. M 1 enn 18 irn 1 7 1 9* 128 % nne 1 1 1 Mittwoch, 22. Mai 1929 Bezugspreiſe; In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe aupt⸗Geſchäftsſtelle 6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 19/11 Baſſermannhaus).Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr. 6, chwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße 19 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel WMiltag⸗ Ausgabe 4 Wachſender Optimismus in Paris Die Sachverſtändigenverhandlungen der Gläubigerdele⸗ gationen ſowohl über die auf die deutſchen Vorbehalte zu er⸗ teilende Antwort wie auch hinſichtlich der Verteilung der Youngſchen Annuitäten ſind, wie die heutige Pariſer Morgen⸗ preſſe übereinſtimmend berichtet, geſtern beendet worden. Ge⸗ wiſſe deutſche Vorbehalte ſeien abgeändert, andere abgelehnt worden. Der„Petit Pariſien“ erklärt, daß be⸗ ſonders die Klauſel betreffend die Einſtellung jeglicher Zah⸗ lungen während zweier Jahre und ebenſo die Forderung auf Heranziehung der Nachfolgeſtaaten zur Aufbringung der letzten 21 Annuitäten nicht aufrechterhalten worden ſei. Nach dem„Matin“, der übrigens berichtet, daß Dr. Schacht bereits geſtern abend über die Anſichten der Gläubigerdele⸗ gationen in Kenntnis geſetzt worden ſei, wird ſich der heute tzuſammentretende franzöſiſche Miniſterrat mit dem Repara⸗ tionsproblem beſchäftigen. Nach dem„Echo de Paris“ ſieht man in den offiziellen Kreiſen mit wachſendem Opti⸗ mismus dem Ausgang der Verhandlungen entgegen. Im allgemeinen kommt in der franzöſiſchen Preſſe die Anſicht zum Ausdruck, daß mit der Beendigung der Konferenzarbeiten zu Ende dieſer Woche gerechnet werden könnte. Die deutſche Delegation wird heute nachmittag die eingehende Prüfung der von den Gläubigern gemachten Gegenvorſchläge vornehmen. Am die Ratifizierung des Mellon-Abkommens I London, 22. Mai.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der Korreſpondent der„Times“ in Waſhington erfährt aus ſicherer Quelle, daß der amerikaniſche Schatzſekretär Mellon geſtern dem franzöſiſchen Botſchafter eine Note übergeben habe, in der die franzöſiſche Regierung gebeten wird, ſo ſchnell wie möglich ihre Abſichten bezüglich der Ratifizierung des franzöſiſch⸗amerikaniſchen Schuldenübereinkommens bekannt⸗ zugeben. Der Korreſpondent teilt weiter mit, daß die ameri⸗ kaniſche Regierung bereit ſei, für den Fall, daß eine Ratifi⸗ zierung für die nahe Zukunft in Asſicht geſtellt werde, dem Kongreß Maßnahmen zur Prolongierung der 400 Millionen Dollar Schuld vorzuſchlagen, die im Laufe des Sommers fällig wird. Bekanntlich wurde dieſe Schuld, die ſich auf an Frankreich verkauftes Kriegsmaterial bezieht, in die Schulden⸗ fundierung eingeſchloſſen. Sie würde aber wieder zu einer beſonderen Schuld werden, falls die Ratifizierung des Ab⸗ kommens über den Auguſt dieſes Jahres hinaus verzögert wird. Das gegenwärtige amerikaniſche Angebot wird ſich nach Informationen des„Times“⸗Korreſpondenten damit zufrieden geben, wenn die franzöſiſche Regierung die Ratifizierung im Laufe dieſes Jahres in Ausſichtſtellen kann. Das An⸗ gebot an Frankreich ſteht in unmittelbarer Beziehung zu der allgemeinen Schuldenpolitik Amerikas. Falls es gelingt, Frankreich zu einer günſtigen Aeußerung über die Ausſicht der Ratifizierung zu veranlaſſen, wäre die amerikaniſche Re⸗ gierung in der Lage, dem Kongreß auch gewiſſe Konzeſ⸗ ſionen hinſichtlich der Regelung der Reparations⸗ und Kriegsſchuldenfrage vorzuſchlagen. Der Korreſpondent drückt dies mit folgendem bemerkenswerten Satz aus:„Auf Frank⸗ reich ruht eine Verantwortung für die Haltung, die die Vereinigten Staaten letzten Endes gegenüber dem Bericht der Reparationsſachverſtändigen einnehmen werden.“ Zum Tode Lord Roſeberys S London, 22. Mai.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Lord Roſebery, der geſtern 82jährig ſtarb, iſt der letzte einer Ahnenreihe von liberalen Staatsmännern aus der alten Hottiſchen Adelsfamilie von der politiſchen Bühne Englands pverſchwunden. Genau genommen gehörte er allerdings der Politik ſchon ſeit 22 Jahren nicht mehr an und ſeine Glanzzeit als Außenminiſter und Miniſterpräſident liegt noch ein wei⸗ teres Jahrzehnt zurück. Er kam jung zu Ehren und Ruhm. Mit 35 Jahren galt er als der größte Redner Englands. Sein Aufſtieg zu den höchſten Stellen war für jene Zeit bei⸗ ſpiellos rapid. Im Volke wird er fortleben als der Premier⸗ miniſter, der das Derby gewann, denn dies ſind in England die beiden höchſten Ziele menſchlichen Strebens. In der Poli⸗ kik ſteht Roſebery als erſter liberaler Impertialiſt dar. Seine Haltung zu der europäiſchen Politik läßt ſich am beſten in einem Ausſpruch erkennen, den Lloyd George heute mitteilt: Es war in den Tagen, in denen der Abſchluß der eng⸗ liſch⸗franzöſiſchen entente cordiale in der Preſſe bekannt wurde. Lloyd George beſuchte damals Lord Roſebery, dem er ſeine Freude über die Bereinigung der Beziehungen zu Frankreich ausdrückte. Roſebery erklärte ihm, das ſei alles Unſinn. Die entente cordiale würde unmittelbar zu einem euro⸗ päiſchen Krieg führen.— Er hat recht behalten! Neberſchwemmungskataſtrophe im Ira Der Hindyah⸗Damm gebrochen Baſrah, 21. Mai.(United Preß.) Eine ungeheure Ueberſchwemmungskataſtrophe, bei der nach allerdings bisher unbeſtätigten Meldungen Tauſende von Menſchen umge⸗ kommen ſein ſollen, iſt über das Frak hereingebrochen. Euphrat und Tigris ſind über ihre Ufer getreten, und eine rieſige Flut⸗ welle wälzt ſi) flußabwärts. Sie wird noch heute abend Bafrah erreichen, und ihr Kamm paſſierte heute mittag Naſt⸗ riya. Der große Hindyah⸗Damm iſt durchbrochen, und es iſt fraglich, ob der Damm bei Schaibah, wo ſich der Flug⸗ platz der England Indien⸗Linie befindet, den furchtbaren Waſſerdruck aushalten wird. Flieger, die die überſchwemmten Diſtrikte überflogen haben, melden, daß ſich das ganze Land in ein Meer verwandelt habe, aus dem die Häuſer und Mo⸗ ſcheen der Ortſchaften wie Inſeln herausragen. Es dürfte Wochen dauern, bevor die Flut zurücktrete, und der leitende Ingenieur des Waſſerbauamtes hat dem Junenminiſterium auch bereits mitgeteilt, daß jeder Verſuch, die Ueberſchwem⸗ mung einzudämmen, fruchtlos ſein werde, daß man ſtatt deſſen alles daran ſetzen müſſe, den Opfern der Kataſtrophe Hilfe zu bringen. Tödlicher Flugzeugabſturz V Paris, 22. Mai.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Aus St. Raphael wird berichtet: Ein mit zwei Offizieren be⸗ ſetztes Jagdflugzeug iſt geſtern nachmittag bei Vales⸗ ceur abgeſtürzt. Augenzeugen bemerkten, wie ſich einige Teile des Apparates während des Fluges loslöſten, worauf das Flugzeug ſich um ſich ſelbſt drehend zu Boden fiel. Die bei⸗ den Flieger wurden auf der Stelle getötet. * Der erſte feierliche Ausgang des Papſtes wird, wie nunmehr feſtſteht, am 30. Mai anläßlich der Fronleichnahms⸗ prozeſſion ſtattfinden. Die Tagung der Kleinen Entente Unterzeichnung eines Schieds⸗ und Vergleichsvertrages Die drei Miniſter der kleinen Entente erörterten aufgrund der vom Völkerbund hierfür gemachten Empfehlung die Frage eines allgemeinen Schieds⸗ und Vergleichsvertrages zwiſchen ihren Staaten. Dieſer allgemeine und für die drei Staaten gemeinſame Vertrag wurde in der Dienstag⸗Nachmittags⸗ ſitzung der drei Miniſter des Aeußern unterzeichnet. Ferner wurden Protokolle unterzeichnet, durch die die über⸗ einſtimmenden Bündnisverträge verlängert werden. Nr. 231— 140. Jahrgang Zeitung Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen 34.-M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen Höhere Ge⸗ walt, Streiks, ee uſw. e keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Wandern und Reisen Geſetz und Recht Polniſcher Schulterror I Berlin, 22. Mai(Von unſerem Berliner Büro.) Die ſoeben beendeten Einſchreibungen zur polniſchen Schule ſollen, wie ſich die„Germania“ aus Kattowitz berichten läßt, das Ergebnis gebracht haben, daß mehr als 90 v. H. der ſchul⸗ pflichtigen Kinder zur polniſchen Schule angemeldet worden ſind. Dieſes für Polen günſtige Ergebnis, das dem Zahlen⸗ verhältnis der deutſchen Bevölkerung zur polniſchen Mehrheit in keiner Weiſe entſpricht, erklärt ſich aus dem Terror, der jetzt namentlich von dem Weſtmarkenverein geübt wird, gegen diejenigen, die ihre Kinder zur Minderheitenſchule ſchicken wollen. Schon, daß man zuerſt den Anmeldungstermin für die polniſchen Schulen feſtſetzte, hat ſich nachteilig ausgewirkt, da dadurch die Möglichkeit einer genauen Kontrolle gegeben war. Inzwiſchen hat der Weſtmarkenverein eine Propaganda entfaltet, die die Eltern mit wirtſchaftlichem und geſellſchaft⸗ lichem Boykott bedroht, die es wagen ſollten, die Kinder der Minderheitenſchule zuzuführen. Es wird außerdem den Eltern zu verſtehen gegeben, daß Abſolventen einer Minderheiten⸗ ſchule in Polen niemals eine gehobene Stellung bekleiden könnten und man redet den Eltern ein, daß die Anmeldung zur Minderheitenſchule eine Verletzung der ſtaatsbürgerlichen Pflichten darſtelle und daß ihre Namen öffentlich bekannt ge⸗ geben werden würden. Zudem ſind die Formalitäten des An⸗ meldungsverfahrens und die Vorausſetzung für die Anmel⸗ dung in die deutſchen Minderheitenſchulen immer noch nicht ſo eindeutig gehalten, daß eine klare Rechtslage geſchaffen wäre. In der Praxis wird gegen die Beſtimmungen des Genfer Abkommens fortdauernd auf das Schwerſte ver⸗ ſto ßen. Alle dieſe Momente kamen zuſammen, um die polniſche Agitation gegen die deutſchen Schulen zu begünſtigen. f Anregelmäßigkeiten im polniſchen Kriegsminiſterium Zwei Beamte verhaftet Unter dem Verdacht des Amtsmißbrauches wurde der Referent des Kri⸗gsminiſteriums, Rittmeiſter Pradzinſki, ſowie gleichzeitig mit ihm ſein Schwager Kucharezewſki, der im Kriegsminiſterium als Zivilbeamter beſchäftigt iſt, verhaftet. Näheres über die Angelegenheit wird von den Be⸗ hörden nicht bekannt gegeben, doch melden die Blätter, daß eine Reihe von Perſönlichkeiten aus Militär⸗ und Zivil⸗ kreiſen im Zuſammenhang mit dieſer Angelegenheit verhört worden iſt. Von Zollbeamten erſchoſſen — Breslau, 21. Mai. In der Nähe der Zeche Emanuel bei Kattowitz wurden zwei Schmuggler von einem pol⸗ niſchen Zollbeamten ertappt und als ſie ſich zur Wehr ſetzten, beſchoſſen. Während der eine Schmuggler entkommen konnte, wurde der andere ſo ſchwer verletzt, daß er kurz nach dem Zuſammenſtoß ſeinen Verletzungen erlag. „Graf zeppelin“ vor der Heimkehr Vier Franzoſen fahren mit nach Friedrichshafen Paris, 22. Mai.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Um den franzöſiſchen Offizieren, die bei der Landung des Zeppelins Hilfe leiſteten, ſeine Anerkennung zum Ausdruck zu bringen, hat Dr. Eckener ihnen vier Plätze an Bord des Luft⸗ ſchiffes für den Rückflug nach Friedrichshafen angeboten. Der Luftfahrtminiſter Laurent⸗Eynae hat ſeinen Kabinettschef Kahn, den Marineattaché Schiffsleutnant Peequer, den Kommandanten des Flugplatzes von Cuers⸗Pierrefeu, Ha⸗ mon und Schiffsleutnant Loiſer die Erlaubnis gegeben, an der Reiſe teilzunehmen. Geſtern abend ſtattete der ſtellvertretende Kommandant des Zeppelins, Lehmann, dem Unterpräfekten Matiava und dem Vizeadmiral Vindry einen Abſchiedsbeſuch ab. Er kün⸗ digte an, daß der Zeppelin Cuers⸗Pierrefeu wahrſcheinlich am Donnerstag morgen um 5 Uhr verlaſſen werde. Auf der Marinepräfektur von Toulon fand geſtern abend eine Zuſammenkunft zwiſchen den franzöſiſchen Marine⸗ offizieren und dem ſtellvertretenden Kommandanten des Zep⸗ pelins ſtatt, um die für den Aufſtieg des Luftſchiffes notwen⸗ digen Vorkehrungen zu beſprechen. Um jeden Unfall zu ver⸗ hüten, wird der Zutritt zum Flugplatz beim Aufſtieg des Luft⸗ ſchiffes verboten ſein. Der dritte Motor iſt geſtern abend in Cuers eingetroffen und wird heute eingebaut werden. Dr. Eckener wird heute abend in Cuers wieder erwartet. In einer Rede bei der Eröffnung des Generalrates des Departements War machte geſtern deſſen Vorſitzender, Senator Fourment, eine Anſpielung auf die Landung des Zeppelins auf franzöſiſchem Boden und wies dabei auf die Bedeutung dieſes Ereigniſſes für die Annäherung zwiſchen Frank⸗ reich und Deutſchland hin. * Calles zurückgetreten. Nach Meldungen aus Mexiko iſt der vormalige Präſident von Mexiko, Calles, von ſeinem Poſten als Kriegsminiſter zurückgetreten. Er wird ſich auf ſeine Farm zurückziehen und ſich der Landwirtſchaft widmen. * Kanada gegen den Giftgaskrieg. Das lanadiſche Unter⸗ haus erklärte ſeine Zuſtimmung zu dem Genfer Protokoll über das Verbot der Verwendung von Giftgaſen im Kriege. Ein fachmänniſches Arteil über die Molorenſchäden Profeſſor Dr. ing. e. h. Otto Kroll veröffentlicht im „B..“ Betrachtungen über die Frage, warum vier Motore des Luftſchiffes in ſo überraſchender Weiſe kurz hintereinander den Dienſt verſagten. Profeſſor Kroll hält das Auftreten von Ermüdungserſcheinungen im Material für durchaus nicht ausgeſchloſſen. Wenn man die Lebensdauer der Zeppelinmotore mit 2000 Betriebsſtunden angebe, ſo ſei es noch lange nicht ausgeſchloſſen, daß die bis an die äußerſt zuläſſige Grenze beanſpruchten Maybachmotoren ſchon bei 600 Betriebsſtunden Alterserſcheinungen zu zeigen begannen. Weiterhin gibt Profeſſor Kroll der Vermutung Ausdruck, daß vor der Wiener Fahrt die Drehzahl der Motoren bedeu⸗ tend heraufgeſetzt worden ſei und dadurch der für die Lebens⸗ dauer des Materials gefährlichen kritiſchen Drehzahl be⸗ denklich nahegekommen ſei. Vermeiden könne der Konſtrukteur dieſe kritiſche Drehzahl nicht. Er müſſe nur die Betriebsdrehzahl ſo legen, daß ſie unter der kritiſchen Dreh⸗ zahl bleibt. Vor allem aber müſſe er den Luftſchiffkomman⸗ danten darüber inſtruieren, welchen Gefahren er ſich ausſetzt, wenn er mit ſeinen Motoren auf die kritiſche Drehzahl geht. Dieſe Inſtruktion ſcheine beim„Graf Zeppelin“ entweder verſäumt oder nicht beachtet worden zu ſein. gene Zellong Nr. 231 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 22. Mai 1929 Das Nülſelraten um di Kultusminiſterium und Bistum Verlin Berlin, 22. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) In der„Märkiſchen Volksſtimme“ wird behauptet, der Vorſtand g 55 n 70 5 2 1 Errichlung eines Bistums Berlin in jeder Weiſe gerechtfer⸗ der Zentrumspartei des Landtages habe ſich bereits einſtim⸗ mig damit einverſtanden erklärt, daß der demokratiſche Kul⸗ tigt ſei. c tusminiſter Dr. Becker durch den ſozialdemokratiſchen Ober⸗ regierungsrat König erſetzt werde, nachdem das Konkordat mit der römiſchen Kurie ſo gut wie abgeſchloſſen ſei. Der „Märkiſchen Volksſtimme“ pflegt ſich das preußiſche Zentrum zu bedienen, wenn es irgend eine Zweckmeldung lan⸗ von der es bei Gelegenheit wieder abrücken etexen will, kann. In dieſem Sinn wird man die Notiz auch aufzufaſſen haben. Sie ſoll wohl die Wirkung eines Schreckſchuſſes 8 Konkordat gaten zur Biſchofswürde iſt offenkundig erfolgt, um dem Wunſch der Katholiken der Mark und Pommern nach einem eigenen Biſchof eine Baſis zu geben. Die„Germania“ bemüht ſich um den Nachweis, daß die U Wenn München ſeit mindeſtens drei Vierteljahr⸗ hundert einen evangeliſchen Generalſuperintendenten habe, weshalb ſolle dann nicht auch Berlin, das mit Pommern und der Mark zuſammen 550 000 Katholiken beherberge, einen katholiſchen Biſchof vertragen? Jedenfalls hat es nach den Auslaſſungen der„Germania“ den Anſchein, daß die Verzöge⸗ rung der Ernennung für die Nachfolgerſchaft Deitmers mit den noch ſchwebenden Verhandlungen über das Konkordat, insbeſondere mit der Frage der Errichtung eines Bistums für die Deutſche Volkspartei haben, die bekanntlich Dr. Bblitz als künftigen Kultusminiſter bereit hält. die Sozialdemokraten mit dem Gedanken liebäugeln, nun auch das Kultusminiſterium an ſich zu bringen, iſt an ſich nichts Neues. Sie haben ja den Anſpruch auf ein weiteres Mini⸗ ſterium während der letzten ergebnisloſen Koalitionsverhand⸗ lungen in aller Form angemeldet. Mag ſein, daß man durch dieſe Drohung einen Druck auf die Volkspartei ausüben will, um ſie der Zuſtimmung zum Konkordat machen. zwiſchen Konkordat und Koalitionsfrage dieſes taktiſche Ma⸗ növer einige Beachtung.. Der Inhalt des Konkordats iſt nach wie vor tiefſtes Geheimnis. Jedesmal, wenn irgendwelche konkreten Angaben auftauchen, beeilen ſich die preußiſchen amtlichen Stellen, ſie als„reine Kombinationen“ abzutun. Einen der noch ſtrittigen Punkte bildet offenbar die Exrichtung eines Bistums Berlin. Im Januar iſt der Probſt an der St. Hedwigskirche und fürſtbiſchöfliche De⸗ legat für Berlin, Brandenburg und Pommern, Weihbiſchof Dr. Deitmer, geſtorben An der Ernennung ſeines Nachfol⸗ gers ſind der Fürſtbiſchof von Breslau, der preußiſche Staat, der das Vorſchlagsrecht beſitzt, und der Heilige Stuhl in Rom intereſſtert. Im Jahre 1923 hat Dr. Deitmer die Biſchofs⸗ wethe mit der Beſtimmung als Weihbiſchof von Breslau, aber mit dem Sitz in Berlin erhalten. Dieſe Erhebung des Dele⸗ Daß geneigt zu Jedenfalls verdient bei dem engen Zuſammenhang Berlin, zuſammenhängt. Der„Demokratiſche Zeitungsdienſt“ weiß in Ergänzung ſeiner bisherigen Angaben über den Inhalt des Konkordats noch mitzuteilen, daß auch eine Regelung des finanziellen Verhältniſſes zwiſchen dem preußiſchen Staat und der katholiſchen Kirche vorgeſehen iſt. Bisher betrugen die Leiſtungen des preu⸗ ßiſchen Staates an die katholiſche Kirche rund 1,1 Millionen Mark jährlich. In Zukunft würden ſie, ſchon wegen der Neuſchaffung von Erzbistümern und Bistümern auf einen Betrag von insgeſamt 2,8 Millionen im Jahre ſteigen. Un⸗ abhängig von den Konkordatsbeſtimmungen ſind die Zuſchüſſe die der Staat an die katholiſchen Geiſtlichen und Kirche leiſtet. Dieſe Summen, die im Haushalt des Kultusminuiſte⸗ riums ausgewieſen werden, betragen für das laufende Rech⸗ nungszahr rund 21,4 Millionen. Die preußiſche Regierung ſoll übrigens nach derſelben Quelle durchaus bereit ſein, entſprechende finanzielle Verhand⸗ lungen auch mit den Vertretern der evangeliſchen Kirche zu führen. Es iſt da bekanntlich eine Forderung, die von den Deutſchnationalen und der Deutſchen Volkspartei im preußiſchen Landtag immer wieder erhoben wurde, ohne daß die Regierung bislang eine beſtimmte Antwort erteilt hat. Es ſcheint nun, daß die preußiſche Regierung, um die Volks⸗ partet für das Konkordat zu gewinnen, zu Konzeſſionen nach der Richtung hin jetzt bereit iſt. 10. Deulſche Schutzbund tagung in Salzburg (Eigen⸗Bericht der„Neuen Mannh. Zeitung“) In der Vorſtandsſitzung des deutſchen Schutzbundes wurde nach Wiederwahl der Geſchäftsführung eine Entſtchlie⸗ ßung gefaßt, die in der ſich anſchließenden Mitgliederver⸗ ſammlung von Dr. K. C. von Loeſch verleſen wurde, nachdem er einen rückblickenden Bericht des Schutzbundes von der organiſatoriſchen Seite aus geſehen erſtattet hatte. Die Ent⸗ ſchließung endet mit den Worten, daß ſich der Deutſche Schutz⸗ bund nach zehn Jahren erneut zu den Zielen ſeiner Grün⸗ dungsſatzung bekenne:„Pflege des Gemeinſchafts⸗ gefühls zwiſchen allen Deutſchen und Schutz der bedrohten Volksgenoſſen, ohne Rückſicht anf Staatsgrenzen, ohne Unterſchied der Rellgton und unter Zurückſtellung aller narteipolitiſchen und Klafſengegenſätze. Die Eröffnungsſitzung im großen Saale des Mozarteums wurde eingeleitet von Joſeph Meßner(op. 19) Improviſation über ein Thema von Bruckner für Orgel und Bläſerſextett, das von dem Komponiſten an der Orgel geleitet, meiſterlich zum Vortrag gelangte. Nach dieſer kleinen Feier eröffnete Min.⸗Dir, a. D. Dr. h. C. A. Götz ⸗ Stuttgart die Tagung mit einem Gruß an Oeſterreich und Salzburg und ſeine zahlreich erſchienenen Vertreter, beſonders den erſchienenen Altbundespräſidenten Dr. Hainiſch. Es gab einen Rückblick über die Geſchichte des Schutzbundes, ſeine Tagungen, über die bisher geleiſtete⸗ Arbeit und ſchloß mit der Mahnung: Wir müſſen glauben an unſer Volk, und dieſer unerſchütterliche Glauben wird uns zum Siege führen!“ Darauf folgte eine Reihe von Be⸗ grüßungsanſprachen. Nachdem die Klänge von Mozarts Adagto für Orgel ver⸗ klangen, hielt Dr. Friedrich König ⸗Gießen den Feſtvortrag „Von der Schutzarbeit zur volksdeutſchen Arbeit“. Er ging aus von der Mehrdeutigkeit des Begriffes„Nation“ und bekämpfte die Engſtirnigkeit des Naturſtaatsbürgers, der unter Nation nur das im Staate zuſammengeſchloſſene Staatsvolk ſieht und nicht die Kulturgemeinſchaft ein⸗ und derſelben Volkheit, auch dann, wenn ſte auf mehrere Staaten aufgeſpalten ſei. Der Deutſche Schutzbund hat den Weg für eine neue deutſche Auffaſſung von Volk, Volksperſönlichkeit, Volkstum und Volksgeiſt freigemacht. Wir wiſſen heute, daß Deutſche in 21 Staaten Europas leben. Wir wollen heute die engſte Zuſammenarbeit all dieſer Deut⸗ ſchen, um ſo die deutſche Frage befriedigend zu löſen und eine auf Recht und Gerechtigkeit beruhende neue Ordnung in Europa zu ſchaffen. Vom alten Reich ſind wir über all die Fälle von Staaten zum Staat gekommen; der Weg kann vom Staat, der von ſeiner Höhe geſtürzt wurde, über das Volk wieder zum Reiche führen. Der Vortrag wurde mit außerordentlichem Beifall aufgenommen. Das Jeſtkonzert im Salzburger Dom brachte Schöpfungen alter Salzburger Meiſter. Für den Abend waren wir Gäſte von der Stadt Salzburg im Stadtſaale des Feſtſpielhauſes, ww Mund und Ohr Labung fanden. Der nächſte Tag brachte Fachſitzungen des ſtedlungs⸗ politiſchen und des kulturpoßttiſchen, ſowie des Grenzdeutſchen⸗Ausſchuſſes. Im erſteren, der unter dem Vorſitz des Altbundespräſidenten Dr. H liniſch, anſtelle des verhinderten Reichskanzlers a. D. Dr. Hains Luther tagte, referlerte Geh. Reg, ⸗Rat a. D. Dr. Hans Ponfick⸗Berlin über „Der heutige Stand der Siedlungspolitik im Reich“. Der Referent erinnerte an die Hoffnungen, die man an das Reichsſtedlungsgeſetz vom 11. 8. 19 geknüpft habe und ſtellte feſt, daß nur ein verſchwindend kleiner Teil bisher in Er⸗ füllung gegangen ſei, denn nur um 120 000 Menſchen ſei die landbwirtſchaftliche Bevölkerung durch die Stedlung vermehrt bezw. nur dem Lande erhalten worden. Zum allergrößten Teile ſetzen ſich dieſe Siedler aus Flüchtlingen zuſammen, beſonders während der Jahre 1920 und 1926. Jetzt können wir glücklicherwelſe den Schlußſtrich unter die Flüchtlinas⸗ ſiedlung ſetzen. Dieſe bedürfen jedoch noch ſehr der Reichs⸗ hilfe. Angeſichts der Agrarreform der Randſtaaten und der Nachfolgeſtaaten von Oeſterreich⸗Ungarn ſowohl, als auch der allgemeinen Landflucht und beſonders angeſichts des bisheri⸗ gen Ergebniſſes der Siedlungstätigkeit, muß in Zukunft mehr und umfaſſender geſiedelt werden. Vorausſetzung hierfür iſt die Wiederherſtellung nud Erhaltung der Rentabilität der Landwirtſchaft. Dabei müſſen wir uns vor dem Fehler hüten, die Bauernſiedlung durch eine reine Landarbeiterſiedlung ab⸗ zulöſen. Das große Ziel muß die Erhaltung, Stärkung und Vermehrung durch die Siedlung diesſeits und jenſeits unſe⸗ rer Grenzen ſein. In dieſem Ausſchuß ſprach Hauptmann a. D. Maier⸗ Kaibitſch(Klagenfurt) über„Siedlung in Kärnten“, wobei man hören konnte, daß dort die Bedingungen der Seßhaft⸗ machung den Verhältniſſen entſprechend günſtiger ſeten als im Reich.— Univ. Prof. Dr. Schön bauer(Wien) forderte in ſeinem Referat über„Das Siedlungsproblem im Burgenland“ eine einheitliche Regelung der Siedlungs⸗ frage auf dem Wege eines Grundſatzgeſetzes für ganz Oeſter⸗ reich. c Der Vorſitz des Kulturpolitiſchen Ausſchuſſes war bei Landeskonſervator Dr. Hemeskowsky(Graz) in guten Händen. Dort ſprach der Leiter des Inſtituts für Grenz⸗ und Auslandsſtudien Dr. M. H. Boehm(Berlin) über „Die Stellung des deutſchen Volkstums, der deutſchen Sprache und Kultur in Oſtmitteleuropa“. In 10jähriger Arbeit habe der Deutſche Schutzbund unerbitt⸗ liche Kritik an den überkommenen Formen, Ideen und Ter⸗ minologien des Nationalitätenkampfes geübt und das Suchen nach modernen Mitteln und Auffaſſungen in der Deutſch⸗ tumsarbeit nie vernachläſſigt. Der Redner ſuchte dann die Fehlerquellen aufzudecken, die entweder zu einer Ueber⸗ ſchätzung oder zu einer Unterſchätzung, aber nie zu einer wirklichkeitsnahen Würdigung der deutſchen Stellung in Oſt⸗ mitteleuropa führen. Ueber den hiſtoriſchen Leiſtungen im Oſten haben wir die Fragen nach den Möglichkeiten der Auf⸗ rechterhaltung dieſer Stellung verabſäumt. Wir dürfen uns nicht fataliſtiſch als Volk ohne Raum beklagen, ſondern das Mitteleuropa, das uns jetzt zum Problem geworden iſt, der⸗ einſt zur Wirklichkeit werden laſſen. Untverſ.⸗Prof. Dr. M. Meinelt(Münſter i..) ſprach über„Die Aufgaben der kath. Kirche in der deut⸗ ſchen Volkstumarbeit in Oſtmitteleuropal, das die Länder Ungarn, Jugoflawien und Rumänien umfaßt, und Pfarrer D. Dr. Schubert(Berlin)„Die Aufgaben der evang. Kirche in Südoſteuropa“ beleuchtete. Dr. K. C. von Loeſch war der Vorſtitzende des Gren z⸗ deutſchen Ausſchuſſes. Univ.⸗Prof. Dr. K. Haus⸗ hofer(München) hatte das Reſerat über„Die Bedeu⸗ tung der ſüdel. Greuzzone für die volks⸗ deutſche Arbelt“. Der ernſte und ſtrenge Mahner zu groß⸗ und weiträumiger Geſinnung und wuchtige Erzieher iſt der Alpenzug,. Er iſt jedoch kein ſchützender Wall vor der romaniſchen Flut. Wir müſſen uns ſelbſt ſchützen. Doch der geſchloſſenen Front im Süden ſtehen verſchtedene Geiſter im Norden gegenüber, welche ſich noch immer nicht zuſammen⸗ fanden, um eine Abwehr großen Stils zu betreiben. Ueber„Nordſchleswig, Schleswig⸗Holſtein, Skandinavien“ referierte Dr. Joh. Schmidt- Wobd⸗ der(Tondern) und Dr. M. H. Böhm berichtete über„Oſt⸗ und weſtdeutſche Grenzaufgaben“. In der Vollſitzung ſprach Univ.⸗Prof. Dr. H. Eibl(Wien) über „Volksdentſche Zielſetzung u. enropäiſche Neuordnung“. Nach einleitender Betrachtung darſtber, daß Politik und Kultur ſich weſensmäßig durchdringen, kommt der Redner zu einer Betrachtung der Geſchichts⸗ und Kulturauffaſſung un⸗ ſerer früheren Feindſtaaten, wobei er in genialer Weiſe den Nachweis erbringt, daß Erfüllung nationaler Aufgaben überall erblickt wird in der Verwirklichung eines abſoluten Wertes und alle dieſe Geſchichtsbilder Varianten des prophe⸗ tiſchen Geſchichtsbildes des Gottesreichsgedanken ſind. Wir Deutſche unterſcheiden uns nur inſofern von den anderen Völkern, daß bei uns der Zuſammenhang zwiſchen Idee und Wirklichkeit noch nicht zum Inſtinkt wurde. Drei Aufgaben hat der Deutſche zu erfüllen: 1. Die Durchleuchtung der unmittelbar gegebenen real⸗ politiſchen Aufgaben mit allgemeinen ſittlichen Ideen. 2. Die Einfügung der ſo geſehenen Politik der Gegenwart in das große deutſche Geſchichtsbild. 3. Die Einfügung dieſes Geſchichtsbildes in eine große Konzeption der abendländiſchen Geſchichte. Unſer neues Reich hat nicht den Glanz der früheren Reiche. Dies hängt jedoch nur von der Kraft unſeres Glau⸗ bens ab. Den zweiten Vortrag J. Jung (München). „Der Volksrechtsgedanke und die Rechtsvorſtellungen von Verſailles“ war das Thema. Er geißelte mit ſcharfen Worten den Völ⸗ kerbund, den er eine Börſe der Völker nennt, in der Verträge ge handelt und Deutſchland ver handelt wird. Dagegen müſſen wir uns erheben und an Stelle des mechaniſchen Staates muß das organiſche Volk treten, wobei wir nicht vom Recht der Teile, ſondern von der Gemeinſchaft des Volkes aus⸗ gehen müſſen. Das kanoniſche Geſetz der Ordnung iſt das oberſte Prinzip, in das ſich alle Völker einordnen und von dem ſie ihr Recht herleiten. Eine ſolche Rechtsordnung würde die Rechtsvorſtellungen von Verſailles von der Wurzel aus unſchädlich machen. Das deutſche Volk möge die neue or⸗ ganiſche Rechtsidee geſtalten und dereinſt vollziehen. Dann iſt die Synteſe von Recht und Macht vollzogen, ohne die es keine wahre Kultur gibt. Am Vorabend des Tagungsſchluſſes fanden ſich die Teilnehmer zu einem Heimatabend mit„Alpinia“ zu⸗ ſammen. Aelpler Heimatmuſtk, Geſang und Tanz erfreute unſere, durch den jetzt ſchon tagelang währenden Salzburger Schnürlregen, ramponierte Gemüter. Die Anweſenden aus allen Grenz- und Auslandsdeutſchen Gebieten lernten die Alpentänze mit den ſchmucken Tiroler Buben und Mädeln. Bei der Schlußſitzung der Tagung ſprach v. Loeſch die Hoffnung aus, daß in den nächſten zehn Jahren der Wille des Schutzbundes, der nun feſte Form gefunden hat, Gemeingut der deutſchen Nation werde. Das Schlußwort hatte Prior Dietrich. Er ließ Er⸗ innerungsbilder und die Blutszeugen der Grenzländer in uns wach werden, welche uns zurufen: Liebet ſo ernſt und heilig eure Heimat, wie wir es taten Nehmt es ernſt mit deutſcher Art Nehmt es ernſt mit deutſcher innerer Reinheit. Und wir geloben ihnen: Wir ſchwören Treue der deut⸗ ſchen Heimat, bis das Ziel des Schutzbundes erreicht iſt. Joſeph Haydn's Variationen über die Volkshymne (Deutſchlandlied) waren ein würdiger Abſchluß einer bedeu⸗ tungsvollen Tagung. IL Seh. hielt Dr. Edgar Verhaftung von langgeſuchten Falſchſpielern — Berlin, 21. Mai. Nach langwierigen Ermittlungen iſt es der Kriminalpolizei gelungen, eine ſeit längerer Zeit tätige, zehnköpfige Falſchſpielerbande, die mehr als eine Million Mark erbeutet hat, feſtzunehmen. Die Haupt⸗ führer, ein Gütermakler Blümel und der Kaufmann Ludwig Gruber aus Berlin, konnten während der Feiertage nach einer Verfolgung durch Flugzeuge in Hildesheim feſtgenom⸗ men werden. Gegen acht weitere Beteiligte iſt Steckbrief und Haftbefehl erlaſſen. Die Bande, die nebenbei auch Kokain ſchmuggelt, hielt ſich in Badeorten auf, wo einzelne Geſchä⸗ digte um—40 000 Mark in einem Einzelfalle ſogar um 100 000 Mark im Falſchſpiel betrogen wurden. Bei der Verhaftung in Hildesheim wurden Pakete mit gezinkten Karten und außerdem Material zum Zinken der Karten und Fälſchen der Würfel gefunden. Aebergabe der„Bremen“ an die Stadt Network ü Die Einholung und feierliche Enthüllung des Trans⸗ ozeanflugzeuges„Bremen“, das ſeit ſeiner Ankunft in Ame⸗ rika im Muſeum of Peaceful Arts aufgeſtellt war, erfolgte heute nachmittag in Gegenwart einer rieſigen Menſchenmenge. Anſprachen hielten bei dieſer Gelegenheit der Vizepräſtdent der New Pork Central⸗Eiſenbahn, Ingalls, und der Präſtdent des Muſeums of Peaceful Arts, Pratt, die die Wichtigkeit des Fluges der„Bremen“ und die Bedeutung der Schenkung Hünefelds betonten, ferner Fitzmaurice, der die Ab⸗ weſenheit ſeiner Kameraden Köhl und v. Hühnefeld bedauerte, und der deutſche Konſul Heuſer. Bürgermeiſter Walker be⸗ zeichnete den heutigen Tag als einen bedeutſamen in der Ge⸗ ſchichte der Stadt New Pork. Autounfall Bert Brechts Berlin, 22. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Schriftſteller Bort Brecht erlitt, wie die„Voſſ. Ztg.“ berichtet, während der Pfingſtfeiertage in Thüringen einen ſchweren Autounfall. Sein Wagen wurde von einem hinter ihm herkommenden Auto angefahren. Brecht, der meh⸗ rere Knochenbrüche und Schnittwunden davontrug, mußte nach ſeiner Berliner Wohnung transportiert werden. Eutſetzlicher Tod — Roſenheim, 22. Mai. Im Sägewerk Mader in Stegs⸗ dorf wurde der 28 Jahre alte Arbeiter Joſef Eiſenbichler aus Hammer, der in die Kappkreisſäge geraten war, von dieſer mitten entzwei geſchnitten.. Ein holländiſches Flugzeug in Batavia explodiert — Amſterdam, 21. Mai. Wie telegraphiſche Meldungen aus Batavia beſagen, iſt eines der beiden zur Verſtärkung der holländiſchen Luftſtreitkräfte in Niederländiſch⸗Indien dorthin abgegangenes holländtſches Martneflugzeug in Tendjong Prick, dem Hafen von Batavia, durch Benzin⸗ exploſion vollſtändig zerſtört worden. Zwei Ein⸗ geborene und ein holländiſcher Matroſe wurden bei der Ex⸗ ploſion ſchwer verletzt. Schweres Eiſenbahnunglück in Polen — Warſchau, 21. Mai. Unterhalb Bohuezyn entgleiſte geſtern abend ein aus Perſonen⸗ und Güterwagen zuſammen⸗ geſetzter Zug. Dabei wurden ſechs Waggons zertrümmert. Der Lokomotivführer und der Heizer waren ſofort tot, viele weitere Perſonen wurden verletzt. re . ö * 4 5 Mittwoch, den 22. Mai 1929 Nene Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 231 8 Nächleſe zum 10. Die Zahl der Feſtgäſte dürfte am Pfingſtmontag mit ins⸗ geſamt einhalb Hunderttauſend noch unterſchätzt ſein. Ganze Ortſchaften der Umgebung waren nach Freiburg zum Sänger⸗ feſt ausgezogen. Auf dem Feſtplatz dürfte die Zahl der Be⸗ ſucher die gleiche geweſen ſein. Zu der gewaltigen Haupiauf⸗ führung waren insgeſamt 18 000 Karten verkauft worden. 9000 Sänger ſtanden auf dem gewaltigen Podium. Die Zahl der Ehrengäſte, Preſſevertreter und ſonſtigen Feſtgäſte dürfte ebenfalls 1000 betragen haben. Dazu kamen noch Tauſende, die zu der überfüllten Hauptaufführung vergebens Einlaß begehrten. Es wurde deshalb die Zelthalle geöffnet, damit die draußen Harrenden ebenfalls Zeugen der gewaltigen Kundgebung ſein konnten. Was die Organiſation des Ver⸗ kehrs betrifft, ſo zeugt für deren Güte die Tatſache, daß wäh⸗ rend der ganzen Feſttage nicht ein einziger Unfall zu verzeichnen geweſen iſt. Die Polizei hatte die Gelegenheit benutzt, auch die Freiburger Fußgänger an modernen Groß⸗ ſtͤdtverkehr zu gewöhnen. Beſonders am Bertholdsbrunnen ſind Fußgängerketten geſpannt worden, die als ewige An⸗ denken an das Sängerfeſt zurückbleiben werden. Am Samstag mittag hat auch ein Empfang der Spftzen des Sängerfeſtes auf dem Rathaus * durch Oberbürgermeiſter Dr. Bender ſtattgefunden. Preſſe war dazu nicht eingeladen. Nur die Tatſache, daß zu⸗ fälligerweiſe ein Journaliſt Mitglied des Ehreuausſchuſſes des Badiſchen Bundesſängerfeſtes war, iſt es zu verdanken, daß dieſer immerhin die Oeffentlichkeit auch iuntereſſierende Empfang bekannt wurde. Warum das hier erwähnt wird? Weil mau auf dem Freiburger Rathauſe anſcheinend nicht immer die richtige Vorſtellung vom Weſen und der Bedeu⸗ tung der Preſſe hat. Daß der Badiſche Sängerbund durch ſeinen Preſſeausſchuß viel beſſer wußte, was der Preſſe frommt, daß er in geradezu vorbildlicher Weiſe die nicht immer bequeme Berichterſtattung über die Maſſe der Ver⸗ anſtaltungen in jeder Weiſe zu erleichtern ſuchte, ſei beſon⸗ ders rühmend hervorgehoben. Es wäre zu bedauern geweſen, wenn das Badiſche Bun⸗ desſängerfeſt abgeſagt worden wäre. Der Bundesobmann wird wohl dieſe Auffaſſung nach dem Feſte nunmehr auch vertreten, denn dieſes Feſt wird nicht nur in der Geſchichte des Bundes weiterleben, ſondern auch in der Geſchichte des Landes Baden. Am Pfingſten 1929 haben ſich in Freiburg 16 000 badiſche Sänger aus allen Gauen zum deutſchen Lied und zur deutſchen Heimat bekannt. An der Südweſtecke des Reiches haben ſie Kulturwerte von Dauer in die Herzen ein⸗ gepflanzt. Das kam deutlich zum Ausdruck, weun man das Programm der Feſttage überſchaut. Das ewige Thema in allen Konzerten war Liebe zum Vaterland. So bildeten die Veranſtaltungen eine mächtige Einheit. Ueber die muſikaliſche Seite des Feſtes — 1 Die ergänzend noch einige Worte. Die dem Badiſchen Sänger⸗ bund angeſchloſſenen Vereine ſind ſich im großen ganzen der muſtkaliſchen und kulturellen Bedeutung ihrer Aufgabe be⸗ wußt. Selbſt kleine Vereine zeigten in der Auswahl ihrer Wettgeſänge einen Geſchmack, der umſo angenehmer berührt, als vor noch gar nicht allzu langer Zeit die Liedauswahl ge⸗ rade bei kleinen Vereinen recht im argen lag. Manu kaun ſagen, daß das 10. Badiſche Bundes fängerfeſt gezeigt hat, daß die Zeit der Männergeſangvereinsmeierei wohl endgültig vorbei iſt. Die rudimentären Ueberbleibſel, die ſich hte und da noch zeigten, ſind bedeutungslos. Dagegen muß unbe⸗ dingte Anerkennung finden der Wille zu einer neuzeitlichen Muſikpflege. Wie viele lebende Komponiſten der Männer⸗ geſang hat, das konnte bald jedes der vier größeren Konzerte zeigen. Es war erfreulich, daß gerade die Mannheimer hierin vorbildlich waren: der Schubertbund, der Walter Moldenhauer in den Mittelpunkt ſeines Konzertes ſtellte; die Liedertafel, die unter ihrem neuen Dirigenten Ulrich Herzog einen Haas⸗Chor(die weltliche Motette „Ein Freiheitslied“) aufwartete. Daß Friedrich Gellert recht oft zu Worte kam, iſt bei der Beliebtheit, die dieſer Kom⸗ poniſt auch in Oberbaden genießt, verſtändlich. Die Erfolge der Mannheimer ſind ja ſchon gewürdigt worden. Es iſt aber notwendig, noch daran zu erinnern, daß die Flora im Wett⸗ geſang ganz beſonders gut abſchnitt. Ein modulations⸗ fähiger Chor, techniſch gut geſchult, wie die Flora, dürfte zu den beſten des badiſchen Bundes gehören. 5 E c adiſchen beſtimmt nicht zurückgeblieben.—— undesſüngerfeſt Die ſog, Stundenkonzerte haben ſich als beſonders empfehlenswerte Einrichtung bei Sängerfeſten erwieſen. Sie geben gerade den führenden Vereinen Gelegenheit, ihre Be⸗ deutung für die Weiterentwicklung des Männergeſanges zu zeigen. Nicht ganz befriedigen konnte das Sonderkon⸗ zert. Zwei Gründe waren dafür maßgebend. Die Halle wurde nicht immer von den Chören ausgefüllt, weil ſie zu rieſig war. Die Auswahl der Chöre war nicht immer auf den Umſtand, daß in einer Rieſenhalle gefungen werden mußte, abgeſtimmt. Auch Ulrich Herzog geriet mit ſeiner Liedertafel beſonders bei dem Haaschor in Gefahr. Daß ihm die Ueber⸗ windung dieſer Schwierigkeiten glänzend gelang, ſtellt dem Chormeſiſter und ſeinen Sängern ein ſehr gutes Zeugnis aus. Zu erwähnen iſt noch, daß ſich im Stundenkonzert des Schubertbundes beim Moldenhauerſchen Chor:„Welt⸗ frühling“ die Mannheimer Sänger mit Freiburger Künſtlern und Künſtlerinnen vereinten, um das monumentale Werk er⸗ folgreich erſtehen zu laſſen: die 4 Frauenſtimmen wurden von Milli Zaſchka, Eleonore Neumeyer(Sopran) und den beiden Altiſtinnen Grete Kunz und Elvira Arlow ge⸗ ſungen. Die Inſtrumentalparts lagen in den Händen von I. Konzertmeiſter Hubert Fröhlich(Solovioline), II. Kon⸗ zertmeiſter Richard Plümer(Solovioline), Konzertmeiſter Richard Lindenberg(Soloviolincello), Hilde Bittmann (Harfe) und Fritz Metzger(Harmonium). Die Genannten gehören oder gehörten alle dem Verbande des Freiburger Stadttheaters an. Das Bündnis Mannheim⸗Freiburg unter Werner Gößlings unvergleichlicher Leitung erwies ſich als ſiegreich. Das Badiſche Bundesſängerfeſt hat insbeſondere den kleineren Vereinen in jeder Hinſicht eine Fülle von An⸗ regungen gegeben. Mögen ſie ſie bei jeder Gelegenheit uutz⸗ bar machen, dann werden die Klänge des Feſtes unvergeſſen ſein. Dann wird es zum XI. Badiſchen Bundesſängerfeſt noch jubelnder klingen: Vom See bis Eint uns der Hoch deutſches an des Maines Strand Töne mächtig Band, Lied, hoch Badnerland! * Von den Mannheimer Vereinen beteiligte ſich an dem Feſtzug auch der Männergeſangverein„Bade⸗ nia“ Mannheim mit einer Fahnendeputation. Städtiſche Nachrichten Anfug Zu Fuß und mit allen möglichen Fahrzeugen wurde an den Feiertagen die Stadt verlaſſen. Jeder ſuchte ſo ſchnell wie möglich in die freie Natur zu kommen. Neben den Mo⸗ torfahrzeugen waren es in überwiegender Mehrzahl Fahr⸗ räder, die man zum ſchuellen Vorwärtskommen benutzte. Wenn man aber am Pfingſtmontag abend die Fahrzeuge be⸗ trachtet hat, konnte man feſtſtellen, daß eine ungeheure Zahl mit grünen Zweigen geſchmückt geweſen iſt. Kein Meuſch wird etwas dagegen haben, wenn ein grüner Zweig an das Rad geſteckt wird. Was ſich aber ein Trupp jüngerer Radfahrer geleiſtet hat, muß unbedingt gerügt werden. Es wäre eine geſalzene Strafe für einen ſolchen Unfug nur zu ſehr angebracht geweſen. Es mögen etwa 20 Fahrräder ge⸗ weſen ſein. Alle Räder waren mit jungem Birkenlaub„ver⸗ ziert“, jede Speiche war mit hellgrünen Blättern geſpickt. Wieviel Zweige mögen da ihres Schmuckes beraubt worden ſein? Wieviel Zeit dieſe Burſchen für dieſe Ausſchmückung wohl aufgewendet haben? Es iſt nur bedauerlich, daß dieſe jungen Burſchen niemand auf ihre Geſchmacksverirrung auf⸗ merkſam gemacht und ſie zur Entfernung ihrer naturſchände⸗ riſchen Taten aufgefordert hat. Aber ungeſchoren konnten ſie ſo durch die Hauptſtraßen von Mannheim fahren. Waren ſogar noch ſtolz auf ihre ſchönen Räder. Aber ſo viel ſteht feſt, daß das welkende Laub am nächſten Morgen von den Speichen heruntergeriſſen und achtlos in den Kehrichteimer geworfen worden iſt. Gerade ſo ſchnell wird bei dieſen Bur⸗ ſchen die Natur vergeſſen ſein. Lediglich das Gefühl wird bei ihnen zurückbleiben: Wir waren fort und es war ſchön. Ein innerer Gewinn iſt von den Stunden in der ſchönen Natur D * Ausbau der Rhein⸗Haardt⸗Bahn. Die Rhein⸗Haardt⸗ Bahn⸗Geſellſchaft nimmt gegenwärtig den Aus hau der Rhein⸗Haardt⸗ Bahnlinie zwiſchen Dürkheim und Oggersheim vor, der ſich auf die zweite Gleis anlage bezieht. Während der eigentliche Bahnkörper in den letzten Jahren allmählich verbreitert wurde, erfolgt nunmehr die Erweiterung des zweiten Gleiſes von Erpolzheim bis Oggersheim. Mit der Vervollkommnung der Linie ſoll ſpäter eine weſentliche Betriebsverbeſſerung eintreten. Die Rhein⸗ Haardt⸗Bahngeſellſchaft beabſichtigt, zur Beſchleunigung des rentabelſten Arbeiterverkehrs und insbeſondere des Ausflug⸗ verkehrs an Sonn⸗ und Feiertagen direkten Verkehr zwiſchen Mannheim⸗Ludwigshafen nach Dürkheim, ohne Unterbrechung auf den Zwiſchenſtationen, aufzunehmen. Auch der Sonder⸗ zugverkehr ſoll durch den zweigleiſigen Ausbau eine Verbeſ⸗ ſerung erfahren. * Eiſenbahnſtrecken, die der Fuchs gemeſſen hai. Von Wetzlar über Frankfurt nach Maunheim bringt, ſo ſchreibt die„Frkf Ztg.“, die Reichsbahn 162 Filometer in Anſatz, wofür einſchließlich Schnellzugszuſchlag Holzklaſſe 8 Mark zu bezahlen ſind. In umgekehrter Richtung dehnt ſich die Strecke um 4 Kilometer auf 166 Kilometer. Der Fahrgaſt, der von Mannheim nach Wetzlar reiſt, zahlt daher .20 Mark. Wie kommt die Strecken gerlän gerung zuſtande? Da nicht anzunehmen iſt, daß der Reiſende, der von Wetzlar nach Mannheim fährt, 20 Pfennige geſchenkt be⸗ kommt, muß umgekehrt geſchloſſen werden, daß dem Reſſen⸗ den, der in umgekehrter Richtung fährt, 20 Pfennige zu viel abgenommen werden. Wir haben ſchon häufiger auf derartige Tarifſcherze der Reichsbahn aufmerkſam gemacht. Vielleicht entſchließt man ſich dort dazu, nach dem Brauch des ordent⸗ lichen Kaufmanns für ein und dieſelbe Ware auch nur einen Preis zu verlangen. N 8 Diebſtähle aus Perſonenkraftwagen meldet wieder der Polizeibericht. Aus einem Auto in der Seckenheimerſtraße verſchwand eine braunlederne Aktentaſche mit einem Blut⸗ druckapparat in einem Etui, einer Manſchette hierzu, zwei Spritzen mit Etui, einem Ohrenſpiegel und drei Trichtern in grauem Wildlederetui, einem chirurgiſchen Beſteck mit Etui und einem roten Gummiſchlauch mit Klemme.— Vor O 7 wurden aus einem Auto ein faſt neuer blauer Herrenüber⸗ gangsmantel und eine Autokarte für die Pfalz entwendet. Es kann nur immer wieder davor gewarnt werden, Autos unbe⸗ aufſichtigt ſtehen zu laſſen. Veranſtaltungen Patroziniumsſeier der Hl. Geiſtpfarrei Anläßlich des Kirchenpatronsfeſtes„Heilig⸗Geiſt“ fand in der feſtlich geſchmückten Hl. Geiſtkirche⸗Schwetzingerſtadt ein erhebender Feſtgottesdienſt ſtatt. Nach der Patroziniumspredigt vom Hl. Geiſt, gehalten von Präfekt Emil Weiß, folgte das feierliche levi⸗ tierte Hochamt mit Tedeum und ſakramentaliſchem Segen. Stadt⸗ pfarrer Emil Matt zelebrierte die Feſtmeſſe unter Aſſiſtenz der Kapläne Senger und Dr. Fin k. Eine nennenswerte Verſchö⸗ nerung fand der Feſtgottesdienſt durch den Vortrag nachſtehender Werke: Der Mariazeller Feſtmeſſe von Joſef Häydu(1782 kompo⸗ niert) mit Soli, Chor, großem Orcheſter und Orgel, des„Ave verum corpus“ von W. A. Mozart(gemiſchter Chor, großes Orcheſter und Orgel),„Tantum ergo“ von Franz Schubert und„Veni ancte ſpirt⸗ tus“ von Georg Aichinger(beide Werke für gemtiſchten Chor, Orcheſter und Orgel). Die Solopartien ſangen die Damen Amalie Brande k, Marta Hammer, Anna Ritter und Aenne Thomas. An der Orgel begleitete mit meiſterhaftem Geſchick Dipl. Ing. Walter Ochs Berlin. Die zermontenreiche katholiſche Liturgie verband ſich hier eng mit den klaſſiſchen Werken volkstümlicher Wiener Kirchen muſik, beide ſinnreich und durch das feierliche Gepräge für den Kirchgänger erhebend. Am Pfingſtmontag fand dieſelbe Aufführung mit gleicher Beſetzung(ohne Orcheſterbegleitung) ſtatt. Die muſikaliſche Leitung hatte Chordirektor Alfred Häfner, der beide Feſtgottesdienſte in erhebender Weiſe zu verſchönern verſtand. 8 Neben dieſen Aufführungen in der Hetlig⸗Geiſtkirche kamen meh⸗ rere Orcheſtermeſſen am Pfingſtſonntag zum Vortrag. Der Cäeilienchor der Jeſuitenkirche brachte unter Leitung von Chordirek⸗ tor K. Fr. Boeres folgende Werke zu Gehör:„Veni creator“ von P. Griesbacher,„Spiritus Domini“ von Aug. Weirich,„Emitte Spiritum“ von Fr. Schüttky,„Tantum ergo!“ von Franz Schubert und die Herz⸗Jeſu Feſtmeſſe mit großem Orcheſter von Ignaz Mit⸗ terer. In der Boniſatiuskirche Neckarvorſtadt⸗Oſt brachte der Kirchen⸗ chor die Feſtmeſſe„Salve Regina pacis“ non Huber zur Erſtauffüh⸗ rung. In unſerem Stadtdekanat Mannheim zeigt ſich deutlich die, ſtete Entwicklung der Kirchenmuſik. Der ſehr ſtarke Beſuch der Feſtgottes⸗ dienſte beweiſt, daß die Katholiken an dem kirchenmuſikaliſchen Leben außerordentlich intereſſiert ſind. K. G. Das verlaſſene Mägdelein Eine Geſchichte von Ludwig Bäte Der Pfarrvikar Eduard Mörike ſtand am Feuſter ſeiner Wohnung zu Plattenhardt auf den Fildern. Der übliche ſtörende Abendbeſuch des Herrn Benkiſer, dem er ſich aus mancherlei Gründen nicht entziehen konnte, lag hinter ihm, und dennoch wollte die drückende Atmoſphäre des eigenen be⸗ fangenen Ichs nicht weichen. Das ſelige Meer, das ihm oft die Bruſt ſprengen wollte, tönte kaum noch, und doch war Luſſe ſchöner und zärtlicher denn je. Sie, deren ſcheuer, ſcham⸗ voller Kuß zum erſtenmal ſein verſchloſſenes, von mancherlei Sorgen und Trübſinn angefülltes Leben wie eine Blume ge⸗ öffnet hatte, ſehnend, ſich dehnend in unnennbarem Hoffen. Er hatte gewiß keinen Grund zur Klage. Dem Aemtlein ließ ſich nachkommen, ſeine braven Obſt⸗ und Moſtbauern waren mit ihm zufrieden, die Mutter wohnte nahebei, und eine An⸗ ſtellung als Pfarrer ſchien nicht mehr unwahrſcheinlich. Und doch ſtieß etwas an. Luiſe kam aus altem, ſtrenggläubigem Hauſe, das ſich bald ſeiner freieren Anſchauung widerſetzen würde. Mit leiſem Unbehagen beobachtete man ſeine wieder⸗ holte Kränklichkett, die überfeinerte, auf jeden Reiz ant⸗ wortende Seele, ſeinen wachſenden, kaum noch verhehlten Widerſtand gegen die Vikariatsknechtſchaft und gegen jeden anderen gebundenen Beruf, den ganzen Haß gegen die lah⸗ menden Geſangbuchseinflüſſe. Der Mond kam ins Zimmer. Der Gartenbrunnen rann. Von der Gaſſe her rief eine Geige. 5 Luiſe war ſchön und gut und würde alle Sorgen von ihm nehmen. Aber etwas Myſteriöſes, das ihn im Grunde feſter band, ſchreckte ihn ab. Ste liebte es, den Kirchhof au beſuchen, konnte ſtundenlang der Nacht nachträumen, Förte Stimmen, jenen Geſchöpfen nicht unähnlich, welche durch die natürliche Zauberkraft gewiſſer Schlangen feſtgehalten wer⸗ den. Wie lange hatte ſie ihm das„Du“ verwehrt, bis es, als ſie beide den ſchmalen Gang der Kirche von Bernhauſen auf⸗ und abwandelnd, wie aus tiefem, magiſch⸗klingendem Brunnen von ſelbſt aufſtieg. Es waren keine rätselhaften Marotten der Liebe, obwohl ſie Wunder viel hat, wie Herr Uhland ſagt, es war ein ſernes Grüßen, das geiſtig beglückt, nie aber den warmen Atem körperlicher Nähe geben will⸗ Biſt du Luftbild oder Leben? Ich wäre auf jedes Wunber gefaßt“— hatte er ihr vor kurzem geſchrieben. Seufzend trat er an den Tiſch zurück. Die Briefe von Nürtingen her lauteten nicht günſtig. Den füngſten Bruder mußte die Familie aufgeben; Karl, Amtmann in Scheer an der Donau, hatte ſich der Regierung durch ſeine revolutionären Anſtchten längſt mißliebig gemacht und würde kaum auf ſeinem Poſten verharren. Oft befragte er vergeblich der Vögel Zug und das Eingeweide der Tiere über die Zukunft. Er zündete eine Räucherkerze an, auch diesmal von un⸗ ſchuldiger Zeremonie geiſtige Wirkung erwartend. Der Duft ſchwoll ſchön und breitete Ruhe und Feierlichkeit um die arm⸗ ſeligen, verſchliſſenen Möbel. Aber die Stimmen, die einſt an glücklicheren Tagen durch grüne Gänge widerhallten, wollten nicht kommen. Erſtorbenes Laub wird nicht grün. Der Wind verfing ſich in der Gardine. Die Kerze wehte, der Mond verbarg ſich hinter den kahlen Höhen. Aber die Geige ſchwieg nicht. Immer rief ſie den alten, ſchmerzhaften Reim von den beiden Königskindern, die nur der Fluß trennt. Und die doch nie zueinander kommen können. Er ſah klar. Und er mußte ſich löſen. Sie durfte ſich ſeinem bebenden, windharfenverwehten Innern nicht einſtim⸗ men. Ihre Zartheit verlangte eine feſtere, ruhigere Hand. Und ſie konnte auf die Dauer nicht die Stürme, die ſeine Familie und die eigene Ratlosigkeit immer wieder herauf⸗ holten, ſänftigen oder gar bändigen. Nur ein Weib, das ſtark und frei iſt, vermag am Künſtler nicht zu zerbrechen, und wenn er ſie ließ, gab er ſte ſich ſelbſt zurück. Liebe iſt Opfer, aber ein Mann muß zuerſt verbluten, ehe er die Tat des nächſten Menſchen annimmt. Das zu fordern, würde ihn zerbrechen. Doch die Schuld bleibt und die würgende Qual, ſchon im Keim ein Leben erſtickt, es mit tauſend Saugwür⸗ zelchen dem gärenden Grund der eigenen Unruhe verflochten zu haben. Leben iſt Last, Genießen Pein, ſelig aber Ver⸗ zichten. Der Mond ſtieß wieder durch. Die Geige verſchallte. Doch aus dem Troſt unverhaltener Tränen flieg zuckend der Leib eines unſterblichen, himmliſch erlöſenden Liedes: Früh, wenn die Hähne krähn, ehe die Sternlein verſchwinden, muß ich am Herde ſtehf, muß Jeuer zünden. Alte Dinge Von Haus Gäfgen Alte Dinge ſind wie leiſe Mahner An verklung'ne Zeit voll Stille, Da die Tage langſam gingen, Da ein ewigweiſer Wille Alles Menſchenwerk erfüllte Und die bangen Sorgen ſtillte. Heut iſt die Haſt des irdiſchen Lebens Wie ein flatternd' Kleid gebreitet Um den Menſchen, der gehetzt und müde Ohne Glauben durch das Leben ſchreitet, Ohne Glauben an den Einen, Den die Dichter und die Weiſen meinen. Alte Dinge, die in ſtillen, trauten Zimmern von verwehten Tagen ſingen, Wollen gottesnahen Frieden Uns in trübe Tage bringen, Wollen uns des Glückes Weiſe Singen leiſe, leiſe, leiſe t Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗ Ausgabe) Mittwoch, den 22. Mai 1929 F A. Seite. Nr. 281 Aus dem Lande Rückgang des Fremdenverkehrs in Heidelberg * Heidelberg, 21. Mai. Der anhaltende und kalte Winter Hat ſich auch im Fremdenverkehr nachteilig aus⸗ gewirkt. In den erſten vier Monaten des laufenden Jahres ſind hier wie anderwärts die Zahlen des Vorjahres nicht erreicht worden. Auch der April hat die Zahlen noch nicht gufgeholt. Es übernachteten im Monat April 13076 Fremde in Heidelberg(gegenüber 16 199 im April 1928); davon waren 1595(1640) Ausländer. N * Friedrichsfeld, 20. Mai. Vom 8. bis 11. Juni feiert der Militärkriegerbund Friedrichsfeld ſein 40 jähriges Stif⸗ tungsfeſt, mit dem die Weihe einer neuen Fahne ver⸗ bunden iſt. Gleichzeitig wird der Gautag des Gau ver⸗ bandes Schwetzingen abgehalten. Am Samstag, 8. Juni iſt Zapfenſtreich der Kapelle Mohr ⸗ Mannheim, am Sonntag vormittags Gautagung, nachmittags Feſtzug und Fah⸗ nenweihe und kameradſchaftliches Beiſammenſein auf dem Feſtplatz. Abends iſt in zwei Sälen Tan z. Am Montag, 10. Juni, ſind Volksbeluſtigungen auf dem Feſtplatz. Das Landespräſidium hat ſein Erſcheinen zugeſagt. Ferner haben die Brudervereine ihr Kommen zugeſagt. Der Reiterverein Seckenheim beteiligt ſich geſchloſſen am Feſtzug. sch. Hockenheim, 20. Mai. Die hieſige evangeliſche Ge⸗ meimde veranſtaltete im großen Saal des Lutherhauſes muſikaliſche Abendfeier, die ein reichhaltiges Programm bot und zwar in der Hauptſache Meiſterwerke von Wagner, Beethoven, Händel, Bach und Dvorak. Der Beſuch war gut. Hierbei wurde erſtmalig der durch die Gemeinde neuerworbene Flügel vorgeführt, der„Volksflügel“, wie ihn Stadtpfarrer Boſſert in ſeiner humorvollen Eröffnungsanſprache taufte. Es iſt ein neuartig konſtruiertes Inſtrument, ein Mittelding zwiſchen altem Spinett und modernem Piano. Alle Darbie⸗ tungen fanden dankbare Aufnahme. Das mitwirkende Orcheſter Brüning erntete verdienten Beifall, ebenſo die Solo⸗ geſänge von Frl. Boſſert und die Duette.— Auf dem hie⸗ ſiegen Spargelmarkt koſteteten am 16. Mai 1. Sorte Spargeln 70 Pfg. und 2. Sorte 35 Pfg. Der Händlerpreis ſtellt ſich auf 60 bezw. 30 Pfg. Die Anfuhr betrug 15 Zentner. J Großſachſen(A. Weinheim), 21. Mai. Bürgermeiſter Mayer übermittelte dem Hauptlehrer a. D. Adam Rein⸗ hard und ſeiner Ehefrau Anna Barbara geb. Hauck auläß⸗ lich der diamantenen Hochzeit die Glückwünſche des Staatspräſidenten, ferner des Landrates Dr. Pfaff ⸗Wein⸗ heim und des hieſigen Gemeinderates. Im Auftrage der Ge⸗ meinde Zlvesheim, wo der Jubilar 18 Jahre bis zu ſeiner Penſionierung gewirkt hatte, überbrachte Ratſchreiber Feuerſtein einen Blumenkorb. Nachmittags brachte der Männergeſangverein Ilvesheim dem Jubelpaare ein Ständchen. * Furtwangen, 20. Mai. Geſtern abend kurz vor Mitter⸗ nacht entſtand in einem alten Wohnhaus in der Nähe des Nathauſes ein Boand, der raſch um ſich griff und das Wohn⸗ Haus in kurzer Zeit in Aſche legte. Das Rathaus und das Hotel Grieshaber zum Ochſen ſchwebten zeitweiſe in Geſahr Es gelang jedoch, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Die Bewohner, die ſämtlich ſchliefen, mußten, teilweiſe nur mit Hemd bekleidet, aus dem Hauſe flüchten. Es konnte nichts gerettet werden. Der Schaden dürfte ſich uf ſchätzungsweiſe 40 000 RM. belaufen. Aus der Pfalz Mord? * Germersheim, 21. Mai. Heute morgen wurde von zmnem Straßenwärter die Leiche der 30 jährigen Ehefrau des Bahnbedienſteten Kreuzenberger aus Lingenfeld in der Druslach, einem kleinen Bach, aufgefunden. Der Körper lag mit dem Rücken in dem Bach und muß den Blutſpuren nach von der Straße die kleine Böſchung hinabgeſchleift wor⸗ den ſein. Das Geſicht war blutüberſtrömt und die Kleidung in Unordnung. Die junge Frau, Mutter dreier unmündiger Kinder, fuhr mit dem Abendzug von Lingenfeld zum Pfingſt⸗ feſt nach Germersheim. Auf dem Nachhauſewege ſcheint ſie eine Das Reichsgericht verhandelte am 7. Mai in nicht⸗ öffentlicher Sitzung gegen den Reichswehrſoldaten Ludwig Peters und den Reichswehroberſchützen Nikolaus Breuer, beide in Hannover in Garniſon, und gegen die Kontoriſtin Juliette Piérard, richtig Bußmann, aus Stolberg im Rhein⸗ lande wegen Verbrechens gegen 8 1 Ziffer 2 des Geſetzes zum [Schutze militäriſcher Geheimniſſe vom 3. Juni 1914. Die Piérard, die als Kind einer Deutſchen in Verviers in Belgien geboren iſt und ſowohl die deutſche als auch die belgiſche Staatsangehörigkeit beſitzt, hatte die beiden Reichswehr⸗ ſoldaten, die aus der Gegend von Aachen ſtammen, dem bel⸗ giſchen Spionageagenten Legros zugeführt, dem ſie mehrere⸗ male in der Zeit vom Sommer 1927 bis Frühjahr 1928 im richten über die Reichswehr überbrachten. Gerichtszeitung Berufungsverhandlung im Alihagprozeß Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Ire burg begann die Berufungsverhandlung gegen die Vor⸗ ſtands mitglieder der Allgemeinen Induſtrie⸗ und Han⸗ delsaktiengeſellſchaft(Alihag) in Freiburg, den 48 Jahre alten Kaufmann Auguſt Schulz aus Freiburg und den 51 Jahre alten Architekten und Betoningenieur Ernſt Friedrich Schiller aus Berlin wegen Konkursverbrechens und Be⸗ trugs in mehreren Fällen. Beide Angeklagten waren vom er⸗ weiterten Schöffengericht Freiburg am 20. Dezember v. J. nach viertägiger Verhandlung zun einem Jahr drei Monaten bez. einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden, während der Mitangeklagte 53 Jahre alte Freiburger Stadtrat und Rechtsanwalt Ludwig Marbe von der erhobenen Anklage des Betrugs mangels Beweiſes frei⸗ geſprochen werden mußte. Von Schulz und Schiller und von der Staatsanwaltſchaft wurde Berufung eingelegt. Für die Verhandlung zweiter Inſtanz ſind drei Tage in Ausſicht ge⸗ nommen und 17 Zeugen, darunter auch der freigeſprochene Rechtsanwalt Marbe geladen. Sieben Gutgläubige gaben in die„Luftgründung“ insgsſamt 67 100 Mk., die flöten ging. Das Geld diente in der Hauptſache den luxuriöſen Lebenswandel der„Direktoren“ zu beſtreiten. Wegen Tabakſtenerhinterziehung verurteilt Das Schöffengericht Landau verhandelte gegen den Tabakwarenhändler Johann Zwick aus Annweiler wegen Ta⸗ bakſteuerhinterziehung im Werte von rund 7000 Mk. Der An⸗ geklagte hat in raffinierter Weiſe Banderolen mit kleinen Werten und großer aufgedruckter Stückzahl und ſolche mit klei⸗ ner aufgedruckter Stückzahl und großen Werten bezogen, dieſe geſchickt auseinandergeſchnitten und wieder zuſammengefügt, ſodaß es ihm dadurch möglich war, auf billige Art Banderolen über große Werte und große Mengen herzuſtellen. Außerdem hat er aus ſeinem Lager Zigarren entnommen und damit leere Kiſten, deren Inhalt bereits aufgebraucht war, wieder auf⸗ gefüllt und in ſeinem Ladengeſchäft zum Verkauf gebracht. Man nahm an, daß die Verfehlungen bis zum Jahre 1924 zu⸗ rückreichen. Der Angeklagte gab zu, den Fiskus ungefähr um 1000 Mark, aber erſt ſeit dem Jahre 1928 geſchädigt zu haben. Der Staatsanwalt beantragte gegen ihn wegen eines fortgeſetzten Vergehens der Tabakſteuerhinterziehung ſechs Monate Gefängnis. Das Gericht erkannte auf vier Monate Gefängnis. ** § Verurteilte Bankerotteure. Das Gericht in Harburg verurteilte den Generaldirektor Tychſen, den Leiter der Teutonia⸗Oelwerke, wegen einfachen Bankerotts zu 10 Mo⸗ naten Gefängnis, den Direktor Hanſen wegen des gleichen Vergehens in Tateinheit mit Betrug ſowie Unter⸗ ſchlagung zu! Jahr 6Monaten Gefängnis, den Angeklag⸗ ten Schmidt wegen Beihilfe zu den gleichen Vergehen zu 2 Monaten Gefängnis. Sämtlichen Angeklagten wurde die Intereſſe der Sicherheit des Reiches geheim zu haltende Nach⸗f von Vorurteilung zweier Reichswehrſoldaten wegen Spionage einen weiteren Reichswehrſoldaten zu dieſem Zwecke zu ge⸗ winnen, wurden die beiden Angeklagten am 26. Auguſt 1928 auf dem Truppenübungsplatz Münſingen in Württemberg verhaftet. Die Piérard wurde im September 1928 in Stol⸗ berg feſtgenommen. Allen drei Angeklagten, die ſtets nur ge⸗ ringe Beträge von 5 bis 8 Mark erhielten, wurde die Ueber⸗ zeugungstäterſchaft abgeſprochen. Das Urteil lautete gegen Peters, der die Seele des Unternehmens war, auf 5 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrechtsverluſt, bei Breuer auf drei Jahre Zuchthaus und drei Jahre Ehrenrechts⸗ verluſt und auf Entfernung aus dem Heer. Gegen die Piérard, die ſich als Belgierin gefühlt hat, wurde unter Zubil⸗ ligung mildernder Umſtände auf eine Gefängnisſtrafe zwei Jahren erkannt. Allen drei Angeklagten Beim Verſuch, wurden drei Monate der Unterſuchungshaft angerechnet. Der Mainzer Raubüberfall vor Gericht Vor dem Bezirksſchöffengericht Mainz hatten ſich der 22jährige Arbeiter Franz Gieſenregen, Mainz, der 19jährige Arbeiter Jakob Michel, Mainz, der 21jährige Schneider Karl Völker, Würzburg, und der 20jährige Bäcker Wilhelm Voll⸗ rath, Offenbach a.., wegen eines Raubüberfalles am 3. März d. J. auf einen Althändler in der Korbgaſſe, nachdem ſie verſucht hatten, die Bahnhofs kaſſe Engers a. Rh. zu plündern und die Kaſſiererin der Markt⸗ lichtſpiele zu berauben, zu verantworten. Außerdem wurde Gieſenregen und Vollrath zur Laſt gelegt, am 10. Fe⸗ bruar 1929 bei dem Heilsarmee⸗Sergeanten Brund Henrig, einen Einbruchsdiebſtahl verübt zu haben. Nach ein⸗ gehender Vernehmung und langer Beratung fällte das Ge⸗ richt am Nachmittag folgendes Urteil: Wegen ſchweren Rau⸗ bes in Tateinheit mit ſchwerer Körperverletzung werden Mi⸗ chel und Völker zu je drei Jahren Gefängnis, Voll⸗ rath zu drei Jahren ſechs Monaten Gefängnis und Gieſenregen zu fünf Jahren ſechs Monaten Zucht⸗ haus verurteilt. Die Erſchwerung der Strafen der beiden letztgenannten kommt daher, da ſie noch wegen Einbruchsdieb⸗ ſtahls verurteilt wurden. Sämtliche Verurteilte ſind Für⸗ ſorgezöglinge und alle außer Michel mehrfach vor⸗ beſtraft. * § Schöffengericht Konſtanz. Wegen fahrläſſiger Tötung erhielt der 28 Jahre alte ledige Viehhändler Guſtav Köpf⸗ ler, der am Morgen des 15. März den Arbeiter Friedrich Welſchinger bei den Aluminiumwerken in Singen tot⸗ fuhr, vom Schöffengericht Konſtanz drei Monate Gefängnis. s Das Urteil im Sünching⸗Prozeß. Dieſer Tage wurde vom Schwurgericht Regensburg der Oberlokomotivführer Konrad Kümmerl wegen des Eiſenbahnunglücks bei Sünching zu ſechs Monaten Gefängnis ver⸗ urteilt. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Mai Rhein Pegel 14 15 16 17 18 22 Necar⸗Pegel 14 15. 18. 17 18.22 Faſel 7 67.80 J. 540 58 0,81 Schuſterinſe!.45 1358855 65 Mannheim 8.07.08.12.04 Kehl.57 283285 2,702, 12.58 Jagſtfeld 0840,80 0,72 0,75 ede Maxau.19.25.24 4814,64 26 3 Nannhein.09.71 3,14.183,19.11 Taub 194.90.88.91.94 198 Köln 17.72 1 68.64 162.71 Zur Beſeitigung dieſer häßlichen Schön⸗ Sommeriproſſen heitsfehler werden die verſchiedenar⸗ tigſten Mittel verwendet, alle beruhen auf dem Prinzip, die Sommer⸗ ſproſſen zu bleichen. Derartige Behandlung iſt unſicher. Die Sommerſproſſen dürfen nicht nur ausgebleicht werden, weil ſie bei Unterbrechung im Gebrauch des Mittels wieder erſcheinen, man muß ſie daher vollſtändig ver⸗ nichten.— Zur gänzlichen Vernichtung der Sommer⸗ 2 ſproſſen dient 5770. 5 „Pigmaf gel. geſch. Das Geſicht wird mit dieſer Creme beſtrichen und ſpäter mit Seife gewaſchen. Durch dieſes ſenſationelle Präparat erhalten Sie in kurzer Zeit einen jugendſchönen und reinen Teint. Preis,.50. Verſand von ihrem Schickſal ereilt worden ſein. Die Behörden ſind Unterſuchungshaft angerechnet, Schmidt erhielt außerdem gegen Nachnahme und Portoſpeſen durch alleinig. Herſteller mit der Unterſuchung am Tatort beſchäftigt. 3 Jahre Bewährungsfriſt. Schrüder- schenke, Berlin W 106, Pofsdamersir. 26 B eee eee, e e Theater und Muſik Emil Jannings ſpricht im Südfunk. Ueber ſeine Ein⸗ drücke in Amerika wird am Mittwoch, 22. Mai, um 20,05 der aus Amerika zurückgekehrte Filmkünſtler Emil Jannings ſprechen. Die Uebertragung erfolgt durch den Südfunk in Stuttgart. „Iphigenie auf Tauris“ im Schwetzinger Schloßpark. Die urſprünglich für die Pfingſttage vorgeſehen geweſenen Freilichtaufführungen im Schwetzinger Schloßpark ſind auf Samstag und Sountag den 1. und 2, Juni verſchoben wor⸗ den. Zur Aufführung gelangt Goethes„Iphigenie auf Tau⸗ xis“, in Szene geſetzt vom Direktor des Stadttheaters in Stendal, Anton Kohl. Von den Kölner ſtädtiſchen Bühnen. War den letzten Neuheiten im Schauſpielhauſe ein wirklicher Erfolg Richt beſchieden, ſo erſchien es um ſo begreiflicher, wenn ein ſeit langem nicht aufgeführtes klaſſiſches Meiſterwerk wie Schillers„Maria Stuart“ mit einem beſonders regen Intereſſe der Schauſpielfreunde rechnen konnte. Die Auf⸗ führung behauptete leider nur teilweiſe das wünſchenswerte künſtleriſche Niveau. Hatte Erich Metzolt ehr ſchöne und charakteriſtiſch wirkende Bühnenbilder geſchaffen und Alfons Godard als Spielleiter viel guten Geſchmack— ſoweit er nicht durch die Eigenart von Darſtellern behindert wurde— mit redlichem Mühen zur Geltung gebracht, ſo waren die Stückfiguren gar zu verſchiedenartig beſetzt. Es klafften da zwiſchen den einzelnen Geſtaltungen als Trägerg der hoch⸗ dramatiſchen Dichtung unüberbrückbare Riſſe. War Elſa Baumbach eine ganz vorzügliche und demgemäß feſſelnde Vertreterin der Eliſabeth, wirkte Thea Kaſten als Maria, obwohl rhetoriſch etwas kleines Format und nicht immer ver⸗ ſtändlich, mit ihrer ſchönen Erſcheinung und durchweg auch im Punkte des Gefühls recht ſympathiſch, waren Lord Bur⸗ leigh und Amias Paulet mit Paul Senden und Richard Aßmann, weiter Shrewsbury, Daviſon, Melvil, Huna Kexuedy u. a.., mit tüchtigen Kröften beſetzt, ſo ließ ande⸗ rerſeits ein junger Herr Leo Bieber, dem man unbegreif⸗ licherweiſe die Rolle des Mortimer anvertraut hatte, eine in Sprache und äußerer Darſtellung ſo abſolut unmögliche Lei⸗ ſtung beobachten, wie ſolche an einem nur halbwegs auf Rang haltenden Theater nimmermehr vorkommen ſollte; viel, ſehr viel fehlte auch Sergius Sax zu einem irgendwie glaubhaf⸗ ten Leiceſter. Das ſind unverſtändliche Fehlbeſetzungen, mit denen dem Anſehen des Kölner Schauſpielhauſes ſchlecht ge⸗ dient iſt, während immerhin ein von früher trefflich bewähr⸗ ter und heute nicht minder leiſtungsfähiger Darſteller des Leiceſter im gegenwärtigen Enſemble zur Verfügung ſtand.— Im Opernhauſe behauptet ſich als einzig zugkräftige, das Publikum tatſächlich packende Neuheit nach wie vor Wolf⸗ Ferraris„Sly“ mit Karl Hauß als ſchwerlich zu übertref⸗ fendem, vom Publikum mit Beifall überſchüttetem Vertreter der Titelrolle. Daneben ſind neueinſtudiert„Die toten Augen“ der zumal in dieſem Falle ſehr bühnenkundigen Herren Hans Heinz Ewers und Eugen d' Albert wieder ein⸗ mal in den Vordergrund gerückt. Mag man ſich zum Kom⸗ poniſten d' Albert ſtellen, wie man will(und er hat neben An⸗ genehmem ſchon ziemlich viel Abſprechendes und Unfreund⸗ liches leſen müſſen), die Oper hat mit ihrem handfeſten Theater und unleugbaren Stimmungsmomenten, ſobald ein⸗ mal die ſchwache Hirtenſzene überwunden iſt, viel des Ergrei⸗ fenden, und es gibt eine ganze Menge Leute, die dafür nicht nur mit den Händen, ſondern auch mit naſſen Augen Dank zollen. Unter der im ganzen tüchtigen, aber dynamiſch einigermaßen unberechenbaren muſikaliſchen Leitung von Erich Walter(an deſſen Stelle Werner Gößling von Mannheim zum Herbſte gewonnen iſt) und von Oberſpiel⸗ leiter Felix Dahn ſehr lebensvoll inſzeniert, wird die Oper mit Maria Ulbrich(Myrtocle), Henny Knapp(Arſinbe), Emil Treskow(Arceſius) und Nicolai Reinfeld (Galba) als hervoragend guten neuen Inhabern der weſent⸗ lichſten Geſtalten recht eindrucksſtark gegeben. Anläßlich einer im ganzen wohlgelungenen Auffriſchung von Meyerbeers „Afrikanerin“, die der frühere Generalintendant Rémond ſeinerzeit pompös ausgeſtattet hat, trat der aus Köln ſtammende Tenoriſt Joſef Kalenberg, der längere Zeit beliebtes Mitglied unſerer Oper war und nun ſeit einem Jahr der Wiener Staatsoper angehört, gaſtweiſe als Visco de Gama auf, dem noch der Stolzing in den Meiſterſingern folgen wird. Faſt wollte es ſcheinen, als ob dem braven Sänger, der im übrigen ſeine ſpezifiſch kölniſche Art, ſich auf der Bühne zu geben, im fremden Enſemble getreulicher als unbedingt nötig bewahrt hat, die Wiener Luft nicht zum beſten bekäme, denn ſeine ſonſt ſo prächtige Stimme zeigte nicht ganz mehr die friſche, ergiebige Tonſubſtanz, wie zur Zeit ſeines Scheidens von der rheiniſchen Heimatſtadt. 3 Wiesbadener Theater. Jan Larries Komödie„Oel⸗ rauſch“(eine harmloſe, aber recht unterhaltſame ameri⸗ kaniſche Importware) hat im Mittelpunkt den Typ eines ewig Luſtſchlöſſer bauenden Schwärmers und Phantaſten, der mit tauſend Hirngeſpinſten den Weg zu rieſenhaftem Reichtum zu finden ſich bemüht. Diesmal geht es um eine Terrainſpekula⸗ tion, um ein angeblich ölhaltiges Grundſtück, das dem arg⸗ loſen Wolkenkuckucksheimer von zwei Spitzbuben für teures Geld aufgeredet wird. Bei Bohrungen indes ſcheint tatſäch⸗ lich Oel zu fließen(in Wirklichkeit iſt es nur Salzwaſſer), die Gauner wittern ein verpaßtes Geſchäft und kaufen das wert⸗ loſe Land ſchließlich zurück zu einem Vielfachen des urſprüng⸗ lichen Preiſes. Belohnte Tugend, betrogene Betrüger, zwei glückliche Paare, das wäre ein etwas alltäglicher Ausklang, doch recht apart wirkt die hübſche, echt komödienhafte Schluß⸗ pointe, die den trotz aller Erfahrungen nicht kurierten Speku⸗ lanten ſchon wieder mit neuen Plänen beſchäftigt zeigt. Luſtig und originell ſind die einzelnen Typen durchgeführt, nicht zu⸗ letzt der des alten, auf Henry Ford ſchimpfenden Pferdedok⸗ tors, den das Zeitalter des Automobils brotlos gemacht hat. Wo Witz und Dialog bisweilen ein wenig dünnflüſſig ſickern, verſtand bei der Erſtauffürung im Kleinen Haus die straffe, temperamentvolle Regie Bernhard Hermann 8, Handlung und Stimmung aufzupulvern, daß ein lebhafter Erfolg zu⸗ ſtande kam. Das Enſembleſpiel war gefällig abgetönt, unter guten Leiſtungen ſtanden Breitkopfs wuſſelig⸗ſprudelnder Millionenträumer Sam, Hertha Gen z mers urwüchſig⸗ friſche Hattie und Andrian os ſcharfcharkteriſierter Amos in vorderſter Linie. B „Die Meſſe des Maſchinenmenſchen“ betitelt ſich ein neues, von Bruno Stürmer komponiertes großes Chor⸗ werk für Männerchor, Bariton⸗Solo und Orcheſter. Ein Werk, das dem Rhythmus unſerer Zeit ergreifenden Ausdruck verleiht. Die Uraufführung findet im Mai nächſten Jahres anläßlich des großen Muſikfeſtes in Kaſſel unter Leitung von Staatskapellmeiſter Dr. Laugs ſtatt und bildet den Höhepunkt der Kaſſeler Veranſtaltung. Außer dieſer Urauf⸗ führung ſind bereits Erſtaufführungen in Berlin und Eſſen ſichergeſtellt, ebenſo die für den Herbſt 1930 in Ausſicht genom⸗ mene holländiſche Uraufführung. Das Werk erſcheint dem⸗ nächſt im Verlage von Karl Hochſtein⸗Heidelberg. — A 5 8 7 7 s N 5 Aran 8— — 5 e N 8 ih das 5 — N J N l dd W — 0 — 7 NN W e 1 8 W N J 5 e 8.. 8 N 8. 8 5 N e 8 ig er 7 e S 8 22 8 1 MA rchen haft schöge Aroma echter atur ee 8 Oriegttabake lebend öchster Leistung vollbringt, ist dieser Packung eingeschlossen, die r 8 N W W Seiner N n* W N W Alles Was S 3 AH H 77 — — 3 a 5 a VSX. I SEN 7092 s 8 N Se l I ee, 8 5 8 . Tabakschnedcdere? I . Seite. Nr. 281 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 22. Mai 1929 e Proteſtationsfeier in Speyer Der zweite Tag der Proteſtationsfeier- Feſtart in der Gedächtniskirche Neun Ehrenpromotionen Als Ausklang der impoſanten 400⸗Jahrfeier der Prote⸗ ſtation fand am geſtrigen Dienstag vormittag ein ſehr ſtark beſuchter Feſtakt in der Gedächtniskirche ſtatt. Nach einem Orgelvorſpiel und dem machtvoll geſungenen Lied „Wach auf du Geiſt der erſten Zeugen“ ergriff Univerſitäts⸗ profeſſor D. Zſcharnack⸗ Königsberg das Wort zur Feſt⸗ rede über das Thema: „Die Proteſtation von Speyer in ihrer geſchichtlichen Bedeutung“. Er nahm als Hiſtoriker zu dieſer Frage Stellung und führte u. a. aus: Sucht man das Geſchehen des Jahres 1529 ſeinem geſchichtlichen Weſen nach zu erfaſſen, wird man zu⸗ nächſt feſtſtellen müſſen, daß es ſich bei dieſem Akt von Speyer um einen Akt aus der politiſchen Geſchichte der Reformation handelt. Das Thema iſt die religiöſe Idee im politiſchen Kräfteſpiel. Die endgültige Entſcheidung erwartete man da⸗ mals von einem allgemeinen Konzil der Kirche, aber die augenblickliche Entſcheidung, das augenblickliche Handeln der deutſchen Stände und der politiſchen Organe zeichnet die Situation von 1529. Nach einem Liedervortrag des Kirchenchvres Speyer be⸗ grüßte Kirchenpräſident D. Dr. Fleiſchmann⸗Speyer die auserleſene Feſtverſammlung: Vier Jahrhunderte ſind verfloſſen, ſeitdem in Speyer mutige Männer dem Gedauken Ausdruck gegeben haben, daß der Menſch in Sachen des Glau⸗ bens und Gewiſſens frei ſein müſſe von äußerem Zwang. Machtvoll hat inzwiſchen dieſer Gedanke die Welt durchzogen, manchmal getrübt und doch immer klarer hervortretend, und auch die Anhänger der alten Kirche ſind von ihm nicht unbe⸗ rührt geblieben. Ihm ſoll auch die heutige Feier gelten. Seien Sie mir alle herzlichſt gegrüßt, die Sie hierher gekommen ſind, um mit uns zu feiern. Sodann ergriff der Vertreter der Reichsregierung, Stagatsſekretär Schmid⸗Berlin das Wort:„Laſſen Sie mich in dieſer weihevollen Gedenk⸗ ſtunde, von der das ganze evangeliſche Deutſchtum innerlich teilnimmt, Ihnen die herzlichen Grüße der Reichs⸗ regierung überbringen. Wenn die Reichsregierung auf die Einladung des Feſtausſchuſſes einen Sondervertreter hier⸗ Hin entſendet, ſo würdigt ſie dabei die Tatſache, daß die Prote⸗ ſtation zu Speyer vom Jahre 1529 nicht nur dem evangeliſchen Volksteil Namen und Weſensinhalt gegeben hat, ſondern zu den bedeutendſten und folgenſchwerſten Ereigniſſen der deut⸗ ſchen Geſchichte gehört. Heute finden wir an der Spitze des Abſchnittes der Reichsverfaſſung über Religion und Reli⸗ gionsgeſellſchaften den Satz:„Alle Bewohner des Reiches ge⸗ nießen volle Glaubens⸗ und Gewiſſensfreiheit“. Der Grund⸗ ſatz der religiöſen Toleranz iſt zu einem Element des deut⸗ ſchen Volksempfindens geworden und verfaſſungsmäßig auf das feierlichſte geſichert. Die Grüße des deutſchen Evangeliſchen Kirchenbundes und des Deutſchen Evangeliſchen Kirchenausſchuſſes, deren Präſi⸗ dent er iſt, ſprach D. Dr. Kapler⸗Berlin Mit tiefſter innerer Bewegung, ſo führte er aus, gedenken wir jener entſcheidenden Stunde in der Geſchichte unſerer Kommunale Chronik Bürgermeiſterwahl in Ettlingen * Ettlingen, 20. Mai. Der Bürgerausſchuß wählte mit 42 Stimmen den aus Ettlingen ſtammenden Regierungs⸗ rat Kraft zum Bürgermeiſter. Der bisherige Bürger⸗ meiſter Potyka erhielt 30 Stimmen. Der St. Ingberter Sparkaſſenſkandal— Die Baltia⸗ Inſolvenz * St. Ingbert, 20. Mai. Ueber den Stand der St. Ing⸗ berter Sparkaſſenangelegenheit referierte in einer öffentlichen Verſammlung der ſozialdemokratiſche Stadtrat Kayſer, der die ſchwierigen Verhandlungen zum Teil mitgemacht hat. Na⸗ türlich konnte der Referent nur das mitteilen, was ohne Nach⸗ teil für die noch ſchwebenden Verhandlungen geſagt werden kann. Es ſind ſchon zehn Monate ins Land gezogen, ſeit der Rieſenſchwindel entdeckt wurde. Die Unterſuchung zog ſich nur deshalb ſo lange hin, weil die beiden verhafteten Beamten der Sparkaſſe, Pircher und Omler, die erforderlichen Aus⸗ künfte verweigerten. Die Vorunterſuchung iſt nun ſoweit gediehen, daß der Strafprozeß in der kommenden Schwur⸗ gerichtspertode beginnen kann. Viele Verhandlungen waren notwendig mit der Regierung und den Banken, um zu einem für die Stadt halbwegs erträglichen Ergebnis zu kommen. Die Banken wollten 100 Prozent ihrer Forderungen aner⸗ kannt haben und auch die Regierung ſtand auf dem Stand⸗ punkt der Banken, während die Vertreter der Stadt nur die Beträge anerkennen wollten die auf dem ordnungsmäßigen Wege über die Stadtſparkaſſe gegangen und von Pircher wei⸗ tergegeben wurden. Heute überläßt es die Regierung der Stadt, ſich mit den Banken zu einigen. Herr Kayſer verbreitete ſich ſodann über den Stand der Sache bei den Baltia⸗Werken in Heidelberg, die das Schmerzenskind der Stadt St. Ingbert ſeien. Nicht weni⸗ ger als 4,4 Millionen Reichsmark ſind in dieſen Betrieb durch Pircher hineingeſteckt worden. Das meiſte iſt wohl ver⸗ loren, denn bis in die letzte Zeit hinein wurden unrichtige Gutachten über den Stand dieſes Unternehmens ausgegeben; auch von einem Herrn, den die Saarregierung dort ſitzen hat.() Dieſe Gutachten führten die Stadt zu Entſchlüſſen, die ſich als verfehlt herausſtellten. Vor einiger Zeit trat nun ein ruſſiſcher Großinduſtrieller mit Namen Reimann als Liebhaber der Baltia⸗Werke auf und die Stadt hat ihm das Heidelberger Werk verkauft. Als die erſte Zahlung geleiſtet werden ſollte, hat ſich dieſes Geſchäft dann wieder zerſchlagen. Nun ſind wieder neue Uebernahmeverhandlungen eingeleitet. Stadtrat Kayſer iſt der Anſicht, daß die Stadt umſo weniger bekomme, je länger ſich die Sache hinausziehe. Es werden bei den Baltia⸗Werken mehr an Gehältern im Monat aus⸗ bezahlt, als aus dem Geſchäft eingeht. Die Baltia⸗Werke haben 32 000 Kunden bei 2000 Vertretungen. 30 000 Kunden bezahlen nicht mehr, ſeit ſie über den Stand der Baltig⸗Werke informiert ſind. Das meiſte iſt alſo verloren. Wenn die Stadt für dieſes Unternehmen noch 600 000 Mark erhalten könnte, wäre das das beſte Geſchäft. Es liegt noch Material für 10 000 Räder da, jedoch fehlt das Betriebskapital. Bei einer Liquidation müßte die Stadt alles verlieren. evangeliſchen Kirche und unſeres deutſchen Volkes, jener Tage mannhaften Glaubens und kühnen Opfermutes. Der Name Proteſtant iſt zum Ehrennamen geworden. Wir danken der evangeliſchen Kirche der Pfalz, daß ſie inmitten der Nöte und Bedrängnis dieſes hohe Feſt veranſtaltet hat. Bleiben wir Hüter des evangeliſchen Glaubens und der Gewiſſensfreiheit. Für den Deutſchen Evangeliſchen Kirchentag nahm deſſen ſtellvertretender Vorſitzender D. Wolf ⸗ Aachen das Wort. Für die proteſtierenden 14 Städte ſprach Kirchenrat und Dekan Weigel. Biſchof D. Pölchau⸗Riga ſprach für die Auslandsdeutſchen des Oſtens. Univerſitätsprof. Dr. Gut⸗ Zürich, der für die ganze deutſche Schweiz das Wort er⸗ griff, erläuterte den Begriff evangeliſcher Chriſt. Als Ver⸗ treter des Internationalen Verbandes zur Verteidigung und Förderung des Proteſtantismus ſprach Biſchof D. Dr. Bal⸗ tazar⸗Debreczen(Ungarn). Als letzter ſprach General⸗ ſuperintendent D. Schöttler⸗Magdeburg für die Luther⸗ heimat.— Nach einer Feſtmotette hielt. Oberkirchenrat D. Mayer ⸗ Speyer für den örtlichen Feſtausſchuß die Schlußanſprache. Nach dem Feſtakt wurden die prominenten Gäſte— der Regierungspräſident Dr. Pfülf war auch zugegen— vor der Kirche gefilmt. Am Nachmittag unternahmen die Gäſte bei prächtigem Wetter in einem Sonderzug einen Ausflug nach Bad Dürkheim zur alten Kloſterruine Limburg. Neun Ehrenpromotionen Bei dem geſtrigen Feſtakt in der Gedächtniskirche entbot berg, D. Dr. und Seg W Dankbar gedenke Falultäten der ät Heidelberg der deutſchen theologiſ man heute deſſen, was Untverſitäten bedeute. habe deshalb beſchloſſen, bei der Feier folgende Männer mit dem Ehrendoktor⸗Titel auszuzeichnen: 1. Pfarrer Dr. Lu⸗ ther⸗ Charlottenburg, 2. Kirchenrat und Dekan Karl Cautz⸗ ler⸗ Speyer, 3. Dekan und Kirchenrat Kleinmanun⸗ Ludwigshafen,. den Dekan von Kronſtadt(Ungarn) Johann Reichardt. Im Namen der theologiſchen Fakultät der Univerſität Erlangen ſprach D. Dr. Elert, der zum Ehrendoktor der theologiſchen Fakul der Univerſität Erlangen den Ober⸗ kirchenrat Johannes S hter⸗Speyer und Wilhelm Bu ß⸗ mann, Pfarrer in S rt, ernaunte. Namens der theo⸗ logiſchen Fakultät der Univerſität Göttingen ſprach Dekan Dr. Stange. Er ernannte den ordentlichen Profeſſor der Theologie an der Univerſität Kopenhagen, Ednard Geis⸗ mar, zum theologiſchen Ehrendoktor. Der Dekan der theo⸗ logiſchen Fakultät der Univerſität Gießen, D. Born⸗ kamm, erklärte, daf Gießen in dem Lande liege, das die kühnſten und weitſchauendſten Fürſten 1529 nach Speyer ge⸗ ſchickt habe. Daher wolle man es ſich nicht nehmen laſſen, heute der bedrängten pfälziſchen Landeskirche Zeichen der Verbundeheit zu übermitteln. Ich bin beauftragt, ſo führte D. Bornkamm aus, im Namen meiner Fakultät ben Direktor des Prediger⸗Seminars in Laudau(Pfalz), Hans Stempel, und den Profeſſor an der Univerſität München Dr. Paul Joachimſen zu Ehrendoktoren der Theologie zu ernennen. Faru theologiſche Kleine Mitteilungen Die durch das Hinarbeiten auf ein Reichs⸗Spielplatzgeſetz gegenwärtig ſehr aktuelle Spielplatzfrage iſt in Vil⸗ lingen weitgehend gelöſt. Bei rund 14 100 Einwohnern ſind 59 200 Quadratmeter Spielplatzgelände vorhanden, das heißt, ſtatt der im Geſetzentwurf geforderten 3 Quadratmeter auf den Kopf der Einwohnerzahl ⸗ 42 300 Quadratmeter ſind es in Villingen beinahe 17000 Quadratmeter mehr. Darunter ſind auch die Kampfſpielplätze ſehr günſtig vertreten. Auch für die Schulen iſt weitgehendes Benutzungsrecht geſichert. Dabei ſind Kinderſpielplätze und ſonſtige ſportliche Anlagen, wie Sprung⸗ ſchanze u.., nicht inbegriffen. Der Bürgerausſchuß Konſtanz bewilligte einen Kredit von 110000 Reichsmark für die Verbeſſerung der Straßenverhältniſſe in Konſtanz, weiter 50 000 Reichsmark für die Ausführung kleinerer Inſtallationsarbeiten. Weiter gab er ſeine Zuſtimmung zu einer Bürgſchaft der Stadt für ein Darlehen von 32 460 Gramm Feingold einer Siedlungsgeſell⸗ ſchaft. Für die Luftlinie Wien—Konſtanz wurde ein Zuſchuß von 8000 Reichsmark bewilligt. —— Tagungen Laudestagung des Vereins für das Deutſchtum im Ausland Vor einigen Tagen hielt der Landesverband Baden des V. D. A. in Pforzheim unter dem Vorſitz des Landes⸗ obmannes Prof. Maenner ſeine diesjährige Vertretertagung ab, die aus allen Teilen des Landes beſucht war. Von der Hauptleitung war der geſchäftsführende Hauptvorſitzende, Admiral See bohm, erſchienen. Aus dem vom Landesobmann erſtgtteten Geſchäftsbericht ergab ſich, daß die Tätigkeit des Landesverbandes ſich im vergangenen Jahre erfolgreich weiter entwickelt hat. Der Landesverband zählt nun etwa 100 Gruppen. Erfreulicherweiſe haben ſeine Beſtrebungen unter dankenswerter Förderung durch die Unterrichtsbehörden und die Lehrerſchaft auch in den Schulen unſeres Landes eine Heimſtätte ge⸗ funden. Das hat der letztjährige Hilfstag für das Grenz⸗ und Auslandsdeutſchtum bewieſen, an dem ſich allein 567 Volks ſchu⸗ Jen beteiligten. Der vom Landesſchatzmeiſter, Gewerbelehrer Zimmermann ⸗ Weinheim, vorgelegte Kaſſenbericht fand einſtimmige Annahme, eben⸗ ſo einmütig wurde dem Landesſchatzmeiſter für ſeine muſtergültige Geſchäftsführung von der Landesverſammlung Entlaſtung erteilt. Nach gründlicher Durchberatung des Arbeitsplanes, der eine lebhaſte und anregende Ausſprache eröffnete, beſchloß die Landesverſammlung, auch in dieſem Jahre vor allem die Arbeft an den badiſchen Schulen weiterzuführen und in engſter Fühlungnahme mit der Lehrerſchaft und den Schulbehörden zu arbeiten, um wiederum mit Erfolg den diesjährigen Hilfstag vorbereiten und durchführen zu können. Zum Vorort für die nächſten drei Jahre wurde Weinheim be⸗ ſtimmt und damit der bisherige Landesobmann Prof. Maenner wiedergewählt. Der Tagung voraus ging die Eröffnung der von der Ortsgruppe Pforzheim veranſtalteten Ausſtellung„Deutſchtum im Ausland“, die allgemeines Intereſſe fand. Dem verdienten Ehren⸗ vorſitzenden des Landesverbandes, Geheimrat Dr. Groos, wurden aus Anlaß ſeines bevorſtehenden 80. Geburtstages zahlreiche herzliche Glückwünſche dargebracht. Ebenſo ſand der Obmann der Ortsgruppe Pforzheim, Fabrikant Manz, für ſein 25jähriges ſegensreiches Wir⸗ ken im Dienſte der deutſchen Volkstumsarbeit die gebührende auf⸗ richtige Anerkennung aller Teilnehmer. — Sportliche Nundſchun ADAC⸗Motorrad⸗Länderfahrt Auch dieſe Etappe von Temesvar nach Herrmannſtadt wurde ou prächtiges Wetter begünstigt. Anfangs erſchwerten wieder die w lich unſagbar ſchlechten Straßen das Fahren, ſo daß an Fahrer un Maſchinen die größten Anforderungen geſtellt wurden. Der bisher ſtrafpunktfreie ausgezeichnete Fahrer Pätzols (Köln) auf Triumpf mußte ausſcheiden, weil die Kolben ſeines Maſchine ſich ſeſtgefreſſen hatten. Auch ſonſt gab es noch Ausfälle wegen Pannen, ſo daß das Häuflein der Strafpunktfreien u. der Kon kurrenten immer kleiner wird. Es ſchieden aus: Hoffmann(jun.) (Altena! auf RMW., Friedmann(Berlin) auf Kardan⸗Stock, Adam (Heidelberg) auf Schüttoff. Strafpunkte wegen Verſpätung erhielten: Fuhrmann(Hoyerswerda) auf Diamant, Schmitt(Nürnberg) auf Triumph. Die Aufnahme der AD AC⸗Fahrer iſt beſonders in Sieben. bürgen außerordentlich herzlich. Ueberall regnet es Blumengrüße auf die Fahrer herab, wenn die Ortſchaften paſſiert werden, blühen⸗ der Flieder, Ehrenpforten grüßen die Kolonnen. Und an den Stroßen eine aufmerkſame und begeiſterte Menge, die die Fahrer grüßt und willkommen heißt! In Herrmannſtadt werden die AD AC⸗Fahrer herzlich empfangen. Die gaſtliche, freudige Bewirtung entſchäbigt ſür die Mühen des Tages. Siegkried Doerschlag. Am den Davis⸗Cup Südafrika— Schweden 320 Die Begegnung in den Davispokalſpielen zwiſchen Schweden endete mit einem erwarteten ſicheren Sieg der Nachdem die S Raymond⸗Farquharſon das Doppel gegen Müller⸗Oeſtberg:6,:2,:2 gewonnen hatten, konnten die Vertreter üdafrikas auch die beiden reſtlichen Einzelſpiele an ſich bringen, Robbin ſchlug den Schweden Malmſtröm 628, 10:8,:7, 614 nach hartem Kampfe und Raymond fertigte Oeſtberg mit:5,:0,:0 ab. Amerika— Canada:0 sertreter ſich oͤurch ihren Sieg im Doppel gegen „werden ſie in der Vorſchlußrunde demnächſt Im Doppel ſpielten die Amerikaner Hen⸗ 61 right⸗Ham:4,:1,:6,:2 und ſicherten ſich eg. Auch die beiden letzten Spiele ſieben an die 1 1 Rl damit den E Amerilaner. Kuba— Mexiko 21 In dem Davispokalkampf Kuba gegen Mexiko führt bis jetzt Kuba mit:1. Der Kubaner Danel gewann das Einzel gegen de la Bor⸗ bella 3, 816, wie auch der zweite Vertreter Kubas, Wollmer, en Ta ilo das Doppel ſichern. pira mit:2,:3, 613 erfolgreich blieb. Dagegen konnte ſich Der Amerikaner Kinſey, der für Megiko pielte, ſiegte mit Unda als Partner gegen die Kubaner Morales⸗ Upman:2,:3, 10:12,:4. 0 Pferdesport Karlshorſt(21. Mai) 1. Preis von Illuiſch. 3500“/. 3000 Meter: 1. L. E. Liebrechts Wien(Et. v. Götz), 2. Turnei, 3. Der Zukünftige. Ferner liefen: Lorbeerkranz, Dudelmann, Opium, Avolo, Kermak, Spekulation, Karwendel, Mäander. Tot: 18, Pl: 13, 28, 15:10. 2. Lankwitzer⸗Jagdrennen. 3500 /, 3700 Meter: 1. Stall Lands⸗ werths Immortelle(v. Egloffſtein), 2. Räuberhauptmann, 3. Welf. Ferner liefen: Tornado, Mulatte, Exuſu, Ratte, Minnelied. Tot 52, Pl: 24, 36, 40:10. 3. Großes Berliner Hürdenrennen. Ehrpr. u. 14000 J. 3500 Mtr.: 1. Stall Hönwalts Heluan(Bismark), 2. Mignoma, 3. Markolf. Ferner lieſen: Marcellus, Mariza, Borgia, Marcheſa, Prellſtein, Prince of Thule. Tot: 51, Pl: 19, 22, 20:10. 4. Neptun⸗Jagdrennen. 4000 /. 3500 Meter: 1. A. v. Borckes Almeido(v. Borcke), 2. Ozema, 3. Ardoritin. Ferner liefen: Trier, Diamant, Karola, Antin, Filanda, Monhott, Toga, Misdroy, Tot: 40, Pl: 19, 16, 18:10. 5. Glücksrad⸗Hürdenrennen. 5000. 3000 Meter: 1. Frhr. H. v. Bodenhauſen u. O. v. Mitzlaffs Lucrezia(Kreienbring), 2. Neuland, 3. Ludwig Thoma. Ferner liefen: Grand Mouſſeuz, Cyane, Her⸗ moder, Fechterin, Lebenswonne, Aufklärung, Ofando, Firn II, Laokvon, Finſterahorn, Alls Well, Patacca. Tot: 24, Pl: 14, 19, 27:10. 6. 8000. Rennen. Jagdrennen. Ehrpr. u. 10000. 4000 Meter: 1. H. v. Oertzens Greif(Lüder), 2. Namen, 3. Taunus. Ferner liefen: Phyllis, Mannestreue, Final, Perlenfiſcher, Hans Günther, Trutzig. Tot: 35, Pl: 13, 19, 17:10. 7„Preis von Hoppegarten. 3000 J. 1400 Meter: 1. Heinz Stahls Legende(Et. v. Reibnitz), 2. Kaltſchale, 3. Samum. Ferner liefen: Cäſarea, Schar Dagh, Elias, Annchen, Maurus, Gallius. Tot: 78, Pl: 24, 28, 15210. * Dresden(21. Mai) 1. Preis von Wachan: Ehrpr. und 3500 /. 1900 Meter: 1. Heinz Stahls Agitator(Staudinger); 2. Hector; 3. Freier Wille. Ferner liefen: Torrone, Periander, Prädicta, Mongole. Tot: 66, Pl: 18, 18, 17:10. 2. Preis von Langebrück: Ehrpr. u. 3500 l. 1600 Meter. 1. Alfons skes Hurone(Rofjik); 2. Agitator; 3. Forno. Ferner liefen: Oran, sna, Faretra. Tot: 21, Pl: 16, 38:10. 3. Preis von Altenberg: 3000. 1100 Meter: 1. Adolf Levys Meton(Gehrke); 2. Leſels; 3. Ledon. Ferner liefen: Minka, Pomona, Botz, Waloſchnepfe. Tot: 40, Pl: 11, 12, 10:10. 4. Elbtal⸗Ausgleich: 3000 J. 2000 Meter: (Böhlke]; 2. Hiſterblümchen; 3. Strug. Ferner liefen: Sgeged, Odaig, Ruhr, Orthos, La Piave, L Hombre, Primo. Tot: 43, Pl: 14, 12, 20:10. 5. Preis von Dresden: Ehrpr. u. 6000. 1600 Mteer: 1. E. G. Butzkes Dianthus(Grabſch); 2. Sterneck; 3. Rochus, Ferner lieſen: Pour le merite, CEſampas, Favorit, Fakir, Conkurrent, Silberfaſan, Goldalma, Girigare 16. Tot: 57, Pl: 20, 25, 18:10. 6. Preis von Berthau. 3500 /, 1900 Meter: Domfalke(Rofik); 2. Honeska; 3. Heimatliebe. ber. Tot: 14, Pl: 12, 15.10. 7. Wettiner⸗Ausgleich: 3500. 1300 Meter: 1. G. Hackebeils Olymp(Safdik) 2. Eisbraut; 3. Der Fakir. Ferner liefen: Anpa, Faulpelz, Reichskrone, Empfehlung, Varasdin, Leubelſing, Schatten⸗ morelle, Mohrenfürſtin, CEinderalla. Tot: 57, Pl: 19 38, 87:10. Schluß des redaktionellen Teils Te Ta 1. A. Beyers Nonchen 1. Alfans Teskes Ferner liefen: Räu⸗ 2 8 e 5 Herausgeber: Drucker und Verleger Druckerel Dr. Haas Neue Mannheimer Zeſtung G. m. b.., Mannheim, E 6. 2 Direktion Ferdinand Heyme. Verantworkl. Redakteure: Für Politik:. V. K. Fiſcher= Cheſredokteur Kuxt Fiſcher Feuilleton. Dr. S. Kavyſer— Kommunalpolitik und Lokales Richard Schönfelder— Snort und Vermiſchtes Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehme i 5. r— Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher- ngeigen: Jakob Faude, ſämtliche in Noun bels N 4 r e reren — 7 Mutwoch, den 22. Mai 1929 Neue Mannheimer Zeitung(wetttag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 23 Ein Blicküber die Welt Die erſte Weltausſtellung nach oem Kriege Die Sehens würdigkeiten Die Weltausſtellung in Bareelona, die in dieſen Tagen eröffnet wird, iſt eine der gewaltigſten Veranſtaltungen dieſer Art. Die Vorbereitungen haben einen Zeitraum von über zwölf Jahren in Anſpruch genommen. Aus einer Spezial⸗ ausſtellung für internationale Elektrizität, die im Jahre 1917 aufgezogen werden ſollte, iſt die jetzt fertiggeſtellte Weltaus⸗ ſtellung hervorgegangen. Gleichzeitig mit der Weltausſtel⸗ lung in Barcelona iſt die Ibero⸗Amerikaniſche⸗Ausſtellung in Sevilla eröffnet worden, deren Ziel es iſt, Spanien und Süd⸗ amerika einander noch näher zu bringen. Schon allein die Tatſache, daß ein Land zwei ſo gewaltige Ausſtellungen gleichzeitig veranſtalten kann, die erhebliche Zuſchüſſe ver⸗ langen, beweiſt, welch großen wirtſchaftlichen Aufſchwung es genommen hat. Spanien gehört zu den Staaten, die unter dem Einfluß der Kriegskonjunktur reich und mächtig geworden find. Alle Zweige ſeiner Wirtſchaft haben einen ungeahnten Aufſchwung genommen, der nur zeitweilig durch den Rückgang der Konjunktur in wenigen Jahren nach dem Kriege unter⸗ brochen wurde. Ebenſo großartig wie die Entwicklung Spaniens iſt das Wachstum ſeiner zweitgrößten Stadt Barce⸗ lona, die in wenigen Jahren in die Reihe der Weltſtädte auf⸗ gerückt iſt. Raſch hat ſich neben der Altſtadt die neue Stadt entwickelt, und gut geleitete Verkehrsunternehmungen wie Straßenbahn und Untergrundbahn ſorgen für glatte und raſche Abwicklung des ſtarken Verkehrs. Nichts lag näher, als den Aufſchwung Spaniens durch eine Weltausſtellung in ſeiner raſch groß gewordenen bedeutendſten Stadt neben der Hauptſtadt zu betonen. Schon vor zwei Jahren ſetzte die ſpaniſche Regierung zur Förderung der Ausſtellung über 150 Millionen Peſeten aus, und es iſt anzunehmen, daß noch weitere erhebliche Subſidien geleiſtet worden ſind. Unter dieſen Umſtänden iſt es zu verſtehen, daß das Werk „Die Weltausſtellung in Barcelona“ für die in ſämtlichen Kulturſtaaten eine gewaltige Propaganda gemacht worden iſt, eine Sehenswürdigkeit allererſten Ranges geworden iſt, die nicht allein für Spanien, ſondern überhaupt für alle Nationen von größter Bedeutung iſt. Das Gelände, das die Ausſtellung aufnimmt, liegt ſüdlich der Stadt. Auf einem Hügel, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick auf Barcelona hat, iſt ein Teil der Meßgebäude im Laufe der letzten Jahre er⸗ richtet worden. Die Geſamtausſtellung findet auf dem Boden des bekannten Parkes Montjuich ſtatt, der ſich an dem rück⸗ wärtigen Hang der den Hafen und die Reede beherrſchenden Feſtung hochzieht. Noch vor 15 Jahren breitete ſich hier eine öde, ſandige, ewig ſtauberfüllte Ebene aus. Der Abhang der Berge ſelbſt war durch Steinbrüche zerriſſen, aus denen die Bevölkerung Barcelonas ſeit mehr als einem Jahrtauſend das Baumaterial für ihre Häuſer holte. Dieſes Chaos iſt ver⸗ ſchwunden. An ſeiner Stelle erheben ſich die Paläſte, die Aus⸗ ſtellungshallen und die Anlagen der Weltausſtellung. Drei Gruppen kennzeichnen in großen Zügen den Aufbau und die Beſtimmung der Ausſtellung. Es ſind dies die In⸗ duſtrie⸗Ausſtellung, die Kunſt⸗Ausſtellung und die Sport⸗Aus⸗ ſtellung. Das geſamte Parkgelände hat einen Umfang von 118 Hektar. Aufgeführt wurden im ganzen zwölf Meßpalüſte, deren größter der„Nationalpalaſt“ iſt, der eine Ausdehnung von über 32 000 Qm. hat und in einem Saal 20 000 Perſonen gleichzeitig aufnehmen kann. Hier wird die Kunſt Spaniens gezeigt. Veranſtalter ſind der Staat, die Kirche und amtliche Körperſchaften. Hier wird eine umfaſſende hiſtoriſche Schau der Entwicklung Spaniens und ſeiner Kultur gezeigt. Be⸗ ſonders intereſſant iſt die Sonderſchau„Das ſpaniſche Dorf“, das eine naturgetreue Zuſammenſtellung typiſcher Bauten in maleriſcher Darſtellung des Lebens auf dem Lande zu verſchie⸗ denen Zeiten und aus allen Gegenden Spaniens und ſeiner Sitten, Trachten und Gebräuchen bringt. Im Nationalpalaſt werden eine große Reihe von originalen Tanz⸗ und Feſt⸗ antfführungen ſtattfinden. Aber auch die anderen Meßpaläſte zeigen ſchon allein durch ihre Größe, welch gewaltigen Umfang die Ausſtellung hat, und welche Bedeutung ihr zukommt. Der Palaſt für Elektrizität und elektrochemiſche Induſtrie umfaßt 17000 Qm., der Pro⸗ jekttonspalaſt(Photographie und Film) 10000 Am., der Ar⸗ beitspalaſt(Maſchinen, Einrichtungen für Arbeitserſparnis, Betriebswiſſenſchaft, ſoziale Einrichtungen) 5500 Qm., der Berkehrs⸗ und Transportpalaſt(Fahrzeuge, Flugzeuge uſw.) der Schau in Barcelona 16 500 Qm,, der Textilpalaſt(Spinnerei⸗, Webereiartikel, Ma⸗ ſchinen, dazu Färberei, Konfektion, Schuhwaren, Schirme, Stöcke uſw.) 19000 Qm., ein Gewerbepalaſt(Möbel und Innendekvoration, Glas, Porzellanwaren, Teppiche und Ma⸗ ſchinen) 11900 Qm., der Landwirtſchaftspalaſt, Weinbau, Blumenzucht, landwirtſchaftliche Maſchinen, Zuchtvieh) 16 700 Qm., der Buchdruck⸗Kunſtpalaſt 4000 Qm., der Baugewerbe⸗ Palaſt 14000 Qm., der Sportmaterial⸗Palaſt 4500 Am. Für die Sportgruppe iſt ein Stadion mit einer Grundfläche von 45 000 QAm. gebaut worden. Es kann 60 000 Zuſchauer auf⸗ nehmen, gehört alſo zu den größten Stadionbauten der Neu⸗ zeit. Selbſtverſtändlich werden hier zur Zeit der Ausſtellung, die im ganzen neun Monate dauern ſoll, große internationale Wettkämpfe ausgetragen. Von beſonderen Sehenswürdig⸗ keiten ſeien noch ein griechiſches Amphi⸗Theater erwähnt, das für 2000 Zuſchauer berechnet iſt. Der Weltausſtellung in Barcelona, dem erſten mutigen Verſuch einer umfaſſenden internationalen Schau nach dem Kriege, iſt ein voller Erfolg zu gönnen. D. O. No rwegen Die Entdeckung eines Wikingergrabes In der Nähe von Oslo, der norwegiſchen Hauptſtadt, ſtieß ein Infanterieoffizier bei dem Umgraben ſeines Gartens auf eine alte Grabſtätte, die nach fachmänniſchem Urteil bis in die erſten Jahrzehnte des 10. Jahrhunderts zurückreicht. Das Grab liegt etwa 350 Meter von einem Fjord entfernt und 20 Meter über dem Meeresſpiegel. Es enthielt ein großes Schwert, einen Speer, einen Schild, eine Axt, zwei Meſſer und einen Wetzſtein. Alle dieſe Gegenſtände ſind gut erhalten. Spanien Schweres Hochofenunglick in Spanien Auf der Juſel Oro(Spanien) erplodierte ein 30 Meter hoher Turm, in dem der Druck für die heiße Luft erzeugt wird, die durch Röhren ins Innere der Hochöfen geführt wird. Der Turm ſtürzte auf die Baracken, in denen ſich 18 Arbeiter aufhielten. Als dieſe die Exploſion hörten, verſuch⸗ ten ſie aus den Baracken zu fliehen, was jedoch nur 10 Ar⸗ beitern gelang, während die acht übrigen unter den Trüm⸗ mern begraben wurden. Da auf die Exploſion ein Brand folgte, erlitten drei der Verſchütteten den Feuertod, die fünf anderen trugen ſehr ſchwere Brandwunden davon. etwa Das Opfer tötet den Opferprieſter Aus dem dunkelſten Rußland— Die Eine merkwürdige Variante der bibliſchen Geſchichte von der Opferung Iſaaks erlebte ein kleines ruſſiſches Dorf irgendwo in der ſüdukrainiſchen Provinz Uman. Ein junger Mann, der von den Mitgliedern ſeiner Sekte auf dem Altar als Opfer dargebracht werden ſollte, ergriff nach der„United Preß“ das Meſſer, das ſeinem Hals ſchon bedenklich nahe war, ging damit gegen die, die ihn opfern wollten, los und tötete ihrer zwei. Es waren Mitglieder der alten, heute ſchon im Ausſter⸗ ben begriffenen Sekte des Johann Kronſtadsky. Ihr Führer im Dorfe Tionne war ein früherer Poliziſt namens Skripnik und deſſen Hauptſchüler war der Bauer Serednitzky. Unter Führung dieſer zwei Männer lebte eine größere Gruppe von Menſchen den Lehren Kronſtadskys nach. In der Heraufkunft der Sowjetmacht erblickten ſie die Prüfung Gottes, der ſie wegen ihrer Sünden habe beſtrafen wollen. Sie warteten geduldig darauf, daß ihre Prütffung einmal ein Ende nehmen würde, inzwiſchen aber erkannten ſie das neue Regime nicht an, ja, ſte ließen untereinander nur Geld aus der Zarenzeit gelten. Schließlich aber erſchöpfte ſich auch ihre Geduld. In feierlicher Verſammlung beſchloſſen ſie,„einen Boten in den Himmel zu ſchicken“, der dort ihre Sache führen könne. Romaſchewsky, einem jungen Mitglied der Sekte, wurde Sekte des Johann Kronſtadsky die Ehre zuteil, als Bote auserwählt zu werden. Er nahm an und die Vorbereitungen zu ſeiner Opferung, im Sinne der Sektierer alſo: zur Befreiung ſeiner Seele, wurde getroffen. Am angeſetzten Tage verſammelten ſich ſämtliche Mit⸗ glieder der Gemeinde in ihrer Kirche. Der junge Roma⸗ ſchewsky wurde auf einen Tiſch gelegt. Ein ſcharfgeſchliffenes Schlachtmeſſer lag bereit. Skripnik und Serdnizky, die Füh⸗ rer, ſtimmten die Gebete an. „Ich bin merkwürdig zerriſſen zwiſchen der Sehnſucht meiner Seele nach dem Himmel und der Sehnſucht meines Körpers nach der Erde“, ſagte der junge Romaſchewsky, als die Gebete beendet waren.„Ich bitte euch, liebe Brüder, betet noch einmal.“ Während ſeiner Bitte willfahrt wurde, hat bei Roma⸗ ſchewsky im Kampfe zwiſchen Seele und Leib offenbar der letztere die Oberhand bekommen. Sei dem wie ihm wolle, er ſprang plötzlich vom Opfertiſch, ergriff das Schlachtmeſſer und ſtieß es zuerſt Skipnik, dann Serdenitzky in die Bruſt. Beide waren ſchon tot, als die Polizei hinzukam Die Sekte wurde aufgelöſt und Romaſchewsky unter die Anklage des Mordes geſtellt. Er verteidigt ſich damit, in Notwehr gehandelt zu haben. Er kann jedoch nicht leugnen, daß er zu ſeiner Opferung, als dieſe angeſetzt wurde, ſeine Einwilligung gegeben hatte. Deutſchland Fiſchfang mit elektriſchem Strom Im Regierungsbezirk Münſter wurde kürzlich der erſte Verſuch gemacht, mit Waſſer angefüllte Gruben, die mit Fiſchen beſetzt worden waren, mit elektriſchem Strom abzu⸗ fiſchen. Zum Fiſchfang wurde ein ſtarker, von hölzernen Schwimmern in etwa 10 Zentimeter Tiefe gehaltener und langſam durch das Waſſer gezogener Kupferdraht benutzt, der mit Wechſelſtrom von etwa 20 Volt und 20 bis 40 Ampere beſchickt wurde. Die bald nach dem Einſchalten des Stromes hochkommenden betäubten Fiſche wurden vom Boot aus mit Keſchern aufgeleſen. Das Abfiſchungsergebnis war ſo gut, daß es in volkswirtſchaftlichem Intereſſe angebracht zu ſein ſcheint, die Methode des Fiſchfanges mit Elektrizität in ge⸗ ſchloſſenen Gewäſſern nach Einholung der erforderlichen Ge⸗ nehmigung des Regierungspräſidenten durch weitere Verſuche über die Wirkung auf Fiſche und Fiſchnährtiere zu erproben. Das Motorrad als Brandſtifter In Altmannsgrün rannte ein Schloſſer mit ſeinem Motorrad gegen eine Scheune. Das Motorrad explodierte und ſetzte die Scheune in Brand, die ſamt den angren⸗ zenden Schuppen und Stallgebäuden eingeäſchert wurde. „Geſchriebener Tanz“ Rudolf von Laban, der bekannte Tanz⸗ Schule in Berlin⸗Grunewald, welcher, wie bei Muſiknoten, die betreffenden Tanzſchritte vorgeſchrieben ſind. zeigen links R. v. Laban vor den aufgemalten Schriftzeichen, rechts ein Tanzpagar in einer Tanzpoſe, die es aus den Schriftzeichen abgeleſen hat. 5 Theoretiker und Leiter der nach ihm benannten hat nach jahrelangen Studien eine Tanzſchrift erfunden, nach Unſere Bilder Frankreich Kokainſchmuggel im Strumpfband Die modernen, unmittelbar über dem Knie getragenen Strumpfbänder werden, wie die„United Preß“ berichtet, von franzöſiſchen Kokainſchmugglerinnen häufig als Verſteck für ihre verbotene Ware benutzt. Die franzöſiſche Polizei ſand ſchon ſo manches Glas röhrchen mit Kokain, Morphium oder anderen Rauſchgiften in den duftigen blauen oder roſa Gummiſeidenbändern befeſtigt. Mehrere Fraſten, die wegen Handel mit verbotenen Drogen verhaftet wurden, gaben auf der Polizei an, dieſe Schmuggelmethode von den Amertka⸗ nerinnen gelernt zu haben, die ihre Strumpfbänder häufig als geheime Aufbewahrungsorte für Alkohol benutzen. Sie meinten, daß dieſer ſchlaue Kunſtgriff in Frankreich lauge Zeit erfolgreich angewandt werden konnte, indem elegant geklei⸗ dete Frauen auf dieſe Weiſe Drogen im Hafen vom Schiff abholten und ſie dann in allen Städten des Landes verbrei⸗ teten. Wie man feſtgeſtellt hat, kan eine Strumpfband⸗Ladung den mehrwöchigen Bedarf einer Opiumſpelunke decken. Die Tuben können ſo leicht aus ihrem Verſteck hervorgeholt wer⸗ den, daß auch der Kunde, der Eile hat, mit Leichtigkeit be⸗ dient werden kann. Da die Polizei nun dieſe Eutdeckung gemacht hat, werden die Schmuggler die ſchönen Methoden wohl aufgeben müſſen, denn von nun an werden bei verdäch⸗ tigen Frauen in Cafés und Kabaretts am Montmartre vor allem die Strumpfbänder unterſucht werden. Hier, im Zen⸗ trum des Pariſer Nachtlebens, fahndet man natürlich vor allem nach Drogenſchmugglerinnen. Nach Meinung der Poli⸗ zei werden die Strumpfbänder auch häufig benutzt, um Bo⸗ täubungsmittel von einem Land ins andere zu befördern. Die gebräuchlichſte Methode iſt, ganz kleine Tuben in den hauſchi⸗ gen Falten der Seide zu verbergen; doch ganz kühne Schmugglerinnen wurden auch ſchon mit größeren Fläſchchen erwiſcht, die in der Form von Glöckchen oder eigenartigen Or⸗ namenten am Strumpfband baumelten. Amerika Ein neugebackener Millionär von 63 Jahren Nach einem Kampf von mehr als zwei Jahrzehnten um ein Patentrecht ſind dem 63jährigen Campbell Carſon in San Franzisko Anfang dieſer Woche zwanzig Millionen Dol⸗ lars ausgezahlt worden. Der Greis, der bisher recht kümmer⸗ lich gelebt hat, gelangt damit in den Beſitz eines märchenhaf⸗ ten Reichtums. In ſeiner Jugend war Carſon Mechaniker. Er erfand damals ein einfaches Hochofenverfahren zur Gewin⸗ nung von Kupfer. Im Jahre 1906 meldete er ſeine Erfindung zur Patentierung an, mußte aber mehrere Jahre kämpfen, ehe er den Patentſchutz erhielt. Inzwiſchen hatten zwek'amerika⸗ niſche Geſellſchaften, an deren Spitze der Kupferkönig William Loeb ſteht, das neue Verfahren in ihrem Betriebe eingeführt. Sie weigerten ſich indeſſen, Carſon die Patentgebühren zu zah⸗ len, die nach Erteilung des Patentes unbedingt fällig waren. Carſon konnte damals aus Mangel an Geldmitteln den un⸗ gleichen Kampf um das Recht gegen die kapitalkräftigen Ge⸗ ſellſchaften nicht aufnehmen. Er verdiente jahrelang als Gold⸗ gräber ein kärgliches Brot, bis er ſich entſchloß, ſeinem Patent⸗ recht doch Anerkennung zu verſchaffen. Es gelang ihm, in Se Franzisko zwei kapitalkräftige Bankiers für ſeine Sache zn gewinnen. Im Jahre 1926 entſchied die erſte Inſtanz zu ſeinen 1 1 und vor kurzem hat die höchſte Inſtanz das Urteil be⸗ tätigt. San Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgaßeſ Mittwoch, den 22. Mai 1928 Kapitalnot und Ausverkauf Von Dr. Otto J. Nirgendwo herrſcht in Deutſchland mehr Zweifel darüber, daß die deutſche Kapitalusot die gefährlichſte Krankheits⸗ exſcheinung am deutſchen Wirtſchaftskörper iſt, Auch der Zentrumsführer Stegerwald hat kürzlich in Düren zum Aus⸗ druck gebracht, daß die Kapitaldecke Deutſchlands zur kurz ſei. Das Bedürfnis nach neuer Kapitalinveſtierung iſt aber in Deutſchland noch nicht im entfernteſten befriedigt, das aus⸗ ländiſche Kapital alſo noch nicht zu entbehren, ſo unerfreulich die Notwendigkeit der ausländiſchen Kapitalbeſchaffung auch ſein mag. Gefährlicher aber als dieſes Heranziehen ausländiſchen Kapitals iſt die Tatſache, daß das ausländiſche Kapital ſelbſt vorrückt, um in Deutſchland eigene Pro⸗ dukkipnsſtätten zu errichten oder zu erwerben. Dabei geht dann nicht nur ein Teil der Rente verloren, wie bei der Kreditbeſchaffung im Auslande, ſondern die geſamte Rente der Betriebe fließt an das Ausland ab. Das aus⸗ ländiſche Kapital ſucht ſich natürlich nur ſolche wirtſchaftlichen Arbeitsgebiete aus, in denen es glaubt mit Erfolg arbeiten zu können. Die deutſche Wirtſchaft ihrerſeits kommt dem aus⸗ ländiſchen Kapital dadurch entgegen, daß viele ſich durch den Verkauf ihrer Betriebe aus den Schwierigkeiten, in denen ſie ſtecken, herauszuziehen ſuchen. Das iſt aber nur immer dann möglich, wenn es ſich um wirklich wertvolle Teile der deutſchen Volkswirtſchaft handelt. Der ſchwächere Teil der deutſchen Befriebsunternehmungen wird niemals dieſen Erfolg erzielen und befindet ſich naturgemäß in einer doppelt ſchwie⸗ rigen Lage, weil das ausländiſche Kapital die kriſenhaften Zuſtände in Deutſchland zu überdauern viel leichter in der Lage iſt, als es gegenwärtig für die deutſchen Unterneh⸗ mungen möglich iſt. Im Generalangriff auf die deutſche Volkswirtſchaft be⸗ findet ſich die amerikaniſche Automobilinduſtrie. Es geht nicht nur darum, in den deutſchen Markt einzudringen und ihn nach Möglichkeit zu erobern, ſondern von dem Wirt⸗ NN Die Reichsanleihe aufgelegt Die neue 7 v. H. Anleihe des Deutſchen Reiches von 1929, deren Gigengrt wir in Nr. 212 u. a. ſchon eingehend behandelt haben, wird It. Außſchreihung im Anzeigenteil der vorliegenden Nummer— wie ſchon angedeutet— in der Zeit vom 24. bis 31. Mai zur Zeichnung aufgelegt. Sie iſt ja ſchließlich vom Reichstag und Reichsrat in der Form genehmigt worden, wie ſie der Reichs⸗ finanzminiſter vorgeſchlagen hatte, obwohl eigentlich Bedenken, ins⸗ heſondere gegen die Form ihrer Auflegung allſeits beſtanden. Um bei der derzeitigen Verfaſſung des Kapital⸗ und Geldmarktes einen beſonderen Anreiz zu bieten, iſt die Anleihe bekanntlich mit heſoyn deren Vorzügen ausgeſtattet, die in dem Prospekt eiugehend behandelt werden. Von den bewilligten 500 Mill./ wird nicht der ganze Betrag, ſondern vorerſt nur 300 Mill.% zur Zeichnung aufgelegt. Den Ausſchlag zu dieſem über⸗ raſchenden Beſchluß dürften wohl eben die Verhältniſſe auf dem Kapitalmarkt gegeben haben. Einmal wird man den Kapitalmarkt mit Rückſicht auf die Wirtſchaft nicht allzu ſehr in Anſpruch nehmen wollen. Vielleicht wollte man aber auch die Tragfähigkeit des Anleihemarktes erſt abtaſten und nicht das Riſiko der geſamten Anleſhebegebung ſogleich übernehmen. Denn bei der augenblick⸗ lichen Verfaſſung des Kapitalmarktes iſt es trotz der überaus günſti⸗ gen Ausſtattung und der großen finanziellen Opfer des Reiches nicht mit Sicherheit vorauszuſehen, wie die Anleihezeichnung ausfallen wird. Die Anleihe iſt ſo geſtückelt, daß auch klein ſte Beträge(bis zu 100/ herunter) gezeichnet werden können. Der Zeichnungs⸗ Eures beträgt 90 n. H. Die Einzahlung braucht nicht ſofort zu erfolgen, 40 v. H. müſſen bis zum 8. Juni, weitere 80 v. H. bis 5. Juli und die reſtlichen 30 v. H. bis 5. Aug. 29 eingezahlt ſein. Die Zin⸗ ſen werden halbjährlich vergütet, der Zinsfuß beträgt 7 v. H. In Wirklichkeit iſt die Verzinſung, wie ſchon in Nr. 212 ausgeführt, durch die Steuerbefreiung noch weſentlich höher und dürfte je nach Größe ber gezeichneten Beträge zwiſchen 10 und 12 v. H. liegen. Die Steuerfreiheit(außer der Erbſchaftsſteuer) wird auch für den zweiten Erwerber gewährt, alſo auch für denjenigen, der die Anleihe ſpäter von anderen erwirbt. Die Anleihe iſt für die nächſten 5 Jahre un⸗ P ünd bar. Von da ab können jährlich 10 v. H. des Auleihebetrages gekündigt werden, ſodaß alſo der Anleihebeſitzer im beſten Falle die Vorteile der Reichsguleihe 165 Jahre genießen kann. Die Banken übernehmen die Anleihe nicht feſt, auch keinen Teilbetrag. Sie vermitteln ſie nur. Um auch die Vermittlung erfolgreich zu ge⸗ stalten, erhalten die Banken eine Proviſion in Höhe von 1½ v. H. — N 27: Die Kapitalerhöhung bei der Hibernia. In Ergänzung unſerer Meldung vom Samstog verlautet ſetzt, daß die Bergwerksgeſellſchaft Hiber ni a., Herne i. W. ihr Stammaktienkapital ungefähr auf den Stand vor der Goldumſtellung(60 Mill.%) zu erhöhen be⸗ abfſichtigt. Die neuen Mittel ſollen zur Konventierung von Schulden Und Finanzierung der Anlagen dienen. Die ſchon im Vorfahre ziem⸗ lich hohen laufenden Verbindlichkeiten(27,5 Mill.„J) ſollen im Jahre 1928 eine nur unweſentliche Verminderung erfahren. Für 1928 bleibt die Hibernig bekanntlich dividendenlos. 29 Kapitalerhöhung bei der Süddeutſchen Holzwirtſchaftsbank AG. München. Nach der im Jahre 1928 durchgeführten Kapitalverdoppe⸗ lung auf insgeſamt 1 210 000„, wird nunmehr angeſichts der günſtigen Entwicklung des Kreditverkehrs mit den der Bank naheſtehenden Holzinduſtrie⸗ und Handelskreiſe eine neue Verſtärkung des Grund⸗ lapitals notwendig., Der zum 7. Juni einberufenen., der der Abſchluß für 1028 vorliegt, werden entſprechende Verwaltungsanträge vorgelegt werden. Einzelheiten über die Höhe der neuen Kapital⸗ beſchaffung, ſowie deren Begebung liegen noch nicht vor. * Die Kapitalerhöhung der Aſchaffenburger Zellſtoff. In der zum 17, Juni einberufenen.⸗V. der A. G. für Zellſtoff⸗- und Paplerfabrikation Aſchaffenburg ſoll bekanntlich auch über die Kapitalerhöhung um bis zu 8,60 Mill.„ auf 23 Mill. Mark Beſchluß gefaßt werden. Die geſamte Neuemiſſion bis auf einen Spitzenbetrag von 500 000% ſoll den alten Aktionären zum Bezuge angeboten werden, in welchem Verhältnis ſteht noch nicht feſt. Bezugsmodalitäten werden ſich offenbar nach der Börſenlage richten. Außerdem ſoll die.⸗V. auch über die Schaffung von 200 000% mehr⸗ ſtimmige Vorrgtsſchutzaktien beſchließen. * Emag, Elektrizitäts⸗A.⸗G. in Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft verzeichnet für 1028 einen Rohgewinn von 2,618(i. V. 2,147) Mill. Mark. Unkoſten erforderten 4,62(1,197) Mill.„, Abſchreibungen 6,109(0 18) Mill.%, Löhne 0,794(0,635) Mill. 4, ſo daß ein Rein ⸗ gewiun von 97 239(80 128), verbleibt, aus dem, wie bereits mit⸗ geteilt, eine Dividende von 8 v. H.(7 v..) zur Ausſchüttung ge⸗ langen ſoll. Nach dem Bericht war die Beſchäftigung in allen Abtei⸗ lungen das ganze Geſchäftsjahr hindurch gleichmäßig. In der Bi, lan erſcheinen(in Mill.%] bei unverändert 1,332 Ag, und 90,089 (0,0881 Rücklagen die Akzepte mit 9,178(0,165), die Bankſchulden mit 9,26(0,97, dle ſonſtigen hülden mit 9,737(0% mit 0,246 40,289) gegenüber 1,031(1,258) Außenſtänden, 9,01(0,1) Baukguthaben, 1,809(1,235/ Vorräten, 0,7(0,229) Maſchinen und Ein⸗ richtungen und 0,263(annähernd wie i..) Grundſtücken und Gehäu⸗ Die 2 Hugo, M. d. R. ſchaftszentrum Deutſchlands aus den geſamten europziſchen Markt anzugreifen. Dabei gerät die deutſche Automobil⸗ induſtrie in eine denkbar ſchwierige Lage. In großem Um⸗ fange iſt bereits die ausländiſche Automobilerzeugung in die deutſche Wirtſchaft eingedrungen. Die Chrysler⸗Werke haben in Berlin⸗Tempelhof eine eigene Fabrik, General⸗Motors in Berlin⸗Borſigwalde, Studebaker in Hamburg, Graham Paige in Johannisthal, Eſſex in Spandau, Willys Overland in Adlershof, Ford in Berlin⸗Plötzenſee, Citroen, ein franzöſi⸗ ſches Unternehmen, in Köln⸗Poll. Fiat erwarb die Mehrheit der NSU⸗Werke und neuerdings haben die General Motors den großen Schlag ausgeübt und die“ Mehrheit der Opel⸗ werke in Rüſſelsheim erworben. So hat die amerikaniſche Automobilinduſtrie ſich in Deutſchland bereits in ſolchem Umfange eingeniſtet, daß man für die Zukunft wohl mit einem großen Konkurrenzkampf in Deutſchland und in Europa vom deutſchen Produktions markt aus rechnen kann. Die Ausländer ſehen gewiſſe Vor⸗ teile vor ſich, wenn ſie mit ihrer Erfahrung und den amerika⸗ niſchen Maſchinen in Deutſchland die Erzeugung aufnehmen. Sie rechnen mit Frachterſparnis, geringeren Löhnen als in Amerika und der leichteren Beſchaffung mancher Materialien, die für den deutſchen Kraftwagen unentbehrlich ſind. Im Jahre 1928 ſind in dieſen amerikaniſchen Werkſtätten bereits über 20 000 Fahrzeuge hergeſtellt worden. Zu welchen wei⸗ teren Folgen die Entwicklung führt, läßt ſich nicht abſehen. Sie wird auch nicht unweſentlich davon abhängen, welche Ver⸗ teidigungskraft die deutſche Automobilinduſtrie dieſem ameri⸗ kaniſchen Vordringen entgegenſtellen kann. Auch die Einfuhr der fertigen amerikauiſchen Wagen hat ſich von 27 auf 28 mehr als verdoppelt. Dabei müſſen wir uns klar darüber ſein, was die Zerſtörung einer deutſchen Automobklinduſtrie natio⸗ nalpolitiſch und wirtſchaftlich bedeutet, Die Motoriſie⸗ rung iſt das ſtärkſte Hilfsmittel der natjonalen i, die Hypotheken Verteidigung und Amerika verdankt ſeinen Reichtum weſentlich dem Erblühen ſeiner Automobilinduſtrie. 2222 den. Die Ausſichten für das laufende Geſchäftsjahr könn⸗ ten unter dem üblichen Vorbehalt als günſtig bezeichnet werden, um ſo mehr, als der Auftragseingang bisher größer geweſen ſej als in der gleichen Zeit des Vorfjahrs. Dyckerhoff& Wiemann Ach. Gewinn und Dividendenſteigerung Laugfriſtige Auslands⸗ aufträge Die Geſellſchaft kounte in 1928 den Betriebs gewinn von 1,74 i. V. auf 1,94 Mill.& ſteigern, für Verwaltungskoſten wurden vorher 1,1 Mill.„ und für laufende Steuern 0,54 Mill.% abgeſetzt. Nach Vornahme der Abſchreibungen von 1/5(1,13) Mill./ verbleibt ein Gewinn von 9,90 0,61) Mill. /, worgus, wie bereits mit⸗ geteilt, 8 v. H.(6 v..) Dividende auf 8 Mill./ AK. verteilt, 6,1 Mill.„ der Verſorgungskaſſe überwieſen und 0,11(wie i..) vor⸗ getragen werden ſollen. Nach dem Bericht iſt es der Geſellſchaft gelungen, den Umſatz gegenüber dem Vorjahr wiederum zu ſteigern. Auch die Aus laundsbetriebe waren ausreichend beſchäftigt. Die Verhandlungen mit der Allgemeinen Baugeſellſchaft Lenz u. Co., Berlin(Konzern AG. für Verkehr) haben zu dem Ziel geführt, daß dieſe Geſellſchaft ſich mit 25 v. H. an den Aktien⸗ kapitalien der beiden holländiſchen Tochtergeſellſchaften von Dycker⸗ hoff u. Widmann beteiligt hat. In der Bilanz erklärt ſich der 3 gang auf dem Konto Materialien, Holz und Waren(4,81 gegen 3,19 Mill.„ i..) durch die bei Jahresende vorhandene größere Anzahl in Betrieb befindlicher Bauten und durch die im weſentlichen auf Be⸗ ſtellung angefertigten größeren Warenbeſtände. Schuldner ſind von 6,56 Mill.„/ auf 8,71 Mill.„ angeſtiegen. Auf der Paſſipſeite betragen die Bankſchulden nach vorheriger Abſetzung von 0,24 Mill.„ Bankguthaben 3,79(2,94) Mill./ und Gläubiger 5,34(4,83) Mill. /, darunter 1,1 Mill./ Lieferantenakzepte. Die Geſellſchaft glaubt deshalb aus den vorliegenden und in Ausſicht ſtehenden Auf⸗ trägen für 1929 ein befriedigendes Ergebnis erzielen zu können. Sthiffahrts⸗ und Hafenverkehr Geſamtverkehr um 29,3 v. H. geſunken Die Niederrheiniſche Induſtrie⸗ und Haudels⸗ kammer Duisburg Weſel zu Duisburg Ruhrort hat in dieſen Tagen das alljährlich erſcheinende ſtatiſtiſche Beiheft unter dem Titel„Schiffahrts⸗ und Hafenverkehr in den Rhein⸗Ruhr⸗ Häfen im Jahre 1928“ als Beilage zu ihrem Tätigkeitsbericht ver⸗ öffentlicht. Danach hat das Jahr 1928 für die Rhein⸗ Ruhr⸗ Häfen einen Geſamtverkehr von 34722035 Tonnen gebracht. Die bisher höchſte Umſchlagsziffer des Jahres 1927 von 40 822 026 konnte alſo nicht erreicht werden. Der Ge⸗ ſamtverkehr wies einen erhehlichen Rückgang von 6 099991 Tonnen 29,8 v. H. gegenüber 1927 auf. Von dieſem Rückgang entfallen auf die Duis bur g⸗Ruhrorter⸗ Häfen 4174381 Tonnen, ſodaß der Rückgang in den Duis⸗ hurg⸗Ruhrorter⸗Häfen gegenüber 1927 16,9 Tonnen betrug. Daß die Umſchlagsziffer des Jahres 1928 hinter der des Vorjah⸗ res zurückblieb, iſt wohl in der Hauptſache auf den Streik in der Großeiſeninduſtrie, der auch Betriebseinſchränkungen im Bergbau er⸗ forderlich machte, zurückzuführen. Das zeigen die Ziffern über die Erzzufuhr in den Rhein⸗Ruhr⸗Häfen. Im Jahre 1928 konnte nur eine Anfuhr von 9 920 290 Tonnen gebucht werden. Es iſt alſo ein Rückgang von? 495591 Tonnen 20 v. H. zu verzeich⸗ nen, wovon 854642 Tonnen auf die Duisburg Ruhr⸗ orter⸗Häfen entfallen. Aus dem oben erwähnten Grunde ging auch die Abfuhr an Stein kohlen, Stein kohlenbriketts und ⸗koks von 20 568 770 Tonnen 1928 zurück. Die Abnahme ging in im Jahre 1627 auf 17 160 846 Tonnen im Jahre der Hauptſache zu Laſten der Duisburg Ruhrorter Häfen, weniger auf Koſten der übrigen, unter dem Begriff„Rhein Ruhr häfen“ zuſammengefaßten Umſchlagsplätze. Betrug die Kohlenabfuhr in den Duisburg⸗Ruhrorter⸗Häfen im Jahre 1928 14 223 408 Tonnen — gegenüber 1927 ein Ausfall von 3 239 014 Tonnen 18,5 v. H.— ſo lautet die entſprechende Ausfallziffer für die geſamten Rhein⸗Ruhr⸗ Das Geſamtergebnis iſt alſo, daß die Duisburg⸗Ruhrorter⸗Häſen die Hauptlaſt der verringerten Kohlenabfuhr zu tragen hatten und daß ſie auch am Rückgang der Erzzufuhr erheblich be⸗ teiligt find. Bedauerlicherweiſe hat auch in dieſem Jahre wieder die Ge.⸗ (reidezufuhr in den Duisburg⸗Ruhrorter⸗Häfen gegenüber 1927— 1926 war bereits ein Rückgang eingetreten-eine weitere Ver ſchlechterunger fahren und zwar von 427798 Ton nen auf 321686 Tou nen. Dagegen hat die Hol zan fuhr wiederum eine verhältnismäßig erhebliche Steigerung ge⸗ bracht und zwar in den Duisburg⸗Ruhrorter⸗Häfen von 218 247 Ton⸗ Die Preispolitik des Roheiſenverbandes Zur Erhöhung der Roheiſenpreiſe Die Faſſung des Communiqués des Roheiſenverbandes üßer die ab 16. Mai erfolgte Preiserhöhung für Roheiſen je nach Sorte und Gehiet„um bis zu 4/ je To.“ läßt das Ausmaß der tatſächlichen Preiserhöhung nicht voll erkennen. Auch iſt nicht erſichtlich, ob ſich die Preiserhöhung lediglich auf das beſtrittene Gebiet erſtreckt, oder ob von ihr auch bisher unbeſtrittene Abſatzgebiete erfaßt werden. Erkennbar iſt lediglich aus der Nachricht, daß es ſich um eine Prets⸗ regulierung handelt, die jetzt mit Rückſicht auf die Zurückdrängung des ausländiſchen Roheiſenwettbewerbs in Deutſchland(worunter der Wettbewerb engliſchen, franzöſiſchen und belgiſchen Roheiſeus zu verſtehen iſt) durchgeführt werden kann. Um dieſe Maßnahme richtig beurteilen zu können, muß man in der Preispolitik des Roheiſenver⸗ bandes bis auf das Jahr 1927 zurückgretfen. In dieſem Jahr hat ſich der Konkurrenzdruck des engliſchen Roheiſens in Deutſchland derart verſchärft, daß der Roheiſenverband ab 1. Oktober 1927 die Preiſe für Hämatit um 6/ auf 93/ je To, Frachtbaſis Siegen herabſetzte und den Preis für Gießereiroheiſen Nr. 1 auf 1% unter dem jeweili⸗ gen Hämatitpreis, d. h. auf 92/ je To. Frachtbaſis Siegen regu⸗ lierte. Trotz dieſer Maßnahme nahmen die Beſtände weiter zu. Lediglich im Dezember 1927 nahm die Nachfrage einen teilſsveiſe ſtürmiſchen Charakter an, was auf Vorratseindeckungen infolge Be⸗ fürchtungen über einen bevorſtehenden Streik der Eiſenhüttenarbeit zurückzuführen war. Am 1. Januar 1928 notierten die Verkaufs⸗ preiſe für Gießereiroheiſen Nr. 1 mit 92 /, für Hämatitroheiſen mit 93% und für Stahlroheiſen mit 95/ je To, Frachtbaſis Siegen. Im Jahre 1928 hatten die ab 1. Januar des genannten Jahres ſeſt⸗ geſetzten Verkaufspreiſe, nachdem die nach Beſeitigung der früheren Wettbewerbsſchwierigkeiten vorher herabgeſetzten Preiſe die not⸗ wendige Regelung erfahren hatten, keine Aenderung aufzuweiſen,. Selbſt nach der ab 1. Oktober 1928 eingetretenen Frachttaxiferhöhung nahm der Roheiſenverband, mit Rückficht auf die Auslandskonkurrenz, von einer Erhöhung der Preiſe Abſtond. Das dadurch eingetretene Mißverhältnis zwiſchen Herſtellungskoſten und Erlöſen machte in⸗ folgedeſſen von dem Zeitpunkt ab, zu dem ein Nachlaſſen des gus⸗ ländiſchen Wettbewerbs erkennbar iſt, die jetzt eingetretene Preis⸗ erhöhung erforderlich. er * Lech⸗Elektrizitätswerke Ash. Augsburg. Wieder 8 v. H. Dividende. Bei der Lech⸗Elektrizitätswerke Al. in Augsburg, die, wie bereits mitgeteilt, aus einem Reingewinn von.45 Mill. (wie t..) eine Dividende von wieder 8 v. H. auf die Sta in Vor⸗ ſchlag bringt, ſind im Geſchäftsjahr 1928 uutzbar 159,10 Mill. kWh. gegenüber 131,86 kWh. im Geſchäftsjahre 1927 abgegeben worden. Nach einem Auszug aus dem Geſchäftsbericht iſt der Stromperkehr auch an induſtrielle und größere gewerbliche Abnehmer weiter ge⸗ ſtiegen, während die Entwicklung des Stromabſatzes für Kleinah⸗ nehmer durch die Kriſis in der Landwirtſchaft gehemmt wurde Die Untere Fller AG., an der die Geſellſchaft mit 40 v. H. betefligt iſt, hat im Oktober 1928 die Inangriffnahme des Ausbaues der Iller Kraftwerke Au und Unte reichen beſchloſſen; die Banarbeiten wurden inzwiſchen vergeben. Nach Inbetriebnahme dleſer beiden Kraftwerke, die vorausſichtlich Ende 1930 erfolat, werden die Lech⸗ Werke auch im weſtlichen Stromverſorgungsgebiet über eine er⸗ giebige Stromquelle verfügen. Nach der Bilanz ift unter Wert⸗ papieren und Beteiligungen, die mit 3,27 Mill.„ li,. V. 0,48 Mil.% Wertpapiere] die Beteiligung on der Unteren Iller Ac, mit.20 H./ enthalten. Andererseits haben ſich hierdurch Gläußfger von .8 auf.79 Mill./ erhöht. Bankkreditle erfußten dagegen einen Rückgang von 1,17 auf 4,04 Mill. 4. Die Außenſtände beltefen ich alf 4,32 gogen 4,38 Mill. i.., darunler 9,5(1,26) Mill. 4 Vank⸗ gütthaben, 3,59(2,77) Mill.„ verſchiebene Außenſtände und 9,05(5,29) Mill,/ Anzahlungen auf im Bau befindliche Anlagen. * General Motors kontrolliert Fokker, General Motors Corp. erwarb 4 Aktien gleich 40 v.., der Fokker Air ergft Corp. rwerb ſichert der General Motors praktiſch die völlige Kontrolle über Fokker, da die übrigen 60 v. H. des AK. weft verſtreut ſind. Auf Grund der Schlußnotieeung vom Donners⸗ tag der Aktien der Fokker Corporation ſtellt der Kapftalanteil der General Motors einen Wert von 25 Millionen Dollar dor. Anton Fokker bleibt auch weiterhin Chefingenſeur der Geſellſchaft. * Gründung eines belgiſchen Zinkblechkartells. Wie die„K..“ erfährt, hat ſich der größte Teil der belgiſchen Zin kwalz⸗ werke zu einem Verband zuſammengeſchloſſen, der eine gemein⸗ ſame Ver kaufsſtelle mit dem Sitz in Brüſſel errichten wird, Der Verband, der ſeine Tätigkeit nicht vor Juli aufnehmen wird, wird die jeweiligen Inland⸗ und Auslandpreiſe einheitlich feſtſetzen. * Umlageerhöhung beim Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlenuſyndſkat Infolge der Erlös veränderung durch Verſchiebung des Abſatzes zwi⸗ ſchen beſtrittenem und unbeſtrittenem Gebiet im April exfäßrt ber Umlageſatzeine Erhöhung von bisher 2% auf 7,0„ fü jede durch das Syndikat abgeſetzte Tonne Kohle. in den Rhein⸗Ruhrhäfen 1928 nen im Jahre 1927 auf 259 181 Tounen, in den Rhein⸗Ruhrhlfen unn 898 264 Tonnen im Jahre 1927 auf 482 400 Tonnen im Jahre 1998, alſe ein Zuwachs von 40 884 bezw. 84 186 Tonnen. 5 In der Abfuhrziffer für Roßheiſen und vers phei⸗ tetes Eiſen aller Art ſind in den Rhein⸗Ruhrhäfen nich! unerhebliche Veränderungen eingetreten. Die Zif⸗ fer bleibt im Jahre 1928 in den Duisburg Ruhrorter Häfen um 117 481 Tonnen zurück. Dagegen iſt die Abfuhr in den Rhein⸗Ruhrhäfen von 2514 481 Tonnen im Jahre 1927 auf 2587 270 Tonnen 78 029 Tonnen oder 4 2, v, H. geſtiegen. Der Güterverkehr auf den Kanälen zeigt für den Nhein⸗ Hern e⸗Kaual mit 16 140 143 Tonnen eine Zunahme gegen⸗ über dem Vorjahre um nur 9,1 v. 5. und für den Dortmund E mis⸗Kanal einen Geſamtverkehr von 3 587 196 Tonnen, alſo einen Rückgang um 23,2 v. H. Die Berkehrsgeſtaltung in den Rheinhäfen Emmerich, Weſel, Rees zeigt wenig Veränderung gegenüber dem Vorfahr. Rees weiſt eine unerhebliche Zunahme auf, Emmerich dagegen eine ſolche von 5811 Tonnen, ſodaß die Zunahme dieſes Hafens gegenüber dem Vor⸗ jahr 26,5 v. H. betrug, und der Geſamtverkehr ſich auf 247 558 Tonnen ſtellt. Der Hafen Weſel dagegen weiſt einen erheblichen Rückgang von 761770 auf 628 731 Tonnen im verfloſſenen Jahr au. i Abgeſehen von dieſen kurz hervorgehobenen Ziffern enthält ber Bericht noch wiſſenswerte Angaben üher den Güterverkehr, getrennt nach Maſſengütern auf dem Rhein⸗Herne⸗Kanal, dem Dortmund⸗Ems⸗ Fanal, ferner über den Getreideverkehr in wichtigen Rheinhäfen, über Frachtſätze, Tagesmieten und Schlepplöhne von den Rhein⸗Ruhrhäfen nach Mannheim und vom Rhein⸗Herne⸗Kanal nach Mannheim auf Grund der Notjerungen der Schifferbörſe zu Duisburg⸗Ruhrort und über den Rheinwaſſerſtand. Frachtenmarkt Duisburg⸗Muhrort 21. Mai Die Nachfrage nach Kahnraum war an der heutigen Börſe etwas lebhafter. Es waren verſchiedene Reiſen, hauptſächlich jedoch ad Rhein⸗Herne⸗ Kanal, wie bergwärts am Markt. Die Bergfracht wurde mittl. 201.40/ rer Tonne ab hier bezw. ab Kaual Baſts Maunheim bezahlt. Notierung ſand nicht ſtatt, weil die Schiffe erſt ſpäter an⸗ hendmmen wurden. Für Reiſen nach Rotterdam zahlte man 11.20 per Tonne inkl. Schleppen. Die Ir. notierte mit.701.900 1911„ 5. notierte mit.30.50„ er Tonne nach Mannheim. a Deviſenmarkt im beutigzen Fräbverſehr nstierten Pfunde gegen „Dor, 485,10 484,88 Schwei 25,18 25, 18J Stool 18.15 18,15 „ ieee e eee ee e eee 40 2405 züſſel dt 0 le 9 180— Nafſaus 82,64 94,84 Kevengagen 18,20 18,20 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 419,87 und Pfunde mitt zess 8 gegend el Bergſchlepplohn N ö F Mißwoch, den 22. Mat 1929 Neue e———— 9. Seite. r e Auf 3 rung zur Zeichnun auf 7% Anleihe des Deutschen Reichs von 1929 Das Reich begibt eine 7 57 Anleihe bis zum Betrage von R. 300 000 000 auf Grund der Kreditermächtigung des Geſetzes itber die Feſtſtellung des Reichshaushaltsplans für das Rech⸗ nungsjahr 1929 und, bis zu deſſen Inkrafttreten, des Geſetzes über die vorläufige Regelung des Reichshaushalts für das Rechnungsjahr 1929. Die Anleihe wird bis zum Geſamtbetrage von., 300 000 000 unter den nachfolgenden Bedingungen zur Zeichnung aufgelegt. Bedingungen Der Zeichnungspreis beträgt Anmeldungen auf Schuldbucheintragungen ſowie auf Stücke mit Sperrverpflichtung bis zum 2. Januar 1930 werden bei der Zuteilung vorzugsweiſe berückſichtigt werden. Die Bezahlung der zugeteilten Beträge hat „Die Anleihe iſt eingeteilt in Abſchnitte zu./ 100, 500, 0 5 i Vei Zahlungen vor„dem 30. 1000, 5000, 10 000 u. 20 000 mit Zinsſcheinen, zahlbar am 2. Ja⸗ 99 0 mit 8 N bis zum Juni d. J. ſind 5 e 5 929, zinſen vom Tage der Einzah⸗ nuar und 1. Juli jedes Jahres. Der Zinslauf beginnt am 1. Juli 1929; der erſte Zinsſchein wird am 2. Jauuar 1930 fällig. Wenn die Anleihe nicht am 1. Januar 1934 zum 1. Juli 1934 gekündigt wird, ſo wird ſie vom 1. Juli 1935 an jährlich in Höhe von 10 vom Hundert des urſprünglichen Nennbetrages durch Ausloſung getilgt. Die Ausloſungen werden im Januar jedes Jahres vorgenommen, erſtmalig im Januar 1935. Die ausgeloſten Schuldverſchreibungen werden von dem auf die Aus⸗ loſung folgenden 1. Juli an zum Nennwert eingelöſt. Die erſte Einlöſung der ausgeloſten Stücke findet demgemäß zum 1. Juli 1935, die letzte zum 1. Juli 1944 ſtatt; in dieſem Zeitraum iſt eine verſtärkte Tilgung oder eine Geſamtkündigung der Anleihe ausgeſchloſſen. Die Ausloſungen werden in der Weiſe bewirkt, daß jährlich eine der Ziffern—9 gezogen wird; als ausgeloſt gelten aus jedem Wertabſchnitt alle Schuldverſchreibungen, deren Nummern in der Einerſtelle die gezogene Ziffer haben. Der Beſitzer von 10 Stücken desſelben Wertabſchnitts mit 10 ver⸗ Aker Verrechnung von Stückzinſen. Die Börſenumſatzſteuer wird weder für die Zeichnungen bei der Reichsbank oder den Annahmeſtellen noch für die Zeich⸗ nungen bei den übrigen Banken, Bankiers, Sparkaſſen und Kreditgenoſſenſchaften erhoben(Verfügung des Reichsminiſters der Finanzen vom 17. Mai 1929— 8 5140— 687—). Zeichnungen werden in der Zeit vom 24. bis 31. Mai 1929 bei der Zeichnungs⸗Abteilung der Reichsbank, Berlin, Breite⸗ Straße 8/9(Poſtanſchrift: Berlin SW 111), bei allen Reichs⸗ bankanſtalten mit Kaſſeneinrichtung und bei ſämtlichen nach⸗ folgend verzeichneten Annahmeſtellen und deren deutſchen Zweigniederlaſſungen während der üblichen Geſchäftsſtunden entgegengenommen. Auch können Zeichnungn bei allen übrigen Banken, Bankiers, Sparkaſſen und Kreditgenoſſenſchaften an⸗ lung bis zum 30. Juni d. J. abzuziehen. Bei Zahlungen nach dem 30. Juni d. J. ſind 7 7 Stück⸗ 5 4751 92 ge zinſen vom 30. Juni d. J. bis mit reſtlichen 30 2) in der Zeit zum Tage der Einzahlung bis zum 5. Auguſt 1929 hinzuzurechnen. bei derjenigen Stelle, welche die Zeichnung entgegengenommen hat, zu erfolgen. Teilzahlungen vor dieſen Terminen und jeder⸗ zeitige Vollzahlung ſind zuläſſig. Bei allen Teilzahlungen wer⸗ den nur durch 100 teilbare Nennbeträge abgerechnet. Die Zeichner erhalten zunächſt Kaſſenquittungen, gegen deren Rückgabe ſpäter die Ausgabe der Stücke durch die Stellen, welche die Zeichnungen entgegengenommen haben, erfolgt. Anmeldungen auf beſtimmte Abſchnitte können nur inſoweit berückſichtigt werden, als dies mit dem Intereſſe der anderen mit weiteren 30 9) in der Zeit bis zum 5. Juli 1929, ſchiedenen Endziffern hat hiernach die Gewähr einer gleich⸗ 5 5 Huf Liefer„Sli„Zeichner verträglich erſcheint. 0 VVV g 7 N 2 ö gebracht werden. Hinſichtlich der Lieferung der Stücke und der 5 98 15„„ f mäßigen Ausloſung in den 10 Tilgungsjahren. Schuldbuch⸗ Zahlung des Zeichnungspreiſes entſtehen Rechtsbeziehungen nur Mit Lieferung der Stücke wird vorausſichtlich in der zweiten N eintragungen nehmen an der Ausloſung in der gleichen Weiſe wie 0 Stücke der Anleihe teil. zwiſchen dem Zeichner und der Stelle, welcher er ſeine Zeichnung unmittelbar übergeben hat. Vorzeitiger Schluß der Zeichnung Hälfte des Monats Juli 1929 begonnen werden. 5 Die 7 9 Reichsanleihe 1929 wird alsbald nach ihrem Er⸗ a ie Anleihe iſt befreit von bleibt vorbehalten. e 895 5 Börſen ga 1 9 8 15 1 1 der Vermögensſtener, Die Zuteilung der Stücke auf Grund der Zeichnung erfolgt e Schuldverſchreipungen ſind als wer riefte Schu 95 5 2. der Erbſchaftsſtener, ſoweit es ſich um vom Erblaſſer baldmöglichſt nach Ablauf der Zeichnungsfriſt und bleibt dem weasgersae de 30 119 55 11 0 In en 2 ſelbſtgezeichnete Anleihen haudelt, Ermeſſen der Stellen überlaſſen, welche die Zeichnungen ent⸗ 77 1 6er N 15 7 79 921 3 at 5 Abſ 15 58 3 3. der Einkommenſteuer bezüglich der Zinſen und ſonſtigen gegengenommen haben. verkehr der 9 91094 fut 1 5 Fuller ben„des Ban 0 Erträgniſſe. Gezeichnete Beträge gelten in dem e als zugeteilt, als gesetze vom 1 9 a 5 eantragt werden. 5 4. Ein Steuerabzug vom Kapitalertrag findet nicht ſtatt ſie vor Zeichnungsſchluß bezahlt worden ſind. Berlin, den 17. Mai 1929. 2(Verordnung des Reichsminiſters der Finanzen vom 17. Auf Antrag kann die gezei ch nete Anleihe Der feichsminister der Finanzen 5 Mai 1929— 8 1911— 651—). auch in das Reichsſchuldbuch eingetragen siete e —— werden. Dr. Hilferding Verzei e hnis der Annahmes tellen 5 Berlin: Reichsbank(Zeichnungs⸗Abteilung, Breite Straße 8/9),] Deutſche Effecten⸗ und Wechſel⸗Bank.— Lincoln Menny Oppen⸗ berg: Anton Kohn.— Offenbach a..: S. Merzbach.— Olden⸗ 2— Preußiſche Staatsbank(Seehandlung).— Berliner Handels⸗ heimer.— Lazard Speyer⸗Elliſſen Kommanditgeſellſchaft auf berg, Oldenburgiſche Landesbank.— S Sener; Mecklenburgiſche 5 Geſellſchaft.— S. Bleichröder. Commerz⸗ und Privat⸗Bank Aktien.— Jacob S. H. Stern.— Baß& Herz.— Frankfurter! Bank.— Mecklenburgiſche Depoſiten⸗ u. Wechſelbank.— Stutt⸗ Aktiengeſellſchaft.— Darmſtädter und Nationalbank Kommandit⸗ Bank.— Georg Hauck& Sohn.— E. Ladenburg.— Ernſt Wert⸗ gart: Württembergiſche Notenbank.— Weimar: Thüringiſche — Delbrück Schickler& Co. geſellſchaft auf Aktien. Bank.— Deutſche Girozentrale.— Deutſche Deutſche Kommunalbank.— heimber& Co. Halleſcher Bankverein von — Halle a. d..: Kuliſch, Kempf& Co. Kommanditgeſellſchaft auf Aktien.— H. F. Staatsbank Deutſche Landesbankzentrale A. G.— Direction 85 e 8901 5 i 8 85 1 L. eben K Sowie alle deutschen Zweiganstalten obiger Firmen und Geſellſchaft.— Dresdner Bank.— J. Dreyfus K Lo.— Hardy Söhne.— Norddeutſche Bank in Ham urg.— Vereinsbank in. 5 8 Co. Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung.— F. W. Krauſe& Hamburg.— M. M. Varburg& ee O Fehn amen gb die der Deutschen Birozentrale— Deutschen Kommunal- Co.— Bankgeſchäft Kommanditgeſellſchaft auf Aktien.— Men⸗ ler& Co.— Conrad Hinrich Donne Münchmeyer& Co.— Preußiſche Zentralgenoſſenſchaftskaſſe. delsſohn& Co. Reichs⸗Kredit⸗ ee Aktiengeſellſchaft. Angeſtellten und Beamten A. G.— Augsburg: & Co.— Bamberg: A. E. Waſſermann. Bank der Arbeiter, Friedr. Schmid — Braunſchweig: Braun⸗ Schröder Gebrüder& Co.— an Gohraim Meyer& Sohn. Heilbronn: Handels⸗ und Gewerbebank Heilbronn A. G. Karlsruhe: Veit L. Homburger.— Straus& Co.— Badiſche Bank.— Kaſſel: L. Pfeiffer.— Köln: A. Levy.— Sal. Oppen⸗ hank— und der Deutschen Landesbankenzentfrale H. 6. angeschlossenen Eirozentralen und Landesbanken. Nr. 231 ſchweigiſche Staatsbank(Leihhausanſtalt). Bremen: J. F. heim jr.& Cie.— A. Schaaffhauſen ſcher Bankverein A. ⸗G.— 8 offizi Annahmeſtellen in. Mannheim kommen hier⸗ Schröder Bank Kommanditgeſellſchaft auf Aktien.— Bres⸗ J. H. Stein.— Deichmann& Co.— Königsberg i. Pr.: Oſtbank 10 5 1 een 9 lan: Eichhorn& Co.— E. Heimann.— Chemnitz: Bayer& für Handel und Gewerbe.— Leipzig: Allgemeine Deutſche Cre⸗ 8 5 55 Heinze.— Deſſau: Anhalt⸗ Deſſauiſche Landesbnak in Deſſau.—dit⸗Anſtalt.— Hammer& Schmidt.— Lübeck: Commerz⸗Bank in] Reichsbank.— Badiſche Bank.— Badiſche Girozentrale.— 5 Dresden: Gebr. Arnhold.— Sächſiſche Staatsbank.— Band& Lübeck.— Magdeburg: F. A. Neubauer.— Zuckſchwerdt& Commerz⸗ und Privat⸗Bank Aktiengeſellſchaft Filiale Mann⸗ . Maron.— Philipp Elimeyer.— S. Mattersdorff.— Düſſel⸗ Beuchel.— Maunheim: Rheiniſche Ereditbank.— Süddeutſche heim.— Darmſtädter und Nationalbank Kommanditgeſellſchaft dorf: Barmer Bank⸗Verein Hinsberg, Fiſcher K Comp. Kom⸗ Discontogeſellſchaft.⸗G.— München: H. Aufhäuſer.— Baye⸗ auf Aktien, Filiale Mannheim.— Dresdner Bank, Filiale manditgeſellſchaft auf Aktien.— V. Simons& Co.— Eſſen: Si⸗ riſche Hypotheken⸗ und Wechſel⸗Bank.— Bayeriſche Staatsbank. Mannheim.— Rheiniſche Creditbank.— Süddeutſche Disconto⸗ mon Hirſchland.— Frankfurt a..: Gebr. Bethmann.—— Bayeriſche Vereinsbank.— Merck, Finck& Co.— Nürn⸗ Geſellſchaft.⸗G. Z3wangsverſteigerung. Donnerstag, den 23. Mai 1929, nachmittags 5 f 2 Uhr, werde ich im Pfandlokal Q 55 aich 5 17175 1 895 ö 3 i bare Zahlung im Vollſtreckungswege⸗ kfentlich ut möbliert. ſonnig. 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Die Verbildlichung der wWissenschaftlichen Gedanken ist ganz hervorragend gelungen. Viele werden sich diesen Film aus Neugierde ansehen. Aber sie werden, ohne es beabsichtigt zu haben, zum Nachdenken angeregt. Dieser Film hat nichts gemein mit der üblichen geschmacklosen und kitschigen Form der Aufklärung und Ehebelehrung. Hier sind urewige Ideen, die geheimnisvollen Vorgänge seelisch-körperlicher Art zu einem Evangelium, einer sichtbar gemachten Offenbarung geworden. „Eine schönere Ode an die Frau hätte Homer nicht dichten können hat eln berühmter Arzt gesagt als er die in seiner Klinik Zemachten Aufnahmen einer Mutter im Rahmen dieses Filmes sah. Der Film will den Weg bereiten zur„glücklichen Ehe“. Er ist eine ernste Mahnung an jeden, der sich der Verantwor- tung einer Ehegemeinschaft bewußt ist. Er will nicht an- klagen, sondern helfen. Er appelliert an das Menschliche, Allzumenschliche. Er erinnert daran,„dafi trotz Ritus, trotz Technik, trotz Seide, der Mensch durch Tausende von Jahren geblieben ist, was er war“, Das hohe Ziel dieses Werkes ist: Ein harmonisches blühendes Geschlechtsleben als das Fundament der Ehe. Eine ganzseitige Ankündigung in der„B..“ hat auf die außergewöhnliche Darbietung aufmerksam gemacht und zu dieser Berliner Première war wirklich„ganz Berlin“ er- schienen, so daß lange vor Beginn alle Plätze vergriffen waren. Laut Zeitungsbericht waren Tausende erschienen, die keinen Platz fanden u. ein Sipo-Aufgebot mußte zur Regelung des Verkehrs auigeboten Werden. 12. Seite. Nr. 231 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 22. Mai 1929 de 8 SW ved gere Hees. 9 V Be Se 8 v0 0 5 5 V a8 0 c 8 G8 0 8 2 0* Gs Sus Sade 80 we 5 ved X 9 a* ed 5 88 5 Sten N Node. ec nde Wer KU 8 18 0* rn W. ed. U Weed esdds s Ie 85 sse o 8 W Nos eve G. W e Oo ed 6 8 en en d 8 veto 0e dete N Sen ec. s b. 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