Samskfag, 1. Juni 1920 4 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei eptl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſchecktkonto 17590 Karlsruhe aupt⸗ eſchäftsſtelle E 6,2. Haupt⸗Nebenſtelle R 179½11 ae e Waldhoſſtr. 6. chwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße 19 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben N Mannheimer Frauenzeitung Unterhaltungs⸗Beilage Alittag⸗ Ausgabe Mannheimer General Anzeiger — Die neuen Vereinbarungen * Paris, 31. Mai. Die Verhandlungen von Dele⸗ gation zu Delegation über die Formulierung der noch offen ſtehenden Vorbehalte und Bedingungen ſind heute nach⸗ mittag ſo gefördert worden, daß man von einer grund⸗ ſätzlichen Einigung aller Delegationen ſprechen kann. In den nächſten Tagen kann daher bereits mit der Fertig⸗ ſtellung des endgültigen Berichts für die Regierungen ge⸗ rechnet werden. Ueber das Ergebnis der geſtrigen Beſprechungen wird won deutſcher Seite folgendes mitgeteilt: 1. Ueber die Höhe des ungeſchützten Teils der deutſchen Annuitäten hat man ſich geſtern auf 660 Millionen Mark geeinigt, während die deutſchen Delegierten zunächſt 530 Millionen vorgeſchlagen hatten. 2. Die Einigung über den Aufbringungsſchutz iſt in fol⸗ gender Weiſe erfolgt: Das Aufbringungsmoratorium wird mit dem Transferſchutz verknüpft werden. Es kann nur gefordert werden wenn der Transferſchutz vorher ſchon in Anſpruch genommen worden iſt. Der deutſchen Regierung 4 wird die Möglichkeit geſchaffen, ein Transfermoratorium für zwei Jahre zu beſchließen und nach einem Jahr für die Hälfte der geſchützten Annuität auch die Aufbringung einzuſtellen. 3. Die Gläubiger haben auf ihren Anſpruch ver⸗ zichtet, daß die Reichsbank eine Garantie für die auf Grund des Dawesplanes angemeldeten Beträge zu über⸗ mehmen hat, wenn das Moratorium angefordert worden iſt. 4. Ueber die Frage der Einſtellung der Ligui⸗ dation des deutſchen Beſitzes im Auslande hat man ſich dahin verſtändigt, daß die Regierungen ſpäteſtens innerhalb eines Jahres darüber eine endgültige Regelung treffen müſſen. Nach dieſem Zeitraum werden alſo alle Liquidationen deutſchen Privateigentums im Ausland ein⸗ geſtellt. i 5. Eine endgültige Formel für die Regelung der letzten 21 Jahreszahlungen iſt noch nicht gefunden worden. 6. Falls die Vreinigten Staaten in eine Re⸗ duktion der interalliierten Schulden eintreten würden, ſo könnte auf den Vorſchlag der amerikaniſchen Sachverſtändigen Deutſchland 66786 v. H. von dieſer Herabſetzung erhalten. Den Schuldnern Amerikas würden 33/½ v. H. zufallen. Von dieſen F v. H. müßte ſeitens der Schuldner Amerikas, ſolange die letzten 21 Jahre nicht gedeckt ſind, 8 Anteile in einen 9 Bankfonds einbezahlt werden, der zur Deckung der letzten 21 Annuitäten beſtimmt iſt. Durch dieſe Formel würden die Gläubiger ſelbſt an einer Reduktion intereſſiert. 7. Ueber die Zahlung des Betriebsfonds der Internationalen Reparationsbank ſteht eine Einigung auf folgender Grundlage in Ausſicht. Die Alliierten werden die 200 Millionen Goldmark, die ſie in der Kaſſe des Reparationsagenten dauernd zur Verfügung haben, zinslos einzahlen unter der Bedingung, daß Deutſchland ſeinerſeits 100 Millionen Mark einbezahlt. Sollten die Gläu⸗ biger eine einzige ungeſchützte Annuftät von 660 Millionen verzinslich in der Bank ſtehen laſſen, dann ſoll auch das Deutſche Reich aus irgendwelchen Mitteln—500 Millionen in Jahresraten von je 50 Millionen aufbringen und ebenſo zinstragend in die Bank einlegen. Dieſe Abmachung wird, ſoſern ſie endgültig zuſtande kommte, nicht in den Schluß⸗ bericht aufgenommen werden, ſondern ſie bildet Gegenſtand eines Sonderabkommens zwiſchen den Gläubigerſtaa⸗ ten und Deutſchland. Amerika will dabei nicht beteiligt ſein. 8. Ueber die Zahlungen der öſterreichiſchen Na ch⸗ folgeſtaaten bemüht man ſich, eine Einigung in der Weiſe zu erzielen, daß die Gläubigerſtaaten ſich innerhalb Jahres- friſt darüber entſcheiden ſollen, ob die Verpflichtungen der Nachfolgeſtaaten einfach erlaſſen werden können oder ver⸗ ö et werden müſſen. 1 Dem Bericht werden mehrere Anhänge beigegeben, ſo C ein Sachlieferungsanhang, ein Anhang, der das Statut der Bank für internationale Zahlungen enthält, und ein Anhang, der den Verteilungsſchlüſſel der Zahlungen unter die Gläubi⸗ ger feſtlegt. Die Belgier bleiben hartnäckig Die Belgier haben ihre Unterſchrift unter die in Parks getroffene Regelung abgelehnt, ſolange nicht ihre Forderung auf Zahlung von 25 Millionen Mark 37 Jahre lang als Abgeltung ihrer Marknotenforderung in das Kompromiß aufgenommen wird. Wenn auch nicht er⸗ wartet werden kann, daß es den Belgiern gelingen wird, die ganze Einigung durch ihre Hartnäckigkeit umzuſtoßen, ſo glaubt man in Berlin doch, daß eine Verzögerung der Schlußarbeiten durch die Belgier doch noch herbeigeführt wer⸗ den kann. Deutſcherſeits iſt bekanntlich die Erörterung dieſer Frage abgelehnt worden, da ſie nicht zu der Kompetenz der deutſchen Delegation gehöre. Schon früher iſt zwiſchen beiden Regierungen darüber verhandelt worden. Einer Anerken⸗ nung der belgiſchen Forderungen ſtehen gewiſſe Bedenken 0 entgegen, da eine Aufwertung der entwerteten Marknoten N einen Präzedenzfall für die Aufwertung des Inflations⸗ 6 Zeldes ſchaffen würde. Aus der Welt der Technik Nr. 247— 140. Jahrgang Anzeigenpreiſe nach 1 bei 0 0 56 0 einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw. Aran e n keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Wandern und Reiſen Geſetz und Necht rundſüätzliche Einigung in Paris Deutſche Kritiken Berlin, 1. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Von den deutſchnationalen Blättern wird der Ausgang der Verhandlungen im Sinne der deutſchnationalen Interpella⸗ tion in den ſchärfſten Wendungen als eine kataſtrophale Niederlage der deutſchen Regierung gekennzeich⸗ net. Starke Beſorgniſſe äußert, was immerhin bemerkens⸗ wert iſt, auch die„Germania“. Das Zentrumsorgan ſtellt ganz allgemein feſt, daß Deutſchland keineswegs günſtig ab⸗ geſchnitten habe, wenn es auch zugibt, daß die Voraus⸗ ſetzungen des Voungplanes vernünftiger ſind als die des Dawesabkommens. Daß weite Kreiſe der deutſchen In⸗ duſtrie der Entwicklung, die die Pariſer Konferenz genommen hat, mit wachſenden Bedenken gegenüberſtehen, iſt kein Ge⸗ heimnis. Jedoch wird man von einem direkten Einfluß auf die Sachverſtändigen, wie es ja auch Dr. Streſemann aus⸗ drücklich in ſeiner letzten Rede vor der Preſſe getan hat, weder im Fall Vögler noch auch ſonſt reden dürfen. Der Warnung Fritz Thyſſens vor dem Youngplan hat ſich nun auch in Kaſſel der deutſchnationale Reichstagsabg. Klönne in einem Vortrag vor einer großen Zahl von In⸗ duſtriellen der Provinz Heſſen⸗Naſſau angeſchloſſen. Es wäre beſſer, noch ein oder zwei Jahre unter einem untragbaren Proviſorium zu leben, als die unwiderrufliche deutſche Unter⸗ ſchrift über jahrzehntelange Sklavendienſte zu geben. Klönne äußerte weiter Zweifel, daß bei dem heutigen Parteiweſen nur auf parlamentariſchem Wege Ordnung im Staatshaus⸗ halt zu ſchaffen ſei. Er lehnte einen Putſch durchaus ab, gab aber der Ueberzeugung Ausdruck, daß die deutſche Regierung ſich heute oder morgen gezwungen ſehen werde, einen Spar⸗ diktator mit außerordentlichen Vollmachten einzuſetzen. Die„München⸗Augsburger Abendzeitung“ verbreitet eine Meldung aus Paris, in der behauptet wird, daß auch Dr. Schacht Rücktrittsabſichten gehegt habe. Die Herren Hagen und Wolf aus Köln ſeien dieſer Tage nach Paris ge⸗ reiſt und hätten ſich bemüht, auf die Partſer Entwicklung in der Richtung auf die Fortführung der Pariſer Verhandlungen unter Vermeidung der Amtsniederlegung der deutſchen Sach⸗ verſtändigen einzuwirken,. In Berlin iſt, wie ausdrücklich feſtgeſtellt ſein mag, von einer derartigen Abſicht Dr. Schachts in keinem Stadium der Konferenz etwas bekannt geworden. Hoover iſt befriedigt Auf eine Anfrage erklärte Präſtident Hoover zu der in Paris erzielten, Einigung der Reparationsſachverſtändigen: „Das Ergebnis ſtellt eine ſehr bedeutſame Förde⸗ rung der Stabilität und des Fortſchrittes dar. Das ame⸗ rikaniſche Volk kann meiner Anſicht nach hochbefriedigt davon ſein, daß Voung, Morgan und Lamont dazu beigetragen haben, die Konferenz zu einem erfolgreichen Abſchluß zu bringen. „Publie Ledger“ gibt dem Gefühl allgemeiner Erleichte⸗ rung über die in Paris erfolgte Einigung Ausdruck und fügt hinzu, es ſei ſelbſtverſtändlich, daß nunmehr der be⸗ rechtigte Wunſch Deutſchlands erfüllt und die fremden Trup⸗ pen von ſeinem Gebiet zurückgezogen werden. Ein Pfälzer Gedenktag (Von unſerem Pfälzer Mitarbeiter) Der 1. Juni iſt zwar ein beſonderer Gedenktag für die Pfalz, aber auch das übrige beſetzte Gebiet und ganz Deutſch⸗ land hat nicht minder Anlaß, dieſes Tages zu gedenken, an dem vor 10 Jahren die Pfälzer die im Solde Frankreichs ſtehenden Anhänger der erſten„Separatiſtenbewegung“, die ſog.„Freien Pfälzer“, die mit Unterſtützung der fran⸗ zöſiſchen Beſatzung am 1. Juni in der pfälziſchen Kreishaupt⸗ ſtadt durch einen Putſch eine vom Reich losgelöſte„Autonome Pfalz“ proklamieren wollten, mit blutigen Köpfen nach Hauſe ſchickten. Mit dieſer Tat retteten die Pfälzer— und darin liegt die Bedeutung des 1. Juni 1919 für ganz Deutſchland umſchloſſen— die Unverſehrtheit des Reiches, ver⸗ eitelten ſie den erſten von Frankreich unternommenen poli⸗ tiſchen Vorſtoß durch Zertrümmerung des Reiches und Ab⸗ ſprengung des linken Rheinufers das Werk Bismarcks zu vernichten und damit den Zuſtand vor 1871 wieder herzuſtellen. Das war das franzöſiſche Kriegs ziel. Um den Widerſtand der angelſächſiſchen Vertreter gegen die franzöſi⸗ ſche Rheinlandpolitik zu brechen, hatte ſofort nach der Be⸗ ſetzung des linken Rheinufers in der franzöſiſchen Zone eine ſtarke Propaganda Frankreichs eingeſetzt. Dem franzöſiſchen Anſturm auf das Deutſchtum des linken Rheinufers hatte zunächſt die Pfalz auszuhalten, weil mit den Einſturz dieſes ſüdweſtlichen Eckpfeilers der Reichseinheit der Bau des Reiches in ſeinen Grundfeſten erſchüttert war. Es gelang dem General Gérard, dem Oberkommandierenden der 8. franzöſiſchen Armee, die die Pfalz während des Waffen⸗ ſtillſtandes beſetzt hielt, ein kleines Häuflein von Hochver⸗ rätern, meiſt politiſchen Abenteurern, für die franzöſiſchen Pläne als Helfershelfer zu gewinnen. Er hatte ſie in einer am 22. Febr. 1919 von ihm einberufenen„Notabelnverſamm⸗ lung“ in Landau eine Reſolution faſſen laſſen, in der von der Friedenskonferenz im Namen des Pfälzer Volkes die Bildung einer„Autonomen Pfalz“ verlangt wurde. Auf dieſe Weiſe hatte die franzöſiſche Propaganda den Anſchein zu er⸗ wecken verſucht, als habe die durch die militäriſchen Gewalt⸗ maßnahmen mundtot gemachte Bevölkerung, die in ihrer überwiegenden Mehrheit die Loslöſung vom Reiche entſchte⸗ den ablehnte, keinen ſehnlicheren Wunſch als den Anſchluß an Frankreich. Dieſes unerhörte politiſche Betrugsmanöver konnte erſt entlarvt werden, als es dem diplomatiſchen Ge⸗ ſchick des damaligen pfälziſchen Regierungspräſidenten von Winterſtein gelungen war, durch geſchickte Ueberliſtung des damaligen„Kreiskontrolleurs“, des Oberſten de Metz, des Vaters der zweiten Separatiſtenbewegung, von der Be⸗ ſatzung die Genehmigung zur Einberufung der wirklichen politiſchen und wirtſchaftlichen Führer des Pfälzer Volkes zu erwirken, die in einer Verſammlung am 18. Mai in Speyer feierlich„die unlösliche Zugehörigkeit der Pfalz zu Deutſchland“ mit großer Entſchiedenheit betonten und erklär⸗ ten, daß die Pfälzer gerade in dieſer ſchwerſten Stunde der deutſchen Geſchichte ihrem geliebten Vaterland unverbröch⸗ liche Treue halten werden“. Zwar verſuchte General Gérard mit allen Mitteln das Bekanntwerden dieſes Treugelöbniſſes hintanzuhalten, indem er u. a. der Preſſe der Pfalz die Ver⸗ öffentlichung verbot, er konnte aber nicht mehr hindern, daß dieſe wahre Willensmeinung der Pfälzer zur Kenntnis des amerikaniſchen Oberkomman dierenden in Koblenz kam, der ſofort den bei der Friedenskonferenz wei⸗ lenden Wilſon verſtändigte. Der Sieg der engliſchen Arbeiterpartei Jedoch keine abſolute Mehrheit erreicht Die letzten Zahlen Wie der Amtliche Engliſche Funkdienſt meldet, liegen bis⸗ her die Ergebniſſe aus 597 Wahlkreiſen vor. Die Ar beiter⸗ partei hat 289 Sitze(voriges Unterhaus 162), die Konſer⸗ vativen 253(396) Sitze, die Liberalen 50(39) und die übrigen Parteien 5(5) Sitze erlangt. Aus 18 Wahlkreiſen ſtehen die Ergebniſſe noch aus. Ge⸗ winne haben zu verzeichnen: Arbeiterpartei 129, Liberale 29, Konſervative 3, die übrigen Parteien 3; demgegenüber haben die Konſervativen 139, die Liberalen 19, die Arbeiterpartei 4 und die übrigen Parteien zwei Mandate verloren. Matdonalò über den Erfolg ſeiner Partei Nach Bekanntgabe ſeiner Wahl hielt Maedonald eine Anſprache, in der er ſagte: „Noch niemals hat die Arbeiterpartei einen ſo erhebenden Augenblick erlebt. Ich muß ehrlich ſagen: Ich habe nicht er⸗ wartet, daß mir das während meines Lebens vergönnt ſein würde.“ g Der Arbeiterführer dankte ſeinen Wahlagenten und den anderen Anweſenden und huldigte beſonders den Frauen wegen ihres Anteils an ſeinem Erfolg. Die neue politiſche Lage 8 London, 1. Juni.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Das Ergebnis der engliſchen Wahlen iſt jetzt zwar zahlen⸗ mäßig im großen und ganzen bekannt, politiſch aber noch völlig unüberſichtlich. Die Arbeiterpartei iſt mit etwa 290 Mandaten die ſtärkſte Fraktion des Unierhauſes, verfügt aber damit noch nicht über eine regierungsfähige Mehrheit. Die Liberalen ſind in ihren Hoffnungen bitter enttäuſcht worden, aber der Wunſch Lloyd Georges, die Waage des politiſchen Schickſals in der Hand zu halten, iſt erfüllt. Mit ihren etwa 54 Mandaten kann die Liberale Partei dar⸗ über entſcheiden, ob die künftige Regierung von Baldwin oder von Macdonald gebildet wird. Beide Fälle liegen im Augenblick durchaus im Bereich der Möglichkeit. Die Grund⸗ lage der taktiſchen Entwicklung iſt jedenfalls die Tatſache, daß keine Partei ohne Zuſammenarbeit mit den Liberalen regieren kann. Die entſcheidende Frage iſt:„Was werden die Liberalen tun?“ Lloyd George hütet ſich ſorgfältig, darüber voreilige Andeutungen zu machen, denn ſeine Poſi⸗ tion erlaubt ihm, gewiſſe Bedingungen zu ſtellen.„Wir ſind uns der Verantwortung bewußt, die auf uns ruht“, erklärte Lloyd George geſtern abend. Die liberale Preſſe betont heute, ohne offen auf die parteipolitiſche Situation einzugehen, die Aehnlichkeit der Programme„der beiden fortſchrittlichen Par⸗ teien“ in vielen praktiſchen Punkten. Der Ausdruck fort⸗ ſchrittliche Parteien iſt außerordentlich bezeichnend, beſonders wenn man damit den in der Rechtspreſſe gebrauchten Ausdruck „beiden antiſozialiſtiſchen Parteien“ vergleicht. Es iſt aber dabei zu bedenken, daß ſämtliche liberale Blätter mehr links ſtehen, als die Mehrheit der Partei ſelbſt. Die Aehnlichkeit der Programme der beiden Linksparteien bezieht ſich naturgemäß gerade auf die beiden aktuellſten Probleme, die Arbeitsloſen⸗ fürſorge und die Außenpolitik. Die Arbeiterpartei ſah ſich geſtern dem Ziel ihrer Erwar⸗ tungen nahe, aber die letzten 20 Reſultate, die in den Abend⸗ ſtunden aus abgelegenen Landbezirken eintrafen, brachten ge⸗ rade noch ſoviel konſervative Ergebniſſe, daß der Labour Party ein Dutzend Mandate zur regierungsfähigen (Fortſetzung Seite 2 hinter dem Leitartikel) 22 el NI. 247 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe Samstag, den 1. Juni 1929 Jetzt galt es für General Gérard, mit größter Beſchleuni⸗ ung zu handeln und durch die Proklamation einer„Auto⸗ nomen Pfalz“ die am 8. Mai der deutſchen Delegation über⸗ reichten Friedensbedingungen hinſichtlich des linken Rhein⸗ ufers zugunſten Frankreichs durch ein Faktum„zu korrigie⸗ ren“. Die von der deutſchen Staatsanwaltſchaft als Hochver⸗ räter verhafteten Separatiſtenführer Dr. Haas aus Landau, Hofer, Schenk und Müller wurden mit Gewalt aus dem Ge⸗ fängnis befreit, der 1. Staatsanwalt, ber Unterſuchungsrichter und der Oberbürgermeiſter von Landau ausgewieſen. Beim Oberkommandierenden Joch beantragte General Gérard die Ausweiſung des Regierungspräſidenten, nachdem dieſer die Aufforderung, freiwillig die Pfalz zu verlaſſen, abgelehnt hatte. Am 31. Mai wurde der pfälziſche Regierungspräſident über den Rhein abgeſchoben, die geſamte pfälziſche Beamten⸗ ſchaft von der Beſatzung requiriert. Auf die Nachricht hin, daß die„Freien Pfälzer“ beabſich⸗ tigten, am 1. Jun durch einen Putſch in Speyer die „Autonome Pfalz“ zu proklamieren, ſammelte ſich am Vor⸗ mittag des 1. Juni eine große Menſchenmenge vor der Regierung in Speyer an und beſetzte das Gebäude, um allen⸗ falls ſchlagend ihre Stellungnahme gegen die franzöſiſchen Söldlinge zum Ausdruck zu bringen. Das Schickſal der Pfalz, die Unverſehrtheit des Reiches, lag in der Hand dieſer Pfälzer, die entſchloſſen waren, das Deutſchtum am Rhein mit Leib und Leben zu verteidigen. Dank dem Schutz der franzöſiſchen Truppen, die ihnen eine Gaſſe durch die Menge bahnten, gelangten die gegen 11 Uhr erſcheinenden Sepa⸗ ratiſtenführer Dr. Haas⸗Landau, Lechner⸗Herxheim, Nickles und Schmidt⸗Landſtuhl und Emmerich⸗Ludwigshafen in das Regierungsgebäude. Aber auf der Treppe bekamen ſie Pfäl⸗ zer Fäuſte zu ſpüren. Blutiggeſchlagen und mit zerriſſenen Kleidern betreten ſie das Präſidialzimmer, wo ihnen der ſtell⸗ vertretende Regierungspräſident v. Chlingenſperg entgegen⸗ tritt. Dr. Haas proklamiert unter dem Schutz des ſranzö⸗ ſtſchen Oberſten Schulz, häufig von Zwifchenrufen unter⸗ brochen, die„Autonome Pfalz“. Mehrere berufene Vertreter des Pfälzer Volkes lehnen im Namen der Pfalz dieſen Hoch⸗ verrat aufs ſthärfſte ab, und der ſtellvertretende Regierungs⸗ präſtbent erklärt, daß er die von Dr. Haas proklamierte Autonome Pfalz nicht anerkenne, und daß die Proklamation für ihn nicht exiſttere. Der Putſch iſt kläglich geſcheitert, Dr. Haas, jetzt nunmehr bedacht, ſich ſchleunigſt in Sicherheit zu bringen, bittet für ſich und ſeine Freunde den franzöſiſchen Oberſt um militäri⸗ ſchen Schutz, der ihm natürlich ſofort gewährt wird. Aber auch der franzöſiſche Offizier kann nicht verhüten, daß ſeine Schützlinge ſehr unſanft aus dem Regierungsgebäude hinaus⸗ befördert und auf die Straße geworfen werden, wo ſie fran⸗ zöſtſche Truppen vor dem Gelynchtwerden ſchützen. Die Menge zerſtreut ſich erſt, als von den Fenſtern des Regie⸗ rungsgebäudes unter brauſendem Jubel verkündet wird, daß der Putſch erledigt iſt. So rettete am 1. Juni Pfälzer Treue und Pfälzer Mut die Reichseinheit. Am zehnten Jah⸗ restag des Speyerer Putſches iſt es nützlich, ſich dieſer Tat zu erinnern. 8 Majorität fehlen. Gleichwohl erwarten die Führer der ſtärkſten Partei, daß ihnen die Regierung zufallen wird. Die Konſervative Preſſe wartet mit der Entſcheidung in der Regie⸗ rungsfrage offenbar noch auf das Eintreffen der fehlenden 16 Reſultate, von denen viel abhängt. Der Umſchwung nach links bezw. die ſchwere Niederlage der konſervativen Partei werden jedoch ohne Umſchweife zugegeben. Die Meinungen gehen jedoch auseinander über das, was die Regierung Bald⸗ win in ihrer Lage zu tun habe. Die„Times“ geben zwei Mög⸗ lichkeiten, aber ohne ſich zu entſcheiden, entweder könne die Re⸗ gierung unverzüglich dem König die Geſamtdemiſſion des Ka⸗ Hinetts zur Verfügung ſtellen und es ihm überlaſſen, einen proviſoriſchen Regierungsauftrag zu erteilen. Der würdigere Weg ſei jedoch, daß Baldwin unverzüglich die Lücken, die das Wahlreſultat in ſein Kabinett geriſſen hat, auffüllt und dem Unterhaus entgegentritt, um es den Oppoſitionsparteien zu überlaſſen, ihn zu ſtürzen. In der gleichen Art äußert ſich der konſervative„Daily Telegraph“, der keinen Grund für die Regierung ſieht, vor⸗ zeitig zurückzutreten. Das Blatt hält es ſogar für möglich, daß Baldwin noch für einige Zeit die Regierung behält, um eine Reihe von halbvollendeten legislativen Arbeiten aus dem letzten Parlament zu Ende zu bringen. Das iſt in der Tat nicht unwahrſcheinlich, da auch die Arbeiterpartei unter Um⸗ ſtänden ein Intereſſe daran hat, die Erbſchaft des letzten Parlaments von den Konſervativen vollziehen zu laſſen, um nach den Parlamentsferien die Regierung mit einem unbe⸗ ſchriebenen Blatt anzufangen. Die Methode des Regierungs⸗ ſturzes könnte im übrigen nur die ſein, daß Baldwin dem Parlament noch die Thronrede bei der Eröffnung der Seſſton vorlegt und es der Arbeiterpartei überläßt, ein Mißtrauens⸗ votum einzubringen. Falls die Liberalen ſich dann der Stimme enthalten, ſo werden die Konſervativen geſtürzt und Maedonald wird ohne weiteres an die Regierung berufen werden. Es iſt ſedoch zu bedenken, daß große konſervative Kreiſe darauf drängen, eine Zuſammenarbeit zwiſchen Kon⸗ ſervativen und Liberalen herzuſtellen, um eine bürgerliche Regierung auch gegen die ſtarke Oppoſition der Arbeiterpartei aufrecht zu erhalten. Die„Daily Mail“ ſetzt ſich bereits heute für eine ſolche Politik ein. Aus dem Wahlergebnis iſt noch zu erwähnen, daß das neue Parlament Abgeordnetenfamilien enthalten wird. Nicht nur Baldwin wird ſich im Unter⸗ haus ſeinem der Arbeiterpartei angehörenden Sohn gegen⸗ überſehen, ſondern auch Macdonald wird ſeinen Sohn neben ſich haben. Lloyd George wird ſogar gleichzeitig einen Sohn und eine Tochter unter den Abgeordneten haben, während der junge Sozialiſt Sir Oswald Mosley gleichzeitig mit ſeiner Gattin in den Reihen der Arbefter⸗ partei im Parlament ſitzen wird. Die Erkrankung des Königs Eein außerordentlich ernſter Faktor in der politiſchen Ent⸗ wicklung iſt die abermalige ſchwere Erkrankung des Königs. Es ſtellt ſich jetzt heraus, daß die Nachricht von dem Rückfall des Königs auf ſeinen dringenden Wunſch bis nach der Be⸗ endigung der Wahl verſchwiegen worden iſt. Es kann kein Zweifel darüber ſein, daß die Wahlen ein vollkommen anderes Ergebnis gehabt hätten, wenn die Krankheit des Kö⸗ nigs etwa zehn Stunden früher bekannt geworden wäre. In dieſem Falle wäre ein Erfolg der Konſervativen unzweifel⸗ Haft geweſen. Der König hat ſich geſtern einer neuen Operation Unterzieben müſſoy. Die, Ripyenfellvereiterung, an der er Sitzung des Reichskabinelts Berlin, 1. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Nachdem die ſozialdemokratiſchen Miniſter mit einem un⸗ zweifelhaften Erfolg über die Oppoſition wieder nach Berlin zurückgekehrt ſind, hat geſtern nachmittag das Reichskabinett ſich zu einer Sitzung verſammelt. In der Hauptſache han⸗ delt es ſich dabei um die Vorbereitungen der Madrider Konferenz, zu der die deutſche Delegation unter der Führung des Herrn von Schubert ſich am Sonntag begibt. Auf Grund eines Referats Dr. Streſemanns und einer ſich daran knüpfenden Beſprechung wurden die nament⸗ lich für die Behandlung der Minderheitenfrage nötigen Direktiven für die Delegation aufgeſtellt. Ob der Reichsaußenminiſter nach der Tagung des Auswärtigen Aus⸗ ſchuſſes, alſo⸗früheſtens am Mittwoch, der Delegation folgen wird, ſteht noch nicht feſt. Inzwiſchen haben die Deutſchnationalen die von ihnen angekündigte Interpellation eingebracht, in der der Regierung nahe gelegt wird, die in Paris getroffenen Ver⸗ einbarungen abzulehnen. Die Deutſchnationalen dringen darauf, daß ihre Interpellation ſobald als möglich zur Er⸗ örterung geſtellt wird. Der Kanzler ſoll ihnen zugeſagt haben, daß er die Interpellation„ſofort nach Abſchluß der Pariſer Verhandlungen“ beantworten werde. Da ſelbſt, wenn man ſich in Paris über die Vorbehalte einigt, über die Abfaſſung des Schlußberichtes immerhin noch mehrere Tage hingehen werden, ſo iſt kaum damit zu rechnen, daß etwa ſchon in der kommenden Woche, wie es hier und da heißt, eine Reparationsdebatte vor ſich gehen wird. Auch im Haushaltsausſchuß des Reichstages haben die Deutſchnationalen geſtern bereits einen Vorſtoß unternommen, indem ſie für die Beſprechung des Finanzetats eine längere Redezeit mit Rückſicht auf die notwendige Stel⸗ lungnahme zu den Pariſer Verhandlungen forderten. Sie ſind mit ihren Wünſchen aber auf die demnächſt folgende Be⸗ ratung des Kriegslaſtenetats verwieſen worden, der eher als der der Finanzen Aulaß zur Heranziehung der Reparations⸗ frage bietet. So wird ſich denn der Reichstag, der am Montag wieder zuſammentritt, vorerſt mit der Fortſetzung der Etatsberatungen begnügen. Er wird dabei alle Kräfte anſpannen und gegebenenfalls zu dem wenig populären Mittel der Dauerſitzungen greifen müſſen, wenn er den Etat bis Ende Juni verabſchieden will. Das aber iſt not⸗ wendig, da am 3. Juni der Notetat abläuft. Als zweites Thema ſtand in der geſtrigen Sitzung des Reichskabinetts die Reform der Arbeitsloſenverſicherung zur Debatte. Man muß hier zweierlei unterſcheiden. Einmal handelt es ſich um eine Novelle, in der die grundſätzlichen Fragen, alſo insbeſondere die der Beitragserhöhung noch nicht berührt, ſondern nur konkrete Vorſchläge zur Behebung einzelner Mißſtände bei der Inanſpruchnahme der Unter⸗ ſtützung gemacht werden. In dieſen Dingen eine Einigung zu erzielen, dürfte nicht allzu ſchwer fällen. Der prinzipielle Teil der Materie dagegen befindet ſich noch im Stadium der Prüfung. Der Reichsarbeitsminiſter Wiſſell hat, wie wit hören, eine umfangreiche Enquete eingeleitet. Etwa zwei Dutzend Sachverſtändige aus allen Intereſſentengebieten ſollen über ihre Erfahrungen gehört werden. Erxſt wenn die vor mehreren Monaten litt, iſt wiedergekehrt. Die Aerzte haben die Punktierung des Bruſtfelles wiederholen müſſen, die ſeinerzeit vorgenommen wurde. Der Zuſtand des Kö⸗ nigs wird als befriedigend bezeichnet, doch verſchweigt man nicht, daß die Krankhit außerordentlich ernſt iſt. Die Außenminiſter auf der Madrider Tagung Berlin, 1. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.] Ent⸗ gegen anderslautenden Meldungen iſt auch in der zeſt igen Kabinettsſitzung noch keine Entſcheidung darüber getroffen worden, ob und wann Dr. Streſemann ſich nach Madrid begeben wird. Durch den Ausgang der engliſchen Wahlen iſt die geplante Reiſe Chamberlains nach Madrid in Frage geſtellt. In hieſigen politiſchen Kreiſen rechnet man mit der Möglichkeit, daß, falls die neue Bildung der Regierung in London ſchnell vor ſich geht, anſtelle Chamberlains der Ge⸗ werkſchaftsführer Thomas oder der Sekretär der Labour⸗ Party, Arthur Henderſon, als neuer britiſcher Außen⸗ miniſter an der Ratstagung des Völkerbundes teilnehmen wird. Poſitiv feſtſtehend iſt nur die Teilnahme Briands. Zehnter Reichsfrontſoldatentag Der zehnte Reichsfrontſoldatentag in München nahm geſtern mit der Eröffnung der Stahlhelmausſtellung und einer Muſtermeſſe im Kunſtgewerbeverein ſeinen Anfang. Am Abend verſammelte der Stahlhelm ſeine Anhänger zu einer Kundgebung im Löwenbräukeller, bei der der Bundes⸗ führer Seldte in einer Rede die Ziele des Stahlhelms dar⸗ legte. Er erklärte u.., der Stahlhelm kämpfe dafür, daß das deutſche Volk wieder zu einer politiſchen Volks⸗ gemeinſchaft werde, wie ſie im Kriege vorhanden geweſen ſei. Die Bedeutung des Stahlhelmvolksbegehrens ſei, in den weiteſten Kreiſen des deutſchen Volkes die Ueberzeugung hineinzutragen, daß das heutige politiſche Regierungsſyſtem den Zuſtand der Unfreiheit und Verſklavung verewigen wolle. Der Stahlhelm wolle keine Revolution. Mit allen Kräften ſteuere der Stahlhelm wieder zu Bismarcks Wegen hin, um an die Stärke der Vergangenheit anzuknüpfen und von ihr aus die deutſche Zukunft zu formen. Der erſte Tag der Frontſoldatentagung iſt vollkommen ruhig verlaufen. Kommuniſtiſche Gegenkundgebungen ſind von vornherein verboten worden. Paris ohne Poſtbeſtellung — Paris, 31. Mai. Die franzöſiſche Hauptſtadt wird mor⸗ gen ohne Poſtbeſtellung ſein, da heute mittag die geſamten Briefträger der Hauptpoſt Paris wegen Lohndifferenzen in den Ausſtand getreten ſind. Man glaubt, daß ſich der Streik auch auf andere Kategorien der unteren Poſtbeamten aus⸗ dehnen wird. November 1928 genügend feſtgelegt Die politiſche Pfingſtpaufe beendet Wiederbeginn des Reichstages Die nächſten innerpolitiſchen Fragen Ergebniſſe dieſer Erhebungen ausgewertet ſind, wird man im Reichsarbeitsminiſterium den Geſetzentwurf fertigſtellen und ihn dem Kabinett zur Entſcheidung vorlegen. Der„Vorwärts“ nennt in einer„Bilanz von Magdeburg“ ſelbſtzufrieden die Tagung eine der„ſchönſten und fruchtbarſten der deutſchen Sozialdemokratie“. Die Hauptbedeutung ſieht geſchloſſenen Haltung des Parteitages zur Arbeitsloſenver⸗ ſollte jeder wiſſen, daß„die Hetze gegen verſicherung gleichbedeutend mit Kriſenhetze iſt“. hung richtet ſich beſonders auch gegen einen Teil der demo⸗ kratiſchen Preſſe, die ſich mit dem ſozialdemokratiſchen Vor⸗ ſchlag der Beitragserhöhung nicht einverſtanden erklären will. Es gebe Dinge, die der Partei über der Koalition liegen. Das ſeien die ſozialen Errungenſchaften der Arbeiterklaſſe. Die Arbeitsloſenverſicherung bildet alſo auch weiterhin den Stein des Anſtoßes in der Regierung. Daräus erklärt es ſich auch, daß die geſtrige Kabinettsſitzung über dieſes Thema, wenn man dem reichlich dunklen amtlichen Kommunique auf den Grund geht, auf eine Verſchleppung der Reform bis zum Herbſt hinausläuft. Wir haben hier von vornherein Zweifel geäußert, ob bei den inner⸗ nungsdifferenzen es gelingen würde, noch vor der Sommer⸗ pauſe die Reform geſetzgeberiſch durchzuführen. Würde man ſich ſchon lockere Beſtand der Regierung ernſtlich in Frage ge⸗ ſtellt. So hat man nun zu dem alten Ausfluchtsmittel ge⸗ griffen, zuerſt einmal eine Enquete in die Wege zu leiten. Die Sachverſtändigenkommiſſion, die mit der Erkundung betraut werden ſoll, wird ihre Tätigkeit während der Sommermonate entfalten. Die Regierung aber hat einen Aufſchub, der es ihr ermöglicht, über die Sommermonate hinaus das Leben zu friſten. Mißſtänden zu Leibe gehen. Der Reichsausſchuß der D. B. P. tagte am Donnerstag in Berlin. parteioffiziöſen Bericht entnehmen, ein Referat Dir. Streſemanns über die äußere und innere Lage Deutſch⸗ lands entgegengenommen, wobei der Reichsaußenminiſter i Zuſammenhang mit den Pariſer Verhandlungen beſonders auf die Not der Wirtſchaft, vor allem der Landwirtſchaft und der gewerblichen Mittel⸗ und Kleinbetriebe einging. Dr. Streſemann forderte nicht nur die Fortſetzung der Spar; politik des Reiches, ſondern auch ihre energiſche Unterſtützung durch die Länder und Gemeinden. Seine Ausführungen fanden lebhaften Beifall. 5 Ueber die Reparations⸗ und Reichspolitik ſprach des Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius. Die Vorſitzenden der Reichstags⸗ und Landtagsfraktionen Scholz und Sten. del berichteten über die parlamentariſche Lage. Stendel betonte insbeſondere, daß die Deutſche Volkspartei, nachdem ſie faſts ſechs Jahre än verantworklicher Stelle der Reichs politik geſtanden habe, jetzt mit allem Nachdruck ihre Beteild gung an der preußiſchen Regierung betreiben müſſe. Dis Stellung der Partei zur Konkordatsfrage wurde nicht näher erörtert, weil ſie durch die Tagung des Zentralvorſtandes vom ſei. Dem Schluß ſitzung in Magdeburg Im weiteren Verlauf des ſozialdemokratiſchen Parteitages wurde nach einer Rede des Parteimitgliedes Schreck über „Arbeiterſport und Sozialdemokratie“ ein Antrag angenom⸗ men, der erklärt,„der Parteitag erwarte von der Reichstags⸗ fraktion, daß ſie in das Reichsſchankſtättengeſetz einen ver⸗ ſtärkten Jugendſchutz gegen den Alkoholtsmus einzufügen nerſuche“. Schließlich wurde noch ein Antrag angenommen, der unter Betonung der Ablehnung jeder kulturkämpferiſchen Unduldſamkeit für volle Freiheit der wiſſenſchaftlichen For⸗ ſchung und des künſtleriſchen Schaffens eintritt. Nachdem noch der Vorſitzende Wels Worte des Dankes geſprochen hatte, ſchloß der Parteitag mit dem Abſingen des Sozialiſtenmarſches. Letzte Meldungen Der Konkurs der Frau Zubkoff — Bonn, I. Juni. Hier hat der zweite Termin zur Prüfung der Forderungen im Konkurs der Fräu Zubkoff ſtattgefunden. Der nächſte Prüfungstermin iſt für Anfang Juli angeſetzt. Gegen Dr. Jwanoff, den Generalbevoll⸗ mächtigten der Frau Zubkoff, iſt Haftbefehl und Steck⸗ brief erlaſſen worden. Iwanoff hatte einige Tage vor der Konkurseröffnung in München auf Wechſel Schmuck für 65 900 Mark gekauft und dieſen am nächſten Tage in Berlin für 26 000 Mk. wieder verkauft. Hiervon hat er 18 000 Mark für ſich behalten und iſt damit ins Ausland geflüchtet. Wiederverhaftung der Komteſſe Monroy? — Berlin, 1. Juni. Blättermeldungen zufolge hat der be⸗ auftragte Vertreter der Gräfin Hermersberg die erneute Wer⸗ haftung der Komteſſe Monroy bei der Kriminalpolizei bean⸗ tragt, weil noch ein Teil der Schmuckſachen fehle und nach ihrer Anſicht Verdunkelungsgefahr beſtehe. Eine Mutter tötet ihre beiden Kinder — Aachen, 1. Juni. Eine Kriegerswitwe tötete ihre beiden Kinder im Alter von 11 und 13 Jahren, indem ſie nachts den Gashahn öffnete und ſich dann angeblich mit den Kindern ins Bett legte. Als auf den durchdringenden Gasgeruch die Woh⸗ nung durch die Polizei gewaltſam geöffnet wurde, fand man die beiden Kinder tot auf, während die Mutter noch in guter Verfaſſung war. Die Frau behauptet, daß ſie den Gashahn im Einverſtändnis mit den Kindern geöffnet habe Einſturz⸗Unglück — Cleve, 81. Mat. Auf holländiſchem Gebiete in dem Orte Beek ſtürzte beim Graben einer Schleuſe bei Waſſer⸗ leitungsarbeften plötzlich eine Betonmauer zu ſammen. Zehn Arbeiter wurden unter den Sandmaſſen begraben. Ein Arbeiter wurde getötet, 4 ſchwer und leicht verletzt. es ſchon jetzt zur Entſcheidung kommen laſſen, ſo wäre der an Bis dahin will man mit Palliativmitteln den ärgſten Er hat, wie wir einem das ſozialdemokratiſche Zentralorgan in der einmütigen und ſicherungsreform. Nach dem Verlauf der Magdeburger Tagung die Arbeitsloſen⸗ Dieſe Dro⸗ halb der Regierungsparteien beſtehenden ſehr ſtarken Mei⸗ Samstag, den 1. Juni 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 247 Handelskammerpripident Lenel über die deutſche Wirtſchaft Dr. Waldeck und Stadtrat Haas ſprechen zum ſtädtiſchen Etat Die geſtern abend im Weinzimmer des„Roſengartens“ abgehaltene ordentliche Mitgliederverſammlung der Arbeitsgemeinſchaft der In duſtrie⸗ und Hafengebiete von Mannheim und Umgebung war außerodentlich zahlreich beſucht. Dies dürfte nicht zuletzt auf die inhaltreiche Tagesordnung, namentlich aber auf die vorgeſehenen Vorträge bekannter Perſönlichkeiten zurückzu⸗ führen ſein. Als Vertreter der Behörden bemerkten wir u. a. Polizeidirektor Dr. Bader, Reichsbahnoberrat Kirſch, Ober⸗Reg.⸗Rat Brunner vom Finanzamt, Oberbaudirek⸗ tor Pichler und Oberregierungsrat Dr. Lehmann vom Arbeitsamt Mannheim. Der Vorſitzende der Arbeitsgemeinſchaft, Direktor Dr. Hoeffler, begrüßte die Erſchienenen, verwies auf die Tätigkeit der Ar⸗ beitsgemeinſchaft im abgelaufenen Jahre und ſprach dann von den Erfolgen der Arbeitsgemeinſchaft auf den verſchiedenſten Gebieten. Dagegen ſet die Errichtung eines eiſernen Steges im Rheinau⸗Hafen, den die Intereſſenten ſchon ſeit 25 Jahren dringend verlangten, noch nicht Wirklich⸗ keit geworden. Auch bezüglich der Schaffung von Feuer⸗ meldern im Induſtriegebiet ſeien die Wünſche nicht erfüllt worden. Redner verwies ſodann auf den Jahresbericht der Arbeitsgemeinſchaft, der eine Fülle von Arbeit enthalte und einen umfaſſenden Ueberblick über die Beſtrebun⸗ gen der Arbeitsgemeinſchaft gebe. Anerkennende Worte zollte er dabei dem Geſchäftsführer Dr. Hildenbrand udn deſſen unermüdlicher Arbeitskraft. Handelskammerpräſident Richard Lenel hielt einen angeſichts der in Paris erzielten Einigung hoch⸗ bedeutſamen Vortrag über die Frage„Wo ſteht die deut⸗ ſche Wirtſchaft?“ Redner führte aus, daß er in letzter Zeit öfters Gelegenheit nehmen mußte, ſich öffentlich zu äußern. Das habe ihm in der Preſſe manche Kommentare und manche unerfreuliche Kritik gebracht. Er wolle alſo vor⸗ ſichtig ſein. Damit ihm nicht der Vorwurf gemacht werde, er ſei zu optimiſtiſch oder zu peſſimiſtiſch, wolle er über feſt⸗ ſtehende Tatſachen ſprechen, die jedermann nachprüfen könne. Im Februar hatte man ein Arbeitsloſenheer von 2% Millionen. Es iſt klar, daß dieſe enorme Arbeitsloſigkeit außerordentlich hemmend und ſchädigend auf das geſamte Wirtſchaftsleben einwirkte. Seiner Ueberzeugung nach iſt die Urſache der großen Arbeitsloſigkeit einmal in den enormen Steuern und ſozialen Laſten, dann aber in der falſchen Lohnpolitik zu ſuchen. Wir hatten in den erſten Monaten dieſes Jahres 3422 Konkurſe gegenüber 2870 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Wollen wir fragen, woher dieſe vielen Konkurſe kommen, ſo lautet die Antwort: Einmal iſt es die abgeſchwächte Konſumkraft und zum anderen ſpielt das teuere Geld die größte Rolle. Es iſt ja bekannt, daß die Reichsbank den Diskontſatz erhöht hat. Seit geſtern wiſſen wir auch, daß die Reparationsverhandlungen in Paris Ausſicht auf einen erträglichen Abſchluß haben. Vor zwei Jahren trat ein Finanzminiſter mit neuen Beamtenbeſoldungen hervor. Er erklärte in Magdeburg, daß man die neuen Beamtengehälter bezahlen könne, ohne daß man neue Steuern erheben müſſe. Sein Nachfolger aber fand leere Kaſſen. Eine große Summe von annähernd 600 Millio⸗ nen war vom Reich verausgabt worden, die aber nicht durch Anleihen gedeckt werden konnte. Es bildete ſich ein Zuſtand heraus, daß der Finanzminiſter nicht mehr wußte, wo er das Geld auftreiben ſollte. Er hatte ein Manko von 500 Millio⸗ nen. Man erlebte das klägliche Schauſpiel, daß das Reich bei Ländern und bei Banken Zuflucht ſuchen mußte, nur um über den Ultimo hinwegzukommen. Es war unerhört, daß das Reich in eine ſolche Lage kommen konnte. Reichsfinanz⸗ miniſter Hilferding hat immer betont, daß wir mit einer Steuerlaſt beſchwert ſind, die auf die Dauer nicht zu tragen iſt. Trotzdem kam er mit neuen Forderungen. Der Aus⸗ gleich iſt heute noch nicht gefunden. Wir werden wohl nicht früher zu erträglicheren Verhältniſſen kommen, bis der Fi⸗ nanzausgleich, die Steuerreform und eine Verwaltungsreform durchgeführt iſt. Ein weiterer Punkt für unſere mißliche Lage ſind die ſozialen Laſten, die vor dem Kriege 12 und heute über 5 Milliarden betragen. Trotzdem werden in jeder Seſſion des Reichstages neue Ausgaben beſchloſſen. Das deutlichſte Beiſpiel iſt, daß jetzt von der Sozialdemokratie und vom Reichsarbeitsminiſter wieder die Erhöhung der Erwerbsloſenbeiträge verlangt wird. Das würde die deutſche Wirtſchaft nicht weniger als 275 Millionen Mark koſten. Die größte Arbeitsloſigkeit in Europa findet man in Oeſterreich, Rußland, England und Deutſchland. Dabei wirft ſich die Frage auf: Iſt die ausgedehnte Erwerbsloſengeſetzgebung eine Folge der großen Arbeitsloſigkeit oder iſt die große Arbeitsloſig⸗ keit eine Folge der Erwerbsloſengeſetzgebung? Die dritte Urſache für unſere ſo unerfreuliche Lage iſt die falſche Lohnpolitik. Weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer kann ſelbſtverſtändlich die Höhe des Lohnes beſtimmen. Wir ſind weitgehendſt auf den Export ange⸗ wieſen. Es iſt gar keine Frage, daß die Löhne durch das fort⸗ geſetzte Hinaufſchrauben die Ware ſehr verteuern und daß darunter unſere Wettbewerbsfähigkeit mit dem Auslande ſehr notleidet. Wie ſchlimm ſich die Lohnerhöhungen auswirken, kommt draſtiſch an dem Beiſpiel der Reichsbahn zur Anſchau⸗ ung. Obwohl man mit den Vertretern der Gewerkſchaft ein⸗ gehend verhandelt und ihr klar gemacht hat, daß ohne Tarif⸗ erhöhung keine höheren Löhne bewilligt werden können, ſind die Eiſenbahner auf ihrer Forderung ſtehen geblieben. Es wurde ihnen eine Lohnerhöhung bewilligt, die eine Mehraus⸗ gabe von 43 Mill. und einſchließlich der Penſionen über 50 Millionen ausmacht. Ich hoffe, daß wir trotzdem ohne Tariferhöhung durchkommen können. Sicher iſt das aber nicht. Was ſoll man zu einer Regierung ſagen, die dieſen regelmäßig immer wiederkommenden Anſprüchen kein „Nein“ entgegenſetzen kann? Es gibt für Deutſchland nur eine Rettung und die heißt„ſparen“. Sparen müſſen das Reich, die Länder und die Kommunen. Wir im Bürgeraus⸗ ſchuß ſind ſehr damit zufrieden, daß keine Umlageerhöhung eingetreten iſt. Das entworfene Bild iſt nicht erfreulich. noch die große Not der Landwirtſchaft, die Not des Einzelhandels und des Mittelſtandes. Ich habe trotzdem den feſten Glauben, daß Deutſchland wieder hoch kommt und daß wir dieſe ſchwere Zeit überſtehen. Red⸗ ner forderte am Schluſſe ſeiner mit lebhaftem Beifall auf⸗ genommenen Ausführungen zu reger Anteilnahme an der Kommunalpolitik auf. Dazu kommt * Auf der Tagesordnung ſtanden fernerhin zwei Vorträge über die Geſtaltung des ſtädtiſchen Etats ein Thema, dem alle Anweſenden gleichfalls mit größter Auf⸗ merkſamkeit folgten und das, wie der Vorſitzende bemerkte, für viele Wirtſchaftler ein Stück Neuland bedeutet. Eine Reihe von Zahlen wurden genannt, Einnahmen und Ausgaben erörtert und von der Ausarbeitung, Aufſtellung und Beratung des ſtädtiſchen Budgets ein intereſſantes Bild entworfen. Landtagsabg. Dr. Waldeck bemerkte einleitend, einen ſachlichen Bericht und kein kritiſches Referat geben zu wollen, wenn auch gelegentlich Tendenzen eigenen kommunalpolitiſchen Willens ſich zeigen müßten. Er ſtreifte kurz die Frage des Ein⸗ oder Zweikörper⸗ ſchaftsſyſtemes und betonte, daß in Mannheim alle Parteien mit Ausnahme einer einzigen das Einkammer⸗ ſyſtem wünſchen. Der ordentliche Etat der Stadt Mann⸗ heim betrage 103 Millionen, wozu im letzten Jahre erſtmals ein außerordentlicher Etat von rund 13 Millionen gekommen ſei, der 3 Millionen für die Förderung des Wohnungsbaus enthalte. Die Finanzlage der Stadt ſei nicht ungünſtig, wenn man auch darunter zu leiden habe, daß Anleihen nicht zu bekommen ſind. Der letzte Etat ſei ohne Steuererhöhung abgeſchloſſen worden, allerdings nur dadurch, daß aus dem vorjährigen Rechnungsjahr Erübrigungen von einer Million eingeſetzt wurden. Mehr als 36 Prozent unſeres Finanz⸗ bedarfs nehme die Wohlfahrtspflege in Anſpruch. Im Etat ſind die Uueberweiſungsſteuern höher eingeſetzt, als im vergangenen Jahr. Dies ſei zu rechtfertigen, obwohl mit geringeren Ueberweiſungen durch das Reich gerechnet werden müſſe. Die Grund⸗ und Gewerbeſteuer bringe 10 Mil⸗ lionen. Damit iſt eine ſehr ſtarke Anſpannung gegeben. Dr. Waldeck ging dann kurz auf den Schuldenſtand der Stadt ein. Im Einzelnen beſprach der Redner den Wohlfahrts⸗ und Schuletat. Bei dem Theateretat, ſo bemerkte er, wolle er ſich mit einigen Andeutungen begnügen, da mit Rück⸗ ſicht auf das Theaterjubiläum in dieſen Wochen hierüber nicht allzuviel geſagt werden ſollte, obwohl dieſe Frage dringend der Löſung bedürfe. Er ging dann auf die Stellung der ſt ä d t i⸗ ſchen Werke im Rahmen des ſtädtiſchen Etats näher ein, ſprach von der Vereinfachung der Betriebe, von Einſparungs⸗ möglichkeiten und hob die Verſchiedenartigkeit des öffentlichen und des ſtädtiſchen Wirtſchaftsbetriebes hervor. Gegen eine Umlageerhöhung hätten ſich alle bürgerlichen Fraktio⸗ nen ausgeſprochen. Auch im kommunalpolitiſchen Leben müf⸗ e ſen die Gegenſätze überwunden werden. Man müſſe in der Gemeinde wirtſchaftlich arbeiten, aber man dürfe auch nicht überſehen, daß die Gemeinde nicht nur ausſchließlich wirt⸗ ſchaftliche Aufgaben habe. Im übrigen müſſe mit Zahlen und Mehrheiten gerechnet werden und deshalb ſei der Wunſch, nicht nur die Umlage zu halten, ſondern auch zu ſen ken, nicht leicht erfüllbar. Eine große Reihe Ausgaben ſind zwangs⸗ läufig. Bei einigen anderen muß der Verſuch gemacht werden, Einſparungen zu erzielen. Dr. Waldeck betonte ſchließlich die Verbindung der Stadt mit dem allgemeinen politiſchen und wirtſchaftlichen Schickſal und forderte die Vertreter der Wirt⸗ ſchaft zu ſtärkerer Teilnahme am politiſchen und kommunal⸗ politiſchen Leben auf.(Lebhafter Beifall.) Stadtrat Ludwig Haas verbreitete ſich zunächſt über den Schuletat, um ſodann ſeine Ausführungen zur Gebäudeſon derſteuer(Miet⸗ zinsſteuer) überzuleiten. Dieſe Steuer wird auch im Jahre 1929 noch auf Grund der ſeitherigen Landesgeſetze erhoben. An Anteilen am Aufkommen der Reichseinkommen⸗, Körper⸗ ſchafts⸗ und Umſatzſteuer werden gegenüber 1928 350 000% mehr als im Vorjahre, nämlich 8 450 000, erwartet. Ob aber dieſer Betrag eingeht, iſt nicht ſicher. Der aus der gemein d⸗ lichen Grund⸗ und Gewerbeſteuer zu deckende Be⸗ trag beträgt 9 776 000„ gegenüber 9 522 500 im Jahre 1928. Der Bedarf iſt alſo um 253 500 geſtiegen. Die Stadt gibt für Schulz wecke 8077 800% aus. Mannheim iſt die einzige Stadt in Baden, in der der Beſuch der Gewerbeſchule nicht obligatoriſch iſt. Es iſt bedauerlich, daß die Gewerbe⸗ ſchule kein eigenes Heim beſitzt. Aus dem In duſtrie⸗ hafen erwartet man Einnahmen in Höhe von 143 000 J. denen andererſeits Ausgaben von 239 000 gegenüberſtehen, ſo daß ſich ein Fehlbetrag von 96 900% ergibt. Redner ſteht auf dem Standpunkt, daß es gut iſt, wenn aus den Kreiſen der Wirtſchaft ab und zu die warnende Stimme erhoben wird. Der Mittelſtand iſt faſt am Ausſterben. Die Klein⸗ betriebe haben ungeheuer zu leiden. Wir haben allen Grund, für den Mittelſtand und die Kleinbetriebe einzutreten. Die Arbeit auf dem Rathaus iſt nicht allzuleicht. Sie wird unendlich ſchwierig durch die Zuſammenſetzung der ſtädtiſchen Kollegien. Auch Str. Haas erſuchte die Wirtſchaftler, ſich reger als bisher an der Kommunalpolitik zu beteiligen. (Lebhafter Beifall.) Der Vorſitzende dankte den Rednern für ihre aktuel⸗ len Ausführungen und eröffnete die A usſprache. An eee FEE Gibt es ein Gegenwartsſtück für das Mannheimer Thegterjubilüum? Die vorgeſtrige Aufführung des„Kaufmanns von Vene⸗ dig“ hat Stimmen laut werden laſſen, die ein Stück der Gegenwart als zweites Schauspiel für das Theaterfubiläum forderten. Mit vollkommenem Recht. Zu den„Räubern“, dem freieſten Wort, das jemals auf der deutſchen Bühne ge⸗ ſprochen wurde, gehört ein Stück, das ebenſo gegenwärtig iſt, wie es Schillers glühendes Jugendwerk vor 150 Jahren war. Nur bietet ſich dabei eine Schwierigkeit, die ſich von der For⸗ derung des Stückes ſelbſt recht weſentlich unterſcheidet. Zwei⸗ fellos iſt es leicht, ein ſolches Werk zu fordern, aber außer⸗ ordentlich ſchwer, es auch wirklich zu finden. All die Stimmen, die laut geworden ſind und für ein zeit⸗ geborenes Drama in der Mannheimer Jubiläumswoche ein⸗ traten, haben nicht ein einziges Werk nennen können, das dafür in Frage kommt. In der„Voſſiſchen Zeitung“ ſtand vor längerer Zeit ein Artikel, der ſich mit der Frage be⸗ ſchäftigte und der nicht gerade wohlredneriſch von dem Mann⸗ heimer Jubiläum ſprach. Der Vorwurf, in der Konventiun zu verharren, war dabei recht dick aufgetragen, aber ein Drama, das den„Räubern“ in ſeiner Art heute entſpräche, war auch dort mit keiner Silbe weder genannt noch empfoh⸗ len. Der Schreiber dieſer Zeilen hat ſeit Wochen und Monaten verſucht, ſich nach einem ſolchen Stück umzuſehen, wiederholte Reiſen durch die Berliner Theater ſollten dabei helfen, auf Spuren zu kommen, die in das gelobte Land eines ſolchen „Räuber“ſtückes hätten führen können. Die ganze Forſcher⸗ arbeit blieb ergebnislos, was an ſich gewiß kein erfreuliches Reſultat iſt, aber der es bekennt, kann ſich ſonſt nicht den Vorwurf machen, dem Heutigen gegenüber verſchloſſen zu ſein. Wie gerne hätte er dieſes Heute in der Juniglut auf der Mannheimer Schauſpielbühne begrüßt; aber er muß geſtehen, daß er nicht weiß wie. g Und nun zu Einzelheiten aus der Entdeckungsreiſe. Da waren zunächſt einmal die„Verbrecher“ von Ferdinand Bruckner, jenem myſteribſen Autor, der es wie auch immer wirklich verſucht hat, den modernen Menſchen auf der heuti⸗ gen Sprechbühne zu zeigen. Das Surrogat der Affekte und Komplexe, das er in der„Krankheit der Jugend“ gegeben hatte, kam wohl nicht in Frage. Blieben alſo nur die„Ver⸗ Fache. Ein Querſchnitt⸗Stück, mitten durck das heutige Leben, ſo wie es ſich in der modernen Juſtizkriſe zuſam men⸗ ſchnürt, Verbrechen und Strafe im Bezugsſyſtem des Milieus dargeſtellt. Ein paar Etagen übereinander werden gezeigt; verſchiedene Typen treten auf, Hans Albers, der jetzt in den „Rivalen“ ſeinen Gegenſpieler Kortner richtiggehend von der Bühne weggeſpielt hat, mimte den Kellner Tunichtgut, der auf Koſten der Frauen lebt. geſchnittenes Landgerichtsgebäude. Ein armes Weihsbild hat einen Selbſtmordverſuch begangen und ihr Kind mitgenom⸗ men, wobei das Kind ertrank. Sie wird verurteilt. Und der Vorſitzende ſagt: „Während der ſofort verübte Kindesmord in dem durch Schmer⸗ zen, Blutverluſt, Todesangſt geſchwächten Zuſtand einer Ge⸗ bärenden allenfalls einen Milderungsgrund findet, gibt es für die Ermordung eines dreiwöchigen Kindes keinen Unterſchied mehr, ob Kind oder Erwachſener. Mord bleibt Mord. Die ruch⸗ loſeſte Tat, die von lebensunfähigen Menſchen verübt wird, um ſich leichtfertig von einer Laſt zu befreien, die ihnen das Schickſal auferlegt hat, als Sühne für die Stunden der Wolluſt.“ So ſpricht der Landgerichtsvorſitzende in dieſem Stück. Wie die andern ſprechen und worüber kann man danach ermeſſen. Wo bleibt da die Anklage, wo das wirklich Revolutionäre im Sinne der„Räuber“, wo der Ausdruck für den Freiheitsdrang, wie er in den„Räubern“ lebt? Ein anderes Stück. Man hat es hier gefehen. Es iſt mehr⸗ fach rund um das Mannheimer Publikum gewandert: Revolte im Erziehungshaus. Ein Kampfſtück von heut. Was man da⸗ mit erkämpft, ſind eigentlich nur gefüllte Kaſſen. Von einer wirklichen Idee keine Spur. Oder ſollte man das unrechte Gut der Dreigroſchenoper präſentieren? Auch das dürfte wohl ſeine Schwierigkeiten haben. Nehmen wir einmal den Jahrgang um 1900, dem wir ſelbſt recht nahe ſtehen. Da iſt Gerhard Menzel, der Verfaſſer des „Toboggan“. Er hat einen herrlichen Satz aufgeſtellt:„Los von der Gewaltherrſchaft des nur Animaliſchen“ hat er ge⸗ fordert,„der ſogenannten ſexuellen Probleme, die wir zum Ueberdruß abgewandelt ſahen.. Vergeſſen wir nicht, daß es auch noch eine andere tiefere menſchliche Beziehung gibt, die an Konflikten unendlich reicher iſt als die bloß animaliſche.“ Der zweite Akt zeigt ein auf⸗ aber wo bleibt das Theaterſtück? Im„Toboggan“ allein iſt es noch nicht gegeben. Ein anderer names Odon Horvath. Jahrgang 1901. Hat ein Stück„Bergbahn“ geſchrieben, will politiſches Theater ſein; ein Stück, das„helfen“ möchte, aber über eine Reihe von Abenden in der Berliner Volksbühne noch nichts weiter geholfen hat. Ein Dritter: Bruno Wellen⸗ kamp, der ein Schauſpiel„Die Ogarows“ am Berliner Staats⸗ theater herausbringt; es will das Problem Rußland⸗Weſt⸗ europa darſtellen. Aber Probleme, Milieuſchilderungen, Kon⸗ flikte, Komplexe ſind noch keine Dramatik für eine Schiller⸗ bühne. Ein Stück wurde vor zwölf Jahren in Mannheim ur⸗ aufgeführt, das der Art nach den„Räubern“ entſprochen hätte — wohlgemerkt der Art, nicht dem Werte nach— das war der„Sohn“ von Walter Haſenclever. Haben wir einen ſolchen „Sohn“? Sein Nachkomme iſt Haſenclevers„beſſerer Herr“. Ein umwieviel ſchlechterer Sohn! Wo bleibt ein Stück von Georg Katſer, das etwa wie ſein Drama„Gas“ die gegen⸗ wärtige Atmoſphäre einzufangen vermöchte? Oder ſoll man ein Stück geben, das man in Berlin arg verkannte und deſſen Aufführung uns jüngſt im Deutſchen Theater außerordentlich erſchütterte, Franz Werfels„Paulus unter den Juden“? Ge⸗ wiß, ſehr ſchön dramatiſierte, religiöſe Geſchichte, dazu ein innerer Privatkonflikt des Dichters ſelbſt, aber kein Stück der Zeit und der Zukunft, kaum der Vergangenheit, nur groß⸗ artig dargeſtellt von den Kräften des Deutſchen Theaters. Nennt ein Stück, ihr Wohlmeinenden, führt einen Dichter an, nicht nur mit dem Schillerpreis, ſondern auch mit dem Schiller geiſt, der nichts mit ſeinen Jamben und ſeinen ſo⸗ genannten Idealen zu tun haben muß, aber der lebendig und fruchtbar iſt in dem Sinn, wie Schiller es war! Laßt die gegen⸗ wärtige Dramatik Revue paſſieren und geſteht, daß ſie an ſich höchſt vielgeſtaltig, auch intereſſant, beinahe feſſelnd ſein mag, daß ſie aber dem Nationaltheatergedanken— und darauf kommt es doch bei einem ſolchen Jubiläum an— nſcht ent⸗ ſpricht. Das iſt kein Fehler der Dramatik, die ſich nicht da⸗ nach zu richten braucht, für Mannheim beſonders geeignete Stücke zu liefern, ſondern zeigt die ganze Tendenz des deu⸗ tigen Theaters, das ſeine bisherigen Grundfeſten ſprengt und zu anderen Formen und Inhalten übergeht. Vielleicht, wir hoffen es, kehrt es zu den Kräften zurück, die die Mannheimer Bühne ſeit anderthalb Jahrhunderten belebten und die ſie Das find höchſt beherzigenswerte Worte. Der Wille iſt da—leinſt ſchufen; gegenwärtig iſt das nicht der Fall. Und deshalb 4. Seike. Nr. 7 r 8 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 1. Juni 1929 dieſer beteiligte ſich zunächſt Fabrikant Vögele, der nament⸗ lich auf die Südweſtdeutſche Gasgeſellſchaft zu ſprechen kam und die Anſtellung eines Sparkommiſſärs begrüßte. Präſident Lenel teilte noch mit, daß der Phyſik⸗ ſaal in der Käfertaler Volksſchule reichhaltiger ausgeſtattet iſt, als der Phyſtkſaal einer Hochſchule. Faſt alle Theater im Umkreis von Mannheim, wie Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe, weiſen Defizite von bald 1 Million auf. Maunheim hat ein ſolches von 2 Millionen obwohl es andererſeits kein Geld für die Er⸗ Juni oder ſchreibt der Kalender des Landmannes. Darnach erwartet er heiße Tage, auch regenreiche Gewitter, damit das Wachs⸗ tum aller Gewächſe gefördert wird. Nur zwei Monate eigent⸗ lich ſind der Entwicklung der Saaten dienlich, der Mai und der Juni; im Juli beginnt ſchon die Reife. Darum ſchaut der Bauer auf entſprechend günſtige Tage im Juni, denn: Iſt der Juni warm und naß Gibt's viel Korn und noch mehr Gras. * Gibt's im Juni Donnerwetter Wird auch das Getreide fetter. 5 Iſt der Brachmond warm und naß, Füllet Scheuer ſich und Faß. Wagegen: Wenn kalt und naß der Juni war, Verdarb er meiſt das ganze Jahr. Wies der Bauer zu einem guten Gelingen ſeiner Ernte baben will, faßt er in den Spruch zuſammen: Brachmonat warm, naß, kühl und trocken, Gibt's was in die Milch zu brocken. Von den Nordwinden im Juni erhofft der Bauer großen Segen. Er ſagt: Nordwinde im Juni wehen Korn und Wein Ins Land herein. * Wind aus Norden im Junius Iſt des Segens Weihekuß. 0 Im Juni wird des Nordwinds Horn Noch nichts verderben an dem Korn. Reichen Gewittern mit viel Niederſchlägen ſieht der Bauers⸗ mann im Juni gerne entgegen. Junigewitter erfreuen des Bauern Herz. . Viel Donner im Juni bringt ein fruchtbares Jahr. 55 Ein dürrer Brachmonat Bringt ein unfruchtbares Jahr. So er allzu naß, Leeret er Scheuer und Faß, Hat er aber zuweilen Regen Dann gibt es reichen Segen. Unter den Lostagen verdient der Tag des heiligen Medardus(8. Juni) beſondere Beachtung; ihm ſind viele der Bauernſprüche gewidmet, beſonders ſchaut man darauf, ob Regen einfällt. Wenn's an Medardi regnet, Gibt's einen naſſen Sommer 8 Sankt Medard keinen Regen trag, Es regnet ſonſt wohl vierzig Tag Und mehr— wer's glauben mag. 6 Macht Medardus naß, So regnet's ohn Unterlaß. * Medard bringt keinen Froſt mehr her, Der dem Weinſtock ſchädlich wär'. Auf den Johannistag und den Tag von Peter und Paul hat ſich der Bauersmann auch verſchiedene Sprüche zurecht gelegt. Nur einer ſei davon erwähnt: N l gelöſcht war. ſtellung einer Gewerbeſchule hat. Sty. Dr. Wal⸗ deck ſprach über die angeſchnittene Frage der Steuer⸗ ſenkung und verlangte, daß die Konkurrenz zwiſchen der Stadt und dem Staat aufhört. Geſchäftsführer Dr. Hil⸗ denbrand nahm zu der Frage der Errichtung des Steges in Rheinau und zu dem verlangten Feuermelder Stellung, während Str. Haas noch Aufſchluß über die Schulgeld⸗ befreiung gab. Der Vorſitzende ſchloß alsdann mit Worten des Dankes um Mitternacht die angeregt verlaufene Ver⸗ ſammlung. ch. Feumond Dä Perrersdag(Peter), Da heckt der Has, Da jongt de Koh(Kuh), Da läht(legt) dat Hoh(Huhn), D Da krigt das Husfru vel zu doh. Der Juni bringt die Heuernte in vollen Gang, da heißt es die Hände regen, um die Scheune für den Winter zu füllen. Wer's nicht tut, hat zu hoffen, mas der Spruch ſagt: Wer nicht geht mit dem Rechen, Wenn die Fliegen und Bremſen ſtechen, Muß im Winter gehen mit dem Strohſeil Und fragen:„Hat niemand Heu feil?“ Städtiſche Nachrichten Leichtſinnige Paddelei Das warme ſonnige Wetter lockt auch die Paddler wieder in größeren Scharen auf den Neckar. Ganz beſonders aber auf den Rhein. Naturgemäß hört man ſofort auch wieder von Unglücksfällen. Wenn man aber dem Treiben einer großen Anzahl Paddler auf dem Rhein zuſchaut, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn etwas paſſiert. Man muß geradezu ſtaunen, wie wenig ſich die Kleinfahrzeuge um den Kurs der Dampfer kümmern. Wenn ein Fremder mit ſeinem Paddel⸗ boot durchkommt, kann man nicht gut von ihm verlangen, daß er die Fahrroute der Dampfer kennt. Obgleich ein erfahre⸗ ner Paddler dieſe leicht aus dem Flußlauf erkennen kann. Aber die Mannheimer müßten unbedingt wiſſen, wie ſie zu fahren haben. Wer in dem Bogen oberhalb des Männer⸗ freibades mit ſeinem Boot rechts fährt, handelt direkt leicht⸗ ſinnig. Die Fahrrinne iſt hier ganz rechts. Beſonders die Strandbaddampfer fahren hart am Ufer. Iſt man nun mit ſeinem Boot zwiſchen Ufer und Dampfer, ſo hat man Mühe, das Boot zu drehen, um rechtzeitig die Wellen ſchneiden zu können. Gleich darauf ſauſen auch ſchon die vom Ufer zurück⸗ laufenden Wellen heran, die naturgemäß von der anderen Seite kommen. Hierzu kommt dann noch die ſtarke Strömung, die das Boot raſch vorwärts treibt. Gleich unterhalb des Freibades iſt eine Motorbootanlegeſtelle, die ebenfalls durch das ausfahrende oder bei Talfahrt beidrehende Boot gefähr⸗ lich werden kann. Wenn die Gefahr an dieſen Stellen bei einzelnen Dampfern erheblich geringer iſt, umſo mehr erhöht ſie ſich bei ſehr ſtarkem Verkehr und bei Schleppzügen. Man kann dann nicht hinter dem Dampfer den Strom überqueren, um nicht Gefahr zu laufen, in die Schlepptroſſe und unter den nächſten Kahn zu geraten. Es iſt ja ganz ſchön, auf den Wellenkämmen mit dem kleinen Boot zu ſchaukeln, aber es muß nicht unbedingt direkt hinter dem Dampfer ſein. Nur zu oft wird die Gefahr verkannt. Wenn ein Unglück geſchehen iſt, iſt Hilfe ſehr ſchwer möglich. Die Beobachtungen in letzter Zeit haben deutlich gezeigt, daß ſelbſt Vereins⸗ und Verbands⸗ wimpel und Nummerzwang der nichtorganiſterten Paddler das leichtſinnige Fahren Vieler nicht einſchränken konnten. Es müſſen offenbar erſt noch mehr Unglücksfälle vorkommen, ehe die Waghelſigen vernünftig werden. * * Generatorenbraud im Großkraftwerk. Aus unbe⸗ kannter Urſache entſtand geſtern mittag im Großkraftwerk ein kleiner Generatorenbrand, der bis zum Eintreffen der um 12.32 Uhr alarmierten Wache II der Berufsfeuerwehr ſchon Schaden iſt nich 1 2 8 N darf das Mannheimer Theater in ſeiner Jubiläumswoche an der heutigen Dramatik vorübergehen. Das iſt nicht etwa Furcht oder Verlegenheit— wer in aller Welt ſollte die denn dabei haben!— das iſt, recht verſtanden, nur eine Art For⸗ derung, daß jene Kräfte wieder lebendig werden ſollten, denen dieſe Bühne ihr Leben verdankt. Dr. K. Das ſchönſte deutſche Frauenporträt Wanderausſtellung im Kunſtverein Das ſchönſte Porträt? Alſo auch die ſchönſte Frau? Nein, trotzdem der Elida⸗Unternehmer Georg Schicht dieſe Preisaufgabe geſtellt hat, etwa nach dem Muſter feiner Reklame„ſei ſchön durch“, iſt nicht nach dem Teint, ſondern nach dem künſtleriſchen Wert bei der Zuerkennung des erſten Preiſes geurteilt worden. Er entfiel bekanntlich auf Prof. Willy Jaeckel⸗ Berlin, deſſen Bild man alſo gegenwärtig in Mannheim ſtudieren kann. Die ſchönſte Frau wird man darauf vergebens ſuchen, aber dafür ein Kunſtwerk vorfin⸗ den, das durch ſeine Art und Anlage die Auszeichnung gewiß verdient, die es erhalten hat. Ein Mädel ſteht da, urwüchſig, markant dargeſtellt; das Bild beſitzt eine Lebendigkeit, von der die photographiſche Wiedergabe im Katalog unmöglich eine Poxſtellung geben kann. Nur das Original läßt die Birtuo⸗ ſität und Sicherheit erkennen, mit der das Bild gemalt iſt. Doch auch die übrigen Bilder verdienen eingehende Ve⸗ achtung. Die ſolide, gediegene Porträtkunſt überwiegt, von der uns das blonde Mädchen mit golddekoriertem Kleid von Imre Goth durch die ariſtokratiſche Art, mit der dieſes Werk gemalt iſt, am meiſten zuſagt. Ein äußerſt feſſelndes Ge⸗ mälde iſt auch das Bild von F. Padua ⸗ München; wie delikat hat der Künſtler die weißen Handſchuhe gemalt! Auf ähnlichem Wege dringt Chriſtian Schad ⸗Berlin zu einer ſtrengen neuen Sachlichkeit vor. Heinrich Ehmſen⸗ München gibt dagegen reines Kunſtgewerbe. Eine kraftvolle Leiſtung iſt das Mädchenbild, das von Nikolaus Sagrekow⸗Berlin gegenüber dem Eingang eine wirkungsvolle Aufſtellung gefunden hat. Die ganze Art und Farbengebung gemahnt an Hodler. In das ſtillere Bereich eines ähnlichen Typus führt Eugen Spiro⸗ Berlin, während Prof. Harold Bengen⸗ Berlin ganz in die Ruhe alter Mei⸗ ſter zurückkehrt, ohne den Sinn für die Darſtellung einer zeutigen Frau aufzugeben. Verkehrs⸗Anfälle in Mannheim * Ein Motorradfahrer fährt in eine Kindergruppe. Geſtern nachmittag ſpielten einige Buben am Luiſenring, als plötzlich ein rückſichtsloſer Motorradfahrer aus Gunters⸗ blum in die Kindergruppe hineinfuhr. Einer der Buben trug eine blutende Kopfwunde, ein zweiter einen Naſenbein⸗ bruch davon. * Auf der Verfolgung eines Fahrraddiebes verunglückt. In nächſter Nähe der Bahnpoſt verſuchte geſtern mittag ein ungefähr 16jähriger Burſche einem Mann das Fahrrad zu ſtehlen. Der Eigentümer kam gerade hinzu, als der Burſche Reißaus nahm. Als der Mann mit dem Rade den Burſchen verfolgte, hielt er in der Aufregung die rechte Straßenſeite nicht ein, wurde infolgedeſſen von einem ſehr ſchnell fahren⸗ den Privatauto aus Mainz geſtreift, kam zu Fall und erlitt einen rechten Fußknöchelbruch. Der Fahrraddieb entkam leider unerkannt. * * Erfriſchende Kühle herrſchte bei 12 Grad C.(gegen 12,2 Grad C. am Freitag) wieder heute morgen. Das Lüftchen, das ſich ſchon am Sonntag angenehm bemerkbar machte, fegte auch heute früh durch die Straßen. Morgenſpaziergänge ſind bei dieſer Temperatur ganz beſonders genußreich. In der vergangenen Nacht wurde ein Minimum von 11 Grad C. feſt⸗ geſtellt(gegen 9,4 Grad C. in der Nacht zum Freitag), eine ebenfalls durchaus erträglichen Temperatur, die den Schlaf er⸗ quickend geſtaltet, ſoweit er nicht durch üble Düfte geſtört wird. Die Höchſtleiſtung von Frau Sonne betrug geſtern 23,1 Grad C.(gegen 22,5 Grad C. am Donnerstag). Veranſtaltungen . Miſſionsfeſt in der Hl. Geiſtkirche. Morgen findet in der Heilig⸗Geiſtkirche in der Schwetzingerſtadt eine Miſſionsfe ier ſtatt, bei der Pater Ludge Brandl aus der Benediktiner⸗Abtei Mün⸗ ſter⸗Schwarzach bei Würzburg die Predigt halten wird. Die welt⸗ liche Feier findet am Mittwochabend im Jugendheim mit Lichtbilder⸗ vortrag des Miſſionars ſtatt. * Paramentenfeier. Am morgigen Sonntag findet in der Je⸗ ſuitenkirche durch einen feierlichen Feſtgottesdienſt die Jahres feier des Paramenten vereins der oberen Pfarrei ſtatt. Der Verein bezweckt die Verherrlichung der Gottesdienſte durch Anfertigung von Ornatsgegenſtänden, Meßgewändern uſw. Die Obere Pfarrkirche hat die wertvollſten Paramente, die von kunſt⸗ fertigen Händen in vieljähriger Tätigkeit geſchaffen wurden. * Der Stenographenverein Stolze⸗Schrey und Einheitskurzſchrift eröffnet am kommenden Montag einen neuen Anfängerkurs in Einheits kurzſchrift in der Friedrichsſchule. Gleichzeitig wird auf die laufenden Fortbildungs⸗ und Diktierkurſe am Montag und Donnerstag abend aufmerkſam gemacht.(Weiteres Anzeige.) * Vorbereitungsdienſt der Schulamtsbewerber. Nach der Bekanntmachung über den Vorbereitungsdienſt der Schul⸗ amtsbewerber vom 11. März 1929 haben die Schulamtsbewer⸗ ber nach erfolgreicher Abgangsprüfung einen einjährigen Vorbereitungsdienſt abzuleiſten. Der Vorbereitungsdienſt für alle Bewerber, die die Abgangsprüfung für den Volksſchul⸗ dienſt aufgrund des Geſetzes vom 30 März 1926 bisher ab⸗ gelegt haben, beginnt am Montag, 10. Juni. Die Meldungen müſſen, wie das Amtsblatt des Miniſteriums des Kultus und Unterrichts mitteilt, bis 27. Mai bei den zuſtändigen Kreis⸗ und Stadtſchulämtern eingereicht werden. Dabei haben die Bewerber die von ihnen beſuchte Lehrerbildungsanſtalt, das Prüfungsjahr(1928 oder 1929) und ihren gegenwärtigen Wohnort anzugeben. Auch können Wünſche über den Vor⸗ bereitungsdienſtort geäußert werden. Für den erſten Teil der Vorbereitungszeit ſind in Ausſicht genommen: Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe, Mannheim und erforderlicherfalls Konſtanz und Offenburg. Schluß des redaktionellen Teils M 9(Sodbrennen) Nane steigender Millionen- Umsatz sowie das 100löhrige Bestehen unserer Flema beweisen am r 7 3 nach wie vor unüber- bessten, deß unser Original Bullrich⸗Salz troffen gegen alle Verclsuungsstörungen und Sodbrennen ist. Verssumen Sie nicht, aich heute noch ein hate für 60 Pfg. ⁊u kaufen oder unsere fable tien zu 0. 25 Ul..50 N M zu versdchen. Jauch Sis werden von der prompten Wirkung überrascht sein. Nur echt in Pſauer Vockung mit dem bild des Erfinclers, A. W.& C. W. Bulirſch, Berlin W s57. D e iſt das Selbſtporträ Fiſcher⸗Berlin, ins Spieleriſch⸗Dekorative transponiert das Gemälde von Auguſta von Zitzewitz. Unter den Eigenwilligen tritt am ſympathiſchſten das Bild von H. Kirſchke⸗Stuttgart hervor, das mit wenig Mitteln den Ein⸗ druck einer Dame darſtellt, wobei eine Puderſchicht dem Antlitz etwas Maskenhaftes zu geben ſcheint. Die übrigen Bilder ordnen ſich dieſen Grundarten mehr oder weniger ein Jeden⸗ falls bietet die Ausſtellung eine Menge von Anregungen, für Kunſtverein dankbar ſein muß. K. die man Am 6. Juni feiert der Sohn Richard und Coſima Wagners ſeinen 60. Geburtstag. Siegfrid Wagner iſt ſeit langem der Leiter der Bayreuther Feſtſpiele und ein hervorragender Dirigent der Werke ſeines Vaters. Er ſelber iſt mit zahl⸗ reichen Opern an die Oeffentlichkeit getreten, von denen „Der Bärenhäuter“ an vielen Bühnen aufgeführt 1 Ilſe wurde. Die Aushilf Von Lina Sommer E luſcht'gi, kläni Nähmamſell' So huppdich⸗, wuppdich⸗nett, Schää uffgebutzt, Zurechtgeſtutzt, Dorchoͤrtwe un kokett, Die war for vier Dag nochenand Zum Nähe engaſchiert— a Hot viel'ſchwätzt— un wenig geſchafft,— Es hot're nit preſſiert. Am dritte Dag do ſeifzt ſe ſchwer: „Ach,— fertig werr ich nit,— Ich bring' mer halt zur Aushilf dann For morge jemand mit.“ Am nächſchte Dag ſchteht die Madam' Wie angeworzelt do,— Kää Wunner— nä,— Ihr liewe Leit Es ging' Eich'rad e ſo Zur Dhür rein ſchwebt die Nähmamſell' Un zwitſchert, zwatſchert, lacht: „Ich hab' mer halt zur Aushilf heit Mein Breitigam mitgebracht!“ O Ruſſiſche Jubiläumsausgabe der Werke Goethes. Goethes 100. Todestag im Jahre 1932 wird, wie in England, ſo auch in Rußland in der Weiſe gefeiert werden, daß eine neue Ausgabe der Werke des Dichters und Forſchers erſcheint. Der Rufſiſche Staatsverlag in Moskau hat eine Jubiläumsausgabe der geſammelten Schriften Goethes in vorwiegend neuen ruſſiſchen Ueberſetzungen in Angriff ge⸗ nommen. Die Leitung des auf 18 Bände berechneten Uuter⸗ nehmens liegt nach der„Literatur“ in den Händen eines be⸗ ſonderen Redaktionskomitees, beſtehend aus den Volkskom⸗ miſſaren Lunatſcharſki, Kamenew und Roſonoff. Eine ganze Reihe junger ruſſiſcher Literaturhiſtoriker ſind als Ueberſetzer verpflichtet. Die erſten Bände ſollen Januar 1932 erſcheinen. Band 17 und 18 ſind für die naturwiſſenſchaftlichen Schriften Goethes vorbehalten. . * 8 neos 2 r n, e S 1208 S aer A S e eK ee . 0 Er In S eee eee nn. K. eee n — Samstag, den 1. Junk 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabc) 3. Seite. Nr. 247 Internationales M Das diesjährige internationale Tennisturnier dürfte zu einem ganz großen ſportlichen Ereignis werden; es wird ohne Zweifel noch ſeine Vorgänger übertreffen und uns Kämpfe bringen, wie wir ſie hier noch ſelten erlebt haben. Schon die erſten Runden brachten eine ganze Reihe Spiele, die bei ſpannendem Verlauf, bei ganz erſtklaſſi⸗ gen Leiſtungen keinen Wunſch offen ließen, Begegnungen, die faſt nur noch durch die geſteigerte Bedeutung der Endkämpfe übertroffen wer⸗ den können. 5 Da lieferten ſich an dieſem wiederum herrlichen Freitag Ma⸗ teyka und Worm einen prächtigen Kampf, der jeder Schlußrunde zur Ehre gereicht hätte. Zunächſt war zwar Worm gar nicht im Bild, Mateyka ſpielte allein und beherrſchte mit ſeinen mathematiſch genau geſetzten Bällen das Feld. Aber dann kam Worm in Fahrt; der Däne griff im zweiten Satz unentwegt an, zeigte glänzende Arbeit am Netz, aber ſeine Stärke iſt eben doch das Doppel; ſo unterlag er trotz guter Chancen ſchließlich knapp:2,:7. Weit leichter hatten es Fiſcher, Ofans, Klopfer und auch Froitzheim, der den jungen Franzoſen Joba doch ſehr ſicher ausſchaltete. Dagegen kam es am Abend nochmals zu einem hartnäckigen Ringen; Schweyer zeigte gegen den Schwetzer Aeſchlimann hervorragendes Können, aber die größere Routine des Davispokalſpielers gab doch den entſcheidenden Ausſchlag. Energiſch iſt der Anſturm unſeres Nachwuchſes; auch bei den men wurde es den„Unbeſiegbaren“ nicht leicht, ihre führende Stellung zu behaupten. Hatte ſchon Frau Richter⸗Weihermann ſtark zu kämpfen, um Fräulein Weihe zu bezwingen, ſo war die Senſation im Spiel unſerer Altmeiſterin mehr denn einmal greifbar nahe. Fräulein Hammer hat ſich ſtark verbeſſert; noch beging ſie einige fol⸗ genſchwere taktiſche Fehler— Vorlaufen ans Netz zur falſchen Zeit—, aber ihre Angriffsluſt wird ſie bald mit an erſte Stelle kommen laſſen. Angriffsluſt und gutes Netzſpiel waren ſchon immer ein großer Mangel bei unſerem Damenſpiel, aber erfreulicherweiſe iſt man dabei, ſich umzuſtellen. bin glänzendes Beiſpiel gab Fr. Lefeld in einem wechſelvollen Mixed, das einen feinen Abſchluß dieſes ereig⸗ nisreichen Freitags bildete. Die übrigen Doppelſpiele brachten ſichere Favoritenſiege, aber auch hier ſind bald hervorragende Kämpfe zu er⸗ warten. Da⸗ Die Ergebniſſe: Herren⸗Einzelſpiel um die Meiſterſchaft der Pfalz: Aeſchlimann — Kirchgäſſer:1,:1; Mickhailoff— Elliſſen:1, 10:8; Fiſcher pachmann:0,:?) Treß— Fredigoni:5,:7,:3; Froitzheim — Ganß 61:,:1; Fiſcher— Mickhailoff:3,:3; Ofank— Treß :1,:2; Mateyka— Worm:2,:7; Froitzheim— Joba:2,:2 Aeſchlimann— Schweyer 614; 316;:4; Klopfer— Kuß:1, 61. Herren⸗Einzelſpiel Klaſſe II: Armbruſter— Meyringer:4, 610; Alexander— Laure:2,:5; Klein— Krämer 674,:37 Wenk ⸗ Wolff— Meyer⸗Reinach:3, 611; Weinberger 1— Reuther 816,:7, 613, Herren⸗Einzelſpiel Klaſſe III: Scheuer— Böhringer:7, 618,:2; gin—Reiß⸗Lorch 6: Meiſer— Pudel 673, 618; Euler— Lorch:4, 613; Kirch— Rußwurm Der Sport am Immer umfangreicher wird das ſportliche Programm, das uns an den Sonntagen geboten wird, immer verheißungsvoller. Faſt jede Sportart tritt mit beſonderen Veranſtaltungen auf den Plan. Es iſt ein bunter Reigen, der ſchon am Samstag beginnt. Der Fußball⸗Länderkampf Deutſchland gegen Schottland iſt wohl das wichtigſte Spiel, das bereits am Samstag in Berlin vor ſich geht. Entgegen aller Erwartungen und Meldungen brachte der D. F. B. in letzter Stunde eine Mannſchaft zu dieſem Ländertreffen heraus, die in ihrer Zuſammenſtellung nicht reſtlos befriedigen kaun. Man hätte es beſonders gegen die ſpielſtarken Schotten gern geſehen, und das nicht nur in Süddeutſchland, wenn in der deutſchen Länder⸗ elf eine gewiſſe Homogenität gewahrt worden wäre, wenn das Ge⸗ rippe der Mannſchaft in der Hauptſache von einer Mannſchaft, am beſten vielleicht vom Club, gebildet würde. So aber beſteht die Tat⸗ fache, daß unſere elf Spieler aus ſieben verſchiedenen Vereinen ſtam⸗ men, was für eine verſtändnisvolle Kombination beſtimmt keinen Vorteil bedeutet. Für eine deutſche Vertretung in Länderſpielen wie gegen Schottland iſt die Nominierung der beſten Spieler gerade gut genug. Denn nach dem Sieg gegen die Italtener haben wir mehr als je unſer Preſtige zu wahren. Hoffen wir, daß ſich unſere Spieler ehrenvoll und, man darf nicht alle Hoffnungen verlieren, auch erfolg⸗ reich in dieſem Länderkampf bewähren werden. Wer wird Süddeutſchlands Dritter? Eine Frage, deren Löſung nicht nur für Süddeutſchland von In⸗ tereſſe iſt, da es ſich um den dritten ſüddeutſchen Teilnehmer an den Endſpielen um die Deutſche Meiſterſchaft dabei handelt. FSV. Frank⸗ furt und Sp. Vg. Fürth, die Sieger der Troſtrunden Südoſt und Nord⸗ weſt, ſtehen ſich am Sonntag im Stadion von Frankfurt in einem Entſcheidungsſpiel gegenüber. Es iſt außerordentlich ſchwierig, die⸗ ſem Kampf irgendwelche Prognoſe zu ſtellen. Man weiß, daß Fürth zur Zeit äußerſt ſpielſtark iſt, man weiß aber auch, daß FSV. jedes⸗ mal, wenn es galt, mit ganz beſonderen Leiſtungen aufwartete. Und diesmal gilt es viel. Daher wird es ein Spiel geben, das ſpannend bis zum Schlußpfiff ſein wird. Weitere ſüddeutſche Endſpiele Nachhutgefechte, die ohne Bedeutung ſind. In der Meiſter⸗ runde hat Eintracht Frankfurt Wormatia Wor ns in Frankfurt zu Gaſt und wird von ihr vorausſichtlich zwei Punkte erhalten.— In Neckarau ſteigt der Kampf der ehemaligen Rivalen um den zweiten Platz, Vfg. Neckarau und Bayern München. Der Ausgang dieſes Spieles iſt durchaus offen.— In der Troſtrunde Nord weſt V. f. L. Fſeuburg in Mannheim gegen V. f. N. Mannheim wird Iſenburg wohl eine Niederlage einſtecken müſſen. Das Spiel ſindet in Neckarau nach dem Spiel gegen Bayern München ſtatt.— Offen iſt dagegen das Spiel in Idar zwiſchen Mainz 05 und dem 1. Fc. Idar.— Die Troſtrunde Süd oſt beſchränkt ſich auf das Treffen in Stuttgart zwiſchen Stuttgarter Kickers und FC. Frei⸗ burg. Ein Sieg der Stuttgarter iſt hier zu erwarten. Aufſtiegsſpiele find in der Gruppe Main: Griesheim 02— Niederkodenbach, Kickers Mülheim— VfB. Friedberg; in der Gruppe Heſſen: Darm⸗ ſtadt 8— Germania Wiesbaden; in der Gruppe Rhein: F. G. Rohrbach— Phönix Mannheim; Gruppe Saar: BfB. Dillingen— VfR. Kaiſerslautern, VfB. Zweibrücken— Sp. Vg. Oberſtein; Gruppe Baden: Schramberg— FV. Kehl; Frankonia Karlsruhe— Sportfr. Freiburg; Gruppe Württemberg: SV. Reutlingen— F. C. Pforzheim, FV. Zuffenhauſen— Tus. Münſter; Gruppe Süd⸗ bayern: Sp. V. Ingolſtadt— FV. Ulm 94, FC. Straubing— BC. Augsburg. annheimer Tennisturnier :2,:1; Reiß— Kayſer 016,:0,:3; Kolmar— Schweyer 316,:7, :0; Roth— Keidel:2, 611; Wolff— Scheuer 68, 6,1; Stolleis— Mitzlaff:1,:1; Müller— Rotwetzer 316,:1, 614; Danner Hertz:6,:2, 614 Damen⸗Einz ſpiel um die Meiſterſchaft von Süddentſchland: Frl. Stickel— Fr. Engelhorn 618,:6, 816; Fr. Fourcade— Fr. Elliſſen :0, :1; Frl. Zint— Fr. Roſenberg:3,:3; Frl. Horn— Frl. ickel:4,:67 Fr. Richter⸗Werhermann— Frl. Weihe 816,:2 Fr. Fourcade— Fr. Bally ter Mer:0,:0; Fr. Springer— Frl. Zint:3,:4; Fr. Fritſch— Fr. Wagner 674,:1; Fr. Friedleben Frl. Hammer:8,:2,:7; Frl. Buß— Fr. Böhringer:1,:1; Fr. Neppach— Frl. Horn 623, 6783. Damen⸗inzelſpiel Klaſſe II: Heid— Kirchner:2,:1; Brendel — Joſeph:0,:0; Schmidt— Buxbaum:2,:2; Gilgin— Brandtner 1 Volker— Huck 216,:2,:1 Münzer— Süß 611,:0; eth— Heid:1,:2; Wienand— Lindeck:6,:0,:1; Mayer Sauer:2,:3; Brendel— Wohl:0,:6,:2; Packheiſer hmidt 623, 618,:1; Schlereth— Wienand:6,:2,:3; Thiel— etmeyer:0, 611; Brendel— Packheiſer:1, 611. Herren⸗Doppelſpiel um die Meiſterſchaft von Baden: Mickhailoff⸗ Kirchgäſſer:0,:1 Buß⸗Fiſher—Hildebrandt⸗v. Knoop 671,:2. Herren⸗Doppelſpiel Klaſſe 2: Ballont⸗Gilgin—Kirchheimer⸗Krämer :1,:1; Vater⸗Dannar—Meißner⸗Loppe:1,:2; Weinberger⸗de Phame—Reuther⸗Mayer⸗Reinach 613,:7; Schweyer⸗Böhringer— 60 0 6,:6,:4& mbruſter—Werner⸗Krebs 2 6, 678, 614; C 8enk⸗Wolff— 2 olleis:5,:0; Ballant⸗Gil⸗ 621. Herren⸗ und Damen⸗Doppelſpiel: Fr. Richter⸗Klopfer— — Zunt⸗ en 614, Schmidt⸗Meißner Thomas⸗Oppenheimer:2,:1; Pudel⸗Haas—Joſeph⸗ Hochheimer 316, 674, 8 Mayer⸗Weinberger—v. Hagen⸗ Hildebrandt:6,:2, 618; Reiß—v. Hardt⸗v. Hardt:11,:2,:3; Schmidt⸗Bogner Hieber:2,:6,:3 Worm ⸗Fedrigoni—Metz⸗ Keidel:0, 612 Deyxheimer⸗Mappe—Leiter⸗Koch 68:2,:7, 612; Wohl⸗Mellinger Brandtner⸗Roſenfeld:1,:4; Viktor⸗Allſtadt—Eggemann⸗Roth 60, 622; Bally⸗Fucke⸗Mi Dexheimer⸗Mappe:0,:0; Thiel⸗Klein Köbner⸗Mayer⸗Rainach 611, 610. Damen⸗Doppelſpiel: Frl. Buß⸗Fr. Fritſch— Fr. Bally ter Mer⸗ Fr. Viktor 61:2, 613; Frl. Chriſtians⸗Fr. Elliſſen Frl. Köbner⸗Frl. Pudel:2,:1; Frl. Zint⸗Frl. Brendel Frl. Thiel⸗Fr. Ambros 614, :6, 628; Fr. Richter⸗Frl. Hammer— Fr. Schröder⸗Fr. Oberwegner 62, :2; Fr. Pockheiſer⸗Fr. Gilgin— Frl. Spiegel⸗Frl. Bauer:1,:0 Frl. Horn⸗Fr. Springer Fr. Janſen⸗Fr. Brandtner:1,:2; Fr. Donath⸗ Frl. Pudel Frl. Joſeph⸗Frl. Wohl:1,:5; Frl. Stickel⸗Fr. Engel⸗ horn— Frl. Schlereih⸗Frl. Eggemann:8, 618, 618; Fr. Leſeld⸗Fr. Oppenheimer Fr. Beauſort⸗Fr. Thomae 621, 611; Frl. Dexheimer⸗ Frl. Münzer— Frl. Nienandt⸗Fr. v. Hardt:5, 6183; Frl. Buß⸗Fr. Fritſch—Fr. Rothſchild⸗Frl. Huck:0, 621; Frl. Zint⸗Frl. Brendel Frl. Chriſttans⸗Fr. Elliſſen:1,:1; Fr. Neppach⸗Frl. Weihe— Frl. Deyheimer⸗Frl. Münzer:0,:0. H. B. Fonmtag Privatpokalſpiele den Beo⸗Pokal: Hanau 60/94 Sp. Vg. Arheilgen, Mannheim 08— Haſſia Bingen, Mundenheim— BfR. Pirmaſens, Rotweiß Frankfurt— Offenbacher Kickers(Sa.), SV. Wiesbaden— Rotweiß Frankfurt, Alemannia Worms— Sp. Vg. Sandhofen. Bayr. Privatpokalrunde: Schwaben Ulm— Wacker München, Würz⸗ burg 04— BfR. Fürth, Franken Nürnberg— Teutonia München.— Ufapokal: Sportfreunde Stuttgart— Fc. Birkenfeld. Um den Weſtmarkpokal: Eintracht Trier— SV. 05 Saarbrücken, Sportfreunde Saarbrücken— SV. Sulzbach. Leichtathletik Der kommende Sonntag tiſt ein Tag der Staffelläufe. Frank⸗ furt, Wiesbaden und Mainz haben alle Vorbereitungen zu einer glatten und impoſanten Durchführung dieſer Läufe getroffen. Zu erwähnen iſt weiter der Lauf„Quer durch Herne“,„Potsdam— Berlin“ und die große Alſterſtaffel in Hamburg, an der ſich 4500 Läufer beteiligen. Die ſüddeutſchen Turner veranſtalten in Mannheim leichtathletiſche Wettkämpfe, die durch die Teilnahme von Lammer⸗Oldenburg eine beſondere Bedeutung erhalten. Teunis Mannheim hält vom 30. Mai bis 2. Juni ein internationales Tennisturnier ab, das alſo am Sonntag zu Ende geht. Dasſelbe iſt von dem Turnier in Kaſſel der Fall, das vom 30. Mai bis 2. Juni ſich erſtreckt. Berlin hat ſeine Tennisſenſation in der Begegnung Najuch-Kozeluh. Nicht minder iſt der Ausgang der franzöſiſchen Tennismeiſterſchaften intereſſant, die am Sonntag beendet werden. Rudern begonnen. Um Auch hier hat die Saiſon Heidelberg macht mit ſeiner 7. Ruder⸗Regatta den Auftakt in Süddeutſchland. In Weſt⸗ deutſchland iſt es Mühlheim⸗Ruhr, das ebenfalls eine Regatta ver⸗ anſtaltet. Schwimmen Eine Revue der deutſchen Meiſter, die man mit einer inofftziellen Meiſterſchaft bezeichnen könnte, gibt es in Zeitz. Dagegen verliert die Veranſtaltung in Gladbeck, die nur als kreisoffen ausgeſchrieben iſt. Fechten Budapeſt iſt Austragungsort der Militär⸗Europa⸗Meiſter⸗ ſchaften, die vom 27. Mai bis zum 2. Juni entſchieden werden und an denen ſich auch eine Exvedition von deutſchen Offizieren beteiligt. Nadſport Auch an dieſem Sonntag iſt eine ganze Reihe radſportlicher Ver⸗ anſtaltungen, teils auf der Straße, teils auf der Bahn, zu regiſtrieren. Beginnt man mit den Bahn rennen, ſo iſt in Süddeutſchland zu⸗ nächſt Frankfurt zu erwähnen. Dort gibt es im Stadion bereits am Samstag abend ein Internationales Fliegerrennen mit Moes⸗ kopps, Marttinettt, Oſzmella und dem vorjährigen Amateur⸗Welt⸗ meiſter Falk⸗Hanſen. Ein Steherrennen wird von Aerts⸗Belgten, Wegmann⸗Schweiz und den Frankfurter Chriſtmann, Böttgen und Schäfer beſtritten. Im Reich wird in Leipzig der„Große Steher⸗ preis von Europa“ ausgefahren. Berlin hat ſein Rennen auf ber Olympiabahn und den Reigen beſchließt Magdeburg. Von Straßrenrennen ſind erwähnenswert:„Rund um Dresden“ über 164,2 Km.,„Rund um Leipzig“ vom BDR,„Großer Straßenpreis der Stadt Lingen“ ebenfalls vom BD. Süddeutſch⸗ lands Programm weiſt folgende Veranſtaltungen auf:„Rund um Schwaben“ vom Gau 86 des BDR Nüruberg,„Rund um Mün⸗ chen“ über 118 Km. und der„Große Amateurpreis von Bayern“ von der D. R. U. Nürnberg. Veranſtaltungen Samstag, den 1. Juni Nationaltheater:„Martha“..30 Uhr: 1 Lichtſpiel: Alhambra: Der Adjutant des Zaren“.— Schau ⸗ burg:„Unmoral“.— Ufa⸗Theater:„Pori“. Paloſt⸗ Theater:„Sif,— Scala Theater: Der Mann im Frack“.— Capitol:„Der Spion von Odeffa“.— Gloria⸗ Palaſt:„Der moderne Caſanova“. Muſeen und Sammlungen: Kunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und s bis 5 Uhr:— Gemälde⸗Galerie im Schloß: Mittwoch u. Sonntag 11—1 u.—5 Uhr. Schloßmuſenm: Dienstag b. Samstag 10—1,—5 Sonntags 11—5 Uthr. Schloßbücherei:—1,—7 Uhr.— Muſeum fir Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm von—5 Uhr: Dienstag—5 Uhr; Mittwoch.—5 Uhr: Freitag—7 Uhr.— Motorſport Berlin meldet ein Internationales Motorboot⸗Rennen auf dem Templiner See bei Potsdam, an dem ſich der Weltrekordmann Se⸗ graeve mit zwei Booten beteiligen wird. Pferbeſport München/ Riem in Süddeutſchland und Berlin Hoppegarten, Düf⸗ ſeldorf, Bremen und Danzig im übrigen Reich warten mit Galopp⸗ rennen auf. Fußball Wie Schottland in Berlin antritt Schottlands Nationalmannſchaft, dies heute Samstag, 1. Junf, im Deutſchen Stadion zu Berlin⸗ Grunewald den Länderkampf gegen Deutſchlaud beſtreitet, nimmt ihre Aufgabe augenſcheinlich weit ernſter auf, als die vielen engliſchen Clubs, die ihren Aufenthalt auf dem Kontinent in der Hauptſache dazu benutzen, um ſich zu amüſieren. Den Beweis dafür haben auch die beiden Spiele gegen Norwegen gebracht, die den Schotten zwei Siege von:3 und:0 über Nor⸗ wegens Nationalelf einbrachten. Beim:0⸗Spiel waren Torſchützen der Halblinke Rankin(zwei), der Mittelſtürmer Fleming und der Rechtsaußen Nisbet. Zum Kampf mit Deutſchland werden die Schotten wahrſcheinlich mit folgender Mannſchaft antreten: J. Thomſon (Celtic) D. Gray (Glasgow Rangers) A. Craig T. Craig 8 (Kilmarnock)(Motherwell)(Glasgow Rangers) Nisbet A. Cheyne J. Fleming R. Rankin R. Howe (Aberdeen)(Glasgow Rangers)(St. Mirren)(Hamilton Academ.) Als Erſatzleute würden noch zur Verfügung ſtehen: Laren als Torwart, Joe Nibloe(Kilmarnock) als Verteidiger, W. Imrie (St. Johnſtone) als Läufer, Me. Crae(St. Mirren) als Stürmer. Ruderſport Maunheimer Kaun⸗Regatta Am Sonntag,(2. Junt) veranſtaltet der Mannheimer Kauu⸗ Regatta⸗Verein guf dem Neckarkanal oberhalb der Riedbahnbrücke, nachmittags die 4. Mannheimer Kanu⸗ Regatta. Die Rennen werden auf einer Strecke von 1000, bezw. 600 Meter gefahren. Start: an der Schleuſe, Ziel: Kanal⸗Brücke Feudenheimer Fähre. Der Kanu⸗Rennſport hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufſchwung genommen. Es dürften daher ganz intereſſante Kämpfe zu erwarten ſein, zumal auch durch die Einführung von Boots⸗Ein⸗ heitstypen beim Rennkafak die Fahrer dazu beſtimmt werden, ihr ganzes Können an den Tag zu legen. Es iſt das erſte Rennen, bei dem nur ausgeſprochene Rennboote ſtarten dürfen. An den Rennen beteiligen ſich außer den Mannheimer Kanu⸗Vereinen auch ſolche von Karlsruhe, Maxau, Hanau, Frankfurt a. M. Die Preisverteilung fidet anſchließend an die Regatta ſtatt. L. G. Turnen Aus der badiſchen Turnerſchaft Turn⸗ und Volksturnwettkümpfe ſtehen om kommenden Sonntag im Vordergrund. Mit 2 Veranſtaltungen wartet der Mai n⸗ Neckar ⸗Gau auf. Die beiden Bezirksturnen in Merchingen und Aglaſter hauſen ſind mit volkstümlichen Wettkämpfen ver⸗ bunden. Im Mannheimer Turngau kommen die allfähr⸗ lichen Wettkämpfe um den Reisſchild zum Austrag. Dieſe führt der W. Jahn Neckarau als Eröffnungsverauſtal⸗ tung auf ſeinem neuen Spielplatz durch. Volkstümliche Einzelwettkämpfe, bei denen auch der DT.⸗Meiſter Lammers an den Start geht, erweitern das Programm. Neben der Probe des Pforzheimer Gaues in Ispringen, Eutingen und Huchenfeld, zum Werbeturnen für die große Werbe⸗ woche des Pforzheimer Ortsausſchuſſes für Leibesübungen vom 23. bis 30. Juni, ſieht die Gauleitung die 5. Turnwarteverſammlung für Frauenturnen vor. Außerdem hat der Kraichgau eine Turn⸗ warteverſammlung in Bruchſal. Gr. Briefkaſten Wir bitten für den Briefkaſten beſtimmte Einſendungen auf dem Umſchlag als ſolche kenntlich zu machen. Mündliche Auskünfte können nicht gegeben werden. Beantwortung furkſtiſcher, medizini⸗ ſcher und Aufwertungsfragenm iſt ausgeſchloſſen. Jeder An⸗ frage iſt die Bezugsguittung beizufügen. Anfragen ohne Namens⸗ nennung werden nicht beantwortet. K. A. Wir kennen es auch als Haupt⸗ und Reſidenzſtadt. Viel⸗ leicht erkundigen Sie ſich einmal bei der hieſigen Schulverwaltung. G. B. Schreiben Ste an die Direktion des„Palaſt⸗Hotels Mann⸗ heimer Hof“ Auguſta⸗Anlage. A. S. Erkundigen Sie ſich beim Rheinbauamt. Abonnent L. 1. Die Arbeiterverſicherung wurde am 17. 11. 1881 durch die Kaiſerliche Botſchaft geſchaffen. Am 22. 6, 1889 entſtand das Geſetz über die Invgliditäts⸗ und Altersverſicherung, die ab 889 In⸗ validenverſicherung heißt. Schluß des redaktionellen Teiks Weiße Zähne: Ohlorodont Herausgeber: Drucker und Verleger Druckerel Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim, E 8. N Direktion Ferdinand Heyme. 5 5 Chefredakteur Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redakteure: Für Politik: i..: K. Fiſcher Feuilleton: Dr. S. Kayſer— Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder— Crannel (Airdrieonians) H. Morion Sport und Vermiſchtes Willy Müller— Handelsteil: i. B. Franz Kircher— Gericht und alles Uebrige; Franz Kircher— Anzeigen: Jakob Faude, fämtliche in Mannheim Kal Preis; 70 rg. NIVEA“ bleibt. Nivea Kinderseiſe In den ersten zehn ſahren sollte jede Mutter ihr Kind aus- schließlich mit der reinen, milden KINDER SEIF E veschen und baden. Das Kind wird es ihr einst danken, weil ihm dadurch später manche Sorge um die Erhal- fung seines guten Teints erspart ſettet und noch ärztlicher Vorschrilt 2 besonders für die empfindliche Haut 7 der Kinder bergestollt. Y N ö N sein. * N 5 aeg We N ch ist Über- 1 I FSonnengebräunfe, gesunde Haul wollen Sie doch haben. Drum reiben Sie Ihren Körper nu. NIVEA-CREIE ein. Und dann hinaus ins Freie, in Luft und Sonne. Nives-Creme verstärkt die bräunende Wirkung der Sonnenstrahlen, sie vermindert die Gefahr schmerz- haften Sonnenbrandes, Aber trocken muß Ihr Körper Sie dürfen ihn tiemsls ne den Sonnen- strahlen aussetzen. Nur Niuea- Creme enthält das liaut. 1 Eucerii, und darauf be- ——— Nl Dosen RM. O 20, .80, O, u. 120 Keine EZinniuben: RH. O. u..00 Und immer vorher einreiben! inre einzigartige Vircung. Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 1. Junf 1929 Raub an der eigenen Mutter Ein beſonders ſchwerer Fall ſtand am Freitag vormittag nor dem erweiterten Schöffengericht zur Verhandlung; eine Tat, die, nach den einleitenden Worten des Vorſitzenden, Amtsgerichtsdirektor Dr. Kley, vor dem Mannheimer Ge⸗ richt noch nie zur Aburteilung ſtand. Der 20jährige Georg Moosbauer aus Neckarau, der ſchon einige Male vorbe⸗ ſtraft iſt, hatte am 11. März 1929, nachdem er vorher ſchon verſuchte, von ſeiner Mutter Geld zu bekommen, dieſe, als er ſah, daß ihr der Geldbriefträger 229.80 Mark aushändigte, durch Fauſtſchläge bewußtlos geſchlagen und ihr dann das Geld, das ſie in einem Geldbeutel auf ihrer Bruſt trug, weggenommen und ſich damit aus dem Staube gemacht. In dieſem einen Satze läßt ſich die ſchwere, überaus rohe Tat dieſes gefühlloſen Burſchen zuſammenfaſſen. Eine Erklärung für das Verbrechen kann man beim beſten Willen nicht finden. M. wurde lediglich von dem Gedanken beherrſcht, ſich auf irgend eine Art Geld zu verſchaffen. Stumpf und teilnahms⸗ los ſitzt er in der Anklagebank, nur als ſeine Mutter und ſein kleiner Bruder als Zeugen auftreten, flackert etwas in ſeinen Augen auf. Vielleicht iſt es mehr die Neugierde, was Dieſe beiden ausſagen werden, als Reue über ſeine Tat. Ab und zu wirft er einen gleichgültigen Blick auf ſeine weinende, alte Mutter, aber auch hier von irgend einer wärmeren Regung oder Erregung keine Spur. Was mag wohl im Innern dieſes jungen Menſchen trotz ſeiner gewalttätigen Natur, die allgemein bekannt iſt, vorgehen? Iſt er ſich heute der Verwerflichkeit ſeiner Tat bewußt, oder iſt er bereits ſo tief geſunken, daß er jede Gefühlsregung verloren hat? Wenn das der Fall ſein ſollte, iſt an dieſem Menſchen alles verloren, dann dürfte ſein fernerer Lebensweg noch weiter abwärts gehen. M. war ſ. Zt. arbeitslos und verbrauchte die ganze Un⸗ terſtützung für ſich, ohne ſeine Mutter irgendwie zu unter⸗ ſtützen, obwohl der Vater erſt einige Wochen vorher ge⸗ ſtͤrben war. Bei ihm ſcheint auch die nötig ſtrenge Erzie⸗ hung gefehlt zu haben. Am Tage vor der Tat ſuchte er, nach⸗ dem ihm ſeine Mutter kein Geld gegeben hatte, abends das Bett ſeiner Mutter nach Geld durch. Als ſein kleiner Bruder aufwachte, verließ er fluchend das Zimmer. Am nächſten Morgen verlangte er 50 Pfennig, wurde aber wieder abge⸗ wieſen. Dann kam der Gelbdbriefträger und brachte ſeiner Mutter den Betrag von 229.80 Mk., der ihr noch aus Lohn ihres verſtorbenen Mannes, der ſtädtiſcher Arbeiter war, zuſtand. Das Eintreffen des Geldes hat in Moosbauer den Gedanken zur Tat reifen laſſen. Vom Gedanken zur Aus⸗ führung bedarf es bei ſolchen Naturen nicht viel. Zwiſchen 8 und 9 Uhr morgens ſchlug er mit Fauſtſchlägen auf ſeine Mutter ein, ſo daß ſie bewußtlos am Tiſch zuſammenſank. Das Geld, das die Frau auf der Bruſt verwahrt hatte, riß ex an ſich und fuhr, ohne ſich um ſeine bewußtloſe Mutter zu kümmern, im Auto nach der Stadt. Nachbarsleute entdeckten die Tat und erſtateten Anzeige. Moosbauer war in die Stadt gefahren und veranſtaltete in verſchiedenen Wirtſchaften Zechgelage mit einigen Arbeits⸗ loſen. Es wurde nur Wein getrunken und Auto gefahren. Auch ein Straßenmädchen wurde mit 20 Mark beſchenkt. Am nächſten Morgen konnte er dann verhaftet werden. Das Geld war bis auf 60 Mark durchgebracht. Die Gemeinheit dieſes Burſchen wird noch durch den Umſtand erhöht, daß die 229.80 Mark für den Grabſtein ſeines Vaters beſtimmt waren. Der ganze Raub diente alſo lediglich dem Zweck, ſich einige vergnügte Stunden zu verſchaffen. Auf die Fragen des Vorſitzenden hat er immer nur ein kurz herausgebelltes Ja oder Nein— anſtändig ſprechen kann dieſer Geſelle anſcheinend nicht.— Die Tat gibt er zu, Be⸗ weggründe für ſeine verbrecheriſche Handlung kann er nicht geben. Der Sachverſtändige, Medizinalrat Dr. Götzmann, hält M. im vollen Maße für verantwortlich. Der Sachverſtändige Dr. Manz, der die Mutter nach dem Ueberfall unterſuchte, ſah die Körperverletzung bei der ſchwächlichen Konſtitution als lebensgefährlich an. Der Erſte Staatsanwalt Dr. Nebel bezeichnet die Tat als einen Akt, der jedem menſchlichen Gefühl widerſpreche. Ein Gewaltakt von dieſer Roheit verlange die ganze Strenge des Geſetzes. Sein Antrag lautete auf“, Jahre Zuchthaus, oder, wenn das Gericht nicht auf Zuchthaus erkennen wollte, auf 2 Jahre Gefängnis. Nach kurzer Beratung fällte das Gericht, das bereits in der geſtrigen Abendausgabe bekanntgegebene Urteil von 3 Jahren Gefängnis abzüglich 2 Wochen Unter⸗ ſuchungshaft. Amtsgerichtsdirektor Dr. Kley führte in der Urteilsbegründung aus, daß eine Zuchthausſtrafe in dieſem Falle nicht zu ſchwer geweſen wäre, man könne jedoch an⸗ nehmen, daß eine längere Gefängnisſtrafe den jungen Menſchen noch beſſern könne. Eine Vagabundin In Stuttgart„tagten“ vor einigen Tagen die„Brüder“ und„Schweſtern“ der Landſtraße, um für ihre„Ideen“ zu kämpfen. Manche Typen der Stuttgarter„Tagung“ wurden in der Preſſe beſchrieben. Ein Muſterexemplar dieſer Gattung ſtand am Feritag vor Gericht wegen Betrugs und Urkunden⸗ fälſchung. Die 34jährige Tſchechin Takacſevou Piroska von Guta, die ſich nur auf der Wanderſchaft wohlfühlt, hatte bei der jüdiſchen Wanderfürſorge Unterſtützungen erhalten und mit falſchen Namen unterſchrieben. Sie kennt viele Länder und auch verſchiedene Sprachen. Ruhelos durchſtreift ſie die Länder und lebt von Unterſtützungen. Die deutſche Sprache beherrſcht ſie verhältnismäßig gut. Bereits im Januar hat ſie eine Strafe von 5 Monaten erhalten. Die Angeklagte, die einen überhaus hyſteriſchen Eindruck macht, verteidigt ſich mit großem Wortſchwall, was ihr aber nicht viel nützt; ſie erhält zuſammen mit der Strafe vom Januar eine Geſamt⸗ gefängnisſtrafe von 6 Monaten. Für ſie muß es beſonders hart ſein, gerade jetzt zur ſchönen Wanderzeit hinter Schloß und Riegel zu ſitzen. Ein ſechsjähriges Kind totgefahren Der 30 Jahre alte Chauffeur H. hatte am 18. Oktober 1928 in Schwetzingen mit dem Laſtkraftzug der Forſtverwaltung einen 6jährigen Knaben totgefahren. H. fuhr mit einem Trak⸗ tor, an den 2 Anhänger geſpannt waren, Schotter vom Bahn⸗ hof nach dem Wald. In der Bismarckſtraße ſpielten Kinder an den beiden Anhängern, während dieſe ſtanden. Eine Frau, die auch als Zeugin geladen war, hatte beſonders den ſpäter überfahrenen Knaben von den Anhängern weggewieſen. Als dann der Laſtzug anfuhr, hängte ſich ein Teil der Kinder an den hinteren Anhänger, nur der eine Kuabe ſchlich dem letzten Anhänger entlang, ſprang dazwiſchen und wollte ſich anſchei⸗ nend auf die Verbindungsſtange ſchwingen. Er verlor den Halt, ſtürzte und wurde von dem ſchweren Anhänger über⸗ fahren. Er erlitt einen Schädel⸗ und Wirbelſäulenbruch und war ſofort tot. H. hatte auf ſeinem Traktor von dem ganzen Vorfall nichts bemerkt, er wurde erſt von einem Radfahrer auf das ſchreckliche Unglück aufmerkſam gemacht Ein Zeugen⸗ apparat von 14 Perſonen war aufgeboten, um über die Tätig⸗ keit des H. und das Unglück ſelbſt auszuſagen. Die Unſttte der Kinder, neben Autos und Wagen herzuſpringen oder gar aufzuſpringen, hat auch hier wieder ein Opfer gefordert. Auch wenn auf dem zweiten Anhänger ein Begleitmann geſeſſen hätte, wäre der Unfall kaum zu vermeiden geweſen, da ja der Junge von hinten zwiſchen die Anhänger ſprang, alſo nicht geſehen werden konnte. Der Staatsanwalt war der Anſicht, daß bei richtiger Beſetzung des Anhängers das Unglück zu verhüten geweſen wäre und beantragte wegen fahrläſſiger Tö⸗ tung einen Monat Gefängnis. Das Gericht ſprach dann., nachdem Verteidiger, Dr. W. Pfeiſſenberger, Frei⸗ ſprechung beantragt hatte, nur wegen Vergehens gegen die Kraftfahrzeugverordnung ſchuldig und er⸗ kannte auf 25 Mark Geldſtrafe. Das Gericht war gleich⸗ falls der Anſicht, daß der Unfall auch bei richtiger Beſetzung kaum zu vermeiden geweſen wäre. ü —1— Zum Jakubowfki⸗Prozeß Die Heidekate bei Palingen, wo die Beteiligten des Mord prozeſſes gelebt haben Lokaltermin in Palingen Eine verfängliche Frage aun Auguſt Nogens In dem anmutig gelegenen kleinen Tagelöhnerdorf Pa⸗ lingen, wenige Kilometer von Lübeck auf mecklenburgiſchem Gebiet befindlich, in dem am 9. November 1924 der Mord an dem dreijährigen Ewald Nogens geſchah, verſammelte ſich am 30. Mai das Neuſtrelitzer Schwurgericht. Die An⸗ geklagte Frau Kähler, die nun nach langer Zeit wieder den Katen betritt, bricht bei der kurzen Vernehmung durch den Vorſitzenden in Träuen aus. Dann ging der Zug vorbei an dem Stein, an dem der Angeklagte Blöcker wohl als letzter von allen den kleinen Ewald noch ſitzen ſah und dem er riet, wegen der auhrechenden Dunkelheit nach Hauſe zu gehen. Die Prozeßbeteiligten begaben ſich durch Wald und Feld, mitunter in ihren Wagen, zu den einzelnen Oertlich⸗ keiten. Das ländliche Milieu ergab naturgemäß auch heitere Szenen, ſo auf einer Weide, über die Fritz Nogens ge⸗ gangen war, und auf der nun eine ganze Kuhherde dem Ge⸗ richt entgegenlief und ihm ſchließlich blökend gegenüberſtand. Ueber dieſe Weide war Fritz nach ſeinen Angaben zu den ſo⸗ genannten abgehauenen Tannen gegangen, wo ihm dann ſein Bruder Auguſt die Leiche Ewalds übergeben haben ſoll. Einen außerordentlich ſpannenden Verlauf nimmt an den abgehauenen Tannen die Vernehmung des Angeklagten Auguſt Nogens der ja zu Beginn dieſes Prozeſſes ſeine mehr⸗ fachen früheren Geſtändniſſe, an dem Mord teilgenommen zu haben, energiſch widerrufen hat. Sein Bruder Fritz behauptet ja, er habe Auguſt den toten Ewald übergeben. Auguſt, vom Gericht aufgefordert, entfernt ſich von dieſer Stelle bis zum Heidekaten und kommt daun von dort durch eine Sandgrube in Begleitung eines Kriminal⸗ heamten wieder zurück. Nach ſeiner Rückkehr fragt ihn der Vertreter der Nebenkläger, Rechtsanwalt Dr. Brandt: Sind Sie damals auch ſo langſam gegangen? Auguſt Nogens: Ja.(Große Bewegung.) Das ſcharfe Kreuzverhör, an dem ſich diesmal auch die Schöffen beteiligten, ergab wiederum keine Klarheit über den eigentlichen Mörder. Die Vernehmung der Frau Kähler wurde daher abgebrochen. Das Gericht begab ſich ſo⸗ dann mit dem Angeklagten Fritz Nogens zu dem Kaninchen⸗ loch, in dem die kleine Leiche gefunden wurde. Fritz Nogens ſchildert dort nochmals, wie er die Leiche verſcharrte. Auch der Zeuge Fauſt, der die Leiche fund, gab ſeinerſeits eine Schilderung, die im großen und ganzen mit der des Angeklag⸗ ten Fritz Nogens übereinſtimmte. Damit war der Lokal- termin beendet. Zu Beginn der geſtrigen Nachmittagsverhandlung im Nogensprozeß verkündete der Vorſitzende den Gerichtsbe⸗ ſchluß, daß der mecklenburg⸗ſtrelitzſche Staatsminiſter a. D. Dr. Huſtaedt, der bekanntlich die Begnadigung Jakubowſkis abgelehnt hat, noch als Zeuge geladen werden ſoll. Als erſter Zeuge wurde heute der frühere Paſtor der Ge⸗ meinde Herrenburg, Buhre, vernommen. Palingen gehört zur Kirchengemeinde Herrenburg. Der Zeuge gab ein knap⸗ pes Charakterbild über Fritz Nogens und Frau Kähler und erklärte, daß er mit Jakubowſki in der Zeit zwiſchen dem Mord und der Auffindung der Leiche auch über das Ver⸗ ſchwinden des kleinen Ewald geſprochen habe. Ja⸗ kubowſki habe erklärt, er wäre nicht ſchuldig. Er, der Paſtor, habe den Eindruck gehabt, daß Jakubowſki zwar von dem Mord gewußt habe, daß er aber nicht ſelbſt den Mord be⸗ gangen hätte. Auf die Frage, ob Fritz Nogens wohl zur⸗ zeit des Mordes geiſtig ſo entwickelt geweſen ſei, daß er die Tragweite ſeiner verbrecheriſchen Handlung habe erkennen können, erklärte der Zeuge, daß Fritz Nogens den Plänen der anderen kein energiſches Nein habe entgegenſetzen können. Die Frage des Nebenklägers, Rechtsanwalts Dr. Brandt, ob Jakubowſki nach Anſicht des Zeugen in der Lage geweſen ſei, einer Gerichtsverhandlung in deutſcher Sprache zu folgen, be⸗ antwortete Paſtor Buhre mit einem unbedingten Nein. Schließlich bezeichnete Paſtor Buhre die Familie Nogens als die moraliſch am tiefſten ſtehende Familie der ganzen Gegend. Im weiteren Verlauf der geſtrigen Nachmittagsſttzung wurde bei der Vernehmung des Zeugen Juſtizinſpektor Mül⸗ ler das ſogenannte Lügenindiz des Jakubowſki⸗Prozeſſes erörtert. Müller bearbeitete die Vormundſchaftsſachen und hatte mit Jakubowſki zu tun. Wie er angab, iſt es heute nicht mehr unbedingt ſicher, daß Jakubowſki in der fraglichen An⸗ gelegenheit die Unwahrheit geſagt hat. Der Zimmermann Duncker, der Vormund der beiden Kinder Jakubowſfkis, er⸗ klärte u.., daß Jakubowſki in der erſten Zeit ſeinen Ver⸗ pflichtungen immer nachgekommen ſei. Nach einem halben Jahre habe ſich das jedoch geändert und Jakubowſki habe der Frau Nogens fünf Mark monatlich abgezogen. Jaku⸗ bowſki wurde darauf von dem Zeugen Duncker zur Rede ge⸗ ſtellt, warum er ſo nachläſſig bei den Zahlungen der Alimente geweſen ſei. Darauf erklärte Jakubowfki, daß er, ſolange die Kinder von Frau Nogens nicht beſſer behandelt würden, nicht mehr zahlen würde. Der Zeuge Duncker erklärt im Anſchluß hieran: Ich habe ſtets die Auf⸗ faſſung gehabt, daß Jakubowſki Ewald gerne los ſein möchte. 8 Nebenkläger Rechtsanwalt Brandt wirft dem Zeugen Duncker vor, daß er eine vorgefaßte Meinung von der Schuld des hingerichteten Jakubowſki mitgebracht habe. Darauf kam ein weiteres Indiz, das zur Verurteilung Jakubowſkis führte, nämlich daß Jakubowfki mit lächelnder zyniſcher Miene nach längerem Suchen nach Ewald erklärt habe:„Ich weiß nicht, wo Ewald iſt“, zur Erörterung. Der Zeuge Duncker ahmte das damalige Lächeln Jakubomſkis nach. Rechtsanwalt Dr. Brandt ſprang erregt auf und erklärte:„Es iſt unmöglich, Herr Duncker, daß Sie nach ſo langer Zeit das Lächeln noch ſo genau nachahmen können. Ueberhaupt ſpricht aus allen Ihren Ausſagen eine vorgefaßte Meinung. Auf Grund dieſer Ihrer Erinerung an die lächelnde Miene iſt ſeinerzeit Jakubowſki hingerichtet worden.“ N Ein ungetrener Nachlaßpfleger Vor dem Schöffengericht Berlin⸗Mitte hatte ſich der Juſtizkalkulator und Nachlaßpfleger Meyer wegen fortgeſetz⸗ ter Untreue zu verantworten. Am 6. November 1926 brach der Poſtinſpektor Lange auf der Straße tot zuſammen. Bei dem Toten fand man 4243 Mark. Lange hatte hetraten wollen, war aber noch nicht mit ſeiner Erwählten verlobt. Das Mädchen bat das Gericht, den nicht unbedeutenden Nach⸗ laß unter Pflege zu ſtellen. Dem Kalkulator Meyer wurde die Pflegſchaft übertragen. Dieſer nahm das Geld an ſich und ſtellte eine Quittung darüber aus. In ſeinen amtlichen Schriftſtücken aber und insbeſondere auch in der Schlußabrech⸗ nung war dann immer nur von 424 Mark die Rede. Das Geld fehlte. Die Anklage warf M. u. a. vor, daß er 1000 Mark die er an das Mädchen für Auslagen gezahlt hatte, in ſeinen Rechnungen mit 1500 Mark angegeben habe. Die Ermitt⸗ lungen ergaben, daß er dem Mädchen eingeredet hatte, man müſſe, um 1000 Mark zu erlangen, 1500 Mark angeben. Außerdem hat er ſich eine Extrabeſcheinigung über 500 Mark ausſtellen laſſen. Der Angeklagte leugnete, ſich irgendwie ſchuldig gemacht zu haben, und wollte ſich das Fehlen des Geldes nicht erklären können. Das Gericht verurteilte Meyer zu neun Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrverkuſt. Schluß des redaktionellen Teils ifi lase geht Apeftf und bst nadhrha nen, Ihrer Familie und Ihren Güsten soll das Essen eine Freude, ein Genuss sein. Geben Sie als Vorspeise den würzigen, appetit · anregenden Swift- Käse, oder servieren Sie ihn als Naditisch, er ist eine feine Delikatesse. Swift's Käse ist ein schmackhafter, kräftiger Brotbelag und eine pikante Zutat zu den verschiedensten Gerichten. Er ist nahrhaft wie frische Milch, weil durch ein besonderes Pasteurisier-Ver- fahren die schädlichen Keime beseitigt und die lebens- wichtigen Vitamine erhalten werden. Swift Käse hat keine Rinde, daher vollste Ausnutzung. ebe 2 Jules Mdse Sed dar-Axt in dStanniol packung 2— 4 2 Sainstag, den 1. Junk 1928 Neue Mannheimer Zektung 0 Mitlag⸗Ausgabey 7. Seite. Nr. 247 Aus dem Lande Ir Ladenburg, 31. Mak. Dieſer Tage konnten der hoch⸗ betagte Landwirt Franz Müller und ſeine Frau geb. Bei⸗ dinger faſt am gleichen Tag ihre Geburtstage feiern. Der Ehegatte, aus der bekannten Scharfrichters⸗ familie Müller ſtammend, vollendete ſeinen 83. und die Ehefrau ihren 85. Geburtstag. Beide Ehegatten ſind noch außerordentlich rüſtig und erfreuen ſich einer großen Nach⸗ kommenſchaft an Kindern, Enkeln und Urenkeln.— Das Ehe⸗ haar konnte im vergangenen Jahre in aller Stille das Feſt der Diamantenen Hochzeit begehen.— Beim Suchen mach Eiern ſtürzte die 63jährige Landwirtsfrau des Nik. Nilſon von der Scheuerntenne herab und blieb tot liegen. UI Weinheim, 1. Juni. Hauptlehrer Adam Bock tritt heute mach zwanzigjähriger erfolgreicher Tätigkeit an der hieſigen Volksſchule in den wohlverdienten Ruheſtan d. Im gan⸗ ezn ſtand Hauptlehrer Bock— ein warmherziger Führer und Förderer der Jugend— 45 Jahre lang im Schuldienſt. Triberg, 31. Mai. An der Wallfahrtsſtraße wurde mor⸗ gens von Arbeitern, die zum Arbeitsort gingen, der Kauf⸗ mann Clemens Burger von Triberg bewußtlos aufgefun⸗ den. Man brachte ihn ins nahe Krankenhaus, wo feſtgeſtellt wurde, daß der Verunglückte einen Schädelbruch und Rippenbrüche davon getragen hat. Der Vorgang des Unfalls iſt noch unaufgeklärt; es ſcheint möglich, daß Burger bei einem Spaziergang, von dem er nicht nach Hauſe zurückkehrte, ver⸗ mutlich in der Dunkelheit fehl getreten und abgeſtürzt iſt, ſodaß ihn niemand bemerkte und er die ganze Nacht liegen blieb. Sein Zuſtand wird als bedenklich bezeichnet. Nachbargebiete Aus Ludwigshafen Wertungsſingen im Juni * Ludwigshafen, 29. Mai. Neben 21 Vereinsfeſtlichkeiten, Jubiläen und Fahnenweihen, die im Gebiet des Speyergau⸗ Sängerbundes allein ſtattfinden, haben ſich noch 12 Be⸗ zirksgruppen des Bundes zum Pflichtwertungsſingen zu ſtellen und zwar am 2. Juni: Neuſtadt mit 14 Vereinen, Edenkoben mit 9 und Rödernheim mit 12; am 9. Juni: Speyer mit 10, Maxdorf mit 8; am 16. Juni: Winden mit 8, Berg⸗ zabern mit 12, Frankenthal mit 12, Leiningen mit 13; am 23. Juni: Schtifferſtadt mit g; am 30. Juni Zellerthal mit 14 und Klingbachtal mit 10 Vereinen. Außerdem hält der Gau Zweibrücken ſein Wertungsſingen am 9. Juni in Zweibrücken und der Rhein⸗Limburg⸗Gau ein ſolches am 16. Juni in Lud⸗ wigshafen⸗Mundenheim. 1 * Ludwigshafen, 29. Mai. Der am 11. April 1917 zu Frie⸗ ſenheim bei Ludwigshafen geborene Jakob Wien heim wird ſeit einigen Tagen vermißt. Bis jetzt konnte er trotz eifrig betriebener Nachforſchungen noch nicht ausfindig gemacht wer⸗ den. Der Vermißte hat ſich am vergangenen Sonntag von ſeinen Eltern entfernt. Zuletzt wurde er mit ſeinem Fahrrad auf dem Wege nach Speyer geſehen. * Ludwigshafen, 31. Mai. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch wurde in den Wirtſchaftsraum eines Arbeiter⸗ ſportvereins auf dem Sportplatze nahe der Mundenheimer⸗ ſtraße eingebrochen und nach gewaltſamer Oeffnung ver⸗ schiedener Behältniſſe, Zigaretten(Marke Ovarſtolz und Rot⸗ händel), Schokolade und ſonſtige Süßigkeiten, ſowie ein Geld⸗ betrag von etwa 8 /, geſtohlen. Verdächtig ſind vier Männer, in deren Begleitung ſich eine Frau befand, die um die Mitter⸗ nachtsſtunde auf dem Sportplatze geſehen wurden. Speyerer Schiffsbrücke wieder hergeſtellt * Speyer, 29. Mai. Die Reichsbahndirektion Ludwigshafen teilt mit: Die Wiederinſtandſetzungsarbeiten an der Schiffs⸗ brücke Speyer ſind beendet. Die für die Züge 1039, 1040, 1046, 1047 am 27. April ds. Js. angeordnete Sperre konnte daher aufgehoben werden. Vom 30. Mai ab verkehren alle Züge wieder nach dem ab 15. Mai gültigen Sommerfahrplan. Schiffsunfall auf dem Rhein * Mainz, 31. Mai. Das Perſonen⸗Motorboot Mainz⸗ Wiesbaden rannte geſtern nachmittag zwiſchen 5 und 6 Uhr die Ankerkette eines großen Schleppdampfers an. Der Anker riß bei dem Zuſammenſtoß den Bug des Paſſagier⸗ bootes vollſtändig ab, ſo daß das Waſſer in voller Wucht in das Boot eindrang und es zum Sinken zu bringen drohte. Bei den Paſſagieren ſtellte ſich ſofort eine ungeheure Panik ein. Einige Nachbarboote, die den Vorgang beobachteten, eilten ſofort zur Unfallſtelle und nahmen in Schaluppen die Perſonen, die ſich auf dem Boot befanden, auf. Es handelte ſich etwa um 30 Perſonen, die im letzten Augenblick noch vor dem Waſſertod gerettet wurden. ** * Bad Dürkheim, 29. Maf. Infolge der warmen Wit⸗ terung der letzten Tage wurden in Ungſtein und Bad Dürk⸗ heim die erſten Rebenblüten feſtgeſtellt. e ee 88 Wag Nur.. , eum J 5 1 n 5. Gls tense 140 6 1929 3 (een l. * Aker: Mud FMANN N 2. Sld-Mannschaflsrannen,fllött-Arena, 8 5 3 * erlln b. 5. 20, Seger: Kroll, l. fiele 16—— An- Rader von Gd. M an. 55 1 age ebrauchs- und Luxuswagen Giza hlun für den verwöhntesten Käufer 0 Jeder Teil des Motors, jede Linie der Karosserie wurde mit Liebe 5 und Sorgfalt geschaffen. Majestätisch gleitet der Stocwer 8 auf guten und schlechten, ansteigenden oder hängenden Straßen dahin. i Ein Wagen, der seinem Besitzer Ansehen verleiht. ö FABRIK-VYVERKAUESsTERHMT E. U 1 ö 7 „ STOEWER-WERKE AKTIEN GESELLSCHAFT 5 5 e a vormals EEBRUDER STOEWER, STETTIN ert Joachim jr. g i Genecalverttetung für Mannheim: Grasser O Co., Diflenestr. 27, Tel. 50095 . Weitere Vertretungen in Heidelberg und Worms Deutsche Linoleum- Werke.-G. Boll 55 ..* 581 U 7 2. 13 5 dütsens Linoleum- Welke A.-U. Befhung. Ing. herökkentigtupgen der Stadt Eannheim- CSC SS Versfeigerung Bilanz auf 31. Dezember 1928 Arbeitsvergebung. eimer tomeletten y g 1 entf wegen Wegzug Aktiva: e. 55 b hochherrſchaftlichen 0 Bun gse Rl ung am Fabrikanlagen am 1. 1. 28 R. 29 985 024.— ei den einſtwohnungen in der 65. Sand⸗ 91 7 7 f e W gewann. Nähere Auskunft im Rathaus N 1, Uienstag, den 4. Juni, vorm. 10 und nachm, 3 Uhr im fause N 3, 2 8 a 2. Zimmer 167, von.80 bis 10 Uhr. Dort Speiſezimmer, Renaiſſ.⸗Stil, hell Eiche mit Intarſien und Schnitzereien, 5 , N 30 7 81 liegen die Zeichnungen und die Ausſchrei⸗ 8 Büfett— Kredenz— Auszugtiſch— 12 Lederſtühle... 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Juni 1929 Gottesdienſt⸗Ordnung Evangeliſche Gemeinde Sonntag, 2. Juni Trinitatiskirche: eee Vikar Fleig: Predigt, Pfarrer Eckert; 11.15 K 8„Pfarr er Eder; 11.15 Chriſtenlehre, Pfarr Renz; 3 Ta t ienſt im Koufirmondenſ ill. Neckarſpitze: 10 Predig 11 Kir 8 tesd. Vikar Fleig. Konkordienkirche 9 Chr 5 Schoepffer: 10 Predigt, Vikar ir Genre v. Schoe digt, Vikar Sul Ch riſtuskirche: Vikar Gocker; 10 Predigt, Vikar Dr. Bar⸗ ner; 11.15 K ſenſt, Vikar Dr. Barner. Neuoſtheim: Vikar Gocker; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Gocker Friedenskirche:.80 Predigt, Ferrer, Walter; 10.45 Kindergottes⸗ dienſt, Vikar zberger Thriſtenlehre, Pfarrer Walter. Johanniskirche: 7 8 2 Feſtgottesdienſt aulãd Bjährigen Beſtehens der Jol jannist irche, Predigt Pfarrer Er (Kirchen⸗ und B erchurſ. Anſprachen: Pforrer Mayer, Vikar Schropp, Vikar ley, Kollekte; 11.15 Chriſtenlehre, Pfarrer Maye gottesdienſt, Vikar Zöbeley; 8 Kirchenkonzert, anläßlick zen Beſtehens des Kirchenchors. Lutherkirche:.30 Frühgottesdienſt, Vikar Grimm: 10 Predigt, Pfar⸗ rer Frantzmann; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Grimm; 11 Chriſten⸗ lehre für Knaben und Mädchen, Pfarrer Frontzmann; 11 Chriſten⸗ lehre für Mädchen, Pfarrer Dr. Lehmann. e 10 Predigt, Pfarrer Rothenhöfer(30jährig. Stif⸗ feſt de ang. Männ ervereins]; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Götz: 11 Cl ee Pfarrer Rothen r. 5 Neues St. Krankenhaus: 10.50 Predigt, Pfarrer Kiefer. Diakoniffenhaus: 10.30 Predigt, Scheel. Feudenheim:.30 Predige gottesdienſt, Vikar Sauerhöfer; 10.45 Kin⸗ dergottesdienſt, Vikar Sauerböfer; 1 Chriſtenlehre für Mädchen, Vikar Sauerböfer. Käfertal: 10 Hauptgottesdienſt, Pfarrer Luger; 11.15 Kindergottes⸗ dienſt. Pfarrer Luger;.30 Chriſtenlehre für Knoben, Pf. Luger. Matthäuskirche Neckaran:.30 Predigt, Pfarrer Maurer: 10.45 Kindergottesdienſt der Nordpfarrei, Pfarrer Maurer; 1 Chriſt kehre der Nordpfarrei, Pfarrer Maur 2 N 5 Rheinau:.30 Predigt am 8 Vo.30 Predigt, Vikar Ziegler: für Knaben; 11.30 Kindergotte uſt. 8 3 Sandhofen:) Hauptgottesdie Kölli; 10.45 Chriſtenlehre tesdienſt, Vikar Kölli. für Mädchen, Pfarrer Lemme: 10.45 Kinder⸗ für Mädchen, Vikar Pauluskirche Waldho Lemme;.80 Har gottesdienſt, Pfarrer n Wochengottesdienſte: Trinitatiskirche: Dienstag, 4. Juni, abends 8 Andacht, Vikar Dr. Schilling. Mittwoch, 5. Juni, vorm. 7 Morgenandacht. gontordientiecke Donnerstag, 6. Juni, abends 8 Bibelbeſprechung, Vikar Karle. Johanniskirche: Donnerste og, 8. Lutherkirche: Mittwoch, Juni, abds. Melauchthonkirche: Miltwoch, 5. Juni, Rothenhöfer. Diakoniſſenhaus: Mittwoch, 5. Frauenverein. Pauluskirche Waldhof: Konfirmandenſaal, Pfarrer Lemme Evang.⸗luth. Gemeinde. Köll; 110 8 3 Pfar. Mayer. „ Pfar. Frantzmann. Bibelſtunde, Pfarrer —5 Bafler Miſſions⸗ aber Juni, na Donnerstag, 6. Juni, abends 8 Andacht im Vereinigte evangeliſche Gemeinſchaften. Evang. Verein für innere Miſſion A. B. Stamitzſtraße 15(Inſp. Welk): Sonntag.00 Verſar mmlung. Dienstag.15 Bibe Abeinan. Däniſcher Tiſch: Sonntag 3 Verfammlung. 5 Bibelſtunde.— Bellenſtr. 52: Sonntag 8 Verſamml .15 Bibelſtunde.— Sandhofen, Kinderſchule(Stadtmiff Sonntag Luzenberg, 4 Sandhofen Verſammlung. Die 8 Waldhof, Mittwoch 8 Sandhoſen, Freitag.30 Luzenberg ſtunde.— Fendenheim, untere Kinderſchule: Sonntag 8 und N woch.15 Bibelſtunde.— Käfertal, Gemeindehaus: Sonntag 8 Verſammlung. Weitere Veranſtaltungen(Sonntagsſchulen, C. V. i.., Jungfrauenvereine] ſind bei jeder Station zu erfahren. Serein für Jugendpflege e. V.„Haus 3 K 4. 10. Sonntag 2 Sonntagsſchule; 3 Jungmännerkreis: 4 Juge noͤverein für jg. Mäd⸗ chen; 8 Evangeliſationsverſammlung.— Dienstag 8 Gebetſtunde.— Mittwoch.30 Jungſchar; 8 Männerſtunde.— Donnerstag 4 Frauen⸗ ſtunde; 8 Blaukreuzverſammlung. 8 Landeskirchliche Gemeinſchaft„Bethesda⸗ Heim“, 10.30 Kinderſtunde;.30 Jugendverein; abends.15 gemiſchte Ver⸗ ſammlung.— Die ag abend.15 Männerſtunde, zugleich 8 Uhr Evangeliſationsvortrag, Schillerſchule, Almenhof.— Mittwoch abd. .15 Gebetſtunde.— Donnerstag nachm. 4 Frauenſtunde; abends .15 Bibelkränzchen für junge Mädchen von 15—18 Jahren.— Freitag abend.15 Jugendverein. Adventgemeinde, J 1. 14. Mittwoch abend 8 abend 8 n— Sams Predigt; nachm. 3 Kindergottes .80 de Nitt⸗ L II. 4. Sonntag Bibelſtunde.— ag vorm. 9 Sabbatſchule: ienſt. Freitag vorm. 10 Evangeliſche Geneis igel, U 3, 23: Sonntag: 9 Uhr Morgenandacht; .30 und 4 Predigt, Prediger Kick; 11 Kindergottesdienſt.— Mitt⸗ woch abend 8 Jugendandacht. Süddeutſche Vereinigung für Evangeliſation u. Gemeinſchaftspflege, (Landeskirchl. Gemeinſchaft), Lindenhofſtr. 34. Sonntag abend 8 Evangeliſationsvor(Gem.⸗Pfleger Steeger].— Montag 8 Mit⸗ ederſtunde.— N ch 8 Bibelbeſprechung.— Samstag abend 8 ünnerabend.— adbund f. E.., a) junge Männer: Son tag.30 u. D stag.15; b) Jungfrauen: Sonntag 4 u. Donner tag 8; Knabenbund: Samstag.30 für Knaben von 10—15 Jahren. Blaukreuzverein M heim J, Meerfeldſtr. 44, Hinterhs. Sonntag den ganzen 7 kreuz⸗Jugendbund⸗ Konferenz im Wartburg⸗ Hoſpiz, F 4. ids 8 Blaukreuzverſammlung, Gärtnerſtr. 17. Die Heilsarmee, C 1. 15.— 1 vorm..30 Heiligungs⸗Ver⸗ ſammlung: So d Mittwoch 8 Heilsverſammlung: Freitag 8 Bibel⸗ und Gebetſtunde.— Donnerstag abend 8 Hei 3 tung.— Sonntags⸗Schulen: Sonntag 11 und .30: Mittwoch 5 nerstag 4 Liebesbund. Methodiſten⸗ Gemeinde Eben⸗Ezer⸗Kapelle, Augartenſtr. 26: Sonntag vorm. 9 Predigt, Prediger Gebhardt; 11 Sonntagsſchule; abends.15 Sonntag feier.— Mit d.15 Bibel⸗ und Gebetſtunde.— Donners⸗ * Miſſionsverein. Katholiſche Cemeinde. Obere Pfarrei 8 Y 8 tag nachm. 3 (Diakonifſenhauskapelle, F 7. 29). Sonntag nachmittag 5 Predigt, Pfarrer Wagner. Stöckle): Sonntag 3 allgemeine Verſammlung. Donner rstag.15 Bibelſtunde.— K 2. 10: Sonntag 8 Verſammlung. Dienstag 8 C. B. j. M. Donnerstag 8 Bibelſtunde. Schweßzingerſtraße 90 (Stadtn ü Olpp 5 Sonntag.00 Verf nlung. Donne .00 Bib— Neckarau, Fiſcherſtraße 31(Stadtmi St. def— Untere Pfarrei. Sonntag 6 Fri 9 1 1 Hmeſſe und Meſſe; 8 Pred.;: * rl gleich G Hauskapelle ſchaft: abe tava . e 1 It Städtiſche Krankenhaus. 2 8 Kom⸗ ochamt n ädche n u. ie ſſe e.0 Haunt⸗ meſſ Co hrrſti⸗ tgottesdienſt; 1 Nach⸗ Sonntag vormittag 10 Deutſches Amt mit Predigt. ie Chriſtengemeinſchaft, Bewegung für religiöſe Erneuerung. g vorm. 10 im Vortragsſaal L 11. 21, part.: Die Menſchen⸗ ndlung und Predigt; 11.15 1— Dienstag Abend.30 im Vortragsſaale U 6. 11, Friedrichsring. Freitag vorm. 9 in der N des Heinrich⸗Lanz⸗ ee ee ich gebe hiermit bekannt, daß ich den Verkauf meln röstaten Kaffees in Original- Packungen den H.(. 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Juni 1929 f Die Konjunktur Nach dem neueſten Vierteljahrsheft des Inſtituts für Konjunktur⸗ forſchung kennzeichnen„Anſpan nung des Geldmarkt 85 ſinkende Effektenkurſe und Preisrückgang auf dem Warenmarkt die Vage, die vorerſt keine Beſſerung, ſondern eher eine Zunahme der Schwierigkeiten erwarten läßt“. Den Ausführungen über den Erſen bahn güterverkehr iſt zu entnehmen, daß die aborme Kälte des vergangenen Winters den Güterverkehr ſtark beeinträchtigt hat. Die arbeitstägliche Wa⸗ gengeſtellung ſank im Februar ds. Js. weit unter ihren Stand im Februar 1927 und 1928. Die Wagengeſtellung für Kohlen, Koks und Briketts hat zwar im Februar beträchtlich zugenommen(rund 5 v. H. gegenüber den beiden Vorfahren), jedoch mußte der Ver⸗ ſand von kälteempfindlichen Gütern ſtark eingeſchränkt werden. Der Bauſtoffverſand hörte faſt vollſtändig auf. So iſt beiſpielsweiſe die Wagengeſtellung für Kartoffeln um 57 v. H. und die für Zement um 79 v. H. gegenüber Februar 1928 zurückgegangen. Seit März iſt zwar der Güterverkehr wieder beträchtlich geſtiegen; doch wurde ein Baziſche Girozentrale Mannheim Firmenänderung Wie wir ſ. Zt. berichteten, hat ſich die Badiſche Girozentrale in Mannheim eine Hypothekenabteilung angegliedert. Im Zuſammenhang damit wird ihr das Recht der Pfandbriefausgabe in den nächſten Tagen amtlich eingeräumt werden und ſte wird aus dieſem Grunde alsdann Badiſche kommunale Landes bank, Girozentrale Mannheim, öffentliche Bank und Pfandbriefanſtalt firmieren. Der Sparkaſſenverband wird für ihre Geſchäfte wie bisher haften und Darlehen des Inſtituts ſollen aus eigenen Mitteln gewährt werden. Mit der Pfandbriefausgabe wird jedoch noch zugewartet, bis eine allgemeine Beſſerung der Verhält⸗ niſſe auf dem Pfandbriefmarkt eingetreten iſt. Das Geſchäft ſelbſt ſoll in der Hauptſache ouf das Land Baden beſchränkt bleiben und Kredite an die Großinduſtrie nur unter Garantie der Kommunen gegeben werden. — * Helios Allgemeine Rückverſicherung.⸗G. in Frankfurt a. M. 12 v. H. Dividende. In der Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloſſen, der am Dienstag, 18. Juni 1929 ſtattfindenden.⸗V. vorzuſchlagen, aus dem für 1928 erzielten Reingewinn von 195 610/ 12 v. H. Divi⸗ dende= 30/ für die nicht volleingezahlten Aktien zur Auszahlung zu bringen. Es ſollen 81 974„ auf neue Rechnung vorgetragen wer⸗ den. “ Deutſche Hypothekenbank für Hypyothekenſchutz AG., Mituchen. — 5 v. H. Dividende. Der Geſchäftsbericht, der diesmal nur die Zeit vom 1. April bis 31. Dez. 1928 umfaßt, bemerkt zunächſt, daß die Tätigkeit im Berichtsjahr der Fortentwicklung des Hy⸗ pothekenſchutzes und den Maßnohmen zur Regelung und Ge⸗ fundung des Realkredlies gewidmet war. Das Geſchäftsjahr schließt mit einem Gewinn von 40 951 /, ab, aus dem 5 v. H. Div ldende zur Verteilung gelangen. Die GV. genehmigte die Regu⸗ larien und ſtimmte der Wiederwahl der turnusgemäß ausſcheidenden Aufſichtratsmitglieder zu. * Kreditbank deutſcher Haus⸗ und Grundbeſitzer AG., München. v. H. Dividende. Nach dem Geſchäftsbericht ſind auf das 2 Mill. Mark bebragende Aktienkapital 1,3 Mill.„ einbezahlt. Es wurde ein Gewinn von 21494, erzielt, aus dem 4 v. H. Dividende auf das eingezahlte dividendenberechtigte Aktienkapital zur Verteilung ge⸗ langen. Die GV. genehmigte die Regularten und ſtimmte der Wie⸗ derwahl der turnusgemäß ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder zu. * Straßburger Elektrizitätsgeſellſchaft in Straßburg 8 v. G. Dividende. Das Straßburger Kraftwerk, deſſen Aktienmehrheit ſich im Beſitze der Stadt Straßburg befindet und an dem außerdem noch die Bank für elektriſche Werte und die Schweizeriſche Kreditanſtalt be⸗ teiligt ſind, erzielte im Geſchäftsjahr 1928 einen Reingewinn von 8,11 Mill. Franken, woraus wieder eine Dividende von 8 v. H. verteilt wird. * Wehr. Joſt AG., Grünſtadt.— Befriedigendes Geſchäftsergeb⸗ nis, Die Gebr. Joſt AG. ſchließt das ſechſte Geſchäftsjahr per 31. Dezember 1928 mit einem Bruttogewinn von 140 250 /. Nach Ab⸗ zug der Abſchreibungen mit 96 673, verbleibt ein Reingewinn von 43 577„. Das Geſchäftsergebnis kann als befriedigend be⸗ zeichnet werden. Die Gerſten⸗ und Hopfenernte war infolge der günſtigen Sommerwitterung qualitativ und quantitativ gut. 72 Auguſt Riedinger Ballonfabrik AG., Augsburg.— Depreſſion der geſamten Möbelinduſtrie. Nach dem ſoeben veröffentlichten Ge⸗ ſchäftsbericht litt das Geſchäft ſchwer unter einer Depreſſton der geſamten Möbelinduſtrie, namentlich unter den ſehr ſchwer gedrückten Preiſen, zu denen es nur möglich war, Aufträge hereinzubekommen. Aus dem Reingewinn werden wie bekannt 8 v. H. Diwidende auf die Stamm⸗ und 6 v. H. auf die Namensakttien verteilt. Im laufenden Geſchäftsjaßßr war die Ballonabteilung zufriedenſtellend beſchäftigt, wogegen der Möbelbau bisher ſtark gehemmt wurde.(GV. 4. Juni). 7: Vereinigte Schuhfabriken Berneis⸗Weſſels AG., Augsburg⸗ Nürnberg.— Kein befriedigendes Geſchäft in der Schuhbrauche. In der 9. GB., in der 12 Aktionäre mit 13 220 Stimmen 2644000 4, Altienkapitgl vertraten, wurde der Rechnungsabſchluß und die vorge⸗ ſchlagene Gewinn verteilung einſtimmig genehmigt. Ueber das lau⸗ fende Geſch jahr wurde mitgeteilt, daß dieſes mit Vorſicht zu be⸗ Urteilen ſel. In den erſten fünf Monaten könne nicht von einem Befriedigenden Geſchäft in der Schuhbranche berichtet werden. Es ſei zu hoſſen, daß die zweite Hälfte einen Erſatz bringen werde, und daß die ſommerliche Witterung zu einer Belebung des Abſatzes ſeitens des Konſums führe. Deutſche Ton⸗ und Steinzeugwerke, Berlin.— Von 10 auf 11 v. H. erhöhte Dividende. Der Aufſichtsrat der Geſellſchaft ſchlägt für das abgelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende von 11 v. H. (t. B. 10) für die Stamm⸗ und 12,5 v. H.(i. V. 12) auf die Vor⸗ zugsaktien vor. Bayeriſche Landmaſchinenfabrik AG., Miltenberg a. M.— Erhöhung des Stammkapftals. In der in Frankfurt abgehaltenen GV. wurde mitgeteilt, daß von den 80 000% vom Vorfahr erhöhten Kapltals dem Reſerveſonds 50 000% und für Abſchretbungen 30 000 Mark zugewieſen wurden. Der Reingewinn des vergangenen Geſchäftsjahres beträgt 4453, und wird auf neue Rechnung vor⸗ getragen. Die Beſchäftigung der Firma iſt in Anbetracht der wirt⸗ ſchaftlichen Lage ruhig. Ferner wurde die Erhöhung des Stamm⸗ kapttals um 20 000„/ auf 180000“ beſchloſſen. Der Name der Firmo wurde in„Bayeriſche Maſchinenfabrik AG., Miltenberg a..“ abgeünmdert. Kammgarnſpinnerei AG., Bietigheim.— 10 v. H. Dividende. Der Abſchluß der Kammoarnſpinnerei Bietigheim wurde in der o. GW. genehmigt. Es gelange; ſomit auf das 1,8 Mill. 1 Ack. aus 252 520 leinſchl. Vortrag 55 159)„ Reingewinn 10 v. H. Dividende Zur Verteilung. Vom Vorſtande wurde u. a. ausgeführt, daß Steuern und ſoziale Loſten auf die Dauer ein gewinnbringendes Geſchäft unmöglich machen. Die aus ländiſche Konkurrenz driugt unaufhaltſam immer weiter vor. * Vereinigte Pinſelſabriken AG., Nürnberg.— Klage über ver⸗ ſchärften Wettbewerb und Ueberproduktion. Wie bereits in der Auſ⸗ ſichtsrats⸗Sitzung vom 15. Mat, wird auch im Geſchäftsbericht darüber geklagt, daß der Geſchäftsgang im Jahre 1923 durch Ueberpro⸗ duktion und verſchärften Wettbewerbs in der Pinſelinduſtrie, Furch die ſchlechte Lage des Baugewerbes im Inland und durch die ſchon in den letzten Jahren gemeldeten Schwierigkeiten im Auslands⸗ geſchüft, schließlich durch übermäßige Steuer laſten derart un⸗ günſtig beinflußt wurde, daß kein Gewinn erzielt werden konnte, der die Verteilung einer Dividende geſtaktet. Die Verwaltung ſchlägt vor, von 10 588„ Reingewinn 10 000. der geſetzlichen Reſerve zu überweiſen und den Reſt von 9588„ auf neue Rechnung vorzutr eigen. Der von den Vereinigten Staaten zu erwartende Betrag der Ent⸗ eignung der früheren Filiale in Newyork iſt bis heute noch nicht eingegangen, es handelt ſich nach Einbehaltung der 20 v. H, um einen Vetrag von etwa 176 000 Dollar Ende Mai 1929 Ausgleich des großen Transportausfalls der beiden erſten Monate des Jahres bisher nicht erreicht. Im Durchſchnitt der erſten vier Monate blieb die Wagengeſtellung noch um 2,8 v. H. unter der entſprechenden Zahl des Vorjahrs. Setzt man die Zahlen der für die Kohlenbeförderung geſtellten Wagen ab, ſo iſt der Rück⸗ gang noch größer und man kann von einem weiteren— konjunkturell bedingten— Abgleiten der Verkehrsleiſtung der Reichsbahn im öf⸗ fentlichen Güterverkehr ſprechen. Die arbeitstäglichen Einnahmen der Reichs bahn aus dem Güterverkehr, die im großen und ganzen die gleiche Bewegung wie die Güterbeförderung und die Wagengeſtellung aufweiſen, ſind im Gegenſatz zu dieſen im Februar ds. Is. geſtiegen. Dies iſt auf eine Zunahme der mittleren Verſaudweite rund 180 Klm. gegen⸗ über 155 bis 160 Klm. in den Jahren 1927 und 1928— infolge des Uebergangs beträchtlicher Gütermengen vom Waſſer⸗ auf den Schie⸗ nenweg zurückzuführen. Die mittlere Verſandweite iſt auch noch im März hoch geblieben und dadurch ein ſtärkeres Anſteigen der Ein⸗ nahmen als der Tonnenzahlen des Güterverkehrs bewirkt. Vayeriſche Moloren-Werke AG. in München 14 v. H. Dividende genehmigt In der in München abgehaltenen b..⸗V., in der ein Aktien⸗ kapital von 13 Mill./ mit 13 000 Stimmen vertreten war, teilte Ge⸗ neraldirektor Popp nach einem Rückblick auf das vergangene Ge⸗ ſchäftsjahr mit, daß im neuen Jahr der Ausbau der Fabrikanlagen in der Hauptſache beendet ſei und die Werke in jeder Hinſicht konkurrenz⸗ fähige Artikel erzeugen könnten. Auf dem Gebiete des Motorrad⸗ und Kleinwagenbaues habe der abgelaufene ſtrenge Winter eine große Verzögerung der Saiſon mit ſich gebracht. Die darauf folgende Be⸗ lebung war unter den Auswirkungen der ſchwierigen finanziellen Vorhältniſſe in Deutſchland nur von kurzer Dauer. Im Flugmotorenbau ſeien wieder große Auslands⸗ aufträge abgeſchloſſen worden. In den neuen Fahrgeugfabriken in Eiſenach werde die Moderniſierung des bisherigen Dixvi⸗ Wagens vorbereitet, in der Hauptſache durch Verwendung einer modernen Ganzſtahl⸗Karoſſerie. Auf Anfrage aus Aktionärkreiſen erwiderte der Vorſitzende, daß aus dem Vertrag mit der Caſtigliont naheſtehenden Auslandsgeſellſchaft Rückvergütungen an die Geſell⸗ ſchaft erfolgt ſind. Hinſichtlich der 800 000„ Aktien ſpreche man heute zwar von einem Schaden von 1 Mill.„ infolge des Kursrückgan⸗ ges, doch ſpreche andererſeits die Fahrzengfabrik Eiſenach von einem Schaden, da ſie einen noch höheren Kurs erwartet hatte. Die B. M. W. haben die 2 Mill./ bezahlt, von einem Verluſt von 1 Mill./ könne nicht geſprochen werden, denn die Geſellſchaft hätte eine Rückendeckung in der Form der Caſtiglioni⸗ Verpflichtungen. Auf eine Anfrage, ob ſich die großen Inveſtitionen im Münchener und Eiſenacher Werke entſprechend rentieren würden, er⸗ widerte Generaldirektor Popp, daß im Motorradbau die vor⸗ geſehene Produktion abſolut verkauft werde. Die Produktion werde um 25 v. H. höher ſein als 1928, freilich ſeien die Preiſe etwas ſchlechter. Im Flugmotorenbau ſei ein Auftragsbeſtand von 50 v. H. des Vorjahres vorhanden. Man hoffe aber zu dieſen 50 v. H. noch weitere Aufträge hereinzubekommen, Im Klein wagen bau ſei eine Verzögerung des Saiſongeſchäftes von 6 bis 8 Wochen infolge des ſtrengen Winters eingetreten. Die alten Typen ſeien verkauft. Wegen der Bankſchulden erwiderte die Verwaltung auf eine Anfrage, daß zu den ſchon laufenden Bankkrediten ein weiterer Kredit von 5 Mill./ aufgenommen worden ſei. Dieſer Kredit ſei zur Zeit nur mit 2 Mill.„/ in Anſpruch genommen. Er mütſe aber weiter in An⸗ ſpruch genommen werden und zwar zur Auszahlung der Dividende. Man hoſſe aber, dieſen Kredit im Laufe des Jahres aus den Eingän⸗ gen wieder abdecken zu können. Gewinn⸗ und Verluftrechnung wurden ſodann gegen 4 Stimmen angenommen und Vorſtand und Auſſichtsrat Entlaſtung erteilt. Au⸗ genommen wurde noch eine Statutenänderung, der zufolge die.⸗V. nicht nur in München, ſondern auch in Berlin abgehalten werden könne, eine Forderung, die die Zulaſſungsſtelle der Berliner Effekten⸗ börſe erhoben hatte. 12 076 829 Ausfuhr von Metallfadenlampen Exportſteigerung um ungefähr 10 v. H. Die Ausfuhr von Metallfadenlampen konnte von 1927 zu 1028 von 55, Millionen Stück im Werte von 25,9 Millionen auf 69,0 Millionen Stück im Werte von 33,8 Millionen/ geſteigert werden. Das entſpricht einer Ausfuhrſteigerung von etwas mehr als 10 v. H. Hauptabnehmer für deutſche Metallfadenlampen waren im Jahre 102 lalles in Millonen Stück): 192 1927 Großbritannien mit 8,4(7,4) Itolien 5 855(4,4) Tſchechoflowakei„5 43(8,3) Schweden 5 8,5) Dänemark 5(8,1) Polen„ 3855(8,0) Oeſterreich. 200 Argentinien 3 2,0 China 3 1,4) Frankreich 7 41,0) Mexiko 3 1,3 Schweiz„ 30 1,2) g Kleinere Meugen von Metallfodenlampen ſind von Belgten, Frankreich und Jugoſlawien über Reparationskonto bezogen worden. — Die Einfuhr ausländiſcher Metallfadenlampen nach Deutſchland iſt nicht ſehr bedeutend. Im Jahr 1928 wurden 5,5 Millionen Stück (das ſind alſo etwa 10 v. H. der deutſchen Ausfuhr) im Werte von 3,4 Millionen 4.— vorwiegend aus Ungarn und Oeſterreich— nach Deutſchland importiert. Vergleichsverfahren und Konkurſe im Handelskammerbezirk Mannheim Vergleichsverfahren: Aufgehobene: Firma Beuy Kahn fr., Inhaber Beny Kahn jr., Spezralgeſchäft für Haus⸗ und Küchen⸗ geräte, Porzellan, Glas, Kriſtalle in Mannheim, N 3, 7/8. Konkursverfahren: Er öffnete: Firma Eugen Oſtander, Fiſchkonſerven⸗ und Feinkoſtgroßhandlung in Mannheim, Rhein⸗ ſtraße 8(Konkursverwalter: RA. Dr. Horch in Mannheim). * Patria, Verſicherungs⸗Alc., ftir Handel und Juduſtrie in Köln. — Kapitalerhöhung. Der o. GV. der Patria, Verſicherungs⸗AcG. für Handel und Induſtrie in Köln a. Rh. am 22. Juni wird u. a. eine Kapitalerhöhung um 1 Mill. 4 auf 8 Mill. 4 vorgeſchlagen. * Württembergiſche Metallwarenfabrik Geislingen⸗Steige.— 8 v. H. Dividende. Die unter Vorſitz von Geh. Kommerzienrot Guſtav v. Mueller in Stuttgart abgehaltene o. HV. genehmigte einſtimmig den Abſchluß für 1928, ſomit 8 v. H. Dividende aus Reingewinn, und erteilte Entlaſtung. Die turnus⸗ gemäß ausſcheidenden AR.⸗Mitgliedex wurden wieder und für den T Dr.. Freiherr von Schreuck⸗Notzing deſſen Sohn Guſtav Freiherr von Schrenck⸗Notzing neu gewählt. Akkumulatorenfabrik., Berlin⸗Hagen.— 8 v. H. Dividende. Der Aufſichtsrat dieſer Geſellſchaft beſchloß, der GV. aus dem Rein⸗ gewinn leinſchl. Vortrag) von 2 186 527/(i. B. 2179 789), nach⸗ dem dem Abſchreibungsfonds 1 390 063(420 258)„ zugeführt wurden, die Verteilung einer Dividende von wieder 8 v. H. vorzuſchlagen. * Die Konventionsverhandlungen der rheiniſchen Großmühlen. Aus Mannheim, 31. Mai, wird uns geſchrieben: Wie kürzlich bereits mitgeteilt, iſt unter den niederrheiniſchen Mühlen eine gewiſſe Verſtändigung erfolgt. Im gleichen Sinne haben ſich nunmehr die oberrheiniſchen Mühlen unter gewiſſen Vorausſetzungen ebenfalls verſtändigt. Zwiſchen dieſen beiden Gruppen ſchweben fetzt noch weitergehende Verhandlungen. Auslandsanleihe der Neckar Ach.— Aufnahme einer Auleſhe von 5 Mill. Dollar. Nach Blättermeldungen beabſichtigt die Neckar AG. Stuttgart die Aufnahme einer Anleihe von fünf Mil⸗ lionen Dollars, um Mittel für die Durchführung weiterer Arbeiten zu erhalten. Da im abgelaufenen Geſchäftsfahr gute Er⸗ gebniſſe durch den Abſatz elektriſcher Energie erzielt worden ſeien, ſollen wieder fünf Prozent Bauzinſen vergütet werden. :2: Erhöhung der Bankzinſen um 1 v. H. ab 1. Juni 1929. Ab 1. Juni 1929 werden die Soll⸗Zinſen im Hinblick auf die außer⸗ ordentl. angeſpannte Geldmarktlage von den Bankvereinigun⸗ gen um 1 v. H. auf 9,5 v. H. erhöht, wozu noch die übliche Propf⸗ ſion kommt. Die Haben ⸗Zinſen werden für Geld, das im gleichen Monat oder am 1. des der Hereinnahme folgenden Monats fällig wird, von 6 auf 7 v. H. und ſüir Geld, das ſpäter fällig wird, von 7 v. H. auf 8 v. H. erhöht. In Berlin werden die Zinsſätze ſüür täglich fällige Gelder in proviſtonsfreier Rechnung von 4½½ v. H. auf auf 6 v. H. erhöht. weiter 6 v. H. 2: Franzöfiſche Handelsbilanz. In den erſten vier Monaten des Jahres 1929 betrug die franziſiſche Einfuhr. 20 412 Millionen Franken oder 2859 Millionen mehr als in der gleichen Zeit des Vor⸗ jahres. Die Ausfuhr belief ſich auf 16 419 Millionen oder 628 Millionen weniger als im Vorjahr. Die Handelsbilanz iſt ſomit für die. erſten vier Monate des Jahres mit 3949 Millionen Franken paſſiv, während im Vorjahre die Paſſivität nur 807 Millionen be⸗ tragen hatte. Der Zinsſatz für Sparkonten in Berlin beträgt Das Wild der Wirtſchaft 15* 1 5 1 18.; 1 I 14 r eckonle e 8* ö 1 n. e 3 M= 41 N 9„ 74 ö N 11 8 0 12 3. 4 N Stelnkchte, 1 Fanz k n— 11 0 Neue Wohnungen, 1000 0 9 1 N N. 8 Firclerung und Erzeugung 7 f N 8. in Hrivnten 2 N 2 V 12 a Neſersti dall. — 2 10 10 Hefhelsen, f 9 2.. 1 8 .0— e 15 . Ewe nehben, t- 2 5. 255 1 ks Fi. 1 200. Ka- Absatz, 8 1% A 1 Fa. dz Reinke 7 N / n * Nein 95 8 Z. 885 ee W 2 n* 5 6 f— 5— 0 os emept-Abss fr, Tam. 1 7 . 12 IE. Kurven! 2 UI LIE eee Deviſenmarkt Im heutigen Frützver fen aptterten Pfunde genen Nem-Hort. 435,10 484,90 Schweiz. 28,18 25,181 Stockholm. 18,13 Pars 134,12 124,04 Holland:. 12,08 12.00 Wan 3440 84 54 Brüſſel. 384,94 84,89 Oslo 18,19 18,19 Mailand. 82,64 92.85 Kopenbzazen. 18,20 18,21 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 419,80 und Pfunde mit 2084,50 gehandelt Eiteratur *„Wirtſchaftskurve mit Indexzahlen der Frankfurter Zeitung.“ Unter Mitwirkung von Ernſt Kahn. 8. Jahrgang. Heft 1, 1929 Frankfurter Socletäts⸗Druckerei GmbH., Abtlg. Buchvertag, Franxr⸗ furt a. M. 1929. Auch das neue Heft 1 1929 der Wirtſchaftsturve utit Indexzahlen der Frankfurter Zeitung“ verfolgt an veichen ſtati⸗ ſtiſchen und bildlichen Materials die Entwicklung auf allen wich⸗ tigen Wirtſchaftsgebieten. Neben der laufenden Berichterſtattung be⸗ faßt ſich wieder eine Reihe von Sonderunterſuchungen mit artuellen Wirtſchaftsfragen, ſodaß das Heft 1 insgeſamt wieder recht wohl geeignet erſcheint zur Orientierung in den vielſeitlgen Teilerſchei⸗ nungen wirtſchaftlichen Lebens. * Handbuch der Deutſchen Aktiengeſellſchaften, Jahrgang 1929, Band 1. Verlag für Börſen⸗ und Finanzliteratur AG. Berlin W. 35. Wiederum beginnt ein neuer Jahrgaug dieſes gewaltigen Werkes, das ſeit 34 Jahren in äußerſt zuverläſſiger und praktiſcher Weſſe Über ſämtliche Aktiengeſellſchaften Deutſchlands, ca. 17 000, berichtet. Der ſoeben erſchienene 1. Band des Jahrganges 1929 behandelt etwa 40⁰⁰ Aktienunternehmungen. Die ausführliche Berichterſtattung über den wirtſchaftlichen und finanziellen Aufbau der einzelnen Geſellſchaften iſt beibehalten, ſodaß genaue Angaben über den Grün⸗ dungshergang, Zweck, Kapital, letzte Bllanz, fämtliche AR.⸗Mit⸗ glieder, Direktoren und Dividenden, ſowie Kursſtand der Aktien und Anleihen vorliegen. Ein genau gearbeitetes Firmen⸗ und Orts⸗ degiſter ſämtlicher deutſchen Aktkengeſellſchaften ermöglicht das ſchnelle Auffinden der geſuchten Firmen im vorliegenden ſowie im vorher⸗ gehenden Jahrgang. Um das Werk ſtändig auf dem Loufenden zu halten und ſtels die neueſten Abſchlüſſe bzw. Veränderungen zu bringen, erſcheint fedes Jahr ein Band, der diefenigen AG. enthält, die im vorhergehenden Quartal ihren Abſchluß amtlich veröffentlicht böw. bei denen weſenkliche Veränderungen ſtattgefunden haben. Das gediegen Werk hat ſich den Inteveſſentenkreiſen längſt als unentbehr⸗ lich exwieſen und bedarf kaum noch einer beſonderen Emofeßkung. Seehafenausnahmetariſe und Binnenſchiffahrt“ Die Nr. 13 der Verladerzeitſchrift„Der Schißfsfrachtendienſt“(Arpa⸗Verlag Gmbch. Hamburg 5) iſt der Binnenſchiffahrt gewidmet. Während eingangs die deutſche Reichsbahn, vertreten durch Regſerungsdirektor Or. Kurt Glefe, Hamburg, das Wort nimmt und das jetzige Tariſſyſtem zu vertetöigen ſucht, ſprechen in weiterem Verlaufe der Ausgabe füthrende Perſünlichketten der Binnenſchiffahrt ſelöſt, ſo u. a. auch Pr. Weber vom Fendelkonzern Mannheim, um die ungeheuren Schäden nachzuwetſen, welche durch die ſtetige Neueinführung von Seehafen⸗ aus nahmetarifen durch das Staffeltariffyſtem der Reichsbahn und durch die Nichteinführung der ſo dringend notwendigen Binnenum⸗ ſchlagstarife der deutſchen Binnenſchiffahrt entſtehen. Es wäre zu wünſchen, wenn dieſe abgerundete Ausgabe dazu eiträgt, die Diffe⸗ renzen zwiſchen Reichsbahn und Binnenſchiffahrt eiwes auszugleichen. 57 v. H. erhößt und in proviſionspflichtiger Rechnung von 5 v. H. PPP nne . Samstag, den 1. Juni 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Nr. 247 Note, macht sie INDIVIDUELLE MögLIE HUN gibt Wohnräumen persönliche behaglich, beffiedigt dauernd und ist daher preiswert. Gesteigert wird die Wirkung durch ge- sch mackvoll ausgesuchte Deko- rationen und Bezugsstoff GS EORG NEUER M O 8 E L. F AB RI K EBERBAC H, TELEPHON Nr. 17 wohnlich und 2 BArenk — 3 Iolal- Ausverkauf 5 wegen Geschäftsaufgabe N 15 50% Rabat Nelscartikel— Lederwaren Handkoner und große Reisekoffer Mumimumtouristenartikel lau, E 3, 17 F Schlafzimmer unter Fortfall teurer Laden- miete u. Ange stellt. Spesen sehr billig. Nheinausdr. 4 0 am bontardplatz Carl Graff repariert a Knudsen e L 7. 8 Telephon 23493. St72 UmZug naeh Hamburg Beiladegelegenheit ge⸗ boten. Zuſchr. u. O R 38 an die Geſchſt. *6050 Rechtsangelegenheiten, Schriftfätze. Eingaben u. dgl. werd. fachg. er⸗ ledigt. Angeb. u. B N 9 an die Geſchſt. *5960 Felegenbeitskauf! Große Auswahl in Marken-fäder von 65/ au. 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Junt 1929 Die achtzehnſaͤhrige Gottesgei Der Kunabengeneral— Ein Kuabe von 18 Jahren des amerikaniſ Briefe, die aus dem ſchwer zugänglichen Innern Nord⸗ weſtchinas eintreffen, melden nach der„United Preß“ zu⸗ verläſſig haarſträubende Einzelheiten von den Taten des Matſchongjing, des mohammedaniſchen Knabengenerals der Provinz Kanſu. Seine wilden Truppen ſollen längs der Grenze der Inneren Mongolei eine Anzahl großer und bluti⸗ ger Maſſakers auf dem Gewiſſen haben. „Kanſus Gottesgeißel“, wie dieſer 18jährige Burſche heißt, brach mit 25 000 Reitern in Nordkanſu ein, indem es ihm gelang, den ihn verfolgenden Armeen des Marſchalls isfüb ian auszuweichen. Verderben und Entſetzen ſäumten ſeinen Weg. Die Schätzung iſt zuverläſſig: Dieſer junge Mann hat mit ſeinen Reitern während der vergangenen zehn Monate, denn ſo lange iſt es her, daß er die Fahne des Aufruhrs in Kanſu entfaltet hat, 500 000 Menſchen ums Leben gebracht. Er war die Seele des Aufruhrs, der in der Provinz ein Re⸗ gime des Schreckens errichtet hat. Tiele Tauſende Menſchen wurden von ſeinen Soldaten hingemetzelt, aber auch der Tod der Uebrigen belaſtet ſein Gewiſſen, denn ſeine Soldaten haben die Einwohner ihrer letzten Nahrungsmittelvorräte beraubt und damit dem Hungertod ausgeliefert. Ein amerikaniſcher Miſſionar, der im fernen Kanſu einige Jahre verbracht hat, gibt eine packende Schilderung des mohammedaniſchen Räubergenerals. Dieſer Miſſionar lebte Deutſchland Rieſiger Waldbrand In den Waldungen des Grafen Wolff Metternich bei Mechernich(im Rheinland) wütete in der Nacht zum Donners⸗ tag ein ungeheurer Brand, dem ſchätzungsweiſe 1000 Morgen wertvollen Baumbeſtandes zum Opfer fielen. Das Feuer kam in der Nähe des Gutes Hombuſch, das kürzlich an einen Franzoſen aus dem Saargebiet überging, zum Ausbruch und fand in den rieſigen Beſtänden des abgeholzten Waldes reich⸗ liche Nahrung. Bezeichnend iſt, daß das geſchlagene Holz als Grubenholz demnächſt nach dem Saargebiet verladen werden ſollte. Die Bemühungen der zuſtändigen deutſchen Stellen, das Beſitztum in deutſchen Händen zu halten, waren leider er⸗ gebnislos geblieben. Bereits in den Nachmittagsſtunden war der Brand im Abnehmen und man hoffte auf baldige Lokali⸗ ſterung, als plötzlich an einer anderen Stelle die Flammen emporloderten und im dichten Geäſt des Hochwaldes ſich mit raſender Schnelligkeit weiter verbreiteten. Oeſterreich Ein Sechzehnjähriger boxt einen Dreizehnjährigen tot In einem Park in Wien hat ſich eine Tragödie unter Jugendlichen abgeſpielt. Ein 13jähriger wurde von einem 16jährigen durch einen Fauſtſchlag getötet. Um 7 Uhr abends kam der 16jährige Lehrling Karl Sommer in den Park, wo der 13jährige Wilhelm Biber mit ſeinem 12jährigen Bruder und einem Kameraden ſpielte. Sommer hegte gegen dieſen Kameraden ſchon ſeit längerer Zeit Feindſchaft und da er ihn nun traf, gab er ihm einen Fauſtſchlag ins Geſicht. Der 13jährige Biber nahm für ſeinen Freund Partei, worauf ſich Sommer gegen ihn wandte. Die Burſchen gerieten ins Raufen und es entſpann ſich ein regelrechter Boxkampf. Plötzlich verſetzte der Lehrling dem Biber einen Schlag in die Herzgegend; der Junge ſtürzte bewußtlos zu Bo⸗ den und mußte in das Kinderheim getragen werden, wo nur noch der Tod feſtgeſtellt werden konnte. England Ozeanreiſen auf Abzahlung Das Abzahlungsſyſtem, das in England und den Ver⸗ einigten Staaten einen ſehr großen Umfang angenommen hat, iſt jetzt auch auf die Ozeanfahrten übertragen worden, Eine engliſche Schiffahrtsgeſellſchaft machte im vorigen Jahre den Anfang, indem ſie in engliſchen und amerikaniſchen Zei⸗ tungen Rundreiſekarten auf Abzahlung anbot, die nicht nur für die Ozeanfahrt Geltung hatten, ſondern auch je nach der Herkunft des Retſenden volle Verpflegung auf dem euro⸗ päfſchen Kontinent oder in den Vereinigten Staaten boten. Der Reiſende braucht alſo unterwegs für Fahrt und Aufent⸗ halt nichts mehr zu zahlen. Wie die Geſellſchaft mitteilt, hat ſie bereits 2800 ſolcher Fahrkarten auf Abzahlung verkauft. Die Inhaber der Karten bilden den ſogenannten„Atlantiſchen Ferienklub“. Der erſte atlantiſche Abzahlungsreiſende hat An⸗ fang dieſer Woche von einem engliſchen Hafen ſeine Fahrt angetreten. Er beſucht Newyork, Washington und die Nia⸗ garafälle. Es wird nunmehr wohl nur noch eine Frage kurzer Zeit ſein, daß man eine Reiſe um die Welt auf Abzahlung unternehmen kann. f Späte Kriegsrache? Geheimnisvolle Mordanſchläge auf den engliſchen Sprach⸗ lehrer Wilden⸗ Hart beſchäftigen zurzeit ſehr lebhaft die Londoner Poltzei. Der Sprachlehrer bewohnt ein Landhaus in der Nähe der engliſchen Hauptſtadt. An zwei aufeinander folgenden Tagen wurde vom Garten aus auf ihn geſchoſſen, während er mittags ſein Eſſen einnahm. In beiden Fällen ging die Kugel haarſcharf an dem Kopf des Mannes vorbei. Die ſofort aufgenommenen polizeilichen Nachforſchungen hat⸗ ten kein Ergebnis. Man nimmt an, daß es ſich bei dem Mord⸗ anſchlag um einen Racheakt handelt, deſſen Gründe in die Zeit des Weltkrieges zurückreichen, Damals wurde Wioen⸗Hart wegen ſeiner Sprachkenntniſſe im engliſchen Geheimdienſt ver⸗ wendet, und zwar in Deutſchland, Polen, Rußland und Japan. Wahrſcheinlich hält eines der Opfer, denen er damals durch zeine Spionagetätigkeit zum Verhängnis wurde, nunmehr die Zeit der Rache für gekommen. Die Londoner Polizei hat einen ſtändigen Schutzdienſt für den bedrohten Mann ein⸗ gerichtet. be. 57 Kanſu bringt 500 000 Meuſch chen Miſſ ions nu den Tod— Die Erzählung in der Stadbt Mintſchau einige Wochen gerade gegenüber dem Hauptquartier Matſchongjings und hatte ſo Gelegenheit, ihn lange und eindringlich zu beobachten. Der 18 jährige hielt unter ſeinen wilden und grauſamen Reitern eiſerne Disziplin. Er zögerte nicht, den Behl zu den Gemetzeln zu geben, aber er war immer höflich gegen⸗ über den Fremden und ſpielte Baſeball mit den Kindern des Miſſionars. In Mintſchau hört der Knabengeneral, daß einige Mitglieder ſeiner Familie ermordet hatten. ſofort 10000 ſeiner Reiter aufſitzen. Sie ritten auf ihren herrlichen Pferden in 47 Stunden 176 Kilometer bei Null⸗ temperatur über 5000 Meter hohe Berge. Sie hatten Befehl, alle tibetaniſchen Dörfer, die an ihrem Wege lagen, auszu⸗ rotten und ſie taten es gern. Nach dem Miſſionar wurden 143 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und ihre Einwohner, Männer, Frauen und. getötet. Dann kam der Kna⸗ bengeneral ſeelenruhig nach Mintſch 5 zurück und ſpielte mit den Kindern des Miſſionars wieder Baſeball. Fengjühſiangs Armeen trieben die Armee des Knaben⸗ generals von einem Ende der Provinz Kanſu zum anderen, aber fangen ließen ſich Matſchongjings Mannen nie und ver⸗ raten wurden ſie auch nie, ſo ſehr hielten ſie die Bauern von Kanſu unter ihrer Terror. Jetzt ſind ſie im dürren Nord⸗ weſten der Provinz, ſind aber noch immer eine ſtändige Be⸗ drohung für die Dörfer, in die ſie von Zeit zu Zeit einbrechen. Tibetaner Er ließ Bulgarien Fahnenflucht eines ſüdfla miſchen Offigiers nach Bulgarien Ein in Anbetracht der ſchlechten bulgariſch⸗ſüdſlawiſchen Grenzbeziehungen beſonders bemerkenswerter Fall von Fah⸗ neuflucht hat ſich an der bulgariſchen Grenze bei Bresnik ereignet. Bulgariſche e, fanden in einem Gehölz unweit der Grenze einen ſüdſlawiſchen Hauptmann, der in der Nacht, von den beiderſeitigen Poſten unbemer kt, die Grenze überſchritten hatte. Der Haupmann ließ ich zum nächſten bulgariſchen Grenzpoſten führen und erklärte dem wachhabenden bulgariſchen Offkzier, daß er ein Ueberläu⸗ fer ſei. Nach kurzem Verhör wurde der Offizier nach Sofia gebracht. Er kann ſich, in Uniform und in Begleitung eines bulgariſchen Unterofftziers, in den Straßen von Sofia frei bewegen. Es verlautet, daß der Haupmann in Prisren in Garniſon lag und dort im Verlauf eines Zechgelages mit Zivilliſten ſich abfällig über die Belgrader Diktatur äußerte und mehrmals„Nieder mit Sivkowitſch“ rief. Der Vorfall kam ſeinen Vorgeſetzten zur Kenntnis. Der Haupt⸗ mann wurde nach Belgrad beordert, aber ſtatt deſſen fuhr er bis zur letzten ſerbiſchen Station Zaribrod vor der bulgari⸗ ſchen Grenze. Da er ſich natürlich in Offiziersuniform auch im Grenzzgebiet völlig frei bewegen konnte, bereitete es ihm keine großen ee eine geeignete Uebergangsſtelle nach Bulgarien zu finden. bulgariſche Preſſe Vorfall mit Intereſſe aufgegriffen und ſtellt ihn als einen i Die mit der neuen Belgrader Regierung nicht Perſien Um Turban und Landestracht Weit über zehntauſend Krieger verſchiedener halbwilder Stämme haben ſich in der Umgegend von Schiras gegen die Regierung erhoben. Der Aufſtand, der recht nene Cha⸗ rakter trägt, richtet ſich in erſter Linte gegen die Moder⸗ niſierungsbeſtrebungen der Regierung und beſon⸗ ders gegen das vom Parlament im Dezember vorigen Jahres angenommene Geſetz, das allen Perſern mit Ausnahme der Geiſtlichen und der Religionslehrer das Tragen des Turbans und der alten perſiſchen Tracht verbietet und ſtatt deſſen Schirmmütze und europäiſche Kleidung vorſchreibt. Außer⸗ dem aber rebellieren die Stämme gegen die neuerdings ein⸗ geführte allgemeine militäriſche Dienſtpflicht, die die Behörden in letzter Zeit mit Gewalt durchzuführen verſucht hatten. Da ſich bereits ſeit einiger Zeit— das Geſetz gegen den Turban war am 22. März in Kraft getreten— Anzeichen von Unruhe bei den Stämmen um Schiras bemerk⸗ bar machten, hatte die Regierung den ſehr einflußreichen Häuptling des Qaſhate⸗Stammes feſtgenommen und als Gei⸗ ſel nach Schiras bringen laſſen. Dieſe Maßnahme hat jedoch allem Anſchein nach nur dazu beigetragen, die Unzufriedenheit unter den Bergſtämmen zu erhöhen und den Ausbruch des zufrieden Aufſtandes beſchleunigt, Die Aufſtändiſchen fordern von der [Regierung Annt tllierung des Kleidungsgeſetzes ſowie des Mi⸗ litärdienſt⸗Geſetzes, Erlaubnis zum freien Tragen von Waf⸗ fen, Freilaſſung des Häuptlings der Qaſhaies und beſtimmte territoriale Konzeſſionen. Man befürchtet, daß die Rebellion noch größeren Umfang annehmen und auch in anderen Pro⸗ vrinzen Aufſtände hervorrufen wird. Bolivia Die„höchſte“ Schule der Welt Die Deutſche Schule in Oruro(Bolivien)— wohl die„höchſte“ deutſche Schule der Welt, da ſie über 3700 Meter hoch gelegen iſt— beſteht ſeit fünf. und hat ſich im ver⸗ gangenen Jahre gut entwickelt. Das Schuljahr 1928 begann mit 120 Kindern, ebenſo das Schuljahr 1929. Davon ſind der Abſtammung nach 30 Deutſche, 73 Bolivianer, 9 Chilenen, je 2 Peruaner, Holländer, Engländer und Südſlawen. Die An⸗ ſtalt beſteht außer einem e ee aus ſechs Klaſſen, ent⸗ ſprechend der bolivianiſchen Primarſchule, ſowie aus dem Internat, das 14 Kinder und ſechs 8 Halbinterne zählt, die Ar⸗ beit der Schule weſentlich Ae ützt und auch zum guten Ruf der Schule unbedingt beiträgt. Leiter der Schule iſt Fritz Berndt,(. Vorſitzender des Schulvereins Heimbert Hinze. Die deutſche Kolonie Oruros kann ſtolz darauf ſein, entgegen allen peſſimiſtiſchen Vorausſagen dank dem Opfer⸗ ſinn jedes ihrer Glieder, die Lebensfähigkeit der Schule be⸗ wieſen zu haben. Amerika Friedensſchluß in der Unterwelt von Chicago Die Verurteilung des berüchtigten amerikaniſchen Ban⸗ denführers Al Capone zu einem Jahre Gefängnis hat auf die Unterwelt von Chicago eine ſeltſame Wirkung gehabt. Die anderen Bandenführer haben ſich zuſammengetan und im Einverſtändnis mit Capone beſchloſſen, dem gegenſeitigen Bandenkrieg ein Ende zu machen und auf der Straße Frieden zu halten. Alle Zwiſtigkeiten ſollen in Zukunft durch einen Viererausſchuß geſchlichtet werden. Nur dieſer Ausſchuß ſoll berechtigt ſein, Maſchinengewehre und Gewehre zu beſttzen, damit er ſeinen Willen gegen diejenigen Genoſſen durchſetzen kann, die den Frieden brechen oder ſich ſeinen Anordnungen nicht fügen. Der Friedensſchluß iſt dadurch zuſtande gekom⸗ men, daß Capone nach ſeiner Verurteilung auf ſeine Stelle als„König der Unterwelt“ verzichtet und einen gewiſſen Torrio als ſeinen Nachfolger anerkannt hat. Torrio iſt der Vorſitzende des Viererausſchuſſes, zu deſſen Mitgliedern auch Capone zählt. Es iſt bezeichnend für die Zuſtände in Chicago, daß die nunmehr friedlich vereinigten Banden ein Geſuch an die Gerichtsbehörde richten wollen, in dem ſie unter Berufung auf ihre friedlichen Abſichten um möglichſt raſche Freilaſſung Capones bitten. Ihr räuberiſches Handwerk ſetzen ſie natür⸗ lich fort. Nur daß ſie ſich jetzt die 60 bis 70 Millionen Mark, die ſie im Jahre durch Schmuggel und Erpreſſung verdienen, nicht mehr gegenſeitig ſtreitig machen, ſondern unter ſich ver⸗ teilen. Die Polizei iſt gleichwohl ſehr froh, daß in der Unter⸗ hat den treffenden Beweis dafür hin, daß die jüngeren Offizierskreiſe ſind. welt von Chicago jetzt Frieden herrſcht, da nach ihrer Anſicht die Straße wieder ſicher werden wird, wenn die ewigen Schie⸗ ßereien der bisher feindlichen Banden aufhören. Man nimmt an, daß der Friedensſchluß wenigſtens für einige Zeit gehalten werden wird. Der Feuerwehrmann als Brandſtifter In der amerikaniſchen Stadt Peekſkill hat ſich wieder einmal der Fall ereignet, daß ein Feuerwehrmann ſein Beſtes getan hat, um der Feuerwehr Beſchäftigung zu verſchaffen. Der 42jährige Bürger der Stadt, John Manning, war immer der erſte Mann an der Spritze. Er war ſprichwörtlich geworden wegen der unfehlbaren Pünktlichkeit, mit der er ſich ſtets allen anderen voran auf der Brandſtätte einſtellte. Des⸗ halb erhielt er auch als einziges Mitglied der freiwilligen Feuerwehr einen klingenden Lohn für ſeine vorbildliche Tä⸗ tigkeit. Siebzehn Jahre hielt er dieſen ſeinen Ruf aufrecht, bis vor kurzem ſein wahres Geſicht zum Vorſchein kam. Ein großes Holzlager war in Brand geraten und Manning war, wie immer, ſchon auf der Brandſtätte anweſend, als die übri⸗ gen freiwilligen Feuerwehrleute anlangten. Zu gleicher Zeit traf aber auch der Polizeichef ein, um den eifrigen und vor⸗ bildlichen Feuerlöſcher unter dem dringenden Verdacht der Brandſtiftung zu verhaften. Manning, der nur mit Mühe überwältigt werden konnte, hatte ſich kurz vor dem Ausbruch des Brandes unter verdächtigen Umſtänden in der Nähe des Holzlagers zu ſchaffen gemacht. Er legte nach ſcharfem Verhör das Geſtändnis ab, daß er nicht nur in dem lettzen Falle, ſon⸗ dern auch in zahlreichen vorausgegangenen Fällen Brandſtif⸗ tung verübt hatte, da er von dem unwiderſtehlichen Verlangen erfüllt war, Flammen zu löſchen. Hierdurch fand auch ſein „Feuereifer“ und ſeine vorbildliche Pünktlichkeit eine natür⸗ liche Erklärung. Eine Windhoſe vernichtet Dorf Elstorf bei Hamburg Das Dorf Elstorf bei Hamburg wurde von geſucht, einer ſchweren Wirbelſturmkataſtrophe heim⸗ Obwoßl der Sturm nur 7. währte, genügte dieſe Zeit doch, das Dorf völlig in Trümmer zu legen. . — 13. Seite. Nr. 247 N Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3p. Samstag, den 1. Juni 1929 1 Hatonal. Theater Ein selfener Genus Iwan NMosfukin 3 eg das prächtige Filmwerk: 8 Carmen Boni 4 Fritz Alberſi Sonntag. 2. un 2 6 — in dem überragenden Großfilm: 299. 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So Rauf il Miele hängt der Film gewissermaßen in den beiden Angeln geschichtlicher Ver- A. Munsch N. Kaxtherechfiguag gangenheit und wirtschaftgeographischer Gegenwart und möchte über del den Augenblick hinaus allgemeines Interesse hervorrufen. 5 kintrittspreise 90 bis Mk..80— Vorverkauf an der Tageskasse 5 Heckel dugenlliche baben Zutritt! N 5 9 3, 10. 8161 kaufe Gold, Sllber, Brillanten, bess. An- züge, Pfandscheine, Musikinstrumente, Schallplatt., Münzen alte Waffen u sonst. „ hοο⁰οοο̊⁰⁰,ε n Das gute Lohrer Bier latter anfertigt Mäntel. Ko⸗ „eee o οοοοοο Gayern) ſtüme, Kleider, Kin. Vertretung für Mannheim und r dergarderobe.. 4 1 beitungen. a. 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