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Abend⸗Ausgabe Donnerstag, 22. Juni 1933 juſſolinis Vorſtoß an der Donau 144. Jahrgang— Nr. 28 Wiederherſtellung der Anion zwiſchen Oeſterreich und ungarn?— Verhandlungen in Paris— Scharfer Widerſtand der Kleinen Entente Beneſch bei Paul-Vontour Drahtung unſeres Pariſer Vertreters Paris, 22. Juni. Heute vormittag haben im franzöſiſchen Außen⸗ miniſterium wichtige diplomatiſche Beſprechungen Aber die zentraleuropäiſchen Verhältniſſe begonnen. Außenminiſter Paul⸗Bonc our empfing den ſüd⸗ flawiſchen Außenminiſter Jeſt icz und wird heute nachmittag den tſchechiſchen Außenminiſter Beneſch, der aus London hier eingetroffen iſt, ſowie den ita⸗ lieniſchen Unterſtaatsſekretär für Auswärtiges, Su⸗ vich, empfangen. Nach einer aus gut unterrichteten Kreiſen ſtammenden Information wird über den Plan eines öſterreichiſch⸗ungariſchen Zuſammenſchluſſes geſprochen, der von Muſ⸗ ſolini ſtammt und ſowohl in England als auch in ge⸗ wiſſen franzöſiſchen Kreiſen eine günſtige Beurteilung gefunden hat. Von den Außenminiſtern der Kleinen Entente wurde bereits von London aus dem franzö⸗ ſiſchen Außenminiſter eine Erklärung übermittelt, daß ein öſterreichiſch⸗ungariſcher Block ebenſo ſchädlich wäre wie ein Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland. Der franzöſiſche Standpunkt iſt, daß es ſich um eine feſtere Bindung der Donauſtaaten auf wirtſchaft⸗ lichem, nicht aber auf politiſchem Gebiet handelt. Ueber die italieniſchen Bemühungen um eine öſter⸗ reichiſch⸗ungariſche Union ſchreibt der öffizibſe„Pe⸗ tit Pariſi en“, daß Muſſolini bei den inter⸗ eſſierten Großmächten im Rahmen des Viermächte⸗ paktes Verhandlungen über die Möglichkeit eines engen Zuſammenſchluſſes zwiſchen Oeſterreich und Ungarn eingeleitet habe.„Der erſte Eindruck, den Wir erkennen können, geht dahin— ſo ſchreibt das Blatt— daß die Kleine Entente gegen den Vor⸗ ſchlag Muſſolinis einen ernſten Einſpruch erheben wird. Die Kleine Entente iſt politiſch und wirtſchaft⸗ lich ein Block und würde in der Errichutng eines öſterreichiſch⸗ungariſchen Staatenbundes ein Syſtem ſehen, das ihre Stellung ſtark beeinträchtigen könnte“. Da Prag, Bukareſt und Belgrad den Vorſchlag Muſſo⸗ linis zurückweiſen, würden ſich die Verhandlungen über den Vorſchlag Muſſolinis im Kreiſe der vier Großmächte ſehr ſchwierig geſtalten. Beneſch hat übrigens bereits den franzöſiſchen Außen miniſter Paul⸗Boucour wegen dieſer Verhandlungen in dem 1Generalſtabsblatt„Echo de Paris“ ſcharf angreifen laſſen. Rückkehr der Habsburger? Drahtbericht unſ. Londoner Vertreters § London, 22. Juni. Es verlantet an maßgebender engliſcher Stelle, daß die italieniſche Regierung einen Vorſchlag für einen Zuſammenſchluß Oeſterreichs mit ungarn gemacht habe. Der Gedanke ſei zu⸗ nächſt mit dem franzöſiſchen Botſchafter in Rom, de Jbuvenel, erörtert worden. Die franzöſiſche Re⸗ gierung habe die grundſätzliche Erörterung des Vor⸗ ſchlags nicht abgelehnt, zögere aber mit ihrer Zuſtimmung angeſichts des entſchiedenen Widerſtan⸗ des der Kleinen Entente gegen den Zuſammenſchluß »in der von Italien vorgeſchlagenen Form.“ Trotz der vorſichtigen halboffiziellen Mitteilung wiſſen die engliſchen Blätter viele Einzelheiten hin⸗ zuzufügen. So ſchreibt der diplomatiſche Korreſpou⸗ dent des„Daily Telegraph“, der von franzbſi⸗ ſcher Seite informiert zu ſein pflegt:„Die Kleine Entente iſt ſehr beſorgt, daß Frankreich die ita⸗ lieniſche Politik an der Donau unterſtützen könne. Dieſe Politik laufe auf den öſterreichiſch⸗ungariſchen Zuſammenſchluß hinaus, der letzten Endes wohl die Form einer Wiedexeinſetzung der Habs⸗ burger Monarchie erhalten würde. Frank⸗ reich würde wahrſcheinlich jede Löſung, ſogar die italieniſche, dem öſterreichiſchen Anſchluß an Deutſch⸗ land vorziehen, aber Frankreichs Alliierten würden lieber dem verhaßten Anſchluß zuſtimmen als eine Wiederauferſtehung der Doppelmonarchie dulden, auch wenn dieſe nur in kleinem Umfang ins Leben tritt.“ Der ſozialiſtiſche„Daily Herald“ glaubt ſo⸗ gar, daß der italieniſche Vorſchlag auf eine ſofor⸗ tige Wiederherſtellung der Monarchie in Ungarn und Oeſterreich unter Erzherzog Otto von Habsburg abzielt. Die italieniſche Regierung habe bereits in London, Paris und auch in Berlin angefragt, wie dieſer Vorſchlag aufgenommen werden würde. Die utworten ſeien im großen und ganzen nicht ungün⸗ tig geweſen. Die engliſche Regierung ſtehe dem Gedanken jedenfalls mit Sympathie gegenübe⸗ Das franzöſiſche Kabinett ſei geteilter Meinung und der Einfluß der Kleinen Entente in Paris werde deutlich fühlbar. f Die übereinſtimmenden Mitteilungen der engli⸗ ſchen und franzöſiſchen Blätter laſſen erkennen, daß die Erörterungen über die politiſche Zukunft des Donauraumes nunmehr durch eine italieniſche Ini⸗ ztiative in ein aktives Stadium getreten ſind. Die Gefährliche Krise in London Pfund ſtabiliſierung ohne Amerika Drahtbericht unſ. Londoner Vertreters 8 London, 22. Juni. Die Gegenſätze auf der Weltwirt⸗ ſchafts konferenz verhärten ſich. England ſteht heute dem Gedanken einer Währungs⸗ ſtabtliſierung näher als je. Daß die unvermeidlichen Folgen eines ſolchen Vorgehens handelspolitiſche Ab⸗ wehrmaßnahmen aller Länder mit feſter Währung gegenüber den Vereinigten Staaten wären, gibt man in engliſchen Kreiſen ohne weiteres zu. Die Verſtimmung gegen Amerika geht aber ſo weit, daß auch dieſe Konſequenz nicht mehr undiskutabel er⸗ ſcheint. Wenn nicht der allſeits mit Spannung erwartete Abgeſandte Rooſevelts, Profeſſor Moley, bei ſeinem Eintreffen in London eine Schwenkung der amerikaniſchen Politik ankündigen kann, daun dürfte die Stabiliſierung des Pfundes unabhängig vom Dollar in unmittelbare Nähe gerückt ſein. Dann würde aber die Weltwirtſchaftskonferenz auf ganz andere Bahnen geſchoben, ja vielleicht ſogar überhaupt unhaltbar werden. Gegenüber dieſen inter⸗ nationalen Konflikten hielten ſich die deutſchen Dele⸗ gierten nach wie vor vorſichtig zurück. Den bekann⸗ ten deutſchen Standpunkt gegenüber den Inflationsplänen, die von Amerika ausgehen und auch in England eine Stütze gefunden haben, brachte geſtern im Finanzausſchuß der Konferenz der deutſche Vertreter Dr. Vocke ſehr klar zum Ausdruck. Er wandte ſich gegen künſtliche Ankurbelung der Kauf⸗ kraft durch kreditpolitiſche Maßnahmen und erklärte, daß nach deutſcher Auffaſſung das Schwergewicht des Preisproblems auf wirtſchaftlichem und nicht auf finanzpolitiſchem Gebiet liege. Kommt Rooſevelt zur Konferenz? Geſtern tauchte das Gerücht auf, Präſident Rooſevelt komme perſönlich auf einem amerika⸗ niſchen Kreuzer nach London. Eine Beſtätigung iſt vorerſt nicht zu erwarten, aber man weiß, daß es der amerikaniſchen Regierung in höchſtem Maße un⸗ angenehm iſt, zu ſehen, wie ſie immer ſtärker zu m Sündenbock der Konferenz wird. In Wa⸗ ſhington erklärt man, daß die innere Wirtſchafts⸗ politik Rooſevelts ein nutzbringendes Zuſammen⸗ arbeiten mit den anderen Ländern keineswegs aus⸗ ſchließe. Durch die Politik der Preishebung tue Amerika die erſten praktiſchen Schritte der Weltgeſundung. Der Preis der amerikaniſchen Mitarbeit an inter⸗ nationalen Wirtſchaftsmaßnahmen iſt allerdings die allgemeine Annahme der geld⸗ und kreditpolitiſchen Theorien, die gegenwärtig in Amerika zur Anwen⸗ dung kommen. Auf der amerikaniſchen Grundlage iſt aber keine Einigung zu erwarten. Im Gegenteil, die bisherige Politik Amerikas hat die Konferenz an den Rand des Fiaskos gebrackt. Nur zwei Ereigniſſe können jetzt noch ver⸗ hindern, daß die Konferenz auffliegt und eine Periode des ſofortigen wirtſchaftlichen Nationalismus beginnt. Entweder muß Präſtdent Rooſevelt intervenieren oder die engliſche Regierung muß ſich endgültig ent⸗ ſcheiden, mit den europäiſchen Staaten zu⸗ ſammen einen Währungspakt zu ſchließen. 3 erſtere iſt nicht unmöglich, wird jedoch bisher 125 teich bent el Die Entſcheidung Englands ſcheitert noch an dem Wunſche Macdonalds, die Kon⸗ ferenz, für die er ſich perſönlich ſehr ſtark eingeſetzt hat, auffliegen zu laſſen und an dem Widerſtand des „„%.,ẽ italieniſchen Pläne ſind ſchon lange kein Geheimnis mehr. 1 fühlt ſich als Erbe der Balkaninter⸗ eſſen der alten Donaumonarchie, deren Gegnerſchaft zu Serbien in ſichtlich verſchärfter Form das ge⸗ ſpannte italieniſch⸗ſlaviſche Verhältnis fortſetzt. Wenn Italien von Reviſionen ſpricht, meint es vor allem territoriale Veränderungen an der Küſte und im Hinterland des adriatiſchen Meeres. und ſeine Politik richtete ſich deshalb in den vergangenen Jah⸗ ren immer mehr gegen die Kleine Entente, deren Daſeinszweck gerade die Aufrechterhaltung des gegen⸗ ärtigen Zuſtandes iſt 5 Schon 1 Jahren hat Italien in dem durch den Vertrag von Trianon verſtümmelten Ungarn einen Stützpunkt ſeiner Balkanpolitik, doch hat eine Reihe von Zwiſchenfällen, wie die Angelegenheit von Szent Gotthard im Jahre 1928 und von Hirtenberg Genfer Beleidigungen Drahtbericht unſeres Berliner Büros E Berlin, 22. Juni. Die Vertreter der Reichsregierung auf der Genfer Arbeitskonferenz, Miniſterialdirektor Dr. Engel und Miniſterialdirektor Mansfeld vom Reichs⸗ arbeitsminiſterium, ſind heute früh wieder in Berlin eingetroffen. Miniſterialdtrektor Engel äußerte ſich vor einem Kreis von Preſſevertretern über die Ver⸗ handlungen in Genf und über die Gründe, die zur Abreiſe der deutſchen Vertreter geführt haben. Er hob einleitend noch einmal hervor, daß das Deutſche Reich auf dem Gebiet der Fragen, die diesmal zur Verhandlung ſtanden, wie Arbeitszeit, Invaliden⸗ verſicherung, Schichten und Ruhezeiten in der Tafel⸗ glasfabrikation und ähnliches, ſeit Jahrzehnten führend iſt. Die Abweſenheit Deutſchlands bedeutet daher eine Schädigung für die Konferenz. Schon gleich nach Beginn der Beſprechungen machte ſich eine Animoſität gegen die deutſche Arbeit⸗ nehmergruppe bemerkbar, die ſich auch ſofort in der erſten Sitzung und hernach in anderen Zu⸗ ſammenkünften in einer Reihe von Beleidi⸗ gungen entlud, die bisher auch noch nicht zurück⸗ genommen worden ſind. Wie man ſich erinnern wird, mußten ſich die deutſchen Arbeitnehmervertreter „Kerkermeiſter der deutſchen Arbeiter“ und ähnliche Beſchimpfungen gefallen laſſen. Unſere Delegationsvertreter haben natürlich ſo⸗ fort die Zurücknahme der Beleidigungen durch den Vorſitzenden verlangt, jedoch ohne Erfolg. Es ſind auch bisher keine Vorſchläge von der Gegenſeite ge⸗ macht worden, um in dieſer Angelegenheit zu einer Einigung mit der deutſchen Vertretung zu gelangen. Bei der Gelegenheit ſei bemerkt, daß es ſich natür⸗ lich von ſelbſt verſteht, daß die Genugtuung nur in einer formulierten Erklärung der geſamten Kon⸗ ferenz erfolgen könnte, wie ja auch bekanntlich die deutſche Delegation in ihrer Geſamtheit in einer offiziellen Note gegen die Verunglimpfungen ihrer Vertreter proteſtiert hat. Der Entſchluß, die Genfer Konferenz zu verlaſſen, iſt neben dieſen Beleidigungen auch auf eine Reihe anderer Punkte zurückzuführen. Dazu gehört erſt einmal der bekannte Fall der Veröffentlichung im „Journal des Nations“, wonach Dr. Ley eine Reihe anderer Arbeitnehmervertreter beleidigt haben ſollte. Von Dr. Ley iſt bekanntlich ſofort ein klares und eindeutiges Dementi dieſer Vorwürfe erfolgt, Danach hätte nach internationalem Brauch die An⸗ Deutſchland würde ein Anziehen der Weltpreiſe als natürliche Folge einer Wiederbelebung des Handels, des Vertrauens und des wirtſchaft⸗ lichen Mutes rückhaltlos begrüßen, aber eine künſtliche Ankurbelung bringe die Gefahr neuer Kriſen mit ſich. Die Kreditpolitik der Ver⸗ gangenheit trage einen großen Teil Schuld an der gegenwärtigen Kriſe. Neue Schuldenauf⸗ nahmen könnten die Lage nur verſchlechtern. Das Grundproblem der Weltkriſe ſei die Rentabili⸗ tät des einzelnen Unternehmens, und dieſe Grund⸗ lage könnte unter keinen Umſtänden durch Kredit⸗ expanſion gefährdet werden. Daher könne für Deutſch⸗ land eine Politik des„billigen Geldes“ nur in den engen Grenzen in Frage kommen, die durch die Er⸗ forderniſſe einer geſunden Finanzgebarung gegeben ſeien. Der deutſchen Erklärung waren bereits Reden der Schweizer, der Holländer und der franzöſiſchen De⸗ legation vorausgegangen, die in gleichem Sinne ge⸗ halten waren. Darauf ſchoben die Engländer die bekannte Entſchließung, die auf Kreditexpanſion ab⸗ zielt, vorläufig zurück. Der Antrag hängt jetzt in der Luft. Das Gleiche kann man mit gutem Gewiſſen von der ganzen Konferenz ſagen. Wenn ſich eine Gelegenheit finden ließe, die Konferenz ohne Preſtigeverluſt zu vertagen, würde ſich wohl unter den Delegierten kaum einer finden, der nicht ſofort mit erleichtertem Aufatmen zuſtimmen würde. Aber ſo leicht wird es nicht gehen. Die Konferenz iſt einmal ins Waſſer geworfen worden, und die Dele⸗ gierten müſſen jetzt ſchwimmen oder untergehen. Schatzamtes, dem vor allem an niedrigen Zinsſätzen für den Staatskredit liegt, gegen die Bindung des Pfundes an den Franken. Immerhin ſcheint die engliſche Entſcheidung für den„europäiſchen Stabi⸗ liſterungsblock“ ſchon zu drei Vierteln getroffen zu ſein, wenn es auch dem holländiſchen Delegierten gelegenheit für die Konferenz erledigt ſein müſſen. Colljin bei ſeinem Appell an Macdonald nicht ge⸗ Trotzdem aber wurde in einer Gruppenſitzung der lang, Maedonalds Zuſage für die„experimentelle durch das Dementi bereits erledigte Fall von neuem Stabiliſterung“ zu erhalten. Mit dem Kampf im hervorgezerrt. Schließlich hat man im Gegenſatz zum engliſchen Lager ſteht und fällt jetzt die Zukunft der Weltwirtſchaftskonferenz. Ein deutſcher Vorſchlag Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 22. Juni. »In Berliner politiſchen Kreiſen wird die Si⸗ tuation in London, die zur Zeit außerordent⸗ lich ſtagniert, nicht ohne Sorge betrachtet. Es zeigt ſich jedenfalls, wie berechtigt die Warnungen ſind, die von deutſcher Seite in dieſem Zuſammen⸗ hang wiederholt ausgeſprochen wurden. Man ver⸗ weiſt auch bei der Gelegenheit auf die klare und be⸗ ſtimmte Zielſetzung, die Reichsaußenminiſter von Neurath in ſeinen Ausführungen vor der Konferenz den Arbeiten zu geben verſucht hat. Der erſte Unterausſchuß des Wirtſchaftsausſchuſ⸗ ſes hielt geſtern nachmittag unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters von Hamburg, Krogmann, hin⸗ ter verſchloſſenen Türen ſeine erſte Sitzung ab. Krogmann betonte die Notwendigkeit einer Abſchaf⸗ fung der Einfuhrverbote und Beſchränkungen und beantragte die Annahme zeitlich begrenzter Maß⸗ nahmen für eine gewiſſe Uebergangsperiode. ſonſtigen Brauch verſucht, auf den täglichen Ein⸗ ladungszetteln die Deutſchen gewiſſermaßen als Dele⸗ gierten zweiten Ranges zu behandeln. Es iſt z. B. zu einer Sitzung der Gruppe der Arbeitnehmer ein⸗ geladen worden mit der ausdrücklichen Bemerkung „aber ohne Deutſchlan“. Auf ſchriftlichen Proteſt hin wurde vom Präſidium der Konferenz Ab⸗ hilfe zugeſagt. Das iſt bisher aber nicht geſchehen. Bei dieſer Entwicklung der Situation war die Abreiſe der deutſchen Vertreter der enzig mögliche Ausweg. Miniſterialdirektor Engel wies zum Schluß ſeiner Darlegungen noch einmal darauf hin, daß die Kon⸗ ferenzleitung in der Gegenerklärung, mit der ſie auf die Abreiſe der Deutſchen antwortet, ſich lediglich hinter juriſtiſchen Spitzfindigkeiten zu verſchanzen ſucht und nicht mit einem einzigen Wort auf den Kern der Dinge einzugehen wagte. Die Verhand⸗ lungen in Genf werden ungefähr noch weitere 10 Tage dauern. Ueber die künftige Geſtaltung unſeres Verhältniſſes zum Internationalen Arbeits⸗ amt und den von ihm abhängigen Inſtitutionen läßt ſich im Augenblick noch nichts Näheres ſagen. 70 900 Lanoͤhelfer Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 22. Juni. Die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung ver⸗ mittelt ſeit Ende März, wie man ſich erinnern wird, die Verſchickung jugendlicher Er werbs⸗ loſer aus den Städten auf das flache Land, wo ſie bei Bauern als ſogenannte Landhelſer untergebracht werden. Die Landhelfer kommen nur für Beſitz unter 40 Hektar in Frage. Bis jetzt ſind, wie wir hören, rund 70 000 Landhelfer von der Reichsanſtalt vermittelt worden. Dieſes Ergeb⸗ nis iſt umſo höher zu werten, als keine anderen Kräfte entlaſſen oder ſonſt etwa nötige Hilfskräfte wegen der Landhelfer nicht eingeſtellt werden. Bei den weiblichen Kräften überſteigt ſogar zur Zeit die Nachfrage das Angebot, ſo daß weibliche Er⸗ werbsloſe aus den Städten vorderhand noch leicht als Landhelferinnen unterkommen. im Frühjahr 1933 gezeigt, wie behindert Italien durch die räumliche Trennung von Ungarn iſt. Der Weg nach Ungarn und überhaupt zu einer ak⸗ tiven Politik auf dem nördlichen Balkan führt über Oeſter reich. Die Wiederherſtellung einer engen Union zwiſchen den Kernlanden der alten Donau⸗ monarchie, die eine ſtarke Anziehungskraft nach Sü⸗ den ausüben würde, iſt daher das italieniſche Ziel, das mit der olitik Frankreichs und noch mehr mit derjenigen der Kleinen Entente in Wider⸗ ſpruch ſteht. Man muß abwarten, wieweit Frank⸗ reich, das neuerdings auf ein gutes Verhältnis zu⸗ Italien beſonderes Gewicht legt, den italieniſchen Wünſchen entgegenkommen wird, die es als verkapp⸗ ten Anſchluß betrachtet, zugleich aber auch als ein Mittel zur Verhinderung des eigentliches Anſchluſſes. 2. Seite/ Nummer 281 Neue Mannheimer Zeitung Abend⸗Ausgabe Die Tarifpolitik der Treuhänder Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 22. Juni. Gutem Vernehmen nach werden die Treu hän⸗ der der Arbeit ſich in etwa 14 Tagen wieder zu einer Konferenz zuſammenfinden, um die bis dahin von ihnen angeſtellten Erfahrungen gemeinſam zu beraten. Den Treuhändern bleibt inzwiſchen zur Entwicklung ihrer Geſchäftsbereiche alle Selbſtändig⸗ keit überlaſſen. In der kommenden Konferenz, bei der die Amtswalter des Reichsarbeitsminiſteriums zugegen ſein werden, wird dann entſchieden, ob noch weitere Durchführungsbeſtimmungen zum Treuhän⸗ dergeſetz notwendig ſind. Im übrigen iſt deutlich ſichtbar, daß die Treuhänder nach Möglichkeit auf eine Verlängerung der ablaufenden Tarifverträge hinarbeiten werden und daß eine Senkung des Lohnniveaus nicht beabſichtigt iſt. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, ent⸗ behren die Gerüchte über eine in nächſter Zeit angeb⸗ lich bevorſtehende Auflöſung der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung feder Grundlage. Ueber die künftige Geſtal⸗ tung der Arbeitsloſenhilfe in ſachlicher und organi⸗ ſatoriſcher Beziehung hat die Reichsregierung noch keinerlei Entſchließungen gefaßt. Die Polizeiaktion in Bayern Meldung des Wolff⸗Büros — München, 22. Juni. Die bayertſche politiſche Polizei hat geſtern vor⸗ mittag mit Genehmigung des Landtagspräſidenten Efſer im Landtagsgebäude eine Durch⸗ ſuchung der Zimmer der Abgeordneten der Baye⸗ riſchen Volkspartei vorgenommen. Das vorgefundene Material wurde ſichergeſtellt. Der Aelteſtenrat des Bayeriſchen Landtages trat zu einer kurzen Sitzung zuſammen, in der Landtags⸗ präſtdent Eſſer den Parteien Mitteilung gab über die im Miniſterrat beſchloſſenen Einſparungsmaßnahmen, ſoweit ſtie den Landtag betreffen, und die geplante Herabſetzung der Koſten der Landtagsverſammlun⸗ gen, insbeſondere der Diäten und Aufwandsentſchädi⸗ gungen. Außerdem teilte der Präſident mit, daß die Regie⸗ rung Anfang Juli, vorausſichtlich am 3. Ju li, den Landtag zuſammenberufen werde, um ihm die endgültige Abgleichung des Haushalts vorzu⸗ legen. Auf eine Anfrage des Abg. Müller der Bayeri⸗ ſchen Volkspartei wegen der Durchſuchung der Räume der Abgeordneten der Bayeriſchen Volkspartei durch die politiſche Polizei erklärte Landtagspräſident Eſſer, daß er die Genehmigung zur Durchſuchung er⸗ teilt habe, weil der Verdacht beſtanden habe, daß eine ganze Reihe von Nachrichten, die zur Zeit auf dem flachen Lande mit der ausgeſprochenen Abſicht, das Anſehen der Regierung zu ſchädigen, ausgeſtreut wer⸗ den, aus den Kreiſen der Landtagsfraktion der Bayeriſchen Volkspartei gekommen ſeien. Die Sicher⸗ ſtellung und Prüfung des Materials in den Zimmern der Abgeordneten der Bayeriſchen Volkspartei würde nach der Richtung hin eine Klarſtellung bringen, die von allen Seiten nur erwünſcht ſein kann. Ein drittes Todesopfer Meldung des Wolff⸗ Büros — Berlin, 22. Juni. Zu der Schießerei in Kö⸗ penick erfahren wir, daß der SaA⸗Mann Robert Gleuel an den Folgen ſeiner ſchweren Verletzung heute früh im Krankenhaus geſtorben iſt. Auch der Zuſtand des ſchwerverletzten SA⸗Mannes Klein iſt hoffnungslos. Aus Eiferſucht erſchoſſen — Oranienburg, 22. Juni. Ein Mann namens Liebetreu ſtreckte geſtern um Mitternacht aus Etferſucht den Liebhaber ſeiner Frau mit zwei Re⸗ volverſchüſſen nieder. Die kirchlichen Jugendverbände Erklärungen der Fuldaer Biſchofs-Konferenz und der Evangeliſchen Jugend Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 22. Juni. Die„Germania“ veröffentlicht heute den Be⸗ ſchluß der Fuldaer Biſchofs konferenz vom 31. Mai zur Frage der katholiſchen Jugendverbände, worin der Episkopat den Willen begrüßt, die Jugend der Nation innerlich zu einen, ſie zu echtem deutſchen Volkstum zu erziehen und für den opferbereiten Dienſt am Staat vorzubereiten. Die Kirche werde an dieſer nationalen Aufgabe mit dem Einſatz ihrer beſonderen Kraft jederzeit mitarbeiten. Die Ent⸗ ſchließung fährt dann fort: eine Staatsauffaſſung, nach der die geſamte Jugend ausſchließlich vom Staat erfaßt und erzogen werden ſoll, innerhalb und außer⸗ halb der Schule in interkonfeſſioneller Ge⸗ meinſchaft und eigener weltanſchaulicher Prä⸗ gung lehnt die Kirche als mit dem kirchlichen Leben unvereinbar ab. Da die jetzige Staatsregierung der Kirche die Frei⸗ heit der Entwicklung und der Erfüllung ihrer Auf⸗ gaben zuſagte, darf erwartet werden, daß den kat h o⸗ liſchen Jugendorganiſationen als na⸗ tionalen Jugendverbänden die Lebens ⸗ möglichkeit und die Freiheit der Betätigung er⸗ halten bleibt. Die Zuſage an die Jugenoverbände Meldung des Wolffbüros — Kaſſel, 22. Juni. Reichswart Dr. Stange hat als Führer der ge⸗ ſamten Evangeliſchen Jugend Deutſchlands dem Bevollmächtigten des Reichskanzlers, Wehrkreis⸗ pfarrer Müller, den wärmſten Dank darüber ausge⸗ ſprochen, daß er durch eine bindende Zuſage des neuen Reichs⸗ jugendfüührers Baldur von Schirach die Weiter⸗ arbeit der evangeliſchen Jugendverbände ſichergeſtellt hat. Dadurch ſind die Vereinbarungen zwiſchen der Führung der evangeliſchen Jugendverbände und dem Reichsjugendführer erneut beſtätigt und gegenteilige Vorgänge der letzten Tage als Mißverſtändniſſe klar⸗ geſtellt worden. Eine Internationale der Hetze Drahtbericht unſeres Berliner Büros Berlin, 22. Juni. Nachdem erſt an Hand der in Prag erſcheinen⸗ den marxiſtiſchen Zeitung„Soztialdemokra:“ nachgewieſen werden konnte, daß in der tſchechiſchen Hauptſtadt eine Propagandazentrale beſteht, die ihre Meldungen gegen das nationale Deutſchland in alle Welt zu verbreiten ſucht, erſcheint es angebracht, einmal des näheren die im Ausland befindlichen deutſchen Sozialdemokraten unter die Lupe zu neh⸗ men. Dann zeigt ſich nämlich, daß ſich dieſe nicht nur in Prag einen Unterſchlupf eingerichtet haben, ſondern ſozuſagen über Europa verſtreut ſind, ſicher nicht ohne eine Fühlung untereinander. Einige Anhaltspunkte dafür hatte man bisher ſchon. Nunmehr macht der„Deutſchenſpiegel“ folgende konkreten Angaben über die neue merkwür⸗ dige Internationale der ins Ausland geflohenen deutſchen Sozialdemokraten: Nach einer vertraulichen Mitteilung aus Prag ſind die Rollen der ſozialdemo⸗ kratiſchen Parteiführer zur Zeit wie folgt verteilt: Der frühere Chefredakteur des„Vorwärts“ Friedrich Stampfer bleibt in Prag, um eine Wochenzeitung erſcheinen zu laſſen. Otto Braun und Wels ſind nach Saarbrücken übergeſiedelt, um das Propaganda⸗ netz um Deutſchland enger zu ziehen. Von hier aus ſollen die Anleitungen nach London(Viktor Schiff), Amſterdam(Kuttner), Brüſſel(Landsberg), Paris (Dr. Breitſcheid), Zürich(Grzeſinſkiß und nach Wien (Dr. Hilferding) gehen. In der Schweiz arbeitet neben Grzeſinſki der frühere Staatsſekretär Dr. Weismann. Anfang März des Jahres, unmittelbar vor der entſcheidenden Reichstagswahl, ſollen tſchechiſche Funktionäre der 2. Internationale in Berlin mit Otto Braun über die Sicherſtellung der ſozial⸗ demokratiſchen Partei⸗ und Gewerkſchaftsgelder— in Prag— verhandelt haben. Wie konnte der Transport, ohne aufgehalten zu werden, durch⸗ geführt werden? Jenſeits der Grenze wird der frü⸗ here Polizeioberſt Heimannsberg als Täter bezeichnet, der die tſchechoſlowakiſche Grenze mit ſei⸗ nem Kraftwagen und mit großem Gepäck paſſiert haben ſoll, da er über einen ordnungsmäßig aus⸗ geſtellten Paß verfügte und„in Anbetracht ſeiner hohen Stellung“ kein Verſtoß gegen Deviſenbeſtim⸗ mungen angenommen wurde. Die vaterländiſche Front“ des Herrn Dollfuß Telegraphiſche Meldung * Wien, 22. Juni. Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dollfuß hat jetzt in ſeinem„Freiheitskampf“ gegen die National- ſozialiſten eine Verſtärkung erhalten, um die ihn wirklich niemand beneidet: Die ſozialdemo⸗ kratiſchen Organiſationen der Gendar⸗ merie, Polizei und Zollbeamten ſind korporativ der „Vaterländiſchen Front“ des Herrn Dollfuß bei⸗ getreten. Der Führer dieſer marxiſtiſchen Organi⸗ ſation bezeichnete es als durchaus verſtändlich, wenn die Marxiſten der vaterländiſchen Front beitreten, um die Republik im Kampf gegen die Nationalſozia⸗ liſten zu unterſtützen. Mit dieſer Aktion iſt aber auch deutlich der enge Zuſammenhang zwiſchen Ehriſtlich⸗Sozialen und Marxiſten ge⸗ kennzeichnet, der bisher von Herrn Dollfuß ſo ſtrikte abgeſtritten wurde. Aber auch von anderer Seite erhält Herr Dollfuß Zuzug. Die vattikaniſche Zeitung„Oſſervatore Romans“ beſchäftigt ſich mit der öſterreichiſchen Frage in einer Art und Weiſe, die Deutſchland in keiner Weiſe gerecht wird. Das Blatt behauptet, daß die Sympathien des Auslandes völlig bei Dollfuß ſeien, daß das Verbot der NSDAP Oeſterreich im Innern befriedet habe, daß Dollfuß durch keine Re⸗ preſſalien ſich habe einſchüchtern kaſſen in ſeinem Kampf für die Unabhängigkeit Oeſterreichs. Was das vatikaniſche Blatt zu ſeiner Stellungnahme ver⸗ anlaßte, iſt nicht erfindlich, umſo weniger, als das Blatt trotz der amtlichen deutſchen Erklärung, daß das Reich ſich nicht in die inneren Angelegenheiten Oeſterreichs miſche, einen Zuſammenhang zwiſchen den inneröſterreichiſchen Auseinanderſetzungen und dem deutſch⸗öſterreichiſchen Konflikt herzuſtellen ver⸗ ſucht. Wegen ſtaatsfeindlicher Tätigkeit verhaftet — Düſſeldorf, 22. Juni. In Büdorich wurde geſtern der katholiſche Kaplan Droßler von der Po⸗ lizei in Haft genommen und in das Gerichtsgefängnis eingeliefert. Er ſteht im Verdacht, ſich ſtaatsfeindlich betätigt zu haben. onnerstag, 22. Juni 1933 — Vorkrag über Dr. Goebbels Drahtbericht unſeres Berliner Büro Berlin, 22. Juni. Auf einem der erſten Vortragsabende des neuge⸗ gründeten Zeitungswiſſenſchaftlichen Vereins zeſch⸗ nete Wilfried Bade, Referent im Propaganda⸗ miniſterium, ein Lebensbild von Dr. Goeh⸗ bels, den er„den größten Propagandiſten der deut⸗ ſchen Idee“ nannte. Das Geheimnis ſeines Erfolges liegt, ſo erläuterte Bade, in den Taten, nicht in theoretiſchen Ueberlegungn. Der Vortragende führte ſeine Zuhörer über die Jugendjahre des Miniſters hinweg nach Bonn, nach Heidelberg, in die Tage, da Goebbels ſtudierte und weiter zu dem Leben des Mannes, der in München Hitler kennen lernte, der im Ruhrkampf ſtand und immer feſter hineinwuchs in die nationalſozialiſtiſche Bewegung. Dann zeigte Bade, wie Dr. Goebbels, 1926 von Hitler zum Ber⸗ liner Gauleiter berufen, die Reichs hauptſtadt dem Nationalſozialismus gewann. In dieſer Zeit entwickelte Dr. Goebbels ſeine un⸗ erhöhte Propagandakunſt, Konzentration aller Mit⸗ tel auf einen Angriffspunkt, tägliche Beſchäftigung der Maſſen, wirkungsvolles Verſammlungszere⸗ moniell und Einſatz aller techniſchen Hilfsmittel. „Der Marſch der SA durch das Brandenburger Tor war die Krönung auch ſeines Werkes“. Den größten Triumph aber, ſo erklärte Bade, erlebte der Menſch Goebbels vor wenigen Tagen, als der ſozialdemo⸗ kratiſche Arbeiterdichter Max Barthel an einen ge⸗ flüchteten Genoſſen einen Brief ſchrieb, in dem er unter ausdrücklicher Berufung auf die Perſönlichkeit Goebbels ſeine Bereitwilligkeit verkündete, am deut⸗ ſchen Schickſal mitzuarbeiten, das hier und nicht in der Emigration entſchieden werde. Zum Schluß zeigte der Redner die außerordentlichen organiſatoriſchen Fähigkeiten des Propagandaminiſters. Neuer Mazedoniermord in Sofi Meldung des Wolffbüros — Sofia, 22. Juni. Eine neue mazedoniſche Bluttat wurde hier ver⸗ übt, die allgemeine Empörung der Bevöl⸗ kerung auslöſt. Ein Mazedonier aus dem Michai⸗ les⸗Lager überfiel im Kaffeehaus Splendid den Kaufmann Walkow, der mit den mazedoniſchen Auseinanderſetzungen nie etwas zu tun gehabt hat, und ſtreckte ihn durch mehrere Kopfſchüſſe nieder. Der Mörder konnte gefaßt werden. Bei ſeinem Verhör ſtellte ſich heraus, daß er ſich in der Perſon des Ermordeten geirrt und anſtatt eines Proto⸗ geroviſten den vollſtändig unſchuldigen Walkom ge⸗ tötet hat. 1 Unter dem Eindruck dieſes neuen Verbrechens ha die Regierung im Parlament ein Geſetz gegen politiſche Morde vorgelegt, das Todesſtrafe nicht nur für die ausführenden Täter, ſondern auch für die geiſtigen Urheber der Mordtaten vor⸗ ſieht.. In Kürze In München fand geſtern eine große Kund⸗ gebung der Beamten⸗ und Arbeiterſchaft, an der über 20000 Menſchen teilnahmen, vor dem Innenminiſter Wagner ſtatt.. Dr. v. Renteln wurde heute zum Präſidenten des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages wieder⸗ gewählt. Der franzöſiſche Botſchafter in Rom, Jou venel, wird Rom verlaſſen. Zu ſeinem Nachfolger iſt der frühere römiſche Botſchafter Besnard auserſehen. Der frühere Polizeipräſident Zörrgiebel war vor einiger Zeit zu einer Vernehmung vorüber⸗ gehend feſtgenommen worden, wurde jedoch nach 24 Stunden wieder auf freien Fuß geſetzt. Fünf Todesopfer einer Granatenexploſion — Paris, 22. Juni. Nach Tunis ſind bei dem Verſuch der Entladung einer von einem Eingeborenen gefundenen Granate, die plötzlich explodierte, fünf Mitglieder der Familie des Eingeborenen getötet worden. Mannheimer Künſtler stellen aus Die Kunſthalle Mannheim hat ihre Pfor⸗ ten wieder geöffnet. Neben der ſtändigen Ausſtellung badiſcher Künſtler der Kunſthalle wurden der Haupt⸗ und hintere Nebenſaal der Ortsgruppe Mannheim des Reichsverbandes bildender Künſtler für eine Sonderſchau überlaſſen. Die Ausſtellung ſoll und will die Bilanz ziehen, ſie will den Standplatz feſt⸗ legen, auf dem ſich unſer heimiſches Schaffen jetzt befindet, und will neben der materiellen Seite, neben der Ermunterung der ſchaffenden Künſtler helfen den Weg zu finden, der für das Kunſtſchaffen in die Zukunft weiſt, der den Künſtler mit ſeinem Schaffen einfügt in die Gemeinſchaft des Volkes. Die Jury aus eigenen Reihen hatte es nicht leicht, unter den eingeſandten tauſend Arbeiten von 52 berufenen und unberufenen Künſtlern die Aus⸗ wahl zu treſſen. Allerdings wurde ihre Arbeit durch ein in jeder Weiſe großzügiges Entgegenkommen von Kommiſſar von Waldſtein unterſtützt, ſo daß die Jury vollkommen freie Hand hatte. Sie hat dieſe Frei⸗ heit ſehr loyal gehandhabt, denn ſol manches, was ſie durchließ, würde einer ſtrengeren Prüfung nicht ſtandhalten. Sie war ſich beſſen bewußt, hat aber im Hinblick auf die Notlage des Künſtler geglaubt, da und dort ein Auge zudrücken zu können, um durch vergleichende Betrachtung vielleicht den einen oder anderen zur ſtärkeren Selbſtkritik erziehen zu können. Was von den Einſendungen übrig blieb, ſind 130 Werke von insgeſamt 40 Künſtlern— eine Generalſchau, bei der letzten Endes immer wieder die bereits bekannten Künſtler verbleiben. Aller⸗ dings fehlen einige, die man gern geſehen hätte, die ſich aber ſelbſt nicht an der Ausſtellung beteiligten. Der Geſamteindruck iſt nicht geſchloſſen. Man findet alles, jede Technik, jede Auffaſſung, neben guten, mangelhafte objekte. dann doch immer ſo, daß man von ihnen aus für die Zukunft noch manches erwarten darf. und unbefriedigende Ausſtellungs⸗ Selten ſind urſprüngliche Erlebniſſe, aber * 8 5 Betrachten wir zuerſt das maleriſche Ergebnis, dann ſcheint uns Heinrich Merkel in Konzeption Mit ſicherem Inſtinkt vertraut ſich der Künſt⸗ iner Palette und ſeinem Pinſel an. Die Hafen⸗ d Malweiſe die ausgereifteſte Perſönlichkeit zu brücke und der Vorſtadtweg ſind kraftvoll erfaßt und ſicher in Form und Farbe geſtaltet. Auch das aus⸗ geſtellte Bildnis hat feine maleriſche Reize und beſtrickt wie die beiden anderen Werke durch ſeine ungemein ſichere Pinſelführung. Von farbiger Be⸗ ſeſſenheit und ganz eindeutig im Ausdruck ſind die Aquarell⸗ und Temperabilder von Franz Huber, die abſolut ſicher in ihrer zeichneriſchen und koloriſti⸗ ſchen Behandlung ſind. Friedrich Haſſemer hat ſeine ungebändigte Kraft in Form und Farbgebung noch immer nicht zügeln können, wodurch der Wert des Kompoſitoriſchen zu gering geachtet wird. Sein Blumenſtück iſt aber von ſo ſtarker Ausdruckskraft, daß es unbegreiflich erſcheint, wie dieſer Maler die gleichfalls ausgeſtellte Neckarlandſchaft hat einreichen können. Hermann Herzberg geht vom Linearen aus, betont die kompoſitionelle Linie zu ſtark und verwendet nach unſerer Meinung die Farbe zu kolo⸗ riſtiſch, was ſeinen Impreſſionen in gewiſſem Sinne Abbruch tut. Heinrich Huber zeigt eine reizvoll duftige Behandlung in der Neckarlandſchaft, iſt aber im ganzen noch nicht fertig. Auch Joſef Lin der kann im Stofflichen und Techniſchen noch nicht ganz befriedigen. Immerhin ſind merkbare Fortſchritte in der formalen Behandlung und farbigen Durch⸗ dringung ſeiner Objekte feſtzuſtellen. Bei ſtärkerer Konzentration wird der Künſtler noch einiges zu geben haben. 5 g Eugen Knauß iſt eine eigenwillige Perſönlich⸗ keit. Er lebt im Gegenſtändlichen, aber ſeine Blu⸗ men⸗ und Wieſenſtücke ſind zu aufgelöſt im Detail, die große Bindung durch die Idee fehlt. Jedes Blatt, jeder Stiel ſteht und beſteht durch die überaus exakte Malweiſe für ſich. Dadurch wird der Stand⸗ punkt des Künſtlers nicht eindeutig und er macht es auch dem Beſchauer ſchwer, das rechte innere Ver⸗ hältnis zum Werk zu finden. Das gleiche gilt für Otto Scheffels, der in ſeinen Pflanzen⸗ und Blumenbildern farbig kräftiger, in der Form oft ſkurtller, aber in der Durcharbeitung ſeiner Motive ebenſo fleißig und akurat iſt. Scheffeels hat ſich von den guten, eigenartig beeindruckten Vorſtadtbildern ſeines früheren Schaffens entfernt. Gebundenere Anlagen und ſtärkere Beſchwingtheit in der Behand⸗ ing des Sujets tut not. Bei Wilhelm Abel iſt intereſſantes Ri nach einem neuen Stil zu ö en flächigen Stilleben Adolph über die ſchon farbig und kompoſttoriſch kräftiger belebten Fiſcherkähne(1932) zu der großen Land⸗ ſchaft mit Park und Kirche(1933) zeigt eine ent⸗ ſcheidende Wandlung, Leicht macht es der Maler dem Beſchauer nicht. Er zwingt ihn zu ernſter Aus⸗ einanderſetzung mit dem Werk. Und dann entdeckt man neben der großzügigen Gliederung in der zu laſſierenden porzellanmalerähnlichen farbigen Be⸗ handlung überaus feine Abtönungen von beſonderem Reize. Neben den zu wenig in ſich geſchloſſenen mytho⸗ logiſchen Bildern behauptet ſich ein ganz beſonders ſchön gemaltes Kinderbildnis von Prof. Wilhelm Süß, das ihn als großen Könner unter Beweis ſtellt, Ein echter Romantiker des deutſchen Waldes iſt Hermann Kunze, der mit ſeiner Tanne am Waldſee zeigt, daß er Luft und Licht einzufangen verſteht, daß er auch eine geſchloſſene Bildwirkung zu erzielen vermag. In ſeinen anderen Bildern er⸗ weiſt ſich jedoch, daß der Künſtler zu wenig Nuancen auf der Palette hat, daß er in der Kompoſttion ſich nicht immer der Mäßigung befleißigt, die ſeine Far⸗ benbehandlung in Grün aufweiſt. Die Bodenſee⸗ landſchaft Adolf Eiermanns iſt gut in der An⸗ lage, farbig aber zu blaß trotz der vorhandenen fei⸗ nen Abtönung. Techniſch ungleich ſtärker iſt ſein Blumenſtilleben. Bei Hans M. Barchfeld ver⸗ mißt man immer noch das innere Leuchten, was ſei⸗ nen ſonſt gutgeſehenen Landſchaften bei ihrer eigen⸗ artigen Formbehandlung die an ſich vorhandene Dy⸗ namik nimmt. Gut iſt ſein Kinderbildnis. Auch bei Karl Blume fehlt der innere Zuſammenklang. Seine Fluß⸗ oder Seelandſchaft iſt zeichneriſch er⸗ lebt, farbig aber ohne Beſchwingtheit. Seine Dorf⸗ gaſſe iſt originell geſehen, kann aber durch die zu harte Farbgebung nicht befriedigen. Stark maleriſch empfindet Georg Fath. Aber er kämpft noch all zu deutlich mit dem Material. Auch Hermann Pfleger hat in ſeinen Land⸗ ſchaften noch nicht die Ueberſetzung vom Sehen zum Geſtalten gefunden. Ueber Gutjahr wäre das gleiche zu ſagen, was über ſeine Ausſtellung im Kunſtverein ſchon berichtet wurde. Cläre Bier⸗ mann verfügt über ein recht urſprüngliches Maler⸗ auge und auch über eine kraftvolle Technik, doch bleibt bei ihren Werken ein großer Reſt noch offen. Bode hat den Blick für die Landſchaft; er ſpürt ihren inneren Gehalt, jedoch bleiben ſeine Bil⸗ der im Formalen ſowohl wie im Maleriſchen noch ungelöſt Das Stilleben von Graf iſt recht ſauber gearbeitet, kann aber nicht überzeugen. Anton Hanslik hat gute Anlagen, nur muß er ſie noch entwickelu, Hermannsdörfer zeigt eine inter⸗ eſſante Flußlandſchaft, während man von Pigage Beſſeres geſehen hat. 30 Ueberaus echt in der ſtofflichen Behandlung, bei⸗ nahe ſchon überſpitzt in der Technik iſt Werber, doch fehlt ihm trotz ſeiner Technik die innere Ge⸗ ſchloſſenheit, verdirbt er ſich ſelbſt durch falſche Kontrapunktik die Tieſe. Wie er bleibt auch Hugo Wilkesmann im Dekorativ⸗Sachlichen ſtecken. Die Arbeiten von Joſef Seitz ſind bis jetzt nur ein Verſprechen, zeigen aber ſchon deutlich die Richtung, in der dieſer Künſtler zu gehen gedenkt. Den klaren nüchternen Arbeiten von Erik Homann ⸗Webau fehlt vorerſt noch das Perſönliche. Will Sohl iſt nur mit einem bizarren Blumenſtück vertreten. Wir kennen Beſſeres und Größeres von ihm Sehr ge⸗ konnt iſt das Männerbilönis von Hammerſtein, das durch richtige Abſchätzung der Farbwerte und ſpieleriſch ſichere Behandlung des Charakteriſtiſchen feſſelt, während Stötzel ſich von ſeiner alten Au⸗ ſchauungsweiſe noch nicht loslöſen konnte und in der Manier erſtarrte.(Jortſetzung folgt.) Die Zunge Von Kurt Raſchke Ein Wundergarten wird aufgetan dem, der ſeine Zunge beherrſchen kann. * Wer dir andrer Leute Fehler ſagt, ſagt auch dein Fehler andern. g * Je mehr Fehler einer hat, um ſo mehr muß er an anderen hervorholen, damit er ſich ſelber gefalle. * 8 Wunden, mit der Hand geſchlagen, vergißt man; Wunden, welche die Zunge ſchlägt, ſind bleibend. Je mehr Verträge, um ſo unverträglicher wer wir. 5 5 5 5 Klapprige Räder * einer Meldung aus f N 0 N 4 1 1 ſich auch dungs derluſt trieben kern, f Gebiet enthalt Nannh den Ai der We loſenaſt denz ar Jahres merkwi waren derer, d ö. der Ap R wird, h Arbeits der Ju zu tipp zu nutz ſamme! 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Nach den Ausweiſen der Kreisherberge in Hockenheim, der Wanderherberge in Weinheim und des Obdach⸗ loſenaſyls in Mannheim iſt dieſe rückläufige Ten⸗ benz auch in den erſten fünf Monaten des laufenden Jahres feſtzuſtellen und zwar fallen die Zahlen merkwürdigerweiſe vom Januar an. Im Januar waren es im Obdachloſenaſyl noch 908 Wan⸗ derer, die übernachteten, im April 886. In normalen ö eiten müßte die Entwicklung umgekehrt ſein, denn der April iſt da ſchon ein guter Wandermonat. Der Rückgang, der durch die Jahreszeit nicht begründet wird, hängt mit der Ausbreitung des freiwilligen Arbeitsdienſtes zuſammen, der immer mehr Kreiſe der Jugendlichen erfaßt. Anſtatt auf der Landſtraße zu tippeln, werden die Jugendlichen in Arbeitslagern zu nutzbringender Arbeit für die Allgemeinheit zu⸗ ſammengefaßt. Wie ein Eichhörnchen Horch! Raſchelte es da nicht in den Zweigen der Kaſtanie?„O, Mutti, guck doch, ein Eichhörn⸗ chen!“ Ein kleiner Stadtjunge ſtößt atemlos dieſe Worte hervor. Helles Staunen liegt in den großen Kinderaugen, die geſpannt auf den grünen Wipfel des Kaſtanienbaumes gerichtet ſind. In wunderbar elaſtiſchen Bewegungen gleitet der ſchmale, rotbraune Körper eines Eichkätzchens an dem hohen Stamm hinauf. Es iſt luſtig anzuſehen, wie ſtolz es den großen buſchigen Schwanz ſteif nachzieht. Jetzt iſt es oben in der Krone angelangt. Scheu wendet ſich das Köpfchen nach rechts und links. Die klugen ſcharfen Augen ſchauen unruhig rings um⸗ her. Wittert es Gefahr? Der nächſte Baum, der mit ſeinem dichteren Laubgewölbe ihm Schutz ge⸗ währen könnte, liegt ein Stück abſeits. Was ſoll es nun tun? Aber da gibts kein langes Beſinnen. Ein Ruck— und der kleine Körper fliegt in ele⸗ gantem Satz durch die Luft. Wohlbehalten kommt er auf dem am weiteſten ausgreifenden Zweig an und iſt bald in dem dichten Laub vollkommen ver⸗ ſchwunden. 1 5 Atemlos hat der kleine Junge dem poſſierlichen Treiben zugeſchaut. Endlich löſt ſich die Spannung in einem langgedehnten„Oh, wie ſchön!“ Noch mmer ſtarrt er auf den Baum, ob ſich das Eichkätz⸗ chen nicht noch einmal blicken läßt. Dann wendet er ſich zu ſeiner Mutter:„Ach, wenn ich doch auch ſo llettern und ſpringen könnte!“ Ich glaube, der leine Kerl wird ſich ſehr anſtrengen und ſeine ſport⸗ lichen Leiſtungen immer zu ſteigern ſuchen; denn man ſieht es ihm an, daß er ſich das vorgenommen hat. Und wenn er auch niemals ſeinem Vorbtlo gleichkommen kann, ſo wird er doch ſein Beſtes ver⸗ juchen! E. R. * Sonnwendfeier. An den Wettkämpfen beteiligt ſich auch die Knaben⸗ und Mädchenfortbil⸗ dungsſchule. Sämtliche Schüler der Knabenfort⸗ (bildungsſchule haben ſich am Freitag nachmittag 2 Uhr in der Knabenfortbildungsſchule U 2 einzufin⸗ den. Die Fortbildungsſchülerinnen der Innenſtadt treffen ſich zur ſelben Zeit in der Mädchenberufs⸗ ſchule. Turnanzug und Turnſchuhe ſind mitzubrin⸗ gen. Die Fortbildungsſchülerinnen der Vorortſchul⸗ abteilungen beteiligen ſich jeweils an den Wett⸗ kämpfen der dortigen Volksſchule, 5 Verkehrskontrolle. Bei einer geſtern nachmittag ſtattgefundenen Verkehrskontrolle ergaben ſich 14 Be⸗ anſtandungen. * In Schutzhaft. Im Laufe des geſtrigen Tages wurden zehn Perſonen aus politiſchen Grün⸗ den in Schutzhaft genommen. * Verbrüht. In der Unterſtadt iſt geſtern nach⸗ mittag ein 277 Jahre alter Knabe in der Küche ſeiner Großeltern in eine mit heißer Waſchbrühe gefüllte Zinkwanne gefallen und hat ſich dabei ſo ſchwere Brandwunden zugezogen, daß er lebensgefähr⸗ lich verletzt in das Städtiſche Krankenhaus gebracht werden mußte. f * Beim Spielen mit einem Revolver lebensge⸗ fährlich verletzt. In der Schwanenſtraße ſpielten zwei Knaben im Alter von 11 und 13 Jahren mit einem ſcharf geladenen Revolver. Dabei löſte ſich ein Schuß und verletzte den 11 Jahre alten Volksſchüler lebensgefährlich. Neue Mannheimer Zeitung Abend⸗Ausgabe 3. Seite/ Nummer 281 Schulkinder fliegen über Mannheim Die Mädels sind ebenso flug begeistert wie die Jungens. Gleich Werden auch sie fliegen können! . Eitel Jubel herrſcht auch heute wieder auf unſerem Flugplatz, wo die„Kindermöve“, ein rieſiges Luft⸗ hanſa⸗Verkehrsflugzeug, ſtändig mit etwa 20 Kin⸗ dern ſtartet, die mit glücklichen, ſtrahlenden Augen auf ihre Vaterſtadt aus luftiger Höhe herabſehen. Bekanntlich iſt das Kinderflug zeug, das von Karlsruhe kam, in den Dienſt der Mannheimer Schuljugend geſtellt worden, die 3 Tage lang Gele⸗ genheit hat, ſich von 520 Pferdekräften in die Wolken entführen zu laſſen. Begeistert von dem Ausflug hoch über die Dächer von Mannheim verlassen die jugendlichen Pas- sagiere die Flugmaschine Nach den Volksſchulen rückten die Klaſſen der höheren Schulen auf dem Platz vor dem Flughafen ein und der Andrang zum Flugzeug, das die Rund⸗ flüge ausführte, war außerordentlich ſtark und das beſte Zeichen für die Begeiſterung unſerer Jugend für den Flugſport. Eigentlich war niemand unter den Paſſagieren, der beim Verlaſſen der Maſchine nicht ſagte:„Oh, es war herrlich, dort oben über den Wolken!“ Morgen iſt letzter„Jugend⸗Flugtag“. Dann verläßt die Maſchine Mannheim. Gefährlicher Erpreſſer Verhandlungen vor dem Mannheimer Schöffengericht In ſchwere Beunruhigung wurden anfangs dieſes Jahres Familien und Einzelperſonen in Weinheim durch einen anonymen Briefſchreiber gebracht, der unter Todesdrohungen Geld zu erpreſſen verſuchte. Am 25. Februar d. J. erhielten ſieben Familien und Einzelperſonen, gut ſttuierte, prominente Leute, Briefe, in denen er verlangte, daß einige tauſend Mark zur Abholung bereitgelegt werden ſollten, an⸗ dernfalls einige der Familienmitglieder er⸗ ſchoſſen, geblendet oder entführt würden. Der Brief war unterſchrieben„Bund der Selbſthilfe IV Salli“. Weniger deutlich, aber ebenſo verbreche⸗ riſch in der Art des Vorgehens waren neun Briefe, die wieder andere Familien und Einzelperſonen am 1. Februar erhielten.„Ihre Stunde hat geſchlagen. Bereiten Sie ſich vor. Wir führen Sie in der Liſte.“ Es war in der Zeit der politiſchen Umwälzung, die ſich der Schreiber der Erpreſſerbriefe zunutze zu machen ſuchte. Die Gendarmerie in Weinheim hatte Verdacht auf den 1880 in Mosbach geborenen und in Weinheim wohnhaften Schreiner F. W.., der im Jahre 1931 vom Schwurgericht Karlsruhe wegen Brandſtiftung zu einer Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 3 Monaten verurteilt worden war. Beſon⸗ ders gravierend war, daß ein Teil des Briefpapiers in einem Laden in Sulzbach gekauft worden war und M. in den letzten Häuſern von Sulzbach wohnt. Der Schriftſachverſtändige Riedinger von Karls⸗ ruhe ſtellte an Hand von Vergleichen feſt, daß die Aehnlichkeit der Schriftzüge zweifellos auf M. als den Täter hindeute. Er iſt auch nicht gut auf den Oberbürgermeiſter von Weinheim zu ſprechen, der ihn vor zwei Jahren wegen Beleidigung gerichtlich belangt hatte. Der Brief an den Oberbürgermeiſter war beſonders beleidigender Natur, ebenſo ein Brief an einen reichen Fabrikanten in Weinheim. Der Angeklagte leugnet trotzdem die Tat. Schon die ganzen Jahre hindurch hat er Bettelbriefe an die ganze Welt geſchrieben. Er wurde im Kriege verſchüttet. Da die Unterſtützungen nicht in dem von ihm gewünſchten Maße eingingen, wurde er offenbar gegen die mit den Briefen bedachten Perſonen feind⸗ lich eingeſtellt. Nach dem Gutachten des Med.⸗R. Dr. Götzmann iſt der Angeklagte ein hochgradig ner⸗ venkranker, peſſimiſtiſch veranlagter, verbiſſener und verbohrter Menſch, dem mildernde Umſtände ärzt⸗ licherſeits nicht zu verſagen ſind. Staatsauwalt Schmidt hält für zweifelsfrei erwieſen, daß der Angeklagte der Schreiber der Briefe iſt und beantragte eine Gefängnisſtrafe von 10 Monaten. In Weinheim iſt er nach den Ausſagen des Gen⸗ darmeriebeamten gefürchtet. Dort hatten die Briefe allgemeinen Schrecken verurſacht. Das Gericht(Vor⸗ ſitzender Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolfhard) ſprach gegen den Angeklagten wegen fortgeſetzten Erpre⸗ ßungsverſuchs und Bedrohung in Tateinheit mit Privaturkundenfälſchung eine Gefängnisſtrafe von 8 Monaten, ab 2 Monate Unterſuchungshaft aus.(Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Wein del.) Sammelſchwindel Zum 14. Male erſcheint der 1901 hier geborene Kaufmann D. F. als Angeklagter vor Gericht. Die Anklage legt ihm in zwei Fällen Betrug und Ur⸗ kundenfälſchung zur Laſt. Im erſten Falle handelt es ſich um die Firma„Autobus“, bei der er ſich zur Beſchaffung eines Motorrades als Werber für dieſe Unternehmung der Unterſchlagung von In⸗ kaſſogeldern ſchuldig gemacht haben ſoll. Im zweiten Falle ſammelte er auf betrügeriſche Art für einen Schachklub auf zwei Sammelliſten 11 und 18 J. Die Liſten hatte er von dem Vorſitzenden des Schachklubs auf einige Tage bekommen, aber F. iſt nicht der Mann, dem man Vertrauen ſchenken darf. Der Angeklagte verſuchte wie immer, ſich als fei⸗ nen, ehrlichen Mann hinzuſtellen. Das Geld hat er nicht unterſchlagen, er hat es verſehentlich unter die Gelder der Firma„Autobus“ gebracht, deren Ver⸗ treter er war. Er ſtellt ſich ganz dumm und meint, daß das Einſetzen fingierter Namen in eine Sam⸗ melliſte erlaubt ſei. Der Staatsanwalt beantragte gegen den An⸗ geklagten eine Gefängnisſtrafe von 10 Monaten Das Gericht ſchloß ſich dem Antrage des Staats⸗ anwaltes an und ſprach 10 Monate Gefäng⸗ nis wegen Betrugs und Urkundenfälſchung mit Einſchluß der drei Monate wegen Erpreſſung aus. * Ein Falſcheid um 10 Mark. Der Möbelhändler S. Klinger iſt mit dem im Gerichtsbericht in Nr. 277 genannten O. K. nicht identiſch. Ebenſo haben ſeine ͤͤrei Söhne mit der Sache nichts zu tun. * Mappe mit 200 Mark verloren. Am 14. Juni wurde von P 5 bis U 5. 1 eine braune Ledermappe, 12 zu 15 Zentimeter groß, enthaltend 200/ in 10 Scheinen à 20 ¼, verſchiedene Briefe und zwei Bei⸗ tragsmarken der NSDAP., verloren. Auslanssdeutſcher Beſuch Als Gäſte der Frauen⸗ und der Mädchen⸗ gruppe des Volksbundes für da s Aus⸗ lands deutſchtum(VDA) weilten am heutigen Tage zwölf Schleswig⸗Holſteinerinnen aus dem an änemark abgetretenen Gebiete in unſerer Stadt. An eine vormittägige Beſichtigung des Schloßmuſeums ſchloß ſich am Nachmittag eine Stadtrundfahrt an, bei der das Städtiſche Mütter⸗ heim, die Waldſchule und das Kinderhaus der Gar⸗ tenſtadt, das Gaskampflazarett und das Fröbel⸗ ſeminar beſichtigt wurden. Für den Abend waren den Gäſten im Nationaltheater Plätze zu„Annelieſe von Deſſau“ freundlicherweiſe zur Verfügung geſtellt worden, ſo daß ſie den beſten Eindruck aus Mann⸗ heim mitnehmen konnten. W. D 2 Johannisbeeren und Himbeeren Unentwegt ſchreitet die Natur vorwärts. Trotz des vielen Regens waren auf dem heutigen Haupt⸗ markt prächtige Kirſchen zu finden. Erſtaunlich trockene Spätkirſchen(20—23 Pfg.), Herzdrücker(18 Pfg.) und die köſtlich ſüßen, ſelten wurmigen„Hau⸗ müller“(30 Pfg. das Pfund). Auch die Anfuhr von Erdbeeren übertraf alle Erwartungen; die Preiſe ſchwankten für große Früchte von 25 bis 32 Pfg. für kleine, auserleſene Ware. Es iſt ſchade, daß der Regen zu beſonders frühem Pflücken zwingt, ſo daß das eigentliche, prachtvolle Aroma noch nicht voll zur Geltung kommen kann. Beim Einmachen als Marmelade oder Saft gilt es jedoch möglichſt trockene Früchte der Haltbarkeit wegen zu verwen⸗ den. Neben den Ananaserdbeeren erblickte man größere Mengen Walderdbeeren, die mit 70 Pfg. für das Pfund ſchon billig zu nennen ſind. Auch für die erſten Himbeeren ſind 60 Pfg. für das Pfund ein durchaus angemeſſener Preis. Nun haben ſich auch die leuchtend roten„Kannstrauwe“, die Johannisbeeren, eingeſtellt, ſo daß das tägliche Obſt⸗ gericht reichlich Abwechſlung erfährt. Umſo unver⸗ ſtändlicher iſt es, daß trotz dieſes einheimiſchen Segens(auch Pfälzer Heidelbeeren gab es für 45 Pfg.) neben Bananen und Aprikoſen auch noch ita⸗ lieniſche Pfirſiche eingeführt werden. Hier kann nur die Hausfrau durch Selbſthilfe einwirken. Eindring⸗ lich ſchallt der Mahnruf: Kauft jetzt nur deutſches Obſt! Das gleiche gilt für das Gemüſe. Wir haben durch das gute pfälziſche Gebiet ſo viel friſches Ge⸗ müſe, daß wir getroſt auf das holländiſche verzichten können. Deutſcher Blumenkohl und Wirſing, Spinat, Kohlrabi, Erbſen, Karotten und auch jetzt billigere deutſche Bohnen, geben unſern Nachbarn in der Pfalz und an der Bergſtraße Brot. In Blumen wird die Auswahl immer ſchwie⸗ riger. Es gibt ſo unendlich viel ſchöne Sorten, daß man vor Freude gar nicht weiß, wohin ſchauen. Und doch fehlt ihrer leuchtenden Pracht die lachende Sone, die zum Kaufe verlockt. Mit jedem Jahre kommen prächtigere Knollenbegonien auf den Markt, neue Roſen⸗ und Geranienſorten und die reizendſten Farbenwunder in Fuchſien. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden ſol⸗ gende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Rpf. ermittelt: Kartoffeln 3— 3,5; dto. neue—15; Salatkortoffeln 10: Wirſing—12; Weißkraut 12—18; Blumenkohl Stück 10 bis 40; Karotten Büſchel—7; Spinat 15—18; Mangold 812; Zwiebeln 10; grüne Bohnen 30—60; grüne Erbſen —12; Kopfſalat Stück—8; Endivienſalat Stück 815; Oberkohlraben Stück—7; Rhabarber—8; Tomaten 35 bis 50; Radieschen Büſchel—;, Rettich Stück 410 Meerrettich Stück 10—40; Schlangengurken Stück 2050 Spargeln 20—35; Suppengrünes Büſchel—5; Peterſilte Büſchel—5, Schnittlauch Büſchel—5, Lauch Stück 25 Aepfel 2545; Pfifferlinge 45—50; Kirſchen 15—35; Erd⸗ beeren(Ananas) 2535; Pfirſiche 60; Heidelbeeren 453 Himbeeren 60—70; Johannisbeeren 20 Stachelbeeren 15—38; Aprikoſen 40—45; Zitronen Stück—7 Orangen 15—20; Bananen Stück—10? Süßrahmoutter 190150; Landbutter 120—130; Weißer Käſe 25—30; Eier Stück 7 bis 11; Aale 100; Hechte 100; Karpfen 80; Breſem 5060 Backfiſche 35—40; Kabeljau 35; Schellfiſche 40. Geflügel ge⸗ ſchlachtet per Stück: Hahn 100300; Huhn 100300; Enten 250—500; Tauben 60—80; Gänſe 6001000; öto. per Pfund 80110 Rindfleiſch 75; Kuhfleiſch 60 Kalbfleiſch 80; Schweinefleiſch 75. * 80. Geburtstag. Eine altbekannte Mannheimerin, Frau Lina Keil Wwe., wohnhaft L. 12, 2, feiert am heu⸗ tigen Tage ihren 80. Geburtstag. Wer erinnert fich nicht noch gern an den gemütlichen Zigarrenladen in ber Breiten Straße mit ſeinen liebenswürdigen Inhabern, Herrn und Frau Keil. Die Greiſtn hat ſich einen wunder vollen Humor und eine beſondere geiſtige und körperliche Friſche bewahrt. Seit 40 Jahren unentwegte Theater⸗ abonnentin, hält ſie ebenſo der Kaſinogeſellſchaft die Treue, bei der ſie ein ſtets gern geſehener Gaſt iſt. Ein Sohn iſt in Düſſeldorf verheiratet; die Tochter dieſer lebens⸗ ſtarken, ſeltenen Frau iſt die rührige Leiterin der hieſigen Volksküche vom Roten Kreuz, Frau Siebeneck. Viele Mannheimer werden der Jubilarin heute gedenken. Auch wir ſchließen uns mit den herzlichſten Glückwünſchen an. Sieger der 3 rage-Harzfahrt Heeres meisterschaft för Lastkraftwagen sUSSING-NMAG Vereinigte Nutzkreftwagen Aktiengesellschoff BRAUNSCHVVEIG in Deutschlands härtester Kruftwagenpröüfung, der Abac- 3 Tage- Fahrt im Horz, gewann unter unerhört schweren Bedingungen der Oberkraftfahrer Kregel- Hannover quf einem BUSSING-NM as J½w- Tonner die deutsche Heeresmeisterscheff für Lastlereſtweigen. im Wen- bewerb mit den besten Fahrern von Wehrmacht und Polizei, des NSKKʒ und der Industrie konnte sich Kregel quf die überlegene leistung seines BUSSING-NAG verlassen und ihn über wegloses Gelände, Steilhänge und Gerölifelder, durch Schluchten und Morest zum Siege führen 5% Autoreparaturen- und Handelsgesellschaft m. b.., Mannheim, Seilerstraße 12. Fernsprecher: 275 45 und 275 46 nee, e eee Ra& Werker, Frankfurt/ Main, Solmsstraße 19, Fernruf: Amt Maingau 730 4142 —— 4. Seite/ Nummer 23 Donnerstag, 22. Juni 1933 Der Adolf Hitler-Fußballporal Neue Maunheimer Zeitung/ Abend ⸗Ausgabe Deutſchlands ſtärkſte Gau-Mannſchaften im Kampf— Die Vorrunde am 2. Juli Abgeſehen von dem Wettbewerb um den Dy B⸗Pokal und der eren ſüddeutſchen Pokalkonkurrenz, die aber Beide inz hen an Glanz und alter Anziehungskraft ein⸗ gebüßt 5 bislang in Deutſchland an einem jener Lettbewerbe gef„die ſich im Aus⸗ außerordentlicher Beliebtheit erfreuen. Man daß in England der Kampf um den Cup faſt noch populärer iſt als die eigentliche Meiſterſchaftskonkur⸗ renz. Frankreich hat lange Jahre ſeinen Meiſter nur nach dem Pokal ſyſtem ermittelt und auch mit dem Mitropa⸗Pokal wurden— trotz mancher Au ettungen— ſo gute Er⸗ fahrungen gemacht, daß die beteiligten Länder unbedingt an ihm feſthalten wollen. Nun ſoll auch Deutſchland eine wirk⸗ lich große, die breiteſten Maſſen erfaſſende Fußball⸗Pokal⸗ konkurrenz erhalten Der Wettbewerb um den Adolf⸗Hitler⸗Pokal iſt aus mannigfochen Gründen dazu geeignet, ein tatſächlich popu⸗ lärer Wettbewerb zu werden. Einmal iſt natürlich der Name des Pokalſtifters dazu angetan, land vielfach Senke dar um dieſen Spielen Wert und Gewicht zu geben. In Verbindung damit läßt die lobenswerte Ab⸗ ſicht, den Reinertrag dieſer Fußball⸗ Konkurrenz der „Spende für die Opfer der Arbeit“ zuzuwenden, die Bedeutung der Kämpfe wachſen. Die letzte und weſent⸗ lichſte Steigerung aber bringt die Tatſache, daß zum Kampf die ſtärkſten Repräſentativmannſchaften der zukünftigen 16 deutſchen Sport⸗Gaue a ufmarſchieren ſollen. Eine Unterhaltung mit dem Geſchäftsführer des Deut⸗ ſchen Fußball⸗Bundes, Dr. and ry, gab uns intereſſante Aufſchlüſſe über weſentliche Einzelheiten. Man weiß, daß der Herr Reichsſportkommiſſar das Reichsgebiet in 16 Gaue für Turnen und Sport aufgeteilt hat. Dieſe 16 Gaue glie⸗ dern ſich nach den politiſchen Grenzen der Bundesſtaaten aw. Provinzen, ſie ſollen für alle Sport⸗ und Turnzweige einheitlich ſein. Mit größter Spannung erwartete man in der Oeffentlichkett die Aufteilung und Abgren⸗ gung der Gaue. Die erſten Anhaltspunkte erhielt man bei der Ausſchreibung des DB für den Hitler⸗Pokal, Sie nannte die folgenden 16 Gaue: Bayern, Wüttemberg, Baden, Rheinheſſen⸗Saar(Süddeutſchland), Niederrhein, Mittelrhein, W falen, Nordheſſen(Weſtdeutſchland), Han⸗ nover, Schleswig⸗Holſtein(Norddeutſchland), Freiſtaat Sach⸗ ſen, Provinz Sachſen⸗Thüringen(Mitteldeutſchland), Pom⸗ mern, Brandenburg(Brandenburg), Schleſien(Süsdpoſt⸗ deutſchland), Oſtpreußen(Baltenverband). Es wird uns nun beſtätigt, daß dieſe 16 Gaue im we⸗ ſentlichen mit den vom Herrn Reichsſportkommiſſar gedachten ütbereinſtimmen. Es dürfte nur noch einige kleinere Korrekturen geben, bei denen die wirtſchafts⸗ und verkehrspolitiſchen Fragen, ſo⸗ wie die kommende ſtaatliche Aufſicht über den Sport ve⸗ ſtimmend fein werden. Auch einige Zweifelsfälle werden ſchnell geklärt ſein. So hört man, daß der Gau Rhein⸗ heſſen⸗Saar, über deſſen Grenzziehung die größte Unklar⸗ heit beſtand, das Saargebiet, den ſüdlichſten Teil des Frei⸗ ſtaates Heſſen(Mainz, Worms, Darmſtadt) und das Main⸗ gebiet mit Frankfurt⸗Wiesbaden umfaſſen ſoll. Die Pfalz wird vorausſichtlich mit ihrem größten Teil zu Ba⸗ den geſchlagen. Das iſt nur zu begrüßen, da ja Städte wie Jud wigshafen, Kaiſerslautern und ſelbſt Pirmaſens zu den badiſchen Zentren Mannheim, Karlsruhe, Freiburg und Pforzheim die engeren und älteren ſportlichen Beziehun⸗ gen, wie auch die beſſeren Verkehrs⸗Verbindungen haben. Beſtimmend für die Anziehungskraft des neuen Pokal⸗ Wettbewerbes iſt natürlich die Vorausſetzung, daß die 16 Gaue ihre wirklich ſtärkſten Mannſchaften ſtellen. Im an⸗ deren Falle wird ſich das Publikum ſchnell desintereſſiert zeigen. Wir hören nun, daß die Mannſchaften von den Spielausſchuß⸗Vorſitzenden der bisherigen Di B⸗Oandes⸗ verbände geſtellt werden, und daß dieſen Fußball ⸗ Ausſchüſſen zur Aufgabe gemacht wor den iſt, die beſten und ſtärkſten Mannſchaften zu ſtel len. Da die Vorrunde um den Hitler⸗Pokal bereits am 2. Juli ſteigt, ſo dürften die erſten Mannſchafts⸗Aufſtel⸗ lungen der Gaue ſchon in den nächſten Tagen bekannt⸗ gegeben werden. Unter dieſen Umſtänden ſind wir davon überzeugt, aß dteſer Pokal⸗Wettbewerb eine wirklich vol kstüm⸗ liche und ſportlich bedeutende Angelegen⸗ heit werden wird. Die inzwiſchen bereits getroffenen Pagrungen bringen einige ungemein ſpannende Kämpfe. So das Zuſammentreffen von Niederrhein(mit Fortuna) und Rheinheſſen⸗Saar(mit Eintracht und FSV Frank⸗ furt) in Eſſen, die Spiele Hannover— Bayern in Han⸗ nover, Nordheſſen— Württemberg in Kaſſel, Baden— Mittelrhein(Köln⸗Bonn⸗Aachen) in Mannheim und Frei⸗ — ſtaat Sachſen(Dresden⸗Leipzig⸗ Chemnitz)— (Schalke) in Leipz Der ſonſt fußbe e Monat Juli wird in dieſem Jahre noch einmal mächtige Wellen der Fußballbegeiſterung ſchla⸗ gen laſſen. Deutſchlands Fußball⸗Elite in Frankfurt Um den Fußballintereſſenten einen wirklich vollwer⸗ tigen Erſatz für das von den Oeſterreichern abgeſagte Länderſpiel zu geben, hat ſich der Deutſche Fußball⸗Bund entſchloſſen, vor dem bereits beſchloſſenen Spiel ſeiner Nationalmannſchaft gegen die Meiſter⸗Kom⸗ bination Schalke Fortuna Düſſeldorf noch ein zweites Spiel auszutragen, zu dem eine zweite Nationalelf gegen die Frankfurter Städte⸗ Mannſchaft antritt. Es werden folgende Mannſchaften ſpielen: Nationalmanuſchaft A: Jakob(Regensburg); Haringer (Bayern München), Buſch(Duisburg); Breindl, Gol⸗ brunner(beide Bayern München), Oehm(1. Fc. Nürn⸗ berg); Trumpler(Eintr. Frankfurt), Krumm, Rohr(beide Bayern München), Lachner(München 60), Lindner(Eintr. Frankfurt). Fortuna/ Schalke: Peſch; Trautwein, Bornefeld; Janes, Bender, Breuer;(alle Fortuna), Roſen, Czepan, Kuzorra (alle Schalke 04), Zwolanowſki, Kobierſki(beide Fortuna). Schiedsrichter: Fink⸗ Frank urt. Nationalmaunſchaft B: Buchloh(Speldorf); Lorenzer (Phönix Karlsruhe), Munkert(1. FC. Nürnberg); Streb (Wacker München), Münzenberg(Aachen), Schäfer(Mün⸗ chen 60); Fiſcher(Pforzheim), Helmchen(Chemnitz), Hoh⸗ mann(Benrath), Rohwedder(Eimsbüttel), Fath(Worms). Frankfurter Stadtelf: Schmitt; Stubb(beide Eintracht), Nadler(FSW); Leis(Eintracht), Wühler(FS), Tiefel (Eintracht); Sadtler, Knapp(beide FSV), Möbs(Eintr.), Heldmann, Haderer(beide FSV). Schiedsrichter: Weingärtner⸗Offenbach. Fubiläumsturnier von Pfalz und 03 Mic Phönir— MTV Ludwigshafen:8(:2) Das oͤritte Vorrundenſpiel kom auf dem 03⸗Platze zu⸗ ſtande und führte die Ludwigshafener Männer⸗ turner ſowie die Mannheimer Phönixhand⸗ baller zuſammen. Das Spiel, das eine ausgeglichene erſte Hälfte brachte, zeichnete ſich beſonders durch große Fairneß aus. Ueberroſchenderweiſe kamen die Turner nach der Pauſe, in die es mit:1 gegangen war, zu einer leichten Ueberlegenheit, die ihnen einen etwas zu hoch ausgefallenen:2 Sieg einbrochte. Polizei Mannheim— 03 Ludwigshafen 14:15(:8) Wohl noch ſelten hat ein Spiel ſo die Zuſchauer— es hatten ſich etwa 500 auf dem Pfalzplatz eingefunden— in ſeinen Bann gezogen, wie obige Begegnung. Von insgeſamt 29 Tore wurden 16 nach der Pauſe erzielt. Einige Zwiſchenreſultate beleuchten am beſten den ſpannen⸗ den Verlauf dieſes von Benz ⸗Speyer gut geleiteten Spieles. 0g führt:1, dann:8; in die zweite Hälfte geht es nur noch mit:8. Polizei gleicht aus 10:10, führt 12:10, muß ſich zweimal 13:13— 14:14 den Ausgleich gefallen laſſen, um doch noch, nachdem der Torwart einen 19 Meter von Spittler gehalten hatte, mit 14:15 zu unterliegen. Weſtfalen Mannheimer Firmenſport Der vergangene Sonntag war ein Tag hoher Ergebniſſe. Eſtol hatte die Privatmannſchaft der Spielvereinigung 07 zum Gegner, die:6 unterlag. Kiſſel hatte die Mannſchaft FV 1913 zu Gaſt; Ergebnis 714. Die Bad. Kommunale Landesbank verlor in Rheinau gegen die Privatmannſchaft „Suberit“:7. Die Eiſenmannſchaft des MiyC 08 ſpielte gegen Lanz komb. und gewann 51. Am Sonntag hat der Firmenmeiſter„Kiſſel“ die Eſtol⸗ werke zu einem Freunsöſchaftsſpiel verpflichtet. Stadt 1 muß nach Ludwigshafen und ſpielt dort gegen die Privat⸗ mannſchaft des F Phönix Ludwigshafen. Raab⸗Karcher⸗ Thyſſen empfängt die Mannſchaft der Lanzwerke. Auf dem Stadt⸗Platz hinter den Kaſernen empfängt Werner u. Nicola die Badiſche Kommunale Landesbank zu einem Freundſchaftsſpiel. Aoͤolf Heuſer k..! Adolf Heuſer, der nach langer Kampfpauſe am Mittwoch in Newyork gegen Abe Feldmann antrat, wurde von ſeinem Gegner durch techniſchen k. o. geſchlagen. Der Kampfrichter ſchritt in der vierten Runde ein und erklärte den Kampf wegen des ſchlimm zugerichteten linken Auges Heuſers für beendet. —— Das Jeſt der Jugend Der Kreis Unter baden im Süddeutſchen Fuß⸗ ball⸗ und Leichtathletikverband hat für ſeine Vereine zum Tag des Feſtes der Jugend folgendes angeordnet: 1. Die Vereine des Kreiſes haben ſich in die örtlichen Veranſtaltungen der Hitlerjugend einzugliedern. Zu dieſem Zweck ſetzen ſie ſich ſofort mit den zuſtändigen örtlichen Inſtanzen ins Bene. 2. Die dem Ort uß Mannheim für Leibesübung und Jugendpflege angeſchloſſenen Vereine haben die An⸗ ordnung des Beauftragten des Reichsſportkommiſſars für den Kreis Mannheim, Herrn Körbel zu befolgen. 3. Zu dem am Samstag, 24. Juni, in Mannheim ſtatt⸗ findenden Aufmarſch haben die Vereine mit ihren geſam⸗ ten Jugendabteilungen zwiſchen den Quadroten L 2 und L 3 mit der Spitze am Schloß anzutreten. Die Reihenfolge der Aufſtellung erfolgt nach dem Verzeichnis des Ortsaus⸗ ſchuſſes: Mic 08, Mic Phönix, SpVgg 07, Spogg Sand⸗ hofen, Spal Käfertal, Spokl Neckarſtadt, Sp 07 Walohof, Ves Neckarau, VfR Mannheim, VfTudt Feuden⸗ heim, SpVgg Viktoria Wallſtadt, FE Germania Friedrichs⸗ feld, FVgg 1898 Seckenheim, Fc Alemannia Rheinau, Mic 1913, Sc Gartenſtadt, Verein der Behörden und Fir⸗ menſportler. Die Jugendabteilungen bringen ihre Fahnen und Wim⸗ pel mit. Wo Muſikzüge und Pfeiſer und Trommlerkorps vorhanden ſind, wollen dieſelben ebenfalls mitgebracht wer⸗ den. Die Zugleitung für den Kreis befindet ſich am Kopfe des Zuges alſo zwiſchen den Quadraten L 2 und L 3 am Schloß. Dem Kreis Unterbaden voraus marſchiert das Kreis banner, das getragen wird von dem Spieler eilfelder⸗Vſd Neckarau. Fahnenbegleiter ſind die 95 2 2 Spieler Kamenzien⸗ VfR Mannheim und Wei⸗ dinge r⸗Sp Waldhof. Dabpispvokalſpiele 1934 beginnen Deutſchland hat gemeldet.— Erſte Runde im Juli Nach dem neuen Austrogungsmodus für den Davis⸗ pokol nehmen die Ausſcheidungsſpiele für den Wett⸗ bewerb 1934 ſchon im nächſten Monat ihren Beginn. Nach den Beſtimmungen qualifizieren ſich die Vorſchlußrunden⸗ Teilnehmer der Europazone— in dieſem Jahre England, Japan, Auſtralien und die Tſchechoſlowakei— ohne wei⸗ tere Ausſcheidungskämpfe für die Spiele des nächſten Jahres, während die vorher ausgeſchiedenen Nationen noch im Herbſt ein Ausſcheidungsturnier erledigen nüſſen, Heſſen vier beſte Monnſchaften mit den vier vorgenannten Nationen im kommenden Jahre zuſammentreffen. Der Deutſche Tennis⸗Bund hat ſeine Nennung für dieſes Aus⸗ ſcheidungsturnier, zu dem 20 Nationen erwartet werden, abgegeben. Die erſte Runde muß bis zum 23. Juli, die zweite bis zum 20. Auguſt, die dritte bis zum 3. Septem⸗ ber erledigt ſein. Radländerkampf Deutſchland— Schweiz Deutſchland ſiegt mit 45:31 Punkten Prächtiges Wetter und 8000 Zuſchauer trugen am Dienstagabend auf der Bahn in Leipzig— Lindenau zum Gelingen der Radveranſtaltung bei, in deren Mittelpunkk der Länderkompf der Amateure„Deulſchland— Schweiz“ ſtoand. Man ſah Kämpfe wie ſeit langem nicht in Leipzig, und die Freude der Zuſchauer war um ſo größer, als der Endſieg mit 45:31 Punklen an die Vertreter Deutſchlands fiel. Die Ergebniſſe: Zweierläufe: Wägelin⸗S ſchlägt Koh ſchlägt Walter⸗S, Gleim⸗D ſe ſchlägt Ing S, Ungethüm⸗D Ihardt⸗D, Goltz⸗ d zt Müller⸗S, Lorenz⸗D chlägt Scheuchzer⸗S, Mer⸗ kens⸗D ſchlägt Stocke Geſamtergebnis: Deutſch⸗ land 11 Punkte, Schweiz 7 Punkte. 5 Malfahren: 1. Wägelin; 2. Walter; 3. Goltz; 4. Un⸗ Merkens. Deutſchland 12 Punkt kte, * gethüm; 5. Lorenz; 6. Schweiz 10 Punkte. Vorgabefahren: 1. Gleim(100 Meter]; 2. Kohlhardt (190 Meter); 3. Müller(120 Meter]; 4. Stocker; 5. Lorenz; 6. Merkens. Deutſchland 14 Punkte, Schweiz 7 Punkte. Verfolgungsrennen: 1. Deutſchlond; 2. Schweiz. Deutſch⸗ land 10 Punkte, Schweiz 7 Punkte. Geſamtergebnis: Deutſchland 45., Schweiz 31 Punkte. Den Dauerfahrern war ein„100 ⸗Km.⸗ Kampf“ in zwei Läufen vorbehalten. Im erſten Lauf ſiegte De⸗ derichs, der die 40 Km. in der neuen Bahnrekordzeit von 32:45, Furchfuhr. Die Ergebniſſe: 1. Lauf, 40 Km.: 1. Dederichs 32:43,3(Bahnrekordpz 2. Wißbröcker 125 Meter; 3. Hille 140 Meter; 4. Metze 250 Meter; 5. Priete 300 Meter; 6. Rauſch 1150 Meter.— 2. Lauf, 60 Km.: 1. Wißbröcker 49:44,3(Bahnrekord); 2. Meter; 5. Metze 1930 Meter; 6. Rauſch 2300 Meter zurück. Dederichs 80 Meter; 3. Hille 350 Meter; 4. Prieto 1100 Geſamter gebnis: 1. Dederichs 99,920 Km.; 2. Wiß⸗ bröcker 99,875; 3. Hille 99,510 Km.; 4. Prieto 98,00 Km.; 5. Metze 97,820 Km.; 6. Rauſch 96,550 Km. Neue Jührung beim Mannheimer Ski-Club In einer außerordentlichen Generalverſammlung trat der Geſamtvorſtand des Ski⸗Clubs Mannheim zurück. Peter Urban wurde zum kommiſſariſchen Führer gewählt. Dieſer beſtimmte folgende Herren zu ſeinen Mitarbeitern: Fritz Zeck als Stellvertreter; Georg Reuling, Schriſt⸗ führer; Dr. Chriſtian König, Rechner; Erich Braun, Lehr⸗ und Sportwart; H. A. Petter, Jugendwart; Joſef Werber, Tourenwart; Hermann Moritz, Hüttenwart. In einer neuen außerordentlichen Generalverſammlung am 30. Juni ſoll der Vorſtand endgültig beſtimmt werden, um die Geſchäfte reibungslos weiterführen zu können. TV. v. 1846— TW Pforzheim Damen:0,(320) Die Damen des TV v. 1846 hatten am vergangenen Sonntag die Damen des TV Pforzheim zu Gaſt. Begün⸗ ſtigt durch die noch immer kühle Witterung kam ein flottes und ſehr faires Handhallſpiel zuſtande, das der TV 46 ſicher zu ſeinen Gunſten entſchied. —: ᷑-P] pp fßßddßdßdßßß d Rory: Großſtadtnacht“ Ein famoſer Film voll Charme und luſtigen Situa⸗ tionsblitzen iſt dieſe„Großſtadtnacht“, die im Roxy⸗ Theater über die Leinwand zieht. Fedor Ozep, der Re⸗ giſſeur der Terra hat mit leichter Hand in den Mittelpunkt aller Geſchehniſſe, die ſehr pariſerüſch⸗heiteren Geiſt atmen, die entzückende, forſche Dolly Haas geſtellt, und ſo einen Spielfilm geſchoffen, der den lebhafteſten Beifall des amü⸗ ſterten Publikums findet. Sitzt da in einer Penſion ein kleines Fräulein, voll Unternehmungsluſt, überſtrömend vor Lebensluſt, vor Sehnſucht nach der großen, bunten Welt von Paris. Eines Tages hält es ſie nicht mehr. Sie muß fort! Fort in die Stadt ihrer Träume. Sie entflieht im Expreß. Landet auf dem Gare de Lyon, umbrauſt vom Lärm der Welt⸗ ſtadt. Steht plötzlich allein im Gewühl. Allein mit ihrem rieſigen, unmöglichen Koffer. Und erlebt die tollſten Abenteuer, hält alle Welt in einem Bohemekaffee für ſchrecklich„prominent“ und ſteuert dann von einer Gefahr in die andere. Iſt bei einer Razzia dabet, logiert in einem tollen Hotel, wo Juwelenräuber und andere noble Herrſchaften hauſen, richtet mit einer Verwechflung größtes Unheil auf einer Revuebühne an, verurſacht mit ihren neueſten Freunden einen Theagterkrach und wird endlich— zum ſtrahlenden happy end— Revueſtar und Partnerin des Mannes, dem ſie ihr Herz geſchenkt hat. Dolly Haas ordnet ſich der franzöſiſchen Atmoſphäre, die den Film erfüllt, glücklich ein und mit ihr die übri⸗ gen Darſteller wie Hons Kowal⸗Samborſki, ein neues ſympathiſches Geſicht, Trude Berliner, Fritz Kampers, Willy Schur, Paul Heidemann, Falkenſtein und Deppe. Im Beiprogramm intereſſiert neben Bildern aus dem Jazzfilm Paul Whitemans der aktuelle Streifen der Wochenſchau. Mannheimer beim Schwabentag Die ſtarke Beteiligung der Mannheimer am Schwö⸗ biſchen Heimattag, der über Pfingſten in Stuttgart ſtait⸗ fand, wird durch die Tatſache bewieſen, daß von hier ein Sonderzug mit 1200 Teilnehmern abging. Außerdem eilten noch etwa 500 Mannheimer im Autobus und in ſon⸗ ſtigen Beförderungsmitteln nach Stuttgart. Die Mann⸗ heimer Schwaben verſammelten ſich am Pfingſtſamstag im Kurſgal Cannſtatt, wo ſie im Namen der Deitung des Schwäbiſchen Heimattages durch Major a. D. Kienzle herzlich begrüßt wurden. Für die württembergiſche Stagts⸗ regierung ſprach Dr. Kleinert und als Vertreter der Stadt Stuttgart Stadtpfarrer Ettwein. Den Dank für die herzlichen Begrüßungsworte ſtattete der Vorſitzende der Mannheimer Vereinigung, Herr Thollembeck, ab. In begeiſterten Worten legte er den Wert und die Ziele gen landsmannſchaftlichen Vereinigungen dar. Die Ze grüßungsanſprachen wurden umrahmt von allerlei muftt, liſchen Darbietungen, die gleichfalls völlig auf das Motlo „Schwäbtiſche Heimat“ abgeſtimmt waren. Das Trompeter⸗ korps vom Reiterregiment 18 brachte ſchneidige Märſche und vertraute Volksweiſen zu Gehör. Der Männerchor der Mannheimer Schwabenvereinigung trug unter der ſtab⸗ ſicheren Leitung des Muſikdirektors Sieh heitere und ernſte Heimatlieder vor. Die Vorträge des Männerchors ernteten reichen Beifall. Desgleichen fanden die Lieder und Arien des hervorragenden Tenors Alfred Färbaſch dank⸗ bare Aufnahme. Das Kernſtück des Abends bildete das 8 und Trachtenſpiel„Hie gut Württemberg allewege“. In Geſang, Tanz und Tracht kamen die Eigenarten der verſchtedenen Schwabengegenden wirkungsvoll zur Geltung. Die Darſteller waren mit ganzer Seele bei der Sache. Die Aufführung dieſes Heimatſtückes erntete ſtürmiſchen Beifall. Daß ſich die Mannheimer Schwaben an allen ebe keiten, die die beiden Pfingſttage brachten, vollzählig bete ligten, iſt ſelbſtverſtändlich. Die in Stuttgart verlebten Stunden werden allen Mannheimern und Mann⸗ heimerinnen unvergeßlich bleiben. DER KGNIG/ DER HEIDE Roman aus historischer Zelt von dohannes Hollstein 24 „Nein, Durchlaucht, nie würde ich, die das Schick⸗ fal dieſes armen mutterloſen Weſens kennt, das dul⸗ den!“ entgegnet Rudolfa warm. Der Fürſt nickt mehrmals.„Hab' mir's gedacht! Wie ſind Sie zu dem Mädchen gekommen?“ „Durch den„König der Heide“, Durchlaucht!“ Der Fürſt glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Durch den Straßenräuber? So iſt es doch Wahr⸗ heit, was mir Wachwitz erzählte?“ „Ja, Durchlaucht. Der„König der Heide“ hielt meinen Wagen auf der Straße an. Nichts weiter. Er war der vollendete Kavalier. Bei dieſer Gelegen⸗ heit bat er mich, das Mädchen in Dienſten zu nehmen, und ich ſagte ihm zu. Am gleichen Tage holte er es und brachte es nach Lüneburg, mit einem großen Frachtwagen. Ich nahm das Mädchen und bin ſehr, ſehr zufrieden mit ihm. Marie iſt nicht nur eine tüchtige Schafferin, beſcheiden und herzensgut, ſie iſt auch bild⸗ hübſch und geſcheit, bei aller Naivität, die dem Kinde moch auhaftet.“ „Ich wäre begierig, dieſes ſeltene Geſchöpf kennen zu lernen?“ „Dem ſtünde nichts im Wege, Durchlaucht! Geben Sie Befehl, daß man ſte holen läßt.“ „Ich werde es tun, Komteſſe!“ * Nach einer halben Stunde ſtand Marie mit angſt⸗ vollen Augen vor dem Landesfürſten, der ſie aufmerk⸗ ſam betrachtete. a Rührung beſchlich ihn, je länger er das reizende Kindergeſicht betrachtete, aus deſſen Augen tiefe Reinheit leuchtete. „Tritt näher, mein Kindl“ ſagte er freundlich. „Du biſt alſo die kleine Marie Ohlenkvog?“ „Ja hoher Herr!“ ſpricht Marie ſchüchtern. „Du biſt deinem Herrn fortgelauſen?“ Marie ſchüttelt ängſtlich ſizen in ihren Augen. Urhsber- Rechtsschutz! Mtte deutsche Roman- Korrespondenz Lelpzig G1 das Köpfchen, Wee „Nein, nein, hoher Herr! Nicht fortgelaufen! Der König der Heide hat mich geholt und hat mich nach Lüneburg geſchickt, zu dem gnädigſten Fräulein.“ „So! Alſo dieſer Held der Landſtraße, der uns mit manchem Streich ſchon ergötzt hat, der hat dich geraubt?“ „Ja, hoher Herr!“ N „Und am Tage vor deiner Hochzeit?“ „Ja, hoher Herr, am Polterabend!“ „Erzähle einmal alles genau, wie es zugegan⸗ gen iſt!“ Die kleine Marie tut es, genau, nichts vergeſſend, ſchildert ſie alles, und der Fürſt hört ihr aufmerk⸗ ſam zu. „Alſo.. verheiraten wollte dich der Bauer!“ „Ja, hoher Herr, ich mocht' ihn nicht, den Ebeneder, und nimmer mag ich ihn, wenn ich zurück muß zu dem Herrn, dann geh' ich lieber in das Waſſer!“ „Na, na, nicht gleich ſo wild, mein Kind! Wollen ſchauen, was ſich tun läßt. Ich will mit dem Bauern reden. Deine Herrin hat ſehr für dich gebeten. Wirſt ſchon bei ihr bleiben können!“ Bei den gütigen Worten fällt dem Mädel ein Stein vom Herzen. „Oh, hoher Herr!“ ſagt ſie innig.„Wie glücklich bin ich!“ Der Fürſt ſchaut ganz gerührt auf das kniende Mädchen und ſtreicht über das lockige Haar. „Es iſt gut, mein Kind! Jetzt geh'! Wollen ſehen, was wir tun können.“ Marie knixt tief, nachdem ſie ſich erhoben, und trip⸗ pelt aus dem großen Raume. Der Fürſt ſteht ihr lächelnd nach und wendet ſich dann an Rudolfa. „Ein reizendes Kind! Ich kann Wachwitz ver⸗ ſtehen, daß er ſich ſo ſehr für die Kleine ins Zeug legt!“ 8 „Muß man nicht alles tun, um dieſem Kinde neuen Schmerz zu erſparen?“ antwortet ihm das Fräulein. „Die unſchuldigen Augen, wenn die bitten, da kann ein Herz nicht hart bleiben.“ Der Fürſt verbeugt ſich und ſetzt ſich ihr gegen⸗ über.„Es wird nicht hart bleiben, Komteſſe. Aber jetzt erlauben Sie mir einmal, daß ich neugierig bin.“ „Ich erlaube!“ lächelt Rudolfa und zeigt zwei lieb⸗ liche Grübchen. „Was hat Sie in unſere Stadt getrieben? Soviel mir gemeldet wurde, ſind Sie aus Sachſen?“ „Aus dem Brandenburgiſchen, Durchlaucht. Mei⸗ nes Vaters Beſitztum liegt im Fläming. Mein Va⸗ ter iſt tot. Meine Mutter verwaltet den Beſitz für meinen noch unmündigen Bruder, der in einigen Jahren das Maforat übernehmen wird. Meine El⸗ tern haben eine gute chriſtliche Ehe geführt, aber meine Mutter war doch nie ganz glücklich, denn ſie mußte auf den Mann ihrer Liebe einſt verzichten.“ „War er nicht ebenbürtig?“ „Doch, im Gegenteil, meine Mutter war etz nicht. Ihr Jugendgeliebter war aus königlichem Geblüt, ein Verwandter der Kurfürſten von Sachſen, der den Titel eines Prinzen trug.“ „und 5 „Als meine Mutter gezwungenermaßen heiratete, da nahm es ſich Prinz Ferdinand ſo zu Herzen, daß er eine Reiſe unternahm und von dieſer Reiſe behrte er nicht mehr zurück.“ „Sehr intereſſant!“ „Ich glaube aber nicht, daß er ſich das Leben nahm, wie man immer erzählte. Nach allen Schilderungen meiner Mutter glaube ich's nicht. Mein Vater iſt tot und in der ruhigen Witwenſchaft, da iſt im Herzen meiner Mutter die vergangene Zeit wieder erwacht. Alte Erinnerungen kommen und quälen. Und da habe ich zu meiner Mutter geſagt: Ich will mich auf⸗ machen und will nach ihm ſuchen.“ Der Fürſt ſchüttelt den Kopf. N „Sie junges Weſen forſchen? Wär's nicht einem Manne leichter geweſen?“ „Niemand als ich weiß es, Durchlaucht. Nur der Tochter hat die Mutter das Herz ausgeſchüttet. Es hat viel Kampf gekoſtet, bis ich es durchſetzte, daß ich reiſen konnte.“ „Und jetzt ſind Sie nach Lüneburg gekommen?“ „Ja! Hier endet die Spur. Hier im„Lüneburger Hof“ iſt damals Prinz Ferdinand abgeſtiegen, hat ſeine Leute entlohnt und nach Hauſe geſchickt. Er hat die Poſtkutſche nach Bremen genommen, iſt aber im nächſten Dorfe nach Lüneburg abgeſtiegen, hat das habe ich feſtgeſtellt, im Heidkrug zu Mittag ge⸗ ſpeiſt und iſt dann in die Heide gewandert. Da endet die Spur. Verſchwunden iſt er, als ob er ſich in ein Nichts aufgelöſt hätte.“ „Sie glauben nicht, daß er ſich den Tod gab?“ „Nein! Ich glaube, daß er in der Einſamkeit der Heide Troſt geſucht, ich glaube ſogar, daß er irgendwo in der Heide ſtill gelebt, ja daß er dort lebt.“ Mit großem Intereſſe hat der Fürſt der Erzäh⸗ lung gelauſcht. „Eine ſchöne Aufgabe, Komteſſe! Ich verſtehe, daß es Sie reizt, ihr nachzugehen, und wenn ich Sie da⸗ bei irgendwie unterſtützen kann, dann ſoll's gern ge⸗ ſchehen!“ „Herzlichſten Dank, Durchlaucht!“ * Der Bauer Klaas Otto Bült iſt zum Fürſten von Lüneburg geladen worden. 8 Als ihm die Botſchaft überbracht wurde, hat er geſehen, wie es in des Sohnes Augen aufleuchtete wie wilder Triumph.. Das gab ihm einen Ruck. i Eine Angſt um Iſabel ergriff ihn. Als er am nächſten Tage das Frühmal elnnahm und Iſabel das Geſchirr abräumte, nahm er daß Mädchen beiſeite und ſagte: 0 „Iſabel, ich reiſe in einer Stunde nach Lüneburg! „Ja, Herr, die Pferde warten ſchon, und den Staatsanzug habe ich noch einmal gebürſtet!“ „Glaub,s wohl, hältſt auf Ordnung! Aber merke gut, Mädchen.. biſt allein den ganzen Tag, und der Wolf iſt um dich!“ Iſabel blickt den Bauern lange, durchdringend an. „Ihr ſprecht von Eurem Sohne, Bauer!“ 5 „Von meinem Sohne ja. mein Sohn iſts, doch ſchlimmer als Laſt und Stein, geboren mir zur Qual, daß ich nicht Ruhe finde.“ „Quält Euch eine Sünde, Bauer?“ 5 Er wird fahl bei ihren Worten und ſieht an ihr vorbei. „Eine Sünde. haha als ob heute einer ohne Sünde wäre! Wir laufen alle mit Schuld herum, es war immer ſchon ſo und wird ewig ſo bleiben. Gilt auf der Welt nur eins, die Gewalt! Geht vor Recht! Wer nicht die Ellenbogen braucht, wird an die Wand gedrängt und kann verrecken wie er es mag.“ „Und.. Gott, Bauer?“ ſpricht das Mädchen ſtark. Da hat der Bauer das Gefühl, als ſtünde er vol der Kirche in Ottersloh, und die ſchweren Glocken ſchlagen ihre Töne auf ihn ein, hämmern auf ihn los, daß ihm bange ums Herz wird, ihm, der immer Gott und die Ewigkeit verlachte. „Schweig' ſtill!“ ſagt er heiſer.„Und hüte dich. vor dem Wolf! Hüte dich!“ „Ich hüte mich, ſeid ohne Sorge, Herr!“ Hochgereckt ſteht ſte da, ſchöner denn je, die Augen, von tiefem Ernſt erfüllt, leuchten, und die Wangen ſind gerötet. Der Bauer hält den Atem an vor ſo viel Schön⸗ heit und ſein Begehren wird zur Flamme. (Fortſetzung folgt) e eee eee —— Komi Mün — 1 —— H— Neuer Vereinspräſes iſt jetzt 72 Donnerstag, 22. Juni 1999 Neue Mannheimer Zeitung/ Abend⸗Ausgabe 5. Seite/ Nummer 281 Aus Baden Sängerwettſtreit in Philippsburg I. Philippsburg, 22. Juni. Anläßlich ſeines 75⸗ Nyrigen Jubiläums veranſtaltete der hieſige Män⸗ nergeſangverein einen größeren Sang eswett⸗ treit, bei dem die Muſikdirektoren Pflugfel⸗ der⸗Koblenz und Gu ntch⸗ Pforzheim als Preis⸗ richter fungierten. Es wurde folgendes Ergebnis erzielt: 1. Abteilung, einfacher Volksgeſang: 1. Klaſſe bis 35 Sänger:„Liederkranz“⸗Helmsheim 199 und„Freundſchaft“⸗Neuhauſen 191,5 Punkte, 2. Klaſſe über 35 Sänger:„Konkordia“⸗Rheinsheim 188,5 Punkte. 8 2. Abteilung, erſchwerter Volksgeſang 1 Klaſſe bis 45 Sänger:„Sängerbund“ ⸗Zementwerk Leimen 205,5 Punkte,„Flügelrad“⸗Mannheim 210 Punkte, 2. Klaſſe bis 65 Sänger:„Deutſche Einheit“. Rheinhauſen 201 Punkte und„Lyra“⸗Bruchſal 211,5 Punkte.— 3. Abteilung, Kunſtgeſang, 1. Klaſſe bis 70 Sänger:„Viktoria“ Mannheim⸗ Waldhof 194 Punkte, 2. Klaſſe bis 90 Sänger:„Liederkranz“⸗ Karlsdorf 226,5 Punkte und beſte Tagesleiſtung Katholiſcher Männerchor“ ⸗Mannheim⸗Neckarſtadt 224 Punkte, 3. Klaſſe über 90 Sänger:„Liederkranz“ Heidelberg⸗Rohrbach 219 Punkte,„Frohſinn“⸗Kirrlach 2455 Punkte. Im Ehrenſingen wirkten mit:„Fi⸗ delia“ ⸗Oberhauſen,„Germania“ ⸗ Otterſtadt und „Männergeſangverein“⸗Wieſental.— Im„Einhorn“ hielt am Samstag abend der Jubelverein ein Feſt⸗ bankett ab, bei dem der Vorſtand Auguſt Fieſer die Vereinsgeſchichte ſchilderte. Durch den Präſidenten des Bruchſaler Sängergaues, Gerichtsverwalter Ruf wurden die Sänger Auguſt Freund, Martin Heiler und Franz Reichenſtein für jährige und Guſtav Brecht für 25 jährige Mitgliedſchaft ausgezeichnet. Der langjährige Vorſitzende, Karl Auguſt Fieſer, er⸗ hielt das Ehrenbundesabzeichen des Badiſchen Sän⸗ gerbundes für 25jährige Vorſtandſchaft. * D. Odenheim, 21. Juni. Dieſer Tage wurde hier unter Beteiligung der Sa und des Stahlhelms eine Sanitätsübung der Freiwilligen Sanitätskolonne durchgeführt, die ein ſchönes Zuſammenarbeiten der verſchiedenen Verbände zeigte. Kolonnenarzt Dr. Hepp, der die Uebung abnahm, ſprach über den Rote⸗Kreuztag und ſchloß mit einem Sieg Heil auf die Regierung.— Bei der Generalverſammlung des katholiſchen Jugendvereins wurden gewählt: Walter Lutz zum 1. Vorſitzenden, Hermann Keßler zum 2. Vorſitzenden, Scheuring zum Schriftführer und Lanz zum Kaſſier. Beiſitzer wurden: Hugo Rudolf, Otto Stricker, Karl Lutz, Karl Stricker, Daniel Dopfer. Vikar Hauſer. Der Verein kann im nüchſten Jahre ſein 25 jähriges Be⸗ ſtehen feiern.. Aus der Pfalz Lokomotive gegen Fuhrwerk * Ludwigshafen, 22. Juni. Ein Zweiſpänner⸗ fuchrwerk, das mit Sand beladen war, wurde zwiſchen Mundenheim⸗Gartenſtadt— Hochfeld und Maudach bet dem Verſuch, kurz vor dem Lokalzug 1830 Mundenheim Meckenheim das Lokalbahngleis u überkreuzen, von der Lokomotive ange⸗ fahren. Das Juhrwerk wurde ſtark beſchädigt. Lenker und Geſpann blieben unverletzt. Der Fuhr⸗ werkslenker hat die Warnſignale des Zuges nicht beachtet. Die Aktion gegen die Bayeriſche Volkspartei. * Speyer, 22. Juni. Auf Grund Funkſpruch des Kommandurs der bayeriſchen politiſchen Polizei München, wurde geſtern abend und im Laufe der Nacht bei zahlreichen Funktionären der Bayeriſchen Volkspartei Hausdurchſuchungen vorgenom⸗ men und eine Menge Schriftenmaterial beſchlag⸗ ahmt. Das beſchlagnahmte Material wird zur Zeit noch geſichtet. Drei Perſonen wurden in Schutzhaft genommen. Es handelt ſich bei den Verhafteten um den Redakteur Dr. Rudolf Joeckle vom Verlag der „Rheiniſchen Volkszeitung“ und der„Pfälzer Zei⸗ tung“ in Speyer, dem ehemaligen Stadtrat des Zen⸗ trums, Oberpoſtinſpektor Heinrich Hammer und Kolonialwarenhändler Peter Zitzmann. * Neuſtadt a.., 22. Juni. Bei verſchiedenen Mitgliedern der Bayeriſchen Volkspartei wurden Hausſuchungen gehalten, ſo u. a. bei der Kreis⸗ geſchäftsſtelle der Partei und bei dem Reichstagsab⸗ geordneten Geheimrat Dr. Bayersdörfer. Bei letz⸗ terem ſoll verſchiedenes Material der Bayeriſchen Volkspartei⸗Correſpondenz beſchlagnahmt worden ſein, während— wie man hört— die Durchſuchung bei der Kreisgeſchäftsſtelle, die über zwei Stunden in Anſpruch nahm, ergebnislos verlief. K. Neckargemünd, 22. Juni. Der Plan einer feſten Verbindung der Stadt mit dem Stadtteil Kleingemünd jenſeits des Neckars iſt abermals in den Vordergrund getreten, nachdem die Bürgervertretungen in den letzten Jahren ſich öfters damit befaßt haben. Der Stadtrat hat nun einmütig beſchloſſen, bei der zweiten Ausſchüttung von Reichs⸗ mitteln im Arbeitsbeſchaffungsprogramm für das Projekt einer Neckarüber brückun g Reichs⸗ und Landesmittel zu erhalten, nachdem im erſten Arbeitsbeſchaffungsprogramm Neckargemünd leer ausgegangen iſt. Der Plan hat ſich allerdings grundlegend geändert. Während man früher an die Erſtellung eines Steges hauptſächlich für den Fußverkehr, allenfalls noch für kleinere Handwagen u. dgl. gedacht hat, iſt man wegen der mehr verkehrshemmenden als fördernden Neckareiſenbahnbrücke, die ſtündlich eine große Un⸗ fallgefahr bietet und in letzter Zeit erſchreckend viel Unfälle erlebt hat, dazu gekommen, ſtatt des Steges eine Straßen brücke zu erſtellen, die dem modernen Kraftwagenverkehr gewachſen iſt. Es wäre ſehr zu begrüßen, wenn die entſcheidenden Inſtan⸗ zen dem Projekte, das für den Neckartalverkehr von :: Speyer, 22. Juni. Vor dem hieſigen Amts⸗ gericht hatten ſich die beiden Arbeitsloſen Hermann Ham brecht und Jakob Nenninger aus Duden⸗ hofen zu verantworten, die in der Nacht vom W. auf 29. März d. J. den Kaufmann Guſtav Grund⸗ höfer aus Speyer, der ſie beim Wildern ertappt hatte, niedergeſchlagen und ſchwer verletzt hatten. Der 19jährige Hambrecht und der 27 Jahre alte Nenninger, zwei ſchon mehrfach vorbeſtrafte und des Wilderns ſehr verdächtige Geſellen, hatten in der fraglichen Nacht mit einem vorher durch einen Einbruch im Dudenhofener Schützenhaus geſtohlenen Kleinkalibergewehr im Jagdrevier des Kaufmanns Guſtav Grundhöfer im Dudenhofener Wald eine Rehgeiß zur Strecke gebracht. Beim Ausweiden des Tieres waren ſie vom Jagdbeſitzer überraſcht wor⸗ den. Seiner Aufforderung, die Waffe wegzulegen, kamen ſie nur zögernd nach. Während Grundhöfer den Hambrecht feſtnehmen konnte, flüchtete deſſen Genoſſe Nenninger. Beim Abführen ließ ſich der noch jugendliche Hambrecht mehrmals auf die Knie fallen und bat um Freilaſſung; da er aber ſeinen Namen nicht nennen wollte, ließ ihn G. nicht frei. Als ſeine Bitten nicht von Erfolg waren, ver⸗ ſuchte H. dem Jagoͤbeſitzer das geladene Gewehr zu entreißen, was ihm auch nach mehreren vergeblichen Verſuchen gelang. Er ſtieß dann ſplange mit dem Kolben auf Grundhöfer ein, bis dieſer mit gebroche⸗ nem Naſenbein und weiteren ſchweren Verletzungen beſinnungslos liegen blieb. Während ſich Grundhöfer ſpäter mit Mühe und Not nach Hauſe ſchleppen konnte, wurden die beiden Wilderer ſchon bald mit Hilfe einer am Tatort zurückgelaſſenen Mütze überführt und ins Gefängnis eingeliefert. In ihrer 8otägigen Unterſuchungshaft hatten die beiden Angeklagten ſuchungsrichter zu antragte gegen Widerſtand, Schußwaffengeſetz zwei Jahren ſechs Monaten verſucht, den Unter⸗ täuſchen. Der Amtsanwalt be⸗ Hambrecht wegen Jagdvergehen, Einbruch und Vergehen gegen das eine Geſamtgefängnisſtrafe von und gegen Nenninger immer wieder Blutiges Liebesdrama Mord und Selbſtmord in einem Schwarzwalddorf * Ottoſchwanden(A. Emmendingen), 22. Juni. Heute früh 4 Uhr erſchoß der 21 Jahre alte Land⸗ wirt Ernſt Grafmüller aus Ottoſchwanden⸗ Breiten die 24 Jahre alte Wirtstochter Lina Sche⸗ rer aus Zinken⸗Waldshut(Amt Emmendingen). Die Tat geſchah unter der Haustür des elterlichen Hofes der Scherer. Der Täter flüchtete in den Wald und verübte Selbſtmord durch Erſchießen. Die Tat dürfte aus Eiferſucht zurückzuführen ſein. Kein Tag ohne Schadenfeuer! * Schwenningen(A. Meßkirch), 22. Juni. Abends gegen 6 Uhr brach in dem landwirtſchaftlichen An⸗ weſen des Landwirts Johann Nepomuk Sieber Feuer aus, dem die Scheune vollkommen zum Opfer fiel. Auch das Wohnhaus iſt in Mitleidenſchaft gezogen worden und völlig ausgebrannt. Den vereinten Kräf⸗ Brief aus Neckargemünd größter Bedeutung iſt, zuſtimmen würden, zumal eine gründliche Moderniſierung der alten Brücke kaum möglich iſt. Außerdem will die Stadtgemeinde die Kanaliſterung der Bergſtraße und die Erſtellung einer für Erſchlteßung von Baugelände bedeutſamen Straße im Stadtteil Kleingemünd in das Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm der Reichsregierung aufneh⸗ men laſſen.— Ferner hat der Stadtrat beſchloſſen, die Teerung der Schützenhaus⸗, der Hilda⸗ und der Luiſenſtraße aus Mitteln Rechnungsjahres durchführen zu laſſen. Nach längerem ſchweren Leiden iſt im 70. Lebens⸗ jahre Direktor Johann Schmitt geſtorben. Der Verſtorbene war Mitbegründer des Elektrizitäts⸗ werks Neckargemünd und ſeit der Gründung im Jahre 1901 in der Leitung des Betriebs. Anfang dieſes Jahres iſt er in den Ruheſtand getreten. Bei ſeiner Beerdigung gedachte Bürgermeiſter Müßig der Verdienſte des Verſtorbenen.— Das Touriſten⸗ heim„Neckartal“ der Naturfreunde, das vor einiger Zeit polizeilich geſchloſſen worden iſt, wurde in eine Jugendherberge des Deutſchen Jugendherbergsver⸗ bandes umgewandelt und dieſer T wieder ge⸗ des Tage öffnet. Ein Wildererüberfall vor Gericht mit Ausnahme des Widerſtandes wegen der gleichen Delikte und Einbruchsdiebſtähle im Rückfall eine Zuchthausſtrafe von zwei Jahren und zwei Monaten. Das Gericht ging über die Anträge des Amts⸗ anwalts hinaus und verurteilte Hambrecht zu drei Jahren zwei Monaten Gefängnis und Nenninger zu zwei Jahren vier Mo⸗ naten Gefängnis. Immer wieder Deviſenvergehen * Lörrach, 21. Junf. Vor dem Lörracher Einzelrichter hatten ſich im Schnellverfahren 13 Perſonen aus Baſel, darunter fünf Frauen und Mädchen, wegen Devi⸗ ſenvergehens zu verantworten. Sie hatten in der vergangenen Woche mittels Reiſeſchecks aus Lörrach, teils für eigene Rechnung, teils gegen ein kleines Entgelt für einen Schweizer Händler das eingewechſelte deutſche Geld wieder nach der Schweiz zurückbringen wollen. In der Regel handelt es ſich um Beträge von 1000 Mark. Um den Beamten, die in den Paß eingetragene Umwechſlung von Geld zu verheimlichen, hatten ſich verſchiedene noch außerdem einen Tagesſchein verſchafft, mit dem ſie dann den Uebertritt aus dem deutſchen Gebiet vollzogen. Wie der Vorſitzende im Verlauf der Verhandlungen er⸗ klärte, ſind allein bei der D..⸗Bank in Lörrach in letzter Zeit auf ſchweizeriſche Reiſeſchecks 1 Million Mark ausgezahlt worden. Das Gericht ſprach nun Gefängnisſtrafen von drei Tagen bis drei Wochen aus, ferner wurden Geldſtrafen von 40 bis 1000 Mark verhängt. An beſchlagnahmten Geldern wurden 3 000 Mark eingezogen. Von den in den letzten Tagen Verhafteten wurden ſieben gegen Stellung einer Kaution von 20003 000 Mark auf freien Fuß geſetzt. Ihre Aburteilung findet in einigen Tagen ſtatt.— Am vergangenen Samstag wurden wiederum einige Schweizer wegen Ver⸗ ſtoßes gegen das Deviſengeſetz feſtgenommen. ten der hieſigen und der Stettener Feuerwehr iſt es zu verdanken, daß das Feuer nicht weiter um ſich griff. Der Gebäude⸗ und Inventarſchaden beträgt 15 000 l. Ueber die Urſache des Brandes iſt noch nichts bekannt. Von einem Rollwagen erſchlagen * Dietersweiler(O⸗A. Freudenſtadt), 22. Juni. Hier hat ſich in der Dampfziegelei Johannes Haas und Söhne ein ſchweres Unglück ereignet. Der 53jährige Ziegeleiarbeiter Friedrich Bohnet aus Grüntal wollte einen beladenen Rollwagen am Drahtſeil der Aufzugsrolle befeſtigen. Plötzlich kippte der Rollwagen um und riß den Arbeiter ſamt der Sicherheitsſchraube vom Fördergerüſt in eine Tiefe von 9 Metern, wo er in einem Waſſergraben liegend, durch das ſchwere Untergeſtell des nachſtür⸗ zenden Rollwagens einen ſchweren Schädelbruch er⸗ litt. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den eingetretenen Tod feſtſtellen. Bohnet hinterläßt Frau und 15 Kinder. Creme Tokalon gras: zu den von der Fabrik vorgeschrſebenen Ori- ginalpreisen, empfiehlt 8385 Mizza-Dariümerie. 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Es macht in Saarbrücken eine Zwiſchen⸗ landung und unternimmt anſchließend eine Rundfahrt nach dem Rheintal, dem In⸗ duſtriegebiet und nach Holland. Daun kehrt es nach 7 iger Zwi⸗ Saarbrücken zurück und tritt nach aberma 5 ſchenlandung auf dem Saarbrücker Flugplatz aber die Heimreiſe nach Friedrichshafen an. Meldung der Landeswefſerwarſe Karlsruhe Vorausſage für Freitag, 23. Juni Veränderlich und etwas wärmer, zeitweise Niederſchläge, beſonders im Gebirge. Beobachtungen der Landeswetterſtellen.26 Uhr vormitlags Wind Stationen 1. Wetter i tärke 151— 13 19 12 SW. leicht Regen 563 756,5 d 14 58 Sy]/’ leicht ckt 120 756,9 12 19 11 ſtill— 213 756,8 11 19 10 O leicht 712 758,3 8 15 8 8 lelcht 701— 7 14 7 8 leicht Blaſien 7e— ⁊T6 14 6 ſſtill— denweiler! 422 756,9 10 8 9ſt Schauinsld. 1268 655,0 5 10 4 SW- keicht Feldberg Hofſ1275 631,90 3 7 2 leicht[Nebel Trotz laungſamer Kräftigung des Druckes über Mitteleuropa und England iſt eine grundlegende Umgeſtaltung der Wetterlage noch nicht eingetreten. Bei allmählig fortſchreitender Beſſerung iſt daher auch morgen noch mit veränderlichem Wetter zu rechnen. Was hören wir? Freitag, 23. Juni Frankfurt .10: Choral.—.15 u. 12.00: Schallplatten.— 15.80: Muſikoliſcher Zeitvertreib.— 18.00: Zeitfragen.— 18.25: Kurzgeſchichten.— 20.40: Patrouillen vor Verdun(Ge⸗ ſpräch).— 21.15: Reger⸗Feſtkonzert.— 22.45: Nachtmuſtk. Heilsberg 20: Schallplotten.— 11.30 u. 13.05: Konzerte.— 15.30: funk.— 16.00: Frauenſtunde. 16.30: Konzert.— 18.25: Kompoſitionsſtunde.— 20.15: Kundgebung des Kampfbundes für Deutſche Kultur. Laugenberg .00: Morgenruf.—.05: Schallplotten.—.432 Frauengymnaſtik.— 10.10: Schulfunk.— 10.45: Gemein⸗ ſchaftsempfang für Arbeitsloſe.— 11.50: Erzählung.— 12.00 u. 13.00: Konzerte.— 15.50: Jugendfunk.— 16.0: Kammorquäintett.— 17.50: Dr. Weigert: Albrecht Dürer, ein Geſtalter des deutſchen Menſchen.— 20.15: Sommer⸗ tanz. München .00: Schallplatten.— 10.15: Fortbildungsſtunde. 12.00: Schallplatten.— 12.45: Konzert.— 15.00: Stunde der Frau.— 16.10: Die Geſundheitskurve im Verlauf des Schuljahres.— 17.45: Nutzen Sie Ihr Telephon richtig aus?— 18.05: Von der Würde der nationalen Kultur — 18.35: Dret ſchöne Stimmen.— 20.20: Flamme empor. — 21.10: Abendkonzert. 5 Siidfunk .10: Schallplatten.— 10.10: Eine Stunde Schuberk. 12.00: Aus aller Welt.— 19.30: Unterhaltungskonzert. — 16.30: Konzert.— 18.00: Dr. Frey: Das Sterben der alten Kulturvölker— ein Raſſeſterben.— 18.25: Rechts⸗ kunde.— 19.00: Stunde der Nation.— 20.00: K. G. Sell: Worüber man in Amerika ſpricht.— 20.13: Blas muſik. Wien 15.55: Charakterſtücke.— 19.00: Konzert.— 20.25: Oel⸗ rauſch.— 22.15: Konzert. Aus dem Ausland N Beromünſter: 21.25: Volkstümkiche Stunde. Prag: 18.30: Deutſche Sendung. Straßburg: 18.00: Kammermuſik.— 19.45: ten.— 20.30: Galakonzert. Schallplak⸗ Chefredakteur. F. U. Meißner(in Urlaub) Verantwortlich für Politik und Feuilleton: Dr. W. Reinhardt ⸗ Handels⸗ teil: K. Ehmer Lokaler Teil: R. Schönfelder Sport und Vermiſchtes: W. Müller„ Südweſtdeutſche Umſchau, Gericht und den übrigen Tell: C. W. Fennel„ MAnzeigen und geſchäftliche Mitteilungen: J. Faude ſämtlich in Mannheim. Herausgeber, Drucker und Verleger! Bruckere Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, R 1,—6 Für unverlangte Beiträge keine Gewühr Rückſendung nur bei Rückporto abzugeb. Angeb. unt. welch. Wert auf qaut. Kbanzhell, gut, Liter 42 Pfa. ab Lager. Mannheim, Poſtſchließ⸗ 4831 o e en die Ge, eee . In Selbstfahrer Gebllb. Dame fucht erh. Fordlim.(18/40) „ geiſtvoll, Herrn, natur⸗ liebend, nicht unt. 30 günſt. Beding. 4601 Jahren, zwecks 105 Preisermäßigg. Tel, 316 78, 8 6, 15. een Anonym zweckl. Anmeldg. b. B1831 0 0 1 1 Uſchr. u. 8 K 82 an 3 Hanomag⸗- die Geſchſt. 2412 H. Schneider. 8 b, 2. Kblt ner Zuschneidekurs für Mammbe bt beginnt a. 3. 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Juni 1939 Wie die neue Reichst vehruniform enkſtand Aus dem„Modeatelier“ unſerer Wehrmacht Wiſſenſchaſt iſt Trumpf— Günſtige Aufnahme der neuen Uniform In dem mächtigen grauen Sandſteingebäude in ber Bendlerſtraße, Ecke Königin⸗Auguſta⸗Ufer, Poſt⸗ anſchrift Reichswehrminiſterium Berlin, in dieſem Block von gelaſſener Monumentalität alſo exiſtiert eine Abteilung, die ſich beſcheiden und ſchlicht„Be⸗ kleidungs⸗ Abteilung“ nennt, Welche Summe an Arbeitsenergie und Leiſtung ſich hinter der kargen Bezeichnung verbirgt, welch ein Sammelbecken von militä zen Erfahrungen und wiſſenſchaftlichen Er⸗ kenntniſſen die„Abt.⸗Bek.“ iſt, ahnt kein Laie und weiß auch kaum jemand in der Bendlerſtraße, der nicht gerade direkt mit ihr zu tun hat. Es iſt eine ſehr geheimnisvolle Abteilung. Hier wird genau ſo fieberhaft, ſo angeſpannt gearbeitet, wie im ganzen Hauſe, aber das Ziel, der nächſte Ar⸗ beitserfolg, der liegt ſtets viele, viele Jahre entfernt. Jetzt hat unſere Wehrmacht eine neue Feld⸗ uniform bekommen. Die Vorarbeit dazu begann vor ungefähr fünf Jah⸗ ren; die letzten und engültigen— ſoweit beim Mili⸗ tär überhaupt etwas endgültig iſt— Zeichnungen lagen vor drei Jahren auf den Schreibtiſchen der Ab⸗ teilung. Und dann begann überhaupt erſt der ſchwie⸗ rigſte Teil der Arbeit: das Experiment. Vollzogen wurde es von etwa zehn⸗ bis fünfzehntauſend Reichs⸗ wehrſoldaten. Wo in aller Welt gibt es noch einen „Modeſalon“ mit ſoviel„Probier⸗ und Vorführkräf⸗ ten“ und vor allen Dingen mit ſolcher Akurateſſe und Weitläufigkeit der Vorbereitung. Modeſalon? Die Bekleidungsabteilung im Reichs⸗ wehrminiſterium iſt eher ein ſtatiſtiſches Nationalamt des Feldgrau, ein arithmetiſch⸗mediziniſcher Kongreß, ein Kriegsarchiv des Bekleidungsmaterials als das. Es werden zwar auch gewiſſe äſthetiſche Geſichts⸗ punkte beachtet, aber das Hauptbeſtreben dieſer mit endloſen Tabellen, Protokollſtapeln, mit kliniſchen Erfahrungsgrundſätzen, mit Vergleichsziffern durch fünf Jahrzehnte, mit Integralrechnungen und den den Abteilung iſt nur eines: Kraft, Energie und Leiſtungserſparnis für den Soldaten durch die möglichſt vollendete Zweckmäßigkeit der Kleidung. „Es iſt auch eine Arbeit, wenn auch eine gewohnte und kaum noch empfundene, einen Anzug zu tragen“, erklärt Major Foertſch, einer der Väter der neuen Felduniform,„und eine doppelt ſchwere iſt es, eine Uniform als Belaſtung auf dem Körper zu haben. Da gilt es eben, nach reinen wiſſenſchaftlichen Grund⸗ ſätzen und nach den Erkenntniſſen der Erfahrung— bis zum ſiebziger Krieg muß das Studium zurück⸗ gehen— eine Kleidung zu konſtruieren, regelrecht zu konſtruieren, die eine möglichſte Erſparnis bringt. Wir wiſſen aus dem Weltkriege, welche rieſigen Ent⸗ scheidungen bei dem Soldaten oftmals von dem letzten Energiefunken abhängen, und dieſes letzte Kraftmaß, das mag vielleicht gerade durch die anſcheinende Nebenſächlichkeit der guten, genau be⸗ rechneten Uniform erſpart worden ſein. Und weiter: ſelbſt dem Laien wird es einleuchten, daß es ein himmelweiter Unterſchied iſt, ob eine Diviſion nach langem Marſch mit lauter fußkranken oder aber ge⸗ ſunden Leuten angreift. Das Schickſal einer Schlacht, ja, eine Volkes kann davon abhängen. Die Fußkrankheit— jeder Kämpfer aus dem Be⸗ wegungskriege wird ſie als ſchlimmſte Qual und größtes Hemmnis kennen— bringt der Truppe aber der unſachliche Stiefel. Der genau und fſorgfältig konſtruierte jedoch erſpart ſie. Es gibt eben keine Kleinigkeiten im Soldatentum, im Militärweſen..“ Und ſo hat man auch diesmal nicht mit der Zeit geſpart. Alle Beobachtungen und Erfahrungen aus dem Weltkriege und noch weiter zurück wurden ver⸗ glichen, tabelliſiert, ſyſtematiſch geordnet. Es gingen Jahre hindurch Fragebogen durch die Truppenteile und ſchließlich hatte ſich in der„Abt.⸗Bek.“ im Reichs⸗ wehrminiſterium ein unendliches Maß zu bearbei⸗ tenden Materials geſammelt. Aus ihm kriſtalliſierte ſich dann in einer wiſſenſchaftlichen Kleinarbeit, die Raupen belagern Die Reichshauptſtadt hat zur Zeit unter einer ungewöhnlichen Plage zu leiden. Was man in dem Aſphaltmeer nicht für möglich halten ſollte, was ſonſt nur die Bedrohung der Gärtnereien und des Landmannes iſt, das beunruhigt in dieſen Tagen den Berliner: Raupen über Raupen. Beſonders der Nordweſten der Stadt wird in böſer Weiſe von der kriechenden Plage heimge⸗ ſucht. Mehrere Straßenzüge machen mit Bäumen, die völlig kahl gefreſſen worden ſind, fetzt in der ſchönſten Sommerzeit einen troſtloſen herbſtlichen Eindruck. In manchen Fällen wird die Plage ſo arg, daß die Feuerwehr zur Hilfe gerufen werden mußte. Im welchem Maße die Reichshauptſtadt von den kriechenden Würgern der jungen Saat und Blätter heimgeſucht wird, beweiſt ein Vorfall, der ſich in der Schönhauſer Allee abſpielte⸗ Das Haus Schönhauſer Allee 126 iſt ein großes Wohnhaus mit einem anſehnlichen Hof, in dem eine große Kaſtanie ſteht, deren Aeſte bis au die Haus⸗ wand heranreichen. Nachdem im Umſehen der Baum zerfreſſen war, machten ſich ganze Heere und Legionen von Raupen daran, über die Aeſte bis zur Hauswand zu kriechen und dieſe dann empor⸗ zuklimmen bis zu den Feuſtern der Woh⸗ nungen. Durch die offenen Feaſter drangen ſie in die Woh⸗ nungen ein. In Maſſen, wie man ſie nicht für mög⸗ lich gehalten hätte. Zunächſt verſuchten die Haus⸗ bewohner ſelbſt, gegen die Raupen vorzugehen. Mit Müllſchippen und Beſen fegten die Hausfrauen den eindringenden Strom der Raupen auf, und ſchütteten das grünliche Gewimmel in das Herdfeuer. Es war ein ſinnloſer Kampf. und neue Raupen. Es kamen immer neue in ihrer Akurateſſe nur in Romanbänden zu beſchrei⸗ ben wäre, die erſten Entwürfe und Zeichnungen. Was gab es nicht alles zu beachten. Chemiſche Unterſuchungen mußten erweiſen, welche Stoffart gleichzeitig die widerſtandsfähigſte aber auch luft⸗ durchläſſigſte war, welches Leder dehnbar, waſſerdicht und doch wieder hygieniſch möglichſt einwandfrei, Deutſchlands mit der neuen Uniform ausgeſtattet waren. Bericht auf Bericht wurde geſammelt, geäußerte Bedenken und Anregungen geprüft und verwendet. Es ergab ſich, daß die Uniformen allen Anforde⸗ rungen und Wünſchen, die ſchon ſeit langem aus der Truppe ſelbſt geſtellt worden waren, entſprach. Reichswehrſoldaten mit der neuen Feldbluſe(links geſchloſſen) und den Schnürſtiefeln, die anſtelle der bisherigen Zugſtiefel eingeführt wurden welches Hemdleinen am„ſcheuerfreieſten“ wieder am„härteſten“ und ſomit war. Schließlich lagen vor ungefähr zwei Jahren die erſten Modelle vor. und doch zweckmäßigſten Bevor ſte zur Erprobung an einzelne Truppenteile abgegeben wurden, mußten ſie Einzelexperimenten unterworfen werden. Ein Vierteljahr lang trugen fünf Reichswehrleute die Modelle durch alle Strapa⸗ zen und Möglichkeiten, die ein Ernſtfall bieten kann. Es galt zu erproben, wie bewährt ſich die Uniform, wie der Stiefel im Schlamm eines Schützengraben, wie bei einem Flußübergang, wie... Hundertfache „Ernſtfälle“ mußten erdacht und erprobt werden. Immer auf's Neue wurden die Modelle, die Zeich⸗ nungen umgearbeitet, neue hergeſtellt. Endlich war es ſo weit. Die erſten dreihundert neuen Uniformen gingen hinaus und wurden über ganz Deutſchland an die Truppe verteilt. Kompagnie⸗ und Schwadronsführer bekamen den Auftrag, einzelne Mannſchaften damit auszurüſten und dann über ihre Beobachtungen zu berichten. Die Berichte liefen ein und ergaben ein durchweg günſtiges Urteil der Führerſchaft über die Uniform. Sie bemühte ſich in allen Jahreszeiten vorzüglich. Der Erfolg war, daß die Erprobung im größten Maßſtabe einſetzte. Kompagnieweiſe wurde jetzt experimentiert, und zwar ſo, daß immer gleichzeitig vier Kompagnien und Schwadronen in allen Gauen und Wehrbezirken eine Mietskaſerne Das Haus Schönhauſer Allee 126a ſchien Raupenheeren regelrecht belagert zu ſein. Schließlich wußten ſich die Bewohner nicht mehr zu helfen und riefen die Feuerwehr zu Hilfe. Es mußten mehrere Löſchwagen, und die Dampfſpritze die Hauswand abſpritzen. Auch das half noch nicht vollkommen. Erſt als die Feuerwehr mächtige Pech⸗ fackeln entzündete, und mit ihnen die Hauswand ab⸗ ſtreifte, fielen die Tiere von der Hauswand ab und konnten vernichtet werden. M. P. von Johannes Engel(Brandenburg), (Weſtfalen), Wilhelm Börger(Rheinland). Oberregiexrungsrat Dr. Wieſel Dreimal grob in Schwaben In einer heiteren und ſehr gut begründeten Plauderei ſpricht Auguſt Lämmle, der ſeine ſchwä⸗ biſchen Landsleute wie kein zweiter kennt, über deren Grobheit. Er meint damit nicht die zwei überall verbreiteten Formen der Grobheit, aus ſitt⸗ licher Entrüſtung oder aus Hochmut und Dummheit, ſondern meint drei einheimiſche Spielarten, die er im Juniheft von Velhagen& Klaſings Monatsheften näher beſchreibt:„Die erſte iſt Der fliegende„Pfeil“ Der fliegende„Pfeil“, ſo lautet der Name des neuen Schnellflugzeuges der Junkers⸗Werke in Deſſau, das erſtmalig bei der„Nationalen Flugſchau 1933“ der Oeffentlichkeit vorgeführt wird. Die Maſchine, die bereits von der Deutſchen Luft⸗Hanſa zur praktiſchen Erprobung im Strecken⸗ dienſt übernommen wurde, trägt die Typenbezeich⸗ nung„Ju 60“. Das neue Expreßflugzeug iſt ein freitragender, verſpannungsloſer Tiefdecker in Ganzmetallbauart, die Steigerung der Geſchwindigkeit wurde ohne Ver⸗ kleinerung der Nutzlaſt⸗ und der Paſſagier⸗ und Führerräume erzielt. Ebenſowenig erfolgte die Leiſtungsſteigerung der„Ju 60“ durch Einbau eines ſtärkeren Motors. Durch ärodynamiſche Verfeinerungen lediglich gelang es den Junkerswerken mit dem neuen Schnellflugzeug eine Höchſtgeſchwindigkeit von rund 275 Km. ⸗Std. zu erreichen; zu die⸗ ſem Zweck wurden— wie bereits bei dem ſtarkmoto⸗ rigen Sportzweiſitzer FTunkers A 48— Rumpf und Flügelmittelſtück im Gegenſatz zu den übrigen Bau⸗ muſtern mit glatten Blechen beplankt und überdies zur Erzielung einer möglichſt glatten Außenhaut alle Außennieten nach einem neuen Verfahren ver⸗ ſenkt geſchlagen, ebenſo wurden alle vorſpringenden Die erſte gemeinſame Sitzung der Arbeits⸗Treuhänder Von links ſitzend: R. A. Dr. Graf von der Goltz(Pommern), R. A. Dr. Nagel(Schleſien), Handelskammerpräſident Dr. Lüer(Heſſen), Dr. Joſef Klein ö Stehend von links: Senator Dr. Völtzer (Nordmark), Bürgermeiſter Dr. Marckert(Niederſachſen), Dr. Kimmich(Südweſtdeutſchland), (Mitteldeutſchland), preußen), Miniſteriglrat Hoppe(Sachſen). Hartmann(Bayern), Schreiber(Oſt⸗ ——.— * — Donn Rekord⸗Wahnſinn Die Ankunft eines arbeitsloſen Grazer Mechanikers 5 Verteilen in Wien. Er hatte jeden Meter der weiten Strecke 1 die von der ſteieriſchen zur öſterreichiſchen Hauptſtadt in gufgenon einem ſechswöchigen„Marſch“ auf den Händen zurück⸗ daß öie? gelegt. getrie man keir hierzu v ſozuſagen amtlicher Natur. Man begegnet ihr in ge ſcha einer durch eine lange Ueberlieſerung entwickelten J keilweiſe Form auf den Kanzleien aller Art, auf den Rat. dunt ha häuſern in Dorf und Stadt und hinter den vielerlei knnen. Schaltern: überall da, wo Beamte verſchiedenſter Art 1 M und Gehaltsgruppen unmittelbar mit dem Publikum Hieber ˖ zu tun haben. Man kann ſich bei uns die Amls⸗ erfahren, ſprache ohne ſie eigentlich nicht recht denken: ſie eu los ſchafft jenen Reſpekt, der bei dem mangelnden Auto- Geſenlſcha ritätsglauben der Schwaben und dem geringen Ein⸗ Bank⸗ ur kommen der Beamten immer gefährdet iſt, 9 1 8 Iccha Damit verwandt iſt die andere Art von ſchwäbi⸗ ag. ſcher Grobheit, die der Norddeutſche Forſche nennt,,„ Gel Sie wird gebraucht, um feſtzuſtellen, wieviel ſich der Rath.— andere gefallen läßt, was er wert iſt und wie mit jahr loge ihm verkehrt werden kann. Dieſe Art von Grob 72 000(8 heit iſt nicht Grundſatz, ſondern Experiment; und 146 000 ſie wird, wo ſich Widerſtand auftut, mit Liebens⸗ lbſung de würdigkeit vertauſcht. Die dritte Art ſchwäbiſcher Buchgewi Grobheit iſt etwas Beſonderes. Sie iſt eigentlich 3 nur Maske und wird vorgenommen, wo das roman⸗ tiſch weiche Herz und das rührſelige Gemüt durch⸗ bricht und zum Vorſchein kommt. Da muß, da man doch Männlichkeit über alles ſtellt, die Grobheit her⸗ halten, gehe es, wie es wolle. Sie kommt faſt aus⸗ ſchließlich bei dem männlichen Teil unſeres Stammes Tür vor, ſchon im Bubenalter, und erweckt bei den Ersit ſchwäbiſchen Frauen heitere Nachſicht, Fra Daraus ergibt ſich, daß man in Schwaben der Grob⸗ I keten vor heit öfters begegnet, als es ſachlich begründet und die Ausfi unſerem allgemeinen geiſtigen und ſeeliſchen Weſen Eiſenb gemäß wäre. In China und Japan iſt die Hhflich⸗ A ek keit die erſte aller Tugenden. Sie gilt dort ſoviel ſches Unt oder eigentlich mehr als die Wahrhaftigkeit und nunnrehr Ehrlichkeit. Im Schwabenland ſteht ſie im Range inſofern, weit hinter dieſen Dingen, ſie kommt bei uns erſt die türkif etwa im dritten Glied, hinter dem ſauberen Hemd⸗ 15 55 1 a teſe 0 kragen.. onſortiu ann, Si eren Abf amtbauko Ecken und Kanten aufs ſorgfältigſte vermieden. Weiter iſt das Fahrgeſtell der„Ju 60“ ähnlich wie bet 1 dem neuen Heinkel⸗Expreßflugzeug E 70„Blitz“ 4. während des Fluges einziehbar; die beiden Führers Polnu9o ſitze ſind außerdem bei dem„Pfeil“ nicht neben⸗ 5 ſondern hintereinander angeordnet. 5 Mit einem Fluggewicht von 3 100 Kilogramm entwickelt die Maſchine eine Höchſtgeſchwin⸗ digkeit von 275 Km.⸗Std. ſichts der bei Einbau des luftgekühlten Hornet⸗Bl. von mentinduf 450 PS. Das Rüſtgewicht des Flugzeuges beläuft ſeite unte ſich auf 1800, die Zuladung auf 1300 Kilogramm zer ait (davon reine Nutz laſt 600 Kg.). In der geräu⸗ auen aber migen Paſſagierkabine von 4 Kubikmeter Große ſind Plätze für 6 Fluggäſte vorhanden, und zwar ſind die beiden vorderen Sitze mit dem Rücken zur Fluß Are richtung angeordnet. Der Gepäckraum hat eine Größe von 1 Kubikmeter, alſo immerhin ein gang Mann beträchtliches Ausmaß, denn vergleichsweiſe ſind die entſprechenden Größenverhältniſſe bei dem Ver⸗ 08. Ken kehrsflugzeug Junkers F 13 für vier Paſſagiere 2% 10009 5 bzw. 0,8 Kubikmeter. ö 9 90 5. 2 80 7 7 5 805 Hy Die Reiſegeſchwindigkeit des Flugzeu⸗ end N 755 f. 8 4 1 Jo Farbenbt ges beträgt rund 250 Stundenkilometer, die 1 Landegeſchwindigkeit dagegen durch den Einbau des Drown, 0 bereits bei der Ju 52 und der G 38(Generalſeld⸗ J Falefer e marſchall von Hindenburg) bewährten Junkers⸗ 8 Doppelflügels nur 95 Km.⸗Std. Die Steigzeit der iche „Ju 60“ auf 1000 Meter beträgt 4,5 Minuten, auf Farbeninduf 2000 Meter 10,0 Minuten; die Dienſtgipfelhöhe liegt n 6 bei 4500 Meter.. Knorr Beſonders intereſſant iſt im Zuſammenhang mit rank dieſen Leiſtungen des erſten, von Junkers entwickel⸗ Festyerzi ten Schnellflugzeuges ein Vergleich mit den entſple⸗ 2 wah 0 chenden Zahlen des von der Schweizeriſchen Luft⸗ 7% Reichs verkehrsgeſellſchaft„Swiſſair“ eingeſetzten amerika⸗ 4. Scat niſchen Expreßflugzeuges Lockheed ⸗„Orion“, das 9 ene Walter Mittelholzer vor Jahresfriſt auch, Schug auf dem Flughafen Tempelhof vorführte. Bei einer it e Geſamtzuladung von 820 Kilo hat die„Orion“ eine küdwig, zahlende Nutzlaſt von 365 Kg. Mit dem eingebau⸗ 5 wer ten, weſentlich ſtärkeren Motor von 600 bs werden 95 M5 hier zwar Reiſegeſchwindigkeiten von 285 Stunden⸗ 95 55 kilometern erzielt, aber dafür liegt die. Lande⸗ 8 geſchwindigkeit bei der amerikanſchen Maſchine auß, deen mit 115 Km.⸗Std. um rund 20 Kilometer höher als Err. M bei der neuen„Ju 60“. Hinzu kommt, daß die bent. „Orion“ nur einen Führer und kein k. I. ber 85 „Pfeil“ dagegen zwei Führer und vollſtändige Funk⸗ anlage beſitzt. Mit Fug und Recht darf daher feſt⸗ 92 50 geſtellt werden, daß Junkers mit ſeinem neuen Spe⸗ 20 ö zialflugzeug eine Spitzenleiſt ung geſchaf⸗ 13 fen hat und es in der Größenklaſſe des„Pfeil heute noch keine ausländiſchen Konkurrenzfabrikate gibt.„ 0 n 1 * stag * 22 J g 555 3 w erk E 19 La geir .) 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