisse im nationalen auf de d. e e e een und u. und abgegrenst) dor seinem geistigen Zum andern wollten zwir dureh diese Umfrage sousudgen einen Quersehnitt durch die Mentalität und Interessenspliäre ungerer Leserschaft erhalten. So gesehen, geroinnen beide Leile aus dieser Umfrage: eich als Staatsburger Rechienschaft zu geben uber den beonders ereignisreichen und bedeutungsvollen Jahres, und indem toi einen für uns wertvollen Einblick in die Sphäre vod uns νον Lesergemeinde am meisten beschäftigt. aun n waren, Geschichte der Nachfriegsjaline so gang 2% all HJeltungsre daktion, dessen erhielten, indem sie ge- dieses in de e Leser, Ablauf Eine erfreulich große Angalil von denen, an die wir unsere Umfragenricliteten, hiat sich der Mule ihrer Beantwortung unter sogen. Mit Genugtuung begrüßen r diesge Bekundung thirer Staats- hürgerlichen Aufgeschlossenheit und heralich danhbar NJ. Die MM kann sich heine schönere Aufgabe denken, Betbeis ihrer Verbundenheit mit den als uber alle Klassen und Har teigegensätse hinweg die Plattform fun eine sind ꝛci, für den gleicheeitig erbrachten Aussprache aller Derer 2 Sein, die für eine Politiꝶ des gesunden Menschenverstand es und guten Millens gind fur eine ehrliche und dauerhafte Verständigung aller FVolksschichten auf den ehernen Basis don Recht und Gerechtigkeit. Für die Redaktion der MMA aber sollen die Vertrauensbeweise aus ihrer Lesergemeinde ein Ausporn dafur sein, auch im neuen Jalire die Arbeit aller Ressorts go n gestalten, daß das Vertrauen der Leserschaft nicht nur in vollem Umfange gerechi fertigt, vondern immer noch ꝛueiter verstärkt und vertieft wird. Denn oline Hertraue n ist alle Aubeit, ist insbesondere jedes Merben eines Menschen um den anderen auf Sand gebaut. Ver. trauen ist der Kitt, ist das Jement, ohne das ein neues und glückliches Deutschland nieht auf- gebaut werden kann. Jeder Deutsche, der es ernst meint mit Seines und seines Holes Zukunft, auß deghalb unablässig darauf hedacht sein, dieses Vertrauen au erwechen und, was noch mehr ist, es Z uh rneqαuν,u.4ũertigen. Von diesem Gesichtspunkt aus sehen wir selbst das eindrucksvollste Ereignis dieses nun ins Meer der Eꝛoigkeit dahingerauschiten Jahres für unser Vaterland darin, daß jetæt endlich das Vertrauen, langsam æwar, aber stelig ute dem aufeauſeimen beginnt im deutschen Volke. Jeder Deutsche muß jetat dich gelbst, die Familie oder den Geschäftsbereich, in deren Rahmen er gestellt ist, als eine Zelle sur sorgsamen Pflege des sarten Fflänslein Fertrauen betrachten. Mer dagegen verstößt, mus als Feind des Vaterlandes gebrandmurꝶt Sein. Doch nicht nach anderen soll nan in dem Streben nach großen Zielen schauen, soullern allenfalls nur darauf bedacht sein, ein Beispiel und Vorbild zu geben. Nicht nur das Böse und Schlechte, sondern d, das Gute steckt an. Ueberall durch die deutsche Menschiſieit gehts jetæt nach einer Zeit matter Dumpfheit und allau öder Sachlichkeit wieder ein millionenfaches Raunen und Sehnen danach, ohne Scheu zeigen au dürfen, da der Men sch du,j¹ Her und Seele mat. Auch die Spötter und Zynihen müsgen daruber belehrt werden, welen' ewige Malirheit in den Mort liegt, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Die tabtvolle Beacutung dieser uralten Er- enutnis de, gerade in dern heutigen NVNotseit besonders angebracht. Der materiell und seelisch leidende Mensch wird durch nichts mehmn getröstet und gestärht, als wenn er Herg und Seele auch hei seinen Mitmenschen erkennen haun und in lätige, Hlfsbereitschaft den Beweis dafü, erhält. H. A. Meiner. ſpezieller die Erkenntnis, daß die Stadtrandſiedlung die Maſſen in neugewonnener Naturverbundenheit kulturell hebt, für das in ſeinen Folgen bedeutſamſte Ereignis. Or. Ma 933 Rechtsanwalt, Mitglied des Reichswürt- schaftsrates Was iſt im nationalen Leben Deutſch⸗ lands das eindrucksvollſte Ereignis dieſes Jahres? Jeder Eindruck iſt ſubjektiv. Was dem einen unerheblich ſcheint, iſt für den an⸗ deren hochbedeutſam. Je mehr man ſich an beſtimmte Einzelvorgänge hält, deſto zerſplitterter müſſen die Auffaſſungen werden. Man muß verſuchen, aus der bunten Fülle der Erſcheinungen ein dieſen gemein⸗ ſames Moment zu finden. Die wichtigſten Ereigniſſe im Leben eines Volkes ſind die unſichtbaren. Nur an ihren Wirkungen kann man ſie erkennen. So iſt für mich das eindrucksvollſte Ereignis das Nachlaſſen des Mißtrauens und damit die Wiederkehr des Vertrauens. Jenes hat uns der Krieg hinterlaſſen. Eigenes Elend macht mißtrauiſch. Aus ihm erwächſt die Furcht vor deſſen Fortdauer und Vermehrung. Das iſt die Signatur der letztvergangenen Jahre. Man konnte es be⸗ obachten bei den Verſuchen der Verſtändigung zwi⸗ ſchen Deutſchland und Frankreich wegen der Ab⸗ rüſtung, wie bei der Stellungnahme Amerikas zu den Problemen Europas. Die Kriegsſchuldfrage iſt ſo⸗ lange unlösbar, als die Vereinigten Staaten voll Mißtrauen über den Atlantik blicken. Mißtrauen lauerte in der Innenpolitik. Man mag auf Reich und Einzelſtaaten ſehen oder auf Regierung und Volksvertretung. Im Reichstag hat noch am 6. Dezember der Abgeordnete Breitſcheid ausgerufen: „Wir brauchen nicht zu verſichern, daß wir das ſchärfſte Mißtrauen gegen das Kabinett Schleicher haben“. Ein geſundes Parteileben ſetzt Vertrauen zu der gegenſeitigen Ehrenhaftigkeit und Regierungs⸗ fähigkeit voraus. Das tiefwurzelnde Mißtrauen zeitigte Parteihaß und Unduldſamkeit. Aus ihnen entſpringt die Unfähigkeit zur parlamentariſchen Arbeit. Dasſelbe Bild zeigt das Wirtſchafts⸗ leben. Aus der Atmoſphäre des Mißtrauens er⸗ wuchs die Vertrauenskriſe in der Juſtiz. Das kann man beliebig weiter verfolgen. Und nun beginnt ſich langſam, langſam dieſes Gewölk zu lichten. Man kann das mehr fühlen als ſehen. Die große Rundfunkrede des Reichskanz⸗ lers war ein Symptom dafür. Auch das Genfer Uebereinkommen über die Abrüſtung. Auch die Hal⸗ tung des Reichstags in der kurzen Dezembertagung. Siara Lene In der oben erwähnten Rede Breitſcheid's heißt es auch:„Aber die neue Regierung hat Anſpruch dar⸗ auf, gehört zu werden und ihr Programm vor dem Reichstag zu entwickeln“. So wurde die Erklärung des Mißtrauens ein Vorbehalt desſelben für alle Fälle. Die Aufhebung der Antiterrorverordnung und die Beſchränkung des Republikſchutzgeſetzes auf wenige, dem allgemeinen Strafrecht ane Beſtimmungen, ſind Zeichen für das wiede erſtarkende Vertrauen. Die Regierung. zichtet auf die Zwangsmaßnahmen gegen die Preſſe. Sie glaubt ſie entbehren zu können. Der Reichsrat hat der vom Reichstag beſchloſſenen Amneſtie für Vergehen aus politiſchen Motiven oder wirtſchaft⸗ licher Not trotz moncher Bedenken zugeſtimmt. Die Steuergutſcheine ſind Wechſel, gezogen auf eine wirtſchaftliche Beſſerung. Jeder mag aus ſeiner Erfahrung und Beobach⸗ tung dieſe Stücke ergänzen. Er wird dann zu dem Ergebnis kommen, das auf das ganze Volk den tief⸗ ſten ſeeliſchen Eindruck macht, die Reinigung der Atmoſphäre von dem ſie durchſeuchenden Mißtrauen Aller gegen Alle Georg Nerzog Bezirksvorsitzender des Bezirks Rhein-Saar im Südd. Fußball- und Leichtathletik- Verband Als Sportsmann und als Sportführer muß ich natürlich bei Ihrer Frage auch auf ſportliche Dinge eingehen. Im übrigen iſt auch der Sport für die heu⸗ tige Zeit ein Hauptfaktor in kultureller Hinſicht. Es ſind verſchiedene wertvolle ſportliche Momente aus dem vergangenen Jahre zu erwähnen, ſo u. g. die große Olympiade in Los Angeles, bei der der deutſche Geiſt unſerer Kämpfer große und überaus vorzügliche und hervorragende Leiſtungen zeigte; weiter die verſchiedenen nationalen und inter⸗ nationalen Kampfturniere aller Sportgattungen, die immer wieder den Beweis erbrachten, daß der Deutſche Sport den anderen Nationen nicht nachſteht, im Gegenteil in vielen Fällen ſogar mit Weltrekord⸗ Leiſtungen über iſt. 5 Aber das wichtigſte Ereignis des letzten Jahres iſt wohl die von der deutſchen Reichsregierung durch⸗ geführte Bildung eines Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung. Wenn nun das von den führenden Regierungsmännern für den An⸗ fang aufgeſtellte Programm den Syſtemen der bereits beſtehenden großen Turn⸗ und Sportverbänden an⸗ gepaßt und bei der Ernennung der Führer hierbei mehr die Anſicht der deutſchen Sportführer berück⸗ ſichtigt wird, ſo dürfte damit etwas Großes geſchaffen worden ſein. Es iſt natürlich Bedingung, daß die Körperſchulung und die Sportausbildung ſelbſt bei den bereits beſtehenden Verbänden und Vereinen verbleibt. Der deutſche Mann muß auch einen ge⸗ ſunden, kräftigen Körper haben, um ſeinen Pflichten dem Staate gegenüber nachkommen zu können. Es muß deshalb auch eine Pflicht für jeden Deutſchen werden, ſich dem Turnen und dem Sport aktiv zuzu⸗ wenden. Die Verwirklichung dieſer Sache dürfte für den Wiederaufbau unſeres deutſchen Vaterlandes von außerordentlich großem Werte ſein. Meinrich Niem des GDA. Die Exiſtenz der geſamten Nation wird erſt er⸗ möglicht durch die Sicherung der Lebensexiſtenz der einzelnen Berufe und Geſellſchaftsſchichten. Die in Abhängigkeit von dem wirtſchaftlich ſtärkeren Unter⸗ nehmer lebenden Arbeiter und Angeſtellten, die zah⸗ lenmäßig die Mehrheit des Volkes verkörpern, be trachten es nicht nur als ihr verfaſſungsmäßiges, ſondern auch als moraliſches Recht, als Gegenleiſtung für ihre Arbeit ein Exiſtenzminimum in geſetzlich feſtgelegten Normen zu verankern. Dieſe Einkom⸗ mensſicherung fand in den letzten 14 Jahren ihren Niederſchlag in geſetzlich fundierten Gehalts⸗ und Lohntarifen und es muß feſtgeſtellt werden, daß ſich dieſe Tarifpolitik in dem Auf und Nieder der wirt⸗ ſchaftlichen Entwicklung dieſer Zeit auch bewährt hat. Es iſt deshalb auch kein Wunder, wenn die deut⸗ ſchen Arbeitnehmer als das wichtigſte Ereignis des Jahres 1932 die Not verordnung der Pa⸗ pen⸗ Regierung vom 5. September bezeich⸗ nen, weil damit zum erſten Male ein grundſätzlicher bedeutungsvoller Eingriff in das Tarifrecht vorgenommen wurde, der praktiſch die Abdingbarkeit der Tarifverträge ermöglicht. Deshalb iſt auch ſelten eine Regierungsmaßnahme von der geſamten Arbeit⸗ nehmerſchaft ſo einmütig abgelehnt worden, wie der ſozialpolitiſche Teil der Notverordnungen vom 4. und 5. September 1932. Auch die jetzige Reichsregierung hat von vornherein zu erkennen gegeben, daß ſie dieſe unſozialen Beſtimmungen aufheben will(was inzwi⸗ ſchen praktiſch geſchehen iſt) und es iſt daher auch ver⸗ ſtändlich, daß die Gewerkſchaften ſich der Regierung Schleicher gegenüber— trotz weltanſchaulicher Gegenſätze— zuwartender verhalten, wie zu der vor⸗ 5 . Regierung. f Da ſich inzwiſchen in führenden Kreiſen der Wirt⸗ ſchaft und der Wiſſenſchaft die Anſicht durchgerungen hat, daß nicht ein Abbau, ſondern ein Aufbau des Lebensſtandards des deutſchen Volkes eine beſſere Wirtſchaftskonfunktur im Gefolge haben kann, be⸗ ſtätigt ſich die von den Gewerkſchaften ſchon immer 5 vertretene Gehalts⸗ und Lohntheorie und es iſt zu wünſchen, daß dieſe dämmernde Erkenntuis dazu hei⸗ tragen wird, daß das Jahr 1933 einen Auf ſtie g unſerer Wirtſchaft und damit der geſamten deutſchen Nation bringt. Gaugeschäftskührer Präsident der Handelskammer für den Kreis Mannheim Die Antwort auf Ihre Frage iſt ſchwer, wei in einer Zeit der politiſchen und wirtſchaftlichen G rung leben und täglich neue Ereigniſſe folgenrei 4. Seite/ Nummer 610 Neue Mannheimer Zeitung/ Neujahrs⸗Ausgabe Samstag, 31. Dez 1932 Sonntag, 1. Jan. 1933 Ausmaßes auf uns einſtürmen. Wir ſind immer ge⸗ neigt, den letzten Eindruck als den bedeutendſten und nachhaltigſten zu werten. Ich glaube aber, daß bei objektiver Betrachtung das bedeutungsvollſte Ereignis des Jahres die Kon⸗ ferenzin Lauſanne geweſen iſt, nicht nur, weil damit endlich die Reparationsverpflichtungen Deutſch⸗ lands auf das evtl. Höchſtmaß von drei Milliarden begrenzt wurden, ſondern weil eben dieſe feſte Be⸗ grenzung die Kreditfähigkeit Deutſchlands wieder hergeſtellt hat und weil die Schuldenregelung mit Deutſchland der Ausgangspunkt ſein muß und wird, 5 die Schulden verpflichtungen der übrigen Länder N untereinander und gegen Amerika zu einer endgül⸗ tigen und für alle Teile erträglichen Regelung zu bringen. Ohne ſolche Regelung, die man für das Jahr 1933 mit Beſtimmtheit erwartet, iſt ein Wieder⸗ aufſtieg der Weltwirtſchaft nicht denkbar, und deshalb betrachte ich die Konferenz von Lauſanne als den entſcheidendſten Wendepunkt und, wenn auch nicht als das eindruckvollſte, ſo doch ſicher als das wichtigſte Er⸗ eignis des Jahres 1932. FAmar al Meni M. d.., Gauvorsteher im DH v. Die Frage iſt ſo präziſe, wie ſie geſtellt iſt, kaum zu beantworten. Im Laufe des Jahres 1932 haben ſich die Ereigniſſe überſtürzt in einem Tempo, das nur mit dem der erſten Nachkriegszeit zu vergleichen iſt. Wie oft ſind wir allein zur Wahlurne geſchrit⸗ ten und wie haben ſich bei jeder Wahl die Stärkever⸗ hältniſſe der Parteien und damit die politiſchen Mög⸗ lichkeiten geändert. Das Brüningſche„Nein“ in der erſten Lauſanner Konferenz, das dem einhelligen Willen des geſamten deutſchen Volkes entſprach, hätte eine Wende im Ab⸗ lauf der Nachkriegsjahre bedeuten können, wäre es nicht von Herrn v. Papen auf der zweiten Konferenz in ein offenbar zu voreiliges„Vielleicht“ verwandelt worden. Das Ergebnis der Lauſanner Ver⸗ handlungen ſoll durch dieſe Feſtſtellung nicht ab⸗ geſchwächt werden. Aber es blieb eine Enttäuſchung zurück, die dem neu aufkeimenden Vertrauen außer⸗ ordentlich hinderlich war und iſt. Ein großer Erfolg, der dem nationalen Deutſchland ſtarken Auftrieb gibt, iſt ohne Zweifel die Anerkennung der Gleich be⸗ rechtigung Deutſchlands. Wenn auch dieſe Anerkennung unſerer Gleichberechtigung zunächſt nur Deinen rein formalen und juriſtiſchen Wert hat, ſo ſchlummern darin doch Anſatzpunkte und Möglich⸗ keiten für eine Politik Deutſchlands, die nicht ohne Auswirkungen auch auf die wirtſchaftliche Entwick⸗ lung bleiben darf und wird. Zwei Dinge aber ſind 28, die bei der rückſchauenden Betrachtung des Jahres 1932 als beſonders erfreuliche Ereigniſſe zu betrachten ſind, zwei Ereigniſſe, die für den Tiefer⸗ ſchauenden aufs innigſte miteinander verknüpft ſind und die ohne dieſe Wechſelbeztehung allein für ſich die überragende Bedeutung, die ſie heute haben, nicht erlangt hätten. 5 Rein zeitlich ſteht an erſter Stelle die Wiederwahl des Gneralfeldmarſchalls von Hindenburg zum Reichspräſidenten. Es iſt nicht auszudenken, in wel⸗ ches politiſche und wirtſchaftliche Chaos Deutſchland geſtürzt wäre, wenn der Volkskandidat Hindenburg durch einen Parteikandidaten, auch wenn dieſer die heſten Qualitäten beſeſſen hätte, verdrängt worden wäre. Hindenburg bedeutet in der Erſcheinungen Flucht der letzten Jahre den ſtarken Fels und ruhen⸗ den Pol, den wahren Repräſentanten der Nation. Und es muß an der Schwelle des neuen Jahres die Hoffnung ausgeſprochen werden, daß er uns noch recht lange als Hüter und Wahrer des Reiches erhalten bleibe. Dieſem Ergebnis ebenbürtig zur Seite ſtellt ſich die Berufung des Herrn von Schleicher zum Reichskanzler. Deutſchland hat im Sommer 10 Herbſt des Jahres 1932 die ſtärkſten Hemmungen dadurch erlitten, daß das Kabinett von Papen— man ſagt wohl mit Recht: durch eigene Schuld— auf die Anerkennung und Unterſtützung der überragenden Mehrheit der Nation verzichten mußte. Im Gegen⸗ ſatz dazu läßt ſich ſchon heute feſtſtellen, daß Herr v. Schleicher ein außerordentlich weitreichendes Ver⸗ trauen genießt und daß ſelbſt ſeine politiſchen Gegner und Gegenſpieler ihm mit anderer Achtung und An⸗ erkennung gegenüberſtehen, als ſeinem Vorgänger. Das hat wohl ſeinen Hauptgrund in dem außer⸗ ordentlich ſtark ausgeprägten ſozialen Gefühl und Ge⸗ wiſſen, das Herrn von Schleicher auszeichnet und das ihm dadurch Vertrauen vor allem aus den Kreiſen der wirtſchaftlich abhängigen Schichten zuträgt. Wir mitſſen daran feſthalten, daß die nationale Frage in Deutſchland nicht ohne die ſoziale Frage zu löſen iſt, daß national und ſozial nicht Gegenſätze, ſondern zwei Brennpunkte einer Kurve ſind, in der das Leben des deutſchen Volkes ſchwingt und daß die Ergänzung dieſer Brennpunkte eine Le⸗ bensnotwendigkeit iſt. Die Wiedergutmachung der ſozialen und ſozialpolitiſchen Fehler des letzten Som⸗ mers und Herbſtes iſt demnach die wichtigſte Aufgabe des Jahres 1933. Eine Aufgabe, ohne deren Löſung ntit einer inneren Befriedung, außenvolitiſchen Er⸗ folgen und einem wirtſchaftlichen Aufſtieg nicht zu rechnen iſt. Tie Helm aten 8 Architekt, Vorstand des BDA. in Mannheim Wir haben von den polltiſchen Exeigniſſen des ver⸗ floſſenen Jahres noch zu wenig Abſtand, um die volle Bedeutung ihrer Auswirkungen richtig überſehen und ten zu können. Ich bin geneigt, dem Abkom⸗ n von Lauſanne die erſte Stelle in der Reihe der unſeren Wiederanſtleg fördernden Ereigniſſe ein⸗ zuräumen. Unſere ehemaligen Kriegsgegner ſuchten uns durch e Auferlegung von Kontributionen, deren Höhe ein yrfaches der wirklich entſtandenen Kriegsſchäden g, auf lange Zeit hinaus niederzuhalten. Durch en Verzicht auf weitere Reparattlonsleiſtungen en ſie zu, daß ihre Forderungen durch die bisheri⸗ Leiſtungen ausgeglichen ſeien. Die Befreiung ütſchlands von dem harten Druck der Repara⸗ läßt erſt ſeine Erholung und freie Zukunfts⸗ ung zu. Abgeſehen davon legt auch das Lau⸗ Abkommen eine Breſche in das Vertragswerk Verſailles, deſſen Beſeitigung das Streben erer Staatsmänner zu ſein hat. Da trotz der un⸗ ligen Zerriſſenheit unſeres Volkes in dem Punkte inigkeit darüber beſteht, daß unſer Kampf um Frei⸗ it und Gleichberechtigung mit aller Kraft wefter⸗ meiſter hierfür iſt Sowjet⸗Rußland. a allgemeiner Rüſtungsbeſchränkung. Möchten die wah⸗ Rückblick auf die badiſche Ein Jahr der unerfüllten Hoffnungen (Von unſerer Karlsruher Vertretun 9 2. Karlsruhe, Ende Dezember. Wichtigſtes Ereignis der badiſchen Politik des Jahres 1932 war die Löſung der ſchwarz⸗ roten Koalition. Was dreizehn Jahre des Kampfes der Rechtsparteien in Parlament und Preſſe nicht vermochten, was man von Wahl zu Wahl ver⸗ geblich erwartete, das vollzog ſich unter dem Einfluß abſinkender Wählerſtimmen: die Sozialdemokratie, ſeit der Aenderung der Staatsform gemeinſam mit dem Zentrum in Baden allmächtig, ſagte der Koa⸗ lition die Gefolgſchaft auf. Es iſt nicht ſo, als ſei der„Sturm der Maſſen“ gegen die Kirchenverträge alleiniger Anlaß zu dieſem Entſchluß geweſen; er war der Vorwand. Der wirkliche Grund für den Austritt der Partei aus der Regierung waren die zunehmenden Verluſte bei den Reichs⸗ wahlen dieſes Jahres und der Wunſch, in der Oppoſition aus ſicherer Stellung heraus die Fehde gegen alle bürgerlichen Parteien führen zu können, um auf dieſe Weiſe der marxiſtiſchen Schweſter⸗ gruppe Abbruch zu tun. Dieſer Verſuch hat aber auch Ausſicht auf Erfolg, wenn es der Sozialdemo⸗ kratie gelingt, die Erinnerung an ihre kulturellen und wirtſchaftlichen Großtaten der dreizehn ver⸗ gangenen Jahre aus dem Gedächtnis des Volkes zu tilgen. Dazu bedarf ſte der Oppoſttionsſtellung. Hinzu kommt, daß der Partei der Nachwuchs fehlt. Wie anders wäre es ſonſt zu erklären, daß die Sozialdemokratie vor ihrem Austritt aus der Koa⸗ lition zum Innenminkiſter in Baden einen Mann vorſchlug, den ſie aus Heſſen hätte holen müſſen? Die Regierungsgewalt verteilt ſich fetzt in der Koalition drei zu eins: zwei von der Zentrums⸗ partei geſtellten Miniſtern(Juſtizminiſter, zugleich Staatspräſident, Miniſter für Kultus und Unterricht und ein Staatsrat) ſteht der Miniſter der Finanzen, Dr. Mattes, als Vertreter der liberal⸗rechtsgerich⸗ teten Bevölkerung gegenüber. Das iſt ein Mißver⸗ hältnis, deſſen Beſeitigung man ſich angelegen ſein laſſen ſollte. Die nicht mehr zu leugnende Parteien⸗ dämmerung, die auch von denen empfunden wird, die bisher zunächſt nur den Nutzen der eigenen Par⸗ tei als ſtaatspolitiſche Notwendigkeit gelten ließen, dürfte hierin beſtimmend mitwirken. Es iſt nicht mehr zu verkennen, daß die Regierung, auch für ihre beſten Abſichten, kaum noch ein Echo im Volke fin⸗ det; vielfach ſieht ſie ſich bei ihren Bittfahrten nach Berlin ohne moraliſche Gefalgſchaft, und kann daher die Forderungen Badens nicht mit dem nötigen Nachdruck verfechten. Die Politik der letz⸗ ten dreizehn Jahre und ihre verheerenden Wirkun⸗ gen auf Kultur und Wirtſchaft haben das Staats⸗ gefühl im badiſchen Volke erheblich geſchwächt. Der nachrevolutionäre Staat erſcheint ihm immer mehr als eine Parteiſache. Zweifellos haben auch manche Stellen⸗ beſetzungen und andere Verwaltungsmaß⸗ nahmen dieſe Einſchätzung des Staates und ſeiner ſehr bedingten Segnungen verſtärkt. Umſomehr wird man es begrüßen, daß am Jahresende der ſeit dem Rücktritt Hubers ſehr umſtrittene Poſten des Mi⸗ niſterialdirektors im Miniſterium für Kultus und Unterricht einer in jeder Beziehung hierfür gut vor⸗ bereiteten Perſönlichkeit übergeben wurde. Das war umſo nötiger als gerade dieſem Miniſterium äußerſt empfindliche Angelegenheiten anvertraut ſind, deren Verwaltung ſehr viel Takt und Sach⸗ kenntnis erfordert, die aber vor allem bei aus⸗ ſchließlich parteipolitiſcher Beurteilung leicht unver⸗ beſſerlichen Schaden nehmen können. Auch der neue Präſident des Landesfinanzamts,(um dieſe Stelle ging ebenfalls ein langer Kampf zwiſchen Reich und Staat, Parteien und Perſönlichkeiten) genießt den Ruf eines tüchtigen Fachmannes, der ſchwerlich für einſeitige Parteiwünſche zu haben ſein dürfte. Denn ſo ſehr man ſich auch um Parität bemühen muß, ſo wenig darf man eine Aemterbeſetzung allein nach parteipolitiſchen Anſprüchen gutheißen oder jene „Gerechtigkeit“ gegen Einzelne, von der wir ſeit 1918 ein gerüttelt Maß erlebten. Wir denken hier vor allem an den Fall Gumbel, deſſen vor⸗ läufige Bereinigung in nichtſozialiſtiſchen Kreiſen aufrichtig begrüßt wird. Es iſt wohl anzunehmen, daß die endgültige Erledigung— Gumbel hat be⸗ kanntlich Beſchwerde beim Staatsminiſterkum er⸗ hoben— im Sinne des Kultusminiſters erfolgen wird. Für das kommende Jahr darf man alſo auf Frieden an den Hochſchulen hoffen, denn der Nachfolger des in eine andere Abteilung des Miniſteriums für Kultus und Unterricht verſetzten, bisherigen Hochſchulreferenten, wird die Fehler ſeines Vorgängers kaum wiederholen. Gerade die Behandlung des Falles Gumbel aber macht die Wende der Geſinnung und ſtaatsmänni⸗ ſchen Verantwortlichkeit deutlich, die wir erleben. Zum erſtenmal ſeit vielen Jahren wurde auch den politiſchen Empfindungen jener großen Gruppe der Bevölkerung Rechnung getragen, die nicht in der —.—⅛ẽ.——————%⁵r? bis alle unſeren Wiederaufſtieg hemmenden Vertrags⸗ beſtimmungen gefallen ſind, lege ich dem Lauſanner Vertrag als einer entſcheidenden Station auf dem Wege dahin die größte Bedeutung bei. Während noch im Jahre 1931 vielfach die Anſicht vertreten wurde, daß eine Wiederbelebung unſerer Wirtſchaft nur mit fremder Hilfe möglich ſei, dürfte ſich im verfloſſenen Jahre die Auffaſſung allgemein durchgeſetzt haben, daß eine Wiederentfaltung der Wirtſchaft ausſchließlichmit eigener Kraft er⸗ reicht werden müſſe. Eine Bilanz der eigenen Kräfte und der Möglich⸗ keiten ihrer Verwendung ließ erſt deutlich den außer⸗ ordentlich geringen Umfang unſeres Tätigkeitsfeldes erkennen. Als notwendige Folge ergaben ſich Ab⸗ droſſelungen auf allen Gebieten der Wirtſchaft und Verwaltung. Die einſchränkenden Maßnahmen, zu denen Stillegungen, Lohn⸗ und Gehaltsabbau, Kurz⸗ arbeit u. a. m. gehören, mußten für die Allgemeinheit ſehr ſtark fühlbar werden. Wenn auch mitunter Härten hätten vermieden werden können, ſo muß doch zugegeben werden, daß die Wirtſchaft keine Mittel be⸗ ſaß, dieſe Entwicklung aufzuhalten oder gar zu ver⸗ hindern. Soll ſich die Wirtſchaft wieder entfalten, ſo iſt m. E. Ausſchaltung aller die niedere Preis⸗ bildung ungünſtig beeinflußenden Faktoren Grund⸗ bedingung. Entſprechen die Preiſe der Kaufkraft der Konſumenten, dann kann— zumal bei überreichem Bedarf— ein Gedeihen der Wirtſchaft nicht ausblei⸗ ben. Das iſt der Grund, weshalb mir die Beſinnung der Wirtſchaft auf ihre eigene Kraft und die ihr— wenn auch ſchickſalshaft vorgezeichneten— Möglich⸗ keiten als das Eindrucksvollſte dieſes Jahres er⸗ ſcheint. Ich ſehe es als eine unerhörte kulturelle Leiſtung des deutſchen Volkes an, daß es im Notjahr 1982 die innere Kraft aufbrachte, den giganttſchen An⸗ forderungen materieller und ſeeliſcher Art ſich in Ruhe und menſchlicher Würde gewachſen zu zeigen. Es muß erſtaunen, daß ein Arbeitsloſer beiſpiels⸗ weiſe, der vielleicht ſchon ſeit Jahren unfreiwillig zum Feiern verurteilt war, ſich mit Begeiſterung daran macht, als Vorſtadtſiedler unter größ⸗ ten Anſtrengungen und Entbehrungen, ſeine und ſei⸗ ner Familie Lebensbedingungen durch Errichtung eines Eigenheims, durch Gartenbau und Kleintierhal⸗ tung zu verbeſſern. Die ſich täglich mehrenden Bei⸗ ſpiele ungebrochenen Lebenswillens wirken aufrichtend auf viele, die unter dem Druck der ungünſtigen Verhältniſſe am Verzagen ſind. Mehr wie geſprochene oder geſchriebene Worte wirkt die mit geſundem und zähem Willen vollbrachte Tat auf die Entwicklung von Kultur und der Wohlfahrt im Staate. Dr. Nur Feneffefmeier Landeskommissär für die Kreise Mannheim, Heidelberg und Mosbach Das eindrucksvollſte Erlebnis des Jahres 1932 war für mich die Tatſache, daß es trotz der inneren Zerklüftung möglich iſt, die weitaus große Mehrzaht des deutſchen Volkes hinter einer beſon nenen, aber zielbe wußten Außenpolitik zu ſam⸗ meln. Aus dem ſtändigen Verſagen des Völker⸗ bundes ergibt ſich, daß auch heute noch jede ſelbſtbe⸗ wußte Nation ſich ſelber ihrer Haut wehren muß. Man kann ein überzeugter Gegner des Krieges ſein— und welcher Menſch mit Verantwortungsge⸗ fühl wäre dies heute nicht— und doch die Auffaſſung vertreten, daß der Wehrwille in einem großen Volke nicht getötet werden darf. Der beſte Lehr⸗ Leitſtern der deutſchen Politik iſt die vole Glelchberechti⸗ gung mit den anderen Nationen unter gleichzeitiger men ſich auswirkte, endgültig zu brechen. ren Freunde des Vaterlandes, die keine Partei für ſich in Anſpruch nehmen kann, auch auf dem Gebiet der Innenpolitik rechtzeitig den Weg zu einander finden um den Zuſammenbruch Deutſchlands zu ver⸗ hindern. 5 Ni ſneſm VDögeſe Mitglied des Reichswirtschaftsrats Als das eindrucksvollſte Ereignis des Jahres 1932 für das nationale Leben Deutſchlands nenne ich die Zuſammenfaſſung der Regierungsge⸗ walt in Reich und in Preußen zu einer Ein⸗ heit. Ereigniſſe wie Lauſanne, wie die Forderung und Anerkennung der Gleichberechtigung, mußten in irgend einer Form früher oder ſpäter eintreten; denn Unnatur, Unmögliches hat die Geſchichte nie dauernd geduldet. Dagegen lehrt die Geſchichte etwas anderes. Nur aus einem feſten Kern heraus, nur aus innerer zu⸗ ſammengefaßter Kraft kann ein großes Reich Beſtand haben, können ſich große, mächtige Gebilde entwickeln. Die innere und äußere Stoßkraft einer jeden Reichs⸗ regierung, ganz gleich welcher parteipolitiſchen Ein⸗ ſtellung, mußte unter den frühern Verhältniſſen ver⸗ ſagen. Die Mechanik kennt den Begriff des Kräfte⸗ paars, wo gleiche Kräfte entgegengeſetzt angreifen und nur eine Drehbewegung keinen Fortſchritt er⸗ möglichen. f Die kulturellen und geiſtigen Kräfte Deutſchlands ſind weit über unſer Vaterland gebrei⸗ tet; nicht nur an einer zentralen Stelle wirkt und webt politiſchesſtaatsbildendes Weſen. An der Erhaltung dieſer vielfachen Urquellen deutſchen Seins iſt die Geſundheit, der Beſtand des Reiches gebunden. Aber im machtpolitiſchen Zentrum kann und darf nur ein Wille, eine Zielſetzung herrſchen. N Ueber die Maßnahmen, mit denen die Regierung Papen die Zuſammenfaſſung der Preußiſchen mit der Reichsregierung durchführte, mag man verſchiedener Anſicht ſein: wie die Tatſache an ſich im Volk hinge⸗ nommen wurde, beweiſt, daß ſie hiſtoriſch gegeben, daß ihr weltgeſchichtlicher Zeitpunkt ſchon längt da war.— Andere Ereigniſſe mögen im Augenblick mehr in die Augen ſtechen, die Zuſammenfaſſung der beiden Regierungen in Berlin iſt weltgeſchichtlich konſtruktiv; ſie iſt die Vorausſetzung für eine wahrhaft ſtarke und damit ruhige Regierungsfüh⸗ 0 85 denn nur ſtarke Regierungen können ruhig ren. Mag vielleicht zum Entſchluß nicht nur die Einſicht der geſchichtlichen Notwendigkeit, mag vielleicht die Fülle der kleinen perſönlichen Unbequemlichkeiten letzten Endes ausſchlaggebend geweſen ſein. Wir wollen aus dem Vorgang Zuverſtcht ſchöpfen in ſach⸗ licher Würdigung dieſes wahrhaft eine neue Epoche einleitenden Geſchehniſſes. Or. Narl Teiler Beigeordneter, Städt. Dezernent für Leibes⸗ übungen Das eindrucksvollſte Ereignis im nationalen Le⸗ ben Deutſchlands im Jahre 1932 iſt m. E. der durch die Annahme des Rücktrittsgeſuchs des Herrn Dr. Brüning und Ernennung des Herrn v. Papen zum Reichskanzler in die Tat umgeſetzte Ent⸗ ſchluß des Herrn Reichspräſtdenten, mit dem bis⸗ herigen Syſtem des überſpitzten Parlamentarismus, in dem häufig die Rückſicht auf Partetintereſſen hem⸗ mend auf die Durchführung notwendiger Maßnah⸗ Regierung vertreten iſt, indem man einen Skandal beſeitigte, der ſicherlich mehr zum Anwachſen der rechtsradikalen Stimmen beigetragen hat, als die gehäuften Verbote nationalſozialiſtiſcher Zeitungen, die Hausdurchſuchungen bei Angehörigen der 0 NSDAP. Noch in den erſten Monaten des Jahres gaben die Veröffentlichungen über die Untergruppen der der Ss und SA, den Franzoſen willkommene„Beweiſe“ heir liche deutſche Rüſtungen, und kurze Zeit darauf führten die Mitteilungen des Staatsminiſteriums 1 über den revolutionären Agrarapparat dieſer Par⸗ tei zur Erhebung der öffentlichen Anklage durch das 1 Reichsgericht. Den Beamten in Baden aber verbot J ein Regierungserlaß die Zugehörigkeit und die 1 Werbung für die Partei Hitlers. Mit kurzer Unter⸗ g brechung im Auguſt, als das Zentrum im Reich mit* der rechtsradikalen Flügelpartei über die gemein⸗ 5 ſame Bildung der Reichsregierung verhandelte, 5 füllten die Kämpfe gegen ſie die erſten beiden Drit⸗ tel des Jahres, doch einige Wochen vor den No⸗ vemberwahlen glaubte der Staatspräſident ſeine oft und energiſch ausgeſprochene Meinung über die Staatsfeindlichkeit der Partei dahin berichtigen zu können, daß ſie„nicht mehr als verfaſ⸗ ſungswidrig“ zu bezeichnen ſei; der Beamten⸗ erlaß wurde aufgehoben. In das Kapitel des Wandels der Dinge gehört auch die Geſchichte der ſüddeutſchen „Fronde“ ſeit dem Rücktritt Brünings und der Ernennung eines Reichskommiſſars für Preußen durch Papen. Dieſe Ernennung erweckte in den Regierungen der ſüddeutſchen Länder gewiſſe Sorge NSDAP, 48 SSS na. um die Eigenſtaatlichkeit der Länder und das Schick⸗ d ſal ihrer Regierungen. Die gemeinſame Feſtſtel⸗ 0 1 lungsklage Badens und Bayerns beim Staats⸗ 0 gerichtshof, die die Umgrenzung des Paragraphen 48 5 der Reichsverfaſſung und die der Befugniſſe des. E Reichskommiſſars forderte, erregte zwar die Ge⸗ f 0 müter, aber es gelang der Regierung nicht, die übri⸗ 0 9 gens in dieſer Frage in ſich ſelbſt uneins war, die 4 8 Bevölkerung mit den gleichen Beſorgniſſen zu er⸗ s 8 füllen. Nur die Preſſe des Zentrums und der So⸗ f 1 zialdemokraten machte ſich zu ihrem Sprecher. Nicht, 9 daß man in Baden die Vorgänge in Preußen leicht 9 genommen hätte! Man war ſich bewußt, daß der t. Präzedenzfall auch für Baden vielleicht einmal ſchwer ſi zu ertragende Folgen haben könne, aber außer in den Reihen der ſchwarz⸗roten Koalition glaubten nur Wenige an eine rein ſachliche Einſtellung der Regierung. Der größere Teil der Bevölkerung konnte darin nichts anderes ſehen als— Parteitaktik ö 5 gegen einen den Herren parteipolitiſch mißliebigen ö 1 Reichkanzler. Ein wichtigeres und ereignisreicheres 80 Kapitel badiſcher Nachkriegspolitik wurde durch den g Abſchluß der Kirchen verträge eingeleitet. S Wünſchen wollen wir, daß es einmal von fortſchrei⸗ fl tendem Ausgleich der gegneriſchen Ueberzeugungen, 1 von religiöſer Duldung, von Klugheit und Maß⸗ 2 halten der zur Auslegung der Verträge Berufenen 8 und den ſpäteren Generationen von einem wahrhaf⸗ tigen und unvergänglichen Werk des Friedens be⸗ richten möge. 9 Es iſt begreiflich, daß dieſe politiſchen und kultur⸗ fl politiſchen Ereigniſſe nicht überall das Echo fanden, d. das manche von ihnen verdienten. Aber die wach⸗ 5 ſende Not, die ſtetig zunehmende Sorge jedes Ein⸗ 5 zelnen um das tägliche Brot laſſen immer weniger 1 Muße zur Beſchäftigung mit anderem. In Baden. 3 ſchließt das Nokfahr mit einem rechnungsmäßigen 6 Fehlbetrag von 14 Millionen, obgleich die s tatſächlichen Erſparniſſe, nach dem Voranſchlag für ö den Staatshaushalt für das Jahr 1932,33 50 Mil⸗ ſe lionen betragen. Der Finanzminiſter hat ſich zu 0 1 neuen, einſchneidenden Einſparungs⸗ A maßregeln veranlaßt geſehen, die freilich zum ſi Teil auf Reichsanordnung zurückgehen und nur 0 0 Ausführungsbeſtimmungen zur Dietramszeller⸗ Notverordnung des Reichspräſidenten geben Zahl⸗ reiche Stellen wurden abgebaut, Zuſchüſſe an Be⸗ amte, an die Bezirksverbände, die Kreiſe und Ge⸗ meinden wurden geſtrichen, die ſachlichen Ausgaben immer und immer wieder verkürzt und neue Ein⸗ nahmequellen erſchloſſen, ſo zum Schluß des Jahres noch durch die Fleiſchſteue r. Dennoch wachſen die Sorgen der Regierung, die bei den Reichsſtellen um Mittel zur Ausführung ihrer Arbeitspläne und für die Erhaltung der Reichsämter in Baden kämpft, deren Abbau zahlreiche wirtſchaftliche Exi⸗ ſt ſtenzen ſchwächen würde. 5 So ſchließt ein böſes Jahr, reich nur an Streit 15 und Enttäuſchungen und an unerfüllten Hoffnungen st auch auf dieſem engbegrenzten deutſchen Raum, der 1 Baden heißt. M. Z. 5 Baden und Reich. Der badiſche Staatspräſdent Dr. Schmitt 2 veröffentlicht ein„Geleitwort zum Neuen Jahre“ in 5 dem er fordert, daß zwiſchen Regierung und Volk N keine Kluft beſtehe. Alle Volksgenoſſen müßten ſolt⸗ g dariſch zuſammenarbeiten, wenn Deutſchland gerettet 0 werden ſolle. Man habe heute wichtigere Aufgaben 9 als Verfaſſungsänderungen. Die Länder verlangen 5 nach wie vor ihre Eigenſtaatlichkeit, beſonders die ſüddeutſchen Länder, die immer ein Hort der Ruhe und ſich auch noch heute einig ſeien in dem Willen zur Abwehr jeder Beeinträchtigung der Länderrechte. Staatspräſident Dr. Schmitt verlangt dann eine Klärung der Preußenfrage und ſchlägt vor, daß der Reichspräſident, wenn ſchon eine Perſonalunion zwiſchen Reich und Preußen her⸗ geſtellt werden ſolle, preußiſcher Landespräſident würde. Zu den Vorgängen in Baden bemerkt der Füh⸗ rer des badiſchen Zentrums, Dr. Föhr: „Eine Koalition, die 14 Jahre hindurch zum Nutzen der Staatsordnung wie des Volkes an der Arbeit geweſen iſt, iſt um eines Treubruchs willen, der in der Parteigeſchichte ſeinesgleichen ſucht in die Brüche gegangen.“ Er fährt dann fort:„Gewiß wäre eine Verbreiterung der Regierungsbaſis wünſchenswert. Das Zentrum iſt auch dazu feder⸗ zeit bereit, nach ſeinem altbekannten Grundſatz, daß es gewillt iſt, mit allen zuſammenzuarbeiten, die auf dem Boden der Verfaſſung in loyaler Verſtändigung auf der Grundlage von Treu und Glauben mit ihm zuſammenarbeiten wollen. Beim Wiederzuſammen⸗ tritt des Landtags wird das badiſche Innen ⸗ miniſterium neu beſetzt und aus der Reihe der Miniſter heraus der Staatspräſident für das nächſte Jahr gewählt werden. Das Zentrum wird ſein mög⸗ lichſtes tun, um durch die Auswahl der Perfönlichkeit des künftigen Innenminiſters au ch de m evange⸗ liſchen Volksteil gegenüber zum Ausdruck zu bringen, wie ſehr ihm daran liegt, den konfeſſio⸗ nellen Frieden zu ſichern und die Grundſätze der Paxität zu verwirklichen f eee een eee e Ne d re —— Hier werden die Neue Mannheimer Zeitung/ Neujahrs⸗Ausgabe 5. Seite/ Nummer 610 In den Mannheimer Briefpostãm Wenn nur noch wenige Tage vom Beginn eines neuen Jahres trennen, dann flitzen tauſende von ſchnellen Federn über Gratulationskarten und Briefe hin und bedecken ſie mit Grüßen und optimiſtiſchen Wünſchen für die nächſten zwölf Monate. Die Briefkäſten ſtöhnen ſchier unter der Laſt, die ſie ſtündlich tragen müſſen. Ununterbrochen werden Briefe und Karten mehr oder minder optimiſtiſchen und amüſanten In⸗ haltes durch die vergitterten Schlitze in das ſehr ge⸗ heimnis⸗ volle Dun⸗ kel eingewor⸗ fen. Eltern gedenken ihrer Kinder, und die Kinder ihrer El⸗ Bräute und junge Frauen ihrer Herz⸗Allerliebſten die irgendwo in einer tern, Männer ihrer ſernen Stadt den Silveſter⸗ 9 7 begehen. Und weil alle hoffen, daß ſie am Neujahrsmorgen einen mit Briefen und bunten Kar⸗ ten beladenen Briefkaſten vorfinden, darum ſchreiben ſie ſelbſt, daß die Feder Funken ſprüht Ein Abend im Postamt Zu beſtimmten Stunden am Tag, die an jedem 7 Briefkaſten aufgezeichnet ſind, fahren die Kaſten⸗ leerer auf flinken Rädern durch Mannheim und zapfen den blauen Käſten, die an Hauswänden an⸗ gebracht oder ſchlank und rank an irgend einer Straßenecke ſtehen, ihren papiernen Inhalt ab. Sie flitzen dann, ebenſo ſchnell wie ſie gekommen ſind, zum Poſtamt I am Bahnhof zurück und leeren dort die Beutel aus. Daß es in dieſem Poſtamt ſogar einen mechaniſchen Briefkaſten gibt, der ſeinen Inhalt ununterbrochen an ein fließendes Band abgibt, das im erſten Stock im Saal der Briefkaſtenabfertigung mündet, ſei hierbei erwähnt. Dieſer mechaniſche Briefkaſten befindet ſich an der Außenwand des Amtsgebäudes in der Friedrichsfelderſtraße und iſt wieder ein Be⸗ weis dafür, gaß ſich die Poſt der modernſten e Einrichtungen zu bedienen verſteht. 8 Ein langgeſtreckter Saal, der von vielen elertri⸗ ſchen Kerzenſtärken erhellt wird, präſentiert ſich unſeren Blicken. Hier wird mit Hochdruck gearbeitet. An allen Tiſchen. An allen Spinden. Hier regen ſich viele fleißige Hände um die tauſende und aber⸗ tauſende von Briefſachen, die aus den Lederſäcken der Kaſtenleerer auf lange Tiſche geſchüttet wurden, zu ſortieren. Hier beginnt die erſte Ordnung der papiernen Fluten. Neufahrskarten, WMratulationsſchreiben von den übrigen„normalen“ Poſtkarten und Briefen getrennt. Das alles wird à tempo erledigt, genau wie an dem Tiſch nebenan, wo das„Grobholz“ ſortiert wird. „Grobholz?“ Ja,„Grobholz!“ Das iſt der ſtändig wachſende Berg von Großbriefen, Waren⸗ proben und Druckſachen, der von mehreren Beamten bearbeitet wird. Dieſes„Grobholz“ wird auch be⸗ ſonders geſtempelt, weil es einfach ein Ding der Unmöglichkeit wäre, dieſe klobigen papiernen Gebilde in den Rahmen der Stempelmaſchine ein⸗ zuſpannen. A propos Stempelmaſchinen.. Zwei ſolcher blitzenden ſtählernen Dinger ſind es, die Briefe und Poſtkarten mit dem Aufdruck Mannheim verſehen. 500 Karten werden in einer Minute geſtempelt! Eine Rekordleiſtun g, die auch der ſchnellſte Poſtbeamte mit dem flotteſten Handſtempel nie und nimmer brechen könnte. Die Neujahrskarte beginnt ihre Reise die zahlreichen Grob und fein Nachdem alſo die erſte Woge der Neufahrsgrüße und der übrigen Briefe und Karten die Stempelſtelle paſſiert hat, gelangt ſie an die lange Reihe der Spinde, wo von 20 Beamten eine grobe Vor⸗ verteilung“ vorgenommen wird. Uebrigens ſind alle Briefſachen, die für Mannheim ſelbſt beſtimmt waren, längſt ausſortiert und in be⸗ ſonderen Säcken zum Poſtamt J am Parade⸗ platz befördert werden. Das Poſtamt II hat ſich nur um den„Export“ zu bekümmern. In der„groben Vorverteilung“ werden all die Karten und Briefe für die ein⸗ zelnen Lieferbezirke und Verſandſtrecken zuſammen gelegt. Hier ſind Orte noch nicht aus ſortiert, da ſind ſchon kleine Stapel aufgehäuft, die in die Würz⸗ burger Gegend wandern, da iſt der Stapel Heidelberg⸗Karlsruhe und ein papierner Hügel Württemberg⸗ Nord.— Ein paar Schritte weiter und ein neues Revier öffnet ſich. Wir ſind jetzt beim Feinverteilungsdienſt angelangt. Eine Kompagnie von Spinden ſteht vor uns. Und an jedem Spind ſteht ein Beamter, der die Verteilung der einzelnen papiernen Grüße in viele kleine Fächer vornimmt, wo ſie, nach Städten und Dörfern alphabetisch ge⸗ eien tern herrschte in den letzten Tagen Hochbetrieb Arbeitstagen Hilfskräfte eingeſtellt, deren be⸗ ſondere Aufgabe es iſt, die Neujahrspoſt zu erledigen. Neue Spinde...„Hier wird die Poſt für Nord⸗ deutſchland, für die Strecke Kaſſel Hannover, für das Rheinland und die Linie Mannheim Würzburg feinſortiert, ſagt mein liebenswürdiger Cicerone. Noch bin ich mit der Vorbereitung eines Blitzlicht⸗ bildes beſchäftigt, als eine Sirene in dieſe laut⸗ loſe Geſchäftigkeit hineinſchmettert „Schluß für Mannheim- Würzburg!“ ruft ein Mann im Hintergrund und der Beamte, der an dem betreffenden Spind ſteht, bündelt ein Paket von Briefen und Karten zuſammen— ſchon ſchwimmt es ab zum„Verſackungstiſch“, wo es einige Beamte in Empfang nehmen und in einen der vielen, wie Musketiere ſtramm ausgerichteten Leinenſäcke wer⸗ fen, über dem ein Metallſchildchen ſagt, daß ſein Fahrtziel Würzburg ſein wird. Und ein paar Dutzend Pakete werden in den Briefbeutel Frank⸗ furt Berlin geworfen, der mit dem Zug D 1 Mann⸗ heim verläßt. „Mannheim— Würzburg preſſiert! Schnell fertig machen und hinunter damit!“ ruft der beaufſichtigende Beamte nervös. Der Bahnſteig⸗ wagen raſſelt aus dem Fahrſtuhl kommend heran. Das papierne Zugſtreckenſchild iſt an die Säcke ge⸗ Hier werden Neujahrskarten von Briefen und gewöhnlichen Postkarten aussortiert Ein Schnappschuß im Briefträgersaal ordnet, eine Weile ruhen. Der erſte Spind betreut die Orte im Beſtellbezirk Heidelberg⸗Ofſenburg, der zweite die Gegend von Offenburg bis Baſel. Es folgen Württemberg Nord⸗Süd, Bayern und Pfalz und Rheinheſſen mit dem Saargebiet. Dann kommt ein Spind, der für eine einzige Stadt reſerviert iſt, für eine ungeheure Rieſin, für eine 4 Millionen⸗ Metropole, für Groß⸗ Berlin mit ſeinen zahl⸗ reichen Beſtellämtern. An einem Tiſch, auf dem ſich beſonders e Papierſäulen erheben, wird bie Auslandspoſt abgefertigt. Die Briefe, die die Mannheimer zum „Neuen Jahr“ an ihre Verwandten, Bekannten und Geſchäftsfreunde in der Schweiz, in den Vereinigten Staaten, in Oeſterreich und Frankreich ſenden, ſie werden hier für ihre Züge ſorttert. Er muß ein Geograph sein Ein Geograph allererſter Klaſſe muß dieſer Beamte ſein, der Sendungen nach allen Gauen des Erdͤballs bearbeitet. Er ordnet die Briefe, die nach Liſſabon oder Madrid, Pernambuco oder Tetouan beſtimmt ſind und die Karten, die in 18 Ta⸗ gen von einem chineſiſchen Briefträger in Shanghai ausgetragen werden. 5. Alle großen deutſchen Städte beſitzen in einem der Spinde ihr beſonderes Fach, das ununterbrochen ge⸗ füllt und geleert wird. Ich kreuze den Gang der Vorſortierung und kann bereits die umfangreichen Vorbereitungen beobachten, die die Direktion des Poſtamtes für die beiden letzten Tage dieſes alten und kummerreichen Jahres getroffen hat, Springflut von Papier in die regulierenden Kanäle zu leiten. Während ſonſt in der Briefabfertigung etwa 85 Beamte tätig ſind, werden an ſolchen heißen um die heftet worden, im Hui fliegen ſie in den Karren. Und los geht die Fahrt hinab auf den Bahnſteig, wo der D⸗Zug ungeduldig wie ein feuriger Derby⸗ renner auf blitzenden Gleiſen fiebert. Vor dem Bahnpoſtwagen hält der gelbe Karren an und die Poſtſäcke ſauſen wie von der Bogenſehne ge⸗ ſchoſſen in das hellerleuchtete Wageninnere, wo die Poſtverteilung und Sortierung nach 1 einzelnen Stationen vorgenommen wird. So sieht ein Feinsortier-Spind aus Wenn die Sirene ertönt Morgens, wenn die Dunkelheit ſich noch über den Straßen von Mannheim ausbreitet, wenn am Fir⸗ mament noch kalt und fern die Sterne funkeln, er⸗ ſtrahlt der Briefträgerſaal im Poſtamt J am Paradeplatz im hellſten Licht. An langen Tiſchreihen ſitzen die 150 Briefträger des Mannheimer Poſt⸗ bezirkes und ſortieren die Berge der Briefe, Karten, Warenproben und Druckſachen, die ſich vor ihnen aufbauen. Sie ſind bereits um 6 Uhr morgens erſchienen und haben ihre Poſt aus den Spinden geholt, wo ſie, nach Bezirken geordnet, eingelegt war. Jetzt heißt es bis um 8 Uhr dieſen papiernen Wuſt in Straßen und Häuſer zergliedern. Eine Arbeit, die a tempo ausgeführt werden muß. Plötzlich ebbt das Stimmengewirr ab— Stille tritt ein und ein Beamter ruft mit Stentorſtimme Namen von Perſonen und Firmen auf.„Das ſind Briefe, auf denen keine nähere Adreſſe des Empfän⸗ gers angegeben iſt. Der Briefträger kennt jedoch ſeine Kundſchaft und weiß, zu welchem Zuſtellbezirk die einzelnen aufgerufenen Namen gehören“, ſagt mein Begleiter. f Immer noch werden auf niedrigen Karren volumi⸗ nöſe Briefbeutel in das Verteilungszimmer befördert. Dieſe„Kartenſchlüſſe“, wie die Beutel im offiziellen Poſtdeutſch heißen, kommen direkt von der Bahnpoſt hierher. Mit größter Geſchwindigkeit muß ihr In⸗ halt noch vor der Zuſtellung verteilt werden, damit die Mannheimer Geſchäftswelt binnen einer Stunde in den Beſitz der Sendungen gelangt, die in Frank⸗ furt, Köln oder Stuttgart am Abend vorher in den Kaſten geworfen wurden. Die nächſte Zuſtellung findet mittags um 2 Uhr und die letzte bekanntlich nachmittags um 5 Uhr ſtatt. Dann ergießt ſich eine Woge von blau untfor⸗ mierten Männern die Treppe des Poſtamtes hin⸗ unter auf Paradeplatz und Planken und nimmt Beſitz von einigen Straßenbahnwagen, damit Briefe und Karten— und heute beſonders die Tauſen de von Neufahrsgrüßen— rechtzeitig in die Hände der Adreſſaten gelangen. Allerdings: Eine genaue Zahl der ſo ein⸗ und ausgehenden Sendungen wurde mir leider von der Leitung der beiden Aemter nicht gegeben. Tag und Nacht ſind die beiben Häuſer am Bahnhof und am Paradeplatz vom Rhythmus 1115 der Arbeit erfüllt, Tag und Nacht ohne Pauſe Dienſt am Kunden! Ständig laufen Briefe und Karten ein, die abgefertigt werden müſſen. Immer friſche Schichten ſind ſo am Werk. Endspurt zum Jahreswechsel Daß in den Tagen vor dem 1. Januar 1983 mit Hochdruck gearbeitet wurde, daß die Stempelmaſchinen ſich faſt heiß liefen, iſt nicht ſehr verwunderlich, wenn man bedenkt, welcher 85 Regen von Gratulationen zum Jahreswechſel in Brief⸗ und Kartenformat auf Mannheim hernte⸗ dergeht und wieviel Tonnen optiſtimiſcher Neujahrs⸗ wünſche aus unſerer Stadt in alle Welt geſchickt e OC. W. Fennel. 1 Seite/ Nummer 610 Neue Mannheimer Zeitung Neufahrs⸗Ausgabe Samstag, 31. Dez. 1932/ Sonntag, 1. Jan. 1933 Bilanz s iſt Mitternacht. Pong, pong! Die Uhr ſchlägt ganz. Das alte Jahr iſt um, nun ziehn wir die Bilanz. Schlagt auf das Buch! Hier Haben und hier Soll, Die eine Seite leer, die andere iſt voll. Nun wird gezählt, gerechnet und ſummiert, Verglichen und gemeſſen, ſubtrahiert, Doch wie man's dreht und wendet und ſich müht, Das Endergebnis lautet: Defizit! Ein Defizit, wohin man kehrt den Blick, In Wirtſchaft, Handel, in der Politik, In Stadt und Dorf, auch die Gemeinde hat Ihr Deftizit ſo gut als wie der Staat. Die Welt iſt voll pon Haß und Zank und Streit, Voll Bruderzwiſt und Unzufriedenheit. Korruption und Selbſtſucht macht ſich breit, Und alles Uebel ſchärft und ſchürt der Neid. Du, neues Jahr, bring uns was Beſſ'res mit, Beſeitige vorab das Defizit. Und merk, mit Worten geht's nicht mehr allein, Nur noch die Tat kann unſ're Rettung ſein. A. W. Zwiſchen neuen Dämmen Der neue Kanal iſt gegraben. Wir ſtehen auf ſeinen Dämmen um Mitternacht. Denn Schlag 12 Uhr ſoll der letzte Erdhügel geſprengt werden, der ihn vom alten Flußbett trennt. Gurgelnd wirft ſich die Flut in das neue, notdürftig zugerichtete Bett. Werden die Dämme halten? Wird der Kanal bald friedlich Schiffe tragen, Wieſen und Wälder bewäſſern? Oder wird die ſchlammige Hochflut durchbrechen und unſere Gärten und Aecker in Wüſtenei verwandeln? Notdürftig iſt alles geflickt. Um die Gegenſätze der Weltanſchauungen in der Oeklentlichkeit iſt es ruhiger geworden. Die ſoziale Not, unter Hilfsmaßnahmen notdürftig verdeckt, wird mit erbarmungswürdiger Stumpfheit getra⸗ gen. Die Kämpfe zwiſchen den Parteien, zwiſchen Regierung und Reichstag, man hat ſie„vertagt“. Es ſcheint, als flöſſen die Waſſer verhältnismäßig ruhig im Bett des neuen Jahres zwiſchen ſicheren Däm⸗ men. Es ſcheint! Ob ſie nicht unterirdiſch wühlen und ſchaffen, da ein Rißlein, dort einen Mausgang graben, bis die nächſte Hochflut ein Dammſtück bei⸗ ſeite ſpült, um alles mit ihrem Schmutz zu über⸗ ſchütten? „Plötzlich rede ich wider ein Volk, daß ich es ausrotten, zerbrechen und verderben wolle. Und plötzlich rede ich von einem Volk, daß ichs bauen und pflanzen wolle“. So ſchrieb einſt ein Prophet. Wir kennen dieſes„Plötzlich“. Wir wiſſen auch, daß ez in Wahrheit kein„Plötzlich“ iſt, daß jedem Daltmbruch eine lange, lange Wühlarbeit und viel unbeſonnenes, notdürftiges Flicken vorangeht. Aber wir ſehnen uns nach jenem anderen„Plötzlich“: „Plötzlich rede ich von einem Volk, daß ichs bauen und pflanzen wolle“. Sollte dies nicht ein echtes „Plötzlich“ ſein, unvermittelt, unverdient, lauter Gnade? O ja! Dennoch gilt auch in der Erwartung eines ſolchen„Plötzlich“ alles andere als Müſſig⸗ gang. Mögen die Fluren lechzen nach einem Naß, die alte Schlammflut kann uns nicht helfen, ſie kann 1. nur zerſtören. Es wird reichlich Arbeit geben, f Dämme nicht bloß zu flicken, ſondern mit Umſicht 25 Wb Selbſtloſigkeit umzubauen, ja, wenn es ſein muß, da und dort ein neues, beſſeres Bett zu gra⸗ ben. Es wird reichlich Arbeit geben, hier die unter⸗ irdiſchen Gänge zu verſtopfen. Es wird harte Zucht Und reine Gläubigkeit koſten, ſich von ihrem trüge⸗ viſchen Schwall nicht berauſchen zu laſſen, ſondern mit Geduld und Sittenſtrenge zu warten auf die reinen Quellen, die„plötzlich“ aus den Tiefen eines Volkes hervorbrechen, wenn der Allmächtige es will. Hat aber der alte Schmutz Grund und Boden durch⸗ ſetzt, kann das Land ewig nur Schmutz gebären. Es kommt nicht darauf an, daß unſer Schickſal getragen ſei von irgend einem Geiſt. Es kommt darauf an, ob wir den Anſchluß wieder finden an die Kräfte, die„bauen und pflanzen“. Der Silveſterſtern Steht es in den Sternen geſchrieben, wann das alte Jahr ſeinen Lauf vollendet und das neue ſeine Bahn beginnt? Man ſollte es nicht erwarten, denn der Neujahrsbeginn iſt ja eigentlich eine reine Kalenderangelegenheit, die mit den ewigen Geſetzen der Sternenlaufbahn nichts zu tun hat. Gleichwohl gibt es an dem Himmelszelt ein Ereignis, das mit dem Jahreswechſel zuſammenfällt. In der Neu⸗ fahrsnacht erreicht der Sirius, der hellſte Fix⸗ ſtern des Himmels, gerade zum Jahreswechſel ſeine Hhöchſte Stellung im Süden. Er führt deshalb den Namen des Silveſterſternes. Er iſt am nächtlichen Himmel leicht zu finden, da die verlängerte Linie der drei Mittelſterne des Orion gerade auf ſeine Stellung trifft. 5 N 3 . — * Keſſelexploſion. Geſtern vormittag explo⸗ terte in einem Induſtriebetrieb im Stadtteil Luzenberg ein Keſſel, wobei eine Seitenwand des Keſſels losgeriſſen wurde. Ein an dem Keſſel be⸗ ftigter Arbeiter wurde durch umherfliegende enteile im Geſicht erheblich verletzt, ſo daß ex in das Allgemeine Krankenhaus überführt wer⸗ den mußte 5 »Eine gemeine Tat vollbrachten in der Nacht auf reitag in Feudenheim bis jetzt noch Unbe⸗ annte, die nach Durchſchneiden der Umzäunung in ine Hühnerfarm in der Feldſtraße ein brachen nd dem Beſitzer, einem Penſionär, 48 Hühner ſtah⸗ en. Ein Huhn ließen ſie mit abgeriſſenem Kopfe im Platze liegen. Den Fußſpuren nach kommen rei Perſonen in Betracht. * Freiwillig aus dem Leben geſchieden iſt ein . s Johr iß rum!/ von Theo Schuler Hurrah! s Johr iß rum Un jeder iß noch grad ſo dumm, Als wie'r üwergeſchtern war, Un mancher— dümmer noch ſogar. Was aguckſcht uf de bucklich Welt Dreht ſich alfefort ums liewe Geld; Alles geht uf Bluff heit naus, Vor lauter„Plän“ kennſcht dich nit aus. Ob Poledick, ob Wahlkampfkrempel, Ob Muſik, Kunſcht im Kinotempel 5 Ob Nadur, ob Kunſchterzeugniß, Ob harmlos, odder Weltereignis, Ob Trauer oder gar Bleſſier, Hunger, Dorſcht, ob ſunſcht Begier, Selbſcht de alte Weihnachtsmann Mit'm Chriſchtkind dann un wann, Mit'm ſilwerblunde glitzriſch Hoor— Alles kummt ehm komiſch vor!—— Was hot mer uns verſchbroche doch, Im letſchte Johr, wo alles noch Uff Beſſrung'hofft, frieh und ſchbät, Weil de„Uffſtiech“ kumme dͤhät. Beſſrung käm uff jeden Fall Mit de Sorche wär s bal all, Arweit gäb's, in Hill un Fill Un Geld—— ſo viel'n jeder will!!— Ja Arweit gabs,'in Haufe gar, Doch keeni wo nun Nutze war. Gewählt hot's Volk, grad rein wie näriſch Bal Hindeburg, dann Reich, dann Kerch, Un ſchließlich wars me jede kloor, Es war nit beſſer als zuvor, Weil Wohrheit bleibt ganz außer Frooch, Daß ſelte kummt was beſſers nooch. Mit Friedensgſang fing a de Danz, Dann kam des Krieges falſcher Glanz, In Schina, wo des arme Land Vun Japan wie uns all bekannt, Zucht un Ordnung lerne ſollt Weil's Schlitzaach ſelbſcht s Land gewollt. Doch a England war in Sorge Weil de Janke nit will borge, Der bekanntlich lebt in Qual Seit de letſchte Präſidentewahl, Un der ſelwer Gelder brauch For'n neie Waſſerſchlauch, Wann vorbei die drucke Zeit Un er ſchwimmt in Feichtigkeit. Englands„Pfund“ wer hätt's gedenkt, Griſcht wer jetzund halwer gſchenkt, Denn's Gewicht o Schreck un Grauß, Halts uf die Dauer nit mehr aus Un iß gſunke noch un noch, Denn Englands Beitel hot a e Loch! Ja Amerka un ſein Ford Sin for ſich allee Rekord. Deshalb beim Olympia⸗Feſcht Ware ſe die allerbeſcht Schbortler in dem Friedenskampf; Bei uns gab's Kohl—— bei denne Dampf. 0 Doch weil ich grad von drüwe redd, Muß a de Schmeling her uff's Brett, Der Meſchter worre wär— ums Hor, Wann'm nit'n Annrer kumme wär zuvor. Wie drauß in de weite Welt, War's a bei uns dohin beſchtellt. Ruff un runner, ohne Ziel, Wie beim neie Jo⸗Jo⸗Schbiel, Gings in Länder, gings im Reich, Immer war die Krankheit gleich: Regierungskriſe, Siedlungsplän, Un de Reichstag ſchickt mer heem, Zinsabbau als Schteierquell, Lohntarif un neie Zöll, Völker⸗Abrüſchtungs⸗Konferenze, Un ke Eiſebahn⸗Frequenze, Reichsverordnungs⸗Badezwickel, Notarweit mit Hack un Bickel, Mord un Brand un Ueberfall, Schklareks⸗Ehrlich üwexrall, Schteiergutſchein owedrei, Lieb Vaderland kannſcht ruhig ſei, Hot uns gebrocht des Johr im„Heil“, Zum heile wars a alleweill! Grad wie im Reich ſeit langem, Wars daheem bei uns in Mannem. Zuerſcht de Bergerausſchuß mit Radau, Fihrt ſich ei im Rothhausbau, Un macht hernochterd e Fial Uff im große Schöffe⸗Saal. E Ausſchtellung vun de Landwertſchaft For Mannem un die Nochberſchaft, Mit Ochſe, Schinke, Schwaddemage, Hot viel im Summer beigetrage, Zu zeige uns vun Schtadt un Land, Was Geld bedeit un— Viehverſchtand. Dann kam im badiſche Muſchterſchtaat Das„ſehr beliebte“ Konkordat, Un for Mießmacher un Philiſchter N Akurbelungsminiſchter; De Schbarkummiſſär kam in Peron, Rechend vor uns Brod un Lohn, Damit's Mooß awer gſchtriche voll Die Bergerſchteier rein wie doll. Aach de Schbort un a die Kunſcht Ware glorle grad wie ſunſcht; Un üwer de Rhei zum gute Glick, Ha' mer jetz e nei'i Brick. Beinoh wär de Kanzler kumme, Doch n Annrer hot die Scheer genumme, S Band durchgſchnitte, un ens, zwee, drei Geweiht die alt' Brick, ſchtatt die nei. Dann ſin ſe driwer ſchtolz ſchbaziert Un hawe ſo ſe ausbrowiert, Doch iß die alt' Brick erſcht ſo weit, Wer weeß— vielleicht werdſe noch mol geweiht!l! So könnt' ich vieles heit noch ſage, Was alles hot ſich zugetrage. 3 Mög' uns deß neie Johr e beſſri Zeit For gute un— for böße Leit, Vor allem awer Friede ſchenke, An dem die Menſche all' dhun henke, Un Eenigkeit, und endlich Ruh), Dann— laaft uns s Glick vun ſelwer zu!!! . p.....ß00f f/ Vb Chriſtusborn Wenn im Winter dürr und kahl das Geäſt der Bäume gen Himmel ragt, als greife es mit tauſend Armen ſehnſüchtig nach einem warmen Sonnenſtrahl, dann ſchaukeln noch immer letzte welke Blätter in der Krone des Chriſtusdorns. Nur vereinzelt ſtehen dieſe geraden ſchlanken Bäume in unſeren Anlagen und Gärten. Weithin üherſchauen ſie das Gelände. Sie bieten den Vöglein einen bevorzugten Niſtplatz und der allwinterlichen Krähenverſammlung den richtigen Ort. Da hört man ein Kreiſchen und Zanken, wenn Hunderte der 30 weich wird ſie von Monat zu Monat härter und bildet zum Herbſt einen Dorn. Schöne Legenden und Symbole werden von dieſem Baum erzählt. Aber gilt nicht ſein Name als die ſchönſte!. Capitol-Eichtſpiele Zum Jahreswechſel bietet dieſes Lichtſpielhaus ein ſehenswertes Doppelprogramm, das als guter Auftakt für das neue Jahr gelten mag. Neben der Wochenſchau und einem intereſſanten Kulturfilm läuft im erſten Teil in Erſtaufführung der auf Bali gedrehte Film„Kriß, das flammende Schwert“. Die zauberhafte Inel Bali iſt nicht nur für die Einwohner ein Paradies, ſon⸗ dern auch für die Filmleute, die ſchon manchen Btloͤſtreifen von dieſer herrlichen Landſchaft mitbrachten und die es auch hier wieder verſtanden, das berauſchende Märchen⸗ paradies des tropiſchen Ozeans ſo feſtzuhalten, daß der Beſchauex die Schönheiten erlebt, wie noch in keinem Film zuvor. Manches volkskundlich Wertvolle gleitet vorüber, von künſtleriſchen Tempelbauten bis zur großen Leichen⸗ verbrennungszeremonie, von Hochzeitsſttten und Volkstän⸗ zen bis zum Markttreiben. Es ſind aber nicht nur Land⸗ ſchaftsaufnahmen und Kulturbilder, die hier gezeigt wer⸗ den, ſondern man hat das Kulturelle um eine Spielhand⸗ lung gruppiert, die von der Liebe eines Prinzen zu einer jungen Frau erzählt, die bereits einem armen Kuli gehört. Eingeborene, durchdrungen vom natürlichen Spieltrieb der Naturvölker, geſtalten verblüffend gewandt die kurze Geſchichte von Liebe und Eiferſucht, die mit einem auf⸗ regenden Amoklauf des Helden endet. Eine zierliche Ein⸗ geborene mit kindhaftem und doch fraulichem Ausdruck ſowie zwei prächtige junge Burſchen ſind die Träger der für europäiſche Verhältniſſe etwas zurechtgemachten Hand⸗ lung. Der ſtumme Film, der mit geſchriebenen und ge⸗ ſprochenen Zwiſchenterxten läuft, wird von einer ſtim⸗ mungsvoll anpaſſenden und wirkungsvoll ſynchroniſterten Muſik untermalt. 5 0 Der Hauptfilm,„Radio Polizei⸗ Patrouille“, iſt ein echt amerikaniſches Erzeugnis, das vom erſten Bild an mit Spannung geladen iſt und das ein Loblied auf die amerikaniſche Polizei darſtellt. Der Kampf gegen die ge⸗ heimen und kaum zu beſigenden Kräfte der Unterwalt wurde geſchickt durch humorvolle Szenen aufgelockert, ohne daß die dazugehörige Liebesgeſchichte vergeſſen wurde. Das Publikum iſt begeiſtert, wenn es mit den Radto⸗ Polizei⸗Patrouillen auf Verbrecherjagd geht und wenn es aus Revolvern und Maſchinenpiſtolen ordentlich knallt. Die der amerikaniſchen Mentalktät gerecht werdende Schluß⸗ ſzene kann den Geſamteindruck kaum ſchmälern. „Das Buch, das Sie mir geſtern verkauft haben, iſt ein Verſager, tauſchen Sie's um.“ „Was war es denn???? „Märchen für groß und klein“, aber es iſt kein Märchen drin, das ich meiner Frau erzählen kann, wenn ich ſpät heimkomme.“ i 1 5 0 7 „Dein Zeugnis iſt miſerabel. Das versprochene anze letzte Vierteljahr gemacht?“ aan kette ieder eee e 1. Die Zeitungs⸗Reklame iſt die beſte Werbung Auf Grund zahlreicher Verſuche iſt längſt feſin geſtellt, daß von allen Werbemethoden die Zeitungs⸗ reklame die wirkungsvollſte iſt. Noch jüngſt hat Prof. Dr. Moede, der Leiter des Pſychotechniſchen Inſtituts an der Techniſchen Hochſchule in Berlin, in einem Vortrag auf Grund einer Analyſe der Werbemethoden eines Berliner Schuhgeſchäfts fol⸗ gende Ergebniſſe erzielt: Att dem Erfolg waren beteiligt die Tages⸗ preſſe an weitaus erſter Stelle mit 44,5 v.., die Schaufenſterreklame mit 34,5 v.., die Lichtreklame mit 24.9 v.., die Plakatreklame mit 19.8 v.., die Straßenbahn⸗ und Omnibus⸗ reklame mit 10.6 v.., die perſönliche Reklame mit 4,8 v.., die Geſchenkreklame mit.4 v.., die Filmreklame mit.1 v.., die Untergrundreklame mit 2,4 v.., die Lieferwagenreklame mit.1 v. H. und die Modenſchau mit.1 v. H. Bei einer Umfrage, die in Berlin angeſtellt wurde, um die Wirkung der Werbearbeit des Rundfunks feſtzuſtellen, wurde ermittelt, daß trotz beſonders günſtiger äußerer Umſtände nicht weniger als 91.4 v. H. der Rundfunkabon⸗ neunten von den Rundfunk⸗Werbenach⸗ richten überhaupt keine Notiz gen om⸗ men haben. Viele wußten gar nicht anzugeben, um welche Zeit die Werbevorträge und Werbenach⸗ richten geſendet wurden. 36 v. H. hörten Werbe⸗ nachrichten grundſätzlich nicht,.7 v. H. hörten ſie regelmäßig. Nur.6 v. H. hatten eine oder mehrere Firmen in Erinnerung behalten. Der Verband amerikaniſcher Zeitungsverleger in den Vereinig⸗ ten Staaten hat in einer Broſchüre mit dem Titel: Hören Sie zu? die Frage zu beantworten geſucht: Wie ſteht es mit der Auflage einer durch Rundfunk verbreiteten Reklamemitteilung? Aehnlich wie bei den Zeitungen und Zeitſchriften die Zahl der ver⸗ kauften Exemplare für den Inſerenten wichtig, iſt für die Rundfunkreklame hinſichtlich ihrer Streu⸗ kraft die Erforſchung der wirklichen Hörerzahlen notwendig. Die Umfrage ergab, daß meiſtens zwiſchen—10 Uhr abends Rundfunk gehört wird. Die Unterſuchung ergab die intereſſante Tatſache, daß zwei Drittel der Zuhörer nicht wußten, welche Firma durch das Programm für ſich Reklame machen wollte. Wenn aber zwei Drittel der Hörer nicht einmal wiſſen, für wen die Werbung betrieben wird, ſo darf man feſtſtellen, daß ein in der Zeitung geleſenes Juſerat ſich dem Bewußtſein des Leſers bedeutend mehr einprägt und damit eine viel nachhaltigere und Wirkung ausübt. * Silbernes Geſchäftsjubiläum. Die Firma Rich. Heinrich Müßig, J 6, 29, feiert am 1. Januar den Tag ihres 25 jährigen Beſtehens. Am gleichen Tag iſt Herr Müßig 25 Jahre Vertreter der Tangermünder Schokoladen⸗ und Konſerven⸗ fabriken. Anläßlich des Geſchäftsjubiläums hat Herr Müßig ſeinen älteſten Sohn und langjährigen Mit⸗ arbeiter zum Prokuriſten beſtellt. 5 i 75 5 Welten- Vorausſage für Sonntag, 1. Januar Uebergang zu mildem Weſtwetter. Auffriſchende Winde. Zeitweiſe Niederſchläge, auch in höheren Lagen vorübergehend als Regen bei Temperaturen um Null. a Beobachtungen der Landeswetterſtellen.28 Uhr vormittags — See. Juft⸗⸗ 8 8 8 See S 32 Wind Stationen: höhe 9 855 8. Wetter m nm i Ss Richt.] Stärke Wertheim 151 1 0 21 0 leicht bedeckt Königsſtuh! 363 765,1 4 1 1 SyWôù chwach bedeckt Karlsruhe 120 765,6 1 4—1 still— bedeckt Bad.⸗Baden 213 765,3 3 3 0 leicht bedeckt Villingen 712 769,01 8 22 8 leicht bedeckt Bad. Dürrh.] 701— 0 5 2 ſtin— wolkig St. Blaſten 780— 24 ſtin— wolkig Badenweiler 422 755,2 9 8 5 SW leicht bedeckf eldberg Hofſ1275 637,5 1 1—1 SW. ſteif bedeckt chauinsld. 1268 652,5 3 4 3[SW ſchwachſ wolkig Eine große Sturmzyklone iſt über dem Ozean herangezogen und liegt heute vor der europäiſchen Weſtküſte. Sie reicht weit nach Süden und wird deshalb an ihrer Vorderſeite ſehr milde Luftmaſſen nach Mitteleuropa führen und die bisherige Trocken⸗ periode abſchließen. Vor Ankunft ihrer erſten Re⸗ genfront ſteht in den ſüdlichen Teilen unſeres Gebie⸗ tes zunächſt föhnige Aufheiterung und Erwär⸗ mung bevor. Die morgen zu erwartenden Nieder⸗ ſchläge werden auch im Gebirge meiſt als Regen fallen und erſt ſpäter wieder in Schnee übergehen, peraturen über Null eingetreten iſt. Feldberg und Schauinsland meldeten heute früh Alpenſicht bis 200 Kilometer. Amtlicher Schneebericht nom 31. Dezember 1932, 8 Uhr morgens eldberg⸗Turm: bewölkt, 4 1 Grad, Geſamtſchneehöhe 2 Zentimeter, davon Neuſchnee 12 Zentimeter, lücken⸗ Haft. 85 Feldberger Hof: bewölkt, J 2 Grad,-2 Zenkimeler dee eee, Din n: 7 5 Titiſee bewölkt, 7 2 Grad, Eisbohn. Nen ſtadt: bewölkt,— 3 Grad, Eisbahr i i i Se deninslande bewölkt,. Grad, kückenhafte Schnee⸗ ecke. 1 5 8 Chefredakteur: H. A. Mels net. 69 5 Dr. S f mer 1.— Aer Sede 8 1 „Drucker u er Zeltung G. m. b.., Geſchäftliche Mitteilungen * Die„Deuka“ Deutſche l. uud ber au die z bezahlt. Nähe lungsberechtl ſiehe Anz ſbärkere da ſchon heute in der Höhe Erwärmung auf Tem⸗ Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht 15 fes 0 l. deutſe u 1 Anzeigen und geſchäftliche Weeze Jakob Faude, im - Perausgeber ind 1 Dr. e 1 Dez, 1932/ Sonntag, 1. Jan. 1933 Neue Mannheimer Zeitung/ Neujahrs⸗ Ausgabe 7. Seite/ Nümmer 610 Die drei Mannheimer Bürgermeiſter hatten wie im Vorjahre die Liebenswürdigkeit, uns vom Standpunkt ihres Reſſorts aus die Lage der Stadt⸗ verwaltung zu ſchildern, wie ſie ſich unter dem Ein⸗ fluß der kataſtrophalen wirtſchaftlichen Verhältniſſe im abgelaufenen Jahre entwickelt hat und daraus die entſprechenden Folgerungen für das Jahr 1933 zu ziehen. Wir geben nachſtehend die Aeußerungen der Bürgermeiſter Dr. Walli, Böttger und Büchner wieder. Bürgermeister Dr. Walli Die finanzielle Lage der deutſchen Gemeinden im allgemeinen und die der Stadt Mannheim im beſon⸗ deren iſt der zuverläſſigſte Gradmeſſer bei einem Ausblick in das neue Jahr. Nach der Berechnung des Deutſchen Städtetages beliefen ſich die Fehlbeträge der deutſchen Gemeinden 1932 auf 600 Millionen Mk. Der Anteil der badiſchen Gemeinden an den Reichsüberweiſungsſteuern fiel von 38,8 Millionen Mark im Jahre 1929 auf 30,7 im Jahre 1930, 21,7 im Jahre 1931 und 16 Millionen im Jahre 1933. Die Steuereinnahmen der Stadt Mannheim ſind von 24,554 Millionen Mark im Jahre 1929 auf 18,5 Millionen Mark brutto im Jahre 1932 geſunken. Dieſe wenigen Zahlen zeigen, in welchem Maße ſich innerhalb von vier Jahren die finanziellen Ver. hältniſſe der Stadt Mannheim ungünſtiger geſtaltet Haben. Iſt doch der Anteil der Reichsüberweiſungs⸗ ſteuern an der geſamten Steuereinnahme der Stadt Mannheim von 37,78 H. im Jahre 1929 auf 19,83 vH. im Jahre 1932 geſunken. Die eigenen Steuern(Grund⸗ und Gewerbe⸗ ſteuer, Finanzanteil an der Gebäudeſonderſteuer uſw.) erbrachten 1929: 13,542 Millionen RM., 1930: 16,440 Millionen RM.(Bierſteuer), 1931: 15,495 Mil⸗ lionen RM., 1932: 12,667 Millionen RM. Die Auf⸗ wandsſteuern(Bierſteuer, Getränkeſteuer, Ver⸗ gnügungsſteuer, Hundeſteuer uſw.) erhöhten ſich von 1,736 Millionen RM. im Jahre 1929 auf 1,775 Mil⸗ lionen RM. im Jahre 1930 und infolge der Erhöhung der Bierſteuer auf 2,997 RM. im Jahre 1931, um auf 2,163 Millionen RM. im Jahre 1932 zu ſinken. Entwieklung der Fürsorgelasten Es iſt naheliegend, daß der Badiſche Städte⸗ verband ſich dieſer Tage in einer Vorſtandsſitzung mit dieſer Kardinalfrage beſchäftigt hat. Der Ein⸗ nahmeverfall nimmt, wie die vorſtehenden Zahlen zeigen, immer größere Ausmaße an, während um⸗ gekehrt die Fürſorgelaſten weiter ſteigen. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen iſt in den letzten Monaten weiter geſtiegen, wenn auch nicht mehr ſo, ſchnell wie früher. Es beleuchtet grell die finanzielle Situation der Gemeinden, wenn man hört, daß im geſamten Reich die Zahl der unterſtütz⸗ ten Arbeitsloſen von 4821000 am 30. 6. 32 auf 4 239 000 Perſonen am 31. 10. 1932, die der Arbeits⸗ loſenunterſtützungsempfänger von 940 000 oder 19,5 H. auf 581000 oder 17,7 vH., die der Kriſenunter⸗ ſtützungsempfänger von 1 544000 oder 32 vH. auf 1138 000 oder 26,8 vH. zurückgegangen, während die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen von 2337 000 oder 48,5 vH. auf 2 520 000 oder 59,5 vH. ge⸗ ſtie gen iſt. Im Lande Baden wurden folgende Ziffern ermittelt: 141 100 unterſtützte Arbeitsloſe am 30. 6. 1932 gegen 117800 am 31. 10. 1932. Davon gingen die Arbeitsloſenunterſtützungsempfänger von 35 900 oder 25,4 vH. auf 18 800 oder 16., die Kriſen⸗ unterſtützungsempfänger von 53 600 oder 38 vH. auf 40 000 oder 34 9H. zurück, während die Zahl der Wohlfahrtsunterſtützungs Empfänger von 51600 oder 36,6 vH. auf etwa 59 000 oder 50 vH. geſtiegen iſt. Außer der Zunahme der abſoluten Belaſtung der Gemeinden durch die Wohlfahrtserwerbsloſen ergibt ſich aus den vorſtehenden Zahlen die immer ſtärkere Laſtenverſchiebung zwiſchen Reichsauſtalt und Gemeinden. Dabei ſind bei dieſen Zahlen die zahlreichen Arbeits⸗ loſenunterſtützungs⸗ und Kriſenunterſtützungsemp⸗ fänger, die infolge der niedrigen Unterſtützungsſätze noch gemeindliche Zuſatzunterſtützung erhalten, nicht erfaßt. Die Zahl dieſer Zuſatzunter⸗ ſtützungsempfänger hat allein in Baden am 30. Sep⸗ tember 1932 12 187 betragen. Nach dem gegenwärtigen Stand muß für das Reich mit einem Jahresdurchſchnitt von 2,45 Mil⸗ lionen Wohlfahrtserwerbsloſen gerech⸗ net werden. Bei einem durchſchnittlichen Jahresauf⸗ wand von 540 RM. für den Wohlfahrtserwerbsloſen beträgt hiernach die Geſamtbelaſtung der Gemeinden durch die Wohlfahrtserwerbsloſen rund 1325 Millio⸗ nen RM. Dazu kommen noch etwa 165 Millionen RM. für das Kriſenfünftel, ſodaß ſich der Geſamtaufwand der Gemeinden für Wohlfahrts⸗ und Kriſenunter⸗ ſtützungsempfänger im Rechnungsjahre 1932 auf rund 1,490 Millionen RM. beläuft und damit um 138 Mil⸗ lionen RM. höher iſt, als die Reichsregierung bei der Aufſtellung ihres Finanzierungsplanes für die Reichsnotverordnung vom 14. Juni 1932 angenom⸗ men hat. Demgegenüber muß die Erleichterung, die die Reichsregierung den Gemeinden neuerdings durch verſchiedene Maßnahmen auf dem Gebiete der Ar⸗ beitsloſenfürſorge gewährt hat, als gänzlich unge⸗ nügend bezeichnet werden. Die finanzielle Auswir⸗ kung dieſer Maßnahmen iſt etwa folgendermaßen zu veranſchlagen: 1. Infolge der Erhöhung der Reichsleiſtungen in der Arbeitsloſenverſicherung während der Winter⸗ monate bis zum 31. März 1933 durch die Verordnung zur Ergänzung von Sozialleiſtungen vom 19. Okto⸗ ber 1932 iſt die Belaſtung der Gemeinden aus der Gewährung von Zuſatzunterſtützungen für den Reſt des Rechnungsjahres 1982 verringert worden um rund 30 Millionen RM. 2. Durch Erlaß vom 3. Novem⸗ ber 32 hat die Reichsregierung den Geſamtbetrag der Reichs⸗ wohlfahrtshilfe von 652 Millionen RM erhöht um 3. Nach dem Erlaß vom 7. No⸗ vember 1932 findet in der Zeit vom 28. November 1932 bis 31. März 1933 keine Ausſteue⸗ rung aus der Kriſen⸗ unterſtützung mehr ſtatt. Die ſich hieraus ergebende Ver⸗ ringerung des Unterſtützungs⸗ aufwandes der Gemeinden iſt für den Reſt des Rechnungs⸗ jahres 1932 zu veranſchlagen mit etwa 50 Millionen RM. 95 Millionen RM. Geſamtaufwand rund 115 Millionen RM. Gleichwohl muß nach dem Stand am Ende des erſten Halbjahres 1932 damit gerechnet werden, daß die geſamte Eigenleiſtung der Gemeinden in der Arbeitsloſenfürſorge für das Rechnungsjahr 1932 ſich ungefähr auf 800 Millionen RM be⸗ läuft und damit immer noch um rund 120 Millionen RM. über der von der Reichsregterung bei Erlaß der Reichsnotverordnung vom 14. Juni 1932 angenom⸗ menen Geſamtbelaſtung von 680 Millionen RM. liegen wird. Dabei hat ſchon die Belaſtungsgrenze von 680 Millionen RM. durch den in der Zwiſchen⸗ zeit eingetretenen weiteren Einnahmerückgang ihre innere Berechtigung verloren. Es muß deshalb er⸗ Bürgermeister Böttger Mannheimer Stadtverwaltung im Jab Die drei Bürgermeister ziehen im Rahmen ihres Ressorts Rückschlüsse aus dem abgelaufenen Jahre neut die Forderung erhoben perden, daß unbeſchadet der möglichſt baldigen Vereinheitlichung der Arbeits⸗ loſenfürſorge als Sofort maßnahme zugunſten der Gemeinden die Reichs wohlfahrtshilfe noch für das Rechnungsjahr 1932 um mindeſtens 120 Millionen RM. er höht wird. Städtiſche Sparkaſſe Nun zu einem freundlicheren Bild. Das Spar⸗ geſchäft und die Umſätze bei der Sparkaſſe haben ſich in letzter Zeit in erfreulicher Weiſe entwickelt. Die Einnahmen ſind jetzt wieder größer als die Aus⸗ gaben. Es iſt hoffentlich die Zeit nicht mehr allzu⸗ fern, daß ſich die Sparkaſſe von dem Rückſchlag des vergangenen Jahres vollſtändig erholen wird und auch das Kreditgeſchäft wieder aufnehmen kann. Außergewöhnliche A bhebungen, wie ſie nach der Geldkriſe aus Angſt vor einer Entwertung der Erſparniſſe beobachtet werden konnten, kommen heute nicht mehr vor. Die derzeitigen Abhebungen ſind größtenteils Notabhebungen; das Geld wird zum notwendigen Lebensunterhalt benötigt. Die Städt. Sparkaſſe Mannheim iſt ein durchaus geſun⸗ des Unternehmen und verdient, daß ihm die Bevöl⸗ kerung Vertrauen entgegenbringt. Sie hat ſeit der Geldkriſe aus eigenen Mitteln über 20 Mil⸗ lionen RM. flüſſig gemacht und an die Einleger zu⸗ rückbezahlt. Sie war den ſchwierigen Verhältniſſen durchaus gewachſen. Straßenbahn Eine Belebung des Verkehrs iſt noch nicht einge⸗ treten. Die Wirkung der Wirtſchaftskriſe hat ſich im Gegenteil weiter verſchärft. Die Zahl der be⸗ förderten Perſonen wird ſich im Jahre 1932 auf rund 34,5 Millionen belaufen gegenüber 43,7 Mil⸗ lionen im vorigen Jahr und 61,5 Millionen im Jahre 1928. Der Rückgang beträgt ſomit gegenüber 1931: 21 Prozent und gegenüber 1928, dem Jahre des ſtärk⸗ ſten Verkehrs, 44 Prozent. Trotz des Verkehrsrückgangs im laufenden Jahre wird ſich der voranſchlagsmäßige Fehlbetrag voraus⸗ ſichtlich nicht erhöhen, da die Betriebsleiſtungen nach Möglichkeit dem geſunkenen Verkehr angepaßt wer⸗ den. Eine Steigerung der Einnahmen iſt nach den heutigen Verhältniſſen weder von einer Tarif⸗ erhöhung noch von einer Tarifermäßigung zu er⸗ warten. Auch die O. E. G. und die Rhein Haardtbahn haben unter dem Verkehrsrückgang, insbeſondere im Arbeiter⸗ und Güterverkehr, ſchwer zu leiden. Der von der Stadt für O. E. G. zu leiſtende Zuſchu ß muß infolgedeſſen vorausſichtlich erhöht werden. Das Kernstück: Die Wohlfahrtspflege Meine kommunalpolitiſchen Sorgen ſind nicht klei⸗ ner geworden. Die Arbeitsmarktlage im Mannhei⸗ mer Induſtriebezirk iſt nach wie vor ſchlecht. Ziffern⸗ mäßig betrachtet iſt ſie gegenüber dem Vorjahre ſogar noch ungünſtiger. Der wirtſchaftliche Schrumpfungs⸗ prozeß hat alſo weitere Fortſchritte gemacht und es ſieht zur Zeit nicht ſo aus, als wäre ein Aufſtieg in greifbare Nähe gerückt. Ueber dieſe peſſimiſtiſche Ein⸗ ſtellung helfen auch nicht hinweg der bereits praktiſch in Angriff genommene freiwillige Arbeits⸗ dienſt(der die Zahl der Arbeitsloſen nur ſcheinbar vermindert) und auch nicht das angekündigte Ar⸗ beits beſchaffungsprogrammder Reichs⸗ regierung(Gereke⸗Programm). Wenn in Mann⸗ heim wieder die Fabrikſchornſteine rauchen und die Schiffsſirenen heulen ſollen, ſo muß die Hilfe aus ganz anderen Quellen kommen. Immerhin erwarten wir, daß die von maßgebender Seite behauptete Ent⸗ ſpannung der Weltwirtſchaftskriſe ſich auch für die ſüdweſtdeutſche Induſtrie bemerkbar machen möge. So bleibt als Ausſicht für das neue Jahr nichts weiter übrig, als den Dingen, wie ſchon bisher, mit Ruhe und der notwendigen Dienſtbereitſchaft ent⸗ gegenzuſehen. Das Kernſtück aller Gemeindeaufgaben wird darum auch weiterhin die Wohlfahrtspflege bleiben. Sie bleibt Angelpunkt aller kommunalpolitiſchen Ge⸗ ſchehniſſe. Die Wohlfahrtspflege iſt mehr denn je reif für Reformen, nicht nur in materieller Hinſicht, ſondern auch in bezug auf die Idee. Der Dualismus zwiſchen Arbeitsamt und Wohlfahrtsamt muß auf alle Fälle ſo ſchnell wie möglich beſeitigt werden, ſoll die Wohlfahrtspflege nicht noch mehr an ihrer Weſensart verlieren. In einer Zeit allgemeiner Verarmung iſt die zeitraubende und koſtſpielige Dop⸗ pelarbeit für ein und dieſelbe Sozialaufgabe ſchlech⸗ terdings unverantwortlich. Entweder müſſen alle Wohlfahrtserwerbsloſen aus der öffentlichen Für⸗ ſorge ausſcheiden und vom Arbeitsamt ſo lange unterſtützt werden, bis ihnen Arbeit zugewieſen werden kann, oder aber die kommunale Wohlfahrts⸗ pflege übernimmt die Fürſorge auch noch für die ver⸗ hältnismäßig wenigen Perſonen, die zur Zeit noch von den Arbeitsämtern unterſtützt werden. Es ge⸗ hört m. E. zu den öͤringendſten Aufgaben der Reichs⸗ regierung, dieſes Problem endlich einer reſtloſen Löſung entgegenzuführen. An konkreten Vorſchlägen hierzu hat es wahrlich nicht gefehlt, nachdem vor allem auch der Deutſche Städtetag ſchon ſeit langem praktiſche und wohldurchdachte Vorſchläge zu einer endgültigen Regelung unterbreitet hat. Nur wenige Zahlen mögen die derzeitigen Ver⸗ hältniſſe in der Arbeitsloſenhilfe und die finanziellen Auswirkungen beleuchten. Das Arbeitsamt Mannheim zählte am 15. Dezember im Stadtbezirk 33 100 Arbeit⸗ ſuchende. Davon wurden von der Arbeitsloſenverſicherung 2600 und von der Kriſenfürſorge 6 100 Arbeitsloſe erfaßt, zufſammen alſo 8 700 oder 25 v. H. der Arbeit⸗ ſuchenden. Am gleichen Tage unterſtützte das Für⸗ ſorgeamt 15 800 Wohlfahrtserwerbsloſe oder 45 v. H. der beim Arbeitsamt gemeldeten Arbeitſuchenden. Nach neueren Feſtſtellungen verurſacht in Mann⸗ heim ein Wohlfahrtserwerbsloſer einſchließlich des Verwaltungsaufwandes einen Unterſtützungsauf⸗ wand von durchſchnittlich 660 Mk. im Jahr, d. h. die 15 800 Wohlfahrtserwerbsloſen erfordern insgeſamt jährlich rund 10 400 000 Mk. Die Reichs wohl⸗ fahrtshilfe hingegen wird im laufenden Rech⸗ nungsjahr günſtigenfalls aber nur etwa 3 Millionen Mark betragen, ſo daß über 7 Millionen Mark aus Gemeindemitteln aufgebracht werden müſſen, die ihrer Natur nach vom Reiche beſtritten werden müßten. Hier liegt alſo der Hund begraben. Hier offenbart ſich auch das ganze Geheimnis, warum der Rechnungsabſchluß der Stadt für das Jahr 1931 einen Fehlbetrag von 5 Millionen Mark ergeben hat. Dieſe Laſtenverſchiebung zu Ungunſten der Ge⸗ meinden iſt letzten Endes auch die Urſache dafür, daß die Voranſchläge der letzten Jahre nicht ausgeglichen werden konnten und daß aus dem gleichen Grunde die Einnahmen im Voranſchlage für das kommende Rechnungsjahr nicht die notwendigen Ausgaben decken. Wenn es allerdings möglich ſein ſollte, auch nur einige Tauſende von Wohlfahrts⸗ erwerbsloſen wieder in den Produktionsprozeß ein⸗ re 11 zugliedern, ſo würde ſich mit einem Schlage das trübe Bild der Gemeindefinanzen ändern. Weil damit aber in abſehbarer Zeit nicht zu rechnen ſein wird, ſo muß die Kardinalforderung der Gemeinden nach einem für ſie günſtigeren Finanzausgleich immer wieder erhoben werden. Es ſollte keiner Worte mehr bedürfen, daß die Gemeinden weiterhin nicht mehr in der Lage ſind, den Fürſorgeaufwand für die Wohl⸗ fahrtserwerbsloſen im vollen Umfange aufzubringen. Auch die Droſſelung der Ausgaben in den Gemeinde⸗ haushaltsplänen kennt Grenzen. Was die Wohlfahrtspflege in Mannheim im all⸗ gemeinen anbelangt, ſo ſind weſentliche Veränderun⸗ geet nicht eingetreten. Die Zahl der zu betreuenden 6300 Kriegs⸗ opfer, der Kleinrentner und Sozialrentner und der ſonſtigen Hilfsbedürftigen iſt gegen das Vorjahr beinahe unverändert geblieben. Die durch den Tod ihres Ernährers, durch Alter oder körperliche Gebrechen hilfsbedürftig gewordenen Perſonen leiden ebenſo wie die 15 800 Wohlfahrts⸗ erwerbsloſen, die ſich noch im Vollbeſitz ihrer Ar⸗ beitskräfte befinden, unter ſchwerem Schickſal. Was in materieller Beziehung geſchehen konnte, um die furchtbare Not dieſer Unglücklichen zu mildern, iſt geſchehen. Schlimmer iſt, daß der ſeeliſche Druck, der auf den Unterſtützungsempfängern laſtet, un vermindert anhält. Daß es anu⸗ geſichts dieſer Tatſachen nicht zu ernſteren Ent⸗ ladungen gekommen iſt, kann nur darauf zurück⸗ zuführen ſein, daß die unglücklichen Opfer der Zeitverhältniſſe ihr Los mit einem geradezu bei⸗ ſpielloſen Heroismus tragen. An dieſer Stelle ſei auch ein kurzes Wort zum Mannheimer Hilfswerk geſtattet. Dieſe Eimrichtung iſt als ergänzendes Glied in der pri⸗ vaten und kommunalen Wohlfahrtspflege dieſes Mal ganz beſonders in Rechnung zu ſtellen. Obwohl in⸗ folge der fortſchreitenden Verarmung unſeres Vol⸗ kes private Spenden nicht mehr ſo reichlich fließen, wie in beſſeren Zeiten, ſo iſt das bisherige Ergebnis der Sammlung doch zufriedenſtellend. Der Schwerpunkt des Mannheimer Hilfswerks liegt in dieſem Winter in der Sicherstellung der Volksküchen Nach einer überſchlägigen Berechnung darf ange⸗ nommen werden, daß bis zum 31. März 1933 etwa 500 000 Portionen in den verſchiedenen Speiſe⸗ ſtellen verausgabt werden können. Das Mann⸗ heimer Hilfswerk leiſtet bekanntlich für jede Mahl⸗ zeit einen Zuſchuß von 15 Pfg. Es ſind alſo bei Aufbringung der Mittel für dieſe Maſſenſpeiſungen 75 000% notwendig. Dank der Gebefreudigkeit der Mannheimer Bevölkerung, dank aber auch der Rührigkeit der zuſtändigen Abteilung des Mann⸗ heimer Hilfswerks kann heute ſchon mit Genugtu⸗ ung feſtgeſtellt werden, daß dieſe 75000% bereits ſichergeſtellt ſind. Darüber hinaus wird das Mann⸗ heimer Hilfswerk auch in der Individualfür⸗ ſorge tun, was nach Lage der Verhältniſſe über⸗ haupt möglich iſt. Auch die Abteilung für kulturelle Betreuung hat vor allem auch in den Vororten un⸗ ſerer Stadt bereits den Beweis geliefert, welche er⸗ folgreiche Tätigkeit ſie in pſychologiſcher Hinſicht zu leiſten vermag. Neben dieſer mehr zentralen Für⸗ ſorgearbeit des Mannheimer Hilfswerks ſind auch die privaten Wohlfahrtsorganiſatio wen nicht untätig. Sie haben namentlich vor den Weihnachtsfeiertagen muſtergültig gearbeitet. Die Zahl der gewährten Einzelſpenden der freien Liebestätigkeit dürfte mehr als Zehn⸗ tauſend betragen. Die von mir der„Neuen Mannheimer Zeitung“ als Silveſterbetrachtung gegebene Darſtellung ſoll nur andeuten, was im Rahmen der öffentlichen und privaten Wohlfahrtspflege geſchehen iſt und noch ge⸗ ſchehen wird. Ich weiß nur zu gut, daß alle Leiſtungen nicht vermochten, die bittere Not breiter Volksſchichten zu beſeitigen. Das kann auch nicht Aufgabe der Wohlfahrtspflege ſein, wenigſtens nicht in dieſen anormalen Zeiten. Aber die Not zu lin⸗ dern iſt uns eine heilige Pflicht und wir werden auch im kommenden Jahre nicht irre werden, dieſe Pflicht im Rahmen des Möglichen zu erfüllen. Bürgermeister Büchner Die Stadtverwaltung verfolgt mit größter Um⸗ ſicht den Mannheimer Wohnungsmarkt. In den Nachkriegsjahren iſt eine Zählung der Leer⸗ wohnungen nicht mehr erfolgt:„Denn wo nichts iſt, hat auch die Statiſtik das Recht verloren“, ſchreibt das Statiſtiſche Amt. Aber dieſes Jahr iſt wieder gelegentlich der ſteuerlichen Perſonenſtandsaufnahme vom 10. Oktober gezählt worden. In Mannheim waren von 69 366 Wohnungen 1062 oder 1,4 v. H. leer, darunter 657 Ein⸗, Zwei⸗ und Dreizimmerwohnun⸗ gen lallerdings auch die ohne Küche, die es auch noch gibt). Das iſt derſelbe Prozentſatz an leerſtehenden Wohnungen wie im Jahre 1913, bei 46849 Wohnun⸗ 1 N 1 9 Gu Ae,„„ ure Ich auill deu lesten Radio. Sl erhallen 5 32 OMilen 7 5 auisge/lailet mii a en e von A. Hul Ml voll. 8 nde e gegen S. e f sf Se WER sOridiE&. K 8. 1 95 N SRZ WAI EB ApPRRATEARRAU- ANIS geſenen des neuem dalire Gu fs c h e för ein Exemplar der Koppelmayer- Broschüre: — 0 ö i „lch will den besten kadio!““ Mkrſtieed eMail 2 — ——— ö 4 8. Seite/ Nummer 610 Neue Mannheimer Zeitung/ Neujahrs⸗ Ausgabe Samstag, 31. Dez. 1932 Sonntag, 1. Jan. 1933 gen. Für die betroffenen Hausherren iſt die Sache] aber gilt die Regel:„Je größer die Zimmerzahl, her wie die Fleiſchſteuer nach Schlachtgewicht er⸗ 18.00: Chriſtgeburt.— 20.00: Wagner⸗Brahms⸗Jahr.— natürlich ſehr ſchlimm. Vom Standpunkt der Woh- deſto häufiger das Leerſtehen.“ hoben. Um die Erhebung nicht zu erſchweren, Etwa 21.05: Funkpotpourri. nungspolitik ſind die Zahlen noch nicht tragiſch zu Es ſind auch Methoden erdacht und burchgerech⸗ mußten die Gebühren umgeſtaltet und manches im Vansenera nehmen, denn es ſind zurzeit in der Bevölkerung net worden, welcher Wohnungsbedarf in den kom⸗ Betrieb geändert werden. Nun, die Arbeit iſt mit.00: Großer Gott, wir loben dich.—.00: Kath. Mor⸗ 55105„ vorhanden, die Wohnungen menden Jahren durch Eheſchließungen aus der zur⸗ Hilfe des Schlachthofausſchuſſes geſchehen. Wir wür⸗ ee e ee„ ieder zu beziehen, wenn die Wirtſchaft aufgeht; zeit in Mannheim anſäſſigen Bevölkerung entſteht den ſie gern noch einmal tun, wenn die Dinge wieder Winterliche Geſchichten.— 12.20: Durch den Gotthard in auch müſſen Wohnungen leer ſtehen, um die Umzüge zu ermöglichen und die Auswahl zu geſtatten. 5 Wohnungsreformer haben früher 3 v. H. leer⸗ ſtehende Wohnungen gefordert. Ich möchte trotzdem nicht wünſchen, daß in der heutigen armen Zeit die Zahl von 1,4 v. H. noch wächſt. Wir wiſſen auch aus der Zählung, wie ſich die leerſtehenden Wohnungen über die Stadtteile, auf Alt⸗ und Neubauten, auf die Stockwerke und auf die Miethöhen verteilen, ob die Leerwohnungen mit gewerblichen Räumen ver⸗ bunden ſind oder nicht. Wir haben auch Ziffern über die Häufigkeit des Leerſtehens der einzelnen Wohnungstypen. Die Zweizimmerwohnung ſteht ſeltener leer als die Einzimmerwohnung. Von da und wieviel Wohnungen durch Sterbefälle frei wer⸗ den. Die Zahlen ſind lehrreich; ſie bieten aber für praktiſche Ueberlegungen vorerſt nur einen Finger⸗ zeig und keine feſte Handhabe, weil für die Stadt Mannheim die Wanderungsbewegung bisher von entſcheidender Bedeutung war. Mannheim iſt durch Zuwanderung groß geworden. Weiterwachſen wird es auf dieſe Weiſe nicht, weil in Deutſchland auch auf dem flachen Lande keine Reſervoire mehr vor⸗ handen ſind, die umgekehrte Entwicklung in Deutſch⸗ land von den Regierungen geradezu gewünſcht und gefördert wird. Es beſteht die bange Frage: wird Mannheim in dieſer Hinſicht wenigſtens bleiben, was es iſt? Die Lage der städtischen Werke Der Konſumrückgang hat ſich verlang⸗ ſamt. Bezüglich des Verbrauchs an elek⸗ triſcher Energie zeigt ſich eine kleine Beſ⸗ ſerung. Wenn dies doch ein wirkliches Anzeichen zur Beſſerung der Lage wäre! Dies wünſchte wohl die übergroße Mehrzahl aller Mannheimer. Doch ein kleiner Teil wünſcht dies auch nicht. Dieſer möchte die Welt und dabei auch Mannheim erſt durch einen vollen Untergang zu neuem,„beſſerem“ Leben erwecken. Der„Lichtſtreik“ iſt nicht„aòĩsgebro⸗ chen“. Man hat ſich geeinigt ohne Schlichter und Schiedsſpruch und das iſt ſelten. Sonſt ſehlen leider die ſchönen Ueberſchüſſe über den Voranſchlag hin⸗ aus. Im alten Ausmaß werden ſie auch nicht mehr kommen, weil wir keine wachſende Stadt mehr ſind. Mannheims Festhalle Der Roſengarten liegt gar nicht ſo im Dorn⸗ Töschenſchlaf, wie oft gemeint wird. Von Vereinen, durch nichtſtädtiſche Veranſtaltungen und von den politiſchen Parteien war der Roſengarten im ver⸗ floſſenen Jahr doppelt ſo häufig benützt wie im Jahre 1913, und wenn von den politiſchen Ver⸗ jammlungen abgeſehen wird, immer noch eineinhalb⸗ mal ſo oft. Die Jahre unmittelbar nach dem Krieg können als Vergleichszeit nicht gelten. Denn dieſe Zeit war bezüglich der Vergnügungen nicht„normal“. Was die vielumſtrittenen Gebühren an⸗ geht, ſo ſei hier feſtgeſtellt, daß über die beweglichen Unkoſten der Saalbenützung nur die tatſächlichen eigenen Auslagen erſetzt werden, während die feſten Gebühren nunmehr wieder auf Vorkriegshöhe ſtehen, nachdem im vergangenen Jahre die überhöhten Sätze für die Tanzveranſtaltungen auf normal ermäßigt worden ſind. Schlacht- und Viehhof Kurz vor dem 20. Dezember, dem Tag des In⸗ krafttretens der erhöhten Fleiſchſteuer, gab es nicht nur große Unruhe in der Tierwelt, die zahl⸗ reicher zur Schlachtbank geführt wurde, ſondern auch bei der Direktion des Schlachthofes und auf dem Rathaus. Denn die Fleiſchſteuer wird neuerdings nach Lebendgewicht erhoben. Warum? Offenbar, um die Steuerſätze nicht gar zu hoch erſcheinen zu laſſen. Denn das Schlachtgewicht beträgt nur drei Viertel bis die Hälfte des Lebendgewichts. Die Ge⸗ bühren im Schlacht⸗ und Viehhof wurden aber bis⸗ 2 sagt: auch ihre Pflege sein“ pflege bilden. Ustin kostenlos beraten lassen, in autorisierten Niederlage: D I.-6 Gustayv Rennert dle international anerkannte Schönheitsautorität, „So verschieden, wie die Schönheit, mug Die Elise Bock-Methoden, besonders die von Ellse Bock geschaffene spezielle Augen behandlung, sind oft nachgeahmt. Aber Nachan mungen fehlt immer der schöpferische Geist und das persönliche Fluidum. Sie erreichen nie die Vollkommenheit des Originals. 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Dann wäre auch einmal eine der Ausſchußſitzungen nicht gar ſo trocken abgelaufen. Bei einem Konzert der Liedertafel wurde ſo ein Bürgermeiſter angeödet:„Gelt, der Chordirektor hat es beſſer, der wird auch mal applaudiert“. Aber dies iſt ganz in Ordnung: Denn die ſtädtiſchen Kör⸗ perſchaften und Kommiſſionen— ſingen ja auch nicht und wenn ſie ſingen würden, ſicher nicht das gleiche Lied. Und ſo wird es auch im Jahre 1933 bleiben. Sonntag, 1. Januar Frankfurt .15: Choralblaſen.—.30: Evang. Morgenſeier.— .30; Chorgeſang.— 13.05: Konzert.— 13.50: Landwirt⸗ ſchaftliches.— 14.00: Zum neuen Jahr.— 16.15: Ver⸗ anügliches Zwiſchenſpiel.— 16.45: Militärmuſik.— 20.00: Die Perlen der Kleopatra(Operette).— 22.35: Tanzmuſik. Heilsberg .35: Frühkonzert.—.00: Kath. Morgenfeier.—.00: Evang. Morgenandacht.— 11.20: Muſik für Cello und Orgel.— 11.40: Neujahrswünſche deutſcher Dichter.— 12.10: Konzert.— 14.30: Jugendſtunde.— 14.55: Bunter Liederſtrauß zur Laute.— 16.10: Konzert.— 18.10: Ban⸗ donion⸗ und Mandolinenkonzert.— 19.30: Klaviermuſik. — Etwa 23.05: Tanzmuſik. Königswuſterhanſen .55: Morgenfeier.— 11.10: Dr. O. Dibelius: Vom Wiederaufwachen des Glaubens in dieſer Zeit.— 12.00: Konzert.— 14.30: H. Kyſer: Der Lebenskampf der Oſt⸗ mark.— 16.15: Forellenquintett von Franz Schubert.— die blaue Stube der Schweiz.— 13.00: Konzert.— 16.10: Dr. Nießen: Des Jungbauern Not und Hoffnung.— 16.30: Konzert.— 19.10: Eine Stunde Kurzweil.— 20.00: Die Zauberflöte. München .00: Evang. Morgenſeier.— 10.00: Kath. Morgenfeier. — 10.45: Geläute von der Frauenkirche.— 11.00: Ein Voltsſang aus Stadt Steyr.— 13.15: B. Eichner: Zum Jahresanfang.— 13.35: Buntes Schallplattenlonzert.— 16.10: Adolf Deutl ſpielt eigene Kompoſitionen.— 16.30: Winterabende auf dem Dorfe.— 16.50: Alte Muſik für Violine und Cembalo.— 17.20: Schickſale und Begeben⸗ heiten.— 17.40: Konzert.— 18.45: Kleine Bläſermuſik. — 19.10: 8 Johr is aus, a neu's geht an.— 20.00: Kon⸗ zert.— Etwa 23.00: Nachtmuſik. Südfunk .35: Hamburger Hafenkonzert.—.20: Blasmuſik. 10.00: Deutſche Weiſen.— 10.40: Kath. Morgenfeier.— 11.30: Reichsſendung: Bachkantate Nr. 171.— 12.00: Blas⸗ muſik.— 13.05: Stunde des Landwirts.— 13.25: Schall⸗ plattenkonzert.— 14.30: Aus Bologna: Fußball⸗Länder⸗ ſpiel Deutſchland— Italien.— 16.15: Hausmuſik X.— 17.20: Schrammelmuſik.— 18.05: Reineke der Fuchs(Hör⸗ ſpiel).— 19.15: Die Davidsbündler.— 20.00: Kleine Stücke für Violine.— 20.40: Opernabend.— 22.35: Aeltere Tänze.— 23.15: Nachtkonzert. Wien 15.30: Gitarre⸗Kammermuſik.— 16.55: Konzert.— 18.20: Dr. E. Baum: Alt⸗Wiener Hanswurſt gratuliert zum Neujahr.— 18.45: Der Dichter Richard Wagner.— 19.20: Lieder und Arien.— 20.00: Die Kinder.— 21.55: Tanzmuſik. Aus dem Ausland Beromünſter: 13.30: Stunde für das Land.— 16.30: Krönungsmeſſe von Mozart.— 17.00: Kath. Neufahrsfeier. — 20.00: Die geſchiedene Frau, Operette von Fall. Mailand: 20.30: Theater⸗ und Opernübertragung. Prag: 18.00: Deutſche Sendung. Straßburg: 14.00: Opernarien und Lieder. Tanzmuſit 28.30: Eisp lat. Keine Wir zeigen im Schäufenster auf Bestellung öàngefeftigte Aussteuetwösche Betten/ Natretzen WEIONER& und bitten freundiichst um Besſchtigung WEISS, N 2, 8 Das gute Spezialgeschäft in der Kunststrade Ab 1. Januar 1983 wird Perſonenzug 3072, Mannheim ab 23,40 Uhr, verſuchsweiſe an Sonn⸗ und Feiertagen regel⸗ mäßig bis Waghäuſel durchgeführt. 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Dez. 1982/ Sonntag, 1. Jan. 1933 Neue Mannheimer Zeitung Neujahrs⸗Ausgabe Jei ör⸗ Ismayr, Gewichtheben 8 — Brendel, Ringen Földeak, Ringen . Gehting, Ringen Schleinkofer, Boxen Campe, Boxen Braumüller, Speer Wir hatten im letzten Jahr von einem Notjahr des deutſchen Sports geſprochen. Seither ſind die Verhältniſſe noch ſchlechter geworden. Der deutſche Sport hat es aber verſtanden, ſich ſehr geſchickt den ſchwierigen Verhältniſſen anzupaſſen, ſein Optimismus fand immer wieder Wege, die nach oben führten. Der deutſche Sport ſtand im Jahre 19382 ganz im Zeichen der Olympiſchen Spiele in Los Angeles. Die großen Erwartungen, die man in das Abſchneiden der deutſchen Vertreter in Los Angeles geſetzt hatte, wurden nicht ganz erfüllt. Man hatte die Leiſtungen der anderen Völker viel zu wenig in die eigene Betrachtung eingeſetzt. Abgeſehen von der Leichtathletik, die ſeit Beſtehen der Olympiſchen Spiele noch nie einen Stiegerringen konnte, ſchnitten die deutſchen Boxer, Athleten und Ruderer ausgezeichnet ab. Bei den Boxern ſchied der ausgezeichnete Mittelgewichtsmeiſter Bernlöhr durch Fehlurteil aus, Campe, Ziglarſkt und Schleinkofer kamen in die Endrunde, wurden Europameiſter und Zweite in der Weltmeiſter⸗ ſchaft. Die Athleten holten wie 1928 in Amſterdam die meiſten Medaillen für Deutſchlan d. Js mayr und Brendel wurden Weltmeiſter. Sievert und Eberle hielten ſich im Zehnkampf ausgezeichnet. Jonath war über 100 Meter der ſchnellſte „Weiße“. Die kleine Abordnung unſerer Damen hielt ſich ſehr gut. Wir werden an anderer Stelle noch auf die Olympiſchen Spiele zu ſprechen kommen. Bei Betrachtung der einzelnen Sportarten iſt ſeſtzu⸗ ſtellen: Die deufſche Ahle an der Spitze In vorderſter Linie ſteht der Münchener Student J8⸗ mayr, der ſeine verſchiedenen Weltrekordleiſtungen im Mittelgewicht der Gewichtheber in Los Angeles mit der Weltmeiſterſchaft krönen und für Deutſchland die erſte goldene Medaille holen konnte. Es iſt hier unmöglich, die einzelnen Leiſtungen Ismayrs be⸗ ſonders aufzuzählen, wir haben hierüber im Laufe des Jahres jeweils ausführlich berichtet. 1931 konnten unſere Athleten 3 Weltrekorde und 15 deutſche Rekorde aufſtellen, in dieſem Jahr brachten ſie es auf 8 Weltrekorde und eine ganze Anzahl deutſcher Rekorde. Auch die anderen deutſchen Gewichtheber hielten ſich aus⸗ gezeichnet. Bei den Eu ropameiſterſchaften wurde Is may r Europameiſter, Mühlberger, Helbig belegten in ihren Klaſſen knapp geſchlagen den zweiten Platz. Die Ringer konnten den Länderkampf gegen die Tſchechei in Nürnberg am 23. April mit:1 gewinnen. Den erſten Länderkampf gegen die Tſchechen gewannen die 5 Rilgleten, Boger und Ruderer reiten in Tos Angeles die beutſche Ehre Guter Durchſchnitt boi den Teicktathleten Deutſchen am 18. Mai 1930 knapp mit:3. Gehring und beſonders Fäldeak vertraten Deutſchland bei ver- ſchiedenen Starts im Ausland ſtets ſehr ehrenvoll. Ganz hervorragend ſchnitten die Ringer in Los Angeles ab. Brendel wurde im Bantamgewicht Weltmeiſter, zweite Plätze belegten Ehr l im Federgewicht, Sper⸗ ling im Leichtgewicht und Földeak im Mittelgewicht. Amſere Amateurboger Weltklaſſe Genau wie die Athleten haben uns die deutſchen Boxer noch nie enttäuſcht. Sie verloren in dieſem Jahr keinen Länderkampf. Am 3. Januar wurde in Dortmund Dänemark überlegen 12:4 geſchlagen. Beim Vierländerturnier in Berlin vom 30. April bis 2. Mai konnte ſich nur Lütke im Weltergewicht und Ber n⸗ löhr im Mittelgewicht durchſetzen. Im Geſamtklaſſement lag Deutſchland mit 2 Siegen hinter Italien, das es auf 5 Siege brachte. Anläßlich der Olympiafahrt wurde am Juli in Chikago der Länder kampf gegen Amerika, das ſich ſchon einmal den deutſchen Boxern mit:10 beugen mußte, unentſchieden 818 gehalten. Das Ergebnis iſt für Amerika noch günſtig. Auf der Rück⸗ reiſe ſtartete die deutſche Mannſchaft noch einmal in Milwaukee und erzielte gegen eine ſtärkere ameri⸗ kaniſche Mannſchaft ein überlegenes 14:0 Er⸗ gebnis. Die deutſchen Boxer wurden in Amerika groß gefeiert. Die Polen, die Deutſchland im November 1931 eine:10⸗Niederlage beibringen konnten, erlitten am 13. November in Dortmund eine vernichtende 14:2 ⸗ Niederlage. Nur im Weltergewicht, wo Deutſchland Erſatz ſtellen mußte, waren die Polen erfolgreich. In Los Angeles wurden Ziglarſki(Bantamgewicht), Schleinkofer(Federgewicht) und Campe(Welter⸗ gewicht) Zweite. Bei den Berufs boxern verlor Schmeling am 22. Juni in Newyork gegen Sharkey trotz beſſerer Lei⸗ ſtung den Weltmeiſtertitel. Sein Können ſtellte er am 26. September gegen Walker erneut unter Beweis. Walker mußte in der 8. Runde, vollſtändig zuſammen⸗ geſchlagen, zum erſten Male einen Kampf aufgeben. Ganz weit nach vorn kamen noch Heuſer im Halbſchwergewicht — um die Europameiſterſchaft mußte der Spanier Mar⸗ tinez d' Afara ſich in der erſten Runde auszählen laſſen— er iſt Titelanwärter auf die Weltmeiſterſchaft, und Neu⸗ ſel im Schwergewicht, der durch ſeinen Sieg über den hervorragenden Mulatten Larry Gains ſich in vor⸗ derſte Linie ſchob. Ein weiterer Teil des deutſchen Boxer⸗ nachwuchſes verſpricht für die Zukunft Gutes. Apitzenleiſtungen der deulſchen Plioger Trotz aller Beſchränkungen, die man der deutſchen Luft⸗ fahrt auferlegt hat, konnten die deutſchen Flieger ihre Spitzenſtellung in Europa behaupten. Die deutſchen Teil⸗ nehmer am Europarundflug, der vom 12. bis 28. Juli mit Start und Ziel in Berlin ausgetragen wurde, ſah 9 deutſche Flieger mit an der Spitze; der Sieger von 1930, Morzik, kam nur durch Pech mit 404 Punkten auf den 5. Platz. Der ewige Zweite, Poß⸗ Deutſchland, endete auch diesmal wieder auf dem zweiten Platz hinter dem Polen Zwir ko, der mit 5 Punkten Vorſprung(416 Punkte) Sieger wurde. Kurz nach dem Flug ſtürzte dieſer hervorragende Flieger— er war früher deutſcher Fliegerunterofftzier— zuſammen mit dem Kon⸗ ſtrukteur ſeines Flugzeuges ab. Beide waren ſofort tot. Mit Ausnahme des 3. Platzes, den der Schweizer Fretz auf einer deutſchen„Klemm“ belegte, wurden die Plätze bis zum Elften von Deutſchen eingenommen. Der ſchnellſte Pilot auf dem Streckenflug war der Deutſche Seidemann, der einen Durchſchnitt von 236,8 St.⸗Km. erreichte. Beim Gordon Benett⸗Flug mit Start von Baſel kamen die deutſchen Teilnehmer auf den., 12. und 15. Platz. Die Ueberlegenheit der anderen Ballone in tech⸗ niſcher Hinſicht und Ausrüſtung war ſo groß, daß ſie auch nicht durch das hervorragende Können unſerer Ballonführer ausgeglichen werden konnten. Im Segelflug hält Deutſchland immer noch 3 Weltrekorde. Schulz hält den Entſfernungs⸗ Rekord in geſchloſſener Bahn mit 455,8 Km. und mit einer Geſchwindigkeit von 54,545 Stkm. Groenhoff flog mit 220,27 em. die längſte Strecke und Kronfeld erreichte mit 2589 Meter die größte Höhe. Schulz und Groenhoff wur⸗ den vom Fliegerſchickſal ereilt, ihre bahnbrechenden Lei⸗ ſtungen werden im deutſchen Flugſport aber unvergeſſen bleiben. In dieſem Zuſammenhang muß man auch auf die Lei⸗ ſtungen des Badiſch⸗Pfälziſchen Luftfahrt⸗ vereins Mannheim zu ſprechen kommen, der ſeinen früheren Erfolgen(Hin den burg⸗ Pokal, Richt⸗ hofen⸗Pokal und Sieger im Deutſchen Zu⸗ verläſſigkeitsflug) in dieſem Jahre ſeinen bisher größten Erfolg anrethen konnte. Die Beteiligung am Deutſchen Zuverläſſigkeitsflug 1932 mit zwei Maſchinen brachte dem Verein einen hundert⸗ prozentigen Erfolg. Mit geradezu muſtergültiger Leiſtung konnten die beiden erſten Plätze belegt werden. Eine nachträgliche, merkwürdige Berechnung will den Mannheimern dieſen Erſolg teilweiſe ſtreitig machen. Es iſt beſtimmt damit zu rechnen, daß das neue Jahr hier für die Mannheimer Flieger eine günſtige und gerechte Entſcheidung bringt. Bilanz im Fußball Das Jahr 1931 war für den deutſchen Fußballſport be⸗ ſonders unglücklich. Von 7 Länderſpielen konnte nur 1 Spiel gewonnen werden, 3 endeten unentſchieden und 3 gingen verloren. Das Torverhältnis war:17 zu un⸗ gunſten von Dentſchland. 193 2 hatte Deutſchland mit ſeinen Länderſpielen etwas mehr Glück, wenn es auch gegen Ungarn und Holland zwei vermeidbare Niederlagen hinnehmen mußte. Die Geſamtbilanz weiſt bei 5 Spielen 3 Siege und 2 Nieder⸗ lagen auf, bei einem Torverhältnis von 11˙8 für Deutſch⸗ land. Am 6. März verlor in Leipzig die Schweiz:2 Der Olympia⸗Vierer des Berliner Naß (zu einem:1⸗Sieg wie im Mannheimer Stadion wird es hier nicht mehr ſo raſch kommen). Finnland mußte ſich am 1. 7. in Helſingſors:4 beugen und Schweden unter⸗ lag am 25. September in Nürnberg knapp:4. Die zwei letzten Spiele endeten mit zwei Niederlagen für die deutſche Nattonalmannſchaft. Ungarn beſiegte Deutſch⸗ land am 30. Oktober in Budapeſt mit Glück:1 und Holland gewann gegen Deutſchland am 4. Dezember in Düſſeldorf mit:0. Die ſüddeutſchen Aus wahlmanunſchaften kämpften dagegen weit glücklicher, Am Tage der deutſchen Niederlage in Düſſeldorf ſchlug die ſüddeutſche Maunſchaft in Paris beſte franzöſiſche Berufsſpieler überlegen mit:2. Mit Ausnahme von 2 Spielen, die un⸗ entſchteden endeten gewannen die jeweiligen ſüddeutſchen Vertretungen ſämtliche Kämpfe. Am 1. Januar verlor eine norddeutſche Vertretung in Mannheim:5. Beim Pokalkampf wurde Brandenburg ganz überlegen :1 abgefertigt. Am 21. Februar mußte ſich Zentral⸗ ungarn in Budapeſt nach überlegenem Spiel der Süd⸗ deutſchen mit 316 geſchlagen bekennen. Am 20. März trat Sitodeutſchland in Mailand gegen die Lombardei an und ſpielte unentſchieden 111. In München trennten ſich am 22. Mai Süddeutſchland und Niederöſterreich unentſchieden 3283. Am 2. Weihnachtsfeiertag ſpielte die deutſche udentenmannſchaft in Catania tzilien) gegen die italieniſchen Studenten:3(:). Dieſes Ergebnis iſt unbedingt ein Erfolg des deutſchen Studenten⸗Fußballs. Sehr gut hielten ſich im allgemeinen deutſche Vereine gegen ausländiſche Mannſchaften. So konnte die Kom ⸗ bination Waldhof, Neckarau und Phönix den FC. Birmingham am 16. Mai im Mannheimer Sta⸗ dion mit:1 beſiegen. Um die Spielſtärke der ſeweiligen Ländermannſchaften zu heben, geht man jetzt wieder daran, D. F..⸗Sonderkurſe für die Anwärter der Nattonal⸗ mannſchaft einzurichten. Hoffentlich gelingt es durch richtige Vorbereitung dann endlich einmal, die ſtärkſte deutſche Ver⸗ tretung auf die Beine zu bringen. Bchwimmleiſtungen nicht gesteigert Genau wie die Leichtathleten mußten die deutſchen Schwimmer den beſſeren Leiſtungen der Schwimmer anderer Länder weichen. Rademacher, der im Bruſtſchwimmen in der Welt eine Sonderſtellung einnahm, ſah, wie durch Jüngere einer nach dem anderen ſeiner Rekorde verbeſſert wurde, Nur der Rekord über 400 Meter, den er ber ſeiner Weltreiſe in Amerika mit:50,2 aufſtellte, beſteht heute noch. Im Kraul⸗Schwimmen der Herren, bei dem wir die ganze Zeit nicht an die Spitzenklaſſe herankommen konnten, verbeſſerte Derichs⸗Köln den deutſchen Rekord auf 59,6. Der Weltrekord ſteht auf 57,4 Sekunden. Der einzige Länderkampf, der gegen Frank ⸗ reich am 12. Juni in Düſſeldorf ausgetragen wurde, konnte von der deutſchen Mannſchaft mit:0 gewonnen werden. Die Franzoſen mußten in der 4& 200⸗Meter⸗ Staffel und im Waſſerball die Ueberlegenheit der Deutſchen anerkennen. Die deutſchen Frauen haben ſeit Amſterdam in ihren Leiſtungen nachgelaſſen. Bei den beſten Schwimmerinnen der Welt ſind ſie nur noch zweimal ver⸗ treten und zwar im über 200 Meter Bruſt. Frl. Rocke nimmt mit:08,83 den 4. Platz ein und Frl. Suchard: behauptet mit:13,0 den 10. Platz. Die Stellung unſerer Toichtathleten Unſere Leichtathleten, die bei den olympiſchen Spielen nicht zu den erhofften Erfolgen kamen, konnten auch ihre Länderkämpfe in dieſem Jahr gewinnen. Am 18. September trugen die deutſchen Leichtathleten wieder ihre bereits traditionell gewordenen Länder⸗ kämpfe gegen Frankreich und die Schweiz aus. Der Zweifrontenkampf gegen Frankreich in Düſſeldorf und und gegen die Schweiz in Weimar brachte den deutſchen Farben zwei klare Siege. Frankreich verlor mit 87:64 und die Schweiz mit 91:45 Punkten. Dr. Peltzer ſtellte ſich gegen Frankreich über 1500 Meter noch einmal zur Verfügung. Er mußte aber den Jüngeren weichen. Ueber 800 Meter zählt Dr. Peltzer immer noch zu den beſten deutſchen Läufern. Jonath, der Dritte über 100 Meter von Los Angeles, iſt in Deutſchland über 100 Meter z. Zt. nicht zu ſchlagen. Die Weltrekordliſte, die früher verſchiedene deutſche Namen enthielt, weiſt jetzt nur noch über 500 0 Meter Gehen einen Weltrekord von Hermann Müller mit 21:05,8 auf, der bereits 1921 aufgeſtellt wurde. Dr. Peltzer, der früher fünfmal in der Welt⸗ rekordliſte ſtand, wurde durch beſſere Leiſtungen jüngerer Leichtathleten verdrängt. Auch der Weltrekordmann im Kugelſtoßen, Hir ſchfeld, mußte einer beſſeren Leiſtung weichen. Es hat aber faſt den Anſchein, als ob der beſte deutſche Zehnkämpfer Sievert das Erbe Hirſchfelds an⸗ treten ſollte. Die deutſche Leichtathletik muß ſich in ihrer Ausbildung umſtellen und ſich in ganz anderer Weiſe für die Olympiſchen Spiele vorbereiten, wie dies auf Los Angeles hin getan wurde. Die Frauen dagegen zählen noch zur Weltklaſſe. 9 Weltrekorde werden von deutſchen Frauen auch heute noch gehalten. Der Enderfolg in Los Angeles blieb ver⸗ ſagt, da die Vertretung deutſcher Frauen zu gering war. Der einzige Länder kampf der am 26. Juni in Elber⸗ feld gegen Frankreich ausgetragen wurde, konnte mit 58:41 Punkten gewonnen werden. Deutſchland Fünfter in Tos Angeles Es wäre ſalſch, zu behaupten, daß die Geſamtleiſtungen der Deutſchen ſeit 1928 zurückgegangen wären. Damals brachte uns in Amſterdam die große Beteiligung und eine ganze Reihe Plätze im Geſamtklaſſement den 2. Platz hinter Amerika. In Los Angeles fielen wir auf den 5. Platz mit 1055 Punkten hinter Amerika, Italien, Frankreich und Schweden zurück. Ganz überraſchend kamen Italien und Japan nach vornen Ftalien, das in Amſterdam den 8. Rang einnahm, wurde in Los Angeſes Zweiter, Japan verbeſſerte ſeine Poſition von der 16. auf die 6. Stelle. Dieſen Rieſenſprung nach oben verdanken die Japaner vor allem dem überraſchenden, ja faſt phantaſtiſchen Abſchneiden ihrer Schwimmer. Sie ſchlugen hier einfach alles. 1936 in Berlin werden die Ja⸗ paner auch auf anderen Gebieten zur Spitze aufgerückt ſein. Unſeren Leichtathleten hat es noch nie ſeit Beſtehen der modernen Olympiſchen Spiele zu einem Siege gereicht, immer mußten ſich unſere Beſten mit Plätzen zu⸗ frieden geben. Jonath wurde über 100 Meter hinter den beiden Negern Tolan(der in der Zwiſchenzeit zum Berufsſport übertrat) und Metealfe Dritter in einem atemraubenden Endkampf. Ueber 200 Meter reichte es zur zum 4. Platz. Im Zehnkampf bot Gber le eine ausgezeichnete Leiſtung. Nach dem Pech von Sievert, der 8 Verletzung beim Stabhochſprung, nachdem er bis zur 7. Diſziplin in Füh⸗ rung lag, auf den 5. Platz zurückfiel, holte ſich Eberle im Endſpurt einen guten oͤritten Platz. In der 4 mal 100 Meter⸗Staffel endete Deutſchlond hinter Ame⸗ rika(neuer Weltrekord mit 40 Sekunden) auf dem zwei⸗ ten Platz. Für unſere Kämpfer war es faſt unmöglich ſich durchzuſetzen, da jeder Endkampf einen neuen, vorher kaum für möglich gehaltenen Weltrekord brachte. Noch auf keiner Olympia wurden ſo oft und ſo viele Welt ⸗ rekorde verbeſſert wie in Los Angeles. Bei den Frauen wurde im Speerwerfen Fräulein Ellen Brau müller Zweite und Fräulein Fleiſcher Dritte. — Die Ruderer ſicherten Deutſchland 1 goldene und 2 ſilberne Medaillen.„Amicitia“ Mannheim hatte durch die Doppelbeſetzung im Vierer ohne und im Achter eine zu große Belaſtung auf ſich ge⸗ nommen. Die Vorkämpfe im Achter und Vierer zehrten an den Kräften der Mannheimer Ruderer. Durch eine prachtvolle Leiſtung konnten ſie im Vierer ohne Steuer⸗ mann mit nur 7 Längen hinter dem Sieger England den zweiten Platz belegen. In richtiger Erkenntnis wurde der Achter beim Zwiſchenlauf nicht ausgefahren. Der Ber⸗ liner RC holte im Vierer mit und im Doppel ⸗ Zweier eine goldene und eine ſilberne Medaille für Deutſchland. Die deutſchen Ruderer haben ſich jetzt ſchon mit der Ausbildung ihrer Kampfmannſchaften für die Olympiſchen Spiele in Berlin beſchäfligt. Die Athleten waren für Deutſchland genau wie in Amſterdam am erfolgreſchſten, ſie errangen im ganzen 2 goldene, 4 ſilberne und eine bron⸗ cene Medaflle. Straßberger, der Olympia⸗ ſieger von Amſterdam. mußte ſich trotz beſſerer Leiſtung als 1928 mit dem dritten Platz begnügen. Die deutſchen Boxar, die in Amſterdam nur Piſtul lo in die Endrunde und auf den zweiten Platz brachten, hatten in Los Angeles 3 Vertreter in den En d kämpfen. Ziglarſki im Bantamgewicht wurde verdient Zweiter. Schleinkofer im Federgewicht und Campe im Weltergewicht wurden durch merkwürdige Richterentſcheidungen um die goldene Medaille und den Weltmeiſtertitel gebracht. Bern löhr, der beſte Mitlel⸗ gewichtler in Europa, mußte durch den Spruch der Richter ſchon vor den Endkümpſen ausſcheiden. Seinen„Bezwin⸗ er“ Michelot⸗Frankreich ſchlug er kurz vor Ablauf des Jahres gonz überlegen nach Punkten, nachdem er ſich vor⸗ her ſchon einmal unentſchieden mit ihm getrennt hatte. Im Schwimmen holte ſich die deutſche Wafſer⸗ ball ⸗Nationaolmannſchaft die ſilberne Medaille. Ihren Weltmeiſtertitel von Amſterdam mußte ſie wieder an die Ungarn abgeben. Rademacher, der langjährige Tor⸗ 8 1 7 N 5 Jonath, 100 Meter Hax, Schießen Bauer, Literatur Hirſchfeld, Kugel Sietas, 200 Mir. Bruſt Jordan, Kunſtſpringen Casmir, Fechten ö 1 U 7 10. Seite/ Nummer 610 Neue Mannheimer Zeitung/ Neujahrs⸗Ausgabe Samstag, 31. Dez. 1932 Sonntag, 1. Jan. 1933 ö 5. .„ büter der deutſchen Mannſchaft, iſt nach ſeiner Verheira⸗ Rudern: Goldene Medaille: Berliner R.., Payot Meiſterin der Damen. In der Weltrangliſte der Der Mannheimer T W 1846 trug im Laufe des . tung fetzt vom altiven Sport zurückgetreten. ilberne Medaillen: Er hat wäh⸗ rend ſeiner langen Schwimmerlaufbahn über 750 Stege errungen. Unvergeßlich wird ſein Siegeszug durch die Ver⸗ einigten Stagten ſein. In Amſterdam blieb ihm durch Ueberbeanſpruchung in der Staffel und beim Waſſerball die goldene Medaille verſagt. Er konnte hinter dem Ja⸗ paner Tſuruta den zweiten Platz belegen. Sietas wurde über 200 Meter Bruſt Vierter; auch Frl. Jordan kam im Kunſtſpringen auf den vierten Plotz. 5. Plätze belegten Küppers über 100 Meter Rücken und Eſſer im Kunſt⸗ ſpringen. Die deutſchen Schwimmer müſſen ſich beſonders im Springen, wo ſie früher tonangebend waren, umſtellen. Der Vollſtändigkeit halber bringen wir eine — Ehrenliſte der Dlympiafieger Athletik: Goldene Medaillen: Ismayr, Ge⸗ wichtheben Mittelgewicht; Brendel, Ringen Bantam⸗ gewicht. Silberne Medaillen: Wölpert, Ge⸗ wichtheben Federgewicht; Földeak, Ringen Mittel⸗ gewicht; Ehrl, Ringen Federgewicht; Sperling, Ringen Leichtgewicht. Bronzene Medaillen: Straßberger, Gewichtheben Schwergewicht. Vierte Plätze: Schäfer, Gewichtheben Federgewicht; Föl⸗ deak, Freiſtilringen Weltergewicht; Gehring, Ringen Schwergewicht. 1 Boxen: Silberne Medaillen: Ziglarſki, Ban⸗ a tamgewicht; Schleinkofer, Federgewicht; Cam pe, Weltergewicht. Die Erfolgsſerie der Mannheimer„Amicitia“, die ſeit 1928 nicht unterbrochen wurde, fand in Los Angeles mit der ſilbernen Medaille im Vierer ohne Steuer⸗ mann ihre Krönung. Wir haben hierüber bereits an an⸗ derer Stelle ausführlich berichtet. Wie recht Ruderlehrer Gwinner mit ſeiner Ausbildung hatte, zeigte der harte Endkampf im Vierer ohne gegen England. Nach den vorher⸗ gehenden Anſtrengungen im Achter und Vierer hatte man kaum damit gerechnet, daß ſich die Mannheimer Ruderer im Vierer noch durchſetzen würden. Im Laufe des Jah⸗ res gingen die Mannheimer nicht ſo oft wie in den vorher⸗ gehenden Jahren an den Start. Aber jeder Start der Meiſtermannſchaften wurde auch ein überzeugender Sieg. Die Erfolge der„Amicitio“ brauchen wir hier nicht mehr einzeln aufzählen, da wir ſie im Lauſe des Jahres ent⸗ ſprechend würdigten. Der Berliner RC beteiligte ſich im Juli an der Henley⸗ Regatta. Bußhtz ſiegte im Diamond Skulls, der Vierer mit Steuermann wurde vom Tha⸗ mes RC London klar geſchlagen. Los Angeles brachte im Vierer mit eine goldene und im Doppelzweier(Buhtz⸗ Boetzelen) eine ſilberne Medaille. Mit dem Abſchneiden in Los Angeles iſt der Heutſche Ruderſport an die beſte Weltklaſſe herangewachſen. Wichter Flieger-Weltmeiſter Die Radweltmeiſterſchaften, die vom 7. Auguſt bis 7. September in Rom ausgetragen wurden, Hrachten dem jungen Richter bei den Amateurfliegern die Weltmeiſterſchaft. Bei ſeinem ſpäteren Ueber⸗ tritt ins Lager der Berufsfahrer konnte er ſofort ſeine hohe Klaſſe unter Beweis ſtellen. Sa wall konnte ſeinen Weltmeiſtertitel bei den Stehern nicht behalten, er wurde von Paillard ⸗ Frankreich geſchlagen. Möller⸗ Deutſchland wurde Dritter. Die anderen deutſchen Fahrer konnten ſich nicht durchſetzen. Der erfolgreichſte Steher 1932 war Sawall mit 298 Punkten vor Pail⸗ B lard⸗Frankreich, Krewer, Möller und dem jungen Metze (alle Deutſchland). Vierer mit Steuermann. Si „Amicitia“ Mannheim, Vierer mann; Berliner R.., Doppelzweier. Leichtathletik: Silberne Medaillen: ohne Steuer⸗ Ellen Bra u⸗ müller, Speerwerfen; amal 100 m⸗Staffel mit Körnig, Hendrix, Borchmeyer und Jonath.— Bronzene Medaillen: Tilli Fleiſcher, Speerwerfen; Jonath, 100 Meter; Eber le, Zehn⸗ kampf. Vierte Plätze: Hirſchfeld, Kugelſtoßen; Weimann, Speerwerfen; Jonath, 200 Meter; Hähnel, 50 Kilometer⸗Gehen; Dol linger. 100 m für Frauen. 4mal 400 Meter⸗Stafſel(Büch⸗ ner, Nehb, Metzner, Dr. Peltzer): Frl. Fleiſcher, Dis⸗ kus. Fünfte Plätze: Syring, 10 000 Meter; Heublein, Diskus für Frauen; Sievert, Zehn⸗ kampf. Sechſte Plätze: Syring, 5000 Meter; Sievert, Kugelſtoßen; Sievert, 50 Kilometer⸗ Gehen; 4mal 100 Meter⸗Staffel für Frauen; Welſcher, 110 Meter Hürden. Piſtolenſchießen: Silberne Medaille: Oberleutnant Hax. Fechten: 4. Platz: Cas mir im Säbelfechten u. 5. Platz im Florettſechten; 5. Platz: Helene Mayer im Florettfechten. Schwimmen: Silberne Medaille im Waſſerball; 4. Plätze: Sietas 200 Meter Bruſt; Frl. Jordan, Kunſtſpringen. 5. Plätze: Küppers, 100 Meter Rücken; Eſſer, Kunſtſpringen. Segeln: 4. Platz: Behr. Fünfkampf: 5. Platz: Remer; 6. Platz: Mierſch. Die Mannheimer„ Amieitia“ Welthlaſſe Bei den Weltmeęeiſterſchoften im Zweier⸗ und Sechſer⸗Raſenradball konnte Wander⸗ luſt⸗ Frankfurt ſeinen Titel von 1981 mit Erſolg vertei⸗ digen. Die Europameiſterſchaft im Einer⸗ Kunſtfahren holte ſich wieder Stricker ⸗ Schweiz vor Heidenreich ⸗ Breslau mit knappſtem Vorſprung. Am 28. Januar gewannen die deutſchen Berufsfahrer in Brüſſel den Länderkampf gegen Belgien mit 211. Der Radländerkampf gegen Frankreich in Paris wurde von Deutſchland 018 verloren. Erfolgreiches Jahr im Tennis Deutſchland, das 1931 im Kampf um den Davis⸗Pokal wenig Glück hatte, überraſchte in dieſem Jahr um ſo an. genehmer. Mit dem Wiedereintritt Prenns in die deutſche Davispokalmannſchaft und der hervorragenden Form des jungen v. Cramm eilte dieſe von Sieg zu Sieg. Erſt im Endkampf gegen Amerika mußte ſie ge⸗ ſchlagen zurücktreten. Indien verlor den erſten Kampf vom.—9. Mai in Berlin mit:5, Oeſterreich mußte in Wien 14 Tage ſpäter mit:3 die Ueberlegenheit der Deutſchen anerkennen. England unterlag in Berlin mit dem gleichen Ergebnis. Italien kam in Mailand überhaupt nicht zu Wort und gab alle Punkte ab. Der deutſche Sieg mit:0 war überzengend. Das Schluß ſpiel gegen Amerika ging in Paris nach äußerſt dramatiſchem Endkampf:3 für Deutſchland ver⸗ loren. Mit Glück hätte das Ergebnis auch ebenſogut umgekehrt lauten können. Bei den Weltmeiſterſchaften in Wimbledon ſchieden ſämtliche deutſchen Teilnehmer aus. ECilly Auß e m, die Weltmeiſterin von 1931 mußte durch Krank⸗ heit längere Zeit ausſetzen. Sehr gute Leiſtungen boten die Damen Krahwinkel und Horn. Bei den inter⸗ nationalen deutſchen Meiſterſchaften in Hamburg wurde v. Cramm Meiſter der Herren und die Schweizerin Herren nimmt Prenn den 6. und v. Cramm den 8. Platz ein. Bei den Damen wurde Frl. Krahwinker an die 5. und Frl. Horn an die 8. Stelle geſetzt. Ein ganz außerordentlicher Erfolg. Die D im Jeicken des Turufoſtes Die Jahresarbeit der Deutſchen Turnerſchaft ſtand be⸗ reits im Zeichen des Deutſchen Turnfeſtes in Stuttgart. Das Hauptintereſſe beanſpruchten jeweils die verſchiedenen Kunſtturnwettkämpfe und die Deutſche Gerätemeiſterſchaft in Berlin vom 12. und 13. November. Ueberraſchend wurde Frey⸗ Kreuznach mit 178,5 Punkten Meiſter vor Winter⸗Frank⸗ furt mit 178 und Steffens⸗Bremen mit 177. Bei dieſen Meiſterſchaften ſchnitten auch die Mannheimer Turner ganz ausgezeichnet ab. En dreß⸗Mannheim belegte mit 133 Punkten als älteſter Teilnehmer den 45. Platz. Jahres eine ganze Anzahl Kunſtturnwettlämpſe aus, die er alle ſiegreich beſtehen konnte. Bei dem Eidgenöſſiſchen Turnfeſt in Aarau erhielt dis Riege des T V 46 einen Lorbeerkranz 1. Klaſſe. Beim Kunſtturnen der Senioren erzielte Endreß von 60 erreichbaren Punkten 56,90. Für 6 Uebungen wurden die Leiſtungen mit voller Punktzahl gewertet. Den größten Erfolg erzielten die Mannheimer Kunſtturner beim Kunſtturn⸗Städtekampf in Stettin, an dem ſie zum erſten Mal teilnahmen. Mit 1368 Punkten, vor Tu SpV Spandau mit 1313 und Guts Muths Berlin mit 1277 Punkten holten ſich die Mannheimer zum erſten Mal den Wanderpreis der Stadt Stettin. Auch die zweite Riege verlor keinen Kunſtturnwettkampf. Der Nachwuchs iſt alſo ganz ausgezeichnet. Die Entwicklung der DT auf allen anderen Sportgebieten zeigt ſich am beſten in den verſchiedenen neuen Höchſtleiſtungen, die immer mehr denen der an⸗ deren Sportverbände nahekommen. Die Breitenarbeit in der D und die Jugenderziehung ſind vorbildlich. Die übrigen Sportarten wie Handball, Hockey, Rugby uſw. traten inter⸗ national weniger in Erſcheinung. Im Handball⸗ ſport gab es nur ein Länderſpiel. Am 28. Auguſt wurde Oeſterreich in Weißenfels von der deutſchen Nationalmannſchaft 15:11(10:3) geſchlagen. Unſere Hocke y⸗ ſpieler trugen zwei Länderkämpfe aus. Oeſterreich unterlag am 10. April in Leipzig:10. Deutſchland mußte ſich am 11. September in München der indiſchen Wundermannſchaft 015(:4) beugen. Im Mo⸗ torrad⸗ und Autoſport hielten ſich die deutſchen Fahrer und Marken gegen die internationale Konkurrenz ſehr gut. Beſonders im Automobilſport machte ſich die Wirtſchaftskriſe ſtark bemerkbar. Bei den Reitern waren die deutſchen Tur⸗ nierreiter im vergangenen Jahr wie immer ſehr erfolgreich. Beim internationalen Tur⸗ nier in Rom vom 30. April bis 8. Mai errang Deutſch⸗ land 4 Siege, 4 zweite und 3 dritte Plätze. Der Muſſo⸗ ltut⸗Goldpokal konnte von deu deutſchen Reitern zum zweiten Mal gewonnen werden. Sollten ſie in der Lage ſein, ihn 1933 zum dritten Mal zu erringen, würde er endgültig in deutſchen Beſitz übergehen. Im Rugbyſport haben wir den internationalen Standard noch nicht erreicht. Engliſche Mannſchaften kämpften mit wechſelndem Erfolg in Deutſchland. Die Oxford Greyhounds ſchlugen den Sc 1880 Frank⸗ furt einmal 32:10 und im zweiten Spiel mit 33:8. Schwä⸗ chere engliſche Mannſchaften mußten ſich in Hannover, Heidelberg und Norddeutſchland eindeutige Niederlagen gefallen laſſen. Den Länderkampf gegen Frank⸗ reich verlor Deutſchland am 17. April in Frank⸗ furt mit:20. Der Rugbyſport kann ſich in Deutſchland nicht recht durchſetzen. Im Fechten hat Deutſchland außer Erwin Cas mir und Helene Mayer wenige Vertreter, die der inter⸗ nationalen Klaſſe gewachſen wären. Helene Mayer konnte in Los Angeles durch Pech nur den 5. Platz belegen. Der unverwüſtliche Casmir kam im Florett⸗ und Säbelfechten, obwohl er lange Zeit ausgeſetzt hatte, zu ſchönen Erfolgen. Bei den Olympiſchen Winterſpielen in Lake Placid war Deutſchland ſehr ſchwach vertreten. Skiläufer waren überhaupt keine am Start, nur Eisläufer, Bobfahrer und eine Eishockey⸗ mannſchaft griffen in den Kampf der Weltbeſten ein. Im Viererbob wurde die Mannſchaft Kilian Drit⸗ ter. Ueber die Unfälle der deutſchen Bobfahrer in Los Angeles haben wir ſ. Zt. ausführlich berichtet. Ohne die⸗ ſes fürchterliche Pech wäre Deutſchland weiter vorne ge⸗ weſen. Im Eishockey kam Deutſchland auf den drit⸗ ten Platz. Im Geſamtklaſſement nahm Deutſch⸗ land die 7. Stelle ein. Bei den Europameiſterſchaften im Eis⸗ ſchnellaufen hielt ſich der Berliner Bar wa verhält⸗ nismäßig gut. Ueber 1500 Meter kam er auf den 10. Platz, bei 5000 und 10 000 Meter gelang es ihm, den 8. Platz zu belegen. In der Geſamtplazierung der Europameiſterſchaft landete er an 8. Stelle. Bei den Weltmeiſterſchaf⸗ ten der Eiskunſtläufer wurde Bailer ⸗Deutſch⸗ land Dritter hinter Schäfer⸗Oeſterreich und Wilſon⸗Kanada. Bei den Akademiſchen Skiwettläufen in Grin⸗ delwald wurde im Langlauf(14 Km.) Kl. 2 Dr. Oſter⸗ meier⸗München Sieger, der auch im Sprunglauf der Kl. 2 auf dem erſten Platz endete. Die anderen Heutſchen Teilnehmer belegten hier noch gute Plätze. Die Eis ⸗ hockey⸗Europameiſterſchaften, die Deutſchland 1930 in Chamonix den Sieg brachten, ſahen diesmal in Berlin die deutſche Mannſchaft erſt auf dem 4. Platz hinter Schweden, Oeſterreich und der Schweiz. Wir haben verſucht einen Ueberlick über die Leiſtungen des deutſchen Sports im Jahre 1932 zu geben; die Dar⸗ ſtellung erhebt nicht den Anſpruch auf Vollſtändigkeit. Es ſollte lediglich ein Geſamtbild über die großen Leiſtungen und Veranſtaltungen gegeben werden. Die Olympiſchen Spiele, die 1936 in Berlin ſtattfinden, werden die deutſchen Sportverbände veranlaſſen, ſchon jetzt gründliche Vorbereitungen zu treffen. Verſchiedene Ver⸗ bände haben auch bereits neue Richtlinien aufgeſtellt, nach denen der Nachwuchs für Berlin ſyſtematiſch herangebildet werden ſoll. Bei der zentralen Lage von Berlin iſt damit zu rech⸗ nen, daß die Olympiſchen Spiele 1936 einen noch beſſeren Beſuch als die in Los Angeles aufzuweiſen haben werden. Es gilt Deutſchland nicht nur ſportlich, ſondern auch als gaſtgebendes Land würdig zu vertreten. Hoffentlich brin⸗ gen uns die Spiele neben den ſonſtigen Erfolgen auch endlich einmal den erſten Sieg in der Leicht⸗ athletik. Willy Müller. 5 Silveſternächte des Grauens Die letzte Nacht des alten Jahres wird auf der 0 ganzen Welt in ausgelaſſenſter Stimmung gefeiert. 4 Heberall herrſcht Freude und Fröhlichkeit, überall feiert man den Jahreswechſel in rauſchenden Feſt⸗ a lichkeiten. Althergebrachter Brauch, geheiligte Tra⸗ 1 dition iſt es, das alte Jahr in freudigſter Weiſe zu Grabe zu tragen und das neue ebenſo zu beginnen. Wenn es nun Ausnahmen gibt, Ausnahmen, die aus Silveſternächten des Glückes und des Frohſinns Nächte des Grauens gemacht haben, ſo iſt es 1 e e daß derartige letzte Stunden des Jahres in die Weltgeſchichte eingegangen ſind. Vielleicht eignen ſich gerade Silveſternächte beſonders zu furcht⸗ baren, grauenerregenden Taten, jene Nächte, in g denen die Allgemeinheit an nichts Böſes denkt und „ ſich ungetrübt der Feſtesfreude hingibt. Solches 1 Nichtsahnen zu ſchrecklichen Verbrechen 1 auszunützen, blieb einzelnen Scheuſalen vorbehalten. Eines der grauenerregendſten Verbrechen, das jemals begangen wurde, ereignete ſich in der Silveſternacht des Jahres 1857. f In einem feudalen Schloß der engliſchen Graftſchaft 1 Worcheſter feierte man wie überall den Beginn des neuen Jahres. Zahlreiche Gäſte aus der Umgegend waren geladen. Die Damen ſtrahlten im Glanze eleganter Toiletten und des wertvollen Familien⸗ 5 5 ſchmuckes, die Brillantknöpfe in den Hemdoͤbrüſten 8 der Heren blinkten und blitzten in der feenhaften Beleuchtung des großen Feſtſaales. Es floß der Sekt, und der Alkohol tat ſeine Wirkung. Um Mitternacht war die Stimmung auf das Höchſte geſtiegen. Mit dem Glockenſchlag 12 erloſch nach alter Sitte das Licht. Es ertönten die 12 Schläge— ungeheurer Jubel— Rufe— Schreiel! Niemand ahnte, daß ſie etwas anderes bedeuteten wie Ausdrücke höchſter Fröhlichkeit. Bis ein mark⸗ erſchütternder Hilferuf durch den Saal gellte! Alles war plötzlich ſtill und lauſchte.— Man hörte ein — N furchtbares Stöhnen! 55 f Man ſchrie nach Licht— kein Lämpchen flammte 5 auf. Es blieb alles finſter. Bis auf einmal heller Feuerſchein an den hohen Fenſtern ſichtbar wurde, und Rauch und Brandgeruch die Gäſteſchar in Schrecken verſetzte. Jeder verſuchte in der Dunkel⸗ heit die Türen zu erreichen, um ins Freie zu ge⸗ langen. Alles war verſperrt! Ein wildes Handgemenge begann, ein rück⸗ ſichtsloſer Kampf unter den Eingeſchloſſenen. Man zertrümmerte die Fenſter, ſprang hinunter in die dunkle Tiefe! Höchſtes Entſetzen! Der aus den umliegenden Dörfern herbeigeeilten Feuerwehr gelang es nach ſtundenlangem Bemühen des Feuers Herr zu werden. Die Entdeckung, die man aber nachher machte, erhellte eines der furcht⸗ barſten Verbrechen, die die Kriminalgeſchichte Eng⸗ 5 lands jemals gekannt hat. 2 5 Im großen Feſtſaal lagen 17 Perſonen mit bdurchſchnittenen Kehlen, aller Schmuck⸗ gegenſtände beraubt. Außerdem noch 8 Frauen, die 4—. 8 im Tumult totgetreten oder im Rauch erſtickt waren. 5 Von den Geretteten waren 4 Frauen und 3 Männer N in Wahnſinn verfallen. oroskop 19 Niemals wurden die Beſtien, die dieſe entſetzliche Tat in der Silveſternacht begangen hatten, entdeckt, und heute noch getraut man ſich in der Grafſchaft die Silveſternacht nicht in unbekümmerter Fröhlich⸗ keit zu begehen. Silveſter 1812 in Moskau! Napoleon hatte die brennende Stadt verlaſſen. Zar Alexander verfolgte den Feind. Alle Kirchenglocken wurden ſchnell zu Kanonen umgegoſſen. Im Arſenal arbeitete man Tag und Nacht. In der Silveſternacht wollten die Arbeiter wenigſtens für einige Stunden Ruhe haben. Sie verweigerten die Arbeit. Wutentbrannt ſchrie der verantwortliche Offizier, Fürſt Nariſchkin, den Werkmeiſter Nardow an. Dieſer erklärte, daß die Arbeiter in der Neujahrsnacht keine Mordwaffen herſtellen wollten. Da ſtieß der Fürſt den Werkmeiſter in den glühenden Schmelzofen! Ein furchtbarer Schrei! Alles war vor Entſetzen gelähmt. Einer der Arbeiter aber rief dem Fürſten zu:„Da⸗ für wirſt Du eines Tages Deine Strafe erhalten!“ Und der Fürſt entging ſeiner Strafe wirklich nicht. Als er ſpäter nach der Schlacht bei Leipzig vom Zaren mit einer hohen Auszeichnung dekoriert wurde, ſchrie er plötzlich auf:„Schießt nicht! Schießt nicht! Die Stimme Nardows gellt aus jeder Kä⸗ none!“ Er war plötzlich wahnſinnig geworden. Eine der grauenhafteſten Silveſterüberraſchun⸗ gen, die die Geſchichte kennt, bot die brutale und tyranniſche Zarin Anna Jwanowa im Jahre 1788 ihren Silveſtergäſten. Es war einer der ſtrengſten Winter, die man in Rußland erlebt hatte und die Zarin ließ gegenüber ihrem Palais auf der Newa einen Palaſt aus Eis bauen. In der Sil⸗ veſternacht wurde dieſer Eispalaſt märchenhaft er⸗ leuchtet und bot den Gäſten, die verſammelt waren, einen feenhaften Anblick. In übermütiger Laune rief plötzlich die Zarin:„In dieſem Palaſt dort drüben ſoll heute Nacht mein Lieblingsnarr, Fürſt Golotzin, Hochzeit feiern!“ Der Fürſt mußte ſich ſogleich eine der Hofdamen zur Gattin wählen. Die junge Gräfin Panin war die Erkorene. Frohgeſtimmt fuhr nun die ganze Geſellſchaft in Schlitten zum Eispalaſt. Hier forderte die Zarin das Paar auf, die Pelze abzulegen und ſeine Hoch⸗ zeitsnacht in dieſem Palaſt aus Eis zu verbringen. Aufgeſtellte Wachen mußten mit dem Kopf dafür bürgen, daß das Paar den Eispalaſt nicht verlaſſe. Nachdem tüchtig gezecht worden war, fuhr die Hof⸗ geſellſchaft mit Ausnahme des jungen Hochzeits⸗ paares in betrunkenem Zuſtand davon. Als man am Neujahrsmorgen das„glückliche Paar“ abholen wollte, fand man zwei Erfrorene eng aneinander⸗ geſchmiegt auf dem Eis liegend vor! Seltſame Silveſterberufe Man weiß, daß manche Vergnügungslokale am letzten Tag jeden Jahres in wenigen Stunden ein Vielfaches deſſen verdienen, was ſie ſonſt in vielen Wochen herausſchlagen, man weiß, daß die Artiſten an jenem Tag ſich für einige Zeit„geſund machen“, daß ganze Induſtrien, ſo die Scherzartikel⸗ und Ka⸗ lenderinduſtrie hauptſächlich dem Silveſter ihre Exi⸗ ſtenz verdanken. Weit weniger bekannt aber dürfte ſein, daß der 31. Dezember der Urheber verſchie⸗ dener Berufe iſt, die nur an dieſem einen Tag im Jahr in Erſcheinung treten. Dreihundertvierundſechzig Tage hat da ſo ein Mann auf der Straße Witzbücher oder uralte Maga⸗ zine verkauft, iſt Hilfsarbeiter, Arbeitsloſer oder ſonſtwas geweſen, am dreihundertfünfundſechzigſten aber ſtürzt er ſich in ein kohlſchwarzes Gewand, be⸗ ſchmiert Geſicht und Hände mit Ruß und be⸗ gibt ſich gegen zwölf Uhr nachts auf die Straße. Ein Schornſteinfeger! Silveſter ⸗Schornſtein⸗ feger! Jeder, der ihn betupft, ſpendet gerne ſei⸗ nen Obulus. Denn Glück für das ganze kommende Jahr iſt mit ein paar Pfennigen doch wirklich nicht zu teuer bezahlt! Da erzählte ſo ein„ſchwarzer Mann“, daß er im Vorjahr in knapp drei Stunden nicht weniger als 85 Mark verdiente, alſo gar kein ſchlechtes Geſchäft! Wenn es auch in dieſem Jahr etwas weniger ſein wird, an Silveſter iſt auch der Aermſte freigebig, ein paar Zehner ſpringen ſicher⸗ lich heraus. Auch keinen üblen Verdienſt wirft der Beruf der„Glückwünſcher“ ab. Das ſind jene ſehr bekannten Geſtalten, die einem am frühen Neujahrsmorgen aus dem Bett heraus⸗ läuten, einem eine gedruckte Glückwunſchkarte mit ehrerbietigem Gruß überreichen, dabei die Hand aufhalten und ſolange geduldig warten, bis Du ihnen mit klingender Münze deinen Dank ab⸗ ſtatteſt. Eine Neuheit ſind die von einem Fremdenführer⸗ Unternehmen eingeſtellten„Silveſterführer“, denen die Aufgabe zufällt, in der Stadt anweſende Fremde in der Silveſternacht an jene Stellen zu führen, an denen wirklich etwas„los“ iſt. Abgeſehen von den koſtenloſen Silveſterfreuden, die ſie dabei einheimſen, werden ſie ſich ſicher über das Trinkgeld nicht zu beklagen haben, denn am letzten Jahrestag befindet man ſich immer in Gebelaune. Die Wahrſager und Horoſkopperkäufer wachſen am Silveſterabend buchſtäblich aus dem Boden. Für dreißig Pfennige kannſt Du Dir von jemand, der geſtern noch Aepfel oder Blumen feil bot, Dein un⸗ ermeßliches Glück im neuen Jahr aus der Hand leſen laſſen. Die Verkäufer kleiner Schweinchen und praktiſcher Taſchenkalender ſind typiſche Silveſtererſcheinungen. Fiele es Dir ein, an einem gewöhnlichen Tag im Jahr ein Schwein, auch wenn es aus Pappe iſt, oder einen Kalender zu kaufen? An Silveſter mußt Du es tun, denn man kann doch ſein Glück nicht mit Füßen treten. Andererſeits muß man auch notwendigerweiſe wiſſen, wie im neuen Jahr die Geburts⸗ und Feter⸗ tage fallen. r f Auch die„Sucher“ können nur an Silveſter und dem darauffolgenden Neujahrstag reuſſieren. Sie ſchlängeln ſich in der Nacht durch alle Lokale und ſuchen das, was Du im Schwips wegwirfſt oder verlierſt, und das ſcheint gar nicht wenig zu ſein, wenn man ſo einem berüchtigten„Sucher“, der in ſeinem ſonſtigen Beruf„Tſchickklauber“ iſt lein Mann, der Zigarren⸗ und Zigarettenreſte ſammelt und zu„anſtändigem“ Tabak verarbeitet) glauben darf. Der behauptete nämlich, im Vorjahr mit einem Reingewinn von 102 Mark ab⸗ geſchloſſen zu haben. Allerdings finden manche „Sucher“, beſonders um zwölf Uhr herum, wenn es überall dunkel wird, auch Gegenſtände, die Du noch gar nicht verloren haſt.. So gibt es eigene Silveſterberufe, die den Aus übenden an einem Abend im Jahre einen ſonſt nie erträumten Gewinn abwerfen. So iſt eben dem einen Silveſter ein Feſttag, der Geld koſtet, dem anderen iſt er ein gutes Geſchäft. Tages aleucles Souutag, 1. Jaunar Nationaltheater:„Die Schneekönigin“, Märchen von Mar⸗ ot Schlieper, Miete⸗Vorrecht 8, Anſong 14 Uhr.— Abends:„Lohengrin“ von Richard Wagner, außer Miete, Vorrecht D, Anfang 19 Uhr. Apollo⸗Theater: Gaſtſpiel des indiſchen Fakirs„Blaca⸗ man“ mit ſeinem Varieté, 16 und 20.15 Uhr. Plauetarium: 16 Uhr Vorführung, 17 Uhr Vorführung mit Vortrag:„Der Jahreslauf der Sonne“. Weinberg D 5, 4: 16.30 Uhr Tanztee; 20 Uhr Konzert und Tanz. Pfalzbau⸗Kaffee: Konzert mit Einlagen. Morgen⸗ Aufführung: Alhambra:„Der weiße Rauſch“, vormittags 11.30 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra: o ry Theater: „Ein Mann mit Herz“.— „Traum von Schönbrunn“.— Univerſum:„F. P. 1 antwortet nicht“ und Bühnen⸗ ſchau.— Scala⸗Theater:„Ein blonder Traum“. — alaſt⸗Theater:„Der weiße Dämon“.— Schauburg:„Helgas Fall und Aufſtieg“.— Capitol:„Kriß, das flammende Schwert“.— Lichtſpielhaus Müller:„Mamſell Nitouche“. Gloria⸗Palaſt:„Der Schützenkönig“. Sehens würdigkeiten Städt. Schloßmuſeum: Schattentheater und Puppenſpiel, verbunden mit einer Ausſtellung im Ritterſaal von Schit⸗ lerzeichnungen(Wettbewerb der Volks⸗ und Höheren Schu⸗ len). Ferner der Werdegang der Rheinbrücke Mannheim Ludwigshafen. Geöffnet von 10—183 und von 14—16 Uhr. Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Biologiſche Ttergruppen und ethnograpiſche Sammlungen, eld von 15 bis 17 Uhr.— Städtiſche Kunſthalle: erbeſchau des Mannheimer Graphikers K. M. Kieſel. Phyſiognomiſch⸗grapholog. Studienſchau„Geſtalt und Ge⸗ ſtaltung“.— Sonderausſtellung des Zeughausmuſeums in den Räumen der Kunſthalle:„Die Kunſt Alt⸗Amerikas“, geöffnet von 10—13 und von 14—16 Uhr.— Mannheimer Kunſtverein, L. 1, 1: Mod. Kunſt⸗Sonderausſtellungen Mannheimer und 1 Künſtler, geöffnet von 10—13 und von 14—16 Uhr. a Der Zahn lacht! 33: q uu ZAM S N N S„ 2 11. Seite/ Nummer 610 Ambros Ank D Sohn Reinigungs Institut 12. 22 Feudenheim, Körnerstraße 30 NA Weinstube „Goldner Pfauen“ P 4, 14 — Silvesterstimmung Allen Freunden und Gàstemum neuen Jahre berzl. Glück- und Sefnswünsche Kolpinghaus II I, 1819 Bernhardushof K I, 5 a Bergmann Mahland Optiker E 1, 15 Trlrael. 32179 Friedr. Rec Michaelis- Drogerie Johannes Mecler Bauxinofarbenfabrik G2, 2 H 2, 4 K 2. 3 Staatliche Lotterie-Einnahme Adolf Burger Uebersee- Reisebüro 8 Breitestraße johann Doberaß Gipser und Stukkateurgeschäſt Telephon 504 17 Mannheim-Käàfertal Forsterstr. 14 Valentin Ding u. amiſie Rennwiesen- Retaurant Bischofs Bier · u. 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So allgemelne und tiefgreifende ökonomiſche Enitte ſind nur Begleiter ꝓ oli ger n und deshalb mit den üblichon⸗ iſchen Keberlegungen weder zu erklär Abwehrkräfte der Wirtſchaftzin derartige Kriſen in Europa wie die gegenwärtige Kriſe Folgeerſcheinungen Umwäl junktur durch die automati zu überwink des verga Umfang auch kriegen geb Gegenwirkung kriſen ihre E gen würde. punkt einer nzelaufzä 18e ſo E n + nen Jahrhunderts napoleoniſchen Kriegen und in beſcheidem Sezeſſio, habt. Urſachen und Symptome, Wirkung weltwirtſchaftlicher ſo unüberſehbarer Mannigfaltigkeit, hlung das Maß des Möglichen übers konzentrieren ſich jedoch wie im Bren und werden der Deutung zugängli Ameri lcher großer haben ika nach den Umſtelln ſobald man ihre letzten Auswirkungen internationale Kapitalverflechtung nach n im fe auf 5 mächte Dienſtverkehrs höhten, während ſich gleichzeitig der Saldo des Waren⸗ und Dienſtverkehrs Gläubigerländer— Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Schweiz Schweden— um Staaten von Amerika um 7 Mrd. Dollar amerikaniſchen, länder um mehr als 7 Mrd. Dollar verminderte. gleichen Zeit ſind die Zinseinnahmen der Gläubiger⸗ Schuldnerländern dafür ſind bei den ſüd⸗ Kapitalinve⸗ aus den rund 7 Mrd. Dollar geſtiegen; amerikaniſchen, Entwicklung, rungs⸗ und Handelskriſe der Wirtſchaftgeſchichte begleitet war, zeigt mit aller Deutlichkeit, daß 5 der Verſuch der europäiſchen Schulduerländer, ihre poli⸗ 95 liſchen und kommerziellen Kapital⸗ und Zinsverpflichtun⸗ u m über 1 aſiatiſchen europäiſchen aſiatiſchen un die von der 17³ und id afrikaniſchen ſtitionen Ausfälle von rd.% Mrd. Dollar entſtanden. Dieſe M r der europäiſchen Mrd. Dollar, afrikaniſchen heftigſten d. Dollar Deflations⸗, noch e 13 der Vereinigten und der ſüd⸗ Schuldner⸗ In der Wäh⸗ um die Zahlungsbilanzen der einzelnen Län z 0 1 8 N 1 G dſatz von Treu und Glauben zu erfül⸗ der zu erfaſſen verſucht. gen nach dem Grundſatz a 5 len, zwangsläufig zu einer Gefährdung der von ihren Wir wiſſen, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die vor dem Krieg Schuldnerland mit ſtark aktiver Handelsbilanz waren, in der Zwiſchenzeit zum Hauptgläubiger der Welt geworden ſind. Wir wiſſen umgekehrt, daß die europäiſchen Länder, die früher einen großen Teil der Rohſtoff⸗ und Nahrungs⸗ mittelproduktion der überſeeiſchen Länder als Zins⸗ und Tilgungszahlungen für die inveſtierten Leihkapitalten entgegennahmen, heute politiſch und kommerziell ſelbſt hoch verſchuldet ſind und dieſe Schulden normaler⸗ weiſe nur durch den Export von Inbuſtrie⸗ gütern abtragen können. Faßt man für die wich⸗ kigſten Länder den Saldo der ausländiſchen Gut⸗ haben bzw. Schulden und des Gold⸗ und Deviſenbeſitzes der Notenbanken zuſammen, dann läßt ſich das Ausmaß dieſer finanziellen Umſchichtung in runden Summen wie folgt ausdrücken: Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ſtatt 2 Mrb. Dollar Vorkriegsſchulden heute 22 Mrd. Dollar Forderungen, Deutſchland ſtatt 572 Mrd. Dollar Vorkriegs⸗ guthaben etwa den gleichen Betrag an Schulden, England ſtatt 18 Mrd. Dollar unter Berückſichtigung des Pfund⸗ ſturzes vielleicht noch 12—14 Mrd. Dollar Guthaben und Frankreich infolge des Verluſtes ſeiner Nußlandanleihen ſtatt 8 Mrd. Dollar nunmehr 4 Mrd. Dollar Guthaben. Das bedeutet für die Vereinigten Staaten von Amerika eine Stärkung um rund 24 Mrbd. Dollar, für Deutſchland eine Schwächung von rund 10% Mrd. Dollar, für England eine ſolche von ſchätzungsweiſe—6 Mrd. Dollar und für Frankreich von über 4 Mrd. Dollar. Es iſt offenſichtlich, daß dieſe Umkehrang des Zahlungsſtroms von Europa nach Amerika letzten Endes eine Umkehrung des Warenſtroms nach den Vereinigten Staaten von Amerika zur Folge haben müßte. Wenn man wiederum die Statiſtik zu Rate zieht, dann zeigt ſich, daß dieſe Umkehrung bereits in weiteſtgehendem Maße eingetreten iſt, allerdings auf ſo ungeordneten und planloſen Umwegen, daß die geſamte Welt⸗ wirtſchaft in Verwirrung gebracht wurde. Welche ſchädliche Rolle in dieſem Zuſammenhang die Reparations⸗ leiſtungen und ihre Finanzierung durch ausländiſche Kredite geſpielt haben, braucht nach den Verhandlungen von Lauſanne im einzelnen nicht mehr erörtert zu werden. Die Anſtrengungen der europäiſchen Schuldnerländer, ſich durch Aktivierung ihres Waren⸗ und Dienſtverkehrs die Mittel zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu beſchaffen, führte auf zwei Wegen die Welt in jenen unerträg⸗ lichen Deflationsprozeß, der letzten Endes die endgültige Bereinigung aller internationalen Schuldver⸗ hältniſſe illuſoriſch macht. Die Droſſelung der Einfuhr von Rohſtoffen und Nah⸗ rungsmitteln iſt eine der Haupturſachen der unerhört ſchar⸗ ſen und anhaltenden Preiseinbrüche auf den Nohſtoff⸗ märkten und ſetzte vor allem die ſüdamerikaniſchen, aſiati⸗ ſchen und afrikaniſchen Schuldnerländer außerſtande, ihren regulären Zinſendienſt aufrecht zu erhalten. Die gleich⸗ zeitige Forcierung der Ausfuhr ſetzte den Deflationsdruck von der Seite der induſtriellen Fertigwaren fort und brachte die Zahlungsbilanzen der Gläubigerländer, die bereits unter dem Kapital⸗ und Zinsverluſt ihrer über⸗ ſeeiſchen Inveſtitionen zu leiden hatten, gewicht. a Man kann kaum einen beſſeren Beweis für die Auf⸗ rüttelung der wirtſchaftlichen Vernunft anführen, als die Tatſache, daß die europäiſchen Schuldnerſtaa⸗ aus dem Gleich⸗ Gläubigern in den übrigen Teilen der Welt angelegten Kapitalien geführt hat und daß es im Jutereſſe der Schuldner⸗ wie der Glänbigermächte liegt, einen wirtſchaft⸗ lich vernünftigen Ausweg aus dieſem Dilemma zu finden. Es iſt verſtändlich, daß die Frage der internationalen Verſchuldung ein ſehr verſchiedenartiges Ge⸗ ficht gewinnt, je nachdem man ſie von Amerika oder von Europa her ſieht, und je nachdem man ſie unter dem Ge⸗ ſicht der Induſtriepolitik, der Bankbilanzen oder der Staatsfinanzen betrachtet, und daß auch wirtſchaftspolitiſche Ideologie ihre Löſung außerordentlich erſchweren. Trotz⸗ dem muß es geſagt werden, daß die Probleme der politi⸗ ſchen und kommerziellen Verſchuldung, der internationa⸗ len Handelsbeziehungen, der Staatsfinanzen und der Währungsreform im Rahmen jeder Ueberlegung Über die zukünftige Geſtaltung der Weltwirtſchaft eine un lös⸗ bare Einheit bilden. Eine Weltwirtſchaftskonferenz, die ſich der gemeinſamen Behandlung dieſer ſchwierigen Probleme entziehen wollte, wird den Völkern die Löſung ihrer dringendſten Lebensfragen nicht bringen können. Nuhiger Börsen- Jahresschluß Renſen bei kleinem Geschäff weifer fest Glafisfellungen an den Akfienmärkien Schluß und Nachbörse ruhig bei freundlicher Grundsſimmung Frankfurt: freundlich Um letzten Börſentag im alten Jahre erhielt ſich zwar ſeſte Grundſtimmung für den Renten⸗ k kt, das Geſchäft war aber ſehr gering und beſchränkte ſün der Hauptſache nur auf ſpekulative Nachfrage. Rgaltbeſitzanleihe zogen erneut um 1 v. H. an, Neu⸗ enleihe um 0,20 v..; auch die Schutzgebietsanleihe watwas beachtet und um Bruchteile eines Prozentes Höh während ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen im Tau gegen Reichsanleihen um 6 v. H. ſchwächer lagen. Reitahnvorzugsaktien zogen um 7 v. H. an. Am Aken markt war die Haltung dagegen überwiegend ſch yer, da die Banken noch einige Glattſtellungen zum ſanztage vornahmen, denen keine Kaufluſt ſeitens der Kſfe gegenüberſtand, zumal von der Kundſchaft keine ders vorlagen. Im rlaufe waren Aktien, nachdem zunächſt noch eine weitere chte Abſchwächung eingetreten war, etwas er⸗ holt, ſo ß die Börſe das alte Jahr mit einer freund⸗ lichen rundſtimmung und einiger Zuverſicht be⸗ ſchloß. J Rentenmarkt lagen Altbeſitzanleihe ſpäter auf Gewinnnahmen 7g v. H. niedriger, wogegen Neubeſitz⸗ anleihe eut um 7 v. H. auf 7,60 v. H. anzog. Berlin nicht einheitlich Die Unrnehmungs luſt an der letzten Börſe des heute zende gehenden Jahres war nur ſehr ge⸗ ring. Mazatte vormittags und auch noch an der Vor⸗ börſe unverherte Kurſe taxiert, der offizielle Börſen⸗ beginn brachtiber dann eine gewiſſe Enttäuſchung, denn die Kursgeſtang war ſehr uneinheitlich, die Rückgänge überwogen ſog Spekulation und Kundſchaft zeigten das Beſtreben, die ſtehenden Engagements vor dem Jahres⸗ wechſel möglichglattzuſtellen, um zunächſt einmal die nächſte Entſlung in den erſten Januarwochen, die ja politiſch viel Ilreſſantes bringen werden, abzuwarten. Man konnte ſeer beobachten, daß am Montan⸗ und Elektromarkt Vefufe vorgenommen wurden und dafür Aktien von Verſtungspapieren gekauft wurden. Leb haft war das Geſchäfen Anleihemarkt, an dem Altbeſitz um 7 v. H. anzl nur Reichsſchuldbuchforderungen und Induſtrie⸗Obligation gaben 9 v. H. bzw. 98 v. H. nach. Der Geldmark par am Ultimo natürlich ſteif. Der Verlauf der örſe war uneinheitlich, Farben, Erdöl und Chade waren höht, ſehr lebhaft blieb Alt⸗ und Neubeſitzanleihe, diefrneut bis 1 v. H. anzogen. In einigen Werten, ſo överſchiedenen Hypothekenpfandbrie⸗ fen, Kommunal⸗Obligionen und Liquidationspfandbrie⸗ ſen konnte man Realiſionen beobachten, ſo daß ſich 3. T. kleine Kursrückſchläge, e vereinzelt bis zu 1 v. H. gingen, ergaben. An den vaſablen Märkten war das Geſchäft bis zum Schlußrecht ruhig. Die Kursgeſtaltung blieb von Zufallsorders hängig, doch lagen die Notierun⸗ gen gegen Ende des Vrehrs vielfach bis zu 1 v. H. höher. Spezialwerte hatn Gewinne bis zu 27 v. H. zu verzeichnen, andererſeits merkte man auch Abſchwächun⸗ gen bis zu 1 v.., Schiert u. Salzer, Rhein. Braun⸗ kohlen und Conti⸗Gummi hatten—3 v. H. eingebüßt. * Steuergutſchein⸗Rotierungen vom 31. Dezbr.(Eig. Tel.) Berlin und Frankfurt, Fälligkeit 1983 917; 1985 85¼4; 1936 8024; 1997 76; 1988 A. Pfund wieder etwas gebeſſert Im internationalen Deviſen verkehr konnte ſich das engliſche Pfund wieder um über einen Dollarcents befeſtigen und zog auf 3,3296 gegen den Dollar, 85,12 gegen Paris und 13,96 gegen die Reichsmark an. Der Dollar konnte ſich international gut behaupten, der franz. Fran⸗ ken war eher etwas höher, Brüſſel konnte ſich wieder etwas erholen, und die Reichsmark zeigte mit 59,24 in Amſterdam, 123,75 in Zürich und 610% in Paris ſtetige Veranlagung. Berliner Devisen Ulskontsatz: Refchsbank 4, Lombard 5, Privat 37% v. H. Amtlich in Rm. Dis⸗ Parität] 80. Dezember 81. Dezember 15 9 782 9859 5 98558 9055 uenos⸗Aires 1Peſo 7.7 0 g 1 g 5 5 3— 4,198].696 3,704].708.71 Japan.. 1 en 6,57 2,092 0,889.821 0,889.87 dale„„ lägypt. Pfd. 20.953 14,31 14.35 14,38 14,40 Türkei„ Itürk. Pfd. 18,458 2,008.012] 2,008.0 London 18Sterl. 2 20,429 13,93 13,97 18,98 14,0 New Vork I Dold 2½.188 4200 41) 46 42% Rio deJaneirolMillr. 0,502 0,269.2711 0 269 90.4 Uruguag. 1 Goldpeſo 4,43.648.652.848.4 Holland 100 Gulden 8 188,739 169,18 169,52 169.19 189, Athen 100 Drachmen 9 8,45 2,198 2,2.198 22 Brüſſel 100.500 p 3½ 58,37 58.1 5843 69.29 58 Bukareſt.. 100 Lei 3 73421 25 2,492 2,488 22 Ungarn. 100 Peng 51 8 5 5 e 88 Dang 100 dulden 4 81,72 61.72 81.88 81,72 85 Helſingfors„100 M 6¼' 10.53).124 8,186.134 46 Italien... 100 Lire 5 22,094 21,55 159 21.55 29. Jugoflavien 00 Dinar 7½ 81,00 5,874 5,588 5,574 786 Kowno„ 100 Litas 7 41,98 1,88 41,96 41.88 2 Kopenhagen 100 Kr. 6 1120 7248 7% 155 57 Liſſabon„100 Es kudo 6½ 458,57 16% 12½78 7³ Delo 100 Kr. 4 112750 68 71.07 1208 17 Paris 100 Fr. 2½ 104 1842 4548, 184% 3 Prag 100 Kr. ½ 12,38 12,485 12.485 12,468 485 Schweiz. 100 Fr. 2 81.00 8085 81,11 80.95 1 Sofia.. 100 Lewa 8 38038 3057 088 357 083 Spanien 100 Peſeſen 8¼% 81790 89.539 1 Stocbolm 100 Kr. 3½ 112, 75,0 48.3732 Estland 100 Eftm. 8½ 112,0 1109 11081 10, 53 Wien 100 Schilling! 8 59,071] 5185 52.50 51.95 205 Tägliches Geld; 59% u. darüber, tellwelſe 4½%½ Monatsgeld 5 Steſige Geireidemärkie * Berliner Produktenbörſe vom 31. Dezember.(Eig. Tel.) Die Jahresſchlußbörſe nahm einen ſehr higen Verlauf, die Grundſtimmung blieb auf fa allen Marktgebieten weiter ſtetig. Die Abwicklung r De. zember⸗Engagements am Lieſerungsmarkte bracht keine nennenswerten Ueberraſchungen, zumal für hei noch 660 Tonnen Weizen und 1200 Tonnen Roggen gedient wurden. Bei Feſtſetzung der amtlichen Notieruen er⸗ öffnete Dezemberweizen 2, höher, wülnd die ſpäteren Sichten bis 1% befeſtigt waren. Rogen blieb behauptet. Die ſtaatliche Geſellſchaft nahm her keine größere Anſchaffungen vor. Im Promptgeſchäftlieb die Umſatztätigkeit gleichfaus gering. Das erſthändigefferten⸗ material hielt ſich weiter in engen Grenzen, atrerſeits beſtand nur vorſichtige Kaufluſt. Die Preiſe: Brot⸗ getreide waren im allgemeinen unverändert. Wen⸗ und Roggen meh le hatten kleines Bedarfsgeſchäft! ſtetigen In der letzten Nürnberger Hopfenmarki 8. Nürnberg, 30. Dezbr.(Eigenbericht) Halertoauer Tetnanger Splter Hesbrucker Gebirg Schluß ſtimmung ruhig bei det heutigen Berichte di diesjährige Hopfenernte ab. mirkte wurden in der Zeit vom 1. Sept. bis 31. Dezbr. 415 Ballen umgeſetzt gegen 4000 Ballen i. V. Allen im Jahre 1930. Die geringe 9 ſt ä Im den Tagen nach Weihnachten bis zum Jahresſchluſſe war de Geſchäftstätigkeit am offenen Ho kommm unbedeutend. 2 wurde nur 20 Ballen umgeſetzt, war oh Feiernge zurückzuführen. denn es iſt daß dir Hauptbedarf der Brauereien ſe derereits iſt aber auch feſtzuſtellen, da in dei Komiſſionslagern ſowohl, wie no zentei in keinem Jahre ſo gering wa zeit. Dies iſt auch der Grund dafür, daß trotz größter Ruh die Preiſe ihren Höchſtſtond voll behaupten konnten. Geſchäftswoche des Zufihren 60, der Umſatz 20 Ballen. Wobenſchluß nach amtlicher Feſtſtellung in pfenmarkte voll⸗ E838 nd e bei den Produ⸗ en, wie zur Jetzt⸗ Jahres betrugen die Es notieren bei je Ztr.: Prima Mittel Geringe 205—2 1 20 160—185 215—235 215235— 175—185 155—170 130—150 feſten Preiſen.— Mit ſchließt die Hauptſaiſon für Am Nürnberger Hopfen⸗ und 9170 Die Preiſſe erreichten in dieſer Hiſon eine durchſchnittliche Höhe von 190 bis 195, im ſorjahre von 50 bis 53„ und im Jahre 1980 von 65 18 5 Am Saazer Markte dauern die ſtarken Käufe trotz. er vorgerückten Zeit ununterbrochen an. Gekauft werden ö owohl für Inlandsrechnung wie für Exportzwecke. Die 7 Mehlzahl der Käufe erfolgt für ausländiſche Rechnung. Bei 1 kuhiger Stimmung ſind die Preiſe voll behauptet und gehen a die Notierungen unverändert von 775— 1200 Kronen.— Am belgiſchen Markte blieb die Markttendenz ruhig. Es notierten nominell 1992er Hopfen von 675700 Frances.— Franzöſiſcher Markt unverändert ruhig, ober ten— Deutſchland, Italien, Polen, die öſterreichiſchen Nachbörſe ruhlg.(tbeſitzanleihe 6274, Neubeſitze Preiſen. Hafer lag nach den Preisſteigernen der ausgeſtattete Unternehmen ſchließt 1931 mit 92 024„ Ver⸗ Nachfolgeſtaaten, der Balkan und die Randſtaaten— von anleihe 7,50—7,55, AE. 30 geld, J. G. Farben 9574, Gel⸗ letzten Tage ruhiger, was beſonders am Liefergsmarkte luſt. Die GV beſchloß Auflöfung und Liquidation der 4 l 1928 bis 1931 den Saldo ihres Waren- und ſenkirchen 504, Siemens 20 und Reichsbank 147. in Preisrückgängen bis 2 zum Ausdruck kam Auch für I Geſellſchaft. 5 85 5* 9 58 5 80. 31 80. 31. 50. 91. 90 51 5 7— Aktien und Auslandsanleſhen in Prozenten. N 5 68.— 68, Markt- u. Kühn. 79.— 75.25 Wanderer Werke 69.— 60. 8 Kurszettel der Neuen Mannheimer itung eser i dun f. Ser er 15 n 8 d Motoren 53.— 81, mil Hütte.. eſtf. Eiſen.. 88, eee 2 1 ee 80, 31. 1 if„—.— 2. Mech. Web ind.., Widlng- Cement. Z.—. Kuſſendank::. e Mannheimer Etfektenbörse industrie- Aktion Lahmeher 11300 Berliner Börse 8 riſter, R. ee W—— 885 me Her. b 880 deutsche Pteel. 52— 82— 6uſe Bad. St.: u. 27 20 fe 48. l Sand 880 ee derne mige. 2850 0e— Wb dei 1 n are een l ee ee, eee 3 Barben alt. 1888 1828 4% Had Kom d. 74.— 78. Dae 1850 29. 1 2170 215.0 Malnkrafttwerke. 64.—. 6% Reichsanl. 27 76.75 75,75 Aceumulatoren 178.0 178.) e 51.88 50 Mae 4380 186 e e Fe 5555 e 9155 655— Seu— 2 8925 1 890 5 1818 1890 N e 83 85 150 Disch. Abos! 6515 6750 A 25 8 30 Seite 5 1 Nie weng 5 72— 5 2 aue 5 n Senne beer 12.— 11.75 2 5 8 97 78085 a 3 erh. Bindg. 150.0] Mez Söhne.. 30,.— 5 ne.10 7, lg. Elektr.⸗G.. 29, 5 5 5„ m Ber 8 8 f 0 e 5 Klecarben B. 26 51— se J. Farben. 975 8855 Fame Stone 88. 388 Meg Müh... 2. Schuszebieke. 800. Affen Port..: 8d. 28.— Serrtahelm Gin 1 4 Nieten Kehle zds 125,5 Neu- Gamla. 118 127 df bee e 2 97.59 95,25 Tucher Brauerel.—,— 58.— Moenus St. A. 24.50 250 50 2 dorf Pap. 68.— 85,95 85 5 Nordd. Eiswerke 48,— 43, Guinea. 119. 7 5 009% Rh. Hypfbb 84,— 84,50 10% Srkr. M. OA. 98,.— 98 ger—.— 47.80 5% Bab.—. 5. 15,10 Anhalt Roh ub. 64.28 68.50 Gef. f. elektr. Unt. 77,„„ Otavi Minen. 16,50 16,65 Ufa⸗Film„ 62.50 68, 0 0 5 55 6875%% 5 nein. Geb. Sch. 52.— 82. 5½ Grkr Mh. R.——. i 808 f— e e f.— 87 W. 5. 1710 Aſchaffog Jene. 28.—.—. Oderſchl. C. bed. 1896 16. Lap ank 75 19 5 8 e 5 55 13 29.98 22 Re 90 50 940 8. 1555 9 Ahggl Masch. 28.— 36.—. 5 7280 0 Been 5 0 0 75.7 74 J Fortlaufende Neflerungen(Sehlug) 5 1 3 3. r 1 1 0 0 A en r. 60.— 80.— Fonſerven Seaün 11, 20. b Nac. Mit. 10770 1030 Nöeder, Gebr. L. 47 58 f 8% b Ke.] 92—.0 alte Maschinen 24.50 36,— Seldſemde Kb. 3 8 Bent e Kehl ass as neu... 1449 178,6 geuraßlee.. 2988 28 ö „ Hyp digt. 18.— 78, 5 i———.— Baſt Nürnberg. 184,0 164.0 Rütgerswerke. 48,90 44, 6¼% do. Com. I 72.— 11,25 Bayer Motorenw 64,35 64,75 Gritzner Maſch. 28,80 50 olgpho 49.25 49 65 Au.. 435 46, Leopoldgruße.. 30.80 39— Biſch. Be. u. Disc. 75, ö Pfülg. Mühlen.— 75.— Srem.⸗Beſig. Hel 78,.— 78, 60% P. Bd. Pfdb. 19 88.75 84.50 Bayr. Spiegelglas 36.50 36.— Hebr. Proßmenn—— 5 Phöntg Bez dau 88. 34.65 Aug. left. Geſ. 20. 7s 30.85 Wanne 62.75 62.80 Durlacher Hof.. 45,.— 48,.— Poril. em. Held. 46.— 46.— Brown Boveri„ 20,35 30.— 1 Jans 18˙50 95 05—*— 0 11 8 0. 3 Fb 5 85 5. Kennfeld 5. 48.— 44,.— e 0— 15 Masche 18 0 25.— 7 7 ö 3.— 28. 8 t Heidelbg.— g. 85 5 ö a ergmann Elekt. 21. r— Rheinfelden sera— 92.25 5 W. 88, 5 aſchinenbau⸗— 5 Je ges.. 80— Kt, een-. 84.— 6 Sn eas 87e. Selina Wei 28 Se e„VCC e Abe Gene 20 1678 5 W. benberg. 88 78 88. n 92 05 1 Storch. 57.— 60,— Hildebr.⸗Rheinm.—.—— Chemische Albert 36,.— 37. b 5. 30 Oeſt.„ Bert. Karls. Ind. 55,— 5 in Chamoite—— geſellſcha 1 Ai Eichbe un Derger 45.— 48— Lidd. Jute. 180 1280 Sede. e e 1460 Stb. Zucter.. 145 1450 fe genen.— 0 ner Macs. 7 i Falleſge Masch.. 175 Nbelr. Seltealk. 6780 645 Jan Heeres, zac 342 Mensen,. 17 Kleinlein Hdlbg.—.— 30,— Salzw. Heilbronn 1290 179.0 Tricot. Beſighei 5%„ Kronen 8 17585.90 Hraunk. u. Brikett 146,7 148.0 Kele ene den de. erlin⸗Karlsr. J 34.80 8365— JTTCVCVVTTTTCCCCCCCCCJV Mad. Aſſekuranz, 28,.— 28.— Way reitag.— 8, 2„... 108, 1 Lief.„ 67, 700„ r Been e Delf.—.— 1 n 5 27.— Abeinl⸗W. ak! 48.— 43 8 Wen.— 5 stein 4 Kopp 40. 5 Mannd. Verſich. 20.— 20.— Zellſtoff Waldhof 48,— 45,50 Dt. Giſen handel.. 2075 Per. Chem. Ind. 1 Luütkt. Ad. Anl..90.90 Premer Vulkan 5975 57.— Harkort Sts Pr..— Rofiger Zucker 3185 50.2 5 oll⸗tä. 195,0 135.0 Phönic Bergbau 38.— 8488 Frankfurter Börse CCCJJJJJVVVCVCCCCCCCCCCCC(CC(C It. Ameleum.. 460 40.50 Ger. gelſt. Berlin 58 3,78 4%. mf un e 470 Vaderue Elſenw. 405 450 Se eic une e teres. a8 48 75 Tommtotg waßer 2058 2489(f inte 78 Festverzinsliche Werte Bank-Aktien Dt. Berlag... 71,— 71. Bog 29885 St. e 4% Zool. 1011.0.20. Sb nsn Comp Hiſpand, 1415 148,5 1 F e 72.15 78.— D. Wertb.(Sold)—.— 94.50 Allg. D. Credit 81,80 61.30 Dresd. Schnellpr. 25.— 26.— Voigt& Häffner 89.—. 400 Fr„Los 11.25 11.25 Charlott. Waſſer 825725 97.50 Hilpert Masch. 4, Sachſenwerk.. 34. 35.— TCont Gümmi⸗ W. 119.7 116,0 Ng.⸗Weſtf. Elektr. 98,25 81.68 ö 6% Reichsanl.. 77. 77. Hadiſche Bank, 89.28 e 2 5 50 Volth. Seil. u. K.—.— 18. 4 0, Sede 5 5 83 120.0 indri 3& Auff. 7273— Salzdetfurth 1120 171.5 Sontinentalegin. 39,.— 38,75 Rütgerswerke„, 43.85 48,85 20 99,28 93 1 0 0 e 5„„ Ehem. Heyden— Hi 13.— Sarotti„ 5 2 eee, der de Farne dane. i 4 fettig 808 3,48 4% kü, Getde:. de Cbem aer. 7 15 bern Leeder 88. Schl. El. n Js 1070 106 9 Dauner Seng. 1888 1880 Salſdegſuntg man 17e 22155 50 D. Scha a 8 1—.— 78.50 Cl, Stcht u. Kraft 98,50 88.50 W. Wolff d 4%„ Kronenr. 0,30.95 Chem. Albert 37.25 88,15 Hoesch Eſſen 8 5855 Hugo Schneider 8280 82 25 Deutſch. Allant., 109.5 108.5 Schleſ.Bergb. u. 8. 7085 288 JVVJJJWJV%%%% ↄTTJJ//% ꝓ'.]7 5 1 1— 2 2. N 8„ 210 2 5 N 1 0. J 1 9 5 5 10 jVVVVVVVVVVJVVVVVVV%%// ͤ ⁵(—%%éqꝙ mmm f ĩ ĩ 8 3 U aſch. 10,—— 5 ö 3 onti⸗Gummi 8 ö 5 Schul—*. eutſche Linol.. 42.— 41.50 Schulth.⸗Patzeng. 0 Abe Heweldg 28 6580 5e 80 Denise disco N. 28.— Ellinger Epiün. r 58.— ufa(Freiverr):—— 60.—* 4 ent Arete 8 80 e 5 8 5 Torte un on 10 2 She 140 3805 igsh.„ 8 91 67 1 t 5——„ f. Jet rw. 49, 5 1 e 5 9 Unton.⸗ 5 töhr, a 2 g 8% Mön Gr. 2%. 8 2 e e N F Coles. 96— 96 0 1 5 0 e S485 0 u. 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Arinerek. 11 70.50 Dürkedwerke: D Aan e 8 Ttenssadis. 1408 140 5 Goldschmidt Tb. 8285 38,5 Zelkſtoff Weisser adens 4, „ Danfwerk. Fuſſen 38.80 88, Fall Westeregeln 119.7 119.0 Barmer Baßkver.——.. DuſſeldorfEiſend.— 7 Kylthttuſer Hünt.— 36.— Paziner Fapier 21.2 2125 Hamdg. Elek. 5 a 15 e 55 515 Südd. Boden.⸗C. 75.— 7550 Hilpert Armatur. 45,— 48.75 Klöckner... 49.— 46— Berl. Handelsgef. 89.— 90.50 Donamit Truſt 49.— 49 ö V Chem. Charlott—— 48. Harpen. 1 15 1 5 Ban ebe e 82.65 62.50 FF3)). p»))))... 955 CCC W— 19 Pöl. 60,78 8175 Mansfelder.. 4308 7450 Darmſt u dige 103 0 1930 b Une: N 50 Holzmann Ph.. 60.85 61.50 A. G fel 5 95 0 9 gie g 8 en e Suan dee JJV borelbarlebsget. 52.— 8880 Argen eile. 0 i nh. Verſ.⸗G.—.— 20.— tavi⸗ 18 eut i 78.— 18, 8.— 88.— B. 4%— 3 a 5 4 be de d di 5': n. 8% Rh. Hop..9 85.— Transport Aktien 9 20.50 bein Praunkogl. 70 Dresdner Bank. 6 Engelhardt.. 97. 97. Ldenſched W. Ber. Stahlwerke. 365 Genuß D. Reichsbahn B. 9 0 6%„„19.11 apa„„ Karſtadt Ruud. Rheinſtah tk— Meininger Hypbk. Enzinger Union 5 V. Stahl. v. d. Zyp. br, Junghans S 7 12.13 0 e 18 Sr eiten 8 Aa 7 5 Deſterr. Creditbk. u Berger Kante A.—— 5 0 5 Lene . dd. loyd... 18. orr Heilbrunn 1 Reichsbank.. annesma g 9 5 ch. 28. 6%% Rhein. Lig. Schanfun Giſens 32.— Konſerven Braun B u. Laurahütte lang Alg... 200.0 198. Se 3 Mansfelder 25.— E Werke 48 ordeulſch. Se. 450 4% Südbo. Lig. Südd Eiſenbahn 85, Kraus& Go. Lock, 92 Ver. Stahlwerke Allianz Leben„170.0 170,5„Unt 44, Labmever E Co. Otavi Minen 9 arbenind. J. G. Maſch geſchäftslos. eee. effektiwe Ware hat die Kaufluſt nachgelaſſen, jedoch werden f Preisrückgänge durch den geringen Umfang des Offerten⸗ ö 1 materials vermieden. Gerſte ruhig, aber ſtetig. 5 N Amtlich notierten: Märk. Weizen 188—190; öto. Mecklenb. 198 cif Blu. bez., ruhig; Roggen 155—157 ruhig; 5 Braugerſte 165—175 ſtetig; Futter⸗ und Induſtriegerſte 188 5 bis 164 ſtetig; Hafer 115—120 ruhig; Weizenmehl 28,25 bis ö 1 26,25 ſtetig; Roggenmehl 19,60—21,80 ſtetig; Weizenkleie 8,80—9,20 ſtetig; Roggenkleie 8,70—9 ſtetig; allgemeine Stimmung ſehr ruhig; Viktorigerbſen 21—26; kleine J Speiſeerbſen 20-22; Futtererbſen 19—15; Peluſchken 13,50 bis 14,50; Ackerbohnen 13,50 15,50; Wicken 14—18; Lu⸗ 5 pinen blaue—10; ödto. gelbe 11,75—13; Seradella 1824: 9 Leinkuchen 10; Erdnußkuchen 10,40? Erdnußkuchenmehl 4 10,60; Trockenſchnitzel 8,90; Extrohiertes Soyabohnenſchrot 13 ab Hamburg 9,60; dto. ab Stettin 10,10; Kartoffelflocken 15 13,20.— Handelsrichtliche Lieferungsgeſchäfte: Weizen per Dezbr. 203203; März 207 206,75; Mai 210.209,50; Nog⸗ gen per Dezbr. 166,50—163; März 168,50—168; Mai 170,75 bis 170,50; Hafer per Dezbr.—; März 126,50—127,50; Mai 120129. i * Rotterdamer Getreidekurſe vom 31. Dezbr.(Eig. Tel.) Schluß: Weizen(in Hfl. per 100 Kg.) Jan. 3,92 März 3,85 Mai 3,87%; Juli 3,92%— Mais(in Hl. per Laſt 2000 Kg.) Jun. 62; März 6494; Mai 65; Juli 66. * Liverpooler Getreidekurſe vom 31. Dezbr.(Eig. Tel.)„ Weizen(100 lb.) Alter Kontrakt, Anfang: 4 Tendenz ruhig; Dezbr.—(4,8%): März 4,5(4,58).— 5 Schluß: Tendenz feſt; Dezbr.—(4,8); März 4,6 2 (4,56). Neuer Kontrakt, Anfang: Tendenz 3 ruhig; März 4,84(4,896); Mai 494(4,906).— Schluß: Tendenz feſt; März 4,0%(4,886) Mai 4,10%(4,973). 1 * Magdeburger Zucker⸗, Bremer und Liverpooler N Baumwollbörſe waren heute geſchloſſen. 1 Berliner Metall⸗Notierungen vom 31. Dezbr.(Eig. 1 Tel.) Freiverkehr: Elektrolytkupfer(wirebars) prompt 8, f für 100 Kg.? Räfftnädekupfer toes 4249 nom. Stondardkupfer loco 3899 nom. Standard⸗Blei per Dezbr. 14,50—15,50 nom.; Banka⸗, Stroits⸗, Auſtral⸗ zinn 216. * Wieslocher Schweinemarkt vom 31. Dezbr. Der geſtrige Schweinemarkt war befahren mit 96 Milchſchweinen und 6 Läufern. Häufigſter Preis pro Paar Milchſchweine 24, niedrigſter Preis 14, höchſter Preis 26. Verkauft wur⸗ den 75 Stück und 1 Paar Läufer zu 64 l. Großhandelsindex. O Berlin, 91. Dezbr.(Eig. Tel.) Die vom Stat. Reichs⸗ amt für 28. Dezember berechnete Inderziffer des Groß⸗ handelspreiſes iſt mit 91,6 gegenüber der Vorwoche(92,4) um 0,9 v. H. geſunken. Von den Hauptgruppen 1 haben ſich die Agrarſtoffe infolge zum Teil ſaiſon ß mäßig bedingter Preisrückgänge für Schlachtvieh, Butter und Eier von 84,5 auf 82,4 oder um 2,5 v. H. geſenkt. Die* Indexziffer für induſtriells Rohſtoffe und Halb⸗ 8 waren ſtellt ſich auf 87,2(minus 0,2 v..) und für in⸗ 5 duſtrielle Fertigwaren auf 113,4(minus%, v.), 1 * Strickwarenfabrik Ach, Ulm. Das mit 50 000. At f