Donnerstag, 31. Januar 1929 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei eytl Aenderung der wirtſchaſtlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Qaupt⸗Nebenſtelle R 19/11 8 ermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, chwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 11 Telegramm⸗ Adreſſe. Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24958 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Jeit und Leben WMilkag⸗ Ausgabe 5 0 Mannheimer General Anzeiger Mannheimer Frauenzeitung Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Technik Nr. 51— 140. Jahrgang Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei 1 0 5 je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen —4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. 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Nach An⸗ ſicht der Polizei müſſen ſie für das Auſſchweißen der Geld. ſchränke acht Stunden gebraucht haben. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geſchätzt. Der Einbruch ſteht in der Berliner Kriminalgeſchichte einzig da. Es ſteht feſt, daß die Vorarbeiten für bie Tat min deſtens 14 Tage gedauert haben. Der Bank⸗ kreſor iſt in den Kellerränmen untergebracht. Von den benach⸗ barten Kellerräumen aus drangen die Verbrecher bis an die Gundmanern des Treſors in der Kleiſtſtraße. Sie ſtemmten ein Loch in die Grundmaner und Iruben einen Stollen in das Erdreich, der eine Länge bon fünf Metern hatte und an einer Stelle unter dem Bürgerſteig der Kleiſtſtraße hindurch führte. Der Stollen wurde ordnungsgemäß mit Brettern ausgeſchla⸗ gen, um ein Nachrutſchen des Erdreiches zu verhindern. Von dort aus gelangten die Verbrecher in den Luftſchacht des Treſors, wo ſie mit einem Sanerſtoffgebläſe den Ventilator und eine ſchwere Stahlplatte herausſchnitten. Der Luftſchacht führt zur Silberkammer des Treſors, wo die Einbrecher wiederum mit Sanerſtoffgerät eine ſchwere Stahltüre durch⸗ Jägten, eine Arbeit, die ebenfalls längere Zeit in Anſpruch ge⸗ nommen haben muß. Dies alles geſchah, obwohl das den Treſor umgebende Mane rwerk 55 Zentimeter ſtark und mit einer Stahlſicherung verſehen war. Außerdem waren überall Alarmvorrichtungen angebracht, die beim Berühren weit hörbare Signale gaben. Den Verbrechern blieb daher als einziger Weg der durch den Ventflator. In dem eigentlichen Treſorraum befinden ſich etwa 150 Fächer. Die Verbrecher zerſtörten den Mechanismus der Stahltüre, ſodaß ſie ſich von außen nicht mehr öffnen ließ, Sämtliche Fächer ſind ausgeraubt. Die Verbrecher beſchränkten ſich aber darauf, nur diejenigen Stücke mitzuneh⸗ men, durch deren Veräußerung ſie ſich nicht verraten konnten. So wurden beiſpielsweiſe ſämtliche Aktien zurück⸗ gelaſſen. Trotzdem dürfte aber die Beute in die Mil⸗ lionen gehen. Nachdem bereits vor etwa vier Wochen gemeldet worden war, daß einige Marmorplatten in der Anßen⸗ wand des Hauſes ſich gelockert hatten, entdeckte man am Montag das Verſagen der Panzertüre. Niemand vermutete einen Einbruch, da die Alarmſignale nicht ertönt waren. Man glaubte vielmehr an eine mechaniſche Störung und benachrichtigte die Firma, die den Treſor gebaut hatte. Dieſe mußte die 55 Zentimeter ſtarke Treſormauer durch⸗ brechen laſſen, wobei ſich daun ergab, daß Einbre⸗ cher im Treſor geweſen waren. Um die Frage der Haftung der Bank dürfte ſich ein Rechtsſtreit ergeben, wenn auch die Bank aus Preſtigegründen beſtrebt ſein bürfte, den Schaden wieder gutzumachen, falls die Inhaber der Fächer dieſen nachzuweiſen imſtande ſind. * Neuer Vankſkandal in Verlin Seit einigen, Tagen ſind die Berliner Kriminalpolizei und die Staatsanwaltſchaft damit beſchäftigt, einen neuen Bankſkandal aufzuklären. Es handelt ſich dabet um das an⸗ gebliche Bankhaus Rothenberger u. Cie. Nach den bisherigen Ermittlungen hat die Firma einer Anzahl deut⸗ ſcher Kapitaliſten wertloſe amerikaniſche Aktien als hochſtehende Wertpapiere verkauft. Dem Inhaber des Bankhauſes, dem Kaufmann Willtam Sachs, der angeblich nach Paris geflüchtet ſein ſoll, ſollen dadurch Milllonen⸗ beträge zugefloſſen ſein. Allem Anſchein nach werden die Geſchädigten vollkommen leer ausgehen. Großfeuer bei Tietz in Verlin Bis auf die Grundmauern niedergebrannt Ein Rieſenbrand entſtand am Mittwoch abend acht Uhr in dem großen Warenhaus von Hermann Tietz in der Chauſſee⸗ ſtraße. Das rieſige Gebäude wurde vollſtändig zerſtört. Wie eine ungeheure Fackel leuchtete der Schein über der Reichs⸗ hauptſtadt bis weit in die Vororte hinein. 14 Löſchzüge unter der Leitung des Oberbranddirektors verſuchten, gegen das Feuer anzukämpfen. Die Feuerwehr war aber machtlos und mußte ſich darauf beſchränken, den ungeheuren Funken⸗ Flug zu bekämpfen, der gegen zehn Uhr abends zu einer Panik im Norden Berlins führte, als das Gerücht auftauchte, eine Gas anſtalt ſei gefährdet. Auch der noch nicht fertiggeſtellte Neubau neben dem Hauptgebände iſt vollſtändig ausgebrannt. Zahlreiche Wohnungen in der Umgegend mußten geräumt werden, da es den Bewoh⸗ nern uumöglich war, ſich infolge der Gluthitze in ihren Woh⸗ nungen aufzuhalten. Die Polizei hatte ein großes Aufgebot entſandt. Polizei⸗ präſtdent Zörgiebel und Vize⸗Polizeipräſident Weiß ſelbſt überwachten die getroffenen Maßnahmen. Nach einiger Zeit wurde von der Feuerwehr das Waſſergeben eingeſtellt, weil es zwecklos erſchien. Gegen elf Uhr abends klaffte eine leere, rot⸗ glühende Ruine an der Stelle, wonoch am Nachmittag ein prächtiges Warenhaus geſtanden hatte. Zum Glück iſt der Brand erſt in den Abendſtunden aus⸗ gebrochen. Es befanden ſich aber noch Angeſtellte in dem Gebäude, die zunächſt verſuchten, dem Feuer mit Handfenerlöſchern zu Leibe zu gehen. Dadurch erhielt die Feuerwehr, die ganz in der Nähe eine Großbrandwache hat, verſpätete Meldung, und gegen acht Uhr war der ganze erſte Stock plötzlich in Flammen gehüllt. Sämtliche noch im Ge⸗ bäude auweſenden Angeſtellten ergriffen die Flucht. Ein Feuerwehrmann hat bei den Löſcharbeiten Verletzun⸗ gen erlitten. Manu befürchtet aber, daß drei Feuer wehr⸗ leute unter den Trümmern begraben ſind, weil ſie vermißt werden. Noch bis in die Nachtſtunden hinein herrſchte in der Chauſſee⸗ und den anliegenden Straßen unbeſchreiblicher Tumult. Die Polizei hatte Mühe, die Scharen von Men⸗ ſchen, die herbeiſtrömten, zurückzuhalten. Kurzſchluß die Arſache? Seit 1900, wo in Berlin⸗Neukölln das Warenhaus von Aron niederbraunte, hat die Reichshauptſtadt einen ſolchen Warenhausbrand nicht wieder erlebt. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. Polizeipräſident Zörgiebel erklärte gegenſtber Preſſevertretern, das Feuer ſei wahrſcheinlich durch Kurzſchluß entſtanden und habe einen derartigen Umfang angenommen, weil der Bau den modernen Anfor de⸗ zungen nicht mehr entſprochen babe. Das Feuer g ſet ſogar durch die„feuerſicheren“ Wände hin⸗ durch gegangen. Bei Neubauten ſei für die Zukunft zu for⸗ dern, daß automatiſche Regenvorrichtungen eingebaut würden, ſog. Sprinkler⸗Anlagen. Weitere Einzelheiten Berlin, 31. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Brand, dem das Warenhaus Tietz in der Chauſſeeſtraße in der vergangenen Nacht zum Opfer gefallen iſt, ſtellt ſich als eine der ſchwerſten Kataſtrophen dar, die in der Geſchichte der Reichs hauptſtadt über⸗ haupt zu verzeichnen iſt. Der Brand brach gegen 9 Uhr aus und griff mit raſender Geſchwindigkeit um ſich. Paſſanten bemerkten plötzlich eine helle Stichflamme. Als die von ihnen alarmierte Feuerwehr eintraf, ſtand das ganze Gebäude bereits in Flammen. Das Feuer war im erſten Stockwerk ausgebrochen, wo man nach Geſchäftsſchluß mit dem Aufbau von Leinenſachen für die Weiße Woche beſchäftigt war. Die Angeſtellten verſuchten zu⸗ nächſt, das Feuer mit Handfeuerlöſchern zu erſticken, anſtatt ſofort die Wehr zu benachrichtigen. Nur mit knapper Mühe gelang es dem Perſonal, ſich in Sicherheit zu bringen. Unter⸗ deſſen waren durch die gewaltige Hitze, die ſich entwickelt hatte, bereits die großen Fenſterſchetben des erſten und zwei⸗ ten Stockwerkes geplatzt, ſo daß die Flammen ungehindert auf das Erdgeſchoß überſpringen konnten. Es dauerte nicht lange, bis ſie ſich zum Dachgeſchoß durchgefreſſen hatten. Bald bildete der ganze rieſige Gebäudekomplex ein einziges Flammenmeer. Bald hatte ſich eine rieſige Menſchenmenge eingefunden, um das grandioſe Schauſpiel zu betrachten. Mit einem Praſſeln, das an Maſchinengewehrfeuer erinnerte, explodierten die 3000 Glühlampen an der Front des Geſchäftshauſes und das Feuer ſchlug über die ganze Straßenbreite auf die andere Seite über. In den Wäſche⸗ vorräten, die für die Weiße Woche aufgehäuft waren, fanden die Flammen immer neue Nahrung. Von Zeit zu Zeit ereigneten ſich neue Exploſionen. Eine beſondere Gefahr beſtand noch darin, daß der Funkenregen die in der Nähe befindliche Gasanſtalt zu gefährden drohte. Plötzlich ſtürzte mit donnerartigem Krach der ganze Neubau in ſich zuſam⸗ men. Drei Feuerwehrleute, die tollkühn in das brennende Gebäude eingedrungen waren, konnten ſich noch im letzten Augenblick retten. Gegen 11 Uhr war es gelungen, den Brand zu lokaliſieren. Das Warenhaus war um dieſe Zeit bis auf die Grundmauern ausgebrannt. Das ganze Straßen⸗ viertel war in Rauch gehüllt. Die Leitungen der Straßen⸗ bahn mußten ſtromlos gemacht und der geſamte Verkehr umgeleitet werden. ö Beamtenfragen vor dem Reichstag Berlin, 31. Januar.(Von unſerem Berliner Büro.) Im Reichstag ſtand geſtern das Wartegeldempfänger⸗ Geſetz in zweiter verbeſſerter Auflage zur Debatte. An der ablehnenden Haltung der Deutſchnationalen hat ſich inzwiſchen nichts geändert. Sie übten ſogar im Plenum die ſtärkſte Oppoſition und verlangten, daß der Reichsjuſtizminiſter und Reichsinnenminiſter dem Hauſe perſönlich Rede und Antwort ſtehen ſollten. Herr Koch kreuzte dann auch mit Herrn Lindeiner⸗Wildau die Klinge, der den Abgeordneten Koch gegen den Miniſter Koch auszuſpielen verſuchte. Das Geſetz trägt bekanntlich verfaſſungsändernden Cha⸗ rakter und um die Probe aufs Exempel zu machen, wurde auf Antrag der Deutſchnationalen bereits über einige Paragra⸗ phen namentlich abgeſtimmt. Dabei ſtellte ſich dann heraus, daß die allerdings nur für die Schlußabſtimmung er⸗ forderliche Zweidrittelmehrheit nicht zuſtande kam. Mit einfacher Mehrheit wurden die beiden wichtigſten Beſtim⸗ mungen angenommen, der 8 3, nach dem feder Beamte mit dem 60. Jahr in den Ruheſtand tritt und der § 5, der alle Beamte zur vorübergehenden Dienſtleiſtung in Reich oder Ländern verpflichtet, falls die von ihnen verlangten Fuktionen ihrer Berufsleiſtung entſprechen. Noch während der Plenarberatungen aber war zwiſchen der Volkspartei, den Demokraten und den Sozialdemokraten ein Kompromißantrag formuliert worden, der die volle Anrechnung der Wartezeit mit dem Inkrafttreten des neuen Reichsbeamtengeſetzes ſicherſtellt. Durch dieſe Abmachung hofft man, das Geſetz, das vorübergehend gefährdet ſchien, in den Hafen bringen zu können. Zunächſt iſt es auf den Antrag der Demokraten nochmals an den Ausſchuß verwieſen worden. Dort wird der neue Abänderungsvorſchlag vorausſichtlich auch die Zuſtimmung des Zentrums finden. Damit dürfte dann die Verabſchiedung des Geſetzes in dritter Leſung mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit geſichert ſein. Heute wird man zunächſt in der Beratung des Steuer⸗ vexeinheitlichungs⸗Geſetzes fortfahren und ge⸗ gebenenfalls noch die Handwerkernovelle vornehmen. Für einen„Verfehmten“ Berlin, 30. Jan.(Von unſerem Berliner Bürog Prof. Dr. Grimm, einer der Hauptverteidiger in den Feme⸗ mordprozeſſen, ſprach geſtern im ehemaligen Herrenhaus, aufgefordert von einer Reihe rechtsſtehender Juriſten und Polittker, über„Oberleutnant Schulz, Fememordprozeſſe und ſchwarze Reichswehr“. In anerkennenswerter Sachlich⸗ keit und unter ſparſamſter Berückſichtigung der politiſchen Hintergründe behandelte er den Prozeß Schulz als reines Rechtsproblem, ging auf den Menſchen Schulz ein und ſeine Stellung bei den ſogenannten Arbeitskommandos und ent⸗ rollte ſchließlich ein Bild des Verfahrens, das bekanntlich im vorigen Jahre mit einem Urteil auf 15 Jahre Zucht⸗ haus ſein Ende fand. In ſeiner Kritik an der Beweisfüh⸗ rung des Gerichts mühte ſich Prof. Grimm, die Dürftigkeit der gegen Schulz verwandten Indizien aufzuzeigen. Die Ausführungen— man konnte ſich dieſes Eindrucks nicht verſchließen— ſchienen ſeine Behauptung zu rechtferti⸗ gen, daß für die meiſten mit dem Schlagwort„Jeme“ das Urteil über die betrüblichen Vorgänge des Jahres 1923 ſchon geſprochen iſt und daß dieſes Schlagwort von einem näheren Eindringen in die Dinge abhalte. Beiläufig eine Auffaſſung, die, wie der Vortragende beweiſen konnte, mehr und mehr auch bei Rechtslehrern und Anwälten der Linken ſich durch⸗ zuſetzen beginnt. Zur Zeit ſchwebt, ſo teilte Grimm mit, die Nachprü⸗ fung des Prozeſſes beim Kammergericht, nachdem ein Wie⸗ deraufnahmeverfahren ſeinerzeit abgelehnt worden iſt. Zum Schluß forderte der Verteidiger von Schulz eine Straf⸗ ausſetzung für ſeinen Klienten und plädierte dann ganz allgemein dafür, unter die Geſchehniſſe von 1923 nun endlich den Schlußſtrich zu ziehen. Weiter ſetzte er ſich für ein Gnaden verfahren ein, das er aber durchaus als Rechts⸗ verfahren, nur eines adminiſtrativer Art, bewertet wiſſen will. Erwähnt ſei noch, daß, wie Grimm mehrfach betonte, der Militärſachverſtändige Oberſt von Hammerſtein, General von Seeckt und ſchließlich auch Reichswehrminiſter Groener ſelbſt ſich in gutachtlichen Aeußerungen für Schulz eingeſetzt und dabei im allgemeinen die Zuſtimmung der Gerichte gefunden hätten. run FEBRUAR Klärung Neue Maunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabeſ Donnerstag, den 91. Jaunar 192 1 ichsregierung in ernſter Kriſis gentrums⸗Altimatum an den Kanzler Berlin, 81. Fan.(Von unſerem Berliner Büro.) Nachdem der Kanzler ſich tagelang vergeblich bemüht hat, die Koalttionsfrage in Besprechungen mit den einzelnen Partei⸗ führern zu klären, will jetzt das Zentrum den Kanzler unter Druck ſetzen. Es ſcheint, als ob in der Unterredung, die geſtern noch ſpät am Abend Mlütller⸗Franken mit dem Miniſter von Gusrard hatte, ihm vom Zentrum eine Art Ultimatum geſtellt worden ſei. Das iſt wenigſtens aus einem Kommentar zu ſchließen, der ſich heute morgen in der„Germanla“ befindet und in dem es nach einem Hinweis auf die„zwingenden ſtaatspoli⸗ tiſchen Gründe“, auch für einen feſten Zuſammenſchluß der Regierungsparteien, weiter heißt: das Zentrum mütſe ſich nunmehr die Frage vorlegen, ob es bei einer Fortdauer des bisherigen Zuſtandes noch in der Lage ſei, die Ver⸗ ankwortung für die Politik der Reichsregierung weiter mitzutragen.()„Wir hoffen“, erklärt das Zentrums organ,„nach wie vor, daß es den Bemühungen des Kanzlers gelingen wird, das Ziel ſeiner Verhandlungen zu erreichen. Aber es ſcheint uns nach Lage der Dinge notwendig, daß die dieſer Frage bald geſchieht, denn viel Zeit iſt nicht verlieren.“ Zentrum droht alſoun verhüllt mit der Zu⸗ rückztehung des Herrn von Gusrard aus dem Kabinett, wenn ſeinen Wünſchen nicht Rechnung getragen wird. Denn das Zentrum iſt fa, wie es Müller⸗Franken dieſer Tage rundweg erklärt hat, kvalitionsbereit nur unter der Bedingung, daß ihm drei Portefeuilles zur Verfügung geſtellt werden. mehr zu Das Bezeichnend iſt, daß der Deutſchen Volksparte! gleichzeitig mit kühlem Achſelzucken erklärt wird, man habe zwar Verſtändnis für ihre Forderung auf Eintritt in die Preußenregierung, aber es ſei nicht angängig,„daß man ſich im Reiche auf ſie immer wieder als die letzte und ent⸗ ſcheidendſte Bedingung zurückzieht“. Es iſt auch ein geringer Troſt für die Volkspartei, wenn ihr verſichert wird, die preu⸗ ßiſche Angelegenheit, auf die vom Reiche her boch nur durch private Mittel eingewirkt werden könne, werde und müſſe umſo ſicherer geregelt werben, je eher die Dinge im Reiche ge⸗ ordnet ſeien. Dieſe Haltung des Zentrums, das unter Beiſeiteſchiebung der volksparteilichen Anſprüche in Preußen auf die Erfüllung ſeiner Forderung pocht und im anderen Fall den Bruch ankündigt, bringt den Kanzler in eine ſchwierige Lage. Selbſt wenn die Zentrumsdrohung zur Folge haben ſollte, daß irgendwie Platz für drei Miniſteraſpiranten der Partei ge⸗ ſchaffen wird, bleibt immer noch die weit ſchwierigere Frage zu löſen, we man ſich über Steuern und Deckungs⸗ fragen einigen will. Die Verſuche Müller⸗Frankens, von der preußiſchen Seite her die Dinge in Fluß zu bringen, ſind offenbar wieder an der paſſiven Reſiſtenz des Miniſterpräſi⸗ denten Braun geſcheitert, der keine Neigung bekundet, der Volkspartei entgegenzukommen. Unter ſolchen Umſtänden läßt ſich nicht verkennen, daß die Situation ſich in bedenk⸗ licher Weiſe zuſpitzte. Der Kanzler wird, wie es heißt, über ſeine bisherigen erfolgloſen Bemühungen um die große Koalition heute oder morgen dem Reichspräſidenten Bericht erſtatten. zum Eiſenbahnunglück in Bayern Der Führer des-Zuges verhaftet Die Staatsanwaltſchuft Regensburg hat gegen den Führer des D⸗Zuges 155, Oberlokomotivführer und Stadtrat Kümmerl aus Regensburg, Haftbefehl er⸗ laſſen. Kümmerl gilt als ein ſehr ruhiger und zuverläſſiger Mann, der bei ſeiner vorgeſetzten Behörde Anſehen und Ver⸗ trauen genoß. In den Regensburger Stadtrat wurde er 1924 auf der Liſte der Wirtſchaftspartei gewählt, trat aber ſpäter aus der Partet aus und iſt ſeither fraktionslos. Auch in ſeiner Berufsorganiſation hat er ſich hervorragend betätigt. Zum Hergang der Kataſtrophe wird uns von der Gruppenverwaltung Bayern der Reichsbahn auf Grund der Ermittlungen mitgeteilt, daß der Lokomotivführer zwar die beiden Signale bei der Ausfahrt von Raledorf und bei der Einfahrt nach Sünching überfahren, dann aber die Warnungsſtignale der Bahnbeamten, die mit Laternen ge⸗ geben wurden, bemerkte und darauf auch in letzter Minute gebremſt hat. Der Bremsweg war jedoch viel zu kurz, um den Schnellzug noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Immerhin iſt es ſo erklürlich, daß die Folgen des Zuſammenſtoßes nicht ein noch ſchlimmeres Ausmaß ange⸗ nommen haben.. Die Reichsbahnditektion Regensburg tellt in Ergänzung ihrer bisherigen Berichte noch folgendes mit: Von den Verunglückten ſind der Hütteningenteur Maurer und der Goldſchmied Nachtſgall ſofort tot geweſen. Die bisher unbekannt geweſene Tote iſt die 30 Jahre alte Frau Pia Joſefina Diamand aus Dreßmarker(USA.), die ſich auf der Reiſe von Wien nach Hamburg befand. Ste ſtarb auf dem Transport von der Unfallſtelle zum Bahnhofs⸗ gebäude. Der vierte Tote, der 43 Jahre alte Kaufmann Schkolnik aus Berlin, erlag elnige Stunden nach dem Un⸗ fall im Krankenhaus ſeinen Verletzungen. In dem gleichen Krankenhaus befinden ſich jetzt noch die Hilfsarbeitersgattin Stelber mit Quetſchungen an Armen, Beinen und Bruſt⸗ korb, der 41 Jahre alte Betriebsleiter Fröhlich mit Quet⸗ ſchungen an den Beinen, den Armen und am Kopf— die Ver⸗ letzungen den beiden ſind zwar erheblich, aber nicht lebens⸗ gefährlich—, der 20 Jahre alte Jakob Schkolntk mit leich⸗ zen Quetſchungen an beiden Armen und Hautabſchürfungen im Geſicht und an den Händen und die 29 Jahre alte Tiſchler⸗ melſtersgattin Wendler mit Bluterguß im Fuß. Die als Leichtverletzte gemeldeten Perſonen, Peter Nebelſe de aus Graz und Hans Gehorſam aus Charlottenburg, wurden nach Anlegung von Verbänden alsbald aus dem Krankenhaus enklaſſen und konnten ihre Relſe fortſetzen. Mit leichteren Verletzungen meldeten ſich von den welter beförderten Reiſen⸗ den im Bahnhof Regensburg noch leben, die aber alle nach kurzer Unterſuchung bezw. Behandlung ihre Reiſe fort⸗ ſetzten. Nach einem Sonderbericht der Münchner Telegramm⸗ zeitung aus Sünching bletet die Unglücksſtätte trotz der Auf⸗ ränumungsarbeiten f noch immer ein Bild der Verwüſtung. Die vier ineinandergeſchobenen Güterwagen des angefahtenen Zuges, in den ſich die andere Lokomotive elnbohrte, ſind auf⸗ einandergetürmt und aus dem Innern gnellen die Ladungen, wie Futtermittel, Pflaſterſteine und Bretter hervor. Vom D 155 find der Packwagen und der erſte Perſonenwagen be⸗ ſchädigt worden. Während der Packwagen, eine moderne Konſtruktton, faſt keine Beſchädigungen auf⸗ weiſt, ſind von dem Perſonenwagen, einem älteren Modell die drei erſten Abteile vollſtändig zertrümmert. Hier befanden ſich auch die Getöteten und Verletzten. Pack⸗ und Perſonen⸗ wagen mußten durch Schweiß⸗ und Schneideapparate getrennt und durch eine Hilfsmaſchine auseinander geriſſen werden. Das Unglück wäre trotz des Ueberfahrens der Signale wohl noch vermieden worden, da der Güterzug auf dem Nebengleis ſtand. Er war aber zu lang und die drei letzten Wagen blieben noch auf dem Durchgangsgelels ſtehen, wo dann der Zu⸗ ſammenſtoß erfolgte. Intereſſante Mitteilungen des Generaldireklors Jorpmüller Berlin, 30. Jan.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft Dr. Dorpmüller hielt heute abend einen Empfang ab. Bei der Gelegenheit nahm er in einem ausführlichen Vorttag zu den für die deutſche Reichsbahn beſonders aktuellen Fragen Stellung, die angeſichts des Regensburger Elſen⸗ bahn unglücks von beſonderem Intereſſe ſein dürften: Danach halten kinanzten die Einnahmen mit den Ausgaben gleichen Schritt. Bagegen hat ſich, was immerhin Bedenken erregen muß, eine Einſchränkung der ſächlichen Ausgaben als notwendig erwieſen, die ſchon ſeit vier Jahren unter der Droſſelung haben leiden müſſen. Dennoch hält der Generaldlrektor die Betrliebsſicherheit nicht für gefährdet, Im Zuſammenhang damit teilte Dr. Dorpmüller mit, daß die Hauptverwaltung bereit ſei, ge⸗ wiſſe Erleichterungen bei beſonders anſtrengendem Dienſt, ſo namentlich für die Lokomotivführer zu ge⸗ währen. Die eigentliche Periode der Rationaliſterung darf als abgeſchloſſen gelten. Der Abbau iſt beendet. Die Ver⸗ minderung der Werkſtätten ſoll weiter verfolgt werden. Ebenſo iſt eine Zentraliſterung der bisher beſtehenden dreißig Reichsbahndirektionen vorgeſehen. Dieſe Frage, die Länder und Gemeinden ſtark berühren, ſoll im Zuſammen⸗ wirken mit ihnen und den zuſtändigen Reichsreſſorts ge⸗ regelt werden. Der Generaldirektor bedauerte, daß es nicht gelungen ſei, die beabſichtigte Anleihe zu verwirklichen. Daraus ergebe ſich die Gefahr, daß manche Bauten aus Geldknappheit liegen bleiben müßten. Die Folge des Kapitalmangels ſei die über⸗ ſpannte Inanſpruchnahme der Betriebseinnahmen. In dieſem Zuſammenhang berührte Dr. Dorpmüller auch die füngſte Tariferhöhung und ihre Auswirkung, dle den auf ſie geſetzten Erwartungen, wenngleich ein abſchließendes Urteil vorerſt noch nicht zuläſſig ſei, im weſentlichen ent⸗ ſprochen habe. Insbeſondere hat ſich die Vermutung erfüllt, daß eine ſtarke Abwanderung nach der zweiten Klaſſe eintreten werde. Dagegen iſt das Bild der Tarif⸗ erhöhung im Güterverkehr noch unklar. Die Befürchtung läßt ſich nicht von der Hand weiſen, daß unter der Decke ſich ein ſtarkes Abfinken der Konfunktur vorbereitet, die allerdings in der Regel erſt zwei Monate ſpäter ſpürbar wird. Als ein beunruhigendes Moment im Budget der Reichsbahn bezeichnete Dorpmüller die Steigerung der Pen⸗ ſions laſt, die heute ſchon etwa vierzig Prozent der Gehälter beträgt und von der man rechnet, daß ſie von gegenwärtig 471 Millionen bis zum Jahre 1946 auf etwa 595 Millonen ſteigen werbe, mithin auf 50 Prozent der Cehälter. Das Perſonal der Reichsbahn muß nach Dorp⸗ müllers Anſicht als überaltert gelten. Das trifft ſowohl füt die Beamten wie für die Arbeiterſchaft zu. Außerdem ging der Generaldlrektor auf das Konkurrenz⸗ verhältnis zum Kraftwagen verkehr ein. Er ſchätzt die infolge dieſes Wettbewerbs der Reichsbahn entgangenen Verkehrseilnnahmen auf etwa 250 Millionen im Jahre ein und meint, daß der Verluſt in einigen Jahren eine halbe Milliarde betragen werde. Die ſteuerlſchen und ſonſtigen Bevorzugungen des Kraftwagenverkehrs hätten die Reichsbahn bei dieſem Kampf ins Hintertreffen gedrüngt, da in Deutſchland nicht— wle in Amerika, England und Frankreich— die Reichsbahn das Recht hat, ſelbſtändig Kraft⸗ fährlinien zu betreiben. Schweres Eiſenbahnunglſick in Frankreich Parts, 31. Jan.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) In der Nähe eines Tunnels des Pariſer Vororts Asnieres er⸗ eignete ſich geſtern abend ein ſchweres Eiſenbahnunglück. Ein dichtgefüllter elektriſcher Vorortzug fand das Signal vor dem Tunnel auf Halt geſtellt und hielt an. Wenige Augenblicke ſpäter fuhr ein anderer Zug mit einer Geſchwindigkeit von 30—35 Km. auf dem ſelben Geleiſe heran und fuhr mit großer Wucht auf den letzten Wagen des erſten Zuges. 6 Per⸗ ſonen trugen ſchwere Verletzungen davon, über 60 andere leichtere. Die Haupturſache des Unglücks ſcheint ein ſchlechtes FJunktion leren der Signal⸗ anlage zu ſein, wodurch der zweite Zug auf das Geleiſe des erſten geleitet wurde. General Booth ſiegreich — London, 30. Jan. Nach einer Meldung der Unlteb Preß hat das Chaneery⸗Gericht dem Einſpruch des Generals Booth ſtattgegeben, durch welchen die Ernennung eines neuen Generals der Heilsarmee für ungültig erklärt wird. Drei Opfer eines Flugzeugunglücks — London, 31. Jan. Beim Abſturz eines Flugzeuges üer dem Flugfeld der engliſchen Luftflotte in Eaſtchurch wurden drei Inſaſſen, zwei Piloten und ein Fliegeroffizier, getötet Englands Oſtafrika⸗Politik 8 London, 31. Jan.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Da das Gutachten der Kommiſſion Hilton Noung über den zukünftigen Zuſammenſchluß der oſtafrikantſchen Kolonien vorerſt keine Geſetzesvorlage, ſondern ein unverbindlicher Vorſchlag von Sachverſtändigen darſtellt, nimmt man hier zu den deutichen Bedenken gegen den Plan noch keine Stellung. Einen Einblick in die Auffaſſung leitender Kreiſe erhält man durch eine Bemerkung des diplomatiſchen Korreſpondenten der „Morning Poſt“:„Man hat offenbar vorhergeſehen, daß Deutſchland gegen die Anregungen ber Kommiſſion Ein⸗ ſpruch erheben werde. Es iſt jedoch ſchwer einzuſehen, auf welche Tatſachen der Proteſt ſich ſtützen kann. Die Klauſel 10 des Tanganfika⸗Statuts ſagt ausdrücklich, daß die Mandats⸗ macht das Recht hat, das Territorium in fiskaliſcher und adminiſtrativer Hinſicht in Zollunion oder Föderation mit den anſchließenden Gebieten zu bringen. Der einzige Vor⸗ behalt iſt lediglich, daß die Beſtimmung des Mandats, wonach alle Nationalitäten gleichmäßig behandelt werden müßten, ein⸗ zuhalten iſt. Im übrigen ſieht der Bericht der Kommiſſion gar nicht eine Föderation vor. Eine vollſtändige Föderation iſt unter den gegebenen Verhältniſſen ausgeſchloſſen.“ Proteſt im Reichstag Die interfraktionelle Kolon kale Vereinigung des Reichstages hielt am Mittwoch unter dem Vorſitz des Abg. Bell eine Sitzung ab, in der zu den neueſten Annektions⸗ plänen Englands in Oſtafrika, wie ſie in dem Hilton⸗Houng⸗ Bericht zutage treten, Stellung genommen wurde. Es ergab ſich grundſätzliche Uebereinſtimmung dahin, daß jenen Be⸗ ſtrebungen entſchieden entgegengetreten werden müſſe. Dem Auswärtigen Amt wird dieſer Standpunkt zur Kenntnis gebracht werben. Was ſagt der Voͤlkerbund? In Bölkerbundskreiſen iſt man im Hinblick auf die deutſche Stellungnahme gegenüber den engliſchen Annektions⸗ wünſchen im früheren Deutſch⸗Oſtafrika der Auffaſſung, daß ein deutſcher Schritt beim Völkerbund, der bekanntlich von deutſcher Seite angekündigt worden iſt,„wenlg wahrſcheinlich“ ſei. Jedenfalls ſei er bisher noch nicht er⸗ folgt. Bevor die britiſche Regierung ſelbſt ihre Abſicht bezüg⸗ lich der weiteren Zukunft des Mandatsgebietes noch nicht ent⸗ hüllt habe, dürfte nach Genfer Auffaſſung für Deutſchland noch keine Veranlaſſung vorliegen, in dieſer Angelegenheit einen Schritt zu unternehmen. Dagegen hält man in Genf für wahrſcheinlich, daß die Sache bei den Juni⸗ Beratungen der Mandatskommiſſton des Völkerbundes zur Sprache ge⸗ bracht wird. r Ricklin an Pointaré Der„Straßburger Kurier“ veröffentlicht einen offenen Brief Dr. Ricklins an Poincaré, in dem es heißt Ich mache Ihnen jedes Recht ſtreitig, in der Kammer in meiner politiſchen Vergangenheit als Untertan des Deutſchen Reiches herumzuſtöbern. Für meine Handlungen während dieſer Zeit bin ich Frankreich keine Rechenſchaft ſchuldig. Frankreich hatte nach dem Frankfurter Vertrag ſein Des⸗ intereſſement an Elſaß⸗Lothringen erklärt, und das Elſaß konnte ſich nicht ewig in der Poſe der trauernden Witwe gefallen. Notwendigkeiten wirtſchaftlicher und beſonders poli⸗ tiſcher Art brachten es mit ſich, daß die Elſäſſer und Lothrin⸗ ger ſelber die Verteidigung ihrer Intereſſen in die Hand nahmen, und Frankreich wird anerkennen müſſen, daß unſere Kämpfe nicht unfruchtbar geweſen ſind. Denn außer dem wirtſchaftlichen Aufſchwung Elſaß⸗Lothringens unter der deut, ſchen Verwaltung eroberte es ſich in hartem Kampfe ein Verfaſſungsſtatut, das uns im Rahmen des Deutſchen Reiches eine Freiheit und politiſche Unabhängigkeit ſicherte, die weit entfernt ſind von der unwürdigen Skla⸗ verei, in der wir jetzt gehalten werden. Sie, Herr Miniſterpräſident, hoben hervor, daß ich im elſaß⸗ lothringiſchen Landtag eine Rede mit dem Ruf:„Es lebe Elſaß⸗Lothringen, es lebe Deutſchland, es lebe der Kalſer!“ beendet habe, und haben dadurch den Eindruck erweckt, als ob es ſich um eine im elſaß⸗lolhringiſchen Parlament vor meiner Präſidentſchaft ungebräuchliche Kundgebung gehandelt habe. In Wirklichkeit aber ſchloſſen auch die Reden meiner Vorgän⸗ ger bei Beendigung der Legislaturperiode mit der gleichen Formel:„Es lebe der Kaſſer!“ Ich war es, der als erſter ich ein Vivat für Elſaß⸗Lothringen und für die Deutſche Fraktion, von der wir ein Teil waren, ausbrachte, Was die ſogenannten ſeparatiſtiſchen Tendenzen betrifft, die Sie den von mir am 8 November von der Kam⸗ mertrihüne geſprochenen Worten unterſtellten, ſo wiederhole ich: Dieſe Bewegung hat nichts Verbrecheriſches, Separatiſti⸗ ſches, und darf ſich nach meiner unerſchütterlichen Ueberzeu⸗ gung nur im Rahmen der unantaſtbaren franzöſiſchen Legali⸗ kät entwickeln. Elſaß⸗Lothringen iſt entſchloſſen, das Schickſal Frankreichs zu teflen, und bleibt ein unlösbarer Beſtandtell der franzöſiſchen Republik. Dr. Ricklin erinnert dann daran, daß er am 23. Oktober ſchen Reiche eingetreten ſei und im November folgende For⸗ habe:„Elſaß⸗Lothringen kehrt in den Schoß Frankreichs zu⸗ riick mit der Verſicherung, daß ſeine Mutterſprache, ſeine reli⸗ giöſen Einrichtungen ihm verbleiben und daß ſeine wirlſchafl⸗ lichen Intereſſen gewahrt werden.“ Dies ſind, ſo fuhr Dr. Ricklin fort, die Hauptforde⸗ rungen der auktonomſſtiſchen Bewegung, und Ste, Herr Minſſterpräſident, wagen von mir, der ich mein Leben Im Dienſte des Elſaß verbracht habe, zu fördern, daß ich mich der politiſchen Bewegung gegenüber gleichgültig zeige, die im Begriffe ſteht, den letzten Kampf gegen die Aſſimflierungs⸗ beſtrebungen zu liefern, der auf die Vernichtung alles deſſen abzielt, was uns am teuerſten und heiliaſten iſt. Die ſſes Opfer, Herr Miniſterpräſtdent, werde ich nicht bringen. Ich werde die elſäſſiſche Bewegung nicht im Stich laſſen. Wird Drummond Botſchafter in Washington? — London, 30. Jan. In großer Aufmachung teilt„Dally Expreß“ mit, daß Sir Erie Drummon d, der bisherige Generalſekretär des Völkerbundes, zum Nachfolger des brikk⸗ ſchen Botſchafters in Waſhington, Sir Esmar Hd ward auserſehen iſt, ſobald ſeine Amtstätigkeit gelaufen ſei. 1 . dieſer Formel eine demokratiſche Wendung hinzufügte, indem 1918 im Reichstage für die Trennung des Elſaß vom Deut⸗ mel für die Beitrittserklärung zu Frankreich vorgeſchlagen in Genf ab⸗ — . er n e G en een 2 1 . „. e 2 „ e ä A * .. 0 . 2 Senne e e e rr Donnerstag, den 31. Januar 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 51 Elektrizität billiger als Gas Wenn dieſe Behauptung auch zunächſt Kopfſchütteln her⸗ vorruft, ſo beruht ſie doch auf Tatſachen, nämlich auf dem Er⸗ gebnis von Verſuchen. Das Elektrizitätswerk Mannheim hat, wie heute ſchon die meiſten Elektrizitätswerke, verſchiedene Tarife, die entſprechend dem Stromverbrauch der einzelnen Haushaltung mehr oder weniger günſtig ſind. Für einen modernen Haushalt, in dem ſich die Familie nicht um eine ein⸗ zige niedrigkerzige Lampe drängt und elektriſches Bügeleiſen, Kochgeräte uſw. nicht als zu„teuer“ verpönt ſind, in dem alſo die große Bedeutung genügender Helligkeit für die Arbeits⸗ fähigkeit und ⸗freudigkeit und der Nutzen der elektriſchen Ge⸗ räte erkannt wird, kommt ein Tarif in Frage, der Tages⸗ und Nachtbelaſtung unterſcheidet und die Koſten außerdem nach der Höchſtbelaſtung bemißt, die im Laufe eines Monats vorgekommen iſt. Auf Antrag ſetzt das Elektrizitätswerk neue Zähler; man hat dann zwei Zähl⸗ werke, die den Tages⸗ und Nachtverbrauch angeben, und einen Zeiger, der die jeweilige Höchſtbelaſtung anzeigt. Der Höchſtſtromzeiger iſt am wichtigſten. Bei Ein⸗ ſchaltung eines Verbrauchsapparates ſteigt er innerhalb iner Viertelſtunde auf den Wert, der dem Verbrauch entſpricht, ge⸗ meſſen in Watt, bleibt aber nach Abſchaltung des Stromes ſtehen. Wird dann ein andermal die Belaſtung höher, ſo ſteigt der Zeiger entſprechend höher. Man hat alſo ein Intereſſe daran, tagsüber zu große Belaſtungen zu vermeiden und ſie auf die Nachtſtunden zu verlegen. Dies iſt der Punkt, in dem ſich die Intereſſen des Lieferers und des Verbrauchers begeg⸗ nen. Deshalb iſt der Zeiger auch nachts nicht eingeſchaltet. Das iſt nach 9 Uhr abends der Fall; dann koſtet die Kilowattſtunde nur noch 5 Pfennig. Vergleicht man nun, was dann das Kochen auf Gas und im elektriſchen Topf koſtet, ſo kommt man zu der überraſchenden Tatſache, daß der elektriſche Topf billiger arbeitet. Man macht ſich das in Warmwaſſer⸗ ſpeichern, elektriſchen Waſchautomaten, Speicheröfen uſw. zu Nutze, deren Koſten dann ſo gering ſind, daß ſie große Erſpar⸗ niſſe bringen, ganz ungeachtet der ſonſtigen Vorteile, wie Be⸗ qwemlichkeit, Gefahrloſigkeit uſw. Auch tagsüber hat die Elektrizität noch Vorteile gegen⸗ über dem Gas Im allgemeinen wird wahrſcheinlich ein beſtimmter Verbrauch die Zeigerſtellung feſtlegen, z. B. das Bügeln. Durch den Ge⸗ brauch elektriſcher Kochapparate wird alſo an der Zeigerſtel⸗ lung kaum etwas geändert. Man braucht dann alſo nur die Kilowattſtundengebühr von 7 Pfennig für Tagesverbrauch in Anrechnung zu bringen. Auch dann ergibt ſich noch eine Ver⸗ billigung gegentiber dem Gas. Es ſei noch einmal betont, daß dieſer Tarif nur dann Zweck hat, wenn größere Elektrizitätsmengen verbraucht werden Bei 100 bis 120 Kilowattſtunden im Monat kommt man je nach den Belaſtungsverhältniſſen auf 15 bis 20 Pfennig Durch⸗ ſchnittspreis je verbrauchte Kilowattſtunde. Ein Waſchvorgang im elektriſchen Waſchautomaten von 50 Liter Inhalt, der wäh⸗ rend der Nacht ohne Aufſicht arbeitet, koſtet 27 Pfennig an Strom, das Kochen eines Liters Waſſer“ Pfennig, die Strahl⸗ ſonne ſtündlich 3 Pfennig. Gute Beleuchtung eines großen Zimmers mit Glühlampen von zuſammen 400 Watt Verbrauch koſtet ſtündlich 2 Pfennig. Dazu kommen noch alle die An⸗ nehmlichkeiten, die die bequeme Handhabung mit ſich bringt. Sie laſſen ſich in Zahlen nicht ausdrücken, ſpielen aber eine ſehr große Rolle. Statiſtiſche Erhebung über elektriſche Geräte im Haushalt In Berlin werden in dieſem Jahr zum erſten Mal Erhebungen über die Gas⸗ und Elektrizitätsverwendung im Haushalt angeſtellt. Aus dem umfangreichen Fragebogen ergibt ſich, daß für den normalen bürgerlichen Haushalt 23 verſchiedene elektriſche Geräte in Frage kommen. Der Zweck der Statiſtik iſt, feſtzuſtellen, in welchem Umfang elektriſche Haushaltsapparate in Berlin bereits verwendet werden, und wie ihre Verwendung weiter gefördert werden kann. Berlin will in abſehbarer Zeit auf dem Gebiet der Elektrizttätsver⸗ wendung im Haushalt nicht mehr hinter amerikaniſchen Großſtädten zurückſtehen. Die Berliner Elektrizitätswerke glauben einem noch erheblich ſtärkeren Stromverbrauch ge⸗ nügen zu können, da mit wenigen Ausnahmen die elektri⸗ ſchen Haushaltungsapparate kaum zur Zeit der„Spitzen⸗ belaſtung“ der Werkt, alſo in den Nachmittagsſtunden der Wintertage, eingeſchaltet werden. Stäoͤtiſche Nachrichten Baumarkt und Immobiſienverkehr in Mannheim Unter dieſer Ueberſchrift veröffentlicht die„Frlkft. Ztg.“ einen offenbar aus Immobilienmaklerkreiſen ſtammenden Ar⸗ tikel, der einen Ueberblick über die Bauvorhaben gibt, die in der Ausführung begriffen ſind oder in dieſem Jahre in An⸗ griff genommen werden. Das meiſte iſt bekannt. Was den genoſſenſchaftlichen Wohnungsbau betrifft, ſo ſollen in der erſten Jahreshälfte ein Baublock der„Gagfah“ mit 112 Wohnungen an der Zeppelinſtraße, ſolche der „Heimat“ mit 158 Wohnungen und des Spar⸗ und Bau⸗ vereins mit 45 Wohnungen an der Kronprinzenſtraße be⸗ zugsfertig werden. Die Genoſſenſchaftsbaugeſell⸗ ſchaft m. b. H. will im Stadtteil Waldhof eine größere Woh⸗ nungsgruppe errichten, die Gemeinnützige Bau⸗ geſellſchaft m. b. H. 170 Wohnungen an der Weyl⸗ und Zellerſtraße jenſeits des Neckars. Dazu kommt die Flachbau⸗ ſiedlung mit 74 Wohnungen für alte Leute und 72 Wohnungen für kinderreiche Familien am Käfertaler Wald, für die der Bürgerausſchuß kürzlich eine Million Mark bewilligt hat. Erhebliches Abflauen des Immobiliengeſchäfts im Jahre 1928 Das Immobiliengeſchäft, ſo wird in dem Artikel weiter ausgeführt, verlief im Jahre 1927 ſowohl am Grund⸗ ſtücksmarkt wie im Hausbeſitz, namentlich im Ver kauf von Villen, noch recht befriedigend. 1928 iſt es dagegen ganz erheblich abgeflaut, was mit der ungünſtiger gewor⸗ denen wirtſchaftlichen Lage zuſammenhängt. Bei den Um⸗ ſätzen handelte es ſich, entgegen den früher üblichen Kapital⸗ anlagekäufen, meiſtens um Zweckkäufe. Im Zuſam⸗ menhang mit der Entwicklung der Geſchäftsgegend hat ſich der Häuſerwert in Mannheim im Laufe der Jahre immer mehr von der Weſtſtadt nach der O ſtſtadt verſchoben. Zu Zweckbauten, d. h. zum Ausbau großer Waren⸗ oder anſehnlicher Kaufhäuſer wurde im vergangenen Jahr eine Reihe von Häuſern erworben. Dieſe Tendenz hält auch jetzt noch an. Von Induſtrieanlagen wurde das alte Werk einer Maſchinenfabrik in der Schwetzingerſtadt, die dieſen Teil ihres Betriebes in ihr neues Werk in einer anderen Vorſtadt ver⸗ legt hat, mit einem Flächenraum vond 5889 Qm. zu 75 Proz. des Steuerwertes an eine Berliner Geſellſchaft verkauft, die die alte Fabrik zu einer Großgarage ausbauen will. Ge⸗ meint iſt die Rheiniſche Eiſengießeret und Maſchinenfabrik.., die aus der Schwetzingerſtraße nach Neckarau übergeſiedelt iſt, wo die Maſchinenfabrik und der Gießereibetrieb zuſammengelegt wurden. Ein anderes induſtrielles Vorſtadtobjekt im Steuerwert von 600 000 Mk. befindet ſich gegenwärtig zu 300 000 Mk. auf dem Markte. Die Stadtgemeinde Mannheim läßt es ſich angelegen ſein, den Wohnungsbau innerhalb der durch die verfügbaren Mittel gezogenen Grenzen zu fördern, daneben aber auch induſtrielle Anſiedlungspolitik zu treiben. In den letzten Jahren hat ſie ſich gewiſſe Induſtrie⸗ plätze am Waſſer, wo ſie ſolche nicht mehr beſaß, geſichert. Die Objekte ſind damit der Spekulation entzogen und für wirk⸗ liche Intereſſenten verfügbar. Die Grun dſtückskon⸗ junktur iſt freilich auch für ſtädtiſches Gelände im großen und ganzen rückläufig geweſen. Nur für Grund⸗ ſtücke, die für Unternehmungen mit Waſſerverkehr ganz beſonders günſtig lagen, wurden verhältnismäßig gute Preiſe angelegt. Im allgemeinen ſind die Grundſtückspreiſe für In⸗ duſtriegelände gegenüber der Friedenszeit um reichlich 20—25 Proz. zurückgegangen. Neuerdings iſt das Ent⸗ gegenkommen noch weiter ausgedehnt worden, indem man ſich vielfach mit äußerſt niedrigen Preiſen, die gerade etwa die Erſchließungskoſten decken, begnügt. Dazu kommen außerdem noch Steuererleichterungen für 2 bis 3 Jahre der Entwicklung. Einige Anſiedlungspläne, auf die man große Hoffnungen geſetzt hatte, haben ſich allerdings im letzten Jahre zerſchlagen. Einmal handelte es ſich um Bemberg, mit der ein Abſchluß nicht zuſtandekommen konnte, weil das von ihr in großen Mengen gebrauchte und hier verfügbare Waſſer für die Zwecke der Geſellſchaft einen bielzu hohen Härtegrad hat. Das zweite Projekt be⸗ traf die bekannte Waſchmittelfahrik Henkel u. Cie. in Düſſeldorf, die ſich wegen der ihr für die Verſorgung ihrer Kundſchaft in Mitteldeutſchland und für den Bezug von Braunkohlen frachtgünſtiger erſcheinenden Lage für eine Niederlaſſung in Hanau eutſchieden hat. Dagegen wird ein in Mannheim anſäſſiges Unternehmen der chemiſchen Groß⸗ induſtrie(Kali⸗Chemie⸗A..) auf einer Länge von ungefähr 800 Meter am aufgeſchütteten Ufer des Neckarkanals U m⸗ ſchlaganlagen errichten und ſeinen Mannheimer Betried größer als bisher ausgeſtalten. Eine weitere Firma der chemiſchen Großinduſtrie hat einen Betrieb in Heſſen ſtill⸗ gelegt und erweitert ihre Mannheimer Anlagen. Ferner wurden in der letzten Zeit von der Stadt kleinere Grundſtücks⸗ verkäufe von je 45000 Om. an Bauunternehmungen und an den Oel⸗, Holz⸗ und Eiſenhandel vollzogen. * * Verſetzt wurde der ſeit Juli 1919 in Weinheim wir⸗ kende Medizinalrat Dr. Eugen Kreß mit dem 1. Februar d. J. als Bezirksarzt nach Mannheim. Bezirksarzt Dr. Kreß hat bereits geſtern vor dem Schöffengericht Mann⸗ heim ein mediziniſches Gutachten erſtattet. * 25jähriges Geſchäftsinbiläum. Am morgigen 1. Februar kann Herr Bernhard Hofmann, G 4, 10, das 25 jährige Beſtehen ſeines Zigarren⸗Spezialgeſchäftes feiern. Herr Hof⸗ mann iſt ſeit längeren Jahren der erſte Vorſitzende der Orts⸗ gruppe Mannheim im Verband der Deutſchen Zigarren⸗ Ladeninhaber, Sitz Hamburg, und erfreut ſich allſeitig der größten Wertſchätzung im Tabakgewerbe. Weige Woche Nochmals eine Überaus günstige Verkaufsgelegenheit! 4 Verbreitung und Werhekraft bringen Verkaufs-Anzeigen bedeutenden ERFOLG! in der Neuen Mannheimer Zeitung Mannheims meist gelesenes Blatt Vortreterbesuch: Telephon 24951 Weimariana Von Grete Kolmar, Mannheim Der Schaffner rief Weimar aus. Ich beſchloß, einen Tag Berlin zu opfern, um endlich einmal meinen Jugendtraum zu erfüllen.„Als ich noch im Flügelkleide,“ wollte ich ſchon immer mal Goethen(ſo ſagt man in Weimar) beſuchen; in⸗ zwiſchen iſt es unmodern geworden,— das Flügelkleid näm⸗ lich— aber die Sehnſucht nach dem Weimar der Goethezeit iſt geblieben. Und nun ſtand ich alſo im Schnee vor dem Bahnhof und hatte vier Stunden Zeit. Schon die Straßenbahn war eine freudige Ueberraſchung; nicht weil, wie Sie vielleicht denken, eine Goethe⸗ und Schillerbüſte darin aufgeſtellt war, ſondern weil der Wagen,— bitte, in Weimar! geheizt war.(Wie wär's, wenn wir in Mannheim? ſchließlich wurden Schiller's „Räuber“ doch hier uraufgeführt,— alſo Weimar hat geheizte Wagen!) Der tief verſchneite Park liegt wie ein Märchen mitten in der Stadt und man wundert ſich viel mehr über die Bubiköpfe in modernen Pelzmänteln, als über die würdigen Matronen in Kapotthütchen(das gibt es nämlich in Weimar noch) oder die Damen, unbeſtimmbaren Alters mit Hutnadeln durch den flachen Matroſenhut. Sie ſcheinen alle noch aus cher Goethezeit zu ſtammen und geben bereitwilligſt Aus⸗ kunft, wenn man nach dem Goethehaus fragt, gleichzeitig halten ſie einem unaufgefordert einen kleinen Vortrag. Man watet alſo durch die Seifengaſſe und iſt gar nicht weiter er⸗ ſtaunt, an einigen der kleinen Häuschen Schilder zu finden: „Privathaus! Kein Muſeum!!“ Im Goethehaus wird man freundlich empfangen. Füh⸗ rung gibt es zum Glück nicht. Erſt iſt man enttäuſcht. Ein kleines, geſchickt zuſammengeſtelltes Muſeum, das einem Auf⸗ ſchluß gibt über die ungeheure Faſſungsmöglichkeit des Goethe'ſchen Gehirnes. Es iſt unheimlich, wie vielerlei Leben umfaſſende Studien dieſer große Geiſt bewältigt hat. Farben⸗ lehre, Biologiſches, Metevrologiſches, Naturwiſſenſchaften, Mediziniſches, es iſt nicht zu faſſen mit welchem Ernſt und welcher Gründlichkeit, Goethe alles zuſammengetragen hat, was ihn feſſelte. Und davon kriegt man erſt einen Begriff, wenn man vor den Sammlungen und Werkzeugen ſteht. Aber die Atmosphäre des Dichters atmet nur das Arbeits und Sterbezimmer. Da wird unſer Schritt leiſe und wir fühlen, hier lebte Goethe, unſer Goethe, den wir lieben und verehren. Das Zimmer mit den kargen Möbeln, den Dingen des käglichen Lebens, die Goethes Gewohnheit entſprachen, hat ein Geſicht und„ſeines Geiſtes hat man einen Hauch verſpürt“. Auch in dem mehr als primitiven Sterbezimmer, wo noch das gefüllte Medizinfläſchchen, Taſſe und Teekanne auf dem Nachtkäſtchen ſtehen, als wäre vor wenigen Stunden dieſer heroiſche Geiſt erſt in ein beſſeres Sein entflohen, auch hier iſt man erſchüttert und benommen und geht auf Zehenſpitzen, ganz leiſe hinaus. Man hat begriffen, daß Weimar etwas Einmaliges iſt. Nun noch ein kurzer Beſuch bei Schiller. Man merkt gleich, hier biſt du bei armen Leuten. Während es beim Herrn Geheimrat ſchön mollig warm war, fror man in den beſchei⸗ denen Räumen des herrn Sekretaris Schiller entſetzlich. Es iſt nicht viel zu ſehen, das Erſchütterndſte iſt widerum das ſchmale, kurze Bett, in dem Schiller ſtarb. Es iſt durch ein dickes Seil abgetrennt, da pietätvolle Vandalen Stücke von der morſchen Bettlade abgebrochen hatten. Kunſt und Wiſſenſchaft O Die Frankfurter Künſtlerhilfe. Die bildenden Künſt⸗ ler leiden heute überall mit ganz vereinzelten Ausnahmen wirklich große Not; die nüchtern⸗ſachliche Architektur iſt bild⸗ feindlich, der kunſtfreundliche Mittelſtand iſt mittellos. Es iſt ein Zeichen der Zeit, daß die Künſtlerſchaft einer Stadt wie Düſſeldorf, die gewiß für die zeitgenöſſiſche Kunſt das ihre tut, gegen eine Großtat deutſcher Städte, wie es im Fall der Sigmaringer Sammlung die Verhütung des Ausverkaufs alter deutſcher Kunſtgüter iſt, Einſpruch erheben konnte. Immerhin wird es in Frankfurt mit einer gewiſſen Genug⸗ tuung empfunden, daß der Stadt, deren Muſeums⸗General⸗ direktor Swarzenſki die Bewahrung der Sigmaringer Schätze zu danken iſt, ein ſolcher Proteſt ihrer Künſtlerſchaft erſpart geblieben iſt. Nicht als ob die Frankfurter bildenden Künſt⸗ ler, die 300 bis 400 Maler, Graphiker und Bildhauer, auf Roſen gebettet wären, aber es gibt in Frankfurt, in der In⸗ flationszejt aus valutaſtarker Bürgermuniſizens entſtanden, eine Künſtlerhilfe, die heute, wenn auch nicht formell, ſo doch faktiſch eine ſtädtiſche Angelegenheit iſt. In den letzten Jahren und auch für das laufende hat die Stadt dieſe Künſtlerhilfe mit je 50 000 Mark ausſchließlich dotiert. Die Hälfte der bil⸗ denden Künſtler Frankfurts wurden bisher daraus unterſtützt. Aber der einſtige Charakter der Künſtlerhilfe hat ſich in eine Kunſthilfe für die Stadt gewandelt. Es treten ſtän⸗ dig an die Stadt Aufgaben auf dem Gebiet der modernen bildenden Kunſt heran, die dieſe Kunſthilfe, welche hohe An⸗ forderungen ſtellt und den Nachwuchs fördern will, durchaus rechtfertigen. Für die Zukunft beabſichtigt man, alljährliche Wettbewerbe nach dem Baſler Muſter auszuſchreiben und auch dem Ausſtellungsweſen größere Förderung angedeihen zu laſſen. Jedenfalls wird die Art, wie Frankfurt als eine der wenigen Großſtädte das Mögliche tut, ſich einen Stamm tüch⸗ tiger bildender Künſtler zu erhalten, auch von der Künſtler⸗ ſchaft durchaus anerkannt. EUR FEBRUAR 4. Seite. Nr. 51 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 31. Januar 1920 Keine Grippe ⸗Epidemie in Mannheim a Das Stäctiſche Nachrichtenamt teilt mit: Ein Teil der bieſigen Ppeſſe bringt ſtark alarmierende Nachrichten über eine drohende Grippe⸗Epibemie in Mannheim. So iſt davon die Rede, daß in einer großen Zahl non Betrieben bis zu 25 v. H. der Belegſchaft an Grippe erkrankt ſeien, und daß in den hieſigen Schulen ebenfalls bis zu 25 v. H. Er⸗ krankungen auſgetreten ſeien. Nach Angaben der zuſtändigen Stellen ſind dieſe Nachrichten ſtark übertrieben. Im Städti⸗ ſchen Krankenhaus iſt zwar die Zahl der Kranken um 170 bis 180 höher als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit, aber dieſe Steigerung der Krankenziffer bedeutet angeſichts der Tatſache, daß die Zahl der Geſamtaufnahme überhaupt in den letzten Jahren ſtark geſtiegen iſt, nichts Anormales. Nach Mitteilung des Direktors der Städtiſchen Krankenanſtalten iſt zwar die Zahl der an Erkältung und an Angina Erkrankten zur Zeit ziemlich hoch, aber ſpezifiſche Grippenfälle, insbeſondere Grippe ⸗Pneumomien, fehlen faſt ganz. Es iſt in dieſem ganzen Jahr noch kein einziger Todesfall an Grippe zu verzeichnen. Nach Angabe der Städtiſchen Schularztſtelle betrug die Durchſchnittsziffer der Erkrankten an ſämtlichen Mannheimer Schulen bei den Schülern 15,7 p.., bei der Lehrern 10,3 v. H. Der Prozent⸗ ſatz iſt in einzelnen Schulen geſtiegen, während er an zwei von den vorhandenen 40 Schulen, wo er in der vorigen Woche gegen 20 h. H. betrug, ſtark zurückgegangen iſt. Der Wochen⸗ Hurchſchnitt der Erkrankungen unter den Schülern betrug in der pergangenen Woche 10,2 v. H. Auch bei den Erkrankungen in den Schulen handelt es ſich um lauter leichte Fälle. An⸗ laß zu irgend welcher Beunruhigung liegt alſo nicht vor; es muß nur erneut darauf aufmerkſam gemacht werden, daß Vorbeugungsmaßnahmen gegen Erkältungen auch gleich⸗ zeitig die beſten Vorbeugungsmaßnahmen gegen eine Aus⸗ breitung der Grippe ſind. * Fabrikbrand. Durch ein Stück glühendes Eiſen, das aus einem Schmiedeofen fiel, geriet geſtern vormittag der mit Del getränkte Boden in einem Fabrikationsraum der Maſchi⸗ nenfabrikt Vögele in Brand. Das Feuer griff auf zwei mit etwa 1000 Liter Teeröl gefüllte Tanks über. Die um .40 Uhr alarmierte Wache II der Berufsfeuerwehr löſchte unter Mithilfe von Arbeitern der Firma den Brand mit Schaum. Das Dachpappendach über den Tanks wurde zer⸗ stört. Der Schaden beträgt 5600 Mark. Veranſtaltungen * Der zweite Städtiſche Maskenball wird am kommenden Sams⸗ iag ebenfalls unter dem Motto„Achtung, Achtung Welle 1111! Heiniſchen Karneval im Roſengarten“ in sämtlichen Räumen des Roſengartens abgehalten. Es iſt zu hoffen, daß der Beſuch des Ballfeſtes beſſer als das erſtemal wird und daß ſich dann ganz von ſelbſt echte Karnevalsſtimmung einſtellt. Die Ausſicht auf die wert⸗ vollen Preiſe reizt zur Beteiligung an der Maß ken⸗Prämiierung mit geſchmackvollen und originellen Koſtümen. Stenographiekurſe. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, er⸗ öffnet der Bad. Lehrerverband für deulſche Ein heits⸗ kürzſchrift(Reichskurzſchrift) E.., Mannheim, morgen Freitag abend im Gymnaſium bei der Kunſthalle neue An⸗ fänger und Fortbildungskurſe in Reichs kurz ⸗ ſchrift für Damen und Herren. * Männer⸗St. Vinzenz⸗Bereine. Unſerem Bericht über die Vin⸗ denz⸗Konſebenzen iſt nachzutragen, daß den Vorſitz der Mäuner⸗St. Vinzenz⸗Vewine Hauptlehrer Schneider führt. Kommunale Chronik Die Städtiſche Sparkaſſe Schwetzingen ermäßigt die Zinsſätze c Schwetzingen, 28. Jan. Der Verwaltungsrat der Städt, Sparkaſſe Schwetzingen hat im Intereſſe unſerer hei⸗ miſchen Wirtſchaft eine Herabſetzung der Zinsſätze für Hypo⸗ thekendarlehen, für Kredite in laufender Rechnung, für Kauf⸗ ſchillingsforderungen und für Fauſtpfanddarlehen um durch⸗ ſchuittlich 16 Proz. eintreten laſſen. Dleſe Zinsermäßigung iſt beſonders anerkennungswert, wenn man berückſichtigt, daß da⸗ durch eine Aenderung in der Verzinſung der Spareinlagen und Girogelder nicht erfolgt. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß Leutesheim hat zu Melio⸗ rations, und Kultivierungsarbeiten im Rheinwald 28 000 Re. genehmigt. Die Arbeiten werden als Notſtandsarbeiten aus⸗ geführt. Es ſoſlen fünf Hektar Wieſenland gewonnen werden. 1 Slraßenerſchütterungen an Gebäulichkeiten Wirtſchaftliche Verſuche zur Beſeitigung burch bie Techniſche Hochſchule Karlsruhe Zur Zeit finden u. a. in Karlsruhe ſachverſtändige Unter⸗ ſuchungen und Beobachtungen über dieſes gegenwärtig im Vor⸗ dergrund des Intereſſes ſtehende Thema ſtatt, um die Auswir⸗ kung feſtzuſtellen und demgemäß auf Abhilfsmaßnabmen zu ſinnen. Ueber dieſe Verſuche geht uns von ſachmänniſcher Seite nachſtehender Bericht zu: Dem gewaltigen Aufſchwung des Kraftſahrweſens hat der Straßenbau auch nicht im mindeſten ſtandhalten können. Der Straßenbau iſt Weltproblem geworden, deſſen Löſung allgemein gefordert wird, nicht nur die Löſung der Frage nach längerer Lebensdauer der Straßen, d. h. Vorbeugung der allzufrühen Zerſtörung durch die Kraftfahr⸗ zeuge, ſondern in viel höherem Maße die Frage, wie dem Volksſchaden vorzubeugen iſt, der durch die Straßenerſchütte⸗ rungen ſich an den Gebäulichkeiten bemerkbar macht und geradezu vernichtend und zerſtörend auf ſie einwirkt. Die Bautechnik hat nach dieſer Richtung der raſchen Entwicklung der Maſchinentechnik in keiner Weiſe Schritt zu halten ver⸗ mocht. Welche Einflüſſe wirken nun vernichtend auf das Straßennetz ein, und welche Maßnahmen ſind ſeitens der Bautechnik zu ergreifen, um die Straßen vor allzufrüher Zerſtörung und die Gebäulichketten vor Erſchütterungen zu bewahren, länger zu erhalten und unliebſame Reparatur⸗ koſten zu vermeiden? Zerſtörende Einflüſſe auf die Straße.— Eiuflüſſe geologiſcher Art. g Die Straße im allgemeinen iſt als feſtes, ſtarres Band um den Erdkörper zu betrachten. Die Erde in ihrer äußerſten Kruſte der einzelnen geologiſchen Formationen ſetzt ſich aus lebendigen Kräften zuſammen. Dieſe Kräfte erreichen ihren Höhepunkt von Frühjahr bis Mitte Sommer und wirken e vernichtend auf das ſtarre, unbewegliche Straßen⸗ and: Aeußere phyſikaliſche Einflüſſe auf die Straße: 1. Die phyſikaliſchen Einflüſſe bilden für die frühzeitige Zerſtörung der Straße ein beachtliches Kapitel. Der Aus⸗ dehnungskoveffizient des jeweiligen Materials der Straße bei Wärme und Sonne iſt ganz verſchleden. Bet Abkühlung oder Regen erfolgt die allzuraſche Zuſammenziehung und die folgerichtige Zerſtörung der kompakten Maſſe des Straßen⸗ körpers. Bis in ſeine kleinſten Körpertetle beginnt ſie ſich zu zerſetzen. Das Aufnehmen von Waſſer bei Regen bis in die feinſten Poren und die Exploſivwirkung der vollgeſogenen Waſſerporen bei ſtarkem Froſt bilden ebenfalls eine ſtarke Zerſtörung ber inneren Beſtandteile des Materials ſeſbſt und deſſen Bindekraſt untereinander. 2. Rollende und bewegliche Laſten und die daraus ent⸗ ſtehenden Straßenerſchütterungen. Dies dürfte eines der wichtigſten Kapitel für die Zerſtörung von Straßen und der angrenzenden Gebäulichkeiten darſtellen. Zwei Arten rollen⸗ der Laſten ſind dabei von weſentlicher Bedeutung: a) rollende Laſten, die geſchoben oder gezogen werden, d. h. hei denen die Zugkraft bzw. Fortbewegungskraft außer⸗ halb des Fahrzeuges ſelbſt liegt. Hierzu gehbren auch bewegliche Laſten niederen Grades. Die rollende Laſt verurſacht auf das Straßenbett Schubkräfte, die in Rich⸗ tung der Vorwärtsbewegung des Fahrzeuges ber rollen⸗ den Laſten ſich bewegen. b) rollende Laſten, die ihre Fortbewegungskraft innerhalb des Fahrzeuges haben(Kraftfahrzeuge aller Art), ver⸗ urſachen durch das Getriebe, das feſt den Rädern ange⸗ ſchloſſen iſt, Rotation auf das Straßenbett. Die hieraus entſtehenden Schubkräfte wirken durch die Rotation ent⸗ gegengeſetzt der Fahrtrichtung von), d. h. nach rückwärts. Selbſt die Erſchütterungswellen der Vorderräder, die nach der Vorwärtsbewegung laufen, werden durch die Rotation überholt und erhalten andere Richtung. Dieſen wiſſenſchaftlichen Studien eines Karlsruher Ingenieurs, die die Grundlagen zu einem neuen Straßen⸗Syſtem für Straßen⸗ und Autoſtraßenban bilden, hat die Karlsruher Techniſche Hochſchule,„Inſtitut für Stra⸗ ßenbauforſchungen“, größeres Intereſſe entgegengebracht. Auf Anregung des Erfinders hat der Direktor des Geodätiſchen Inſtituts der Techn. Hochſchule, Prof. Dr. ing. Schloetzer, mit Erſchütterungsapparxaten(Seismographen) Prüfungen vorgenommen, die an verſchiedenen Straßenſyſtemen z. Zt. noch fortgeführt werden. Kürzlich fand eine ſolche Prüfung im Gebäude der Staatsanwaltſchaft in der Stefanienſtraße in Verſuchung Von Thea Laue Weiße Nächte ſpringen hervor Strecken die kalten Hände aus. Komm meine Seele, komm Aus der Finſternis dunklem Tor Komm zurück ins ſtille Haus! Laß die Schatten vorüberzieh'n Dunkler Sünden im Totenkleid. Fliehe meine Seele, fliehe! Sieh' die ſchwarzen Augen glüh'n Im tiefen Tale der Ewigkeit. Erhebe dich Seele dem Tag entgegen, Geh' über Nächte lachend dahin. Leuchte meine Seele, leuchte! Freudig auf ſteinigharten Wegen Lache mit todtraurigem Sinn. Im Freien Bund ſpricht heute und morgen eine der markanteſten Perſönlichkeiten unter den jüngeren deutſchen Muſeumsdirektoren, Dr. E. G. Heiſe⸗Lübeck, über das aktuelle Thema„Kunſt im Dieuſt der Zeit“(Bildnis, Darſtellung, Photographie, Karikatur uſw.). Dr. Heiſe hat ſich vor allem durch die Herausgabe der Kunſtmono sſcheift der Genus ſowie durch eine Reihe vortrefflicher Publika⸗ tionen auf dem Gebiete alter und jüngſter Kunſt hervorgetan. Maunheimer Künſtler auswärts. Der Klavierabend der einheimiſchen Pianiſtin Emilie Schmitt wurde in Ber⸗ Lin von Publikum und Preſſe günſtig aufg nommen. In der Berliner Preſſe wird ſie eine ſympathſſche Künſtlerin, eine von ernſtem künſtleriſchen Streben erfüllte Pianiſtin genannt, die iu der Appaſſionata und in Chopins Werken zu überzengen Wußte, Sie wird auf Einladung an einem zwelten Abend in Berlin und im Toncertgebour in Amſterdam ſpielen. Der Wiener Opernball „s gibt nur a Wean“, das gilt heute noch wie früher, wenn es auch keine„Katſerſtadt“ mehr iſt. Wien hat noch ſeine alte Kultur, ſeinen Scharm, den die Straußſchen Walzer in die ganze Welt getragen haben. So verſteht auch Wien wie keine andere Stadt Feſte zu feiern. Der Wiener oder gar die Wienerin, die müſſen nun einmal lachen und ſingen und tanzen. Der Gipfel unter all den Feſten des Jahres, das iſt der Wiener Opernball. Da findet ſich alles zuſammen, was einen Namen hat in der Donauſtadt, und alles, was jung und ſchön und elegant iſt. Wie es da zugeht, davon gibt ein Bild der Aufſatz in der neueſten Ausgabe der„Köl⸗ ner Illuſtrierten Zeitung“ mit ſeinen zahlreichen Aufnahmen. — Auch die übrigen Aufſätze, die ſich mit den verſchiedenſten Dingen befaſſen, z. B. den erſten zehn Minuten im Leben des Menſchen, der Inneneinrichtung der neuen Schnelldampfer „Europa“ und„Bremen“ u.., werden allgemein intereſſieren. (Näheres über den Bezug ſiehe die heutige Anzeige.) O Heinrich von Kleiſt über Examina. In ſeinem kleinen intereſſanten Aufſatz über die„Verfertigung der Ge⸗ danken beim Reden“, in dem Heinrich von Kleiſt den Satz verficht, daß erſt beim Sprechen ſelber der größte Teil der Gedanken geboren werde, parodiert er treffend den Satz vom Appetit, der beim Eſſen ſich einſtellt und kommt dann auf den Wert und Sinn der Examina zu ſprechen. Er findet nicht viel Rühmenswertes aber außerordentlich viel Unzulängliches in dieſer Einrichtung; er ſagt wörtlich:„Abgerechnet, daß es ſchon widerwärtig und das Zartgefühl verletzend iſt, und daß es reizt, ſich ſtetig zu zeigen, wenn ſelch ein gelehrter Roßkamm uns nach den Kenntniſſen ſieht, um uns je nachdem es fünf ober ſechs ſind, zu kaufen oder wieder abtreten zu laſſen;— es iſt ſo ſchwer, auf einem menſchlichen Gemüt zu ſpielen und ihm ſeinen eigentümlichen Laut abzulocken, es verſtimmt ſich ſo leicht unter ungeſchickten Händen, daß ſelbſt der geübteſte Menſchenkenner, der in der Hebeammenkunſt der Gedanken, ibie Kant ſie nennt, auf das meiſterhafteſte bewandert wäre, hier noch Mißgriffe tun könnte.“ 0 Karlsruhe ſtatt. Das fetzige Prüfungsergebnis beſtätigte big kürzlich ſchon gemachten Beobachtungen, daß die Erſchütte⸗ rungswellen, von der Straße herrührend, auf die Häuſer ſich bemerkbar machen. Die vorletzten Erſchütterungsprüfungen in Knielingen, in ruhiger Lage, auf Schotterſtraße wurden bei Tage durchgeführt, die letzten im Zentrum der Stadt, neue Betonſtraße, von Mitternacht 1 Uhr ab, um bet ruhiger Zeit die Konſtante beſtimmen zu können, d. h. die tagsüber dauernd ſtarken Verkehrserſchütterungen von den Apparaten fernzu⸗ halten. Die Apparate wurden im Gebäude ber Staatsanwaltſchaft in allen Stockwerken bis zum Keller ſenkrecht ſtbereinander aufgeſtellt. Hierbei zeigte ſich ein eigenartiges Bild. Die Horizontalſchwingung iſt im Kellerboden am ſchwächſten und im oberſten Stockwerk am ſtärkſten, dagegen die Vertikal- ſchwingung im oberſten Stockwerk am ſchwächſten und im Kellerboden am ſtärkſten. Damit iſt der Beweis erbracht, daß die Horizontalerſchütterungen ſich wellenartig fortbewegen, au den Kellerfundamenten gebrochen, räumlich eingeſchloſſen und gegenſeitig vibrierend vertikal nach der Oberfläche ſich aus⸗ wirken. Dieſe wiſſenſchaftlichen Prüfungsverſuche beweiſen, daß das neue Straßenſuyſtem folgerichtig konſtrniert iſt. Die Erdwellen, von der Straßenoberfläche herrührend, werden im Straßenbett nach der Tiefe gebrochen, zurückgewor⸗ fen und heben ſich unter der maſſiven Decke gegenſeitig auf, nach dem oben angeführten Beiſpiel. Bei den letzten Verſuchen wurden die theoretiſchen Feſtſtellungen des Erfinders als rich⸗ tig befunden, z. B. daß Fahrzeuge aller Art, die geſchoben oder gezogen werden, ihre Schubkräfte auf das Straßenhett in Rich⸗ tung der Vorwärtsbewegung auswirken, wogegen Kraftfahr⸗ zeuge aller Art, deren Räder feſt dem Getriebe angeſchloſſen ſind, durch ihre Rotation entgegengeſetzt ihre Schubkräfte aus⸗ üben. Die Erſchütterungsprüfungen werden noch an einer Anzahl hiſtoriſch⸗monumentaler Gebäulichkeiten fortgeſetzt, da zwetfelsohne feſtſteht, daß die Gebäulichkelten unter den der⸗ zeitigen Verkehrserſchütterugen frühzeitiger Vernichtung aus⸗ geſetzt ſind, was unabſehbaren Volksſchaden bedeuten würde. Aus dem Lando Verſammlung der Spargelpflanzer L. Reilingen, 29, Jan. Am Sonntagnachmittag verſam⸗ melten ſich die hieſigen Spargelpflanzer im Gaſthaus zur Roſe, um zur Abhaltung und der Betekligung an den kom⸗ menden Spargelmärkten Stellung zu nehmen. Die Ver⸗ ſammlung wurde durch den Vorſtand der Bauernorganiſatlon⸗ Martin Krämer geleitet, der darauf hinwies, daß ſich der im Vorjahr erſtmalig abgehaltene Spargelmarkt ſehr gut eingeführt und durch die erhebliche Steigerung der Nachfrage durch auswärtige, den Markt beſuchende Händler den Pflan⸗ zern zu großem Vorteil ausgeſchlagen habe. Er bemängelte die vielen Verkäufe unter der Hau b, die noch im leßten Jahr vorgekommen ſeten und preisdrückend gewirkt hätten Der Spargelmarkt müſſe alle Spargellieferungen umfaſſen und die Pflanzer in geſchloſſener Front ſehen, wie es auch auf anderen Gebieten der Landwirtſchaft der Fall ſel. Ein organiſatoriſcher Zuſammenſchluß ermögliche es den Erzeu⸗ gern, auf das Marktgeſchäft bedeutenden Einfluß auszuüben und die Rentabilität des Spargelbaues zu heben. In der ſich daran auſchließenden Ausſprache, die ſehr rege war, kam die gleiche Anſicht einmütig zum Ausdruck, daß für den Ab⸗ ſatz nur der Wargelmarkt maßgebend ſein ſolle und ſich dis Pflanzer zu einer Intereſſengemeinſchaft zuſammenſchließen müßten. Ein Gaſthaus abgebrannt * Rippoldsau, 30. Jan. In dem am Eingang des Reichen⸗ bachtales gelegenen Gaſthous„zum Kranz“ brach vormittags gegen ½9 Uhr Feuer aus, das in kurzer Zeit mit raſender Schnelligkeit auf das ganze Gebäude übergriff und es völlig zerſtörte. Das lebende Inventar konnte gerettet werden, während dagegen faſt alles Mobilar den Flammen zum Opfer fiel. Der Schaden iſt um ſo größer, als der Beſttzer erſt vor kurzem das Anweſen durch umbau bedeutend vor⸗ ſchönern ließ. Die Braudurſache iſt noch unbekannt. Ein Freiburger in Afghaniſtan verſchollen * Freiburg, 30. Jan. Ungewißheit herrſcht über das Schickſal des Sohnes von Handwerksmeiſter Klaus mann, der in den Junkers⸗Werken in Deſſau beſchäftigt war, wo die für Afghaniſtan beſtimmten drei Flugzeuge hergeſtellt wurden. In einem dieſer Flugzeuge legte der junge Klaus⸗ mann die Luftreiſe nach Kabul als Bordmechaniker zurück. Dort iſt er, wie aus einem an ſeine Eltern gerichteten Brief vom 20. September hervorgeht, nach glücklicher Landung ein⸗ getroffen. Seitdem fehlt aher jede Nachricht von ihm. Eine Mutter vergißt ſich * Königſchaffhauſen(Kaiſerſtuhl), 80. Jan. Der J2fährige Sohn eines Kleinlandwirts drängte ſeine Mutter fortgeſetzt, das Futter für die Stalltiere herzurichten. Die in der Küche beſchäftigte Frau geriet in Zorn, ſo daß ſte das Fleiſch⸗ meſſer nach dem Jungen warf, deſſen Spitze dieſen un⸗ glücklicherweiſe in den Leib traf. In der Klinik mußte ſo⸗ fort eine Operation vorgenommen werden. Die Wucht des Meſſerwurfs hatte den Dünndarm dreimal durch⸗ ſtoßen. Ob der Junge mit dem Leben davonkommt, iſt noch ungewiß. 5 Der Rhein zugefroren * Inſel Reichenau, 30. Jan. In der Nacht auf Dlenstag iſt der Zellerſee und ein großer Teil des Rheins poll⸗ ſtändig zugefroren. Schluß des redaktionellen Teils Für die Gesundheit! eee. 2169 Peter Rxius 8. m. b.., Mannheim, fel. 26796 U. 97 Wilhelm Müller jun, U 4, 23, Fernspracher 21 838 * 1 1 * 8 7 1 5 re eee — Ken e e . rene * „ * 2 C e Donnerstag, den 81. Fannar 1920 Reue Mannhelmer Zeltung[Mittag⸗Ausgabef B. Seite. Nr. 81 Veranſtaltungen Donnerstag, den 31. Januar bester: Natlonaltheater:„Mlan en“, 7,0 Uher. 1 5 5 5 255 5 Vaxleteprogramm..00 Uhr. Vorträge: Freter Bund: r. Helſe:„Kunſt im Di 7 g Abt. 1..15 Uhr. f„ Sichtſpiele: Alhambra„Die ungekrönte Königin“. Schau bur Ritter der Nacht“.— Uf a⸗Theat er:„Das göttlſche Weib“. 8 Palaſt⸗ Theater:„Das alte Geſetz“,— Scala:„Die rote . 99..„Venus im Frack“. orla⸗ Pal aſt: plelzeug“. 41 4 die Blume des Südens“. 1 8 5 e Muſeen und Sammlungen: Kunſthalle: 10—1 und—4 Uhr.— Schloßbücherei: 91, 37 Uhr. Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm. von—5 Uhr; Dleustag—5 Uhr: Mittwoch bis 5 dir; Freitag—7 Uhr.— Plauetarium: Vorfützrung 8 Uhr. Aus der Pfalz Das Jubiläum des Verbandes Pfälziſcher Induſtrieller e RNenſtabt a. b.., 20. Jan. Für das am 6. Februar ſtattſindende jährige Jubiläum des Pfälziſchen Induſtriel⸗ len verbandes iſt nach der Eröffnungsanſprache des 1. Vor⸗ ſizenden Geh. Kom.⸗Rat Dr. h. c. Artmann ein Vortrag „Zehn Jahre beſetzte Pfalz— Zehn Jahre Verband Pfälzi⸗ ſcher Induſtrieller“ von Ob.⸗Reg.⸗Rat Dr. Frlſch vorgeſehen Der 6. Februar iſt vor allem der Gedenktag einer klaren und elndeutigen Kundgebung des im Dezember 1918 gegrün⸗ deten Verbandes in jenen Tagen, von denen von innen heraus der Bürgerkrieg das Gefüge des Deutſchen giei⸗ ches zu zerreißen drohte, und hochverräteriſche, von außen unterſtützte Kräfte die Pfalz aus dem Beſtande des Reiches loslöſen zu können glaubten. In einer von allen Anweſenden begeiſtert aufgenommenen Entſchließung bekannte ſich der junge Verband Pfälziſcher Induſtrieller in ſeiner erſten Mitgliederverſammlung„zu des Reiches Einheit und Freiheit und zur unverbrüchlichen Zugehörigkeit der Pfalz zum Deut⸗ ſchen Reiche“. Mit dieſer Entſchließung wies der Verband Pfälziſcher Induſtrieller, wie die nachfolgenden Kundgebungen der politiſchen Parteien und wirtſchaftlichen Stände bezeug⸗ zen, der bedrängten pfälziſchen Bevölkerung den Weg zum Kampf um des Landes Unabhängigkeit und Freiheit. Es iſt keunzeichnend für die damalige Lage, daß die Beſatzungs⸗ behörde monatelang verſuchte, die Veröffentlichung der Eut⸗ ſchließung durch bie Zenſur zu unterdrücken. Vorſtandsſitzung der Verkehrswacht Pfalz Frankenthal, 30. Jan. Am Dienstag nachmittag fand um Saalbau zu Neuſtadt eine Vorſtandsſttzung der Verkehrs⸗ wacht Pfalz ſtatt, zu der ſich zahlreiche Ausſchußmitglieder eingeſunden hatten. Der Vorſitzende, Zeitungsverleger Gtoßer Frankenthal, gab ſeiner Freude Ausdruck über bie rege Teilnahme der Behörden und Verbände an der Erreichung der Ziele ber Verkehrswacht und berichtete dunn Über die Tätigkeit der Verkehrswacht Pfalz und ihrer Ortsgruppen. Die Beitragsfrage regte eine eifrige Ausſprache an, aus der wertvolle Vorſchläge für die Geſtal⸗ tung des Finanzweſens der Verkehrswacht ſich ergaben. Intereſſant war der Bericht des Vorſitzenden über die Tagung ſämtlicher deutſchen Verkehrswachten am 18. Dezhr. in Berlin, an der drel Herren der Pfälzer Verkehrswacht „ keilnahmen. Die Generalverſammlung der Verkehrswacht wird im März abgehalten. Perkehrsreferate werden halten Rechtsrat Dr. Weiler, Fabrikbirektor Kurt Ganß und Diplom⸗Ingenieur Schuſter. 5 Förderung des vorderpfälziſchen Gemüſebaues Speyer, 28. Jan. Zur Förderung des Gemüſebaues, geſonders der Frühgemüſeerzeugung, finden in den nächſten Wochen in der Vorderpfalz an zahlreichen Orten Wer be⸗ berſammlungen ſtatt, die von Sachyerſtändigenkreiſen und des Landauer Genoſſenſchafts⸗ und Raiffeiſen verbandes Ludwigshafen abgehalten werden. Die Werbung bezieht ſich auf die Gründung örtlicher Gemüſebaugenoſſenſchaften, wie ſolche fetzt bereits in vier Orten der Vorderpfalz beſtehen. Derartige Organiſationen ſollen den planmäßigen An bau von Gemuüſſe, auch in qualitativer Hinſicht betreiben und zur einheitlichen Gemüſeerzeugung in größeren Mengen führen und auch bezüglich des Abſatzes Verbindungen ſchaffen. Weingeſchäft an der Oberhaarbt s Nenſtadt a.., 28. Jan. Durch Käufe zur Deckung eines kleinen Bedarfes hat ſich das Welngeſchäft an der Obe r⸗ Haardt etwas belebt, doch ſind die Preiſe allerdings noch ſehr gedrückt. Infolge Abſatzſchwierigkeiten wird die Lage der Winzer immer prekärer. Naturreine Weine der Oberhaardt werden ſchon zu 600/ pro Fuder 1000 Liter) an⸗ geboten. Die Schuld an dieſen Zuſtänden wird ſehr oft der nicht verlängerten Zuckerungsfriſt zugeſchoben, was aweifellos übertrieben iſt. Der pfälziſche Großhandel würde, wenn er zuckern könnte, noch beträchtliche Mengen verbeſſe⸗ rungsbedürftiger Weine aufkaufen. An der Mittel⸗ und Un⸗ kerhaardt dürften für die Verſteigerer ſowohl in 198er wie Ruch in 1927er Weine noch manche unliebſame Ueberraſchung Hevorſtehen. Für 1000 Etter eines guten Naturweines mitt⸗ derer Qualttät werben bezahlt: in der Neuſtadter Gegend 10001100, Deidesheimer und Umgebung 14001800, Dürkheimer Gegend 18001500%. Von Verkäufen hört man sehr wenig. An der Unterhaardt ſind die Preiſe gegenüber Dezember noch weiter zurückgegangen. Für einen verbeſſerten 1927er Weißwein mittlerer Güte ergab ſich ſonſt ein Durch⸗ chnittspreis von 780820, diesmal betrug er rund 700. * * Oggersheim, 30. Jan. Nachts zwiſchen 1 und 2 Uhr drang ein in den Wer Jahren ſtehender Arbelter im Ver⸗ lauſe eines Streites in ein hieſiges Anweſen ein, angeblich An Schutz zu ſuchen. Weil er das Haus verſchloſſen fand, zertrümmerte er die Haustüre, um durch das Füllungsloch ius Innere zu gelangen. Bei Einſchreiten der Polizei ver⸗ barrikierte ſich der Eindringling im Innern des Hauſes und leib ete den Sicherheitsbeamten erheblichen Widerſtand. gelang ſchließlich, den rabiaten Menſchen in Gewahrſam zu nehmen. * Enkenbach bei Kaiſerslautern, 8. Jan. In ber Nacht auf 22. Januar wurde in der Erziehungsanſtalt Enkenbach eingebrochen und Kleider, Schuhe und Lederwaren im Werte von 300 Mark geſtohlen. Als Täter wurde der 1908 geborene [Zögling der Anſtalt, Ernſt Petry aus Frankenſtein ver⸗ Haftet. Petry iſt erſt am 5. Dezember v. Is. nach Ver⸗ Büßung einer Gefängnisſtrafe von 2% Jahren wegen Ein ⸗ Bruchs in der gleichen Anſtalt aus dem Gefängnis ent⸗ garſſen worden. * * ESC Mit elner eigenartigen Straſſache, wie ſie bie Werichte nicht allzu häufig beſchäftigt, hatte ſich das Große Schöffen⸗ gericht Göttingen zu befaſſen. Im Oktober 1927 wurde vom Schwurgericht Göttingen der Gutsverwalter Paul Steckel aus Wollershauſen, Kreis Oſte rode a.., wegen vorſätzlicher Brandſtiftung zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus ver⸗ urteilt, die er gegenwärtig im Zuchthauſe zu Celle verbüßt. Steckel, der ſich im Zuchthauſe ganz gut geführt hatte, ſtellte den Antrag, einſtweilen aus der Haft mit Ausſicht auf ſpätere Begnadigung entlaſſen zu werden. Vor dem Schwurgericht hatte Steckel ſeine Tat nachbrück⸗ lich beſtritten, es mußte daher ein umfangreicher Beweis an⸗ getreten werden, um ihn der Tat zu überführen. Dies hatte zur Folge, daß das Gnadengeſuch Steckels abgelehnt wurbe, weil er nicht geſtändig geweſen war. Nunmehr ſetzte ſich Steckel hin und verfaßte ein Geſtändnis ganz eigenartiger Natur. Er trat nämlich mit der Behauptung hervor, daß er zwar den Braud auf dem dem Freiherrn von Mingerode ge⸗ hörigen Guts nicht ſelbſt angelegt, wohl aber die Vorberei⸗ tungen hierzu getroffen habe. Er ſei hierzu bewogen worden, weil ihm der Freiherr von Mingerode eine Belohnung von 20000 Mark verſprochen habe, wenn er das Gut aufbrenne. Er beſchuldigte weiter ſeine Frau, die ſich aus Gram über das gegen ihn eingeleitete Strafverfahren das Leben genommen hatte, daß ſie es übernommen habe, im 2 Jahre Gefängnis für eine Verleumoͤung Verein mit einem necht die Braudſtiftung vorzu⸗ nehmen. Steckel erzählte dann in ſeinem„Geſtänduts“, daß der Brand ſchließlich dadurch ausgebrochen ſet, daß ſein Hund mit der Rute ihm die Zigarette aus der Hand geſchlagen habe. Sie ſei in einen Benzinbehälter ge⸗ logen, es ſei eine Exploſſon entſtanden, die daun den Brand verurſacht habe! An dieſen ganzen Geſchichten iſt natürlich kein wahres Wort, denn ſchon das Schwurgericht hatte einwandfrei feſt⸗ geſtellt, daß Steckel ſein Mobilar über verfichert hatte, daß ihm ſeine Stellung gekündigt worden war und daß er nach der Tſchechoſlowaket auswandern wollte. Um ſich alſo die hohe Verſicherungsſumme zu verſchaffen, hatte er in ſeiner Wohnung den Brand angelegt, nachdem er vorher ſeine Ehe⸗ frau mit Wertſachen auf Reiſen geſchickt hatte. Das Guk Wollershauſen hatte er gar nicht angeſteckt. Als Freiherr von Mingerode über die Anzeige bes Steckel vernommen wurde, ſtellte er ſofort Strafantrag gegen dieſen, die den Erfolg hatte, daß Steckel fetzt wegen wiſſentlich falſcher Anſchuldigung in Verbindung mit ver⸗ leumberiſcher Beleidigung zu 2 Fahren Gefängnis ver⸗ urteilt wurde, wobei im Urteil zum Ausbruck kam, daß Steckel Verleumdungen ausgeſprochen habe, wie ſie ſchlimmer kaum ausgedacht werden könnten. Es wurde Haftbefehl gegen ihn erlaſſen, ſo daß er nach Verbüßung ſeiner Zuchthausſtrafe nicht auf freien Fuß geſetzt werden kann. Nachbargebiele 1929 kein Nachtluftverkehr Frankfurt—Baſel. Frankfurt a.., 29. Jan. Zu den kürzlichen Berliner und Frankfurter Meldungen, daß vorausſichtlich in dieſem Jahre noch der Nachtluftverkehr auch auf Frank⸗ furt⸗Baſel ausgedehnt werde, entnehmen wir einer Mit⸗ teilung der Südweſtdeutſchen Luftperkehrs⸗ A.., daß ein Nachtluftverkehr über Frankfurt für das Flugjahr 1929 nicht vorgeſehen iſt, da brauchbare techniſche Einrichtungen noch ſehlen. Man hat bis fetzt von der Erſtellung der Boden⸗ organiſation für Nachtluftverkehr Abſtand genommen, weil die Erfahrungen, die auf einigen Verſuchsſtrecken geſammelt werden ſollen, noch nicht abgeſchloſſen ſind und weil es nicht zu verantworten iſt, eine recht beträchtliche Summe für noch ſehr mangelhafte Einrichtungen auszugeben. Die Südweſt⸗ deutſche Luftverkehrs⸗A. G. glaubt allerdings, daß man für das Jahr 1980 mit brauchbaren Nachtbeleuch⸗ tungen rechnen kann und wird dann dieſe ſelbſtverſtänd⸗ lich für Frankfurt nutzbar machen. 8b. Die Bafler Reformationsfeier HBaſel, 27. Jan. Am Sonntag vormkttag fand in ber Martinkirche die offizielle Feier der Theologiſchen Fakultät der Univerſität Baſel zur Grinnerung an die vor vierhundert Jahren in Baſel burchgeführte Refor⸗ mation ſtatt. Im Anſchluß daran nahm die theologiſche Fakultät der Univerſität Baſel mehrere Ehrenpromo⸗ tionen vor. U. a. wurde Prof. theol. Friedrich Karl Schumann ⸗Tübingen zum Ehrendoktor ernannt. Der Dekan der theologiſchen Fakultät Heidelberg, Pfarrer A. Köchlin, gebürtig aus Baſel, wurde zum Ehrendoktor der Theologie in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Stock⸗ holmer Kirchenkonferenz ernannt. An der kirchlichen Haupt⸗ feter im Münſter, die durch Muſik von den Türmen eingeleitet wurde, ſprachen nach den Eingangsworten des Bafler Kirchen⸗ ratspräſidenten Prof. D. Handmann die Vertreter der Regierungen von Baſel⸗Stadt und Land. Ein gemeinſames Mittageſſen vereinigte die Vertreter der Kirche mit ihren zahlreichen Gäſten im Großen Saale des Gemeindehauſes zum Matthäus. Nach einem Prolog begrüßte namens bes Kirchenrates Dr. Alfred Sarasin die Gäſte, in deren Namen der Präſtdent der badiſchen Landeskirche D. Wurth⸗ Karlsruhe für die badiſchen Proteſtanten und Pfarrer D. Kuntz⸗Straßburg für die elſäſſiſchen Proteſtanten das Wort ergriffen. Die Vaterſtadt des Bafler Reformators, die württembergiſche Stadt Weinsberg, war durch den Stadt⸗ ſchultheiß Weinbrenner und Dekan Zeller vertreten. Rektor Prof. Ruck überbrachte die Grüße der Bafler Univerſität. An das gemeinſame Mittageſſen ſchloß ſich die Eſtaufführung des Reformations⸗Gedenkſpiels von Emanuel Stickelberger und Muſikbdirektor Münch in der Großen Halle ber Schweizeriſchen Muſtermeſſe. * aß Lampertheim, 28. Jan. Wie geſtrige erſte General⸗ verſammlung der Ob ſt⸗ und Gemüſe⸗Verwertungs⸗ Genoſſenſchaft zeigte, daß die Vereinigung für ihre Mit⸗ alteder von nicht geringem Vorteil war. Der Vorſttzende des Aufſichtsrates, Lehrer Schrelber verbreitete ſich über die Entſtehung der Genoſſenſchaft und betonte, daß ſowohl Ver⸗ braucher als auch Erzeuger mit den im erſten Geſchäftsjahre gemachten Erfahrungen zufrieden ſein können. Die Bilanz wurde von Rechner Kärcher vorgetragen. Darnach betrug der Abſatz an Gurken 28 87 und an Spargel 21401 4. In der Folgezeit wirs ſich die Genoſſenſchaft mit dem Verkauf anderer landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe befaſſen. Für das abgelaufene Geſchäftsſahr ergab ſich ein Reingewinn von 6090, hiervon werden 800„ dem Reſervefonds und 309 der Betriebsrücklage überwieſen. Bei der nun folgenden Wahl zum Aufſichtsrat und Vorſtand wurden die Herren Billau, Griesheimer und Klotz gewählt. Im weiteren wurde feſtgelegt, daß auch in Zukunft neue Mitglieder kein Ein⸗ trittsgeld zu zahlen haben, worauf die Aufnahme von 6 Mit⸗ gliedern erfolgte, ſodaß jetzt die Genoſſenſchaft 61 Mitglieder zählt. Es folgte eine Ausſprache über zweckentſprechenden Anbau von Obſt und Gemüſe. In dieſem Jahre kann in Anbetracht der bedeutend vergrößerten Anbaufläche mit einer erheblichen Anfuhr gerechnet werden. * Oberabtſteinach bei Waldmſchelbach, 27. Jan. Am geſtri⸗ gen Sonntag herrſchte auf allen Höhen und Abhängen mit Rodelſchlitten und Schneeſchuhen ſtarker Betrieb. Auf den glatt gefahrenen Straßen tummelten ſich zahlreiche Schlltt⸗ ſchuhläufer. Wer zu Fuß ausgedehnte Wanderungen über die Höhen genommen hatte, der genoß wunderbare Ausſichten über die weißglänzenden Berghänge. Das Wandern wär aber ſehr erſchwert und ermüdend, weil bei den meiſten Schritten der 6 Zentimeter hohe friſche und der 28— 30 Zentimeter hohe und oben gefrorene Schnee nachgegeben hat. Stellenweise mußte man bis 1 Meter hohe Schneemulden durch⸗ ſchretten. Soweit durch vorhandene Führten uſw. feſtgeſtellt — Gerichtszeitung Aus den Mannheimer Gerichts ſälen Margarine in der Butter Ein 20 Jahre alter Kaufmann aus Otterbach, wohnhaft in Weinheim, glaubte, ſo ein bißchen Margarine lein Drittel) ſchmecke man in der holländiſchen Süßrahmbutter(zwei Drit⸗ tel) nicht. Es fiel auf, daß er Margarine(Remo und Frauen⸗ lob] bezog, ohne ſie zu verkaufen. Margarine koſtet 1, Süßrahmbutter aber 2,50% und es iſt dem Angeklagten bei ſeinem ſchweren Konkurrenzkampfe und feinen ſchlechten ökonomiſchen Verhälrniſſen zu glauben, daß er die Unred⸗ lichkeiten ſeit Oktober v. J. nur begangen hat, um ſein e Konkurrenten zu unterbieten. Das Schöffen⸗ gericht, Vorſitzender Amtsgerichtsrat Schmitt, ſah in ihm nur einen„kleinen“, der nicht die Strafe verdiene, wie die großen Volksbetrüger. Es verurteilte ihn zu einer Wochs Gefängnis. ** sw. Sechsmal freigeſprochen. Die kleine Strafkammer Darmſtadt hatte als fechſtes Gericht in einer Straffachs zu entſcheiden, die zuerſt bas Amtsgericht Bingen, zweimal die Mainzer Strafkammer und zwetmal das Oberlandesgericht beſchäftigt hatte. Von zwei am Sonntag, 13. März 1927, abends zwiſchen 10 und 11 Uhr auf der Fahrbahn der Straße von Dudelsheim nach Rüdesheim gehenden Paſſanten wurde einer von einem Signal gebenden Motorrad, das von hinten herkam und ordnungsmäßig beleuchtet war, angefahren. Amtsgericht Bingen hat den Mytorradfahrer freigeſprochen, die Mainzer Strafkammer dieſen Freiſpruch beſtätigt. Das Oberlandesgericht hat nun die Sache nach Darmſtadt ver⸗ wieſen. Das Urteil der nun zur Entſcheidung berufenen Strafkammer verwirft die Berufung des Neben⸗ klägers, Das Gericht hält den Schuldnachweis wicht für ge⸗ führt. 5 Wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt. Vom Schüffen⸗ gericht Trier wurde der Kaufmann Oellig aus Düren, der gelegentlich einer Fernfahrt des Dürener Automobilklubs im Juni v. J. bei Eillesheim im 100⸗Kilometertempo gegen einen Baum gefahren war, wobei der Sportredakteur Schott⸗ müller von der„Dürener Zeitung“ und ſein Chauffeur Lösnich den Tod fanden, zuſechs Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt. Der Angeklagte, der noch an den erlittenen ſchweren Verletzungen laboriert, machte bei Verkündung des Urteilsſpruches einen niedergeſchlagenen Eindruck. Aus Handel und Wandel (Oinweiſe auf Anzeigen) „ Ferienreiſen der Afrika⸗Linien 1929. Die Afrika⸗Linien kün⸗ digen wieder ihre Fertenreiſen zur See an! Darunter ſind unab⸗ hängige, zwangloſe Erholungsreiſen mit modernen Paſſagterbampfern, die auf ber Fahrt nach und von Oſt⸗Afrika das Mittelmeer durch⸗ gueren und auf ihrem Wege einige der ſchönſten und intereſſanteſten Hafenſtädte beſuchen, zu verſtehen. Zu dieſer herrlichen Seefahrt dann die Landreiſe durch Oberttalien und die Schweiz oder Tirol! Die fehr mäßigen Preiſe für die l4tägige Seereiſe ſind Einheits⸗ reiſe, Aber 74 zu Reiſen nach Madeira und Kanartſſchen Inſeln bieten die Afrika⸗Linien beſte Gelegenhelt. Näheres durch: Günblach, Baerenklau Nachf., Bahnhofplatz 7. Die Zietung ber badiſchen Gelblotterie„Geſunde Jugend“ findet gorantiekt am 8. Februar ſtatt. Der Ertrag dieſer Lotterie dlent der Jugendpflege, insbeſandere der Errichtun und ae e der Jugendherbergen. Da eß ſich um einen rein wohltätigen Zw handelt, ſollte dieſe Satterte die Unterſtützung aller Kreiſe finden. ———.— 2—— Höuuigchk ilusfglEgTE efrude Norge neu 20 dezlehen in der Hsvotnebegstelſe 8 f. 97 cen Nebepstellenwefdhofstr. ö, Schwetzlngerstr. 10% 88 werden konnte, hat ſich das Wild in die tief liegenden Lä⸗ er und Hänge heraßbgesogen. und Tieetfeldstr. Hi. scuſe durch unsere fägerpnen 6. Seite. Nr. 51 Nene Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabeſ Donnerstag, den 381. Jannar 19290 Sportliche Rund ſchau Europameiſterſchaft im Eishockey Italien, Polen und Tſchechoſlowakel Gruppenſteger Am Mittwoch wurden in Budapeſt dle Gruppenſpiele bet der Europameiſterſchaft im Eishockey abgeſchloſſen. Die Gruppenſieger heißen Italien, Polen und Tſchechoflowakei, von den Gruppenzweiten ſtehen Schweiz und Oeſterreich feſt, dazu dürfte Belgien kommen, das gegen Ungarn zu ſpielen hat. Bereits am Dienstag abend fiel die Entſcheidung Gruppe durch den Sieg von Italien über Belgien mit:0(:0,:0,:0) Nach der Niederlage Deutſchlands war das die größte Ueberraſchung. Die Italtener waren, wie gegen Ungarn, ſehr ſchnell, dabei aber auch reichlich derb, faſt unfair. Das einzige Tor fiel in der 9. Minute durch Scotti. Die Belgier hatten zahlreiche Chancen, ſcheiterten aber immer wieder an der guten italieniſchen Abwehr. Das Spiel artete ſchließlich aus und Ende des zweiten Drittels mußte der tſchechiſche ter Dr. Rezac den Italiener Roncarellt herausſtellen. Im ſchnitt waren die Belgter abſolut überlegen, zum Torerfolg reichte es aber nicht und es kam genau wie im Spiel Deutſchland— deſterreich— die beſſere Mannſchaft hatte:0 verloren. Am Mittwoch ſpielte zunächſt Polen gegen Schweiz:0(:0,:0,:0) uch dieſes Ergebnis kam nicht ganz erwartet. Polen holte ſich damit ie Gruppenmeiſterſchaft. Tupalski ſchoß in der 5. Minute das erſte pür die Folge zeigten die Schweizer ein ſchnelles Angriffsſpiel, r vor dem Tor jegliche Sicherheit fehlte. Nach torloſem zwei⸗ tel brachte das dritte ſchon nach 50 Sekunden Spiel durch ski ein zweites Tor. Derſelbe Spieler konnte drei Minuten luß ſogar ein drittes Mal erfolgreich ſein, jedoch wurde dieſer in der einen dann im le Tſchechoflowakei gegen Oeſterreich:1(:1,:0,:0) Hier hatten die Oeſterreicher einen ſchlechten Tag. Die Tſchechen gowannen durch ihre beſſere Stocktechnik wie überhaupt die beſſere mtform. Oeſterreich war in der 8. Minute nach Paßſpiel von Sell und Klang in Führung gegangen, aber Malecek holte in der 9. Minute aus einem Gedränge den Ausgleich. In der zweiten Spiel⸗ zeit wurde ein tſchechiſcher Spieler von der Scheibe an der Schläfe ge⸗ troffen, ſodaß er 20 Minuten ausſetzen mußte. Die Entſcheidung fiel im letzten Drittel, wo Malecek in der 2. und 8. Minute erfolgreich ſein Das Spiel war eins der ſchönſten des Turnters. Oeſterreich der„Runde der Zweiten“ in die Er⸗ konnte. hat noch immer die Chance, in eigniſſe einzugreifen. EEE eee ſchaft Allgäu), Die Deutſchen Skimeiſterſchaſten 1929 Die endgültigen Nennungen Zu den dieslährigen Skimeiſterſchaften, die bekanntlich in den Tagen vom 81. Januar bis 3. Februer in Alingenthal⸗ Achberg zur Durchführung gelangen, haben gegen 150 Läufer 186 Nennungen für den Langlauf und 95 für den Sprunglauf abge⸗ geben. Aus deutſchen Skigebieten kommen 18 Tellnehmer aus Bayern, 14 aus Thüringen, 9 auß Schleſten, je 8 aus dem Allgäu und Schwarzwald, 3 aus Schwaben und je 2 aus dem Harz, Sauer⸗ land und Taunus, ſowie 9 aus Oeſterreich. Sachſen ſtellt faſt 50 Läufer. Das Möeldeergebnis iſt erfreulich gut, zumal man berückſich⸗ tinen muß, daß nur Läufer der Klaſſe 1 und der Altersklaſſen tetl⸗ mahmeberechtiat ſind. Vom Ausland iſt der HDW emit 16 recht guten Kräften vertreten, der Tſchechiſche Skiverband mit 6 und Jugoflawien mit 3 Läufern. Der HDW ſtellt bieſes Jahr eine vecht ſtarke Ver⸗ tretung. Mehrere Deutſche Meiſter wie Max Kröckel, Kurt Endler, Martin'euner und Guſtav Müller werden am Start erſcheinen. Neue Landesmeiſter wie Hans Bauer(Meiſter⸗ Alfred Huhn(Mitteldeutſcher Meiſter), Richard Kuert(Harz) und Ewald Scherbaum(Sachſen) ſind ebenfalls zur Stelle. Von den teilnehmenden früheren Meiſtern ſeien erwähnt Walter Glaß I. Fritlof Paumgarten, Johann Blomſeth, Theo Reinwarth. Harald Boſio. Joſef Adolf, Hans Ott, Rudolf Purkert, Sepp Scher baum, Walter Herberger, Karl Huhn. Recht beachtliche Langläufer weiſt die Altersklaſſe 1 auf. Am Staffellauf werden ſich 13 Landesverbandsſtaffeln und 18 Militär⸗ ſtaffeln beteiligen. Der Bayeriſche Skiverband wird mit ſeinen guten Staffelläufern ſeinen Titel als vorfähriger Deutſcher Staffel⸗ meiſter verteidigen. Der Skiverband Sachſen hat das Profil des Staffellaufes bereits an die Landesverbände und die Reichswehr ver⸗ ſandt, die nun ihre Beſten wohltrainiert in die Staffelmeiſterſchaft ſenden werden. Gewaltiger Aufſchwung des A. D. A. C. im letzten Jahre Der Allgemeine Deutſche Automobil⸗Club, der größte Verband von Kraftfahrzeugbeſitzern auf de meuropälſchen Kontinent, hat im letzten Jahre einen bemerkenswerten Auſſchwung der Mit⸗ gliederzahl erfahren. Während ihm am 15. Januar 1928 nur 75 826 Mitglieder angehörten, beträgt die Zahl am 15. Januar diefes Jahres 10g 876. Das iſt ein Zuwachs von etwa 32 v. H. Die Zahl der Ortsgruppen iſt von 670 auf 1013 geſtiegen. 1 und Neues aus aller Zum Kaänderſpiel Deutſchland- Schweiz Aus der Schweiz kommen bie erſten Kommen tate st Anf ſtellung det ſchwelzerlſchen Natlonalelſ. ein Teil der eidgenöſſiſchen Preſſe ſpricht von einer„nicht ſchlechten“ National⸗ mannſchaft, ein anderer bewertet ſie als„gut“, Im allgemeinen iſt man ſich darüber eintg, daß man zwat die überragenden Großen in der Mannſchaft vermißt, wie ſie in jener Elf landen, die bei den Pariſer Olympiſchen Spielen Europamelſter wurde und im Final gegen Uruguays Wundermannſchaft nur knapp unterlag. Man iſt aber auch davon Überzeugt, daß die Elf für Mannheim ſehr gut aus⸗ balanztert iſt und iſt ſich deſſen ſicher, daß ſie mit der Energie, der Widerſtandskraft und dem inneren Zufammenhang kämpfen wird, den wir Deutſche an den Schweizern immer bewundern mußten und der uns manchesmal unangenehme Ueberraſchungen bereitete. Aber nicht nur in allen Gebieten Deutſchlands iſt man auf dieſen Länderkampf in Mannheim geſpannt, auch in der ganzen Schweiz fin⸗ det das Spiel die größte Anteilnahme, wie die Anmeldung eines Sonderzuges aus Baſel und der vielfältige Wunſch nach Preſſekarten von den bekannteſten Schweizer Fußballkritikern be⸗ weiſt. Das Hauptquartier beim Länderſpiel iſt das Parkhotel in Mannheim, in dem ſowohl die deutſche wie auch dle ſchwelzertſche Mannſchaft wohnt, während die Zentralſtelle für die Preſſe im Hotel National eingerichtet iſt. Wie wir hören, kommt die ſchwelzertſche Expedition am Samstag, 9. Februar abends 20.30 in Mannheim an. Generalverſammlung der Zimmerſtutzen⸗Schltzen⸗ geſellſchaft h9 Mannheim Die Geſellſchaft hielt ihre diesjährige Generalverſammlung am 20. Januar in ihrem Schützenhauſe ab. Der von ber alten Vorſtand⸗ ſchaft gegebene Jahres⸗ und Kaſſenbericht, zelgte von einer überaus gut fundierten Vereinsführung. Befonders hervorgehoben wurde die tatkrüftige Mitarbeit der Mitglieder beim Bau des Schützenhaufes. Der Vorſtandſchaft unter Führung des 1. Schützenmeiſters Fr. Fuhr wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt. Noch elne Amtshandlung dlieb ihr aber vorbehalten, das war die Ehrung zweier verdienter alten Schützen. Joſef Mechler, der 15 Jahre ununterbrochen 1. Schützen⸗ meiſter des Vereins war, wurde zum Ehrenſchützenmeiſter ernannt. Dem Gründungsmitglied Adam Pfeiffer⸗Frankenthal wurde le Ehrenmitgliedſchaft zuerkannt. Die Neuwahl des Geſamtvorſtandes ergab folgende Beſetzung: 1. Schützenmeiſter Fr. Fuhr, 2. Schützen⸗ meiſter J. Hammerſchmidt, Kaſſier J. Fröhlich, Schriftführer H. Hart⸗ mann, Materialverwalter H. Reinig, Reviſoren Mechler, Brück, Vertr. d. Pafſ. Wiggert. Seereerernerer.— Herausgeber Drucker und Verleger Druckerei Dr. Haas Neue Mannheinier Zeitung G. m Mannheim E 8. Direktion Ferdinand Heyme. Chefredakteur Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redakteure Fun Polltit. H. A Meißner ⸗ Feuilleton. Dr. S Kayſer— Konmunalpolitit, und Lokales Richard Schönfelder= Welt: Willy Müller— Handelstell: Kurt Ehmer Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher— Anzeigen Ma Filter e per N age und Gepe pumpen rege Seal eller la Qua niät Rasenbleiche..0,.48 Zwirn-tialbleinen feinste Oualiikt 3 fur Oberbenücher 160 em breit 90 12 Bettdamast 130 em breit, prima Qualiſdt, moderne Muster.43, Maccodamast 150 em breit 2 prima Qualität, neueste Dessins.28, 73 .20 Maccodamast 1580 em breit edelstes Material, aparie neue Dessins 85 2 ettwäsche roger Oelegenheltskauf in Damenwäsche 5 2 Schlafanzüge Nachfhemden Klssenbezüge 5 T 95 1 larb. 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Januar 8% Cor NHeidelbergerstr. * * 1 N* 2 ö 1 2 * — * 1 .* 7, Seite, Nr. 81 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe Donnerstag, den 31. Januar 1925 2 1 5— Der AéEs-Abſchluß Anaufhaltſame Elektriſierung— Guter Auftragsbeſtand Die Allgemeine Elektrizitätsgeſellſchaft in Berlin legt nunmehr ihren Geſchäftsbericht für das GZ. 1927/½8 vor. Die Hauptabſchlußzahlen ſind bereits bekannt. Der Gefſchäfts⸗ gewtnun wird mit 34 934 668(i. V. 17 305 079)& ausgewieſen Dieſe Erhöhung iſt jedoch nur teilweiſe auf ein beſſeres Geſchäftsergebnis zurückzuführen, die im vorigen Jahre durch Steuern vorweg abgeſetzt wurden, während ſie in dieſem Jahre erſt nach Feſtſtellung des Ge⸗ ſchäftsgewinnes mit 9 780 526„ ausgewieſen wurden. Die tatſäch⸗ liche Erhöhung des Geſchäftsgewinnes beträgt demnach 7 849 065 l. Einſchließlich 479 292(t. V. 465 011) 4 Vortrag ſtehen 35 413 960(t. V. 17 770 090)„ zur Verfügung, wovon— wie bereits erwähnt— die Steuern in Abzug zu bringen ſind, weiter 1338 448(t. V. 1 189 098) 4 Abſchreibungen auf Gebäude, 2 735 020((i. V. 2 729 981)„ Abſchrei⸗ bungen auf Maſchinen. Ferner wird in dieſem Jahr noch eine Son⸗ derabſchreibung auf Maſchinen von 2 Mill.& vorgenommen und auf Disaglo aus Amerika⸗Anleihen 3 055 989(1 700 000) 4 abgeſchrieben. Es verbleibt ein Reingewinn von 16 502 976(t. V. 12 351 011)&. Die Dividende von 8 v. H. auf 145 161 600% Stel.(vorher 119 062 500)„ erfordert 11 612 928(i. V. 9 525 000) 4, 0 v. H. Vor⸗ zugsdividende 1050 000 4(wie i..), 5 v. H. Dividende auf 18 750 000 Mark. VBA. Lit. B 937 500„(wie i..). Die Genußrechte für Alt⸗ heſitz in Markanleihen(i. V. 4 v. H. von g 830 000) beanſpruchen 153 200 4(wie k..), der Gewinnanteil des AR. 234 152(l. V. 206 019) Mark. Den Wohlfahrtseinrichtungen werden 2 Mill.&(t. V. 0) zu⸗ gewieſen. Es verbleibt ein Vortrag von 515 195 l. Der Geſchäfts bericht führt aus, daß die Beſſerung der Wirtſchaftslage der elektrotechniſchen Induſtrie angehalten habe, Ge⸗ ſchäftstätigkeit und Auftragseingang im neuen Jahre ſeien gleichfalls bis jetzt zufriedenſtellend, doch laſſe ſich wegen der kommenden Repa⸗ rationsverhandlungen über die Geſchäftsausſichten kein auch nur einigermaßen ſicheres Urteil abgeben. Die allgemeine beutſche Wirt⸗ ſchaftslage mahnt zu etner vorſichtigen Finanz⸗ und Wirtſchaftspolitik. Der Abſatz einſchl. der Unternehmungen, deren Kapital die Als. vollſtändig⸗beſitzt, iſt gegenüber dem Vorjahr umetwa 100 Mill. Markgeſtiegen und hat 500 Mill. I bereits über ⸗ ſchriten. Die G. verdankt bieſes Ergebnis in erſter Linie dem Ausbau der Herſtellungsſtätten. Die techniſche Vervollkommnung durch Mechaniſierung, Typiſterung und konſtruktive Verbeſſerungen haben neben erheblichen organiſatoriſchen Umſtellungen große Auf⸗ wendungen verurſacht, für deren Finanzierung durch Kapitalserhöhung und langfriſtige Anleihen Deckung geſchaffen worden iſt. Den Aus ⸗ landsorganiſationen gelang es, den Umſatz zu ſteigern, doch wird über wenig befriedigende Preiſe geklagt. Von der Errichtung eines Zentralforſchungsinſtitutes erwartet die G. eine weitere Förderung ihrer Entwicklung. Wie noch ergänzend mitgeteilt wird, entfallen von dem Umſatz etwa 40 v. H. auf das Ausland. Abgeſehen von dem Zwiſchenfall in dem bekannten Schachtyprozeß hat ſich das Geſchäft mit Rußland günſtig abgewickelt. Seinen Ver⸗ pflichtungen iſt Rußland pünktlich nachgekommen. Es wird Wert darauf gelegt, feſtzuſtellen, daß die Verabredungen im Amerikageſchäft mit General Electrie lediglich herſtelleriſcher Art ſind. Es beſtehe keine Preisvereinbarung. Die Tochterbeteiligungsgeſellſchaften ſelbſt haben ſich nach dem Bericht im allgemeinen günſtig entwickelt. In der Bilanz erſcheinen u..: Vorräte mit 93,54(66,41) Mill. Mark, Außenſtände mit 201,30(1050,88) Mill. 4, Effekten mit 113,68 (69,41) Mill. /, Disagio mit 8(4) Mill.& und Kaſſe und Wechſel mit 20,49(15,36) Mill. 4. Die Paſſivſeite hingegen zeigt Schulbdverſchret⸗ bungen in unveränderter Höhe von 14,35 Mill. /, die Amerika⸗An⸗ leihe mit 146,32(70,86) Mill. 4 und Kreditoren mit 142,26(143,64) Mill. A. C ͤ ͤͤAdddddVVddwwGwdw/GGßwGbGſß/GGf/G /G ↄ⁵ VVVVVPVVVVPVVPVVPVPVPVPVPVPTPPPTPPPPTGTPTPVTPPTPVTPVThPVPkTſTkThTkPPkbkGkPkſkfTkPTFPVhͤVPhFVbkbPVTbPVPTbTPVbTVbPT„TCVPVG-;... Die Reichskreditgeſellſchaft 1928 Wieder 8 v. H. Dividende.— 25 v. H. Umſatzſteigerung Die in Händen des Reichs befindliche Reichskreditgeſellſchaft AGG. in Berlin legt, wie üblich, als erſte Großbank ihren Abſchluß für das am 31. März 1928 abgelaufene GJ. vor. Der Abſchluß zeigt einige Züge, die im allgemeinen für die Entwicklung des deutſchen Bankgeſchäfts 1928 ſymptomatiſch ſein dürften. Obwohl im abge⸗ laufenen Jahr die Konjunktur ſinkende Tendenz aufwies und ſpeztell das Börſengeſchäft im Vergleich zu 1927 ſtark zurückgegangen iſt, wird ein leichter, nämlich von 6 510 000 auf 6 518 000„ erhöhter Reingewinn ausgewieſen. Am Ertrag ſind Zinſen, Deviſen und Sorten mit 8,428 gegen 8,28 Mill.& i. B. beteiligt. Die durch⸗ ſchnittliche Verringerung der Zinsſpanne iſt offenbar ausgeglichen worden durch die Steigerung der Umfſätze, die auf einer Seite des Hauptbuchs von 52,8 auf 66,5 Milliarden& alſo um rund 25 v.., anwuchſen. Wenn die Proviſionserträge ſich von 4,99 auf 4,78 Mill.„ vermindert haben, ſo iſt das auf die Verringerung des Wertpapiergeſchäfts in erſter Linie zurückzuführen. Auch die Ein⸗ nahmen aus Konſortlalgeſchäften zeigen eine Verminderung, nämlich von 813 000 auf 708 000 /, die ſich ohne weiteres aus der Kapital⸗ marktentwicklung und Börſenkursbewegung 1928 erklärt. Die Stei⸗ gerung des Rohgewinns von 14.589 auf 14,342 Mill.&, iſt zum größten Teil darauf zurückzuführen, daß das Inſttitut mit einem von 507 000 auf 932 000 4 erhöhten Vortrag in das neue Geſchäfts⸗ fahr ging. Handlungsunkoſten und Steuern haben, der Bergröße⸗ rung des Geſchäftsumfangs entſprechend, eine Steigerung von 8,07 auf 8,32 Mill.„ erfahren. Dabei ſind diesmal die Steuern mit 2,64 Mill.„ geſondert ausgewieſen; auch ſie ſpeziell ſind etwas höher als im Vorjahr. Das Verhältnis der Unkoſten zum Geſamtertrag hat ſich von 57,8 auf 59,8 v. H. leicht verſchlechtert; das Bankgeſchäft 1928 ſet doch ſchwieriger geweſen als 1927. Aus dem Reingewinn ſollen 1(2) Mill.„ der geſetzlichen Rücklage zugewieſen werden, die damit die Hälfte des Aktienkapitals erreicht. Weiter werden wieder 8 v. H. Dividende ausgeſchüttet, 1(0) Mill. 4 auf Bankgebäude abgeſchrieben, wieder 250 000/ dem Angeſtelltenunterſtützungsbeſtand überwieſen und 934 000(932 000) 4 vorgetragen. Der Vorſtandsbericht enthält im übrigen einige allgemeine Aus⸗ führungen über die Entwicklung der beutſchen Wirtſchaft im Jahre 1928. Die Reichskreditgeſellſchaft habe während des ganzen Jahres reichlich über Aus landsgelder verfügen können. Natürlich ſeten dieſe, wie in einer Preſſebeſprechung ausdrücklich betont wurde, durch Vatutaanleihen in voller Höhe gedeckt. Das Report⸗ und Zombardgeſchäft hat trotz der ruhigen Börſenlage eine Aus⸗ dehnung erfahren, da der Kundenkreis namentlich in der Provinz erweitert werden konnte. Beſondere Aufmerkſamkeit widmete man der Fin anztlerung von Warenverſchickungen. Die der Bank zur Verfügung ſtehenden öffentlichen Gelder ſeien über⸗ wiegend für öffentliche Zwecke aufgewendet worden und hätten mit dem Privatgeſchäft nichts zu tun. Die Bilanz werſt aus(in Mill.): Aktiva: Kaſſe, Sorten, Zinsſcheine 4,44 2,53); Guthaben bei Reichsbank uſw. 26(23,16); Schecks, Wechſel uſw. 199,88(120,31); Guthaben bei Banken uſw. 68,02 (59,30); Reports und Lombards 63,06(45,00); Vorſchüſſe auf Waren ufw. 82,07(29,75); Sonſtige Schuldner 266,89(226,05); Eigene Wert⸗ papiere 9,00(9,00); Dauernde Beteiligungen 1,00(1,00); Konſortlal⸗ beteiligungen 6,00(6,00); Bankgebäude 4,00(4,00); Tranſitoriſche Poſten 0,54(0,80). Paſſiva: Aktienkapital: 40,00(40,00); Rück⸗ lage 19,00(17,00; Gläubiger 534,27(487,58); Alzepte 18,95(14,67); Tranſitoriſche Poſten 1,88(1,37). Bemerkenswert iſt die Auffaſſung des Inſtituts über die Aus⸗ ſichten des neuen Jahres. Aus der außerordentlichen Geldflüſſigkeit ſolle man keine allzu optimiſtiſchen Hoffnungen hinſichtlich der Aus⸗ ſichten des Börſengeſchäfts und der Bewegung der allgemeinen Ge⸗ ſchäftslage ziehen. Die Geloflüſſigkett ſei nicht aus eigener Kraft erwachſen, ſondern häuge mit den großen ausländiſchen Krediten und Anleihen zuſammen, die nach Dentſchland gefloſſen ſeien und noch weiter flöſſen. WMürtt. Notenbank.— Geſamtumſatz 3192(i. B. 3082) Mill.. Das Inſtitut erzlelte einen Ueberſchuß an Diskont und Zinſen von 2,06 gegenüber 1,92 Mill.& im Vorfahre. Deviſen erbrachten wie im Vorfahre 0,14 Mill. 4. Die allgemeinen Unkoſten und Abſchreibungen erforderten 1,41(4,19) Mill. 4, ſo daß nach Zuweiſung von 90 000 4 an den Beamtenunterſtttzungsfonds ein Reingewinn von 701 700 (862 530)% verbleibt. Nach Berückſichtigung eines Gewinnvortrages von 1927 von 318 769(203 749) 4 ſtehen der o. GV. 1 110 467(1 066 280) Mark zur Verf ügung. Es wird vorgeſchlagen, hieraus dem geſetz⸗ lichen Reſerveſonds 151000 4, dem württembergiſchen Staat als ſatzungsmäßigen Gewinwanteil 150 682 4 zu überweiſen, auf das Aktienkapltal bekanntlich wieder 7 v. H. Dipl dende zu verteilen und den Reſt mit 318 794 4 auf neue Rechnung vorzutragen. Das Angebot in Wechſeln ſei in allen Teilen des Jahres reichlich gewelen Das Deviſengeſchäft habe ſich befriedigend weiter entwickelt. Der Ver⸗ kauf in Sproz. ſeſtverzinslichen Werten habe ſich trotz der herrſchenden Geldknappheit in beträchtlicher Höhe gehalten, während die Umſätze in Altien verhältnismäßig ſehr gering geblieben ſeien. Das geſetz⸗ lche Notenkontingent habe bis auf wenige Tage voll ausgenützt wer⸗ den können. Der Notenumlauf am 31. Dezember 1928 ſei mit 73,83 v. H. gedeckt geweſen. Der Um ſatz im Jahre 1928 betrug 3192 Millionen gegenüber 3082 4 i. B. In der Vermögens auf⸗ ſtel lung per 31. Dezember 1928 erſcheinen auf ber Aktipſeite: Goldbeſtand 8,17(8,17) Mill.; deckungsfähige Deviſen 6,51(6,40) Mill. 4. Der Kaſſenbeſtand belief ſich auf 4,51(9,94); der Wechſer⸗ und Scheckbeſtand auf 3306(3302): der Effektenbeſtand auf 0,9(8,86): Lombardforderungen auf 1,54(3,88); Zinsſcheine und Sorten auf 0,13 (0,11) Mill. 4. Die Debitoren werden beinahe unverändert mit 40,49 40,77) Mill. 4 ausgewieſen. Gebäude ſtehen mit 0,07 Mill. 4 zu Huch. Auf der Paſſipfeite erſcheinen: Aktienkapital und? Mill.; Relervefonds 2,18(2/0) Mill.; umlaufende Noten 3,97(2/0) Mill Krebhoren 7,(,) Ni., A. Wiederum Opel⸗Dementi Zu ben über eine Intereſſengemeinſchaft Opel General Motors kurſierenden Gerüchten wird von der Verwaltung der Opel⸗Werke mitgeteilt:„Alle Meldungen, die den Abſchluß eines Vertrages zwiſchen der General Motors Corp. und der Opel⸗Werke AG. als vollzogen oder kurz bevorſtehend hinſtellen, ä entſprechen nicht den Tatſachen. Von einer amerikaniſchen Einflußnahme auf die Opel⸗Werke kann in keiner Form geſprochen werden. Der Be⸗ ſuch der europäiſchen Studiengeſellſchaft der General Motors Corp. in Rüſſelsheim hatte rein informatoriſchen Charakter und erfolgte auf beſondere Einladung der Opel⸗Werle, die ihrerſeits bel Beſuchen in Amerika ein gleiches, beiberſeitig nutzbringendes Entgegenkommen gefunden haben. Ob ſich über bieſen freundſchaftlichen Austauſch von Informatlonen ſpeziell auf dem Gebiet der Leichtmetallper⸗ wendung und hoch verdichtender Motoren, auf dem Deutſchland füh⸗ rend iſt, engere Beztehungen entwickeln werden, iſt nicht anzunehmen, da die für eine Intereſſennahme aufzuwendens: großen Kapitalien ſeitens der Amerikaner im europäiſchen Automobilgeſchäft wohl nicht inveſtiert werden dürften, obwohl ſelbſtverſtändlich die Opel⸗Werke als in Familienhand konzentriertes umfangreiches Werk Europas von beſonderem Intereſſe ſind. Eine Aenderung des Bauprogramms ſei weder beabſichtigt noch in techniſcher Hinſicht durchfſthrbar. e Getreibe⸗ Kreditbank Ach. in Berlin. Der AR. beſchloß, die Verteklung einer Dividende von wieder 10 v. H. vorzuſchlagen. Zur Sanierung der Eiſenwerke Gaggenau. Die Vertreter der durch Sbillegung der Eiſenwerke betroffenen Gemeinden des Amtsbezirls Raſtatt hatten ſich zu einer endgültigen Be⸗ sprechung über die Beteiligung an der Ausfallbürgſchaft zuſam⸗ mengefunden. 38 Gemeinden hatten der Einladung Folge geleiſtet. Da auf den 15. Februar die Sankerung durchgeführt ſein muß, iſt die Frage der Beteiltgung der Murgtalgemeinden an der Aus all⸗ bürgſchaft umgehend zu erledigen. handen. Die Sicherung für das 2⸗Milllonen⸗Darlehen geſchleht durch Eintrag einer erſten Hypothek von 1,2 Millionen auf die Gießerei, die auf Rotenfelſer Gemarkung ſteht, während der Neſt mit 800 000 4 von den Gemeinden verbürgt werden muß, von denen die Stadt Gaggenau allein 500 000, bereits übernommen hat. Durch Wahl eines Vertreters der Garantiegemeinden in den neuen Auſſichtsrat wird den Gemeinden künftighin eine eigene Ver⸗ Gegenwerte ſind genügend vor⸗ Emaillier⸗ und Stanzwerke vorm. Gebr. Allrich, Maikammer(Pfalz) Durchgreiſende Sanierung nicht mehr zu vermeiden Der nunmehr vorliegende Abſchluß für das am 30. Juni 1928 be⸗ endete Geſchäftsjahr beſtätigt in vollem Umfange die an der Börſe um⸗ laufenden und in einem Kurſe von zuletzt 9 v. H. B. und in den aller⸗ letzten Tagen von„— B“ zum Ausdruck gebrachten ungünſtigen Er⸗ wartungen. Die von der Verwaltung in früheren Jahren gehegten Hoffnungen auf eine Beſſerung haben ſich nicht nur nicht erfüllt, ſon⸗ dern der Ver luſt des Vorjahres iſt von 238 883/ weiter um 310 362 Mark auf 549 245% geſtiegen. Gleichzeitig haben ſich die Kreditoren von 826 086 auf 1 088 018 /,, die Akzepte von 125 500 auf 129 913„ erhöht. Andererſeits ſind die Warenbeſtände niedriger mit 665 172(i. V. 716 352) /, Debitoren etwas höher mit 181 400(i. V. 141 481) ,, Kaſſa, Wechſel und Effekten mit 19 965(i. V. 17 610)% ausgewieſen. Bei einem unveränderten Aktienkapital von 1215 000 ſtehen die Immobilien mit 797 155(819 856) /, Maſchinen, Werkzeuge, Oefen und Fuhrpark mit 395 984(407 148)„ zu Buch. Dee geſetzliche Rücklage enthält unverändert 123 333 4, das Obligationenauſwer⸗ tungs⸗Konto 48 000(46 500) l. Die Bilanz ſcheint ſonach außerordentlich angeſpannt und da auch im neuen Geſchäftsjahr die erhoffte Beſſerung der Verhältniſſe nicht eingetreten iſt, ſondern ſich im Gegenteil eine weitere Verſchlechterung ergeben hat, iſt die bisher hinausgeſchobene durchgreifende Santerung nicht mehr zu vermeiden. Die Aktionäre werden ſich jedenfalls auf eine ſehr ſtarke Zuſammenlegung ihres Aktienbeſitzes einſtellen müſſen. Ob ſich bereits die nächſte v..⸗V., die auf Dienstag, den 5. März einberufen werden ſoll, damit zu be⸗ ſchäftigen haben wird, ſteht noch offen. Dagegen hören wir, daß ſich die Gefellſchaft genötigt geſehen hat, am 30. d. M, den Antrag auf Geſchäftsaufſicht zu ſtellen, um die Möglichkeit zu haben, ihren Gläubigern einen Vergleichsvorſchlag zu unterbreiten. Der Ge⸗ ſchäftsbericht ſelbſt liegt noch nicht fertig vor, man darf aber wohl an⸗ nehmen, daß er etwas eingehendere Angaben über die Entwicklung der Geſellſchaft bringen wird. welche beſonderen Umſtände bei der Ge⸗ ſellſchaft mitgeſprochen haben. tretung gegeben werden. Die am Schluß der vierſtündigen Verfamm⸗ lung erfolgte Abſtimmung ergab die einſtimmige Zuſtim⸗ mung der Gemeindevertreter zu dem aufgeworfenen Samerungs⸗ plan, unter Vorbehalt der Zuſtimmung der örtlichen Bürgeraus⸗ ſchüſſe und Bürgerverſammlungen. * Triumph⸗Werke AG., Nürnberg.— Günſtiger Abſchluß. Die Geſellſchaft legt für das am 30. September 1928 abgelaufene Ge⸗ ſchäftsfahr einen ſehr günſtigen Abſchluß vor und ſchlägt eine von 10 auf 15 v. H. erhöhte Dividende zur Verteilung vor. Der Roß⸗ gewinn ſtieg von 2061 988 auf 2914 695, dem an Handlungs⸗ unkoſten 1312 303(999 890) 4, an Steuern 829 787(400 731) 4 und an Abſchreibungen 191 126(225 886)/ gegenttberſtenen. Aus dem verbleibenden Reingewinn von 881 529(436 479)& sollen 100 000 der geſetzlichen Reſerve(40 000), 250 000(85 000)/ dem Delkredere und ſonſtigen Rücklagen zugewieſen, 6 v. H. Dividende auf die Bal. und 15(10) v. H. Dividende auf die StA. verteilt werden. Die Ausſichten ſind günſtig. GV. 6. Februar. „ Wanderer⸗Werke vorm. Winklhofer u. Jaenicke AG. in Schönan bei Chemnitz.— Befriedigende Aufträge im neuen Jahr. Daß die G. für das G. 1927⸗28 eine Halbierung ihrer Dividende vornehmen muß, haben wir bereits gemeldet. Nach der Gewinn⸗ und Verluſt⸗ rechnung verminderte ſich der Rohgewinn(zuzüglich Vortrag! von 7793 Mill auf 7,15 Mill. 4. Auf der anderen Seite stiegen dle allge⸗ meinen Unkoſten von 2,82 auf 3,23 Mill.& und die ſozialen Abgaben von 0,85 auf 0,73 Mill. 4, während die Steueraufwendungen von 1,05 auf 0,99 Mill.„ zurückgingen. Nach 0,98(0,78) Mill./ Ab⸗ ſchreihungen verbleibt ein Reingewinn von 1293 721(1 832 061) Mark, aus dem eine Divldende von 6(i. V. 12) v. H. auf 15,8 Mill. Aktien(18,65 Mill. 4) zur Verteilung kommt. Zum Vortrag auf neue Rechnung gelangen 279 684(189 021). Für das neue GJ. liegen befriedigende Aufträge vor. * Divfdendenſteigerung der Zwiruerei und Nähſadenfabrik Gög⸗ gingen bei Augsburg. Die., das größte Unternehmen des Ge⸗ ſchäftszweiges in Süddeutſchland, ſchlägt für das abgelaufene Kalen⸗ dergeſchäftsjahr 1928 eine Dividende von 18(i. V. 5,5 v. H. Dividende pro Aktie und Genußſchein) auf das AK. von 6 Mill.& vor. Die Höhe der Gewinnausſchüttung erklärt ſich auch aus dem Wegfall der in Aktien umgetauſchten Genußſcheine. Der Geſchäftsverkauf war ſehr zufriedenſtellend(o. HV. 2. Februar). Genoſſen gegen Aufſichtsrat Verſammlung der Loſen Vereinigung“ von Gewerbebank-Genoſſen Vor etwa 300 erſchienenen Genoſſen der Gewerbebank legte geſtern abend im Saale der Bäckerinnung Architekt K. Schmitt die Ziele und Tätigkeit der im November gegründeten„Loſen Vereinigung zur Wahrung der Intereſſen der Gewerbebankgenoſſen“ dar. Die Abſicht der Vereinigung ſei nicht, der Gewerbebank Schwierigkeiten zu machen, imm Gegen⸗ teil, ſie wolle den Beſtand der Gewerbebank mitſichern helfen. Nach Auskunft des Auſſichtsrates ſei ͤer„Vorſtand der Gewerbebank nicht gefährdet, wenn alle Genoſſen ihren Verpflichtungen nachtommen würden“, Der Vorſtand und der Auſſichtsrat haben der„Loſen Ver⸗ einigung“ das Recht abgeſprochen, die Forderungen der Genoſſen zu vertreten, da hierzu nur die ſatzungsdemäß einberufene GV. das Recht hätte. Die„Vereinigung erſtrebe aber vor allem beſon⸗ ders ſchwer betroffene Genoſſen, insbeſondere ältere oder arbeitsunfähige Mitglieder vor einem völligen wirtſchaftlichen Ruin zu ſchützen. Ferner wolle ſie die Genoſſen durch ſuriſtiſche Fachleute darüber aufklären, inwieweit der Aufſichtsrat zur Haftung beigezogen werden könne. Das Wort zu dieſer Frage ergriff darauf RA. Oskar Mayer. Er ging davon aus, daß in der nächſten Woche von den von der Gewerbebank eingeleiteten insgeſamt 250 Prozeſſen 50 be⸗ ginnen würden. Nach Möglichkeit ſollten von dieſen Prozeſſe, welche die Eintreibung der Haftſumme von den Mitgliedern be⸗ zweckten, nur 8 bis 10 durchgeführt werden. Die diesjährige GV. der Gewerbebank ſei auf den 27. Febr. feſtgeſetzt worden, welcher Zeitpunkt außerordentlich früh gegenüber anderen Jahren ſei. RA. Mayer glaubte, den Grund für dieſe frühe Terminſetzung darin zu ſehen, daß die Hauptverhandlung gegen den ehemaligen Bankdirektor Röttinger in der Zeit vom 4. bis 11. März ſtattfinde und ſo das Materſal aus dieſem Prozeß der General⸗ verſammlung noch nicht vorgelegt werden könne. Er ſchlug daher vor, eine ao. GP. zu beantragen, um auf Grund des in dem Prozeß gegen Röttinger gewonnenen Materials Regreßan⸗ ſprüche gegen den AR. zu ſtellen. Dazu gebe nach ſeiner Mei⸗ nung Veranlaſſung die Tatſache, daß, obwohl das Gewerbebank⸗ Statut die Gewährung von Kredit nur an Mitglieder erlaube, ver⸗ ſchiedene größere Kredite an Nichtmitglieder gewährt warden waren. So an das Renchtaler Porphyrwerk in Oppewau und die Reform⸗ feder⸗Fabrik in Ludwigshafen. Dieſe letztere Fabrik ſei für 15 000 Mark verkauft worden, während ihr die Gewerbebank 200 000 1 zur Verfügung ſtellte. AR. Mayer zog noch einige Beiſplele an und verwies auf die ſeines Erachtens zwelfelhafte Verbindung mit der Badiſche Genoſſenſchaftsbank in Karlsruhe, die durch eine Bürg⸗ ſchaft von 400 000/ Hauptgläubigerin der Bank ſei. Das Guthaben der Genoſſenſchaftsbank wuchs auf über 600 000„ an, während die Bilanzſumme der Gewerbebank insgeſamt nur 480 000 4 betrüge. Eine Hypothek von 1590 000„ auf das Haus der Gewerbebank fei der Genoſſenſchaftsbank noch kurz vor dem Zuſemmenbruch gegeben worden, angeblich weil ſie für dieſe Hypothek Kredite bewillige. Bis heute habe ſte für dieſe Hypothek aber noch nichts gegeben. Auch die Berufung des Auſſichtsrats auf die Reviſſon könne nicht ſtichhaltig ſein, da die Reviſion nur die buchmäßige Nachprüfung der Konten ausübe, nicht aber Kreditüberſchreitungen oder Satzungs⸗ verletzungen feſtzuſtellen habe. Die eigentlichen Unterſchlagungen Röttingers fallen in die Zeit nach dem 1. April 1927 und ſie wären verhindert worden, wenn man damals Schritte von Seiten des Auf⸗ ſichtsrats eingeleitet hätte, denn die Beamtenbank ſchuldete der Ge⸗ werbebank ſchon vor dem 1. April kaſt 600 000& und dieſe Zahl ſtleg bis zum 13. Dezember 1927 auf 905 403„ an. Vor etwa acht Tagen babe nun die Beamten dank erklärt, ſie ſchulde der Gewer⸗ bebank nichts im Gegentetl ſie habe noch 200 000& zu erhalten. Aus all ödieſen Tatſachen, die dem Aufſichtsrat bei Einſicht der Bilcher hätten bekannt werden müſſen und die infolge ihrer enormen Höhe einer genaueren Nachprüfung bedurft hätten, leitet Ra. Mayer den Schluß her, daß ein Prozeß mit dem Ziel Auſſichts rat zur Haftung für die faſt eine Million betragenden Verluſte heranzuziehen, mit Sicherheit zu gewinnen ſei. Die Koſten würden ſich bei einem Re⸗ greßanſpruch bis 100 000 l auf ungefähr 17000 4, bei einem ſolchen bis 200 000“ auf ungefähr 25 000 und bei einem bis 400 000 auf un⸗ gefähr 40000, belaufen. Eine rege Diskuſſion, in der beſonders die kaltiſchen Maßnahmen bei der Generalverſammlung am 27. Febr. hinſichtlich der Bilanzkritik und der Vorbehalte beſprochen wurden, ſchloß ſich dem Referat an. Die Verwaltung war in der Verſammlung nicht erſchienen, ſodaß die Darlegungen von ihr unerwidert blieben. Die angezogenen ein⸗ zelnen Fälle ſind ſchon mehr oder minder in den vorangegangenen Verſammlungen der Genoſſen und Gläubiger bekannt geworden. An⸗ geſichts der bevorſtehenden o. GV. der Gewerbebank und des Pro⸗ zeſſes gegen Röttinger wird man zweckmäßig ein Urteil über die ein⸗ zelnen Streitpunkte bis nach dieſem Termin zurückſtellen. Die o. GB. und der Termin Röttinger werden zweiſellgs verſchiedenes klären und dann erſt wird man ein zutreffendes Urteil über die einzelnen Vorgänge gewinnen können. Zunächſt jedenfalls iſt der Fall„Ge⸗ werbebank“ nach wie vor offen. 5 5 Deviſenmarkt Im heutigen Frünverkeb! notierten Pfunde gegen Nem- Dor! 485,— 484.94] Schweiz.. 25,19 25,211 Stochelm, 18,12 18,14 Bare.. 124.00 12404 Dean::. 12e 1270 Mar. 2887 29.85 Brüſſel.. 34,89 34,90 Osle. 18,18 16,19 Mailanb. 92.83 92,62 Kopenhagen 18,17 16,18 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 4,2090 und Pfunde mit 20.4137 gehandelt Berliner Mekallbörſe emittelkurs ſein⸗Nickel für 10 Kg 29 80 29.30. Antiwen Reg. Fupfer. 450.0 150 2 Elektrelntkypf. 161,5 161,5[Feinſilber eg„50 78, Hier 44,25 44,25 H lum. 98/1 190,0 190,0 Gold Freiv. Er. 2761 2,81 Zink.„ 80. Walz-Drahiſ 194,0] 194,0[Platin de. 5e 10,2 10.25 Londoner Metallbörſe Weine in E pro Allunen In 88, 95, 1... Silber Unze ſtand. 187/40) fein. Platin Unze E do. Ausl. 100,0 100,0 79% 80. do Elektw. 80,— 80— Queckſilber 22,25 22,25 Kupfer Kaſſa 77.25 77,75 Zinn Kaſſa 220,8 220.2 Antimon Reg 55,— 55.— do. Monate 74,65 74,80 do. 3 Monate 221.2 2213 Platin 14,25 1425 Seilementſpr. 77,25 77,85 do Seiilemen 220,2 220.2 Woölframerz 20,75 20.50 Kupfer elekirol.] 80, 80.—] do. Banka 2217 222.0 Nickel Inland 178.0 175,8 do, beſt ſelec 19,75 79,50] do. Straits 2283.0 223,2 do. Ausland 175,“ 175,0 s ſtrong sh 104.0 1040 Blei prompt 22 05 22,15[Silber— 42 Frach enmarkt Duisburg-Muhrort 29. Januar Das Geſchäft an der Gen der Börſe erfuhr gegen geſtern keins weſentliche Aenderung. Von der Koßhlentransportgeſellſchaft wurde eine Anzahl Kanaltähne für Rotterdam angenommen. Ebenſo wurde auch eine Reihe von Kähnen ſor hl ab Ruhrort als auch hein⸗ Herne⸗Kawal nach diverſen Rheinſtationen angenommen. Bergwärts wurde bezahlt ab Ruhrort 4,25, ab Rhein⸗Herne⸗Kanal 4,5 Pfennig Dagesmiete, während die Frachten nach Rotterdam unverändert blieben. Der Talſchlepplohn beträgt noch immer 12 Pfennig ſün größere geladene Köhne nach Rotte 8 I Seite. Nr. 8 1 Nene. 2. Donnerstag den 1 J Die„Atmoſphäre“ des Leipziger Wohnungsamtes Ein Griff ins Weſpenneſt der Wohnungszwangswirtſchaft In Leipzig hat gegen einen ehemaligen Angeſtellten des ta tiſchen Wohnungsamtes ein Prozeß wegen Annahme von Beſtechungsgeldern ſtattgefunden, in dem nur deshalb von der beantragten Zuchthausſtrafe abgeſehen worden iſt, weil die im Leipziger Wohnungsamt herrſchende„Atmoſphäre“ als ſtrafmildernd in Betracht gezogen wurde. Im Laufe der Ver⸗ Handlung wurde der Verteidiger des Angeklagten immer mehr zum Ankläger gegen die ſtädtiſche Behörde und die weitere Beweisaufnahme wurde dadurch abgekürzt, daß der Gerichts⸗ hof als wahr unterſtellte, daß„außer den zur Verhandlung ſtehenden Fällen auch ſonſt zahlreiche Unregelmäßigkeiten und Beſtechungen vorgekommen ſelen“. Von den 15 als Zeugen genannten Beamten des Wohnungsamtes wurden nur 4 ver⸗ nommen, mußten ſich aber alle vier als ſchuldig bekennen, Be⸗ ſtechungsgelder genommen zu haben. Vorher hatte der Staatsanwalt erklärt, daß die ſehr ein⸗ gehend geführte Unterſuchung ergeben habe,„daß Beamte des Wohnungsamtes eine ganze Anzahl Nebengeſchäfte gemacht hätlen, die man zwar ſtrafrechtlich als Beſtechung nicht erfaſſen könne, beibenen aber der Rat der Stadt diſzipli⸗ nariſch hätte durchgreiſen müſſen, was er je⸗ doch nicht getan habe. Dles müſſe in aller Oeffentlich⸗ keit feſtgeſtellt werden.“ Damit richtete ſich die Anklage über die an ſich gleichgültige Perſon des dann zu anderthalb Jahren Gefängnis Verurteilten hinweg gegen das Leipziger Woh⸗ nungsamt und deſſen vorgeſetzte Behörde ſelber. Daß in den Wohnungsämtern Schiebungen vorkommen und daß bei der Zuweiſung von Wohnungen Beſtechungsgelder oft eine Rolle ſpielen, wird vielſach erzählt, ohne daß überall poſitive Beweiſe dafür zu erbringen wären. In Leipzig war der Stein dadurch ins Rollen gekommen, daß ein Wohnungs⸗ ſuchender, der auf dem Wohnungsamt Schwierigkeiten hatte, ſich nicht dabei beruhigte, ſondern Anzeige erſtattete. In der Verhandlung wurde feſtgeſtellt, daß von Beamten und An⸗ geſtellten des Wohnungsamtes Beſtechungsgelder bis zu 1000 Mark angenommen waren, wofür in mehreren Fällen Woh⸗ nungen dadurch frei gemacht wurden, daß von Lelpzig fort⸗ gezogene Hauptmieter weiter in den Liſten als Wohnungs⸗ inhaber geführt wurden. Ferner haben mehrere Architekten pläne von Ausbauproſekten gegen Schmiergelder von den Beamten erhalten. Sehr erſchwert wurde die Beweisauf⸗ nahme dadurch, daß die als Zeugen geladenen Beamten kurz vorher„erkrankten“ oder alle Ausſagen verweigerten. Dem ſtädtiſchen Rechtsrat, der als Zeuge über die im Wohnungs⸗ amt herrſchenden Zuſtände geladen war, wurde von ſeiner Behörde überhaupt die Genehmigung zur Ausſage verweigert. Peinliches Aufſehen machte es, als der Dlrektor des Wohnungsamtes als Zeuge erklärte, daß mit dem großen Apparat des Wohnungsamtes im Ganzen nur 2550 Woh⸗ nungen durch Zivptleinguartierung gewonnen worden ſeien. Die auch anderswo immer wieder geſtellte Frage nach der Verwendung und dem Verbleib der Rieſenſummen der immer ſchwerer tragbaren Mlietzinsſteuer erhielt ſchließlich dadurch eine ſehr eigenartige Beantwortung, daß der Vertei⸗ diger darauf hinwies, wie die Mittel aus der Mietzinsſteuer an Angeſtellte des Konſumvereins derart vergeudet würden, daß ein Architekt 80000 Mark nur für die Planung und die Bauleitung einer einzigen Siedlung erhalten habe. Es ſei dann nicht verwunderlich, wenn die unteren Beamten jede Moral verlören, wenn ſie ſähen, wie die Stadt die Mittel vergeude. Angeſichts der Feſtſtellungen dieſes Prozeſſes fragt die Leip⸗ ziger Preſſe mit Recht: Warum hat der Rat nichts unter⸗ nommen und was gedenkt er letzt zu tun, nachdem vier Be⸗ amte des Wohnungsamtes die Annahme von Beſtechungs⸗ geldern haben zugeben müſſen. Ebeuſo notwendig iſt aber nicht nur in Leipzig eine öffentliche Rechnungslegung über die Verwendung der Mietzinsſteuer. Jeder Hausbeſitzer und jeder Mieter hat heute die größte Mühe, deren Rieſenbeträge ſich buchſtäblich vom Munde abzuſparen. Da hat er auch ein Recht darauf, daß auf Heller und Pfennig und nicht nur ſummariſch mit einer großen Geſte öffentlich über die Ver⸗ wendung der Mietzinsſteuer abgerechnet wird. Und ſoll der Satz des Leipziger Urteils, der Korruption müſſe ſcharf ent⸗ gegengetreten werden, nicht in den Wind geredet ſein, ſo darf man auch anderswo einen Griff ins Weſpenueſt nicht ſcheuen. Deutſchland a 111 000 Luſtpaſſagilere Die Leiſtungen der Deutſchen Lufthanſa weſſen eine ſtändig ſteigende Kurve auf. Im Jahre 1927 wurden 102 000 Menſchen befördert, im Jahre 1028 waren es ſchon 111 000. Und für 1929 rechnet man mit 180 000! Andere Zahlen ſprechen die gleiche Sprache: 1927 wurden 821 000 Kg. Gepäck befördert, 1928 870 000 Kg., die Fracht ſtieg von 641 000 auf 108 Millionen Kg., die Poſt von 479 000 auf 485 000 Kg. Im Durchſchnitt wird mit einer Zunahme im laufenden Jahre von 60 v. H. gerechnet, doch dürfte auch dann die Luftfahrt immer noch uſcht rentabel und unabhängig von e durch Reich, Länder und Kommunen ſein. Die imitierten Engländer, ein Faſtnachtsſcherz Einen verfrühten Faſtnachtsſcherz leiſtete ſich am ver⸗ gangenen Sonntag die Handball⸗Manuſchaft der Turn⸗ gemeinde Heilbronn dadurch, daß ſie zu einem Spiel mit einer angeblich engliſchen Mannſchaft einlud. Es hat⸗ ten ſich viele Zuſchauer eingefunden. Die fingierten Eugländer ſpielten anfangs ihre Rolle ſetzr gut, verſtanden vor allen Dingen die den Briten angeborene ſtoiſche Ruhe zu bewahren und unterſtrichen ihr Engländertum durch hin⸗ und herfliegende engliſche, wenn auch nicht immer gerade grammatiſch richtige Ausdrücke. Das iſt vielleicht Dialekt, dachte mancher Zuſchauer. Bald aber merkten die Zuſchauer boch, daß ſie einem Scherz zum Opfer gefallen waren. Die Genasführten ergaben ſich in ihr Schickſal und freuten ſich mit den Handballern über den verfrühten Faſtnachts⸗ ſtveich. Der Förſter und der Meiſterſchuß In einem bekannten Taunusorte trug ſich unlängſt eine köſtliche Geſchichte zu. In der Dorfwirtſchaft fand ein Schießen mit Zimmerſtutzen ſtatt, zu dem ſich auch der Förſter eingefunden hatte. Man ſchoß ſchließlich nach allerlei Gegen⸗ ſtänden, die man an der etſernen Schießplatte aufgehängt hatte. Plötzlich brachte einer der Schützen eine grüne Pfeiſe. Man ſchoß nach der Pfeiſe, doch keine Kugel traf. Selbſt die beſten Meiſterſchützen fehlten. Da wallte dem Förſter ſchließlich das Blut ob ſolcher elenden Schießerei. Er ließ ſich eine Flinte reichen, legte an, zielte, wie er es bei den Preußen gelernt hatte, ruhig, dann: Btſch— und der Pfeifenkopf flog in tau⸗ ſend Scherben.„Seht ihr, ihr Schlumpſchützen, ſo werd' geſchoß,“ meinte der Förſter freudeſtrahlend,„des wor e Meiſterſchuß!“—„Wem wor denn eigentlich die Pfeif?“ fragt fetzt der Schützenmeiſter. Da ſchrickt der Förſter zuſammen, faßt nach ſeiner Taſche und ruft:„Dunnerkeil noch emal, dät war jp mei Pfeif!“ Ulkige Schützenbrüder hatten dem Förſter die geliebte Pfeife heimlich aus dem Mantel geklaut und im ſtillen Einverſtändnis mit allen anderen Schützenbrüdern an die Schießplatte gehängt mit der gegenſeitigen Verpflichtung, unler allen Umſtänden daneben zu ſchleßen und daburch den guten Förſter zu reizen.— Uebrigens ſoll die Geſellſchaft threm Freunde eine neue Pfeife verehrt haben. Ein rabiater Zecher In der Nacht vom Sonntag zum Montag ereignete ſich in einem Gaſthaus in Ziemlentzitz(Schleſien) eine ſchwere Bluttat. Der 22jährige Schneider Kowollek, der mit einer Anzahl junger Leute um den Schanktiſch ſtand, zog plötzlich Eine Piſtole aus der Taſche und ſchoß damitumſich. Ein 20jähriger Arbeiter wurde durch einen Halsſchuß tödlich ver⸗ letzt. Zwei weitere Arbeiter mußten ſchwer verletzt in das Städtiſche Krankenhaus in Gleiwitz eingeliefert werden. Einem anderen Arbeiter wurde der linke Daumen abgeſchoſſen. Der Täter wurde feſtgenommen. Ueber die Urſache der Tat beſteht Unklarheit. Man nimmt fedoch an, daß Streitigkelten, die der Täter mit den Leuten in der Silveſternacht hatte, die Uxfache ſind. Ein Sekundauerſtreich Seit ſechs Tagen ſind zwei 17fähbrige Schhler einer Breslauer Oberrealſchule, der Unterſekundaner Büſel und der Oberſekundaner Kaliſch, ſpur los verſchwunden. Sie hakten eine Schrank geöffnet, in dem ſich Hefte befanden, deren Zenſur ſie ändern wollten. Dabei Überraſchte ſie ein Lehrer. Am nächſten Tage kamen ſie nicht mehr in die Schule. Seitdem ſind ſie nicht aufzufinden. Der Oberſtudiendirektor der Anſtalt ſchildert die beiden, die aus gutem Hauſe ſtammen, als recht begabte, aber zu allen Dummheiten aufgelegte Jun⸗ gen. Er hatte ihnen lediglich eine Arreſtſtrafe zugedacht ge⸗ habt. Da der eine über Geldmittel verfügt, beſteht nach den vergangenen ſechs Tagen noch die Hoffnung, daß ſie nach Hauſe zurückkehren werden, ſobald dieſe erſchöpft ſind. 18 Jahre im Briefkaſten Als vor einigen Tagen in Neudamm ein Schloſſer im Auf⸗ trage der Poſt einen Briefkaſten einer Reparatur unter⸗ zog, entdeckte er zwiſchen dem Blechbeſchlag der Verſchlußklap⸗ den und der gußeiſernen Wand des Kaſtens eine Karte. Sie ſtammt von zwei Berlinern, die im Jahre 1911 dort zu Beſuch waren und an ihre Eltern geſchrieben hatten. Schweiz Ein Schlag gegen den Rauſchgifthaudel Die Opiumkommiſſion des Völkerbundes, die gegenwärtig in Genf tagt, beſchäftigte ſich mit einem außerordentlich in⸗ tereſſanten und ſchwerwiegenden Fall von Rauſchgift⸗Schmug⸗ gel, der ſich vor den Augen der europäiſchen Behörden abge⸗ ſpielt hat. Es handelt ſich um eine holländiſche Fabrik, die Morphium, Kokain und Heroin in großen Mengen über die Schweiz bezog und durch Wiener Agenten nach dem fernen Oſten ausführte. Die in Betracht kommenden Mengen waren außerordentlich groß. Im Jahre 1927 umfaßte der Schmuggel dieſes Konzerns 955 Kg. Morphium, 3040 Kg. Heroin und 90 g. Kokain. Der größte Teil dieſer Rauſchgifte wurde nach Ching ausgeführt. Der Hauptvermittler für die Einfuhr nach Holland war eine ſchwelzeriſche Firma. In Genf wurde von ſachverſtändiger Seite darauf hingewleſen, daß 3000 Kg. Heroin genügen, um zehn Millionen Menſchen und mehr zu elenden Opfern des Nauſchgiſtes zu machen. Nach dieſen Er⸗ fahrungen müſſe man China recht geben, wenn es verlange, daß man nicht nur die Ausfuhr von Rauſchgiſten aus China, ſondern auch die Einfuhr nach dem fernen Oſten bekämpfe. Die Behörden ſind dem Rieſenſchmuggel nach einiger Zeit auf die Spur gekommen und haben gründlſch aufgeräumt. Die holländiſche Fabrik iſt geſchloſſen und die Wiener Agenten find entweder verhaftet oder ausgewieſen worden. Der Ver⸗ treter der Schweiz gab in Genf zu, daß die ſchwelzeriſchen Behörden die Kontrolle nicht ſcharf geuug durchgeführt haben. Italien Den Ehemann mit Spiritus bergoſſen und angezündet In Perau bei Villach wurde die Feuerwehr zu elnem Brand in der Wohnung des Ehepaares Frank gerufen. Dort ſtand das Schlafzimmer der Eheleute in hellen Flammen. Frau Frank, dle verhaftet wurde, geſtand, das Bett, in dem der Ehemann betrunken ſchlief, mit Brenn⸗ ſpiritus übergoſſen und angezündet zu haben, um den Mann, mit dem ſte ſeit einem Jahr in Unfrieden lebte, zu töten. Der Mann erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß au ſeinem Aufkommen gezwelfelt wird. Itallenſcher Mörder fünf 5 8 5 vor Ablauf der Verjährung erwiſcht In dem mittelttalteniſchen Dorfe Pletrafitta ereilte der Arm der Gerechtigkeit gerade noch in der zwölften Stunde einen Verbrecher, der vor zwei Jahrzehnten die Bevölkerung im weiten Umkreiſe durch ſcheußliche Mordtaten in Angſt und Schrecken verſetzt hatte. Allein in dem kleinen Orte Fondi hatte Vincenzo Silveſtre fünf Menſchen umgebracht und drei weitere lebensgefährlich verwundet. Seine Untaten bildeten im ganzen Lande für geraume Zeit das Tagesgeſpräch. Sogar der„große“ d' Annunzio hat einzelne in einem ſeiner Werke beſchrieben, als nämlich Stlyeſtre ſeine ihm untreu gewordene Braut, deten neuen Verlobten und die Väter der beiden niedergelnallt, die Leichen auf einem Holsſtoß verbrannt und Elm lit über dit Welt noch mehrere Perſonen erſchoſſen hatte, die bas Feuer löſchen wollten. Nach dieſem ſeinem letzten Stück war der Mörder wie von der Erde verſchlungen. Man glaubte allgemein, es ſei ihm geglückt, nach Amerika zu entkommen. Er wurde in Abweſenheit zu lebenslänglichem Kerker verurteilt. Vor kurzem nun, gerade fünf Wochen, bevor die Verjährungsfriſt für das letzte Verbrechen, die in Italien 20 Jahre beträgt, ablief, fanden einige Karabintert den Mörder, der unter au⸗ genommenem Namen ſeit Jahren friedlich in Pietrafltta lebte und dort geheiratet hatte. Ein Fluchtverſuch mißlaug. Jetzt ſieht Silveſtre im Gefängnis zu Caſſino der päten Ver⸗ geltung für ſeine Untaten entgegen. Ungarn Mutter, Großmutter und Urgroßmutter Nach der Meldung einer Budapeſter Zeitung hat ſich in dem ungariſchen Komitat Vas der ſeltene Fall ereignet, daß eine Frau zur gleichen Zeit Mutter, Großmutter und Urgroß⸗ mutter geworden iſt. Die Glückliche iſt eine Bäuerin in reiferen Jahren, die an demſelben Tage einem Kinde das Leben ge⸗ ſchenkt hat wie ihre Tochter und ihre Enkelin. Große Zunahme der Scheidungen in Ungarn Die ungartiſche Regierung verfolgt mit großer Beſorgnis die ſtarke Zunahme der Eheſcheidungen. In Budapeſt allein ſind in den letzten zwei Jahren 12000 Ehen geſchieden wor⸗ den, davon nahezu 80 Prozent mit gegenſeitigem Einverſtänd⸗ nis auf Grund von halbjähriger Treunung. Dies iſt nach ungariſchem Recht ein genügender Scheidungsgrund. In der Mehrzahl der übrigen Fälle wurde die Untreue des Mannes als Grund angegeben. Frau Anſpruch auf Lebensunterhaltung zu ſichern. Rumänien Neuer Kalender in Numänſen Die Synode der orthodoxen griechiſch⸗kathollſchen Kirche in Bukareſt hat beſchloſſen, das diesjährige Oſterfeſt nach dem gregorlaniſchen Kalender am 31. März zu feiern. Man rechnet damtt, daß der Beſchluß nicht ohne ſchwere Unruhen durchzu⸗ führen ſein wird. Die Feier des Neufahrsſeſtes nach dem neuen Kalender gelang noch nicht. Vielmehr wurde an vielen Orten die Feiler am 14. Januar, dem Neulabrsbeainn nach dem alten Kalender, mit Gewalt erzwungen. Schweden Sind Mädchen Jünglinge Eine Abordnung ſchwediſcher Studentinnen hat ſich an den ſchwediſchen Unterrichtsminiſter mit der Bitte gewendet, den Text einer alten akademiſchen Beſtimmung zu ändern. Es handelt ſich dabei um den Genuß der Stipendien oder Stiftun⸗ gen, aus deren Ertrag die Univerſitäten bedürftigen Studen⸗ ten Mittel zuwenden können. Da die Stiftungen alle aus früheren Jahrhunderten ſtammen, ſo iſt darin immer nur von Jünglingen als den Nutzuleßern der Stipendien die Rede. In⸗ folgedeſſen waren die Studentinnen bisher von dem Genuß dteſer wohltätigen Einrichtung ausgeſchloſſen. Dagegen ſetzen ſte ſich jetzt zur Wehr und verlangen, daß in dem Text der Stif⸗ tungen die Mädchen mit den Jünglingen gleichgeſetzt werden. Der Unterrichtsminiſter hat verſprochen, die Angelegenheit zv prüfen. Mittlerweile ſind aber dis⸗Studenten in eine Gegen⸗ aktion eingetreten. Sie ſind der Anſicht, daß ein Jüngling kein Mädchen ſei und daß man den Wortlaut der Stiftungen reſpek⸗ tieren müſſe, Amerika Mit einem Beine im Grabe Das bekannte Sprichwort, wonach mancher ſchon mik einem Beine im Grabe ſteht, iſt in der amerikaniſchen Stad Bridgeport durch ein praktiſches Beiſpiel belegt worden. Ein Einwohner der Stadt namens Ira Reich hatte einen ſchweren Unfall erlitten und mußte ſich infolgedeſſen einer Operation unterziehen. Es wurde ihm ein Bein abgenom⸗ men. Nach der Operation widerſetzte ſich Ira Reich der ſonſt üblichen Methode, das abgetrennte Glied auf dem Wege der Verbrennung zu beſeitigen. Er verlangte ein regelrechtes Begräbnis. Die Aerzte mußten ſeinem Wunſche willfahren und das Bein wurde mit feierlichem Zeremonſell auf dem jüdiſchen Friedhof der Stadt beigeſetzt. Ira Reich bedauerte, der Feier nicht beiwohnen zu können, da er durch die Jolgen der Operation noch an das Lager gefeſſell wurde. 304 Morde und 2 Todesurteile Die Zeitung„New Nork Telegram“, eigene Ermittelungen Hunderte von geheimen, von der New⸗ horker Polizei geduldeten Ausſchankſtätten feſtgeſtellt hat, iſt auf einem anderen Gebiet mit Enthüllungen vorgegangen. Sie hat nachgewieſen, wie ſehr die Newyorker Polizei bei der Verfolgung von Kapitalverbrechen verſagt. Nach ihren Feſt⸗ ſtellungen ſind im vorigen Jahre in Newyork 304 Morde ver⸗ übt worden. Aus dieſer Zahl ſind alle Selbſtmorde, Tötungen aus noch ungeklärter Urſache und tödlichen Un⸗ glücksfälle ausgeſchloſſen. In demſelben Jahre wurden nur zwel Todesurteile verhängt. Durchſchnittlich wurde von ſieben Mordverbrechen nur in einem Falle eine Verhaftung vorge⸗ nommen. Im ganzen erfolgten in 110 von den 304 Mordfällen überhaupt keine Verhaftung. Von den Perſouen, die unter Mordverdacht verhaftet worden waren, wurden 68 entweder von der Polizei wieder entlaſſen oder von den Schwurgerichtelt freigeſprochen. Die Verurteilungen erfolgten in den meiſten Fällen nicht wegen Mordes im erſten, ſondern wegen Mordes im zweiten Grade und wegen Totſchlages. Bei Mord im erſten Grade muß dle Todesſtrafe verhängt werden. Vor diefer Konſequenz ſchrecken die amerikaniſchen Schwurgerichte immer mehr zurück. Schalldämpfender Stein In dem norbamerikaniſchen Staate Florida hat maß einen für Bauzwecke ſehr geeigneten Stein gefunden, der den Schall ſehr ſtark dämpft und die Herſtellung ziemlich geräuſch⸗ loſer Wohnräume ermöglicht. Der Fels, aus dem der Stein gebrochen wird, iſt porös. Die Bauſteine enthalten im In⸗ neren kleine Höhlungen, die die Schallwellen gewiſſermaßen aufſaugen, ſodaß der Lärm erſtickt wird, ehe er in die Wohn⸗ räume gelangt. Man verwendet den Stein zum Bau 8 8 Wänden und Decken, die ſonft die Schallwellen zurückzuwer pflegen und dadurch lautverſtärkend wirken. 0 Ver g des voröſen Steins 8 5 die entgegengeſetzte Wir zung. Januar 199 Doch geſchah dies faſt immer, um der die kürzlich durch . * ——— 5 . 4 ro 12 e. 222228 leer oe 1 1 2 fü 4 7 1 1— den 81.—— 1929 Nene Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 81 Oott dem Allmfchtigen kat es gefallen unsere Berzensgute, un vergegllehe Mutter, Schwieger- Mutter und Tante, Frau Wilhelmine Dlister unerwartet rasch zu sich in die Ewigkeit abzurufen Mannheim(L d, J, Kassel, den 80. Januar 1029 Ceschwister Plister Familie Rider Die Beerdigung findet Freitag nachmittag 1 Uhr von der Leichenhalle aus statt. Als Vermählfe grünen Josef Pohl und Frau Else geb. Baumenn NMermheim Nenpbeim P 6. 20 Alphornstr. 13 Newerk(New Lersey) U. S. A. 128 Brook dale Ave 28. Januar 1929 020 Amtliche Bekanntmachungen Die Umlage zur Gebändeverſicherungs⸗ auſtalt für das Geſchäftsjahr 1928. Die zur Deckung der Laſten der Gebäude⸗ verſicherungsanſtalt für das Geſchäftsjabr 1928 zu erhebende Umlage wurde durch den Herrn Miniſter des Innern auf 14 Reichspfennig von je 100 R. 4 Verſicherungsſumme feſtgeſetzt. Von der in zwei Teilbeträgen zu zahlen⸗ den Umlage iſt die erſte Rate innerhalb einer Woche nach Anforderung, fedoch auf 1. März 1929, die zweite Rate auf 1. Jult 1929 zu ent⸗ richten. Beträgt die Umlage 5 R. oder weniger, ſo iſt ſie ſchon auf den erſten Fällig⸗ keitstermin in ganzer Summe zu bezahlen. Bet nicht rechtzeitiger Bezahlung erfolgt Be⸗ trelbung. Auch bei Nichtzuſtellung eines For⸗ derungszettels muß bei Vermeidung der Be⸗ treibung Zahlung geleiſtet werden. 2 Mannheim, den 26. Januar 1929. Badiſches Bezirksamt— Abt. II. Freiwilige Versteigerung Samstag, den 2. Februar 1929, nach⸗ mittags 3 Uhr, werde ich in Mannheim im Pfandlokal Q 6. 2 gegen bare Zahlung, evytl. nach Vereinbarung, öffentlich verſteigern: 1. 1 Phaenomobil 4⸗Sitzer Limonſine, ge⸗ eignet für Lieferzwecke, mit elektriſch. Boſch⸗ Beleuchtung, Boſch⸗Horn, Fahrt⸗ richtungsanzeiger, vierſach gut bereift, fahrberelt und einwandfrei; 2. 1 Windhoff Lieferwagen 7 Tonnen, 10/0 PS., mit Pritſche, Spriegel und Plane, elektr. Beleuchtung, faſt neu be⸗ reift, fahrbereit; 3. 1 Viktoria ⸗ Motorrad 500 cem., mit Carbid⸗ Beleuchtung, komplett, general⸗ K 1 fahrbereit; 4. 1 New e Imperial 350 cem., mit Carbib⸗ beleuchtung. komplett, einwandfrei und ö 1 B. 1 N. S..⸗Motorrab 4 PS., 500 cem., mit Carbidbeleuchtung, komplett. „„ den 30. Januar 1929. Keibs, Gerichtsvollzieher. Ant. Veröffentichnngen der Staat Mannheim Verſteigerung. In unſerem Verſteigerungslokal— G 5. 1. Eingang gegenüber dem Schulgebäude— findet an folgenden Tagen die öffentliche Ver⸗ ſteigerung verfallener Pfänder gegen Bar⸗ Zahlung ſtatt: 1 a) für Gold, Silber, Uhren, Fahrräder und dergl. am Mittwoch, den 6. Februar 1929; b) für Kleider, Weißzeug, Betten, Stiefel u. dgl. am Donnerstag, den 7. Februar 1929. Beginn jeweils 14 Uhr(Lokalöffng. 18 Uhr) Mitbringen von Kindern nicht geſtattet. Die Auslöſung der Pfandſcheine vom Monat Juli 1928 kann nur noch bis Montag, den 4. Februar erfolgen. Städt. Leihamt. Morgen 1 auf der Freibauk 3 Anfang Verein Frauenbildung— Frauenstudlum Abtellung Mannheim— LESSING-FHIHR Andenken an d. 200. Geburtstag d. Dichters m großen Saal der Handelskammer, L 1. 2 Freitag, 1. Febr. 1929, Anfaug 8 Uhr abends. 5 Poldi Hohenemſer: A. d. Werken d. Dicht. rau Maria Caroli: Zu Leſüngs Gedächtnis Eintritt f. Vereinsmitgl. frei, f. Nichtmitgl. numm. Plätze 2 /, nichtnumm. Plätze 1 4, f. Schüler u. Schülerinnen 50 3. 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