cc r 3 R FR AA l e 83 8 44 2 IS I Arn 3 3 A n 1 err W— Erſcheinungsweiſe: Täglich 2mal außer Sonntag Bezugspreiſe Frel Haus monatlich.08 Mk und 62 Pfg. Trägerlohn, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt.25 Mk. durch die Poſt.70 Mk. einſchl 60 Pig. Poſtbef.⸗Geb Hierzu 72 Pfg Beſtellgeld. Abholſtellen: Wald⸗ hofſtr. 12. Kronprinzenſtr. 42. Schwetzinger Str 44, Meerfeldſtr. 18, Ne Fiſcherſtr 1. Fe Hauptſtr. 63. W Oppauer Str. 8 Se Luiſenſtr. 1. Abbeſtellungen müſſen bis ſpäteſt. 25. f. d. folgend. Monat erfolgen. Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Schriftleitung u. Hauptgeſchäftsſtelle: N 1,-6. Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 24951 Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe Nummer 17590— Drahtanſchrift: Remazeit Mannheim Einzelpreis 1 0 Y. Anzeigenpreiſe: 22 mm breite Millimeterzeile 9 Pfennig, 79 m breite Textmillimeterzeile 50 Pfennig. zahlende Familien⸗ und Gelegenheitsanzeigen beſondere Preiſe. Allgemein gültig iſt die Anzeigen⸗Pretsliſte Nr. 5. 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Damals galt es den Moskauer Her⸗ ren, ohne Schwierigkeiten und ohne unliebſame Zwiſchenfälle mit Genf und dem hochkapitaliſtiſchen Frankreich ins Geſchäft zu kommen. Das iſt in⸗ zwiſchen geſchehen. Schnell hat Moskau alle zarten Rückſichten fallen laſſen. Der ſchamhaft verſchwie⸗ gene Gebanke des Klaſſenkampfes wird zu neuen rhetoriſchen Triumphen geführt, die Propa⸗ ganba für die Weltrevolution ſetzt erneut mit alter Stärke ein. Die Fracks, mit denen die Sowjetgewaltigen die Herren Laval und Beneſch in Moskau empfingen und mit denen zuvor Litwinow kreuz und quer durch den Kontinent gereiſt war, ſind ſortgehängt worden. Man iſt zu der gewohnten roten Mütze zurückgekehrt. Die Delegierten der Dritten Internationale, die gus aller Welt nach Moskau geſtrömt ſind, reden unverblümt und offen. Ein ſpaniſcher Kommuniſt hat, wie ſchon mitgeteilt, von dem„Generalſtab der Weltrevolution“ geſprochen. Deutlicher geht's ſchon nicht mehr. Man möchte im Grunde die Deutlichkeit, mit der die Abgeſandten der Inter⸗ nationale ihre wahren Abſichten offenbaren, begrü⸗ ßen; denn ſie könnte imſtande ſein, manche geſchloſ⸗ ſene oder— ſagen wir es genauer— manche ängſtlich zugekniffenen Augen in Europa doch noch zu öffnen. Sie könnte.. Aber in Moskau vertraut man wie ſtets auf die Gedankenloſigkeit des Bürgertums und rechnet mit den merkwürdigen, den Bolſchewiſten vielleicht ſelbſt unverſtändlichen Sympathien, die der Kommunismus in beſtimmten intellektuellen Zirkeln nach wie vor genießt. Schließlich weiß man, daß gewiſſe ausländiſche Zeitungen augenblicklich an⸗ dere, ſcheinbar dringlichere Aufgaben haben, als daß ſie ſich um die Tagung der Internationale kümmern könnten, nämlich die„Zustände“ in Deutſchland zu behandeln. Um ſo dringlicher wird unſeres Erachtens die Pflicht derfenigen, deren klarer Blick nicht durch Hemmungen dieſer Art getrübt wird, die Dinge, die ſich jetzt in der bolſchewiſtiſchen Hauptſtadt abſpielen, aufmerkſam zu beobachten und in ihrem Weſen genau zu erkennen. Was geſchieht eigentlich? Die kommuniſtiſchen Delegierten aus aller Welt halten ihre Hetzreden, deren Sinn wirk⸗ lich nicht mehr mißzuverſtehen iſt. Jede die⸗ ſer Reden iſt eine Einmiſchung in die Ver⸗ hältniſſe anderer Nationen. Jede dieſer Re⸗ den ſpiegelt die Abſicht wieder, alle ſtaatliche Ordnung in Europa zu zerſtören und die Branbdſackel des Klaſſenkampfes und Bürger⸗ krieges in den Kreis der„kapitaliſtiſchen“ And„faſchiſtiſchen“ Mächte zu ſchleudern. Das alles ſpielt ſich unter den Augen der Sowjetre⸗ gierung ab, die Mitglied des Völkerbundes, Bundes⸗ genoſſe Frankreichs und der Tſchechoflowakei iſt und die im übrigen von jeher einen Zuſammenhang mit der kommuniſtiſchen Internationale beharrlich ab⸗ geſtritten hat. Sie läßt den Kongreß gewähren. Der Grund dafür kann nur das Einverſtändnis mit ſei⸗ nen Reden und ſeinen Zielen ſein. Zur Sowjet⸗ regierung gehört auch Herr Litwin ow. Er iſt zur Zeit Präſident des Völkerbundsrates. Der Völker⸗ bund will, daß der Geiſt der Verſöhnung und des Ausgleichs das Zuſammenleben ſeiner Mitglieder be⸗ ſtimmt. Alle Streitigkeiten ſollen durch friedliche Schlichtung geregelt und beigelegt werden. Der Prä⸗ ſtdent des wichtigſten Genfer Gremiums, des Rates, iſt, wie geſagt, Litwinow, der ſich mit der Dritten Juterna⸗ tionale ſolidariſch erklärt, die den Mitglieds⸗ ſtaaten des Völkerbundes den Vernichtungs⸗ 8 kampf anſagt. Faſt möchte man ſeufzend bekennen, daß man die 1 nicht mehr verſteht. Indes iſt das Verhalten e ends nur zu leicht begreiflich. Es ſucht 1 efahren zu bannen, die ihm von den bürger⸗ 7 5 Staaten Europas drohen könnten. Man 19 Freundschaft mit dieſen Staaten, um weiter . Vorbereitung der Weltrevolution zu liche en. Darüber hinaus ſucht man, wie die poli⸗ 1 5. Exeigniſſe des letzten Jahres uns gezeigt men durchaus nicht ohne Erfolg— die Gegenſätze zwiſchen dieſen Staaten zu ſchüren und um jeden ef italieniſcher Kinder Gewehr-Aebungen In einem Ferienlager bei Rom ſind 50 000 Kinder aus allen Teilen Italiens untergebracht. wichtigen Teil des Tagesprogrammes nehmen die militäriſchen Uebungen ein, denen ſogar ſchon dieſe Kinder unterworfen werden. Einen (Weltbild,.) Wlfte kommuniſtiſche Ausſchreitungen in Noupork Einige Rowdies reißen vom Lloyöodampfer„Bremen“ die Hakenkreuzflagge ab Meldung des DNB. — Neuyork, 2. Juli. Bei der Abfahrt des Lloyddampfers veranſtalteten über 1000 Kom mu⸗ niſten eine lärmende Kundgebung. Ein ſtarkes Polizeiaufgebot vertrieb die Demonſtranten vom Pier und nahm ſechs von ihnen feſt. Anſchließend kam es vor der Polizeiwache zu heftigen Zuſammen⸗ ſtößen zwiſchen Polizeibeamten und Kommuniſten. Die Polizei mußte von der Schußwaffe Ge⸗ brauch machen. Ein Demonſtrant wurde ſchwer verletzt, während eine ganze Anzahl weiterer leich⸗ tere Verletzungen erlitten. In einer ſpäteren Meldung werden Einzelheiten bekannt. Danach waren 150 uniformierte Poliziſten zu Fuß, 100 Kriminalbeamte und 25 Polizeibeamte zu Pferde bemüht, die tobende Kommuniſtenmenge von dem Dampfer fernzuhalten und den Fahrgäſten das Betreten des Schiffes zu ermöglichen. Plötz⸗ lich ertönten aus der Maſſe der Demonſtranten laute Freudenrufe. Drei Kommuniſten war es von der Polizei unbemerkt, gelungen, an den Bug des Dampfers zu gelangen und die Hakenkreuz⸗ fahne herunterzureißen. Preis ihren Ausgleich zu verhindern. Um dieſe Ziele zu erreichen, iſt man bereit, zeitweilig jeden Gedanken an die Weltrevolution abzuſchwören. Vom Kommunismus aus geſehen, geht die Rechnung auf. Uunbegreiflich iſt nur die Blindheit derjenigen, die mit ihrer Hilfe dem Kommunismus dieſes Satyrſpiel ermöglichen. Der Kongreß der Dritten Internationale in Mos⸗ kau belehrt uns von neuem überzeugend darüber, um was es wirklich geht. Der Bolſchewismus hat, nachdem er eine Tarnung nicht mehr für nötig hielt, ſich den Schafspelz bürgerlicher Biederkeit von den Schultern geriſſen. Europa ſieht den Wolf, der es verſchlingen will. Aber ſieht es ihn auch wirklich? Dieſe Frage kann eines Tages zur Frage über Leben und Tod der abendländiſchen Ordnung und der abendländiſchen Kultur werden. Lavals Nebenaufgaben in Genf (Funkmeldung der N M.) O Paris, 27. Juli. Die Außenpolitikerin des„Oeuvre“ will erfahren haben, daß Miniſterpräſident Laval im Rahmen der bevorſtehenden Tagung des Völkerbunds rates mit Litwino w, Baron Aloiſi, Eden und den Vertretern der Kleinen Entente wichtige Verhandlungen über die großen ſchwebenden Fragen führen werde. Der Donaupakt, die Habsbur⸗ ger Frage und die Wirtſchaftslage in Mitteleuropa dürften die Verhandlungsgegenſtände ſein. Aber während die Burſchen noch damit beſchäftigt waren, die Flagge in den Hudſon zu werfen, wurde bereits unter Heilrufen eine neue Flagge ge⸗ ſetzt. Das Eindringen der Kommuniſten auf den Bug der„Bremen“ führte dann zu Schlägereien, die ſich ſpäter in der Touriſtenklaſſe fortſetzten. Schließlich konnten die roten Unruheſtifter, wie bereits gemeldet, feſtgenommen werden. Nachdem es der Polizei gelungen war, die Kommuniſten vom Pier zu vertreiben, kam es in den Seitenſtraßen des Hafenviertels zu erbitterten Kämpfen, die ſich bis ſpät in die Nacht hinein fortſetzten. Die aus dem Schlaf geſtörte Bevölkerung nahm größten⸗ teils gegen die kommuniſtiſchen Ruheſtörer Partei und unterſtützte die Polizei durch Herabgießen von Waſſer und Herabwerfen von harten Gegenſtänden. An verſchiedenen Stellen kam es zwiſchen Poliziſten und dem roten Geſindel zu einem heftigen Hand⸗ gemenge, wobei auch einige Beamte verletzt wurden. Der Polizeibericht ſchätzt die Zahl der Demon⸗ ſtranten auf etwa 2000. Die„Bremen“ hat mit halb⸗ ſtündiger Verſpätung noch am Freitagabend Neuyork verlaſſen. ö 5 Die britiſche Geſanotſchaftswache in Addis Abeba verſtärkt (Funkmeldung der NM.) O London, 27. Juli. Das Kriegsminiſterium und das Foreign Office erwägen gegenwärtig eingehend die Frage der Sicherheit britiſcher Staatsanghöri⸗ ger in Abeſſinien. Es iſt beabſichtigt, die militäriſche Wache der britiſchen Geſandtſchaft in Addis Abeba, die zur Zeit aus einem Offitzier und etwa 15 Schwarzen beſteht, beträchtlich zu verſtärken. Die Verſtärkungen werden vorausſichtlich einem indiſchen Regiment entnommen werden. Indiſche Verbitterung gegen Muſſolini (Funkmeldung der N M.) O London, 27. Juli. Wie„Daily Telega ph“ aus Kalkutta mit⸗ teilt, haben die Aus laſſungen Muſſolinis gegen die farbigen Raſſen eine beträcht⸗ liche Entrüſtung in Indien hervorgerufen. Vielfach werde dort die Anſicht vertreten, daß In⸗ dien ſich nicht von dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Konflikt fernhalten könne, zumal es Mitglied des Völkerbundes ſei. Die Organiſation einer indi⸗ ſchen Rot⸗Kreuz⸗Hilfe für Abeſſinien ſet im Gange und Mahatma Ghandi werde bei der Aufbringung oer Gelder mitwirken. Regenzeit auszufüllen? Eroberungskrieg handelt? rt von Moskau nach Gen Lebe gefährlich! * Maunheim, 27. Juli. Lebe gefährlich! Das iſt ein bekanntes Wort Friedrich Nietzſches. Er wollte ſeinen Zeitgenoſſen damit etwa das gleiche ſagen wie Goethe mit der Feſtſtellung:„Nur der verdient ſich Freiheit wie das Leben, der täglich ſie erobern muß! Was dieſe beiden großen Geiſtesherven dem deut⸗ ſchen Volk und der ganzen Menſchheit wünſchten, iſt uns inzwiſchen ſo ausgiebig beſchieden worden, daß es den Menſchen unſerer Tage oft kaum noch tragbar erſcheint. Der Kampf ums Daſein hat unter den einzelnen Menſchen wie bei den Völkern viel⸗ fach ſo kraſſe Formen angenommen, daß man trotz aller bewundernswerten techniſchen Errungenſchaf⸗ ten an einer wirklichen geiſtigen und ſittlichen Höher⸗ entwicklung der Menſchheit nur gar zu oft zweifeln muß. Die furchtbaren Erfahrungen des Weltkriegs und die ſchier erdrückende Fülle von Erſchütterun⸗ gen, die in den ſeitdem verfloſſenen zwei Jahrzehn⸗ ten auf uns hereinſtürzten, waren für einen leider nur allzu großen Teil der Menſchheit offenbar noch immer nicht ſtark genug, um ſie aus tiefinnerer Notwendigkeit und wirtſchaftlichen Erkenntniſſen heraus zu einer vernunftvollen Verſtändigung zu zwingen. Wenn man in den letzten Jahrzehnten immer wieder und wieder beobachten mußte, mit welchem Uebermaß von Dummheit und Bosheit von den ver⸗ antwortlichen Vertretern großer Völker die wich⸗ tigſten Entſcheidungen gefällt wurden und in welch widerwärtiger Weiſe nur gar zu oft die nackte Bru⸗ talität in einem fadenſcheinigen Mäntelchen heuch⸗ leriſcher Vorwände gegen die deutſche Friedens⸗ ſehnſucht einherſtampfte, dann kann man faſt nicht glauben, daß die ach ſo klugen und weitblickenden Männer unſeres Zeitalters ſo entſetzlich kurzſichtig handeln konnten. Viele kraſſe Beiſpiele könnte man da nennen. Oft kann man ſich dabei des Eindrucks nicht erwehren, als ob ſonſt kluge Leute bei wich⸗ tigen politiſchen Entſcheidungen im Nachkriegs⸗ europa von Dämonen beſeſſen geweſen ſind, von böſen Geiſtern, die nicht eher Ruhe geben mögen, bis ſie ganz Europa in einen neuen verheerenden Brand und damit in ſeinen Untergang hineingehetzt haben. Haben wir nicht alle ſchon längſt wieder das Ge⸗ fühl, daß wir auf einem Pulverfaß ſitzen, das jeden Augenblick in die Luft fliegen kann? Müſſen wir nicht damit rechnen, daß der Krieg Muſſolinis gegen Abeſſinien jeden Tag losbricht? Haben wir nicht den Eindruck, daß die italieniſchen Kriehsvorbereitungen ſchon ſoweit gediehen ſind, daß ſie ſchwerlich noch abgeblaſen werden können, daß man nur noch darauf wartet, offen loszuſchlagen und die ſoeben erklärte italieniſche Bereitwilligkeit, in der nächſten Woche zur Tagung des Völkerbunds⸗ rates nach Genf zu kommen, nur dazu dienen wird, um die Zeit bis zum Aufhören der abeſſiniſchen Und iſt irgend ein Zweifel darüber möglich, daß es ſich hier um einen nackten Sind wir nicht darüber klar, daß der italieniſche Vorwand, für die Be⸗ freiung der abeſſiniſchen Sklaven zu kämpfen, ebenſo lächerliche wie heuchleriſche Anmaßung iſt? Hat man jemals etwas davon gehört, daß die abeſ⸗ ſiniſchen Sklaven, die nach Berichten von Kennern des Landes keinesfalls als Sklaven im urſprüng⸗ lichen Sinne anzuſehen, ſondern mit ihrem Ab⸗ hängigkeitsverhältnis zufrieden ſind, nach ihrer Be⸗ freiung verlangt haben? Iſt irgend jemand damit gedient, wenn Millionen von befreiten Sklaven plötzlich um ihren Arbeitsplatz kommen und zu Bett⸗ lern werden? Und wie iſt es überhaupt möglich, daß Italien heute an dieſen innerpolitiſchen Ver⸗ hältniſſen in Abeſſinien Anſtoß nimmt, nachdem es am 2. Auguſt 1928(wo die dortigen Einrichtungen eher ſchlechter als beſſer waren wie heute) mit Abeſ⸗ ſinien einen„Freundſchaftsvertrag“ ſchloß, in dem in Artikel 1 zu leſen iſt:„Beſtändiger Friede und ewige Freundſchaft werden zwiſchen dem Königreich Italien und dem Kaiſerreich Abeſſinien herrſchen“ und in dem der Artikel 2 lautet:„Die beiden Regierungen verpflichten ſich gegenſeitig, unter keinem Vorwand irgend eine Hand⸗ lung zu begehen, die geeignet wäre, die Una b⸗ hängigkeit des anderen zu ſchädigen oder zu be⸗ drohen“?... Noch keine ſieben Jahre ſind ſeit dem Abſchluß dieſes Freundſchaftsvertrages verfloſſen HEUTE:. be, Beidelberg BELA zur Sommerzeit Die vorliegende Ausgabe umfea inf 24 Seiten 2. Seite Nummer 341 Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. FJult 1995 und mit der„ewigen“ Freundſchaft iſt es ſchon aus und vorbei. Dieſer Vergleich zeigt ſo recht die ganze— Kurz⸗ lebigkeit aller politiſchen Freundſchaften. Das im⸗ mer raſender werdende Tempo unſeres Zeitalters ſcheint das ſo mit ſich zu bringen. Vom Standpunkt Abeſſiniens aus geſehen, kann man es angeſichts ſolcher Sachlage durchaus verſtehen, wenn diejenigen von ihnen, die Gelegenheit hatten,„Europas über⸗ tünchte Höflichkeit“ kennen zu lernen, in ſchlichter Natürlichkeit von ſich ſagen würden:„Wir Wilden ſind doch beſſere Menſchen“. Wir wollen und können ſelbſtverſtändlich in dem Kampf zwiſchen Italien und Abeſſinien keine Par⸗ tei ergreifen. Nicht verheimlichen aber läßt ſich, daß die Sympathien aller Friedensfreunde bei uns in Deutſchland, wie in den anderen Kulturländern auf Seiten Abeſſiniens ſind. Es iſt ſchmerzlich, das feſtſtellen zu müſſen, an der Tatſache ſelbſt aber läßt ſich leider auch vom Standpunkt des Europäers und der notwendigen Verbundenheit der weißen Raſſe aus betrachtet, nichts ändern. An ſich brauchten wir uns überhaupt nicht mit dieſem Kampf zwiſchen Italien und Abeſſinien ſo ſehr zu beſchäftigen, wie es ſchon ſeit Monaten täglich geſchieht, wenn wir die Gewähr haben können, daß ein ſolcher Krieg auf ſeinen Herd beſchränkt bleiben könnte. Eine ſolche Sicherheit beſteht jedoch keinesfalls. Nur gar zu leicht kann der Ausbruch eines Krieges in Oſtafrika auch noch andere Völker in ſei⸗ nen verheerenden Strudel hineinzie⸗ hen. Selbſt wenn es gelänge, den Krieg auf die Auseinanderſetzungen zwiſchen Italien und Abeſ⸗ ſinien zu beſchränken, ſo iſt ſein Ausgang doch noch durchaus zweifelhaft. Selbſtverſtändlich iſt Italien an ausgebildeten Soldaten, Waffen und Munition den Abeſſiniern, die jetzt auch noch von aller Waf⸗ fenzufuhr abgeſchnitten ſind, weit überlegen. Trotz⸗ dem haben die Abeſſinier, die auf ihrem eigenen Boden und in ihrem gewohnten Klima kämpfen, Vorteile auf ihrer Seite, die ihnen um ſo mehr zu⸗ gute kommen werden, je länger der Krieg dauert. Daß dieſer Krieg nicht ſo kurz und einfach ſein wird, wie viele Italiener glauben mögen, ſteht heute ſchon ſeſt, da nicht anzunehmen iſt, daß ein ſo tapferes Volk wie die Abeſſinier ſich wehrlos abſchlachten und ihres Landes berauben laſſen werden. Schließ⸗ lich wiſſen wir ja auch aus der neueren Welt⸗ geſchichte, wie verheerend die klimatiſchen Verhält⸗ niſſe eines Landes den Eindringlingen ſchaden kön⸗ nen. Man denke nur an die ruſſiſche Eiſeskälte, die Napoleons ſtolzes Heer ſo furchtbar zer⸗⸗ rieben hat. Was damals die Kälte bewirkte, kann heute in Abeſſinien die Hitze ſein. Je länger aber der Krieg dauert, deſto größer ſind aber auch die Gefahren, die von amderen Seiten heraufziehen. Wir wiſſen ja, daß Japan den Kampf um Abeſſinien und ſeine dortigen Abſatzmärkte und Baumwollfelder ſehr aufmerkſam verfolgt. Man weiß auch längſt, daß Japans großer Gegenſpieler auf Ende Auguſt verſchoben werden kann. Sowjetrußland auf der Lauer liegt, um die allgemeine Verworrenheit in Europa nach Möglich⸗ keit ſo zu ſteigern, daß das geſamte Abendland für die von Moskau noch keinen Augenblick aufgegebene Weltrevolution immer reifer gemacht wird. Moskau und die Gefahren, die von dorther drohen, ſcheinen für ganz Europa zur Zeit noch brennender zu ſein als die Sorge um das Vordringen Japans und die am Horizont heraufdämmernde Gefahr einer Auseinanerſetzung mit der farbigen Welt Afrikas und Fernoſts. Gerade eben erſt wieder ſehen wir ſo recht die Gefährlichkeit Moskaus. Während auf dem internationalen Kommuniſtenkongreß in Moskau unter der Führung des„deutſchen Kommuniſten“ Pieck die hemmungsloſeſten Brandreden vom Kampf gegen den Faſchismus und für die Welt⸗ revolution gehalten werden, befindet ſich der Leiter der ruſſiſchen Außenpolitik, Lit win o w, auf Reiſen in Europa. Zwar iſt er nicht in Paris eingetroffen, wo er dieſer Tage ſehnſüchtig erwartet wurde, ſon⸗ dern iſt ganz überraſchend im tſchechiſchen Marien⸗ bach aufgetaucht. Dort hat er ſich unter fremdem Namen einquartiert. Man ſoll nicht wiſſen, wer er iſt, und doch wiſſen wir es alle nur zu gut. Aus⸗ gerechnet dieſer Mann, deſſen letztes Ziel die Her⸗ beiführung der Weltrevolution iſt, iſt nun dazu berufen, in dieſer Schickſalsſtunde, wo es um Krieg und Frieden geht, als Präſident des Völkerbundsrates Entſcheidungen von weltpolitiſcher Tragweite zu treffen. Der Bundesgenoſſe dieſer führenden Perſönlichkeit des bolſchewiſtiſchen Syſtems aber heißt Frankreich, das ſich immer noch ſo gern die große und„Kulturnation“ nennen hört. Vielleicht erleben wir es noch, ehe es zu ſpät iſt, daß micht nur von Paris aus der Aufſchrei erfolgt:„Gott ſchütze mich vor meinen Freunden, vor meinen Feinden werde ich mich ſelber ſchützen“, H. A. Meißner. — 5 Neue Raumordnung für Volk und Staat Reichsminiſter Kerrl über die Aufgaben der Reichsſtelle Meldung des D. N B. — Berlin, 27. Juli. Reichsminiſter Kerrl erörterte heute Samstag vor einer Mitgliederverſammlung der„Gezuvor““ im Plenarſaal des Preußenhauſes in einer grundlegen⸗ den Rede die Aufgaben der Reichsſtelle für Raumordnung, deren Leitung ihm vom Führer und Reichskanzler übertragen wurde. Das Geſetz vom 29. März 1935 deutet trotz des kurzen Wortlautes einen außerordentlich großen Rahmen an, der dem Reichsminiſter für ſeine Arbeit alle Möglichkeiten offenläßt. Im Erlaß vom 26. Juni 1935 hat der Führer und Reichskanzler die Aufgabe dieſer Oberſten Reichsbehörde als„zuſammenfaſſende, übergebroͤnete Planung und Ordnung des deutſchen Raumes über das geſamte Reichsgebiet“ feſtgelegt. Reichsminiſter Kerr führte u. a. aus, daß die Notwendigkeit für die Er⸗ richtung einer ſolchen Stelle nicht nur im Lande in⸗ folge einer ſich auswirkenden Planloſigkeit ſehr leb⸗ haft gefühlt, ſondern auch beſonders von dem Reſſort des Reichsernährungsminiſteriums empfunden wurde, welches das Geſetz zur Beſchlußfaſſung einbrachte. Die gewaltigen Aufgaben, ſo betonte Reichsmini⸗ ſter Kerrl, die der nationalſozialiſtiſche Staat in ſeinem Aufhauwerk zu erfüllen hat, habe es mit ſich gebracht, daß die verſchiedenen Stellen der öffent⸗ lichen Hand zur Durchführung ihrer Aufgaben Teile des deutſchen Lebensraumes in Anſpruch nehmen mußten. Da die Planungen der einzelnen Dienſt⸗ ſtellen aber nicht in einer Oberſten Reichsbehörde verwaltungsmäßig zuſammenliefen und ſo nicht aus⸗ geglichen werden konnten, überſchnitten ſich die Pla⸗ nungen an den verſchiedenſten Stellen. Da jedes Reſſort ſich ſelbſt helfen mußte, konnte nicht immer die genügende Rückſicht auf den oberſten Zweck des deutſchen Lebensraumes genommen werden und es unterblieb die objektive Prüfung, ob das geplante Werk mit Rückſicht auf eine plan volle Ge⸗ ſtaltung des deutſchen Lebensraumes nicht ebenſogut oder beſſer an anderer Stelle errich⸗ tet werden konnte. Die infolge dieſer Unterlaſſung oft hervorgerufenen Verſtimmungen konnten nur durch ein Geſetz beſeitigt werden. Erſt der national⸗ ſozialiſtiſche Staat, der nicht mehr auf ſouveräne Länder Rückſicht zu nehmen braucht, ſondern ein einheitliches Ganzes darſtellt, iſt in der Lage, eine dem Aufbau von Volk und Staat entſprechende Raumordnung zu planen und ihre Durchführung veranlaſſen zu können. Reichsminiſter Kerrl wies ferner auf die Tat⸗ ſache hin, daß ſich in den letzten hundert Jahren die Einwohnerzahl im deutſchen Raum mehr als verdoppelt hat. Er ſprach über die ſich Zeitraum verlagernde Bevölkerung, die als Land⸗ flucht bezeichnet wird, weil die Menſchen auf dem Lande brotlos wurden und nun in der Induſtrie neuen Erwerb ſuchen mußten. Die Folge war ein ſtetes Anwachſen der Mietskaſernen in den Groß⸗ ſtädten. Ueber das Wachſen der Großſtädte gab Reichsminiſter Kerrl folgende Zahlen bekannt: Zittern und Zagen um Genf Der Weisheit letzter Schluß: Vertagung der Entſcheidung? Meldung des D — Paris, 27. Juli. Die Kreiſe um Laval ſcheinen trotz der an ſich völlig ungeklärten Lage und der aus Rom und Ad⸗ 5. 33 g 05 anderen Blättern allerdings nicht geteilt. dis Abeba ſtammenden, nicht gerade günſtigen Nach⸗ richten immer noch zu hoffen, daß ein A u f⸗ Genf einanderprallen der Geiſter in vermieden und die grundſätzliche Ausſprache über den Streit zwiſchen Italien und Abeſſinien Laval will ſich bemühen, in dieſem Sinne zu ver⸗ mitteln, d. h. die Wiederaufnahme der Ausgleichs⸗ verhandlungen zwiſchen beiden Parteien in die Wege zu leiten, um Zeit für Beſprechungen zwiſchen den Unterzeichnern des Vertrages von 1906 zu gewin⸗ nen. Man läßt jetzt übrigens durchblicken, daß ſich der engliſche Botſchafter in einer Beſprechung mit Labal am Freftag der franzöſtſchen Haltung gegen⸗ über nicht mehr völlig ablehnend verhalten habe, und daß vielleicht zwiſchen Laval Der Negus prophezeit [Funkmelödung der N M.) O Paris, 27. Juli.(Funkmeldung der NM.) Großen Widerhall finden gerade im Hinblick auf die bevorſtehende Ratstagung Erklärungen, die der Negußs einem Sonderberichterſtatter des „Paris Soir“ abgegeben hat. Der Negus tritt hierbei den italieniſchen Anſprüchen auf Koloniſierung und Zivpiliſierung eines rückſtändigen Landes mit der Forderung entgegen, daß keine aus⸗ ländiſche Macht brutal in die Entwicklung der abeſ⸗ ſiniſchen Zipiliſation eingreifen dürfe. „Unſere alte Ziviliſation kann ohne Gefahr für gewiſſe Länder nicht brutal umgewandelt werden. Die für Europa notwendige Lebensart könne Abeſſinſen zum Verhängnis werden. Wir brauchen eine langſame Entwicklung. Sie hat ſeit mehreren Jahren eingeſetzt. Zahlreiche Experi⸗ mente ſind noch notwendig, um ſie zu einem günſtigen Abſchluß zu bringen. Auf keinen Fall aber werde ich das brutale Eingreifen einer ausländiſchen Macht zur Beſchleunigung die⸗ ſer Entwicklung zulaſſen. Das würde eine Ver⸗ letzung der Würde der Nation ſein.“ Der Negus iſt überzeugt, daß ein Krieg für Italien ungünſtig ausgehen würde. eee London gegen Luftangriffe nicht zu ſchützen Das Ergebnis der großen Luftmanöver Von unſerem Londoner Vertreter 8 London, 27. Juli. Die großen Luftmanöver über Lon⸗ don ſind zu Ende gegangen. Das Ergeb⸗ nis ſcheint in hohem Grade unbefriedigend zu ſein, da ſich mit aller Deutlichkeit gezeigt hat, daß London nicht gegen einen größeren Angriff aus der Luft geſchützt werden kann. Wie Her Luft⸗ flottenmitarbeiter des„Daily Telegraph“ berichtet, dürften die Manöver zu einer völligen Neu⸗ or ganiſation der engliſchen Verteidi⸗ gungs maßnahmen führen. In der Hauptſache ſollen folgende Reformen durchgeführt werden: 1. es ſoll ein Syſtem von ſtändigen Patrouillen von beſonders ſchnellen Flugzeugen geſchaf⸗ fen werden, die in allerkürzeſter Zeit auch große Bombengeſchwader angreifen können. 2. Zu dieſem Zweck ſoll ein neues Flugzeug konſtruſert werden, daß größer und auch ſchwerer bewaffnet iſt als die bisher in Gebrauch befindlichen Apparate. 3. Die Operationen ſollen nicht, wie bisher, vom Lande, ſondern durch einen in der Luft befindlichen Offizier geleitet werden. Die bisherige engliſche Theorie war, Hurch ſchnell⸗ ſteigende Flugzeuge von großer Geſchwindigkeit an⸗ kommende feindliche Geſchwader aufzuhalten. In ſachverſtändigen Kreiſen glaubt man, daß die jüngſten Manöver gezeigt haben, daß es nicht möglich iſt, von der Erde aus in der notwendigen Zeit die geeigneten Plätze zur Abwehr feindlicher Flieger zu erreichen. Man erwägt daher die Schaffung ſtändiger Luftpatronillen durch einſitzige Kampfflug⸗ zeuge. Um aber ein ſolches Syſtem wirkſam zu geſtalten, würde man eine ganz erhebliche Anzahl von Ap⸗ paraten dieſer Art benötigen. Dieſe Flugzeuge ſol⸗ len, beſonders in der Nähe von lebenswichtigen Punkten, mit zwei oder mehr Geſchützen ausge⸗ ſtaltet werden, ſo daß ſie auch großen Formationen von Reinmetallflugzeugen erfolgreich entgegentre⸗ ten können. Der„Daily Telegraph“ ſchreibt, daß, ſelbſt wenn die geſamten bei den Manövern ver⸗ wendeten Flugzeuge gegen einen anrückenden Feind geſchloſſen eingeſetzt würden, es dann doch wohl kaum möglich wäre, die feindlichen Flug⸗ zeuge völlig daran zu hindern, beſtimmte von ihnen gewünſchte Objekte zu erreichen. In Sachverſtändigenkreiſen wird zur Zeit die Möglichkeit erwogen, wie einer Außerkraftſetzung von Flugzeugmotoren auf andere Weiſe begegnet werden kann. Man spricht davon, künftig nur Die⸗ ſelmotore, die keine Magnete haben, zu verwenden. könne. hen. Eden, wenn dieſer über Paris nach Genf eine gemeinſame Linie gefunden werden Dieſer beiſpielsweiſe vom„Oeuvre“ und „Matin“ zur Schau getragene Optimismus wird von reiſe, Das„Echo de Paris“ ſtellt feſt, daß alle bisherigen Bemühungen zwiſchen London, Paris und Rom, zu einer Einigung über das ein⸗ zuſchlagende Verfahren zu kommen, geſcheitert ſeien. Unter dieſen Umſtänden werde die Fühlung⸗ nahme in Genf ſchwierig ſein. Die franzöſiſche Ab⸗ ordnung müſſe ſich die Aufgabe ſtellen, die Sitzung vom 31. Juli harmlos zu geſtalten und eine voll⸗ ſtändige Löſung auf ſpäter zu verſchie⸗ Der Außenpolitiker des„Exeelſior“ ſchreibt? Wenn man einen Monat Zeit für die ge⸗ wiß fußerſt verwickelten und ſchwierigen Verhand⸗ lüngen zwiſchen Paris, London und Rom gewinnen kann, wäre das ein nicht zu ueiterſchätzender Vor⸗ und teil. Ftalien Kriegsunglück Er behauptet, daß bereits jetzt das italieniſche Ex⸗ peditionskorps ſtarke Ausfälle infolge von Krank⸗ heiten zu verzeichnen habe und daß Italien dieſe Lücken durch Anwerbung von Eingeborenen aus So⸗ mali und Eritrea auszufüllen ſuche, deren loyales Verhalten aber zweifelhaft ſein dürfte, ſobald es ſich für ſie darum handele, gegen Brüder der gleichen Raſſe zu kämpfen. Zur Völkerbundstagung führte der Negus aus: „Ich habe Vertrauen zur Entſcheidung des Völkerbundes, vor allem, wenn England und Frankreich auf dieſe Seite des guten Rechts treten, d. h. auf unſere Seite. Aber es kommen keine gebietsmäßigen oder wirtſchaftlichen Zu⸗ geſtändniſſe an Italien in Frage. Wenn die Feindſeligkeiten beginnen, werde ich der erſte Soldat meines Heeres ſein und das Schickſal der Meinigen teilen.“ in dieſem für Raumordnung Von 1871 bis 1910 betrug die Zunahme der Ein⸗ wohnerzahlen in den Kleinſtädten 100 vom Hundert in den Mittelſtädten 175 vom Hundert in den Großſtädten aber 602 vom Hundert Auch noch von 1910 bis 1933 wuchſen die Kleinſtädte um 8,8 v. H die Mittelſtädte um 6,7 v. H die Großſtädte noch immer um 46,7 v. H Während 1871 nicht einmal 5 v. H. der Bevöl⸗ kerung in den Großſtädten lebten, leben heute in den Großſtädten 30,2 v.., in den Landſtädten bis 5000 Einwohner 10,6 v. H. und in den Mittelſtädten 26,2 p, H. Die ländliche Bevölkerung betrug im Jahre 1871 63,9 v. H. gegenüber nur 33 v. H. im Jahre 1938. Reichsminiſter Kerrl vervollſtändigte dieſes Bild durch weitere ſtatiſtiſche Zahlen. Auf den Quadrat⸗ kilometer umgerechnet, leben z. B. in der Grenz⸗ mark 48,8 Einwohner, Oſtpreußen 63 Einwohner, Pommern 63,5 Einwohner, Rheinprovinz 318,3 Ein⸗ wohner, Sachſen 346,8 Einwohner, Hamburg 2933 Einwohner, Berlin 4802 Einwohner. Es ergibt ſich aus dieſen Zahlen, daß ohne eine vorausſchauende zweckgeſtaltende Ord⸗ nung ſolche Gleichgewichtsverſchiebungen ſchwere Kriſen hervorrufen mußten, an denen wir gelitten haben und noch heute leiden, und die zu überwinden, wie Neichsminiſter Kerrl beſonders betonte, die Aufgabe der nationalſozialiſtiſchen Regierung iſt. Die Regierungen der vergangenen hundert Jahre haben die Aufgaben der Staatskunſt nicht richtig er⸗ kannt und es an einer den Zwecken der geſamten Nation dienenden Lenkung der Entwicklungsſort⸗ ſchritte mangeln laſſen. Das Unheil in der Politik dieſer Staatslenker hatte ſeinen letzten Grund in der mangelnden Erkenntnis, was für die Geſtaltung des Gemeinſchaftslebens notwendig war. Nachdem Reichsminiſter Kerrl die Beziehungen zwiſchen Raum und Volk, Raum und Wirtſchaft, Raum und Staat erörtert hatte, hob er das Ver⸗ dienſt unſeres Führers und Reichskanzlers Abolf Hitler hervor, der die richtige Einſicht in die Fehler der Vergangenheit bewies und das deutſche Volk auf⸗ rief, daß das Wohl des einzelnen wie der Stände ganz allein abhängig ſei von em Geſamtwohl des Volkes. Reichsminiſter Kerrl verglich die Tätigkeit der Reichsſtelle für Raumordnung mit der des General⸗ ſtabes, der nur da in die Einzelheiten eingreift, wo er für die Geſamtheit nützen und fördern kann. Et wies weiter darauf hin, daß durch die Reiſchsſtelle für Raumordnung nicht etwa die Einzelplanungen der Reſſorts überflüſſig oder gehindert würden, ſon⸗ dern daß im Gegenteil die Reſſorts über Einzelſrg⸗ gen verantwortlich weiterzuführen haben und ſein Tätigkeit darauf gerichtet ſei, von einem übergeor neten, das Gefamte umfaſſenden Geſichtspunkte aut die Einzelplanungen zu fördern und, ſoweit ſe zweckvoll und notwendig ſind, ihnen alle entgegen⸗ ſtehenden Hinderniſſe aus dem Wege zu räumen, Reichsminiſter Kerrl gab daun weiter be⸗ kannt, daß Reichsminiſter Heß ihm ſeine Or⸗ ganiſation,„Haus der Reichsplanung“, über⸗ laſſen habe, welche in ſeine Reichsſtelle für Raumordnung übergeführt wird. Ferner gab er ſeinem Dank an Reichsinſpektor Dr. Todt Ausdruck, daß dieſer ihm für ſeine Arbeiten die„Gezuvor“(früher Geſellſchaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen, jetzt: Geſellſchaft zur Vor⸗ bereitung der Reichsplanung und Raumoroönung) zur Verfügung geſtellt hat. Die von Ober⸗Reg.⸗Rat Dr. Schattenmann von der Generalinſpektion auf den erweiterten Zweck umgeſtellten Satzungen wurden einſtimmig angenom⸗ men und damit ging die Führung der„Gezuvor“ auf Reichsminiſter Kerrl über. Zum Vorſitzenden des Vorſtandes ernannte Reichsminiſter Kerrl den bis herigen ſtellv. Vorſitzenden und geſchäftsführenden Vorſtand Pg. Blöcker, den er gleichzeitig auch al ſeineen Vertreter in der Reichsſtelle für Raumorb⸗ nung beſtimmte. ere Meldung des D NB. Berlin, 7. Juli. Als ſechſter Fall aus der Reihe der Deyiſenſtraf⸗ verfahren gegen Angehörige katholiſcher Orden be⸗ gann am Samstag ein Verfahren gegen vier Schwe⸗ ſtern der„Kongregation vom Heiligen Karl Borro⸗ mäus“ mit dem Mutterhaus in Trebnitz(Schleſien). Dieſe Verhandlung wird als erſte nicht mehr im Schnellverfahren, ſondern im ordentlichen Verfahren vor dem Berliner Schöffengericht durchgeführt. Die Generalvikarin Luitgardis Kneppek aus Trebnitz in Schleſien leitete lange Jahre hindurch die Kongregation als Generaloberin und ſtand ſeit ihrer Ablöſung im Auguſt 1993 ihrer Nachfolgerin, der Generaloberin Felizitas Potrz aus Friedeberg am Quais, beratend und als Stellvertreterin zur Seite. Die Schweſter Roſalie Bell aus Trebnitz war vom Jahre 1922 bis zum 7. Februar 1935 Oekonomin der Kongregation und gehörte als ſolche auch dem Generalrat an. Zu ihrer Nachfolgerin wurde die Schweſter Roſa Völkel ernannt, die in dieſem Verfahren aber nur der Begünſtigung ange⸗ klagt iſt. Sie hat nach dem Ergebnis der Ermitt⸗ lungen während der Durchſuchung des Kloſters durch Beamte der Zollfahndungsſtelle ein Notiz buch verſteckt, deſſen Inhalt ſie für belaſtend hielt. Die Anklage wirft den drei erſtgenannten Ordensſchweſtern vor, daß ſie in den Jahren 1932 bis 1934 durch den berüchtigten Leiter der Bank für Kommunalwirtſchaft in Ber⸗ lin, Dr. Hofins, insgeſamt 255 000 Mark über die Grenze nach Holland bringen ließen. Bis auf einen Reſtbetrag von 15000 Gulden wurden für dieſes Gels Obligationen der eigenen Ordens⸗ rozeß gegen Ordensichweſtern anleihe im Betrage von 66 000 Gulden und Preußen⸗ bons im Betrage von 75 000 Dollar gekauft. Zu die⸗ ſem Punkt haben die drei Hauptangeklagten in der Vorunterſuchung bereits ein umfaſſendes Geſtänb⸗ nis abgelegt und auch eingeräumt, daß ſie ſich der Rechtswidrigkeit ihres Handelns be⸗ wu ß t waren. 8 Darüber hinaus wird der Generalvikarin Knee pe ck allein noch ein weiterer Verſtoß gegen die Devi ſenvorſchriften zur Laſt gelegt. Sie hat die Nieder⸗ laſſung der Kongregation in Olbersdorf(Tſchecho⸗ ſlowakei) laufend durch Geldzuwendungen im ſamtbetrage von 18000 Mark unterſtützt. Dieſe Summen wurden jeweils von den Schweſtern bes Olbersdorfer Hauſes mit über die Grenze genom' men, wenn ſie von Beſuchen in Trebnitz heimkehrten, Die vier Angeklagten ſind in ihrer Ordenstracht erſchienen. Zur Beweisaufnahme ſind drei Zen“ gen geladen, zu denen ſich noch ein von der Ver teidigung beſtellter Zeuge geſellt, über deſſen etwaige Vernehmung ſich das Gericht noch ſchlüſſig muß. Es handelt ſich um einen holländiſchen Geiſtlichen, der nach Anſicht der Verteidigung wichtige entlaſtende Ausfagen zu machen hat. 7VFFFFbCbCb((( ĩ(TTTbTbTbTbT Hauptſchriftleiter: Hans Alfred Meißner 9 Merantwortlich für Politik: Hans Alfred Meißner Handelstell Ri hard Schönfelder ⸗Feuftleton: Car! Onno Giſenbart Lokalen 5 5 Dr. Fritz Hammes Sport: i. V. C. W. Fennel ⸗ Südwestdeutsche 5 ſchau, Gericht und den übrigen Tel Curt Wiſhelm Fennel Ae und geſchäftliche Mitteilungen Jakob Faude, fämtlſch in Mannß 15 Herausgeber. Drucker und Vorleger: Druckerei De. Haas, Neue Man heimer Zeitung. Mannheim, R 1. 48 a 43 Schriftleitunſ in Berlin: Dr fritz Fillies, W 3B Nihorfaſtraß Geſ.⸗D.⸗A. Juni 1995: Ausgabe A u. B= 20930 Zur Zeit Preisliſte Nr. 5 gültig 10 Für unverlangte Beiträge keine Gewähr Rückſendung nur ber Rücpa i WWB ore Keirin err Wns e* r edv crreer nn N n 8 8 S I 7 7 nme m, 77 n, — mee 722 * 1 rr 7 0 DDr Werten ea Wuunmun Mmurmumpummmmmmmmmmmfmm mmm mem 1222 72 9 2 7 2.— a + N 5 7 75 2- 222 f a 5 a= 2 5 2 2 5 2 2 N— 5 5 2 a 222 2 2.. 22 8. 8. c 8*. 5 7 2. e e 2 1 5 0 5 85 85 5 - 4 5 4 2. 2 2 7 j, 7 D 7 2 2 0 7 2 2 7 5 5 5 7.. 4 N N 4 2 4 2 2 N 2 d 7, 7 7 9 2 N 5 . 2 2 2 2 2 7. 7 40 1 e. 5 4 4 5 2 7 2. 9 4 5. 2. 8 N ee 8 8. e e ee N A , ,, lb, 75 , 2 22— Ae 0 Euter, abgelagerter Orienttabak, dazu 50 Jahre Erfahrung in der Mischung und in der Fabrikation ergaben diese 4. Seite Nummer 341 Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1989 Mannheim. 27. Juli. Das Sehnen Menſchen, Waldlanöſchaft, Waſſerſpiel— hinter den Glasſcheiben des D⸗Zuges ſuchen die Augen nach den geſchwungenen und ruhig hinziehenden Linien zwiſchen der Schre ierung der Telephondrähte und den ſcharfen Taktſtrichen der Telephonſtangen, um über die Muſik der Räder hinwegzukommen, die ſo einförmig und doch ſo vielſeitig iſt. Der Menſch will hinaus! Tief und heimlich lebt in ihm der Wunſch nach „dem anderen“. Was will er ſonſt in den Bergen? Er will die Flächen vergeſſen, die er immer hat. Man beſteigt die Berge, man zwingt ſie, aber ſie bleiben nicht; was man von ihnen mitnimmt, iſt das Gefühl, daß man dort anders war, man hat ſich ausgewechſelt, man hat ſich erholt. Die anderen Kräuter, die andere Sprache, die andere Luft, alles war Labſal. Mit Gefahr Edelweiß pflücken, iſt ein Genuß, den nur der kennt, der der ſchönen ſtillen Gefahr begegnen möchte. Wenn ihm der Berg nach dem Leben getrachtet hat, zittert ihm ſein Herz zu, ſchon wenn der Name fällt. Wir brauchen auch ſo etwas, auch ſolche Größe ſtärkt. Was ſuchſt du am Meer? Die Bewegung, die Li⸗ nien des Horizonts? Es ſind dort weite Arme, die ſich dir entgegenzubreiten ſcheinen. Heute iſt das Meer ſtill wie ein Träumer, morgen wild wie ein Pferd, übermorgen iſt es ein Spiel der Kräfte, die dir unheimlich ſind wie der Geruch des Tangs, der am Strande liegen bleibt. Unſer Herz begreift ſol⸗ chen Wechſel, es ſteht ſelber im Wechſel und will hinreißenden Wechſel erleben. Schwankt nicht alles nach dem Schwanken der Welle? Heute biſt du nie⸗ dergeſchlagen, morgen biſt du obenauf, gekrönt von einem blitzenden Nichts, einer Schaumkrone, die zer⸗ rieſelt, in dir aber bleibt die Erinnerung, daß Le⸗ hen in dir iſt, daß du ſinkſt und ſteigſt, daß die Welt des Meeres wild und ſchön iſt. Die Nüchternen ſagen: Waſſer hat keine Balken, das Leben hat auch keine Balken. Aber die Welle trägt, das Leben trägt auch. Wer Angſt hat, geht unter. Das Meer macht uns Mut, Mut zum Leben. Man muß das Meer geſehen haben, um das zu verſtehen. Sein und dein Pulsſchlag, wenn er einmal zu⸗ ſammenklang, ſind Freunde geworden; ſie ſuchen ſich⸗ Und dann die größte Heimlichkeit, das tiefſte Sehnen bleibt doch die Spur nach dem Menſchen. Wer von uns hält es lange einſam aus? Seid nur nicht ſo ſelbſtbewußt! Keinen Menſchen brauchen iſt Größe, die wenige nur ertragen. Wir kehren gern dem Gewohnten den Rücken, um uns dazu zu be⸗ kehren, daß wir es mit Freuden wieder aufſuchen. Wir leben als Menſchen miteinander und füreinan⸗ der. Geh aus dem Kreiſe deiner Freunde, und du findeſt ihren Wert in der Fremde mit großen Buch⸗ ſtaben in alles Weſen der Natur und der Menſchen⸗ art eingezeichnet. Berge, Meer und Menſchen erziehen dich. Mangelnde Verkehrsdiſziplin An einem Tage faſt 300 Radfahrer verwarnt und angezeigt Daß die Verkehrsdiſziplin hier trotz aller Beleh⸗ rungen und Verwarnungen noch äußerſt mangelhaft iſt und viel zu wünſchen übrig läßt, beweiſt eine im Laufe des geſtrigen Tages vorgenommene Verkehrs⸗ kontrolle, bei der 280 Rabfahrer gebührenpflich⸗ tig verwarnt, 17 Radfahrer angezeigt, 19 Kraftwagen⸗ führer gebühreupflichtig verwarnt und 6 weitere an⸗ gezeigt werden mußten. Auch die große Zahl der Verkehrsunfälle der letz · ten Woche iſt ein weiterer Beweis der mangelhaften Verkehrsdiſziplin. So ereigneten ſich insgeſamt 34 Verkehrsunfälle, wobei eine Perſon den Tod fand, 26 weitere, zum Teil ſchwere Ver⸗ letzungen erlitten, und 29 Kraftfahrzeuge, 9 Fahr⸗ räder und 2 Straßenbahnwagen beſchädigt wurden. Bei ſchweren Verkehrsunfällen zwei lebensgefährlich Verletzte Polizeibericht vom 27. Juli Die Böſchung hinunter ſtürzte geſtern nachmittag in der Steubenſtraße ein Perſonenkraftwagen, der in Höhe des Mannheimer Weges mit einem anderen Perſonenkraftwagen zuſammenſtieß. Außerdem überſchlug ſich das Fahrzeug mehrmals, wobei ein jugendlicher Mitfahrer einige Verletzungen erlitt. Beide Fahrzeuge wurden ſo ſtark beſchädigt, daß ſie abgeſchleppt werden mußten. Die Schuld ſoll beide Fahrzeugführer treffen, die die nötige Vorſicht außer acht gelaſſen haben ſollen. Radfahrer lebensgefährlich verletzt. Auf der Seckenheimer Anlage wurde in vergangener Nacht ein Radfahrer mit einer ſchweren Kopfverletzung auf der Fahrbahn liegend aufgefunden. Der Ver⸗ letzte wurde mit einem hinzugekommenen Perſonen⸗ kraftwagen nach dem Städtiſchen Krankenhaus ge⸗ bracht. Ueber den Hergang des Unfalles ließ ſich Näheres noch nicht feſtſtellen, doch iſt den Umſtänden Sdisonschlug verkauf Geschmackvolle Gardinen, duftige, farben“ frohe Dekorationsstoffe bieten Wir lhnen in großer Auswahl und au vorteilhaften Preisen in unserem Saison- Schluß-Verkauf Die bekannteſten und beliebteſten Kinderſpiel⸗ plätze ſind noch immer die Straßen der Unterſtadt. Das mag für Radfahrer und Kraftfahrer mit viel Angſt und Aergernis verbunden ſein. Fürchterlich hallen da manchmal die Schimpfworte, kommt auch ſchon mal einer aus dem Verſchlag herausgekrochen, um es der Raſſelbande zu verſalzen. Aber es hilft alles nichts; drum, wer irgend kann, fahre lieber nicht durch dieſe Gegend, denn da iſt ein unruhiges Kroppzeug unterwegs. Natürlich ſind ſie erſtaunlich fix, und bei aller Vertiefung im Spiel haben ſie immer noch Witterung für Gefahr durch rollende Räder. Aber nervös machen ſie den Fahrer ſchon. So denkt man aus alter Erfahrung. Aber die Zeiten ändern ſich. Heute war alles ganz ſtill in den Gaſſen trotz der Ferien. Hier und da mal ein wenig Kleinfußball, ein Reifen, der über die Straße gerollt wird, ein paar Roller, um die immer etwas Streit herrſcht, und ein geliehenes Rad, auf dem recht rückſichtslos geübt wird. Sonſt nichts. Auf der Terraſſe vor der U⸗Schule wird„Tennis“ geſpielt. Ein Strick iſt geſpannt, Balljungen ſind verteilt, öͤie demütig⸗eifrig die Bälle holen, die die Treppe runterrollen oder ſeitwärts durch das Geländer gehen. Die Herrſchaften mit den ſelbſtgefertigten Holzſchlägern haben abgelegt, nur die Hoſe haben ſie noch an, und entwickeln große Kunſt. Da entſteht Streit um einen Punkt, man fuchtelt ſich mit den Schlägern unter der Naſe herum, der Eigentümer des koſtbaren Balles macht ſeine Rechte geltend. In kühler Verachtung zieht man das Hemd wieder an, und weiß den Stil des weißen Sports zu wahren. Tatſächlich, es wird faſt nicht geſchimpft! Hier war nichts Rechtes los. Begaben wir uns alſo an die Neckarwieſe, wo doch von alters her ganze Zigeunerlager entſtan⸗ den, Zirkusdirektoren über künſtliche Zebras und Kamele die Peitſche ſchwangen, und die Zelte, aus Sackleinen kunſtvoll errichtet, ſchnell wieder abgebaut werden konnten. Nun wohl, unterhalb der Hinden⸗ Mannheimer Kinder in den Hundstagen Kleine Rundfahrt durch die Kinderſpielplätze Steine herunterkullern, wenn die am Stellwerk ge⸗ burgbrücke liegt zwar eine Menge Erwachſener her⸗ um, die bringen ihren Kleinen auch das Schwimmen bei; aber von Original⸗Mannemer⸗Bu⸗ benſpiel keine Spur. Zwiſchen den Brücken zählen wir fünf Zelte und zwei Sonnendächer, die letzteren aus einigen Pflöcken beſtehend mit einer alten Wolldecke darüber. Von den Zelten hat nur eines ſolche Ausmaße, daß 5 bis 6 Buben hinein⸗ gehen. Aber die hier kampierenden Herrſchaften ſind mehr ſportlich als zirkus⸗ und indianermäßig ein⸗ geſtellt, keine Waffen, keine Tomahawks, kein Laſſo, kein Federſchmuck, keine Squaw im Innern. Einer baut noch an ſeiner Behauſung, dazu braucht er Steine, die den Zeltrand am Boden feſt⸗ halten. Kbettert er den Bahndamm herauf, läßt die rade mit Rangieren zu tun haben, und ein Empfän⸗ ger ſchleppt dann dieſes entwendete Staatsgut durchs Gras. Da iſt jedenfalls noch etwas Spannung da⸗ bei.„Wann ihr nu verwiſcht werd?“ haben wir uns mal höflichſt fragend erkundigt.„Ah⸗bah, die hawwe noch nix gimerkt. Mir hawwe die Steener'ſchlag⸗ nahmt, weil mr ſe neeoͤiſch hawwe. Se ſolle nur kumme, mr werre's ne ſchun gewwe, mr hawwe Munition und Waffe!“ Und richtig, durch einen Zehner Eintritt erkaufend, fanden wir im Innern aufgebahrt einen Haufen rundlicher Kieſelſteine und zwei Schleudern von beſtem Gummizug. Das ſind noch Männer, dieſe Knirpſe, ſogar die Rückzugslinie in den Neckar hatten ſie berechnet! Vor einem ganz winzigen Zweibuben⸗Zelt, aus einer zerriſſenen alten, rotgeſtreiften Markiſe und einem Stück alter Wolldecke, nebſt kleineren Stücken Sackleinen geſpannt, iſt Streit entſtanden. Es iſt Gemeineigentum; Pflöcke, Stangen, Hammer und Zeltbahn, alles von verſchiedenen beigebracht, und wenn da keiner kommandiert, iſt es bald aus mit der Einigkeit. Alſo bedrohten ſich zwei mit Schimpfworten gröbſter Art, wie man ſie bei ſtreit⸗ ſüchtigen Erwachſenen lernen kann. Der Größere ſchlägt zu, der Kleinere weicht aus und zeigt ihm dann, was er für einen Blödſinn angeſtellt habe, da unten am Zelt:„Kee' Ahnung hoſcht!“ Der dreht ſich um, ſchwupp hat er einen Schlag von der win⸗ zigen Fauſt, hinterrücks am Ohr gelandet. Jetzt geht die Jagd los, der Kleinere iſt erheblich fixer, wendig, und gleichgewichtig kann er dem anderen ſogar noch Tritte verſetzen. Der fängt an, Steine Muſterungsbezirk I(2. Obergeſchoß) Am 29..: Eroiſſant, Rudolf bis Ehrhardt, Heinrich Am 30..: Ehrle, Fritz bis Fluck, Herbert Am 31..: Föll, Guſtav bis Gabriel, Hugo Am 1..: Gärtner, Franz bis Großmann, Richard Am 2..: Gruber, Fritz bis Heinzmann, Theodor Pünktliches Erſcheinen wird zur Pflicht gemacht. nach anzunehmen, daß der Radfahrer von einem Kraftfahrzeug angefahren und zu Boden ge⸗ ſchleudert wurde. Der Verletzte ſchwebt in Lebens⸗ gefahr. Eine Fran lebensgefährlich verletzt. Heute früh ſtieß auf der Kreuzung Vogeſen⸗ und Molsheimer Straße in Friedrichsfeld ein Motorradfahrer mit einer Zugmaſchine mit Anhänger zuſammen, wobei eine auf dem Motorrad mitfahrende Frau ſchwere Beinverletzungen erlitt. Es beſteht auch in dieſem Falle Lebensgefahr. Die Verletzte wurde nach dem Städtiſchen Krankenhaus gebracht. Das Kraſtrab wurde ſtark beſchädigt. Ueber die Schuld⸗ frage ſind die polizeilichen Erhebungen noch im Gange. Die Techniſche Nothilfe Pionier des Freiwilligen Arbeitsdienſtes Von ber Techniſchen Nothilfe wird uns geſchrieben: Mit der Geſchichte und dem Werden des Freiwillt⸗ gen Arbeitsdienſtes iſt der Name der Techniſchen Nothilfe unauslöſchbar verknüpft. Schon im Jahre 1920 wurde der Gedanke des Arbeitsdienſtes in der Techniſchen Nothilfe wach und durch Artikel in der Zeitſchrift der Techniſchen Nothilfe„Die Räder“ in den ganzen nachfolgenden Jahren gepflegt und durch praktiſche Vorſchläge gefördert. Mit der amtlichen Einführung des Freiwilligen Arbeitsdienſtes im Jahre 1931 ſtellte ſich die Techniſche Nothilfe ſofort in die Sache hinein in der Ueberzeugung, dadurch einer wichtigen nationalen Aufgabe zu dienen. Sie war überhaupt dafür beſonders geeignet, weil ihr ein ausgezeichneter organiſatoriſch und techniſch geſchulter Führerſtab zur Verfügung ſtand und auch ſonſtige weſentliche Vorausſetzungen für die Durch⸗ führung des Freiwilligen Arbeitsdienſtes gewähr⸗ leiſtet waren. Insbeſondere war auch von großem Vorteil, daß der Gedanke eines Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes in der Techniſchen Nothilfe ſchon lange lebte und ſich im freiwilligen Dienſt aus⸗ wirkte, den die Nothelfer für die Organiſation und für öffentliche Notwendigkeiten leiſteten. Die Betätigung der Techniſchen Nothilfe im Frei⸗ willigen Arbeitsdienſt fand Anfang des Jahres 1934 enen Mufterungskalender für die Woche vom 29. Fuli-2. Auguſt der Allgemeinen Ortskraukenkaſſe. Jahrgang 1914 —:!:!:: ͤ..., pp]—‚⅜[ͤm ff.«—§—. ꝗ q pp.. ß ðͤ. Muſterungsbezirk II(8. Obergeſchoß) Oehlſchläger, Georg bis Richarz, Kurt Rickert, Auguſt bis Scheidel, Franz Scheidel, Peter bis Schmitt, Friedrich Karl Schmitt, Friedrich Werner bis Schuhmacher, Philipp Schuhmacher, Wilh. Karl bis Spiegel, Alex Geburtsſcheine(Familienbücher) wicht vergeſſen! ihren Abſchluß. Schon ab Juni 1933 wurden die Vorbereitungen für eine Uebergabe der Lager der Techniſchen Nothilfe an den NS.⸗Arbeitsdienſt ge⸗ troffen, mit dem durch entſprechende Vereinbarungen die Uebernahme feſtgelegt war. War die Betätigung der Techniſchen Nothilfe im Freiwilligen Arbeitsdienſt auch nur verhältnismäßig kurz, ſo war ſie doch nicht nur von ihrem Stand⸗ punkt, ſondern auch von dem des Deutſchen Arbeits⸗ dienſtes und des deutſchen Volkes aus geſehen, er⸗ folgreich. Der Arbeitsdienſt iſt ein wichtiges Stück deutſcher Aufbauarbeit, aber auch eine beſonders er⸗ folreiche Etappe in der Geſchichte der Techniſchen Nothilfe. 1 85 Jahre alt wird Bäckermeiſter Heinrich Frank, K 1, 21, in geiſtiger und körperlicher Friſche am nächſten Montag.— Ihren 80. Ge⸗ burtstag begeht Frau Roſa May, G3, 7, am 28. Juli in ſeltener geiſtiger und körperlicher Friſche. Beiden treuen Leſern unſerer„Neuen Mannheimer Zeitung“ herzlichſte Glückwünſche. Was Meuſchen vergeſſen. Im Monat Juni haben die Wachmänner der Süddeutſchen Bewachungsgeſell⸗ ſchaft 3245 Haus⸗, 32 Kirchen⸗, 25 Garage⸗, 26 Geſchäfts⸗, 5 Stalltüren, 38 Schutzgutter, 5 Schau⸗ käſten, 65 Fenſter und 91 Schaufenſter⸗Rolläden offen angetroffen und geſchloſſen. Gelöſcht wurden 273 brennende Lichter. 39 ſteckengebliebene Schlüſſel und 11 hängengebliebene Preistafeln wurden den Eigen⸗ tümern zurückgegeben. 1 Teppich, 1 Fahne, 1 Hand⸗ koffer mit Inhalt wurden gefunden und den Eigen⸗ tümern zurückgegeben. 14 Fahrräder und 1 Schub⸗ karren konnten den Eigentümern ſichergeſtellt wer⸗ den. Ein Pfau wurde gefangen und in den Stall zurückgebracht. Zwei Brände wurden rechtzeitig entdeckt. Ferner wurde ein Einbrecher erwiſcht und der Polizei übergeben. we Entwendet wurde: Am 19. Juli aus einem Hausgang in L. 10 hier ein faſt neuer, gelber Kin⸗ der⸗Liegewagen mit gelbem Wachstuchverdeck und grünen Franzen, Räder mit Nickelkapfeln und zu ſchmeißen, der andere folgt nach: ordentliche Brocken pfeffern ſte ſich ins Kreuz. Dann holt der Große, auch hierin unterlegen, die Kleider vom Klein nen, an denen recht lange, ſolide Hoſenträger bos feſtigt ſind. Mit denen hat er eine große Reichweitz und ſchmiert dem Kleinen ziehende ſchmerzhafte Striemen über Schulter und Kopf. Nun wird der ehrlich wütend, er nimmt ein Stück Leitungsrohr, das bisher als Hammer gedient hatte, der andere greift nach ſeinem Knüppel, einem langen, ſchwert⸗ ähnlichen Gebilde.. Mit drohend erhobenen Waf⸗ fen ſtanden ſie ſich gegenüber. Da ſchritten wir ein und ſprachen: Verſchlagt eich eier Köpp ſoviel ihr wollt, awwer loßt die Steener und die Latte weg! Aber darauf hatten ſie ſchon wieder fauſtgroße Steinbrocken in der Hand:„Zetracht' der den!“ ſagte einer zum andern,„den ſchlag ich dir uff de Kopp, daß de nimmer weeſcht, was dei Mus⸗ der für e'ſicht hot!“ Nachdem auch dieſe Steine weggenommen waren, blieb es bei Beſchimpfungen der Familie und der beiderſeitigen großen Brüder und Boxer, die man ſich zur Bedrohung gegenſeitig vorhielt. Das war ſo das Hauptſpiel am Neckar unter der Hindenburgbrücke. Es machte durchaus keinen erfreulichen Eindruck. Dieſe beiden bös⸗ artigen Kerlchen ſind gewiß in keiner Jugend, organiſation. Aber es ſaßen doch einige in der Nähe, die ſich das ſchweigend mit anſahen. Es müßte jedenfalls eine der Hauptaufgaben der Ju⸗ genderziehung ſein, die Jungen dahinzubringen, Streitigkeiten anſtändig mit der Fauſt und ohne Heimtückereien und gefährliches Steinwerfen aus⸗ zufechten. Und die Grundbedingung dafür iſt, daß die Unbeteiligten ſich entſchloſſen dafür einſetzen und ihre eigene Erziehung zeigen. Im übrigen waren auf der Neckarwieſe zweierlei beachtenswerte Dinge zu bemerken: brennende Zi⸗ garettenſtummel, die im Gras weiterſchwelten, und viel, viel Glasſcherben. In den Straßen der Neckarſtadt auch ziemliche Stille. In der Pflügersgrundſtraße ſtießen wir auf eine Reihe„Wagen“, beſtehend aus den Rädern alter Kinderwagen, auf die eine Sei⸗ fen⸗ oder Margarinekiſte montiert war. Der erſte Wagen hatte lenkbare Vorderräder, die folgenden waren mit ihrer Mittelachſe auf dem voranfahren⸗ den feſtgenagelt, und ſo gab es eine Reihe von ſechs Stück. Sie waren aber noch keine zehn Meter ge⸗ fahren, da brach ſchon Streit aus. Der Häuptling ſchmiß mit einem dicken Nagel nach dem Kleinſten, und dann ſonderten ſich die beiden Letzten ab und bauten einen Sonderwagen zuſammen. Zwiſchen Melchiorſtraße und Uhlandſtraße iſt viel ſchöner Spielſand. Aber nur zwei, drei kleine Gruppen bauten da Kuchen, und Burgen. Auf den vielen Sandwegen der Her zogenriedgegend an der Kronprinzenſtraße waren nur wenige Grup⸗ pen in der weiten Runde verteilt. Am Weißen Sand kein lebendes Weſen, außer den Armen, die in den Abfällen graben und brauchbare Ziegelſteine ausmuſtern. In den Straßen einige Buben mit In⸗ dianerbüchern, und Mädchen, die mit bunter Wolle an einer Fadenrolle ſtricken. Der Spielplatz an der Wallſtatt⸗ und Amerikaner⸗ ſtraße ö in der Schwetzingerſtadt 4 ſteht jetzt mit Bäumen und Büſchen ſchon ganz hürſc aus, und die alten Leute, die hier Skat dreſchen und tiefgründige Betrachtungen pflegen, haben ihn auch ſehr gerne. Aber an Kindern enthält er gegen früher auch ſehr wenig. Da hat eine kleine, mit kunſt⸗ fertigen Fingern Begabte, allerlei Krimskrams aus Silberpapier, aus grünen Blättern und Zigaretten⸗ doſen hergeſtellt, merkwürdige niedliche Gebilde, die ſte ſtolz auf der Bank ausſtellt. Aber da kommen zwei Matronen, die wollen hier ſitzen und fordern energiſch Räumung. Das Mädel iſt tief beleidigt, empfindlich wie die Künſtler ſind, tut ſie alles in die Pappſchachtel, und iſt auch gegen Verſprechen eines Fünfpfennigeiſes nicht dazu zu kriegen, wieder was zu zeigen. Einer füllt Waſſer auf einen Fahrrad⸗ ſchlauch, macht daraus eine Lebberworſcht, die er laut dröhnend zum Verkaufe anbietet, und dann ſpritzt er damit, haha! Im übrigen natürlich auch Geplanſch und Sandbau, und Waſſergewalt gegen ein Mädel, das auf dem Seelöwen ritt umd nicht runterwollte. Am meiſten Leben war noch im Planſchbecken vor dem Planekarium Da war eigentlich kein Fleckchen Erde und kein Tröpfchen Waſſer mehr frei, alles bis zum letzten ausgenutzt; aber alles ſehr vernünftig mit vielfachen Schwimmverſuchen und Mädchen, die Decken aus⸗ breiteten und Ordnung hielten. Nur einen kleinen Buben merkte ich mir, der zitterte ſchon im Waſſer, machte unentwegt mit, war ſehr eifrig, ging an Land, ſchrie und babbelte, zog ſich das Hemd an, aber kaum, daß er die Armlöcher fand, ſo wackelten die Hände. Er merkte es ſelber gar nicht. Aber ob das nun geſund iſt? Auf dem Lindenhof 5 war natürlich nicht viel zu finden. Die meiſten ſind am Rhein, im Waldpark oder im Strandbad; keine Indianer, keine Trapper, keine Cowboys. Nur ein herrliches kleines Duell an einem Schrebergarten, Die zwei hatten zwei alte Brandſpritzen mit Selbſt⸗ pumpbetrieb und bekämpften ſich mit lachendem Eifer, und wenn der Strahl dann in den Hals ging und einer huſten mußte, dann hatte er verloren. Doch da näherten ſich Schritte.. und mitſch, war nur noch ein Zittern der Blätter im Gebüſch von ihnen übrig. Allgemein aber ſagen die Erwachſenen, daß heuer von der Ferien⸗Jugend in den Straßen nicht viel zu merken iſt. Jungvolk, HJ, NSW und natllrlich vernickelte Lenkſtange. auch das Strandbad ſorgen dafür, daß ſte wegkom⸗ men, und das iſt gut ſo. Dr. Hr. Ketten druck geschmecte. Muster in belleb- ten Forbs tellungen per Mtr. Me.30.90.40 Rips sttetfen- und Blumenmuster mit ansprechenden Wobeffekten.. per Mir. Nik..20.73.90 Schwedenstreifen n eneled. Ferb- stellung., 80/120 brt., p. Mtr. Mk..13.10.90 Voile bedruckt, entrückende Farben . bet Mtr. M..10.80.30 Muster, in vlelen abschſüssen Stores em M²ur, mit schönen Elnsktren u. Fransen- per Mir. Mk..78.90.40 Kupons So WIe eln zelne Garnltuten und Stores ganz besonders preiswert ugen Rentner 2. Das beköpnte Gäfdinen-Spezlalhàus Mannheim, P 4, e. 1 4 Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1998 Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe 5. Seite Nummer 341 —— „Eisſchleckern“ Mehr und mehr entwickelt ſich das Etsſchleckern zu einem öffentlichen Volksvergnügen mit Maſſen⸗ kter. Da verſtummen die Gegenſätze von Alter und Weltanſchauung, Stadt und Land, Sport und Schlappheit, Modern und Unmodern, Habenden und Nichthabenden. Jeder hat einen Groſchen, oder es wird zuſammengelegt, Wünſche werden geäußert, Ratſchläge angebracht, und ſchon hält man das Häuf⸗ chen kühler Süße zwiſchen dwei Fingern, und mit langer Zunge und vorgeneigtem Kopfe arbeitet der Schleckerapparat, eine Katze beſorgt es nicht ſchneller. Vor den Eisbuden ſammeln ſich die Räder in langer Reihe, dichter als am Marktplatz oder vorm Arbeits⸗ amt, Motorräder beſten Jahrgangs halten, ja aus Kraftwagen ſteigen Damen heraus.. Alle netten Leute, die zur Zeit in Mannheim noch zurückgeblie⸗ hen ſind, finden ſich beim Eiſe, und ſtrecken die Zunge bei freundlichem Kopfnicken heraus. Zitron— Vanill— Eroͤbeer, das iſt der Drei⸗ klang der Zeit, oͤazwiſchen ein Kliquenpfiff, ein Zun⸗ genſchnalzen, und über allem ein leichtes Schmatzen, wie von fernem Quaken der Rheinfröſche— das iſt die Muſik des Tages und des Abends. Tagsüber iſt man zu Gaſt bei einem Eiswagenmann laußer⸗ halb des Rings). Ein reinlicher, zuverläſſiger Herr mit Ortskenntniſſen und Meinungen über dieſes und jenes; mancher erinnert ſich, daß er im Faſching Scherzartikel und Knallerle von beſter Be⸗ ſchaffenheit verkaufte. Wer aber eine große Liebe und einen geſpickten Geldbeutel hat, der geht ſelbſt⸗ perſtändlich dorthin, wo Eis nicht Gis allein, ſondern eine Bombe, ein Bau, ein Gedicht aus Früchten auf alkoholiſcher Grundlage von Arrac, Maraſchino iſt. Solches wird mit Bildung und eckigem Löffel ge⸗ noſſen, und man kann gelegentlich vor Luſt und Hingebung die Augen dabei ſchließen. Hingegen beim abendlichen Volkseis auf Planken und Brei⸗ ter Straße, bei Mondſchein und Sternenglanz und polizeilicher Beſichtigung(wegen„Verkauf über die Straße“), das muß man vorſichtig ſein und die Sache im Griff haben, ſonſt wacht man anderen Ta⸗ ges mit vielen Flecken auf dem neuen Sommerkleid, auf der zarten Flanellhoſe auf. Eis läuft wohlig über die Zunge den Schlund hinunter und ſchadet mit Ruhe und in nicht zu großen Brocken genoſſen weder Zähnen noch dem Magen, aber an der Be⸗ kleidung bleibt es zähe haften und fällt peinlich auf. Jedoch es lernt ſich mit der Zeit, es gibt ſchleckernde Kunſteisradfahrer, öͤie haben es trainiert, wie man Kurven und Achter fährt, ohne ſich Flecken auf die Jacke zu machen. Sage jetzt keiner mehr, die Mannemer wären etwas ſteif und hölzern, und erſt beim dritte Vertel käme die Gemütlichkeit. Nein, ſo widerſpruchsvoll es klingt: ſchon beim Eiſe tauen wir auf, in ſelt⸗ ſamem Ausgleich wird unſer Gemüt bei kaltem Magen wärmer. Eis wirkt auch anziehend auf Schönheit, beſonders blonde, und da ſteht man nun ſo nah beiſammen, und benimmt ſich doch eigentlich ſehr familiär. Ein Blick gibt den anderen, und wenn man auch nicht viel Zeit hat zu reden, ſo iſt doch eine gewiſſe Einheit des Geſchmacks vorhanden. Eine lyriſch⸗muſikaliſche Begeiſterung in dem Drei⸗ klang Zitron—Vanill Erdbeer verbindet uns, nur leicht auseinandergezogen durch die Synkopen Pfir⸗ ſich—Schokolgd— Nuß. Und ſo verſtehen wir uns ald Nur die Hand können wir uns nicht geben, denn die Finger ſind ſehr klebrig. Dieſe Klebrigkeit zum Schluß iſt ein Tropfen Bitternis im Glück, eine Scharte in der Schärfe, eine Wolke am roſaroten Eishimmel. Wenn ich Eisbudenbeſitzer wäre, ich würde Papierſervietten und ein Waſſerbecken hin⸗ ſtellen, Dann kann man ſich zum Abſchied auch die Allerlei Seltſames im neuen Fernſprechbuch Stadtverwaltung ſiehe Gemeindeverwaltung— Viernheim iſt nach Mannheim eingemeindet— Schnellverkehr in die Ferne Sofort hieß die Loſung, als der Briefträger den Fernſprechkunden der Reichspoſt die Aufforderung ins Haus brachte, das neue Fernſprechteil⸗ nehmer verzeichnis auf dem Poſtamt abzu⸗ holen. Eile war geboten, weil im Anſchluß an den erſten Ausgabetag die zahlreichen Fernſprechnum⸗ mern umgeſchaltet wurden und die neuen Rufnum⸗ mern bereits im neuen Verzeichnis enthalten waren. Es iſt aber nicht allein damit getan, daß man dieſes Fernſprechteilnehmerverzeichnis auf der Poſt abholt, ſondern es iſt dringend erforderlich, daß man ſich auch mit ſeinem Inhalt vertraut macht. Hat es doch verſchiedene wichtige Aenderungen gegeben, und ſchließlich enthält das Buch ſo viel Wiſſenswertes, daß ſich ein kleines Studium auf alle Fälle lohnt. Wenn wir uns zunächſt einmal eingehender mit unſerer Vaterſtadt Mannheim beſchäftigen, dann werden wir vornen bei dem auf Seite XIX be⸗ ginnenden Ortsverzeichnis anfangen, das im letztjährigen Fernſprechbuch erſtmals zu finden war und ſich recht gut bewährte. Die früheren Fehler ſind ausgemerzt, und ſo finden wir unter Mannheim ſämtliche Vororte verzeichnet, die im alten Buch zum Teil noch unter ihrer früheren Bezeichnung ohne den Zuſatz Mannheim geſucht werden mußten. Bei Kirſchgartshauſen iſt jedoch heute noch zu leſen: Poſt Mannheim⸗Sandhofen, Teilnehmer ſtehe Lampertheim, Fernſprechbuch Bezirk Darm⸗ ſtadt. Bei Straßenheim heißt es: Poſt Mann⸗ heim⸗Wallſtadt, Teilnehmer ſiehe Viernheim, Fern⸗ ſprechbuch des Reichspoſtdirektionsbezirks Darmſtadt. Dadurch iſt der Fall geſchaffen, daß wir einen Fern⸗ ſprechteilnehmer in dem zu Mannheim gehörigen Straßenheim oder Kirſchgartshauſen im Teilneh⸗ merverzeichnis Darmſtadt ſuchen müſſen, obgleich die Gutshöfe poſtaliſch zu Mannheim gehören! Den Kopf muß man aber ſchütteln, wenn man hinter Mannheim⸗Straßenheim im Ortsverzeichnig lieſt: „Mannheim⸗Viernheim, FVoSt leine Erklärung die⸗ ſer geheimnisvollen vier Buchſtaben iſt nicht bei⸗ gegeben) im RPD⸗Bezirk Darmſtadt. Teilnehmer ſiehe auch Mannheim“. Die Viernheimer ſind alſo zu Mannheim eingemeindet, denn das Fern⸗ ſprechbuch weiſt Viernheim als Mann⸗ heimer Vorort aus. Wo man aber die Teil⸗ nehmer ſuchen muß, weiß man nicht recht, weil die Viernheimer unter Viernheim im Darmſtädter Buch zu ſuchen find, teils unter den Mannheimer Teil⸗ nehmern im Mannheimer Buch ſtehen. In überſichtlicher Weiſe ſind im alpha⸗ betiſchen Verzeichnis bei Mannheim am Kopf die wichtigſten Dienſtſtellen der Poſt zuſammengeſtellt, während die geſamten poſtaliſchen Verbindungen unter„R“ bei Reichspoſt zu ſuchen find, wie auch dort die Reichsbahn auf⸗ geführt iſt. Wer die Anſchlußnummern der Stadt⸗ verwaltung unter„St“ ſucht, wie das bisher der Fall war, wird vergeblich ſuchen, und er wird erſt beim Durchblättern daraufkommen, daß die Städtt⸗ ſchen Dienſtſtellen unter der Bezeichnung„Gemeinde⸗ verwaltung“ zu finden ſind. Dankenswert iſt es, daß bei der Friedhofsverwaltung auch die Leichenſchauer der einzelnen Bezirke angegeben ſind, ſo daß man im Trauerfall gleich weiß, wo man ſich hinzuwenden hat. Ueberhaupt ſind verſchiedene Dienſtſtellen meh⸗ reremal unter den verſchiedenen gebräuchlichen Be⸗ zeichnungen aufgeführt. So findet man die Berufs⸗ feuerwehr bei der Gemeindeverwaltung, unter Be⸗ rufsfeuerwehr und unter Feuerwehr. es mit dem Waſſer⸗, Gas⸗ und Elektrizitätswerk, das man bisher nur dort fand, wo man es am wenigſten vermutete. Erfreulicherweiſe hat die Zahl der Orte zugenom⸗ men, mit denen wir im Schnellverkehr ſtehen. Während es im vorigen Jahre 58 Orte waren, ſind es jetzt ſchon 66 Orte, die von Landau und Kat⸗ ſerslautern in weitem Bogen bis nach Frankfurt und weit in den Taunus hineingehen, aber auch ſüdwärts weit ſich ins badiſche Land erſtrecken. werden ſoll jedoch, daß es noch manche Lücken zu ſchließen gilt. Iſt es doch z. B. ſehr ſeltſam, daß wir im Schnellverkehr wohl mit Landau oder irgendeinem Taunusbad ſprechen können, ein Schnellverkehr mit Schriesheim, deſſen Häuſer bei klarem Wetter nach Mannheim herüberleuchten, aber nicht möglich iſt! Aus dem Verzeichnis der Vermittlungsämter iſt zu entnehmen, daß im Oberpoſtdirektionsbezirk Karlsruhe die Einrichtung von Selbſtanſchluß⸗ ämtern weitere Fortſchritte gemacht hat. Die Zahl oͤer Orte, die Selbſtanſchlußbetrieb haben iſt von 47 Orten im Jahre 1933 auf 56 Orte im Jahre 1934 und jetzt auf 70 Orte geſtiegen. Jetzt gübt es im Ober⸗ poſtötrektionsbezirk Karlsruhe noch 9 Aemter, bei denen der Anruf durch Kurbeldrehen und Schlußzei⸗ chen ſelbſttätig erfolgt, ſowie 35 Aemter, bei denen Anruf des Amts und Schlußzeichen durch Kurbel⸗ drehen zu erfolgen hat. Aemter ohne Kkurbeldrehen, wie einſt bei uns in Mannheim, gibt es jetzt nur noch in Baden⸗Baden und Karlsruhe. Zum Schluß ſoll noch auf die Buchſtabiertafel hingewieſen werden, die im vergangenen Jahre gründlich überholt wurde und die eine Reihe von Namen enthält, derer wir uns an Stelle der aus⸗ gemerzten Altteſtamentiſchen beoͤtenen ſollen. Da iſt z. B. der frühere Nathan durch den Nordpol ab⸗ gelöſt worden, ſtatt Zacharias ſagt man Zeppelin, für Samuel gebraucht man ben Namen Siegfried, um den Buchſtaben S zu verdeutſchen uſw. Jedenfalls iſt ein Blick in das Fernſprechteilnehmerverzeichnis recht leörpeich. Das ſollten ſich vor allem auch die⸗ jenigen merken, die die Fernſprechnummern ihrer Bekannten auswendig wiſſen und jetzt noch ſolche Nummern wählen, die ſchon über acht Tage ab⸗ geſchaltet und auf neue Nummern umgeſchaltet ſind. — .. Vd ã ũ¶ã¶õpTPGGGGGGã ↄ⁊ VVꝓꝓVVVPPTPPPTP—GTGTGTGGGTGTGTPTGTGTGTPTGTGGGTVTGPT(((TVTVT''TTbb Dieſe Umſtellung bedingt, daß die Geſchäftsräume der Kaſſe nachmittag s, d. h. nach 12, Uhr, für das Publikum geſchloſſen bleiben. Es liegt im In⸗ tereſſe des Publikums und der Kaſſe, den bisher an beſtimmten Tagesſtunden feſtzuſtellen geweſenen Andrang an den Schaltern zu vermeiden, was ſich durch die nunmehr mögliche beſſere Ausnutzung der frühen Morgenſtunden beim Aufſuchen und anderen geringwertigen Gegenſtänden, ſowie bie Verbreitung von Sammelliſten durch beſonders hier⸗ zut beſtellte Perſonen fällt. Das Verbot gilt ferner für die mündliche Werbung und den Vertrieb von Eintrittskarten und dergleichen. Dagegen gilt es nicht für die Genehmigung von Sammlungen durch Poſtverſand von Werbeſchreiben und Sammel⸗ Aehnlich iſt Nicht verhehlt NS-Reichsbildarchto[Georg Piper) N Sein Pflegekind Mit Stolz zeigt der Bauer ſeinem NSV⸗ Pflegekind ſeine Aecker und Wieſen ſtaltung oder ausſchließlich an Mitglieder der Orga⸗ niſation erfolgt, die Trägerin der Veranmſtaltung iſt. Die im Rahmen der allgemeinen Sammlungs⸗ pauſe ebenfalls einzuſtellende Werbung von Firmen mitgliedern der NSW hat verſchie⸗ dentlich die irrige Meinung aufkommen laſſen, als ob die Firmenmitgliedſchaft zur NSV überhaupt verboten ſei. Demgegenüber gibt das Hauptamt für Gulet u Lemitllit des Aufbeumlttel für Herz u. Nerven, keine Müdigkeſt u. Ad- spannung, sondern ethöhte Kraft u. telstung. Befuf, b. Sport, auf Res en dufch Quick m. Lezithin, preis RH..20 in Apoth. u. Brog. Probe grotis durch„Hermes“, Fabr. pharm. Präp., München Volkswohlfahrt bekannt, daß ber Reichsſchatzmeiſter der NSDAP in keiner Form die Firmenmitglied⸗ ſchaft zur NSW verboten, ſondern lediglich verfügt hat, daß in Anbetracht der von ihm angeordneten Pauſe für alle Werbungen und Sammlungen auch die Werbung für die Firmenmitgliedſchaft vorläufig einzuſtellen iſt. Deutſche Betriebe, Unternehmungen uſw. können alſo nach wie vor Firmenmitglieder der Ne werden und bleiben. Die auf Grund der zahl⸗ reichen Anmeldungen ins Stocken geratene Aushän⸗ digung der Firmentürſchilder und Glasplaketten für die Schaufenſter wird nunmehr in der nächſten Zeit erfolgen. Ein„Hanoͤleſekünſtler“ verurteilt Zwei Jahre ſechs Monate Zuchthaus wegen Betrug Vor dem hieſigen Schöffengericht hatte ſich ein gewiſſer Adam Friedrich M. aus Mannheim, der mehrfach vorbeſtraft iſt, wegen mehrerer Betrugs⸗ fälle zu verantworten. Trotz beſtehenden Verbotes trat M. in verſchiedenen Städten als Handleſe⸗ „Künſtler“ auf, hatte zu dieſem Zweck in ver⸗ ſchiedenen Zeitungen Badens und der Pfalz tuſe⸗ Hand ſchütteln! br Hr. der Geſchäftsräume der Krankenkaſſe leicht erreichen listen, ſowie durch die Veröffentlichung von Auf⸗ rterk, wober er allerdings die Koſten Pier läßt. rufen. Ferner findet es keine Anwendung auf die es handelt ſich um über 150% nicht aufbrin 6 70 5 2 N f 50, gen Die Ortskrankenkaſſe nachmittags Ab 1. Auguſt ſind, wie aus der Bekanntmachung Genehmigung zur Durchführung von öffentlichen konnte. In ähnlicher Art, durch Beſtellung von geſchloſſen im Anzeigenteil erſichtlich iſt, die Schalter der Allg. Veranſtaltungen zu gemeinnützigen oder mildtätigen Flugblättern, wurde eine Mannheimer Ortskrankenkaſſe wie folgt geöffnet: Vom 2. Mai bis Zwecken und auf die Genehmigung des Warenver⸗ Druckerei geſchädigt, ferner durch Zech⸗ Neue Schalterſtunden vom 1. Auguſt an Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe Mannheim folgt dem Beiſpiel der Krankenkaſſen anderer badiſcher Städte und vieler Großſtädte im Reiche und führt ab 1 Auguſt den durchgehenden, in den frühen Morgenſtunden beginnenden und um 12.45 Uhr en⸗ digenden Schalterdienſt ein. Es wird dadurch den⸗ jenigen Volksgenoſſen, deren Arbeitszeit nach 7 Uhr lim Winter 7% Uhr) beginnt oder vor 129 Uhr unter⸗ brochen wird, die Möglichkeit gegeben, notwendige Geſchäfte bei der Kaſſe perſönlich zu erledigen. 30. September von 7 bis 1294 Uhr, vom 1. Oktober bis 30. April von 752 bis 12 Uhr. Sammelvperbot wird ſtreng oͤurchgeſührt Was fällt nicht unter das Verbott? Der Reichsinnenminiſter hat für die Durchfüh⸗ rung des Sammelverbotes einen Erlaß an die Lan⸗ desregierungen und die beteiligten Behörden gerich⸗ tet, in dem er darauf hinweiſt, daß unter das Verbot auch der Verkauf von Abzeichen, Karten kaufs für die gleichen Zwecke. Der Miniſter erſucht die Polizeibehörden, auf die Innehaltung des Sammelverbots genaueſtens zu achten und Ueber⸗ tretungen ſtrafrechtlich zu verfolgen. Gleichzeitig erinnert er an den Widerruf der bisher erteilten Genehmigungen durch den Reichsſchatz⸗ meiſter der NSDAP. Von dieſem Widerruf werden nicht erfaßt der Verkauf von Karten oder Gegen⸗ ſtänden zum Eintritt zu einer öffentlichen Veranſtal⸗ tung, ſofern der Verkauf in den Geſchäftsräumen der zuſtändigen Dienſtſtellen, am Orte der Veran⸗ prellerei ein Gaſtwirt in Neckargemünd. Einer Aufwartefrau und einer Hausangeſtellten gegenüber trat er als Privatdetektiv auf, wobei er unter dem Vorwand, verluſtig gegangenes Geld wieder herbeizuſchaffen, ſich Beträge von 20/ und 28/ erſchwindelte. Der Staatsanwalt wies auf die Niederträchtig⸗ keit der beiden letztgenannten Fälle hin und bean⸗ tvagte 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus ſowie Aberken⸗ nung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre. Das Urteil lautete dem Antrag entſprechend. Wir krönen die Fülle unserer bedeutenden Sommerleisfungen jefzf im SAlsoN.semuss VERKAUFE 88550 einer Sdisonschluß-Auswahl, die duch hohe Erwartungen noch übertrifft und mit stark herabgesetzten Sdisonschluß-Preisen: Lüsfer- und Wasch- Konfektion das enorme Lager ausnahmslos stark im Preis reduziert. Herren-Anzüge Bewährte Strupczier- Qudifäten, in allen Mustern vorräiig. Farbe vornehmlich grau 40.— 47.— 49. jetzt Mk. 30.—- 34. Herren- Anzüg aus reinwollenen Stoffen. in modernen Farben. einige Tausend Anzüge lagernd heim kik. 56.- 62. 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Juli bis 1 ainschlellich id Aueus G 8 — — 8. 1 — 8 — 8 9— S— 2 5 22 J — 2 21 — 5 2 2 0 . — Aus Baden Hohe Freiheitsſtrafe für Volksſchädlinge ATarlsruhe, 26. Juli. Das Karlsruher Schöf⸗ fengericht verhandelte gegen den 22 Jahre alten Willi Otto Habitzreuter aus Durlach, dem Rück⸗ fallsdiebſtahl zur Laſt gelegt wurde. Der Ange⸗ klagte hatte im Juni d. J. in Karlsruhe und Dur⸗ lach zwei Fahrräder geſtohlen. Das Urteil lautete auf ein Jahr zehn Monate Zuchthaus. Wegen Diebſtahls und Betrugs im Rückfall, Un⸗ terſchlagung und Vergehens gegen das Schußwaffen⸗ geſetz ſtand der 28fährige vorbeſtrafte Emil Müller aus Karlsruhe vor Gericht. Der Angeklagte hatte in Karlsruhe und Durlach 50 Buſchroſen, ſechs Pfir⸗ ſichbäume, 50 Stachelbeerſträucher, ſowie 1200 Wur⸗ zelreben im Geſamtwert von über 200 Mark ent⸗ wendet. Einer Reihe Perſonen verſprach er Liefe⸗ rung von gärtneriſchen Waren und ließ ſich An⸗ zahlungen geben, ohne die Lieferungen auszuführen. Ferner hatte er ein noch nicht völlig bezahltes Kraftrad weiterverkauft. M. erhielt 2½ Jahre Ge⸗ fängnis. Allerlei aus Ladenburg Tr. Ladenburg, 27. Juli. Der älteſte Inſaſſe des Ladenburger Pfründnerhauſes, Schuhmachermeiſter P. Köhler, feierte ſeinen 87. Geburtstag. Das greiſe Geburtstagskind iſt Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr und des Männergeſang⸗ vereins„Einheit“.— Der Feſtausſchuß der 50jäh⸗ rigen Ladenburger Schulfreunde iſt eifrig an der Arbeit und hat beſchloſſen, den Tag der Wieder⸗ ſehensfeier auf einen Sonntag im Monat Sep⸗ tember feſtzulegen Die Jubilare ſind eifrig damit beſchäftigt, die Anſchriften der auswärts wohnen⸗ den und ins Ausland verzogenen Jubilare zu er⸗ mitteln. Unter den diesjährigen Jubilaren befindet ſich auch ein Ehrenmitglied des Mannheimer Alter⸗ tumsvereins, Baumeiſter Konrad Seel, deſſen Laden⸗ burger Geſchichtsblätter 1933—34 nun gebunden vor⸗ liegen. Die Schlußnummer des Jahrganges 19/20 enthält wieder allerlei Intereſſantes, u..::„Der Betlendorfer Hof“, Erbhöfe in Ladenburg, Laden⸗ burger Bürgernutzen Allmend, Ladenburgs erſter Schriftſteller. Verſchiedene Staatsarchive haben die Geſchichtsblätter ſchon angefordert. Sehr intereſſante Zahlen enthält das Kapitel Ladenburgs Ein⸗ wohner vor 500 Jahren bis heute, aus dem erſichtlich, öaß z. B. Ladenburg im Jahre 1434 1410 Einwohner, Mannheim zur ſelben Zeit 570, Schwetzingen 276, Neckarhauſen 198, Feu⸗ denheim 174, Edingen 144, Käfertal 114 und Wall⸗ ſtabt 48 hatte. Ladenburg als das Herz des Lobden⸗ gaus war damals die größte Stadt im Umkreis. Im Zeitraum von 1434 bis 1934, alſo in 500 Jahren, erfuhr Ladenburg mit ſeinen über 5000 Einwohnern kaum eine Zunahme von 270 v. H.— hat ſich mithin kaum verdreifacht. Ein Schmuggler erſchoſſen Aufregender Vorfall an der Zollſtelle Weil * Weil a. Rh., 28. Juli. Ein aufregender Vorfall trug ſich in der vergangenen Nacht an der Zollſtelle Weil⸗Otterbach zu. Zollbeamten hat⸗ ten einen Tabak⸗ und Zuckerſchmuggler ertappt, der bei der Feſtnahme Widerſtand leiſtete, ſich ſchließlich von den Beamten losriß und die Flucht ergriff. Als er auf die Halterufe nicht achtete, machte ein Be⸗ amter von ſeiner Schußwaffe Gebrauch und traf da⸗ bei den Flüchtigen tödlich. Es ſoll ſich um einen in den oer Jahren ſtehenden Mann aus Weil a. Rh. handeln. * Heidelberg, 28. Juli. Das eineinhalbjährige Kind der Familie Leſer in der Eppelheimer Land⸗ ſtraße fiel geſtern abend gegen halb 6 Uhr in einem unbewachten Augenblick vom Fenſter der im 4. Stock gelegenen Wohnung auf die Straße. Es zog ſich dabet ſchwere Verletzungen zu, denen es kurze Zeit ſpäter in der Klinik erlegen iſt. * Leutershauſen, 27. Juli. Der 17 Jahre alte, aus Leutershauſen ſtammende Willi Lehn verunglück⸗ te morgens auf der Landſtraße zwiſchen Leuters⸗ hauſen und Schriesheim dadurch, daß er mit ſeinem Fahrrad in unſinnigem Tempo auf einen. auf der rechten Seite ſtehenden Erntewagen auffuhr. Der Aufprall war ſo ſtark, daß ſich der junge Mann eine ſchwere Schädelverletzung zuzog die ſeine Ueberfüh⸗ rung in ein Heidelberger Krankenhaus notwendig machten. & Bruchſal, 26. Juli. Gegen das am 11. Juli er⸗ gangene Urteil der Großen Strafkammer Karls⸗ ruhe hat, wie die„Bruchſaler Zeitung“ meldet, Rechtsanwalt Dr. Duttenhofer beim Reichsge⸗ richt Reviſion eingelegt. An der ſüdlichen Bergſtraße ragt eine badiſche Landzunge tief ins Heſſiſche. Sie endiat oberhalb Laudenbach, vor Heppenheim. Weſtlich dieſes Gebie⸗ tes, deſſen Zentrum Weinheim iſt, liegt beſſiſches Land um Viernheim, öſtlich von Weinheim iſt man ſchon nach wenigen Kilometern ebenfalls wieder im Heſſt⸗ ſchen in dem zum Kreis Heppenheim gehörigen Luft⸗ kurort Birkenau i. O. Birkenau, das heute 2800 Einwohner hat, ſtammt aus dem 8. Jahrhundert und hat eine wechſelvolle Geſchichte. Einſt, vor dem dreißigjährigen Krieg, war es ein bedeutender Platz, der Krieg dezimierte es ganz, nur 20 Familien blieben übrig. Es mußte von vorn angefangen werden. Auch heute geht es nicht gerade gut, und das liegt in ſeiner eigenartigen geographiſchen Lage begründet. Nahe an dem Induſtriezentrum Mannheim⸗Lud⸗ wigshafen⸗Worms und von dort leicht mit der Bahn erreichbar, Sammelpunkt eines weiten Hinterlandes zwiſchen Tromm und Bergſtraße war es von je ſeit es Induſtrie gibt, auf den ſelbſtverſtändlichen Weg gedrängt, viele in dieſes Induſtriegebiet zu ſchicken, auf daß ſie dort ihr Brot verdienten. Solange es den dortigen Induſtrien gut ging, war dieſe Lage ein Vorteil, aber mit dem Niedergang der Induſtrien kam die Kehrſeite: Als die Induſtrie wieder Leute einzuſtellen begann, nahm ſie erſt die am Ort woh⸗ nenden, und wann die Leute aus dem Weſchnitztal mal wieder dorthin kommen, wer weiß das? Und dabei iſt Birkenau verkehrstechniſch gut er⸗ ſchloſſen, auf der Nebenbahn Weinheim⸗Fürth ver⸗ kehren die Zugspaare voll ausreichend, Poſtautos er⸗ gänzen dieſe Verbindung in anderer Richtung. Eigene Induſtrie hat Birkenau jetzt nicht mehr, früher gab das Waſſer der Weſchnitz zahlreichen Mühlen Kraft, aber die Zeit der kleinen Mahlmüh⸗ len iſt vorbei. Eine blühende Induſtrie hatte Bir⸗ kenau vor etwa 100 Jahren in der Leineweberei; es gibt heute noch eine Straße, in der allein 20 Web⸗ ſtühle ſtanden. Auf die Bedeutung dieſes vergange⸗ nen Erwerbszweigs deutet auch die Tatſache hin, daß hier eine Unmenge Leute„Weber“ heißen. Der letzte Weber, der noch ſelbſt gewebt hat, iſt vor einem Vierteljahr geſtorben, viele ſind früher ſchon ausge⸗ wandert. Dieſer letzte Weber von Birkenau dürfte zugleich der letzte Weber weit und breit geweſen ſein. Von weither hatte er, als er ſchon ein ſeltener Mann war, Aufträge, ſo von Seckenheim, vom Neckar, von der Bergſtraße. Damit dieſe letzte Webeinrichtung nicht zerſplittert geht ſondern einmal ins Muſeum kommt, hat ſie der Baron von Wambolt gekauft. Die Wambolts, genauer die Freiherren Wam⸗ bolt von Umſtadt, ſind hier ſeit dem 15. Jahrhundert anſäſſig. Hier ſelbſt haben ſie kein geſchloſſenes Gut, doch gehörte zu ihrem einzigen Fideikommiß eine Reihe geſchloſſener Güter, die überall in die Lande verſtreut ſind, ſo in Fürth, Rohrbach, Klein⸗ Rohrheim bei Gernsheim, Bruchſal u. a. Das Stammſchloß liegt im großen Park an der Straße nach Weinheim. In vielen Orten finden ſich Erin⸗ Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe . Birkenau und die Herren von Wambolt Der alte Pranger am Rathaus— Das verſchwundene Ortsſiegel Die Wambolts und die Landſchaden von Steinach nerungszeichen an die Herren von Wambolt, ſo auch in Bensheim im Wambolterhof, der heute Arbeits⸗ amt iſt. Eigentümlich iſt, öaß die Grenze, die heute hier alles Land in heſſiſch und badiſch zerlegt, auch in frü⸗ heren Jahrhunderten das Land verzettelte, wenn ſie auch anders verlief. So war Birkenau kurpfälziſch, Löhrbach aber kurmainziſch, Reiſen(das früher Reu⸗ ßen hieß) war pfälziſch, Mörlenbach wieder main⸗ ziſch, Rimbach pfälziſch, Fürth mainziſch. Zu den Zeiten der Wambolter Herren war alles katholiſch, die„Landſchaden von Steinach“(vom Neckar), die eine Zeitlang zwei Drittel von Birkenau beherrſch⸗ ten, proteſtantiſierten dann dieſes Gebiet. So wurde die katholiſche Kirche Simultankirche, doch baute ſpäter die freiherrliche Familie in ihrem Park eine neue katholiſche Kirche. Die Simultan⸗ und ſpätere proteſtantiſche Kirche mußte, weil bau⸗ fällig, abgeriſſen werden, und es wurde eine neue erbaut. An vergangene Zeiten erinnert auch das Rat⸗ haus, das aus dem Jahre 1552 ſtammt, und an deſſen Außenfront ſich noch heute ein alter Pranger be⸗ findet, der Steinſockel liegt etwa zwei Meter hoch, darüber hängen die Kette und die Hand⸗ und Hals⸗ ſchellen. Birkenau war vor 100 Jahren ein berühmter Ausflugsort namentlich der Heidelberger Studen⸗ ten, als nahe dem Schloß noch das alte Etabliſſement „Zum Birkenauer Tal“ ſtand. Von dieſem damals hochfeudalen Lokal iſt heute nichts mehr da, an der Stelle erbaute die freiherrliche Familie ſpäter das Komteſſenhaus, das Altersheim der Witwen, wenn ſie aus dem Schloß auszogen. Ein bemerkenswerter Bau iſt noch das Erho⸗ lungsheim der Firma Cornelius Heyl⸗Worms, ur⸗ ſprünglich war das Anweſen eine Mahlmühle, dann eine Gipsmühle, dann eine Schwarzfabrik und ſpä⸗ ter ein Kunſtlederwerk. Der Umbau zum Erho⸗ lungsbau iſt eine Arbeit Prof. Metzendorfs, des bekannten Architekten. Einige Häuſer im Ort fallen durch ihre beſondere Bauart auf; dieſe hatte ein Ge⸗ neral aus dem ſiebenjährigen Krieg, ein Herr von Rabenhaupt, errichten laſſen. Jahrhundertelang war das Ortsſiegel verſchwun⸗ den. Es ſtammte aus dem Jahre 1611 und war ein Centwappen, eine Birke(Birkenau!) darſtellend, mit 12 Blättern, deren jedes einem der dazugehörigen Centorte entſprach. Nach Jahrhunderten fand man es ganz zufällig wieder, es lag im Schutthaufen, als man eine alte Mauer niederriß. Städtebaulich iſt Birkenau fabelhaft ſchnell ge⸗ wachſen; allein ſeit 1919 ſind über 100 neue Wohn⸗ häuſer errichtet worden. Das kam auch daher, daß in der Zeit der Induſtrieblüte aus dem Odenwald viele hierherzogen, um näher an ihrer Arbeitsſtätte zu ſein. Im der letzten Zeit bildet ſich auch ein kleines Penſionopolis um die romantiſche Altſtadt. G. W. Rapp. h Ludwigshaſen, 27. Juli. In einer Ludwigshafener Fleiſcher⸗In⸗ nungsverſammlung gab es Freitag Bericht und Ausſprache über die Verhandlungen, die bisher über die Herabſetzung der Fleiſchpreiſe geführt wurden. Es ſprachen Obermeiſter Heß und der Kreisamtsleiter der NS⸗Hago Utz und eine Reihe von Metzgern vorwiegend aus Mutterſtadt, wo die Läden ja geſchloſſen wurden. Es zeigte ſich dabei, daß man ſchon ſehr früh, ſchon im Herbſt, bei den zu⸗ ſtändigen Stellen auf die Entwicklung der Preiſe auf dem Viehmarkt hingewieſen hatte, und daß fetzt der Gauleiter ſelber die Sache in die Hand genommen hatte. Er iſt nicht nur in München ſondern auch in Berlin vorſtellig geworden, und man hofft zuverſicht⸗ lich, daß es ſeiner Energie und Tatkraft noch im Laufe der kommenden Woche gelingen wird, für eine ſtärkere Beſchickung des Mannheimer Viehmarktes und dadurch auch für eine Verbilligung des Fleiſches zu ſorgen. Nach etwa anderthalbſtündiger Sitzung nahm man einſtimmig eine Entſchließung an, in der man eingangs das Bedauern darüber ausſpricht, daß man ſich zur Erhöhung der Fleiſchpreiſe von 80 ———— Ludtwigshafener Fleischer ſetzen die Preiſe wieder herab auf 90 Pfg. pro Pfund zur Vermeidung weiterer namhafter Verluſte genötigt geſehen habe, und daß man für die bedrängte Lage der arbeitenden Bevöl⸗ kerung volles Verſtändnis habe. Kreisleitung und Bürgermeiſteramt hätten ſich für den Abſatz der Do⸗ ſen„Fleiſch im eigenen Saft“ intenſiv einzuſetzen verſprochen, und damit würde auch der Bezug von preisdrückendem ausländiſchem Friſchfleiſch ermög⸗ licht. Die Schlußſätze der Entſchließung lauten: „Im feſten Vertrauen auf die zugeſagte Unter⸗ ſtützung und in Erwartung der kommenden Ent⸗ ſpannung erklärt ſich das Metzgergewerbe zu dem Opfer bereit, jetzt ſchon mit Rückſicht auf die Kauf⸗ kraft der Bevölkerung den Preis für Rinofleiſch auf 80 Pfg. pro Pfund für Kochfleiſch und 87 Pfg. pro Pfund für Bratenfleiſch feſtzuſetzen. Die Landmetzger werden bis zur Ausdehnung dieſer beiden Preiſe auch auf Städte unter 20000 Einwohner und Land⸗ gemeinden, ſoweit das Vieh zu Viehmarktpreiſen eingekauft wurde, für Rindfleiſch jeder Sorte vor⸗ läufig den Preis von 80 Pfg. anſetzen. Das Metzgergewerbe hofft im Intereſſe der Fleiſchverſorgnung, daß die Maßnahmen der ge⸗ nannten Stellen ſehr bald Erfolg haben.“ 8— Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1935 Nachbargebiete Ludwigshafen bekämpft die Not r Ludwigshafu, 27. Jult i Vor Vertretern der Induſtrie, des Handelz und der Gewerbe gab Oberbürgermeiſter Dr. Ecarlus einen Ueberblick über den Kampf der Stadt gegen Arbeitsloſigkeit und Wohnungsnot. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen in ber Rheinſtadt liegt mit 3826 noch 11,7 v. H. über dem Reichsdurch⸗ ſchnitt, wiewohl 1000 Arbeitsloſe im Laufe des Jah⸗ res wieder eingeſtellt werden konnten. In der Löſung der Siedlungsfrage ſſeht der Oberbürgermeiſter eine Löſung zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit, weil dem Bau⸗ als Schlüſſel⸗ gewerbe Beſchäftigung zugewieſen wird; außerdem wird die Wohnungsnot verringert. In Lud⸗ wigshafen fehlen nicht bloß 3784 Wohnungen, ſon⸗ dern 2400 Wohnungen entſprechen auch nicht den geſundheitlichen Mindeſtforderungen, zumal ſich darunter nicht weniger als 685 Elendswohnungen (Eiſenbahnwagen uſw.) befinden. Dazu kommt der laufende Wohnungsbedarf mit 1500 Wohnungen. Zur Linderung dieſer erſchütternden Not rief das Stadtoberhaupt Induſtrie, Handel und Handwerk auf. Eine Geſundung des Lebens ſieht Dr. Ecarius in der Einſtellung neuer Arbeitskräfte wobei auswärtige hinter den ortsanſäſſigen zurück ſtehen müßten, weiter dürften nicht arbeitsfähige ältere Kräfte zugunſten von jüngeren zurückgeſetzt werden. Wenn die 800 Ludwigshafener Wehr⸗ pflichtigen zu den Fahnen eingezogen ſeien, he⸗ ſtehe die Möglichkeit zu Neueinſtellungen. Zur Frage der Schwarzarbeits⸗ Bekämpfung erklärte der Reoͤner, die Namen der Schwarzarbeiter und ihrer Auftraggeber würden künftig rüchkſichtslos der Preſſe zur Veröffentlichung mitgeteilt werden, Gegen Miet- und Preiswucher 2 Stuttgart, 27. Juli. Der Stuttgarter Ober⸗ hürgermeiſter hat folgenden Aufruf erlaſſen: „Gelegentlich der Beſichtigung von Wohnungen in verſchiedenen Stadtgebieten iſt mir erneut aufge⸗ fallen, daß die Mieten in Stuttgart teil⸗ weiſſe ſtark überhöht ſind. Gerade in den älteren Stadtteilen, wo die finanziell weniger lei⸗ ſtungsfähigen Volkskreiſe wohnen, ſind die Mieten gegenüber dem Wert der Wohnungen verhältnis⸗ mäßig am höchſten. Es iſt aber nicht nur feſtzuſtel⸗ len, daß ein Teil der Hausbeſitzer übertriebene Mie⸗ ten fordert; vielmehr verlangen auch nicht ſelten die Mieter von ihren Untermietern Vergütungen, die in keinem Verhältnis zu dem Werte der abgegebenen Räume und ihrer Einxich⸗ tungen ſtehen. Angeſichts dieſer Mißſtände verweiſe ich auf die von ntir beim Städt. Wohnungs⸗ und Siedlungs, amt eingerichtete Schlichtungsſtelle für Mietfragen, Archivſtraße 14. Dieſe hat die Aufgabe, durch ver⸗ mittelnde Tätigkeit überſetzte Mietzinſe auf eine an⸗ gemeſſene Höhe zurückzuführen. In dieſem Zuſammenhang weiſe ich darauf hin, daß von der Stadtverwaltung Stuttgart auch die Bewegung der übrigen Preiſe auf das ſorgfältigſte beobachtet wird. Ich muß nach⸗ oͤrücklich feſtſtellen, daß im Hinblick auf das Ein⸗ kommen der Arhbeiterſchaft und weiter Kreiſe des Mittelſtandes jede unberechtigte Preisſteigerung ge⸗ radezu als ein ſchweres Vergehen gegenüber der Volksgemeinſchaft bezeichnet werden muß. Ich richte daher an alle in Frage kommenden Kreiſe der Be⸗ völkerung eine dringende Warnung vor ſol⸗ chen Preiserhöhungen, damit nicht auch hier in Stuttgart die zuſtändigen Stellen durch ſchärfes Ein, greifen einem derart unverantwortlichen Treiben Einhalt gebieten müſſen. „ Darmſtadt, 28. Juli. Im benachbarten Arhel⸗ ligen ereignete ſich im Schwimmbad ein bedauer⸗ licher Unfall. Als ein 20 Jahre alter junger Mann vom Turm ins Waſſer ſprang, fiel er auf einen anderen Schwimmer und biß ſich dabei die Zunge ab. Der Verunglückte mußte ſofort in ärztliche Behandlung gebracht werden. * Groß⸗Gerau, 26. Juli. In Wallerſtädten machte im Mai ein Entenhalter die betrübliche Fest ſtellung, daß ihm eine ſeiner Enten fehlte. Tro eifrigen Suchens blieb das Tier verſch wunden. Zur großen Uebervaſchung und Freude des Beſſtzerk kehrte nun dieſer Tage die Ente zurück, und hinter ihr her watſchelten luſtig elf junge Entlein. Wäh⸗ rend der zweimonatigen Abweſenheit hat die Ente in freier Wildbahn ein Gelege ausgebrütet und ſic ihre Nahrung im Freien geſucht. Jetzt leitete ſie ihre Jungen in den wohlvertrauten Stall zurück, u SHS 0ON-SCHl.U88 HK AUT seht im Zeichen der guten Landauer- Qualitäten mit Gipfelleistungen in der Preisgestaltung! seachten Sie bitte unsere Schaufenster 1 LNMILLUIZ MANNHEIM, Qu 1, 1, SREITE STRASSE O TELEPHON 21838 Dauer des Verkaufes: vom 29. Juli bis 10. August . Neue Mannheimer Zeitung/ Sountags⸗Ausgabe 7. Seite/ Nummer 341 Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1988 „Eisgekühller“ Eiſenbahnwagen Die Deutſche Reichsbahn führt in einem elektri⸗ ſchen Triebwagenzug, der zwiſchen Halle und Leipzig verkehrt, intereſſante Verſuche mit einem„eisgekühl⸗ ten“ Eiſenbahnwagen aus. In einem Trieb und einem Steuerwagen iſt eine Klimaanlage einge⸗ baut worden, die im Sommer die Aufgabe hat, die Luft im Perſonenwagen zu erneuern, zu kühlen, und zu feuchten. Ein Motorlüfter drückt durch trichterförmige Blas⸗ öffnungen in der Decke gekühlte und benäßte Luft in den Perſonenwagen, ſo daß die Fahrgäſte die An⸗ nehmlichkeit einer Temperatur haben, die bis zu 6 bis 7 Grad Celſius unter der Außentemperatur lie⸗ gen kann. Die eingeblaſene Luft kann entweder dem Wagen oder der Außenluft entnommen oder aus bei⸗ den gemiſcht werden. Sie wird durch Aufprall auf kleine Porzellanringe, die zu einem Filter aufge⸗ ſchichtet und von Eiswaſſer überſtrömt ſind, gekühlt und befeuchtet. Das Eiswaſſer ſtammt von Eisblök⸗ ken, die vor Abfahrt des Zuges eingefüllt werden. Der Eisverbrauch iſt leider ſehr hoch, da die Wa⸗ gen keine beſondere Wärmeiſolation beſitzen. Vor⸗ ausſetzung für eine wirkungsvolle Kühlung iſt, daß alle Fenſter geſchloſſen bleiben, damit die klimatiſierte Luft im Wageninnern verbleibt. Die Anlage wird nur bei Hitze über 25 Grad Celſius in Betrieb geſetzt. Die Energie für den Lüftermotor und Pumpenmotor entſtammt der Fahr⸗ leitung. Im Winter wird die Heizung der Wagen ſelbſtändig geregelt. Die elektriſch erwärmte Luft wird oͤurch Blasöffnungen am Wagenboden in die Wagen eingebaſen. Im Wageninnern und außen am Wagen ſind Temperaturfühler(Kontaktthermometer) angebracht, die in ſinnreicher Weiſe die Heizung ſo regeln, wie es der Außentemperatur und der Innen⸗ temperatur entſpricht. Die Warmluft kann entweder dem Wageninnern oder der Außenluft entnommen oder gemiſcht werden. Die Einrichtung verhütet, daß die Wagen zu ſtark oder zu wenig erwärmt ſind. Welcher Handwerker darf ſiedeln? Nur Verheiratete oder Verlobte Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerkks hat einige Zweifelsfragen bei der Zulaſſung von Hand⸗ werkern zur ländlichen Siedlung getlärt. Danach müſſen auch Bewerber für Handwerkerſtellen den Neubauernſchein haben. Jedoch brauchen die land⸗ wirtſchaftlichen Fähigkeiten der Bewerber für Land⸗ arbeiter⸗ und Handwerkerſtellen nicht ſo groß zu ſein wie bei den Bewerbern für Vollbauernſtellen. Im übrigen werden in jedem größeren Neubauerndorf Von Filzbach, Krähenflügel und Teufelsloch Flurnamen auf Mannheimer Gebiet/ Von Dr. Kurt Bräntigam⸗Mannheim 1. Unſere Flurnamen erzählen uns von Grund und Boden und von den Menſchen, die ihn bebauten, ſie wiſſen von alten Sitten und Bräuchen, von Freud und Leid, von Krieg und Krankheit. Mehr als in den Akten und Urkunden lebt die Geſchichte der Heimat in den Namen ihrer Fluren und Gewanne. Kein Gemäuer, kein Hügel, keine Mulde, die nicht einen bezeichnenden Namen tragen, um den ſich oft lebendige Sagen ranken. Name iſt nicht immer „Schall und Rauch“. Der Bauer hängt an ſeiner Scholle, ihm iſt die Erde die lebenſpendende Göttin. Kein Wunder, daß er innerlich mit ihr verwächſt, ihr ihre Geheimniſſe ablauſcht und ihre Sprache verſtehen lernt. Er gibt ſeiner Flur ſchließlich einen Namen wie ſeinem Freund, einen Uebernamen gleichſam, der bezeich⸗ nende Züge hervorhebt. Der Uebername wird Ge⸗ wann⸗ oder Flurname, wie er beim Menſchen in vielen Fällen zum Familiennamen geworden iſt. Spätere Geſchlechter verſtanden den Namen oft nicht mehr, ſei es, daß das Wort veraltet war, ſei es, daß der Acker ein anderes Geſicht zeigte. Es entſtanden dann ſeltſame Verballhornungen, die häufig in ähnlichklingende Wörter umgedeutet wurden. Das bekannteſte Beiſpiel in unſerer Stadt iſt wohl die Wallſtattſtraße(scheinbar Stätte mit altem Wall oder nach unſerem Vorort genannt). Die Gewann hieß aber urſprünglich„Wollenſand“ (1869), dann Wollenſathlachen(1446), Wollenſack(1549, ein Wäldchen), Wollſchadtlachen(1580) und war ein „Wühlſand“ für Schweine, genau wie der benach⸗ barte„Sauwaſen“. Die„Quergewann“ überm Neckar hieß Gewerrgewann(Gewerr⸗Dickicht), die Hafen⸗ fahrt in Neckarau war eine Hagenfahrt(Weg an einer Hecke), die Streitwieſe bei Neuoſtheim war eine Struotwieſe(d. i. ſumpfige Wieſe) und der Roſen⸗ garten mit ſeinem ſchönen Namen ſteht auf einer alten Pferdsweide, die„Roßgarten“ hieß. In eini⸗ gen Fällen wurde der urſprüngliche Name nach den alten Plänen wiederhergeſtellt, ſo bei der Gewann Hintergereute(zu roden), die lange Hinter Keit (Grube) hieß oder beim Hinterſchlädig, das noch um 1900 auf den Plänen als Hinterſchlegel erſcheint, aber mach dem alten ſlate Schilfrohr genannt iſt. Solche Entſtellungen gehen oft auf Koſten der Schreiber, die die alten Formen verlaſen oder aus Unkenntnis der Mundart mißverſtanden, wie beim Namen Zahnig in Neckarau, das vom alten zein= Rohr, mundartlich „Zähn“ kommt, aber nichts mit Zahn zu tun hat. In anderen Fällen ſind alte Fluren überbaut und ſo deren Namen verſchwunden, wenn ſie nicht in Straßennamen oder als Stadtbezirke weiter⸗ leben. So iſt der Jungbuſch ein alter Flurnamen, der aber urſprünglich das ganze Gebiet der heuti⸗ gen Unterſtadt bezeichnete. Auch die Fils bach trägt den Namen eines Bächleins. Der Almen⸗ hof liegt an der Stelle einer alten Allmende(All⸗ gemeinde, d. i. der Allgemeinheit gehöriges Feld). Flurnamen ſetzen dann fort die Straßennamen Pflügersgrundſtraße, Gutemannſtraße(der Gute⸗ mann war ein Waſſergraben), Untermühlauſtraße, Riedſeldſtraße, Hohwieſenſtraße, Schafweide, Am weißen Sand in der Neckarſtadt, Augartenſtraße, Kleinfeloͤſtraße, Merzelſtraße(Merzel, Morch bedeu⸗ tet Sumpf), Thoräckerſtraße, Fahrlachſtraße in der Schwetzingerſtadt, die Meeräckerſtraße, Meerwieſen⸗ ſtraße, Meerfeldſtraße(wo Meer ſtets Sumpf be⸗ deutet), das Schnickenloch(Schnicken hießen alte Rheinkähne, die hier anlegten), der Weidſtückerweg und die Mönchwörthſtraße im Lindenhof und Almen⸗ hof. Aehnlich finden wir natürlich in den Vororten Flurnamen als Straßennamen erhalten. Auch der umgekehrte Fall iſt häufig, daß Ge⸗ wanne nach alten Straßen benannt ſind. Beiſpiele wie Am alten Mannheimer Weg uſw. ſind bekannt genug. Es gibt verſchiedene Pfadgewanne, es gibt einen Eſelspfad in Seckenheim, einen Brunnenpfad, einen Weiherweg und eine Heerſtraße(die auch ein⸗ mal Hirſchſtraße heißt) in Feudenheim, alles noch heute angebautes Feld. Eine Gruppe von Gewannamen iſt erſt in letzter Zeit genügend beachtet worden, ländliche Handwerker angeſiedelt, ſo daß neben den häufigſten Handwerkern wie Stellmacher, Schmied uſw. auch andere Handwerker berückſichtigt werden. Der Bewerber muß 25 Jahre alt und verheiratet oder wenigſtens verlobt ſein. Er und ſeine Frau oder Braut müſſen ihre Erbgeſundheit durch ein amtsärzt⸗ liches Zeugnis nachweiſen. Sie müſſen von ariſcher Die tönende Platte im Sommer In den Sommermonaten pflegen die Schallplatten wie die Menſchen leicht, luftig und leuchtend ge⸗ wandet daher zu kommen. Was in dieſer Zeit vom ſchwarzen Schellack an das lauſchende Ohr dringt, iſt ernſter Klaſſik und gewichtigem Pathos abgewandt, 5 und flüchtig wie der Duft der Roſe. Nicht alles freilich, was an ſommerlicher Unter⸗ haltungsmuſik in Platten eingerillt erſcheint, hält den Forderungen berechtigter Anſprüche ſtand. Die Kunſt der guten Unterhaltung iſt deshalb eine ſo ſchwere Kunſt, weil man von dieſer Schwere nichts merken darf. Es gibt immer noch viel oberflächlichſte Mache, und eine falſch verſtandene„Volkstümlich⸗ keit“ vepwechſelt gern die Begriffe Schlichtheit und Nattheit. Ein zu allen Teufeln zu wünſchendes Muſterbeiſpiel honigſüß ſäuſelnder Gefühlsverlogen⸗ heit offenbart eine„Grammophon“ ⸗Platte„Sprich mirnoch einmal von Liebe“. Mimi Thoma ſingt mit jenem müden, näſelnden Sprechton, der ſeit Marlene Dietrichs„Blauer Engel“ Schule gemacht hat, eine klimpernd ſich wichtig gebärdende Kitſch⸗ melodie auf dieſe abgründig läppiſchen Reime: Sprich mir noch einmal von Liebe, Laß mich nicht ſo von dir fort, Füßlſt du denn nicht, wie ich dich liebe, Atebſter du, ſprich doch ein Wort. Einmal laß tief in deine Augen ſchau'n, Spüren des Himmels heil'ge Glut. Laß mich doch wiſſen deine Liebe, Sonſt fehlt zum Küſſen mir der Mut. In ſtiller Nacht hab' ich im Traum an dich nur gedacht, In tiefer Wehmut führt mein Traum zu dir. Und wie das wehtut, kannſt du nicht ermeſſen, Weil du ja das haſt vergeſſen, Was mich ſo reich gemacht. Glücklicherweiſe drängt ſich neckiſcher Schund die⸗ ſer Art, obwohl er nicht vereinzelt daſteht, nicht all⸗ zuſehr in den Vordergrund. So läßt man ſich auf einer anderen„Grammophon“ ⸗Platte mit Vergnü⸗ gen von Julius Patzak, dem ſtimmkräftigen Mün⸗ chener Tenor zwei heitere Weiſen vom Johann Strauß und Millöckers„O, daß ich doch der Räuber wär'“ aus„Gaſparone“ vorſingen und freut ſich einer künſtleriſch bemerkenswerten Telefunken⸗ Aufnahme mit dem„Frühlingsſtimmenwal⸗ zer“ und dem Wiener Lied„Draußen in Sievering“, beides von Erna Sack mit erſtaunlicher Kehlkopf⸗ Akrobatik vorgetragen. Auch Eugen Rex, deſſen Komik ſtarke künſtleriſche Schlagkraft beſitzt, gibt mit zwei famoſen Couplets auf Odeon(„Ick werd' ver⸗ vückt“ und„Prominente in Pantoffeln“) witzige Un⸗ terhaltung. Ganz ausgezeichnet ferner die heitere Vortragsplatte von Leonore Bader(Telefunken) mit ſehr drolligen Kinderunterhaltungen auf berliniſch und ſächſtſch. Hans Bund und Ger⸗ hard Hoffmann mit ihren ſauber und ſchmiſſig ſpielenden Tanzorcheſtern würzen die ſommerlichen Freuden mit neuen Walzern und Foxtrotts. Bund auf Telefunken, Hoffmann auf Gloria, Giſela Bin z und Thomas Thomaſſon ſpielen, von einem Or⸗ cheſter unter Hans Bund begleitet, auf zwei Flügeln „Rhapſody in blue“ von Geo Gerſhwin, ein mehr virtuoſes als tiefes Inſtrumentalſtück modern⸗ gedanklicher Prägung.(Telefunken). Valentin Hal⸗ ler, der Tenor des Deutſchen Opernhauſes in Ber⸗ lin ſingt auf Odeon die Blumenarie aus„Carmen“ und„Wie eiskalt iſt dies Händchen“ aus Puccinis „Boheme“. Auch Charlotte Boerner, die Sopranſängerin der Berliner Staatsoper, trägt mit bemerkenswert kultivierten Mitteln zwei Puceini⸗ Arien aus„Tosca“ und„Boheme“ auf Grammophon vor. Weiter ſind eine ſehr hübſche Odeon⸗Platte her⸗ vorgehoben, die von der hochentwickelten Geſangs⸗ kunſt Marta Eggerths, der bekannten Film⸗ Abſtammung ſein und— im allgemeinen— die deut⸗ ſche Staatsangehörigkeit haben. Handwerker, die ſich in den Neubauernſiedlungen anſetzen laſſen wollen, wenden ſich unter Vorlegung der amtsärztlichen Be⸗ ſcheinigung an die Siedlungsabteilung der Landes⸗ bauernſchaft ihres Wohnbezirkes, wo ſie Fragebogen bekommen. ſchauſpielerin, einen guten Begriff gibt. Die Künſt⸗ lerin ſingt in italieniſcher Sprache die große Arie der Roſine aus dem„Barbier von Sevilla“ und eine Norma⸗Arie von Bellini. Schließlich gilt es einen nachdrücklichen Hinweis zu geben auf eine Grammophon⸗Aufnahme, mit der „Hymne der Arbeit“ und dem kraftvollen Marſchlied„Die deutſche Arbeitsfront marſchiert“. Hier ſind zwei aus dem Geiſt unſerer Tage geborene mitreißende Stücke für Gemeinſchafts⸗ geſang mit Orcheſter und Orgelbegleitung ſehr glück⸗ lich und wirkungsvoll auf die Platte gebannt. co. e. Geſpräche mit Lieſel Von Geno Ohliſchlaeger Meine Frau iſt verreiſt und ich bin abends mit Lieſel allein. Lieſel iſt ein Münchener Kindl aus dem Volke, achtzehnjährig, hübſch, anhänglich, willig umd dankbar, daß wir der Waiſe Heim und menſch⸗ liche Behandlung gewährt haben. Lieſel hat ſich zu einer anmutigen Hausgehilfin entwickelt. Ich erzähle ihr, daß wir uns vielleicht ein kleines Spieläfſchen zulegen wollen. Sie iſt entzückt und er⸗ örtert lachend alle Möglichkeiten. Mit einem Mal wird ſie ernſt und fragt: „Man ſagt doch, der Menſch ſtammt vom Affen ab; wie kommt es da, Herr Doktor, daß nie aus einem von den Affen im Zoo mal ein Menſch wird?“ „Was du für Fragen ſtellſt! Erſtens hat Darwin nie behauptet, daß der Menſch vom Affen abſtamme, und dann, was intereſſiert dich ſo etwas?“ „Es intereſſiert mich ſchon. Ich möchte nicht ſo dumm ſein vor den andern. Ich wollte Sie über⸗ haupt ſchon manches fragen, Herr Doktor.“ „Alſo?“ „Was war die Erde früher, oder waren da immer Berge und Flüſſe und Meer und das alles?“ „Es iſt natürlich nicht immer alles ſo geweſen wie jetzt; man unterſcheidet verſchiedene Stadien der Entwicklung. Aber das kann ich dir nicht ſo erklären.“ „Aber das möchte ich wiſſen: wer iſt Gott, Sieht er aus wie ein alter Mann mit einem großen weißen die nach Familiennamen benannten. Es bedarf freilich genaueſten Studiums, hier das Richtige zu treffen. Wir wiſſen alle, daß der Luzenberg nach ſeinem ehemaligen Beſitzer ge⸗ nannt iſt, daß es ſich beim Stengel 0 dem die 1 Hof(aus Rheinau erwuchs) und beim Rennershof, die beide wenigſtens noch in Straßennamen leben, ebenſo ver⸗ hält. Sicher trägt auch die alte Gewann Im Becker⸗ weg einen Familiennamen. Solche Namen erſcheinen oſt im Genitiv und ſind damit eindeutig als Fami⸗ ltennamen feſtzuſtellen. So Hinters Klumpen Garten in Seckenheim, Heckers Anwender und Elkersberg in Wallſtadt. Hierher gehören ſicher auch das Wamboldſtück in Wallſtadt, die Schönberger⸗ gewann in Sandhofen und ſo mancher andere Flur⸗ name, vor allem mancher mit Lang⸗, Heck⸗ und ähn⸗ lichen als Familiennamen häufigen Wörtern. Der Name Langgewann erinnert freilich häufig genug an die Geſtalt der Gewann, wie auch— mit dem eben gemachten Vorbehalt— die verſchiedenen Spitz⸗ und Krummgewanne, die Sichelkrüm me in Käfertal, das Fleiſchbeil in Neckarau, der Krähenflügel in Sandhofen und mancher an⸗ dere Name mehr. Die Geſtalt der Fluren und Gewanne iſt häufig beſtimmt durch alte Flußläufe. Wir ſprechen von einem„Neckardelta“, denn der Un⸗ terlauf des Neckars war einſt nicht ſo geregelt wie heute, und wir wiſſen, daß Rhein und Neckar in un⸗ ſerer Gemarkung vielfach ihren Lauf geändert haben. So finden ſich denn nicht nur Altwaſſer in unſeren Gießen(Neckarau), Krecken(beim Schlacht⸗ hof, mit engliſchem ereek Bach verwandt) und denGe⸗ wannen mit Woog beim Scharhof(zum Mittelhoch⸗ deutſchen wäe= Waſſerlauf). Wir haben ſehr häufig Gewanne mit ⸗werth oder ⸗wörth als Namensteil, was nichts anderes als Inſel bedeutet, und vor allem weiſen unſere Flurnamen oft auf ſumpfigen Boden(Gies bedeuten die Silben Meer, Mar, Mor, zum Teil auch Lach und Loch, natürlich auch Ried) oder auf die Geröllablagerungen des Rheins (Grin, Grund und Kies) hin. Wir können aus der Flurnamenkarte entnehmen, daß der Südrand des Flugplatzes(ehemals die Alten Wieſen oder Schleim) ein altes Neckarufer iſt, und daß ſich der Flußlauf weiter gegen den Rhein zog etwa durch die Gewanne Harrlach, Lochgärten, Teufelsloch, Welſche Gärten(das Wort bedeutet feucht, mittelhochdeutſch welch), und die Moorwieſen und ⸗Aecker auf das Schnickenloch zu, das eine alte Neckarmündung war. Alle dieſe Namen(vielleicht außer Lochgärten) deu⸗ ten verlandetes Flußgebiet an, und zwar ſolches des Neckars, während die Gewanne Grün (mittelhochdeutſch grin- Kies) und Kieſeläcker lauch einmal zu Keſſeläcker verſchrieben) auf dem Linden⸗ hof, der Grund bei Sandhofen ſowie das Secken⸗ heimer Ried und das Ried bei Sandhofen auf den Rhein hinweiſen. Bart, ſo wie der, der neulich im Hof geſungen hat?“ „Du kannſt dir ihn ſo vorſtellen, wie du willſt; aber eigentlich mußt du dir denken, Gott iſt die Kraft, die alles Leben erhält.“ „Natürlich, etwas muß ja da ſein, damit alles immer ſo weiter geht. Aber, Herr Doktor, wer hat denn Gott gemacht? Und den Adam? Iſt es wahr, daß der aus Lehm gemacht worden iſt und die Eva aus ſeiner Rippe? Ich möchte das ſo furchtbar gern wiſſen!“ „Lieſel,“ flehe ich,„hör auf zu fragen! Weißt du, wenn ich einmal geſtorben bin, dann telephoniere ich dir aus dem Himmel, wie das alles iſt, ja? Aber jetzt laß mich in Ruh!“ Die Vorſtellung, daß ein Anruf aus dem Himmel käme, läßt ſie in ein unbändiges Lachen ausbrechen. Und ich gebe ihr eine Mark und ſchicke ſie ins Kino, um ſie und ihre Fragen los zu werden. Warum fragt ſie mich nicht, wie die Odyſſee an⸗ fängt, oder wer Tut⸗ank⸗Amon war, oder was van Gogh für die Kunſt bedeute, oder wie Bernard Shaw die„Heilige Johanna“ auffaſſe, oder was ein elektrodynamiſcher Lautſprecher und ein Superhet ſei? Oder ſonſt irgend etwas, das zu wiſſen wir ſtolz ſind, wir Neunmalweiſen? Warum fragt ſie mich ſo einfache Dinge? Eine vorgeſchichtliche Sprache entdeckt? Die beiden Forſcher Biddulph umd Leitner ſind an der Nordweſtgrenze von Kaſchmir auf zwei kleine Staa⸗ ten geſtoßen, die von Bergvölkern bewohnt werden. Die Sprache dieſer Bergbewohner iſt von Genera⸗ tion zu Generation nur mündlich überliefert worden, es gibt keine Schriften irgendwelcher Art in dieſem Lande, und auch die jetzigen Bewohner ſind des Schreibens unkundig. Die beiden Forſcher haben feſtgeſtellt, daß die Sprache jener Völker ein völlig unbekanntes Idiom darſtellt und auch mit keiner bekannten Sprache irgendwie verwandt iſt, weder mit der indogermaniſchen, noch mit der mongoliſchen oder ſemitiſchen. Daher nehmen ſie an, hier die Ueberreſte einer vorgeſchichtlichen Sprache entdeckt zu haben. 225 verk. Saison- Sefluss- mi ſſeinen Scnongeſtslefiern feciposien, Pelsemlsgter. Sotauige Lora ſelgit MANNK EIN Enge Planken(o 6. 5) 45 8. Seite/ Nummer 341 Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 7. Jult J Sonntag, 28. Juli 1018 „16. Rhön“- Allerlei Techniſches Fliegerlager Waſſerkuppe, 28. Jull. Bon jeher werden die großen Leiſtungen in der Flie⸗ gerei bedingt durch das Zuſammenwirken von hochwertigem Gerät und dem fliegeriſchen Können der Piloten, bie es— neuerdings unterſtützt von zuverläſſigen Inſtrumenten als Hilfsmittel— zu meiſtern verſtehen. Die Meldeliſte des diesjährigen„16. Rhön⸗Segelflug⸗Wettbewerbes“ verzeich⸗ net 59 Segelflugzeuge, die ſich, abgeſehen von 8 Sonderkonſtruktionen, typenmäßig in die folgenden Bau⸗ muſter ei len laſſen: Anzahl der„Rhönadler“ 21, der „Rhönbuſſarde“ und„Rhönſperber“ je 9, ſowie der„Con⸗ dor“(Spannweite 17,25 Meter, Länge 7,6 Meter und Flä⸗ cheninhalt 18,2 qm) 12 Maſchinen. Die erneute Standardi⸗ ſterung und Typiſierung iſt doppelt zu begrüßen, einmal vom rein techniſchen Standpunkt aus und dann in rein ſportlicher Beziehung, welche die Gleichmäßigkeit der Ma⸗ ſchinen⸗Leiſtungen beſſer erkennen läßt. Sowhl der„Rhönadler“ als auch der„Rhönbuſſard“ und der„Rhönſperber“ ſind Schöpfungen bzw. Weiterentwick⸗ lungen des bekannten Segelflugzeug⸗Konſtrukteurs Hans Jacobs, G eim bei Darmſtadt, bei welchen Muſtern neben dem Vorhandenſein einer geringen Sinkgeſchwindig⸗ keit und guten Gleitwinkel der Hauptwert auf das Heraus⸗ holen der(ſehr wichtig bei Thermikflügen), einer großen Eigenſtabilität(von weſentlicher Bedeutung bet Wolkenflügen) und beſonders der Steigerung der Flug⸗ geſchwindigkeit gelegt wurde. Dieſe Forderungen erfüllen dieſe Leiſtungsſegler, die bei unſeren Segelflugzeugbau treibenden Firmen, 3. B. Schleicher⸗Poppenhauſen, Schweyer⸗Mannheim, Schneider⸗Grunau und Bley⸗Naum⸗ burg, in Lizenz gebaut werden, in hervorragender Weiſe. Der bereits im Jahre 1932 herausgebrachte freitragende Hochbecker„Khönadler“ beſitzt einen ovalen Rumpf mit ſtark zugeſpitzten Flügeln, deſſen Spannweite 17, Me⸗ ter, Länge 7,2 Meter und Flächeninhalt 18 qm beträgt und preiswert in der Anſchaffung iſt. Die Maſchine, welche baulich ſehr einfach iſt, kann von den Fliegerortsgruppen nachgebaut werden, ohne allzu hohe Anforderungen an die handwerkliche Geſchicklichkeit der jungen Segelflieger zu ſtellen. Der 310-Km.⸗Fernflug des Mannheimers Ludwig Wendigkeit Hofmann während der„15. Jubiläums⸗Rhön 1934“ be⸗ wies, daß der„Rhönadler“ anderen Leiſtungs-Segelflug⸗ zeugen durchaus ebenbürtig iſt, wenn auch der Forderung der Wendigkeit noch nicht ganz Rechnung getragen wurde. Der„Rhönbuſſard“ ſtellt einen kleinen, handlichen Lei⸗ ſtungsſegler dar, der im Jahre 1933 konſtruiert wurde und im vorjährigen Wettbewerb erſtmalig in die Erſcheinung trat. Seine Hauptabmeſſungen betragen: Spannweite 14,3 Meter, Länge 5,9 Meter und Flächeninhalt 14 qm. Die Verbeſſerung der Wendigkeit war geglückt, doch waren beide Flugzeuge,„Rhönadler“ und„Rhönbuſſard“, für Strecken⸗ Rekorde zu langſam. Der die Verhältniſſe der Rhön ge⸗ nau kennende Hans Jacobs entſchloß ſich daher zu ſeiner jüngſten Neuſchöpfung, einer Maſchine, welche infolge ihrer hohen Reiſegeſchwindigkeit in der zur Verfügung ſtehen⸗ den Zeit große Strecken ſchafft. Bekanntlich iſt ja die Thermik durch die Tageszeit begrenzt. Der„Rhönſperber 1935“ weiſt eine weitere Ver⸗ feinerung der gero⸗dynamiſchen Gütegrade auf. An dieſer Leiſtungsmaſchine fällt vor allem die Unterbringung des Führers im geſchloſſenen, mit automatiſcher Lüftung ver⸗ ſehenen Sitz auf. Erſtmalig hat der Pilot bei dieſem Schul⸗ terdecker auch gute Sicht nach hinten. Hauptdaten: Spann⸗ weite 15,3 Meter, Länge 6 Meter und Flächeninhalt 15,2 Quadratmeter. Das Leergewicht beträgt 150 Kg. und die Zuladung 100 Kg. Für die Ueberlegenheit gerade dieſes Muſters ſpricht die Tatſache, daß Ludwig Hofmann auf dem„Rhönſperber“ ſeinen füngſten 500⸗Km.⸗Strecken⸗ Weltrekord„auf Anhieb“ aufſtellte. Die noch anweſenden 8 Sonderkonſtruktionen ſind teil⸗ weiſe bekannt. Es handelt ſich dabei um den von dem Berliner Kenſche konſtruierten„Helios“, die„Mayer 2“ der Stettiner und die Geſchwindigkeits⸗Maſchine„Bau 10“ der Dresdener, die trotz ihres Alters noch konkurrenzfähig geblieben iſt. Zu ihnen gehbren ferner noch die„Askania“ der Deſſauer, der„Präſident“ von Lippiſch, das„Moa⸗ zagotl“ und die„Minimoa“ von Wolf Hirth, ſowie der „Condor 2“ von Heini Dittmar. In dieſem Zuſammenhang muß auch einmal die Inſtru⸗ menten⸗Frage behandelt werden. Die Erfahrung lehrte längſt, daß die großen Erfolge unſerer Segelflieger eigent⸗ lich erſt möglich wurden, als ihnen Hilfsmittel an Hand Diesen Sagt Ihr Fahrzeug . Ein tüchtiger Fahrer. weiß, was sein Fahrzeug will: Die gute Pflege des Fachmannes. Und das Fahrzeug dankt es ihm durch Schnellig- keit, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit— durch volle Fahrleistung gegeben wurden. Die mit Inſtrumenten verſehenen Seg⸗ ler ber Lüfte erwieſen ſich in der Praxis den im Ban gleich⸗ wertigen Maſchinen ohne Bordgeräte überlegen. Auf dem Inſtrumentenbrett eines Leiſtungs⸗Segeflugzeuges, das den diesjährigen Wettbewerb beſtreitet, ſind meiſt die nach⸗ ſtehenden Meßgeräte als„Helfer des Segelfliegers“ an⸗ georönet: Um vollkommenes zu leiſten, benötigt der Pilot zu⸗ nächſt bei Wolken⸗ unb Blindflügen den Wendezeiger, der ihm beim Fehlen der Erdſicht anzeigt, ob ſein Flug⸗ zeug eine Kurve, oder geradeaus fliegt. Der Fahrt⸗ meſſer, der in Verbindung mit einer außerhalb der Maſchine angebrachten Meßdüſe ſteht und den Staudruck mißt, dient der Ermittlung der Fluggeſchwindigkeit. Beide Inſtrumente, die bereits gut durchgebildet ſind und mit gro⸗ ßer Genauigkeit arbeiten, ſtellen aber bedauerlicherweiſe immer noch hohe Anforderungen an den Geldbeutel unſerer mit irdiſchen Gütern nicht gerade geſegneten Segelflieger. Die Firmen unſerer bewährten Zubehörinduſtrie ſollten da⸗ her in Zukunft um die Verbilligung gerade dieſer wichtigen Bordgeräte bemüht bleiben. Bei Aufwindflügen, alſo vor⸗ nehmlich bei wolkenloſem Himmel, iſt das Vartometer, der Steiggeſchwindigkeitsmeſſer, für die Feſtſtellung der Auf⸗ und Abwärtsbewegungen von beſonderer Bedeutung. Die heutigen Ausführungen ſprechen leider noch zu träge an und laſſen dadurch dem Piloten den Thermikſchlauch mit⸗ unter zu ſpät erkennen. Neukonſtruktionen ſind allerdings in der Erprobung und werden hoffentlich dieſem kleinen Uebel dann abhelfen. Der Längsneigungsmeſſer iſt ein gern be⸗ nutztes Zuſatzgerät zu Fahrtmeſſer und Variometer, vor allem beim Blindflug. Zur vorbildlichen Ausrüſtung eines hochwertigen Segelflugzeuges gehören ſchließlich noch: Kompaß, Höhenmeſſer und Borduhr. Der Kompaß wird vom Segelflieger gebraucht, wenn er auf Strecke geht. Beim Anfliegen unbekannter Hänge ermittelt er ihm die Wind⸗ richtung. Man unterſcheidet hierbei den Kompaß mit Roſenkarte und Ringroſe. Der Höhenmeſſer dient zum Feſtſtellen der vertikalen Bewegung; es gibt Grob⸗ höhen⸗ und Feinhöhenmeſſer. Die Borduhr vervollſtän⸗ digt endlich das Gerätebrett.. Der Höhenſchreiber, der dem bekannten Barographen ähnelt, iſt für Forſchungs⸗ und Rekordflüge vorgeſchrieben, um Flughöhe und Zeit⸗ dauer zu belegen. Ein modernes Leiſtungs⸗Segelflugzeug hat heute jeden⸗ falls den größten Teil jener Inſtrumente in ſich eingebaut und ſtellt an ſeinen Führer demzufolge gantz andere U forderungen, als einſt die einfachen, inſtrumentenloſen Maſchinen. Zweifelsohne hat hier die Technik gute Arbei für den deutſchen Segelflug geleiſtet. Unſerer Zubehhn Induſtrie gebührt der Dank dafür, daß ſie unſeren Piloten Hilfsmittel ſchuf, die neben deren fliegeriſchen Können und den von ihnen gemeiſterten Maſchinen nicht ganz un beteiligt ſind am Stegeslauf des deutſchen Segelfluges! Hauptmann a. D. Schreiber, Sonntagsdienſt der Mannheimer Aerzte und Apotheken am Sonntag, 28. Juli Aerzte: Bei den jeweils angerufenen Aerzten wird Auskunft erteilt, welcher Arzt Sonntagsdienſt hat. Zahnärzte: Dr. Staehle, Gontaröplatz 7, Tol. 235 71. Dentiſten: 231 88. Apotheken: Apotheke am Waſſerturm, P 7, 17. Tel. 283 83 Brückentor⸗Apotheke, U 1, 10, Tel. 227 97, Fortuna⸗Apotheke, Kronprinzenſtraße, Tel. 509 10, Hof⸗Apotheke, C 1, 4, Tel. 307 68, Keppler⸗Apotheke, Kepplerſtraße 41, Tel. 441 67, Luiſen⸗Apotheke, Luiſenring 23, Tel. 228 07, Neckar⸗Apotheke, Lang⸗ ſtraße 41, Tel. 527 25, Stephanien⸗Apotheke, Linden⸗ hof, Tel. 312 32, Marien⸗Apotheke, Neckarau, Markt⸗ platz, Tel. 48403, Waldhof⸗Apotheke, Waldhof, Oppauer Straße 6, Tel. 594 79. Wilhelm Rothrock, Q 1, 8, Tel. Sonntagsdienſt der Heilpraktiker Heilpraktiker Hch. W. Schaefer, Mannheim⸗ Feudenheim, Nadlerſtraße 50, Tel. 510 12. Gesundheit über alles! Zehn Gebote für Radfahrer 1. Radle ſo, daß du niemals gezwungen biſt, auch durch den Mund zu atmen. 2. Iß und trink nicht zuptel und auch nicht duwiel durcheinander. 3. Haſt du ein Bedürfnis zu verrichten, ſo ſteige ſo⸗ fort ab, da ſonſt leicht eine Erſchlaffung nebſt Rückenſchmerz eintritt. 4. Stelle die Lenkſtange ſo hoch, daß du gerade auf dem Rade ſitzeſt. Das Vornüberliegen nach Art der„Straßenflöhe“ iſt nicht nur unnütz, ſon⸗ dern für Bruſt und Unterleibsorgane gleich nachteilig. 5. Die Kleidung ſei leicht, der Hals frei. An⸗ züge, Hemden, Mützen und Strümpfe können vor allem dem Radfahrer nicht genug ans Herz gelegt werden. 6. Nach und nach gewöhne man ſich daran, mehr in den Pedalen zu ſtehen, als fortwährend im Sattel zu ſitzen. Das Radeln wird dadurch natür⸗ licher, indem es einem ſchnellen Laufen ähnelt. 7. Man ſteige ab, ſobald eine Beengung auf der Bruſt oder ein unangenehmes Gefühl in der Herzgegend eintritt. 8. Wollen geſunde Radler ausnahmsweiſe mal einen Spurt machen, ſo iſt dagegen nichts einzuwen⸗ den. Nur beachte man auch hier die Funktion der Organe. 9. Man nehme wenigſtens in der Hochſaiſon täglich ein Sitzbad von 6 Minuten mit nachfolgender Ganzabduſchung. 10. Der Radfahrer halte auf eine geordnete und naturgemäße, diätetiſche Lebensweiſe, dann wird er auch maßvolle Unternehmungen größerer Art ohne Geſundheitsſchädigung überſtehen. Beachtet man dieſe zehn Gebote, zeigen ſich als⸗ bald die günſtigen Wirkungen ſolcher Sportübung. Herz, Lunge und Muskeln werden gekräftigt, der Blutkreislauf hebt ſich und der Stoff⸗ wechſel geht beſchleunigt vonſtatten. Luftfilker nicht vergessen! Von Zeit zu Zeit muß gereinigt werden Ungeheure Mengen klein verteilter Unreinig⸗ keiten enthält unſere Luft ſchon unter normalen Verhältniſſen. Aber wenn man z. B. auf einer nicht geteerten, ſtark benutzten Landſtraße fährt, wird man oft von ganzen Staubwolken eingehüllt, die ebenfalls vom Motor angeſaugt werden. Zuſammen mit dem Oel in der Maſchine bildet ſich dann eine feine Schmirgelmaſſe, die einen ungeheuren Verſchleiß her⸗ beiführt, insbeſondere an den Zylinderwänden, den Kolbenringen und den Lagern. Dazu kommt, daß die Schmutzpartikelchen auch in den Vergaſer gelangen und ſeine zuverläſſige Arbeit ſtören können. Aus dieſen Gründen ſtattet man heute ausnahms⸗ los alle Wagen mit einem großen Luftfilter aus. Die Schmutzteilchen werden im Filter feſtgehalten, wo ſte im Lauſe der Zeit entfernt werden müſſen, damit keine Verſtopfungen mehr vorkommen. Daran erstklassige Marken- Qualitäten, stets rein, da 25000 Ltr. Tandlagerung. 9 Diesel- Gasoel Diesel-Motorenoel Essolub, Shell, Penna-Pura, Valvoline, Pennsylvania, zu Abschluß- Preisen. Verlangen Sie Muster und Prelsofferte! auto- Schmitt, Käfertal Fadigarage] 6, Dipl.-Ing. Gg. H. Liebl Fernsprecher 537 92 —— 82⁰⁵ Gehe mf der Zelf. Werbe erfolgreich mif Druckerei Dr. Has, RI,-0 Werbekräffigen Drucksachen! ſollte jeder Kraftfahrer denken; von Zeit zu Zeit, etwa alle 2000 Kilometer, muß er den Filter gründ⸗ lich in Benzin auswaſchen und dann leicht mit Mo⸗ toröl benetzen, das auch die feinſten Schmutzteile der Luft feſthält. Ebenſo muß der kleine Luftfilter am Vergaſer von Zeit zu Zeit gereinigt werden, damit keine Verſtopfungen eintreten können. m Un durchsichtigen lauert der Tod Ein Kraftfahrer liefert ſich mit einem Kleinbahn⸗ zug ein Privatrennen. Plötzlich bläſt die Lokomotive Dampf ab. Träge kriecht eine mächtige Dampfwolke über die Straße, ſie verſperrt die Fahrbahn wie eine undurchſichtige weiße Wand, außerdem herrſcht an dieſem Tage nebliges Wetter. Der Kraftfahrer war⸗ tet nicht ab, bis er wieder freie Sicht hat, ſondern fährt in etwas gemäßigtem Tempo weiter. In der Dampfwolke verliert er die Richtung, kommt völlig von der rechten Straßenſeite ab und rammt ein ihm entgegenkommendes leichtes Fuhrwerk, das umſtürzt und ſeine Inſaſſen unter ſich begräbt. Im Schaden⸗ erſatzprozeß hat der Kraftfahrer für ſein leichtſinniges Weiterfahren einzuſtehen. Das Verſchulden des Kraftfahrers iſt, ſo führt das Reichsgericht aus, darin zu ſehen, daß er nicht anhielt, ſondern— wenn auch langſam— weiter⸗ fuhr, nachdem er in die undurchſichtige Dampfwolke geraten war und jede Orientierung verloren hatte. Schon wegen des nebligen Wetters war der Kraft⸗ fahrer zu ganz beſonderer Vorſicht verpflichtet. Ins⸗ beſondere mußte er auf die genaue Einhaltung der vorſchriftsmäßigen Fahrtrichtung bedacht ſein, und ſich auf ein verhältnismäßig plötzliches Auftauchen entgegenkommender Fahrzeuge gefaßt machen. Weigeld- Anhänger das Vollwer tigste Im Anhängerbau passend für jeden Personenwagen mit Momenfverschluß-Kugelkupplung FR. WEIGO TD Gärtnerstr. 20 in den Räumen der früheren jungbusch-Sroßgarage Aral, Shell, und ringfreies Benzin 32 Pfg. 85 1—5 Reparaturwerkstätte, Sattlerei, Lackiererei. 1 5 Nacht- und Sonntagadienst 800 Tel. 505 16 Fabrix- Vertretung: Mannheim BEE Aufokauf u. Verkauf Telelon 21401. 55 7 0 3 SFSFFFFFFPFPFPbPPVTVVTVTVTGTGTGTCT(((TTVTVTV+TTTT Brückenbau u. Verxinterei Seis wei i.., Postf. 243 Es liegt auf der Hand, daß dieſe Entſcheidung na⸗ türlich auch auf die in der heißen Jahreszeit häu⸗ figen Fälle angewendet werden kann, in denen Sicht⸗ behinderung durch Staubwolken eintritt.(VI 444) Rechts oder links? Das Ueberholen von Straßenbahnen Die eindeutige Bechimmung der Reichsſtraßenver⸗ kehrsordnung, daß Schienenbahnen rechts zu über⸗ holen ſind, wird immer noch in zahlreichen Füllen übertreten. Meiſtens berufen ſich die betroffenen Verkehrsſünder auf die Ausnahme, daß nämlich Schienenbahnen auch links überholt werden dürfen, wenn rechts kein Platz iſt. Dieſen Mangel an Platz ſehen ſie ſchon dann als vorliegend an, wenn zwiſchen Straßenbahn und Bürgerſteigkante zum Beiſpiel ein Radfahrer fährt, der dem Kraftfahrer das Vorbei⸗ kommen unmöglich met. Dieſe Auffaſſung it falſch Es iſt in allen Fällen vechts zu holen, es ſei denn, daß das aus Raummangel nicht möglich it, Raummangel im Sinne dieſer Beſtimmung liegt nur dann vor, wenn der Abſtand zwiſchen Schienen und rechter Fahrbahnkante oder der Kante der Gehbahn ſo ſchmal iſt, daß ein Fahrzeug micht hindurchkommen hann. Die Ausnahme trifft alſo nur die Fülle, in denen die Gleiſe der Straßenbahn nicht in der Mitte der Straße, ſondern dicht am Bürgerſteig entlang verlegt ſind, daß ein Zwiſchenraum zum Ueberpolen fehlt In allen anderen Fällen, beſonders dann, wenn daz Rechtsüberholen durch parkende ooͤer fahrende andere Fahrzeuge verhindert wird, muß mit dem Ueberhoben gewartet werden, bis die Fahrbahn dafür frei it. Nur in Einbahnſtraßen darf rechts und links überholt werden. Sämtliche Modeſſe sufurt lirferbar! Spezlal-Werkstätte Kundendlenst— Fabrschole Ffgdl. HARTM AA autoristerter OPEP- Händler Seckenheimer Straße 684 Telefon 403 16 Fernsprecher 281 66 Garagen Wellblechbaufen Fahrradständer Jagdhütten SlegenerAkt-Ses. für Fisenkonstrulct, — . ¹⁰⁰ der Zeit Aahtre 3 eerrereperr.. 49 — 4 Samstag, 27. Jult/ Sonntag, 28. Juli 1985 Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe 5 Das Geheimnis der Siege Zum Ringen um den Großen Preis von Deutſchland auf dem Nürburgring Von Oberingenieur Neubauer, Rennleiter der Daimler⸗Benz Rennleiter ſein iſt nicht leicht. Er bringt nicht nur die Sorge mit ſich um die tauſend kleinen und großen Dinge, die mit einem Rennen zuſammenhängen, ſondern auch noch bie Notwendigkeit, auf die Frage zu antworten, durch wel⸗ ches„Wundermittel“ Mercedes⸗Benz es erreicht habe, in den Rennen des Jahres 1935 Sieg auf Sieg nach Hauſe u fahren und im Großen und Ganzen das, was man ſciatſalgläubig„Pech nennt, auszuſchalten. Da meint dann ein Teil der Frager, alles auf den Fahrer, ein anderer, alles auf die Organiſation und wieder ein weiterer Teil alles auf die Ueberlegenheit der Wagen ſchieben zu können. Alle haben recht— alle haben unrecht, wenn ſie glauben, baß einer dieſer Faktoren ausſchließlich wirkſam ſei. Wa⸗ en, Fahrer, Organiſation und— trotz allem— ein bißchen lüöck, dos ſind die wirklichen Faktoren der Rennſtege. Grundlegend iſt ſelbſtverſtändlich ein Wagen, der als vollendete, ausgereifte Konſtruktion, durch zuverläſſigſte Arbeit und beſtes Material eine Waffe darſtellt, mit der man wirklich zuverſichtlich in den Kampf gehen kann. Einer veralteten, einer ungenügenden oder einer einſeitig entwickelten Konſtruktion kann ſelbſt Her beſte Fahrer, die umſichtigſte Organiſotion und vielleicht ſogar das Glück nicht helfen! Daß unſere Rennwagen eine überlegene Spitzengeſchwindigkeit und ein hervorragendes Durchhalte⸗ vermögen beſitzen haben ſie Ja ſchließlich bewieſen. Ich muß ſchon ſagen, daß es auch für mich als Rennleiter eine Freude iſt, über einen„Stall“ ſolcher Rennpferde zu ver⸗ zwar ſehr gefährliche, haben! fügen, die ihresgleichen ſuchen, die aber keine abſolut überlegenen Gegner Der Sieger und— ſein Schatten! Die Doppelſieger von Montlhery und Spa, Caraceiola und von Brauchitſch (Mereedes⸗Benz), fuhren deutſche Siege nach Hauſe. Ob ſie dies am Sonntag wiederholen? (Driginal⸗Holzſchnitt V. Himmel) Daun die Fahrer!— Was ſoll man über Caraeciola, aten und von Brauchitſch noch ſagen, als daß ſie einen ſltruf beſitzen, den ſie in Rennen geſchafſen und erhalten gaben, die an die körperlichen und ſeeliſchen Kräfte gleich bote Anforderungen ſtellten wie an das„Fahrenkönnen und an den Charakter. Aber ich will gleich auch ſagen, unſere Nachwuchsfahrer Geier, Long und Gärtner enfals Männer ſind denen man mit vollem Vertrauen ein ſe wertvolles Werkzeug wie den deutſchen Mercedes⸗ ens⸗Rennwagen in die Hans geben kann. Sie ſetzen dag ein, was wir überhaupt von Männern erwarten können, öte in ſpäteren Jahren vielleicht einmal die 9 5 der Rennplütze ſein werden! nd nun kommt der ſehr umfaſſende Begriff der Or⸗ nifatton. Die Entſcheidungen über Art und Zahl Fer ennwagen, die Beſtimmung der Fahrer, die Auswahl der 15 keſchlckenden Rennen ebenſo wie die klare Zweck⸗ 14 10 für den ſportlichen Einſatz überhaupt ſind Teile er eſamtorganiſation der Firma. Die Rennorganiſa⸗ 92 als ſolche beginnt lange vor einem Rennen in der 3 und Ausbildung der Begleitmannſchaften, bei enen neben techniſchem Können unbedingte Hingabe, ja Auegeiſterung für ihren Beruf vorausgeſetzt werden muß, Aich wie bei den Rennfahrern. Die Organisation ſetzl ger auch ein bei der Einrichtung der Transportwagen und 5 raren Spezialwerkſtätten, die unſere Rennwagen ſtän⸗ 5 begleften. Da darf nichts vergeſſen ſein, alles muß 92 15 Platz haben: Drönung unter den Dingen iſt . hötig wie ſtrikte Diſzipkin unter den Menſchen. Dieſe Düsiplin unſerer Rennmonteure, die ſich bei Rei⸗ ſenwechſel, Tanken oder Inſtandſetzungen während eines 7 immer wieder— beſonders zur Bewunderung 5 Auslandes zeigt, iſt nach meiner Meinung eine fehle wer ta nolichkeit, ja eine Forderung der Kamerad⸗ 1 liche zwiſchen Rennmonteuren und Fahrer. Jeder 3 m Rennen ſein Aeußerſtes nicht nur mit der Kraft er Fäuste, ſondern auch mit dem Gehirn. Auch Reifen⸗ wechſel und Tanken ſind nicht nur Handarbeit, ſondern 55 e Kopfarbeit; buchſtäblich jeder Griff und jeder 5 tt muß vorberechnet ſein, in Bruchteilen von Sekun⸗ 155 müſſen die Handgriffe aller Helfer ineinandergreifen 81 durch bieſe ſtraffe Organifation, der mit hingebender 8 Folge geleiſtet wird, kommen dann die vielbewun⸗ exten eifenwechſel in 40 Sekunden oder weniger zuſtande! Endlich ergänzt al dies noch die beſondere Täti 0 8 gkeit zes Rennlefters, die„Taktik“! Wir ſtellen nicht etwa eigendwem ſchnelle Wagen zur Verfügung, der dann in ausn Rennen wild darauf losfahren ſoll, um einen der känbeſetzten Geldpreiſe zu erhalten. Unſere Wagen 7 5 5 pielmehr für eine alte Tradition und ſie kämpfen 5 a5 eutſchland. Daher muß der Wange des einzelnen Sebrer ſich dem Ganzen unterordnen. Es gibt für alle Verdftwie„prominent“ ſie auch ſein mögen, nur die un pflichtung, ſich mit ihrer ganzen Kunſt und mit ihrer ganzen Kühnheit ſo einzufetzen, daß der Wagen ſtegt. Das — p Magenbeschwerden Sodbrennen Aktiengeſellſchaft. erfordert aber richtiges Hausholten mit den Kräften, Ver⸗ meidung von theatraliſchen Glanzleiſtungen, die es viel⸗ leicht ermöglichen, einige Runden zu führen, die aber dann den Wagen vorzeitig ruinieren. Die Renn⸗Mannſchaft wird daher von mir als ein zuſammengehöriges Ganzes betrochtet und eingeſetzt. Offen geſagt: wer aus dieſer Mannſchaft nun ſiegt, das iſt mir gleich und unſere Fahrer haben wiederholt bewieſen, daß es auch nicht dem Ein⸗ zelnen darauf ankommt, nun unbedingt,— koſte es, was es wolle,— für ſich perſönlich den Sieg herauszuholen, ſondern immer iſt unſere gemeinſame Forderung: unſere deutſchen Wagen müſſen über die ausländiſche Konkur⸗ renz ſiegen! Zu dieſem Zweck werden jedem Fahrer aus unſerer Mannſchaft je nach den Gegnern, mit welchen ſie ſich zu meſſen haben, nach den Startplätzen, die ihnen das Glück gegeben hat und nach den beſonderen Umſtänden der Bahn, die dem einen mehr dem anderen weniger liegen, be⸗ ſtimmte Aufgaben zugewieſen. Während des Rennens wird dann von der Boxe aus durch beſtimmte, verabredete Zei⸗ chen ſtändig mit jedem Fahrer Verbindung gehalten, keiner unſerer Fahrer hal das Gefühl, ins Ungewiſſe hineinzufahren, jeder weiß, daß er aufs Genaueſte von ſeiner Boxe aus beobachtet, betreut und ſo geleitet wiroͤ, daß einer unſerer Wagen zum Siege kommt! Das gibt dem Fahrer Zuverſicht und volle Einſatzfreudigkeit. Dieſe regulierende Arbeit darf aber nun nicht ſo auf⸗ gefaßt werden, als ob von vornherein feſtliegt, welcher zumferer Fahrer in einem Rennen ſiegen„darf“ und welcher nicht! Vielmehr iſt die Leitung, wie ich wiederholen möchte, dazu da, die Rennmannſchaft geſchloſſen einfetzen zu können, um ſo nach menſchlichen Kräften Zufälle— die man ja nie ausſchalten kann— unſchädlich zu machen. Ein ſo geleitetes Rennen iſt kein blindes Losraſen von Ma⸗ ſchinen, ſondern ein Spiel— wenn auch ein Spiel auf Leben und Tod— in dem Leiſtung und Ueberlegung das ive tun, um Spannungen zu ſchaffen, die ein bloßes Hintereinanderherraſen von bis zur äußerſten Grenze aus⸗ gepumpten Maſchinen nie und nimmer ſchaffen könnte. Und enolich das Glück! Nun— wir können es nicht zwingen. Aber wir haben in eifrigſter Weiſe an unſeren Ma⸗ ſchinen, an unſeren Fahrern und an unſerer Renn⸗Orga⸗ niſation verſucht, die Häkchen wegzunehmen, an denen die Mißgeſchicke ſich ſo gern feſthaken. Mit welchem Erfolg? Bis zum heutigen„Großen Preis von Deutſchland“ ſieben Mereedes⸗Benz⸗Starts, ſieben Mercedes⸗Benz⸗Siege! Renntraining auf Hochtouren Die Startfolge wird ausgeloſt Nürburgring, 27. Jult. Strahlender Sonnenſchein hatte geſtern Tauſende zum Nürburgring gelockt, die ſich auf und vor den Tribünen ein rennſportliches Stelldichein gaben. Zahlreich war der Auslandsbeſuch, beſonders aus Holland, Belgien, England, Frankreich, der Schweiz und Luxemburg. Auf der Strecke war Hochbetrieb. Gleich nach ihrer Freigabe zum Trai⸗ ning drehten die Fahrer ihre Runden, jedoch wurde gegen geſtern— der junge Roſemeyer hatte Donnerstag mit ſei⸗ nem Autounion⸗Wagen eine Runde mit fliegendem Start in der Rekordzeit von 10:32, mithin Durchſchnitt 190 Km. in der Stunde gefahren!— keine ſchnelleren Zeiten erzielt. Auch heute, am vorletzten Trainingstag, dürfte Roſemever oer Schnellſte geweſen ſein; er wurde mit 10:84 geſtoppt. Manfred von Brauchitſch fuhr 10:36, was erneut beweiſt, wie gleichwertig ſchnell die Rennwagen von Autounion und Mercedes⸗Benz ſind. Zum Unterſchted vom Auus⸗ und vom Eifelrennen, bet denen die Trainingszeiten die Startrethenfolge beſtimm⸗ ten, wird diesmal die Startfolge ausgeloſt. Kurz vor Trainingsſchluß gabs heute noch einen aufregenden Zwi⸗ ſchenfall, der ſich glücklicherweiſe als nicht folgenſchwer herausſtellte. von Delius ölteb auf ſeinem ERA⸗Wagen über ſeine Zeit hinaus fort. Bleibt ein Wagen länger als 20-80 Sek, über ſeine Sollzeit hinaus auf der Strecke, gehts im Rennfahrerlager ſoſort von Mund zu Mund: 8 muß was paſſtert ſein. So auch heute, als Delius fällig war und nicht kam. Da kam plötzlich Caracciola angebrnauſt, bremſte kurz und ſchnell am Zielplatz und meldete, daß ein Wagen— welcher hatte er bei ſeinem Rieſentempo nicht erkennen können— kurz hinter Breitſcheid über die Bö⸗ ſchung geflogen ſei. Es war von Delius, dem dies Miß⸗ geſchick infolge Bremsſchadens paſſierte. Bald darauf kam die Meldung: Wagen erledigt(Hinterachsbruch), Fahrer unverletzt. Erſtaunlich ſchnell waren heute auch die Ausländer, was hewetſt, daß den deutſchen Autounion⸗ und Mercedes⸗Henz⸗ Fahrern das Rennen nicht leicht gemacht werden wird. Brivio auf Alfa fuhr 11:83, Nuvolari auf Alfa 10253, der eine Era⸗Wagen 11:80. Vielverſprechend fuhren auch heute Wieder die deutſchen Nachwuchsfahrer der beiden deutſchen Rennſtälle. Dr. v. O. Felöbergrennen verlegt Wie die ONS mitteilt, iſt das Internationale Feldbergrennen mit Zuſtimmung der FCM auf den 6. Oktober verlegt worden. Urſprünglich ſollte das Felöbergrennen bekanntlich ſchon am 11. Auguſt ausgetra⸗ gen werden. Abſchluß der„Stockholmer Spiele“ In Anweſenheit von 17000 Zuſchauern wurden am Freitag die„Stockholmer Spiele“ zu Ende geführt. Das Wetter war auch am letzten Tag der Veranſtaltung wohl⸗ geſinnt, ſo daß es wieder recht gute Leiſtungen gab. Das Ereignis bildete der 1500⸗Meter⸗Lauf, in dem der engliſche Rekordmann Lovelock(Neuſeeland), Venzke(USA) und der Schwede Erie Ny erneut aufeinander trafen. Loveck⸗ lock ſiegte in:57,63 Minuten vor Venzke(:58,2) und Ny (400,8). Den 30090⸗Meter⸗Hindernislauf holte ſich der im Flugzeug am Donnerstagabend eingetroffene Finne Do i⸗ vonen in 912,8 Min. vor ſeinen ſchwediſchen Gegnern. Ganz hervorragend waren die Diskuswerfer, die in 86 Würfen jedesmal die 47⸗Meter⸗Grenze übertrafen. Den Sieg holte ſich hier überraſchend der Schwede Berg mit 48,99 Meter vor dem früheren Weltrekordmann Harals An⸗ derſon(Schweden). Die Ergebniſſe: 300 Meter: 1.'Brien(USA) 34,4 Sek. 110 Meter Hürden: 1. Moirean(uS A) 14,4 Sek. 400 Meter Hürden: 1. Areskoug(Schweden) 55,3 Sek. 1500 Meter: 1. Lovelock (Neuſeeland):57,63 Min.; 2. Venzke(USA):58,2 Min.; 8. Ny(Schweden):00,3 Min. Diskus: 1. Berg(Schwe⸗ den) 48,99 Meter; 2. Anderſon(Schweden) 48,64 Meter; g. Dunn(USA) 48,39 Meter; 4. Carpentier(USA) 48,02 Meter. Hochſprung: 1. Kuuſe(Lettland) 1,93 Meter. Ham⸗ mer: 1. G. Janſſon(Schweden) 48,46 Meter. 3000 Meter Hindernis: 1. Toivonen(Finnland):12,83 Min.; 2. Lind⸗ gren(Schweden):19,36 Min. Schwedenſtaffel: 1. Amerika (Moixreau, Draper, Venzke,'Brien):57,8. Die 19. Strecke der„Tour de France“ Wieder Le Greves— Stach ausgeſchieden? Die 19. Etappe der 29. Radrundfahrt durch Frankreich wurde wieder in zwei Abſchnitte unterteilt. Der erſte Teil von La Rochelle nach La Roche ſur Non über ins⸗ geſamt 81 Km. wurde mit Maſſenſtart gefahren, während in der zweiten Hälfte von La Roche ſur Non nach dem 95 Km. entfernten Nantes wieder ein Mannſchaftsfahren angeordnet wurde. Der Tagesabſchnitt geſtaltete ſich bei der drückenden Hitze wieder zu einer reinen Spazierfohrt, ſo daß das Feld ſtändig beieinander lag. Einmal ver⸗ ſuchten Aerts und Chocque, dem Felde zu enteilen. Sie gewannen auch 15 Sekunden Vorſprung, aber dann war es wieder aus. Alle Fahrer ſchloſſen wieder auf und ſo trafen die 47 noch im Rennen befindlichen Teilnehmer zuſammen in La Roche ſur Yon ein. Den Spurtſieg holte ſich, wie ſchon am Vortage, Le Greves in:54:51 Stunden vor Aerts und Charles Peliſſter. Die nächſten Plätze belegten Lachat, Ladron, Amberg, Teani und Bernadont, während der geſamte Reſt gemeinſam in der Zeit des Siegers auf den neunten Platz geſetzt wurde. Im an⸗ 2— Der Belgier Romain Maes Das gelbe Trikot— das Kennzeichen des jeweils Beſten in der Geſamtwertung der„Tour de France“ — wird noch immer von dem Belgier Romain Maes getragen, ſo daß ſein Endſieg in öteſem Ringen der„Giganten der Lanoöſtraße“ kaum noch in Frage ſteht. (Zeichnung: v. Roebel,.) ſchließenden Mannſchafts⸗Zeitfahren fuhren die Belgter mit den Schweizern zuſammen und erreichten in der beſten Zeit,:45:47 Stunden als erſte das Ziel. Die deutſche Mannſchaft wurde mit den beiden Italienern Morellt und Tegni zuſammengetan. Dank der kameradſchaftlichen Un⸗ terſtützung und gegenſeitigen Ablöſung in der Führung erreichten ſie die zweitbeſte Zelt, 2249.90 Std. Lediglich Ickes und Stach flelen durch Defekte zurück und mußten en allein fahren, ſo daß ſie ſehr viel Zeit verloren. orelli traf als Erſter der Mannſchaft ein vor Wecker⸗ ling, Teani, Roth, Kutſchbach, Thierbach und Händel, die den 9. bis 14. Platz belegten. Ickes wurde in 31:00:57 auf den 45. Platz geſetzt. Stach hatte bei Kontrollſchluß das Ziel noch nicht erreicht und dürfte damit nach den Wett⸗ fahrtbeſtimmungen ausgeschieden ſein. Wer wird Schachmeiſter von Deutſchland? Die 10. und 11. Runde in Aachen Diesmal hatten die Meiſter wieder eine ſchwere Nerpen⸗ probe zu beſtehen, galt es doch in einem Tage Ned 17 70 anſtrengende Runden auszukämpfen. Noch dazu jetzt in einem Stadium des Turniers, wo jeder halbe Zähler entſcheidend ſein kann und niemand gewillt iſt, eien Gegner leichten Kaufs auch nur mit einem Unent⸗ ſchieden entſchlüpfen zu laſſen. Das Ergebnis dieſer beiden Runden iſt noch nicht klar zu überſehen, denn faſt alle Partien wurden nach Beendigung der vorgeſchriebenen Spielzeit abgebrochen. Die 10. Runde: Der augenblickliche Tabellenerſte, Meiſter Richter, hatte ſich mit Dr. Dachmann aus⸗ einanderzuſetzen. Dieſer ſpielte heute reichlich zurückhal⸗ tend, faſt zaghaft. Aber ber Berliner brachte Leben aufs Brett, bald ging luſtig alles drunter und drüber, und Richter konnte ſchmunzelnd einen weiteren wichtigen Zählpunkt einheimſen. Reinhardt erreichte mit Weiß gegen den zuletzt mächtig aufgekommenen Er nſt die beſſere Stellung, kann aber gielleicht doch nicht mehr gewinnen (Turm Käuſer⸗Endſpiel). Voll Kampfesmut waren die beiden alten Haudegen Schönmann und Brinck⸗ mann. Das Zünglein an der Waage ſchlug bald nach der einen, bald nach der anderen Seite aus. Zum Schluß wurde der Kampf verlegt und ſteht nun pari. Unheimltich ſicher holt ſich Meiſter Ahues Punkt um Punkt wie in feiner Glanzzeit. Er hat etwas vor! Diesmal rückte er ſeinem früheren Klubkameraden Schlage energiſch auf den Leib. Wenn nicht alles täuſcht, gewinnt Ahues die Hängepartie und über nähme damit die Taßellenführung. Rellſtab ſtrengte ſich gegen unſere füddeutſche Hoffnung, den Nürnberger Michel, weidlich an, durch einen Sieg weiter ins Vorderfeld vorzuſtoßen. Aber der Süsdeutſche war auf der Hut, verteidigte ſich blendend und ſteht in einem Durmendſpiel überlegen. Weißgerber iſt nicht wiederzuerkennen in ſeiner Spielweiſe; er hat jegliche Si⸗ cherheit verloren. Heute hatte er als Nachziehender den ſbarken Berliner Elſtner arg in die Klemme gebracht, ließ ſich aber ſeinen Vorteil wieder entreißen und wird noch verlieren. Die beiden Tabellenletzten Blümiſch und Koch waren unter ſich. Ihre Partie iſt noch ziemlich aus⸗ geglichen. Engels war in der 10. Runde ſpielfrei. Die 11. Runde: Hart auf hart ging es in dem für den Berliner entſcheidenden oder zumindest vorentſcheiden⸗ den Treſſen. Richter— Relnhardt. Reinhardt kam in dem Kampfgetümmel immer mehr in Vorteil und dik⸗ tierte das Geſetz des Handelns. Wahrſcheinlich wird Richter nach Wiederaufnahme der abgebrochenen Partie ſeine erſte Niederlage einſtecken muſſen. Michel bewies einmal mehr, daß er eine ſcharſe Klinge zu ſchlagen ver⸗ ſteht. Er ſetzte ſeinem Gegner, dem noch ungeſchlagenen hu es, heftig zu(Spaniſche Eröffnung) und kam in ent⸗ ſcheidenden Vorteil. Leider übereilte er ſich, opferte zu früh, und ließ den Königsberger ſo noch mit einem Un⸗ entſchieden durchſchlüpfen. Das war wohl die letzte große Chance des Südcdeutſchen. Nunmehr hat Ahues(da auch Nichter kaum um ſeine erſte Niederlage herumkommt) alle Trümpfe in der Hand und wird ſie zu verwerten wiſſen. Schönmannm rüchte ſich für ſeine raſche Niederlage 1 geben ſeinen Landsmann Reinhardt diesmal ſchrecklich an och. Obwohl Schönmann die ſchworzen Steine führte, blies er ſeinem Gegner in nur 24 Zügen(1) in direktem Matt⸗ angriff das Lebenslicht aus. Auch Schlage feierte einen kurzen und eindrucksvollen Sieg. Durch meiſterhafte Er⸗ öffnungsbehandlung gegen Blüm ich kam er ſchnel in materiellen Vorteil, und der Sieg war dann nur noch Sache der Technik. Elſtner verteidigte ſich gegen Engels Indiſch. Er ſtürmte heftig vor, erreichte aber nichts Po⸗ ſitives. Schließlich mußte er ſeinen Angriff abblaſen Figurentauſch zulaſſen, und das Endſpiel iſt ausgeglichen. Eine feine Leiſtung vollbrachten Weißgerber Rellſt a b. Beide waren in Form und überboten ſich in glanzvollen Kombinationen. Der Pfälzer behielt ſchließlich das Heft in der Hand und hat noch Abbruch Gewinnaus⸗ ſichten. Trockener ging es in der Begegnung Brinck⸗ mann— Dr. Lachmann zu. Unregelmäßige Eröff⸗ nung führte nach Poſitionsſpiel zu ziemlich ausgeglichener Abbruchsſtellung. Der Eſſener Ernſt hatte diesmal Freilos. 5 Stand bringen wir heute nicht da eine Menge Hängepartien doch das Bild verdunkelt. Ahues hat die beſten Ausſichten, aber Richter und auch noch Michel ſind ihm öichtauf. W. L. Bullrich-Sclz Die Ergenniſſe: La Rochelle— La Roche ſur Non, 81 Km.: 1. Le Greves :54:51 Std.; 2. Aerts; 3. Peliſſier; 4. Lachat; 5. Ladron; 6. Amberg; 7. Teani; 8. Bernadont; 9. alle übrigen Fahrer. La Roche ſur Jon— Nantes, 95 Km., Mannſchaftsſah⸗ ren: 1. Belgien⸗Schweiz:45:42; 2. Deutſchland⸗Italien :49:80 Sto. relli 124:54: 25; 9. Verwgecke 124:58:95 5 125:04:55; 10. Thierbach 126:90:55; 23. Roth 128:14:2 Länderwertung: 1. Belgien 374:68:52; 2. Frankreich 370:50:15; 8. Deutſchland; 4. Italien; 5. Spanien. Merviel noch nicht geſund Der Franzoſe Merviel, der auf der Strecke nach Mer⸗ viel, weit vor dem Felde liegend, auf einen haltenden Laſtwagen gefahren war, hat das Krankenhaus in Hyeéres bereits wieder verlaſſen. Er begab ſich aber in Toulon in Behandlung eines bekannten Sportarztes, der einen Schi⸗ Helbruch und einen Wirbelknochen⸗Anbruch ſeſtſtellte, Dar Franzoſe, der ſomit wieder einen unerhörten Beweis der übergroßen Zähigkeit der Rennfahrer lieferte, wird in dieſem Jahre kaum noch einmal ſtarten können. Die europäiſche Schwimmliga kagte Ruhetag beim Klebelsberg⸗Pokal⸗Turnier Beim Europa⸗Waſſerballturnier um den Klebelsberg⸗Pokal herrſchte am Freitag Spielruhe. Dafür trat aber die Europäiſche Schwimm Liga unter der Leitung des JJ NA⸗Präſidenten Fern(England) im Kongreßgebände auf dem Brüſſeler Weltausſtellungsgelände zu einer Sitzung zuſammen. Nach einer kurzen Begrſt⸗ ßungsanſprache des Präſidenten nahm van der Heyden (Belgien) im Auftrag des Belgiſchen Schwimm⸗Verbandes das Wort zu einer längeren Rede. Er ſchilderte u. a, die zahlreichen und großen Schwierigkeiten, die ſich ſeinem Verband bei der Vorbereitung des Europa⸗Waſſerballtur⸗ niers bei den Behörden uſw. entgegengeſtellt haben. Er ſtellte daher den Antrag, daß ſich die Europäiſche Schwimm, Liga mit den Verhältniſſen in allen europäiſchen Ländern eingehend befaſſen und für Abhilfe ſorgen möchte. Dr. Breuer wies mit Stolz darauf hin, daß ſich am Vortage der König Leopold III. und die belgiſche Königin ſehr lobend itber die deutſche Nationalmannſchaft ausgeſprochen hätten. Nationale Tennismeiſterſchaften Am zweiten Tag der nationalen Tennismeiſterſchaften von Deutſchland in Braunſchweig waren die Spiele bei den Männern und Frauen bedeutend intereſſanter als am Er⸗ öffnungstage. Auch diesmal gab es durchweg Favoriten⸗ ſiege, wenn man von der Niederlage abſehen will, die Hei⸗ denreich mit:6, 46 durch den Berliner Nachwuchsſpteler Beutner erlitt. Im Männer⸗Einzel haben in der oberen Hälfte Gottfried von Cramm, Henkel 1, Frenz und Panke bereits te dritte Runde hinter ſich. Bei den Damen erlitt Edith Sander durch Frl. Heitmann eine 618,:6 Nieder⸗ lage. Die wichtigſten Ergebniſſe: Männer⸗Einzel: G. von Cramm— Krehahn 610, 671, G. von Cramm— Henke:2,:1; Frenz— Bartkoptak 7185, 618; Henkel 1— Schröter:0,:2; Panke— Drimmborn 62,:6,:1 3g.— Frauen⸗Einzel: Schomburgk— Schuh⸗ mann:1,:2. Italiener in Front Vor Trteſt begannen mit zweitägiger, durch ungſin⸗ ſtige Witterungsverhältniſſe bedingter Verſpätung bie Segelwettfahrten um die Enropa⸗Melſter⸗ ſchaft der 6⸗Meter⸗ſtlaſſe. Unter den ſieben Nationen iſt auch Deutſchland vertreten, und zwar durch Günther Telto am Steuer, Hans Hagemeiſter und Rudolf Hülſſe vom Potsdamer Jachtklub. In den beiden ausgetragenen Wett⸗ fahrten wurden die vom Jtalteniſchen Verband zur Ver⸗ fügung geſtellten Boote jedesmal ausgewechſelt. Immer⸗ hin waren die Italiener mit den Eigenarten der Boote beſſer vertraut und belegten in den beiden erſten Fahrten auch jeweils den erſten Platz. Deutſchland wurde beldemale Vierter. Neuer Schwimm⸗Weltrekord Daß die japaniſchen Schwimmer 1936 gerüſtet ſein wer⸗ den, beweiſt der neue Weltrekord des Japaners Nega mt, der die 400 Meter Kraul in:41,14 Minuten durchſchwamm. Die alte Höchſtleiſtung hatte ſein Landsmann Makino am 14. Auguſt 1993 in Tokio mit:46, Minuten aufgeſtellt, ſie wurde alſo glatt 5 Sekunden unterboten. Was hoͤren wir? Montag. 29. Juli Reichsſender Stuttgart .30: Frühkonzert.—.00: Frauenfunk.— 11.00: Ham⸗ mer und Pflug.— 12.00: Schloßkonzert aus Hannover. 14.00: Allerlei von Zwei bis Drei.— 15.00: Wieberſehens⸗ feiern alter Frontſoldaten.— 16.00: Heitere Muſik. 17.00: Nachmittagskonzert.— 18.30: Rei chs ſen dung: Eröffnung des Deutſchlandlanders in Kuhlmühle.— 19.00: Kleine Inſtrumental⸗Soli.— 19.40: Ausſchnitte aus einer Maſſenkundgebung der Kleingärtner und Kleinſiedler in Braunſchweig(Aufnahme).— 20.10: Zum Tanz erklingen W— 22.30: Kunſt der Fuge.—.15: Kammer⸗ muſtk. Deutſchlandſender .30: Fröhliche Morgenmuſik.—.20: Morgenſtändchen. + 11.30: Houswirtſchaft.— 12.00: Muſik zum Mittag. 14.00: Allerlei.— 15.15: Fürs Jungvolk.— 15,95: Begeg⸗ nung mit einem Dichter.— 16.00: Muſik im Freien.— 17.30: Gebet um Regen.— 18.00: Nachtigallenmuſik. 19.00: Feierbend⸗Unterhaltung.— 20.10: Nordiſche Muſik. — 21.10: Tanzmuſik.— 22.30: Kleine Nachtmuſik.— 23.00: Tangzmuſik. 10097725 5. ſa h/. 20 pig 10. Seite Nummer 341 Neue Maunheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe Juli 1935 Die Schriftleitung übernimmt für die erteilten Auskünfte nur die preßgeſetzliche Verantwortung. Allaemeinęs K. F.„Wann und wie wurde die ruſſiſche Zaren⸗ familie in Jekaterinenburg ermordet?“—— In den Aufzeichnungen des Tſchekiſten Effremow, der in der Nacht vom 16. zum 17. Juli 1918 das Todes⸗ urteil an Zar Nikolaus II. und ſeiner Familie voll⸗ ſtreckt haben will, heißt es:„In der Nacht erſchoſſen wir die Familie Romanow und ihre Vertcauten. Im ganzen elf Perſonen. Während der ganzen Zeit befand ich mich im Kellergewölbe. Zuerſt wurden die vier Töchter des ehemaligen Zaren, Olga, Tat⸗ jana, Maria und Anaſtaſia, hereingeführt. Sie tra⸗ ten ſehr ſtill ein. Ich kann mich nicht genau erin⸗ nern, aber ich glaube, ſie weinten. Wir erſchoſſen ſie alle ſehr ſchnell. Sodann brachte man Nikolaus II. ſelbſt, ſeine Frau und deren Sohn in den Keller. Als die ehemalige Zarin die Leichen ihrer erſchoſſe⸗ nen Töchter ſah, ſchrie ſie laut auf und ſtürzte zu dem Thronfolger Alexei, den man am Arm führte. Wir redeten nicht lange mit ihr. Ihr Geſchrei war unangebracht. Wir erſchoſſen ſie ſofort. Sie brach zu⸗ ſammen, indem ſie ſich an die Füße des Thronfolgers Alexei zu klammern verſuchte. Der ehemalige Zar warf ſich, nachdem er die Schwelle überſchritten hatte, auf die Knie. Wir richteten ihn auf. Wir befahlen ihm, ſtramm zu ſtehen und die Hände an die Hoſen⸗ naht zu legen. Er verabſchiedete ſich. Beloborodow ſchlug ihm ins Geſicht und verſetzte ihm einen Stoß. Gleichzeitig ſchoß einer der Anweſenden auf ihn und er fiel um. Der Thronfolger Alexei ſtürzte nach zwei Schüſſen. Danach ſtöhnte und ächzte er lange. Um ihn zum Schweigen zu bringen, mußten wir ihm noch vier Schüſſe einjagen.“ K. H.„Wann wurde das Jean⸗Becker⸗Denkmal in der Schloßgartenſtraße geſetzt; an welche Stelle wurde es zuerſt geſetzt; wie oft wurde es verſetzt? Worin beſteht der Unterſchied zwiſchen Gleich⸗ und Wechſelſtrom?“—— Das Jean⸗Becker⸗Denkmal wurde im Frühjahr 1896 erſtellt auf dem Gelände zwiſchen Eiſenbahn⸗ und Schloßgartenſtraße, gegen⸗ über dem Quadrat L 5. Die Einweihung erfolgte am 9. Mai 1896. Wegen Erſtellung der weſtlichen Rampe der Lindenhofüberführung wurde das Denk⸗ mal im Spätfahr 1896 etwa 10 Meter weiter nach Norden verſetzt. Anläßlich der Straßenbahn hinter dem Schloß von der Kurfürſtenſtraße bis zur Rhein⸗ brücke wurde das Denkmal im Spätjahr 1925 etwa 20 Meter öſtlich auf den heutigen Standort, hinter den ſüdlichen Schloßflügel, verſetzt. Wechſelſtrom iſt elektriſcher Strom, der in raſcher Folge ſeine Rich⸗ tung wechſelt. Die Zahl der Polwechfel in 1 Sekunde heißt Wechſelzahl, die halb ſo große Zahl der vollen Perioden Periodenzahl(Frequenz). Gleichſtrom iſt ein elektriſcher Strom, der einen Leiter nur in einer Richtung durchfließt. a Gut Deutſch.„Iſt es richtiger zu ſagen: Ich habe mich geärgert' oder„Es hat mich geärgert'? Im erſteren Fall ſagt man doch ausdrücklich, daß man ſich ſelbſt geärgert hat, und das ſollte doch niemand tun. It die Schreibart Roheit“ richtig oder müßte es „Rohheit' heißen; wie wird das Wort getrennt ge⸗ ſchrieben? Heißt der nahrhafte Seefiſch„Kabeliau oder Cabliau'? Iſt es zutreffend, daß dem verſtor⸗ benen Außenminiſter Streſemann als dem Befreier der Rheinlande im Jahre 1930 ein Denkmal geſetzt wurde? Wo befindet ſich das Denkmal? Wann war in Mannheim die Feier der Rheinlandbefreiung?“ — Es kann beides richtig ſein. Z. B.„Ich habe mich darüber geärgert, daß er micht pünktlich zur Stelle war“, oder„es hat mich geärgert, daß er Aus⸗ flüchte machte“.„Roheit“ iſt richtig. Das Wort wird getrennt Ro⸗heit. Die Schreibweiſe„Kabeljau“ iſt richtig. Streſemann wurde ein Denkmal bei Mainz (Befreiungsdenkmal) geſetzt. Die Feier der Rhein⸗ Landbefreiung in Mannheim war am 30. Juni 1930. Sie war verbunden mit der Einweihung der Rhein⸗ Neckar⸗Hallen. Hitze.„Woher ſtammt die Bezeichnung Hunds⸗ tage?“—— Hundstage ſind die Tage vom 24. Juli 51s 24. Auguſt, die heißeſte Zeit des Jahres, ſo be⸗ nannt, weil zu Beginn dieſer Zeit der Hundeſtern Sirius mit der Sonne auf⸗ und untergeht. Mit un⸗ ſerem Haushund haben die Hundstage nichts zu tun. 30 jähriger Bezieher.„In meiner Verwandtſchaft babe ich ein Ehepaar, das bis 1918 die Staatsangehö⸗ rigkeit eines früheren deutſchen Bundesſtaates hatte. Ende des Jahres 1918 erwarb das betreffende Ehe⸗ paar beim Bezirksamt Mannheim die badiſche Staatsangehörigkeit, und im Jahre 1924 wurde das Ehepaar beim gleichen Bezirksamt eingebürgert und erhielt eine Urkunde ausgefolgt, die beſagt, daß das Ehepaar mit dem Zeitpunkt der Aushändigung dieſer Urkunde die Staatsangehörigkeit in der Repu⸗ blik Baden durch Einbürgerung erworben hat und damit Deutſche geworden ſind. Nun hat das betref⸗ fende Ehepaar einen im Jahre 1920 in Mannheim geborenen Sohn. Ich möchte daher an Sie die Frage richten: Gilt dieſer im Jahre 1920 geborene Sohn, nachdem die Eltern ſeit 1918 badiſche Staatsangehö⸗ rige und ſeit 1924 eingebürgerte Deutſche ſind, auto⸗ matiſch auch als eingebürgerter Deutſcher, oder muß für dieſen Sohn die Einbürgerung als Deutſcher beim Bezirksamt noch beſonders beantragt werden?“ —— Die Verleihung der Staatsangehörigkeit er- ſtreckt ſich auf die Ehefrau und die noch unter väter⸗ licher Gewalt ſtehenden minderjährigen Kinder, ſo⸗ weit nicht in der Urkunde eine ausdrückliche Aus⸗ nahme gemacht wird. Ein beſonderer Antrag auf Einbürgerung iſt alſo nicht zu ſtellen. Streitfrage.„Kann man die Wörter„der-, die⸗, dasſelbe' je nach Verwendung getrennt und zuſam⸗ menſchreiben? Ich bin der Auffaſſung, daß dieſe Wörter nicht getrennt werden können. In einem Fall wurde die Anſicht vertreten, man könnte ſagen: „Es iſt die ſelbe Zeitung, die ich geſtern las“ und „Dieſelbe enthielt einen wichtigen Artikel!“—— Die ſelbe Zeitung iſt nicht richtig, da es eigentlich heißen muß„die gleiche Zeitung“.„Dieſelbe“ an Stelle von„dieſe“ wird immer zuſammengeſchrieben. Wette.„Wann wurde der Kölner Dom erbaut? Wie hoch iſt der Turm des Domes?“—— Der Bau des Domes wurde 1248 begonnen und hat rund 600 Jahre gedauert. Die Chorweihe war 1322, die Faſſade ſtammt aus dem 14. Jahrhundert, wurde bis gegen 1520 fortgeſetzt. Der weitere Ausbau er⸗ folgte von 1842—1880. Ausbeſſerungen und Aende⸗ rungen ſind dauernd erfolgt. 1928—1930 wurde der bauliche Zuſtand des 11. Jahrhunderts wiederherge⸗ ſtellt. Der Dom iſt 157 Meter hoch. W. K.„Woher ſtammt das Wort Karthäuſer⸗ Klöße? Wie wird Karthäuſer geſchrieben, mit th oder mit?“—— Wir nehmen an, daß die Kar⸗ täuſer⸗Klöße durch den Orden der Kartäuſer ihren Namen erhalten haben. Kartäuſer ſchreibt ſich ohne h. Die Kartäuſer ſind ein Einſtedlerorden, der 1084 in der Nähe von Grenoble, im Tal Carthuſia(deutſch Kartauſe) von Bruno von Köln gegründet wurde. Eine zweite Einſiedlergenoſſenſchaft wurde 1091 in La Torre in Kalabrien, eine dritte 1115 in Porte (Frankreich) gegründet. Bald gab es viele ſolcher Kartauſen, auch verſchiedene für Frauen. 1176 wurde der Orden von Rom beſtätigt. Jede Kartauſe hat einen Prior, Sakriſtan, Vikar und Prokurator. Jeder Mönch wohnt in einer kleinen Zelle mit Gärt⸗ chen. Die Laienbrüder wohnen zuſammen in einem Haus. Geſprochen wird nur beim wöchentlichen Spe⸗ ziergang und ſonntags. Fleiſch wird nie gegeſſen, einmal wöchentlich gibt es nur Brot und Waſſer. In Deutſchland gibt es eine Kartauſe in Hain bei Düſſeldorf. Es wird vermutet, daß der Urſprung der Kartäuſer⸗Klöße von den Kartäuſern herzu⸗ leiten iſt. R. M. 24.„Iſt der Teepilz dem Körper zuträglich oder den inneren Organen ſchädlich? Beim Ab⸗ füllen der Flaſchen habe ich beobachtet, daß ſich immer wolkige Flocken darin befinden, die nach 8 Tagen kleine Pilze ergaben.“—— Unter„Teepilz“ verſteht jeder etwas anderes. Es iſt alſo Ihre Frage nicht ſo einfach zu beantworten. Im allgemeinen handelt es ſich um Pilze, die eine Gärung bewirken. Iſt dieſe rein, iſt gegen das Getränk nicht viel einzuwenden. Vielfach aber iſt die Kultur des Pilzes verunreinigt und als Folge des Genuſſes ſtellen ſich Darm⸗ ſtörungen ein. Jedenfalls iſt reiner Tee, kalt oder warm, dem Teepilzgetränk vorzuziehen. Wegen der Firmen wenden Sie ſich am beſten an die Handels⸗ kammer. G.„Ich bin Lehrling. Am 1. April 1934 trat ich meine Lehrſtelle an. Hatte ich voriges Jahr Urlaub zu beanſpruchen und wieviel Tage, wenn im Ver⸗ trag ſteht: Im 1. Jahr 9 Tage Urlaub nach Tarif; im 2. Jahre 7 Tage Urlaub nach Tarif; im 3. Jahr 6 Tage Urlaub nach Tarif. Iſt der Urlaub vom 1. Jahr ſchon verfallen? Wieviel Tage Urlaub habe ich zu beanſpruchen?“—— Wenn Sie im vergange⸗ nen Jahr keinen Antrag auf Urlaub geſtellt haben, können Sie dieſen jetzt nicht mehr verlangen. Nach dem Generaltarif ſtehen Ihnen im erſten Jahr 9 Tage, im zweiten 7 und im dritten 6 Tage Urlaub zu. G. W.„Bis vor etwa 5 Jahren brachte mir mein Garten ſtets reiche Ernte, ſo daß ich denſelben mit Liebe und Fleiß hegte und pflegte. Seit dieſer Zeit iſt aber alle Mühe und Arbeit vergebens. Die Ge⸗ müſe auf den Beeten, wie Salat, Rot⸗ oder Weißkohl, ſchießen in die Höhe; was in den Boden wachſen soll, z. B. Kartoffeln, Zwiebeln, Lauch uſw. werden nur ganz kleine Knollen. Vor vier Jahren habe ich von einem Landwirt eine ganze Fuhre Stallmiſt gekauft, im nächſten Jahr habe ich es mit Kunſtdünger(Tho⸗ masmehl und Kalk) verſucht, im vergangenen Jahr habe ich richtig Jauche in die Beete bringen laſſen, aber alles iſt ohne Erfolg geblieben. Da ich ſelbſt Großſtädter bin, ſo habe ich den Garten umſonſt einem Mieter, welcher vom Lande iſt, gegeben, doch ſtellte derſelbe mir nach einem Jahr den Garten ohne Dank wieder zur Verfügung. Auch ein anderer Mann, dem ich den Garten zur Verfügung ſtellte, gab dieſen wieder zurück. Vor zwei Jahren ſetzte ich ein Birnbäumchen und erhielt im nächſten Jahr 32 wundervolle, ſaftige Birnen, und in dieſem Jahre nicht eine einzige. Im letzten Jahre ſetzte ich ein Kirſchenbäumchen, und es brachte mir in dieſem Jahre nicht eine einzige Blüte, geſchweige eine Kirſche. Der Garten iſt vom erſten Morgenrot bis Briefkasten der NM 2 2% Uhr ſtets in der Sonne, ich ſelbſt entferne täglich jedes kleine Unkraut mit der Wurzel, gieße bei Be⸗ darf täglich, aber alle Mühe und Arbeit iſt vergebens. Was iſt hier zu tun?“—— Es beſteht die Möglich⸗ keit, daß Sie den Boden zu ſtark gedüngt haben. Wir empfehlen Ihnen, ſich mit einem Berufsgärtner in Verbindung zu ſetzen, der Ihnen die Behandlung des Bodens genau angeben kann. Ein Rat kann Ihnen natürlich nur erteilt werden, wenn der Fach⸗ mann den Garten geſehen hat. Karla.„Iſt die Frauenarbeit in den letzten Jah⸗ ren weſentlich zurückgegangen und in welchem Ver⸗ hältnis?“—— Aus den Erhebungen, die die Reichs⸗ anſtalt über den Anteil der Frauen an der Geſamt⸗ zahl der Arbeitsloſen, Unterſtützten und Beſchäftig⸗ ten ſeit Anfang 1933 angeſtellt hat, geht ein faſt ſtetes Abſinken des Anteils der Frauen ſowohl bei den Beſchäſtigten als auch bei den Arbeitsloſen hervor. Das Ausmaß der Verſchiebungen zeigt ſich in der Feſtſtellung, daß der Anteil der Frauen bei den Be⸗ ſchäftigten von Anfang 1933 bis Ende April 1935 von 37,2 auf 31,9 v. H. geſunken iſt. Aehnlich iſt die Ent⸗ wicklung bei den Arbeitsloſen. Der Rückgang des Anteils der Frauen beträgt hier von Ende Juli 1933 bis Ende Juni 1935 etwa 15 v.., nämlich von 20,2 auf 17,3 v. H. Am ſtärkſten iſt die Abnahme der weiblichen Unterſtützungsempfänger in der Arbeits⸗ loſenverſicherung, jener Unterſtützungseinrichtung, die die Entlaſſenen im allgemeinen zuerſt zu be⸗ treuen hat. Der Anteil fiel hier von Ende Juli 1933 bis Ende Juni 1935 von 25,4 auf 11,8 v. H. Aller⸗ dings iſt dieſer beſonders große Unterſchied auch darauf zurückzuführen, daß für viele Frauen eine Unterſtützung aus Mitteln der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung aus rechtlichen Gründen nicht mehr in Betracht kommt und dieſe nun von der öffentlichen Fürſorge betreut werden müſſen. Deshalb iſt auch im Gegen⸗ ſatz zur ſonſtigen Entwicklung der Anteil der weib⸗ lichen Wohlfahrtserwerbsloſen von 14,9 auf 16,5 v. H. geſtiegen. J. R. 48.„Bekommt eine Frau, die jahrelang in der Angeſtelltenverſicherung war, wenn ſte ſich frei⸗ willig weiterverſichert und die Wartezeit erfüllt iſt, auch dann Rente, wenn ihr Mann Invalidenrente bezieht.“—— Wenn eine Frau ſich weiterverſichert, bekommt ſie nach der erfüllten Wartezeit ebenfalls ihre Rente, auch wenn der Mann eine ſolche bezieht. A. M.„Wie weit kann ein Froſch ſpringen?“ —— In Neuyork wurde neulich ein Wettſpringen für Fröſche durchgeführt. Ein Froſch ſprang 3,68 Meter weit. Vorher hatte es ein anderer Froſch bereits auf 3,97 Meter gebracht. Man ſteht, ganz beachtliche Leiſtungen. J. S.„Wo befindet ſich das Konſulat oder die Botſchaft des Kaiſerreiches Abeſſinien?“—— Das abeſſiniſche Generalkonſulat befindet iſt in Berlin W 35, Lützowufer 5. J. M.„Wenn in der Zeitung von japaniſchen Schiffen die Rede iſt, dann wird außer dem Schiffs⸗ namen anhängend immer der Ausdruck„Maru“ ge⸗ braucht. Was bedeutet dieſes Wort?“—— Das Wort„Maru“ bedeutet Schiff. Wir Deutſche ſagen eben nur die Bremen oder Europa, die Japaner würden ſagen Bremen⸗Schiff. D. W. 30.„Ich habe in Ihrer Zeitung vor län⸗ gerer Zeit einmaß geleſen, daß bei Neueinſtellung von Dienſtperſonal Vorteile gewonnen werden. Bitte laſſen Sie mich auch wiſſen, ob jene Einrichtung noch beſteht und was ich zu tun habe, um die in Frage kommenden Vorteile zu erreichen.“—— Die Ant⸗ wort auf Ihre Anfrage iſt in einem Artikel enthal⸗ ten, den wir am Mittwoch, den 24. Juli, in Nr. 334. unter der Ueberſchrift:„50 Mark für Hausgehilfin ſteuerfrei“ veröffentlicht haben. AHererſragen F. T.„Beſteht die Möglichkeit einer Lohnſteuer⸗ ermäßigung, wenn man ſich in der Fremde befindet und monatlich laufend einen Betrag für Koſt und Logis aufzubringen hat. Ich bin noch ledig. Ueber welchen Weg kann man zu der Ermäßigung gelangen?“—— Ihre Frage iſt nicht genau genug gefaßt. Wenn Sie bisher das Glück hatten, im Elternhaus wohnen und eſſen zu können und jetzt in eine bezahlte auswärtige Stellung gekommen ſind, ſo beſteht an ſich keine Ver⸗ anlaſſung für eine Lohnſteuerermäßigung, denn für „Koſt und Logis“ muß jeder, ob er verheiratet iſt oder nicht, einen großen Teil ſeines Einkommens auf⸗ wenden. Eine Ermäßigung käme nur in Betracht, wenn Sie bedürftige Angehörige zu unterſtützen haben. Nähere Auskunft gibt Ihnen das Finanzamt. Mieter und Dofnung F. W.„Ich habe ein Ehepaar in einem leeren Zimmer als Untermieter und bekomme die Miete auf Raten bezahlt; die Untermieter leihen ſogar noch Geld von mir. Der Mann hat an der Autoſtraße gearbeitet und in der Woche 39/ Lohn bekommen. Ich ſagte ihm, daß ich kein Geld mehr hergebe, da ich ſeit vier Wochen von 5/ noch.50% zu be⸗ kommen habe. Er ſagte darauf, daß er ein anderes Zimmer mit Küche ſuche. Daraufhin habe ich ihm Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. P—ů— das Zimmer vom 1. Auguſt zum 15. Auguſt gekun digt. Er meinte, wenn er ein Zimmer und Küche habe, werde er ausziehen. Was kann ich da machen? Muß er am 15. Auguſt ausziehen?“—— Vom 1. Auguſt zum 15. Auguſt können Sie dem Unter⸗ mieter nicht kündigen. Sie können nur vom 1. Aug zum 1. September oder vom 15. Auguſt zum 1. Sept. kündigen. Wenn Sie auf den 1. September gekün⸗ digt haben und der Mieter zieht nicht aus, dann müſſen Sie Klage beim Gemeindegericht auf Räu⸗ mung erheben. Frbschaftsangelegenfieiten Teſtament. Das Teſtament iſt rechtsgültig. Dar⸗ auf, ob das Datum mit Worten voͤer Zahlen geſchrie⸗ ben iſt, kommt es nicht an. Nach dieſem Teſtament ſind Sie alleinige Erbin. Es ſetzt die geſetzliche Erb⸗ folge außer Kraft, ſo daß alſo die Brüder Ihres Ehe⸗ 4 Nur Qualitäts- Schuhe u Stark herabgesetzten preisen Unsere Scheufenster Sqꝗgen alles 0 4,1 Kunststrale mannes keine Erbanſprüche erheben können. Als Ehegatte zählen Sie in die Steuerklaſſe 1 der Erb⸗ ſchaftsſteuer. Für dieſe Klaſſe bleiben 30 000 Mark ſteuerfrei. Sie haben alſo keine Erbſchaftsſteuer zu zahlen. Erbſchaftsteilung. Das Geld, das Sie im Jah 1921 erhalten haben, ſtellt, ſoweit es Ihr mütterlichz Erbteil überſteigt, einen Vorempfang dar, den Sit ſich bei der Erbteilung als Vorempfang anrechnen laſſen müſſen. Wenn Ihre Schwägerin die Erbi Ihres verſtorbenen Bruders iſt, können Sie an dieſe die Forderung auf Rückzahlung des gewährten Dar⸗ lehens ſtellen. Die im Auguſt 1921 gegebenen 2000 Papiermark haben, wenn ſie in der Zeit vom(. bis 10. Auguſt 1921 gegeben worden ſind, einen Golo⸗ markwert von 106,40 Goldmark, wenn ſie in der Zeil vom 11. bis 20. Auguſt 1921 gegeben wurden, einen Goldmarkwert von 99,20 Goldmark. 100 Papiermark hatten am 7. Auguſt 1921 einen Goldmarkwert von 5,32 Goldmark, am 14. April 1922 einen ſolchen von 1,50 Goldmark. Juxistiscſie S ragen Aktiengeſellſchaft.„Welcher Mindeſtbetrag kommt für die Gründung einer AG in Frage, und welche Abgaben ſind damit verbunden. Iſt die Gründung einer AG vorteilhafter als die einer Gmbsh, bei der bekanntlich ein Kapital von 20000 Mk. nachgewieſen werden muß. Wie hoch ſind die Abgaben im lez⸗ teren Fall?“—— Das Mieideſtkapital bei der Gründung einer Aktiengeſellſchaft beträgt 50 000 Mark. Sowohl bei der Gründung einer Aktſen⸗ geſellſchaft wie bei einer GmbH muß eine Kapibal⸗ verkehrsſteuer in Höhe von zwei vom Hundert des Kapitals bezahlt werden. Dazu kommen dann noch die Koſten für die verſchiedenen gerichtlich oder ne⸗ tariell zu beurkundenden Verträge und Beſchlüſſe die je nach der Höhe des Kapitals verſchieden ſind. Die Aktiengeſellſchaft iſt für größere, die Gmbh für kleinere Unternehmungen geeigneter. F. F. 100.„Bei einer Wohnungsbeſichtigung we gen Vermietung wurde an mich von einem ſich ge⸗ rade in der Wohnung bei dem alten Mieter aufhal⸗ tenden Mann, der mir völlig fremd iſt, das Erſuchen gerichtet, mich nach der Beſichtigung ſprechen zu dürfen. Als ich den Herrn fragte, weshalb, ſchrie er; „Sie Feigling“, Zeugen waren zugegen. Kann ich den Herrn wegen Beleidigung belangen. Wan verjährt eine derartige Sache?“—— Sie können den Herrn wegen Beleidigung belangen und gegen. ihn Privatklage erheben. Beleidigungen verjähren. nach drei Monaten, nachdem Sie zur Kenntnis des Beleidigten gelangt ſind. alſonſchluß Verkauf Beginn: Montag, 29. Juli,.30 Uht NMANNH EIN Modehaus fleugebauer AN DEN PTANKEN .. ̃.. Tf. ²˙——⅝ßcGqꝑꝗ..] 7...—«%.—.... S See d See Need SGN es e ,.—— * — 72 el 9 f Lede, Ddscef. Samstag, 27. Jult/ Sonntag, 28. Jult 1988 vom Aachener Grogkampf Unsere Leser wissen ja, wie der Großkampf um die Meisterschaft von Deutschland in Aachen steht. Mit einer eingehenderen kritischen Würdigung der Ergebnisse wollen wir noch Warten, bis der Kampf zu Ende ist. Heute machen wir einstweilen mit einigen scharfpointierten Partien aus den ersten Runden bekannt, die für die jeweiligen Partner teil- weise sehr charakteristisch sind. Zunächst hat der neue Stern des süddeutschen Schachhimmels, Michel- Nürnberg, das Wort. Aus der 4. Runde. Welß: Miche! Nürnberg). Schwarz: (Berlin). I e- ed, es. 2. dz—di, dds. 3. Sbi cs 8g8—f6. 4. Lei—g5, LfS—e7. 5. ede, Sf6.-d7. 7. Ddi—g4,—0. 8. S8g1—13, oc. 9. LfI—d3,-15. 10. e Kf6 ep., Sd/ Nf6. 11. Dga-h4d, Sbs—06. 12. dd cc, De7 cb. 13.——0ʃ, Tas—bS? Dieser„Angriffszug“ zur Vorbereitung des Schwarzen Bauernsturmes hatte wahrhaftig noch Zelt Erst mußte sich Schwarz entwickeln(Ld7 o..) und so vor allem seine Türme in Verbindung bringen. Nun ist Weiß bald kräftig am Ruder. 11. Thiel, Sc6—b4. 15. Sf3—g5, Sba cds. 16. Aal) cds, Dc5—c06. Nun fehlt der schwarze Turm auf bs zur ver- beidigung. 17. Tds—e3!, Tf8—e8. 18. Te3—f31, Dc6— 07. 19. Sed cds! Aufgegeben, da der S. tabu ist, auf Dd7 auberdem 16: sofort entscheidet. Aus der 1. Runde. Wel: Brinekmann(Kiel). Schwarz: Koch Berlin). 1. d- da, Sg8 6. 2. e 2 es, d- d5. 3. LI ds, e. 4. 263, Sb§— 06. 5. Sb1—d2, e7—e5! 6. Mes. Sch ei. 7. Ld a2, LfS. dé. 8. Sg1—f3,-0. 9 b2—b3, b7—b6. 10. Lei- bz, Les as. Schwarz hat die Eröffnung gut behandelt und das kreiere Spiel erlangt. Weiß versucht es nun mit der Taktik und hat schnellen Erfolg. 11. Sts ces, Ldé K e5. 12. f2— 4, Les 07. 13. Ddi—13, Dds—e7. 14.——0ʃ, 1188. 15. Th1—el, Koch Mitteilungsblatt des Kreises Mannheim im Landesverband Baden 864. 16.(804 Nene Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe 11. Seite Nummer 341 Ein Bauernopfer(Sd: und de), um zu dem be- kreienden Vorstoß ed zu gelangen. Weiß lehnt ab, um seinen Vorposten zu behaupten und kommt rasch ins Gedränge. 16... 715. 17. 4d, Tas dS. 18. g2—g4ʃ Aufrollung nach allen Regeln der Kunst! 18. 56 55 19. g4f5, Sed dz. 20. Tdi dg, Le7—25 Dieser Qualitätsgewinn ist ein Pyrrhussieg. Der Weiße Angriff wird übermächtig. 21. Tei—gI, Las c dz. 22. KeI dg, g/ g6. 23. 85086, hy-hü. 24. f4—15, De dé. 25. 5460, Ddé cd5- f. 26. Dfacd5, TdS K d5 F. 27. K dci, Tes ds, 28. f6—f7. und Weiß gewann leicht mit seiner Bauernwalze. Aus der 1. Runde. Weiß: Dr. Lachmann Stolp). Engels ODüsseldorf). 1. 8g1—13, Sg8—f6. 2. 20d, e es. 3. Sb, d7—-d5. 4. d- dd, c. 5. Lel—g5, Sb d7. 6. eds, eb eds. 7.—eg, LIS—e7. 8. Ddi— 2,—0. 9. LfI—d3, Tf8—e8. 10.—0. Scharfer ist--0 oder gar ga mit der Drohung L IG: nebst g5. 10...„ 8d7—18. 11. Tai—bI, Sf6—h5. 12. Lg S e, Ddsce7. 13. b2— bd, g/ g5. Interessant, aber nicht in Ordnung, wie Weiß schlagend nachweist. Diesen Angriffsplan hatte Schwarz übrigens schon bei 11. Sh5. 14. b4—b5, 95—g4. 15. Sf3—e5l, f7—f6. 16. b5 Kt, f ce5. 17. Sc Kd5, De7—g7. 18. c, Les b. 19. Sd5 07. Damit erhält Weiß sein Material mit„Bauern- zinsen“ zurück. 19...„Lb 13.. Sc/ a8, LIS aS. 21. dd es, Kgs— 58. Auf„ Des: wäre Tb und auf Tes: Ts, Lds. Lh 7E gefolgt. 22. 1b1—b5, Sfs—e6. 28. TI bi, Dg7—18. 24. Ldagch7. Grausam, wie Weiß unter den Bauern aufräumt! Aber Weiß ist wehrlos. Eben drohte z. B. Tbs. 24. Se6.—g5. 25. De2—f5, Sgöch7. 28. Df5 hb, Las 06. 27. Tb5—bad, Tes ds. 28. Tbacgd, LeS—e8. Schwarz: 29. DhS—h4d, Df8 15. 30. 1b1—f1, TdS— 08. 31. 78554, Les— 05. 32. Tf1—di, Tes—g8. 33. TdI— ds, Loses. 34. Tb1—b7, Df5—g6. 35. g2—g3, Dg6— 2. 36. e304. Aufgegeben, denn auf D. K gz, Lg. Th7, Lh kolgt das hübsche Matt Pf6. Problemschach Heute zunächst ein ziemlich anspruchsloser Drei- züger, den auch minder geübte Löser bewältigen werden. Problem Nr. 122. A. Bay ers dorfer. .-Buch 1902. 7 1, 2, A. N 2 AJ V N „, 2. , e 2 .., ,. a 4 0. 5 + 126. Matt in 3 Zügen. A 2 — Dann noch ein Themastück. nennt das Thema? Wer löst es und Problem Nr. 123. E. Brunner. Akad. Monatsheft f. Schach 1910. e 7,, 2 9 9 70 I N . ,, ge, . 25 e. 2 2 2 4 . 5, . e Lösungen aus letzter Nummer Problem Nr. 121(White-Wainwright). 1. d- dd mit lofacher Schlagmöglichkeit vos seiten des Schwarzen. Lösungen sandten ein: A. Mansar. W. L. u Kitſch. Zu welchen Auswüchſen die Sucht nach kitſchigen Darſtellungen führen kann, ergibt ſich aus den ſoeben bekanntgegebenen neuen Entſcheidungen im Rahmen des Geſetzes zum Schutze der nationalen Symbole. Dabei mußte eine Poſtkarte als unzuläſſig erklärt werden, die unter dem Leitwort„Der Kampf mit dem Drachen“ einen unzulänglichen Verſuch ent⸗ hielt, dem Ritter die Züge des Führers und Reichs⸗ kanzlers zu geben. Weiter wurden für unzuläſſig erklärt Formenlochungen für Knöpfe, die eine An⸗ ordnung der Nähfäden in Hakenkreuzform ermög⸗ lichten. Verboten wunden auch Packungen von Zi⸗ garrenkiſten, die auf weißem Untergrund ein dunkel⸗ braunes Ehrenkreuz zeigen. — Sonntag, 28. Juli Nationaltheater:„Don Ceſar“, Operette von R. Dellinger, Miete E, 20 Uhr. Planetarium: 16 Uhr„Der Sternhimmel im Jult und Auguſt“(mit Sternprojektor und Lichtbildern; 17 Uhr Vorführung des Sternprofekors. Antobusfahrt nach den Randſiedlungen der Stadt: 10 Uhr ab Paradeplatz. Köln⸗Düſſeldorfer Rheinfahrten: 7 Uhr Mainz⸗Biebrich⸗ Wiesbaden— Rüdesheim— Aßmannshauſen und zu⸗ rück; 14.30 Uhr Speyer— Germersheim und zurück; 19.45 Uhr Abendfahrt Worms und zurück.— Montag: .25 Uhr Worms— Oppenheim— Nierſtein— Mainz und zurück 5 Sommerfeſt der„Fröhlich Pfalz“ in der Jägerluſt. Kleinkunſtbühne Libelle: 16 Uhr Familten⸗Vorſtellung; 20.15 Uhr Varieté⸗Programm. Waldparkreſtauraut: 15 bis 24 Uhr Konzert und Tanz. Roſarium, Nenoſtheim: Geöffnet von 8 bis 20 Uhr. Tang: Palaſthotel Mannheimer Hof, Waldparkreſtaurank, Flughafen⸗Kaſino, Kaffee Vaterlond. Lichtſpiele: UAniverſum:„Die Frauen vom Tannhos“ — Alhambra:„Lärm um Weidemann“.— Schan⸗ burg:„Alles um eine Frau“.— Pa hbaſt und Glio⸗ ria:„Mein Herz der Königin“.— Capitol: „Nataſcha“. Ständige Darbietungen: Städtiſches Schloßmuſenm: Geöffnet von 11 bis 17 Uhr. Sonderausſtellung: Die deutſche Seele. Naturalienkabinett im Schloß: Geöffnet von 11 bis 18 und von 15 bis 17 Uhr Mannheimer Kunſtverein, L 1. 1: Gebffnet von 10 bis 18 und von 15 bis 17 Uhr. Städtiſche Kunſthalle: Geöffnet von 11 bis 18.30 und von 15 bis 17 Uhr. Sonderausſtellung: Emil Lugo(Gemälde, Aguarelle, Zeichnungen). 19 Ea Muſeum für Natur, und Völkerkunde im Zeughaus: öffnet von 11 bis 18 und von 18 bis 17 Uhr. Verkündete: In li 1085 Laborant Friedrich Kunz!— Anna Failmezger Hilfsarbeiker Willi Röhm— Hedwig Berg Konditor Joſeph Heck— Franziska Sachs laſer Anton Roth— Anna Bockmaier Eiſendreher Friedrich Keinarth— Alolſta Koplinger Arbeiter Friedrich Edelmann— Emilie Martin burnaliſt Joſeph Thobe— Anna Strebel geb. Wörner Städt. Arbeiter Auguſt Blaut— Frleda Iſenmann geb. Heß Maler Rudolf Müller— Maria Arnold Lageriſt Martin Bartſch— Luiſe Marschal aſchinenſchloſſfer Joſeph Mathern— Erna Menke PNaler Heinrich Weiß— Roſa Rachel Vertreter Joſeph Link— Karolina Gärtner loſſer Friedrich Wittmann— Sophie Kottner raftwagenführer Heinrich Hemmer— Gertrud Heilemann Arbelter Adam Feuchter— Maria Kaufmann geb. Schüle Straßenb.⸗Wagenführer Friedrich Schmelcher— Emma Hirſchbiel Gipſer Eugen Hamm— Maria Kumpf Kraftwagenführer Richard Winter— Eliſabetha Müller Fraſtwagenführer Martin Klemmer— Suſanna Baureis Laufm. Angeſt. Ferdinand Strohm— Helene Rothenberg Faufmann Edmund Knoll— Emma Schwarz Arbeiter Joſeph Katz— Anna Heberle Bauarbeiter Ernſt Lotter— Margarete Volpotto Kaufm. Angeſt. Heinrich Kraus— Maria Becker uhrunternehmer Theodor Becker— Anna Meißner uhrmann Wilhelm Schäfer— Magdalena Fahrner geb. Kübler 70 Alfreb Weidenauer— Eliſe Gutfleiſch 9 0 Angeſt. Franz Müller— Ella Schmitz aufm. Angeſt. Friedrich Groß— Thekla Krauth loſſer Franz Spitzenberger— Luiſe Grimm ngenteur Emil Graf— Gertrud Gatzſch alermeiſter Adolf Binder— Luiſe Knies Maler Joh. Baumann— Karoline Ruckſtahl geb. Vohmann 5 aler Oswald Faſt— Margaretha Scheerer 9 9 55 Otto Eſchelbach— Johanna Wegner Maſenteur Guſtav Schliemann— Karola Brecht 0 Oskar Häfner— Luiſe Weis Kllenöreher Karl Tremmel— Margareta Beiſel un petenkübrer Wilhelm Noack— Maria Genzwürker 5 eamter Hans Jaeckel— Joſephine Klefenz er Konrad Hirſch— Anna Walter Ante Oskar Mardo— Eliſabeth Storz 8 55 Angeſt Georg Henn— Eliſobeth Müßzig 2 rwieger Karl Ballweg— Herta Fütterer 2 8 5 Karl Ritſchel— Luiſe Verron Arbeiter Albert Schäfer— Luiſe Karcher 0 11 4085 Getraute: Faufmann Hans Ernſt Gertrud K — eller au mann Anton Kuch— Greta Janſon anna Aloys Flöhl— Anna Maria Baguette g ſchloſſer Martin Kling— Hedwig Bender uſmann Rudolf Mittenzwei— Luiſe Frank Schloſſer Eduard Väth— Eli i 0— Eliſabeth Pfänder Straßenbahnſchaffner Robert Wallmann— Anna Henninger Friedg Kraft taatl. gepr Dentiſt Karl g 5 ramer— gaulaitler Heinrich Schneider— Hilde Albrecht Kaufmann Wilhelm Frie ſer— Gertrude Dreifu Fraftwagenführer Eugen Hornberger— Elfa Baker Altenſtetter— Greta Heim Wilhelm Müller— Eliſabeth Greiner 505 Fritz Beaußencourt— Elfriede Waidt Schloſſen Otto Linder— Eliſabeth Behrendt Elett 15 Friedrich Scheuermann— Juliane Weniger riker Joſeph Heinz— Thereſia Ußmann Anton Baumeiſter— Hilda F155 annes Neuner— Auguſta Fiſcher Städt. Angeſt. Friedrich Reichenthaler— Felicitas Häfele Spengler Jakob Balſchbach— Erna Diehm Kaufmann Georg Vogel— Maria Lerch geb. Weiß Autoſchloſſer Valentin Mundo— Elſe Hildenbrand Kraftwagenführer Wilhelm Reuen— Eliſabetha Deuſen Arbeiter Kurt Müller— Eliſabeth Till Sattler Friedrich 111— Chriſtine Harr geb. Orth Elektromonteur Karl Hühne— Maria Gräf Geſchäftsinhaber Karl Gärtner— Irma Schaller Hotelangeſtellter Ambroſtus Hofmann— Gertrud Goos Schloſſer Georg Weick— Anna Mattheis Kaufmann Otto Stemper— Sophie Neureuther Werkzeugdreher Georg Wilhelm— Anna Maria Kuhn Mechaniker Wilhelm Baumbuſch— Anna Maria Burkhardt Wagenführer Otto Rupp— Eliſe Schwarz Mechaniker Joſeph Frei— Margareta Weis Kaufmann Walter Künzler— Elfriede Walter Regierungsbaurat Ludwig Seywald— Eliſabeth Spieß Spengler Wilhelm Reichert— Luiſe Gottsabend Schreiner Willi Emig— Luiſe Rothermel Kaufmann Heinrich Hübner— Hedwig Scheeder Chemigraph Walter Schürz— Charlotte Brehm Kaufm. Angeſt. Max Martin— Paula Riehmann Eiſendreher Joſeph Schmelcher— Paula Lipponer Arbeiter Ludwig Schreckenberger— Anna Dilger Maſchinengehilfe Karl Weickel— Klara Bock Maſchiniſt Max Krauth— Emma Münch Schloſſer Kurt Fleiſchmann— Lotte Eggers Stadtarbeiter Johann Retzbach— Eva Luckhaupt Geborene: Juli 195 Kaufm. Gg. Phil. Kaltreuther e. T. Ingrid Marg. Eliſab. Kath. Friſeur Friedrich Bühler e. T. Ingrid Marta Arbeiter Wilhelm Köhler e. T. Luiſe Verbandsrev. Dr. rer. pol. Karl Ldw. Winnewißer e. S. Gerhard Horſt Jürgen Kaufmann Karl Otto e. T. Doris Lotte Galvaniſeur Alfred Rehberger e. S. Günter Elektromonteur Wilhelm Hörr e. S. Karl Elektromonteur Joſeph Bergmann e. S. Manfred Karl Arbeiter Auguſt Meißner e. T. Irmgard Brunhilde Arbeiter Hermann Krockenberger e. T. Ruth Irmgard Kaufmann Johann Moigg e. S. Hoſt Hans Arbeiter Karl Thumm e. T. Hannelore Käte Karolina Arbeiter Karl Gruber e. S. Egon Kurt Mechaniker Hermann Lorenz Schmitt e. T. Maria Renate Landwirt Friedrich Leopold Schertel e. S. Karl Werner Kaufmann Karl Hennrich e. T. Annelieſe Emma Kaufm. Angeſt. Karl Ludwig Max Meyer e. S. Gerhard Paul Fr. Kaufmann Luzian Georg RNoſter e. T. Annemarie Frieda Kaufmann Jakob Winter e. S. Manfred Heinrich Peter Eiſenb.⸗Sekretär Heinrich Schmitt e. T. Annemarie Reiſevertreter Emil Butz e. S. Gerhard Emil Kaufmann Wilhelm Pfrang e. S. Gerhard Klaus Verw.⸗Inſp. Maximilian Schmitt e. T. Doris Käte Drogiſt Fridolin Michels e. T. Hannelore Wilma Kaufmann Willy Hans Patzſchke e. T. Chriſtel Kaufm. Wilh. Alf. Iſidor Link e. T. Eliſabeth Bettina Margret Arbeiter Joſeph Kappler e. S. Karlheinz Joſeph Schloſſer Ernſt Heinrich Schaffert e. T. Liſelotte Tont Maurer Alois Ludwig Roos e. T. Gerlinde Renate Schuhmachermeiſter Joſeph Schmidt e. T. Helene Anna Landwirt Chriſtoph Will e. S. Gerhard Paul Kinovorführer Wilhelm Paul Balzer e. T. Helga Greta Metzgermeiſter Ludwig Zimmermann e. T. Hannelore Eliſabeth Elektromonteur Philipp Georg Gerſtner e. T. Hildegard Luiſe Glaſer Karl Leiſt e. S. Günter Michael Chriſtian Schweißer Karl Wiesbeck e. T. Gerda Roſina Erpedient Karl Anton Gaſt e. T. Inge Marianne Arbeiter Chriſt. Auguſt Vogelmann e. S. Werner Elektromonteur Wilhelm Friedrich Benz e. T. Hedwig Käte Kaufmann Ludwig Adolf Becker e. S. Roland Jürgen Kaufmann Karl Klotz e. S. Manfred Günther Kraftwagenführer Auguſt Webersdorfer e. S. Karlheinz Schlofſer Heinrich Blum e. T. Inge Magdalena Kaufmann Wilhelm Angerſauſer e. S. Karl Ludwig Johann Buchdrucker Otto Heinrich Weber e. S. Kurt Fritz Julius Werkzeugſchloſſer Ludwig Joh. Knab e. S. Alfreb Ludwig Ingenieur Willi Wollſchläger e. T. Helga Herlinde Ingrid Reichsb.⸗Betr.⸗Afſ. Albert Böckenhaupt e. T. Ellen Waltraude Zahnarzt Dr. Walter Georg Schneider e. T. Margarete Luiſe Arbeiter Adam Lampertsdörfer e. S. Adam Maſchinenarbeiter Franz Anton Jung e. S. Hans Gerhard Ingenieur Friedrich Moos e. T. Irmgard Roſel Schreiner Albert Veyel e. T. Hermine Gerda Schneider Johannes Brecht e. T. Edelgard Magdalene Bahnarbeiter Albert Keller e. S. Willi Michael Wachtmeiſter d. Schutzvol. Karl Grimm e. S. Karl Norbert Heinz Landwirt Wilhelm Dewald e. T. Liſelotte Geſtorbene: Juli 195 Anna Dorothea Mächtel geb. Friedrich, Ehefrau des Reichsbahn⸗ ſchaffners a. D. Wilhelm Mächtel, 70 J. 10 M. Muſiter Hermann ZJoſeph Dormbach, 77 J. 11 M. Rentenempfänger Georg Chriſtian Setzer, 86 J. 3 M. Emma Jakubzit, 14 Stunden Anna Aullen geb. Schwager, Witwe des Drehers Benedikt Aullen, 69 J. 11 M. Lokomotivführer Auguſt Philipp Hartmann, 63 J. 8 M. Maria Wilhelmine Gensheimer, 6 Mon. Pauline Hettinger geb. Mayer, Ehefrau des Wachtmeiſters Heinr. Hettinger, 26 J. 8 M. Ledige Muſikerin Johanna Maria Meſſinger, 20 J. 8 M. Landwirt Auguſt Webel, 80 J. 3 M. Ingrid Brenneis, 5 Stunden Buchhalter Georg Jakob Müller, 68 J. 10 M. Eichmeiſter Wilhelm Nipken, 50 J. 5 M. Eliſe Kapp geb. Engelauf, Wwe. d. Schiffers W. Kapp, 71 J. 5 M. Lediger Kaufmann Herbert Thiel, 47 J. 8 M. . 50 0 15 geb. Gruber, Ehefrau d. Maurers Otto Schmitt, 49 J. 10 M. Eliſabeth Schneider, 72 Stunde Ledige berufsloſe Olga Peters, 34 J. 10 M. Manfred Artur Stöbener, 4 J. 11 M. Barbara Grockenberger geb. Dehos, Ehefr. d. Stadtarbeiters a. D. Jakob Ad. Grockenberger, 68 J. 3 M. Willt Wöllner, 6 Tage Marie 8 Haußmann, Wwe. des Metzgers Georg Walker, 57 M. Eliſabetha Maria Murſa geb. Rittmann, geſchied. von Goldſchmied „Emil Murſa, 43 J. 4 M. Roſemarie Brigitte Tritſchler, 5 Monate Packer Wilhelm Sieber, 70 J. 8 M. Händler Eberhard Pantle, 67 J. 2 M. Eliſe Habich geb. Emig, Wwe. d. Maklers Jak. Habich, 82 J. 2 M. Walter Ludwig Schäfer, 8 J. 11 M. Lediger Arbeiter Karl Joſeph Bihlmater, 10 J. 11 M. Katharina Hannack geb. Biſſinger, 84 J. 8 M. Lydia Karoline Kaufmann geb. Bohn, Ehefrau des Telegr.⸗Auff. Chriſtian Kaufmann, 37 J. 1 M. 80 33 geb. Eich, Ehefrau des Kaufmanns Hugo Münch, 48 J. 8 M. Sophie Hufnagel geb. Schopf, Ehefrau d. Heinrich Hufnagel, 58 J. 10 M. Lediger Unterwachtmeiſter Konrad Börſch, N Portier Georg Matthias Michael Otto, 78 J. 3 M. Ida Nix geb. Dörner, Wwe. 5. Schlofſer. Jakob Nix, 69 J. 8 M. Maria Helena Schwarz geb. Holtermüller, Witwe d. Privatmanns Hilarius Schwarz, 76 J. 11 M. Lediger Friſeur Adam Kirchner, 25 J. 2 M. Dachdecker Philipp Hacker, 52 J. 7 M. Katharina Magdaleng Bühl geb. Ludwig, führers i. R. Joh. Friedrich Bühl, 59 Lokomotipführers a. D. 20 J Ehefrau des Oberwagen⸗ J. 9 M. Kinder wagen am billigsten be. Stange, P 2, gegenlh, Hauptpost Sehotcladen Und Pralinen von* And die schönsten Freudenmacher Schokoladenhaus N 2. 7 Lol. 318 02 0 7. 3 (Kunststraße)(uw. O 6 u. 0 7) Schonsſe und billigsts Blumen finden Sie im Blumenhaus Ich bin Ia Jahre aſt Spreche ſeden Cag æu Causenden und habe immer gu en Etſolg. Ich bin namlich die Anzeige in der N In 8 2 0 I d Mete. E Schwammbeutel Relse-Rollen Taschen-Apotheken Sonnenbrandereme etc. Ludwioa schalten 94) und Filiale mit Photo: Friedriehsplatz 19. 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Ind ſtelle. 601¹ qu 8.— ö Mn IIe een eee 5—— Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1935 Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe 18. Seite/ Nummer 341 Bet der Tagung des Lan⸗ desverbandes der badiſchen Preſſe am 14. Juli 1935 hielt Heidelbergs Oberbürger⸗ meiſter Dr. Nein haus in Anweſenheit des Reichs⸗ ſtatthalters den im Rathaus⸗ ſaal verſammelten Schrift⸗ leitern folgende Rede, in der er Geiſt und Geſicht ſeiner Stadt mit kluger Ein⸗ dringlichkeit umreißt: Am Tage der Eröffnung öder Reichsfeſtſpiele hat oͤie Stadt Heidelberg neuen ein⸗ heitlichen Fahnenſchmuck angelegt, zu Ehren der zahlreichen Beſucher der Spiele und Gäſte. Die Stadt bewahrt ein tiefgegründetes Wiſſen davon, daß ſie ihrer Geſchichte und Landͤſchaft beſonders ſtark verpflichtet iſt, daß auch ihr gegenwärtiges und zukünftiges Sein ihrer heute im neuen Licht erſchei⸗ nenden Vergangenheit verbunden bleiben muß, einer Vergangenheit, die, wie kaum anderswo in deutſchen Landen, in ſichtbaren Zeugniſſen von Glanz und Verfall, von deutſcher ſtolzeſter Freude und tiefſtem Leid zu berichten vermag. Dieſer Verbundenheit ſollen auch äußerlich im Fahnenbild der Stadt das alte Wappen der Reidelbergs deulsche sendung Stadt und die dieſem Wappen entnommenen gelb⸗ſchwarzen Farben Ausdruck verleihen. * Immer wieder haben die geheimnisvollen Ströme und Kräfte, die in dem Boden dieſer Landſchaft und im Blut ihrer deutſchen Menſchen lebendig kreiſen, den von dem Führer neu ans Licht gehobenen un⸗ verrückbaren Geſetzen völkiſchen Werdens und Be⸗ ſtehens Geſtalt gegeben und zum Sieg verholfen. Hier haben immer wieder zahlreiche bedeutendſte Männer der deutſchen Geiſtesgeſchichte neue An⸗ triebe zu ſchöpferiſchem Schaffen erfahren. Hier ſind mitten in Lateiniſch ſchreibender Umwelt am Ende des 15. Jahrhunderts zum erſten Male im deutſchen Land die alten Sagenbücher unſeres Volkes in deut⸗ ſcher Sprache veröffentlicht worden. Hier hat die oft verkannte Zeit der Romantik mitten in der üppig wuchernden Aufklärung im Kampf gegen flaches Weltbürgertum deutſches Volkstum neu entdeckt und zu Ehren gebracht, ſo daß der Reichsfreiherr vom Stein einmal ſagen konnte, in Heidelberg yo r allem ſeien die vaterländiſchen Feuer entzündet worden, die nachher in den Frei⸗ heitskriegen die Franzoſen verzehrten. Hier ſtand in der Kampfzeit der Bewegung eine der Hochbur⸗ Viktor v. Scheffel Photo. Max Hogel Heidelbergs schönster Profanbau, das„Haus zum ein Meisterwerk deutscher Renaissance Ritter“, aus dem Jahre 1592. Mamung zum„Caudeamus“ Vergnüglich flüſternd ziehn des Neckars Wogen Vorbei dem Urſitz deutſcher Wiſſenſchaft, Hoch ob der Brücke ſchlanken Pfeilerbogen Hebt ſich des Schloſſes giebelſtolze Kraft. Ein Blütenſchnee von Kirſchen, Pfirſich, Flieder Flockt duftverhauchend um das junge Grün, Und prangt Alt⸗Heidelberg im Lenzſchmuck wieder, Sorgt niemand viel ſich um des Lebens Mühn. In dieſem Tal der weißen Blütenbäume Kam mir des Ortes Genius oft genaht, Und fügte Scherz, Humor und heitre Träume Zum Wiſſensernſt der alten Muſenſtadt. Er ging nicht ſteif in klaſſiſchen Gewanden, Ging keck und flott und trank wie ein Student, Und glich nicht viel den neun antiken Tanten, Die man im Mythus mit Apollo nennt. Was er mich lehrte, bracht' ich in ben„Engern“, Wo eine treu bewährte Freundesſchar Den Mittwoch in den Donnerstag zu längern Bei goldnem Rheinwein oft befliſſen war. Da fiel's nicht ſchwer, die Saiten hell zu ſchlagen, Selbſt würdige Pfarrherrn wurden ſingend laut, Wenn uns ein Meiſter, deſſen Tod wir klagen, Mit kundiger Hand den Maientrank gebraut. Nun ſchau' ich aus ſolidem Schwabenalter Auf dieſer Lyrik jugendtollen Schwung Und reiche lächelnd meinen Liederſpalter Den Zechern allen, die im Herzen jung. Wer Spaß verſteht, wird manchmal kräftigſt lachen Und wen manch Lied ſchier allzu durſtig deucht, Der tröſte ſich:'s war anders nicht zu machen: Der Genius loci Heidelbergs iſt feucht! — Photo: Max Hersberg gen nationalſozialiſtiſchen Ringens, die der Partei immer wieder führende Männer hat ſchenken dür⸗ fen. 0 Aber wie ba öraußen als Preis bieſes Kampfes in oͤem Fahnenſchmuck der Stadt hoch über den Zeu⸗ gen der Vergangenheit das ſieghafte Hakenkreuz weht, ſo weiß dieſe Stadt, daß ſie vor allem und immer wieder der Gegenwart neuer deutſcher Volks⸗ werdung verhaftet und freudig verpflichtet iſt. Aus dieſer Ueberzeugung ſind allen Schwierigkeiten zum Trotz in den zwei kurzen Jahren, die nach der na⸗ tionalſoztaliſtiſchen Revolution ins Land gegangen ſind, zwei große Baudenkmäler entſtanden, der Ehrenfriedhof auf den Höhen ſüdlich des Neckars, die Thingſtätte auf den Bergen nörd⸗ lich des Fluſſes; abſeits des lieblichen Tales, abſeits des Gewirrs der Straßen und Gaſſen auf freien Bergen gelegen, ſind dieſe beiden Werke dem deut⸗ ſchen Volk und ſeinem großen Führer geweiht. Sie wollen in ihren herben, ſtrengen und zuchtvollen Li⸗ nien und Formen ein Stück des nationalſozialiſti⸗ ſchen Glaubens und Wollens in Erde und in Stein geſtalten; ſie wollen den deutſchen Volksgenoſſen eine Stätte des Gedenkens an ſoldatiſches Heldentum und Mai 1867. eine Stätte der großen politiſchen Feiern und volkhaften Spiele bereiten, ſie wollen auch der zahlreichen Gäſten der Stadt aus fremden Ländern greifbar beweiſen, daß die neue nationalſozialiſtiſche Front der Arbeit der Stirn und der Fauſt dem friedlichen kulturellen Aufbau zugewendet iſt. An ödieſer Gegenwart, ſei es in Politik oder Preſſe, ſet es in Kultur oder Wirtſchaft, heute irgend⸗ wie mitzugeſtalten, iſt höchſte Verpflichtung und ſtärkſte Beglückung zugleich. Aber auch oͤteſe drän⸗ gende, erfüllte Gegenwart iſt einmal Zukunft, er⸗ hoffte Zukunft geweſen für alle, die in den vergan⸗ genen Jahrhunderten um die Erweckung und Er⸗ haltung deutſchen Weſens ſtritten, iſt auch einmal heißerſehnte Zukunft geweſen für die Männer Her Bewegung, die in den letzten Jahren den politiſchen Kampf um deutſche Art auf ihren Schultern trugen. Dieſe Gegenwart wird einſtmals wieder Vergangen⸗ heit ſein, ein vor allen anderen Zeiten beſonders leuchtendes Stück deutſcher Geſchichte, aus deſſen lodernden Feuern die Trä⸗ ger ſpäterer deutſcher Zukunft immer wieder neue Kräfte zum Ringen um Deutſchland gewinnen mögen. * Die Stadt Heidelberg hat ſich in den vergangenen Jahrhunderten im Kampf gegen fremde Eroberer aus Schutt und Aſche immer wieder zu neuem kraft⸗ vollen Leben emporgereckt; ſie hat auch in neuerer Zeit im Kampf gegen weſensfremde Geiſtesgewalten der Verkitſchung in Lied und Film, die eine unver⸗ meioliche Begletterſcheinung im Eindruck aller be⸗ ſonders bevorzugten Landſchaften zu ſein ſcheint, ſieghaft widerſtanden. Weil ſie ſich des Ur⸗ ſprünglichen und Echten in ihrer Ge⸗ ſchichte und in ihrer Gegenwart ſo ganz beſonders bewußt ſein darf, kann ſie um ſo deutlicher den Strich ziehen gegenüber jeder ver⸗ logenen ſogenannten„Romantik“, die niemals ihr viel tiefer verwurzeltes Weſen zu berühren ver⸗ mochte. Deshalb barf ſte auch ihrer Zukunftsaufgabe, nahe der weſtlichen Grenze hervorragendſtes Boll⸗ werk deutſchen Geiſtes und Trägerin einer beſon⸗ deren kulturpolitiſchen Sendung zu ſein, mit Ent⸗ ſchloſſenheit und Zuverſicht entgegengehen. Sie wird die reichen Schätze ihrer ruhmvollen Vergangenheit im kommenden Jahr zum 550jährigen Jubiläum der Univerſität in einer großen Schau zur Darſtellung bringen. Sie hat bei ihrer zielbewußten kulturpoli⸗ tiſchen Arbeit kein anderes Streben, als die vielſei⸗ tigen Werte ihrer Geſchichte und ihrer Gegenwart in den Dienſt neuen deutſchen Werdens, in den Dienſt des Führers und der Bewegung, in den Dienſt deutſchen Volkstums und der Abwehr frem⸗ der Geiſtesmächte zu ſtellen. Hierfür erbitte ich Ihre Hilfe, Herr Reichsſtatthalter, hierfür erbitte ich auch die Unterſtützung der Preſſe, auf die jede kom⸗ munalpolitiſche Arbeit vor allem in dem weiten Ge⸗ biete des kulturellen Lebens, immer wieder ange⸗ wieſen iſt. Photo: Dolf Bergmaper Deutsche Jugend vor Heidelbergs ehr würdiger Ruperto Carola: der Löwenbrunnen auf dem Universitätsplatz. Lell der Eintrill in ene Lell der Schonhelf als festliche Erhebung im Hlliag empfunden wird, well die Stad Heidelberg und ihte bandsdiaſt immer von neuem ilire Anziehungskraft ausüben, well die Besucher hier alle Femen einer gütigen Lalur genießen können: Berg und Cal, IUald und diese, huft und Ibusser „ well Hier Hunsſdenlundlel vom deulsdten IHlillelaller bis in die neueste Cell vꝗn glanzvolle Lergangenfteit und ff gt Cegenpat! Kunden, well das feicie geislige und Kullulelle Deben Heidelbergs sldndig neue Anregungen dquss traf, well die Starke Hadium-Solguelle dem Hianken Liederherstellung seiner Gesundheit verhelßil, well der neue Hulpfdleiste Lielgarten eine reichhallige und inſeressante Scha reigt, wei Sidi Heidelberg als HDohnsfadl der pielseifigen HMioglidikellen wegen eines besonderen Hufes et freill, well die Gastlichkeit ihrer Bewohner den Hufentholl in dieser Stad besonders angenehm geslallel. Neue Mannheimer Zeitung Morgen ⸗Ausgabe 14. Seite/ Nummer 341 („Was Pyr wollt“, I, 5 Hunker Toblas von Rülp(Heinrich George): nötig. „Guch grüß ich, weite, lichtumfloſſ'ne Räume, Dich, alten, reichbekränzten Fürſtenbau. Guch grüß ich, hohe, dichtbelaubte Bäume Und über euch des Himmels tiefes Blau. (Aus dem Gedicht Marianne von Willemers „Auf der Terraſſe hochgewölbtem Bogen“ ſtehſt In, ſchauſt über die von blutroten Sonnenunter⸗ gangsfeuern überlohte Stadt, den ſchimmernden Fluß, die ſchon dunkelnden Berge. Und von dem Stein, der Suleikas ſeelenvolle Erinnerungsverſe an eine von Heidelbergs größten Stunden trägt, ſchweift das Auge zu den vielbelebten Parkwegen, auf denen hundert und aber hundert Menſchen dem Erlebnis der Reichsfeſtſpiele entgegeneilen. Freud⸗ Und leidvoll ſchöne Lebensträume deutſcher Dichtung auch bringt jeder dieſer Abende; bringt des großen Beiten bezaubernd heitere und tiefſinnige Komödie; bringt drüben, auf der Höhe des Heiligen Berges, im Thingſpiel ein zukunftweiſendes Werk unſerer eigenſten Gegenwart. Und während in den großen Städten eine Bühne um die andere ihre Pforten ſchließt, die tapferen Mieter unbeſchadet aller Hitzewellen auch den letz⸗ ten wie den allerletzten Platz abgeſeſſen haben und den ſonſtigen Theaterfreunden nun plötzlich das Geld im Beutel zu ſtocken anfängt, wehen in Heidelberg die Fahnen der Kunſt noch weit bis in den Auguſt hinein über allen Wegen. 3 Die Neicksfeskspiele rufen 17757. (Für die Reichsfeſtſpiele gezeichnet von Otto Hochapp.) „O Junker Bleichenwang, du haſt ein Fläſchchen Sekt Komm, laß uns ein Gelag anſtellen!“ Wohin den Blick das Auge forſchend wendet In dieſem blütenreichen Wunderraum, Wird mir ein leiſer Liebesgruß geſendet; O freud⸗ und leidvoll ſchöner Lebenstraum!“ Goethes 75. Geburtstag.) Es braucht ſich alſo niemand zu beklagen, daß ihn die Hundstage ſeiner ſchönſten abendlichen Freizeit⸗ freuden beraubt hätten. Die Neckarſtadt iſt nahe— die Fahrt nicht lang— die Verbindung zu allen Vorſtellungen ausgezeichnet— der Einlaß je nach den perſönlichen Anſprüchen geſtaffelt und durchaus erſchwinglich. Wer aber bisher aus Furcht vor dem Andrang den Premieren fernblieb, wird in den künſtleriſch vielleicht noch ausgewogeneren Folge⸗ vorſtellungen gewiß in aller Bequemlichkeit zu ſei⸗ nem Rechte kömmen. Außerdem aber wartet Heidelberg jedem Beſucher immer noch mit irgendeiner kleinen Extra⸗Ueber⸗ raſchung auf, an der man ſein Vergnügen haben kann. Einmal ſind es die prachtvollen Ritter⸗ pferde— allen voran Götz von Berlichingens mächtiger Apfelſchimmel— denen man auf dem Schloßberg begegnet; einmal iſt es eine Gruppe ſchottiſcher Studenten, die mitten zwiſchen Hitlerjugend und Arbeitsdienſt der Thingſtätte zu⸗ ſtreben und in ihren waſchechten Schottenröckchen (noch dazu zum international üblichen Sakko nebſt Kragen und Schlips!) berechtigtes Aufſehen erregen. Oder man trifft an der Theaterkaſſe eine in lange, fliederfarbene Schleiergewänder eingehüllte junge Inderin; oder das Eſelein aus„Was Ihr wollt“ läßt ſich raſch ein Stückchen Zucker ins weiche Maul ſchieben; oder man kann ſich unten in der Stadt gleich den Heidelberger Buben vor irgend⸗ einem Laden aufſtellen, um abzuwarten, welche der allbekannten Bühnengrößen nun herauskom⸗ men und in dem eleganten IA ⸗ Wagen davonfahren wird. Vielleicht erwiſcht man ſogar ein Autogramm dabei. Wer weiß! Das alles gibt es jedenfalls noch völlig gratis— nebenbei—, rein aus dem Ueberfluß der freudenreichen Feſtſpielwochen, wobei von den beſonderen Das geht Mannheim an! Samstag, 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1998 21 243 711 ſti iti e Verb Vergünſtigungen für beſtimmte politiſche Verbände und den Fahrpreisermäßigungen der Reichsbahn überhaupt noch gar nicht die Rede war. Aber dar⸗ über kann ſich ſchließlich jeder ſelbſt unterrichten der dazugehört und den richtigen Anſchluß erwiſcht. Die Hauptſache: es ſind des Deutſchen Rei⸗ ches Heidelberger Feſtſpiele— kein be⸗ liebiges Theater noch ſo anerkennenswerter Art— was da drüben auf uns wartet. Es iſt gewiſſermaßen die kulturpolitiſche Jahresumſchau des Staates, an der teilzuhaben für jeden Deutſchen Pflicht und Ehre zugleich ſein ſollte. M. 8. Die Kunstausstellung„Carl Imeodor und seine Teil“ Muß der Mannheimer wirklich nach Heidelberg fahren, wenn er einmal ſo ganz richtig in Erinne⸗ rungen an die große Zeit ſeiner Vaterſtadt ſchwel⸗ gen will? In dieſer Sommerszeit, liebe Freunde, da Natur und Kunſt das ganze Füllhorn ihrer Freuden über die Nachbarn am Neckar ausgeſchüttet haben, muß er wirklich. Denn was Heidelbergs ohnehin ſo entzückendes Kurpfälziſches Mu ſe u m in dem prachtvollen alten Patrizierhaus gegenüber der Providenzkirche eben als eine Sonderausſtellung an unmittelbaren Lebenszeugniſſen und künſtleri⸗ ſchem Beſitz aus jener Epoche bietet, iſt in der Tat unſerer größten Aufmerkſamkeit wert. Es gehört anſcheinend nun einmal zu Mann⸗ heims Schickſal, daß manches weſentliche Stück aus der Hinterlaſſenſchaft ſeiner kulturellen Blüte aus⸗ wärtige Sammlungen ziert. Und wären wir den Heidelbergern nicht ſo neidlos freundſchaftlich zu⸗ getan— wir könnten ihnen wahrlich gram darüber werden, daß ſie dem leidigen Thema von den„Kunſt⸗ werken, die unſerer Stadt verloren gingen“, auf ſo nachdrückliche Weiſe neue Nahrung geben. Aber auch wenn wir gerade die Perſon Carl Theodors mit beſonderem Recht für Mannheim in Anſpruch nehmen, ſo wollen wir doch ruhig zugeſtehen, daß Heidelberg alg die ältere kurpfälziſche Reſidenz mit dieſer ſo überaus reizvollen Wiedererweckung ſeines geiſtig⸗künſtleriſchen Bereiches nicht minder einer lteben heimatgeſchichtlichen Verpflichtung Genüge tut. Das Erſtaunlichſte: es iſt alles aus eigenen Be⸗ ſtänden, was da— in zwangloſer Weiſe angeordnet — die ſchönen alten Räume des erſten Stockwerks noch ſchöner macht. Wundervoll in ſeiner ſtiliſtiſchen Eimheitlichkeit das Seidentapeten zimmer in dem die berühmten Bildniſſe eines Des Ma⸗ r 6es, Tiſchbein, Heinrich Karl Brandt auf das glücklichſte zur Geltung kommen. Wie denn das Porträt wohl überhaupt vollendetſter Ausdruck die⸗ ſer Jahre zwiſchen Barock und Rokoko geweſen iſt, fühlt man ſich auch hier vor den mit unnachahmlicher Grazie und Farbkultur wiedergegebenen Zügen jener gekrönten Häupter von allen Reizen und allen Abgründigkeiten ihres Daſeins berührt. Wenn aber bei Carl Theodor, bei Eliſabeth Auguſte, bei den in ihrem Glanze geborgenen Höf⸗ lingen das Bildnis mehr die äußere Hülle, Gottes⸗ gnadentum, Ordensſterne und alle ſonſtigen Kenn⸗ zeichen der Macht wiedergibt, während Geſicht und ſeeliſche Landſchaft meiſt nur idealiſterte Glattheit zeigen, ſpiegelt das gute Dutzend nicht ganz ſo von Hofluft betroffener Werke der Mannheimer Malerſchule doch auch manches vom Lebens⸗ kampf und privatem Daſein wider. Mannlichs zwar etwas ſtarres Selbſtbildnis, Leydendorffs treffliche Familienſzene, Hoffnaas' guter Kopf, auch der Lies zewſka feines Porträt des Oberbau⸗ direktors Pigage wären hier in erſter Reihe zu nennen. Vieles iſt ſonſt noch zu ſehen, was den Kunſt⸗ freund feſſelt und auch einem breiteren Publikum Freude machen kann: Miniaturen, Medaillen, alte Stiche und Pläne; Egells ganz im Grupelloſtil ausgeführter Entwurf für ein Carl⸗Theodor⸗Denk⸗ mal; der Kurpfälzer Stammbaum und ein Stagts⸗ frack aus der Zeit— für unſer Empfinden vielleicht nicht weniger ſkurril als die mit peinlicher Genauig⸗ keit hergeſtellten„Gemälde“ zum Andenken an eine fürſtliche Hirſchtreibiagd an und im Neckar oder das große Hoffeſt auf dem Starnberger See mit Carl Theodors Prunkſchiff„Bucenthaurus“. An das wirtſchaftspolitiſche Wirken unſeres Pfäl⸗ zer Sonnenkönigs erinnert ein größeres Kabinett voller Köſtlichkeiten der Frankenthaler und auch der Mosbacher Manufakturen. Den Kindern— kleinen wie großen— aber iſt es jedes⸗ mal ein Hauptſpaß, nach ſolchem Eintauchen in „höhere Kunſt“ ſchließlich im Erdgeſchoß„dem Kur⸗ fürſchte ſei goldne Kutſch“ anſtaunen zu dürfen: ein Meiſterſtück höfiſcher Wagenbauerei, mit allegoriſch vieldeutigen Medaillonbildchen von Mannlich auf der muſchelförmigen Karoſſerie. Wie oft mag Sereniſſimus in der Obhut ſeinez hinterwärts auf ſchwanken Fußraſten untergebrach⸗ ten Heiducken darin zur Jagd gefahren ſein! An den präſentierenden Wachen des Ehrenhofeg vorhet durch die Straßen ſeiner lieben Stadt Mannheim, die noch heute— wie einſt—„gerade und heiter gebaut iſt“ M. 8. Heidelberg: Die alte und die neue Zeit. Photo: Ns „——— Gyieltage- N. Juli Der Weg ins Reich Thingſtätte Minna von Barnhelm Königsſaal 28.„ Was Ihr wollt nachm Schloßhoſ Käthchen von Heilbronn Schloßhof 29.„ Minna von Barnhelm Königsſaal 20.„ Götz von Berlichingen Schloßhof . Was Ihr wollt Schloßhof 1. August Käthchen von Heilbronn Schloßhof 2.„ Götz von Berlichingen Schloßhof 14. Zuli bis 8. Auguſt Der Weg ins Reich Thingſtätte 11. Auguſt Was Ihr wollt nachm. Schloßhof 20 30 Uhr: am 17., 19., 28., 27., 29. Juli. 20.30 Uhr: am 3. Anguft, 5 15 von Barnhelm 11 4 Götz von Berlichingen Schloßhof 180 Uhr: am 21. Juli 1 as Ihr wollt nachm. Schloßhof 12.„ Käthchen von Heilbronn Schloßhof Was Ihr wollt abends Schloßhof 13.„ Götz von Berlichingen Schloßhof Der Weg ins Reich Thingſtätte „ Götz von Berlichingen Schloßhof 14.„ Was Ihr wollt Schloßhof Abends: am 20., 27. Juli „ Was Ihr wollt Schloßhof 15.„ Käthchen von Heilbronn Schloßhof Abends am 3, 10. 17. Anguſt W „ Käthchen von Heilbroun Schloßhof 16.„ Götz von Berlichingen Schloßhof „ Götz von Berlichingen Schloßhof 17.„ Der Weg ins Reich Thingſtätte Götz von Berlichingen Schloßhof „ Käthchen von Heilbronn Schloßhof Was Ihr wollt Schloßhof 20.30 Uhr: am 25. 30. Juli „ Der Weg ins Reich Thingſtätte 18.„ Was Ihr wollt nachm. Schloßhof 2030 Uhr: am.,., 8, II., 18, 16. Auguſt Was Ihr wollt Schloßhof Käthchen von Heilbronn Schloßhof— 18. Aug. 1935 Käthchen von Heilbronn Schloßhof 29.30 Uhr: am 14., 21., 20 30 Uhr: 20., 28. 9 am.,.,., 13., 18., 18. Auguſt Was Ihr wollt Schloßhof 20.30 Uhr: am 16., 18., 22. 31. Juli. 17. Auguſt, 15.30 Uhr: am 28. Juli, 4, 11., 18. Auguſt 20.30 Uhr: am.,., 10,, 14, Minna von Barnhelm Königsſaal Die Hauptstraße 27 ſueisueꝛle gaslolãtte cles Halitloldaſte „BERG-BRAU Heidelberg Franz Mayer um der O. E. G. zu den Neichs- Festspielen nach He delberg 7 7 77 11% 165% Schlossquell eu einem Maoucli In ſtelclellleng gelcut „SeHlssOEII. 1 „ —— Sams tag, 7. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1998 Bekannt, geliebt und immer neu: Fladibild und Baudenkmzler jn Heidelberg Von Friedrich Ernſt Meinecke, Leiter des Faſt 500 Meter ſteigen aus der Rheinebene die Berge des Odenwaldes empor, deſſen Höhen in wei⸗ cher Melodie gegen den Horizont ſtehen. In ihrer Umfaſſung iſt eine der ſchönſten der Städte der Welt entſtanden: Heidelberg. Das berühmte Stadt⸗ bild baut ſich in fünf Schichten auf: zu unterſt der Neckar, an ſeinem Ufer die Altſtadt, überragt vom Schloß, darüber die Terraſſe der Molken⸗ ku r, die noch vom Königſtuhl übertrumpft wird. Und ein ſüdlich blauer Himmel vollendet das ſchöne Bild, deſſen vorherrſchende Farben das Grün der Wälder und das Rot des Buntſandſteines ſind. So zeigt ſich Heidelberg dem von Norden kommenden Wanderer; ganz anders der Anblick, der ſich dem Beſucher von Weſten her bietet— die Reichs⸗ autobahn wird dieſe Seite mehr als bisher zur Geltung kommen laſſen: Heiliger Berg und König⸗ ſtuhl ragen wie Wächter am Eingang des Neckartals, an deſſen beiden Ufern ſich die Stadt bis in die Ebene hinaus erſtreckt. Ihre Teile ſind durch Brücken verbunden, über denen ein abſchließender Höhenzug nach dem Willen eines höheren Bau⸗ meiſters auch die Berghänge für das Auge ver⸗ knüpft. Wieder ein völlig neues Geſicht offenbart die Stadt dem Fremden, der ihr von Oſten naht: die Enge des Tals weitet ſich plötzlich zur Ebene, gegen den Himmel ragen die Türme der Altſtadt, beim Weiterſchreiten erſcheint oben das Schloß, deſſen Oſt⸗ und Nordſeite nebeneinander beſonders ſtark wirken. So iſt der Ankommende ſchon gewonnen, bevor er die Stadt ſelbſt betritt. Vielleicht ſchreitet er vorher noch auf der Neuenheimer Landſtraße die Front der Altſtadt ab, deren beherrſchende Bauten in immer neuen Ueberſchneidungen überaus reiz⸗ voll vorüberziehen: Providenz⸗ und Peterskirche, Marſtall und Heuſcheuer, Alte Univerſität, Jeſuiten⸗ und Heiliggeiſtkirche, Brückentor und Alte Brücke mit Athene⸗Standbild, bis das Schloß dieſen Gang der Bewunderung und Begeiſterung krönend ab⸗ ſchließt. An der Terraſſe des Nepomuk iſt wohl der ſchönſte Standpunkt, um das Schloß und die male⸗ riſche Folge der Altſtadt⸗Dominanten gleicherweiſe zu genießen Der Eintritt in die Altſtadt ſollte immer nur ther die Alte Brücke und durch das Brückentor erfolgen, das gleichſam die Pforte zu einer Welt der Schönheit iſt. Laſſen die Manſardengiebel er⸗ kennen, daß der Wiederaufbau des alten Heidelberg im Zeitalter des Barock erfolgte, ſo verraten die engen, winkeligen Gaſſen, daß der mittelalterliche Straßengrundriß beibehalten wurde. Stark wirkt der Marktplatz in ſeiner Geſchloſſenheit, die den hohen Chor von Heiliggeiſt mit den barocken Faſſa⸗ den des Rathauſes und der Bürgerhäuſer verbindet, während die Renaiſſance in dem aus dem Skadt⸗ brand geretteten Haus zum Ritter vortrefflich vertreten iſt; der Herkulesbrunnen und die Madonna auf dem naheliegenden Kornmarkt gefallen als aus⸗ gezeichnete künſtleriſche Arbeiten. Beim Gang durch die Altſtadt feſſeln viele maleriſche Winkel— vor allem im Bereich der Univerſität und Jeſuitenkirche— und ſchöngeſtaltete Einzelhäuſer, darunter der Wormſer Hof und das Patrizierhaus, das jetzt das Kurpfälziſche Muſeum beherbergt. Neue Mannheimer Zeitung Sonntags⸗Ausgabe 15. Seite/ Nummer 341 1 ſtädtiſchen Kultur⸗ und Preſſeamtes 1 Nach ſolch reicher Schau iſt der Fremde gerüſtet, ſſch dem größten Wunder von Heidelberg zuzuwen⸗ den, dem Schloß. Wieder und immer wieder ver⸗ dient dieſe prachtvolle Folge von Wehrbauten und Paläſten Bewunderung, das Werk vieler Genera⸗ tionen, durch den Ruinenzuſtand zu romantiſcher Einheit verſchlungen. Nicht minder begeiſtert die Einbeziehung der wundervollen Lanoſchaft, ob man nun auf dem Altan, dem Stückgarten oder auf der Scheffelterraſſe ſteht. War dieſe Schau weſentlichen durch Werte über Heidelberg bisher im Vergangenheit be⸗ der ſtimmt, ſo haben zwei großartige Werke des neuen Deutſchland dem ſchickſalvollen Geſicht der Stadt auch heroiſche Züge verliehen. Auf dem Heiligen Berg, der uralten Kultſtätte, entſtand in jüngſter Zeit der gewaltige Thingplatz des Dritten Rei⸗ ches, beſtimmt, viele Tauſende deutſcher Volks⸗ genoſſen um ihre Führer and Dichter zu vereinen und zur Volksgemeinſchaft zuſammenzuſchließen. Von dieſer Stätte tatkräftigen Lebens ſchweift der Blick über den Fluß zu einer anderen Schöpfung der neuen Zeit, dem Ehrenfriedhof, den die Stadt für die gefallenen Helden des Weltkrieges er⸗ richtete. Dieſe beiden, aus nationalſozialiſtiſchem Geiſt entſtandenden großen Werke, der Bergland⸗ ſchaft mit kühnem Griff eingeordnete Baudenkmäler, geſellen den alten Schönheiten der Stadt neue hinzu. Heidelberg, die traditionsreiche Stadt deutſcher Ge⸗ ſchichte und Kunſt, wird auch um gegenwärtt⸗ ger Leiſtung een willen aus aller Welt aufgeſucht werden. PrOmenade im Heidelberger Stödtgarten Photo: NH Gesundbrunnen Bad Reidelberg Die Radium-Solequelle und ihre vielseitige Bedeutung „Wozu in die Ferne ſchweifen, Sieh, das Gute liegt ſo nah!“ Da haben wir's mal wieder: weil die Radium⸗ Solquelle nur einen Katzenſprung weit weg am Neckarſtrand aus der Erde ſprudelt— weil das vorzüglich ſchmeckende, erfriſchend⸗würzige Waſſer in Mannheim ſelbſt tagaus, tagein gleich an drei Stel⸗ len für heilkräftige Trinkkuren zur Verfügung ſteht, als Tafelgetränk mit anderen Mineralwäſſern in erfolgreichen Wettbewerb treten kann und neue⸗ ſtens auch eingedampft als Badeſalz den auswär⸗ tigen Benützer von dem ſchmucken Badehaus am Vangerowplatz unabhängig macht, darum werden 90 von hundert Neunmalklugen dabei bleiben, daß dieſer junge Ruhm nicht ſtichhaltig ſein könne. Alſo lieber viel Geld ausgeben, weit wegfahren, denn Ede gilt bekanntlich nichts in ſeinem Vater⸗ lande. In Wahrheit iſt die Heidelberger Liſe⸗ lottequelle aber die radiumſalzreichſte Ther mal hei lque lle der Welt weit kräftiger zum Beiſpiel als die berühmten Ther⸗ men von Gaſtein, das unſerem einheimiſchen Geſund⸗ brunnen allerdings dafür ſeine Höhenlage voraus hat. Doch gibt es nicht auch ſo manchen Leidenden, für den eine koſtſpielige Badereiſe ohnehin nicht in Frage kommt und für den eine regelmäßige Be⸗ nützung der Solbäder und Gebrauch der Trinkkur ohne Berufsſtörung ſehr wohl durchzuſetzen wäre? Welch neuer Vorzug alſo, den uns ſolche geſegnete Nachbarſchaft zu allen längſt bekannten Gaben des Geiſtes und der Natur nun ſchon ſeit ein paar Jah⸗ ren bietet! Handelt es ſich hier doch um nichts Ge⸗ ringeres als die Wunderkraft des Radiums, das zum Unterſchied von faſt allen Mineralquellen ähn⸗ licher Zuſammenſetzung in der Heidelberger Sole nicht nur als ſog.„Emanation“ in die Erſcheinung tritt, ſondern als gelöſte Subſtanz darin ent⸗ halten iſt und deshalb unbegrenzt wirkſam bleibt. Selbſtverſtändlich geht es dabei nur um kaum vor⸗ ſtellbar winzige Mengen des koſtbaren Stoffes, der aber gerade deshalb um ſo beſſer ſeine völlig ge⸗ fahrloſe und vor allem für gichtiſche, katar⸗ rhaliſche, neuralgiſche Erkrankungen, für . 7 2 12 0 6*— Skrofuloſe, Rachitis, Magen⸗, Darm und Leberleiden ſo vorzügliche Heilwirkung entfalten kann. Ein neuer Geſichtspunkt taucht damit auf, der ſich wiederum allein aus der Gunſt der örtlichen Verhältniſſen herleitet: es ſind vor allem auch Kinder und alte Leute, die ohne ſchwie⸗ rige Reiſen— ja ſogar durch Kuren im eigenen Heim— vorbeugend behandelt oder geheilt werden können. Selbſt in der Chirurgie hat man die Heidelberger Radium⸗Sole in entſprechender Ver⸗ dünnung mit beſtem Erfolg zu Umſchlägen und Wundbädern verwendet, wodurch die Röntgen⸗ und Strahlentherapie um ein Beträchtliches erweitert werden konnte. Eine ganze Anzahl hervorragender Fachgelehrter hat im Laufe des letzten Jahrzehnts auf Grund eige⸗ ner praktiſcher Erfahrungen die Liſelottequelle gut⸗ achtlich gewertet. Mit Stolz erwähnt deshalb der badefreudige Heidelberger in dieſem Zuſammenhang ſtets das Urteil des berühmten Jenger Balneologen Kionkat: daß es ein volkswirtſchaftliches Verbre⸗ chen ſein würde, den einzigartigen Sprudel nicht gebührend zu verwenden. M. S. Neu-Heldelbergs Schmuekkästlein: Der Rurpfälzische Tiergarlen Affen in großer Zahl hat es in der Muſenſtadt Heidelberg nachweislich ja ſchon immer gegeben; und ihretwegenn— die auch weiter pfalzeinwärts ſo gern dem Gedüft des Weines entſteigen— würde gewiß kein Mannheimer ſeine Schritte in jenes gärt⸗ neriſch und landſchaftlich ſo reizvolle Gelände am Neckar lenken, wo im Laufe der letzten 1 Jahre der Kurpfälziſche Tiergarten nebſt ber be⸗ ſonders ſehenswerten Vogelwar te entſtanden iſt. Aber wenn auch zwei eigene zoologiſche„Sterne“ am Himmel der Mannheimer Ausflugsfreuden glän⸗ zen: Heidelberger Kamele und Büffel ſind be⸗ ſtimmt etwas ſo außergewöhnlich Intereſſantes, daß unſere einheimiſchen Käfigbewohner da heute ein⸗ mal etwas zurücktreten mögen. Scherz beiſeite: Der Kurpfälziſche Tiergarten iſt bis jetzt immerhin ſchon auf einen Beſtand von über tauſend Köpfen angewachſen und ſo großzügig⸗wiſſenſchaftlich angelegt, daß er nicht nur dem fröhlichen Schaubedürfnis des un⸗ beſchwerten Tierfreundes, ſondern auch dem Ver⸗ langen nach eingehender naturkundlicher Be⸗ lehrung zu genügen vermag. Einige Gruppen, wie Waſchbären, Paviane, Iltiſſe und Nerze, ſind in ſchönen, modernen Freianlagen untergebracht, während das zahlreich vertretene, prachtvolle Berg⸗ wild, wie Gemſen, Steinböcke und Mufflons, ſich gleich dem großen Rudel Damhirſche in weiten Ge⸗ hegen tummelt. Eine Sache für ſich: der Eulen⸗ turm, wo ein Dutzend wahrer Muſterexemplare von rieſigen Uhus beieinander hockt und mit unheim⸗ lich klugen Goldaugen auf den Beſucher herabblickt⸗ Und daß wir unſeren ſchon recht ſtattlich heran⸗ gewachſenen vier Mannheimer Löwen eigener Zucht Grüße vom Waldpark beſtellen kommen, ſollte ſich eigentlich ſchun aus Gründen landsmänniſcher Anhänglichkeit von ſelbſt verſtehen. Es führen zu⸗ dem ſo viele und abwechſlungsreiche Wege zu dieſem Paradies gefiederter und vierfüßiger Neu⸗Heidel⸗ berger Anwohner— es iſt auch bei Kaffee und Kuchen dort ſo gut ſein, daß ein ſolcher Abſtecher in die bunte Welt der Tiere bei alt und jung ſtets Anklang finden wird. Bert. Stärkstes segen Rheuma, Gichi, Neuralgien(Ischias), Frauenleiden, Schwächezusiande, Bluſ- armul, Alterskrankheiten Einnzelbad RM.50, Abonnement 6 Bader RM 13.50, 12 Bader RM 24.) Badezeit wochentags von 8 Uhr durchgehend bis 18.30 Uhr. 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Kann man doch das angeblich kapitalarme Deutſchland dem angeblich kapitalreichen Frankreich gegenüberſtellen, ein Land, das arbeitet, einem Land, in dem die Arbeit ſtändig abnimmt; ein Land, in dem die Kapitaldecke„angeſpannt“ wird, einem Land, in dem das Kapital ſtreikt und durch keinerlei Zureden, durch keinerlei Maßnahmen aus ſeiner Zurückhaltung herausgedrängt werden kann. Hier muß eine grundſätzlich iutereſſierende Erſcheinung vorliegen. Sie entſpricht gewiß nicht den Vorſtellungen, die man ſich im Ausland zu⸗ meiſt noch von den wirklichen Verhältniſſen des deutſchen Kapitalmarktes, der deutſchen Kapital⸗ markt⸗ und Arbeitspolitik macht. Die deutſche Arbeitspolitik ſtellt ſich in einem doppelten Sinne als eine Entthronung des Zinſes dar: ſie hat uns einmal von der Abhängig⸗ keit unſerer nationalen Arbeitskraft von ausländi⸗ ſcher Kapitalherrſchaft freigemacht, und ſie hat zum anderen im eigenen Land das Kapital wieder in die dienende Stellung gebracht, in die es gehört, aus der es aber eine falſche Zinsauffaſſung heraus⸗ und in eine herrſchende Machtſtellung hineingehoben hatte.„Entthronung des Zinſes“ bedeutet keines⸗ wegs, daß die Aufgabe des Zinſes überhaupt be⸗ ſeitigt, ſeine Geltung außer Kraft geſetzt worden wäre: aber ſein Anſpruch auf die oberſte Kapital⸗ lenkung und damit die oberſte Arbeitslenkung iſt eindeutig und endgültig abgewieſen. Dies gilt ſogar in gewiſſem Sinne auch für die eigentlichen Kapital⸗ länder. Der Nationalſozialismus erhebt den Auſpruch, aus ſeinen geiſtigen Kräften heraus zur Entthronung des Zinſes, in ſeinem programmatiſchen Sinne alſo zur„Brechung der Zinsknechtſchaft“ bei⸗ getragen zu haben. Dieſe Programmforderung hat, wie kaum eine andere, das Schickſal gehabt, mißver⸗ ſtanden, mißdeutet und verdreht zu werden. Aller⸗ dings war es auch nicht leicht, ſie einer Zeit und einer Welt nahezubringen, die im Bereiche des Kapital⸗ mäßigen nur das Materiell⸗Mechaniſche ſah, den Be⸗ griff des Geiſtig⸗Willensmäßigen damit aber nicht verbinden konnte. Solange die Erkenntnis nicht er⸗ faßt hatte, daß die Wirtſchaft nur eine der Lebens⸗ äußerungen des Volkes, wenn auch nach einer ge⸗ wiſſen Geſetzmäßigkeit verlaufende, war, ſolange konnte auch nicht verſtanden werden, daß aus dem Bereiche des politiſchen Willens ein Einbruch in den Herrſchaftsanſpruch des Kapitals und Zinſes erfolgen könnte, ohne daß das Gefüge der Kapitalbildung, Ka⸗ pitalſammlung und Kapitalverteilung in ein chaoti⸗ ſches Durcheinander geriet. a Was unter„Brechung der Zinsknechtſchaft“ zu verſtehen iſt, das zu wiſſen dürfte wohl der Leiter der Kommiſſion für Wirtſchaftspolitik, Bernhard Köhler, beanſpruchen können, der ſeit 1919 an der Propagie⸗ rung der Forderung der Brechung der Zinsknecht⸗ ſchaft mitgearbeitet hat. Jedenfalls war, wie er feſt⸗ ſtellt, die maßgebliche Auffaſſung von Anfang an die Ablehnung eines Syſtems einer zinsloſen Wirtſchaft, während unter„Zinsknechtſchaft“ die Enteignung des Arbeitsertrages verſtanden wurde, die dann eintritt, wenn das Kapital ſich der Arbeit bemächtigt, ſich zum Diktator der Arbeit gemacht hat. Dieſe Ausgangs⸗ ſtellung iſt häufig vergeſſen worden während dafür das Hauptgewicht auf die Frage nach den Formen und praktiſchen Möglichkeiten einer Brechung dieſer Knechtſchaft gelegt wurde. Es gilt alſo vor allem, den weltanſchaulichen Zu⸗ ſammenhang in dieſer Frage herauszuſtellen. Dabei iſt auszugehen von einer Grundhaltung des Men⸗ ſchen, von ſeiner Denkweiſe. Es liegt nicht im We⸗ ſen des Kapitals naturgeſetzlich begründet, daß es Herr der Arbeit ſein muß; die tatſächliche Abhängig⸗ keit iſt zu einem weſentlichen Teile nur dadurch ge⸗ kommen, daß die Menſchen an die Herrſchaft des Ka⸗ pitals geglaubt haben. Der Aberglaube an das Ka⸗ pital allein iſt ſchon ein Stück Zinsknechtſchaft. Die Ueberwindung eines Herrſchaftsanſpruches über die Arbeit kann nun nur durch die Arbeit ſelbſt erfol⸗ gen, nicht durch irgendwelche Maßnahmen. Prak⸗ tiſch iſt dies auch ſchon dadurch geſchehen, daß die deutſche Arbeitsbeſchaf ung ohne Kapitalfinanzie⸗ rung im Sinne der kapitaliſtiſchen Vorſtellungen er⸗ folgt iſt. Entſprechend iſt das Gewicht nicht nur der Wirtſchaftspolitik, ſondern auch allen Denkens auf die Arbeit, auf ein Denken in Arbeit zu verlagern. Dadurch wird der Aberglaube an die Zinsherrſchaft gebrochen. Hierfür bedarf es bei dem einzelnen Wirtſchaf⸗ tenden keineswegs tiefgründiger Ueberlegungen. Es genügt, wenn er aus ſeinem Eigennutz heraus ſich ſo verhält, wie es dem Geſamtwohle entſpricht, wenn beiſpielsweiſe jeder einzelne Wirtſchafttreibende im weiteſten Sinne des Wortes leichtſinniges Schulden machen ablehnt, weil dies ſeinen Durchführungsverordnung zum Devisengeseß Verschärfung der Devisenkonirolle bei der Einfuhr Das Reichswirtſchaftsminiſterium teilt mit: Der ſo⸗ genannte„Neue Plan“ geht von dem Grundſatze aus, daß der ausländiſche Lieferant einer Ware nur dann auf Be⸗ zahlung rechnen kann, wenn eine Deviſenbeſcheinigung erteilt wird. Trotz diefer Wornung hat es ſich gezeigt, daß immer noch Einfuhren ohne Deviſenbeſcheinigungen er⸗ folgen, die im Gegenſotz zum„Neuen Plan“ zu einer neuen Warenverſchuldung führen müſſen. Um dieſe Schwierig⸗ keiten zu vermeiden, iſt daher durch die Zweite Durch⸗ führungsverordnung zum Geſetz über die Deviſenbewirt⸗ ſchaftung vom 24. Juli 1935 angeordnet worden, daß der Einführer bei der Abfertigung beſtimmter Waren zum freien Verkehr des deutſchen Zollgebiets oder zu einem Vormerkverkehr im weiteren Sinne einſchließlich des Zoll⸗ ſicherungsverkehrs eine Deviſenbeſcheinigung einer Üeberwachungsſtelle oder ein entſpre⸗ chendes Erſatzpapier vorzulegen hat. Ohne Vorlage eines ſolchen Papiers wird die zollamtliche Abfertigung nicht vorgenommen. Da Deviſenbeſcheinigungen auch für die von der Verordnung betroffenen Woren im bisherigen Umtang weiter erteilt werden, wird die legale Einfuhr von der Neuregelung nicht berührt. Die Reichsſtelle für Devi⸗ ſenbewirtſchaftung iſt ermächtigt worden, dieſenigen Wa⸗ ren, bei denen die Gefahr einer erneuten Verſchuldung beſteht und die daher der neuen Regelung zu unterwerfen ſind, durch Bekanntmachung im Deutſchen Reichsanzeiger zu bezeichnen. Eine entſprechende Bekanntmachung iſt von der Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaftung unter dem 25. Juli erlaſſen worden. In der Durchführungsverordnung wird ferner— mit Wirkung vom 1. Auguſt— die Pflicht zur Abgabe der Exportvalutaerklärung auf die in Päckchen und Wertbrieien verſandten Waren ausgedehnt. Schließ⸗ der Neuen Mannheimer Zeitung HAVphgLS- WIRTSCHAFT S- ZEITUNG 27. Juli/ Sonntag, 28. Juli 1935 Arbeitsertrag ſchmälert. Es wäre z. B. ein weiteres Stück Zinsknechtſchaft beſeitigt, wenn Handwerker und Mittelſtand durch Hebung der Zahlungsmoral den Zuſtand beſeitigten, daß ſie in ganz erheblichem Umfange zinsfordernde Kredite aufnehmen müſſen, um damit ihren zahlungsſaulen Kunden zinsfrei kreditieren zu können. Sind die weltanſchaulichen Momente wie die Über windung des Aberglaubens an die Herrſchaft und Eigengeſetzlichkeit des Kapitals, die verminderte Be⸗ reitſchaft zur Verſchuldung, die Anerkennung der Ver⸗ mögensbildung als Zweck der Arbeit(neben der Be⸗ darfdeckung) Vorausſetzungen einer Brechung der Zinsknechtſchaft, ſo iſt die aus dieſer Weltanſchauung hervorgegangene Arbeitspolitik mit der dadurch be⸗ wirkten Kapitalbildung ſowie die Ordnung der Ka⸗ pitallenkung und Nachfrage nach Kapital Mittel zur Erreichung des Zieles. Daß ſolche Mittel auch in einer nichtnationalſozialiſtiſchen Wirtſchaft ange⸗ wandt werden können, ſpricht nicht gegen ſie. Aller⸗ dings ſind ſie noch nicht die Brechung der Zins⸗ knechtſchaft, die ja nicht von einem beſtimmten Tage ab, etwa mit dem Inkrafttreten eines Geſetzes er⸗ folgt, ſondern entwicklungsmäßig, Schritt für Schritt. Aus dem Zuſammenwirken von weltanſchaulichen Kräften und wirtſchaftsz olitiſchen Mitteln werden auch für die Folge unter dem antreibenden Kom⸗ mando der erſteren ſich weitere Entwicklungsſtufen einſtellen. Die Möglichkeiten dazu ſind zahlreich. Es iſt beiſpielsweiſe nicht anzunehmen, daß das beſte⸗ hende Schuldenrecht für alle Zeiten Geltung haben wird. Der Vorrang der Arbeit vor dem Kapital wird einmal in demſelben deutlich zum Ausdruck kommen müſſen. Ein Mißverſtändnis muß allerdings von vorneherein ausgeſchloſſen bleiben: Brechung der Zinsknechtſchaft bedeutet niemals Entlaſtung eines zahlungsunwilligen Schuldners, ſie bedeutet umge⸗ kehrt Stärkung der Zahlungsmoral. lich werden durch die Durchführungsverordnung einige Lücken auf dem Gebiet des Deviſenſtrafrechts geſchloſſen. Pfalz-Saarbrücker Harisiein-Indusirie 46. Neusjadi Haardi Die Maßnahmen der Reichsregierung zur Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit wirkten ſich auf das Unternehmen im Berichtsfahr 1984 günſtig aus. Die Erhöhung des Um⸗ ſatzes und die dadurch verenlaßte Steigerung der Wirt⸗ schaftlichkeit der Betriebe ermöglichte nicht nur eine Ver⸗ größerung der Belegſchaft, ſondern auch eine ſtetigere Be⸗ ſchäftigung während des Jahres. In Anbetrocht der ſtär⸗ keren Ausnutzung der Betriebsanlagen gegenüber dem Vorjahre werden die Abſchreibungen auf 108 337„kfeſt⸗ geſetzt(i. V. 103 046), ſo daß die Bilanz ohne Gewinn und Verluſt abſchließt. Der Roherlbös ſtieg auf 1,09(0,86), ſonſtige Erträge auf 0,04(0,02) Mill. Mark, während Löhne und Gehälter 0,7(0,5), ſoziale Ab. gaben 0,08(0,06), Zinſen 0,02(unv.), Steuern 0,05(0,08) und die übrigen Aufwendungen 0,17(0,15) Mill., erfor⸗ derten. Die Geſamtbezüge des Vorſtandes(2) betrugen im Berichtsfohr 14780 /. Die AR⸗Mitglieder haben, wie bereits in den Vorjahren, auf ihre Tantieme verzichtet. Die aus der Bilanz nicht erſichtlichen Haftungsverhältniſſe am 31. 12. 1934 für die weiter begebenen Wechſel und Schecks betragen 2326 /. Außerdem hat die Geſellſchaft Wechſel in Höhe von 543 246/ der Geſellſchaft für öffent⸗ liche Arbeiten, der Reichsbohn⸗Beſchaffungsgeſellſchaft mbh, Berlin und der Bayer. Londeskulturrentenanſtalt, Mün⸗ chen, mit ihrem Giro verſehen. Auf Grund des beſtehenden Betriebsüberlaſſungsvertrages konnte an die Baſalt Ach in Linz a. Rh. ein dem Geſchäftsergebnis entſprechender Betrag obgefihhrt werden. Die Geſellſchaft gehört der Slüd⸗ 2 Sonntags-Ausgabe Xr. 341 deutſchen Hartſtein⸗Union, Stuttgart, on und iſt außerdem Mitglieder der Fachgruppe Naturſteine der Wirtſchaſts⸗ gruppe Steine und Erden. In der Bilanz haben ſich einige Veränderungen er⸗ geben. Die Zunahme bei verſchiedenen Poſten findet ihre Erklärung in der oben bereits angeführten Geſchäfts⸗ belebung. Das Anlagevermögen wird mit 1/1(), das Umlaufsvermögen mit 0,72(1/6), darunter 0,52(0,88) Mill. 4 Warenforderungen ausgewieſen, während die i. V. mit 0,44 Mill./ ausgewieſenen Forderungen an Konzerngeſellſchaft nicht mehr erſcheinen. Bankguthaben Kaſſe uſw. ſind mit 0,15(unv.) in die Bilanz aufgenom! men. Auf der Schuldenſeite ſtehen neben unv. 1 Mill. Grundkapital und 0,03(0,07) Rückſtellungen die Verbind⸗ lichkeiten mit 0,62(1,19) Mill. I zu Buch, wohei die l. V. mit 0,86 Mill.& eingeſetzte Anzahlung auf Reparaotlons⸗ lieferung ebenfalls nicht mehr erſcheint. Beſondere Vor⸗ gänge haben ſich ſeit Ende des Geſchäftsjahres nicht er⸗ eignet. Ueber die Ausſichten des laufenden Jahres konn noch nichts geſagt werden; die Geſellſchaft hofft ſedoch, daß die Belebung des Straßenbaues durch den weiteren Einſatz ſtaatlicher Mittel anhält. a *„Badenia“ Hypotheken⸗ und Bauſparkaſſe Gmbh, Karlsruhe. In der o. HV. wurde Kaufmann A. Hiero⸗ nimus(Stuttgart) neu in den AR. gewählt. Dir. Franz Joſef Sonner(Karlsruhe) iſt ausgeſchteden. Schokinag Schokolade⸗Jnduſtrie AG, Mannheim.— Wieder 6 v. H. Dividende. Die Geſellſchaft ſchließt das GJ 1934 nach 280 804(67 506)/ Abſchreibungen und 100 900 Uebertrag aus ſonſtigen Reſ. mit einem Reingewinn einſchl. Vortrag von 27 440(21 487), woraus wiederum 6 v. H. Dividende verteilt und 15 440(9487) 4 vor⸗ getragen werden. Der Ac ſetzt ſich aus Komm.⸗Rat Otto Joerger(Mannheim), Rechtsanwalt Dr. J. Fetſch(Mann⸗ heimſ und Syndikus Dr. F. Baier(Ulm a..) zuſammen. Der Betriebsüberſchuß iſt gegenüber dem Vorjahre ganz weſentlich geſttegen. Er wird zum Bilanzſtichtag mit 398 257(88 767)„ ausgewieſen. Das Anlagevermögen, das 1. V. noch mit 146 800/ ausgewieſen wurde, iſt auf 1 abgeſchrieben worden, Roh⸗, Hilfs⸗ und Betriebsſtoffe haben wohl infolge des geſtiegenen Geſchäftsbetriebes eine Zunahme auf 502 862(289 405) 1 erfahren, halbfertige Erzeugniſſe werden mit 12 900 J, fertige Erzeugniſſe mit 142390% ausgewieſen(i. V. Halb⸗ und Fertigfabrikate 214 458%). Warenkorderungen erſcheinen mit 314 982 (228 547) A. * Brauerei K. Silbernagel AG., Bellheim. Das Ge⸗ schäftsjahr 1934 erbrachte der Geſellſchaft einen Erlös aus Bier und Nebenerzeugniſſen von 1850 585(1 444 288), dazu 24 578(17 922)/ Zinsertrag und 1783(24 671) 4 außerordentliche Erträge. Demgegenüber beanſpruchten Löhne und Gehälter 323 432(299 444), ſoztale Abgaben 27092(19 722), Beſitzſteuern 140 260(88 080), ſonſt. Stenern 610 710(478 139), ſonſtige Aufwendungen 405 872(278 157 Mark, ſo daß nach 233 084(151 708)% Anlage- und 58 288 (101 290) 4 anderen Abſchreibungen ein Reingewinn von 88 704(75 910) 4 verbleibt, der ſich um 59 482/ Vortrag erhöht. Die Anlagen werden in der Bilanz mit 646 gf (682 904)/ ausgewieſen, Vorräte mit 413 882(357 380) 4, Hypothekendarlehen erſcheinen mit 481 170(325 882), don. ſtige Darlehen mit 271 822(234 829)„J, Warenforderungen mit 175 328(111 212) /, greifbare Mittel mit 165 842 (340 888 /) infolge Abnahme der Bankguthaben auf 98 50g (202 007) 4. Andererſeits ſtehen neben unv 1 200 000 4 AK. unv. 120 000/ Reſerven und unv. 150 000/ Delkre⸗ dere ſowie 71 000(75 000)/ Rückſtellungen, Guthaben von Kunden, Angeſtellten und ſonſt. Einl. mit 253 794(211 U01 Mark, Warenſchulden mit 59 297(90 121) 4, noch nicht füll. Steuern mit 120 443(85 856)/ zu Buch. „ gbölner Reederei Ach in Köln. In der AR⸗ Stun Es wurde berichtet, wurde die Bilanz für 1934 vorgelegt. daß die Geſellſchaft im Berichtsjahre ihre Transportleiſtun⸗ gen erhöhen konnte, dementſprechend auch ihre Frachten. nahmen. Ein befriedigendes Ergebnis konnte auch im Jahre 1034 nicht erzielt werden, weil der Frachtenmarkt fortgeſetzt unter ſchärſſtem Druck der mit herabgeſetzter Va⸗ luta arbeitenden Wetthewerbsländer ſteht. In der Ver⸗ mögensaufſtellung wird ein Ueberſchuß der Einnahmen gegenüber Ausgaben von rund 84 697/ ausgewieſen. Dem; gegenüber ſind für Abſchreibungen, beſonders auf Fahr⸗ zeuge 107 053/ vorgeſehen, ſo daß ſich ein buchmäßigen Verluſt von 22 357/ ergibt, um den ſich der Verluſt⸗ vortrag aus 1993 von 69 519 auf 91 876, erhöht. P KF 1 82.. 25. T. 2 2 ran Ur 4 Darmſtadt 26 Landes- und Provinz ½ Bayr. Sandw⸗ ½% Rh.-Hyp.⸗Bk. adiſche Maſch.] 129,0 129,0[Großkraft. Mhm.., ſſiederrh. Leder 92,— 92, PVolthom, Seil l TS. Aktien ese%½ dresden l. banken. om Giroverb dank i 32 98.25 98,25 ee 94.50 94.500 Hayr. Br Pforzh.... Grin& Bilfinger, 19/0 lordweſtd Krane de Württemb. Elektr. 78.28. 5 15 Rhein⸗ 4½ 07) Frankf. 26%„e 4, Bad K. Adhk. f% Berl. Hyp. ⸗Bk. 5% Südd Boder. 2? Bayr. Motorenw. 128.0 12/0 gafenmühle 1020 101.5. 109.0 109,0 Malle, Brauer: 32, 82, ſchiff. u b Zinsliche Werte 4½( do. 286 92.80 92.500 Jad ge, N 97. 8 6 von 25 96.— 98,— Lig. Gpfbr. 8 1 Bemberg, J. P. 1140„laid u. Neu 3087 ĩ ellſt Waldhof 22 12058 ſchiff, mae 1050 1050 12 leihen 4% Hanau 25. N 99— 94.0 4% Freftr Hyp. 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Stahlwerke(Reinelbe Union). 1845 570 4% Berlinchold24 95,25 95.251 fer- Anſt. 25 KE 97,75 9775 Würzb. 5 lll 9775 97,751%½ do. Lig. Pför.] 101.6 102,0 Aſchaff. Bunty. 53.52. Uritzner„Rauer 34,2 Motoren Darmſt. 1040 103,5 Voigt& Haeffner 11.11 4%— 8„ 2 B 17 25. 27. 28. D. 2. 7 2 28. 27 25. 20 5. 2. 1 ET N 4½ Pommern 30.. 98.— Landschaften 4% h⸗WeſtfBdk. Aktien Bayr. El. Lief. Geſ= Dortm. Akt.⸗Br. 92„ Hubertus Braunk.]... grenſteinsoppe] 89.—f89.— 155 Eonr.& Cie„ 4½ Sachſen A. 18 95.— ö 1 4, 6, 12, 10 96. 98. do, Klektr.⸗We. 7„90,99,„ Lor. Hutſchenr. 69.— 69,— 95 brück.. Ibörts Gelaber 9780 Deutsche festwer⸗ 4% Sg in.14 85, e 98.2 4½ Roggen rent.⸗ Bank-Aktien do. Motoren 1279 4280 0 Aae 2985 5850 5 1 N Thür. Elektr. u. G. zlmsliche Werte. 4 Weſtf. B. Gdpf 98387/9887 Bank z 13 95,75 Allg. Dt. Er.⸗Anſt.] 80.— 89, gemberg, J. P. 1148 115.0 Dresd. Schnellpr 92.50 92.50 5 Bergbau 179.0 1790 Phönix. Braun„ 86,— Triumph Werke . 5% bo. Abfind 109, 180,5 4% Sachſ Poteed, Badiſche Dank. 1270] Berger,., Tiefb. 518,2 3200 Düren Metauw do. Genußfo 1310 1820%. Jalite Pine... Taucher, Beausref Wo Anleihen: N 9 1180 1440 8% bo. 5 5 f 160, 21. 98750.. Bank f. Braulnd 1232 12.2 Lergmann Elekt. 90. Huſſeld Poeferbr 1178. 0 8 1 5 N Fal 2 8 0. 2 2* 8 1 2 4 K 72 0 erte 2—* jag* Rei, Lünder, Reichspost, Nheing,Anlealus“ n 1480-Stadtschaften oe. 2 6805 0875 d Beretasde 9 e ene nb 120 127 Done N. Jede 50 6575 Jeb. defense Pan 8 teh 2 1202 e 159 Rentenbrieſe Schuggebleie Weitlalen Alte 1120 1185 4, Berl. Pfbor Gf 92,25 93.25 4% Side, Bolred„perl. Handelsges. 117, 17 do. Tind Be. e 1895 1920 hagle, Porzelan 2. 2 825 e e 100 f. 5 7% Nuchen v.„. 90,41 8 5 I 5, 10— do. Hyp.⸗Bant 135,2 135,2] do. St.⸗Br.. 8 N 0 ahla, Porzellan Bz 5 teußengrubbtte 8. 2,% Boch. gg. Stabe bed 988g 98 0„ede tene ab ener e eee d ee e as air deer 4182 e Ha 130 122) gadebergcrportb 190) 150 Jer. Seglern 5. 0 Schagan d. Den. e 4½ Braunſchm 26 4½ Po. au R 22 99.50 990 Hop. Fe 1 295,62 95.580 Dt. Gand u Dise 9 90 Seren 55756555 g 0 1820 feln Aichersleber 089 18% Aber 58, 54 fer. Böblerſtnf 28, fällig oa 1 90 975% Breslau 20 190.80 4½% bo, N 257 98.80 9550 4% Weſtd. Boden Dt. Centealb.-Kr. 97.1 97.7 Seton⸗u Monter 1% 1 etage 10 0 3077 e l 2 1. 85— 85— do. Shen Then 2250 30 e eee e e e 5 do. wöſchaz„ 1002 4% c 20 91.75 91.62 Hypothek. 1%½ Württ. Obe. 10 5 wpoth⸗Vant 922 92.25 Bremen⸗Beſ. Oel 5 kſchweil. Bergw 197 1275 11 9 1 5 58 122.1 Böen Main de, 110.0 75 S 97 8% 5/0 nleih. 108. 108,1 4% Emm„ 4½ Bahr. dk..0 98,„ Dielleberſer⸗Banl 88.75 87.75] do. Butkan. 25,9123. farbenind, J. G 5 5 Kollmar c Jourd 55.7. in⸗ 5 0 do. Trik. Volm e 1123 1055 4% Frantfart 56 97.50 8242 40 err 1 n de 50 1050 e. 1582 0 25 1 5 5 e Ahe ee 2202 815 e de o, Schatz 31. 10% 103.30 do. Schaze sd bank 5 103-112„ 1 eining. Hyp. Bt 8„1 grown, Bov. e Fein⸗Jute⸗Spinnſ. e 5.„. 9 5 3 1 901 1990 1905 38h h 9410%½ Berl HökGpfl3. 97.— 87. Industr.-Obligationen e 1 5 5 5 1 5 809 Faden 5 5 5 5 ed 75.8 18 5. 15. anderer⸗Werte 1400 ll 4 0 F. 0 804% Leipzig 2 22 8. Bt. 8 8 5 uldenw. 2 8 elten uill.... N 3. 4545 4% gaben 2 D e e Seen, de 88500, Fer h of 28 98 25 g s or f wrannd. U nb. Wet Bod er, 1230 20 nne e Klein Forb⸗ Motor... Lroapr Weiad 18800 288 955. Saßleberte 1130 1185 Weſtd⸗ Kanz. 40 S8 fit 4% Bapern 27. 88. 0 4% de d e 4% Center ke 88. 88. 8 Sone dem 188.8 1055 Sid Ordenetb. 88. 88. bett aſftew. 111g 20 Fraeentz Jete 280 10/5 K bper ug] b Metern. 1 4% do Sung 5 8 3575 München 29 84.75 4% Hypoth.-⸗Bk. 6 Dalmler⸗Benz 105,5 105,5 Südd. Bodenerdb. 88,— 88. 3 Che poll 180.0 180.0 Froebein, Zucker; i 134 Ah.⸗Weſtf. Elekti] 131,0 1818 Weſteregeln N 4% be ce 20 950 9 80 4% 5 0 N s Hoe e192 1980 1926 dd Bede ed. J. 5 60 f einge, 188. 151.5 zebbardt 4 6 140 1405 ab ah ute 80 2 8 e„ 10 Weller Alen 11 eſſ. 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Bergpan 1160 1185 Nerzur Wel. 10 gage echneder. 780 Vert ebenso 151 Schußgeb. f 45018 St... 25 98.87 97. Goldpfor.? 2198.87 95,87 488 1904 70 790 ſeeurntat-Fabr] 1820 1860] do. Babcock. 0 1020 Dedwigshütte. e Rerallgeſellſchan.. 1187 ferbof Br. 4799 Verlin, Jeuerne 8 g 1040 4% Prdpfbrt 7 75 105 4½ Pr. Eentrbod.% Deſtert St. 14 41. 40.— Adler ütt Glasw.] 59.— 88.— do, Baumwoll 417, 118,0 Heidenau. Papf 8 A 2— 8 Schubert& Salzer 148.0 1477 Se 4 do 1914—8 4 ů0 bo. do, f 22 8/5 97,28 5 8 ſbr. 28 9575 9875 1 15 K ce B. 0 augeſ⸗ enz* 1 7 be. 55 Gas 1 1 5 5 1 1 Porti. 85 8 Minoſa 3 1595 15355 9 1 1120 e 4½% Württ. kr. d 1 15 0. Gpfbr. 1014 um. Monopol⸗ Alen 8. o. Er—„„0 Heſſeu. Herkul Br.] 89, 8. itteldtſ„ Stah! 3 th.⸗Pazenh.. 1 25 emen. f Pager 7.„ c e e e JJEEEEEEEEEVVTTVETTTTETTVTVVVVVVCCbCCCc San 4 5 en 4% Kaſſ,adir c e 6. P 8 844 9875,95 75 4 Hagen eds“. 2 Amberwerke. 1189 127 do. Schachrbau. 1840 Pieſchberg. erf e i Musen dera. 2090 Siemens ck Hale 1885 165 Ptopinz⸗, Bezirks. Bweckver, 4. Mitteld s 88288% Ar. Pfandbr 4 80. Staatzr. 10..87/ Anhact Kobler. 90.75 J. do, Spiegeigl. 1000. Hochtief ö. 1 0 Kolonial-Weſte bände, Kreſſe und Städte 4. Oberſch⸗ b d 5 9280 Goldbygl. k 50].) 98,75 4½% Budapeſt ils 48.28. Achaffog Zell...o do. Steinzeug 1180 Hoeſch. Kö la gw. 108. 108.2 F Steattt, Magee 8„ Dtſch.⸗Oſtafrika. 9555 ½Brandendg. 0 88, 4 Aönpr. an 955 7 99 4% bo. Kom. f 20, 88,80 8350 4 Kitas. 18851, 8850 Aagsb.. aſch. 95,50 88.52 do. Tafelglas„„ Hohenloßewerk. 58, ſateonzellſtoff 97, Stentin. Portl.⸗3 89.75 80.52 Kamerun Eiſenb do“ 2 88,25 96,25 e 5 55 9850 e Agde 1 1 39.70 1 deen 87.25 57587 5 Tel. 35 1005 1 0 rauerei 85 755 Neige 1120 1125 Stöhr Kammgarn 105.2 105.2 Nen⸗Guinen 13 5 „Pi. A. 182. 5 Lig. o.. 1 25 5 7 8 5 9 alcke, Maſchinen 87, o. Ton u. Stzg.* Holzmann 92.50—MNordd. t— 5 i N N 0 20 06.80 8875%. Kom. f.d 84.62.80 4 Ge, Uns. St. 8.(Saß n e be, Eilenbanb. 108,0 1088 FE2E21CCCTC0ô0]ĩ. Schung. c 8 geg ere geren A K 2 2 — . deere gen, amstag, 27. Jult/ Sonntag, 28. Jult 1988 S— Neue Mannheimer Zeitung/ Sountags⸗Ausgabe 17. Seite Nummer 341 eee Starke Geschäffssfille am Wochenschluß Leichie Abbröckelung der Kurse/ Am Monianakſienmarki kleine Belesſigungen Rhein⸗Mainiſche Börſe ſtill Auch zum Wochenſchluß wurde die Börſe von ſtarker Geſchäftsſtille beherrſ Das Publikum blieb in der Auftragserteilung ſeh haltend, auch die Kuliſſe be⸗ keiligte ſich kaum am Geſc er erfolgreiche Abſchluß her Brüſſeler Eiſen verhandlungen blieb faſt ohne Einfluß, während ſonſtige Anregungen fehlten. Die Feſtſetzung der erſten Kurſe vollzog ſich ſehr langſam und brachte am ar kt bei nicht unfreundlicher Grundſtimmung f liches Bild. Von chemiſchen erten lagen JG erben 158 unverändert und ſehr ruhig, während Goldſchmidt 1,25 und Rütgers 1 v. H. anzogen. Mon⸗ toanaktien lagen nahezu g tierten Stahlverein und ſchäftslos, etwas höher no⸗ nesmann mit je plus einem Biertel v. H. Harpener lagen behauptet. Am Elek⸗ tromarkt waren Akkumulatoren mit plus 2,50 v. H. weiter feſt. Geſfürel gewannen% v.., während Siemens 2 w. H. und Ace 4 v. H. einbüßten. Schiffahrtsaktien lagen„ v. H. höher. Rei sbankanteile gaben nach etwas höherem Beginn um„ v. H. auf 1884 q nach. Von ſon⸗ ſtigen Werten ſetzten Zement Heidelberg ½, Deutſche Erdöl 1 v. H. höher ein. Kunſtſeide Abu gingen um 38 v. H. zurück. Auch der Rentenmarkt lag faſt ge⸗ ſchäftslos. Leicht befeſtigt waren Induſtrie⸗Obligationen. Späte Reichs huloͤbuchforderungen blieben mit 9736 und behauptet. Kommunal⸗ Dollarbonds Von Zinsvergütungsſcheine mit 90,5 t umſchuldungen bröckelten etwas ab. Zertif. 2 und Guldenobligotionen lagen eher etwas ſchwächer. ſremden Werten konnten ſich Rumänen weiter erholen. Jufolge der anhaltenden Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe im Verlaufe überwiegend leicht ab. Ich Farben verloren ½, Schuckert 1, Nord. Lloyd, Rütgerswerke % v. H. Etwas erholt waren Hoeſch mit 103,50 nach 103,25, Zement Heidelberg zogen auf 122,75 nach 122 an. Am Ren⸗ ſenmarkt traten keine Veränderungen ein. Altbeſitz kamen mit unverändert 111,90 zur Notiz. Gulden⸗Obligationen lagen weiter ſchwach, ſo Hounganleihe mit 8489,25(84), Ruhrverband mit 85(S7). Von Dollarbonds gingen proz. Preußen auf 63,50(64,25) zu rück. Der Pfandbriefmarkt lag gut behauptet. Tagesgeld unverändert 2,75 v. H. Berlin freundlich Obwohl ſich das Publikum kaum am Geſchäft beteiligte und auch die Kuliſſe infolge des nahenden Ultimo weitere Zurückhaltung bewahrte, ſetzte die Börſe überwiegend be⸗ feſtigt ein, da an verſchiedenen Märkten wieder Käufe gegen Sperrmark erfolgten. In Farben, Elektro⸗ und Tarif⸗ werten, überhaupt in international bekannten deutſchen Papieren, wurden Gelder aus Kreditrückzahlungen ange⸗ legt. Farben befeſtigten ſich um weitere K v. H. Die Käufe in Siemens(minus 2,5 v..) wurden nach der geſtrigen Befeſtigung nicht fortgeſetzt, dagegen beobgchtete man größere Anſchaffungen in Deſſauer Gas, die 1,75 v. H. höher bezahlt wurden. Auch in Schuckert ſollen für die gleiche Rechnung Käufe durchgeführt worden ſein. Am Montanaktienmarkt überwogen kleine Befeſtigun⸗ gen, nur Höſch eröffneten 176 v. H. niedriger. Braunkohlen⸗ werte waren meiſt befeſtigt, beſonders Eintracht, die 2,5 v. 5. gewannen. Die unnotierten Kaltaktien konnten um 5 v. H. anziehen. Auch chemiſche Werte lagen, ausgehend von Farben, überwiegend etwas freundlicher. Deutſche Linoleum erholten ſich nach der vorangegangenen Abschwächung um 1,5 v. H. Akkumulatoren ſetzten ihre Aufwärtsbewegung um 2,5 v. H. fort. In ACEch(minus % v..) lag wieder Angebot vor. Kabel⸗ und Drahtaktien ſetzten unverändert ein, Auto⸗ und Maſchinenaktien waren ebenfalls kaum verändert. Durch ſeſte Haltung fielen Deutſcher Eiſenhandel, Berger, Dortmunder Union und Deutſche Atlanten auf, die—1,5 v. H. höher bezahlt wur⸗ den, Schiffahrtsaktien und Bahnwerte eröffneten 1 v. H. höher, ebenſo Reichs bankanteile. Am Rentenmarkt blieb die Grundſtimmung für Reichs ſchulöbuchforderungen freundlich. Zinsvergütungs⸗ ſcheine befeſtigten ſich um 15 Pfg. Dagegen waren Alt⸗ heſitz um 7,5 Pfg. und Umſchuldungsanleihe mit 88,727 bis 89,47% um 5 Pfg. gedrückt. Induſtrie⸗Obligationen notier⸗ ten vereinzelt 4 v. H. höher. Nach Beendigung der Sperrmarkkäufe war die Tendenz allgemein etwas ſchwächer. Hierzu trug auch der Rückgang von Ach(minus 1, v..) bei, die die Grenze von 40 b. H. wieder unter ſchritten. Farben verloren 7 v. H. und Schuckert 7 v. H. Deſſauer Gas waren 1 v. H. ge⸗ drückt. Weiter ſeſt lagen dagegen Akkumulatoren, die noch⸗ mals 1 v. H. gewannen, ſowie Rhein. Elektr. Werke(plus 9 b..). Chade A— C gingen um 2/ zurück. Bank⸗ aktien waren gut behauptet. Das Geſchäft in Altbeſitz war ſehr ruhig, auch Kaſſarenten lagen weiter ſtill. Farben⸗ bonds ſtiegen um 14 v. H. Dollarbonds waren erneut 4 v. H. und Guldenbonds v. H. niedriger. Von Hypo⸗ thekenpfandbriefen gewannen Mittelboden und Deukſche Hyp.⸗Bank z v.., ferner Rhein. Hyp.⸗Bank, v. H. Die Liqu.⸗Pfandbrieſe der Rhein. Hyp.⸗Bank ſtiegen um s v. H. Am EGinheitsmarkt der Induſtriewerte war die Haltung uneinheitlich. Steuergutſcheine blieben ändert. i Reichsſchulobuchforderungen, Ausgabe 1: 1936er 100,62 G; 1987er 102 G; 1988er und 1939er je 99,37 G; 1940er 99 B; 1942er und 194ger je 97 G 97,75 B; jgdder bis 1948er je 90,87 G 97,2 B. Ausgabe 2: 1938er und 1939er je 99,25 G; 1940er 98 G 98,75 B. Wiederaufbauanleihe: 1944/4 5er und 1946/48er je 68,12 G. 4proz. Umſchuld.⸗Verband 88,725 G 89,475 B. Am G eldmarkt prägte ſich der bevorstehende Ultimo Der Satz für Tagesgeld blieb aber noch unverändert 3,5 v. H. In Privatdiskonten überwog die Abgabe⸗ neigung. Das Geſchäft in Schatzanweiſungen ließ ent⸗ e nach. Die Privatdiskontnotiz erfolgte mit wieder 3 v. H. Der Schluß war ſtill und auf dem ermäßigten Niveau behauptet. Farben perloren gegen den Anfong 1 v. H. Nachbörslich hörte man Altbeſitz 112,10, Farben 157, Ach 39,75. Der Dollar kam amtlich mit 2,483 und das engliſche Pfund mit 12,33 zur Notiz. Pfund feſt, Lira etwas feſter Am Valutenmarkt ſind Deportſätze für die Goldvaluten wieder ſtärker angezogen. Für Dreimonots⸗Franken(frz.) ſtellte ſich der Satz auf 276 v.., für Schweizer Franken umver⸗ auf 20 v.., für Gulben auf 577 v. H. und für Lira auf 9 v. H. Das Pfund lag international weiter feſt und ſtieg gegenüber dem Dollar auf 4,96% und in Paris auf 75,1173. D Reichsmark war dagegen gegenüber dem Pfund befeſtigt. Die Notierungen für den holländiſchen Gulden waren im allgemeinen wenig verändert. Die ira lag etwas feſter. Berliner Devisen Olskontsatz: Reichsbank 4, Lombard 5, privat 3% v. H. Amtlich in Rm. Dis⸗ Parität 28. Juli 2. Juli 4 K kont M. Geld Brief Geld f Brief egypten Lägypt. Pfd. 26.6⁴ Argentinien 15. ⸗Beſo 9058 957 Delgten.. 100 Belga 3 42010 42090 Braſilten„1 Milreis.139 60.141 Bulgarien 100 Leva 8 304 3058 Canada ikan. Dollar 2479 24883 Dänemark 100 Kronen 3 5409 55,11 Sanfig„100 Gulden 3 45.900] 47000 England.. 1 Pfund 2 12315 12.345 Eſtland 100 eſtn. Kr. 575 68.3 6857 Finnland 100finnl. M. 557.880 5,25 Frankreich. 100 Fres. 35 15.305 16.285 Griechenland 100 Dr. 77.53.57 Holland. 100 Gulden 5 157.05 16737 Jsland.. 100 iel. Kr. 55.85 85,%48 Italien„ 100 Lire 3 20. 41 20,45 Japan.. en 36⁵.725 0,727 Jugoſlavien 00 Dinar 77.584] 5,696 Lettland.. 100 Latts 80.92 81,08 Litauen.. 100 Litas 7 41,60 441,68 Norwegen 100 fkronen 37 61.90 62.02 Veſterreich 100 Schill. 5 48.95 49,05 Portugal 100 Escudo 6 11,170] 11,190 Rumänien. 100 Lei 6 25.492 Schweden„ 100 Kr. 3 63.57 68.52 Schweiz 100 Franken 2 80,92 81,08 Spanien 100Peſeien 5 34.01.07 Tſchechoſlowakeildoß 3/ 10,285 10.305 Türkei.. Itürk. Pfd. 8.978.977 Ungarn. 100 Pengß/ 1 1 3 Uruguan. 1 Goldpeſo 1029 1081 Ver. Staaten 1Dollax( 133.811.485 Die wachsende Tabakernie brauchf Regen Am ſüddeutſchen Tabakmarkt ſtonden die letzten Wochen ausſchließlich im Zeichen der Sorge um das Wachstum des neuen Tabaks. An dieſer Stelle wurden ſchon im Frühjahr Bedenken geäußert, weil damals das Wetter, das hätte warm ſein ſollen, hauptſächlich kalt und naß war, und die Pflanzen, die zum Ausſatz kamen, größtenteils nicht die nötige Widerſtandskraft für das Freiland aufwieſen. Im Freiland hatten die jungen Pflanzen abwechſelnd bald zu große Trockenheit, bald zu große Niederſchlagsmengen, ſo daß ſie vielfach zum Erliegen kamen und Nachſetzen er⸗ forderlich wurde., Es folgte dann eine nur kurze Periode ausgeſprochen günſtigen Wetters, in der es den Pflanzen zunächſt ermöglicht wurde, gut anzuwachſen und ihre Blät⸗ ter zu entfalten. Dieſe feuchte und warme Witterung war aber nur von allzu kurzer Dauer. Es folgte eine bis heute anhaltende Periode abſoluter Trockenheit, deren Charakter auch durch manchmal niedergegangene Gewitter⸗ regen nicht geändert worden iſt. Die Wirkſamkeit dieſes Gewitterregens wurde vollkommen illuſoriſch gemacht durch die meiſt gleichzeitig auftretenden Winde, die den Boden wieder vollkommen austrockneten. Der Stand der Pflan⸗ zen iſt daher z. Z. keines wegs als gut anzuſehen, und Feuchtigkeit in großen Mengen iſt dringend notwendig. Beſonders bedauerlich iſt dabei, daß tatſächlich dieſe Pflan⸗ zen heute ſchon in faſt allen Anbaugegenden in die Blüte ſchießen, und die ſonſt eventuell für die Ausbreitung des Blattes ausreichende Kraft ſomit in die Blüte kommt. Die Pflanzen zeigen daher z. Z. größtenteils ſehr ſchmale, kleine und dicke Blätter. Es bleibt im Augenblick nur Her Wunſch, daß möglichſt bald ſtarke Niederſchläge über das ſüddeutſche Tabak⸗Anbaugebiet niedergehen. Am Markt der Tabake älterer Jahrgänge iſt keine Ver⸗ änderung eingetreten. Die Nachfrage nach Zigarren⸗ und Schneidgut war weiterhin gering. In den Vergärerlagern iſt man z. Z. mit der Verpackung und Sortierung der Zigorrentabake beſchäftigt. D Nürnberger Hopfenmarkf Entſprechend der vorgerückten Satſon, die nun ihrem Abſchluß entgegengeht, iſt der Geſchäftsverkehr am Hopfen⸗ markt gegenwärtig recht ruhig. Etwas Anregung bringt nur das hochſommerliche Wetter, das den Bierverbrauch ehoben hat und da und dort früher als ſonſt zu Bedarfs⸗ äufen Veranlaſſung gibt. Für Inlandszwecke wurden in der Berichtswoche 41 Ballen mit 69 Ztr. übernommen: Hallertauer von 210-318, Gebirgshopfen von 212—235 und Aiſchgründer von 210—215. Das Exportgeſchäft iſt abgeflaut und konnte in der Berichtswoche nur einen Um⸗ ſatz von 9 Ballen mit 10 Ztr. buchen: Gebirgshopfen von 152—155/ und Württemberger von 140—155 J. Auch der Verkehr in 1033er Hopfen hat mit einem Umſatz von 990 Ballen(68 Ztr.) weiter nachgelaſſen. Die Verkäufe halten ſich im Rahmen von 80—100 Wochenſchlußſtimmung ruhig, feſt. Der Stand der Hopfenanlagen iſt im all⸗ gemeinen gut. Die Pflanzen ſind in anbetracht der in der letzten Zeit herrſchenden trockenen Witterung auch frei getätigten je Ztr. von Krankheiten. Die einzelnen Stöcke haben reichlich Seitentriebe entwickelt. Bei durchwegs geſunder Farbe findet man überall ſtarken Blütenanſatz. Es wird fleißig geſpritzt. Wenn nicht noch elementare Witterungseinſchläge kommen, ſteht eine ziemlich gute Ernte in Ausſicht. Eine Ausnahme machen bis jetzt nur eine Reihe von Gärten im Hersbrucker Land, die infolge der Trockenheit zurück⸗ geblieben ſind. Am Saazer Markte hat ſich die Stimmung wieder einmal befeſtigt und alle Sorten konnten bei an⸗ haltender Nachfrage neuerlich 50 Kronen gewinnen. Notie⸗ rungen von 1600—1700 Kronen.— In Belgien war die Stimmung der letzten Brüſſeler Börſe ruhig. Notierung 700 Franken.— In Frankreich wieder etwas Nachfrage. Notierungen von 600—650 Franken. Rotterdamer Getreidekurſe vom 27. Juli.(Eig. Dr.) Schluß: Weizen(in Hf. per 100 Kiko) Auguſt 4,15; Sept. 3,95; Nov. 3,80; Jan. 3,827.— Mais lin Hfl. per Laſt 2000 Kilo) Auguſt 55,50 Sept. 54; Nov. 55; Dez. 55,75. * Magdeburger Zucker⸗Notierungen vom 27. Juli.(Eig. Dr.) Unverändert. Tendenz ruhig.— Gemahl. Mehlis per 9115 32,45— 32,55; Auguſt 32,70; Tendenz ruhig; Wetter eiter. * Bremer Baumwolle vom 27. Juli.(Eig. Dr.) Amerik. Untverſoal Stand. Midol.(Schluß] loko 14,15. * Liverpobler Baumwollkurſe vom 27. Juli.(Eig. Dr.) Amerik. Univerſal Stand. Middl.(Schluß) Jult(35) 659; Auguſt 641: Sept. 629; Okt. 621; Nov. 612; Dez. 609; 325(86) 606; Febr. 605; März 604; April 602; Mai 601; Juni 599; Juli 597; Okt. 586; Dez., Jan.(87) je 583; Tagesimport 2800; Tendenz ruhig. * Weinheimer Obſt⸗ und Gemüſegroßmarkt. Sauerkir⸗ ſchen 35—38; Türkiſche Kirſchen 20—24; Johannisbeeren rot 21—28, ſchwarz 28; acer 11—23; Himbeeren 3640; Brombeeren 31—94; Pfirſiche 86—44, 2796; Apri⸗ koſen 53—54; Pflaumen 1929; Weener 81—35; Spil⸗ linge 24—29; Birnen 20—28, 14—20; Aepfel 1621; Buſch⸗ bohnen—11; Stangenbohnen 14—16; Tomaten 25 Pfg. Anfuhr 400 Ztr. Nachfrage ſehr gut. * Kaffee⸗Wochen⸗Bericht(„Heßkaffee“ Hamburg 35.) In der abgelaufenen Berichtswoche fanden einige Importe von Braſilkaffee ſtatt, die im Inlande ſchlanke Aufnahme fanden. Die Nachfrage nach Santos⸗Kaffees hält fſedoch auch weiterhin an. Das Geſchäft bewegte ſich im übrigen in ruhigen Bahnen und die Preiſe für gewaſchene Mittel⸗ amerikaner zeigten keine Veränderung. * Hamburger Schmalz⸗Notierungen vom 27. Juli.(Eig. Dr.) Tendeng ruhig; Amerikan. Steamlard tranſito aß Kat 36,75 Dollar; Amerikan. Purelard raff., per 4 Kiſten mit ſe 5 Kilo netto verſch. Standardͤmarken, tranſito ab Kat 37,75—88,25 Dollar. * Berliner Metall⸗Notierungen vom 27. Juli.(Eig. Dr.) Amtlich notierten je 100 Kilo in/ Elektrolytkupfer, (wirebars) prompt 45 Standardkupfer lolo 39, Origi nalhüttenweichblei 15 Standard⸗Blei per Juli Originalhüttenrohzink ab nordd. Stationen 19; Standard⸗ zink 19. * Die Preisindexziffer der„Metallwirtſchaft, Metall⸗ wiſſenſchaft, Metalltechnik“ ſtellte ſich am 24. Juli auf 47,8 gegen 47,2 am 17. Juli(Durchſchnitt 18= 100), ſtieg alſo um.3 v. H. der er vom 17. Ji Für die einzel⸗ nen Metolle wurden nach dem Preisſtande vom 24. Juli 1935 folgende Einzel rziffern errechnet: Kupſer 34,6 (am 17. Juli 33,5), Blei 57,8(unv.), Zink 37,5(unv.), Zinn 79,9(unv.), Aluminium 100,0(unv.), Nickel 83,1 (unv.), Antimon 104,9(105,6). * Mittelſchwäbiſche Ueberlandzentrale AG. in Giengen a. Brenz. Die Geſellſchaft weiſt für das Geſchäſtsjahr 1934 einſchließlich Vortrag einen Reingewinn von 145 647„ aus, der nach Zuweiſung von 7286/ zur geſetzlichen Reſerve zur Ausſchüttung einer 5, 5proz. D 90 1 (i. V. 5 v..) verwendet wurde. Als Vortrag ver 911. Im Geſchäftsbericht heißt es u. a.„Di Steigerung des Stromabſatzes hat auch im abgelaufenen Geſchäftsjahr weiter angehalten, wobei einerſeits die außer⸗ gewöhnliche Trockenheit und andererſeits die Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe beitrugen. Es wurden 10 060 945 Kilowatt gegenüber 8 019 566 Kilowatt des Vor⸗ jahres umgeſetzt. Die Stromeinnahmen haben ſich auf 982 418%% geſteigert. Der Geſamtanſchlußwert beträgt 22 233 Kilowatt. Zur Ausführung des vorigen Jahres auf⸗ geſtellten Bauprogramms wurde eine Hypothek von 50 000, i vidende gleich 137 bei der Kreisſparkaſſe Heidenheim aufgenommen. Das Wechſelobligo betrug am 31. Dezember 1984 78 051 /. Die Abſchreibungen auf die geſamten Anlagen betragen 166 588 Mark. Die Bezüge des Vorſtandes betragen 11880 L. Dienſtaufwandentſchädigung und Tantiemen ſind wegge⸗ fallen. Die Auſſichtsratsmitglieder haben eine Tantieme von 5000/ erhalten. Der Stromverbrauch in den erſten Monaten des neuenn Jahres hat ſich trotz der inzwiſchen geänderten Waſſerverhältni ne auf gleicher Höhe gehalten. Die Einkaufskoſten und Verluſte ſind aber infolge der im vorigen Jahr ausgeführten Umbauten weſentlich zurück⸗ gegangen und dürfte für das laufende Jahr mit einer Er⸗ ſparnis von rund 50 000/ gerechnet werden, ſo daß auch die Ausſichten für das Jahr 1935 als durchaus befri digend angeſehen werden können.“ * Iſola⸗Werke AG, Düren. Wie der Did erf wird bei der Iſolo⸗Werke AG d 5. 71 am 31. März abgelaufene Geſche erſten Hälfte des Monats Auguſt ſtattfinde Ausſicht genommen, nach der vorjährigen Se Dividendenzahlung mit einem kleinen Satz wie der aufzunehmen. Die bisher abgelaufenen Monake des neuen Geſchäftsjahres haben ebenfalls ein befriedigendes Ergebnis gebracht. * Lindener Eiſen⸗ und Stahlwerke Ach i.., Hannover⸗ Linden.— Kleiner Ueberſchuß in 1934. Der Abſchluß der Lindener Eiſen⸗ und Stahlwerke Ach i.., Hannover⸗ Linden, für dos Liquidationsgeſchäftsjahr 1934 weiſt einen Ueberſchuß von 10 639/ aus, um den ſich das Liqui⸗ dationsverluſtkonto von 557029/ auf 547 189/ ermäßigt. Auch die Verbindlichkeiten haben eine Verringerung auf 1231 000(1 246 000)„ erfahren, und zwar infolge vor⸗ teilhafter Realiſierung einiger Vermögenswerte. Die Be⸗ triebsgeſellſchaft, die das Werk in kleinem Umfange wei⸗ terführt, arbeitet befriedigend. Wie es im Bericht weiter heißt, ſind die Forderungen der nicht beteiligten Gläubiger abgedeckt. Die o. HV genehmigte die Abrechnung. * Vergleichsabwicklung bei der A. Borſig Gmbcß, Ber⸗ Iin. Auf Grund des vom Amtsgericht Wedding am 18. Mai 1932 beſtätigten Vergleichs werden die unter Gruppe& fallenden und voll zu befriedigenden Verbindlichkeiten lau⸗ fend beglichen. Im übrigen wird darauf verwieſen, daß nach erfolgter Befriedigung der Gläubiger der Grup⸗ pen B und C an die Gläubiger der Gruppe D eine Schluß⸗ rate von 5 v. H. auf die ihnen zuſtehende Vergleichsquote von 30 v. H. zur Ausſchüttung gebracht wird. Dieſe Aus⸗ ſchüttung iſt vorgenommen worden, ſo daß die Gläubiger der Gruppen B, C und D entſprechend dem Vergleich be⸗ friedigt worden ſind. Nunmehr ſtehen weitere 892 956/ zur Verteilung an die Gläubiger der Gruppe N zur Ver⸗ fügung, woraus eine erſte Qudte von 5 v. H. an dieſe Gläubiger zur Ausſchüttung gebracht werden kann. Copyngnt dy Seorg Maller und Albert Langen, München Der ledllzche Jaurlen Kriminalroman von Franz Karl Wagner 5 Henry wußte, daß in einem ſolchen Fall jede wei⸗ tere Bemühung vergeblich war. Dies bedeutet aber ſür ihn unerſetzlichen Zeitverluſt. „Wo kann ich den Polizeichef ſprechen?““ Der Poliziſt wies nach einer beſtimmten Richtung: „Ich glaube, die Kommiſſion nimmt gerade dort drü⸗ ben den Tatbeſtand auf.“ a Henry dankte und ging in der angegebenen Rich⸗ tung. Doch ſchon nach wenigen Schritten wurde er abermals angehalten. „Was wünſchen Sie hier?“ fragte ein Sergeant. Ich muß den Polizeipräfekten ſprechen, ich habe es ſehr eilig, man will mich nicht aus dem Garten laſſen.“ „Wer ſind Sie?“ „Ich bin ein Redakteur des„Figaro'.“ „Sie müſſen ſich gedulden, mein Herr. Es iſt unmöglich, die Herren der Kommiſſion jetzt zu ſtören. In einer Stunde dürfte die Tatbeſtandsaufnahme vorbei ſein, die Leiche wird ſchon photographiert.“ „Eine Stunde.., rief der junge Mann aus, was fällt Ihnen ein! Ich muß in 15 Minuten in der Redaktion ſein, in längſtens 15 Minuten“ Der Poliziſt zuckte die Achſeln:„Ich kann leider nichts machen, Sie müſſen ſich gedulden.“ Henry ſah, daß er wie in einer Mauſefalle einge⸗ ſchloſſen war. Sein ganzer Erfolg hing nun davon ah, wie er trotz des Verbotes aus dieſem Garten her⸗ auskam Er mußte fort von hier, auf irgendeine Weiſe. Einen Augenblick beſann er ſich, dann lächelte er. Die Sache war doch eigentlich ſehr einfach, nur ein bißchen Glück mußte er dabei haben. Er ent⸗ ſernte ſich mit ein paar nichtsſagenden Worten von dem Sergeanten und ſchlenderte ganz langſam un? mnauffällig nach der anderen Seite des Gartens, blieb abei ein paarmal ſtehen und beſah ſich gelangweilt die Blumenbeete. So gelangte er, ſich immer vor⸗ ſichtig umblickend, zu einem kleinen freiſtehenden Ge⸗ bäude, in dem anſcheinend Gartengeräte aufbewahrt wurden. Knapp hinter dem Gebäude war die Um⸗ faſſungsmauer. In einem Winkel ſah er, was er ſo notwendig für ſeine Flucht brauchte— eine kurze deiter. Er lehnte ſie an die Wand und ſtieg auf den Rand der Maner, von wo es eine Kleinigkeit für ihn war, auf die Gaſſe zu hinunterzuſpringen. Als er ſeinen Fuß auf die letzte Sproſſe der Lei⸗ ter ſetzte, packte ihn jemand von rückwärts. „Einen Augenblick...“ Erſchrocken oͤrehte ſich Henry um und ſah ſich einem kleinen Herrn in Zivil gegenüber, der keine Miene machte, den feſten Griff um ſeinen Fußknöchel zu lockern. Wieder war ſeine ganze mühevolle Arbeit in Ge⸗ fahr und dieſe Erkenntnis entfachte in ihm gerechten Zorn gegen die Tücke des Schickſals. Er kniff hinter⸗ liſtig das Auge zuſammen und verſetzte ſeinem Wi⸗ derſacher mit dem freien Fuß einen kräftigen Tri auf die Schulter. Aber er täuſchte ſich. Der Unbekannte taumelte zwar zurück, hielt ſich aber an Henry feſt, ſo daß dieſer mit der Leiter zu Boden ſtürzte. Ein wüſtes Hand⸗ gemenge entſtand, in dem der junge Journaliſt den kürzeren zog. Ein paar Hände umfaßten ihn wie Eiſenklammern und drückten ihn zu Boden, ſo daß ihm jeder weitere Widerſtand verging. „Werden Sie endlich Vernunft annehmen“ ſagte eine drohende Stimme. Henry Brieux ſah ein, daß hier mit Gewalt nichts zu machen war. „Ich habe mit dem Mord in dieſem Hauſe nichts zu tun,“ beteuerte er,„und ſtehe Ihnen mit jeder Aufklärung zur Verfügung. Hier haben Sie meine Ausweispapiere. Sie ſehen, daß ich die Wahrheit ſpreche. Wahrſcheinlich ſind Sie von der Polizei?“ „Ich bin Oberinſpektor Jolliwet. Es freut mich, daß Sie mit der Sache nichts zu tun haben. Immer⸗ hin bedarf es der Aufklärung, warum Sie hier heim⸗ lich über die Mauer ſteigen wollten. Sie werden ſelbſt einſehen, daß ein ſolches Beginnen unter dieſen Umſtänden ziemlich merkwürdig erſcheinen muß.“ „Gewiß, Oberinſpektor', gab Henry zur Antwort, „aber Sie werden mit meiner Erklärung zufrieden ſein.“ Dann erzählte er dem Detektiv das Erlebnis dieſes Morgens, ſchilderte ihm ſeine Unterredung mit Frau Morell und beklagte ſich bitter darüber, daß man ihn ohne Grund aus dieſem Haus nicht heraus⸗ laſſen will. Oberinſpektor Jollivet ging auf dem ſchmalen Kiesweg eine Weile wortlos auf und ab. Dann fragte er: „Hat Ihnen Frau Morell das alles freiwillig er⸗ zühlt?“ „Ja, ich hatte es faſt gar nicht notwendig, eine Frage zu ſtellen.“ „Sie iſt alſo vollſtändig überzeugt, daß Georg Gerron den Major getötet hat?“ „Gewiß, für ſie beſteht darüber kein Zweifel.“ Sie gab mir dieſe Auskünfte alle ſelbſt und ermächtigte mich, davon Gebrauch zu machen.“ „Ja, tun Sie das, ich glaube ſelbſt, daß dieſer Fall kein beſonderes Geheimnis birgt. Eine ganz ein⸗ fache Angelegenheit, die der Polizei gewiß keine Rätſel aufgeben wird. Ich kann Ihnen daher mit ruhigem Gewiſſen geſtatten, ſich von hier zu ent⸗ fernen.“ 4. VVV Brieux drückte dem Oberinſpektor herzlich die Hand:„Ich danke Ihnen für dieſe Erlaubnis, litt⸗ begleiten Sie mich bis zum Ausgang, damit man mich hinausläßt.“ N „Warum wollen Sie dieſen Umweg machen?“ Jollivet nahm ſelbſt die Leiter und ſtellte ſie wieder an die Wand.„Sie haben doch Eile, benützen Sie dieſen kürzeſten Weg in Ihre Redaktion!“ ſagte ey höflich. Henry ließ ſich dies nicht zweimal ſagen und war mit ein paar Sätzen auf der Mauer. Mit großer Gelenkigkeit ſprang er auf die Straße. „Eine tüchtige Frau“, murmelte der Oberinſpek⸗ tor, und vertiefte ſich wieder in die Unterſuchung des Raſens. IIA. Die Unterſuchung Der Polizeiarzt zog ſich kopfſchütelnd döie Gummi⸗ handſchuhe aus:„Es iſt mir nicht ganz klar warum der Mörder, nachdem er den tödlichen Schuß auf den Major abgegeben hatte, noch der Leiche dieſe ſchreck⸗ liche Verſtümmelung zufügte.“ „Wieſo gerade der Leiche?“ fragte der Staatsan⸗ walt.„Es könnte doch auch möglich ſein, daß Major Morell noch gelebt hat, als die Patrone entzündet wurde?“ Der Doktor wies auf die entblößte Bruſt des To⸗ ten und die ſchwarz geränderte Einſchußöffnung an der linken Seite. 4 „Der Schuß war unbedingt tödlich, denn er durch⸗ bohrte das Herz an ſeiner Spitze. Aus dem großen Blutverluſt erkennt man, daß auch eine der Haupt⸗ ſchlagadern verletzt wurde.“ Staatsanwalt, Unterſuchungsrichter und die Po⸗ lizeikommiſſäre beugten ſich über die Leiche und über⸗ zeugten ſich von der Wahrheit dieſer Feſtſtellung. Der Anblick, der ſich ihnen bot, war übrigens ſelbſt für dieſe ziemlich abgehärteten Menſchen kein alltäglicher. Von Morells Kopf war nicht viel mehr übrig als der Anſatz der Wirbelſäule, an dem ein paar Hautfetzen hingen. Ringsumher bildete das geronnene Blut kleine, veräſtelte Rinnſale auf der Erde. Die Unterſuchung hatte folgendes ergeben: Ger⸗ ron entzündete, nachdem er Morell durch einen Re⸗ volverſchuß niedergeſtreckt hatte, unter dem Kopf des Ermordeten eine Jagdpatrone, was eine furchtbare Wirkung hervorrief. „Sonderbar, daß ſich Gerron zu einer ſo entſetz⸗ lichen Handlung hinreißen ließ. Er muß den Major fürchterlich gehaßt haben!“ 5 Mit dieſer Feſtſtellung gab der Unterſuchungs⸗ richter den Auftrag, die Leiche wegzuſchaffen. Sie wurde mit einem Tuch bedeckt und vorläufig, bis der Leichenwagen eintraf, abſeits auf eine Bank ge⸗ legt, vor der ein Poltziſt Aufſtellung nahm. „So klar die Tat in ihrer Ausführung iſt“, ſagte der Staatsanwalt,„ſo kompliziert iſt das Motiv. Es ſteht faſt aus, als hätte Gerron den Major nicht nur wegen ſeiner Frau getötet.“ „Ich bin nicht der gleichen Meinung und glaube, daß es eine ganz gewöhnliche Eiferſuchtstragödis war.“ Staatsanwalt und Unterſuchungsrichter ͤͤrehten ſich raſch um, denn dieſe Antwort kam von Oberinſpek⸗ tor Jollivet, der in dieſem Augenblick zu der Kom⸗ miſſion trat. „Was veranlaßt Sie zu dieſer Behauptung“, fragte der Staatsanwalt. Jollivet zuckte mit den Achſeln.„Aber ich bitte Sie, meine Herren, es iſt doch ganz klar, daß es ſich um eine Tat im Affekt handelt. Gerron hatte ſich gar keine Mühe gegeben, den Major an einem Ort zu töten, wo man ſeine Leiche viel weniger raſch ge⸗ funden hätte als hier. Bedenken Sie doch das ganze Vertrauen, das Morell zu dem Filmſchauſpieler hatte. Es wäre ihm gewiß ein Leichtes geweſen, den Major an eine einſame Stelle zu locken, irgendwohin außer⸗ halb Paris. Er ſchoß ihn jedoch in ſeinem Garten nieder und zeigte damit, daß es ihm gar nicht darum au tun war, ſein Verbrechen zu verbergen. Aber ſeien Sie beruhigt, der Mörder kann aus Frankreich nicht hinaus, ſein Beruf iſt der beſte Steckbrief Ein be⸗ kannter Kinoſchauſpieler, deſſen Bild in Frankreich, ja faſt auf oͤer ganzen Welt vielleicht mehr bekannt iſt als das des Präſidenten der Republik“ a „Ich bewundere Ihren Optimismus, Oberinſpek⸗ tor!“ entgegnete zweifelnd der Unterſuchungsrichter. „Nun, wir werden ja ſehen“, antwortete dieſer, „das Verhör mit Frau Morell wird hoffentlich die fehlende Aufklärung bringen.“ Inzwiſchen war auch der Polizeipräfekt am Tat⸗ ort erſchienen. Er wollte den Verhören beiwohnen und begab ſich mit der Kommiſſion ſofort ins Haus. Jollivet begrüßte ihn und wurde von Pacou beiſeite genommen. Es war ein großes Zeichen ſeines unbe⸗ 1 Vertrauens zu dem Oberinſpektor, als er jagte: „Ich habe geſtern einen Mann, der mir einen Mord ankündigte, laufen laſſen... Nein, nein, er⸗ widern Sie mir nichts darauf, es iſt ſo... Ich habe auch den Unterſuchungsrichter ſchon von dieſem Be⸗ ſuch verſtändigt.“ „Glauben Sie, Herr Präfekt, daß er mit dieſer Tat⸗ ſache etwas anzufangen weiß? Meine Anſicht iſt, daß 1 nach dem Verhör für ihn erledigt ſein wi 57. Vielleicht mit Recht! Denn die ganze Angelegen⸗ heit ſcheint nicht mehr viel Geheimnisvolles an ſich zu haben. Die einzige Senſation, die noch übrig bleibt, iſt die Verhaftung des Mörders. Sämtliche Zentralbahnhöfe, Grenzſtationen und Häfen werden eben verſtändigt.“ „Sie vergeſſen, Herr Präfekt, daß uns Gerron eine ganz merkwürdige Geſchichte erzählt hat. Die Geſchichte einer ſeltſamen Nacht 5 Fortſetzung folat) N Seite 111 2— 5 5 3 9 3 18. Seite/ Ni ummer 341 Neue Mannheimer Zeitung Sountags⸗ Ausgabe Samstag, un Sonntag, 2 8. Juli 1935 dem hinteren Rad ber den Leib des Knaben Fingernägeln eingekratzt war: keine Tannhofbäuerin 188 8 25— N 1.. Schiffsrieſen auf dem Neckar Schriftleiler Fritz Segelken 7 fuhr. Das Kind trug ſchwere innere Verletzungen ſolle künftig ihr Kind aufziehen. Da der Fluch von 05 5. 8 5 5 4 1 g e dav de 8 der Urgroßmutter ab in Erfüllung gegangen w * eidelberg, 26. Juli Das größte Schiff, das* Freiburg, 26. Juli. Am 26. Juli ſtarb nach 1 197 9 15 6b. erlatz⸗. 5 wollte Ban Aigner, der Einzige des Pan 9 2 1 27* r 1 N 82 2 4 5 2 8 117 18— f ke Haus Aigner,. 2 5k S Lark 2 jemals den* hren hat, der 1370 Tonnen langem, ſchweren Krankenlager im Alter von 40 a, Waldmichelbach, 27. Juli, e bauern, ledig bleiben. Aber ſchl eßlich läßt er 0 große Rheinl anla 25“, ging geſtern Jahren der ſtellvertretende Hauptſchriftleiter der Hans Mün ch feierte mit ſeiner Ehefrau geb. Weber 19 1 1 Meinen 9 L 5 Nicht) laßt er ſich 42 1 1 25 2323. e,, 20 3 ch umſtimmen, als erta Richter, ein hage⸗ abend hier vor Anker, um heute früh um 6 Uhr„Freiburger Zeitung“, Fritz Segelken. Er war das Feſt der br 7 e Das Jubel⸗ 5 10 0 111 0 4 45 0 ſich nimmt 1055 A die Fahrt neckaraufwärts fortzuſetzen. Im Laufe in Bremen geboren und iſt in jungen Jahren nach paar erfreut ſich noch beſter Geſundheit. 15 1 4 Hans zu heiraten. Ort der 9 565. reite 8 wurde Heidelberg von weiteren gleich⸗ Baden gekommen, wo er am„Mannheimer Tage⸗* Egringen(Amt Lörrach), 27. Juli. Zu dem 1 die Gegend 555 Berchtesgaden. Damit it ähnen paſſiert. Die von Mainz kommen⸗ blatt“ und am„Oberländer Boten“ in Lörrach Brand in dem Anweſen des Georg Sütterlin zugleich geſ jagt, daß die Handlung in einen 1 7 5 1 3 . c 5 ge find auf der Fahrt nach Heilbronn wirkte. 1927 tam er zur„Freiburger Zeitung“, wo wird noch bekannt, 5 1 Beſtimmtheit Brand⸗ i geſtellt warde, Die Eigen: zur Einweihung des Großſchiffahrtsweges. er vor einigen Jahren ſein 25jähriges Schriftleiter ſtiftung vorliegt. Verdacht richtet ſich auf des Hochzeitsfeſtes werden in beſonders feſſelnd jubiläum begehen konnte. In den Kreiſen ſeiner einen früher bei e beſchäftigten Knecht, nach Weiſe 175 die Fa hrt des Hochzeitszuges 1959 5 Freunde und Berufskameraben ſchätzte man den dem noch gefahndet wird. Die von 6 1 Brandunglück e 0 die Freuden lde 927 Berch een 1 51 27. 5 557 Verſtorbenen als aufrechten und liebenswürdigen betroffene Familie iſt in einem zufällig freiſtehenden 2 5 Weihnachts schützen unterſtrichen. Mit P e Schwetzingen, 27. Juli. Aehnlich dem Vorgehen Menſchen, der das Streben hatte, in ſeinem Wir⸗ Anmeſen untergebracht worden. Der Gebäudeſchaden 97 0 g 9185 Ai j d Ursula G aul anderer 1 5 nun 3 das hieſige Bürger⸗ kungskreis Volk und Vaterland zu dienen. Segelken beträgt ungefähr 30000 Mark, während der Fahrnis⸗ 2 55 Figl weitern 5 e meiſteramt den Juden das Betreten des Städ⸗ war Ehrenvorſitzender der Bezirksgruppe Ober⸗ ſchaden auf 5000 Mark geſchätzt wird. Darſtellerinnen in kernhaft natürlichem Spiel. 465 tiſchen Schwimmbades verboten. Das baden des Reichsverbandes d 1 Preſſ 12 5. 0 f 8 8 der deutſchen Preſſe. Verbot iſt durch Anſchlag kenntlich gemacht.. 5 ichen Peef urgelungener Kauz iſt Joſeph Eichheim als Knecht Michel. „a- Weinheim, 27. Juli. Wegen Obſtdiebſtahls aa Weinheim, 27, Juli. Ihren 79. Geburtstag. 1 Das Beiprogramm erhölt ſeine beſondere Note . l fe ſt⸗ feierte Frau Anna Zorn Witwe. Frau Sufanne Jilmrundſchau durch einen lehrreichen Vortrag über fleiſchfreſſende wurden durch die Gendarmerie 2 Perſonen 5. i 5 f 1 5 g genommen. Auch in der näheren Umgebung find Lang konnte auf 78 Lebensjahre zurück⸗ Univerſum:„Die Frauen vom Tannhof“ Pflanzen. Sch. in letzter Zeit Diebſtähle vorgekommen.— Frau Eli⸗ 1 1 Geburtstagskinder erfreuen ſich noch Nach einer Sage hat vor über hundert Jahren ſabeth Schuhmacher feierte ihren 77. Geburtstag. guter Geſunsheit. eine Tannhofbäuerin, die ein Kind erwartete, eine Ihren 84 Geburtstag dürfte Frau Katharina Rettig* Weinheim, 26. Juli. Ein hier in der Band⸗ ſchwangere Magd aus dem Hauſe gejagt. In kalter Hinweis in der Grundelbachſtraße begehen. Beide Geburts⸗ gaſſe ſtehendes Fuhrwerk wurde von dem vierjäh⸗] Winternacht iſt die Obdachloſe in einer Felshöhle tagskinder erfreuen ſich noch einer ungetrübten Ge⸗ rigen Kind Franz Tenges durch Oeffnen der mit dem Neugeborenen erfroren. An der Felswand Im Hindenburgpark in Ludwigshafen gaſtieren ſundheit. Bremſe ins Rollen gebracht, wobei der Wagen mit wurde ein Fluch vorgefunden, der mit blutenden][ heute Paul Lincke und Fritz Dütthernd Kläre Ehrbar Erich Weber Verlobte Für die uns in unserem tiefen Leid erwiesene wohltuende Teilnahme danken wir herzlich. Augusta- Anlage 13 L 14, 13 juli 1933 sor —— Honig Ja Qualität, echter Bienenh., Friedel Hamburger 80 Jullus Hochsfsdfer ee Verlobte Kaum ertönt das Telefon 8, Mannheim Johennesburg(Sudeftike) Angesaust kommt Lechner schon 1 0 4, 8/0 Nannhem 3 Und die Scheibe, die entzwei let erneuert, eins zwei: drei Brucksachen jeder Art liefert billigst, Srangus „Glaserei Lechner“ bruckerel Ur. Haas/ Meuse Mannpelmer Zeitung felümang, 5 J. 0 8 6. 30 Tel. 26336 ½ 1. 46 n 1.—6 S884 Karl Vorbach und Frau Familie Wilhelm Nöslen Familie Luise Sauer WVe. 5 5 Stall Kerlen! Saison- 2 um Schluß- erte Sommefschlubverkauf Aman find en Beginn 29. Jul er- Hemdchen ach thenden Schluß 10. 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Es riecht nach Karbol, nach Aether, nach Jodoform. Sie lieſt nüchterne Krankengeſchichten über Steinbildung in beiden Nierenbecken, über nichtoperative Therapie des Stars, über kliniſche Behandlung der Lungentuber⸗ kuloſe. Vertraute Worte. Ihre Welt. Ihre Welt? Iſt ſie nicht gern hinausgegangen? Hat ſie ſich nicht geſehnt aus der Krankenhausluft in die geſunde Luft Alfred Meimbergs? Und iſt ſie nicht zufrieden? Ja, ſie iſt zufrieden. Aber die Welt Alfred Meimbergs iſt noch nicht ihre Welt. Ihre Welt muß ſie ſich erſt ſchaffen. Ihre eigentliche Aufgabe muß ſie erſt finden. Und was iſt ihre Aufgabe? Auch das beginnt ſie in dieſem Augenblick zu ahnen. Sie würde gern ein paar Menſchen aufmerkſam machen auf die in ihnen ſchlummernden Möglichkeiten, ihren Mann Alfred Meimberg vor allem, der noch lange nicht das iſt, was er eigentlich iſt. Und ſpäter ihre Kinder. Ja, ſie wüßte vielleicht genau, daß ihre Welt die einer echten Frau und einer rechten Mutter ſein wird, wenn nicht die unechten Frauen und ſchlechten Mütter ſoviel ſüßlichen Heiligenſchein um dieſe natürlichen Dinge gemalt hätten(die die meiſten von ihnen auch nicht im entfernteſten beherrſchen). Und wenn nicht die Männer ſo ſehr die Erkenntniſſe der Frauenwelt ablehnten. Bitte, man muß ſich nur vorſtellen, ſie ginge jetzt in das Bierreſtaurant zu⸗ rück und ſpräche mit den beiden Männern Meimberg und Fehr über die in ihnen ſchlummernden Möglichkeiten. Sie muß herzlich bei dieſem Gedanken lachen. Aber ſie iſt be⸗ ruhigt. Hier iſt ihr Weg, in ihre Welt... Damit ſchläft ſie ein. Sie hört auch nicht, wie Alfred gegen zwei Uhr vorſichtig in ihr Zimmer ſchleicht, wie er ſich an ihr Bett ſetzt, wie er ſie anſchaut, verliebt, weil ſie ſo zart ausſieht im Rahmen ihrer Kiſſen. Be⸗ ſorgt, weil Dr. Fehr geſagt hat, ſie ſei allzu empfindſam, und unſere Zeit brauche Frauen, die ſich auch allein zurechtfänden, wenn der Mann mal ein Jahrzehnt keine Zeit hätte. Prüfend, weil ſie ſich darüber geſtritten haben, welchen Raum eine Frau im Leben des Mannes einnehmen dürfe, die lfte, ein Viertel oder viel, viel weniger, ein Zehntel etwa. Alfred ſitzt eine Viertelſtunde an ihrem Bett. Er möchte, daß ſie aufwache. Er möchte gleich mit prechen. Er will nicht die Zweifel behalten. Alte Freunde ſi ja immer gefährlich in einer jungen weil ſie zu früh das„objektive“ Bild der Frau geben. Allzu leicht glaubt der Mann, das„objektive“ Bild ſei auch das wirkliche. Er hat zu oft gehört und erlebt, daß Liebe blind mache. Er fürchtet ſich alſo, ar blind zu ſein und nachher D de ſieht durch alle ſehend zu werden. Tatſächlic und Liebe macht ſehend. Denn der Vordergründe⸗Tatſachen und Taten hindurch den Kern, die echte Wirklichkeit des Geliebten. Und wenn er an dieſer i feſt⸗ hält, hilft er ihm, ſormt er Deshalb iſt Liebe ar ht un⸗ männlich, wie immer, noch ſehr vie wahren des Lebens, ſondern z im ſchönſten Sinn. enkend vom alſo männl iſt ein wenig irre geworden. Nicht daran, daß er 8 ict„ daß er Barbara t, aber daran, daß es wich t das gefährl Ergebnis dieſes Abends. Barl liebt. Am anderen Morgen aber, einem Frühſtück auf der Terraſſe des Hotels önen Linden, bei einer Sonne, die herrlich warm und f ch ſtrahlt, das Leben der beiden an der Stelle weiterzugehen, an der es am Abend aufgehört hat. Sie ſind ſich über alles vollkommen einig. Daß man an Fehr die Folgen des junggeſellenhaften einſeitigen Denkens erkennen könne, daß man ihm anmerkt, wie wenig er mit wirklichen Frauen zu tun gehabt hat. Daß es dennoch Alfred gut war, nach acht Tagen Hochzeitsreiſe einen Männerabend zu haben, und für Barbara ſehr ſchön, ein bißchen Medizinwelt zu riechen. Endlich, daß es Zeit iſt, mit dem Herumſtromern Schluß zu machen, irgendeine Landſchaft wirklich kennenzulernen. Sie ſind ſchon, wie die anderen Autler, richtige Landſchaftsfreſſer und Kilometer⸗ mörder. unden. Fehr hat ſte ganz nahe Alfred hat eine ſamoſe Sache herausgef empfohlen. Eine ſtille 0 einer kleinen Stadt, zwei Autoſtunden von Hier die Adreſſe: Haus Rebſtock, Beſitzerin Frau 6 Hier eine Bildpoſtkarte! Sehr nett, nicht wahr? Alſo mal anſchauen! Sie fahren durch die Vorlandſchaft der Rauhen Alb, durch f* Rebengelände, durch Obſtgärten, Obſtgärten. Sie eſſen in der kleinen Stadt auf einem Marktplatz szwiſchen ſpitz⸗ giebeligen Fachwerkhäuſern zu Mittag, und am Nachmittag halten ſte hundert Meter vom Rebſtock der Frau Görnewitz. Ein Fluß fließt dicht am Hauſe vorbei. Hundert Meter ober⸗ halb ſteht eine Holzhütte auf der Wieſe. Ein paar Herren ſpringen umher und werfen ſich Gummiringe zu. Kinder patſchen ſchreiend unter der Brücke im Waſſer. Gleich hinter dem Haus beginnt ein Hügelwald aus Tannen, Buchen und Akaßzien. Die Penſion iſt hell geſtrichen, hat große Fenſter und vor jedem Fenſter einen Balkon. Im Garten am Fluß ſtehen ein paar Tiſche, mit bunten Schirmen drüber. „Es iſt wie überall“, ſagt Alfred Meimberg.„Von weitem ſieht es luſtig aus und um Sehnſucht zu kriegen. Beinahe mondän, wenn mondän was wäre. Es iſt wie auf dem Wannſee, wenn man Segler vorbeirauſchen ſieht. Von weitem ſind das alles ſehr vornehme Menſchen. Näher beſehen, ſind ſtie genau wie wir: nett oder weniger nett. Alſo?“ „Na alſo“, ſagt Barbara.„Vielleicht kann man da oben die Holzhütte kriegen.“ „Nein, die Holzhütte“, lächelt Frau Görnewitz,„die Holz⸗ hütte wird erſt am Sonntag frei. Iſt auch zu primitiv für die Herrſchaften. Kein fließendes Waſſer. Aber die beſten Zimmer ſind zufällig frei.“ Zwanzig Minuten ſpäter haben ſie die beſten Zimmer, Weſt⸗ zimmer, in die gerade die Sonne ſcheint, mit bunten Vorhängen und bunten Wänden, mit blauem Bett(Meimberg) und rotem Bett(Barbara), mit einem Schreibtiſch auf ganz dünnen Beinen, mit einem Schrank in der Wand, der mit dem Schrank im Nach⸗ barzimmer dieſelbe Wand hat. Man muß alſo, wenn man nicht ſchwerhörig iſt, am Leben der Nachbarn ein wenig teilnehmen. Die Görnewitz, die Penſionswirtin, iſt ein wenig blonder, als es die Natur mit ihr vorhatte, ein wenig jünger, als es ihr Geburtsſchein anzeigt, viel liebenswürdiger, als es ihrem Tem⸗ perament entſpricht, und viel geſprächiger, als für den Frieden des Hauſes gut iſt. Sie iſt immer noch ſehr hübſch, verkauft für einen guten Witz jeden Freund. Und verſteht es, ihre Gäſte mit⸗ einander zu miſchen. Eine Stunde nach Einzug kennen die Meimbergs bereits alle Mitbewohner. Und da ſie ſich nicht viel um ſie kümmern wollen, wird es wohl gut gehen. 11. Barbara wacht aus dem Frühſchlaf auf. Sie iſt ſchon um zehn ins Bett gegangen. Man wird ſo ſehr müde von der Sonne, dem Baden, dem Spazierengehen, dem Nichtstun und vor allem von dem Sprechen mit den fremden Menſchen. Aber jetzt iſt ſie aus⸗ geſchlafen. Das Zifferblatt der Uhr leuchtet: Zwölf Uhr. Durch den Spalt der Flurtür ſchimmert etwas Licht. Man hört einen Mann flüſtern, eine Frauenſtimme antwortet abweh⸗ rend. Dann zutraulicher, dann lacht ſie. Mitten im Lachen löſcht das Flurlicht aus. Die Männerſtimme ſpricht weiter, leiſe, leiſer. Sie verliſcht. Man hört, wie ein Schlüſſel umgedreht, ein Riegel vorgeſchoben wird. Barbara liegt mit offenen Augen. Das junge Mädchen drüben iſt eine der blonden Freundinnen, die am Nachmittag mit großem Geſchrei im Fluß badeten und am Abend auf der Wieſe kicherten. Ein hübſches Mädchen mit ſonnüberbräunten zarten Farben und einer kandierten Stimme. Und der Mann? Barbara ſchlägt ungeduldig ins Dunkel. Sie wird ſich noch den Kopf zerbrechen, wer der Mann iſt. Sie wird noch eine echte Sommerfriſchlerin. bei uns immer das Leben, Frau Meimberg, in ſeinem ſteten Wechſel. Und man kann mitleben, oder man kann beobachten.“— „Nein, danke!“ hat Barbara geantwortet.„Ich beobachte weder gern, noch lebe ich gern mit!“ Und Frau Görnewitz lachend„Sehr begreiflich auf der Hochzeitsreiſe, ſehr begreiflich!“ Barbara richtet ſich auf. Sie horcht hinüber. Vielleicht ſchläft Alfred noch nicht. Er hat, ein Buch in der Hand, lange neben ihrem Bett geſeſſen. Komiſch, nicht wahr, daß man das angenehm und warm in den Schlaf hinein ſpürt. Merkwürdig überhaupt, ganz anders, als alle Menſchen geſagt haben, iſt eine Ghe. Oder ihre Ehe. Inniger, wärmer, freundlicher, als ſie zu hoffen wagte. Trotzdem bleibt man ſich in manchem erſtaunlich fremd. Würde ſie es etwa wagen, Alfred zu wecken? Nur, weil ſie ſich nach ihm ſehnt? Ausgeſchloſſen. Sie ſieht hinaus. Der Stern, der die erſte Nacht durch den Nußbaum ſchien, iſt untergegangen. Die andern Sterne ſind auch weg. Nach vierzehn Tagen Sonnenſchein, Mondſchein, Sternen⸗ ſchein iſt der Himmel unſichtbar. Barbara nimmt ein Tuch um und geht auf den Balkon. Es iſt handwarm draußen, ſehr dunkel. Ab und zu zuckt der Wider⸗ ſchein eines Wetterleuchtens über das Haus. Dann ſieht man die Felſenmauer, die den Bergwald oben abſchließt, man kann den SS ieee— 5 Sonntags Blatt der Neuen Mannheimer Zeitung Fuß erkennen, die beiden Eſchen am Ende der Wieſe. Da ſie ſich umdreht, taucht der kleine Fluß auf, grauſchwarz, dämmerfarben. Das Waſſer trommelt oben auf der Wieſe gleichmäßig über ein kleines Wehr. Es ſchurrt gegen die mit Holz verſteifte Ufer⸗ höſchung am Knick. Es gluckert am Haus vorbei, Vom Wald her geht ein Schatten über die Wieſe, pfeift leiſe, duckt ſich blumen⸗ pflückend, der kleine Oberlehrer, der ſtill für ſich in der Ecke des Speiſeſaals ißt und in alle Damen gleichzeitig verliebt iſt. Jetzt wird unten in der Glasveranda Licht gemacht. Drei Schatten fallen über die Wieſe: der Schatten der Görnewitz, der Schatten des zweiten kichernden Mädchens und ein Mannsſchatten. Der wird dem Bankrat Meidam gehören, dem ſtattlichen Witwer, der die Holzhütte bewohnt, ſeine Stiefel mit Tran ſchmiert und immer ſagt, er ſei zu alt für die Frauen. Jetzt hat er einen Arm um die rechte Schulter der Görnewitz gelegt und den anderen Arm um die linke Schulter des Mädchens, das immer kichert. Ein Gram⸗ mophon beginnt zu ſchleifen, Jazztrompeten, mit ganz leiſer Nadel gespielt.. Ein paar Tropfen fallen auf Barbaras Nacken und Hände. Angenehm. Wenn es mehr regnete, würde ſte ein Regenbad nehmen. eee eee eee —— ee— Sie geht hinein. Sie legt ſich wieder ins Bett. Merkwürdig waren dieſe drei Tage. Man merkt erſt, wie überflüſſig es meiſtens iſt, mit anderen Menſchen zu ſprechen. Was haben ſie beide zum Beiſpiel mit Frau Görnewitz gemeinſam, was mit den beiden Kichermädchen, was mit Bankrat Meidam? Nichts. Ihr Leben will was anderes und iſt was anderes. Und es iſt nur merkwürdig, wie man das verſchieden aufnimmt: Alfred iſt immer liebenswürdig, freundlich, intereſſiert ſcheinbar. Sie, Bar⸗ bara, wirkt immer hochmütig, abweiſend und kalt. Zu dumm! Sie findet ſich gar nicht beſſer als die anderen Menſchen. Sie findet ſich nur anders. Das Dümmſte aber iſt: Sie findet Alfred zu liebenswürdig, und Alfred findet ſie zu hochmütig. Da hat man alſo wieder einen kleinen Grund zum Streiten. Wie? Sie ſtreiten ſich? Nein, aber ſie kabbeln ſich, ſie ärgern ſich ein bißchen übereinander, und ſie müſſen ſich öfter ausſprechen, als es ihnen lieb iſt. Iſt das nun ſchlimm? Sie hört nebenan durch die offene Tür Alfred Meimberg gleichmäßig und ruhig atmen. Sie hört an der offenen Balkontür die Regentropfen gleichmäßig fallen. Schlimm? Nein, ſie iſt glücklich. Sie ſchließt die Augen. Sie ſchläft ein.(Fortſetzung folgt.) Frau Adis und der Mörder/ eezählung von S. f. Schmitt Raſch ſenkten ſich an dieſem froſtigen, mondloſen Oktoberabend die Nachtſchatten über den Wald und der ſchwerfällige, ärmlich gekleidete Mann, der den ſchmalen Pfad entlang haſtete, verdop⸗ pelte ſeinen Schritt, wenn er auch ſorgſam darauf bedacht war, möglichſt geräuſchlos zu gehen. Vor einer Hütte am Waldesrande blieb er ſtehen, blickte zögernd durch das beleuchtete Fenſter und trat dann raſch ent⸗ ſchloſſen, ohne zu klopfen, ein. „Was, Sie ſind's, Peter,“ rief die Frau, die beim Herdfeuer ſtand.„Ich hörte Sie nicht klopfen.“ „Ich habe auch nicht geklopft,“ ſtieß er atemlos hervor.„Ich wollte nicht, daß jemand mich hören ſollte. Man iſt hinter mir her, Frau Adis!“ „Was haben Sie wieder angeſtellt?“ „Ich hab' auf jemanden geſchoſfen.“ „Und iſt er tot?“ „Ich weiß nicht.“ Frau Adis war ein kleines, gebrechlich ausſehendes Weibchen, mit ſtrengen Zügen in dem gebräunten Geſicht, deſſen Haut zu Sie zählte nicht mehr als zweiundvierzig Jahre, aber das Leben geht mit manchen Frauen auf dem Lande ſchonungslos um, und ihr Leben war ſchwerer als das der meiſten andern.„Was wollen Sie denn von mir, Peter?“ fragte ſie ein wenig mürriſch. „Könnte ich mich irgendwo bei Ihnen verſtecken, bis ſie vorbei⸗ gekommen ſind?“ „Wer ſoll vorbeikommen?“ „Die Heger ſind's. Ich war unten im Zinderwald, um nach⸗ zuſehen, ob es dort was zu holen gibt und dabei haben mich die Kerle erwiſcht. Da hab' ich ihnen halt eine hineingepulvert und bin gelaufen.. ich mein, ſie werden gleich da ſein..“ Einen Augenblick herrſchte tiefe Stille in der dumpfen, kleinen Küche. ö „Tun Sie's Tom zuliebe,“ drängte Blick auf Frau Adis geheftet. „Sie waren ihm gerade kein ſo guter Freund,“ fuhr ſie den jungen Mann an. „Doch Tom war mir immer ein aufopfernder Freund. Er würde es gewiß wünſchen, daß Sie mir aus der Patſche helfen.“ „Mag ſein, Tom denkt beſſer von Ihnen, als Sie's ver⸗ dienen.. Gut, bleiben Sie da, bis er von der Arbeit zurück⸗ kommt,“ entſchied ſie nach kurzem Ueberlegen, wobei ſie eine Tür, die von der Küche in eine Rumpelkammer führte, öffnete.„Nie⸗ mand wird Sie hier vermuten, beſonders, wenn ich ſage, daß ich Sie nicht geſehen habe.“ „Danke. Sie ſind eine gute Frau. Ich weiß, ich bin's nicht wert, aber ich wäre gewiß anders geworden, hätte ich ſo eine Mutter wie Tom gehabt.“ Ohne eine Antwort zu geben, verſchloß Adis die Türe, und Peter befand ſich in tiefer Dunkelheit, die nur durch einen Licht⸗ schimmer erhellt wurde, der aus den Ritzen drang. Er wußte, Tom würde die Handlung ſeiner Mutter gutheißen, denn ſie zeter, den beſchwörenden waren Jugendgeſpielen und ihre Freundſchaft hatte trotz ihrer verſchiedenen Laufbahn und ihrer entgegengeſetzten Charaktere keine Aenderung erfahren. Peter hockte ſich auf die Säcke nieder, die eine Ecke der Kammer einnahmen, und harrte in angſtvoller Spannung der kommenden Dinge. Er hätte ſelbſt nicht ſagen können, wie lange er in dieſem Zuſtand qualvoller Ungewißheit geweſen, als plötzlich der Klang feſter Schritte vor der Eingangstür ſein Herz faſt zum Stillſtand brachte. Kein Zweifel, das waren die Wildhüter! Sie hatten vermutet, wo er ſich aufhielt— bei Frau Adis, der Mutter ſeines beſten Kameraden. Es war Irrſinn geweſen, gerade in dieſe Hütte einzukehren. Ein heftiger Schauer ſchüttelte ſeinen Körper und ſeufzend ſank er tiefer in die Ecke. Doch die Männer blieben nicht einmal vor der Hütte ſtehen, und erleichtert hörte er, wie ihre Schritte in der froſtigen Stille verhallten. Wenige Sekunden ſpäter ſteckte Frau Adis den Kopf in die Kammer.„Das waren ſie,“ ſagte ſie kurz.„Sie hatten Laternen und ich habe ſie erkannt. Sie ſind in die Richtung zum Schloß gegangen. Es wäre beſſer, Sie würden gleich jetzt losmarſchieren. Ich weiß, um neun Uhr geht ein Zug, der bis an die Grenze führt. Vielleicht können Sie ihn noch erreichen.“ „Da wär' ich freilich aus dem Waſſer,“ meinte Peter.„Aber ich hab' das Geld für die Fahrkarte nicht bei mir.“ Frau Adis öffnete eine Küchenlade.„Da nehmen Sie zehn Mark, das wird reichen.“ „Wie ſoll ich Ihnen für Ihre Güte danken, Frau Adis?“ „Sie brauchen mir gar nicht zu danken. Ich tu' es nur Tom zuliebe. Ich weiß, was für einen Narren er an Ihnen gefreſſen hat.“ Sie öffnete die Tür, doch noch an der Schwelle blieben beide ſtehen. Wieder machten ſich Tritte aus einer gewiſſen Entfernung vernehmbar. „Ich meine, Sie ſollten in die Kammer zurückgehen und warten, bis ſie vorbeikommen,“ riet Frau Adis. Mit einem unwilligen Achſelzucken folgte Peter ihrem Geheiß. Bald darauf hörte man ein Klopfen an der Tür. Es war a o nicht Tom. Zitternd vor Aufregung lugte Peter durch den Spalt in der Kammer. Er erkannte in dem Mann, der eben in die Küche trat, Velter, einen der Heger vom Schloß. Bleiſchwer hingen dem Flüchtling die Arme vom Leibe und die Füße verſagten ihm den Dienſt, ſo daß er ſich auf die Säcke niederſetzen mußte. Sie hatten alſo ſein Verſteck erraten, gleich würden ſie ihn von hier hervor⸗ ziehen. Es war alles verloren. Der Wildöhüter drehte verlegen die Kappe in der Hand und es ſchien ihm ſchwer zu fallen, die rechten Worte zu finden. „Nun, was gibt's,“ forſchte Frau Adis. Peter horchte angeſtrengt, denn das laute Klopfen ſeines Her⸗ zens übertönte faſt die Stimmen im Nebenraume. „Ich hab' ſchlimme Nachrichten für Sie, Frau Adis.“ Sie wechſelte die Farbe.„Sie meinen doch nicht Tom, was?“ „Er iſt draußen“, ſagte Velter. Neue Mannheimer Zeitung/ Sonntags⸗Ausgabe Samstag, 27. Juli Sonntag, 28. Jult 1988 —. 21. Seite/ Nummer 341 — Elnspaltige Kleinanzeigen bis zu einer Höhe von loo mm je mm Annahmeschluß für die Mittag- Ausgabe vorm. 8 Uhr, für die Abend-Ausgabe nachm. 2 Uhr 68 Pfl. Stellengesuche je mm 4 Pf. 9 0 e Offene Stellen 5 deneral-Verkreler„ Verte 22 f auf eig. Rechng. arbeit. für.. 10 8 1 1 Kaulge⸗ 5 4— umwälz. Weltſchlager„Elaſtine“. U r a 25 5 15 beanelgartig! Was d. bek. Alteingeführt.]] Gebrauchte 5 5 sing ee,. 5 5 1„Elaſtine“ in d. Waſch⸗ 5 en kyl., ö 5„ Führende Lebensversicherungs- Gesellschaft hat küche.„Elaſtine“ ſaugt d. Schmus 115 Marmorplatten. Auf dem Almen hof Lindenhof! geſucht, Tau ch a. d. Wäſche. Glänz. 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