1 . ö 1 1 1 Donnerskag, 27. Juni 1929 Bezugspreiſe; In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 19/11 Baffermamhaus), Geſcheſts⸗Nebenſtellen Waldhoſſtr.6, b 19/20 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 . Mittag- Ausgabe Nr. 291— 140. Jahrgang Mannheimer General Anzeiger Beilagen: Sport und Spiel. Aus Zeit und Leben. Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs⸗Beilage. Aus der Welt der Technik. Wandern und Neiſen Geſetz und Necht Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei 1 925.. je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. Reklamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften füt beſtimmte Tage, Stellen u. 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Frankreich, England und Deutſchlaud, die Finanzminiſter häufig zur Ueberſchreitung des Budgets ge⸗ zwungen ſeien. Innenminiſter Skladkowſki und Handelsminiſter Kwiatkowſki ſagten als Zengen übereinſtimmend aus, daß die Beziehungen der Regierung zum Seim ganz in der Hand Marſchall Pilſudſkis gelegen hätten. Nach einer kleinen Unterbrechung der Verhandlung erſchien Marſchall Pilſudſki als Zeuge und gab eine längere Erklärung ab, in der er betonte, daß die Anklage eigentlich ihm und nicht dem Finanzminiſter gelte. Er ſei ſtolz darauf, daß er der einzige Menſch in Polen geweſen ſei, der den Mut gehabt habe, die Machtbeſug⸗ niſſe des Sejms zu beſchneiden. Die Anklage gegen Czechowiez ſei mit einem gemeinen Ritual mord zu vergleichen. Das Finanzgeſetz, das dazu gedient habe, den Finanzminiſter unter Anklage zu ſtellen, ſei voller Dummheit und Lächerlichkeit. Die Millionen ſeien auf ſeine eigene Anordnung dem Dispoſitionsfſond des Mini⸗ ſterpräſidenten überwieſen worden. Auf ſeine Anordnung ſei keine Rechenſchaft über die Verwendung des Geldes ge⸗ geben worden. Der Verſtand der Seim⸗Abgeordne⸗ ten ſei verdunkelt. Der Marſchall wandte ſich ſodann an die Vertreter der Anklage, die drei Sejm⸗Abgeordneten Liebermann, Piracki und Wyrzykowſki, und ſagte wörtlich:„Meine Hände, meine Herren, ſind rein und rie⸗ chen nicht ſo übel wie die Ihrigen.“ Nachdem Pilſudſki den Saal verlaſſen hat, proteſtierte der Abg. Liebermann gegen die von Pilſudſki ausgeſprochene Be⸗ leidigung des Sejm. Der Prozeß wird vorausſichtlich drei Tage dauern. Pointarée zum Neparationsproblem Politiſche Noungplan-Konferenz erſt im Auguſt? V Paris, 27. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Miniſterpräſident Poincaré iſt geſtern nachmittag mit ſeinem Expoſé vor den Kammerkommiſſtonen endlich zu dem wichtigen Abſchnitt der Reparationen gekommen. Wäh⸗ rend jedoch bisher nach Schluß der langen Sitzungen ausführ⸗ liche Auszüge aus ſeinen Erklärungen bekannt gegeben wur⸗ den, zeigte man ſich geſtern den Journaliſten gegenüber ſehr zurückhaltend. Nur einige ſpärliche Andeutungen über den Inhalt ſeiner Erklärungen wurden ihnen gegeben. Nach dieſen gab Poincaré an Hand der Dokumente des Gelbbuches über die Reparationsverhandlungen eine geſchichtliche Darſtellung der verſchiedenen internationalen Konferenzen, die der Reihe nach zu dem Londoner Zahlungsplan, dem Dawesplan und ſchließlich zum Plan Owen Youngs geführt haben. Der Mi⸗ niſterpräſident erinnerte dabei daran, daß Deutſchland auf Grund des Art. 231 des Verſailler Vertrages verpflichtet ſei, alle Kriegsſchäden an Perſonen und Sachen, die im ganzen auf etwa 210 Millionen Goldmark geſchätzt werden, zurückzuzahlen. Von neuem ſuchte Poincaré das Ruhraben⸗ teuer mit der Behauptung zu verteidigen, Deutſchland habe ſich ſeinen Verpflichtungen entziehen wollen. Durch den Ein⸗ marſch in das Ruhrgebiet habe ſich Frankreich damals 1300 Millionen Franken verſchaffen können, die nach Abzug aller Beſatzungskoſten einen Reingewinn von 300 Millionen übrig gelaſſen hätten. Da das Expoſé des Miniſterpräſidenten noch immer nicht zu Ende iſt und die Kommiſſion für ihre Beratungen noch einige Tage benötigen wird, wird es der Kammer nicht mög⸗ lich ſein, die auf morgen angekündigte Debatte über die Schulden⸗ und Reparationsfrage zu beginnen. Ein Teil der Interpellanten hat bereits ſeine Zuſtimmung ge⸗ geben, die Debatte zu verſchieben. Die Regierung wird heute nachmittag die Kammer erſuchen, auf die morgige Ausſpeache zu verzichten und erſt gegen Ende der nächſten Woche in die Behandlung der Interpellationen über die Kriegsſchulden⸗ und Reparationsfrage einzutreten. Auch die Ratifizie⸗ rung des Voungplanes durch das franzöſiſche Par⸗ lament wird vorausſichtlich erſt in einem ſpäteren Zeitpunkt ſtattfinden. Briand erklärte geſtern den Mitgliedern der Kammer⸗ kommiſſion in offiziöſer Form, daß die politiſche Kon⸗ ferenz wahrſcheinlich erſt im Auguſt zuſammen⸗ treten könne, ſo daß die franzöſiſche Kammer nach der Rati⸗ fizierng des Schuldenabkommens vertagt werden müſſſe und ſich erſt im Herbſt mit dem Noung⸗Plan beſchäftigen könne. Dem„Newyork Herald“ zufolge, hat Briand in ſeiner geſtrigen Unterredung mit Sir William Thirell ſich dahin ge⸗ äußert, daß es für ihn und den Miniſterpräſidenten Poincaré ſehr ſchwerig ſein werde, im Laufe des Monats Juli Paris zu verlaſſen, denn die Debatte über die Kriegsſchuldenfrage erfordere die Anweſenheit des Miniſterpräſidenten und des Außenminiſters.„Newyork Herald“ ſchließt aus dieſer Mit⸗ teilung Briands, daß die franzöſiſche Regierung große An⸗ ſtrengungen mache, um die Einberufung einer politiſchen Kon⸗ ferenz nach London zu verhindern. 5 Im„Journal“ wird die Abhaltung der volitiſchen Konferenz in einem neutralen Lande empfohlen. Da Poin⸗ caré in dieſem Falle wahrſcheinlich der einzige anweſende Re⸗ gierungschef ſein werde, ſo müſſe ihm der Vorſitz der Kon⸗ ferenz übertragen werden, umſomehr, als Frankxeich ſowohl in Bezug auf die Reparationen als auch die Rheinland⸗ rTäumung die am meiſten intereſſierte Macht ſei. Uebrigens werde Poincaré, der einzige Staatsmann, der die Augelegen⸗ heiten von Grund auf kenne, behauptet das„Journal“, auf alle Fälle die Leitung der Konferenz übernehmen, ſei es auch nur durch telephoniſch übermittelte Direktiven. Daladier über Moungplan und Räumung y Paris, 27. Juni.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Der Vorſtand der radikalen und radikalſozialen Partei ver⸗ anſtaltete geſtern abend ſeine Monatsbeſprechung, in der der Vorſitzende, der Deputierte Daladier, den Bericht über den Moungplan lieferte. Daladier interpretierte bei dieſer Gelegenheit die hier vielfach mißverſtandenen Darlegungen des Reichsaußenminiſters über den Youngplan und ſagte in dieſem Zuſammenhang folgendes: 5 „Ich nehme an, daß Dr. Streſemann bei der Zeitangabe von zehn Jahren daran dachte, daß möglicherweiſe nach Ab⸗ lauf von zehn Jahren die nicht kommerzialiſierten Schulden⸗ reſte annulliert werden könnten.“ Daladier hob ſodann her⸗ vor, daß die internationale Reparationsbank unter die Kon⸗ trolle des Völkerbundes geſtellt werden ſollte. In der ge⸗ ſamten Räumung des Rheinlandes erblickte der Vor⸗ ſitzende der radikalen und radikalſozialen Partei nicht allein die Vorbedingung für eine dauerhafte und notwendige fran⸗ zöſiſch⸗deutſche Annäherung, ſondern auch den Ausgangspunkt für eine praktiſche Durchführung der Rüſtungsbeſchränkungen. Verbot der„Pfälziſchen Rund ſchau“ für Frankreich Wegen ihrer Stellungnahme zu Beſaugon Die Pfälziſche Rundſchau in Ludwigshafen iſt wegen ihrer Stellungnahme zum Freiſpruch im Prozeß von Beſan⸗ con für Frankreich verboten worden. Das Verbot bezieht ſich entgegen andern Meldungen nicht auf das beſetzte Ge⸗ biet. Mit dieſem unbegreiflichen Verbot hat die ver⸗ antwortliche Pariſer Stelle zweifellos einen böſen Bock ge⸗ ſchoſſen, und die franzöſiſchen Journaliſten im Reich, die be⸗ kanntlich jede erdenkliche Freiheit genießen, brauchen ſich nicht zu wundern, wenn ihnen in Zukunft etwas ſchärfer auf die Finger geſehen wird. Sehr mit Recht bemerkt das be⸗ troffene pfälziſche Blatt: „Man ſtelle ſich nur einmal den umgekehrten Fall vor, daß die deutſche Regierung eine franzöſiſche Zeitung in ganz Deutſch⸗ land verbteten wollte. Welch ein Geſchrei würde in dem Lande ein⸗ ſetzen, deſſen prominenter Männer einer kurz vor Kriegsausbruch noch feierlich bekannte, die Preſſefreiheit habe ihren Siegeszug um den ganzen Erdball gemacht. Selbſt als im vorigen Jahr der Ber⸗ liner Vertreter des Echo de Paris in einer unerhört be⸗ leidigenden Art und Weiſe das ganze deutſche Volk mit ſeinen Arti⸗ keln herabſetzte, daß ſogar einſichtige franzöſiſche Blätter von dieſer Art Journaliſtik entſchieden abrückten, hat dite Reichsregierung kein Verbot des Blattes ſelbſt ausgeſprochen, ſondern ſie gab Herrn Blun perſönlich ihre Auffaſſung zu verſtehen, die ſie von der hohen Miſſion des Publiziſten hat. Frankreich aber, das ſich ſonſt ſo gern als ein Hort der Meinungs⸗ und Geſinnungsfreiheit preiſen läßt, ſcheint ſeine beſondern Auffaſſungen über die Handhabung der Preſſefreiheit mit einem Verbot unſers Blattes dartun zu wollen.“ Allerdings eine merkwürdige Preſſefreiheit, die bei den Herrn Generalen des beſetzten Gebiets in die Schule gegangen zu ſein ſcheint! Verfrühte Friedenshymne [(Von unſerem Konſtantinopeler Vertreter) Als die türkiſche Nationalverſammlung vor kurzem in die Sommerferien ging, gaben ihr der Miniſterpräſident Is met Paſcha und der Außenminiſter Tewfik Rüſchdi Bey zur Verſüßung der Ferien die ſtark betonte Verſicherung mit, die Einigung mit Frankreich und Griechenland ſei ſo gut wie vollzogen, die Türkei hätte nun ringsum mit keinem Nach⸗ barn mehr irgend welche Streitfragen. In den Reden der beiden Miniſter war dann weiter geſagt, die Regelung der Streitigkeiten mit Paris und Athen ſei ein Erfolg der tür⸗ kiſchen Politik, gleich darauf aber war auffällig viel von„not⸗ wendigen Opfern im Intereſſe des Friedens“ die Rede, und man hatte daran den Verdacht geknüpft, daß entweder die Türkei ſtarke Zurückzieher gegenüber früheren Forderungen gemacht hätte, oder daß die Friedenshymne doch noch etwas allzu ſehr nach Vorſchußlorbeer röche. Dieſe Meinung hat ſich nur zu ſchnell als richtig erwieſen. Von den Verhandlungen mit Frankreich, die angeblich ſchon vorvorige Woche bezüglich der Bahn Adana—Merſine und bezüglich der ſyriſchen Grenze ſoweit gediehen ſein ſollten, daß bis zum 15. Juni das Abkommen paraphiert würde, iſt es im Augenblick ganz ſtill geworden, und was man über die Bedingungen gehört hat, ſieht nicht nach einem Siege der tür⸗ kiſchen Regierung aus. Immer noch iſt die Meldung der halb⸗ amtlichen Zeitung„Milliet“ nicht dementiert, wonach man die Bahn Adana—Merſine, die man urſprünglich nicht einmal in gemiſchter türkiſch⸗franzöſiſcher Verwaltung laſſen wollte, weiter an die franzöſiſche Regieverwaltung verpachtet hat. Und die Grenzregelung ſoll ſich auf die Angliederung von eini⸗ gen Dörfern an die Türkei beſchränken. Von der vorher tür⸗ kiſcherſeits geforderten Autonomie Alexandrettes iſt nicht mehr die Rede, und die Verhandlungen über die türkiſchen Grund⸗ bebeſttzer in Syrien ſind offen eingeſtandener Maßen über⸗ haupt noch nicht zum Abſchluß eines Abkommens reif. Immer⸗ hin ſteht es ſo aus, als ob man mit Frankreich wenigſtens in abſehbarer Zeit zu einem ſo oder ſo gearteten Abkommen ge⸗ langen würde. Viel klarer haben ſich die Reden der türkiſchen Miniſter in dem Streit mit Griechenland als verfrühte Jubelfanfaren erwieſen. Kaum daß Ismet Paſcha und Tewfik Rudſchi Bey ihre Reden gehalten hatten, da kam ein recht böſer Schlag von Athen. Der damalige griechiſche Außenminiſtee Kara⸗ panos erklärte in der Kammer, in Athen ſei von einer Ei⸗ nigung nichts bekannt, und wenn der griechtiſche Dele⸗ gierte Pappas etwa auf Grund der eben erſt bekannt gewor⸗ denen türktſchen Abänderungsvorſchläge zu dem von Grie⸗ chenland angenommenen neutralen Vermittlungsvorſchlag ein Abkommen angenommen hätte, ſo hätte er ſeine Inſtruktionen überſchritten. Zuerſt hieß es dann weiter, der griechiſche De⸗ legierte werde abberufen und durch einen andern erſetzt wer⸗ den, dann ſollte er nur zur Berichterſtattung nach Athen kom⸗ men und ſchließlich begnügte man ſich, den zweiten Dele⸗ gierten Dianmantopulos nach Athen zu berufen. Inzwiſchen trat die griechiſche Regierung ähnlich wie in früheren ſolchen Fällen zurück, das verzögerte die Entſche:dung noch mehre, und ſo iſt die Sache dann auf die lange Bank geſchoben worden. Nun bringt die Preſſe die Meldung, der Delegierte Diaman⸗ topulos werde aus Griechenland mit den neuen Inſtruktio⸗ nen zurückkehren. Der letzte Streit hat ſich übrigens wieder um die Höhe der Barauszahlung aus der von den Griechen geſtellten Garantie von 500 000 Pfd. Sterling gedreht, die die Türken in ihrer Finanznot möglichſt hoch halten, die Griechen in der gleichen Geldknappheit natürlich möglichſt niedrig aus⸗ zahlen möchten. Soweit die Einzelheiten des Zwiſtes, die für die Tür⸗ ken allzu reale Bedeutung haben, den Griechen aber in erſter Linie als Vorwand für ihre Verſchleppungstaktik dienen. An ſich könnte dieſes Gezänk die Welt außerhalb der beiden Län⸗ der kalt laſſen. Aber einmal ſteht bei dieſem Streit Muſſo⸗ linis Mittelmeerpolitik dauernd in Gefahr, und anderſeits zeigt das Verhalten der Griechen, daß ſie weit von dem Geiſte entfernt ſind, den Muſſolini ſo gern bei ihnen bezüglich der Türken ſähe. Türke und Grieche ſind nach wie vor als Erb⸗ feinde zu werten, die ſich unter dem Druck gewiſſer Verhält⸗ niſſe zu zeitweiligem Burgfrieden zuſammenfinden können, nie aber ihre Feindſchaft vergeſſen, immer auf die günſtige Gelegenheit warten werden, den andern Teil an der Gurgel zu faſſen. Augenblicklich überwiegt dieſes Gefühl gefahr⸗ drohend bei den Griechen, während die Türken im Sinne ihres Aufbaus ernſt auf Erhaltung des Friedens bedacht ſind. Wie ſte die Lage aber einſchätzen, zeigt ihre dauernde Rüſtung. Hier wirkte kürzlich das nachher allerdings griechiſcher⸗ ſeits dementierte Interview des Miniſterpräſidenten mit dem Vertreter der Radio⸗Agentur, in dem er von dem Seewett⸗ rüſten zwiſchen Griechen und Türken ſprach, wie bedenkliches Wetterleuchten. Hat Venizelos dieſe Aeußerung nicht getan, ſo liegen doch ſoviel in der gleichen Richtung laufende griechiſche Aeußerungen beſonders bezüglich der Reparatur des von ihnen ungemein gefürchteten Kreuzers Jawus, der fröheren Göben, vor, daß man deutlich den Geiſt der angeblichen Worte Venizelos'! wieder erkennt. So zeigen die jetzigen Verhandlungen in Angora mit ihrem ſtändigen Hin und Her ſelbſt dann, wenn ſte vorübergehenden Erfolg hätten, den⸗ noch, daß im Verhältis zwiſchen Athen und Angora der alte Brandherd des Orients weiter glimmt und nur auf einen günſtigen Luftzug wartet, um wieder aufzulodern. Der Schwedenkönig in Eſtland — Stockholm, 26. Juni. Der ſchwediſche König hat ſich heute zu einem offiziellen Beſuch nach Eſtland und Lettland eingeſchifft. 2. Seite. Nr. 291 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 27. Juni 1929 Die kichshilße für die Landwirtſch aft Das Agrarkompromiß vor dem Reichstag Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Arbeiten des Reichstags, die noch vor der großen Sommer⸗ pauſe erledigt werden ſollen und müſſen, eilen mit Rieſen⸗ ſchritten dem Ende zu. Man will, wenn irgend möglich, ſchon heute zum Schluß kommen. So begann man denn geſtern gleich mit der Beratung des landwirtſch aftlichen Hilfsprogramms, wie es friſch aus dem handelspoli⸗ tiſchen Ausſchuß hervorgegangen iſt. Kein Zweifel, daß die verſchtedenen Vorſchläge, die ſich auf die Getreidezölle, die Aufhebung der Verordnung über die Einfuhrerleichterungen, die Erhöhung des Zolls auf Kartoffeln, Butter, Molkerei⸗ produkte und die Neuregelung des Zuckerpreiſes beziehen, deutliche Merkmale eines mühſam erzielten Kompromiſ⸗ ſes tragen. Dennoch verdient es alle Anerkennung, daß es dem raſtoſen Eifer und der vor keinen Widerwärtigkeiten zurückſchreckenden Energie des Ernährungsminiſters Diet⸗ rich gelungen iſt, noch kurz vor Toresſchluß dieſe Hilfs⸗ maßnahmen durchzuſetzen. Von den Vertretern der Deutſch⸗ nationalen aber und der kleinen Bauernparteien ward ihm kein Dank zuteil. Man verübelte es ihm beſonders, daß er die Beſeitigung des Gefrierfleiſchkontingentes, das noch in Höhe von 50 000 Tonnen beſteht, uicht zugeben will. Die Regierungsparteien, die am Dienstag im Ausſthuß einem gegen dieſe Einfuhr gerichteten Antrag zugeſtimmt hat⸗ ten, revdierten ihre Haltung geſtern und ſchloſſen ſich der Auf⸗ faſſung des Miniſters an. Mitgeſprochen hat offenbar auch die Stellungnahme des Auswärtigen Amtes, das von ſolcher Entſcheidung wohl eine Beeinträchtigung unſerer Beziehungen zu Argentinien, dem klaſſiſchen Land des Gefrierfleiſchs, befürchtet haben mag. Gewiß bedeutete für dieſe agrariſchen Gruppen im Reichstag dieſer Beſchluß, den ſie uls ein Zurück⸗ weichen vor der Sozialdemokratie auslegten, eine Enttäu⸗ ſchung, die ſie verleitete, in ihrer Kritik das trotzdem Erreichte nicht ſo zu würdigen, wie es nach Lage der Dinge wohl an⸗ gebracht geweſen wäre. Man konnte es daher dem Reichs⸗ ernährungsminiſter nachfühlen, daß er mit dem ihm eigenen Temperament die von rechts her gegen ihn erhobenen Vor⸗ würfe, die namentlich von den Herren Fehr und Hepp in perſönliche Zuſpitzungen gekleidet wurden, zurückwies. Daß es wahrlich keine leichte Aufgabe iſt, in einem Kabinett, in dem die Sozialdemokraten dominierten, praktiſche Agrarpolitik zu tretben, bewies ja zur Genüge, die ganz aufs Agitatoriſche abgeſtellte Rede des Sozialdemokraten Dr. Hertz, von dem füglich bezweifelt werden darf, ob er überhaupt in landwirtſchaftlichen Dingen als ernſt zu neh⸗ mender Wortführer ſeiner Fraktion angeſprochen werden kann. Herr Hertz wetterte, was das Zeug hielt, gegen die Schutzzollpolttik, die völlig zu ſabotieren immerhin ſeine Par⸗ tet unter dem Zwang unerbittlicher Tatſachen nicht gewagt hatte, und er kränkte die Bauernfront durch die leichtfertig hingeworfene Bemerkung, daß alle Nöte der Landwirtſchaft eigentlich nur aus ihrer Rückſtändigkeit reſultterten. Ein Proteſtſturm, den Präſident Lebe nur mühſam dämpfen konnte war die Folge. Das Kompromiß ſelbſt wurde in dieſem erſten Teil in der Ausſchußfaſſung vom Hauſe gebilligt. Der zweite Teil, über den man ſich inzwiſchen im Ausſchuß auch einig geworden iſt, ſoll heute verabſchiedet werden. Erregt, wie die Debatte be⸗ gönnen, klang ſie aus: Ein hagerer Mann forderte von ber Tribüne aus den Reichstag auf, des notleidenden Bäuern⸗ ſtandes zu gedenken. Der Demonſtrant, der offenbar den Sinn der Abſtimmungen nicht verſtanden hatte, wurde mit ſanfter Gewalt entfernt. Jetzt endlich war die Bahn frei für die dritte Leſung des Etats, die denn auch unverzüglich in Angriff genom⸗ men wurde. Es ging ſozuſagen Schlag auf Schlag. Außen⸗ und Innenetat, der Haushalt des Arbeits⸗, Wirtſchafts⸗ und des Miniſteriums der beſetzten Gebiete, des Reichspräſidenten und des Kanzlers wurden angenommen, ohne daß es zu größeren Debatten gekommen wäre. Man überließ der Oppo⸗ ſition das Feld, die ſich indes mit gelegentlichen kleinen Vor⸗ ſtößen begnügte. Die Abſicht, ſchon heute in die Ferien zu gehen, haben die Kommuniſten durchkreuzt, indem ſie Einſpruch gegen die ſofortige dritte Beratung der Getreideanträge erhoben. * Wann tritt der Reichstag wieder zuſammen? Für den Wiederzuſammentritt des Reichstags iſt, wie wir aus parlamentariſchen Kreiſen erfahren, der 20. Aug uſt vorgeſehen. Die Tagungs dauer ſoll jedoch 14 Tage nicht über⸗ ſchreiten. Die Wintertagung des Reichstags ſoll Anfang November beginnen. Die Oppoſition der Sozialdemokraten [] Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Während der Verhandlungen, die zwiſchen den Regierungs- parteien in den letzten Tagen über das agrariſche Sofort⸗ Programm gepflogen wurden, haben, wie wir wiederholt an⸗ deuteten, die Sozialdemokraten eine vielfach ſehr intranſigente Haltung eingenommen. Der größte Teil der geſtern vom Reichstag angenommenen Hilfsmaßnahmen iſt gegen die Stimmen der Sozialdemokratie verabſchiedet wor⸗ den. Auch bei den geſtrigen Beratungen im handels⸗ politiſchen Ausſchuß, bei denen es ſich um Erleich⸗ terungen zugunſten der Getreidewirtſchaft handelte, haben die Sozialdemokraten gegen die Aufhebung der Zwiſchenzölle und auch gegen den Antrag der bürgerlichen Regierungsparteien zum Getreidemahlzwang geſtimmt, obwohl ſie vorher ſich im Prinzip für dieſe Geſetzesverordnung ausgeſprochen hatten. Es ſcheint, daß noch im letzten Augenblick die Sozialdemo⸗ kratie mit der Mehlzollerhöhung Schwierigkeiten im Reichstag bereiten will. Nach dem„Börſenkurier“ hat näm⸗ lich der ſoztaldemokratiſche Fraktionsvorſtand geſtern noch am ſpäten Abend ſich mit der in Ausſicht genommenen Mehlzoll⸗ erhöhung befaßt, die durch die Aufhebung der Zwiſchenzölle und durch das Zuſatzabkommen zum deutſch⸗franzöſiſchen Handelsvertrag ermöglicht worden iſt. Die Sozialdemokraten beabſichtigen, wie das Blatt behauptet, heute den Kvalitions⸗ parteien zu eröffnen, daß ſie einer Erhöhung des Mehlzolls bon 12.50 auf 18.50„ unter keinen Umſtänden zuſtimmen und vor allen Dingen ſie auch nicht tolerieren würde. Sie begründet ihre Haltung damit, daß die Mehlzollerhöhung mit dem Verzicht auf die autonomen Zölle, die allein die Sozial⸗ demokraten zu dem Agrarkompromiß bewogen haben, un⸗ vereinbar ſei. Selbſtmordverſuch auf der Reichstagstribüne J Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Faſt unbemerkt hat geſtern auf der Zuhörertribüne des Reichstages ein Beſucher, ein 29jähriger Kaufmann, einen Selbſtmordverſuch' gemacht. Er öffnete ſich mit einer Raſier⸗ klinge die Pulsadern und fiel plötzlich bewußtlos zu Boden. Reichstagsbeamte legten dem Lebeusmüden einen Notverband an und ſchafften ihn zur Rettungsſtelle. Da der Vorgang in der hinterſten Reihe der Tribüne ſich ereignete, wurde im Saal der Zwiſchenfall gar nicht bemerkt. Der Lebensmüde ſoll den Selbſtmordverſuch im Reichstag unter⸗ nommen haben, um die Abgeordneten auf ſich und ſeine troſt⸗ loſe Lage aufmerkſam zu machen, da er ſchon feit längerer Zeit ſtellungslos iſt. **—ů—-„—-—————————— Gewerkſchaften und Houngplan Der Vorſtand des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchafts⸗ bundes hat am Mittwoch an den Reichskanzler und an den Reichsfinanzminiſter ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: „Zu den Verhandlungen in Paris ſind Gewerkſchaftsver⸗ treter trotz unſeres ausdrücklichen Wunſches nicht hinzugezo⸗ gen worden. Es konnten deshalb in dem Poung⸗Plan Be⸗ ſtimmungen aufgenommen werden, die für die Arbeitnehmer⸗ ſchaft beſonders abträglich ſind. Umſyp dringlicher iſt bei dem bevorſtehenden Zuſammentritt des im Young⸗Plan vor⸗ geſchlagenen Organiſationskomitees die Hinzuztehung von Gewerkſchaftsvertretern, damit bei der Abfaſſung der Ausfüh⸗ rungsbeſtimmungen wenigſtens dieſe Fehler, ſoweit möglich, wieder ausgeglichen werden können. Wir müſſen umſo mehr auf der Berückſichtigung unſerer Forderungen beſtehen, als der Arbeitnehmerſchaft jetzt anſcheinend auf anderen Gebieten Opfer zugemutet werden ſollen, die ohnedies tiefe Erregung in ihren Kreiſen auslöſen. Zahlungseinſtellung bei der Verliner Veamten vereinigung Die Berliner Beamtenvereinigung hat, wie die Berliner „Nachtausgabe“ erfährt, ihre Zahlungen eingeſtellt. Mitglie⸗ der der Vereinigung ſind in der Hauptſache Beamte, daneben aber auch Geſchäftsleute und Privatperſonen. Der Geſchäfts⸗ kreis der Vereinigung iſt ziemlich groß, die Zahl ihrer Mit⸗ glteder beträgt nicht weniger als 9 bis 10 000. Beſonders empfindliche Verluſte brachten der Vereinigung Kredite, die ſie an die Fahrradin duſtrie gegeben hat, ein erheblicher Teil der Einlagen dürfte als verloren anzu⸗ ſehen ſein. In informierten Kreiſen wird die Unter⸗ bilanz auf mehr als eine Million Mark geſchätzt. Strafbare Handlungen des Vorſtandes ſollen nicht in Frage kommen. Anſcheinend hat man es aber an der nötigen Vorſicht fehlen laſſen. Am lächſten Montag findet eine Gläutbigerverſammlung ſtatt. Zentrumsfraktion wählt erſt im Herbſt — Berlin, 26. Juni. Die Zeutrumsfraktiyn des Reichs⸗ kags hat heute beſchloſſen, die Wahl des Fraktionsvorſtaudes erſt im Herbſt vorzunehmen. Den Sommer über wird der Abg. Biüning die Jutereſſen der Fraktion wahrnehmen. Maſſenkundgebungen der Autonomiſten Wie in Straßburg, ſo haben auch in Kolmar am Mittwoch abend autonomiſtiſche Maſſenverſammlungen ſtattgefunden, an denen jedoch die Kommuniſten nicht teilnahmen. Der Abg. Hauß kündigte an, daß er nach Inkrafttreten der Amneſtie zugunſten ſeines Freundes Roſſée auf ſein Mandat verzichten werde. Der Abg. Thomas verſprach eine freundſchaftliche Zuſammenarbeit mit der Regierung unter der Vorausſetzung, daß letztere wirklich den„guten Weg“ be⸗ ſchreiten werde. Dr. Roos, der begeistert begrüßt wurde, erklärte, die Autonomiſten ſeien bereit, die Hand zu ergeifen, die die Re⸗ gierung ihr entgegenſtrecke. Sie würden jedoch nichts von ihren Forderungen aufgeben und den Kampf bis z u m Siege fortſetzen. Die Autonomiſten ſeien bereit, die Ver⸗ gangenheit zu vergeſſen. Das werde ſie aber nicht daran hin⸗ dern, ſich zur Verteidigung der Intereſſen ihrer Heimat zu⸗ ſammenzuſchließen. Schall verlas eine ähnliche Ent⸗ ſchließung. 5 Danzig Polen Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Bütro). Von einem neuen polniſchen Uebergriff gegen Danzig wird der „D. A..“ berichtet. Darnach iſt in einem geheimen Abkommen zwiſchen dem Präſidenten der polniſchen Staatsbahnverwal⸗ tung und dem diplomatiſchen Vertreter der Republik Polen in Danzig vereinbart worden, die durch Danzigs polniſche Ver⸗ träge und Entſcheidungen des Völkerbundes feſtgeſetzte Ein⸗ ſtellung Danziger Staatsbürger in den polniſchen Eiſenbahn⸗ dienſt von einem ausführlichen Gutachten des diplomatiſchen Vertreters Poleus in Danzig abhängig zu machen. Dieſe Vereinbarung läuft ganz unverkennbar auf eine unzuläſſige Einmiſchung in die innerſtaatlichen Angelegen⸗ heiten Danzigs hinaus. Kein Mord an Dr. Pinkus — Warſchau, 26. Juni. Die Kriminalpolizei hat nunmehr zweifelsfrei feſtgeſtellt, daß der Tod des Kaufmanus und Ingenieurs Dr. Pinkus durch Sturz aus dem A b⸗ teil erfolgt iſt. Ein Verbrechen liegt nicht vor. Der Verlauf der Unterſuchung hat es wahrſcheinlich gemacht, daß Dr. Pinkus leſend auf der hinteren Plattform des letzten Wagens ſtand und ſich an die Tür lehnte, die nicht richtig geſchloſſen wär. In einer Kurve dürfte er daun herausgefallen ſein. Vadiſche Politik Aus der Deutſchen Volkspartei Die Deutſche Volkspartei entfaltete in den letzten Wochen wiederum eine reiche Tätigkeit. So fanden ſowohl in Kon⸗ ſtauz wie in Freiburg zweitägige politiſche Informations⸗ kürſe ſtatt, die ſich eines außerordentlich guten Beſuches er⸗ freuten. Die Vorträge wurden von den Aba. Gündert, Dr. Mattes, Obkircher, Wilſer, Direktor Weber ſowie General⸗ ſekretär Wolf beſtritten. Am kommenden Samstag und Sonn⸗ tag findet eine derartige Informationstaauna in Karls ⸗ ruhe ſtatt. Generalſekretär Wolf ſprach am Montag abend in einer überaus ſtark beſuchten Mitgliederverſammlung in Heidel⸗ berg. Seine eingehenden und ausführlichen Darlegungen über den Voung⸗Plan ſowie die Forderung, daß die Annahme des Young⸗Planes nur mit der Räumung des beſetzten Ge⸗ bietes vereinbart werden könne, fanden einmütige Zu⸗ ſtimmung. Sein Apell an alle vaterländiſch denkende Kreiſe ſich ohne Rückſicht auf Partei⸗ und Weltanſchauung zu einer nationalen Notgemeinſchaft zur Befreiung des Vaterlandes zuſammenzuſchließen, löſten ſtärkſten Beifall aus. Innen⸗ politſch forderte der Redner ſtabilere Verhältniſſe in der Re⸗ gierung, Verminderung der Parlamente und Abaeordneten⸗ zahl, ſowie ſtarke Rationaliſierung der parlamentariſchen Ar⸗ beit. Auf dem Gebiet der Wirtſchaftspolitik nahm er eingehend zu den von der Deutſchen Volkspartei getroffenen Maß⸗ nahmen, wie Steuerſenkungsaktion, Arbeitsloſenverſicherung uſw. Stellung. Die Ausführungen, die mit großem Beifall aufgenommen wurden, löſten eine ſehr anregende Ausſprache aus. Gewitter über Verlin Blitzſchlag in den Landtag und die Univerſttät Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Während im allgemeinen die Gewitter ihre Hauptkraft an der Peripherie der Reichshauptſtadt zu entladen pflegen, kam das geſtrige Unwetter unmittelbar über Berlin zum Ausbruch. Die Folge war, daß der Blitz mit großer Gewalt vielfach in Häuſer einſchlug. Einer der erſten dieſer Blitzſchläge traf das Landtatzsgebäude gegen Schluß der Plenar⸗ ſitzung während eines heftigen Rededuells zwiſchen dem Sozialdemokraten Heilmann und dem Nationalſozialiſten Kube. Der Einſchlag war von einem ohreubetäubenden Ge⸗ töſe begleitet, ſo daß alles im Saale verſtummte. Wie ein Flammenzeichen an der Wand wurde hinter dem Präſidentenſtuhl für den Bruchteil einer Sekunde ein Feuer ſtreifen ſichtbar. Kube rettete die Situation durch einen Witz indem er den Sozialdemokraten zurief, auch bei ihnen würde es gleich einſchlagen. Wie man ſpäter feſtſtellte, hatte der Blitz einen Teil des Daches fortgeriſſen ſowie ein großes Stück des Gemäuers etwa zehn Zentner Steine, am Haupteingang auf die Straße geſchmettert. i Faſt gleichzeitig traf ein heftiger Blitzſtrahl auch die Ber⸗ liner Univerſität. Der Einſchlag war von einem heftigen Donnerſchlag begleitet. In ſämtlichen Räumen erloſch das elektriſche Licht, ſo daß der ganze Bau im Dunkeln lag. Die Vorleſungen mußten infolgedeſſen abgebrochen werden. Der etwa zweiſtündige wolkenbruchartige Gewitterregen rief in verſchiedenen Stadtteilen große Ueberſchwemmungen hervor. Bei der Feuerwehrzentrale liefen in dieſer Zeit nicht weniger als 150 Alarmmeldungen ein. Beſonders ſchlimm ſah es in der Frankfurter Allee aus, wo gegen ſieben Uhr abends ein Waſſerrohr platzte und die im Bau befindlichen Untergrundbahnſtöcke unter Waſſer ſetzte. Die Fahrdämme bildeten bald einen einzigen See, ſo daß der geſamte Straßenbahnverkehr umgeleitet werden mußte. Ein Fuhrwerk ſtürzte in die überſchwemmte Bau⸗ grube der Untergrundbahn. Der Kutſcher konnte ſich nur durch ſchnelles Abſpringen retten, das Pferd wurde von der Feuerwehr geborgen. Eine umfangreiche Stromſtörung trat in dem Umſchalte⸗ werk der Berliner Elektrizitätswerke ein. Durch einen Defekt eines der 6000 Voltkabeln ſetzte die Licht⸗ und Kraftverſorgung zeitweiſe aus. Das einzig Tröſtliche iſt, daß nach Anſicht des amtlichen Wetterbüros mit dieſem Gewitter die Periode des ſchlechten Wetters bald beendet ſein ſoll. Letzte Meloͤungen Vertagung der Verhandlungen in der Rheinſchiffahrt — Köln, 26. Juni. Die Verhandlungen in den Geſamt⸗ ſtreitigkeiten der Rheinſchiffahrt ſind im Einverſtändnis der Parteien vertagt worden. Der Schlichter hat einen neuen Ver⸗ handlungstermin auf Mittwoch, den 3. Juli angeſetzt. Diplomatentee beim Reichspräſidenten — Berlin, 36. Juni. Der Reichspräſident veranſtaltete heute nachmittag einen Tee⸗Empfang für die Mitglieder des Diplomatiſchen Korps mit ihren Damen. Die deutſchen Regie⸗ rungsſtellen waren durch den Reichswirtſchaftsmini⸗ ſter, ſowie die leitenden Beamten des Auswärtigen Amtes vertreten. Schlägerei zwiſchen Sozialiſten und Kommunisten Berlin, 27. Juni.(Von unſerem Berliner Büro.) Zu ſtürmiſchen Auftritten zwiſchen Sozialdemokraten und Kommuniſten kam es geſtern abend in der Bezirksverſamm⸗ lung Friedrichshain bei der Beratung eines kommuniſtiſchen Antrages, der die Maßregelung der Polizei wegen der Vor⸗ fälle am 1. Mai verlangte. Der Vorſitzende war genötigt, die Verſammlung zu ſchließen. Beim Verlaſſen des Rathauſes wurden Kommuniſten und Sozialdemokraten handgemein. Vier Bergleute verſchüttet — Katowitz, 26. Juni. Auf dem Richthofen⸗Schacht bei Schoppinitz wurden durch Abbruch von Geſtein vier Bergleute verſchüttet. 5 Zwei Verſchüttete konnten als Leiche geborgen werden. Es beſteht nur geringe Hoffnung die übrigen lebend hervor⸗ zuziehen. Eine Fabrik explodiert — Madrid, 26. Juni. Eine Feuerwerksfabrik in Calloſa de Segura wurde durch zwei Exploſionen zerſtört. Der Be⸗ ſitzer, ſeine beiden Söhne und ein Arbeiter wurden getötet. Die Leichen würden vollkommen erfetzt, Ein Bein wurde 200 Meter von der Uyfallſtelle entfernt aufgefunden. * A 1 3 s 3 15 ö S SSN nen 44 1 Donnerstag, den 27. Juni 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 291 Einen herzlichen Willlommgruß enthieten wir allen Teilnehmern der heute ihren Anfang neh⸗ menden 26. Hauptverſammlung des Verbandes deutſcher Verkehrsverwaltungen. Der Verband über deſſen Bedeutung wir ſchon wiederholt berichteten, hal ſinbezug auf die wirtſchaftlichen Aufgaben der Straßen⸗ und Kleinbahnen bedeutende Fortſchritte und Erfolge erzielt. Ueberall in deutſchen Landen findet man den Unternehmungs⸗ Fei des Verbandes. Seine Beſtrebungen erkennen nicht nur die Kommunen, ſondern auch die Regierungen rückhaltlos an. Er iſt in allen deutſchen Großſtädten durch Bezirksgruppen vertreten und betrachtet ſich als die Intereſſenvertretung des geſamten nicht von der Reichsbahn und der Reichs poſt betrie⸗ benen öffentlichen Landverkehrs. Der Verband Deutſcher Verkehrsverwaltungen iſt kein Fremder in Mannheims Mauern. Bereits im September 1907, im Jubiläumsjahr, war er bei uns zu Gaſte. Schon damals ſtanden die Beratungekt auf einer bemerkenswerten weit über den Durchſchnitt hinausragenden Höhe. Inzwi⸗ ſchen haben ſich die Verhältniſſe grundlegend geändert. Mannheim iſt größer und ſchöner geworden. Es hat ſich gereckt und geſtreckt. Bei den Verhandlungen im Jahre 1907 bemerkte ein geiſtreicher Redner, daß der„große Bruder“, die Vollbahn“, in dem ſpäter geborenen„kleinen Bruder“ einen aufgezwungenen, überflüſſigen Konkurren⸗ ken ſehe. Der„kleine Bruder“ iſt im Laufe der Jahre über⸗ all da eingedrungen, wo der„Große“ nicht folgen konnte. Aber es hat immer noch den Anſchein, als ob die Vollbahn Heute noch ärgerlich auf den kleinen Bruder iſt und öfters vor Neid auf ſeine Entwicklung herabſchaue. Die Stadt Mannheim ſteht ſchon lange vor der Verwirk⸗ lichung größerer elektriſcher Verkehrsverbindungen. Wir er⸗ innern nur an die elektriſche Straßenbahnverbindung Man n⸗ heim Schwetzingen und an das ſchon vor dem Kriege ausgearbeitete Proſektt Mannheim— Ladenburg Schriesheim. Der Krieg hat die Ausführung der Pro⸗ jekte verhindert. Trotz alledem aber ſind die Beratungsgegen⸗ ſtände der gegenwärtigen Hauptverſammlung von größtem Intereſſe, denn die Technik und die Kunſt der Ingenieure hat neue Bahnen gewieſen. Mit beſonderer Aufmerkſamkeit wird dem Vortrag von Direktor König⸗Elberfeld über das Autobnsweſen in ſeiner Bedeutung für die Schienen bahnen entgegengeſehen. Der Vortrag behandelt ein Problem, das allſeits größte Beachtung verdient. Bekanntlich hat vor nicht allzu langer Zeit die Stadt Wiesbaden anſtelle der Straßen⸗ bahn den Autobusverkehr eingeführt. Wie er ſich bewährt, wird die Zukunft zeigen. Direktor König wird über die Er⸗ weiterung der Verkehrsnetze durch Autobuſſe ſprechen. Es iſt dies ein Thema, dem alle Kommunalpolitiker größte Aufmerkſamkeit widmen. Dem Verband ſind jetzt 357 Bahnverwaltungen mit 230 Straßenbahn⸗, 285 nebenbahnähnlichen Kleinbahn⸗ und 139 Privat⸗Eiſenbahnbetriebe angeſchloſſen. Er iſt der im Ver⸗ kehrsweſen vorherrſchenden Entwicklung gefolgt und hat ſich in den letzten Jahren auch dem Kraftfahrweſen zuge⸗ wendet, nachdem der Kraftwagen in der Bedienung des öf⸗ fentlichen Verkehrs eine immer wachſende Bedeutung ange⸗ nommen hat. Er beherrſcht heute ſchon einen weit überragen⸗ den Anteil am öffentlichen Kraftwagenverkehr. Mit dem Ver⸗ bande Deutſcher Kraftverkehrsgeſellſchaften in Dortmund hat er ſich zu einer Arbeitsgemeinſchaft zuſammenge⸗ ſchloſſen. Dieſe weiſt heute ſchon mehr als 150 ſelbſtändige Unternehmungen auf, die öffentliche Kraftfahrlinien betreiben. Ein vielverſprechender Auftakt zur Tagung war der geſtern im Palaſthotel abgehaltene zwangsloſe Be⸗ grüßungsabend, der in Form eines bunten Abends ab⸗ gehalten wurde und der die Verbandsteilnehmer mit ihren Damen in heiterer Stimmung lange beiſammen hielt. Das Programm wurde von Künſtlern des Nationaltheaters und einem Doppelquartett der„Liederhalle“ beſtritten und gefiel ſehr gut. Generaldirektor Löwit und Direktor Rank machten die Honneurs. Walter Friedmann fungierte als Conferenzier. Das Doppelquartett ſang zunächſt in prächtiger Tongebung das Matroſenlied aus dem„Fliegenden Hol⸗ länder“ und das Pfalzlied. Muſikdötrektor Gellert begleitete am Flügel. Franz Kugler hatte mit ſeinen beiden Liedern „Tauſend rote Roſen“ und„Gern hab' ich die Frau'n geküßt“ ebenſo großen Erfolg wie die Sängerſchar. Margit Stöhr und Walter Friedmann überraſchten mit einem humoriſtiſchen Duett und drei Damen des Ballets mit einem flott ge⸗ tanzten Walzer. Es gab nicht nur Blumen, ſondern auch viel, viel Beifall. Nach einer Pauſe traten das Doppelquartett und die Künſtler nochmals auf. Die vorzügliche Stimmung des Abends hielt bis zum Schluſſe an. Es war ein hübſcher Mann⸗ heimer Abend, der allen Teilnehmern ausgezeichnet gefiel. Die Verbands⸗Verhandlungen nahmen heute vormittag 9 Uhr im Konferenzſaal vom Palaſt⸗ Hotel„Mannheimer Hof“ mit einer Vorſtandsſitzung ihren Anfaug. Um halb 10 Uhr hat im Nibelungenſaal des Roſen⸗ gartens die Verband⸗Hauptverſammlung ihren Anfang ge⸗ nommen. Eine Beſprechung der deutſchen Mitglieder des Internationalen Vereins ſchloß ſich an. Um 10 Uhr erfolgte. die Abfahrt der Damen in Autobuſſen zur Beſichtigung des Schloßmuſeums. Nach den Beratungen wird am Freitag eine Autobusfahrt in die Pfalz unternommen. Wir wünſchen dem Verbande einen erſprießlichen Verlauf ſeiner Verhandlungen und den Gäſten nach getaner Arbeit fröhliche und erinne⸗ rungsreiche Stunden in unſerem ſchönen Mannheim. ch. Städtiſche Nachrichten Für Freizeit uns Jugenoͤſchutz Kundgebung der katholiſchen Jugendbewegung Mannheim Die katholiſchen Jugendgruppen von Mannheim fanden ſich am Dienstag abend im großen Saale des Kolpinghauſes zu einer Kundgebung zuſammen. Saal und Empore waren dicht beſetzt. Prof. Schwall, Bezirkspräſtdes der kath. Ju⸗ gendgemeinſchaft, hieß die Teilnehmer willkommen. Nach einem gemeinſchaftlich geſungenen Lied ergriff Diözeſanpräſes Dr. Hirt⸗ Freiburg zu ſeinem Thema„Die Freizeitfor⸗ derungen der Jugendverbände“ das Wort, um zur Mannhei⸗ mer Jugend zu ſprechen. Er führte u. a. aus:„Wenn man die Weltgeſchichte, die zugleich Kirchengeſchichte iſt, betrachtet, ſo iſt damit auch die Freizeit angeregt. Für jeden bedeutet Frei⸗ zeit zugleich Freiheit. Wir müſſen uns klar ſein, daß wir über Freizeit ſprechen müſſen. Das Gebot der Stunde iſt die beſchränkte Arbeit und Produktion. Wer deſſen bewußt iſt, daß das deutſche Volk ſich am Abgrunde befindet, wird klarer denken müſſen wie je zuvor. Es iſt ein Geſetz der Natur, daß die Wirtſchaft nicht Ausbeutung der Menſchen ſein ſoll, ſon⸗ dern daß die Wirtſchaft wegen der Menſchen da iſt. Iſt es nicht ſo, daß die Menſchen körperlich wie ſeeliſch entkräftet ſind. Es muß die tägliche Freizeit zur Entwicklung uns reif werden laſſen unſer Leben zu ebnen. Drei Forderungen wurden vom Reichsausſchuß der Ju⸗ gend erhoben: 1. Den Jugendlichen unter 16 Jahren einen dreiwöchigen, den über 16 Jahren einen zweiwöchigen bezahl⸗ ten Urlaub zu gewähren. 2. Die 48⸗Stundenwoche nicht im ſtrengſten Sinne der Jugend zu widmen. 3. Den Samstag⸗ Nachmittag frei zu geben. Die weitaus größten Fälle, ſo betonte der Redner, der 10—12⸗Stundenarbeit der Lehr⸗ linge, geſchieht in Kleinſtädten und Kleinbetrieben. Hier muß endgültig Schluß gemacht werden. Jeder einzelne ſteht im Kampf und Dienſt nicht für ſein täglich Brot, ſondern für die ſeeliſchen Werte ſeines Lebens.“ Anſchließend ſprach Prof. Schwall über„Die Freizeit⸗ verwendung der Mannheimer Jugendverbände katholiſcher Vereinigungen.“ Unterſtützt durch eine Reihe herrlicher Licht⸗ bilder, führte der Redner in das Bereich der Jugend. Im Deutſchen Reich ſind 4 181 109 katholiſche Jugendmitglieder, davon hat Mannheim mit 69 Vereinen 11776 Mitglieder. Die katholiſche Jugend verfügt über 10 Sportplätze und für Baden ſind einige Jugendheime im Beſitz der katholiſchen Vereine. Redner ſprach noch über die Freizeitverwendung im Wandern, Sport und in der Ausbildung. Mit herzlichſten Dankesworten an alle, insbeſondere dem Dibzeſanpräſes Dr. Hirt, ſchloß Prof. Schwall die Verſammlung, die das große Verſtändnis für unſere deutſche Jugend zutage förderte. K. G. Der Rückſtrahler vom 1. Juli ab obligatoriſch Vom 1. Juli 1929 ab müſſen bekanntlich alle Räber (Fahrräder und Kraftzweiräder) bei Dunkelheit und ſtarkem Nebel ausnahmslos mit einem vorſchriftsmäßig angebrachten hinteren Leucht zeichen(Schlußlicht oder Rückſtrahler) von gelb⸗roter Farbe verſehen ſein. Der Rückſtrahler iſt vor⸗ ſchriftsmäßig angebracht, wenn er ſich in ungefähr ſenkrechter Stellung zur Fahrbahn an der Rückſeite des Rades befindet. Es iſt nicht unbedingt erforderlich, daß er am Schutzblech ange⸗ bracht wird; er kann beiſpielsweiſe auch an einer der Hinter⸗ ſtreben angebracht ſein, ſofern er nicht durch Teile des Rades oder Kleidungsſtücke oder in ſonſtiger Weiſe verdeckt wird. Der Rückſtrahler muß mit einem der Vorſchriften entſprechen⸗ den Prüfzeichen einer deutſchen Prüfſtelle verſehen ſein. Bis zum 30. Sept. 1929 wird jedoch die Führung von Rück⸗ ſtrahlern ohne Prüfzeichen und bis zum 31. März 1930 die Führung von Rückſtrahlern mit dem bisherigen preußiſchen rüfzeichen P. f. R. nicht beanſtandet. Die bei der Techni⸗ ſchen Hochſchule(éLichttechniſches Inſtitut) in Karls⸗ ruhe eingerichtete Prüfſtelle iſt nur zuſtändig für die typen⸗ mäßige Prüfung der Rückſtrahler von in Baden anſäſſigen Herſtellern und für die Prüfung der von der Polizeibehörde im Einzelfall beanſtandeten Rückſtrahler. Anträge auf typen⸗ mäßige Prüfung können daher bei ihr nur von badiſchen Her⸗ ſtellern, Anträge auf Prüfung einzelner Rückſtrahler nur von den Bezirksämtern bezw. Polizeidirektionen geſtellt werden. Die Prüfſtelle erhebt für die erſte typenmäßige Prüfung eine Gebühr von 25 /, in ſonſtigen Fällen erfolgt die Prütfung gebührenfrei. * * Dor Siebenſchläfertag. Es iſt ein weit verbreiterer Volksglaube, daß ſſeben Wochen hintereinander jeden Tag Regen fällt, wenn es zum Siebenſchläfertag regnet. Der Stebenſchläfer fällt auf den 27. Juni. Seinen Namen trägt er nach einer Legende. Als der römiſche Kaiſer Deeius die Ehriſten verfolgen ließ, verbargen ſich ſieben Jünglinge in einer Höhle, die in Kleinaſien bei der Stadt Epheſus lag. Aber ſie wurden von den Verfolgern entdeckt und dieſe waren grauſam genug, die Höhle heimlich zuzumauern, ehe die Schläfer aufwachten. Es war im Jahre 251. Im Jahre 446, alſo faſt 200 Jahre ſpäter, als der Kaiſer Theodoſius regierte und das Chriſtentum längſt zur Staatsreligion geworden war, kam jemand auf den Gedanken, die Mauer, die die Höhle ſchloß, zu öffnen. Da zeigte es ſich, daß die Jünglinge wäh⸗ rend der ganzen Zeit ihrer Gefangenſchaft geſchlafen hatten und nun aufwachten. Alles eilte herbei, das Wunder zu ſchauen, auch der Biſchof Martin und der Kaiſer ſelbſt. Die Häupter der Jünglinge waren vom Glorienſchein der Heiligkeit umſtrahlt. Sie lebten nicht mehr lange, ſondern wurden zum Himmel aufgenommen. Die Sage iſt weit durch den Orient verbreitet. Sie findet ſich auch in der alten abendländiſchen Literatur. Die„acta sanctorum“ erzählen ſie unter dem 27. Juni. * Gebt für das notleidende Stadtkind! Am 29. und 30. Juni findet in den Straßen und in den Häuſern Maunheims eine Haus⸗ und Straßenſammlung für das not⸗ leidende, Stadtkind ſtatt. Sie iſt, wie voriges Jahr, veranſtaltet von den drei freien Wohlfahrtsverbänden: Ar⸗ beiter wohlfahrt, Caritasverband und Junere Miſſion. Es bedarf wohl keines weiteren Beweiſes, daß bei der gegenwärtigen gedrückten Wirtſchaftslage, die verbun⸗ den iſt mit einer großen Arbeitsloſigkeit, viele Stadtkinder nicht genügend zu eſſen haben und in ihrer Kleidung ungenügend verſorgt ſind. Wie gerne möchte man ſo oft helfen. Aber es fehlen die Mittel. Wenn auch die Bürger⸗ ſchaft durch ſo mancherlei Sammlungen in Anſpruch genom⸗ men wird, ſo darf aber doch gerade bei dieſer Sammlung, die der notleidenden heranwachſenden Jugend gilt, erwartet werden, daß die Sammler und Sammlerinnen der verſchie⸗ denen Jugendbünde, die ſich für dieſen Zweck freiwillig zur Verfügung geſtellt haben, freundlichſt aufgenommen und nicht leer fortgeſchickt werden. * Beim Spielen ins Waſſer geſtoßen. Spielende Kinder hatten einen kleinen Jungen am Binnenhafen ins Waſſer geſtoßen, ohne dabei an die Gefahr zu denken, die daburch entſtehen konnte. Ein Schiffer, der den ungefähr 5 Jahre alten Knaben herausholte, mußte ſich große Mühe geben, den Kleinen, der im Geſicht ſchon ganz blau war, wieder ins Leben zurückzurufen. Reiſezeit Von Karl Demmel Die roten Bädecker ſind genügend gewälzt, die Karten⸗ handlungen haben Hauſſe, die Kofferfabriken machen Ueber⸗ ſtunden, die Zeitungen erzählen wunderſam von Sonder⸗ zügen, die Reiſebeilagen eben dieſer Zeitungen plaudern von der herrlichen, freien Gotteslandſchaft da draußen, der ja das wahre Reiſen gilt. Und der Finanzminiſter des Reiches schmunzelt über die dicken Reiſeeinnahmen. Nun iſt ſie wieder da, die Reiſezeit, nun wird wieder geretſt und gewandert, nun werden wieder die Koffer gepackt, nun gibt es wieder Aufregungen zum Ausflug in die Vier⸗ wochenendlichkeit. Und das Reiſen gehört nicht nur zur Ge⸗ ſundheit, nein, zuerſt zum„Guten Ton“, denn— nun ſetzt die Geſchichte ein, die ſich in Protzenſtädt bei Familie Ueberall abſpielt, und zwar in jedem Jahre neu abſpielt. Familie Ueberall ſitzt am Kaffeetiſch, der Bädecker iſt nicht dabei. Frau Ueberall quengelt ſo eigenartig.„Na, was iſt denn nur mit Dir heute los, Frau!“. „Denkſt Du denn garnicht an die Reiſe, Mann? Müllers reiſen nach Tegernſee. Seit acht Wochen protzt die Müllern ſchon im Kränzchen damit.“ „Ich habe kein Geld zum Reiſen in dieſem Jahre, liebe Frau.“ 4 5„Was“ ſes kommen Frau Ueberall die Tränen), wo alles im Juli reiſt, ſollen wir zu Hauſe bleiben? Biſt Du Dir über Dein Handeln klar? Was ſollen meine Kränzchenſchwe⸗ ſtern dazu ſagen? Was werden ſie ſagen, Gott, denen geht es wohl auch nicht beſonders, nicht mal'ne Sommerreiſe „Du mit Deinen Kränzchenſchweſtern, überhaupt dieſes Protzenſtädt!“ 5 1805 ſagſt Du ſo, trink mal ein Jahr lang mit dieſen Frauen wöchentlich einmal Kaffee, höre Dir mal das Dicke⸗ un. Du würdeſt.“ 55 5„ mit der S auf ben Tiſch ſchlagen und raus⸗ laufen!“ „Grobian, der Du biſt. Aber Du hätteſt das hören ſollen, was die Wieglern jetzt wieder auffriſcht vom vorigen Jahre, was ſie jeden Tag in der Sommerfriſche gegeſſen haben, was ſſie für Bekanntſchaften machten, wieviel Kleider ſie ſich zu der einen Reiſe machen läßt—(nun kommen Tränen) und ich much immer noch in meiner alten Fahne herumlaufen, weil Du das eben nicht ſiehſt.“ „Alſo Deine Frauen da ſcheinen mir des guten Tones wegen zu reiſen; nach des Mannes Erholung ſcheint man in Eurem Kränzchen überhaupt nicht zu fragen. O' dieſes Protzenſtädt!“—— Nun, die Sache nahm ein gutes Ende, wie überall, ſo auch bei Familie Ueberall, denn man fuhr— lange genug hatte ſchon Frau Ueberall vom Wirtſchaftsgeld heimlich geſpart— man denke: zum Lido. Das war zu ſtarker Tabak für das Kränzchen in Protzenſtädt, denn nun hieß es auf einmal,„ob die nicht Wichtigeres zu kaufen hätten, überhaupt der Mann und die Frau erſt; man kennt das!“ So geht es in Klatſchhauſen und in Pryotzenſtädt und ſonſtwo. Die Jalouſten werden eines Tages herabgelaſſen, die Koffer zum Bahnhof gebracht. Frau Ueberall zieht mit Sie⸗ germiene zum Bahnhof, natürlich wird bis zur Umſteige⸗ ſtation zweiter Klaſſe gefahren. Es wird beſtimmt nicht ver⸗ geſſen, dem Kränzchen eine Anſichtskarte zu ſchreiben, denn auf dieſer einen Karte beruht das Anſehen eines ganzen Jah⸗ res bis zur nächſten Sommerreiſe. Das iſt nun mal ſo von der Maaß bis an die Memel. Nachher kommen die Photo⸗ graphien von der Reiſe, die im Kränzchen herumgehen. Und das dickſte Ende bleibt dem erholungsbedürftigen Manne, der ſeine Reiſekalkulation um einige Hundert überſteigen mußte, weil eben das Kränzchen zu Protzenſtädt diktatoriſch aus „Freundſchaft“ iſt. Ein Film vom Mond. Der erſte richtige Mondfilm, der je gemacht worden iſt, iſt einem Profeſſor der amertkaniſchen Princetown⸗Univerſtty, Dr. John O. Stuart, gelungen. Der Film umfaßt etwa 66 000 Quadratmeilen der Monbober⸗ flache. Es ſoll mit plaſtiſcher Deutlichkeit zu ſehen ſein, wie die Dämmerung mit einer Geſchwindigkeit von etwa fünfzehn Kilometer an der Mondoberfläche über die Mondberge und Krater zieht. Es iſt dies das erſte gelungene Experiment eines Kulturfilms vom Monde. Karlsruher Theater. Im Bad. Landestheater gab es an Erſtaufführungen Sherwoods„Mar ſch auf Ro', der in der Karlsruher Wiedergabe als ſtillos, zwiſchen llk und Ernſt unſicher ſchwankendes Machwerk erſchien und jeden⸗ falls nur das mit Gewißheit zeigte, daß Sherwvod kein Shaw iſt. Die Verquickung von Offenbachiade und populärphiloſy⸗ phiſch angeſtrichenem Geſchichtsunterricht läßt die Gründe zum „Welterfolg“ des Stückes nicht erkennen. Vielleicht vergriff man ſich in der Wahl der Darſteller; Ulr. v. d. Treuck machte aus dem Diktator einen ſich ſelbſt verulkenden Trottel, Hler l aus Hannibal einen Holofernes, aus der atheniſchen Salon⸗ dame Amythis wurde ein ſenſationgieriges Dirnchen(Eliſa⸗ beth Bertram). Aber der Welterfolg des Stückes litt auch in Karlsruhe nicht; es fand natürlich den wohl irgendwie verdienten Applaus. Von Felix Weingartner hör⸗ ten wir zwei kleinere Werke, die Joſef Krips mit Orcheſter und Soliſten ſchön herausbrachte, die„Dorfſchule“ und „Meiſter Andrea“. Der fapaniſche Einakter geftel in ſeiner erfreulich geſtrafften muſikaliſchen Form, über der man den allzukraſſen Inhalt vergeſſen mochte; die zwei heiteren Akte des„Andrea“(nach Geibels Text) dehnten Unweſent⸗ liches in der Partitur ſo übermäßig, daß Gefahr der Lauge⸗ weile beſtand. Techniſch konnte die Wiedergabe beider Opern PrE. befriedigen. 4. Seite. Nr. 291 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 27. Juni 1929 Sülngerreiſe des„Mannheimer Sängerkreis“ Nach Lugano II. Am Sonntag, den vierten Tag, Dampfer nach fuhren wir mit dem Porlezza am Ende des Luganer Sees. Mit der Bahn geht es dann nach Menaggio am Comerſee. Von hier brachte uns wieder ein Schiff nach Cadenabbia, wo uns die weltberühmte Villa Car⸗ lotta mit ihren wundervollen Skulpturen und der tropiſche Flora enthaltende Garten lebhaft intereſſierte. Von beſon⸗ derem Reiz waren mexikaniſche Kakteen, auſtraliſche Farn⸗ kräuter auf Bäumen wachſend, rieſige Eukalyptusbäume, Cedern vom Himalaya und Libanon. In wundervollen Far⸗ ben blühender Rhododendron wird überkrönt von Palmen ſeltenſter Art. Nie geſchaute, exotiſche Flora feiert hier Triumphe an fremdländiſcher Schönheit und Pracht. Zitro⸗ nen⸗ und Orangenhaine laſſen unſere ausgedörrten Kehlen nach den ſüßen Früchten lechzen. Wir müſſen weiter. Der Dampfer liegt ſchon wartend bereit und nach kurzer Fahrt ſteuern wir Belaggio an. Schneerieſen grüßen aus der Ferne herüber. Nach dem Mittageſſen im Grand Hotel Splendide in Belaggio haben wir etwas Zeit, um den ſchweißgebadeten Körper in die kühlenden Fluten des Comer Sees zu tauchen oder im Hotel⸗ garten den Kaffee einzunehmen. Sodann promenierte man am Kai entlang, bewunderte das faſhionable Leben, ſtaunte über die kirſchroten Lippen der eleganten Damen(1 Aber! Aber), kaufte Andenken und ſchon iſt die Zeit der Abfahrt gekommen. Die Akttvität ſang mit ſeeluftgeſtärkten Lungen einige Lieder und zurück geht es wieder nach Lugan d. Um 7 Uhr ſitzen wir ſchon beim Abendeſſen im weißen Kreuz. Darnach begaben wir uns zum Piazza di Riforma, wo ſich eine tauſendköpfige Menſchenmenuge angeſammelt hatte, die mit großem Intereſſe unſeren Liedvorträgen lauſchte und nach jedem Liede mit großem Beifall quittierte. Zu unſerer Ehrung war der Piazza di Riforma, das etwa 2 Km. lange Ufer, und ſämtliche Hotels. und ſonſtigen Gebäude illuminiert. Die Illuminierung zauberte ein märchenhaft ſchönes Bild in die laue Frühlingsnacht, ſpiegelte ſich tauſendfach im See wieder und warf den Abglanz ⸗auf eine froh bewegte, bunte Menge. Muſtk ertönte hier und dort, Gondeln auf dem Waſſer zogen ihre ruhige Bahn. Ein flinkes Boot entführte und Mailand unter Geſang ein Häuflein Unentwegter in ſelige Gefilde, wo man den wunderbar ſüffigen Aſti kredenzt. noch im Gambrinus beim Glaſe Münchner. So 2 Uhr nachts ſah man die Letzten heimwärts ziehen. einer der eindrucksvollſten Tage unſerer Reife iſt zu Ende gegangen und erwartungsvoll harren wir des neuen Morgens. Wir ſehuten uns nach etwas Ruhe, denn die mannig⸗ fachen Eindrücke erforderten Zeit zur ruhigen Betrachtung. Darum ſchlenderte man am ſpäten Morgen gemächlich zur Straßenbahn, die uns in wenigen Minuten zur Bergbahn brachte, die in ſteilanſteigender Linie uns auf den Gipfel des Salvatore hinaufbeförderte. Sonne, heiße Sonne überall im weiten Rund. Unſeren Damen hatte ſie mit ihrem heißen Koſen Ge⸗ ſicht, Nacken und Arme ſo knuſprig gebräunt, daß man Luſt zum Zubeißen bekam. Ein wundervolles Panorama breitet ſich vor unſeren leuchtenden Blicken aus. Am fernen Hori⸗ zonte ſtehen majeſtätiſch die Eisrieſen, Alpenroſen blühen nicht weit von uns, tiefgrün grüßt der See herauf, auf dem die Boote wie kleine, bunte Käfer herumkriechen. In ſeiner ganzen, buntgewürfelten Pracht liegt Lugano unter uns. Noch ein letztes Inſichaufnehmen der geſammelten Schönheiten und abwärts geht es, hinaus an den Lido, um vom See Abſchied zu nehmen. Das Mittageſſen vereinigt alle Teilnehmer im weißen Kreuz. Den Dankesworten des Herrn Han buch für Herrn Steiner nebſt ſeinen Mitarbeitern konnte man aus vollem Herzen zuſtimmen. Die Leiſtungen, Mühe und Arbeit, die Kapellmeiſter Leger mit dem Einſtudieren der Chöre hatte und auch die alle überraſchende Geſangskunſt ſeiner Frau wurde in lobenden Worten gewürdigt. Nachdem noch Herr Biſſinger, der Beſitzer des Hotels„zum weißen Kreuz“, durch Herrn Steiner mit der ſilbernen Vereinsſängernadel als Zeichen unſerer Zufriedenheit geehrt wurde, erklang der Vereinswahlſpruch. Bald darauf fuhren wir unter Tücher⸗ ſchwenken der Zurückbleibenden der Heimat entgegen. Im Fluge verging die Zeit und ehe man ſich's recht ver⸗ ſah, waren wir ſchon in Mannheim. Und als uns gar unſere Lieben mit Blumen begrüßten, da war Fragens und Erzählens kein Ende. Kein Mißklang ſtörte die ſo harmoniſch verlaufene Reiſe, die jedem Teilnehmer un⸗ vergeßlich bleiben wird. .—.—'1m— ꝗFĩ.n2 2—— ⁵— Ä * Zuſammenſtoß zweier Radler. Ecke Moll⸗ und Roon⸗ ſtraße fuhr ein Motorradfahrer aus Worms mit einem Rad⸗ fahrer zuſammen; letzterer hatte die linke Straßenſeite mit der rechten verwechſelt, denn er behauptete, rechts gefahren zu ſein. Der Radfahrer erlitt einen linken Armbruch und der Motorradfahrer eine erhebliche Unterkieferverletzung. Während ſich der Radfahrer mit einem Auto nach ſeiner in der Kleinfeldſtraße gelegenen Wohnung bringen ließ, ſuchte der Motorradfahrer den nächſten Arzt auf. Kommunale Chronik Der Städtetag zur Arbeitsloſen⸗Verſicherung ö Dr. Mulert über Selbſtverwaltung der Städte Der Präſtdent des deutſchen Städtetages, Dr. Mulert, gab am 24. Juni den Vertretern der norddeutſchen Preſſe Aufklärung über die Hauptpunkte der gegenwärtig in Lübeck ſtattfindenden Beratungen des Städtetages und ihre Ergeb⸗ niſſe. Dr. Mulert führte u. a. folgendes aus: „Wir müſſen uns klar darüber ſein, daß auch nach den Pariſer Verhandlungen kein Grund vorhanden iſt, die außen⸗ politiſche und wirtſchaftliche Lage beſonders optimiſtiſch zu beurteilen. Der unerhörte finanzielle Druck wird alle öffent⸗ lichen Körperſchaften belaſten. Bei allen Ausgaben, die zurückgeſtellt werden können, iſt ſtärkſte Sparſam keit ge⸗ boten. Die Städte wiſſen aber, daß die Aufgaben auf ſozia⸗ lem Gebiet bei unſeren heutigen wirtſchaftlichen und ſozialen Verhältniſſen beſonders dringlich ſind. Finanzpolitiſch ge⸗ ſehen wird es beſonders bedeutſam ſein, wie ſich das Ergebnis der Pariſer Verhandlungen auf den Anleihemarkt aus⸗ wirkt. Sollte ſich die Möglichkeit einer Steuererleich⸗ terung ergeben, ſo werden die Städte mit beſonderer Ge⸗ nugtuung von einer ſolchen Möglichkeit Gebrauch machen. Die Feſtlegung eines endgültigen Finanzausgleichs er⸗ ſcheint nunmehr als eine der wichligſten innerpolitiſchen Auf⸗ gaben. Auch für die innere Entwicklung des Reiches iſt der gegen⸗ wärtige Augenblick beſonders bedeutſam. Der Reichsmink⸗ ſter des Innern wird in den nächſten Tagen die Län der⸗ konferenz einberufen, die ſich mit der Reform der Ver⸗ faſſung und Verwaltung des Reiches beſchäftigen wird. Nach der Auffaſſung der Städte kann das ganze Problem nicht ge⸗ löſt der werden, wenn die Erörternug ſich auf die Abgrenzung Zuſtändigkeit zwiſchen Reich und Ländern beſchränkt. Die Städte wünſchen einen klaren, vernünftigen Aufbau der Verwaltung und eine zweckmäßige regionale Glie⸗ derung des Reichs. Sie verlange, daß alle Aufgaben, die örtlich gelöſt werden können, auch der Selbſtverwaltung zur ſelbſtändigen Löſung übertragen werden. Mit großer Sorge verfolgen die Städte die Verhand⸗ lungen über die Reform der Arbeitsloſenver⸗ ſicherung. Niemals darf es eine Reform ſein, die im weſentlichen darin beſteht, die Laſten von den ſtarken Schul⸗ tern des Reiches auf die ſchwächeren der Gemeinden zu ver⸗ ſchieben. Nicht anders liegen die Verhältniſſe auf dem Ge⸗ biet des Wohnungsbaues und der Wohnungsfürſorge. Eine Neuregelung, die den Bedürfniſſen der Gemeinden nicht ge⸗ recht werde, wäre eine ſchwere Gefährdung des Wohnungs⸗ baues und der Wohnungsfürſorge und zugleich eine Ver⸗ ſchiebung des Finanzausgleiches von ganz außerordentlicher Tragweite. Spät ſitzt man gegen Wohl! des Aus dem Lande Tödlicher Motorradunfall * Königshofen bei Tauberbiſchofsheim, 26. Juni. Der Bürger Philipp Beck von hier, der erſt vor einem Viertel⸗ jahre aus Amerika in die Heimat zurückgekehrt iſt, hat bei einem Motorradunfall ſein Leben laſſen müſſen. Er wollte am Montag nachmittag nach Mergentheim fahren und fuhr eine Zeitlang hinter einem Laſt wagen her. Als er nun zwiſchen Königshofen und Unterbalbach vorfahren wollte, kam aus entgegengeſetzter Richtung ein Perſonen⸗ auto und ſtieß mit dem Motorade zuſammen. Beck trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß der Tod alsbald eintrat. Der Verunglückte hinterläßt Frau und drei Kinder. * * Odenheim bei Bruchſal, 25. Juni. Der Schloſſer Erwin Bergmeier reinigte Maſchinenteile mit Benzin. Von einem in der Nähe arbeitenden Schweißapparat ſprangen Fun⸗ ken über und ſetzten die ölgetränkten Kleider des jungen Mannes in Brand. Anſtatt das Feuer zu erſticken, ſprang dieſer in den unweit vorbeifließenden Bach. Durch den Luft⸗ zug wurden die Flammen jedoch noch mehr entfacht. Der junge Mann erlitt ſchwere Brandwunden am ganzen Körper. * Ottoſchwanden, 25. Juni. Der 63 Jahre alte Dienſt⸗ knecht Andreas Riſt von Freiamt, verließ am Dienstag früh heimlich ſeine Arbeitsſtätte. Er ſcheint dann einige Tage in den Wäldern herumgeirrt zu ſein. Am Freitag abend hat er ſich bei den hinteren Höfen der Gemarkung Ottoſchwanden erhängt. Da Riſt in geordneten und geſicherten Verhält⸗ niſſen lebte, ſo dürfte er aus Schwermut Selbſt mord be⸗ gangen haben. Aus der Pfalz Pfälziſcher Stenographen verband Gabelsberger * Neuſtadt a. d.., 25. Juni. Der Wettſchreibausſchuß hat am 23. Juni in einer Sitzung zu Neuſtadt das für die Deutſche Einheitskurzſchrift erfreuliche Ergebnis ſeines Ju⸗ biläumswettſchreibens in Landau feſtgeſtellt. Es hatten ſich 30 Vereine mit 622 Arbeiten beteiligt, denen 285., 125 2. und 65 3. Preiſe zuerkannt werden konnten; 76 v. H. aller abgegebenen Arbeiten waren preiswürdig. Vom feſt⸗ gebenden Verein wurden für die beſten Arbeiten 31 Ehreu⸗ preiſe zur Verfügung geſtellt. Der Preis des früheren Re⸗ gierungspräſidenten der Pfalz, Dr. Matheus, wurde für die beſte Leiſtung beim Verbandswettſchreiben dem Verein St. Ingbert mit der Arbeit von Fräulein Erna Touſſaint bei 220 Silben zuerkannt. Mögen alle Verbandsvereine aus der Saarpfalz darin eine Belohnung ſehen für die durch die außerordentliche Beteiligung am Jubelfeſt in Landau be⸗ 2 wieſene Heimatliebe und Vaterlandstreue. N nötxifeng Jiius TIERE Morgen neu! Zu beziehen in der Hauptnebenstelle RI, 9/11 den Nebenstellen Waldhofstr 6, Schwetzingerstr. 19% 20, Meerfeldstr. 13 u. durch unsere Trägerinnen Nichs Neues unter der Sonne Seidenſtrümpfe, Familienbad, Puder „Sie tragen alle Atlasſchuhe und ſeidene Strümpfe. Selbſt jene, die in den zerlumpteſten Kleidern gehen.“ Dieſe Worte wurden im Jahre 1850 geſchrieben über die Frauen von Lima, der Hauptſtadt Perus. Es heißt weiter, daß die Damen die größte Sorge hatten, daß ihre Seidenſtrümpfe bei ſchlechtem Wetter beſpritzt werden könnten. Aus dieſem Grunde führte man die ruſſiſchen Stie⸗ fel ein. Die Schriftſtellerin, der wir dieſe Angaben verdanken, war die engliſche Lady Emmeline Stuart⸗Wortley, die ihrem Manne auf ſeinen diplomatiſchen Miſſionen überall hin folgte, und die ihre Reiſe⸗Erfahrungen der Jahre 1849—1855 in Buchform der Nachwelt überlaſſen hat. Noch heute glauben viele Menſchen, daß das Familien⸗ Had eine Einrichtung ſei, die mit Radio und Kaugummi ge⸗ meinſam einem raſch niedergehenden Geſchlecht beſchert wor⸗ den ſei. Lady Stuart hat das Wort: „Newport iſt das moderuſte amerikaniſche Seebad. Es bietet manchen fröhlichen Anblick. Man ſieht viele Damen und Herren in eleganten Badeanzügen und großen, breit⸗ randigen Strohhüten auf dem Kopf gemeinſam in das Waſſer gehen. Man kann ſie ſtundenlang beobachten, wie ſie lachen, ſcherzen, ſingen und tanzen. Und das alles ſpielt ſich in dem klaren, blauen Waſſer ab.“ 0 Die breitrandigen Strohhüte laſſen vermuten, daß das Baden bei dieſen Zuſammenkünften wohl nicht allzu ſports⸗ mäßig betrieben wurde und ſicher nicht im Vordergrund des Intereſſes ſtand. Das Antünchen der Geſichter und das Färben der Dippen war, beſonders in Spanien, eine Gewohnheit ſelbſt der Backfiſche. „Den Mädchen hier iſt es nicht mehr gegeben, zu erröten. Denn wer vermöchte es unter dem vielen Puder zu ſehen! Ich bezweifle auch, daß die Mädchen, bei der hier herrſchenden Auffaſſung, überhaupt noch an ein natürliches Erröten glau⸗ ben können! Sie ziehen das künſtliche Erröten durch zarte Roſenfarben vor.“ Die jungen Mädchen von heute können einen ſtarken Troſt aus dieſen kurzen Schilderungen ſchöpfen. Wenn man ihnen in trautem Familienkreiſe die Großmutter als leuchtendes Vorbild hinſtellt, können ſie mit geziemender Beſcheidenheit auf die Damen von Lima und Spanien hinweiſen, von denen ſie ſich, trotz der dazwiſchen liegenden 80 Jahre, nicht im ge⸗ ringſten entfernt haben. M. A. Sachlieferungen die bei der Endabrechnung vergeſſen wurden. Der Poungſche Plan, der uns auf Jahrzehnte die ſchwerſten Laſten auferlegt, macht es nötig, ſich einmal deſſen zu erinnern, was Deutſch⸗ land ſchon alles an die ehemaligen Feindſtaaten geliefert hat. Wer kann ſich deſſen entſinnen? Nur in großen Zügen ſehen die meiſten Menſchen die Zeit vor Augen, als Transportzug nach Transportzug weſtwärts rollte. Da iſt es nötig, ſich noch einmal das, was wir geliefert haben, in Erinnerung zurück⸗ zurufen. Die Kölniſche Illuſtrierte Zeitung bringt in bild⸗ licher Darſtellung eine Ueberſicht, die einprägſamer iſt als lange Zeitungsberichte.— In Paris ſtellt der Künſtlerverein „Die Horde“ unter freiem Himmel aus. Gelungene Moment⸗ aufnahmen und Zeichnungen berichteu hiervon. Von den Frauen, die ſich als Flugzeugführeriunen einen Namen ſchufen, handelt ein weiterer Bilderaufſatz. Vom Weltkongreß der Frauen in Berlin, dem internationalen Reitturnier in Köln, dem Sport vom letzten Sonntag zeigt dieſes Heft der Kölniſchen Illuſtrierten Zeitung Bilder. Max Schmeling ſchreibt ſeinen vierten Original⸗Kabelbericht„In letzter Mi⸗ nute“, der einen intereſſanten Einblick in ſeine Beſchäftigung während ſeiner Trainingszeit gibt und gleichzeitig rück⸗ ſchauend noch einmal den ſenſationellen Aufſtieg des deutſchen Meiſterboxers während ſeiner erſten Amerikareiſe berührt. Die Denkſportaufgabe heißt diesmal„Das Rätſel der Hände“. (eber den Bezug der Zeitung ſiehe die Anzeige.) Eine Wende der Inkunabelforſchung Die zahlreichen Jukunabeln oder Wiegendrucke (das ſind die älteſten, vor 1500 gedruckten Bücher), die weder den Namen ihres Druckers noch eine Orts⸗ und Zeitangabe tragen, bildeten von jeher für die Forſchung ein beſonderes Problem. Prector, dem großen engliſchen Bibliographen, und Konrad Haebler, dem Altmeiſter der Typenforſchung, ſchien die Klärung dieſer druckgeſchichtlich wichtigen Frage ge⸗ lungen zu ſein. Beide nahmen an, daß ſich jeder Inkunabel⸗ drucker ſeine Schriften ſelbſt geſchaffen und daß deshalb der Abdruck dieſer ſelbſtgeſchaffenen Typen einen ſicheren Schluß auf die Werkſtatt erlaube. Denn die ſelbſtgeſchaffene Type ſtellt natürlich etwas durchaus Individuelles dar. Auf dieſer ſcheinbar Erfolg verſprechenden Methode eben aus dem Bilde der Type auf den einen Drucker, der dieſe Type benutzte, zu ſchließen— fußen der große eng⸗ Wiegendrucke. In einem ſolchen bei Walter de Gruyter u. Co.(Berlin und Leipzig) erſchienenem Werke:„Die Typen der In⸗ kunabelzeit“ legt Dr. Eruſt Conſentius eine Fülle inhaltsreicher Urkunden vor, mit denen er den Beweis zu führen ſucht, daß längſt nicht jeder Inkunabeldrucker im Stande war, ſich ſeine Type, vom dazu nötigen Stahlſtempel angefangen, ſelbſt zu ſchaffen; daß vielmehr eine überaus große Zahl von Druckern auf den Bezug fertiger Matern und fertiger Schriften angewieſen war.— Die gleichzeitig durchgeführte, ſehr ſorgfältige Betrachtung der im Abdruck vorliegenden Typen, die Conſentius in feinſinniger Weiſe vornimmt, will, ebenſo wie die Urkunden, beweiſen, daß ein ſehr erheblicher Teil von Druckern nicht einmal ſich Schriften gießen konute. Alſo mußten dieſe Drucker ihre Schrift kaufen, und die gekaufte Schrift kann natürlich nicht mehr als charak⸗ teriſtiſch gelten. Das um ſo weniger, als Typen und Matern ſchon ſeit Gutenberg von einer Hand zur anderen wanderten! Das Buch gibt reichen Aufſchluß über die Werkſtätten der Inkunabeldrucker. Die vom Verfaſſer durchgeführte Beweis⸗ führung dürfte eine Neuorientierung der Forſchung, die ſich mit den Typen befaßt, zur Folge haben, St. liſche Inkunabelkatalog und der deutſche Geſamtkatalog der * * — J 40 Donnerstag, den 27. Juni 1929 Neue Mannheimer Zeitung[(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 291 Zwei Anverbeſſerliche „Mit 2 interefſanten Fällen ſchloß am Mittwoch die Sitzung des Mannheimer Schöffengerichts unter dem Vorſitz von Amtsgerichtsdirektor Dr. Wolfhard ab,. f Ein„Stammkunde“ der Mannheimer Gerichte erſchien in der Perſon des 40jährigen Maſchinenſchloſſers Franz Spachmann auf der Anklagebank. Spachmann, ein kleiner, ſchwarzhaariger Mann, mit ganz verbindlichen Manieren und einem pfiffigen Geſicht, dem man die vielen Jahre Freiheits⸗ ſtrafe nicht anſieht, ſcheint zu den„Unheilbaren“ zu gehören. Mit 17 Jahren erhielt ſein Strafregiſter den erſten Eintrag. Bis heute ſind die Einträge auf 25 angewachſen, es befinden ſich darunter einige ſchwere Zuchthausſtrafen. Der Vorſitzende kennt die Eigenarten des leicht zu behandelnden Angeklagten, er behandelt ihn daher entſprechend. Schon die Begrüßung als alten Bekannten nimmt der Verhandlung jede Schärfe, ſie wird eher noch etwas humoriſtiſch, da der Angeklagte über einen ganz trockenen Humor verfügt. Sp. wurde am 1. Mai 1929 aus dem Zuchthaus mit 135% erſpartem Arbeitslohn entlaſſen. Von dieſem Gelde kaufte er ſich einen Anzug, den er bei der Verhandlung trug, machte einige Reiſen, angeblich um Arbeit zu⸗ ſuchen, und landete am 3. Mai wieder in Mannheim. Am 6. Mai war der Reſt des Geldes verbraucht, Sp. ging auf„Erwerb“ aus. Er er⸗ ſchwindelte ſich ein Fahrrad, das er weiter verkaufte. In einem anderen Geſchäft ließ er ſich ein Auto vorführen, faßte 25 Liter Benzin und verſetzte dann eine an anderer Stelle ergaunerte Ledrejacke. Für Lederfacken ſcheint er überhaupt eine beſondere Vorliebe zu haben, denn einem Ludwigshafe⸗ ner Kaufmann machte er vor, daß er 70 Lederjacken benötige. Seine Hauptſchwindeleien lagen auf dem Gebiete des„Fahr⸗ raderwerbs“, wo er ſich, wie er ſelbſt meinte, als Schloſſer gut auskennt. In Ludwigshafen„erſtand“ er einen Anzug im Werte von 85 /, den er nicht bezahlte, aber ſofort für 40% weiter verkaufte. Den Pförtner einer hieſigen Automobil⸗ fabrik erleichterte er um 3/ und bat ihn gleichzeitig, durch ſeine Firma ſein in Heidelberg liegendes defektes Auto ab⸗ ſchaffen zu laſſen. Einen Privatier bat er um ein Darlehen, da er gerade ſeine Brieftaſche verlegt habe. „Vorſitzender:„Ihre Brieftaſche haben Sie immer verlegt?“ Angeklagter:„Ja, weil ich gar keine habe.“ Er freute ſich ſelbſt über dieſen Witz. Eine Frau, bei der er ein Zimmer mietete, wurde um 40/ geſchädigt. Auch hier konnte der Angeklagte die Höhe des Schadens nicht ein⸗ ſehen. „So wird es gemacht, und ich habe doch nur einen Tag dort geſchlagen. Dafür werde ich jetzt auch beſtraft.“ Auf einen Vorhalt wegen ſeiner Fahrradſchwindeleien meint er:„Ich kenne mich in dieſer Branche aus; aus einem alten Rad wird leicht ein neues gemacht. Mit dem Verkauf eines Rades habe ich immer ein altes Loch zugemacht.“ Auf Vorhaltungen des Vorſitzenden, warum er ſich nicht an die Gefangenenfürſorge gewandt habe, meint Spachmann: „Es iſt ganz ſchön, wenn alles ſo ſchön wäre, wie der Herr Vorſttzende ſagt. In Wirklichkeit ſteht es aber anders aus. Wenn ich einen ſolchen Poſten hätte wie der Herr Vorſitzende, würde ich nie in ſolche Lagen kommen.“ 20 Betrugsfälle werden dem Angeklagten zur Laſt gelegt. Der Sachverhalt wird kurz verleſen. Frage des Vor⸗ ſitzenden:„Richtig?“ Antwort:„Jawohl.“ Einfacher kann die Form der Frage und des Geſtänd⸗ niſſes nicht mehr ſein. Sp. macht überhaupt keine Schwierig⸗ keiten, er gibt alles zu, mit der Begründung, aus Not gehan⸗ delt zu haben. Der 1. Staatsanwalt Dr. Frey beantragt eine Zucht⸗ Hausſtrafe. Spachmann bittet gleichfalls für eine milde Zucht⸗ Hausſtrafe. Das Gericht verhängt nach kurzer Beratung üver Spachmann eine Gefängnisſtrafe von 2 Jahren. 1 Monat und 1 Woche Unterſuchungshaft werden angerechnet. Der Angeklagte nimmt die Strafe ſofort an und verſpricht, nach Verbüßung ſich in ein Uebergangsheim zu begeben und ehrlich zu arbeiten. Ob er das wohl noch kann? Beſtellſcheinſchwindel Der 38jährige Reklamezeichner Th.— 19mal vorbeſtraft, er ſteht alſo dem vorher verurteilten Spachmann kaum nach wurde am 16. März nach Verbüßung einer Strafe aus dem Gefängnis entlaſſen. 10—12 Tage hielt er ſich im Uebergangs⸗ heim in Karlsruhe auf. Er hatte dort, wie er ſagte, wohl Unterkunft, aber keine Arbeit, deshalb verſchwand er ſpurlos. In Mannheim wurde er dann Vertreter in elektriſchen Heil⸗ apparaten. Da er keine Aufträge erhielt, füllte er einen Be⸗ ſtellſchein ſelbſt aus und ſteckte 15/ Propiſton ein. Als das Geld verbraucht war, ſtellte er ſich ſelbſt der Polizei. Er gab ſeine Tat ohne weiteres zu und erhielt 4 Monate Ge⸗ fängnis— der Staatsanwalt hatte 6 Monate beantragt. Da er z. Zt. Arbeit hat, wurde er auf freiem Fuß belaſſen. Ein Dummer⸗Jungenſtreich Während des ſtrengen Winters war ein knapp 20 jähriger Schloſſer arbeitslos. Um eine Kleinigkeit durch das Auftauen von Waſſerleitungen zu verdienen, erſchwindelte er ſich eine Lötlampe unter falſchem Namen. Der Betrug wurde entdeckt und es erfolgte Anzeige. Die Lötlampe wurde ſpäter wieder zurückgegeben. Wegen Fälſchung einer Pripaturkunde und Betrugs erhielt der Angeklagte 2 Wochen Gefängnis mit Strafaufſchub auf Wohlverhalten. Beamtenbeleidigung Eine Dummheit beging ein Schneider aus Wachenheim. Wegen einer Anzugslieferung ſtrengte er vor dem Ge⸗ meindegericht einen Prozeß an, den er gewann. Die Sache kam dann vor das Amtsgericht, wo er verlor. Damit war der Schneider nicht einverſtanden; er ſchrieb einen Brief an das Gericht und beſchwerte ſich einmal über den jungen Richter Sportliche Welt⸗Tennis⸗Turnier in Wimbledon Ein ſchwarzer Tag für die Deutſchen— In den Einzel bis auf Frl. Außem alle deutſchen Teilnehmer ausgeſchieden Der dritte Tag der allengliſchen Tennis⸗Meiſterſchaften in Wimbledon war für die deutſchen Teilnehmer nicht ſehr erfreulich, Nachdem in einem der letzten Spiele am Vorabend noch Kuhl⸗ mann durch den Engländer Rodel:4, 618,:2, 61:1 ausgeſchaltet worden war, gelang es am Mittwoch nur noch der deutſchen Meiſterin Fräulein Außem, ſich im weiteren Wettbewerb zu halten. Aber auch für Fräulein Außem droht am Donnerstag Gefahr; ſie trifft an die⸗ ſem Tage auf die holländiſche Meiſterin Kea Boumann.— Das Wet⸗ ter war auch am Mittwoch wieder ſommerlich ſchön. Zuſchauer fanden ſich auf dem Hauptplatz in einer Zahl von 10 000, auf dem Platz II in einer Zahl von 7000, auf Platz III in einer Zahl von 4000 ein und auf den übrigen Plätzen gab es auch noch genug Schauluſtige. Auf dem Hauptplatz eröffneten der Amerikaner Tilden und der deutſche Meiſter Preun den Reigen der Kämpfe. Das Treffen war für uns eine Enttäuſchung. Faſt widerſtandslos nahm Tilden die erſten zwei Sätze 670,:0 an ſich, erſt im dritten Satz kam es zum Kampf und hier mußte ſich auch Tilden ſtrecken, um ſchließlich:0, 60, 816 Sieger blei⸗ ben zu können. Der Pforzheimer Wetzel hatte im Kampf gegen den ſpielſtarken Engländer Kingsley viel Pech mit ſeinen Rückhandſchlä⸗ gen, andererſeits verſchlug er aber auch in entſcheidenden Momenten häufig leichte Bälle. Der ſehr ruhig ſpielende Kingsley behielt ſchließ⸗ lich 618,:6,:8,:0 über den gegen Ende des Kampfes ſtaxk erſchöpf⸗ ten Deutſchen Oberhand. Bei den Damen unterlag Frl. Ro ſt gegen die Amerikanerin Jacobs leicht 026, 326. Frau Schomburgk ſtand gegen Weltmeiſterin Helen Wills natürlich auf verlorenem Poſten, enttäuſchte aber darüber hinaus noch.:0,:0 hieß das Ergebnis. Frl. Außem ließ die Amerikanerin Malory im erſten Satz 03 da⸗ vonztiehen. Miß Malory zeigte ein hartes und varitertes Spiel. Dann ſpiekte aber die Rheinländerin energiſcher und brachte in zwei Sätzen:4,:2 den Sieg an ſich. Weitere Ergebniſſe: Herren⸗Einzel(3. und 4. Runde): Cochet⸗Frankreich— Rogers⸗ Irland:7,:0,:7,:6,:1; Henneſſy⸗usS A.— Fowler⸗England:2, :1,:15: Sharpe— de Morpurgo⸗Italien 612,:4,:6,:3; Timmer⸗ Holland— de Buzelet⸗Frankreich:6,:6,:3,:3, 618; Gregory ⸗Eng⸗ land— Rodel⸗England:6, 672,:4, 620; Landry⸗Frankreich— Lee⸗ England:7,:6,:4,:2,:3; Borotra⸗Frankreich— Turnbull⸗Eng⸗ land:2, 611,:7,:4; Lott⸗US A.— Bonzi⸗Italien 611,:0, 613; Kozeluh⸗Prag— Campbell⸗England 678,:4,:2; Auſtin⸗England Brugnon⸗ Frankreich:3,:4,:0; von Kehrling⸗Ungarn— Ray⸗ mond ⸗Südafrika 613,:5, 68. Damen⸗Einzel: Heine⸗Südafrika— Kkeinadel⸗Frankreich:2,:8, :0; Nuthall⸗England— Round⸗England:1, 611; Goldzack⸗England Dam:3,:3; Mathieu ⸗Frankreich— Ridley⸗US A.:5,:45 R. Tapſeott⸗Südafrika— Barbier⸗Frankreich:6,:1,:1; Shatter⸗ weite— Johnſon 725,:3; Alvaraez⸗Spanien— Sarpiere 618,:2; Ryan— Hill:0,:2; Joan Fry— Shaperd 678,:4; Benett— Mo⸗ rill:8,:33 Bundy— Harve 612,:6, 614; Bouman⸗Holland— Lyle :6,:1. Herren⸗Doppel: Gebrüder Allan— Miſhu/ Harries 618,:4, 618; Ulrich R. Menzel— Ingram/ Radcliffe:2,:6,:4, 11:9. Derby-Meeting in Hamburg Der dritte Tag des Hamburger Derby⸗Meetings, der Mittwoch, ging vor zufriedenſtellendem Beſuch und bei kühlem trockenem Wetter vor ſich. Im Mittelpunkt der Geſchehniſſe ſtand der Große Ham⸗ burger Ausgleich, mit ſeiner Diſtanz von 3200 Metern das längſte Flachrennen im deutſchen Rennbetrieb. 15 Pferde fanden ſich am Start ein, von denen die Leichtgewichteten Helnan und Lateran das Eude unter ſich ausmachten. Nach wechſelnder Führung ging Lateran im Horner Bogen an die Spitze. Hinter ihm lagen Oreſtes, Tarnſchild und der aufgerückte Heluan, der zu Beginn der Geraden an Tarnſchild und Oreſtes vorbeizog und Lateran zum Kampf for⸗ derte. Beide Pferde ſonderten ſich dabei weit von ihren Gegnern ab, wobei Heluan nach Kampf das beſſere Ende für ſich hatte. In reſpektvollen Abſtänden erſt beſetzte Wanderer den 3. Platz vor Hima⸗ laya und Avec Dieux, der an ſeiner zu hohen Bürde ſcheiterte. DiE WELT MARKE 8 URET FUR SALT! und dann über die Art der Rechtſprechung überhaupt. Auf dieſe Weiſe zog er ſich eine Anklage wegen Beamtenbeleidi⸗ gung zu. Gütliches Zureden, die Sache mit Bedauern zuxück⸗ zunehmen und eine Buße von 5 Mark zu zahlen, half nichts, es kam zur Verhandlung und zur Verurteilung wegen Be⸗ amtenbeleidigung. Mit einer Geldſtrafe von 5 Mark kam der Angeklagte noch billig weg. Ein Racheakt Recht übel benommen hat ſich der 32jährige K. ſeinem früheren Freunde gegenüber. Er mußte an die Frau ſeines Freundes Alimente zahlen. Um dieſen zu ärgern, klebte er eine Karte des Bezirksjugendamtes, mit der er in der Alimentationsſache vorgeladen worden war, zu und„lud“ ſeinen früheren Freund auf das Jugendamt. Die Fälſchung lag klar zutage. Da aber der frühere Freund ſchon eine ganze Anzahl Schmähbriefe erhalten hatte, wurde Anzeige erſtattet. So einfältig wie die ganze Handlungsweiſe des K. war, war auch ſeine Verteidigung. Erfolg der aus Rachſucht geborenen Fälſchung 3 Wochen Gefängnis. Der Vorſitzende gab ihm die dringende Mahnung mit, von ſolchen Sachen die Finger wegzulaſſen.. Die Ergebuiſſe: 1. Schiffbeker⸗Reunen. Für Zwei. 4300 4. 1000 Meter. 1. M. 9. Adebar. Ferner Tot.: 44; Pl.: Böhms Roderich(Haynes]; 2. Reichsmark; liefen: Monima, Senora, Hetmann, Peltſche, Apis. 16, 18, 17110. ., Eiutracht⸗Reunen. Für dreij. Stuten. 11 000 J. 1800 Meter. 1. Hauptgeſt. Altefelds Valladolif(Huguenin); 2. Atalante; 3. Alexandria. Ferner liefen: Ausnahme, Arabella, Faretra. Tot. 24 Pl.: 14, 13:10. 3. Iſerbrooker⸗Ausgleich. 5000. 1600 Meter. 1. Gebr. Röslers Daland(Grabſch); 2. Sendbote; 3. Präſſüra. Ferner liefen: Perlenfiſcher Surva, Runkler, Oran, Quiſiſana, Sergius, Offenſive, Eldon, Friderun, Opar. Tot.: 56; Pl.: 27, 21. 28:10. 4. Nickel⸗Rennen. Für dreij. Hengſte. 11000 4. 1800 Meter. 1. Geſt. Weils Tautris(M. Schmibt); 2. Grenadier; 3. Anskarx. Ferner liefen: Metrodorus, Palmieri, Seipo, Antiſegnano. Tot, 17 Pl.: 13, 16, 36:10. 5. Großer Hamburger Ausgleich. 17 000 4. 3200 Meter. 1. Stall Hönwalts Heluau(Narr); 2. R. Haniels Lateran(Hugnenin] 3. Frhr. S. A. v. Oppenheims Wanderer(Zehmtſch); 4. Himalaya. Ferner liefen: Avee Dieux, Audax, Liederkranz, Bellac, Patrizier, Etrurie, Advance, Tarnſchtlö, Oreſtes, Irrlicht, Grafenſtein. Tot. 377 Pl.: 18, 26, 62:10. 6. Elbe⸗Preis. 7000 4. 2200 Meter. 1. Hauptgeſt. Altefelös Melkart(Janek); 2. Lupus; 9. Pellegrino. Ferner liefen: Falcone, Rochus. Tot.: 74; Pl.: 27, 12:10. 7. Heinrich v. Ohlendorff⸗Jagdreunen. Herrenreiten. 8000. 3500 Meter. 1. J. Bührers Marcheſa(et. v. Retibuttz); 2. Enzian; 3. Bandola. Ferner liefen: Pers, Nordſee, Plutarch. Tot.: 983 Pl.: 42, 26:10. * Neuß(26. Juni) 1. Preis von Gürzenich. Für Dreif. 3000 J. 1600 Meter: 1. J. Sträters Matkater(J. Pinter) und Dr. G. Voß Annchen(v. d. Vlugt) tot..; 3. Georgia. Ferner liefen: Maharadja, S. A. Kalif, Furie, Franziskus. Tot: Maikater: 24:10, Annchen: 36:10, Pl: 14, 17, 18:10. 2. Preis von Düren. Verkaufs rennen. Lehrlingsretten. 2800. 1200 Meter. 1. A Morawezs Goldwert(R. Baloun); 2. Schneegans und Graſſchaft tot. R. Ferner liefen: Orma, Verona 2, Luſana, Ver⸗ leumdung, Paradenia. Tot: 18, Pl: 13, 183, 24:10. 3. Frehne⸗Jagdrennen. 3000 4. 3200 Meter: 1. H. Wiehes Gdel⸗ gunde(W. Schulze]: 2. Conti; 3. Scotch Whisky. Ferner liefen: Le Printemps, Mozart, Creta, Bergün. Tot: 297, Pl: 27, 18, 18:10. 4. Preis von Harzburg. 3000 J. 1600 Meter: 1. W. Pfeiffers Nu⸗ mantia(Nagy); 2. Jahrtauſend; 3. Truchſeß. Ferner liefen: Liebes zauber, Trappiſt. Tot: 115, Pl: 27, 12:10. 5. Hochwaſſer⸗Jagbrennen. Ausgl. 2. Ehrpr. u. 4000 J. 3680 Met.: 1. Frau K. Polacks Traben(L. Broda); 2. Lohgerber; 3. Mail. Ferner liefen: Montezuma, Letſtung, Hofgräfin. Tot: 47, Pli 31, 28:10. 6. Preis vom Sittardhof. Ausgl. 3. 2500. 2000 Meter: 1. S. Mayers Irene(K. Buge]; 2. Sirokko; 3. Eſens, Ferner: Varia, Le⸗ 5 0 Pazmanvar, Heiduck, Loifach, Noailles. Tot: 51, Pl: 17, „35710. 7. Preis vom Erlenhof. Ausgl. 3. 2500. 1400 Meter: 1. J. In⸗ dens Heruler(H. Schmidt); 2. Taucher; 3. Miami. Ferner liefen: Ohio, Pilgerin, Bomberg, Diavolo, Sepp. Tot: 74, Pl: 19, 15, 18:10, Schluß des redaktionellen Teils 28 I 2 Für die Reise Wanderungen und das. unerläßlich Chlorodont⸗Zahn⸗ 2 7 und die ragen hlorodont⸗Zahnbürſte mit gezahntem orſtenſchnttt zur Beſeitigung fauliger, übelriechender Speiſereſte in den Zahnzwiſchenräumen und zum Welßputzen der Zähne. Die gef. geſch. Chloxrodont- Zahnbürste von beſter Qualtität, für Erwachſene .25 Mt. ir Kinder 70 Pf., iſt in blau⸗weiß⸗ rüner Original- 9 für cchlorodonfvackun⸗ in allen Chlorpdont⸗Norfaufsſtellen erh Jakob Faude; fämtliche in Mannheine 6. Seite. Nr. 291. Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 27. Juni e Das Verkehrsnetz der Oberrheinischen Eiſenbahn⸗Geſellſchaft A. G. Von Regierungsbaumeiſter Dr. ing. A. Ackermann Mannheim Die Vorortverkehrs in und um Mann⸗ herrheiniſchen Eiſenbahn⸗Geſellſchaft, Mannheim, deren Aktienkapital ſich f der Stadt Mannheim befindet. Der Vorortverkehr dient vor allem der Beförderung der zahl⸗ en Arbeiter und Angeſte llten zwiſchen Wohn⸗ und Ar⸗ ätte die Höchſtzahl der täglich zwiſchen Wohn⸗ und Arbeitsſtätte beförderten Perſonen beträgt 6000—, dem regen Verkehr der von ihr berührten Städte und Orte, der Befriedi⸗ gung des Ausflugsverkehrs— die Geſamtzahl der im Kalen⸗ rjahr 1928 beförderten Perſonen betrug 6 Millionen. Außer⸗ der im Jahre Jahre aber Aktien⸗Geſellſchaft in überwiegend im Beſitze dem iſt ein ſtarker Güterverkehr zu bewältigen, 1928 501000 To. betrug, To. umfaßte. 5 eſen vielſeitigen Anſprüchen ſucht die Oberrheiniſche Eiſenbahn⸗Geſellſchaft(O. E..) durch ihre elektriſche Neben⸗ und Straßenbahnen, Dampfbahnen, durch eine vollſpr Güterbahn und ſchließlich auch durch Kraftwagenbetrieb ge⸗ recht zu werden. 1. Das Liniennetz der O. E. G. Das Liniennetz der O. E. G. umfaßt folgende, Betrieb und Ausbau befindliche Linien: 1. Die zweigleiſige Strecke von Mannheim bis Weinheim Bereits in dem Jahre 1912 war der zweigleiſige Ausbau dieſer früher eingleiſigen Dampfbahn und die Elektriſierung begonnen und 1915 beendet worden. In Käfertal zweigt die eingleiſige Strecke Käfertal— Wallſtadt— Heddesheim mit 6,5 Km. Länge ab, die zurzeit noch mit Dampf betriebe n wird. Die Dampfzüge werden bis nach dem O. E..⸗ Bahnh of Mannheim durchgeführt und gehen von Mannheim aus. Die Elektriſierung dieſes Zweigſtücks iſt in Ausſicht genommen. 2. Die zweigleiſige Strecke von Mannheim bis Heidelberg Die früher eingleiſig und mit Dampf betriebene Strecke von Mannheim nach Heidelberg verlief früher zunächſt auf dem Hochwaſſerdamm des Neckars, dann bis Seckenheim und durch dieſen Ort auf der Landſtraße; von da an, auf eigenem Bahnkörper in großem Bogen über Neckarhauſen nach Edingen und, teils wieder auf der Landſtraße, teils auf eige⸗ nem Bahnkörper, nach Heidelberg, wo ſie ihre Fortſetzung in der gleichfalls eingleiſigen Strecke auf der Bergſtraße nach Weinheim findet. Die Streckenlänge von Mannheim bis Hei⸗ delberg beträgt 22 Km. Wenn dieſe Linie zu einer Städte⸗ bahn ausgebildet werden ſollte, die dem Verkehr zwiſchen Mannheim und Heidelberg zu dienen hatte, ſo war neben der Elektriſierung der zweigleiſige Ausbau ſowie ein möglichſt Vollſtändiges Verlaſſen der Landſtraße ein unbedingtes Er⸗ fordernis. In welcher Weiſe dieſes Programm in die Tat umgeſetzt wurde, zeigen nachſtehende Ausführungen: Es wurde die Strecke auf dem Hochwaſſerdamm von Mannheim bis Neu⸗ oſtheim von der Mitte auf die Landſeite des Dammes ver⸗ im vorhergehenden lrige zurzeit in ſchoben, vollkommen neu verlegt und unter der Ebert⸗Brücke und der Riedbahn unterführt, worauf von der St heim die Neckarprome Landſtraßenſtrecke tadt Mann⸗ nade ausgebaut werden konnte. Die von Mannheim⸗Neuoſtheim bis Seckenheim wurde aufgegeben, ihr Raum zur Straße geſchla⸗ gen, und auf neugeſchütteten Dämmen und eigenem Bahn⸗ körper die Grundlagen für eine vom Straßenverkehr unab⸗ hängige, ungehinderte und betriebsſicher zu befahrende Strecke geſchaffen. Der Ort Seckenheim, der nur auf der Hauptſtraße durchfahren werden konnte, erhielt einen neuen Bahnhof. Der Ort Edingen, der durch die belaſſene Neckarhauſer Schleife bereits Anſchluß hat, wird auf ſeiner ſüdlichen Seite Pefahren, erhielt einen Haltepunkt und einen neuen, auch für den Güterverkehr ausgebauten Bahnhof, der in Verbin⸗ dung mit der Wagenhalle ſteht, die die Betriebsmittel der Strecke Mannheim⸗ Heidelberg aufnimmt. In Edingen mün⸗ det die Neckarhauſer Schleife in die neue Linie ein und gibt die her benutzte Landſtraße zwiſchen Edingen und Wieb⸗ lingen frei In Wieblingen erreicht die neue Strecke wiederum Traſſe der alten, die auf eigenem Bahnkörper über den E..⸗ Güterbahnhof Heidelberg in das Netz der Heidel⸗ berger Straßen⸗ und Bergbahn AG. mündet, welches zwiſchen O. E..⸗ Güterbahnhof, deren Bahnhof Heidelber rg⸗Bismarck⸗ platz und dem Vorort Handſchuhsheim in Gemeinſchaftsbetrieb befahren werden wird. 3. Die eingleiſige Strecke längs der Bergſtraße Die Schlußlinie des beſchriebenen Dreiecks Mannheim Weinheim einerſeits und Mannheim— Heidelberg andererſeits iſt die vorerſt noch mit Dampf betriebene, eingleiſig Strecke auf der Bergſtraße. Für ſie iſt, unter vorläufiger Belaſſung die der Traſſe, die Elektriſierung geplant, die dieſen Teil der Bahn, der durch den Garten von Süddeutſchland, die Berg⸗ ſtraße, führt, noch mehr zu einer Ausflugsbahn machen wird, als ſie es ohnedies ſchon iſt. 4. Die geplante eingleiſige Strecke Mannheim Schriesheim und die Omnibuslinie In der Reihe der von Mannheim in der Richtung nach Oſten ausſtrahlenden Vorort⸗ und Ueberlandbahnen iſt noch die projektierte Strecke Mannheim Schriesheim zu erwäh⸗ nen, deren Ausbau, ſelbſtverſtändlich nur mit elektriſchem Be⸗ tri eb, ſchon vor dem Kriege in Ausſicht genommen war, bis jetzt aber noch Projekt geblieben iſt. Um auf dieſer Strecke, wo von Mannheim aus die Berg⸗ ſtraße und der Odenwald in der kürzeſten Zeit zu erreichen iſt, wenigſtens vorerſt eine Verkehrsmöglichkeit zu ſchaffen, hat die O. E. G. im Jahre 1925 einen Autobusbetrieb ein⸗ gerichtet in der ausgeſprochenen Abſicht, dieſen als Vor⸗ läufer der kommenden Bahnlinie nur ſolange in Betrieb zu laſſen, bis der Ausbau der Bahn durchgeführt iſt. Die ſich günſtig entwickelnde Autobuslinie hat inzwiſchen bereits ihre Verlängerung in den Odenwald gefunden mit der Strecke Schriesheim Altenbach, während andererſeits Nebenlinien von e nach Mannheim eingerichtet wurden. 3. Regelſpurſtrecke— Güterbahn Während die beſchriebenen Bahnlinien mit Rückſicht auf ihre Verbindung mit dem Straßenbahnnetz durchweg Meter⸗ ſpur haben, betreibt die O. E. G. auch eine regelſpurigs Güterbahnlinie von Heidelberg über Doſſenheim nach Schries⸗ heim. 6. Straßenbahn Schwetzingen—Ketſch Eine mit dem genannten Mar heimer Vorortsnetz nicht im Zuſammenhang ſtehende Linie iſt die 5 Kilometer lange elektriſche Straßenbahn Schwetzinge n—Ketſch, die dem örtlichen Verkehr, d. h. der Verbindung der genannten Orte dient. 7. Von dem weiteren Ausbau der O. E..⸗Netzes iſt noch zu nennen die Linie Neckarau— Rheinau— Schwet⸗ zingen, die die erwähnte Straßenbahn Schwetzingen—Ketſch in Verbindung mit dem übrigen Netz bringen wird, und von der die von der Straßenbahn Mannheim betriebene Teilſtrecke Neckarau—Rheinau bereits beſteht. Ebenfalls geplant iſt die Linie Sandhofen— Lampertheim. Zur Bewältigung dieſer Verkehrsleiſtungen ſind vor⸗ handen: 18 meterſpurige 4⸗achſige Trie bwagen für 1200/600 V, 3 2⸗achſige Triebwagen für 600 V. 21 meterſpurige Halb⸗ z ü ge= 42 Fahrzeuge für 1200/600 V, die nachfolgend näher beſchrieben werden, 2 meterſpurige 4⸗achſige 4⸗motorige Motorgüterwagen für 1200/00 V, 29 meterſpurige Z⸗achſige Anhängewagen für 600 und 600/1200 B, ferner 21 Dampflokomotiven und 79 Perſonen wagen, die bisher im Dampfbetrieb verwendet werden und die zum Teil für den elektriſchen Betrieb umgebaut wurden, 232 meter⸗ ſpurige Güterwagen, Gepäckwagen und Spezialwagen, 31 regelſpurige Güterwagen, und ſchließlich 14 Kraftwagen. Abb. 6 zeigt Züge aus den älteren Betriebsmitteln im Bahn⸗ hof Mannheim⸗Neckarſtadt. Die vierachſigen und vier Motorgüterwagen, im Jahre 1928 beſchafft, dienen ſowohl für den Güterzugverkehr, als auch. die Beförderung Schwerarbeiterzüge im Berufsver⸗ kehr. Durch den von Schiebetüren zugänglichen Gepäckraum, den ſie haben, erſetzen ſie gleichzeitig den Packwagen des Zuges und geſtatten die Mitnahme von Eilgut und Gepäck. Für den demnächſt aufzunehmenden Verkehr zwiſchen Mannheim und Heidelberg ſtehen neu beſchaffte Be⸗ triebsmittel bereit, die beſonders für die vorliegenden Verhältniſſe entworfen und gebaut ſind. Die O. E. G. hat für die Elektriſierung ihrer weiteren Linie nach eingehenden Unterſuchungen der wirtſchaftlichen und betrieblichen Ver⸗ hältniſſe unter Abkeßrung von dem ſeitherigen Syſtem der Triebwagen und Anhängerwagen dasjenige der Ganz⸗ und Halbzüge gewählt. Als vor etwa einem Jahr die erſten Fahrzeuge fertig⸗ geſtellt waren und ausprobiert wurden, brachten wir eine ein⸗ gehende Beſchreibung dieſes Syſtems in ſeinem wagenbau⸗ lichen Teil und in ſeiner elektriſchen Ausrüſtung in dieſer Zeitung. Es wäre zu begrüßen, wenn recht bald die O. E. G. dafür Sorge tragen würde, daß die Verbindung Heidelberg [Mannheim zuſtande käme. IJ N W W 95 5 65 ä und Kreuzungen jeder Art und in pötentierten Ausführungen aus Vignol- und Pillenschienen Drehstuhweichen Federzungen- Neigungsweichen D. E. P. GubB-Nangen-Haftsteh welchen Zungenvofrichtungen Herzstücke Weichenstellböcke Spezielitͤt: Gleisentwässsfungskästen Drehscheiben s Signal- und Sicherungsatagen JOSEPH VGGELE 0 MANNNEIN Alteste deutsche Weichenbauanstalt Seit 1805 Bau von Nillenschienerw/eichen Fedezupgenweichen Federumstevorrichtungen Dehnungsstößge Schiebebühnen esngierenlegen e 4* 17 — 0 ee r r Intereſſante Einzelheiten aus der Verkehrsgeſetzgebung des Auslandes Donnerstag, den 27. Juni 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 8 2 7. Seite. Nr. 291 Die Beſtrebungen, die Verkehrsgeſetzgebung allmählich zu vereinheitlichen und zum mindeſten für große Gebiete Mittel⸗ europas unter allgemein gültige Formeln zu bringen, läßt es angezeigt erſcheinen, ſich einmal mit einigen geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen bekannt zu machen, die hierzulande unbekannt ſind, aber doch verdienen, daß ſie auf ihre Geeignetheit für unſere Verkehrszuſtände nachgeprüft werden. Wir werden zu unſerem Erſtaunen finden, daß eine ganze Reihe nützlicher Beſtimmungen uns noch fehlen, die teilweiſe gerade in ſolchen Ländern durchgeſetzt worden ſind, die wir im allgemeinen nicht als eben beſonders weit vorgeſchritten im Verkehrsleben enzuſehen geneigt ſind. Da iſt zunächſt der geſetzliche Zwang, der die Kraftfahrer unter ſich zu gegenſeitiger Hilfe anhält und bet Verſtößen gegen dieſe Verordnung die betreffenden Automobiliſten un⸗ ter ſtrenge Strafe ſtellt. Wir leſen alle Tage, daß Kraftfahrer durch Unfälle hilflos auf der Chauſſee liegen bleiben, trotz⸗ dem manchmal mehr als ein anderer Kraftwagen vorüber⸗ „kommt, deſſen Inſaſſen aus irgendwelchen Gründen, die meiſt der Bequemlichkeit entſtammen, die Hilfeleiſtung verweigern. Man hat nun in Rumänien wie auch in Polen Verordnungen erlaſſen, daß ſolche Roheitsakte, um die es ſich zweifellos im⸗ mer dann handelt, wenn Leibesgefahr durch irgendwelche Verkehrsunfälle hervorgerufen wird, nicht mehr mit Geld⸗ ſtrafen, ſondern ausſchließlich mit Freiheitsſtrafen zu ahnden ſind. Aehnlich verſchärft wurde das Strafmaß für ſolche Fälle, wo Hilfeleiſtung durch Hergabe eigener Materialien Erſatzteile uſw. dann verhindert wurde, wenn durch das Steckenbleiben eines beſtimmten Kraftwagens auf der Fahr⸗ ſtrecke unnötige Gefahrmomente geſchaffen werden, was ja beſonders immer bei Nachtfahrten der Fall iſt.. 5 Natürlich ſehen dieſe rumäniſchen und polniſchen Be⸗ ſtimmungen auch vor, daß Hilfe von Kraftfahrern auch ſür nichtautomobiliſtiſche Fahrzeuge zu leiſten iſt, wenn durch deren Fahrbehinderung offene Gefahren in der Wegſicherhei geſchaffen werden. Beſondere Verſchärfung der Strafen kennt auch das jtalieniſche und öſterreichiſche Verkehrsgeſetz in ſol⸗ chen Fällen, wo Kraftfahrer verſuchen, ſchnellſtens zu ent⸗ kommen, wenn ſie irgendwelchen Schaden angerichtet haben. In Frankreich beſtimmt eine neue Verordnung, daß die Ab⸗ urteilung ſolcher Kraftfahrer nicht mehr vor dem Einzelrichter zu erfolgen hat, ſondern zum Gegenſtand einer öffentlichen Verhandlung gemacht werden muß. Dadurch ſollen dieſe Be⸗ ſtrafungen abſchreckend auf andere Fahrer wirken. Man hat im übrigen im erſten Halbjahr 1928 über 180 Fälle abgeurteilt, wobei in 32 Fällen Todesfälle zu verzeichnen waren, hervor⸗ gerufen durch Automobilraſerei mit nachfolgender Flucht der Schuldigen. Wie man nun auf der einen Seite in verſtändlicher Weiſe im zunehmenden Kraftverkehr durch Verſchärfung der Ver⸗ kehrsgeſetze den Fahrer zu beſonnenerem Vorgehen veranlaſ⸗ ſen will, ſo tritt man auf der anderen Seite auch entſchiedener für ihn ein als früher. So werden in Belgien ſchon diejenigen Straßenpaſſanten mit Geldſtrafe bis zu 150 Belga oder ent⸗ ſprechender Haft bedroht, die durch unqualifizierbares Ver⸗ halten auf der Straße den Ablauf des regulären Kraftver⸗ kehrs gefährden. In dieſem Falle gilt Trunkenheit nicht etwa als Strafmilderungsgrund, ſondern ſogar als Anlaß zur Er⸗ höhung der ausgeſprochenen Strafen. Schwediſche Unter⸗ ſuchungen haben im übrigen dazu geführt, daß der Alkoholis⸗ mus nicht ſo ſehr bei den Kraftfahrern, auch nicht bei den beruflichen Droſchkenführern zugenommen hat, als gerade bei der Zahl der bei Verkehrsunfällen zu Schaden gekommenen Perſonen. Man hat nämlich bei insgeſamt 200 Fällen, bei denen der Alkohol eine veranlaſſende Rolle zum Schaden ſpielte, feſtgeſtellt, daß nur in 67 Fällen der Kraftfahrer, in den übrigen 133 Fällen aber der Paſſant oder der Führer eines nicht motoriſchen Fahrzeuges der Veranlaſſer war! Einen beſonderen Unterſchied zwiſchen der Behandlung ſchienenloſer und auf Schienen fahrender Motorfahrzeuge macht das Verkehrsgeſetz in Spanien. Hier werden diejenigen Fahrer bei Veranlaſſung von Zwiſchenfällen härter heran⸗ genommen, die Fahrzeuge auf Schienen führen, weil dieſe ihre genaue Bahn vorgeſchrieben bekommen haben, ſie genaue⸗ ſtens ſtudieren und kennenlernen müſſen und ſo in der Lage ſein ſollen, eher Zwiſchenfälle vermeiden zu können, als ſolche Fahrzeuge, die keinen beſtimmten, vorgeſchriebenen Weg durchfahren, und ſo immer mit eben ſolchen Fahrzeugen in ungewollte Kolliſion kommen können. Strenge Strafen kennt man in England für die Ueber⸗ laſtung eines Fahrzeuges, ſei es durch Hereinnahme einer ungehörig hohen Zahl von Perſonen in zu kleine Wagen, ſei es durch zu ſchwere Belaſtung eines Laſtkraftfahrzeuges. In beiden Fällen ſind die Aufſichtsorgane befugt, ſofort bei Ent⸗ deckung eine Herabminderung der beſtehenden Gefahr zu ver⸗ anlaſſen, was ſchon manchmal zu tragikomiſchen Trennungen von Geſellſchaften auf Autofahrten geführt hat. Hinterher folgt dann immer ein ziemlich hohes Strafmandat und bereits im erſten Wiederholungsfalle eine Freiheitsſtrafe. In ähn⸗ licher Weiſe werden auch unrichtiges Parken oder ſonſtige Verſtöße gegen die eigentlichen Fahrtvorſchriften in härterer Weiſe geahndet als in Mitteleuropa. Nur vermeidet der eng⸗ liſche Geſetzgeber, für Zwiſchenfälle auch den Inhaber des Kraftwagens verantwortlich zu machen, wenn dieſer zur Zeit der Veranlaſſung nicht bei ſeinem Fahrzeug verweilte. Be⸗ ſtraft werden immer nur die anweſenden Perſonen, ſodaß alſo auch bei Laſtkrafttransporten nicht wie in Deutſchland üblich der Inhaber zu Strafen herangezogen werden kann, für deren Begründung nicht er, ſondern lediglich ſeine Packer oder Chauffeure gerade einzuſtehen hatten. Ein Staat, in dem ſämtliche Geſetzeshandlungen im Kraft⸗ verkehr nur durch die Gerichte und niemals durch die Polizei durchgeführt werden können, iſt Griechenland. Hier ſteht der Polizei lediglich das Anzeigerecht zu, eine Möglichkeit der Verhängung von Polizeiſtrafen mittels Strafmandatzuſtellung beſteht nicht. Auch hier ergeben ſich zweifellos gewiſſe Ver⸗ beſſerungen gegenüber unſeren Zuſtänden, weil es natürlich vor dem Richter viel einfacher iſt, ſich zu verteidigen, als vor der Polizei, die ja in vielen Staaten ſich als die ſelbſtver⸗ ſtändliche Gegenpartei des Kraftfahrers aufzuſpielen ſcheint. Dieſes Verfahren nach griechiſchem Muſter hat natürlich den Nachteil, daß die Erledigung der Einzelfälle natürlich etwas länger dauert, aber man hat doch herausgefunden, daß unter den griechiſchen Kraftfahrern von einer Abneigung gegen die Aufſichtsorgane kaum etwas zu merken iſt, einfach deshalb, weil dieſe nicht als ſtrafende Rächer erſcheinen. Iſt alſo Griechenland das Land der langſamen Gerichtsbarkeit in Verkehrsunfällen, ſo iſt die Union der Nordamerikaniſchen Staaten noch immer das Land der ſchnellſten Erledigung ſolcher Fälle. Hier haben die mit dem Motorrad bewaffneten Aufſichtsbeamten auf den Chauſſeen das Recht, bei den jewei⸗ ligen Uebertretungen nicht nur die Siſtierung des beanſtan⸗ deten Kraftfahrzeuges vorzunehmen, ſondern ſie holen ſogleich vorgedruckte Strafzettel aus der Bruſttaſche, füllen ſie mit der jeweilig in Betracht kommenden Strafe aus und kaſſieren die Geldbeträge auch gegen Quittung ſofort ein. Damit iſt der Fall erledigt, und wem es Spaß macht, der kann auf einer einzigen Fahrt ſich hundertmal denſelben Preis notieren laſ⸗ ſen. Hier ſteigt nämlich die Strafe nicht mit der Zahl der Straffälle. Die Erteilung von Führerſcheinen iſt nunmehr in faſt allen Staaten der Welt durchgeſetzt worden mit Ausnahme von China, Venezuela und Haiti. Doch werden auch hier ſehr verſchiedene Formen angewendet, und man muß ſagen, daß ſich darunter auch einige befinden, die wohl zu beachten ſind. So verbietet die iriſche Vorſchrift, daß Kraftfahrer bis zu einem Jahr nach der Erteilung des Führerſcheins ſolche Wege be⸗ nutzen, die als Verkehrsbahnen erſten Ranges angezeichnet worden ſind. Werden Zwiſchenfälle auf dieſen Straßen durch unbefugt hier befindliche Automobiliſten und Motorradfahrer hervorgerufen, ſo iſt hohe Geldͤſtrafe zu erwarten. Die Mit⸗ nahme zweiter Perſonen iſt bis zu ſechs Monaten nach Ertei⸗ lung der Fahrerlaubnis in der Südafrikaniſchen Union unter⸗ ſagt, in Chile läßt man Frauen ſogar bis zu einem vollen Jahr darauf warten, daß ſie andere Perſonen ausfahren dür⸗ fen. In Peru wieder verſucht man dadurch größere Sicher⸗ heit im Verkehr zu ſchaffen, daß man nach Erteilung des Füh⸗ rerſcheins den jungen Kraftfahrer verpflichtet, noch acht Wo⸗ chen eine zweite, ſeit einem Jahr zum mindeſten im Beſitz des⸗ ſelben Scheines befindliche, alſo des Fahrens kundige Perſon neben ſich mitzunehmen. Wir ſehen alſo, daß das Problem des Nachwuchſes im Kraftfahrzeugführerſtand in allen Staaten der Welt ernſtes Kopfzerbrechen gemacht hat, und das oft mit großem Recht. So laſſen ſich aus der Verkehrsgeſetzgebung des Auslau⸗ des eine Reihe von Einzelheiten herausſchälen, die nicht ohne Intereſſe für uns ſein dürften, da oft hinter verſchrobenen Formulierungen der fremden Verkehrsgeſetze doch Weisheiten ſtecken, die auch für uns anzuwenden wären. Wenn es auch in den meiſten Fällen die beſonderen örtlichen Umſtände ſind, unter deren Einwirkung dieſe Verordnungen erlaſſen werden, ſo ſind doch die Grundlagen, auf denen ſie baſieren, oft für viele Länder ähnlich oder kongruent. Wir ſollten deshalb von Zeit zu Zeit einmal Umſchau halten, wie ſich im Auslande die Verkehrsgeſetzgebung ändert und erneuert. Philibert. Sehmell Omnibus 12-16 Stpistze Allwetter Aussichtsweagen 18-17 Sitzplätze Schnell omnibus 20 Sitzplätze Allwetter Ausslehtswyegen N Sitzplätze 1 2 U Ahwenter Ausslehtsweigen 33-38 Szplütze Mirtelstarlee Omnibusse 28-42 Sitzplätze Direkt begehbarer Belag Elastisch, trittsicher, schalldampfend und fugwärmend Oniginal-Suberit-Plegkork-Untertagsplatten unter Linoleum feinkork-Platten Schölldämpfunpg Naschinen u. Fundamenten Automobil-Dichtungen Staubscheiben sowie PregKOrKET Zeugnisse für alle technischen Zwecke Slbelt- Fab I. U. Naunbeim.-Aeinau Tel.-Adr.: Suberitfabrik Mannheimrheinau dabgdag, bert Korkstein-Platten von für Wörme- und Käſteschutz Fernruf 48981 u. 48982 1 DAIMTER⸗ H. Raul& Co.— Pirmasens: Motorfahrzeuge Römerstr 32 und 5 1 SAGGENAU BADEN Verkaufstelle Mannheim, P 7, 24 Fernruf 324 55 Vertretungen: Darmstadt: Motorwagen verkauſsbũüro Otio Heinrich Graf Hagenburg, Elisabethenstr. 34 Heidelberg: Gebr. Mappes, Brückenstr. 47— Kaiserslautern: Torpede· Garage G. m b. 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Juni 1929 3— E Die deulſchen Banken Ende Mai Weiter rückläufige Bewegung ſchlechterte Die im Reichsanzeiger zur Veröffentlichung gelaugenden Bilanz⸗ überſichten der deutſchen Banken vom 31. 5. 1929 umfaſſen 136 Banken und zwar Kredit⸗ und Hypothekenbanken 98 gegen 97, Staats⸗ und Landesbanken 21 gegen 21, Girozentralen 17 gegen 17. Die nach⸗ ſtehende Zuſammenſtellung gilt die Entwicklung der wichtigſten Poſten der Aktiva und Paſſiva ſeit der Bekanntgabe am 30. 4. 1929 zu er⸗ ſehen. Es haben betragen: 30. 4. 81. 5. 30 Veränderung in Mill. Rm. 1 in ß. Aktiva: 1. Koſſe, Geldſorten u. fällige Kupons— 7,7 2. Guthb. b. Noten⸗ u. Abrechnungsbk. 10,1 22. dav. Guthb. b. öt. Notenbanken 5 3. Schecks, Wechſel u. unv. Schatzanw. 4. Guthab. b. Banken u. Bankfirmen 4a, davon in 7 Tagen fällig 5. Reports und Lombards Ba, davon Reports allein . Vorſchüſſe auf Waren 6a, davon Rembourskredite 7. Eigene Wertpapiere 8. Debitoren Sa. davon Kredite an Banken ete. Sb. davon gedeckt 9. Langfriſtige Ausleihungen Paſſiva: 1. Kreditoren „ davon deutſche Banken davon in 7 Tagen fällig 2. Akzepte 3. LVangfriſtige Anleihen bzw. Darl. 4. Avyale 5. Indoſſamente Für die 6(am 30. 4. 6) Großbanken, 98(97) Kreditbanken, 21(21) Stagats⸗ und Landesbanken und 17(17) Girozentralen ſtellen ſich die einzelnen Poſten der Tabelle entſprechend wie folgt: Großbanke⸗ Kreditbanken Staatsbanken Girozentralen 81.5 80.4. 81. 30.8. 215 80.4. 31.5. 30.4. Aktiva: 150 99 147 159 12 12 8 10 2,5 122 155 145 15 10 4 4 2. 100 12¹ 107 14 9 2 2 3. 2132 2784 2987 442 437 179 191 4. 1187 1567 1595 404 502 366 464 48. 902 1212 1175 194 205 165 189 5. 644 783 782 145 159 64 40 53, 418 469 460 16 16 15 16 6. 1500 1894 1850 7 9 7 6 68. 1859 1713 1647 5 7 6 5 7. 154 382 383 183 179 224 28 8. 4901 6887 7015 1772 172⁰ 1054 1037 88. 356 403 995 359 842 271 275 8b. 3579 5121 5252 1517 1469 609 598 9. 20 932 924 1498 1476 1929 1921 Paſſiva: N 1. 9650 10036 12895 13222 3015 3050 1903 1986 13. 983 1106 1412 1558 10286 1017 1350 1402 15. 3433 3594 4481 4643 86g 859 783 848 2 491 4509 6853 652 17 15 8 2 3 189 189 1144 1143 140 1397 1790 317 516 709 710 45 44 126 5. 1357 4 1236 2159 2066 153 188 106 Itquide Mittel J. Ranges(Poſ.—4) in Prozente der Verbind⸗ lichkeiten: 34,9, 36,2, 34,3, 35,2, 28,8, 31,4, 29,3, 33,7. Liquide Mittel I. und II. Ranges(Poſ.—7) ohne ſonſtige Wertpapiere: 57,4, 57,8, 56,8, 56,4, 39,6, 42,4, 44,6, 47,8. Bei der Veröffentlichung fehlt die Deutſche Vereinsbank K. a.., Frankfurt/ Main, die bekanntlich mit der Deutſchen Effekten⸗ und Wechſelbank verſchmolzen iſt. Neu hinzugekommen ſind 2 kleinere Banken, nämlich die Bergiſch⸗Märkiſche Induſtrie⸗Geſellſchaft, Bar⸗ men und die Hannoverſche Landwirtſchaftsbank.⸗G., Hannover, die beide mit je 1 Mill./ Kapftal arbeiten und zuſammen 4,5 Mill. 4 Kreditoren ausweiſen, denen 3,3 Mill. Debitoren gegenüberſtehen. Für das Geſamtergebnis ſind ſie alſo kaum von Bedeutung. Einigung Hammerſen-Dierig In der HV. der Hammerſen AG., Osnabrück, gab der Vorſitzende boßannt, daß das Urteil in der Anfechtungsklage in der Richtung ge⸗ füllt iſt, daß dieſes die Genehmigung der Bilanz, der Ge⸗ Winn⸗ und Verluſtrechnung und die Entlaſtung des Vorſtandes ſowie des At. für nichtig erklärt, weil die Verwaltung auf Anfrage in der HB. es abgelehnt hatte, die Frage nach der Höhe des Debag⸗ ükttenpaketes der Geſellſchaft zu beantworten. Heute ſeien jedoch keine Bedenken mehr vorhanden, die Auskunft zu erteilen und der HV. zu erklären, daß Ende 1926 der Beſitz an Debagaktien bei Hammerſen mehr als ſieben Achtel betragen habe. Dieſer Beſitz habe ſich inzwiſchen nicht weſentlich verändert. Er betrug 1928 ungefähr 95 v. H. Die G. hat aus dieſem Grunde kein Intereſſe mehr an einem weiteren Verfolg des Prozeſſes, e von den juriſtiſchen Beratern Harxauf hingewieſen wird, daß juriſtiſch die Möglichkeit beſtehe, das Urteil mit Erfolg anzufechten. Man habe ſich jedoch entſchloſſen, auf die Reytſton zu verzichten, allerdings unter der Vorausſetzung, daß de Minderheit im Intereſſe der auch von Hammerſen erſtrebten Be⸗ friedung der G. ihrerſeits von einem Proteſt gegen die Bilanzen 1926, 1927 und 1928 Abſtand nehme. Die Oppoſition erklärte, daß ſie öde Linie, die vom Vor⸗ ſitzenden vorgeſchlagen worden ſei, auch weiterhin zu verfolgen beab⸗ lichtige um im Intereſſe der G. zu erreichen, daß durch Meinungsver⸗ ſchbedeuheiten Schädigungen vermieden werden. Es müſſe jedoch gegen die Bilanz eine Stellungnahme erfolgen, um die Folgen, die aus den noch laufenden Prozeſſen ſich ergäben, nicht zu beeinfluſſen. Die Bilanz 1926/27 wurde unter Stimmenthaltung der Minderheit genehmigt. Gegen die Entlaſtung erhob die Oppo⸗ ſitton Widerſpruch. Die Bilanz 1927/8 wurde ebenfalls unter Stimmenthaltung der Oppoſtition genehmigt, ebenſo die Ent⸗ Iſtung. Es wurde dann bei Stimmenthaltung der Dieriggruppe eine Gewinverteilung von 8 v. H. vorgeſchlagen und genehmigt. Von der Verwaltung wurde noch mitgeteilt, daß der 1. Vor⸗ ſitzende des.⸗R., Fritz Hecker, angeſichts der ſchwierigen Verhält⸗ niſſe in der Baumwollinduſtrie wieder den Poſten des Generaldirek⸗ tors der G. übernommen habe. Neu in den.⸗R. gewählt wurde Fabrikant Heinrich Strick, Osnabrück. * Bergwerksgeſellſchaft Hilbernig Herne/ Weſtfalen. Die o. HV. Peſchloß, den ausgewieſenen Ueberſchuß von 290 148 1 vorzutragen, Ferner genehmigte die HV. die Erhöhung des Ack. um 24 Mill. auf 80 Mill. 4. Wie der Vorſitzende ausführte, iſt die Entwicklung der Werke im neuen Ge. regelmäßig verlaufen. Der Betrieb der Stickſtoffanlage habe ſich zufriedenſtellend entwickelt. Zufammen⸗ ſaſſend könne geſagt werden, daß dos abgelaufene halbe Jahr im Durchſchnitt nicht ſo ungünſtig geweſen ſei wie in der Vergleichs⸗ zeit des Vorfahres. 5 g a 25: 8 Mill.⸗Doll.⸗Kredit der Ruhrchemie Ach. Die Ruhrchemie Ach hat, wie aus Newyork gefunkt wird, ſoeben die Verhandlungen über öte Aufnahme eines ſechsjährigen Kredits von) Mill. Dollar zu 8 v. H. mit dem Newyorker Bankhaus Dillon Read u. Co. Abgeſchloſſen, das hierbei mit einem deutſchen Bankenkonſortium zu⸗ ſammenarbettete, das ſich aus dem A. Schagſſhauſenſchen Bankverein der Deutſchen Bank; Simon Hirſchland und A. Levy zuſammenſetzt. Die Ruhrchemie A. hatte bereits im Mai vorigen Jahres eine 4 Mill.⸗Dollar⸗Anleihe bei Dillon Read aufgenommen. Mit Hilfe des neuen Kredits ſoll die Kapazität der Anlagen auf 30000 Tonnen Skickſtofſprodukte oder mehr als das Doppelte der jetzigen Leiſtungs⸗ fühigkeit nächſten Jahr herzuſtellen. Starker Kreditoren rückgaug— Erſtmals erhebliche Debitorenſenkung— Ver⸗ Liquidität Die ſchon im April beobachtete rückläufige Bewegung auf den Hauptkonten hat ſich auch im Mai, wenn auch in etwas geringerem Maße, fortgeſetzt. Beſonders beachtlich iſt die A b⸗ nahme der Kreditoren um weitere 445(im Vormonat 558) Mill., ſoödaß in den beiden letzten Monaten den Ban⸗ ken über eine Milliarde I Kreditoren, davon faſt die Hälfte ſpäter als 7 Tage fällige Gelder entzogen ſind. Bei den Großbanken iſt die Abnahme um 377(368) Mill./ ſogar etwas grö⸗ ßer als im Vormonat. Bei den übrigen Kreditbanken hat ſich ſomit ein Kreditorenzuwachs von rd. 50 Mill./ ergeben gegenüber einer ganz geringfügigen Verminderung im April. Bei den Staatsbanken iſt der Abzug um 35 Mill.„ faſt doppelt ſo hoch als im Vormonat (17), während er bei den Girozentralen nur etwa halb ſo groß iſt(88 gegen 171 Mill.„). Die ſeitens der Kundſchaft bei Dritten be⸗ nutzten Kredite haben weiter von 1 696 auf 1763 Mill./ zu⸗ genommen, wovon nur etwa ein Drittel auf die Berliner Großbanken entfällt. Die Einlagen von Banken uſw. haben ſich faſt um denſelben Betrag(189) Mill. /, wie im Vormonat, vermindert, wo⸗ bei zu bemerken iſt, daß bei den Staatsbanken eine leichte Steigerung (9 Mill. /) eingetreten iſt. Ungefähr zwei Drittel des Abganges kommt auf die Großbanken. Die kurzfriſtigen Gelder ſind durchweg weiter zurückgegangen und zwar bei den Großbanken um 161 und den Girozentralen um 65 Mill. 4. Bei den Staatsbanken iſt ſogar eine geringfügige Erhöhung feſtzuſtellen. Der Geſamtrückgang iſt mit 223 Mill./ etwa 100 Mill./ niedriger als im April. bis zu 3 Monaten fälligen Gelder gingen um 219(272) und die ſpäter fälligen, die im Vormonat um 12 Mill./ geſtiegen waren, um 70 Mill./ zurück. Der Akzeptum lauf hat eine weitere geringfügige Zunahme erfahren. Der Kreditorenrückgang macht ſich auf der Aktipſeite in einer Abnahme der Wechſelbeſtände und Noſtroguthaben, die in den beiden letzten Monaten ebenfalls über 1 Milliarde/ zu⸗ rückgegangen ſind, bemerkbar. Die geringere Kaſſenhaltung iſt durch etwas größere Noten⸗ bankguthaben ausgeglichen. Die Anlage in Wechſel und Schecks hat ſich um weitere 210(351) Mill.„ vermindert. Im ein⸗ zelnen iſt bei den Großbanken ein Abgang von 231(28t) und bei den Girozentralen von 12(53) zu verzeichnen, während bei den Staats⸗ banken eine Zunahme um 5(29) und bei den übrigen Kreditbanken Die um 28(Abnahme 46) Mill./ eingetreten iſt. Noſtroguthaben ſind um 224(283) Mill./ zurückgegangen. Auf die Staatsbanken und Girozentralen entfällt wie im Vormonat der weſentlichſte Anteil, und zwar 98(124) bezw. 98(149) Mill.„. Bei den Großbanken bewegt ſich der Rückgang in ſehr engen Grenzen. Bemerkenswert iſt hierbei, daß die innerhalb 7 Tagen fälligen Noſtroguthaben eine Zunahme um 2 Mill./ erfahren haben. Reports und Lombards haben wieder etwas zugenom⸗ men, ebenſo Waren vorſchüſſe, bei denen im April ſeit langer Zeit ein geringer Rückgang feſtzuſtellen war. Die Zunahme der Warenvorſchüſſe entfällt zum größten Teil auf die ſonſtigen Kredit⸗ banken. Wertpapiere haben ſich nur wenig verändert. Die Debitoren, die auch im April noch eine weitere Zu⸗ nahme(75 Mill. /) erfahren hatten, weiſen erſtmalig ſeit langer Zeit eine rückläufige Bewegung auf. Insgeſamt beträgt die Ahnahme 95 Mill.. Eine einheitliche Bewegung iſt jedoch nicht feſtzuſtellen. Bei den Großbanken ergibt ſich eine Abnahme um 105 und bei den Girozentralen um 7 Mill. /, während bei den Staats⸗ banken eine weitere Zunahme um 46 Mill./ feſtzuſtellen iſt. Bei den Großbanken hat ſich alſo im Gegenſatz zu den übrigen Inſtituten die Abnahme der Kreditoren auch in einer Verminderung der Debito⸗ ren ausgewirkt. Bemerkenswert iſt ſerner, daß die Kredite an Ban⸗ ken uſw. durchweg weiter zugenommen haben. Das Verhältnis der gedeckten zu den ungedeckten Debitoren hat ſich etwas verſchlechtert. An langfriſtigen Anleihen wurden im Berichtsmonat nur 4(35) Mill.„ neu hereingenommen, während ſich die Ausleihungen um weitere 33(51) Mill./ erhöhten. Insgeſamt ſtehen den 4336 Mill. Mark langfriſtigen Anleihen.354 Mill.„ langfriſtige Ausleihungen gegenüber. Die Liquidität hat ſich, wie aus obenſtehender Zuſammen⸗ ſtellung hervorgeht, durchweg verſchlechtert. * Bremer Vulcan, Schiffbau und Maſchinenfabrik AG. in Vege⸗ ſack.— Wieder 8 v. H. Dividende. Der AR. beſchloß, der auf den 28. Juli einzuberufenden HV. nach rund 700 000% Abſchreibungen die Verteilung einer Dividende von wieder 8 v. H. vorzuſchlogen. * Sanierung der Ohles Erben Ac. in Breslau genehmigt. ab. HV. ſtimmte der vorgeſchlagenen Sanjerung des Unternehmens zu. Das Sta. von 2 Mill.„ wird zuſammengelegt im Verhältnis 421 auf 500 000/ und ſodann wieder erhöht um einen Betrag von 500 000. Hiervon werden 250 000% den Atkionären im Verhält⸗ nis:1 angeboten, während die reſtlichen 250 000„ von der Firma Nyſſeler⸗Schüpfbach u. Co. in Kirchberg(Schweiz) zu pari feſt über⸗ nommen werden. Ferner hat die Schweizer Firma der Ohles Erben A. ein Bardarlehen unter günſtigem Zinsſatz zur Verfügung geſtellt Von zuſtändiger deutſcher Seite wird jetzt in Beſtätigung unſerer bisherigen Meldungen mitgeteilt:„Die Verhandlungen des chi le⸗ niſchen Finanzminiſters Don Pablo Ramirez mit Vertre⸗ tern der J. G. Farben induſtrie.⸗G. und der Imperial Chemical Induſtries Limited ſind inzwiſchen zu einem befriedigenden Abſchluß gekommen und haben zu einer Verſtändi⸗ gung über ein enges Zuſammenar beiten in der Zukunft geführt, das eine beſtmögliche Verſorgung der Landwirtſchaft mit Stickſtoff gewährleiſtet. Die Propaganda wird künftig nach ner⸗ einbarten Richtlinien erfolgen. Der Notlage der Landwirtſchaft iſt durch eine weitere Ermäßigung der Verkaufspreiſe Rechnung getragen worden, obwohl die Preiſe ſchon bisher weit unter Vorkriegshöhe lagen. Die getroffene Verſtändigung bezieht ſich nicht auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Schneller als man erwarten konnte, ſind die internationalen Ver⸗ handlungen zwiſchen den Intereſſenten von Chileſalpeter und künſt⸗ lichem Stickſtoff zum Abſchluß gekommen. Die obige Erklärung der zuſtändigen deutſchen Seite muß mit Rückſicht auf die Bedeutung des Abkommens und ſeiner Auswirkungen als dürftig und wenig befriedigend bezeichnet werden. Daß ein enges Zuſammen⸗ arbeiten der verſchiedenen Intereſſenten ſowie eine gemeinſame Pro⸗ paganda Grundlage der Verhandlungen bildete, war bekannt, und von uns bereits in den letzten Tagen mitgeteilt worden. Intereſſant wäre zu erfahren, auf welcher Grundlage eine Verſtändigung über das Zuſammenarbeiten, ob durch Aufteilung oder Ab⸗ grenzung der Märkte, Verteilung der Produktion unter quoten mäßiger Bindung uſw., erfolgt iſt. Bei der Größe der Vorräte, mit denen die Chfleſalpeter⸗Induſtrie in das neue Düngejahr hinein geht und bei der ſtändig zunehmenden Ausdehnung der Luftſtickſtoffinduſtrie, beſonders auch in Deutſchland erinnert ſei hier nur an die verſchiedenen Stickſtoffpläne im Ruhrbezirk) erhebt die„K. 3“ die Frage, in welchem Verhältnis von natürlichen gebracht werden, und man hofft, dteſe Menge bereits im und künſtlichen Düngemitteln der Bedarf gedeckt werden ſoll. Noch 155 Anfang dleſes Jahres herrſchte zwiſchen der Chfleſalpeter⸗ und Luftſtickſtoffinduſtrie ein ſcharfſer Kampf nicht nur um den Abſatz ihrer Erzeugniſſe, ſondern auch um die Propagandamethoden. 5 Daß die Vereinigten Staaten wie auch anſcheinend Die ö Mückläufige Kupferkonjunktur und Kupfererzimport Rund 20 000 To. geringere Ankünfte im Mai Die Einfuhr ausländiſcher Kupfererze zur Verhüttung in Deutſch⸗ land hat nach der Nekordzufuhr im April im abgelaufenen Monat eine weſentliche Verminderung erfahren. In den Monaten Januar bis Mai bewegte ſich die Ein⸗ und Ausfuhr von Kupfererzen wie folgt: 1929 Einfuhr Ausfuhr Einfuhr⸗Ueberſchuß in Tonnen in Ty. 1000 Rm. Januar 14 907 129 44 778 Februar 40 637 199 März 20 803 66 April 57 710 37 Mai 37 583 84 37 549 Insgeſamt 207 730 80⁴ 206 928 Der Rückgang der Kupſererzeinfuhr gegenüber April um rund 29 000 Tonnen iſt darauf zurückzuführen, daß ſich im genannten Monat be⸗ reits die Auswirkungen der Kupferbaiſſe auf die Ablieferung im Rahmen der Voreindeckungen, bemerkbar gemacht haben. In 1 einſtimmung mit der rückläufigen Kupfertendenz dürften die Ankäufe ausländiſcher Kupfererze, die in erſter Reihe in der Norddeutſchen Raffinerle in Hamburg verhüttet werden, in den folgenden Monaten einen weiteren Rückgang aufzuweiſen haben. :?: Carl Mez u. Söhne AG. in Freiburg i. Br. Die Geſellſchaft, die bekanntlich auf 31. Dez. 1928 diyidendenlos(i. B. 4 v..] bleibt und mit 190 656/ Verluſt gegenüber 392 902„ Reingewinn i. V. abſchließt, legt ſoeben ihren Bericht vor(o. GV. am 28. ds. Mis). Danach erforderten Unkoſten 3 422 872 /, Steuern und ſoztale Ab⸗ gaben 472 200 Mark und für Abſchreibungen 177 800 Mark. Demgegenüber ſtehen unter anderem Gewinnvortrag mit 133 257/ und ein Fabrikationsüberſchuß von 3 748 959 4. In der Bilanz ſind bewertet Gebäude und Grundſtücke mit 798 953„., Maſchinen mit 9358 946%, Mobilten, Geräte, Fabrikeinrichtung, Fuhr⸗ park mit 601.657 /, Debitoren betragen 8 079 148 /, Kaſſen⸗ und Wechſelbeſtand 148 547 /, Vorräte 6 29 0 1, andererſeits AK. 6 Millionen J¼, Reſervefond 243 390 J, Obligationen 27 675 /, Arbeiter⸗ unterſtützungsf 57 Nückſtellungen 5 rtungsſchuld ei 500 /, Beamtenunterſtützungsfond 10000 l, und Kreditoren 11 228 846 /, dazu Auf⸗ Papiermarkhypothek 5940 ,. Die kurzen Aus⸗ rungen des Geſchäftsberichtes waren bereits in der Mitteilung vom 22. 6.(Nr. 283 der N Mz.) enthalten. * Heidelberger Straßen⸗ und Bergbahn ⸗ Ac. GV. wurde der A In der geſtrigen luß für 1928, der bebanntlich einen Reingewinn von 258 000/ verzeichnet, einſtimmig genehmigt. Es wird wieder 5 v. H. Dividende auf die StA. und eine ſolche von 6 v. H. auf die VA. verteilt. Dem AR. neu zugewählt wurden Oberbürgermetſter e n. hau s⸗Heidelberg, Bankier Leo Ley i⸗ Heidelberg Bankdirektor Guſtav Graap⸗Dresdner Bank(Heidelberg), Der Vorſitzende teilte mit, daß die erſten Monate des neuen Geſchäfts⸗ jahres wegen der langen Winterkälte einen Ausfall gebracht hätten. * Schloßhotel und Hotel Bellepue⸗ Ac. in Heidelberg. Das Jahr 1928 brachte zwar durch ſtärkeren Verkehr erhöhte Einnahmen gegen 1927, doch ſtiegen andererſeits auch die Ausgaben ſehr beträchtlich, ſo⸗ daß das Ergebnis ſich ungeſähr auf Vorfahrshöhe hält. Der Be⸗ triebsüberſchuß wird mit 2289 000/ ausgewieſen gegenüber 202 000 4 im Vorjahre. Unkoſten und Abſchreibungen erforderten 103 000% (171 000„). Aus dem verbleibenden Reingewinn von 30 402(81 582 Mark wird wieder eine Dividende von 8 v. H. auf das AK. von 310 000/ ausgeſchüttet. Die geſtrige GV. genehmigte den Abſchluß, erteilte Entlaſtung und wählte das ausſcheidende Auſſichtsratsmit⸗ glied Fabrikant Oppenheimer wieder. * Wieder deutſche Goldkäufe in London. Am Mittwoch ſind in London für Rechnung der Reichsbank weitere Goldkäufe er⸗ und folgt. Es handelt ſich ungefähr um[ Mill. Pfd. Sterl., von denen wieder t f erer Betrag von der Firma M. M. Warburg u. Eo. (Hamburg!) orben wurde. * Zahlungseinſtellung bei der Berliner Beamten vereinigung. Die Berliner Beamtenvereinigung hat, wie die„Nachtausgabe“ erfährt, ihre Zahlungen eingeſtellt. Mitglieder der Vereinigung ſind in der Hauptſache Beamte, daneben aber auch Geſchäftsleute und Privat⸗ perſonen. Der Geſchäftskreis der Vereinigung iſt ziemlich groß, die Zahl ihrer Mitglieder beträgt nicht weniger als 9 bis 10 000. Beſon⸗ ders empfindliche Verluſte brachte der Vͤreinigung Kredite, die ſie an die Fahrrad⸗Induſtrie gegeben hat, ein erheblicher Teil der Ein⸗ lagen dürfte als verloren angeſehen ſein. In informierten Kreiſen wird die Unterbilanz auf mehr als 1 Million/ geſchätzt. Straſbare Handlungen des Vorſtandes ſollen nicht in Frage kommen. Anſchet⸗ nend hat man es aber an der notwendigen Vorſicht fehlen laſſen. Am nächſten Montag findet eine Gläubigerverſammlung ſtatt. Deviſenmarkt Im heutigen Frühverkehr notierten Pfunde gegen New-Dort„ 494,90 484,91 Schweiz.. 25,20 25,19 Stockholm. 19, 10 10.0 Paris 24,00 123.980 Holland.. 12,08 12,07 Madris. 34 29 83,28 Erüſſel 34,91 34,90 Oslo. 138.20 18.19 Wailand 92,70 92,68] Kopenhagen 18, 20 18,20 1 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 419,80 und Pfunde mit 2034.28 gehandelt Frachtenmarkt Duisburg- Ruhrort 26. Juni Die Nachfrage nach Kahnraum var an der heutigen Börſe ziem⸗ lich gering. Bergreiſen wurden wenig vergeben. Die Frachten er⸗ fuhren gegen geſtern keine Aenderung. Das Geſchäft an der Rotter⸗ damer Börſe war geſtern ſehr flau. Die Erztransporte nach Ruhr⸗ häfen wurden nur 60—70 Ets. pro Laſt bezahlt. Der Bergſchlepplohn notierte mit.30—.50/ nach Mannheim. Der Talſchlepplohn betrug heute Morgen 10 3, dürfte aber gegen Abend etwas feſter werden. Die internationale Stickſtoffverſtändigung Frankreich nicht in das Abkommen einbezogen worden find, erklärt ſich aus der Tatſache, daß beide Länder bislang ein guter Abſatzmarkt für die Erzeugniſſe der Düngemittelinduſtrie waren. Beſonders die Vereinigten Staaten von Amerika haben in erheblichem Umfang Sal⸗ peterſtickſtof verbraucht. In den letzten Jahren weiſt allerdings die Herſtellung von künſtlichem Stickſtoff ſteigende Richtung auf. Die Produktion dürfte ſich durch Jubetriebnahme der großen ſtaatlichen Anlagen von Muscle Shoals, deren Betriebe mit Rückſicht auf die private amerikaniſche Stickſtoffinduſtrie ſtilliegen, ſich leicht um ein erhebliches vermehren laſſen. Die neuen Preiſe Das Stickſtoffſyndikat gibt ſoeben die Preiſe für 1929/0 be⸗ kannt. Sie ſind wieder nach Monaten geſtaffelt. Es beträgt der Preis für 1 Kg. Reinſtickſtoff in ſchwefelſaurem Ammoniak für Juli 0,80, Auguſt 0,81, September 0,82, Oktober 0,83, November 0,84, Dezember 0,86, Januar 1930 0,89, Februar bis Junk 0,90 4. Die übrigen Sor⸗ ten ſind entſprechend geſtaffelt. Karlsruher Produktenbörſe vom 26. Juni Getreide Mehl und Futtermittel: Die Aufwärts⸗ bewegung iſt heute kursmäßig zum Stillſtand gekommen. Das In⸗ landsangebot hält ſich unter dem Einfluß der ſchwebenden Verhand⸗ lungen über das Agrarprogramm in engen Grenzen. Südd. Weizen 24— 24.25, deutſcher Roggen 22— 22.50, Braugerſte ohne Notiz, Futter⸗ gerſte, deutſche Sortiergerſte und bezugſcheinpflichtige ausländiſche 17 bis 19.75, deutſcher Hafer, gelb oder weiß je nach Qualität 22.7523, Platamais Seeg en 8 20.75— 21.25, Weizenmehl Mühlenford. 39.50.75, Roggenmehl ſüdd Mühlenforderung 30.5031, Weizen⸗ bollmehl(Futtermehl) je nach Fabrikat 12—13, Weizenkleie ſein 10 bis 10.75 Weizenkleie grob 11—11.50, Biertreber prompt 16.7518, Malz⸗ keime je nach Qualität 16.7518, Trockenſchnitzel loſe 12.50, Raps⸗ kuchen loſe 18— 18.50, Erdnußkuchen loſe 19.50— 20.25, Kokoskuchen 19.25 bis 19.73, Sofaſchrot ſüdd. Fabrikat 19.25 19.73, Leinkuchenmehl je nach Fabrikat 2323.25, Oelkuchen prompt ſpätere Monate teurer. Speiſekartoffeln gelbfleiſchige 6,5—7, Speiſekaxtoffeln weißfleiſchige 4,5.— Rauhſuttermittel: Loſes Wieſenheu, gut, geſund, trocken, neue Ernte 10—11, Luzerne je nach Qualität peue Ernte 11—12, Stroh drahtgepreßt je nach Qualität 88.25. . — 4 7 Donnerstag, den 27. Junfi 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 291 Unsere Auen für Mannheim t infolge Ablebens unseres bisherigen Mitarbeiters neu zu besetzen. Der vorhandene freie Versicherungs- bestand wird überwiesen, gute Provi- sionen und evtl. fester Zuschuß werden zur Verfügung gestellt Ausführliche Angebote unter Angabe der bisherigen Tätigkeit erbeten an: Schweizerische Unfallversicherungs- Gesellschaft in Winterthur Direktion für das Deutsche Reich Berlin, 8 68 Charlottenstr. 77 Ed378 ——— Provisions-Hertreter beſtens bei Matratzenfabriken eingeführt, . op int Zum Verkauf von Pofs ter wolle goſucht. Angebote erb. unter 8 V 7525 durch Ru dolf Moſſe, Stuttgart. Em Aonop n Lageeilung mit Ia. 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Die Schriftleitung. f Mit Recht kann man die Tſetſefliege als die Todesfliege von Afrika bezeichnen. Ein Stich dieſer Fliege, die nur wenig größer als unſere Stubenfliege iſt, kann einem Menſchen den Tod bringen, und ebenſo kann ein Stich der Tſetſefliege einem Pferd oder einer Kuh oder einem anderen Tier verderblich werden. Wie iſt dies möglich? Als im Beginn unſeres Jahrhunderts die Schlafkrankheit ſich an der Nordküſte des Viktoriaſees ausbreitete und ihr in Uganda von 300 000 Einwohnern 200 000 zum Opfer fielen, fragten die Eingeborenen:„Woher kommt dieſe Krankheit?“ Die europäiſchen Aerzte zeigten auf die Tſetſefliegen, die Ein⸗ geborenen aber ſchüttelten ihre Köpfe und ſagten:„Unſere Väter und Großväter ſind ſchon von dieſer Fliege, die ſeit Ur⸗ zeiten im Lande iſt, geſtochen worden und nicht krank gewor⸗ den, alſo kann dieſe Fliege nicht die Urſache der Krankheit ſein, die erſt in neueſter Zeit uns heimſucht.“ Es war ſchwer, den Eingeborenen begreiflich zu machen, daß die Schlafkrank⸗ heit durch kleinſte Tiere, Trypanoſomen genannt, die in unſe⸗ rem Blute und in unſeren Körperſäften leben, verurſacht wird, und daß dieſe Trypanoſomen nur durch den Stich von ſolchen Tfetſefliegen auf einen Menſchen übertragen werden, die vorher beim Blutſaugen von einem ſchlafkranken Men⸗ ſchen die Krankheitskeime aufgenommen haben. Da es in frü⸗ herer Zeit am Viktoriaſee keine ſchlafkranken Menſchen ge⸗ geben hat, war der Stich der Tſetſefliegen für die Eingebore⸗ nen unſchädlich; erſt nachdem Schlafkranke— wahrſcheinlich aus dem Kongogebiet— eingeſchleppt worden waren, wurden die Tſetſefliegen, die an dieſen Schlafkranken Blut geſaugt hatten, zu Krankheitsüberträgern Die Tſetſefliegen(Gloſſinen) ſind echte Tropentiere, die nur in Afrika vorkommen. Deshalb hat die afrikaniſche Schlafkrankheit in Europa nicht Fuß faſſen können, obgleich ſchon zahlreiche ſchlafkranke Europäer, die in Afrika angeſteckt wurden, in ihrer Heimat Hilfe geſucht haben und obgleich im Kriege unter den von den Franzoſen gegen uns ins Feld ge⸗ führten ſchwarzen Truppen ſich auch Schlafkranke befunden haben. Es fehlt in Europa das übertragende Inſekt, deshalb iſt keine Anſteckung erfolgt. Was man in Europa neuerdings mit Schlafkrankheit bezeichnet, hat mit der afrikaniſchen Schlafkrankheit nichts zu tun; es iſt eine Krankheit, die nicht durch Trypauoſomen, ſondern durch Bazillen verurſacht wird. Die Aehnlichkeit beſteht nur äußerlich darin, daß ſie auch einen dem Schlaf ähnlichen Ermattungszuſtand hervorruft. Die Unterart der Tſetſefliegen, die die hauptſächlichſte Ueberträgerin der Schlafkrankheit iſt, die Glossina palpalis, iſt dem afrikaniſchen feuchten Urwaldklima ſo angepaßt, daß ſte nur in der Nähe von Waſſer, im Buſchwerk, das ihr Schat⸗ ten gewährt, leben kann. Wenn man am Ufer von Seen und Flüſſen, wo die Glossina palpalis hauſt, einige Meter weit das Buſchwerk, das ihr Schatten in Waſſernähe bietet, weg⸗ ſchlägt, ſo verſchwindet in dieſer Gegend die Fliege. Durch ſolche Maßnahmen der Abholzung ſowie durch Sammlung und Behandlung der Schlafkranken in Schlafkrankenlagern und durch Ueberwachung des Verkehrs gegen Verſchleppung von Schlafkrankheiten iſt es uns gelungen, den Zug der Seuche am Biktoriaſee, als ſie am Oſt⸗ und Weſtufer von Norden nach Sliden wanderte und die deutſch⸗engliſche Grenze überſchritten hatte, aufzuhalten und den ſüdlichen Teil des Viktoriaſees von Schlafkrankheit freizuhalten. Schon dieſes eine Beiſpiel zeigt, daß der Kampf gegen die Schlafkrankheit nicht ausfichtslos iſt, Und jetzt beſitzen wir in Bayer 205 noch ein neues Heilmittel, das gegen die Schlafkrankheit weit wirkſamer iſt als alle Mit⸗ tel, die wir damals kannten, und das die Bekämpfung der Seuche weſentlich erleichtert. Die Schlafkrankheit durcheilt nicht in rapid ſich ausbreitenden Epidemien die Länder, ſondern ſie ſchreitet nur langſam vorwärts, aber wo ſie ſich einmal eingeniſtet hat, erfaßt ſie immer mehr Menſchen, ſo daß Dorf um Dorf ausſtirbt. Wen ſie einmal befallen hat, der erliegt, falls er nicht durch Behandlung mit Arzneimitteln gerettet wird, nach einigen Monaten ſtets zunehmenden Siechtums unfehlbar der Krankheit. Seit Kriegsende iſt die menſchenmordende Eigenſchaft der Glossina morsitans noch in viel ausgedehnterem Maße in Er⸗ ſcheinung getreten. Im Tanganfika⸗Territory ſind mehrere epidemiſch ausgebreitete Schlafkrankheitsherde in Gegenden aufgetreten, wo früher nie Schlafkrankheit war und wo nur die Glossins morsitans vorkommt, und die gleiche Fliege iſt auch für das Vordringen der Schlafkrankheit nach Norden, den Nil abwärts bis in den Sudan hinein verantwortlich. Wir kennen die Methoden und beſttzen die Arzneimittel, mit Hilfe derer wir die Schlafkrankheit bewältigen können, und trotzdem breitet ſich dieſe Seuche immer weiter aus, und zwar nicht nur dadurch, daß ſich die Glossina morsitans als neue Ueberträgerin hinzugeſellt hat, ſondern auch in den alten non der Glossina palpalis beherrſchten Herden. In der Kongo⸗ Kolonie ſind nach belgiſchen Mitteilungen ſchon über 2 Mil⸗ lionen Meuſchen der Schlafkrankheit zum Opfer gefallen, und das Land wird immer mehr entvölkert. Aehnlich iſt es in Franzöſiſch⸗Aequgtorial⸗Afrika, wo die Seuche in dem letzten Jahre den Tſchadſee erreicht hat; auch in Kamerun hat die Schlafkrankheit ſeit dem Kriege viel Boden gewonnen. In allen dieſen Ländern fehlt es an tüchttgen Arzten, um den Kampf gegen die Schlafkrankheit wirkſam durchzuführen. Die Nationen, welche die afrikantſchen Schlafkrankheitsgebiete in Verwaltung haben, ſind mit Kolonialbeſitz überfättigt und können deshalb die zum Kampf gegen die Schlafkrankheit unbedingt notwendige Zahl der Aerzte nicht aufbringen. Den Engländern, die in einzelnen Gegenden ſchon Erfolge gegen die Schlafkrankheit aufzuweiſen hatten, fehlt die Zahl der Aerzte, welche notwendig wäre, um an zwei Fronten, im Norden des Viktoriaſees und im Süden, in unſerer früheren Kolonie, den Rampf energtiſch durchzuführen. Die Franzoſen haben ſchon lange vor dem Weltkriege ihre zentralafrikani⸗ ſchen Beſitzungen hugieniſch vernachläſſigt und nichts gegen die Schlafkrankheit unternommen, weil die franzöſiſchen Aerzte ſich wohl für Indo⸗China und die ſonſtigen kulturell Schlafkrankheit marſchiert langſam aber unaufhaltſam Opfer— Es mangelt an tüchtigen Aerzten vorgeſchrittenen Kolonien, wo ihnen lohnende Privatpraxis winkt, nicht aber zum Dienſt in den afrikaniſchen Urwäldern bereit fanden. Die Schlafkrankheitsbekämpfung, zu der ſich die Franzoſen neuerdings in Kamerun entſchloſſen haben, iſt für die jetzige Ausdehnung der Seuche unzureichend. Wir haben einen zur Bevölkerungszahl Deutſchlands nur kleinen Kolonialbeſitz gehabt; deshalb iſt es uns leicht ge⸗ weſen, für unſere Kolonien die genügende Zahl tüchtiger Aerzte zur Seuchenbekämpfung zu finden. Jetzt ſind wir von der großen Kulturaufgabe ausgeſchloſſen, welche die Todes⸗ fliege Afrikas den ziviliſterten Nationen zu löſen aufgibt, und müſſen tatlos zuſehen, wie ſie in Ländern, in welchen wir ſie zurückgedrängt hatten, immer mehr Verderben bringt. Prof, Dr. St, Oeſterreich Ein Kind von einem Hund zerfleiſcht In der Gemeinde Forſterberg in Oberöſterreich hat ſich ein grauenhafter Fall ereignet, Ein dem Wirtſchaftsbeſitzer Gruber gehöriger Dobermannrüde überfiel einen dreieinhalb⸗ jährigen Knaben. Der Hund brachte dem Kind furchtbare Bißwunden bei und riß ihm aus der Bruſt ganze Fleiſchteile heraus, die er ſofort auffra ß. Auf die entſetzlichen Hilferufe des Kindes eilten die Nachbarn her⸗ bei, doch ließ der Hund niemand an ſich herankommen. Das Kind iſt bald darauf den furchtbaren Verletzungen erlegen. Wie jetzt ermittelt wurde, hat das Tier ſchon mehrmals Meu⸗ ſchen angefallen. Es wurde aber niemals Anzeige erſtattet, weil der Beſitzer des Hundes alle Geſchädigten ſtets reichlich entſchädigte, Der Hund wurde von den Eheleuten Gruber, die kinderlos ſind, wie ein Kind behandelt und ſtark verzärtelt. Er ſchlief ſogar in einem eigenen Bette im Schlafzimmer der Eheleute. Es wurde die ſofortige Tötung des Hundes an⸗ geordnet und gegen die Eheleute ein Strafverfahren ein⸗ geleitet. g. Gl. Ungarn Eine Hochzeit, die auf dor Polizei endet Aus Budapeſt ſchreibt man uns: Auf ungewöhnliche Weiſe endete hier ſoeben eine Hochzeit: nämlich auf der Polizei. Das Brautpaar, er ein armer Privatbeamter und ſie eine junge Kontoriſtin, ſuhren in einem Auto vor das Staudesamt. Irr⸗ tümlicherweiſe war das Brautpaar zwei Stunden zu früh ge⸗ kommen und mußte daher warten. Der Taxameter am Auto, das draußen harrte, arbeitete indeſſen raſch und andauernd. Als das neugebackene Ehepaar nun nach der Trauung wieder zum Auto kam, bemerkte der Ehemann, der im Standesamt faſt ſein ganzes Geld für Trinkgelder ausgegeben hatte, daß er nur mehr zwei Pengö in der Taſche hatte, während der Taxi den zehnfachen Betrag auswies. Zwiſchen dem jungen Ehepaar entſtand aus dieſem Anlaß ein Streit, und als das Auto an einer Straßenkreuzung hielt, ſtieg die junge Frau plötzlich aus und verſchwand. Nun eröffnete der im Stich ge⸗ laſſene Gatte dem Chauffeur, daß er nicht bezahlen könnte. Der Chauffeur aber verſtand keinen Spaß und fuhr den Hoch⸗ zeiter kalt lächelnd zur nächſten Polizeiſtation. Dort wurde ein Protokoll aufgenommen und die Strafanzeige erſtattet. Dr. Gr. England Löwenjagd— in England In der ſonſt ſo ſtillen Grafſchaft Derſetſhire gab es eine Löwen jagd. Eine wandernde Menagerie war auf dem Wege nach Lyne Ragis. Ein Löwe und drei Tiger, welche ſich in getrennten Käfigen befanden, wurden von einem Laſtauto gezogen. Plötzlich verſagte an einem Berge der Motor und der Wagen begann langſam rückwärts zu rollen. Er fuhr gegen einen Baum, wo durch den Anprall der Löwen⸗ * käfig zerbrochen wurde. Das Tier kroch kangſam anz dem Käfig hervor und legte ſich auf die Straße in die Sonne. Einige Automobiliſten, die nicht warten wollten, bis der Löwe wieder eingefangen war, ſcheuchten den Löwen von der Straße weg. Er ſprang über eine Hecke und umkreiſte zwei Kühe, die dort graſten. Die eine der Kühe, die jüngſt ein Kalb gehabt hatte, griff den Löwen an. Der Löwe ſprang auf die Kuh zu und tötete das Tier in wenigen Sekunden. Inzwiſchen waren Leute mit alten Gewehren herbeigekommen und fingen an, von allen Seiten auf das Tier zu ſchießen. Es wurde mehrfach verwundet und war natürlich auf dieſe Weiſe wild gemacht. Es machte Anſtalten, einige der Leute anzugreifen, und dieſe ſtoben nach allen Seiten auseinander. Nachdem der Löwe noch einige Schrotſchüſſe empfangen hatte, flüchtete er in eine Scheune und wurde tot aufgefunden. Der Fluch des Kohinur verfolgt eine Film⸗Expedition Die engliſche Filmexpedition, die vor einiger Zeit aus⸗ zog um die düſtere und blutige Geſchichte des berühmten, heute in der engliſchen Krone leuchtenden Kohinur⸗Dia⸗ manten in einem Filmdrama darzuſtellen, iſt, wie die „Hamburger Nachr.“ berichten, nach Menſchen ver luſten und den ſchlimmſten Erlebniſſen nach London zurückge⸗ kehrt. Alles ſchien ſich gegen die Filmleute verſchworen zu haben, und ſo iſt es nicht verwunderlich, daß ſte ſteif und feſt glauben, der Fluch, der auf dieſem Edelſtein laſtet und ſchon ſo viel Mord und Grauen hervorgerufen hat, habe auch ſie verfolgt. Zwei erfahrene Forſchungsreiſende, Hauptmann Malins und Hauptmann Leſtock Reid, waren die Leiter des Unter⸗ nehmens, das auch noch zwei andere Filme, einen Dſchungel⸗ film und einen Spionagefilm aus dem fernen Oſten„Der rote Schatten“, drehen wollte. Es iſt ihnen nur geglückt, dieſen letzteren Film aufzunehmen; der Kohinur ver⸗ eltelte ſeine dramatiſche Filmgeſtaltung. Das Unglück begann damit, daß der erſahrene Operateur Mas ke⸗ lyne auf hoher See ſtarb und innerhalb von ſechs Tagen ein Erſatz beſchafft werden mußte. In Birme, wo man zu⸗ nächſt den„Roten Schatten“ drehte, häuften ſich die Wider⸗ ſtände und Hinderniſſe. Zu Rangun ſtürzte der ſchöne bir⸗ maniſche Filmſtar die Treppe herunter und verletzte ſich ſchwer. Bei den Aufnahmen in Süd⸗Birma wurden ſie von Fieber und Moskitos furchtbar geplagt; die Früchte des „Teufelsbaumes“ brachten ihnen ſchwere Verwundungen bei; bei den Wanderungen durch den Urwald waren ſie durch giftige Schlangen und ſtechende Pflanzen bedroht, bei den Flußfahrten durch furchtbare Schlingpflanzen, aus deren Um⸗ klammerung ſie ſich nur mit Mühe befreien konnten. In Siam mußten ſie ihre Elefantenkarawane mit Maſchinen⸗ gewehren gegen die Eingeborenen verteidigen, die ihnen die Tiere entführen wollten. Hauptmann Reid wurde von einer Giftſchlange geſtochen und entging nur mit Mühe dem Tode. Nach einem Aufenthalt am Hofe des Königs von Siam wurde der eine Kameramann von einem Kraft⸗ wagen unfall dahingerafft und der andere brach an ſchwerſter Malaria zuſammen. In Singapore ſtürzte ihr Flugzeug ab und in Java wurde ihr Waſſerflugzeug ſchwen beſchädigt. Ein großer Teil der Teilnehmer erkrankte, und seo waren ſie glücklich, daß ſie mit dem beendeten„Roten⸗Schatten Film“ zurückkehren konnten, und haben es aufgegeben, die Geſchichte des Kohinur zu verfilmen. Amerika Zwei Rieſenbrände in Amerika In einem Lagerhaus des Newyorker Stadtteils Brovk⸗ Iònnu brach nachts ein Brand aus, der den geſamten an⸗ grenzenden Häuſerblock zerſtörte. Es herrſchte große Aufregung unter den Anwohnern, doch wurde niemand verletzt. Der Sachſchaden wird auf 400 000 Dollar geſchätzt. In der nördlich von Newyork gelegenen Stadt Tarrytown wurde ebenfalls, und faſt zu gleicher Zeit, ein ganzer Häuſerblock durch ein Großfeuer zerſtört. Dort wurden bei den Löſcharbeiten mehrere Feuerwehrleute ver⸗ letzt und ein Sachſchaden von 250 000 Dollar angerichtet. Beinahe Ozeanflieger! Ballonſpringen in Amerika.— Es darf einem nichts Meuſchliches paſſieren Seit einiger Zeit ſoll, namentlich in Amerika, ein neues ſportliches Vergnügen Mode geworden ſein, das ſich des größten Erfolges erfreut, da es einerſeits keine ſpeziellen Ta⸗ lente oder ſonderliche Gewandtheit erlangt und anderſeits die ſeltenſten Reize bietet. Die Anhänger dieſes Sports wer⸗ den überaus genau gewogen, worauf ein Luftballon mit Gas gefüllt wird, ſo daß ſeine Hebekraft um etliche Gramm geringer iſt als das Gewicht des Betreffenden. Mit⸗ tels eines an dem Ballon befeſtigten Gürtels und zweier Schulterriemen wird man an ihn feſtgebunden, ohne in der Bewegungsfreiheit irgdenwie gehemmt zu ſein. Und plötzlich hat man gar kein Gewicht mehr, d. h. man wiegt nur ein paar Gramm,— ſo menig, daß man ſich allerhand, unſerer erden gebundenen Schwere im allgemeinen nicht zugänglichen oder lebensgefährlichen Experimente erlauben darf. So kann ſich der„Ballonſpringer“ vom Dach eines mehrſtöckigen Ge⸗ bäudes, evtl. auch eines Wolkenkratzers, herabſtürzen und wird mit Grazie und heilen Gliedern auf dem Erdboden lan⸗ den, richtiger geſagt, hinunterflattern wie etwa eine Flaum⸗ feder. Eine kaum merkliche Bewegung, und er ſteigt ohne die geringſte Anſtrengung in die Lüfte empor, wo er in be⸗ deutender Höhe, vom Winde getragen, minutenlang ſchweben kann. Nichts hindert ihn ſchließlich, wie seine lebendige Frucht vom Wipfel eines hohen Baumes herabzuhängen, da er ſich auch am düunſten Zweiglein feſtzuhalten vermag. Kurz, die Möglichkeiten, die der neue Sport bietet, ſind ebenſo verſchie⸗ denartig, wie ungewöhnlich und verlockend In den Vereinigten Staaten huldigt die„Much, Ztg.“ meldet, berefts dem Ballonſpringen mit Leidenſchaft, und des heißt, daß die phleg⸗ matiſchſten Menſchen dadurch nicht nur in Begeſſterung, ſon⸗ dern direkt in eine Art poetiſcher Ekſtaſe verſetzt werden. Das iſt auch vollkommen begreiflich, denn wie ſollte z. B. jemand, der ſeine 100 Kilo— oder darüber— wiegt, ſo daß die beſten Sprungfedern unter ſeinem Gewicht bedenklich äch⸗ man, wie zen, nicht in Verzückung geraten, wenn er plötzlich die Mög⸗ lichkeit erhält, den Spatzen Konkurrenz zu machen und auf einem Telegraphendraht zu ſitzen, ohne dabei dieſem oder ſich ſelbſt den geringſten Schaden zuzufügen. Aber jedes Ding hat ſeine Schattenſeiten, und auch das Ballonſpringen kann, wenn man ſich nicht an die gebotenen Vorſchriften hält, recht unerwünſchte Folgen haben. Dieſe Erfahrung hat ein Newyorker„Sportsman“ machen müſſen, der im Rufe eines durchaus ehrwürdigen und ſoliden, jedoch mitunter fehr zerſtreuten Menſchen ſteht. Miſter., der— wenigſtens bis zum nachſtehend geſchil⸗ derten Vorfall— zu den glühendſten Anhängern des Ballon⸗ ſpringens gehörte, ſchwebte an jenem Unglückstag bereits ſeit einer Stunde in der Luft, über dem eigens für den neuen Sport umzäunten Feld,— ſpraug, flog auf und ah und dachte nicht daran, aufzuhören. Plötzlich geſchah es irgendwie, daß ſich ſein Gewinn um eine anſehnliche Zahl von Gramm ver⸗ minderte. Mr. KX. ſelbſt verſichert, daß er verſehentlich ſein Notizbuch fallen ließ, böſe Zungen behaupten aber, daß die Urſache des Gewichtsverluſtes eine andere war Wie dem auch ſei, er wurde um gute 50 Gramm leichter und verlor im ſelben Augenblick die Herrſchaft über den Ballon, der immer höher zu ſteigen begann. In der Nähe gab es weder Bäume noch Häuſer und der zu Tode erſchrockene Mr.., der ſich an keinem rettenden Hindernis feſtzuhalten vermochte, flog, ſchreiend und verzweifelnd mit den Beinen fuchtelnd, in eine gauz unvorſchriftsmäßige Höhe, bis er, vom Wind in der Richtung des Ozeans getrieben, den Blicken entſchwand. So ſegelte der unfreiwillige Flieger mehrere Kilometer durch die Lüfte, und erſt als der Ballon die entſprechende Menge Gas verloren hatte, ſchwebte er, ebenſo langſam wie er aufgeſtiegen war, nieder, und Mr. X. ländete uuverfehrt, jedoch total erſchöpft, auf dem Erdboden, unweit von einer Ortſchaft, Er befand ſich bereits in bedenklicher Nähe der Küſte und hätte ebenſogut ins Meer abſtürzen können. Seit dieſer Begebenheit wird feder Ballonſpringer, bevor er ſeine Springübungen antritt, daran erinnert, daß es aufs ſtrengſte verboten iſt, nach Verlaſſen des Erdbodens— das Gewicht zu verändern. . 14 * A .1 A 8 G 2 8 1 Donnerstag, den 27. Juni 1929 Neue Mannheime 11. Seite. Nr. 291 National-Theater Mannheim. Donnerstag, den 27. Juni 1929. 5. Vorstellung der Festwoche zum 180änrig, Jubllaum Für de Sehdler der höheren Lehranstalten Mannhelms — ohne Kartenverkauf Die Räuber Schauspiel von Schiller— Inszenierung und dramaturgische Bearbeitung: Heinz Dietrich Kenter— Bühnenräume: Dr. Eduard Löffler Bühnenmusik: Karl Klauß Technische Einrichtung: Walther Unruh Anfang 19 Uhr Ende 22 Uhr Personen: Maximilian, regierender Graf Hans Godeck von Moor Kart 8 Fritz Klippel Franz f eine Söhne Willy Birgel Marga Dietrich Amalia von Edelreich Spiegelberg Raoul Alster Schweizer Karl Marx Grimm Libertiner, Bum Krüger Razmann nachher Hans Simshäuser Schufterle Banditen Fritz Linn Roller Hans Finohr Schwarz KarlHaubenreißer Hermann, Bastard von einem Edelmann Josef Renkert Daniel, Hausknecht des Grafen von Moor Ernst Langheinz Ein Pater Johannes Heinz Alter Räuber Georg Köhler RA Nd ber: Harry Bender, Karl Hartmann, Jac. 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