Mittwoch, 1. Mai 1929 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 179711 Baſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhoſſtr.6, chwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße 19 Telegramm⸗ Adreſſe Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24958 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben. Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs- Beil Mittag- Ausgabe Mannheimer General Anzeiger age. Aus der Welt der Technik. Wandern und Reisen Geſetz und Necht Nr. 200— 140. Jahrgang Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen -4.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. 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Jahre ab für die Bezahlung der interalliierten Schulden heran⸗ gezogen zu werden. Im„Journal“ wird behauptet, dieſe Kombination könnte jedoch nur verwirklicht werden, wenn Deutſchland die von den Alliierten feſtgeſetzten Ziffern annähme. Es wäre ein großer Irrtum, wenn die Deutſchen glaubten, dieſe Ziffern könnten durch die Intervention von politiſchen Perſönlichkeiten verändert werden.„Journal“ erinnert auch daran, daß die Forderungen der Gläubigerſtaaten nicht viel höher ſeien als diejenigen Amerikas. Die Gläubigerſtaaten hätten 58 Annui⸗ täten von je 2198 Millionen Goldmark verlangt, während die alliierten Schuldenzahlungen 58 Annuitäten von je 2105 Mil⸗ lion Goldmark erfordern. Das„Journal“ wendet ſich ebenſo wie alle anderen Regierungsblätter gegen den Gedan⸗ ken einer politiſchen Konferenz und vertritt den Standpunkt, daß es Aufgabe der Sachverſtändigen ſei, die tech⸗ niſchen Seiten des Reparationsproblems zu klären. Uebereinſtimmend veröffentlichen die offiziös beeinflußten Blätter Matin“ und„Petit Journal“ die Mitteilung, daß der amerfkaniſche Sachverſtändige Owen Noung ein„neutrales Memoraudum“ ausgearbeitet habe. Die Gläubigerſtgaten und Deutſchland würden alſo in gewiſſem Sinn zwiſchen dem Plan Dawes und dem Plan Owen Voungs zu wählen haben.„Petit Journal“ veröffentlicht fol⸗ gende Ziffern, die in dem Memorandum enthalten ſein ſollen: Die durchſchnittliche Jahresleiſtung wür de 2105 Millionen Goldmark betragen gegenüber der des Gläubigermemorandums von 2198 Millionen Goldmark. Dr. Schacht verhandelt in Berlin, dem„Petit Journal“ zufolge, über den Inhalt des Poung'ſchen Memorandums. Im „Matin“ wird die Meinung eines„unabhängigen Sachver⸗ ſtändigen“ veröffentlicht, der dem Redakteur Sauerwein folgendes ſagte: Man ſpricht jetzt viel von bevorſtehenden diplomatiſchen Verhandlungen, die an die Stelle der Sachver⸗ ſtändigenkonferenz treten ſollen. Daran kan nich nicht glauben. Es darf nicht aus den Augen verloren werden, daß auf alle Fälle ein neuer Plan das Ergebnis unſerer Arbeiten ſein muß und dieſer Plan wird der des amerikaniſchen Vorſitzen⸗ den Owen Young ſein. Owen Young hat nicht verſchiedene Bruchſtücke zuſammengekittet, ſondern ein geſchloſſenes Syſtem geſchaffen, ebenſo, wie es der Dawesplan geweſen iſt, den die Deutſchen in London, ſo wie er war, angenommen (Von unſerem Pariſer. haben. Man würde ſich alſo in Berlin einer Täuſchung hin⸗ geben, wenn man an eine künftige Beſeitigung des Planes Owen Moungs denken ſollte. Die Wahrheit iſt, daß die Ver⸗ treter Deutſchlands zwiſchen dem Syſtem Dawes und dem Syſtem Owen Moung zu wählen haben werden. Auf die Frage, ob Dr. Schacht neue Vorſchläge nach Paris mit⸗ bringen werde, entgegnete der Gewährsmann Sauerweins, der Reichsbankpräſident dürfte ſeinen urſprünglichen Vor⸗ ſchlag korrigieren und eine Erhöhung der Leiſtungen auf etwa zwei Milliarden zugeſtehen. Auch der„Newyork Herald“ veröffentlicht die Mit⸗ teilung von einem endgültigen amerikaniſchen Vorſchlag, der als Verſtändigungsbaſis für die Gläubiger und Deutſchland zu betrachten wäre. Das Blatt ſchreibt, daß die amerikaniſche Gruppe ihr Aeußerſtes tut, um ein Kom⸗ promiß zu finden und es ſo gut wie ſicher ſei, daß Owen Young keine Karte ungeſpielt laſſen werde. Deutſche Hoffnungen auf die engliſchen Neuwahlen? London, 1. Mai.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Im„Daily Telegraph“ findet ſich heute wieder einmal die törichte Unterſtellung, daß die deutſche Taktik in den Reparationsbeſprechungen durch die Spekulation auf die bevorſtehenden Wahlen in England beſtimmt ſei. Deutſchland glaube, von einer andexen engliſchen Regierung leichtere Reparationsbedingungen zu erhalten. Ueberflüſſiger⸗ weiſe fügt das Blatt hinzu, daß die jüngſten Angriffe von linksgerichteten Politikern auf das Balfour⸗Prinzip bei der deutſchen Regierung jede Illuſion beſeitigt haben müßten. Es iſt in der Tat nicht zu erwarten, daß der Ausgang der Wah⸗ len auf die Feſtſetzung der Endſummen bedeutenden Einfluß haben wird. Dies könnte nur dann der Fall ſein, wenn man die Reparationsfrage den Finanzſachverſtändigen wieder ent⸗ ztehen und ſie in die Hände von Diplomaten oder Politikern legen würde, wovon zurzeit in gewiſſen Kreiſen viel ge⸗ ſprochen wird. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ gibt der Meinung Ausdruck, daß im Falle einer Vertagung der Pariſer Beratungen zunächſt wieder diplomatiſche Ver⸗ handlungen zwiſchen den Regierungen ſtattfinden würden, ehe die Beſprechungen der Sachverſtändigen wieder begonnen werden könnten. Der Korreſpondent erklärt, daß in unter⸗ richteten Londoner Kreiſen vielfach damit gerechnet werde, daß die Pariſer Beratungen womöglich bis nach den engliſchen Wahlen vertagt würden. Dies würde nach der gleichen Auf⸗ faſſung auch der konſervativen Regierung eine ausreichende Bedenkzeit geben, in der ſie ſich unter Umſtänden zu gewiſſen Zugeſtändniſſen gegenüber den amerikaniſchen Reparations⸗ forderungen entſchließen würde. Der Berliner Mai⸗Alarm I Berlin, 1. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Angaben des ſozialdemokratiſchen Reichstagsabgeoroneten Künſtler über den ungeheuerlichen Aufmarſchplan der Kom⸗ muniſten werden durch ein Flugblatt beſtätigt, das, wie der „Vorwärts“ berichtet, am Montag in den Betrieben verteilt worden iſt. Danach ſind tatſächlich von dem ſogenannten „Maikomitee“ der Alexanderplatz und der Potsdamer Platz zu„Bezirkstreffpunkten“ auserſehen. Der Alexanderplatz befindet ſich zurzeit im Zuſtand völligen Um⸗ baus. Ein Gewirr von Baugruben der Untergrundbahn durch⸗ zieht das Gelände, und wir müſſen dem„Vorwärts“ ſchon Recht geben: Es iſt der Gipfelpunkt demagogiſcher Verant⸗ wortungsloſigkeit, auf einen ſolchen Platz Menſchenmaſſen zu dirigieren, mit der Abſicht, ſie zu Zuſammenſtößen mit der Polizei zu veranlaſſen. Auch wenn, wie der Polizeipräſident angeordnet hat, die Schutzpolizei ihre Karabiner zu Hauſe läßt, ihre Revolver bringt ſie doch mit. Das übrige beſorgt dann die Maſſe ſelber, wenn erſt die Panik ausbricht, die Schwächeren niederſtampft und deren Leiber zertritt. Die kommuniſtiſche Leitung kann alſo mühelos zu den von ihr ge⸗ wünſchten 200 Toten kommen, ohne daß die Polizei auch nur einen Schutz abzufeuern braucht. Die Polizei wird, wie Herr Zörrgiebel einem Mitarbeiter des„Lokalanzeigers“ erklärte, heute auf alle Fälle ihre Schul⸗ digkeit tun, um Ruhe, Ordnung und öffentliche Sicherheit auf⸗ recht zu erhalten. Die Beamten der Schutzpolizei ſind trotz der ſtarken Inanſpruchnahme der letzten Tage nicht nervös und auch trotz der kommuniſtiſchen Roheiten, denen ſie am Sonntag ausgeſetzt war, nicht erbittert. Wenn es irgend möglich iſt, wird man Blutvergießen vermeiden, Die Bereitſchaften und Reſerven werden natürlich auch am 1. Mat mit Karabinern ausgerüſtet ſein. Die Siemenswerke, Bergmann, Borſig und die A..G. werden trotz des kommu⸗ niſtiſchen Maiſpufs ihren Betrieb heute aufrecht erhalten. Blutige Juſammenſtöße am Vorabend Berlin, 1. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Als Vorfeier der Generalprobe zur Revolution, wie die„Rote Fahne“ ungeſcheut die heutigen Veranſtaltungen bezeichnet, iſt es geſtern abend zu ſchweren Zuſammen⸗ ſtößen zwiſchen Kommuniſten und Polizei⸗ beamten gekommen. In Neukölln hatte ſich ein Zug von 1000 Perſonen gebildet und ſich nicht nur auf die„Nieder“⸗ rufe beſchränkt, die ſeit ein paar Tagen die Stadt durchhallen, ſondern auch auf die Polizei geſchoſſen. Ein Be⸗ amter der Schutzpolizei iſt durch eine Kugel verletzt wor⸗ den. Ein anderer hat einen Stich ins Genick erhalten. Dann iſt die Menge durch Schreckſchüſſe auseinander getrie⸗ ben worden. Immerhin ein Vorgeſchmack von dem, was wir heute mittag zu erwarten haben. Die Mainummer der „Roten Fahne“ iſt ſozuſagen in Blut getaucht. Wir zitieren die knalligen Ueberſchriften der erſten Seite:„Kampfmai 1929“,„Verſchärfung der Klaſſengegenſätze“,„Wachſende im⸗ perialiſtiſche Kriegsgefahr“,„Stürmiſcher Vormarſch der Kom⸗ muniſtiſchen Partei“. Das alles ſind die Signale einer neu aufſteigenden Welle der proletariſchen Revolution, worauf dann der erſte Artikel mit der Aufforderung in Fettdruck be⸗ ginnt:„Auf die Straße!“ Daß der gewiſſenloſe Rummel auf Befehl der Moskauer Geldgeber erfolgt, iſt ja kaum noch anzuzweifeln. Immerhin iſt es ver⸗ dienſtlich, daß für Leute, die durchaus nicht ſehen wollen— auch die wild wachſenden Berliner Salonbolſchewiſten kom⸗ men hier in Betracht, der„Vorwärts“ ſich die Mühe nicht verdrießen läßt, immer neue Belege für dieſe Tatſache zu⸗ ſammenzutragen. So macht das ſozialdemokratiſche Zentral⸗ organ auf einen Bericht aufmerkſam, den das„Züricher Volksblatt“ über die Sitzung der dortigen Kommuniſten zur Maifeier veröffentlicht. Für dieſe Konferenz hatte Moskau eigens einen Delegierten mit beſtimmten Weiſungen entſandt. Wahlprogramme im engliſchen Wahlkampf Aus London wird uns geſchrieben: Die Wahlſchlacht iſt in vollem Gange, die Wahlprogramme werden in die breiten Wählermaſſen hinausgetragen. Die führenden Köpfe zeichnen ſich bei allen drei Parteien durch einen Optimismus aus, um den ſie zu beneiden find. Wenn es möglich wäre, hätten wir nach den Wahlen drei Regierungen und zwar eine konſervative, eine liberale und eine ſozialiſtiſche, ſo ſtegesgewiß und zuverſichtlich ſtehen ſte alle im Trommelfeuer und das charakteriſtiſche dabei iſt die Tatſache, daß die kleinſte Partei, heute die liberale, an Siegeshoffnungen wohl die beiden anderen am meiſten über⸗ trifft. Es iſt indeſſen nicht unintereſſant zu erwähnen, daß einer der tüchtigſten Köpfe unter der engliſchen Frauenwelt, Lady Cliffton, die ſelbſt im Wahlkampf ſteht, zur Ueberzeugung gelangt iſt, daß es wenige Gebiete gebe, in denen mehr Unſinn zum Beſten gegeben wird, als gerade in politiſchen Fragen und zum Schluß gelangt, daß in England, trotz des hohen Erziehungsſtandards es ſehr ſchwer ſei, von jemanden zu hören, welches ſeine klaren politiſchen Ideale ſeien oder warum er zu ihnen ſtehe. Der Leſer kennt einigermaßen die Schwierigkeiten, denen die engliſche Regierung in den letzten 5 Jahren in Fragen der Innen⸗ und Außenpolitik gegenübergeſtanden iſt, Die Reſultate der geleiſteten Arbeit werden je nach dem Parteiſtandpunkt des Einzelnen natürlich ganz verſchieden gewertet; auch hier gilt die alte Erfahrungstatſache, daß es die Oppoſition immer leichter hat auf Grund von Miß⸗ erfolgen oder Mißgriffen der im Amte ſtehenden Regierung an die Maſſen zu appellieren, als die Regierungspartei, welche trotz mancher Erfolge eben nur in Ausnahmefällen all' das erreicht und erreichen kann, was ſie ſich zum Zieel ſetzte. Wir haben ſchon bei früherer Gelegenheit die Wahlaus⸗ ſichten der einzelnen Parteien beleuchtet; es hat ſich darin wenig geändert. An der Londner Börſe werden ſeit Wochen die möglichen Wahlreſultate auf Grund der Geſchehniſſe im Wahlkampf und im Parlament wie Aktien eines Schwankungen unterworfenen Unternehmens in humvo⸗ riſtiſcher Weiſe bewertet durch punktweiſes Herauf und Herunter der Chancen einzelner Partefen. Die erſte Frage am Morgen im Büro lautet heute:„Wievfele Punkte haben die Konſervativen geſtern verloren oder wie⸗ viele die Labvur oder Liberalen gewonnen?“. Der hervorſtechendſte Zug im ganzen Wahlkampf liegt bei den Liberalen. Es iſt Lloyd George, dem agilſten engliſchen Politiker der Gegenwart gelungen, wenigſtens fitr den Wahlkampf die Einheit der Partei nach außen durch ſein Wahlprogramm wieder einmal herzuſtellen. Der liberale Rat, eigentlich der liberale Gegenſpieler des ehemaligen Premiers, hat beſchloſſen, das Wahlprogramm des Waliſer's zu unterſtützen. Bekanntlich liegt der Kernpunkt der ganzen Kampagne Lloyd George's in der Forderung nach Schaffung von Arbeitsgelegenheit, um ſo das Arbeitsloſenproblem zu löſen. Gigantiſche Straßenbauprofekte, ſtädtebauliche Reform⸗ programme, landwirtſchaftliche Meliorationen, gewaltige Ver⸗ größerung und Ausbau der Elektrizitäts⸗Anlagen bilden den Mittelpunkt der Lloyd Georgeſchen Wahlpolitik und ſeine Verſprechungen gehen dahin, daß es einer Regierung unter ſeinen Auſpizien gelingen werde, innerhalb 18 Monaten ohne eine Mehrbelaſtung durch neue Steuern lein wichtiger Punkt) das ganze Arbeitslofenproblem ſeiner natürlichen Löſung entgegenzuführen. Wer Lloyd George je einmal im Parla⸗ ment oder in einer politiſchen Verſammlung ſprechen hörte, weiß, welchen durchſchlagenden Erfolg dieſer redegewaltige Demagoge bei ſeinen Zuhörermaſſen mit mathematiſcher Sicherheit zu erzielen imſtande iſt. So ſehr die Konſerva⸗ tiven behaupten, ſein Programm ſei einfach finanztechniſch undurchführbar ohne gewaltige neue Steuerauflagen oder durch eine Finanzpolitik, welche zu einer langſamen Inflation führen müſſe, ſo ſehr auch die Labour behaupten, das Pro⸗ gramm des heute wieder einmal unbeſtrittenen Leaders der Liberalen ſei der Rüſtkammer der Labourpartei entlehnt, iſt es Lloyd George doch gelungen, Hunderttauſende, die ſich zu keiner Parteiſchablone bekennen, für ſein Projekt zu inter⸗ eſſieren. Wenn es der liberalen Partei gelingt, aus dem gegenwärtigen Kampf in ihrer bisherigen Stärke oder viel⸗ leicht ſogar mit einer verſtärkten Fraktion ins Unterhaus zurückzukehren, ſo wird ſie dies lediglich der unendlich zähen Arbeit des Kriegspremiers zu verdanken haben, der ganz England in dieſen vergangenen Wochen wie einen Sauerteig durchſetzt. Neben der Hauptfrage, Löſung der Arbeitsloſenfrage ver⸗ tritt die liberale Partei in ihrem Wahlprogramm nach wie vor den Grundſatz des un bedingten Freihandels, als Grundlage des britiſchen Wirtſchaftslebens. In der A u ßen politik ſteht eine beſſere Verſtändigung mit den Vereinigten Staaten an erſter Stelle, eine Milderung der Gegenſätze zu Sowfetrußland, ſoweit dies ohne Gefährdung der Sicherheit des Imperiums möglich wäre, gehört gleichfalls zum libe⸗ ralen Programm. Auf der anderen Seite iſt nicht zu ver⸗ kennen, daß eine liberale Regierung unter der Präſidentſchaft Lloyd George's eine Verſchärfung der Beziehungen zu Frank⸗ reich mit ſich bringen würde, da noch heute ber ehemalige Premier wie ein rotes Tuch auf die Franzoſen wirkt. Fer⸗ ner ſoll noch darauf hingewieſen werden, daß große Teile des breiten engliſchen Mittelſtandes die unverwirklichten Wahlver⸗ ſprechungen Lloyd George's aus dem Jahre 1919 nicht ver⸗ geſſen haben und daher heute ſeinem Programm von 1929 mit dem Hinweis auf 1919 ablehnend gegenüberſtehen. DDr „ ö 2. Seite. Nr. 200 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 1. Mai 199 Ein ganz bedeutender Zuwachs der Mandate iſt den Sozia liſten gewiß. Die Nachwahlen in den letzten 3 Jahren haben deutlich genug gezeigt, nach welcher Seite der Wind weht. Die Gewerkſchaften bilden den politiſchen Grund⸗ ſtock, die Gewährung des Stimmrechtes an Frauen nach du⸗ rückgelegtem 21. Altersjahr bringt der Labourpartei automa⸗ tiſch einen großen Zuwachs an Stimmen. Wohl gibt es auch heute noch Diſtrikte, in denen Arbeiter ſich in ihrer politiſchen Einſtellung zur Konſervativen Partei bekennen; man kann ruhig ſagen, aus traditionellen Gründen, aber mehr und mehr bringen Lohn⸗ und Arbeitszeitfragen auch dieſe Maſſen zu Labour, beſonders in Kriſenzeiten, Nach wie vor ſteht auf dem Labourprogramm die Ueber⸗ führung der Induſtrie in eine Art öffentlichen Eigentums als Hauptpunkt, über das„wie“ beſtehen jedoch innerhalb der Partei ſelbſt die größten Gegenſätze und iſt daher mehr als ſozialiſtiſches Dekorum zu werten(gleichzeitig auch für alle bürgerlich Geſinnten die Plattform für gemeinſame Abwehr bildend). Selbſtverſtändlich nehmen weitgehende ſozialpoli⸗ tiſche Forderungen einen breiten Raum in ihrem Programm ein. Am meiſten Anlaß zur Diskuſſion bieten die Fragen be⸗ züglich der Regelung der Staatsſchuld, der öffentlichen Finan⸗ zen und der noch kräftigeren Beſteuerung der höheren Ein⸗ kommen; ſtets ein Köder für die Unzufriedenen und Mittel⸗ loſen. Eine eventuelle Labourreglerung würde verſuchen, ein endgültiges Abkommen über die europäiſchen Reparationen ſchnellſtens zu fördern und ſoweit dies möglich wäre, durch eine Streichung der interalltierten Schulden. Bezüglich Frei⸗ handel oder Schutzzoll zieht es Labvur vor, darin nicht klare Stellung zu beziehen, ſpricht jedoch von möglichſt freiem und ungehindertem Warenaustauſch in der ganzen Welt ſowie freiem Konkurrenzkampf. Den ſchwerſten Stand im Kampf um die Mandate hat entſchteden die konſervative Partei, obwohl das Ab⸗ treten der gegenwärtigen konſervativen Regierung verhältnis⸗ mäßig in einen günſtigen Zeitpunkt fällt. Handel und Indu⸗ ſtrie haben ſeit ungefähr 4 Monaten einen ganz bedeutenden Aufſchwung erlebt, die Arbeitsloſenziffer, obgleich auch heute noch immer weit über eine Million, iſt doch ununterbrochen rückſchreitend, die Regierung kann auf manche Erfolge hinwei⸗ ſen, welche ein Ausfluß ihrer Tätigkeit ſind, wenngleich nicht verſchwiegen werden ſoll, daß auch manche Bemühungen im Sande verlaufen ſind. Niemand hat je behauptet, daß die gegenwärtige Zahl der konſervativen Unterhausmitglieber das Stärkeverhältnis der Partei in Stadt und Land wiederſpiegle, die gegenwärtige Mehrheit im House of commons iſt zweifellos ein Zufall und durch das eigenartige Wahlverfahren bedingt, welches die ſtarken Parteien abſolut begünſtigt und die ſchwächeren benach⸗ teiligt. Wenn auch in den konſervativen Reihen ſelbſt mit einem ſtarken Mandatsverluſt gerechnet wird, ſo zeigt ſich dennoch auf der ganzen Linie die Hoffnung, erneut als ſtärkſte Partei ins Parlament zurückzukehren und wieder allein das Steuer zu übernehmen. Die Lockungen der Rothermereſchen Preſſe(deren politiſcher Einfluß ja ohnehin nur gering iſt), die Konſervativen und Liberalen ſollten zur gemeinſamen Bekämpfung des Labburanſturmes nur den Einfrontkrieg füh⸗ ren, findet in konſervativen Kreiſen einen Anklang, da man in dieſen Kreiſen, ſeit man Lord Rothermere von den konſer⸗ vativen Parteiſchößen endgültig abgeſchüttelt hat, ſich vom Magnaten der Senſationspreſſe keinerlei Dienſte erweiſen laſ⸗ ſen will. Dies weiß Rothermere genau. Programmatiſch iſt die konſervative Partei durch ihren letzten Parteitag fixiert, der zwar nach außen das Freihan⸗ delsprinzip garantierte, jedoch in Kriſenzeiten einen weit⸗ gehenden Schutz der heimiſchen Produktion zugeſteht, ſich alſo bedingt ſchutzzöllneriſch gibt. Man weiſt darauf hin, daß es heute nicht angehe, nachdem die Lebens⸗ und Lohnverhältniſſe in den gleichen Induſtrieen auf den verſchiedenen konttnen⸗ talen Märkten total verſchiedene ſeien, gemeſſen an den eng⸗ liſchen Lebens⸗ und Lohnbedingungen, den Konkurrenzkampf dieſer Induſtrieen auf dem Boden der Gleichberechtigung Kus⸗ fechten zu laſſen. Dieſer Standpunkt hat zweifellos eine ge⸗ wiſſe Berechtigung und iſt durch die amerikaniſchen Verhält⸗ niſſe ſtark beeinflußt. Der nordamerikaniſche Markt, welcher ſein Territorium mit über 120 Millionen Einwohnern mit gang außerordentlich hohen Schutzzöllen umgeben hat, ver⸗ dankt ſeine Proſperität in erſter Linie dieſer Tatſache und erſt in zweiter Linie der ſtets fortſchreitenderen Rationaliſierung. Hand in Hand mit dieſem bedingt ſchutzzöllneriſchen Programmpunkt, geht die Forderung nach beſtmöglichſter Förderung des Abſatzes innerhalb des britiſchen Reiches und Zollbevorzugung der dem britiſchen Staatsverbande ange⸗ ſchloſſenen Einzelſtaaten, unter gleichzeitiger Wahrung der pollen politiſchen Freiheit der Dominions. Im Zuſammen⸗ hang damit ſteht auch die Förderung der Auswanderung von Engländern, Schotten und Waliſern nach den verſchiedenen Dominions und Kolonien, um ſo eine möglichſt einheitlich britiſche Bevölkerung in den britiſchen Gliedſtaaten zu ſtchern. Weitgehende finanzielle Unterſtützungen werden britiſchen Auswanderern nach den Dominions zugeſichert. Die innere Politik wird in maßgebender Weiſe ebenfalls durch den Arbeitsloſenmarkt bedingt; die füngſt zum Abſchluß gelangte Reform der Lokalverwaltung und die durch Konzeſſionen herbeigeführte Reduktion der Gütertarife für die notleidenden Induſtrien, bringt ſowohl dieſen als auch der Landwirtſchaft eine ſtarke ſteuerliche Ent⸗ laſtung. Da verſchiedene Reformen erſt mit 1. Oktober in Kraft kreten, wirken ſich dieſe heute noch nicht voll aus, laſſen jedoch das Reſultat bereits erkennen. Gewiſſe ſozialpolitiſche Programmpunkte auf dem Gebiete der verſchiedenen Fürſorge⸗ zweige ſollen Labour den Köder ſtreitig machen. Auf dem Gebiete der Außenpolitik bleibt noch einiges zu verwirklichen. Das Verhältnis zu den.S. A. muß unbe⸗ dingt ein freundlicheres Geſicht erfahren; der gegenwärtige Außenminiſter Sir Auſten Chamberlain hatte hierin eine wenig glückliche Hand. Die Flottenfrage bildet eine Klippe; einerſeits muß das Preſtige des großen Imperiums gewahrt werden, und auf der anderen Seite bedingen Rückſichten auf die Vereinigten Staaten eine gewiſſe Zurückhaltung. Nach wie vor wird der Unterſtützung des Völkerbundes beſonderes Augenmerk geſchenkt. Das Wahlreſultat wird uns in wenigen Wochen zeigen, welches Programm die großen Maſſen in Zukunft verwirklicht wiſſen wollen. A * Die Sozialdemokratiſche Partei Litauens wird auf⸗ gelöſt. Nach einer Meldung des„Memeler Dampfbootes“ aus Kowno wird aufgrund eines Erlaſſes des Innenminiſters die Litauiſche Sozialdemokratiſche Partei wegen ſtaats⸗ feindlicher Tätigkeit anfgelöſt. e Koch⸗Weſer Mitglied des Haager Schiedsgerichts. Das Reichskabinett hat beſchloſſen, anſtelle des verſtorbenen Reichsjuſtizminiſters A. D. D. Hinze Juſtizminiſter a. D. Koch⸗Weſer zum Mitglied des Ständigen Shiedsgerichts im Haag zu ernennen. ernkunt. Sowjet⸗Parteitag Moskau, 1. Mai. Der nunmehr beendete Parteitag der ruſſiſchen kommuniſtiſchen Partei hat, äußerlich geſehen, der Regierung einen vollen Erfolg gebracht. Die Verhandlungen verliefen reibungslos und die Politik Stalins und der Regie⸗ rung wurden in vollem Maße gebilligt. Die Maßnahmen der Regierung in der Bekämpfung Trotzkis und ſeiner Anhänger ſowie der rechtsgerichteten Oppoſition fanden volle Zuſtimmung. Aber die Tatſache, daß von der Notwendigkeit eines erbarmungsloſen Kampfes gegen die Oppoſition ſo viel geſprochen wurde, ſowie die Preſſekommentare können als un⸗ trügliches Anzeichen dafür gewertet werden, daß eine Oppo⸗ ſition, mit der gerechnet werden muß, noch immer vor⸗ handen iſt. A. S. A. und Rußland E Waſhington, 1. Mai.(United Preß.) Eine Aenderung in der Politik der Vereinigten Staaten gegenüber Rußland wird von der Regierung nicht in Erwägung gezogen, er⸗ klärte Staatsſekretär Stimſon in einem Schreiben, das er an den Vizepräſidentem der amerikaniſchen Föderation of Labour, Woll, als Antwort auf eine Anfrage Wolls richtete. Woll hatte ſich auf Grund des Antrages des Senators Borah, des Vorſitzenden des Auswärtigen Ausſchuſſes im Senat, der ſich für eine Anerkennung der Sowjetregierung durch die Vereinigten Staaten einſetzte, an Staatsſekretär Stimſon gewandt, um ſich bei ihm über die Haltung der amerikaniſchen Regierung zu dieſem Antrag zu vergewiſſern. 2 2 8 e 1 Aus dem ſitzungsmüden' Reichstag Berlin, 1. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Etat des Reichsarbeits miniſteriums nahm den Reichstag auch noch geſtern in Anſpruch. Der Sozialdemokrat Graßmann entwarf ein Bild der heutigen Wirtſchaft, wie ſie ſich im Kopf eines Gewerkſchaftlers vom reinſten Waſſer malt. Die Auswüchſe der Arbeitsloſenverſicherung auf dem platten Lande geißelte anhand zahlreicher praktiſcher Bei⸗ ſpiele der Deutſchnationale Mönke. Wir Bauern, klagte er, werden von den Erwerbslosen geradezu als Feinde ange⸗ ſehen, weil wir ihnen Arbeit anbieten und ſie in ihrem ruhigen Beſitz der Unterſtützung ſtören. Freilich, auch die Bauern wiſſen die Arbeitsloſenunterſtützung zu ihrem Vor⸗ teil auszunützen, die eine melkende Kuh für ungefähr alle iſt, die mit ihr zu tun haben. Der Demokrat Lemmer beſchäftigte ſich vor allem mit der Erhöhung des Kontingents polniſcher Land⸗ arbeiter. Zu ſolchen Konzeſſionen an den Großgrundbeſitz würde ſeine Fraktion nur bereit ſein, wenn zuvor feſtgeſtellt werde, daß auch der letzte arbeitswillige und arbeitsfähige deutſche Arbeiter in der Landwirtſchaft untergebracht wäre. Eine längere Diskuſſion knüpfte ſich noch an das Kapitel „Wohnungs⸗ und Siedlungsweſen“. Die Wirt⸗ ſchaftspartei ſtieß mit ihrer Forderung nach Beſeitigung der Zwangswirtſchaft natürlich auf die kühle Ab⸗ lehnung Wiſſells. Unter den heutigen Umſtänden, erklärte der Miniſter, käme ein Abbau gar nicht in Frage. Auf Anregung der Kommuniſten, die ſich offenbar den Vor⸗ bereitungen für den großen Mai⸗Kladderadatſch widmen wollten, wurde das ſitzungsmüde und, wie ſich überdies herausſtellte, beſchlußunfähige Haus auf Don⸗ nerstag vertagt. Ausſprache im Haushaltsausſchuß J Berlin, 1. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſetzte geſtern die allgemeine Beratung des Juſtizetats fort. Vorher fand die zurückgeſtellte Abſtimmung über die Saargänger ſtatt. Es handelt ſich um die Abſtimmung über die Geſtaltung des Titels des Reichsminiſteriums für die beſetzten Gebiete, der ſechs Millionen für laufende Unterſtützung der Frankenempfänger an der Saargrenze erfordert. Die ſoge⸗ nannte Streichungskommiſſion hat bekanntlich die Kürzung um drei Millionen Mark beantragt. Die Ausſprache hat ſich nun darum gedreht, ob dieſe drei Millionen nur als Anſatz für ein halbes oder ein ganzes Jahr gelten ſollen. Abg. Brüning(3tr.) erklärte namens der Regierungsparteien, daß ſie den Streichungsantrag zurückziehen in der Voraus⸗ ſetzung, daß bis zur dritten Leſung eine Bereinigung des Etats erfolge. Der Etatsanſatz wird darauf genehmigt. In der Ausſprache zum Juſtizetat erklärte Reichs ⸗ fuſtizminiſter von Guérard: Im Reichsjuſtizmini⸗ ſterium iſt nunmehr eine Aufzeichnung über die Frage einer grundlegenden Reform des Mündelſicherheits⸗ rechts ausgearbeitet und den beteiligten Stellen zugeleitet worden. Die Mietergeſetzgebung muß ſolange be⸗ ſtehen bleiben, bis Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungs⸗ markt ſich einigermaßen die Wage halten. Staatsſekretär Joel geht erneut auf die Aufwertungsfrage ein. Eine etwaige Hinausſchiebung der Fälligkeit der Aufwertungs⸗ hypotheken über 1932 hinaus könne nur gleichzeitig mit einer Hinaufſetzung der Zinſen auf den landesüblichen Zinsſatz er⸗ folgen. Nach welchen Geſichtspunkten dieſe Zinſen zu ermit⸗ teln ſeien. müßte noch geprüft werden. Mit einer Regelung dieſer Frage könne nicht bis 1932 gewartet werden. Viel⸗ mehr müſſe der Geſetzgeber ſchon bald Klarheit ſchaffen, damit die Parteien ſich auf die neue Rechtslage einſtellen können. Damit ſchließt die allgemeine Ausſprache. Angenommen wird eine Entſchließung, worin die Reichsregierung um Vor⸗ lage eines Geſetzentwurfes zur Schaffung einer auf allgemei⸗ nen Wahlen beruhenden Rechtsanwaltskammer er⸗ ſucht wird. Am Donnerstag wird im Haushaltsausſchuß mit der Be⸗ ratung des Etats des Auswärtigen Amts begonnen werden. Der Reichsgeſchäftsführer der Demokratiſchen Partei, Werner Stephan, tritt als Referent in das Auswärtige Amt, Preſſenbteilung der Reichsregierung, ein. AZwiſchen Japan und Kanada ſind nunmehr die direkten diplomatiſchen Beziehungen aufgenommen worden. Zum erſten japaniſchen Geſandten bei der Regierung Kanadas wurde der bisherige Generalkonſul in Sidney, Tokuwaga 1 in Moskau Wie Stimſon in dieſem Schreiben weiter ausführte, iſt mit einer Anerkennung des Sowjetſtaates durch Amerika, wenigſtens vorläufig, nicht zu rechnen. Wie vielleicht noch erinnerlich, hatte Staatsſekretär Hughes vor ſechs Jahren als Bedingung für die An⸗ erkennung der Sowjetregierung gefordert, daß Rußland die von den Vereinigten Staaten der Kerenſki⸗ Regierung ge⸗ währte Anleihe anerkennen ſolle, daß die amerika⸗ niſchen Bürger, die durch die ruſſiſche Revolution Verluſte erlitten haben, Schadenerſatz erhielten und daß die Sowfet⸗ regierung die bindende Verpflichtung eingehen werde, auf jede kommuniſtiſche Propaganda in den Vereinigten Staaten zu verzichten. Die ruſſiſch⸗chineſiſchen Beziehungen Nanking, 30. April.(United Preß.) Große Bedeutung für die künftige Ausgeſtaltung der ruſſiſch⸗chineſiſchen Be⸗ ziehungen wird in politiſchen Kreiſen der Tatſache bei⸗ gemeſſen, daß die Regierung den chineſtſchen Geſchäftsträger in Moskau, Liaoſchik, zur Berichterſtattung nach Nanking berufen hat. Wie verlautet, beabſichtigt die Regierung, den normalen diplomatiſchen und konſulariſchen Verkehr mit Ruß⸗ land wieder aufzunehmen, vorausgeſetzt, daß von Moskau die Verpflichtung übernommen wird, jeden Eingriff der ruſſiſchen kommuniſtiſchen Parteiinſtanzen in die inneren Verhältniſſe Chinas zu unterlaſſen. In hieſigen ausländichen Kreiſen erwartet man aller⸗ dings, daß Tſchangſuliang dieſem Plan Widerſtand entgegen⸗ ſetzen wird, da die Mukdener Regierung in den letzten Mo⸗ naten einen beſonders ſcharfen ſowjetfeindlichen Kurs be⸗ folgt hat. Rückgang der Arbeitsloſigkeit Auch in der erſten Hälfte des Monats April iſt die Ar⸗ beitsloſigkeit weiterhin zurückgegangen, da vor allem die Außenberufe viele Arbeitskräfte aufnahmen. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung betrug am 15. April insgeſamt 1 480000, davon 1 197 9000 männliche und 283 000 weibliche Perſonen. Am 23. März wurden insgeſamt 1900 000 Perſonen unter⸗ ſtützt. In der Zeit vom 31. März bis 15. April iſt alſo ein Rückgang der unterſtützten Arbeitsloſen um rund 420 000 oder 22 v. H. zu verzeichnen. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger iſt in der Kriſenfürſorge in der Berichtszeit von 192 000 auf 198 900 geſtiegen. Die Pocken in England 8 London, 1. Mai.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Infolge der unvermindert beſtehenden Pockengefahr hat die Admiralität an ſämtliche Kriegsſchiffe der engliſchen Marine den Befehl ausgegeben, daß ſich ſämtliche Mannſchaften und Offiziere, ſoweit ſie nicht in den letzten fünf Jahren geimpft worden ſind, ſich unverzüglich einer Schutzimpfung unter⸗ ziehen ſollen. In London ſind ſeit Montag abend wieder 20 neue Pockenkranke in die Hoſpitäler eingeliefert worden. Es heißt jedoch, daß alle ſeit etwa vierzehn Tagen erkrankten Perſonen lediglich eine leichte Form der Pocken aufweiſen. Nach einer Mitteilung einer mediztniſchen Autorität ziehen die Arbeiter in Nordengland merkwürdigerweiſe die Pockenerkrankung der Schutzimpfung vor.„Für dieſe Leute, erklärte der Arzt, iſt die Pockenkrankheit gleichbedeutend mit drei oder vier Wochen behaglichen Lebens und guter Nahrung. Der Umſtand, daß die Sterblichkeit der Krankheit ſich nur auf 2,3 pro Mille beläuft, trägt dazu bei, daß die Arbeiter die Pocken mit Verachtung behandeln.“ Letzte Meldungen Ergebnisloſe Verhandlungen — Berlin, 1. Mai. Im Reichsarbeitsminiſterium haben heute Verhandlungen im Lohnſtreit des Ruhrbergbaus ſtatt⸗ gefunden, die zu einem Ergebnis führten. Die Entſcheidung über die Verbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruchs ſteht unmittelbar bevor. 5 Ein italieniſcher Geſandtſchaftsbeamter in Luxemburg ermordet 5 — Luxemburg, 1. Mai. Der italieniſche Geſandtſchafts⸗ beamte Alfonſo Arena iſt von einem 20jährigen italteniſchen Schuhmacher durch einen Revolverſchuß getötet worden. Der Mörder, der ſich ſeit November 1928 in Luxemburg aufhielt, wollte von der italieniſchen Geſandtſchaft gewiſſe Papiere er⸗ halten die man ihm verweigerte. Kein Frauenwahlrecht in Belgien — Brüſſel, 1. Mai. Der Senat hat mit 69 gegen 54 Stim⸗ men den von der katholiſchen Senatsgruppe ausgehenden An⸗ trag, den Frauen für die nächſten Offizialwahlen das Wahl⸗ recht zu gewähren, abgelehnt. Schadenfeuer im bulgariſchen Parlamentsgebäude — Sofia, 1. Mai. Vermutlich infolge Kurzſchluſſes brach geſtern im hieſigen Parlamentsgebäude Feuer aus, das je⸗ doch bald gelöſcht werden konnte. Nur der Sitzungsſaal wurde beſchädigt. * 8 Danzig tritt dem Kellogg⸗Pakt und Litwinow⸗ Protokoll bei. Der Senat der Freien Stadt Danzig hat beſchloſſen, den 1 1 zum Kellogg⸗Pakt und Litwinow⸗Protokoll anzu⸗ melden. Nachtrag zum lokalen Teil Eine 21 Jahre alte Arbeiterin unter dem Verdacht des Totſchlagsverſuchs verhaftet. In vergangener Nacht wurde ein 23 Jahre alter Arbeiter aus der Neckarſtadt mit einer S ch uß wunde im Kopf in das Städt. Krankenhaus ein⸗ geliefert. Unter dem Verdacht des Totſchlags⸗ verſuchs wurde deſſen Geliebte, eine 21 Jahre alte Arbeftertu von hier, die ſich auf dem Zimmer befand, vorläufſs Verletz! geklärt. Haft genommen. bo kerſt nicht. 0 Lebensgefahr beſteht bei dem Die Urſache der Tat iſt noch nicht 42 Mittwoch, den 1. Mai 1929 Reue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe] 3. Seite. Nr. 200 Mannheim und die Belebung des Programms— Mannheim ſendet Konzerte, Theater, Vorträge, ſogar Pferderennen Im Zuſammenhang mit dem fünfjährigen Jubtläum ſeines Beſtehens wird der Südfunk vom.—11. Mai 1929 durch eine Reihe ausgeſuchter Uebertragungen von Theaterauffüh⸗ rungen, Konzerten, aktuellen Veranſtaltungen und Vorträgen die kulturelle und wirtſchaftliche Bedeutung des badiſchen Unterlandes und ſeiner geiſtigen Mittelpunkte Heidel⸗ berg, Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim in ſeinem Programm ausgtebig N 5 N — 8 M a . * 4 Freiburg hat ſich ſeinen Anteil für die bevorſtehende Aleman⸗ niſche Woche vorbehalten. Dieſe Badiſchen Funktage, in die übrigens auch der erſte Anſchluß des Badiſchen Landestheaters in Karls⸗ ruhe und des Mannheimer Nationaltheaters an den Südfunk fällt, beginnen am 2. Mai, 20 Uhr, mit einem Cellokonzert des Konzertmeiſters Karl Müller⸗Mann⸗ heim. Am 3. Mai wird aus dem Muſenſaal des Mann⸗ heimer Roſengartens ein Bunter Abend unter Leitung Carl Struves und Alfred Landorys und anſchließend Tanzmuſtik aus dem„Cafaſö“ in Mannheim übertragen. Ueber„Mannheims Stadtperſönlichkeſt“ ſpricht an dieſem Tage Dr. Joſef Behringer, über„Das Mannheimer National⸗Theater zur Zeit Schillers“ Profeſſor Dr. Walter. Das Samstags⸗Pro⸗ gramm am 4. Mai bietet ein Symphoniſches Konzert aus Mannheim, das Werken von Martin Kraus ge⸗ widmet iſt und vom Nationaltheater⸗Orcheſter, dem Chor für klaſſiſche Kirchenmuſik, ſowie dem Kergl⸗ Quartett in Verbindung mit namhaften Soliſten ausgeführt wird und als Abſchluß des Tagesprogramms einen humvriſtiſchen Pfälzer Dialekt⸗ Abend. Der 5. Mai vermittelt ſchon um 11 Uhr vormittags eine Scheffel⸗Feier aus Karlsruhe und im Nachmittagsprogramm eine Uebertragung vom Pferde⸗Rennen auf dem Mannheimer Rennplatz. Die erſte Funkreportage über ein Mannheimer Rennen. 19.30 Uhr findet die erſte Uebertragung aus dem Mannheimer Nationaltheater ſtatt. Zur Auffüh⸗ rung gelangt die köſtliche Operette„Cine Nacht in Veue⸗ dig“ von Johann Strauß. Am 6. Mai folgt aus Mannheim ein Vortrag des Heidelberger Univerſitätsprofeſſors Dr. Dibelius über„Die Heidelberger Univerſität“. Einen fröhlichen Abſchluß des Tagesprogramms bringt eine eee in Erſcheinung treten laſſen.„Alt Heidelberg Vüdiſchen Funktage Uebertragung, die alle Rundfunkteilnehmer Ohrenzeuge eines Heidelberger Studentenkommerſes werden läßt. Das Abendprogramm vom 7. Mai verzeichnet ein Soliſten⸗ konzert aus Karlsruhe und anſchließend einen Alemanniſchen Abend, in deſſen Rahmen der Konſtanzer Dichter H. E. Kromer aus eigenen Werken lieſt. Am 8. Mai hält Bürger⸗ meiſter Amberger aus Heidelberg einen Vortrag über in der modernen Entwick⸗ lung“. Außerdem wird an dieſem Tage Regierungsbaurat Blank in Mannheim über„Das Schwetzinger Schloß und ſein Park“ im Südfunk reden. Die erſte Uebertragung aus dem Bad. Landestheater wird am 9. Mai mit der Aufführung der beliebten Oper„Die Afrikanerin“ von Meyerbeer erfolgen. Dieſer Theaterüber⸗ tragung geht anläßlich der Eröffnung der von der Mann⸗ heimer Kunſthalle veranſtalteten Ausſtellung„Badiſches Kunſtſchaffen der Gegenwart“ ein Vortrag aus Mannheim von Dr. E. Strübing über„Badiſche Malerei der Gegenwart“ voraus. Am ſelben Tag ſpricht aus Mann⸗ heim um 15.30 Uhr Prof. Dr. Ernſt Schuſter von der Handelshochſchule über „Das wirtſchaftliche Mannheim der Gegenwart“ Der 10. Mai bringt zwei Vorträge aus Karlsruhe und Mannheim von Hermann Stenz über„Arbeiterſchaft und Rundfunk“ und Dr. J. A. Mitgau aus Heidelberg über„Sinn und Aufgaben des akademiſchen Studiums“. Der Abſchluß der Badiſchen Funktage bringt am Samstag, den 11. Mai, im Nachmittagsprogramm einen Vortrag von Prof. Franz Schnabel mit dem Thema„Badener im Ausland“ und im Abendprogramm eine Uebertragung des Südfunks aus Pforzheim. Wie in einer Preſſe⸗Vorbeſprechung, die geſtern abend ſtattfand, der Direktor des Süddeutſchen Rundfunks in Stutt⸗ gart, Dr. Boffinger, u. a. ausführte, iſt die Verbeſſerung des Leitungsweges für Mannheim gerade in den letzten Tagen in ein neues Stadium getreten. Durch beſondere Ver⸗ ſtärkungsvorrichtungen— der Fachmann ſagt: Pupiniſie⸗ rung— iſt ein beſonders hoher Grad von Klarheit bei der Ueber⸗ tragung erreicht.— Bereits heute abend findet anläßlich der „Roſenkavalier“⸗Vorſtellung im Nationaltheater eine Vor⸗ probe der Uebertragungen aus der hieſigen Oper ſtatt. Stäoͤtiſche Nachrichten Direktor Or. Peter Müller 7 Geſtern vormittag iſt nach längerer Krankheit in Wag⸗ häuſel der Direktor der Süddeutſchen Zucker⸗Akttengeſellſchaft in Mannheim Dr. Peter Müller im Alter von 46 Jahren geſtorben. Dr. Müller erfreute ſich in allen Kreiſen von Handel und Induſtrie und namentlich auch in der Landwirt⸗ ſchaft großer Wertſchätzung und Beliebtheit. Die Leitung der Waghäuſeler Landwirtſchaft übernahm er im Jahre 1918. Schon kurz darauf, im Jahre 1922, trat er an die Spitze der landwirtſchaftlichen Betriebe, um im Jahre 1926 die verant⸗ wortliche Aufſicht der geſamten Landwirtſchaft der Süddeut⸗ ſchen Zucker⸗Aktiengeſellſchaft zu übernehmen. Dr. Peter Müller, Hauptmann der Reſerve und Ritter des Hohen⸗ zollernſchen Hausordens mit Schwertern, hat den Weltkrieg mitgemacht. Die Feuerbeſtattung findet am Freitag im hieſigen Krematorium ſtatt. Die geputzte Brücke Wenn es regnet, dann werden die Straßen naß und ſchmutzig. Jeder weiß auch, daß die durch den naſſen Schmutz fahrenden Autos die Spritzer an alle in der Nähe befindlichen Gegenſtände ſchleudern. Welche Dame platzt nicht beinahe vor Wut, wenn ihre ſchönen hellfarbigen Strümpfe mit ſchwarzen Punkten in allen Größen bedacht werden. Welcher Herr hat nicht ſchon geſchimpft, wenn an den neuen Früh⸗ jahrshoſen die ſchmutzigen dunklen Flecke ſichtbar wurden. Aber die Menſchen können unter Umſtänden dieſem un⸗ erwünſchten Sprühregen ausweichen. Nicht ſo lebloſe Gegen⸗ ſtände. So zum Beiſpiel auf der Ebertbrücke, die den Geh⸗ weh vom Fahrdamm trennende Eiſenwand. Ihre ſchöne grüne Farbe iſt über und über mit den häßlichen Schmutzklexen be⸗ deckt. Weil aber Mannheim eine ſaubere Stadt ſein ſoll und muß, haben ſich bei ſtrahlendem Sonnenſchein am Montag früh einige Leute auf höheren Befehl daran gemacht, dieſe Wand zu ſäubern. Mit Bürſten, Gießkannen und ähnlichen Reinigungsinſtrumenten wird mit Begeiſterung die Arbeit getan. Die Brücke wird immer ſchöner. Doch ſo ein Ar⸗ beitstag iſt ſehr kurz und die Brücke iſt groß. Die Arbeit iſt noch lange nicht vollendet, als ſich der Himmel überzieht. Ein Sturm kommt auf, in Strömen gießt es vom Himmel. Natürlich wird die Straße naß, die Autos nehmen nicht die geringſte Rückſicht auf die teilweiſe friſchgeputzte Brücke. Die ganze Tagesarbeit iſt zunichte gemacht. Als die Sonne am Dienstag morgen ihre Strahlen auf die Brückenwand wirft, ſind die Spritzer ſo ſchön verteilt, daß man kaum noch ſteht, wie weit die Reinigung am Vortage vorgeſchritten geweſen iſt. Wenn aber jetzt jemand glaubt, daß ſich die Reinigungs⸗ leute über die vergebliche Arbeit ärgern würden, dann täuſcht er ſich. Auch iſt der im Irrtum, der glaubt, daß die Arbeit von vorne angefangen wurde. Mit Seelenruhe wurde au der Stelle weitergeputzt, an der man am Montag aufgehört hatte. Es iſt doch ſchön, wenn man ſich nicht aus der Ruhe bringen läßt und ſich genau an ſeine Arbeitsvorſchriften hält. Ueberhaupt hätte Petrus mit dem Regen warten können, bis die ganze Brücke ſauber war. Dann wäre ſie wenigſtens wieder gleichmäßig beſchmutzt worden. Aber ſo 228 * * Ernannt wurden die Stenotypiſtinnen Elſa Wald ⸗ vogel und Eliſabeth Weber beim Notariat Mannheim zu Kanzleiaſſiſtentinnen. * Verſetzt wurde Aufſeher Ernſt Baum bei der Kolonte Ankenbuk zum Landesgefängnis Mannheim. * Entſendung von Schulkindern auf den Heuberg. Heute vormittag um 8,15 Uhr haben 240 Kinder hieſiger Volksſchulen im Sonderzug Mannheim verlaſſen, um ſich zu einem vier⸗ wöchentlichen Aufenthalt nach dem Landerholungsheim Heu⸗ berg zu begeben. Es handelt ſich um acht Klaſſen des ſiebenten Schuljahres, die in Begleitung ihrer Lehrer die Reiſe antraten. Wir verweiſen auf den Artikel in letzter Nummer, der auf dieſe erſte Entſendung von Volksſchülern auf den Heuberg in geſchloſſenen Klaſſen Bezug nimmt. FT eee,— Erſte Enttäuſchung Skizze von Leonie Meyerhof⸗Hildeck Drei junge Frauen, Vertreterinnen dreier Künſte, ſaßen auf niedrigen Seſſeln um die runde Glasplatte eines kleinen Teetiſches.„Erſter Triumph!“ lautete das Thema. Dazu hatten zwei von ihnen ſich geäußert. Noch war die Luft um ſte heiß und bunt von den reizenden Ueberraſchungen des Debens, von den Verwirklichungen ehrgeiziger und wag⸗ halſiger Träume, als plötzlich die dritte, Emmy, die Geigerin, empor fuhr: „So— und jetzt holt einmal ein paar zerbrochene Illu⸗ ſionen hervor, berufliche nicht nur: auch menſchliche! Iſt das nicht die Münze, mit der wir von klein auf jede Freude bezahlen müſſen? Jetzt werde ich Euch von meiner erſten Euttäuſchung erzählen.„Nur keine Senſation erwarten! Zur Zeit dieſer erſten Enttäuſchung war ich noch nicht ganz fünf Jahre alt Eines Morgens, als Mama mich auf den Knien hielt— unter anderen Bedingungen hätte ich den weißblonden Hafer⸗ brei mit Milch, den ſie mir löffelweiſe ins Mäulchen ſchob, niemals geſchluckt— ſagte ſie: Heute, nachmittag, Mychen, biſt Du bei Paul Wenderow zur Schokolade eingeladen. Du darfſt Dein Hellblaues anziehen.“ O— da jubelte ich. Eigentlich wollte ich ja das Hell⸗ blaue ſchonen, weil ich es durchaus zu meiner Hochzeit an⸗ ziehen wollte. Aber immerhin war die noch weit entfernt. Vor allem galt der Freudenausbruch der Ausſicht auf eine neue Kinderbekanntſchaft: Ob Paulchen Wenderow größer ſei als ich— ob er ein ſehr artiger Junge ſei. Ob er ſchon einen Purzelbaum ſchlagen, auf einem Beine ſtehen und Druckknöpfe aufmachen könne. Fertigkeiten, die ich ſehn⸗ ſüchtig als höchſte Auswirkungen menſchlicher Vollkommen⸗ heit betrachtete.— Sie werde mich doch nicht zu einem un⸗ gezogenen, ungeſchickten Spielkameraden bringen! antwortete Mama. Sie ſagt es mit einem ſchalkhaften Liderzucken, das ich an ihr halb liebte, halb fürchtete. Erſt geſtern konnte ich es wahrnehmen, als ſie mir erzählte, Rotkäppchens Wolf habe, bevor er die Großmutter gefreſſen, ſie erſt noch ſchnell photographiert, damit das Rotkäppchen doch wenigſtens ein Bild von ihrer Oma bekäme; dabei hatte ſie mir in einem illuſtrierten Blatt ein Altfrauengeſicht gezeigt.— Den ganzen Vormittag plagte ich ſie wegen Paulchen Wenderow, mit ſeinem Soll und Haben. Irgendwie hatte der Name von meiner Phantaſie Beſitz ergriffen und wirkte ſich da in heiter⸗ erwartungsvollen Vorſtellungen aus. Ob ich ihm auch ein Geſchenk mitbringen dürfe, fragte ich bittend. Ja, aber was für eins?— Ein— eine— mm. Ach ja, einen Teddybären. Aber nicht ſolch kleinen, wie ich ſelber einen hätte. Nein, einen richtigen großen, ſo wie ich ihn vorgeſtern im Kinder⸗ wagen eines„Bekannten von mir“ geſehen hatte. Der Bekannte war ein acht Wochen alter Säugling, mit deſſen Amme ſich mein Kinderfräulein beim Spaziergang unterhielt. Nachgiebig, immer mit dem gleichen zuckenden Lächeln um die Augen, ging die Mutter mit mir in einen Spielwaren⸗ laden und erlaubte mir, ein Prachtſtück von einem Teddy⸗ bären auszuſuchen. Mit lebhaftem Nachdruck beſtand ich darauf, ihn ſelber nach Hauſe zu tragen. Aber ſchon nach einer Viertelſtunde ächzte ich unter meiner Laſt wie Chriſto⸗ phorus; nicht ungern ließ ich ihn mir von der Mutter ab⸗ nehmen. Zu Hauſe ſetzte ich ihn in mein Kinderſtühlchen, über deſſen Lehnen ſein ſilberbrauner Pelz ſtattlich hinaus⸗ quoll, und erzählte ihm Wunderdinge von dem lieben, luſtigen kleinen Jungen Paulchen Wenderow, ſeinem künftigen „Papa“. Getragen habe ich ihn erſt wieder nachmittags, als die Mutter ihn mir vor dem Gartentor der Villa Wenderow in die Arme legte, damit ich ihn Paulchen Wenderow per⸗ ſönlich überreiche. Aus der kalten Halle wurden wir in ein ſchönes, ſonnen⸗ helles Zimmer geführt. Dort kam uns ein großer, ziemlich dicker Herr entgegen, ſtand ſehr dicht vor mir und blickte mich aus nächſter Nähe mit einem freundlichen, rotwangigen Maskengeſicht, über deſſen zurückweichender Stirn ſich in weitem Abſtand kleinlockiges braunes Haar erhob, durch runde Brillengläſer aufmerkſam an. Vorüber an ſeiner Maſſigkeit ließ ich meine Blicke haſtig ſuchend durch das große Zimmer gleiten, ſo etwa in meiner eigenen Augenhöhe. Aber kein kleines Paulchen war zu entdecken. Der ſtarke Herr ſtreckte mir lächelnd die Hand entgegen:„Das alſo iſt Mychen. Ich wollte Dich ſo gern einmal kennen lernen; Deine Eltern haben mir ſo viel von Dir erzählt, kleine My.“ „Wo iſt denn Paulchen?“ wollte ich fragen; aber die Schüchternheit hielt mir die Zunge feſt. Meine kleine Hand verſchwand in einer großmächtigen Patſche mit zackig zer⸗ biſſenen Nägeln. „Siehſt Du, Mychen, das iſt er, Paul Wenderow, der berühmte Denker und Schriftſteller!“ ſagte meine Mama; im Augenlied zuckte ihr das Schelmenteufelchen. Und als ich ſtarr daſtand gelähmt von der vergeblichen Anſtrengung, „Du haſt ihm doch etwas mitgebracht— gib ihm doch Dein Geſchenk.“ „Da—1“ ſagte ich niedergeſchlagen und ſtopfte ihm mit beiden Händen den Teddy zu. Er nahm ihn herzlich lachend, dankte vielmals und fand ihn einfach prachtvoll.„Sicher ſitzt er gern im Schaukelſtuhl!“ ſagte er. Und da ſaß auch ſchon der Bär auf dem meiner Meinung nach beneidenswerteſten Platz des ganzen Zimmers. Mich führte der große dicke Paul Wenderow an den ſchön gedeckten Teetiſch; da durfte ich zwiſchen ihm und meiner Mama auf einem geſtickten Kiſſen ſitzen und wurde mit trink⸗ und eß⸗ barer Schokolade, mit Biskuit, Schlagrahm, Kuchen, Bon⸗ bons— kurz, mit allen Herrlichkeiten der Welt gefüttert. Ach, aber immer wieder ſuchten die Blicke verſtohlen nach einem kleinen Jungen, den man mir ſchuldig geblieben war. Nachher durfte ich den Tedoͤy in ſeinem Schaukelſtuhl wiegen und tröſtete ihn mit leiſe gewiſpertem Zureden. Während⸗ deſſen erzählte die Mutter unſerm Wirt etwas in einer fremden Sprache; ich hörte das unterdrückte Lachen der Bei⸗ den und fühlte mich ein bißchen gekränkt und von etwas aus⸗ geſchloſſen. a Nachher aber war ich wieder Mittelpunkt; der dicke Herr erzählte mir ein ſehr ſchönes Märchen, in dem ein Chineſe und ein ſprechender Affe vorkamen; und die Mutter brachte mich dazu, auch etwas zu erzählen: nämlich, wie ich ſie ins Krankenhaus zu einer Tante begleitete. Die Pflegeſchweſter hatte mich in den Babyſaal geführt, und dort fragte die Schweſter mich, ob ich nicht auch ſolch ein kleines Geſchwiſter⸗ chen haben möchte. Und da antwortete ich:„O ja,— aber ein ganz neues, keins von dieſen gebrauchten!“ Ich wurde ſogar ein bißchen geſchwätzig, ſo daß die Mutter meinte, nun ſei es genug, und mir mein Mäntelchen wieder anzog; daun ging es hinaus in die ſchon faſt abendliche Winterluft, die ich als etwas angenehm Friſches auf den Lippen ſchmeckte. Paul Wenderow wollte mich beim Abſchied zu dem Ver⸗ ſprechen veranlaſſen, bald einmal wieder zu kommen; dieſer Aufforderung gegenüber jedoch blieb ich ſtandhaft ſtumm und befolgte nur gehorſam den Wink der Mutter, mich für die Einladung zu bedanken. Auf dem Heimweg fragte mich die Mutter, weshalb ich denn nicht habe verſprechen wollen, bald wieder zu kommen: „War es denn nicht ſchön bei Paul Wenderow?“ „O doch“, gab ich kleinlaut zu,„es war ganz ſchön. Aber—“ „Nun—? was denn— aber?“ meine kleine zierliche Erwartung mit dieſer koloſſalen Wir⸗ kung zu einer Einheit zu verſchmelzen, forderte ſie mich auf: „Aber ſchade iſt es doch, Mami, daß wir nicht bei Paul⸗ chen Wenderow waren, als er noch ein kleiner Junge war“ r 22 RD 4 Seite. Nr. 200 2 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 1. Maf 1929 Der Mal ist Mit Regen hat der wetterwendiſche April Abſchied ge⸗ nommen. In der gleichen unfreundlichen Weiſe begann der Mai, von dem wir nun endlich das erwarten, was der ver⸗ gangene Monat nicht brachte: beſtändiges warmes, ſonniges Wetter. Die Bauernregeln behaupten zwar, wie weiter unten nachzuleſen iſt, daß ein naſſer, kühler Mai dem Land⸗ wirt Scheune und Faß füllt, aber dieſer Segen kann ſich nach unſerer Meinung auch einſtellen, wenn es warm iſt. In dieſem Fall iſt der Regen viel leichter zu ertragen und wird auch von dem einſichtsvollen Städter nicht verwünſcht, weil er weiß, daß ein trockener Mai nicht dazu beiträgt, die Preiſe auf dem Wochenmarkt zu ermäßigen. Außerdem erleichtert er auch die Aufgabe der Städt. Fuhr⸗ und Gutsverwaltung. Die Sprengwagen brauchen nicht in Tätigkeit zu treten. Der Temperaturrückgang, der mit der regneriſchen Witte⸗ rung eingeſetzt hat, iſt nicht unbedeutend. Manu greift wieder zur Ueberkleidung und nimmt ſogar den Ofen von neuem in Anſpruch, der ja wie in keinem andern Jahr ſeine Un⸗ entbehrlichkeit erwieſen hat. In der vergangenen Nacht wurde ein Minimum von 5,8 Gr. C. feſtgeſtellt. In der Nacht zum Dienstag waren es 8,6 Gr. C. Der Unterſchied in der Höchſttemperatur iſt noch größer als beim Minimum. Während am Montag mit 21,5 Gr. C. noch ſommerliche Wärmegrade erreicht wurden, betrug geſtern das Maximum nur 15 Gr. C. Heute früh war der gleiche Temperatur⸗ Unterſchied: 6,1 Gr. C. gegen 11 Gr. C. am geſtrigen Morgen. Bauernregeln Kühler Mai, gut Geſchrei.— Abendtau und kühl im Mai, bringt Wein und viel Heu.— Regnets am 1. Maientag, reg⸗ nets Obſtſegen.— Mai kühl und Juni naß, füllt dem Bauer Scheun und Faß.— Laſſen die Fröſche ſich hören mit Quarxren, wirſt du nicht lange auf Regen harren.— Wenn Spinnen fleißig weben im Freien, läßt gutes Wetter ſich prophezeien, weben ſte nicht, wirds Wetter ſich wenden, geſchiehts bei Regen, wird bald er enden.— Viel Gewitter im Mai, ſingt der Bauer * Ausstellung der Ehrenpreiſe für die Mannheimer Mai⸗ Pferderennen. Die Kollektion wertvoller Ehrenpreiſe, die in den Hauptereigniſſen der am Maimarkt⸗Sonntag, 5. Mai, be⸗ ginnenden Frühjahrs⸗Pferderennen neben den ſtattlichen Geldpreiſen gegeben werden, ſind im Schaufenſter der Firma Engelhorn& Sturm ausgeſtellt. 17 prachtvolle Stücke der Gold⸗ und Silberwarenkunſt, von denen eins das andere an Schönheit und Geſchmack überbietet, und bei denen auch der praktiſche Gebrauchswert berückſichtigt iſt, werden die Er⸗ innerung der Austragung der Hauptrennen feſthalten. * Zuſammenſtoß zwiſchen Anto und Motorrad. Zwei Autos, beide aus Heidelberg, und ein Motorradfahrer aus Heilbronn ſtießen geſtern Ecke Eliſabethſtraße und Friedrichs⸗ platz zuſammen. Es wurde behauptet, der Motorradfahrer ſei zu ſchnell gefahren. Der Lenker des einen Autos brach ſich beim Abſpringen den linken Oberarm und trug im Geſicht erhebliche Verletzungen davon. Paſſauten leiſteten die erſte Hilfe. * Sein jähriges Dienſtjubiläum begeht heute Herr Joſef Langer, Hausmeiſter und Kaſſenbote bei dem Bank⸗ haus Mary u. Goldſchmidt.— Das gleiche Jubiläum feiert heute der Kaſſier Wilhelm Knüttel, Kleinfeldſtraße 4 wohnhaft, bei der kath. Kirchenſteuerkaſſe. * Unerlaubte Ausspielung. In letzter Zeit werden von der Firma H. Brouwer u. Co. in Amſterdam Prämien⸗ karten für ein Multipley⸗Sparſyſtem angeboten. Es handelt ſich um eine Ausſpielung nach dem Schneeballen⸗ ſyſtem, bei dem dem Teilnehmer ein Gewinn im Werte von 5000 Mark in Ausſicht geſtellt wird. Der Teilnehmer wird aber nie in den Beſitz des zugeſicherten Gewinnes kommen, denn es iſt kaum möglich, die geſtellten Bedingungen zu erfül⸗ len. Das Babiſche Landespolizeiamt warnt wiederholt vor derartigen Unternehmen, die es nur darauf abgeſehen haben, unerfahrene und leichtgläubige Leute um ihr Geld zu bringen und überdies die Teilnehmer der Gefahr ſtrafrechtlicher Ver⸗ folgung wegen unerlaubter Ausſpielung ausſetzen. ! Juchhei.— Ein Bienenſchwarm im Mat iſt wert ein Fuder gekommen Heu.— Maienregen, Weinſegen.— Maientau macht grüne Au.— Regnets im Mat auf die Saaten, regnets viele Du⸗ katen.— Wenn die Johanniswürmchen ſchön leuchten und glänzen, kommt Wetter zur Luſt und im Freien zu Tänzen. — Iſt's im Mai recht kühl und naß, haben die Maikäfer wenig Spaß. Der hundertjährige Kalender ſagt für den Mai folgendes Wetter voraus:—7. warm, 10.19, heiß, 20.—23. kalt und regneriſch, 24. kalt und Eis, 25.—27. unfreundlich, 28.— 29. kalt, 30.—31. warm. Der April ſchließt mit heftigen Gewittern im Gebirge ab Hatte der April mit ſeinem erſten Tag durch den Kälte⸗ rückſchlag und ergiebige Schneefälle ſich beſonders bemerkbar gemacht, ſo brachte der letzte Apriltag im Schwarzwald als Ueberraſchung ein plötzliches GEinſetzen ungewöhn⸗ lich hoher Temperaturen, die unvermittelt auf 20 Grad und mehr kletterten. Es waren dadurch außerordent⸗ liche Wärmegegenſätze in Verbindung mit der ganzen Luft⸗ druckverteilung gegeben, ſodaß das Aufeinanderſtoßen von warmer und kalter Luft zu Spannungen und Entladungen führte. Die Folgeerſcheinung waren Frühjahrsgewitter, die in einem breiten Teil des Schwarzwaldes ganz außer⸗ gewöhnliche heftige Formen für die Jahreszeit annahmen. Der frühe Nachmittag des Dienstag war der Kern der Entladungen, die teilweiſe auch mit ergiebigen Nie⸗ derſchlägen in Form von ſcharfem Regen, vielfach auch mit ſtarkem Hagelſchlag, verbunden waren. Der Hagel fiel an einzelnen Orten faſt eine Viertelſtunde lang und hatte die Größe von Haſelnüſſen. Die Dichtigkeit des Hagelfalles läßt ſich daraus erſehen, daß Wieſen und Gärten, auch Dächer als⸗ bald mit einer weißen Schicht überzogen waren, die ſich infolge der mit den Unwettern verbundenen Abkühlung ziemlich lange hielt. Ueber beſondere Schäden iſt nichts bekannt geworden. Die Kulturen ſind infolge des langen Winters noch zu weit zurück, als daß das Eis des Hagels hätte Schaden ſtiften können. Veranſtaltungen Akademiſche Morgenfeier der Odd⸗Fellows Immer kommt man von den Kundgebungen des Unabhän⸗ gigen Ordens der Odd Fellows mit erhobenem Gefühl. So auch vom diesjährigen(110.) Stiftungsfeſt, das zehn Bruder⸗ Logen aus Mannheim, Baden, Heſſen und der Pfalz im dichtgefüll⸗ ten Hauptſaale der Harmonie vereinigte. Das fünfteilige Programm war eine Folge packender Darbietungen. Da ſpielte das Kergl⸗ Quartett in meiſterlicher Abtönung, den erſten und letzten Satz der Es⸗Dur⸗Symphonie von Mendelsſohn, da ſprach Fritz Droopy, wie immer impulſiv und aufrüttelnd, die wuchtigen Verſe ſeines Pro⸗ logs, da ſang Sydney de Vries(von Kurt Weber begleitet), mit ſieghaftem Bariton die„Anſprache des Haus Sachs aus den Meiſter⸗ ſingern“, da hielt Rechtsanwalt J. Gentil, ſeit Jahren als Führer im Leben des Ordens geſchätzt, eine Rede, die nach Inhalt und Form gleich bedeutend war. Gentil widerlegte die Skeptiker der Friedens⸗ idee durch eine bezwingende Art des Bekennertums. Für ihn haben die menſchheit⸗heglückenden Ziele des Ordens nichts Utopiſtiſches, ihm ſind ſie(wie übrigens auch dem Prologus), eine Angelegenheit jenes unentwegten Glaubens an das Gute, ohne den die Menſchheit einſach zu Grunde gehen müßte. Kein blinder Optimismus gibt ſeinem Glauben die Kraft, ſondern der Wille, über den Zwieſpalt der Par⸗ teien und Raſſen hinweg das große einigende Banner wahrer geiſtiger Freiheit über die Nöte der Gegenwart hinwegzutragen. Gentil über⸗ ſieht guch im widerlichſten Geſchäftsgebaren nicht die Anzeichen der Umkehr: im Zuwachs an geiſtigen und ſittlichen Kräften. Redner wünſcht der Welt nach dem Rauſch des Krieges einen Friedens⸗ rauſch, der alle Hinderniſſe nehme. Wenn die neue Generation als ſittliche Macht verſage, ſo habe die Menſchheit ihre ſchwerſte Niederlage zu verzeichnen. Andacht lag über dem Vormittag. Be⸗ geiſterter Beifall dankte Allen, die der Feier ſoſche Würde gaben. * Eine neue Reune im Apollotheater. Heute abend findet im Apollotheater die Erſtaufführung der großen Neubachrevue „Ohne Kleid tut mir leid“ von Robert und Ernſt Neubach, Muſik von Walter Kollo und Fredy Raimond ſtatt, Das Enſemble beſteht aus Mitgliedern des Wiener Bürgertheaters, die ſich zur Zeit auf einer Gaſtſpielreiſe durch die deutſchen Hauptſtädte befindet. Direktor Robert Neubach leitet die Aufführung perſönlich. X. Aus dem Lande Ständiges Sinken der Arbeitsloſenzahl * Heidelberg, 28. April. Nach dem Wochenbericht des Ar⸗ beitsamtes Heidelberg ſtehen in der verſicherungsmäßigen Ar⸗ beitsloſen⸗Unterſtützung gegenwärtig 4362 männ⸗ liche, 3695 weibliche, d. ſ. 8057, in der Kriſenfürſorge 1096 männliche und 465 weibliche— 1561, insgeſamt 5458 männliche, 4160 weibliche, zuſammen 9618 Perſonen, was einer Ab⸗ nahme von 1101 Perſonen gegen die Vorwoche ent⸗ ſpricht. Von den Unterſtützten entfallen insgeſamt auf die Stadt Heidelberg 2653 Perſonen. * UI Hemsbach(A. Weinheim), 29. April. Nach ihrer geſtri⸗ gen Frühfahrsſchlußprobe veranſtaltete die Frei w. Feuer⸗ wehr Hemsbach einen Dienſtausmarſch in den Wald, um vor allem die Mitglieder der Wehr mit den für Waldbrände vom Miniſterium des Innern in Karlsruhe herausgegebenen Richtlinien und Beſtimmungen vertraut zu machen. Bei der Uebung gab der erſte Kommandant prak⸗ tiſche Anleitungen zur Bekämpfung der Waldbrände. Auf dem Heimmarſch hatte man in der„Roſe“ in Laudenbach noch ein Plauderſtündchen mit der Freiw. Feuerwehr Laudenbach. * Karlsruhe, 30. April. Unter großer Beteiligung fand geſtern auf Einladung des Heimfürſorgevereins die Einweihung und Eröffnung des evangeltſchen Schutz ⸗ heimes für Mädchen und Frauen„Daheim“ ſtatt. Der Leiter des Jugend⸗ und Wohlfahrtdienſtes, Jugendpfarrer Kappes, wies darauf hin, daß das„Daheim“ einen neuen Typus unter den badiſchen Fürſorgeheimen dar⸗ ſtelle. Es wolle ſolche Gefährdete aufnehmen, die in der Stadt berufstätig ſind, aber an ſich ſelbſt oder der Familie keinen Halt haben. Es wolle alſo die Familiengemeinſchaft erſetzen. Das Heim würde neben acht bis zehn Säuglingen und Kleinkindern etwa 40 Jugendliche und Erwachſene auf⸗ nehmen können. Nach einer Reihe weiterer Anſprachen fand eine Beſichtigung des ſehr ſchönen und praktiſch eingerichteten Heimes ſtatt. ————— d ̃— Veranſtaltungen Mittwoch, den 1. Mai Nationaltheater:„er Roſenkavalier“,.00 Uhr. Apollotheater: Die Wiener Neubach⸗Revue in„Ohne Kleid, tut mir leid“,.00 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra:„Paris die Stadt der Liebe“.— Schau⸗ burg:„Lockruf des Goldes“.— Ufa:„Der Patriot“.— Palaſt⸗Theater:„Das größte Opfer“. Sen la⸗ Theater:„Die Hölle der Jungfrauen“.— Capitol:„Der Zigeunerprimas“.— Glorta⸗Palaſt:„Moles⸗Marionetten⸗ theater“. Muſeen und Sammlungen: 5 Gemälde⸗Galerie im Schloß: Mittwoch u. Sonntag 11—1 u.—5 Uhr, Schloßmuſeum: Dienstag b. Samstag 101,—5, Sonntags 11—5 Uhr. Schloßbücherei:—1,—7 Uhr.— Muſeum für Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm. von—85 Uhr; Dienstag—5 Uhr; Mittwoch—5 Uhr: Freitag—7 Uhr.= Planetarium: Vortrag 5 Uhr. Schluß des redaktionellen Teils Kaminskis„Jürg genatſch⸗ Uraufführung in Dresden Heinrich Kaminski hat ein eigenartiges Bühnenwerk geſchaffen, indem er eine Schauſpieldichtung mit einer Oper zu einem geſchloſſenen dramatiſchen Kunſtwerk verſchmolz, das den Titel„ürg Jenatſch“ führt und deſſen Urauffüh⸗ rung am Samstag im Opernhauſe ſtattfand. Es treten alſo Schauſpieler mit Opernſängern gemeinſam auf, ſodaß Schau⸗ ſpiel⸗ mit Opernſzenen wechſeln und zuweilen in die ge⸗ ſprochenen Dialoge Geſänge für Soloſtimmen und Chöre ver⸗ pflanzt werden. Dieſer Dualismus iſt Kaminski bis zu einem gewiſſen Grade geglückt, aber im Verlaufe des Abends zeigte ſich doch, daß einem ſolchen Zwitterſtück bedenkliche Schwächen anhaften und der Dichter⸗Komponiſt ſchwerlich Nachahmer finden dürfte. So macht es einen unſchönen Eindruck, wenn der Geſang des Schauſpielers dadurch vorgetäuſcht wird, daß er den Mund wie zum Geſang öffnet und ſchließt, aber hinter 8 e der Opernſänger ſteht, der in deſſen Vertretung ſingt. Kaminski bat ſich einen feſſelnden Stoff zu ſeinem „Muſtk⸗Drama“ gewählt: Die Kämpfe des Katholizismus mit dem Proteſtantismus in Graubünden und den angeſchloſſenen Bünden, in denen Spanier eine Art Bartholomäus⸗Nacht ver⸗ anſtalteten, bis in Jürg Jenatſch den Anhängern der evan⸗ geliſchen Lehre der Held erſtand, der Graubünden befreite. Später geriet Jenatſch in Venedig in Konflikte, in die der franzöſiſche Herzog Rohan, ein Hugenptt, rettend eingriff, Um ſeines Vaterlandes willen opferte Jenatſch den Herzog, fiel aber auf dem Gipfel ſeiner Macht ſelbſt einer Verſchwörung und der Rache ſeiner Jugendliebe, deren Vater er erſchlug, zum Opfer. Conrad Ferdinand Meyer hat den Stoff in einer wundervollen Novelle verarbeitet, die den gleichen Namen Jürg Jenatſch trägt und die Kaminski als Grundlage zu ſeinem Werke benutzt hat. Er hat es trefflich verſtanden, den verzweigten Stoff zuſammenzuziehen und die dramatiſchen Vorgänge in den Vordergrund zu ſtellen. Wenn man dem Dichter Kaminski Anerkennung nicht verſagen darf, ſo noch weniger dem Komponiſten, wenn auch zugeſtanden werden muß, daß das Werk in der erſten Hälfte von bezwingender Traft iſt, aber doch in den letzten Akten etwas verblaßt. Kaminskis charakteriſtiſche, harmoniſch⸗klangvolle und prächtig inſtrumentierte Muſik, die in den Aktvorſpielen, den Chören und Sologeſängen ihre Höhepunkte hat, nimmt für die muſi⸗ kaliſche Schöpfung ein. Die Aufführung war der Staatsoper würdig: für ſie zeich⸗ neten als Spielleiter der Oberregiſſeur der Oper, Erhardt und der des Schauſpiels, Gielen, die ihre ſchwierigen Auf⸗ gaben überraſchend gut löſten; ferner als Leiter des muſika⸗ liſchen Teils Generalmuſikdirektor Buſch, deſſen geiſtigbe⸗ deutſame Künſtlerarbeit an Kaminskis Muſik erfreulich war, und Carl Pembaufr, der die z. T. prachtvollen Chöre ein⸗ ſtudiert hat. Den Schweizer Helden Jenatſch ſpielte Decarli, ſein Weib Antonie Dietrich, den Herzog Rohan Steinböck, die Herzogin Grethe Volckmar und den Fauſch Erich Ponto, die durchweg ihre Charakteriſierungs⸗ und Darſtellungskunſt aufs Eindringlichſte dokumentierten. Von den Opernkräften mögen ihrer glänzenden geſanglichen Leiſtungen wegen Eliſa Stünzner, Lorenz, Bader, Schoepflin, Helene Jung, Ermold und Schoeffler rühmend hervorgehoben ſein. Das ausverkaufte Haus bereitete dem Werke einen vollen Erfolg, konnten doch auch die Hauptdarſteller mit Hein⸗ rich Kaminski, Buſch und den Regiſſeuren wiederholt auf der Bühne erſcheinen. G. Irrgang. O Konzerte in Ludwigshafen. Die Saiſon geht zu Ende, auch in Ludwigshafen. Das letzte Symphoniekonzert der J. G. Farbeninduſtrie brachte neben dem„JFeſtlichen Präludium“ von Strauß die große g⸗moll⸗Symphonie von Mozart. Man kennt die Sorgfalt und die Liebe, die Pro⸗ feſſor Boehe im Pfalzorcheſter gerade auf Mozart ver⸗ wendet: ſo wurde auch dieſe Symphonie mit allen Zaubern ihrer klaſſiſch ſchwebenden Geiſtigkeit, aber auch in ihrem ganzen tragiſchen Ethos dargeboten. Zwiſchen den beiden Werken ſpielte Profeſſor Havemann Berlin Mozarts Asdur⸗Violinkonzert und op. 64 von Mendelsſohn⸗ Bartholdy: virtuos, auch ausdrucksvoll, aber ohne die letzte Lockerung im Techniſchen und ohne dee äußerſte ſeeliſche Wärme. Kein vollwertiger Erſatz für Alma Moodi, die ur⸗ ſprünglich ſpielen ſollte, aber in letzter Minute abſagte.— Das letzte Philharmoniſche Konzert des Pfalz⸗ orcheſters wartete mit einer Erſtaufführung auf, mit H. W. von Waltershauſens„Orcheſterpartita über drei Kirchenlieder“(op. 24). Hoeßlin hat das Werk vor einiger Zeit in Elberfeld aus der Taufe gehoben, auch die Ludwigs⸗ hafener Aufführung war für den Komponiſten ein achtbarer Erfolg. Waltershauſen knüpft darin an ſeine„Polyphonen Studien“ an, verfolgt eine Vielſtimmigkeit, die nicht zuletzt in Bachs„Kunſt der Fuge“ ihre„Quelle“ hat. Eine Tripelfuge üher„Vater unſer im Himmelreich“, ein figu⸗ rierter Choral(„Herr, wie du willſt, ſo ſchicks mit mir“] und Variationen über„Ein ſeſte Burg iſt unſer Gott“ ſind zu einer Suite geiſtvoll zuſammengefaßt. Keine Einleitung, kein Uebergang, die nicht thematiſch wären; und ein Zeichen für die wohldurchdachte, wenn auch nicht immer zwingende künſtleriſche Arbeit, daß das polyphone Gewebe niemals un⸗ überſichtlich wird, daß vor allem auch die klanglichen Mög⸗ lichkeiten des modernen Orcheſters vollauf zu ihrem Rechte kommen. Profeſſor v. Waltershauſen, bekanntlich Direktor der Akademie der Tonkunſt in München, dirigierte ſein Werk ſelbſt; ſauber das Spiel des Pfalzorcheſters. Be⸗ ſchloſſen wurde der Abend mit Bruckners„Siebenter“. Profeſſor Boehe ließ dieſes Gloria im heißen E⸗dur⸗Glanz in ſeiner ganzen barocken Klangpracht erſtrahlen, nur dem Scherzo hätte man, bei aller dynamiſchen Differenzierung, mehr von der„heidniſchen Naturkraft“ Oberöſterreichs ge⸗ wünſcht. Allerdings waren die Streicher zu ſchwach beſetzt, ſodaß man bei ihnen die ſinnliche Wärme Bruckners nicht recht deutlich hatte; ein um ſo ſchwerwiegenderes Manko, als gerade in dieſer Symphonie; man denke nur an das eis⸗moll⸗ Adagio mit ſeinen„Rheingold“⸗Tuben, das Blech zu beſon⸗ deren klanglichen Steigerungen geführt wird.— Erwäh⸗ nenswert noch ein Chor⸗Konzert, das Konzert der Arbeits⸗ gemeinſchaft Concordia Frieſenheim und Sing⸗ verein Frieſenheim, die Schuberts„Geſang der Geiſter üher den Waſſern“ und das„Requiem“ von Hugo Kaun eindrucksvoll herausbrachte. Die ziemlich hochliegende Partie des Sologlts im„Requiem“ wurde von Erna Schlüter klangſchön und durchgeiſtigt in der Auffaſſung geſungen— eine ganz entſcheidende Stütze der Aufführung. * 8 5 * 4 — F Mittwoch, den 1. Mak 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Seite, Nr. 200 Nachbargebiele Vorſätzliche * Dudwigshafen, 29. Branudſtiftung April. In der vergangenen Nacht gegen 4 Uhr ſteckte ein 26 Jahre alter arbeitsloſer Tag ner von hier ſeine Wohn baracke an der Sebaſtian⸗Bachſtraße vorſätzlich in Bran d. Die Baracke brannte mit einem Bett und einigen Kleidungsſtücken vollſtändig ab. Durch die Be⸗ rufsfeuerwehr wurde der Brand gelöſcht und ein Ueber⸗ greifen des Brandes auf die nebenan befindlit chen Baracken verhindert. Der Täter wurde feſtgenommen. e im Odenwald * Michelſtadt i.., 30. April. Die Gendarmerie hat Hei verſchiedenen Einwohnern, die im Verdacht des Waffen⸗ beſttzes ſtanden, Hausſuchungen vorgenommen und hat dabei mehrere Karabiner, Piſtolen, Seitengewehre, Stahl⸗ helme und Munition zutage gefördert. Die Beſitzer der Waf⸗ ſen ſollen der Nationalſozialiſtiſchen Arbeiterpartei angehören, die gerade im hinteren Odenwald in letzter Zeit eine lebhafte Agitation betreibt. * * Jockgrim, 29. April. Sechs Handwerker von hier mit dem Zuge in den Schwarzwald gefahren, um einzukaufen. Die Heimreiſe wurde mit einem, vom verkäufer zur Verfügung geſtellten Auto unternommen, das geſtern nachmittag in der Nähe von Jockgrim aus bisher noch nicht geklärter Urſache umſtür zte. Sämtliche Inſaſſen wurden erheblich verletzt. O. Sch. Frankfurt, 29. April. Neben den üblichen kleine⸗ ren Unglücksfällen ereigneten ſich in Frankfurt in der Nacht von Sonntag auf Montag einige ſehr ſchwere Fälle, die Men⸗ ſchenleben koſteten. Der Chauffeur Emil Moſes unternahm mit einem großen Sechsſitzer eine Autoſchwarzfahrt und fuhr in voller Fahrt wider einen eiſernen Gartenzaun, waren Holz Holz⸗ wobei ſich der Wagen überſchlug. Der Metzgerburſche Doerig aus Kirdorf war ſofort tot, der Chauffeur Moſes und eine Ehefrau namens Schmidt trugen lebensgefährliche Verletzun⸗ gen davon. Vor einigen Tagen ſtürzte während der Abend⸗ vorſtellung im Zirkus Krone der Artiſt Grimm bei einer ſogenannten LDuftnummer von der Zirkußkuppel⸗ Grimm wurde ſchwer verletzt, mit Zerreißungen der Leber und Niere mach dem Krankenhaus geſchafft, wo er Sonntag nacht ver⸗ ſchieden iſt.— Eine politiſche Meſſerſtecherei forderte ebenfalls ein Todesopfer und vier Schwerverletzte. Am Samstag abend Hielten Nationalſozialiſten und Reichsbannerleute wieder die üblichen Umzüge, deren Zweck nicht recht erſichtlich iſt, und die letzten Endes immer nur eine Beläſtigung der Anwohner der Straße bedeuten, die durch das Getrommel und Gepfeife in Mitleidenſchaft gezogen werden. In der Langeſtraße ſtießen die beiden feindlichen Parteien zuſammen und bald war die übliche wüſte Schlägerei im Gange. Wie immer gehen die Zeugenausſagen über die Schuldfrage auseinander, Tatſache iſt, daß der Nationalſozialiſt Schütz von einer Anzahl 8 mit einem gekrümmten Gärtnermeſſer in der Hand geſehen wurde. Er iſt im Augenblick noch nicht vernehmungsfähig, da er bei der Balgerei ſelbſt verletzt wurde. Goerichtszeitung Zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt Vor dem Erweiterten Schöffengericht Eſſen wurde gegen Karl Lindemann und Willi Hübſche verhandelt, die gemeinſam mit den Gebrüdern Heidger vor Jahresfriſt verwegene Raubtaten in der engeren und weiteren Umgebung Eſſens verübten. Die beiden Hauptbeteiligten an allen dieſen Verbrechen waren die Gebrüder Heidger, die in Köln Rur als Leichen in die Hände der Polizei fielen. Zur Ab⸗ mrteilung ſtanden der Raubmord an dem Knappfſchafts⸗ ſekretär Küppers in Byfang, bei dem die Täter 18 000 Mark erbeuteten, der verwegene Ueberfall auf die Reichsbankneben⸗ ſtelle in Gladbeck, der den Verbrechern 35 000 Mark einbrachte, ferner ein Einbruchsdiebſtahl in München, bei dem ſich die Täter Päſſe beſchaffen wollten. Nach zehnſtündiger Ver⸗ handlung am 29. April beantragte der Vertreter der Anklage gegen Hübſche eine Zuchthausſtrafe von 8 Jahren und gegen Lindemann eine ſolche von 12 Jahren. Tödlicher Verkehrsunfall— Freiſpruch In der Maudacherſtraße in Mundenheim wurde am B. März ds. Is. nachts 2 Uhr der Maurermeiſter Franz Weiß, der auf ſeinem Fahrrade fuhr, von einem Mutter⸗ ſtadter Perſonenauto erfaßt, zur Seite geſchleudert und dabei getötet. Der Süh zer des Perſonenkraftwagens war der 32 Jahre alte Apotheker Stephan von Mutterſtadt, der ſich am 30. April vor dem Großen Schöffengericht Ludwigs ⸗ hafen wegen fahrläſſiger Tötung zu verantworten hatte. Die Beweisaufnahme ergab aber, daß der Getötete ſelbſt ſchuld war an ſeinem Tode, indem er trotz Signal nicht auswich, vielmehr in das langſam fahrende Auto hineingefahren war. Auf Grund des Beweisergebniſſes ſprach das Gericht den An⸗ geklagten frei. Blick auf die zwei breiten Hauptsitze. Beachten Sie die große Sitzbreite von 96 em! nicht behindert. hineinzwängen müssen. Schließlich fordern Sie einen großen Gepäckraum, im hinteren Teil des Wagens besitzt, der aber gleichzeitig als Reserve- Sit-? für eine DKW erfüllt diese wie alle anderen Forderungen, einen Wagen stellen müssen. bahn. Im Land der ſchwarzen Berge Die A Ae Jahrer an der Adria und in Montenegro Als es hinausging aus dem brientaliſchen Sarajewo, leuchteten die Berggipfel ringsum in ſonnenvergoldetem Schnee. Kalt war es und der Erdboden war gefroren. Dieſe Fahrt durch das ſteinige 5 des Karſt wird allen in. r Erinnerung bleiben. Sie war ein turiſtiſches Ereignis. Aber es war ja nicht nur die ſchöne neue Welt, durch die wir A Dal⸗Fahrer fuhren— es war nicht nur das ſonnige Wetter, waren nicht nur die guten, teils ſehr guten Landſtraßen... es waren auch die herzlichen und jubelnden Be⸗ grüßungen, die uns unvergeßlich ſein werden. Das„Heil Deutſch⸗ land!“„Willkommen!“„Bravo“,„Viva“,„Hoch Ihr Deutſchen!“— alle dieſe Zuſttimmu fe hörten wir immer wieder. Und wenn auch dies Land der Steinwüſten des Karſt faſt unbewohnt iſt und leer— irgendwoher waren ſie doch gekommen, die Hunderte, Tau⸗ ſende, die winkten, grüßten, die Blumen warfen, fa, den erſten ſchönen, vollblühenden Flieder. Ueber den hohen, aber für leiſtungsfähige Kraftfahrzeuge nicht ſchwierigen Jvan⸗Sattel ging es ins Tal der Narenta. Die Straßen waren ab Saraſewo durch Bosnien, Herzegowina und an der dalma⸗ tiniſchen Küſte wett beſſer die kroatiſche Strecke von Agram nach Sarajewo. Nur daß die Holzbrücken mit dicken Längsbalken in zwet Teile geteilt ſind zwecks Innehaltung der Fahrordnung(allerorts im fugoflaviſchen Land), iſt eine Verkehrsgefährdung, die ſchleunigſt be⸗ ſeitigt werden muß, wenn Jugoſlawien auf Autoturtsmus Wert legt. Mehrfach rammten Wagen dieſe ganz überflüſſigen Längsbalken, und vielleicht war es auch ſolch' vermaledeiter Längsbalken, der einem Fahrer und ſeiner Gattin beinahe das Leben gekoſtet hätte. Jeden⸗ falls war der Stoewer⸗ Achtzylinder dieſes Fahrers am Ende der Brücke in jäher Linkskurve abgeſtürzt, obgleich nicht die geringſte Veranlaſſung für dieſen Sturz vorzuliegen ſchien. Vielleicht war auch der Gashebel mit dem Bremshebel verwechſelt worden— wie dem auch ſei: der Stoewer lag 8 Meter tief auf einem Eiſenbahn⸗ damm, unmittelbar an der rauſchenden Narenta. Und hätte das ſtabile Verdeck und hätte das gute, bruchſichere deutſche Material dem gewaltigen Sturz nicht ſtandgehalten— die beiden Wageninſaſſen wären nicht mit dem Leben davongekommen, ſondern über den ſchmalen Eiſenbahndamm hinweg in die Narenta geſtürzt. So aber kamen ſte leicht verletzt davon. Nur der ſchöne Stoewer blieb ſchwer beſchädigt, aber dennoch in bewundernswerter Verfaſſung auf dem Bahndamm zurück. r, als Moſtar, die Hauptſtadt der Herzegowina, ſtand ganz im Zeichen des Kommers der ADAc⸗Fahrer. Flaggenſchmuck an jedem Hauſe, eine Militärkapelle an der Mittag⸗ ſtation, frohes Volk und beurlaubte Schulkinder, klaſſenweiſe aufge⸗ reiht, an den Straßen— ſo war dieſer Einzug in Moſtar wieder ein Triumphzug. Die hiſtoriſche Brücke wurde beſichtigt, und dann ging es weiter, hinein in die endloſen, ſonnendurchglühten Stein maſſen des Karſt. Welch! Temperaturunterſchied zwiſchen dem kalten Sarajewo und bieſem baumloſen, ſonnendurchglühten und dennoch durch ſeine wild⸗ zerklüfteten Steinmaſſen unendlich eindrucksvollen, adriauahen Hoch⸗ land! Hier oben briet man in Sonnengſut, hier kochten wleder einige Kühler. Nach langer, intereſſanter Steinwüſtenfahrt endlich, plötzlich unter tiefblauem Himmel die tiefblaue Adria! Und ſchon auf der Talfahrt hinab zum Bautenwirrwar von dem in Dubrownik umgetauften Raguſa ſüdliche Flora: Eypreſſen, Agäven, Kakdeen, Pinien, bunte, fremdartige Gewächſe. Bald tſt Raguſa erreicht— ein Tag unvergeßlicher Eindrücke liegt hinter uns. Am erſten Fahrtag gab es im ſonnigen Adrig⸗Städtchen Raguſa Feſtempfang vor altehrwürdigem Rathaus. Die Straßen ſind für An⸗ und Abfahrt der AD Ace⸗Fahrer freigehalten. Gendarme und Stadtpoltzei ſorgen für Abſperrung. Der Bürgermeiſter von Raguſa hielt die Willkommenrede. Von internationaler Verſtändigung durch Tourismus, durch Sich⸗Kennen⸗Lernen ſprach er, und von der Freude, die Alt und Jung durch das gommen der deutſchen Automobiliſten bereitet worden ſei. In ſein Hoch auf die Auslandsfahrer, auf Deutſchland und Reichspräſidenten von Hindenburg ſtimmten alle be⸗ geiſtert ein. Herr Treſch als ſtellvertretender Fahrtleiter(Sport⸗ präſibent Kroth hatte inzwiſchen zwecks Teilnahme an internatlona⸗ lem Kongreß Auto⸗Schlafwagen⸗ und Luftfahrt nach Berlin gemacht) zeichnete den Bürgermeiſter durch die goldene AD AcC⸗Ehrennadel aus. Und als dann aus vielen hundert Kehlen, muſikbegleitet von jugo⸗ ſlawiſcher Militärkapelle, das Deutſchlandlied klang, da ſah man in manchem Auge hüben und drüben Tränen der Rührung über dieſe ſchöne, völkerverbindende Feter unter heißer Sonne des Südens und unter dem Azurblau des Adriahimmels. Und dann hielt J. Treſch ſeine große Rede namens der Fahrtleitung. Sie war weit mehr als ein Dank für Aufnahme und Gaſtfreundſchaft, war eine Kundgebung für den Frieden, für deutſches Wollen, und war Anerkennung für alles, was Jugoflawien und ſein Volk uns deutſchen Kraftfahrern ge⸗ boten hatte. Erſt wars die deutſche Reichsmarine, ſo ſagte Herr Treſch, die in Raguſa zu Beſuch war. Dann flog der Zeppelin mit dem Konzert deutſcher Maybach⸗Motoren über die Adriaküſte, und jetzt ſind die deutſchen Automobiliſten in dies ſchöne, leider noch zu wenig beſuchte Land gekommen. Und alle dieſe Beſuche mögen von gleichem Geiſt zeugen und won gleichem Willen: dem der Freundſchaft. Nach einem Ruhetag ging es dann hinein ins Land der ſchwarzen Berge, nach Montenegro. Zunächſt längſt der Adriaküſte, dann wieder hinab zur tiefblauen Bucht, immer zwiſchen Felswand und Waſſer, allminutlich neue Ein⸗ dicke, neue Blicke auf ſchneegekrönte und auf ſchwarzſtarrende Berge, auf hochragende Kaſtelle und auf zerfalleue Burgen, auf am Ufer blühende Fliederſträucher und auf die Kriegsflotte Jugoſlawiens, die hier einen ihrer Haupthäfen hat, Cattaro iſt Endpunkt der Giſen⸗ Ab hier führt nur die gigantiſche Lopden⸗Straße über den Wenn Sie ein Kleinauto kaufen,* achten Sie, daß Sie darin becuem Platz finden wie bei Es hat für Sie keinen Zweck, Sie sich kaum rühren können, ermuüden, daß Sie ein Auto kaufen, daß Ihnen das Fahren zur Qual wird. — 3. und 4. Person dienen kann. Ueberzeugen Sie sich hiervon eine Probefahrt beim DK W- Autovertreter: Achten Sie auf unsere Anzeigen: Bekannt- gabe weiterer wichtiger Punkte, die Sie beim Kauf eines Autos beachten müssen, folgt, Telephon 52530 Alwin Haupt! Mannheim Telephon 52530 Waldhofstraße 7 iſt wahrlich die impoſanteſte B ergſtraße Europas, in dem in dem Sie nach kurzer Fahrtdauer 80 Fordern Sie eine Sitz- breite von 96 em, wie Sie der DKW. Wagen aufweist, und achten Sie darauf, daß das Steuerrad Sie beim Fahren in Ihrer Bewegungsfreiheit Die Polster müssen bequem und gut gefedert sein. Auch breite Türen sind erforderlich, durch die Sie sich nicht Die Tür des DKW-Wagens ist 74 em breit. Wie ihn DKW Joch und keine Furka⸗ oder Grimſelſtraße iſt größer in techniſchen Anlage, keine andere ſo erhaben über die Natur Spitzkehren ſchlängelt ſich die Loveen⸗Straße ab Cattaro, höhe ccſo, Meter Höhe. Und die zwiſchen 970 hinauf auf 1277 werden klein, des Feſtungsanlagen von Cattaro— ſie a1 höher man heraufkommt, dem Schneegipfel Lov Eine Gigantenwelt iſts, die man gier von oben betrach klüftetes Gebirge, mit Schneefetzen durchpeitſcht, und dan: der grüne, ſprieſende Frühlind der Küſte, das ſpie elzeugkleine gewirr von Cattaro, die Nußſchälchen der der Kriegsſchiffe im Hafen des grünblauen heißt oftmals Rückwärts⸗Setzen, ſo eng und ſo ſpi Aber ſie ſind eingeſüäumt mit feſter Mauer, Löcher und Riſſe dieſer Mauer zeugen davon, zeug gegen dieſe Mauer gefahren war. Nur wenige Wagen waren es, die Schnees wagten. Qualitätswagen. Die die Horch 8, die als Bergſteiger berühmten n Adler, und fuſt auf der Paßhöhe trafen wir fixen Hanomag mit Wilhelm Höpfner am Steuer. verraten: die Bedenken, die eine Anzahl von Teilne Fahrt auf den Lopcen hatten, waren unbegründet wagen muß den Loveen bezwingen können! Talfahrt ins montenegriniſche Land! Nach wenigen Kil ſchon iſt die Hauptſtadt Cetinje erreicht. Hauptf Aber dennoch Operetten⸗Metropoleth Ein paar hu Häuſer, überragt von den beiden zwetſtöckigen Bank dem früheren Königsſchloß, von dem großen, quadrati Regierungsgebäude. Deſſen Köntgsſaal war den A zum Mittageſſen reſerviert.(Wie wir uns fühlten!) Dr Militärmuſik. Die Vertreter von Stadt und Land aber Fremdenführer klagten: es ſet nicht nett von denen in Raguſa, d ſie den fremden Autlern immer und immer wieder Angſt r den Spitzkehren des Loveen und vor angeblichen Schneeſchwierigl Das bezwecke nur, die Gäſte in Raguſa zu behalten und nicht benen kommen zu laſſen in dies Märchenland der ſchwarzen Berge halb hiermit kundgetan und geraten ſet: un daß f ins Re Jenz na die e dieſe Tour Mercedes⸗B derer, Nn Eb * wer nach Raguſa fäl nach Cattaro, verſäume nicht dieſe Wunderfahrt nach Cetin fe. iſt dre große Bergſtraßenfahrt Europas! Reichsflaggen hier im einſtigen Königsſitz Cetinje. Zeitungen in den beiden Hotels. Deutſche Zurufe, wohin w men. Mit einem Lächeln auf den Lippen fährt man durch die Str dieſer Landes hauptſtadt, freut ſich über die originellen 1 freut ſich, daß man allen Warnungen zum Trotz dieſe Fahrt gemacht hat, denn ſie war die ſchönſte der Jugoflawien⸗ Etappen! Slegfried Doerschlag. Pferdesport Strausberg(30. April): 1. Landhaus 3 2200 J. 2800 Meter: 1. M. bergs Neuland(W. Schmidt); Aufklärung; 3. Doktor. Fe ſen: en e Valant, e Duwiſip. Tot: 20, Pl: 13, 1751 2. Matden⸗Jagdrennen. 2200. 3000 Meter: 1. N. eee Geabhii (Müſchen); 2. Filmſtar; 3. Spekulation. Ferner liefen: Treuherz, Valld, Filanda, Foxtrott, Optum, Turnei, Quadriga. Tot: 20, Pl: 14, 16, 25:10. 3. Verkaufs⸗Flachrennen. 2200. 1280 Meter: 1. Frau J y Opels Latina(Böhlke! 2. Felſen; 3. Norjana. Ferner liefen: Altika, Dar es Salaam, Die Rache, Viola. Tot: 17, Pl: 12, 12, 18:10. 4. Lehn inger⸗ Jagdrennen 2200. 3000 Meter: 1. O. Caminneeis Gladiator(Hauſer); 2. Eiche; 3. Guſtel. Ferner liefen: Garragan, Deutſcher Michel, Verſuch. Tot: 15, Pl: 11, 14:10. 5. Durch⸗Jagdrennen. Ehrpr. u. 3000 4. 8800 Meter: 1. R. Hinz Lebensmut(W. Schmidt); 2. Doktor Mabuse; 3. Fata e Ferner liefen: Merkur 2, Barfuß, Werden Erdferkel, Manitou, Raute Tot: 46, Pl: 18, 19, 82:10. 4. Annatal⸗Ausgleich. 2200 ,, 1800 Meter: 1. O. Turgels Otto⸗ gebe(Grabſch) 2. Nutria; 3. Florian. Ferner liefen: Laxenburg, Pra⸗ Hella, Iltade, Bulgarin, Erinnerung. Tot: 28, Pl: 7. Lieberoſe⸗Flachreunen. 2200. 1800 Meter: Altpreuße(Staudinger); 2. Rotenſtein; 3. Flavier. Clothilde, Karwendel. Tot: 15, Pl: 11, 19:10. Tennis Um den Davis⸗Pokal Finland verzichtet In der erſten Davis⸗ Pokalrunde der europäiſchen Zone iſt nun⸗ mehr ein weiteres Spiel kampflos erledigt. Nachdem Holland durch Abſage Portugals in die zweite Runde gelangte, hat jetzt auch Finn land gegen Aegypten verzichtet. Aegypten gelangt durch dieſes„walk over“ ebenfalls kampflos in die 9. Runde, wo Holland der Gegner iſt. Jußball Baden gegen Elſaß am 12. Mai Am 12. Mai treten ſich in Karlsruhe die 12, 12, 197210. 1. Stall Weſthofs Ferner liefen; Auswahlmann⸗ ſchaften dieſer beiden Länder zu einem Freundſchaftsſpiel gegenüber, Die badiſche Mannſchaft für dieſes Treffen wird erſt noch nominfert werden. Herausgeber: Drucker und 9 0 er Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeltun.. e E 8, 2 Direktion Fertan Hey Chefrabafteur Kurt 12170— Verantwortl. Reb attente; For Molltik: H. A. Meißner= Feuilleton; Dr. S. Rayſer—„ und Lokales: Richarb Schönfelder Sport und 10 Bing Maler— Handelstel: Kurt Ehmer— Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher— Anzeigen: Jakob Faude, fämtlich in Mannhelm Blick auf den sehr bequemen Reservesitz für eine 3, u. 4. Person mit Gepäckstauraum die Sie an dureh Roadsſer M. 2283. n cabriole i.. M. 2493. pes ab Werk Lieferwagen M. 2850. Glünsiige Nafenbe dingungen: Anzahlung ab M. 550.— Monatsraten ab M. 160. „ B. Seite. Nr. 200 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe, Mittwoch, den 1. Mat 1929 8 n 7 5*** 9 5 20 81 1* 4 1 —* * 1 N 8* J N 1 5 4 1 9 3 5 7 * 1„ N 5 5 5 4.* . 5 4 1 * 1 Das erſte fahrbare Tonfilmkino In Hollywood wurde das erſte Tonfilmauto in 3 8 5 1 Betrieb genommen Das Auto iſt mit einer kom⸗ Amerikas Geſchenk an Spanien„ pletten Tonfilmapparatur ausgerüſtet, ſodaß in dem Um das Andenken von Amerikas Entdecker Chri⸗ kleinſten Dorf Vorſtellungen gegeben werden können. 7 ſto ph Columbus zu ehren, hat die amerika⸗ Auch für Deutſchland wird die Einführung ſolcher i Eine Fabrik aus Glas a niſche Regierung Spanien ein Columbus⸗Denkmal Autos ſich bald als nötig erweiſen, da bisher nur In Rotterdam wurde eine neue Fabrikanlage errichtet, deren Sachlichkeit vorbildlich iſt. geſchenkt, das in Palos, dem Ausgangspunkt der einige wenig roßſtadtkinos über Apparate verfügen, Das ganze Haus iſt eine einzige Fenſterfläche, ſodaß die Räume von allen Seiten lichtüberſlutet Entdeckerfahrt, aufgeſtellt wurde. Das Denkmal mit denen Tonfilme wiedergegeben werden können ſind. Auf dem Dach befindet ſich ein Teeraum für Angeſtellte. iſt ein Werk der amerikoniſchen Künſtlerin Whitney 1 4* 9 1 3 2 4* 1 1 2„ 4 4 7 6* * 9 .* 4* 5* ö 4 N ö 0 N 1 1 0 1 4 1 ö 0 1 f 3 1 4 ö E* * 2 4* 0. 1. 8 5 1 8 1 1 5 1 5* N 2 1 8 5* 4* f 5 2 2 2 5 8 22 2 1 5 1 f Die Shakeſpeare⸗Stadt feiert den Geburtstag ihres größten Sohnes Zu dem ſchweren Exploſionsunglück in Nürnberg 1 4 Der Geburts⸗ und Todestag des größten Dramatikers, Shakeſpeare, wurde am 23. April in In dem oben abgebildeten Maſchinenſaal kamen elf junge Arbeiterinnen um ihr Leben. 1 4 ſeiner Geburtsſtadt mit großen Feſtlichkeiten begangen. Die Fahnen aller Nationen ſchmückten, Funken aus einer Bohrmaſchine haben in der Spritzlackiererei der Mars⸗Bleiſtiftfabriken in 5 5 wie unſer Bild zeigt, das hübſche engliſche Städtchen. Am 23. April 1564 wurde Shakeſpeare Nürnberg die lagernden Lackmaſſen zur Exploſion gebracht. Von den 36 Arbeiterinnen im* 0 in Stratford geboren und iſt am 23. April 1616 in Stratford geſtorben. Raum konnten ſich nur 14 retten, während neben den 11 Toten weitere 11 Perſonen ſchwere 5 Verletzungen erlitten.. 1 7 4 g. 4* 4 1 5 5 ö 1 5* ö * 1 ** ** 5 4 5 2 1* 5 4 * 1 —* 1* 2 2 ** 4 1 4* 4* 5* 2 5* — 1 2* 5 4 2* 0 1 ö 85 4 1 * 2 1 2—* 2*— 7.* Coſima Wagner lebensgefährlich erkrankt Max von Schillings. 1 Coſima Wagner, Der frühere Generalintendant der 1 1 die Tochter Franz Liſzts und Witwe Richard Berliner Staatsoper Max von N 1 Wagners iſt ernſtlich erkrankt, ſodaß man Schillings dirigterte am Sonntag 1 bei dem hohen Alter der Frau Coſima wieder in der Berliner Staatsoper 3 ſchwere, Befürchtungen hegen muß. Coſima ſeine„Mona Lifa“ Wie noch er⸗* 1 Liſzt wurde am 25. Dezember 1837 geboren. 5 5.„ innerlich, mußte Proſ. Schillings 1 7 Sie war zul eſt mit dem berühmten Diri⸗ vor drei Jahren ſeinen Poſten wegen. 1 genten Hans von Bülow verheiratet und Meinungsverſchiedenheiten mit dem 1 0 heiratete 18 ihrer. N preußiſchen Unterrichtsminiſter Dr. 1 4 Wagner. Sie hat an dem Zuſtandekommen 5 1„ 8 Becker aufgeben Die damaligen 5 der Bayreuther Feſtſpiele hervorragenden Seltene Aufnahme eines tödlichen Fallſchirm⸗Abſprungs Differenzen gelten heute als bei⸗ 1 Anteil benommen Seit vielen Fahren lebt Beim Ausprobieren einer neuen Fallſchirmkonſtruktion verunglückte Korporal A. T. Smith gelegt, ſodaß Prof Schillings auf Coſima Wagner bei ihrem Sohne Sfegſried in der engliſchen Luftſchiffkräfte tödlich, da ſich der Fallſchirm nicht öffnete. Unſer Bild wurde im Wunſch des Miniſters aufgefordert 1 1 Haus Wahnfried in Bayreuth Augenblick ſeines Abſprunges vom Feſſelballon aufgenommen. Eine Minute ſpäter war er tot. wurde, die Vorſtellung ſelbſt zu leiten 1 0 0* 4* 1 4 1 A Urne 4 R ̃ò— ̃ m—wmnn ²˙ ü vn. ͤ ærñn%;!.̃ ÜAA!..—˙ r * Rr eee eee eee e eee eee eee eee r ²˙-•]ꝛw]. Ü ²˙ꝛm˙¾mu ͤT f ˙ en N ahnungslos ſind wie der Amerikaner in Brüſſel. Willenserziehung, höchſtens vielleicht noch eine natürliche Be⸗ Rnügend Selbſtbeherrſchung zu haben, um mit beiden Armen gen“ zu befreien), alsdann habe ich mich bemüht, meine gleich⸗ zeitigen Geſten in bewußten Zuſammenhang mit meinem Ge⸗ Mittwoch, den 1. Mat 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 200 Ein Ein Diamant lie Mit dem Beginn der Reiſezeit, die ſo viele Fremde nach Europa führt, beginnt auch die Hochſaiſon der Juwelen⸗ ſchwindler, die eine ganz beſondere und den Fremden beſonders gefährliche Spielart des Verbrechertums darſtellen. Die eng⸗ liſche Polizei trifft ſchon jetzt umfaſſende Vorbereitungen, um e Touriſten vor ſolchen unerwünſchten Begegnun⸗ gen nach Möglichkeit zu ſchützen, denn die erſten derartigen Schwindeleien haben ſich bereits ereignet. So wurde kürzlich, wie die„Hamb..“ melden, in Brüſſel ein reicher Amerikaner das Opfer zweier ſolcher Schwindler, die ihm ſcheinbar koſtbare Diamanten zum Preiſe von 3000 Dollar verkauften, aber die„Edelſteine“ ſtellten ſich bald als geſchickte Fälſchungen heraus Die Tricks dieſer Schwindler ſind ſehr verſchiedenartig, rech⸗ nen aber ſtets mit der Einfalt und der Unkenntnis der Opfer oder mit der Gier, einen günſtigen Kauf unter der Hand zu machen. Die früher beliebte Methode, daß man zunächſt einen echten Schmuck oder echte Steine anbietet und nach dem Kauf unauffällig durch Fälſchungen erſetzt, wird heute nur noch ſelten angewendet, denn man trifft nicht mehr viele, die ſo Ein Trick, der bei erfahrenen Juwelenſchwindlern ſehr beliebt iſt, beruht auf der außerordentlichen Aehnlichkeit, die ſelbſt für Kenner zwiſchen dem Diamanten und einem guten „Jargoon“ beſteht. Ein Jargoon iſt ein farbloſer, gelblicher oder grauer Zirkon, ein wertloſer Halbedelſtein, der in Cey⸗ lon gefunden wird und den man lange Zeit für einen häufig vorkommenden Verwandten des Diamanten hielt. Dieſer Stein hat, wenn er gut poliert iſt, ein ſehr ſchönes Lüſter, das dem des Diamanten mehr gleicht als dem irgend eines an⸗ deren Juwels. Aber in ſeiner ganzen Struktur unterſcheidet ſich dieſer Halbedelſtein ſehr von dem Diamanten, ſeine Härte erreicht nur etwa 7½ der Skala, auf der der Diamant mit 10 B 1 gi auf der Straße Der Trick, der nur mit einem Helfershelfer, nach ſorg⸗ Pr robe, und mit viel Geduld ausgeführt werden kann, den der um den ſteht. ſamer benutzt einen ſolchen gut vorbereiteten Jargoon, Schwindler dicht an ſeinem Körper getragen hat, Glanz noch zu erhöhen. 8 Der erſte Beteiligte Ichlendert langſam in irgendeiner belebten e Straße n vor dem Opfer hin, der zweite folgt in unauf⸗ fälliger Weiſe. Der erſte zieht ſein Taſchentuch und läßt dabei ein Schmuckſtück herausfallen, in dem der wertloſe Stein den auffälligen Mittelpunkt bildet. a Im Sonnenlicht funkelt und glüht er auf dem Plaſter hell auf, und das Opfer bleibt natftrlich ſtehen Während der Ahnungsloſe ſich bückt, um den Stein aufzuheben, ſtürzt der zweite Verbrecher hinzu und greift ebenfalls nach dem Stein, den er mit einer raſchen Bewegung an ſich bringt. Der erſte iſt unterdeſſen ſpurlos um die Ecke verſchwunden, und zwiſchen den beiden„Findern“ entwickelt ſich nun ein auf⸗ geregtes Geſpräch, Rechtlichkeit und Gewinnſucht kämpfen mit⸗ einander. Will das Opfer den Stein zum Fundbureau brin⸗ gen, ſo weiß ihn der Schwindler geſchickt davon abzureden und läßt dabei einfließen, daß der Stein einen hohen Wert beſitzt und daß man damit auf die ſicherſte Weiſe ein paar tauſend e verdienen könnte. Gewöhnlich unterdrückt er ſo die Bedenken des anderen, entfacht ſeine Begierde, den Schmuck 39 beſitzen, und läßt ihm dann großmütig das Vorrecht, indem er ſich einer„ganz beſcheidenen Entſchädigung“ von einigen hundert Mark begnügt. Der andere iſt dan im Beſitz des wertloſen Schmucks und darf ſich nicht einmal über den Rein⸗ fall beklagen, weil er ja bei der ganzen Geſchichte auch etwas zu verbergen hat. Eine zweite Methode iſt der bereiteten Steines, nachdem der des Opfers gewonnen hat, kanntſchaft geſchloſſen. Verkauf eines ſolchen vor⸗ mit dem er vorher zufällig Be⸗ . ·⁰¹¹ A ³²Wi dd Deutſchland „Verdunſtungs⸗Gebühr“ Wie erfinderiſch die Behörden bei der Aufbüpdung neuer Laſten auf die Schultern des Jeptagten Steuerzahlers ſein können, zeigt die Neuſchöpfung der Waſſ ſerbauverwaltung Köpenick, die die„Verdunſtungs⸗Gebühr“ erfunden hat. Eines ſchönen Tages ſtellte die Waſſerbauverwaltung feſt, daß man von den Waſſergrundſtücksbeſitzern, die einen klei⸗ nen Hafen beſitzen, eine Abgabe verlangen müßte. Wenn die Häfen nicht täglich neu aus den mit ihnen verbundenen Gewäſſern geſpeiſt würden, ſo müßten ſie allmählich aus⸗ trocknen, weil doch das Waſſer in ihnen verdunſten würde. Es wäre daher nicht mehr als recht und billig, daß man von den Grundſtücksbeſitzern eine Verdunſtungs⸗Gebühr fordert und zwar in Höhe von 1 Pfg. je Quadratmeter und Jahr. Die Waſſergrundſtücksbeſitzer ſind natürlich von dieſer neueſten Abgabenentdeckung keineswegs entzückt und die Ge⸗ richte werden über kurz oder lang darüber zu entſcheiden haben, ob nicht nur das Waſſer in den Privathäfen, ſondern auch die„Verdunſtungs⸗ Wenne ſelbſt wird verdunſten müſſen. Sbnderbare Ware im 0b Wie der Chemnitzer Vertreter der„Leipziger Neueſten Nachrichten“ erfährt, wurde auf Grund einer Anzeige am Freitag nachmittag im ſbzialiſtiſch geleiteten Konſum⸗ verein in Limbach bei Chemnitz eine polizeiliche Durch⸗ ſuchung vorgenommen, bei der Munition En großen Mengen, insbeſondere Munition für Maſchinengewehre en Modells, aufgefunden und beſchlagnahmt wurde. Frankreich Die Frau mit den fünf Gehirnen Gin junges Mädchen, das ſich Thea Alba nennt und aus Böhmen ſtammt, wird in Paris demnächſt Proben einer er⸗ ſtaunlichen Fähigkeit zum beſten geben, die ihr den Beinamen „die Frau mit den fünf Gehirnen“ eingebracht hat. Fräulein Thea Alba ſoll nämlich imſtande ſein, mit fünf Bleiſtiften, die ſie in ihre beiden Hände nimmt, gleichzeitig fünf Sätze in fünf verſchiedenen Sprachen zu schreiben. Jeder einzelne Satz darf von dem oder den Diktierenden nach eigener Wahl in einer der zahlreichen Sprachen vorgebracht werden, die Fräulein Thea Alba beherrſcht. Es heißt, daß ſie mehr als zwanzig Sprachen kennt. Die junge Böhmin kehrt von einem Aufenthalt in Amerika und England zurück, wo alle diejenigen, die ihren merkwürdigen„Schreibübungen“ beigewohnt hatten, geradezu ſprachlos waren. Irgend ein„Trick“ iſt völlig ausgeſchloſſen, pon Betrug ganz zu ſchweigen; Thea Alba hat Napoleon übertrumpft, von dem bekanntlich erzählt wird, daß er die ſeltene Fähigkeit beſaß, gleichzeitig zu diktieren, ſelbſt zu ſchreiben und einen Vortrag entgegenzunehmen.„Es iſt kein Suggeſtionsphänomen“— erklärte„die Frau mit den fünf Gehirnen“ einem Pariſer Zeitungsvertreter— ſondern eine gabung. In meiner frühen Kindheit verſuchte ich ſchon, ge⸗ gleichzeitig verſchiedene Bewegungen auszuführen en ee was die Schule der rhythmiſchen Gymnaſtik von Jacques Dal⸗ eroze als erſte bei ihren Zöglingen eingeführt hat, um ſie von gewiſſen, dem Menſchen ſo gut wie angeborenen„Hemmun⸗ hirn zu bringen. Jeder meiner fünf Bleiſtifte gehorcht geſon⸗ derten Aeußerungen meines Willens, jedoch zu gleicher Zeit, als wären in mir tatſächlich fünf verſchiedene„Willenskräfte“. Als meine Eltern meine Uebungen ſahen, hielten ſie mich für verrückt, und als ich gar noch öffentlich aufzutreten begann, hätten ſie ſich beinahe von mir losgeſagt N England f Millionendiebſtahl in einem Londoner Hotel Herr und Frau Jurgens aus Lokſtedt bei Hamburg, von der bekannten Deutſch⸗holländiſchen Margarinefabrik, ſind das, Opfer eines rieſigen Hoteldiebſtahls geworden, der im Hydepark⸗Hotel in London zur Ausführung gelangte. Den Dieben ſind Edelſteine und Schmuckſtücke im Werte von „ Ehepaar wohnte ſeit etwa Bablanowa, Frau Kolontay, N 13 5 und. Zu⸗ c einer Million 5 in die 0 gefallen, e ein Arm⸗ um. band, das allein die Hälfte der Summe gekoſtet hatte. Das 14 Tagen im Hotel in einigen Es war ausgegangen und wäh⸗ Zimmern des erſten Stocks. rend dieſer Zeit ſind die Wertſachen entwendet worden. Der Diebſtahl wurde von einem Zimmermädchen entdeckt, das das ganze Zimmer in Unordnung fand. Die Polizei ſtellte abends noch feſt, daß der Dieb an der Feuerleiter herauf⸗ geklettert iſt und den Weg durch das Badezimmer in die anderen Räume genommen hat. Rumänien Banditenüberſall auf ein Kloſter Das rumäniſche Kloſter Coſancea in dem Bezirk Botoſani wurde dieſer Tage von fünf bewaffneten und maskierten Räubern überfallen. Der dienſthabende Mönch öffnete die Tür, weil er glaubte, Reiſende vor ſich zu haben, die Unterkunft für die Nacht ſuchten. Er wurde geknebelt und gefeſſelt, ehe er einen Ton von ſich geben konnte. Die Räuber, die offenbar mit den Räumlichkeiten Beſcheid wußten, drangen dann in die Zelle des Priors ein und verlangten die Aus⸗ lieferung der Kloſterkaſſe. Auskunft. Daraufhin wurde er gebunden und gefoltert. Die Räuber verſtümmelten ihm Zunge, Naſe und Ohren. Als ſie jahen, daß ſie ihren Zweck nicht erreichen konnten, verließen ſie das Kloſter wieder. Am nächſten Morgen fanden die Mönche den Prior bewußtlos in ſeiner Zelle. Sie hatten in ihren Zellen von den ganzen Vorgängen nicht das geringſte gemerkt. Kampf mit einem Banditen In Vacareſti bei Jaſſy konnte ein Bandit, der ſeit Monaten die ganze Gegend in Schrecken verſetzt hatte, in einem Haus umzingelt werden. Er verſchanzte ſich jedoch ſofort und begann das Feuer. Im Verlauf des mehrſtündi⸗ gen Kampfes erſchoß er zwei Frauen und drei Bauern, die ſich an ſeiner Verfolgung beteiligt hatten. Außerdem wurden mehrere Gendarmen ſchwer verletzt. Schließlich wurde der Verbrecher unſchädlich gemacht. . Abeſſinien. Drahtloſer Dienſt in Abeſſinien Die Regierung von Abeſſinien hat den Beſchluß gefaßt, auch ihr Land an den drahtloſen Weltdienſt anzuſchließen. In Addis Abeba, der Hauptſtadt des Landes, ſoll eine Zentralſtation errichtet werden, die in ſtändiger Nachrichten⸗ verbindung mit den europäiſchen Stationen bleiben kann. Daneben will man noch eine Empfangsſtation bauen, die auch von den amerikaniſchen Stationen Nachrichten aufnehmen kann. Außerdem ſollen im Lande ſelbſt noch fünf Stationen errichtet werden, die die Verbindung mit der Zentralſtation aufrecht erhalten. Da es in Abeſſinien regelrechte Verbin⸗ dungswege überhaupt nicht Hlbt, ſo iſt die Einrichtung des über die Welt Schwindler das Vertrauen“ Der Prior verweigerte aber jede Indien N Engliſcher Major in Indien erſchoſſen In der indiſchen Provinz Pundſchab iſt eine Mordtat verübt worden, die bei der gegenwärtig ſehr geſpannten Lage in Indien in der engliſchen Oeffentlichkeit ſehr viel Aufſehen erregt. Der engliſche Major Haycraft hatte das Exerzieren ſeiner Truppe am frühen Morgen beaufſichtigt und gerade auf einem Stuhle Platz genommen, als ſich ihm ein eingeborener Soldat, ein Trompeter vom Stamme der Sikh, mit heimlich geladenem Gewehr von rückwärts näherte und ihm eine Kugel durch den Rücken jagte. Die Kugel drang durch den Körper und verwundete noch zwei Soldaten, die vor dem Major ſtan⸗ den. Der Major war auf der Stelle tot. Der Mord iſt offen⸗ bar ein Racheakt, da der Trompeter vor kurzem bei der Beför⸗ derung übergangen worden war und dafür den Major verant⸗ wortlich machte. Er hatte um ſeine Entlaſſung aus dem Dienſt nachgeſucht, doch war ihm dies verweigert worden, da er ſeine zehn Jahre noch nicht abgedient hatte. 0 1 China Ein Flugzzeug in die Zuſchauermenge geſtürzt Bei der Abfahrt des Herzogs von Gloueceſter kam es in Hongkong zu einem ſchweren Zwiſchenfall. Zehn See⸗ flugzeuge hatten den Kreuzer„Suffolk“, auf dem der Herzog den letzten Teil ſeiner Reiſe nach Japan zurück⸗ legte, begleitet. Auf dem Rückwege verlor einer der Flieger plötzlich die Kontrolle über ſeine Maſchine und ſtürzte mitten in die zahlreiche Menge. Soweit bisher. kannt, wurden drei Chineſen auf der Stelle getöt 1 und eine größere Anzahl verletzt. g 5 Afrika 60 000 Mann gegen Heuſchrecken Die Heuſchreckenplage in Algier nimmt einen ungeheuerlichen Umfang an. In dem Departe⸗ ment von Algier ſind 50 000 Hektar von den Heuſchrecken bedeckt, im Departement Conſtantine 25000 Hektar und im Departement Oran 40 000 Hektar. Eine ganze Armee von 60 000 Mann wurde aufgeboten, um die Plage zu bekämpfen. Argentinien 1 Ein argentiniſcher Hafen für den Zeppelin Im nächſten Jahre ſoll bekanntlich ein regelmäßiger Zep⸗ 5 pelinverkehr zwiſchen Spanien und Argentinien aufgenommen werden. Der ſpaniſche Hafen wird in Sevilla errichtet. In Argentinien war man ſich bisher über die Lage des Hafens noch nicht ganz klar. Ein Landangebot mußte abgelehnt wer den, weil der Artillerieſchießplatz zu nahe war. Nunmehr hat die argentiniſche Regierung Land in San Miguel etwa 40 Kilometer von Buenos Aires entfernt, zur Verfügung ge⸗ ſtellt. Die Ausführungsarbeiten ſollen in Angriff genommen 55 werden, fehl der Kongreß den Vorſchlag der Regierung ge⸗ nehmigt hat. Die Ueberfahrt von Sevilla nach San„ wird na. vier Tage dauern. Amerika Wiederauftauchen eines geſunkenen Schiffes In Norfolk, einem Hafen des nordamerikantf chen Staates Virginia, hat ſich der ſeltene Fall ereignet, daß ein ge⸗ ſunkenes Schiff von ſelbſt von dem Meeresboden wieder an die Oberfläche gekommen iſt. Ein Viermaſtenſchoner war von einem Torpedobootszerſtörer gerammt worden und ſofort ge⸗ funken. Der Kapitän des Schiffes und zwei Mann der Be⸗ ſatzung gingen mit in die Tiefe und ertranken. Die Küſten⸗ wache wollte den Rumpf des Schoners zunächſt ſprengen, um den Hafen frei zu machen. Der Beſitzer bat aber, davon abzu⸗ ſehen, da nach ſeiner Anſicht der Schoner von ſelbſt wieder hochkommen mußte. So geſchah es denn auch nach Verlauf von drei Tagen. Der Schoner war mit Salz melee Die Ladung löſte ſich raſch im Waſſer auf, das auf dieſe Weiſe noch ſalziger wurde, And das Schiff erhielt nach dieſer eigenartigen „Löſchung“ ſeiner Fracht einen ſo ſtarken Auftrieb, daß es w der über dem Waſferſpiegel auftauchte. Es wurde von einem Kutter abgeſchleppt. Schwerer Unfall auf einem Newyorker Neubau Während der Arbeiten auf dem Zaſtöckigen Neubau Gebäudes der Weſtern Union im Südweſten von Newyorl brach der Ausleger eines Krans beim Hochziehen mehrerer Stahlträger in der Höhe des 11. Stockwerkes. Die Stahl träger krachten durch das Stahlfachwerk und das Mauerwerk und zertrümmerten die Faſſaden der auf der anderen Seite der Straße gelegenen Häuſer. Vier Arbeiter, die ſich auf dem Gerüſt ſt am 11. Stockwerk befanden, wurden g etöt Fünf weitere wurden von den Trümmern begraben konnten noch nicht befreit werden. Mehrere Perſonen wurd verletzt. Der Neubau liegt in dem Viertel der Produk geſchäfte, in deſſen engen Straßen ein ſtarker Wagenverke e Dienſtes für das Land von ungeheurem Wert. Das Haupt des Nach einer engliſchen Quelle teilt„Spenks Dagbladet“ neue Einzelheiten vom Tode des letzten Zaren Nikolaus II. mit. Danach hätten die führenden Kommuniſten in Moskau 7 7 Tage nach der Erſchießung der Zarenfamilie das Haupt s Zaren nach Moskau ſchicken laſſen, wo es vor Zeugen 1 worden ſei! Die Kommuniſten wollten ganz ſicher gehen, alle Gerüchte auf einmal zum Schweigen bringen, die Schwindlern ſpäter Gelegenheit hätten geben können, die Rolle eines neuauftauchenden Zaren zu ehe, Ein Augenzeuge hat danach folgendes erzählt: 5 „Am Abend des 28. Juli kam von Jekaterinenburg ein verſiegelter i Behälter aus gepreßtem Leder in Moskau an. Er enthielt das Haupt des toten Zaren. Bei der Oeffnung waren anweſend: Eiduck, Smirnow, Bucharin, Radek mit ſeiner Schweſter, Peters mit Frau letzt kam Trotzki. 5 Auf ſeinen Wink wurde der i Lederbehälter auf den Tiſch geſtellt, ein roter Soldat öffnete ihn und die An⸗ weſenden drängten ſich näher heran. Plötzlich hörte man einen unterdrückten Schrei und eine Frau wandte ſich. „Weibernerven⸗ lachte Tr 5 einige Worte über den Sieg der Revolution zu ſpreche ſten Augenblick wurde die herrſcht. Der Unfall rief in der ganzen Gegend eine P hervor. 7 Zaren Nikolas Bucharin führte, mit troniſcher Artigkeit Frau 1 8 1 einem Platz an der Wand. Der Inhalt des Behälters wa jetzt ſichtbar. In einem Glasbehälter lag der Kopf von Nik laus II. Man konnte ihn ohne Schwierigkeit wiedererkennen Jetzt hatte man endlich Gewißheit. Auf dem Tiſch der Waſch küche, wo hier alle auf Befehl Lenins verſammelt waren, la das Beweisſtück von dem Drama, das ſich zehn Tage vorhe in den Uralbergen abgeſpielt hatte. 5 Bucharin ſtellte mit Verwunderung feſt, daß das Haar e Zaren erbleicht war. Haupthaar und Bart waren weiß worden. Auf Tratzkis Vorſchlag wurde ein offizielles Do ment abgefaßt, das von allen Anweſenden unterſchrieben a den mußte. Bucharin verſuchte in dem überhitzten feinen zögernden Worten konnte er die Spannung, die der Verſammlung lag, auth nicht löſen. Selbst der kaltplü Tſchekaleiter Lahzis drehte nervös an ſeinem Schnurrba Zuletzt befahl Trotzki, daß der Glasbehälter in den üb hitzten 3 en geworfen werden ſolle. Die Anweſenden macht den Weg frei. Der Matroſe trug den Glasbehälter zu Feuer, während ſich manche inſtinktiv verneigten.— Feuer e auf 8. Seite. Nr. 200 Mittwoch, den 1. Mat 1929 Bata in Deutſchland Die Veorängnis der deutſchen Schuhimduſtrie Die Ueberfremdung der deutſchen Induſtrie macht erſchreckende Wortſchrit Nach der Uebernahme der Opelwerke durch General Motors hält nun Bata, der„tſchechiſche Schuhkönig“, der„Ford für Fußgänger“, ſeinen Einzug in Deutſchland. Er er⸗ warb bekanntlich die geſamten Anteile der Romeo ⸗Schu h⸗A.⸗G., eines Schuhhandels⸗ Unternehmens, das über fünfzehn Verkaufsſtellen verfügt. Das iſt aber nur der Anfang ſeiner groß⸗ zügigen Pläne. Bata will dieſe Verkaufsſtellen bedeutend vermeh⸗ ren und er will dazu übergehen, eigene Produktionsſtät⸗ ten in Deutſchland zu errichten(wozu er bereits die Primer.⸗G. erwarb), die nicht nur ſoptiel erzeugen ſollen, wie bisher aus den Bataſchen Werkſtätten eingeführt wurde, ſondern darüber hinaus noch zuſätzliche Mengen, die aus Deutſchland exportiert werden ſollen. Der tſchechiſche Schuhkönig, der größte Schuhproduzent der Ut, folgt getreu den Spuren des größten Autoproduzenten der Welt, der General Motors Co. Was mag Bata zu dieſen Plä⸗ ten bewogen haben? Der ungemöhnliche Aufſtieg dieſes Mannes verpflichtet, weite Geſichtspunkte hinter ſeinen Transaktionen zu vermuten. Vor allem fürchtet er eine Zollerhöhung in D die zwar jetzt gerade nicht akut iſt, aber Deukſchlan d, immer von den Schußhinduſtriellen verlängt wird. Sodann wird ihm daß auch alſo daxan gelegen ſein, den Beweis zu erbringen, er Deutſchland, dem Lande der hohen Steuern, der höhen Löhne der hohen Sozialbelaſtung, ſeinen deutſchen Kollegen Konkurrenz machen kann. Man darf nicht vergeſſen, daß gegen Bata aus aller Herren Länder Vorwürfe ſchwerſter Art erhoben wurden, die ihm des Dumpings auf Koſten der Löhne be⸗ Aichtigten. Obwohl er alle Beleidigungsprozeſſe zu ſeinen Gunſten eukſcheiden konnte, obwohl er immer wieder freimütig zu einem Be⸗ ſuche ſeiner Fabriken einlud, obwohl er in großen Propaganda⸗ ſchriften und in ſeinen eigenen zwei Zeitſchriften ſeine Lohnliſten und Kalkulationsmethoden veröffentlichte, wollen die Anklagen nicht nerpſtummen. Nun will er in Deutſchlond den Beweis Antreten für die Reellität ſeiner Geſchäfts⸗ methode. Was auch immer der tiefere Grund für den Einzug Batas in iſchland ſein mag, es bleibt bedauerlich, daß wieder ein Ueber⸗ erfolgreich De ſrombungsverſuch großen Maßſtabes erfolgreich geblieben iſt. Die deutſche Schuhinduſtrie befindet ſich in elner A b⸗ mehrſtellung, ſie iſt geſchwächt durch Zerſplitte⸗ ung und Kapitalmangel. Doch kann ihr der Vorwurf nicht erſpart bleiben, daß ſie allzu lange untätig zuſah, wie ihr ein Konkurrent erwuchs, der mit den modernſten Mitteln kämpft. Es wurde zu lange nach Zollerhöhungen geſchrien und es wurde zu wenig und zu ſpät rationaliſiert. Wie in Her Automobilinduſtrie werden zu viele Typen hergeſtellt, ie Produktion iſt zerſplittert, Einigungs⸗Verhandlun⸗ gen ſind immer geſcheitert. So konnte es kommen, daß die tſche⸗ chiſche Schuheinfuhr das Drei⸗ bis Vierfache der Vorkriegsjahre beträgt, und daß ein Produzent, nämlich Bala, i dieſer Einfuhr ſtellt. Jetzt hat ſich dieſer größte Konkur⸗ kent der deutſchen Schuhinduſtrie innerhalb unſerer Grenzen feſt⸗ Netkarwerke Ac. in Eßlingen Der nur in einem Sammelpoſten erſcheinende Betriebs⸗ gewinn ſtieg 1928 auf 5,71(i. V. 5,68)—(alles in Mill.%). Verwaltungskoſten beanſpruchten wieder 1,39, Obligations⸗Zinſen 6,60. Weil außerdem Steuern und Abſchreibungen je 0,20 weniger erforderten als im Vorjahr, erhöhte ſich der Reingewinn auf 2,14 (165). Das geſtattet Beibehaltung der in den letzten drei Jahren gezahlten Dividende von 9 v. H. auch auf das von 15 auf 20 Mill.(erhöhte Aktien kapital. Der Reſervefonds ſtieg infolge des Agios der jungen Aktien auf 1,32(1,03). Der Er⸗ neuerungsfonds iſt jetzt mit 5(4) ausgeſtattet. Kreditoren ſanken— wohl gleichzeitig mit der Kapitalerhöhung— auf weniger als die Hälfte: 16(2,46). Die 6 Anlagekonten ſind meiſt um 0,50 bis 1,20 gestiegen. Beteiligungen jetzt 4,79(1,48), Guthaben für Stromliefe⸗ rungen und Waren 1,63(1,74), Bankguthaben 1(0,15). Die übri⸗ gen Aktippoſten blieben unverändert. Die Bilanzſumme er⸗ reicht nunntehr 38,71(3,30). Die Flüſſigkeit hat im ganzen durch die Kapitalerhöhung erfreulich gewonnen. Am Ende des Berichtsjahres waren 214 Gemeinden an das Unternehmen ange⸗ ſchloſſen. Außerdem verſorgt die angegliederte Enzgauwerke G. m. b. H. 76 Gemeinden mit 71.000 Einwohnern. Die Strom⸗ erzeugung nebſt Strombezug von auswärtigen Werken betrug: Im Berichtsjahr 130 101 281 KW⸗Std.(im Vorjahr 102 804 617 KW⸗ ld.) Die nutzbare Abgabe betrug 105 016 974 KW.⸗Std.(im Vorjahr 80 578 768 KW⸗Stunden). Vereinigung der Heſſ. Kommunalen Landesbank— Girozentrale In der GB. der Heſſiſch, Kommunalen Landesbank wurde die Ver⸗ etnſigung mit der Heſſiſchen Girozentrale beſchloſſen. Die beiden Bawken werden ihre ſeitherige getrennte Geſchäftsführung einſtellen und die Geſchäfte werden gemeinſam geführt werden. Wann dieſe Berſchmelzung in Kraft tritt, ſteht jedoch nicht feſt. Die diesbezüg⸗ lichen Verhandlungen gehen noch weiter. Frankfurter Allgemeine Verſicherungs⸗AG.— Voraus ſichtlich Borjahrsdividende. Die Bilanzſitzung dieſer Geſellſchaft wird Mitte Mat ſtattfinden. Wie verlautet, iſt beabſichtigt, eine Dividende han wieder 12 ½ v. H. zur Ausſchüttung zu bringen.— Die . der zum Konzern der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗ Ai gehörenden Frankfurter Lebensverſicherungs⸗ Ach, genehmigte den Abſchluß und ſetzte die Dividende aus einem Reingewinn von 2,307 Mill. 4 auf 15(12) v. H. feſt. Alpine Montangeſellſchaft, Wien.— 4 v. H. Dividende. Der Abſchluß der Alpinen, deren Aktienmehrheit ſich bekanntlich im Beſttz der Ver. Stahlwerke, Düſſeldorf, befindet, ergibt nach Abſchreibungen on 8,12(5,28) Mill. Schilling und Schaffung einer beſonderen Rück⸗ lage von, Mill. Schilling einen Reingewinn von 251 Mill. Schil⸗ ling(79 580], woraus, wie kurz gemeldet, 4 v. H. Dividende vor⸗ geſchlagen werden. Durch dieſen Beſchluß nimmt die Alpine die ſeit dem Jahre 1924 kuhende Dividendenzahlung wieder auf. HB. 14. VI. Gebr. Sulzer AG. Ludwigshafen a. Rh. Die GV. den Abſchluß und beſchloß den Vortrag des nach Vornahme der regel⸗ mäßigen Abſchretbungen und der erforderlichen Rückſtellungen für 1928 verbliebenen Verluſtes von 1 272 057 ,. Die GVB. wählte die ausſcheidenden AR.⸗Mitglieder Dr. Hans Sulzer, Robert Sulzer und Dr. H. Wölfer wieder. * Maſchinenbangeſellſchaft Lorenz.⸗G. in Ettlingen. Die.⸗V. genehmigte den bekannten Abſchluß mit 25 290% Abſchreibungen und 15 140„ Reingewinn, der bekanntlich in Vortrag gelangt. * Maſchinenfabrik Eßlingen in Eßlingen. Unter dem Vorſitz von Generaldirsktor Dr.⸗Ing. Reuſch⸗Oberhauſen genehmigte die o. GV. den bekannten Abſchluß und beſchloß, den Geſamtreingewinn von 350 588„, auf neue Rechnung vorzutragen.— Wie der Vor⸗ ſitzende ausführte, leidet die Lr omotivabteilung noch immer ſtark Unter dem fehlen der Aufträge der Reichsbahngeſellſchaft. In den anderen Abteilungen dagegen hat ſich der Auftragsbeſtand in den letzten Monaten etwas gebeſſert, ſo daß die Beſchüftigung der Be⸗ triebe auf einige Zeit hinaus geſichert erſcheine. Die Aufſichtsrats⸗ wahl ergab die Wiederwahl der ſtatutengemäß ausſcheldenden Mit⸗ glieder. 7 99 Geſellſchaft für Lindes Eismaſchinen AG., Wiesbaden. Die 50, v. GV. genehmigte die Vorſchläge der Verwaltung. Dieſen ent⸗ ſütechend gelangen aus dem Reingewinn von 2 798 144„ 14 v. H. Dipidende auf die Inhaberaktien zur Ausſchüttung. Geſtiegener Chade⸗Reingewinu. Verwaltungsrat der Chade(Compania Hiſpauo⸗Americana de Eleetrieidad, Madrid) hat die Bilanz für 10 genehmigt, die einen Endbetrag von 933,89 766,01] Mell. Peſeta aufweiſt. Dr Bruttogewinn hat ſich von 108,79 Der doch ö in und genehmigte geſetzt, und jetzt wird es wohl an der Zeit ſein, dieſe Tatſache als das letzte Notſignal zu betrachten. Wer iſt dieſer Thomas Bata? Er iſt dort geboren, wo er jetzt ungekrönter König iſt, als Sohn eines armen Flick⸗ ſchuſters, in Zlin, einem kleinen mähriſchen Dorfe, das vor wenigen Jahren kaum jemand kannte und das heute gern das tſchechoflo⸗ wakiſche Detroit genannt wird. Schon früh hatte der funge Bata Gelegenheit, ſich mit der Materie vertraut zu machen. Dieſes Zlin iſt ein altes Schuhmacherdorf mit großer Tradition. Dürch Hau⸗ ſteren mit Schuhen verdiente er als Halbwüchſiger ſein Brot, dann finden wir ihn in Wien, wo er Hausſchuhe Marke„Mikado“ mit vechſelndem Erfolge fabrizierte. Wieder in Zlin, gründete er zu⸗ ſammen mit ſeinem Bruder eine Werkſtatt. Seinem raſtloſen Geiſte genügten die engen Verhältniſſe der Heimatſtadt nicht mehr. Er fährt nach Amerika und kehrt nun, reichbeladen mit Erfahrungen, nach Europa zurück, nicht ohne erſt in Deutſchland ſich über die moderuſten Maſchinen der Schuhfabrikation zu informieren. Nun l es ihm, dem Weitgereiſten, in Zlin der Erſte zu werden. s einem Handwerksbetriebe war eine moderne Schuhfabrik ge⸗ worden. Aber erſt der Krieg brachte die entſcheidende Wendung zum Großproduzenten. Bei Kriegsausbruch reiſte er nach Wien und kehrt mit einem Auftrage von 60 000 Militärſchuhen zurück. Er organtſtert eine Gemeſuſchaftsarbeft der Zliner Schuhfabrikanten, aber er bleibt der Führer. Mit den lohnenden Kriegsaufträgen wächſt die Arbefterzahl, und bald iſt das erſte Tauſend erreicht. Die Bataſche Schuhfabrik war über Nacht zu einer Macht geworden. Nach dem Kriege verſteht er auch mit den neuen Machthabern, und das Unternehmen wächſt weiter. Das Deflationsfahr 1922 bildet den Markſtein in der Nachkriegsentwicklung. Das Beiſpiel Fords hat Bata in ſeinen Bann gezogen. Sein Grundſatz wird: Durch Preisverbilligung den Umſatz zu ſteigern und durch die Um⸗ ſatzſteigerung die Produktionskoſten herabzuſetzen. Allerdings bleibt ein kleiner Unterſchied zu Ford: Ford erzwang die Preisverbil⸗ ligung mit gleichzeitiger Herauſſetzung der Acbeiterlöhne, während Bata die Löhne ſtark ſenkte. Man darf aber nicht vergeſſen, daß die Tſchechofſlowakei damals in der Periode der Deflation ſteckte, und das Bata der Erſte war, der das Weſen dieſer Periode klar erkannte. Die Produktionsziffern wuchſen ins Märchenhafte. In⸗ nerhalb weniger Jahre ſtieg die tägliche Erzeugung von 10000 Paar Schuhen auf 75000. Sie überſteigt damit die der größten deutſchen Schuhfabriken um das Dreifache. Heute dürfte der Umſatz der Bata⸗ ſchen Betriebe hart die 200 Millionen⸗Grenze ſtreiſen. Damit ſſt Bata der größte Schuhpreduzent der Welt geworden. Hand in Hand 28 mit dieſer gewaltigen Umſatzſteigerung aing eine vertikale Kon⸗ zentration. Von eigenen Leuten geſchieht der Einkauf am Roh⸗ häutemarkt, in eigenen Betrieben werden die Häute gegerbt, und ſchließlich wird das fertige Endprodukt durch eigene Verbandsſtellen dem letzten Käufer zugeführt. Bata hat die Tſchechoſlowakei zu verdanken, daß der Wert der Schuhausfuhr von 60,7 Millionen oder 0,48 v. H. der tſchechiſchen Geſamtausfuhr im Jahre 1923 auf 64 Millionen Kronen oder 3,2 v. H. der Geſamtausfuhr im Jahre 1927 geſtiegen iſt. Von der Geſamleinfuhr nach Deutſchland ſtellt die tſchechoflowaktſche Schuh⸗ induſtrie zirka 75 v.., an denen wieder Bata mit 75 v. H. be⸗ teiligt iſt. Bata iſt heute der populärſte Name in der Tſchecho⸗ ſlowakei, er iſt zu einer Macht geworden, aber nicht nur in der Tſchechoſlowakei. Die deutſche Schuhinduſtrie wird alle Anſtrengun⸗ gen machen müſſen, um ſich gegen dieſen mächtigen und gefähr⸗ lichen Rivalen behaupten zu können. DN auf 114,67 Mill. und der verteilbare Reingewinn von 43,20 auf 50,88 Mill. Peſeta erhöht. Die Verwaltung beantragt, eine Zuſatzdivi⸗ dende von 9 v. HH. in Gold auf die Aktien K, B, C und D zu ver⸗ teilen, was eine Geſamtdividende von 15 gegen 15 v. H. ergeben würde. Auf E⸗Aktien entfallen 4,5 v. H. * Einigung Enka— Breda. In der.⸗V. der A. G. Hollän⸗ diſche Kunſtſeideninduſtrie Breda gab der Präſident folgende Erklärung ab: Es iſt allgemein bekannt, daß die En ka⸗ Gruppe mit einem erheblichen Betrag Aktien an der Breda betei⸗ ligt iſt. Die bereits ſeit geraumer Zeit mit der Enka geführten Ver⸗ handlungen haben nun zu einem Ergebnis geführt, wodurch erreicht wird, daß bei vollkommener Wahrung der Selbſtän⸗ digkeit der beiden Unternehmungen eine Zu ſa mme na rb eit er⸗ zielt wird, ſoweit das im Intereſſe der beiden Parteien gewünſcht wird. Im Zuſammenhang hiermit haben die Prioritätsaktionäre der Breda gemäß dem Wunſch des Verwaltungsrats die Aufnahme der Direktors der Enka, Dr. Hartogs, an Stelle des zurückgetretenen de Grepe in den Verwaltungsrat der Breda beantragt. Außerdem kann mitgeteilt werden, daß die Verwaltung der Breda demnächſt eine Aenderung der Satzungen zu beantragen beabſichtigt, die eine Kapi⸗ talerhöhung ermöglichen wird, wobet die alten Aktionäre ein Bezugsrecht erhalten werden.— Danach erklärte Dr. Hartogs, daß die Verwaltung ſeiner Geſellſchaft über die erreichte notwendige Zuſammenwirkung zwiſchen den beiden Kunſtſeidenunternehmungen ſehr erfreut ſei. Es ſei ſehr zu bedauern geweſen, wenn die nieder⸗ ländiſche Kunſtſeideinduſtrie unter einem verſchärften Wettbewerb hätte leiden müſſen. Dr. Hartogs ſtellte im Zuſammenhang hiermit feſt, daß Holland im Verhältnis zu ſeiner Einwohnerzahl über die größte Kunſtſeidenerzeugung der Welt verfüge. 1 8 :9 Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei, Ettlingen. In der GV., in der 4190 500/ von dem Geſamtkapital und 5 Mill./ ver⸗ treten waren, wurden alle Verwaltungsauträge einſtimmig genehmigt. Der Reingewinn von 288 115/ wird daher zuſammen mit dem Ge⸗ winnvortrag von 1927 in Höhe von 21284/ auf neue Rechnung vor⸗ getragen. Der Nennwert der Aktien wurde einheitlich auf 1000“/ feſtgeſetzt(bisher gab es auch Aktien zu 500 und 250). Die ftanzöſiſche Geſchäftswelt hat die Verhandlungen der Repara⸗ tionskonferenz natürlich mit großer Aufmerkſamkeit verfolgt. Aus Kreiſen, die mit ihr engſte Fühlung haben, hören wir, daß ſie durch⸗ aus nicht die offiziell zur Schau getragene Gleichgültigkeit der Regie⸗ rungskreiſe und der Polittker gegen ein etwaiges Scheitern dieſer Konferenz teilt. Sie iſt ſich darüber klar, daß ein Verſagen oder ſelbſt nur eine Vertagung dieſer Konferenz ſchwere Rückwirkungen auch in Frankreich, wie in anderen europäiſchen Stgaten auslöſen würde, wenn ſie auch keineswegs die Anſicht der Tagespreſſe, d. h. richtig hält, daß es zu großen Rückforderungen auch umerikaniſcher kurzfriſtiger Gelder aus Deutſchland Flucht aus der Mark kommen würde. Die Richtigkeit dieſer abweichenden Auffaſſung wird der frau⸗ zöſtſchen Induſtrie auch durch das führende engliſche Finanzblatt „The Economiſt“ beſtätigt, das in ſeiner neueſten Ausgabe ſchreibt: „Wir teilen die Anſicht nicht, daß ein Verſagen der Konferenz in irgend einem Geldzentrum eine Kriſis von den Ausmaßen verur⸗ ſachen würde, wie einige vom Verdacht der Propaganda nicht ganz freie Autoritäten ſo emſig vorausſagen. Betrachten wir die Dinge auf lange ſtatt auf kurze Sicht, dann hat das Argument viel für ſich, daß es beſſer ſein würde auf den Dawesplan zurückzugehen und die unmittelbar ſich ergebenden Schwierigkeiten hinzunehmen, als daß die Sachverſtändigen ein unbefriedigendes Kompromiß ſchließen und vor⸗ geben, daß es eine dauernde und befriedigende Löſung iſt. Und ſelbſt wenn es notwendig werden ſollte, wie Dr. Schacht andeutet, zeitweiſe die Tranverklauſel anzuwenden und die Deviſenkäuſe auf Deutſch⸗ lands Reparationskonto zu ſuſpendieren dann wird man gut tun ſich daran zu erinnern, daß ſeine ſolche Möglichkeit immer einen inte⸗ grierenden Teil des Dawesplanes bildete und nicht notwendigerweiſe dafſtr genommen werden muß, eine gefährliche Lage in ſich zu ſchließen.“ In führenden franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſen denkt man auch an die Möglichkeit weil man weiter blickt als in der chauviniſtiſchen Preſſe, daß ein Scheitern der Konferenz die deutſchen Induſtrie⸗ führer weniger geneigt machen könnte, ihre Mitgliedſchaft in den ver⸗ engliſcher und und zu einer die beſtellte Arbeit mit ihren Angriffen auf die deutſche Wirtſchaft für Deutſche Linoleumwerke AG. in Ve Wie dem Geſchäfts bericht zu entnehmen iſt 1928 die Entwicklung des allergrößten Teils der L auf dem europäiſchen Kontinent dahin, über die Lande hinweg Rationaliſierungs⸗ Maßnahmen und ſich zu dieſem Zwecke unter Ausſchaltung jeglichen Ir gegenſatzes eng zuſammenzuſchließen. Wenn es in Europa heitliches Aktienrecht gäbe, wäre die geeignetſte Form h Fuſion geweſen, ein Weg, der von den deutſchen Fabrike 1926 beſchritten worden iſt. In Ermangelung dieſer Möglich ten Formen gefunden werden, um den Zuſammenſchluß in ſeir ſchaftlichen Wirkung einer Fuſion nach Möglichkeit anzun neben aber den Geſellſchaften in den einzelnen Ländern das Höchſt maß von Verwaltungsfreiheit zu belaſſen, das mit dem Gemeinſch vereinbar iſt. Die Betriebsgeſellſchaften haben ſich an der Holding die„Continentale Linoleum⸗Union“ in Zürich, ſelhſt itbernahme beteiligt. Um nun jedem Mißbrauch vorzub den dadurch entſtandenen Einflußverhältniſſen hervorge durch einen fünfzig jährigen Intereſſengenr ſchaftsvertrag ein Zuſtand geſchaffen worden, der die? der einzelnen Geſellſchaften völlig miteinander gleichſetzt. Die ſchaften ſtellen ihre Bilanzen nach einheitlichen Grundſt teilen die Geſamtheit der Gewinne im Verhältnis ih umlaufs und dürfen Bezugsrechte nur unter gleichen ausſchreiben. Gewinnberechtigt ſind nur die im Umle Aktien und ihr Geſamtbetrag ſtellt das wirkliche Konzer! da ja auch im Falle einer Ilqutdation des Konzerns der Liquidati erlös im Endeffekt nur den umlaufenden Aktien zufließ Dieſe Regelung, welche die Umlaufsaktien aller Geſellſchaften miteinander gleichſetzt, hat ſich bewährt. Der Konzern umfaßte daher Ende 1928 folgende Fa briken: in Deutſchland die Linoleum Werke und Stragulafabrik in Bietigheim bei Stuttgart, Maxi mi⸗ liansau in der Pfalz. Berlin⸗Cöpenick und Velten bei Berlin, in Delmenhorſt bei Bremen die drei Werke Schlüſſel, Anker und Hanſa, ſowie die Linkruſtafabrik, ferner die Rohpappen fabrik Worms, in der Schweiz das Werk in Ginbiasco, in Schwe⸗ den das in Forſhaga und in Lettland das in Libau. Hierzu tre⸗ ten die freundſchaftlichen Beziehungen zu dem Werk in Os ho und zu der J. G. Farben ⸗Induſtrie Aktiengeſellſchaft, deren Düneberger Fußboden⸗, Tiſch⸗ und Wandbeläge durch die Deutſche Linoleum⸗ Werke.⸗G. abgeſetzt werden. Im neuen Geſchäfts jahr iſt bekanntlich derlandſche Linoleumfabrik Krommenie(Holland) dem Konzern beigetreten durch Anſchluß lan den J. ⸗G.⸗V. mit Wir⸗ kung vom 1. Jauuar 1929. In Verbindung damit iſt die Aktien mehr⸗ heit von Krommenie auf die.⸗J.⸗U. übergegangen. Die.⸗L.⸗U. hat ſich ferner eine ſtarke Beteiligung an der Soci ste Anonyme Rémoiſe du Linolsum(Sar lin o) in Reims geſichert. Der Bruttogewinn des Konzerns ſtellt ſich auf 9,05 Mill. und der Reingewinn nach 3,05 Mill.„ Abſchreibungen auf 5,99 Mill. /. Dieſer geſtattet es, bei allen Geſellſchaften eine Dividende von 15 v. H. zu verteilen, wobet zu berückſichtigen iſt, daß Umlauf⸗ aktien im Geſamtbetrage von 9 849 800/ für das Geſchäftsjahr 1928 nur zu Hälfte gewinnberechtigt ſind. Der Reſt mit 435 289.26/ ſteht als Gewinnvortrag, der auf die einzelnen Geſellſchaften im Verhält⸗ nis ihres Aktienumlaufes zu verteilen iſt, zur Verfügung. Die deutſchen Linoleum⸗Werke beantragen deshalb aus edm dem auf ſie entfallenden Bruttogewinn von 5,086 Mill. 1 2,82 Mill.„ für Abſchreibungen zu verwenden und aus dem danach ver⸗ bleibenden Reingewinn von 2,6 Mill.„15 v. H. Dioden de auf nom. 13,89 Mill./ AK. und 7½ v. H. auf nom, 4,62 Ask. zu ver⸗ teilen und 191 840/ auf neue Rechnung vorzutragen. Die weſentliche Bedeutung des Konzerns beruht auf dem ue drigen Buchwert ſeiner Anlagen, die heutzutage nur für ein Mehrfaches dieſer Bewertung hergeſtellt werden könnten, ſomte auf der Konzentrierung der langjährigen Erfahrungen der beſten und ertragreichſten Linoleum⸗Unternehmungen des Kontinents. Darüber hinausgehend wirkt ſich die induſtrielle Zuſammenfaſſung und die dadurch ermöglichte Rationaliſierung in einem Maße aus, das für die Einzelunternehmungen nie erreichbar geweſen wäre. Die dadurch erzielten Ergebniſſe werden zur inneren Stärkung des Geſamtunter⸗ nehmens verwandt, um gegen alle Wechſelfälle gerüſtet zu ſein. Zu der engliſchen Linoleum⸗Induſtrie, die durch die Britiſh Affo⸗ etation repräſentiert wird, unterhält der Konzern freundſchaftliche Beziehungen. Der Geſchäftsgang iſt im geſamten Konzern ein guter, die Auſichten werden günſtig beurteilt öl in die N. V. Ne * Haus Neuerburg— Halpaus. Von der Zigarettenfabeiz paus in Breslau iſt in den Beſitz der Zigarettenfabrik Haus Neuerburg übergegangen. Die Firmo Halpaus, die heute nur noch in Breslau eine Fabrikationsſtätte beſitzt, wird ihre Erzeugung von Zigaretten wie bisher weiter betreiben, fedoch iſt in Ausſicht genommen, um die Verkaufskoſten zu ſenken und den Betrieb rentabel zu geſtalten, den Vertrieb der Waren durch ge⸗ meinſame Verkaufsläger mit einer anderen Firma zu vereinfachen. Der Betrieb der Zigaxettenfabrik Halpaus in Breslau wird alf aufrechterhalten, und die Firma Haus Neuerburg wird ſomit in beteiligt ſein.— Der Beſitzwechſel in der Zigaretteninduſtrie dürfte damit beendet ſein. Zur Zeit werden ledigl. Betrachtungen angeſtellt, oß noch eine der von dem Reemtsma⸗Konzern erworbenen Fabriken non Haus Neuerburg übernommen werden wird. Mit deut Reemtsma⸗Konzern beſtehen nur freundſchaftliche Beziehungen, Frankreichs Geſchäftswelt und das Reparationsproblem ſchiedenen internationalen Ententen in den metallurgiſchen Indu⸗ ſtrien aufrecht zu erhalten. Dies würde man in ber franzöſiſchen Schwerinduſtrie, wie in der weiter verarbeitenden Induſtrie als ſehr unangenehm empfinden zu einem Zeitpunkt, in dem die Kartell⸗ bewegung mehrfach definitiv Zeichen des Fortſchrittes erkennen Läßt. So haben in London Verhandlungen ſtattgefunden, die auf ein Ab⸗ kommen zwiſchen den kontinentalen, in einem Kartell vereinigten Röhrenwerken und den engliſchen, kanadiſchen und amerikaniſchen Fabrikanten abzielen, das bis 31. März 1935 gelten ſoll. Bei einem Scheitern der Konferenz befürchtet man für den franzöſiſchen Außen⸗ handel und glaubt an eine große Arhbeitsloſigkeit, die innerhalb der nächſten 12 Monate in Frankreich auftreten würde. Deviſenmarkt Im zeutigen Früßverkehr notlerten Pfunde gegen Ne- Dor? 485,91 485,25 Schwei 25,21 28,19 Stockholm. 48,18 10,13 Faris. 124,24 124,11 Helland.. 12,08 12,07 Madrid. 33,88 88 86 Brüſſel.. 34,95 34,94 Oslo 19,19 16,19 Mailand 92,94 92,62 Kopenhagen 18,20 18,18 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 421.76 und Pfund emit 2047.— gehandelt * Ausfall der Samstagsbörſen im Sommer beantragt. Der Deutſche Bankbeamtenverein hat, ebenſo wie in den vorigen Jahren, beim Borſtand der Berliner Börſe angeregt, in den Monaten Juni, Juli und Auguſt die Börſenverſammlung an den Samstagen aus⸗ fallen zu laſſen. :? Die deutſche Kupfererzeugung im März 1929. Die deutſche Kupferhüttenproduktion ſtellte ſich im März 1920 auf 4880 Tonnen gegen 38855 Tonnen im Februar. Die deutſche Kupferraffingdeproduk⸗ tion(Raffinadekupſer und Elektrolytkupfet) betrug im März 1929 8418 Tonnen gegen 8253 Tonnen im Februar. 5 2: Walszbrahtperband verlängert. In den am 26. und 27. April in Berlin geführten Verhandlungen des internationalen Walzdraht⸗ verbandes hat man ſich über eine grundfätzliche Verlängerung des Verbandes bis Ende 1931 verſtändigt. Der Auslandsverkauf für das Fritte Viertelfahr wurde zu im allgemeinen unveränderten Preiſem freigegeben, a 1 1 1 1 1 * ö Mittwoch, den 1. Mai 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 200 Der Mannesmann ⸗Abſchluß 7 v. H. Dividende— Etwas höherer Auftragsbeſtand Der Abſchluß für 1928 weiſt einen Rohgewinn von 35,6(88,64) Mill. J aus. Unkoſten der Betriebsſlätten und der Hauptverwaltung erforderten 8,4(7,75) Mill. /, Anleihezinſen 84000 /, Steuern ein⸗ ſchließlich Indu belaſtung 7,76(5,81) Mill. 4. Nach 8,88(7,49). Mill. l. ngen verbleibt ein Reingewinn von 13,72 15,79) Mill. /, wovon 526 000(633 000)/ der Rücklage überwieſen, 7(8) v. H. Dividende gezahlt und 3,12(8,2) Mill./ vorgetragen werden. Damit beſtätigen ſich die Mutmaßungen, daß die Vorjahrs⸗ dividende von Hum 1 v. H. unterſchritten werde. 8 v. huckingen wurde berichtet, daß beitsunterbrechung im November 5 periode um etwa vier Monate ver⸗ Tagen kommen aber die hauptſächlichen An⸗ tung für die Huckinger Anlagen kann aber mit Beſtimmtheit geſagt ag trotz der während der etwa zwei⸗ ten Erhöhungen an Löhnen und Matertal überſchreitet. Infolge der Unmöglichkeit, wäh⸗ ſtes in den erſten Monaten des laufenden Ge⸗ Rohrverlegungsarbeiten auszuführen, iſt der Verſand r dem gleichen Zeitraum des Vorfjahrs zurück⸗ Auftragseingang, namentlich an gewalzten Inland. Der Auftragsbeſtand iſt aber etwas höher Januar. Ueber die in Betrieb. Die gt zwar heu werden, daß n Bauzeit eingetre nur um etwa 10 v. H. rend des ſtarken Fre der am 1. als Bergwerks⸗Verein, Mülheim⸗Ruhr. Die Geſell⸗ Geſchäftsjahr 1928 bekonntlich eine Dividende „ſetzt in der jetzt vorliegenden Ertragsrechnung Mülheimer fitr da die Intereſſengemeinſchaft mit der Gewerkſchaft nit 1 487 538(1 458 878)„ ein. Unter Hinzu⸗ vinn⸗Vortrages aus dem Vorfahr ergibt ſich mithin 27 283) 1. Hieraus werden nach r Ueberweiſung an die geſetzliche 5„ ſchließlich 16 745/ vorgetragen. AG. in Nordhauſen. Laut Geſchäftsbericht dee immer ungünſtiger werdenden Lage baues das Inlandsgeſchäft auch für die deutſche induſtrie wenig befriedigend. Die ungünſtigen Umſtände hten, daß der Anreiz zum Bau neuer oder zur Erneue⸗ ru! tec Schächte nachläßt. In der Kaliinduſtrie ruhte die Schacht⸗ bautätigke't ganz. Aus dem Auslande lagen mehrfach ernſthafte Anfragen vor. Die Mabag Maſchinen⸗ und Apparatebau AG., an der die Geſellſchaft maßgeblich beteiligt iſt, war voll beſchäftigt, und 5 eee eee 2 ä konnte ihren Umſatz gegen das Vorjahr ſteigern. Reingewinn 199 836(181 010), aus dem wieder ö v. H. Dividende ver⸗ teilt werden ſollen, 0,24 Mill. 4 ſollen auf neue Rechnung vor⸗ getragen werden. Laut Bilanz betragen Bankguthaben und ſonſtige Debitoren 1,47(1,49) Mill., andererſeits in Ausführung begriffene Arbeiten 0,16(0,12) Millionen, Kreditoren 0,10(0,8 Mill. ,, Kaliinduſtrie AG. in Berlin⸗Kaſſel. Im Anſchluß an die in der vorigen Woche abgehaltene AR.⸗Sitzung der Kali⸗Induſtrie AG. und an die von der Verwaltung herausgegebene Verlautbarung waren verſchiedene Gerüchte auch über den vermeintlichen R gewinn der Geſellſchaft verbreitet worden, die mit den Tatſachen allerdings nicht im Einklang ſtehen. Während des Verlaufes dieſer S ug iſt von keiner Seite Frage einer Dividendenerhöhun die egt worden. Auf keinen Fall wird eine Erhöhung der Divi⸗ dende über 12 v. H. hinaus der nächſten AR.⸗Sitzung vorgeſchlagen werden. Ueberhaupt kann von einer herrſchenden„Oppoſition“ nicht die Rede ſein. Die Verſchiebung der Agt.⸗Sitzung hat ganz andere Gründe gehabt, die u. a. mit der aug icklich gänzlich unüber ſehbaren wirtſchaftlichen Lage zuſammenhängen. In dem den Generaldirektor Roſterg vor den Mitgliedern der der letzten Sitzung gehalten hat, wurden Fragen behandelt, nächſt lediglich den Aufſichtsrotsmitgliedern zur vertraulichen Kennt⸗ nis mitgeteilt worden ſind. Es iſt aber zu erwarten, daß der in etwa 2 Monaten erſcheinende Geſchäftsbericht 1928 ſich über die viel⸗ ſe'tigen Abſichten des Wintershall⸗Konzerns nach der chemiſchen Seite hin ausführlich äußern wird. * Hannoverſche Kaliwerke AG. 1928 ſtiegen die Einnahmen(alles in Mill. ,) auf 0,40(0,34); Abſchreibungen blieben 0,08 General⸗ unkoſten 0, Betriebsunkoſten ſonken etwas 8(0,09). Dafür vermehrten ſi Steuern und Abgaben auf 0,08(0,05). Diesmal bleibt, wie bereits berichtet, ein Gewinn von 0,10(i. V. ein aus den Neſerven gedeckter Verluſt von 0,18), woraus 4(0) v. H. Dividende D vorgeſchlagen ſind.— Die Bilanz weiſt nennenswerte Aenderungen nur auf bei den Forderungen, die auf 0,41(0,19) ſtiegen, und den Schulden, die fetzt 0,26(0,24) erreichen.— Laut Geſchäftsbericht be⸗ ſich die eigene Förderung auf Befriedigung des Landab⸗ zes, 4099 Doppelzentner K2O0 Kaintit und 2118 Doppelzentner K20 20er Düngeſalz. Halleſche Kaliwerke AG.— 15 v. H. vom 29. Maj ſoll eine Dividende von 15(i. Man erwartet, daß auch für das laufende Jahr ein ähnliches Er⸗ gebnis zu erzlelen ſein wird. :?: Rheiniſch⸗Weſtfäliſches Kohlenſyndikat. In der verſammlung des Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlenſyndikats Vorbereitung der Syndikatserneuerung eingeſetzt. Der Wettbewerb im In⸗ und Auslande Dividende. Die o. HV. V. 10) v. H. beſchließen. Mitglieder⸗ wurde zur ein Ausſchuß iſt überall gleich . ſcharf geblieben. Die Sommerrabatte wurden mit Wirkung vom Mai in folgender Höhe beſchloſſen:(Mai bezw. Juni bezw. F bezw. Auguſt;: Koks: Brechkoks J 4, 3,50 3, 2, Brechko und 80/50 Millimeter 4,50, 4, 3, 2; Brechkoks III 3. 2,50, 1,50; geſiebter Knabbel und Abfallkoks 3,50, 38, 2,50, 1,50; geſiebter Kleinkoks 40/60 Aus dem und 90/50 Millimeter meter 8, 2,5 gewaſchene 5 auch nkörnung Gruppe II 4, 8, 2, g Sohn, 2 perſon: Elekt Schlußverteilung Mannheim, Schwe 63 Steigende Erzeugung— Gute Entwicklung 9 50 K t⸗Nuß J Gruppe Anthrazit⸗Nuß III 1,50, 1, Vergleichsverfahren in Mannhe Konkursverfahren. Aufgeh Geſchöftsbericht der Arbed der Beteiligungen 831(1. V. 2 223 531) To., Rohſt ahl erſchie⸗ hierfür zu bſchreibungen. Die Ge⸗ „erzielten durchweg eben⸗ geh Insbeſondere iſt dies bei Fel ⸗ Carls werk und in den letzten Mo⸗ Eſchweiler Bergwerksverein der riegeſellſchaft igkeiten zu kämpfen, 1 ſel en auf der Koh⸗ chen Kempenbecken unigung weiter⸗ de Combuſtib⸗ ſſigaug nach dem weit io nale Kohlever nicht des gediehen, ſo ſeinerzeit ins Auge 3,50, 3, 2,50, 1,50; geſiebter Kleinkos 20/40 ohle: Magerkohle weſtfäliſches Reypter, J 3, 2, 1, öto. II 2, 1, 1, d gewaſchene Anthrazit⸗Nuß I azit⸗Nuß II 3, 2, 2; 2,50 2, 180, ewaſch Ant e Anbl und Konkurſe im Handelskammerbezirk Mannheim Eröffnete: Fritz Baumann u. in Mannheim, Windeckſtraße 26,(Vertrauens⸗ in Man:). Badiſch⸗Pfälziſche mH. in Mannheim, L 12, 6(VP.: Bücher⸗ 8 heim).— Aufgehobene ſtätigur): Ptazolo u. Ick⸗ Aſſen heim, Da⸗ o bene(nach Schlußtermin und Martin Kaſtner, chem techn. Erzeugniſſe in 0 a ingerſtraße 118.— Frau Kathariwa Are tz Ww. geb. Ajacoby in Mannheim, Seckenheimerſtraße 20. Suche liebe bevorzugt. S. B. 833. Herlte es, sorgsame utter. 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Schon wieder innerhalb weniger Tage haben wir einen schmerzlichen Verlust zu beklagen. Heute vormittag verschied im Alter von 46 Jahren nach langem schweren Leiden das Mitglied unseres Vorstandes, Herr 2 Er Wagbäusel zeit 1018, der Leitung der Waghäuseler Landwirtschaft tätig, stand er von 1922 ab an der Spitze der Waghäuseler landwirtschaftlichen Betriebe, um nach der Gründung unserer Gesell- schaft im jahre 1926 die Verantwortung für unsere gesamte Landwirtschaft zu übernehmen. Direktor 12, Er die große, ständig wachsende Aufgabe unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit ge-————ů——ĩ meie tt und mit seinem reichen Wissen, seinem klaren Urteil und der ihm eigenen ernsten N Verf Mietungen Pflicntauffassung sich um die Gesellschaft bleibende Verdienste erworben. Darüber hinaus war f er uns ein hocngeschätzter Freund und lieber Kollege, den wir aufs schmerzlichste vermissen Bülro- Raume größere u. kleinere, beſ. hell, m. Zeutral⸗ heigzg., auch f. jeb. and. 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