183— EFF 1 7 —— i Samskag, 25. Mai 1929 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. t⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 1,9/11 Fee t le Waldhoſſtr. 8. e ene 19/20 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24958 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben Mannheimer Frauenzeitung Wiltag⸗ Ausgabe Mannheimer General Anzeiger Aus der Welt der Technik Unterhaltungs⸗Beilage Nr. 237— 140. Jahrgang Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung ie einſp. Kolonelgeile fle Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen .4.-M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. 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Die deutſche Delegation hat es auch abgelehnt, über die belgiſchen Markforderungen in Höhe von 25 Millionen jährlich zu verhandeln, da es ſich nach deutſcher Auffaſſung hierbei um eine rein politiſche An⸗ gelegenheit handele, welche der Kompetenz der Regierungen unterliegt. Zu Beginn der nächſten Woche wird ſich alſo larheit darüber erlangen laſſen, in welcher Weiſe die riſer Verhandlungen ausgehen werden. Innerhalb der peutſchen Delegation iſt man keineswegs gewillt, bezüglich der Vorbehalte auf das aufzubringende Moratorium, das bekannt⸗ lich in dem alliierten Memonrandum abgelehnt worden iſt, rner auf die Reviſtonsklauſel in ihrer urſprünglichen Form und die Freigabe der Reichsbahn zu verzichten. Dr. Schacht hat erklärt, paß ber Zeitpunkt gekommen ſei, wo es heißen müſſe:„Bis 7 und nicht weiter!“ Nunmehr müſſe mit Ja der Nein geantwortet werden. Dieſe Auslaſſung iſt alſo aufzufaſſen, daß au weitere Verhandlungen, auch auf Gebiete der deutſchen Vorbehalte, zum mindeſten, was ren wichtigſte Punkte anbelangt, nicht mehr zu denken iſt. Bon Deutſchland kann der Poungſche Plan nur angenommen rden, wenn durch gewiſſe Bedingungen die außer Acht ge⸗ aſſene deutſche Leiſtungsfähigkeit erhöht bezw. die Unmöglich⸗ keit der Erfüllung jederzeit feſtgeſtellt werden kann. Die Alliierten haben alſo mit ihren vollſtändig ungerecht fer⸗ tigten Mehrforderungen den Vorſchlag des Vor⸗ sitzenden der Konferenz, des Amerikaner Owen D. Young, desavoniert. Es liegt auf der Hand, daß Owen D. Young die won den Alliierten gegebene Auslegung des Poung⸗Planes nicht billigt. Schon deshalb war es für die deutſchen Sachverſtändigen unmöglich, das gleiche zu tun und über die Vorſchläge Noungs hinauszugehen. Miniſterberatung in Berlin E Berlin, 25. Mai.(Von unſerem Berliner Bürv.) Die Prüfung des Gläubigermemorandums durch die zuſtändigen Reſſorts dehnte ſich über den ganzen geſtrigen Tag aus. Nach Schluß der Kabinettsſitzung am Vormittag, fand im Beiſein des Reichskanzlers noch eine kurze Ausſprache über das Me⸗ morandum ſtatt. Eine Stellungnahme des Kabinetts kommt natürlich nicht in Frage, da die Verhandlungen in Paris ja noch völlig im Fluß ſind und die Entſcheidung den Sachver⸗ ſtändigen vorbehalten bleiben muß. Die vertrauliche Miniſterbeſprechung hat bis in die Nacht⸗ ſtunden hinein gedauert. Man erwartet auf deutſcher Seite, daß eine Eutſcheidung ſobald wie möglich herbeigeführt werde und hofft, daß ſie bis zum Mittwoch vorliegen wird. Wegen der ungeklärten Lage in Paris gilt es als zweifelhaft, ob die ſoztaldemokratiſchen Mitglieder des Kabinetts, wie geplant, ſchon heute zu dem Parteitag nach Magdeburg fahren werden. Deutſchnationale Minierarbeit Großes Aufſehen hat in Berliner politiſchen Kreiſen ein Vorſtoß erregt, der gleichzeitig von der, Kreuzze itun g* und der„Deutſchen Zeitung“ unternommen wird. Richtiges und Unrichtiges iſt da wirr durcheinander gebracht. Was über die Rolle der Herren Bernhard, Grumbach und Breitſcheid geſagt wird, die ſich namentlich in Genf verhängnis⸗ voll ausgewirkt hat, als ſeiner Zeit Müller⸗Franken in Ver⸗ tretung Dr. Streſemanns die Verhandlungen führte, kann man zum größten Teil unterſchreiben. Dann aber werden auch die Miniſter Streſemann und Hilferding beſchul⸗ digt, an dieſer„Nebenregierung“ ſich beteiligt und gegen Herrn Dr. Schacht, dem ſie beide verfeindet ſeien, in trigiert zu haben. Die Behauptung, den Franzoſen ſei auf dem Weg über die deutſche Botſchaft in Paris die Maximumgrenze der Jahreszahlungen, auf die ſich das Reichskabinett geeinigt habe und die das Angebot Dr. Schachts überſtieg, hinter deſſen Rücken mitgeteilt worden, iſt inzwiſchen mit aller nur wün⸗ ſchenswerten Schnelligkeit auf offtziöſem Weg als„infa m erlogen“ bezeichnet worden. Es muß aber äußerſt me 1E ⸗ würdig berühren, daß zwei aktive Reichsminiſter in eine Kombination hineingezogen werden, für die man das Wort„Nebenregierung“ prägt. Wenn irgend jemand ver⸗ pflichtet iſt, ſich um die Reparationsdinge zu kümmern, o ſind es doch in erſter Linie der Außen⸗ und der Finanzminiſter, die bekanntlich mit dem Reichswirtſchaftsminiſter zuſammen hier federführend ſind. Es iſt daher völlig verfehlt, ſie mit Leuten in einen Topf zu werfen, die in Paris oder anders⸗ wo ihre Privatpolitik treiben. Seltſam iſt es auch, daß die Angaben der beiden Blätter textlich ſo ziemlich übereinſtimmen, während das eine ſeine Informationen als aus Paris kommend kennzeich⸗ net, das andere ſie in einer Aufmachung bringt, die auf Ber⸗ liner Quellen ſchließen läßt. Die Erklärung für die ganze Aktion ergibt ſich aus dem Kommentar, den die„Kreuzzeitung“ an ihre Mitteilungen knüpft. In ihm wird nämlich die In⸗ duſtrie zu Hilfe gerufen, um der deutſchnationalen For⸗ derung nach Abbruch der Verhandlungen Nachdruck zu ver⸗ leihen. Es ſcheint, daß man im deutſchnationalen Lager ent⸗ täuſcht darüber iſt, daß der Rücktritt Dr. Vöglers offenbar nicht den Eindruck machte, den man ſich wohl von ihm ver⸗ ſprochen hat. Mit ihrem lediglich von innerpolitiſchen Be⸗ weggründen diktierten Vorſtoß machen ſich die deutſchnationa⸗ len Blätter des gleichen Vergehens ſchuldig, deſſen ſie, mit Recht, ihre Gegenſpieler zur Linken bezichtigen. Paris in Erwartung Paris, 25. Mai.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Durch die franzöſiſchen Sachverſtändigen informiert, ſpricht die Morgenpreſſe übereinſtimmend die Anſicht aus, daß der heutige Tag eine endgültige Klärung bringen werde. Darunter verſteht man offenbar die Entſcheidung dar⸗ über, ob ein einheitlicher Bericht oder ein Mehr⸗ und Minderheitsbericht das Ergebnis der Sachverſtändigenkonfe⸗ renz bilden ſoll. Im„Petit Pariſien“ wird die Möglichkeit eines einheitlichen Berichts noch immer ziemlich hoch ein⸗ geſchätzt. Das Blatt bemerkt, daß die Frage der Ueberleitung vom Dawesplan zum PMoungplan eine rein politiſche Frage ſei und nicht von den Sachverſtändigen, ſondern durch die beteiligten Regierungen geregelt werden müſſe. Ebenſo wäre es die Aufgabe der Regierungen und nicht der Sachver⸗ ſtändigen, die Aufhebung der Kontrollorgane des Dawes⸗ ſtatuts in die Wege zu leiten. Aus den Kommentaren der offiziöſen Boulevardblätter läßt ſich erkennen, daß man hier die Sachverſtändigenkonferenz unter rein politiſchen Geſichtspunkten beurteilt. Dieſe Auffaſſung tritt auch in dem linksſtehenden Blatt„Oeuvre“ zum Vorſchein, daß die praktiſche Durchfüh⸗ rung der Rheinlandräumung für Anfang des nächſten Jahres ankündigt, falls die gegenwärtigen Verhandlungen der Sachverſtändigenkonferenz zu einem poſitiven Ergebnis füh⸗ ren ſollten. Auf die geſtrige Beſprechung des deutſchen Bot⸗ ſchafters mit Außenminiſter Briand verweiſend, teilen die Blätter mit, daß Briand Herrn von Hoeſch darauf aufmerkſam gemacht habe, es würden in Madrid nur dann Beſprechungen über die Räumungsfrage ſtattfinden, falls die Sachverſtändi⸗ genkonferenz ein befriedigendes Ergebnis gezeitigt habe. Man erwartet in franzöſiſchen Sachverſtändigenkreiſen Mitteilun⸗ gen Dr. Schachts zur Ziffernfrage und zu den von der Gläubigergruppe vorgenommenen Abänderungen des Be⸗ richtsentwurfes. Engliſche Kompromißhoffnungen 8 London, 25. Mai.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Der Pariſer Korreſpondent der„Times“ berichtet heute über die Lage der Reparationskonferenz, daß nach engliſcher Auf⸗ faſſung ein Kompromiß auch bei dieſer Kriſe nicht ausgeſchloſſen iſt. Beide Gruppen, ſowohl die deutſche wie die alliierte, ſeien bereit, Zugeſtändniſſe zu machen, doch wollen die Aiierten nur in der Frage der deut⸗ ſchen Vorbehalte nachgeben, aber nicht mehr über die Ziffern reden, während umgekehrt die deutſchen Deleaterten bereit ſeien, die Vorbehalte kürzen zu laſſen, wenn die Ziffern in der Höhe des urſprünglichen Vorſchlages von Owen Voung bleiben würden. Der Korreſpondent erklärt, die einzige Hoff⸗ nung für die deutſchen Delegierten ſei, daß ſie von ſich aus den alliierten Standpunkt in der Frage der Vorbehalte an⸗ nehmen und gleichzeitig die neuen Ziffern zurückweiſen wür⸗ den. Darin würden ſie die Unterſtützung Owen Youngs finden. Gleichzeitig müßte die deutſche Regierung der belgi⸗ ſchen Regierung Verhandlungen über die Frage der Kompen⸗ ſierung Belgiens anbieten. Dies ſei nach Auffaſſung eng⸗ liſcher Beobachter die einzig mögliche Methode, zu einem Kompromiß zu kommen. Der Standpunkt der deutſchen Delegierten, daß weder die belgiſche Forderung nach Enutſchädigung für die Markbeſtände der deutſchen Beſatzung, noch die Frage der Verteilung der Reparationen unter den einzelnen Gläubigern in den Rahmen der Sachverſtändigenkonferenz fällt, findet nicht nur bei Owen Noung Unterſtützung, ſondern iſt auch durchaus der Standpunkt der engliſchen Regie⸗ rung. Die letztere hat auf die Grenze der Sachverſtändigen⸗ vollmachten ja gerade in der kürzlichen heftigen Debatte über den Verteilungsſchlüſſel mit Erfolg hingewieſen. Infolge⸗ deſſen dürften die deutſchen Delegierten einen ſtarken Stand haben, wenn ſie bei ihrer Zurückweiſung der Ein⸗ beziehung von Verteilung und belgiſcher Forderung bleiben. Muſſolinis außenpolitiſche Erklärungen (Von unſerem römiſchen Vertreter) Die hochgeſpannte Erwartung, mit der die Oeffentlichkeit den außenpolitiſchen Erklärungen Muſſolinis in der neuen Deputiertenkammer entgegenſah, iſt nun erfüllt wor⸗ den, und zwar in einer unerwarteten Weiſe. Wenn man auch nach der drei und eine halbe Stunde dauernden Rede des Duce über die Verſöhnung zwiſchen Italien und dem Vatikan auf eine kürzere Faſſung der außenpolitiſchen Belange gefaßt ſein mußte— ſchon aus dem Grunde, damit die Verſöhnungs⸗ rede das ihr gebührende hiſtoriſche Relief auch in der Pro⸗ portion bewahrte— konnte man allerdings nicht ahnen, in paar Minuten alle Probleme erläutert und abgefertigt zu ſehen, die lange bereits auf die offizielle Definition harrten. Vielleicht wollte damit Muſſolini eine neue Methode der Dis⸗ kuſſion einleiten, und durch ein gutes Beiſpiel die langatmige, langweilige Rethorik beſchämen, die ſeit Jahrzehnten in Montecitorio ihr Heim errichtet hatte. Jedenfalls iſt das die kürzeſte und bündigſte Rede, die Muſſolini je bei ſo wichtigem Anlaß gehalten hat. Kurz, aber inhaltsreich. Denn ſie enthält neben den gewohnheitsmäßigen Feſtſtellungen auch Stellen, die eine Stellungnahme der italieniſchen Regierung bedeuten und internationale Zuſammenhänge auſweiſen. Einleitend bemerkte Muſſolini, daß Montecitoribo nunmehr auch in der Arbeitsmethode umgewandelt ſei, inſofern als die Abgeordneten im Namen der ganzen Nation und nicht mehr als Vertreter von Gruppen und Parteien ſprechen. Deshalb müßten ihre Kundgebungen auch wichtiger und inhaltsreicher ſein als zuvor, da ſie nicht mehr auf die bedingungsloſe Stützung von ſeiten ihrer Parteifreunde rechnen können. Auf das eigentliche politiſche Thema übergehend, zählte er hierauf die Handelstraktate und Freundſchaftspakte auf, die Italien in der letzten Zeit ratifiziert hat und drückte ſeine Befri gung über die Entwicklung der faſziſtiſchen Außenpolitik aus. Das ganze Haus horchte auf, als nun der Name Rhodus fiel, Die jüngſt erfolgte Reiſe des italieniſchen Königs nach dem Dodekanes hatte bereits die Aufmerkſamkeit der Oeffentlichkeit in Anſpruch genommen, und in politiſch intereſſierten Kreiſen ſtellte man die verſchiedenſten Vermutungen über die politi⸗ ſchen Gründe und Hintergründe dieſer Kundgebung auf. Muſſolini erhellte mit einem Satz eine ganze Situation; der unbeſtrittene Beſitz von Rhodus und den Inſeln ſei einer der bedeutendſten Erfolge der faſziſtiſchen Politik; es habe eine Zeit gegeben, wo dieſer Beſitz in Frage geſtellt wurde und ſo⸗ gar in den Miniſterien die Tendenz zum Verzicht ſich geltend machte; darum ſei es notwendig geweſen, laut und offen zu erklären, daß Italien weder eine Inſel noch eine einzige Klippe von ſeinem Beſitz einbüßen wollte. Dieſe prinzipielle Stellungnahme habe aber, erklärte Muſſolini weiter, der Pflege ausgezeichnet guter und förderlicher Beziehungen zu Griechenland nicht im mindeſten geſchadet. Die ſcharfe Formulierung fand im nächſtfolgenden Ab⸗ ſchnitt der Rede ihren kräftigen Rückhalt, da nämlich, wo Muſſolini den heutigen Stand der italieniſch⸗jugoſlawiſchen Beziehungen erläuterte. Wie erinnerlich, wurde der Freund⸗ ſchaftspakt von 1924 zwiſchen Rom und Belgrad vor Monaten nicht mehr erneuert, und halboffiziell verbreitete ſich die Anſicht, daß der alte und unvollſtändige Pakt durch einen neuen, viel umfaſſenderen erſetzt werden ſollte. Dies geſchah jedoch nicht, die gegneriſche Stimmung in den beiden Ländern erfuhr ſogar durch Preſſekampagnen eine Verſchär⸗ fung, und die eben abgeſchloſſene Konferenz der Kleinen En⸗ tente in Belgrad trug ſicherlich auch dazu bei, die adriatiſche Kluft noch weiter aufzureißen. So wandelte ſich denn die damalige Verſtändigungsbereitſchaft von Palazzo Chigi in eine unverkennbare Kriſenſtimmung um, die vom italieniſchen Geſichtspunkt aus aus folgenden Motiven zurecht beſteht: das vom ſüdſlawiſchen König geplante und zweifellos von Frank⸗ reich geſtützte Militärbündnis zwiſchen der Tſchechoflowakei, Jugoflawien und Rumänien ſtärkt einerſeits die italienfeind⸗ liche Kleine Entente, und richtet ſich andererſeits gegen die italienfreundlichen Staaten im Balkan, im Donaubecken, alſo gegen Ungarn, Albanien und Bulgarien. Die gegneriſche Stellung zu Ungarn verbürgt ſogar mehr als alle anderen einigenden Elemente den zuſammenhängenden Beſtand der Kleinen Entente. Wenn nun eines Tages dieſes Waffenbünd⸗ nis konkret in Erſcheinung treten ſollte, wäre durch die Ge⸗ fährdung der albaniſchen Unabhängigkeit auch die Oſtküſte der apenniniſchen Halbinſel gefährdet, und einer ſolchen Mög⸗ lichkeit gegenüber kann ſich Italien ſelbſtredend nicht paſſiv verhalten. Auch kann Italien, wie die italieniſche Preſſe immer wieder hervorhebt, den jugoflawiſchen Freundſchafts⸗ beteuerungen ſo lange keinen Glauben ſchenken, bis ſich Belgrad nicht zur Anerkennung des status quo im Balkan und im Donaubecken verpflichtet. Auch interpretiert man hier jede Stützungsaktion Frankreichs zugunſten Jugoflawiens ſtets als einen verkappten Angriff gegen Rom und gegen den Faſzismus. Die unumwundene Erklärung Muſſolinis, daß es unter den waltenden Umſtänden zu einem Abkommen zwi⸗ ſchen Rom und Belgrad nicht gelangen kann, iſt jedenfalls von internationaler Wichtigkeit, inſofern als das balkaniſche Pro⸗ blem, deſſen Löſung vor Monaten allgemein erwartet wurde, wenigſtens mit Bezug auf die beiden Hauptbeteiligten, Italien und Jugoflawien, heute wieder aufgeriſſen iſt und eine Span⸗ nung herrſcht, die beim kleinſten Anlaß zur offenen Kriſe füh⸗ ren kann. So entſteht in der traditionellen Wetterecke Euro⸗ pas abermals eine„orientaliſche Frage“, die dazu angetan iſt, der europäiſchen Politik und Diplomatie ebenſo viel zu ſchaf⸗ fen zu geben, wie in der ſelig⸗unſeligen Vorkriegszeit das ottomaniſche Problem. Mit dem Unterſchied noch, daß die alte Türkei dem Untergang beſtimmt war und ſich aus eigenen 2. Seite. Nr. 237 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 25. Mai 1929 Kräften nicht mehr halten konnte, während die heutigen Part⸗ ner junge und aufſtrebende Nationen ſind, deren Poſitionen ſich von Tag zu Tag mehr feſtigen. Muſſolini ſagte und betonte in ſeinen Ausführungen, daß Ftalien ruhig den Gang ber Ereigniſſe abwarten werde. Dies ſtſt beſtimmt keine beiläufige oder rhetoriſche Phraſe. Italien kann tatſächlich ruhig abwarten, denn erſtens iſt es Jugo⸗ awien gegenüber der weitaus ſtärkere Teil, und andererſeits würde ein Waffenbündnis der Kleinen Entente auch noch Griechenland als italieniſchen Vaſallen ins italieniſche Syſtem drängen, Athen hat um ſeine Souveränität in Saloniki Sorge zu tragen, und kann in dieſer Richtung keinen beſſeren Bun⸗ desgenoſſen finden als Rom. Eine gewaltige Aenderung der politiſchen Verhältniſſe im Balkan deutet ſich klar an. Wenn die Kleine Entente militant wird, iſt auch die Zeit des Ab⸗ wartens vorbei, und man kann es gewärtigen, daß dann auch Italien zu handeln beginnt, im Bunde mit Ungarn, Albanien, Bulgarien und mit jenem venizeliſchen Griechenland, das gern auf den Dodekanes endgültig verzichten wird, um nicht Saloniki einzubüßen. Schieoͤsſpruch im Reichsbahnkonflikt Im Lohnſtreit bei der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft haben geſtern unter dem Vorſitz des vom Reichsarbeitsminiſter beſtellten Schlichters, Vortragenden Rat Dr. Völkers, die Schlichtungsverhandlungen ſtattgefunden. Da eine Einigung der Parteien nicht zu erzielen war, wurde eine Schlichter⸗ kammer gebildet. In den ſpäten Abendſtunden wurde ein Schiedsſpruch gefällt, der eine Erhöhung der Grundlöhne im Lohngebiet J um 4, in den Lohngebieten II und III um 3 Pfennige je Stunde vorſteht. Dieſe Regelung ſoll erſtmalig kündbar ſein am 31. März 1931. Ein knapper Kammerſieg Pointarés Mit nur 2 Stimmen Mehrheit In der Kammer entging geſtern die Regierung mit knapper Noteiner Niederlage. Nach einer längeren Interpellationsdebatte, wobei verſchiedene ſozialiſtiſche und kommuniſtiſche Redner eine Erhöhung der Eiſenbahner⸗ gehälter forderten, wurde eine von der Regierung genehmigte Tagesordnung nur mit 274 gegen 272 Stimmen ange⸗ nommen. Die Regierung hatte eine ſozialiſtiſche Tages⸗ ordnung, die keine Vertrauensformel enthielt, vorher abge⸗ lehnt. Als das Ergebnis der Abſtimmung bekannt wurde, er⸗ tönte auf der Linken ironiſches Händeklatſchen, wo⸗ rauf ſich Poincaré erhob und der Linken zurief:„Wiſſen Sie, wenn ich die Vertrauensfrage geſtellt hätte, würde die Regie⸗ 95 mindeſtens eine Mehrheit von 60—70 Stimmen erhalten haben. Poincaré gegen die Reparations⸗ Interpellation * Paris, 25. Mai.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Im Kammerausſchuß für auswärtige Angelegenheiten gab der Vorſttzende Paul⸗Bonc our eine recht farbloſe Erklärung her ſeine Ausſprache mit dem Miniſterpräſidenten Polncars die Reparationsfrage betr. ab. Paul⸗Boncour war vor den Ferien durch den Kammerausſchuß beauftragt worden, mit Poincaré in Fühlung zu bleiben, um nach den Ferien über den Stand der Reparationserhandlungen Auf⸗ klärung liefern zu können. Geſtern teilte nun Paul⸗Boncbur mit, daß er mit Poincaré zwar geſprochen, aber von dem Miniſterpräſidenten keine Anhaltspunkte über den Stand der Verhandlungen erhalten habe.„Der Miniſterprä⸗ ident verwies mich auf ſeine Rede in Douomont. Er betonte, daß es ihm unmöglich ſein werde, vor den Ferien Über die Regelung der Reparationsfrage Kammererklärungen abgeben zu können. Die franzöſiſche Regierung ſet entſchloſſen, an dem Grundſatz der Unabhängigkeit der Sachverſtändigen ſeſtzuhal⸗ ten.“ Die ſozialiſtiſche Kammergruppe begnügte ſich mit den von Paul⸗Boncour gemachten Mitteilungen nicht Der ſozia⸗ liſtiſche Deputierte Auro! ſtattete bem Miniſterpräſidenten einen Beſuch ab, um die Notwendigkeit einer Kammerinter⸗ pellation über die Reparatlons⸗ und Schuldenfrage zu be⸗ gründen. Poincaré wiederholte, daß es ihm vor der Hand nicht möglich ſei, in einer öffentlichen Sitzung dieſe beiden Probleme zu behandeln. Bankraub bei Newyork — Newyork,. Mai. In dem Newyork benachbarten, im Staate Jerſey gelegenen Eaſtorange haben fünf mit Revolvern bewaffnete Banditen vormittags die in einem ſehr verkehrsreichen Ortsteil gelegene Niederlaſſung der Caſt⸗ brange⸗Truſt⸗Company überfallen. Die Angeſtellten und die zufällig anweſenden Kunden, im ganzen 10 Perſonen, wurden genötigt, ſich mit erhobenen Händen an die Wand zu ſtellen und etwa 50 000 Dollars geraubt, mit denen ſie unbehelligt entkamen. Laurent Eynge dankt Dr. Eckener Der franzöſiſche Luftfahrtminiſter Laurent Eynac hat an Dr. Eckener als Antwort auf deſſen Danktelegramm für die in Frankreich erhaltene Hilfeleiſtung ein Telegramm folgen⸗ den Inhalts geſandt: 5 „Ich habe mit Genugtuung Ihre Ankunft in Fried⸗ richs hafen nach einer glücklichen Reiſe erfahren und ich danke für den Empfang, den Sie meinen Vertretern an Bord des„Graf Zeppelin“ gewährt haben.“ Ein„Erfahrungslotarno“ Paris, 25. Mai.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Mit ſeltener Liebenswürdigkeit, die ſich ſogar bis zur Herzlichkeit ſteigert, begrüßt der„Temps“ den Rück⸗ flug des Zeppelin nach Friedrichshafen.„Es war eine ſchöne Fahrt, ruft das Blatt aus. Sie ſtellt einen bedeutſamen Schritt zu der ſo ſehr erwünſchten Annäherung der beiden Völker dar. Zweifellos iſt durch ſie mehr erreicht worden, als bei diplomatiſchen Beſprechungen und Friedens⸗ kundgebungen herauskommt. Die Haltung Dr. Eckeners und DD Err n Das ſozialdemokratiſche Wehrprogramm i Berlin, 25. Mai.(Von unſerem Berliner Büro.) Die vom Vorſtand der Sozialdemokratiſchen Partet eingeſetzte Wehrprogrammkommiſſion hat, wie ſich die„D. A..“ aus Magdeburg berichten läßt, an dem ſeinerzeit veröffentlichten Entwurf einige Aenderungen vorgenommen, ſo an dem viel⸗ umkämpften Abſchnitt der Richtlinien, deſſen Schlußpaſſus jetzt lautet:„Die Wehrmacht kann ihre Aufgaben nur er⸗ füllen, wenn ſie mit ihrem Denken und Fühlen mit dem Volk verbunden iſt und ſich— im Gegenſatz zu allen mili⸗ täriſchen Tendenzen, die auf die Beherrſchung des Staates durch das Militär hinauslaufen— als dienendes Glied in die deutſche Republik einordnet“. Auch der Abſchnitt, der von der Abrüſtung handelt, hat eine Ergänzung erfah⸗ ren. Es heißt da, daß die Sozialdemokratie die Verpflich⸗ tung der deutſchen Republik, die ihr auferlegten Rüſtungsbeſtimmungen ohne Rückſicht auf ihre politiſche und militäriſche Zweckmäßigkeit auszuſchöpfen, nicht aner⸗ kennen kann. Sie fordert den planmäßigen Abbau der mili⸗ täriſchen Rüſtung Deutſchlands aus eigenem Willen unter Berückſichtigung der politiſchen, wirtſchaftlichen, ſozialen und finanziellen Verhältniſſe. Die Abänderungsbeſchlüſſe wur⸗ den nach eingehender Debatte mit großer Mehrheit gefaßt. Die Kommiſſton beſchloß, den Aenderungsentwurf dem Par⸗ teitag vorzulegen mit dem Antrag, damit alle Anträge zu den Richtlinien über die Wehrpolitik als erledigt zu betrachten. Auf die Art hofft man offenbar die Oppoſition ausſchalten zu können. Aman Allahs Flucht S London, 25. Mai.(Von unſerem Londoner Vertreter.) König Aman Ullah hat geſtern mit ſeiner Familie und ſei⸗ nen letzten Getreuen einen Extrazug beſtiegen, den ihm die britiſch⸗indiſche Regierung für die Reiſe nach Bombay zur Verfügung geſtellt hat. Er wird ſich unverzüglich nach Europa begeben, da nach ſeiner Mitteilung an die britiſchen Behörden „der Geſundheitszuſtand der Königin Suraya ungünſtig iſt und ſie dringend ärztliche Hilfe braucht.“ In Wahrheit iſt Aman Ullahs Armee am 22. Mai vernichtend geſchlagen worden und ſeine Gefangennahme durch den Emir von Kabul wäre nur noch eine Frage von Tagen geweſen, wenn er nicht ſchleunigſt die Flucht nach der naheliegenden Grenze ergriffen hätte. Aman Ullah wird diesmal nicht ohne Geldmittel in Europa eintreffen. Zwar haben ſeine Verfolger während der 25ſtündigen Reiſe von Kandahar nach der indiſchen Grenze ſein geſamtes Gepäck erobert, das ihm in 28 Laſtkraftwagen folgte. Aber noch bleibt ihm der koſtbare Hiſpano⸗Zweiſitzer, den er ſelbſt auf der Flucht ſteuerte und ein luxuriös eingerich⸗ teter Omnibus, in dem die Königin mit ihrem Gefolge reiſte. Noch wichtiger ſind für den ausgedehnten Erholungsurlaub im Abendland die 25 Säcke Goldrupien ſowie das Staatsſchwert aus maſſivem Gold, das der König nach einer Meldung des „Daily Expreß“ mit ſich führt. Wie es heißt, hat Aman Ullah die letzten Monate bereits dazu benutzt, umfangreiche Bankkonten in verſchiedenen euro⸗ pätiſchen Ländern anzuſammeln. Es wird ihm alſo an nichts fehlen, wenn er ſich in Europa als Privatmann niederläßt oder wie die anderen orientaliſchen Fürſten, denen die poli⸗ tiſche Reiſe nach Europa ebenſo wenig bekommen iſt, es vor ihm getan haben, ſich dem Rennſport ergibt. Das Republikjchutz-Geſetz verlüngert Veſchlüſſe der Reichsregierung Das Reichskabinett beſchloß in ſeiner geſtrigen unter dem Vorſitz des Reichskanzlers abgehaltenen Sitzung die Verlängerung des Geſetzes zum Schutze der Republik Auf die Dauer von drei Jahren. Die entſprechende Vor⸗ lage wird dem Reichstag ſofort zugehen. Das Reichs kabinett beſchloß ferner, den Entwurf eines Geſetzes zur Aenderung des Vereinsgeſstzes, der den vorigen Reichstag bereits beschäftigt hatte, aber nicht verabſchiedet worden iſt, unver⸗ ändert wieder einzubringen. Wiſſel verlangt Erhöhung der Arbeitsloſenverſicherungsbeiträge Die am Freitag nachmittag abgehaltene Kabinettsberatung hat ſich auch mit der Novelle zum Arbeitsloſenverſicherungs⸗ geſetz befaßt. Nach den Informationen der Berliner Börſen⸗ zeitung ſehe der Entwurf auf Veranlaſſung des Reichs⸗ Arbeitsminiſters eine Erhöhung der Beiträge zur Ar⸗ beitsloſenverſicherung von 8 auf 4 Proz. vor. Darüber hinaus ſoll in den Fällen, in denen ein beſonderes„Arbeitsloſtgketts⸗ riſiko“ gegeben iſt, eine Erhöhung der Beiträge über dieſen Aprozentigen Satz hinaus vorgenommen werden können. Dem Blatt nach werden die ſozialdemokratiſchen Kabinettsmitglieder trotz einiger Bedenken des Finanzminiſters ihre Zuſtimmung zu diefer Beitragserhöhung geben. Der amtliche Bericht über die geſtrige Kabinettsſitzung läßt Unklarheit darüber beſtehen, ob der Referentenentwurf des Reichsarbeitsminiſters Wiſſell zur Arbeitsloſenverſiche⸗ rung tatſächlich die Forderung einer Beitragserhöhung um 1 Proz. enthält. Es wird bisher lediglich dementtert, daß das Reichskabinett über die Beitragserhöhung Beſchluß gefaßt hahe. Jedenfalls wird man ſich über die Wiſſellſche Novelle, die das ſogenannte Sofort⸗Programm verwirklichen ſoll, noch einig werden müſſen. Der„Vorwärts“ drückt die Vermutung aus, daß der Entwurf„weſentliche geſetzliche Aenderungen! kaum bringen werde, da der Ausſchuß zur Prüfung der Lage der Arbeitsloſenverſicherung zunächſt einmal ſein Arbeits⸗ programm erledigen müſſe, bevor die Reformvorlage aufge⸗ rollt werden könne. Die Unterſuchung des Ausſchuſſes könnte aber erſt dann vor ſich gehen, wenn die neue Erhebung der Reichsanſtalt über die Arbeitsloſenunterſtützung fertiggeſtellt fei. Das Ergebnis dieſer Erhebung ſchaffe erſt die Grundlage für die Arbeit des Ausſchuſſes. Man wird nicht behaupten können, daß durch dieſen Kom⸗ mentar des„Vorwärts“ Klarheit geſchaffen werde. Wenn es ſich bei den Vorſchlägen Wiſſells nur um unbedeutende formale Aenderungen handelt, ſo iſt nicht recht einzuſehen, weshalb die Novelle dann nicht verabſchiedet worden iſt und es bleibt doch nür die Folgerung übrig, daß ſich über den Juhalt der Wiſſellſchen Novelle Meinungsdifferenzen innerhalb des Kabinetts ergeben haben. klänge zur zeppelinfahrt ſeiner Offiziere und Mannſchaften hat zweifellos den günſtig⸗ ſten Eindruck hinterlaſſen. Seine einfachen herzlichen Dankes⸗ worte haben viele Bedenken verſcheucht. Das iſt faſt ein zweites Locarno, aber ein Erfahrungslocarno. Ententen dieſer Art ſind ſtets fruchtbar. Die Fahrt des„Graf Zeppelin“ iſt, wir wiederholen es trotz ihres gefahrvollen Beginns eine ſchöne Fahrt. Ihre Folgen werden ſicher nicht denen an Bedeutung nachſtehen, die ein erfolgreicher Ozean⸗ flug gehabt hätte. Ein guter Teil Abgeneigtheit iſt beſeitigt. Viel Herzlichkeit hat einige Vorurteile vorteilhaft erſetzt und bei der nächſten Fahrt des„Graf Zeppelin“, die ungeſtört verlaufen wird, iſt jedes Miß verſtändnis ausge⸗ ſchloſſen. Kein Hintergedanke wird ſich hervordrängen können.“ Freude in Cuers⸗Pierrefen Havas berichtet aus Toulon, daß die Nachricht von der glücklichen Landung des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ in Friedrichshafen auf dem Marineflugplatz Cuers⸗Pierrefeu mit größter Freude aufgenommen worden iſt und daß bei Bekanntwerden der Nachricht Hochrufe auf Korvetten⸗ n kapitän Homan ausgeſtoßen wurden. eee Vaoͤiſche Politik Volkspartei und Landwirtſchaftskammerwahlen Die Art der Aufſtellung der Liſten zu den Land⸗ wirtſchaftskammerwahlen hat der Deutſchen Volkspartei Ver⸗ anlaſſung gegeben, durch den Vorſitzenden des Jandwirſchaft⸗ lichen Fachausſchuſſes, Landtagsabg. Briyner, folgende Er⸗ klärung abgeben zu laſſen: „Die Deutſche Volkspartei will den bereits erfolgten Zu⸗ ſammenſchluß der landwirtſchaftlichen Organiſationen zur Landwirtſchaftskammerwahl nicht durch Aufſtellung eigener Liſten ſtören. Sie findet aber dieſes Vorgehen deshalb nicht richtig, weil man anderen politiſchen Parteien— nämlich dem Badiſchen Landbund, dem Gründer der Bad. Banern⸗ partei— eine Vorzugsſtellung bei den Beratungen einge⸗ räumt hat. Die Deutſche Volkspartei erwartet daher, daß bei künftigen Kammerwahlen die anderen politiſchen Parteien ebenſo wie der Landbund(Badiſche Bauernpartei) zu den Vorbeſprechungen und zur endgültigen Kandidatenaufſtellung herangezogen werden.“ Schwere VBeſtechung im Amt Die Mißſtände im Reichsbahn zentralamt, die geſtern die 6. Strafkammer des Berliner Landgerichts L als Berufungsinſtanz beſchäftigten, führten zu einer ſenſatio⸗ nellen Wendung. Gegen den Abteilungsleiter im Reichsbahnzentralamt Berlin, Reichsbahndirektor Neu⸗ mann, war Anklage wegen einfacher Beſtechung erhoben worden. Das Schöffengericht hat jedoch bei der Beſchluß⸗ faſſung über die Eröffnung des Hauptverfahrens die Anklags an die Staatsanwaltſchaft zurückgegeben mit der Weiſung, gegen den beſchuldigten Beamten Anklage wegen ſchweres Beſtechung im Amt zu erheben. Letzte Meldungen Wieder ein Waldbrand — Geldern, 25. Mai. Bei Walbeck(Kreis Geldern) ent⸗ fand geſtern auf bisher noch nicht geklärte Weiſe ein Wald⸗ brand, der ſich über eine Fläche von 1500 Morgen aus dehnte. Auf deutſcher Seite waren die Wehren ſämtlicher Ortſchaften zwiſchen Geldern und der holländiſchen Grenze zur Stelle, ſie mußten ſich jedoch damit begnügen, ein Uebergreifen des Feuers auf die Ortſchaften zu verhüten. Auf holländiſcher Seite gingen einem Pächter 25000 junge Tannen verloren. Deutſcherſeits erlitten die Gemeinden Walbeck, Twiſteden, Lüllingen und Geldern Schaden. Ein Autobus ſtürzt in die Tiefe — Paris, 25. Mai. Aus Caſablanca wird gemeldet, daß in der Nähe von Azemmur auf dem Wege von Caſablanca nach Maſagan ein Touriſtenauto über eine Böſchung hinunter⸗ geſtürzt iſt. Zwei Eingeborene wurden getötet und 15 ver⸗ letzt, darunter zwei ſchwer.— Nach einer Meldung aus Algier iſt in der Nähe von Conſtantine ebenfalls ein Autobus um⸗ geſtürzt. Ein Inſaſſe wurde getötet und 20 verletzt, darunter mehrere lebensgefährlich. Wolkenbruchkataſtrophe — Moskau, 25. Mai. Die Stadt Dujepropetrowſk wurde heute von einem dreiſtündigen Wolkenbruch heimgeſucht. Von den Waſſermaſſen, die eine Höhe von 1% Metern erreichten, wurden Meuſchen und Bauten mit⸗ geriſſen und die Häuſer überſchwemmt. Bisher wurden 12 Todesopfer feſtgeſtellt. Ueberſchwemmung in Japan — Tokio, 25. Mai. In der Provinz Fukuſhim a iſt infolge wolkenbruchartigen Regens eine gewaltige Ueber⸗ ſchwemmungskataſtrophe eingetreten. 12 Perſonen fanden den Tod; 5000 Häuſer wurden überflutet, 98 Brücken zerſtört. Auch die Eiſenbahnſtrecken wurden verſchiedentlich beſchädigt. Auf den Feldern wurde großer Schaden angerichtet. Der Geſamt⸗ ſchaden wird auf 5 Millionen Nen geſchätzt. 17 Fiſcherboote werden vermißt. Kaufabſchluß mit dem Revolver in der Hand y Paris, 25. Mai.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Aus Nizza wird berichtet: Geſtern wurde der Notar Martelly in Antibes von einem Fabrikanten namens Jacques telepho⸗ niſch aufgefordert, einen Kaufvertrag für ſeine Villa auf⸗ zuſetzen und zu einer beſtimmten Stunde bei ihm vorzuſpre⸗ chen, um bei der Unterzezichnung des Kontraktes zugegen zu ſein. Kaum fand ſich der Notar bei Jacques ein, als dieſer ihm einen Revolver vor das Geſicht hielt und ihm er⸗ klärte:„Sie ſelbſt werden mir die Villa abkaufen!“ Unter ſtändigen Drohungen wurde der Notar gezwungen, auf ſeinen Namen den Vertrag auszuſtellen und einen Scheck auf 130 000 Franken zu unterzeichnen. Hierauf wurde er von Jacques eingeſperrt. Der Fabrikant ging ſchleunigſt auf die Bank, wo ihm das Geld ohne weiteres ausgezahlt wurde. Als ſich Martelly endlich befreien konnte, hatte Jacques längſt mit dem erbeuteten Geld im Auto das Weite geſucht. e — r n ne eee ee een een nene ee rere . 4 und verrät Vorfreude und frohe Erwartung. Samstag, den 55. Mat 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 287 Arbeiters Noch herrſcht uneingeſchränkt der Arbeitstag. Das Zittern, Stampfen, Aechzen ſchwerarbeitender Maſchinen, das metalliſch klingende Surren der Räder, das rhythmiſche Schwingen und Klatſchen der Riemen, Hammerſchlag und ⸗gedröhn erfüllen als nervenzerreißendes Lärmgemiſch die weiten Hallen. Gebeugt, mit haſtenden Händen, ſucht der Ar⸗ beiter der Zwangläufigkeit des gleitenden Bandes, der Un⸗ barmherzigkeit der Stoppuhr einen winzig kleinen Vorſprung abzugewinnen, um, auf Sekundenlänge ſich aufrich⸗ tend, mit tiefem Atemzug die Lungen zu dehnen. Aber ſchon zwingt ihn die rationaliſierte Arbeit wieder in ihren Bann— Stunde um Stunde. Dann, mit einem Schimmer verhaltener Freude in der Stimme, ruft gedämpft der Neben⸗ kollege: noch eine Stunde, noch Dreiviertelſtund, noch eine halbe Stund! Langſam tritt Entſpannung in die Reihen der Arbeitenden. Die Hände verlieren ihre nervöſe Haſt, die Körper richten ſich auf, die Geſichter glätten ſich, Augen leuchten auf. Die letzte Viertelſtunde iſt angebrochen, wir nennen ſte die ſchönſte Viertelſtunde in der Woche. Arbeitsplätze und ⸗maſchinen werden gereinigt, die Werkzeuge geordnet in die Lade gelegt. Da und dort rollt ſchon einer ſeinen Arbeitsanzug zuſammen und ſchnürt ihn zu einem Bündel, um ihn der Getreuen da⸗ heim als ihren Teil am Werken des Ernährers zu über⸗ bringen. Kleine Gruppen bilden ſich und plauſchen von Freu⸗ den, die der Sonntag ſpenden ſoll. Nur ganz hinten in der Ecke macht einer noch verzweifelte Anſtrengungen, um ein Manko in ſeinem Akkord⸗Wochenpenſum durch Nutzung auch der letzten Minute auszugleichen. Der ſchrille Ton der Werkglocke macht allem ein Ende. Haſtig legt auch er ſein Werkzeug in die Lade, ſchließt ab und eilt ſeinen Kollegen nach in den Waſchraum, während die Erſten, die es beſonders eilig haben, ſchon an der Uhr ihre Zeitkarte„ſtechen“. Stimmengewirr erfüllt den Waſchraum Noch unge⸗ ſchmälert trennen Samstag nachmittag und Sonntag zwei Jothenende Abglanz kommender Sonntags⸗Wochenendfreuden, die des Gatten, des Vaters fleißige Hände ſchufen, leuchtet auch aus ihnen. Reiche Stunden der Gemeinſamkeit mit ſeiner Familie im eigenen oder gemieteten Gärtchen, Stunden voll anregen⸗ der, liebevoller Betätigung inmitten ſelbſtgeſchaffenen Blü⸗ hens, Wachſens und Werdens der mannigfaltigſten Art er⸗ warten den einen. Sein ſelbſtgezimmerter Zaun umfriedet ein beſcheidenes Glück, das nicht Verlangen trägt nach lauten Vergnügungen. 5 Das Gärtchen iſt für ihn der Ort, wo im wechſelſeitigen Geben und Nehmen ſein Feierabend und Wochenende natürliche Beſtimmung fin⸗ det. Der andere, Gartenloſe, aber auch Naturfrohe, ſcheut nicht das Fahrgeld und wandert über Täler und Höhen des nahen Heimatgebirges, erwandert ſich neue Zuverſicht und Schaffenskraft, nimmt wohl auch ein Lehrbüchlein mit und bereichert ſein Wiſſen über heimatliche Tier⸗ und Pflanzen⸗ welt. Wieder andere geben ſich mit dem billigeren, Kraft und Erholung ſpendenden Strandbad zufrieden. Jener aber, deſſen Frau mitverdienen muß, ſchafft ihr mit kameradſchaftlicher Treue Erleichterung, fährt das Kleine auf einen Grünplatz, läßt es im ſonnendurchwärmten Sande ſpielen und erweiſt ſich als das fürſorglichſte und zuverläſſigſte Kindermädchen. Gar verſchieden ſind die Wege zu Arbeiters Wochenend⸗ feier. Den, der zu ſeßhaftem Wirtshausbeſuche führt, gehen wenige, doch immer noch zu viele! Rationaliſierte Arbeit ruft nach wachen Sinnen und ausgeruhter Kraft. Lange vor der Zeit paſſieren am frühen Montagmorgen die Erſten das weite Tor. Der Ankleideraum füllt ſich mit ſchweigſamen Geſtalten. Die Werkglocke ſchrillt. Wieder gleitet das Band mit gleich⸗ mäßiger Stetigkeit. Rücken beugen ſich und Hände haſten. Das Zittern, Stampfen, Aechzen ſchwerarbeitender Maſchinen, das metalliſch klingende Surren der Räder, das rhythmiſche Schwingen und Klatſchen der Riemen, Hammerſchlag und ⸗gedröhn erfüllen wieder die weiten Hallen,— Stunde um harte Arbeitswochen. Augen der Liebe blicken dem Heimkeh⸗ renden heute froher, freier, wärmer entgegen als ſonſt. ä Släoͤtiſche Nachrichten Die Maiennacht Lieblich linde Maiennacht. Aus des Abends Roſenſchleiern Löſt ſie ſich und ſchreitet ſacht, Leiſe ſtreift ihr Atem dort den Flieder. Süße Düfte und der Nachtigallen Lieder Sind erwacht. Zaubernacht mit deinen ſel'gen Träumen. Nacht der Elfen, die im Mondenſcheine Ihre anmutvollen Reigen führen, Alle Sinne ſind nun aufgewacht. Und ich lauſche, was die Quellen rauſchen, Wie die Märchenkinder ſüße Worte tauſchen. Leben, das den Lärm des Tags gemieden, Atmet ruhevoll in deinem Frieden Weiche, wundervolle Maiennacht. A. Weber. M * Schweſternehrung. Unter Bezugnahme auf die Mel⸗ dung über die Ehrung von Schweſtern im ſtädtiſchen Kranken⸗ haus wird uns ergänzend mitgeteilt, daß auch zwei Schweſtern des Städt. Lungenſpitals für 20jährige Dienſtzeit im Roten Kreuz durch Verleihung des Ehrenkreuzes ausge⸗ zeichnet worden ſind und zwar Schweſter Karoline Heller, 18 Jahre, und Schweſter Karoline Ruf, 8 Jahre im Lungen⸗ ſpital tätig.. * Zahlen vom Pfingſtverkehr. Die Zahl der an Pfingſten mit der Bahn beförderten Perſonen iſt in dieſem Jahre be⸗ ſonders groß geweſen. In Karlsruhe gingen während der Pfingſttage 155000 Perſonen durch die Sperre, in Frei⸗ burg beläuft ſich dieſe Zahl auf annähernd 100 000. Der en Stunde, Tag um Tag, dem Wochenende entgegen. Franz Flächsenhaar. Brände in Mannheim * Ueber 100 000 Mark Brandſchaden beim Großfeuer in Feudenheim. Der durch das Feuer und das Löſchen ver⸗ urſachte Schaden bei dem Brand in der Feudenheimer Dampf⸗ mühle von Sprengel u. Sohn beträgt nach Angabe des Beſitzers 100 bis 110 000 Mark. * Heidekrautbrand. In der vergangenen Nacht gerieten in dem Walde bei der früheren Luftſchiffkaſerne etwa 250 Quadratmeter Heidekraut und Moos vermutlich durch Funken⸗ flug aus einer Lokomotive in Brand. Die Gefahr wurde durch die um 11.50 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr durch Aus⸗ ſchlagen und durch Abdecken mit Sand beſeitigt. * Brand in einer Gärtnerei. Aus unbekannter Urſache geriet in der vergangenen Nacht in einer Gärtnerei in der Nähe der Almenſiedlung eine größere Anzahl Stroh⸗ matten in Brand. Das Feuer wurde durch einen Löſchzug des um 11,49 Uhr alarmierten Löſchzugs der Wache II der Berufsfeuerwehr mit einer Schlauchleitung gelöſcht. Der Schaden dürfte etwa 100 Mark betragen. * Weil der Rauch nicht abziehen konnte, wurde geſtern nachmittag um.55 Uhr von der Hadern⸗Sotieranſtalt Marx Maier AG. in Käfertal die Berufsfeuerwehr alarmiert, die feſtſtellte, daß die Feuerung eines Keſſels mit Packmaterial überfüllt war. Zudem drückte die Sonne auf das Kamin. Die Berufsfeuerwehr beſeitigte durch Herausnehmen des Feuers das Abzugshindernis. * * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begeht am morgigen Sonntag das Medizinalrat Dr. Götzmannſche Ehepaar. Dr. Götzmann war lange Jahre prakt. Arzt in Philippsburg und Bergzabern. Seit 10 Jahren iſt er leitender Arzt am Landesgefängnis. In dieſer Zeit hat er ſich auch als ärzt⸗ licher Sachverſtändiger bei vielen Prozeſſen durch ſeine reichen Kenntniſſe und ſtrengſte Sachlichkeit einen Namen gemacht. 1Unſern herzlichen Glückwunſch! Zerſtörte Freude Mit leuchtenden Augen troll“ ein etwa vierjähriger Junge durch die Straßen. Krampfhaft hält er in ſeiner Hand einen mächtigen Strauß Löwenzahnblüten. Voll Freude gleiten ſeine Augen immer wieder über die gelben Blumen. Sie ſcheinen ihm im Augenblick das Schönſte auf der Erde zu ſein. Doch jäh wird ſeine Freude zerſtört. Spöttiſch ſchaut ihm ein Mädchen nach, das kaum älter als er ſelbſt iſt. Ganz ſpöttiſch ruft es ihm zu:„Aetſch, du hoſcht jo Bettſchiſſers⸗ blume!“ Verwundert blickt der Junge das ſpottende Mädchen an. Dann ſchaut er auf ſeine Blumen und gleich darauf rollen ihm dicke Tränen über die Wangen. In ſchwacher Ab⸗ wehr würgt er mühſelig hervor:„Nee, des ſinn doch Butter⸗ blume“ Aber das Mädchen wiederholt ihre erſte Behauptung. Laut heult jetzt der Bub auf. Geht eilends weiter, ſeine Blumen feſt an ſich gedrückt. Ob ſeine ganze Freude zerſtört iſt? Ob er zweifelt, daß es die Butterblumen ſind? Oder hat er den Glauben, daß es keine andere Blumen ſein können? Aber mag er denken, wie er will, ein Zweifel wird doch zurückbleiben. Ganz ungetrübt iſt ſeine reine Freude nicht mehr. 0 Verkehrs ⸗Anfälle in Mannheim * Beachtet die Weiſungen der Verkehrspolizei! Wie ungern ſich ältere Leute belehren laſſen, zeigte geſtern vormittag ein Vorfall. Ein Polizeibeamter hatte in höflicher Weiſe eine ältere Frau am Paradeplatz auf den rechten Weg gewie⸗ ſen. Anſtatt nun dieſem gut gemeinten Vorſchlag zu folgen, lief die Frau, die verkehrte Seite einhaltend, einem Rad⸗ fahrer ins Rad, der dabei ſo ungeſchickt ſtürzte, daß er ſich das linke Handgelenk brach. Die Frau, die mit einer kleinen Verletzung an der rechten Hand davonkam, behauptete ſteif und feſt, auf dem rechten Weg geweſen zu ſein. * Die Unſitte des Anhängens an Fahrzeuge hat Donners⸗ tag abend wieder einen ſchweren Unfall verſchuldet. Ein 15jäh⸗ riger Burſche, der ſich vor O5 mit einem Leiterwägelchen an ein Laſtauto hängte, zog ſich einen Bruch des linken Armes zu. c * Kindererholungs⸗Fürſorge. Der Verein für Ferien⸗ aufenthalt und Kinderfürſorge bringt in den kom⸗ menden Sommerferien auf die Dauer von vier Wochen Kna⸗ ben und Mädchen von kaufmänniſchen und techniſchen An⸗ geſtellten im Alter von—14 Jahren in Heimen in Thüringen und im Harz unter. Die Koſten werden, wenn die Eltern zur Beſtreitung nicht in der Lage ſind, teilweiſe oder vollſtändig vom Verein getragen. Das Weitere iſt aus der Anzeige in dieſer Nummer zu erſehen. Vereinsnachrichten * Die Generalverſammlung der Vereinigung für Hauspflege e.., R 5, 1, in dem alle Konfeſſionen vertreten ſind, fand kürzlich in K 5 (Verwaltungs⸗Gebäude) ſtatt. Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß im verfloſſenen Geſchäftsjahr 5647 ganze und 6061 halbe Pflege⸗ tage geleiſtet wurden. Beſchäftigt waren im Laufe des Jahres, dauernd oder vorübergehend, 175 Pflegerinnen. Die gut beſuchte Ver⸗ ſammlung anerkannte die Tätigkeit der Verwaltung und gewährte dem Rechner Entlaſtung. Der Vorſtand wurde wieder gewählt. Veranſtaltungen Orgelkonzerte der Chriſtuskirche Mannheim. Das nächſte Orgelkonzert von Kirchenmuſikdirektor Arno Landmann findet am kommenden Sonntag, den 26. Mai abends ſtatt. Zur erſten Aufflihrung kommen Werke engliſcher Meiſter: Einleitung und Variatonen von B. Haynes, 5 Stücke von G. Sceats, und die Sonate Cis⸗Moll von B. Harwood. Der Eintritt iſt frei. „ Friedrichspark. Das fapaniſche Nachtfeſt, das bei den zahlreichen Parkbeſuchern am Pfingſtmontag großen Anklang ge⸗ funden, ſoll morgen Sonntag abend zum letzten Male wiederholt werden. In der Illumination ſind kleine Aenderungen getroffen. Beachtenswert iſt die Verwendung nur echter fapaniſcher Loternen am Mondell.(Weiteres Anzeige.) * Stenographiekurſe. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, er⸗ öffnet der Badiſche Lehrer verband für deutſche Etinheitskurzſchrift(Reichskurzſchrift) Mannheim Meßplatz 2. am kommenden Montag abend im Gymnaſium bei der Kunſthalle neue Stenographiekurſe, und zwar Anfänger⸗, Fortbil⸗ dungs⸗ und Redeſchriftkurſe in Reichskurzſchrift für Damen und Herren. Das neue Kleid Von Gr. Neumann Es iſt natürlich kinderleicht, ein feſches Kleiderl zuſammen zu ſtellen, wenn man in der Lotterie gewonnen hat. Aber ſchließlich— wer gewinnt ſchon! a Ich habe immer ſo den deprimierenden Eindruck, als die „Lotteriehauptgetroffenen“ in irgend einem Zuſammenhang mit den ſtrahlenden Müttern der Nieweha⸗Augen oder mit dem 103 Jahre alten Triomalz⸗Opa ſtünden, die da ſagen: „Herr S. aus O. ſchreibt begeiſtert: Trotz meiner 97 Jahre fühle ich mich wie neugeboren, ſeitdem ich ete. ete.“ Alſe die dem auch ſei, ich habe noch nie hauptgetroffen. Ich bin aber auch nicht die Frau S. aus O.— Damit ein Kleid wirklich Freude macht, muß man es vor allen Dingen weit unter dem landesüblichen Preis erſtanden haben. Erſtens zerſpringt die Freundin und zweitens hat man nachher einen ſtolzen Ehemann, der mit begreiflicher Verachtung auf alle andern Frauen ſchaut, die ihren Gatten ſo„teure“ Gattinnen ſind. Alſb natürlich muß es nicht immer was Neues ſein. Moderniſieren iſt ſo nett und dann die Freude, wenn das kleine blaue Nachmittagskleiderl, das ganz Mitteldeutſchland ſchon kennt, plötzlich als zarter Frühlings⸗ hauch mit Erbſenfoulard ausgeſchlagen vor der ſtaunenden Menge erſcheint und wie einfach und ſchnell iſt ſowas gemacht. Nur ein biſſel Schick und praktiſcher Sinn. l Den Rock muß man natürlich ganz umändern, der iſt zu kruz. Ueberall iſt ja jetzt billiger Frühjahrsausverkauf: für ſieben Mark der Meter bekommt man ſchon was Feſches. Zwei Meter braucht man. Wenn man ſo bedenkt, was die Leute verdienen, unter achtzig Mark kein anſtändiges Kleid und hier— für vierzehn Mark hat man die ganze Choſe. Der Aermel iſt zu eng, weite Pliſee⸗Aermel müſſens natürlich ſein. Eine Kleinigkeit! Crepe Marveain bekommt man jetzt faktiſch geſchenkt. Zwölf Mark. Anderthalb Meter gibt einen tadelloſen Aermel. An dem Oberteil braucht man ja ſowieſo kaum was zu verändern. Um den Ausſchnitt gehört eine kleine, aber echte Spitze. Ueberhaupt, Spitze muß dran, echte Spitze hat man ja für die Ewigkeit. Erſt neulich im Konzert war davon die Rede, daß man jetzt ſpottbillige echte Spitzen kaufen kann;: den Preis hat man nicht ſo genau hören können, die Geigen waren ſo laut, aber billig wars. Zehn Mark ungefähr Zwei Meter könnten reichen. Eine Straß⸗Agraffe als Gürtelabſchluß iſt reizend und koſtet ja nichts. Unten am Rock, der glockig geſchnitten iſt, muß eine bunte geſtickte Bordürfe ſein, als Abſchluß. Bunt iſt ſo hübſch und macht kleine Füße. Ein kleiner, lächerlich billiger Schal(was kriegt man nicht alles für zwanzig Mark) wirkt ungeheuer dekorativ und der ſüße Fraiſehut(wirklich unglaublich) für fünfundvierzig Mark, iſt ein Geſchenk des Himmels. Für morgens tuns ja die hellgrauen Pumps, aber Bridge kann man darin nicht ſpielen. ö Der kleine braune Wildlederſchuh(man muß nur die Quellen ausfindig machen, um gut und doch ſo billig zu kaufen) iſt überall für fünfundzwanzig Mark ausgeſtellt. Man kann ihn aber(allerdings in einem einzigen Geſchäft) für vierundzwanzig fünfundſiebzig haben. Genau derſelbe Schuh, dieſelbe Qualität und dieſer Preisunterſchied! Für luxu⸗ riöſe Angelegenheiten iſt die Zeit vorbei. Die Frau muß immer wieder beweiſen, daß ſie nur das aller⸗allernotwendigſte für ſich beanſprucht und ſelbſt das nur dann, wenn es, wie z. B. der kleine Sommerpelz für drei⸗ hundert Mark, unumgänglich wichtig iſt. Erſtens war er ſpottbillig(wenn man bedenkt, was andere Frauen für ſo einen kleinen Sommerpelz ausgeben, die Männer können einem in der Seele leid tun) und zweitens hat man ja das ganze Geld geſpart an dem blauen Kleiderl, das mit ſo wenig Mitteln wieder wie neu in den überfüllten Schrank gezwängt wird. „Nein“, ruft da die gute und ſo ſparſame Hausfrau, „wenns auch ein Kleiderl vom vorigen Jahr iſt und wenn man auch geſchickt genug war, mit ein paar Pfennigen was feſches Neues daraus zu machen, in dieſen Schrank geht nichts mehr hinein!“ Und im erhabenen Pflichtgefühl Gute zu neuen Taten. ſchreitet die ſorgende Der neue Hindemith. Das Ereignis der Berliner Feſt⸗ wochen bildet die Uraufführung der neuen luſtigen Oper „Neues vom Tage“ von Paul Hindemith am 8. Juni an der Krolloper unter Klemperer. Die Regie liegt in Händen Legals, die Bühnenbilder ſtammen von Gottfried Müller. Zahlreiche ausländiſche Anmeldungen von Preſſe und Publikum liegen für die Uraufführung vor. Tostaninis Einzug in Verlin Von Oscar Bie Es wurde ein Triumph für ihn, wie überall. Er begann mit Falſtaff. Es iſt ein Werk, in dem das große Gefühl und die virtuoſe Leiſtung nicht zur Geltung kommen können, dafür aber alle Diſziplin im Orcheſter und im Enſemble. Und dieſe Diſsziplin wirkt überwältigend. Das Orcheſter der Scala iſt ein wunderbarer Klangkörper, ausgeglichen und füllig und ſchmiegt ſich der Hand Toscaninis ſo unglaublich ein, daß man denkt, ein einzelnes Inſtrument zu hören. Er dirigiert ebenſo ruhig wie beſtimmt, in der letzten Herrſchaft über den Stoff, man weiß, er dirigiert auswendig. Die Bühne ſelbſt hängt mit denſelben ſicheren Fäden an ſeiner Hand, es iſt ein lückenloſes Zuſammenſpielen und Zuſammenſingen, am ſchlagendſten in der letzten großen Schlußfuge. Die Stimmen ſelbſt ſind diesmal nicht mehr als guter Durchſchnitt, manchmal ein wenig überaltert, hervorragend bleibt aber nur der Falſtaff des Stabile, eine außerordent⸗ lich bewegliche Leiſtung, einheitlich in Darſtellung und Stimme, die Stimme ſelbſt von ſchönſter Elaſtizität bis in das Falſett. Der abſolute Naturalismus dieſes Falſtaff ſpiegelt ſich in der übrigen Bühne wieder. Es iſt eine Regie, nicht modern nach unſeren Begriffen, auch nicht ganz aus der Oper entwickelt, ſondern aus dem Schauſpiel, mit allem realiſtiſchen Detall. Am fremdeſten ſind uns die Dekorationen, die ganz in altem Opernſtii Zimmer und Gärten zeigen, ohne eine Spur jenes Raumſinns, den wir hier unterdeſſen ſo gepflegt haben. Zu⸗ letzt konnte auch das Mailänder Ballett bei dem Windſorfeſt in Aktion treten und benahm ſich in einer ſo feinen Rhythmik, daß dieſe Szene an Stil die vorangehenden Realismen be⸗ deutend übertraf. Kurz und gut, der Falſtaff Tosecaninis iſt in keiner Weiſe von den Problemen angenagt, die uns hier zu Lande beſchäf⸗ tigen. Es iſt beſtes altes Operntheater, in einer Vollendung der Durcharbeitung, die ihn tatſächlich exportfähig machte. Dies iſt ein Lob und auch ein Einwand. Aber was hier an Momenten des Erlebens fehlte, ſtellt ſich ſicher an den folgen⸗ Abenden ein. Toscanini wird jetzt ſchon grandios gefeiert. Man begrüßt ihn ſtürmiſch am Pulte, man ruft ihn mit ſei⸗ nen Sängern nach jedem Akt, und die Spannung bes ſehr erleſenen Publikums löſt ſich in endloſen Betifallsſtürmen aus. Genuß lange nicht vergißt. 4 Seite. Nr. 287 Nene Mannheimer Zeitung[(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 28. Mai 1929 Heidelberger Maimarkt Die Krammärkte ſcheinen ſich lanſam zu überleben, wenn es auch verfrüht wäre, ihnen das Daſein ganz abzuſagen. Der Heidelberger Maimarkt iſt lange nicht mehr, was er früher geweſen iſt. Früher— eine Art von Volksfeſt, das auch auf das Land eine äußerſt ſtarke Anziehungskraft aus⸗ übte und regelmäßig einen Maſſenzuzug brachte, beſonders an den Sonntagen, aber auch in der Woche. Seit dem Kriege iſt es mit dem Markte ſehr zurückgegangen. Natürlich ſpie⸗ len dabei in erſter Linie die allgemeinen wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe mit, mit deren Beſſerung— wann wird ſie kommen? — wohl auch die Krammärkte wieder auf die Höhe kommen dürften. Weſentlich mitwirken dürfte aber auch die Tatſache, daß man heute alles, was man braucht, in den einheimiſchen Geſchäften gerade ſo billig kaufen kann, wie auf dem Markte. Wer heute auf dem Krammarkt auf dem Karlsplatz etwas kaufen will, braucht ſich nicht über die drangvolle Enge von rüher zu beklagen. Man hat Platz, wenn es auch an Be⸗ 1 555 nicht fehlt. Und das Geſicht des Marktes iſt das gleiche wie früher: die gleichen Marktſtände, die gleichen Ver⸗ käufer und Verkäuferinnen, die gleichen Waren und— die gleichen Marktbummler. Und der„Wahre Jakob“ reißt mehr oder minder blutige Kalauer und weiſt mit einer geradezu bewundernswerten Suada nach, daß ſeine Spitzen für jedes weibliche Weſen eine abſolute Lebensnotwendigkeit ſind, daß jede Jungfer, die ſie trage, Schwärme von Verehrern anziehe und jede Frau ihren Mann nicht gründlicher an ſich ketten könne, als wenn ſie vor ihm erſcheine im Schmuck der Spitzen des Jakob. Von anderer Seite hört man, daß zum Gentle⸗ man unbedingt eine äſthetiſch geſchlungene Krawatte ge⸗ Höre, weshalb man ſich unter allen Umſtänden einen Krawat⸗ tenbindeapparat erwerben müſſe, und wieder von andern, daß man, will man nicht einem jähen und ſchmerzlichen Tode entgegengehen, vor dem Genuß jeden Biſſen mit einer Lupe genau unterſuchen muß— alſo, Lupen kaufen! Die alte Begleitmuſtk eines Marktes— es ſcheint wirk⸗ lich nichts Neues unter der Sonne zu geben. Doch: etwas Neues gibt es doch. Dort bei der bajuvariſchen Händlerin mit Stroffreſten kann man— auf Abzahlung kaufen. Auf Abzahlung auf dem Krammarkt! Aber die Methode iſt doch etwas anders wie im gewöhnlichen Geſchäftsbetrieb. Man wählt aus, zahlt 3 oder 5 Mark an und dafür hält die Verkäuferin den Stoff zurück bis zum Schluß des Marktes. Dann bekommt ihn der Käufer, wenn er die größere Reſt⸗ ſumme erlegt. Tut er das nicht, dann iſt auch ſeine Anzah⸗ lung futſch. Und das mit Recht. Denn die Verkäuferin hätte unterdeſſen den Stoff ja vorteilhaft gegen bar verkaufen kön⸗ nen und muß doch eine kleine Entſchädigung für den entgan⸗ genen Gewinn haben. Sonſt, wie geſagt, nichts Neues unter der Marktſonne! Auch auf dem Juxplatz am Schlachthof— ganz draußen an der Peripherie der Stadt— nicht. Der alte Radau von Ka⸗ ruſſellorgeln und ähnlichen Lärminſtrumenten, die alten „Shows“, wie der Amerikaner ſagt, die alten Bummler aber auch hier nichts Ungewöhnliches. Zieht man aber die Bilanz vom Ganzen, ſo bleibt doch zurück die Tatſache, daß der Maimarkt von heute ſich mit dem von früher nicht mehr meſſen kann. Der Mammon iſt ein gar gewaltiger Herrſcher. Aber piel ſtärker wie er iſt der— Dalles, den nur der„Wahre Jakob“ einigermaßen bändigt. M. Kommunale Chronik Badiſcher Städtebund Der Badiſche Städtebund(Verband der mittleren Städte Badens) hielt vor einigen Tagen im Rathaus zu örrach unter dem Vorſitze des Oberbürgermeiſters Renner eine Sitzung ab, bei der insbeſondere die ſich aus der zunehmenden Entwicklung des Kraftfahrzeugverkehrs für den Straßenbau und die Verkehrsregelung ergebenden Folgerungen eingehend erörtert wurden. Es er⸗ ſcheint dringend geboten, daß alsbald einheitliche Vorſchriften für den Straßenbau und neuzeitliche Beſtimmungen zur Regelung des Straßenverkehrs ergehen. Die erforderlichen Schritte werden im Benehmen mit den großen Städten des Landes eingeleitet. Dabei wird insbeſondere auch eine Aen⸗ derung des Straßengeſetzes in der Richtung angeſtrebt, daß die Beiträge der Gemeinden zu den Koſten der Landſtraßen, die ſich infolge des ſtarken Durchgangsver⸗ kehrs außerordentlich geſteigert haben, in angemeſſener Weiſe herabgeſetzt werden. Des weiteren befaßte ſich die Tagung mit dem Aufwertungsverpflichtungen der Sparkaſſen und den ſich bei verſchtiedenen Kaſſen ergebenden Differenz⸗ beträgen zwiſchen der Aufwertungsmaſſe und den eigenen Verpflichtungen, die letzten Endes zu Laſten der bürgenden Gemeinden gehen werden, wenn nicht Mittel und Wege ge⸗ funden werden, dieſe Sonderbelaſtungen auf irgendeine Weiſe zu beheben. Der bei der Tagung anweſende Präſident des Sparkaſſen⸗ und Giroverbandes, Dr. Gugel meter, er⸗ ſtattete einen Bericht über die gegenwärtige Geld⸗ und Zinslage und wies dabei auf die ſich aus einer Regelung der Reparationsſchulden durch die Pariſer Konferenz einer⸗ ſeits und aus dem außerordentlichen Geldbedarf des Reichs andererſeits ergebenden Folgerungen hin. Aus den übrigen Tagesordnungsgegenſtänden iſt insbe⸗ ſondere noch die Aenderung des Fürſorgegeſetzes für Gemeinde⸗ und Körperſchaftsbeamte ſowie die Dieuſtkleidung der Gemeindepolizei zu er⸗ wähnen. Nachdem die Ausbildung der Gemeindepolizei⸗ beamten einheitlich geregelt iſt, erſcheint es wünſchenswert, daß auch einheitliche Richtlinien für die Kleidung und Aus⸗ rüſtung der Gemeindepolizei aufgeſtellt werden. Die Rege⸗ lung ſollte ſich nach Möglichkeit der für die Staatspolizei an⸗ paſſen. Vor allem muß dabei auf eine einheitliche Ausgeſtal⸗ tung der Abzeichen für die einzelnen Dienſtgrade Wert gelegt werden.* Konflikt zwiſchen Staatsbehörde und Stadtverwaltung Neuſtadt i. Schw. * Neuſtadt i. Schw., 24. Mai. Zwiſchen dem Waſſer⸗ und Straßenbauamt in Bonndorf und der Stadt⸗ verwaltung Neuſtadt iſt es zumoffenen Konflikt gekommen. Gemeinderat und Bürgerausſchuß Neuſtadt hatten beſchloſſen, daß vom Elektrizitätswerk durch die Gutach⸗ und Poſtſtraße ein Drehſtromhochſpannungskabel zur Schrauben⸗ fabrik Götz gelegt werden ſolle, um dieſem Betrieb die Exi⸗ ſtenz zu erleichtern. Das Waſſer⸗ und Straßenbauamt Bonn⸗ dorf erklärte, daß die Kabellettung ohne Inanſpruchnahme von Eigentum der Straßenbauverwaltung durchgeführt wer⸗ den müſſe. Das würde neue verzögernde Verhandlungen mit den Baufirmen und Privateigentümern der Strecke nötig machen, techniſch aber kaum durchführbar ſein. Auch lehnte die Straßenbauverwaltung eine Einladung zu einer Tagfahrt ſchroff ab. Die Stadtverwaltung hat Beſchwerde erhoben bei der Waſſer⸗ und Straßenbaudirektion Karlsruhe und will ſich weitere Schritte vorbehalten. Verſchiebung der Hekoga⸗Generalverſammlung * Darmſtadt, 24. Mat. Der Vorſtand der Hekoga hat in ſeiner heutigen Sitzung beſchloſſen, die General⸗ verſammlung, die für den 5. Juni angeſetzt war, um vier Wochen zu verſchieben, da die beſtimmte Mittei⸗ lung eingegangen iſt, daß das ſchon lange in Ausſicht geſtellte neue Angebot der Süwega in dieſen Tagen eintreffen wird und daß die Zeit für die Durchführung und Durchſicht des neuen Angebots bis dahin zu kurz erſcheine. * Schriesheim, 24. Mai. In der jüngſten Gemeinde⸗ ratsſitzung wurde u. a. beſchloſſen, dem Landwirt Ludwig Ullrich V eine Gemeindewieſe pachtweiſe zu überlaſſen.— Die Bahnhofsſtraße von dem Poſtamt bis zum Valen⸗ tin Buſch wird der feſtgeſetzten Bauflucht entſprechend ver⸗ breitert.— Dem vorgeſchlagenen Gebäudetauſch mit dem Leder⸗ und Kohlenhändler Jean Hertel wird zugeſtimmt.— Landwirt Michael Wolf erhält zu Bauzwecken vom Gemeinde⸗ wald im Oelberg ein Teilgrundſtück mit 2 Ar 36 Quadratmtr. Wald.— Die Erſtellung einer Reſervepumpe im Pumpwerk wird den Siemens ⸗Schuckert⸗Werken zum Angebot über⸗ tragen.— Die Satzungen zur Schädlings bekämpfung an Obſtbäumen werden geändert. Zu Kommiſſionsmit⸗ gliedern werden ernannt: Gemeinderat Forſchner, Gemeinde⸗ rat Weber, Landwirt Martin Ringelspacher, und der Vorſtand des Obſtbauvereins.— Ein Sturz der Urkunden ergibt, daß alles in Ordnung iſt.— Als Verbandsausſchußmitglied bei der Bezirksſparkaſſe in Ladenburg wird Gemeinderat Müller beſtimmt.— Dem Geſuch eines Spatunternehmens um Ge⸗ währung eines Zuſchuſſes zur Inſtandſetzung der Spatgrube konnte nicht entſprechen werden.— Die Brückenwaage ſoll inſtand geſetzt werden.— Der Fußballvereinigung„1919“ wird auf Antrag zum 10jährigen Stiftungsfeſte ein Pokal geſtiftet. Aus dem Lande Der Mord in Raſt * Meßkirch, 24. Mat. Zu der Mordtat in Raſt, bei den, wie gemeldet, der frühere Polizeidiener Bär die Witwe Rotmunderſchoß, wird noch berichtet: Die Getötete galt als tüchtige, fleißige Frau, die ihr kleines Bauerngut ſeit dem Tode ihres vor vier Jahren verſtorbenen Mannes allein be⸗ trieb. Welche Beweggründe den Bär zu ſeiner furchtbaren Tat veranlaßten, iſt noch unklar. Man ſpricht im Orte davon, daß Beziehungen zwiſchen beiden beſtanden haben. Bär wan fleißig und bisher unbeſcholten, aber auch ein ſenſibler Menſch, der in überreiztem Zuſtand zu Gewalttätigkeiten neigte. Eheliche Zerwürfniſſe, die auf ſeine groben Gewalt⸗ tätigkeiten zurückgeführt werden können, haben ihn in letzter Zeit dem Alkohol zugeführt. Seine Frau bedrohte er auch vor einigen Tagen mit Totſchlag, ſo daß ſie zu Ver⸗ wandten ging und ſpäter unter polizeilichem Schutz ihre Klei⸗ der zu Hauſe holen mußte. * Brühl, 24. Mai. Ein in den 40er Jahren ſtehenden Taglöhner wurde kürzlich aus einer Wirtſchaft in Rohr⸗ hof hinaus befördert. Der Mann kam dabei ſo unglücklich zu Fall, daß er an einem Bein erhebliche Verletzungen erlitt und ſpäter in das Mannheimer Allgemeine Krankenhaus über⸗ führt werden mußte. Die Verletzung verſchlimmerte ſich der⸗ art, daß das Bein jetzt amputiert werden mußte. Unter⸗ ſuchung iſt im Gange. * Schöllbronn(Amt Ettlingen), 24. Mai. In den geſtrigen Nachmittagsſtunden ging über unſere Gegend ein ſchweres Gewitter nieder. Der Blitz ſchlug in ein Haus ein und beſchädigte dann die Kirche. Ein in der Nähe ſtehender Baum wurde vollkommen geſpalten. Glücklicherweiſe entſtanden keine Brände, doch iſt der angerichtete Schaden nicht unerheblich. * Pforzheim, 22. Mai. Der einer alteingeſeſſenen Fabri⸗ kantenfamilie Pforzheims entſtammende, hochangeſehene Mit⸗ bürger Geh. Kommerzienrat Hermann Geſell feierte heute ſeinen 85. Geburtstag. Im Jahre 1876 war Geſell in den Stadtrat und zwei Jahre ſpäter in den badiſchen Landtag gewählt worden. Er gehörte von 18781884 und von 1887 bis 1899 der Zweiten Kammer an. 1919 trat er aus Geſund⸗ heitsrückſichten von ſeinem Amte als Obmann des Stadtver⸗ ordnetenvorſtandes zurück. Auch war er lange Jahre Mit⸗ glied der Handelskammer, zuletzt deren Präſident. * Offenburg, 24. Mai. Dienstag nacht halb 12 Uhr brach in dem Magazingebäude der Glas⸗, Porzellan⸗ und Stein⸗ guthandlung Bährle und Klett in Offenburg Feuer aus, das an den zur Verpackung dienenden Strohvorräten reiche Nahrung fand. Das Magazingebäude lehnt ſich direkt an die Wirtſchaftsgebäude des„Zähringer Hof“ an. Die Weckerlinie und die übrigen Mannſchaften der Freiw. Feuerwehr waren ſofort zur Stelle und konnten nach ber einſtündiger Tätigkeit den Brand auf ſeinen Herd beſchränken, ſo daß die nebenliegenden Gebäude gerettet werden konnten 5 1 und die Höhe des Schadens ſind noch un⸗ ekannt. * Triberg, 24. Mai. Die Eheleute Wilhelm Kälble in Triberg begingen am Pfingſtdienstag das Feſt der Golde ⸗ nen Hochzeit. Der Mann iſt 82, ſeine Frau 81 Jahre alt Kalble iſt Uhrmacher und war über 30 Jahre bei der Jahres⸗ uhrenfabrik A. Schatz Söhne in Triberg und über zehn Jahre bei Gebr. Bühler Nachfolger tätig. Seine Tätigkeit hat er bis zu ſeinem 76. Lebensjahr ausgeübt. An Pfingſten feier⸗ ten ferner die Eheleute Gregor Pfaff ihre Goldene Hoch⸗ zeit, Pfaff iſt 76, ſeine Frau 79 Jahre alt. Er war lange Beſitzer des Hofes an der bekannten Nußhurtkapelle auf der Geutſche oberhalb Triberg. Schluß des redaktionellen Teils 5 Wer Magenbhesgnseeum en; . 8 stel gender Müſſonen- Umsatz sow le das a1 50 5 1 olsen am n o Vor 5 555. 5 unser Origins! Bullrich⸗Sa 2 cen 81 Verciauungistörungen und Sodbrennen hst. VNerszumen Sie nicht aich Heute ein paket fur so ig. ⁊u kaufen oder unsers ſableſſen zu. 2s u. 1M ZU Auch Sie werden von der prompten Wirkung überrascht sein, Nur echt in b Packung mit dem Bilde des Erfinders. A. W. 4 C. W. Bulirich, Berlin WSI Wiener Brief Mit dem Frühling iſt uns auch wieder die Jeritza zu⸗ rückgekehrt; leider immer nur für kurze Zeit kommt ſie nach Wien zurück, wo ihr Aufſtieg begann, aber immer wieder er⸗ freut und überraſcht ſie durch ihre wundervolle Kunſt, ſelbſt in Partien, die wir längſt von ihr kennen und ſchätzen. Das Schöne an dieſer großen Künſtlerin iſt, daß ſie niemals ſtehen bleibt, daß ſie immer weiter an ihren Leiſtungen arbeitet und ſtets neue Nuancen bringt. Sie wird niemals Schablone, was bei der Oper ſo leich möglich iſt, immer beſeelt ſie die Rolle, die ſie darſtellt, als ob ſie jeden Abend neu ſchafft und meu erlebt. So haben wir jetzt wieder ihre wundervolle San⸗ kuzza geſehen und gehört und ihre Violanta, die ſeltenen Genuß bereitet. Die Tosca gehört zu den unvergeßlichſten Kunſtgenüſſen und ihr Mädchen aus dem goldenen Weſten zeigt auch immer neue intereſſante Momente. Ganz pracht⸗ voll iſt ihre Helena. Speziell an dieſer Rolle hat ſie viel ge⸗ arbeitet, ſeit ſie ſie zuletzt bei uns geſungen hat, und man kann begreifen, daß die Amerikaner jeden Preis zahlen, um ſolche Leiſtungen zu bewundern. Ihre Helena iſt wirklich gött⸗ lich. Die Erſcheinung, das Spiel, die Geſte, das iſt alles ſo Harmoniſch und reſtlos künſtleriſch, daß man dieſen ſeltenen Auch die Schönheit und Fülle dieſer ſeltenen Stimme überraſcht immer wieder, trotz der hochgeſpannteſten Erwartungen, die man in ſie ſetzt. Neben ihr behauptet ſich, und das will viel ſagen, Frau Angerer als Aithra. Die beiden wundervollen Stimmen zuſammenklingen zu hören, iſt ein ganz beſonderer Genuß. Meiſter Strauß am Dirigentenpult leitete das prachtvolle Orcheſter in ge⸗ hobener Stimmung, ſelbſt mit uns genießend. Zu Hans Pfitzners ſechzigſtem Geburtstag wurde ſeine „Roſe vom Liebesgarten“ wieder aufgeführt. Es iſt nicht die beſte ſeiner Opern, namentlich der Text iſt es mit ſeiner merkwürdigen Symbolik, der der Oper keinen dauern⸗ den Erfolg ſichern kann, bei aller Schönheit der Muſik. An ihr ſchätzen wir vor allem das liebliche Oratorium des Vor⸗ ſpiels und die wunderſchönen Mottve der Roſe. Siegnots Monolog mit dem Waldweben und die Elfengeſänge ſind reiz⸗ vollſte Muſik. Pfitzner, der ſelbſt dirigierte, wurde ſtürmiſch begrüßt und nach jedem Aktſchluß gefeiert. Wie auch bei der „Paleſtrina“, darf man auch hier von Pfitzners Muſik ſagen, daß ſie eine blühende Fülle, ein wenig Hang zum Schwer⸗ mütigen und zur Verſonnenheit beſitzt und meiſterhafte Tech⸗ nik. Die Vorſtellung war ausgezeichnet, weckt aber doch Er⸗ innerungen an die unvergeßliche unter Mahlers Leitung. Herr Kahlenberg war gut bei Stimme, Frau von Born ſang mit ihrer warmen, friſchen Stimme die Elfe und die andern Elfen, Frau Helletsgruber und Zſanto, die Herren Wernigk, Schipper, Markhoff und Ettl waren ausgezeichnet, wie das vollendete Orcheſter unter der Leitung des Komponiſten. Es war eine begeiſterte Feier zu Pfitzners ſechzigſtem Geburtstag. Im Burgtheater gehen noch die alten Stücke, nur das Gaſtſpiel Werner Kraus brachte ein wenig Leben in das ſonſt ziemlich öde Programm. Eine Neueinſtudierung des Wallenſtein an einem Abend wurde verſucht und hat ſich, wie dies bei ſolchen Experimenten meiſt der Fall iſt, nicht als ein glückliches erwieſen. Im Burgtheater wurde mit voll⸗ ſtändiger Ignorierung des Lagers, einfach die„Piccolomini“ und„Wallenſteins Tod“ auf eine Spielzeit von vier Stunden zuſammengeſtrichen. Dadurch bleibt nun ſoviel Schönes und Wichtiges weg, daß wir uns mit dieſer Bearbeitung Karl Eduard Klopfers nicht befreunden können. Er läßt Thekla allen Raum frei, ſtreicht aber ſehr wichtige Stellen, ſo daß die große Idee dadurch Schaden erleidet und eigentlich nur ein Chaos übrig bleibt. Auch der Regie Direktor Herterich fehlt der große geiſtige Zug, wir bekommen ſozuſagen einen Klaſſiker zu ſehen, für Schüler, eine brave ein wenig opern⸗ hafte Klaſſikervorſtellung. Beſonders ſchmerzhaft wirkt die Schauſtellung des blutigen Wallenſtein. Die Maſſenſzenen ſind nicht lebendig und es gibt nicht viel überragende Einzel⸗ beiſtungen. Was aber da iſt, ſteht allein, ohne Gliederung, ohne angeſtimmt zu ſein, auf das Ganze. Einſam, in klaſſiſcher Höhe über allen weit, ſteht Hedwig Bleibtreu als Gräfin Terzky. Sie iſt uns erſt ſeit kurzem aus Berlin wiedergekehrt, wo ſie den ganzen Winter über in Molnars„Olympia“ große Triumphe feierte, und man ſucht leider keine Gelegenheit dieſe wundervolle Künſtlerin in einer überragenden Rolle herauszuſtellen. Nun war ſie jetzt mit ihrer Einfachheit und noblen Menſchlichkeit ganz allein; ziem⸗ lich entfernt erſt von ihrer wundervollen Leiſtung ſteht der Wallenſtein Werner Kraus! Bei Reinhardt, der nun wieder für kurze Zeit nach Wien zurückgekehrt iſt, wurde der dauerhafte Erfolg, den Kamares„Leinen aus Irland“ brachten, von Bruckners„Ver⸗ brechern“ abgelöſt, und man konnte wochenlang vorher ſchon in allen Zeitungen leſen, wer denn Herr Bruckner eigentlich — nicht iſt. Er hüllt ſich auch jetzt noch in ſein Pſeudonym und die Wiener, die allzugern auch etwas aus dem Privatleber ihrer Künſtler wiſſen wollen, ſind untröſtlſtich, daß ſie 10 immer nicht wiſſen, wer der erfolgreiche Autor iſt. So wurde der Saiſonerfolg des Deutſchen Theaters mit Spannung er wartet und auch hier hatte das intereſſante Stück einen gro⸗ zen Erfolg, wenn auch nicht ſo nachhaltig wie in Berlin. W. Wiener ſind mehr für das Liebliche und Amüſante un Leinen aus Irland“ hatte deshalb einen ſo anhaltenden Erz folg, der in Berlin wieder lange nicht ſo ſtark war, Immer hin war der Erfolg beſonders in künſtleriſcher Beziehun ausſchlaggebend ſchon wegen der ausgezeichneten, geſchloſſenen und in allen Rollen durchwegs erſtklaſſigen Darſtellung. Von den anderen Bühnen iſt nicht viel zu ſagen. Die un vergleichliche Sari Fedak, die erſte Gattin Molnars, ſpiell in einem ſchrecklichen Stück ihres Landsmanns Bus Fekete. Vielleicht wirkt es im Ungariſchen nicht ſo unmöglich, a deutſch iſt es jedenfalls ſchlimm, trotz der Fedak, denn es 5 immerhin ein Vergnügen, ſie auf der Bühne zu ſehen. Wie⸗ der ein Beweis, daß ſelbſt der beſte Darſteller auch ein gutes Stück baben muß, um wirken zu können.— In der„Ko⸗ mödie geht ſchon wochenlang ein hübſches Stück von Lonsdale,„Ariſtokraten“ betitelt, das recht gut geſpielt wird und das Publikum unterhält. Marietta von Streelen und Oskar Beregi ſpielen ausgezeichnet und dann noch Reh⸗ berger, Staudt, Berliner und für die Regie zeichnet der ge⸗ ſchmackvolle Regiſſeur und Direktor Rolf Jahn. Das Volks⸗ theater bringt nichts Beſonderes, in den Operettentheatern gehen noch immer„Roſen aus Florida“ und die ach, ſo erfolg⸗ reiche„Friederike“. 5 O Dentſche Kunſt in Buenos Aires. Im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt veranſtaltet der Hauptausſchuß der Allgemeinen Deutſchen Kunſt⸗Genoſſenſchaft eine Aus⸗ 1 1 ung zeitgenöſſiſcher deutſcher Künſtler in Buenos 4 — 4 Samstag, den 25. Mai 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 237 Wirtſchafllich es Soziales Mäßige Beſſerung des Arbeitsmarktes In vielen Arbeitsamtsbezirken zeit vom 9. bis 15. Mai 1929 die Entlaſtung des Ar⸗ „„ wiederum nur in recht verlang⸗ ſamten Tempo vollzogen. Der Beſtand an verfügbaren Arbeitskräften und die Inanſpruchnahme der Unterſtützungs⸗ einrichtungen iſt im 5 wärtigen„ in allen Berufs⸗ gruppen, die die Geſamtlage des Arbeitsmarktes hauptſächlich beeinfluſſen, ganz er 0 eblich höher als im 8571 51 Der Stand an Hauptunterſtützungsempfängern am 15. Mai war folgender: In der verſicherung igen Arbeitsloſen⸗ unterſtützung: 47 531 Perſonen(32 537 Männer, 14 994 Frauen), in der Kriſenunterſtützung: 9126 Perſonen(7270 Männer, 1856 Frauen). Die Geſamtzahl der Unterſtützten fiel um 4585 oder 7,5 v. H. Davon kamen auf Württemberg 14057 gegen 15 215 und auf Baden 42 600 gegen 46027. Im Ge⸗ ſamtbezirk des Landarbeitsamts Südweſtdeutſchland kamen am 15. Mai 1929 auf 1000 Einwohner 11,3 Haupt⸗ unterſtützungsempfänger gegen 18,8 am 3. April und 31,9 am 6. März. Ueber die Entwicklung und den in den Hauptberufsgruppen iſt folge Beſchäftigung des Baugewerbe tere Fortſchritte gemacht; in ein die Aufnahmefähigkeit des Baun lich erſchöpft zu ſein. Für Maurer, Gipſer, Pfläſterer un 1d M aler machte ſich die meiſte Nachfrage geltend, für die andere ufacharbeiter, vor allem für ee waren Beſchäftigungsmöglich⸗ keiten viel ſpärlicher vorhanden. Die Aufnahmefähigkeit der Induſtrie der Steine und Erden läßt ſowohl in den Ziegeleibetrieben als auch in den Sandſtein⸗ und Muſchelkalk⸗ brüchen immer noch zu wünſchen übrig. Im Verkehrs ⸗ gewerbe iſt die Beſchäftigungslage in den badiſchen Rheinhäfen völlig unbefriedigend, die rungen der Reichsbahn an e fielen ins Ge⸗ wicht Der Bedarf der Landwirtſchaft an Pferdeknechten, Dienſtknechten und Mägden konnte bei weitem nicht befriedigt werden, Hilfskräfte für landwirtſchaftliche Arbeiten ſtanden dagegen zur Zeit noch in genügender Zahl zur Verfügung Beſonders gefragt waren Hilfskräfte in den Gä irtnereibetrte⸗ ben, die auch für gelerntes Perſonal, insbeſondere füt noch ſehr aufnahmefähig waren. Die Vermittlungstäti im Gaſtwirtsgewerbe erfuhr durch das bevo ſtehende Pfingſtfeſt eine ſehr merkliche Belebung für Aushilfskräfte. Der Mangel an geſchulten Friſeuren und Friſeuſen grat in der letzten Woche wieder beſonders in Erſcheinung. Die metallverarbeitende und die Maſchinen⸗ In duſtrie hat in einigen Betriebszweigen wieder Enk⸗ laſſungen vornehmen müſſen. Beteiligt war neben der Automobil⸗ und Maſchineninduſtrie hauptſächlich wieder die Schmuckwarenbranche. Vermittlungsfähig waren wie in der Holzin duſtrie im allgemeinen nur die Berufe, die von 1 5 Beſchäftigung des Baugewerbes abhängig ſind. In der Tertilinduſtrie überwogen wieder die ungünſtigen ngen. Die Abſchwächung in der Papterkudu⸗ ſtrie hielt an, das Verpielfältigungsgewerbe hatte durch die Beendigung der Satz⸗ und Druckarbeiten für die Eiſenbahnfahrpläne einen erheblichen Zugang an Arbeits⸗ loſen. In der Holzin duſtrie iſt die Lage in den Be⸗ trieben, die nicht vom Baugewerbe einen Auftrieb erfahren, ſehr unbefriedigend. Im Nahrungsmittelgewerbe war beſonders Bedarf an Müllern und Brauern. In der Tabakinduſtrie Badens iſt die Arbeitsloſigkeit immer noch gleich ſtark. Im Bekleidungsgewerbe hielten die günſtigen Beſchäftigungsverhältniſſe in der Maßſchneiderei an; auch das Schuhmacher handwerk erfuhr eine Be⸗ lebung des Beſchäftigungsſtandes, während in der Schuhindu⸗ ſtrie neuerdings eine Verſchlechterung feſtzuſtellen war. Stand des Arbeitsmarktes endes hervorzuheben: Die hat im allgemeinen wei⸗ ˖ e ſcheint jedoch hat ſich in der Berichts⸗ Anforde⸗ Aus der Pfalz Verhängnisvolle Meſſerſtecherei * Ludwigshafen, 25. Mai. Geſtern abend kam es in der Heinigſtraße zu einer ſchweren Bluttat. Der im Hauſe Nr. 14 dieſer Straße wohnende Elektromonteur Wilhelm Daehn aus Plochingen bekam mit Hausbewohnern einen Wort⸗ wechſel. Auf die Hilferufe der Frau Sauer kam ihr Mann zur Hilfe und verſetzte dem Elektromonteur einen ſolchen wuchtigen Meſſerſtich in die linke Bruſtſeite, daß Daehn auf der Straße blutüberſtrömt zuſammenbrach und nach kurzer Zeit tot war. Der Täter, der Tüncher Karl Sauer, wurde ſofort verhaftet. Der Feſtgenommene ſteht im Alter von etwa 40 Jahren. Kampf den Brandſtiftern! * Speyer, 22. Mai. Von behördlicher Seite wird ein⸗ dringlich auf die Notwendigkeit der Bekämpfung der Brand Anfälle bezw. der Brandſtifter hingewieſen. Mit Rückſie ht darauf, daß in den letzten Jahren eine bedenk⸗ liche Zunahme der Bra nöſtiftungen feſtzuſtellen iſt und mit Eintritt der warmen Witterung im diesjährigen Frühjahr wieder eine Reihe von Brandunfällen auf Flur⸗ und Waldgebieten durch unvorſichtige Raucher verurſacht wurden, wird der Bevölkerung die Verpflichtung auferlegt, ſich an den Bekämpfungsmaßnahmen zu beteiligen. Durch vorſätzliche oder fahrläſſige Brandlegung wurden ſchon oft große Vermögenswerte vernichtet. Um die weiteſten Kreiſe der Bevölkerung zur Mitarbeit an dieſem Kampfe heranzu⸗ ziehen, gewährt die Verſicherungskammer, Abteilung für Brandverſicherung in München, für die Ermittelung von Brandſtiftern Belohnungen bis zu 2000 l. Der Lingenfelder Luſtmörder am Grabe ſeines Opfers * Germersheim, 24. Mai. Der Mörder Remm aus Lin⸗ genfeld wurde heute vormittag vom Amtsgericht Germers⸗ heim aus mit dem Auto nach Lingenfeld gebracht, um an dem Tatort Ausſagen zu machen. Da aber die Mordſtelle von einer großen Menge Neugieriger belagert war, ſah man hier⸗ von ab und führte ihn nun an das friſche Grab ſeines Opfers. Hierauf wurde er ins Landgerichtsgefängnis Lan⸗ dau eingeliefert. Sein Bruder Friedrich, der bekanntlich in Schutzhaft genommen worden war, da er der Unterſtützung ſeines Bruders mit Eſſen verdächtig war, wurde geſtern abend wieder auf freen Fuß geſetzt. Der Mörder legte nur ein Teilgeſtändnis gb und zeigte ſich, nachdem der erſte Eindruck der Verhaftung bei ihm verſchwunden war, ziemlich trotzig und ohne jegliche Reue. Er gibt ſich die größte Müthe, die Sache mit dem großen Unbekannten, der der Täter ſein ſoll, glaubhaft zu machen und ſchiebt ihm alle Taten zu, die auf ſein Konto kommen, allerdings mit wenig Erfolg, da mehrere Zeugen ausſagen, daß er allein war. Daß der Täter ſo ſchnell gefunden werden konnte, iſt ein weſentliches Verdienſt der Gendarmerie Germersheim, die Tag und Nacht auf ihrem Poſten ſtand. Bezeichnend für die Perſon Remms iſt, daß ſeine Kollegen ihm von jeher mit Mißtrauen be⸗ gegneten und ihm keine kameradſchaftlichen Gefühle entgegen⸗ ringen konnten. Tagelang verſah er ſeine Arbeit, ohne um⸗ zuſehen oder ein Wort zu ſprechen. ** * Neuſtadt a.., 22. Mai. Dienstag abend gegen 8 Uhr wurde der Autoſchloſſer Karl Reichert von hier auf der Staatsſtraße Neuſtadt Landau, unweit der Kreuzung mit der Diedesfelder Straße, von einem Auto angefahren und ſchwer verletzt. Er mußte ins Krankenhaus übergeführt werden. Der Lenker des Autos, eines Fordwagens, fuhr da⸗ von, ohne ſich um den Verletzten zu kümmern. Der Kaſchauer Kannibalen-Prozeß Am dritten Verhandlungstage des Prozeſſes gegen die menſchenfreſſenden Zigeuner hat der von ſeinen Genoſſen der Ermordung des Konſumvereinsdirektors Imling beſchul⸗ digte Paul Rybarx einwandfrei ſein Alibi nach⸗ gewieſen. Genaue Erhebungen ergaben tatſächlich, daß Paul Rybar in der Zeit, als der Mord geſchah, im Spital gelegen hat. In der Verhandlung vom 23. Mai werden die noch reſtlichen Angeklagten verhört. Sie alle, unter ihnen der ſchwindſüchtige Konya, der die Verhandlung kaum über⸗ leben dürfte, erklären ſich für abſolut unſchuldig. Es werden daun die übrigen Angeklagten hereingeführt, wobei Paul Rybar dem Vorſitzenden eine ganz ſalonfähige Verbeugung macht. Nun beginnt das Zeugenverhör zum Falle Imling. Der erſte Zeuge, Dr. Weiß aus Borſt, erzählte, daß Imling nur zweihundert Schritte von der Ortſchaft entfernt bewußtlos, beinahe ſterbend am Rande des Baches gelegen ſei. Sach⸗ verſtändiger Dr. Laſzlo erklärte, daß die Hiebe ſo wuchtig geführt ſein mußten, daß der Wir belknochen heraus⸗ geſprengt worden war. Der Sachverſtändige betonte unter allgemeiner Spannung, daß auch die Leiche der ermor⸗ deten Holzfällerin, die er gleichfalls ſeziert habe, die gleichen Verletzungen am Kopfe aufgewieſen habe. Auch die Aehnlich⸗ keit aller anderen Verletzungen laſſe vermuten, daß in faſt allen Fällen ein und derſelbe Mörder in Betracht komme. (Große Bewegung.) Nun dreht es ſich um die Frage, ob nicht ein einziger der Zigeuner der Scharfrichter der Bande wär, was natürlich die Rettung der übrigen von der Anklage bedeuten würde. Die Witwe und Schwägerin des ermordeten Imling ſagen nichts Neues aus. Intereſſant geſtaltet ſich wieder die Aus⸗ ſage des Gendarmeriewachtmeiſters Horacek von Moldawa. Er erklärt, daß, als er die Unterſuchung in Moldawa leitete, eines Tages der inzwiſchen verſtörbene Zigeuner Harvath zu ihm gekommen ſei und mitgeteilt habe, ſeine Kameraden hätten ihm geſtanden, daß ſie im Herbſt 1923 einen hoch⸗ gewachſenen Mann in der Nähe von Stoß erſchlagen und beraubt hätten. Filke und Hudak ſeien ihm nachgeſchlichen. Hudak habe den erſten Schlag geführt, und Imling habe flüchten wollen. Da ſei Filke nachgeſprungen und habe die beiden anderen Schläge geführt. Der Vorſitzende bringte nun die Sprache auf die angeb⸗ lichen Mißhandlungen beim Verhör. Der Wachtmeiſter: Die Zigeuner ſind nie geſchlagen worden; eben weil wir wiſſen, daß die Zigeuner ſich gerne auf Prügel ausreden, haben wir ſie nicht angerührt. Der Staatsanwalt beantragte, die Zigeuner einzeln mit dem Wachtmeiſter zu konfrontieren, was unter Proteſt der Verteidigung geſchieht. Sowohl Filke als auch Rybar und Julius Cſiſar erklären gemeinſam, ſie ſeien geſchlagen worden. Der Wachtmeiſter habe ſie wieder⸗ holt mit einem Gummiknüppel bearbeitet, und auch der oberſte leitende Kaſchauer Staatsanwalt, der Prokurator, habe ſie vor das Kinn geſtoßen.(Allgemeine Aufregung im Saal.) Vorſttzender: Das iſt doch unerhört, die Perſon des Ober⸗ ſtaatsanwaltes hereinzuziehen. Wenn ihr hier ſo etwas aus⸗ ſagt, gebe ich euch 24 Stunden Dunkelarreſt! Auch Grujo, der Miſchling, erklärt, ſowohl von den Gendarmen als auch vom Oberſtaatsanwalt geſchlagen worden zu ſein. Der Wacht⸗ meiſter erklärt dies alles als Erfindung. Gegen Schluß der Verhandlung kommt es plötzliich zur Aufrollung jener Frage, die ſeit Beginn unſichtbare Schatten des Grauens 1 Entſetzens auf dieſen Prozeß und ſeine Beteiligten wirft. Der als Zeuge vernommene Richter Juſtiz⸗ rat Dr. Peter Ipſof, der ſeinerzeit die Unterſuchung gegen die Zigeuner von Moldawa geführt hat, wird von Verteidiger Dr. Friedländer gefragt, wie man eigentlich auf die Menſcheufreſſerei gekommen ſei. Zeuge: Wir hatten auf Grund einer Anzeige 2 1 1 8 31 3 J 15 55 2 Veranſtaltungen Samstag, den 25. Mai Nationaltheater:„Die Deeigroſchenoper“, 7 Neues Theater(Freie Volks:„Friede. Lichtſpiele: Alhambra:„Die Ehe“.— Die Hellſeherin“.— Ufa⸗ Theater: kn 2 5 Pa ha ſt⸗ T heater:„Hare Piel“.— Seca etm⸗ niſſe“,— Capitol:„Das Geheimn V ans— Mädche nſchule⸗ Glorta⸗Palaſt:„Don Juan in der Muſeen und Sammlungen: Kunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und 3 bis! Gemälde⸗Galerie im Schloß: Mittwoch u. 0 ag Schloßmuſeum: Dienstag b. Samstag 10—1, 3. Son Schloßbücherei: 9. 5—7 Uhr.— Muſeum für; Natur⸗ un kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 unden 1. v Uhr: Dienstag—5 Uhr; Mittwoch—5 Uhr: Freitag—7 11—1 ner, ob ſte 5 dieſe Frau ermordet hätten. bejahten.„Was habt ihr mit der Leiche gema haben ſie gefreſſen,“ erklärten die Zigen gläubig fragte ich:„Aber die Knochen habt ihr doch n gefreſſen, wo ſind denn dieſe?“„Die haben wir im vergraben,“ antworteten die Zigeuner. Ich machte ſie e Fürchterlichkeit ihrer Behauptung aufmerkſam und li ins Lager führen, wo ſie nach und 2 vier Stell en ar an denen die Knochen vergraben ſein ſollten. grabungen waren ergebnislos. Ich hielt dies d vor und ſagte ihnen:„Ihr habt mich belogen. 5 blieben dabei:„Nein, wir haben nicht gelogen, wir h Knochen vergraben, wir können uns nur nicht m an die Stelle erinnern.“ Einige Tage ſpäter, ſo er Zeuge, kam eine Bäuerin von Moldawa und gab an, ſie hätte die Zigeuner dabei beobachtet, wie ſie einm al im Lager Ku chen vergruben. Wir gruben nach und fanden dort lich Knochen.(Ungeheure Bewegung im Saale. ſind jene Knochen, von denen das Gutachten von D euner aber en die Dr. 3 npel angibt, es ſeien n Der Staatsanwalt verwahrt ſich in höchſt erregtem Tone, daß der Verteidiger eine Frage anſchneide, d 15 1 nit d der Klä⸗ rung des objektiven Tatbeſtandes nichts au t Verteidiger antwortet ebenſo erregt, es ſei für des objektiven Tatbeſtandes von größter Wichtig uns noch Menſchenfreſſer leben. Er ſelbſt wäre glücklich, wenn die Verhandlung das Gegenteil erweiſen würde, aber die Frage der Menſchenfreſſerei müßte in dieſer Verhandlung geklärt werden. 15 Vorſitzende ſchließt die Debatte über Menſchenfreſſe⸗ t.„Münch. N. Nachr.“, mit der Bemerkung, der Zweck der 9 15 ob nämlich die Zigeuner in vollem Bewußtſein ihrer Verantwortung ausgeſagt hätten, ſei ſchon durch eine Antwort des Zeugen auf eine Frage des Vorſitzenden erledigt. Der Unterſuchungsrichter habe ja bemerkt, daß die Zigeuner die fürchterlichen Dinge lachend geſtanden hätten. Gerichtszeitung Wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt 8 Heidelberg, 24. Mai. Am 23. März dieſes Jahres in Rot bei Wiesloch auf der Hauptſtraße der 3 Junge des Arbeiters Geiler von einem aus 2 egen⸗ geſetzter Richtung kommenden Omnibus überfahren und getötet. Der 20 Jahre alte Führer des Omnibuſſes hatte ſich deshalb wegen fahrläſſiger Tötung vor dem Schöffengericht Heidelberg zu verantworten. In der Be⸗ weisaufnahme wurde feſtgeſtellt, daß ſämtliche Zeugen kein Warnungsſignal gehört haben. Außerdem wurde feſt⸗ geſtellt, daß der Angeklagte nicht allzu raſch gefahren iſt. Er wurde aber entſprechend dem Antrage des Staatsanwaltes für eine an ſich verwirkte Gefängnisſtrafe von 1 Monat zu 100 Mark Geldſtrafe verurteilt, weil er eine Hupe be⸗ nutzte, die nicht mehr in Takt war; infolgedeſſen war die Ge⸗ ſchwindigkeit zu hoch, da der Angeklagte ſich nicht überzeugte, daß ſeine Warnungsſignale gehört wurden. * 8 Ein Hochſtapler verurteilt. Das Schöffengericht Köln verurteilte den Kaufmann Hartung, der ſich als kllegitimer Sohn der Gemahlin des früheren Kaiſers ausgegeben hatte, wegen fortgeſetzten Betruges, Unterſchlagung und uner⸗ laubten Waffenbeſitzes zu insgeſamt 13 Monaten Ge⸗ fängnis. Wegen ſeiner ehrloſen Geſinnung wurden ihm die Ehrenrechte auf 3 Jahre aberkannt. § Ein Arzt wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt. Das Schöffengericht Marburg verhandelte in ſiebenſtündiger Sitzung unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit gegen die prak⸗ tiſchen Aerzte Dr. Brandes aus Frankenau und Dr. Schütz aus Gemünden an der Wehra. Dr. Brandes hatte bei einer Patientin die erforderliche ärztliche Vorſorge unterlaſſen. Die Patientin ſtarb nach zwei Tagen. Als eine polizeiliche Un⸗ terſuchung deshalb eingeleitet wurde, hatte der als Zeuge ver⸗ nommene Dr. Schütz aus Kollegialität den Namen des Dr. Brandes verſchwiegen. Die Angeklagten wurden dem An⸗ trage der Staatsanwaltſchaft entſprechend verurteilt, und zwar Dr. Brandes wegen fahrläſſiger Tötung zu 60 Mk. Geld⸗ ſtrafe anſtelle von zwei Monaten Gefängnis, Dr. Schütz wegen Begünſtigung zu 100 Mark Geldſtrafe oder vier Tagen Ge⸗ fängnis. Beide Aerzte nahmen das Urteil an. Schluß des redaktionellen Teils EHSTKLASSIGE SCHWEIZ ER-MARKFN-UH HREN Für jubildums- und Hochzeltsgeschenke in Gold und Silber von besonderer Schönheit und Preiswürdigkeit 8 40⁵ FR. J. KRARUT ee, O 6, 3 u. 1 1, 3 ————— Herausgeber: Drucker und Verleger Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 6, 2 Direktion Ferdinand Heyme. Chefredakteur Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redakteur Feuilleton; Dr. S. Kayſer— Kommunalpolltit und Sport und Vermiſchtes: Willy Müller— Hand und alles e Franz 2208— Anzeigen: J ret, wurde 21 6— Gericht iche in Mannheim 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ansgabe) Samstag, den W. Mai Von ben ſüddeutſchen Waren und Produktenmärkten Verſtärktes ausländiſches Weizenangebot bei rückgängi müthlen/ Roggenangebot aus Pommern und Oſtpreußen Minimales An den ſüddeutſchen Getreidemärkten bewegte ſich das Geſchäft in dieſer Woche in ſehr engen Bahnen, da neue Mehlverkäufe im Wochenverlauf kaum ſtattfanden und dem⸗ entſprechend neues Deckungsbedürfnis bei den Mühlen nicht vorlag. Was inländiſches Brotgetreide anlangte ſo kam hinzu, daß die Forderungen dafür im Vergleich gegen Aus⸗ landsware, namentlich bei Weize n, als viel zu hoch erachtet wurden. So verlangte man an der Donnerstagsbörſe für in⸗ ländiſchen Weizen ab ſüddeutſchen Stationen 23.5024/ und bahnfrei Mannheim 2424.25 /, während Auslandsweizen von 79 Kg. Hektolitergewicht mit 10.60 hfl.(1 hfl.=.70 ¼ angeboten war, ſodaß ſich alſo das inländiſche Produkt, welches 4 Kg. weniger Hektolitergewicht aber—6 v. H. mehr Waſſer⸗ gehalt hat, etwa 11.20% zu teuer ſtellte. Von Auslands⸗ weizen wurde Bahia Blanca, 79 Kg., per Juni, zu 10.75 hfl. bis herunter zu 10.57% hfl., per Juli zu 10.80 10.60 hfl. ge⸗ handelt. Zuletzt wurden dafür 10.55 hfl. Mai⸗Juni um 10,62 fl. per Juli verlangt, Baruſſo, 79 Kg., waren mit 10.47% per Juni, 10.55 Juli, Roſa Je, 79 Kg., mit 10.50 Juni, 10.55 Juli, 10.65 Auguſt, Manitoba, Atlantic, per Juni⸗Juli in den Gra⸗ den—5 mit 12.32 ½, 11.97, 11.70, 11.32% und 10.40, Kanſas II Gulf, per Juni mit 11.15, Juli⸗Auguſt 11.20 hfl. eif Rotterdam angeboten für Victoria⸗Auſtral⸗Weizen, zweite Hälfte Juli fällig, wurden 11.80 hfl. transborde Rotterdam verlangt. Das Angebot an Auslandsweizen blieb ſo reichlich, daß die Ver⸗ käufer Unterangebote zu erlangen ſuchten. Roggen hat infolge des Druckes auf dem Weltmarkte weiter abgeſchlagen. Pommeriſche und oſtpreußiſche Herkunft von 72 Kg. Hektolitergewicht war zu i Gunſten ſich ſtellen. Für Weſtern Roggen II, Mai⸗Juni, wurden.75 hfl., für Plataroggen, 73 Ko., 10.25 hfl.eif Rotterdam gefordert. Norodeuſche Wolle Im.⸗J. 1928 erhöhten ſich die Erträgniſſe auf 17 904 656(i. V. 14 214 353) /. Demgegenüber erforderten Steuern 5 381 912(8 964 831) Mark. Für Abſchreibungen wurden 4614 754(4 849 886)„ abgeſetzt, ſodaß einſchl. 238 745(361 679) 4 Gewinnvortrag ein Reingewinn von 8 196 735(6 261 365)& verbleibt, aus dem, wie bereits bekannt, 8 v. H.(12 v..) Dividende auf St.⸗A. und Genußſcheine ver⸗ teilt und 633 184 4(0) für die bekannte Sonderausſchüttung an die Aktionäre in Form von Fretaktien mitverwandt werden ſollen. Der Vortrag erhöhte ſich auf 1 388 871(238 745) /. Der geſetzlichen Rücklage iſt das nach Abzug der Aktienausgabekoſten verbleibende Aufgeld aus der im Berichtsjahr 1928 durchgeführten Kapitalerhöhung in Höhe von 6 143 737/ zugefloſſen. Außerdem ſind dieſer Rücklage aus dem Ertrag des Jahres 1928 vorweg 106 263. zugewieſen wor⸗ den, um ſie auf den Betrag von 11250 000/ abzurunden. Die ſatzungsmäßige Rücklage ſoll durch Ueberſchreibung von 3 750 000 4 aus der Sonderrückſtellung ebenfalls auf die nach den Satzungen der Geſellſchaft erforderliche Höhe von 11 250 000/ gebracht werden. Die dann in der Sonderrücklage verbleibenden 3 750 000/ ſollen unter Mitverwendung der bereits erwähnten 633 184/ aus dem Rein⸗ gewinn des Jahres 1928 den Aktionären in Form von Aktien der N. V. Textilhandels⸗Compagnie, Amſterdam, in der bereits bekann⸗ ten Weiſe zugeführt werden. Ueber die N. V. Textilhandels⸗Co. in Amſter dam wird im Geſchäfts bericht mitgeteilt, daß die Nordwolle beabſichtige, wettere ausländiſche Intereſſen in ihr zuſammenzufaſſen. Der Vor⸗ ſtand iſt überzeugt, daß die Geſellſchaft der Nordwolle wertvolle Dienſte im Ausbau ihrer von ihr ſtets in beſonderem Maße gepfleg⸗ ten ausländiſchen Beziehungen leiſten werde. Die Er zeugung der Nordwolle habe 1928 trotz verſchiedener Betriebseinſchränkungen die Erzeugung jedes frühern Geſchäftsjahres er heblich über⸗ troffen. Dasſelbe gelte für den Umſatz, wenn er auch hinter der Erzeugung zurückgeblieben ſei. Der Auftra gs beſtand habe ſich ſeit Beginn des neuen Geſchäftsjahres um 50 v. H. gehoben. An dieſer Zunahme ſeien In⸗ und Aus landgeſchäft in gleichem Maße be⸗ teiligt. Die Verwaltung hat die volle Erzeugung wieder aufnehmen können Die Bilanz weiſt bei voll eingezahltem Aktienkapital von 25 Mill. 4 u. a. aus: Kaſſe und Wechſel 2 563 557(1 940 484) /, Grund⸗ ſtücke und Fabrikanlagen 47850 000(41 200 000), Beteiligungen 16 707 902(7 806 112) /, Vorräte erheblich vermehrt auf 86 532 277 (67 165 103), Bankguthaben 4 385 530(0) /, Guthaben bei Tochter⸗ geſellſchaften 2 297 052(0) /, ſonſtige Forderungen ſtark erhöht auf 79 466 676(52 707 504) /, Rücklagen 26 250 000(20 000 000) /, diesmal Bankſchulden mit 24 312 976(0) 1, Verpflichtungen bei Tochtergeſell⸗ ſchaften 2 165 032(0) 4, Gläubiger und Vortragspoſten 95 711707 (93 712 764) A. Frankoua Rück⸗ und Mitverſicherungs⸗AG., Berlin. Die HV. genehmigte den Abſchluß für 1928, wonach 12(10) v. H. Div t⸗ dende auf die Sta. Lit. E und D und wieder 10 v. H. auf die Vel. Sit B verteilt werden. Mit der Rückgabe des größten Teiles des beſtlichen Amerikavermögens dürfte in einiger Zeit zu rechnen ſein. 29: Verein für chemiſche Induſtrie AG. in Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft berichtet über eine weitere Um ſatzſteigerung im Ge⸗ ſchäftsjahr 1928. In der zweiten Jahreshälfte ſei die Beſchäftigung, Veſonders für den Export, recht lebhaft geweſen. Die techniſche Um⸗ ſtelkung der verſchiedenen Fabriken ſei weitergeführt worden, wodurch die geſteigerten Koſten für Holz, Steinkohlen, Löhne und Frachten ausgeglichen werden bonnten. Das Roherträgnis erhöhte ſich einſchließlich 97091(15 394)/ Vortrag auf 1781(1691) /. Anderer- ſeits ſtiegen Unkoſten auf.743(0,658) Mill. /, während ſich Steuern leicht auf 0,318(0,323) Mill./ ermäßigten und Abſchreibungen 0,167 (0,450) Mill./ erforderten. Aus dem verbleibenden Reingewinn von 852 811(559 901)/ werden bekanntlich wieder 7 v. H. auf 6,5 Mill./ Stel. und 8 v. H. auf 7500% Vel. vorgeſchlagen. Die Genuß⸗ rechtsurkunden erhalten 2 v. H. Nach 5 000, Abſchreibungen auf Hypothekenausgleichskonto verbleiben 91 001(97 091), zum⸗Vortrag. * Buk⸗Gulden werke Chemiſche Fabrik A. in Berlin.— Wieder 6. H. Dividende. Die Geſellſchaft weiſt für 1928 einen Roher⸗ trag von 1,64(1,47) Mill. 4 aus. Nach Abzug von 1,3(1,2) Hand⸗ lungsunkoſten und Steuern ſowie nach 0,15(0,12) Mill.% Abſchrei⸗ bungen verbleibt ein Reingewinn von rund 0,2 Mill. /, der ſich um den Vorjahrsvortrag von 0,1 auf rund 0,3 Mill. ¼ erhöht. Da⸗ raus ſollen wieder 6 v. H. Dividende ausgeſchüttet werden. Nach dem Bericht ließ das in der erſten Hälfte des Jahres lebhafte Geſchäft im zweiten Halbjahr nach. Die ſteigenden Laſten konnten durch Preiserhöhung nicht ausgeglichen werden, was ſich beſonders im Ausfuhrgeſchäft nachteilig bemerkbar machte. In der Bilanz erſcheinen u. a.(in Mill.): Grundſtücke unverändert 0,6, Gebäude 9,9(0,7), Maſchinen und Apparate 0,98(0,78), Vorräte 1,8(1,8), Wechſel verringerten ſich auf 0,06(0,12), Schuldner auf 1,9(2,4), Gläubiger ſind ebenfalls etwas geringer mit 0,23(0,24). * Deutſche Solvay⸗Werke AG. Bernburg.— Wieder Dividenden⸗ zahlung. Der Abſchluß für 1928 ergibt einen Reingewinn von 6 442 105/(im Vorfahre glichen ſich beide Seiten der Gewinn⸗ und Verluſtrechnung aus), aus dem die Dividendenzahlung mit 8 v. H. wieder aufgenommen wird. gen Preiſen/ Mangelndes Deckungsbedürfnis der Groß⸗ Weichende Futtergetreide⸗ und Futtermittelpreiſe Mehlgeſchäft In Braugerſte iſt das Geſchäft als beendet anzuſehen; Angebote von Belang lagen auch, dieſe Woche nicht vor. Futter⸗ gerſte war auf bisherigem Preisſtand behauptet. Platagerſte, 61—62 Kg., Juni, koſtete.25, 64—65 Kg., Juni,.40 hfl. eif Rotterdam. Hafer lag ruhig, nennenswerte Umſätze in Inlands⸗ ware fanden nicht ſtatt, wenn auch etwas Angebot zu bisheri⸗ gem Preiſe vorlag, wogegen Auslandshafer gegenüber der Vorwoche eine Viertelmark die 100 Kg. billiger erhältlich blieb. Im ECif⸗Geſchäft forderte man für Plata⸗Hafer, 4647 Kg., Juni, 9 hfl., Canada, feed I⸗Hafer, Juni,.30 degl. II.80 hfl. Mais war rückgängig; in Mannheim greifbare Ware konnte gegen Bezugsſchein zu 21(Vorwoche: 21.75)/ die 100 Kg. mit Sack gekauft werden; eif Rotterdam ſtellte ſich Plata⸗ mais, Juni⸗Juli, auf.60 hfl. Das Mehlgeſchäft war, wie eingangs erwähnt, voll⸗ kommen luſtlos. Die offiziellen Forderungen der Mühlen für den Großhandel lauteten bei ſüddeutſchem Weizenmehl Spezial 0, auf 32.25 /, die zweite Hand gab jedoch zu 32 J, angeblich auch darunter, ab. Für ſüddeutſches Roggen⸗ mehl wurden je nach Ausmahlung 29—32(29.5032)/ die 100 Kg. mit Sack ab Mühle gefordert. Pfälziſches Roggen⸗ mehl, 70 v. H. Ausmahlung, koſtete 3030.50, 60proz. 3131.50 , norddeutſches, je nach Fabrikat, 28.25 29.50 J. Futterartikel waren ſtark vernachläſſigt und im Preiſe abgeſchwächt; ſie ſtellten ſich durchſchnittlich etwa eine Viertelmark die 100 Kg. billiger als in der Vorwoche. Ver⸗ langt wurden u. a. für: Weizennachmehl 1516.75. Weizen⸗ futtermehl 1313.75, Weizenkleie, fein 12, mittelgrob 12.75, grob 13, Maisſchrot aus Platamais, ohne Zuſatz' oder Abzug, 22.25 22.50, aus gelbem Javamais 21, Malßzkeime 18.19, Biertreber 19—20, Soyaſchrot, prompt, 20— 20.50 und Trocken⸗ ſchnitzel 1414.50/ je 100 Kg. Georg Haller. el im S E chaubild 2 Deutſchlands Außenhand Der deutsche Außenhandel in Millierden REA) Gesemſ Alntunr N , 0 7 Ausfuhr N N 800 r keertiewsgen- gusfuhf ee 7 5 8 0 8 6— 500—— 8 Rohstoffe Enluhf 80 Lebensmittel- Einf 4 500 Sbensmitte Il. 1228 IE. 222 122 r. Die zuletzt am Rundholzmarkt feſtſtellbare Belebung hat nur bis etwa Ende April angehalten; inzwiſchen hat die E öhung des Bankdiskonts, Geldverknappung und langſame Zahlungsweise zu größerer Zurückhaltung geführt, wenn ſich auch die Rundholzpreiſe im allgemeinen noch auf bisheriger Höhe gehalten haben. Am Na⸗ delſtammholzmarkt iſt der größte Teil des diesjährigen Ange⸗ bots untergebracht. Von den Reſtheſtänden ſind in letzter Zeit Fichten mittlerer und ſchwächerer Klaſſen wieder geſuchter. Auch für Forlen⸗ ſtapkholz guter Qualität beſtand lebhaftes Intereſſe; begehrt blieben auch Forlenſchwachhölzer, die ſich zu Maſten eignen, die für Forlen⸗ ſtarbholz erzielbaren Preiſe wurden jedoch für dieſes Sortiment nicht erreicht. Nadelſtangen waren wenig begehrt und dement⸗ ſprechend niedrig bewertet. Die Papier holzpreiſe konnten ſich behaupten, weil die ausländiſchen Märkte dafür feſt ölteben, in der Bodenſeegegend wurde dafür eine Feſtigung beobachtet. Nach Mit⸗ teilungen des badiſchen Waldbeſitzervereins ſollen zwiſchen den großen Papierfabriken Vereinbarungen getroffen worden ſein, die ein Ausſchalten des Handels als Konkurrenz beim Einkauf bezwecken. Am Lau bſtammholz markt hat die Nachfrage nach Buchen ſaiſonmäßig nachgelaſſen; die wenigen noch zum Verkauf bommenden Poſten werden zu gedrückten Preiſen abgeſetzt. Erſt⸗ klaſſige Eichen waren weiter gut begehrt, dagegen konnten zweite Qualitäten und ſchwächeres Material nur ſchwer abgeſetzt werden. Das Geſchäft in den ſelteneren Laubholzarten war ziemlich ruhig. In Prozenten der Süddeutſchen Landesgrundpreiſe, berechnet auf mittlere und gute Qualitäten und mittlere Abfuhr⸗ und Abſatzlagen, ab fahrbarem Waldweg wurden vom privaten Waldbeſitz erzielt für Fichten⸗ und Tan nenſtammholz, im Schwarzwald 100 bis 113, im Mittel 108, für beſte Qualitäten bis 119, in der Bodenſee⸗ gegend 100—114, i. M. 105, im badiſchen Unterland 100—112; ſür Forlen⸗ u. Lärchenſtammholz: Starkholz 103112, für beſte Qualitäten entſprechend mehr; Schwachholz 95—106; für Buchen ⸗ ſtammholz 90—105, Papier holz 105115, für Nadel⸗ ſtangen 90—100 v. H. In den badiſchen Staatsſorſten wurden in der Zeit von der letzten Aprilwoche bis Mitte Mai 6079 Fm. Nadel⸗ ſtammholz(Fichte und Tanne) verkauft und dafür im Durchſchnftt 97,9 v. H. der L. Gr. Pr. erlöſt. Das höchſte Gebot erzielte für 3935 Fm. das Forſtamt Pforzheim mit 112 v. H. Den nieoͤrigſten Erlös hatte das FA. Furtwangen mit 85 v. H. Bei drei Forlenverkäufen wur⸗ den 80,85 und 94 v. H. erzielt, für 1130 Fm. Papierholz 108, für Laubſtammholz: Eichen 92 und 93, Ahorn 124, Akazien 135 und Buchen 100,5 v. H. Brettermarkt war die Stimmung ungleichmäßig. Soweit die Produzenten kapitalkräftig genug ſind halten ſie an ihren Forde⸗ rungen feſt und berechnen für ſpätere Lieferungen Auſſchläge, wodurch der Markt eine kleine Stütze erhält, es gibt jedoch zahlreiche Erzeuger, die dringenden Geldbedarf haben und infolgedeſſen auch bei den nie⸗ origgehaltenen Kaufgeboten der Intereſſenten Verkaufs⸗ neigung bekunden; trotzdem ſind die Preiſe im großen und ganzen bisher als gehalten zu bezeichnen, während ſie ſich natürlich unter den geſchilderten Umſtänden auch nicht gebeſſert haben. Die weitere Markt⸗ entwicklung erſcheint ungewiß. Verlangt wurden zuletzt je Km. für umſortierte, ſägefallende Bretter in der Abmeſſung 161“—12¼ faul⸗ und bruchfrei, von Schwarzwälder Sägewerken 58,560/ ab Ober⸗ Jerngasverſtändigung in Weſtfalen Wie der DH DD. erfährt, wurden in Dortmund und Eſſen Ver⸗ handlungen zum Abſchluß gebracht, die für den künftigen Abſatz an Ferngas für Induſtrielle und gewerbliche Zwecke von erheblicher Be⸗ deutung ſind. Die Weſtfäliſche Ferngas.⸗G., die für Süd⸗ und Oſtweſtfalen die Verteilung des Ferngaſes übernommen hat, iſt mit den unter Führung der Induſtrie⸗ und Handelskammer Dork⸗ mund zu einem Zweckverband zuſammengeſchloſſenen weſtfäliſchen In⸗ duſtrie⸗ und Handelskammern Altena, Arnsberg, Bielefeld, Bochum, Hagen, Iſerlohn, Lüdenſcheid, Minden, Münſter und Siegen, den n ſtfäliſchen Handelskammern in Arnsberg, Bielefeld, Dortmund und Münſter, ſowie mit dem Verband von Fabrikantenvereinen im Re⸗ gierungsbezirk Arnsberg in den benachbarten Bezirken e. V. zu einer vollen Verſtändigung über die Formalien eines Gaslieferungsvertrages gekommen, den die WFG. mit den einzelnen induſtriellen und gewerblichen Gasabnehmern 5 ab⸗ ſchließen wird. Mit dieſer Verſtändigung dürften die allgemeinen Bedenken, die in letzter Zeit von verſchiedenen Seiten gegen die Gas⸗ fernverſorgung geltend gemacht wurden, als beſeitigt gelten, ſo daß mit dem Beginn der Gaslieferung in Kürze zu rechnen iſt. Der Gas⸗ preis, für den der Vertrag einen Normaltarif vorſieht, ſoll im Einzel⸗ fall den jeweiligen Verhältniſſen durch Sonderverhandlungen an⸗ gepaßt werden. * Deutſche Continental⸗Gas⸗Geſellſchaft in Deſſau.— Dividen⸗ denerhöhung auf 9 v. H. In der.⸗R.⸗Sitzung wurde beſchloſſen, der .⸗V. am 25. Juni eine Dividende von 9(8) v. H. vorzuſchlagen. Der Jahresgewinn erhöhte ſich auf 10 591 775(9 434 662). Nch Ab⸗ zug der Verwaltungskoſten und nach Stärkung der Erneuerungsrück⸗ lage mit 2(1,8) Mill./ verbleibt ein Gewinn von 7379 730 6 487 625) /. Hiervon erfordert die Dividende 6 750 000%; 200 676 (144 382) ¼/ ſollen vorgetragen werden. Der Geſamtumſchlag der von der Geſellſchaft geführten Unternehmungen an Gas betrug 1928: 306.171 209(284 376 284) s iſt eine Zunahme von 7,7 v. H. und än elektriſcher Energie 554 002 333(516 100 844) kwſtd. oder 7,03 v. H. mehr. 22: Firmenänderung der Ver. Berlin⸗Frankfurter Gummiwaren⸗ fabriken. Die GV der Ver. Berlin⸗Frankfurter Gummiwarenfa⸗ briken, Berlin⸗Lichterfelde, genehmigte den Abſchluß mit wieder 6 v. H. Dividende und beſchloß, den Namen der Geſellſchaft in „Veritas Gummiwerke AG.“ abzuändern. Nach voll⸗ ſtändiger Wiederherſtellung der neuen Fabrik hofft man die Umfätze wefntlich erhöhen zu können. Auch die Produktion von Autoreifen ſoll zu gegebener Zeit wieder aufgenommen werden. :?: Odenwälder Hartſteininduſtrie AG. in Darmſtadt. Der ge⸗ kürzte Dividendenvorſchlag von 7(i. V. 10) v. H. wurde in der GV. einſtimmig angenommen. Der Aßt.⸗Vorſitzende führte u. a. aus daß man ſich für den gekürzten Dividendenvorſchlag vor allem mit Rück⸗ ſicht auf den kleinen Aktionär entſchloſſen habe, obwohl angeſichts der wenig günſtigen Lage der Hartſteininduſtrie zahlreiche Geſellſchaften von einer Dividende ganz abſahen. Infolge der Froſtperiode konnte der Betrieb im erſten Vierteljahr des neuen Geſchäftsjahres nur teil⸗ weiſe aufrecht erhalten werden. Ende März ſetzte eine Geſchäftsbele⸗ bung ein, die bis heute anhält. Bis Ende Juni ſei man reichlich und gut beſchäftigt. * Deutſch⸗Oſtafrikaniſche Geſellſchaft in Berlin. Der AR. be⸗ ſchloß, der GV. am 14. Juni eine Dividende von 5(0) v. H. in Vorſchlag zu bringen. * Heinrich Aner Mühlenwerke AG. in Köln⸗Deutz.— Kapital⸗ erhöhung. Wie wir hören, iſt für das Geſchäftsjahr 1928 wieder eine Dividende von 8 v. H. in Ausſicht genommen. Der auf den 27. Mai nach Mannheim einberufenen.⸗V. ſoll auch ein Antrag der Verwaltung auf Erhhung des.⸗K. von 2,5 auf 8 Mill. vorgeſchlagen werden. 4 Deviſenmarkt Im heutigen Frühverkebt nstierten Pfunde gegen Rew-Dork 485,10 484,93] Schweiz 25,19 25,19 Stockholm. 18,15 18,14 210 lanz 8 34,10 54.27 Paris Holland 12,08 12,06 Madrid Brüſſell 18,19 18,19 Mailand 18,20 18,20 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 419.75 und Pfunde mit 2035.50 gehandelt Der franzöſiſche Getreidezoll erhöht. Nach einer Veröffent⸗ lichung des Finanzminiſteriums iſt der franzöſiſche Getreide zoll von 35 auf 50 Fr. für den Zentner erhöht worden. Die Maß⸗ nahme wird mit dem Nachlaſſen des Kornanbaues in Frankreich und der Preisbaiſſe für ausländiſches Getreide begründet. * Der Rhein und die Rheinſchiffahrt. Zu unſerem Artikel in Nr. 226 bittet uns die Neska GmbH. in Mannheim, Tochtergeſell⸗ ſchaft der Nederlandſche Rijnvaartyereeniging Rotterdam, mitzuteilen, daß der Kahnraumt der holländiſchen Vereinigung ſich auf rd. 440 000 Tonnen und die Schleppkraft auf 45 000 PS. ſtellt. Vom ſüddeutſchen Holzmarkt bayern, Schwaben und Allgäu 5152,50 /, für Dielen 1½ 2“ 12% 59 bis 63/ ab Schwarzwald, 54—57/ ab Oberbayern und Allgäu, bahn⸗ frei Verladeſtativu. Sortierte Bretter koſteten in der Abmeſſung 16“ 1, je nach Breite(—12“) im Großhandel 57110/ je Kom., ſrei Karlsruhe⸗Mannheim; geſchnittenes Fichten⸗ und Tannen⸗Bau⸗ holz mit üblicher Waldkante wurde von Schwarzwälder Sägewerken zu 63,50—65,50„, frei Bahnwagen Mannheim, offeriert, baukan⸗ tiges Material für rheiniſch⸗weſtſäliſchen Bedarf zu etwa 58,50—62% je Kbm., bahnfrei Karlsruhe. * Bom Gerbrindenmarkt. Auf den Gerbrindenmarkt hat die rück⸗ gängige Konjunktur der Schuh⸗ und Lederinduſtrie ungünſtig einge⸗ wirkt. Die im Vorjahr vom Handel aufgekauften Gerbrinden konnten nicht alle dem Verbrauch zugeführt werden, wodurch die Nachfrage in engen Grenzen bleibt, zumal auch das Ausland mit niedrigen Ange⸗ boten am Markte iſt. Im Durchſchnitt werden je Zentner Eichengerb⸗ rinde in den Tälern der Schwarzwaldvorberge 4,80 /, frei Bahucof, geboten, wogegen Erlöſe der heſſiſchen F Ae. Hirſchhorn und Rothen⸗ berg mit 5,60 /, frei Bahnhof, unverladen, bebannt wurden; für Fichtenrinde wollten Fntereſſenten im Schwarzwald je Feſt⸗ meter geſchälten Holzes 30—95 Pfg. anlegen und den Holzmachern wurde ein Zurichtungslohn von 0,80—1,20/ in Ausſicht geſtellt. Ab⸗ ſchlüſſe zu dieſen Beoͤingungen wurden nicht bekannt. Das J A. Kür⸗ nach erlöſte bei freihändigem Verkguf von Fichtengerbrinde vor der Gewinnung im Durchſchnitt 1,44/ je Zentner im Walde. Woche vom Kupfer: Blei: Zink: 25..— 1. 5. 1200 150 25 2..— 7. 5. 950 90. 9..—15. 5. 740 80 8 16..—22. 5 330 610 75 Im Vergleich zum Kupfer wieſen demnach Blei und Zink in der letzten Beeichtswoche eine nennenswerte Belebung der Umſatz⸗ tätigkeit auf. : Preiserhöhung für Eiſengußwaren. Der Verband Deutſcher Etſengießereien hat in allen Bezirksgruppen eine allgemeine Preis⸗ erhöhung entſprechend der erhöhten Rohpreiſe angeordnet. Die Höhe des Aufſchlags ſteht noch nicht feſt, iſt aber zum mindeſtens von einem Umfang, der die Erhöhung der Selbſtkoſten deckt. 22: Preiserhöhung für Zigarrend Wenn ſich auch gegenwärtig das Ausmaß der neuen Lohnerhöhungen in der Zigarrenſabrikatior noch nicht überſehen läßt, ſo wird in Fachkreiſen doch mit einer E 1 9 6 hung der Verkaufspreiſe für Zigarren gerechnet. Angeſichts des gedrückten Preisniveaus in der Zigarrenfabrikation ließe ſich trotz der Lohnerhöhungen eine Erhöhung der Verkaufspreiſe nur dadurch vermeiden, daß die Qualitäten herabgeſetzt und gege⸗ benenfalls die Formate verkleinert werden.— Der Aba von Zi⸗ garren hat ſich leicht belebt, jedoch arbeften nur 50 v. H. der Be⸗ triebe voll. 8 Samstag, den 25. Mat 1929 — Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 237 — ——..᷑— Als der Arahne die Muhme nahm Wenn man vor 125 Jahren in Mannheim heiraten wollte Die Form der Ehe und die Bedingungen zu ihrer Schei⸗ dung ſind wohl mit das aktuellſte Zeitproblem. In leiden⸗ ſchaftlichem Für und Wider ſucht man nach neuen Möglich⸗ keiten für beide Fälle. Es dürfte deshalb von einigem Inter⸗ eſſe ſein, einen Einblick in die Lage der Dinge zu Beginn des verfloſſenen Jahrhunderts zu tun. Schon die erſten Vor⸗ ausſetzungen waren damals ganz andere. Denn„alle Strittig⸗ keiten, welche die Eingehung, Rechts⸗Beſtändigkeit oder Wie⸗ der⸗Auflöſung einer Ehe, auch Erziehung der ehelichen Kinder betreffen, ſind keine Gegenſtände der richterlichen, ſondern bloß der polizeilichen Erörterung“. Auch das heiratsfähige Alter, die Ehemündig keit, unterſchied ſich von unſeren Beſtimmungen, weil„Mannsperſonen gültig nicht heyrathen konnte, ehe ſie das achtzehende, und Weibsperſonen ehe ſie das vierzehende Jahr zurückgelegt hatten. Auch nach Be⸗ ſchreitung der hierdurch beſtimmten Ehemündigkeit blieb die Heyrath unbefugt, ehe Erſtere das fünf und zwanzigtze, letztere das achtzehende Jahr zurückgelegt hatten.“ Nachſicht wurde bewilligt, wenn bei der Frau 2 Jahre, beim Manne vier Jahre an dieſer Norm fehlten durch die Unter⸗Polizey⸗ behörde. Die Ober⸗Polizeybehörde war zuſtändig für fſeh⸗ lende weibliche—4 und für männliche 5 Jahre. War bei Frauen das vierzehnte und bei Männern das zwanzigſte Jahr noch nicht erreicht, dann konnte ſie allein der Regent oder ſeine oberſte Staatsbehörde bei wichtigen und dringenden Urſachen heiratsfähig erklären. Für die Unmöglichkeit oder eine Erſchwerung der Ein⸗ gehung der Ehe beſtanden neben den heute noch üblichen Gründen der Blutsverwandtſchaft ete. noch andere, z. B. das Verwandtſchaftshindernis,„1. mit des Bruders Wittib, 2. mit der verſtorbenen Frauen Schweſter, 3. mit der eheleiblichen Nichte, 4. mit einem Geſchwiſterkind, oder 5. mit einem Halbgeſchwiſterkind“. Die Staatsbehörde konnte Dis⸗ penſation eintreten laſſen unter der Vorausſetzung, daß„kein Verdacht vorausgegangener, unziemlicher Vertraulichkeit da iſt“. Dann gab es eine Ehe⸗ Gebundenheit, d. h.„wann eines der beiden Ehetheile ſich in einer, in Bezug auf das Band noch nicht gelöſten Ehe befindet“(worüber ſpäter Nähe⸗ res) und„wer in einem die Verbindlichkeit des eheloſen Standes nach Kirchengeſetzen mit ſich führenden Kirchenamt ſtand“, mußte zuvor in den weltlichen Stand zurücktreten. Sine gültige Eheſchließung war weiterhin unmöglich,„wann ine Ehe⸗Verfänglichkeit mit unterlauft, d. h. wann Eines oder das Andere der Ehegatten ein Verbrechen beging, Das die Abſicht oder doch den Erfolg hatte, die Hinderniſſe der Ehe aus dem Wege zu räumen“, alſo zwiſchen Entführer und Der Entführten, zwiſchen geſchiedenem Ehebrecher und der be⸗ treffenden Ehebrecherin oder bei Ermordung des einen Ehe⸗ gatten, auch wenn der andere nicht wußte, daß die Tat um ſeinetwillen geſchah. Das Hindernis: Ghe⸗ Unvermögen bedeutete gegen unſere Auffaſſung entſchteden einen Fort⸗ ſchritt. Fanden ſich„nach dem Urtheil der Kunſtſachverſtändi⸗ gen(Heilkunft natürlich!) zuverläßige Zeichen einer an ſich oder zwiſchen beenden fortdauernden, unheilbaren Unver⸗ mögenheit, ſo tritt die Ungültigkeit ſogleich ein. Iſt das Da⸗ ſein oder die Unheilbarkeit zweifelhaft, ſo kann nur nach einem, unter angemeſſenem ehelichen Verhalten und gebrauch⸗ ten Heilmitteln durch drey Jahre fruchtlos fortgeſetztem Zu⸗ ſammenwohnen die Ungültigkeit für bewährt angenommen werden. Eine nachher erſt entſtandene Unvermögenheit ver⸗ nichtet die Ehe nicht“. Ehe⸗Unfreyhett beſtand, wenn die freie Einwilli⸗ gung beider Ehegatten nicht zuſammengewirkt hette, ſo„bey Perſonen, die nur in einem ſinnloſen, oder höchſt trunkenen Zuſtand einwilligten; desgleichen bey jenen, die durch Zwang oder Drohung zur Einwilligung vermocht wurden“ uſw. Wenn einer der beiden Ehegatten ſich bei Erteilung der Einwilli⸗ gung in falſchem Glauben befand, ließ dieſer Ehe⸗Irrtum die Ehe ungültig werden. Vorausſetzungen waren beiſpiels⸗ weiſe:„Abweſenheit ekelhafter und zugleich ſchwer heilbarer Körper⸗Gebrechen; Abweſenheit periodiſcher, den freyen Ge⸗ brauch der Vernunft, der Sinne und der Glieder hemmende Zuſtände; Nichtbefangenheit in peinlichen Verbrechen, oder wann einem der beyden Ehegatten eine Eigenſchaft mangelt, die der andere vorausſetzen zu müſſen ausdrücklich und reſt⸗ lich erklärt und deren Abweſenheit jener darauf wiſſentlich verhehlt, oder das Gegentheil davon fälſchlich vorgegeben hat“. Ungültig war dann noch eine Ehe bei Staats⸗Ungehor⸗ ſa m, d. h. wenn„der eine oder der andere Theil in Bezug auf Eingehung einer Eheverbindung einer fremden Gewalt unterworfen lalſo noch nicht naturaliſtert) war“. Hierunter fiel u. a. die Ehe eines Unteroffiziers und gemeinen Soldaten, der ohne die Erlaubnis ſeines Vorgeſetzten geheiratet hatte. Wenn Ledige noch Eltern hatten oder Minderjährige, die unter Pflegſchaft ſtanden, nicht fremde Einwilligung hatten, machten ſie ſich des Familien⸗Ungehorſams ſchuldig. Denn„wer noch einen leiblichen Vater oder Mutter am Leben hat, kann eine erſte Heyrath nicht ſchließen, ohne den Conſens der Eltern zu erbitten. Iſt er noch eheunmündig, ſo muß er ihn auch wirklich erlangt haben, oder er muß bis zu ſeiner Heyrathsfreyheit, d. i. bis zu jenem Alter, worinn er ohne Staatsnachſicht heyrathen kann, warten. Iſt er aber hey⸗ rathsfrey, ſo kann er bey hinlänglichen Gründen der deß⸗ fallſigen Ober⸗Polizeybehörde über Unbilligkeit der Ver⸗ ſagung Beſchwerde erheben“. Wenn die Eltern über die Ein⸗ willigung verſchiedener Anſicht waren, dann ging die Meinung des Vaters als entſcheidend vor. Wer einmal verheiratet war, brauchte zu einer Wiederverheirateung keine elterliche Ein⸗ willigung mehr. Uebrigens konnte eine neue Ehe nicht poſtwendend ge⸗ ſchloſſen werden, da man ſonſt eine Ehe⸗Uebereilung beging. War die Ehe durch Tod gelöſt, ſo mußte der Witwer drei, die Witwe neun Monate vom Todestag an warten oder bei der Unterpolizeibehörde Nachſicht von der Ausharrungs⸗ oder Trauerzeit erbitten.„Geſchah die Auflöſung der Ehe durch Vernichtung, ſo gilt das nämliche; geſchah ſie aber durch Scheidung vom Bande, ſo iſt die Ausharrungszeit im geringſten Falle der vorigen gleich. Eine Ehe, die wider dieſes Geſetz anſtößt, bleibt zwar gültig, iſt aber unbefugt und ſtrafwürdig.“ Eine unweſentliche Bindung bedeutete das Ehe⸗Ver⸗ löbnis. Weil man nämlich hieraus ſchon eine Art ver⸗ briefter Rechte herleiten zu dürfen glaubte und weil„dieſe ſo mancherley Leichtſinn im moraliſchen Betragen der Ver⸗ lobten gegeneinander, und ſo manche beſchwerliche Folgen bey geänderten Geſinnungen der Verlobten nach ſich gezogen erklären Wir dieſe Ehe⸗Verlöbniſſe für unverbindlich“. Un. aber trotzdem eine gewiſſe Geſetzmäßigkeit der Verlobung zu⸗ kommen zu laſſen, wurde beſtimmt,„daß, ſobald beede Theile einſtimmig ihren Trauſchein von ihrer Staats⸗Behörde löſen, dieſes für eine verbindliche Erklärung gelte, es wolle derjenige, wer zurücktrete, dem andern einen geſetzlichen Ab⸗ trag für Schaden und Koſten zahlen Hierbey verſteht ſich von ſelbſt, dieſen Schein ſchon längere Zeit vor dem wirk⸗ lichen Gebrauch zum Ausruf zu löſen“. War nach der Löſung des Trauſcheins ein halbes Jahr vergangen und die Ehe nicht geſchloſſen, dann erloſch ſeine Wirkſamkeit mit allen Rechten. Trat jemand von dem Eheverſprechen zurück, ſo beſtand für die Vergütung etwaiger Aufwände eine Ab⸗ tragspflicht in Höhe von 10 Prozent des Vermögens, das der reuige Teil in die Ehe eingebracht haben würde. Der Mindeſtſatz war„bey amtsanſäßigen Städtebewohnern nie⸗ mals unter 30 und über 300 Gulden, bey kanzleyſäßigen Perſonen nicht unter 50 und über 1000 Gulden“. Daneben gab es noch eine Leichtſinnsbuße, die je nach Ver⸗ mögen fünf bis zwanzig Gulden betrug. Nach Löſung des Trauſcheins war dreimaliger kirchlicher Ausruf vor der welt⸗ lichen Schließung erforderlich. Die Trauung ſelbſt hatte eine„Vernehmung, Beſtäti⸗ gung und Beurkundung des Pfarrers(oder Rabbiners), daß eine freye Einwilligung zweyer Leute zur alsbaldigen Ehe⸗ Verbindung vor ihm und der Gemeinde erklärt worden ſey“ zur Vorausſetzung.„Bey ſolchen, die gar keine kirch⸗ liche Trauung verlangen, kann blos mittelſt der Be⸗ fragung über Daſeyn, Freywilligkeit und Beharrlichkeit ihres ehelichen Vorhabens und der darauf vom Pfarrer ertheilten Erklärung, daß ihm keine in Staatsgeſetzen gegründeten An⸗ ſtände bekannt ſeyen, und er mithin ihnen als Staatsbeamter und von Staatswegen, ohne Folge auf eine kirchliche Billi⸗ gung dieſer Ehe, die Ermächtigung gegeben werden, als Ehe⸗ leute zuſammen zu leben“. Die männlichen Ehepflichten beſtanden darin, daß er„ſeiner Frau Schutz gegen alle Beleidigungen, Ver⸗ tretung ihrer Rechts⸗Angelegenheiten in und außer Gericht, Darreichung des ſtandesmäßigen Unterhalts, Teilhaftmachung des Namens, Wappens, Standes und Wohnung und Vor⸗ ſorge für die Erhaltung ihres Vermögens ſchuldig war. Da⸗ für erlangt er auf ſie eine leitende Gewalt, welche je⸗ doch durch Vernunft, Billigkeit und Wohlanſtändigkeit ge⸗ mäßigt ſeyn muß und ſofort auf ihr Vermögen diejenigen Rechte, welche die Landes⸗ oder Orthsgeſetze feſtgeſetzt haben“. Die Frau war ihrem Manne„Folgſamkeit in billigen For⸗ derungen, Nachfolge in jeden neuen Niederlaſſungsorth ſchul⸗ dig, den es zu erwählen ſich ordnungsgemäß entſchließt, Be⸗ ſorgung des Hausweſens und Führung der Aufſicht über das häusliche Verhalten der Familien ⸗Genoſſen, Kinder und Geſinde“. Seitenſprünge wurden weit ſchärfer als heute ge⸗ ahndet. Zuerſt probierte man es mit„gütlichem Beſſerungs⸗ Verſuch der Seelſorger und Sittengerichte. Hiernächſt kam es zur ahndenden Zurechtweiſung der Unter⸗Polizey⸗Behör⸗ den, bey fortdauernder Unverbeſſerlichkeit aber zur abhülflichen Erörterung der Ober⸗Polizey⸗Behörden, die darinn bis zu ein jährigem Verhaft in Beſſerungs⸗Häuſer vorangehen kann“. Wenn die Ehe gänzlich aus dem Leim gegangen und überhaupt nicht mehr zu kitten war, traten Beſtimmungen in Kraft, von denen ein zweiter Artikel han⸗ deln ſoll. Schloßgarten Ordnung in Schwetzingen 1787 Heute ſteht der Schloßgarten zu Schwetzingen allen Be⸗ ſuchern frei; nur ein kleines Eintrittsgeld läßt der Staat er⸗ heben, um damit die Koſten für die Erhaltung des kunſt⸗ hiſtoriſchen Platzes einigermaßen zu decken. In den Tagen fürſtlichen Glanzes der Feſte und privaten Vergnügen zur Zeit der Herren Kurfürſten war der Zutritt zu dem Garten nicht geſtattet; nur am Pfingſtmontag, im Blütenſchmuck der Roſen öffneten ſich die eiſernen Tore für das Volk, und Sereniſſimus freuten ſich an dem großen Huldigungsfeſt ſeiner Untertanen, zu dem die Pfälzer in Mengen herbeiſtrömten. Dieſen Zuſtrom auf die Pfingſttage vermochte ſelbſt das ver⸗ gangene Jahrhundert nicht zu unterbinden; noch heute findet an Pfingſten die große Völkerwanderung nach Schwetzingen ſtatt, ohne daß eine beſondere Beaufſichtigung des Publikums nötig fällt. Wie ſtreng aber vor 150 Jahren eine Ueber⸗ tretung der Schloßgartenordnung geahndet wurde, erzählt uns die Beſuchsordnung jener Zeit: „Seine Churfürſtliche Durchlaucht zur Pfalz ſind keines⸗ wegs entgegen, ſondern vielmehr gnädigſt geſonnen, einem jeden Aus⸗ und Einheimiſchen ohne Unterſchied des Standes den freyen Zutritt in den Schwezinger Herrſchaftlichen großen Luſt⸗Garten mildeſt zu geſtatten. Weil aber bis dahro von geringer Gattung Leuten an deſſen in⸗ und äußeren Teilen ſehr viele frevelhafte Handlungen, beträchtliche Beſchädigun⸗ gen und Diebereien vorgegangen, ſo werden folgende Geſetze und Ordnungen zu jedermanns Wiſſenſchaft und Nachachtung öffentlich bekannt gemacht: 1. Wird in und aus dem Garten kein anderer Ein⸗ und Ausgang geſtattet, als gerad jener, der aus dem Ort Schwe⸗ zingen durch die Schloßwache und durch den Schloßtorbogen geht, und ſind daher alle übrigen Zu⸗ und Ausgänge, ſie mögen offen oder verſchloſſen ſein, ohne Unterſchied bei 1 Gulden 30 Kreuzer Strafe verbotten; an denen verbottenen Ein⸗ und Ausgängen ſind beſondere Warnungstafeln geſetzt. Insbe⸗ ſondere dürfen 2. Die Bauersleute, Taglöhner derſelben Kinder oder Geſind mit ihrem Arbeitsgeſchirr oder mit Laſten von Holz, Gras oder dergleichen ihren Weg auf oder von dem Felde nicht mehr bei nemlicher Straf durch den Garten nehmen. 3. Wer über die äußere und innere Einfaſſungen als Zäune, Gegitter, Bordwände und Palliſaden ſteiget, ſollte vor⸗ gemeldte Straf doppelt erleben; wer aber 4. Sich unterfanget, obengemeldte Einfaſſungen zu beſchä⸗ digen oder etwas davon zu entwenden, wird mit 5 Reichs⸗ taler oder achttägiger Turmſtrafe das erſtemal, das zweite⸗ mal mit ein oder anderer Straf doppelt angeſehen, und das drittemal ſoll er mit gemeſſener Zuchthausſtraf gezüchtigt werden. 5. Nemliche gerade oben geſagter Strafen ſollen alle jene treffen, die im Garten Bäume, Gewächſe, Blumen oder ſon⸗ ſtige Pflanzen beſchädigen oder entwenden, wie auch jene, die Vogelneſter zerſtören oder ausheben, dann ferner alle, die in den Kanälen und Weyheren die Fiſche fangen. 6. Wer die in und außer dem Garten gelegenen Herr⸗ ſchaftlichen Gebäude, bleiene Deicheln, bleiene Dachbedeckun⸗ gen, eiſene Schlöſſer und ſonſtiges Eiſenwerk, wie auch Sta⸗ tuen, Urnen und ſonſtige Verzierungen beſchädigt, etwas da von entwendet, ſolle allſogleich mit Perſonal⸗Arreſt beleget und nach unterſuchter Sache mit proportionierter Zuchthaus⸗ ſtrafe angeſehen werden. Wer aber auf beſagte Statuen, Ur⸗ nen, Mauren und Gebäude Nahmen, Schriften und dergleichen ſchreibet oder eingrabet, ſolle auf jedesmaliges Betreten um 5 Gulden geſtrafet werden. 7. Gegen Gartenarbeiter, die ſich dieſer jetzt gemeldten Verbrechen ſchuldig machen, oder wenn ſie auch nur Garten⸗ holz oder andere herrſchaftliche Baumaterialien entwenden, ſolle auf dieſe nämliche Art verfahren, jedoch aber, weil ſie das ihnen geſchenkte Zutrauen mißbrauchen, noch beſonders die Zuchthausſtrafe gegen ſie verſtärkt werden. 8. Sind bekanntlich mehrere In⸗ und Ausländer zum Beſitz deren zu denen Herrſchaftlichen Gartentüren und ſon⸗ ſtigen in und außer ſelben gelegenen Gebäuden gehörigen Schlüſſeln auf eine unzuläſſige Art gelanget. Alle dieſe wer⸗ den bey willkürlicher Geld⸗ oder Leibesſtrafe angewieſen, ſich nicht mehr zu unterfangen, den mindeſten Gebrauch von ſothanen Schlüſſeln zu machen, ſondern ſelbe an die Garten⸗ Commiſſion einzuliefern. 9. Allen Kindern beyderlei Geſchlechts unter zwölf Jahren iſt der Zutritt in den Garten ohne Aufſicht der Eltern oder einer ſonſtigen erwachſenen Perſon bey 1 Gulden 30 Kreuzer Strafe gänzlich verboten. 10. Alle Hunde von größerer und mittlerer Gattung dür⸗ fen weder allein, noch unter Aufſicht des Eigentümers bei 5 Gulden Strafe in den Garten gelaſſen werden, 11. Dem Anbringer wird jedesmal von der erkannt wer⸗ denden Geldſtraf ein Drittel zur Belohnung anerkannt; wenn aber eine Leibesſtrafe angeſetzt wird, ſo ſolle ſelbem ellemal eine beſondere Belohnung aus dem Gartenfundo regulieret und ausbezahlt werden. 12. Auf alle obigen Vergehen wird die täg⸗ und nächtliche Patrouille fleißige Nachſicht pflegen und kann ſich daher jeder⸗ mann darnach richten. 13. Die Zeit zum Spazierengehen iſt von Michaelis bis Oſtern bis abends um 6 Uhr, und von Oſtern bis Michaelis abends bis 10 Uhr beſtimmt. Wer ohne Anzeige ſich über dieſe Stunden im Garten aufhält, wird bei Betreten von der obgeſagten Patrouille ergriffen und auf die Wacht geführet, auch nach Bewandniß der Umſtände noch beſonders beſtraft. 14. Ebengenannte Patrouille gehet nächtlicher Weile mit ſcharfgeladenem Gewehr und großen ſtarken Hunden, und wenn jemand auf ihr Anrufen nicht Antwort gibt oder gar entweichet, ſo gat er ſich ſelbſt zuzu⸗ meſſen, wann er auf ein oder andere Art beſchädigt wird. 3 * Plaltdeutſche Sprichwörter und Redensarten ins Pfälziſche übertragen von A. Göller So lang als dr Gierig lebt, hot oͤr Betrieger kee Not. Gotts Segeln) is ſowohl im Waſſer als im Weiln). Er ſchbringt rum wie n Hahln), dem dr Kopp ab is. 's Aag will aach was hawwe, hot oͤr blinn Harm gſagt, un dann hat'r e ſcheens Dirndl gfreit. Hawwe is beſſer als kriche. Mit große Herre is nit gut Kerſche eſſe, ſie ſchbeie eem die Schtee in die Aage. Weiße Hihner lege aach in die Brenneſſl. 's Huhn legt durch de Kropp, un die Kuh melkt durch de Hals. Wer mit'm Hund ins Bett geht, ſchteht mit Fleh uff. Kummt'r iwwer de Hund, dann kummt mir aach wohl iwwer de Schwanz. 5 An de alde Häuſer un de alde Weiwer is allzeit was zu fligge. Gibt Gott Buwe, ſo gibt'r aach Hoſſe. Der is ſo dumm wie e Hinnervertl vum Kalb. 'n Kerl is'n Kerl, awwer'n annere Kerl is aach'n Kerl. Ee Kind, kee Kind, zwee Kinner, Spielkinner, drei Kinner viel Kinner. Er is ſo vorſichtig wie'm Koſchder ſeiln) Kuh, die is drei Däg vorem Rege in de Schtall, un doch iſere odr Schwanz naß worre. 8. Sette. Nr. 237 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den W. Mai 1929 minfki⸗ Skizze zur Gegenwartsmufik Von Herm. Rud. Gail⸗Berlin Der Schwarzwälder Bauernburſch. Urwüchſig, mit der hohen Denkerſtirn, mit den klar und zielbeſtimmt drein⸗ ſchauenden Augen, im Hochtouriſtenrock mit dem freinackigen Schillerkragen und den feiſten Kniehoſen— ſo ſtand er vor Jahren vor einem nicht wenig erſtaunten Publikum der Ber⸗ liner Singakademie und nahm die lauten Ovationen, die ihm die Menge anläßlich ſeines inzwiſchen ſo bedeutend gewor⸗ denen„Magnificats“ und„Concerto groſſo“ entgegenbrachte, an. Wer glaubte, es ſei eine Extravaganz, die ſich der Küunſtler im Hochtouriſtenanzug leiſte, der irrte. In Dresden bei der Uraufführung des„Jürg Jenatſch“ tat er es aber⸗ mals. Er kennt es nicht anders und er kann es nicht anders. Sein Weſen verbietet ihm die Frackmaskerade. Er iſt kein Modefax.— Was hat das aber mit dem Muſiker Kaminſki zu tun? Sind das nicht rein äußerliche Dinge?— Gewiß. Aber ſie führen uns am untrüglichſten zu ſeiner ungeſchmink⸗ ten Muſikantennatur, zu ſeinem beſcheidenen, gradlinigen Menſchentum, das ſich deutlich in dem äußeren Gewand wiederſpiegelt. Denn Kaminſki iſt nun einmal ein Kind der Berge(1886 in Tiengen im Schwarzwald geboren) und kern⸗ geſund und unbeſcholten wie ſein Charakter, ſo erweiſt ſich auch ſeine Muſik: weſensdurchfurcht. Wenn man bei einem Künſtler der Gegenwart von der Aufwertung des Urmelos ut der Muſik ſprechen kann, ſo iſt es von Kaminſki. Hauer, der meiſt in dieſem Zuſammenhange genannt wird, iſt Pro⸗ blematiker, Konſtruktiviſt. Bei Kaminſki fließt das Urmelos, der reine Naturklang, wenn man es ſo nennen will, aus der ſeeliſchen Kompoſitionsader. Er experimentiert nicht mit „Tropen“, er ſchafft aus dem Urmelos, mit Naturtönen. Da⸗ her wirkt auch ſeine Muſik ſo raumhaft, weil ſich die Intervalldimenſionen nach beiden Richtungen ſcheinbar endlos ausdehnen. Die Oktaven, Quinten und Quarten, das Ober⸗ und Untertonprinzip ſpielen für die Kaminſkiſche Kompoſttion eine faſt ebenſo belangvolle Rolle wie die Liniarität. Ka⸗ minſkis lineare Satzkunſt, die am reinſten in den Kcappella- Kompoſttionen und der Kammermuſtk zur Geltung gelangt, wurzelt in der alten Tonalität. Polyphon betrachtet, knüpft ſie an die große Vokalepoche der Vorklaſſiker an. Aber ihr Sprachausdruck hat ſich gewandelt. Ohne irgendwie einer Modeſtrömung nachzugehen, prägt ſich ihr Charakter aus dem Zeiterlebnis. Sie erhält klaſſiſche Größe, bevor ſie noch zur Abgeſchloſſenheit ihrer ſelbſt als Geſamtkunſtwerk gelangt iſt. Da ſtehen gleich am Anfang des Vokal⸗Schaffens der 130. Pfalm“ für vierſtimmigen gemiſchten A⸗capella⸗Chor. Zwei für die Kaminſki⸗Stimmführungstechnik aufſchlußreiche Amdaute⸗Sätze mit einem kurzen Mittelſatz, der choraliter mit einem zart darüber hinweggleitenden Sopranſolo gehalten iſt. Aus knappſter Form,— ähnlich wie in den darauffolgenden „Sechs Chorälen“ für Acapella⸗Chor— ſpringt eine ungeemin lebendige, in allen Stimmen farbig abgeſtufte Vokallinegrität, die wiederum in ihrer Uebereinanderſchich⸗ tung ein geſchloſſenes harmoniſches Klangbild abgibt, das ganz und gar auf der tonalen Baſis ruht. Es iſt nur ein gelinder Vorgeſchmack für die meiſterhafte Satzkunſt, die uns etwa in Werken wie, der Motette„O Herr Gott“ für achtſtimmi⸗ gen gemiſchten Chor und Orgel und der inzwiſchen häufig auf⸗ geführten Motette für„Altſolo und gemiſchten ſechs⸗ ſtimmigen-capella- Chor“, nach Texten von Mathias Claudius, entgegentritt. Hier weitet ſich der Geiſt des Pietätmenſchen zur Metaphyſik des Ewigen. Nicht allein Weihe und göttliche Durchdrungenheit atmen dieſe genialen Schöpfungen: ſie zehren auch vom Naturerlebnis, ſind von einer echten, lebensſtarken Menſchlichkeit beſeelt. Und eben dieſe pfychiſchen Elemente ſind es, die eine ſo lapidare Vokalausbeute hervorrufen, wie wir ſie in den Kompoſitionen für Chor und Orcheſter antreffen. Der„6 5. Pſal“, der ſich mit einem achtſtimmigen Chor, vierſtimmigen Knabenchor, Tenorſolo und Orcheſter auswirkt: ein Ringen und Loslöſen von krölſcher Gebundenheit hin zur befreienden Ewigkeit. Aus ein paart Fundamental⸗Oktaven, wie ſie ja für Kaminſki typiſch ſind, löſt ſich die ſtarre Chormaſſe:„Gott hilf mir“. Ein gellender Notſchrei, der im düſteren Tongeſtammel des Orcheſters verhallt. Das Auf⸗ und Abfluten der Chormaſſen und Ute orcheſtralz Schilderung„Das Waſſer ſteigt mir bis an die Seele“ ſind von einer Faseination ohnegleichen. Grandios auch die figurale Struktur der Schlußhymne. Nirgends er⸗ künſtelte Effekte, überall Natürlichkeit. Und das eben verleiht dem Werk die immenſe Durchſchlagskraft. Der„Introitus und Hymnus“ für drei Geſangs⸗ und Inſtrumental⸗Solt, kleinem Chor und Orcheſter weiſt ebenfalls die typiſchen Geſtaltungsmerkmale auf: plaſtiſche Tektonik durchleuchtet von einem breiten Fluidum der Ur⸗ melodik. Jede Inſtrumental⸗, jede Vokalſtimme hat ihr eige⸗ nes melodiſches Gepräge. Das ganze fügt ſich zur frappanten Harmonik des Kaminſkiſchen„Naturtonſyſtems“. Denn ein Syſtem hat er ſich mit all dieſen Konzeptionen ſchon geſchaffen. Aber er ſitzt nicht theoretiſterend darüber und klügelt wie die Konſtruktiviſten. Ebenſo ſind alle kontrapunktiſchen Fineſſen, die ſich für ſeine geiſtliche Chormuſik ergeben, keineswegs An⸗ gelegenheiten geſuchter techniſcher Komplikationen. Sie ent⸗ ſpringen einem geſunden Muſtkantengefühl, das der mittel⸗ alterlichen Polyphonie nahekommt und deſſen höchſte muſi⸗ kaliſche Potenz ebenfalls Religioſität heißt. So ſehr man auch bei dieſer Polyphonie auf die Großmeiſter der großen kontra⸗ punktiſchen Schule zurückblicken kann, Kaminſti entläßt ſie kaum der eigenperſönlichen Sphäre. Dieſe verdichtet ſich im „Magnificat“ für Sopran und Bratſchenſolo, Orcheſter und kleinem Fernchor zu einem raumakuſtiſchen Werk, das nicht nur den Muſtiker in ſeiner ganzen kontrapunktiſchen Vollendung zeigt, ſondern auch als Muſterbeiſpiel einzigartig in der Geſchichte der geiſtlichen Chormuſik des 20. Jahrhun⸗ derts daſteht.— Schade um die„Paſſtonsmuſik“, die Kaminſki zu einem Myſtertenſpiel der Brüder Arnoul und Simon Greban geſchrieben hat. Sie iſt eine köſtliche Ora⸗ tortenmuſik, die ſchon manche theatraltſche Klauſel dem„Jürg Jenatſch“ vorwegnimmt und kaum aus ihrer Winkelexiſtenz zur Oeffentlichkeit dringen wird. Es iſt der Textanalogie nach eine totgeborene Muftk. Man ſichere ihr einen Platz im Konzertſaal und die Aufführung wird ſich als rentabel er⸗ weiſen.— Viel zu wenig gepflegt wird auch Kaminſkis Kammer⸗ muſik. Ein früheres Klavierquartett op. 16 für Kla⸗ vier, Klarinette, Viola und Cello verwendet, als zweiten langſamen Juſtrumentalſatz, ein rutheniſches Volkslied, das im gleichen Teil viermal vartiert wird. Der Scherzo⸗Satz gibt die fünfte, das Finale die ſechſte und ſiebente Variante des Volksliedthemas ab. Rein formal betrachtet ſchon ein Vorſtoß zur kammermuſikaliſchen Neugliederung der Varia⸗ tion. Das Streichguartt in F⸗dur iſt zwar vierſätzig, ſtellt aber auch vom Schema der Sonatenform abweichend einen ſehr burzen Anfangs⸗ und Mittelſatz gegen einen ſcherzbartigen zweiten und bewegtes Finale. Dies Kammer⸗ muſikwerk erreicht muſikaliſche jedoch bei weitem nicht die in⸗ ſtrumentale Durchſchlagskraft des Streichquintettes in fis-moll. Ein Produkt erleſenſter, formalgemeiſterter Kam⸗ merkunſt. Der Schlußſatz krönt das Werk durch eine rieſige Inſtrumentalfuge. Melodiedurchfurcht, thematiſch bis ins kleinſte abgewogen, erſcheint auch das in einem Alem nieder⸗ geſchriebene und daher einſätzige Quintett für Klarinette, Horn, Violine, Bratſche und Cello. Leider teilt es auch das Gemeinſchickſal der voraufgehenden Kammermuſikſchöpfungen: die Ueberproduktion des Tages verurteilt es zur Winkel⸗ extſtenz. 8 Selbſt die„Dreigeiſtlichen Lieder“ für eine Sing⸗ ſtimme, Klarinette und Violine(„O Menſchenherz“, Wiegen⸗ ted, geiſtliches Tagelied) ſind für die breite Muſtköffentlich⸗ keit in ihrem klanglichen Eigencharakter noch zu entdecken. Das elegiſche„Brautlied“ für Sopran und Orgel hat beim Trauzeremontell häufig genug das Publikum auf ſich gezogen. Ebenſo ſind die Orgelkompoſitionen ein viel geſpielter Faktor in modernen Kirchenkonzerten: Die Canzona für Violine und Orgel und die„Choralſonate“ und „Toccata“ für Orgel.— Wie weit ſich Kaminſki auf dem Theater behaupten wird, läßt ſich nach der zwieſpältigen Ur⸗ aufführung ſeines ſelbſtgedichteten Dramas„Jürg Je⸗ natſch“ noch nicht abſehen. Er hat aber darin bereits er⸗ wieſen, daß ihm gute bühnendramatiſche Mittel zur Ver⸗ fügung ſtehen. Die Allmeiſterin der deutſchen Geſangskunſt Zum Tode von Lilli Lehmaun— Von A. Gräfe Eine große Künſtlerin und ein großer Menſch iſt von uns gegangen. Lilli Lehmann, die 81jährige Meiſterin des Ge⸗ fangs, iſt nicht mehr. Für die große Oeffentlichkeit war ſie ſchon lange geſtorben, ſie, die Einſame, lebte ſeit Jahren ab⸗ geſchloſſen von der Welt in ihrem Heim im Grunewald. Ihren 80, Geburtstag konnte ſie am 24. November vorigen Jahres noch im Vollbeſitz ihrer körperlichen und geiſtigen Kräfte he⸗ gehen, umgeben von einem Kreis von Menſchen, die ihr nahe⸗ ſtanden. In der letzten Zeit vereinſamte ſie völlig, und an ihrem Sterbebette weilte nur ihre Schweſter, die einſtige Opernſängerin Marie Lehmann. f Nennt man den Namen Lilli Lehmann, ſo nennt man zu⸗ gleich die Glanzzeit deutſcher Opernkultur. Lange Zeit war ſie der ſtrahlende Mittelpunkt der Berliner Oper, ihr hat Richard Wagner ſeine größten Erfolge zu verdanken. Sie war ein ſtimmliches Wunder, aber zugleich der Beweis dafür, was Energie und zielbewußtes Streben vermögen. In ihrem erfolgreichen Buch„Mein Weg“ hat ſie ſelbſt ihr Werden an⸗ ſchaulich geſchildert, und man wird merken, daß es ihr nicht leicht gefallen iſt, das zu werden, was ſie wurde. Selbſt als ſie in den 7her Jahren an die Oper nach Berlin berufen würde, hatte ſie es ſchwer, ſich neben der Lucca, der Brandt und der Mallinger zu behaupten. Sie hatte damals den Weg zu ſich noch nicht gefunden, ſie glaubte eine Koloraturfängerin, oder wie man damals ſo ſchön ſagte, eine„Koloraturſoubrette“ zu ſein. Bei einem Gaſtſpiel in Wien kam daun die große Wandlung. Sie wurde erkannt und ſie erkannte ſich. Sie die„Donna Anna“ und die ſang in Wien die„Iſolde“, Ueber Nacht war „Norma“, Ihr Erfolg war einzigartig. aus einer Koloraturſängerin eine Hochdramatiſche geworden. Von dem kleinen Pagen Cherubin wurde ſie die Gräfin Al⸗ maviva, aus der kleinen Mareelline wurde ſie die Leonore des„Fidelio“. * Die äußerliche Folge dieſer inneren Wandlung war der berühmte Kontraktbruch mit der Oper in Berlin, der ſeiner⸗ zeit ein Rieſenaufſehen erregte. Die Berliner Generalinten⸗ danz wollte ihren Urlaub, den ſie in Amerika verbrachte, nicht verlängern. Daraufhin erfolgte der Bruch von ſeiten dei Sängerin. Von 1886 bis 1890 hielt ſie ſich in Amerika auf, wo ſte auch ihren Lebensgefährten fand, den Heldentenor Paul Kaliſch. Nach vierjähriger Abweſenheit von Deutſchland kehrte ſie wieder zurück, wo ſie in Berlin von der ganzen Kunſtwelt erwartet, von der Intendanz des Opernha iſes „anädig“ wieder aufgenommen wurde. In Amerika hatte ſie ſehr viel zugelernt, ſie wurzelte jetzt ganz in Wagner und Verdi, in Beethoven und Mozart. Ihr oberſter Grundſatz blieb aber, ſchön und ſtilrein zu ſingen. Daneben blieb ſie die große Menſchendarſtellerin, die das Theaterblut in den Adern hatte und die wußte, daß die muſtergültige Verkörperin einer Opernfigur vollendeten Geſang und vollendetes Spiel ver⸗ lange. Oft hat ſie ſich auch als Spielleiterin ausgezeichnet, ſo bei den Salzburger Feſtſpielen, die ganz unter ihrem Einfluß ſtanden. Auch die Bayreuther Feſtſpiele zu Lebzeiten Wag⸗ ners waren ohne Lilli Lehmann nicht zu denken. Freund⸗ ſchaftliche Bande verknüpften ſie mit Richard Wagner, ſie war ein gern geſehener Gaſt in Villa Wahnfried. In ſpäterer Zeit wurde die große Bühnenkünſtlerin auch eine bedeutende Konzertſängerin, ſie zeigte unübertrefflich, wie ein Lied ſeelen iſt und wie man, ohne die Abſichten des Komponi vergewaltigen, die eigene Perſönlichkeit zur Geltung bringen kann. Zu einem großen Ereignis wurde die„Fidelio“⸗ Aufführung des 4. Mai 1916, wo Lilli Lehmann anläßlich ihres 50 jährigen Bühnenjubiläums noch einmal und zum letzten Mal in ihrer Lieblingsrolle auftrat. * Das Theater⸗ und Sängerblut lag in ihren Adern. Sie war die Tochter des berühmten Heldenbaritons Karl Auguſt Löw und der Sängerin und Harfenvirtuoſin Thereſia Leh⸗ mann. In Würzburg geboren, verlebte ſie ihre Jugend in Prag. Dort erhielt ſie zuſammen mit ihrer Schweſter Marie und ihrer Mutter den erſten Muſikunterricht, und bereits mit fünf Jahren war ſie imſtande, Lieder auf dem Klavier zu begleiten. Ihr ganzes Weſen drängte zum Theater. Als Statiſtin und Chormädchen begann ſie, um als gefeiertſte Sängerin der Welt zu enden. Ihr Debut als Sängerin feierte ſie als Pamina in der„Zauberflöte“, als ſie ganz un⸗ vorbereitet für eine erkrankte Kollegin einſpringensmußte. Von Prag ging es dann kurze Zeit nach Danzig, und von da nach Leipzig, wo ſie ihre erſten Triumphe feierte. Ihre Stimm⸗ fülle und Schönheit ſowie ihr ſchauſpieleriſches Talent er⸗ regten berechtigtes Aufſehen. In Leipzig hörte ſie auch der Generalintendant der Königlichen Oper in Berlin, Boto von Hülſen, der ſie ſofort für Berlin verpflichtete. Damit war ſie im Mittelpunkt des muſikaliſchen Geſchehens. Deutſch⸗ land hat ſeine größte Sängerin verloren. K Pfitzner⸗Schüler Von Pfitzner, dem Lehrer, iſt anläßlich ſeines ſechzigſten Künſtlerjubiläums kaum die Rede geweſen. Geſchweige denn von ſeinen Apoſteln. Und doch wirkt Pfitzner ſchon ſeit Jahren an der Berliner Muſikakademie neben Schönberg, Hindemith und Schreker, leitet eine Meiſterklaſſe für Kompoſition und er⸗ freut ſich bereits einer adretten Zöglingsſchar, die ſeinem pädagogiſchen Wirken die größte Dankbarkeit entgegen bringt, indem ſte ſelbſt in die Fußtapfen des ehrwürdigen Meiſters tritt. Der bekannte Berliner Pfitzner⸗ und Strauß⸗Verlag Adolph Fürſtner iſt ſo taktvoll geweſen, dem Meiſter des„Pa⸗ leſtrina“ als Jubiläumsgabe einen ſtattlichen Band von bisher un veröffentlichten Kompoſitionen ſeiner„Meiſter⸗Schüler“ zu widmen. Wenn es auch nur ein kleiner Querſchnitt durch das Könnertum der Pfitzner⸗Schule iſt, der hier mit verſchiedenen Kompoſitionsproben aufgetan wird: man bekommt doch ſchon ein klares Bild aus dem Wenigen, wie es um Pfitzuers Schü⸗ ler beſtellt iſt, zumal dieſe wenigen Kompoſitionen ja beſtimmt beſte Ausleſe der Schüler⸗Arbeiten ſind. Pfitzner braucht ſich deren durchaus nicht zu ſchüämen. Gediegenes Handwerk, das zum Teil über den Durchſchnittsleiſtungen der Schule ſteht. * Da iſt ein echter Pfitzner⸗Epigone, Otto Straub, mit einem Orcheſterlied„Der Falken“, Er hat ſich ſo am ſpröden Inſtrumentalklang, an der Quinten unterhöhlten Harmonik des„Paleſtrina“ feſtgeklammert, daß er wohl eine ſaubere, etwas breitſpurige Liedkompoſition zutage fördert, aber in keiner Weiſe einen Perſönlichkeitston anzuſchlagen imſtande iſt, Auch Karl Maria Zwißler, der als opus 8 ein„Sonett“ des Francesco Petrarca veröffentlicht, folgt ganz der harmo⸗ niſchen„Paleſtrina“⸗Diktion, die teilweiſe mit arpeggierten Quinten⸗Akkorden direkt auf die Einleitungsſzene des„Pale⸗ ſtrina“ hinweiſt. Bei Zwißler macht ſich aber ein eigener Ge⸗ ſtaltungswille für die Vokallinie bemerkbar. Das Lied„Herbſt⸗ gefühl“ gibt eine ausgezeichnete Innenſtimmung. Es könnte Popularität erlangen, wäre die Schlußphraſe nicht zu dürftig abgeſchnürt. Gerhard Frommel beherrſcht den Pfitznerſchen Liedſtil ebenſo ſicher, wie den Brahmsſchen. Die Frucht ſeiner Erkenntnis ſteht kleinlaut zwiſchen beiden(„Sprüche für die Galante in.“ von Stefan George). Auch ihm muß man den guten Geſchmack in der Zeichnung der Vokallinie zuſprechen. Plaſtiſch, melodibs und unproblematiſch ſcheint ſeine Tendenz. Carl Gerhardt ſteht Pfitzners Liedſchaffen mit ſeinem Stormlied„Geflüſter der Nacht“ ebenfalls nahe. Er zeigt pri⸗ mittveren Melodieausdruck, dafür aber ein gewitzteres Geſicht in harmoniſchen Dingen.(Einen ungemein packenden Lied⸗ ſchluß.) 1 Lothar Wißke wandelt unverdroſſen auf Liedpfaden des Großmeiſters Richard Strauß. Modulatoriſch, wie thematiſch. Das Dehmel⸗Lied„Zweier Seelen Lied“ ſpiegelt Unperſön⸗ lichkeit und iſt in ſeiner klanglichen Wirkung höchſt abgegrif⸗ fen. Süßlich, in weiblichem Sentimentsüberſchwang das „Herbſtweh“ von Maria Dombrowsky. Einfallsarm ein Scherzoſatz aus der F⸗Moll⸗Sonate der Margit Hugel. Aber dagegen lehnen ſich zwei ſtarke Eigennaturen auf, die Hoff⸗ nung verheißen: Friedrich Mehler, der mit Klavierkompo⸗ ſitionen(Nottuxno und Präludium) bedeutſam in den Vorder⸗ grund tritt und der harmoniſch Kühnſte unter den„Soliden“ der Pfitznerſchule Robert Rehan mit einer Geſangsſzene aus dem Nachſpiel ſeiner heiteren Oper. Eduard Hebra möchte mit ſeinem Lied„Dritte Nachtwache“ nach Stefan George aus der Idealwelt des„Triſtan“ heraus. Er beſitzt das Zeug da⸗ zu. Ob er über den Paleſtrina⸗Stil Pfitzners hinausgelangt, iſt jedoch aus der Nüchternheit ſeiner Geſangsdiktion nicht ab⸗ zuſehen. In gelinder Polytonalität ergeht ſich Hansmaria Dombrowski mit einem Volkslied von Morgenſtern und dem Goethe⸗Lied„Nähe“. Seinen Klavier⸗ wie Vokalſatz adelt künſtleriſche Feinkultur. Man wird ſein Schaffen im Auge behalten müſſen. Der Leipziger Hermann Ambro⸗ ſius, der hier zwei mit Chromatik überladene Klavier⸗ Etüden vorſetzt, iſt in der Muſiköffentlichkeit durch ſeine Kammermuſtk längſt bekannt. * Alles in allem: die Pfitznerſchule hat ihr Niveau. Neben Schwächeleiſtungen ſteht das Verheißungsvolle. Verheißend freilich im epigonalen Sinne eines Hans Pfitzners. Faſt allen iſt die Sprache umdüſtert. Wo die reine Tonalität noch ſteghaft ihre Triumphe feiert, herrſcht der trübe, tiefſinnige Mollton vor. Die Form erſchöpft ſich nicht immer in Knapp⸗ heit und Kongruenz. Der Inhalt, der für Pfitzner weſentlicher erſcheint als das techniſche Gerüſt, erweiſt ſtereytyp. In allen Pfitzner⸗Schülern regt ſich der nationale Grundton, den wir bei Pfitzner ſo gewichtig ausklingen hören. Und das ſcheint mir das Verſöhnendſte. 8. G. — eee 8 1 5 Samstag, den 25. Mai 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 237 Gottesdienſt⸗Ordnung Evaugeliſche Gemeinde Sonntag, den 26. Ma 1929: Trinitatiskirche:.30 Predigt, Vikar Gocker; 10 Predigt, Pfr. Renz; 11.15 Kindergottesdienſt, Pfr. Renz; 11.15 Chriſtenlehre, Pfr. Roſt. Jungbuſchpfarrei: 11.15 Chriſtenlehre, Pfr. Eckert. Konkordienkirche: 10 Predigt, Kirchenrat Maler; 11.15 Kindergottes⸗ dienſt, Vikar Karle; 11.15 Chriſtenlehre für Knaben, Kirchenrat Maler; 11.45 Chriſtenlehre für Mädchen, Kirchenrat Maler; 6 Pre⸗ digt, Vikar Grimm. Chriſtuskirche: 8 Predigt, Vikar Dr. Barner; 10 Predigt, Pfr. Dr. Hoff; 11.15 Kindergottesdienſt, Vikar Dr. Barner; 11.15 Chriſten⸗ lehre, Pfr. Dr. Hoff und Geh. Kirchenrat D. Klein; abends 8 Orgelkonzert. Neuoſtheim: 10 Predigt, Vikar Dr. Barner; 11.15 Kindergottesdienſt. Friedenskirche:.30 Predigt, Landeskirchenrat Bender; 10.45 Chriſten⸗ lehre, Landeskirchenrat Bender. Johanniskirche:.30 Predigt, Pfr. Emlein; 10 Predigt, Vikar Schropp;: 11 Chriſtenlehre für Knaben, Pfr. Emlein; 11.15 Kindergottesdienſt, Vikar Schropp; 11.45 Chriſtenlehre für Mädchen, Pfr. Emlein. Lutherk:.30 Uhr Frühgottesdienſt, Vikar Grimm; 10 Predigt, Pfarrer Dr. Lehmann; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Grimm; 11 Chriſtenlehre für Knaben, Pfr. Dr. Lehmann. Melauchthonkirche: 10 Predigt, Pfr. Heſſig; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Götz; 11 Chriſtenlehre, Pfr. Heſſig. Neues St. Krankenhaus: 10.30 Predigt, Pfr. Kiefer. Diakoniſſenhaus: 10.30 Predigt, Pfr. Scheel. Hrch, Lanz⸗Krankenhaus: 10.30 Predigt, Vikar Zöbeley. g:.30 Predigtgottesdienſt, Pfr. Mutſchler; 10.45 Kinder⸗ esdienſt, Pfr. Mutſchler; 1 Chriſtenlehre für Knaben, Pfarrer tſchler. tal: 10 Hauptgottesdienſt, Pfr. Luger;.30 Chriſtenlehre für n, Pfr. Luger. irche Neckarau:.30 Predigt, Pfr. Fehn; 10.45 hl. Abend⸗ r. Fehn; 1 Kindergottesdienſt der Südpfarrei Pfr. Fehn; 8 tesdienſt, Pfr. Fehn. .30 Predigt, Pfr. Vath;.30 Predigt am Pfingſtberg⸗ Ziegler; 10.30 Chriſtenlehre für Mädchen; 11.30 ienſt. 0 Hauptgottesdienſt, Pfr. Dürr; 10.45 Chriſtenlehre für Dürr; 11.30 Kindergottesdienſt, Pfr. Dürr; 5 Abend⸗ uſt in Scharhof, Pfr. Dürr. che Waldhof:.45 Chriſtenlehre für Knaben, Vikar Wörner; 0 uptgottesdienſt, Vikar Wörner; 10.45 Kindergottesdienſt, Vikar Wörner. Wochengottesdienſte: Trinitatiskirche: Dienstag, 28. Mai, abends 8 Andacht, Pfr. Renz.— Mittwoch, 29. Mai, vorm. 7 Morgenandacht. Konkordienkirche: Donnerstag, 30. Mai, abends 8 Bibelbeſprechung, V b. Schütz.. Johanniskirche: Donnerstag, 30. Mai, abends 8 Andacht, Pfr. Mayer. Lutherkirche: Mittwoch, 29. Mai, abends 8 Andacht, Pfr. Frantzmann. Melanchthonkirche: Mittwoch, 29. Mai, abends 8 Uhr Bibelſtunde, Vikar Götz. Pauluskirche Waldhof: Donnerstag, 30. Mai, abends 8 Andacht im Konfirmandenſaal, Vikar Wörner. Vereinigte evangeliſche Gemeinſchaften. Evang. Verein für innere Miſſion A. B. Stamitzſtraße 15(Inſp. Stöckle): Sonntag 3 allgemeine Verſammlung. Donnerstag.15 Bibelſtunde.— K 2. 10: Sonntag 8 Verſammlung. C. V. j. M. Donnerstag 8 Bibelſtunde.— Schwetzingerſtraße (Stadtmiſſionar Olpp): Sonntag.00. Donnerstag .00 Bibelſtunde.— Neckarau, Fiſcherſtraße 31(Stadtmiſſionar Welk): Sonntag.00 Verſammlung. Dienstag.15 Bibelſtunde.— Rheinau. Däniſcher Tiſch: Sonntag 8 Verſammlung. Mittwoch.15 Bibelſtunde.— Bellenſtr. 52: Sonntag 8 Verſammlung. Freitag .15 Bibelſtunde.— Saudhofen, Kinderſchule(Stadtmiſſ. Keidel): Sonntag.30 Luzenberg, 4 Sandhofen Verſammlung. Dienstag 8 Waldhof, Mittwoch 8 Sandhofen, Freitag.30 Luzenberg Bibel⸗ ſtunde.— Fendenheim, untere Kinderſchule: Sonntag 8 und Mitt⸗ woch.15 Bibelſtunde. Käfertal, Gemeindehaus: Sonntag 8 Verſammlung. Weitere Veranſtaltungen(Sonntagsſchulen, C. V. i.., Jungfrauenvereine) ſind bei feder Station zu erfahren. Berein für Ingendpflege e. V.„Haus Salem“, K 4. 10. Sonntag 2 Sonntagsſchule; 3 Jungmännerkreis; 4 Jugendverein für jg. Mäd⸗ chen; 8 Evangeliſationsverſammlung.— Dienstag 8 Gebetſtunde.— Mittwoch.30 Jungſchar; 8 Männerſtunde.— Donnerstag 4 Frauen⸗ ſtunde; 8 Blaukreuzverſammlung. Landeskirchliche Gemeinſchaft„Bethesda⸗ Heim“, L II. 4. Sonntag nachm. 2 Kinderſtunde; 4 Jugendverein; abends 8 gemiſchte Ver⸗ ſammlung.— Dienstag abend 8 Männerſtunde.— Mittwoch abd. 8 Gebetſtunde.— Donnerstag nachmittag 4 Frauenſtunde; abends 8 Bibelkränzchen für junge Mädchen von 15—18 Jahren.— Freitag abend 8 Jugendverein. Adventgemeinde, J 1. 14. Sonntag abend 8 Vortrag.— Mittwoch abend 8 Bibelſtunde.— Freitag abend 8 Jugendſtunde.— Samstag vorm. 9 Sabbatſchule; 10 Predigt; nachm. 3 Kindergottesdienſt. Evangeliſche Gemeinſchaft, U 3, 23: Sonntag: 9 Uhr Morgenandacht; .30 und 4 Predigt, Prediger Kick; 11 Kindergottesdienſt.— Mitt⸗ woch abend 8 Uhr Bibelſtunde.— Donnerstag: 4 Uhr Miſſions⸗ andacht der Frauen; 8 Uhr Jugendſtunde. Blankreuzverein Mannheim I, Rheinauſtraße 6, Hinterhs. Sonntag vorm. 10 Gebets vereinigung, Rheinauſtr. 65 nachm. 3 Jahresfeſtfeier in der Kapelle des Diakoniſſenhauſes F 7.— Sonntag, Montag u. Dienstag, jeweils abends 8, Evangeliſationsverſammlungen Gärt⸗ nerſtraße 17. Redner bei den vorſtehenden Verſammlungen Bun⸗ desſekretär Br. Waneck⸗Barmen.— Mittwoch nachmittags 4 Uhr Hoffnungsbundſtunde für Kinder; abends 8 Blaukreuzſtunde.— Süddeutſche Vereinigung für Evantzeliſation u. Gemeinſchaftspflege, (Landeskirchl. Gemeinſchaft), Lindenhofſtr. 34. Sonntag abend 8 Evangeliſations vortrag. Mittwoch abend 8 Uhr Bibelbeſprechung. Samstag abend.15 Männerabend.— Jugend⸗ bund f. E.., a) junge Männer: Sonntag.30 und Dienstag 8; b) Jungfrauen: Sonntag 4 und Donnerstag 8.— Knabenbund: Samstag.30 für Knaben von 10—15 Jahren. Die Heilsarmee, C 1. 15.— Sonntag vorm..30 Heiligungs⸗Ver⸗ ſammlung; Sonntag und Mittwoch 8 Heilsverſammlung;: Freitag 8 Heiligungs⸗Verſammlung.— Sonntags⸗Schulen: Sonntag 11 und .30; Mittwoch 5, Donnerstag 4 Liebesbund. Methodiſten⸗ Gemeinde Eben⸗Ezer⸗Kapelle, Augartenſtr. 26: Sonntag vorm..30 Predigt, Predig. Köhler von Omaha(Amerika); 11 Sonntagsſchule; abends 8 Uhr Jugendbund(Hottinger).— Montag abends.30 Jungfr.⸗ Miſſ.⸗Verein.— Mittwoch: abends.15 Bibel⸗ u. Gebetſtunde(Geb⸗ hardt).— Donnerstag: nachm.—5 Uhr Frauen⸗Miſſionsſtunde (i. Heidelberg). Katholiſche Gemeinde. Obere Pfarrei(Jeſuitenkirche): Sonntag 5 Frühmeſſe; von.30 an Beichtgelegenheit; 6 hl. Meſſe;.45 hl. Meſſe;.30 Singmeſſe mit Predigt;.30 Kindergottesdienſt mit Predigt;.30 Hauptgottesdienſt mit Predigt und Amt; 11 hl. Meſſe mit Predigt; 2 Herz⸗Jeſu⸗ Bruderſchaftsandacht mit Segen; abends.30 Maiandacht mit Pre⸗ digt, Prozeſſion und Segen. St. Sebaſtianuskirche— Untere Pfarrei: Sonntag: 6 Frühmeſſe u. Beginn der Beichtgelegenheit; 7 heil. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Pre⸗ digt;.30 Hauptgottesdienſt mit Predigt u. Amt; 11 Kindergottes⸗ dienſt mit Predigt;.30 Chriſtenlehre für die Jünglinge; 2 Herz⸗ Jeſu⸗Andacht mit Segen;.30 abends Maiandacht mit Predigt, Pro⸗ zeſſton und Segen. Lieb franenkieche: Sonntag: Von 6 an Beichtgelegenheit;.30 Früh⸗ meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt u. Amt; 11 Singmeſſe mit Predigt;.30 Chriſtenlehre der Jünglinge; 2 Andacht zur heil. Dreifaltigkeit;.30 Malandacht mit Predigt, Prozeſſion u. Segen. tatholiſches Bürgerſpital:.30 Singmeſſe mit Predigt. St. Peter⸗ und Paulskirche Feudenheim: Sonntag:.30 heil. Beicht: 7 heil. Kommunion;.30 Kommunionſingmeſſe;.45 heil. Kom⸗ munion; 9 feierl. Hauptgottesdienſt; 10.15 Chriſtenlehre für die Jünglinge; 11 Schülergottesdienſt; 2 Andacht; abends 8 Predigt u. Maiandacht. 5 Herz⸗Jeſu⸗Kirche Neckarſtadt⸗Weſt: Sonntag: 6 Frühmeſſe u. Beicht⸗ gelegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt u. Amt; 11 Kindergottesdienſt mit Predigt;.30 Chriſtenlehre für Mädchen; 2 Andacht zur heil. Dreifaltigkeit. 4 St. Bonifatinskirche Neckarſtadt⸗Oſt: Sonntag: 6 Frühmeſſe und Beichtgelegenheit; 7 heil. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt und Mo⸗ natskommunion der Frauen;.30 Hochamt mit Predigt; 11 Sing⸗ meſſe 920 Predigt; 2 Feſtandacht; abends.30 Maiandacht mit Pre⸗ digt, Prozeſſion und Segen. Städt. Krankenhaus: Sonntag: 6 Frühmeſſe mit Anſprache;—8 Beichtgelegenheit;.15 Monatskommunion der Lernſchweſtern, Singmeſſe mit Predigt. 5 St. Joſefskirche Lindenhof: Sonntag: 6 hl. Meſſe u. Beicht; 7 Kom⸗ munionmeſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt und Amt: 11.15 Singmeſſe mit Predgt; 2 Andacht zur heil. Dreifaltigkeit; 7 abends Maiandacht mit Predigt. 5 St. Jakobskirche Neckarau: Sonntag: 8 Singmeſſe mit Predigt; 9 Chriſtenlehre f. die Jünglinge;.30 Hochamt m. Predigt; 11 Sing⸗ meſſe mit Predigt;.30 Ehriſtenlehre für die Mädchen; 2 Herz⸗Jeſu⸗ Andacht mit Segen. r St. Franziskuskirche Waldhof: Sonntag: 6 Beicht; 7 Komreunion⸗ meſſe mit Frühpredigt;.15 Salzweihe— Amt und Predigt in der Kapelle der Spiegelfabrik;.30 Salzweihe— Predigt und Amt; 11 Singmeſſe u. Homilie in der Kapelle der Spiegelfabrik; 11 Schüler⸗ gottesdienſt mit Predigt und Singmeſſe;.30 Chriſtenlehre für die Jungfrauen und Veſper;.30 abends Maiandacht. St. Laurentiuskirche Käfertal: Sonntag:.30 Beicht;.15 Frühmeſſe; 9 Hauptgottesdienſt mit Predigt, Kollekte; 11 Predigt mit Schüler⸗ gottesdienſt, Kollekte; 2 Dreifaltigkeitsandacht;.30 abends Schluß der Maiandacht mit Predigt, Kollekte. St. Bartholomäuspfarrkirche Sandhofen: Sonntag:.30 Beicht; 7 Frühmeſſe mit heil. Kommunion;.30 Schülergottesdienſt mit Pre⸗ digt und heil. Kommunion der Schulkinder und des poln. Roſen⸗ kranzvereins; 10 Predigt und Amt;.30 Andacht zur heil. Drei⸗ faltigkeit; abends 8 Maiandacht mit Predigt und Segen. St. Aegidiuskirche Seckenheim: Sonntag:.15 Frühmeſſe;.30 Haupt⸗ gotesdienſt anſchließend Chriſtenlehre für Jünglinge;.30 Andacht: .30 abends Maiandacht. Ilvesheim: Sonntag:.15 Frühmeſſe;.30 Hauptgottesdienſt; 1 Nach⸗ mittagsandacht. St. Antoninskirche Rheinau: Sonntag:.30 Beichtgelegenheit;.45 u. .20 Spendung der heil. Kommunion;.30 Frühmeſſe;.15 Hoch⸗ amt mit Predigt u. Salzweihe; 11 Schülergottesdienſt mit Predigt; abends 8 Malandacht mit Predigt und Segen. 8 Alt⸗Katholiſche Gemeinde(Schloßkirche) Sonntag, den 26. Mai, vorm. 10 Uhr, deutſches Amt mit Predigt. Die Chriſtengemeinſchaft, Bewegung für religiöſe Erneuerung. Sonntag, 26. Mai: 10 Uhr im Vortragsſaal L 11, 21, pt.: Die Men⸗ ſchenweihehandlung und Predigt; 11.15 Uhr Kindergottesdienſt.— Dienstag, 28. Mai:.15 Uhr abends im Vortragsfaal U 6, 11, Friedrichsring:„Meine Schweizer Reiſe“, Bericht von W. Sa⸗ lewſki.— Dienstags und Freitags: 9 Uhr früh in der Kapelle des Hrch. Lanz⸗Krankenhauſes: Menſchenweihehandlung. Pr. IU. KOhTAd Hartmann Syndikus Gerfrud Harfmarm geb. NMeyer a Vermählfe Lulsenring 60 Marmbelm den 25. Mel 1920 C. Aft. Jerbftentüehungen der taut Mannheim Am Dienstag, den 28. Mai, 16 Uhr, findet im Bürgerausſchußſaal des Rathauſes eine Bürgerausſchuß⸗Sitzung ſtatt. Die Tagesordnung iſt im Rathaus (Durchgang) und an den Rathaustafeln der Gemeindeſekretariate angeſchlagen. 10 Mannheim, den 21. Mai 1929. Der Oberbürgermeiſter. nicht aufzubringen Arbeitsvergebung Schulhofherſtellung Kirchgartenſchule. Nähere Auskunft im Rathaus N 1, Zim⸗ Es werden in den kommenden Sommer- ferien(4 Wochen) Knaben u. Mädchen von kaufm. und techn. Angestellten in einem Heime in Thüringen(löbenlage) und in einem Heime im Marz(ö50 n hoch) untergebracht. Das Alter der Kinder ist von—14 Jahren. Soweit die Eltern die Kosten nur teilweise oder überhaupt werden diese vom Verein getragen. Kurze Gesuche mit Angabe des Namens und Alter der Kinder sowie genaue Anschrift der Eltern sind bis zum 15. Juni zu richten an i Tereln f fertenaukentbalt u. Ainderürzogek.. 8 M 6, 14, II., Tel. 27941 5 in der Lage sind, 6004 mer 122 von 8 bis 10 Uhr. Dort liegen die Zeichnungen und die Ausſchreibungsunter⸗ lagen auf. Oeffnung der Angebote: Mittwoch, den 29. Mai 1929, 9 Uhr, Rathaus N 1, Zimmer 124, Zuſchlagsfriſt bis 8. Junt 1929. 19 Hochbauamt. Die Pfänder vom Monat November 1928 und zwar 31 Lit.& Nr. 15 03117 191(blaue Scheine) Lit. B Nr. 39 181—44 640(violette Scheine) Lit. C Nr. 33 19337 791(gelbe Scheine) müſſen bis ſpäteſtens Ende Mai 1929 aus⸗ gelöſt werden, andernfalls ſie Anfang Juni 1929 verſteigert werden. Städt. Leihamt. Bekanntmachung Die Stadtverwaltung Mannheim hat auf Grund des Geſetzes vom 23. Juni 1900 über das Genehmigungsverfahren bei Eiſenbahn⸗ anlagen und des§ 29 des Straßengeſetzes vom 14. Juni 1884 um die Genehmigung zur Umgeſtaltung der Gleisaulage drr ſtädtiſchen Straßenbahnlinie am Lindenhofplatz i. Mann⸗ heim nachgeſucht. Die Pläne des Unterneh⸗ mans liegen innerhalb 14 Tagen vom Tage es Erſcheinens dieſer Bekanntmachung an ge⸗ rechnet beim Bezirksamt Mannheim, Zimmer Nr. 33, und auf dem Rathaus in Mannheim guf. 23 Etwgige Einſprachen gegen das Unter⸗ nehmen ſind innerhalb dieſer Friſt beim Be⸗ zirksamt Mannheim oder beim Bürgermeiſter⸗ amt Mannheim vorzubringen. Karlsruhe, den 6. Mai 1929. Der Finanzminiſter. J..: gez.: Kirchgäßner Oeffentliche Verſteigerung. Dienstag, den 28. Mai, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich im Auftrage des Gläubiger⸗ obmannes, Herrn Kennerknecht, am Lager⸗ ort, Lange⸗Rötterſtraße(Nähe Uhlandſchule), gegen bare Zahlung: 6010 1 Bauwinde, 1 Betoumiſchmaſchine, 1 Motor⸗ winde, Steinkarren, Flaſchenzüge, Gerüſt⸗ ketten, Klammern u. ſonſtige Bauwerkzeuge aller Art. — Beſichtigung von 23 Uhr ab.— Zul. Scheuber, beeidigter Verſteigerer, Anruf 292 45. Tapeten Nrogzer Posten zu ben allergilligsten Preisen. S195 f 286 Rari G6 I 1. GewWinnlisfe lar Mannheimer Malmarktlatterie 1929. A] Lebende Gewinne: 9211, 14641, 20118, 44631, 49850, 50118, 63772, 65299, 66629, 75976, 77489, 78941, 81697, 95794, 96639, 97711. B) Sachgewinne: 31, 368, 541, 1243, 1388, 1515, 2115, 2271, 2342, 2456, 2769, 2848, 2852, 3368, 3447, 3863, 3932, 4170, 4428, 4502, 4832, 4993, 5148, 6662, 6664, 6679, 6704, 6990, 8891, 10157, 11138, 11773, 11812, 12178, 12785, 12979, 13016, 13073, 13131, 13409, 13471, 13820, 14322, 14704, 15463, 15783, 16011, 16148, 16215, 17045, 17099, 17361, 17827, 18214, 18793, 19077, 19281, 19407, 21789, 22601, 22887, 23086, 24522, 25300, 26436, 26538, 26710, 28208, 28687, 28942, 28951, 29665, 29826, 30825, 31804, 31820, 32048, 32170, 32355, 33194, 38507, 34891, 35474, 35845, 35952, 37587, 37921, 40335, 40839, 40848, 40900, 41790, 42551, 42811, 43068, 43127, 43166, 43565, 44720, 45008, 45148, 45356, 45841, 45930, 46028, 46263, 270, 49354, 49552, 49834, 51307, 53192, 54550, 54638, 54837, 54871, 54986, 56294, 56307, 57028, 57738, 58196, 59075, 59319, 59491, 60724, 60884, 61269,61342,62346,63170,68323, 63409,63729, 65322, 66707, 667238, 66704, 67005, 69462, 69631, 70551, 72056, 72270, 72931, 73077, 73919, 74477, 74981 75284, 75811, 75824, 76602, 76699, 76960, 78085, 78767, 79768, 82544, 83218, 84268, 84377, 85267, 85742,„86338, 86356, 88016, 88808, 89097, 89766, 89800, 90441, 90486, 91403, 91910, 92197, 92326, 93447, 93515, 94276, 94533, 95397, 95680, 96264, 97137, 98420, 99188, 99539. 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Sie wird nur noch einmal in Süddeutſchland gezeigt werden und dann 1930 dem Muſeum einverleibt. Die Preſſe hatte am Freitag abend Ge⸗ legenheit, die Ausſtellung zu beſichtigen. Der Gedanke einer Ausſtel⸗ lung für Leibesübungen iſt an und für ſich nicht neu, nur die Wege, die hier eingeſchlagen werden, ſind neu und eigenartig. Tabellen, Preiſe, Diplome uſw. ſind verſchwunden. Man beſchäftigt ſich nicht mit dem unvermeidlichen Beiwerk anderer Ausſtellungen, ſondern führt den Beſchauer ſofort in den Begriff des Sports ein. Bewegung iſt alles, Leibesübungen kann jeder treiben, wie die Antwort auf die erſte Frage beim Betreten der Ausſtellung:„Wer ſoll Leibesübungen treiben?“ lautet. Begründung gibt der Ausſtellung wichtigſter Teil, die erſte große Abteilung, die den Zuſammenhang zwiſchen Körper und Körperübungen klarmachen ſoll. Wie verhalten ſich die Ver⸗ dauungsorgane beim Ueben? Was geht im Stoffwechſel vor? Was macht die Atmung? Wie ergeht es dem Herzen? Wie wirken die Körperübungen auf Wachstum und Körperverfaſſung? Das wird in einer ganzen Abteilung gezeigt. Es wird dabei immer wieder betont, daß es für den Menſchen als Lebeweſen ein Optimum gibt, alſo einen Gipfelwert, von dem nach der Seite des Nichtgebrauchs ebenſo der Weg abwärts führt wie nach der Seite des übermäßigen Gebrauchs. Beſonders bemerkenswert in dieſer Abteilung ſind die Mus kelmodelle mit Preßluftbetrieb, an denen ſich eine ganze Reihe intereſſanter Be⸗ wegungsverſuche ausführen laſſen. Weiterhin das neukonſtruierte Modell des Kreislaufs; ferner die Apparate, die die Atmung ver⸗ anſchaulichen und das Modell, das die Förderung des Kreislaufs durch Muskelarbeit zeigt. Das in der Gruppe einzeln Begründete faſſen wieder einige Frage⸗ käſten mit Antwortbilbdern zuſammen. Die Fragekäſten heißen hier: „Warum Leibesübungen treiben, wann und wie?“ Die Antworten auf die Frage„Warum“ ſeien hier erwähnt, weil ſie Leitfaden der ganzen Ausſtellung ſind: „Weil wir ebenſo wie wir täglich Nahrung aufnehmen, auch täglich die Lebensreize der Bewegung brauchen“. „Weil der Körper nur bei regelmäßiger Uebung ſeiner Kräfte geſund bleibt“, enſch und der Sport „Weil die Uebungen ſein Wachstum fördern und dem Körper die eigentlich menſchliche Form geben“. Die nüchſte große Abteilung gibt die Antwort auf die Frage: „Welche Leibesübungen und wieviel davon?“ Ste zeigt zunächſt: Was ſollen die kleinen Kinder, die Schulkinder, die Jugendlichen, die Erwachſenen treiben, und dann zeigt ſie, welche Wirkungen auf Körper und Geſundheit haben die Gymnaſtik, das Turnen, Schwimmen, Laufen, Werfen, Springen, Skilaufen, Wan⸗ dern uſw.— Die Uebung ſelbſt wird jedesmal in einem Schaukaſten gezeigt, der die Bewegungen in ihre Teile auflöſt, außerdem an Photo⸗ vergrößerungen. Inmitten hängt eine Tafel, die in wenigen Schlag⸗ worten das ſagt, was jeder darüber wiſſen ſoll. Eine Gruppe „Uebungsſtättenbau“ und eine Ueberſicht über die„Orga⸗ niſatton der Leibesübungen in Deutſchland“ be⸗ ſchließen dieſe Abteilung. Intereſſant iſt auch die Abteilung der Geſchichte der Lei⸗ besübungen. Naturvölker, Inder, Aegypter, Perſer uſw. laſſen an Hand von Bildern einen kurzen Einblick in die Art ihrer Leibes⸗ übungen tun. Die Darſtellung geht bis in die Neuzeit. Die Wanderausſtellung will, wie der Ausſtellungsleiter Dr. med. Neubert nach einer kurzen Einführung durch Dr. Stabel von der Stadtverwaltung Ludwigshafen, die die Ausſtellung mitveranſtal⸗ tet, mithelfen, daß die Geſundheit des deutſchen Volkes durch Körper⸗ übungen verbeſſert wird. Sie muß deshalb dafür werben, daß alle Menſchen, vom kleinen Kind bis zum Greis, regelmäßig Körper⸗ übungen treiben; ſie muß zweitens allen Beſuchern klarmachen, daß die Leibesübungen ſich dem Menſchen anpaſſen müſſen, in ſein Leben ein⸗ gliedern und nicht umgekehrt der Menſch ein Sklave des Sportes, des Rekordes u. dergl. wird. Durch die vielen beweglichen Apparate, die den Bewegungsvor⸗ gang der Muskeln uſw. zeigen,— ſie werden von den Beſchauern ſelbſt in Tätigkeit geſetzt—, werden in überraſchend einfacher Weiſe Aufklärungen gegeben, wie ſie kein noch ſo gutes Bild vermitteln kann. Jeder Beſucher, ob Sportmann oder nicht, wird die Ausſtellung mit Gewinn verlaſſen, er wird die Leibesübungen mit anderen Augen be⸗ trachten und auch mit mehr Aufmerkſamkeit ausführen. Es iſt nur zu wünſchen, daß die Ausſtellung, die heute um 11 Uhr eröffnet wird, den großen Zuſpruch findet, den ſie verdient. Vor allem Schulen, Sportverbände und Vereine müſſen dieſe Ausſtellung un⸗ bedingt beſuchen. Der Sport am Sonntag Endſpiele um die Süddeutſche Meiſterſchaft Bei den Endſpielen um die Süddeutſche Meiſterſchaft fallen am Sonntag 2 Entſcheidungen. In der Runde der Meiſter geht es um den wichtigen zweiten Tabellenplatz und in der Gruppe Nordweſt fällt die Eutſcheidung um die Gruppenmeiſterſchaft. Die Runde der Meiſter Hat folgende Spiele angeſetzt: 1. F. C. Nüüruberg— V. f. L. Neckarau. Karlsruher F. V.— Bayern München. Germania Brötzingen— Wormatia Worms. V. f. L. Neckarau hat das ſchwerſte Spiel in dieſem Jahre vor ſich, denn es iſt faſt unmöglich, gegen den z. Zt. hervorragenden 1. F. E Nürnberg zu gewinnen. Wie man gegen die Nürnberger ſpie⸗ len muß, zeigten die Neckarauer im Vorſpiel im Mannheimer Sta⸗ dion. Nur durch das Pech des Torwarts ging ſ. Zt. ein wertvoller Punkt verloren; Nürnberg hat mit Glück gewonnen. Die Leiſtungen des B. f. L. Neckarau waren in den letzten Spielen nicht ſo, daß ſie begeiſtern konnten; dazu kommt noch, daß Zeilfelder, die Seele der Mannſchaft, im Spiele gegen Worms verletzt wurde. Gerade dieſer Umſtand kann eine weſentliche Schwächung für Neckarau bedeuten. Wenn man nach der heutigen Form des 1. F. C. Nürnberg Neckarau keine Siegesausſichten zuſprechen kann, ſo kann doch beſtimmt damit gerechnet werden, daß der Rheinbezirksmeiſter ein großes Spiel lie⸗ fert und unbedingt auf Sieg ſpielt. Der Karlsruher F. V. empfängt Bayern München, die dem 1. F. C. Nürnberg die erſte Niederlage beibringen konnten. Karlsruhe konnte bei den letzten Spielen nicht überzeugen, es ſpielt aber bekanntlich gegen gute Gegner immer gut. Bayern München konnte im Vorſptel nur einen Punkt retten; gelingt den Münchenern auch diesmal ein Unentſchieden, ſo iſt ihnen der 2. Platz, vorausgeſetzt, daß Neckarau gegen Nürnberg verliert, ſicher. Karlsruhe wird die größten Anſtrengungen machen, um wenigſtens das letzte Spiel wieder zu gewinnen. Das Spiel in Brötzingen zwiſchen Germania und Wor⸗ matia Worms iſt ohne Bedeutung; es geht hier lediglich um die Ehre. In Worms konnte Brötzingen mit Mühe und Not unentſchieden ſpielen. Daß Worms wieder ſeine Form gefunden hat, zeigt auch das Unentſchieden gegen Neckarau. Brötzingen hat wohl den Vorteil des eigenen Platzes, muß ſich aber trotzdem vor Ueberraſchungen hüten. In der Gruppe Nordweſt ſpielen F. S. V. Frankfurt— S. V. Waldhof. V. f. L. Neu⸗Iſenburg— Union Niederrad. Saar 05 Saarbrücken— 1. F. C. Idar. F. S. V. Frankfurt und S. V. Waldhof ſpielen um die Gruppeumeiſterſchaft. Waldhof benötigt nur einen Punkt, um ſich die Meiſterſchaft zu erringen, Frankfurt dagegen muß ſiegen, wenn es Meiſter werden will. Beide Mannſchaften haben etwas von ihrer Spielſtärke eingebüßt. Man müßte Frankfurt im Hinblick auf die Vorteile des eigenen Platzes faſt ein kleines Plus einräumen, das aber von Waldhof leicht durch beſſeres Spiel ausgeglichen werden kann, wenn die Mannſchaft bei Laune iſt. Union Niederrad müßte das Spiel gegen ͤNeu⸗Iſenburg gewinnen, ebenſo Saar 05 Saarbrücken gegen 1. F. C. Idar. Die Gruppe Südoſt Hringt nur das eine Spiel Sp.⸗Vg. Fürth— 1860 München Die Sp. Vg. Fürth wird auch das letzte Spiel gegen 1860 München mit einem Siege abſchließen. Stnitgarter„Kickers“ in Mannheim Auf dem V. f..⸗Platz findet am 26. Mai als einzige Veranſtal⸗ tung des Sonntags ein größeres Geſellſchaftsſpiel ſtatt und zwar tref⸗ fen ſich„Kickers Stuttgart und V. f. R. Mannheim. Beide ſind als Vertreter ihrer Bezirke ſeit Jahrzehnten in den ſüddeutſchen Meiſterſpielen oftmals zuſammen geraten und haben darüber hinaus durch Freundſchaftsſpiele enge Beziehungen angeknüpft.„Kickers“ Stuttgart ſind 1929 Zweiter in Württemberg nach Brötzingen, dem ſie als gleichwertig zu nennen find, da die kürzliche Begegnung 11 ver⸗ lief. Stuttgarts reife Spielkunſt verhalf den Schwaben an Pfingſten zum Endſieg im Turnier zu Luxemburg, wobei der VB. f. R. Fürth 41 geſchlagen wurde. Deutſche Handballmeiſterſchaft der DSB. Die Zwiſchenrunde am 26. Mai Die zweite Etappe auf dem Wege zur Deutſchen Handballmeiſter⸗ ſchaft der Sportbehörde ſoll am kommenden Sonntag genommen wer⸗ den. Bei den Herren ſtehen die ſechs„Ueberlebenden der Vorrunde“ im Kampf, bei den Frauen kommt ein Wiederholungsſpiel aus der Vorrunde und ein Zwiſchenrundenſpiel zur Abwicklung. Der Spiel⸗ plan ſieht wie folgt aus: 5 Zwiſchenrunde der Männer: In Stettin: Pol. S. V. Stettin— Pol. S. V. Darmſtadt. In Breslau: Boruſſia Caxlowitz(Breslau)— Pol. S. B. Berlin. In Magdeburg: Doc. Berlin— Pol. S. V. Hamburg. Meiſterſchaft der Frauen: Dresdener S. C.— Viktoria Hamburg(Zwiſchen⸗ runde). Asco Königsberg— SC. Charlottenburg derholung). Hockey— Silberſchild⸗Endſpiel Am kommenden Sonntag wird auf dem Rotweiß⸗Platz in Ber⸗ län das Entſcheidungsſpiel zwiſchen der Vertretung Süddeutſch⸗ lands und der von Berlin um den Silberſchild ſtattfinden. Berlin hat zu dieſer Begegnung eine äußerſt ſpielſtarke Mannſchaft nomi⸗ niert. Leichtathletik Die leichtathletiſchen Veranſtaltungen häufen ſich von Sonntag zu Sonntag. Diesmal ſind folgende Wettkämpfe zu regiſtrieren: in Aſchaffenburg von Viktoria Aſchaffenburg, in Gleßen von Sp. Vg. Gießen, in Jena von SV. Jena, in Hannover von SW. 97 Hannover, in Dortmund von SC. 95 Dortmund, in J ſer⸗ lohn von S, Iſerlohn. Altherren⸗, Erſtlings⸗ und Anfänger⸗ Wettkämpfe gibt es in den Gauen und Kreiſen Württembergs und in Augsburg vom Kreis Schwaben. Ebenſo wartet der Po⸗ lizei SV. Mannheim mit einer Veranſtaltung des Bezirks Rhein/ Saar auf. In Magdeburg: In Königsberg:(Wie⸗ Turnen Auch die Turner regen ſich. In Mainz gelangen die beiden Rheinſtaffeln zur Austragung, gleichzeitig veranſtaltet in Verbindung mit dieſen der TV. Mainz 1817 reichsoffene Wettkämpfe, an denen ſich Lammers⸗Oldenburg beteiligen wird. Ferner bringen die Turner am 25. und 26. Mai in Magdeburg ihre diesjährigen Degenmeiſter⸗ ſchaften zum Austrag. Tennis Süddeutſchland ſteht am kommenden Sonntag im Zeichen der Medenſpiele. Im Stadion zu Frankfurt treffen ſich die Vertreter von Heſſen, Rheinland, Baden und Württemberg in den Kämpfen um die Vorſchlußrunde. Vor allem Baden und Rheinland haben eine ſpielſtarke Vertretung aufgeſtellt, ſodaß die Entſcheidung wohl zwi⸗ ſchen dieſen beiden Landesverbänden zu ſuchen iſt. Schwimmen Im Programm der Schwimmer richtet ſich das Hauptaugenmerk auf die Deutſchlandreiſe von Ungarns Nationalwaſſerballmannſchaft, die am Sonntag in Berlin, am Montag in Leipzig und am Dienstag in Dresden ſtarten wird. ſtadſport Bahnveranſtaltungen ſind folgende zu verzeichnen: Zweiter Rad⸗ länderkampf Deutſchland Schweiz in Baſel, Bahnmeiſterſchaften des Heſſ. Naſſ. Radfahrerbundes in Bad Kreuznach, Großer Ger⸗ mania⸗Preis in Dresden. Weitere Rennen gibt es in Nürn⸗ berg, in Bremen, in Hamburg und in Köln. An den Ren⸗ nen in Nizza ſind die beiden deutſchen Fahrer Kroſchel und Tietz beteiligt. Straßenrennen gibt es ebenfalls in großer Zahl. Es ſind zu nen⸗ nen die Bayeriſche Rundfahrt des Gaus 82 Nürnberg, die Mittelfrän⸗ kiſche Zuverläſſigkeitsfahrt, der Große Preis für das Saargebiet, der Große Opelpreis von Hamburg, die Fernfahrt Magdeburg—uedlin⸗ burg Magdeburg, die Harzrundſahrt, ferner Rund um Siegen, der Große Straßenpreis von Bonn und der Große Germania⸗Preis. Motorſport Neben der Motorradländerfahrt des ADAC iſt das Mo⸗ torradrennen in Augsburg und das Mückendorfer Bergrennen des Gaues IX Dresden zu erwähnen. Pferdeſport Galopprennen gibt es in München, Horſt/ Emſcher, Dresden und Grunewald. Flugſport Der Badiſch Pfälziſche Luftfahrt⸗Berein Man n⸗ heim, der am Samstag nachmittag einen Werbetag für den Flug⸗ ſport veranſtaltet, ſetzt am Sonntag auf dem Flugplatz ſeine Schul⸗ flüge fort. Da der Verein jetzt auch noch ein Klemm Daimler⸗Schul⸗ flugzeug erhalten hat, kann der Unterricht in verſtärktem Maße auf⸗ genommen werden. Die Segelflugabteilung übt auf dem Fluggelände bei Rheinau. Lehrer⸗Sportfeſt in Dresden Ueberaus zahlreiche Beteiligung In Verbindung mit der Deutſchen Lehrer⸗Verſammlung in Dres⸗ den, die etwa 7000 bis 8000 Lehrer aus allen Teilen des Reiches nach der ſächſiſchen Hauptſtabt führte, begann das erſte deutſche Lehrer⸗ Sportfeſt. Zu allen Wettbewerben lagen ſo zahlreiche Meldungen vor, daß Vorkämpfe nötig waren, die auf den Plätzen des Dresdener SC. in bunter Reihenfolge abgewickelt wurden. Die Leichtathletik ſieht 155 Teilnehmer mit 316 Meldungen am Start. Um den Sieg im Fußballturnier ſtreiten die Lehrer⸗Sport⸗ vereine aus Berlin, Chemnitz, Dreden und Leipzig. Im Handball ſind es die Vertreter von Berlin, Dresden, Hamburg und Leipzig. Die gleichen Mannſchaften meſſen auch im Fauſtballſpiel ihre Kräfte. Auch Damen⸗Handball und Tennisſpiele wurden ausgetragen und in den Abendſtunden nahmen die Schwimmwettkämpfe ihren Anfang. Die Ergebniſſe: Schwimmen: Springen(Herren jüngere): 1. Schubert⸗Chem⸗ nitz;(ältere): 1. Metzel⸗Berlin. Freiſtilſchwimmen 4 Bahnen (Herren ältere): 1. Köhn⸗Hamburg;(jüngere): 1. Ziegenhain⸗Dresden. Rücken ſchwimmen 4 Bahnen:(Herren ältere): 1. Sänger⸗Ber⸗ lin(jüng.): 1. Oehme⸗Chemnitz.— Springen(Damen): 1. Enge⸗ Berlin.— Bruſtſchwimmen 2 Bahnen(Damen): 1. Lehmann⸗ Berlin. Rückenſchwimmen 2 Bahnen(Damen): 1. Lemang⸗ Dresden und Enge⸗Berlin(totes Rennen).— 100 Meter⸗ Ber u ſt (Damen ältere): 1. Sänger⸗Berlin;(jüngere): 1. Möbius⸗Dresden. Leichtathletik: 50 Meter für Herren(1899 und früher): 1 5 Uhlmann⸗Dresden 14 Sek.— Jahrgang 89—94: 1. Steurich⸗ Neu⸗Gersdorf 6,5 Sek. 100 Meter(94—99): 1. Wolf⸗Zwickau 12 Sek.— 50 Meter für Damen: 1. Frl. Fuß⸗Berlin 7,3 Sek.— 1500 Meter: 1. Leeberger⸗Hamburg 4,34,5 Min.— 3000 Meter: (9499): 1. Darr⸗Zella⸗Mehlis 11,36,2 Min(89—94): 1. Landſchultz⸗ Berlin 11,13,4 Min.;(89 und früher): 1. Ratda⸗Berlin 12,45, Min. Speerwerfen: 1. Wöllmann⸗Königsberg 44,52 Meter. Kugelſtoßen(8994): 1. Todt⸗Hamburg 9,24 Meter;(9499): 1. Todzich⸗Berlin 9,58 Meter. Kugelſtoßen für Damen: 1. Rückhaim⸗Berlin 9,58 Meter. Weitſprung(89 und früher): 1. Uhlmann⸗Dresden 5,06 Meter; (89.94): 1. Helwig⸗Reisſtadt 5,70 Meter;(9499): 1. Prokoph⸗Dres⸗ den 5,80 Meter. Weitſprung für Damen: 1. Heiſter⸗Berlin 4,99 Meter. Hochſprung: 1. Mann⸗Berlin 1,58 Meter. Hochſprung für Damen: 1. Frl. Heiſter⸗Berlin 1,38 Meter. 5 Dreikampf: Wollmann⸗Königsberg 136 Punkte;(9499): Wolf⸗ Zwickau 134 Punkte. Franzöſiſche Tennismeiſterſchaften v. Kehrling⸗Kleinſchroth unterliegen Tilden⸗Hunter Aehnlich wie am Vortage die Begegnung Lacoſte⸗Borotra gegen Ppenn⸗Moldenhauer wurde das Treffen zwiſchen dem amerikaniſchen Favoritenpaar Tilden⸗Hunter und der deutſch⸗ungariſchen Kombi⸗ nation Dr. H. Kleinſchroth⸗v. Kehrling zu einer kleinen Senſation. Die Anlagen des Rola Garosſtadions waren, trotz des heißen drüchenden Wetters, wieder bis auf den letzten Platz gefüllt, als beide Paare zum Kampf antraten. Durch wunderbare Arbeit am metz konnten Kleinſchroth⸗v. Kehrling den erſten Satz— zum Er⸗ ſtaunen aller— 618 für ſich buchen. Dann aber ſetzte ſich die große Routine der Amerikaner durch, die ſchließlich:6, 673, 671,:4 in die Vorſchlußrunde kamen, wo ſie mit Lacoſte⸗Borotra zuſammen⸗ treffen, die gegen de Morpucgo⸗del Bono erfolgreich waren. Auf der anderen Hälfte gelangten Gregory⸗Collins über de Bouzelet⸗ Bouſſus:8,:6,:3,:3 und Cochet⸗Brugnon über Timmer⸗Salm :1, 623,:7 in die Vorentſcheidung. Das Finale des Damendoppel ſieht die Südafrikanerinnen Heine⸗Neave und Boueman⸗d Alvarez im Wettbewerb. Erſtere fer⸗ tigten Mathieu⸗Laforie 11:9,:1 ab. Bourman⸗d' Alvarez waren :8, 316,:3 über Watſon⸗Bennet erfolgreich, Die Einzelſpiele wurden ebenfalls in Angriff genommen. Der Pforzheimer Wetzel ſchied widerſtandslos gegen Tilden 671, 611,:1 aus, während der Berliner Kuhlmann gegen Danet ge⸗ ſtrichen hatte. Pferbeſport Hoppegarten(24. Mat) 1. Dorn⸗Rennen. 3300. 1800 Meter: 1. A. u. C. v. Weinbergs Simonides(O. Schmidt); 2. Sigmar; 3. Kang Shi. Ferner liefen: Parademarſch, Hünfeld, Svengali, Leuchtturm, Mungo, Anskar, Steinfeld, Leitſtern, Winska Königskind, Baiſer, Raute. Tot: 27, Pl: 14, 133, 75:10. 2. Potrimpos⸗Reunen. 3900 J. 1400 Meter: 1. G. Ehrenfrieds Fernkänder(Grabſch): 2. Mantegna; 3. Weſterwald. Ferner liefen: Tanit, Honoria, Oſſenſive, Alexander der Große, Walhall, Fahnen⸗ weihe, Manlius, Kurmärker, Dietmar, Perſianer. Tot: 33, Pli 1g, 36, 58:10. N 3. Kiſaßzony⸗Rennen. 13 000. 1600 Meter: 1. A. u. C. v. Wein⸗ bergs Ausnahme(O. Schmidt); 2. Antonia; 3. Dido. Ferner liefen: e Heideroſe, Geſolet, Madonna d' Arezzo. Tot: 37, Pl: 11, 10, 12:10. 4. Preis der Nachtigall. 5200 /. 2000 Meter: 1. Hauptgeſt. Alte⸗ felds Skalde(Huguenin); 2. Audax; 3. Avee Dieux. Ferner liefen: Freiweg 2, Virulin, Bellac, Patrizier, Farn, Cfampas, Pergola. Tot: 146, Pl: 22, 18, 31:10. 5. Botſchafter⸗Reunen. 6500 J. 1800 Meter: 1. M. J. Oppenhei⸗ mers Graf Iſolani(Grabſch); 9. Rebell; 3. Fides. Ferner liefen: Daland, Tiber, Seipio. Tot: 15, Pl: 11, 16:10. 6. Peter⸗Rennen. 2800 J. 1200 Meter: 1. A. Schumanns Hol⸗ örio(Böhlke); 2. Felſen; g. Jatina. Ferner liefen: Caſper, Alike, Marlitta, Meſſala, Strius, Koralle, Rottland, Norjana. Tot: 50, Pl: 18, 18, 30:10. 7. Pumpernickel⸗Reunen. 3300. 2200 Meter: 1. R. Nunbergs Oreſtes(Klotz); 2. Heidjer; 3. Windſpiel. Ferner liefen: Eisläufer, Angulimala, Frintropp, Sonnenlicht. Tot: 36, Pl: 12, 12, 13:10. * Herrenreiter H. E. Quaſt f Ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben, iſt der Herren⸗ reiter H. E. Quaſt, der auch in Mannheim ritt, am Freitag nach⸗ mittag.30 Uhr im Eliſabeth⸗Krankenhaus zu Berlin an den Fol⸗ gen der Sturzverletzungen, die er am Dienstag in Karkshorſt er⸗ litt, verſtorben. Quaſt, der im beſten Mannesalter ſtand und eine junge Frau hinterläßt, wandte ſich erſt in der Nachkriegszeit dem Reitſpoct zu. Er ritt in der Hauptſache für den Stall des Hamburger Trainers Palme. Der Verſtorbene war in dieſem Frühjahr bereits ſehr erfolgreich. Er ritt ſieben Sieger nach Hauſe und erhöhte damit die Geſamtzahl ſeiner Siege auf 27. Leichtathletik Rund um den Friedrichsplatz Zu den alljährlich wiederkehrenden Erſcheinungen im Monat Mai gehört unter anderem der Lauf„Rund um den Friedrichsplatz“. Dieſer hat ſich im Laufe der Jahre bei Vereinen und Publikum immer größerer Beliebtheit zu erfreuen gewußt. Konnte bis 1928 die M. T. G. alleiniger Gewinner des vom Verkehrsverein geſtifteten wertvollen Wanderpreiſes werden, gelang es im letzten Jahre erſt⸗ malig dem V. f. R. die Trophäe an ſich zu reißen und dadurch das Intereſſe an dem Lauf zu ſteigern. wieder und zwar am 28. Mai, abends.30 Uhr. Das Hauptintereſſe gilt vor allem dem Hauptlauf, wo ſich die beiden Favoriten MTG. und VfR. um den Sieg einen ſicher bis ins Zielband ſpannenden Kampf liefern werden. Wer Sieger wird, iſt ſchwer vorauszuſagen, da in beiden Lagern im Stillen gearbeltet wird. Auch die anderen Läufe: Turn vereine, Konfeſſionelle und 2. Mannſchaften, die als Rahmenkämnee dem Hauptlauf vorausgehen, werden mit Einſchluß des Jugendlaufs einen ſportlich wertvollen Abend bringen. H. Auch dieſes Jahr ſteigt der Lauf f. — 5 Mai 1929 Der VAII n de Vie Film Die Das Ereignis dieser Saison Srozes Beipregramm Beginn nachmittags 3 Uhr Hunderte von Mark gehen alljährlich durch Mottenfraß verloren. Recht- zeitige Bekämpfung mit bewährten Mitteln schützt vor größeren Schäden. Als wirksam bekannt empfehle ich: Mottenpulver, echter Kampfer, Patschulikraut, Mottenäther, Flit mit Zerstäuber usw. Fr. Becker, Michaelisdrogerie, G 2, 2 Elisabethstraße 1 am Friedrichsplatz nr Toldi Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe Perser u. Deutsche Spezlalhaus * Te 1 171 in Orbmööübel D* 2 und Orb Waren mit Zahlungs erleichterung A. Hinze-Werner, Mannheim, Qu 2. 9 fabrlzſert Teppich. genen e üfts⸗ Vascherel e f N Da DPPDET 4 kira. Afenigen Zweigniederlassung: 55 eigene ene eee Au Elsabefnsfr. 5 Tel. 25993 I dualtänabel L. Maullelu, U. Bummistempel N Emallschildef Stempelkissen N Messingschllder Stempelständer 5 Gravierungen Pflegen Sie Ihre Füfel Das sind Sie Ihrer Gesundheit schuldig. 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Vorſtellung: Miete B 36, mittlere Preiſe „Katharina Knie“ Seiltänzerſtück v. C. Zuckmaver Anfang 20.00 Uhr Ende nach 22.30 Uhr Donnerstag, 350. Mai 296. Vorſtellung: Miete A 37, mittlere Preiſe Neu inſzeniert; „Der Kaufmann von Venedig“ Luſtſpiel von Shakeſpeare, Ueberſetzung von H. Rothe Anfang 19.30 Uhr Enbe nach 22.30 Uhr . g 8 0 Die Hellseherin) ther- Geffers in einem kriminal · telepath. Film Erna Morena und Fritz Kortner SGrodes ZBeipregramm Beginn nachmittags 3 Uhr H. Seite. Nr. 287 e spannende Großfilm: Aan fun mit ee Fritz Kkampers cee D UHYAHES-PELZE Aufbewahrung uber Sommer Mannheimer Dampf- Beftfedern-Reinigung W. Dobler T6, 17 fel. 23918 Spezlalſtät: Fertige Betten, Beſtfeder, Daunen, Inlets, Sokakſssen-Fülung 25 Brautsträuße v Brautkränze in bester Ausführung Tafel. Dekorationen Prestinari/ Blumen jetzt Friedrichsplatz 14. Tel. 23939 Schokoladenheus Rinderspacher N 2, 7, Kunststr. 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