„ Do merskag, 14. Februar 1929 zehufig frei ins Hetus — ohne Beſteligeld chen Verhältniſſe Nach⸗ 10 17590 Karlsruhe benſtelle R 1, 9,11 en; Waldhoſſtr. g, 1 Telegrampi⸗ WMitkag⸗ Ausgabe Nr. 75— 130. Sahrgang Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Voraus 899 je einſp. Splonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Neklamen —4 R. M. Kollektiw⸗Anzeigen werden höher berechnet F Anzeigen⸗Vorſchriften füt beſtimmte Tage, Stell en u. Al gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben ober für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr Gerichtsstand iſt Mannheim. t der Cechnik Wandern und Neiſen Geſetz und RNocht Wegen der Kohlenknappheit als Folge der Kälte Zufolge der Kohleuknappheit hat der Berliner Wagiſtrat beſchloſſen, zunächſt von Freitag, den 15. bis Donnerstag, den 21. Februar, ſämtliche Berliner Schulen zu ſchlie fen. Nur in beſonders ſtark bevöl⸗ kerten Gegenden des Berliner Nordens und Oſtens ſoll eine Schule ſtändig geheizt werden und den ganzen Tag über be⸗ ſonders den Kindern zur Verfügung ſtehen, die zu Hauſe kein warmes Zimmer haben(und das ſind ſehr vielel). Ferner werden mit ſofortiger Wirkung fämtliche öf⸗ fentlichen Hallenſchwimm⸗ Wau nen⸗ u. medi⸗ ziniſchen Bäder geſchloſſen; nur Brauſeböber wer⸗ den nach wie vor verabfolgt. i Auch bei den induſtriellen Betrieben Berlius, die ſämtlich auf Zufuhren von auswärts angewieſen ſind, be⸗ ginnt die andauernde Kälte ſich allmählich bemerkbar zu ma⸗ chen. Die großen Unternehmungen wie Siemens& Halske, A. E.., u. a. ſind zwar noch für 14 Tage eingedeckt, aber da der Bebarf teilweiſe das Dreifache des normalen be⸗ trägt und die Zuführen äußerſt knapp und unregelmäßig ſind, muß mit einer weiteren Verſchärfung der Lage ge⸗ rechnet werben. 0 Kälte⸗ Schulferien auch in Stuttgart und Vresleu — Stuttgart, 18. Febr. Da infolge ber ſtarken Kälte der tägliche Gasverbrauch die tägliche Erzeugung erheblich über⸗ ſteigt und auch die tägliche Erzeugung von Koks den Bedarf nicht mehr zu decken vermag, ſind bis einſchließlich Montag, 18. Februar, die Schulen geſchloſſen worden. i — Breslau, 13. Fehr. Dies ſtädtiſchen Schulen, in denen mit Koks geheizt wirh, werden heute zum letzten Mal beheizt. Von dieſer Maßregel, die ſich zunächſt auf acht Tage ſerſtrecken ſoll, werden mehr als die Hälfte aller Schul⸗ gebäude betroffen. a r Dazu kommt, daß in Ovberſchleſten gegenwärtig infolge der Kälte 48 Prozent der Belegſchaft wicht ar⸗ beitet. Die Breslauer Straßenbahngeſellſchaft hat wegen zahlreicher Froſterkrankungen ihrer Beamten den Betrieb einſchränken müſſen. Die Lebensmittelverſorgung gefährdet 5 Sollte die gegenwärtige Witterung noch lange anhalten, o dürfte wohl eine große Knappheit der Lebensmittel die Folge davon ſein. Die große Gefahr heſteht, daß die Vorräte durch den Froſt verderben. Die Vorräte an Kartoffeln ſind zurzeit noch genügend, ſte können aber nicht mehr als einwandfreie Ware bezeichnet werden, da ſie in den Kellern erfrieren. Wenn ſchließlich dieſe Vorräte ſich erſchöpfen, ſo werden vom Lande nur mehr er⸗ frorene Kartoffeln hereinkommen. Der Handel iſt der Anſicht, daß, wenn der Froſt noch acht Tage anhält, eine gewiſſe Kar⸗ Joffelknappheit eintritt.. Auch bas Obſt und Gemüſe erfriert bei dieſen Tem⸗ peraturen. Man hat beobachtet, daß ſogar Apfelſinen die ſonſt ſehr widerſtandsfähig ſind, zerplatzt ſind. In den Geſchäften gingen viele Eier und Konſerven in Gärung über. „Die Berufsorganiſationen des Obſt⸗ und Gemüfehandels wollen eine Notſtandsaktion einleiten, falls das Wetter ſich nicht ändert. i. 5 Die Eishilfe der Reichsmarine Kiel, 13. Febr. Die heute früh erneut ausgelaufenen Dintenſchiffe„Elſaß“ und„Schleswig⸗Holſtein“ ſetzten ihre Eishilfe in der Oſtſee ſüdlich der däniſchen Inſeln fort. Hier⸗ bei ereignete ſich nachmittags gegen 4 Uhr ein Unfall. Die „Schleswig⸗Holſtein“ rannte bei dem Verſuch, den Dampfer „Auguſt Thuſſen“ aus dem Eiſe zu befreien, mit dieſem zu⸗ ſammen, wobei beide Schiffe Beſchädigungen eritten. An Bord der„Schleswig⸗Holſtein“ wurden zwei Hilfsmaſchinen beſchädigt. Beide Linienſchiffe werden morgen früh mit einer großen Anzahl befreiter Handelsſchiffe im Kielwaſſer wieder in Kiel erwartet. Der ſtrenge Froſt in England 8 London, 14. Febr.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der anhaltende ſtrenge Froſt hat in London eine ſchwere Waſſersnot hervorgerufen. Zahlreiche Waſſerhaupt⸗ leitungen ſind geborſten und ganze Stadtviertel ſind infolge⸗ deſſen faſt ohne Waſſer. Bei Exploſionen von Gasanlagen ſind viele Perſonen verletzt und mehrere getötet worden. In Wales iſt ein Eiſenbahnzug ſo tief eingeſchneit, daß es bisher unmöglich war, ihn flott zu machen Die Paſſagtere, größtenteils Schulkinder, wurden in ein nahegelegenes Dorf gebracht. Die Themſe iſt zum erſten Male ſeit Menſchen⸗ gedenken ſtrichweiſe zugefroren. Eisbrecher ſind tätig, um bie Fahrrinne für die Schiffahrt frei zu machen. Schnee und Eis an der Riviera Paris, 14. Jebr.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Die Froſtſchäden machen ſich jetzt überall in Frankreich in ſehr ſtörender Weiſe bemerkbar. Wie aus Clermont Ferand ge⸗ meldet wird, mußten die dortigen großen Auto relfen⸗ werke ihren Betrieb einſtellen, da faſt ſämtliche Waſſerleitungen der Fabrik eingefroren ſind. Etwa 15 000 Arbeiter ſind vorübergehend beſchäftigungslos geworden. Die Telegraphenverbindungen zwiſchen Paris, Lyon und Mar⸗ ſeille ſind unterbrochen. In Lyon mußte eine Stoff⸗ druckerei, die 350 Arbeiter beſchäftigt, ihre Tore ſchließen, da die Kälte die Keſſelanlagen ſtark beſchädigte. Nizza lſtein⸗ geſchneit und bietet mit ſeinem Schneemantel einen un⸗ gewohnten Anblick. Durchſchnittlich beträgt die Schneehöhe in der Stadt und Umgebung 20 Zentimeter. Seit Menſchen⸗ gedenken iſt an der Riviera kein ſo ausglebiger Schneefall zu verzeichnen. In Marſeille herrſcht bei klarem Wetter eine derartige Kälte, daß die Arbeiten im Hafen eingeſtellt werden mußten. Die langen Kais ſind vereinſamt. Die im Hafen eintreffenden Schiffe ſind mit einer dicken Eisſchicht bedeckt. Die Mehrzahl der Telephon verbindungen mit anderen Städten ſind unterbrochen. Die Züge treffen mit bedeutenden Ver⸗ ſpätungen ein. Ein Elektrizitätswerk explodiert — Paris, 14. Febr. In Troyes iſt geſtern ein Elektrizi⸗ tätswerk durch eine Exploſton zerſtört wo den. Infolge Ver⸗ eiſung iſt die Seine über die Ufer getreten und hat das Elektrizitätswerk unter Waſſer geſetzt. Da in dieſem Augenblick die Turbinen eine Höchſtgeſchvindigkeit entwickel⸗ ten, entſtand eine Exploſton, woduſch das Werk zerſtört wurde. Der Sachſchaden beläuft ſich auf eine Milliarde Franken. Das ganze Gebiet von Troyes itt ohne Licht⸗ und Kraſtſtrom. Die Pariser Einwendungen gegen Or. Schacht Paris, 14. Febr.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Faſt alle Blätter führen heute Klage darüber, daß man in den Kom⸗ mentaren über die Sachverſtändigenkonferenz mit keinem Worte die Einwendungen hervorhebt, die von den Zu⸗ hörern Dr. Schachts erhoben worden ſind.„Dieſe Taktik des Schweigens führt dazu, daß die öffentliche Meinung ein⸗ ſeitig über die Verhältulſſe in Deutſchland informiert wird. Dieſe diskrete Behandlung der Konferenzvorſchläge wird ſich bitter rächen“, ſchreibt der„Ouoditien“, ein linksſtehendes Blatt. Auch im„Petit Pariſien“, der als halbamtlich gilt, wird auf dieſen„Uebelſtand“ hingewieſen. Das Blatt betont, baß bie Sachverſtäubigen Frankreichs, Belgiens un Englaubs genan ber gegenteiligen Anſicht wären, wie Dr. Schacht und ſich die Gelegenheit nicht nehmen ließen, dies in ihren Er⸗ klärungen und Rückfragen zum Ausdruck zu bringen. Beſon⸗ ders eingehend werde man, dem„Petit Pariſien“ zufolge, in den nächſten Tagen die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands beh an⸗ deln, denn Dr. Schacht habe bereits eindeutig auf Grund der ökonomiſchen Unzulänglichkeit eine Herabfſetzung der normalen Leiſtungen verlangt. Ob die Unter⸗ juchung der deutſchen Zahlungsfähigkeit in nächſter Zeit eine Reiſe der Sachverſtändigen nach Berlin notwendig machen werde, iſt, wie die Morgenpreſſe hervorhebt, noch eine ver⸗ frühte Frage. Das Rechtsorgan„Echo de Pars“, Poincaré naheſtehend, beurteilt die Konferenz ſehr optimiſtiſch und macht ſeine Leſer darauf aufmerkſam, daß die Prüfung der wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Verhältniſſe Deutſchlands noch eine gute Woche in Anſpruch nehmen werde. Wenn auch die anderen Sachverſtändigen mit den Darlegungen des Dr. Schacht nicht einverſtanden wären, ſo könne daraus keineswegs auf eine Verſchlechterung der Stimmung geſchloſſen werden, denn alle ſeien vom Geiſt des Entgegenkommens erfüllt Die allgemeine Ausſprache werde wahrſcheinlich bis Oſtern dauern. Der Souberberichterſtatter ber„Times“ in Paris teilt ſeinem Blatte mit, Dr. Schacht habe in ſeinem Expose darauf hingewieſen, daß das deutſche Volk ſeine K rlegs⸗ mentalltät vollſtändig vergeſſen werde, wenn eine gerechte Regelung der Reparationsfrage zuſtandegekom⸗ men ſel. Dr. Schacht ſoll darauf hingewieſen haben, daß es Deutſchland unmöglich ſei, bei ſeiner gegenwärtigen wirtſch ift⸗ lichen und induſtriellen Lage die normalen Annuftäten weiter zu bezahlen. Es müſſe unbedingt von den Gläubigerſtaaten die Möglichkeit geſchaffen werden, die Zollſätze für Deutſchland zu vermindern. Ferner betonte Dr. Schacht, daß ber Friebensvertrag eine rechtliche Grundlage dafür nicht geſchaffen habe, daß die Glau⸗ higerſtaaten 62 Annuitäten verlangen. Prof. Caſſel warnt die Tributkonferenz Der bekannte ſchwebiſche Nationalökonom Prof. Caſſe l! hat im„Speuska Dagbladet“ einen Leitartikel veröffentlicht, in dem er„die neue Tributkonferenz“( vor einem neue n Spiel mit Zahlen warnt. Er ſagt in dieſem Zutam⸗ menhang:„Daß die Bezahlung mittels Aufnahme ausläu⸗ diſcher Anleihen geſchehen ſollte, war niemals im Dawesplan beabſichtigt. Darin war umgekehrt vorgeſehen, daß die Transferierung eingeſtellt werden ſollte, wenn ſie nicht mit einem wirklichen Ueberſchuß abgegolten werden könnte. Anſtatt deſſen ſollte in dieſem Falle Reparationsgeld vom Reparationsagenten in Berlin angeſammelt werden bis zum Betrage von 5 Milliarden Mark. Wäre der Plan wirklich nach dieſem Prinzip durchgeführt worden, dann wäre die Grenze längſt erreicht und weitere Zahlungen hätten gufgehört. Die eingeſchlagene Methode aber, den Trandſer mit Baluten zu bewerkſtelligen, die durch private Anleihen aufgebracht worden ſind, hat zu einer ſchiefen Entwicklung ge⸗ führt und hat die wohl überlegte Begrenzung des Dawes⸗ planes flluſoriſch gemacht. Die erſte Aufgabe des neuen Komitees müßte deswegen ſein, aufzuklären, wie lange diess ungefunde Entwicklung der Bezahlung mit auslän⸗ diſchen Anleihen, in die wir nun hineingeglitten ſind, ſortgeſetzt werden ſoll. Parker Gübert ſchwer krank Paris, 14. Febr.(United Preß.) Der Reparationsagent Parker Gilbert, der ſoeben erſt von einem Grippeanfall geneſen war, hat einen heftigen Rückfall erlitten. Er liegt zurzeit mit hohem Fieber darnieder. Hindenburg und Reichsregierung an den Vatikan Der Reichspräſident hat aus Anlaß des Krönungskages des Papſtes an dieſen nachſtehendes Telegramm gerichtet: „Eure Heiligkeit bitte ich, zum Krönungstage meine wärm⸗ ſten und aufrichtigſten Glückwünſche entgegen nehmen zu wol⸗ len. v. Hindenburg, Reichspräſident.“ Der Papſt hat darauf geantwortet: „Ew. Exz. gütiges Gedenken und innigſte Glückwünſche er⸗ widern wir mit Dauk und den herzlichſten Segenswünſchen für Ihre Perſon und das geſamte deutſche Volk.“ Das Gebiet des Mirchenstaares Die Reichsregierung hat dem päpſtlichen Nuntins zum Vertrags⸗Abſchluß in der römiſchen Frage ihre Glück⸗ wünſche ausgeſprochen. Gleichzeitig wurden die Botſchafter Neurath und Bergen angewieſen, dem Vatikan im Namen der Reichsregierung und der preußiſchen Staatsregierung die herz⸗ lichſten Glückwünſche auszuſprechen. Chinas Geſandter bei Hindenburg Der von der Nationalregtlerung der Republik China er⸗ nannte Geſandte in Berlin, Tſchin Tſo Ping, wurde am Mittwoch mittag vom Reichspräſidenten empfangen und über⸗ reichte das Beglaubigungsſchreiben ſeiner Regierung. In ſeiner Anſprache an ben Reichspräſidenten betonte der Geſandte, daß ſich die deutſch⸗chineſiſchen Beziehungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung und Gegenſeitigkeit aufbau⸗ ten, und daß dieſe Grundlage den beiden Völkern zum Segen gereiche. Der Reichspräſident gab in ſeiner Erwiderung ſet⸗ ner Freude darüber Ausdruck, den erſten Geſandten begrüßen zu können, der von der nationalen chineſiſchen Regierung ent⸗ fandt worden ſei. Deutſchland habe es mit aufrichtfger Freude begrüßt, daß die Nationalregierung ihr Ziel der Einheit nach innen und der Feſtigung nach außen in China erreicht habe⸗ Deshalb habe auch Deutſchlaub den neuen Vertrag mit der Na⸗ tionalregierung auf dem Boden der Gleichberechtigung ab⸗ geſchloſſen. Aeber 220 000 Axbeitskoſe in Sachfen Die Arbeitsloſigkeit in Sachſen hat eine noch nie da⸗ geweſene Höhe erreicht. Vom Landesarbeitsamt Sachſen wur⸗ den Ende des vorigen Monats 172 536 Hauptunterſtützungs⸗ empfänger und 11300 Unterſtützte der Kriſenunterſtützung ge⸗ zählt. Ferner kommen zu dieſen Zahlen noch 38 444 Unter⸗ ſtützte wegen berufsübl' cher Arbeitsloſigkeit, ſobdaß die Ge⸗ ſfamtzahl der Unterſtützten über 220900 beträgt. Im Vorjahre erreichte dieſe Ziffer die Höhe von 129 003 Perſonen. Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe] Donnerstag, den 14. Februar 1929 föſung des Der deutſche Abgeordnete Alitz verhaftet Der polniſche Staatspräſident hat in Kattowitz am Mitt⸗ woch völlig unerwartet den ſchleſiſchen Sejm aufgelöſt. Amtlich wird dieſe Maßnahme mit dem Ablauf der Legislaturperiode begründet. Da durch die Auflöſung die Immunilät der Alb⸗ geordneten erliſcht, iſt ein ſeit längerer Zeit gegen den deut⸗ ſchen Abg. Ulitz, den Geſchäftsführer des Deut⸗ ſchen Volksbundes, vorliegender Haftbefehl wirk⸗ ſam geworden. Kurz nach Bekanntwerden der Anflöſung wurde Ulitz auf Anordnung der Staatsanwaltſchart verhaftet. Gegen Ulitz Hatte im vorigen Jahre die Staatsanwaltſchaft einen Auslieke⸗ rungsantrag an den ſchleſiſchen Sejm gerichtet, da Ulitz der Beihilfe zur Fahnenflucht von polniſchen Militär⸗ 5 lichtigen beſchuldigt wunde. Bisher konnte dieſer Haftbeſehl zicht durchge ührt werden, da der ſchleſiſche Seim immer wie⸗ der die Anträge auf Aufhebung der Immunität des Abgeord⸗ neten abgelehnt kat. Die mit der Prü ung der von der Staats⸗ an- al ſchaft erhobenen Klage betraute Kommiſſion des Sejm hat die Feſtſtellung gemacht, daß dieſe Unterlagen wahrſchein⸗ lich gefälſcht ſind. Es iſt anzunehmen, daß nun die Auflöſung des Sejm er⸗ folgt iſt, weil die Kommiſſion die Gründe für die Aufhebung der Abgeordneten⸗Immunität des Deutſchenführers nicht an⸗ erkennen wollte. Ma finſerte po'niſche Taktik Die Auflöſung des ſchleſiſchen Seſm zur Durchführung des richterlichen Haftbefehls gegen den deutſchen Abgeordneten Ulitz hat in Oſtoberſchleſien ungeheures Auf ⸗ ſehen erregt. Die ganze Maßnahme dient offenbar nur dazu, einen Schlag gegen die deutſche Minderheit durchzuführen und dem oberſchleſiſchen Woſewoden Grazynſki Handlungsfreiheit zu verſchaffen. Bekanntlich wird dem Abg. Ulitz Betbilfe zur Fahnenflucht vorgeworfen. Einziges Be⸗ weismittel iſt ein Brief, der angeblich von Ulitz ſtammen ſoll, aber eine derartige Menge von Stilfehlern aufweiſt, daß ſeine Herkunft offenbar iſt. 3 Kein Eiſenkonflikt mehr Berlin, 18. Febr.(Von unſerem Berliner Büro.) Bei ben vorgeſtrigen Verhandlungen der Parteien der Nordweſt⸗ gruppe der Eiſeninduſtrie hat es ſich um die letzte Sitzung in ber Angelegenheit des Schiedsſpruches gehandelt. Es iſt nun⸗ mehr gelungen, alle Unſtimmigkelten, die ſich aus feiner Durchführung ergeben haben, auf eine für beide Teile an⸗ nehmbare Art belzulegen. Damit iſt, wie man uns von unter⸗ richteter Stelle verſichert, das reibungsloſe Funktio⸗ 1 des Schtedsſpruches in der Praxis gewähr⸗ diert. Mamenkundgebungen Der Vlamenführer Borms hielt am Mittwoch auf einer großen Kundgebung in Amſterdam eine Rede, wobei er ſtür⸗ miſch als vlämiſcher Freiheitskämpfer begrüßt wurde. Die Verſammlung ſang die vlämiſche Nationalhymne. Eine in Brüſſel beabſichtigte Kundgebung der vlämiſchen Natlonaliſten wurde von der Polizel verboten. Außerdem wurde über das Stadtgebiet von Gent der Belage⸗ rungszuſtand verhängt. X otzki in Konſtantinopel? Berlin, 14. Febr.(Von unſerem Berliner Büro.) Das Rätſel um Trotzki iſt noch immer nicht gelöſt. Man weiß nicht, ob er tatſächlich mit dem Dampfer„Iljitſch“, wie es geſtern noch in ziemlich beſtimmter Form hieß, in Kon⸗ ſtantinopel angekommen iſt. Die Gerüchte, daß Trotzki ſich an Bord beſindet, werden, wie dem„B..“ berichtet wird, dadurch verſtärkt, daß es gegen alle Gewohnheit niemanden von der Beſatzung des Dampfers geſtattet iſt, an Land zu gehen, da ſich auf dem Schiff nur zwei Paſſagſere, ein Herr und eine Dame, befinden ſollen. Die türkiſchen Blätter brin⸗ gen nichts über dieſe Angelegenheit. Die Sowjetſtellen aber hüllen ſich nach wie vor in Schweigen. Die Führerkriſis bei der Heilsarmee 8 London, 14. Febr.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der Oberſte Rat der Heilsarmee trat geſtern nach längerer Pauſe zu einer ausgedehnten Sitzung zufammen, in der gegen 1 Uhr abends zum zweiten Male die Abfetzun g des General Booth beſchloſſen und der bisherige Stabschef Higgins zu ſeinem Nachfolger ernannt wurde. Mit elner Stimmenmehrheit von 51:5 beſtätigte der Rat ſeine frühere Feſtſtellung, daß der General Booth aus r unfähig ſei, die Heilsarmee weiter zu eiten. Der General hatte bekanntlich gegen den erſten Beſchluß eine vorläufige Verfügung des Gerichtes erlangt, die ſolange gültig iſt, bis der Rat den Rechtsvertreter des Generals ange⸗ hört hätte. Dies iſt nun geſchehen. Der königliche Rat Jovitt, einer der berühmteſten Verteidiger Englands, legte in einem mehrſtündigen Plaidoyer den Standpunkt des Gene⸗ rals dar, nach dem der Rat nicht das Recht hat, ihn auszuſchal⸗ ten. Nachdem dieſer Einwand unbeachtet geblieben iſt, wird General Booth, wie die Blätter erfahren, den Gerichtsprozeß weiter verfolgen. Er weigert ſich, die von ihm verwalteten Gelder der Organiſation herauszugeben, bevor das Gericht entſchieden habe. * Hausbeſitzer für Senkung der Realſtenern, Der Zen⸗ tralverband deutſcher Haus⸗ und Grund⸗ beſttzer hat eine Entſchließung gefaßt, in der„eine fühl⸗ bare Senkung des heutigen Steuerdruckes, namentlich auf dem Gebiete der Realſteuern gefordert“ wird, in der weiter das letzige Steuerprogramm„verworfen“ und ein Ausgleich des Reichsetats„nicht durch Steuererhöhungen, ſondern durch Ausgaben⸗Droſſelung“ verlang' werden. In der Wohnung des Abgeord⸗ en Seims neten iſt ebenſo wie in der Wohnung der Geſchäftsführerin des Deutſchen Volksbundes eine Hausſuchung vorgenommen worden. Es iſt anzunehmen, daß dem Abgeordneten nun⸗ mehr der Prozeß wegen Hochverrats gemacht wird. Sofort nach Bekanntwerden der Nachricht iſt vom Deut⸗ ſchen Volksbund telegraphiſch Beſchwerde beim Völkerbundsſekretaciat erhoben worden. Die Maßnahme der polniſchen Regierung ſteht zweifellos im Zuſammenhang mit der bevorſtehenden Verhandlung des deutſchen Minderheitenantrages in Genf. Polen iſt beſtrebt, durch den zu erwartenden Prozeß die deutſche Minderheit ins Unrecht zu ſetzen. Der von dem polniſchen Außenminiſter gegen den Deutſchen Volksbund auf der letzten Ratstagung erhobene Vorwurf des Hochverrats iſt bekanntlich von Streſemann zurückgewieſen worden. Inzwiſchen hatte Polen verſucht, durch eine ünten⸗ ſive Wühlarheit in London, Paris und Genf dem deut⸗ ſchen Antrag Schwierigkeiten zu bereiten. Der polniſche Gegenzug, die Verallgemeinerung und Verbindlichkeitserklä⸗ rung der Minderheitenſchutzverträge für alle Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes in einem Antrag an das Völrerbunds⸗ ſekretariat zu fordern, iſt Polen bisher nicht geglückt, da er in ben Hauptſtädten der Ententemächte nermutlich auf Wider⸗ ſtand geſtoßen ſein dürfte. Nun ſchlägt die polniſche Regie⸗ rung einen anderen Weg ein, ſich ihrer 1919 eingegangenen Verpflichtungen bezüglich des Schutzes der Minderheiten zu entledigen, indem es die mächtigſten Ratsmitglieder gegen jede Minderheitendiskuſſion einzunehmen verſucht und ſich bemüht, die loyale Haltung der deutſchen Minderhenit in Zweifel zu ſetzen. In welcher Weiſe vor der Märzausſprache in Genf oder unmittelbar während derſelben der Prozeß in Kattowitz auf⸗ gezogen werden dürfte, erhellt aus der bisherigen Handhabung der polniſchen Juſtiz in Oſtoberſchleſſen zur Genüge. Auch die deutſche Preſſe Hberſchleſtens iſt gegen⸗ wärtig wieder großen Verfolgungen ausgeſetzt. So wurde am Mittwoch der„Oberſchleſiſche Kurier“ aufs neue beſchlagnahmt. 3 9 Wie ſleht's in Afghaniſtan? s London, 14. Febr.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die afghagiſche Stadt Jallalabad, von der die Erhebung gegen Aman Ullah ihren Ausgang nahm, iſt faſt völlig zer⸗ ſtört worden. Eine ſtarke irreguläre Truppe von Briganten aus den umliegenden Bergen überflel und plünderte die Stadt. Die Räuber ſetzten dann ein Fort in Brand, unter dem ſich ein umfangreiches Pulvermagazin befand. Das Ma⸗ gazin explodierte und der daraus entſtandene Brand ſeste ſich über den größten Teil der Stadt fort. Reiſende, die über den Khalber⸗Paß nach Indien kommen, berichten, daß die Stadt ein Haufen verkohlter Ruinen iſt. Nach den gleichen Berichten iſt die Armee des Thron⸗ prätendenten Ali Achmet Khan, der in Jallalabad ſeinen Stütz⸗ punkt hatte und von dort aus auf dem Vormarſch nach Kabul begriffen war, bei dem Ueberfall der aufſtändiſchen Bevölke⸗ rung nahezu vernichtet worden. Die Zahl der von engliſchen Flugzeugen aus Kabul nach Indien gebrachten Ausländer beläuft ſich, wie Sir Auſten Chamberlain geſtern im Unterhaus mitteilte, bis zum 11. Februar auf 366, worunter ſich 34 Deutſche befinden. Inzwiſchen ſind weitere Flüge ausgeführt worden und 5 wei⸗ tere Deutſche ſind in Peſchawar angekommen. 1 1 Die amerikaniſche Einwanderungsklauſel Bei der Beratung des Antrages über die Weiter⸗ verſchiebung der Inkraftſetzung der Urſprungs⸗ klauſel um ein Jahr verſuchten in der Mittwochſitzung des Etnwanderungsausſchuſſes des amerikaniſchen Senats ver⸗ ſchiedene Redner gegen die deutſche Ein wanderung Stimmung zu machen und verlangten die Herabſetzung des deutſchen Einwanderungskontingentes, weil„Amerika im Weltkriege ſchlechte Erfahrungen mit den Wehrpflichtigen deutſcher Abſtammung gemacht habe.“ Der Antrag wurde dann abgelehnt, ſodaß vom 1. Juli ab die deutſche Ein⸗ wanderung von 51227 auf 24908 Perſonen fährlich herabgeſetzt wird. Der britiſche Anteil wird auf 65 891 erhöht. Die neuen Einwanderungsquoten müſſen von dem Präſidenten vor dem 1. April verkündet werden. Hoover hat ſich für die Aufhebung der Urſprungsklauſel eingeſetzt. Oo Cvolidge noch bis zum 4. März die Verkündung vornehmen wird, iſt zweifelhaft. Ein tobſüchtiger Polizeiinſpektor V Paris, 14. Febr.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Im Büro der Pariſer Gerichtspolizei ſpielte ſich geſtern ein blutiges Drama ab. Der Polizeiinſpektor Lecha, der 1 fünf anderen Beamten des Büros arbeitete, wurde plötz⸗ lich tobſüchtig und gab auf ſeine Kollegen mehrere Revolverſchüſſe ab. Die Arbeit, die in dieſem Büro ver⸗ richtet werden muß, iſt äußerſt eintönig. Jeder der dort be⸗ ſchäftigten Beamten hat daher den Wunſch, möglichſt raſch be⸗ fördert zu werden. Seit einigen Tagen ſchon beſchwerte ſich Lecha darüber, daß an ſeiner Stelle ein jüngerer Kollege be⸗ fördert wurde. Seine ſchlechte Laune ſchlug geſtern plötzlich im Laufe eines Wortwechſels in Tobſucht um. Er zog den Revolver und brachte durch mehrere Schüſſe einem anderen Inſpektor ſchwere Verletzungen bei. Zwei weitere Poliziſten, die dem Opfer zur Hilfe eilen wollten, wurden ebenfalls durch Revolverſchüſſe ſchwer verletzt. Mit vieler Mühe gelang es, den Raſenden zu überwältigen und einzuſperren. Er wird in der Irrenabteilung des Gefängniſſes auf ſeine Jurechnungs⸗ fähigkeit unterſucht werden. 85 Wahabiteneinfall — Jeruſalem, 13. Febr. Aus Bagdad wird gemeldet, daß geſtern der lange erwartete Einfall der Wahabiten in das Ge⸗ biet des Jrak begonnen hat. Starke Truppen von Kamel⸗ reltern haben die Südgrenze überſchritten und wurden von britiſchen Truppen und Flugzeugen zurückgewieſen. Einzel⸗ belten über die Kämpfe fehlen noch. Wieder ein Eiſenbahnunglück Drei Schwerverletzte Am Mittwoch vormittag iſt der um 9 Uhr vom Wiener Weſtbahnhof abgehende D⸗Zug Wien—Paſſau— Amſterdam bei einer Stunbengeſchwindigkeit von 80 Kilometern auf den wegen eines Maſchinen defektes in der Station Tüllner⸗ bach, etwa 30 Kilometer von Wien entſernt, ſeſtliegenden D- Zug Wien— Paris aufgefahren. Dabei wurden— ſoweit bis zur Stunde bekannt iſt drei Reiſende ſchwer und 32 leichter verletzt, Einzelheiten Zu dem Zuſammenſtoß des D⸗Zuges mit dem Arlberg⸗ Expreß wird noch gemeldet: Der Arlberg⸗Expreß, der Mitt⸗ woch früh Wien verlaſſen hat, mußte wegen eines Defektes der Lokomotive bei der Einfahrt in die Station Tullner⸗ bach⸗Preßbaum ſtehen bleiben. Der D⸗Zug Wien—Oſtende, der dem Expreßzug in einem Abſtand von 40 Minuten folgte, ii berfuhr das auf„Halt“ geſtellte Einfahrtſig⸗ nal und fuhr dadurch in den ſtehenden Expreßzug hinein. Bei dieſem Zuſammenſtoß wurden die beiden letzten Waggons des Expreßzuges ſowie der Schlafwagen und die Lokomotive des D⸗Zuges beſchädigt. Insgeſamt wurden hier⸗ bei 20 Perſonen leicht und eine Perſon ſchwer verletzt. Die Mehrzahl der Verunglückten ſetzte ſich aus Paſſagieren des Expreßzuges zuſammen. Soweit bisher be⸗ kannt, befindet ſich unter den Verletzten kein Deutſcher. Das Unglück iſt verhältnismäßig glimpflich abgelaufen, weil der Lokomotivführer des Schnellzuges die Geſchwindigkeit herabgemindert hatte, ſo daß es ihm möglich war, ſchnell zu bremſen. Er erreichte dadurch, daß der D⸗Zug eine Geſchwin⸗ digkeit von nur 20 Kilometern hatte. „Anglaublich er Bürokratismus- im Handelsverkehr mit Rußland Berlin, 18. Febr.(Von unſerem Berliner Büro.] Ein bezeichnendes Licht auf die Mißſtände, die im Handels⸗ verkehr mit Rußland immer wieder zu Tage treten, wirft der Brief eines deutſchen Ingenieurs Dr. Poppel⸗ mann an den Volkskommiſſar der Arbeiter- und Bauern⸗ tuſpektion und Vorſtitzenden der Zentralkontrollkommiſſion Ordſchonikidie. Poppelmann beklagt ſich in einem Brief, den die „Prawda“ veröffentlicht, bitter über die unglaublichen Arbeitsmethoden der ſowfetruſſiſchen Handelsinſtitu⸗ tionen innerhalb und außerhalb Rußlands. So erzählt er u.., daß ihm bei einem Auftrag zur Umorganiſation einer Fabrik ausdrücklich zugeſichert wurde, daß der Brieſwechſel zwiſchen ſeinem Büro und den ausländiſchen Firmen direkt vor ſich gehe, unabhängig von den Handelsvertretungen in Berlin und Newyork. Im Laufe von drei Monaten hatte er zu einer Anzahl von Firmen in Deutſchland, Amerika und Schweden Beziehungen angekuſtpft. Plötzlich beſchwerte ſich die Handelsvertretung in Berlin über dieſe Verletzung des Außenhandelsmonopols und drohte, die Schuldigen zur Ver⸗ antwortung zu ziehen. Im anderen Falle ſind zwei deutſchen Firmen ausführliche Briefe, Zeichnungen und Taballen von der Handelsvertretung nicht weitergeſandt worden. Es er⸗ gab ſich, daß die Briefe in der Handelsvertretung überhaupt vergeſſen waren. Schließlich führt Poppelmann noch an, daß gewiſſe Matertalmuſter, nämlich Sand, zum Gießen von Formen, der ſchon im Oktober an eine deutſche Firma abgeſandt war, im Dezember noch nicht den Beſtimmungsort erreicht hatte, weil die Ausfuhrerlaubnis ausblieb. Zur Ausfuhr von fünf Kilo Sand braucht man alſo zwei Monate. Die Aufdeckung dieſer fkandalöſen Zuſtände hat den Volkskommiſſar für Innen⸗ und Außenhandel veranlaßt, der Außenabtetlung des Oberſten Wirtſchaftsrates Vorhaltungen wegen ihres„unglaublichen Bürokratismus“ zu machen. Es iſt dann weiter auch angeordnet worden, daß wegen der Briefangelegenheit eine Unterſuchung gegen die Handelsvertretung in Berlin eingeleitet wurde. Herr Poppelmann kann ſich zu dieſem Erfolg beglück⸗ wünſchen. Unter Umſtänden hätte ihm eine ſolche Beſchwerde auch ſchlecht bekommen können. Ob die Anordnungen des Volkskommiſſars helfen werden, iſt freilich eine andere Frage. Letzte Meldungen Klöße aus Rattengift — Köln, 13. Febr. Ein hieſiger Kaufmann, ſeine Frau und ſeine 17jährige Tochter mußten unter Vergiftungserſchei⸗ nungen ins Hoſpital geſchafft werden. Der ärztliche Befund ergab, daß die Familie Klöße gegeſſen hatte, die aus Rat⸗ tengift hergeſtellt waren. Nach Angabe der Frau iſt ihr bei der Zubereitung der Speiſen ein Irrtum unterlaufen. während der Mann inzwiſchen geſtorben iſt, befinden ſich Fra und Tochter außer Lebensgefahr. 5 Schwere Grippeerkrankung des früheren Kronprinzen Berlin, 14. Febr.(Von unſerem Berliner Büro.) Zu den in Berlin umlaufenden Gerüchten von einer bedenklichen Erkrankung des ehemaligen Kronprinzen ſtellt der„Lokal⸗ Anzeiger“ feſt, daß der Kronprinz von einer ſehr ſtarken Grippe befallen ſei. Wegen des plötzlichen Auftretens der Krankheit mußte er in das Niederländiſche Palais unter den Linden gebracht werden. Drei Bergleute verſchüttet — Hamborn, 13. Febr. Heute mittag ging auf Flöz l der Zeche Neumühle eine Rutſche zu Bruch. Dabei wurden drei Bergleute verſchüttet. Sie ſind aller Wahrſcheinlichkeit nach tot; bisher konnten ſie noch nicht geborgen werden. Fünffache Bluttat und Selbſtmord — Hindenburg, 13. Febr. Heute nachmittag drang hier, wie der Oberſchleſiſche Wanderer berichtet, der ſchon eit längerer Zeit mit ſeiner Ehefrau in Scheidung lebende 33 Jahre alte Arbeitsloſe Wons in die Wohnung des Nachbars, in der ſich ſeine Frau aufhielt, ein und feuerte acht Schüſſe auf die ahnungsloſen Anweſenden ab. Seine Frau und vier weitere Perſonen wurden ſchwer ver⸗ letzt. Mit dem letzten Schuß tötete dann der Täter ſich ſelbſt. Die fünf Schwerverletzten wurden ins Krankenhaus gebracht und man befürchtet, daß einige nicht mit dem Leben davonkommen werden. * Sie bürfen keine Ausländerin heiraten. Die türkische Regierung hat ſoeben verfügt, daß Beamte, die Ausländerinnen zur Frau nehmen, ſofort aus dem Staatsdienſt ausſcheiden müſſen.— Die Verordnung hat rückwirkende Kraft. 1 1 * 5 Mittwoch früh. Donnerstag, den 14. Februar 1929 Neue Maäunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 75 Froſt und Grippe Es iſt noch immer recht kalt. Aber nach den letzten Tagen empfinden wir doch eine gewiſſe Erleichterung. Heute morgen wurden„nur“— 15,9 Grad gemeſſen gegenüber— 20, am Auch die Nacht brachte eine Milderung der Kälte mit— 16,4 Grad Minimum, während 24 Stunden vor⸗ her noch 20,6 Grad herrſchten. Der Schneefall, der in den frühen Morgenſtunden einſetzte, deutet ebenfalls auf eine Ab⸗ nahme des ſtrengen Froſtes hin.— Immerhin genügte er noch, um ſelbſt den Rhein zu feſſeln: Auf etwa 200 Meter unterhalb der Rheinbrücke haben ſich die Schollen feſtgsſetzt, ſo daß die Eisſchicht ſich bis zum Oppauer Werk der J. G. Farbeninduſtrie geſchloſſen hat. Wenn nicht bald Tau⸗ welter eintritt, was kaum zu erwarten iſt, wird in kurzer Zeit auch der ganze Rhein eine zuſammenhängende Eisſchicht aufweiſen. Eine hieſige Zeitung ſtellte nun die Behauptung auf, daß in Mannheim nicht nur eine Grippeepidemie be ſtehe, ſondern daß dieſe Krankheitswelle in vielen Fällen töb⸗ lich verlaufe. Bei dieſen Meldungen handelt es ſich um tendenziöſe Uebertrelbungen. Daß die„Grippe“ oder die unter dieſem Namen zufammengefaßten verſchiedenen Er⸗ kältungskrankheiten augenblicklich recht verbreitet ſind, haben wir bereits mitgeteilt. Ebenſo haben wir auf Grund verſchie⸗ dener Erkundigungen hervorgehoben, daß die Zunahme der Todesfälle nicht unmittelbar mit der Grippe zuſammen⸗ hängt, wie das erwähnte Blatt behauptet. Vielmehr wieder⸗ holen wir, da ſich die Verhältniſſe inz viſchen nicht geändert haben, daß vielmehr dle Grippe in leichter Form recht verbreitet iſt, daß aber von einer„Epidemie“ einer tödlich verlaufenden Grippe keine Rede ſein kaun. Die Zunahme der Todesfälle, als reine Tatſache unbeſtreit⸗ bar, hängt zwar mit der Kälte, nicht aber mit der Grippe zufammen. Es iſt ein natürlicher Vorgang, wenn bei den augenblicklichen Temperaturverhältniſſen kränkliche, vor allem betagte Perſonen oder empfindlichere kleine Kinder, von den Auswirkungen der Kälte beſonders betroffen werden. Zahl der Todesfälle hat dadurch zugenommen. Einen ſammenhang mit der„Grippe“ kann man dabei aber nicht her⸗ ſtellen. Es iſt gewiß zutreffend, daß zur Zeit fälle gegenüber dem haben. Es kann aber keine Rede davon ſein, daß dieſe Zu⸗ nahme, die ſich auch in der Leichenhalle bemerkbar macht, ein Graſſieren tötlicher Grippe bedeutet. Ebenſo wenig kann man behaupten, wie es in der erwähnten Notiz geſchteht, daß die Zu⸗ Die die Todes⸗ weniger kalten Vorjahr zugenommen auto kann man für 5% die ganzen Mannheimer Anlagen ſeinem Aufruf, Leichenhalle überfüllt und die Sargherſteller ſo mit Arbeit überlaſtet ſind, daß die Särge nicht rechtzeitig geliefert werden können. Das Beiſpiel, das gerade für die letzte Tatſache an⸗ geführt wird, bezleht ſich ausgerechnet auf einen am abend vorgekommenen Todesfall. Daß über Sonntag leicht eine Schwierigkeit vorliegt, einen Sarg zu bekommen, iſt be⸗ greiflich und hat nichts mit Grippeepidemie zu tun. Und von einer übermäßigen Anhäufung der Kinderſärge, den Gängen aufgeſtellt werden müßten, kann noch ſprochen werden. Wie wir feſtſtellen konnten, werden die Kin⸗ gelegt. Samstag 1 5 2. Die Kate Was die Kälte doch nicht alles machen kann. Sie kann ſogar die Menſchen anders werden laſſen. Gepflogenheiten 175 geſtern ſind überlebt, werden verſchwunden ſein, ſolange die Kälte herrſcht. 85 Begegnet man einem Bekannten, ſo wird die Begrüßung nicht lauten:„Wie geht es Ihnen?“, ſondern man wird mit Nachdruck ſagen:„Iſt das wieder eine Kälte.“ 8 Zu jeder Zeit kann man ſonſt Menſchen durch die Straßen bummeln ſehen. Man wird aber heute nur noch eilende Leute ſehen, die meiſten ſpringen ſogar Alle Würdigkeit iſt ver⸗ geſſen. 0 Bei der Eilfertigkeit kommt es häufig vor, daß ſich Men⸗ ſchen auf der Straße anſtoßen. Das kommt ſtets vor, hat aber regelmäßig eine Schimpferei zur Folge. Selt es kalt iſt, ſchimpft kein Menſch mehr, man wird nur nachſichtig lächeln und eilen, die warme. zu erreichen. Die ſonſt überfüllten e ſind wie ausgeſtorben. Man fürchtet den kalten Luftzug und ſelbſt die Unentwegten treiben nicht lange den geliebten Sport. Den Schlittſchuh⸗ läuſern geht es nicht anders, ſelbſt die feſteſte Vermummung nützt nicht viel. * Die Häuslichkeit iſt wieder Mode geworden. Man getraut ſich nicht auszugehen, der eigene Ofen gibt ſchöne Wärme. Wo anders iſt es zwar auch warm, aber man ſcheut den Heimweg wegen der Kälte. * Wie lange noch? Der erſte wärmere Tag und die Men⸗ ſchen werden gerade das Gegenteil tun, was heute Mode und vorherrſchend war.* Rettet die Singvögel! Skemlich verſpätet kommt der Tlerſchutzverein mit Futter für die hungernden und frierenden Vögel bereit zu ſtellen. Die Froſtperiode dauert faſt hon vier Wochen. Ich bin der feſten Anſicht, wäre der Tierſchutz⸗ verein rechtzeitig an die Stadt Mannheim herangetreten, er hätte ſicher von der Stadt einen kleinen Betrag bekommen, um die Fütterung der Singvögel ſicherzuſtellen. Für 500/ kann man ſoviel Futter bekommen, daß den Tierchen damit über die Froſtperiode hinweggeholfen wird. In einem Klein⸗ befahren und Futterplätze anlegen. In welchem Umfauge die Singvögel zugrunde gehen, habe ich erſt vorgeſtern beobachten können. Ich habe bereits im Oktober auf meinem Küchenbalkon einen Futterplatz an⸗ Dieſe frühzeitige Anlage iſt erforderlich, damit die Tierchen wiſſen, wo ſie in der Not Futter finden. Nach dem erſten Froſt war der Futterplatz von früh bis ſpät ſtark beſucht. Das Futterhäuschen mußte täglich dreimal gefüllt werden, ebenſo war das Säckchen mit ausgelaſſenem Rinder⸗ fett täglich leer. die ſelbſt in Kälte zum Opfer gefallen. weniger ge⸗ tuung, wenigſtens einigen Tierchen geholfen zu haben. Seit vorgeſtern kommen nur noch wenige Anſcheinend iſt eine größere Anzahl der ſtarken Immerhin habe ich die Genug⸗ Meiſen. In den wiederholten Aufrufen des Tierſchutzvereins wird derſärge vor der meiſtenteils Mittag ſtattfindenden Beerdigung empfohlen, unter anderem auch Speck für Meiſen und in den Gängen bereitgeſtellt. Aber ſie ane nicht deshalb dort, weil in der Halle kein Platz mehr war. Die Ausführun⸗ gen des erwähnten Blattes ſind alſo nur als eine Aberflüſſige und tendenziöſe Uebertreibung zu bezeichnen. ** Schule und Rälte Der Miniſter des Kultus und Unterrichts hat bie Dtrek⸗ 775 ſchulämter ermächtigt, während der Dauer der außergewöhn⸗ lichen Kälte nach ihrem eigenen Ermeſſen den Unterrichts⸗ beginn vormittags auf 9 oder 10 Uhr für Kinder bis zu 12 5 5 allgemein oder für einzelne ſchwächliche Kinder an⸗ zuſetzen. Spechte herauszuhängen. Es wird aber nicht geſagt, daß dies nur u ngeſalzener ſein ſoll. Das iſt hierbei das wichtigſte. Kein Vogel iſt gewohnt, geſalzene Nahrung zu ſich zu nehmen. Bei der großen Not, die jetzt herrſcht, frißt er auch den geſalzenen Speck, geht aber dann wegen Mangel an Trinkgelegenheit elend zugrunde. Als Vogelfutter kommt in Frage: Sonnenblumen⸗, Gurken⸗ und Nußkerne, Hanf und unge⸗ toren der höheren Lehranſtalten, ſowie die Kreis⸗ und Stadt⸗ ſalzenes Fett; keine Kartoffeln und kein Brot. Beides nimmt der Vogel wohl vor Hunger an, verdaut es aber nicht, ſein Magen wird aufgebläht, verurfacht ihm Schmerzen, dadurch wird er unbeweglich und geht ebenfalls zu Grunde. Der Futterplatz muß aus einem kleinen, niedrigen Häuschen be⸗ ſtehen mit etwas eee Abgeberkt und geſchützt auf⸗ geſtellt ſein. Natürlich kann man nicht erwarten, wenn man jetzt ein Futterhäuschen herausſtellt, daß bereits am erſten Tage ſich die Vögel einſtellen, haben ſie aber einmal einen derartigen Futterplatz entdeckt, ſind ſie ſtändige Gäſte und im Sommer dafür dankbare Sänger. Es würde mich und viele andere Vogelliebhaber freuen, mit dieſen Zeilen dazu beigetragen zu haben, daß wenigſtens in jeder Straße zwei oder drei Vogelhäuschen mit dem oben beſchriebenen Futter erſcheinen. Das alte Sprichwort„Dop⸗ pelt gibt, wer ſchnell gibt!“ iſt hier ſehr am Platze, denn nicht nur jeder Tag, ſondern jede Stunde bringt verhungerte Vögel. Tschke. Stäoͤtiſch 5 Nachrichten Valentinstag Am 14. Februar iſt in normalen Zeiten die unbeſchränkte Herrſchaft des Winters ſchon ſehr begrenzt. Wir ſehen ſchon den Frühling nahen. Aber der Froſt verteidigt ſeine Stel⸗ lung und gibt ſie nicht leichtfertig hin. Wir ſtehen an einer Grenzſcheide zwiſchen Froſt und Frühling. Vielleicht iſt es möglich, wenn Schnee und Eis weggetaut ſind, ſchon die erſten ſchüchternen Gänſeblümchen in dem matten Schein der Sonne zu finden. In England begeht am Valentinstag die Jugend ein Vorfrühlingsfeſt. An dieſem Tage nämlich pflegt man ſich anonyme Liebeserklärungen zuzuſenden. Unter der un⸗ geheuren Zahl ſolcher Sendungen haben die Briefträger eine ziemliche Laſt, die alljährlich ſo groß ſein ſoll, daß man dieſen Liebesboten für ihre Mühe ein beſonde 8 kräftiges Mittag⸗ eſſen verabreicht. Der erſte junge Mann oder das erſte junge Mädchen, das man am Morgen auf der Straße ſieht, wird als Valentin, d h. als ſpäterer Ehegatte, angeſehen. Dieſe Ein⸗ richtung mag manchmal ganz nett ſein, aber ſie hat ſicher auch wie faſt jedes Ding ihre zwei Seiten.. Thealerwagen auch für Ludwigshafen Vom morgigen Freitag an werden wie für Mannheim auch für Ludwigshafen Theaterwagen eingerichtet. Ein Wagen wird nach Mundenheim und ein Wagen über die Prinzregen⸗ texſtraße nach Frieſenheim laufen. Dieſe Wagen nehmen wie die Mannheimer Wagen Aufſtellung beim Schloß und laufen über die Schloßgartenſtraße nach Ludwigshafen. Die Wagen für Mannheim wie für Ludwigshafen ſtehen nach Schluß der Theatérvorſtellung an der Hauptwache des Schloſſes bereit. Von den Mannheimer Wagen fährt, wie bereits mitgeteilt, ein Wagen nach Neuoſtheim, ein Wagen nach Feudenheim, der mit Rückſicht auf die Oſtſtadtbewohner über Bismarckſtraße, Tatter⸗ ſall, Ebertbrücke fährt und ein Wagen nach dem Lindenhof. Dem Bedürfnis der Beſucher aus Neckarau und Rheinau wird dadurch Rechnung getragen, daß der zur Zeit des Theater⸗ ſchluſſes fahrplanmäßig fahrende Wagen der Linie 16 auf die Theaterbeſucher zu warten hat, wenn die beſonderen Theater⸗ wagen bereits an der Halteſtelle des Schloſſes ſtehen. Ein Zu⸗ ſchlag zu dem normalen Fahrgeld wird von den Fahrgäſten der Theaterwagen nicht erhoben. St. * * Verſetzt wurden in gleicher Eigenſchaft die Studienräte Theodor Blatz von der Gewerbeſchule Heidelberg an die Gewerbeſchule Il in Mannheim und Auguſt Holzmann von der Gewerbeſchule ll in Mannheim an die Gewerbe⸗ ſchule in Heldelberg, ſowie Juſtizoberſekretär Alfred Kim⸗ ling beim Amtsgericht Villingen zum Amtsgericht Mann⸗ heim. * Kommunale Lebensfragen. Der Präſident des Deut⸗ ſchen Städtetages, Dr. Mulert, wird auf Einladung des Oberbürgermeiſters am Montag, 25. Februar, nach Mannheim kommen und im großen Saal der Harmonie einen Vortrag über„Kommunale Lebensfragen“ halten. Seitous der Stadtverwaltung wird hierzu eine größere Anzahl von Einladungen ergehen. 5 * Ein Kaminbrand entſtand geſtern nachmittag im Hauſe Rheinvillenſtraße 16 durch Ueberhitzung eines Kachel⸗ ofens und Glanzrußbildung. Die Gefahr wurde durch den um 1 5 Uhr alarmierten Löſchzug der Feuerwache II beſeitigt, Ihren 80. een en feiert am morgigen Freitag Frau ul 5 Dittes Wwe. im hieſigen katholiſchen Bürgerhoſpital⸗ Frau Dittes iſt die Tochter des in den 7ber Jahren verſtor⸗ benen Hoſſpenglermeiſters Gottlieb Schatt. Die Jubilarin betätigte ſich Jahrzehnte lang als Hundeſchererin. Das Ge⸗ ſchäft wird von ihrem Sohne weiter betrieben. A. err— —— Ein reizendes Geſchöpfchen! Von Wilhelm Lichtenberg Als es in der Familie. bekannt geworden war, daß ſich der junge Fritz, Neffe, beziehungsweiſe Better, beziehungsweiſe Kuſin und überhaupt Verwandter von vielen Graden, daß ſich alſo Fritz zu verheiraten gedächte, gab es ringsum ein arges Kopfſchütteln. Wenn ſich der junge Maun einer ausgedehnten Familie zu verhelraten beabſichtigt, gibt es immer ein ausgedehntes Kopfſchütteln. Denn in jeder Familie gibt es Baſen und entferntere Kuſinnen, denen gegenüber noch kein Mann die löbliche Ab⸗ ſicht trägt, ſie zu ehelichen. Und dann gab es bel Reimanns eine kleine Familien⸗ feier, bei der Renate Pürſing, die Braut Fritzens, zum erſtenmal, in Freiheit dreſſiert, vorgeführt wurde. Die Sache ging kurz und ſchmerzlos vorüber. Die anweſenden Baſen ſchwiegen mit malitiöſem Lächeln, die Onkels zeigten ſich ein wenig verſtört, nur die Tanten und entfernteren weiblichen Verwandten hatten Selbſtbeherrſchung genug, der kleinen Renate ein paar freundliche Worte zu ſagen; die freundlichen Worte klangen wie der Eisſtoß eines zugefrorenen Fluſſes bei 20 Grad unter Null. Und dann hatte Fritz ſeine kleine Braut unterm Arm genommen und war mit ihr gegangen. Die Onkels und Vettern gingen gleichfalls, und zurück blieben die weiblichen Teile einer ziemlich verbreiteten Familie. Keine fand den Mut, als erſte zu reden. Es gibt Gefell ſchaften, in denen man nicht gern das letzte Wort hat; dieſe war eine, in welcher man ſich vor dem erſten hütete. Aber Tante Ottilie konnte nicht mehr länger an ſich halten:„Zu nett!“ begann ſie.„Das Nette an Renate iſt vielleicht, daß ſie ſo gar nicht zu Fritz paßt. Es macht ſich immer hübſch. wenn Brautleute ſo gar nichts Gemeinſames haben „Jg,“ meinte nach einer Pauſe die Frau Hofrat Bielinſky, hie mit Reimanns weder verwandt noch verſchwägert war, aber doch irgendwie zur Familie gehörte,„Renate iſt wirklich ſehr niedlich. Nicht wahr, liebe Tante Ottilie, Sie ſchwärmen auch für Naturkinder, die 15 Erzlehung und keine Um⸗ gangsformen haben..“ „Rieſig!“ beteuerte Tante Ottllie.„Das macht ja Renates Reiz aus, daß ſie ein drolliges enfant terrible iſt. War es nicht zur herzig, wie ſie uns älteren Damen die Hand ſchüttelte, ſtatt ſie zu küſſen? Ich kann Fritz ſehr gut ver⸗ ſtahen, daß er ſich in ein ſo entzückend unkultiviertes Frauen⸗ zimmer vergaffte.“ Mary, die Tochter der Bielinſky, ein ſpätes Mädchen, bei dem es ſtets verfrüht war, von einer Heirat zu ſprechen, ſtellte feſt:„Ich weiß nicht, mir gefällt ſie ſehr gut, dieſe Renate Pürſing. Sonſt kann ich ja Frauen dieſes Schlages nicht aus⸗ ſtehen— aber dieſe Renate gefällt mir. Weiß der Himmel, warum. Ich glaube, ihre Ehrlichkelt beſticht. Ste verſucht es nicht erſt, ſich als weiß Gott was auszugeben. Macht den Leuten nichts vor und will nicht mehr ſein, als ſie iſt. Sie zeigt deutlich, daß ihr Vater Briefträger iſt. Das gefällt mir von ihr?“ „Ach? Briefträger? Wirklich? Hat ſiſtie es geſagt?“ fragte Tante Melanie und ſah ſehr vergnügt drein. „Nicht direkt geſagt,“ antwortete Mary,„aber ich habe mich natürlich erkundigt.“ „Sehr vernünftig, mein Kind,“ ſtellte die Mama feſt. „Uebrigens— wenn du dich auch nicht erkundigt hätteſt— lteſt dem ſüßen Kind die Briefträgerstochter ja vom Geſichte ab. Jetzt weiß ich erſt, was ſie ſo reizvoll⸗macht! Das Brief⸗ trägeriſche iſt es! Gottſeidank!“ 5 Es entſtand eine Pauſe, die anweſenden Damen ſchwelg⸗ ten geradezu in der Erinnerung an Renate, der jungen Braut. Plötzlich und unvermittelt kam die ſpitze Stimme der Baſe Valerie aus einer Stubenecke:„Und dieſer himmliſche Sprachfehler, den ſie hat! Habt ihr bemerkt?“ Alle gerieten in Verzückung! Und Tante Ottilie kleidete dieſes Entzücken in Worte:„Natürlich haben wir dieſen nied⸗ lichen Sprachfehler bemerkt! Sie ſtößt ja ſo lieblich mit der Zunge an! Aber ich weiß nicht— ich nehme an ſo was nicht Anſtoß. Mir gefällt gerade dieſer Sprachfehler an ihr. Wenn ſie nicht ſo komiſch ſprechen würde, wäre ſie gar nicht ſo rei⸗ zend. Dieſer Zungenſehler iſt ihr Vorzug.“ Baſe Valerie ſtellte aus 8 Ecke plötzlich feſt:„Und bildhübſch iſt ſie!“ Der Chor der Damen klang in faſt antiker Größe:„Bild⸗ hübſch.“ „Beſonders dieſes Schielen des rechten Auges macht ſich ſo pikant!“ fuhr Valerie fort. „Ach, das wäre es nicht einmal!“ ergänzte Mary, das ſpäte Mäbchen, verzückt,„das linke Auge ſchielt doch auch! Und das erſt ergibt dieſen reizenden Kontraſt.“ Die Hofrätin Bielinſky nickte ihrer Tochter beifällig zu: „Sehr richtig, mein Kind. Wenn ſie nur auf einem Auge ſchielen würde, wäre ſie nicht halb ſo anziehend. Geradeſo wie das ſüße Näschen erſt dadurch wirkt, daß es ein bißchen verkümmert iſt. Wie ein edler Bullie ſieht ſie aus, dieſe Renate. Dieſes verkümmerte Näschen hat ſeinen exotiſchen Neis Von jetzt ab kam Tempo in die bis nun ſtockenden Ge⸗ ſpräche. Man raufte ſich geradezu darum, Renates Vorzüge zu entdecken. Fräulein Salzwaſſer, die bisher geſchwiegen hatte, fiel der Frau Hofrat ins Wort:„Warum ſtellen Sie denn nicht dieſe wundervolle Figur feſt, Frau Hofrat? Wie aus einem Mär⸗ chen ſieht ſie aus! Wie der Zwerg Naſe. Wenn ſie normal gewachſen wäre, kämen alle ihre Vorzüge gar nicht ſo recht zur Geltung. Gerade das Zwergenhafte wirkt an ihr.“ Voll Eifer ſtellte Tante Ottilie feſt:„Gewiß, alles das iſt ja ſehr reizend an unſerer Renate. Aber es iſt nicht das Ent⸗ ſcheidende. Geradezu beſtechend iſt die etwas ſonderbare Art, ſich zu kleiden. Findet ihr nicht— wie aus dem vorigen Jahr⸗ hundert? Das nenne ich Stil und Lebensform. Und— vor allem— es paßt zu ihr. Von elner anderen würde man ſagen, ſie iſt eine Landpomeranze und ein geſchmackloſes Frauenzimmer. Aber Renate ſieht in dieſer vorſintflutlichen Toflette faſzinlerend aus.“ Mary war ſchon die ganze Zeft über unruhig geweſen und hatte heftig den Kopf geſchüttelt. Jetzt endlich kam ſie zu Wort:„Nein. Das Allerreizendſte an ihr iſt— die freie, moderne, ungehemmte Art, ihr Leben zu leben. Ohne Rück⸗ ſichten. Ohne moraliſche Bedenken.“ „So?!“ klang es wie aus einem Munde. „Ja“, nickte Mary, die Baſe,„Renate— ich habe mich erkundigt— iſt kein Gänschen wie die anderen fungen Mäd⸗ chen. Sie hat ihre Jugend genoſſen. Fritz iſt nicht der erſts 4. Seite. Nr. 75 Neue Maunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, ben 14. Februar 1929 Die Koſten der Woßhnungszwangew:riſchaft Seit Monaten erſcheinen, ſo ſchreibt die„Karlstr. Ztg.“, in den Zeitungen Artikel über die Koſten der Wohn ungs⸗ s wangswirtſchaft, die auf Berechnungen des Reichs⸗ tagsabgeordneten Lucke von der Wirtſchaftspartei zurückgehen. Die für das Reich gegebenen Zahlen erregen ſchon durch ihre Höhe gewiſſe Zweifel. Scheidet man die Ausgaben für die Wohnungsämter als die Träger der eigentlichen Woh⸗ zerugszwangswirtſchaft aus und legt ſie nach der Einwohner⸗ zahl um, ſo würde auf das Land Baden ein Betrag von 6415 000 Mark entfallen. a Um dieſe Zahl nachprüfen zu können, hat das Miniſterium des Innern bei den Städten Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannhei n und Pforzheim Erhebungen über dic Höhe der Koſten det Wohnungsämter gemacht. Dabei ergab ſich, daß im Rechnungsjahr 192¼8 in dieſen Städten die Perſonal⸗ und Sachkoſten ohne Abrechnung der erhobenen Gebühren ins⸗ geſamt 302 000 Mk. betrugen. Berückſichtigt mau, daß in den übrigen Städten und vor allem in den Landgemeinden weſent⸗ lich geringere Ausgaben entſtehen, ſo kann man für das ganze Land einen Geſamtaufwand für die Wohn ungs⸗ ämter von etwa 600 000 Mk. annehmen. Das iſt etwa der zehnte Teil der von Lucke errechneten Zahlen. Dieſe Summe wird durch die jüngſt erfolgte Aufhebung der Wohnungsmangelvorſchriften für mehr als 1000 Gemein⸗ den weiter ſinken. Ein gewiſſer, nicht unerheblicher, Betrag wird aber auch nach gänzlicher Aufhebung der Wohnungs⸗ zwangswirtſchaft aufgewendet werden müſſen, da die Woh⸗ nungsfürſorge ſtets eine wichtige Aufgabe eines ſozialen Volks⸗ ſtaates bleiben wird. ö N. * Fahndung nach einem Scheckſchwindler. In der Pfalz treibt in letzter Zeit ein Schuhwarenhändler einen raffinterten /checkſchwindel. Er kauft bei Schuh⸗ händlern größere Poſten Schuhe ein, die er mit ungedeckten Schecks bezahlt. Nachgewieſenermaßen trieb er ſolche Geſchäfte in Hermersberg. Aehnliche Betrügereien verübte er auch in Mannheim. Es handelt ſich um den 31 Jahre alten Karl Weimer aus Schmalenberg bei Walbfiſchbach, zuletzt in »Monnheim wohnhaft, der mit wertloſen Schecks, die auf die Gewerbebank Ludwigshaſen lauten, operiert und aller Mehr⸗ ſcheinlichkeit nich dieſen Schwindel auch in anderen Orten dtleibt. Da ſein Aufenthalt noch nicht ermittelt werden ko: e, iſt ſachdienliche Mitteilung an die nächſterreichbare Sicher⸗ heit⸗ſtelle erwünſcht. * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begeht heute Herr Julius Riebel mit ſeiner Ehefrau Elſa geb. Hoffmann, Lange Rötterſtraße 106. f Kommunale Chronik er diesjährige Deutſche Städtetag in Fraukfurt i Die Jabresverſammlung bes Deutſchen Städtetages, die ten vorigen Jahr in Breslau ſtattfand, wird in dieſem Jahr am 27., 28. und 29. September in Frankfurt a. M. ab⸗ gehalten. N Amtsantritt des neuen Heidelberger Bürgermeiſters Kleine Mitteilungen Wie ſich fetzt herausſtellt, iſt die Bürger mei ſte r wahl in Schweighauſen reſultatlos verlaufen, denn bei 414 Abſtimmenden hätte der als gewählt Bexichtete 208 Stim⸗ men erhalten ſollen; Er erhielt aber nur 205. Der Konſtanzer Stadtrat bewilligt 104000 Mark zur teilweiſen Herſtellung der Jahnſtraße. Der Aufwand iſt durch Kapitalaufnahme zu decken. Die Arbeiten ſind als Not⸗ ſtandsarbeiten auszuführen. Bei den Notſtandsarbelten der Stadt Konſtanz waren am 28. Januar 119 Mann beſchäftigt. Der Stadtrat Deidesheim wählte zum ſtädt. Werkmeiſter, der neben der Waſſerleitung auch das elek⸗ triſche Ortsnetz zu betreuen hat, unter 37 Bewerbern mit allen gegen drei Stimmen den Monteur Martin Herting aus Kirchheim a. d. Eck. Das Bezirksamt Neuſtadt a. H. hat als Aufſichtsbehörde auf Antrag der Steigerer gegen den Beſchluß des Ge⸗ meinderates Haßloch die Jagd am 16. Februar noch⸗ mals zur Verſteigerung zu bringen, Einſpruch erhoben. braucher behandelt worden. Des weiteren bot die III. Abtei⸗ tonung der Notwendigkeit einer ſchnellen Förderung der land⸗ das neue Kunſtdüngerprodukt„Nitrophoska JG“ hinge⸗ Berlins 4.„Gr Die Veranſtaltungen der„Berliner Grünen Woche“ liegen von Anfang au in den berufenſten Händen eines Haus Jürgen von Hake, des bewährten Spezial⸗Organiſators des Ausſtellungs⸗ und Meſſeamts der Stadt Berlin. Die „Grüne Woche“ zeigt gegenüber anderen landwirtſchaftlichen Ausſtellungen in ihrem Aufbau eine ganz beſonders typiſche Note, die ſich darin vorteichaft charakteriſtert, daß ſie in ihrer Allgemeindarſteuung unter einem, den Zeitverhältniſſen ent⸗ ſprechenden Motto ſteht, wie im heurigen Jahre unter dem der landwirtſchaftlichen Selbſthilfe. So wurde mit kühnem Griff wohl die gegenwärtig brennendſte Frage der Agrarpolitik erfaßt, wofür auch ſonſt das glücklich ge⸗ wählte Syſtem der eingegliederten Sonderveranſtaltungen ge⸗ ſprochen hat. Die Milch wirtſchaft iſt ſowohl vom praktiſchen Standpunkt des Landwirts und Molkereibeſitzers, ats auch im auftlärenden Sinne für die große Maſſe der Ver⸗ lung:„Laudwirtſchaftliche Mellorationen“ unter Be⸗ wirtſchaftlichen Bodenverbeſſerungen ein von den beteiligten wiſſenſchaftlichen Inſtituten vorzüglich zuſammengeſtelltes An⸗ ſchauungsmatertal, in ſachverſtändiger Auswahl der Lehr⸗ objekte, Liegt ſchon in dem allgemeinen Leitgedanken:„Land⸗ wirtſchaftliche Selbſthilfe“ die befruchtende Anregung zum ge⸗ noſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß im Intereſſe der Wiederherſtellung der Rentabilität in der Landwirtſchaft, iſt die Förderung der Produktionsſteigerung und Produk⸗ tiousverbeſſerung ebenſo eng verbunden, mit einer rationellen Bodenkultur. Es beſtehen noch immer weitgehendſte Möglich⸗ keiten, große Gebiete brachliegenden Oedlandes der Land⸗ wirtſchaft nutzbar zu machen, neue Anbauflächen zu gewinnen. Dabei wird auch an eine verſtändnisvolle Mitarbeit der Ver⸗ braucherkreiſe erinnert, die den gleichwertigen deutſchen Erzeugniſſen einen unbedingten Vorzug vor ausländiſchen Waren geben ſollen und müſſen, zur Erhaltung und Stärkung unſerer eigenen Wirtſchaftskraft! Der Stand unſerer heutigen Forſchung, Wiſſenſchaft und Technik iſt ſo hoch entwickelt, daß die außerordentlich bedeu⸗ tungsvolle Melioration, die Bodenverbeſſerungsfrage wirklich ausſichtsreich in Angriff genommen werden kann, um den größten Teil der in Deutſchland alljährlich eingeführten Nah⸗ rungsmittel— im Werte von etwa 4 Milliarden Reichsmark auf deutſcher Scholle zu erzeugen. Zur Sicherung und Er⸗ höhung der Produktion iſt für jede Art landwirtſchaftlicher Bodenausnutzung auch das Waſſer ein maßgebender Faktor, das ſich bei Verhütung von Ueberſchwemmungen nützlich dienſtbar erweiſt. Durch zweckmäßigen Ausbau aller Waſſer⸗ läufe, wie durch Drainage⸗Anlagen wird der erforderliche Grundwaſſerſtand geſchaffen, weshalb für eine notwendige Bewäſſerung bezw. Eutwäſſerung Sorge zu tragen iſt. Im engſten Zuſammenhange mit dieſen wichtigen Pro⸗ blemen der Bodenbewirtſchaftung ſtand die anſchließende Ab⸗ teilung IV, die ſich mit der„Eruährung der Pflanzen“ befaßte. Waren ſthon die praktiſch⸗thevretiſchen und ſtati⸗ ſtiſchen Darſtellungen der Deulſchen Landwirtſchafts⸗ Geſellſchaft, der Landwirtſchaftskammer für die Provinz Brandenburg und Berlin und des Reichsminiſtertums für Ernährung und Landwirtſchaft dazu berufen, unter dieſer Gruppe das vielſeitige Wiſſen und die unendlich mühevolle Kleinarbeit zur Veranſchaulichung zu bringen, die zur Er⸗ langung eines möglichſt hohen Fruchtertrages bedingend ſind, ſo ſetzte hiermit auch zugleich die rege Anteilnahme der In⸗ duſtrie ein. Die deutſche Düngemittel⸗In duſtrie hat namentlich durch die hervorragenden Ausſtellungsſtände des Deutſchen Kali⸗Syndikats, der deutſchen Superphos⸗ phat⸗Induſtrie, der Stickſtoff⸗Syndikat G. m. b.., des Vereins deutſcher Kalkwerke e. V. und des Vereins der Thomasmehlerzeuger das tieſſte Verſtändnis für die Aufbau⸗ arbeit unſerer Agrarwirtſchaft zum Ausdruck gebracht. Die J..⸗Far benin duſtrie Aktlengeſellcchaft, Ludwigshafen a. Rh. hat in tabellariſcher Ueberſicht Vergleichs⸗ verſuche von Düngungsergebniſſen mit ihrem hinlänglich be⸗ währten„BAS ⸗Kalkſalpeter und„BASF Natronſalpeter veröffentlicht, die ſich unter verſchiedenen Bodenverhältniſſen auf eine Reihe von Kulturpflanzen bezogen und u. a. die hervorragenden Erfolge der Stickſtoffdüngung bei Zucker⸗ rüben⸗Kulturen vor Augen führten. Es wurde ferner auf bei ihr und er wird auch nicht der letzte ſein. Er hat viele Vor⸗ Singer gehabt und er wird viele Nachfolger haben. Na, iſt das nicht ein tapferes, geſcheites, prächtiges Mädel— dieſe Renate“ Alle waren ſich darin einig. Der erregte Stimmentumult der jetzt losbrach, bewies es. Und Tante Ottilie beſchloß dieſe Debatte mit der begeiſter⸗ ten Feſtſtellung:„Ueberhaupt— dieſe Renate... Ein reizen⸗ des Geſchöpſchen.“ Eisblumen Von Otto Sättler Krauſe Muſter ſchlingen ſich am Fenſter hoch. Der Winter als Entwerfer und Künſtler. In kühner Linie ſchwingt eine Form breit über das ganze Fenſter hin. Ihre feinen Ver⸗ zweigungen aber lieben groteske Formmalerei, zeigen Stern⸗ chen und Blättchen, hauchzart hingewiſcht, glitzernd im Lichte, das ſich in den Kriſtallen bricht. Auch noch Duft von ihnen zu verlangen, wäre unbillig. Es iſt ſchon genug, wenn in elner Stunde, nachdem die Sonne das Fenſter verlaſſen hat, ein ſolches Kunſtwerk entſteht, dazu da, die Augen zu erfreuen. Hinter den Eisblumen am Fenſterſtock ſtehen wirkliche Blumen aus des Gärtners Treibhaus. Rot und blau und gelb. Eine Tulpe öffnet ihren Kelch weit, als ſie Wärme des Zimmers umſpielt. Azaleen breiten ihre Fülle aus. Alpen⸗ veilchen erfreuen mit verhaltener Farbe. Es iſt, wie wenn Frühling und Winter einander begegnen und im Wettſtreit ſtünden: Wer kann größere Pracht entfalten, ich oder du? Wir wollen uns nicht in den Wettſtreit miſchen. Der Blick trifft das Nächſtſtehende zuerſt und freut ſich daran, ſucht dann das Fernere und freut ſich ebenfalls an den wirren Ge⸗ bilden, die aus der Phantaſie eines Traums geboren ſcheinen. Dann aber ſehen wir plötzlich Menſchen vor uns. Die Blumen ſind Menſchen geworden, wie es unſere eigne Phan⸗ taſte wollte. Da ſind die freundlichen und liebevollen, die wie die Blumen am warmen Fenſterſtock ſind. Sie blühen und leuchten in beſcheldener Farbe, aber es geht doch Wärme und DWohltun von ihnen aus. Wir werden andere in ihrer Nähe, Aufgeſchoſſene, Vertrauende, Hingebungsvolle. Jedes Wort, ſaſt jede Geſte von ihnen, gibt uns eine kleine Freude. Es iſt, ne Woche“ 1929 wieſen, das als Volldünger zu gelten hat und— ſe nach An⸗ wendung der zugrundegelegten,»uterſchiedlich guſammen⸗ geſetzten Gebrauchsformen— für Winter⸗ und Sommer⸗ getreide, bei Zucker⸗ und Futterrüben, in der Düngung von Wieſen und Weiden die hefriedigendſten Reſultate verſpricht! Außer den fahrbaren und ſtationären Motor⸗ dreſchern mit Saugzugreinigung und Spreubläſern, wie ſie u. a. durch die Dingelſtädter Maſchinenfabrik Wegerich u. Co., Dingelſtädt(Eichefeld) in muſtergültigen Groß⸗ und Kleintypen ausgeſtellt waren, hat die Induſtrie auch der maſchinellen Saatgutveredelung größte Aufmerkſam⸗ keit zugewandt.„Stahl überall“ wird durch die Bera⸗ tungsſtelle für Stahlverwendung Dülſeldorf, Staßlhof der Landwirtſchaft in Bezug auf Feuerſicherheit und vielſeitig zweckmäßige Verwendbarkeit nahegelegt. Von großer Wichtig⸗ keit zur Unterbindung der Kraftfuttereinfuhr ſind die für das Alexanderwerk⸗Saftfutter⸗Verfahren beſtimmten, neu heraus⸗ gekommenen Vorbereitungsmaſchinen. Damit können ſowohl Rübendlätter und Köpfe, als auch alle übrigen Grünfutter⸗ arten im Guts⸗ und landwirtſchaftlichen Genoſſenſchafts⸗ betriebe höchſt vorteilhaft verwertet werden. Die Firma Fr. Burkert u. Co., Maſchinenſabrik Gerabronn(Würt⸗ temberg] hat mit ihren neueſten„Burko“⸗Strohſeilmaſchinen für die Landwirtſchaft einen verblüffend einfachen und doch präzis arbeitenden Konſtruktionstyp herausgebracht, Das„Bicella“⸗Drahtglas der Firma Kalle u. Co., .⸗G., Wiesbaden⸗Biebrich, wird als bevorzugte wind⸗ und wetterfeſte Verglaſungsart für Wohnhäuſer und Fabrikräume, für Glashäuſer und Frühbeetfenſter, für Groß⸗ und Klein⸗ tierſtallungen empfohlen. Für die Milchweirtſchaft iſt der von Obering. Scheidt (Werder a. Havel) äußerſt einfach konſtrutierte und ungewöhn⸗ lich leiſtungsfähige Aktivierungs⸗Apparat zur Vitaminiſierung der Friſchmnilch durch Ultrapfolett⸗Röhren⸗Beſtrahlung ein an⸗ zuerkennender bedeutſamer Fortſchritt im Abwehrkampfe und zur Vorbeugung gegen die Volksgeißel Rachktis, die engliſche Krankheit, die nun bei Verabreichung der gewonnenen abſolut friſch ſchmeckenden Vitaminmilch nachweislich ſchon nach—3 Wochen in das Stadium der Heilung übergeleitet wird. Eine einzige Berliner Großmolkerei iſt imſtande, mit einem Schefdt'ſchen Drei⸗Rößren⸗Avparat monatlich 30 090 Liter Vitaminmilch herzuſtellen, die in dunklen Glasflaſchen zu einem allgemein erſchwinglichen Preiſe von den Abgabeſtellen zu beziehen iſt. An Milchkühlanlagen, die auch im Winter in Molkereie⸗ betrieben gebraucht werden, brachte Brown, Boveri& Cie., A.., Mannheim, in Verbindung mit einem Flä⸗ chenkühler einen Kälteſpetcher zur Ausnützung des billigen Nachtſtromes, ber ohne Wartung vollkommen automatiſch ſparſam und gefahrlos mit dem zuverläſſigen Rot⸗ Silber⸗Kühlautomat.⸗S. arbeitet.— Eine bemerkenswerte Erweiterung hat die H. K..⸗Milch⸗Tiefkühlanlage der „Hanſa“⸗Kälte⸗Induſtrie Bergedorf Gmb.., Hamburg er⸗ fahren, wobei ohne jegliche komprimierte oder übelriechende Gaſe die Tiefkühlung auf raſcheſtem Wege erfolgt.. In der Sonderausſtellung des Garten bauels iſt die Elektrizität in der Landwirtſchaft zum erſten Male überſichtlich gewürdigt worden. g Jedenfalls darf die Große Landwirtſchaftliche Sonder⸗ ſchau, die ſich auf 42 000 qm Flächenraum des H rllengeländes am Kaiſerdamm erſtreckte, in ihrem geſamten Ausbau als Symbol der großen Schickſalsgemeinſchaft von Stadt und Land bezeichnet werden, der Gedanke war„Dienſt an der Landwirt⸗ ſchaft, an der Verbraucherſchaft, am deutſchen Volke!“ K. Schluß des rebakffonellen Tells Zur Gesundhaltungl! 1— len Peter Rixius 6. m. b.., Mannheim, fel. 26796 u. 87 Wilhelm Müller jun, U 4. 25. Fernsprecher 2 638 wie wenn ſie immer Geſchenke bereit hätten; ſie ſelbſt ſchenken ſich der Welt, und die Welt ſchenkt ſich ihnen, leicht, frohbe⸗ ſchwingt, wie ſelbſtverſtändlich. Dann ſind aber auch die anderen, deren Nähe und Frö⸗ teln macht. Sie mögen ſchön und verführeriſch ſein, ſie nögen leuchten und glänzen, wenn wir bei ihnen ſind, frieren wir. Eisblumen. Das Feld des Lebens beherrſchen ſie wie die Eisblume da Feld des Feuſters, mit kühn ausgreifender Geſte ziehen ſie ihre Bahn über die weite Fläche, und zwiſchen hinein ſtreuen ſie blitzende Kriſtalle, von denen jeder einzelne ſagt: Seht her, bewundert mich! Ihre Blüte iſt eben ſo ſchnell wie die blitzende Blume der Kälte: In einer Stunde haben ſie eine Herrlichkeit entfaltet. Aber die Pracht dauert nur kurze Zeit. Wenn die Wärme kommt, ſchmilzt alles dahin, und was bleibt, iſt eine blinde Scheibe, die durch einige unſchein⸗ bare Spuren an das erinnert, was eben noch vor kurzem zur Bewunderung fortriß. Und wenn längſt keiner mehr an die Eisblumen denkt, blühen noch die Blumen, die der Früh⸗ ling gibt und das bißchen Erde. Das Beſtändige und Dauernde braucht Zeit. Aus einem feſten Boden muß es wachſen und bedarf der Pflege. Aber es lohnt auch anders als das blinkende Geſchenk einer kalten Stunde. Theater und Muſik OVolksſchauſpiele Oetigheim. Im kommenden Sommer wird Oetigheim von ſeinem bisherigen Modus abgehen und ein kleines Repertoire aufſtellen für den Spielplan. Man beabſichtigt zunächſt einige Sonntage dus„Große Opfer“ zu geben, das in der Feſthalle in Karlsruhe und in Freibürg aufgeführt wurde, dann einige Mal„Precioſa“ mit Muſik von Weber und erſt im Auguſt und September nochmals den„Tell“. 1 O Münſterſpiele Freiburg i. Br. Die für Sommer 1929 angekündigten Münſterſpiele werden im Hinblick auf den Ende Auguſt in Freiburg ſtattfindenden Katholikentag nicht abgehalten werden, da die Geſellſchaft für geiſtliche Spiele zur Mitwirkung beim Katholikentag verpflichtet iſt. Wenn je der Tod Von Hermann Burte Wenn je der Tod mein Leben ſchmücken ſollte Mit echtem Ruhm, erbitte ich nur Eines: Beraubt mein Daſein nie des Dämmerſcheines, Erhellt nicht künſtlich, was ich hehlen wollte. Aus welchem Grund ſch ſtieg, ob mir des Rheines, Ob mir der Weichſel Flut zu Füßen rollte, Ob ich verdarb, ob man mir Ehren zollte, Dies alles iſt für große Herzen Kleines. Drum wälzt nicht um die ſtaubigen gie race, Und fragt nicht ſuchend nach im Heimatland Ich kam, ich war, und ging zurück zur Krume. Der Wiſſenſchaft neugieriger Philiſter Wühlt in dem Beete, wo die Roſe ſtand, Allein der Weiſe freue ſich der Blume. Neue Bücher Beſprechung einzelner Werke nach Maßgabe ihrer Bedeutung uns des zur Verfügung ſtehenden Raumes vorbehalten. „Von der Freiheit“. Von Willy Greinert, Berl.⸗Komm.⸗Buchhoͤlg., Berlin(688. 2 „Der gute Kamerad“. Von Willy Greinert, Unſon, Deutſche Ver⸗ lags⸗Anſtalt, Stuttgart(689). „Das Kränzchen“. Von Willy Greinert, Union, Deutſche Verlags⸗ Anſtalt, Stuttgart(690). 5 „Der Jugendgarten“. Von Willy Greinert, Union, Deutſche Ver⸗ lags⸗Anſtalt, Stuttgart(691). „Das neue Univerſum“. Von Willy Greinert, Unſon. Deutſche Ver⸗ „Wieh. Hauffs Märchen“. Durchoeſehen: Deutſche Verlags⸗Anſtalt, Stuttsart(093). 5 Wilh. Mader, Union, Deutſche Verlags⸗Anſlalt Stuttoart(694) „In unbekannte Fernen“. Von Fror Wilh. Mader, Union, Deutſche „Am Kilimandſaro“. Von Frdr. Wilh. Mader, Unſon, Deutſche Ver⸗ lags⸗Anſtalt, Stuttgart(696). 8 lags⸗Anſta“t, Stuttgart(692). Karl Hobrecker, Unlon, „Vom Pangani zum Rowumn“ Von Frör Verlags⸗Anſtalt, Stuttrart(E95). . — 2 CCC . das freiſprechende Urteil aufgehoben und Raten zu. e Donnerstag, den 14. Februar 1029 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗ Ausgabe) . Sekte. Nr. 78 Aus dem Lande Notſtandsarbeiten und Maßnahmen für Arbeitsloſe Karlsruhe, 13. Febr. In neueſter Zeit ſind von der Schluchſeewerk⸗.⸗G. Tiefbauarbeiten mit einem An⸗ ſchlag von rund 8,6 Millionen Mark und von dem Baden⸗ werk Arbeiten mit einem Aufwand von rund 1,6 Millionen Mark an Unternehmer innerhalb des Landes vergeben worden oder die Vergebung iſt im Gange. Weitere Tiefbau⸗ arbellen mit einem Aufwand von über 1,1 Millionen Mark, die das Schluchſeewerk durch einen außerbadiſchen Unter⸗ nohmer ausführen läßt, dienen ebenfalls zur Milderung der Arbeitsloſennot in Baden. Mord und Selbſtmord nach dem Maskenball * Gailingen, 13. Febr. Ueber die im geſtrigen Abendblatt bereis kurz gemeldete Mordtat wird uns noch folgendes be⸗ richtet: Auf einem Maskenball im benachbarten Dießen⸗ hofen hielt der Holzhändler Johann Windler viele z ech ⸗ fret, ſo daß ihn alsbald eine große Schar von„Freunden“ umb ingte. Unter dieſen war auch der 21 Jahre alte Metall⸗ arbeiter Muscatelli, der bemerkt hatte, daß Windler * J enen Betrag von mehreren Tauſend Franken bei ſich trug. Er begleitete ihn früh um 6 Uhr nach Hauſe und erſchoß t dabei, um in den Beſitz des Geldes zu gelangen. Bei der Verhaftung erſchoß ſich der Mörder. Feuer in der Heilanſtalt Emmendingen * Emmendingen, 13. Febr. Infolge eines Schadens in der veralteten Heißluftheizungsanlage entſtand am Montag nachmittag im großen Frauen bau der Heil⸗ und Pflege⸗ anſtalt Emmendingen ein Brand, der durch die Anſtalts⸗ ſeuerwehr gelöſcht werden konnte. Die 100 Kranken des Ge⸗ bäudes waren fürſorglich ausguartiert worden. Infolge des herrſchenden Froſtwetters dürfte der Waſſerſchaden größer als der Feuerſchaden ſein. Der zugefrorene Bodenſee * Konſtanz, 13. Febr. Den ganzen Unterſe e, den land⸗ ſchaftlich ſchönſten Teil des Bodenſees, bedeckt ſeit einigen Ta⸗ gen eine armdicke Eisſpiegelſcheibe. Die Inſel Rei⸗ chenau und die Halbinſel Höri ſind zum Feſtland geworden und breite Straßen führen über das Eis zu ihnen hinüber. Vom ſchweizer wie vom badiſchen Ufer her fohren Holz ⸗ ſchlitten und vierſpännige Fuhrwerke ihre Laſten auf dem kürzeſten Weg zum Ziel. Der Unterſee iſt jetzt das Para⸗ dies der Eis läufer, denn das Eis iſt durchſichtig und glatt wie Glas. In dieſen klaren, ſonnigen Wintertagen iſt es ein ganz eigenartiger Genuß, mit den Schlittſchuhen ſtundenlange Aus lüge im Unterſeegebiet zu machen. Es gibt in Süd⸗ deutſchland kein Eisgebiet von ähnlichem Ausmaß und Reich⸗ tum an winterlichen Reizen. bv. ** i Heidelberg, 18. Febr. Die Kälte verurſacht hier, wie auch anderswo, Brüche der Waſſer⸗ und der Gas⸗ Jeiitung. Die Reparaturen ſind ſchwierig, da das ſteinhart gefrorene Erdreich auch dem ſchwerſten Pickel erhebliche Wider⸗ ſtände entgegenſetzt. Am Univerſitätsplatz verurſachte ein Waſſerrohrbruch ſogar eine Verkehrsſtörung, die die Straßenbahn zu erleiden hatte. Der Rohrbruch erfolgte nachts gegen 2 Uhr, war aber bis heute abend noch nicht völlig hohoben. Die Arbeiter, die da in Juchtenſtiefeln im Waſſer ſtanden, um den Schaden auszubeſſern, waren nicht zu be⸗ : nelden.— Als Nachklang zum Faſching mag bemerkt wer⸗ den, daß das Städtiſche Leiha mt lange nicht ſo viel in An⸗ ſpruch genommen wurde, wie in früheren Jahren. ——— Gerichtszeitung Darf für Buttergebackenes Margarine verwendet werden? Eine intereſſante Entſcheidung fällte die Kleine Straf⸗ kammer Darmſtadt. Darf man mit Margarine herge⸗ ſtelltes Gepäck unter der Bezeichnung„Buttergebackenes“ ferlhalten? Das war die Frage mit der ſich wiederum 8 Gericht zu befaſſen hatte, nachdem der Strafſenat des Ober⸗ landesgerichts mit Urteil der Strafkammer vom 8. Nor. 1928 eine nochmalige Prilfung des Tatbeſtandes angeordnet hatte. Ein Bäcker⸗ meiſter hatte im Dezember 1927 Buttergebackenes zum Preiſe von 50 Pfg. für 4 Pfd. verkauft. Am 12. Dezember entnahm die Polizei eine Probe des Gebäcks und veran⸗ laßte eine Unterſuchung durch das Nahrungsmittelamt. Dieſe ergab höchſtens ein Zehntel Butter. Der Bäckermeiſter gab zu, Margarine zum Verbacken verwendet zu haben. Seit 36 Jahren verwende er für die geringeren Sorten der⸗ artigen Gebäcks auch anderes Fett, Gebäck aus reiner Butter könne man nur für 4% das Pfund herſtellen. Dieſes in Darmſtadt und in Heſſen übliche Verfahren bedeute auch kein Feilhalten unter einer irreführenden Bezeichnung, weil das Publikum— die deutſche Durchſchnittshausfran— wiſſe, daß man für den Preis von 50 Pfg. kein reines Buttergebackenes herſtellen könne. Neun Sachverſtändige waren zur Stelle: Der Chemiker, zwei Bäckermeiſter und 6 Hausfrauen ver⸗ ſchledener Stände. Die Verhandlung, die von 9 Uhr bis über 42 Uhr vormittags in Anſpruch nahm, endete wiederum mit Freiſprechung. Die Koſten zahlt ger Staat. SW. * 8 Ungetreue Verkäuferin. Die 25 Jahre alte Verkäuferin Maria Thyrrauch aus Mannheim ſtand wegen un⸗ ehrlicher Geſchäfte vor den Schranken des Schöffengerichts in Speyer. Sie war zuletzt bei einem Metzgermeiſter als Vadenführerin in Stellung und hat dort nach den Angaben des Metzgers etwa 34000 Mark verunkreut. Die Angeklagte beſtritt jedoch die Höhe der unterſchlagenen Geldſumme und beteuerte, höchſtens 100 Mark ſich unrechtmäßig angeeignet zu haben. Da ſie ſchon vorbeſtraft und rückfällige Diebin iſt, diktierte ihr das Gericht eine Gefängnisſtrafe von 6 Mo⸗ Sportliche Rund ſchau Turnlehrer⸗Reichsverband Gründwug in Mannheim Ein Reichsverband der ſtaatlich geprüften Turnlehrer und Turn⸗ lehrerinnen wurde am 27. Januar in Mannheim gegründet. Zum erſten Vorſitzenden wurde Dr. Klinge(Berlin), Dozent der Deutſchen Hochſchule für Leibesübungen in Berlin gewählt. Die wichtigſten Verbandsgufgaben ſind: Förderung der Leibesübungen am den Schulen, Beruſs⸗ und Standesfragen. An der Sitzung nahmen Bayern, Sachſen, Württemberg, Baden, Heſſen und des Saarlandes teil die Vorſitzenden der Fachturnlehrer⸗Organiſatianen von Preußen, I Frankfurter Sechstagerennen Die letzte Nacht— Rauſch⸗Hürtgen disqualifiziert Es ſtellt ſich immer mehr heraus, daß bie Kölner Rauſch⸗ Hürtgen mit der Aufgabe des Rennens elnen großen Fehler began⸗ gen haben. Obwohl ſie gebeten wurden, die Entſcheidung des BD. Bevollmächtigten Bauer abzuwarten, ſind ſie bereits vorher vom Nade geſtiegen. Bauer hat daraufhin zunächſt folgenden Beſchluß bekanntgegeben! „Rauſch⸗Hürtgen haben vertragswidrig das Rennen aufge⸗ geben, da ſie ſich einer Entſcheidung des Renn⸗Ausſchuſſes nicht fügten. Der Obmann des Bundes Deutſcher Radfahrer hat beide vorläufig bis zur endgültigen Entſcheidung des BDR. ⸗Sport⸗ ausſchuſſes für alle ſportlichen Wettbewerbe disqualifiziert.“ Am Abend des Dienstags gelang es Gooſſens⸗Miethe und Dinale⸗Breſciant, eine Runde aufzuholen. Weitere Vorſtöße hatten kein Ergebnis. Bis zur 10 Uhr⸗Wertung verlief das Rennen dann ruhig. Der Beſuch war nicht den Erwartungen entſprechend, der Fall Nauſch⸗Hürtgen, die große Kälte und der Karneval taten ihm Abbruch, es waren nur 4000 Menſchen in der Halle. Die Spurts ſahen 4 mal Gooſſens, ſe zweimal Rieger und Faudet, je einmal Tietz und Breſeiani in Front.— Nach der Wertung gab es keine Er⸗ eigniſſe von Belang. Der große Mitternachtsſpurt wurde— nach⸗ dem die ſicheren Anwärter Nauſch⸗Hürtgen ausgeſchleden waren— von Gooſſens⸗Miethe gewonnen. Horan verſuchte im Laufe der Nacht zweimal auszureißen, aber Koch war nicht auf dem Poſten, ſein Können und ſeine Kraft reichten nicht aus, um das nachſetzende Feld abzuſchütteln. Auch Dinale⸗Breſetani kamen über Verſuche nicht hinaus. Die Nachtwertung ſah Debaets und Faubet je dreimal, Breſeiant zweimal, Petri und Gooſſens je einmal erfolgreich. Der letzte Nachmittag. Auch ber letzte Nachmittag brachte im Stanb des Rennens keine weſentlichen Veränderungen mehr Vermanbel, der als Erſatzmann für den in der vergangenen Nacht wegen einer Knuteverletzung aus⸗ geſchiedenen Degraeve fuhr, wurde aus dem Rennen genommen. In den Spurts war die Manuſchaft Debaets⸗Faudet wieder ſehr erfolg⸗ reich. Debaets gewann allein fünf Spurts, Faubet war dreimal er⸗ folgreich, die beiden anderen Spurtſiege flelen an Gooſſens und Breſciant. Um 5 Uhr nachmittags, nach 139 Stunden, waren 308.400 Kilometer zurückgelegt. Der Stand des Rennens: 1. Rieger⸗Tietz 314 P.— Zwet Run⸗ den zurück: 2. Petri⸗Kroſchel 243 P— Vier Runden zurück: 3. Gooſſens⸗Miethe 158 P.— Fünf Runden zurück: 4 Dinale⸗Breſctant 272 P. 5. Debgets⸗Faudet 253 P.— Sechs Runden zurück: 6. Horän⸗Koch 185 Punkte.. Die Nachricht, daß die Publikumstumulte wegen der Aufgabe des Paares Rauſch⸗Hürtgen das Einſchreiten der Polizel notwendig ge⸗ macht hätten, trifft nicht zu. Tatſache iſt, daß von intereſſierter Seite das Publikum durch bezahlte Elemente aufgeputſcht wurde, daß ſich aber die Zuſchauer nach und nach beruhigten, als ihnen der wahre Sachverhalt bekannt wurde. Rieger⸗Tietz in Front Da nur noch ſechs Paare im Felde lagen, waren natürlich Ueberrunden während der letzten Stunden des Frankfurter Sechs⸗ tagerennens ſehr erſchwert. Abgeſehen von elnklgen Plänkeleien und Prämienkämpfen brachte denn auch der Abend bis zur letzten Stunde nichts von Belang. Gegen 10 Uhr wurden von einer ge⸗ wiſſen Seite Zettel verteilt, auf denen das Publikum für 10 Uhr zu einem Proteſt gegen die Entſcheidung des„Berliner Wettfahr⸗ ausſchuſſes“ aufgefordert wurde. Viktor Rauſch kam daraufhin ſo⸗ ſort in den Innenraum, um zu erklären, daß er mit dieſer Aktion nichts zu tun habe und nichts zu tun haben wolle. Eine Demon⸗ ſtration des Publikums für ihn wäre ihm nur ſehr unangenehm. Scheinbar iſt der Kölner inzwiſchen alſo doch wieder ruhiger und vernünftiger geworden. An der Demonſtration beteiligten ſich von den 4000 Zuſchauern denn auch nur einige Schreier. Um 10 Uhr, alſo nach 144 Stunden, hatte das Feld 3138.080 Kilometer zurück⸗ gelegt. Die letzte Spurtſtunde brachte nichts Beſonderes. Die meiſten Punkte brachte das Paar Faudet⸗Daebaets an ſich, das da⸗ durch auch noch ſeine Poſitlion um einen Platz verbeſſern konnte. Rieger⸗Tletz hlelten ſich etwas zurück, im Ernſtfalle eroberten ſie ſich auch erſte Plätze. Als brei Schüſſe das Ende der langen Fahrt anzeigten, ernteten die Steger Rieger⸗Tletz lebhaften Beifall. Das Endergebnis war: 1. Rieger⸗Tietz 372 Punkte. Zwei Runden zurück: 2. Petri⸗Kroſchel 287 Punkte. Vier Runden zurück: 3. Gooſſens⸗Miethe 191 Punkte. Fünf Runden zu⸗ rück: 4. Debaets⸗Faudet 334 Punkte. 5. Dinale⸗Bresctanf 294 Punkte. Sechs Runden zurück: 6. Horan⸗Koch 211 Punkte. —— Skimeiſterſchaften der Polizei Im Gebiet der Rotwand(Schlierfec) begannen am Dienstag die Skimeiſterſchaften der deutſchen Polizei, beſtehend aus drei Kon⸗ kurrenzen, zu denen 90 Poliziſten gemeldet haben. Die Kämpfe begannen mit dem Patrouillen laufen, zu dem 12 Mann⸗ ſchaften ſtarteten. Das Thermometer zeigte eine Kälte von 40 Grad. Am Start fehlte die Hamburger Patrouille. Die Strecke war 12 Kilometer lang und ungemeln ſchwer, zumal die Schneeverhält⸗ niſſe ſtark zu wünſchen übrig lietzen. Die Bayern fanden ſich mit der Strecke noch am beſten ab. Pech hatte eine fächſiſche Patrouille, bei der ein Läufer ſeinen Torniſter verlor. Den Meiſtertitel er⸗ rang die von Obtl. Rltter v. Hengl geführte bayeriſche Patrouille mit der Mannſchaft Grünhöfer, Riſt und Eibl in:42:21 Stb. Auch die nächſten fünf Plätze wurden von Bayern belegt, erſt daun — ie ſächſiſchen Patrouillen mit den Führern Obtl. Liebold 5 Obtl. Franz, gefolgt von der badiſchen Patrouille Obtl. Brenner(:16) ſowie der preußiſchen Patrouille Hpin., Colz. Zwei preußiſche Patrou llen gaben auf. Die Skiſpringer in Krynies Recknagel Zweiter hinter Rund Nach den Internationalen Skiwettkämpfen in Zakopane ten die Sliſpringer einer Einladung nach dem 75 Kilometer ent⸗ fernten Krynica, dem größten Winterkuxort Polens, in den weſtlichen Beskiden gelegen. Hier fanden auf der Krzyzowa Gora⸗ Schanze internationale Skiſpringen ſtatt. Die Schanze hat einen Anlauf von 99 Meter, ihre Neigung beträgt 33 Grad, auf der 154 Meter langen Aufſprungbahn ſind Sprünge bis 7 Meter Weste möglich. Bet 30 Grad Kälte ſtellten ſich 25 Springer, darunter die vier Deutſchen Erich Recknogel⸗Oberſchönau, Albis Kratzer⸗München, Hans Bauer⸗Bayr. Zell und Hans Pellkofer⸗Gattau. Ein ſcharſer Wend machte ſich ſtͤrend bemerkbar, ſo daß die Weiten ſelten über 50 Meter kamen. Eine Kläſſe für ſich war der Norweger Sigmund Rund, der Sprunglaufſieger von Zakopane, der 55½% und 58% Meter ſprang und damit am weiteſten kam. Er hatte im Klaſſoment mehr als 20 Punkte Vorſprung vor dem Thiüringer Recknagel, der 50 und 51 Meter ſtand. Kratzer war diesmal nicht ſo gut wie in Zakopane, er belegte mit 44 und 51 Meter den fün'ten Platz. Hans Pellkofſer konnte mit 40% und 39 Meter nur 18. werden, Bauer belegte den 21. Rang. Die Ergebuz le: folge 1. Sigmund Ru u d⸗Norwegen 229,7 und 5875 Meter). 2. Erich Recknagel⸗Deutſchland 208,8 Pun und 55 Meter). 3. Br. Czech⸗Polen 204,8 Punkte(40 und Meter). 4. 5. Alois Kraber⸗ Deulſchland 200,4 Punkte(44 und 51 Meter). 6. Purkert⸗Bühmen —————ů— Brieflaſlen Wir bitten für den Brlefkaſten beſtimmte Einſendungen auf dem Umſchlag als ſolche kenntlich zu machen. Münbliche Auskünfte können nicht gegeben werden. Beantwortung juriſtiſcher, medi ni⸗ ſcher und Aufwertungsfragen iſt ausgeſchloſſen. Jeder An⸗ frage iſt die Bezugsquittung beizufügen. Anfragen ohne Namens⸗ nennung werden nicht beantwortet. E. K..—3. Der einfachſte Weg iſt doch der, der Reichswehr⸗ ſoldat wendet ſich unter Darlegung der genauen Gründe an feine vorgeſetzte. Dienſtſtelle. J. Hi. Frankenholz liegt in der Pfalz und zählt zum Vezirks⸗ amt Homburg. P. K. 52. Der Vertrag beſteht zu Recht; richten. Eine Klage iſt ausſichtslos. Ph. Schi. 1. Das orbnungsmäßige Studtum mit entſprechender practiſcher Ausbildung iſt natürlich zur Ausübung einer Privat⸗ praxis erforderlich. 2. Sichet gibt es Aerzte, die den Doltor⸗Titel nicht haben, auch im Mannheimer Adreßbuch können Sie verſchie⸗ dene finden. A. 4104. Die Lichtangelegenheit laſſen Sie am beſten burch das Mieteinlaungsamt regeln. E. B. 217. Wenn ſich öie Steuer erhöht iſt das ſchon zuläſfig. Er⸗ kundieen Ste ſich ͤoch bei der Kirchenſteuerbehörde wie das kommt. Inflation 1917. 1000% waren im 2. März 1917 1000. Sie müſſen ſich darnach eee —— Veranſtaltungen Donnerstag, den 14. Febrnar Nationaltheater:„'Tannhäuſer“..00 uhr Apollo⸗Theater:„Revun 1929“. Vorträge: Freier Bund, Dir Dr. Hartlaub:„Reiſebilder aus Si⸗ zilien II“, Abt. I. 8 Uhr. Verein für Volksbildung:„Theater und Kino“ Rathausſaal.15 Uhr. 5 Lichtſpiele: Alhambra:„Der Faſchingsprinz“.— Schauburg „Sufannas erſtes Abenteuer“.— Ufa. Theater:„Spelunke“, Palaſt⸗ Theater:„Stürme“,— Scala:„Mäſchen, hütet Euch!“— Capltol:„Harolds liebe Schwiegermama“, — Gloria Palaſt:„Das zweite Leben“.— Ufa pala ſt, Ludwigshafen:„Faſchingszauber“. Muſeen und Sammlungen: Kunſthalle: 10—1 und—4 Uhr.— Schloßbücherei:—1, 37 lihr. Muſeum filr Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Sonntag vorm! von 11—1 und nachm. von—5 Uhr; Dienstag—5 Uhr; Mittwoch 8 bis 5 Uhr; Freitag—7 Uhr. a 5 Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Februar Rhein Bagel] 7 8 11 1 18 14 Hear Hegel 7 8. l. J 12. 15 14 Dafel 00 0 48 0 00 88040 f Schuster 28.26.28.60 00 0 18 Manndelm 170.7801 71.8148 8 88 1 n“ 148 146.43.40 551.4 Jegſfeß 6,00.0 000 0000.80 C, Magen 3,183 36.127278 292 E 4 ö Mannhein.75 1 76.670168 168.28 Gaub 103.6½1˙38 0,0.00 288 Kölr.78 750 61.43.89.26 a —»—ᷣxꝛ.——— 2 2 2 4 E Norgen neu! Zu berlehen in der Heuptnebensteſie 2 1.%. in den Nebenstellen Weldhof⸗ s tdbe 6. S we zingetstte e 19%0 und Neeifeldstt. J, 30 e duch dle ftöge innes Herausgeber Hrucker and Berieger Druckerei Du haas Neue Monabelmet Zeitung G m d 9 Mannbeim F A Direktion Ferdinand Heume Tpefrebatteur Kurt Giſchen Verantwortl Redatteme Fm Boumt 5 2 Meißnen Di S Kayſer Kommunalpolitik und Lokales Richard Schönfelder Handelstell Rurt Ehmer Anzeigen Maz Filter . 8 ber, und Neues aus allet Welt Wilp Müller Geric und alles Uebrige: Franz Kircher 76566)FFFFFFPFF 555 1 Kl 8. Seite. Nr. 78 Neue Mannheimer Donnerstag, den 14. Februar 1929 Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Wofür haben die Zentralbanken zu ſorgen? Von Profeſſor Guſtar Caſſel Copyright 1929 by Nordiſche Geſellſchaft, Nachdruck auch auszugsweiſe verboten. Lübeck Es werden häufig an die Zentrolbanken Forderungen gerichtet, die gänzlich außerhalb des Rahmens ihres verant⸗ wortungsvollen Aufgabengebietes liegen. Der berühmte ſchwediſche Nationalökonom ſetzt ſich mit den Fragen, die mit dem Problem„Zentralbanken und Stablliſierung“ zu⸗ ſammenhängen, nachſtehend auseinander und ſieht die vor⸗ nehmſte Pflicht einer Zentrolbant in der Sorge für eine Stablllflerung es allgemeinen Waren ⸗ preisniveaus. U. Die Aufgabe einer Zentralbank iſt es im allgemeinen, die Valuta ihres Landes ſtabil zu halten. Die Bedeutung dieſer Aufgabe würde bei einer freien Papiervaluta ſein, der Valuta eine konſtante Kaufkraft zu geben. Bei Goldwährung erhält indeſſen die Aufgabe eine ſpeziellere Bedeutung: Die Zentralbank hat da die Valuta in einer feſten Parität mit Gold zu halten. Auch in dieſem Falle muß die Zentralbank offenbar die Kaufkraft der Valuta regeln. Dleſe Kaufkraft muß nämlich ſtändig auf derſelben Höhe wie die Kaufkraft des Goldes gehalten werden. Die Tatſathe, daß es vielen Ländern lange Zeit hindurch gelungen iſt, eine Goldwährung aufrechtzuerhalten, iſt ein unwiderleglicher Beweis dafür, daß eine Zentralbank es in ihrer Macht hat, die Kaufkraft der Valuta zu regeln. Beſtreitet man dies, ſo muß man auch be⸗ ſtreiten, daß es einer Zentralbank möglich ſei, ihre Valuta in einer feſten Goldparität aufrechtzuerhalten. In Wirklichkeit iſt ja die Aufgabe bei Goldwährung nur inſofern ſchwieriger, als die Kaufkraft des Goldes variiert, und es demnach gilt, ſtändig die Kaufkraft der Valuta den Variationen der Kauf⸗ kraft des Goldes anzupaſſen. Kann der eigene Wert des Goldes als von den Maß⸗ nahmen der Zentralbank unabhängig angeſehen werden, ſo iſt die Zentralbankpolitik eindeutig durch die hier angegebene Aufgabe beſtimmt. Vor dem Kri'ge konnte man im allge⸗ meinen von dieſer Vorausſetzung ausgehen ohne ſich damit allzu weit von der Wirklichkeit zu entfernen. Dasſelbe gilt nun nach dem Kriege für kleinere Länder mit Goldwährung: ſie können von ihrem Geſicht punkt aus den Wert des Goldes als eine objektiv gegebene Tatſache betrachten, und für ſie beſteht nun die einzige Aufgabe darin, die Valula in einer feſten Parität mit Gold zu halten. Anders verhält es ſich mit Ländern, die ſo groß ſind, daß ihre monetäre Politik einen Einfluß auch auf den eigenen Wert des Goldes erhalten muß. Unter dieſen Ländern nehwen die Vereinigten Staaten die erſte Stelle ein und ſtehen in Wirklichkeit in einer Klaſſe E 3 5 r 2 2 Eiſenwerke Gaggenau A6. Eine Verwaltungserklärung Die Verwaltung der Eiſenwerke Gaggenau.⸗G. teilt mit, daß ſie ſich durch den neuerlichen Kursrückgang ihrer Artien, der für ihre Aktionäre und Gläubiger recht beunruhigend ſein müſſe, zu nachſtehender Erblärung veranlaßt ſehe: Aus den mehrfach von uns dargelegten Gründen waren wir im November 1928 gezwungen, an unſere Atlonäre und Gläubiger unter Darlegung unſerer Verhältniſſe mit der Bitte heranzutreten, elne Sanflerung vorzunehmen. In der Gläubigerſitzung vom 1. Dezember 1928 tſt mit den Gläubigern eſne Einigung nach Vor⸗ legung des damaligen Status auf der von uns ſeinerzeit veröfſent⸗ lichten Grundlage zuſtande gelommen. Da die Gläubiger mit 95 v. H. ihrer Forderungen in neu auszugebenden Aktien der Ge⸗ ſeliſchaft befriedigt wurden, verbarden ſie dle Annahme unſerer Vorſchlüge mit Bedingungen zur Aufnahme neuen Kapital 8, die das Werk in den Stand ſetzen ſollten, künftighin erſolg⸗ und ertragreich zu arbeiten und die Aktien dodurch wertvoll geſtalten ſollten. Eine dieſer Bedingungen war die Aufnahme einer erſten Hypothek auf das Grundſtück unſerer Geſellſchaft in Höhe von 2 Mell. ½ mit einer Verzinſung von nicht mehr als 9 v. H. netto, eine weitere die Unterbringung von 1 Mill. neuer Stam m⸗ aktlen zum Nennwert. urch dle Bereitwilllgkeit der im Murg⸗ tal gelegenen Gemeinden, insbeſondere der Stadtgemeinde Gag. genau, die ſich zur Uebernahme einer Außfallbüraſchaft in Hohe don 800 000„ berelt erklärt hatte, wurden die Verhandlungen er⸗ leichtert. Etz gelang uns, die Zuſage zur Heraabe elner Tilgungs⸗ Hypothek von einer erſten ſſüddeutſchen Hypothekenbank unter den Ans auferlegten Bedingungen zu bekommen. Bedauerlicherweiſe paben ſich bei den Gemeinden bezüglich der Uebernahme der Aus⸗ fallbürgſchaft im letzten Moment Schwlerigkeiten ergeben, die bei der kurzen Zeit bisher noch nicht beſeltigt werden konnten. Wir Hoffen, daß es noch gellngen wird, dieſe Schwlerigkeiten ſo recht⸗ geitin aus der Welt zu schaffen, daß dle Hypothekenofferte ange⸗ ngmmen werben kann. Für bie Unterbringung der neuen Aktien unſerer Geſell⸗ ſchaft hatten ſich die an unſerm Unternehmen beteilleten Banken kingeſetzt. Es bedarf wohl keiner weiteren Ausführungen, daß Pleſe außerordentlich ſchweren Bedingungen des Gläubigerausſchuſſes bei der kurzen Zeit und der Unſicherhelt, die wegen des Schickfals Unſerer Geſellſchaft beſteht, nur unzureichend zu erfüllen waren. Immerhin iſt zu hoffen, daß durch das Endgegenkommen der Ban⸗ ken, die zur Uebernahme größerer Teilbeträge bereit find, und Durch Unterbringung an einer andern an der Fortführung unſeres Unternehmens intereſſierten Stelle der Forderung des Gläubioer⸗ ausſchuſſes auch hier Genüge getan wird. Alle andern vom Gläu⸗ bigerausſchuß geſtellten Bedingungen, wie insbeſondere die Abſchaf⸗ fung der Vorzugsaktien uſw., konnten wir erfſlken. In der am 29. Dezember 1928 abgehaltenen HV. wurde die Zuſammen⸗ Jegung unſeres Kapitals 8 zu i und Wiedererhöhung um wis zu 8,4 bis auf 4 Mill.„ beſchloffen. Wir waren genbtigt, bis zum 15. Februar 1929, als dem Tage, mit dem das Abkommen mit den Gläubigern befriſtet iſt, unſern alten Aktionären den Bezug neuer Aktien auf die zuſammengelegten alten Aktien anzubieten vohwohl dieſes Bezugsandeßht weden des Kursunterſchicchs zwiſchen em Kurs der aften Aktien und dem geſetzlichen Ausgabekurs für bie neuen praktiſch bodentungslos war. Infolge der neuerlichen Schwierigkeiten bei der Beſchaffung der Hypothek müſſen wir be⸗ fürchten, trotz aller Anſtrengungen das Verlangen der Gläubiger bis. zu der uns geſetzten Friſt vom 15. Februar nicht erfüllen zu Einnen. Obwohl die Schwierigkeiten bel der Sonferung unſrer Geſellſchaft uns nicht unſüberbrückbar erſchelnen, befinden wir uns uit dem 18. rebruar de facto in dem gleſchen Zuſtand, in dem wir waren, bevor wir die Verhandlungen mit unſern Gläubigern und Aktionären aufnahmen. Das an ſich ſtilloeleagte Werk iſt in der letzten Zelt in einloen Aßtellunden mlt Unterbrechungen ſo welt beſchäftiat geweſen, daß wir in den Stand geſettt waren, öringendſten Lieferungsverpflich⸗ tungen nachenkommen. Unſer Status hat ſich gegenüber dem von uns den Gläubigern voroelegten nur unweſentlich verärdert. Wir bedauern es außerordentlich, daß wir den an dem Fortbeſteßen Aunſrer Geſellſchaft intereßſerten Kretſen auch heute noch 418 Scheren über das Schickſal unſers Werks ſagen können, hoffen indes. daß es dem elfrlaen Bemſthen aller Beteilteten doch noch gelingen wird, die Sanſerung erfolgreich durchzuführen. 227: Heilbronner Bankrerein möcf. in Heilbronn. Der Heilbronner Bankverein erzielte im abgelaufenen Geſchäftsfſahr einen Rein ⸗ 5 5 11 win n von 73700, aus dem wleder 8 v. H. Dividende ver⸗ l lt werden. Der Umſatz iſt von 88 auf 105 Millionen& geſtlegen, ele Einlagen um nahezu 1 Milllon auf 4 838 00. Die dar Ver⸗ ten muß daher außer der primären Aufgabe, den Dollar in Parität zum Gold zu halten, noch eine andere Aufgabe haben, die nämlich, die ich in meinem Gutachten in Waſhington dahin formulierte, daß„das Federal Reſerve⸗Syſtem den Einfluß. den es auf den Wert des Goldes etwa hat, ausnutzen muß, um in Zuſammenarbeit mit anderen Zentralbanken unnötige Schwankungen des Goldwertes zu verhindern.“ Solange die Vereinigten Staaten ſo reichlich mit Gold verſehen ſind, wie es gegenwärtig der Fall iſt, und ſowohl daß dies einen Einfluß auf die innere Zahlungsmittelver⸗ ſorgung auszuüben braucht, ſolange iſt der Wert des Goldes in Wirklichkeit durch den Wert des Dollars beſtimmt, anſtatt umgekehrt. Die Kreditpolitik der Federal Reſerve⸗Banken be⸗ auch die des Goldes und wird damit normierend Valutaregelung aller anderen Zentralbanken. Unter ſolchen Umſtänden iſt es offenbar außerordentlich bedeutungsvoll, welchen Maßſtab das Federal Reſerve⸗Syſtem für die Stabiliſierung des Dollars wählte, die das Syſtem doch ſtets erſtreben muß. Alle übrigen Länder müſſen ja einen ähnlichen Maßſtab für die Stabiliſlerung ihrer Valuten wählen. Meiner Anſicht nach muß das Ziel eine ſolche Stabiliſierung der Kaufkraft des Dollars ſein, die darin zum Ausdruck kommt, daß das allgemeine Warenpreisniveau mög⸗ lichſt konſtant bleibt. Dieſes Warenpreisniveau wird in be⸗ friedigender Weiſe durch den Großhandelsindex des Bureau of Labor ausgedrückt. Natürlich iſt dieſer Maßſtab in gewiſſem Grade konventio⸗ nell. Er hat indeſſen das weſentliche Verdienſt, ſehr einfach zu ſein und mit einem bedeutenden Grade von Sicherheit objektiv feſtgeſtellt werden zu können, doch aber raſch zugänglich zu ſein ohne eine für die Valutaregelung hinderliche Verzöge⸗ rung. Eine ſolche Norm für die Valutaſtabiliſterung hat auch den wichtigen Vortetl, daß andere Länder eine vergleichbare für die Stabiliſterung eines auf ähnliche Weiſe beſtimmten Warenpreis niveaus in verſchiedenen Ländern wenigſtens unter einiger⸗ daß die Wahl eines Maßſtabes für die Stabiliſierung eine in höchſtem Grade praktiſche Angelegenheit iſt, und daß es ſich mithin darum handelt, einen Maßſtab zu finden, über den ſich alle einigen können, und zwar nicht nur in den Vereinigten Staaten, ſondern auch in allen anderen Ländern. 2 DDD ganz für ſich. Das Zentralbankſyſtem der Vereinigten Staa⸗ Gold abgeben als auch Gold entgegennehmen können, ohne ſtimmt daher nicht nur die Kaufkraft des Dollars, ſondern Norm anwenden können. Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine maßen normalen Verhältniſſen zu einer Stabiliſierung des Wechſelkurſes zwiſchen ihnen führt. Man muß auch bedenken, Deuiſch-ſaarländ ſcher Warenaustaufch 1928 Auf Grund der Reichsſtatiſtik beziffert ſich der Warenverkehr zwi⸗ ſchen dem in das franzöſiſche Zollſyſtem eingegliederten Saargebiet u. dem Reichszollgebiet für das Jahr 1928, dem Gewichte nach, wie folgt: Ausfuhr des Saargebiets nach dem Reiche: 2612 420 t(gegen 2 611049 t in 1927 und 1 821 459 t in 1926): Erzeugniſſe der Forſt⸗ und Vandwirtſchaft 32 867 t, mineraliſche und ſoſſile Rohſtoffe 1 462 502 t, Erzeugniſſe der Ton⸗ und Glas induſtrie 85 919 t, Erzeugniſſe der Eiſeninduſtrie 1024 959 t, Waren verſchiedener Art 5 931 t; Einſuhr des Reiches in das Saargebiet: 946 838 t(gegen 1020 565 fin 1927 und 1046 294 f in 1926): Erzeugntſſe der Forſt⸗ und Landwirtſchaft 190 084 t, mineraliſche und foſſile Rohſtoffe 610 569 t, Erzeugniſſe der Ton⸗„Glas⸗ und Steininduſtrie 92 281 t, Erzeugniſſe der Eiſeninduſtrie 88 107 t, elektrotechniſche Erzeugniſſe 2602 t, Waren verſchiedener Art 13 125 f. Im Monat Dezember hatte die Reichsausfuhr nach dem Saargebtlet einen Rückgang zu verzeichnen, während die Eiſen⸗ ſowie die Ton⸗ und Glasinduſtrie des Saargebiets mehr als lm Vormonat nach dem übrigen Deutſchland lieferten. Die Saarausfuhr an forſt⸗ und land⸗ wirtſchaftlichen Erzeugniſſen beſteht hauptſächlich aus Hölzern. Umgekehrt erhielt das Saargebiet aus dem Reich an Lebensmitteln u. a. 3 423 hl Bier, 1112 hl Wein, 328 308 D friſche Kartoffeln, 2111 Oz Fleiſchextrakt, 1541 Dz Fleiſchwürſte, 8 488 02 Schellſiſche, 2 500[ß geräucherte Ftſche, 10 122 Dz Tafelkäſe, 10 061 Bz Margarine, 39 260 Stück Schweine, 2 308 Oz Zigarren und Zigaretten, 443 Dz Schnupftabak. Saarkohlen wurden in 1928 nach dem Reiche 1312 933 t ausgeführt; aus dem Reich eingeführt wurden 159 725 f Steinkohlen, 39 529 t Koks, 721 ˙t Steinkohlen, Preßkohlen und 52448 Briketts. Die ſaarländiſche Ton⸗ und Glasinduſtrie führte aus 368 3882 D2 Wand⸗ und Bodenplatten, 37 361 Dz Steingut waren, 36636 Dz Glasplatten und 194 206 Dz Tafelglas. Die Hauptpoſten der ſaarländiſchen Eiſenausfuhr in 1926 waren: Roheiſen 22 826 t, Roh⸗ luppen 60 412 t, Träger 96 409 t, Formeiſen 200 797 t, Bandeiſen 67 029 t, Bleche 86 395 t, Draht 76 888 t, Röhren 89 382 t, Eiſenbahn⸗ material 107 094 t, Thomasphosphatmehl 185 624 t. Maſchinen erhielt das Saargebiet aus dem Reich 42 982 Stück, worunter 14174 Metall⸗ bearbeitungsmaſchinen und 3 405 Dynamomaſchinen; das Saargebiet führte ins Reich 50 039 Maſchinen aus, darunter 2 666 Dyna momaſchk⸗ nen. Ueber Menge ſowie Wert wird das Januar⸗Heſt der Stattiſtik des Deutſchen Reiches die genauen Zifſern beibringen. er die Gründung einer neuen AG., die mit einem Grundapital von 5 * Bayeriſche Motorenwerſe AG. in München.— Um die Vor⸗ jahrsdiridende. In Berliner Finanze reiſen ſind Gerüchte verbreitet, daß die Dividende der Geſellſchaft nicht die Höhe der vur⸗ jäf Dividende von 14 v. H. erreichen werde, und zwar im Zu⸗ ſammenhang damit, daß die Geſellſchaft große Aufwendungen für die vor einigen Monaten übernommenen Dixlwerke zu machen gezwungen war. Dazu hören wir, daß der Gewinn des ab⸗ gelauſenen Geſchäftsfahres günſtiger war und die Verteilung von wieder 14 v. H. Diuoldende geſtatten würde. Richtig iſt, daß für die Diriwerke große Aufwendungen gemacht werden mußten, von denen fügung geſtellten Kredite und Hypothekendarlehen des Hellbronner Wertſchatfsgebietes ſind von 2 631000 auf 4 447 000/ geſtiegen. Im neuen Jahre hält die Zunahme der Einlagen an. 22: 12 v. H. Dividende bei der Preußiſchen Pfandbrief⸗Bank, Ber⸗ lin Die Gewinnrechnung für 1928 ergibt einen Ueberſchuß don 4942 456„(8 786080), zur Verteilung; 238 837(213 455)/ Vortrag. Der Kapftalreſerve ollen 1700 000% zu n werden, der Penſionsreſerve 150 000%, ſa ungsmäßige Tantieme ſoll 906 413/ betragen. Wenn dieſe Vor⸗ ſchläge von der auf den 20. Februar einberufenen GV. angenom eien werden, erhöhen ſich die ausgewieſenen Reſerven der Bank auf ins⸗ geſamt 13 522 302/ oder 64,4 v. H. des Aktienkapitals. 212 Gründung der Berliner Garantiekaſſe zum Schuß der Börſe vor Verluſten. In dieſer Woche wird die Garantiekaſſe an der Ber⸗ liner Börſe ihre Arbeit aufnehmen. In den nächſten Tagen werden alle an der Börſe zugelaſſenen Firmen aufgeſordert werden hren Ginſchuß in Höhe eines Jahresbeitrages der Börſengebühren zu leiſten. Man fchaft damit einen Stock von etwa 680 000, der von dem Syndikus der Handels ammer, Staatsſekretär a. D. Meyer, als Frenzänder verwaltet wird. Dem Treuhänder ſteht ein Sachver⸗ ſtändigen Ausſchuß beratend zur Seite. Die Garanttekaffe ſoll Diſſe⸗ renren aus allen Börſengeſchä'ten bezahlen, ſalls ein Kontrahent auß fällt und die Liguſdatlonsfaſſe nicht eingreift. Dieſe Beſtimmung bepieht ſich auf alle Papiere, die an einer deutſchen Börſe amtlich no⸗ tiert wepden. Wenn der Stock unter die Hälfte ſindt, muß er to eder auſgefüllt werden, was aber nur zweſmal geſchehen darf. Im Jahre 1932 wird die Kaſſe aufgelbſt und der Beſtand zurückbezahlt. :? Neues Gemeinſchaftsunternehmen an der Ruhr.— Gründung einer Bergeverſatzgeſellſchaft. Die bedeutendſten Zechengeſellſchaften des Ruhrgebietes, u. a. die Gelſenlirchener Bergwerks., die Har⸗ Das Vild der Mirtſchaft 1a nerdden rd 2 ö„Steuerpflichtiger Umsatz ö e 0 ö 1 5 924.— 7 a V 21 n g f g b N * N N 2 Abrechnungsverltehr 9*— 2 8 1 ö 3 . Lesamte Reichssthulel 5 5— 7 Finanzen u. Seldverkehr 5.— 6 22. 2 Ae.— Seldumssuf— ö 1 1 1 1 0 Neue Wechsel 6 . a N— A 5 IX̃ „ lischeftskredite der ſotenb anſten 5 beichseffnahmen ausgaben Belek Null. Inte bur elle Karren! es gelangen 12 v. H.(10 v..] Dividende An (588 024) R. Reingewinn, nähernd verdoppelt. man allerdings mit Sicherheit annimmt, daß ſie ſich in vollem Maße rentieren werden. Der Großaktionär der Geſellſchaft, der Wiener Finanzmann Caſtiglioni, dürſte für die Auſrechterhaltung der vor⸗ jährigen Dividende eintreten, ganz zuverläßlich läßt ſich indeſſen heute die Divdendenfrage noch nicht beantworten :? Der Abſchluß der Zeiß⸗Fkon AG. in Dresden. Dle fetzt vor⸗ liegende Ertragsrechnung ergibt, wie wir ſchon kurz berichtet haben, bei einem Betriebsüberſchuß von 7,0(4,67 Mill. 4 und 1,19(0,52 Mill./ Abſchreibungen einen Reingewinn von 1,12(0,43) Mell. aus dem berauntlich 6(0) v. H. Dividende auf 1260 Mill. 4 AK. aus⸗ geſchüttet werden ſollen. Die Bilanz verzeichnet(alles in Mall. /) gen 8,02(7,67); Kaſſe, Poſtſcheck, Wechſel und Bandguthaben 3,02 (4,22); Außenſtände 7,3(7,1): Vorräte 6,74(6,56); andererſeits bei 15,00(12,60) Ack. 4,11(4,88) langfriſtige Verbindlichkeiten und 1,4 1,71] laufende. Der Bericht bemerkt u.., daß die Verſchmelzung mit der Görz Photochemiſche Wert GmbH. durchgeführt iſt und die Zu⸗ gänge auf den Anlagetonter damit in Verbindung ſtehen, ſowie auch die Verminderung der Altivhypotheken auf nunmehr 151 070 ,. An⸗ dererſeits iſt die Ermäßigung der langfriſtigen Kredite zurückzuführen 1 die vertragsmäßigen Zahlungen an die Firma Fried, Krupp, ſſen. :7 Hebelwerk Ach. für Holzberabeitnug in Speuer. Die mit einem AK. von 200 000 4 arbeitende Geſellſchaft ſchließt das abgelaufene Geſchäſtsjahr 1927.28 mit einem Verluſt von 72 468. Der A6 ſchluß wurde von der d. G. einſtimmig genehmigt. Auch für das neue Geſchäftsfahr ſind die Aus ſichten nach den bisherigen lungen nicht günſtig. * Wicküler⸗Küpper⸗Brauerei.⸗G. in Elberfeld. Der Bericht eſtſtel⸗ für 1927/8 vermerkt eine zwar zahlenmäßig nicht näher angegebene Abſatzſteigerung, der ledoch auch eine erhöhte ſteuerlſche Belaſtung gegenübergeſtanden habe. Da ſtarke Aufwendungen für Inſtandſetzung notwendig waren, ſel eine weſentliche Steigerung des Geſchäftsergeb⸗ niſſes nicht in Erſcheinung getreten. Die Einnahmen aus Bier ab⸗ üglich nicht näher bezeichneter Unkoſten ſtiegen auf 1 243 847 NK 6020 3290.). Nach 670 781(866 889) R. ſtark vermehrten Abſchrei⸗ bungen verbleiben einſchließlich 25 910(28 588) R. Vortrag 600 476 aus dem, wie bereits gemeldet, wieder 12 v. H. Dividende gewährt, für Wohlfahrtsein richtung un⸗ verändert 30000 R. verwandt und 86 896 R. vorgetragen werden ſollen. Bei 4 Mill. R. Akttenkapital ſind die Kreditoren auf 5,0 (3,46) Mill. R. geſtlegen. Demgegenüber waren an gleichfalls nicht näher ſpezifizierten Außenſtänden 5,81(4,28) Mill. 91, an Wert⸗ papieren, deren Zuſammenſetzung genaue Angaben vermiſſen läßt, 312 001(492 001) R. und an Vorräten 850 693(640 829) RV vor⸗ handen. Avale(Bürgſchaften) ſind auf 3127875(160117)./ an⸗ Außer 400 000 R. offenen Reſerven wird ein Delkrederebeſtand mit 151 076.“ und zwei Aufwerkungsbeſtände mit zuſammen 337 808.“ ausgewieſen. :?: Gewinnverdoppelung der Packard Motor Company, Die Packard Motor Car Co. weiſt für das Kalenderſahr 1928 einen auf 25,7 Mill. Dollar geſtiegenen Reingewinn aus gegen 13,7 Mall. im Vorfahre. Der Woſatz von Automobilen, Einzelteilen und Motoren für Luft⸗ und ſonſtige Fahrzeuge hat von 77,1 Mill. 1927 auf 102,1 Mill. Dollar zugenommen. Beſonders beachtenswert iſt der bedeutend erhöhte Nutzeffekt, Der Re ngewinn konnte trotz ermäßigter Verkgufspreiſe von 17,8 v. H. des Umſatzes auf 25,2 v. H. geſteigert werden. Allein der Abfatz von Automob' len 9 N 1927 eine Steigerung um 12 800 auf 49 700 Wagen erfahren. Dr. Franz Oppenheim geſtorben. Kairo iſt dort das AR.⸗Mitgkled ehemaliger Generaldirektor der A. Treptow, Goh. ⸗Neg.⸗Rat. Dr Franz ppenheim an Gr vpe geſtorben. Dr. Oppenheim iſt, 77 Jahre alf geworden. 1880 arſtrocte er die Treptower Anllinfabrik, dſe er bis zu ihrem Ueber⸗ Fang in die J. G. leitete. Das Werke ſtellte neben Anilinſarben in der Hauptſache photoaraphiſche Arkfkel her, in letzter Zeit auch Kunſt⸗ ſeide. Dr. Oppenheim war bange Zeit Vorſitzender der Berufsoe⸗ noſſenſchaft der chemiſchen Induſtrie, war Mitalled des Vorſte des zur Wahrung der Intereſſen der chemiſchen Induſtrle Deutſchl nos und der Berlin⸗Potsdamer Handelskammer, außerdem Vorſitzen der in verſchiedenen Aufſichtsräten. Bel Uebernahme der Treptower Fabrik durch die J. G. krat er in deren Aufſichtsrat ein. Sein Sohn Dr. Kurt Oppenheim gehört dem Vorſtand der J. G. Farben an. Oeviſenmarkt Im heutigen Früßverkeh notierten Pfunde gegen Nach einer Meldung ans der J. G. Farbeninduſtrie und G. für Anklinfabrikatlon Berlin⸗ I AF 2 Non, dert 404,89 fg 4 Swen.. 25,21 28,54 Stocheim.. 18.18 18.78 Poris. 24,07 1240 Holland 4858 1242 Madel: 30.34 Brüſſel.. 84,80, 84,81 Oslo 18.4 18.4% E 15 5 Mailand. 82,78 82.50 Kopenhagen. 18.18] 16,19 g 85 Legen Reichsmark wurden Dollar mii 3,2150 und Pfunde inis 20.4887 gehandelt n 1 een e ene oss 11 N Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 78 Donnerstag, den 14. Februar 1920 Der Saarbergbau im Jahre 1928 Die fran ſche Bergwerksdirektion veröffentlicht ſoeben die Broduktliionsziffern für den Monat Dezember mit 1069 646 To. Kohle 1085 470 To. im November] und gegen 83 To. im November). Damit ſtellt ſich 24919 To. Koks 8 der Saargruben in 1928 auf e 13 106 718 0 13 595 824 To. in 1927), wovon 12 661 797 To. auf die franzöſiſchen Staatsbetriebe und 444921 To. auf die ver⸗ pachteten Gruben(franzöſiſche Bergwerksgeſellſchaft Frankenholz) 291,2(gegen 280,48..) betrug die Tagesförderung 45 007 To.(gegen 48 472 To. i..). he 1 Kohlenförderung wurde im Jahr Zverlaufe wie folgt Arbeltstagen 598 Zertr bd angegliederten Betriebe) 1028 167 To., Deputatkohlen 334 464 To., Lieferung an die fiskaliſchen Koksöſen 987 199 To., Ver⸗ lauf und Verſand 11 786 To. Die Haldenvorräte n im Kurs- Dahresverlaufe um 429 500 To. auf 172 493 To. zurück. i alf bellef ſich g Auf den Kopf der Geſamt⸗ beleoſchaft traf im Dezember eine reine Kohlenförderung von 880 Kilo ramm. Die Kohlenförderung der durch das Verfailler Friedensdiktat in 267 899 To. 202 388 To. in 1927). das zeitweiſe Eigentum des kranzöſiſchen Stagtes irber gegangenen Saargruben bat alſo die vorfährice, und zwar wegen des fort geſetzten Abbaus der Beleoſchaft(ie jetzt nicht mehr viel mehr als im lebten Vorkriessfahr beträgt), nicht erreicht, noch weniger die von 1996 und 1524, üßertrifft aber dieſenige von 1025; auch unter der vreußiſchen bezw. baneriſchen Verwaftum wurde in den beiden leyten Vorkriegsjaßren eine hüßere Produktion ersielt. Die Saararußen förderten nämlich 13 395 824 To, in%, 1a 80 874 Tonnen in 1926. 12 989 849 To. in 1925. 14039 118 To.[Rekord ziffer!) in 1924. gegenüber 14004 131 To. in 1913 und 19 457 280 To. in 1912. Die Beleseſchakt, bie unter der franzsſiſchen Verwattun⸗ im Jahre 1924 die Rekordefffer von 78 065 erreichte, gecennber 56 870 in 1914, wurde bis zum Jaßhrescchluß 1028 auf etwa 62 000 abgeßgut, darunter ru k 700 Beroarbeiter, wäßrend ſich bie Beomtenzahl unter frav⸗ zöſtſcher Verwaftung— um das Mehrfache höß⸗r ges in der deut⸗ ſchen Aera felt 1922 auf tber 3000, zulert 9400. hielt. Die Koksproduktion bot gegenſſper der Vorfrieoszeit keine weſentliche Veränderung erfahren: 287 909 To. in 1928. 232 888 Tonnen in 1927. 255 270 To. in 1926, 272 352 To. in 1928, 216 000 Ty. in 1924. gegenüßer i 410 To. in 1913.— Mit einer Schicht leiſtung von 820 Hlloeramm hat der Saabhere man in ies den Höchſten ſewals im Saarkereßßan ersleften Arbeſtseßtert(1918 gur den preußfſchen Gruben 8g Kilogramm, ank den baneriſchen 744 Klacrammj erſtwals ßberfſßeelt, gecenüter 78. Kilogramm in 1927, 603 Kilogramm in 1928, 680 Kilogramm in 1025. e 75? Per ſchweizeriſche Auſſenhandel im Januar. Die ſoeben peröftentlichten Umſatzzahlen des ſchwelzeriſchen Außenhandels für den Monat Januar zeigen eine rückläufige Bewegun g, und zwar hat ſich der Geſamtumfatz in der Zeit vom Dezember auf den verbrauch der Gruben leinſchließlich ibrer elektriſchen II. gubte gi 7 ebenfalls (Jauua .. Im; H. im Vormonat. Vom belgiſchen Glasmarkt. gelglasſabriren befriedigt bei en Erhöhung der amerikan non dieſer Woche ab etwas 9 nd die belgiſchen Spiegelglasſabr n übe reing men, k hr nach den Vereinigten Staaten einzuſtellen und ihre Produk aß der bisherige erikaniſchen Ausſuhr(jährlich en über die Auswirlung der rigens weit auseinander. Die r größere Ruhe, wobei Henri Lambert arbeitet augen⸗ zne dem Fourecault⸗Kontor an⸗ 5 er Auftragseinge 1 5 8 en Info jedoch tion im Aus erreichen, was nicht ohne Einfluß auf den Markt bleiben kann. eltkaut chuferzengung im Jahre 1928. Die Kaut⸗ ugung der Welt belief ſich nach Wiinand u. Kepplers Rubber⸗ bericht im Jahre 1928 auf insgeſamt 617 299 Tonnen gegen 5 Tonnen in 1927 und 576955 Tonnen in 1926. Die bere beſchloſſene und am 1. November in Kraft getretene Aufhebung Stevenſon⸗Schemas hat ſich alſo gegenüber dem Vorfahr zur rung der Gummigewinnung um rund 50000 Tonnen oder ann 10 v. H. geſührt. Das deu ſche Aeberweiſungsnetz 3900 Giroſtellen innerhalb der Sparkaſſen⸗ und Giro⸗Organiſation Nach dem Stand vom 20. Oltober 1928 waren 3817 Giroſtellen innerhalb der Sparkaſſen⸗ und Giroorganiſation vorhanden. Als Giroſtellen ſind anzuſehen: Glrozentralen, Landesbanken, Provin⸗ zialbanken, Sparlaſſen, Girokaſſen und Kommunalbanken, ſowie deren Zweiganſtalten, ſoweit ſie ſich am Kommun⸗!⸗Giroverkehr be⸗ teiligen. In der erwähnten Ziffer iſt die Berliner Stadtbank nur als eine Stelle gezählt. Das ſie jedoch noch 31 Girokaſſen in Ber⸗ lin unterhält, läßt ſich die Geſamtzahl der Giroſtellen mit rund 3900 angeben. 8 Nicht zu verwechſeln mit der Zahl der Giroſtellen iſt dle Zahl der Sparkaſſenſtellen(Sparkaſſen einſchließlich der Zweig⸗ und Nebenſtellen). Die Zahl der Sparkaſſenſtellen beträgt bekannt⸗ lich 10 850(1926). Jodes-Anzeige Unser lieber, guter Vater, Groß vater u. Schwieger- vater Herr Adam Caber ist uns nach einem arbeitsreichen Leben aus einem glücklichen ebensabenil im Alter von nahezu 78 Jahren durch einen sanften Tod ent- rissen worden In tiefer Trauer: Familie Lud. Gaber, seher 8, 8. fufz- Ober- Realschule, Mannheim Familie Dr. Erust Gaber, istessor 1. l. technischen Hochschule, Karisrune Erwin Schaaf lune u. Frau Luise 20. Saber, Reſdelberg sechs Enkelkinder Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, den 2. Februar 1929 Die Beerdigung findet am Freiiag, den 18, Februar, nachmittags 3 Uhr, in Heidelberg von der Fried- holkapelle aus statt 8 Freunden und Bekannten die traurige Nachricht. daß mein lieber Mann. unser lieber Vater, Grog vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Vetter und Onkel Josel Ihory Schneidermeisier im Alter von 55 Jahren nach langem, schweren Leiden unerwartet in die Ewigkeit abberufen wurde Mannheim(Augartenstr. 29), den 13. Februar 1929 Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Josel Ihory und Söhne Die Beerdigung findet am Freitag ½2 Uhr von der Leichenhalle aus statt 1896 Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, daß unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Elisabeth Hebert geb. Becker Dienstag abend 7 30 Uhr, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten im Alter von 58 jahren sanft entschlafen ist. Mannheim, Ludwigshafen, Karlsruhe, 13. Febr. 1929 In tiefer rauer: 25 Fr-is Rehmenn u. krau geb Hebert Fau Luise Hebe geb. Hebert und Enkel Ernst und Ruih Die Beeruigung findet am Freitag, den 15. Febr. 1920, nachm 4 Uhr von der hiesig Leichenhalle aus statt folgen. Jodes-Anzeige Verwandten. Freunden und Bekannten die traurige Mitteilung. das meine liebe, Fran, unsere gute Mutter. Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Anna Krämer geb. Hedter heute nachmittag 3 Uhr. nach kurzem. schweren Leiden. im Alter von 88 Jahren sanft entschlafen ist Mannheim Feudenheim, den 18. Febr. 1929 Hauptstraße 97 Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Wilhelm Krämer u. Fami ie Die Beerdigung findet am Freitag. den 15. Febr. nachmittags 4 Uhr von der Friedhofkapelle Feudenheim aus statt Jodes-Anzeige Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unsere Inbigstgeliebte Mutter,. Schwiegermutter. Grog: mutter, Schwester, Schwägerin nud Tante, Frau Magd. Sdhmiit vive geb. Vollmer an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 52 Jahren. versehen mit den hl. Sterbesakramenten. Aus unserer Mitte abzurufen; sie folgte nach nur 10 Tagen unserem guten Vater in die Ewigkeit Mannheim(Langerötterstr.), 18. Februar 1929 Im Namen der Hinterbliebenen: Die ſielirauernden Minder Die Beerdigung findet Samstag. nachm 1 Uhr von der hieslgen Leichenhalle aus statt% N repartert Die glückliche Geburt ihrer Knudsen 1. 7. 8 die Lambert⸗Geſellſchaft mit 16. Jahresprodultſon von 500 000. 0 31. Londoner ſtron 222 duktion * e ſtand. * : Ruhe am Kn etzten Tagen am Kupfermartt wieder eine ruhigere S n. Der Markt liegt zwar weiter f Vom ameriß im Januar. Metallbörſe Karlsruher Produktenbörſe 13. Februar Ide, Mehl und Futtermittel: Dis rt und die damit zuſammenhängende Unklar⸗ onen wirken allgemein hemmend auf ung in Brotgreide wie in Futtermittel ei der allgemeinen Intereſſeloſigteit 24,7525; de er Roggen 23—24; ttergerſte je nach O weeß, je mach Qualität 2 lichtig ohne Angebot; Weizen⸗ zenmehl, ſdd. 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Nach der ſtürmiſchen Hau iſt in ſſe timmung t und der Umfang der rächtlich, doch haben die Angſteindec Der Deport zwiſchen Kaſſe⸗ und Drei⸗ zeitweilig Lſtr. 3/ betrug, iſt auf etwa 21. dar 5 0* zen Eiſen und Stahlmarkt.— Höhere Pro⸗ ach dem Wochenbericht des Fachblattes Iron Age über die Lage an den amerikaniſchen Eiſen⸗ und Stahlmärrten erreichte liche Tonnen. mals im Januar zu ver enbahn⸗ und Automobilſtahl rief eine Verſteifung der frage nach Preiſe hervor. die apazität Die Geſamt Januarpro Tonnen gegen 3371 000 Tage tinn von Roheiſen die Höhe von 3 442 370 n im Dezember 1828. Die durchſchnitt⸗ en betrug 111044 To. gegen 109 000 ibtion von Roheiſen war die größte, die je⸗ zeichnen geweſen iſt. Die dringende Nach⸗ pers Fall 901 Lober- 292 33„ ganze Würs H. Blutwurst 2 2„ Blockkds e Schachtel 48 Hraulsruase und Camemnert 23 Senwolzerkäse oh. Kinde Schacht 48, 83 Dolmen. 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